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German Pages 1299 [1302] Year 2005
Die deutschsprachige Presse Ein biographisch-bibliographisches Handbuch
Die deutschsprachige Presse Ein biographisch-bibliographisches Handbuch
Bearbeitet von Bruno Jahn
Band 1 A-L
Κ · G · Saur München 2005
Redaktionelle Mitarbeit: Vera Derschum, Ferdinand Leikam, M i k e W . Malm, Tanja Nause, Sandra Schaeff, W i e b k e W i e d e Redaktionsschluß: 30. April 2 0 0 5
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. ©
Gedruckt auf säurefreiem und chlorarmem Papier Printed on acid-free and chlorine-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Säur Verlag GmbH, München 2005 Printed in the Federal Republic of Germany Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Binden: Strauss GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-11710-8
Inhaltsverzeichnis
Band 1 Vorwort Autorenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis
Biographische Artikel A - L
VII XI XV
1
Band 2 Biographische Artikel M - Z
Zeitungs- und Zeitschriftenregister
667
1179
Vorwort
Warnungen vor Lügen stehen Lobreden über den Nutzen der Zeitung entgegen. Kritik an Zeitungssucht, am Lechzen nach Neuem, gab es bereits im 17. Jahrhundert. Presse, das erste neuzeitliche Massenmedium, ist ohne Johannes Gutenbergs Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern (um 1450) nicht denkbar. Zwischen dieser Erfindung und dem Erscheinen der ersten Zeitungen, die als solche gelten können, vergingen jedoch noch anderthalb Jahrhunderte. Die ersten Blätter mit aktueller und universeller Berichterstattung, die periodisch erschienen und im Prinzip allgemein zugänglich waren, stammen aus dem Jahr 1609 („Relation", Straßburg; „Aviso", Wolfenbüttel). In der Schweiz kam das erste Wochenblatt 1610 unter dem Titel „Ordinari-Wochenzeitung" heraus. Als erste österreichische Zeitungen erschienen seit 1621 in Wien die „Ordinari Zeittungen" und seit 1622 die wöchentlichen „Ordentlichen Postzeittungen". Vorläufern dieser Zeitungen wie Einblattdrucken, Flugschriften, sog. „Newen Zeytungen" und Meßrelationen fehlte entweder das Merkmal der Aktualität, oder sie erschienen nicht regelmäßig. In der Entstehungszeit der Zeitungen waren Postmeister, die in vielen Fällen den besten Zugang zu aktuellen Nachrichten hatten, Herausgeber der sog. Postzeitungen. Das erste deutsche Blatt dieser Art war das von dem kaiserlichen Postmeister Johann von den Birghden in Frankfurt/Main seit 1621 herausgegebene Blatt „Vnvergreiffliche Postzeitungen", das - später unter dem Titel „Reichs-Ober-PostAmts-Zeitung" - bis 1866 erschien. Frühe Zeitungen mit überregionaler Bedeutung waren die „Vossische Zeitung" (1617-1934), die „Augsburger Abendzeitung" (1676-1934) und der „Schwäbische Kurier" (1729-1943). Von den frühen Flugschriften herkommend, entwickelte sich noch im 17. Jahrhundert neben der Zeitung mit der Zeitschrift eine neue Gattung periodischer Publizistik. Erste Zeitschriften waren die Gelehrtenzeitschriften. Als erste deutsche literarischkritische Zeitschrift erschien 1688-90 „Schertz- und ernsthaffter, Vernünfftiger und Einfältiger Gedancken über allerhand Lustige und nützliche Bücher und Fragen erster Monath oder Januarius, in einem Gespräch vorgestellet von der Gesellschaft der Müßigen" (der Titel variierte zeitweilig), bis Ende 1689 herausgegeben von dem Juristen und Philosophen Christian Thomasius. Ihr allgemein gebrauchter Name war „Monats-Gespräche".
Dem Bedürfnis des sich emanzipierenden Bürgertums und der sich herausbildenden Intelligenzschicht nach Bildung entsprechend, kam es am Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem starken Anwachsen der Buch- und Zeitschriftenproduktion. Allein für das 18. Jahrhundert sind etwa 4000 Zeitschriften verzeichnet, darunter viele, die sich nur vorübergehend halten konnten. Die weitverbreiteten Moralischen Wochenschriften, die vor allem für das wohlsituierte und mittlere Bürgertum gedacht waren, brachten Vorschläge und Erfahrungsberichte zur Verbesserung der Landwirtschaft und des Gewerbes, der Kindererziehung und der Behandlung von Dienstboten, des Schul-, Gesundheits- und Armenwesens, auch der Verwaltung und der Rechtsprechung. Sie trugen so bezeichnende Namen wie „Die Vernünfftigen Tadlerinnen" (1725/26), „Der Biedermann" (1727-29), „Der Gesellige" (1748-50), „Mannigfaltigkeiten" (1770-85) oder „Der Kinderfreund" (1775-84). Die bekannteste schweizerische Zeitschrift dieser Art wurde von Johann Jacob Bodmer und Johann Jacob Breitinger unter dem Titel „Die Discourse der Mahlern" (1721-23) herausgegeben. 1758/59 erschien in Erfurt die erste Modezeitschrift in deutscher Sprache: „Der neuen Mode- und Galanterie-Zeitung . . . oder: unentbehrliches Handbuch, für alle diejenigen, welche in der galanten Welt und den Gesellschaften von gutem Geschmack erscheinen wollen". Bedeutsam war allerdings erst die zweite deutsche Mode- (und Damen-) Zeitschrift, das seit 1786 von dem Schriftsteller und Verleger Friedrich Justin Bertuch herausgegebene „Journal des Luxus und der Moden", das sich mit 42 Jahrgängen als sehr langlebig erwies - im Unterschied zu den literarischen Zeitschriften Schillers (u. a. „Die Hören") und Goethes. Die erste deutsche Hausfrauenzeitschrift, das „Archiv weiblicher Hauptkenntnisse für diejenigen jedes Standes, welche angenehme Freundinnen, liebenswürdige Gattinnen, gute Mütter und wahre Hauswirthinnen seyn und werden wollen", erschien 1787-90 in Leipzig. Die Musik-, Theater- und Literaturkritik kann ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken. Erste Anfänge einer deutschen Musikkritik lassen sich in der von dem Musiktheoretiker und Komponisten Johann Mattheson herausgegebenen „Critica Musica, d. i. Grundrichtige Untersuch- und Beurtheilung Vieler theils vorgefaßten theils einfältigen Meinungen, Argumenten und Einwürffe" (1722-25) finden. Seit 1802 veröffentlichte die „Spenersche Zeitung" vii
Vorwort regelmäßig Theaterkritiken, die zunächst von dem Schriftsteller Garlieb Merkel verfaßt wurden. Vor rund 300 Jahren bildete sich auch die Literaturkritik zur Institution heraus. Erste Rezensionen innerhalb der Tagespresse erschienen 1722 im „Hollsteinischen unpartheyischen Correspondenten". Die erste deutsche Volkszeitung mit einer Mischung aus politischen, wissenschaftlichen und literarischen Neuigkeiten war der seit 1771 im Verlag von Johann Bode erschienene „Wandsbecker Bothe", der bis 1775 von dem Dichter Matthias Claudius herausgegeben wurde. Als erste deutsche Tageszeitung stellte der 1868 gegründete „Berliner Börsen-Courier" einen Sportredakteur ein. Die Sportrubrik in einer Tageszeitung wurde in Deutschland zuerst 1886 von den in München erscheinenden „Neuesten Nachrichten" eingeführt. Zum Entstehen der modernen Presse trug eine Reihe von technischen Neuerungen bei. Bahnbrechend war die Erfindung der Schnellpresse durch Friedrich Koenig (1811, sie wurde 1812 zuerst nicht in Deutschland, sondern von der Londoner „Times" eingesetzt), der die Verbesserung der Papiermaschine und die Einführung der Stereotypie (1829), einem Verfahren zur mechanischen Abformung von Druckformen, folgten. Mit der schnellen Entwicklung der Technik (Einführung des Rotationsdrucks 1872; erster Zwei-Farben-Druck in einer amerikanischen Zeitung 1863; Setzmaschine „Linotype", erstmals von Ottmar Mergenthaler 1884 konstruiert, mit einer Setzleistung von rund 6 000 Buchstaben pro Stunde; Setzmaschine „Monotype", 1897, mit einer Setzleistung von mehr als 8000 Buchstaben pro Stunde) und Verbesserungen der Informationsübermittlung stieg die Presse bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen und politischen Macht auf. Mit Scherl, Ullstein und Mosse kamen in der „ Z e i t u n g s s t a d t Berlin" die ersten Pressekonzerne auf. Wie andere Freiheitsrechte mußte Pressefreiheit erkämpft werden. Kirche und Staat, die bereits kurz nach der Erfindung des Buchdrucks Vorzensur angeordnet hatten, unterdrückten die Kritik freier Zeitungen, bis durch die Revolution von 1848 die Presse vorübergehend frei wurde. Während in den USA und für kurze Zeit in Frankreich im ausgehenden 18. Jahrhundert Pressefreiheit Eingang in die Verfassung fand - in der Schweiz wurde Pressefreiheit erstmals 1798 proklamiert, aber drei Jahre später wieder aufgehoben - , verabschiedete der Deutsche Reichstag erst 1874 das Reichspressegesetz, das Zensur- und sonstige Präventivmaßnahmen verbot. Dieses Gesetz hatte jedoch im Kulturkampf praktisch keine Geltung und wurde durch das Sozialistengesetz (1878) weitgehend außer Kraft gesetzt. Die Entwicklung eiviii
nes demokratischen Journalismus wurde im Nationalsozialismus bzw. im Austrofaschismus unterbrochen. Zahlreiche deutsche und österreichische Journalisten mußten seit 1933/34 ins Ausland emigrieren. Die Vertreibung und Vernichtung jüdischer Journalisten, die durch das Reichsschriftleitergesetz von 1933 von weiterer journalistischer Tätigkeit ausgeschlossen wurden, hatte eine intellektuelle Verarmung zur Folge. Trotz aller Unterschiede der Medienpolitik der Besatzungsmächte in Deutschland und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg war dieser gemeinsam, daß nach einem generellen Erscheinungsverbot aller Zeitungen, der Schließung aller Druckereien und Verlagshäuser und der Auflösung aller Redaktionen neu zu gründende Zeitungen und Zeitschriften nur mit Erlaubnis der jeweiligen Besatzungsmacht erscheinen durften. Das Nachwirken der Zeit des Nationalsozialismus drückte sich u.a. in personeller Kontinuität aus; in allen vier Besatzungszonen fanden auch zahlreiche ehemalige NS-Schriftleiter wieder eine Anstellung. In der Deutschen Demokratischen Republik kam der Zeitung mit der Forderung, sie müsse als „kollektiver Propagandist, Agitator und Organisator" wirken, eine besondere Rolle zu („Unsere Presse Die schärfste Waffe der Partei"). Insgesamt ist die Entwicklung der Tagespresse nach 1945 in Deutschland, der Schweiz und in Österreich durch Pressekonzentration (1897 gab es 7245 Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, 1997 nur noch 3 370), den Niedergang der Parteipresse und die Auflagenkonzentration bei den Boulevardzeitungen gekennzeichnet. Zu den ältesten noch heute erscheinenden deutschsprachigen Zeitungen gehören die „Wiener Zeitung" von 1703, die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung" von 1705 und die „Neue Zürcher Zeitung", die von 1780 bis 1821 unter dem Namen „Zürcher Zeitung" herausgegeben wurde. Das biographisch-bibliographische Handbuch Die deutschsprachige Presse wurde auf der Grundlage der in den Jahren 1995 bis 2003 in zehn Bänden und drei Supplementen erschienenen Deutschen Biographischen Enzyklopädie (DBE) erarbeitet. Beibehalten wurde das Prinzip, daß keine noch lebenden Personen aufgenommen werden. Das vorliegende Werk will mit einer Sammlung von knapp 6000 Kurzbiographien und 207 ausführlicheren, namentlich gezeichneten Porträts handelnde Subjekte des deutschsprachigen Pressewesens vorstellen. Gegenüber den vorliegenden Bänden der DBE wurden 340 Namen neu aufgenommen. Das Spektrum reicht vom Journalisten, Redakteur und Kritiker über den Herausgeber bis zum Verleger, der mehr ist als „Händler mit bedrucktem Papier". Illustratoren, Karikaturisten, Pressephotographen sind ebenso zu finden wie Druckereibesitzer,
Vorwort Fachleute für Lesezirkel und Vertrieb, Zeitungs- oder Publizistikwissenschaftler. Autoren, Herausgeber und Verleger fachwissenschaftlicher Zeitschriften bleiben hier im allgemeinen unberücksichtigt. Die nicht namentlich gezeichneten Beiträge wurden zum größten Teil überarbeitet, um weitere Werktitel ergänzt und mit Hinweisen zur Sekundärliteratur versehen. Zahlreiche Persönlichkeiten, die in anderen Zusammenhängen berühmt wurden, waren zumindest zeitweise journalistisch tätig, darunter Karl Philipp Moritz, Robert Schumann und Theodor Herzl. Unter den hier versammelten Personen befinden sich auch eine Reihe von Namen, die in der Regel der Politik zugezählt werden, die aber kaum als die Journalisten, die sie waren, in Erinnerung geblieben sind. Willy Brandt, der als Bundeskanzler zum bedeutenden, international respektierten Staatsmann wurde, war u. a. 1930 Mitarbeiter des „Lübecker Volksboten" unter Chefredakteur Julius Leber, betätigte sich auch im norwegischen Exil als Journalist, berichtete über den Spanischen Bürgerkrieg und arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Korrespondent skandinavischer Zeitungen in Deutschland. Ferner wurden viele Vertreter der sogenannten großen Literatur aufgenommen, die auch die „kleine Form",
wie Alfred Polgar sie nannte, beherrschten, die es verstanden, der feilen Glosse, „ihre verächtliche, unscheinbare Bereitschaft nutzend, . . . Belebendes, Reinigendes abzugewinnen" (Walter Benjamin). Zu den Schriftstellern, die als Literaturkritiker tätig waren, jedoch durch andere Gattungen berühmt wurden, zählen zum Beispiel Gotthold Ephraim Lessing und Heinrich Heine. Ihr Leben und Wirken wird als ganzes, d. h. nicht bloß in bezug auf ihre journalistische Tätigkeit, dargestellt. Das Zeitungs- und Zeitschriftenregister im Anhang ermöglicht die gezielte Suche nach deutschsprachigen Periodika. Neben täglich oder wöchentlich erscheinenden Blättern, von politischen Parteien und ihnen nahestehenden Institutionen organisierten und kontrollierten Zeitungen und Zeitschriften, kirchlicher und kirchennaher Presse lassen sich u. a. Illustrierte, Familien- und satirische Blätter, Jugendzeitschriften, populär gestaltete Sonntagsblätter, sozial- und kulturpolitische Zeitschriften, Literaturzeitschriften und Verbandsorgane finden.
Bruno Jahn München, Mai 2005
ix
Autorenverzeichnis
Professor Dr. Thomas Anz Alfred Döblin Privatdozent Dr. Johannes Bähr Hans Böckler Professor Dr. Siegfried Bahne t Friedrich Engels Karl Kautsky Wilhelm Weitling Dr. Gabriele Ball Johann Christoph Gottsched Ulrich Baron Ernst Jünger Professor Dr. Ursula A. J. Becher August Ludwig von Schlözer Dr. Dorothea Beck Julius Leber Rolf Becker Rudolf Augstein Professor Dr. Dr. h. c. Gustav Adolf Benrath Johann Heinrich Jung-Stilling Professor Dr. Frank Benseier György von Lukäcs Anneliese Beske August Bebel Dr. Raimund Bezold Karl Philipp Moritz Dr. Reinhard Blänkner Karl Wenzeslaus Rodecker von Rotteck Karl Theodor Welcker
Professor Dr. Peter Brandt Gustav Landauer Ernst Reuter Kurt Schumacher Dr. h. c. Günter de Bruyn Theodor Fontane Professor Dr. Christoph Bultmann Johann Gottfried Herder Professor Irwin L. Collier, Ph. D. Heinrich von Stackelberg Gustav Stolper Professor Dr. Victor Conzemius Adolph Kolping Professor Dr. Dr. h. c. Dietmar Debes f Georg Joachim Göschen Professor Dr. Horst Dippel Carl Schurz Dr. des. Franziska Dunkel Franz von Stuck Professor Dr. Dietrich von Engelhardt Lorenz Oken Professor Dr. Alfred Estermann Robert Blum Professor Dr. Jörg-Ulrich Fechner Matthias Claudius Dr. Ruth Federspiel Justus Ruperti Professor Dr. Fritz Fellner Karl Renner
Dr. Dietrich Bode Anton Philipp Reclam
Professor Dr. Iring Fetscher Ferdinand Lassalle
Dr. Hans Erich Bödeker Johann Gottlieb Bärstecher Johann Adam Bergk Karl Clauer Gottlob Nathanael Fischer Mathias Metternich Christian Gottfried Schütz Peter Florens Weddigen
Dr. Ilse Fischer Wilhelm Liebknecht
Privatdozent Dr. Martin Bondeli Karl Leonhard Reinhold Professor Dr. Urs Böschung Albrecht von Haller Professor Dr. Ute Brandes Anna Seghers
Professor Dr. Egon Flaig Theodor Mommsen Dr. Ruth Florack Frank Wedekind Stefan Frevel Ernst Moritz Arndt Dr. Elke Fröhlich Joseph Goebbels Privatdozent Dr. Waldemar Fromm Erich Kästner Ludwig Thoma
Autorenverzeichnis Dr. Friedrich Karl Fromme Theodor Eschenburg
Dr. Dorothea Hölscher-Lohmeyer Johann Wolfgang von Goethe
Professor Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Frühwald Adalbert Stifter
Dr. David Marc Hoffmann Rudolf Steiner
Professor Dr. Carsten Gansei Stefan Heym
Professor Dr. Günter Hollenberg Friedrich Carl von Moser
Dr. Jörn Garber Georg Forster
Dr. Gottfried Honnefelder Johann Heinrich Suhrkamp
Privatdozent Dr. Martin Gierl Heinrich Christoph Albrecht Johann Heinrich Christoph Beutler August Friedrich Wilhelm Crome
Professor Dr. Gangolf Hübinger Georg Gottfried Gervinus
Dorothee Göbel Hugo Wolf
Bruno Jahn Alexander Abusch Günther Anders Hermann Bahr Thomas Bernhard Gerd Bucerius Johann Friedrich von Cotta George Grosz Walter Höllerer John Jahr Egon Erwin Kisch Karl May Hans Mayer Erich Mühsam Willi Münzenberg Henri Nannen Alfred Polgar Joseph Roth Bertha von Suttner Georg Vollmar Billy Wilder
Dr. Wolfram Göbel Kurt Wolff Professor Dr. Helga Grebing Willy Brandt Rosa Luxemburg Professor Dr. Werner Greiling Karl August Varnhagen von Ense Dr. Friedrich Gross Moritz von Schwind Professor Dr. Karl S. Guthke Gotthold Ephraim Lessing B. Traven Dr. Wilhelm Haefs Wolfgang Koeppen Michael Hänel Sebastian Haffner Professor Dr. Günter Häntzschel Salomon Gessner Professor Dr. Michael Hagner Rudolph Wagner Professor Dr. Barbara Hahn Rahel Varnhagen von Ense Professor Dr. Miriam Hansen Siegfried Kracauer Professor Dr. Hans-Peter Harstick Karl Marx Dr. Josef Helfenstein Paul Klee
Professor Dr. Hans-Jürgen Imiela Max Slevogt
Professor Dr. Manfred Jakubowski-Tiessen Johann Friedrich Struensee Professor Dr. Willi Jasper Hannah Arendt Professor Dr. Herbert Jaumann Christoph Martin Wieland Professor Dr. Ulrich Joost Georg Christoph Lichtenberg Professor Dr. Lothar Jordan Annette von Droste-Hülshoff Professor Dr. Werner Jung Friedrich Nicolai
Dr. Thomas Henkelmann Viktor von Weizsäcker
Raphael Kaeser Karl Kraus Else Lasker-Schüler Nelly Sachs
Dr. Thomas Hertfelder Franz Schnabel
Dr. Britta Kaiser-Schuster Adolf Loos
Eberhard Hilscher Arnold Zweig
Professor Dr. Andreas Kleinert Abraham Gotthelf Kästner
Dr. Andreas Hochholzer Karl Jaspers
Professor Dr. Grete Klingenstein Joseph von Sonnenfels
xii
Autorenverzeichnis Professor Dr. Jan Knopf Bertolt Brecht Professor Dr. Hans-Albrecht Koch Johann Georg Kohl Ernst Sander Reinhold Schneider Gerhard Storz Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Koopmann Heinrich Mann Friedrich von Schiller Privatdozent Dr. Hans-Christof Kraus Friedrich Gentz Emst Ludwig von Gerlach Carl Ludwig von Haller A d a m Heinrich von Müller Joseph Maria von Radowitz Wilhelm Heinrich Riehl Jörg H. Lampe August Wilhelm Rehberg Dr. Silke Lehmann Lorenz von Stein Professor Dr. Norbert Leser Theodor Herzl Professor Dr. Burkhardt Lindner Walter Benjamin Roland Links Kurt Tucholsky Sabine Lorenz August von Kotzebue Professor Dr. Paul Michael Lützeler Hermann Broch Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Maier Joseph von Görres Professor Dr. Brigitte Marschall Alfred Kerr Professor Dr. Gert Mattenklott Stefan George Dr. Michael Matthiesen Theodor Heuss Eduard Lasker Eugen Richter Dr. sc. Günter Meißner Ernst Barlach Carl Spitzweg Heinrich Zille
Johann Salomo Semler Professor Dr. Harry Oelke Hanns Lilje Professor Dr. Walter Pape Wilhelm Busch Professor Dr. Roger Paulin August Wilhelm von Schlegel Friedrich von Schlegel Professor Dr. Margarita Pazi t Max Brod Professor Dr. Dietmar Peil Werner Bergengruen Dr. Roland Pietsch Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg Professor Dr. Dr. h. c. mult. Paul Raabe Adolph Frh. K n i g g e Michael Radtke A x e l Cäsar Springer Dr. Roland Reuß Heinrich von Kleist Dr. h.c. Inge Rippmann Ludwig Börne Professor Dr. Gabriella Rovagnati Rudolf Pannwitz Jakob Wassermann Dr. Karsten Rudolph Otto Braun Rudolf Breitscheid Friedrich Ebert Dr. Johannes Sachslehner Ödön von Horvath Dr. h.c. Heinz Sarkowski Samuel Fischer A d o l f von Kröner Karl-Otto Saur Herbert Riehl-Heyse Professor Dr. h. c. mult. Klaus G. Saur Friedrich Arnold Brockhaus Heinz Friedrich Professor Dr. Berndt Schaller Martin Buber Professor Dr. Albert Scharf Joseph Rovan
Professor Dr. Norbert Miller Herbert Heckmann
Professor Dr. Angelika Schaser Helene Lange
Reinhard Müller Johann Jacob Breitinger
Professor Dr. Bertram Schefold Franz Oppenheimer
Professor Dr. Klaus Wolfgang Niemöller Robert Schumann
Professor Dr. Gunzelin Schmid Noerr Theodor W . Adorno
Professor Dr. Dr. Kurt Nowak t Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Professor Dr. Hanno Schmitt Christian Gotthilf Salzmann xiii
Autorenverzeichnis Professor Dr. Walter Schmitz Friedrich Rückert
Dr. Elke Suhr Carl von Ossietzky
Professor Dr. Michael Schneider Carl Legien Richard Löwenthal
Dr. Peter Theiner Friedrich Naumann
Professor Dr. Dr. h. c. Werner Schneiders Christian Thomasius Privatdozentin Dr. Dorothea Schröder Johann Mattheson Professor Dr. Ernst Schulin Walther Rathenau Dr. Peter Schumann Ferdinand Gregorovius Jonas Ludwig von Heß Heymann Salomon Pappenheimer
Professor Dr. Peter Utz Robert Walser Professor Dr. Dr. h. c. Rudolf Vierhaus Jacob Burckhardt Hans Delbrück Leopold von Ranke Dr. Jürgen Walter Christian Morgenstern Dr. Matthias Wegner Heinrich Maria Ledig-Rowohlt Ernst Rowohlt
Professor Dr. Hartmut Soell Herbert Wehner
Professor Dr. Winfried Woesler Justus Moser
Professor Dr. Bernd Sösemann Theodor Wolff Dr. Theo Sommer Marion Gräfin Dönhoff
Dr. Johan van der Zande Heinrich Ludwig Willibald Barkhausen Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann Carl August von Struensee
Professor Dr. David Sorkin Moses Mendelssohn
Dr. Edda Ziegler Heinrich Heine
Professor Dr. Dr. Thomas Sternberg Achim von Arnim
Professor Dr. Walter Ziegler Alfred Delp
xiv
Abkürzungsverzeichnis
ADB Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Commission bei der (Bayerischen) Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875-1912. Λ KL Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Hrsg. K. G. Saur Verlag München-Leipzig. Begründet und mitherausgegeben von Günter Meißner. München/Leipzig 1992 ff. BBKL Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt von Traugott Bautz. Hamm (später Herzberg, Nordhausen) 1970 ff. BHdE Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933/Intemational Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933-1945. Hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. Unter der Gesamtleitung von Werner Röder und Herbert A. Strauss. 3 Bde., München u.a. 1980-83. DSB Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. von Charles Coulston Gillispie, ab Bd. 17 von Frederic L. Holmes. 18 Bde., New York 1970-90. Gatz, Bischöfe (1198-1448) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 2001. Gatz, Bischöfe (1448-1648) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996. Gatz, Bischöfe (1648-1803) Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Stephan M. Janker. Berlin 1990. Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945) Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz. Berlin 1983.
Gatz, Bischöfe (1945-2001) Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Franz Xaver Bischof u. a. Berlin 2002. Haunfelder, Lib. Abg. Bernd Haunfelder: Die liberalen Abgeordneten des Deutschen Reichstags 1871-1918. Ein biographisches Handbuch. Münster 2004. Hillesheim/Michael Jürgen Hillesheim/Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien - Analysen - Bibliographien. Würzburg 1993. HLS Historisches Lexikon der Schweiz. Basel 2002 ff. HRG Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. von Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. 5 zusätzlich von Dieter Werkmüller. 5 Bde., Berlin 1971-98. 2., völlig Überarb. und erw. Auflage. Hrsg. von Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller. Berlin 2004 ff. Intern. Germanistenlexikon Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. Hrsg. und eingeleitet von Christoph König. Bearb. von Birgit Wägenbaur zusammen mit Andrea Frindt, Hanne Knickmann, Volker Michel, Angela Reinthal und Karla Rommel. 3 Bde., Berlin/New York 2003. KLG Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. München 1978 ff. Lex. dt.-jüd. Autoren Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München u.a. 1992 ff. LexMA Lexikon des Mittelalters. 10 Bde., München/Zürich, dann Stuttgart/Weimar 1980-99. LMU Biographisches Lexikon der Ludwig-MaximiliansUniversität München. Hrsg. von Laetita Boehm, Winfried Müller, Wolfgang J. Smolka und Helmut Zedelmaier. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998. LThK2 Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Michael Buchberger. 2., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Josef Höfer und Karl Rahner. 10 Bde., Freiburg/Breisgau 1957-65.
xv
Abkürzungsverzeichnis LThK3 Lexikon für Theologie und Kirche. 3., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. 11 Bde., Freiburg u.a. 1993-2001. MdB Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002. Hrsg. von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst unter Mitarbeit von Bruno Jahn. 3 Bde., München 2002. M. d. R. M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. Eine biographische Dokumentation. Hrsg. von Martin Schumacher. 3., erheblich erw. und Überarb. Auflage. Düsseldorf 1994. MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von Friedrich Blume. 17 Bde., Kassel/Basel 1949-86. MGG2P Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2., neubearbeitete Ausgabe. Hrsg. von Ludwig Finscher. Personenteil. Kassel u.a. und Stuttgart/Weimar 1999 ff. NDB Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953 ff. NGroveD The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 2. Ausgabe. Hrsg. von Stanley Sadie. 29 Bde., London 2001. NÖB Neue Österreichische Biographie 1815-1918 [ab Bd. 9: Neue Österreichische Biographie ab 1815. Bd. 10-14: Große Österreicher], 22 Bde., Wien 1923-87. ÖBL Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 bis 1950. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Graz/Köln, später Wien 1957 ff.
RGG4 Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Hans Peter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. Tübingen, 1998 ff. Statisten in Uniform Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Bearb. von Joachim Lilla. Unter Mitarbeit von Martin Döring und Andreas Schulz. Düsseldorf 2004. TRE Theologische Realenzyklopädie. Hrsg. von Gerhard Krause (bis Bd. 12) und Gerhard Müller in Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. Berlin/New York 1977 ff. VD 16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts. Hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-AugustBibliothek in Wolfenbüttel. Redaktion: Irmgard Bezzel. Stuttgart 1983 ff. VD 17 Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts. 1996 ff. (http://www.vdl7.de). VL2 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. 9 hrsg. von Burghart Wachinger. 11 Bde., Berlin/New York 1978-2004.
RE3 Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Begründet von Johann Jakob Herzog. 3. Auflage. Hrsg. von Albert Hauck. 24 Bde., Leipzig 1896-1913.
Wer war wer in der DDR? Helmut Müller-Enbergs/Jan Wielgohs/Dieter Hoffmann (Hrsg.): Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Unter Mitarbeit von Olaf W. Reimann und Bernd-Rainer Barth. Berlin 22001.
RGG3 Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 3., völlig neu bearb. Auflage. Hrsg. von Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frh. von Campenhausen, Erich Dinkier, Gerhard Gloege und Knud E. L0strup. 6 Bde., Registerband, Tübingen 1957-65.
Wetzer/Welte Wetzer und Weite's Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. 2. Auflage in neuer Bearb. . . . begonnen von Joseph Hergenröther, fortgesetzt von Franz Kaulen. 12 Bde., Registerband, Freiburg/Breisgau, 1882-1903.
xvi
Abkürzungsverzeichnis Abteilung Aktiengesellschaft außerordentlicher Professor außerplanmäßiger Professor Arbeitsgemeinschaft der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland a. St. alter Stil Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe
Abt. AG a. o. Prof. apl. Prof. ARD
BBC Bd., Bde. Bearb. bearb. bes. Bez. Bibliogr. BRD bzw. ca. CDU CSU Cty.
British Broadcasting Corporation Band, Bände Bearbeiter(in) bearbeitet besonders Bezirk Bibliographie Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise circa Christlich Demokratische Union Christlich-Soziale Union in Bayern County
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Gesellschaft mit beschränkter Haftung
H. Heft Habil. Habilitationsschrift h. c. honoris causa Hrsg. Herausgebern) hrsg. herausgegeben III. Ing. Jg. Jh. kath. kgl. k. k. KPD KPdSU KPÖ Kr. Kt. k. u. k.
Illustrator(in) Ingenieur Jahrgang Jahrhundert katholisch königlich kaiserlich-königlich Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion Kommunistische Partei Österreichs Kreis Kanton kaiserlich und königlich
lat. lateinisch Lfg. Lieferung lie. licentiatus Lit. Literatur Ltd. Limited luth. lutherisch
d. Ä. dass. DDR dems. Dep. ders. d. Gr. dies. Dipl.-Arb. Diss. d. J. dt.
der (die) Ältere dasselbe Deutsche Demokratische Republik demselben Departement derselbe der (die) Große dieselbe(n) Diplomarbeit Dissertation der (die) Jüngere deutsch
Mag.-Arb.
ebd. ed. e. h. eigentl. engl. erw. ΕΤΗ
ebenda edited ehrenhalber eigentlich englisch erweitert Eidgenössische Technische Hochschule eingetragener Verein evangelisch
Nachdr. n. e. Neudr. N. F. Nr. NSDAP
Nachdruck nicht ermittelt Neudruck Neue Folge Nummer Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
österr. ÖVP o. J. o. O. o. Prof.
österreichisch Österreichische Volkspartei ohne Jahr ohne Ort ordentlicher Professor
e. V. evang. f., ff.
folgende Seite(n), folgendes (folgende) Jahre Faks. Faksimile FDJ Freie Deutsche Jugend FDP Freie Demokratische Partei FPÖ Freiheitliche Partei Österreichs Frfr. Freifrau Frh. Freiherr frz. französisch geb. Gem. gest. Gestapo Gf.
geboren(e) Gemeinde gestorben Geheime Staatspolizei Graf
PDS
Magisterarbeit
preuß. Prof. Prov. Pseud.
Partei des Demokratischen Sozialismus preußisch Professor(in) Provinz Pseudonym
Red. rev. RIAS
Redaktion revidiert, revised Rundfunk im Amerikanischen Sektor
S. SA schweizer, SED
Seite Sturmabteilung schweizerisch Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Sender Freies Berlin sogenannt
SFB sog.
xvii
Abkürzungsverzeichnis Sp. SPD
Spalte Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPÖ Sozialdemokratische Partei Österreichs SS Schutzstaffel St. Sankt TH Technische Hochschule Tl., Tie. Teil, Teile trans, translation, translated Tsd. Tausend TU Technische Universität u. a. Übers. übers, Ufa UNESCO
xviii
unter anderem, und andere Übersetzer(in), Übersetzung übersetzt Universum-Film AG United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
Univ. UNO u. ö. urspr. USPD
Universität, University United Nations Organization und öfter ursprünglich Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
v. von verb, verbessert verh. verheiratet verm. vermehrt veröff. veröffentlicht verw. verwitwet vgl. vergleiche vorm. vormals WDR ζ. B. ZDF ζ. T.
Westdeutscher Rundfunk zum Beispiel Zweites Deutsches Fernsehen zum Teil
A A b e g g , Lily, eigentl. Elisabeth Α., schweizer. Publizistin, * 7.12.1901 Hamburg, t 13.7.1974 Samedan (Kt. Graubünden). Α., die ihre Kindheit in Japan verbrachte, studierte Staatswissenschaften an den Universitäten Genf, Hamburg und Heidelberg; 1925 wurde sie mit der Arbeit Die französische Eisenindustrie. Aufbau, Entiwcklung und Wirtschaftspolitik nach dem Kriege promoviert. Sie war Assistentin am Institut für Zeitungswesen in Heidelberg und arbeitete seit 1930 für verschiedene schweizer, und deutsche Zeitungen, darunter 1936-43 als Ostasienkorrespondentin der „Frankfurter Zeitung". 1946 kehrte A. in die Schweiz zurück und wurde Redakteurin der „Weltwoche". Eine Analyse des westöstlichen Gegensatzes versuchte sie u. a. in ihrem Werk Ostasien denkt anders. Versuch einer Analyse des westöstlichen Gegensatzes (1949, Neuausg. 1970). Seit 1950 im Mittleren Osten und in Pakistan, ging A. 1954 als Korrespondentin der . f r a n k furter Allgemeinen Zeitung" nach Tokio; seit 1964 lebte sie wieder in der Schweiz. WEITERE WERKE: Yamato. Der Sendungsglaube des japanischen Volkes. Frankfurt/Main [1936]. - Chinas Erneuerung. Der Raum als Waffe. Frankfurt/Main 1940. - Neue Herren in Mittelost. Arabische Politik heute. Stuttgart 1954. Im neuen China. Zürich, Freiburg/Breisgau 1957. - Vom Reich der Mitte zu Mao Tse-tung. Luzern, Frankfurt/Main 1966. - Japans Traum vom Musterland. Der neue Nipponismus. München u.a. 1973. A b e l , August, Pseud. Ekkehart Wächter, Journalist, * 19.12.1887 Gelsenkirchen, t 18.8.1962 Frankfurt/ Main. A. besuchte ein Lehrerseminar, nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und war 1916-19 Redakteur, zuletzt Schriftleiter der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" in Essen. 1919/20 hielt er sich als außenpolitischer Redakteur der „Deutschen Zeitung" in Berlin auf und war bis 1921 Reichstagskorrespondent der ,3ergisch-Märkischen Zeitung" in Elberfeld. Bis 1927 war er freier Mitarbeiter verschiedener rechtsgerichteter Blätter, seit 1925 auch der „Neuen Zeit" in Chicago. A. trat 1927 in den .Jungdeutschen Orden" ein, dessen Reichspressechef er bis 1930 war. 1930-32 gehörte er für die Deutsche Staatspartei dem Reichstag an. 1934 wanderte A. nach Afrika aus, wo er in Tanganjika bis 1948 als Farmer lebte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er als freier Journalist. WEITERE WERKE; Grundlagen der deutsch-französischen Verständigung. Berlin 1930. - Hitlers außenpolitische Katastrophe. Berlin 1932. - Versailles 1919/Lausanne 1932. Von Stresemann bis von Papen. Berlin 1932. - Am Krankenbett des Abendlandes. Berlin 1935. LITERATUR: Rudolf Schmidt: Journalist Α. A. f . In: Der Zeitungs-Verlag 59 (1962) 28, S. 1551. - W. E. Schröder: Α. A. In: Der Journalist 12 (1962) 9, S. 25. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 1. - M.d.R., 3 1994, S. 3. Abele, Johann Martin von, Jurist, * 31.3.1753 Darmstadt, t 3.9.1803 Ulm. A. studierte in Tübingen (seit 1773) und Göttingen (seit 1776), wo er Privatunterricht in beiden Rechten gab, juristischer Rezensent der „Göttinger Gelehrten Anzeigen" war und 1778 promoviert wurde. 1779 ging er als Syndikus nach Kempten, wurde 1791 in den kaiserlichen Pfalzgrafenstand
erhoben und 1798 zum Hofrat der Fürsten zu OettingenWallerstein ernannt. In Ulm (seit 1802) trat er als Landesdirektionsrat und Direktor des protestantischen Konsistoriums in bayerisch-kurpfälzische Dienste. A. veröffentlichte u. a. einen Versuch über das teutsche Staatsrecht während eines Zwischenreichs (1792, Nachdr. 2003) und gab das „Historisch und statistische Magazin, vornehmlich von Oberdeutschland" (2 Hefte, 1785/86) heraus. WEITERE WERKE: Über Teutschland, Kaisertodesfall, Trauer, Reichsvikarien, Wahltag, Wahlkapitulation, Wahl, Krönung, Gerechtsame des teutschen Kaisers. Kempten 1790. - Tragney-Ordnung der Reichsstadt Kempten. Kempten 1799. A b e n d r o t h , (Fedor Georg) Walter, Musikkritiker, Komponist, * 29.5.1896 Hannover, t 30.9.1973 Hausham bei Miesbach. A. erhielt 1913-16 Klavier- und Violinunterricht, war Kontrapunktschüler von Melchior Ernst Sachs und wurde von Otto Reber in Komposition unterrichtet. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war er als Komponist in Berlin, Göttingen und Jena tätig und als Musikkritiker mit nationalkonservativer Grundhaltung seit 1923 in Hamburg, seit 1929 in Köln und seit 1930 in Berlin, 1933-44 beim „Lokalanzeiger". 1939/40 wurde er von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt. Seit 1945 lebte er als freier Komponist in Hamburg und war 1948-55 Feuilletonleiter der Wochenzeitung „Die Zeit". 1955 ließ er sich als freischaffender Komponist in München nieder. A. komponierte Orchesterwerke (5 Symphonien, 1941-55), Kammermusik (5 Streichquartette, 1943-55) und Lieder. Unter seinen literarischen Arbeiten findet sich neben Monographien (u. a. Hans Pfitzner, 1935, Nachdr. 1981) und musikhistorischen Werken die Autobiographie Ich wame Neugierige (1966). A. verwaltete den Nachlaß Hans Pfitzners. WEITERE WERKE: Johannes Brahms. Berlin 1939. - Die Symphonien Anton Bruckners. Berlin 1940. - Deutsche Musik der Zeitwende. Eine kulturphilosophische Persönlichkeitsstudie Uber Anton Bruckner und Hans Pfitzner. Hamburg 1941. - Vom Werden und Vergehen der Musik. Hamburg 1949. - Hrsg.: Hans Pfitzner: Reden, Schriften, Briefe. Unveröffentlichtes und bisher Verstreutes. Berlin/Neuwied 1955. - Bruckner. Eine Bildbiographie. München 1958. Neuausg. Berlin 1968. - Kleine Geschichte der Musik. Frankfurt/Main 1959. Neuausg. unter dem Titel: Kurze Geschichte der Musik. München 1969. Kassel 1978, 4 1994. Selbstmord der Musik? Zur Theorie, Ideologie und Phraseologie des modernen Schaffens. Berlin 1963. - Arthur Schopenhauer in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1967, 2 °2003. - Rudolf Steiner und die heutige Welt. Ein Beitrag zur Diskussion um die menschliche Zukunft. München 1969. Neuausg. Frankfurt/Main 1982. - Hrsg.: Festschrift Hans Pfitzner. München 1969. LITERATUR: Reinhard Seebohm: Vielseitiger Nonkonformist. Zum 100. Geburtstag von W. A. In: Mitteilungen der Hans-Pfitzner-Gesellschaft N. F. 57 (1997) S. 64-68. - Christoph Schwandt: Α., W. In: MGG 2 P, Bd. 1, 1999, Sp. 39f. A b e r , Adolf, Musikkritiker, * 28.1.1893 Apolda (Thüringen), f 21.5.1960 London. A. studierte an der Univ. und der Musikhochschule Berlin bei Max Friedländer und Hermann Kretzschmar, dessen
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Abosch Assistent er seit 1913 war. 1919 wurde er mit der Arbeit Die Pflege der Musik unter den Wettinern und wettinischen Ernestinern bis 1662 zum Dr. phil. promoviert. 1918-33 schrieb er Musikkritiken für die „Leipziger Neuesten Nachrichten" und die „Allgemeine Musikzeitung"; er unterstützte H e r m a n n Scherchens A u f f ü h r u n g e n zeitgenössischer Musik. 1927 w u r d e A. Teilhaber des Musikverlags Friedrich Hofmeister, der die Edition G e r m e r herausgab. 1933 emigrierte A. nach Großbritannien, trat 1936 in die Leitung des Londoner Verlags Novello & Co. ein und förderte Publikationen deutscher Komponisten. Seit 1950 war er Direktor der Gesellschaft für Veröffentlichungsrechte in London. A. veröffentlichte u. a. ein Handbuch der Musikliteratur systematisch-chronologischer Anordnung (1922). WEITERE WERKE: Die Musikinstrumente und ihre Sprache. Berlin 1924. - Die Musik im Schauspiel. Leipzig 1926. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 3 f. - Ulrich Tadday/ ( M a n f r e d Baresel): Α., A. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 4 0 f . A b o s c h , Heinz, Journalist, Schriftsteller, * 5 . 1 . 1 9 1 8 Magdeburg, t 1 . 3 . 1 9 9 7 Düsseldorf. A. emigrierte 1933 nach Frankreich, begann 1935 das Studium der Graphik und Malerei an der Kunstschule in Straßburg und engagierte sich in der sozialistischen Bewegung. 1936 ging er nach Paris, 1938 nach Saint-Die (Vogesen). I m selben Jahr nahm A. an der Gründungskonferenz der trotzkistischen Internationale in Paris teil. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs interniert, leistete er 1940 Arbeitsdienst, war 1 9 4 1 / 4 2 Bau- und Metallarbeiter, befand sich 1942-44 auf der Flucht vor der Deportation und war in Lyon und Grenoble in der Resistance aktiv. Im Mai 1944 durch die Gestapo verhaftet, gelang ihm im Juli die Flucht aus ein e m Deportationszug. Nach 1945 lebte A. als Korrespondent deutscher Zeitungen in Paris, kehrte 1956 nach Deutschland zurück, publizierte in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, schrieb Hörfunkbeiträge und gab Werke von Simone Weil und Alain heraus. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören u . a . L'Allemagne sans miracle (1960), Der endlose Krieg. Bericht über Vietnam (1966), Antisemitismus in Rußland (1972), Trotzki-Chronik (1973), Trotzki und der Bolschewismus (1975), Jean Jauris (1986), Das Ende der großen Visionen. Plädoyer für eine skeptische Kultur (1993) und Flucht ohne Heimkehr. Aus dem Leben eines Heimatlosen (1997). A b r a i n , Simon, österr. K a u f m a n n , Politiker, * 3 . 4 . 1 8 7 1 Innsbruck, t 5 . 3 . 1 9 4 0 Innsbruck. Α., Sohn eines Eisenbahnarbeiters, durchlief eine Drechslerlehre. Nach der Wanderschaft in Süddeutschland, während der er Mitglied des Katholischen Gesellenvereins wurde, gründete er in Saalfelden einen sozialdemokratischen Arbeiterverein sowie zahlreiche Parteiunternehmungen in Tirol. Seit 1898 lebte A. als Handelsmann in Innsbruck. 1907 wurde er Mitglied des Österreichischen Reichsrats. 1908 gründete A. die „Innsbrucker Volkszeitung", die seit 1911 täglich erschien. LITERATUR: Rainer H o f m a n n : S. A. (1871-1940). „Es lebe der Kampf, es lebe der Sozialismus". In: Sozialdemokratie in Tirol. Kreiling 2003, S. 89-111. A b s h a g e n , Karl-Heinz (Gert Anton), Publizist, * 1 4 . 6 . 1 8 9 5 Stralsund, f 1 8 . 2 . 1 9 7 6 Schweinfurt. A. studierte in Hamburg Rechtswissenschaften und Völkswirtschaft (Dr. jur. 1925 in Erlangen, Das Londoner Local Government in seiner heutigen Gestaltung und die Bestrebungen zu seiner Ausgestaltung) und arbeitete daneben als kaufmännischer Angestellter. Seit 1926 - zunächst in Berlin - journalistisch tätig, hielt er sich 1929-33 als Ausländskorrespondent deutscher Zeitungen in Paris, Brüssel und London auf. 1933-43 war er f ü r die Agentur Europapress in London, Amsterdam, Madrid, Lissabon und Tokio
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tätig; bis 1946 lebte er als Reiseberichterstatter in China, Korea und der Mongolei (Im Lande Arimasen. Als Journalist im Femen Osten 1941-1946, 1948). In den fünfziger Jahren war A. erneut in L o n d o n Korrespondent verschiedener deutscher Zeitungen. An der Hochschule f ü r Politische Wissenschaften in M ü n c h e n n a h m er einen Lehrauftrag wahr und las vor allem über das parlamentarische System und die Außenpolitik Großbritanniens. A. veröffentlichte neben verschiedenen Arbeiten zu Großbritannien Schriften z u m „Dritten R e i c h " (u. a. Schuld und Verhängnis. Ein Vierteljahrhundert deutsche Geschichte in Augenzeugenberichten, 1948). WEITERE WERKE: König, L o r d s und Gentlemen. Stuttgart 1938. - Canaris. Stuttgart 1949. - Revolution ohne Tränen. Stuttgart 1951. - Europas große Insel. England am E n d e der imperialen Epoche. Stuttgart 1960. A b t , Anton, Pseud. Walther von Münich, kath. Theologe, Erzähler, * 2 6 . 1 2 . 1 8 4 1 S e e l e n b e r g / N a s s a u , f 1 6 . 2 . 1 8 9 5 Limburg. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Mainz (1861-64) war A. in der Seelsorge tätig, wurde 1866 Subregens in Montabaur und 1867 Gymnasiallehrer. 1870 gründete er in Oberlahnstein eine höhere Privatschule; als nach deren U m w a n d l u n g in eine Bürgerschule die Regierung A . nicht als Direktor anerkannte, ging er - ein Gegner der Kulturkampfgesetze - 1875 als Hausgeistlicher der Englischen Fräulein nach Bukarest. 1882 kehrte er nach Deutschland zurück, war Kaplan in F r a n k f u r t / M a i n , 1884 Pfarrer in Königstein und lebte seit 1885 als Domkapitular und Stadtpfarrer in Limburg. A. verfaßte Erbauungsliteratur und Erzählungen (u. a. Kein Wunder und doch ein Wunder, 1888) und war zuletzt Herausgeber des „Anzeigers f ü r die katholische Geistlichkeit". A b t , Gottlieb Christian, Publizist, * 17. 8 . 1 8 2 0 Dobel, t Dezember 1869 Stuttgart. Nach der Teilnahme an der Revolution von 1 8 4 8 / 4 9 mußte Α., ein Theologe und Philologe, nach Genf fliehen. Er kehrte nach Stuttgart zurück, w o er 1856-61 als Schriftleiter arbeitete; zeitweise war er beim „Botschafter" in Wien und bei der „Mittelrheinischen Zeitung" in Wiesbaden tätig. In F r a n k f u r t / M a i n gab er die unparteiische Zeitung „Die Kritik" heraus, die er später in Stuttgart weiterführte. Anfangs vertrat A. sozialistische Ideen, näherte sich dann aber den Großdeutschen. Er galt als scharfer Kritiker und schrieb u. a. Die Prinzipien des Liberalismus in den Händen der Advokaten (1865). LITERATUR: Emil Dovifat: Α., G. C. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 26. A b t , Hans, schweizer. Jurist, * 7 . 7 . 1 8 6 9 Basel, t 7 . 3 . 1 9 3 9 Basel. Α., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte an den Universitäten Innsbruck, Freiburg (Schweiz), Straßburg und Basel Rechtswissenschaften (Promotion 1893), wurde Schreiber a m Bezirksgericht in Arlesheim, 1896 dessen Präsident. 1907-24 war er Präsident des Zivilgerichtes in Basel, 1924-34 des Basler Appellationsgerichts. 1900-03 wirkte A. als Gemeindepräsident in Arlesheim und war 1914-36 Mitglied des Vormundschaftsrats Basel. 1910-36 stand er der Wiedervereinigungsbewegung beider Basel vor und arbeitete am Verfassungsentwurf für den Gesamtkanton mit. A. schrieb Essays und Wochenberichte f ü r das „Basler Volksblatt" und war Mitarbeiter der „Schweizerischen Rundschau". Er veröffentlichte u . a . Erinnerungen eines alten Richters (1935). LITERATUR: R. Niederhauser: Dr. Η. A. In: Basler Jahrbuch 1940 (1939) S. 102-111. - D r . Η. A. In: 70 Jahre Basler Volksblatt. 70 Jahre Katholisch Basel. Jubiläumsausgabe. S. 16. Beilage zu: Basler Volksblatt, 1 . 1 0 . 1 9 4 2 .
Achinger A b t , Siegfried, Jurist, * 9 . 1 1 . 1 8 4 4 , t 3 0 . 9 . 1 8 8 4 B e r n . Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Zürich legt Α., Sohn eines Großrats und Strohindustriellen, 1868 das Fürsprecherexamen im Aargau ab und wurde zum Gerichtsschreiber in M u r i (Kt. Aargau) bestellt, w o er auch Berzirksschulpfleger wurde. E r ging 1873 als Gerichtsschreiber an das Bezirksgericht nach Aarau und veröffentlichte dort 1874 die Schrift Der Aufruhr im Freiamt vom Januar 1841. In diesem Jahr w u r d e A. Rechtskonsulent und Sekretär der Internationalen Bergbahn-Baugesellschaft, nach deren Auflösung Substitut und Kriminalgerichtsschreiber am aargauischen Obergericht. Seit 1877 war er daneben Inlandredakteur einiger Periodika, vor allem der ,.Neuen Zürcher Zeitung". 1879 wurde er erster Sekretär des Eidgenössischen Departements des Inneren in Bern. Unter Bundesrat Carl Schenk war A. maßgeblich a m Entwurf zum zentralistischen eidgenössischen Schulgesetz (1882) beteiligt. Er war wiederholt als Diplomat im Ausland tätig. A b u s c h , Alexander, Pseud. Ernst Bayer, Henri, Walter Meier, Ernst Reinhardt, Alexander SUskind, Publizist, Politiker, * 1 4 . 2 . 1 9 0 2 Krakau, f 2 7 . 1 . 1 9 8 2 Berlin. Α., Sohn eines Kutschers und späteren Händlers, lebte nach einer kaufmännischen Lehre (1916-19) vorübergehend als Angestellter in Nürnberg. 1918 wurde er Mitglied der Freien Sozialistischen Jugend, 1919 der KPD. 1918 n a h m er an den kommunistischen Umsturzversuchen in Bayern und 1923 in Thüringen teil. 1919-21 war er Mitarbeiter der „Nordbayerischen Volkszeitung" in Nürnberg, 1921-23 Redakteur und 1923 Chefredakteur der „Bayerischen Arbeiterzeitung" in Augsburg. 1923 in zwei Hochverratsverfahren wegen Enthüllungen über geheime Rüstungen verwickelt, floh A. nach Thüringen und arbeitete a m KP-Organ „Neue Zeitung" in Jena mit, deren Chefredakteur er 1924 wurde. N a c h dem Verbot der K P D im N o v e m b e r 1923 war er zeitweise Herausgeber der illegalen Wochenzeitung „Die Revolution". 1 9 2 4 / 2 5 gehörte er der KPD-Bezirksleitung Großthüringen und 1924-26 dem Zentralausschuß der K P D an. 1925 Schloß sich A. dem linken KPD-Flügel an, für den er bis Dezember 1926 tätig war. Im M ä r z desselben Jahres als Chefredakteur abgelöst, wurde er Redakteur am Kommunistischen Pressedienst. 1 9 2 6 / 2 7 und 1930-32 war A. Redakteur (vorübergehend Chefredakteur) der „Roten F a h n e " in Berlin, 1928-30 und 1 9 3 2 / 3 3 Chefredakteur des „Ruhr-Echo" in Essen. Nach der nationalsozialistischen M a c h t ü b e r n a h m e 1933 wurde er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet. Im selben Jahr emigrierte A. nach Paris und arbeitete a m Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitler-Terror (2 Bde., 1 9 3 3 / 3 4 ) mit. Er war Chefredakteur der Wochenzeitung „Der G e g e n - A n g r i f f und 1 9 3 3 / 3 4 der Zeitschrift „Unsere Zeit". 1934 w u r d e er leitender Redakteur der „ArbeiterZeitung" in Saarbrücken. 1935-39 war A. Chefredakteur der Zeitung „Die Rote Fahne", zunächst in Prag, seit 1937 in Paris. Nach Kriegsausbruch interniert, gehörte er 1 9 3 9 / 4 0 der illegalen KPD-Leitung in Paris an und war Hauptmitarbeiter der „Deutschen Volkszeitung". A n f a n g M ä r z 1940 erneut interniert, war A. nach der Flucht 1 9 4 0 / 4 1 Mitglied der neugegründeten KPD-Leitung Toulouse. 1941 emigrierte er nach Mexiko. 1942 w u r d e er Chefredakteur der Zeitschrift „Freies Deutschland". Er war Mitbegründer der Bewegung Freies Deutschland in Mexiko und Hauptmitarbeiter der „Demokratischen Post". Seit 1946 wieder in Deutschland, war A. 1946-51 Bundessekretär und 1949 Vizepräsident des Kulturbunds, 1946 Chefredakteur der „Weltbühne" und 1948-50 Mitglied des Parteivorstands der S E D und des Deutschen Volksrats. 1 9 4 9 / 5 0 gehörte er der Provisorischen Volkskammer an und hatte den Vorsitz der Kulturbundfranktion inne. Im Juli 1950 im Zusammenhang mit der Noel-H.-Field-Affäre aller Funktionen enthoben, war A. seit S o m m e r 1951 wieder kulturpo-
litisch tätig. Er w u r d e Mitglied des Präsidialrats des Kulturbunds, 1952 des Vorstands des Deutschen Schriftstellerverbands, der Deutschen A k a d e m i e der Künste sowie des P E N - Z e n t r u m s Deutschland und 1953 Mitarbeiter der Abteilung Kultur des Zentralkomitees der SED, zuständig für das Verlagswesen. Seit Mai 1951 w a r A. als „ G e h e i m e r Inf o r m a t o r " f ü r das Ministerium f ü r Staatssicherheit tätig, aus dessen Diensten er im Oktober 1956 entlassen wurde. 1955 sagte er als Z e u g e der Anklage im G e h e i m p r o z e ß gegen Paul Merker aus, den er schwer belastete. 1954-56 w a r A. Erster Stellvertretender Minister f ü r Kultur, 1956-58 Staatssekretär im Ministerium für Kultur. 1957 wurde er kooptiertes Mitglied des Zentralkomitees der SED, dem er bis zu seinem Tod angehörte, und 1958 Mitglied der Volkskammer der D D R . A l s Minister f ü r Kultur (1958-61) und Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrats, zuständig für Kultur und Erziehung (1961-71), war A. einer der führenden Bildungspolitiker der D D R . 1 9 6 3 / 6 4 w a r er führend an den Passierscheinverhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland beteiligt. 1964 w u r d e er Präsident der Shakespeare-Gesellschaft der D D R . Seit 1971 gehörte A. dem Redaktionskolleg der Zeitschrift „Einheit" an. 1972 wurde er Vizepräsident und 1975 Ehrenpräsident des Kulturbunds. Neben seiner Tätigkeit als politischer Redakteur publizierte A. historische Aufsätze, Reportagen, Literatur-, Theater- und Filmkritiken, agitatorische Gedichte und operative Prosa, darunter die Erzählung Der Kampf vor den Fabriken (1926). Er veröffentlichte ferner Der Irrweg einer Nation. Ein Beitrag zum Verständnis deutscher Geschichte (1945, Neuausg. 1946, 8., neu durchgesehene und erw. Aufl. 1960) Stalin und die Schicksalsfragen der deutschen Nation (1949, 3 1952), Restauration oder Renaissance. Eine Frage an den deutschen Geist (1954), Schiller - Größe und Tragik eines deutschen Genius (1955, 8 1984) und Entscheidung unseres Jahrhunderts (1977). A. betreute die „Bibliothek fortschrittlicher deutscher Schriftsteller" im Aufbau-Verlag und die sechsbändige - > Schiller-Ausgabe ( 1 9 5 4 / 5 5 , 2 1959). Seine M e m o i r e n erschienen in zwei Bänden (Der Deckname, 1981; Mit offenem Visier, 1986). WEITERE WERKE: Literatur und Wirklichkeit. Beiträge zu einer neuen deutschen Literaturgeschichte. Berlin 1952. Johannes R. Becher. Dichter der Nation und des Friedens. Berlin 1953. - H u m a n i s m u s und Realismus in der Literatur. Aufsätze. Leipzig 1966, 8 1977. - Schriften 4 Bde., Berlin 1966-71. - Ansichten über einige Klassiker. B e r l i n / W e i m a r 1982. LITERATUR: Α. A. Bildnis eines Revolutionärs. Freunde und Genossen über ihre Begegnungen mit Α. A. in fünf Jahrzehnten. Hrsg. von der Deutschen A k a d e m i e der Künste zu Berlin und dem Deutschen Kulturbund. Berlin / W e i m a r 1972. - W o l f g a n g Kießling: Partner im „Narrenparadies". Der Freundeskreis u m Noel Field und Paul Merker. Berlin 1994. - Karin Hartewig: Zurückgekehrt. Die Geschichte der jüdischen Kommunisten in der D D R . K ö l n / W e i m a r 2000. Bruno Jahn A c h i n g e r , Hans, Politologe, * 5 . 1 0 . 1 8 9 9 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 6 . 7 . 1 9 8 1 F r a n k f u r t / M a i n . A. Schloß das Studium 1924 mit der Promotion ab (Die Volksreichstumslehre des Adam Smith und die ökonomische Theorie), war 1924-45 Geschäftsführer gemeinnütziger Institutionen, u . a . einer Wohnungsgesellschaft, und seit 1937 Vorstand der Industrie- und H a n d e l s k a m m e r in F r a n k f u r t / Main. A. habilitierte sich 1939 f ü r Politologie (Sozialpolitik und Fürsorge. Ein Abgrenzungsversuch, begründet aus den Ursachen der Notstände) und lehrte seit 1940 an der Univ. Frankfurt. 1946-52 war er sozialpolitischer Redakteur der „Deutschen Zeitung" und der „Wirtschaftszeitung" in Stuttgart, hatte danach bis 1967 eine Professur f ü r Sozialpolitik
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Achleitner an der Univ. Frankfurt. A. veröffentlichte u.a. Soziale Sicherheit. Eine historisch-soziologische Untersuchung neuer Hilfsmethoden (1953) und Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik. Von der Arbeiterfrage zum Wohlfahrtsstaat (1958; 3., von Margarete Heinz Überarb. Aufl., 1979). WEITERE WERKE: Sozialpolitik und Wissenschaft. Stuttgart 1963. - Wilhelm Merton in seiner Zeit. Frankfurt/Main 1965. Neuausg. 1970. - Hrsg: Aktuelle Probleme der sozialen Arbeit. Darstellung von Teilbereichen der Arbeit der Fachgremien des Deutschen Vereins für Öffentliche und Private Fürsorge [...]. Frankfurt/Main 1980. LITERATUR: Sozialpolitik und persönliche Existenz. Festgabe für Η. A. anläßlich seines 70. Geburtstages am 5. Okt. 1969. Hrsg. v. Adolf Blind u.a. Berlin 1969 (mit Bibliogr. Η.
Α.).
Achleitner, Arthur, Erzähler, * 16.8.1858 Straubing, t 29.9.1927 München. Nach einem abgebrochenen Lehramtsstudium war A. an mehreren süddeutschen Zeitungen beschäftigt, u. a. als Redakteur der „Süddeutschen Presse" bis zu ihrer Einstellung 1887. Als freier Schriftsteller in München wurde er 1897 zum Professor, 1903 zum Geheimen Hofrat ernannt. Seine mehr als 100 Romane und Erzählungen haben zumeist die Alpen oder die Jagd zum Thema (u. a. Das Hennendirndl. Roman vom Chiemsee, 1907). WEITERE WERKE: Bayern wie es war und ist. Vaterländische Erzählungen, Skizzen und Sagen aus Bayerns ältesten Tagen bis zur Gegenwart. München [1900], - Der Eiskaplan. Erzählung aus dem Hochgebirg. Mainz 31906, 57 1928. Die Rose vom Chiemsee. Leipzig 1914. - Aus dem Leben entthronter Herrscher. Erinnerungen. Dresden 1919. - Von der Umsturznacht bis zur Totenbahre. Die letzte Leidenszeit König Ludwigs III. Dillingen/München 1922. LITERATUR: Α. A. t- In: Zeitungswissenschaft 1 (1926) 8, S. 131. Achmann, Josef, Maler, Zeichner, Graphiker, * 26.5.1885 Regensburg, t 25.10.1958 Schliersee. Nach der Ausbildung an der Westenrieder Kunstschule 1906/07 und der Kunstakademie in München 1908 arbeitete Α., Sohn eines Hafners, in Regensburg. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat und als Bühnenbildner bei Fronttheatern tätig. Wieder in Regensburg, gab er mit Georg —>Britting bis 1922 die expressionistische Zeitschrift „Die Sichel" heraus. 1931 wurde A. Vorstandsmitglied, 1933 stellvertretender Vorsitzender der Neuen Münchner Secession, die 1935 von der Gestapo aufgelöst wurde. A. wurde mit Ausstellungsverbot belegt und wohnte seit 1940 in Schliersee. A. wird dem Expressionismus zugeordnet; seine Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit dokumentiert die Große Winterlandschaft (1928). LITERATUR: Berta Rathsam: J. A. und Georg Britting. In: Die Oberpfalz 47 (1959) S. 21-24, 108-112. - J. A. (1885-1958). Gemälde und Graphik. Regensburg 1979 (Ausstellungskatalog). - Α., J. In: AKL, Bd. 1, 1992, S. 230 f. Acht, Peter, urspr. Maurycy Oskar Α., österr. Journalist, * 9.6.1898 Lemberg (Galizien), f 25.6.1974 Wien. Α., dessen Vater Besitzer einer Edelmetallhütte war, kam mit seiner Familie während des Ersten Weltkriegs nach Wien, arbeitete in einer Munitionsfabrik und war dann in leitender Position im Unternehmen seines Vaters tätig. 1926-31 leistete er Öffentlichkeitsarbeit bei der Paneuropa-Union. Ende der zwanziger Jahre wurde A. Mitglied der KPÖ und des Bunds der proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Österreichs. Mitte 1933 war er für kurze Zeit für die Herausgabe der Zeitung „Die Rote Fahne" verantwortlich. 1936 vorübergehend verhaftet, emigrierte er nach Prag und ging 1938 nach Paris. A. wurde in den Lagern Les Milles und
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Nimes interniert. Seit 1942 im Auftrag der KPÖ illegal in Lyon, wurde er Mitglied, später Leiter einer Widerstandsgruppe und 1945 Sekretär der neugegründeten Front National Autrichien. A. leitete bis Februar 1946 die KPÖ-Gruppe in Lyon, kehrte dann nach Wien zurück und war bis 1955 Kulturredakteur der „Österreichischen Zeitung". LITERATUR: Gerald Musger: Der „Bund der proletarischrevolutionären Schriftsteller Österreichs" (1930-1934). Eine Dokumentation. Diss. Univ. Graz 1977. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 5. Ackermann, Ernst Wilhelm, Jurist, Publizist, * 14.6.1761 Weimar, t 4.10.1835 Jena. Der mit August —> Kotzebue befreundete A. studierte 1779-82 in Leipzig und Jena und absolvierte seine Zeit als Anwärter auf den Verwaltungsdienst bei seinem Vater, der Amtmann in Ilmenau war. 1788 war er Hofmeister in Köln und Kleve, wurde 1790 Amtsadjunkt und 1792 Amtmann in Ilmenau. Er reformierte die Steuerverwaltung, förderte den Straßenbau, das städtische Brauwesen und die neugegründete Schule für Technologie und Industrie. Nach der Umgestaltung der Weimarer Verwaltung erbat er 1815 seine Versetzung und war von 1816 an geheimer Referendar im Justizdepartement des Staatsministeriums in Weimar. A. veröffentlichte Beiträge in verschiedenen Zeitschriften, u. a. im „Deutschen Merkur" (1792-1806); nach Kotzebues Tod gab er dessen „Literarisches Wochenblatt" heraus. Ackermann, Josef, Journalist, * 31.1.1896 München, t 22.8.1959 Luzern. A. war seit 1916 publizistisch tätig. Er arbeitete als Redakteur von Nachrichtenbüros (Wolfsches Telegrafenbüro) und als Landtagsberichterstatter der „Münchner Zeitung" und der „Bayerischen Staatszeitung". 1933 wurde er gemeinsam mit dem englischen Journalisten Noel Panter verhaftet und bis 1945 in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Nordhausen sowie der Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais in München inhaftiert. Seit 1945 war A. Direktor des Münchner Städtischen Nachrichtendienstes, Gründer, Herausgeber und Chefredakteur des „Münchner Stadtanzeigers" sowie Korrespondent u. a. der Zeitung „Die Welt". Er war langjähriges Vorstandsmitglied des Deutschen Journalistenverbandes und 1. Vorsitzender des Verbandes der Berufsjournalisten in Bayern. 1950-55 gehörte A. dem Bayerischen Senat an. WERKE: Hrsg.: Münchner Bilderbuch. München 1953. LITERATUR: J. A. In: Der Journalist 9 (1959) 9, S. 23-24. J. Α., Pressechef der Stadt München, gestorben. In: Der Zeitungs-Verlag 56 (1959) 18, S. 1032. - Der Bayerische Senat. Biographisch-statistisches Handbuch. 1947-1997. Bearb. v. Helga Schmöger. Düsseldorf 1998, S. 133. Ackermann, Karl (Friedrich), Journalist, Verleger, * 15.12.1908 Heidelberg, t 21.6.1996 Mannheim. A. studierte 1928-32 in München Germanistik und Geschichte, in Heidelberg Soziologie, Volkswirtschaft und Publizistik und wurde 1931 promoviert. In Heidelberg war er seit 1928 Mitglied der studentischen Revolutionären Sozialisten gewesen, 1929-31 gehörte er zur KPD und 1931-33 zur Roten Hilfe, für die er 1933 illegaler Landesleiter in Württemberg wurde. Im gleichen Jahr gab er als „Süddeutsches Tribunal" Flugblätter Uber württembergische Konzentrationslager heraus, wurde deswegen verhaftet und 1934 zu Haft in Ludwigsburg und den Lagern Welzheim und Dachau verurteilt. 1937 floh A. in die Schweiz, wo er 1938/39 am „Deutschen Völksecho" in Zürich mitarbeitete, bis er 1939-44 in verschiedenen schweizer. Arbeitslagern interniert wurde. Er war 1943 Mitbegründer der Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz. 1945/46 Lizenzträger und Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung", gründete A. 1946
Adamo den „Mannheimer Morgen", dessen Chefredakteur er bis Ende 1974 blieb. 1960-64 amtierte er daneben als Landesarbeitsrichter. 1945 gründete er die Deutsche Nachrichtenagentur mit und war Vorstandsmitglied des Vereins Südwestdeutscher Zeitungsverleger und der dpa-Nachrichtenagentur. WERKE: Organisatorische Differenzen der Sozialdemokratie vor 1914. Heidelberg 1931. - Der Reichstagsbrandprozeß. Stuttgart 1933 (= illegale Schriften der Roten Hilfe). - Reden zur Zeit. Stuttgart 1945. - Über den Fetisch unserer Zeit. Stuttgart 1946. - Organisatorische Streitigkeiten in der deutschen Sozialdemokratie 1890-1914. Ein Beitrag zur Soziologie des 4. August 1914. Stuttgart 1946. - Hrsg.: Frage und Antwort. Vom Ruf einer Zeitung und seinem Echo. Heidelberg 1947. LITERATUR: Zeitungsverleger K. F. Α., Mannheim, zum 60. Geburtstag. In: Der Zeitungs-Verlag 56 (1959) 2, S. 63. BHdE, Bd. 1, 1980, S. 4. Acklin, Peter, schweizer. Redakteur, Politiker, * 21.2.1821 Herznach (Kt. Aargau), t 2.12.1879 Laufenburg (Kt. Aargau). Der Sohn eines Schreiners studierte 1845-47 in München Rechtswissenschaften. Anschließend wurde er Redakteur des „Schwyzer Volksblatts" und 1849 der „Schwyzer-Zeitung". 1861 wechselte er zur „Schweizer Zeitung" und gründete dann die „Neue Schweizer Zeitung" (Baden, 1863-66). 1862-68 war A. Großrat in Aargau, 1863-66 Nationalrat, 1868-77 Gerichtssubstitut in Baden und 1877-79 Bezirksamtmann in Laufenberg. Adam, Eugen, Maler, Zeichner, * 22.1.1817 München, t 6.6.1880 München. Wie seine Brüder Benno Raffael, Franz und Julius (I) A. wurde A. im Atelier seines Vaters Albrecht A. ausgebildet und begleitete ihn auf verschiedenen Reisen, u. a. 1836 nach Hohenschwangau. A. reiste weiter nach Salzburg und zeichnete 20 Ansichten der Stadt Salzburg und ihrer malerischen Umgebung, die - von Theodor Hellmuth lithographiert - 1837 in München erschienen; 1842 wurde A. Mitglied des Münchener Kunstvereins. Er bereiste in den vierziger Jahren Kroatien, Dalmatien und Ungarn, wo eine Anzahl von Kostümdarstellungen und Genrebildern entstanden. 1848-58 arbeitete A. im väterlichen Atelier in Mailand. 1859 mit Ausbruch des Kriegs war er wieder in Italien: als Berichterstatter der Zeitschrift „Über Land und Meer". Zu Studienzwecken nahm er 1861-63 an den Schweizer alljährlichen Truppenübungen teil, 1870/71 malte er an mehreren französischen Kriegsschauplätzen (u.a. Bazeilles am Abend des 1. 9.1870). Anzeichen einer kritischen Haltung zum Kriegsgeschehen sind vor allem im Spätwerk A.s zu erkennen. LITERATUR: Das Werk der Münchener Künstlerfamilie Adam. Reproductionen nach den Originalen der Maler Albrecht Α., Benno Α., Emil Α., Ε. Α., Franz Α., Julius Α. Hrsg. ν. Sigmund Soldan. [Nürnberg] [1891]. - Eberhard Hanfstaengl: Α., Ε. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 52. - Von Dillis bis Piloty. Ausstellungskatalog Staatliche Graphische Sammlung München. München 1979/80, S. lOf. - Ulrike von Hase-Schmundt (Hrsg.): Α. A. und seine Familie. Zur Geschichte einer Münchner Künstlerdynastie im 19. und 20. Jahrhundert. München 1981 (Ausstellungskatalog). - Dies.: Α., Ε. In: AKL, Bd. 1, 1992, S. 285. Adam, Walter, österr. Militär, Journalist, * 6.1.1886 Klagenfurt, t 26.2.1947 Innsbruck. Nach der Kadettenschule in Innsbruck besuchte A. 1909-12 die Kriegsschule in Wien, war 1914-18 Offizier des Generalstabs auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz und beim Armeeoberkommando, zuletzt in der Türkei. Nach Kriegsende blieb A. bis 1924 im österr. Bundesheer und wurde dann
stellvertretender Chefredakteur der christlichsozialen Wiener Tageszeitung „Reichspost". 1934 erfolgte seine Ernennung zum Staatsrat und Bundeskommissär für den Heimatdienst, 1934-36 war er Generalsekretär der Vaterländischen Front und leitete seit 1937 den Pressedienst im Bundeskanzleramt in Wien. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde er aller Ämter enthoben und entlassen. 1938-43 war A. Gefangener im Konzentrationslager Dachau. Nach seiner Entlassung lebte er bis 1945 im Rheinland. Er schrieb u. a. Nacht Uber Deutschland. Erinnerungen an Dachau (1947). WEITERES WERK: Aufbau unserer Frontmiliz. Wien 21936, 3 1937. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 4.
Adami, Friedrich Wilhelm, Pseud. Paul Fronberg, Schriftsteller, * 18.10.1816 Suhl (Thüringen), t 5.8.1893 Berlin. 1835/36 studierte Α., Sohn eines Chirurgen, Medizin, dann Philosophie und Geschichte, war Journalist bei den Zeitschriften „Der Freimütige" und „Berliner Figaro" und gab 1839-47 den Novellenalmanach Sonnenblumen aus Süd und West heraus. Für das Königstädter Theater schrieb er Dramen und bearbeitete fremde Stoffe und wurde 1849 Theaterkritiker der „Neuen Preußischen Zeitung". A. verwendete zunehmend preußisch-vaterländische Stoffe, schrieb seit 1853 jährlich Festspiele für die Königlichen Bühnen und wurde 1868 zum Hofrat ernannt. Er war vorwiegend Dramatiker und Erzähler und verfaßte u. a. Große und kleine Welt (4 Bde., 1870). WEITERE WERKE: Luise, Königin von Preußen. Ihr Leben, Leiden und Sterben. Berlin 1851. Gütersloh 201914. Fürsten- und Volksbilder aus der vaterländischen Geschichte. Historische Erzählungen. Berlin 1863, 2 1879. - Das Buch vom Kaiser Wilhelm. Ein Lebensbild. 2 Bde., Bielefeld 1888/89, 2 1897. LITERATUR: Eduard Vollmer: Theodor Fontane und F. A. In: Ders. (Hrsg.): Berliner Theater-Kritiker. Berlin 1884, S. 26-39, bes. S. 35-39. Adami, Heinrich Joseph, österr. Jurist, Journalist, * 16.12.1807 Wien, t 4.10.1865 Pötzleinsdorf (heute zu Wien). A. studierte in Wien Rechtswissenschaften. Er war ständiger Mitarbeiter der „Wiener Theaterzeitung" Adolf -» Bäuerles, seit 1848 der „Wiener Zeitung", der „Presse" und der „Ostdeutschen Post". Angestellt am Städtischen Kriminalgericht, wurde er 1850 im Zuge der Neuordnung der Gerichte zum Assessor ernannt. A. war Mitherausgeber des Sammelwerks Alt- und Neu-Wien. Beiträge zu Beförderung lokaler Interessen fir Zeit, Leben, Kunst und Sitte (4 Bde., 1841 /42). A d a m o , Max, Maler, Illustrator, * 3.11.1837 München, t 31.12.1901 München. A. studierte an der Akademie der bildenden Künste in München bei Wilhelm von Kaulbach und Karl von Piloty. Die Fresken im Bayerischen Nationalmuseum in München bezeichnete er selbst - wie auch einen gezeichneten Roman - als Werke seiner Sturmperiode. 1860 entstand das in Wien und Paris ausgezeichnete Historienbild Robespierres Sturz im Nationalkonvent. 1870 stellte er in Paris aus und erhielt noch im selben Jahr in München ein Staatsstipendium. A. wurde im Münchener Kunstverein als Historienmaler genannt, wo er in den siebziger Jahren seine Bilder mehrmals ausstellte. Für die „Fliegenden Blätter" war er als Illustrator tätig. LITERATUR: Horst Ludwig: Α., Μ. In: Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 1. München 1981, S. 23. - Christel Karnehm: Α., Μ. In: AKL, Bd. 1, 1992, S. 325 f.
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Adelmann A d e l m a n n , Margarete, Lyrikerin, * 3.11.1811 Würzburg, t 12.12.1887 Würzburg. Nach dem frühen Tod ihres Vaters ermöglichten die geringen Mittel der Mutter A. nur eine Ausbildung im Familienkreis. Sie lebte bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin in ihrer Heimatstadt. Außer Gedichten (u.a. Erinnerungen an Kissingen, 1864) verfaßte sie auch Beiträge für die Zeitschrift „Mnemosyne". WEITERES WERK: Auf dem Stufenberge bei Sonnenuntergang. Wien/Dresden 1883. Adelt, Leonhard, Journalist, * 17.6.1881 Boitzenburg/ Elbe, t 21.2.1945 Dippoldswalde bei Dresden. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dortmund wurde Α., Sohn eines Generalagenten, 1898 Buchhändler in Kleve, mußte diese Stelle jedoch wegen Veröffentlichung der Novelle Werden im selben Jahr aufgeben. 1899 trat er eine Stelle als Buchhändler in Köln an, wechselte dann zum Journalismus und redigierte 1900 den „Generalanzeiger" in Eberswalde und 1900-03 die „Neue Stettiner Zeitung" 1903/04 besuchte er die Univ. Berlin. 1904-06 war er Feuilletonredakteur der Wiener „Zeit", 1906-08 der „Neuen Hamburger Zeitung". Seit 1909 lebte A. als freier Schriftsteller in Überlingen am Bodensee und seit 1911 in Gauting bei München. 1911/12 war er Flieger in München und Leipzig, 1914-19 Redakteur und Kriegsberichterstatter des „Berliner Tageblatts". 1920-26 hielt er sich als Redaktionsvertreter des „Berliner Tageblatts" und der „Neuen Freien Presse" (Wien) in München auf. 1921 /22 war A. Chefredakteur des „Deutschland" und 1925 der Münchner „A.Z. am Abend". Seit 1926 als Reisekorrespondent tätig, ging er 1939 nach Berlin. A. schrieb Erzählungen, Dramen und Romane und übersetzte aus dem Englischen (u. a. Charles Dickens, James Fenimore Cooper). Er war seit seiner Jugendzeit mit Stefan Zweig befreundet. A. starb an den Verletzungen, die er während eines Luftangriffs auf Dresden erlitten hatte. LITERATUR: Westfälisches Autorenlexikon 1850 bis 1900. Hrsg. v. Walter Gödden und Iris Nölle-Hornkamp. Paderborn 1997, S. 7-10. A d e l u n g , (August) Bernhard, Politiker, * 30.11.1876 Bremen, f 24.2.1943 Darmstadt. Der Sohn eines Hilfsarbeiters ging nach der Lehrzeit als Schriftsetzer auf Wanderschaft durch Deutschland, Italien, Österreich und die Schweiz und wurde 1897 Schriftsetzer in Mainz. Als Redakteur und Schriftleiter der „Mainzer Volkszeitung" (1902-18) war der Sozialdemokrat A. seit 1904 Stadtverordneter, 1918-28 Beigeordneter der Stadt Mainz mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister. Er gehörte seit 1903 dem Hessischen Landtag an und war 1919-28 dessen Präsident. 1928 wurde er zum hessischen Staats- und Ministerpräsidenten gewählt und war zudem bis 1933 Kultusminister. Seit der Enthebung aus seinen Ämtern durch die Nationalsozialisten lebte A. zurückgezogen und schrieb seine Lebenserinnerungen Sein und Werden (1952). LITERATUR: Ein Buchdrucker als Staatspräsident. In: Buchdrucker-Zeitung 55 (1928) 9, S. 2. - Karl Friedrich: Α., Β. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 65. A d e l u n g , Johann Christoph, Sprachforscher, * 8.8.1732 Spantekow bei Anklam (Pommern), t 10.9.1806 Dresden. A. studierte 1752-58 Theologie bei Siegmund Jakob Baumgarten, lehrte am Ratsgymnasium in Erfurt und wurde für seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten und Übersetzungen in die Kurfürstlich Mainzische Akademie der nützlichen Wissenschaften aufgenommen; 1762 verlieh ihm der Gothaer Hof den Ratstitel. Bis 1764 hat die Forschung keine gesicherten Angaben zu A.s Biographie; seit 1764/65 lebte er als Privatgelehrter in Leipzig und folgte 1787 einem Ruf
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als Oberbibliothekar an die Kurfürstliche Bibliothek in Dresden, deren Bestände er erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machte. Er hatte die Stelle bis zu seinem Tod inne. In Leipzig begann seine umfangreiche publizistische Tätigkeit; er gab u.a. elf größtenteils selbst geschriebene Zeitungen sowie historische, meist kompilatorische Arbeiten heraus. 1774-86 erschien sein Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart (5 Bde., 2., vermehrte und verbesserte Aufl. unter dem Titel Grammatikalisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, 5 Bde., 1793-1803, Neuausg. 2000), das seinen Ruf als herausragender Sprachforscher begründete. WEITERE WERKE: Deutsche Sprachlehre. Berlin 1781, 6 1816. Nachdr. der 1. Aufl. Hildesheim u. a. 1977. - Über die Geschichte der Deutschen Sprache, über Deutsche Mundarten und Deutsche Sprachlehre. Leipzig 1781. Nachdr. Frankfurt/Main 1975. - Versuch einer Geschichte der Kultur des menschlichen Geschlechtes. Leipzig 1782, 2., verm. Aufl. 1800. Nachdr. der 2. Aufl. mit einem Vorwort hrsg. v. Bernhard Fabian. Hildesheim u. a. 2003. - Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie. Leipzig 1788, 3 1795. Nachdr. der 1. Aufl. Hildesheim/New York 1978. - Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde. 5 Bde. Berlin 1806-17. Nachdr. Hildesheim u.a. 1970. LITERATUR: Karl-Ernst Sickel: J. C. A. Seine Persönlichkeit und seine Geschichtsauffassung. Leipzig 1933. - Kurt Gassen: J. C. A. Stettin 1939. - Werner Bahner: Sprache und Kulturentwicklung im Blickfeld der deutschen Spätaufklärung. Der Beitrag J. C. A.s. Berlin 1984. - Margrit Strohbach: J. C. A. Ein Beitrag zu seinem germanistischen Schaffen mit einer Bibliographie seines Gesamtwerkes. Berlin/New York 1984. Adler, Bruno (Maria), Pseud. Urban Roedl, Lorenz Brunner, Literatur- und Kunsthistoriker, * 14.10.1888 Karlsbad (Böhmen), t 27.12.1968 London. A. studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Wien, Erlangen und München; 1917 wurde er zum Dr. phil. promoviert. 1919-23 lehrte er am Bauhaus in Weimar. 1925/26 war A. in Karlsbad mit Ernst -> Sommer und Ernst Bergauer Herausgeber der Monatsschrift „Die Provinz". Wieder in Deutschland, wurde er 1933 wegen kommunistischer Betätigung vorübergehend verhaftet. Danach in Prag ansässig, ging A. 1936 nach London, wo er während des Zweiten Weltkriegs für die deutsche Sektion der British Broadcasting Corporation arbeitete. 1944-50 war er Chefredakteur der Zeitschrift „Die neue Auslese" und verfaßte Beiträge für das „Times Literary Supplement". Er gab die Studien Adalbert —>Stifters (1922) und die Werke von Matthias -»Claudius (1924) heraus. Unter Pseudonym veröffentlichte er u. a. Matthias Claudius. Sein Weg und seine Welt (1934, Neuauflagen 1950, 1969) und Adalbert Stifter. Geschichte seines Lebens (1936, Neuaufl. 1958). A. publizierte auch kunsthistorische Aufsätze sowie Übersetzungen aus dem Englischen. WEITERE WERKE: Der Schuß in den Weltfrieden. Die Wahrheit Uber Sarajewo. Stuttgart 1931. Neuausg. Stuttgart 1932 unter dem Titel: Im Zeichen der schwarzen Hand. Die Wahrheit von Sarajewo. - Kampf um Polna. Prag 1934. - Frau Wernicke. Kommentare einer „Volksjenossin". Hrsg. und mit einem Nachwort v. Uwe Naumann. Mannheim 1990. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 8. - Carl Brinitzer: Hier spricht London. Hamburg 1969, S. 107-121. - Walter Delabar: Englisch inhalieren. Β. A. Zu einer Biographie des 20. Jahrhunderts. In: Juni. Magazin für Kultur & Politik 5 (1991) 1, S. 76-80. Adler, Friedrich, Schriftsteller, * 13.2.1857 Amschelberg (Böhmen), t 2.2.1938 Prag. Früh verwaist, besuchte A. das Gymnasium in Prag, studierte Rechtswissenschaften (Promotion 1883) und orienta-
Adler lische Sprachen. 1891-96b unterhielt er eine eigene Anwaltskanzlei in Prag und war dann Sekretär des Prager Handelsgremiums. A. war Mitarbeiter des „Prager Tagblatts" und der , ß o h e m i a " (seit 1900), lehrte romanische Philologie an der Deutschen Univ. in Prag, war 1918 Dolmetscher bei der tschechoslowakischen Nationalversammlung und trat als Übersetzer aus d e m Spanischen, Italienischen und Tschechischen hervor. In der literarischen Gruppe „Concordia" w a r er gemeinsam mit H u g o —» Salus tonangebend. A u ß e r seinen dem Frühnaturalismus nahestehenden Gedichten ( u . a . Gedichte, 1893) veröffentlichte A. auch Dramen ( u . a . Zwei Eisen im Feuer, 1899). LITERATUR: Walter Kunze: Α., F. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 69. A d l e r , Friedrich (Wolfgang), österr. Politiker, Journalist, * 9 . 7 . 1 8 7 9 Wien, t 2 . 1 . 1 9 6 0 Zürich. Der Sohn Victor —> A.s studierte in Zürich Physik und war bis 1911 in München und Zürich wissenschaftlich tätig. Seit 1907 war er Mitarbeiter bzw. Chefredakteur sozialistischer Zeitungen, u . a . „Der K a m p f und „Das Volk". Als politischer Wortführer des linken Flügels der österr. Sozialdemokratie kämpfte er gegen die Kriegsbegeisterung, legte 1914 aus Protest sein A m t als Parteisekretär (seit 1911) nieder und erschoß 1916 den österr. Ministerpräsidenten Graf Karl Stürgkh. A. wurde z u m Tod verurteilt, zu schwerem Kerker begnadigt und 1918 amnestiert. Das Angebot, die Führung der K P O zu ü b e r n e h m e n , lehnte er ab. 1920-23 gehörte er dem österr. Nationalrat an, war Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiter-Internationale und bis 1940 deren Sekretär. 1940 floh er vor den deutschen Besatzern aus Belgien in die U S A und zog sich 1943 aus der Politik zurück. 1946 kehrte A. nach Europa zurück. In Zürich lebend, edierte er den Briefwechsel seines Vaters mit August —»Bebel und Karl —> Kautsky. WEITERE WERKE: Die Erneuerung der Internationale. Aufsätze aus der Kriegszeit. Vorw. von Karl Kautsky. Wien 1918. - F. A. vor d e m Ausnahmegericht. 18. und 19. M a i 1917. Hrsg. und eingeleitet v. J. W . Bürgel. Wien 1967. LITERATUR: Julius Braunthal: F. A. In: Norbert Leser (Hrsg.): Werk und Widerhall. G r o ß e Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien 1964, S. 27-35. - Julius Braunthal: Victor und F. A. Z w e i Generationen Arbeiterbewegung. Wien 1965. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 6 f . - Rudolf Gustav Ardelt: F. A. Probleme einer Persönlichkeitsentwicklung um die Jahrhundertwende. Wien 1984. A d l e r , Heinrich, Mediziner, Fachjournalist, * 5 . 8 . 1 8 4 9 Preßburg, t 2 7 . 1 1 . 1 9 0 9 Wien. Neben seinem Studium der Medizin in Wien (seit 1866) w a r A. Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse". Nach der Promotion 1872 arbeitete er bis 1879 als Sekundararzt im k. k. Allgemeinen Krankenhaus. N a c h der Ernennung zum städtischen Arzt 1879 war er bis 1896, zuletzt als Bezirksarzt, im öffentlichen Dienst tätig. A. widmete sich dann hauptsächlich dem Fachjournalismus und Angelegenheiten der ärztlichen Berufsverbände: seit 1889 war er u . a . Redakteur der „Wiener medizinischen Wochenschrift", von 1894 an auch der „Monatsschrift f ü r die Gesundheitspflege". Seit 1883 gehörte er dem Geschäftsausschuß des Österreichischen Ärztevereins-Verbandes an. A. publizierte u . a . die offiziellen Medizinal-Schematismen für Österreich (1896-1903). WEITERE WERKE: Ärztliches Vademecum. Wien 1896. Medizinische Chronik des 19. Jahrhunderts. Wien 1900, 2 1901 (mit Adolf Kronfeld). LITERATUR: A. Kronfeld: Α., Η. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 14. Berlin 1912, S. 125-127.
A d l e r , M a x , österr. Soziologe, * 15.1. 1873 Wien, t 2 8 . 6 . 1 9 3 7 Wien. Α., dessen Vater eine Tuchhandlung besaß, studierte Rechtswissenschaften in Wien, w u r d e 1896 p r o m o v i e r t und ließ sich später als Rechtsanwalt nieder. Mit Otto —»Bauer, Karl - » R e n n e r und Rudolf —»Hilferding gründete er 1903 den Verein „Die Z u k u n f t " , die erste Wiener Arbeiterschule. A. habilitierte sich 1919 f ü r Soziologie sowie f ü r Theorie und Geschichte des Sozialismus und w u r d e zum a. o. Prof. ernannt. 1920-23 war er sozialdemokratischer A b g e ordneter im niederösterreichischen Landtag. Besonders widm e t e er sich dem Arbeiterbildungswesen u n d der sozialistischen Jugendarbeit. Er war Mitarbeiter von „ D e r K a m p f , der „Arbeiter-Zeitung" und der in Berlin erscheinenden Zeitschrift „Der K l a s s e n k a m p f . Mit Hilferding g a b er die „Marx-Studien. Blätter für Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus" heraus, die den ersten Kristallisationspunkt des Austromarxismus darstellten. A l s erster Band erschien 1904 A.s Kausalität und Teleologie im Streite um die Wissenschaft. A. versuchte, den M a r x i s m u s mit der Philosophie, speziell mit der Erkenntnistheorie Kants zu verbinden, deren Sozialbezug er verstärkt sehen wollte. Er veröffentlichte u. a. Marx als Denker (1908, 3 1925), Engels als Denker ( 1 9 2 0 , 2 1 9 2 5 ) , Die Staatsauffassung des Marxismus. Ein Beitrag zur Unterscheidung von soziologischer und juristischer Methode (1922, Neuausg. 1974), Kant und der Marxismus. Gesammelte Aufsätze zur Erkenntniskritik und Theorie des Sozialen (1925) und Lehrbuch der materialistischen Geschichtsauffassung (Bd. 1, 1930; Bd. 2, Teil 1, 1932). WEITERE WERKE: Der Sozialismus und die Intellektuellen. Wien 1910, 4 1923. - Wegweiser. Studien zur Geistesgeschichte des Sozialismus. Stuttgart 1914. 5., umgearbeitete Aufl. 1931. Nachdr. der 1. Aufl. 1974. - D e r M a r x i s m u s als proletarische Lebenslehre. Berlin 1923, 3 1930. - Die Kulturbedeutung des Sozialismus. Wien 1924, 3 1927. - N e u e Menschen. Gedanken über sozialistische Erziehung. Berlin 1924, 2 1926. - Das Soziologische in Kants Erkenntniskritik. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung zwischen Naturalism u s und Kritizismus. Wien 1924. - Das Rätsel der Gesellschaft. Zur erkenntnis-kritischen Grundlegung der Sozialwissenschaft. Wien 1936. Neudr. Aalen 1975. - Soziologie des Marxismus. 3 Bde., Wien u. a. 1964 (Bd. 1-2: Neuauflage der Grundlegung der materialistischen Geschichtsauffassung, 1930-32; Bd. 3: Die solidarische Gesellschaft. [Die dynamischen Grundbegriffe. Manuskript aus d e m Nachlaß]). Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. A l f r e d P f a b i g a n und Norbert Leser. Wien 1981. LITERATUR: M a x N u ß b a u m : Kantianismus und M a r x i s m u s in der Sozialphilosophie M. A.s. Wüstegiersdorf 1934. - Peter Heintel: System und Ideologie. Der A u s t r o m a r x i s m u s im Spiegel der Philosophie M . A.s. W i e n / M ü n c h e n 1967. - Alfred Pfabigan: Μ . A. Eine politische Biographie. F r a n k f u r t / Main 1982. - Karl H. Pabst: Transzendentale Erkenntnis und Gesellschaft. Zur Kritik transzendentaler Begründungsversuche der Gesellschaftstheorie bei Μ . Α., Jürgen H a b e r m a s und T h e o d o r W . Adorno. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1992. - Christian Möckel: Sozial-Apriori: der Schlüssel z u m Rätsel der Gesellschaft. Leben, Werk und Wirkung M . A.s. F r a n k f u r t / Main u. a. 1993. A d l e r , Paul, Schriftsteller, * 3. / 4 . 4 . 1878 Prag, t 8 . 6 . 1 9 4 6 Königsaal (tschech. Zbraslaw) bei Prag. A. studierte 1896-1900 Rechtswissenschaften in Prag, w u r d e 1901 promoviert und war bis 1902 Richter in Wien. Die Jahre 1903-10 verbrachte er mit Jakob H e g n e r in Italien und lebte seit 1912 in der von ihm mitgegründeten Künstlerkolonie Hellerau bei Dresden. A. war Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften des Expressionismus (u. a. „Pan", „Die A k -
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Adler tion"). Im Ersten Weltkrieg wurde er als Pazifist Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 1918 gründete er die die „Sozialistische Gruppe geistiger Arbeiter". 1921 war A. zeitweise Kunst- und Theaterkritiker der „Prager Presse". Seit 1923 lebte er wieder in Hellerau, wo er 1933 fliehen mußte. Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft verbrachte er in Prag in einem Versteck, gelähmt nach einem Schlaganfall 1939. Neben dem Roman Nämlich (1915) veröffentlichte A. Erzählungen, Übersetzungen (u. a. Miguel de Unamuno) und Sachbücher zur japanischen Literatur. LITERATUR: Ludo Abicht: Ρ. Α., ein Dichter aus Prag. Wiesbaden 1972. A d l e r , Victor, österr. Politiker, * 24.6.1852 Prag, t 11.11.1918 Wien. Aus einer großbürgerlichen Familie stammend, lebte A. seit 1883 als Armenarzt in Wien. Wegen des zunehmenden Antisemitismus trennte er sich von der deutschnationalen Bewegung, an deren „Linzer Programm" (1882) er mitgearbeitet hatte, und Schloß sich 1883 der Arbeiterbewegung an. Auf einer Reise durch Deutschland und Großbritannien kam er in Kontakt mit August —»Bebel und Friedrich —»Engels. A. gründete die sozialdemokratische Wochenschrift „Gleichheit" (1886-89) und die Wiener .Arbeiterzeitung", deren Chefredakteur er bis zum seinem Tod war. Auf dem „Hainfelder Parteitag" (1888/89) gelang es Α., Radikale und Gemäßigte zu einer sozialdemokratischen Partei zu vereinigen. Auch in der II. Internationale hatte er eine führende Stellung. Als Mitglied des österr. Abgeordnetenhauses (1905-18) bemühte er sich u. a. um die Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts. In der provisorischen Regierung Deutsch-Österreichs wurde er 1918 Staatssekretär des Äußeren. A. war der Vater von Friedrich —» A. WERKE: Cholera und Sozialpolitik. Berlin 1892. - Aufsätze, Reden und Briefe. Hrsg. vom Parteivorstand der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs. 5 Bde. Wien 1922-25. - V. A. als Parteimann. Reden und Aufsätze gesammelt und in Heften zusammengestellt von Gustav Pollatschek. 6 Bde. Wien 1929. - Aus seinen Reden und Schriften. Ausgewählt von Anton Tesarek. Wien 1947. Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky. Gesammelt und erläutert von Friedrich Adler. Hrsg. vom Parteivorstand der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien 1954. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 7 f. - Julius Braunthal: V. und Friedrich A. Zwei Generationen Arbeiterbewegung. Wien 1965. - V. A. im Spiegel seiner Zeitgenossen. Hrsg. v. Wanda Lanzer/Ernst K. Herlitzka. Wien 1968. - Christoph Stölzl: V. A. In: Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder. Bd. 1. Hrsg. v. Karl Bosl. München/ Wien 1974, S. 235-263. - Peter Pelinka/Manfred Scheuch: 100 Jahre AZ. Die Geschichte der Arbeiter-Zeitung. Wien / Zürich 1989. A d o l p h , Karl, österT. Erzähler, * 19.5.1869 Wien, t 22.11. 1931 Wien. Nach einer Lehre als Zimmermaler nahm Α., Sohn eines Zimmermalers, 1919 eine Stelle als Kanzleigehilfe in der Verwaltung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses an. Nach ersten lyrischen und epischen Versuchen trat er ab 1908 erfolgreich mit Romanen und Skizzen aus dem Wiener kleinbürgerlichen und Arbeitermilieu hervor. Für den Roman Haus Nummer 37 (1908) erhielt er 1909 den BauernfeldPreis. A. war langjähriger Mitarbeiter der „Wiener Arbeiterzeitung". LITERATUR: Elfriede Harrer: Κ. A. Versuch einer Monographie. Diss. Wien 1948. - Kurt Vancsa: Α., Κ. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 87.
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A d o r n o , Theodor W., Theodor W(iesengrund), Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker, Komponist, * 11.9.1903 Frankfurt/Main, t 6.8.1969 Visp (Kt. Wallis). Als einziges Kind einer Sängerin und eines Weingroßhändlers wuchs A. in einer bürgerlich-kulturellen, behüteten Atmosphäre auf, die von der Mutter und der ebenfalls als Musikerin hervorgetretenen Tante geprägt war. 1921-24 studierte er in Frankfurt/Main Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft. Seit 1922 verfaßte er Musikkritiken, in denen er die Neue Musik im Gefolge Arnold Schönbergs und Alban Bergs verfocht. 1925/26 studierte er in Wien Komposition bei Berg und Klavier bei Eduard Steuermann. In seinen musiktheoretischen Arbeiten traten deutlich ideologiekritische Züge hervor. Dies hing mit seinen Verbindungen zu dem marxistisch orientierten Kreis von Philosophen und Sozialwissenschaftlern um Max Horkheimer zusammen, aus dem heraus in Frankfurt 1923 das Institut für Sozialforschung gegründet worden war. Horkheimer entwarf das Programm einer unorthodoxen Verbindung von philosophischkritischem Materialismus, empirischer Sozialforschung, Psychoanalyse und Ästhetik; A. war an diesen Diskussionen sehr bald maßgeblich beteiligt. 1931 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Kierkegaard (1933). In seiner Antrittsvorlesung über Die Aktualität der Philosophie entwarf er das Programm einer Philosophie als geschichtlicher Deutung, das für ihn zeitlebens verbindlich bleiben sollte. Im Herbst 1933 wurde A. die venia legendi entzogen. Unterdessen errichtete Horkheimer Zweigstellen des Instituts in Genf, Paris und London. Seit 1934 hatte das Institut seinen Hauptsitz in New York. A. übersiedelte nach Oxford, wo er bis 1937 zur Erlangung des Ph.D. an einer Kritik der Husserlschen Phänomenologie arbeitete (Zur Metakritik der Erkenntnistheorie, 1956). Zugleich fungierte er als wichtigster europäischer Korrespondent der von Horkheimer herausgegebenen ,.Zeitschrift für Sozialforschung". 1938, nach seiner Übersiedlung in die USA, wurde er auch formell Mitglied des Instituts. Neben der Weiterführung seiner ästhetischen und kulturkritischen Arbeiten wandte er sich nun verstärkt der empirischen Sozialforschung zu. Bezeichnend für die Verknüpfung von Empirie und Geschichtsphilosophie war seine Beteiligung an den umfangreichen AntisemitismusStudien des Instituts (als Mitautor von The Authoritarian Personality, 1950), die nicht abzulösen sind von der zusammen mit Horkheimer verfaßten Dialektik der Aufklärung (1947). In diesem Buch wurde die totalitäre Irrationalität der Gegenwart auf eine Erkrankung der Vernunft von den Anfängen des Zivilisationsprozesses an zurückgeführt: Die instrumenteile Vernunft, durch die die Menschen den Naturzwang zu brechen suchen, schlägt als Zwang umso unerbittlicher auf sie selbst zurück. In den USA entstanden auch die Hauptwerke Philosophie der neuen Musik (1949) und Minima Moralia (1951). 1949 kehrte A. nach Frankfurt an das dort wiedererrichtete Institut zurück und wurde apl. Prof. der Philosophie und Soziologie. 1958 übernahm er die Leitung des Instituts, dessen Kodirektor er seit 1953 gewesen war. Während der fünfziger und sechziger Jahre gewann er größeren Einfluß sowohl auf die Musikkritik als auch auf die Gesellschaftskritik in der Bundesrepublik Deutschland. Mit besonderem Nachdruck widmete er sich der Kritik der Heideggerschen Existenzphilosophie. 1963 wurde er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und erhielt die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. 1966 erschien sein methodologisches Hauptwerk Negative Dialektik, postum 1970 die Ästhetische Theorie. WERKE: Gesammelte Schriften in 20 Bänden. Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt/Main 1970-86. - Nachgelassene Schriften. Frankfurt/Main 1993 ff. (etwa 30 Bde.).
Agahd LITERATUR: Willem van Reijen: A. zur Einführung. Hamburg 31987. - Rolf Wiggershaus: T. W. A. München 1987. - Hartmut Scheible: T. W. A. Reinbek 1989. Hauke Bronkhorst: T. W. A. München 1990. - Gerhard Schweppenhausen Ethik nach Auschwitz. A.s negative Moralphilosophie. Hamburg 1993. - Ulrich Kohlmann: Dialektik der Moral. Untersuchungen zur Moralphilosophie A.s. Lüneburg 1997. - Günter Seubold: Das Ende der Kunst und der Paradigmenwechsel in der Ästhetik. Freiburg/Breisgau u.a. 1997. - Gerhard Schweppenhäuser: T. W. A. zur Einführung. 2., verb. Aufl. Hamburg 2000. - Lorenz Jäger: A. Eine politische Biographie. München 2003. - Stefan Müller-Doohm: A. Eine Biographie. Frankfurt/Main 2003. Gunzelin Schmid Noerr Adrowitzer, Alfred, österr. Journalist, * 28.6.1916 Salzburg, t 24.1.1982. A. studierte Philosophie an der Univ. Salzburg, die er 1938 als „Mischling" verlassen mußte. Seit 1936 als Redakteur der „Salzburger Chronik" tätig, war er in Salzburg 1938/39 Sekretär im Dompfarramt, 1939/40 Buchhalter und Geschäftsführer einer Häute- und Fellegroßhandlung und 1941-44 Buchhalter in einem Bankhaus. Im Februar von der Gestapo verhaftet, wurde er in ein Zwangsarbeiterlager und dann ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Im Oktober 1945 wurde A. Lokalredakteur der ÖVP-Tageszeitung „Salzburger Volkszeitung". 1957-68 war er deren Chefredakteur und danach Chefredakteur des „Österreichischen Klerusblatts" in Salzburg. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 448. Aegidi, Ludwig Karl James, Pseud. Ludwig Helfenstein, Jurist, Publizist, Politiker, * 10.4.1825 Tilsit, t 20.11.1901 Berlin. Α., Sohn eines Kreisphysikus und späteren Leibarztes des Prinzen Friedrich von Preußen, war als Student der Rechtswissenschaften in Berlin engagierter Burschenschafter, 1848 Führer der Berliner studentischen Jugend und Mitarbeiter an Georg Gottfried —>Gervinus' „Deutscher Zeitung". Im selben Jahr trat er als Sekretär der Minister Alfred und Rudolf von Auerswald und August Graf von Dönhoff, in den preuß. Staatsdienst ein, verließ jedoch die Stelle bei Amtsantritt des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel. Bis 1851 war er Schriftleiter der „Konstitutions-Zeitung", lehrte seit seiner Habilitation 1853 (Der Fürsten-Rath nach dem Lünevitter Frieden. Eine reichsrechtliche Abhandlung) zeitweilig als Privatdozent in Göttingen und war 1857-59 Prof. der Rechte in Erlangen. Seit 1859 stand er im Dienst der preuß. Regierung, verfaßte antiösterreichische Denkschriften und Broschüren und warb für den kleindeutschen Coburger Nationalverein. A. gab seit 1861 das Staatsarchiv, eine Sammlung zeitgeschichtlicher Akten heraus. Er war 1867/68 freikonservatives Mitglied des Norddeutschen Reichstags, 1873-93 des Preußischen Landtags und 1871-77 Vortragender Rat im Auswärtigen Amt. Danach lehrte er als Honorarprofessor Staats-, Völker- und Kirchenrecht an der Univ. Berlin. WEITERE WERKE: Gegen die Signature temporis. Von einem freimüthigen Widersacher der Revolution. Berlin 1849. Aus dem Jahr 1819. Beitrag zur Deutschen Geschichte. Hamburg 1861, 2., verm. Aufl. 1861. - Aus der Vorzeit des Zollvereins. Beitrag zur Deutschen Geschichte. Hamburg 1865. - Woher und Wohin? Ein Versuch die Geschichte Deutschlands zu verstehen. Hamburg M 1866. LITERATUR: Nachruf in: Historische Zeitschrift 88 (1902). A. Teichmann: Α., L. K. J. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 6. Berlin 1904, S. 264-272. - Richard Sternfeld: L. K. J. A. In: Hundert Jahre Deutscher
Burschenschaft. Burschenschaftliche Lebensläufe. Heidelberg 1921, S. 161-169. - Heinz Gollwitzer: Α., L. K. J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 88. - Gerd Wehnder: L. Κ. A. Ein Lebensbild des ersten Pressesprechers im Deutschen Auswärtigen Amt. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 37 (1988) S. 91-103. Aellen, Hermann, Pseud. Helveticus, Schriftsteller, Redakteur, * 24.5.1887 Oberbalm bei Bern, t 26.9.1939 Minusio. Nach dem Studium in Bern war A. seit 1908 in Thun, Zürich und Locarno journalistisch tätig. Seit 1915 war er Redakteur des „Berner Tagblatts", seit 1923 der „Heimatstimmen" sowie des „Freien Rätiers" und seit 1929 auch Feuilletonredakteur der „Neuen Berner Zeitung". A. gründete und redigierte die Zeitschrift „Südschweiz". Er verfaßte Romane (u.a. Heimatfeinde, 1914), Erzählungen und Bühnenwerke und gab u.a. das Schweizerische Zeitgenossen-Lexikon (3 Bde., 1920-26, 2 1932) heraus. WEITERE WERKE: Hrsg.: Schweizerisches SchriftstellerLexikon. Weinfelden 1918. - Die Lawine von Gurin. Wien/ Leipzig 1923. - Hauptmann Heizmann. Tagebuch eines Schweizers. Graz 1925. - Heimatsucher. Werdau 1935. LITERATUR: Friedrich Schongauer: Η. A. Eine DichterWürdigung. Bern 1930. - Gustav Gamper: Η. A. Eine Würdigung zum 50. Geburtstag des Dichters und kleine Lese aus seinen Werken. Klosterreichenbach im Schwarzwald 1937. - Ernst Jacky: Η. A. f. Redaktor und Schriftsteller. In: Falkenstein 42 (1939) 12, S. 168-171. Afritsch, Anton, österr. Redakteur, Politiker, * 8.12.1873 Klagenfurt, t 7.7.1924 Graz. Zunächst Tischlergehilfe, war A. zwei Jahrzehnte Redakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung „Arbeiterwille" in Graz. 1908 gründete er dort die „Österreichischen Kinderfreunde" als Vorfeldorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei; 1917 wurde er Obmann des Reichsverbandes in Wien. A. veröffentlichte u.a. Ins neue Leben, und andere ernste Erzählungen (1920, 41951) und Die Pioniere der sozialistischen Erziehung (1946). LITERATUR: Anton Anfritsch d.J.: Der Kinderfreund Α. A. Graz 1958. Agahd, Konrad, Pädagoge, Journalist, * 1.3.1867 Neumark, t 18.11.1926 Berlin. A. war Lehrer in Virchow, Fehrbellin und seit 1890 in Neukölln. 1913 gab er den Lehrberuf auf und widmete sich ausschließlich der Jugendfürsorge. Er stellte Untersuchungen zur Kinderarbeit in Deutschland, Schweden, Norwegen, Oberitalien und Österreich an und gilt als der „Vater des deutschen Kinderschutzgesetzes" von 1903. 1918 trat er dem Deutschen Erziehungsbeirat für verwaiste Jugend bei, dessen Generalsekretär er wurde. A. war Begründer und Schriftleiter der seit 1912 vom Verein für soziale Ethik herausgegebenen Zeitschrift ,Jung-Siegfried" sowie der Jugendzeitschriften „Hänsel und Gretel" (seit 1912), „Siegwart" (seit 1918) und „Treuhilde" (seit 1920). Er veröffentlichte mehrere Arbeiten über Kinderarbeit und Jugendfürsorge, u.a. Die Erwerbstätigkeit schulpflichtiger Kinder (1897). WEITERE WERKE: Kinderarbeit und Gesetz gegen die Ausnutzung kindlicher Arbeitskraft in Deutschland. Jena 1902. Gesetz betreffend Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben vom 30. März 1903. Ausführliche Erläuterungen zum Gesetz und Vorschläge zu seiner Durchführung. Jena 1903, 3., mit M. von Schulz Überarb. Aufl. 1905. - Jugendwohl und Jugendrecht. Praktischer Wegweiser durch, das Gesamtgebiet einer Kinder- und Jugendfürsorge. Halle/Saale 1907. - Lehrerschaft und Jugendfürsorge in Stadt und Land. Vorträge, Abhandlungen, Materialien, Organisation. Berlin 1909.
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Agricola A g r i c o l a , Rudolf, Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, * 2 9 . 1 1 . 1 9 0 0 Ladenburg, t 1 4 . 1 . 1 9 8 5 Greifswald. Α., Sohn eines Zigarrenfabrikanten, studierte in Heidelberg, Erlangen und Freiburg/Breisgau Jura und Wirtschaftswissenschaften, wurde 1924 zum Dr. rer. pol. promoviert (Die Beziehungen von Bankzentrale zu Filialen und Depositenkassen) und an der Handelshochschule M a n n h e i m zum Diplomhandelslehrer ausgebildet. 1920-26 arbeitete er in unterschiedlichen Unternehmen und unterrichtete 1927-33 als Handelsoberlehrer an den Stadtischen Handelsschulen in Zeitz. Seit dem 18. Lebensjahr politisch aktiv, schrieb A. u. a. f ü r sozialdemokratische Zeitungen. 1924-31 war er Mitglied der SPD, 1931-33 der Sozialistischen Arbeiterpartei. 1933 entlassen und vorübergehend inhaftiert, arbeitete A. illegal für die Kommunistische Partei in Mitteldeutschland, war Redakteur der illegalen Kommunistischen Zeitung „Nun erst recht!", w u r d e abermals verhaftet und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. 1943-45 lebte er als Buchhalter in Villingen (Schwarzwald). 1945-47 war A. Mitglied des Vorstandes der Deutschen Nachrichtenagentur in der amerikanischen Zone ( D E A N ) , 1945-48 Mitherausgeber der „Rhein-NeckarZeitung" Heidelberg, 1 9 4 7 / 4 8 Direktor des Zeitungswissenschaftlichen Instituts an der Univ. Halle, dann Prof. f ü r politische Ö k o n o m i e an der Univ. Halle und übernahm 1948 die Leitung des Instituts f ü r politische Ökonomie. Im selben Jahr wurde er Mitglied der S E D . 1948-51 war A. Prorektor und 1951-53 Rektor der Univ. Halle. 1950-58 gehörte er der Volkskammer an. 1954-56 baute A. das Institut für Wirtschaftswissenschaften an der Deutschen Akademie der Wissenschaften auf, hatte dort die Leitung der Abteilung Geschichte der ökonomischen Lehre inne und war zuletzt Institutsdirektor. Seit 1956 Mitarbeiter des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, war er 1956-61 Generalkonsul der DDR-Handelsvertretung in Finnland, 1 9 6 1 / 6 2 dort außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter der D D R Auslandsvertretung. 1961 wurde er Mitglied des Präsidiums der Deutsch-Nordischen Gesellschaft. 1963-65 hatte A. den Lehrstuhl f ü r politische Ö k o n o m i e und internationale Beziehungen zu den nordischen Ländern an der Univ. Greifswald inne. WEITERE WERKE: Abschluß und Bilanz. Stuttgart 1928. Der gegenwärtige Stand der ökonomischen Wissenschaft in Westdeutschland. Berlin 1956. LITERATUR: Jürgen Radde: Die außenpolitische Führungselite der D D R . Veränderungen der sozialen Struktur außenpolitischer Fürhungsgruppen. Köln 1976. - BerndRainer Barth: Α., R. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 16f. A h , Joseph Ignaz von, Pseud. Hartmann von Baldegg, schweizer, kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 5 . 1 2 . 1 8 3 4 Sachsein (Obwalden), t 1 . 9 . 1 8 9 6 Kerns (Obwalden). Der Bauernsohn besuchte die Klosterschule in Einsiedeln, studierte in C h u r Theologie und w a r nach der Priesterweihe 1857 zwei Jahre Vikar in Bern, danach in Freiburg im Üechtland. Seit 1863 war er Geistlicher und Lehrer in Stans, von 1867 bis zu seinem Tod Pfarrer in Kerns. 1873-87 und 1 8 9 5 / 9 6 war A. Schulinspektor, seit 1888 Bischöflicher Kommissar f ü r Obwalden. Er gehörte 1856 zu den Mitbegründern des Piusvereins, einer Bewegung zur Förderung kath. Lebens und Wirkens. Als „Weltuberblicker" veröffentlichte er 1866-96 über 1500 Wochenberichte im von ihm gegründeten „Nidwaldner Völksblatt". Seine Prosawerke und Schauspiele zielten mit ihrer historisierend-vaterländischen Thematik sowohl auf Belehrung als auch auf Unterhaltung (u.a. Der Löwe von Luzern, 1896). WEITERE WERKE: Von d e m f r o m m e n Leben und segensreichen Wirken des heiligen Borromäus. Einsiedeln 1885, 5 1909. - D e s seligen Einsiedlers Nikolaus von Flüe - genannt Bruder Klaus zu Unterwaiden - wunderbares Leben,
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segensreiches Wirken und gottseliges Sterben. Einsiedeln 1 8 8 7 , 3 1 9 0 9 . - Ausgewählte Predigten. Hrsg. v. Joseph Beck. 4 Bde., Stans 1904-14. LITERATUR: Alfred Zäch: Α., J. I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 106 f. A h l e r s , Conrad, Journalist, Politiker, * 8 . 1 . 1 9 2 2 H a m burg, t 1 9 . 1 2 . 1 9 8 0 Bonn. Α., dessen Vater als E x p o r t k a u f m a n n und zeitweise als deutscher Wahlkonsul in England tätig war, nahm 1941-45 a m Zweiten Weltkrieg teil und studierte seit 1945 Volkswirtschaft in Hamburg. 1947 zählte er zu den Begründern der Jungen Union. 1 9 4 8 / 4 9 Journalist beim Deutschen Dienst der B B C in London, war er seit 1949 beim H a m burger „Sonntagsblatt" tätig. 1951 wurde er Chef vom Dienst im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und 1952 Pressereferent der Dienststelle Blank, der Vorläuferin des Bundesverteidigungsministeriums. Er war außenpolitischer Redakteur der „Welt" (seit 1954), BonnKorrespondent des „Spiegel" (seit 1957), innenpolitischer Redakteur der „Frankfurter R u n d s c h a u " (seit 1959) und wurde 1962 stellvertretender Chefredakteur des „Spiegel". Im Z u g e des von ihm verfaßten Artikels „Bedingt abwehrbereit" und der folgenden „Spiegel-Affäre" war A. mehrere Wochen inhaftiert. 1966 w u r d e er Regierungssprecher der Großen Koalition, war seit 1968 Mitglied der S P D und leitete 1969-72 als Staatssekretär das Bundespresseamt. A. war seit 1972 Mitglied des Deutschen Bundestags und daneben journalistisch f ü r den „Stern", die „Hamburger Morgenpost" und die „Wirtschaftswoche" tätig. 1980 wurde er zum Intendanten der „Deutschen Welle" gewählt. A. veröffentlichte u. a. Die Bedeutung der allgemeinen und aktuellen politischen Information flir die Regierungspolitik (1968). WEITERE WERKE: Öffentlichkeitsarbeit des Staates. Propaganda, Mitteilung, Dialog? In: Ders. (Hrsg.) Der öffentliche Dienst und die Medien. B o n n / S t u t t g a r t 1979, S. 183-198. Ein „Abgrund von Landesverrat". In: Roderich K l e t t / W o l f gang Pohl (Hrsg.): Stationen einer Republik. Stuttgart 1979, S. 131-147. - Das Ende, das ein A n f a n g war. Die letzten Tage des Dritten Reiches. Freiburg/Breisgau u . a . 1981. LITERATUR: Hermann Schreiber: Immer mit einem Bein im anderen Lager. Spiegel-Reporter H. S. über C. A. In: Der Spiegel 2 2 (1968) 42, S. 50-57. - Walter Henkels: Neue B o n n e r Köpfe. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1977, S. 16-19. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 7. - Otto Köhler: Rudolf Augstein. Ein Leben f ü r Deutschland. München 2002. Neuausg. München 2003. Dieter Schröder: Augstein. M ü n c h e n 2004. A h l m a n n , Wilhelm Hans, Politiker, Bankier, * 1 3 . 7 . 1 8 1 7 Gravenstein, t 1 5 . 9 . 1 9 1 0 Kiel. Nach d e m Studium der Staatswissenschaften und der Volkswirtschaft (Promotion in Tübingen 1845) lehrte Α., Sohn eines K a u f m a n n s , 1 8 4 7 / 4 8 an der Univ. Kiel. E r war führend an der schleswig-holsteinischen Erhebung von 1848-51 beteiligt, war Sekretär der Provisorischen Regierung, Abteilungs-Chef im Departement des Inneren und Leiter des Postwesens. 1 8 4 8 / 4 9 gehörte er dem radikalliberalen Flügel der Konstituierenden Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung an und gab die „Schleswig-Holsteinische Zeitung" heraus, die zeitweilig von Theodor —> M o m m s e n redigiert wurde. Nach dem Scheitern der Erhebung lebte A. zunächst in Großbritannien; nach seiner Rückkehr 1852 gründete er das erste Kieler Bankhaus, Schloß sich 1863 der augustenburgischen Partei an und gründete 1864 die „Kieler Zeitung". 1867 war er Mitbegründer der Liberalen Partei Schleswig-Holsteins und danach Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses (bis 1875) und der Kieler Stadtkollegien (bis 1888).
Albrecht LITERATUR: Das B a n k h a u s Wilhelm A h l m a n n Kiel. Kiel 1927. - H e r m a n n Hagenah: W. A. Das Lebensbild eines Schleswig-Holsteiners, o. O. [Kiel] 1930. - Alexander Scharff: Α., W . H. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 111 f. A h n , Albert, Verleger, * 2 8 . 1 . 1 8 6 7 Köln, t 8 . 7 . 1 9 3 5 Suvigliana. A. studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, M ü n c h e n und Bonn und w u r d e in Leipzig promoviert. Zunächst im juristischen Vorbereitungsdienst in Köln tätig, absolvierte er seine kaufmännische und verlegerische Ausbildung in verschiedenen Buchdruckereien sowie im Buch- und im Kunstverlag. A. war u . a . Vorstandsmitglied des Verbands Rheinischer Industrieller und des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, Aufsichtsratsmitglied der Kölner Verlags-Anstalt und Druckerei A. G., Vorsitzender des Vereins Rheinischer Zeitungsverleger, des Arbeitgeberverbands f ü r das Deutsche Zeitungsgewerbe und des Verwaltungsrats der Versorgungsanstalt der Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse G m b H , Berlin. WERKE: Hrsg.: Studien zur rheinischen Geschichte. Bonn 1912. - Vorrede zu: Hundert Jahre A. Marcus und E. Webers Verlag 1818-1918. Bonn 1919. WERKE: Hrsg.: Studien zur rheinischen Geschichte. Bonn 1912. - Hundert Jahre A. Marcus und E. Webers Verlag 1818-1918. B o n n 1919. A h r e n s , Hermann, Politiker, * 8 . 4 . 1 9 0 2 Jerstedt (Kr. Goslar), t 1 4 . 7 . 1 9 7 5 Salzgitter. A. absolvierte 1916-18 eine Ausbildung bei der K o m m u n a l verwaltung in Goslar, w a r nach dem Ersten Weltkrieg als kaufmännischer Angestellter tätig und seit 1925 Hilfsarbeiter im Bau- und Verwaltungsdienst der Provinzialverwaltung Hannover. 1933 wurde er Bürgermeister von Salzgitter. 1945 übernahm A. die Verlagsdirektion des „Salzgitter-Kuriers", Schloß sich dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an und w u r d e 1951 in den niedersächsischen Landtag gewählt. Seit 1959 war er Finanzminister und von 1961 an stellvertretender Ministerpräsident. Nach der Fusion von B H E und Deutscher Partei zur Gesamtdeutschen Partei (GDP) war er von 1962 bis zu ihrer Auflösung 1963 deren Vorsitzender. I m selben Jahr schied er aus der Regierung aus. A l b a n u s , Johann August Leberecht, evang. Theologe, Schriftsteller, * 4 . 1 2 . 1 7 6 5 Beucha bei Leipzig, t 2 . 1 0 . 1 8 3 9 Riga. 1779-84 studierte A. Theologie in Leipzig und war seit 1789 Hauslehrer in Riga. 1792 wurde er Rektor, 1798 Inspektor der Domschule in Riga. Gleichzeitig war er seit 1799 Diakon an der D o m k i r c h e und von 1800 an auch an der PetriKirche. 1804-18 als livländischer Gouvernementsschuldirektor beschäftigt, war er 1823-32 Pastor an der Petri-Kirche, seit 1833 Superintendent des rigaischen Konsistorialbezirks und Vizepräsident des rigaischen Stadt-Konsistoriums. A. verfaßte Predigten, historische und pädagogische Schriften; er gab die „Livländischen Schulblätter" (1813-15), gemeinsam mit Johannes Daniel Braunschweig die „Schulmännische Zeitschrift" (1816) und die „Rigaischen Stadtblätter" heraus. LITERATUR: Herbert Rister: Α., J. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 121 f. A l b e r t i , Konrad, eigentl. K. Sittenfeld, Journalist, Schriftsteller, * 9 . 7 . 1 8 6 2 Breslau, f 2 4 . 6 . 1 9 1 8 Berlin. Nach dem Studium der Geschichte, Kunst- und Literaturgeschichte in Breslau und Berlin war A. Schauspieler bei Wanderbühnen, dann freier Schriftsteller. 1900 wurde er Chefredakteur der „Berliner Morgenpost". Als Kulturund Literaturkritiker schrieb er für die von Michael Georg —> Conrad gegründete naturalistische Zeitschrift „Die Gesellschaft". Z u s a m m e n mit Karl Bleibtreu gründete er „Die
Deutsche Bühne". Neben Essays und Bühnenstücken schrieb A. R o m a n e wie Die Allen und die Jungen (2 Bde., 1889) und Der Kampf ums Dasein (6 Bde., 1888-95). WEITERE WERKE: Gustav Freytag. Sein L e b e n und Schaffen. Leipzig 1885, 2., verb. Aufl. 1886. - O h n e Schminke! Wahrheiten Uber das m o d e r n e Theater. D r e s d e n / L e i p z i g 12 1 8 8 7 . - Hrsg.: Die Eroberung der Erde. D e r Weiße als Entdecker, Erforscher und Besiedler f r e m d e r Weltteile. Berlin u . a . 1909, 2 1912. A l b i s s e r , Josef, schweizer. Publizist, Politiker, * 2 5 . 2 . 1 8 6 8 Büron (Kt. Luzern), t 2 5 . 9 . 1 9 4 3 Luzern. Α., Sohn eines Lehrers, studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Leipzig, M ü n c h e n und B e r n . 1892 erhielt er das Luzerner Anwaltspatent und w a r 1895-1915 Fürsprech. A. gründete die Sozialdemokratische Partei Luzern, deren Organ „Centralschweizerischer D e m o k r a t " er 1893-1900 redigierte. 1901 w u r d e er erster offizieller Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz. Zwischen 1894 und 1935 war er m e h r m a l s Luzerner Großrat, 1899-1915 Mitglied des Großen Stadtrats und 1915-17 des Stadtrats in Luzern. 1917-29 war er als Richter tätig. A. gehörte zu den B e g r ü n d e r n der Arbeiterunion Schweizerischer Transportanstalten, deren Zentralpräsident er 1898-1902 und seit 1909 war. 1912 w u r d e er Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt. Er war auch Präsident des Eidgenössischen Versicherungsgerichts und Zentralpräsident des Grütlivereins. A l b r a n d , Martha, eigentl. Heidi Huberta L a m o n , geb. Freybe, in 1. Ehe Loewengard, weitere Pseud. Katrin Holland, Schriftstellerin, * 8 . 9 . 1 9 1 4 Rostock, t 2 4 . 6 . 1 9 8 1 N e w York. Α., Tochter eines preuß. Offiziers, veröffentlichte 1930 mit Man spricht über Jacqueline ihren ersten R o m a n . Der Erfolg des Werks ließ sie ein Studium abbrechen, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Vorübergehend arbeitete sie f ü r die „Vossische Zeitung" und die „ G r ü n e Post", bevor sie in den dreißiger Jahren zwölf weitere R o m a n e und zwei Kinderbücher schrieb. Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft w a r A. im politischen Untergrund tatig und half gefährdeten Personen bei der Flucht aus Deutschland. 1937 m u ß t e auch sie fliehen, ging erst in die Niederlande, dann nach England und lebte seit 1939 in N e w Jersey (USA). Mit den in den Jahren während des Zweiten Weltkriegs entstandenen vier Romanen ( u . a . No Surrender, 1942; None Shall Know, 1945) und auch nach Kriegsende setzte sie ihre schriftstellerische Tätigkeit in den U S A mit großem Publik u m s e r f o l g fort. In diesen, der Unterhaltungsliteratur zuzurechnenden Werken bezog sie das aktuelle Zeitgeschehen wie den Nationalsozialismus und später den K o m m u n i s m u s in die jeweilige Handlung mit ein, o h n e dabei jedoch die Zeitumstände eingehender zu analysieren. WEITERE WERKE: Carlotta Torresani. Zürich 1 9 3 8 , 9 1 9 5 6 . Vierzehn Tage mit Edith. Zürich 1939. N e u a u s g . M ü n c h e n 1959, "1968. - Meet m e tonight. N e w York 1960. - A door fell shut. N e w York 1966. - Die Spur des Bluthunds. M ü n c h e n 1977. Neuausg. Berlin 1978. - C o d e Zürich A Z 900. M ü n c h e n 1976. Neuausg. Berlin u. a. 1977. LITERATUR: Jerold Wikoff: M. A. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: N e w York. Hrsg. v. John M. Spalek und Joseph Strelka. Teil 1. Bern 1989, S. 1-8. Jürgen Borchardt: Κ. H. Der Schuß a m Schluß. In: Ders. (Hrsg.): Zwischen Sparbuch und Kriegsbuch 1918 bis 1945. Schwerin 1991, S. 75-84. A l b r e c h t , Friedrich (Johann Hubert), Pseud. Friedrich Siegmund, Theologe, Schriftsteller, * 1 0 . 3 . 1 8 1 8 Glatz (Schlesien), t 5 . 6 . 1 8 9 0 Wiesbaden. Nach d e m Theologiestudium in Breslau und Berlin war A. bis 1844 als Hauslehrer tätig. Nach seinem Bekenntnis zum
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Albrecht Deutschkatholizismus 1845 war er bis 1885 Prediger in der Ulmer Gemeinde, dann in Wiesbaden. Als Herausgeber des freireligösen Sonntagsblatts „Kirchenfackel" (1851-80) und der demokratischen „Ulmer Schnellpost" (1851-84) gewann er nicht unbedeutenden Einfluß. A. war auch schriftstellerisch tätig; er verfaßte u. a. das preisgekrönte Lustspiel Feldkaplan und Lieutenant (1858) und zahlreiche Gedichte. WEITERE WERKE: Zwölf Gedichte unsrer Zeit gewidmet. Leipzig 1845. - Predigten, Aufsätze und Mitteilungen. 12 Hefte. Ulm 1846, 2 1848. - Glaube, Hoffnung, Liebe. Ein Glaubensbekenntniß in 3 Sonettenkränzen. Ulm 1856. LITERATUR: Werner Küppers: Α., F. J. H. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 180 f. Albrecht, Heinrich (Karl Wilhelm), Politiker, * 16.3.1856 Rastede (Oldenburg), t 9.11.1931 Berlin. An der TH Hannover studierte A. 1875-80 Ingenieurwissenschaften, anschließend Staatswissenschaften an der Univ. Berlin (Dr. phil. 1887). Seit 1892 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 1907 an Geschäftsführer der Zentralstelle für Volkswohlfahrt. Er gab deren Zeitschrift „Concordia" heraus, daneben auch das von ihm gegründete „Technische Gemeindeblatt" und die „Zeitschrift für Wohnungsreform". 1906-10 war er Dozent an der Handels-Hochschule Berlin. Wohlfahrtspflege, Wohnungsreform und Wohnungsfürsorge waren die vorrangigen Themen seiner zahlreichen Publikationen. Die Entstehung der Baugenossenschaften und gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften vor und nach dem Ersten Weltkrieg war größtenteils sein Verdienst. Albrecht, Heinrich Christoph, Schriftsteller, * November 1763 Hamburg, t 11.8.1800 Kielseng (bei Flensburg). A. besuchte das Hamburger Johanneum und studierte in Göttingen Philosophie und Theologie. Zurück in Hamburg, gründete und leitete er eine Schule im nahen Eppendorf und wurde dann freier Schriftsteller. 1794 heiratete er Margarete Elisabeth von Axen und erwarb das Freigut Kielseng, wo er von nun an lebte. A. verkehrte im Kreis des Arztes und Nationalökonomen Johann Albert Heinrich Reimarus und dessen Schwiegersohns, des Großkaufmanns Georg Heinrich Sieveking, war in das literarisch-republikanisch-progressive Hamburg eingeführt und zählte zu der vom Jakobiner Friedrich Wilhelm von —»Schütz geleiteten jüdisch-christlichen Freimaurerloge „Einigkeit und Toleranz", die sich für ein Lessingdenkmal einsetzte und eine Bibliothek stiftete. A. verteidigte Adolph von —> Knigge gegen den Barth-Gegner Johann Georg von Zimmermann und dessen Gleichsetzung von Aufklärung und Aufruhr von 1791, dem Jahr der Auseinandersetzung um die Legitimität der Französischen Revolution zwischen Edmund Burke und Thomas Paine, dessen Untersuchung Uber wahre und fabelhafte Theologie er übersetzte. Selbst Herausgeber der „Hamburgischen Monatsschrift" 1791, war A. an einer Reihe von Journalen - dem „Neuen Journal aller Journale", der „Neuen Hamburgischen Dramaturgie", dem „Berlinischen Archiv der Zeit", dem „Neuen Menschen" - beteiligt. Er schrieb über Freimaurerei, englische politische Geschichte und Literatur. Sein Hauptwerk ist der Versuch Uber den Patriotismus (1792), in dem er sich gegen Luxus ausspricht, der jede Nation in eine „arbeitende" und eine „nicht-arbeitende Klasse" teile, für Steuern als Kulturleistungen und Gewerbefreiheit eintritt. Als aufgeklärter Protestant demokratischer Republikaner - denn „alle Repräsentation beruht auf Demokratie" - , vertrat er die Forderung eines sich selbst überwindenden Judentums, das in den Hafen patriotischer Gemeinschaft einlaufen solle, den die Reformation mit der Überwindung katholischer Kirchenhierarchie angelegt habe. LITERATUR: Walter Koch: H. C. A. und Christine Westphalen. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 11
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(1982) S. 381-385. - Walter Grab: Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik. Hamburg 1966, S. 67-74. - Ders.: Leben und Werke norddeutscher Jakobiner. Stuttgart 1973, S. 35-47; Werkauszüge A.s, S. 75-151. Martin Gierl Albrecht, Henry, Karikaturist, Illustrator, Zeichner, Maler, * 30.4. 1857 Memel, f 10.9. 1909 Possenhofen/ Starnberger See. A. begann mit dem Maschinenbaustudium und wechselte 1876 an die Berliner Akademie der bildenden Künste. Schon während des Studiums arbeitete er als Illustrator u. a. für die Blätter „Schalk", „Ulk" und „Kladderadatsch". 1882 ging er nach München, wo er einige Zeit Schüler von Otto —> Seitz war. Seit 1883 war er ständiger Mitarbeiter bei den „Fliegenden Blättern". Er war Mitglied der Künstlergenossenschaft und der „Allotria". A. illustrierte zahlreiche Bücher und entwarf das Bilderbuch Das Tier-ABC (1900). Als vom Impressionismus beeinflußter Ölmaler und Aquarellist von Landschaften, Interieurs, Tieren u. a. wurde A. erst nach seinem Suizid bekannt. WEITERE WERKE: Musenklänge deutschen Humors. Leipzig 1878. - III.: Friedrich W. Hackländer: Bilder aus dem Leben. Stuttgart '' 2 1886. - III.: Paul von Schönthan: Die zwei Grazien und andere Geschichten. Stuttgart 1896. LITERATUR: Α., Η. In: AKL, Bd. 2, 1992, S. 150. Albrecht, Herbert, Volks- und Forstwirt, Politiker, * 12.1.1900 Altenburg, t 13.6.1945 München. Das Studium der Land- und Volkswirtschaft in Berlin, Rostock und Gießen Schloß A. 1925 mit der Promotion ab. Schon seit 1919 Mitglied des Reichshammerbundes sowie des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, gehörte er 1920 zu den Mitunterzeichnern des Aufrufs zur Gründung der Deutschsozialen Partei und wurde 1923-25 Gruppenführer, Zugführer und Fahnenträger der nationalsozialistischen Hundertschaft Charlottenburg. 1926 Kandidat der NSDAP für den sächsischen Landtag, war A. 1926/27 Volontärverwalter im Vogtland. 1930-45 war er Mitglied des Reichstags, 1930/31 Gauleiter für Mecklenburg-Lübeck, 1931-33 Mitglied der Reichsleitung der NSDAP, Sonderbeauftragter der Thüringischen Regierung in Berlin, Reichsredner für die Partei und Mitarbeiter des „Völkischen Beobachters". LITERATUR: Statisten in Uniform, 2004, S. 5 f. Albrecht, Johann Friedrich Ernst, Pseud. J. F. E. Stade, Schriftsteller, Mediziner, * 11.5.1752 Stade, t 11.3.1814 Altona (heute zu Hamburg). Α., Sohn eines Hofarztes, studierte seit 1769 Medizin in Erfurt, wo er sich als praktischer Arzt niederließ. Nach einem Aufenthalt in Reval, wo er 1776-80 Leibarzt des Grafen Manteuffel war, lebte er als Schriftsteller in Erfurt, Leipzig, Dresden und Frankfurt/Main. Seit 1782 begleitete er seine Frau Sophie auf ihren Theaterreisen. Durch sie lernte er -> Schiller kennen, dessen Dom Karlos er 1808 in Prosabearbeitung herausgab. In Prag war A. seit 1793 als Buchhändler tätig, bevor er sich 1795 in Altona niederließ und mehrere Jahre Direktor des Theaters war. Nach Scheidung der Ehe praktizierte er wieder als Arzt. A. verfaßte über 80 Unterhaltungsromane und Dramen, übersetzte Jean-Jacques Rousseau und veröffentlichte 1795 eine Prosabearbeitung von —>Goethes Die Mitschuldigen unter dem Titel Alle strafbar. Er war Herausgeber der Monatsschriften „Excorporationen" (1791-93) und „Neue Exkorporationen" (1793/94). WEITERE WERKE: Der unnatürliche Vater. Erfurt 1776. Populärer Unterricht in der Geburtshülfe. Hamburg 1812. Der Mensch und sein Geschlecht. Leipzig 21820, 381909. Nachdr. Dieburg 1997.
Allemann LITERATUR: Walter Kunze: Α., J. F. E. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 181 f. - Michael Thiel: J. F. Ε. A. (1752-1814). Med. Diss. Berlin 1970. - Hans-Werner Engels: J. F. Ε. A. (1752-1814). Bemerkungen zu seinem Leben, seinen politischen Romanen und seiner Publizistik. In: Europa in der Frühen Neuzeit, Bd. 6. Hrsg. v. Erich Donnert. Weimar u. a. 2002, S. 686-719. Aider, Oscar, Redakteur, * 7.11.1870 Herisau, t 10.2.1943 Herisau. Der Sohn eines Textilkaufmanns war 1906-16 als Lagerhausverwalter tätig. 1911 wurde er Bearbeiter der Landeschronik der „Appenzeller Jahrbücher", 1920 deren Chefredakteur. 1916-41 leitete er den „Appenzeller Anzeiger" und den „Neuen Appenzeller Kalender" (Heiden). 1916-43 gehörte A. dem Vorstand der Appenzeller Gemeinnützigen Gesellschaft an. 1917-22 war er Aktuar der staatswirtschaftlichen Kommission. Politisch stand A. der Fortschrittlichen Bürgerpartei nahe, für die er 1919-31 Aktuar in Ausserrhoden war. 1937-41 war er Präsident des Ostschweizerischen Presseverbandes. A. veröffentlichte u. a. Das appenzellerische Wirtschaftswesen und seine geschichtliche Entwicklung (1914) und 100 Jahre Appenzeller Zeitung 1828-1929 (1928). LITERATUR: A. Nägeli: Ο. A. In: Appenzeller Jahrbuch 70 (1943) S. 1-15. Alexis, Willibald, eigentl. Georg Wilhelm Heinrich Häring, Schriftsteller, * 29.6.1798 Breslau, t 16.12.1871 Arnstadt (Thüringen). A. studierte seit 1817 Jura in Berlin und Breslau und war 1820-24 Kammergerichtsreferendar in Berlin, gab jedoch die Beamtenlaufbahn nach Erscheinen des Romans Walladmor (3 Bde., 1824) auf. 1827-35 war er Redakteur beim „Berliner Conversationsblatt", das 1830 mit dem „Freimütigen" vereinigt wurde. Seit 1842 gab er zusammen mit Julius Eduard —»Hitzig den „Neuen Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit" heraus. Er gründete Lesekabinette und Buchhandlungen. Seit 1851 lebte er in Arnstadt. Seine ersten Romane gab A. als Übersetzungen von Werken Walter Scotts aus. Später schrieb er vor allem Romane über Themen der brandenburgisch-preußischen Geschichte (u. a. Die Hosen des Herrn von Bredow, 1846), daneben Dramen. WEITERE WERKE: Gesammelte Novellen. 4 Bde., Berlin 1830/31. Neuausg. Wildberg 1989f. - Erinnerungen. Hrsg. v. Mex Ewert. Berlin 1900. Neuausg. Egelsbach 1992. - Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich 1815. Blätter aus meinen Erinnerungen. Hrsg. v. Adolf Heilborn. Leipzig 1915. Eine Jugend in Preußen. Erinnerungen. Berlin 1991. - Romane und Erzählungen. Gesamtausgabe. In Zusammenarbeit mit der Amerika-Gedenkbibliothek Berlin hrsg. v. Norbert Miller und Markus Bernauer. Hildesheim 1996ff. LITERATUR: Paul K. Richter: W. A. als Literatur- und Theaterkritiker. Berlin 1931. Nachdr. Nendeln/Liechtenstein 1967. - Walter Heynen: A. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 197 f. - Wolfgang Beutin/Peter Stein (Hrsg.): W. A. (1798-1871). Ein Autor des Vor- und Nachmärz. Bielefeld 2000. - Janny Dittrich: W. A. in Arnstadt: geschichts- und literaturwissenschaftliche Untersuchungen über ein Dichterleben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Frankfurt/ Main u.a. 2001. - Michael Niehaus: Autoren unter sich: Walter Scott, W. Α., Wilhelm Hauff und andere in einer literarischen Affäre. Heidelberg 2002. - Regina Hartmann: W. A. - ein dichterischer Biograph Preußens. In: Gabriele Hundrieser/Hans Georg Pott (Hrsg.): Geistiges Preußen Preußischer Geist. Deutsch-polnische Konferenz Allenstein/ Olsztyn 20.-21. September 2002. Bielefeld 2003, S. 121-134.
Alfringhaus, Erich, Journalist, * 30.9.1894 Dortmund, t 1941 Dänemark. Nach dem Besuch des Gymnasiums entschied A. sich für die journalistische Laufbahn. Als Völkerbund-Berichterstatter schrieb er u.a. über die Konferenzen in Genua, London, Locarno. Er war Chefredakteur der „Sozialdemokratischen Pressedienst AG Berlin". A. gehörte der Vereinigung der Völkerbundjournalisten sowie dem Aufsichtsrat der DRADAG (Drahtloser Dienst AG Berlin) an. Sein Einftuß als Berater von Otto Wels galt als beträchtlich. Im Juli 1933 emigrierte A. nach Dänemark. 1941 wurde er bei einem Fluchtversuch nach Schweden festgenommen. Kurz vor seiner Deportation beging A. Selbstmord. LITERATUR: Franz Osterroth: Ε. A. In: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. Hannover 1960, S. 1 1 . - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 11. Alge, Sines, Lehrer, Stenograph, * 20.5.1847 Lustenau (Vorarlberg), t 18.12.1909. A. war zunächst als Lehrer tätig und studierte seit 1866 in St. Gallen Naturwissenschaften und moderne Sprachen. 1867 legte er sein Examen als Reallehrer ab und ließ sich in Necker (Toggenburg) nieder. Seit 1873 war er Lehrer an der Realschule in Gossau, seit 1880 an der Mädchenrealschule in St. Gallen, deren Leitung er 1891 übernahm. 1904 zog er sich aus dem Schuldienst zurück. Schon seit 1860 beschäftigte A. sich mit Stenographie und setzte sich für die Verbreitung des Stolzeschen Systems ein. Er war 1870-74 und 1877-80 Leiter des Schweizerischen Zentralvereins, 1872/73 und 1878-80 Redakteur des „Schweizerischen Zentralorgans". A. verfaßte u.a. ein Lehrbuch der Stolzeschen Stenographie (1885). LITERATUR: Rudolf Bonnet: Α., S. In: Ders.: Männer der Kurzschrift. Darmstadt 1935, S. 9 f. Allemann, Johann (Juan), Redakteur, Verleger, * 7.3.1826 Jegenstorf (Kt. Bern), t 9.10.1893 Berna (Argentinien). Α., Sohn eines Lehrers, ließ sich zum Uhrmacher und Kaufmann ausbilden. Er arbeitete dann im Verlagsbereich, seit 1848 in Bern und seit 1852 in Langenthal. Er war Sekretär der Kantonsverwaltung von Bern und 1851/52 Präsident des Grütlivereins. 1853 zählte er zu den Gründern des Berner Konsumvereins. Seit 1863 Inhaber einer Druckerei und eines Verlags in Bern, redigierte er 1865-72 den „Grütlianer" und seit 1866 die „Schweizerische Auswandererzeitung". 1873 meldete A. Konkurs an und wanderte im folgenden Jahr nach Buenos Aires aus. 1878 begründete er dort das „Argentinische Wochenblatt" (seit 1889 „Argentinisches Tageblatt"), das er selbst redigierte. LITERATUR: Sebastian Schoepp: Das „Argentinische Tageblatt" 1933 bis 1945. Ein Forum der antinationalsozialistischen Emigration. Berlin 1996. Allemann, (Fritz) Rene, schweizer. Journalist, Publizist, * 12.3.1910 Basel, t 29.10.1996 Kleinrinderfeld bei Würzburg. Der Sohn eines Fabrikdirektors studierte Soziologie, Nationalökonomie und Geschichte an der Univ. Basel, 1930-32 an der Hochschule für Politik in Berlin. Seit 1928 bei der Basier „National-Zeitung" journalistisch tätig, arbeitete A. 1942-47 als Auslandskorrespondent der Zürcher „Tat" in London und Paris und war 1947-49 Redakteur in Zürich. 1949-60 war er DeutschlandkorTespondent der „Tat" in Bonn, 1960-67 in Berlin, schrieb auch für die „Zeit", die „Welt" und die Zürcher „Weltwoche" und war 1960-64 Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Monat". Seit 1972 lebte er als freier Publizist in Bayern, zuletzt in Kleinrinderfeld. A. veröffentlichte zahlreiche politische Sachbücher und Reiseführer (u. a. Bonn ist nicht Weimar, 1956, Neuausg. 2000; 25mal die Schweiz,
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Allgäuer 1965, "1985 als 26mal die Schweiz, 5 1988; Macht und Ohnmacht der Guerilla, 1974, mit Juan Goytisolo und Peter Christopher; Spanien, 1978, Neuausg. 1985; Katalonien und Andorra, 1980, 6 1990). 1973 erhielt er den Kulturpreis des Kantons Solothurn, 1985 den Preis der Oertli-Stiftung. WEITERE WERKE: Nationen im Werden. Eindrücke einer Balkan- und Vorderasien-Reise. F r a n k f u r t / M a i n 1955. Hrsg. und kommentiert: Die arabische Revolution. Nasser über seine Politik. F r a n k f u r t / M a i n 1958. - Zwischen Stabilität und Krise. Etappen der deutschen Politik 1955-1963. München 1963. - Hrsg.: Grosse Schweizer sehen sich selbst. Selbstdarstellungen aus vier Jahrhunderten. Zürich u . a . 1967. - Macht und O h n m a c h t der Guerilla. München 1984. — Bonn ist nicht Weimar. Hrsg.v. Xenia von Bahder. F r a n k f u r t / M a i n 2000. A l l g ä u e r , Oscar, schweizer. Jurist, Politiker, * 1 8 . 9 . 1 8 6 1 Rothenburg (Kt. Luzern), t 1 8 . 1 2 . 1 9 4 3 Luzern. A. studierte 1880-84 Jura in Straßburg und München und wurde in Bern promoviert. 1885 ließ er sich als Rechtsanwalt in Willisau nieder. Kurze Zeit war er Redakteur beim „Luzerner Tagblatt", seit 1891 Rechtsanwalt in Luzern. Seit 1895 gehörte er als Liberaler dem Großen Rat an. A. wurde Mitglied der Kommission für das Luzerner Einführungsgesetz zum Schweizer Zivilgesetzbuch ( Z G B ) und Mitarbeiter am neuen Zivilrechtsverfahren (1913) sowie a m Kantonalbankgesetz (1913). 1914-41 war er Vizepräsident des Bankrats der Luzerner Kantonalbank und seit 1916 Verwaltungsratsmitglied, von 1924 an Präsident des Verwaltungsrats der Vereinigten Luzerner Brauereien A. G. und 1922-41 Mitglied des Verwaltungsrats der Grand Hotel National A. G. A l l m a y e r , Hermann, österr. Journalist, * 2 4 . 3 . 1 9 0 0 Feldkirchen (Kärnten), f n. e. A. war 1932-38 verantwortlicher Schriftleiter, 1938-40 stellvertretender Hauptschriftleiter und 1940-45 Hauptschriftleiter der „Alpenländischen Rundschau", einer Wochenzeitung, die seit 1936 von den illegalen Nationalsozialisten geführt wurde. 1938 war er vorübergehend auch stellvertretender Hauptschriftleiter des „Kärntner Tagblatts" und 1938-45 verantwortlicher Schriftleiter (für Heimatgau und Nachrichtendienst) des NS-Gauorgans „Kärntner G r e n z r u f ' (seit 1942 „Kärntner Zeitung"), dessen Hauptschriftleitung er 1943 ubernahm. 1942 hatte er f ü r einige Wochen auch die Hauptschriftleitung des „ K a r a w a n k e n b o t e n " inne. A. war seit 1938 Mitglied der N S D A P . Nach mehrmonatiger Tätigkeit als Redakteur der Tageszeitung der britischen Besatzungsmacht, der „Kärntner Nachrichten", wechselte er zur SPÖ-Zeitung „Die Neue Zeit" in Klagenfurt, deren Chefredakteurstellvertreter er 1946-66 war.
WERKE: Hrsg.: Das deutsche Automobilwesen der Gegenwart. Berlin 1928, 2. Aufl. 1929 unter dem Titel: Das Kraftfahrzeug der Gegenwart. - Kampf u m Thurant. Ein R o m a n aus dem 13. Jahrhundert. Stuttgart/Berlin 1931. Neuausg. Varel (Oldb) 1978. - Ernst Sachs. Berlin 1937. LITERATUR: E r d m a n n Werner B ö h m e : Geheimrat Dr. R. A. Auto-Pionier, Wirtschaftsführer, Dichter und Burschenschafter. 1872-1951. F r a n k f u r t / M a i n 1955. - Ders.: Geheimrat Dr. R. A. 1872-1951. In: Historische Kommission f ü r Niedersachsen (Hrsg.): Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 6. Hannover 1969, S. 60-71. - Johann Heinrich von Brunn: Ein M a n n macht Auto-Geschichte. Der Lebensweg des R. A. Stuttgart 1972. A l q u e n , Gunter d ' , Journalist, SS-Standartenführer, * 2 4 . 1 0 . 1 9 1 0 Essen, t 1 5 . 5 . 1 9 9 8 Mönchengladbach. Α., Sohn eines Wollhändlers, Schloß sich 1925 einer Jugendgruppe der N S D A P und 1927 der N S D A P selbst an; seit 1926 war er Mitglied der SA. N a c h einigen Semestern Studium (Deutsch, Englisch, Geschichte) in Marburg und Berlin begann er seine journalistische Laufbahn als Volontär bei der „Bremer Nationalsozialistischen Zeitung", f ü r die er bis 1931 als Schriftleiter arbeitete. In diesem Jahr wurde er Mitglied der SS. 1 9 3 2 / 3 3 war A. Redakteur der Münchner und 1933-35 der Berliner Ausgabe des „Völkischen Beobachters", zuletzt als Abteilungsleiter Innenpolitik. Seit 1935 war er Chefredakteur der neu gegründeten SS-Zeitung „Das Schwarze Korps"; daneben schrieb er Beiträge f ü r die „NS-Monatshefte". Bereits Ende 1933 gehörte er d e m Kleinen Führerrat des Reichsverbands der Deutschen Presse, d e m Präsidialrat der Reichspressekammer und dem Reichskultursenat an. A. arbeitete am Drehbuch zu dem antisemitischen Propagandafilm Der ewige Jude mit und veröffentlichte, 1937 zum SS-Standartenführer aufgestiegen, 1939 Die SS. Geschichte, Aufgabe und Organisation der Schutzstaffeln der NSDAP. 1939 übernahm er die Leitung der SS-Kriegsberichterstattung und wurde Kommandeur der SS-Propagandastandarte „Kurt Eggers". Nach 1945 zunächst in britischer, 1948-50 in amerikanischer Gefangenschaft, wurde er als „Hauptschuldiger" eingestuft und 1955 durch die Spruchkammer Berlin zu einer ersten und 1958 zu einer zweiten Geldstrafe verurteilt. N a c h seiner Rückkehr nach Nordrhein-Westfalen stieg A. in die Textilbranche ein und verließ erst 1993 das erfolgreich expandierende Möbelstoffunternehmen.
LITERATUR: Robert Buchacher: Die Tages- und Wochenpresse des Bundeslandes Kärnten von der Gründung der Republik bis zur Gegenwart (1918-1973). Diss. Wien 1973. Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1989, S. 449.
WEITERE WERKE: Auf Hieb und Stich. Stimmen zur Zeit am Wege einer deutschen Zeitung. Berlin u. a. 1937. - Hrsg.: Das ist der Sieg! Briefe des Glaubens in A u f b r u c h und Krieg. Berlin 1940. LITERATUR: Werner A u g u s t i n o v i c / M a r t i n Moll: G. d ' A . Propagandist des SS-Staates. In: Ronald S m e l s e r / E n r i c o Syring (Hrsg.): Die SS: Elite unter dem Totenkopf. Paderborn u. a. 2 2000, S. 100-118. - Mario Zeck: Das Schwarze Korps. Geschichte und Gestalt des Organs der Reichsführung SS. Tübingen 2002.
A l l m e r s , Robert (Anton Hinrich), Pseud. A. Romers, S. R. Stümers, Industrieller, * 1 0 . 3 . 1 8 7 2 Alse (Wesermarsch), t 2 7 . 1 . 1 9 5 1 Burg Thurant (Kr. St. Goar). A. studierte Volkswirtschaft in Freiburg/Breisgau und München, w o er Schüler L u j o Brentanos war und promoviert wurde. Anschließend ging er nach Varel in Oldenburg und übernahm die von seinem Vater ererbte Zeitung „Der Gemeinnützige". Z u s a m m e n mit August Sporkhorst gründete A. 1906 die Hansa-Automobil-Gesellschaft, die 1914 mit der Norddeutschen Automobil- und Motoren A. G. zur Hansa-Lloyd-Werke A. G. Bremen fusioniert wurde. Seit 1926 machte er sich als Präsident des Reichsverbandes der Deutschen Automobilindustrie u m die Organisation dieses Industriezweiges verdient.
A l s c h e r , Otto, Schriftsteller, * 8 . 1 . 1 8 8 0 Perlasz/Theiß, t 3 0 . 1 2 . 1 9 4 4 Tirgu Jiu. A. studierte 1899 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Danach arbeitete er als Graphiker und Journalist f ü r verschiedene Wiener Zeitungen. Seit 1905 schrieb er in O r s o w a in den Südkarpaten seine ersten Erzählungen, die weitgehend im Zigeuner- und Hirtenmilieu angesiedelt waren. Er verfaßte u. a. den R o m a n Gogan und das Tier (1912, Neuausg. 1970). N a c h dem ersten Weltkrieg war A. Sekretär des deutschen Volksrats in Ungarn und Redakteur des Pester „Deutschen Tagblatts". 1924 zog er sich nach Orsowa zurück und lebte als freier Schriftsteller. WEITERE WERKE: Ich bin ein Flüchtling. Berlin 1909. Mühselige und Beladene. Berlin 1910. - Zigeuner. München
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Althaus 1914. - Erzählungen. Red. Horst Fassel. München 1995. Die Bärin. Natur- und Tiergeschichten aus Siebenbürgen. Hrsg. v. Helga Korodi. Rangsdorf 2000. A i s l e b e n , Julius, Musikpädagoge, * 2 4 . 3 . 1 8 3 2 Berlin, t 8 . 1 2 . 1 9 0 4 Berlin. Nach dem Studium der Orientalistik in Berlin und der Promotion in Kiel widmete A. sich ganz der Musik. Er war Schüler von Eugen Leuchtenberg, Ernst Z e c h und Siegfried Dehn und ließ sich nach Beendigung seiner musikalischen Ausbildung in Berlin als Klavierlehrer nieder. 1865 wurde er Vorsitzender des Berliner Tonkünstlervereins. 1872 erhielt er den Professortitel. 1879 war er Mitbegründer des Musiklehrervereins und wurde dessen Vorsitzender. A. arbeitete als Redakteur der Zeitschrift „ H a r m o n i e " und veröffentlichte u . a . ein Kleines Tonkünstlerlexikon (1864). WEITERES WERK: Abriß der Geschichte der Musik f ü r Musiker und Dilettanten. Berlin 1862. LITERATUR: Peter Jost: Α., J. In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 537 f. A l t e n b e r g , Peter, eigentl. Richard Engländer, österr. Schriftsteller, * 9. 3 . 1 8 5 9 Wien, t 8 . 1 . 1 9 1 9 Wien. Der Sohn eines K a u f m a n n s studierte 1878 ein Semester Rechtswissenschaft, dann Medizin. Einen Teil seiner Zeit verbrachte er mit einem Schulfreund in A l t e n b e r g / D o n a u . Aus Anhänglichkeit zur „Peter" gerufenen Schwester des Freundes, Berta Lecher, nannte er sich später P. A. 1879 begann er eine Lehre in einer Stuttgarter Buchhandlung. Ein im selben Jahr unternommener Versuch, das Studium der Rechte in Graz fortzusetzen, scheiterte. A. wurde zum stadtbekannten Kaffeehausdichter, der seine Nachmittage im C a f e Griensteidl, später im C a f e Central verbrachte. 1896 erschien in der Wiener Wochenschrift „Liebelei" seine erste Skizze „Locale Chronik". A. war ständiger Mitarbeiter u. a. des „Simplicissimus", der , J u g e n d " und der „Wiener Rundschau". 1 8 9 8 / 9 9 schrieb er Theaterkritiken f ü r die Wiener „Extrapost". Mit impressionistischen Prosaskizzen schuf A. M o m e n t a u f n a h m e n des Alltagslebens in einer modernen Großstadt (u. a. Wie ich es sehe, 1896; 2., veränderte und verm. Aufl., 1898; 4., veränderte und verm. Aufl., 1904, 20 1928; Was der Tag mir zuträgt, 1901; 2., veränderte und verm. Aufl., 1902, 13 1924). 1 9 0 3 / 0 4 gab er die bibliophile, in Tapetenpapier gebundene Zeitschrift „Kunst. Halbmonatsschrift für Kunst und alles andere" heraus, die ersten zwei H e f t e zusammen mit Adolf —»Loos, der die Beilage „Das A n d e r e " gestaltete. N a c h dem Bankrott der väterlichen F i r m a von Wiener M ä z e n e n und Schriftstellerkollegen unterstützt, lebte A. seit 1910 mit Unterbrechungen in Nervenheilanstalten. 1912 komponierte Alban Berg die Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg op. 4. Für die von Karl F. —» K o c m a t a herausgegebene Zeitschrift „Ver! Auf daß der m o d e r n e Geist in Allem und Jedem zum Ausdruck k o m m e " , deren erste N u m m e r 1917 erschien, schrieb A. das „Ver" auf dem Titelblatt sowie das Geleitwort „Strindbergs Gespenst". Mein Lebensabend erschien postum M2 1919. WEITERE WERKE: Ashantee. Berlin 1897. - Prodromos. Berlin 1906, ' 1 9 1 9 . - Märchen des Lebens. Berlin 1908, 3., veränderte und verm. Aufl. 1911, 8 1924. - Bilderbögen des kleinen Lebens. Berlin 1 2 1 9 0 9 . - Neues Altes. Berlin 1911, 5 1919. - Semmering 1912. Berlin 1913, 3., verm. Aufl. 1 9 1 3 , 7 1 9 1 9 . - Fechsung. Berlin 1915, ' 1 9 2 1 . - Nachfechsung. Berlin 1916, 7 1925. - Vita ipsa. Berlin 1918, l2 1924. - Gesammelte Werke in fünf Bänden. Hrsg. v. Werner J. Schweiger. Bd. 1-2, W i e n / F r a n k f u r t 1987 (mehr nicht erschienen). LITERATUR: Leonhard Paulmichl: Zeit- und Gesellschaftskritik im Werke P. A.s. Diss. Univ. Innsbruck 1963. - Camillo Schaefer: P. A. ein biographischer Essay. Wien 1979.
2., verb, und erw. Aufl. Wien 1980. - Gisela von W y socki: P. A. Bilder und Geschichten des befreiten Lebens. M ü n c h e n / W i e n 1979. - H a n s Christian Kosler (Hrsg.): P. A. Leben und Werk in Text und Bildern. M ü n c h e n 1981. - Josephine M. Simpson: P. A. A neglected writer of the Viennese Jahrhundertwende. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1987. - Peter Wellering: Zwischen Kulturkritik und Melancholie. Ρ. Α. und die Wiener Jahrhundertwende. Stuttgart 1999. - Heinz L ü n z e n P. A. - Extracte des Lebens. E i n e m Schriftsteller auf der Spur. Salzburg 2 0 0 3 (Ausstellungskatalog). A l t e n h ö f e r , A u g u s t Joseph, Journalist, * 1 7 . 3 . 1 8 0 4 Kissingen, t 1 2 . 5 . 1 8 7 6 Augsburg. Α., Sohn eines Färbers, studierte Klassische Philologie und wandte sich d e m höheren L e h r a m t zu. 1833 w u r d e er Redakteur der „Augsburger Postzeitung", dann der „Allgemeinen Zeitung", deren Leitung ihm 1865 übertragen wurde. A. war als Übersetzer, als Lyriker und Satiriker tätig, was i h m den Beinamen „Der Augsburger Martial" einbrachte. Zu seinen Freunden zählten die Schriftsteller Felix Dahn u n d Franz von —>Kobell. WERKE: A l l g e m e i n e Betrachtungen Uber Lasso den G r o ß e n . Augsburg 1838. LITERATUR: Eduard Heyck: Die Allgemeine Zeitung 1798-1898. Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse. M ü n c h e n 1898. - Lorenz Werner: Der Augsburger Martial. In: Der S a m m l e r (1898) Nr. 1 5 0 / 1 5 1 . - Emil Dovifat: Α., A. J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 215. A l t h a u s , Peter Paul, Schriftsteller, * 2 8 . 7 . 1892 M ü n s t e r (Westfalen), t 1 6 . 9 . 1 9 6 5 München. A. absolvierte eine Apothekerlehre, studierte nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Philologie und Philosophie, war als Schauspieler und Regisseur beschäftigt und ging 1921 nach München. Zunächst Mitarbeiter a m „Simplicissimus", schrieb er seit 1927 f ü r den R u n d f u n k und war 1939-41 Chefdramaturg und Oberspielleiter des Deutschlandsenders. Seit 1941 n a h m A. a m Zweiten Weltkrieg teil. Er war 1930 Mitbegründer des Kabaretts „Der Zwiebelfisch" und zählte nach 1945 zu den Initiatoren der Kleinkunstbühnen „Schwabinger L a t e r n e " und „Monopteros(s)". Neben zahlreichen wortspielerischen Gedichten mit skurrilem H u m o r (u. a. In der Traumstadt, 1951) verfaßte A. Hörspiele und Nachdichtungen von Werken aus d e m Englischen, Französischen und Sanskrit. WEITERE WERKE: Wunderseltsame, abenteuerliche, unerhörte Geschichten und Taten der Lalen zu Laleburg. BadenBaden 1956. - Wir sanften Irren. Karlsruhe 1956. - Gauditorium m a x i m u m . Eine Lästerschule f ü r Akademiker. G e s a m melt und hrsg. v. Gerhard Kudritzki. F r a n k f u r t / M a i n 1958. Seelenwandertouren. Karlsruhe 1961. - PPA läßt n o c h m a l s grüßen. Karlsruhe 1966. - Jack der Aufschlitzer. M ü n c h e n 1982. LITERATUR: Karl Norbisrath: Der Dichter P. P. A. o . O . o. J. - Walter Gödden: Ansichten aus der Traumstadt. Der Dichter P. P. A. (1892-1965). Münster 1992. - Ders.: So long, P. P. A. In: Literatur in B a y e r n 30 (1992) S. 69-74. Karl Ude: PPA - M y t h o s und Gewissen Schwabings. In: Schwabing von innen. M ü n c h e n 2002, S. 115-118. A l t h a u s , Theodor, Schriftsteller, * 2 6 . 1 0 . 1 8 2 2 Detmold, t 2 . 4 . 1 8 5 2 Gotha. Α., Sohn eines Generalsuperintendenten, studierte Theologie und Philosophie in Bonn, Jena und Berlin, w u r d e 1 8 4 4 / 4 5 Mitarbeiter der liberalen „Weserzeitung" und 1848 Berichterstatter bei der Frankfurter Nationalversammlung für die „Bremer Zeitung", deren Leitung er im Juli 1848 übernahm und die er wenig später als „Zeitung f ü r Norddeutschland" in H a n n o v e r herausgab. Anläßlich eines Artikels vom 1 3 . 5 . 1 8 4 9 , in dem er die Durchsetzung der Reichsverfassung notfalls mit Waffengewalt befürwortete, w u r d e
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Altherr er wegen „Aufforderung zum Staatsverrat" zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Schrift Aus dem Gefängniß. Deutsche Erinnerungen und Ideale (1850) brachte ihm Berufsverbot und weitere polizeiliche Verfolgung ein. A. zählte zu radikalen Linken seiner Zeit, verleugnete jedoch nicht die christliche Grundlage seines Denkens (Die Zukunft des Christenthums. Seine Wahrheit, seine Verkehrung und seine Wiedergeburt durch Freiheit und Liebe, 1847). Die 1844 eingegangene Verlobung mit M a l w i d a von Meysenbug wurde später wieder gelöst. WEITERE WERKE: Geschichte der alten Welt. L e i p z i g 2 1 8 4 8 , ' 1 8 5 8 . - Die Bedeutung des Urchristenthums und sein Verhältniß zum Christenthum des Gegenwart. Darmstadt 1846. - Mährchen aus der Gegenwart. Leipzig 1848. Neuausg. Leipzig [1888], LITERATUR: Friedrich Althaus: Τ. A. Ein Lebensbild. Bonn 1888. - Dora Wegele: Τ. A. und Malwida v. Meysenburg. Zwei Gestalten des Vormärz. M a r b u r g 1927. - Heinz Gollwitzer: Α., Τ. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 221. A l t h e r r , Alfred, schweizer, reformierter Theologe, * 1 4 . 3 . 1 8 4 3 Grub (Kt. Aargau), t 1 8 . 1 . 1 9 1 8 Basel. Α., Sohn eines Bäckers, studierte zunächst Mathematik und neuere Sprachen, dann Theologie an der Univ. Zürich. 1867 in Herisau ordiniert, war er bis 1871 Pfarrer in Lichtensteig, 1871-74 in Rorschach und 1874-1911 an St. Leonhard in Basel. Α., erster freisinniger Pfarrer in Basel und wichtiger Vertreter der kirchlichen R e f o r m b e w e g u n g , war Redakteur des „Religiösen Volksblatts" (1870-76) sowie Gründer (mit Emanuel Linder) und Redakteur des „Schweizerischen Protestantenblatts". 1878 rief er die Basier Ferienversorgung für Kinder ins Leben. 1904 wurde A. Zentralpräsident des Schweizerischen Vereins f ü r Freies Christentum. Neben Arbeiten zu religiösen T h e m e n (u.a. Die biblische Lehre, 2 Tie., 1890; Die Lehre vom Sohn Gottes, 1904) veröffentlichte er Biographien (u. a. Theodor Parker in seinem Leben und Wirken, 1894) und Erzählungen. In seinem Roman Beckenfridli (1897, Neuausg. in 2 Teilen, 1899) schildert er seine Jugend- und Studienjahre. WEITERE WERKE: Eine Amerikafahrt in zwanzig Briefen. Nebst einem A n h a n g über die blinde und taubstumme Helen Keller. Frauenfeld 1905. - Die Kinder der Frau Schuhr. Eine Erzählung. Bern 1907. - Neue Kraft. Predigten gehalten in den Jahren 1874-1911. Hrsg. v. Wilhelm Altherr. Basel 1919. LITERATUR: K. Otte: Α. A. In: Der Reformation verpflichtet. Basel 1979, S. 131-136. A l t m a i e r , Jakob, Journalist, Politiker, * 2 3 . 1 1 . 1 8 8 9 F l ö r s h e i m / M a i n , t 8 . 2 . 1 9 6 3 Bonn. Der Sohn eines Bäckermeisters durchlief eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Journalist bei der Frankfurter „Volksstimme" und der „Flörsheimer Zeitung". 1914-17 nahm Α., der 1913 in die S P D eingetreten war, am Ersten Weltkrieg teil, war 1918-21 politischer Redakteur der Frankfurter „Volksstimme", seit 1919 Korrespondent beim „Vorwärts" und in dieser Funktion bei den Versailler Friedensverhandlungen anwesend, 1921-23 Korrespondent des „Manchester Guardian" in Berlin und 1924-33 Mitarbeiter mehrerer Zeitungen („Vorwärts", „Frankfurter Zeitung", „Die Weltbühne", „Die Glocke", „Die Republik"). Seit 1926 war er Korrespondent f ü r den „Sozialdemokratischen Pressedienst" in Belgrad, Paris und London. 1933 emigrierte er nach Paris, anschließend über London nach Belgrad, w o er bis 1937 Korrespondent der „Neuen Weltbühne", des „Pariser Tageblatts" und der „Pariser Tageszeitung" war. 1 9 3 7 / 3 8 arbeitete er als Korrespondent für „Lc Populaire" im republikanischen Spanien, bis 1941 als Auslandskorrespondent in Belgrad und Athen (u.a. „ L e Populaire", „Manchester Guardian"). Bis 1945 war er in Kairo tätig. Nach kurzem
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Aufenthalt in Deutschland w u r d e er 1946-48 Korrespondent des „ T e l e g r a f ' und des „Neuen Vorwärts" in Paris und London. A. war 1949-63 Mitglied des Deutschen Bundestags, 1950-62 der Beratenden Versammlung des Europarats, 1957 Mitglied der Westeuropäischen Union und gilt als Initiator des Luxemburger A b k o m m e n s zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel (1952). E r verfaßte u . a . Die Juden im heutigen Deutschland (1949). WEITERE WERKE: Frankfurter Revolutionstage. F r a n k f u r t / Main 1919. - Vorwort zu: Lasalle. Reden. Berlin 1925. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 13. - Willy Albrecht: Jeanette Wolff, J. Α. und Peter Blachstein. Die drei jüdischen Abgeordneten des Bundestags bis zum Beginn der sechziger Jahre. In: M e n o r a 6 (1995) S. 267-299. Wieder abgedruckt in: Julius H. Schoeps (Hrsg.): Leben im Land der Täter. Juden im Nachkriegsdeutschland (1945-1952). Berlin 2001, S. 236-253. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 12 f. A l t m a n n - G o t t h e i n e r , Elisabeth, geb. Gotheiner, Politikerin, * 2 6 . 3 . 1 8 7 4 Berlin, t 2 1 . 1 0 . 1 9 3 0 Mannheim. Nach dem Studium in London, Berlin und Zürich (1902 Dr. j u r . publ. et rer. cam., Studien über die Wuppertaler Textilindustrie und ihre Arbeiter in den letzten zwanzig Jahren) war A.-G. Lehrerin und Schriftstellerin in Berlin, dann F r a n k f u r t / M a i n und erhielt 1908 einen Lehrauftrag an der Handelshochschule in Mannheim, w o sie sich 1919 habilitierte und die Soziale Frauenschule gründete. Sie war Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Frauenvereine, Leiterin der Kommission für Frauenarbeit des Internationalen Frauenbundes, Mitglied der Stipendienkommissionen des Deutschen sowie des Internationalen Akademikerinnenbundes und gab u. a. die „Neuen B a h n e n " und die „Jahrbücher der F r a u e n b e w e g u n g " heraus. WEITERE WERKE: Leitfaden der praktischen Volkswirtschaftslehre zum Unterrichtsgebrauch an Seminaren und höheren Lehranstalten. H a l l e / S a a l e 1904. - Das Wahlrecht der Frau zu den beruflichen Interessen-Vertretungen. Berlin 1910. LITERATUR: Agnes von Zahn-Harnack: A.-G., E. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 227. A l t m ü l l e r , Karl, Bibliothekar, Schriftsteller, * 1 . 1 . 1 8 3 3 Hersfeld, f 2 2 . 9 . 1 8 8 0 Kassel. A. studierte an den Universitäten Marburg, Berlin und M ü n c h e n Rechtswissenschaften; er beschäftigte sich mit Philosophie und Literatur. 1859-60 war er Herausgeber der Wochenschrift „Der Telegraph". A m Obergericht in Kassel trat A. in den juristischen Vorbereitungsdienst ein. Seit 1871 war er Vorstand und erster Bibliothekar der Murhardschen Bibliothek in Kassel. Literarisch betätigte A. sich hauptsächlich als Lyriker (Gedichte, 1864) und Erzähler (An Veronika, 1856). LITERATUR: Hans Altmüller: Z u m Andenken an meinen lieben Vater. In: Hessenland 24 (1910) 18, S. 253-257. - Wilhelm Schoof: Κ. A. Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages 1. Jan. 1933. In: Hessenland 44 (1933) 1 / 2 , S. 14-16. Ders.: Κ., A. (1833-1880). Bibliothekar, Dichter. In: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830-1930. Bd. 3. Marburg 1942, S. 1-6. A l t s c h u l , Salomon Eugen, Nationalökonom, * 3 1 . 3 . 1 8 8 7 Libau (Kurland), t 2 6 . 4 . 1 9 5 4 Kansas City (Missouri, USA). A. studierte seit 1904 Physik, Philosophie, Nationalökonom i e und Geschichte an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Leipzig und Straßburg und wurde 1912 aufgrund der Dissertation Die logische Struktur des historischen Materialismus (gedruckt 1913) promoviert. 1913-20 war er Mitarbeiter in der Vermögensverwaltung des deutschfinnischen Zuckergroßindustriellen König in Freiburg/Breis-
Ambros gau, 1920-22 leitender Redakteur bei „Buchwalds BörsenBerichten", 1 9 2 2 / 2 3 Wirtschaftssyndikus und Vertreter einer Bankfirma in F r a n k f u r t / M a i n und 1923-27 stellvertretender Direktor einer Bank-Kommanditgesellschaft in Berlin. Zugleich beschäftigte er sich mit Finanzierungsund Gründungsgeschäften und war Aufsichtsratsmitglied bei zwei großen Industrieunternehmungen. 1927 wurde A. Wissenschaftlicher Leiter der Frankfurter Gesellschaft für Konjunkturforschung, n a h m seit demselben Jahr einen Lehrauftrag an der Univ. Frankfurt wahr, habilitierte sich dort 1929 f ü r Volkswirtschaftslehre und war als Privatdozent tätig. 1933 wurde ihm die L e h r b e f u g n i s entzogen. Im selben Jahr nach Großbritannien emigriert, w u r d e er Mitarbeiter der London School of Economics. Im D e z e m b e r 1933 ging er in die U S A , war Gastprofessor an der University of Minnesota, 1943-45 Mitarbeiter verschiedener Wirtschaftsämter der U S Regierung in Washington und lehrte 1946-52 als Full Professor Nationalökonomie an der University of Kansas City. A l v e r d e s , Paul, Schriftsteller, * 6 . 5 . 1 8 9 7 Straßburg, t 2 8 . 2 . 1 9 7 9 München. Der Offizierssohn meldete sich freiwillig im Ersten Weltkrieg, wurde 1915 schwer verwundet und studierte nach seiner Genesung in Jena und in M ü n c h e n (Promotion zum Dr. phil. 1921, Der mystische Eros in der geistlichen Lyrik des Pietismus). Seit 1922 lebte er in M ü n c h e n als freier Schriftsteller. 1934-43 war er mit Karl B e n n o von —»Mechow Herausgeber und Chefredakteur der Monatszeitschrift „Das innere Reich". Als Lyriker, Erzähler und Dramatiker schuf er Werke auf dem Hintergrund seiner Erlebnisse an der Front und in den Nachkriegsjahren, u . a . die autobiographische Erzählung Die Pfeiferstube (1929), die seinen Aufenthalt im Lazarett widerspiegelt. A. schrieb Märchen für Kinder und übersetzte aus dem Englischen. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. WEITERE WERKE: Novellen. Potsdam 1923. - Die Verwandelten. München 1938. - Dank und Dienst. Reden und Aufsätze. München 1939. - Die Grotte der Egeria. Konstanz 1950. - Grimbarts Haus. M ü n c h e n 1963. - List gegen List. München 1963. Neuausg. unter d e m Titel: Das Handbuch der Schelmenstreiche. M ü n c h e n 1990. - Dezember. M ü n c h e n 1964. LITERATUR: Wolf Alverdes: Dr. P. A. Der Dichter. In: Grünwalder Porträts 4 (1990) S. 7-9. - Ingeborg SchuldtBritting: Erinnerungen an P. A. Z u dessen hundertstem Geburtstag am 6. Mai 1997. In: Literatur in Bayern 4 7 (1997) S. 53-58. A l x i n g e r , Johann Baptist von, auch Xilanger, österr. Schriftsteller, * 2 4 . 1 . 1 7 5 5 Wien, f 1 . 5 . 1 7 9 7 Wien. Nach dem Besuch der Jesuitenschule studierte A. Philosophie und Rechtswissenschaften an der Univ. Wien (Promotion 1780). Seit 1779 Freimaurer, arbeitete er zunächst als Hofagent und seit 1794 als Sekretär des Hoftheaters. 1784 unternahm er Reisen nach Leipzig, Berlin und Weimar, w o er Christoph Martin —> Wieland besuchte, dessen Werk Oberon er in den Ritterepen Doolin von Maynz (1787) und Bliomberis (1791) n a c h z u a h m e n versuchte. A. sah sich der josephinischen Aufklärung verpflichtet und gab mit Joseph —»Schreyvogel die „Österreichische Monatsschrift", mit Alois —> Blumauer den „Wiener M u s e n a l m a n a c h " heraus. LITERATUR: Gustav Gugitz: Α., J. B. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 235. - Erwin Ritter: J. B. v. A. and the Austrian Enlightenment. Bern 1970. A m a n n , Max, Politiker, Verleger, * 2 4 . 1 1 . 1 8 9 1 München, t 2 9 . 3 . 1 9 5 7 München. Nach dem Besuch einer Handelsschule (1908-11) und einer kaufmännischen Lehre in einer Anwaltskanzlei in München
war A. im Ersten Weltkrieg als Feldwebel und Regimentsschreiber des 16. Bayerischen Infanterie-Regiments Vorgesetzter Adolf Hitlers. N a c h dem Krieg zunächst in der A b wicklungsstelle des bayerischen Kriegsministeriums und in der Landesrentenversorgungsstelle M ü n c h e n tätig, w u r d e er Bankangestellter, trat früh der N S D A P bei und war seit 1921 Geschäftsführer der Partei sowie des Parteiorgans „Völkischer Beobachter". Nach kurzer Festungshaft w e g e n der Teilnahme a m Hitlerputsch 1923 gab er sein Parteiamt auf. 1922-45 leitete A. den Zentralverlag der N S D A P , den Verlag Franz Eher Nachf. G m b H , war 1924-33 Stadtrat in M ü n c h e n , trat 1925 der neugegründeten N S D A P wieder bei (Mitglieds-Nr. 3) und gehörte 1928-30 dem Kreistag von Oberbayern an. Seit 1932 Mitglied der SS, war A. bis 1933 Amtsleiter f ü r die Presse in der Reichsleitung der N S D A P . 1933 w u r d e er Vorsitzender des Verbandes der deutschen Zeitungsverleger, Reichsleiter der N S D A P f ü r die Presse, Präsident der Reichspressekammer und 1935 Mitglied des Reichskultursenats. D e m Reichstag gehörte Α., seit 1936 SSObergruppenführer, 1933-45 an. Nach Kriegsende interniert, wurde er 1948 wegen persönlicher Mißhandlung des Journalisten Fritz Gerlich zu zwei Jahren und sechs M o n a t e n H a f t und im selben Jahr, eingestuft als Hauptschuldiger, zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt; 1953 w u r d e A. aus der H a f t entlassen. LITERATUR: [Fritz Schmidt]: Presse in Fesseln. E i n e Schilderung des NS-Pressetnists. Gemeinschaftsarbeit des Verlages. Berlin 1947. - Oron J. Haie: Presse in der Z w a n g s jacke. 1933-1945. Düsseldorf 1965. - Helga Wermuth: Μ. A. (1891-1957). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei M ü n c h e n 1975, S. 356-365. - Norbert F r e i / J o hannes Schmitz: Journalismus im Dritten Reich. M ü n c h e n 1989, 3., Überarb. Aufl. 1999. - Doris Kohlmann-Viand: NS-Pressepolitik im Zweiten Weltkrieg. Die „vertraulichen I n f o r m a t i o n e n " als Mittel der Presselenkung. M ü n c h e n u . a . 1991. - Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich". Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. Überarb. und aktualisierte Ausg. München 1995. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 9 f.
A r n b e r g , Johann, schweizer. Redakteur, Jurist, Politiker, * 1 7 . 1 . 1 8 3 0 Büron (Kt. Luzern), f 18. 8 . 1 8 8 7 Sursee (Kt. Luzern). D e r Sohn eines Malers studierte Jura in Heidelberg und München, war dann Fürsprech und 1858-60 Redakteur der „Luzerner Zeitung". 1860-67 lebte A. als A n w a l t in Luzern und 1867-87 in Sursee, w o er den „Wahrheitsfreund" (später „Luzerner Landbote") redigierte. 1860-63 w a r er dort Verhörrichter und 1867-75 Gerichtsschreiber. 1871-87 vertrat A. die Konservative Partei im Luzerner Großrat, dem er 1872 als Präsident vorstand. 1871-87 war er Kantonspräsident, 1873-78 Nationalrat und seit 1875 Amtsstatthalter. 1887 entschloß sich A. nach Vorwürfen der Ä m t e r h ä u f u n g zum Rücktritt.
A m b r o s , Josef, österr. Lehrer, Schriftsteller, * 1 1 . 2 . 1 8 4 5 Saitz (Mähren), t 1 9 . 3 . 1 9 2 3 Wiener Neustadt. Nach d e m Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Brünn w a r A. 1863-68 Lehrer in Brünn, bis 1907 in Wiener Neustadt und danach a m Niederösterreichischen Landesseminar tätig. 1887 gründete er die Zeitschrift „Grüß Gott". Als pädagogischer Schriftsteller verfaßte A. u. a. eine Schreib-Lese-Fibel (1870, 1 0 6 1916). Die Methodik des Volksschuluntemchts sowie die Verbindung von Schreib- und Lese- mit d e m Anschauungsunterricht waren seine vorrangigen Anliegen.
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Ambras A m b r o s , Michael Hermann, Pseud. H a n s Kaspar, österr. Dichter, Journalist, * 5 . 1 0 . 1 7 5 0 Burgeis/Vintschgau, t 2 3 . 7 . 1809 Innsbruck. Α., Sohn eines Bauern, lebte zeitweilig in Wien. Von seinen zahlreichen Bänkelliedern, die - v o m Geist der Aufklärung erfüllt - sich in satirischer F o r m vor allem mit dem Kulturkampf in Wien und den R e f o r m e n Josephs II. beschäftigen, erschienen die meisten 1782. A u s d e m Zeitraum bis 1787 sind nur elf erhalten. In Graz gründete A. 1785 die „Grätzer Zeitung" und 1786 die freiheitlich gesinnte „Bauernzeitung", die 1795 unter dem Druck reaktionärer Kräfte ihr Erscheinen wieder einstellte. Seit 1792 war er auch als Buchdrucker tätig. Seit 1795 gab er das „Grätzer Frauenjournal" und den „Steyrischen B i e d e r m a n n " heraus. Wegen politischer Verfolgung zog A. nach Innsbruck, w a r seit 1799 Geschäftsführer eines Kaffeehauses und gab 1806-09 das „Innsbrucker Wochenblatt" heraus. WERKE: Die bestrafte Mordthat so a m 28. Juli 1782 in Wien ist verübet worden, in einem Lied verfasst. Wien 1782. - Ein neues Gesang zur Ehre der Kaufmannsdiener, Apothekeigesellen, Markier und Kellerer. Wien 1782. - Weibsbilder sind keine Menschen. Wird sonnenklar bewiesen aus der Schrift, und aus der gesunden Vernunft. Sterzing 1793. Neuausg. Leipzig 1911, Erlangen 1998. LITERATUR: Α., Μ . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 253. - Anton Dörrer: der Burgeiser Μ . A. als Schlagerdichter und Tagesschriftsteller in Graz, ein und Innsbruck von 1782-1809. In: Sehlem-Mitteilungen 30 (1956) S. 177-179. - Gustav Gugitz: Ein Altwiener Bänkelsängerdichter und altösterreichischer Journalist. In: Mitteilungen des Vereins f ü r Geschichte der Stadt Wien. Bd. 8. Wien 1928, S. 31-58. - Heinrich K. Caspart: Μ . Η. A. Ein österreichischer Journalist zwischen Aufklärung und Reaktion. 2 Bde., Wien 1991. - Hans Heinz Hahnl: Der Vinschgauer Μ . A. Aufklärer und Patriot, Liedermacher und Zeitungsgründer. In: Das Fenster. Tiroler Kulturzeitschrift 26 (1992) 53, S. 5102-5110. A m e r y , Jean, eigentl. H a n s Mayer, jüdischer Vorname: Chaim, Pseud. Hanns Mayer, Peter Frühwirth, Deckname: Roger Lippens, Schriftsteller, Publizist, * 3 1 . 1 0 . 1 9 1 2 Wien, t 1 7 . 1 0 . 1 9 7 8 Salzburg. Nachdem sein Vater, ein K a u f m a n n , 1917 gefallen war, ging Α., der katholisch erzogen wurde, mit seiner Mutter nach Bad Ischl, w o diese eine Pension betrieb. 1924 nach Wien zurückgekehrt, studierte er nach einer Buchhandelslehre unregelmäßig Literatur und Philosophie an der Universität. Beeinflußt wurde er vom logisch-empirischen Erkenntnisstil des Wiener Kreises. 1934 gab A. mit Ernst Mayer die literarische Zeitschrift „Die B r ü c k e " heraus und schrieb 1 9 3 4 / 3 5 den R o m a n Die Schiffbrüchigen. 1938 floh er nach Antwerpen. 1940 w u r d e er als „feindlicher Ausländer" festgenommen und nach Südfrankreich deportiert. 1941 gelang ihm die Flucht aus d e m Lager Gurs und die Rückkehr nach Brüssel. A. Schloß sich einer deutschsprachigen Gruppe innerhalb der belgischen kommunistischen Widerstandsbewegung an und war Sprachlehrer an der Ecole M o y e n n e Juive de Bruxelles. 1943 von der Gestapo verhaftet, w u r d e er nach monatelanger Einzelhaft und Folter 1944 nach Auschwitz, später nach Buchenwald und Bergen-Belsen deportiert. Nach der Befreiung 1945 war er in Brüssel zwanzig Jahre als Journalist ausschließlich für Schweizer Zeitungen tätig. Seine Beiträge zeichnete er seit 1955 mit d e m P s e u d o n y m Jean Amery. Seit 1965 schrieb er Essays, Rezensionen, Filmberichte und Glossen für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und war für nahezu alle großen Rundfunkanstalten der Bundesrepuplik tätig. Stark von Jean-Paul Sartre und dessen Philosophie von der existentiellen Absurdität beeinflußt, beschäftigte er sich in seinen teils autobiographischen Essays mit gesellschaftlichen und literarischen Problemen. A. war Publizist im Sinne
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eines aufklärerischen H u m a n i s m u s und philosophischer Essayist. E r veröffentlichte u. a. Jenseils von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten (1966, Neuausg. 1977, 4 2000), Über das Altern. Revolte und Resignation 7 ( 1 9 6 8 , 2 0 0 1 ) , Unmeisterliche Wanderjahre (1971, Neuausg. 1985), Widersprüche (1971), Lefeu oder Der Abbruch (1974, Neuausg. 1982) und Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod (1976, " 2 0 0 1 ) . 1972 w u r d e A. mit dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet. F ü r die Verleihung des Lessing-Preises 1977 der Freien und Hansestadt Hamburg dankte er mit der programmatischen R e d e Aufklärung als philosophia perennis. Kurz vor A.s Freitod erschien Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes (1978, 3 1997). WEITERE WERKE: Geburt der Gegenwart. Gestalten und Gestaltungen der westlichen Zivilisation seit Kriegsende. Ölten, F r e i b u r g / B r e i s g a u 1961. - Örtlichkeiten. Hrsg. v. M a n f r e d Franke. Stuttgart 1980. - Weiterleben - aber wie? Essays 1968-1978. Hrsg. v. Gisela Lindemann. Stuttgart 1982. - Radical H u m a n i s m . Selected Essays. Hrsg. v. Sidney und Stella P. Rosenfeld. Blommington 1984. - Der integrale Humanismus. Zwischen Philosophie und Literatur. Aufsätze und Kritiken eines Lesers 1966-1978. Hrsg. v. Helmut Heißenbüttel. Stuttgart 1985. - Cinema. Arbeiten zum Film. Hrsg. v. Joachim Kalka. Stuttgart 1994. - Werke. 9 Bde., Stuttgart 2002 ff. LITERATUR: Friedrich Pfäfflin (Bearbeiter:) J. A. Unterwegs nach Oudenaarde. M a r b a c h / N e c k a r 1982. - J. A. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. M ü n c h e n 1988 (Text + Kritik. H e f t 99). Darin: Friedrich Pfäfflin: Ausgewählte Bibliographie, S. 70-83. - J. A. Der Grenzgänger. Gespräch mit Ingo H e r m a n n in der Reihe ,»Zeugen des Jahrhunderts". Hrsg. v. Ingo H e r m a n n . Göttingen 1992. - Irene Heidelberger-Leonard (Hrsg.): Über J. A. Heidelberg 1990. Siegbert Wolf: Von der Verwundbarkeit des Humanismus. Über J. A. F r a n k f u r t / M a i n 1995. - Stephan Steiner (Hrsg.): J. A. (Hans Maier). Basel u . a . 1996 (Bibliogr.). - Petra S. Fiero: Schreiben gegen Schweigen. Grenzerfahrungen in J. A.s autobiographischem Werk. Hildesheim u . a . 1997. Irene Heidelberger-Leonard/Hans Höller (Hrsg.): J. Α., der Schriftsteller. Stuttgart 2000. - Irene Heidelberger-Leonard: J. A. im Dialog mit der zeitgenössischen Literatur. Essays. Hrsg. v. Hans Höller. Stuttgart 2002. - Dies.: J. A. Revolte in der Resignation. Biographie. Stuttgart 2004. A m m a n n , Walter Richard, schweizer. Redakteur, Regisseur, Dramatiker, * 5 . 5 . 1 8 8 8 Winterthur, t 1 6 . 1 1 . 1 9 5 3 Ölten. Α., Sohn eines Kaufmanns, studierte Volkswirtschaft in Basel und Lausanne. Er wurde Redakteur beim „Basler Anzeiger" und den „Aargauer Nachrichten". 1918-51 war er Chefredakteur des „Oltner Tagblatts". Seit 1923 inszenierte er für die Dramatische Gesellschaft Ölten, w a r Vorstandsmitglied der Schweizer Gesellschaft für Theaterkultur und Präsident des Zentralverbands Schweizer Dramatiker. A. veröffentlichte u. a. die D r a m e n Landsturm (1937), Karussell des Lebens (1939) und Das alte Lied (1941). LITERATUR: f W . R. A. In: Die Schweizer Presse 35 (1953) 4, S. 35. - f W . R. A. In: Schweizerischer ZeitungsverlegerVerband. Bulletin 340 (1953) S. 484. - Briefwechsel 1929-1949, Cäsar von Arx, W . R. A. Hrsg. v. Armin Arnold. Bern u . a . 1985. A m m e n d e , Ewald, Politiker, * 3 . 1 . 1 8 9 3 Pernau (Livland), f 1 5 . 4 . 1 9 3 6 Peking. Α., Sohn eines Großkaufmanns, studierte in Riga, Köln und Tübingen Volkswirtschaft; dazwischen arbeitete er im väterlichen Handelshaus, während des Ersten Weltkriegs f ü r das
Anders Verpflegungswesen der livländischen Städte in Südrußland. Als Mitarbeiter und Verlagsdirektor der „Rigaschen Rundschau" 1919-22 wandte er sich der Frage der nationalen Minderheiten zu. 1922 war er einer der Gründer des Verbandes deutscher Volksgruppen in Europa und nahm maßgebend an den Verhandlungen mit der estnischen Regierung teil, die 1925 zu einem Gesetz über die Kulturautonomie von Minderheiten führten. 1935 w u r d e A. Generalsekretär des Europäischen Minderheitenkongresses. E r veröffentlichte u. a. Muß Rußland hungern? Menschen- und Völkerschicksale in der Sowjetunion (1935). LITERATUR: Heinrich L a a k m a n n : Α., Ε. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 253. A m m o n , Otto (Georg), Anthropologe, * 7 . 1 2 . 1 8 4 2 Karlsruhe, t 1 4 . 1 . 1 9 1 6 Karlsruhe. A. studierte Ingenieurwissenschaften an der T H Karlsruhe. 1863-69 war er als Ingenieur in Konstanz tätig und leitete bis 1883 die nationalliberale „Konstanzer Zeitung", deren Eigentümer er wurde. Danach betrieb er als Privatgelehrter wissenschaftliche Studien, vornehmlich auf dem Gebiet der Anthropologie. Als Mitglied der Anthropologischen Kommission des Karlsruher Altertumsvereins (1885-99) war er maßgeblich an der anthropologischen A u f n a h m e der Wehrpflichtigen und der Mittelschüler in Baden beteiligt und schuf damit die erste Anthropologie eines größeren deutschen Gebiets (Anthropologie der Badener, 1899). A. war einer der ersten und einflußreichsten Vertreter einer Rassenforschung, die sich der anthropologischen Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung widmete. In seinen zahlreichen populären Veröffentlichungen wie Der Darwinismus gegen die Sozialdemokratie (1891) legte er eine Interpretation des Darwinismus im Sinne einer Lehre von der Notwendigkeit der bestehenden sozialen Ungleichheit vor. WEITERE WERKE: Die natürliche Auslese beim Menschen. Auf Grund der Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen der Wehrpflichtigen in Baden u. a. Materialien dargestellt. Jena 1893. - Die Bedeutung des Bauernstandes für den Staat und die Gesellschaft. Sozialanthropologische Studie. Berlin 1894, 2 1906. - Die Gesellschaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. Entwurf einer Sozial-Anthropologie zum Gebrauch für alle Gebildeten, die sich mit sozialen Fragen befassen. Jena 1895, 3., umgearbeitete Aufl. 1900. LITERATUR: Berta Berblinger-Ammon: Ο. A. Das Lebensbild eines Rasseforschers. H a l l e / S a a l e 1925. - Hilkea Lichtsinn: Ο. A. und die Sozialanthropologie. F r a n k f u r t / M a i n 1987. - Andreas Vonderach: Anthropologischer Beitrag zur Frage der Schwarzwaldromania. Untersuchungen anhand des Materials von Ο. A. und Johann Schaeuble. In: Alemannisches Jahrbuch 2 0 0 1 / 2 0 0 2 . Freiburg/Breisgau 2003, S. 191-255.
A m s t a l d e n , Walter, schweizer. Politiker, * 3 0 . 8 . 1 8 8 3 Sarnen, t 1 9 . 6 . 1 9 6 6 S a m e n . Nach dem Besuch der Benediktinerkollegien Engelberg und Sarnen studierte A. Rechtswissenschaften an der Univ. Freiburg (Schweiz). Seit 1908 war er Anwalt in Sarnen und 1910-30 Obwaldner Staatsanwalt. 1909-17 leitete er die Redaktion des „Obwaldner Volksfreunds". Als Vertreter der Katholisch-konservativen Partei in Sarnen w a r er 1914-26 Bürgergemeinderat, 1916-24 Dorfschaftsrat (seit 1920 als Präsident) und 1920-26 Präsident der Sarner Einwohnergemeinde. 1918 wurde er in den Verwaltungsrat der Obwaldner Kantonalbank gewählt, deren Präsident er 1924-54 war. 1919-30 gehörte A. d e m Kantonsrat an ( 1 9 2 7 / 2 8 Präsident). Den Kanton Obwalden vertrat er seit 1926 im Ständerat; 1930 wurde er in den Obwaldner Regierungsrat gewählt.
1930-44 war er Präsident des Sanitätsrats und 1935-47 Erziehungsrat. Nach einer Verfassungsinitiative gegen Ä m t e r kumulation schied A. 1943 aus dem Ständerat aus und trat 1944 als Regierungsrat zurück. 1947 wurde er Präsident des Verfassungsrats. A. w a r Präsident des Schweizerischen Katholischen Pressvereins. LITERATUR: T h e o Frey: Ständerat und L a n d a m m a n n A. Sarnen 1942. A r n s t e i n , Fritz, eigentl. Friedrich Georg Α., schweizer. Redakteur, * 8 . 2 . 1 8 5 3 Basel, t 2 1 . 5 . 1 9 2 2 Basel. Der Sohn eines Bademeisters und einer K r a n k e n s c h w e s t e r arbeitete nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker als Turmuhrmacher, bevor er sich dem Journalismus zuwandte. 1878-1918 redigierte er den „Schweizerischen Volksfreund aus B a s e l " (später „National-Zeitung"). 1881-1920 w a r er freisinniger Großrat in Basel, 1895-1911 Mitglied und dann Präsident des Aufsichtsrats des Frauenspitals sowie der Arbeitslosenkommission. A. zählte zu den G r ü n d e r n des Schweizerischen Pressevereins, dessen Präsident er 1904-06 war. Er veröffentlichte u . a . Plaudereien aus Basel (1882). LITERATUR: D e m Gedächtnis von F. A. Geb. am 8. Febr. 1853, gest. a m 21. Mai 1922. Basel 1922. - Richard Arnstein: F. A. In: Basler Jahrbuch 1924. Basel 1924, S. 97-108. A m s t e r , Moritz, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 3 . 2 . 1 8 3 1 Czernowitz, t 2 7 . 9 . 1 9 0 3 Wien. A. widmete sich d e m Bankwesen und der Verwaltung des von ihm gepachteten Gutes Toporoutz. Später in Wien ansässig, w u r d e er Sekretär der Freimaurerloge „Humanitas", 1875 Chefredakteur der Freimaurerzeitung „Der Zirkel". Er war Mitarbeiter der von Adolf —> Bäuerle gegründeten „Wiener Theaterzeitung" und des „Wiener M o d e s p i e gels". A. veröffentlichte Gedichte, Erzählungen, das Lustspiel Die verkaufte Leibrente (1865) und gab z u s a m m e n mit Ludwig Adolf —> Staufe-Simiginowicz das Poetische Gedenkbuch (1875) heraus. A m t h o r , Eduard Gottlieb, Verleger, Schriftsteller, * 1 7 . 7 . 1 8 2 0 T h e m a r bei Meiningen, t 3 . 7 . 1 8 8 4 Gera. Nach d e m Studium der Theologie und Orientalistik in Leipzig unternahm A. Studienreisen nach Frankreich und Großbritannien. 1849 gründete er in Hildesheim eine Handelsschule. Die Schule w u r d e 1854 nach Gera verlegt, w o A. 1866 eine Verlagsbuchhandlung gründete. Neben Schulatlanten und alpinen Reiseführern, die A. teilweise selbst verfaßte (Tiroleiflihrer, 1868), gab er die „Thüringische Schulzeitung", den „Geraischen Kalender" und den „Generalanzeiger f ü r Thüringen, Franken und Vogtland" (1853-60) heraus. A. schrieb Gedichte und Erzählungen und übersetzte mehrere Werke aus dem Englischen. Seine Selbstbiographie erschien 1879 ( 2 1880). LITERATUR: Α., Ε. In: Rudolf Schmidt: ler, deutsche Buchdrucker. Beiträge schichte des deutschen Buchgewerbes, S. 8 f. - Hans Lülfing: Α., E.-G. In: S. 264.
Deutsche B u c h h ä n d zu einer F i r m e n g e Bd. 1. Berlin 1902, N D B , Bd. 1, 1953,
A n d e r s , Günther, eigentl. Günther Siegmund Stern, Pseud. Reinhold H o f f m a n n , Philosoph, Publizist, * 1 2 . 7 . 1 9 0 2 Breslau, t 1 7 . 1 2 . 1 9 9 2 Wien. Α., Sohn des Psychologen und Philosophen William Stern, wuchs seit 1915 in H a m b u r g auf, wurde 1917 in einer paramilitärischen Schülergruppe in Frankreich eingesetzt, nahm 1919 das Studium d e r Philosophie (bei Ernst Cassirer), Psychologie und Kunstgeschichte in H a m b u r g auf, studierte seit 1921 bei E d m u n d Husserl und Martin Heidegger in Freiburg und w u r d e 1924 bei Husserl mit der Dissertation Die Rolle der Situationskategorie bei den ,Logischen Sätzen' promoviert. 1925 studierte er bei Heideg-
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Andersch ger in Marburg, wo er Hannah —»Arendt kennenlernte, mit der er 1929-37 verheiratet war. 1926 war A. Assistent von Max Scheler. Ein Versuch, sich mit der Studie Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen bei Paul Tillich zu habilitieren, scheiterte. Seit 1930 war A. in Berlin als freier Autor tätig, u.a. für die „Vossische Zeitung" und den Rundfunk. Der 1930-32 entstandene antifaschistische Roman Die molussische Katakombe erschien vollständig erst 1992 (Fassung 1938). 1933 emigrierte A. nach Paris, 1936 in die USA. 1936-39 lebte er in New York, 1939-42 in Los Angeles und kehrte dann nach New York zurück, wo er 1949/50 Ästhetik-Vorlesungen an der New School for Social Research hielt. A. schrieb Beiträge für Exil-Publikationen wie „Die Sammlung" und den „Aufbau". 1950 nach Europa zurückgekehrt, ließ er sich als freier Publizist in Wien nieder und wurde 1951 österr. Staatsbürger. Α., für den der Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima ein Thema von zentraler Bedeutung war (Endzeit und Zeitenende. Gedanken über die atomare Situation, 1972; ab 2. Aufl. unter dem Titel Die atomare Drohung. Radikale Überlegungen zum atomaren Zeitalter, 1981, 72003). gehörte zu den Initiatoren der Anti-Atomwaffen-Bewegung und war Mitglied des Russell-Tribunals in Stockholm und Kopenhagen. In den letzten Lebensjahren arbeitete er an der Zeitschrift „Neues Forum" (Wien) mit. A. schrieb neben Lyrik und Romanen vor allem Uber kulturphilosophische und zeitgeschichtliche Themen. Sein philosophisches Hauptwerk ist die Essay-Sammlung Die Antiquiertheit des Menschen (2 Bde., 1956-80, Neuausg. 1992), in dem er sich mit den Problemen der technologischen Zivilisation des Atomzeitalters befaßt. Sich von der akademischen Philosophie distanzierend, bezeichnete sich A. als Gelegenheitsphilosoph, als Sozial- bzw. „Technikpsychologe". A. wurde u. a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1979), dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt (1985) und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Der Mann auf der Brücke. Tagebuch aus Hiroshima und Nagasaki. München 1959, 21963. Wir Eichmannsöhne. Offener Brief an Klaus Eichmann. München 1964, '2002. - Philosophische Stenogramme. München 1965, 32002. - Die Schrift an der Wand. Tagebücher 1941-1966. München 1967. - Hiroshima ist überall. München 1982. Nachdr. 1995. - Ketzereien. München 1982, 21991. Nachdr. der Originalausgabe 1996. - Übertreibungen in Richtung Wahrheit. Stenogramme, Glossen, Aphorismen. Hrsg. und mit einem Vorwort von Ludger Lütkehaus. München 2002. LITERATUR: Jürgen Langenbach: G. A. München 1988. Konrad Paul Liessmann: G. A. zur Einführung. Hamburg 1988, 21993. - Werner Reimann: Verweigerte Versöhnung. Zur Philosophie von G. A. Wien 1990. - Ludger Lütkehaus: Philosophieren nach Hiroshima. Über G. A. Frankfurt/Main 1992. - G. A. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1992 (Text + Kritik 115). Darin: Jan Striimpel: Bibliographie G. Α., S. 89-101. - Detlef Clemens: G. A. Eine Studie über die Ursprünge seiner Philosophie. Frankfurt/Main 1996. - Margret Lohmann: Philosophieren in der Endzeit. Zur Gegenwartsanalyse von G. A. München 1996. - Wolfgang Kramer: Technokrate als Entmaterialisierung der Welt. Zur Aktualität der Philosophie von G. A. und Jean Baudrillard. Münster u. a. 1998. - Konrad Paul Liessmann: G. A. Philosophieren im Zeitalter der technologischen Revolutionen. München 2002. - Berthold Wiesenberger: Enzyklopädie der apokalyptischen Welt. Kulturphilosophie, Gesellschaftstheorie und Zeitdiagnose bei G. A. und Theodor W. Adorno. München 2003. Bruno Jahn
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Andersch, Alfred (Hellmuth), Pseud. Anton Winisch, Thomas Gradinger, Fritz Wrangel, Werner Gregor, Schriftsteller, * 4.2.1914 München, f 21.2.1980 Berzona (Kt. Tessin). A. engagierte sich schon während seiner Buchhändlerlehre politisch. 1932/33 war er Organisationsleiter des Kommunistischen Jugendverbandes Südbayern, löste sich dann aber von der extremen Linken. 1933 wurde er zweimal verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach der Entlassung arbeitete er als Angestellter, wurde zur Wehrmacht eingezogen und desertierte 1944 zu den Amerikanern. 1946/47 gab er mit Hans Werner —»Richter die Wochenschrift „Der R u f und 1955-57 die Zeitschrift „Texte und Zeichen" heraus. A. war Gründungsmitglied der Gruppe 47. 1948-58 war er beim Sender Frankfurt und beim Süddeutschen Rundfunk tätig. Er verfaßte Essays, Features, Hörspiele, Fernsehspiele und Filmdrehbücher und setzte sich in seinen Werken vor allem mit dem Ausbruch des Menschen aus der Unfreiheit totalitärer Regime auseinander. In seinem 1952 erschienenen Buch Die Kirschen der Freiheit behandelte er seine eigene Desertion aus der Wehrmacht. 1957 erschien der Roman Sansibar oder der letzte Grund, 1960 Die Rote. WEITERE WERKE: Efraim. Zürich 1976. - Aus einem römischen Winter. Zürich 1979. - Ein neuer Scheiterhaufen für alte Ketzer. Zürich 1979. - Es gibt kein fremdes Leid. Schwifting 1981. - Wanderungen im Norden. Zürich 1984. ,.Einmal wirklich leben". Ein Tagebuch in Briefen an Hedwig Α., 1943 bis 1975. Hrsg. v. Winfried Stephan. Zürich 1986. - Gesammelte Werke in zehn Bänden. Kommentierte Ausgabe. Hrsg. v. Dieter Lamping Zürich 2004. LITERATUR: Volker Wehdeking: Α. A. Stuttgart 1983. - Ursula Reinhold: Α. A. Politisches Engagement und literarische Wirksamkeit. Berlin 1988. - Arno Schmidt: Der Briefwechsel mit Α. A. Hrsg. v. Bernd Rauschenbach. Zürich 1989. - Stephan Reinhardt: Α. A. Eine Biographie. Zürich 1990. - Irene Heidelberger-Leonard/Volker Wehdeking (Hrsg.): Α. A. Perspektiven zu Leben und Werk. Opladen 1994. - Bernhard Jendricke: Α. A. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1994. - Reiner Poppe: Α. A. Stuttgart 1999. - Winfried Stephan (Hrsg.): Die Kirschen der Freiheit von Α. A. Materialien zu einem Buch und seiner Geschichte. Zürich 2002. - Reiner Poppe: Erläuterungen zu Α. Α., Sansibar oder der letzte Grund. Hollfeld 2004. Andics, Hellmut, Pseud. Claudius Droot, österr. Journalist, * 25. 8.1922 Wien, t 18.8.1998 Wien. Der Sohn eines Offiziers erhielt eine Ausbildung zum Werkzeugbauer und nahm als Techniker am Zweiten Weltkrieg teil. Zunächst Redakteur des „Neuen Österreich", war er bis 1974 leitender Redakteur bei verschiedenen österr. Zeitungen und Zeitschriften, darunter „Weltpresse", „BildTelegraf, „Expreß", „Die Presse", „Die Wochenpresse" und „Kurier". Er schrieb außerdem für Zeitungen in Deutschland, Italien und der Schweiz, darunter „Die Welt" und „Die Tat". A. moderierte die Fernsehsendung „Club 2" und war seit 1978 Kommentator für „Radio Burgenland". 1980-82 arbeitete er als Konsulent für die Firma Schönbrunn-Film (Wien). 1982-86 war A. Landesintendant des ORF Burgenland. Er veröffentlichte u. a. Der Staat, den keiner wollte. Österreich 1918-1938 (1962, 21964), Der ewige Jude. Ursachen und Geschichte des Antisemitismus (1966) und Das wundersame Jahrtausend. Österreich von den Anfängen bis zum Ende der Monarchie (1997). Er schrieb ferner die Drehbücher zu dem dokumentarischen Fernsehspiel Heiße Tage im Juli (1984) sowie zu den Fernsehserien Männer und Mächte und Ringstraßenpalais. A. war 1974 Mitbegründer des „Kulturkreises Burgenland", 1975-79 Geschäftsführer der Kulturzentren im
Andrian-Werburg Burgenland und 1980 Intendant der Burgenländischen Festspiele. WEITERE WERKE: Die Laster dieser Zeit. Salzburg 1964. Der Fall Otto Habsburg. Ein Bericht. W i e n / M ü n c h e n 1965. - 50 Jahre unseres Lebens. Österreichisches Schicksal seit 1918. Wien u . a . 1968. - Die Frauen der Habsburger. Wien u . a . 1969. Neuausg. Wien 1991. - Das österreichische Jahrhundert. Die Donaumonarchie 1804-1918. Wien 1974. - Ende und A n f a n g . W i e n / H a m b u r g 1975. - Österreich 1804-1975. 4 Bde., W i e n / M ü n c h e n 1 9 7 6 , 2 1 9 8 1 . - D i e Juden in Wien. Wien 1988. LITERATUR: Ingrid Dunkl: Ein Beitrag zur Biographie des österreichischen Publizisten, Journalisten und Drehbuchautors Η. A. [ . . . ] Dipl.-Arb. Univ. Wien 1995. A n d r e , Christian Karl, Pädagoge, Journalist, Buchhändler, landwirtschaftlicher Funktionär, * 2 0 . 3 . 1 7 6 3 Hildburghausen (Thüringen), t 1 9 . 7 . 1 8 3 1 Stuttgart. Α., Sohn eines Hofagenten und Gastwirts, trat nach einem Studium der Rechtswissenschaften, Pädagogik und Musik zunächst als Sekretär und Rat in Arolsen in fürstlich Waldecksche Dienste. Dort begann er auch, sich der Volksbildung zu widmen. 1782 gründete er in Arolsen nach d e m Muster des Salzmannschen Instituts in Schnepfenthal eine Lehranstalt, an der er selber unterrichtete. 1790 leitete er ein Mädcheninstitut in Gotha, 1794 eine Mädchenschule in Eisenach und seit 1798 die evang. Schule in Brünn. A. gründete 1791 mit Rudolf Zacharias —> Becker den „Anzeiger der Deutschen" und war Mitinhaber einer Buchhandlung in Prag. Später wechselte er in die Landwirtschaft und wurde nacheinander Sekretär der mährischen Ackerbaugesellschaft, 1812 fürstlich Salmscher Wirtschaftsrat und Assessor in Ungarn. Seit 1821 lebte er als Hofrat, Sekretär des Landwirtschaftlichen Vereins und Redakteur der „Landwirtschaftlichen Zeitschrift" in Stuttgart. WERKE: Mit Georg Christian Raff: Geographie für Kinder. 3 Bde., Tübingen 1786-1791. Neuausg. Göttingen 1796, 2 1806. - Der Baumeister oder compendiöse Bibliothek des Wissenswürdigsten, u m neue Gebäude aller Art zweckmäßig anzulegen oder alte zu erhalten und zu verbessern. Eisenach, H a l l e / S a a l e 1797. Neuausg. M ü n c h e n 2003. - Deutschfranzösisches Wörterbuch aller solcher Hauptwörter deren sinnliche Gegenstände für die Anschauung 6 - ^ j ä h r i ger Kinder gehören und passen [ . . . ] . 4 Tie., H a l l e / S a a l e 1797-1800. - Merkwürdigkeiten der Natur, Kunst und des Menschenlebens für allerlei Leser, besonders aber für die Besitzer meiner Schriften. 2 Bde., Erfurt 1 7 9 8 / 9 9 . LITERATUR: Adolf Teuscher: Die Erziehungsanstalten des Philanthropisten C. C. A. Ein Beitrag zur Geschichte der Mädchenerziehung. In: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts 5 (1915) 2, S. 123-131. - Gerta Beaucamp: Der Pädagoge C. C. A. in Arolsen (1783-1785). In: Geschichtsblätter f ü r Waldeck 78 (1990) S. 151-171. Repertorium: Unterlagen zu C. C. A. (1763-1831). Bearb. v. Regina Keyler. Stuttgart 2003. A n d r e a e , Clemens August, österr. Volkswirtschaftler, * 5 . 3 . 1 9 2 9 Graz, f 2 6 . 5 . 1 9 9 1 Thailand. Der Sohn eines Grazer Universitätsprofessors war nach seinem 1950 in Marburg mit der Promotion abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaften 1951-58 als Assistent am Institut für Finanzrecht der Univ. Köln tätig. Seit 1955 habilitiert, folgte A. 1958 einem Ruf an die Univ. Innsbruck, wurde 1962 Ordinarius und war 1965-80 Vorstand des Instituts f ü r Finanzwissenschaften; 1981-83 hatte er das A m t des Rektors der Univ. inne. Α., der u. a. ein Handbuch der österreichischen Finanzwirtschaft (1970) herausgab und sich besonders mit Geld- und Finanzpolitik beschäftigte, war mehrmals als Kandidat für das A m t des österr. Finanzministers im Gespräch. Er war Herausgeber und Mitarbeiter des M a g a z i n s
„Wochenpresse" und gehörte seit 1985 d e m Kuratorium des Österreichischen R u n d f u n k s ( O R F ) an. A. k a m bei einem Flugzeugabsturz über Thailand u m s Leben. LITERATUR: Stand und Entwicklung der Finanzpsychologie: C.-A. A. zum Gedenken. Hrsg. v. Christian Smekal. BadenBaden 1994. A n d r e e , Carl Theodor, Geograph, * 2 0 . 1 0 . 1 8 0 8 Braunschweig, t 1 0 . 8 . 1 8 7 5 Bad Wildungen (Hessen). Α., Sohn eines Kammachers, studierte 1826-30 Geschichte und Staatswissenschaften in Jena, Berlin und Göttingen. Daneben beschäftigte er sich mit den geographischnaturwissenschaftlichen Forschungen von Carl Ritter und Alexander von Humboldt. 1830 w u r d e er burschenschaftlicher Aktivitäten angeklagt und freigesprochen. 1838-54 war A. nacheinander Redakteur der „ M a i n z e r Zeitung", der „Oberdeutschen Post" in Karlsruhe, der „Kölnischen Zeitung", der „Bremer Zeitung" und der „Deutschen Reichszeitung"; vorübergehend leitete er die Redaktion des „Bremer Handelsblatts". 1851 w u r d e er Herausgeber der Zeitschrift „Westland. Magazin f ü r die K u n d e amerikanischer Verhältnisse". 1862 gründete er die illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde „ G l o b u s " und rief 1863 mit Sophus R ü g e in Dresden den Verein für E r d k u n d e ins Leben. A. veröffentlichte zahlreiche geographische und völkerkundliche Abhandlungen und beschrieb in seiner dreibändigen Geographie des Welthandels (1867-77; von Franz Heiderich und Robert Sieger vollständig neu bearb. Ausg. in 4 Bänden, 1910-21) die ethnographischen Grundlagen des Handels. WEITERE WERKE: Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde. Leipzig 1836. - N o r d - A m e r i k a in geographischen und geschichtlichen Umrissen. Braunschweig 1851, 2 1854. S ü d a f r i k a und Madagaskar geschildert durch die neuesten Entdeckungsreisenden. Leipzig 1859. LITERATUR: Karl Buchheim: Κ. Τ. A. In: Ders. (Hrsg.): Geschichte der Kölnischen Zeitung, ihrer Besitzer und ihrer Mitarbeiter. Köln 1930, S. 255-260. - Erich v. Drygalski: Α., Κ. Τ. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 285.
A n d r i a n - W e r b u r g , Leopold (Ferdinand) Frh. von, Diplomat, Schriftsteller, Intendant, * 9 . 5 . 1 8 7 5 Berlin, t 19.11. 1951 Freiburg (Schweiz). Der Sohn des Anthropologen Ferdinand Leopold von A.-W. beendete sein Jurastudium an der Univ. Wien mit der Promotion. 1899 trat er in den diplomatischen Dienst ein und war in der Folgezeit an verschiedenen österr. Auslandsvertretungen tätig. 1910 w u r d e er Legationsrat und Generalkonsul in Warschau, 1917 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister und Referent für Polen im Außenministerium. A.-W. n a h m noch an den Friedensverhandlungen von BrestLitowsk teil, verließ aber mit dem E n d e der Monarchie den diplomatischen Dienst und w u r d e 1918 z u m Generalintendanten des Hoftheaters ernannt. D a n e b e n schrieb er Gedichte und veröffentlichte bereits 1895 seine Prosadichtung Der Garten der Erkenntnis. A.-W. war 1894-1901 Mitarbeiter der „Blätter für die Kunst" und war eng befreundet mit Stefan —* George, Hermann —> Bahr und H u g o von Hofmannsthal. 1938 emigrierte er über die Schweiz und Frankreich nach Brasilien und kehrte 1945 nach Europa zurück. WEITERE WERKE: Ursula Prutsch (Hrsg.): L „ V. A. (1875-1951): Korrespondenzen, Notizen, Essays, Berichte. Wien u. a. 2003. LITERATUR: Edith Heischkel-Artelt: A.-W., F. L. Frh. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 287. - Ursula Renner: L. A.s „Garten der Erkenntnis". Literarisches P a r a d i g m a einer Identitätskrise in Wien um 1900. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1981. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 27.
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Anneke A n n e k e , Mathilde Franziska, geb. Giesler, Publizistin, * 3 . 4 . 1 8 1 7 Lerchenhausen bei B l a n k e n s t e i n / R u h r , t 2 5 . 1 1 . 1 8 8 4 M i l w a u k e e (USA). Die Tochter eines Gutsbesitzers lebte nach der Scheidung von ihrem ersten Mann, dem Weinhändler Albert von Tabouillet, als Schriftstellerin in Wesel und Münster. Α., die in ihren kath. A n f ä n g e n das „Westfälische Jahrbuch" redigierte, lernte dort einen Kreis demokratisch gesinnter Juristen und Offiziere kennen und heiratete 1847 den aus politischen Gründen aus dem preuß. H e e r entlassenen Artillerieoffizier Fritz Anneke. Während dessen politischer Gefangenschaft 1848 gründete sie die linksdemokratische „Neue Kölnische Zeitung f ü r Bürger, Bauern und Soldaten" und die „Frauenzeitung", die beide bald unterdrückt wurden. In den revolutionären K ä m p f e n in der Pfalz und in Baden 1848 diente sie ihrem M a n n als Gefechtsordonnanz. Nach der Niederlage 1849 floh sie mit ihm nach W i s c o n s i n / U S A . Dort warb sie f ü r das Frauenstimmrecht, gründete 1852 in Milw a u k e e die „Deutsche Frauenzeitung", deren Redaktion sie nacheinander in N e w York, Jersey City und N e w a r k führte, und veröffentlichte Mutterland. Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge (1853, Neuausg. 1982). 1860-65 hielt sie sich aus gesundheitlichen Gründen in der Schweiz auf. 1865 in die U S A zurückgekehrt, arbeitete sie als Korrespondentin für das „Belletristische J o u r n a l " in N e w York und die „Illinois-Staats-Zeitung". 1866 gründete sie mit Caecilie K n a p p in Milwaukee eine Mädchenerziehungsanstalt. A. war in der amerikanischen Frauenbewegung stark engagiert. Sie schrieb auch Erzählungen. WEITERE WERKE: Hrsg.: D a m e n a l m a n a c h . Wesel 1842. Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen. [Manuskript 1 8 4 6 / 4 7 ] , Wildberg 1999. - D a s Geisterhaus in New-York. Jena 1864. - M. F. A. in Selbstzeugnissen und D o k u m e n t e n . Hrsg. v. Maria Wagner. F r a n k f u r t / M a i n 1980. - Die gebrochenen Ketten. Erzählungen, Reportagen und Reden (1861-1873). Hrsg. und mit Nachwort versehen von Maria Wagner. Stuttgart 1983. LITERATUR: Walter Kurze: Α., Μ . F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 303 f. - Eitel Wolf Dobert: M . F. A. In: Ders. (Hrsg.): Deutsche Demokraten in Amerika. Göttingen 1958, S. 24-26. - Dorothea Diver Stuecher: Twice removed. The experience of German-American w o m e n writers in the 19th century. N e w York u. a. 1990. - Karin Hockamp: Von vielem Geist und großer Herzensgüte. Μ . F. Α. (1817-1884). Ludwig Möller zum Gedächtnis. W e t t e r / R u h r 1999. - Erhard Kiehnbaum: „Bleib gesund, mein liebster Sohn Fritz . . . " . M. F. A s Briefe an Friedrich Hammacher, 1846-1849. Berl i n / H a m b u r g 2004. A n n e r , Emil, schweizer. Maler, Komponist, * 2 3 . 2 . 1 8 7 0 B a d e n (Kt. Aargau), t 6 . 2 . 1 9 2 5 Brugg (Kt. Aargau). A. besuchte 1886-90 die Kunstgewerbeschule in Zürich, ließ sich 1891 in Genf in der Kunst des Aquarellierens ausbilden und vervollständigte seine Ausbildung 1892-96 an der Kgl. Kunstakademie in München. Dort erlernte A. bei Johann Leonhard Raab u. a. die Radiertechnik und wurde vor allem als Radierer und Zeichner zahlreicher Porträts und Exlibris bekannt. A. war Mitarbeiter der Zeitschriften „Jugend" und „ D e r Kunstwart" und erteilte seit 1899 Zeichenunterricht an der Bezirksschule Brugg. Daneben widmete er sich der Musik, veröffentlichte einige Liederhefte und komponierte Violinwerke, eine Sinfonie und ein Oratorium. LITERATUR: Ε. Α., 1870-1925 [Ausstellung], Aarau 1969. A n s e h e t , Julie Philippine Clara, geb. Cappel, Pseud. Theodora, Schriftstellerin, * 2 3 . 9 . 1 7 8 0 Helmstedt, t nach 1825. A. war die Tochter eines herzoglich braunschweigischen Hofrats und Professors der Pharmakologie. Sie verfaßte unter ihrem P s e u d o n y m Theodora oder nur mit „eine D a m e "
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unterzeichnete kleine Erzählungen und Aufsätze f ü r verschiedene Zeitschriften, u. a. für das „Braunschweiger M a gazin" und den „Freymüthigen". D a n e b e n veröffentlichte sie 1811 Kleine Romane und Erzählungen aus dem Reich der Dichtung und Wahrheit. A n t h e s , Otto (Wilhelm Joachim Eugen), Pseud. Eugen Thossen, Schriftsteller, Pädagoge, * 7 . 1 0 . 1 8 6 7 Michelb a c h / A h r , t 1 9 . 1 1 . 1 9 5 4 Wiesbaden. Nach dem Studium der Theologie und Philologie in Leipzig und Halle unterrichtete A. seit 1891 an verschiedenen Oberschulen in Norddeutschland Religion, Hebräisch und Latein, 1903-26 in Lübeck. D a n a c h als freier Schriftsteller tätig, lebte er, unterbrochen von kriegsbedingten Aufenthalten in Niederschlesien und Lübeck, von 1936 bis zu seinem Tod in Wiesbaden. Α., der Beiträge für den „Kunstwart" schrieb, trat u. a. mit seiner Schrift Dichter und Schulmeister (1903) f ü r eine R e f o r m des Deutschunterrichts und eine schülerbezogene Literatur- und Kunsterziehung ein. 1909 erschien sein erfolgreiches, von Paul Graener als Oper vertontes D r a m a Don Juans letztes Abenteuer, 1912 sein autobiographischer R o m a n Heinz Hauser, ein Schulmeisterleben. Neben einigen Lustspielen, historischen Novellen und Romanen schrieb A. an die hundert Miniaturen aus dem Leben Lübecks. A n t h o n y , Wilhelm, eigentl. Wilhelm A s m u s , Schauspieler, Schriftsteller, Journalist, * 1 7 . 2 . 1 8 3 7 Lübeck, t 2 0 . 2 . 1 9 0 2 Weimar. A. studierte in Leipzig Philosophie und Theologie. 1857 Schloß er sich einer Schauspielertruppe an und debütierte in Tönning. Zuerst spielte er jugendliche Liebhaber und wechselte dann ins Charakterfach. 1862-69 hatte er Engagements in Görlitz, Rostock, Bremen, Regensburg, Mainz, Aachen, Düsseldorf, Magdeburg und Breslau. 1869 gab er den Schauspielerberuf auf und wirkte in der Folgezeit als Dramaturg und Regisseur a m Stadttheater in Breslau. Daneben war er schriftstellerisch und seit den siebziger Jahren auch journalistisch tätig. Von 1886 an arbeitete er in Schweidnitz, Striegau und Hirschberg als freier Redakteur. 1889 ging er als Chefredakteur zur „Halleschen Zeitung". 1893 berief ihn das großherzoglich sächsische Staatsministerium als Chefredakteur der amtlichen „Weimarer Zeitung". Neben Bühnenstücken und Gedichten veröffentlichte A. Erzählungen und Novellen (3 Bde., 1873). WEITERE WERKE: Die feindlichen Brüder. Erzählung von der rothen Erde. Aachen 1867. - Der Kindesraub oder: Ein Weib aus des Volke. Elberfeld 1872. - Klein Däumling oder Goldelse und der verzauberte Prinz. Breslau 1881. - Für die Coupe-Ecke. Schweidnitz 1891. A n z e n g r u b e r , Johann N e p o m u k , österr. Schriftsteller, * 2 1 . 3 . 1 8 1 0 Weng bei Hofkirchen (Oberösterreich), t 8 . 1 1 . 1 8 4 4 Wien. Α., ein niederösterreichischer Bauernsohn, besuchte als Sängerknabe das Lyzeum von Salzburg und kam Mitte der dreißiger Jahre nach Wien. Dort fand er eine bescheidene Anstellung als Ingrossist in der Gefallen- und D o m ä n e n buchhaltung. Bei seinem frühen Tod hinterließ er mehrere Manuskripte lyrischer und dramatischer Arbeiten, von denen das Trauerspiel Berthold Schwarz 1844 in den „Österreichischen Blättern für Literatur und Kunst" abgedruckt und sehr positiv a u f g e n o m m e n wurde. A. war der Vater von Ludwig —> A. LITERATUR: Anton Bettelheim: J. A. Berlin 1888. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 25. A n z e n g r u b e r , Ludwig, österr. Schriftsteller, * 2 9 . 1 1 . 1 8 3 9 Wien, t 1 0 . 1 2 . 1 8 8 9 Wien. Nach dem Besuch der unteren Mittelschule 1856-58 in Wien begann Α., Sohn Johann N e p o m u k —>A.s, eine Buchhänd-
Apt lerlehre und trat daneben in Laientheatern auf. 1859 Schloß er sich einer Wanderbühne an und unternahm erste schriftstellerische Versuche. Eine 1869 angetretene Kanzlistenstelle in der Wiener Polizeidirektion gab A. 1871 nach der erfolgreichen Uraufführung seines Volksstücks Der Pfarrer von Kirchfeld wieder auf. Er war dann als Theaterdichter am Theater an der Wien und als Dramaturg am Volkstheater tätig. 1882-85 arbeitete er als Redakteur beim Wochenblatt „Die Heimat", seit 1884 als Chefredakteur bei der Wiener satirischen Zeitschrift „Figaro". A. schrieb neben moralisierenden, manchmal antiklerikalen, den liberalen Zeitgeist widerspiegelnden Volksstücken wie Der G'wissenswurm (1874) bereits dem Naturalismus vorgreifende Romane wie Der Sternsteinhof (2 Bde., 1885). WEITERE WERKE: Ludwig Anzengruber. Eine Auswahl aus seinen Werken, besorgt und eingel. von Karl Lustig. Wien 1920. - L. A.s sämtliche Werke. Unter Mitwirkung von Κ. A. hrsg. v. Rudolf Latzke und Otto Rommel. 15 Bde., Wien/ Leipzig 1920-1922. - Peter Rosegger, L. A. - Briefwechsel. Hrsg. v. Konstanze Fliedl und Karl Wagner. Wien 1995. LITERATUR: Ernst Alker: Α., L. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 320 f. - Aloys Klocke: Die religiöse und weltanschaulichethische Problematik bei L., A. Diss. Univ. Freiburg/Brsg. 1955. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 26. - Franz Baumer: L„ A. Volksdichter und Aufklärer. Ein Lebensbild. Weilheim 1989. Apelt, Fritz, Journalist, * 4.2.1893 Tiefenfurth (Kr. Görlitz), f 28.1.1972. Der Sohn eines Bergmanns und einer Fabrikarbeiterin arbeitete nach einer Schlosserlehre 1910-23 in seinem Beruf sowie als Werkzeugmacher. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg gehörte er dem Soldaten- und Arbeiterrat in Liegnitz an. 1923 wurde er Redakteur der „Roten Fahne", saß 1924/25 in Festungshaft, war anschließend Redakteur beim KPD-Pressedienst und betreute dann beim KPDZentralkomitee als verantwortlicher Redakteur die ParteiZeitschrift „Der Arbeiterrat". 1927-29 lebte A. in Moskau, wo er als Vertreter der Revolutionären Gewerkschaftsopposition dem Exekutivkomitee der Roten Gewerkschaftinternationale angehörte. Nach einer weiteren Station beim KPDPressedienst war er 1929-32 Chefredakteur des „Thüringer Völksblatts" (Erfurt) und 1932/33 der „Badischen Arbeiterstimme" (Mannheim). 1933/34 von den Nationalsozialisten in Heuberg und Kieslau inhaftiert, emigrierte A. 1935 nach Amsterdam und ging dann Paris, Schweden, Finnland und schließlich in die UdSSR. Dort war er Pressekorrespondent in der Agitationsabteilung des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (KI), 1939-41 Mitarbeiter in der Redaktion des KI-Bulletins und seit 1941 Sprecher und Redaktionssekretär des „Deutschen Volkssenders". 1944 arbeitete A. in der KPD-Arbeitskommission am Entwurf des Parteiprogramms für die Nachkriegszeit mit. Im selben Jahr wurde er Redakteur beim Sender des Nationalkomitees „Freies Deutschland" (NKFD). 1945-51 war A. Chefredakteur von „Die Freie Gewerkschaft" (seit 1947 „Tribüne"), 1951-54 Leiter des Amts für Literatur und Verlagswesen der DDR und 1954-56 Staatssekretär sowie Erster Stellvertreter des Kulturministers der DDR. Er veröffentlichte u. a. Die Gewerkschaften in der Sowjetunion (1949) und Stalin und die Gewerkschaften (1949). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 16. - Andreas Herbst/ Peter Erler: Α., F. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 26 f. A p e r g e r , Andreas, Drucker, * 1598, t 23.10.1658. A. ist erstmals 1617 als Drucker bei der von Marcus Welser gegründeten Augsburger Verlags- und Druckergesellschaft „Ad insigne pinus" erwähnt. Nach deren Auflösung machte er sich 1619 selbständig. 1632 floh A. vor den schwedischen Besatzungstruppen aus Augsburg und kehrte erst 1635
zurück. Er druckte dort die „Neuen Zeitungen", die vor allem über die Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs berichteten, und gab bis 1655 73 Stücke dieser Vorläufer moderner Periodika heraus. Neben anderen großen Werken druckte A. Johannes Keplers De Cometis libelli tres (1619/20) und eine Ikonographie des Hauses Fugger. Nach seinem Tod führte seine Witwe Veronika die Druckerei weiter und brachte u. a. einige Jesuitendramen heraus. 1663 verkaufte sie die Offizin an ihren Schwiegersohn Simon Utzschneider. LITERATUR: Adolf Dresler: Die Anfänge der Augsburger Presse und der Zeitungsdrucker Α. A. In: Zeitungswissenschaft 5 (1930) 5, S. 275-289; 6, S. 336-347. - Josef Benzing: Α., Α. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 324 f. - Adolf Dresler: Α. Α., bedeutendester Zeitungsdrucker des Dreißigjährigen Krieges. In: Die Deutsche Zeitung 7 (1953) 6, S. 23 f. A p p e n z e l l e r , Johann Konrad, schweizer, evang. Theologe, Schriftsteller, * 27.11.1775 Bern, t 28.3.1850 Biel. A. besuchte die höhere Schule in St. Gallen, übte sich im Zeichnen und Malen und verdiente erstes Geld durch das Nehmen von Schattenrissen. 1798 nahm er eine Hauslehrerstelle in Winterthur an und ging dann als Sekretär eines bayerischen Adligen nach München. 1800 zurückgekehrt, unterrichtete A. an der Stadtschule in Winterthur und studierte Theologie. Seit 1809 war er Pfarrer im nahen Bergort Brütten, wo er mit dem Buch Die Schweizer mit ihren Vorzügen und Mängeln, oder Helvetien, wie es ist... seine literarische Laufbahn begann. 1817 wurde er Rektor des Gymnasiums von Biel und erhielt dort die erste deutsche Pfarrstelle. A. veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Erzählungen und Novellen u. a. in der Zeitschrift „Alpenrosen". Er gab auch die Erzählungen seiner unter dem Pseudonym Selma schreibenden geschiedenen Frau Susanna Ronus heraus. LITERATUR: Alfred Zäch: Α., J. K. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 330. A p p o l d , Karl, Graphiker, Zeichner, Maler, * 25.1.1840 Nürnberg, t 25.9.1884 München. A. erhielt zuerst bei seinem Vater, dem Kupferstecher Johann Leonhard Α., Unterricht im Stechen und in der Ätztechnik. Er mußte diese Tätigkeiten jedoch wegen eines Augenleidens wieder aufgeben und begann 1860 an der Kunstakademie in München ein Studium der Malerei bei Philipp Foltz und Moritz von —» Schwind. Durch eine Herzkrankheit zusätzlich behindert, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von Illustrationen für Bücher und Zeitungen. Er schuf Kalender, humoristische Bilderbogen, Bilderrätsel, Märchenzyklen und eine Bilderbibel. Daneben kopierte er u.a. Gemälde und Zeichnungen von Schwind, Albrecht Dürer, Hans Holbein und Peter von Cornelius. LITERATUR: Anke-Maria Mühlner: Α., Κ. In: AKL, Bd. 4, 1992, S. 577. A p t , Max, Jurist, * 16.6.1869 Groß Strehlitz (Oberschlesien), t 16. 12.1957 Berlin. A. Schloß das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Breslau, Leipzig und Berlin 1892 in Freiburg im Breisgau mit der Promotion ab (Die Urkunden-Editionspflicht in dogmengeschichtlicher Entwicklung). Er ließ sich dann als Rechtsanwalt und Notar in Berlin nieder, war 1896 stellvertretender Syndikus und 1903-20 Hauptgeschäftsführer der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin. Er schlug 1905 auf internationalen Handelskongressen in Boston und Buenos Aires die Schaffung eines Weltverkehrsrechts zur Vereinheitlichung des Wechsel- und Scheckrechts vor, das in Den Haag unterzeichnet wurde. 1905 gründete er die „Deutsche Wirtschaftszeitung" und betrieb die Gründung der Berliner Handelshochschule, deren Kurator und Ehrenprofessor er wurde. 1916 setzte er sich für die Schaffung einer Organisation zur Förderung des deutschen Außenhandels
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Arbter ein. Α. gab u.a. Die deutsche Reichsgesetzgebung heraus. 1938 nahm er als Abgesandter der Jüdischen Gemeinde Berlin am Kongreß von Evian teil. Er emigrierte 1939 nach Großbritannien und kehrte 1954 nach Deutschland zurück. WEITERE WERKE: Die grundlegenden Entscheidungen des deutschen Reichsgerichts auf dem Gebiete des Strafrechts. Berlin 1892. - Das Börsengesetz. Textausgabe. Berlin 1896. - 25 Jahre im Dienste der Berliner Kaufmannschaft. Berlin 1927. - Konstruktive Auswanderungspolitik. Ein Beitrag zur jüdischen Überseekolonisation. Berlin 1936. LITERATUR: Nadja Stulz-Herrnstadt: Berliner Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert. Berlin/New York 2002. Arbter, Emma Wanda von, Pseud. Emmy, Schriftstellerin, * 26.10.1813 Lemberg (Galizien), t 19.12.1858 Wien. A. begann früh, literarisch tätig zu werden. Schon 1834 wurde in Lemberg das von der Fünfzehnjährigen zu Ehren des Geburtstags Kaiser Franz' I. gedichtete Lustspiel Ostreichs Doppeladler aufgeführt. 1835 erschienen die Lenzblätter, eine König Ludwig I. von Bayern gewidmete Gedichtsammlung. Als ihr Vater 1836 starb, zog A. mit ihrer Mutter nach Wien. Sie gab dort 1845 mehrere im Wiener Journal „Humorist" erschienene Novellen und Erzählungen heraus. Archenholtz, Johann Wilhelm von, auch J. Daniel von Archenholz, Publizist, * 3.9.1743 Langfuhr bei Danzig, t 28.2.1812 Oejendorf bei Hamburg. Der Hauptmannssohn A. wurde an der Berliner Kadettenanstalt erzogen, erhielt 1760 sein Offizierspatent und erlitt im selben Jahr eine schwere Verwundung. 1763 wurde er deshalb aus dem Militärdienst entlassen. Er unternahm ausgedehnte Reisen, u.a. nach England, Frankreich und Italien. Nach seiner Rückkehr gab er 1782-86 das Journal „Literatur- und Völkerkunde", 1789 die „Annalen der Brittischen Geschichte" heraus. In dem Buch England und Italien (2 Bde., 1785) stellte er einen für Italien negativen Vergleich beider Länder an. Seine im Berliner historischen Taschenbuch 1789 erstmals erschienene Geschichte des Siebenjährigen Kriegs galt lange Zeit als Standardwerk (Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland von 1756 bis 1763, 2 Bde., 1793). Er korrespondierte u.a. mit C. F. D. —> Schubart, C. M. —> Wieland und G. —> Forster, mit dem ihn als Freimaurer das Ideal eines freien Weltbürgertums verband. A. ging 1791 als Publizist nach Paris, kehrte wegen des Terrors zurück und gründete 1792 u. a. das vielgelesene, aufgeklärt-liberale Journal „Minerva", das er bis 1812 leitete. WEITERES WERK: Hrsg.: Miscellen zur Geschichte des Tages. 2 Bde., Göttingen 1795. LITERATUR: Friedrich Ruof: J. W. v. A. Ein deutscher Schriftsteller zur Zeit der Französischen Revolution und Napoleons (1741-1812). Berlin 1915. Nachdr. Vaduz 1965. Carde Springorum: Die Minerva des J. W. v. A. Untersuchungen über die kulturpolitische Leistung und Wirkung einer Zeitschrift der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Diss. Univ. Heidelberg 1945. - Emil Dovifat: Α., J. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 335 f. Arco-Valley, Anton Graf von, * 5.2.1897 St. Martin (Oberösterreich), t 29.6.1945 bei Salzburg. Der Sohn eines bayerischen Offiziers und einer Freiin von Oppenheim trat nach dem Abitur in die bayerische Armee ein und begann nach dem Ersten Weltkrieg ein Jurastudium. Trotz der jüdischen Herkunft seiner Mutter schon früh von antisemitisch-völkischem Gedankengut durchdrungen, erschoß A.-V. am 21.2.1919 in München den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt —»Eisner. A.-V. wurde zunächst zum Tode verurteilt, jedoch zu Festungshaft begnadigt und 1924 vorzeitig entlassen: ein Fall rechter politischer Justiz. 1925 veröffentlichte er seine Erfahrungen Aus fünf
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Jahren Festungshaft, war anschließend als Prokurist bei der Süddeutschen Lufthansa tätig und gab die Zeitschrift „Bayerisches Vaterland" heraus. A.-V. kam bei einem Autounfall ums Leben. LITERATUR: Hans von Pranckh: Der Prozeß gegen den Grafen A. A.-V., der den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner erschossen hat. München 1920. - Otto Gritschneder: Der Eisner-Mörder A. Graf A.-V. und die bayerische Justiz. München 1983. Arendsee, Martha, Politikerin, * 29.3.1885 Berlin, t 22.5.1953 Berlin. Die Tochter eines Schriftsetzers arbeitete als Heimarbeiterin, dann als Buchhalterin der Konsumgenossenschaft. Sie trat 1906 der SPD bei, war in der Frauenarbeit tätig, wurde 1917 Bezirksvorsitzende der USPD in Berlin-Wedding und war 1919-21 Abgeordnete in der Preußischen Landesversammlung. 1920 trat sie zur KPD über, saß 1922-24 im Preußischen Landtag und 1924-30 im Reichstag, war Redakteurin der „Kommunistin" und der „Proletarischen Sozialpolitik" und 1927-31 in der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Organisationen, 1931-35 im Internationalen Sekretariat für Sozialpolitik tätig. 1933 wurde sie für drei Monate inhaftiert, emigrierte 1934 in die UdSSR und arbeitete dort u.a. bei Radio Moskau. 1945 kehrte sie mit der Gruppe Wilhelm —» Pieck nach Berlin zurück, war Mitunterzeichnerin des ersten Aufrufs des Zentralkomitees der KPD, 1947 Teilnehmerin an der ersten Parteiversammlung der SED, bis 1948 sozialpolitische Leiterin des Berliner FDGB und 1949/50 der Sozialversicherungsanstalt in Berlin. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 18. - M.d.R., 31994, S. 10. Arendt, Erich, Schriftsteller, * 15.4.1903 Neuruppin (Brandenburg), t 25.9.1984 Berlin (Ost). A. arbeitete nach dem Besuch des Lehrerseminars zunächst in seinem erlernten Beruf und war dann als Bankangestellter, Theatermaler und wieder als Volksschullehrer tätig. Daneben schrieb er, anfangs vor allem expressionistische, in der Zeitschrift Der Sturm veröffentlichte Gedichte. A. war seit 1926 Mitglied der KPD, emigrierte 1933 in die Schweiz, 1934 nach Frankreich und nahm 1936-39 am Spanischen Bürgerkrieg teil. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1939 wurde A. mehrmals interniert. 1942 emigrierte er nach Kolumbien und war bis 1943 Sekretär der Bewegung „Pro Libertad". Seine Gedichte veröffentlichte er in den Exilzeitschriften „Internationale Literatur" und „Freies Deutschland". 1948 wurde A. aus politischen Gründen verhaftet und übersiedelte 1950 als freier Schriftsteller nach Ost-Berlin. Seine Gedichte aus der Emigrationszeit erschienen u.a. in dem Band Bergwindballade (1952). A. übersetzte moderne lateinamerikanische Dichtung, die seine eigene spätere Lyrik beeinflußte. Er erhielt 1952 den Nationalpreis 3. Klasse der DDR und 1966 den Johannes-R.-Becher-Preis. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 30. - Vagant, der ich bin. Ε. A. zum 90. Geburtstag. Texte und Beiträge zu seinem Werk. Hrsg. v. Hendrik Röder. Berlin 1993. - Menschen sind Worttiere. Ε. Α., 1903-1984. Hrsg. v. Peter Böthig. Potsdam 2003. Arendt, Hannah, eigentl. Johanna Α., Philosophin, Politologin, * 14.10.1906 Linden (heute zu Hannover), t 4.12.1975 New York. Als Tochter einer assimilierten jüdischen Familie seit 1909 in Königsberg aufgewachsen, studierte Α., deren Vater Ingenieur war, 1924-28 Philosophie bei Martin Heidegger, dem sie auch persönlich nahestand, in Marburg (im Nebenfach belegte sie evang. Theologie und Griechisch), bei Edmund Husserl in Freiburg und vor allem bei Karl —»Jaspers in
Arendt Heidelberg. 1928 w u r d e sie dort mit der Arbeit Der Liebesbegriff bei Augustin. Versuch einer philosophischen Interpretation promoviert. Freundschaftlich verbunden war sie mit Benno von Wiese, Hans Jonas und d e m Zionisten Kurt Blumenfeld. 1930 begann A. mit einer Studie über Rahel —> Varnhagen (1938 fertiggestellt, 1958 erschienen unter d e m Titel Rahel Varnhagen: The Life of a Jewess; dt.: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik, 1959), in der sie die Problematik der Assimilation analysierte. 1933 floh A. nach Frankreich, war in Paris, w o sie Walter —»Benjamin kennenlernte, 1935-38 Generalsekretärin des französischen Büros der Jugend-Alij ah und arbeitete 1 9 3 8 / 3 9 für die „Jewish Agency". Nach dem Scheitern der ersten E h e (1929-37) mit Günther Stern (—> Anders) heiratete sie 1940 Heinrich Blücher. Vorübergehend im Lager Gurs interniert, emigrierte A. 1941 in die USA. Dort arbeitete sie als freie Schriftstellerin, schrieb für die deutschsprachige Emigrantenzeitung „ A u f b a u " und war 1944-46 Mitarbeiterin in der Commission on European Jewish Cultural Reconstruction, 1949-52 deren Geschäftsführerin und 1946-48 Cheflektorin bei „Schocken Books". Α. plädierte während des Krieges f ü r eine jüdische A r m e e gegen Hitler, kritisierte in der Frage des Kondominiums von Juden und Arabern die offizielle zionistische Position und distanzierte sich vom Zionismus. Mit ihrem Werk The Origins of Totalitarianism (1951, auch unter dem Titel The Burden of Our Time; dt.: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1955), das sich in drei Teile gliedert (Antisemitismus, Imperialismus, totalitäre B e w e g u n g und totale Herrschaft), machte sie sich international einen N a m e n als Analytikerin des Totalitarismus, dessen Ursprünge sie „in d e m Niedergang und Zerfall des Nationalstaates und dem anarchischen Aufstieg der modernen Massengesellschaft" sah. Seit 1953 lehrte Α., die seit 1951 Staatsbürgerin der U S A war, als Dozentin und später als Professorin Politikwissenschaft in Berkeley, Princeton und Chicago. 1967-75 wirkte sie in N e w York an der N e w School for Social Research. Mit ihrem zuerst 1961 in der amerikanischen Zeitschrift „The New Yorker" veröffentlichten Bericht Eichmann in Jerusalem. Α Report on the Banality of Evil (1963, dt. 1965) löste sie eine heftige Kontroverse über die „Banalität des B ö s e n " und Verstrickungen der . J u d e n r ä t e " in den Holocaust aus. A.s politische Philosophie gilt als grundlegender Beitrag zur Analyse der Öffentlichkeitskultur in der Moderne. In The Human Condition (1958; dt. Vita activa oder Vom tätigen Leben, 1960) unterschied sie auf der Grundlage einer sich auf Aristoteles berufenden Handlungstheorie drei Dimensionen menschlichen Tätigseins (Arbeiten, Herstellen, Handeln) und entwickelte ihre Auffassung v o m Weltbezug des M e n schen durch gemeinschaftliches Handeln. D e n Charakter des Handelns als Initiativität betonte A. auch in dem geschichtsphilosophischen Werk On Revolution (1963; dt. Uber die Revolution, 1965), in dem ihr hauptsächliches Interesse d e r Institutionalisierung öffentlicher Freiheiten in den Revolutionen gilt. Unvollendet blieb A.s an den drei Kritiken Kants orientierte Studie The Life of the Mind (1978; dt. Vom Leben des Geistes, 1979), das nach Thinking und Willing als dritten Teil Judging enthalten sollte (vgl. Lectures on Kant's Political Philosophy, hrsg. v. Ronald Beiner, 1982; dt. Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie, 1985). A. wurde mit dem Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg (1959; Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten. Rede über Lessing, 1960), dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie f ü r Sprache und Dichtung (1967) und dem Sonning-Preis der Universität Kopenhagen für Verdienste um die europäische Kultur (1975) ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Sechs Essays. Heidelberg 1948. Veränderte Ausgabe unter dem Titel: Die verborgene Tradition. Acht Essays. F r a n k f u r t / M a i n 1976. - Between past and fu-
ture. Six exercises in political thought. N e w York 1961. Erw. Aufl. 1968. - M e n in dark times. N e w York 1968. Dt.: M e n schen in finsteren Zeiten. Hrsg. v. Ursula Ludz. M ü n c h e n / Zürich 1989. - O n violence. N e w York 1970. Dt.: Macht und Gewalt. M ü n c h e n 1970. - Z u r Zeit. Politische Essays. Hrsg. v. Marie Luise Knott. Berlin 1986. - Essays in understanding 1930-1945. Hrsg. v. Jerome Kohn. N e w York u. a. 1994. - Ich will verstehen. Selbstauskünfte zu Leben und Werk. Hrsg. v. Ursula Ludz. M ü n c h e n 1996 (mit Bibliogr., S. 255-332). - Briefe: H. A . / K a r l Jaspers. Briefwechsel 1926-1969. Hrsg. v. Lotte Köhler und H a n s Saner. München 1985. - H. A . / K u r t Blumenfeld: „ . . . in keinem Besitz verwurzelt". Die Korrespondenz. Hrsg. v. Ingeborg Nordmann und Iris Pilling. H a m b u r g 1995. - Between Friends. The Correspondence of Η. A. and Mary McCarthy, 1949-1975. Hrsg. v. Carol Brightman. N e w York 1995. Dt.: Im Vertrauen. Briefwechsel 1949-1975. München 1995. Η. Α . / H e i n r i c h Blücher: B r i e f e 1936-1968. Hrsg. v. Lotte Köhler. München 1996. - H. A . / H e r m a n n Broch: Briefwechsel. Hrsg. v. Paul Michael Lützeler. F r a n k f u r t / M a i n 1996. - Η. A . / M a r t i n Heidegger: Briefe 1925 bis 1975 und andere Zeugnisse. Aus den Nachlässen hrsg. v. Ursula Ludz. F r a n k f u r t / M a i n 1998. LITERATUR: Adelbert Reif (Hrsg.): Η. A. Materialien zu ihrem Werk. Wien u. a. 1979. - Bikhu Parekh: H. A. and the Search for a N e w Political Philosophy. N e w York 1981. Elisabeth Young-Bruehl: H. A. For L o v e of the World. N e w Y o r k / L o n d o n 1982. Dt.: H. A. Leben, Werk und Zeit. Frankf u r t / M a i n 1986. - Friedrich Georg Friedmann: Η. A. Ein deutsche Jüdin im Zeitalter des Totalitarismus. M ü n c h e n 1985. - Delbert Barley: Η. Α. Eine E i n f ü h r u n g in ihr Werk. München 1990. - M a n f r e d Reist: Die Praxis der Freiheit. H. A.s Anthropologie des Politischen. Würzburg 1990. Margaret Canovan: Η. Α.: A Reinterpretation of her Political Thought. C a m b r i d g e 1992. - W o l f g a n g Heuer: Citizen. Persönliche Integrität und politisches Handeln. Eine Rekonstruktion des politischen H u m a n i s m u s H. A.s. Berlin 1992. Peter Kemper (Hrsg.): Die Z u k u n f t des Politischen. Ausblicke auf Η. A. F r a n k f u r t / M a i n 1993. - Daniel G a n z f r i e d / Sebastian Hefti (Hrsg.): Η . A. - nach dem Totalitarismus. Hamburg 1997. - Seyla Benhabib: Η. A. Die melancholische Denkerin der M o d e r n e . H a m b u r g 1998. - H a u k e Brunkhorst: Η. A. M ü n c h e n 1999. - Julia Kristeva: Η. A. B e r l i n / W i e n 2001 (zuerst frz. 1999). Willi Jasper A r e n d t , Johann Josef Franz, Journalist, Lehrer, * 4 . 5 . 1 7 8 6 Hildesheim, f 2 3 . 1 2 . 1 8 5 6 Osnabrück. A. begann in Göttingen ein Studium der Medizin, w u r d e 1807 zum Militärdienst im napoleonischen Königreich Westfalen eingezogen und versah bis 1813 Bürodienst in Kassel. Da er sein Studium aus G e l d m a n g e l nicht wieder a u f n e h men konnte, arbeitete er während der nächsten 16 Jahre als Hauslehrer bei kath. Adelsfamilien in Norddeutschland. Seit 1828 leitete er die Redaktion des „Osnabrücker Bürgerblatts", nach dessen Einstellung 1831 war er beim „Osnabrücker H a u s f r e u n d " tätig. Seine Beschäftigung mit der Botanik, speziell mit der Flora seiner U m g e b u n g , fand in dem Werk In Chloridem florae Hannoveranae, einer Kritik bestehender botanischer Werke, ihren Niederschlag. WEITERE WERKE: Tabellarische Uebersicht der Flora des mittleren und nördlichen Deutschlands. Osnabrück 1831. Scholia Osnaburgensia in chloridem Hanoveranam. Osnabrück 1837. LITERATUR: Rosenthal: Α., J. J. In: A D B , Bd. 1, 1875, S. 516 f. A r e n d t , Otto, Politiker, Nationalökonom, * 10. 1 0 . 1 8 5 4 Berlin, t 2 8 . 4 . 1 9 3 6 Berlin. Der einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e enstammende A. entfaltete nach dem Studium der Rechts- und Staatswissen-
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Arendt Schäften eine rege publizistische und politische Tätigkeit. Seit 1880 maßgebend in der deutschen Kolonialbewegung engagiert, gehörte er zu den Begründern der Deutschen Kolonialgesellschaft und des Emin-Pascha-Komitees, das den a m oberen Nil tätigen deutschen Forscher Eduard Schnitzer (Emin Pascha) unterstützen sollte und 1889 eine Entsatzexpedition unter Carl Peters ausrüstete. Als Mitglied der Freikonservativen gehörte A. seit 1885 dem preuB. Abgeordnetenhaus an und zog 1898 als Abgeordneter der Reichspartei in den Reichstag ein. 1888-98 gab er das „Deutsche Wochenblatt" heraus und unterstützte 1907 Bernhard von Bülow. Als W ä h r u n g s f a c h m a n n (u. a. Leitfaden der Währungsfrage, 1898) und Gründer des Internationalen Verbands für Doppelwährung (1888) war A. ein vehementer Verfechter des Bimetallismus. WEITERE WERKE: D i e Silberenquete. Eine Auseinandersetzung mit Ludwig Bamberger. Berlin 1894. - Geld-BankBörse. Reden und Aufsätze über Geldteuerung, R e f o r m der Reichsbank und Änderung des Börsengesetzes. Berlin 1907. LITERATUR: Jakob Baxa: Α., Ο. In: N D B , Bd. 1, S. 345. A r e n d t , Walter, Gewerkschaftsfunktionär, Politiker, * 1 7 . 1 . 1 9 2 5 Heessen (heute zu H a m m ) , t 7 . 3 . 2 0 0 5 Bornh e i m bei Bonn. D e r Sohn eines B e r g m a n n s wurde im väterlichen Beruf ausgebildet, nahm seit 1943 a m Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete, aus französischer Gefangenschaft entlassen, 1 9 4 6 / 4 7 wieder im Bergbau. 1 9 4 6 / 4 7 studierte er an der A k a d e m i e für Arbeit in F r a n k f u r t / M a i n , 1 9 4 8 / 4 9 an der A k a d e m i e für Gemeinwirtschaft in H a m b u r g und war dann in der Presseabteilung der IG Bergbau und Energie ( I G B E ) in Bochum (seit 1954 als kommissarischer Leiter) tätig. Später wurde er Chefredakteur der Monatszeitschrift „Der Gewerkschafter". 1946 in S P D und Gewerkschaft eingetreten, wurde A. 1955 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der IGBE. 1964-69 war er als Nachfolger von Heinrich Guthermuth Erster Vorsitzender der damals mächtigsten G e w e r k s c h a f t Nordrhein-Westfalens und 1967-69 Präsident des Internationalen Bergarbeiterverbands. 1961-80 war er Mitglied des Deutschen Bundestags (seit 1977 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion) und 1961-69 Mitglied der Sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament. 1968-79 gehörte er dem Parteivorstand der SPD, 1973-79 auch dem Präsidium an; 1977 w u r d e er stellvertretender Parteivorsitzender. 1969-76 war A. Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (Rentenref o r m 1972, Einführung der kostenlosen Krebsvorsorgeuntersuchung, R e f o r m der Krankenversicherung 1972, Betriebsverfassungsgesetz 1972, Mitbestimmungsgesetz 1976). WERKE: Deshalb bin ich Sozialdemokrat. Bonn o . J . (1969). - Kennzeichen sozial. Wege und Ziele der sozialen Sicherung. Stuttgart 1972. - Mehr Lebensqualität durch Arbeitsschutz und Arbeitswissenschaft. Reden. Wilhelmshaven 1974. - Mitbestimmung. Rede. Bonn 1976. LITERATUR: Walter Henkels: Neue Bonner Köpfe. M ü n c h e n / Zürich 1977, S. 25-28. - Hiltrud Naßmacher: Α., W. In: U d o K e m p f / H a n s - G e o r g Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Wiesbaden 2001, S. 103-107. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 17 f. A r e n s , Fritz, Kunsthistoriker, * 1 9 . 1 0 . 1 9 1 2 Mainz, t 1 3 . 1 1 . 1 9 8 6 Mainz. A. w a r schon während seines Studiums der Kunstgeschichte in M a i n z bei der A u f n a h m e von Kunstdenkmälern tätig (Promotion 1938, Das Werkmaß in der Baukunst des Mittelalters). 1945 w u r d e er zum städtischen Denkmalpfleger, 1949 zum Leiter des städtischen Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie M a i n z ernannt. Seit 1952 war er dort Inventarisator, von 1957 an Konservator beim Landesamt f ü r Denkmalpflege. 1946 erhielt A. einen Lehrauftrag an
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d e r Univ. Mainz, 1948 eine Privatdozentur und 1957 eine außerplanmäßige Professur für mittlere und neuere Kunstgeschichte, 1964 wurde er Wissenschaftlicher Rat. A.s Spezialgebiet war die Mainzer und mittelrheinische Kunst- und Architekturgeschichte. N e b e n zahlreichen Veröffentlichungen über Kunstdenkmäler der Städte Mainz und W i m p f e n / Neckar schrieb er u. a. über Das Kloster St. Emmeram in Regensburg (1961). Einzelne Artikel A.s erschienen in der seit 1954 von ihm geleiteten „Mainzer Zeitschrift". LITERATUR: Kunst und Kultur am Mittelrhein. Festschrift für F. A. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Joachim Glatz. Worms 1982. A r e n t , Wilhelm, auch Arendt, Pseud. H a n s Derlon, Karl L u d w i g , Kosakaute, Arent-Cesari, Lyriker, Schauspieler, * 7 . 3 . 1 8 6 4 Berlin, f n . e . Α., Sohn eines Forstmeisters, nahm in Darmstadt Schauspieluntenicht, war einige Jahre auf verschiedenen Bühnen tätig und begann 1885 auf dem Sternschen Konservatorium in Berlin eine Ausbildung zum Opernsänger. 1890-94 war er als Schauspieler an Theatern in Berlin und Brandenburg tätig. Er arbeitete an Michael Georg —»Conrads „Gesellschaft" mit und gab selbst die Zeitschrift „Die M u s e n " ( 1 8 9 5 / 9 6 ) heraus. Α., der schon 1882 seinen ersten Gedichtband (Lieder des Leids, 2. Teil 1883) herausgab, w u r d e vor allem bekannt als Herausgeber der Lyrikanthologie Moderne Dichter-Charaktere (1885, 2. Auflage 1886 unter dem Titel Jungdeutschland). E n d e der neunziger Jahre mußte er seine schriftstellerische Tätigkeit wegen eines Nervenleidens beenden. WEITERE WERKE: Phantasus. Autobiographische Gedankendichtung. Dresden 1889. - Lebensphasen. Mit Vorwort und Portrait des Autors und biographisch-kritische Notiz. Dresden 1890. LITERATUR: Α., W . In: D a s geistige Berlin. Hrsg. v. Richard Wrede und Hans von Reinfels. Bd. 1. Berlin 1897, S. 4. A r e t i n , Erwein Frh. von, Pseud. T h o m a s Fischer, Arkas, Reinhardt, Journalist, Politiker, * 1 9 . 9 . 1 8 8 7 B a d Kissingen, t 2 5 . 2 . 1 9 5 2 München. N a c h d e m Studium der Kunstgeschichte, Mathematik und Astronomie in Leipzig, M ü n c h e n und Göttingen war Α., Sohn eines Regierungspräsidenten in Regensburg, Assistent an die Sternwarte in Wien. Dort Schloß er Freundschaft mit Rainer Maria Rilke. Seit 1922 arbeitete A. in der Redaktion der „Münchener Neuesten Nachrichten". Als Leiter des Bayerischen Heimat- und Königbundes trat er für die Wiedererrichtung der Monarchie in Bayern ein und sah darin ein Mittel, den a u f k o m m e n d e n Nationalsozialismus zu bekämpfen. Seit 1933 war er mehrmals im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, erhielt Schreib- und Redeverbot und wurde aus M ü n c h e n verbannt. 1936 schrieb er unter d e m Pseudonym Arkas Die Kunst, anständig zu sein. Nach 1945 war A. wieder journalistisch tätig, u. a. als Herausgeber der „Münchner Allgemeinen". Er war auch Vizepräsident der Deutschen Caritas. WEITERE WERKE: Das bayerische Problem. München 1924. - Die Verfassung als Grundlage der Demokratie. M ü n c h e n 1946. - Wittelsbacher im KZ. M ü n c h e n 1948. Fritz Michael Gerlich. Ein Märtyrer unserer Tage. München 1949, 2., erg. Aufl. 1983. - Kronprinz Rupprecht von Bayern. Sein Leben und Wirken. München 1949. - Krone und Ketten. Erinnerungen eines bayerischen Edelmannes. Hrsg. v. Karl Buchheim und Karl Otmar von Aretin. München 1955. LITERATUR: Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode: Α., Ε. Frh. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 346 f. - Gerhard Wulz: Der Überzeugungs-Schreiber: Ε. v. A. Bayerischer Patriot, Monarchist, Katholik und Nazi-Gegner. In: Unser Bayern 51 (2002) 11, S. 166-168.
Arnau A r e t i n , Johann A d a m Frh. von, Staatsmann, * 2 4 . 8 . 1 7 6 9 Ingolstadt, t 1 6 . 8 . 1 8 2 2 Schloß Haidenburg (Niederbayern). In Ingolstadt studierte Α., Sohn des Oberlehnhofkommissars Karl Albert von A. und Bruder von Johann Christoph von —>A., Rechtswissenschaften, wurde wegen Mitgliedschaft bei den Uluminaten der Universität verwiesen, erhielt jedoch eine Anstellung im bayerischen Staatsdienst. Beim Vormarsch der französischen Truppen nach Bayern gründete er 1796 die kurfürstliche Kriegsdeputation. 1802 w u r d e er Säkularisationskommissar im Bistum Freising. 1808 entstand unter seiner Leitung die erste m o d e r n e topographische Karte des Königreichs Bayern. 1808-17 war er Oberlehenhofkommissar, schuf das bayerische Lehnsrecht und f o r m u lierte 1814 einen Verfassungsentwurf. Im Auswärtigen Ausschuß setzte er sich 1814-17 für den Beitritt Bayerns z u m Deutschen Bund ein; seit 1817 vertrat er Bayern a m Bundestag. A. war Vizepräsident der von ihm mitbegründeten Gesellschaft f ü r ältere deutsche Geschichtskunde. 1 8 1 7 / 1 8 erschien seine ,Zeitschrift f ü r Bayern". WERKE: Das Staatsinteresse von Baiern bei dem Dritten Koalitions-Kriege, o. O. 1805. LITERATUR: Karl Otmar von Aretin: Α., J. A. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 347 f. A r e t i n , Johann Christoph Frh. von, Publizist, Historiker, * 2 . 1 2 . 1 7 7 2 Ingolstadt, t 2 4 . 1 2 . 1 8 2 4 München. Nach dem Studium in Heidelberg und Göttingen w ü r d e Α., Bruder von Johann A d a m von —»A., 1795 Mitglied der Göttinger und 1796 der M ü n c h n e r A k a d e m i e der Wissenschaften. Wie sein Vater Karl Albert von A. hatte er e n g e Kontakte zu den Illuminaten. Nach der Rückkehr von einem Studienaufenthalt an der Nationalbibliothek in Paris 1802 organisierte er als Leiter der Hofbibliothek in M ü n c h e n die im Zuge der Säkularisation an den Staat gefallenen Klosterbibliotheken. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift „Alemannia" und unterstützte die frankreichfreundliche Politik des Ministers Maximilian Joseph Graf von Montgelas. I m „Akademiestreit" geriet er in Gegensatz zu den in M ü n c h e n wirkenden norddeutschen Gelehrten und wurde an das Oberappellationsgericht in N e u b u r g / D o n a u versetzt. N e b e n historischen Werken wie Das Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie (2 Bde., 1 8 2 4 / 2 5 ) schrieb A. Dramen und k o m ponierte. WEITERE WERKE: Historisch-literarische Abhandlung über die erste gedruckte S a m m l u n g der Westphälischen Friedensakten. München 1802. - Aussprüche der Minnegerichte. München 1803. - Beiträge zur literarischen Geschichte der Wünschelrute. M ü n c h e n 1807. - Systematische Anleitung zur Theorie und Praxis der Mnemonik. Sulzbach 1810. Abhandlungen über wichtige Gegenstande der Staatsverfassung und Staatsverwaltung, mit besonderer Rücksicht auf Bayern. München 1816. - Die Familie Aretin. Ein Beytrag zur baierischen Staats-, Kunst- und Gelehrten-Geschichte. Altenburg 1825. LITERATUR: Kail Otmar von Aretin: A., J. C. v. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 348. - Reinhard Wittmann: Klosterschänder und Preußenfresser. Eine Ehrenrettung des J. C. v. A. In: Charivari 19 (1993) 3, S. 70-74. A r m b r u s t , Karl, Musiker, * 3 0 . 3 . 1 8 4 9 Hamburg, t 7 . 7 . 1 8 9 6 Hannover. A. brach ein a m Stuttgarter Konservatorium begonnenes Musikstudium nach dem Tod seines Vaters vorzeitig ab und übernahm 1869 dessen Stelle als Organist von St. Petri in Hamburg, die er bis an sein Lebensende behielt. A. gab Orgelkonzerte und Gastspiele in Leipzig (1872) und M a g d e burg (1881). Seit 1874 war er als Musikkritiker beim „Hamburger Fremdenblatt" und als Lehrer für Klavier- und Orgelspiel am Konservatorium tätig. Α., ein Bewunderer der
Wagner-Opern, gründete 1883 in H a m b u r g einen A b l e g e r des Allgemeinen Richard Wagner-Vereins. Z u s a m m e n mit H u g o Riemann gab er in den achtziger Jahren Technische Studien für Orgel, ein Supplement zu jeder Orgelschule heraus. A r m b r u s t e r , Johann Michael, Pseud. Gutmann, Schriftsteller, * 1 . 1 1 . 1 7 6 1 S u l z / N e c k a r , f 14.1. 1814 Wien. Nach dem Besuch der Militärakademie in Stuttgart (seit 1775) w u r d e A. 1779 Beamter der Hofgärtnerei und Forstverwaltung in Hohenheim. 1782 ging er als Sekretär zu Johann Caspar Lavater nach Zürich, dessen Physiognomische Fragmente er in Auszügen veröffentlichte (3 Bde., 1783-86). A. gab eigene Gedichtsammlungen heraus, war 1783-85 Redakteur der „Zürcher Zeitung" und gründete 1785 die in Kempten erscheinende Zeitschrift „Schwäbisches M u s e u m " , die als erste Szenen aus —»Goethes Iphigenie druckte. 1786 ließ sich A. als Schriftsteller in Konstanz nieder, redigierte das dortige „Wochenblatt" und die „Deutschen A n n a l e n " und führte von dort einen publizistischen K a m p f gegen die Französische Revolution, was ihm die Stellung eines „Polizeikommissars" im vorderösterreichischen Freiburg / B r e i s gau eintrug. Als 1801 die vorderösterreichische Regierung nach Wien verlegt werden mußte, ging R. auch dorthin, w o er 1802 zum Zensor und 1805 zum Oberhofsekretär ernannt wurde. 1809 gründete er die Zeitschrift „Der Wanderer" und redigierte 1809-13 die antifranzösischen „Vaterländischen Blätter f ü r den österreichischen Kaiserstaat". 1813 erschien seine Schrift Wer ist ein österreichischer Krieger im Geist und in der Wahrheit? A. setzte seinem Leben mit eigener Hand ein Ende. LITERATUR: Karl Z i m m e r m a n n : J. Μ. A. Sein Leben und Wirken, und die „Vaterländischen Blätter f ü r den österreichischen Kaiserstaat". Diss. Univ. Wien 1934. - Marlen Heßdörfer: J. Μ . A. 1761-1814. In: Dies.: Schwäbische Dichter und Schriftsteller als Journalisten. Diss. Univ. M ü n c h e n 1950, Bl. 95 f. - Emil Dovifat: Α., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 354. - Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur G r ü n d u n g des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 47-51. A r n a u , Frank, urspr. Heinrich Schmitt, Pseud. D o n Urana, Schriftsteller, Journalist, * 9 . 3 . 1 8 9 4 Wien, t 1 1 . 2 . 1 9 7 6 München. A. studierte 1912-16 in Lausanne und 1 9 1 9 / 2 0 in W ü r z burg Kriminologie und Psychiatrie. Danach arbeitete er für österr. und deutsche Zeitungen als Polizei- und Gerichtsreporter und als Auslandskorrespondent. Daneben schrieb Α., der auch Autorennen fuhr, Sportreportagen und trat als Verfasser von Komödien, Kriminal- und Abenteuerromanen hervor. 1933 emigrierte er nach Frankreich und wirkte dort, in Spanien, Holland und Großbritannien an verschiedenen Exil-Publikationen (u. a. „Das Neue Tage-Buch") mit. Bei Kriegsbeginn ging A. nach Brasilien und war f ü r die britische Botschaft in Rio de Janeiro, nach 1945 u. a. als Vertreter der F i r m a Mercedes Benz tätig. 1955 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Redakteur des „ S t e r n " in H a m b u r g und der „Abendzeitung" in München. 1958-60 und seit 1970 lebte er wieder in der Schweiz. A. schrieb u. a. Berichte über spektakuläre Rechtsfälle. 1972 erschien seine Autobiographie Gelebt, geliebt, gehaßt. Ein Leben im 20. Jahrhundert. WEITERE WERKE: Souterrain. Berlin 1930. - Stahl und Blut. Baden-Baden 1931. - Die braune Pest. Saarbrücken 1934. - Der verchromte Urwald. Licht und Schatten über Brasilien. F r a n k f u r t / M a i n 1956, 5 1968. - Lexikon der Philatelie. F r a n k f u r t / M a i n 1957. - Brasilia. M ü n c h e n 1960. Der perfekte Mord. Bad Wörishofen 1960. - Die D a m e im Chinchilla. F r a n k f u r t / M a i n , Berlin 1961. - Das A u g e des Gesetzes. M a c h t und Ohnmacht der Kriminalpolizei. Düsseld o r f / W i e n 1962. - Jüdische Anekdoten und Witze. Frei-
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Arndgen burg 1965. - Die Straf-Unrechtspflege in der Bundesrepublik. München 1967. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 31. - Richard Albrecht: „Die ,braune Pest' kommt . . . " Aspekte der Verfolgung F. A.s im Exil 1 9 3 3 / 3 4 . In: Exilforschung. Bd. 3. München 1985, S. 158-172. A r n d g e n , Josef, Politiker, * 2 4 . 2 . 1 8 9 4 Rheydt (heute zu Mönchengladbach), t 2 0 . 9 . 1 9 6 6 Wiesbaden. Α., Sohn eines Stukkateurmeisters, erlernte ebenfalls den Stukkateurberuf und arbeitete seit 1911 in einer Schuhfabrik in Mülfort. Früh engagierte er sich im Katholischen Jugendverein, wurde Mitglied des Vorstands, Präfekt und 1912 Ortsgruppenleiter. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg arbeitete er erneut in einer Schuhfabrik und war 1919-25 Angestellter, später Bezirksleiter im Zentralverband christlicher Lederarbeiter. 1925-32 war A. Redakteur bei der „Deutschen Lederarbeiter-Zeitung", zugleich Leiter des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hessen und Hessen-Nassau und seit 1932 Vorsitzender des Zentralverbands Christlicher Lederarbeiter Deutschlands. 1931 trat A. der Zentrumspartei bei. Seit 1933 zweimal verhaftet, zuletzt nach dem 20. Juli 1944, hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg Anteil am Wiederaufbau der freien Gewerkschaften und der Gründung der C D U in Hessen, deren stellvertretender Landesvorsitzender er war. 1946 wurde er Ministerialdirektor im hessischen Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt. 1946-49 war A. Mitglied des Landtags und 1947-49 hessischer Minister für Arbeit und Wohlfahrt. 1949-65 gehörte A. dem Deutschen Bundestag an. LITERATUR: MdB, Bd. 1, 2002, S. 18 f. A r n d t , Christian Gottlieb von, Historiker, Philologe, * 2 . 1 2 . 1 7 4 3 Großschwansfeld (Ostpreußen), t 2 . 1 . 1 8 2 9 Heidelberg. Α., Sohn eines ostpreußischen Predigers, brach 1764 das Studium der Theologie und der Rechtswissenschaften in Königsberg ab, begleitete den kurländischen Gesandten nach Warschau, kam 1765 nach Kurland und 1768 nach St. Petersburg. 1772 trat er als Postdirektor in russischen Dienst. Kaiserin Katharina II. wurde auf A. aufmerksam, ernannte ihn unter Verleihung des Kapitänsrangs zum Obersetzer der Kaiserlichen Kollegien und erhob ihn in den Adelsstand. Er veröffentlichte eine große Anzahl von Werken juristischen und historischen Inhalts in deutscher Übersetzung. 1776 gründete er das deutschsprachige „St. Petersburgische Journal", für das er Beiträge zur russischen Geschichte und Literatur lieferte. Später lebte A. in Heidelberg und schrieb u. a. Über den Ursprung und die verschiedenartige Verwandtschaft der europäischen Sprachen (1818). LITERATUR: Peter Drews: C. G. Α., ein vergessener Vermittler europäischer Kultur unter Katharina II. In: Anzeiger für slawische Philologie 18 (1987) S. 51-77. A r n d t , Ernst Moritz, Schriftsteller, * 2 6 . 1 2 . 1 7 6 9 Schoritz/Rügen, f 2 9 . 1 . 1860 Bonn. Α., Sohn eines Leibeigenen, der sich zum Pächter und Inspektor emporgearbeitet hatte, studierte 1791-94 in Greifswald und Jena Theologie und Geschichte; danach war er Hauslehrer bei Gotthard Ludwig Kosegarten. 1798 brach er zu einer Bildungsreise auf, die ihn - zu Fuß - quer durch Europa führte (Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799, 3 Bde., 1801-04). A. wurde 1800 Privatdozent an der Univ. Greifswald, 1805 a. o. Professor. Nach den französischen Siegen von 1806 arbeitete A. in Schweden als Redakteur und politischer Schriftsteller. Im selben Jahr erschien der erste Teil von Geist der Zeit. In dem groß angelegten Werk - bis 1818 publizierte er drei weitere Bände analysiert A. das europäische Zeitgeschehen und stellt die
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romantische Idee germanisch-nordischer Volkseinheit der deutschen Kleinstaaterei und dem napoleonischen Imperialismus entgegen. In seiner Monatsschrift „Nordischer Kontrolleur" rief er 1808 die Völker Europas zur Befreiung vom napoleonischen Joch auf. Unter falschem Namen knüpfte A. 1809-11 in Greifswald und Berlin Kontakte zu preuß. Patrioten. In seinen Schriften nimmt die Überzeugung von der Vorkämpferrolle Preußens bei der Erneuerung Europas eine kämpferische antifranzösische Gestalt an. 1812 begleitete er den Freiherrn vom Stein als Sekretär nach St. Petersburg. Seit seiner Rückkehr 1813 intensivierte A. als Publizist und Lyriker die Vorbereitung und Unterstützung der Befreiungskriege in Zusammenarbeit mit Friedrich Jahn und in engem Kontakt zur Burschenschaftsbewegung. 1817 heiratete er —»Schleiermachers Stiefschwester Nanna Maria. Im folgenden Jahr berief ihn die neugegründete Univ. Bonn als Prof. der jüngeren Geschichte. Auch nach dem Wiener Kongreß mahnte A. in seiner Zeitschrift „Der Wächter" zum Kampf gegen die Franzosen und zur Ausweitung des deutschen Herrschaftsgebiets. Bald geriet er mit seinen Forderungen nach staatlicher Verfassung und politischer Einheit in Konflikt mit der Politik der Restauration und wurde aus Kreisen reaktionärer Adliger angefeindet. Im Machtgebiet Habsburgs verbot Metternich den größten Teil seiner Schriften. 1820 wurde A. der „Teilnahme an geheimen Gesellschaften" beschuldigt, angeklagt und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Erst 1840 revidierte Friedrich Wilhelm IV. förmlich das Urteil. 1848 zog A. als ältester Abgeordneter ins Frankfurter Parlament ein; er votierte mit dem rechten Zentrum für ein konstitutionelles preuß. Erbkaisertum. 1849-54 lehrte er wieder als Prof. in Bonn. A. war der populärste politische Publizist und Dichter der „Befreiungskriege". Seine Gedichte und Lieder in ihrer derben, bewußt an die luth. Bibel angelehnten Sprache sind frühe Beispiele wirksamer Agitationslyrik. Die kämpferischen Inhalte, die A. in schwungvolle Verse kleidete, haben über die vaterländische Aufbruchsstimmung der Befreiungskriege hinaus verhängnisvoll gewirkt: Sie nährten den Glauben an deutsch-nordische Überlegenheit, gaben dem Haß gegen fremde Völker anschauliche Form, beschworen soldatischen Opfermut und dienten so noch lange zur Kriegsverharmlosung und als lyrisches Beiwerk völkischer Ideologie. Den anderen Pol der Arndtschen Poesie bildeten seine zeitgleich entstandenen religiösen Gedichte, Zeugnisse einfacher protestantischer Frömmigkeit und bedingungslosen Gottvertrauens. Viele wurden vertont; einige (Kommt her, ihr seid geladen·. Ich weiß, woran ich glaube) sind bis heute populär. A.s Reisetagebücher (ζ. B. Reise durch Schweden im Jahre 1804. Berlin 1806, Nachdr. 1976) sind literarisch bedeutende Beiträge zur romantischen Reiseliteratur. Die umfangreichen autobiographischen Schriften zeigen A. als empfindsamen und wachen Beobachter (vor allem seine Erinnerungen aus dem äußeren Leben, Leipzig 1840). WEITERE WERKE: Ausgaben: Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Heinrich Meisner und Robert Geerds. 16 Bde., Leipzig 1908. - Briefe. Hrsg. v. Albrecht Dühr. 3 Bde., Darmstadt 1972. - Erinnerungen 1769-1815. Hrsg. v. Rolf Weber. Berlin (Ost) 1985. - Einzelwerke: Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen. Berlin 1803. - Fragmente über Menschenbildung. 3 Bde., Altona 1805-19. - Mährchen und Jugenderinnerungen. 2 Bde., Berlin 1818-43. - Schriften für und an seine lieben Deutschen. 4 Bde., Leipzig/Berlin 1845-55. - Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein. Berlin 1858. LITERATUR: Karl H. Schäfer/Josef Schawe: Ε. Μ. A. Ein bibliographisches Handbuch (bis 1969). Bonn 1971. - Heinrich Laag: Die religiöse Entwicklung Ε. M. A.s. Halle
Arnold 1926. - Emmy Cremer: Ε. Μ. Α. als Geschichtsschreiber. Diss. Kiel 1927. - Hans Kohn: A. and the character of German nationalism. New York 1948. - Gustav Erdmann: Ε. Μ. Α., Freiheitssänger und Patriot. Putbus/Rügen 1960. Günther Ott: Ε. Μ. Α., Religion, Christentum etc. Bonn 1966. - Johannes Paul: „Das ganze Deutschland soll es sein". Göttingen/Zürich/Frankfurt 1971. - Gustav Sichelschmidt: Ε. Μ. A. Berlin 1981. - Ingeborg Lohfink: Mein treuer Α., mein tapferer Schill. Rostock 1992. Stefan Frevel Arndt, Johann Gottfried, auch Arnd, Historiker, * 12.1.1713 Halle, t 1.9.1767 Riga. A. studierte an der Univ. Halle und trat 1738 eine Hauslehrerstelle in Livland an. 1740 wurde er Rektor der Schule von Arensburg auf Ösel und wechselte 1747 als Konrektor an das kaiserliche Lyzeum in Riga. Daneben war A. schriftstellerisch tätig und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in den „Gelehrten Beiträgen zu den Rigaer Anzeigen". Sein bedeutendstes Werk ist seine auf dem Studium alter Handschriften und Urkunden aus kurländischen, livländischen und estländischen Archiven beruhende zweibändige Liefländische Chronik (1747-53). Α., der auch genealogische und numismatische Studien betrieb, galt lange als der bedeutendste Historiker Livlands. Arndts, Bertha, Schriftstellerin, * 9.12.1809 Arnsberg (Westfalen), t 10.5.1859 Hütteldorf (heute zu Wien). A. zog 1830 nach der Heirat mit ihrem Vetter, dem Rechtsgelehrten Karl Ludwig A. nach Bonn. Dort stand sie in engem Kontakt mit Annette von —> Droste-Hülshoff, nach ihrer Übersiedlung nach München 1839 mit der Familie Görres. Die Jahre 1848/49 verbrachte A. hauptsächlich in Frankfurt/ Main, wo ihr Mann Abgeordneter in der deutschen Reichsversammlung war. Von ihrer Erkrankung an der Schwindsucht suchte sie Heilung in verschiedenen Kurorten, 1850 auch in Ostende. Die Reiseberichte aus Belgien erschienen in der Kölner Zeitschrift „Deutsche Volkshalle". 1855 zog A. nach Wien, wo sie vier Jahre später der Tuberkulose erlag. Neben schon zu ihren Lebzeiten erschienen Gedichtbänden kamen 1860 Texte Aus dem Nachlaß einer Verstorbenen heraus. Arnim, (Ludwig) Achim von, eigentl. Carl Joachim Friedrich Ludwig ν. Α., Schriftsteller, Publizist, * 26.1.1781 Berlin, t 21.1.1831 Wiepersdorf (Kr. Jüterbog). Α., Sohn des preuß. Gesandten und zeitweiligen Intendanten Friedrichs II. von Preußen, Joachim Erdmann von Α., dessen Frau bei der Geburt A.s starb, wurde mit seinem Bruder von der Großmutter Caroline von Labes in Berlin und Zernikow erzogen. Während des Studiums der Rechtswissenschaften in Halle, später der Mathematik in Göttingen lernte er —> Goethe und vor allem Clemens Brentano kennen, über den er zur Dichtung kam und mit dem ihn in den folgenden Jahren eine intensive Freundschaft verband. 1799-1807 publizierte A. physikalische Arbeiten über Elektrizität. Weitere Wohnorte waren Königsberg und Heidelberg. Im Verlauf einer Bildungsreise in Europa 1801-04 hatte er in Frankfurt die Schwester seines Freundes Bettine Brentano kennengelernt, mit der ihn zunächst eine Brieffreundschaft verband und die er 1811, zurück in Berlin, heiratete. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor. 1811 kam es zum Zerwürfnis des Paares mit Goethe in Weimar. In Berlin gründete A. eine „Christlich-deutsche Tischgesellschaft". Die Familie siedelte 1814 zeitweilig auf das Gut Wiepersdorf um, wo er auch in den Jahren der Rückkehr nach Berlin jährlich einige Monate verbrachte, um seinen Aufgaben als Gutsherr nachzukommen. Bekannt wurde A. vor allem durch die Sammlung der „alten deutschen Lieder", die er gemeinsam mit Brentano unter
dem Titel Des Knaben Wunderhorn (3 Bde., 1805-08) herausgab. Die am meisten gelesenen Arbeiten sind seine Novellen, unter denen Isabella von Ägypten (1812), Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau (1818) und Die Majoratsherren (1820) die bekanntesten sind. Surreale, traumhafte Phantastik wechselt mit Realismus, heiter-ironische Passagen mit allegorischer Bildlichkeit, Sage und Märchen mit Historie und Tagesgeschehen. 1810 erschien in Berlin der Roman Armuth, Reichthum, Schuld und Sühne der Gräfin Dolores. 1817 folgte der erste Teil der Kronenwächter, die Fragmente des zweiten Teils gab Bettine 1854 postum in Druck. Dieser Roman liefert eine Kritik zeitgenössischer Zustände auf der Folie der Jahre 1475-88. Die Qualitäten der reichen, lange unterschätzten Lyrik liegen in der Musikalität ihrer Form, ihren prägnanten Bilderfindungen und der Assoziationstechnik. Die Schauspiele, zumeist freie Bearbeitungen älterer Stoffe, sind nahezu vergessen. Außer einer, durch Zensur vereitelten Aufführung des Stücks Die Befreiung von Wesel sind keine Aufführungspläne bekannt. Bedeutender ist A.s publizistische Tätigkeit für verschiedene Organe: für den „Preußischen Correspondenten", dessen Redaktion er 1813 für einige Monate von —> Schleiermacher übernahm, für die „Vossische Zeitung", —> Kleists „Berliner Abendblätter" und vor allem für den „Gesellschafter". In ihnen veröffentlichte er, teils anonym, eine Fülle von Beiträgen zu politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen. Seine Briefe gehören zu den aufschlußreichsten und schönsten der deutschen Briefliteratur. A.s Werke spiegeln die Umbruchssituation des Revolutionszeitalters, dessen Antagonismen er in einer höheren, letztlich religiös erfahrenen Wahrheit zu harmonisieren suchte. Trotz rühmender Nachrufe und des Lobs, das Heinrich —¥ Heine in seiner Romantischen Schule geäußert hat, ist es dem Werk A.s nicht gelungen, seinen angemessenen Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu finden. Nach dem Tod A.s kümmerte sich Bettine v. A. um die Herausgabe der Werke ihres Mannes. Von der Germanistik der Gründerzeit wurde A. zu einem deutschnationalen Junker verfälscht und vereinnahmt. Andre Breton sah in ihm wegen dessen Phantastik einen Vorläufer des Surrealismus. Die Rezeption A.s wird heute von der neuentdeckten Bedeutung seiner Frau überlagert. WERKAUSGABEN: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Wilhelm Grimm (eigentl. Bettine von Arnim). 22 Bde., Berlin 1839-56 (Bd. 23: Tübingen 1976). - Sämtliche Romane und Erzählungen. Hrsg. v. Walther Migge. 3 Bde., München 1962-65. - Mir ist zu licht zum Schlafen. Gedichte - Prosa Stücke - Briefe. Hrsg. v. Gerhard Wolf. Frankfurt/Main 1984. - Werkausgabe in sechs Bänden. Hrsg. v. Roswitha Burwick u. a. Frankfurt/Main 1992. LITERATUR: Helene M. Kastinger Riley: A. v. A. Reinbek 1979. - Konrad Kratzsch: L. Α. ν. Α., das Leben eines romantischen Dichters. Berlin 1981. - A. v. A. 1781-1831. Ausstellungskatalog. Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt/ Main 1981. - Roswitha Burwick/Bernd Fischer (Hrsg.): Neue Tendenzen der Arnim-Forschung. Frankfurt/Bern/ New York 1988. - Claudia Nitschke: Utopie und Krieg bei L. A. v. A. Tübingen 2004. Thomas Sternberg Arnold, August, Schriftsteller, Lehrer, Redakteur, * 13.6.1789 Jena, t 5.12.1860 Merseburg. Nach dem Studium in Heidelberg und Göttingen wurde A. 1811 Lehrer in Eisenach, 1813 Bibliothekar in Gotha, 1817 Oberlehrer in Bromberg und 1829 Direktor am Gymnasium von Königsberg in der Altmark. 1835 übernahm er nebenbei die Redaktionsleitung der „Allgemeinen Preußischen Staatszeitung" und wurde 1839 deren verantwortlicher Redakteur. 1840 legte er diese Stelle, 1848 die des Rektors nieder. Seine restlichen Lebensjahre verbrachte A. als Privatgelehrter in Berlin, Erfurt, Halle, Danzig sowie Merseburg und
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Arnold veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Pädagogik, Philologie, Geschichte, Geographie und zu den Staatswissenschaften. Besonders widmete er sich der Philosophie und verfaßte u. a. Plato 's Werke einzeln erklärt und in ihrem Zusammenhange dargestellt (3 Bde., 1835-58). WEITERE WERKE: Über den Begriff und das Wesen der Geschichte, so wie über den Unterricht in derselben. Gotha 1828. - Grundriss der Denklehre. Berlin u.a. 1831. Grundriss der Seelenlehre. Berlin u.a. 1831. - Pädagogik oder Erziehungs- und Unterrichts-Lehre nach den Anforderungen der Gegenwart. Königsberg 1837. - Umrisse und Studien zur Geschichte der Menschheit. Berlin 1840. - Wissenschaftskunde oder Encyclopädie und Methodologie der Wissenschaften für alle, die einer höhern Bildung nachstreben. Königsberg i. d. Neumark 1844. - Das Leben des Horaz und sein philosophischer, sittlicher und dichterischer Character. Halle/Saale 1860. LITERATUR: Richter: Α., A. In: ADB, Bd. 1, 1875, S. 584. Arnold, (Johann) Christoph, Buchhändler, Verleger, * 10.3.1763 Hartmannsdorf bei Frauenstein (Sachsen), t 6.8.1847 Dresden. Α., Sohn eines verarmten Bauern aus dem Erzgebirge, mußte seine 1778 begonnene Ausbildung am Gymnasium von Freiberg sowie ein Studium an der Bergakademie aus Geldmangel vorzeitig abbrechen. Er arbeitete als Schreiber und leitete dann fünf Jahre lang eine Buchhandlung in Schneeberg. 1790 gründete er dort die Arnoldische Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag, 1795 in Dresden eine Leihbibliothek, 1798 einen Lesesaal namens „Literarisches Museum" und 1802 den ersten Dresdner Journal-Lesezirkel. Seit 1803 besaß er auch eine Buchhandlung mit Verlag in Dresden und einer Zweigstelle in Leipzig. A. gab u. a. wissenschaftliche Werke und Kunstbände heraus und verfaßte 1809 einen Bildband Das neue Dresden. Ideen zur Verschönerung dieser Stadt. 1804-06 gab er die literarische .Abendzeitung", 1802-06 und 1827-36 den „Dresdner Frag- und Anzeiger" heraus. 1838-42 vertrat A. als Mitglied des StadtverordnetenKollegiums die Richtung des gemäßigten Fortschritts. LITERATUR: Elisabeth Boer: Α., J. C. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 386 f. Arnold, Friedrich Wilhelm, Musikhändler, * 10.3.1810 Sontheim bei Heilbronn, t 12.2.1864. Nach dem Studium und der Promotion wurde A. 1832 Redakteur der „Rheinblüten" in Köln und 1833 Chordirektor der deutschen Oper in London. Nach der Rückkehr übernahm er in Köln 1835 die Leitung der Musikalienhandlung Eck und gründete 1841 in Elberfeld ein eigenes Geschäft. A. veröffentlichte zahlreiche musikwissenschaftliche Abhandlungen und 1864 selbstgesammelte Deutsche Volkslieder aus alter und neuer Zeit. Arnold, Karl, Karikaturist, Zeichner, Maler, * 1.4.1883 Neustadt bei Coburg, t 29.11.1953 München. Nach dem Besuch der Herzoglichen Industrie- und Gewerbeschule in Coburg begann Α., dessen Vater eine Puppenmanufaktur betrieb, 1901 ein Studium an der Münchner Akademie der bildenden Künste, lieferte 1907 erste Karikaturen an den „Simplicissimus" und zählte seit 1908 zu den Mitarbeitern der Zeitschriften „Jugend" und „Lustige Blätter". Während des Ersten Weltkriegs zeichnete A. die Kriegsflugblätter der Liller Soldatenzeitung und wurde 1917 als Nachfolger von Ferdinand von —» Reznicek Teilhaber und Redakteur des „Simplicissimus". Daneben war er als Zeichner für mehrere Zeitungen und Zeitschriften tätig und schuf Buchillustrationen, u. a. zu den Turngedichten von Joachim Ringelnatz. Seit 1936 hatte er einen Exklusivvertrag als Pressezeichner mit dem Ullstein-Verlag. A.s 1924 erschienene Berliner Bilder wurden 1938 auf die Liste des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. 1943 verließ
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er München. Seine Münchner Wohnung und viele seiner Arbeiten wurden 1945 vernichtet. LITERATUR: Paul Raabe (Hrsg.): Κ. A. Schlaraffenland, Kuttel Daddeldu und andere Blätter. Wolfenbüttel 1973 (Ausstellungskatalog). - Drunter, drüber, mittenmang. Karikaturen aus dem Simplicissimus. Mit einem Vorwort von Hermann Kesten. München 1974. (Bibliogr. und Lit. Κ. A. S. 148-152). - Janni Müller-Hauck (Hrsg.): Κ. A. (1883-1953). Zeichnungen und Karikaturen. Berlin 1975 (Ausstellungskatalog). - Κ. A. Leben und Werk. Hrsg. v. Fritz Arnold. München 1977. - Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift. München 1896-1944. München 1978 (Ausstellungskatalog). - Fritz Arnold (Hrsg.): Κ. A. Leben und Werk des großen „Simplicissimus"-Zeichners. Reinbek bei Hamburg 1979. - Typen und Figuren der zwanziger Jahre. Hrsg. v. Hedwig Guratzsch. Einführung von Eberhard Roters. Stuttgart 1989. (Werkverzeichnis und Bibliogr. Κ. A. S. 135-157). - Thomas Matuszak: Κ. A. (1883-1953). Eine Studie zur Biographie und zum Frühwerk des Künstlers. Mit einem Verzeichnis seiner Zeichnungen bis 1918. Diss. Göttingen 1991. - Michael Heyder: Α., Κ. In: AKL, Bd. 5, 1992, S. 225 f. - Karikaturen des Simplicissimus-Zeichners (1883-1953). Greiz 2001 (Ausstellungskatalog). Arnsberg, Paul, Politiker, Publizist, * 26.12.1899 Frankfurt/Main, t 10.12.1978 Frankfurt/Main. Nach dem Kriegsdienst 1917-18 studierte A. 1919-22 in Frankfurt/Main, Heidelberg und Gießen Rechtswissenschaften und gehörte 1917 zu den Begründern der jüdischen Studentenverbindung „Saronia". In Frankfurt 1922-31 als Kaufmann tätig, gelangte er in der zionistischen Bewegung bis in den Landesvorstand und war Delegierter bei den Zionistischen Weltkongressen in Basel (1927) und Zürich (1929). 1933 enthob ihn das nationalsozialistische Regime seiner Stelle im Frankfurter Justizdienst (seit 1931) und zwang ihn zur Emigration nach Palästina. Dort leitete A. die Zeitungsund Buchvertriebsorganisation Pales Press-Company, saß 1954-56 im Beirat der Bank of Israel, gehörte der Landesleitung der General Zionists an und leitete deren Parteiorgan, in dem er zur deutsch-jüdischen Verständigung aufrief. Nach der Rückkehr nach Frankfurt 1958 war A. u.a. für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" und den Rundfunk tätig, wurde CDU-Mitglied und war 1966-69 Direktoriumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland. WERKE: Bilder aus dem jüdischen Leben im alten Frankfurt. Frankfurt/Main 1970, 2 1979. - Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 3 Bde., Frankfurt/Main, Darmstadt 1971-73. - Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Bearb. und vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde., Darmstadt 1983, Neuaufl. 1992. - Zivilcourage zum Widerstand. Beiträge zum Verhältnis von Deutschen, Juden, Israelis. Hrsg. von der Moses Jachiel Kirchheim'schen Stiftung. Frankfurt/Main 1998 (mit Bibliogr. P. A. S. 351-374). LITERATUR: Dr. P. A. 70 Jahre alt. In: Der Journalist 20 (1970) 1, S. 33. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 20. Arnswaldt, August Frh. von, Schriftsteller, Jurist, * 13.8.1798 Hannover, t 27.6.1855 Hannover. Α., Sohn eines hannoverschen Staatsministers und Kurators der Univ. Göttingen, studierte 1816-20 in Göttingen Jura und gründete dort mit seinem späteren Schwager August von —> Haxthausen und anderen eine vom Geist der Romantik getragene poetische Vereinigung („Die poetische Schusterinnung an der Leine"), die die Zeitschrift „Die Wünschelruthe" herausgab. Zusammen mit Haxthausen hintertrieb A. die Beziehung von dessen Nichte Annette von —> Droste-Hülshoff zu einem ihrer bürgerlichen und mittellosen Studienfreunde. In ihr Romanfragment Ledwina ging er als Graf Hollberg ein. Nach dem Studium setzte sich A. früh als Legationsrat zur Ruhe und bildete sich zum Laientheologen aus. Er
Aschendorff wurde einer der profiliertesten Vertreter der norddeutschen Erweckungsbewegung und der Neuluthertums. LITERATUR: Hansjörg Bräumer: A. v. A. 1798-1855. Ein Beitrag zur Geschichte der Erweckungsbewegung und des Neuluthertums in Hannover. Hannover 1972. - Martin Schmidt: Α., A. v. In: TRE, Bd. 4, 1979, S. 140-143. Ulrich Gäbler (Hrsg.): Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen 2000, S. 204 f. A r x , Adrian von, schweizer. Schriftsteller, Beamter, Militär, getauft 28.2.1817 Ölten (Kt. Solothurn), t 17.3.1859 Valencia (Venezuela). Α., Sohn eines Notars und Prokurators, trat schon als Kollegiumszögling in Solothurn dem „Zolfinger-Verein" bei und schrieb Lieder und Balladen. Seine Beamtenkarriere begann er als Kanzlist in Ölten und war danach Aktuar der Amtsschreiberei Balsthal. Α., liberaler Parteigänger Josef Munzingers, war 1840-47 Sekretär der kantonalen Departemente für Inneres und Erziehung. Er gehörte dem Solothurner Freischarenkomitee an und nahm an den Freischarenzügen sowie am Sonderbundskrieg teil. 1847 wurde er Sekretär des Eidgenössischen Kriegskommissariats und 1848 des Eidgenössischen Militärdepartements. 1851 erlebte Α., der auch Gedichte schrieb, in Basel die Uraufführung seines historischen Schauspiels Der Tag bei Laupen. Wegen seiner schriftstellerischen Tätigkeit kritisiert, schied A. 1854 aus dem Staatsdienst aus. Im selben Jahr war A. als Major im Generalstab im Krimkrieg schweizer. Beobachter bei der türkischen Balkanarmee und 1855/56 britischer Hauptmann der Swiss Legion in Izmir. 1856 wanderte er in die USA aus und war 1857/58 in New York Redakteur der „Deutschen Abendzeitung" und der „New Yorker Staatszeitung und Herold". 1858 ließ er sich vom venezolanischen General Jos£ Antonio Päez anwerben. Kurz nach dessen feierlichem Einzug in Valencia starb Α., der Vater von Adrian von —> A. an Nervenfieber. WEITERE WERKE: Der Corporal oder die Heimatlosen. Ein Schauspiel in 5 Akten. Mutten 1852. Neuausg. Aarau 1876, 5 1914. - Das Landrecht von Solothurn vom Jahre 1492. Historisches Schauspiel in 5 Akten. Frick 1866, 2 1894. - Gedichte. Aarau 1905. LITERATUR: Alwin von Rohr: A. v. A. In: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 55 (1982) S. 189-250. A r x , Adrian von, schweizer. Jurist, Politiker, Journalist, Schriftsteller, * 15.11.1847 Muri bei Bern, t 20.9.1919 Ölten (Kt. Solothurn). Α., Sohn von Adrian von —>A„ wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Zürich, Leipzig, Heidelberg und Genf 1871 solothurnischer Fürsprech und Notar. 1872-76 war er Stadtschreiber in Ölten, wo er 1876-1919 eine Anwaltskanzlei führte. 1881-1917 war A. freisinniger Kantonalrat in Solothurn (Präsident 1892, 1902 und 1914), 1887 kantonaler Verfassungsrat und gehörte 1908-17 dem Nationalrat an. Er gründete die liberalen Zeitungen „Der Unabhängige" (1875-78) und „Montagszeitung" (1881) und war Mitarbeiter der „Neuen Zürcher Zeitung". A. bemühte sich um eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiter und um Verständigung zwischen diesen und den Arbeitgebern. Im Ersten Weltkrieg wirkte er als Vermittler zwischen deutschen und welschen Schweizern. A. schrieb mehrere Festspiele (u.a. Die Dornacher Schlacht, 1899) und Gedichte. Er war der Vater von Adrian von —> A. WEITERE WERKE: Die Ratzenburger. Romantisches Schauspiel in fünf Aufzügen. Aarau 1907. - Schriften von A. v. A. Solothurn 1921. - Der Helfer. Ein Spiel von Krieg und Frieden in vier Akten. Zürich 1927. LITERATUR: Franz Georg Maier: Α., A. v. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 404.
A r x , Adrian von, schweizer. Jurist, Politiker, Dramatiker, * 25.2.1879 Ölten (Kt. Solothurn), t 1.1.1934 Lausanne. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München, Heidelberg, Bern, Leipzig und Lausanne 1904 in Leipzig promoviert (Das Prokura-Indossament nach Art. 17 der allgemeinen deutschen Wechsel-Ordnung), wurde A. 1905 solothurnischer Fürsprech und Notar und trat in die Oltener Anwaltskanzlei seines Vaters, des Nationalrats Adrian von —>A., ein. 1907-15 war er gewählter Gerichtspräsident von Olten-Gösgen. 1915-30 führte er eine Anwaltspraxis in Ölten. 1917-21 war er freisinniger Kantonalrat in Solothurn, 1919-30 Nationalrat und 1930-33 Bundesrichter. Α., der 1911 in Ölten einen nichtsozialistischen Arbeiterverein initiierte, war Gründer und Präsident der der linksliberalen Solothurner Jungfreisinnigen (1917) und der Demokratischen Vereinigung (1919) mit dem Presseorgan „Schweizer Demokrat" (1919-24). Er gehörte zu den Gründern eines kantonalen allgemeinen Alters- und Invalidenfonds (1909) und eines Fonds zur Unterstützung arbeitsloser Arbeiter (1910). Schon früh trat A. für betriebliche Mitbestimmung und -beteiligung der Arbeitnehmer und die Verbindlichkeit der Gesamtarbeitsverträge ein. Im Nationalrat führte er einen Kampf gegen die Todesstrafe. A. war auch schriftstellerisch tätig. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstand 1927 sein religiöses Drama Der Helfer. Arzt, Leopold, österr. Dermatologe, * 16.3.1883 Wien, t 20.5.1955 Wien. A. beendete das Studium der Medizin in seiner Heimatstadt Wien 1908 mit der Promotion und habilitierte sich 1915. Er war Assistent am Pathologischen Institut der Allgemeinen Poliklinik, an der Lehrkanzel für Pathologische Histologie und Bakteriologie und an der Universitätsklinik für Dermatologie und Syphilidologie in Wien. Seit 1919/20 an der Universitätsklinik für Dermatologie und Dermatologie und Syphilidologie in Innsbruck, wurde A. dort 1926 o. Prof. und Vorstand der Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten; noch im selben Jahr ging er in derselben Funktion an die Wiener Universitätsklinik für Hautund Geschlechtskrankheiten. Eines der Hauptwerke seiner über 250 Publikationen ist der von ihm mitverfaßte Atlas der Haut- und Geschlechtskrankheiten (1949 ff.). Seit 1945 gab er zusammen mit Paul —> Hörbiger die Zeitung „Neues Österreich. Organ der demokratischen Einigung" heraus. WEITERE WERKE: Frühdiagnose und Frühtherapie der Syphilis. Wien 1923. - Allgemeine Dermatologie. Wien 1934, 1946. A s c h a r i n , Andreas, Pädagoge, Philologe, * 24.6.1843 Pernau (Livland), f 24.12.1896 Riga. A. studierte seit 1865-74 Mathematik und Rechtswissenschaft an der Univ. Dorpat und wurde Mitarbeiter u. a. des „Herold" und der „St. Petersburger Zeitung". 1879 folgte er einem Ruf als Lehrer der deutschen Sprache und Literatur an das Alexander-Gymnasium in Riga. Als Dichter deutscher Sprache war er Vermittler ost- und westeuropäischer Literatur. A. veröffentlichte russische Dichtung in deutscher Übertragung (u. a. Dichtungen von Puschkin und Lermontoff, 1877). WEITERES WERK: Gedichte. Riga 1878. A s c h e n d o r f f , Anton Wilhelm, Verlagsbuchhändler, * 22.10.1735 Münster, f 25.6.1804 Münster. Nach dem Besuch des Gymnasiums, einer vierjährigen Lehrzeit und Auslandsreisen übernahm A. den väterlichen Verlag und die Buchhandlung. Die Erlaubnis zum Bau einer Papierfabrik wurde ihm 1761 vom Domkapitel verweigert. 1762 erwarb er eine Druckerei und veröffentlichte ein Jahr später mit fürstbischöflicher Genehmigung das „Münsterische Intelligenz-Blatt"; 1785 folgte das „Gemeinnützige Wo-
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Ascher chenblatt". Die 1797 gegründete Betriebskrankenkasse dokumentiert A.s soziale Gesinnung. Zu den bedeutendsten Veröffentlichungen des Verlags zählten die Schriften des Theologen und Pädagogen Bernhard Overberg. LITERATUR: 230 Jahre Aschendorff 1720-1950. Werden und Wirken in der Vergangenheit und seit dem Wiederaufbau. Münster 1951. - Walter Kunze: Α., A. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 410 f. - Dem Worte verpflichtet. 250 Jahre Verlag Aschendorff 1720-1970. Mit einer Bibliographie der Verlagswerke von 1912-1970. Hrsg. v. G. Hasenkamp. Münster 1970. A s c h e r , Saul, Pseud. Theodiskus, Auslachers, Erzähler, Publizist, * 6.2.1767 Berlin, t 8.12.1822 Berlin. Der hochgebildete A. stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, war bis 1811 Buchhändler in Berlin und danach als freier Schriftsteller tätig. In seinen religionskritischen, politischen und geschichtsphilosophischen Schriften widmete er sich vor allem der gesellschaftlichen Emanzipation und der Integration des deutschen Judentums (Bemerkungen Uber die bürgerliche Verbesserung der Juden, 1788). Als Parteigänger Napoleons (Napoleon oder über die Fortschritte der Regierung, 1808) stand er im Gegensatz zu Romantikerkreisen wie der „Christlich-Deutschen Tischgesellschaft". Seinen Gedichten und Romanen attestierte Heinrich —> Heine in der Harzreise „Materialismus von reinstem Wasser". Die sich gegen den Antisemitismus richtende Schrift Die Germanomanie (1815) wurde auf dem Wartburgfest 1817 verbrannt. A. begründete mehrere, meist kurzlebige Zeitschriften (u. a. „Ephemeren"). LITERATUR: Hans J. Schoeps: Α., S. In: NDB, Bd. 1, S. 411. - Ellen Littmann: S. Α., first theorist of progressive Judaism. In: Yearbook of the Leo Baeck Institute 5 (1960) S. 107-121. - Christoph Schulte: S. A.'s „Leviathan" or the invention of Jewish Orthodoxy in 1792. In: Yearbook of the Leo Baeck Institute 45 (2000) S. 25-34. A s c h e r - N a s h , Franzi (Franziska), geb. Ascher, Schriftstellerin, Musikkritikerin, * 28.11.1910 Wien, t 1-9.1991 Millersville (Pennsylvania, USA). A.-N., Tochter des Arztes Leo Ascher, studierte an der Univ. und der Musikakademie in Wien. Seit 1934 war sie freie Mitarbeiterin verschiedener österr. Zeitungen und Magazine und übersetzte Filmdialoge für die United Artists Agency. 1938 emigrierte A.-N. mit ihren Eltern nach Frankreich und ging dann über die Schweiz in die USA. In New York schrieb sie seit Dezember 1939 Musikkritiken für die „Deutsche Volkszeitung" und Kurzgeschichten für die „Austro-American Review". Sie war auch für den „New York Herald", den „Aufbau" und die „New Yorker Staatszeitung" tätig und gestaltete 1941 bei der Rundfunkstation WLTH die Sendung „A Viennese sees New York". 1954-61 lehrte A.-N., die seit 1959 mit dem Komponisten und Musiker Edgar R. Nash verheiratet war, an der New School for Social Research Geschichte und Entwicklung der Oper und des Gesangs. 1962-64 moderierte sie die Rundfunksendung „The Story of the Art Song". A.-N. veröffentlichte u. a. Gedichte eines Lebens (1976) und Die wahre Perspektive meines Lebens (1978). WEITERE WERKE: Bilderbuch aus der Fremde. Wien 1948.Essays aus jüngster Zeit. Saarbrücken 1976. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 37. - Esther Hirsch: Sprachliche Wanderungen. Victoria Wolf, F. A.-N. und Ruth Tassoni als Schriftstellerinnen des Exils. Dipl.-Arb. Univ. Hildesheim 1996. A s e n i j e f f , Elsa, eigentl. E. Maria von Packeny, verh. Nestoroff, Erzählerin, Lyrikerin, * 1868 Wien, t 1941 Leipzig. Aus einer Familie hoher Militärs und Beamter stammend, wurde A. durch ihre Mutter, einer gebildeten Malerin und
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Bildhauerin, früh mit Kunst und Wissenschaft bekannt. Sie besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien und heiratete 1890 den bulgarischen Ministerialbeamten Ivan Johann Nestonoff. Die Ehe wurde auf ihren Wunsch 1896 geschieden. Seit 1899 studierte A. an der Univ. Leipzig. Sie wurde Lebensgefährtin und Modell des Malers und Bildhauers Max Klinger. Wegen finanzieller Schwierigkeiten trennten sie sich. A. schrieb für Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte mehrere Bücher, u.a. das Tagebuch einer Emancipierten (1902, Neuausg. 2004). Sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. WEITERE WERKE: Ist das die Liebe? Kleine psychologische Erzählungen und Betrachtungen. Leipzig 12 1896. Neuausg. Mellrichstadt 2004. - Unschuld. Ein modernes Mädchenbuch. Leipzig 1901. Neuausg. Mellrichstadt 2004. - Der Kuss der Maja. Leipzig 1 3 1903. - Die Schwestern. Berlin/Leipzig 1905. - Die neue Scheherazade. Ein Roman in Gefühlen. München 1913. - Hohelied an den Ungenannten. Lyrischer Roman. München 1914. LITERATUR: Lisa Fischer/Emil Brix (Hrsg.): Die Frauen der Wiener Moderne. Wien 1997. A s h e r , Carl Wilhelm, Jurist, Nationalökonom, * 30.11.1798 Altona (heute zu Hamburg), t 29.9.1864 Hamburg. Der Sohn eines Kaufmanns jüdischer Herkunft wurde 1810 Protestant, lebte 1820-34 als Rechtsanwalt in Hamburg und redigierter 1832/33 die „Neue Zeitung". 1834-43 war er Untersuchungsrichter, seit 1835 Mitglied des Hamburger Komitees für Eisenbahnplanung. 1843-51 vertrat er den Hamburger Senat als Direktionsmitglied der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft in Berlin. 1861 folgte seine Ernennung zum Staatssekretär in Hamburg. Als Befürworter des Freihandels nahm er am Brüsseler Internationalen Freihandelskongreß von 1847 teil. A. war seit 1853 Gesandter der Hansestädte Hamburg und Lübeck bei den Internationalen Statistischen Kongressen, Mitbegründer des Vereins für hamburgische Statistik (1853) sowie Mitglied der Statistischen Zentralkommission Belgiens und der Statistischen Gesellschaften in London und Frankfurt/Main. Er veröffentlichte u. a. Zur Frage vom Freihandel in seiner socialen und politischen Bedeutung. Vorträge und Abhandlungen (1851). WEITERE WERKE: Rhapsodische Bemerkungen über Criminaljustiz. Zum Theil mit besonderer Beziehung auf Hamburg. Hamburg 1828. - Noch ein Wort über Hamburgische Eisenbahn Angelegenheiten. Hamburg 1836. - Keine Freiheit ohne Wahrheit und Gerechtigkeit. Berlin 1848. LITERATUR: Gottfried Klein: Α., C. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 414. A s m u s , Wilhelm, Pseud. W. Anthony, Schauspieler, Regisseur, Redakteur, * 17.2.1837 Lübeck, t 20.2.1902 Weimar. A. studierte Theologie und Philosophie in Leipzig. 1857-79 war er als Schauspieler und danach als Dramaturg in Breslau tätig. Seit 1875 arbeitete er als Journalist, seit 1886 als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen in Schweidnitz, Striegau, Hirschberg und Halle. 1893 übernahm er die Chefredaktion der „Weimarer Zeitung". A. veröffentlichte auch Romane, Erzählungen und Dramen, darunter BiUten und Blätter (1861) und Die feindlichen Brüder (1868). A s s m u s , Robert, Illustrator, Maler, Graphiker, * 25.12.1837 Stuhm (Westpreußen), t 30.5.1904 Dießen/ Ammersee. A. erlernte den Beruf des Buchhändlers und studierte seit 1857 in Berlin, seit 1862 in Prag. Dort beschäftigte er sich hauptsächlich mit Architektur und begann seine journalistische Tätigkeit für „Die Gartenlaube", „Daheim" und die Leipziger „Illustrierte Zeitung". Seit 1871 lebte A. in
Aub München und arbeitete in den folgenden Jahren an dem Werk Bilder aus Elsaß-Lothringen (1877/78). LITERATUR: Heidi C. Ebertshausen Malerei im 19. Jahrhundert. Münchner Schule. M ü n c h e n 1979, S. 163. - Michael Heyder; Α., R. In: A K L , Bd. 5, 1992, S. 473. A s t , Georg (Anton) Friedrich, Philosoph, Philologe, * 2 9 . 1 2 . 1 7 7 8 Gotha, t 3 1 . 1 0 . 1 8 4 1 München. Α., Sohn eines Bedienten des Hofmarschalls von Frankenberg, studierte seit 1798 Philologie und Philosophie in Jena, u. a. bei Friedrich —» Schlegel, Fichte und Schelling, wurde 1802 mit einer Abhandlung De primis artis Pulchri lineamentis zum Dr. phil. promoviert und hielt Vorlesungen über Ästhetik und Geschichte der Philosophie. 1805 wurde er Prof. der klassischen Philologie an der Univ. Landshut, w o er sich dem Kreis der Romantiker um Johann Michael Sailer und Friedrich Carl von Savigny anschloß, und gab 1808-10 die „Zeitschrift f ü r Wissenschaft und Kunst" heraus. 1807 erschienen Grundlinien der Philosophie ( 2 1809) und der Grundriß einer Geschichte der Philosophie ( 2 1825). Seit 1825 war A. Mitglied der Bayerischen A k a d e m i e der Wissenschaften und von 1826 an Prof. an der Univ. München. A. übersetzte das Gesamtwerk Piatons ins Lateinische (Piatonis opera, 9 Bde. und 2 Bde. Kommentar, 1819-32) und erlangte mit dem Lexicon Platonicum (3 Bde., 1834-39, 2 1908; Nachdr., 2 Bde., 1956) nachhaltige Bedeutung für die Platonforschung. In den Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik und Kritik (1808) skizzierte er, basierend auf einem allgemeinen menschlichen Geist, eine universelle Hermeneutik, die v o m historischen über ein grammatikalisches Verständnis des Textes zu einem Verständnis des Geistes des Autors führt. Sein Grundriß der Philologie erschien 1808 (Nachdr. 1979). WEITERE WERKE: Ueber den Geist des Alterthums und dessen Bedeutung f ü r unsere Zeit. Landshut 1805. - System der Kunstlehre oder Lehr- und H a n d b u c h der Aesthetik. Leipzig 1805. - Entwurf der Universalgeschichte. 2 Tie., Landshut 1 8 0 8 , 2 1 8 1 0 . - Grundlinien der Aesthetik. Landshut 1813. Platon's Leben und Schriften. Leipzig 1816. Nachdr. 1979. D e studiis humanitatis. M ü n c h e n 1826. - Annotationes in Piatonis Opera. 2 Bde., Leipzig 1829-32. - Hauptmomente der Geschichte der Philosophie. M ü n c h e n 1829. LITERATUR: Johann H e r m a n n : F. A . als Neuhumanist. Diss. München 1911 (Bibliogr.). - Josef Hanslmeier: Α., G. A. F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 4 2 0 f. - H a n s Eichner: F. A. und die Wiener Allgemeine Literatur-Zeitung. Ein Prolegomenon zur Kritischen Friedrich-Schlegel-Ausgabe. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 4 (1960) S. 343-357. Klaus Willimczik: F. A.s Geschichtsphilosophie im Rahmen seiner Gesamtphilosophie. M e i s e n h e i m / G l a n 1967. Hellmut Masbar: Die methodisch-hermeneutischen Ansätze von Friedrich August Wolf und F. A. In: Ders. u. a. (Hrsg.): Philologie und Hermeneutik im 19. Jahrhundert. Göttingen 1979, S. 21-31. - Helmut Zedelmaier: Α., G. A. F. In. LMU, Bd. 1, 1998, S. 22 f. A s t l - L e o n h a r d , Hugo, Schriftsteller, * 9 . 6 . 1 8 7 0 Prag, t 3 1 . 3 . 1 9 0 0 Wien. Nach dem Studium der Philosophie und der Naturwissenschaften in Wien leistete A.-L. seinen Militärdienst und war dann als Schriftsteller tätig. Er w a r Redakteur des „Tagesboten für Mähren und Schlesien", der „Modernen Dichtkunst" und anderer Zeitschriften, f ü r die er Feuilletons, Gedichte und Novellen schrieb. 1897 erschien das naturphilosophische Werk Die Natur als Organismus. AstOll, Luise Franziska, verh. Meier, Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, * 2 6 . 1 1 . 1 8 1 4 Groningen bei Halberstadt, t 21.12.1871 Wangen/Allgäu. Die Tochter eines Konsistorialrats verstand sich als Vorkämpferin der deutschen Frauenbewegung. In der Zeit
um die Märzrevolution trat sie in ihren Gedichten und Romanen f ü r die Emanzipation der Frau ein. Sie w a r dreimal verheiratet, zweimal mit Samuel Aston, einem englischen Fabrikanten (zweimal von ihm geschieden) und einmal mit Eduard Meier, einem Arzt in B r e m e n . D i e geschiedene A. w u r d e 1846 wegen „Ansichten, w e l c h e f ü r die bürgerliche Ruhe und O r d n u n g gefährlich seien" und „frivolen und außergewöhnlichen B e n e h m e n s " aus Berlin ausgewiesen. Sie pflegte Verwundete im schleswig-holsteinischen Feldzug, gab die Zeitschrift „Der Freischärler f ü r Kunst und soziales L e b e n " heraus und kehrte später nach Berlin zurUck. Dort stand sie in Verbindung mit Friedrich Wilhelm - > H e l d und w u r d e im S o m m e r 1848 erneut ausgewiesen. A. veröffentlichte u. a. Meine Emanzipation, Verweisung und Rechtfertigung (1846) und Revolution und Conterrevolution (1949). WEITERE WERKE: Wilde Rosen. Zwölf Gedichte. Berlin 1846. - A u s dem Leben einer Frau. H a m b u r g 1847. LITERATUR: Elisabeth Heimpel: Α., L. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 423. A t t e n h o f e r , Adolf, schweizer. Schriftsteller, Philosoph, * 1 4 . 5 . 1 8 7 9 Zürich, t 2 5 . 1 2 . 1 9 5 0 Chur. Α., Sohn eines Bäckers, war Volksschullehrer in mehreren Städten der Schweiz, studierte dann Religionsgeschichte, Philosophie und orientalische Sprachen an den Universitäten Zürich, Genf, Paris, Berlin und M ü n c h e n . E r hielt in M ü n c h e n Vorlesungen über altindische Texte, kehrte 1919 in die Schweiz zurück und war dort als Privatgelehrter und Schriftsteller, gelegentlich als B e r g f ü h r e r tätig. 1924 gründete und leitete er die Bündner Volkshochschule, 1924-28 die Zeitschrift „ A r v e " und unterrichtete seit 1929 die Fächer Hebräisch, Deutsch und Latein. A.s N a c h l a ß gibt Zeugnis seiner dichterischen ( E p h e m e r i d e n , 1910) u n d wissenschaftlichen Tätigkeit (Logik, 1925). WEITERE WERKE: Auf sonnigen Pfaden. Zürich 1902. - E g o ipsissimus. Dresden 1904. - Vom U m g a n g mit Lyrik. C h u r 1922. - Letzte Torheit. Gedichte 1910-1918. Chur 1923. Gottfried Kellers Stellung zur Heimatkunst. C h u r 1929. Ruf in die Zeit. G e s a m m e l t e Aufsätze 1919-1935. C h u r 1936. - Ausklang. Gedichte. Chur 1939. - Was ist eigentlich Philosophie? Basel 1949. - Alles ist Gnade. Gedichte. Chur 1965. LITERATUR: Die Bündner Volkshochschule. Ein R ü c k blick auf ihre Entstehung und f ü n f z e h n j ä h r i g e Tätigkeit 1924-1939. D e m Gründer und Leiter, Α. Α., zu seinem 60. Geburtstag gewidmet. Chur 1939. - W . Seiler: Erinnerung an Α. A. In: B ü n d n e r Jahrbuch (1961) S. 45-47. A t z , Karl, kath. Theologe, Kunsthistoriker, * 1 5 . 1 0 . 1 8 3 2 K a l t e m , t 1 . 2 . 1 9 1 3 Terlan. Nach d e m Studium der Theologie in Brixen und Trient wurde A. 1857 z u m Priester geweiht und w a r danach bis 1910 mit kurzen Unterbrechungen Seelsorger in Terlan. Gleichzeitig beschäftigte er sich eingehend mit der christlichen Kunst. 1872 wurde er Vorstand des B o z e n e r Kunstbzw. Museumvereins, 1875 Konservator f ü r Kunst- und historische D e n k m a l e . A. gab den „ K i r c h e n f r e u n d " (1870-73) und den „ K u n s t f r e u n d " (1885-1901) heraus und veröffentlichte 1885 eine Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg. A u b , Joseph, Rabbiner, * 1805 Baiersdorf (Mittelfranken), t 2 2 . 5 . 1 8 8 0 Berlin. Α., Vetter von Hirsch Α., war als Rabbiner 1830-50 in Bayreuth, 1850-61 in M a i n z und seit 1865 in Berlin tätig. Er gehörte zu den gemäßigten Befürwortern einer jüdischen Ref o r m b e w e g u n g , arbeitete an der von A b r a h a m Geiger herausgegebenen „Wissenschaftlichen Zeitschrift f ü r j ü d i s c h e T h e o l o g i e " und den „Rabbinischen Gutachten" mit und hielt als einer der ersten Rabbiner seine Predigten auf deutsch.
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Aubigny von Engelbrunner 1846 gründete er die Wochenschrift „Sinai", die aber aufgrund geringen Erfolgs bald wieder eingestellt wurde. A. veröffentlichte u. a. Grundlinien zu einem wissenschaftlichen Unterricht in der mosaischen Religion (1862, 3 1 1881) und Betrachtungen und Widerlegungen (2 Bde., 1839), ein Werk, in dem er die bayerische Verordnung zur Qualifikation von Rabbinern erörterte. WEITERES WERK: Biblisches Sprachbuch für den vorbereitenden Unterricht in der mosaischen Religion. Berlin 1868. LITERATUR: Wolfgang Gunther Plaut: T h e rise of r e f o r m Judaism. New York 1963, S. 217-219. A u b i g n y v o n E n g e l b r u n n e r , Nina d ' , eigentl. Jana Wynandine Gertraud A. v. E., geb. Engelbrunner, auch Engelbronner, Musikpädagogin, Komponistin, * 1 4 . 4 . 1 7 7 0 Kassel, t 2 9 . 1 . 1 8 4 8 Erko-Schlößl, Nestelbach bei Graz. A. v. E „ Tochter des Pagenhofmeisters, Prinzenerziehers und Legationsrats am Hof von Philipp von Hessen Johann Conrad Engelbrunner, wurde in Kassel in Fremdsprachen und Musik (Gesang, Klavier, Harfe) unterrichtet und 1 7 8 7 / 8 8 von Pietro P o m p e o Sales in Koblenz im Gesang ausgebildet. 1 7 9 0 / 9 1 ging sie nach Bückeburg und nahm als Sängerin und Musiklehrerin unter der Leitung von Johann Christian Friedrich Bach am musikalischen Leben der Residenzstadt teil. Sie schrieb Artikel f ü r die „Leipziger Allgemeine Zeitung" und komponierte u . a . 1797 Deutsche, französische und englische Gesänge. 1803 erschienen ihre Briefe an Natalie über den Gesang als Beförderung der häuslichen Glückseligkeit und des geselligen Vergnügens (Nachdr. 1982). Im selben Jahr ging sie als Musiklehrerin nach England und hielt sich 1807 mit ihrer Schwester Emilie in Indien auf, w o sie in Kalkutta und am Hof des N a b o b s von Bengalen Musik unterrichtete und als Sängerin auftrat. 1818 kehrte A. v. E. nach London zurück und ging nach Aufenthalten in Dresden und Frankfurt nach Wien. Der von ihr dort in den zwanziger Jahren eröffnete Salon w u r d e u. a. von Franz Grillparzer und Franz Schubert besucht. 1828 zog sich A. v. E. auf das Erko-Schlößl bei Graz zurück. LITERATUR: E v a Rieger (Hrsg.): Frau und Musik. Mit Texten von N. d ' A . v. E. F r a n k f u r t / M a i n 1980. Kassel 2 1990. Sigrid Nieberle: Α. ν. Ε., N . d ' . In: M G G 2 P , Bd. 1, 1999, Sp. 1148-1151. A u b u r t i n , Victor, Journalist, * 5 . 9 . 1 8 7 0 Berlin, t 2 8 . 6 . 1 9 2 8 Partenkirchen (heute zu GarmischPartenkirchen). A. war der Sohn eines Hofschauspielers, der dann als Redakteur tätig war, und einer Hofschauspielerin. Nach dem Studium der Germanistik, Kunst- und Literaturgeschichte an den Universitäten Bonn, Berlin und Tübingen (Dr. phil.) schrieb er als Kunst- und Theaterkritiker für die „Berliner Börsen-Zeitung" und den „Simplicissimus". Von Theodor —> Wolff zum „Berliner Tageblatt" gerufen, arbeitete er zeitlebens für dieses Blatt. 1911-14 hielt er sich als Auslandskorrespondent in Paris auf. Als Spion verhaftet, war A. 1914-17 auf Korsika interniert. N a c h einer Tätigkeit als Berichterstatter in Bern, Madrid und R o m lebte er als Feuilletonist in Berlin. Neben Beiträgen für das Feuilleton (eine Auswahl erschien 1922 unter dem Titel Ein Glas mit Goldfischen) verfaßte A. Erzählungen und Dramen. WEITERE WERKE: Die goldene Kette und anderes. M ü n c h e n 1910 - Was ich in Frankreich erlebte. Berlin 1918. - Kristalle und Kiesel. Auf Reisen gesammelt. München 1930. Einer bläst die Hirtenflöte. Hrsg. v. Wilmont Haacke. Hamburg 1940 (mit einem biographischen Nachwort). - Schalmei. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Wilmont Haacke. Hamburg 1948. - Das E n d e des Odysseus. Fünfzehn Fabeln und Feuilletons von der Antike bis zur Zukunft. Zürich 1986. - Bescheiden steht am Straßenrand . . . Feuilletons und Geschichten. Berlin 1987. - Pfauenfedern. Miniaturen und Feuille-
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tons. Hrsg. v. Peter Moses-Krause. Berlin 1994. - V. A.s gesammelte kleine Prosa. Hrsg. v. Peter Moses-Krause. 3 Bde., Berlin 1995. - Sündenfälle - Feuilletons. Hrsg. v. Heinz Knobloch. Berlin 2000. LITERATUR: Emil Dovifat: Α., V. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 427 f. - Horst Splittgerber: Feuilleton-Formen und Feuilleton-Inhalt. A n den Beispielen von A. und Polgar. Diss. Freie Univ. Berlin 1956. - Wilmont Haacke: A. als Berichterstatter. In: Ders. (Hrsg.): Publizistik. Elemente und Probleme. Essen 1962, S. 129-136. A u d o r f , Jakob, Schriftsteller, Journalist, * 1 . 8 . 1 8 3 5 Hamburg, f 2 0 . 6 . 1 8 9 8 Hamburg. Der gelernte Schlosser wurde durch seinen Vater, einen Haartuchweber, früh mit den Ideen des Sozialismus vertraut. 1857 ging A. in die Schweiz und wurde 1858 Präsident des deutschen Arbeitervereins Winterthur. 1861 zog er nach Paris, 1863 nach London und kehrte im selben Jahr nach Hamburg zurück. A. war Delegierter der Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863 und w u r d e 1864 Vorstandsmitglied unter dem Präsidium Ferdinand Lassalles. Für dessen Totenfeier schrieb er das Lied Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet. Diese sogenannte Arbeitermarseillaise, gesungen auf die Weise der Marseillaise, wurde zum populärsten sozialdemokratischen Kampflied des 19. Jahrhunderts. Α., der seit 1877 vier Jahre in Rußland lebte, m u ß e 1881 infolge des Sozialistengesetzes erneut dorthin ins Exil gehen. N a c h seiner endgültigen Rückkehr 1887 arbeitete er als Redakteur beim „Hamburger Echo". 1890 erschienen die Reime eines deutschen Arbeiters. LITERATUR: Paul Mayer: Α., J. In: N D B , Bd. 1,1953, S. 429. A u e r , Ignaz, Politiker, * 1 9 . 4 . 1 8 4 6 Dommelstadl bei Passau, t 1 0 . 4 . 1 9 0 7 Berlin. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, erlernte Α., Sohn eines Metzgermeisters, den Beruf des Sattlers und Schloß sich als Wandergeselle der sozialdemokratischen B e w e g u n g an. 1872 w u r d e er Vorsitzender des „Allgemeinen Deutschen Sattlervereins" und arbeitete 1873 in der Verwaltung des Dresdner „Volksboten". Seit 1874 war er Sekretär der Hamburger Organisation der Eisenacher Partei um August —> Bebel und n a h m 1875 an der Vereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien in Gotha teil. 1877 wurde A. in den Deutschen Reichstag gewählt und in die Redaktion der „Berliner Freien Presse" entsandt. 1878 aus Berlin und 1880 aus Hamburg ausgewiesen, lebte er seit 1883 als Möbelhändler in Schwerin. Seit 1890 war A. wieder Reichstagsmitglied und neben Bebel und Wilhelm - » L i e b k n e c h t im Vorstand der sozialdemokratischen Partei. In den letzten Jahren seines Lebens bekannte A. sich zum Revisionismus. Er veröffentlichte u. a. Nach zehn Jahren. Material und Glossen zur Geschichte des Sozialistengesetzes (1913). LITERATUR: Eduard Bernstein: I. A. Eine Gedenkschrift. Berlin 1907. - Paul Mayer: Α., I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 430. - Hans-Josef Steinberg: Sozialismus und deutsche Sozialdemokratie. Z u r Ideologie der Partei vor dem I. Weltkrieg. Hannover 4 1976. - Gerhard Schmölze: Ein treuer A n walt der kleinen Leute. Vor 150 Jahren wurde I. A. in D o m melstadl geboren. In: Unser Bayern 45 (1996) 4, S. 29-31. A u e r , Ludwig, Pseud. Onkel Ludwig, Pädagoge, * 1 1 . 4 . 1 8 3 9 Laaber (Oberpfalz), t 2 8 . 1 2 . 1 9 1 4 Donauwörth. Α., Sohn eines Lehrers, unterrichtete seit 1857 an verschiedenen bayerischen Volksschulen. Er war 1867 Gründer und Vorstand des Katholischen Erziehungsvereins in Bayern, gleichzeitig Chefredakteur der „Katholischen Schulzeitung". 1869 schied er aus dem Schuldienst aus, übersiedelte nach Regensburg und gründete 1872 das „Pädagogium", später
Aufhäuser „Cassianeum" genannt, im Geist und zur Förderung der kath. Pädagogik in Deutschland. Im Zentrum seiner Erziehungslehre stand die Familie und die Wahrung der Kindgemäßheit. Er gründete u. a. die programmatische Zeitschrift „Pharus", 1910-34 (seit 1947 „Pädagogische Welt") und veröffentlichte neben seinem Hauptwerk Ältere Ziele - neue Wege (2 Bde., 1897-1908) unter d e m P s e u d o n y m „Onkel L u d w i g " zahlreiche volks- und jugendpädagogische Erzählungen. WEITERE WERKE: Volksbildung, Schulfrage, Schulstreit. Donauwörth 1881. - Die Einführung in ein richtiges Geschlechtsleben. Donauwörth 1908. - Neue Erziehungs-Pläne. Donauwörth 1909. - Die erzieherische Arbeitsgemeinschaft in der Pädagogischen Stiftung Cassianeum in Donauwörth. Donauwörth 1913. LITERATUR: Ludwig Auer: L. A. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 1. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1952, S. 431-444. - Heinrich Kautz: Α., L. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 431. - Pietro Braido: L. A. Artefice di una pedagogia viva. Turin u. a. 1954. - L. A. zum hundertfünfzigsten Geburtstag. Hrsg. von der Pädagogischen Stiftung Cassianeum in Donauwörth. Donauwörth 1989. Eugen Paul: Α., L. In: LThK 3 , Bd. 1, 1993, Sp. 1176. Christiane Schloms: L. A. Ein christlicher Bildungsreformer a m Ende des 19. Jahrhunderts. Diss. Augsburg 1993. 1875-2000. 125 Jahre Auer Pädagogische Stiftung Cassian e u m L. Α., Auer-Verlag, Seitz & Auer Bücher. Donauwörth 2000. A u e r b a c h , Berthold, eigentl. Moses Baruch Auerbacher, auch Theobald Chauber, Erzähler, Publizist, * 2 8 . 2 . 1 8 1 2 Nordstetten/Schwarzwald, t 8 . 2 . 1 8 8 2 Cannes (Frankreich). Der Sohn eines K a u f m a n n s und Vetter Jakob —> A.s studierte 1832 Rechtswissenschaft in Tübingen, später Philosophie in M ü n c h e n und Heidelberg. Als radikalliberaler Student - er war Mitglied einer Burschenschaft - w u r d e A. verurteilt und 1837 für einige M o n a t e auf dem Hohenasperg in Haft gen o m m e n . Er war Mitarbeiter der Zeitschrift „ E u r o p a " und lebte als freier Schriftsteller in Weimar, Leipzig, Dresden, Berlin, Breslau und Wien. In seinen Romanen spiegelt sich seine liberale Ideologie und sein Eintreten f ü r die Emanzipation der Juden wider. Seine Schwarzwälder Dorfgeschichten (4 Bde., 1843-54) machten ihn zu einem der populärsten Erzähler seiner Zeit. WEITERE WERKE: Barfüßele. S t u t t g a r t / A u g s b u r g 1856. Neuausg. München 1976. - Joseph im Schnee. Eine Erzählung. Stuttgart 1860. - Deutsche illustrierte Volksbücher. 10 Bde., Stuttgart/Berlin 1908. - Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Stuttgart/Berlin 1909. Neuausg. Berlin 1971, 2 1985. - B. A.s Werke. 12 Bde., Stuttgart 1911. - Ausgewählte Werke. Eingel. von Karl Weitzel. 3 Bde., Leipzig 1931. LITERATUR: Claudia Kraus: Jüdisches Leben und jüdische Figuren im Werk von Β. A. Eine Untersuchung der Schwarzwälder Dorfgeschichten. Mag.-Arb. Univ. Gießen 1989. - Kendall M . Weeks: Β. Α.: a re-evaluation. Diss. Wayne State Univ., Detroit, Mich. 1990. - Bernd Ballmann (Hrsg.): 150 Jahre Schwarzwälder Dorfgeschichten von Berthold Auerbach: 1843-1993. Dokumentation und Aufsätze zu einer neuen Erzählform im Vormärz. Horb a. N. 1994. Angela Robyn Gulielmetti: B. A. and the German nation: educating the male citizen. Diss. Washington Univ., Saint Louis, Mo. 1999, Neuaug. Ann Arbor, Mich. 2000. - Sven-Erik Rose: Jewish Hydra, G e r m a n Heimat, and 'the Jewish question' : judaism and subjectivity in Lazarus Bendavid, Β. A. and Karl Marx. Diss. Univ. of Pennsylvania, Philadelphia, Pennsylvania 2003. - Rosemarie Schuder: Deutsches Stiefmutterland. Wege zu Β. A. Teetz 2003.
A u e r b a c h , Jakob, jüdischer Theologe, Pädagoge, * 2 4 . 1 1 . 1 8 1 0 E m m e n d i n g e n (Baden), t 3 1 . 1 0 . 1 8 8 7 Frankfurt/Main. Von seinem Vater unterrichtet und z u m Rabbiner bestimmt, besuchte A. die Lateinschule seiner H e i m a t s t a d t . Seit 1825 studierte er den Talmud in M a n n h e i m , von 1827 an in Karlsruhe. Mit seinem Vetter, d e m Schriftsteller Berthold —>A., verband ihn innige Freundschaft. 1832-35 studierte er in Heidelberg Theologie, Geschichte und Philosophie. E r war als Religionslehrer in Wiesbaden, später in Frankfurt tätig und ü b e r n a h m dort 1865 die Direktion des Flersheimschen Instituts. A. hinterließ eine Reihe von Schriften, u. a. Biblische Erzählungen für die israelitische Jugend (2 Bde., 1877). Er war Redakteur einiger j ü d i s c h e r Zeitschriften. LITERATUR: Adolf Brüll: Α., J. In: A D B , Bd. 46, 1901, S. 84 f. A u e r n h e i m e r , Raoul (Othmar), Pseud. R. Heimern, R. Othmar, Schriftsteller, Journalist, * 1 5 . 4 . 1 8 7 6 Wien, t 7 . 1 . 1 9 4 7 Oakland (Kalifornien). Α., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte seit 1894 Jura an der Wiener Univ. (Promotion 1900) und arbeitete dann als Gerichtsreferendar. 1906 w u r d e er, protegiert vom Cousin seiner Mutter, T h e o d o r —>Herzl, Redakteur bei der „Neuen Freien Presse". A. verkehrte im literarischen Kreis „JungWien". Dort zum Theaterkritiker avanciert, leitete er bis 1933 das Burgtheaterreferat. Seit 1922 war er Vizepräsident des Österreichischen P E N - C l u b s . Im März 1938 wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Emil —» Ludwig und der amerikanische Diplomat Prentiss Gilbert verwendeten sich für seine Freilassung. N o c h im Herbst 1938 emigrierte er in die U S A . A. schrieb neben zahlreichen K o m ö d i e n und Novellen u. a. den R o m a n Metternich. Staatsmann und Kavalier (1947). Seine Autobiographie Das Wirtshaus zur verlorenen Zeit erschien 1948. WEITERE WERKE: Lebemänner. W i e n / L e i p z i g 1903. - Die große Leidenschaft. Lustspiel in 3 Akten. W i e n / L e i p z i g 1905. - Die man nicht heiratet. Novellen. Berlin 1908, 5 1910. - Das Kapital. R o m a n aus der jüngsten Vergangenheit. Berlin 1923. Neuausg. Berlin 1929. - Aus unserer verlorenen Zeit. Autobiographische Notizen 1890-1938. Mit ein e m Nachwort von Patricia Ann Andres. Wien 2004. LITERATUR: Alfred Zohner: Α., R. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 325. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 41. - Lex. dt.-jüd. Autoren, Bd. 1, 1992, S. 253-259. A u f d e r M a u r , Anton, schweizer. Redakteur, Politiker, * 2 5 . 1 . 1 8 7 9 Schwyz, t 4 . 1 1 . 1 9 4 3 Luzern. A. d. M. studierte Rechtswissenschaften in Basel. 1908-26 war er Redakteur des „Basier Volksblatts" und anschließend Auslandsredakteur b e i m „Vaterland", dessen Chefredakteur er 1936 wurde. 1914-26 war er konservativer Großrat für Basel-Stadt, 1927-43 Mitglied des Großen Luzerner Stadtrats und 1 9 3 4 / 3 5 Luzerner Großrat. A. d. M . w u r d e Obmann des Innerschweizer Heimatschutzes und Präsident der schweizer. Caritas. Er war Mitglied der Vorstände des Katholischen Volksvereins und des Bundesfeier-Komitees. A. d. M . veröffentlichte u. a. Wanderfahrten durch Ungarn, Polen und Belgien. Ein Blick auf die Nachkriegsprobleme (1929). LITERATUR: M a x Huber: Geschichte der politischen Presse im Kanton Luzern 1914-1945. Luzern 1989. A u f h ä u s e r , Siegfried, Unternehmer, Gewerkschafter, Politiker, * 1 . 5 . 1 8 8 4 Augsburg, t 6 . 1 2 . 1 9 6 9 Berlin. Seit 1912 Mitglied der SPD, war Α., Sohn eines Fabrikanten, nach einer k a u f m ä n n i s c h e n Lehre 1913-17 Redakteur beim Bund der technischen Angestellten und Beamten. 1919 wurde dessen G e s c h ä f t s f ü h r e r , 1920 geschäftsführender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände ( A f A ) in Berlin. Seit 1917 Mitglied der USPD,
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Augspurg wechselte er 1922 zum linken Flügel der SPD. A. w u r d e Wirtschaftsfachmann der Partei und propagierte eine einheitliche Wirtschaftspolitik der Gewerkschaften. A. war A u f sichtsratsmitglied und Vorsitzender zahlreicher Verbände, Banken und Unternehmen. 1921-33 gehörte er dem Reichstag an. Aus Protest gegen die Kapitulationspolitik des A D G B trat er im M ä r z 1933 als AfA-Vorsitzender zurück und emigrierte im Mai über Frankreich, die Tschechoslowakei und Großbritannien in die U S A . Er war in N e w York bis 1944 Redakteur des „ A u f b a u " , dann der „New Yorker Staatszeitung und Herold". A. kehrte 1951 nach Deutschland zurück und war 1952-59 Vorsitzender der Deutschen Angestelltengewerkschaft in Berlin. Er veröffentlichte u . a . Die freie Angestelltenund Arbeiterbewegung (1920), Gewerkschaften und Politik (1924) und An der Schwelle des Zeitalters der Angestellten (1963). WEITERE WERKE: Weltkrieg und Angestellten-Bewegung. Berlin 1918. - Arbeitsgerichtsgesetz. Berlin 1927. - Ideologie und Taktik der Angestelltenbewegung. Berlin 1931. LITERATUR: Hagen Schulze (Hrsg.): Anpassung oder Widerstand? A u s den Akten des Parteivorstandes der Sozialdemokratie 1932-33. Bonn 1975. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 25. - Werner Korthaase: S. A. (1884-1969). Der Organisator der „Kopfarbeiter". In: Peter L ö s c h e / M i c h a e l Scholing/ Franz Walter (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. Lebensw e g e Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 15-37. M . d . R . , ' 1 9 9 4 , S. 14 f. A u g s p u r g , Anita (Johanna Theodora Sophie), Juristin, Frauenrechtlerin, * 2 2 . 9 . 1 8 5 7 Verden/Aller, t 2 0 . 1 2 . 1 9 4 3 Zürich. Α., Tochter eines hannoverschen Obergerichtsanwalts, arbeitete zunächst als Lehrerin, 1881-85 als Schauspielerin in Meiningen, Augsburg und Amsterdam. Sie interessierte sich f ü r die Frauenbewegung und studierte seit 1893 Rechtswissenschaft in Zürich, w o sie 1897 mit der Arbeit Ueber die Entstehung und Praxis der Volksvertretung promoviert wurde. 1903 gründete sie den deutschen Verband f ü r Frauenstimmrecht; mit Lida Gustava Heymann gründete sie in M ü n c h e n das Photoatelier „Elvira". A. initiierte 1915 den „Internationalen Frauenkongreß f ü r einen dauernden Fried e n " in Den Haag und konstituierte 1919 in Zürich die „Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit", deren deutscher Sektion sie bis 1933 vorstand. A. war 1919-33 Mitherausgeberin der „Zeitschrift f ü r Frauenstimmrecht" und der Zeitschrift „Die Frau im Staat". Sie veröffentlichte u . a . Die ethische Seite der Frauenfrage (1894, Neuausg. 1984). 1933 ging A. nach Zürich ins Exil. WEITERE WERKE: Gesegnete Mahlzeit. Praktische und billige Koch-Anleitung. Dresden 1892. - Mit Lida Gustava H e y m a n n : Erlebtes - Erschautes. Deutsche Frauen k ä m p f e n f ü r Freiheit, Recht und Frieden. Hrsg. v. Margrit Twellmann. M e i s e n h e i m / G l a n 1972. Neuausg. F r a n k f u r t / M a i n 1992. Mit Marielouise Jurreit: Frauen und Sexualmoral. Frankfurt/ M a i n 1986. LITERATUR: Margarete Rothbarth: Α., A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 445. - Rudolf H e r z / B r i g i t t e Bruns (Hrsg.): Hof Atelier Elvira 1887-1928. Ausstellung des Fotomuseums im Münchner Stadtmuseum. M ü n c h e n 1985. - Ellen Beumelburg: Α. A. Pionierin des Frauenwahlrechts. In: Freistaat! Hrsg. v. Friedrich Weckerlein. M ü n c h e n u . a . 1994, S. 157-169. - Christiane Henke: Α. A. Reinbek 2000. - A n n e D ü n n e b i e r / U r s u l a Scheu: Die Rebellion ist eine Frau. Α. A. und Lida G. H e y m a n n . Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. K r e u z l i n g e n / M ü n c h e n 2002. - Susanne Kinnebrock: Α. A. (1857-1943). Eine kommunikationshistorische Biographie im Kontext der deutschen Frauenbewegung und der internationalen Frauenfriedensbewegung. Herbolzheim 2003.
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A u g s t e i n , Rudolf, Pseud. Jens Daniel, Moritz Pfeil, Journalist, Publizist, Verleger, * 5 . 1 1 . 1 9 2 3 Hannover, t 7 . 1 1 . 2 0 0 2 Hamburg. A. wuchs mit seinen sechs Geschwistern in einer gutbürgerlich-katholischen Familie in Hannover auf. Von seinem Vater, Inhaber eines Photogeschäfts und Anhänger der katholischen Zentrumspartei, bekam schon der fünfzehnjährige Gymnasiast zu hören, Hitlers Politik führe z u m Krieg und zum J i n i s Germaniae". Zwischen Abitur 1941 und Einziehung zur Wehrmacht 1942 durchlief A. ein Redaktionsvolontariat beim „Hannoverschen Anzeiger". Er nahm am Krieg in Rußland teil, aus dem er als Leutnant der Reserve 1945 in seine Vaterstadt heimkehrte. Nach kurzer Tätigkeit als Zeitungsredakteur in Hannover erhielt der Zweiundzwanzigjährige, gemeinsam mit zwei Kollegen, 1946 von den britischen Besatzungsbehörden die Leitung einer neuen Zeitschrift mit dem Titel „Diese W o c h e " übertragen, die nach dem Vorbild englischer und amerikanischer „news magazines" konzipiert war. Nach wenigen Monaten gaben die Briten das Blatt unter dem von A. erfundenen neuen Titel „Der Spiegel" ganz in deutsche Hand. Vom ersten Heft an ( 4 . 1 . 1 9 4 7 ) war A. Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins, das 1952 von Hannover nach Hamburg umzog. Schon früh verstand A. den „Spiegel" als „Sturmgeschütz der Demokratie". Z u m Erfolg des Magazins trugen dessen prinzipiell kritische Haltung und sein allgemeinverständlicher und unterhaltsamer, oft sarkastischer Stil bei, vor allem aber seine Enthüllungsberichte über Fälle von Korruption und Machtmißbrauch, die nicht selten zum Sturz der angeprangerten Amtsinhaber führten. Als Kommentator (zunächst unter dem Pseudonym Jens Daniel) attackierte A. die westorientierte Politik von Bundeskanzler Konrad Adenauer, die seiner Meinung nach eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Teilstaaten unmöglich und die Bundesrepublik zu einem von „katholischer Heuchelei" geprägten „CDU-Staat" machte. In größeren Beiträgen befaßte sich A. vorzugsweise mit historischen und zeitgeschichtlichen Themen. Er führte 70 „Spiegel-Gespräche" mit Staatsmännern, Politikern, Philosophen und Schriftstellern (u.a. Kissinger, Gorbatschow, Heidegger, Solschenizyn). Als Buchautor trat A. insbesondere mit zwei von aufklärerischem Impetus getragenen historischen Studien hervor: Preußens Friedrich und die Deutschen (1968) und Jesus Menschensohn (1972). Neben Adenauer b e k ä m p f t e der Journalist A. besonders veh e m e n t den CSU-Politiker und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, dem er u. a. das Eintreten f ü r Atomwaffen vorwarf. Gereizt durch mehrere „Spiegel"-Artikel über korruptionsverdächtige Geschäfte in seinem Umkreis, setzte Strauß im Oktober 1962 gegen den „Spiegel" eine Aktion wegen Landesverrats in Gang. Anlaß war eine kritische Titelgeschichte über die Bundeswehr. Überfallartig besetzten und durchsuchten Polizisten und Staatsanwälte die Redaktion. A. und sieben Mitarbeiter wurden festgenommen. Die „Spiegel-Affäre" wurde, auch international, als Anschlag auf die Pressefreiheit gewertet und löste eine Welle von Protesten aus. Strauß m u ß t e zurücktreten. A. w u r d e nach 103 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen, der Verratsverdacht entkräftet. Die A f f ä r e beschleunigte das Ende der Ära Adenauer, A. und seinem Magazin trug sie einen beträchtlichen Zuwachs an Ansehen und Auflage ein. 1972 kandidierte Α., Fürsprecher der sozialliberalen Koalition, im Wahlkreis Paderborn für die F D P zum Deutschen Bundestag. Auf sein über einen Listenplatz errungenes Abgeordnetenmandat verzichtete er jedoch bereits nach zwei Monaten, um sich wieder ganz dem „Spiegel" widmen zu können. 1974, längst Multimillionär, schenkte er 50 Prozent des Unternehmens den Mitarbeitern.
Axen Seit Mitte der achtziger Jahre mehrten sich die öffentlichen Ehrungen des früher vielfach als destruktiv geschmähten Publizisten. A. erhielt Ehrendoktortitel der Universitäten Bath (England) und Wuppertal sowie der Moskauer Hochschule für Auswärtige Beziehungen. Die Univ. Hamburg ernannte ihn zum Ehrensenator, die Stadt Hamburg zum Ehrenbürger; in der Begründung hieß es, A. habe als „distanzierter, skeptischer Kommentator, ehrfurchtslos, aber nicht ohne Achtung, die demokratische Kultur in unserem Lande nachhaltig gefördert". Im Jahr 2000 verlieh das International Press Institute, Boston, A. den Titel „World Press Freedom Hero". 2001 wurde er für sein publizistisches Lebenswerk mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet. LITERATUR: R. A. interviewt von Harry Pross und Fritz J. Raddatz. In: Interview mit der Presse. Hrsg. v. Roland H. Wiegenstein und Fritz J. Raddatz. Reinbek 1964. - David Schoenbaum: Ein Abgrund von Landesverrat. Die Affäre um den „Spiegel". Wien 1968. - Hans-Jürgen Jakobs/Uwe Müller: R. A. Ein Porträt. München 1991. - Ralf Dahrendorf: R. A. Der Nationalliberale. In: Liberale und andere. Stuttgart 1994. - Ulrich Greiwe: Ein gewisses Doppelleben. Berlin 1994. - Leo Brawand: R. A. Düsseldorf 1995. - Dieter Schröder: A. Berlin 2004. Rolf Becker Augustin, Christian Friedrich Bernhard, Theologe, Historiker, * 28.11.1771 Groningen (Sachsen), f 1.9.1856 Halberstadt. 1790 studierte A. Theologie und Geschichte an der Univ. Halle, war Lehrer, dann Domprediger und seit 1824 Oberdomprediger in Halberstadt. Zum Doktor der Theologie und Philosophie promoviert, wurde er Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften. Neben seinen theologischen und historischen Arbeiten erforschte A. die Geschichte Haiberstadts und redigierte 1801-10 die landeskundlichen „Gemeinnützigen Unterhaltungen" sowie 1821 die „Halberstädtischen Blätter". LITERATUR: E. Jacobs: Α., C. F. B. In: ADB, Bd. 1, 1875, S. 687. A u s c h , Karl (Michael), Deckname: Pelz u.a., österr. Journalist, Wirtschaftsfachmann, * 8.12.1893 Wien, t 20.6.1976 Wien. A. war 1911-26 Angestellter der Österreichischen Länderbank. 1919 trat er in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs ein. 1927-34 war er Redakteur des „Kleinen Blatts". 1934-38 gehörte A. den illegalen „Revolutionären Sozialisten Österreichs" an und war 1936/37 leitender Redakteur von deren „Nachrichten-Dienst". Im Mai 1938 ging er nach London, wo er als Büroangestellter tätig war. A. war 1940 Mitbegründer des Austrian Labour Club und seit 1941 Mitglied des Londoner Büros des österreichischen Sozialisten in Großbritannien. Als dessen Wirtschaftsexperte verfaßte er eine planwirtschaftlich orientierte ökonomische Nachkriegskonzeption. A. war Mitarbeiter der BBC. Ende 1943 wurde er Mitglied der Wirtschaftskommission des Austrian Representative Committee. 1945 war Α. Londoner Korrespondent und 1946-60 Wirtschaftsredakteur der „Arbeiter-Zeitung" in Wien. Als Chefredakteur betreute er „Das Kleine Blatt". Seit 1952 war er Mitglied des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank und 1960-63 stellvertretender Vorsitzender der Girozentrale der österr. Sparkassen. A. veröffentlichte u. a. Austria. Conditions of prosperty (1944), Der Außenhandel in der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs (1948), Erlebte Wirtschaftsgeschichte. Österreichs Wirtschaft seit 1945 (1963) und Als die Banken fielen. Zur Soziologie der politischen Korruption (1968). 1974 erfolgte durch den Arbeitskreis Benedikt Kautsky die Stiftung des Karl-Ausch-Preises für Wirtschaftspublizistik. WEITERE WERKE: The Habsburgs never again! London 1943. - Die neue Wirtschaft im neuen Österreich. London
1945. Wien 2 1947. - Verdient und ausgegeben. Betrachtungen über Budget und Volkseinkommen. Wien 1961. - Licht und Irrlicht des österreichischen Wirtschaftswunders. Wien 1965. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 26. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 454f. Austerlitz, Friedrich, österr. Journalist, Politiker, * 25.4.1862 Hochlieben (Böhmen), f 5.7.1931 Wien. A. arbeitete nach einer Kaufmannslehre 1879-87 als Handlungsgehilfe. Nach autodidaktischer Bildung war er seit 1888 vollberuflich journalistisch tätig. Victor - » Adler konnte ihn für die „Arbeiter-Zeitung" gewinnen. Als diese im Januar 1895 in ein Tagesblatt umgewandelt wurde, übernahm A. die Leitung der politischen Abteilung. Daneben war er jahrelang Korrespondent des Berliner „Vorwärts". Als führendes Mitglied der sozialdemokratischen Partei gehörte er 1919 der Konstituierenden Österreichischen Nationalversammlung und 1920-31 dem Nationalrat an. A. war Mitglied des Staats- bzw. (seit 1919) Verfassungsgerichtshofs. Er setzte sich für das allgemeine, gleiche Wahlrecht und eine sozialistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. A. veröffentlichte u.a. Preßfreiheit und Pressrecht (1902). WEITERES WERK: Austerlitz spricht. Ausgewählte Aufsätze und Reden. Wien 1931. LITERATUR: Karl-Gottfried Hugelmann: A. F. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 459. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 38. - Jacques Hannah: F. A. In: Norbert Leser (Hrsg.): Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien 1964, S. 49-58. - Mario Molin-Pradel: F. A. Chefredakteur der „Arbeiter-Zeitung". Diss. Univ. Wien 1964. Peter Pelinka/Manfred Scheuch: 100 Jahre AZ. Die Geschichte der Arbeiter-Zeitung. Wien/Zürich 1989. A v e n a r i u s , Ferdinand (Ernst Albert), Schriftsteller, * 20.12.1856 Berlin, t 21.11.1923 Kampen/Sylt. Der Sohn des Buchhändlers Eduard A. und der jüngsten Stiefschwester Richard Wagners studierte Naturwissenschaften in Leipzig und Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte in Zürich. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Italien ließ er sich 1882 als Schriftsteller in Dresden nieder und lebte seit 1906 vorwiegend in Kampen auf Sylt. 1887 gründete er die von ihm bis 1923 herausgegebene Zeitschrift „Der Kunstwart" und 1903 den „Dürerbund". Er förderte Schriftsteller, u. a. Gottfried Keller, Friedrich Hebbel und Eduard Mörike, verfaßte Gedichte (u. a. Wandern und Werden, 1880) sowie Dramen und gab Anthologien heraus (u. a. Hausbuch deutscher Lyrik, 1902, Neuausg. 1952 unter dem Titel Lyrikbuch), die weite Verbreitung fanden. WEITERE WERKE: Das Bild als Narr. Die Karikatur in der Völkerverhetzung, was sie aussagt - und was sie verrät. München 1918, 3 1921. - Hrsg.: Hausbuch deutscher Lyrik. München 1902. Neuausg. unter dem Titel: Lyrikbuch. Stuttgart 1952. LITERATUR: Gerhard Heine: F. A. als Dichter. Leipzig 1904. - Paul Fechter: A„ F. Ε. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 466f. - Walther Jantzen (Hrsg.): F. A. 1856-1923. Gedenkgabe des Arbeitskreises für deutsche Dichtung. Göttingen 1961. - Manfred Wedemeyer: Treffpunkt für Maler, Dichter und Lebensreformer. F. A. und die Insel Sylt. In: Jahrbuch des Archivs der Deutschen Jugendbewegung 15 (1984/85) S. 287-304. A x e n , Hermann, Politiker, * 6.3.1916 Leipzig, t 15.2.1992 Berlin. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Leipzig wurde A. wegen antifaschistischer Tätigkeit 1933-35 verhaftet und bis 1938 ins Zuchthaus Zwickau verbracht. In diesem Jahr emi-
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Axter grierte er nach Frankreich, wurde 1940 im Lager Vernet interniert und 1942 an die Gestapo ausgeliefert, die ihn in das Konzentrationslager Auschwitz, 1945 nach Buchenwald deportierte. Seit 1942 Mitglied der Lager-KPD, trat A. 1946 in die SED ein. Im selben Jahr war er Mitbegründer der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Von 1950 an gehörte A. dem Zentralkomitee (ZK) der SED an. 1956-66 leitete er als Chefredakteur das Parteiorgan „Neues Deutschland" und wurde 1966 Sekretär des ZK der SED und 1970 Vollmitglied des Politbüros. Seit 1971 war er zugleich Vorsitzender des Volkskammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Im November 1989 wurde A. von seinen Partei- und Staatsämtern entbunden, aus der SED ausgeschlossen und im Januar 1990 wegen Amtsmißbrauch und Korruption verhaftet. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er aus der Haft entlassen. Ausgewählte Reden und Aufsätze A.s erschienen 1981 unter dem Titel Starker Sozialismus- sicherer Frieden. WEITERE WERKE: Kampf um Frieden - Schlüsselfrage der Gegenwart. Aausgewählte Reden und Aufsätze. Berlin
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1986. - Mit Harald Neubert: Ich war ein Diener der Partei. Autobiographische Gespräche. Berlin 1996. LITERATUR: Η. A. zum Chefredakteur des SED-Zentralorgans bestellt. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 53 (1956) S. 629. - Η. A. In: Neue Deutsche Presse 20 (1966) 3, S. 46. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 28. Axter, Franz, Militärarzt, Schriftsteller, * 25.4.1772 Bamberg, t 29.7.1808 Bamberg. A. studierte in Erfurt, Jena, Erlangen und Würzburg Medizin und wurde 1795 promoviert (De aeris atmosphaerici in corpus humanum infiuxu salubrio et noxio). Zur weiteren Ausbildung ging er nach Wien und trat als Militärarzt in kaiserlich österr. Dienste. 1800 kehrte er nach Bamberg zurück und wurde, da er keine Anstellung als Arzt fand, Mitarbeiter politischer Zeitungen in Würzburg und München. Seit 1807 war er Zöllner in Schnaittach. A. schrieb Gedichte, Romane und Theaterstücke, u. a. Der Bund der Liebe (1806). WEITERE WERKE: Novellen. München 1808. - Rosenblätter. Zwey Novellen. München 1823.
Β B a a d e r , Johannes, Architekt, Schriftsteller, * 2 2 . 6 . 1 8 7 5 Stuttgart, t 1 5 . 1 . 1 9 5 5 Adldorf (heute zu Eichendorf, Kr. Dingolfing-Landau). Der aus einer Handwerkerfamilie stammende B. erlernte in Stuttgart den Beruf des Steinmetzen (1892-94) und studierte daneben an der Staatlichen Baugewerkschule (1892-95), später an der T H Stuttgart ( 1 8 9 8 / 9 9 ) . Seit 1899 war er in Magdeburg und Dresden tätig, w o er 1903 mit anderen Künstlern die Vereinigung bildender Künstler für monumentalen Grabmalsbau gründete und bis 1905 Mitglied blieb (u. a. Entwurf zu einem Welttempel mit 1000 m Sockelbreite und 1500m Höhe, 1906). Seit 1905 lebte B. in Berlin und war Mitarbeiter der Zeitschriften „Neue Jugend", „Die freie Straße" und „Der Dada". Mit Raoul —> H a u s m a n n verfaßte er Dada-Manifestationen, schuf großformatige Collagen, gründete 1919 die dadaistische Republik Nikolaisee und schrieb 1920 das Η ADO, Handbuch des Oberdada. Nachdem 1920 eine B e w e r b u n g als Bauhauslehrer gescheitert war, arbeitete B. in der Industrie und als Journalist beim „Hamburger Correspondenten". Von den Nationalsozialisten zeitweise interniert, war er seit 1945 in Bayern ansässig und malte Stammtafeln seiner Familie. WEITERE WERKE: Oberdada. Schriften, Manifeste, Flugblätter, Billets, Werke und Taten. Hrsg. v. H a n n e Bergius u . a . Gießen 1977. - Das Oberdada. Die Geschichte einer B e w e g u n g von Zürich bis Zürich. Hrsg. v. Karl Riha. Siegen 1987. - Trinken Sie die Milch der Milchstrasse. Texte und Taten des Oberdada. Hrsg. v. Karl Riha. Hamburg 1990. Ich segne die Hölle! Gedichte 1915-1933. Hrsg. v. Dieter Scholz. Siegen 1995. LITERATUR: Karl Riha: Da D a d a da war ist Dada da. M ü n c h e n / W i e n 1980. - Stephen C. Foster: J. B. In: Wolfgang Paulsen u. a.: Sinn aus Unsinn. M ü n c h e n 1982, S. 153-176. - Roswitha Friedel: B., J. In: A K L , Bd. 6, 1992, S. 85. B a a r g e l d , Johannes Theodor, eigentl. Alfred Ferdinand Gruenwald, weiteres Pseud. Zentrodada, Dichter, Graphiker, * 9 . 1 0 . 1 8 9 2 Stettin, t vermutlich 1 8 . 8 . 1 9 2 7 im Mont-Blanc-Gebiet. B „ Sohn eines Generaldirektors, wuchs in Köln auf, studierte 1912-14 Rechts- und Staatswissenschaften in Oxford und Bonn, leistete Kriegsdienst, wurde 1923 in Köln mit der Arbeit Die Entwicklung der deutschen privaten Lebensversicherungsproduktion während des Krieges promoviert und war danach Beamter der Kölnischen RückversicherungsGesellschaft. B., seit 1919 Mitglied der U S P D , gab die Satirezeitschrift „Der Ventilator" heraus und war als „Zentrodada" Protagonist der Kölner Dadaisten. Neben dadaistischen Aktionen erklärte B. Fundstücke zu Kunstobjekten, schuf u. a. Collagen, Zeichnungen und schrieb Gedichte (Texte von Zentrodada, 1 9 8 7 , 2 1 9 9 0 ) . 1977 erschien Auf der Suche nach der Biographie des Kölner Dadaisten Johannes Theodor Baargeld (hrsg. von Walter Vitt). B. verunglückte in den französischen Alpen. LITERATUR: Walter Vitt: Auf der Suche nach der Biographie des Kölner Dadaisten J. Τ. B. Starnberg 1977. - Michael Kohtes: Dada oder Die Kunst des Kletterns. Der ExtremDadaist J. Τ. B. In: Literarische Abenteurer. F r a n k f u r t / M a i n 1996, S. 55-64.
B a a s , Johann H e r m a n n , Mediziner, Medizinhistoriker, * 2 4 . 1 0 . 1 8 3 8 Bechtheim, | 1 0 . 1 1 . 1 9 0 9 W o r m s . N a c h der Promotion 1860 in Gießen (Die Resektion im Ellenbogengelenke) w a r B. in verschiedenen Orten Rheinhessens als praktischer Arzt und Augenarzt tätig. M i t der Erfindung der Phonometrie trug er zum Ausbau der physikalischen Diagnostik bei. Er verfaßte u. a. Grundriß der Geschichte der Medizin und des Heilenden Standes (1876) und veröffentlichte neben wissenschaftlichen Beiträgen in Fachzeitschriften zahlreiche populärmedizinische Aufsätze, u. a. in der „Gartenlaube". LITERATUR: Johannes Steudel: B „ J. H. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 478. B a b , Julius, Theaterkritiker, Dramaturg, Schriftsteller, * 1 1 . 1 2 . 1 8 8 0 Berlin, | 1 2 . 2 . 1 9 5 5 Roslyn Heights ( N e w York). Der K a u f m a n n s s o h n studierte 1902-05 in Berlin und Zürich und war dann in Berlin freier Schriftsteller, D r a m a t u r g und Theaterkritiker zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften. Er Schloß sich der Volksbühnenbewegung an, deren „Dramaturgische Blätter" er 1923-32 herausgab, und w a r Dozent u. a. an der Schauspielschule M a x Reinhardts. Seine Vortragstätigkeit f ü h r t e ihn durch ganz Deutschland und das deutschsprachige Ausland. B. gehörte zu den G r ü n d u n g s m i t gliedern des , J ü d i s c h e n Kulturbunds" und leitete bis dessen Auflösung 1938 das Theaten-essort. Über Frankreich (Internierung bis 1940) emigrierte er in die U S A . B. veröffentlichte zur Theatergeschichte (u.a. Chronik des deutschen Dramas, 5 Bde., 1921-26, Nachdr. 1972), Schriftstellerund Schauspielerbiographien, Lyrik-Anthologien und eigene Dramen. WEITERE WERKE: Die Berliner B o h e m e . Leipzig 1904, lo 1905. N e u a u s g . Paderborn 1994. - Das E r w a c h e n zur Politik. Berlin 1920. - Das Leben Goethes. Stuttgart 1921, 5 „ erw. Aufl. Ludwigsburg 1949. - Über den Tag hinaus. Kritische Betrachtungen. Ausgewählt und hrsg. v. Harry Bergholz. Mit einer E i n f ü h r u n g v. C. F. W. Behl. H e i d e l b e r g / Darmstadt 1960. - Das Theater im Lichte d e r Soziologie. In den Grundlinien dargestellt. Leipzig 1931. N a c h d r . Stuttgart 1974. - Leben und Tod des deutschen Judentums. Hrsg. v. Klaus Siebenhaar. Berlin 1988. LITERATUR: Ilse Bab: Der Theaterkritiker J. B. Diss. Freie Univ. Berlin 1953. - Dies.: Die Kritik im Dienst des Werkes. Grundsätze und Praxis des Theaterkritikers J. B. In: Publizistik 12 (1967) S. 48-52. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 4 2 f . Sylvia Rogge-Gau: Die doppelte Wurzel des Daseins. J. B. und der Jüdische Kulturbund Berlin. Berlin 1999. - Elisabeth Albanis: German-Jewish cultural identity f r o m 1900 to the a f t e r m a t h of the First World War. A comparative study of Moritz Goldstein, J. A. and Ernst Lissauer. T ü b i n g e n 2002. B a b o , Joseph (Marius Franz) von, Dramatiker, Theaterintendant, * 1 4 . 1 . 1 7 5 6 Ehrenbreitstein (heute zu Koblenz), t 5 . 2 . 1 8 2 2 München. Nach dem Besuch des Koblenzer Jesuitenkollegs w u r d e B. 1774 Sekretär am M a n n h e i m e r Theater, lebte seit 1778 in M ü n c h e n als freier Schriftsteller und war 1 7 8 2 / 8 3 Mitherausgeber der Theaterzeitschrift „Der literarische Censor". 1784 w u r d e er Sekretär der Herzogin Maria A n n a und leitete 1789-99 die neuerrichtete Militärakademie als StudienDirektor. D a n e b e n war er seit 1791 Zensor, seit 1792 Thea-
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Bach terkommissar und hatte 1799-1810 die administrative Leitung des Hoftheaters inne. Β., der 1791 nobilitiert wurde, war ein erfolgreicher Dramatiker seiner Zeit; seine Stücke wurden unter —» Goethes Leitung a m Weimarer Hoftheater aufgeführt. Das Ritterdrama Otto von Wittelsbach (1782) steht in der Tradition des Götz von Berlichingen. Seine 1784 anon y m erschienene Schrift Über Freymaurer leitete mittelbar die Verfolgung des Illuminaten-Ordens ein. LITERATUR: Carl Niessen: B., J. M . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 481. - Wilhelm Trappl: J. Μ . B. (1756-1822). Sein literarisches Schaffen und seine Stellung in der Zeit. Diss. Wien 1970. B a c h , August, Politiker, Journalist, * 20. 8 . 1 8 9 7 Rheydt (heute zu Mönchengladbach), t 2 3 . 3 . 1 9 6 6 . B. studierte 1918-22 Germanistik und Geschichte an den Universitäten Bern, Frankfurt und Berlin sowie an der dortigen Hochschule für Politik. Danach war er bis 1944 Mitherausgeber der „Berliner Monatshefte", seit 1937 Inhaber des Quader-Verlags, Berlin. 1945 gehörte B. zu den Mitbegründern des C D U - L a n d e s v e r b a n d e s Thüringen, in dem er Mitglied des Vorstandes und des Geschäftsführenden Ausschusses war. 1949 wurde B. Mitglied und Erster Vizepräsident des Thüringer Landtags, später Abgeordneter und Vorsitzender der CDU-Fraktion (bis 1955) in der Volkskammer. 1955-58 war er Abgeordneter und Präsident der Länderk a m m e r der Deutschen Demokratischen Republik, seit 1963 Mitglied des Präsidiums der Volkskammer, von 1958 an auch Vorsitzender der C D U . Seit 1946 war er Verlagsleiter und (seit 1950) Chefredakteur des „Thüringer Tagblatts" (bis 1958); 1948-66 stand er als Präsident der Deutschen Schillerstiftung vor. WERKE: Poincare und der Kriegsausbruch 1914. Eine kritische Auseinandersetzung mit d e m 4. Band seiner M e m o i ren „L'union sacree". Stuttgart 1929. - Englands Kriegsziele im Weltkriege. Stuttgart 1941. - Aus Reden und Aufsätzen. 1946-1966. Berlin 1977. LITERATUR: Stephan Zeidler: Die C D U in der D D R vor dem Mauerbau (1953-1961). Bonn 2001. B a c h , Carl Daniel Friedrich, Maler, Graphiker, * Mai 1756 Potsdam, t 8 . 4 . 1 8 2 9 Breslau. B. erhielt eine erste künstlerische Ausbildung bei Andreas Ludwig Krüger in Potsdam und studierte an der Berliner Kunstakademie bei Blaise Nicolas L e Sueur. Gemeinsam mit anderen gründete er die Gesellschaft für Aktzeichnen. Nach seinen ersten Erfolgen mit Porträts in Öl und Pastell kam B. 1780 in die Dienste eines Warschauer Grafen. Seit 1784 unternahm er mit Graf Johann Potocki längere Reisen durch Europa, auf denen er u. a. zahlreiche Werke Raffaels und Michelangelos kopierte und antike kunsthandwerkliche Gegenstände zeichnete. N a c h der Rückkehr nach Berlin 1789 veranstaltete er eine Ausstellung dieser Arbeiten. Seit 1791 war B. Direktor und Lehrer der neugegründeten Kunstschule Breslau, w o er vor allem Vorlagen für die Fayenceproduktion in Proskau lieferte. 1 7 9 6 / 9 7 gab er gemeinsam mit dem Schriftsteller Karl Friedrich —> Benkowitz die Zeitschrift „Der Torso" heraus. LITERATUR: Michael Heyder: B., C. D. F. In: AKL, Bd. 6, 1992, S. 130. B a c h , David Josef, österr. Journalist, Musikkritiker, * 13.8. 1874 Wien, t 1 - 2 . 1 9 4 7 London. Seit seiner Gymnasialzeit in Wien war B. eng mit Arnold Schönberg befreundet. Er studierte Geistes- und Naturwissenschaften in Wien (Promotion 1897), Berlin und Leipzig. Als freier Journalist in Wien w a r er Mitarbeiter u. a. der „Arbeiter-Zeitung", 1904 deren Musikreferent. Seit 1905 organisierte er die Arbeiter-Symphonie-Konzerte, aus denen später die Freie Volksbühne hervorging. 1918-22 gab er
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mit Julius Bittner den „Merker" heraus und leitete 1919-33 mit Josef Luitpold —> Stern die Kunststelle der sozialdemokratischen Bildungszentrale. 1918-33 war B. Feuilletonchef der „Arbeiter-Zeitung", 1926-33 Herausgeber der Zeitschrift „Kunst und Volk". 1938 emigrierte er nach London, w o er 1940 die Vereinigung österreichischer Journalisten in England mitbegründete. B. schrieb u. a. Der Kugelmensch. Die Filmfläche. Phantasien und Gedanken (1938). WEITERES WERK: Hrsg.: Kunst und Volk. Eine Festgabe der Kunststelle [der Sozialdemokratischen Partei DeutschÖsterreichs] zur 1000. Theateraufführung. Wien 1923. LITERATUR: D. J. B. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für die Geschichte der Arbeiterbewegung 7 (1967) 1, S. 9 f. - Henriette Kotlan-Werner: Kunst und Volk. D. J. B., 1874-1947. Wien 1977. B a c h , Franz Josef, Diplomat, Politiker, * 4 . 2 . 1 9 1 7 Neuss, t 3 . 8 . 2 0 0 1 Aachen. B. studierte seit 1938 Maschinenbau und Volkswirtschaft, Schloß das Studium 1942 als Diplomingenieur ab, war 1942-45 Assistent a m Aerodynamischen Institut der T U Aachen, Fachgebiet Gasdynamik, und wurde 1947 an der T H in Aachen mit der Dissertation Druckverteilungsmessungen an Geschossen zum Dr.-Ing. promoviert. E r arbeitete als Betriebsleiter und Wirtschaftsredakteur bei der „Aachener Volkszeitung", studierte 1949 Politische Wissenschaften an der Univ. Charlottesville (Virginia, USA), besuchte 1 9 5 0 / 5 1 die Diplomatenschule in Speyer und trat 1951 in den Auswärtigen Dienst ein. 1951-54 war B. zunächst Legationssekretär, dann Gesandtschaftsrat in Sydney (Australien), 1954-57 Gesandtschaftsrat Erster Klasse in Washington. 1957 wurde er Leiter des Kabinettsreferats f ü r das Auswärtige A m t im Bundeskanzleramt, 1958 Ministerialrat, 1959 persönlicher Referent des Bundeskanzlers Adenauer. 1 9 6 0 / 6 1 koordinierte B. den Bundestagswahlkampf zwischen der Parteileitung der C D U und dem Bundeskanzleramt. 1961-64 war er Generalkonsul in Hongkong und 1964-68 Botschafter in Teheran. 1969-72 gehörte B. f ü r die C D U dem Deutschen Bundestag an. B a c h , Friedrich, Lyriker, Mediziner, * 1 3 . 3 . 1 8 1 7 Königgrätz, t 6 . 9 . 1 8 6 5 Werschetz (Banat). B. studierte zunächst Geisteswissenschaften, wandte sich dann der Medizin zu und wurde 1842 promoviert. Er war Mitarbeiter der Zeitschrift „Ost und West", deren Herausgeber Rudolf —> Glaser ebenso zu seinen Freunden zählte wie die Schriftsteller Alfred Meißner und Moritz —»Hartmann. Seit 1847 lebte B. als Arzt, zuletzt Eisenbahnarzt im Banat. Er schrieb vor allem Lyrik, die er erstmals in dem Band Sensitiven (1839) veröffentlichte. B a c h , Otto, Politiker, * 2 2 . 1 2 . 1 8 8 9 Stuttgart, t 2 8 . 7 . 1 9 8 1 Berlin. Der Sohn eines Z i m m e r m a n n s wurde nach einer Kaufmannslehre in Stuttgart 1920 wirtschafts- und sozialpolitischer D o zent an der Berliner Zweigstelle des Internationalen Arbeitsamts, bevor er zum stellvertretenden Leiter der Zweigstelle aufstieg. 1933 ging er in die Schweiz und arbeitete bis 1940 im Genfer Sekretariat des Internationalen Arbeitsamts, u. a. als Hauptschriftleiter und Chef du Compte-rendu. Seit 1941 war B. Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer in Paris. 1944 w u r d e er zur Wehrmacht eingezogen. Seit 1945 leitete B. das Berliner Hauptamt für Gesamtplanung und das Sekretariat f ü r Wirtschaft im SPD-Zentralausschuß. 1946 wurde er Direktor der Elektro-Werke A G und Vizepräsident des Berliner Instituts für Wirtschaftsforschung. 1946-50 war er Berliner Stadtverordneter. 1949-51 betreute B. das außenpolitische Ressort des „ T e l e g r a f . 1951-53 war er Berliner Senator f ü r Sozialwesen und 1954-57 Wirtschaftsdirektor des Senders Freies Berlin. 1950-54 und 1958-67 gehörte
Bachem er d e m Berliner Abgeordnetenhaus an, dessen Präsident er 1961 wurde. B. w a r Vizepräsident der deutschen EuropaUnion, Vorsitzender, dann Ehrenvorsitzender der Berliner Europa-Union, Berliner Landesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und Vorsitzender der Lessing-Hochschule. E r veröffentlichte u . a . Ein Leben für soziale Gerechtigkeit (1959), eine Biographie seines Schwiegervaters, des Gewerkschafters und Politikers Rudolf Wissen. B a c h , Rudolf, Regisseur, Kritiker, Dramaturg, * 1 4 . 9 . 1 9 0 1 M ü n c h e n , t 2 3 . 3 . 1 9 5 7 München. B. studierte an der Univ. M ü n c h e n Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft und war in Hannover, München, Weimar, Hamburg, Düsseldorf und Berlin als Dramaturg und Regisseur tätig. 1945 wurde er Theater- und Musikkritiker bei der „Süddeutschen Zeitung". 1946-48 führte er mit Paul Verhoeven das Bayerische Staatsschauspiel und Ubernahm später die Leitung der Münchner Kammerspiele. Seit 1951 war B. Chefdramaturg der Städtischen B ü h n e n Frankfurt. Neben Essays zu T h e m e n seiner beruflichen Tätigkeit schrieb er Bearbeitungen klassischer Dramen, Gedichte, Rom a n e und zwei von H e r m a n n Reutter vertonte Opernlibretti (u.a. Odysseus, 1942). 1946 veröffentlichte B. ein Tagebuch mit dem Titel Sizilianische Tage. WEITERE WERKE: Das Mary-Wigman-Werk. Dresden 1933. - Reich der Kindheit. Roman. Tübingen 1936. - Die Frau als Schauspielerin. Tübingen 1937. - Hrsg.: Briefe der Frau Rat Goethe. Leipzig 1939. - Leben mit Goethe. Gesammelte Essays, Faust-Tagebuch. Hrsg. v. Thea Bach. M ü n c h e n 1960. B a c h e m , Carl, Politiker, * 2 2 . 9 . 1 8 5 8 Köln, t 1 1 . 1 2 . 1 9 4 5 Burgsteinfurt. Der Sohn Joseph - > B . s und Bruder von Franz Xaver und Robert —»B. ließ sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Straßburg und Berlin in Köln als Rechtsanwalt nieder. Seit 1889 gehörte er als Mitglied der Deutschen Zentrumspartei d e m preuß. Abgeordnetenhaus (bis 1904) und dem Reichstag (bis 1906) an. E r war u . a . an der Familiengesetzgebung des Bürgerlichen Gesetzbuches und den Verhandlungen mit dem Vatikan zum Abschluß des Kulturkampfes beteiligt. Im Richtungsstreit innerhalb der Zentrumspartei seit 1906 nahm er die Position seines Cousins Julius —>B. ein und b e k ä m p f t e in Opposition zu Matthias Erzberger eine ausschließlich kath. Parteipolitik. G e m e i n s a m mit seinem Bruder war B. während des Ersten Weltkriegs f ü r den betont nationalistischen Kurs der „Kölner Volkszeitung" verantwortlich. Er schrieb u. a. Vorgeschichte, Geschichte und Politik der Deutschen Zentrumspartei (9 Bde., 1927-32). WEITERES WERK: Mission und Politik. Eine unveröffentlichte Korrespondenz zwischen Mitgliedern der „Steyler Missionsgesellschaft" und d e m Zentrumspolitiker C. B. Hrsg. v. Karl J. Rivinius. St. Augustin 1977. LITERATUR: Anton Ritthaler: B., C. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 494. - Rolf Kiegler: Κ. B „ 1858-1945. Politiker und Historiker des Zentrums. Mainz 1989. B a c h e m , Franz Xaver, Verleger, * 1 2 . 7 . 1 8 5 7 Köln, t 7 . 8 . 1 9 3 6 Bonn. Der älteste Sohn Joseph —»B.s und Bruder von Carl und Robert —> B. erhielt nach dem Schulbesuch seine praktische Ausbildung als Buchhändler in Bonn und Leipzig und trat 1881 in die väterliche Firma ein. Unter seiner Leitung fand der Ausbau der „Kölner Volkszeitung" zu einer Tageszeitung mit täglich drei Ausgaben statt. Er erweiterte den angeschlossenen Buchverlag. LITERATUR: Georg Hölscher: 100 Jahre J. P. Bachem. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Zeitungsverlag. Köln
1918. - F. X. B. f . In: Zeitungswissenschaft 11 (1936) 9, S. 4 2 3 f. - Karl Hoeber: F. X. B. Ein deutsches Verlegerleben. Köln 1938. B a c h e m , Johann Peter, Buchhändler, Verleger, * 2 2 . 1 . 1 7 8 5 E r p e l / R h e i n , t 9 . 5 . 1 8 2 2 Köln. N a c h einer Buchhandelslehre bei H o f f m a n n & C a m p e in Hamburg gründete B. 1815 g e m e i n s a m mit M a r k u s —»Du M o n t in Köln die Buchhandlung, 1818 den Verlag J. P. Bachem. Mit seinem Bruder L a m b e r t —»B. rief er die kath. Tageszeitung „Rheinische Volkshalle" (seit 1849 „Deutsche Volkshalle"; 1855 verboten) ins Leben. LITERATUR: Georg Hölscher: 100 Jahre J. P. Bachem. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Zeitungsverlag. Köln 1918. B a c h e m , Joseph (Wilhelm Peter), Verleger, * 2 1 . 1 0 . 1 8 2 1 Köln, t 2 1 . 8 . 1 8 9 3 Honnef. 1840 übernahm der Sohn von Lambert —> R die Leitung des väterlichen Verlags und der Druckerei. 1846-48 lebte er in Paris, knüpfte Kontakte zu kath. Kreisen und bildete sich in Redaktionen und Druckereien fort. 1 8 4 8 / 4 9 war B. Mitherausgeber der „Rheinischen Volkshalle", die er seit 1849 als „Deutsche Volkshalle" selbständig leitete und zu einem der wichtigsten ultramontanen Medien Deutschlands entwickelte. 1854 zog er sich aus dem Zeitungsgeschäft zurück und leitete den Familienbetrieb. 1860 gründete B. die kath. Tageszeitung „Kölnische Blätter" (seit 1869 „Kölnische Volkszeitung"), die sich zum Organ der Zentrumspartei entwickelte; 1887 Schloß er daran den kostenlos verteilten „Kölner Lokal-Anzeiger" an. Sein Sohn Carl —>B. veröffentlichte die Biographie und Firmengeschichte Joseph Bachem. Seine Familie und die Firma J. P. Bachem in Köln (3 Bde., 1912-38). B. w a r auch der Vater von Franz Xaver und Robert —»B. B a c h e m , Julius, Publizist, Politiker, * 2 . 7 . 1 8 4 5 M ü l h e i m / R u h r , t 2 2 . 1 . 1 9 1 8 Köln. B., dessen Großmutter eine Schwester des Verlagsgründers Johann Peter - > B . war, begann 1869 während seiner juristischen Ausbildung als Redakteur der „Kölnischen Volkszeitung" zu arbeiten. Später w u r d e er gemeinsam mit Herm a n n —»Cardauns, der wie B. Mitbegründer der GörresGesellschaft war, Leiter des Ressorts Innenpolitik (bis 1914). Sowohl als Zentrumspolitiker im preuß. Abgeordnetenhaus (1876-91) wie auch als politischer Schriftsteller propagierte er einen nichtkonfessionellen politischen Charakter der Partei und blieb vor allem im Rheinland in kath. Kreisen richtunggebend. Mit seiner Schrift Wir müssen aus dem Turm heraus löste er 1906 einen parteiinternen Streit aus, in dem er die als modernistisch geltende „Kölner Richtung" vertrat. B. gab vier Auflagen des Staatslexikons (5 Bde., 1886-1912) der Görres-Gesellschaft heraus und schrieb u. a. die Autobiographie Lose Blätter aus meinem Leben (1910, Neuausg. 1913 unter dem Titel Erinnerungen eines alten Publizisten und Politikers). WEITERE WERKE: Preußen und die katholische Kirche. Köln 1884. - Das Zentrum wie es war, ist und bleibt. Köln 1 2 1 9 1 3 . LITERATUR: Anton Ritthaler: B., J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 493 f. - Georg Schreiber: B „ J. In: Staatslexikon. Recht. Wirtschaft. Gesellschaft. Bd. 1. 6., neubearb. Aufl. Freiburg 1957, Sp. 828-830. - M a x Horndasch: Dr. J. Β. (1845-1918). Journalist mit Weitblick - Politiker aus Leidenschaft. In: Männer der Presse a m Rhein. K ö l n / B o n n 1957, S. 39-42. B a c h e m , Lambert (Joseph Franz), Buchhändler, Verleger, * 3 0 . 1 0 . 1 7 8 9 Köln, f 1 0 . 1 1 . 1 8 5 4 Köln. Nach dem frühen Tod seines Bruders, des Verlagsgründers Johann Peter —»B„ ü b e r n a h m B. 1821 o h n e eine entsprechende Ausbildung die Leitung des Unternehmens, das aus Verlag, Druckerei und einer Leihbücherei bestand. Er schuf dem Unternehmen eine solide finanzielle Basis und
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Bachem gab bevorzugt juristische Schriften heraus. Sein Plan, 1830 die Blätter „Welt- und Staatsboten" und „Verkündiger a m R h e i n " miteinander zu verschmelzen und aus diesen eine größere Zeitung zu gründen, mißlang; beide Organe wurden 1839 von der „Kölnischen Zeitung" des Verlags D u Mont-Schauberg angekauft. Seit 1834 gab B. die „Rheinischen Provinzialblätter" heraus, in den seit 1836 auch politische Artikel erscheinen durften. Nachdem er 1840 das Verlagssortiment aufgegeben hatte, w i d m e t e er sich hauptsächlich der Buchdruckerei. In der ersten Hälfte der vierziger Jahre fand die Orientierung auf ein katholisch-theologisches, volkstümlich-kirchliches Verlagsprogramm statt. B. gründete 1824 die erste Krankenkasse für Buchdrucker und Schriftgießer und installierte 1845 die erste Schnellpresse Kölns; sein Sohn Joseph —> B. hatte bei der Ü b e r n a h m e der Verlagsleitung nach dem Tod des Vaters 1854 das Unternehmen bereits seit 20 Jahren mitgestaltet. WERKE: B e m e r k u n g e n eines Rheinländers über den Weinbau in den Regierungsbezirken Köln und Koblenz, besonders zu Linz und in den dortigen Umgebungen. Köln 1824. LITERATUR: Georg Hölscher: 100 Jahre J. P. Bachem. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Zeitungsverlag. Köln 1918. - Eckehard Schneider: J. W . P. B. (1821-1893). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 151-162. - Friedrich Zunkel: J. B. In: RheinischWestfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 13. Münster 1986, S. 131-153. B a c h e m , Robert, Verleger, * 7 . 6 . 1 8 6 3 Köln, t 7 . 7 . 1 9 4 2 Köln. Der Sohn von Joseph —»B. durchlief nach d e m Abitur 1882 eine Lehre in einer Kölner Bank und bildete sich in Holland und England k a u f m ä n n i s c h weiter. 1887 trat er in das väterliche Unternehmen ein, das er später als Prokurist und Teilhaber leitete. LITERATUR: Georg Hölscher: 100 Jahre J. P. Bachem. Buchdruckerei, Verlagsbuchhandlung, Zeitungsverlag. Köln 1918. - R. B. 70 Jahre alt. In: D e r Zeitungs-Verlag 34 (1933) 22, S. 357. B a c h e m - S i e g e r , Minna, Politikerin, Publizistin, * 1 2 . 1 1 . 1 8 7 0 Köln, t 1 5 . 4 . 1 9 3 9 Köln. B.-S. war Mitbegründerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, 1903-21 dessen stellvertretende Vorsitzende und leitete 1913-17 als verantwortliche Redakteurin das Vereinsorgan „Der Katholische Frauenbund". B.-S. wurde Kölner Stadtverordnete und Vorsitzende des Frauenbeirats der Rheinischen Zentrumspartei. Sie veröffentlichte Aufsätze zur Frauenbewegung und einen Band Gedichte. LITERATUR: Karl Hoeber: M . B.-S. und die deutsche Frauenbewegung. Köln 1940. B a c h e r , Eduard, österr. Journalist, Verleger, * 7 . 3 . 1 8 4 6 Postelberg (Böhmen), t 1 6 . 1 . 1 9 0 8 Wien. Bereits während des Studiums der Rechtswissenschaften in Prag war B. Stenograph im Böhmischen Landtag. Er setzte diese Tätigkeit später im Reichsrat in Wien fort. Seit 1872 war er dort Parlamentsberichterstatter „Neuen Freien Presse"; nach dem Tod ihres Mitbegründers M a x - > Friedländers ü b e r n a h m er das innenpolitische Ressort und vertrat eine zentralistische, antitschechische Politik. Nach d e m Tod des zweiten Zeitungsgründers, Michael —> Etienne, w u r d e B. 1879 Chefredakteur, im folgenden Jahr Miteigentümer und Herausgeber der Zeitung. Politisch stand er der Deutsch-Liberalen Partei nahe. Er war als Berater Erzherzog Rudolfs tätig. LITERATUR: Gustav Kolmer: Β. E. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 13. Berlin 1910, S. 33-37. - Emil Dovifat: Β., E. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 496.
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B a c h m a n n , Guido, schweizer. Musiker, Schriftsteller, * 2 8 . 1 . 1 9 4 0 Luzern, t 1 9 . 1 0 . 2 0 0 3 St. Gallen. B. wuchs seit 1945 in Bern auf und studierte dort Klavier und Theorie a m Konservatorium sowie Musikgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität. Er war dann u. a. als Pianist, Musiklehrer, 1973-77 als Musikrezensent und Essayist bei den „Basler Nachrichten" sowie als Schauspieler tätig. Als Schriftsteller bekannt wurde B. 1966 durch seinen ersten R o m a n Gilgamesch (Neuausg. 1977), dessen explizit homoerotische Schilderungen einen Skandal auslösten. Z u s a m m e n mit Die Parabel (1978) und Echnaton (1982) zur umfangreichen Trilogie ausgebaut, gilt Zeit und Ewigkeit mit seiner Vielfalt an literarischen Stilen und Techniken, der komplexen polyphonen Erzähl- und Handlungsstruktur und d e m Rückgriff auf zahlreiche Mythen als B.s poetisch-philosophisches Hauptwerk. A u ß e r d e m veröffentlichte er Romane, Novellen und Erzählungen (u. a. Wannsee, 1967, Neuausg. 1983; Die Klarinette. Eine Kriminalnovelle, 1969; Madeira. Erzählung, 1976), die später vor allem Figuren aus der Trilogie aufgreifen (u.a. Der Basilisk, 1987; Dionysos, 1990; Die Wirklichkeitsmaschine, 1994; Sommerweide, 2002) und häufig in einem „stream of consciousness" durch Gewalt, Wahnsinn oder Alkoholexzesse ausgelöste Grenzerfahrungen darstellen. B.s Autobiographie erschien als lebenslänglich. Eine Jugend (1997) und bedingt entlassen (2000); ein dritter, unter dem Titel zum tode verurteilt geplanter Teil blieb unvollendet. LITERATUR: Helmut Puff: Auetor Ludens. Z u m Werk G. B.s. In: Schnittpunkte, Parallelen. Hrsg. v. Wolfram G r o d d e c k / Urs Allemann. Köln 1995, S. 175-198. B a c h m a n n , Hermann, Publizist, * 2 1 . 1 2 . 1 8 5 6 Elbogen (Böhmen), t 1 6 . 1 1 . 1 9 2 0 Berlin. Nach dem Studium an der Univ. Prag war B., Sohn eines Hauptschullehrers, 1878-81 als Gymnasiallehrer tätig, er trat dann in die Redaktion der deutschliberalen „Pilsener Zeit u n g " ein, w o er bis 1888 beschäftigt war; danach gehörte er den Redaktionen der „Deutschen Zeitung W i e n " (bis 1890) und der „ M ü n c h e n e r Allgemeinen Zeitung" (bis 1892) an. 1892-1900 war B. Redakteur bei der „Vossischen Zeitung", der er schließlich seit 1900 als Chefredakteur vorstand. B. schrieb Erzählungen, darunter Im Heidenhof (1904). WERKE: Gesammelte Erzählungen. Hrsg. v. Alfred Klaar. 2 Bde., Prag 1924. B a c h m a n n , Kurt, Journalist, Politiker, * 2 2 . 6 . 1 9 0 9 Düren (Rheinland), t 2 3 . 2 . 1 9 9 7 Köln. B., Sohn eines kaufmännischen Angestellten, war nach einer Gerberlehre als Ledersortierer in Köln, später in Mecklenburg und Luxemburg tätig. 1929 wurde er Mitglied der Revolutionären Gewerkschaftsopposition, 1932 der KPD. 1938 emigrierte er nach Frankreich, w u r d e 1939 interniert und später Mitarbeiter der KPD-Leitung in Toulouse. 1942 verhaftet, war er in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert, zuletzt in Buchenwald. Nach Kriegsende wurde er Lizenzträger und Mitherausgeber der „Volksstimme" in Köln. B. war Mitgründer und bis 1971 Präsidiumsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, 1949-56 Sekretär des Parteivorstandes der K P D und Dozent an Parteischulen, nach dem Verbot der K P D 1956-59 Reprograph und 1965-68 Bonner Korrespondent der Wochenzeitung „Die Tat". 1967 einer der Mitgründer des „Initiativausschusses für die Wiederzulassung der K P D " , gehörte er 1968 zu den Gründern der D K P , wurde Sprecher ihres Bundesausschusses und war 1969-73 Parteivorsitzender, 1973-89 Mitglied des Parteivorstandes. B. schrieb u. a. Die Wahrheit Uber Hitler ( , 2 1978). WEITERE WERKE: 1933. Texte, Fotos, Chronik. Hrsg. und eingeleitet von Kurt Bachmann. F r a n k f u r t / M a i n 1983. - Wir müssen Vorkämpfer der Menschenrechte sein. Reden und
Bader Schriften. Hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Naz i r e g i m e s / B u n d der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Kreisvereinigung Köln. Zusammengestellt von Ulrich Sander. Bonn 1999. LITERATUR: B H d E , Bd. l , 1980, S. 3 0 f . B a c h m a n n , Moritz (Ludwig), Pseud. Freimund Waller, F. W . Philydor, Peregrin, Publizist, * 2 . 1 1 . 1 7 8 3 Paderborn, t 1 2 . 6 . 1 8 7 2 Paderborn. Nach Beendigung seiner rechtswissenschaftlichen Studien wurde B. Referendar am Reichskammergericht in Wetzlar, dann am Oberlandesgericht Paderborn; 1809 kam er als Friedensrichter nach Neuhaus bei Paderborn. Daneben beschäftigte er sich mit Literatur und Dichtung, veröffentlichte kleinere Arbeiten in Kalendern und Almanachen. 1832 und 1833 gab B. ein westfälisches Taschenbuch Gunloda heraus, an dem Ferdinand —> Freiligrath mitarbeitete. Die 1836 gegründete Zeitschrift „Nordlicht", in der Friedrich Wilhelm Weber seine ersten Schriften veröffentlichte, mußte im folgenden Jahr ihr Erscheinen wieder einstellen. B. publizierte später weitere Taschenbücher. LITERATUR: K l e m e n s Honselmann: Β., M. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 499 f. - Michael E m b a c h : Μ . B. (1783-1872) Verfasser der Spee-Novelle „Bertrade". In: Spee-Jb. 3 (1996) S. 237-248. B a c h m a n n , Philipp (Georg Otto), luth. Theologe, Pädagoge, * 1 3 . 1 0 . 1 8 6 4 Geißlingen (Mittelfranken), t 1 8 . 3 . 1 9 3 1 Erlangen. Nach dem Studium der klassischen Philologie und der Theologie in Erlangen 1882-87 war B., Sohn eines Volksschullehrers, Repetent f ü r Neues Testament an der Theologischen Fakultät, dann Pfarrer in Urfersheim, seit 1892 Gymnasiallehrer in Nürnberg. 1902 wurde er o. Prof. für systematische Theologie und neutestamentliche Exegese in Erlangen, 1912 Universitätsprediger. B. gehörte der Landessynode an, seit 1924 als deren Präsident. In Nürnberg war er als Schriftleiter für das „Evangelische Gemeindeblatt", f ü r das „Korrespondenzblatt für die evangelisch-lutherischen Geistlichen Bayerns" und f ü r das „Evangelische Schulblatt für Baye r n " tätig. Für den evang. Religionsunterricht verfaßte B. Lehrbücher und Einzeldarstellungen (u.a. Abriß der Kirchengeschichte, 1911, u 1 9 2 7 ) . WEITERE WERKE: Was kann unsere Kirche von der modernen Theologie lernen? Gütersloh 1902. - Die Bedeutung des SUhnetodes Christi f ü r das christliche Gewissen. Leipzig 1907. - D e r 2. Brief des Paulus an die Korinther. Leipzig 1909, 4 1922. - Tod oder Leben? Stuttgart 1920. - D e r Religionsunterricht der Schule und die Kirche. Langensalza 1924. - Luthers Kleiner Katechismus als A u f g a b e für die Gegenwart. Leipzig 1929. - Nun aber halte ich Dein Wort. Ausgewählte Predigten. München 1932. LITERATUR: Hans Kressel: D. P. B. Der Prediger und der Liturg. Leipzig 1 9 3 1 . - Z u m Gedächtnis an P. B. Ansprachen an Sarg und Grab. Erlangen 1931. - Hermann Strathmann: Β., P. In: N D B , Bd. 1, 1957, S. 500 f. - Friedrich W. Bautz: B „ P. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 325 f. B a c k h a u s , Wilhelm Emanuel, Pseud. Th. Neander, Kaufmann, Publizist, * 2 6 . 3 . 1 8 2 6 Petershagen (Westfalen), t 2 7 . 2 . 1 8 9 6 Bremen. B., Sohn eines Apothekers, war seit 1846 in Bremen ansässig; 1854 gründete er ein eigenes Handelsunternehmen und war 1854-66 Mitglied der Gesetzgebenden Körperschaft der Hansestadt. B. war eine Gegner des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus. 1859-64 gab er in Zusammenarbeit mit der Bremer G e w e r b e k a m m e r die Zeitschrift „Norddeutsche H a n s a " heraus. B. veröffentlichte u. a. Schutz der Arbeit! Schutz der Freiheit! Ein Beitrag zur Lösung der Gewerbefreiheit (1848), Schutt und Aufiau (1886), Vom rechten Staate (1894) und Literarische Essays (1895).
WEITERE WERKE: Der Liberalismus, Fürst Bismarck und die Parteien. Ein Wort an das deutsche Volk. H a m b u r g 1881. - Allen die Erde! Kritisch-geschichtliche Darlegungen zur sozialen Bewegung. Leipzig 1893. LITERATUR: Friedrich Prüser: B „ W. E. In: N D B , B d . 1, 1953, S. 505. B a c m e i s t e r , Adolf (Lucas), Pseud. T h e o b a l d Lernoff, Germanist, Schriftsteller, * 9 . 7 . 1 8 2 7 Eßlingen, t 2 5 . 2 . 1 8 7 3 Stuttgart. Seit 1845 studierte B., Sohn eines Stiftungsverwalters, Theologie, später Philologie in Tübingen. 1848 Schloß er sich der „Deutsch-Demokratischen U n i o n " Georg —>Herweghs an, w u r d e f e s t g e n o m m e n und war auf d e m Hohenasperg und in Bruchsal inhaftiert. Nach Jahren als Erzieher in Deidesheim und Krefeld w u r d e er 1853 zum philologischen E x a m e n zugelassen und war dann Lehrer in niederen Schulen, 1857-64 Gymnasiallehrer in Reutlingen. 1864 k a m B. in die Redaktion der „Augsburger Allgemeinen Z e i t u n g " und w a r seit 1871 Schriftleiter der Zeitschrift „Ausland". Von 1872 an lebte er als freier Feuilletonist; er veröffentlichte u. a. Übersetzungen aus dem Lateinischen und d e m Mittelhochdeutschen sowie eine Arbeit über Ortsnamen der keltisch-römischen Zeit (1867). Seine in Zeitungen erschienenen A u f s ä t z e gab er 1870 unter dem Titel Germanistische Kleinigkeiten heraus. WEITERE WERKE: Deutsche Sonette von Theobald Lernoff [d. i. Adolf Bacmeister], U l m 1860. - Die O d e n des Quintus Horatius Flaccus im Versmaß des Urtextes übersetzt. Stuttgart 1871. LITERATUR: Walther Bacmeister: Α. B. Germanist, Redakteur und Schriftsteller 1827-1873. In: S c h w ä b i s c h e Lebensbilder. Bd. 3. Stuttgart 1942, S. 1-16. - Emil Dovifat: B., A. L. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 507 f. B a c m e i s t e r , Walter, Verleger, Publizist, * 3 0 . 4 . 1 8 7 7 Eisenach, t 14. 12. 1953 Essen. B. erhielt eine journalistische Ausbildung in Zeitungsredaktionen in Erfurt und Bremerhaven und trat 1897 in die Schriftleitung des „Essener Generalanzeigers" ein. 1899 ü b e r n a h m er die neugegründete Duisburger Redaktion der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" und w u r d e im folgenden Jahr Generalsekretär der „Vereinigten nationalen Parteien" in Essen-Ruhr. 1904 erwarb B. die „Elberfelder Zeitung", die er 1905 in „Bergisch-Märkische Z e i t u n g " umbenannte, 1908 u . a . um eine Druckerei und einen Verlag erweiterte. E r wurde Landtagsabgeordneter und nationalliberales Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. 1933 gründete B. einen Buchverlag in Berlin, den er 1935 nach Essen, später nach Potsdam verlegte. Bei der Abschiebung nach Essen 1948 m u ß t e er den Bestand seiner 1945 gegründeten Buchhandlung in Potsdam zurücklassen. WERKE: Der U-Bootkrieg als Weg zum Endsieg. Weimar 1917. - Emil Kirdorf. Der Mann, sein Werk. Essen l 3 1 9 3 6 . Louis Baare. Ein westfälischer Wirtschaftsführer aus der Bismarckzeit. Essen 1937. - H u g o Schultz. D a s Lebensbild eines großen Ruhrbergmanns. Essen 1938. - Gustav Knepper. Das Lebensbild eines grossen Bergmanns. Essen 1950. — Kann Europa gerettet werden? Ein K o m m e n t a r zum Schuman-Plan. Essen 1950. LITERATUR: B., W . In: Lebensbilder aus d e m RheinischWestfälischen Industriegebiet. 1 9 5 2 / 5 4 . Köln/Opladen 1957, S. 4 4 f. B a d e r , Josef, Historiker, Archivar, * 2 0 . 1 2 . 1805 Thiengen/Klettgau, f 7 . 2 . 1 8 8 3 Freiburg/Breisgau. B. studierte Theologie, später Rechtswissenschaften in Freiburg, bevor er wegen burschenschaftlicher Betätigung relegiert wurde. Er widmete sich lokal- und regionalhistorischen Arbeiten (Badische Landesgeschichte, 1834-36) und trat in
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Bader den Archivdienst ein. 1838 wurde er an der Univ. Freiburg promoviert. B. machte sich u . a . durch die Publikation der Archive des Klosters Salem verdient. 1839-44 und in neuer Folge 1859-64 gab er die von ihm gegründete historische Zeitschrift „Badenia" heraus. B a d e r , Karl, Pseud. Balderich Frank, Publizist, Ingenieur, * 9 . 1 2 . 1 7 9 6 Freiburg, t 1 9 . 6 . 1 8 7 4 Freiburg. B. Schloß in Freiburg das Medizinstudium mit der Promotion ab und studierte Ingenieurwissenschaften in Göttingen und Paris; nach Reisen durch Frankreich, Belgien und Holland legte er 1830 das Staatsexamen für Ingenieure ab. 1832 w u r d e er Prof. der Wasser- und Straßenbaukunde am Karlsruher Polytechnikum, 1836 Mitglied des Komitees für Eisenbahnen und 1840 f ü r fünf Jahre Direktor des Polytechnikums. Nach der Enthebung von seinen Ä m t e r n 1850 lebte B. als Publizist in Freiburg; er war Hauptmitarbeiter der „Historisch-politischen Blätter" und schrieb technische Arbeiten f ü r die „Deutsche Viertel-Jahrsschrift". Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Die katholische Kirche im Groß-Herzogtum Baden (1860) und Die Pflichten der Katholiken Deutschlands in ihrer Stellung zur deutschen Frage und zu der österreichischen Verfassung (1862). LITERATUR: Franz Dor: Dr. Κ. B. In: Ders.: Edle Männer unserer Heimat. Schlichte Lebensbilder. Karlsruhe 1920, S. 1-15. - Karl Heinz Salzmann: Β., K. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 512 f. B a d t - S t r a u ß , Bertha, geb. Badt, Pseud. Bath Hillel, Bert Bast, Schriftstellerin, * 7 . 1 2 . 1885 Breslau, t 20. 2 . 1 9 7 0 Chapel Hill (North Carolina, USA). B.-S. studierte 1904-08 englische und deutsche Philologie an den Universitäten London, München, Berlin und Breslau (Dr. phil. 1908). Seit 1912 hielt sie Vorlesungen an verschiedenen deutschen Universitäten und war als Übersetzerin, Schriftstellerin und Journalistin (u. a. f ü r die „Vossische Zeitung" und das „Berliner Tageblatt") tätig; sie engagierte sich in intellektuellen Zirkeln Berlins. B.-S. war Mitglied der Berliner Zionistischen Vereinigung, floh 1939 mit ihrer Familie nach Großbritannien und wanderte dann nach den U S A aus. Sie ließ sich in Shreveport (Louisiana) nieder und schrieb für die deutsch-jüdische Presse (u. a. „Aufbau"). WERKE: Annette von Droste-Hülshoff. Ihre dichterische Entwicklung und ihr Verhältnis zur englischen Literatur. Leipzig 1909. Nachdr. Ann Arbor 1980. - Hrsg.: M o s e s Mendelssohn. Der Mensch und das Werk. Zeugnisse, Briefe, Gespräche. Berlin 1929. - Jüdinnen. Berlin 1937. LITERATUR: Barbara Hahn: B. B.-S. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: U S A . Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 2. B e r n / M ü n c h e n 2001, S. 60-69. B ä c h t o l d , Jakob, schweizer. Germanist, * 2 7 . 1 . 1 8 4 8 Schieitheim bei Schaffhausen, t 8 . 8 . 1 8 9 7 Zürich. N a c h dem Studium an den Universitäten Heidelberg, M ü n c h e n und Tübingen war B. Kriegsberichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung" im Deutsch-Französischen Krieg 1 8 7 0 / 7 1 . Nach Studienaufenthalten in Paris und London w u r d e er 1878 Lehrer f ü r Deutsch und Geschichte an der Höheren Töchterschule in Zürich; 1879-84 war er daneben Feuilletonredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung". B. habilitierte sich 1880 in Zürich, w u r d e 1887 a. o „ 1888 o. Prof. der deutschen Literaturgeschichte. Als seine Hauptwerke gelten eine Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz (1892, Neuausg. 1919) und Gottfried Kellers Leben. Seine Briefe und Tagebücher (3 Bde., 1894-97). WEITERE WERKE: Mitarb.: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten der Schweiz. 2 Bde., Frauenfeld 1880/81, 16 1919. - Schweizerische Schauspiele des sechszehnten Jahrhunderts. Bearb. durch das deutsche Seminar der Züricher Hochschule unter Leitung von J. B. 3 Bde., Zürich
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1890-93. - Kleine Schriften. Mit einem Lebensbilde von Walther v. Arx. Hrsg. v. Theodor Vetter. Frauenfeld 1899. LITERATUR: Waither v. Arx: J. B. In: J. B.: Kleine Schriften. Hrsg. v. Theodor Vetter. Frauenfeld 1899, S. 1-55. - Heinz Bollinger: J. B. Professor. * 27. Jan. 1848. t 7. Aug. 1897. In: Schaffhauser Biographien des 18. und 19. Jahrhunderts. Teil 2. Thayngen 1957, S. 236-241. B a e c k e r , Paul (Wilhelm Erich), Journalist, Politiker, * 2 7 . 1 0 . 1 8 7 4 Eberspark, t 2 3 . 1 . 1 9 4 6 Berlin. B. studierte 1893-97 Naturwissenschaften, Geschichte und Volkswirtschaft an der Univ. Berlin und wurde anschließend Redakteur der „Deutschen Zeitung" und der „Akademischen Blätter". 1907 wechselte er in die Redaktion der „Deutschen Tageszeitung", deren Chefredakteur er 1917-24 war; danach leitete er den Parlamentsdienst der „Deutschen Tageszeitung". B. gehörte f ü r die Deutschnationale Volkspartei dem Preußischen Landtag und 1924-28 d e m Reichstag an. 1922-28 war er Vorsitzender des Reichsverbandes der Deutschen Presse und w u r d e 1929 in den Vorläufigen Reichswirtschaftsrat berufen. B. schrieb Die Kämpfe um die akademische Freiheit einst und jetzt (1905). WEITERE WERKE: D i e deutsche Frage. Berlin 1920. - Carl Peters. Der Wiking der deutschen Kolonialpolitik. Berlin 1934. - Hindenburg. Ein deutsches Leben. Berlin 1934. Der Weg zur Reichseinheit. Berlin 1937. LITERATUR: P. B. In: Deutsche Presse 22 (1932) 2, S. 2 2 f . P. B. In: Deutsche Presse 34 (1944) 21, S. 261. B ä c k l e r , Max, Stenograph, * 5 . 1 2 . 1 8 5 6 Elbing, t 15.7. 1924 Berlin. Aus einer Arbeiterfamilie stammend, begann B. 1874 in Königsberg ein Studium der neueren Sprachen, ging 1876 nach Berlin und widmete sich der Stenographie. 1877 trat er in das parlamentarische Büro der „Kölnischen Zeitung" ein und wurde schließlich dessen stellvertretender Leiter. B. gründete 1880 das „Magazin für Stenographie" und redigierte es wie dessen Nachfolger „Der Deutsche Stenograph" (1901, 1917-24). Seit 1892 war er Vorsitzender des Verbands Stolzescher Stenographenvereine. D e m 1897 von ihm ins Leben gerufenen parlamentarischen Büro stand B. auch nach dessen Ü b e r n a h m e durch die Telegraphen-Union 1920 vor. Er setzte sich f ü r die S c h a f f u n g einer deutschen Einheitskurzschrift ein (u. a. Die stenographischen Einheitsbestrebungen, 1908). WEITERE WERKE: Leitfaden der Vereinfachten deutschen Stenographie. Berlin 1897, 10., durchges. Aufl. 1925. - Kurzschrift und Verwaltungsreform. Berlin 1909. E i n f ü h r u n g in die stenographische Politik. Berlin 1912. LITERATUR: Rudolf Bonnet: Β., M. In: Ders.: Männer der Kurzschrift. 572 Lebensabrisse von Vorkämpfern und Führern der Kurzschriftbewegung. Darmstadt 1935, S. 15-17. B a e d e k e r , Diedrich (Gottschalk), Verlagsbuchhändler, * 1 3 . 7 . 1 8 5 0 Essen, f 3 . 8 . 1 9 2 2 Essen-Bredeney. Der Sohn von Julius —»B. studierte in Berlin und Leipzig Geschichte, Volkswirtschaft und Kunstgeschichte; 1872-75 lebte er in Griechenland und im Orient. 1 8 7 6 / 7 7 war B. Redakteur bei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Leipzig, 1877-80 bei der „Schlesischen Zeitung" und 1880-95 Leiter des politischen Teils der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung". 1890 wurde er Teilhaber der Firma G. D. Baedeker in Essen und übernahm 1903 Sortiment und Verlag als alleiniger Besitzer. B. verlegte Schriften zur Pädagogik, Ingenieurwissenschaft, Technik und zum Bergwesen; selbst schrieb er Alfred Krupp und die Entwicklung der Gußstahlfabrik in Essen (1889, 2., verm. Aufl. 1912). Er war Mitglied des Gesamtvorstands der Deutschen Kolonialgesellschaft.
Bärmann B a e d e k e r , Gottschalk Diedrich, Verlagsbuchhändler, * 1 3 . 7 . 1 7 7 8 Essen, t 2 3 . 3 . 1 8 4 1 Essen. Der Sohn einer Familie von Buchdruckern ü b e r n a h m zwanzigjährig die väterliche Druckerei sowie die Redaktion der dort produzierten „Essener Zeitung", der späteren „Rheinisch-Westfälischen Zeitung". B. verlegte von A n fang an hauptsächlich pädagogische und technische Literatur; 1803 erweiterte er das kleine, d e m Verlag angeschlossene Buchgeschäft durch Ankauf der Duisburger Universitätsbuchhandlung. Bald u m f a ß t e der Verlag außer Sortiment und Druckerei auch die entsprechenden Zulieferbetriebe. B. engagierte sich im öffentlichen Leben vor allem f ü r das Bildungswesen; er war f ü h r e n d an der G r ü n d u n g des ersten gemischtkonfessionellen G y m n a s i u m s in Essen beteiligt und verschenkte großzügig B ü c h e r aus seiner Produktion an Bildungseinrichtungen. B. war der Vater von Julius —>B. LITERATUR: Eduard B a e d e k e r / J u l i u s Baedeker: Zur Erinnerung an die Feier des hundertjährigen Geburtstages unseres seligen Vaters G. D. B., des Begründers der F i r m a G. D. Bädeker in Essen, a m 13. Juli 1878. Essen 1878. - Hans Lülfing: B. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 515. - 200 Jahre G. D. Baedeker in Essen. Festschrift 1775-1975. Essen 1975. B a e d e k e r , Julius, Verlagsbuchhändler, * 2 1 . 8 . 1 8 2 1 Essen, t 2 2 . 1 1 . 1 8 9 8 Essen. Der jüngste Sohn von Gottschalk Diederich —> B. erlernte bei seinem Bruder Karl B. in Koblenz den Beruf des Buchhändlers und ü b e r n a h m 1844 gemeinsam mit einem weiteren Bruder, Eduard, das Buchhandlung, Verlag und Druckerei umfassende Geschäft d e r Eltern. B. pflegte die pädagogischen und naturwissenschaftlichen Verlagszweige und redigierte die „Essener Zeitung" (seit der Vereinigung mit der „Westfälischen Zeitung" 1883 unter dem Titel „RheinischWestfälische Zeitung") in liberalem Sinn bis 1884. D i e Leitung des Buchverlags behielt er bis 1894; seit 1890 stand ihm dabei sein Sohn Diedrich —»B. als Teilhaber zur Seite. LITERATUR: H a n s Elissen: B „ J. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 3. Berlin 1900, S. 163. B a h r , Hans Walter, Publizist, * 7 . 7 . 1 9 1 5 Hornberg, t 1 6 . 4 . 1 9 9 5 Tübingen. B. studierte Philosophie in Heidelberg und wurde 1939 promoviert. Seit 1946 war er Mitarbeiter, 1952-82 Herausgeber der Zeitschrift „Universitas". 1959 gründete er die Zeitschrift „Germanistik". 1966 w u r d e ihm der Professorentitel verliehen. Im selben Jahr gründete B. das Institut f ü r wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern in Tübingen, dessen Vorsitz er übernahm. Er veröffentlichte u . a . Kriegsbriefe gefallener Studenten 1939-1945 (1952), Stimme des Menschen. Briefe und Aufzeichnungen aus der ganzen Welt 1939-1945 (1963) und The Universal Community of Mankind (1995). Β. war Herausgeber der Gesammelten Schriften Eduard Sprangers und der Briefe Albert Schweitzers. B ä h r , Johann Christian Felix, klassischer Philologe, Bibliothekar, * 13.6. 1798 Darmstadt, t 28. 11.1872 Heidelberg. B., Sohn des evang. Theologen Johannes B., studierte seit 1815 an der Univ. Heidelberg Philologie und w u r d e 1821 a. o., 1823 o. Prof. der klassischen Philologie an der Univ. Heidelberg, 1838 Ephorus am dortigen Lyzeum. 1832-72 war B. Oberbibliothekar der Heidelberger Universitätsbibliothek, seit 1834 Chefedakteur der „Heidelberger Jahrbücher der Litteratur". 1845-68 leitete er das Philologische Seminar der Universität. Neben Arbeiten zur Geschichte der Universitätsbibliothek (Die Entführung der Heidelberger Bibliothek nach Rom im Jahre 1623, 1845) arbeitete B. hauptsächlich Uber griechische Geschichte (u. a. Plutarch, Alcibiades, Herodot) und über römische Literaturgeschichte (Geschichte der römischen Litteratur, 2 Bde., 1828).
LITERATUR: Hellmut Vogeler: J. C. F. B. als Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Heidelberg (1832-1872). Wiesbaden 1970. B a e n s c h - D r u g u l i n , (Egbert) Johannes, geb. Baensch, Buchdrucker, * 2 4 . 6 . 1 8 5 8 Magdeburg, t 1 0 . 9 . 1 9 4 5 Leipzig. Nach A b s c h l u ß einer L e h r e als Buchhändler in Braunschweig u n d als B u c h d r u c k e r in Stuttgart und Metz w u r d e B.-D., Sohn eines Buchhändlers, 1879 von der W i t w e des Wilhelm Eduard Drugulin mit der Führung von dessen B u c h druckerei betraut. 1880 trat er als Geschäftsführer in den Leipziger Betrieb ein, w u r d e nach seiner Heirat mit einer Tochter Drugulins Teilhaber und führte danach den N a men Baensch-Drugulin. B.-D. setzte die Tradition der Offizin fort und produzierte fremdsprachige, besonders orientalische Literatur. D e r Betrieb trat vor allem mit der Edition der Marksteine aus der Weltliteratur in Originalschriften (1902) hervor. B.-D. druckte zeitweise die Zeitschriften „Pan" und „Die Insel" sowie Bücher der f ü h r e n d e n deutschen Verlage. Er w a r elf Jahre lang Vorsitzender des Deutschen Buchdrucker-Vereins, Schloß 1896 den ersten Buchdruckertarif ab u n d gehörte 1898 zu den B e g r ü n d e r n der Leipziger Buchdrucker-Lehranstalt. 1903 verlieh im die Univ. Heidelberg die Ehrendoktorwürde. Seit 1918 war die Druckerei infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht mehr im Besitz der Familie. LITERATUR: Karl H. Salzmann: B.-D., E. J. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 522 f. - Werner R u m m e r t : B.-D., E. J. In: M a g deburger Biographisches Lexikon. Hrsg. v. Guido H e i n r i c h / Gunter Schandera. M a g d e b u r g 2002, S. 26 f. B a e r , Karl (Anton Ernst), Jurist, Politiker, * 2 4 . 1 0 . 1 8 3 3 Bruchsal, t 8 . 5 . 1 8 9 6 Montreux (Schweiz). B. studierte 1852-56 Rechtswissenschaften in Heidelberg und wurde nach Tätigkeiten in Bruchsal und Rastatt 1864 Amtsrichter und A m t m a n n in Freiburg; 1867 ging er nach Waldshut, 1871 nach M a n n h e i m . Bei der Verlegung des badischen obersten Gerichtshofs nach Karlsruhe w u r d e B. z u m Oberlandesgerichtsrat ernannt. 1873-82 war er Abgeordneter f ü r Bruchsal im Badischen Landtag, 1874-79 Mitglied des Deutschen Reichstags; er gehörte der National-liberalen Partei an und redigierte die „Badische National-liberale Korrespondenz". B. w u r d e 1879 Oberlandesgerichtsrat. 1891 w a r er Mitbegründer des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus". B. veröffentlichte u. a. Geschichte und Kritik der Verfassungsrevisionsfrage sowie der gegenwärtigen Parteiverhältnisse im Lande Baden (1892). LITERATUR: Haunfelder, Lib. Abg., 2004, S. 4 8 f. B ä r l o c h e r , August, schweizer. Redakteur, * 1 3 . 9 . 1 8 8 7 Thal (Kt. St. Gallen), t 1 0 . 1 1 . 1 9 6 8 Zürich. Der aus bäuerlichen Verhältnissen s t a m m e n d e B. beendete das Studium der Germanistik in R o m und Freiburg (Schweiz) mit der Promotion zum Dr. phil. und trat 1917 als Redakteur in das katholisch-konservative „Aargauer Volksblatt" ein, dessen C h e f r e d a k t e u r er zuletzt war. Als Konservativer trat er im Aargau häufig als Redner auf. Seit 1925 war B. Mitglied, 1938-68 Präsident der Direktionskommission des Schweizerischen Katholischen Preßvereins. Er bemühte sich u m die Reorganisation der Katholischen Internationalen Presseagentur. B ä r m a n n , Christian, Maler, Zeichner, Schriftsteller, * 2 4 . 1 0 . 1 8 8 1 Würzburg, t 1 6 . 2 . 1 9 2 4 . Nach einer Schneiderlehre und einer Zeit als S e e m a n n , die ihn bis Südamerika führte, besuchte B. die B a u g e w e r k s c h u l e in Würzburg, u m Baumeister zu werden. E r brach die Ausbildung ab und besuchte die Kunstschule von A n t o n Azbe. B. stellte 1903 im M ü n c h n e r Glaspalast eine Spessartlandschaft aus; die Zeitschriften „Simplicissimus" und „ J u g e n d "
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Bärmann erwarben Zeichnungen von ihm. Er erhielt den Rompreis der Martin-Wagner-Stiftung und lebte vier Jahre in Rom. Nach seiner Rückkehr betrieb B. vor allem Naturstudien, besonders von Kleintieren und Insekten. Er zog im Ersten Weltkrieg nach Burghausen, w o er als Illustrator fremder (Biene Maja, 1916) und eigener Geschichten (Die gute Kröte Rockröck, 1918) tätig war. B. schuf Städteansichten, vorwiegend von Burghausen und Würzburg. WEITERES WERK: Der Riese Ohl und das Hannesie. Ein Märchen. M ü n c h e n 1925. LITERATUR: Peter Wiench: B „ C. In: A K L , Bd. 6, 1992, S. 249. B ä r m a n n , Georg Nikolaus, Schriftsteller, Übersetzer, * 1 9 . 5 . 1 7 8 5 Hamburg, t 1 . 3 . 1 8 5 0 Hamburg. B. war ursprünglich Sprach- und Handelslehrer in Hamburg, gründete eine Privatschule, der er 1810-37 vorstand und lebte danach als freier Schriftsteller und Übersetzer aus dem Englischen, Französischen und Spanischen; er war Theaterberichterstatter der „Hamburger Nachrichten". 1820 erwarb er als Autodidakt den Dr. phil. an der Univ. Halle. Sein über dreihundert Arbeiten umfassendes Werk enthält neben Übersetzungen hochsprachliche Dichtungen verschiedener Gattungen (u. a. das volkstümlich gewordene Lied Stadl Hamburg an der Elbe Auen) und niederdeutsche, mundartliche Schriften (u. a. Der lütje Plattdiiütschmann, 1859), die ihn als Vorläufer Klaus Johannes Groths ausweisen. LITERATUR: H a n s Teske: G. Ν. B., ein niederdeutscher hamburgischer Schriftsteller aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. In: Zeitschrift des Vereins f ü r Hamburgische Gesch. 38 (1939) S. 183-210. - Käthe Scheel: B „ G. N. In: N D B , Bd. 1 , 1 9 5 3 , S. 527 f. B ä r s t e c h e r , Johann Gottlieb, Pseud. Müller, Verlagsbuchhändler, Schauspieler, K a u f m a n n , * 1 7 . 1 . 1 7 4 9 Herrenberg. Aus einer K a u f m a n n s f a m i l i e stammend, war B. 1770 Verlagsbuchhändler in Kleve mit einem Zweiggeschäft in Düsseldorf (1773). Als Verleger gab er vor allem Zeitschriften heraus, u. a. eine „ S a m m l u n g gelehrter Nachrichten am Niederrhein" (1772), die „Theaterzeitung" (1774) und das „Magazin f ü r Ärzte" (1775). 1774 begründete er ein „Enzyklopädisches Journal", das Christian Wilhelm —»Dohm herausgab. Es ist unklar, w a r u m B. 1776 seine Buchhandlung aufgab. Er wurde anschließend Mitglied der Doblerschen Theatergesellschaft. Unter d e m Pseudonym Müller schrieb er bis 1781 Theaterstücke; gleichzeitig gab er ein Taschenbuch für Schauspieler und Schauspieltheater heraus. Im Herbst 1778 verließ er die Schauspielergesellschaft. Nach der Gründung eines Verlags und einer Druckerei in Kehl Anfang der achtziger Jahre setzte er die im Verlag Johann Jakob Thurneysen (Basel) begründeten „Oberrheinischen Manigfaltigkeiten" ( 1 7 8 1 / 8 2 ) fort. Daneben gründete er die „Oberrheinischen Unterhaltungen f ü r Künstler", das „Magazin f ü r F r a u e n z i m m e r " und eine Jugendzeitung. Nach der Pacht des Gymnasiumsverlags in Karlsruhe wurde B. badischer Hof- und Kanzleibuchdrucker. Schließlich errichtete er eine zweite Druckerei in Durlach. Seit 1784 brachte B. den „Oberrheinischen hinkenden B o t e n " heraus. Und 1785 druckte er Ernst L u d w i g —>Posselts „Magazin für Aufklärung". B. plante die Herausgabe einer umfangreichen (ca. 60 Bde.) Enzyklopädie. Unter d e m Druck der Zensur nach dem Ausbruch der Französischen Revolution mußte er dieses Magazin ebenso verkaufen wie zwei andere von ihm gegründete Zeitschriften. A m 2 . 2 . 1 7 8 9 wurden seine Bücher in Kehl beschlagnahmt. Anschließend handelte B. als Tabaksfabrikant und K a u f m a n n in Kehl. Wegen der drohenden Kriegsgefahr ging er nach Ulm, w o er Gesellschafter in einer Tabaksfabrik wurde. Im Z u g e der Auseinanderset-
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zungen zwischen der bürgerschaftlichen Opposition und dem Magistrat in Ulm wurde er im Februar 1798 als Vertreter U l m s zum Rastatter Kongreß und nach Paris gesandt, w o er eine schwäbische Republik mit U l m als Mittelpunkt vertrat. Nach der Beendigung seiner politischen Mission blieb B. in Frankreich; er w a r im Getreidehandel tätig. WEITERE WERKE: Courrier politique et litteraire des deux nations, Politisch-Litterarischer Kurier. LITERATUR: Paul Bensei: Niederrheinisches Geistesleben im Spiegel Klevischer Zeitschriften des achtzehnten Jahrhunderts. B o n n 1912. - Erwin Dittler: J. G. Müller (Bärstecher), Verlagsbuchhändler im Zeitalter der Aufklärung. In: Die Ortenau 5 2 (1972) S. 188-253. - Erwin Ditüer: J. G. B. alias Müller. Verleger und Revolutionärer Demokrat im Zeitalter der Französischen Revolution. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte, Tel-Aviv, 1 (1972) S. 77-100. Hans Erich Bödeker B a s e l , Friedrich, Journalist, Politiker, * 1 . 5 . 1 9 0 7 Wiebelskirchen/Saar, t 1 7 . 1 1 . 1 9 7 5 Saarbrücken. Der Sohn eines Hüttenarbeiters war seit 1921 im Eisenwerk in N e u n k i r c h e n / S a a r tätig. Seit 1923 Gewerkschafter, w u r d e er 1924 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deustchlands, 1925 Jugendleiter des Deutschen Metallarbeiter-Verbands und 1929 Mitglied der K P D . 1931-35 gehörte er dem Gemeinderat von Wiebelskirchen an. 1931 w u r d e B. Volontär, später Redakteur der „Arbeiterzeitung" (Saarbrücken) und 1934 Parteisekretär der SaarKPD. 1935 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt, flüchtete B. nach Frankreich und ging 1936 in die Schweiz, w o er an den „Süddeutschen Informationen" ( 1 9 3 6 / 3 7 ) und der „Süddeutschen Volksstimme" ( 1 9 3 8 / 3 9 ) mitwirkte. 1940-44 war er als illegaler Flüchtling in der Schweiz interniert. N a c h 1945 war B. Chefredakteur der „Neuen Zeit", 1 9 4 9 / 5 0 Stadtverordneter in Saarbrücken, 1950-54 Leiter mehrerer KPD-Blätter und 1954-57 Vorsitzender der SaarK P D . 1947-50 und 1955-61 gehörte er dem Saarländischen Landtag an. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 32. B ä u e r l e , Adolf, eigentl. Johannes Andreas, Pseud. Friedrich zur Linde, Otto Horn, Fels, österr. Schriftsteller, Journalist, * 9 . 4 . 1 7 8 6 Wien, t 2 0 . 9 . 1 8 5 9 Basel. B. war einige Jahre im Staatsdienst, bevor er 1806-59 die „Wiener Theaterzeitung" leitete. 1809-28 war er Sekretär des Leopoldstädter Theaters in Wien und gründete 1848 die Zeitschriften „Geißel" und „Volksbote" (später „Wiener Telegraph"). B. schrieb eine große Zahl von Volkskomödien für das Wiener Volkstheater, darunter Bürger in Wien (1813) mit der berühmt gewordenen Figur des Regenschirmmachers Staberl. Nach 1848 wandte sich B. der erzählenden Dichtung zu, publizierte Theaterromane und Kriminalgeschichten (.Zahlheim, 5 Bde., 1856); seine (unvollendeten) Memoiren erschienen 1858. Er war der Vater von Friederike —»B. WEITERE WERKE: Komisches Theater. 6 Bde., Pesth 1820-1826. - Therese Krones. R o m a n aus Wien's jüngster Vergangenheit. 5 Bde., Wien 1854. - Ferdinand Raimund. R o m a n aus W i e n ' s jüngster Vergangenheit. 3 Bde., Wien 1855. Nachdr. München 1991. - Director Carl. Roman und Wirklichkeit. 2 Bde., Pest 1856. Nachdr. M ü n c h e n 1994. - Das eingemauerte Mädchen. Wiener Criminalgeschichte aus der neuesten Zeit. Pest u . a . Hartleben 1857. Nachdr. M ü n c h e n 1991. LITERATUR: Lieselotte Kretzer: Die „Wiener Allgemeine Theaterzeitung" A. B.s 1806 bis 1860. Diss. Univ. Berlin 1941. - Gudrun Schobel: Beiträge zur Wiener Theaterkritik im Vormärz, unter besonderer Berücksichtigung von B.s „Theaterzeitung". Diss. Univ. Wien 1951. - Otto Rommel:
Bagier B „ A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 531 f. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 4 3 f. - Richard Reutner: Lexikalische Studien z u m Dialekt im Wiener Volksstück vor Nestroy. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1998. B ä u e r l e , Friederike, Pseud. Friedrich Horn, österr. Schriftstellerin, Übersetzerin, * 1 1 . 1 2 . 1 8 2 0 Wien, t 1 7 . 7 . 1 8 9 6 Urschendorf (Niederösterreich). Die Tochter von Adolf —>B. galt zu ihrer Zeit als eine der besten Musikdilettantinnen (Pianistin) in Wien; sie untern a h m 1848 eine Reise durch Westeuropa und war danach schriftstellerisch tätig. B. war als Autorin und Übersetzerin Mitarbeiterin ihres Vaters an der „Wiener Theaterzeit u n g " (1850-53 unter Pseudonym). Später schrieb sie f ü r das „Belletristische Lese-Cabinet", das Adolf —»Hartleben herausgab. G e m e i n s a m mit Constant von Wurzbach verfaßte B. zwei Serien von Blumenbriefen in der „Ostdeutschen Post" (1853) und im „Salon" (1854). Nach dem Tod ihres Vaters 1859 gab sie Bearbeitungen seiner nachgelassenen Erinnerungen heraus (u. a. Der Herr Lorenz). LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 44. B ä u m e r , Gertrud, Politikerin, Schriftstellerin, * 1 2 . 9 . 1 8 7 3 Hohenlimburg (Westfalen), f 2 5 . 3 . 1 9 5 4 Bethel bei Bielefeld. Nach der Ausbildung zur Lehrerin, dem Schuldienst in Kamen und Magdeburg und d e m Studium der Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Berlin (Dr. phil. 1905, Goethes Satyros) w u r d e B., Tochter eines Pfarrers, Schriftleiterin der Zeitschrift „Die H i l f e " (mit Friedrich —> N a u m a n n ) und 1916 Herausgeberin der Zeitschrift „Die F r a u " (mit Helene —»Lange). Mit L a n g e gemeinsam gab sie seit 1901 auch das Handbuch der Frauenbewegung (5 Bde.) heraus. B., eine der führenden Persönlichkeiten der überkonfessionellen Frauenbewegung, war seit 1908 im Vorstand der Liberalen, 1910-19 Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine; sie hielt Vorlesungen an der sozialen Frauenschule und der Humboldtakademie in Berlin, war im Ersten Weltkrieg Mitbegründerin des „Nationalen Frauendienstes" und gründete 1917 die Soziale Frauenschule und das Sozialpädagogische Institut in Hamburg. 1 9 1 9 / 2 0 Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung, gehörte sie bis 1932 dem Reichstag an (Deutsche Demokratische Partei, später Deutsche Staatspartei) und war 1920-33 Ministerialrätin in der kulturpolitischen Abteilung des Reichsinnenministeriums, w o sie sich verstärkt um R e f o r m e n der Wohlfahrtspflege einsetzte. Seit 1926 war sie Deutsche Delegierte im Völkerbund in Genf. Nach ihrer Entlassung 1933 lebte B. als freie Schriftstellerin vor allem historischer Romane (Die Macht der Liebe. Der Weg des Dante Alighieri, 1941) zunächst in Gießmannsdorf (Schlesien), nach Kriegsende in Bayern und zuletzt in Bad Godesberg, w o sie sich der C D U anschloß. B. veröffentlichte u. a. Die Frauenbewegung und die Zukunft unserer Kultur (1909), Soziale Erneuerung. Reichstagsreden (1919) und Helene Lange (1933). WEITERE WERKE: D i e Frau in Volkswirtschaft und Staatsleben der Gegenwart. Stuttgart 1914. - Die Frauen und der Krieg. Stuttgart 1914. - Europäische Kulturpolitik. Berlin 1926. - Grundlagen demokratischer Politik. Karlsruhe 1928. - Die Frau im neuen Lebensraum. Berlin 1931. Wolfram von Eschenbach. Berlin 1938. - Der Dichter Fritz Usinger. Stuttgart 1947. - Im Lichte der Erinnerung. Tübingen 1953. - Des Lebens wie der Liebe Band. Briefe. Hrsg. v. E m m y Beckmann. Tübingen 1956. LITERATUR: Werner Huber: G. B. Eine politische Biographie. München 1970. - Marie Luise Bach: G. B. Biographische Daten und Texte zu einem Persönlichkeitsbild. Weinheim 1989. - M.d.R., 3 1994, S. 18-20. - Sabine Hering: G. B. In: Maike E g g e m a n n / S a b i n e Hering (Hrsg.): Wegbe-
reiterinnen der modernen Sozialarbeit. Weinheim / M ü n c h e n 1999, S. 183-189. - Angelika Schaser: H e l m a L a n g e und G. B. Eine politische Lebensgemeinschaft. Köln u. a. 2000. B a g e l , (Peter) August, Verleger, Unternehmer, * 2 . 3 . 1 8 0 9 Wesel, t 6 . 1 . 1 8 8 1 Wesel. Der Sohn eines Buchbinders und -händlers w u r d e 1823-26 in H a l l e / S a a l e zum Buchhändler ausgebildet und leitete nach seiner Rückkehr nach Wesel die 1826 gegründete Johann B a g e l ' s c h e Buchhandlung, der bald ein Verlag, 1831 eine Papiermühle in Dorstem (1852 eine zweite in Eggerscheidt bei Ratingen), 1835 eine Steindruckerei und 1837 eine Buchdruckerei angegliedert wurden. Zunächst auf Schulbücher spezialisiert, übernahm B. die Rheinische Schulbuchhandlung in Moers, gab seit 1836 mit Philipp Jakob Beumer den „Niederrheinischen Volkskalender" heraus u n d erwarb 1841 den „Westfälischen Anzeiger". Seit 1848 war er außerdem Papier- und Vordruckelieferant der rheinischen Postanstalten. 1873 w u r d e er zum Kommerzienrat ernannt. 1878 verlegte B. Verlag und Druckerei, die seit 1843 unter seinem N a m e n firmierten, nach Düsseldorf. Im selben Jahr wurde sein Sohn August Inhaber der Firma. Die Weseler Buchhandlung erwarb Albrecht Schmithals. B. w a r Stadtverordneter in Wesel, zehn Jahre Vorsitzender der dortigen H a n d e l s k a m m e r und gründete einen Spar- und Vorschußverein. LITERATUR: Ilse B a r l e b e n / J o s e f Wilden: Α. B. d . Ä . In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 6. M ü n s t e r 1954, S. 14-35. B a g g e , Selmar, Musikschriftsteller, Komponist, * 3 0 . 6 . 1 8 2 3 Coburg, f 1 6 . 7 . 1 8 9 6 Basel. B., Sohn eines Rektors an der Lateinschule in Coburg, besuchte seit 1837 das Präger Konservatorium, war 1840-42 Cellist am Stadttheater in Lemberg und studierte 1844-48 bei Simon Sechter in Wien. 1851-55 lehrte er Komposition a m dortigen Konservatorium. Seit den f ü n f z i g e r Jahren trat B. als kritischer, konservativer Musikschriftsteller hervor, so seit 1853 in den „Recensionen" (später „Monatsschrift für Theater und Musik"); 1859 war er Redakteur der „Deutschen Musikzeitung", 1863-68 der „Allgemeinen musikalischen Zeitung". B. wurde 1868 als Direktor an die neugegründeten Musikschule in Basel berufen; seit 1876 hielt er musikhistorische Vorlesungen an der Universität. 1880 erhielt er die Ehrendoktorwürde und 1893 den Professorentitel. B. komponierte K a m m e r m u s i k w e r k e , eine S y m p h o n i e und Lieder. Zu seinen musikhistorischen Arbeiten gehören u. a. Gedanken und Ansichten über Musik und Musikzustände in einer Reihe gesammelter Aufsätze (1860). WEITERE WERKE: Lehrbuch der Tonkunst oder allgemeine Musiklehre. Leipzig 1873. - R. Schumann und seine Faust-Scenen. Leipzig 1879. Nachdr. Nendeln 1976. Die geschichtliche Entwickelung der Sonate. Leipzig 1880. Nachdr. Leipzig 1976. - Carl Maria von Weber. Basel 1884. - Die Symphonie in ihrer historischen Entwickelung. Leipzig 1884. Nachdr. Leipzig 1976. LITERATUR: Gotthold Eglinger: S. B. (1823-1896). Biographische Skizze. Basel 1897. - A d a m Adrio: B., S. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 537 f. - Angelika Horstmann: Untersuchungen zur Brahms-Rezeption der Jahre 1860-1880. Hamburg 1986. - Norbert Meurs: N e u e B a h n e n ? Aspekte der BrahmsRezeption 1853-1868. Köln 1996. - Imogen Fellinger: B „ S. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 3-5. - A d a m Adrio: B., S. In: N G r o v e D , Bd. 2, 2 2001, S. 468. B a g i e r , Guido (Rudolf Georg), Publizist, Produzent, * 2 0 . 6 . 1888 Berlin, t 2 4 . 1 . 1 9 6 7 Mainz. B., dessen Vater in Berlin eine F i r m a für Innenarchitektur betrieb, nahm als Schüler Unterricht in Musiktheorie bei Felix Draeseke. Er studierte an der Univ. Leipzig Musikwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Bildende Kunst, daneben a m Konservatorium Komposition bei M a x Reger, Orgel
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Bahr bei Karl Straube sowie Cello und Klavier. 1910 wurde er mit einer Arbeit über Johann Friedrich Herbart promoviert, durchlief ein Volontariat am Stadttheater Leipzig und ging anschließend nach Düsseldorf. Dort schrieb er Musikkritiken u. a. für die „Frankfurter Zeitung" und das „Berliner Tageblatt" und gab seit 1918 die Kunstzeitschrift „Feuer" heraus. N a c h d e m diese 1922 von den Franzosen aus politischen Gründen eingestellt worden war, ging B. nach Berlin, arbeitete f ü r die Universum-Film A G , leitete dort die Tonfilm-Experimente und gehörte zu den Gründern der Gesellschaft „Neuer Film". 1928 w u r d e B. in den Vorstand der Tonbild-Syndikat A G berufen, f ü r die er 1929 als Tochtergesellschaft die Degeto (Deutsche Gesellschaft f ü r Ton und Bild) f ü r den kulturellen Tonfilm gründete. Nach seinem Ausscheiden aus der Tobis A G 1932 rief er die Tofa Tonfilm-Fabrikations G m b H in Berlin ins Leben. Z u s a m m e n mit seiner Frau schrieb er Drehbücher f ü r die Ufa. 1936 wurde B. von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt. Nach d e m E n d e des Zweiten Weltkriegs in Österreich von den amerikanischen Besatzern als Treuhänder f ü r die Verwaltung des reichseigenen F i l m v e r m ö g e n s in Österreich eingesetzt, leitete B. die neugegründete Öfa-Filmgesellschaft mit Sitz in Salzburg. Nach deren Auflösung 1949 kehrte er nach Düsseldorf zurück und wurde Geschäftsführer der neu gegründeten Degeto. Diese Position gab er 1956 auf und beriet Fernsehanstalten. B., der zu den Pionieren des Tonfilms in Deutschland gehörte, n a h m eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen den technischen Erfindern und den Vertretern der Filmindustrie ein. WERKE: M a x Reger. Stuttgart 1 3 1 9 2 3 . - Der k o m m e n d e Film. Eine Abrechnung und eine H o f f n u n g . Was war? Was ist? Was w i r d ? Stuttgart 1928. - Das tönende Licht. Die Schilderung einiger seltsamen Begebenheiten seit der Erfindung der Kinematographie [...]. Berlin 1943. B a h r , H e r m a n n (Anastasius Alois), Pseud. Globe Trotter, österr. Schriftsteller, Kritiker, * 1 9 . 7 . 1 8 6 3 Linz, t 1 5 . 1 . 1 9 3 4 München. B., dessen Vater als Rechtsanwalt und Notar tätig war, im Gemeinderat von Linz saß und als Liberaler dem Landtag angehörte, begann 1881 an der Univ. Wien das Studium der klassischen Philologie und der Philosophie, später der Rechte und wechselte dann zur Nationalökonomie. 1882 Schloß er sich dem Führer der Deutschnationalen in Österreich, Georg von —> Schönerer, an, wurde nach einer provokanten R e d e im März 1883 bei einem Trauerkommers der Burschenschaften nach Richard Wagners Tod von der Univ. Wien relegiert, studierte dann an der Deutschen Univ. in Czernowitz, die er im folgenden Jahr verließ, um dem drohenden Ausschluß wegen fortgesetzter antisemitischer und antiösterreichischer Äußerungen zu entgehen, und setzte das Studium der Nationalökonomie bei Adolph Wagner in Berlin fort, ohne zu einem Abschluß zu k o m m e n . Er war mit A r n o —»Holz befreundet und befaßte sich mit Henrik Ibsen. In Berlin schrieb B., der sich durch den Kontakt zu Victor —> Adler und seiner Beschäftigung mit Karl —> Marx z u m Sozialisten wandelte, erste sozialkritische Stücke wie das D r a m a Die neuen Menschen (1887). Während eines Aufenthalts in Paris 1888 und auf der sich anschließenden Reise nach Südfrankreich, Spanien und N o r d a f r i k a entstanden zahlreiche Feuilletons. In Paris, w o er das Werk Baudelaires kennenlernte und mit Maurice Barre („Zwillingsgeist") bekannt wurde, gewann er Kriterien f ü r seinen Begriff der Moderne. Wieder in Berlin, abeitete B. bis August 1890 an der „Freien B ü h n e für m o d e r n e s L e b e n " mit. Eine mehrwöchige Reise führte ihn nach St. Petersburg (Russische Reise, 1891). 1892 ging B. als Bühnendichter und Theaterkritiker nach Wien,
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w o er 1894-99 das Feuilleton der von ihm mitgegründeten Wochenschrift „Die Zeit" leitete. 1898 wurde er Theaterkritiker des „Neuen Wiener Tagblatts", 1908 des „Neuen Wiener Journals". N a c h einer Tätigkeit als Regisseur bei M a x Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin ( 1 9 0 6 / 0 7 ) zog B. 1912 nach Salzburg, war 1918 f ü r ein halbes Jahr erster Dramaturg des Wiener Burgtheaters und ging 1922 mit seiner zweiten Frau Anna Bahr-Mildenburg, mit der er seit 1909 verheiratet war, nach M ü n c h e n . Bekannt w u r d e B., der zu den einflußreichsten Persönlichkeiten im Kulturleben Wiens u m 1900 gehörte, zunächst mit seinen programmatischen Essays, die alle wichtigen Kunstströmungen vom Naturalismus bis zum Expressionism u s begleiteten (Zur Kritik der Moderne, 1890, Neuausg. 2004; Die Überwindung des Naturalismus, 1891, Neuausg. 2004; Der neue Stil, 1893; Expressionismus, 1916). Als „ M o d e r n e r " begriff er sich in ästhetischen wie in sozialpolitischen Fragen als allem Neuen aufgeschlossen. Er propagierte die Ablösung der Abbildung äußerer Wirklichkeit („Sachenstände") zugunsten einer Erkundung der „Seelenstände". Mit seinem Plädoyer f ü r eine „nervöse R o m a n tik" bzw. eine „Mystik der Nerven", die die verleugneten psychischen Regungen zutage fördern sollte, hatte er entscheidenden Einfluß auf die Literaten des sog. „Jung-Wien" wie Richard B e e r - H o f m a n n , H u g o von Hofmannsthal u . a . B. unterstützte die 1897 gegründete Wiener Secession um Gustav Klimt und gehörte dem Beirat der Zeitschrift „Ver S a c r u m " an. Neben seinen kritischen und programmatischen Arbeiten schrieb B. mehr als 30 Bühnenwerke, vor allem Salon- und Konversationsstücke in der Tradition der Wiener Komödie (u.a. Wienerinnen, 1900; Der Krampus, 1902; Der Meister, 1904; Das Konzert, 1909). Von einem auf zwölf Bände angelegten R o m a n z y k l u s über Österreich, konnte B. nur sieben R o m a n e abschließen (u. a. Der inwendige Garten, 1927; Österreich in Ewigkeit, 1929); sie spiegeln seine Hinwendung zum Katholizismus wider. B., der heute wieder als Anreger und Vermittler der M o d e r n e gesehen wird, war unter seinen Zeitgenossen umstritten. Seine weltanschauliche und intellektuelle Wandlungsfähigkeit trug ihm u. a. die Bezeichnung „Mann von übermorgen" (Maximilian —» Harden) ein. WEITERE WERKE: Studien zur Kritik der Moderne. Frankf u r t / M a i n 1894. - Renaissance. Berlin 1897. - Secession. Wien 1900. - Rede über Klimt. Wien 1901. - Buch der Jugend. Essays. Wien 1908. - Vernunft und Wissenschaft. Innsbruck u . a . 1917. - Selbstbildnis. Berlin 1923. - Notizen zur neueren spanischen Literatur. Berlin 1926. - Labyrinth der Gegenwart. Essays. Hildesheim 1929. - Η. B. Briefwechsel mit seinem Vater. Hrsg. v. Adalbert Schmidt. Wien 1971. - Η. B. Prophet der Moderne. Tagebücher 1888-1904. Ausgewählt und kommentiert v. Reinhard Farkas. W i e n / Köln 1987. - Tagebücher, Skizzenbücher, Notizhefte. Hrsg. v. Moritz Csäky. Bd. 1-5. Wien u . a . 1994-2003. - Wien. Wien 2005. LITERATUR: Heinz Kindermann: Η. B. Ein Leben f ü r das europäische Theater. G r a z / K ö l n 1954 (mit Bibliogr. v. Kurt Thomasberger, S. 347-368). - H e r m a n n Nimmervoll: M a terialien zu einer Bibliographie der Zeitschriftenartikel von Η. B. (1883-1910). In: Modern Austrian Literature 13 (1980) Nr. 2, S. 27-110. - Donald G. Daviau: Der Mann von Übermorgen. Η. B. 1863-1934. Wien 1984. - Η. B. - Der Henaus Linz. Hrsg. v. Georg Wacha. Linz 1984. - Reinhard Farkas: Η. B. D y n a m i k und D i l e m m a der Moderne. W i e n / K ö l n 1989. - Donald G. Daviau: Understanding Η. Β. St. Ingbert 2002. - Jeanne Benay: Η. B „ f ü r eine andere Moderne. F r a n k f u r t / M a i n 2004. Bruno Jahn
Baisch B a h r , Richard, Publizist, * 6 . 4 . 1 8 6 7 Mitau (heute Jelgava, Lettland), f 2 2 . 1 2 . 1 9 3 6 M ö d l i n g bei Wien. Das Studium der Nationalökonomie in Kiel und Berlin Schloß B. 1904 in Heidelberg mit der Promotion ab. Er war Redakteur bei den „Berliner Neuesten Nachrichten", der „Täglichen Rundschau", Korrespondent des „Hannoverischen Kuriers" und des , l e i p z i g e r Tageblatts" sowie zeitweise Leiter der offiziellen nationalliberalen Korrespondenz. 1918 gründete B. ein eigenes Zeitungsbüro, gab 1919 die Großdeutschen Beiträge und 1925-29 die von ihm gegründete Halbmonatsschrift „Wille und W e g " heraus. U n ter seinen selbständigen Veröffentlichungen befinden sich neben großdeutschen Pamphleten (Volk jenseits der Grenzen. Geschichte und Problematik der deutschen Minderheiten, 1933, 3 1938) Biographien (u.a. Clemens von Delbrück. Staatssekretär des Innern von 1909 bis 1916, 1916). WEITERE WERKE: Im besetzten Polen. Berlin M 1 9 1 6 . Von der Schicksals- zur Lebensgemeinschaft. Deutschland, Österreich und Ungarn. Berlin 1917. - Österreich, wie es ist. 5 Briefe der Werbung f ü r den deutschen Zusammenschluß. Berlin 1930. - Deutsches Schicksal im Südosten. Hamburg 1936. LITERATUR: Gertrud Pierer: R. B. Diss. Univ. Wien 1944. B a h r d t , Johann Friedrich, Pseud. Faverius Barba, Schriftsteller, * 1 7 . 7 . 1 7 8 9 Dargun (Mecklenburg), t 1 2 . 2 . 1 8 4 7 Neustrelitz. B. kam zu einem K a u f m a n n , später zu einem Apotheker nach Teterow in die Lehre, bevor er 1 8 1 3 / 1 4 Soldat im Lützowschen Freikorps wurde. Danach war er Provisor in Neustrelitz, seit 1831 freier Schriftsteller und Redakteur des „Wendischen Boten", 1833-37 Sekretär des Ministers August Otto Ernst von Oertzen. Neben selbständigen Arbeiten, auch satirischer Lyrik, schrieb B. hauptsächlich Gelegenheitsgedichte, die er wohl zum Teil auf Bestellung schrieb. Seine dramatischen Festspiele (in: Erinnerungen, 1840) besaßen nur lokale Bedeutung, wohingegen einige Dramen wie die von Friedrich —> Schiller beeinflußte Grabesbraut (in: Dramatische Dichtungen, 1834) zu seiner Zeit populäre Stücke waren. LITERATUR: B r u n o Sauer: B „ J. F. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 541 f. - Heinz Krüger: J. F. B. (1789-1847). Erinnerungen an einen mecklenburgischen Dichter. In: Mecklenburg 38.12 (1996) S. 6-8. B a h r o , Rudolf, Sozialwissenschaftler, Schriftsteller, * 1 8 . 1 1 . 1 9 3 5 B a d Hinsberg (Schlesien), t 5 . 1 2 . 1 9 9 7 Berlin. B., Sohn eines Landwirts, kam als Flüchtlingskind in die spätere D D R , studierte 1954-59 Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost), redigierte 1960-62 die Universitätszeitung in Greifswald, arbeitete 1962-65 als Referent beim Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft in Berlin (Ost) und war dann bis 1967 stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Forum". 1967-77 in der Industrie tätig, war er zuletzt Abteilungsleiter für wissenschaftliche Arbeitsorganisation im Berliner Gummi-Kombinat. 1977 übte er mit der (in Köln erschienenen) Studie Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus Kritik am wirtschaftlichen und politischen System der D D R . Noch vor Erscheinen des Buches verhaftet, wurde B. aus der S E D ausgeschlossen und 1978 wegen „nachrichtendienstlicher Tätigkeit" zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt, jedoch 1979 in die Bundesrepublik entlassen. 1979 gehörte er zu den Mitbegründern der Partei „Die Grünen", deren Bundesvorstand er 1982-84 angehörte; 1985 trat er aus der Partei aus. 1980 in Hannover zum Dr. phil. promoviert, habilitierte er sich dort 1983. 1989 kehrte B. nach Berlin (Ost) zurück, wurde 1990 rehabilitiert und w a r 1990-97 a. o. Prof. der Sozialökologie
an der Humboldt-Universität. B. verfaßte politisch-ökonomische Schriften und Essays, schrieb aber auch Gedichte. Zu seinen Veröffentlichungen, in denen er die Vision einer anthropologischen Revolution entwarf, zählen Was da alles auf uns zukommt (2 Bde., 1980, mit Ernest Mandel und Peter von Oertzen), Elemente einer neuen Politik. Zum Verhältnis von Ökologie und Sozialismus (1980), Logik der Rettung. Wer kann die Apokalypse aufhalten? Ein Versuch über die Grundlagen ökologischer Politik (1987) und Bleib mir der Erde treu! Apokalypse oder Geist einer neuen Zeit (1995). WEITERE WERKE: Eine Dokumentation. Köln u . a . 1977. 2. Aufl. unter d e m Titel: Ich werde meinen Weg fortsetzen. Eine Dokumentation. Köln u. a. 1979. - . . . die nicht mit den W ö l f e n heulen. Das Beispiel Beethoven. U n d 7 Gedichte. Köln u . a . 1979. - Krise des M a r x i m u s ? Zürich 1980. Plädoyer für schöpferische Initiative. Z u r Kritik von Arbeitsbedingungen im real existierenden Sozialismus. K ö l n 1980. LITERATUR: Ulf Wolter (Hrsg.): Antworten auf B.s Herausforderung des .realen Sozialismus'. Berlin 1978. - D e r Bahro-Kongreß. Aufzeichnungen, Berichte und Referate. Berlin 1979. - Helmut Körte: B. zur E i n f ü h r u n g . H a n nover 2 1980. - H a n s K r e m e n d a h l / T h o m a s M e y e r (Hrsg.): Menschliche Emanzipation. R. B. und der d e m o k r a t i s c h e Sozialismus. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Hellmuth Nitsche: Antwort an B. und Genossen. Wesensmerkmale, Ergebnisse und Grenzen des realen Sozialismus. Bern 1984. - Gordon W . Smith: T h e m a j o r works of R. Β. Diss. L o u g h b o r o u g h . 1990. - Guntolf Herzberg: A u f b r u c h und A b w i c k l u n g . N e u e Studien zur Philosophie in der D D R . Berlin 2000, S. 9 7 - 1 1 3 und 255-257. - Ders.: R. B. - Glaube an das Veränderbare. Eine Biographie. Berlin 2002.
B a i e r , Lothar, Kritiker, Schriftsteller, * 1 6 . 5 . 1 9 4 2 Karlsrahe, t 1 0 . 7 . 2 0 0 4 Montreal (Kanada). B. studierte Germanistik, Philosophie und Soziologie. Er w a r Mitbegründer und Redakteur von „Text + Kritik" und schrieb f ü r „Transatlantik". E r war Mitherausgeber der Gesammelten Werke. Schriften zur Literatur (8 Bde., 1986) JeanPaul Sartres und veröffentlichte u. a. Französische Zustände. Berichte und Essays (1982, erw. Ausg. 1985), Jahresfrist (1985, Erzählung), Zeichen und Wunder. Kritiken und Essays (1988) und Was wird Literatur? (1993). 1982 erhielt B. den Jean Amery-Preis f ü r Essayistik, 1989 den Johannes Merck-Preis und 1994 den Heinrich Mann-Preis. 1996 wurde er zum „Chevalier de 1 O r d r e des Arts et des Lettres" ernannt. B., der zuletzt als Gastprofessor an der Univ. Montreal tätig war, beging Selbstmord. WEITERE WERKE: Die große Ketzerei. Verfolgung und Ausrottung der Katharer durch Kirche und Wissenschaft. Berlin 1984. - F i r m a Frankreich. Eine Betriebsbesichtigung. Berlin 1988. - Zeichen und Wunder. Kritiken und Essays. Berlin 1988. - Volk o h n e Zeit. Essay über das eilige Vaterland. Berlin 1990. - Die verleugnete Utopie. Zeitkritische Texte. Berlin 1993. - Ostwestpassagen. Kulturwandel - Sprachzeiten. München 1995. - Keine Zeit. 18 Versuche über die Beschleunigung. M ü n c h e n 2000. B a i s c h , Otto, Publizist, Komponist, * 4 . 5 . 1 8 4 0 Dresden, t 1 8 . 1 0 . 1 8 9 2 Stuttgart. B. war in der lithographischen Anstalt des Vaters tätig, bevor er begann, Malerei und Kunstgeschichte in M ü n c h e n zu studieren. B. schrieb für verschiedene Zeitschriften, besorgte Übersetzungen aus d e m Englischen und Französischen und komponierte u. a. Lieder. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin lebte er seit 1884 in Stuttgart, w o er Schriftleiter der Zeitschrift „Über Land und M e e r " wurde. B. veröffentlichte auch kunsthistorische Arbeiten (u. a. Gedenkblätter und Studien über die deutsche Kunst auf der Düsseldorfer Ausstellung, 1880).
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Balden B a l d e n , Theo, bis 1935 Otto Koehler, Bildhauer, * 6 . 2 . 1 9 0 4 Blumenau (Brasilien), t 3 0 . 9 . 1 9 9 5 Berlin. Der Sohn eines Malers machte 1918-22 eine Lehre als technischer Zeichner, nahm 1 9 2 2 / 2 3 an Kursen am Bauhaus in Weimar teil und bildete sich bei verschiedenen Bildhauern weiter. In Berlin wurde er 1926 Mitglied der Roten Hilfe und 1928 der KPD, beteiligte sich 1933 in einer Künstlergruppe am Widerstand und emigrierte 1935 nach Prag. B. wurde 1 9 3 7 / 3 8 Vorsitzender des Oskar-Kokoschka-Bundes, ging 1939 nach London, w u r d e 1940 in Kanada interniert und ließ sich 1941 in Derby nieder. In der Exilzeit war er Mitbegründer des Freien Deutschen Kulturbundes. 1947 kehrte B. nach Berlin zurück, arbeitete 1948-50 bei der Satirezeitschrift „Ulenspiegel", 1950-58 als Dozent an der Hochschule f ü r Bildende Kunst und danach als freischaffender Künstler in der D D R . B. war Mitglied der A k a d e m i e der Künste und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Sein Werk greift mit dem Hauptthema Verfolgung auf eigene Erfahrungen zurück und u m f a ß t Gipsfiguren, Metallgüsse, Skulpturen (Geschlagener Jude, 1943), Porträts (E. Busch, 1955) und Graphiken. B. schuf auch Denkmäler (u. a. Karl-Liebknecht-Forum, Potsdam, 1984). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 49. - Renate Hagedorn: Β., T. In: A K L , Bd. 6, 1992, S. 409. - Τ. B. Hrsg. Kunsthalle Erfurt. Erfurt 2004. B a l k , Theodor, urspr. Fodor Dragutin, auch Τ. K. Fodor, Schriftsteller, Mediziner, * 2 2 . 9 . 1 9 0 0 Semlin bei Belgrad, t 2 5 . 3 . 1 9 7 4 Prag. N a c h dem Medizinstudium in Z a g r e b und Wien (Promotion 1925) ließ sich B. in Belgrad nieder, w o er auch Beiträge f ü r die kommunistische Presse verfaßte. 1929 wanderte er aus politischen Gründen nach Deutschland aus, wurde Mitglied der K P D und schrieb f ü r die „Linkskurve" und die „Rote Fahne". 1933 über Prag nach Paris emigriert, war er Mitarbeiter deutschsprachiger Exilperiodika, darunter „Internationale Literatur", „Neue Deutsche Blätter" und „Das Wort". Seit 1936 nahm B. als Bataillonsarzt der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil, kehrte 1939 nach Frankreich zurück, wurde interniert und konnte 1941 nach Mexiko fliehen, w o er einer der führenden Mitarbeiter der Zeitschrift „Freies Deutschland" wurde. B. kehrte 1945 nach lugoslawien zurück und siedelte 1948 mit seiner Familie nach Prag um. Er schrieb vor allem Reportagen im Stil Egon Erwin —> Kischs sowie Erzählungen; sein bekanntestes Werk ist Das verlorene Manuskript (1935). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 4 9 f. B a l l , Ernst Friedrich, evang. Theologe, Publizist, * 2 0 . 1 0 . 1 7 9 9 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 17.12.1885. N a c h dem Studium in Tübingen, w o er sich mit Ludwig Hofacker befreundete, wurde B. Kandidat in Repelen bei M o ers, 1823 Pfarrer in Hörstgen. 1838 k a m er nach Radevormwald und wurde bald Superintendent der Synode Lennep. B. gab seit 1828 das „Missionsblatt" der Missionsgesellschaft in B a r m e n heraus, war Mitverfasser des rheinischen Unionskatechismus und 1851 einer der Begründer der „Reformierten Kirchenzeitung". Seit 1857 lebte er als Pfarrer in Kreuznach, 1862-73 als Konsistorialrat in Koblenz. B. verfaßte Beiträge antirationalistischen Inhalts f ü r die Monatsschrift „Stimmen aus und zu der streitenden Kirche". LITERATUR: Robert Cleff: E. F. B. Neukirchen 1900. Friedrich W . Bautz: Β., E. F. In: B B K L , Bd. 1, 1990, S. 356. B a l l , Hugo, Schriftsteller, lournalist, * 2 2 . 2 . 1 8 8 6 Pirmasens, t 1 4 . 9 . 1 9 2 7 Sant' Abbondio (heute zu Gentilino, Kt. Tessin). B., Sohn eines Schuhfabrikanten, brach 1910 sein Studium der Geisteswissenschaften in M ü n c h e n ab und wurde Dramaturg, u . a . an den Münchener Kammerspielen (1913/14).
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E r förderte expressionistische Dramatiker und beschäftigte sich seit 1910 mit Anarchismus. 1914 zunächst kriegsbegeistert, war er bis 1915 in der Redaktion der „Aktion" tätig und zog schließlich mit E m m y Hennings (—> Ball-Hennings) in die Schweiz (Heirat 1920). In Zürich gründete B. 1916 mit anderen das „Cabaret Voltaire", das zum Treffpunkt der pazifistischen Emigration wurde, sowie die „Galerie Dada". 1917-20 war er Mitarbeiter der Berner „Freien Zeitung" und schrieb u. a. politische Kommentare. Später wandte er sich dem Katholizismus zu. B. war eng mit H e r m a n n Hesse befreundet, dessen Biographie er 1927 veröffentlichte. Neben expressionistischen und dadaistischen Arbeiten schrieb B. u . a . Zur Kritik der deutschen Intelligenz (1919, Nachdr. 1980, 2 1991). Die Tagebuchnotizen der Jahre 1914-21 erschienen 1927 unter d e m Titel Die Flucht aus der Zeit (Neuausg. 1992). WERKE: Sämtliche Werke und Briefe. Göttingen 2003 ff. LITERATUR: E m m y Ball-Hennings: Η. B. Sein Leben in Briefen und Gedichten. Berlin 1 3 1930. - E m m y BallHennings: Ruf und Echo. Mein Leben mit Η. B. Einseideln u. a. 1953. - Ruth Schaumann: Β., H. In: N D B , Bd. 1 1953, S. 559 f. - Gerhardt Steinke: The life and work of Η. Β. Den H a a g / P a r i s 1967. - Sabine Werner-Birkenbach: Η. B. und Hermann Hesse - eine Freundschaft, die zu Literatur wird. Kommentare und Analysen zum Briefwechsel, zu autobiographischen Schriften und zu Balls Hesse-Biographie. Stuttgart 1995. - E r d m u t e Wenzel White: The magic bishop. Η. B „ Dada poet. Columbia, S C 1998. - Cornelius Zehetner: Η. B. Portrait einer Philosophie. Wien 2000. - Christoph Schmidt: Die Apokalypse des Subjekts. Ästhetische Subjektivität und politische Theologie bei Η. B. Bielefeld 2003. Elisabeth Nehring: Dadaistische Zauberpossen. Η. B. zwischen Meriten, Magie und Mystizismus. In: Dies.: Im Spannungsfeld der M o d e r n e . Theatertheorien zwischen Sprachkrise und „Versinnlichung". Tübingen 2004, S. 136-193. B a l l - H e n n i n g s , E m m y , geb. Cordsen, Pseud. E m m y Hennings, Charlotte Leander, Schriftstellerin, * 1 7 . 1 . 1 8 8 5 Flensburg, f 1 0 . 8 . 1 9 4 8 Sorengo (Kt. Tessin). Einer Seemannsfamilie entstammend, arbeitete B.-H. nach der Volksschule als Dienstmädchen, bevor sie achtzehnjährig heiratete und sich einer Wanderbühne anschloß. Nach kurzer E h e trennte sie sich von ihrem Mann und reiste als Vortragskünstlerin durch Deutschland. Seit 1914 war B.-H. Mitarbeiterin des „Simplicissimus" in München, w o sie u. a. ihren späteren M a n n H u g o —>Ball (Heirat 1920) kennenlernte; 1915 emigrierten beide in die Schweiz. In Zürich wurde sie Mitbegründerin des „Cabaret Voltaire" und der „Galerie Dada". Zuletzt lebte sie im Tessin und war eng mit H e r m a n n Hesse befreundet, der 1956 ihre Briefe an Hermann Hesse herausgab. B.-H. schrieb expressionistische Gedichte (Die letzte Freude, 1913), Märchen- und Legendennacherzählungen ( M ä r c h e n am Kamin, 1943) sowie Erinnerungsliteratur an H u g o Ball, darunter Ruf und Echo. Mein Leben mit Hugo Ball (1953). LITERATUR: Ε. Β. H. 1885-1948. „ich bin so v i e l f a c h . . . " Red. Bernhard Echte. F r a n k f u r t / M a i n 1999. - Bärbel Reetz: E. B.-H. Leben im Vielleicht. Eine Biographie. Frankfurt/ Main 2001. B a l t z e r , Eduard Wilhelm, freigemeindlich-protestantischer Theologe, * 2 4 . 1 0 . 1 8 1 4 Hohenleina (Reg.-Bez. Merseburg), t 2 4 . 6 . 1 8 8 4 Durlach (heute zu Karlsruhe). N a c h philologischen und theologischen Studien in Leipzig und Halle (1834-38) w a r B., Sohn eines Pfarrers und Kreisschulinspektors, seit 1841 Diakon in Delitzsch. 1845 in Halle sowie an der Kirche St. Nikolai in Nordhausen z u m Pfarrer berufen, wurde er vom Konsistorium als Anhänger der „Protestantischen Freunde" nicht bestätigt. 1847 gründete B. mit dem Kirchenkollegium von St. Nikolai in Nordhausen eine
Bandmann freireligiöse protestantische Gemeinde, der er bis 1881 angehörte; 1859-81 war er Vorstand des Bundes freireligiöser Gemeinden. Als Stadtverordneter, im Frankfurter Vorparlament und in der preuß. Nationalversammlung war er politisch tätig, setzte sich für soziale R e f o r m ein (u. a. gründete er 1851 den ersten Kindergarten) und rief 1867 den ersten deutschen Vegetarierverein ins L e b e n ; 1868-85 gab er dessen Vereinsblatt, die „Vegetarier-Zeitung", heraus. B. veröffentlichte u. a Allgemeine Religionsgeschichte (1854), Das Leben Jesu ( 1 8 6 0 , 2 1 8 6 0 ) , Die natürliche Lebensweise (4 Tie., 1867-72) und Ideen zur sozialen Reform (1873). Seine Erinnerungen wurden postum (1907) veröffentlicht. WEITERE WERKE; Delitzsch-Halle-Nordhausen oder mein Weg aus der Landeskirche in die freie protestantische Gemeinde. Leipzig 1847. - Alte und neue Weltanschauung. 4 Bde., Nordhausen 1850-59. - Vegetarianisches Kochbuch. Nordhausen 3 1869. Neu bearb. v. Karl Lentze und Kurt Kühne. Leipzig 2 2 1939. - Gott, Welt und Mensch. Grundlinien der Religionswissenschaft in ihrer neuen Stellung und Gestaltung. Nordhausen 1869. - Unter dem Kreuz des Kriegs. Betrachtungen über die Ereignisse von 1870-71 in gleichzeitigen Aufzeichnungen. Nordhausen 1871. - Ideen zur sozialen Reform. Nordhausen 1873. - Fünf Bücher vom wahren Menschenthume. Ein Hausfreund. Leipzig 1880. LITERATUR: Heinrich Heine: Ε. B. In: Mitteldeutsche Lebensbilder. Bd. 4. Magdeburg 1929, S. 322-341. - Bruno Sauer: Β., E. W . In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 570. - Helmut Obst: Β., E. W. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1082. B a m m , Peter, eigentl. Curt Emmerich, Schriftsteller, Mediziner, * 2 0 . 1 0 . 1 8 9 7 Hochneukirch (Sachsen), t 3 0 . 3 . 1 9 7 5 Zürich. B. studierte 1919-23 Medizin und Sinologie in Göttingen, Freiburg und F r a n k f u r t / M a i n (Dr. med.), lebte zeitweise in Paris und London; als Schiffsarzt f u h r er zur See. 1 9 2 8 / 2 9 unternahm er im Auftrag einer F i r m a eine Reise nach China. 1938 ließ er sich als Chirurg in Berlin nieder. Im zweiten Weltkrieg war er Stabsarzt an der Ostfront. Seit 1947 lebte B. als freier Schriftsteller in Baden-Baden, später in Zollikon. Seit den zwanziger Jahren schrieb er regelmäßig heiter-ironische Feuilletons f ü r die „Deutsche Allgemeine Zeitung" und die „Deutsche Z u k u n f t " . B.s literarischer Erfolg begann mit der Veröffentlichung von Kriegs- und Reiseerinnerungen Anfang der f ü n f z i g e r Jahre. Sein vor allem im Roman Die unsichtbare Flagge (1952, , 3 1994) postuliertes Kameradschaftsideal erregte Kritik. B.s Autobiographie Eines Menschen Zeit erschien 1972 (®1974). WEITERE WERKE: Die kleine Weltlaterne. Stuttgart 1935. Neuausg. 1953. - Ex ovo. Essays Uber die Medizin. H a m burg 1948. Neuausg. Stuttgart 1967. F r ü h e Stätten der Christenheit. München 1955, l 4 1966. - An den Küsten des Lichts. München 1961, 3 1962. - A d a m und der Affe. Stuttgart 1969. LITERATUR: Gabriel Peterli: P. B., der humanistische Arzt und Schriftsteller. Zu seinem 65. Geburtstag am 20. Okt. 1962. In: Schweizer M o n a t s h e f t e 4 2 (1962) 7, S. 774-778. Robert J. Müller: Medizinisches im Werk von P. B. Diss. Düsseldorf 1986. B a m p i , Richard, Keramiker, * 1 6 . 6 . 1 8 9 6 A m p a r o bei Säo Paulo, f 1 0 . 7 . 1 9 6 5 Kandern. 1 9 1 7 / 1 8 schuf B. Graphiken für die Zeitschriften „Die Aktion" und „Orkan" und studierte 1918 Architektur bei Theodor Fischer an der T H München, 1919 bei Walter Gropius am Weimarer Bauhaus. Seit einer Studienreise in die Schweiz und nach Florenz 1920 w i d m e t e sich B. verstärkt bildhauerischen und keramischen Werken, 1923 entstanden in Wien auch Silberarbeiten. Nach d e m Vorbild der Wiener Werkstätten gründete B. 1924 in Rio de Janeiro die „Kunstwerkstätten Rio", zu der eine Keramikwerkstatt („Arte National de Ceramica") gehörte. Im folgenden Jahr übernahm
er das väterliche Architekturbüro in Freiburg. 1927 folgte die G r ü n d u n g der „ F a y e n c e M a n u f a k t u r Kandern", an der er seit den dreißiger Jahren (vor allem asiatische) Glasurtechniken erforschte und erprobte. Seit den fünfziger Jahren schuf er asymmetrische und vegetabilisch-organische F o r m e n sowie Baukeramik. B a n c k , Otto (Alexander), Schriftsteller, Journalist, * 1 7 . 3 . 1 8 2 4 Magdeburg, f 5 . 5 . 1 9 1 6 Dresden. B. studierte seit 1842 Geschichte, Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte, bereiste seit 1845 gemeinsam mit seinem Bruder Karl B. Italien und ließ sich schließlich in Dresden nieder, w o er Kunst-, Literatur- und Theaterkritiker der „Konstitutionellen Zeitung" und des „ D r e s d e n e r Tagblatts" wurde. 1859-65 lebte B. in M ü n c h e n und unternahm Studienreisen in die Alpenländer. Seit 1865 wieder in Dresden ansässig, w u r d e er 1871 Feuilletonredakteur des „Dresdener Journals", 1885 Prof. der Literatur- und Kunstgeschichte und schließlich Chefredakteur des „ D r e s d e n e r Journals" (1886-94). B. veröffentlichte u . a . das Literarische Bilderbuch (3 Bde., 1866). WEITERE WERKE: Gedichte. Leipzig 1858. - Alpenbilder. Schilderungen aus Natur und Leben in der Alpenwelt. 2 Bde., Leipzig 1863, 2., v e r m . Aufl. 1869. - Kritische Wanderungen in drei Kunstgebieten. Licht- und Schattenbilder zur Geschichte u n d Charakteristik der deutschen B ü h n e , m o dernen Literatur und bildenden Kunst. 2 Bde., Leipzig 1865. B a n d , Moritz, Pseud. Ego, Stephan Schräder, österr. Schriftsteller, Journalist, * 8 . 1 0 . 1 8 6 4 Wien, t 2 9 . 7 . 1 9 3 2 Linz. B. trat nach der Gymnasialzeit als Sekreteär in Adolf —»Hartlebens Verlag ein, w a r 1894-1908 leitender R e d a k t e u r der Illustrierten „Wiener Bilder" sowie ständiger Mitarbeiter des „Wiener Tagblatts". 1908 wechselte er als Herausgeber zur Wochenschrift „Der F r e m d e n v e r k e h r " und kehrte 1915 als C h e f r e d a k t e u r zu den „Wiener Bildern" zurück. N e b e n zu seiner Zeit vielgelesenen R o m a n e n , Novellen und H u m o r e s ken veröffentlichte B. Libretti, kunst- und musikkritische Arbeiten, Reiseliteratur (Dalmatien. Land der Sonne, 1910) sowie Sportbücher und eine Enzyklopädie des buchhändlerischen Wissens (1887). WEITERE WERKE: Liebe. Vier Novellen. Berlin 1895. - Ketten. M o d e r n e r Liebesroman Faust'scher Seelen. 2 Bde., Berlin 1898. B a n d e m e r , Susanne von, geb. von Franklin, Schriftstellerin, * 2. 3 . 1 7 5 1 Berlin, f 3 0 . 1 2 . 1 8 2 8 Koblenz. B., Nichte B e n j a m i n Franklins, war in erster Ehe mit dem preuß. Offizier B a n d e m e r verheiratet, zu dem sie nach einer gescheiterten zweiten E h e wieder zurückkehrte. B. w a r mit Karl Wilhelm Ramler, A n n a Luise Karsch, Christoph Martin - » W i e l a n d und Johann Gottfried —> Herder b e f r e u n d e t und veröffentlichte u. a. im „Berliner M u s e n a l m a n a c h " und im „Neuen teutschen Merkur". B. stand im Ruf, eine gelehrte Dichterin zu sein, schrieb vor allem Lyrik und D r a m e n sowie kleinere P r o s a f o r m e n , in die sie zum Teil antike oder mythologische Anspielungen einfließen ließ. Ihr empfindsamer R o m a n Klara von Bourg, eine wahre Geschichte (1798) trägt autobiographische Züge. B a n d m a n n , E u g e n , Jurist, Politiker, * 7 . 5 . 1 8 7 4 Breslau, t 2 0 . 1 0 . 1 9 4 8 N e w York. Nach Abschluß seiner Studien in Breslau (Dr. jur.) ließ sich B. dort 1900 als Rechtsanwalt nieder. Er trat in die S P D ein, w a r 1919-33 zunächst Stadtverordneter in Breslau, später Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung und Mitglied des Provinziallandtags Niederschlesien, Mitglied des Provinzrats und Vorstandsmitglied des Preußischen
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Bang Städtetags. 1933 floh er vor der drohenden Verhaftung über die Schweiz nach Prag und konnte 1938 in die U S A emigrieren. B. war danach als Rechtsberater f ü r Emigranten tätig und hielt Vorträge in amerikanischer Bürgerkunde. Er war Mitarbeiter des „ A u f b a u " , Vorstandsmitglied des N e w World C l u b und Mitglied des Exekutivkomitees der von Albert Grzesinski gegründeten Association of Free Germans.
Bang,
Paul (Franz), Pseud. Wilhelm Meister, Spectator Germanicus, Paul Franz, Eckart Mach, Jurist, Politiker, * 1 8 . 1 . 1 8 7 9 Meißen, t 3 1 . 1 2 . 1 9 4 5 Hohenfichte bei Chemnitz. Von Beruf Jurist (1904 Dr. jur.) und Finanzbeamter, verließ B. 1919 aus politischen Gründen als Oberfinanzrat den Staatsdienst. Er war Schriftleiter der „Deutschen Zeitung" und gründete 1924 die „Deutsche Industriellen-Vereinigung" und den „Bund für Nationalwirtschaft und Werksgemeinschaft". Als führendes Mitglied des „Alldeutschen Verb a n d s " und der „Vaterländischen Verbände Deutschlands" b e k ä m p f t e er vor allem in der Zeitschrift „Deutschlands E r n e u e r u n g " die Finanzpolitik der Weimarer Republik. 1928-33 war B. für die Deutschnationale Volkspartei Mitglied des Reichstags, dem er 1933-45 als Gast der N S D A P angehörte. 1933 von Alfred —»Hugenberg als Staatssekretär ins Reichswirtschaftsministerium berufen, nahm er an der Londoner Weltwirtschaftskonferenz teil, schied dann aber aus dem A m t und wurde wiederholt mit einer Anklage wegen Hochverrats bedroht. Neben zahlreichen Aufsätzen und Flugschriften publizierte er u . a . Geld und Währung (1932, 4., erweiterte Aufl. 1933).
B a r f u ß , Grischa, Musiker, Intendant, Theater- und Musikkritiker, * 1 . 3 . 1 9 1 7 Wilna, t 2 8 . 1 1 . 1 9 9 5 Düsseldorf. Nach dem Studium der Theaterwissenschaften, Musik, Literatur und Geschichte an der Univ. Köln, an der er 1946 mit der Arbeit Thealer der deutschen Romantik promoviert wurde, und der Ausbildung zum Konzertviolinisten war B. als Theater- und Musikkritiker tätig, ehe er 1953 Chefdramaturg an den Wuppertaler B ü h n e n wurde. 1955-57 war er Schauspieldirektor in Düsseldorf, 1958-64 Generalintendant in Wuppertal und 1964-86 Generalintendant der Deutschen Oper a m Rhein in Düsseldorf-Duisburg, die unter seiner Leitung zu einem der führenden Opernhäuser Deutschlands wurde. Während seiner Intendanz an der Rheinoper wurden mehr als 200 Inszenierungen realisiert, die B. in den Dienst der Stabilisierung der Oper als Ensembletheater stellte. 1973 erhielt er an der Musikhochschule Rheinland eine Professur f ü r Theaterwissenschaft, Opern-Analyse und Bühnenbildnerei. B. war Herausgeber der Zeitschriften „Kunst und Gesellschaft" und „Theater und Zeit" (seit 1953) sowie der „Buchreihe des Düsseldorfer Schauspielhauses". WEITERES WERK: Kußbrevier: Eine kleine Anthologie der Zärtlichkeit. Düsseldorf 1959.
B a r a c h , Moritz, Pseud. Dr. Märzroth, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 1 . 3 . 1 8 1 8 Wien, t 1 4 . 2 . 1 8 8 8 Salzburg. Nach dem Studium in Wien war B. Arzt, seit 1837 Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften (u. a. der „Wiener Theaterzeitung"). 1 8 4 6 / 4 7 gab er das humoristische A l b u m Brausepulver heraus und gründete u. a. die Zeitschriften „Die komische Welt" und das „Wiener Feuilleton". 1850 wurde sein Lustspiel Compromittiert in Prag uraufgeführt. 1860-70 schrieb er für die Zeitschrift „Über Land und M e e r " die Wiener Croquis, die sich zu einer fortlaufenden Chronik des Wiener intellektuellen und literarischen Lebens entwickelten. Nachdem B. in Baden bei Wien und in Wien gelebt hatte, übersiedelte er 1869 nach Salzburg, w o er neben zahlreichen Humoresken und Schauspielen 1878 Gedichte im Salzburger Dialekt (Bitt' gar schö' - Singa laß'n!, 2., verm. Aufl. 1883) veröffentlichte.
B a r k h a u s e n , Heinrich Ludwig Willibald, Jurist, * 1742 Niederbarkhausen (Lippe), t 1 9 . 6 . 1 8 1 3 Hayn (Stollberg). B. wurde 1764 an der Juristischen Fakultät der Univ. Halle promoviert. Zuerst Kriegs-, D o m ä n e n - und Steuerrat in Ellrich, dann Kriegsrat in Magdeburg, wurde er schließlich Stadtpräsident und Kriegs- und Steuerrat in Halle. 1798 bat er um seine Entlassung und privatisierte danach in Ellrich. Über B.s Leben ist weiter nichts bekannt. Seine aufklärerischen Gesinnungen schlagen sich in seinen Schriften und seinem Handeln nieder. Vielleicht im Z u s a m m e n h a n g mit der Göttinger Preisfrage von 1772 über die Anlegung öffentlicher Kornmagazine, veranlaßt durch die zeitgenössischen Hungersnöte, befaßte sich B. mit d e m T h e m a des Getreidehandels. Er veröffentlichte Briefe über die Polizei des Kornhandels (1773) und übersetzte aus dem Französischen die entschieden antiphysiokratischen Dialoge über die Regierungskunst, vornehmlich in Rücksicht auf den Getreidehandel (1770 bzw. 1777) des neapolitanischen Aufklärers Ferdinando Galiani. Dreißig Jahre später publizierte B. die Polizei des Getreidehandels (1804). Mit d e m Finanz- und Steuerwesen hat er sich zeitlebens in Artikeln in führenden zeitgenössischen Zeitschriften beschäftigt. Mit dem Halleschen Philosophen Ludwig Heinrich Jakob gab B. die kurzlebigen „Magdeburg-Halberstädtischen Blätter" heraus (1801). N a c h dem Tod seines Bruders Viktor B., eines Lippischen Stadtrichters in Lemgo, veröffentlichte B. dessen Bemerkungen über die Todesstrafe (1805), eine Sammlung von Aufsätzen, die in den siebziger Jahren im „Deutschen M u s e u m " erschienen waren und die Todesstrafe ablehnten. WEITERE WERKE: Statistische und politische Bemerkungen bei Gelegenheit einer Reise durch die Vereinigten Niederlande. Leipzig 1788 (vorher stückweise im „Deutschen Museum", 1781. Neudr. Leipzig 1805). - Ueber das sicherste Mittel, die Duelle, besonders auf hohen Schulen, zu verbieten. L e m g o 1790 (vorher anonym im „Teutschen Merkur"). Natürliche Moral in Briefen eines Vaters an seine Tochter. L e m g o 1792. Johan van der Zande
WEITERE WERKE: Lieder, Bilder und Geschichten. Gedichte in niederösterreichischer Mundart. Berlin 1854 - Nur Raffinement! Original-Lustspiel in einem Aufzuge. Berlin 1857. Der Marquis. Schauspiel in einem A u f z u g e Wien 1869. Schattenspiele aus dem alten und neuen Wien. Culturhistorische Croquis. Wien 1872. - Lachende Geschichten. H u m o ristische Erzählungen und heitere Skizzen. 4 Bde., Leipzig 1880-82.
B a r l a c h , Ernst, Bildhauer, Graphiker, Schriftsteller, * 2 . 1 . 1 8 7 0 Wedel (Holstein), t 2 4 . 1 0 . 1 9 3 8 Rostock. B., Sohn eines Landarztes, studierte 1888-91 an der Gewerbeschule Hamburg, 1891-95 an der Kunstakademie Dresden (seit 1902 Meisterschüler bei Robert Diez) und 1 8 9 5 / 9 6 in Paris u . a . an der Academie Julian. Nach Aufenthalten in Altona und Hamburg ( 1 8 9 8 / 9 9 ) , Berlin (1899-1901),
WEITERE WERKE: Judas Schuldbuch. Eine deutsche Abrechnung. M ü n c h e n l J l 1919, 6 1924. - Volkswirtschaft und Volkstum. Langensalza 1923, 5 1926. - Grundursachen der Wirtschaftsnöte. Langensalza 1 "'1936. - Aphorismen zur Wirtschaftsweisheit. Göttingen 1937. - Die farbige Gefahr. Göttingen 1 2 1938. - Amerika. Stuttgart 1941. LITERATUR: Anton Ritthaler: B „ P. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 575 f. - Dieter Niederstadt: Rechtsradikale Wirtschaftsund Gesellschaftsvorstellungen in der Weimarer Republik zwischen Spannschule und Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung von P. B. Diss. Univ. Münster 1972. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 32.
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Bartels Wedel (1901-04) und einer Lehrtätigkeit an der KeramikFachschule Höhr-Grenzhausen war er bis 1910 in Berlin ansässig. Er arbeitete in jenen Jahren als Karikaturist f ü r die , J u g e n d " und den „Simplicissimus" (1897-1908) und bewegte sich als Keramiker und Plastiker noch in den Grenzen von Jugendstil und Symbolismus, ehe er 1906 auf einer Sommerreise nach Rußland und in die Ukraine in seelisch erschütterndem Erleben seinen eigenen expressiven, blockhaft-schweren, von psychischer Ausdruckskraft erfüllten Stil fand (ζ. B. Russische Bettlerin mit Schale, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen). 1907 begann mit der Arbeit am D r a m a Der tote Tag (1912 in der Pan-Presse mit 27 eigenen Lithographien ediert) seine Tätigkeit als Schriftsteller, der in der Folgezeit mit weiteren D r a m e n und zwei R o m a n f r a g m e n t e n (Seespeck, entstanden 1 9 1 3 / 1 4 ; Der gestohlene Mond, entstanden 1 9 3 6 / 3 7 ) ein seiner verinnerlichten, expressiven Bildkunst z w a r verwandtes, aber nicht deckungsgleiches Ausdrucksmedium f ü r die ihn bedrängenden Probleme kultivierte. 1909 erhielt er das Villa-RomanaStipendium für einen Florenzaufenthalt. Obgleich Mitglied der Berliner Sezession, seit 1914 der Freien Sezession, blieb B., der sich 1910 ins mecklenburgische Güstrow zurückzog, innerhalb des deutschen Expressionismus ein Einzelgänger. Während seine der Plastik verwandten Holzschnitte von lapidar-herber Ausdruckskraft erfüllt sind, sind die Lithographien und Zeichnungen mehr gestisch-dynamisch aufgefaßt, wobei in allen seinen Medien i m m e r die religiös-ethische, oft auch gesellschaftskritische Humanität des Mahners bestimmend blieb. Im unruhevollen Jahrzehnt des Ersten Weltkriegs, den B. selbst 1 9 1 4 / 1 5 als L a n d s t u r m m a n n in Sonderburg erlebte, traten neben dem K a m p f t h e m a (1910-16 Holzskulpturenzyklus zum Berserker) verstärkt biblische M o t i v e (seit 1911 zunächst in der Graphik vor allem zur Apokalypse, von 1917 an auch in der Plastik) auf. Das Nachkriegselend f a n d seinen Niederschlag z . B . in der Holzschnittfolge Kindertod (1919) und in Holzbildwerken wie Das Grauen (Essen, Folkwang-Museum). Mit der A u f n a h m e in die Preußische Akademie der Künste 1919 und den von Paul - > C a s s i r e r zwischen 1920 und 1929 verlegten D r a m e n (Die echten Sedemunds, 1920; Der Findling, 1922; Die Sündflut, 1924; Der blaue Boll, 1928; Die gute Zeit, 1929) und Holzschnittzyklen Die Wandlungen, Walpurgisnacht und An die Freude fand B. als Bild- wie Wortkünstler bald breite Anerkennung. Der Dramatiker B. gestaltete dabei in bilderreicher Sprache vor allem im Schicksal und der Entwicklung introvertierter, gottsuchender Leidensfiguren den Kampf zwischen Gut und Böse, den Generationskonflikt namentlich zwischen Vater und Sohn, die Absage an das Diesseits zugunsten des Geistes und die Notwendigkeit der Heilsgewinnung. 1924 erhielt er den Kleistpreis. Seit 1926 begann er öffentliche Aufträge zu plastischen Antikriegs-Denkmalen zu realisieren: 1927 das Ehrenmal im Güstrower D o m und 1 9 2 8 / 2 9 das im M a g deburger Dom, 1928 den Geisteskämpfer in Kiel, 1931 das Ehrenmal in Hamburg. Doch setzten schon Angriffe der Reaktion ein, so daß B. seine D e n k m a l s e n t w ü r f e für Malchin (1929) und Stralsund (1932) zurückziehen mußte und der letzte Großauftrag des Figurenfrieses an der Lübecker Katharinenkirche unvollendet blieb (von 16 Figuren nur drei). 1931 bezog er sein neues Haus a m Heidberg in Güstrow und wurde 1933 in die Friedensklasse des Ordens Pour le merite gewählt. Doch gleichzeitig begann die nationalsozialistische Verfolgung seiner Werke, die 1937 in der Beschlagnahme von 381 Arbeiten gipfelte. Letzte Werke wie Das schlimme Jahr 1937 oder Frierende Alte reflektieren das Erleben des Ausgestoßenseins. Erst nach d e m Krieg wurde B. gewürdigt und sein Werk in verschiedenen Gedenkstätten (1953 und 1978 in Güstrow, 1956 Ratzeburg, 1962 Stiftung
H. F. R e e m t s m a , H a m b u r g ) gesammelt. Zahlreiche Werke befinden sich in der Kunsthalle Bremen. WEITERE WERKE: Ein selbsterzähltes Leben. Berlin 1928. Die Prosa. 2 Bde., M ü n c h e n 1 9 5 8 / 5 9 . - Die Briefe. 2 Bde., M ü n c h e n 1 9 6 8 / 6 9 . - Das dichterische Werk. Hrsg. v. Friedrich Droß. 3 Bde., M ü n c h e n 1973-85. LITERATUR: Ε. B.-Bibliographie. Berlin 1972. - Willi F l e m ming: B „ der Dichter. 1933. - Gerhard Lietz: Das S y m b o lische in der Dichtung B.s. Diss. M a r b u r g 1937. - Friedrich Schult: Ε. B. Werkverzeichnis. Bd. 1: Plastik. H a m b u r g 1960. Bd. 2: Graphik. H a m b u r g 1958. Bd. 3: Zeichnungen. Hamburg 1971. - Carl Dietrich Carls: Ε. B. Das plastische, graphische und dichterische Werk. Berlin 1931 (Nachauflagen erweitert bis 1968, 1980 englisch). - Henning Falkenstein: Ε. B. Berlin 1978. - Ernst Piper: Ε. B. und die nationalsozialistische Kunstpolitik. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1983. Elmar Jansen: Ε . B. Berlin 1984. - Peter Paret: A n artist against the Third Reich: Ε. Β., 1870-1938. C a m b r i d g e u . a . 2003. Günter Meißner B a r s i g , Franz, Journalist, Rundfunkintendant, * 2 2 . 2 . 1 9 2 4 Beuthen (Oberschlesien), t 2 0 . 1 2 . 1 9 8 8 Göttingen. B., ein ausgebildeter Lehrer, w a r nach der Teilnahme a m Zweiten Weltkrieg kurzzeitig in Helmstedt im Schuldienst tätig. E n d e 1945 wurde er Korrespondent der „Braunschweiger Zeitung", wechselte zur kommunistischen „Hannoverschen Volksstimme", 1947 als stellvertretender Büroleiter zur Deutschen Nachrichtenagentur in Hannover. 1948 übernahm B., inzwischen SPD-Mitglied, die Leitung der Ressorts Innen- und Wirtschaftspolitik beim Parteiorgan „Vorwärts". 1954 w u r d e er Pressereferent der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion in Bonn, 1958 Sprecher des SPD-Parteivorstands. Seit 1965 war er Chefredakteur des „Aktuellen P r o g r a m m s " und stellvertretender Intendant beim Deutschlandfunk, 1968-77 Intendant des Senders Freies Berlin. Von 1978 an lebte B. als freier Journalist in B o n n und veröffentlichte u. a. Die öffentlich-rechtliche Illusion - Medienpolitik im Wandel (1981). WEITERE WERKE: Rundfunk-Intendanten, K o m m u n i k a t o r e n oder Manager? Rechtsstellung, Selbstverständnis und publizistischer Status der Leiter öffentlich-rechtlichen R u n d funkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland. Eingel. und hrsg. v. Heinz-Dietrich Fischer. B o c h u m 1979. - Der entmündigte Bürger. In: Die neue Ordnung in Kirche, Staat, Gesellschaft, Kultur 34 (1980) 1, S. 1-12. - Gefragt: Christian Schwarz-Schilling. B o r n h e i m 1986. LITERATUR: F. B. In: Der Journalist 15 (1965) 11, S. 2 2 f. F. B. neuer SFB-Intendant. In: Der Journalist 18 (1968) 3, S. 22. B a r t e l s , Adolf, Literarhistoriker, Schriftsteller, * 1 5 . 1 1 . 1 8 6 2 Wesselburen (Holstein), t 7 . 3 . 1 9 4 5 Weimar. Der Sohn eines Schlossermeisters studierte 1885-87 in Leipzig Geschichte, Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte und veröffentlichte 1886 mit Peter Boje von Heise seine erste Erzählung aus der Dithmarscher Heimat. Nach längeren Reisen durch Sachsen, Süddeutschland und Italien übernahm B. 1889 die Leitung der Redaktion der „Didaskalia", der literarischen Beilage des „Frankfurter Journals". 1895 ließ er sich als Schriftsteller in Weimar nieder. B., der der Heimatkunstbewegung angehörte und 1900 mit Friedrich —»Lienhard die Zeitschrift „ H e i m a t " gründete, schrieb Gedichte, R o m a n e (Die Dithmarscher, 1898) und Dramen. Er veröffentlichte ferner Dichterbiographien, H a n d b ü c h e r zur deutschen Literatur und gab Anthologien heraus. Seine Geschichte der deutschen Literatur (2 Bde., 1901 / 0 2 ; 3 Bde., 1924-28) war wegen der völkisch-rassistischen und antisemitischen Tendenz während der nationalsozialistischen Zeit
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Bartels eines der Standardwerke der Literaturgeschichte. B. gab „Deutsches Schrifttum. Betrachtungen und Bemerkungen" (1909-17, 1920-33) und die Monatblätter „Die deutsche Not" (1918/19) heraus. Zu seinen autobiographischen Schriften gehören Kinderland. Erinnerungen an Hebbels Heimat (1914) und Meine Lebensarbeit (1932). 1942 wurde B. Ehrenmitglied der NSDAP. WEITERE WERKE: Heine-Genossen. Zur Charakteristik der deutschen Presse und der deutschen Parteien. Dresden 1907. - Rasse. Sechzehn Aufsätze zur nationalen Weltanschauung. Hamburg 1909. 2., verm. Aufl. unter dem Titel: Rasse und Volkstum. Weimar 1920. - Einführung in die Weltliteratur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart im Anschluß an das Schaffen Goethes. 3 Bde., München 1913. Weshalb ich die Judenbekämpfe. Eine deutliche Auskunft. Hamburg 1919. - Der völkische Gedanke. Ein Wegweiser. Weimar 1923. - Der Nationalsozialismus. Deutschlands Rettung. Leipzig 1924, 3 1925. - Goethe, der Deutsche. Frankfurt 1932. LITERATUR: Walter Goetz: B„ A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 597. - Hillesheim/Michael, 1993, S. 29-37. - Steven Fuller: The Nazis' literary grandfather. Α. Β. and cultural extremism, 1871-1945. New York u.a. 1996. - Thomas Rösner: A. B. In: Uwe Puschner/Walter Schmitz/Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen Bewegung" 1871-1918. München 1996, S. 874-894. - Manfred Stoppel: Α. B. Eine Bio-Bibliographie. Toppenstedt 2002. Bartels, Wolfgang von, Komponist, * 21.7.1883 Hamburg, t 21.4.1938 München. B., Sohn des Malers Hans von B., lebte nach dem Musikstudium in München (1901-03) und Paris (1904-09) als Komponist in München; er war als Musikkritiker für verschiedene deutsche Zeitungen tätig. Neben Kompositionen für Streichorchester, Liedern und dem Musikmärchen Schneewittchen schuf B. Opern wie die 1917 im Münchner Schauspielhaus uraufgeführten Perser nach Aischylos (Libretto von Lion —»Feuchtwanger). WEITERES WERK: Musik: Li-I-Lan. Eine japanischeLiebeslegende in 5 Bildern. Von Bruno Warden [d. i. Bruno Wradatsch] und Ignaz Michael Welleminsky. München/Berlin
Blätter" und den „Münchener Bilderbogen" tätig. 1865 schuf er eine Radierungsfolge mit 25 Totentanzmotiven (Die Arbeit des Todes). B. malte verschiedene, meist heitere Genreszenen. Unter der Anleitung Karl von Pilotys ging er zur Historienmalerei Uber. Seit etwa 1870 entwarf er kunstgewerbliche Gegenstände, Erzgüsse, Glasfenster und Denkmäler. B. war Prof. an der Münchner Kunstgewerbeschule. In den achtziger Jahren entstanden Kartonvorlagen für Wandmalereien, u. a. für das Neue Rathaus in München. LITERATUR: Peter Wiench: B., F. In: AKL, Bd. 7, 1993, S. 219 f. Barth, Friedrich, Pseud. Harding, Karl Barbarini, Schriftsteller, * 17.7.1794 Wiesbaden, t 5.2.1833 Breslau. B. nahm in Wittenberg das Studium der Rechte auf, trat aber schon im April 1813 als freiwilliger Jäger in das 1. Schlesische Infanterieregiment ein. Unter Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher nahm er an den Befreiungskriegen teil und kam nach Kriegsende mit seinem Regiment nach Breslau in Garnison. Seit 1820 Premierleutnant, unterrichtete er dort 1820-28 Geschichte an der Divisionsschule. 1831 wurde er zum Hauptmann befördert. B.s erster Gedichtband Menschengeist und Menschenherz erschien 1813. Er war Herausgeber der „Deutschen Blätter für Poesie, Literatur, Kunst und Theater" (1823) und der „Breslauischen Modenzeitung" (1823, mit Reinhard Friedrich Schöne). Barth, (Stanislaus) Hermann, Verleger, * 1812 Breslau, t 1862. Für den beim Tod seines Vaters Johann August —>B. noch minderjährigen B. führte zunächst sein Schwager Karl Sigismund Zäschmar die Verlagsgeschäfte. B. gründete die „Breslauer Zeitung" und führte 1831 in Schlesien die erste Schnellpresse ein. Er verlegte u.a. ein großes Geographiewerk und baute eine Sortimentsbuchhandlung auf. Durch die rasche Expansion des Unternehmens in finanzielle Schwierigkeiten geraten, mußte B. die Verlagsbuchhandlung, 1855 auch die „Breslauer Zeitung" an seinen Neffen Karl Zäschmar verkaufen.
Bartels, Wolfgang, Politiker, Publizist, * 11.7.1890 Hayn/Harz, t 24.10.1971 München. B., Sohn eines Försters, studierte in Berlin Journalismus und arbeitete anschließend für verschiedene Zeitungen, darunter „Nordischer Kurier" (Itzehoe), „Krefelder Zeitung", „Berliner Dienst", „Deutscher Telegraph" und „Frankfurter Zeitung". Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wandte er sich der KPD zu und schrieb u.a. für die „Hamburger Volkszeitung", die „Leipziger Volkszeitung", die „Sozialistische Republik" (Köln) und die „Arbeiterzeitung" (Saarbrücken). Später leitete er den Kommunistischen Pressedienst. 1924 vertrat B. die KPD im Reichstag und 1924-28 im Preußischen Landtag. Aus der Partei ausgeschlossen, wechselte er zur SPD und redigierte den „Sozialdemokratischen Pressedienst" und den „Braunschweiger Volksfreund". 1935 war B. im Konzentrationslager Dachau interniert. Seit 1939 lebte er als Angestellter in Kassel. 1945 wurde B. Redakteur und Mitherausgeber der „Hessischen Nachrichten" (Kassel). 1955 begründete er die Zeitschrift „Das Gewissen".
Barth, Johann August, Drucker, Verleger, * 1.8.1765 Königswartha bei Bautzen, t 9.9.1818 Breslau. Nach einer Druckerlehre in Bautzen ging B. als Faktor nach Breslau, 1790 nach Berlin, auf Wanderschaft nach Kopenhagen, London, Holland und Halle, wo er das Notendrucken erlernte, und kehrte 1797 nach Breslau zurück. 1799 erwarb er dort die Grafische Stadtbuchdruckerei und vergrößerte sie als Offizin Graß, Barth & Co. durch den Kauf der kath. Universitätsdruckerei. Er errichtete einen Verlag, eine Schriftgießerei, eine Noten- und die erste Steindruckerei in Schlesien. B. verbesserte die Notendruckpresse, die Haltbarkeit der Farben und führte das Ablaugen der Druckformen ein. Neben der Wochenschrift „Breslauische Erzähler" gab er zwei weitere Journale und Schriften zur schlesischen Landesgeschichte heraus. Bekannt wurde er vor allem durch den Druck eines typographisch aufwendig gestalteten Werks mit Gedichten auf den Sieg der Alliierten über Napoleon. Der Verlag ging nach seinem Tod an seinen Schwiegersohn Karl Sigismund Zäschmar und seinen Sohn Hermann —>B. LITERATUR: Karl A. Munzel: J. Α. B. Ein biographisches Denkmal. Breslau 1815. - Hans Lülfing: B., J. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 604.
Barth, Ferdinand, Bildhauer, Maler, * 11.11.1842 Partenkirchen (heute zu Garmisch-Partenkirchen), t 30.8.1892 Partenkirchen. B. begann seine künstlerische Laufbahn als Schnitzer und Holzbildhauer und genoß seine weitere Ausbildung in Nürnberg und München, wo er an der Restaurierung der Frauenkirche teilnahm. Er war als Illustrator für die „Fliegenden
Barth, Max, Pseud. Mufti Bufti, Lyriker, Essayist, Journalist, * 22.1.1896 Waldkirch bei Freiburg/Breisgau, t 15.7.1970 Waldkirch bei Freiburg/Breisgau. In seiner Jugend engagierte sich B., Sohn eines Buchbinders, in der Wandervogel-Bewegung, war 1919 für kurze Zeit Volksschullehrer, dann freier Journalist. Seit 1924 arbeitete er für die Stuttgarter „Sonntags-Zeitung", 1932 gründete
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Barthelmess er die Wochenzeitung „Die Richtung" (im selben Jahr konfisziert). Seine Gedichte erschienen unter dem Pseudonym Mufti Bufti (u.a. Kabif, 1930, Neuausg. 1996). Als Pazifist und (Ende 1933 ausgeschlossenes) Mitglied der KPD 1933 zur Emigration in die Schweiz, nach Frankreich und Prag gezwungen, arbeitete er für dortige und skandinavische Zeitungen und deutsche Exilpublikationen (u. a. „Die neue Weltbühne", „Der Kampf'). 1938 ging B. ins norwegische Exil, 1940 nach Schweden, wurde dort zeitweise interniert und emigrierte 1941 über die UdSSR in die USA. Er lebte in New York und arbeitete an deutschen Exilzeitschriften mit. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück, war zunächst in Stuttgart, dann in Waldkirch ansässig und als freier Publizist tätig. B.s Exilerinnerungen Flucht in die Welt erschienen postum 1986. WEITERE WERKE: Ein fremder Hund. Waldkirch 1964. Spur im Ufersand. Eine Auslese aus seinem Werk. Hrsg. und mit einem biographischen Abriß versehen v. Friedrich Bentmann und Willi Thoma. Waldkirch 1971. - Lob des Dialekts. Waldkircher Redensarten, kleines Wörterbuch, Texte und Gedichte. Aus dem Nachlaß zusammengestellt v. Heinrich Lehmann. Waldkirch 1986. - Aus dem Inselbuch Waldkirch 1989. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 56. - Hansgeorg Schmidt-Bergmann: Exil, Widerstand, innere Emigration. Badische Autoren zwischen 1933 und 1945. Eggingen 1993. - Μ. B. 1896-1970. Katalog zur Ausstellung anläßlich seines 100. Geburtstages. Hrsg. vom Kulturamt der Stadt Freiburg im Breisgau. Erarb. von Manfred Bosch. Freiburg/ Breisgau 1996. B a r t h , (Wilhelm) Theodor, Pseud. Karl Walter, Politiker, Publizist, * 16.7.1849 Duderstadt/Harz, t 2.6.1909 Baden-Baden. Der Apothekerssohn B. begann seine Laufbahn als Advokat in Bremen, wurde 1872 Amtsassessor in Bremerhaven und war als Syndikus (1876-83) der Bremer Handelskammer 1879 Mitglied der Tabakenquete- und der Reichskommission für die Revision des Zolltarifs. Als Gegner des Bismarckschen Tabakmonopolplans trat B. 1883 zurück; er gründete in Berlin die Zeitschrift „Die Nation", die sich zum führenden Organ der Linksliberalen entwickelte. 1881 wurde B. in den Reichstag gewählt, trat der Liberalen Vereinigung bei, die sich 1884 mit der Deutschen Fortschrittspartei zur Deutschen Freisinnigen Partei vereinigte. 1893 gehörte B. zu den Begründern der wiederum von dieser abgespaltenen Freisinnigen Vereinigung. Als sich 1907 die Freisinnigen dem Bülowblock anschlossen, gab er seine Zeitschrift auf und wandte sich 1908 von seiner Partei ab. Zusammen mit Rudolf —> Breitscheid und Hellmut von —> Gerlach gründete er im selben Jahr die „Demokratische Vereinigung". B. veröffentlichte u. a. Neue Aufgaben des Liberalismus (1904) und Was ist Liberalismus? (1905). LITERATUR: Theodor Heuss: Β., T. W. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 606 f. - Carlheinz Gräter: T. B.s politische Gedankenwelt. Ein Beitrag zur Geschichte des entschiedenen Liberalismus. Diss. Würzburg 1963. - Konstanze Wegner: Τ. B. und die freisinnige Vereinigung. Tübingen 1968. Haunfelder, Lib. Abg. 2004, S. 54 f. B a r t h e l , Ernst, Philosoph, Schriftsteller, * 17.10.1890 Schiltigheim (Elsaß), t 16.2.1953 Oberkirch (Baden). Nach dem Studium der Philosophie, Anglistik, Germanistik, Mathematik und Physik in Straßburg und Berlin 1913 promoviert (Elemente der transzendentalen Logik), unterrichtete B. während des Ersten Weltkriegs an Schulen in Straßburg und Bukarest. 1921 habilitierte er sich in Köln und gründete 1924 die Zeitschrift „Antäus. Blätter für neues Wirklichkeitsdenken". Wegen seiner pazifistischen Haltung wurde ihm 1940 die Lehrbefugnis entzogen. B. lebte danach
als Privatgelehrter in Oberkirch (Baden). Er beschäftigte sich mit —> Goethe und seinen naturwissenschaftlichen Theorien (u. a. Goethes Relativitätstheorie der Farbe. Nebst einer musikästhetischen Parallele, 1923; Goethe, das Sinnbild deutscher Kultur, 1930, 4 1948) und veröffentlichte Lebensphilosophie (1923), Die Welt als Spannung und Rhythmus. Erkenntnistheorie, Ästhetik, Naturphilosophie, Ethik (1928), Vorstellung und Denken. Kritik des pragmatischen Verstandes (1931) und Mensch und Erde im Kosmos (1939). WEITERE WERKE: Goethes Wissenschaftslehre in ihrer modernen Tragweite. Bonn 1922. - Philosophie des Eros. München 1926. - Beiträge zur transzendentalen Logik auf polaristischer Grundlage. Leipzig 1932. - Der Mensch und die ewigen Hintergründe. Religionsphilosophie, Metaphysik der Zeit und ethische Zielbestimmung. München 1939. Friedrich Lienhard. Die Künstlerseele aus dem deutschen Elsaß. Colmar 1941. - Nietzsche als Verführer. Baden-Baden 1947. LITERATUR: Jean-Paul Wurtz: Ε. B. Philosophe alsacien, 1890-1953. Recueil d'etudes publie ä l'occasion du centenaire de sa naissance. Strasbourg 1991. B a r t h e l , Max, Pseud. Konrad Uhle, Schriftsteller, * 17.11.1893 Dresden, f 17.6.1975 Waldbröl. Der Sohn eines Maurers trat als Vierzehnjähriger in eine Fabrik ein, war als Gelegenheitsarbeiter tätig, führte in Westund Südeuropa ein Wanderleben und Schloß sich der sozialistischen Jugendbewegung an. Als Infanterist an der Westfront veröffentlichte B. 1916 seinen ersten pazifistischen Gedichtband Verse aus den Argonnen. Nach dem Krieg trat er in Stuttgart der KPD bei, war 1919 wegen seiner Teilnahme am Spartakusaufstand einige Zeit in Haft und machte sich in Berlin einen Namen mit klassenkämpferischer Arbeiterlyrik. B. war Mitbegründer der Jugend-Internationale in Wien und Delegierter bei Komintern-Kongressen in Moskau, trat aber 1923 aus der KPD aus. Als Journalist und freier Schriftsteller schrieb er Reiseberichte und Unterhaltungsromane. Begeistert vom Nationalsozialismus, wurde B. 1933 Mitarbeiter der nationalsozialistischen Zeitung „Der A n g r i f f , dann Reporter und Kriegsberichterstatter. 1950 erschien seine Autobiographie Kein Bedarf an Weltgeschichte. Geschichte eines Lebens. WEITERE WERKE: Freiheit! Neue Gedichte aus dem Kriege. Jena 1917. - Lasset uns die Welt gewinnen! Hamburg/Berlin 1920. - Überfluß des Herzens. Gedichte. Berlin 1924. Deutschland. Lichtbilder und Schattenrisse. Eine Reise. Berlin 1926, Neuausg. 1929. - Blockhaus an der Wolga. Roman. Berlin 1930. - Das unsterbliche Volk. Roman. Berlin 1933, Neuausg. 1934. - Deutsche Männer im roten Ural. Roman. Salzburg/Leipzig 1938. - Ins Feld ziehn die Soldaten. Neue Soldatenlieder und Gedichte. Bayreuth 1943. LITERATUR: Μ. B. Mit Beiträgen von Alexander Baldus und Heinrich Lersch und einer M.-B.-Bibliographie von Hedwig Bieber. Hrsg. v. Fritz Hüser in Verbindung mit dem Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur, Dortmund. Dortmund 1959. B a r t h e l m e s s , Christian, Photograph, * 11.4.1854 Klingenberg/Main, f 10.4.1906 Fort Keogh (Montana, USA). B., Sohn eines Gendarmerie-Brigadiers und Gerichtsschreibers, wanderte dreizehnjährig in die USA aus, lebte zunächst in New York, später in Irontown (Ohio) und wurde 1876 Soldat. Nebenbei widmete er sich der Musik und der Photographie und dokumentierte Gebräuche und Sitten der Indianer, teilweise für die deutschsprachige Zeitung „Der Westen" in Chicago. Die 1887/88 auf einer Grand Canyon Expedition gemachten Photographien wurden als Sensation aufgenommen. 1888 richtete B. in Fort Keogh ein Photostudio ein. Er starb bei Ausschachtungsarbeiten am dortigen Lazarett.
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Bartholdy LITERATUR: Gudrun B e r n i n g e r / H e l m u t Kosnick: C. B., 1854 bis 1906. In: Chronik der Stadt Klingenberg am Main. Schriftleitung Friedrich Berninger. Bd. 3. K l i n g e n b e r g / M a i n 1996, S. 293-295. - G o o d bye Bayern - G r ü ß Gott America. Auswanderung aus Bayern nach Amerika seit 1863. Hrsg. v. Margot H a m m , Michael Henker und E v a m a r i a Brockhoff. Darmstadt 2004. B a r t h o l d y , Georg Wilhelm, Pädagoge, Publizist, * 2 7 . 8 . 1 7 6 5 Kolberg, t 2 6 . 5 . 1 8 1 5 Stettin. N a c h dem Studium in Halle und dem Besuch eines Lehrerseminars in Berlin erhielt B. 1790 eine Anstellung am dortigen Gymnasium, 1797 a m G y m n a s i u m von Stettin. Er veröffentlichte zahlreiche historische und politische Schriften (u.a. Über gesellschaftliches Elend, 1787). B. gab zwei das Zeitgeschehen behandelnde und die allgemeine Bildung fördernde Wochenschriften sowie das . J o u r n a l für Gemeingeist" heraus. B ä s c h , Franz Anton, Politiker, * 1 3 . 7 . 1 9 0 1 Hatzfeld (Banat), t 2 6 . 4 . 1 9 4 6 Budapest. Unter Jakob Bleyer entwickelte sich B. zu einem der führenden Politiker der deutschen Volksgruppe in Ungarn; seit 1929 arbeitete er an dessen „Deutsch-Ungarischen Heimatblättern" (seit 1935 „Neuen Heimatblättern") mit. Während Bleyer vor allem kulturelle Ziele verfolgte, strebte B. mit Unterstützung des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland eine politische Autonomie der Deutschen in U n g a r n an (Das Deutschtum in Ungarn, 1926). Als diese durch den Wiener Schiedsspruch von 1938 erreicht war, w u r d e B. 1939 „Volksgruppenführer". Er organisierte die Ungarndeutschen nach d e m Muster der N S D A P als Staat im Staat. Seine Politik führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur Vertreibung der Mitglieder von B.s „Volksbund der Deutschen in Ungarn". B. selbst wurde zum Tod verurteilt und hingerichtet. LITERATUR: Ladislaus Buzäs: B „ F. A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 617. - Paul Flach: Dr. F. Α. B. (1901-1946) zum Gedächtnis. M ü n c h e n 1956. - Friedrich Spiegel-Schmidt: F. Α. B. 1901-1946. Ein Beitrag zur Klärung des Volksdeutschen Schicksalsweges. U l m 1957. B a s c h w i t z , (Siegfried) Kurt, Pseud. Casimir K. Visser, Zeitungswissenschaftler, * 2 . 2 . 1 8 8 6 Offenburg (Baden), t 6 . 1 . 1968 Amsterdam. B., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte Staatswissenschaften in Heidelberg, Berlin und München, w o er 1908 bei L u j o Brentano mit der Arbeit Die Organisation des städtischen Haus- und Grundbesitzes in Deutschland promoviert wurde. 1909-24 arbeitete er als Redakteur b e i m „Hamburger Fremdenblatt", 1916-18 als dessen Korrespondent in Rotterdam. 1924-28 war er als Leitartikler bei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Berlin tätig und ü b e r n a h m 1929 die Leitung des „Zeitungs-Verlags", des Organs des Vereins deutscher Zeitungsverleger. 1933 auf politischen Druck hin entlassen, emigrierte B. in die Niederlande und lehrte seit 1935 an der Univ. A m s t e r d a m Zeitungswissenschaften. 1948-58 hatte er dort eine Professur inne und stand d e m heute nach ihm benannten Instituut voor Perswetenschap der Univ. Amsterdam vor. Neben zeitungswissenschaftlichen Forschungen trieb B. vor allem massenpsychologische Studien. Er veröffentlichte u. a. Der Massenwahn. Seine Wirkung und seine Beherrschung (1923, 3., neubearb. Aufl. unter d e m Titel Der Massenwahn. Ursache und Heilung des Deutschenhasses, Nachdr. 1999), Du und die Masse. Studien zu einer exak2 ten Massenpsychologie (1938, 1951) und Hexen und Hexenprozesse. Die Geschichte eines Massenwahns und seiner Bekämpfung (1963). LITERATUR: Emil Dovifat: Κ. B. 80 Jahre. In: Publizistik 11 (1966) S. 67-69. - Ders.: Κ. B. f . In: Ebd. 13 (1968)
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2 / 4 , S. 3 7 2 f . - Professor Dr. S. Κ. B., Amsterdam. In: Der Zeitungs-Verlag 65 (1968) 2, S. 55. - H e n k Prakke: Κ. B. zum Gedächtnis. In: Communicatio Sociales 1 (1968) 2, S. 120f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 5 6 f . - Dieter Anschlag: Wegbereiter im Exil. Κ. B. Journalist und Zeitungswissenschaftler. M ü n s t e r / W e s t f a l e n 1990. - Stefanie Averbeck: Die Emigration der Zeitungswissenschaft nach 1933 und der Verlust sozialwissenschaftlicher Perspektiven in Deutschland. In: Publizistik 46 (2001) S. 1-19, bes. S. 11 f. B a s i l , Otto, Pseud. Markus Hörmann, Camill Schmall, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 4 . 1 2 . 1 9 0 1 Wien, t 1 9 . 2 . 1 9 8 3 Wien. B., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte o h n e Abschluß in Wien und M ü n c h e n Germanistik und Paläontologie. Er war als Barpianist und Bankangestellter tätig. 1918-20 veröffentlichte er erste an Trakl und Rilke orientierte Gedichte (u. a. in „Aufschwung"). 1919 erschien seiner erster Gedichtband Zynische Sonette. 1919-38 war er als freier Journalist u . a . für die „Frankfurter Zeitung", die „Weltbühne" (Berlin), das „Prager Tagblatt" und den „Wiener Tag" tätig. 1923-25 schrieb er für die österr. Zeitschrift „Das Wort" Artikel über literarische und politische Fragen. 1927-45 arbeitete er bei der Firma „Gebr. Böhler & Co. A G " in Wien. 1937 gehörte B. zu den Begründern der Zeitschrift „Plan" für Literatur und Kunst, die wegen ihrer strikt antinationalistischen Richtung nach d e m „ A n s c h l u ß " Österreichs verboten wurde. B. war 1938-45 mit Schreibverbot belegt, konnte aber seine Gedichtsammlung Freund des Orients 1940 als Privatdruck herausgeben. 1945-48 erneut Herausgeber der avantgardistischen Zeitschrift „Plan", machte B. in Österreich u. a. den Surrealismus und j u n g e , auch ausländische Autoren bekannt. 1 9 4 5 / 4 6 war er Dramaturg und Pressereferent des Volkstheaters in Wien, 1945-47 literarischer Leiter des Verlags Erwin Müller und seit 1948 Theaterkritiker und Kulturredakteur a m „Neuen Österreich". B. verfaßte Essays, Biographien und R o m a n e (u. a. Wenn das der Führer wiißte, 1966) und übersetzte vor allem jugoslawische Literatur. WEITERE WERKE: Sternbild der Waage. Gedichte aus zwei Zyklen. Wien 1945. - Georg Trakl in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1965, , 7 1999. - Johann Nestroy in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1967, 8., neu bearb. Aufl. 2001. - Die lyrischen Kostüme. Auswahl der Dichtungen. Wien 1973. - Lob und Tadel. Theaterkritiken 1947 bis 1966. Hrsg. v. Kollegium Wiener Dramaturgie. Auswahl Paul W i m m e r . W i e n / M ü n c h e n 1981. LITERATUR: Ο . B. Träger des Publizistik-Preises der Stadt Wien. In: Der Österreichische Zeitungshändler 8 (1965) 4, S. 8. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 461. - Volker Kaukoreit (Hrsg.): Ο. B. und die Literatur um 1945. Tradition - Kontinuität - Neubeginn. Wien 1998. - Amar Jhala: Ο. B. Eine illustrierte Bibliographie. Wien 1999. B a s s e , Gottfried, Pseud. Jocos Federkiel, Emilie Gleim, Ilsegarthe Klatschrose, Predig. Lachemann, Cyriac. Nießwurz, Gabr. Schlegel, Schriftsteller, Buchhändler, Verleger, * 1 . 2 . 1 7 7 8 (1777 ?) Halberstadt, f 2 8 . 1 0 . 1 8 2 6 Quedlinburg. Nach einer Buchdruckerlehre in Doelle bei Halberstadt und Goslar trat B. bei F. Vieweg in Braunschweig eine Stelle als Faktor an und gründete mit dessen Unterstützung 1806 in Quedlinburg eine eigene Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag. Mit seiner Produktion von historischromantischen Romanen, Schauer- und Räubergeschichten belieferte er vor allem Leihbibliotheken. Unter verschiedenen Pseudonymen verfaßte B. selber zahlreiche Gedichte, moralisierende Abhandlungen und Erzählungen; 1812 brachte er ein Räuber-, Diebes- und Gaunerarchiv heraus. 1813 gründete er die bis 1815 bestehende Zeitung „Neue
Baudissin Fackeln" und gab später ein Wochenblatt f ü r Quedlinburg heraus (Neuausg. 1 9 8 9 / 9 0 ) . Einen der größten finanziellen Erfolge hatte B., der seine Bücher zu Minimalpreisen vertrieb, mit den gesammelten Werken von Cervantes zu verzeichnen. WEITERE WERKE: Geistliche Reden und Predigten z u m Todtlachen. Oder Original-Auszüge aus merkwürdigen Predigten und geistlichen Reden, welche im 17ten und 18ten Jahrhunderte wirklich gehalten worden sind. o. O. 1811. Stammbuch-Aufsätze. A u s den Werken der vorzüglichsten deutschen und ausländischen Schriftsteller. 4 Tie., Quedlinburg 1828-30. - Das B u c h zum Lachen. Oder Witze, Einfälle und Lächerlichkeiten der neuesten Zeit. Quedlinburg u . a . 1830. LITERATUR: Josef Benzing: B „ G. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 621. B a s s e r m a n n , Else, geb. Elisabeth Schiff, Schauspielerin, * 1 4 . 1 . 1 8 7 8 Leipzig, t 2 9 . 5 . 1 9 6 1 Baden-Baden. B. n a h m in Berlin Schauspielunterricht und w u r d e nach Engagements in Breslau, Köln und Nürnberg 1895 in das Ensemble des Berliner Lessing-Theaters a u f g e n o m m e n . 1908-14 spielte sie unter M a x Reinhardt, 1914-19 wieder am Lessingtheater. N a c h Anstellungen an verschiedenen Berliner Theatern kehrte B. 1924 zu Reinhardt zurück, war 1 9 2 8 / 2 9 bei Heinz Saitenburg, a m Berliner Theater, am Deutschen Künstlertheater und 1 9 3 1 / 3 2 a m Deutschen Theater in Berlin beschäftigt. In klassischen und modernen Rollen trat B. meistens zusammen mit ihrem M a n n Albert B. auf. Vor den Nationalsozialisten flohen beide über Österreich, die Schweiz und Prag 1939 in die U S A . Dort gehörte B. jüdischen Clubs an und trat in Emigrantenensembles auf. Seit 1946 zunächst in der Schweiz ansässig, gab sie mit ihrem M a n n zahlreiche Gastspiele in Deutschland und Österreich und war als Feuilletonistin u. a. für die Basier „National-Zeitung" tätig. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 57. - Schauspieler im Exil: Albert B., E. S.-B., Alexander Granach, M a x Hansen. M ü n c h e n 2000. B a s s e r m a n n , Friedrich Daniel, Buchhändler, Politiker, * 2 4 . 2 . 1 8 1 1 M a n n h e i m , t 2 9 . 7 . 1 8 5 5 Mannheim. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und einem Geschichtsstudium führte der Bankierssohn B. in M a n n h e i m eine Drogerie und gründete 1843 mit Karl —> Mathy die Bassermannsche Buchhandlung, in der die „Deutsche Zeitung" von Georg Gottfried - > G e r v i n u s erschien. Seit 1841 gehörte er als Führer der liberalen Opposition dem Badischen Landtag an. Bekannt wurde B., als er dort a m 1 2 . 2 . 1 8 4 8 die Einsetzung einer deutschen Nationalvertretung forderte. Im März 1848 an den Bundestag nach Frankfurt entsandt, w u r d e B. Mitglied des Vorparlaments, gehörte in der Paulskirche der kleindeutschen, f ü r ein Erbkaisertum eintretenden Partei an, war Vorsitzender des Verfassungsausschusses und von August 1848 bis Mai 1849 Unterstaatssekretär des Inneren. Vom Unionsparlament in Erfurt 1850 enttäuscht, kehrte B. nach M a n n h e i m zurück. WERKE: Deutschland und Rußland. M a n n h e i m 1839. Denkwürdigkeiten, 1811-1851. Hrsg. v. Friedrich und Ernst Bassermann-Jordan. F r a n k f u r t / M a i n 1926. LITERATUR: Axel von Harnack: F. D. B. und die deutsche Revolution von 1 8 4 8 / 4 9 . München 1920. - Erich Angermann: B „ F. D. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 6 2 4 f . - Heinz Gollwitzer: F. D. B. und das deutsche Bürgertum. M a n n heim 1955. B a s s e r m a n n - J o r d a n , Ernst von, Kunsthistoriker, Kunstkritiker, * 1 7 . 7 . 1 8 7 6 Deidesheim, t 9 . 1 0 . 1 9 3 2 München. B.-J., Sohn eines Weingutsbesitzers und Enkel von Friedrich Daniel —> Bassermann, studierte in München Kunstgeschichte und Archäologie; er n a h m an Ausgrabungen in
O r c h o m e n o s und Aigina in Griechenland teil. Als Prof. der Kunstgeschichte in M ü n c h e n veröffentlichte er zahlreiche kunsthistorische Untersuchungen, schrieb auch Schauspiele, Theater- und Kunstkritiken. B.-J. verfaßte eine Geschichte der Zeitmessung (Teil 1, 1920). Er war Mitglied der Generalkommission der K u n s t s a m m l u n g e n des Bayerischen Staates, der A n k a u f k o m m i s s i o n der Alten Pinakothek, ferner griechischer Generalkonsul in Bayern. B.-J. w u r d e 1917 in den erblichen Adelsstand erhoben. WEITERE WERKE: Geschichte des Weinbaus. F r a n k f u r t / Main 1907, 2., wesentlich erw. Aufl. 1923. Nachdr. als 4. Aufl. der 2., wesentlich erw. Aufl. L a n d a u / P f a l z 1991. D e r Schmuck. Leipzig 1909. - U h r e n . Ein H a n d b u c h für S a m m l e r und Liebhaber. Berlin 1914, 9., von H a n s von Bertele Überarb. Aufl. M ü n c h e n 1982. - Alte Uhren und ihre Meister. Leipzig 1926. Nachdr. M ü n c h e n 1979, 1982. LITERATUR: Ernst Zinner: B.-J, E. v. In: N D B , Bd. 1, 1957, 5. 6 2 3 f. B a t k a , Richard W. Α., auch Battka, Musikschriftsteller, * 1 4 . 1 2 . 1 8 6 8 Prag, t 2 4 . 4 . 1 9 2 2 Wien. Das Studium der Germanistik und Musik in Prag beendete B., Sohn eines K a u f m a n n s , mit der Promotion. 1896-98 gab er dort mit H e r m a n n Teibler die „ N e u e musikalische Runds c h a u " heraus, arbeitete als Musikfeuilletonredakteur f ü r das „Prager Tagblatt", die „ N e u e R e v u e " , seit 1897 auch für den „Kunstwart". Er gründete den Prager Dürerbund, veranstaltete klassische und m o d e r n e Musikkonzerte und leitete 1906 die Prager Musikausstellung. 1908 übersiedelte B. nach Wien, war bis 1919 Musikritiker b e i m „Wiener Fremdenblatt", dann bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung" und gab 1909-13 mit Richard —>Specht die Theaterzeitung „ D e r Merker" heraus. Seit 1909 lehrte er Musikgeschichte an der Wiener A k a d e m i e der Tonkunst. Zu seinen zahlreichen musikhistorischen Werken zählen Biographien von —»Schumann (1891, 2 1922) und Bach (1893, 1924) sowie eine Allgemeine Geschichte der Musik (3 Bde., 1906-15). B. schrieb bzw. übersetzte Libretti f ü r m o d e r n e Opern. WEITERE WERKE: Johann Sebastian Bach. Leipzig 1893. Martin Plüddemann und seine Balladen. Eine kritische Studie. Prag 1896. - Altnordische S t o f f e und Studien in Deutschland. Bayreuth 1896. - Die Musik der alten Griechen. Prag 1900. - Die Lieder Mülichs von Prag (um 1300). Prag 1905. - Geschichte der M u s i k in B ö h m e n . Bd. 1: B ö h m e n unter d e u t s c h e m Einfluß (900-1333). Leipzig 1906. - Die Musik in B ö h m e n . Berlin 1906. - A u s der Opernwelt. Prager Kritiken und Skizzen. M ü n c h e n 1907. Richard Strauss. Charlottenburg 1908. - Richard Wagner. Berlin 1912, 3 1924. LITERATUR: Wilhelm Virneisel: B., R. W . A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 627. - Volker K a l i s c h / ( B o h u m i r Stedron): B „ R. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 4 7 3 f. B a u d i s s i n , Adalbert Heinrich Graf von, Schriftsteller, * 2 5 . 1 . 1 8 2 0 Hovedgaard (Jutland), t 2 8 . 3 . 1 8 7 0 Wiesbaden. B. trat nach dem Besuch der Schleswiger Domschule und dem Studium an der B e r g a k a d e m i e in Freiberg 1841 in österr. Staatsdienste und w u r d e 1843 Oberamtsassessor in G m u n d e n . 1848 kehrte er nach Schleswig zurück, m a h m am Aufstand gegen D ä n e m a r k teil und w u r d e 1850 zum Premierleutnant befördert. N a c h Kriegsende 1852 z u m Verlassen Schleswigs g e z w u n g e n , betätigte sich B. in Nordamerika als Farmer, Buchhändler, Journalist und Verwalter eines Bergwerks. Nach seiner R ü c k k e h r ließ B. sich 1862 als Schriftsteller in Altona nieder. Nach dem zweiten Deutsch-Dänischen Krieg 1864 w u r d e B. Landdroste von Pinneberg, 1865 Deichinspektor auf den Inseln. Seine Pläne für eine Landverbindung zur Insel R ö m ö und einen
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Bauer Nord-Ostseekanal scheiterten a m Ausbruch des DeutschFranzösischen Kriegs 1870, den er als Zeitungskorrespondent mitmachte. Neben historischen R o m a n e n schrieb B. eine Geschichte des schleswig-holsteinischen Kriegs von 1848 (1863). WEITERE WERKE: Christian VII. und sein Hof. Historischer R o m a n . 3 Tie., Hannover 1863. Neuausg. Wildberg 1989 f. - Die Familie Burk. Ihre Thaten, Träume und Gedanken. 3 Bde., H a n n o v e r 1863. - Erzählungen und Skizzen. 2 Bde., Hannover 1863. - Schleswig-Holstein meerumschlungen. Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahre 1864. Stuttgart 1865. - Blicke in die Z u k u n f t der nordfriesischen Inseln und der Schleswigschen Festlandsküste. Schleswig 1867. B a u e r , Alfred L o u i s Heinrich, Verleger, * 1 4 . 4 . 1 8 9 8 Hamburg, t 2 0 . 5 . 1 9 8 4 Hamburg. B. trat nach einer Drucker- und Setzerlehre 1918 in die elterliche Druckerei ein, zu der seit 1903 auch die „Rothenburgsorter Zeitung" gehörte, und gab die Sportzeitung „Extrablatt am M o n t a g " heraus. 1923 gründete er in Hamburg eine neue Verlagsdruckerei, in der er seit 1926 die „ R u n d f u n k Kritik" (später „Funk-Wacht") herausgab, die eine Auflage von einer halben Million erreichte, 1942 wegen Papiermangels eingestellt w u r d e und seit 1949 wieder erschien. Nach 1945 entwickelte sich der Bauer-Verlag zu einem der größten deutschen Verlagsunternehmen, in dem u. a. die Zeitschriften „TV Hören und Sehen", „Quick", „Praline", „Neue Revue", Erzeugnisse der Regenbogenpresse wie „ N e u e Post" und Groschenhefte mit Trivial- und Landserromanen erscheinen. LITERATUR: Verleger und Druckereibesitzer Α. B. 70 Jahre alt. In: Der Zeitungs-Verlag 65 (1968) 16, S. 680. - Verleger Α. B. 70 Jahre. In: Der Zeitungshändler 18 (1968) Mai, S. 102. B a u e r , Edgar, Pseud. Martin von Geismar, Edgar Lange, Radge, Schriftsteller, Journalist, * 7 . 1 0 . 1 8 2 0 Charlottenburg (heute zu Berlin), t 1 8 . 8 . 1 8 8 6 Hannover. B „ Sohn eines Porzellanmalers, studierte Theologie in Berlin und gehörte dort mit seinem Bruder Bruno B. den radikalen Junghegelianern an; seit 1842 war er auch mit Friedrich —> Engels bekannt. Wegen Geldschwierigkeiten 1842 exmatrikuliert, begann er im selben Jahr, unter d e m Pseudonym Radge journalistische Beiträge f ü r die „Deutschen J a h r b ü c h e r " zu verfassen. Er verteidigte seinen Bruder in der Schrift Bruno Bauer und seine Gegner (1842, 2 1844), wurde aber vor allem wegen der Publikation Der Streit der Kritik mit Kirche und Staat (1843, 2 1844, Nachdr. 1978) verhaftet und 1845 zu vier Jahren Festungshaft verurteilt, die B. in Magdeburg zum Teil verbüßte. Nach der Märzrevolution 1848 wurde er im Z u g e einer Amnestie entlassen, geriet j e d o c h kurze Zeit später wieder in den Verdacht radikaler Umtriebe. U m sich einem erneuten Haftbefehl zu entziehen, ging er in den Untergrund nach Wien, H a m b u r g und schließlich nach Altona, w o er bei der „Norddeutschen Freien Presse" und der „Altonaer Zeitung" arbeitete. Als er 1851 dennoch verhaftet wurde, gelang es ihm, nach England zu fliehen. A u s London, w o er im H a u s e —»Marx verkehrte, schrieb er weiterhin f ü r die „Altonaer Zeitung", die nach 1856 unter d e m Titel „Nordischer Courier und Altonaer Nachrichten" erschien. Teils aus finanziellen, teils wohl auch aus privaten Gründen arbeitete B. seit 1852 als Agent f ü r die dänische Polizei, f ü r die er zunächst sporadisch, nach 1856 regelmäßig Berichte über Freunde und Genossen verfaßte. Als 1861 im Z u s a m m e n h a n g mit der Krönung Wilhelms I. eine Amnestie f ü r politisch G e f a n g e n e erlassen wurde, konnte B. nach Berlin zurückkehren, setzte seine Agententätigkeit j e d o c h fort. Daneben arbeitete er f ü r das „Preußische Volksblatt", seit 1868 in Altona für den „Altonaer Mercur". Wann genau sich B.s Wendung zum Re-
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ligiösen vollzog, ist unklar, j e d o c h redigierte er seit 1870 die „Kirchlichen Blätter", die wegen Geldschwierigkeiten 1872 eingestellt werden mußten, und es kam zum Bruch mit dem Bruder. 1871-76 arbeitete B. f ü r das Kopenhagener „Dagbladet", ging 1873 nach Hannover, w o er der „Deutschen Volkszeitung" vorstand, geriet in Konflikt mit dem Herausgeberkomitee und wurde 1876 entlassen, wegen einer Streitigkeit in Hannover erneut verhaftet und zu einer geringen Gefängnisstrafe verurteilt. Von Kaiser Wilhelm I. begnadigt, begann B. 1880 mit der Herausgabe der „Hannoverschen Zeitung", die 1882 jedoch den Konkurs anmelden mußte. WEITERE WERKE: Georg H e r w e g h und die Literarische Zeitung. Leipzig 1843. - Staat, Religion und Parthei. Leipzig 1843. - Preßprozeß. Über den Streit der Kritik mit Kirche und Staat. Aktenstücke. Bern 1844. - Briefwechsel zwischen Bruno Bauer und Ε. B. Charlottenburg 1844. - Über die Ehe. Die E h e im Sinn des Luthertums. Die Aufklärung und die Civilehe. Leipzig 1847. - Die literarische Gefangenschaft. Darstellung der Gefangenen-Verhältnisse E. B . ' s auf der Citadelle zu Magdeburg. Leipzig 1847. - Englische Freiheit. Leipzig 1857. - Freimaurer, Jesuiten und Illuminaten, in ihrem geschichtlichen Z u s a m m e n h a n g e . Berlin 1863. Die Wahrheit über die Internationale. H a m b u r g 1872. - Der Freimaurerbund und das Licht. H a n n o v e r 1877. - Die Entwicklung der menschlichen Sprache. M ü n c h e n 1875. - Einfluss des englischen Quäkertums auf die deutsche Cultur und auf das englisch-russische Project einer Weltkirche. Berlin 1878. - Das Capital und die Capitalmacht. Grundsätze und Tatsachen zum Verständnis der sozialen Frage. Leipzig 1884. LITERATUR: Erik Gamby: Ε. B.: Junghegelianer, Publizist und Polizeiagent. Trier 1985. - Lars Lambrecht: Die „fürchterlich revolutionäre K r a f t " der Kritik oder die „Ideen der großen Revolution sind lange noch nicht ausgelebt". Zur Rezeption der Französischen Revolution bei den Junghegelianern Ε. B. und K. Nauwerck. In: A r n o Herzig (Hrsg.): „Sie, und nicht Wir". Die Französische Revolution und ihre Wirkung auf das Reich. Bd. 2. Hamburg 1989, S. 469-514. B a u e r , Erwin Heinrich, Journalist, Schriftsteller, * 9 . 1 . 1 8 5 7 Techelfer bei Dorpat (Livland), t 9 . 2 . 1 9 0 1 Annaberg (Sachsen). Der Sohn eines Gutsverwalters und -pächters war nach d e m Studium der Geschichte, Literatur und slawischen Philologie in Dorpat und Moskau als Russischlehrer an der Revaler Domschule beschäftigt. 1883 ging er als Redakteur zur „Revalschen Zeitung" und begründete die „Nordische Rundschau". 1885 übersiedelte B. nach Hamburg, rief 1890 die Zeitschrift „Das zwanzigste Jahrhundert" ins Leben und wurde 1891 Chefredakteur des „Leipziger Tages-Anzeigers". E r veröffentlichte u. a. Naturalismus, Nihilismus, Idealismus in der russischen Dichtung. Literar-historische und kritische Streifzüge (1890), Das litterarische Berlin (1887-1892) Offenherzige Briefe an den Banquier Itzig Teiteles in Posen (1893, '1897). WEITERE WERKE: Der Sohn des Kommerzienraths. Schauspiel in 5 Acten. Hamburg 1886. Neuausg. Berlin 1887. Paragraph 263. Lustspiel. Berlin 1888. - Caveat populus! Wider den „neuen Kurs". Leipzig 1892. - Die Gefahr im Osten. Beiträge zur neuesten Geschichte Rußlands und zur Beurtheilung der russischen Politik. Berlin 1895, 2 1896. England und das Deutsche Reich. Eine Abrechnung zur Jahrhundertswende. Leipzig 1900. B a u e r , Franz Nikolaus, kath. Theologe, Schriftsteller, * 5 . 1 2 . 1 7 6 4 Würzburg, t 2 0 . 1 2 . 1 8 3 6 Würzburg. Nach Beendigung seiner schulischen Ausbildung trat B. als Novize in die Zisterzienserabtei Ebrach ein, die er jedoch, ohne das Gelübde abgelegt zu haben, bald wieder verließ. 1788 w u r d e er in Würzburg zum Domvikar ernannt
Bauer und zum Priester geweiht. 1794-99 veröffentlichte er anon y m zweibändige Blicke in das Innere der Prälaturen oder Klosterceremonien im 18. Jahrhundert, seine erste kritische Schrift über den Klerus. B. setzte sich u . a . mit seiner 1803 gegründeten Zeitschrift „Argus, eine Zeitschrift f ü r Frank e n " für die Säkularisation ein. Während des Bestehens des Großherzogtums Würzburg kurzzeitig in das Franziskanerkloster auf dem Kreuzberg verbannt, kehrte B. unter der bayrischen Regierung wieder an den Würzburger D o m zurück. Daneben betätigte sich B. als Schriftsteller, n a h m Stellung zu Fragen der Zeit und übersetzte II Principe von Machiavelli. WEITERE WERKE: Hrsg.: Allgemeine Grundsätze des Völkerrechtes, als Prämissen zur Entscheidung der Frage: Kann die Säcularisirung zur Basis des mit der fränkischen Republik zu schliessenden Friedens dienen? B r e m e n / Lübeck 1799. - Beschreibung des heiligen Kreuzberges und seiner Umgebungen. Würzburg 1816. LITERATUR: Ruland: B „ F. N. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 141 f. B a u e r , Heinrich, Journalist, Schriftsteller, * 9 . 2 . 1 8 3 8 Stuttgart, t 8 . 7 . 1 9 0 2 Berlin. Sein in Tübingen begonnenes Studium der Theologie brach B. 1859 ab, als er bei Ausbruch des Kriegs in Italien z u m württembergischen Militär eingezogen wurde. N a c h seiner Militärzeit wandte er sich dem Journalismus zu, arbeitete bei württembergischen Lokalblättern und verfocht als Publizist und Gegner des württembergischen Partikularismus die Bildung eines deutschen Nationalstaats unter preuß. Führung. Seit 1866 war er bei Zeitungen in Hannover, Straßburg, Breslau und Posen tätig, trat 1884 in die Redaktion der nationalliberalen Berliner „National-Zeitung" ein, bearbeitete dort vor allem Auslandsthemen und übernahm 1897 die Chefredaktion des gerade gegründeten „Berliner Herold". N a c h dessen Eingehen schrieb B., der 1886 schon die Burleske Der verzauberte Apfel oder: Hugendubels Leiden ( 4 1904 unter dem Titel Hunger und Liebe) veröffentlicht hatte, Beiträge für belletristische Zeitschriften. LITERATUR: Η. B. In: Die literarische Praxis 3 (1902) 7, S. 120. B a u e r , Joseph Martin, Schriftsteller, * 1 1 . 3 . 1 9 0 1 Taufkirchen/Vils, f 1 5 . 3 . 1 9 7 0 Dorfen (Oberbayern). Der aus einer alten Bauernfamilie stammende B., Sohn eines Bäckers, war nach einem abgebrochenen Besuch des Priesterseminar als Land- und Fabrikarbeiter tätig, bis er 1927 Schriftleiter der Lokalzeitung von Dorfen wurde. 1930 erhielt er für seine f r ü h e Prosa aus der ländlichen Welt den Jugendpreis deutscher Erzähler. Konservativ-katholischer Geist prägt seine Heimatromane Achlsiedel (1931), Die Nothafflen (1931), Die Salzstraße (1932) und Bäuerliche Anabasis (1933). Seit 1935 konnte B. als freier Schriftsteller leben. 1942 erschien Die Kraniche der Nogaia, Tagebuchlätter aus dem Feldzug im Osten (Neuausg. 1977). Seinen größten Erfolg feierte B. mit d e m vielfach verfilmten und in elf Sprachen übersetzten R o m a n So weit die Füße tragen (1955), der das Schicksal eines fiktiven Kriegsgefangenen auf der Flucht zu Fuß von Sibirien nach Bayern schildert. Kranich mit dem Stein (1958) gilt als Schlüsselroman; das Schicksal des Helden stimmt teilweise mit demjenigen von Kardinal Faulhaber überein. WEITERE WERKE: Unterm Edelweiß in der Ukraine. Eine Gebirgsdivision im Kampf gegen Sowjet-Rußland. M ü n c h e n 1943. - Kaukasisches Abenteuer. Esslingen 1950. - Der Abhang. Roman einer Familie. München 1960. - Opa, du bist mein Freund. M ü n c h e n 1961. - Siebtens die Gottesfurcht. M ü n c h e n 1964. - Es blieb nur eine Spur im Schnee. München 1965. - Das Mondschiff. Eine Traumerzählung. M ü n c h e n 1969. - Hörspiele: Der Mensch kehrt heim.
1936. - Die Flucht. 1939. - Die Bürger von Bethlehem. 1951. - Die törichten Jungfrauen. 1955. - Die Stadt der Gerechten. 1955. - Die Vernehmung des Ischariot. 1957. - Der Mantel der Liebe. 1960. B a u e r , Karl (Konrad Friedrich), Maler, Graphiker, * 7 . 7 . 1 8 6 8 Stuttgart, t 6 . 5 . 1 9 4 2 M ü n c h e n . B. studierte seit 1886 an der Kunstakademie Stuttgart, wechselte an die Münchner A k a d e m i e , w o er u. a. die Malklasse von Wilhelm von Lindenschmit besuchte, ging 1893 an die A c a d e m i e Julian in Paris und n a h m 1895 Wohnsitz in München. B. war als Porträtmaler tätig, schuf Öl- und Temperagemälde, Pastellzeichnungen, Lithographien, Radierungen mit Porträts bekannter Zeitgenossen und historischer Persönlichkeiten, darunter mehrere Bildnisse —> Goethes. Er illustrierte u. a. —» Heines Buch der Lieder und lieferte zahlreiche Titelbilder für die Zeitschrift . J u g e n d " , deren Mitarbeiter er seit 1896 war. B. führte auch Wandmalereien f ü r die Dreifaltigkeitskirche in Görlitz und das U l m e r Münster aus. LITERATUR: Hans-Peter Bühler: Β., K. In: M ü n c h n e r Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 1. M ü n c h e n 1981, S. 61. - Peter W i e n c h / H a n s Ries: B „ K. In: A K L , Bd. 7, 1993, S. 550. B a u e r , Leo(pold), Journalist, Politiker, * 1 8 . 1 2 . 1 9 1 2 Skalat bei Tarnopol (Rußland), t 1 8 . 9 . 1 9 7 2 Bonn. B. studierte in Berlin Jura und Nationalökonomie, wurde als KPD-Mitglied 1933 verhaftet, war nach der Flucht in Paris 1934 in Emigrantenorganisationen und 1936-39 in Genf als Sekretär des H o c h k o m m i s s a r s f ü r deutsche Flüchtlinge tätig. 1939 in Frankreich interniert, floh B. 1940 in die Schweiz, wurde 1942 der Militärspionage für die U d S S R angeklagt, freigesprochen, j e d o c h w e g e n Verletzung der Schweizer Neutralität interniert. Nach Kriegsende 1945 war B. Mitarbeiter der „Frankfurter R u n d s c h a u " , stellvertretender Landesvorsitzender und Landtagsabgeordneter der hessischen KPD. Nach einem Unfall in der Deutschen Demokratischen Republik an der Ausreise gehindert, wurde B. als ehemaliger Westemigrant 1950 verhaftet, 1952 zum Tode verurteilt, in der U d S S R zu 25 Jahren Zwangsarbeit begnadigt und 1955 in die B R D entlassen. Er w a r publizistisch und u. a. als Berater Willy - > Brandts für die S P D tätig. 1963 schrieb B. Das Ende einer Utopie. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 38. - Peter Brandt: Karrieren eines Außenseiters. L. B. zwischen K o m m u n i s m u s und Sozialdemokratie 1912 bis 1972. Berlin u . a . 1983. B a u e r , Ludwig Amandus, evang. Theologe, Schriftsteller, Pädagoge, * 1 5 . 1 0 . 1 8 0 3 Orendelsall bei Öhringen (Württemberg), t 2 2 . 5 . 1 8 4 6 Stuttgart. Der einem württembergischen Pfarrhaus e n t s t a m m e n d e B. trat 1821 in das Tübinger Stift ein und pflegte enge Freundschaft mit Eduard Mörike und Wilhelm —> Waiblinger. 1825 erhielt er die Pfarrstelle von Ernsbach bei Öhringen, wurde 1831 als Lehrer an die Erziehungsanstalt S t e t t e n / R e m s t a l , 1835 als Prof. an das Stuttgarter Katharinenstift und 1838 an das dortige Obergymnasium berufen. N a c h einer Trilogie über Alexander den Großen veröffentlichte B. das historische D r a m a Barbarossa (1842). D a n e b e n verfaßte er eine sechsbändige Weltgeschichte, redigierte 1842 die Zeitschrift „Schwaben, w i e ' s war und ist" und hinterließ weitere Dramen und zwei Lustspiele. LITERATUR: A. Bauer: B „ L. A. In: A D B , Bd. 2, 1875, S. 146 f. B a u e r , Ludwig Cölestin, Lehrer, Schriftsteller, * 1 9 . 5 . 1 8 3 2 Ingolstadt, t 3 . 8 . 1 9 1 0 Augsburg. B., Sohn eines Lehrers, studierte in Würzburg und M ü n c h e n , unterrichtete als Hauslehrer in Würzburg, später als Schullehrer in Miltenberg und Kitzingen und Ubernahm 1872 die Stelle eines Schulrats in Augsburg. B e s o n d e r e Verdienste
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Bauer erwarb er sich bei der Neuordnung des gesamten Schulwesens, wurde aber für sein Engagement f ü r die Simultanschule auch angefeindet. Für die „Augsburger Abendzeit u n g " schrieb er Theater- und Musikkritiken; als Schriftleiter war er verantwortlich für die „Jugendlust". B. veröffentlichte Gedichte (Fliegender Sommer, 1874; Stimmen der Zeit 1895), Natur-, Liebes- und Trinklieder, vaterländische Gesänge (u. a. Ο Deutschland hoch in Ehren), Geschichten f ü r die Jugend und Operntexte (u. a. Die Nazarener in Pompeji, 1864). WEITERE WERKE: Gedichte. Berlin 1860, 2 1864. - Frisch gesungen. Ein Sängerbrevier in heiteren Liedern für Deutschlands Liedertafeln. Berlin 1 8 6 1 , 2 1 8 6 3 . - Auf Wegen und Stegen. Gedichte und Geschichten f ü r die Jugend. Augsburg 1881. - Über Berg und Thal. Augsburg 1883. - Dieses Buch gehört der Jugend. Augsburg 1893. - Die schwäbische Mundart in der Schule. Nürnberg 1895. LITERATUR: Sophie Köberle: B„ L. C. In: N D B , Bd. 1,1957, S. 642. B a u e r , Otto, Pseud. Karl Mann, Heinrich Weber, Heinrich Schulze, österr. Politiker, Publizist, * 5 . 9 . 1 8 8 1 Wien, t 4 . 7 . 1 9 3 8 Paris. B., ein Fabrikantensohn, war nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien (Promotion 1906, Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie, 1 9 0 7 , 2 1 9 2 4 ) politisch und publizistisch f ü r die österr. Sozialdemokratische Partei tätig, seit 1907 als Redakteur der „Arbeiter-Zeitung"; er war Mitbegründer des theoretischen Parteiorgans „Der K a m p f . 1 9 1 8 / 1 9 Staatssekretär im Außenministerium, vertrat der Theoretiker und Wortführer des Austromarxismus eine radikale nationalstaatliche Lösung in Mitteleuropa. B. war maßgeblich an der Gestaltung der österr. Verfassung von 1920 beteiligt und verfaßte 1926 das Linzer Programm der Sozialdemokratischen Partei. Nach d e m Scheitern des Februaraufstandes 1934 floh er in die Tschechoslowakei und emigrierte 1938 nach Frankreich. B. veröffentlichte u . a . Die österreichische Revolution (1923, Nachdr. 1965) und Zwischen zwei Weltkriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus (1936). Postum erschien seine Einführung in die Volkswirtschaftslehre (1956, hrsg. von Ernst Winkler und Benedikt Kautsky). WEITERE WERKE: Faschismus und Kapitalismus. F r a n k f u r t / Main '~ 2 1967. - Z u m Wort gemeldet. Hrsg. und eingeleitet von Heinz Fischer. Wien u. a. 1968. - Werkausgabe. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte der Österreichischen Arbeiterbewegung. 9 Bde., Wien 1975-80. LITERATUR: Karl Gottfried Hugelmann: B., O. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 645. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 56. - Otto Leichter: Ο. B. Tragödie oder Triumph? Wien 1970. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 38 f. - Detlev Albers: Versuch über Ο. B. und Antonio Gramsci. Zur politischen Theorie des Marxismus. Berlin 1983. - Ο. B. Theorie und Politik. Hrsg. v. Detelf Albers. Berlin 1985. - Ο. B. (1881-1938). Theorie und Praxis. Beiträge zum wissenschaftlichen Symposion des Dr.-KarlRenner-Instituts, abgehalten vom 20.-22. Oktober 1981 in Wien. Hrsg. v. Erich Fröschl. Wien 1985. — H e r m a n n Böhm: Die Tragödie des Austromarxismus a m Beispiel von Ο. B. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Sozialismus. F r a n k f u r t / M . u. a. 2000. B a u e r , Rudolf, Maler, Karikaturist, * 1 1 . 2 . 1 8 8 9 Lindenberg bei Bromberg (Posen), t 1 8 . 1 1 . 1 9 5 3 Deal (New Jersey, USA). B. arbeitete zunächst als Karikaturist u. a. für das „Berliner Tageblatt" und die „Fliegenden Blätter", begann 1905 ein Studium an der Berliner Kunstakademie und Schloß sich 1912 der Berliner Künstlervereinigung „Der S t u r m " an. 1921 gründete er mit Otto —> Nebel und dessen Partnerin, der Malerin Hilla von Rebay, die G r u p p e „Der Krater". Er
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schuf 1930 die Graphikmappe „Geistreich" und gründete in Berlin ein ein gleichnamiges privates M u s e u m f ü r abstrakte Kunst. 1937 wurden Werke B.s in der Ausstellung „Entartete Kunst" gezeigt. B. wurde 1939 verhaftet, konnte aber in die U S A emigrieren. Seit 1931 hatte Hilla von Rebay, Direktorin der Guggenheim-Stiftung, Werke B.s aufgekauft, die zusammen mit denen Kandinskys den Grundstock f ü r das von ihr 1939-52 geleitete G u g g e n h e i m - M u s e u m in N e w York bildeten. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 59. - R. B„ 1889-1953. Hrsg. M u s e u m des 20. Jahrhunderts. Wien 1985. B a u e r , Wilhelm, österr. Historiker, * 3 1 . 5 . 1 8 7 7 Wien, t 2 3 . 1 1 . 1 9 5 3 Linz. B. studierte in Wien Geschichtswissenschaften, wurde 1902 promoviert und habilitierte sich 1907 f ü r Allgemeine Neuere Geschichte. 1917 wurde er a. o., 1930 o . P r o f . und gehörte seit 1931 der Wiener A k a d e m i e der Wissenschaften an. B. beschäftigte sich mit der österr. Geschichte, mit Problemen der Kulturgeschichte und der Entwicklung der Publizistik; als erster hielt er an der Univ. Wien zeitungskundliche Vorlesungen und Übungen. 1944 erhielt er ein eigenes Institut f ü r die Geschichte des Postwesens. B. schrieb u. a. f ü r das „Neue Wiener Tagblatt", den „Wiener Mittag", die Wiener „Neuesten Nachrichten", das „Neueste Grazer Tagblatt" und die „Deutschösterreichische Tageszeitung". Die von ihm 1917 gegründete historisch-politische Zeitschrift „Österreich" erschieb bis 1919. B. veröffentlichte u . a . Die öffentliche Meinung und ihre geschichtlichen Grundlage. Ein Versuch (1914) und Die öffentliche Meinung in der Weltgeschichte (1930). LITERATUR: Elisabeth Schulz: W . B. Studien zu Leben und Werk. Wien 1979. B a u e r n s c h m i d , Karl Eduard, österr. Beamter, Politiker, Journalist, * 2 0 . 5 . 1 8 0 1 Himberg (Niederösterreich), f 6 . 5 . 1 8 7 5 Wien. B. studierte Rechtswissenschaften in Wien, trat in den österr. Staatsdienst ein und arbeitete bis 1848 als Bücherzensor. Auch war er Sekretär des Wiener Gemeinderats und 1848 linkes Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. B. veröffentlichte u. a. die Flugschriften Der 26. Mai 1848 in Wien und Österreicher! Brudergruß von den deutsch gesinnten Männern Eurer Wahl in Frankfurt. 1849 wurde er Redakteur der „Presse". B. berichtete für österr. Zeitungen von den Weltausstellungen 1851 (London), 1854 (München) und 1855 (Paris). Er war auch Sekretär der Wiener Handelskammer. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 57. B a u e r s c h u b e r t , Joseph, kath. Theologe, * 1 5 . 1 1 . 1 7 6 6 Birnfeld bei H o f h e i m (Franken), f 2 4 . 9 . 1 7 9 7 Würzburg. B. begann 1785 in Würzburg das Studium der Philosophie, trat nach dem Magisterexamen in das dortige Priesterseminar ein, studierte Theologie und w u r d e nach der Priesterweihe Vizepräfekt im Adligen Seminar. Als Anhänger der Aufklärung veröffentlichte er 1793 ein Erbauungsbuch für Katholiken, die eine reine und vernünftige Andacht lieben und Volkspredigten; er schrieb Aufsätze und Rezensionen für verschiedene Periodika (u.a. „Oberdeutsche Literaturzeitung") und beschäftigte sich in einer Abhandlung mit dem wegen der Revolution emigrierten französischen Klerus. 1792 w u r d e er in eine Landpfarrei zwangsversetzt. B a u m , Oskar, Musikpädagoge, Schriftsteller, * 2 1 . 1 . 1 8 8 3 Pilsen, t 2 0 . 3 . 1 9 4 1 Prag. Als Z w ö l f j ä h r i g e r nach einem Unfall erblindet, kam B. an das Israelitische Blindeninstitut nach Wien, w o er eine Ausbildung zum Organisten und Pianisten erhielt. 1902 ließ er sich als Organist und Musikpädagoge in Prag nieder, schrieb seit 1921 Musikkritiken und gehörte dem Kreis um M a x
Baumgärtner —»Brod und Franz Kafka an. Als Schriftsteller trat B. 1909 durch seine Autobiographie Das Leben im Dunkeln und einen Roman über das Schicksal Blinder hervor. In seinen Essays und Glossen (u. a. in der „Weltbühne") setzte sich B. mit sozialen Fragen auseinander. Das Drama Das Wunder wurde 1920 am Deutschen Landestheater in Prag uraufgeführt. B. starb kurz vor der Deportation nach Theresienstadt an den Folgen einer Operation. WEITERE WERKE: Die Tür ins Unmögliche. München 1919. Nachdr. Wien 1988. - Erzählungen aus dem Blindenleben. Prag 1999. LITERATUR: Sabine Dominik: Ο. B. (1883-1941). Ein Schriftsteller des „Prager Kreises". Diss. WUrzburg 1988. Baum, Peter, Lyriker, * 30.9.1869 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 6.6.1916 bei Keckau bei Riga. Der einer Fabrikanten- und Theologenfamilie entstammende B. brach eine Kaufmannslehre ab, wurde Teilhaber einer Buchhandung in Leipzig und ließ sich nach einem Kunstund Literaturstudium als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Dort gehörte er dem 1910 von Herwarth -»Waiden gegründeten „Sturm"-Kreis an, in deren gleichnamiger Zeitschrift er publizierte. B. war u.a. mit Stefan Zweig und Rudolf -»Steiner befreundet und der engste Vertraute der Dichterin Else -»Lasker-Schüler. 1902 erschien sein der expressionistischen, „abstrakten Lyrik" zuzurechnender Gedichtband Gott. Und die Träume, 1905 der phantastische Roman Spuk und 1908 seine von Max —»Slevogt illiustrierte Novellensammlung Im alten Schloß. Bei Kriegsausbruch 1914, kurz nach seiner Eheschließung mit der Sängerin und Schriftstellerin Jenny Boese, meldete sich B. als Freiwilliger und fiel 1916 bei Riga. LITERATUR: Gustav Grote: P. B. In: Wuppertaler Biographien. 4. Folge. Wuppertal 1962, S. 9-20. Baum, Vicki, Schriftstellerin, * 24.1.1888 Wien, t 29.8.1960 Hollywood. Nach dem Studium der Musik und Pädagogik in Wien erhielt die ausgebildete Harfenistin 1916 ein Engagement in Darmstadt. 1926-31 arbeitete B. beim Ullstein Verlag in Berlin als Zeitschriftenredakteurin für „Die Dame". Sie machte sich einen Namen als Autorin von Gesellschaftsromanen im Stil der „Neuen Sachlichkeit" und verzeichnete mit ihren 1929 erschienenen und später mit Greta Garbo verfilmten Menschen im Hotel ihren größten internationalen Erfolg. 1931 ging sie als Drehbuchautorin nach Hollywood. 1933 wurden ihre Bücher in Deutschland verboten. 1938 nahm B. die amerikanische Staatsbürgerschaft an und schrieb fortan in englischer Sprache. 1962 erschien ihre Autobiographie Es war alle ganz anders. B. war seit 1916 mit dem Mannheimer Generalmusikdirektor Richard Lert verheiratet. LITERATUR: Lynda King: Best-sellers by Design. V. Β. and the House of Ullstein. Detroit 1988. - Julia Bertschik: „Ihr Name war ein Begriff wie Melissengeist oder Leibnizkekse". V. B. und der Berliner Ullstein-Verlag. In: Autorinnen der Weimarer Republik. Hrsg. v. Walter Fahnders. Bielefeld 2003, S. 119-135. Baumbach, Karl Adolf, Politiker, Jurist, * 9.2.1844 Meiningen, t 21.1.1896 Danzig. Der Sohn eines Meiningischen Hofarztes und Bruder Rudolf —» B.s trat nach dem in Jena, Leipzig, Heidelberg und Berlin absolvierten Studium der Staats- und Rechtswissenschaften in den Meiningenschen Justizdienst ein und wurde 1878 Landrat von Sonneberg. 1880 als Abgeordneter der Nationalliberalen in den Reichstag gewählt, geriet er wegen der Wiederwahl seines Parteifreundes Eduard —» Lasker gegen Herbert von Bismarck in Konflikt mit dessen Vater Otto von Bismarck, Schloß sich 1881 den Sezessionisten seiner Partei und 1884 mit diesen der Fortschrittspartei an.
1890-93 war B. Zweiter Vizepräsident des Reichstags, seit 1890 Oberbürgermeister von Danzig; er gehörte dem westpreußischen Provinziallandtag und dem Herrenhaus an. B. gab 1882 das Staatslexikon heraus, betreute den juristischen Teil von Meyers Konversationslexikon und war Mitarbeiter der „Nation". Er veröffentlichte u. a. Frauenarbeit und Frauenschutz (1889) und Der Deutsche Reichstag (1890). LITERATUR: Haunfelder, Lib. Abg., 2004, S. 58 f. B a u m b a c h , Rudolf, Pseud. Paul Bach, Schriftsteller, * 28.9.1840 Kranichfeld/Ilm bei Weimar, t 21.9.1905 Meiningen. B., Bruder Karl Adolf —»B.s, studierte 1860-64 in Leipzig, Würzburg und Heidelberg Naturwissenschaften. Nach der Promotion war er als Lehrer in Graz und Brünn, dann als Hauslehrer in Görz und Triest tätig. Seit 1881 lebte er dort als freier Schriftsteller, kehrte 1885 nach Meiningen zurück, arbeitete als Bibliothekar und erhielt 1888 den Titel eines Hofrats. Auf Drängen von Freunden gab B. 1870-81 in Triest die humoristische Alpenvereinszeitung „Enzian. Ein Gaudeamus für Bergsteiger in Poesie und Satyre" heraus. Den großen Durchbruch als Schriftsteller erlebte er 1877 mit dem später als Oper vertonten Versepos Zlatorog, eine Alpensage. Seine romantisierenden Lyrik- und Prosatexte machten ihn neben Joseph Viktor von Scheffel und Julius —»Wolff zu einem der beliebtesten Autoren der Zeit. Zu seinen heute noch bekannten volkstümlichen Liedern zählt Hoch auf dem gelben Wagen. LITERATUR: Erhard Diez: R. B., ein Beitrag zum Leben und Schaffen des Dichters. Hildburghausen 1933. - Heinz O. Burger: B„ R. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 654f. - Andreas Seifert: Die liebenswürdige Oberflächlichkeit. Vier Kapitel über R. B. Meiningen 1987. - Andreas Seifert: Zum 150. Geburtstag von R. B., 1840-1990. Kranichfeld 1990. Baumberger, Georg, schweizer. Journalist, Schriftsteller, Politiker, * 8.3.1855 Zug, t 21.5.1931 Zürich. Seine journalistische Laufbahn begann B. 1881 als Redakteur beim „Appenzeller Tagblatt" (seit 1882 „Appenzeller Nachrichten"). 1886 übernahm er die Chefredaktion der Zeitung „Die Ostschweiz" in St. Gallen und leitete 1904-19 die „Neuen Zürcher Nachrichten". In St. Gallen gehörte er als Mitglied der Christlich-Sozialen dem Verfassungsrat, dem Kantons- und Erziehungsrat und dem Katholischen Kollegium, nach seiner Übersiedlung nach Zürich dem dortigen Kantonsrats und dem Großen Stadtrat an; 1919 wurde er in den Nationalrat gewählt. Er verfaßte Reisebilder aus Tirol, der Schweiz und dem Mittelmeerraum und schrieb über Ereignisse der Schweizer Geschichte. WERKE: Questa la via! Volks- und Landschaftsbilder aus Tirol. St. Gallen 1895. - Aus sonnigen Tagen. Volks- und Landschaftsbilder aus der Schweiz. St. Gallen 1897. Neuausg. Einsiedeln u. a. 1899, 3 1910. - Grüess Gott! Volks- und Landschaftsbilder aus der Schweiz. Einsiedeln u.a. 1900. Die Appenzeller Freiheitskriege. Geschichtliches Volksfestspiel in 5 Akten. Anläßlich der Fünfhundertjahr-Feier der Schlacht am Stoß zu Appenzell. Zürich 1905. LITERATUR: Dr. iur. h.c. Georg Baumberger, Nationalrat, 1855-1931. Zürich 1931. - Hermann Odermatt: G. B. 1855-1931. In: Die Schweiz. Ein nationales Jahrbuch 1932, 3 (1931) S. 182-186. Baumgärtner, Georg August, Pseud. Georg Agi, August Georges, Journalist, * 30.8.1869 Biberach (Württemberg), t n.e. Seine journalistische Laufbahn begann B. beim „Oberschwäbischen Anzeiger". 1896 ging er als wissenschaftlicher Korrektor an die Deutsche Verlagsanstalt Union in Stuttgart, wechselte 1896 an die „Allgemeine Zeitung" in München und war 1902-20 Redakteur der „Münchener
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Baumgart Neuesten Nachrichten". B. war u. a. Vorsitzender der Theatergemeinde und des Festausschusses bei der Eröffnung des Deutschen Museums, leitete 1925 die Ausstellung „Bayerisches Kunsthandwerk" und die „Deutsche Verkehrsausstellung", ferner die Ausstellung „Heim und Technik" (1927) und den Wiederaufbau des Tierparks Hellabrunn. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete B. in der Kriegsinvalidenfürsorge und gründete mehrere gemeinnützige Organisationen. Baumgart, Reinhard, Kritiker, Literaturwissenschaftler, * 7.7.1929 Breslau, f 2.7.2003 Salö (Gardasee). B., Sohn eines Arztes, flüchtete mit seinen Eltern 1945 ins bayerische Allgäu, studierte seit 1948 Geschichte, Germanistik und Anglistik in München, Glasgow und Freiburg/ Breisgau und wurde 1953 mit der Dissertation Das Ironische und die Ironie in den Werken Thomas Manns promoviert. 1953/54 war er Lektor für Deutsch an der Univ. Manchester, 1955-62 Lektor im Piper-Verlag in München, wo er danach als freier Schriftsteller, Theater-, Film- und Kulturkritiker tätig war. 1967 wurde B. Gastdozent für Poetik an der Univ. Frankfurt/Main, 1990 Prof. für Deutsche Literaturwissenschaft an der TU Berlin. Seit 1982 gehörte er dem Vorstand des deutschen Literaturfonds an und war 1987/88 Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin. B. schrieb u. a. den Roman Der Löwengarten (1961), Hausmusik. Ein deutsches Familienalbum (1962) und Panzerkreuzer Potjomkin (1967, Erzählungen). Seit Ende der sechziger Jahre veröffentlichte er nahezu ausschließlich Essays sowie Theater-, Film- und Literaturkritiken, die u. a. in Zeitungen und Zeitschriften wie der „Spiegel", „Die Zeit" und „Süddeutsche Zeitung" erschienen. Seit 1978 trat B. vor allem als Autor dramatischer Arbeiten, zum Teil nach epischen Vorlagen hervor, von denen einige für das Fernsehen verfilmt wurden (Goethes Wahlverwandtschaften, 1978; Wahnfried, Bildereiner Ehe, 1985). B. wurde 1987 mit dem Johann-HeinrichMerck-Preis für literarische Kritik und Essay, 1988 mit dem Adolf-Grimme-Preis und 1991 mit dem Heinrich-MaerkerPreis für Essayisten ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Deutsche Literatur der Gegenwart: Kritiken - Essays - Kommentare. München/Wien 1994. - Glück und Scherben. Drei lange Geschichten, vier kurze. München/ Wien 2002. - Damals. Ein Leben in Deutschland 1929-2003. München/Wien 2003. Baumgarten, Gotthilf von, Musiker, Komponist, Militär, * 12.1.1741 Berlin, t 1.10.1813 Groß Strehlitz (Schlesien). Seine militärische Karriere begann B. 1761 als Fahnenjunker im Tauentzienschen Infanterieregiment in Breslau. Er nahm am bayerischen Erbfolgekrieg teil, avancierte zum Stabskapitän, mußte den Dienst jedoch wegen einer Nervenkrankheit quittieren. 1780 trat er das Amt des Landrats des Kreises Groß Strehlitz in Schlesien an, das er 1783 ebenfalls aus Gesundheitsgründen aufgeben mußte. In Breslau gab B. seit 1773 die Wochenzeitschrift „Beobachtungen in der Moralischen und Literarischen Welt zur Aufnahme des guten Geschmacks in Schlesien" heraus. Bekannt wurde er vor allem als Komponist der romantisch-komischen Oper Zemire und Azor (1775) und von drei weiteren Singspielen. Baumgarten, Hans, Publizist, * 4.1.1900 Berlin, t 24.3.1968 Frankfurt/Main. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Freiburg/Breisgau und der Promotion zum Dr. jur. war B. zunächst als Referendar am Amtsgericht Berlin-Wedding tätig. Mit einem Volontariat bei der Korrespondenz Gelb in Berlin wechselte er in den Journalismus. Seit 1923 Redakteur beim „Berliner Börsen-Courier", stieg er zum Leiter des Wirtschaftsressorts auf und wurde im April 1933 Chefredakteur. 1934-43 war er Chefredakteur der Fachzeitschrift „Der deutsche Volkswirt". Nach
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dem Krieg gehörte er zu den Begründern der „WirtschaftsZeitung" (1946) in Stuttgart und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (1949), als deren Mitherausgeber er bis 1965 zeichnete. Daneben hatte er an der Univ. Mainz einen Lehrauftrag für Publizistik inne. B. veröffentlichte u.a. Moritz von Sachsen, der Gegenspieler Karls V. (1941). LITERATUR: Friedemann Siering: Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35-86. Baumgarten, Hermann, Historiker, Politiker, * 28.4.1825 Lesse bei Wolfenbüttel, t 19.6.1893 Straßburg. B., Sohn eines Pastors, begann das Studium der Philologie und Geschichte 1842 in Jena, wechselte nach Halle, wurde dort wegen burschenschaftlicher Umtriebe der Univ. verwiesen, konnte sein Studium aber 1848 in Bonn abschließen. 1848-52 redigierte er in Braunschweig die „Deutsche Reichszeitung". 1853 ging er zu dem des Hochverrats angeklagten Historiker Georg Gottfried -> Gervinus nach Heidelberg, veröffentlichte eine Verteidigungsschrift zu dessen Gunsten und arbeitete mit an dessen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Seit 1855 in München ansässig, befaßte er sich dort mit der spanischen Geschichte. 1859 übersiedelte B. als Publizist nach Berlin, veröffentlichte 1861 sein Werk Zur Geschichte Spaniens zur Zeit der Französischen Revolution und folgte einem Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte und Literatur am Polytechnikum in Karlsruhe. 1872 wurde er Prof. an der Univ. Straßburg. B. war ein liberaler Verfechter der preuß. Führungsrolle in Deutschland, verteidigte aber auch die Rechte des Südens. Er war der Vater von Otto B. LITERATUR: Otto zu Stolberg-Wernigerode: B., H. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 658 f. - Wolfgang Stark: Η. B. (1825-1893). Ein biographischer Beitrag zur Klärung der Ideenwelt des deutschen politischen Liberalismus im 19. Jahrhundert. Erlangen 1973. - Jörg W. Wehling: Η. B. (1825-1893), ein politischer Historiker. Berlin 1995. Baumgarten-Crusius, (Detlev) Karl Wilhelm, Pädagoge, evang. Theologe, Schriftsteller, * 24.1.1786 Dresden, t 12.5.1845 Meißen. Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma und dem 1803 an der Univ. Leipzig begonnenen Studium der Theologie und Philologie war B.-C., Sohn des evang. Theologen Gottlob August B. C., zunächst Choralis an der Domkirche von Merseburg. 1810 wurde er zum Konrektor der Domschule ernannt und wechselte, nachdem Merseburg an Preußen gefallen war, 1817 als Konrektor an die Kreuzschule nach Dresden. 1832 übernahm er das Rektorat der Landesschule in Meißen. B. veröffentlichte pädagogische Schriften, mit Kommentaren versehene Ausgaben der Odyssee und der Werke Suetons, schrieb Artikel für die „Deutschen Blätter" und den „Merkur" und 1816 Vier Reden an die deutsche Jugend über Vaterland, Freiheit, deutsche Bildung und das Kreuz. LITERATUR: Halm: B.-C., K. W. In: ADB, Bd. 2, 1875, S. 161 f. Baumgartner, Alexander, Jesuit, Literaturhistoriker, * 27.6.1841 St. Gallen, t 5.10.1910 Luxemburg. Nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu (1860) studierte B. in Münster und an den Jesuitenlehranstalten Feldkirch, Maria Laach und Ditton Hall (England) Theologie und Philosophie und wirkte seit 1867 als Sprachlehrer in Feldkirch, seit 1873 in Stonyhurst. Danach war er in den großen Häusern der deutschen Ordensprovinz in Holland und seit 1899 im Schriftstellerheim in Luxemburg als Mitarbeiter der
Bausch „Stimmen aus Maria-Laach" tätig. Einen Namen machte sich B. als Literaturhistoriker und Autor u.a. eines dreibändigen Werks über —> Goethes Leben und Werk und einer siebenbändigen Geschichte der Weltliteratur. Er schrieb Sonette, ein allegorisches Festspiel, Reisebilder aus Nordeuropa und eine politische Biographie seines Vaters Gallus Jakob —>B. In seinen Publikationen wies sich B. als erklärter Gegner des „l'art pour l'art"-Prinzips in der Literatur aus und rief damit den „katholischen Literaturstreit" hervor. WEITERE WERKE: Lessings religiöser Entwicklungsgang. Freiburg/Breisgau 1877. - Goethe. 3 Bde., Freiburg/Breisgau 1879-82. - Die Stellung der Katholiken zur neueren Literatur. Freiburg/Breisgau 1910. LITERATUR: Wilhelm Kratz: B. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 666. - Susanna Schmidt: Β., A. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 94. Baumgartner, Gallus Jakob, schweizer. Politiker, Publizist, * 18.10.1797 Altstätten (Kt. St. Gallen), t 12.7.1869 St. Gallen. Nach Studien in der Schweiz bezog B. 1816 die Univ. Wien, wurde als Mitglied einer schweizer. Studentenverbindung verhaftet und 1820 ausgewiesen. In St. Gallen wurde er 1823 Staatsarchivar, 1825 Mitglied des Großen Rats, 1826 erster Stadtschreiber und 1827 Legationsrat in der Eidgenössischen Tagsatzung. B. schuf nach der Julirevolution eine neue Verfassung und berief, seit 1831 erster Regierungsrat, 1834 die Badener Konferenz zur Beilegung des zwischen Kirche und Staat bestehenden Konflikts um die Aufhebung des Bistums Chur-St. Gallen ein. Zunächst Führer der Liberalen, als Gegner des Aargauer Klostersturms seiner Partei aber entfremdet, trat er 1841 ab, kehrte jedoch 1843 mit Hilfe der Konservativen in den Regierungsrat zurück. Seit 1848 war B. als Advokat und Publizist tätig, von 1853 an Direktor der Süd-Ost-Bahn, wurde Landammann und nahm 1864 Abschied von der Politik. B. begründete die „Schweizer Zeitung". Er veröffentlichte u. a. Die Schweiz in ihren Kämpfen und Umgestaltungen von 1830-1850 (4 Bde., 1853-66, Neuausg. 1868) und Geschichte des schweizerischen Freistaates und Kantons St. Gallen (3 Bde., 1868-90). WEITERE WERKE: Briefe des Landammanns G. J. B. zur Zeit des Sonderbundes 1844-1848. Hrsg. v. Ernst Kind. St. Gallen 1934. - Der Briefwechsel von Landammann G. J. B., St. Gallen, mit Burgermeister J. J. Hess, Zürich, (1831-1839). Ein politisches Zeitbild der Regeneration. 2 Bde., St. Gallen 1972. LITERATUR: Alexander Baumgartner: G. J. B., Landammann von St. Gallen, und die neuere Staatsentwicklung der Schweiz. Freiburg/Brsg. 1892. - Wilhelm Ehrenzeller: G. J. B. und der Kanton St. Gallen in den ersten Jahren der Regenerationszeit 1831-1833. St. Gallen 1933. - Georg Hanselmann: Die Kirchenpolitik G. J. B.s von St. Gallen in den Jahren 1830-1840. Bern/Frankfurt am Main 1975. Baumgartner, Hans, schweizer. Photograph, * 10.9.1911 Altnau (Kt. Thurgau), t 28.12.1996 Frauenfeld. B., Sohn eines Polizisten, trat 1927 in das Lehrerseminar in Kreuzlingen ein, studierte an der Univ. Zürich, war 1937-69 Sekundarlehrer in Steckborn und unterrichtete 1969-77 Naturwissenschaften an der Schule für Pflegeberufe in Frauenfeld. Seit 1935 arbeitete er als Photograph, insbesondere von Reportagen, für zahlreiche schweizer. Zeitschriften (u. a. „Föhn", „Du", „Camera"). B. veröffentlichte Erlebnis, Ergebnis, Ereignis (1996). 1986 erhielt er den Kulturpreis des Kantons Thurgau. LITERATUR: Η. B. Erlebnis - Ereignis - Ergebnis, hrsg. v. Alex Bänninger. Bern 1996. - Georg Sütterlin: Β., H. In: HLS, Bd. 2, 2002, S. 107.
Baur, Johann Jakob, evang. Theologe, klassischer Philologe, Orientalist, * 20.6.1729 Genkingen bei Pfullingen (Württemberg), t 5.11.1776 Tübingen. B. Schloß sein Studium in Tübingen 1749 mit dem Magistergrad ab und wurde dort nach einer ausgedehnten Studienreise durch Deutschland, Holland und Frankreich 1760 a. o. Prof. der Philosophie und der orientalischen Sprachen. Nach der Promotion 1770 wurde er Prof. der Theologie und der griechischen und orientalischen Sprachen. 1772 erhielt B. eine o. Professur der Philosophie, der Rhetorik und der Poesie. B. war Ehrenmitglied der Theologisch-Philologischen Gesellschaft in Basel, der Societas literarum elegantiorum in Leipzig und der Lateinischen Gesellschaft in Jena. Fast alle seine Publikationen zur Theologie, Philosophie und Philologie verfaßte B. in lateinischer Sprache. Zu den wenigen Abhandlungen in deutscher Sprache zählen 1769 erschienene Gedanken von der patriarchalischen Religion und Aufsätze für die Zeitschrift „Neuestes aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" von Johann Christoph —» Gottsched. Baur, Renward, auch Bauer, Jesuit, * 13.11.1823 Muri (Kt. Aargau), f 10.6.1883 Kirchrath (Niederlande). B., Sohn des kath. Politikers, Sonderbündlers und Arztes Johann Baptist B., trat als Zwanzigjähriger in den Jesuitenorden ein. Nach der Niederlage der Katholiken und Konservativen im Sonderbundskrieg 1847 mußte er aus seinem Kolleg in Freiburg (Schweiz) nach Savoyen fliehen und gelangte von dort aus mit 40 Mitbrüdern nach Amerika. Nach einer Tätigkeit als Mathematiklehrer in Washington kehrte B. zur Vollendung seiner Studien nach Europa zurück. Er lehrte dann an den Ordenshäusern in Bonn und Maria Laach Kirchengeschichte und widmete sich in Koblenz, Aachen und Köln der Seelsorge. In Maria Laach trug B. eine Privatbibliothek zusammen, die als eine der größten und schönsten in Deutschland galt. Nach der Vertreibung des Jesuitenordens aus Deutschland wirkte er 1873-81 als Prof. der Kirchengeschichte in Löwen. B. war Mitbegründer und Mitarbeiter der „Stimmen aus Maria Laach" und des Kirchenlexikons. Bausch, Hans, Publizist, Intendant, * 23.12.1921 Waldshut am Hochrhein, t 23.11.1991 Baden-Baden. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg studierte B. Geschichte, Politische Wissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte an der Univ. Tübingen, wo er 1955 mit der Arbeit Der Rundfunk im politischen Kräßespiel der Weimarer Republik 1923-1933 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1948-50 war er Redakteur der „Schwäbischen Post" in Aalen, 1950-52 Leiter des Landespolitischen Ressorts und stellvertretender Leiter des Südwestfunk-Studios Tübingen, 1952-56 Stuttgarter Korrespondent des Südwestfunks, 1956-58 für die CDU Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg und seit 1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks (SDR) in Stuttgart. 1959-89 war B. Mitglied des Aufsichtsrats der Bavaria-Atelier GmbH in München/Geiselgasteig und Geschäftsführer der SDR Werbung GmbH, 1960-73 Vorsitzender von Vorstand und Kuratorium der Deutschen Journalistenschule in München, 1961/62, 1974/75 und 1988 Vorsitzender der ARD, 1961-64 Mitglied des Verwaltungsrats der Europäischen Rundfunkunion UER/EBU, 1962-71 und 1986-91 Vorsitzender der Historischen Kommission der ARD, 1966-80 Mitglied der Fernsehprogramm-Kommission der UER/EBU, 1967-89 Vorsitzender der ARD/ZDFKommission für Fragen der Programm- und Medienforschung, 1971-81 stellvertretender Vorsitzender, danach bis 1989 Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Rundfunkarchivs. B. machte sich um den Aufbau der Eurovision verdient. 1969-88 gab er das „ARD-Jahrbuch", 1985-89 die Zeitschrift „ARD-Magazin" heraus. B. war auch Herausgeber der Reihe Rundfunk in Deutschland und Autor der beiden
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Bauschke Bände über die Rundfunkpolitik von 1945 bis 1979 (1980). 1971 wurde er Honorarprofessor an der Univ. Hohenheim. WEITERE WERKE: Hrsg.: Organisation des Fernsehens und Rolle des Zuschauers. Zur Diskussion um das öffentliche Rundfunksystem und das Vermittlungsproblem im Fernsehen. Düsseldorf 1972. - 40 Jahre SDR. Reden aus gegebenem Anlaß. Stuttgart 1989. LITERATUR: Hansjörg Bessler: Η. B. 60 Jahre. In: Publizistik 26 (1981) S. 608-611. - Η. B. 65. Stuttgart 1986. - Claudia Mast: Prof. Dr. Η. B. f . In: Publizistik 37 (1992) S. 113f. In memoriam Η. B. Stuttgart 1992. B a u s c h k e , Moritz Gustav, Pseud. Moritz B. Schauke, Gustav Moritz, Buchhändler, Schriftsteller, * 3.1.1808 Breslau, t 24.7.1851 Reudnitz (heute zu Leipzig). Nach dem Abitur in Breslau ging B. 1828 an die Kgl. Bauakademie in Berlin, wurde dort 1830 als Kondukteur vereidigt, war aber vor allem literarisch tätig. 1832 verließ er Berlin, unternahm eine Bildungsreise durch Deutschland und gründete 1833 in seiner Heimatstadt den „Breslauer Boten", „eine Zeitschrift für heitere und ernste Unterhaltung". Seine zweite Gründung war ein Verlagskomptoir mit angeschlossener Bibliothek und einem Journalzirkel. Unter dem Pseudonym Moritz B. Schauke, das er seit 1828 als Mitarbeiter mehrerer, meist humoristischer Zeitschriften nutzte, veröffentlichte B. 1834 seine erste Erzählung Bilder aus der Wirklichkeit. Ebenfalls unter Pseudonym oder anonym erschienen einige Broschüren B.s wie seine Aufforderung an unsere lieben Mitbürger zur Errichtung einer allgemeinen Versicherungs-Anstalt in Krankheitsfällen (1831). B a u s e r , Adolf, Pädagoge, * 11.12.1880 Entringen bei Tübingen, t 16.11.1948 Stuttgart. Nach einer Tätigkeit als Volks- und Realschullehrer studierte B. 1910-12 an den Universitäten Tübingen und Lausanne Pädagogik, Philosophie, Germanistik, Geschichte und Französisch; seit 1913 unterrichtete er am Lehrerseminar in Nagold. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete B. in Stuttgart die Volksrechts-Zeitung „Selbsthilfe" und war Vorsitzender der 1926 gebildeten Volksrechtspartei, die ihn 1929-32 in den Württembergischen Landtag und 1932 (Juli bis November) in den Reichstag entsandte. Er rief die Süddeutsche Sparerbank ins Leben. 1928 wurde B. Oberstudiendirektor am Lehrerseminar in Nagold, 1931 Oberschulrat in Stuttgart und 1939 von den Nationalsozialisten des Amtes enthoben. Nach Kriegsende reaktiviert, wurde B. Direktor des Pädagogischen Instituts Stuttgart, Vorsitzender des Bundes der Sparer und Fliegergeschädigten und erneut Herausgeber der „Selbsthilfe". 1946-48 gehörte er für die CDU dem Landtag von Württemberg-Baden an. WERKE: Die deutsche Oberschule als deutsche Kulturschule. Stuttgart 1921. - Das deutsche Kulturgut als Grundlage des deutschen Bildungswesens. Leipzig 1925. - Krieg dem Krieg! Dem Recht der Sieg! Stuttgart-Botnang 1945. B a y e r , Albrecht, evang. Theologe, * 1.2.1751 Gingen/ Fils, t 16.1.1819 Ansbach. Der Sohn eines Pfarrers studierte seit 1776 Theologie, Philologie, Geschichte, Philosophie und Mathematik in Erlangen. Er wurde in das „Institut für Moral und schöne Wissenschaften" Georg Friedrich Seilers aufgenommen. Seit 1779 Magister der Philosophie, war er in Erlangen als Erzieher, daneben auch als Dozent und Prediger tätig. 1785 wurde B. a. o.Prof. der Philosophie an der dortigen Universität. 1785-94 war er Redakteur der aufklärerischen „Erlanger Realzeitung". Seit 1791 o. Prof., ging er 1794 als Stadtkaplan nach Ansbach. 1798 wurde er Assessor am dortigen Konsistorium, 1801 Stiftsprediger und Konsistorialrat. Nach der Auflösung des Ansbacher Konsistoriums 1806 übernahm B.
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die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten des neugebildeten Rezatkreises. 1808 wurde er Kreisschulrat, 1809 Kreiskirchenrat und 1817 1. Rat des Ansbacher Generaldekanats. B. veröffentlichte u.a. Predigten für die Bedürfiiisse unserer Zeit (1784 und 1793). WEITERE WERKE: Commentarii perpetui in Theocriti Charites et Syracusias. Erlangae 1790. - Von der Vaterlandsliebe und von den gegenseitigen Pflichten der Obrigkeit und der Unterthanen. Erlangen 1792. LITERATUR: Friedrich Hauck: Β., A. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 1-4. B a y e r , Konrad, österr. Schriftsteller, * 17.12.1932 Wien, t 10.10.1964 Wien. B. arbeitete zunächst als Bankangestellter (bis 1957). Mit H. C. Artmann, Gerhard Rühm und Oswald Wiener war er Mitglied im 1951 gegründeten „artclub". Ein Psychologiestudium brach er nach kurzer Zeit ab und war als Leiter der Galerie des Malers Ernst Fuchs, als Jazzmusiker, Darsteller und Autor von Experimentalfilmen tätig. 1958/59 war B. an den Aufführungen des „literarischen cabarets" der „Wiener Gruppe" beteiligt. 1962 redigierte er die avantgardistische Zeitschrift „edition 62" (nur zwei Ausgaben erschienen). Das einzige zu B.s Lebzeiten erschienene Buch war der stein der weisen (1963); im selben Jahr las er im Berliner Rundfunk der köpf des vitus bering (erschienen 1965). B.s Roman der sechste Sinn erschien als Fragment postum 1966. LITERATUR: Κ. B. Berlin 1989. - Clemens Stepina: Κ. B. und die Wiener Gruppe. In: New German Review 17 (2001 /02) S. 28-46. B a y e r n , Konstantin Prinz von, Journalist, Politiker, * 15.8.1920 München, t 30.7.1969 bei Hechingen (Baden-Württemberg). Der Enkel des Augenarztes Ludwig Ferdinand von Bayern wurde 1939 zum Wehrdienst eingezogen und 1941 wie alle Mitglieder ehemals regierender Häuser als „wehrunwürdig" entlassen. 1942-44 studierte er in Freiburg/Breisgau Rechtswissenschaften und war anschließend am Oberlandesgericht Karlsruhe tätig. Nach dem Attentat auf Hitler am 20.7.1944 in „Sippenhaft" genommen, wurde B. 1945 von den Amerikanern befreit. 1947 begann er eine journalistische Laufbahn, war bei der „Neuen Revue", der „Süddeutschen Zeitung" und seit 1963 bei der „Bunten" beschäftigt; er besaß Anteile am Bankhaus Louis Hagen & Sohn. Er verfaßte Der Papst, eine Biographie Pius' XII., und Ohne Macht und Herrlichkeit. Seit 1961 Mitglied der CSU, zog er 1962 in den Bayerischen Landtag und 1965 in den Bundestag ein; 1967 wurde er Bezirksvorsitzender der CSU München. Kurz nach Erscheinen seines politischen Werks Die Zukunft sichern kam B. bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. WEITERE WERKE: Die großen Namen. Begegnungen mit bedeutenden Deutschen unserer Zeit. München 1956. - Ohne Macht und Herrlichkeit. Fürstenschicksale einst und jetzt. München 1961. LITERATUR: K. Prinz v. B. In: Der Journalist 19 (1969) 8, S. 36. - Hanns Arens (Hrsg.): Prinz und Demokrat. Κ. v. B. Ein Gedenkbuch. München 1970. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 46. B a y e r s d o r f e r , Adolph, Kunsthistoriker, * 7.6.1842 Erlenbach bei Aschaffenburg, t 21.12.1901 München. B., Sohn eines Revierförsters, lebte nach dem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte als freier Schriftsteller, Rezensent und Theaterkritiker u. a. der „Münchener Blätter", der „Süddeutschen Presse" und der Wiener „Neuen Freien Presse" in München. Er hielt engen Kontakt zu Künstlern, vorwiegend zu Arnold Böcklin. 1874-80 lebte B. in Florenz im Verkehr mit Hans von Marees und Adolf von Hildebrand und beteiligte sich dort an der Gründung des deutschen
Bebel Kunsthistorischen Instituts. 1880 wurde er zum Konservator der Gemäldegalerie in Schleißheim, 1884 der Pinakothek in M ü n c h e n ernannt. Bekannt wurde B. vor allem durch seine ästhetisch-philosophischen Schriften und eine Abhandlung über die Holbein-Madonnen in Dresden und Darmstadt, in der er die letztere als die echte bezeichnete. B. trat u . a . f ü r die Malerei Gustave Courbets und des Kreises u m Wilhelm Leibi ein und war ein Gegner Richard Wagners. B. war Präsident der Münchener Gesellschaft f ü r wissenschaftliche Psychologie. LITERATUR: H e r m a n n Uhde-Bernays: B., A. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 680. - Siegfried Käss: Der heimliche Kaiser der Kunst. Α. B., seine Freunde und seine Zeit. M ü n c h e n 1987. B a y r , Rudolf, österr. Schriftsteller, * 2 2 . 5 . 1 9 1 9 Linz, t 1 7 . 1 0 . 1 9 9 0 Salzburg. B., Sohn eines Oberrechnungsrats, studierte 1937-40 Philosophie, Psychologie, Ästhetik, Germanistik und Musikwissenschaft in Wien. Seit S o m m e r 1940 war er Schriftleiter in Ausbildung bei „Völkischen Beobachter". N a c h der Promotion 1943 aufgrund der Arbeit Zur Problematik des künstlerischen Übersetzens war er als freier Schriftsteller tätig. 1948-51 gab B. die Zeitschrift „Wiener Literarisches E c h o " heraus. Seit 1955 leitete er die Literaturabteilung von Radio Salzburg, später die Abteilung Kultur und Wissenschaft des ORF; 1975-84 war er Intendant des Landesstudios Salzburg. B. übersetzte aus d e m Altgriechischen (u.a. Ο Attika, Gesänge der Hellenen, 1948) schuf Nachdichtungen altgriechischer D r a m e n (nach Sophokles: Oedipus auf Kolonos, 1949; Antigone, 1961; Elektro, 1963; nach Aischylos: Agamemnon, 1948), schrieb eigene Dramen (u.a. Agamemnon muß sterben, 1952), Lyrik ( K a l e n d a r i u m , 1952; Der Wolkenfisch, 1964; Flugsand und Schlaf, 1988), Erzählungen (Das ungewisse Haus, 1946; Der Zehrpfennig, 1961; Ein Loch im Leben, 1981) und Essays (Zur Psychologie des dichterischen Schaffens 1945; Essays über Dichtung, 1947). 1947 erschien sein Buch Karl-Heinrich Waggerl, Leben und Werk. B. wurde u . a . mit den Grillparzer-Preis (1953), dem Theodor-Körner-Preis (1959) und dem Österreichischen Staatspreis für Hörspiel (1960) ausgezeichnet. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 463 f. Alfred Pittertschatscher: M u t m a ß u n g e n über R. B. „Die Veränderung, Herr Oberlandesgerichtsrat, die Veränderung!" In: Postscriptum. Red. Petra Maria Dallinger. Linz 1996. B a y r o s , Franz Marquis von, österr. Maler, Illustrator, * 1 8 . 5 . 1 8 6 6 A g r a m (Zagreb), t 3 . 4 . 1 9 2 4 Wien. Der väterlicherseits einer spanischen Adelsfamilie entstammende B. begann seine künstlerische Ausbildung 1882 an der Wiener Akademie bei Christian Griepenkerl, setzte sie 1887-89 an der M ü n c h n e r Akademie fort und war dann als Illustrator und Porträtmaler in Wien tätig. 1897 arbeitete er bei Heinrich Knirr in München und bei Adolf Holzel in Dachau. 1904-05 war B. künstlerischer Leiter der Zeitschrift „Die Auster", fertigte seine ersten Exlibris an und beschäftigte sich mit Werbegraphik. Als Maler verlegte er sich vor allem auf Damenporträts und bevorzugte auch bei seinen mit Bleistift, Feder oder Tusche gezeichneten Exlibris die Darstellung eleganter Damen. Neben Illustrationen zu Almanachen schuf B. vor allem für den Amalthea-Verlag zahlreiche dieser Exlibris. Etliche seiner im Privatdruck erschienen Illustrationen zu erotischen und pornographischen Romanen wurden seinerzeit als skandalös e m p f u n d e n und lösten einige Gerichtsverfahren gegen B. aus. LITERATUR: Rudolf Brettschneider: F. v. B. Leipzig 1926. Karin Sagner-Düchting: B., F. v. In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 3 f.
B e a u l i e u , Gertraud Chalet de, Schriftstellerin, * 1 7 . 3 . 1 8 4 6 F r a n k f u r t / O d e r , f 2 2 . 1 2 . 1 9 0 2 Spandau. Die Tochter eines Oberjustizrats, der einer aus der Touraine eingewanderten französischen Familie entstammte, ließ sich in Berlin in Musik ausbilden, wandte sich j e d o c h bald literarischer Tätigkeit zu. Sie übersetzte f ü r den Melbourner „Arg u s " und die L o n d o n e r „ H o u r " politische Korrespondenzen und bearbeitete später eine Reihe englischer R o m a n e für die „Post", die „Tribüne" und das „Berliner Tageblatt". 1874-78 bereiste sie Italien, schrieb mehrere Serien italienischer Reisebriefe für deutsche Zeitungen, bis sie 1880 eine große Reise nach Südfrankreich, Sizilien, Griechenland und die Schweiz unternahm. 1883 bereiste sie Spanien und schrieb ihr erstes Buch Spanische Frühlingstage (1885, 3 1890). WEITERE WERKE: Langes Haar, krauser Sinn. Novellen. Breslau 1887. - Das weibliche Berlin. Bilder aus dem heutigen socialen Leben. Berlin 1892. - Alte und neue Menschen. R o m a n . B r e s l a u / L e i p z i g 1901. B e b e l , (Ferdinand) August, Mitbegründer und Führer der deutschen Sozialdemokratie, * 2 2 . 2 . 1 8 4 0 in der Kasematte Deutz bei Köln, t 13. 8 . 1 9 1 3 Passugg (Kt. Graubünden). B., Sohn eines preuß. Unteroffiziers und eines aus einer Wetzlarer Kleinbürgerfamilie stammenden Dienstmädchens, war seit 1844 Halb-, von 1853 an Vollwaise. Er besuchte die A r m e n - und Bürgerschule in Wetzlar, absolvierte 1854-57 eine Lehre als Drechsler und war seit 1858 auf Wanderschaft, die ihn durch Süddeutschland, die Schweiz, Österreich und schließlich im Mai 1860 nach Leipzig führte. Von 1860 bis 1890 spielte Sachsen eine entscheidende Rolle im Leben B.s: in Leipzig Eintritt in die Arbeiterbewegung, früher Kontakt zur bürgerlich-demokratischen Frauenbewegung, 1864 Niederlassung als selbständiger Drechslermeister, 1866 Ehe mit der Putzmacherin Julie Otto, seit 1876 Teilhaber einer Dampfdrechslerei, von 1888 an Berufspolitiker. 1861 trat B. in den unter bürgerlich-liberalem Einfluß stehenden Gewerblichen Bildungsverein zu Leipzig ein (seit 1865 Arbeiterbildungsverein, dessen Erster Vorsitzender B. bis 1872 war). A m 2 3 . 5 . 1 8 6 3 n a h m B. an der Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) teil, lehnte aber die politischen Bestrebungen Ferdinand —> Lassalles zunächst ab. Im Juni 1863 war B. Delegierter des ersten Vereinstags Deutscher Arbeitervereine in F r a n k f u r t / M a i n , auf d e m ein loser Dachverband (anfangs Vereinstag, später Verband Deutscher Arbeitervereine - VDAV) als G e g e n g r ü n d u n g z u m ADAV gebildet wurde. In Frankfurt erfolgte die Wahl B.s zum Vizepräsidenten und zum Mitglied des Ständigen Ausschusses, 1867 wurde er Präsident des VDAV. Aktives Wirken im Verband f ü h r t e B. 1863 mit Julius —> Motteier, 1864 mit Friedrich Albert —> Lange und als Teilnehmer des ersten deutschen Frauenkongresses 1865 mit Luise —> Otto-Peters zusammen. 1865 Schloß B. Freundschaft mit Wilhelm —> Liebknecht, einem Anhänger der Ideen von Karl —> Marx und Friedrich —> Engels. B. lernte Marx und Engels persönlich 1880 in London kennen; mit Engels f ü h r t e B. einen historisch bedeutsamen Briefwechsel und w u r d e 1895 gemeinsam mit Eduard Bernstein Erbe des literarischen Nachlasses von Engels. B. und W. Liebknecht gründeten in Chemnitz 1866 die Sächsische Volkspartei; B. wurde als ihr Kandidat 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. 1868 beschloß der VDAV in Nürnberg auf Antrag B.s den Anschluß an das P r o g r a m m der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), B. war seit 1866 Mitglied. 1869 fand in Eisenach der Gründungskongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei statt. B. und W . Liebknecht waren die Parteigründer, B. entwarf P r o g r a m m und Statuten der SD AP. Politisch hatte sich B. seit Mitte der sechziger Jahre vom Liberalismus gelöst, gegen E n d e der sechziger Jahre wurde er unter dem Einfluß der Schriften von Lassalle, Marx und
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Bebel Engels nach dem Bruch mit den bürgerlichen Demokraten z u m Sozialisten. B. w a r 1867-81 und 1883-1913 Mitglied des Deutschen Reichstags und 1881-90 des sächsischen Landtags. In den Reichstag gewählt, um Arbeiterinteressen zu vertreten, war B. von Beginn an Kontrahent der Bismarckschen Politik, griff vehement den preuß. Militarismus und die gewalts a m e Lösung der deutschen Frage an. Während des DeutschFranzösischen Kriegs 1 8 7 0 / 7 1 verweigerten B. und W . Liebknecht nach A u s r u f u n g der französischen Republik die Z u s t i m m u n g zur Bewilligung weiterer Kriegskredite, forderten einen gerechten Frieden ohne die Annexion von ElsaßLothringen. B. bekannte sich 1871 zur Pariser K o m m u n e . Wegen dieser Haltung wurden die Parteiführer im Leipziger Hochverratsprozeß (März 1872) zu zweijähriger Freiheitsstrafe verurteilt. (Insgesamt wurde B. 57 Monate wegen politischer Vergehen eingesperrt; Zeit, in der er sich autodidaktisch weiterbildete.) Aus der H a f t entlassen, begrüßte er trotz programmatischer Bedenken die Vereinigung von A D A V und S D A P auf dem Parteitag in Gotha im Mai 1875. Im Kampf und schließlichen Sieg über das Sozialistengesetz (1878-90) prägte B. maßgeblich die revolutionäre Politik, Taktik und Organisation der Sozialistischen Arbeiterpartei. Führendes Mitglied der legal gebliebenen Reichstagsfraktion, die die Leitung der verbotenen Partei übernahm, war B. 1878-92 Kassierer. 1881 wurde er sozialistengesetzlich aus Leipzig ausgewiesen, wechselte den Wohnort nach Borsdorf und 1884 nach Dresden, Sitz des sächsischen Landtags. 1 8 8 2 / 8 3 und 1 8 8 6 / 8 7 verbüßte B. wegen Geheimbündelei eine insgesamt einjährige letzte Haft. I m September 1890 zog er nach Berlin, das Sitz der zentralen Parteileitung wurde; zum zweiten Wohnsitz wählte B. seit den neunziger Jahren Zürich. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) n a h m auf d e m Parteitag in Halle 1890 ihren neuen N a m e n und ein neues Statut an, das auf einem Entwurf B.s fußte. An der Ausarbeitung des Erfurter Parteiprogramms der S P D 1891, das auf marxistischer Grundlage beruhte, war B. beteiligt. 1892 wurde er neben Paul —• Singer einer der beiden Vorsitzenden der S P D , die sich zur wählerstärksten und Massenpartei entwickelt hatte. B. war ein bedeutender Parlamentarier, einer der besten Redner der SPD. In über vierzigjähriger Parlamentsarbeit verband er sein Wirken für Arbeiterinteressen mit dem Ringen u m gesellschaftlich-politischen Fortschritt. Anklagen gegen Polizeiwillkür, Klassenjustiz und Kolonialgreuel, A b w e h r erneuter Repressivversuche im Wilhelminischen Kaiserreich gegen die sozialdemokratische Arbeiterb e w e g u n g (Umsturzvorlage 1895, Zuchthausvorlage 1899), entschiedene Opposition gegen die aggressive imperialistische Weltmacht- und Kolonialpolitik (Militär- und Flottenvorlagen 1 8 9 2 / 9 3 und 1900, 1906, China-Intervention 1900, Unterdrückung der Herero 1904) sowie gegen Militarismus, Nationalismus und Weltkriegsgefahr (Marokkokrisen 1905 und 1911, Balkankriege 1 9 1 2 / 1 3 ) kennzeichneten B.s politische Arbeit. B. war an der Gründung der II. Internationale im Juli 1889 in Paris und ihrem berühmten Beschluß beteiligt, künftig für den Kampf um den Achtstundenarbeitstag in allen Ländern eine 1. Maikundgebung zu organisieren. Außer 1900 und 1910 nahm er führend an allen Kongressen teil. Höhepunkt auf dem Amsterdamer Sozialistenkongreß 1904 bildete das Rededuell B.s mit Jean Jaures in der Revisionismusdebatte von Bernstein 1898 ausgelöst, dessen Marxismuskritik B. auf den Parteitagen der S P D 1898 und 1903 zurückgewiesen hatte. B. begrüßte die Revolution 1905 in Rußland. Auf dem Sozialistenkongreß 1907 in Stuttgart übte sein Resolutionsentwurf zur Stellung der Arbeiterbewegung bei Kriegsgefahr entscheidenden Einfluß aus. Von 1904 bis 1913 gehörte
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B. dem Internationalen Sozialistischen Büro (ISB) an. Nach 1900 war er die f ü h r e n d e Autorität der II. Internationale. Die Frau und der Sozialismus, B.s theoretisches Hauptwerk, erschien 1879 in Leipzig. B. stellte darin die Rolle der Frau in der Geschichte dar, b e k ä m p f t e Vorurteile gegen die soziale Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau mit d e m Mann. Die F r a u e n f r a g e als eine Seite der allgemeinen sozialen Frage betrachtend, entwarf er eine Sozialismusutopie, die Arbeiterinteressen und Fortschritt, Freiheit und Demokratie verband. Einerseits wirkte B.s Buch als Popularisierung des Sozialismus, andererseits bahnbrechend für die Frauenbewegung; mehrfach überarbeitet und erweitert, kam es zu seinen Lebzeiten in 53 Auflagen heraus und wurde in 20 Sprachen übersetzt; es war bis 1913 das meistgelesene politisch-theoretische B u c h der Sozialdemokratie. Entscheidendes trug B. dazu bei, daß die S P D 1891 als erste Partei die Forderung nach der Gleichberechtigung der Frau programmatisch verankerte. Praktisch-parlamentarisch wirkte er für Arbeiterinnen- und Frauenschutzgesetze, plädierte als erster und einziger Reichstagsabgeordneter f ü r die Zulassung der Frauen zum Universitätsstudium ( 1 1 . 3 . 1 8 9 1 ) und votierte auch als erster und einziger Abgeordneter f ü r das Frauenstimmrecht (13. 2 . 1 8 9 5 ) , f ü r das er seit 1875 eingetreten war und das erst nach seinem Tod, 1919, durchgesetzt wurde. B. schrieb seit E n d e 1862 über Arbeiterfragen, publizierte in den zentralen Blättern der Sozialdemokratie, 1886-90 auch für die österreichischen, verfaßte über 100 Artikel für die „Neue Zeit", das theoretische Organ der Partei unter Karl —>Kautskys Redaktion. Seit den siebziger Jahren war B. ein erfolgreicher Schriftsteller; seine erste selbständige Schrift Unsere Ziele (1870, l 4 1913). In Anwendung des historischen Materialismus schrieb B. zu Fragen der Religion (Glossen zu Yves Guyot's und Sigismond Lacroix's Schrift: Die wahre Gestalt des Christenthums, 1878), zu kulturhistorischen Themen (Der deutsche Bauernkrieg mit Berücksichtigung der hauptsächlichsten sozialen Bewegungen des Mittelalters, 1876; Die Mohamedanisch-Arabische Kulturperiode, 1884) und beeinflußt von den Ideen Charles Fouriers, schrieb er 1888 die Biographie des französischen Utopisten. B. verfaßte sozialpolitische Schriften über die Lage der Weber und Bäcker (1880 und 1890), Agitationsschriften wie Sozialdemokratie und Antisemitismus (1894), Akademiker und Sozialismus, Attentate und Sozialdemokratie (1898) und Gewerkschaftsbewegung und politische Parteien (1900) sowie antimilitaristische Schriften wie Nicht stehendes Heer, sondern Volkwehr! (1898) u . v . m.; die Arbeiten erlebten mehrere Auflagen und Übersetzungen. B.s unvollendet gebliebene Lebenserinnerungen (Aus meinem Leben, 3 Bde., 1910-14) stehen hinsichtlich der Verbreitung, auch international, nach seinem Frauenbuch an zweiter Stelle. WEITERE WERKE: Α. B. Schriften 1862-1913. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n und Wien 1981. - Α. B. Ausgewählte Reden und Schriften. Hrsg. v. Horst B a r t e l / R o l f D l u b e k / H e i n rich G e m k o w / U r s u l a H e r r m a n n / G u s t a v Seeber. Bd. 1, Berlin 1970. Bd. 2, Berlin 1978. Bd. 6, Berlin 1983. Nachdr. München u . a . 1995. Bd. 3-5 (Endredaktion Anneliese Beske und Eckhard Müller), München u. a. 1995. Bd. 7-9 (bearb. v. Anneliese Beske und Eckhard Müller), München u . a . 1997. Bd. 10 (bearb. v. Anneliese Beske und Eckhard Müller), München u. a. 1996. LITERATUR: Victor Adler. Briefwechsel mit Α. B. und Karl Kautsky [ . . . ] . Hrsg. v. Friedrich Adler. Wien 1954. - A. B.s Briefwechsel mit Friedrich Engels. Hrsg. v. Werner Blumenberg. L o n d o n / T h e H a g u e / P a r i s 1965. - A. B.s Briefwechsel mit Karl Kautsky. Hrsg. v. Karl Kautsky jr. Assen 1971. - Ernst Schraepler (Hrsg.): A.-B.-Bibliographie. Düsseldorf 1962. - William Harvey Maehl: Α. B. Shadow Emperor for the G e r m a n Workers. Philadelphia 1980. - Brigitte Seebacher-Brandt: B. - Künder und Kärrner im Kaiser-
Becher reich. B e r l i n / B o n n 1988. - Ursula Herrmann, Volker E m m rich, Rolf Dlubek, Hartmut Henicke, Wilfried Henze, Eckhard Müller: Α. B. Eine Biographie. Berlin 1989. - Francis L. Carsten: Α. B. und die Organisation der Massen. Berlin 1991. Anneliese Beske B e b i e , Hermann, schweizer. Stenograph, * 2 2 . 4 . 1 8 5 7 Wetzikon bei Zürich, f 2 1 . 7 . 1 9 4 6 . B. war Fabrikarbeiter, trat 1877 d e m Stenographen verein Wetzikon bei und ü b e r n a h m 1882 als Nebenverdienst die Büchervertriebsstelle des Allgemeinen Schweizerischen Stenographen-Vereins. 1878 gründete er das „Illustrierte Schweizerische Unterhaltungsblatt", dessen Redaktion er über 35 Jahre leitete; seit 1887 gab er den „Schweizer Stenografen" heraus. Von 1892 an widmete B. sich ausschließlich der Stenographie und baute den Bücherverlag aus. B e c h e r , Alfred Julius, Musikkritiker, Komponist, Politiker, * 2 7 . 4 . 1 8 0 3 Manchester (Großbritannien), t 2 3 . 1 1 . 1 8 4 8 Wien. Als Kind deutscher Eltern in England geboren, studierte B. in Deutschland Rechtswissenschaft, arbeitete kurze Zeit als Rechtsanwalt in Elberstadt und wandte sich dann musikalischen Studien zu. Er wirkte als Redakteur in Köln und Düsseldorf, später als Prof. der Musikwissenschaften in D e n Haag und seit 1840 an der Königlichen Musikakademie in London. Mit der Führung eines Prozesses betraut, kam er 1845 nach Wien, widmete sich bald ganz der Kunst und betätigte sich als Kritiker des Wiener Musiklebens seiner Zeit. 1848 redigierte er das Blatt „Der Radikale" und w a r führend an der Wiener Revolution beteiligt. Er komponierte vor allem Lieder und Klaviermusik. E n d e Oktober 1848 wurde B. verhaftet, wegen Hochverrats verurteilt und standrechtlich hingerichtet. WERKE: Das niederrheinische Musikfest ästhetisch und historisch betrachtet. Köln 1836. - Jenny Lind. Eine Skizze ihres Lebens. Wien 1 8 3 6 , 2 1 8 4 7 . LITERATUR: H e r m a n n Ullrich: A. J. B. Der Spielmann der Wiener Revolution. Regensburg 1974. - Renate FederhoferKönigs: Das Verhältnis von A. J. B. (1803-1848) zu Robert Schumann (1810-1856). Mit unveröffentlichten Briefen. In: Studien zur Musikwissenschaft 40 (1991) S. 97-131. Martha H a n d l o s / ( H e r m a n n Ullrich): B „ A. J. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 596-598. - John Warrack: B „ A. J. In: NGroveD, Bd. 3, 2 2001, S. 37. B e c h e r , Johannes R(obert), Schriftsteller, Politiker, * 2 2 . 5 . 1891 M ü n c h e n , t 11.10. 1958 Berlin. B., Sohn eines Landgerichtsdirektors, studierte in M ü n c h e n , Berlin und Jena Medizin, Literatur und Philosophie, setzte sich seit 1919 für die Ziele der K P D ein und wurde 1925 wegen „literarischen" Hochverrats angeklagt. 1933 emigrierte er über die Tschechoslowakei und Frankreich nach M o s kau, redigierte dort 1935-45 die Zeitschrift „Internationale Literatur, Deutsche Blätter" und kehrte 1945 nach Berlin zurück. Dort gründete B. den „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands", den A u f b a u Verlag, die kulturpolitische Monatsschrift „Aufbau", die Wochenzeitung „Sonntag" und die Literaturzeitschrift der Akademie der Künste der D D R , „Sinn und F o r m " (1949, mit Paul Wiegler). 1952-56 war er Präsident der Deutschen Akademie der Künste und 1954-58 erster Minister für Kultur der D D R . Sein Eintreten für eine kulturpolitische Ö f f n u n g seines Landes ließ ihn 1957 jeden politischen Einfluß verlieren. In seinem umfangreichen lyrischen Werk zeigte er sich zunächst als expressionistischer Neuerer (Verfall und Triumph, 1914, Neudr. 1973), der sich später dem sozialistischen Realismus zuwandte (Abschied, 1940). B. schrieb den Text der Nationalhymne der D D R (1949, Musik Hanns Eisler).
WEITERE WERKE: D e r Leichnam auf d e m Thron. Berlin 1925. - Levisite oder Der einzig gerechte Krieg. Wien 1926. - Deutschland ruft. Gedichte. M o s k a u 1942. Erw. Stockholm 1944. - Auswahl in vier Bänden. Berlin 1949. N e u e deutsche Volkslieder. Berlin 1950 (Musik H a n n s Eisler). - Auf andere Art so große H o f f n u n g . Tagebuch 1950. Berlin 1951. - Auswahl in sechs Bänden. Berlin 1952. Verteidigung der Poesie. Berlin 1952. - G e s a m m e l t e Werke. B e r l i n / W e i m a r 1966 ff. LITERATUR: Sinn und Form. Zweites Sonderheft J. R. B. 1959 (Bibliogr.). - Simone Barck: J. R. B . s Publizistik in der Sowjetunion 1935-45. Berlin 1978. - Michael R o h r w a s ser: D e r Weg nach oben - J. R. B. Politiken des Schreibens. Basel 1980. - Horst Haase: J. R. B. Leben und Werk. Berlin 1982. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 65. - Dieter Schiller u. a. (Hrsg.): Wandelbar und stetig. Lesarten zu J. R. B. Halle 1984. - Jürgen Haupt: Gottfried B e n n , J. R. B. Stuttgart 1994. - Jens-Fietje Dwars: Abgrund des Widerspruchs. Das Leben des J. R. B. Berlin 1998. - Jens-Fietje Dwars: J. R. B. - Triumph und Verfall. Eine Biographie. Berlin 2003. - Alexander Behrens: J. R. B. Eine politische Biographie. Köln 2003. B e c h e r , Lilly, Schriftstellerin, Publizistin, Funktionärin, * 2 7 . 1 . 1 9 0 1 Nürnberg, f 2 0 . 9 . 1 9 7 8 Berlin. Die Tochter eines Ingenieurs studierte 1 9 1 8 / 1 9 neuere Sprachen in Heidelberg. Nach einem Redaktionsvolontariat arbeitete sie 1 9 2 0 / 2 1 als Stenotypistin im Delphinverlag (München), dann im Ullstein-Verlag und bei der Zeitung „Die Rote F a h n e " (Berlin). Seit 1919 Mitglied der K P D , w a r sie 1 9 2 2 / 2 3 stellvertretende Leiterin f ü r Politik und Frauen der K P D Berlin-Neukölln und gründete 1924 die Zeitung „Die Arbeiterin". Seit 1926 war sie Lektorin und Redakteurin, seit 1927 Leiterin der kulturpolitischen Redaktion des Neuen Deutschen Verlags. 1 9 3 2 / 3 3 Chefredakteurin der „Arbeiter Illustrierte-Zeitung", arbeitete B. 1934-36 in Paris f ü r den Verlag Editions du Carrefour. 1936-45 lebte sie mit ihrem zweiten Ehemann Johannes R. —> B e c h e r in M o s k a u , w o sie sich als Übersetzerin beim Staatsverlag betätigte und f ü r die Zeitschrift „Internationale Literatur" schrieb. 1942-45 w a r sie Mitarbeiterin der deutschen Abteilung des M o s kauer R u n d f u n k s „Inoradio" und 1945-50 Chefredakteurin der „Neuen Berliner Illustrierten". 1958 ü b e r n a h m B., die Mitglied der S E D war, die Leitung des Johannes R. BecherArchivs an der Ostberliner A k a d e m i e der Künste. WERKE: Mit Gert Prokop: Johannes R. Becher. Bildchronik seines Lebens. Berlin 1963. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 42. - Rolf Harder: L. B., vom „eingestellten L e b e n " einer begabten k o m m u n i stischen Journalistin. In: Jahrhundertschicksale. Berlin 2003, S. 142-149. - Bernd-Rainer Barth: B., L. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 52. B e c h e r , Ulrich, Erzähler, Dramatiker, * 2 . 1 . 1 9 1 0 Berlin, t 1 5 . 4 . 1 9 9 0 Basel. Der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Schweizer Pianistin war Graphikschüler von George —>Grosz und Student der Rechtswissenschaften in Berlin und Genf. Sein erster R o m a n Männer machen Fehler (1932, Neuausg. 1958) fiel als „entartet" der nationalsozialistischen B ü c h e r v e r b r e n n u n g z u m Opfer. B. emigrierte 1933 nach Wien, nach d e m „ A n s c h l u ß " Österreichs 1938 in die Schweiz und 1941 über Frankreich und Spanien nach Brasilien. 1944 z o g er nach N e w York, kehrte 1948 nach Europa zurück und lebte als freier Schriftsteller in Basel. Er schrieb D r a m e n , Gedichte, R o m a n e , Novellen und publizistische Beiträge f ü r Exil- und Schweizer Zeitungen ( u . a . „National-Zeitung", Basel; „Volksstimme", St. Gallen; „Freies Deutschland", Mexiko). In der tragischen Posse Der Bockerer (1946) setzte er sich mit d e m Nationalsozialismus in Österreich auseinander; der autobiographische
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Bechhold R o m a n Murmeljagd erschien 1969. Β. w u r d e 1955 mit dem Dramatikerpreis des Deutschen Bühnenvereins und 1976 mit d e m Preis der Schweizerischen Schiller-Stiftung ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Brasilianischer Romanzero. Wien 1950. Das Herz des Hais. Roman. Reinbek 1960. Neuausg. Z ü r i c h / Köln 1972 - Das Profil. R o m a n . Reinbek 1973. Neuausg. Basel 1984. - Abseits vom Rodeo. Novelle. Basel 1991. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 65 f. - Nancy A n n e M a c C l u r e Zeller: U. B. A computer-assisted case study of the reception of an exile. Bern u. a. 1983. - Reginald Bruhn: Heldentum und Mythos im Werk des Schriftstellers U. B. Magisterarbeit Univ. Osnabrück 1986. - U. B., vom Unzulänglichen der Wirklichkeit. [Ausstellungskatalog] Bern 1992. B e c h h o l d , Heinrich (Jakob), Chemiker, * 1 3 . 1 1 . 1 8 6 6 Frankfurt/Main, t 17.2.1937 Frankfurt/Main. N a c h dem Studium in Freiburg/Breisgau, Straßburg, Berlin und Heidelberg wurde B. 1889 in Berlin mit der Arbeit Beiträge zur Kenntniss der Amidophenole z u m Dr. phil. promoviert und bereiste anschließend Lappland, Italien, Nordafrika und Spanien. 1897 gründete er „Die Umschau", eine Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik. Seit 1903 Mitglied des Instituts f ü r experimentelle Therapie in F r a n k f u r t / M a i n , habilitierte er sich 1917 f ü r medizinische und allgemeine Physiko-Chemie und wurde Direktor des Instituts für Kolloidforschung. Er beschäftigte sich mit der Chemie der Lebensvorgänge, der medizinischen Chemie und mit physikalisch-chemischen Problemen. Sein besonderes Interesse galt der Kolloidforschung (u.a. Die Kolloide in Biologie und Medizin, 1912, 5 1929). B. war Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften, seit 1932 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, und korrespondierendes Mitglied der A k a d e m i e der Wissenschaften in Zaragossa. WEITERE WERKE: Handlexikon der Naturwissenschaften und Medizin. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1918-1923. E i n f ü h r u n g in die Lehre von den Kolloiden. Dresden 1934. LITERATUR: Rolf Jäger: Β., H. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 691 f. B e c h t o l d ( t ) , Heinrich, Publizist, Politikwissenschaftler, * 28.1.1911 Frankfurt/Main, t 23.3.1990. B. studierte an den Universitäten F r a n k f u r t / M a i n und Hamburg Sprachen, Geschichte und Soziologie, w u r d e 1934 promoviert und war bis 1936 Lektor für deutsche Sprache in Lyon. Seit 1936 arbeitete B. als Journalist und Publizist u. a. f ü r die „Europäische R e v u e " (später „Außenpolitik. Zeitschrift f ü r Internationale Fragen"), war seit 1958 deren Herausgeber und Chefredakteur. 1965 n a h m B. den Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl der Politikwissenschaft an der Univ. Hohenheim an und lehrte als Honorarprofessor in Stuttgart. Sein besonderes Interesse galt den Beziehungen von Sowjetunion und China, den Staaten Asiens und Afrikas (Indien oder China - Die Alternative in Asien, 1961). WEITERE WERKE: Hrsg.: Literatur und Politik. 7 Vorträge zur heutigen Situation in Deutschland. Konstanz 1948. - Die Allianz mit der Armut. Chinas Revolutionsstrategie gegen Russland und Amerika. Freiburg/Brsg. 1967. - Mit Walter M o g g : Politikwissenschaft. B e r l i n / D a r m s t a d t 1971. - Staaten o h n e Nation. Sozialismus als Macht-Faktor in Asien und Afrika. Stuttgart 1980. B e c k , (Christian) Friedrich, Schriftsteller, Publizist, * 2 1 . 6 . 1 8 0 6 Ebersberg bei München, t 3 0 . 8 . 1 8 8 8 München. B. besuchte 1824-26 das Philologische Seminar Friedrich Thierschs in München, verdiente seinen Lebensunterhalt durch Privatunterricht und wandte sich der Dichtkunst zu.
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1829 erschien sein erster Band Gedichte. Seit 1836 im Schuldienst tätig, w u r d e er 1860, inzwischen Professor, wegen eines Augenleidens pensioniert. 1839-46 schrieb B. für die „Münchner Politische Zeitung", 1 8 5 7 / 5 8 für die „Neue Münchner Zeitung". Er w a r Mitbegründer der Gesellschaft zu den drei Schilden, aus der später der Historische Verein von Oberbayern und das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hervorgingen. WEITERE WERKE: Gedichte. M ü n c h e n 1844. Nachdr. M ü n c h e n 1992. - Telephos. M ü n c h e n 1858. - Zeitklänge aus den Jahren 1845-60. M ü n c h e n 1860. Nachdr. M ü n c h e n 1992. - Stilistisches Hilfsbuch. M ü n c h e n 1868. B e c k , Johann Gottlieb, schweizer. Redakteur, Politiker, * 2 8 . 5 . 1 8 5 2 Schaffhausen, f 2 2 . 4 . 1 9 3 7 Bern. N a c h dem Besuch des Lehrerseminars Muristalden in Bern erwarb B., Sohn eines Nadlers, 1871 ein Patent als Primarlehrer. Er arbeitete als Lehrer am Muristalden und studierte Chemie und Zoologie in Bern, w o er 1878 promoviert wurde. 1872-1908 war B. Gymnasiallehrer in Bern, dann bis 1925 Chefredakteur des „Berner Tagblatts". 1882 war er Mitbegründer und bis 1884 Präsident der Berner Volkspartei, 1889-1910 Stadtrat in B e r n . B e c k , Karl Isidor, Schriftsteller, * 1 . 5 . 1 8 1 7 B a j a (Ungarn), t 9 . 4 . 1 8 7 9 Währing (heute zu Wien). Der Sohn eines jüdischen K a u f m a n n s studierte seit 1833 M e dizin in Wien, von 1835 an Philosophie in Leipzig. Er brach beide Studien ab und wandte sich seinen literarischen Interessen zu. Er begab sich auf Reisen, verkehrte in Weimar im H a u s von Ottilie von —> Goethe und lernte 1839 Karl —> G u t z k o w und Ludolf —> Wienbarg kennen. 1848 kehrte er nach Wien zurück und übernahm die Feuilletonleitung des „Pester Lloyd". Seit 1868 in Pension, erhielt er Zuwendungen aus der deutschen Schillerstiftung. Die Lieder vom armen Mann (1846, 4 1848) geben Zeugnis seiner sozialkritischen Einstellung. B. schrieb den Text zu dem Walzer An der schönen blauen Donau von Johann Strauß. LITERATUR: Eugen Thurnher: Β., Κ. I. In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 704. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 61. - Ritchie Robertson: Κ. B. From Radicalism to Monarchism. In: Year B o o k of the Leo baeck Institute 46 (2001) S. 81-91. - Wolfgang Häusler: „Unterdrückte Taten". Vom Scheitern revolutionärer Vormärzdichtung a m Beispiel von Κ. B. In: Radikalismus, demokratische Strömungen und die M o d e r n e in der österreichischen Literatur. F r a n k f u r t / M a i n 2003, S. 107-122. B e c k , Wilhelm (Vilmos), österr. Illustrator, Schriftsteller, * 1 7 . 5 . 1 8 2 4 B a j a (Ungarn), f 2 4 . 9 . 1 8 6 2 ( 1 8 6 4 ? ) Pest (heute zu Budapest). B. studierte 1844-46 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, u. a. bei Theodore Alconiere und Franz Eybl. Seit 1846 gab er das illustrierte Witzblatt „Der Zeitgeist" und 1 8 4 8 / 4 9 den „Charivari" heraus. Auf Betreiben der Zensur 1 8 4 9 / 5 0 in Pest interniert, arbeitete er danach f ü r zahlreiche satirische und humoristische Blätter und Illustrierte in Deutschland und Österreich. B. galt als bedeutender Vertreter der ungarischen Biedermeiermalerei. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 61. - Jürgen Tiede: B „ Vilmos. In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 149. B e c k v o n M a n n a g e t t a , Günther, österr. Botaniker, * 2 5 . 8 . 1 8 5 6 Preßburg, f 2 3 . 6 . 1 9 3 1 Prag. A u s einer alten österr. Beamtenfamilie stammend, volontierte B. nach seiner Promotion 1878 im Botanischen Hofkabinett, der heutigen Botanischen Abteilung des Naturhistorischen M u s e u m s in Wien. Seit 1889 wirklicher Kustos, leitete er 1885-99 die Botanische Abteilung und war besonders um die Einrichtung des Herbariums bemüht. Er wurde 1894 Privatdozent, 1895 a . o . Prof. in Wien und war 1899-1921
Becker ο. Prof. der systematischen Botanik und Leiter des Botanischen Gartens der Deutschen Univ. Prag; hier vollendete er die von Richard von Wettstein begonnene Gestaltung des Botanischen Instituts. B. war Mitbegründer der Gartenbauschule in Eisgrub, Redakteur der „Wiener Illustrierten Gartenzeitung" und veröffentlichte u. a. einen Grundriß der Naturgeschichte des Pflanzenreiches (1903, 3 1908). WEITERE WERKE: Monographie der Gattung Orobanche, Kassel 1890. - Flora von Nieder-Österreich. Ein Handbuch. Wien 1890. - Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder. Leipzig 1901. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 61. - Werner Ludy: Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeitraum von 1860 bis 1918. Med. Diss. Erlangen-Nürnberg 1970, S. 102-127. Becker, August, Schriftsteller, * 27.4.1828 Klingenmünster (Rheinpfalz), t 23.3.1891 Eisenach. Im protestantischen Dorfschulhaus von Klingenmünster aufgewachsen, ging B. zu historischen Studien nach München. Er wurde Mitarbeiter an den „Fliegenden Blättern" und an -> Cottas „Allgemeiner Zeitung". 1859-64 war er Redakteur der liberalen „Isar-Zeitung" in München. Ersten Erfolg feierte er mit dem spätromantischen Versepos Jung Friedet der Spielmann (1854). Später schrieb er vor allem Unterhaltungsromane und Dorfgeschichten. Als sein Hauptwerk gilt die kulturhistorische Monographie Die Pfalz und die Pfälzer (1858, 2 1913, Neuaufl. 1961, 1986). 1868 zog B. nach Eisenach. WEITERE WERKE: Hedwig. Ein Roman aus dem Wasgau. Berlin 1868, 10. Aufl. Kaiserslautern 1896, Neuaufl. Neustadt/Weinstraße 1956. - Das Zigeunerstoffele. Eine Pfälzer Weihnachtsgeschichte aus alter Zeit. Neustadt/ Haardt 1948. Neusausg. Landau/Pfalz 1991. - Pfälzischelsässische Erzählungen. Neustadt/Weinstarße 1974. LITERATUR: Albert Becker: B., A. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 712. - Jürgen Vorderstemann: Α. B. 1828-1891. Ein pfälzischer Berufsschriftsteller im 19. Jahrhundert. Landau 1991. Becker, Benno, Maler, * 3.4.1860 Memel (Litauen), t 1938 München. Bei Otto Frölicher an der Kunstakademie in München studierte B. 1884/85 Kunstgeschichte und Archäologie. 1886 unternahm er seine erste Reise nach Italien. B. war Gründungsmitglied der Münchner Sezession (1892), gehörte dem städtischen Kunstbeirat und der Künstlergesellschaft „Allotria" an. 1890-1900 publizierte er in den Zeitungen „Pan" und . f r e i e Bühne"; 1898 schrieb er ein Festspiel für das Münchner Fest der Arkaden. B. malte Landschaften in zarten Farben und schwachen Kontrasten, beeinflußt von Arnold Böcklin und Camille Corot. Seine Werke sind u.a. in der Neuen Pinakothek München zu sehen. LITERATUR: Siegfried Obermeier: Münchens goldene Jahre 1871-1914. München 1979, S. 228. - Dankmar Trier: Β., B. In: Α KL, Bd. 8, 1994, S. 155. B e c k e r , Claus, Journalist, Politiker, * 15.8.1900 Oberkirn/Nahe, t 18.4.1965 Saarbrücken. Seit 1928 als Journalist tätig, emigrierte B. 1935 über Frankreich und Belgien in die Schweiz. Er nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil, wurde 1939 in Paris interniert, meldete sich zur französischen Fremdenlegion in Marokko und wurde nach dem Krieg von der französischen Militärregierung im Saargebiet als Landrat eingesetzt. Er war Mitbegründer des „Mouvement pour le Rattachement de la Sarre ä la France" (MRS) und bis 1955 Präsident des Internationalen Presseclubs an der Saar. B. war 1946-52 Chefredakteur der MRS-
Organs „Die Neue Saar", 1952-55 des Nachfolgeorgans „Die Neue Woche". 1960-65 gehörte er dem Saarländischen Landtag an. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 43. B e c k e r , Heinrich Valentin, Theologe, Mathematiker, * 27.7.1732 Rostock, t 15.12.1796 Rostock. B. wurde 1756 Magister der Philosophie und 1757 Privatdozent der Philosophischen Fakultät der Univ. Rostock. Ende 1758 folgte seine Ernennung zum Archidiakon der dortigen Jakobikirche. 1762 nahm B. seine Berufung zum o. Prof. der Mathematik an der Univ. Rostock an und war seit 1773 Pastor der Jakobikirche. Er beschäftigte sich u.a. mit der Bestimmung der Geschwindigkeit von Körpern in geradliniger Bewegung und veröffentlichte 1762-65 Beiträge in der „Rostocker Gelehrten Zeitung". 1797 gab sein Sohn Johann Georg B. eine Sammlung seiner Predigten heraus. WERKE: Gesetze zur Bestimmung der Geschwindigkeit derer Körper in der geradlinichten Bewegung entworfen. Rostock 1756. - Personalitatem spiritus sancti contra perversam pseudonymi Theodori Klema scripturae interpretationem defendit, et, sacra pentecostalia pie celebranda Acad. Civibus. Rostock 1765. - Von der Natur der Pflichten gegen Gott. Rostock 1788. - De aere corrupto. Rostock 1796. - Sammlung einiger Predigten. Rostock 1797. B e c k e r , Hermann Heinrich, Politiker, Publizist, * 15.9.1820 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 9.12.1885 Köln. Nach dem Studium der Rechte redigierte B. 1849/50 die „Westdeutsche Zeitung", in der er sich scharf gegen die preuß. Reaktionspolitik wandte. Im Kölner „Kommunistenprozeß" wurde er zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. B. Schloß sich der Fortschrittspartei an und wurde 1862 in das preuß. Abgeordnetenhaus, 1867-74 in den Norddeutschen Reichstag gewählt. Nach Gründung des Deutschen Reichs verließ er die Partei, war seit 1871 Oberbürgermeister von Dortmund und 1875-85 Oberbürgermeister von Köln. Seit 1874 Mitglied im Herrenhaus, wurde er 1884 in den Staatsrat berufen. WERKE: Monarchie oder Republik in Deutschland. Anklageakt und Vertheidigungsrede von Dr. Herrn Becker vor dem Geschworenengerichte zu Köln am 25. Oct. 1850. Köln [1850], »1851. LITERATUR: Karl E. Hackenberg: Der rote Becker. Ein deutsches Lebensbild aus des 19. Jahrhundert. Leipzig 1899. Karl d'Ester: Β., H. In: Handbuch der Zeitungswissenschaft 1 (1940) Sp. 430 f. - Heinrich Heffter: Β., H. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 716. - Detlef Brendel: Η. Η. B. (1820-1865). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 130-140. B e c k e r , Johann Philipp, Politiker, Publizist, * 19.3.1809 Frankenthal (Rheinpfalz), t 7.12.1886 Eaux-Vives (heute zu Genf). Unter dem Eindruck der Französischen Revolution engagierte sich B., Sohn eines Schreiners und gelernten Bürstenbinders, politisch als überzeugter Republikaner. 1832 nahm er am Hambacher Fest teil. 1838 emigrierte er in die Schweiz und ließ sich als Tabakhändler und -fabrikant in Biel nieder. B. war Sekretär des eidgenössischen Generalstabs im Sonderbundskrieg und organisierte 1848 die Deutsche Legion und den Centralausschuß der Deutschen in der Schweiz. Im selben Jahr gründete er die sofort verbotene Zeitschrift „Die Revolution". 1849 aus dem Kanton Bern ausgewiesen, war B. in Genf als Journalist, Handelsvertreter und Cafetier tätig. Während des dritten Aufstands im Großherzogtum Baden kommandierte er eine Division. 1852 kurzzeitig aus Genf ausgewiesen, gründete er 1853 das Handelsblatt,,Le Messager". 1856-60 hielt er sich in Paris, danach wieder in Genf
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Becker auf. Β. stand in enger Beziehung zu Ferdinand —»Lassalle. 1860 unterstützte er Garibaldi, war 1864 Mitbegründer der Ersten Internationale in London und gab 1866-71 die Monatsschrift „Der Vorbote" heraus. 1876-82 war er Redakteur der Wochenzeitung „Le Precurseur". B. veröffentlichte u. a. Geschichte der süddeutschen Mai-Revolution des Jahres 1849 (1849) und Wie und wann? Ein ernstes Wort über die Frage und Aufgaben der Zeit (1862). WEITERE WERKE: Die Neutralität nach dem Märchen vom Menschenfresser. Biel 1848. - Geschichte der süddeutschen Mai-Revolution des Jahres 1849. Genf 1849. - Die Internationale Arbeiter-Association und die Arbeitseinstellung in Genf im Frühjahr 1868. Genf 1868. LITERATUR: Karl Griewank: B„ J. P. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 717 f. - Georg Trübner: J. P. B. Ein Leben für die Freiheit. Habil. Univ. Jena 1957. - Roger Morgan: The German social democrate and the first international, 1864-1872. Cambridge 1965. - Rolf Dlubek: J. P. B. als Pionier der Internationalen Arbeiterassoziation. In: Horst Bartel (Hrsg.): Evolution und Revolution in der Weltgeschichte. Ernst Engelberg zum 65. Geburtstag. Bd. 2. Berlin 1976, S. 457-486. - Karl Schmiedel: J. P. B. General der Revolution. Berlin 1986. Hans-Werner Hahn (Hrsg.): J. P. B. Radikaldemokrat - Revolutionsgeneral - Pionier der Arbeiterbewegung. Stuttgart 1999. Becker (Arnsberg), Johannes, Politiker, * 8.2.1875 Elspe (Westfalen), t 22.5.1955 Ludwigshafen. Der Sohn eines Schneidermeisters war zunächst Fabrikarbeiter, wurde 1902 Arbeitersekretär in Hagen (Westfalen) und 1906 Redakteur der „Westdeutschen Arbeiterzeitung". 1908-13 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. 1913 wurde er Geschäftsführer des Gesamtverbands der Krankenkassen Deutschlands und war 1919-25 als Beirat im Reichsarbeitsministerium in der Stellung eines parlamentarischen Staatssekretärs tätig. B. gehörte 1907-33 als Zentrumsmitglied dem Reichstag an; 1919-26 war er stellvertretender Vorsitzender der Fraktion der Zentrumspartei. LITERATUR: M.d.R., 31994, S. 27. Becker, Kurt, Journalist, * 31.3.1920 Hamburg, t 10.5. 1987 Hamburg. Der ausgebildete Exportkaufmann erhielt, aus dem Krieg zurückgekehrt, 1946 eine Dolmetscherstelle bei der damals britischen Besatzungszeitung „Die Welt", wechselte ins Ressort Innenpolitik und prägte die Berichterstattung, der 1953 in den Axel Springer-Verlag übergegangenen Zeitung, bis 1965. B. ging zur „Zeit", war 1971-75 Chefredakteur des „Kölner Stadtanzeigers" und kehrte danach als stellvertretender Chefredakteur zur „Zeit" zurück. B., der parteilos blieb, wurde als Nachfolger Klaus Böllings Ende 1980 zum Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung nach Bonn bestellt. Im April 1982 im Zuge einer Kabinettsumbildung entlassen, zog er sich zunächst ins Privatleben zurück und schrieb dann wieder für „Die Zeit". Becker, Marie Luise, verh. Kirchbach, Strube, Schriftstellerin, * 28.12.1871 Eberswalde, t 8.1.1960 Berlin. Seit 1896 arbeitete B. bei der „Illustrierten Frauen Zeitung" und redigierte Kataloge einer Sammlung alter Kostüme, Spitzen und Stickereien. Sie schrieb über Mode, Handarbeiten, kunstgewerbliche Ausstellungen, ferner Berichte über ihre Reisen nach Italien und Frankreich. Seit dem Erfolg der Gedichtbände Sonnenkinder (1901), Schlösser (1911) und ihres Erstlingsromans Kanalkinder (1905) war B. als freie Schriftstellerin tätig. WEITERE WERKE: Die Kinder des Genies. Roman. Dresden 1913. - Der grüne Unterrock. Dresden 1914. - Frau hinter der Front. Roman. Berlin 1934.
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Becker, Rudolf Zacharias, Publizist, Journalist, Verleger, * 9.4.1752 Erfurt, t 28.3.1822 Gotha. B. studierte Theologie in Jena, wurde Hauslehrer bei der Familie von Dacheröden in Erfurt und ging 1782 für ein Jahr an das Philanthropin nach Dessau. 1782-86 veröffentlichte er wöchentlich die „Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde", 1784-87 in Gotha die „Deutsche Zeitung für die Jugend und ihre Freunde". Die Ankündigung für sein Noth- und Hülfs-Büchlein fir Bauersleute (2 Bde., 1788/89) und eine schon 1785 erschienene Leseprobe brachten dem Volksaufklärer bis 1788 28 000 Vorbestellungen ein. Für den gebildeten Leser gab er seit 1784 die „Deutsche Zeitung" (seit 1796 „Nationalzeitung der Teutschen") heraus. 1797 gründete B. die Beckersche Buchhandlung, in der seine eigenen Aufklärungsschriften und seit 1799 die verschiedenen Auflagen des Mildheimischen Lieder-Buchs von 518 lustigen und ernsthaften Gesängen über alle Dinge in der Welt [...] ( s 1837) erschienen. 1802 wurde er zum fürstlichschwarzburg-sonderhausischen Hofrat ernannt. 1811 gab B. das Allgemeine Choral-Buch für die protestantische Kirche heraus. Unter dem Vorwurf der Verschwörung gegen Frankreich wurde er im selben Jahr verhaftet und 17 Monate in Festungshaft genommen. Danach führte B. seine publizistische und verlegerische Tätigkeit fort, konnte jedoch unter der Einwirkung der politischen Restauration nicht an alte Erfolge anknüpfen. WEITERE WERKE: Vorlesungen über Pflichten und Rechte des Menschen. 2 Bde., Gotha 1791 f. - Hans Sachs im Gewände seiner Zeit oder Gedichte dieses Meistersängers in derselben Gestalt, wie sie zuerst auf einzelne mit Holzschnitten verzierte Bogen gedruckt [...]. Gotha 1821. LITERATUR: Walter Goetze: Die Begründung der Volksbildung in der Aufklärungsbewegung. Berlin 1932. - Olga von Hippel: Die pädagogische Dorf-Utopie der Aufklärung. Langensalza u. a. 1939. - Gottfried Weissert: Das Mildheimische Liederbuch. Studien zur volkspädagogischen Literatur der Aufklärung. Tübingen 1966. - Ursula Tölle: R. Ζ. B. Versuche der Volksaufklärung im 18. Jahrhundert in Deutschland. Münster u.a. 1994. - Heinrich W. Schwab: B., R. Z. In: MGG 2 P, Bd. 2, 1999, Sp. 627 f. - Raymond A. Barr: B., R. Z. In: NGroveD, Bd. 3, 2 2001, S. 51 f. -Helmut Roob: R. Ζ. B.: 8. April - 250. Geburtstag. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte, 9 (2002) S. 212-214. Becker-Gundahl, Carl Johann, eigentl. Becker, Maler, Zeichner, * 4.4.1856 Ballweiler (Saarland), f 16.11.1925 München. An der Münchner Kunstakademie seit 1875 eingeschrieben, studierte B.-G. bei Georg Hiltensperger, Ferdinand —»Barth, Wilhelm von —»Diez und Gabriel Max. Er war Mitglied der Künstlerkolonie Osternberg/Innviertel. 1890 arbeitete er in München, 1891 in Paris, dann wieder in München. 1892 war er Gründungsmitglied der Münchner Sezession, bis etwa 1900 Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter". Seit 1899 in Solln bei München ansässig, wurde B.-G. 1910 Prof. für dekoratives Zeichnen, 1916-23 für Monumentalmalerei an der Kunstakademie München. Er schuf Monumentalkompositionen, malte Fresken in Münchner (u.a. Wandbilder für St. Anna im Lehel), Augsburger und Nürnberger Kirchen. LITERATUR: Wilhelm Weber/Max von Wangenheim: C. J. B.-G. 1856 Ballweiler - 1925 München. Dem saarpfälzischen Maler zum Gedenken. Homburg/Saar 1957, S. 17-72. - Horst Ludwig: B.-G., C. J. In: Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 1. München 1981, S.74-77. - Clemens Jöckle/Heinz Höfchen: B.-G., C. J. In: Α KL, Bd. 8, 1994, S. 177 f.
Beer B e c k m a n n , Eberhard, Rundfunkintendant, * 8 . 1 . 1 9 0 5 Rheine (Westfalen), t 3 . 1 . 1 9 6 2 Gießen. B. studierte Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Münster und F r a n k f u r t / M a i n . Seit 1928 schrieb er als freier Journalist Theaterkritiken, Feuilletons und Reiseberichte für Frankfurter Zeitungen und w a r seit 1928-33 Rundfunkreporter. Seit 1929 lehrte er Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Städtischen Schauspielschule Frankfurt. Im Herbst 1945 eröffnete B. als zuständiger Dezernent die Städtischen Bühnen; 1946 w u r d e er Intendant von Radio Frankfurt, später des Hessischen Rundfunks. Er führte den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft öffentlichrechtlicher Rundfunkanstalten Deutschlands ( A R D ) und war Mitglied der Deutschen U N E S C O - K o m m i s s i o n . LITERATUR: Ε. B. In: Der Journalist 12 (1962) 2, S. 25 f.
B e c k m a n n , Ludwig, Maler, Zeichner, Schriftsteller, * 2 1 . 1 . 1 8 2 2 Hannover, t 1 . 8 . 1 9 0 2 Düsseldorf. Zuerst als Wagenbauer beschäftigt, führte ihn seine Jagdleidenschaft zur Tiermalerei und Tierillustration. Besonders englische K u n s t f r e u n d e kauften B.s Bären- und Eberjagdszenen. Bekannter w u r d e er j e d o c h durch Holzschnittzeichnungen für Zeitungen, f ü r die er m a n c h n m a l auch den Text schrieb. B. war Mitarbeiter des 1851 gegründeten „Dorfbarbiers" und schrieb unter d e m P s e u d o n y m „Revierförster Holster" Jagdhumoresken ( u . a . Idiotismus venatoris, 1858). WEITERE WERKE: III.: Franz von Waldersee: Der Jäger. Berlin 1865. - Hrsg. und III.: Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes. 2 Bde., Braunschweig 1 8 9 4 / 9 5 . Nachdr. 1983. LITERATUR: D a n k m a r Trier: B., L. In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 192.
B e c k m a n n , Fritz, Wirtschaftswissenschaftler, * 3 1 . 5 . 1 8 8 8 Hilbeck (Westfalen), t n . e . Nach dem Abschluß der Studien an der Handelshochschule Köln und den Universitäten Münster, Heidelberg und Freib u r g / B r e i s g a u absolvierte B. eine zweijährige kaufmännische Lehre, unternahm Auslandsreisen und habilitierte sich 1914 an der Handelshochschule in Köln, w o er 1919 z u m o. Prof. der Staatswissenschaften berufen wurde. Seit 1923 lehrte er als Ordinarius f ü r Volkswirtschaftslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf, zugleich als Honorarprofessor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Bonn. B. veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen über Agrar- und Handelspolitik sowie über Kreditfragen (Kreditpolitik und Kreditlage der deutschen Landwirtschaft seit der Währungsstabilisierung, 1926) und war u. a. Mitarbeiter der „Kölnischen Zeitung". WEITERE WERKE: Die Organisationsformen des Weltfunkverkehrs. Bonn 1925. - Agrarkrise und Agrarzölle. Der Sinn der agraren Zollpolitik. Berlin 1925. - Die Kreditwirtschaft. Leipzig 1927. B e c k m a n n , Heinrich (Jakob Hartwig), evang. Theologe, * 8 . 6 . 1 8 7 7 Wandsbek (heute zu Hamburg), t 1 2 . 8 . 1 9 3 9 S ülzhayn / Südharz. Nach dem Studium der Theologie und dem Vikariat in Schleswig-Holstein war B. 1910-20 Pastor an der Marktkirche in Wiesbaden und von 1920 bis zu seinem Tod Hauptpastor an der St. Nikolaikirche in Hamburg. Er engagierte sich in Schulangelegenheiten sowie in der Theologenausbildung und setzte sich für die Gleichberechtigung von Theologinnen in der Kirche ein. 1924-33 war er für die Redaktion der „Hamburgischen Kirchenzeitung" tätig. Bei der Bischofswahl von 1933 wurde er entgegen der Tradition der Anciennität aufgrund seiner liberalen Haltung übergangen. 1934 verlor er seinen Lehrauftrag aus kirchenpolitischen Gründen. B e c k m a n n , Konrad, auch Conrad B., Maler, Illustrator, * 2 1 . 6 . 1 8 4 6 Hannover, t 3 . 1 . 1 9 0 2 München. Z u m Dekorationsmaler ausgebildet, studierte B. bei Friedrich Wilhelm l'Allemand und August K l e m m e in Hannover, lebte dann in der Malerkolonie Willingshausen und war 1868-71 an der A k a d e m i e in M ü n c h e n Schüler von Karl von Piloty. Die Genremalerei liebend, zeichnete er auch f ü r die „Fliegenden Blätter", die „Münchener Bilderbogen" und die „Gartenlaube". Mit dem figurenreichen Bild Der Schützenkönig (1876) wurde B. bekannt. Es folgten Porträts und Familienbildnisse f ü r das Schloß Wernigerode. 1878 veröffentlichte er einen Grisaille-Zyklus mit 30 Kartonzeichnungen zu Charakteren des Dichters Fritz —> Reuter; später illustrierte er Dickens' Heimchen am Herd. LITERATUR: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert. Hrsg. v. Peter Schäfer. Nürnberg 1977 (Katalog). - Willi Geismeier: Die Malerei der deutschen Romantik. Stuttgart 1984. - Karin Sagner-DUchting: Β., K. In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 192.
B e c z w a r z o w s k y , Anton Franz, auch Becvarovsky, Antonin Frantisek, Komponist, Musikpädagoge, * 9 . 4 . 1 7 5 4 Jungbunzlau (Böhmen), t 1 5 . 5 . 1 8 2 3 Berlin. B „ Sohn eines Seifensieders, studierte 1767-74 am Pianistenkollegium in K o s m o n o s y , w o er 1767 bei der A u f f ü h r u n g des Schuldramas Virtus er Vitium partizipierte, später bei Johann Baptist Kucharz in Prag Musik. U m 1777 war er Organist an der St. Jakobskirche, 1779-96 an der Hauptkirche in Braunschweig und herzoglich braunschweigischer Kapellmeister. N a c h einigen Jahren in Bamberg, w o er als Privatmann lebte, ging er 1799 nach Berlin. Er wurde dort als Komponist in der „Allgemeinen musikalischen Zeit u n g " ( 1 6 / S p a l t e 653) aufgeführt, war j e d o c h wahrscheinlich hauptsächlich als Klavierlehrer tätig. E r schrieb instruktive Kompositionen f ü r A n f ä n g e r ; seit 1803 benutzte er Klaviersonaten von Beethoven, Dussek und Cramer f ü r seine Lehrzwecke. A m bedeutendsten war B. als Liedkomponist, der eine Vorliebe für Texte von —>Goethe und —»Schiller u. a. hatte. LITERATUR: U n d i n e Wagner: Das Wirken böhmischer K o m ponisten im R a u m B e r l i n / P o t s d a m . Ein Beitrag zum Problem der sog. böhmischen Musiker-Emigration im 18. Jahrhundert. Diss. Halle 1988. - Milan Postolka: Β., A. F. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 638-640. - D e r s . / U n d i n e Wagner: Becvarovsky, Antonin Frantisek. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 56 f. B e e g , Johann Kaspar, Lehrer, * 4 . 1 0 . 1 8 0 9 Nürnberg, t 2 6 . 1 . 1 8 6 7 Nürnberg. B. war nach dem Studium a m Seminar in Altdorf Lehrer in Nürnberg und München. 1834 ging er in der Position eines Schul- und Seminarinspektors nach Griechenland. Er bereiste die Türkei und kehrte 1835 nach Deutschland zurück. Bis 1838 war er Privatsekretär und Hauslehrer bei Joseph Ludwig Graf von A r m a n s p e r g auf Schloß E g g bei Regensburg. 1839 an der Univ. M ü n c h e n immatrikuliert, unterrichtete er 1840-44 bei Aloys Franz X a v e r Graf von Rechberg und Rothenlöwen in Donzdorf (Württemberg) und seit 1844 an der Gewerbeschule in Fürth, deren Direktor er bald wurde. B. war Mitbegründer des Nürnberger G e w e r b e m u s e u m s und seit 1858 Herausgeber der „Further Gewerbezeitung". Er veröffentlichte u. a. Die Reformfrage des Gewerbemuseums in Baiern (1860). LITERATUR: Franz Sonnenberger: J. C. B. Nürnberg 1989. B e e r , Max, Journalist, * 8 . 6 . 1 8 8 6 Wien, t 27. 10. 1965 N e w York. Nach dem Studium in München, Lausanne, Paris, Kiel und Würzburg (Promotion 1910) arbeitete B. 1910-14 als Korrespondent deutscher Zeitungen in Paris. E r war publizistisch in Bern f ü r die Mittelmächte und die deutsche Botschaft tätig, seit 1920 als Korrespondent f ü r das „ W o l f f sehe Telegraphen B u r e a u " und die „Kölnische Zeitung" in Genf.
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Beer 1926-31 war er deutscher Konsul in der Informationsabteilung des Völkerbunds und unterhielt persönliche Beziehungen zu Außenminister Gustav Stresemann. Seit 1931 Völkerbundberichterstatter, w u r d e er aus rassischen Gründen 1933 entlassen. B. emigrierte in die Schweiz, 1939 nach Paris, arbeitete für das französische Informationsministerium und ging 1940 in die U S A . Zunächst als Dozent in New York beschäftigt, wurde er bald UNO-Mitarbeiter, 1950 U N O Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung". WERKE: L ' Entente annexionniste. L a paix du „droit". Bern 1917. - England in der Umwälzung. Berlin 1925. - Die Reise nach Genf. Berlin M 1 9 3 2 . - Die auswärtige Politik des Dritten Reiches. Zürich 1934. LITERATUR: Dr. Μ . B. 50 Jahre Journalist. In: D e r Journalist 9 (1959) 11, S. 34. - Ein Journalistenjubiläum bei den Vereinten Nationen. In: Der Zeitungs-Verlag 56 (1959) 20, S. 1113. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 45. B e e r , Nat(h)alie, Pseud. Ursula Berngath, österr. Schriftstellerin, * 1 7 . 6 . 1 9 0 3 A u / B r e g e n z e r Wald, t 3 1 . 1 0 . 1 9 8 7 Rankweil (Vorarlberg). N a c h dem Besuch der Handelsschule war B. in verschiedenen Berufen tätig, u . a . als Hotelangestellte, Verkäuferin und Handarbeitslehrerin. Mit Erfolg veröffentlichte sie 1941 Erzählungen unter dem Titel Kleine Kindheit, 1942 den Rom a n Schicksal aufVögin und 1943 den R o m a n Der Urahn ( 2 1946). 1938-45 w a r sie Mitarbeiterin des nationalsozialistischen „Vorarlberger Tagblatts" und 1939-44 der nationalsozialistischen Wochenzeitung „Vorarlberger Landbote". Nach 1945 publizierte B. Gedichte, Dramen, R o m a n e und Novellen in zahlreichen weiteren Büchern (u.a. An die Großen der Welt, 1955; Prophet und Sibylle, 1956, seit 1959 mehrere Auflagen unter d e m Titel Wenn die Sterne dunkeln). 1983 erschienen ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel Der brennende Rosenbusch. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1989, S. 466. B e e r , Otto F(ritz), Pseud. K. Murr, Erik Ronnert, österr. Journalist, Schriftsteller, * 8 . 9 . 1 9 1 0 Wien, t 2 2 . 4 . 2 0 0 2 Wien. B., Sohn eines Musikpädagogen, besuchte das Wiener Konservatorium und w u r d e 1932 mit der Arbeit Mozart und das Wiener Singspiel zum Dr. phil. promoviert. 1 9 3 7 / 3 8 war er Feuilletonredakteur des „Neuen Wiener Journals" und gehörte 1938-40 der Redaktion des „Neuen Wiener Tagblatts" an. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wurde er 1945 Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten", 1948 der „Welt a m A b e n d " (Wien). 1949-52 leitete er die Kulturredaktion der Wochenzeitung „Der Standpunkt" in Meran, 1952-67 der Zeitschrift „Neues Österreich" in Wien. B. war auch freier Mitarbeiter des O R F und Kulturkorrespondent für verschiedene deutsche Zeitungen in Wien, u . a . f ü r die „Süddeutsche Zeitung". Neben seiner Tätigkeit als Musik- und Theaterkritiker sowie als Übersetzer aus d e m Englischen, Französischen und Italienischen schrieb B. R o m a n e (u.a. Wiedersehen in Meran, 1952, auch als K o m ö d i e und Operette, 1960; Ich, Rodolfo, Magier, 1965), Komödien (u. a. Don Juan ist nicht gestorben, 1954, als Operette 1960) und Erzählungen. 1989 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik. WEITERE WERKE: Hotel Zugvogel. Roman. Wien 1948. Z e h n t e Symphonie. Beethoven-Roman. Wien 1952. - Einladung nach Wien. M ü n c h e n 1977. Neuaufl. 1984 u. d. T. Wien. Eine Reise durch die Stadt. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 467.
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B e h m , (Charlotte) Margarete, Gewerkschafterin, Politikerin, * 3 . 5 . 1 8 6 0 Lehndorf (Kr. Liebenwerda), f 2 8 . 7 . 1 9 2 9 Berlin. Die Tochter eines Gutspächters, seit 1879 Lehrerin in Berlin, beschäftigte sich f r ü h mit den Problemen der Heimarbeit. B. war 1900 Mitbegründerin des Gewerkvereins „Heimarbeiterinnen Deutschlands", gab seit 1901 die Zeitung „Die Heimarbeiterin" heraus und f ü h r t e 1905-25 den Vorsitz. 1911 erreichte sie das erste deutsche Hausarbeitsgesetz und leitete, seit 1918 im Vorstand der Deutschnationalen Volkspartei, den Reichsfrauenausschuß. Als Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung und des Reichstags (1919-28) nahm B. entscheidenden Einfluß auf die Ausdehnung des Kranken- und Invalidenversicherungsgesetzes auf Hausgewerbetreibende (1922) und setzte 1923 das Heimarbeiterlohngesetz durch. LITERATUR: Reinhard M u m m : Μ . B. Die Führerin der deutschen Heimarbeiterinnen. Ein Lebensbild. BerlinWilmersdorf 1924. Neuausg. Wildberg 1999, Berlin 2004 [CD-ROM], - Margarete Wolff: Muttel B. Aus einem reichen Leben erzählt. Potsdam 3 1930. - Anton Ritthaler: Β., M . In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 8. - Julia Pieper: Μ. B. (1860-1929). In: Britta H e r r m a n n / K a r i n Ritthaler (Hrsg.): 9 0 Jahre Frauenstudium in Greifswald. Eine Ausstellung im M u s e u m der Hansestadt Greifswald 7 . 4 bis 3 0 . 4 . 1 9 9 9 . Greifswald 1999. S. 6 2 f. B e h m e r , Hermann, Maler, Zeichner, * 1 3 . 1 1 . 1 8 3 1 Merzien bei Kothen, t Juli 1915 Weimar. Nach einer zweijährigen Maschinenbaulehre studierte B. seit 1853 in Berlin bei Carl Steffeck und 1855 an der Kunstakademie in der Zeichenklasse von Eduard Holbein. Seit 1856 in Paris bildete er sich bei T h o m a s Couture und 1857-61 bei Hippolyte Flandrin (Ecole des Beaux-Arts) aus. B. lebte nach Studienaufenthalten in Italien, Ägypten und Palästina (1866-68) in Berlin, seit 1873 in Weimar. 1906 löste er mit einem Schmähartikel in der „Weimarischen Landeszeitung Deutschland" den sogenannten Rodin-Skandal von Weimar aus. B. schuf Landschaften, Interieurs, Genreszenen und Porträts. Er war der Vater von Marcus —>B. LITERATUR: Günter Meißner: Β., H. In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 301. B e h m e r , Marcus (Michael Douglas), Zeichner, Radierer, Illustrator, * 1 . 1 0 . 1 8 7 9 Weimar, t 1 2 . 9 . 1 9 5 8 Berlin. Der Sohn von H e r m a n n —>B. war Autodidakt und begann um 1899 künstlerisch zu arbeiten. 1901 zog B. nach München, zeichnete für den „Simplicissimus" und die Münchner Vereinigten Werkstätten (Ornamententwerfer), war dann für den Insel Verlag, später u. a. f ü r die Verlage S. Fischer, Ernst Rowohlt als Buchgestalter tätig und arbeitete für die Zeitschriften „Die Insel", . J u g e n d " und „Ver Sacrum". Mit seinen Entwürfen zu Oscar Wildes Salome n a h m er an der Ausstellung der Berliner Sezession teil. Zunächst zeigte sich B. von Aubrey Beardsley beeinflußt (Zeichnungen f ü r die „Insel", 1899-1901), später von irischen Ornamenten und persischen Miniaturen. WERKE: Niemand kann wider sein Schicksal. Weimar 1905. LITERATUR: Peter Wiench: Β., M . In: A K L , Bd. 8, 1994, S. 301 f. - Μ . B. Hrsg. v. Marcus Haucke. Berlin 2001. B e h r e n s , Eduard, Journalist, * 2 0 . 4 . 1 8 8 4 Biel, t 1 4 . 2 . 1 9 4 4 Minusio (Kt. Tessin). B., der seit 1905 in Berlin lebte, schrieb für deutsche und schweizerische Zeitungen Artikel aus R o m , Paris, Konstantinopel und London. Nach dem Ersten Weltkrieg war er in Berlin Korrespondent für die Basler „National-Zeitung". Später informierte B. die Schweizer Öffentlichkeit in zahlreichen Vorträgen und Publikationen über die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland und rief zum Widerstand gegen demokratiefeindliche Bewegungen in der Schweiz auf.
Bek-Gran Er w u r d e 1937 aus Deutschland ausgewiesen und gründete mit Fritz —> Lieb und H a n s —> Schwarz die Wochenzeitschrift „ S Z am Sonntag" ( S Z = Schweizer Zeitung). Die k o m promißlose Haltung gegen den Nationalsozialismus brachte dem Blatt eine dreimonatige Sperre und damit den Bankrott. B. schrieb dann f ü r die Wochenzeitung „Die Nation". LITERATUR: Ε. B. f . In: Der Bund (1944) 80, S. 1 f. - 1 Ε. B., der letzte freie Journalist. In: Nebelspalter 70 (1944) 9, S. 24. B e h r e n s , Franz Richard, Pseud. Erwin Gepard, Peter Mohr, Lyriker, Dramaturg, Journalist, * 5 . 3 . 1 8 9 5 Braschwitz bei H a l l e / S a a l e , f 3 0 . 4 . 1977 Berlin. Nach der Ausbildung z u m Volksschullehrer arbeitete d e r Sohn eines christlichen Gewerkschaftsführers seit 1913 als Journalist, war 1914-18 Soldat und schrieb 1915-17 Kriegsreportagen ( F e l d p o s t b r i e f e ) für die Zeitschrift „Flugsport". Neben zahlreichen Veröffentlichungen in der literarischen Zeitschrift „Der S t u r m " (bis 1922) k a m sein einziger Gedichtband Blutbliite 1917 heraus. Nach Kriegsende erschienen unter P s e u d o n y m zahlreiche Filmdrehbücher, u . a . zu dem mit Asta Nielsen verfilmten Hamlet. B. arbeitete bis 1935 als Filmdramaturg, Sportberichterstatter und Lokalredakteur. 1945-61 schrieb er als Peter M o h r Sportkolumnen f ü r den Berliner „Abend". N a c h dem Bau der Berliner M a u e r verlor er seine Arbeit und verbrachte den Rest seines Lebens unbekannt und nahezu mittellos in Ost-Berlin. WEITERE WERKE: Feldtagebuch. Berlin 1916. - Werkausgabe. Hrsg. v. Gerhard Rühm. 2 Bde., M ü n c h e n 1979-95. LITERATUR: F. R. B. In: Der Deutsche 14 (1934) 150, Bildbeilage 33, S. 8. - Β = Börse + Bordell, F. R. B. Wortkunst, Konstruktivismus und das Verschwinden der Lyrik. Frankf u r t / M a i n 1994. B e h r n d t , Gottfried, auch Behrnd, Behrendt, Pseud. Bernander, Jurist, Beamter, Dichter, * 2 1 . 3 . 1 6 9 3 Ebersbach (Oberlausitz), t 1 . 3 . 1 7 4 3 Eichenbarleben. B., Sohn des Organisten David B., studierte seit 1716 Rechtswissenschaft in H a l l e / S a a l e . 1719 wurde er H o f m e i ster bei Gebhard Johann von Alvensleben in Eichenbarleben (Magdeburg) und dort 1724 A m t m a n n sowie Justitiar für die Gerichte Eichenbarleben und Süpplingen. B., Mitglied d e r Deutschen Gesellschaft, war Korrespondent —»Gottscheds und Mitarbeiter der „Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit" und der „Acta eruditorum". Er beschäftigte sich mit literarischen, historischen und genealogischen Fragen und veröffentlichte u . a . die Gedichtsammlungen Poetische Sonn- und Fest-TagsBetrachtungen über die verordneten Evangelia über die verordneten Evangelia durch das gantze Jahr, In so genandten Oratorien bestehend [...] (1731, enthält Textvorlagen f ü r Kantaten von Georg Philipp Telemann), die unter d e m Pseudonym Bernander herausgegebene Sammlung Verirrter Musen Darinnen Theils zerstreute Theils noch gantz ungedruckte Jedoch auserlesene Gedichte Verschiedener berühmten und geschickten Persohnen Nebst eigenen enthalten (1732-35) und die Sammlung von Lob-, Glückwünschungs-, Trauer-, vermischtengeistlichen und weltlichen Gedichten, welche theils verschiedene geschickte Personen, theils er selbst verfertigt hat (1746). LITERATUR: Ute Poetzsch: „Ein gelehrter A m t m a n n zu Eichenbarleben" - G. B. als Dichter f ü r Georg Philipp Telemann. In: Zwischen Musikwissenschaft und Musikleben. Festschrift für Wolf H o b o h m z u m 60. Geburtstag am 8. Januar 1998. Hrsg. v. Brit Reipsch und Carsten Lange. Heidelberg u. a. 2001, S. 99-136. B e i l h a c k , Johann Georg, Lehrer, * 2 2 . 4 . 1 8 0 2 Ruhpolding (Bayern), t 2 1 . 1 0 . 1 8 6 4 München. Nach einer Tischlerlehre und kurzer Tätigkeit als Köhler bestand B. 1822 das Abitur in M ü n c h e n und studierte Physik
und Medizin in Landshut und später Philologie in M ü n c h e n . Seit 1830 unterrichte B. als Lehrer, w u r d e z u m Dr. phil. promoviert und ging 1935 als Prof. nach Landshut. W i e d e r in M ü n c h e n , lehrte er seit 1836 a m Alten G y m n a s i u m , von 1849 an am M a x g y m n a s i u m , dessen Rektor er seit 1856 war. B. war Mitglied des Dichterbunds „ K r o k o d i l " und Mitarbeiter der „Deutschen Blätter f ü r Literatur und L e b e n " und der „Charitas". E r schrieb Schulbücher f ü r den Deutschunterricht und war Herausgeber der Kurzen Übersicht der sprachlichen und literarischen Denkmäler des deutschen Volkes (1837). B e i l s c h m i d t , Curt (Ludwig H e r m a n n ) , K o m p o n i s t , M u s i k p ä d a g o g e , * 2 0 . 3 . 1 8 8 6 Magdeburg, f 1962 Leipzig. N a c h erstem Klavier- und Theorieunterricht bei Fritz K a u f f m a n n in M a g d e b u r g studierte B. 1905-09 a m Leipziger Kgl. Konservatorium bei Stephan Krehl, Adolf Ruthardt, Richard H o f m a n n und H a n s Sitt. Seit 1909 w a r er in Leipzig als Lehrer f ü r Theorie und Klavier, Musikschriftsteller und K o m ponist tätig. 1923 gründete B. den „Orchesterverein f ü r Musikfreunde", dessen öffentliche Konzerte er leitete. 1911 und wieder seit 1923 war er Chormeister des Chorvereins „Orpheus". B. komponierte u. a. Klavierwerke, K a m m e r m u s i k , Chöre, Lieder und Bühnenwerke, darunter das Tanzspiel Das Abenteuer im Walde (1918), die M u s i k k o m ö d i e Meister Innocenz und das Schäferspiel Der schlaue Armor (1921). B e i s s e l , (Karl Christian) Stephan (Hubert), Jesuit, Kunsthistoriker, * 2 1 . 4 . 1 8 4 1 Aachen, t 3 1 . 7 . 1 9 1 5 Valkenburg (Niederlande). N a c h dem Theologiestudium in B o n n und Münster empfing B. 1864 in Köln die Priesterweihe. 1871 trat er in die Gesellschaft Jesu ein, hielt sich 1877-80 in Frankreich und England auf; hauptsächlich lebte er in Holland. Seit 1880 war er Mitarbeiter an den „Stimmen aus Maria-Laach". Zuerst mit der Baugeschichte, 1887 mit der Ausstattung der Kirche zum hl. Viktor in Xanten befaßt (Die Baugeschichte der Kirche des hl. Victor zu Xanten, 1883), erforschte B. die Verehrung der Heiligen (besonders Marias) im mittelalterlichen Deutschland (Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschami, während des Mittelalters, 1890-92). WEITERE WERKE: Geschichte der Trierer Kirchen, ihrer Re2 liquien und Kunstschätze. 2 Tie., Trier 1888, 1889. - Fra Giovanni Angelico da Fiesole. Sein L e b e n und seine Werke. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1 8 9 6 , 2 1 9 0 5 . - Geschichte der Verehrung Marias im 16. und 17. Jahrhundert. Beiträge zur Religionswissenschaft und Kunstgeschichte. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1910. Nachdr. D a r m s t a d t 1972. LITERATUR: Walter Kaemmerer: B. In. N D B , Bd. 2, 1955, S. 22. B e k - G r a n , H e r m a n n , bis 1894: Bek, Maler, Graphiker, * 2 0 . 9 . 1 8 6 9 Mainz, t 9 . 7 . 1 9 0 9 Nürnberg. B.-G. erhielt eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und an der M ü n c h n e r A k a d e m i e bei Gabriel Hackl und Wilhelm Lindenschmit. N a c h freiberuflicher Tätigkeit in M ü n c h e n wurde er 1905 Prof. f ü r Freie und A n g e w a n d t e Graphik an der Nürnberger K u n s t g e w e r b e schule. 1902 gehörte er zu den G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r n des B u n d e s Zeichnender Künstler in M ü n c h e n . B.-G. zeichnete Plakate für Ausstellungen und Firmen, u . a . f ü r den Oldenbourg-Verlag, und gestaltete Ball-, Wein- und Speisekarten, Exlibris und Vignetten. Er arbeite gestalterisch an den M ü n c h n e r „Jugendblättern" (1902-05), der N ü r n b e r g e r „Jugendlust" (1904-09), der Darmstädter Zeitschrift „Kind und Kunst" (1904) und der Zeitschrift „Kunst und Handw e r k " (1897, 1904) mit. LITERATUR: Claus Pese: Das N ü r n b e r g e r K u n s t h a n d w e r k des Jugendstils. Nürnberg 1980, S. 143, 150 f. - H a n s Ries: B.-G., H. In: Α KL, Bd. 8, 1994, S. 348 f.
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Bekker B e k k e r , (August) Immanuel, eigentl. August Emanuel Β., Altphilologe, Romanist, * 2 1 . 5 . 1 7 8 5 Berlin, f 7 . 6 . 1 8 7 1 Berlin. Der Sohn eines Schlossermeisters studierte Philologie in Halle und schrieb nach seiner Promotion 1806 für die „Jenaer Literatur-Zeitung". 1810 als a. o. Prof. an die neugegründete Univ. Berlin berufen, erhielt B., seit 1812 o. Prof., 1813 ein Stipendium zur Handschriftenvergleichung in Paris. Seit 1815 Mitglied der Berliner A k a d e m i e der Wissenschaften erforschte er in deren A u f t r a g Handschriften, u. a. für seine Aristoteles-Ausgabe (4 Bde., 1831-36, Nachdr. 1960-87). B., der sieben Sprachen beherrschte, w a r auf dem Gebiet der klassischen Philologie (zweite Homer-Ausgabe, 1858) tätig, besorgte Ausgaben bisher unedierter altfranzösischer sowie altitalienischer Werke und befaßte sich mit vergleichender Quellenkritik. Sein unerreichtes Lebensziel, die Erarbeitung eines griechischen Lexikons, führte zur Herstellung dafür notwendiger kritischer Textfassungen. B. zeichnet f ü r insgesamt 145 B ä n d e als Herausgeber, wobei bedeutende und unbekannte Autoren bearbeitet wurden. WERKE: Immanuelis Bekkeri Anecdota Graeca. Berlin 1814-21. Nachdr. Graz 1965. - Mitarb.: Corpus scriptorum historiae Byzantinae. 50 Bde., Bonn 1828-97. - Hrsg.: Apollonii Sophistae Lexicon Homericum. Berlin 1833. Nachdr. Hildesheim 1967. LITERATUR: Dagmar Drüll: Β., I. In: Dies.: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Berlin u . a . 1986, S. 16f. B e k k e r , (Max) Paul (Eugen), Musikschriftsteller, Musikkritiker, * 1 1 . 9 . 1 8 8 2 Berlin, t 7 . 3 . 1 9 3 7 N e w York. B., Sohn eines Schneiders, studierte Violine, Klavier und Musiktheorie, wurde Violinist bei den Berliner Philharmonikern und ging dann als Dirigent nach Aschaffenburg und Görlitz. Seit 1906 arbeitete er als Musikschriftsteller, wurde Kritiker der „Berliner Neuesten Nachrichten", der „Berliner Allgemeinen Zeitung" und war 1911-25 erster Musikkritiker der „Frankfurter Zeitung". Nach dem Ausscheiden aus dem Pressedienst ging er als Generalintendant an das Kassler Theater, 1927 in gleicher Eigenschaft nach Wiesbaden. Sein Buch Das deutsche Musikleben. Versuch einer soziologischen Musikbetrachtung ( 1 9 1 6 , 3 1 9 2 2 ) zählt zu den ersten wesentlichen Beiträgen zur Soziologie der Musik. B. war als Förderer der „Neuen M u s i k " und Vorkämpfer f ü r Gustav Mahler, Ernst Krenek, Arnold Schönberg im Deutschland der Nationalsozialisten unerwünscht, w u r d e 1933 entlassen und emigrierte über Frankreich („Pariser Tageblatt") 1934 in die U S A , arbeitete dort als Musikkritiker und Publizist. WEITERE WERKE: Das Musikdrama der Gegenwart. Studien und Charakteristiken. Stuttgart 1909. - Jacques Offenbach. Berlin 1909. - Beethoven. Berlin 1911. - Franz Liszt. Bielefeld u . a . 1912. - Franz Schreker. Studie zur Kritik der modernen Oper. Berlin 1919. Nachdr. Aachen 1983. - Die Weltgeltung der deutschen Musik. Berlin 1920. - Gustav Mahlers Sinfonien. Berlin 1921. Nachdr. Tutzing 1969. Kritische Zeitbilder. Berlin 1921. - Gesammelte Schriften. Stuttgart/Berlin: Bd. 1: Klang und Eros. 1922; Bd. 2: Neue Musik. 1923. - Wagner. Das Leben im Werke. Stuttgart 1924. - Von den Naturreichen des Klanges. Grundriß einer Phänomenologie der Musik. Stuttgart u. a. 1925. - Organische und mechanische Musik. Stuttgart u. a. 1928. - Das Operntheater. Leipzig 1931. - Briefe an zeitgenössische Musiker. Berlin 1932. - Wandlungen der Oper. Leipzig 1934. Nachdr. Zürich 1983. - „Geist unter d e m Pferdeschwanz". P. B.s Feuilletons aus dem „Pariser Tageblatt" 1934-1936. Hrsg. und kommentiert von Andreas Eichhorn. Saarbrücken 2001. LITERATUR: Werner Bollert: B., P. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 25 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 72. - Christopher Hailey: T h e P. B. Collection in the Yale University Music Library. In: Notes 51 (1994) S. 13-21. - Ders. (Hrsg.): P. B . / F r a n z
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Schreker. Briefwechsel, mit sämtlichen Kritiken B.s über Schreker. Aachen 1994. - Vera Baur: P. B. Eine Untersuchung seiner Schriften zur Musik. Aachen 1998. - Martin Geck: Β., Μ . P. E. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 968-970. Christopher Hailey: Β., P. In: N G r o v e D , Bd. 3, '2001, S. 153 f. - Andreas Eichhorn: P. B. Facetten eines kritischen Geistes. Hildesheim 2002. B e i , Karl Andreas, Philologe, Bibliothekar, * 1 3 . 7 . 1 7 1 7 Preßburg, t 5 . 4 . 1 7 8 2 Leipzig (?). B. studierte an den Universitäten Altdorf, Jena und Straßburg und ging 1741 nach Leipzig, w o er a . o . Prof. der Philosophie und 1756 o. Prof. der Dichtkunst, Universitätsbibliothekar und Hofrat wurde. B. gab die „Leipziger gelehrte Zeit u n g " und als letzter die „Acta eruditorum" heraus. In seinen Arbeiten beschäftigte er sich mit der ungarisch-österr. Geschichte und schrieb lateinische Gedichte. WERKE: D e vera origine et epocha Hunnorum, Avarum, H u n g a r o r u m in Pannonia commentatio historico-critica. Leipzig 1757. Neuausg. Wolfenbüttel 1996. - D e migrationibus litterarum e causis politicis. Leipzig 1 7 8 1 . - Sapientia apud Graecos. 2 Tie., Leipzig 1 7 8 1 / 8 2 . B e l d e r b u s c h , Karl Leopold Graf von, eigentl. von der Heyden, genannt Belderbusch, Politiker, Publizist, * 1749 Montzen bei Aachen, t Januar 1826 Paris. B. war Geheimer Rat, H o f - und Regierungspräsident des Kurfürsten von Köln, vertrat seinen Bruder Anton B. als dessen Gesandter in Paris. Nachdem ihn die Revolution 1790 aus Frankreich vertrieben hatte, bewirtschaftete er seine Güter bei Aachen. N a c h der Vereinigung Belgiens mit Frankreich vertrat B. die neuen Provinzen. Durch Napoleon wurde er zum Präfekten des Departements Oise ernannt, unter König Ludwig XVIII. als Franzose naturalisiert. Als Verfasser politischer Schriften veröffentlichte er u. a. La paix du continent (1797). WEITERE WERKE: Observations Sur Les Affaires Du Temps. Köln 1794. - Lettres Sur la paix. Paris 1797. LITERATUR: Hermann Hinsen: Kaspar Anton von Belderbusch und der Einbruch der Aufklärung in Kurköln. Kurköllnische Innenpolitik von 1761-1784. Diss. Univ. Bonn 1952. B e l l i - G o n t a r d , Maria, geb. Gontard, Schriftstellerin, * 30.4.1788 Frankfurt/Main, f 1.2.1883 Frankfurt/Main. A u s einer wohlhabenden K a u f m a n n s f a m i l i e stammend, verheiratete sich B. 1810 mit dem K a u f m a n n Belli. Sie beschäftigte sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt und gab mehrmals Zusammenstellungen historischer Zeitungsartikel Uber lokale Vorkommnisse und Persönlichkeiten heraus, zuletzt unter dem Titel Vor mehr als hundert Jahren (1870). 1872 erschienen ihre Lebenserinnerungen. WEITERE WERKE: M e i n e Reise nach Constantinopel im Jahre 1845. F r a n k f u r t / M . 1846. - Leben in Frankfurt am Main. Auszüge der Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (des Intelligenz-Blattes) von ihrer Entstehung an im Jahre 1722 bis 1821. 10 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1850f. LITERATUR: Wiebke Bandelow: Zwischen Heimatgeschichte und Kulturgeschichte. Maria Belli-Gontard: Leben und Werk unter besonderer Berücksichtigung ihrer Sammlung „Leben in Frankfurt a m Main". H a m b u r g 2004. B e i z n e r , Emil, Lyriker, Erzähler, Journalist, * 1 3 . 6 . 1 9 0 1 Bruchsal, t 8 . 8 . 1 9 7 9 Heidelberg. B. stammte aus einer schwäbischen Handwerker- und Winzerfamilie, veröffentlichte als Gymnasiast seine ersten Gedichtbände (Letzte Fahrt, 1918) und war nach 1924 als Journalist in Karlsruhe, M a n n h e i m und Stuttgart beschäftigt. Der Antikriegsroman Marschieren - nicht träumen. Zerstörte Erinnerung (1931, Neuausg. 1966) wurde kontrovers diskutiert, der historische R o m a n Ich bin der König (1940) gar von der Reichsschrifttumskammer auf den Index verbotener
Bendavid Literatur gesetzt. 1946 wurde B. v o m späteren Bundespräsidenten Theodor —> Heuss zur „Rhein-Neckar-Zeitung" nach Heidelberg geholt und war der Feuilletonleiter bis 1969. 1949 erhielt er den Heinrich-Heine-Preis. WEITERE WERKE: K o l u m b u s vor der Landung. Eine Legende. F r a n k f u r t / M a i n 1934. Neuausg. Berlin 1949, München u . a . 1961. - D e r Safranfresser. Hamburg 1953. Die Fahrt in die Revolution oder j e n e Reise. Aide-memoire. München u . a . 1969. LITERATUR: Gerhard Pohl: Begegnungen mit Ε. B. In: Die Neue Zeitung 3 (1949) 81, S. 3. - Roland Kirschke: Ε. B. (1901-1979). Schriftsteller und Journalist. Hrsg. vom Kulturamt der Stadt Heidelberg. Heidelberg 2002. B e n - C h o r i n , Schalom, bis 1937: Fritz Rosenthal, Pseud. Norbert Franz, Schriftsteller, Religionsphilosoph, Journalist, * 2 0 . 7 . 1 9 1 3 München, t 7 . 5 . 1 9 9 9 Jerusalem. Einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e entstammend, studierte B.-C., 1926-31 Mitglied der zionistischen B e w e g u n g Kadimah, 1931-34 an der Univ. M ü n c h e n Germanistik, Philosophie, vergleichende Religionswissenschaft und Judaistik. Nach der M a c h t ü b e r n a h m e durch die Nationalsozialisten mehrfach verhaftet, emigrierte er 1935 nach Palästina, w o er als freier Schriftsteller und Journalist u. a. f ü r die Zeitung „Jedioth Chadaschoth" und „Die neue Weltbühne" tätig war. B.-C. wurde ein Schüler Martin —»Bubers. Wie dieser ein Deuter der jüdischen Mystik und ein reformfreudiger Erneuerer jenseits der Orthodoxie, gründete er 1958 in Jerusalem eine erste reformierte Gemeinde, die Har-El-Synagoge, deren Rabbiner er wurde. Er war ein Vorkämpfer und bedeutender Vertreter des christlich-jüdischen Dialogs. 1961 gehörte er zu den Begründern der „Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen" beim Evangelischen Kirchentag. 1970-82 war er Gastdozent an den Universitäten in Jerusalem, München und Tübingen. B.-C. schrieb anfangs von Stefan —> George und Rainer Maria Rilke beeinflußte Gedichte (Die Lieder des ewigen Brunnens, 1934), später vor allem Essays (Juden und Christen, 1960; Judische Ethik, 1983). Mit Ich lebe in Jerusalem (1972) und Jugend an der Isar (1974) veröffentlichte er zwei autobiographische Werke. Z u seinen Publikationen zählen ferner die Trilogie Die Heimkehrer (Bruder Jesus. Der Nazarener in jüdischer Sicht, 1967; Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht, 1970; Mutter Mirjam. Maria aus jüdischer Sicht, 1971), Jüdischer Glaube - die Tafeln des Bundes - das Zehnwort vom Sinai und Beten des Judentums ( 1 9 7 5 , 3 2 0 0 1 ) und Die Erwählung Israels (1993). WEITERE WERKE: Jenseits von Orthodoxie und Liberalismus. Versuch über die j ü d i s c h e Glaubenslage der Gegenwart. Tel Aviv 1939. Tübingen ' 2 0 0 1 . - Die Antwort des Jona. Z u m Gestaltwandel Israels. Ein geschichts-theologischer Versuch. Hamburg 1956, 2 1966. - Im jüdischchristlichen Gespräch. Berlin 1962. - Der unbekannte Gott. Berlin 1963. - Das Judentum im Ringen der Gegenwart. Hamburg 1965. - Zwiesprache mit Martin Buber. M ü n c h e n 1966. - Der dreidimensionale Mensch. Der Mensch, die Bibel und die Moderne. Trier 1971. - Theologia Judaica. 2 Bde., Tübingen 1982-92. - D e r Engel mit der Fahne. Geschichten aus Israel. Gerlingen 1985. - Als Gott schwieg. Ein jüdisches Credo. Mainz 1986. - Lust an der Erkenntnis. Jüdische Theologie im 20. Jahrhundert. Ein Lesebuch. München 1988. - Werke. Gütersloh 2001 ff. LITERATUR: Gotthard Müller (Hrsg.): Israel hat dennoch Gott zum Trost. Festschrift f ü r S. B.-C. Trier 1978. - B H d E , Bd. 2 . 1 , 1 9 8 3 , S. 74. - Heinz M . Bleicher (Hrsg.): Der Mann, der Friede heißt. Begegnungen, Texte, Bilder f ü r S. B.C. Gerlingen 1983. - Mein Glaube, mein Schicksal. Jüdische Erfahrungen mitgeteilt im Gespräch mit Karl-Heinz
Fleckenstein. F r e i b u r g / B r e i s g a u u . a . 1984. - Auf der Suc h e nach einer jüdischen Theologie. Der Briefwechsel zwischen S. B.-C. und Hans-Joachim Schoeps. Hrsg. v. Julius H. Schoeps. F r a n k f u r t / M a i n 1989. - Lex. dt.-jüd. Autoren, Bd. 1, S. 466-488. - D a g m a r Börner-Klein: B.-C., S. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 196. - Peter Hertel. M i t d e m Gesicht zur Welt. S. B.-C. Würzburg 1996. - Walter H o molka (Hrsg.): S. B.-C. Ein Leben f ü r den Dialog. Gütersloh 1999. - T i m o Vasko: From the creation to the k i n g d o m of God. T h e concept of G o d ' s revelation by the r e f o r m J e w S. B.-C. in dialogues with Christianity and Islam. F r a n k f u r t / Main 2003. B e n a r i o , Leo, Zeitungswissenschaftler, * 5 . 7 . 1 8 7 5 Obernbreit (Unterfranken), f 1 9 . 8 . 1 9 4 7 Nizza. Nach d e m Besuch des humanistischen G y m n a s i u m s in Würzburg betrieb B. neben einer kaufmännischen Tätigkeit in einer Nürnberger und Berliner Bank nationalökonomische und philosophische Studien. 1905-17 war er Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Z e i t u n g " und seit 1919 Dozent an der Nürnberger Handelshochschule. Seit 1922 hatte B. dort einen Lehrauftrag f ü r Zeitungskunde und gründete 1923 das von ihm geleitete Institut für Zeitungskunde an der N ü r n berger Hochschule. E r veröffentlichte u. a. Alte Nürnberger Zeitungen von 1515-1747 (1928). 1933 wurde B. beurlaubt; er emigrierte nach Italien und Frankreich. LITERATUR: Karl Jaeger: B „ L. In: Ders.: Von der Zeitungskunde zur publizistischen Wissenschaft. Jena 1926, S. 114. B e n c k i s e r , Nikolas, Journalist, Schriftsteller, * 3 0 . 1 0 . 1 9 0 3 Sinzheim bei Baden-Baden, t 1 2 . 1 0 . 1 9 8 7 Fremersberg. Der Sohn eines Winzers studierte Politologie und Wirtschaftswissenschaften und wurde 1928 in Freiburg z u m Dr. rer. pol. promoviert (Das Problem der staatlichen Organisation der Weltwirtschaft). 1928-43 war er Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" in London, R o m , Berlin und Budapest. Das Kriegsende erlebte er 1 9 4 4 / 4 5 in Gestapo-Haft. N a c h 1945 zunächst Paris-Korrespondent f ü r die „ D e u t s c h e Zeitung und Wirtschaftszeitung" (Stuttgart), ging er 1957 als Auslandsredakteur zur „Frankfurter Allgemeinen Zeitung", deren Mitherausgeber er 1966-74 war. B. veröffentlichte u. a. Das dritte Rom. Vom Kirchenstaat zum Kaiserreich (1938), Tage wie Schwestern (1958) und Gute Welt, du gehst so stille (1971). Unter den Titeln Im Gespräch mit der Sprache (1959), Kritik aus dem Glashaus (1961) und Sprache, Spiegel der Zeit (1964) gab er Sprachglossen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" heraus. B. war auch Herausgeber der Werke Zeitungsschreiber. Politiker, Dichter und Denker schreiben für den Tag. 81 Profile (1966) und Zeitungen in Deutschland. 56 Porträts von deutschen Tageszeitungen (1968). B e n d a v i d , Lazarus, Philosoph, Mathematiker, * 1 8 . 1 0 . 1 7 6 2 Berlin, t 2 8 . 3 . 1 8 3 2 Berlin. Traditionell jüdisch gebildet, wandte sich B. f r ü h den m a thematischen Wissenschaften zu. Er besuchte die Universitäten Göttingen und Halle und hielt als Privatgelehrter und Anhänger Kants philosophische Vorlesungen in Wien (1793-97). Wieder in Berlin, w a r er politischer Redakteur der „Haude- und Spenerschen Zeitung" und leitete 1806-26 als ehrenamtlicher Direktor die von David Friedländer und Isaak Daniel Itzig gegründete jüdische Freischule. Seit 1822 war B. Mitglied des Vereins f ü r Cultur und Wissenschaft der Juden. Neben mathematischen Abhandlungen (u. a. Versuch einer logischen Auseinandersetzung des mathematischen Unendlichen, 1789) verfaßte er Schriften mit denen er Kants Philosophie zu popularisieren versuchte (u. a. Versuch Uber das Vergnügen, 2 Tie., 1794). 1798 erschienen seine Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Na-
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Benedikt turwissenschafl, 1799 sein Versuch einer Geschmackslehre (Nachdr. 1970). B.s Selbstbiographie (1804) schildert seinen Bruch mit der jüdischen Tradition. WEITERE WERKE: Vorlesungen über die Critik der reinen Vernunft. Wien 1795, 2 1802. Nachdr. der 1. Aufl. Brüssel 1968. - Vorlesungen über die Critik der Urtheilskraft. Leipz i g / W i e n 1796. Nachdr. Brüssel 1974. - Vorlesungen über die Kritik der praktischen Vernunft. Wien 1796. Nachdr. Brüssel 1974. - R e d e über den Z w e c k der kritischen Philosophie. Wien 1796. - Beiträge zur Kritik des Geschmacks. Wien 1797. Nachdr. Brüssel 1968. - Aufsätze verschiedenen Inhalts. Berlin 1800. - Philotheos oder über d e r Ursprung unserer Erkenntniss. Berlin 1802 (mit Georg Wilhelm Block). Nachdr. Brüssel 1968. - Versuch einer Rechtslehre. Berlin 1802. Nachdr. Brüssel 1969. - Über die Religion der Ebräer vor Moses. Berlin 1812. - Zur Berechnung und Geschichte des Jüdischen Kalenders, aus den Quellen geschöpft. Berlin 1817. LITERATUR: L. B. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 2. München u. a. 1993, S. 3-11. - D o m i n i q u e Bourel: Eine Generation später: L. B. (1762-1832). In: Michael Albrecht (Hrsg.) M o s e s Mendelssohn und die Kreise seiner Wirksamkeit. Tübingen 1994, S. 363-380. - D o m i n i q u e Bourel: L. B. und die Akademie zu Berlin. In: Klaus Garber (Hrsg.): Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition. Die europäischen Akademien der frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung. Bd. 2. Tübingen 1996, S. 1454-1462. Sven-Erik Rose: Jewish Hydra, G e r m a n Heimat, and 'the Jewish question'. Judaism and subjectivity in L. B., Berthold Auerbach and Karl Marx. Diss. Univ. of Pennsylvania, Philadelphia 2003. B e n e d i k t , Ernst, Pseud. Ernst Martin, Journalist, * 2 0 . 5 . 1 8 8 2 Wien, t 2 8 . 1 2 . 1 9 7 3 Wien. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie in Wien arbeitete B. seit 1906 als Journalist und war 1920-34 als Nachfolger seines Vaters Moriz —>B. Herausgeber und Chefredakteur der „Neuen Freien Presse" in Wien. Er schrieb f ü r Zeitungen in ganz Europa, war 1 9 3 7 / 3 8 Dozent der Österreichischen Presseakademie und geriet 1 9 3 8 / 3 9 in Gestapohaft. N a c h seiner Entlassung emigrierte B. im Mai 1939 über Großbritannien nach Schweden. Dort veröffentlichte er Beiträge zu Zionismus und österr. Dichtung, hielt Interviews mit Staatsmännern (ζ. B. Herbert C. Hoover) und war zeitweise unter Bruno Kreisky Vorstandsmitglied der „Österreichischen Vereinigung in Schweden". 1946 w u r d e B. in Stockholm Korrespondent der Tageszeitung „Die Presse" (Wien) und kehrte 1962 nach Österreich zurück. LITERATUR: Felix Braun: Ε. B. Z u m 75. Geburtstag am 20. Mai 1957. In: Wiener Zeitung, 1 9 . 5 . 1 9 5 7 , Beilage, S. VII. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 50. - Ε. Μ. B. (1882-1973). Red.: Sepp Hiekisch-Picard (Ausstellungskatalog). Bochum 1988. - Michaela Lindinger: Österreicher, Jude, Emigrant. Biographisches zum Journalisten, Schriftsteller und Maler Ε. B. (1882-1973). In: Medien & Zeit 7 (1992) 1. B e n e d i k t , Heinrich, österr. Historiker, * 3 0 . 1 2 . 1 8 8 6 Wien, t 2 6 . 1 2 . 1 9 8 1 Wien. Der aus einer jüdischen Familie stammende B., Sohn eines Chemikers, wurde 1911 z u m Dr. jur. promoviert. Er nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und arbeitete später in der Landwirtschaft und Industrie. Daneben studierte er Geschichte (Promotion 1930) und veröffentlichte u . a . Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI. (1927). B. sah sich 1939 zur Emigration nach Großbritannien gezwungen und kehrte 1946 nach Wien zurück. 1947 habilitierte er sich, übernahm den Lehrstuhl f ü r Neue Geschichte
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(1950-58) und die Leitung des Zeitungswissenschaftlichen Instituts (1959-62). B. wurde durch die Herausgabe des 1954 erschienenen grundlegenden Werkes Geschichte der Republik Österreich (Nachdr. 1977) zum Initiator zeitgeschichtlicher Forschung über Österreich. WEITERE WERKE: Monarchie der Gegensätze. Österreichs Weg durch die Neuzeit. Wien 1947. - Kaiseradler über dem Apennin. Wien 1964. - Das Zeitalter der Emanzipationen, 1815-1848. Wien u . a . 1977. LITERATUR: Professor Η. B., Wien, 75 Jahre. In: Der Zeitungs-Verlag 59 (1962) 3, S. 1 1 2 . - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 78. B e n e d i k t , Moriz, auch Moritz B., Journalist, * 2 7 . 5 . 1 8 4 9 Kwassitz (Mähren), t 1 8 . 3 . 1 9 2 0 Wien. Nach seinem juristischen und volkswirtschaftlichen Studium in Wien unternahm B. weite Reisen. Wieder in Wien, leitete er seit 1872 den volkswirtschaftlichen Teil der Tageszeitung „ N e u e Freie Presse", war seit 1881 Mitherausgeber und seit 1908 Chefredakteur des Blatts. Politisch trat er für die deutsch-liberale Partei des alten Österreich ein. B. war 1903 als Berater der Rentenkonvertierung tätig und fand 1907 in der nach ihm benannten „Benediktinischen Form e l " die Lösung im Ausgleich mit Ungarn. Sein Einfluß als Publizist auf die Innenpolitik w a r besonders in wirtschaftlichen Fragen groß. B. wurde 1917 in das Herrenhaus berufen. Er veröffentlichte u. a. Politische Betrachtungen eines Unabhängigen (1883) sowie die Autobiographie Aus meinem Leben (1906). Er war der Vater von Ernst —»B. LITERATUR: Ingrid Walter: Μ . B. und die „Neue Freie Presse". Diss. Univ. Wien 1 9 5 1 . - Ö B L , B d . 1, 1957, S. 6 9 . A d a m Wandruszka: Geschichte einer Zeitung. Das Schicksal der „Presse" und der „Neuen Freien Presse" von 1848 bis zur Zweiten Republik. Wien 1958. - Ernst Benedikt: Μ. B. In: D e r Österreichische Zeitungshändler 4 (1961) 1, S. 10-12. B e n i g n i , Josef Heinrich, auch B. von Mildenberg, österr. Journalist, Historiker, * 2 1 . 1 . 1 7 8 2 Wien, t 1 1 . 3 . 1 8 4 9 Hermannstadt (Siebenbürgen). B. war 1813-34 Feldkriegssekretär in Hermannstadt, dann Redakteur des „Siebenbürger Boten" und der Hermannstädter „Transsylvania"; er lehrte als a. o. Prof. des österr. Rechts an der Hermannstädter Rechtsakademie. B. veröffentlichte u . a . ein Handbuch der Statistik und Geographie des Großherzogthums Siebenbürgen (3 Bde., 1837). Als 1849 ungarische Truppen die Stadt einnahmen, wurde B. getötet. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 69. B e n j a m i n , Walter, Philosoph, Kritiker, Schriftsteller, * 1 5 . 7 . 1 8 9 2 Berlin, t 2 7 . 9 . 1 9 4 0 Port Bou (Prov. Gerona, Spanien). B. entstammte einer großbürgerlich-jüdischen Berliner Familie, studierte Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte, engagierte sich in der Freien Studentenschaft und wurde 1919 an der Univ. Bern mit der Dissertation Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik promoviert. Als eine hieran anschließende, exemplarisch ausgearbeitete Kunstkritik verfaßte er seinen großen Essay Goethes Wahlverwandtschaften (1925 von Hofmannsthal verlegt), der zugleich auch den Zerfall seiner Ehe reflektiert. Den spekulativen Horizont des Frühwerks B.s, der in dieser Zeit vor allem mit Gershom Scholem, Ernst Bloch und Florens Christian Rang in Auseinandersetzung stand, bildete eine Kants Erkenntnistheorie theologisch radikalisierende Kritik der Sprache, des Rechts und der Politik (u. a.: Über die Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen, 1916, zu Lebzeiten unpubliziert; Zur Kritik der Gewalt, 1921). Die
Benrath Habilitationsschrift über das deutsche Barock-Trauerspiel, in der B. die Wiederentdeckung der verkannten K u n s t f o r m der Allegorie mit der Kritik a m neuzeitlichen Subjektbegriff verband, wurde 1925 von der Univ. Frankfurt am Main unter blamablen Vorwänden abgewiesen. Als freier Autor und Kritiker in Berlin lebend (mit A u f enthalten in Paris, Moskau, Ibiza), publizierte B. in der „Literarischen Welt" (Willy —»Haas) und der „Frankfurter Zeitung" (Siegfried —> Kracauer), verfaßte grundlegende Essays zur klassischen und zur zeitgenössischen Literatur (Kafka, - > Kraus, Proust, - » B r e c h t , französischer Surrealismus), zahlreiche Arbeiten f ü r den R u n d f u n k sowie Übersetzungen aus dem Französischen. 1928 erschien bei Rowohlt Berlin die abgewiesene Habilitationsschrift Ursprung des deutschen Trauerspiels und die neue Darstellungsformen erprobende Einbahnstraße, in der sich B.s Wendung zur zeitdiagnostischen Konkretion und zu einem eigenwillig anverwandelten M a r x i s m u s manifestierte. In dieser Zeit entstand die produktive Freundschaft mit Brecht und die für die Exilzeit höchst bedeutsame Freundschaft mit Gretel und Theodor W . -> Adorno. 1933 mußte B., seiner Arbeitsmöglichkeiten beraubt, emigrieren. Im Pariser Exil arbeitete er die Berliner Kindheit um 1900 aus, einen Zyklus literarisch-philosophischer Prosastücke, der das autobiographische Gegenstück zu dem als Hauptwerk geplanten Buch Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts darstellte, für das B. eine riesige Zitatsammlung aus der Bibliotheque Nationale zusammentrug. Dieses aus dem Nachlaß publizierte Passagen-Werk sollte die kollektiven Phantasmagorien der vergangenen Großstadtwelt dem Vergessen entreißen und lesbar machen. Z u r Buchpublikation gelangte nur die kommentierte Briefsammlung Deutsche Menschen, die das Erbe der zerstörten bürgerlichen Humanität festhält (1936, unter Pseudonym Detlef Holz). Die wichtigste Arbeits- und Publikationsmöglichkeit des Exils war für B. die Zugehörigkeit zu M a x Horkheimers „Zeitschrift für Sozialforschung", in der u . a . seine Essays über Gide, Eduard —> Fuchs, Baudelaire erschienen, ebenso Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936), eine bahnbrechende medientheoretischkulturpolitische Analyse. B.s letzte Arbeit Über den Begriff der Geschichte (1940) entwirft in eindringlichen Denkbildern, gegen den nationalsozialistischen Triumph gerichtet, die A u f g a b e eines messianisch-revolutionären Aufsprengens der Katastrophengeschichte. 1940 setzte B„ von Auslieferung an Deutschland bedroht, im spanischen Grenzort Port Bou mit einer Überdosis M o r p h i u m seinem Leben ein Ende. B.s ganz außerordentliche, weit über den deutschen Sprachraum hinausreichende Wirkungsgeschichte begann erst in den sechziger Jahren. 1993 w u r d e ihm in Port Bou eine eindrucksvolle Gedenkstätte errichtet. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Rolf T i e d e m a n n / H e r m a n n Schweppenhäuser. 7 Bde. in 14 Einzelbänden. F r a n k f u r t / M a i n 1974-89. - G e s a m m e l t e Briefe. Hrsg. v. Theodor W. A d o r n o Archiv durch Christoph Gödde und Henri Loritz. 6 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1995-2000. LITERATUR: Reinhard M a r k n e r / T h o m a s Weber (Hrsg.): Literatur über W. B. Kommentierte Bibliographie 1983-1992. H a m b u r g 1993. - M o m m e Brodersen: W. B. Eine kommentierte Bibliographie. M o r s u m / S y l t 1995. - Bernd Witte: W . B. Reinbek 1985. - H a n s P u t t n i e s / G a r y Smith: Benjaminiana. Gießen 1991. - U w e Steiner (Hrsg.): W . B. 1892-1940. Z u m hundertsten Geburtstag. Bern 1992. Bernd Kiefer: Rettende Kritik der Moderne. Studien zum Gesamtwerk W. B.s. Bern u. a. 1994. - Stephane Moses: Der Engel der Geschichte. Franz Rosenzweig - W . B. Gershom Scholem. F r a n k f u r t / M a i n 1994. - Klaus G a r b e r / Ludger Rehm (Hrsg.): Global B. Internationaler W. B. Kongreß 1992. 3 Bde., M ü n c h e n 1997. Burkhardt Lindner
B e n k e r t , Franz Georg, kath. Theologe, Historiker, * 2 5 . 9 . 1 7 9 0 N o r d h e i m / R h ö n , t 2 6 . 5 . 1 8 5 9 Coburg. 1816 z u m Priester geweiht, w u r d e B. 1821 Subregens, 1832 R e g e n s des Priesterseminars in W ü r z b u r g ; er setzte sich f ü r die Wiederbelebung und Pflege des kath. L e b e n s in Deutschland ein. Er war 1822-27 Herausgeber der Zeitung „Religionsfreund für Katholiken", 1827-34 der pastoraltheologischen Zeitschrift „Athanasia". 1838 w u r d e B. Domkapitular u n d D o m d e c h a n t in Würzburg. E r beschäftigte sich mit deutscher Literatur und der älteren Geschichte N o r d f r a n k e n s . WERKE: Ehemalige Landcapitel Meilerichstadt beim Beginne der so genannten R e f o r m a t i o n und kurz nach dem Bauernkriege. Würzburg 1853. - Die Kapelle zum heiligen Sebastian bei Nordheim vor der Rhöne. W ü r z b u r g 1858. Nachdr. S o n d h e i m / R h ö n 1995. B e n k o w i t z , Karl Friedrich, Schriftsteller, Publizist, * 1764 Uelzen, t 1 9 . 3 . 1 8 0 7 Glogau. B., Sohn eines Küsters, studierte Theologie, veröffentlichte 1788 erste literarische Werke und arbeitete als Redakteur. 1796 zog er nach Breslau und gab mit d e m Leiter der dortigen Kunstschule Carl Daniel Friedrich B a c h die Kunstzeitschrift „Der Torso" ( 1 7 9 6 / 9 7 ) heraus. 1801 reiste er aus gesundheitlichen Gründen f ü r zwei Jahre nach Italien, w o er hauptsächlich in Sorrent und Neapel lebte (Reise von Glogau nach Sorrent, 3 Bde., 1 8 0 3 / 0 4 ) . 1804 erhielt B. eine Anstellung als kgl. preuß. K a m m e r s e k r e t ä r in Glogau. Er starb unter ungeklärten Umständen nach e i n e m Sturz aus seiner Wohnung. B. gehörte der politisch-literarischen Opposition Preußens und der „ F r a n z o s e n f r e u n d e " u m Friedrich von —> Cölln an (Hat Preußen in dem Kriege am Ende des Jahres 1805 weise gehandelt?, 1806). WEITERE WERKE: Erzählungen und Gedichte. Göttingen 1788. - Einige B e m e r k u n g e n Uber die u n g e m e i n e Gelehrsamkeit eines Recensenten in der allgemeinen deutschen Bibliothek. Berlin 1806. - Geschichte eines afrikanischen Affen, genannt Lav Muley Hassan, ehemals Arouet Voltaire genannt. Berlin 1807. B e n n e c k e , Wilhelm, Erzähler, Lyriker, * 1 1 . 1 2 . 1 8 4 6 Kassel, f 6 . 1 . 1 9 0 6 Kassel. B., der f r ü h seinen Vater verlor, verdiente seit dem 18. Lebensjahr seinen Unterhalt u. a. mit Übersetzungen aus dem Französischen. 1867 w u r d e er Sekretär u n d Bibliothekar des kurhessischen Hoftheaters. Mit seinem Künstlerroman Malerleben (1869) debütierte er als Schriftsteller; Novellen und Gedichte folgten. 1878 bat er aus gesundheitlichen Gründen um seine Pensionierung. 1883 vermählte er sich mit der Tänzerin Katharina Heß-Degent. Unter d e m Pseudo n y m „Vom Kasseler Spaziergänger" veröffentlichte B. Wilhelmshöhe oder Der Winterkasten (1899). Seit 1900 arbeitete er als Schriftleiter der Zeitschrift „Hessenland". B e n r a t h , Karl, evang. Theologe, * 1 0 . 8 . 1 8 4 5 Düren, t 2 1 . 7 . 1 9 2 4 Königsberg. B. studierte 1863-66 in Bonn, Berlin und Heidelberg, unterrichtete seit 1867 am R e a l g y m n a s i u m in D ü r e n und reiste 1871-75 zu Studienzwecken nach R o m , Florenz, Venedig und Siena. Als Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" berichtete er über das neugeeinte Italien. Er habilitierte sich 1876 in Bonn und nahm seit 1879 eine a . o . , 1890-1921 eine o. Professur f ü r Kirchen- und Dogmengeschichte in Königsberg wahr. Sein Hauptinteresse galt der Reformationsgeschichte, vor allem der italienischen (Geschichte der Reformation in Venedig, 1887). B. war Mitbegründer des Vereins für Reformationsgeschichte und des Evangelischen Bundes. WEITERE WERKE: Bernardino O c h i n o von Siena. Leipzig 1875, 2 1892. - Luther im Kloster. H a l l e / S a a l e 1905. LITERATUR: Friedrich W. Bautz: Β., K. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 503.
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Benzel-Sternau B e n z e l - S t e r n a u , (Karl) Christian Ernst Graf von, auch Bentzel-Sternau, Pseud. Horatio C o d e s , Staatsmann, Schriftsteller, * 9 . 4 . 1 7 6 7 Mainz, t 13. 8 . 1 8 4 9 Mariahalden / Zürichsee. Der Sohn des kurmainzischen Beamten Anselm Franz B.-S. w u r d e nach rechtswissenschaftlichen Studien 1791 Regierungsrat und Gerichtsassessor in Erfurt. 1803 berief m a n ihn zum kurmainzischen Staatsrat. Seit 1806 stand B.-S. in badischen Diensten, bis er 1811 Staats- und Finanzminister im Großherzogtum Frankfurt wurde. 1825-28 war er Mitglied der bayerischen Ständekammer. Als Publizist gab B.-S. 1808-11 die antiromantische Zeitschrift „Jason" heraus und arbeitete bei den Zeitschriften „Der Protestant" und „Baiernbriefe" mit. In seiner schriftstellerischen Tätigkeit an Jean Paul orientiert, schrieb er ironisch-satirische Erzählungen und R o m a n e (u.a. Der alte Adam, 1819). LITERATUR: Kurt Rugenstein: K. C. E. Graf v. B.-S. Ein Lebensbild aus dem A n f a n g des 19. Jahrhunderts. Rostock 1923. - Franz A. Schmitt: B.-S., K. C. E. Graf v. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 5 9 f. B e n z e n b e r g , Johann Friedrich, Naturforscher, Publizist, * 5 . 5 . 1 7 7 7 Schöller bei Elberfeld, t 7 . 6 . 1 8 4 6 Bilk bei Düsseldorf. B. studierte Theologie in Marburg, später Naturwissenschaften bei Georg Christoph —> Lichtenberg (Promotion 1800) in Göttingen. 1805 wurde er Lehrer der Naturwissenschaften a m Lyzeum in Düsseldorf und Leiter der Landesvermessung des Herzogtums Berg, organisierte das Katasterwesen neu und regte Fortbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter an. Zunächst ein Bewunderer Napoleons, zog B. 1810 aus Opposition gegen ihn in die Schweiz. Er gab 1 8 1 7 / 1 8 den „Deutschen Beobachter" in H a m b u r g heraus und schrieb verfassungspolitische und volkswirtschaftliche Beiträge, u. a. f ü r den „Rheinischen Merkur". B. galt als einer der ersten rheinischen Liberalen und vertrat gemäßigt-konstitutionelle Ansichten. 1844 gründete er ein privates Observatorium in Bilk. Neben politischen Schriften (u.a. Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers, 1 8 1 5 , 2 1 8 1 6 ) veröffentlichte B. geodätische und astronomische Arbeiten, darunter das Vollständige Handbuch der angewandten Geometrie [...] (3 Bde., 1810-13). WEITERE WERKE: Über die Bestimmung der geographischen Länge durch Sternschnuppen. H a m b u r g 1802. - Beschreibung eines einfachen Reise-Barometers. Düsseldorf 1811. - Ueber das Cataster. 2 Bde., Bonn 1818. Nachdr. Wiesbaden 1996. - Über die Dalton'sche Theorie. Düsseldorf 1830. - Versuche über die U m d r e h u n g der Erde. Düsseldorf 1845. LITERATUR: Julius Heyderhoff: Der bergische Volksmann J. F. B. Ein rheinischer Liberaler im vormärzlichen Preußen. 1777-1846. Elberfeld 1907. - Ders.: J. F. B. der erste rheinische Liberale. Düsseldorf 1909. - Ders.: Der j u n g e B. Freundschaftsbriefe eines rheinischen Naturforschers der Goethezeit. Düsseldorf 1927. - Heinz Gollwitzer: B., J. F. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 60. B e n z l e r , Johann Lorenz, Publizist, * 1 9 . 2 . 1 7 4 7 Lemgo, t 3 . 4 . 1817 Wernigerode. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig w u r d e B. Sekretär eines Buchhändlers in Lemgo. Als Redakteur des „Lippischen Intelligenzblatts" (1773-83) versuchte er volksaufklärerisch zu wirken. Er war seit 1780 Stolbergischer Rat, von 1783 an Bibliothekar in Wernigerode. B. gab zahlreiche Übersetzungen aus dem Englischen (darunter Werke Laurence Sternes und Jonathan Swifts) und Französischen heraus, sammelte Fabeln (Fabeln für Kinder aus den besten Dichtern, 1770, 2 1773) und schrieb u . a . Der Mann von Gefühl (1802).
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WEITERES WERK: Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten im Grossen. 16 Bde., Leipzig 1779-90. LITERATUR: Ernst Aumüller: J. L. B. 1747-1817. In: Vaterländische Blätter 6 (1926) 6, S. 37-39. B e r c h t , Gottlob Friedrich August, Publizist, * 3 0 . 7 . 1 7 9 0 Niederwerbig bei Treuenbrietzen (Brandenburg), t 2 9 . 5 . 1 8 6 1 Darmstadt. Nach der Promotion in Leipzig zunächst als Erzieher in Berlin tätig, war B. später preuß. Offizier, Redakteur der „Teutschen Feldzeitung in Paris" und Mitarbeiter beim „Rheinischen Merkur". Später a. o. Prof. f ü r Philosophie, leitete er 1816-19 die staatseigene „Bremer Zeitung". Ein 1817 von B. veröffentlichter Beitrag, der sich mit der Behandlung des Artikels XIII der Bundesakte beschäftigte und irrtümlich als offizielle Verlautbarung verstanden wurde, beeinflußte die Bundestagsdebatte und somit die Verfassungbestrebungen in Bayern und Württemberg; dies führte letztlich zu B.s Entlassung. 1823-43 war er als Privatlehrer tätig, gab 1830-35 zusammen mit Friedrich Christoph Schlosser das „Archiv f ü r Geschichte und Literatur" heraus und war 1844-48 Herausgeber des „Rheinischen Beobachters" in Köln. LITERATUR: Heinz Starkulla: B., G. F. A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 64 f. B e r c h t o l d , Walter, schweizer. Unternehmer, * 1 . 1 0 . 1 9 0 6 Winterthur, t 2 3 . 1 2 . 1 9 8 6 Wädenswil (Kt. Zürich). B., Sohn eines Lehrers, studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an der Univ. Zürich und wurde 1930 z u m Dr. jur. promoviert. I m selben Jahr trat er eine Stellung bei der Staatlichen Schweizer Bahn (SBB) an, wechselte 1938 zur „Neuen Zürcher Zeitung", bei der er u. a. den Bereich Verkehr und Energie betreute, und kehrte 1945 zur SBB zurück. Seit 1949 als Verwaltungspräsident der Swissair tätig, war B. maßgeblich verantwortlich für die Umgestaltung und den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter seiner Leitung wurden 1951 der Langstreckenverkehr nach Nord-, später auch Südamerika und Asien aufgenommen, ein zeitgemäßes Management eingesetzt sowie die Flugzeugflotte erheblich erweitert und auf m o d e r n e Maschinen, auf Strahlflugzeuge anstelle der veralteten Kolbenflugzeuge, umgestellt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen blieb B. der Swissair bis 1977, der Charterfluggesellschaft Baiair bis 1983 als Mitglied des Verwaltungsrats verbunden. Er veröffentlichte Durch Turbulenzen zum Erfolg. 22 Jahre am Steuer der Swissair (1981). LITERATUR: Lorenz Stucki: Swissair. Das Porträt einer erstaunlichen Fluggesellschaft. Zürich 1981. - Walter M. Borner: Swissair - von Mittelholzer bis Baltensweiler. Zürich 1992. - Alfred Waldis: W. B. (1906-1986). In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Bd. 67. Meilen 1998, S. 49-72. B e r e n d t , Joachim Ernst, Musikschriftsteller, * 2 0 . 7 . 1 9 2 2 Berlin, t 4 . 2 . 2 0 0 0 Hamburg. B., Sohn eines evang. Pfarrers, studierte ein Jahr lang Physik an der T H Karlsruhe und wurde 1941 zum Militärdienst eingezogen. Seit 1945 war er Redakteur des Südwestfunks in Baden-Baden, 1950-87 Leiter der Jazzabteilung. Er produzierte zahlreiche Schallplatten und Filme und arbeitete an mehreren in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften mit. In den sechziger Jahren gründete B. mehrere JazzFestivals, darunter die Berliner Jazz-Tage, die er 1964-71 leitete. Er schrieb Das Jazzbuch (1953), das in zahlreichen erweiterten Auflagen und Übersetzungen erschien. Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Nada Brahma. Die Welt ist Klang (1983, Uberarb. Neuausg. 1985), Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (1985) und und die Erinnerungen Das Leben - ein Klang. Wege zwischen Jazz und Nada Brahma
Bergengruen (1996). Β. wurde 1952 mit dem Bundesfilmpreis und 1979 mit dem polnischen Kulturpreis ausgezeichnet; 1983 erhielt er den Professorentitel ehrenhalber. B. starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls. WEITERE WERKE: D e r Jazz. Eine zeitkritische Studie. Stuttgart 1950. - Variationen über Jazz. M ü n c h e n 1956. Mit Hedda S o e l l n e r / W e r n e r J a h r / G ü n t h e r Boas: Blues. M ü n c h e n 1957. Erw. Ausg. Köln 1970. - Hrsg. mit Jürgen Uhde: Prisma der gegenwärtigen Musik. Hamburg 1959. Ein Fenster aus Jazz. F r a n k f u r t / M a i n 1977. Überarb. und erw. Ausg. F r a n k f u r t / M a i n 1978. - Ich höre - also bin ich. Hör-übungen - Hör-gedanken. Freiburg/Breisgau 1989. Neuausg. München 1993. - D e r Klang der Seele. Musik und Spiritualität. Hrsg. und eingeleitet von Richard Reschika. Freiburg u. a. 2000. B e r g , Hans Walter, Journalist, * 2 0 . 1 0 . 1 9 1 6 Varel, t 7 . 1 1 . 2 0 0 3 Unterruhidingen. Der Sohn eines Ingenieurs studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in M ü n c h e n , w o er 1939 zum Dr. phil. promoviert w u r d e (Studien zu Problemen der amerikanischen Neutralitätspolitik). 1 9 3 8 / 3 9 unternahm er eine Studienreise durch Ostasien und den Nahen Osten. A m Zweiten Weltkrieg n a h m er als Kompanieführer teil. 1949-52 war B. Politredakteur und Ressortleiter des Bremer „Weserkurier", 1952-70 Asien-Korrespondent f ü r die A R D und verschiedene Tageszeitungen. 1962-67 leitete er das A R D Studio in Neu Delhi, 1967-70 in H o n g k o n g und war seit 1970 als freier Journalist und Sonderkorrespondent für den Sender tätig. Besondere Bekanntheit erlangte B. seit 1957 als Autor und Produzent der Sendereihen Gesichter Asiens und Asiatische Miniaturen. WEITERE WERKE: Gesichter Asiens. Dreißig Jahre Augenzeuge der Geschichte. H a m b u r g 1983. - Indien. Traum und Wirklichkeit. H a m b u r g 1985. B e r g , Leo, Pseud. L u d w i g Gorel, Dr. Pascal, Schriftsteller, * 2 9 . 4 . 1 8 6 2 Zempelburg, t 1 2 . 7 . 1 9 0 8 Berlin. Schon während des Geschichts- und Philosophiestudiums in Berlin (1884-87) arbeitete B. bei der „Deutschen StudentenZeitung", der „Deutschen Akademischen Zeitung" und der „Allgemeinen Deutschen Universitäts-Zeitung" als Redakteur. 1886 war er Mitbegründer, später auch Vorsitzender der literarischen Vereinigung „Durch!", der u . a . die späteren Naturalisten Gerhart H a u p t m a n n und A r n o —> Holz angehörten. Er gab die „Litterarischen Volkshefte" (zusammen mit Eugen —> Wolff, 1887-89) sowie die Zeitschrift „Der Zuschauer" heraus. In der 1892 erschienenen Schrift Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst distanzierte B. sich vom Naturalismus. WEITERE WERKE: Zwischen zwei Jahrhunderten. Gesammelte Essays. F r a n k f u r t / M a i n 1896. - N e u e Essays. Oldenburg 1901. - Aus der Zeit - Gegen die Zeit. Gesammelte Essays. Berlin u . a . 1905. B e r g a m m e r , Friedrich, eigentl. F. Glückselig, Schriftsteller, * 1 9 . 1 2 . 1 9 0 9 Wien, t 9 . 1 0 . 1 9 8 1 N e w York. B., Sohn eines Kunsthändlers und international bekannten Auktionators, veröffentlichte mit siebzehn Jahren seinen ersten Gedichtband (Aus meiner Einsamkeit). 1935 war er, zus a m m e n u . a . mit H e r m a n n - » B r o c h und Robert Musil, in der Anthologie Patmos. Zwölf Lyriker mit weiteren Gedichten vertreten und beteiligte sich auch an der Zeitschrift „das silberboot". 1938 gezwungen zu emigrieren, ging er mit seinem Vater nach N e w York, der dort seine Kunsthandlung weiterführte. Nach d e m Tod des Vaters übernahm B. dessen Geschäft. In den U S A entstandene Gedichte, die seine Erfahrungen mit der alten und der neuen Heimat zum Thema haben, wurden u. a. in den Bänden Von Mensch zu Mensch (1955) und Flügelschläge (1971) veröffentlicht. In seinem
Band Momentauftiahmen (1981), der als H ö h e p u n k t seines Werks gilt, zeichnen sich die Gedichte d u r c h eine auf das wesentliche konzentrierte Wortwahl aus. B. w u r d e 1980 mit d e m Theodor-Körner-Preis geehrt. LITERATUR: Ernst Schönwiese: F. B. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: N e w York. Teil 1. Hrsg. v. John M . Spalek und Joseph Strelka. B e r n 1989, S. 97-108. B e r g e n g r u e n , Werner, Erzähler, Lyriker, Übersetzer, * 1 6 . 9 . 1 8 9 2 Riga, t 4 . 9 . 1 9 6 4 Baden-Baden. B. entstammt einer baltendeutschen Arztfamilie, die wegen des Russifizierungsprogramms des Zarenreichs Riga bald verließ. Nach seiner Gymnasialzeit in L ü b e c k und Marburg studierte er bis 1914 in Marburg, M ü n c h e n und Berlin Jura, Geschichte, Theologie und Germanistik. Im Ersten Weltkrieg k ä m p f t e B. als Freiwilliger im deutschen Heer; seit 1919 nahm er an den N a c h k r i e g s k ä m p f e n der Baltischen L a n d w e h r gegen die Rote A r m e e teil. Verheiratet mit Charlotte Hensel, arbeitete er als Journalist zunächst in Tilsit und M e m e l , dann in Berlin, w o er seit 1922 die Zeitschrift „Ost-Informationen" leitete und 1925 den „Baltischen Blättern" als Hauptschriftleiter vorstand. Von 1927 an lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. 1936 konvertierte er z u m Katholizismus und zog nach M ü n c h e n . Die letzten Kriegsjahre verbrachte er in Tirol; 1946 holten ihn Freunde nach Zürich. Sein Römisches Erinnerungsbuch (1949) spiegelt seinen Aufenthalt in R o m ( 1 9 4 8 / 4 9 ) wider. Seit 1958 lebte er in Baden-Baden. B.s Qjuvre ist einem ausgeprägten Traditionsbewußtsein und idealistischchristlichen Wertvorstellungen verpflichtet. Seine A u f g a b e als Dichter sah er im „ O f f e n b a r m a c h e n e w i g e r . . . Ordnungen"; er beanspruchte, „Tröster" und „ B e u n r u h i g e r " zugleich zu sein. Den Nationalsozialismus lehnte er entschieden ab. Sein R o m a n Der Großtyrann und das Gericht (1935), als verschlüsselte Kritik an der nationalsozialistischen Herrschaft lesbar, und sein zunächst a n o n y m erschienener Gedichtzyklus Der ewige Kaiser (1937) führten 1937 zu B.s Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer. F o r m a l und sprachlich steht seine Lyrik in der N a c h f o l g e —»Goethes. Seine zahlreichen Gedichtbände machten B. neben Rudolf Alexander —> Schröder und Hans Carossa zu e i n e m der beliebtesten Lyriker der Nachkriegszeit, bis E n d e der sechziger Jahre B.s Harmonisierungstendenz auch gegenüber zeitgeschichtlichen Erfahrungen einer ideologiekritischen Interpretation unterzogen wurde. A u c h in seiner Epik bringt er seine G r u n d a n s c h a u u n g von der Gewißheit der göttlichen Vorsehung und von der Einbindung des M e n s c h e n in die von Gott v o r g e g e b e n e Ordnung zum Ausdruck. Das epische Geschehen spielt oft in historisch längst vergangenen Zeiten. Vor allem im F r ü h w e r k läßt er in der Erzählweise und Thematik den Einfluß der R o m a n tiker erkennen; über Ε. T. A. H o f f m a n n hat er eine Biographie verfaßt (1939) und von ihm ( 1 9 4 7 / 4 8 ) wie auch von Eichendorff (1956) eine Werkauswahl ediert. Seine Übersetzungen einiger R o m a n e von Dostojewskij, Tolstoj und Turgenjew haben seinen R o m a n Der goldene Griffel (1931) beeinflußt. In seinen zahlreichen Novellen, unter d e n e n Die drei Falken (1937) vielleicht die bekannteste ist, orientiert B. sich insofern an den ü b e r k o m m e n e n Gattungskonventionen, als auch er von einer „unerhörten B e g e b e n h e i t " ausgeht und das Geschehen in einer prägnanten S z e n e seinen Wendepunkt finden läßt. B.s in zehn Sprachen übersetztes Werk mit sehr hoher Gesamtauflage verschaffte i h m großes Ansehen; er w u r d e m e h r f a c h ausgezeichnet ( u . a . 1951 WilhelmRaabe-Preis; Orden Pour le merite; 1961 Schillerpreis) und war Mitglied verschiedener Akademien. WEITERE WERKE: Lyrik: Die Rose von Jericho. Berlin 1934. - Dies irae. Zürich 1946. - Lobgesang. Basel 1946. Die heile Welt. Zürich 1950. - Herbstlicher A u f b r u c h . Zürich 1965. - Romane: Das Gesetz des Atum. M ü n c h e n 1923. -
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Berger D e r Starost. Hamburg 1938. - Das Kaiserreich in Trümmern. Leipzig 1927. - Herzog Karl der K ü h n e oder Gemüt und Schicksal. M ü n c h e n 1930. - Das Feuerzeichen. München 1949. - Novellen und Erzählungen: D a s Brauthemd. Frankf u r t / M a i n 1925. - Die Ostergnade. Berlin 1933. - Der Teufel im Winterpalais. Leipzig 1933. - Das Beichtsiegel. Innsbruck 1946. - Die F l a m m e im Säulenholz. Passau 1952. Z o r n , Zeit und Ewigkeit. Zürich 1959. - Die schönsten N o vellen. Zürich 1965. - Dichtergehäuse. Zürich 1966 (Autobiographie). - Schriftstellerexistenz in der Diktatur. A u f zeichnungen zu Politik, Geschichte und Kultur 1940-1963. Hrsg. v. Frank-Lothar Kroll. M ü n c h e n 2005. LITERATUR: Carl Jacob Burckhardt: Ü b e r W . B. Zürich 1968. - Werner Wilk: W . B. Berlin 1968. - Hans Bänzinger: W . B. Weg und Werk. B e r n / M ü n c h e n . 4 1983. - FrankLothar K r o l l / A l f r e d Schmidt: Dichtung als Kulturvermittlung. Der Schriftsteller W . B. Filderstadt 1996. Dietmar
Peil
B e r g e r , Gisela (Maria Johanna), österr. Schriftstellerin, * 1 2 . 1 2 . 1 8 7 8 Wien, t 2 6 . 1 . 1 9 6 1 Wien. B., Enkelin von Johann N e p o m u k —> B. und Nichte des Burgtheaterdirektors Alfred Frh. von B., begann schon früh, sich schriftstellerisch zu betätigen (Die Schlange, die Geschichte einer Ehe, 1907). Später arbeitete sie als Hauslehrerin, Sekretärin und 1929-30 als Redakteurin der Zeitschrift „Wiener Mode". 1931-39 war sie in Wien in der Theatersammlung der Nationalbibliothek, bis 1945 als Leiterin der Pressestelle im „Haus der M o d e " und bis 1949 als Cheflektorin des Ring-Verlags tätig. Für den R o m a n Die törichte Geschichte der Terpsichore Liebenreich (1919) wurde sie mit dem Ebner-Eschenbach-Preis ausgezeichnet. B e r g e r , Johann N e p o m u k , österr. Politiker, Publizist, * 1 6 . 9 . 1 8 1 6 Proßnitz (Mähren), f 9 . 1 2 . 1 8 7 0 Wien. B. studierte in Olmütz und Wien (Promotion 1841), war schriftstellerisch, vor allem f ü r Zeitschriften. 1848 wurde B. als Abgeordneter des Wahlkreises Schönberg (Mähren) Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, wo er zur Fraktion der äußersten Linken zählte. Seit 1849 war er Rechtsanwalt in Wien, von 1863 Abgeordneter (Deutschliberale Partei) im österr. Reichsrat. 1867-70 gehörte er dem sog. Bürgerministerium als Leiter der Regierungspresse und Sprechminister an. 1870 war er einer der Mitunterzeichner des sogenannten Minderheits-Programms, das den Forderungen der nationalen Minderheiten in Österreich Rechnung tragen sollte, jedoch von der Mehrheit der Deutschliberalen abgelehnt wurde und einen Regierungswechsel zur Folge hatte. B. veröffentlichte u. a. Die Preßfreiheit und das Preßgesetz (1848), Zur Lösung der österreichischen Verfassungsfrage (1861) und Ueber die Todesstrafe (1864). LITERATUR: Karl Gottfried Hugelmann: B., J. N. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 79 f. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 72. B e r g k , Johann A d a m , Privatgelehrter, Publizist, Buchhändler, * 1769 ( 1 7 7 3 ? ) Hainichen bei Zeitz, t 2 7 . 1 0 . 1 8 3 4 Leipzig. Über B.s Herkunft, Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Seit Ende des 18. Jh. trat er, Doktor der Philosophie und der Rechte, als äußerst fruchtbarer, erfolgreicher Schriftsteller und Übersetzer in Leipzig auf. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Popularphilosophie, zur Kantischen Philosophie, zur Psychologie und zur Religionsphilosophie. B. war außerdem als Übersetzer zahlreicher Reisebeschreibungen tätig. Oftmals publizierte er anonym oder unter Pseudonym; überdies galt er als Fachmann für Buchhandel und Verlagswesen. Neben seinen jüngst wieder aufgelegten Schriften Die Kunst, Bücher zu lesen (1799, rep. 1971) und Die Kunst, zu denken (1802, rep. 1973) ragen die Weiterführungen der Kantischen Philosophie heraus.
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Seine politiktheoretisch radikale demokratische Kantkritik führte zur Konzeption einer demokratischen Republik, einer repräsentativen Demokratie. B. wirkte nicht nur als Autor, sondern vielfach als Herausgeber und Redakteur ganz unterschiedlicher Zeitschriften, von denen „Der europäische A u f s e h e r " ( 1 8 0 5 / 0 6 und 1814-23) die langlebigste war. Als freier Schriftsteller verstand B. etwas vom Buchhandel (Der Buchhändler, 1825) und v o m Verlagswesen. Die letzten Monate seines Lebens war B. nebenberuflich Redakteur des „Börsenblatts für den deutschen Buchhandel". WEITERE WERKE: Untersuchungen aus dem Natur-, Staatsund Völkerrecht. Leipzig 1796. Reprint Leipzig 1975. Briefe über Immanuel Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre", enthaltend Erläuterungen, Prüfungen und Entwürfe. Leipzig 1797. - Reflexionen über Immanuel Kants „Metaphysische A n f a n g s g r ü n d e der Tugendlehre". Leipzig 1798. - Die Theorie der Gesetzgebung. Leipzig 1802. - Philosophie des peinlichen Rechts. Meißen 1802. - Psychologische Lebensverlängerungskunde. Leipzig 1804. - Thierseelenkunde. Leipzig 1805. - Über das Geschworenengericht. Leipzig 1827. - Abhandlungen aus dem philosophischen peinlichen Rechte über Geschworenengerichte. Leipzig 1828. - Was hat der Staat und was hat die Kirche für einen Z w e c k ? Leipzig 1827. - Die wahre Religion. Leipzig 1828. - Vertheidigung der Rechte der Weiber. Leipzig 1829. LITERATUR: Jörn Garber: Jakobinischer Kantianismus (J. Α. B.). In: Ders. (Hrsg.): Revolutionäre Vernunft. Texte zur jakobinischen und liberalen Revolutionsrezeption in Deutschland 1789-1810. K r o n b e r g / T a u n u s 1974, S. 202 ff. - Ders.: Liberaler und Demokratischer Republikanismus. Kants Metaphysik der Sitten und ihre radikaldemokratische Kritik durch J. Α. B. In: Ders.: Spätabsolutismus und bürgerliche Gesellschaft. Studien zur deutschen Staatsund Gesellschaftstheorie im Übergang zur Moderne. Frankf u r t / M a i n 1992, S. 243-281. - Vanda Fiorillo: Die politische Revolution als moralische Pflicht im jakobinischen Kantianismus von J. Α. B. In: Der Stand 41 (2002) S. 100-128. Hans Erich
Bödeker
B e r k o w i t z , Michael, auch M. Berkowicz, jüdischer Theologe, Schriftsteller, * 3 . 2 . 1 8 6 5 Boryslaw (Galizien), t 1 9 . 7 . 1 9 3 5 Stschiki (Schlesien). B. studierte in Wien semitische Sprachen und besuchte seit 1893 das dortige Rabbinerseminar. Von 1894 an Sekretär des Verbandes Zion, übersetzte er T h e o d o r - > Herzls Werk Der Judenstaat (1896) ins Hebräische ( M e d i n a t ha-Jejudim, 1896), wurde dessen Sekretär sowie des Exekutivkomitees. B. war Redakteur der von Herzl 1898 gegründeten Wochenzeitung „Der J u d " in Krakau, später der „Welt". Seit 1903 wieder in Wien ansässig, wurde er dort 1906 promoviert, war dann Mitarbeiter an den Monumenta Judaica und seit 1912 Religionsprofessor a m G y m n a s i u m in Bielitz (Schlesien). B. verfaßte das Werk Der Strophenbau in den Psalmen (1910). B e r l y , Karl Peter, Journalist, * 1 0 . 1 1 . 1 7 8 1 Frankfurt/ Main, t 9 . 5 . 1 8 4 7 F r a n k f u r t / M a i n . B. begann 1796 eine Lehre in einem Geschäftshaus in Frankf u r t / M a i n und w u r d e Bankvorsteher und Finanzrat in Coburg. Seit 1811 lebte er wieder in Frankfurt. 1821-29 redigierte B. die „Zeitung der freien Stadt Frankfurt" und übernahm 1829 die Leitung der T h u m und Taxischen „Oberpostamtszeitung". LITERATUR: Karl Heinz Salzmann: B., C. P. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 100. B e r m a n n , Moritz, Pseud. Julius Marlott, Berthold Mormann, Moritz B. Z i m m e r m a n n , Louis Mühlfeld, österr. Schriftsteller, Historiker, * 1 6 . 3 . 1 8 2 3 Wien, t 1 . 6 . 1 8 9 5 Wien. B. befaßte sich schon in seiner Jugend mit der Wiener Personen- und Stadtgeschichte. Gefördert durch Franz
Bernays —»Gräffer, konnte er eine u m f a s s e n d e biographisch-genealogische Sammlung anlegen und erwarb den Ruf, einer der bedeutendsten Autographenhändler Österreichs zu sein. Sein Österreichisches Biographisches Lexikon kam mit dem ersten Band 1853 heraus, wurde j e d o c h nie vollendet. Seit 1856 war B. Redakteur des „Wiener Courir". Er schrieb zahlreiche historische Werke über Wien, (u. a. Geschichte der Wienerstadt und Vorstädte, 1863), Erzählungen und Rom a n e (u. a. Das schwarze Kabinett oder die Mysterien der Polizei, 1873). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 75. B e r m a n n , Richard Arnold, Pseud. A r n o l d Höllriegel, Schriftsteller, * 2 7 . 4 . 1 8 8 3 Wien, t 3 1 . 8 . 1 9 3 9 Saratoga Springs. B. Schloß das Philologiestudium 1906 mit der Promotion ab, war 1914-18 als Kriegsberichterstatter tätig und dann Korrespondent des „Berliner Tageblatts", Redakteur und freier Mitarbeiter verschiedener Wiener Zeitungen. 1938 kurzzeitig in Haft, konnte er in die U S A fliehen, w o er sich später in der Künstlerkolonie Yaddo, Saratoga Springs niederließ. B. schrieb Reisebücher und R o m a n e (u. a. Das Urwaldschiff, 1927, Neuausg. 1929); seine Autobiographie Der Katarakt konnte er nicht vollenden. WEITERE WERKE: Das Seil. Eine Ehegeschichte. Berlin 1914. - Tausend und eine Insel. Ein Reisebuch aus Polynesien und Neuseeland. Berlin l 6 1927. - Das M ä d c h e n von Sankt Helena. Roman. L e i p z i g / W i e n 1933. - Die Fahrt auf dem Katarakt. Eine Autobiographie o h n e einen Helden. Hrsg. v. Hans-Harald Müller. Wien 1998. - Hollywood Wien und zurück. Feuilletons und Reportagen. Hrsg. v. Hans-Harald Müller. Wien 1999. LITERATUR: Werner Berthold: R. Α. B. (Ps. Arnold Höllriegel). In: Exil 4 (1984) 2, S. 38-40. - Hans-Harald M ü l l e r / Brita Eckert: R. Α. B. alias Arnold Höllriegel. Österreicher Demokrat - Weltbürger. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945. M ü n c h e n u. a. 1995 (Begleitbuch). Hans-Harald Müller: „Arnold Höllriegel". Der lournalist R. Α. B. (1883-1939). In: Relation 3 (1996) 1, S. 73-78.
Bermann Fischer,
Gottfried, eigentl. Gottfried Bermann, Verleger, * 3 1 . 7 . 1 8 9 7 Gleiwitz (Oberschlesien), t 1 7 . 9 . 1 9 9 5 Camaiore bei Lucca. Der Sohn eines Sanitätsrats studierte Medizin in Breslau, Freiburg und München, wurde 1921 promoviert und w a r 1922-25 als Assistenzarzt in Berlin tätig. 1925 heiratete er Samuel —> Fischers Tochter Brigitte, trat in den S. Fischer Verlag ein und war bis 1929 Vorstandsmitglied und 1929-35 Generaldirektor. Nach der Verlegung eines Teils des Verlagshauses nach Wien leitete B. F. 1936-38 dort den BermannFischer Verlag, emigrierte 1938 nach Schweden und 1940 in die USA. Dort gründete er mit Fritz —»Landshoff 1941 die L. B. Fisher Corp. (später S. Fisher Corp.), in der u . a . Lion —>Feuchtwanger, T h o m a s M a n n und Franz Werfel verlegt wurden. 1945 kehrte B. F. nach Deutschland zurück, gründete die „Neue R u n d s c h a u " neu und leitete nach dem Zerwürfnis mit Peter —»Suhrkamp 1950-72 den neubegründeten S. Fischer Verlag, d e m 1952 der Taschenbuchverlag Fischer Bücherei angegeliedert wurde. Er veröffentlichte u. a. die Erinnerungen Bedroht - Bewahrt. Der Weg eines Verlegers ( 1 9 6 7 , 2 1 9 8 1 ) und Wanderer durch ein Jahrhundert (1994). WEITERE WERKE: T h o m a s M a n n : Briefwechsel mit seinem Verleger G. B. F. 1932-1955. Hrsg. v. Peter de Mendelssohn. F r a n k f u r t / M a i n 1973. - Mit Brigitte B e r m a n n Fischer: Briefwechsel mit Autoren. Hrsg. v. Reiner Stach. F r a n k f u r t / Main 1990. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 57.
Bermanschläger,
L u d w i g , österr. Pädagoge, Schriftsteller, * 2 1 . 1 1 . 1 8 6 1 Steyr, + 1 1 . 1 1 . 1 9 2 1 Linz. Zunächst Benefiziat in E b e n s e e (Oberösterreich), war B. seit 1894 Domprediger in Linz und von 1915 an dort Schulrat. Er war Redakteur der „Christlichen Kunstblätter" und als Buhnenschriftsteller tätig. B. verfaßte u . a . das Schauspiel Die Dorfhexe (1913). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 75. B e r n a r d , Esther, geb. Gad, verh. Domeier, Schriftstellerin, * 1770 Breslau, t 1820 Breslau. B., Enkelin von Jonathan Eibenschütz, war u. a. befreundet mit Jean Paul. In erster Ehe mit einem gewissen Bernard verheiratet, ehelichte sie 1803 in L o n d o n den Leibarzt des Prinzen Eduard August, Wilhelm Friedrich Domeier, und ließ sich in Malta nieder. Vor allem 1790-1800 erschienen ihre Aufsätze und Dichtungen in einer Reihe deutscher Zeitungen, u. a. im „Niederschlesischen Magazin", im „ K o s m o politen", in der „Teutschen M o n a t s s c h r i f t " und im „Archiv der Zeit". Z u ihren späteren Veröffentlichungen zählen u. a. Briefe während meines Aufenthalles in England und Portugal (1803). B. übersetzte den R o m a n Les mires rivales der Gräfin de Genlis ins Deutsche. WEITERES WERK: Kritische Auseinandersetzung mehrerer Stellen in dem Buche der Frau von Stael über Deutschland mit einem Zueignungsschreiben an den Herrn Jean Paul Richter. Hannover 1814. B e r n a r d , Josef Karl, Pseud. Flazius, Journalist, * 1786 Saaz (Böhmen), f 3 1 . 3 . 1 8 5 0 Wien. Nach dem humanistischen Studium in Saaz, Prag und Heidelberg war B. seit 1800 in Wien ansässig und Angestellter beim Hofkriegsrat. 1810-13 redigierte er die „Thalia", 1814 die „Friedensblätter" und war Mitarbeiter der „Wiener Zeitschrift f ü r Kunst, Literatur und M o d e " . Seit 1817 arbeitete er bei der „Wiener Zeitung", deren Gesamtredaktion er bis 1847 innehatte. 1849 w u r d e er Herausgeber der Tageszeitung „Austria". Β. stand in Briefwechsel mit Beethoven. Er schrieb Operntexte zu Faust, eine romantische Oper (Musik von Louis Spohr; 1814) und Libussa (Musik von Conradin Kreutzer; 1823). LITERATUR: Gustav Gugitz: B., J. K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 102. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 75. B e r n a y s , Karl Ludwig, Journalist, * 16.11. C?) 1815 Mainz, t 2 2 . 6 . 1 8 7 6 St. Louis (Missouri, USA). Nach dem Jurastudium in M ü n c h e n , Göttingen und Heidelberg war B. als Journalist f ü r den in Paris erscheinenden „Vorwärts" tätig. Er ging dann zusammen mit Heinrich —> Börnstein nach Wien und m u ß t e später wegen seiner Beteiligung an der Revolution von 1848 nach Amerika flüchten. In St. Louis gab er mit Börnstein den „Anzeiger des Westens" heraus. B. war befreundet mit A b r a h a m Lincoln, in dessen A u f t r a g er 1861 als Konsul nach Zürich ging. Durch den „Anzeiger" versuchte B. die Unterstützung der deutschen Republikaner für die Union zu gewinnen. WERKE: Deutschland und seine fränkischen RepräsentativVerfassungen. 12 Stunden patriotischer Gedanken. Pfalz 1841. M a n n h e i m 1841. - Die E r m o r d u n g der Herzogin von Praslin. Ein Beitrag zur Geschichte des K a m p f e s der Leidenschaften mit den modernen Gesellschafts-Elementen. Flawyl 1847. LITERATUR: Fritz Braun: Β., K. L. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 105. - Helmut Hirsch: Die Tätigkeit des emigrierten deutschen Demokraten K. L. B. während des amerikanischen Bürgerkrieges. In: Jahrbuch des Instituts f ü r Deutsche Geschichte 5 (1976) S. 228-245. - Helmut Hirsch: K. L. B. und die Revolutionserwartung vor 1848, dargestellt am Mordfall Praslin. Trier 1976. - Helmut Hirsch: Freund von Heine,
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Bernays Marx, Engels und Lincoln. Eine K.-L.-B.-Biographie. Mit einer Genealogie der Familie B. von Marianne Hirsch und R e n e Loeb sowie einem N a c h w o r t von Lars Lambrecht. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 2002. B e r n a y s , Michael, Literarhistoriker, * 2 7 . 1 1 . 1 8 3 4 Hamburg, t 2 5 . 2 . 1 8 9 7 Karlsruhe. Der Sohn eines Rabbiners studierte Jura, Geschichte, klassische und deutsche Philologie in Bonn und wurde in Heidelberg promoviert. Er trat vom Judentum zum Protestantismus über und war zunächst als Privatgelehrter, Mitarbeiter bei der „Kölnischen Zeitung" und Vortragsredner tätig, bis er sich 1872 in Leipzig habilitierte. Daraufhin wurde er noch im selben Jahr als Prof. für den ersten Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte in Deutschland nach München berufen. B. galt als —> Goethe- und Shakespeare-Spezialist und legte eine der größten Privatbibliotheken Deutschlands an. Von seinen zahlreichen Publikationen ist u. a. zu erwähnen: Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare (1872). WEITERE WERKE: Über Kritik und Geschichte des Goetheschen Textes. Berlin 1866. - Der j u n g e Goethe. 3 Tie., Leipzig 1875. - Schriften zur Kritik und Literaturgeschichte. 4 Bde., Berlin 1895-99 (mit Werkverzeichnis in Bd. 2). H e r m a n n Uhde-Bernays (Hrsg.): Briefe von und an Michael Bernays. Berlin 1907. LITERATUR: Hermann Uhde-Bernays: B. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 104 f. - Michael Schlott: Μ. B. (1834-1897). In: Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts. Hrsg. v. Christoph König, Hans-Harald Müller und Werner Röcke. B e r l i n / N e w York 2000, S. 69-79. - Birus, Hendrik: Zwischen Neugermanistik und Komparatistik. Μ. B. (1834-1897) In: Konrad Feilchenfeldt (Hrsg.): Goethezeit Zeit f ü r Goethe. Auf den Spuren deutscher Lyriküberlieferung in die Moderne. Festschrift f ü r Christoph Pereis zum 65. Geburtstag. Tübingen 2003, S. 229-238. B e r n d o r f f , Hans-Rudolf, Pseud. Rudolf van Werth, Journalist, Schriftsteller, * 2 0 . 9 . 1 8 9 5 Köln, f Dezember 1963 Hamburg. Nach dem Abitur besuchte B. die Theaterakademie von Luise D u m o n t in Düsseldorf und war dann Redakteur, später Chefreporter im Ullstein Verlag. Nebenbei als freier Schriftsteller tätig, war er nach 1945 Reporter bei einem englischen Nachrichtenbüro und Korrespondent des Manchester Guardian. Neben Reportagen (Spionage, 1929) und Filmdrehbüchern verfaßte B. Erzählungen (Der Kreuzzug der Kinder, 1938) und Romane. Als Ghostwriter schrieb er u. a. f ü r Ferdinand Sauerbruch (Das war mein Leben, 1951) und H j a l m a r Schacht (76 Jahre meines Lebens, 1953). WEITERE WERKE: Tannenberg. Wie Hindenburg die Russen schlug. Berlin 1934. - Liebe am Jüngsten Tag. Roman. Berlin 1941. - Mit Richard Tüngel: Auf dem Bauche sollst Du kriechen. Deutschland unter den Besatzungsmächten. Hamburg 1958. - Cancan und großer Zapfenstreich. Aus den Memoiren eines rheinischen Schlingels. Berlin u . a . 1961. B e r n e k e r , Konstanz, Komponist, * 3 1 . 1 0 . 1 8 4 4 D a r k e h m e n (Ostpreußen), f 9 . 6 . 1 9 0 6 Königsberg. Ausgebildet in Klavier, Orgel und Komposition, studierte B. 1865-69 am Kirchenmusikinstitut der Akademie der Künste in Berlin. Er war zunächst Dirigent eines Berliner Männergesangvereins und ging 1872 nach Königsberg, w o er Dirigent der Singakademie wurde. Später Domorganist, trat er 1886 die Nachfolge Louis Köhlers als Musikreferent der „Königsberger Hartungschen Zeitung" an und wurde 1895 Lektor an der dortigen Univ. sowie Kompositionslehrer am Konservatorium. Seit 1885 war B „ ein Bewunderer Richard Wagners, Königlicher Musikdirektor. Von seinen vielseitigen K o m -
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positionen (Psalmen, Motetten, Lieder) sind die Chorwerke ( z . B . Judith, 1877) besonders zu erwähnen. LITERATUR: (Joseph MUller-Blattau): Β., K. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 1390. B e r n f e l d , Simon, Rabbiner, Schriftsteller, Journalist, * 6 . 1 . 1 8 6 0 Stanislau (Galizien), t 3 . 2 . 1 9 4 0 Berlin. B. studierte seit 1882 an der Univ. Königsberg, von 1883 an semitische Sprachen, Geschichte und Philosophie an der Univ. Berlin. 1885 wurde er promoviert, 1886 Großrabbiner der sephardischen G e m e i n d e in Belgrad und Direktor der jüdischen Schule. Seit 1894 wieder in Berlin ansässig, war er dort als Privatgelehrter und Schriftsteller tätig. Zu seinem Freundeskreis zählten u. a. Leo Baeck und H u g o Bergmann. B. schrieb u. a. Der Talmud, sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte (1900), war Mitherausgeber der . J a h r b ü c h e r f ü r jüdische Geschichte und Literatur" und 1913-23 Redakteur des Gemeindeblatts der jüdischen Gem e i n d e Berlin. WEITERE WERKE: Juden und Judentum im neunzehnten Jahrhundert. Berlin 1898. - Bearb. (Bde. 1-4): Die Lehren des Judentums nach den Quellen. Hrsg. vom Verband der deutschen Juden. 5 Bde., B e r l i n / L e i p z i g 1920-29. Neue, erw. Ausg. hrsg. v. Walter Homolka. München 1999. B e r n h a r d , Georg, Pseud. Gracchus, Plutus, Publizist, * 2 0 . 1 0 . 1 8 7 5 Berlin, f 1 0 . 2 . 1 9 4 4 New York. Bis 1898 im Bankwesen tätig, war B „ Sohn eines Kaufmanns, unter dem P s e u d o n y m Gracchus Wirtschafts- und Finanzkritiker der „Welt a m M o n t a g " , bis 1903 Handelsredakteur der „Berliner Zeitung" und der „Berliner Morgenpost". Nebenbei studierte er Rechts- und Staatswissenschaften, war unter dem Pseudonym Plutus Mitarbeiter der „ Z u k u n f t " und gründete 1904 die Zeitschrift „Plutus". Nach einer Auseinandersetzung mit August —> Bebel wurde B. 1906 aus der SPD ausgeschlossen. 1908 w u r d e er redaktioneller Leiter und Direktionsmitglied beim Ullstein Verlag und war seit 1914 auch Chefredakteur der „Vossischen Zeitung". Von 1916 an war er Dozent, seit 1928 Honorarprofessor f ü r Bank-, Börsen- und Geldwesen an der Berliner Handelshochschule. 1933 nach Paris emigriert, gründete er das linksdemokratische „Pariser Tageblatt"; 1941 flüchtete er in die USA, w o er beim Institute of Jewish Affairs tätig war. WERKE: Imperialismus und Friede. Raubkrieg und Revolution. Z u m 10. Jahrestag des Kriegsausbruchs. Berlin 1924. Hrsg. mit Bruno Buchwald: Plutus-Briefe zur Heranbildung leitender Bankbeamten. Berlin 1925. - Meister und Dilettanten am Kapitalismus. Im Reiche der Hohenzollern. Amsterdam 1936. LITERATUR: Karl H. Salzmann: B „ G. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 117 f. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 58. B e r n h a r d , Henry, Verleger, Journalist, Politiker, * 1 . 1 . 1 8 9 6 Dresden, t 9 . 3 . 1 9 6 0 Würzburg. B., Sohn eines Schreiner- und Glasermeisters, durchlief 1911-14 in Berlin eine kaufmännische Lehre. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg gehörte er 1919-23 der Geschäftsführung des Reichsverbands der Industrie (Berlin) an. 1923-29 war er Privatsekretär Gustav Stresemanns und ü b e r n a h m die Leitung von dessen Ministerbüro. Bis 1933 betätigte sich B. als freier Schriftsteller. Er führte 1933-38 den Informationsdienst „Der Lesedienst", war 1938-40 Soldat und arbeitete 1940-45 in der Presse- und PropagandaAbteilung der Daimler-Benz A G (Stuttgart) mit. B. war 1 9 4 5 / 4 6 Mitherausgeber der „Stuttgarter Zeitung" und bis 1947 der „Stuttgarter Rundschau", seit 1946 Mitherausgeber und Chefredakteur der „Stuttgarter Nachrichten". 1946-50 gehörte er als Liberaler d e m Landtag von WürttembergBaden an. B. veröffentlichte u . a . Das Kabinett Stresemann (1924) und Reventlow, Hugenberg und die andern (1926) und gab den Nachlaß Stresemanns heraus.
Bernhart B e r n h a r d , Thomas, österr. Schriftsteller, * 9 . 2 . 1 9 3 1 Heerlen (Niederlande), t 1 2 . 2 . 1 9 8 9 G m u n d e n (Oberösterreich). Kindheit und Jugend verbrachte B. bei seinen Großeltern in Wien und Seekirchen a m Wallersee, seit 1938 bei der Mutter in Traunstein (Bayern). Großen Einfluß auf die Entwicklung des jugendlichen B. hatte sein Großvater, der Heimatschriftsteller Johannes Freumbichler, der ihm die erste Berührung mit Literatur und Philosophie verschaffte und Geigen- und Zeichenunterricht erteilen ließ. Über seine Lehre in einem Lebensmittelgeschäft und den Musik- und Gesangsunterricht schrieb B. in Der Keller (1976). Bei einem Aufenthalt in der Lungenheilstätte Grafenhof (Die Kälte, 1981) lernte er Hedwig Stavianicek („Lebensmensch") kennen, die ihn bis zu ihrem Tod 1984 auf seinem Lebensweg begleitete. Während des Musik- und Regiestudiums an der A k a d e m i e Mozarteum in Salzburg 1952-57 arbeitete B. als Kunstkritiker und Gerichtsreporter für das „Demokratische Volksblatt". Seit 1957 hielt er sich als freier Schriftsteller zunächst in Wien, dann auf Einladung des Komponisten Gerhard Lampersberg auf dem Tonhof in Maria Saal (Kärnten) auf. Von 1965 an lebte B. in Ohlsdorf (Oberösterreich) und Wien. N a c h Gedichten (Auf der Erde und in der Hölle, 1957), Erzählungen und Libretti (Köpfe, U r a u f f ü h r u n g 1960) gelang B. 1963 mit dem R o m a n Frost der literarische Durchbruch. Schon hier lassen sich j e n e Motive finden, die im umfangreichen Werk B.s immer wiederkehren, darunter die Todesnähe, die Sinnlosigkeit der Existenz, die Erfahrung der Natur als feindlicher Macht. A u c h in Verstörung (1967) und Korrektur (1975; mit Anklängen an die Biographie Ludwig Wittgensteins) ist die österr. Landschaft mit ihren Menschen eine von Unverständnis, Katastrophen und Morbidität bedrohte Welt. B. entwickelte eine universell pessimistische Weltsicht, nach der das Individuum scheitert beim Versuch, eine Gegenwelt zu schaffen; Protagonisten sind häufig Künstler oder Wissenschaftler, denen die Vollendung des entscheidenden Werks versagt bleibt. 1970 entstand der poetologische Text Drei Tage, in d e m sich B. als „typischen Geschichtenzerstörer" bezeichnet. Im selben Jahr begann mit der A u f f ü h r u n g des Dramas Ein Fest für Boris die Z u s a m m e n arbeit mit dem Regisseur Claus Peymann; mit Blick auf ihn und sein Ensemble (Bochum, Wien) sowie den Schauspieler Bernhard Minetti (u.a. Der Weltverbesserer, 1980; Der Theatermacher, 1984) schrieb B. zahlreiche Stücke. 1975 erschien der erste Band (Die Ursache) von B.s autobiographischen Erzählungen. Mit d e m Mittel der Wiederholung, mit g r i m m i g e m Humor, Komik, übertreibender Polemik prangert B. in seinen Werken den Kunstbetrieb, Alltagsgewohnheiten, das Verhalten politischer Parteien, der Presse und der Kirche an. Der Roman Auslöschung (1986) hat erneut Herkunft und Abrechnung mit Katholizismus und Nationalsozialismus zum Thema. B.s letztes Theaterstück Heldenplatz (1988), entstanden fünfzig Jahre nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich und zum Hundertjahrjubiläum des Wiener Burgtheaters, war Boulevardpresse und Politikern Anlaß zu einer Hetze gegen den Autor. B. erhielt u. a. den Österreichischen Staatspreis und Förderpreis des Bundesministeriums f ü r Unterricht und Kunst (1968) und den Georg-Büchner-Preis (1970). I m Testament verfügte er ein Verbot jeglicher A u f f ü h r u n g und Drucklegung seiner Werke in Österreich. WEITERE WERKE: D a s Kalkwerk. F r a n k f u r t / M a i n 1970. Der Italiener. Salzburg 1971. - Der Ignorant und der Wahnsinnige. F r a n k f u r t / M a i n 1972. - Die Jagdgesellschaft. F r a n k f u r t / M a i n 1974. - Die Macht der Gewohnheit. Frankf u r t / M a i n 1974. - Der Atem. Salzburg 1978. - Ja. F r a n k f u r t / Main 1978. - Der Stimmenimitator. F r a n k f u r t / M a i n 1978. Ein Kind. Salzburg. 1982. - Beton. F r a n k f u r t / M a i n 1982. Der Untergeher. F r a n k f u r t / M a i n 1983. - Holzfällen. Frank-
f u r t / M a i n 1984. - Alte Meister. F r a n k f u r t / M a i n 1985. G e s a m m e l t e Gedichte. Hrsg. v. Volker B o h n . F r a n k f u r t / M a i n 1991. - Werke. Hrsg. v. Martin H u b e r und Wendelin Schmidt-Dengler. F r a n k f u r t / M a i n 2003 ff. LITERATUR; H a j o Steinert: D a s Schreiben über den Tod. Von T. B.s „Verstörung" zur Erzählprosa d e r siebziger Jahre. F r a n k f u r t / M a i n 1984. - Wendelin S c h m i d t - D e n g l e r / M a r t i n H u b e r (Hrsg.): Statt B. Über Misanthropie im Werk T. B.s. Wien 1987. - Τ. B. Werkgeschichte. Hrsg. v. Jens Dittmar. F r a n k f u r t / M a i n 2 1990. - Τ. B. Text + Kritik 43. M ü n c h e n 3 1991. Nachdr. 1997. - C h r i s t i a n Klug: T. B.s Theaterstücke. Stuttgart 1991. - Τ. B. Portraits. Hrsg. S e p p Dreissinger. Weitra 1992. - H a n s Höller: Τ. B. Reinbek 1993. - Wolfr a m Bayer u. a. (Hrsg.): Kontinent B. Zur T.-B.-Rezeption in Europa. Wien u. a. 1995. - M a n f r e d Mittermayer: Τ. B. S t u t t g a r t / W e i m a r 1995. - A l f r e d Pfabigan: Τ. B. Ein österreichisches Weltexperiment. Wien 1999. - Τ. B. und seine Lebensmenschen. Hrsg. v. Martin Huber. F r a n k f u r t / M a i n 2002. - Wissenschaft als Finsternis? Jahrbuch der T.-B.Privatstiftung. Wien u. a. 2002. - T.-B.-Jahrbuch 2003. Wien u. a. 2003. - Andreas Maier: D i e Verführung. Die Prosa T. B.s. Göttingen 2004. Bruno Jahn B e r n h a r d t , Karl Christian Sigismund, Bibliothekar, Politiker, * 5 . 1 0 . 1 7 9 9 Ottrau, t 1 . 8 . 1 8 7 4 Kassel. N a c h dem Theologiestudium w u r d e B. Hauslehrer bei Graf Bylandt in Brüssel und später Universitätsbibliothekar in L ö w e n . 1829 wurde er als N a c h f o l g e r J a c o b G r i m m s Bibliothekar an der Landesbibliothek in Kassel. Er verfaßte u . a . eine Sprachkarte von Deutschland (1838). B. förderte die Armenpflege und gründete 1834 eine Anstalt zur Erziehung armer und verwahrloster Knaben. Er gründete die Zeitschrift „Der V e r f a s s u n g s f r e u n d " und w a r 1 8 4 5 / 4 6 Herausgeber der Wochenschrift „Der Kirchenfreund". 1848 war er Mitglied der Nationalversammlung und wurde 1867 in den Norddeutschen Reichstag sowie ins preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, w o er der nationalliberalen Richtung angehörte. LITERATUR: Jakob Petmecky: Κ. B., ein kurhessischer Vorkämpfer der deutschen Einheitsbewegung. Bad E m s 1929. B e r n h a r t , Joseph, kath. Theologe, Historiker, * 8 . 8 . 1 8 8 1 Ursberg (Kr. Günzburg), t 2 1 . 2 . 1 9 6 9 TUrkheim (Schwaben). N a c h dem Studium der Philosophie, Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte war B. seit 1908 als freier Schriftsteller tätig. 1904 empfing er die Priesterweihe. 1912 w u r d e er in Theologie (Bernhardische und Eckhartische Mystik in ihren Beziehungen und Gegensätzen) und 1928 in Philosophie promoviert. Seit 1905 war er Mitarbeiter der Monatsschrift „Hochland". 1913 heiratete B. heimlich. 1919 schied er aus dem Priesteramt aus und lebte seitdem von seiner Tätigkeit als kath. Schriftsteller. 1939 bzw. 1942 erfolgte die kirchliche Rekonziliation. 1942 w u r d e B. m i t einem staatlichen Publikationsverbot belegt. Seit 1948 war er Mitglied der Bayerischen A k a d e m i e d e r Schönen Künste, seit 1949 der Societä Europea di Cultura. 1952 w u r d e er Honorarprofessor für mittelalterliche Geistesgeschichte an der Univ. M ü n c h e n . B.s Veröffentlichungen befassen sich neben der mittelalterlichen Geistesgeschichte (Die philosophische Mystik des Mittelalters, 1922) u . a . mit Gestalten der Kirchengeschichte (Franz von Assisi, 1947, ' 1 9 5 6 ) . WEITERE WERKE: Tragik im Weltlauf. M ü n c h e n 1917, Weißenhorn 2 1990. - Der Kaplan. A u f z e i c h n u n g e n aus ein e m Leben. München 1919. Weißenhorn 4 1986. - Der Vatikan als Thron der Welt. Leipzig 1929 (mit geändertem Titel: D e r Vatikan als Weltmacht. Leipzig 2 1930, 5 1951; in zahlreiche Sprachen übersetzt). - Sinn der Geschichte. Freiburg/
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Bernstein Breisgau 1931. Weißenhorn 2 1994. - Augustinus. Confessiones - Bekenntnisse. Lateinisch-deutsch. München 1955, 2 1987. - Erinnerungen 1881-1930. Hrsg. v. Manfred Weitlauff. 2 Tie., Weißenhorn 1992. LITERATUR: M a x Rößler: J. B. In: Lebensbilder aus d e m Bayerischen Schwaben. Bd. 12. Hrsg. v. Adolf Layer. Weißenhorn 1980, S. 311-336. - Lorenz Wachinger: J. B. Leben und Werk in Selbstzeugnissen. Weißenhorn 1981. Rainer Bendel: D a s Kirchenbild J. B.s. St. Ottilien 1993. M a n f r e d Weitlauff: B „ J. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 282 f. D e r s . / A . P. Kustermann (Hrsg.): J. B. (1881-1969). Stuttgart 1995. - Otto Weiß: B „ J. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1332. - M a n f r e d W e i t l a u f f / B e r n d J. C l a r e t / E u g e n Biser (Hrsg.): J. B. (1881-1969), ein bedeutender Repräsentant katholischen Geisteslebens im 20. Jahrhundert. Augsburg 2000. B e r n s t e i n , Aaron David, Pseud. A. Rebenstein, Schriftsteller, Publizist, * 6 . 4 . 1 8 1 2 Danzig, t 1 2 . 2 . 1 8 8 4 BerlinLichterfelde. B. wurde an den Talmudschulen von Fordon und Danzig ausgebildet und ging 1832 nach Berlin, w o er sich vor allem als politischer Schriftsteller betätigte. In seiner anonymen, gegen Ernst von B ü l o w - C u m m e r o w gerichteten Streitschrift Zahlen frappieren verwendete er als einer der ersten Statistiken zur politischen Meinungsbildung. 1848 n a h m B. als Barrikadenkämpfer an der Revolution teil, gründete 1849 die „Urwählerzeitung, Organ für Jedermann aus d e m Volk", nach deren Verbot (1851) im Jahr 1852 die „Volkszeitung". B. verfaßte außerdem zahlreiche naturwissenschaftliche Werke ( N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e Volksbücher, 21 Bde., 1 8 5 5 / 5 6 ) . In seinen literarischen Schriften beschäftigte er sich vorwiegend mit d e m Judentum, so ζ. B. in der Novelle Mendele Gibbor (1860). WEITERE WERKE: Schulze-Delitzsch. Leben und Wirken. Berlin 1879, 4 1890. - Die Jahre der Reaktion. Historische Skizze. Berlin 1881. - Ghettogeschichten. Hrsg. und mit einem N a c h w o r t von Julius H. Schoeps. Berlin 1994. LITERATUR: Ein deutscher Zeitungsschreiber. Α. B. In: Die Gartenlaube 9 (1861) 29, S. 453-456. - Marcel Nicolas: B., A. D. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 133. - Julius H. Schoeps: Bürgerliche Aufklärung und liberales Freiheitsdenken. Α. B. in seiner Zeit. Stuttgart 1992. B e r n s t e i n , Eduard, Politiker, * 6 . 1 . 1 8 5 0 Berlin, t 1 8 . 1 2 . 1 9 3 2 Berlin. B., dessen Vater Klempner, später Lokomotivführer war, durchlief 1866-70 eine Bankgehilfenlehre in Berlin und war bis 1878 in seinem Beruf tätig. 1872 Schloß er sich den Sozialdemokraten an und war maßgeblich an der Ausarbeitung des Gothaer Programms beteiligt. 1878 w u r d e er Privatsekretär bei Karl Höchberg, der die Zeitschrift „Die Z u k u n f t " herausgab. N a c h Verabschiedung des Sozialistengesetzes (1878) begleitete B. Höchberg in die Schweiz, w o sie das Parteiorgan „Der Sozialdemocrat" gründeten. 1888 aus der Schweiz ausgewiesen, leitete B. die Zeitung von London aus. Hier veröffentlichte er 1899 sein Werk Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie ( 2 1921, Nachdr. der 1. Aufl. 1991), in dem er seine Kritik am Marxismus darlegte und den „Revisionismus" begründete. 1901 kehrte B. nach Deutschland zurück und war 1902-07, 1912-18 und 1920-28 Mitglied des Reichstags. Nach der Spaltung der Partei 1917 Schloß er sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( U S P D ) an, kehrte jedoch 1919 zur SPD zurück, ohne hier nennenswerte Anhängerschaft zu gewinnen. Im N o v e m b e r 1918 wurde er Beigeordneter im Preußischen Finanzministerium. B. schrieb Erinnerungen eines Sozialdemokraten ("1918). WEITERE WERKE: Die Wahrheit Uber die Einkreisung Deutschlands. Berlin 1919. - Die deutsche Revolution. Ihr
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Ursprung, ihr Verlauf und ihr Werk. Bd. 1: Geschichte der Entstehung und ersten Arbeitsperiode der deutschen Republik. Berlin 1921 (mehr nicht erschienen). Neuausg. hrsg. und eingeleitet v. Heinrich August Winkler und annotiert von Teresa Löwe. Bonn 1998. - E. B.s Briefwechsel mit Karl Kautsky (1895-1905). Eingeleitet und hrsg. v. Till SchelzBrandenburg unter Mitarbeit von Susanne T h u m . F r a n k f u r t / Main u. a. 2003. - „Ich bin der Letzte, der dazu schweigt". Texte in jüdischen Angelegenheiten. Hrsg. und eingeleitet v. Ludger Heid. Potsdam 2004. LITERATUR: Peter Gay: Das D i l e m m a des demokratischen Sozialismus. E. B.s Auseinandersetzung mit Marx. Nürnberg 1954. - B o Gustafsson: M a r x i s m u s und Revisionismus. E. B.s Kritik des Marxismus und seine geistesgeschichtlichen Voraussetzungen. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1972. - Thomas Meyer: B.s konstruktiver Sozialismus. E. B.s Beitrag zur Theorie des Sozialismus. B e r l i n / B o n n 1977. - M a n f r e d Tetzel: Philosophie und Ö k o n o m i e oder Das Exempel B. Berlin 1984. - Francis Ludwig Carsten: Ε. B. 1850-1932. Eine politische Biographie. München 1993. - M a n f r e d B. Steger: The quest for evolutionary socialism. Ε. Β. and social democracy. C a m b r i d g e u. a. 1997. - Teresa Löwe: Der Politiker Ε. Β. Eine Untersuchung zu seinem politischen Wirken in der Frühphase der Weimarer Republik (1918-1924). Bonn 2000. B e r n s t e i n , Heinrich, Pseud. Walter von Berge, Schauspieler, Publizist, * 4 . 1 1 . 1 8 0 5 Hamburg, t 1 0 . 9 . 1 8 9 2 Wien. B. wurde 1826 Sekretär beim Wiener Theaterdirektor Karl Carl, dann Mitarbeiter der „Wiener Theaterzeitung". 1828 gab er in Lemberg sein Debüt als Schauspieler. 1830-38 folgten Engagements in Linz, bevor er seit 1842 in Paris, Italien und den U S A als Journalist tätig war. 1 8 6 5 / 6 6 amerikanischer Konsul in Bremen, kehrte er anschließend z u m Theater zurück und führte 1869-71 mit H u g o Müller das Josefstädter Theater in Wien. B.s Erinnerungen erschienen 1881 unter d e m Titel Fünfundsiebzig Jahre in der Alten und Neuen Welt. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 77. B e r n s t e i n , M a x (Ernst), Jurist, Theaterkritiker, Schriftsteller, * 1 2 . 5 . 1 8 5 4 Fürth bei Nürnberg, t 8 . 3 . 1 9 2 5 München. B., Sohn eines Fabrikbesitzers, studierte zunächst Medizin, dann Rechtswissenschaften in Leipzig, Berlin und München, w o er sich später als Rechtsanwalt niederließ. Als Anwalt machte er sich u . a . als Verteidiger Maximilian —>Hardens im Prozeß gegen den Philipp Fürst zu —»Eulenburg einen Namen. Nebenbei war B. als Theaterkritiker der „Münchner Neuesten Nachrichten" tätig und begann später selbst Theaterstücke zu schreiben (Der Kolibri, 1920). B. und seine Frau Elsa B. waren u. a. befreundet mit Gerhart Hauptmann und Ludwig —> Ganghofer. WEITERE WERKE: Unbefangen. F r a n k f u r t / M a i n 1878. Dagmar. M ü n c h e n ' 2 1884. - Der kleine Hydriot. München 1884. - Blau. Leipzig 1894. - Mädchentraum. Lustspiel. Berlin 1898. - Mit Oscar Blumenthal: Mathias Gollinger. Lustspiel. Berlin 1898. - D ' M a l i . Schauspiel. Berlin 1903. Der goldene Schlüssel. Kleine Dramen. Berlin 1907. - Die Sünde. Leipzig 1908. - Endlich allein! Berlin 1911. - Der Richter. Berlin 1911. - Gesindel. Leipzig 1921. LITERATUR: Friedrich von der Leyen: Β., Μ. E. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 135 f. - Jürgen Joachimsthaler: M. B. Kritiker, Schriftsteller, Rechtsanwalt (1854-1925). Frankf u r t / M a i n u . a . 1995. B e r n u s , Alexander Frh. von, Schriftsteller, * 6 . 2 . 1 8 8 0 Aeschach bei Lindau, f 6 . 3 . 1 9 6 5 Schloß Donaumünster. B. studierte Literaturwissenschaft und Philosophie, später Medizin in München. 1902-05 leitete er die Zeitschrift „Freistatt", zu deren Mitarbeitern u . a . Frank —»Wedekind und
Bertuch Ricarda Huch zählten. Erste Stücke Β . ' , wie z . B . Don Juan und Masken (in: Sieben Schattenspiele, 1910), wurden in den 1907 gegründeten „Schwabinger Schattenspielen" aufgeführt. Z u n e h m e n d interessiert an Anthroposophie und Theosophie, gründete er 1916 die anthroposophische Zeitschrift „Das Reich", in der u. a. Artikel von Alfred Kubin, Else - > Lasker-Schüler und Rudolf —> Steiner erschienen. B . ' Interesse f ü r Alchemie, okkulte Medizin und Chemie, Spiritismus und Mystik entsprach ein vor allem in den späteren Erzählungen deutlich werdendes Element des Phantastischen (,Schloßlegende, 1949). WEITERE WERKE: Maria im Rosenhag. München 1909. Neuaufl. Heidelberg 1947. - Gesang an Luzifer. Weimar 1923. Nürnberg 3 1961. - Alchymie und Heilkunst. Nürnberg 1936. 5., durchgesehene und erw. Aufl. v. Irmhild Mäurer. Dornach 1994. - Mythos der Menschheit. Berlin 1938. - Wachsen a m Wunder. Autobiographie. GelnhausenGettenbach 1943. Neuausg. Nürnberg 1973. - Die Blumen des Magiers. Nachtstücke und Phantasien. Stuttgart 2002. Das Geheimnis der Adepten. Aufschlüsse über das Magisterium der Alchymie, die Bereitung der großen Arkana und den Weg zum lapis philosophorum. B u r s t a d t / L a n g e n 2003. LITERATUR: Gustav Kars: Das lyrische Werk A. v. B.s'. Diss. Wien 1937. - Franz A n s e l m Schmitt: A. v. B. Dichter und Alchimist. N ü r n b e r g 1971. - M i r k o S l a d e k / M a r i a Schütze: A. v. B. N ü r n b e r g 1981. B e r r s c h e , Alexander, eigentl. Lösch, Musikkritiker, Jurist, * 3 . 4 . 1 8 8 3 Kaiserslautern, t 1 4 . 7 . 1 9 4 0 München. B. studierte seit 1902 Jura an der Univ. M ü n c h e n und seit 1903 nebenbei M u s i k als Schüler M a x Regers. Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt war er seit 1907 Musikkritiker an verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, von 1912 an Konzertkritiker der „Münchner Zeitung". Seine Vorliebe galt vor allem der Musik von M a x Reger und Hans Pfitzner. Seine gesammelten Kritiken erschienen 1942 unter dem Titel Trösterin Musika (hrsg. von H. Rinn und H. Rupe, 2 1946). WEITERES WERK: Kritik und Betrachtung. 3., von Horst Leuchtmann bearb. Aufl. Hamburg u. a. 1964. LITERATUR: Karl d ' E s t e r : Α. B. f . In: Zeitungswissenschaft 15 (1940) 7, S. 362. - Joseph Müller-Blattau: Β., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 147. B e r t e n , Walter (Michael), Komponist, Musikkritiker, * 2 3 . 8 . 1 9 0 2 Dülken, t 4 . 8 . 1 9 5 6 Köln. B. studierte Musikwissenschaften und Philosophie an der Univ. Köln und w u r d e von H e r m a n n —»Unger in K o m p o sition ausgebildet. Er gründete 1922 in Mönchengladbach die Gesellschaft f ü r neue Musik und war als Musikkritiker bei der „Rheinischen Zeitung" in Köln tätig. 1927 übern a h m er die Verwaltungsdirektion der Folkwangschulen in Essen und die Chefredaktion der Zeitung „Musik im Leben". 1931-33 war er Musikreferent der „ G e r m a n i a " (Berlin) und seit 1933 Leiter des künstlerischen Büros und der Kulturabteilung der Electrola-Schallplattengesellschaft. B. komponierte Instrumentalwerke, Lieder und Chöre. WERKE: Musik und Musikleben der Deutschen. Mit 57 Singund Spielstücken deutscher Meister. Hamburg 1933. - Musik und Mikrophon. Zur Soziologie und Dramaturgie der Musikweitergabe durch R u n d f u n k , Tonfilm, Schallplatte und Fernsehen. Düsseldorf 1951. LITERATUR: Hendrike Rossel: Musik im musikpädagogisches Konzept zwischen lichkeit. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1991. B „ W. M. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp.
Leben. W. M. B.s Utopie und Wirk- Martin Eiste: 1441.
B e r t h e l t , Friedrich August, Pädagoge, * 5 . 1 2 . 1 8 1 3 Großröhrsdorf bei Pulsnitz (Sachsen), t 2 6 . 4 . 1 8 9 6 Dresden. B. trat 1829 in das kgl. Lehrerseminar in Dresden-Friedrichstadt ein und w a r seit 1833 Lehrer an der Realschule
in Dresden. 1842 wurde er Direktor der I. Bezirksschule in Dresden, 1846 der I. Bürgerschule. B. verfaßte zahlreiche Lehrbücher (ζ. B. Neue Rechenschule. Methodisch geordnete Aufgaben zum Kopfrechnen, 1871) und setzte sich besonders f ü r die Rechte und Versorgung der Lehrer ein. E r gründete 1844 den „Sächsischen Pestalozzi-Verein", 1848 den „Allgemeinen Sächsischen Lehrerverein" und den „Allgemeinen Deutschen Lehrerverein", 1849 die „ A l l g e m e i n e Deutsche Lehrerzeitung", deren Redaktion er leitete. 1874 w u r d e B. zum Bezirksschulinspektor und Schulrat ernannt und 1885 anläßlich seiner Pensionierung zum Oberschulrat. LITERATUR: August Berthelt: F. Α. B „ sein Leben und Wirken. Leipzig 1900. B e r t h o l d , Will, Schriftsteller, * 1 2 . 1 0 . 1 9 2 4 B a m b e r g , t 1 7 . 6 . 2 0 0 0 Bamberg. N a c h Einsatz als Frontsoldat war B. seit 1945 Hilfsarbeiter, Pressevolontär und Werkstudent, bevor er in M ü n c h e n Mitarbeiter der „Süddeutschen Zeitung" wurde. Seit den f ü n f z i ger Jahren war er als populärer und produktiver R o m a n - und Sachbuchautor tätig (u.a. Etappe Paris, 1958; Nachts, wenn der Teufel kam, 1959; Die Impotenten, 1969; Die 42 Attentate auf Adolf Hitler, 1981, Neuausg. 1997); a u ß e r d e m verfaßte und inszenierte er eine R e i h e von Fernsehdokumentationen. B e r t r a m , Christian August, Jurist, Journalist, * 1 7 . 7 . 1 7 5 1 Berlin, t 1 8 . 9 . 1 8 3 0 Berlin. B. studierte seit 1771 Rechtswissenschaften an der Univ. Halle, von 1774 an Kameralwissenschaften in Leipzig. Seit 1775 wieder in Berlin, wurde er dort 1777 geheimer expedierender Sekretär beim Königlich-preußischen General-OberFinanz-, Kriegs- und Domänen-Direktorium, später Kriegsrat und 1796 geheimer Kriegsrat. Nebenbei w i d m e t e sich B. der Literatur und d e m Theater. Er w a r u. a. Herausgeber des „Berliner Litterarischen Wochenblatts" ( 1 7 7 6 / 7 7 ) , der „Litteratur- und Theaterzeitung" (1778-84) und der „Annalen des Theaters" (1788-97). B. verfaßte u. a. Etwas über die Leiden des jungen Werthers (1775). WEITERE WERKE: Hrsg.: Allgemeine Bibliothek f ü r Schauspieler und Schauspielliebhaber. F r a n k f u r t / L e i p z i g 1776. Nachdr. M ü n c h e n 1981. - Hrsg.: E p h e m e r i d e n der Litteratur und des Theaters. 6 Bde., Berlin 1785-87. Nachdr. M ü n c h e n 1981. B e r t r a m , Philipp Ernst, Jurist, Historiker, * 1726 Zerbst, t 13.10.1777 Halle/Saale. B. studierte vermutlich in Halle, war anschließend Pagenhofmeister beim Erbprinzen von Sachsen-Weimar und später Regierungssekretär in Weimar. 1762 w u r d e er in Halle M a gister, 1763 Honorarprofessor des Staatsrechts und der Geschichte, 1764 o. Prof. der Rechte und w a r seit 1766 Mitglied der Juristenfakultät. Seit 1772 g a b B. die „Hallischen Gelehrten Z e i t u n g e n " heraus. Er verfaßte u . a . den ersten Teil einer Geschichte des Hauses und Fürstenthums Anhalt (o.J.). WEITERE WERKE: Briefe. 3 Tie. Gotha 1753-55. - Entwurf einer Geschichte der Gelehrsamkeit, für diejenigen welche sich den schönen Wissenschaften, der Weltweisheit und der Rechtsgelehrsamkeit widmen. Halle 1764. B e r t u c h , Friedrich Justin, eigentl. Friedrich J o h a n n Justinus B., Verleger, Schriftsteller, * 3 0 . 9 . 1 7 4 7 Weimar, t 3 . 4 . 1 8 2 2 Weimar. B., Sohn eines Arztes, studierte T h e o l o g i e und Jura in Jena und war 1769-73 Hauslehrer bei L u d w i g Heinrich Bachoff von Echt. 1775 kehrte er nach W e i m a r zurück, w u r d e dort Kabinettssekretär sowie Verwalter der herzoglichen Privatschatulle und später Legationsrat (bis 1796). 1782-86 w a r er Teilhaber und Mitredakteur von Christoph Martin
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Bertuch —> Wielands „Teutschem Merkur", gründete 1785 die „Allgemeine Literatur-Zeitung" (später „Neue Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung") und gab seit 1786 das ,Journal des Luxus und der Moden" heraus. Von 1814 an verlegte B. auch politische Zeitschriften wie z.B. „Nemesis" (1814-18) oder das „Oppositionsblatt" (1817-20). B. verfaßte Dramen (u.a. Polyxena, 1775) und übersetzte vor allem spanische Literatur (u. a. Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quijote von la Mancha, 6 Tie., 1775-77). Er war seit 1776 Mitglied der Weimarer Loge Amalia. B. war der Vater von Karl —>B. LITERATUR: Kurt Schreinert: B„ F. J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 171-173. - Helma Hink: F. J. J. B. (1747-1822). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 55-62. - F. J. B. (1747-1822). Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar. Hrsg. v. Gerhard R. Kaiser und Siegfried Seifert. Tübingen 2000. - Walter Steiner/Uta Kühn-Stillmark: F. J. B. Ein Leben im klassischen Weimar zwischen Kultur und Kommerz. Köln u.a. 2001. Katharina Middell: „Die Bertuchs müssen doch in dieser Welt überall Glück haben". Der Verleger F. J. B. und sein Landes-Industrie-Comptoir um 1800. Leipzig 2002. Bertuch, Karl, Journalist, Schriftsteller, * 27.12.1777 Weimar, t 5.10.1815. B., der Sohn von Friedrich Justin —>B., studierte Kunstgeschichte, Geographie und Naturwissenschaften in Jena und unternahm danach eine Reise nach Paris. Seit seiner Rückkehr nach Weimar leitete er die Zeitschrift „London und Paris" und das „Journal des Luxus und der Moden". Eine seiner Reisen und den folgenden Aufenthalt in Wien 1805/06 beschrieb B. in den Bemerkungen auf einer Reise aus Thüringen nach Wien (2 Bde., 1809/10). 1814 war B. zusammen mit —> Cotta als Bevollmächtigter der deutschen Buchhändler in Wien, um beim Kongreß ein Gesetz gegen den Nachdruck zu erreichen. B. gehörte in Weimar zum Kreis um Johanna Schopenhauer. WEITERES WERK: C. B.s Tagebuch vom Wiener Kongreß. Hrsg. v. Hermann von Egloffstein. Berlin 1916. LITERATUR: Siegfried Seifert: Der Weimarer Verleger C. B. und der Wiener Kongreß. Mit einem Anhang bisher ungedruckter Dokumente aus dem Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv. In: Beiträge zur Geschichte des Buchwesens im frühen 19. Jahrhundert. Ausgewählte Referate der Tagung des Leipziger Arbeitskreises zur Geschichte des Buchwesens vom 25. bis 27. September 1992. Hrsg. v. Mark Lehmstedt. Wiesbaden 1993, S. 25-51. Besch, Otto, Komponist, * 14.2.1885 Neuhausen bei Königsberg, t 2.5.1966 Kassel. B. studierte in Königsberg zunächst Theologie, dann Musik bei Otto Fiebach, anschließend am Stern-Konservatorium in Berlin bei Philipp Rüfer und später an der Berliner Akademie der Künste bei Engelbert Humperdinck. Nach dem Ersten Weltkrieg war B. als Redakteur der „Königsberger Allgemeinen Zeitung" und als Musiklehrer tätig. Seit 1947 in Hamburg ansässig, schrieb er Musikkritiken für die „Welt" und die Deutsche Presseagentur; er übernahm später ein Musiklektorat beim Nordwestdeutschen Rundfunk. B. komponierte Orgelkonzerte, Kammermusik, Lieder und Kantaten. Er veröffentlichte u.a. Engelbert Humperdinck (1914). LITERATUR: Musikkritiker Ο. B., Kassel, feierte 75. Geburtstag. In: Der Zeitungs-Verlag 57 (1960) 5, S. 214. - Ο. B. 80 Jahre alt. In: Der Journalist 15 (1965) 3, S. 30. Besnard, Franz Anton von, Historiker, Philologe, * 1796 München, t 20.1.1854 München. B„ Sohn des Mediziners Franz Joseph von B., trat 1813 als Kavallerieoffizier in die bayerische Armee ein. Er stu-
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dierte Philologie und Geschichte in Göttingen. B. war Mitarbeiter der Zeitschrift „Eos", übernahm 1826 als Nachfolger des Augsburger Domherrn Kaspar Anton von —>Mastiaux die Herausgabe der „Litteraturzeitung für katholische Religionslehrer", gab 1841-43 ein „Repertorium für katholisches Leben, Wirken und Wissen" heraus und wurde 1848 Mitarbeiter und Redakteur des „Sion". Er übersetzte u. a. Werke Tertullians. WERKE: Beiträge zur mystischen Theologie. Augsburg 1847. Besser, Leopold (August), Mediziner, Philosoph, * 11.5.1820 Altenburg (Thüringen), t 14.2.1906 Bonn. B., Sohn eines Kaufmanns, studierte zunächst in Leipzig, wurde dort wegen burschenschaftlicher Aktivitäten relegiert, wurde 1845 in Jena promoviert (De placentae structura eiusque ratione physiologica) und war dann ein Jahr Assistent bei Josef Skoda in Wien. 1847-55 praktizierte er in Berlin und zog sich bis 1859 ins Privatleben zurück. Später 2. Arzt in der Heil- und Pflegeanstalt Siegburg bzw. Arzt am Berliner Waisenhaus, gründete er 1866 ein Privat-Asyl in einem Kloster in Pützchen bei Bonn, das er 1890 verkaufte. B.s besonderes Interesse galt der Philosophie. Eng mit Ernst Haeckel befreundet, war er wie dieser Monist (u. a. Die menschliche Sittlichkeit als soziales Ergebnis der monistischen Weltanschauung, 1899). B. war Mitarbeiter der liberalen „Deutschen Allgemeinen Universitäts-Zeitung" und Herausgeber der „Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie". WEITERE WERKE: Benutzung der ersten Lebenstage des Säuglings. Göttingen 1853, "1858. - Die Ehe. Bonn 1879. Was ist Empfindung. Bonn 1881. - Die Religion der Naturwissenschaft. Bonn 1890. LITERATUR: Werner Leibbrand: B., L. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 182 f. Beste, Wilhelm, evang. Theologe, * 6.4.1817 Wolfenbuttel, t 13.6.1889 Braunschweig. B. studierte Theologie und Philologie in Göttingen und war seit 1839 Hilfslehrer in Braunschweig. Seit 1845 war er als Gefängnisgeistlicher in Braunschweig und Wolfenbüttel tätig. 1859 wurde er Superintendent in Wendeburg und kehrte 1868 als Pastor der Petrigemeinde nach Braunschweig zurück. Dort wurde er 1882 General- und Stadtsuperintendent, Mitglied der herzoglichen Ministerialkommission für geistliche und Schulangelegenheiten; er gehörte der Landessynode und dem Vorstand aller städtischen Schulen an. B. schrieb zahlreiche Artikel für das „Braunschweigische Magazin" und veröffentlichte u.a. Die bedeutendsten Kanzelredner der älteren lutherischen Kirche von Luther bis Spener in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten (3 Bde., 1856-86). WEITERE WERKE: D. Martin Luthers Glaubenslehre. Halle/ Saale 1845. - Wegweiser zum inneren Frieden. Christliche Meditationen. Leipzig 1855. Braunschweig 31898. LITERATUR: Johannes Beste: W. B. Ein Lebensbild. Wolfenbüttel 1891. - J. Beste: Β., A. F. W. In: ADB, Bd. 46, 1902, S. 482-486. - Friedrich W. Bautz: B„ W. In: BBKL, Bd. 1, 1990, S. 563 f. Beta, (Johann) Heinrich, eigentl. J. H. Bettziech, Journalist, * 23.3.1813 Werben bei Delitzsch, | 31.3.1876 Berlin. Während des Studiums der Philosophie und der Naturwissenschaften war B. Mitarbeiter an den „Hallischen Jahrbüchern"; 1838-48 redigierte er den literarischkritischen Teil des von Friedrich Wilhelm —>Gubitz herausgegebenen „Gesellschafters" in Berlin. 1846 rief er u.a. zusammen mit John Prince-Smith und Julius —> Faucher den Freihandelsverein und dessen Organ „Berliner Stafette" ins Leben; seit 1847 war er Berliner Berichterstatter des
Bettelheim „Leuchtturms". Das von B. gegründete Witzblatt „Berliner Krakehler" wurde 1849 verboten. Wegen eines drohenden Hochverratsverfahrens floh B. 1850/51 nach London, wo er Korrespondent verschiedener deutscher Zeitungen (u.a. der „Gartenlaube") wurde und 1859 das große Schillerfest im Londoner Crystal Palace mitgestaltete. Seit 1861 lebte B. wieder in Berlin. Er veröffentlichte u. a. Berlin und Potsdam. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (1846, Nachdr. 1977) und Aus dem Herzen der Welt (2 Bde., 1866, 21867). B. war der Vater von Ottomar —»B. WEITERE WERKE: Das Neue Deutsche Reich auf dem Grunde germanischer Natur und Geschichte. Leipzig 1871. Wohl- und Uebelthäter in unseren Großstädten. Berlin 1875. LITERATUR: Ein Märtyrerthum der geistigen Arbeit. In: Die Gartenlaube (1867) 12, S. 190-192. - Heinz Starkulla: B„ J. H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 184 f. Beta, Ottomar, eigentl. Bettziech, Pseud. Der Mann im Monde, Malthus II, Schriftsteller, Journalist, * 7.2.1845 Berlin, f 20.2.1913 Berlin. B. folgte seinem Vater Heinrich ->B. 1853 nach London, bildete sich zunächst zum Naturwissenschaftler aus und veröffentlichte bald Erzählungen in englischen und deutschen Zeitschriften. Er kehrte 1862 nach Deutschland zurück und war als Redakteur und Schriftsteller tätig. 1878 war er Berichterstatter im russischen Hauptquartier in Bulgarien. Als Schriftsteller verfaßte B. hauptsächlich Romane (u.a. Die Dame aus dem Elsaß, 1904) und Bühnenstücke. WERTERE WERKE: Die Kunst verheiratet und doch glücklich zu sein. Strategie und Taktik im Ehekriege. Berlin 41889, 6 1909. - Das Buch von unsern Kolonien. Berlin l 21902. Neuausg. Leipzig 15 1908. - Werner von Siemens. Ein Bahnbrecher in der Wissenschaft, Technik und Ethik. Gotha 1910. Bethge, Hans, Schriftsteller, * 9.1.1876 Dessau, t 1.2.1946 Göppingen. Nach dem Philologie- und Philosophiestudium in Halle, Erlangen und Genf wurde B. 1899 promoviert und war einige Zeit Lehrer an der deutschen Schule in Barcelona. Später unternahm er zahlreiche Reisen durch die Mittelmeerländer. Er war Übersetzer meist arabischer oder asiatischer Lyrik und Mitarbeiter u. a. an den Zeitschriften „Die Schaubühne" und „Der Sturm"; er verfaßte Reisebeschreibungen und Essays. B. gab die Anthologie Deutsche Lyrik seit Liliencron (1905) heraus. Seit einem Aufenthalt in Worpswede 1898 war B. mit Heinrich Vogeler befreundet. Rund 18 Komponisten haben Texte von B. vertont, u. a. Gustav Mahler (Lied von der Erde), Arnold Schönberg und Felix Weingartner. LITERATUR: Eberhard Bethge: Η. B. Leben und Werk. Lübeck 32002. Bethmann Hollweg, Moritz August von, Jurist, Politiker, * 8.4.1795 Frankfurt/Main, t 14.7.1877 Schloß Rheineck bei Andernach. Β. H. studierte Jura in Göttingen und Berlin, wo er Schüler Friedrich Carl von Savignys war. Er habilitierte sich 1819 und war seit 1823 Ordinarius in Berlin, seit 1829 in Bonn. 1845 wurde er in den Staatsrat berufen; er war 1848 Mitbegründer der Konservativen Partei, gehörte 1849-55 der Ersten und der Zweiten Preußischen Kammer an und gründete 1851 als Gegengewicht zur extrem konservativen „Kreuzzeitungspartei" das „Preußische Wochenblatt". 1858-62 war er Kultusminister. Er war Begründer und 1848-72 Präsident der Deutschen Evangelischen Kirchentage. Als sein Hauptwerk gilt Der Civilprozeß des Gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung (6 Bde., 1864-74). WEITERE WERKE: Gerichtsverfassung und Prozeß des sinkenden Römischen Reiches. Bonn 1834. - Ursprung der lombardischen Städtefreiheit. Bonn 1846. - Die Reaktivierung der Preußischen Provinziallandtage. Berlin 1851.
LITERATUR: Fritz Fischer. Μ. A. v. B.-H. und der Protestantismus. Religion, Rechts- und Staatsgedanke. Berlin 1938. Ders.: Β. Η., Μ. A. v. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 187 f. Andreas Mühling: Β. Η., M. A. v. In: RGG 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1378 f. Bethusy-Huc, Valeska Gräfin von, geb. Freiin von Reisnitz, Pseud. Moritz von Reichenbach, Schriftstellerin, * 15.6.1849 Schloß Kielbaschin bei Sagan, t 27.5.1926 Lugano. B.-H. war seit 1869 mit Graf Eugen von B.-H. verheiratet. Im Deutschen Novellenschatz wurde 1871 erstmals eine Novelle von ihr veröffentlicht. Später war sie Mitarbeiterin bei Familienzeitschriften (ζ. B. „Über Land und Meer", „Daheim") und schrieb Reisefeuilletons für Tageszeitungen. Ihr schriftstellerisches Werk erstreckte sich später hauptsächlich auf Romane (u. a. Wanderndes Volk. Schlesischer Adelsroman, 1903). Bettauer, Fritz, Journalist, Schriftsteller, * 23.6.1887 Breslau, t 17.4.1952 Berlin. Zunächst als Apothekergehilfe tätig, entschied B. sich für den Beruf des Journalisten. 1908 wurde er Redakteur der „Breslauer Morgenzeitung" und der literarischen Monatsschrift „Der Osten", später Herausgeber der „Breslauer Revue" und der „Ostdeutschen Illustrierten Funkzeitung". 1922 war er Pressechef der Gerhart-Hauptmann-Festspiele, 1924 künstlerischer Leiter des Breslauer Senders. B. schrieb Romane, zahlreiche Dramen (u. a. Aljeto, 1950) und ein Opernlibretto (Der Schmied seines Glücks, 1949). WEITERE WERKE: Das Volk steht auf. Roman aus den Freiheitskriegen. Breslau 1913. Schweidnitz 2 1913. - Die Kamarilla. Ein Stück deutschen Schicksals in zehn Bildern. Schwednitz 1932. - Kleiner Denkstein. Novelle. Berlin 1947. Bettauer, Hugo, österr. Schriftsteller, Journalist, * 10.8.1872 Baden bei Wien, t 26.3.1925 Wien. Der Sohn eines Börsenmaklers ging 1899 nach New York und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Durch Fehlspekulationen völlig mittellos geworden, kehrte er nach Berlin zurück, wo er sich als Journalist vor allem mit der Aufdeckung von Korruption beschäftigte, was schließlich zu seiner Ausweisung aus Preußen führte. Seit 1904 war B. als Schriftsteller und Redakteur der „Deutschen Zeitung" in New York ansässig. 1908 wurde er amnestiert, seit 1910 lebte er wieder in Wien. Als Schriftsteller schrieb B. vor allem Zeit- und Sittenromane (u.a. Stadt ohne Juden, 1922). 1924 gab er ,,Er und Sie. Wochenschrift für Lebenskultur und Erotik" heraus, die als sittengefährdend beschlagnahmt wurde. In einem anschließenden Prozeß wurde B. zwar freigesprochen, jedoch Opfer einer antisemitischen Kampagne und in seiner Redaktion von einem Nationalsozialisten ermordet. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 78. - Werner Koch: „Hinaus mit den Juden!" Η. B. und die unberechenbaren Folgen. In: Merkur 35 (1981) S. 254-265. - Beth Noveck: Maximilian Η. B. Sexuality, politics and the political culture of the First Republic in Austria. Diss. Innsbruck 1994. Bettelheim, Anton, österr. Schriftsteller, * 18.11.1851 Wien, t 29.3.1930 Wien. Β. studierte seit 1869 an der Univ. Wien und wurde 1873 zum Dr. jur. promoviert. Nach einem Aufenthalt in München unternahm er Studienreisen nach Frankreich, Großbritannien und Spanien. Seit 1880 war er Feuilletonredakteur und Theaterreferent der „Neuen Freien Presse" und der „Deutschen Zeitung" in Wien. Mitte der achtziger Jahre wandte er sich zunehmend literarhistorischen Forschungen zu und verfaßte u. a. Biographien von Rochus von Liliencron (1917)
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Bettelheim und Ludwig —»Anzengruber (Neue Gänge mit Anzengruber, 1919). B. war Herausgeber der Biographischen Blätter (2 Bde., 1895/96), 1907-09 Redakteur der Allgemeinen Deutschen Biographie, 1897-1917 des Biographischen Jahrbuchs und Deutschen Nekrologs; er initiierte und redigierte seit 1923 die Neue Österreichische Biographie. WEITERE WERKE: Marie von Ebner-Eschenbachs Wirken und Vermächtnis. Leipzig 1920. Nachdr. Ann Arbor, Michigan 1981. - Wiener Biographengänge. Eingeleitet von August Sauer. Wien/Leipzig 1921. - Balzac. Eine Biograhphie. München 1926. - Karl Schönherr. Leben und Schaffen. Leipzig 1928. LITERATUR: Helene Bettelheim-Gabillon: Α. B. Bibliographie. Wien 1932. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 78 f. - Kurt Vansca: B. A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 194 f. Bettelheim, Jakob, Pseud. Karl Tellheim, Dramaturg, Schriftsteller, * 26.10.1841 Wien, T 13.7.1909 Berlin. Ausgebildet durch August Förster, ging B. 1876 als Dramaturg an das Berliner Residenztheater. Seit 1880 war er Redakteur der deutschen Tageszeitung „Die Epoche" in Bukarest und später auch Herausgeber der Wochenschrift „Bukarester Salon". 1884 kehrte er als Dramaturg ans Residenztheater Berlin zurück, war dann bis 1905 am Wallnertheater und anderen Bühnen tätig. Seit 1905 lebte B. als freier Schriftsteller. Er schrieb Schauspiele, Romane (Elena TaceANA, 1890) und übersetzte aus dem Französischen. LITERATUR: Ö B L , Bd. l, 1957, S. 79.
Betz, Anton, Verleger, * 23.2.1893 St. Ingbert, t 11.12.1984 Düsseldorf. B. studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg/ Breisgau und Bonn und wurde zum Dr. rer. pol. promoviert. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Freiwilliger teilnahm, wurde er 1920 Redaktionsvolontär bei der „Saarbrücker Landeszeitung", 1923 Verlagsdirektor und Chefredakteur der „Saar-Zeitung AG/Saarlouis", 1925 Vorstand und Verlagsdirektor der Vereinigten Druckereien, Kunst- und Verlagsanstalten AG Dillingen-München. Seit 1930 Geschäftsführer und Verlagsdirektor bei Knorr und Hirth, München, verlor B. als Gegner des Nationalsozialismus 1933 seine Stellung. Nach Kriegsende wurde er Herausgeber und Verlagsleiter der „Neuen Rheinischen Zeitung" und der „Rheinischen Post" und war maßgeblich beteiligt an der Gründung der Deutschen Presseagentur (dpa). B. war Aufsichtsratsvorsitzender u.a. der dpa, der Manz AG und des Annette Betz Verlags und 1963-67 Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. LITERATUR: Verleger Α. B., Düsseldorf, 70 Jahre. In: Der Zeitungsverlag 60 (1963) 6 . 217. - Karl Bringmann u.a. (Hrsg.): Festschrift für Α. B. Düsseldorf 1963. - Karl Bringmann (Hrsg.): Das gedruckte Wort. Zweite Festschrift für Α. B. Düsseldorf 1973. Betzel, Andreas, Drucker, * vermutlich Zerbst, t 1655 Zerbst. B. war verheiratet mit der Tochter des Magdeburger Druckers Andreas Duncker und übernahm 1607 die Druckerei und den Buchhandel seines Schwiegervaters. Später wurde er Ratsbuchdrucker. Zu B.s Auftraggebern gehörten u. a. die Magdeburger Verleger Levin Brauns, Emeram und Ambrosius Kirchner. Er konnte kurz vor der Zerstörung Magdeburgs durch Tilly 1631 nach Zerbst fliehen, kehrte jedoch später zurück, baute die Druckerei wieder auf und übergab sie seinem Schwiegersohn Johann Müller. Aus B.s Druckerei gingen zahlreiche Schilderungen der Ereignisse während der Belagerung und Zerstörung Magdeburgs hervor. Beginnend wohl um 1625, wird der Anfang des Magdeburger Zeitungswesens mit B. in Verbindung gebracht. LITERATUR: Josef Benzing: Β., A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 196.
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Betzner, Anton, Schriftsteller, Journalist, * 13.1.1895 Köln, f 18.2.1976 Puerto de Mazarron (Murcia, Spanien). B. studierte Musik und arbeitete dann als Journalist für die „Frankfurter Zeitung". Er schrieb Romane (u. a. Antäus, 1929), Erzählungen und Hörspiele. Nach 1945 redigierte er die Monatszeitschrift „Das goldene Tor" und war Mitarbeiter beim Südwestfunk Baden-Baden, wo er sich vor allem um die Förderung von Nachwuchsautoren bemühte. Seit 1963 war er Redakteur der kulturpolitischen Frauenzeitschrift „Du selbst". Später ließ er sich in Spanien nieder. WEITERE WERKE: Basalt. Roman. Frankfurt/Main 1942. Neuausg. St. Ingbert 2003. - Der vielgeliebte Sohn. Roman. Hamm 1952. - Der gerettete Ikarus. Roman. Graz 1960. B e u m e l b u r g , Werner, Schriftsteller, * 19.2.1899 TrabenTrarbach /Mosel, t 9 . 3 . 1 9 6 3 Würzburg. B., Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, studierte in Köln Staatswissenschaften und wurde Redakteur in Berlin („Deutsche Allgemeine Zeitung") und Düsseldorf („Düsseldorfer Nachrichten"). Seit 1926 war er als freier Schriftsteller tätig. Von 1932 an wieder in Berlin ansässig, wurde er 1933 in die Dichterakademie der Preußischen Akademie der Künste berufen; er war deren Schriftführer, später deren Generalsekretär. Am Zweiten Weltkrieg nahm B. als Major der Luftwaffe teil. Nach Kriegsende ließ er sich in Würzburg nieder. B. hatte großen Erfolg mit seinen völkisch-nationalen Weltkriegsromanen (u. a. Sperrfeuer um Deutschland, 1929) und seinen Büchern, die den „Reichsgedanken" zum Thema hatten (Kaiser und Rom, 1936). Während des Nationalsozialismus war er einer der meistgelesenen und am meisten geförderten Schriftsteller. WEITERE WERKE: Der König und die Kaiserin. Friedrich der Große und Maria Theresia. Oldenburg 1937. - Mont Royal. Ein Buch vom himmlischen und vom irdischen Reich. Heidelberg 1938. - Nur Gast auf dunkler Erde. Oldenburg 1951. - Jahre ohne Gnade. Oldenburg 1952. LITERATUR: Uwe-K. Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890-1945. Stuttgart 1976. -Hillesheim/Michael, 1993, S. 53-61. - H e i drun Ehrke-Rotermund: „Durch die Erkenntnis des Schrecklichen zu seiner Überwindung"? W. B. In: Von Richthofen bis Remarque. Hrsg. v. Thomas Schneider. Amsterdam 2003, S. 299-318. Beust, Friedrich (Karl Ludwig) von, Politiker, Pädagoge, * 9.8.1817 Amorbach (Unterfranken), t 6.12.1899 Zürich. B. war zunächst Offizier in der preuß. Armee, nahm 1848 seinen Abschied und Schloß sich dem Kreis um Karl —» Marx und Ferdinand —»Freiligrath an; kurzzeitig war er Redakteur der „Neuen Kölnischen Zeitung". Als Kommandant der Kölner Bürgerwehr wurde er des Hochverrats angeklagt und floh Ende 1848 nach Paris. B. übernahm die Führung der badisch-pfälzischen Aufständischen. In Zürich wurde er Lehrer an der von Karl Fröbel gegründeten Erziehungsanstalt in Hottingen, die er später unter seinem eigenen Namen weiterführte. B.s für die damalige Zeit fortschrittliches Erziehungskonzept stützte sich in erster Linie auf die von Johann Heinrich Pestalozzi und Friedrich Fröbel entwickelten Erziehungsprinzipien (Die Grundgedanken von Pestalozzi und Fröbel in ihrer Anwendung auf Elementar- und Sekundarstufe, 1881). WEITERE WERKE: Das Relief in der Schule. Zürich 1881. Die pädagogische Schulreise. Zürich 1885. - Die körperliche Eigenschaft der Dinge als Grundlage der Erziehung. Zürich 1897. LITERATUR: Herbert Schönebaum: B. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 198.
Bie B e u t l e r , Johann Heinrich Christoph, Pädagoge, Theologe, * 1 0 . 1 0 . 1 7 5 9 Suhl, t 1 1 . 8 . 1 8 3 3 Zella-Mehlis. Noch vor B.s Geburt starb sein Vater Johann Heinrich, in Zella-Mehlis A d j u n k t des Superintendenten. Seine Mutter Johanna Elisabeth Grötsch war Tochter des Suhler Superintendenten. Dort wuchs B. auf. Seit 1777 besuchte er die Univ. Jena, studierte bei Johann Gottfried Eichhorn Arabisch und Syrisch und beendete in Leipzig, w o er Französischund Englisch-Unterricht nahm, sein Theologiestudium. Nach A n f ä n g e n im Predigtamt w u r d e B. 1784 Mitarbeiter an Christian Gotthilf —> Salzmanns philanthropischem Erziehungsinstitut in Schnepfenthal. Hier lehrte er Naturgeschichte, Technologie und Ökonomie. 1788 zurück in Suhl, wurde er 1791 Rektor der dortigen Schule, 1796 Diakon in Gräfentonna, 1801 schließlich Adjunkt. B.s Schriften gehören häufig zum Schnepfenthaler pädagogischen Verlag, u. a. Heilmann, oder Unterricht, wie der Mensch erzogen werden und leben muß, um gesund zu seyn, und ein hohes Alter zu erreichen (1800), den B. in Nachfolge von Bernhard Christoph Faust Gesundheits-Katechismus herausgegeben hat. B.s wesentliche Arbeit ist das mit Johann Christoph Friedrich Guts-Muths, ebenfalls Lehrer in Schnepfenthal, verfaßte Allgemeine Sachregister über die wichtigsten deutschen Zeitund Wochenschriften (1790), das neben einem Sachindex zu den „Ephemeriden der Menschheit", d e m „Deutschen M u seum", Schlözers „Staatsanzeigen" und Briefwechsel, dem „Göttingischen Magazin der Wissenschaften", dem „Deutschen Merkur", dem „Hannoverschen M a g a z i n " und der „Berliner Monatsschrift" ein kommentiertes Zeitschriftensowie ein Mitarbeiterverzeichnis enthält und im emphatischen L o b der Journale als öffentliches F o r u m zur Zirkulation von Wissen, für wissenschaftlichen Fortschritt und zum Schutz vor politischer Willkür den Stellenwert der Zeitschriften für die Aufklärungsöffentlichkeit markant umreißt. Martin
Gierl
B e w e r , Max, Schriftsteller, * 1 9 . 1 . 1 8 6 1 Düsseldorf, t 1 3 . 1 0 . 1 9 2 1 Laubegast. B. war Redakteur der Zeitschrift „ H a m b u r g e r Korrespondent", später f ü r die „Kölnische Z e i t u n g " in Kopenhagen tätig und verfaßte zahlreiche Werke über Bismarck (u.a. Bismarck und das allgemeine Wahlrecht, 1895). Als antisemitischer und deutschvölkischer Schriftsteller verfaßte B. u. a. die Texte z u m Glößschen Bilderbogen. WEITERE WERKE: Der deutsche Christus. LaubegastDresden 1907. - Deutsches Kriegs-Gebetbuch. 5 0 Kraft- und Trostlieder. Leipzig 1915. - Die Spatzen-Republik. Ein Spiegelbild unserer Zeit. Leipzig 1920. LITERATUR: Μ. B. Dresden 1916. - M a x Kehrig-Korn: D e m Bismarck-Dichter Μ. B. zum 60. Geburtstage 19. Januar 1921. Görlitz 1921. B e y e r , Moritz, Agrarwissenschaftler, * 1 6 . 9 . 1 8 0 7 Imnitz bei Leipzig, f 4 . 1 . 1 8 5 4 Leipzig. B. durchlief eine zweijährige landwirtschaftliche Ausbildung in Weddegast (bei Kothen), war dann nahe Leipzig als Wirtschaftsgehilfe tätig und studierte nebenbei in Leipzig. Seit 1827 zwei Jahre in Litauen ansässig, unternahm er in der Folge zahlreiche Reisen, bis er die Bewirtschaftung der Rittergüter Podelwitz und Collmen übernahm. Nach einer Tätigkeit als Inspektor in M a x e n bei Dresden, studierte er ein Jahr an der Land- und forstwissenschaftlichen Akademie in Tharandt. Nach Aufenthalten in München, später Amerika, war B. Inspektor und Lehrer am Landwirtschaftlichen Institut in Darmstadt, kurzzeitig Landwirtschaftslehrer in Eldena (Pommern) und 1839 Prof. der Landwirtschaft a m Collegium Carolinum in Braunschweig. Er schrieb u. a. ein Praktisches Handbuch der Landwirtschaft (1846) und war Herausgeber der „Allgemeinen Zeitung f ü r die deutschen Land- und Hauswirthe".
WEITERE WERKE: D a s Heil der Landwirthe durch die Chemie und die Patentdünger-Wirthschaft. Leipzig 1847. - D e r Landwirth der Gegenwart. 2 Bde,. Nordhausen 1 8 5 0 / 5 1 . Der praktische Viehzüchter. 2 Bde., Leipzig 1854. B e y s c h l a g , (Johann Heinrich Christoph) Willibald, evang. Theologe, * 5 . 9 . 1823 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 5 . 1 1 . 1 9 0 0 Halle/Saale. B. studierte 1844-49 in Bonn und Berlin, w u r d e Hilfspfarrer in Koblenz, 1850 Pfarrer in Trier, 1856 Hofprediger in Karlsruhe. 1860 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. der Praktischen Theologie nach Halle. B. w a r Mitbegründer des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen ( 1 8 8 6 / 8 7 ) und der Evangelischen Vereinigung (1873). 1860 rief er das „Evangelische Kirchen- und Volksblatt", 1876 z u s a m m e n mit Albrecht Wolters die „DeutschEvangelischen Blätter" ins Leben. Er vertrat die Idee einer evang. Einheitskirche. B. veröffentlichte u. a. eine Neutestamentliche Theologie (2 Bde., 1891). LITERATUR: Peter Meinhold: B., W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 209 f. - Gottfried M a r o n : W . B. und die Entstehung des Evangelischen Bundes. In: Ders. u . a . (Hrsg.): Evangelisch und Ökumenisch. Göttingen 1986, S. 19-44. - Burkhard Neumann: B., W. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 356. - Joachim Weinhardt: B „ W . In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1401. B e z z o l a , Andrea, schweizer. Politiker, Dichter, Journalist, * 1 9 . 4 . 1 8 4 0 Z e r n e z (Kt. Graubünden), f 10. 1. 1897 Zernez. Nach dem Jurastudium in Jena, Berlin, Zürich und Heidelberg war B. L a n d a m m a n n im Kreis Sur-Tasna. 1 8 7 1 / 7 2 gab er die Zeitung „Posta d ' E n g i a d i n a " heraus, die ihm als Sprachrohr seiner liberalen Gesinnung diente. Seit 1873 Regierungsmitglied, gehörte B. 1 8 8 0 / 8 1 d e m Ständerat, seit 1881 dem Nationalrat an. 1885 w u r d e er zum Präsidenten des Nationalrats, 1893 zum Bundesrichter gewählt. B. befürwortete die A b s c h a f f u n g des Kollegialsystems zugunsten des Departementalsystems, die Z u s a m m e n l e g u n g kleiner Gemeinden zu Ortsgemeinden, eine Justizreform und eine umfassendere M i t b e s t i m m u n g des Volkes an der Gesetzgebung. E r schrieb zahlreiche volkssprachliche Lieder und eine Komödie. LITERATUR: Α. B., 1840-1897. Festa commemorativa, 25 schner 1997. Z e r n e z 1997. B i b o w , Helmut, Zeichner, Illustrator, Karikaturist, * 2 7 . 9 . 1 9 1 4 Essen, t 1 4 . 6 . 1 9 7 3 M ü n c h e n . B. wurde zunächst an der Folkwang-Schule in Essen von dem Bildhauer Joseph Enseling ausgebildet, studierte 1932-34 an der Düsseldorfer Kunstakademie und dann bis 1938 in Paris. Er u n t e r n a h m Studienreisen durch den gesamten Mittelmeerraum. Nach 1945 lebte er in Berlin, Stuttgart, Hamburg und Bayern. B. arbeitete vor allem an Illustrationen f ü r wissenschaftliche Beiträge in Zeitschriften. D a n e b e n schuf er Buchillustrationen, Karikaturen und freie Graphik. Zu seinen M a p p e n w e r k e n gehört u. a. Geschichte der Erde und des Lebens (1955). Einer breiteren Öffentlichkeit w u r d e B. durch seine Karikaturen in verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften (u. a. „Kurier", Berlin; „Der Insulaner"; „Die Welt", „twen") bekannt. LITERATUR: Peter Wiench: Β., H. In: Α KL, Bd. 10, 1995, S. 482. B i e , Oskar, auch Oscar B., Kunsthistoriker, Publizist, * 9 . 2 . 1 8 6 4 Breslau, t 2 1 . 4 . 1 9 3 8 Berlin. B., Sohn eines Fabrikanten, studierte an den Universitäten Breslau, Leipzig und Berlin Philosophie, Kunst- und Musikgeschichte, w u r d e 1887 mit der Arbeit De Musarum imaginibus quaestiones selectae promoviert und habilitierte sich
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Bieber 1890 an der T H Berlin für Kunstgeschichte. 1894-1922 leitete er die „Neue Deutsche R u n d s c h a u " (vormals , f r e i e B ü h n e " , später „Neue Rundschau"), die sich unter seiner Redaktion zu einer der führenden kulturellen Monatsschriften Deutschlands entwickelte. Als Opern-, Musik- und Kunstkritiker war er u. a. f ü r den „Berliner Börsen-Courier" und die „Weltbühne" tatig. B. w u r d e 1901 zum Prof. ernannt und lehrte seit 1921 Ästhetik an der Berliner Musikhochschule. Als vielbeachteter Feuilletonist engagierte er sich für die Vermittlung unterschiedlicher Kunstformen und publizierte u. a. Reise um die Kunst (1910), Der Tanz ( 1 9 0 5 , 3 1 9 2 3 ) und Die moderne Musik und Richard Strauss (1906). WEITERES WERK: Die Oper. Berlin 1913, 5.-7. erg. Aufl. Berlin 1920. Nachdr. der 1. Aufl. M ü n c h e n 1980. LITERATUR: Walther Vetter: B „ O. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 2 1 9 f . - Volker K a l i s c h / ( K a r l Laux): B., Oscar. In: M G G 2 P , Bd. 2, 1999, Sp. 1592 f. B i e b e r , Hugo, Publizist, Literaturhistoriker, * 1 3 . 9 . 1 8 8 3 Berlin, f 3 0 . 9 . 1 9 5 0 N e w York. B. war nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Berlin (Promotion 1910) Assistent Wilhelm Diltheys und wurde nach dem Ersten Weltkrieg Bibliothekar in der preuß. Kriegsakademie. 1925-33 leitete er den Volksverband der Bücherfreunde und publizierte in dieser Funktion u. a. die sog. „Adler-Klassiker", Ausgaben der Werke - » Heines, —>Goethes, Hebbels und —»Wielands. Daneben war B. Mitarbeiter des Goethe-Handbuchs und des Handbuchs für Sexualwissenschaften. 1933 trat er in den Schutzverband deutscher Schriftsteller ein; er sah sich zur Emigration nach Frankreich gezwungen, w o er 1934-36 die „Correspondence Diplomatique Internationale" herausgab und Mitarbeiter an Exilperiodika (u. a. „Das Neue Tage-Blatt") war. Über Spanien floh B. 1941 in die USA, ließ sich in N e w York nieder und war Beiträger vor allem jüdischer Zeitschriften (ζ. B. „Aufbau"). Nach 1945 schrieb er u. a. Geschichtsbücher für die Schulen der französischen Besatzungszone in Deutschland. Zu den Veröffentlichungen B.s zählen u. a. Der Kampf um die Tradition. Die deutsche Dichtung im europäischen Geistesleben 1830-1880 (1928) und Goethe im XX. Jahrhundert (1932). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 103. B i e d e n f e l d , Ferdinand Leopold Frh. von, Schriftsteller, Theaterdirektor, * 5 . 5 . 1 7 8 8 Karlsruhe, t 8 . 3 . 1 8 6 2 Karlsruhe. B. studierte in Heidelberg und Freiburg/Breisgau Rechtswissenschaften, war 1811-14 im Staatsdienst tätig und lebte dann mit seiner Frau, der Sängerin Felicitas BonaseglaSchüler, in Wien. Nach Versuchen als dramatischer Schriftsteller wurde er 1824 Direktor des neugegründeten Königsstädter Theaters in Berlin, gründete 1825 ein eigenes Theater in Magdeburg und übernahm 1830 die Direktion des Theaters in Breslau. Über Leipzig (1834) und Weimar (1835) kehrte B. schließlich nach Karlsruhe zurück. Er veröffentlichte u. a. in der „Zeitung f ü r die elegante Welt" und verfaßte neben Unterhaltungsschriften vorwiegend Dramen, u . a . das Trauerspiel Die Parias (1824). B i e d e r m a n n , (Friedrich) Karl, Pseud. Karl Friedrich, Politiker, Publizist, * 2 5 . 9 . 1 8 1 2 Leipzig, t 5 . 3 . 1 9 0 1 Leipzig. B. wurde nach Studien in Leipzig und Heidelberg 1835 Privatdozent, 1838 Prof. der Staatswissenschaften und der Philosophie in Leipzig. Als Liberaler und Mitarbeiter u. a. der „Deutschen Monatsschrift für Literatur und öffentliches L e b e n " vertrat er die kleindeutsche Idee, k a m 1848 in das Frankfurter Parlament, wurde dessen Schriftführer und nahm als erster Vizepräsident an der Kaiserdeputation nach Berlin teil. Bereits 1843 w u r d e ihm seine staatswissenschaft-
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liche Lehrerlaubnis, 1853 die Professur entzogen; er redigierte die „Weimarer Zeitung" sowie 1863-79 die „Deutsche Allgemeine Zeitung". 1865 wurde B. wieder in sein Lehramt eingesetzt und gehörte 1871-74 der nationalliberalen Fraktion des Deutschen Reichstags, bis 1876 auch dem sächsischen Landtag an. Neben kulturhistorischen Studien (Deutschland im 18. Jahrhundert, 4 Tie., 1854-75, Nachdr. 1969) publizierte er u. a. Schriften zur Bildungsreform sowie Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte (2 Bde., 1 8 8 6 / 8 7 ) . WEITERE WERKE: Erinnerungen aus der Paulskirche. Leipzig 1849. - Geschichte des deutschen Einheitsgedankens. Ein Abriß deutscher Verfassungsgeschichte von der Urzeit bis zur Errichtung des neuen deutschen Kaisertums. Wiesbaden 1894. LITERATUR: Herbert Heibig: B „ F. C. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 223 f. - Joachim Müller: Κ. B. und die preussische Hegemonie in Deutschland. Vom Liberalismus zum Bonapartismus. Diss. Univ. Leipzig 1972. - Richard J. Bazillion: Modernizing Germany. Κ. Β . ' s career in the Kingdom of Saxony, 1835-1901. N e w York u . a . 1990. - Rolf Weber: Κ. B. und die liberale B e w e g u n g in Leipzig. Vortrag gehalten a m Mittwoch, den 25. November 1992. Leipzig 1992. B i e d e r m a n n , Traugott Andreas Frh. von, Jurist, * 2 9 . 1 1 . 1 7 4 3 Annaberg, f 2 . 1 1 . 1 8 1 4 . B. studierte seit 1763 in Leipzig, wurde Hofmeister und war nach der Promotion zum Dr. jur. 1773 in Halle Privatdozent und Mitarbeiter der „Hallischen gelehrten Zeitungen" sowie der „Unpartheyischen Critik" August Friedrich Schotts (seit dem f ü n f t e n Band). 1783 wurde er als kurfürstlichsächsischer H o f - und Justizrat nach Dresden berufen, 1785 zum geheimen Kabinettssekretär und 1801 zum geheimen Finanzrat und Direktor des dritten Finanzdepartements ernannt. 1802 erfolgte seine Erhebung in den Freiherrenstand. B. veröffentlichte neben seiner kirchenrechtlichen Promotionsschrift Dissertatio de iure reformandi territoriali ad tres religiones in imperio (1771) eine Dissertatio de visitatione et revisione camerali [...] (1772). B i e l f e l d , Detlev Friedrich, auch Bielefeld, Schriftsteller, * 7 . 5 . 1 7 6 6 Kiel, t April 1835. B. studierte in Kiel und Jena Philosophie. Nach der Promotion 1794 blieb er als Privatdozent in Jena, kehrte 1796 nach Kiel zurück und hielt philosophische Vorlesungen. Seit 1820 zeigte er - inzwischen völlig erblindet - keine Vorlesungen mehr an. B. schrieb u. a. das Heldengedicht Thuiskon (2 Bde., 1802-05) und Beiträge f ü r Christoph Martin —» Wielands „Teutschen Merkur". B i e l f e l d , Jakob Friedrich Frh. von, auch Bielefeld, Schriftsteller, * 3 1 . 3 . 1 7 1 6 Hamburg, f 5 . 4 . 1 7 7 0 Gut Treb e n / A l t e n b u r g e r Land. B. hatte 1732-35 in Leiden Rechts- und Staatswissenschaften studiert und war Freimaurer geworden. 1738 lernte er den Kronprinzen Friedrich von Preußen bei dessen Freimaurerweihe in Braunschweig kennen und folgte ihm im selben Jahr nach Rheinsberg. Nach der Thronbesteigung Friedrichs II. 1740 w u r d e B. Legationssekretär in Hannover und London, k a m 1741 als Legationsrat nach Berlin und wurde dort 1744 Erzieher des Prinzen Ferdinand, 1747 Kurator der preuß. Universitäten und 1753 zusätzlich Leiter der kgl. Schauspiele. B. war hochverschuldet, als er 1755 wegen unzulänglicher Erfüllung seiner Ämter aus preuß. Diensten entlassen wurde. Er zog sich als Schriftsteller auf seine Güter zurück und veröffentlichte u. a. Memoiren in Brieff o r m (Lettres familiäres, 2 Bde., 1763), die erstmals Nachrichten vom preuß. Hof und der kgl. Familie kolportierten und später zahlreiche Neuauflagen erlebten; 1767-69 gab er die Wochenschrift „Der Eremit" heraus. LITERATUR: Friedel Stößl: J. F. v. B. Sein Leben und Werk im Lichte der Aufklärung. O. O. 1937.
Biernatzki B i e l i g , Karl Paul, Redakteur, Politiker, * 1 0 . 1 0 . 1 8 9 8 Cölln bei Meißen, t 1 3 . 6 . 1 9 9 1 B a d H o m b u r g v. d. Höhe. B., Sohn eines Tischlers, w u r d e 1913 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und 1914 Gewerkschafter. N a c h einer Ausbildung zum Lederzuschneider nahm er 1 9 1 7 / 1 8 am Ersten Weltkrieg teil. Er arbeitete anschließend als Zuschneider und Schloß sich 1919 der S P D an. 1925-28 war B. als Redakteur der „Tribüne" (Erfurt) vor allem für gewerkschaftliche Themen zuständig; 1928-33 redigierte er die „Volkszeit u n g " (Meißen). 1933 w u r d e er Stadtverordneter in Meißen und Mitglied des Sächsischen Landtags. I m selben Jahr w a r er aus politischen Gründen für mehrere M o n a t e in Haft. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg war B. 1 9 4 5 / 4 6 Redakteur der „Volksstimme" (Dresden), danach Redakteur der „Freien Presse" (Zwickau), Dresden-Korrespondent der „Leipziger Zeitung" und Angestellter im Landesbausekretariat in Dresden. 1949 aus der Sowjetischen Besatzungszone geflohen, war er 1949-54 Redakteur der „Westfälischen R u n d s c h a u " (Dortmund). 1949-53 gehörte B. f ü r die S P D dem Deutschen Bundestag an. 1954-63 war er Polizeipräsident in Gelsenkirchen. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 66. - Harald B i e l i g / M a t t hias John: Κ. B. (1898-1991). In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 46 (2004) S. 127-130. B i e l o h l a w e k , Hermann, österr. Politiker, * 2 . 8 . 1 8 6 1 Wien, t 3 0 . 6 . 1 9 1 8 Wien. B. erlernte das Handelsgewerbe und wurde 1889 Vizepräsident des Vereins der österr. Handelsangestellten. Als Stadtrat, Mitglied des Niederösterreichischen Landtags und Reichsrat (1897-1911) betätigte er sich auch politisch. B. leitete das „Wiener K a u f m ä n n i s c h e Blatt" und die „Österreichische Volkspresse". Er war Referent der Landesgewerbeförderung für Niederösterreich und Sekretär der FranzJoseph-Stiftung zur Unterstützung des Gewerbes. 1905-18 stand er den Landeshumanitätsanstalten im niederösterreichischen Landesausschuß vor. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1 9 5 7 , S. 8 3 .
B i e n e k , Horst, Schriftsteller, * 7 . 5 . 1 9 3 0 Gleiwitz, t 7 . 1 2 . 1 9 9 0 München. B. verbrachte seine Kindheit in Oberschlesien, w u r d e 1945 nach Kothen umgesiedelt und zog später nach Potsdam und Berlin, w o er Redaktionsvolontär und 1951 Meisterschüler Bertolt —> Brechts am Berliner Ensemble wurde. 1952 von einem sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionage und „Antisowjethetze" zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, wurde B. in ein sibirisches Arbeitslager deportiert und nach einer Amnestie 1955 in die Bundesrepublik Deutschland entlassen. 1957-61 war B. Kulturredakteur des Hessischen R u n d f u n k s in F r a n k f u r t / M a i n und gab u . a . die Zeitschrift „Blätter und Bilder" (1958-62) heraus. Er kam 1961 als Lektor, später Cheflektor des Deutschen Taschenbuchverlags nach M ü n c h e n und lebte seit 1968 als freier Schriftsteller in Ottobrunn. Internationale Beachtung fand B.s sogenannte „Gleiwitzer Tetralogie" Das verlorene Land (1975-82). Der Roman Die Zelle (1968), der die Erlebnisse im Gulag verarbeitet, wurde 1971 unter B.s Regie verfilmt. WEITERE WERKE: Gleiwitzer Kindheit. Gedichte aus zwanzig Jahren. M ü n c h e n 1976. - Die erste Polka. M ü n c h e n 1975. - Septemberlicht. München 1977. - Zeit ohne Glocken. München 1979. - Erde und Feuer. M ü n c h e n 1982. - Beschreibung einer Provinz. Aufzeichnungen, Materialien, Dokumente. M ü n c h e n 1983. - Der Blinde in der Bibliothek. Literarische Portraits. München 1986. - Reise in die Kindheit. Wiedersehen mit Schlesien. M ü n c h e n 1988. LITERATUR: Michael Krüger (Hrsg.): B. lesen. Materialien zu seinem Werk. M ü n c h e n 1980. - Η. B. Aufsätze, M a -
terialien, Bibliographie. Hrsg. v. Tilman Urbach. M ü n c h e n 1990. - Louis Halbig: Η. B „ 1930 bis 1990. Leben und Werk als Prozeß der Befreiung. M ü n c h e n 2000. B i e r b a u m , Otto Julius, Pseud. Martin M ö b i u s , Schriftsteller, * 2 8 . 6 . 1 8 6 5 Grünberg, t 1. 2 . 1 9 1 0 Kötzschenbroda bei Dresden. B. studierte Rechtswissenschaften und Philologie, daneben auch Chinesisch, um sich auf den diplomatischen Dienst vorzubereiten. Nach dem Bankrott des Vaters 1887 schrieb B. zur Finanzierung seines Studiums (das er 1889 ganz aufgab) Feuilletons und Rezensionen u. a. f ü r die Münchener „Neue Freie Presse". 1889 verlegte B. seinen Wohnsitz nach M ü n c h e n , gründete 1891 seine erste literarische Zeitschrift „ M o d e r n e s Leben [ . . . ] " und gab den von Franz —>Stuck illustrierten „Modernen M u s e n a l m a n a c h auf das Jahr 1893" heraus. Nach d e m U m z u g nach Berlin 1893 redigierte er u. a. „Die freie B ü h n e " und gehörte zu den G r ü n d e r n und Herausgebern der Zeitschriften „ P a n " sowie „Die Insel". N a c h verschiedenen Reisen 1898-1909 wieder in M ü n c h e n lebend, w a r B. u. a. a m Kabarett „Die elf Scharfrichter" tätig. Er veröffentlichte vielgelesene Lyrikbände (Irrgarten der Liebe, 1900), R o m a n e (Stilpe [...], 1897) und D r a m e n . WEITERE WERKE: Prinz Kuckuck. Leben, Thaten, Meinungen und Höllenfahrt eines Wollüstlings. 3 Bde., M ü n c h e n / Leipzig 1 9 0 6 / 0 7 . Neuausg. M ü n c h e n 1980. - G e s a m m e l t e Werke. 7 Bde., M ü n c h e n 1912-21. LITERATUR: Alfred von Klement: B.-Bibliographie. Wien u. a. 1957. - Hans Schwerte: B „ O. J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 231 f. - Dushan Stankovich: B. - eine Werkmonographie. Bern, F r a n k f u r t / M a i n 1974. - William H . Wilkenig: O. J. B . ' s relationship with his publisher. G ö p p i n g e n 1974. Ders.: Ο. J. Β.: The tragedy of a poet. A biography. Stuttgart 1977. - Franz Adam: „In schweigender Nacht draußen vor M ü n c h e n " . Ο. J. B.s Pasinger Jahre. In: Helle D ö n e Schöne. Hrsg. v. Horst Brunner. G ö p p i n g e n 1999, S. 361-387. B i e r n a t , Hubert, Politiker, * 1 1 . 6 . 1 9 0 7 Heeren, t 3 0 . 1 0 . 1 9 6 7 Unna. B. erhielt eine kaufmännische Ausbildung und besuchte die Verwaltungsakademie D o r t m u n d . Seit 1921 Gewerkschafts-, von 1926 an SPD-Mitglied, w u r d e er hauptamtlicher Mitarbeiter der sozialdemokratischen Presse ( u . a . „Der H a m mer"). Von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt und politisch verfolgt, floh er 1933 über die Niederlande nach Belgien, kehrte aber 1 9 3 4 / 3 5 nach Deutschland zurück. Nach 1945 w u r d e B. Parteisekretär und gehörte 1957-61 dem Parteirat der S P D an. E r w a r 1946-48 stellvertretendes Mitglied des britischen Zonenbeirats, 1946-50 und 1958-67 Landtagsabgeordneter, 1946-50, 1961-64 Landrat im Kreis Unna und 1956-58 nordrhein-westfälischer Innenminister. B.s Reden und Aufsätze wurden 1968 postum unter d e m Titel Im Mittelpunkt der Mensch veröffentlicht. LITERATUR: In m e m o r i a m Η. B. Hrsg. Städte- und Gemeindeverband Nordrhein-Westfalen- Düsseldorf 1967. B i e r n a t z k i , Karl Leonhard, evang. Theologe, Publizist, * 2 8 . 1 2 . 1 8 1 5 Altona, t 2 3 . 1 . 1 8 9 9 Altona. B. studierte Theologie in Erlangen und Kiel und kam 1841 als Rektor nach Friedrichstadt. N a c h d e m er diese Stelle E n d e der vierziger Jahre aufgegeben hatte, w a r B. zunächst Redakteur beim „Altonaer Mercur", seit 1851 Sekretär des Zentralvereins für chinesische Mission in Kassel und 1855-59 Sekretär des Zentralausschusses f ü r die innere Mission der deutsch-evang. Kirche in Berlin. Danach wieder in Altona ansässig, wurde er 1861 Mittagsprediger in Ottensen und schließlich Pastor in Altona. Als Publizist w u r d e B. mit seinem 1844-51 herausgegebenen „Volksbuch" bekannt, das neben Belletristik u. a. Beiträge zur Regionalgeschichte ent-
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Biesenberger hielt. E r schrieb u. a. Deutsche Befreiungskriege 1813, 1814, 1815 (1864). LITERATUR: Friedrich W . Bautz: Β., K. L. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 587-588.
Biesenberger, Hermann, Verleger, t 20.10.1960 Oberkirch (Baden).
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26.4.1892
Stuttgart,
B „ der seit 1916 Mitglied des Roten Kreuzes war, n a h m als Sanitäter a m Ersten Weltkrieg teil. Danach studierte er Volkswirtschaft in Tübingen. 1921 trat er in den Verlag des „Schwarzwälder Boten" ein, der von seinem Großvater Wilhelm Brandecker gegründet worden war und danach von der Familie geführt wurde. Seit 1922 Prokurist und Geschäftsführer, leitete er von 1928 an, zeitweise als Alleinverantwortlicher, das Zeitungsunternehmen. B. war Mitglied der Industrie- und H a n d e l s k a m m e r in Rottweil sowie mehrerer Vereine. 1960 starb er an den Folgen eines Verkehrsunfalls in Oberkirch. LITERATUR: Zeitungsverleger Dr. Η. B. zum Gedächtnis. In: D e r Zeitungs-Verlag 57 (1960) 21, S. 1444. B i e s t e r , Johann Erich, Publizist, Bibliothekar, * 1 7 . 1 1 . 1 7 4 9 Lübeck, t 20. 2 . 1 8 1 6 Berlin. B. studierte 1767-71 Literatur-, Rechts- und Geschichtswissenschaften in Göttingen und erhielt 1773 eine Stelle am Pädagogium in Bützow. Auf E m p f e h l u n g Friedrich —»Nicolais, an dessen „Allgemeiner deutscher Bibliothek" B. mitarbeitete, k a m er 1777 als Privatsekretär zu Minister Karl A b r a h a m von Zedlitz nach Berlin. B. war seit 1784 Bibliothekar der kgl. Bibliothek in Berlin und w u r d e 1798 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Als Mitbegründer (1783) und Mitherausgeber (mit Friedrich —> Gedike) der „Berlinischen Monatsschrift" sowie als Sekretär der im selben Jahr gegründeten „Gesellschaft von Freunden der Aufklärung", der sogenannten „Mittwochsgesellschaft", gehörte er den führenden Kreisen der deutschen Spätaufklärung an. B. schrieb u. a. einen Abriß des Lebens und der Regierungsgeschichte der Kaiserin Katharina II. von Rußland (1797) und war als Herausgeber sowie als Übersetzer (u. a. der Nachgelassenen Werke Friedrichs II.) tätig. LITERATUR: A l f r e d Hass: J. Ε. B. Sein Leben und sein Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklärungszeit in Preußen. Diss. Univ. F r a n k f u r t / M a i n 1925. - Karl Heinz Salzmann: B., J. E. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 234. - Marianne Thoms: Wie k o m m e n gelehrte Gedanken in die Köpfe der M e n schen? Der Publizist J. Ε. B. Karlsruhe 2003.
erstmals in der Zeitschrift . J u g e n d " , später im „Münchner Abendblatt", seit 1936 im „Simplicissimus", dessen Mitarbeiterin sie bis 1944 blieb. Während des Dritten Reichs schuf sie keine politischen Karikaturen. B. war 1946-50 ständige Mitarbeiterin der Zeitschrift „Der Simpl", seit 1952 der Münchner „Abendzeitung", f ü r die sie die Figur des „Herrn Hirnbeiß" erfand; diese ließ sie seit 1961 das M ü n c h ner Tagesgeschehen kommentieren. Sie veröffentlichte auch selbständige Schriften (u.a. München und ich, 1969), illustrierte zahlreiche Bücher (u.a. die gesammelten Werke von Karl Valentin) und gab 1950 den Briefwechsel mit ihrem „Simplicissimus"-Kollegen Olaf —> Gulbransson (Lieber Olaf - Liebe Franziska) mit Illustrationen von beiden Zeichnern heraus. WEITERE WERKE: Herr Hirnbeiss. M ü n c h e n 1975. - Mitarb.: 30 Jahre Bundesrepublik Deutschland aus der Sicht bayerischer Karikaturisten. M ü n c h e n 1980. - Herr Hirnbeiß und das andere Geschlecht. P f a f f e n h o f e n 1989. LITERATUR: Olaf Gulbransson: „Wie göttlich verrückt du bist". Gezeichnete Briefe. München 1989, S. 1 4 8 - 1 5 1 . - H e l mut Kronthaler: B „ F. In: A K L , Bd. 11, 1995, S. 12f.
Biltz,
Karl (Friedrich), Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, * 6 . 7 . 1 8 3 0 Schildau, t 1 6 . 1 2 . 1 9 0 1 GroßLichterfelde. B. studierte seit 1848 in Halle zunächst Theologie, später Philologie. N a c h Abschluß der in Berlin fortgeführten Studien kam er 1853 als Lehrer an das G y m n a s i u m nach Torgau, 1857 an das Realgymnasium in Potsdam. 1861 zog B. nach Berlin, strebte eine akademische Laufbahn an und widmete sich germanistischen Studien, wurde 1864 in Jena promoviert und trat schließlich noch im selben Jahr in die Redaktion der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ein. Nachdem er 1870 die Redaktionsarbeit niedergelegt hatte, schrieb er noch regelmäßig Theaterkritiken und widmete sich hauptsächlich seinen literaturwissenschaftlichen Studien 0Zur deutschen Sprache und Literatur, 1888) sowie dramatischen Versuchen (Der Dorfschulze, 1899). WEITERE WERKE: Zur deutschen Sprache und Litteratur. Vorträge und Aufsätze. Potsdam 1888. - Neuer deutscher Bücherschatz. Verzeichnis einer an Seltenheiten 1. Ranges reichen Sammlung von Werken der deutschen Literatur des 15.-19. Jahrhundert. Berlin 1895. Nachdr. Hildesheim 1967.
Binder,
B i g l e r , Rolf, schweizer. Redakteur, Journalist, * 1 8 . 1 . 1 9 3 0 Zürich, t 7 . 9 . 1 9 7 8 Wien. B. studierte Soziologie und Geschichte in Zürich, London, Paris und Köln. Anschließend zunächst in der Bauwirtschaft tätig, veröffentlichte er seit 1959 militärkundliche Artikel. Als Chefredakteur führte er 1964-67 die „Weltwoche", dann die „Zürcher W o c h e " und das „Sonntagsjournal". Zuletzt arbeitete B. als freier Journalist, u . a . für den „Stern", den „Blick" und die „Schweizer Illustrierte". Er veröffentlichte u. a. Enteignet Deutschlandf Der Bankrott des Marxismus oder der Aufstand der Studenten (1968). B. war mit der Schauspielerin Christiane Hörbiger verheiratet. WEITERE WERKE: Der einsame Soldat. Frauenfeld 1963. D e r libertäre Sozialismus in der Westschweiz. Köln 1963. Zeitgenossen. Begegnungen und Porträts eines großen Journalisten. Hrsg. v. Christiane Bigler-Hörbiger. M ü n c h e n / Zürich 1980.
Franz, Publizist, Historiker, * 7 . 1 1 . 1 8 2 8 Erlingen (heute zu Meitingen), t 5 . 9 . 1 9 1 4 München. B. studierte zunächst Theologie in Tübingen, seit 1848 Geschichte, Literatur- und Kunstwissenschaften in M ü n c h e n (Dr. phil.) und kam als Hauslehrer in die Familie Leo von Klenzes. 1857 wurde er von Joseph Edmund Jörg in die Redaktion der „Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland" geholt, die er bis 1901 gemeinsam mit diesem leitete. B. veröffentlichte neben Erzählungen biographische Arbeiten, darunter Luise Hensel (1885), und gab Joseph von Corres' Briefe (2 Bde., 1874) heraus. WEITERE WERKE: Charitas Pirkheimer. Aebtissin von St. Clara zu Nürnberg. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1873. - Erinnerungen an Emilie Linder (1797-1867). München 1897. LITERATUR: Sophie Görres: Dr. F. B. Fünzig Jahre Redakteur der Historisch-politischen Blätter. In: Historischpolitische Blätter f ü r das katholische Deutschland 141 (1908) 1, S. V-XVI. - Dr. F. B. geb. 7. Nov. 1828 in Eningen, gest. 5. Sept. 1914 in München. In: Historisch-politische Blätter f ü r das katholische Deutschland 154 (1914) 6, S. 393-396.
Bilek,
Bing,
Franziska (Anna Maria), Graphikerin, Schriftstellerin, * 2 9 . 1 0 . 1 9 0 6 München, t 1 1 . 1 1 . 1 9 9 1 München. B. besuchte die Münchner Kunstgewerbeschule und studierte an der Kunstakademie; ihre Zeichnungen erschienen
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Ilse, Photographin, Schriftstellerin, Malerin, * 2 3 . 3 . 1 8 9 9 F r a n k f u r t / M a i n , t 1 0 . 3 . 1 9 9 8 N e w York. B. studierte 1920-29 Mathematik und Kunstgeschichte in F r a n k f u r t / M a i n und Wien. 1928 begann sie als freie Photographin in Frankfurt zu arbeiten, lebte 1930-39 in Paris und
Birghden spezialisierte sich, stilistisch dem Neuen Sehen verpflichtet, auf M o d e - und Porträtphotographie (u. a. f ü r „Vogue" und „Harper's Bazaar"). 1 9 4 0 / 4 1 in einem französischen Lager interniert, emigrierte sie nach der Entlassung in die U S A , w o sie bis 1959 als Photographin in N e w York tätig war. B. schuf auch Collagen und G e m ä l d e und veröffentlichte u. a. Words as Visions (1974) und Numbers in Images (1976). LITERATUR: Thilo Koenig: Β., I. In: A K L , Bd. 11, 1995, S. 96-97. - I. B.: Fotografien 1929-1956. Hrsg. v. Hilary Schmalbach. A a c h e n 1996. B i n k o w s k i , Johannes, Journalist, Publizist, Verleger, * 2 7 . 1 1 . 1 9 0 8 Neisse, f 2 2 . 3 . 1 9 9 6 Stuttgart. B., Sohn eines Arbeiter- und Volksvereinssekretärs, studierte Philosophie und Theologie in Breslau und Köln, w o er 1936 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1936-40 arbeitete er als Referent für Erwachsenenbildung in der Hoheneckzentrale Berlin und war als Publizist tätig. Sein B u c h Religiöse Erwachsenenbildung (1936) trug ihm ein generelles Schreibverbot ein. N a c h Kriegsdienst (seit 1940) und Kriegsgefangenschaft war er 1 9 4 6 / 4 7 Leiter des Volksbildungshauses der Caritas in Marientann (Kr. Ravensburg). 1948 wurde B. Lizenzträger der „Schwäbischen P o s t " in Aalen, 1958 Verleger und Herausgeber der „ G m ü n d e r Tagespost". 1954 war er Mitbegründer des Südwestdeutschen Zeitungsverbandes, 1962-82 als Vorsitzender des Richtlinien- und Koordinierungsausschusses Mitglied des ZDF-Fernsehrats, 1963-67 2. Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten, 1966-70 Mitglied des Deutschen Presserats, 1967-70 Vorsitzender des Vereins Südwestdeutscher Zeitungsverleger und anschließend bis 1981 Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. 1976 w u r d e er Lehrbeauftragter für Kommunikationspolitik an der Univ. Stuttgart-Hohenheim. 1973-81 war er außerdem Vizepräsident der Internationalen Verlegervereinigung. B. veröffentlichte u . a . Mit den Massenmedien leben (1970), Jugend als Wegbereiter. Der Quickborn 1909-1945 (1981), Wege und Ziel. Lebenserinnerungen eines Verlegers und Publizisten (1981), Erbe und Auftrag. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem (1981) und Flugblatt und Zeitung (2 Bde., 1985, mit Karl —> Schottenloher). LITERATUR: Gertraude Steindl (Hrsg.): Publizistik aus Profession. Festschrift f ü r J. B. aus Anlaß der Völlendung seines 70. Lebensjahres. Düsseldorf 1978. - Rolf Terheyden (Hrsg.): Beruf und B e r u f u n g . Zweite Festschrift f ü r J. B. Mainz 1988. - Völker Schulze: J. B. verstorben. In: Publizistik 41 (1996) S. 348 f. B i n t z , Udo, Verleger, * 1 7 . 1 . 1 9 0 3 , + 9 . 4 . 1 9 7 9 Offenbach. B., Sohn eines Bankiers, arbeitete zunächst als kaufmännischer Volontär in Dessau und Amsterdam. 1928 unternahm er eine Studienreise in die U S A . Er w u r d e Mitarbeiter des Ullstein-Verlags in Berlin und nach der Ullstein-Enteignung 1934 Leiter der Werbeabteilung von Bayer in Leverkusen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete B. 1946 die BintzVerlag G m b H , in der er die „ O f f e n b a c h - P o s t " und 1948-63 die „Abendpost" (Frankfurt) verlegte. B.s Verlag fusionierte 1955 mit der Seiboldschen Druckerei Dohany. B i n z , Elisabeth, geb. Winiger, schweizer. Theater- und Literaturkritikerin, * 2 2 . 4 . 1 8 9 0 Luzern, t 1 4 . 1 2 . 1 9 8 1 Bern. B. studierte Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte. Nach der Promotion 1923 in Zürich z u m Dr. phil. (Erziehungsfragen in den Romanen von Richardson, Fielding, Smollett, Goldsmith und Sterne) arbeitete sie als Journalistin für die „Neuen Berner Nachrichten", die „Schweizerin" und das „Vaterland". B. war Präsidentin des Katholischen Frauenbunds in Bern.
B i n z e r , August Daniel von, Pseud. A. D . Beer, Schriftsteller, Redakteur, * 3 0 . 5 . 1 7 9 3 Kiel, t 2 0 . 3 . 1 8 6 8 Neisse. D e r Sohn des Militärs L u d w i g Johann von B. studierte in Kiel und Jena, w o er anläßlich der Auflösung der Burschenschaft 1819 das populär gewordene Lied Wir hatten gebauet ein stattliches Haus schrieb. B. lebte später in Altenburg (wo er die Redaktion des ersten B a n d s des Piererschen Encyclopädischen Worterbuchs besorgte), Glücksburg und Flensburg. 1 8 3 1 / 3 2 w a r er an der Leitung des Erziehungsinstituts im holsteinischen Nienstädten beteiligt u n d 1834 Redakteur der „Zeitung f ü r die elegante Welt" in Leipzig; 1835 übern a h m er in Köln die Schriftleitung des „Allgemeinen Organs f ü r Handel und G e w e r b e " . Nach einer Venedigreise veröffentlichte er die kulturhistorisch wertvolle M o n o g r a p h i e Venedig im Jahre 1844 (1845). Z u s a m m e n mit seiner Frau Emilie von B. ließ er sich schließlich in Österreich nieder. Seine g e m e i n s a m mit ihr verfaßten Erzählungen publizierte B. unter seinem Pseudonym. WEITERE WERKE: Erzählungen und Novellen. 3 Bde., Leipzig 1836. - Erzählungen. 2 Bde., Suttgart 1836. LITERATUR: Friedrich Harzmann: A. v. B. z u m 60. Gedektag seines Todes, 20. M ä r z 1868. In: Burschenschaftliche Blätter 4 2 (1928) 7, S. 109. B i o n , Wilhem Friedrich, schweizer, reformierter Theologe, Politiker, * 1 5 . 1 . 1 7 9 7 Bürglen (Kt. Thurgau), t 2 7 . 9 . 1 8 6 2 Schönholzerswilen (Kt. Thurgau). Der aus einer Pfarrersfamilie s t a m m e n d e B. w u r d e nach d e m Besuch der Höheren Lehranstalt in St. Gallen Vikar in Wattwil und Sulgen. 1818-23 w a r er Pfarrer in HenauNiederglatt, 1823-37 in Affeltrangen-Märwil, 1837-43 in Rehetobel und 1843-62 in Schönholzerswilen. 1831 gründete B. die Zeitung „Der Wächter", die er bis 1834 redigierte und z u m Sprachrohr eines radikalen Liberalismus entwickelte. 1839-43 war er Redakteur bei der „Appenzeller Zeitung". Das von ihm 1847 gegründete Blatt „Der V o l k s m a n n " redigierte B. bis 1950, während er sich gleichzeitig 1849 im thurgauischen Verfassungsrat engagierte. D e r mit T h o m a s —> Bornhauser befreundete B. setzte sich u. a. f ü r ein kirchliches Stimmrecht f ü r Frauen ein. Er w a r auch als Redner u n d Volksdichter populär. LITERATUR: Ernst G. Rüsch: W . F. B „ 1797-1862. In: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 87 (1951) S. 1-82. B i r c h e r , Franklin, schweizer. Mediziner, Politiker, * 3 1 . 5 . 1 8 9 6 Zürich, t 3 1 . 1 . 1 9 8 8 Zürich. B „ Sohn eines Mediziners, studierte in Zürich und Wien M e dizin und w u r d e 1922 in Zürich promoviert (Ueber Mumpsmeningitis). 1929-42 war er an der dortigen Bircher-BennerKlinik angestellt, zunächst als Mitarbeiter, später als leitender Arzt. 1942 ging er nach Davos, w o er eine Spezialpraxis und die Bircher-Höhenstation gründete. Z u seinen Forschungsleistungen gehören Arbeiten über Mikrozirkulation und Uber Kapillartherapie. Er setzte sich für die Entwicklung und A n w e n d u n g der umstrittenen Zellulartherapie ein. Politisch betätigte sich B. als Kantonsrat und als Mitglied des Nationalrats 1935-38. Er war an der G r ü n d u n g der Partei „Landesring der Unabhängigen" und der Tageszeitung „Die Tat" beteiligt. WEITERES WERK: Diät und Behandlung i m Volkssanatorium f ü r Ordnungstherapie. Zürich 1940. B i r g h d e n , Johann von den, Oberpostmeister, * 7 . 8 . 1 5 8 2 Aachen, t 4 . 3 . 1 6 5 4 F r a n k f u r t / M a i n . Der Sohn eines Offiziers in spanischen Diensten erhielt 1599 eine Stelle als Verwalter des Zoll- und Postamts in Rheinhausen. 1610 ging er nach Frankfurt, w o ihm 1615 Generaloberpostmeister Lamoral von T h u m und Taxis die Leitung des neu errichteten Postamts übertrug. Er baute den F r a n k f u r ter Postdienst aus, eröffnete zahlreiche n e u e Postämter und
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Birkenfeld -Stationen (u. a. in Nürnberg, Leipzig, Hamburg) und gab seit 1621 das Blatt „Vnvergreiffliche Postzeittungen" heraus, das nach mehreren Titeländerungen (u.a. „Reichs-Ober-PostAmts-Zeitung") und Unterbrechungen bis 1866 erschien. Als Lutheraner wurde er angefeindet und schließlich mit dem Vorwurf politischer Agitation 1626 zu Fall gebracht, aber während der schwedischen Besetzung 1631-35 wieder eingesetzt. LITERATUR: Georg Stail: B., J. v. d. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 255. - Karl Heinz Kremer: J. v. d. B. 1582-1645. Bremen 2005. Birkenfeld, Günther, Schriftsteller, * 9.3.1901 Cottbus, t 22.8.1966 Berlin. Seine erste Erzählung veröffentlichte B. nach dem Studium der Literatur- und Kunstgeschichte in Berlin 1927 und bald darauf seinen erfolgreichen zeitkritischen Roman Dritter Hof links (1929). Er arbeitete 1927-30 als Generalsekretär des Reichsverbands deutscher Schriftsteller, dann als Lektor und Übersetzer. Seit 1933 verfaßte er historische Romane, wurde aber 1941 als Soldat eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er wieder als freier Schriftsteller in Berlin, gab die Zeitschrift „Horizonte" heraus und war Mitbegründer des Kampfbundes gegen die Unmenschlichkeit. In seinem 1955 erschienenen Roman Wolke, Orkan und Staub behandelt er die Zeit zwischen 1938 und 1950. Birkle, Augustin, kath. Theologe, * 2.4.1828 Unterbleichen bei Krumbach, t 8.2.1891 Augsburg. B., Sohn eines Zimmermanns, studierte Theologie in München und empfing 1853 die Priesterweihe. 1859-73 hatte er die Leitung der „Augsburger Postzeitung" inne. B. war Gründer und Herausgeber des Augsburger Wochenblatts „Der Wahrheitsfreund". Birmann, Martin, eigentl. M. Glieder, schweizer, evang. Theologe, Politiker, * 26.11.1829 Rünenberg, t 19.8.1890 Liestal. Martin Grieder wurde als verarmter Student der Theologie von Juliane Birmann in Basel adoptiert und nahm 1854 deren Namen an. Nach Studienabschluß (1852) und Ordination widmete er sich der Armenfürsorge und wurde zum Armeninspektor des Kantons Basel-Land ernannt. Seine Haupt aufgabe war die Kinderfürsorge. Als Mitarbeiter der „Basellandschaftlichen Zeitung" und Herausgeber der „Blätter zur Heimatkunde von Baselland" befaßte er sich mit Politik und lokaler Geschichtsschreibung. Er war Mitglied des Landrats seines Kantons und seit 1869 dessen Delegierter im Ständerat. 1894 erschienen seine Gesammelten Schriften, die neben autobiographischen und erzählerischen Skizzen auch historisch-politische Aufsätze enthalten. WEITERE WERKE: Blätter der Erinnerung. Liestal 1885. Nachdr. 1990. - Lebenserinnerungen. Basel 1927. - Reichtum in der Armut. Jugenderinnerungen. Nachwort und Anm. von Fritz Klaus. Hrsg. von der Literaturkommission des Kantons Baselland. Liestal 1964. LITERATUR: Meyer von Knonau: Β., M. In: ADB, Bd. 46, 1902, S. 560-562. - Fritz Grieder. Μ. B. 1828-1890. Basellandschaftlicher Philanthrop, Sozialhelfer, Politiker. Liestal 1991. Birnbaum, Immanuel, Journalist, Publizist, * 12. 8.1894 Königsberg (Ostpreußen), t 22.3.1982 München. Nach dem Abschluß des Studiums der Rechte, der Philosophie und Politik 1919 übernahm B. die Chefredaktion des sozialdemokratischen „Bremer Volksblatts", 1920 die der „Breslauer Volkswacht". Seit 1927 war er Ausländskorrespondent in Warschau, schrieb für die „Vossische" und die „Frankfurter Zeitung" und betätigte sich als Diplomat. Nach Kriegsbeginn emigrierte er nach Schweden, nahm Kontakte zu Widerstandsgruppen auf und wurde 1940 in Stockholm
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wegen Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen auf schwedische Erztransporte nach Deutschland festgenommen und für drei Jahre inhaftiert. Seit 1943 konnte er seine journalistische Tätigkeit zunächst in Stockholm, dann in Warschau und seit 1949 in Wien fortführen. Der Osteuropaspezialist war 1953-72 Leiter des außenpolitischen Ressorts der „Süddeutschen Zeitung" (seit 1962 auch Mitglied der Chefredaktion) sowie Gastdozent an der Univ. München. 1971 wurde ihm der Theodor-Wolff-Preis verliehen. Seine Erinnerungen erschien 1974 unter dem Titel Achtzig Jahre dabeigewesen. WEITERE WERKE: Entzweite Nachbarn. Deutsche Politik in Osteuropa. Frankfurt/M. 1968. - Hrsg.: Im Prinzip Freiheit. Die Unabhängigkeit des Einzelbürgers in unserem Staat. Hannover 1977. LITERATUR: Stellvertretender Chefredakteur I. B. 75 Jahre. In: Der Zeitungs-Verlag 66 (1969) 34/35, S. 1498. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 65 f. Birnbaum, Nathan, Pseud. Mathias Acher, Journalist, * 16.3.1864 Wien, t 2.4.1937 Scheveningen (Niederlande). Während seines Studiums in Wien rief B. 1883 die nationaljüdische Studentenvereinigung Kadimah ins Leben. 1890 gründete er die Zeitschrift „Selbstemanzipation" und war 1896-98 Schriftleiter der Wochenschrift „Zion". Seit 1898 wandte er sich jedoch von der zionistischen Bewegung im Sinne Theodor —»Herzls ab und befürwortete die aktive Pflege der jüdischen Kultur und vor allem der jiddischen Sprache in der Diaspora. Er arbeitete als Journalist und Publizist in Czernowitz, Berlin und Wien und leitete ab 1914 das Jüdische Kriegsarchiv in Wien. Als Geschäftsführer der Agudat Israel propagierte er nach dem Ersten Weltkrieg orthodoxe Lehren. Bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war er in Berlin journalistisch tätig. 1933 emigrierte er in die Niederlande, wo er 1937 das Informationsblatt „Der Jüdische Volksdienst" gründete. Eine Auswahl seiner Aufsätze erschien postum (The Bridge, hrsg. von S. Birnbaum, 1956). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 66 f. - Joshua A. Fishman: Ideology, society and language. The Odyssey of Ν. Β. Ann Arbor 1987. - Michael Kühntopf-Gentz: Ν. Β. Biographie. Diss. Univ. Tübingen 1990. Birnbaum, Uriel, Graphiker, Schriftsteller, * 13.11.1894 Wien, f 9.12.1956 Amersfoort (Niederlande). Der Autodidakt B. lebte 1911-14 als freier Künstler in Berlin, nahm am Ersten Weltkrieg teil und zog 1919 nach Wien. Von dort aus emigrierte er 1939 in die Niederlande und blieb bis zu seinem Tod in Amersfoort wohnhaft. Zu seinem graphischen Werk zählen Bilderzyklen, zu denen er meist selbst Texte verfaßte. Er bearbeitete auf diese Weise biblische, historische und phantastische Themen, illustrierte aber auch Werke von Edgar Allan Poe und Lewis Caroll. 40 Titelblätter der Wiener Kinderzeitschrift „Der Regenbogen" (1926) stammen von ihm. Für den Sonettenband In Gottes Krieg (1921), in dem B. seine Kriegserlebnisse verarbeitete, wurde ihm 1923 der Bauernfeld-Preis zuerkannt. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 112. - U. B., 1894-1956, Dichter und Maler. Hrsg. Universitätsbibliothek Hagen. Hagen 1990. - Chaim Frank/Georg Wacha: B„ U. In: AKL, Bd. 11, 1995, S. 167-168. - Bernhardt Blumenthal: U. B. In: Modern Austrian Literature 29.1 (1996) S. 53-65. Bischof, Werner, schweizer. Photograph, * 24.6.1916 Zürich, t 16.5.1954 Peru. B. war 1936 einer der ersten Absolventen der Fachklasse für Photographie von Hans Finsler an der Zürcher Kunstgewerbeschule. In den folgenden Jahren betrieb er Werbeund Kunstphotographie experimentellen und ästhetisierenden Stils. 1942 stellte er nach Reisen durch Europa eine Reportage über das Flüchtlingselend und die Zerstörungen des
Blacker Kriegs für die Zeitschrift „Du" zusammen. Die Dokumentation sozialer Probleme in Krisenherden bestimmte von da an sein Werk. Er unternahm weitere Reisen, arbeitete seit 1949 für die „Picture Post" und den „Observer" in Großbritannien und war 1952 Mitbegründer des Kollegiums der Schweizer Photographen. Starkes Echo fanden seine Bildberichte über die Hungersnot in Indien in der Zeitschrift „Life" (1951/52) und über Indochina (1952). Bei einer Reise im Auftrag der Photoagentur Magnum stürzte er 1954 in den peruanischen Anden ab. LITERATUR: Claude Cookman: W. B. Berlin 2001. B i s c h o f f , (Friedrich Christian) Ludwig, Musikpädagoge, Publizist, Musikschriftsteller, * 27.11.1794 Dessau, f 24.2.1867 Köln. B. war Sohn eines Cellisten, studierte in Berlin Philologie und arbeitete nach seiner Teilnahme an den Kriegen von 1813-15 als Lehrer in der Schweiz und in Berlin. 1823-49 war er Direktor des Gymnasiums in Wesel und beschäftigte sich mit Musiktheorie. 1849 siedelte er nach Köln über, gründete dort die „(Nieder-)Rheinische Musikzeitung" und schrieb für die „Kölnische Zeitung". Neben zahlreichen Musikkritiken verfaßte er Militärberichte sowie ein Opernlibretto. LITERATUR: Robert Lee Curtis: L. B. A mid-19th-century music critic. Köln 1979. - James Deaville: Β., L. In: MGG 2 P, Bd. 2, 1999, Sp. 1682-1685. - Robert Lee Curtis: B„ L. F. C. In: NGroveD, Bd. 3, 2 2001, S. 628. Bissegger, Walter, schweizer. Politiker, * 15.10.1853 Bernrain (Kt. Thurgau), f 30.4.1915 Zürich. Β., dessen Vater die Knabenerziehungsanstalt in Bernrain leitete, studierte seit 1872 in Basel Theologie, Germanistik und Geschichte, außerdem Philosophie in Leipzig. 1877 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Während er 1878-83 an einer Basler Mittelschule unterrichtete, war er als Lokalkorrespondent für die „Neue Zürcher Zeitung" tätig, in deren Auslandsressort er 1883 als Redakteur wechselte. Nach dem Ausscheiden Gustav —> Vogts übernahm B. 1885 die Leitung des Blatts, die er trotz seines zunehmenden politischen Engagements bis 1915 behielt. 1892-1911 gehörte er dem Zürcher Großen Stadtrat an (1899 Präsident) und vertrat 1893-1915 die Freisinnigen im Kantonsrat (1903/04 Präsident). 1905-15 war B. Nationalrat und 1907-11 Präsident der schweizer. FDP. 1892-94 stand er dem Verein der Schweizer Presse vor. LITERATUR: Edmund Richner: W. B. Chefredaktor der Neuen Zürcher Zeitung von 1885 bis 1915. Zürich 1983. B i s t r a m , Ottilie von, Frauenrechtlerin, * 8.7.1859 Riga, t 19.7.1931 Bayreuth. B. studierte in der Schweiz Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Anatomie und Orthopädie. Seit 1885 war sie Referentin für Kunstgeschichte und Literatur an einigen Lyzeen. Sie unternahm Reisen in Europa und in die USA, wo sie sich mit frauenpolitischen Fragen beschäftigte. Weitere Studien- und Vortragsreisen führten sie nach Afrika, Großbritannien und Rußland. Später trat sie in Deutschland öffentlich für die Frauenbewegung ein. B. war Vorsitzende des Vereins „Frauenbildung-Frauenstudium" und Mitbegründerin des Karlsruher Mädchengymnasiums. Als Redakteurin der „Deutschen Warte" und Mitarbeiterin weiterer Zeitschriften engagierte sie sich auch publizistisch für die Frauenemanzipation. Sie verfaßte u. a. Ibsens Nora und die Emanzipation der Frau (1900). Bittner, Franz, österr. kath. Theologe, * 7.9.1867 Wien, t 14.1.1926 Wien. B. empfing 1891 die Priesterweihe und ging als Kooperator nach Guntersdorf. Nach einem Studium der Philosophie und Soziologie in Wien wurde er 1893 Redaktionssekretär
der „Reichspost" und Schriftführer des Vereins Christliche Presse. Seit 1895 wirkte er als Referent an der Einrichtung eines christl. Arbeiterprogramms mit und gehörte seit 1896 dem Vorstand der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei an. 1900-18 redigierte B. die „Freiheit" und die „Christlichsoziale Arbeiterzeitung". Er war Mitbegründer der Österreichischen Arbeiter-Kreditkasse. LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 88 f.
Bittorf, Wilhelm, Journalist, Dokumentarfilmer, * 1929 Hildburghausen, f 26.11.2002 Hamburg. Zum Automechaniker ausgebildet, flüchtete B. mit 19 Jahren in die Bundesrepublik und volontierte nach dem Abitur beim Wuppertaler „Generalanzeiger". Seit 1951 Mitarbeiter des „Spiegel", schrieb er bis Ende 1996 immer wieder Serien, Titelgeschichten und Essays. Für den Film Die Borussen kommen erhielt B., der zur „Stuttgarter Schule" der Dokumentarfilmer zählte, 1965 den Grimme-Preis. Für Die Habichte sind im Nest wurde er 1984 mit dem EgonErwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Blachstein, Peter, Journalist, Politiker, Diplomat, * 30.4.1911 Dresden, f 4.10.1977 Hamburg. B., Sohn eines Textilkaufmanns und einer Bibliothekarin, ließ sich zum Buchhändler ausbilden, besuchte in Dresden die TH und nahm 1929-33 Schauspiel- und Regieunterricht. Als Mitglied der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft, der SPD (seit 1929) und der SAPD (seit 1931) 1933 von der Gestapo verhaftet, war er bis 1934 im Konzentrationslager Hohenstein in Haft. 1935 floh er über Prag und Danzig nach Oslo, wo er u.a. mit Willy —>Brandt zusammenarbeitete. 1936 kämpfte B. in der Republikanischen Armee im Spanischen Bürgerkrieg, Schloß sich 1937 nach der Spaltung der SAPD dem „Neuen Weg" an, geriet 1938 in Gefangenschaft katalanischer Stalinisten und floh über Frankreich nach Norwegen, 1943 nach Schweden. Dort studierte B. Wirtschaftswissenschaften und Geschichte, war publizistisch, in Emigrantenhilfsorganisationen und nach Kriegsende für deutsche Kriegsopfer tätig. 1947 nach Deutschland zurückgekehrt, war B. Feuilletonredakteur des „Hamburger Echo", 1948-76 Mitglied des Landesvorstands der SPD Hamburg, 1949-68 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestags und 1968/69 Botschafter in Belgrad. 1955-68 gehörte er dem Verwaltungsrat des Norddeutschen Rundfunks an. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 67 f. - Willy Albrecht: Jeanette Wolff, Jakob Altmaier, P. B. Die drei jüdischen Abgeordneten des Bundestags bis zum Beginn der sechziger Jahre. In: Menora 6 (1995) S. 267-299. Wieder abgedruckt in: Julius H. Schoeps (Hrsg.): Leben im Land der Täter. Juden im Nachkriegsdeutschland (1945-1952). Berlin 2001, S. 236-253. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 71. B l a c k e r , Carola, geb. Bader, Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin, * 8.4.1842 Karlsruhe, t 15.4.1902 Freiburg / Breisgau. B. übersiedelte 1867 nach ihrer Heirat mit dem englischen Großkaufmann Louis Blacker nach London, wo sich ihr Haus zu einer Anlaufstelle für dort weilende deutsche Gelehrte entwickelte. Nach dem Tod ihres Mannes (1885) zunächst abwechselnd in Deutschland und Großbritannien ansässig, ließ sie sich schließlich in Freiburg nieder. Ermutigt von einem Freund, dem Münchner Ästhetiker Moritz Carriere, veröffentlichte B. in der „Deutschen RomanZeitung" (1891-93) Aphorismen und Skizzen und 1895 das Buch Innenschau und Ausblick. In zahlreichen Beiträgen für Zeitschriften trat B. für die Emanzipation der Frauen ein und propagierte die Werke englischer Schriftsteller. Dabei befaßte sie sich vor allem mit William Shakespeare, wies nach, daß dessen Jugendeindrücke in Stratfort upon Avon
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Blättner mehrfach Eingang in sein Werk gefunden hatten und kritisierte an August Wilhelm —» Schlegel, in seiner Übersetzung aus mangelnder Naturkenntnis einige Passagen falsch wiedergegeben zu haben. Blättner, Fritz, Erziehungswissenschaftler, * 7.7.1891 Pirmasens, t 25.11.1981 Münster. Nach dem Studium in München und Freiburg/Breisgau war B. zunächst als Studienrat in Bayern tätig. 1931 ging er als wissenschaftlicher Assistent an die Univ. Hamburg, wurde 1936 mit der Arbeit Die Methoden der Jugendführung durch Unterricht (31966) promoviert, habilitierte sich dort 1937 und erhielt eine Dozentur für Pädagogik und Philosophie. Daneben war B. 1835-37 Chefredakteur der Zeitschrift „Die Erziehung" und seit 1941 Dozent am Berufspädagogischen Institut Hamburg. 1945 von der Univ. Hamburg zum a. o. Prof. der Pädagogik und Psychologie berufen, wechselte B. 1946 an die Univ. Kiel, wurde dort 1948 o. Prof. und wurde 1959 emeritiert. B.s wissenschaftliche Publikationen betreffen vor allem Jugendführung, Gymnasialpädagogik, Erwachsenen- und Berufsbildung (u. a. Die Geschichte der Pädagogik, 1951, "1980). LITERATUR: Jürgen Henningsen: Bibliographie F. B. Heidelberg 1961. - Joachim Münch: Berufsbildung und Berufsbildungsreform in der Bundesrepublik Deutschland. Bielefeld 1971. - Edgar Weiss: Unbehagen und Affinität, schließlich Anpassung. F. B., die geisteswissenschaftliche Pädagogik und der Nationalsozialismus. Kiel 1991. Blaich, Hans Erich, Pseud. Dr. Owlglass, Schriftsteller, Lungenarzt, * 19.1.1873 Leutkirch/Allgäu, f 29.10.1945 Fürstenfeldbruck (Bayern). B. studierte seit 1890 in Tübingen, München und Heidelberg Medizin und Philosophie und wurde 1906 promoviert (Das Wasser bei Galen). Von 1898 an war er in Görbersdorf, Heidelberg, Davos und Stuttgart als Lungenfacharzt tätig. Schon seit der Gründung des „Simplicissimus" (1896) dessen Mitarbeiter, war er 1912-24 und 1933-35 dessen Redakteur, nachdem er 1909 endgültig nach München übersiedelt war. Daneben veröffentlichte er humorvoll-besinnliche Gedichte und Erzählungen wie Lichter und Gelichter (1931) und übersetzte Werke von Francois Rabelais, Charles De Coster und Aristophanes ins Deutsche. WEITERE WERKE: Und ewig rollt das Rad der Zeit. Gesammelte Gedichte. München 1948. - Ausgewählte Werke des „Simplicissimus"-Dichters. Hrsg. v. Volker Hoffmann. Kirchheim/Teck 1981. Blaimhofer, Maximilian, Schriftsteller, Komponist, * 15.3.1759 München, t n.e. Der Sohn eines Münchner Torzöllners besuchte das kurfürstliche Schulhaus und widmete sich dann der Literatur und der Musik. 1784 verließ B. München, war in Mannheim, Düsseldorf und Wien tatig und übersiedelte schließlich nach St. Petersburg. Dort schrieb und komponierte er für das Deutsche Theater. Zu seinen Theaterstücken gehören das Schauspiel Die Schweden in Baiern (1784) und das Singspiel Der Luftschiffer, oder der Strafplanet der Erde (1787). B. komponierte u. a. ein Te Deum auf den Geburtstag Napoleons sowie eine Grande Sonate pour le Clavin avec V. oblige (1790) und übersetzte französische und deutsche Theaterstücke ins Russische. B.s Gedichte und Aufsätze erschienen in verschiedenen Sammelbänden und Periodika wie dem „Münchner Intelligenzblatt". Blanckmeister, Franz, evang. Theologe, Schriftsteller, * 4.2.1858 Plauen/Vogtland, f 5.5.1936 Dresden. Nach dem Theologiestudium und einer einjährigen Lehrtätigkeit an einer Dresdener Schule trat B. 1881 in Schönberg bei Brambach/Vogtland seine erste Pfarrstelle an. 1884 ging er als Archidiakon nach Schneeberg, 1889 als Pastor an das
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Stadtkrankenhaus in Dresden. Von 1897 bis zu seiner Pensionierung (1928) wirkte er als Pastor an der Trinitatiskirche in Dresden. Bekannt wurde B. durch seine Tätigkeit für den Gustav-Adolf-Verein und als Herausgeber der Zeitschriften „Sächsischer Gustav-Adolf-Bote" (seit 1890) und „Das Pfarrhaus" (seit 1891). In zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigte er sich mit der Geschichte Sachsens (Sächsische Kirchengeschichte, 1899) sowie mit den Biographien sächsischer Herrscher und Theologen. B. verfaßte auch eine Geschichte seiner Familie und gab eigene Erinnerungen heraus, zuletzt Im Pfarrhausfrieden. Amtserinnerungen (1935). WEITERE WERKE: Die Lutherbibel, das Kleinod der deutschen evangelischen Christenheit. Barmen [1884], - Ewige Wahrheit. Hausunterricht im Christentum. Dresden 1919. Goethe und die Kirche seiner Zeit. Dresden 1923. - Das evangelische Dresden. Ein kirchlicher Führer durch Sachsens Hauptstadt. Dresden 1926. LITERATUR: Friedrich W. Bautz: B„ F. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 610. Blanz, Josef, Lithograph, Xylograph, * 18.8.1816 Fischen/Allgäu, t 28.2.1881 München. Nur mit der Unterstützung Dritter konnte B., ein Allgäuer Hirte und Sohn armer Eltern, 1831 die Polytechnische Schule in München beziehen. An der Kunstakademie bildete ihn Josef Schlotthauer im Steinzeichnen und -drucken vor allem nach Werken von Julius Schnorr von Carolsfeld und Heinrich von Hess aus und sorgte für B.s materielle Existenz. Bei Kaspar —»Braun, in dessen Xylographischer Anstalt B. bis an sein Lebensende wirkte, lernte B. das Holzschneiden. Nach Vorbildern der Nazarener schuf B. die Illustrationen zu einer Prachtausgabe des Nibelungenlieds (1840) und die Holzschnitte für eine Bilderbibel aus dem Cotta-Verlag. In einem eigenen Moritz von Schwind-Album erschienen 1880 die zahlreichen Xylographien nach Bildern dieses Malers, die B. für die „Fliegenden Blätter" und den „Münchener Bilderbogen" angefertigt hatte. LITERATUR: Ludwig Tavernier: B., J. In: Α KL, Bd. 11,1995, S. 430. Blaschnik, Arthur, Maler, * 8.12.1823 Strehlen (Schlesien), t 10.10.1918 Berlin. Nach dem 1844 an der Wiener Akademie begonnenen und 1844-49 in München fortgesetzten Studium der Malerei spezialisierte sich B. auf die Darstellung deutscher Waldlandschaften. 1852 reiste B. über Südtirol, Venedig und Florenz nach Rom, wo er 1853 eintraf und, später Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlervereins, bis 1880 blieb. 1857/58 schuf er für die russische Kaiserin Alexandra ein Reisealbum mit italienischen Ansichten. Von einem Aufenthalt in Capri und Neapel (1858) sandte B. Zeichnungen an die „Leipziger Illustrierte", für die er, wie später auch für „Die Gartenlaube" und „Über Land und Meer" zusammen mit seiner Frau Fanny —» Blaschnik-Arndt tätig blieb. 1859 gehörte er zu den Leitern der zu Ehren König Friedrich Wilhelms IV. veranstalteten deutschen Ausstellung in Rom. Unter B.s römischen Veduten ist eine Ansicht des Forums (1865) zu nennen. 1880 kehrte B. nach Schlesien zurück und ließ sich später in Berlin nieder. LITERATUR: Gerhard Wiedmann: B., A. In: AKL, Bd. 11, 1995, S. 437. Blaschnik-Arndt, Fanny, geb. Arndt, Schriftstellerin, Historikerin, * 16.12.1827 Berlin, t I II. 1906 Berlin. Erst nach dem Tod ihrer Mutter, die alle schriftstellerischen Versuche ihrer Tochter unterband, konnte die schon über dreißigjährige B.-A. ihre literarische Laufbahn beginnen. Sie spezialisierte sich auf historische Studien und schrieb u. a. Hardenbergs Leben und Wirken als Staatsmann (1864) sowie Der Frauen Anteil an der modernen Weltgeschichte (1877).
Blei 1872, nach dem Tod des Vaters, übersiedelte sie nach Italien, lebte in Florenz und R o m , w o ihr f ü r ihre Biographien bedeutender M ä n n e r und Frauen der italienischen Einigungsbewegung eine Auszeichnung des römischen Magistrats zuteil wurde. 1874 heiratete sie den Landschaftsmaler Arthur —>Blaschnik, mit dem sie 1880 nach Deutschland zurückkehrte und sich später in Berlin niederließ. B.-A. war langjährige Mitarbeiterin u. a. der „Vossischen Z e i t u n g " und der „Gartenlaube". B l a s s , Ernst, Schriftsteller, * 1 7 . 1 0 . 1 8 9 0 Berlin, t 2 3 . 1 . 1 9 3 9 Berlin. B., Sohn eines wohlhabenden jüdischen K a u f m a n n s und promovierter Jurist, arbeitete im Brotberuf als Archivar und Theater- und Filmkritiker. Schon f r ü h verkehrte er im Kreise der Boheme, gehörte der ersten expressionistischen Autorenvereinigung „Neuer C l u b " an, las seine Lyrik- und Prosatexte u. a. im Kabarett „ G n u " und veröffentlichte seit 1910 in avantgardistischen Zeitschriften wie dem „Sturm". B.s erster Gedichtband Die Straßen komme ich entlang geweht (1912) gilt als einer der bedeutendsten des Expressionismus und stellt die erste Schilderung des modernen Großstadtlebens und der Isolation des einzelnen in „fortgeschrittener Lyrik" dar. Seit 1914 gab B., später Mitglied der „Gruppe 25", die exklusive literarisch-philosophische Zeitschrift „Die Argonauten" heraus. Mit seinen späteren, an —»Goethe, Hölderlin und —> George geschulten, Stimmungen verarbeitenden Werken wie den Gedichten von Sommer und Tod (1918) wandte sich B. einem neuklassizistischen Ästhetizismus zu. LITERATUR: Angela Reinthal: „Wo H i m m e l und Kurfürstend a m m sich berühren". Studien und Quellen zu Ε. B. Oldenburg 2000. B l a t z h e i m , Hans Herbert, Gastronom, * 2 1 . 1 1 . 1 9 0 5 Köln, t 1 . 5 . 1 9 6 8 Lugano. B. war zunächst in einer größeren Privatbank beschäftigt, wandte sich aber 1927, als er mit seinem Vater L u d w i g B. die in West- und Süddeutschland angesiedelten BlatzheimBetriebe gründete, der Gastronomie zu. Nach der Zerstörung seiner Betriebe im Zweiten Weltkrieg baute B. sie nach neuen, bei wiederholten Aufenthalten in Paris gewonnenen Erkenntnissen wieder auf und gelangte im Vergnügungs- und Gaststättengewerbe zu europäischem Ruf. B. gab die Zeitschriften „Papagei" und „ G o u r m e t " heraus. B l a u k o p f , Kurt, Pseud. Hans E. Wind, Musiksoziologe, * 1 5 . 2 . 1 9 1 4 Czernowitz, t 1 4 . 6 . 1 9 9 9 Wien. B., Sohn eines Rechtsanwalts und einer Pianistin, studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, dann Komposition bei Walter Bricht und Stefan Wölpe sowie Dirigieren bei Hermann Scherchen. 1 9 3 7 / 3 8 war er Sekretär von Paul —> Stefan, dem Herausgeber der Musikzeitschrift „Anbruch", bis er 1938 nach Paris flüchtete. 1939 war er in Meslay-duMaine interniert. 1940 emigrierte B. nach Palästina und studierte bei Josef Tal (Tonsatz) und Edith Gerson-Kiwi (Musikgeschichte) am Konservatorium in Jerusalem. 1940-42 arbeitete er dort als Bibliothekar, war im Department for Public Works tätig und arbeitete bei Radio Jerusalem mit. 1942-46 war er Musikkritiker der „Middle East Times", 1 9 4 6 / 4 7 Kulturkorrespondent der Wiener Tageszeitung „Die Presse". 1947 kehrte B. nach Österreich zurück, war 1954-65 Herausgeber der Zeitschrift „ P h o n o " und übernahm 1965 die Wiener Redaktion der Zeitschrift „HiFi Stereophonie". 1962 führte er das Fach Musiksoziologie an der Wiener Musikakademie (später Musikhochschule) ein, an der er 1968 a. o. und 1972 o. Prof. wurde. Seit 1965 war B. Direktor des Instituts f ü r musikpädagogische Forschung (später Institut f ü r M u siksoziologie) in Wien und 1969-87 des UNESCO-Instituts Mediacult in Wien. 1972 vertrat er Österreich im Exekutivrat
der U N E S C O und war 1973-89 Vizepräsident der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft. B. veröffentlichte Musiksoziologie. Eine Einfuhrung in die Grundbegriffe (1950), Gustav Mahler oder Der Zeitgenosse der Zukunft (1969, Neudr. 1988), Musik im Wandel der Gesellschaft (1982), Pioniere empiristischer Musikforschung (1995), Die Ästhetik Bernard Bolzanos (1996) und Unterwegs zur Musiksoziologie (1998). WEITERE WERKE: Die Endkrise der bürgerlichen Musik und die Rolle Arnold Schönbergs. Wien 1935. - Mahler. Sein Leben, sein Werk und seine Welt in zeitgenössischen Bildern und Texten. Wien 1969. - B e e t h o v e n s E r b e n in der Mediamorphose. Kultur- und Medienpolitik für die elektronische Ära. Heiden 1989. - Hrsg.: Philosophie, Literatur und Musik im Orchester der Wissenschaften. Wien 1996. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 115. - Michael H u ber: Fast eine Biographie. Κ. B. in seinen Schriften. Straßhof 1999. - Irmgard Bontinck: Β., K. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2000, Sp. 65-67. - Martin Seiler: Kunst, Kunsttheorie und Kunstforschung im wissenschaftlichen Diskurs. In m e m o r i a m K. B. Wien 2000. - Rudolf Klein: Β., K. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 693. B l e c h e r , Friedrich, evang. Theologe, * 7 . 4 . 1 8 6 6 Rüthen bei Warstein (Westfalen), t 1 1 . 1 1 . 1 9 3 6 Berlin. N a c h dem Studium der Theologie in Marburg, Leipzig und Berlin diente B. zunächst als Vikar a m Rettungshaus in Schildesche bei Bielefeld. 1894 w a r b er mit seinem in der „Deutschen Evangelischen K i r c h e n z e i t u n g " erschienenen Aufsatz Etwas, was auch in Deutschland nötig ist für die G r ü n d u n g eines deutschen J u g e n d b u n d s f ü r Entschiedenes Christentum (EC) nach einem von Francis E. Clark in den U S A ins Leben gerufenen Vorbild. A m 7 . 1 0 . 1 8 9 4 w u r d e in Bad Salzuflen der J u g e n d b u n d f ü r E C gegründet, dessen weiteren A u f b a u B. seit 1895 von seinem Bielefelder J u g e n d b u n d b ü r o aus betrieb. Später war B. als Jugendbundsekretär in P o m m e r n , Posen und Schlesien tätig, seit 1901 unterstützt von seiner Frau. 1913 w u r d e B. in Posen ordiniert, erhielt eine Pfarrstelle in Kirchdorf bei Schneidemühl, 1914 eine in Friedrichshagen. D a n e b e n blieb B. bis 1925 Generalsekretär des J u g e n d b u n d s für EC. WEITERE WERKE: Eine Antwort auf die E i n w ä n d e gegen das Gelübde. Bielefeld 1890. - Bilder aus d e m Jugendbund in aller Welt. Friedrichshagen 1905. - Der J u g e n d b u n d für E C in Europa nach Berichten der National verbände. Berlin 1924. LITERATUR: Alfred Roth: F. B., ein Freund der Jugend. Woltersdorf 1937. - A r n o Pagel: Sie legten einen guten Grund. Leben und Werk der EC-Pioniere Francis E. Clark und F. B. Kassel 1956. - Friedrich W . Bautz: B „ F. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 620-621. B l e c h n e r , Heinrich, Pseud. Intimus, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 5 . 1 2 . 1 8 4 5 Wien, t 9 . 1 2 . 1901 Wien. Zunächst Fabrikant, begann B. 1876 seine L a u f b a h n als Journalist und Schriftsteller. Er war als R e d a k t e u r bei der „Wiener Sonn- und Montagszeitung" tätig, gab die „Wiener Rev u e " heraus und schrieb Beiträge f ü r die Berliner Zeitschrift „ G e g e n w a r t " und den „Pester Lloyd". D a n e b e n verfaßte B. Novellen, historische R o m a n e und den liberalen Tendenzroman Der Sohn des Staatskanzlers (1878). U n t e r dem Pseudo n y m „Intimus" beschrieb B. in Schmul Leeb Kohn (1892) auch jüdisches Leben. Nach d e m E n d e seiner publizistischen Karriere betätigte sich B. als B a u u n t e r n e h m e r . B l e i , Franz, Pseud. Medardus, Dr. Peregrinus Steinhövel, österr. Schriftsteller, * 1 8 . 1 . 1 8 7 1 Wien, t 1 0 . 7 . 1 9 4 2 W e s t b u r y / L o n g Island (USA). Nach dem Studium der Nationalökonomie, Geschichte und Literaturgeschichte in Genf und Zürich (1890-94) lebte B.
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Blencke als Literat in der Münchner und Berliner Boheme, seit 1931 auch auf Mallorca. 1936-41 floh er, K o m m u n i s t und Katholik, vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten über Wien und Frankreich in die U S A . Mitbegründer der „Gesellschaft der M ü n c h n e r Bibliophilen", Mitarbeiter u. a. des Insel-Verlags und Gründer bibliophiler Kunstzeitschriften ( u . a . „Der Amethyst", Wien 1906), veröffentlichte B. seine Texte seit 1911 u . a . in der expressionistischen Zeitschrift „Die Aktion". Als Lektor verschiedener Verlage gab B. die Werke des fast vergessenen Jakob Michael Reinhold Lenz, Bücher noch unbekannter Autoren wie Franz K a f k a sowie französische und englische Literatur heraus. B. selber schrieb historische Porträts, die Satire Bestiarium literaricum (1920), Erotisches wie die Lehrbücher der Liebe (4 Bde., 1923) und die autobiographischen Bilder eines Lebens (1930). WEITERE WERKE: Das Lesebuch der Marquise. Ein Rokokobuch. Berlin 1908. - Die Puderquaste. Ein D a m e n Brevier. Berlin 1908. - Vermischte Schriften. 6 Bde., M ü n c h e n 1 9 1 1 / 1 2 . - Menschliche Betrachtungen zur Politik. M ü n c h e n 1916. - Die Sitten des Rokoko. M ü n c h e n 1921. - Glanz und Elend berühmter Frauen. Berlin 1927. U n g e w ö h n l i c h e Menschen und Schicksale. Berlin 1929. Zeitgenössische Bildnisse. Amsterdam 1940. LITERATUR: Karl H. Salzmann: B „ F. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 297. - Detlev Steffen: B. (1871-1942) als Literat und Kritiker der Zeit. Diss. Göttingen 1966 (mit Werkverzeichnis).
B l e n c k e , Erna, Pädagogin, Politikerin, * 2 5 . 7 . 1 8 9 6 Magdeburg, t 2 1 . 6 . 1 9 9 1 Bad S o d e n / T a u n u s . N a c h dem Studium der Mathematik, Physik, Philosophie und Pädagogik in Göttingen unterrichtete B., eine Anhängerin Leonard Nelsons und Mitglied des Internationalen Sozialistischen K a m p f b u n d e s (ISK), als Studienrätin in F r a n k f u r t / Main. 1933 von den Nationalsozialisten entlassen, wechselte sie an eine Versuchsschule in Hannover, w u r d e mit Berufsverbot belegt und gründete zur Tarnung ihrer illegalen Arbeit f ü r den ISK einen Brotgroßhandel. Seit 1937 Leiterin des ISK, floh sie 1938 vor der drohenden Verhaftung nach Paris, w u r d e Mitarbeiterin der „Sozialistischen Warte" und arbeitete in Emigrantenhilfsorganisationen. Bei Kriegsausbruch 1939 interniert, gelangte B. 1940 nach Martinique, 1941 in die U S A , w o sie sich u. a. in der amerikanischen Arbeiterbew e g u n g engagierte. 1951 nach Deutschland zurückgekehrt, war B. in Niedersachsen und Hessen in der Erwachsenenbildung tätig und gehörte dem Frankfurter SPD-Vorstand an. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 69. B l e n k , Gustav, österr. Bibliothekar, * 2 7 . 1 . 1 8 9 2 Wien, t 2 6 . 1 . 1 9 7 7 Wien. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Schloß B. das Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Germanistik 1919 mit der Promotion an der Univ. Wien ab. 1 9 2 0 / 2 1 zunächst Sekretär bei den Christlichen Gewerkschaften, trat er 1921 als Bibliothekar in den Staatsdienst. Nacheinander war er an der Nationalbibliothek, der Bibliothek der Hochschule für Bodenkultur (1928-32), der Tierärztlichen Hochschule (1933) und an der Universitätsbibliothek tätig; seit 1934 leitete er die Bibliothek der Hochschule für Welthandel. 1938 von den Nationalsozialisten außer Dienst gestellt, übernahm er 1945 erneut die Leitung der Bibliothek der Hochschule f ü r Welthandel und w u r d e 1946 Direktor der Bibliothek des Nationalrats. B. veröffentlichte zahlreiche sozialpolitische, volkswirtschaftliche und historische Aufsätze in Zeitungen und Zeitschriften, vor allem in der Gewerkschaftspresse (u. a. „Der öffentliche Angestellte"). WERKE: Leopold Kunschak und seine Zeit. Porträt eines christlichen Arbeiterführers. Wien u. a. 1966.
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B l e n n e r h a s s e t t , Charlotte Julia Lady, geb. Gräfin Leyden, Schriftstellerin, Historikerin, * 1 9 . 2 . 1 8 4 3 München, t 1 1 . 2 . 1 9 1 7 München. B „ die seit ihrer Heirat (1870) mit d e m irischen Adligen Sir Rowland Β. in Irland und in M ü n c h e n lebte, machte sich einen N a m e n als Verfasserin von Essays und Biographien (u. a. Marie Antoinette, Maria Stuart, Charles Maurice de Talleyrand und Gabriele D ' A n n u n z i o ) . Ihr umfangreichstes Werk, Frau von Stael, ihre Freunde und ihre Bedeutung in Poliik und Literatur (3 Bde., 1887-89), erschien auch in englischer und französischer Übersetzung. B., seit 1881 Mitarbeiterin der „Deutschen Rundschau", veröffentlichte 1914 ihre Erinnerungen aus dem viktorianischen England. Für ihre historischen Untersuchungen wurde sie 1898 als erste Frau zum Ehrendoktor der Univ. München und zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt. WEITERE WERKE: Die Jungfrau von Orleans. Bielefeld/ Leipzig 1906. - Streiflichter. Berlin 1911. LITERATUR: Elisabeth Heimpel: B., C. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 299. - Eva Chrambach: Johanna von Orleans, Marie A n toinette, M a r i a Stuart: Große Frauen der Geschichte waren Lady B.s T h e m a . In: Literatur in Bayern 6 7 (2002) S. 6-11. B l e u l e r ( - H a u s h e e r ) , Salomon, schweizer. Politiker, Journalist, * 7 . 1 . 1 8 2 9 Zürich, f 1 2 . 2 . 1 8 8 6 Winterthur. B., 1853-59 reformierter Pfarrer in Glattfelden (Kt. Zürich), war 1858 an der Gründung der radikalen schweizer. Männerhelvetia beteiligt und arbeitete als Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung". In Winterthur erwarb er 1860 den „Landb o t e n " und verband ihn mit d e m „Tagblatt". B. betätigte sich sozialpolitisch und gründete 1865 in Töss bei Winterthur einen Arbeiterverein. 1865-79 war er Kantonalrat, 1868 Mitglied des Zürcher Verfassungsrats, 1869-84 des Nationalrats; als einer der Führer der demokratischen Bewegung im Kt. Zürich hatte er 1868 / 6 9 Anteil a m Sieg der direkten D e m o kratie in der Schweiz. 1871 wurde B. Präsident des Kantonalrats, 1875 Stadtpräsident vom Winterthur (bis 1877). LITERATUR: Hans Rutishauser: Liberalismus und Sozialpolitik in der Schweiz. Lachen 1935. - Peter Gilg: Die Entstehung der demokratischen B e w e g u n g und die soziale Frage. Die Ideen und Postulate der deutschschweizerischen D e m o kraten in den frühen 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Affoltern 1951. - Peter Gilg: B„ S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 301.
B l e y , Fritz, Schriftsteller, Journalist, * 2 3 . 7 . 1 8 5 3 Quedlinburg, t 2 . 1 0 . 1 9 3 1 Berlin. B. w a r nach dem Studium in Leipzig als Redakteur der „Thorner Zeitung" und der „Westfälischen Zeitung" tätig, unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa, Nord- und Südamerika und ging danach als Redaktur zur „Kölnischen Zeitung". 1885 wurde er Generalsekretär der Gesellschaft für Kolonisation und Chefredakteur der „Kolonialpolitischen Korrespondenz". Z u s a m m e n mit Carl Peters reiste B. 1887 nach Ostafrika, w o er die Station Usungala gründete, die er bis zu seiner Rückkehr 1889 leitete. 1897 wurde er Chefredakteur der „Ostpreußischen Zeitung", 1905 Herausgeber der „Zeitfragen" in Berlin. B. schrieb Jagdgeschichten, Monographien über jagdbares Wild (u.a. Der Edelhirsch, 1909) und zahlreiche Beiträge zur Kolonialgeschichte (u. a. Die Buren im Dienste der Menschheit, 1900). WEITERE WERKE: Deutsche Pionierarbeit in Ostafrika. Berlin 1891. Nachdr. Ann Arbor, Michigan 1980. - A m Grabe des deutschen Volkes. Zur Vorgeschichte der Revolution. Berlin 1919. - Wild, Welt - und Du. Die schönsten Jagdund Tiergeschichten aus dem Lebenswerk von F. B. Berlin 1935. B i b e r a c h / R i ß 3 1949.
Block B l i c k e n s d ö r f e r , Hans, Journalist, Schriftsteller, * 2 1 . 2 . 1 9 2 3 Pforzheim, f 2 7 . 1 2 . 1 9 9 7 Plochingen. Nach der Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft wurde B. 1948 Volontär bei der Zeitschrift „Sportwelt" in Stuttgart und war seit 1950 Redaktionsmitglied des „Sportberichts". 1967-82 Chefreporter der „Stuttgarter Zeitung", arbeitete er u. a. auch f ü r ,JLe F i g a r o " und „1.'Equipe" sowie f ü r Radio L u x e m b u r g und war seit 1982 als freier Schriftsteller tätig. Neben zahlreichen Sachbüchern und R o m a nen aus der Welt des Sports, insbesondere des Rad- u n d Fußballsports, veröffentlichte er heitere Familienromane sowie u . a . Bonjour Madame (1974, 2 1983) und Söhne des Krieges (1978). D e r R o m a n Die Baskenmütze (1973), mit dem B. der literarische Durchbruch gelang, basiert auf eigenen Erlebnissen. WEITERE WERKE: Alles Wegen meiner Mutter. R o m a n . München 1981. - Weht der Wind von Westen. R o m a n . München 1984. - Rund sind Ball und Baskenmütze. Erinnerungen. Stuttgart 1997. B l i n d , Karl, Politiker, Schriftsteller, * 4 . 9 . 1 8 2 6 Mannheim, f 31.5. 1907 Hampstead bei London. B. studierte 1844-47 in Heidelberg Rechtswissenschaften, wurde wegen seiner offen geäußerten demokratischen Überzeugung zweimal der Univ. verwiesen und 1847 erstmals verhaftet. Als einer der Führer der republikanischen Linken in der badischen Revolution von 1848 floh B. nach Straßburg, machte von der Schweiz aus den Einfall der Revolutionäre nach B a d e n mit, w u r d e gefangengenommen und in Rastatt zu fünf Jahren Einzel- und Kerkerhaft verurteilt. Nach der Mairevolution 1849 befreit, trat er als Herausgeber der „Karlsruher Z e i t u n g " in den Dienst des Landesausschusses, wurde Gesandter der badischen Revolutionsregierung in Paris; nach Belgien ausgewiesen, ging er ins Exil nach London. Dort veröffentlichte B. neben politischen, historischen, germanistischen und literaturgeschichtlichen Studien die Bekenntnisse eines Achtundvierzigers (in: Die Gegenwart, 1882). WEITERE WERKE: Ueber Staat und Nationalität. Leipzig 1859. - Grammatik der englischen Sprache mit ÜbungsBeispielen für Realschulen und höhere Lehranstalten. Köln 1872. LITERATUR: Friedrich Lautenschlager: Β., K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 3 0 4 f. - Engelbert Stobel: Κ. B „ Publizist und Revolutionär. In: Badische Heimat - Mein Heimatland 4 9 (1969) 2, S. 142-144. - Mathias Reimann: Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Κ. B. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden. Sigmaringen 1985. B l o c h , Joseph, Publizist, * 1 4 . 9 . 1 8 7 1 Vilkiviali (Litauen), t 1 4 . 1 2 . 1 9 3 6 Prag. B. absolvierte das Studium der Mathematik in Königsberg und Berlin und begann seine publizistische Tätigkeit als Herausgeber der Zeitschrift „Der sozialistische A k a d e m i k e r " (1895-97). 1897 w u r d e er Redakteur der „Sozialistischen Monatshefte", d e m neben der „Neuen Zeit" wichtigsten Publikationsorgan der deutschen Sozialdemokratie. Außer zahlreichen Aufsätzen in den genannten Zeitschriften veröffentlichte B. 1899 das Werk Die anarchistischen Lehren. Zeitweise gehörte er d e m Vorstand der Freien Volksbühne Berlin an. Nach der Einstellung der „Sozialistischen M o n a t s h e f t e " im Februar 1933 emigrierte er nach Prag. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 70. B l o c h , Joseph Samuel, Publizist, österr. Politiker, * 2 0 . 1 1 . 1 8 5 0 Dukla, t 1 . 1 0 . 1 9 2 3 Wien. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1875 war B. Prediger und Rabbiner in verschiedenen Städten Österreichs und der Schweiz, bis er sich 1883 in Wien niederließ. In Vorträgen bei Arbeitervereinen, als Mitglied des Reichsrats (1883-85,
1891-95) und mittels der von ihm gegründeten Zeitschrift „Österreichische Wochenschrift" (1884-1921) versuchte B „ d e m Antisemitismus durch A u f k l ä r u n g d e r Öffentlichkeit über die jüdische Kultur entgegenzuwirken. 1885 gründete er die Österreichisch-Israelitische Union u n d veröffentlichte 1922 Israel und die Völker. Viel beachtet w u r d e seine Auseinandersetzung mit dem Prager Prof. A u g u s t Rohling, dem „Theoretiker des Antisemitismus", den er der Fälschung von Zitaten überführte und damit zwang, seine Professur niederzulegen. B. setzte sich für ein eigenständiges J u d e n t u m ein, wandte sich aber gegen den politischen Z i o n i s m u s Herzischer Prägung. Er verfaßte u. a. Erinnerungen aus meinem Leben (3 Bde., 1922-33). WEITERE WERKE: Gegen die Antisemiten. Eine Streitschrift. Wien 1882. - Der nationale Zwist und die Juden in Österreich. Wien 1886. LITERATUR: Erich Angermann: B., J. S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 306 f. B l o c h , Kurt, Nationalökonom, * 1 8 . 1 1 . 1 9 0 0 Berlin, t 1 8 . 1 . 1 9 7 6 N e w York. D e r aus einer Arztfamilie s t a m m e n d e B. studierte 1919-22 in Berlin und F r a n k f u r t / M a i n Geschichte und Nationalökon o m i e und w u r d e 1925 mit der Arbeit Geschichte der Commission du Luxembourg. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Februarrevolution z u m Dr. phil. promoviert. 1923-33 arbeitete er als Assistent bei der D e u t s c h e n Länderbank A G in Berlin, war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik sowie Referent bei der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse in Berlin. D a n e b e n betätigte er sich als Wirtschaftsjournalist und war 1925-31 ständiger Mitarbeiter und Mitherausgeber des Wochenblatts „Magazin der Wirtschaft". 1932 erschien sein Buch Über den Standort der Sozialpolitik. 1933 emigrierte B. über Großbritannien nach Shanghai, war als Wirtschaftsberater der chinesischen Regierung tätig und ging 1937 nach N e w York, w o er sich a m Institute of Pacific Relations mit den wirtschaftspolitischen A u s w i r k u n g e n des chinesischjapanischen Krieges beschäftigte, ein T h e m a das er auch in seiner Studie German Interests and Policies in the Far East (1940, 2 1978) weiter verfolgte. B. war Mitherausgeber verschiedener amerikanischer Zeitschriften, darunter „Far Eastern Survey", „Fortune", „ B a r r o n ' s National Business and Financial Weekly". LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 1 2 0 f . B l o c h , Rosa, geb. Bollag, schweizer. Politikerin, * 3 0 . 6 . 1 8 8 0 Zürich, t 1 3 . 7 . 1 9 2 2 Zürich. B., Sohn eines Getreidehändlers, trat 1912 der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz bei. 1915 beteiligte sie sich an der Organisation der internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Bern. Seit 1917 war sie Mitglied der Geschäftsleitung der Partei und von 1918 an des Oltener Aktionskomitees. 1918 ü b e r n a h m sie die Präsidentschaft des Zentralen Frauenagitationskomitees und w u r d e Redakteurin der „Vorkämpferin" (bis 1920). 1921 war B. Mitbegründerin der Kommunistischen Partei der Schweiz. B l o c k , Paul, Journalist, Schriftsteller, * 3 0 . 5 . 1 8 6 2 M e m e l , f 1 5 . 8 . 1 9 3 4 Bad Harzburg. B. war zunächst Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften in Leipzig und arbeitete 1885-95 als Dramaturg am Residenztheater in Berlin. Seit 1899 Redakteur des „Berliner Tageblatts", ging er 1906 als Korrespondent nach Paris. 1911 ü b e r n a h m er die Leitung des Feuilletons dieser Zeitung, kehrte aber 1920 wieder an seine frühere Stelle in Paris zurück. Er unternahm zahlreiche Reisen, u . a . als Kriegskorrespondent 1912 auf den Balkan. B., der Ehrenmitglied des Bundes der Auslandsdeutschen war, konnte als Jude
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Blome seine journalistische Tätigkeit nach der nationalsozialistischen Machtergreifung nicht m e h r ausüben. Als Schriftsteller verfaßte er Romane, Erzählungen, D r a m e n (Gift, 1890) sowie Übersetzungen. WEITERE WERKE: Für Jedermann. Novellen. Leipzig 1888. - Unsere lieben Feinde. Pariser Bilder und Geschichten. Berlin 1911. - Der verwandelte Bürger. Berlin vom Kriegsausbruch bis zur Revolution. Zürich 1919. LITERATUR: Frank Brady: T h e publisher. P. Β., a life of friendship, power and politics. Lanham, Maryland u. a. 2001. B l o m e , (Otto Paul Julius) Gustav Graf von, österr. Diplomat, Politiker, * 1 8 . 5 . 1 8 2 9 Hannover, t 2 4 . 8 . 1 9 0 6 Kissingen. Β. besuchte die Ritterakademie in Lüneburg, studierte in Bonn Rechtswissenschaften und trat nach seiner Teilnahme am dänischen Krieg 1 8 4 8 / 4 9 in den österr. diplomatischen Dienst, der ihn nach St. Petersburg, Paris, ins Wiener Außenministerium und als Gesandter nach H a m b u r g und München führte. 1865 war er an den Vorbereitungen des Gasteiner Vertrags über die Elbherzogtümer beteiligt. B. engagierte sich f ü r sozialpolitische R e f o r m e n , trat f ü r die berufsständische Organisation der Wirtschaft, f ü r eine Arbeiterunfallversicherung, f ü r Sonntagsruhe und Verbot der Nachtarbeit für Frauen ein und publizierte in der Tageszeitung „Vaterland". LITERATUR: Gertrude Härtel: Graf G. B. Ein Bild seines Lebens. Diss. Wien 1952. - Nikolaus von Preradowich: B „ O. P. J. G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 315. B i o s , Wilhelm, auch A. Titus, Hans Flux, Politiker, Schriftsteller, * 5 . 1 0 . 1 8 4 9 W e r t h e i m / M a i n , f 6 . 7 . 1 9 2 7 Stuttgart. N a c h einem abgebrochenen philologischen Studium in Freib u r g / B r e i s g a u wurde B., Sohn eines Arztes, Mitarbeiter liberal-bürgerlicher Blätter, trat 1872 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei und wurde Redakteur des „Volksstaat" in Leipzig. 1878-1918 gehörte er dem Reichstag an. Als Herausgeber satirischer Zeitschriften w u r d e er wegen Pressevergehen mehrfach zu Haftstrafen verurteilt. Infolge d e r Sozialistengesetze 1880 aus H a m b u r g ausgewiesen, ließ er sich in Stuttgart nieder. E r veröffentlichte historische Darstellungen (Die französische Revolution, 1888; Die deutsche Revolution. Geschichte der deutschen Bewegung von 1848 und 1849, 1892; Der Untergang des Frankfurter Parlaments, 1924), Theaterstücke, R o m a n e ( u . a . Das Ende vom Lied, 1892) und eine Autobiographie (Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten, 1914). 1 9 1 8 / 1 9 w a r B. Vorsitzender der Provisorischen Regierung f ü r Württemberg und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, 1 9 1 9 / 2 0 Staatspräsident des freien Völksstaats Württemberg, Staatsminister der Auswärtigen Angelegenheiten und zugleich ordentliches Mitglied des Reichsrats. 1920-24 gehörte er dem Württembergischen Landtag und d e m Württembergischen Staatsgerichsthof an. WEITERE WERKE: Von der Monarchie z u m Volksstaat. Zur Geschichte der Revolution in Deutschland, insbesondere in Württemberg. 2 Bde., Stuttgart 1 9 2 2 / 2 3 . - Florian Geyer. Lebens- und Charakterbild aus d e m großen Bauernkrieg. Berlin 1924. LITERATUR: Alfred Milatz: B „ W . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 316. - Horst Krause: W. B. Zwischen M a r x i s m u s und demokratischem Sozialismus in Geschichtsschreibung und Politik. H u s u m 1980. B l ü t h g e n , Clara, geb. Kilburger, Pseud. C. EysellKilburger, Schriftstellerin, * 2 5 . 5 . 1 8 5 6 Halberstadt, t 2 4 . 1 . 1 9 3 4 Berlin. B. studierte seit 1879 Porträtmalerei und Bildhauerei an der Kunstschule in Berlin und arbeitete dann im Atelier ihres Lehrers Eduard Biermann. Später eröffnete sie ein eigenes
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Atelier in Düsseldorf. Neben der Malerei rückte ihre journalistische und schriftstellerische Tätigkeit zunehmend in den Vordergrund. B., die seit 1898 mit Viktor —»B. verheiratet war, arbeitete an verschiedenen Frauenzeitschriften sowie dem „Berliner Tageblatt" mit. Sie verfaßte erfolgreiche Rom a n e und Novellen. Auf weniger Wohlwollen bei der zeitgenössischen Kritik stießen ihre unkonventionellen Gedichte Klänge aus dem Jenseits (1902). B l ü t h g e n , Viktor (August Eduard), Schriftsteller, * 4 . 1 . 1 8 4 4 Zörbig bei Halle, t 2 . 4 . 1 9 2 0 Berlin. Nach dem Theologiestudium in Halle sowie einer mehrjährigen Tätigkeit als Hauslehrer (seit 1865) und Schulvorsteher bei Merseburg besuchte B. das Predigerseminar in Wittenberg. 1871 zog er nach Elberfeld und übernahm die Redaktion eines theologischen Lexikons. Mit wissenschaftlichen Ambitionen ging er nach Marburg, wurde aber 1 8 7 6 / 7 7 Redakteur der „Krefelder Z e i t u n g " und 1 8 7 8 / 7 9 der „Gartenlaube" in Leipzig. Seit seiner Heirat mit Clara —»B. 1898 lebte er als freier Schriftsteller in F r e i e n w a l d e / O d e r . Zu seinen Werken gehören R o m a n e (Die Spiritisten, 1902), Jugendbücher, Märchen, Gedichte und Opernlibretti. WEITERE WERKE: Der Froschmäusekrieg. Ein HeldenGedicht. F r a n k f u r t / M a i n 1878. Neuausg. München 1994. Ein Friedensstörer. Erzählung. Berlin 1883. Neuausg. Lübeck 1919. - Die Nachtwächter von Rinteln. Eine absonderlich schnurrige Geschichte. Rinteln 1930, 4 1989. LITERATUR: Hans Joachim Nauschütz: V. B. (1844-1920) und Freienwalde. Mit Seitenblicken auf weitere Lebensstationen. F r a n k f u r t / O d e r 1999. B l u m , Hans, Jurist, Schriftsteller, * 8 . 6 . 1 8 4 1 Leipzig, t 3 1 . 1 . 1 9 1 0 Rheinfelden (Schweiz). Der älteste Sohn und Biograph Robert —»B.s Schloß sein juristisches und politisches Studium 1865 in Leipzig mit der Promotion ab und ließ sich als Rechtsanwalt nieder. Der A n h ä n g e r der Bismarckschen Politik war 1867-70 als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei Mitglied des Norddeutschen Reichstags und des Zollparlaments. Während des Deutsch-Französischen Kriegs war B. Kriegsberichterstatter und ü b e r n a h m 1871 die Schriftleitung der „Grenzboten". 1878 mußte er infolge eines presserechtlichen Verfahrens zurücktreten, blieb aber journalistisch und schriftstellerisch tätig. Er verfaßte u. a. den historischen R o m a n Die Äbtissin von Säckingen (1887). Seit 1898 lebte er in Rheinfelden in der Schweiz. B l u m , Robert, Politiker, Publizist, Schriftsteller, * 1 0 . 1 1 . 1 8 0 7 Köln, t 9 . 1 1 . 1 8 4 8 Wien. B.s Jugend in einer bitter a r m e n Familie war von Hunger und Entbehrung, von Kinderarbeit und nur sporadischem Unterricht gezeichnet. Auf eine zersplitterte Lehrzeit seit 1821 folgte 1827 eine Tätigkeit in der Laternenfabrik von Johann Wilhelm Schmitz. Während zweier Aufenthalte in M ü n c h e n und Berlin, danach wieder in Köln betrieb B. in der Freizeit intensive autodidaktische Studien, vor allem durch vehemente Lektüre. 1831 wurde er Faktotum und Adlatus des Kölner Theaterdirektors Friedrich Sebald Ringelhardt, mit d e m er 1832 nach Leipzig an das Stadttheater übersiedelte, w o er als Sekretär und Archivar fungierte und daneben, zusammen mit Karl —»Herloßsohn und Hermann —>Marggraff, seine umfangreichste Publikation herausgab, das Allgemeine Theaterlexikon (7 Bde., 1839-42). Vorher und nachher veröffentlichte B., animiert von der Revolution 1830, literarische Arbeiten im Sinne eines dezidierten Liberalismus, ein Schauspiel sowie viele politisierende Gedichte, Prosastücke und Feuilletons, die in sächsischen Zeitschriften („Zeitung f ü r die elegante Welt", deren ständiger Mitarbeiter er seit 1835 war, „Abend-Zeitung", „Unser Planet", „Die Wartburg") und auch in anderen Vormärz-Blättern
Blumenberg („Der Freischütz", „Der Bürger-Freund", ,.Mainzer Unterhaltungsblätter", „Telegraph für Deutschland") erschienen. 1838 ging er eine kurze Ehe mit Adelheide May, 1840 die zweite mit Eugenie Günther (vier Kinder) ein. Spätestens seit 1837 war B. politisch aktiv; er wirkte im geheimen Hallgarten-Kreis und in verdeckt oppositionellen Leipziger Vereinigungen mit (Komitee für das Gutenbergfest, 1840; Schiller-Verein, 1840; Literaten-Verein, 1842; Kegelgesellschaft, Redeübungsverein, 1845; Deutscher Vaterlandsverein, 1848). So wurde er bald ein Protagonist der liberalen, später linksliberalen Bewegung in Sachsen, ein effizienter Organisator und ein erfolgreicher Redner. Seine eigenen journalistischen Podien waren die demokratisch engagierten „Sächsischen Vaterlands-Blätter" (1840-45, verboten) und „Vorwärts", ein „Volkstaschenbuch" (1843-47), dessen Bände auch unter Tarntiteln erschienen („Elektrische Funken", .freigelassene Gefangene", „Amnestierte der Zeit"). Längere Zeit beschäftigte sich B., angeregt von Johannes -> Ronge, mit den religiösen und politischen Ideen der „Deutschkatholiken", für die er ein Gebet- und Gesangbuch zusammenstellte, deren Versammlungen er mitbestimmte und protokollierte. Nach einer Gefängnishaft begann 1845 mit einer Rede anläßlich einer Demonstration gegen Prinz Johann von Sachsen B.s politische Karriere. 1846 wurde er unbesoldeter Stadtverordneter von Leipzig, 1847 kündigte er seine Theaterstellung, gründete die Verlagsbuchhandlung Blum & Co. (einziger Titel: Vollständiges Handbuch der Staatswissenschaften und Politik, ein Staatslexikon für das Volk, 1847-51) und übernahm anonym die „Constitutionelle Staatsbürger-Zeitung". In dieser Zeit war er, ohne seine Zustimmung, als Mitglied eines liberalen sächsischen Ministeriums im Gespräch. 1848 wurde B. als Delegierter Zwickaus Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, wo man ihn zu einem der Vizepräsidenten und in den Fünfzigerausschuß wählte. Am ersten Demokratenkongreß, Frankfurt Juni 1848, nahm er nicht teil. In der Nationalversammlung selbst vertrat er Leipzig als Abgeordneter, kam rasch zur Position des Sprechers der demokratischen Linken. In der Paulskirche beeindruckte er durch außerordentliche Reden (Über die deutschen Grundrechte, Über die Zentralgewalt); seine beste publizistische Leistung war die „Deutsche Reichstags-Zeitung" (Frankfurt 1848/49). Er war nun überaus populär, oft auf Karikaturen abgebildet: Hoffnungsträger und „VerTäter", Adressat von Morddrohbriefen und mehrfacher Ehrenbürger. Im Oktober 1848 reiste B. nach Wien, um den Revolutionären eine Solidaritätsbotschaft der Frankfurter Parlaments-Linken zu übermitteln. Nach großen Auftritten im Gemeinderat, beim Reichstagsausschuß und vor der Studentenschaft Schloß er sich dem Elitekorps der Aufständischen an und kämpfte aktiv gegen die kaiserlichen Truppen unter dem Fürsten Windisch-Grätz. Dessen Sieg hatte B.s Verhaftung zur Folge. Am 8. November wurde er standrechtlich zum Tod verurteilt, einen Tag später in der Brigittenau bei Wien durch Erschießen hingerichtet - ein Ereignis, das ihn zur zeitgenössischen Demokratie-Symbolfigur erhob, das sofort ikonisiert wurde (Abschiedsworte und letzter Wille in Golddruck), das stürmische Proteste und noch lange danach viele Gedenkgedichte hervorrief. WEITERE WERKE: Vierzehn Briefe von R. B. an Johannes Ronge. 1842-1848. Frankfurt/Main 1866. - Ausgewählte Reden und Schriften. Hrsg. v. Hermann Nebel. 10 Hefte. Leipzig 1879-81. - Politische Schriften. Hrsg. v. Sander L. Gilman. 6 Bde., Nendeln 1979. - Briefe und Dokumente. Hrsg. v. Siegfried Schmidt. Leipzig 1981. LITERATUR: Selbstbiographie von R. B. und dessen Ermordung in Wien am 9. November 1848. Hrsg. von einem seiner Freunde. Leipzig, Meißen [1849], - Eduard Sparfeld: Das Buch von R. B. Ein Denkmal seines Lebens und Wirkens.
Leipzig 1849. - B. Hain: R. B. In: Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 26/1848 [1850]. - Hans Blum: R. B. Ein Charakterbild für das deutsche Volk. Leipzig 1878. - Wilhelm Liebknecht: R. B. und seine Zeit. Nürnberg '1896. - R. B. In: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 6 1913. - Erich Angermann: R. B. In: NDB, Bd. 2, 1955. Alfred Estermann B l u m , Robert, österr. Schriftsteller, Journalist, * 17.4.1881 Wien, t 3.7.1952 Paris. Mit 18 Jahren arbeitete B. als Kritiker bei der „Wiener Theaterzeitung" und wurde später Direktor des Theaterkabaretts „Die Fledermaus" in Wien. Er schrieb Theaterkritiken für verschiedene Tageszeitungen und gründete 1924 das „Moderne Theater". B. war Theaterdirektor und Spielleiter in Berlin, München, Dresden, Straßburg und Zürich und ging 1933 nach Paris. Dort war er als Kritiker sowie als Regisseur am Theatre du Chatelet tätig. B. schrieb zahlreiche Komödien, zum Teil mit musikalischen Einlagen (u.a. Ich betrüg' dich nur aus Liebe, 1929). B l u m a u e r , Alois, Pseud. Auer, auch Aloys Obermayer, österr. Buchhändler, Schriftsteller, * 21. / 2 2 . 1 2 . 1 7 5 5 Steyr, t 16.3.1798 Wien. B., Sohn eines Eisenhändlers, trat 1772 in den Jesuitenorden ein, begann aber nach dessen Auflösung 1773 ein Studium an der Philosophischen Fakultät in Wien; dort lernte er u. a. Joseph von —> Sonnenfels kennen. B., der seit 1780 in der Hofbibliothek tätig war, gab 1781-94 zusammen mit Joseph Franz —» Ratschky den „Wiener Musenalmanach" heraus und redigierte 1782-84 die aufklärerische „Realzeitung". 1782 erhielt er eine Stelle als k. k. Bücherzensor und übernahm 1786 die Buchhandlung Rudolph Gräffers. Der in der folgenden Zeit vor allem als Lyriker tätige B. wurde 1787 auf Reisen nach Weimar und Berlin u. a. von Christoph Martin —> Wieland und Friedrich Justin —> Bertuch empfangen. Seit 1791 arbeitete er als Antiquar und gab regelmäßig Bücherverzeichnisse heraus. Sein Hauptwerk Virgils Aeneis travestiert (3 Bde., 1784-88) enthält eine Apologie der josephinischen Kirchenreformen. LITERATUR: Gustav Gugitz: Β., A. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 326 f. - Nikolaus Britz: Α. B. und Wien. Wien 1968. Edith Rosenstrauch-Königsberg: Freimaurerei im Josephinischen Wien. A. B.s Weg vom Jesuiten zum Jakobiner. Wien 1975. B l u m e n b e r g , Werner, Publizist, Politiker, * 21.12.1900 Hülsede (Niedersachsen), t 1.8.1965 Amsterdam. Nach dem Studium der Theologie und Orientalistik in Marburg und Göttingen arbeitete B. als Bergmann sowie als Mitarbeiter der Zeitschrift „Hannoverscher Volkswille". 1920 trat er in die SPD ein und übernahm 1926 die Redaktion des „Göttinger Volksblatts", 1927-33 die des „Hannoverschen Völkswillens". 1932 gründete er die antifaschistische Widerstandsgruppe „Sozialistische Front" und gab seit 1934 die illegale Zeitschrift „Sozialistische Blätter" heraus. Nach der Zerschlagung der Gruppe durch die Gestapo 1936 flüchtete B. in die Niederlande. 1936 verfaßte er Erfahrungen in der illegalen Arbeit und arbeitete an den „DeutschlandBerichten" mit. 1940-45 lebte der in Abwesenheit zum Tod verurteilte B. in Amsterdam im Untergrund. Von 1945 bis zu seinem Lebensende war er Leiter der Deutschlandabteilung des Internationaal Instituut voor Soziale Geschiedenis in Amsterdam. LITERATUR: Ruth Schwake: W. B. Sozialist, Antifaschist, Widerstandskämpfer, Emigrant. Eine biographische Dokumentation. Hannover 1991.
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Blumenfeld Blumenfeld, Erwin, Pseud. Jan Bloomfield, Photograph, * 26.1.1897 Berlin, t 4.7.1969 Rom. Der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammende B. war 1914-16 Lehrling in einem Berliner Konfektionshaus. Als Photograph war er Autodidakt. 1915 kam er in Kontakt mit der Dada-Szene und lernte u. a. George —» Grosz kennen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg emigrierte er 1918 in die Niederlande und gründete mit Paul Citroen die Dada-Zentrale Amsterdam, schrieb, malte und photographierte für den Berliner Dada-Almanach. 1923-35 führte er eine Lederwarenhandlung in Amsterdam, intensivierte seine photographische Tätigkeit, ging 1936 nach Paris und arbeitete als Berufsphotograph, u.a. für „Verve", „Photo" und „Vogue". 1940/41 in französischen Lagern interniert, gelang ihm 1941 die Flucht nach New York. 1943 wurde B. Art Director bei den Cond6 Nast Publications, hatte 1943-65 ein eigenes Studio und war u. a. für „Vogue", „Harper's Bazaar", „Life" und „Cosmopolitan" tätig. Seine Lebenserinnerungen, an denen er seit etwa 1955 arbeitete, erschienen postum 1975 unter dem Titel Jadis et Daguerre (dt. Durch tausendjährige Zeit, 1976). Von der Mitte der dreißiger bis in fünfziger Jahre war B. einer der innovativsten Photographen der französischen und amerikanischen Modepresse. Themen seiner Photographie sind Frauen, Sexualität, Tod, Architektur und Skultptur. LITERATUR: Thilo Koenig: Β., E. In: AKL, Bd. 11, 1995, S. 639 f. - Ε. B. Hrsg. v. Michel Metayer. London u. a. 2004. Blumenfeld, Kurt, * 29.5.1884 Marggrabowa (Ostpreußen), t 21.5.1963 Jerusalem. Der Jurastudent wurde 1904 Mitglied der zionistischen Studentenbewegung. Er war seit 1909 Sekretär, 1911-14 Generalsekretär der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. 1913/14 gab er die Zeitung „Die Welt" heraus. Zur Zeit der Weimarer Republik war er führendes Mitglied der World Zionist Organisation, 1924 Mitbegründer und bis 1933 Direktionsmitglied des Keren Hajessod (Grundfonds) in Deutschland. 1933 wanderte B. nach Palästina aus, arbeitete dort in der Universitätsverwaltung von Jerusalem und wurde 1936 hauptamtliches Mitglied der Weltzentrale der Keren Hajessod. Während des Zweiten Weltkrieges betrieb er zionistische Politik in den USA, bis er 1945 nach Jerusalem zurückkehrte. Von B.s Schriften erschien 1962 Erlebte Judenfrage. Ein Vierteljahrhundert deutscher Zionismus (hrsg. von H. Tramer). WEITERE WERKE: Zionistische Betrachtungen. 5 Aufsätze. Berlin 1916. - Im Kampf um den Zionismus. Briefe aus fünf Jahrzehnten. Hrsg. von Miriam Sambursky. Stuttgart 1976. „... in keinem Besitz verwurzelt". Die Korrespondenz. Hrsg. v. Ingeborg Nordmann und Iris Pilling. Hamburg 1995. LITERATUR: Jörg Hackeschmidt: Von Κ. B. zu Norbert Elias. Die Erfindung einer jüdischen Nation. Hamburg 1997. Blumenreich, Paul, Pseud. Hellmuth Wille, Jörg Ohlsen, George Berwick, Journalist, Schriftsteller, * 17.11.1849 Berlin, t 3.8.1907 Berlin. B. studierte zwei Jahre an den Universitäten Leipzig, Halle und Jena, wandte sich dann aber als Schauspieler der Bühne und seit 1870 dem Journalismus zu. Er wurde Redakteur verschiedener Zeitungen und verfaßte zahlreiche Volksstücke (u.a. Die Kompagniemutter, 1878). Nach seiner Heirat mit der Schriftstellerin Franziska B. konzentrierte er sich auf erzählende Genres. 1889 rief er das „Berliner Feuilleton" ins Leben und gründete zusammen mit Bernhard Sehring das Theater des Westens in Berlin. Mit diesem Projekt sowie als Geschäftsführer des Theaters Alt-Berlin geriet er in Schwierigkeiten und wurde wegen Veruntreuung gerichtlich verurteilt. Vor der Urteilsvollstreckung floh er 1898 in die USA, von wo er 1900 wieder nach Berlin zurückkehrte und erneut als Redakteur tätig wurde.
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WEITERE WERKE: Unter Palmen! Lustspiel in 3 Aufzügen. Berlin 1891. - Vorbestraft. Eine Kriminalgeschichte. Berlin 1897. Neuausg. Neurode 1903. - Prinzess Mabel. Roman. Berlin 1905. Blumenthal, Oskar, Journalist, Schriftsteller, * 13.3.1852 Berlin, t 24.4.1917 Berlin. B. studierte 1869-72 Germanistik in Berlin und Leipzig. Dort gründete er 1873 die Zeitschrift „Deutsche Dichterhalle", gab 1874 in Dresden die „Neuen Monatshefte für Dichtkunst und Kritik" und den Nachlaß Christian Dietrich Grabbes heraus. Seit 1875 war er Chefredakteur beim Feuilleton des „Berliner Tageblatts" und schrieb vor allem Theaterkritiken. 1887 gab B. seine journalistische Tätigkeit auf, gründete das Lessing-Theater in Berlin und leitete es bis 1897; seit 1898 widmete er sich ganz der Schriftstellerei. Er schrieb zahlreiche Lustspiele, meist zusammen mit Gustav Kadelburg. Besonders der Reiseschwank Im weißen Rößl (1898) war ein Publikumserfolg. WEITERE WERKE: Allerhand Ungezogenheiten. Leipzig 1875, 51877. Neuausg. 1898. - Für alle Wagen- und Menschen-Classen. Plaudereien von Station zu Station. Classe 1-3. 3 Bde., Leipzig 1875. - Theatralische Eindrücke. Berlin 1885. LITERATUR: Karl Richter: B„ O. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 333. Blumer, Johann Jakob, schweizer. Jurist, Historiker, * 29.8.1819 Glarus, t 12.11.1875 Lausanne. B., Sohn eines Kaufmanns und Gemeindepräsidenten, studierte 1836-40 die Rechte in Lausanne, Zürich, Bonn und Berlin. Er war zunächst am Glarner Zivilgericht, 1848-74 am kantonalen Appellationsgericht und 1848-75 am Bundesgericht tätig; 1874 wurde er erster Präsident des ständigen Bundesgerichts. Daneben arbeitete er als Landesarchivar (1840-65) und Redakteur der „Glarner Zeitung" (1851-54) und Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung". 1842 wurde er Landrat; 1864-70 war er Ratsherr und 1860-74 Gemeinderat von Glarus (1866-74 Präsident). Von B. stammt u.a. der Entwurf zum kantonalen Fabrikgesetz 1864, dem Strafgesetzbuch 1867 und dem Zivilgesetzbuch (1869-74). 1847 war er Tagsatzungsgesandter. 1848-72 und 1873/74 vertrat B. Glarus im Ständerat; 1853 wurde er erster Glarner im Präsidialamt. Er veröffentlichte u. a. eine Staats- und Rechtsgeschichte der schweizerischen Demokratien oder der Kantone Uri, Schwayz, Unterwaiden, Glarus, Zug und Appenzell (3 Bde., 1850-59) und eine Urkundensammlung zur Geschichte des Landes Glarus (2 Bde., 1865-80). Mit seinem Handbuch des schweizerischen Bundesstaatsrechts (2 Bde., 1863-65; 3 Bde., 1877-87) gilt B. als eigentlicher Begründer der schweizer. Bundesstaatstheorie. LITERATUR: Hans Fritzsche: B„ J. J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 334. - Hans Laupper: B., J. J. In: HLS, Bd. 2, 2003, S. 507. Bobrik, Hermann, Geograph, * 21.2.1814 Königsberg, t 18.5.1845 Königsberg. B. studierte seit 1833 Geographie, Statistik und Geschichte an der Univ. Königsberg (Dr. phil. 1836, De palatinatu quem Hermannus I. Landgravius Thuringiae principatui suo adiunxit), war 1836-38 Hauslehrer, habilitierte sich 1839 (De Sicyoniae topographia. Addita est tabula geographica) und hielt danach Vorlesungen über physische Geographie sowie über die Geographie Palästinas und Nordamerikas. Seit 1841 Mitglied der Deutschen Gesellschaft in Königsberg, wurde er 1843 Redaktionsgehilfe bei der neugegründeten „Königsberger Allgemeinen Zeitung" und gab u. a. Griechenland in altgeographischer Beziehung (1842) heraus. WEITERE WERKE: Geographie des Herodot. Königsberg 1838. - Atlas zur Geographie des Herodot. Königsberg 1838. - De Sicyoniae topographia. Königsberg 1839.
Bode B o c k , Friedrich Samuel, evang. Theologe, Publizist, * 2 0 . 5 . 1 7 1 6 Königsberg, t 3 0 . 9 . 1 7 8 6 Königsberg. B. studierte in Königsberg und Halle, w o er 1743 Magister der Philosophie wurde. 1748-53 war er Feldprediger bei einem Dragonerregiment. Seit 1753 Konsistorialrat, wurde er im folgenden Jahr zum Dr. theol. promoviert und o . P r o f . der Theologie und der griechischen Sprache an der Univ. Königsberg. Daneben betreute B. bis zu seiner Entlassung 1778 als Oberbibliothekar die Kgl. Bibliothek. E r gab einige der ersten moralischen Wochenschriften Ostpreußens heraus (u. a. „Der Einsiedler", 1 7 4 0 / 4 1 ; „Deutscher Äsop", 1 7 4 2 / 4 3 ) und veröffentlichte pädagogische, theologische und historische Schriften (u.a. Versuch einer wirtschaftlichen Naturgeschichte von Ost- und Westpreußen, 5 Bde., 1782-85). WEITERE WERKE: Grundriß von dem merkwürdigen Leben Herrn Albrecht d. Ä. in Preußen. Königsberg 1 7 4 5 , 2 1 7 5 0 . Preußische Kirchenregistratur. Hrsg. v. M . Wilhelm Heinrich Beckhers. Königsberg 1769. - Lehrbuch für die neueste Polemik. H a l l e / S a a l e 1782. LITERATUR: Fritz Gause: B., F. S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 342. - U d o Krolzik: B „ F. S. In: R G G 4 , Bd. 1, 1998, Sp. 1657 f. B o c k , Johann Christian, Schriftsteller, * u m 1750 Dresden, t 1785 Dresden. B. war 1772-78 Theaterdichter und Dramaturg bei der Ackermannschen Gesellschaft unter der Leitung Friedrich Ludwig Schröders. Anschließend k a m er an das Hoftheater Dresden, w o er für Pasquale Bondini tätig war. 1 7 7 4 / 7 5 gab er in Hamburg das „Theatralische Wochenblatt" heraus. B. veröffentlichte Übersetzungen und Bearbeitungen aus dem Französischen und Englischen (Vermischtes Theater der Ausländer, 4 Bde., 1778-81) und schrieb Gedichte, Erzählungen und Dramen, u. a. das patriotische Lustspiel Die Deutschen (1773). B o c k , Karl Ernst, Anatom, * 2 1 . 2 . 1 8 0 9 Leipzig, t 1 9 . 2 . 1 8 7 4 Wiesbaden. Der Sohn des Mediziners A u g u s t Karl B. studierte 1827-30 in Leipzig und war 1831 vorübergehend als Arzt in Warschau tätig (Promotion 1835, De arterium ligatura). B., der sich in Leipzig habilitierte, setzte sein Studium vor allem der Pathologischen Anatomie und der Physikalischen Diagnostik in Prag und Wien fort. 1839 wurde er in Leipzig a . o . , 1845 o. Prof. beider Fachgebiete; seit 1850 lehrte er ausschließlich Pathologische Anatomie. In z u n e h m e n d e m M a ß e widmete B. sich der populärmedizinischen Publizistik: er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in der „Gartenlaube" und populäre Gesundheitsbücher (u. a. Das Buch vom gesunden und kranken Menschen, 1855, n 1 8 8 4 ) . Er gab einen Handatlas der Anatomie des Menschen (1840, 7 1887) heraus. WEITERE WERKE: Die Homöopathie, ein G e w e b e von Täuschungen, Unwissenheiten und Unwahrheiten. Leipzig 1855. - Bau, Leben und Pflege des menschlichen Körpers in Wort und Bild. Leipzig 1858, 1 5 1884. LITERATUR: Wilhelm Katner: B „ C. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 343 f. - Otto Bessinger: C. Ε. B. als Mitarbeiter der „Gartenlaube". Med. Diss. F r a n k f u r t / M a i n 1956. B o c k , Werner, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, * 1 4 . 1 0 . 1 8 9 3 Gießen, t 3 . 2 . 1 9 6 2 Zürich. Der Sohn des Schriftstellers Alfred B. studierte Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten M ü n c h e n und Gießen (Promotion 1919); er war dann als freier Schriftsteller und Mitarbeiter von Zeitungen und Zeitschriften tätig. Seit 1934 mit Publikationsverbot belegt, emigrierte er 1939 über Frankreich nach Argentinien, w o er u. a. die „Deutschen Blätter" redigierte. Nach d e m E n d e des Zweiten Weltkriegs siedelte er nach Uruguay über, war 1946-49 Prof. der deutschen Literatur und Philosophie an der Univ. Montevideo
und seit 1949 Präsident der argentinisch-uruguayischen Landesgruppe der Goethe-Gesellschaft. 1958 ließ sich B., der Mitglied mehrerer A k a d e m i e n war, in der Schweiz nieder. Als Lyriker, Erzähler und Essayist schrieb er in deutscher und spanischer Sprache ( u . a . Tröstung, 1951). LITERATUR: L e n z im Herbst. Festschrift für W. B. zu seinem 60. Geburtstag. Hrsg. A c a d e m i a Goetheana. B u e n o s Aires 1954. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 126. B o c k w i t z , H a n s (Heinrich), Bibliothekar, Buchwissenschaftler, * 4 . 9 . 1 8 8 4 Waldheim (Sachsen), f 2 . 1 2 . 1 9 5 4 Leipzig. B. studierte Philosophie, Romanistik und Pädagogik in Berlin, Grenoble und Erlangen (Promotion 1910). Seit 1915 volontierte er im Leipziger Buch- und Schriftmuseum, w u r d e 1919 Direktionsassistent und Bibliothekar, 1929 schließlich Direktor des M u s e u m s , das er nach der Zerstörung und Auslagerung im Zweiten Weltkrieg als Abteilung der Deutschen Bücherei wieder aufbaute. 1946 erfolgte seine Ernennung z u m Bibliotheksrat, 1949 z u m Abteilungsdirektor der Deutschen Bücherei in Leipzig. B. unterrichtete an der Leipziger Bibliothekarsschule Buch- und Schriftkunde, hielt später Vorlesungen an d e r Univ. Leipzig für A n w ä r t e r des höheren Dienstes an wissenschaftlichen Bibliotheken und wurde 1954 Prof. der Buchwissenschaft. Er war seit 1924 Herausgeber der „Zeitungswissenschaftlichen Mitteilungen" und des „Archivs für B u c h g e w e r b e " , von 1927 an der Zeitschrift „Buch und Schrift". B. schrieb u . a . Zur Kulturgeschichte des Papiers (1935). WEITERES WERK: Beiträge zur Kulturgeschichte des Buches. A u s g e w ä h l t e Aufsätze. Hrsg. v. Martha D e b e s und Fritz Funke. Leipzig 1956. LITERATUR: Horst K u n z e : Η. Η. B. f . In: Papiergeschichte 5 (1955) 2, S. 17-21. - M a r t h a Debes: Professor Dr. Η . Η. B „ Direktor des Deutschen Buch- und S c h r i f t m u s e u m s der Deutschen Bücherei, Leipzig. Verzeichnis seiner Schriften. Leipzig 1960. B o d d e n , Ilona, Schriftstellerin, * 8 . 2 . 1 9 4 0 Hildesheim, t 17.4.1985 Hamburg. B. arbeitete im B u c h h a n d e l und studierte dann Germanistik und Psychologie. Seit E n d e der f ü n f z i g e r Jahre veröffentlichte sie Gedichte, Erzählungen und Essays in Zeitschriften und Zeitungen, f e r n e r Hörfunkbeiträge im R u n d f u n k der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz. Als selbständige Publikation erschienen ihre Gedichte erstmals 1960 unter dem Titel Pappeln, schwarze Federn aus Nacht. B. schrieb Kinderbücher und war f ü r den K i n d e r f u n k mehrerer deutscher Radiostationen tätig; sie veröffentlichte auch Übersetzungen aus d e m Italienischen, Englischen und Französischen. LITERATUR: Schattenzonen. Gedichte außerhalb der Zeit. St. Michael 1981. - D i e Halmenkutsche. Gedichte für Kinder. M ü n c h e n 1985. - Steinerne Gärten. Mit einem Vorwort von Ingeborg Drewitz. Karlsruhe 1987. B o d e , Johann (Joachim Christoph), eigentl. Johann Conrad Urban B., Übersetzer, Verleger, * 1 2 . 1 . 1 7 3 0 Braunschweig, f 1 3 . 1 2 . 1 7 9 3 Weimar. Aus einfachen Verhältnissen stammend, kam B. 1745 zu einem Musiker in die Lehre und war bis 1756 Oboist in den Regimentskapellen von Braunschweig und Celle. D u r c h Vermittlung Johann Christoph Stockhausens, bei dem er erste Kenntnisse der englischen Sprache erworben hatte, k a m B. 1757 nach H a m b u r g , hatte bald als Musik- und Sprachenlehrer ein gutes E i n k o m m e n und sicherte Stand und Vermögen durch bürgerliche Heiraten. 1 7 6 2 / 6 3 war er Redakteur des „ H a m b u r g i s c h e n u n p a r t e i i s c h e n Correspondenten". Seit 1766 Druckereibesitzer, später auch Verleger, publizierte er neben eigenen Übersetzungen u . a . —>Lessings
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Bodek-Ellgau Hamburgische Dramaturgie ( 1 7 6 8 / 6 9 ) . Β. gilt durch seine Übertragungen der Werke Laurence Sternes - besonders der Sentimental Journey (1768) - als einer der Initiatoren der deutschen „Empfindsamkeit". Seit 1761 Freimaurer, gehörte er später zu den wichtigsten Mitgliedern des Illuminatenordens in Norddeutschland. 1778 ging er als Geschäftsführer der Witwe des dänischen Ministers Johann Hartwig Ernst Bernstorff nach Weimar. B. komponierte Vokal- und Instrumentalmusik, leitete m e h r m a l s die Hamburger Winterkonzerte und übersetzte Opern- und Oratorientexte. B.s Offizin und sein Verlag brachten in den siebziger Jahren u . a . Klopstocks Oden (1771), dessen Deutsche Gelehrtenrepublik (1774), B.s Übersetzung von Laurence Sternes Tristram Shandy sowie die ersten Teile von Matthias —»Claudius' „Wandsbecker B o t h e n " heraus. LITERATUR: Josef Wihan: J. J. C. B. als Vermittler englischer Geisteswerke in Deutschland. Prag 1096. Nachdr. Hildesheim 1975. - Kurt Schreinert: B „ J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 348 f. - Eberhard Haufe: Ein Aufklärer in Weimar. Lessings Freund J. J. C. B. Ein biographischer Versuch: In: Wolfenbütteler Beiträge. Aus den Schätzen der Herzog-AugustBibliothek 9 (1994) S. 169-195. - H e r m a n n Schüttler: Freimaurerei in Weimar. Z u m 200. Todestag von J. J. C. B. In: Ders.: B. und die Freimaurerei in Weimar, D e r Festsaal im Weimarer Schloß, Johann Peter Eckermann. Drei Vorträge. Weimar 1995, S. 7-29. - (Bernd Baselt): B„ J. J. C. In: M G G 2 P , B d . 3, 2000, Sp. 184-186. - H o w a r d Serwer: B., J. J. C. In: N G r o v e D , Bd. 3, 2 2001, S. 770. B o d e k - E l l g a u , Marie Frfr. von, geb. von Hallberg zu Broich, Pseud. M. von Ellgau, Schriftstellerin, * 2 3 . 7 . 1 8 5 0 Köln, t 20. 8 . 1 9 1 0 Sigmaringen. Die Tochter eines Gutsbesitzers erhielt in Holland und F r a n k f u r t / M a i n ihre Erziehung; nach ihrer Heirat mit einem österr. Offizier lebte sie an wechselnden Orten in Österreich und Bayern, so bei Bregenz und bei Schweinfurt. B.E. beherrschte mehrere Sprachen, publizierte Prosa in kath. Zeitschriften und schrieb f ü r das Feuilleton des „Wiener Neuigkeits-Weltblatts". Ihre drei Romane, die sie zuerst in Zeitschriften veröffentlichte, erschienen auch in B u c h f o r m , darunter Leonie (1901). B o d e n h a u s e n , (Hans) Eberhard Frh. von, genannt Degener, Industrieller, Mäzen, * 1 2 . 6 . 1 8 6 8 Wiesbaden, t 6 . 5 . 1 9 1 8 M e i n e w e h (Sachsen). Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Leipzig und Berlin war B., Sohn eines Großgrundbesitzers, im höheren Verwaltungsdienst tätig, hielt sich dann zu kunsthistorischen Studien in Heidelberg auf und wurde schließlich Verkaufsleiter der neugegründeten Troponwerke. 1 8 9 4 / 9 5 zählte er zu den Gründern der Zeitschrift „Pan", später des Deutschen Künstlerbunds. B. trat 1906 in die Verwaltung der Firma K r u p p in Essen ein, gehörte seit 1910 d e m Direktorium an und war an der Bildung mehrerer industrieller Verbände beteiligt; 1918 wechselte er in den Aufsichtsrat des Konzerns über. B., der u. a. mit Harry Graf Kessler und H u g o von Hofmannsthal befreundet war, gilt als herausragender Förderer der deutschen Kulturbewegung u m die Jahrhundertwende; er unterstützte u. a. Rudolf Borchardt und Rudolf —» Pannwitz. Seine Briefe und Tagebücher wurden 1955 unter dem Titel Ein Leben für Kunst und Wirtschaft herausgegeben. LITERATUR: Karl H. Salzmann: Β., E. Frh. v. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 354. - U w e Keßler: Zur Geschichte des Managements bei Krupp. Stuttgart 1995 (= Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Beiheft 87). B o d e n m a n n , Marino, schweizer. Redakteur, Politiker, * 1 8 . 9 . 1 8 9 3 Fiesch, t 8 . 3 . 1 9 6 4 Ascona. Der Sohn eines Schuhmachers arbeitete zunächst auf dem Bauernhof seines Großvaters. Nach Gelegenheitstätigkeiten
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in Italien und im Jura Schloß sich B. während des Ersten Weltkriegs der Sozialistischen Jugend an; 1917 w u r d e er Vizepräsident der Sozialistischen Partei Grenchen. 1919 besuchte er den Gründungskongreß der Kommunistischen Jugendinternationale in Berlin. 1921 war er Gründungsmitglied der schweizer. Kommunistischen Partei (KP), 1921-30 und seit 1935 deren Parteisekretär. Seit 1923 gehörte B. d e m Zentralkomitee der K P an und führte 1926-29 die Basler Sektion der Partei. 1928 und 1935 n a h m er als Delegierter an den Komintern-Weltkongressen teil. 1928 wurde er Sekretär der Roten Gewerkschaftsopposition und 1932 Mitglied des KP-Politbüros. Seit 1935 war B. Redakteur des „ K ä m p f e r " und 1936-39 Chefredakteur der „Freiheit". 1944 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Partei der Arbeit. Er leitete seit 1947 die Kooperativdruckerei des „Vorwärts". B. gehörte 1922-32 dem Basler Großrat, 1934-39 und 1953-59 dem Nationalrat an. In Zürich war er 1934-37 Mitglied des Gemeinderats und 1935-37 des Kantonsrats. B. veröffentlichte u. a. Wer soll das bezahlen? (1937) und Kommunisten sind keine Verräter (1940). WEITERES WERK: Z u m 40. Jahrestag der G r ü n d u n g der Kommunistischen Partei der Schweiz. Zürich 1961. LITERATUR: Brigitte Studer: U n parti sous influence. L e Parti C o m m u n i s t e Suisse, une section du Komintern, 1931 ä 1939. Lausanne 1994. - Peter Huber: Stalins Schatten in die Schweiz. Schweizer K o m m u n i s t e n in Moskau, Verteidiger und G e f a n g e n e der Komintern. Zürich 2 1995. B o d e n s t e d t , Friedrich (Martin) von, Schriftsteller, Übersetzer, * 2 2 . 4 . 1 8 1 9 Peine, t 1 8 . 4 . 1 8 9 2 Wiesbaden. Zunächst Kaufmannslehrling, studierte B. kurze Zeit Sprachen und Geschichte an der Univ. Göttingen, ging 1840 als Erzieher nach Moskau und w u r d e 1843 Gymnasiallehrer in Tiflis und Schüler des Orientalisten Mirza Schaffy in Tiflis. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland 1846 war er Mitarbeiter verschiedener Zeitungen u . a . in München, Triest, Berlin, Bremen und Frankfurt. 1855 folgte B. einem Ruf als Honorarprofessor für slawische Philologie an die Univ. München; seit 1858 lehrte er dort ältere Anglistik. Als Hoftheaterintendant in Meiningen (1866-69) wurde er 1867 geadelt. B. lebte seit 1876 - unterbrochen von einer Reise in die U S A 1880-82 - in Wiesbaden. Er wurde durch seine Lieder des Mirza Schaffy (1851) international bekannt, versuchte sich in allen literarischen Gattungen und gab neben Reiseschilderungen u. a. Übersetzungen der russischen Prosaisten der Puschkin-Schule sowie Erinnerungen aus meinem Leben (2 Bde., 1888-90) heraus. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. 12 Bde., Berlin 1865-69. Nachdr. M ü n c h e n 1990. - Erzählungen und Romane. 7 Bde., Jena 1 8 7 1 / 7 2 . - F. B. Ein Dichterleben in seinen Briefen. 1850-92. Hrsg. v. Gustav Schenk. Berlin 1893. LITERATUR: Kurt Sundermeyer: F. B. und die „Lieder des Mirza-Schaffy". Diss. Kiel 1932. - Ernst Stemplinger: B„ F. v. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 355 f. - Rudolf Gregor: F. B. als Vermittler russischer Literatur in Deutschland. Diss. Leipzig 1965. - Veronique de la Giroday: Die Übersetzungstätigkeit des Münchner Dichterkreises. Wiesbaden 1978. - F. v. B., 1819-1892. Hrsg. Hessische Landesbibliothek. Wiesbaden 1992. B o d e n s t e d t , Hans, Pseud. Jupp Six, Hans Brennecke, Hans Hansen, Journalist, Schriftsteller, * 2 5 . 1 0 . 1 8 8 7 Magdeburg, t Dezember 1958 Feldafing. B. trat nach d e m Schulabschluß als Volontär in die Redaktion der Zeitschrift „Zeit im Bild" ein und war seit 1905 Redakteur verschiedener Tageszeitungen in Berlin und Hamburg. Während des Ersten Weltkriegs Direktor der Norddeutschen Verlagsgesellschaft in Berlin, wurde er bei der Gründung des Norddeutschen R u n d f u n k s (Norag) in Hamburg 1924 dessen
Böckeier Direktor und Intendant. Seit 1933 war er als freier Schriftsteller tätig. 1942 w u r d e er Direktor des Globus-Verlags in Berlin, 1945 schließlich Abteilungsleiter des Nordwestdeutschen Rundfunks in Hamburg; nach seiner Pensionierung lebte er in Bayern. B. schrieb Opern und Operetten, Prosa, Lyrik und mehrere Hörspiele, darunter Pariser Leben (1950). WEITERE WERKE: Schlachtendenker und Schlachtenlenker. 18 Heldenbilder aus d e m großen deutschen Kriege. Braunschweig 1917. - Funkheinzelmann, der Wanderbursch. Berlin 1925. - Das Mysterium um Saat und Ernte. Goslar 1940. - Volk ohne Führer. Goslar 1941. - Bücher der heiteren Muse. Hamburg 1948. LITERATUR: Enrico Pigorsch: „Ein rheinisches M ä d e l " und „Die kleine Bank am großen Stern". Η. B. als Textautor von Operetten und Schlagern. In: Der Schalltrichter 15 (2003) 22, S. 1-15. B o d m e r , Johann Jacob, schweizer. Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, * 1 9 . 7 . 1 6 9 8 Greifensee bei Zürich, t 2 . 1 . 1 7 8 3 Zürich. Von den Eltern zum Theologen bestimmt, versuchte sich B. als Kaufmann, trat 1719 in die Züricher Staatskanzlei ein und lehrte seit 1725 helvetische Geschichte am Carolinum; 1731-75 war er Professor. Seit 1737 gehörte er dem Züricher Großen Rat an. Mit l o h a n n Jakob Breitinger begründete er die Wochenschrift „Die Discourse der M a h l e r n " (1721-23), in denen beide ihrem anglophilen Literaturverständnis Ausdruck verliehen; B. übersetzte Miltons Paradise lost (1732). Seit 1740 standen beide in dem vielbeachteten Literaturstreit mit Johann Christoph —»Gottsched, dessen rationalistischer Position sie ihre Idee einer schöpferischen N a c h a h m u n g der Natur entgegensetzten. Mit der Edition mittelalterlicher Literatur (Proben der alten schwäbischen Poesie, 1748) gehörte B. zu den Begründern der neueren Germanistik. Er stand in Kontakt mit Klopstock, —>Wieland und —»Goethe. Zu seinen eigenen Dichtungen zählt u. a. das D r a m a Noah (1752). LITERATUR: Fritz Ernst: B., J. J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 362 f. - Felix Leibrock: J. J. B. und die mittelhochdeutsche Literatur. Zulassungarb. Univ. München 1984. - Albert M. Debrunner: Das güldene schwäbische Alter. J. J. B. und das Mittelalter als Vorbildzeit im 18. Jahrhundert. Würzburg 1996. - Annegret Pfalzgraf: Eine Deutsche Ilias? H o m e r und das „Nibelungenlied" bei J. J. B. Zu den A n f ä n g e n der nationalen Nibelungenrezeption im 18. Jahrhundert. Marburg 2003. B o d m e r , Martin, schweizer. Bibliophile, Schriftsteller, * 1 3 . 1 1 . 1 8 9 9 Zürich, f 2 2 . 3 . 1971 Genf. Nach Abschluß des Studiums der Literatur, Musik und Philosophie in Zürich, Heidelberg und Paris unternahm B. zahlreiche Reisen. 1921 gründete er die „Martin-Bodmer-Stiftung für einen Gottfried-Keller-Preis" und wurde deren Präsident. Er baute in den zwanziger Jahren eine bibliophile S a m m l u n g der Weltliteratur, die sogenannte „Bibliotheca Bodmeriana", mit zuletzt rund 150 000 Bänden auf, die 1951 nach Cologny bei Genf verlegt und 1971 in eine Stiftung überführt wurde. 1930 begründete er die Literaturzeitschrift „Corona", deren Mitherausgeber er bis 1940 war. B. befaßte sich mit der Erhaltung und dem U m b a u historischer Bauten. Seit 1940 war er Mitglied, 1946-64 Vizepräsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Er veröffentlichte neben Monographien wie Conrad Ferdinand Meyer (1944) u. a. Variationen zum Thema Weltliteratur (1956). LITERATUR: Martin Bircher: Fondation Μ. B. Bibliothek und M u s e u m . Eine Einführung. Cologny 2003. B o c k e l , Dagobert Ernst Friedrich, Politiker, Journalist, Altphilologe, * 1 5 . 5 . 1 8 1 6 Danzig, t 1 1 . 5 . 1 8 8 3 Dresden. B., Sohn des Theologen Ernst Gottfried Adolf B „ studierte seit 1836 in Halle, Göttingen und Greifswald Theologie;
1841 wurde er in Leipzig promoviert. N a c h einer Lehrtätigkeit an den Franckeschen Stiftungen in Halle ging B. 1844 an die Provinzialschule in Jever, ü b e r n a h m dort die Redaktion der demokratischen ,.Freien Blätter" und w u r d e 1848 in den konstituierenden Landtag von Oldenburg gewählt. Als Führer der demokratischen Opposition 1851 aus dem Schuldienst entlassen, gab B. Privatunterricht und redigierte die „Oldenburger Volkszeitung". Durch Vermittlung von Ludwig Uhland wurde er 1858 Prof. f ü r Latein, Griechisch und Hebräisch am Kantonsgymnasium von Frauenfeld (Kt. Thurgau). Den Wahlkreis Jever-Varel vertrat B. seit 1867 im Reichstag, w o er Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei wurde. 1873 erhielt er eine Stelle als Oberlehrer am G y m nasium in Küstrin. WERKE: D e Hebraismis Novi Testamenti Specimen. Leipzig 1840. - M . Tullii Ciceronis de finibus b o n o r u m et malorum libri quinque. Berlin 1872. B o c k e l , Otto, Pseud. Dr. Capistrano, Volkskundler, Schriftsteller, * 2 . 7 . 1 8 5 9 F r a n k f u r t / M a i n , t 1 7 . 9 . 1 9 2 3 Michendorf bei Potsdam. Schon während des 1878 begonnenen Studiums der Rechtswissenschaften und der N a t i o n a l ö k o n o m i e in Gießen und Heidelberg, dann der neueren Sprachen in Marburg und Gießen sammelte B. Volkslieder und trieb volkskundliche Studien. Nach der Promotion 1882 in M a r b u r g w u r d e er Hilfsarbeiter an der dortigen Universitätsbibliothek. Als Ergebnis seiner Forschungen erschienen u. a. Beschreibungen des bäuerlichen Lebens, S a m m l u n g e n deutscher Volkslieder und eine Psychologie der Volksdichtung (1906). Unter d e m P s y d o n y m Dr. Capistrano veröffentlichte er seit 1885 antisemitische Pamphlete (u. a. Die europäische Judengefahr, 1886; Die Quintessenz der Judenfrage, 1889). B., der Genossenschaften und Darlehnskassen gründete, wurde z u m Führer einer antisemitischen B a u e r n b e w e g u n g in Hessen. 1887-1903 gehörte er d e m Reichstag an. 1890 gründete er mit Oswald —»Zimmermann die Antisemitische Partei (seit 1891 Antisemitische Volkspartei, seit 1892 Deutsche Reformpartei), die allerdings nur die Dachorganisation f ü r die Reformvereine und B.s 1890 gegründeten Mitteldeutschen Bauernverein darstellte. B. w a r Herausgeber der völkischen Zeitschriften „Reichsherold", „Volksrecht" und „Volkskämpfer". LITERATUR: U w e P u s c h n e r / W a l t e r S c h m i t z / J u s t u s H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen B e w e g u n g " 1871-1918. München 1996. B ö c k e i e r , Heinrich, Musiker, * 1 1 . 7 . 1 8 3 6 Köln, t 2 4 . 2 . 1 8 9 9 Aachen. D e r Sohn eines Kattunfärbers studierte in Bonn, empfing 1860 die Priesterweihe und absolvierte 1860-62 als Kaplan von St. Johann in Köln eine Konservatoriumsausbildung bei Ferdinand —»Hiller. Seit 1862 Stiftsvikar in Aachen, reorganisierte er das aus einer Knabensingschule und einem Internat bestehende Choralenhaus, w u r d e Stiftskapellmeister und später Ehrenstiftsherr. B. setzte die im Kölner Provinzialkonzil von 1860 beschlossene kirchenmuskalische Rückbesinnung durch, verdrängte die Orchestermusik aus der Liturgie, setzte die gregorianischen Choräle wieder ein und verbannte die Frauenstimmen zugunsten der Knabenstimmen aus den Chören. 1876 gründete er die Zeitschrift „Gregoriusblatt" und eröffnete 1881 das Gregoriushaus in Aachen, die erste westdeutsche Organistenschule mit angeschlossenem Internat. WERKE: Beiträge zur Glockenkunde. Aachen 1882. - Wesen und Eigenschaften der katholischen Kirchenmusik. Aachen 1890. Nachdr. Walluf 1974. LITERATUR: Heinrich Freistedt: Β., H. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 365 f.
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Böckler B ö c k l e r , Hans, Gewerkschafter, Politiker, * 2 6 . 2 . 1 8 7 5 Trautskirchen/Mittelfranken, t 1 6 . 2 . 1 9 5 1 Köln. B. wuchs als zweites von fünf Kindern eines F u h r m a n n s und einer Tagelöhnerin in Fürth auf. Nach d e m Tod seines Vaters begann er mit 13 Jahren eine Lehre als Silber- und Goldschläger. Später arbeitete er als Geselle in Fürth. Dort heiratete B. 1899 Magdalena (Lona) Muller. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Als Neunzehnjähriger trat B. in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ( D M V ) und in die S P D ein. 1901 wurde er Vorsitzender des Gewerkschaftskartells in Fürth. 1903 ging B. als hauptamtlicher Funktionär des D M V ins Saargebiet. B.s gewerkschaftliches E n g a g e m e n t begann zu einer Zeit, in der den Gewerkschaften in Deutschland der Durchbruch zur Massenbewegung gelang. B. gehörte zu einer ersten Generation von Funktionären, die mit der Expansion des gewerkschaftlichen Apparats aufstiegen. Innerhalb der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vertrat er eine reformistische, an sozialpolitischen Fortschritten orientierte Position. 1907 wechselte B. in die Bezirksleitung des D M V in Frankf u r t / M a i n . 1910 w u r d e er Bezirksleiter in Breslau, 1912 Redakteur der „Metallarbeiter-Zeitung" in Berlin. Im Ersten Weltkrieg wurde B. zur Landwehr einberufen. N a c h einer Verwundung E n d e 1915 entlassen, setzte er die Gewerkschaftsarbeit fort. 1919 wurde B. Sekretär der Zentralen Arbeitsgemeinschaft (ZAG), die Unternehmerverbände und Gewerkschaften auf paritätischer Grundlage errichtet hatten. Die sozialpolitischen Errungenschaften von Weimar und der Klassenkompromiß von 1 9 1 8 / 1 9 prägten B.s Vorstellungen nachhaltig. Seit 1920 war er Ortsbevollmächtigter des D M V in Köln. Als sozialdemokratischer Stadtverordneter (1924-28) stand B. dort in Opposition z u m Oberbürgermeister Konrad Adenauer. 1927 wurde er Bezirkssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ( A D G B ) für Rheinland und Westfalen. Von 1928 bis 1933 war B. Mitglied des Reichstags. Nach der Zwangsauflösung der Gewerkschaften im Mai 1933 wurde B. verhaftet, angeklagt und freigesprochen. In den folgenden Jahren zog er sich nach Köln und später ins Bergische Land zurück. B. hatte Kontakte zur Widerstandsgruppe des 20. Juli. Nach Kriegsende war B. maßgebend am A u f b a u des D G B als Einheitsgewerkschaft beteiligt. 1946 wurde er DGB-Bezirksvorsitzender und Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen, 1947 DGB-Vorsitzender f ü r die Bizone, 1949 erster Vorsitzender des D G B für das Bundesgebiet und Vizepräsident des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften. A n f a n g 1951, kurz vor seinem Tod, konnte B. noch die paritätische Mitbestimmung in der Montanindustrie durchsetzen. B. w u r d e unter anderem mit der Ehrenbürgerwürde von Köln und dem Ehrendoktortitel der Univ. Köln ausgezeichnet. Er hat die Position der Gewerkschaften in der Frühphase der Bundesrepublik Deutschland entscheidend beeinflußt und personifizierte die Kontinuität der deutschen Gewerkschaftsbewegung zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und Bundesrepublik. LITERATUR: Else Klein-Viehöfer und Josef Viehöfer: Η. B. Ein Bild seiner Persönlichkeit. Köln 1952. - Ulrich Borsdorf: Η. B. - Repräsentant eines Jahrhunderts gewerkschaftlicher Politik. In: Heinz Oskar Vetter (Hrsg.): Vom Sozialistengesetz zur Mitbestimmung. Z u m 100. Geburstag von Η. B. Köln 1975, S. 15-58. - Ders.: Η. B. Arbeit und Leben eines Gewerkschafters von 1875 bis 1945. Köln 1982. Johannes
Bahr
B ö c k l e r , Otto Heinrich, auch Ο. H. Johannsen, Journalist, Schriftsteller, Politiker, * 2 3 . 6 . 1 8 6 7 Oranienburg, t 1 6 . 6 . 1 9 3 2 Berlin. Nach dem Studium der Geschichte und Geographie in Berlin und Marburg erhielt B. 1891 eine Anstellung als Zeitungsredakteur. Seit 1893 trat er auch als politischer Red-
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ner auf, f ü h r t e 1894-96 die antisemitische Bewegung in P o m m e r n an und war 1894 Mitbegründer von deren Organ „Frei-Deutschland". 1902 wegen Pressevergehens zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt, schrieb er dort sein erstes „vaterländisches D r a m a " aus der brandenburgischen Geschichte, Die letzte Schlacht (1903). 1903-06 gehörte er als Abgeordneter der judenfeindlichen Deutschen Reformpartei dem Reichstag an. Neben chauvinistischer Lyrik und patriotischen Schauspielen veröffentlichte B. nach dem Ersten Weltkrieg kämpferische „Zeitgedichte" Zu Trost und Trutz (1919). WEITERE WERKE: Gedichte aus eiserner Zeit. Der große Krieg 1914. 4 Bde., Bautzen 1915. - Potsdamer Sagenschatz. Ein Buch der Kurmark. Berlin 1938. B o e d d i n g h a u s , Karl, kath. Theologe, Publizist, * 2 5 . 1 0 . 1 8 3 5 K a m e n bei Dortmund, t 1 7 . 4 . 1 9 0 3 . Nach dem Studium der Theologie in Münster und der Priesterweihe 1862 war B. Kaplan an der deutschen kath. Kirche in London, 1867-1901 Kaplan an der Pfarrkirche zum hl. Ägidius in Münster. Daneben betätigte er sich publizistisch und engagierte sich 1870-82 als Verleger und Leiter des „Westfälischen Merkurs" im Kulturkampf für die kath. Sache. B. war Mitbegründer, Vorstandsmitglied und zeitweise Präsident des kath. Gesellenvereins in Münster. Er gab den Anstoß zum Bau der kath. Kirche und zur Einrichtung eines kath. Kinderheims auf der Insel B o r k u m . In London übersetzte B. 1865 Kardinal Wiseman in seiner letzten Krankheit von John Morris ins Deutsche. LITERATUR: Kaplan C. B. f . In: D e r Zeitungs-Verlag 4 (1903) 17, Sp. 406. - F. L a u d i e r t : Β., K. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 8. Berlin 1905, S. 83. B ö h l e n , Johannes Hippolytus, Franziskaner, Schriftsteller, * 2 1 . 8 . 1 8 7 8 Dössel (Westfalen), t 7 . 9 . 1 9 5 0 Fulda. Der Sohn eines Bauern und Schmiedes trat 1896 in Fulda in den Franziskanerorden ein und studierte dort bis zu seiner Priesterweihe (1906). 1906-1917 unterrichtete er am deutschen Ordensgymnasium Watersleyde bei Sittard (Niederlande) Deutsch und Geschichte, lebte seit 1916 in Kelkheim bei Frankfurt / M a i n und w u r d e 1921 Rektor des Franziskaner-Studienheims in Hadamar. Von 1928 an wieder in Fulda tätig, pflegte er - z u m Teil selbst verfaßte Volksschauspiele, bei denen er persönlich Regie führte (u. a. das Elisabethspiel Die Herrin der Wartburg, 1931). 1907-41 leitete B. den weitverbreiteten „St. Antonius-Kalender", daneben die „Deutsche Terziaren-Zeitung" und drei weitere religiöse Blätter f ü r die Jugend, mit denen er eine ungez w u n g e n e Volksfrömmigkeit zu fördern suchte. WEITERE WERKE: Die Franziskaner in Japan einst und jetzt. Trier 1912. - Eine Jugend voll Sonne. Wiesbaden 1919. Neuaufl. M a n n h e i m 1947. - St. Franziskus. Legendenkranz. Trier 1938. Fulda 2 1947. LITERATUR: Ottokar Bonmann: B., J. H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 377. B o e h l e n d o r f f , Casimir Ulrich, Schriftsteller, * A n f a n g 1775 Mitau, t 1 0 . 4 . 1 8 2 5 Gut Marggrafen (Kurland). B. stieß 1795 in Jena zur „Gesellschaft Freier Männer", einem von frühromantischen Ideen erfüllten Männerbund, und hatte dort Kontakt mit Johann Friedrich Herbart und Friedrich Muhrbeck. 1797-99 lebte er als Hauslehrer in der Schweiz. N a c h Deutschland zurückgekehrt, traf er in H o m burg mit Friedrich Hölderlin z u s a m m e n , betrieb in Jena und Dresden philosophische und kunsthistorische Studien. In dieser Zeit erschien unter dem Einfluß von August Wilhelm —»Schlegel das Trauerspiel Ugolino (1801). Sein Wanderleben ließ ihn weder im Freundeskreis von Johann Smid in Bremen noch als Redakteur der „Vossischen Zeitung" in Berlin lange verweilen. Eine publizistische Fehde mit dem
Böhme Kritiker Garlieb —» Merkel verstärkte eine schon früher aufgetretene seelische Krise, in deren Folge er 21 Jahre unter teils unwürdigen Bedingungen seine Heimat Kurland durchirrte, ehe er seinem Leben selbst ein E n d e bereitete. WEITERE WERKE: Geschichte der Helvetischen Revoluzion. Nachdr. der Ausg. 1802 und 1803. Hrsg. v. Klaus Pezold. B a s e l / F r a n k f u r t am Main 1998. - Werke. Hrsg. v. Frieder Schellhase. 3 Bde., Basel u. a. 2000. LITERATUR: Karl Freye: C. U. B „ der Freund Herbarts und Hölderlins. Langensalza 1913. - Klaus Pezold. C. U. B. (1776-1825). In: Geschichte der Helvetischen Revoluzion. Nachdr. der Ausg. 1802 und 1803. Hrsg. v. Klaus Pezold. B a s e l / F r a n k f u r t am M a i n 1998, S. 223-252. - Jens Stüben C. U. B. (1775-1825). Ein deutschbaltischer Dichter und seine Beziehungen zu Oldenburg. Oldenburg 2002.
Böhm, Johanna,
verh. C h a p p u i s - B ö h m , schweizer. Schriftstellerin, * 2 . 5 . 1 8 9 8 Langnau (Kt. Bern), t 4 . 1 1 . 1 9 6 7 Zürich. B.s Ausbildung auf der Töchterhandelsschule in Bern und an der Univ. Zürich Schloß sich eine mehrjährige Bürotätigkeit an, ehe sie mit ihrem Erstling Das Haus der alleinstehenden Frauen (1932) ihre schriftstellerische L a u f b a h n begann. Zu ihren Werken zählen R o m a n e , Novellen, Lyrik und zahlreiche Jugendschriften. Als Feuilletonmitarbeiterin schrieb B. Texte für in- und ausländische Zeitungen. WEITERE WERKE: Vier Frauen führen Krieg. Roman. Erlenbach-Zürich/Leipzig 1933. - Das Unsagbare. Zürich 1942. - Christine sucht ihre Mutter. Eine Erzählung f ü r die Jugend. Zürich 1959.
Böhm,
Martin, Pseud. Gustav Baum, Emil Hildebrandt, Schriftsteller, Redakteur, * 4 . 1 2 . 1 8 4 4 Breslau, t 1 1 . 6 . 1 9 1 2 Berlin. B. w a r nach dem Schulbesuch in Gleiwitz dort als Genreund Landschaftsmaler tätig. Erste Erfolge auf dramatischem Gebiet ließen ihn zur Literatur wechseln. A n f a n g der sechziger Jahre zog er nach Berlin; die Errichtung des Berliner Parodietheaters geht auf seine Anregung zurück. Seine zahlreichen possenartigen Stücke mit zumeist militärischem und patriotischem Inhalt, von denen die Quitzow-Parodie (1889) eine der bekanntesten war, erlebten auf den Berliner und anderen großstädtischen B ü h n e n sowie in Militär- und Vereinskreisen Hunderte von A u f f ü h r u n g e n . B. war Redakteur der Berliner Theaterzeitung „Neue Welt". WEITERE WERKE: M a n n und Frau im Essigkrug. Eine lustige Komödie f ü r Gross und Klein in 5 Bildern. Berlin 1899. - Student B u m m e l oder: Eine Gerichtssitzung in Kalau. Posse in 1 Act. Berlin 1904. - Fünfzig Jahre! Humoristisch-patriotisches Festspiel zur Feier der 50. Wiederkehr des Geburtstages Kaiser Wilhelms II. Berlin 1908.
Boehm, Max
Hildebert, Soziologe, * 1 6 . 3 . 1 8 9 1 Birkenruh (Livland), t 9 . 1 1 . 1 9 6 8 . B. studierte in Bonn, Jena und M ü n c h e n und wurde 1914 in Berlin mit der Arbeit Natur und Sittlichkeit bei Fichte promoviert. 1919 gründete er zusammen mit Arthur —> Moeller van den Bruck, Heinrich von —> Gleichen-Rußwurm u. a. den Juni-Klub der nationalen Rechten. 1920 w u r d e er Herausgeber der „Grenzboten". 1920-25 leitete B. die Arbeitsstelle für Nationalitätenproblematik a m Politischen Kolleg in Berlin und 1926-45 das Institut für Grenz- und Auslandsstudium. 1928-35 war er Dozent f ü r Ethnopolitik an der Deutschen Hochschule für Politik, 1933-40 Lehrbeauftragter für Nationalitätenkunde an der Univ. Berlin und 1933-45 o. Prof. f ü r Volkstheorie und Volkstumssoziologie an der Univ. Jena. 1951 wurde er geschäftsführender Vizepräsident des Nordostdeutschen Kulturwerks und ü b e r n a h m die Leitung der Ostdeutschen A k a d e m i e in Lüneburg. Später lebte er in Ratzeburg. B. veröffentlichte u. a. Das eigenständige Volk (1932).
WEITERE WERKE: Körperschaft und G e m e i n w e s e n . Leipzig 1920. - Europa irredenta. Berlin 1923. - D e r Bürger im Kreuzfeuer. Göttingen 1933. LITERATUR: E y k Ueberschär: Jungkonservative Vorstellungen eines Nationaliätenrechts bei Μ . Η. B. In: Konservatismus-Forschung. Hrsg. v. L u d w i g Elm. Jena 1990, S. 63-68. - Joachim Petzold: Die späte Einsicht des Jenenser Lehrstuhlinhabers Μ . Η. B. In: Universität im A u f b r u c h . Hrsg. v. Herbert Gottwald. Erlangen 1992, S. 317-323. - Fred Z i m m e r m a n n : Jungkonservative Volkstheorie und Grenzlandliteratur. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Geisteswissenschaftliche Reihe 41 (1992) S. 31-44. - Ulrich Prehn: „Volk" und „ R a u m " in zwei Nachkriegszeiten. Kontinuität und Wandlungen in der Arbeit des Volkstumsforschers Μ. Η. B. In: Das E r b e der Provinz. Hrsg. v. H a b b o Knoch. Göttingen 2001, S. 50-72. B ö h m e , Fritz, Journalist, Tanzhistoriker, * 1 0 . 5 . 1881 Berlin, t 1 9 . 3 . 1 9 5 2 Berlin. B. studierte 1902-05 Germanistik, Kultur- und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin und arbeitete seit 1907 f ü r verschiedene Berliner Zeitungen. 1916-18 w a r er Feuilletonredakteur bei der „Deutschen Warschauer Zeitung", 1919-28 bei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", in der er eine eigene Rubrik zur Kritik des M o d e r n e n Tanzes einrichtete. 1927 gründete er den „Berliner Tanzkritiker Verband" und unterstützte die G r ü n d u n g der Zeitschriften „Der T a n z " (1927) und „Schrifttanz" (1928). 1933 trat B. in die N S D A P ein und w u r d e Reichsleiter der Reichsfachstelle f ü r Volkstanzpflege im Reichsbund „Volkstum und H e i m a t " . 1936 w u r d e er Dozent f ü r Tanzgeschichte an den „Deutschen Meister-Stätten" in Berlin, w o er ein Tanzarchiv einrichtete, das 1943 bei einem Luftangriff zerstört wurde. B. veröffentlichte u . a . Der Tanz der Zukunft (1926), Tanzkunst (1926) und EntSiegelung der Geheimnisse. Zeichen der Seele. Zur Metaphysik der Bewegung (1928). WEITERE WERKE: D e r Tanz in der Kunst. Hrsg. v. Curt Moreck. Stuttgart 1924. - Albert Talhoff Totenmal. Dramatisch chorische Vision für Wort-Tanz-Licht. Hrsg. v. den Chorischen B ü h n e n München. München 1930. - R u d o l f von Laban und die Entstehung des modernen Tanzdramas. Hrsg. v. Marina Dafova. Leipzig 1996. LITERATUR: Susanne Traub: Schein oder Sein. Varietetänzerinnen und R h y t h m u s i d e e bei F. B. In: T a n z d r a m a 4 7 (1999) Heft 3, S. 16-18. - Dies.: B „ F. In: M G G 2 P , B d . 3, 2000, Sp. 2 5 3 f.
Böhme,
Margarete, geb. Feddersen, verh. Schlüter, Pseud. O r m ä n o s Sandor, Schriftstellerin, * 8 . 5 . 1 8 6 9 H u s u m , t M a i 1939 Hamburg-Othmarschen. Mit 17 Jahren verfaßte B. ihren ersten R o m a n , der in einer H a m b u r g e r Zeitschrift veröffentlicht wurde. Sie arbeitete als Berichterstatterin für verschiedene Zeitungen. 1894 heiratete sie einen früheren Zeitungsverleger in B o p p a r d / R h e i n . N a c h der Scheidung widmete sie sich wieder ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und lebte seit 1902 in Berlin-Friedenau. Später heiratete sie den Fabrikanten T h e o d o r Schlüter. Die Biographie einer Frau der „Halbwelt" schildert sie in ihrem ebenso erfolgreichen wie aufgrund seiner Thematik umstrittenen Gesellschaftsroman Tagebuch einer Verlorenen (1905, Neuausg. 1988). WEITERE WERKE: A n n a Nissens Traum. R o m a n . Dresden 2 1913, Neuausg. 1924. - Wind und Wellen. Halligroman. Reutlingen 1919. LITERATUR: A r n o B a m m e (Hrsg.): Μ . B. Die Erfolgsschriftstellerin aus H u s u m . M ü n c h e n / W i e n 1994.
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Böhmer B ö h m e r , Georg Wilhelm Rudolph, evang. Theologe, * 5 . 3 . 1 8 0 0 Burg bei Magdeburg, t 2 5 . 1 1 . 1 8 6 3 Breslau. Nach dem Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin bezog B. 1819 die dortige Univ., studierte u . a . bei —> Schleiermacher und Hegel Theologie und Philosophie, war nebenher als Hauslehrer tätig und w u r d e 1824 zum Lie. theol. promoviert. Seit 1823 Privatdozent an der Univ. Berlin, wurde B. 1825 an der Univ. Greifswald zum a. o. Prof. der Theologie ernannt und 1828 an die Univ. Halle berufen. Dort gehörte er als Rezensent kirchengeschichtlicher Schriften zu den Mitarbeitern der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" und verfaßte selber u. a. Isagoge in epistolam α Paulo apostolo ad Colossenses datam theologica, historica, critica (1829). 1829 kehrte B. an die Univ. Greifswald zurück, w o er an der auf seine Initiative gegründeten neutestamentlichexegetischen und kirchenhistorischen Abteilung der Theologischen Fakultät vorstand. 1832 ü b e r n a h m er dieselbe Aufgabe an der Univ. Breslau. WEITERE WERKE: Die christliche Dogmatik oder Glaubenswissenschaft. 2 Bde., Breslau 1840-43. - Die Lehrunterschiede der katholischen und evangelischen Kirchen. Darstellung und Beurtheilung. 2 Bde., Breslau 1857-63. LITERATUR: Erdmann: B., G. R. W . In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 25-27. B ö h m e r t , (Karl) Viktor, Nationalökonom, Publizist, * 2 3 . 8 . 1 8 2 9 Quesitz bei Leipzig, t 1 2 . 2 . 1 9 1 8 Dresden. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Leipzig (1848-52) gründete B. 1852 in Meißen eine Kreditgenossenschaft, übernahm 1855 die Redaktion der Wirtschaftszeitschrift „ G e r m a n i a " in Heidelberg, wurde 1856 Schriftleiter des „Bremer Handelsblatts" und 1860 Syndikus der Handelskammer Bremen. Seit 1866 Prof. an der Univ. und der Ε Τ Η Zürich, übersiedelte B. 1875 nach Dresden, w o er bis 1903 eine Professur an der T H innehatte und bis 1895 das Sächsische Statistische Landesamt leitete. Besonderen Einfluß gewann B. durch seine sozialpolitischen Schriften und als Herausgeber (1873-1914) der Zeitschrift „Der Arbeiterfreund" des Centraivereins f ü r das Wohl der arbeitenden Klassen. Er trat für eine R e f o r m des Armenwesens ein und schrieb schon 1878 über Die Gewinnbeteiligung. Untersuchungen über Arbeitslohn und Unternehmergewinn. 1909 erschienen seine Lebenserinnerungen eines Achtzigers. LITERATUR: Ludwig Heyde: B „ Κ. V. In: N D B , Bd. 2 , 1 9 5 5 , S. 394 f. B ö h r e n z , Eva Margarethe, Verlegerin, Buchdruckerin, t 1 6 . 1 0 . 1 7 8 0 Schmalkalden. Nach dem Tod ihres M a n n e s August Kasimir B. (1738-71), der seit 1769 das Privileg für die Herausgabe der „Schmalkalder Kommerzien-Zeitung" besaß, ü b e r n a h m B. dessen Druckerei und Verlag in Schmalkalden. Unter dem geänderten Titel „Polizei- und Kommerzienzeitung" gab sie die Zeitung von 1771 bis zu ihrem Tod als Wochenschrift heraus. B o e l i t z , Martin, Schriftsteller, Verleger, * 1 0 . 5 . 1 8 7 4 W e s e l / R h e i n , t 5 . 1 2 . 1 9 1 8 Nürnberg. Der Sohn eines Pastors und Bruder von Otto —>B. war zunächst in Berlin und London (1899-1901) im Bankgeschäft und im Börsenhandel tätig. Von London aus redigierte B. bereits die Zeitschrift „Die Stimmen der Gegenwart". Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gab er die Banklaufbahn endgültig auf und ü b e r n a h m 1902 die Leitung des Verlags A. Nieter in Nürnberg. B. veröffentlichte 1896 seine ersten Gedichte Aus Traum und Leben, denen weitere Lyrikbände und ein Lustspiel ( D a s Schützenfest, 1908) folgten. B. gab auch lyrische Anthologien, Sammlungen alter Kinderlieder und die Reihe Nieters illustrierte Jugend- und Volksbücher heraus. WEITERE WERKE: Frohe Ernte. M i n d e n 1905. - Hundert Gedichte. Köln 1922. - Gedichte. Wesel 1936.
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B o e l i t z , Otto, Politiker, * 1 8 . 4 . 1 8 7 6 Wesel, t 2 9 . 1 2 . 1 9 5 1 Düsseldorf. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Berlin, Halle und Bonn unterrichtete B., Bruder von Martin —»B., u . a . an deutschen Oberschulen in Brüssel und Barcelona; 1915 ü b e r n a h m er die Leitung des G y m n a s i u m s in Soest. 1919-32 gehörte B. als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei d e m Preuß. Landtag an, war 1921-25 preuß. Kultusminister und anschließend Direktor des Iberoamerikanischen Instituts zur Pflege der wissenschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Mittel- und Südamerika in Berlin. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aller Ämter enthoben. 1945 war B. einer der Gründer der westfälischen C D U und der Zeitung „Westfalenpost". Er veröffentlichte u. a. Das Grenz- und Auslandsdeutschtum, seine Geschichte und seine Bedeutung (1926). WEITERE WERKE: Der A u f b a u des preußischen Bildungswesens nach der Staatsumwälzung. Leipzig 1924, 2 1925. Erziehung und Schule im christlich-demokratischen Staat. Das Bildungsideal und das Schulprogramm der C D U . Recklinghausen 1946. B ö l s c h e , Wilhelm, Schriftsteller, * 2 . 1 . 1 8 6 1 Köln, t 3 1 . 8 . 1 9 3 9 Oberschreiberhau/Riesengebirge. Nach dem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte und ersten schriftstellerischen Versuchen in Paris ließ sich B „ Sohn eines Redakteurs, 1885 in Berlin nieder. Beeinflußt vom Intellektuellenkreis „Durch" und seinen dem Naturalismus verpflichteten Literaten, schrieb B. 1887 den Essay Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena zu einer realistischen Aesthetik (Neuausg. 1976), in dem er einen „gesunden Realismus" in der Literatur forderte. Als Mitbegründer der Freien Volksbühne (1890) und Redakteur der „Freien B ü h n e " bemühte er sich, auch das Proletariat mit dem modernen Theater vertraut zu machen. D e m von B. ins Leben gerufenen „Friedrichshagener Dichterkreis" gehörte auch Gerhart Hauptmann an. Während seine Rom a n e wie Die Mittagsgöttin (3 Bde., 1887) kaum beachtet wurden, war B., der einen freidenkerisch-biologischen Monismus vertrat, mit seinen populärwissenschaftlichen, u . a . in den „Kosmos"-Bänden veröffentlichten Büchern Uber die Entwicklungsgeschichte (Die Abstammung des Menschen, 1904; 125. Tsd., 1931) äußerst erfolgreich. Zu seinen bekanntesten Werken zählt Das Liebesleben in der Natur. Eine Entwicklungsgeschichte der Liebe (3 Tie., 1893-1903). WEITERE WERKE: Stirb und werde! Naturwissenschaftliche und kulturelle Plaudereien. Jena 1913, 2 1921. - Naturphilosophische Plaudereien. Charlottenburg 1920. - Das Leben der Urwelt. Aus den Tagen der großen Saurier. Leipzig 1931. Neu bearb. 181-190. Tsd. Hannover 1954. LITERATUR: Antoon Berentsen: Literatur im Zeichen von Naturwissenschaft und sozialer Frage. Zur frühen publizistischen Tätigkeit W . B.s 1887-97. Utrecht 1979. - Mary E. Stewart: Naturalism and the Supernatural. In: Journal of European Studies 12 (1982) S. 249-259. - Antoon Berentsen: „Vom Urnebel zum Zukunftsstaat". Z u m Problem der Popularisierung der Naturwissenschaften in der deutschen Literatur (1880-1910). Berlin 1987. - W o l f r a m Klaus Hamacher: Wissenschaft, Literatur und Sinnfindung im 19. Jahrhundert. Studien zu W. B. Würzburg 1993. - Klaus-Peter Lorenz: W. B. (1861-1939). In: Klaus-Peter Lorenz (Hrsg.): Politische L a n d s c h a f t - die andere Sicht auf die natürliche Ordnung. Duisburg 2002. S. 67-90.
B ö l t e , Amely, eigentl. Amalie (Elise Charlotte Marianna) B „ Schriftstellerin, * 6 . 1 0 . 1 8 1 1 R h e n a (Mecklenburg), t 1 5 . 1 1 . 1 8 9 1 Wiesbaden. Die Tochter des Bürgermeisters von R h e n a und Nichte der Schriftstellerin Fanny - » T a r n o w wurde 1828 Erzieherin und
Börne ging 1829 als Gouvernante nach England, w o sie Eingang in den Kreis um T h o m a s Carlyle fand. Sie schrieb Artikel für deutsche Zeitungen, w u r d e die erste EnglandKorrespondentin von Cottas „Morgenblatt" und übersetzte u . a . 1846 Ludwig Tiecks R o m a n Vittoria Accorombona (3 Bde.) ins Englische. In ihren R o m a n e n (u. a. Luise, oder: Die Deutsche in England, 1846), in den sie auch eigene Erfahrungen verarbeitete, beschrieb sie das Leben von Frauen der höheren Gesellschaft und ihr Ringen um eine selbständige Existenz. Seit 1844 stand sie im Briefwechsel mit Karl August —»Varnhagen von Ense, dessen Briefe an eine Freundin sie 1860 anonym veröffentlichte. Auch nach der Rückkehr nach Deutschland (1851) w a r B. schriftstellerisch tätig und arbeitete f ü r verschiedene Zeitungen und Journale, u. a. für den „Grenzboten". WEITERE WERKE: Winkelmann oder von Stendal nach R o m . Culturhistorischer R o m a n . 3 Bde., Berlin 1862. - Fanny Tarnow. Ein Lebensbild. Berlin 1865. - Wohin führt es? R o m a n . 2 Bde., Wien 1874. B o e l t z i g , Reinhold, Bildhauer, Verleger, Publizist, * 9 . 3 . 1 8 6 3 Berlin, t nach 1939. Die Ausbildung an der Kunstschule in Berlin und seine Tätigkeit im Atelier des Bildhauers Heinrich Pohlmann m u ß t e B. 1880 aus finanziellen Gründen abbrechen und eine Zeitlang als Buchdrucker arbeiten. Nebenbei trieb er private literarische, philosophische und theologische Studien. 1885 wurde er Redakteur der Zeitschrift „Das Pfarrhaus" und Verlagsleiter in Leipzig; er übersetzte u. a. die Werke Kierkegaards und war als Korrektor bei der „Kreuzzeitung" tätig. Ein Stipendium ermöglichte ihm 1896-1900 ein Studium der Bildhauerei an der Berliner Akademie. Z u B.s Werken zählen eine mehrfach in M a r m o r und B r o n z e ausgeführte Brunnengruppe Eine Frage in der H a m b u r g e r Kunsthalle, Porträtbüsten, Kleinplastiken, Plaketten und Grabmäler. LITERATUR: Brigitte Hüfler: B., R. In: A K L , Bd. 12, 1996, S. 170 f. B ö m c h e s , Friedrich, Ingenieur, * 3 . 2 . 1 8 2 9 Kronstadt (Siebenbürgen), t 2 2 . 3 . 1 8 9 8 Wien. Das 1848 am k. k. Polytechnischen Institut in Wien begonnene Studium setzte B. mit einer dreijährigen Ausbildung an der Ecole des Ponts et Chaussees in Paris fort und trat 1855 als Ingenieur in die k. k. Privilegierte Österr. SüdbahnGesellschaft ein. 1867 w u r d e er von der österr. Regierung als Berichterstatter auf die Pariser Weltausstellung entsandt, w o u. a. seine dem österr. Arbeiter gewidmete Schrift Die Arbeiter-Häuser auf der Pariser Weltausstellung und eine Beschreibung neuer bautechnischer Verfahrensweisen entstand. B. war Herausgeber der „Allgemeinen Bau-Zeitung" und seit 1868 Mitglied des Centraivereins für genossenschaftliche Selbsthilfe. Später Hafenbaudirektor von Triest, plante und errichtete B. eine neue Hafenanlage, deren erstes Becken 1876 fertiggestellt wurde. 1879 folgte ein zweites Hafenbecken und 1883 ein Petroleumbassin. WEITERE WERKE: Red.: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873. Triest 1874. - H a f e n von Triest in Bezug auf Bau und Betrieb. Beleuchtet v o m objectiven Standpunkte. Wien 1885. B ö r n e r , Karl, Zeitungswissenschaftler, * 7 . 9 . 1 9 0 0 Münster, t 2 2 . 8 . 1 9 4 2 Krakau. B., Sohn des Münsteraner Bibliotheksdirektors Aloys B., gehörte nach dem Ersten Weltkrieg verschiedenen Freikorps an, wurde 1926 in Münster zum Dr. rer. pol. promoviert und war seit 1926 am Deutschen Institut für Zeitungskunde in Berlin tätig und leitete von 1927 an die Auslandsabteilung des Instituts. 1933 wurde er Stellvertretender Leiter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und Leiter der Presseabteilung des Außenpolitischen A m t s der N S D A P .
Seit 1935 n a h m er an d e r Univ. Berlin einen Lehrauftrag f ü r Ausländisches Zeitungswesen wahr, wurde Leiter der Abteilung IV Β im Propagandaministerium und Reichsamtsleiter der Dienststelle Rosenberg. B. verfaßte das Bibliographische Handbuch der Zeitungswissenschaft (1929) und Das Dritte Reich im Spiegel der Weltpresse. Historisches Dokument Uber den Kampf der Nationalsozialisten gegen die ausländische Lügenhetze (1934). WEITERE WERKE: Internationale Bibliographie des Zeitungswesens. Leipzig 1 9 3 2 , 3 1 9 3 7 . Nachdr. der Ausg. 1932, N e n d e l n / W i e s b a d e n 1969. - Hrsg.: Deutsche Saat in f r e m der Erde. Berlin 1936. LITERATUR: H e i d e Walther: Κ. B. z u m Gedächtnis. In: Zeitungswissenschaft 17 (1942) 9, S. 431-440. - Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. D i e Presseabteilung des Auswärtigen A m t e s unter Ribbentrop. M ü n c h e n 1987. B ö l l i n g , Eberhard, Beamter, * 2 2 . 6 . 1 9 2 9 W i c k r a t h / Rheinland, t 2 0 . 3 . 1 9 8 8 Bonn. B. studierte 1948-52 an den Universitäten Göttingen und Bonn Rechtswissenschaften, gehörte d e m Redaktionsbeirat der „Deutschen Universitätszeitung" an und wurde 1957 Sekretär der K o m m i s s i o n f ü r internationale H o c h s c h u l f r a g e n der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Seit 1958 Referent in der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats, wechselte er 1961 als Referent in das Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister und 1965 in das Bundesministerium f ü r Bildung und Wissenschaft. Dort zunächst Referent f ü r Organisationen zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, seit 1969 Unterabteilungsleiter f ü r die Hochschulen, übernahm B. 1971 als Ministerialdirektor die Abteilung Bildungsplanung und 1973 die Abteilung Hochschule und Wissenschaftspolitik und w a r maßgeblich an der Formulierung des Hochschulrahmengesetzes beteiligt. 1987 w u r d e B. z u m beamteten Staatssekretär ernannt. Er gehörte seit 1979 der F D P an. B o e r l i n , Ernst, schweizer. Jurist, Politiker, * 2 8 . 6 . 1 9 0 5 L a n g e n b r u c h t 1 1 . 3 . 1 9 7 5 Thun. Der Sohn eines Lehrers studierte Rechtswissenschaften in Lausanne und Basel. Nach der Promotion zum Dr. jur. (Vorsatz, Fahrlässigkeit und materielle Rechtswidrigkeit) eröffnete er 1928 eine Anwaltskanzlei in Pratteln. 1930 w u r d e er Kantons-Armensekretär. B., d e r sich für die Beibehaltung des selbständigen Halbkantons Basel-Landschaft einsetzte, redigierte 1933-50 die „Basellandschaftliche Zeitung". Nach dem Zweiten Weltkrieg vertiefte er sein politisches Engagement bei den Freisinnigen; 1944-50 war er Landrat, 1943-63 Nationalrat und 1950-67 Regierungsrat. B. hatte auch die Präsidentschaft der schweizer. Unesco-Kommission und der Landesdelegation in der Interparlamentarischen Union inne. Zuletzt war B. wieder journalistisch tätig, u. a. mit Beiträgen f ü r die „Neue Zürcher Zeitung". B ö r n e , (Karl) L u d w i g , eigentl. J u d a L o w Baruch, Literatur- und Theaterkritiker, Essayist, Publizist, * 6 . 5 . 1 7 8 6 F r a n k f u r t / M a i n , t 1 2 . 2 . 1 8 3 7 Paris. B. war der zweite Sohn des aus Hoffaktorenkreisen stammenden jüdischen Wechselmaklers und zeitweiligen Gemeindevorstehers Jakob Baruch und dessen Frau Julie, geb. Gumperz. Im Frankfurter Getto geboren, erhielt B. durch den jüdischen R e f o r m p ä d a g o g e n Jakob Sachs die Grunderziehung; sie w u r d e ergänzt im Berliner H a u s des Kantianers M a r k u s Herz, zu dessen Frau Henriette ihn eine erste Jugendleidenschaft hinzog. W ä h r e n d des 1804 in Halle a u f g e n o m m e n e n Medizinstudiums stand B. unter dem Einfluß des ihm durch Friedrich —> Schleiermacher und Henrik Steffens vermittelten frühromantischen Gedankenguts. N a c h Fachwechsel zur Kameralistik w u r d e er 1808 in Gießen z u m Dr. phil. promoviert. 1811 trat B. in den Polizei- und Verwaltungsdienst des kurzlebigen Großherzogtums Frankfurt,
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Börner w u r d e nach den restaurativen Beschlüssen des Wiener Kongresses 1814 als Jude zwangspensioniert und lebte danach als freier Schriftsteller und Journalist in Frankfurt, Stuttgart, M ü n c h e n und Paris, w o er sich 1830 dauerhaft niederließ. N a c h N a m e n w e c h s e l und Taufe gab B. 1818-21 „Die Wage, eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und K u n s t " heraus, deren integrative Triasprogrammatik als richtungweisend f ü r sein gesamtes publizistisches Oeuvre der Restaurationszeit und die darin entwickelte „operative Literatur" (Labuhn) gelten kann. Die auch im Tagesjournalismus von ihm vertretene frühliberale Forderung nach verfassungsmäßig zu sichernder Presse- und Meinungsfreiheit, nach Öffentlichkeit der Rechtsprechung und Schutz von Minderheitsrechten trug ihm Zensurstreitigkeiten, Denunziation und H a f t ein. Mit der Übersiedlung in das Paris der Julimonarchie entwickelte sich der liberale „Zeitschriftsteller" in seinen zunächst an die Frankfurter Freundin Jeanette Wohl gerichteten Briefen aus Paris auch stilistisch zum republikanischen Volkstribun, der sich nun offen mit den deutschen Mißständen wie mit den j u n g e n sozialistischen Ideen in Frankreich (Saint-Simonismus, Lamennais) auseinandersetzte. Mit agitatorischem Wirken auf die Keimzelle der deutschen Arbeiterbewegung in Paris suchte er 1832 sein Revolutions- und Demokratieverständnis einer subbürgerlichen Schicht zu vermitteln (literarisiertes Beispiel: die Mauthpredigt im 70. Pariser Brief). In seinen unvollendeten Studien Uber Geschichte und Menschen der Französischen Revolution näherte sich der Neojakobiner B. in der Kritik jeglicher Herrschaftsstruktur seinen anarchistischen Reflexionen der zwanziger Jahre: „Freiheit geht nur aus Anarchie hervor." Wirkungsgeschichtlich folgenreich blieben seine späten literarisch ausgetragenen Fehden: die um die Problematik der Widerstandsästhetik kreisende erbitterte Auseinandersetzung mit d e m liberalen Kampfgenossen der Restaurationszeit Heinrich —> H e i n e sowie die mit Heine in gleicher Abwehrrichtung geführte Abstrafung des chauvinistischen Schriftstellers W o l f g a n g —> Menzel in B.s letzter, postum erschienener Schrift Menzel der Franzosenfresser. WEITERE WERKE: G e s a m m e l t e Schriften. 8 Bde., Hamburg 1829-32. - Briefe aus Paris. 3 Bde., [Hamburg] 1831-34. B.s Werke. Historisch-kritische Ausgabe von Ludwig Geiger u . a . Bde. 1-3, 6, 7, 9, B e r l i n / L e i p z i g o . J . [1911-14], Sämtliche Schriften und Briefe. Neu bearbeitet und hrsg. v. Inge und Peter Rippmann. 5 Bde., Düsseldorf 1964. Darmstadt 1968. Neudr. Dreieich 1977 (ohne Nachwort). LITERATUR: Helmut Bock: L. B. Vom Gettojuden zum Nationalschriftsteller. Berlin (Ost) 1962. - Wolfgang Labuhn: Literatur und Öffentlichkeit im Vormärz. Das Beispiel L. B. Königstein 1980. - Inge Rippmann: Börne-Index. Historisch-biographische Materialien zu L. B.s Schriften und Briefen. Ein Beitrag zu Geschichte und Literatur des Vormärz. B e r l i n / N e w York 1985. - Hans M a g n u s Enzensberger (Bearb.): L. B. und Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis. Nördlingen 1986. - Alfred Estermann (Bearb.): L. B. 1786-1837. (Katalog- und Begleitband zur Jubiläumsausstellung). F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Inge Rippmann und W . Labuhn (Hrsg.): „Die Kunst - eine Tochter der Zeit". Neue Studien zu L. B. Bielefeld 1988. - Willi Jasper: Keinem Vaterland geboren. L. B. Eine Biographie. Aktualisierte Neuausg. Berlin 2003. - Frank S t e r n / M a r i a Gierlinger (Hrsg.): L. B. Deutscher, Jude, Demokrat. Berlin 2003. - Rachid L ' A o u f i r : L. B. (1786-1837). Un Parisien pas c o m m e les autres. Paris 2004. - Inge Rippmann: „Freiheit ist das Schönste in Leben und Kunst". L. B. zwischen Literatur und Politik. Bielefeld 2004. Inge Rippmann B ö r n e r , Christian Friedrich, Mediziner, * 1 6 . 2 . 1 7 3 6 Leipzig, t 7 . 2 . 1 8 0 0 Leipzig. D e r Sohn des Theologen Christian Friedrich B. und Bruder Friedrich - » B . s studierte Medizin an der Univ. Leip-
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zig und wurde 1756 Magister der Philosophie, 1760 Doktor der Medizin (De nisu et renisu ut causa vitae sanae, 2 Tie., 1757-59). Seit 1763 praktizierte B. als Arzt in Leipzig und war Leibmedikus dort residierender polnischer und russischer Magnaten. Daneben machte er sich als Mitarbeiter der „Allgemeinen deutschen Bibiliothek" und mit seiner Abhandlung Der in üblen Folgen der Selbstbefleckung sicher rathende Arzt ( 1 7 6 9 , 3 1 7 8 0 ) einen N a m e n . B ö r n e r , Friedrich, Pseud. Alathareus Adeisidämon, Mediziner, Schriftsteller, * 1 7 . 6 . 1 7 2 3 Leipzig, t 3 0 . 6 . 1 7 6 1 Leipzig. Der Bruder Christian Friedrich —»B.s w u r d e 1746 in Wittenberg z u m Magister der Philosophie und 1748 in Helmstedt z u m Doktor der Medizin promoviert ( A r s gymnastica nova). Β. war seit 1750 Mitglied der Deutschen A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina. 1754 von der Univ. Wittenberg zum a. o. Prof. der Medizin berufen, gab er 1759 aus gesundheitlichen Gründen den Lehrstuhl auf und siedelte nach Leipzig über, w o er mit 38 Jahren an Schwindsucht starb. Neben zahlreichen medizinischen Schriften in lateinischer Sprache schrieb B. die Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften jetztlebender berühmter Ärzte und Naturforscher in und um Teutschland (3 Bde., 1748-64), veröffentlichte Eine Untersuchung der Frage: Ob dem Frauenzimmer erlaubt sey, die Arzneykunst auszuüben (1750) und war unter dem P s e u d o n y m Alathareus Adeisidämon Mitarbeiter der in Wittenberg erschienenen moralischen Wochenschrift „Ergötzungen bey müßigen Stunden". WEITERE WERKE: De C o s m o et Damiano artis medicae diis. Helmstedt 1751. - D e vera medicinae origine. Wittenberg 1754. B ö r n s t e i n , Heinrich, Theaterdirektor, Journalist, * 4 . 1 1 . 1 8 0 5 Hamburg, | 1 0 . 9 . 1 8 9 2 Wien. B. k a m 1813 mit seinen Eltern nach Österreich, besuchte die Schule in Lemberg und trat 1821 als Kadett in ein Infanterieregiment ein. Seit 1825 als Journalist in Wien tätig, war er u. a. Mitarbeiter an —> Bäuerles „Wiener Theaterzeitung" und d e m „Wanderer". 1828 wechselte er in Lemberg ins Schauspielfach, leitete seit 1829 die Theater von Ofen, Temesvär, Laibach, Linz (1830-38), Triest und Agram, w o er sich um den A u f b a u eines kroatischen Theaters bemühte. Seit 1842 f ü h r t e er Regie an der Italienischen Oper in Paris, wanderte 1849 nach St. Louis ( U S A ) aus, erwarb und redigierte den „Anzeiger des Westens" und war 1859-61 Direktor des dortigen Deutschen Theaters. N a c h dem Amerikanischen Bürgerkrieg, an dem B. als Freiwilliger teilgenommen hatte, wurde er amerikanischer Generalkonsul in Bremen. 1869-71 leitete er zusammen mit seinem Neffen Karl von Bukovics das Josefstädter Theater in Wien. Neben einigen Lustspielen schrieb B. seine Erinnerungen 75 Jahre in der Alten und Neuen Welt. Memoiren eines Unbedeutenden (2 Bde., 1881). WEITERE WERKE: Die Geheimnisse von St. Louis. 2 Bde., Kassel 1851. - Italien in den Jahren 1868 und 1869. 2 Bde., Berlin 1870. LITERATUR: Alfred Vagts: Η. B., Ex- and Repatriate. In: Missouri Historical Society Bulletin (1956) S. 105-127. Eitel Wolf Dobert: Η. B. In: Ders.: Deutsche Demokraten in Amerika. Die Achtundvierziger und ihre Schriften. Göttingen 1958, S. 34-38. B ö s c h e n s t e i n , Hermann, schweizer. Journalist, * 2 9 . 5 . 1 9 0 5 Bern, f 2 3 . 9 . 1 9 9 7 Bern. B. studierte Rechtswissenschaften in Bern und Paris. 1929 erwarb er das Fürsprechpatent für Bern. 1925-30 berichtete er f ü r die „Neue Berner Zeitung" aus dem Parlament und w a r 1930-33 Redakteur bei der „Schweizer Mittelpresse", 1933-35 bei der „Schweizer Freien Presse". Seit 1935 lebte er als Korrespondent der „Basler Nachrichten" in Berlin,
Böttiger wurde jedoch von den Nationalsozialisten 1937 ausgewiesen. E r übernahm als Redakteur das Bundeshaus-Ressort bei der „National-Zeitung" (1939-50) und anschließend bei der „Weltwoche" (1951-53). 1 9 5 3 / 5 4 w a r er f ü r Ringier in London, 1955-74 als Redakteur und Journalist f ü r den „ B u n d " und die „Neue Zürcher Zeitung" in B e r n tätig. B. schrieb Biographien über Nationalräte wie Karl Scheurer (1971) und Eduard Will (1981), ferner den historischen Rückblick Bedrohte Heimat. Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg (1963). WEITERES WERK: Zwischen Diplomatie und Gesellschaft. Der Schweizer Gesandte in der Weimarer Republik (1922-1932) H e r m a n n Rüfenacht. Bern 1992. LITERATUR: Ernst Gallati: Η. B. Eine Biographie. Bern u. a. 1995. B ö t t c h e r , Karl, Schriftsteller, * 1 2 . 5 . 1 8 5 2 Dennheritz bei Meerane, t 1 0 . 1 2 . 1 9 0 9 Groß-Lichterfelde. B. besuchte das Lehrerseminar in Waldenburg, war als Lehrer in Hohenstein und Krimmitschau, seit 1874 in Genf und später in Paris tätig. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland gab er die Zeitschrift „Deutsche Reichslaterne" heraus und lebte als Schriftsteller in Berlin, Dresden und Wien. 1879 ging er nach Neapel, w o er als Direktor die Deutsche Schule leitete. Seit 1888 unternahm er Reisen in Mittelmeerländern, nach Amerika, Indien und zum Eismeer. Zu seinem Werk zählen polemische Glossen, Reiseberichte, Liebesromane und Theaterstücke (u. a. Drei menschliche Tragikomödien, 1906). B ö t t c h e r , Paul (Herbert), Journalist, Funktionär, * 2 . 5 . 1 8 9 1 Leipzig, t 1 7 . 2 . 1 9 7 5 Leipzig. B.s Vater war Schmied, seine Mutter Köchin und Wäscherin. Nach einer Schriftsetzerlehre 1905-09 arbeitete B. bis 1913 in seinem Beruf und leistete dann bis 1918 Militärdienst. 1918 war er Arbeiter- und Soldatenrat in Leipzig, 1 9 1 8 / 1 9 Redakteur der „Leipziger Volkszeitung". 1 9 1 9 / 2 0 inhaftiert, war er 1 9 2 0 / 2 1 Redakteur des „ K o m m u n i s t " (Stuttgart), 1 9 2 1 / 2 2 und 1924-26 Redakteur der „Roten F a h n e " (Berlin), 1922-24 und 1926-29 Redaktionsleiter der „Sächsischen Arbeiterzeitung" (Leipzig). 1930 w u r d e B. Redakteur der „Arbeiter-Politik" (Leipzig). 1933 emigrierte er in die Schweiz, aus der er im folgenden Jahre ausgewiesen wurde. 1934-44 war B. f ü r den sowjetischen Militärnachrichtendienst G R U tätig. Wegen seiner politischen Arbeit wurde er 1941 und 1944 erneut aus der Schweiz ausgewiesen, zuletzt verhaftet, der Spionage angeklagt und 1 9 4 4 / 4 5 interniert. Ihm gelang jedoch die Flucht nach Paris. Nach einem A u f enthalt in Deutschland 1 9 4 5 / 4 6 ging B. in die UdSSR, w o er 1947 wegen Spionage verurteilt und in Lagern festgehalten wurde. Erst 1956 rehabilitiert, durfte er nach Deutschland zurückkehren. 1956-74 war B. Redakteur und zuletzt stellvertretender Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung", ferner Mitarbeiter des Instituts f ü r Marxismus-Leninismus beim SED-Zentralkomitee. B. veröffentlichte u . a . Der Verrat der linken SPD (1923). LITERATUR: Sandor Rado: Dora meldet. Ost-Berlin 1974. B H d E , Bd. 1, 1980, S. 77. - Bernd-Rainer Barth: Β., P. H. In: Wer war Wer in der D D R ? , 2001, S. 98 f. B o e t t g e r , Rudolph (Christian), Physiker, Chemiker, * 2 8 . 4 . 1 8 0 6 Aschersleben, t 2 9 . 4 . 1 8 8 1 F r a n k f u r t / M a i n . B. begann 1824 in Halle ein Studium der Theologie, wandte sich aber 1831 nach einer kurzen Tätigkeit als Hauslehrer den Naturwissenschaften zu. E r w u r d e 1835 Lehrer, 1837 promoviert und lehrte seit 1842 beim Physikalischen Verein in F r a n k f u r t / M a i n . 1838-43 redigierte er die Zeitschrift „Der Frankfurter G e w e r b e f r e u n d " und war seit 1846 Schriftleiter des „Polytechnischen Notizblatts". Aus seiner praktischen Forschungstätigkeit gingen Erfindungen wie das
galvanoplastische Verfahren z u m Kopieren geätzter Kupferplatten, die Vernickelung des Eisens und die Versilberung von Glas hervor. 1848 veranlaßte B. die fabrikmäßige Herstellung der von ihm entwickelten Sicherheitszündhölzer („Schwedenhölzer"). 1880 wurde B. in die Deutsche A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina gewählt. E r veröffentlichte u . a . Tabellarische Übersicht der spezifischen Gewichte der Körper. Ein alphabetisch geordnetes Handbuch (1837) und Beiträge zur Physik und Chemie (1838). LITERATUR: Robert Klement: B., R. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 410. - Louis I. Kuslan: B., R. C. In: D S B , Bd. 2, 1970, S. 340. B ö t t i c h e r , Clarissa Johanna, geb. Leyden, verh. Lohde, Schriftstellerin, * 1 3 . 7 . 1 8 3 6 Danzig, t 3 1 . 1 2 . 1 9 1 5 Berlin. B., die in Marienwerder erzogen wurde, begann ihre schriftstellerische Tätigkeit als Biographin bekannter Frauen (u. a. —> Goethes Mutter, Rahel Levin [—>Varnhagen von Ense]) Später schrieb sie in erster Linie historische Gesellschaftsromane und Novellen (Die Tochter des Landpfarrers, 1883). Während ihrer dritten E h e mit d e m Archäologen Karl Gottlieb Wilhelm B. unternahm sie Reisen nach Italien und Griechenland; sie schrieb Reiseberichte, die sie in der „Vossischen Z e i t u n g " und in der „Illustrierten Frauenzeitung" veröffentlichte. WEITERE WERKE: Auf Klassischen Boden : R o m a n aus der Zeit König O t t o ' s von Griechenland. 2 Bde., Berlin 1881, 2 1906. - A u s d e m Leben Karl Boettichers. Gotha 1890. Im Weltgetriebe. R o m a n . Berlin 1901. B ö t t i c h e r , Georg, Pseud. Rentier Quengler, C. Engelhard, Schriftsteller, Zeichner, * 2 0 . 5 . 1 8 4 9 Jena, t 1 5 . 1 . 1 9 1 8 Leipzig. B. besuchte das Freimaurerinstitut in Dresden, bis 1866 die dortige Kunstgewerbeschule. 1 8 6 6 / 6 7 bildete er sich an der Webschule in C h e m n i t z weiter und arbeitete 1 8 6 9 / 7 0 in einem Atelier für Musterzeichnen in Paris. Danach lebte er als freischaffender Zeichner, seit 1773 auch als Schriftsteller in Dresden, M a n n h e i m , Jena, Würzen und Leipzig. Er w u r d e Mitarbeiter u. a. der „Fliegenden Blätter", der „Jugend"; mit Detlev von —» Liliencron und Johannes —> Trojan war er befreundet. 1887-89 gab B. die „Kränzchen-Zeitung", seit 1900 den „Auerbachschen Kinderkalender" heraus. Er verfaßte Gedichte, Erzählungen, Kinderbücher und die zeitkritische Militärsatire Lyrisches Tagebuch des Leutnants Versewitz (2 Bde., 1901-04). Von einem Wandel seiner politischen Gesinnung zur Zeit des Ersten Weltkriegs zeugen nationalistische Gedichte. B.s Sohn H a n s wurde unter dem N a m e n Joachim Ringelnatz bekannt. WEITERE WERKE: Das lustige Jena. Bilder aus dem Studentenleben. Leipzig 1895. Nachdr. Erlangen 1994. - Schiida. Verse eines Kleinstädters. Leipzig 1889. - Hrsg.: Vom Uber-Weiblichen. Heitere Glossen zur Frauenfrage. Erlangen 1906. B ö t t i g e r , Karl August, Publizist, Archäologe, * 8 . 6 . 1 7 6 0 Reichenbach (Sachsen), t 1 7 . 1 1 . 1 8 3 5 Dresden. B. studierte Theologie und klassische Philologie in Leipzig. Nach der Promotion 1784 in Wittenberg w u r d e er Rektor des G y m n a s i u m s in Guben (Niederlausitz), 1790 in Bautzen und 1791 in Weimar. Dort auch Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten, gab er 1795-1803 das „Journal des Luxus und der M o d e n " heraus und übernahm 1797-1803 die Redaktion des „Teutschen Merkur". In anderen Zeitung veröffentlichte er eine Vielzahl von Rezensionen und Kulturberichten. W ä h r e n d seiner Weimarer Zeit hatte B. Kontakt mit —»Goethe und —>Schiller, w u r d e von diesen jedoch bald gemieden und als „Magister ubique" verspottet. Ähnliche Konflikte hatte B. mit —> Kleist, nachdem er 1806 als Studiendirektor des Pageninstituts nach Dresden gezogen
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Bohlmann war. 1814-21 war er dort Direktor der Ritterakademie und Oberaufseher der Antikenmuseen. In Dresden setzte er die in Weimar begonnenen archäologischen Studien fort, hielt Vorlesungen und veröffentlichte u. a. Ideen zur Archäologie der Malerei (1811). WEITERE WERKE: Literarische Zustande und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar. 2 Bde., Leipzig 1838. Neuausg. hrsg. v. Klaus G e r l a c h / R e n e Sternke, Berlin '" 3 1998. - Mein Leben im romantischen Gewände. 2 Tie., Gießen 1805. - Reise nach Wörlitz 1797. Wörlitz 1971, 8., Überarb. und erg. Aufl. Berlin 1999. LITERATUR: Karl Wilhelm Böttiger: Κ. Α. B. Eine biographische Skizze von dessen Sohne. In: Zeitgenossen 6 (1837) 3 / 4 , S. 3-102. - L u d w i g Sickmann: Β. K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 414. - Ernst Friedrich Sondermann: Κ. A. B „ literarischer Journalist der Goethezeit in Weimar. Bonn 1983. B o h l m a n n , Gerhard, Schriftsteller, * 1 8 . 1 2 . 1 8 8 7 Königsberg, t 1 9 . 2 . 1 9 4 4 Berlin. B. studierte in Berlin und Königsberg Philologie und wurde nach dem Ersten Weltkrieg Redakteur bei der „Königsberger Allgemeinen Zeitung"; seit 1924 war er bei der Berliner Telegraphen-Union tätig. E r veröffentlichte mehrere Romane, u. a. Wallenstein ringt um das Reich (1937, Neuausg. 1956). B. starb bei einem Luftangriff auf Berlin. WEITERE WERKE: Die silberne Jungfrau. Roman. Leipzig l4 1 9 3 2 . - Der vergessene Kaiser. Roman. Leipzig 1934. Neuausg. Wien 1954. B o h m - S c h u c h , Clara, Politikerin, * 5 . 1 2 . 1 8 7 9 Stechow (Westhavelland), t 6 . 5 . 1 9 3 6 Berlin. B. w a r zunächst k a u f m ä n n i s c h e Korrespondentin, dann seit 1904 als Rednerin und Schriftstellerin für Gewerkschaften und die S P D tätig; 1919-22 redigierte sie die Zeitschrift „Gleichheit". Sie war 1 9 1 9 / 2 0 Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung, 1920-33 des Reichstags. 1933 zeigte B. d e m Reichstagspräsidenten Göring die Mißhandlung einer Berliner Stadtverordneten an, wurde daraufhin verhaftet und nach ihrer Entlassung überwacht. Sie veröffentlichte u . a . Die Kinder im Weltkriege (1916) und Willst Du mich hören? Ein Weckruf an unsere Mädel (1922). LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 4 6 f. B o h n , Emil (Gottfried Carl Ignaz Adolf), Musiker, Musikwissenschaftler, * 1 4 . 1 . 1 8 3 9 Bielau bei Neiße, t 5 . 7 . 1909 Breslau. B „ Sohn eines Schlosser- und Tischlermeisters, studierte 1858-62 in Breslau klassische und orientalische Philologie, war seit 1868 Organist an der dortigen Kreuzkirche und gründete 1882 den „Bohnschen Gesangverein", der mit seinen historischen Konzerten bekannt wurde. Er war seit 1884 Kritiker bei der „Breslauer Zeitung", unterrichtete von 1887 an Theorie und Orgel a m Kgl. Akademischen Institut für Kirchenmusik in Breslau und w u r d e 1895 Professor. B. publizierte u. a. Die musikalischen Handschriften des 16. und 17. Jahrhunderts in der Stadtbibliothek zu Breslau (1890) und gab Klavierwerke Felix Mendelssohn Bartholdys und Frederic Chopins heraus. WEITERE WERKE: Bibliographie der Musikdruckwerke bis 1700 in Breslau. Berlin 1883. - Newly discovered music manuscripts from the private collection of E. B. Hrsg. v. Richard Charteris. Holzgerlingen 1999. LITERATUR: Johannes Hübner: Bibliographie des schlesischen Musik- und Theaterwesens. Breslau 1934. - Fritz Feldmann: Β., E. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 420. - R. Walter: Die Ausbildung von Kirchen- und Schulmusikern am „Akademischen Institut f ü r Kirchenmusik" der Universität Breslau. Opole 1997. - (Fritz Feldmann): Β., E. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2000, Sp. 2 5 5 f . - D e r s . / R u d o l f Walter: Β., E. In: N G r o v e D , Bd. 3 , 2 2 0 0 1 , S. 801.
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B o h r m a n n , Heinrich, auch Bohrmann-Riegen, österr. Schriftsteller, * 2 8 . 5 . 1 8 3 8 Saarbrücken, t 8 . 1 0 . 1 9 0 8 Wien. B. w a r 1862-72 Beamter bei der k . k . Südbahn und trat 1866 mit d e m Stück Der letzte Babenberger erstmals als Bühnenschriftsteller an die Öffentlichkeit. 1872 wurde er durch Heinrich —»Laubes Vermittlung Generalsekretär am Wiener Stadttheater, 1875 kurze Zeit Direktor des Ringtheaters, dann der Komischen Oper sowie des Königlich-freistädtischen Theaters in Preßburg. B. arbeitete mit dem unter dem P s e u d o n y m J. Riegen schreibenden Julius Nigri von St. Albino z u s a m m e n ; seit 1876 publizierten sie Bühnenwerke unter dem Kollektivnamen Bohrmann-Riegen. 1884 wurde B. B e a m t e r bei der Zentralbuchhaltung der Südbahn und redigierte 1893-99 den „Wiener Almanach", 1900-07 „Im Boudoir", das literarische Beiblatt zur „Wiener M o d e " . Neben D r a m e n und R o m a n e n schrieb er Opernlibretti (u. a. zur Operette Das Spitzentuch der Königin von Johann Strauß, 1880). B o i e , Heinrich Christian, Publizist, * 1 9 . 7 . 1 7 4 4 Meldorf (Holstein), t 2 5 . 2 . 1 8 0 6 Meldorf. B. studierte seit 1764 Theologie und Rechtswissenschaften in Jena und Göttingen, gab 1770 mit Friedrich Wilhelm Gotter den ersten „Göttinger M u s e n a l m a n a c h " und bis 1775 fünf weitere Jahrgänge allein heraus. E r war führendes Mitglied im Göttinger Hain. 1776 gründete er gemeinsam mit Christian Wilhelm D o h m die Zeitschrift „Deutsches Museum"; die Jahrgänge 1778-88 gab er allein heraus (1789-91 als „Neues Deutsches M u s e u m " ) . B. war seit 1775 Sekretär bei der hannoverschen A r m e e und wurde 1781 Landvogt von Süderdithmarschen (seit 1790 als dänischer Etatsrat). B. war vor allem als Mittler und Förderer für die zeitgenössische Literatur wichtig; er schrieb Gedichte und zahlreiche Briefe. LITERATUR: Walter Hofstaetter: Das Deutsche M u s e u m (1776-1788) und das Neue Deutsche M u s e u m (1789-1791). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Zeitschriften im 18. Jahrhundert. Leipzig 1908. - Adalbert Eischenbroich: Β., H. C. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 423 f. B o j a n o w s k i , Paul von, Bibliothekar, * 2 4 . 1 . 1 8 3 4 S c h w e r d t / O d e r , f 1 9 . 6 . 1 9 1 5 Weimar. B. studierte Rechtswissenschaften in Halle, Heidelberg und Berlin, wurde 1856 Gerichtsreferendar und lebte 1859-63 als Journalist in Paris. Seit seiner Rückkehr 1863 war er Redakteur der „Weimarer Zeitung" und von 1892 bis an sein Lebensende als Geheimer Hofrat Oberbibliothekar an der großherzoglichen Bibliothek in Weimar. B. publizierte vor allem historische Studien über die Zeit Karl Augusts von Weimar (u.a. Herzog Karl August und der Pariser Buchhändler Pougens, 1903). B o l z , Lothar, Pseud. Rudolf Germersheim, Politiker, * 3 . 9 . 1 9 0 3 Gleiwitz, t 2 9 . 1 2 . 1 9 8 6 Berlin (Ost). B. studierte 1921-25 an den Universitäten München, Kiel und Breslau und war bis 1933 Rechtsanwalt in Breslau. Seit 1929 KPD-Mitglied, wurde er 1933 aus der Anwaltskammer ausgeschlossen, floh nach Danzig und emigrierte 1935 in die Sowjetunion, w o er u. a. als Deutschlehrer, später als Assistent am Marx-Engels-Lenin-Institut in Moskau arbeitete. Als Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland (1943) war er in der Kaderschulung tätig und gab unter P s e u d o n y m u. a. die Zeitschrift „Das freie Wort" heraus. B. kehrte 1948 nach Deutschland zurück, war Mitbegründer und Vorsitzender (1948-72) der National-Demokratischen Partei Deutschlands, 1 9 4 8 / 4 9 Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission, 1949-53 Aufbauminister, 1950-67 stellvertretender Ministerpräsident und 1953-65 Außenminister der Deutschen Demokratischen Republik. 1968-78 war er
Bondy Präsident der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. B. schrieb u. a. Für die Mach1 des Volkes und des Friedens (1959). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 78. B o l z e , Waldemar, Publizist, * 1 1 . 1 . 1 8 8 6 Buk bei Posen, t 1 4 . 1 2 . 1 9 5 1 Salzgitter. Von Beruf Tischler, trat B. 1904 in den Holzarbeiterverband, 1906 in die S P D ein und war Partei- und Gewerkschaftsfunktionär in Berlin. 1914 verließ er die SPD, gehörte seit 1917 der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( U S P D ) an und w u r d e 1920 Redakteur der „Roten Fahne", 1921 Mitglied der Gewerkschaftsabteilung der KPD-Zentrale in Berlin. Bis 1923 f ü r die Parteiarbeit innerhalb der Gewerkschaften zuständig, war er als Wortführer einer Volksfrontpolitik 1924-26 und erneut seit 1929 aus der Partei ausgeschlossen. B. wurde Mitglied der Leitung der KPD-Opposition (KPDO), emigrierte 1933 nach Frankreich, nahm a m Spanischen Bürgerkrieg teil und war bis Kriegsende in einem französischen Lager interniert. Seit 1947 arbeitete er als Tischler in Salzgitter, w a r Mitbegründer der „Gruppe Arbeiterpolitik", Mitherausgeber der Zeitschrift „Arbeiterpolitik" und schrieb Der Weg der Gewerkschaften (1948). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 78. B o n d e , Oskar, Verlagsbuchhändler, * 1 7 . 1 1 . 1 8 2 5 Zschernichen bei Altenburg (Thüringen), t 1 5 . 7 . 1 8 9 8 Altenburg. B. erlernte bei K. F. Koehler in Leipzig den Beruf des Buchhändlers und war dort bis 1845 sowie später in Prag, Zürich und Pest als Gehilfe tätig. 1852-56 Geschäftsführer bei Friedrich Brandstetter in Leipzig, erwarb er anschließend die 1850 gegründete Buchhandlung J. H. Jacobs in Altenburg. 1860 ü b e r n a h m er die „Altenburger Zeitung" und verlegte schließlich auch Schulbücher (u. a. Hermann Kluges Geschichte der deutschen National-Litteratur)·, 1872 Schloß er seinem Betrieb eine eigene Druckerei an. B. wurde 1862 Sachsen-Altenburgischer Hofbuchhändler, 1890 Kommissionsrat. Neben Gedichten, Reisebeschreibungen und humoristischen Schriften in der „Altenburger Zeitung" veröffentlichte er Erinnerungen eines Lehrlings aus der K. F. Koehler'sehen Schule. LITERATUR: Hans Elissen: C. Ο. B. In: Festzeitung zur Feier des 25jährigen Buchdrucker-Jubiläum von Ο. B. [ . . . ] Altenburg 1897, S. 3-7. - B. O. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 3. Berlin 1900, S. 170f. B o n d y , Francois, Pseud. Max, Journalist, Schriftsteller, * 1 . 1 . 1 9 1 5 Berlin, t 2 7 . 5 . 2 0 0 3 Zürich. B., Sohn von Fritz —>B., studierte in Paris und Zürich. Während der deutschen Okkupation wurde er 1940 in Frankreich verhaftet, im Lager Vernet interniert und dann ausgewiesen. 1940-44 war er journalistisch in Zürich tätig. 1947-50 arbeitete er als Redakteur, Ausländskorrespondent und Kritiker für die „Weltwoche" (Zürich). 1950-69 war B. Herausgeber und 1969-73 redaktioneller Beirat der vom ihm begründeten Pariser Zeitschrift „Preuves". 1969 kehrte er zur „Weltwoche" zurück, f ü r die er bis 1986 arbeitete. Seit 1975 war er mit A. Krättli Leiter der „Schweizer Monatshefte". B. veröffentlichte u . a . Gespräche (1972), Der Rest ist Schreiben. Schriftsteller als Aktivisten, Aufklärer und Rebellen (1972) und Mein Dreivierteljahrhundert. Erinnerungen, Begegnungen, Porträts (1990). Er war auch als Übersetzer tätig, u. a. von B. Croce und E. M . Cioran. B. erhielt u. a. 1969 den Preis der Mainzer A k a d e m i e f ü r Sprache und Wissenschaft, 1978 den Heinrich Merck-Preis der Deutschen Akademie in Darmstadt und 1988 den Ernst-Robert-CurtiusPreis f ü r Essayistik. WEITERE WERKE: Der Nachkrieg m u ß kein Vorkrieg sein. Europäische Orientierungen. Z ü r i c h / K ö l n 1985. - Pfade der Neugier. Portraits. Zürich 1988.
LITERATUR: Wer Europa s a g t . . . Essays und Ehrungen von und f ü r F. B. Hrsg. v. Iso Camartin. M ü n c h e n / W i e n 1995. M a r c o Meier: Fritz, F. und Luc B. Clan des D r a m a s und der Lettern. Zürich 1998. B o n d y , Fritz, auch F. Bondi, Pseud. N. O. Scarpi, T h o m a s Leslie, schweizer. Schriftsteller, Regisseur, * 1 8 . 4 . 1 8 8 8 Prag, t 2 4 . 5 . 1 9 8 0 Zürich. Zunächst k a u f m ä n n i s c h e r Angestellter in Prag, war B. von 1912 bis 1918 Regisseur a m Deutschen Theater in Prag und arbeitete unter M a x Reinhardt an der H o f o p e r in Wien. N a c h dem Ersten Weltkrieg lebte er abwechselnd in Paris, in Ungarn und Jugoslawien, ließ sich dann in L u g a n o nieder und erhielt 1931 die schweizer. Staatsbürgerschaft. Seit 1941 in Zürich ansässig, war B. seit 1946 Feuilletonist bei der Tageszeitung „Die Tat" und schrieb regelmäßig für die satirische Zeitschrift „Der Nebelspalter". Er veröffentlichte Novellen und R o m a n e ( u . a . Sprung von der Bühne, 1926), Skizzenund Andekdotensammlungen (u. a. Handbuch des Lächelns, 1943) und übersetzte französische und englische Literatur. B. war der Vater von Francois —>B. WEITERE WERKE: Die Herren von Do-Re-Mi. Musikeranekdoten. Zürich 1952. - Da lacht der Buchhändler. Anekdoten. Zürich/Stuttgart 1957. - A u s e i n e m nichtgeführten Tagebuch. Zürich/Stuttgart 1971. - Sprachliches, Allzusprachliches. Vom U m g a n g mit Geschriebenem. Z ü r i c h / S t u t t g a r t 1974. - N. O. S. erzählt: von Feuilletons, von Shakespeare, Opern, Kulinarischem u . a . Zürich /Stuttgart 1977. - D e r beseelte Karpfen. 9 9 meist heitere Geschichten. M ü n c h e n 1980. B o n d y , Joseph Adolf, Journalist, * 2 3 . 6 . 1 8 7 6 Prag, t 2 0 . 1 2 . 1 9 4 6 London. Nach dem Studium der Philosophie und Literaturgeschichte an den Universitäten Berlin und Prag war B. 1901-04 Redakteur der „Bohemia", 1904-07 Berliner Korrespondent der Wiener „Neuen Freien Presse" und gab 1907-09 die „ N e u e R e v u e " sowie den „ M o r g e n " heraus. 1 9 0 9 / 1 0 leitete er die Abteilung Politik von „Nord und Süd", war 1910-13 Feuilleton-Redakteur und stellvertretender Chefredakteur der „National-Zeitung", anschließend bis 1920 Chefredakteur der „Kulturbeiträge" und des „Berliner Dienstes" sowie Theaterkritiker der „National-Zeitung". Er w u r d e C h e f r e d a k teur der „National-Zeitung" und des „8 Uhr-Abendblatts", später politischer Redakteur des „Berliner Börsen-Couriers". Seit 1933 für das „Neue Wiener Tagblatt" Korrespondent beim Völkerbund in Genf, w u r d e B. 1938 als Jude entlassen und mußte nach Großbritannien fliehen, w o er seit 1940 Mitglied der Central European Joint Commission tätig w a r und für die britische Regierung sowie für „Die Zeitung" in London arbeitete. LITERATUR: Anthony Northey: „Brot mit d e m Rasiermesser geschnitten". Das Leben und Werk J. A. B.s. In: Brennpunkt Berlin. Hrsg. v. hartmut Binder. Bonn 1995, S. 21-71. B o n d y , Ottilie, geb. Jeitteles, österr. Frauenrechtlerin, Publizistin, * 2 6 . 7 . 1 8 3 2 Brünn, t 5. 12.1921 München. B. war im 19. Jh. neben Marianne Hainisch und J o h a n n a Meynert eine der führenden Frauenrechtlerinnen Österreichs. Gemeinsam mit Meynert gründete sie den Wiener Hausfrauenverein, den sie 1879-1909 leitete. B. richtete eine Stellenvermittlung f ü r Hausbedienstete und Heimarbeiterinnen ein und rief eine Koch- und Haushaltungsschule ins Leben. Als Anhängerin des Fröbelschen Kindergartengedankens vertrat sie den Wiener Verein für Kindergartenwesen auf der Weltausstellung in C h i c a g o 1893. B. veröffentlichte u . a . ein Haus- und Familienbuch (1896) und war Mitarbei-
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Boner terin der „Wiener Hausfrauen-Zeitung"; seit 1909 lebte sie in M ü n c h e n . WEITERE WERKE: Die Theorie und Praxis auf häuslichem Gebiete. Brünn 1883. - D i e Beschäftigung des Kindes. Wien 1897. B o n e r , Charles, Schriftsteller, Journalist, * 2 9 . 4 . 1 8 1 5 Weston bei Bath (Somerset, Großbritannien), t 7 . 4 . 1 8 7 0 München. B. lebte 1840-60 als Erzieher am Hof der Fürsten von T h u m und Taxis und betätigte sich als Schriftsteller und Übersetzer deutscher Literatur ins Englische (u.a. Andersens Märchen unter dem Titel Tales from Denmark, 1847). Nach seiner Übersiedelung nach M ü n c h e n trat er in Kontakt u. a. zu Justus Liebig und Friedrich von —»Bodenstedt und war Mitarbeiter des „Athenäum". Er besuchte Paris und London, reiste 1 8 6 3 / 6 4 nach Siebenbürgen und veröffentlichte 1865 seine Studien unter d e m Titel Transsylvania (1868 in deutscher Übertragung v o m Autor selbst: Land und Leute in Siebenbürgen, Nachdr. 1987). B. lebte später als Korrespondent britischer und amerikanischer Zeitungen in Wien. WEITERE WERKE: Verse 1834-1858. L o n d o n 1858. - Forest Creatures. London 1861. - Memoirs and letters. 2 Bde., L o n d o n 1871. LITERATUR: Hans Meschendörfer: C. B. und die Reiseliteratur über Siebenbürgen im 19. Jahrhundert. M ü n c h e n 1988. B o n e r , Johann Baptist, Mediziner, * Januar 1770 Münster, t 2 5 . 6 . 1 8 2 8 Münster. B. studierte in Göttingen Medizin, wurde 1792 promoviert und ließ sich in Münster als Arzt nieder; 1 8 1 6 / 1 7 praktizierte er in St. Mauritz bei Münster. Er veröffentlichte mehrere medizinische Studien im „Münsterischen gemeinnützigen Wochenblatt", im „Rheinisch-westfälischen Anzeiger" und im „ H e r m a n n " (u. a. Bemerkungen Uber den innerlichen Gebrauch des Phosphors im Nervenfieber, 1819). B o n g s , Rolf, Schriftsteller, * 5 . 6 . 1 9 0 7 Düsseldorf, t 2 0 . 1 1 . 1 9 8 1 Düsseldorf. B. studierte in München, Berlin und Marburg (Dr. phil. 1934), arbeitete anschließend als Archivar und Bibliothekar und war bis 1942 Leiter des Handschriftenarchivs der rheinischen Dichter. Bis z u m Publikationsverbot durch die Nationalsozialisten erschienen seine der Neuen Sachlichkeit verbundenen Gedichte in der „Rabenpresse", erste Prosatexte in der „Vossischen Zeitung". Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er Soldat und Kriegsberichterstatter war, lebte B. seit 1945 in Düsseldorf als Journalist, Kunst- und Literaturkritiker und freier Schriftsteller. Seine unter dem Titel Das Antlitz Andre Gides 1953 veröffentlichten Essays eröffneten die Gide-Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland. WEITERE WERKE: Die feurige Säule. Roman. Emsdetten 1953. - Ein amerikanisches Mädchen. Roman. Emsdetten 1980. - Ich sah, daß die B ä u m e zu gehen begannen. Gedichte. Düsseldorf 1984. LITERATUR: Lothar H u e s m a n n / H a n s Günther Auch (Hrsg.): Begegnungen mit R. B. Emsdetten 1967. - Wolfgang Paulsen: Versuch über R. B. Der Schriftsteller als Dichter. Darmstadt 1973. B o n h o f f , Otto, Schauspieler, Schriftsteller, Journalist, * 2 1 . 2 . 1 9 3 1 Leipzig, f 7 . 1 . 2 0 0 1 . B., Sohn eines calvinistischen Theologen, nahm nach dem Besuch der Oberschule privaten Schauspielunterricht und durchlief die Schauspielschule der Mendelssohn-Akademie in Leipzig. D e m Schloß sich eine journalistische Ausbildung und Tätigkeiten in Nachrichten- und Lokalredaktionen der Presse an. Seit den sechziger Jahren lebte B. als freier Journalist und Schriftsteller in Selchow bei Beeskow. Neben erfolgreichen Gemeinschaftsarbeiten mit Herbert —> Schauer f ü r das Fernsehen, wie etwa Schatten über Notre-Dame
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(Film 1966, R o m a n 1967), Über ganz Spanien wolkenloser Himmel (1971) und Das unsichtbare Visier (1973), schrieb B. zahlreiche R o m a n e nach historischen Tatsachen, Kriminalromane (u.a. Elster zielt auf New York, 1965; Der Anwalt, 1967; Zwei retten eine Stadt, 1969) sowie Bühnenstücke ( u . a . Besuch aus dem Nebel, Uraufführung 1973, Roman 1974). B. erhielt verschiedene staatliche Auszeichnungen der D D R , u . a . 1979 das „Banner der Arbeit". B o n n , Gisela, Journalistin, Schriftstellerin, Regisseurin, * 2 2 . 9 . 1 9 0 9 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 1 1 . 1 0 . 1 9 9 6 Stuttgart. B. studierte Germanistik, Ethnologie, Kunstgeschichte, vergleichende Religionswissenschaften und Philosophie an den Universitäten Köln und Wien, w o sie z u m Dr. phil. promoviert wurde. Danach als Auslandskorrespondentin tätig, u. a. f ü r die „Münchner Neuesten Nachrichten" und das „Hamburger Fremdenblatt", war sie 1943-45 Berichterstatterin des Scherl-Verlags in M a r o k k o und bereiste dann vor allem afrikanische und asiatische Länder, über die sie in zahlreichen B ü c h e r n (u. a. Marokko - Blick hinter den Schleier, 1950; Afrika verläßt den Busch, 1 9 6 5 , 2 1 9 6 8 ; Νehru Annäherungen an einen Staatsmann und Philosophen, 1992) und Fernsehdokumentationen (u. a. Leopold Sedar Senghor - Porträt eines afrikanischen Staatsmannes und Dichters, 1966-68; Indira Gandhi - eine Frau und ein Kontinent, 1971) berichtete. Seit 1959 war B., die als eine der besten Kennerinnen Asiens galt und u. a. 1994 mit d e m Margret-Boveri-Preis für wissenschaftliche Journalistik ausgezeichnet wurde, Herausgeberin der Zeitschrift „Indo-Asia". Sie schrieb auch Gedichte, u. a. Sommer einer jungen Frau (1947) und Geliebte kleine Welt (1947). LITERATUR: Abdel Hamid Marzouk: Ägypten in der deutschsprachigen Reiseliteratur der Gegenwart am Beispiel von G. B. Münster u. a. 2001. B o n n e l l , (Charles Guillaume) Ed(o)uard, Philologe, Pädagoge, * 1 5 . 2 . 1 8 0 2 Berlin, t 9 . 5 . 1 8 7 7 Berlin. Einer seit dem E n d e des 17. Jh. in Preußen ansässigen Hugenotten-Familie entstammend, studierte B. Philologie, Theologie und Philosophie. 1823-29 war er Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, 1 8 2 4 / 2 5 am Gymnasium in Liegnitz und schließlich a m Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, w o er 1830 Prof. wurde. Seit 1838 w a r B. Direktor des städtischen Friedrich-Werderschen Gymnasiums in Berlin. Sein wissenschaftliches Interesse galt Quintilian (Lexicon Quinctilianeum, 1834) und —> Schleiermacher; seit 1860 gab er die pädagogische Zeitschrift „Berliner Blätter" mit heraus und veröffentlichte Unterrichtswerke. B o o s t , Johann Adam, Beamter, Publizist, * 2 8 . 4 . 1 7 7 5 Aschaffenburg, t 8 . 1 0 . 1 8 5 2 Mainz. B. beteiligte sich 1792 mit seinem Vater, einem kurmainzischen Hofgerichtsrat, an der Revolution. Beim Rückzug der Franzosen aus Mainz 1793 floh er nach Paris, w o er an Sitzungen des Konvents teilnahm. B. wurde elsässischer Forstbeamter, später Landwirt bei Mainz, trat 1816 in den kurmainzischen Staatsdienst ein und lebte seit 1833 als Publizist in Regensburg, seit 1838 in Augsburg, w o er bis 1843 die „Augsburger Postzeitung" redigierte; 1847 ging er wieder nach Mainz. Er veröffentlichte u. a. eine Geschichte der Reformation und Revolution von Frankreich, England und Deutschland (3 Bde., 1843). WEITERE WERKE: Was waren die Rheinländer als Menschen und Bürger, und was ist aus ihnen geworden? Mainz 1819. Die Weissagungen des M ö n c h s Hermann zu Lehnin über Preussen und j e n e des Benedictiners David Speer zu Benedictbeuern über Bayern. Augsburg 1848. LITERATUR: Bockenheimer: B., J. A. In: ADB, Bd. 3, 1876, S. 139 f.
Borkowski B o r b e r g , Carl Friedrich, Lehrer, Schriftsteller, * 8 . 6 . 1 8 0 0 Nidda (Hessen), t 22. 8.1850 Mainz. Der Sohn eines Apothekers studierte evang. Theologie und Philologie in Gießen und Jena, bevor er als Korrektor bei —> Niebuhr in Bonn arbeitete. Anschließend war er mehrere Jahre als Lehrer tätig, zunächst in Hamburg, seit 1833 in Willisau, in Hofwil, dann an einer kath. Kantonsschule in St. Gallen und 1841-47 an einer Realschule in Bern. Daneben redigierte B. 1836/37 den ,Jungen Wahrheitsfreund" und 1838/39 die „Schweizer Dorfzeitung". Er veröffentlichte u. a. Betrachtungen über das Wesen der Preßfreiheit (1836, anonym) und Geschichte der alten Literatur (1848). B. trat auch als Erasmus-Herausgeber und -Übersetzer hervor. B o r b s t ä d t , Adolf, Militär, Schriftsteller, * 8 . 7 . 1 8 0 3 Gumbinnen, f 14.6.1873 Berlin. B. trat 1820 in die preuß. Armee ein, gehörte seit 1825 dem Offizierskorps des Berliner Kadettenhauses an und wurde 1840 als Hauptmann nach Wahlstatt versetzt. Seit 1853 Oberstleutnant, nahm er 1857 seinen Abschied, war für die Redaktion der „Militär-Litteratur-Zeitung" verantwortlich und 1864 sowie 1866 stellvertretender BrigadeKommandeur. 1866 veröffentlichte er Preußens Feldzüge gegen Österreich und dessen Verbündete im Jahre 1866 mit Berücksichtigung des Krieges in Italien. B. übernahm 1867 die Leitung des „Militär-Wochenblattes" und schrieb u.a. Der deutsch-französische Krieg 1870 bis zur Katastrophe von Sedan und der Capitulation von Straßburg (1870-72). B o r c h , Hubert von, Journalist, * 17.11.1909 Swatau (China), t 2 5 . 7 . 2 0 0 3 München. Der Sohn eines Diplomaten aus altem magdeburgischem Adel studierte Soziologie und Geschichte in Berlin, Frankfurt und Heidelberg, wo er 1933 promoviert wurde (Das Gottesgnadentum. Historisch-soziologischer Versuch Uber die religiose Herrschaftslegitimation). 1933-45 arbeitete er für die „Deutsche Allgemeine Zeitung", zunächst als Redakteur und seit 1935 als Korrespondent in Rom. 1950 war B. Mitbegründer, dann Chefredakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift „Außenpolitik". 1953-56 verfaßte er außenpolitische Leitartikel für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung". 1956 wechselte er als Redakteur zur „Welt" und hielt sich bis 1965 als deren Korrespondent in Washington auf. Anschließend wurde er USA-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung", in deren Münchner Redaktion er 1981 wechselte. B. veröffentlichte u.a. Amerika. Dekadenz und Größe (1981). WEITERE WERKE: Friede trotz Krieg. Spannungsfelder der Weltpolitik seit 1950. München 1966. - John F. Kennedy. Amerikas unerfüllte Hoffnung. München 1986. B o r c h a r d t , Hermann, urspr. Hans Hermann Joelsohn, Schriftsteller, Journalist, * 14.6.1888 Berlin, t 23.1.1951 New York. Nach dem Studium (1910-17) an den Universitäten Berlin und Greifswald unterrichtete B. Philosophie und Geschichte an mehreren Schulen Berlins. 1933 emigrierte er nach Frankreich, 1934 nach Weißrußland, wo er bis 1936 als Prof. der Germanistik an der Univ. Minsk lehrte. B. kehrte 1936 nach Berlin zurück und wurde ein Jahr in den Konzentrationslagern Oranienburg, Sachsenhausen und Dachau interniert. 1937 emigrierte er mit seiner Familie über Frankreich in die USA, wo er vorwiegend als Dramatiker (Die Brüder von Halberstadt, 1938), aber auch als Journalist tätig war. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 133. - Uta Beiküfner: Η. B. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: USA. Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 5. Zürich/München 2005, S. 24-52.
B o r g e l t , Hans, Schriftsteller, * 6 . 7 . 1 9 1 4 Osnabrück, t 17.2.2000 Berlin. B. studierte 1935-40 Zeitungswissenschaften an der Univ. Berlin. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg war er seit 1945 als freier Journalist für Berliner und auswärtige Zeitungen tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Dramen (Alle reden von Liebe, 1971; Zuhaus in fremden Betten, 1976), Biographien (Grethe Weiser. Herz mit Schnauze, 1971; Das süßeste Mädel der Welt. Die Lilian-Harvey-Story, 1974) sowie Romane (Die goldenen Hungerjahre, 1980; Der Doppelgänger, 1983) und verfaßte Beiträge für Rundfunk und Fernsehen. B o r g o l d , Johann Friedrich, Buchhändler, Drucker, * 9 . 9 . 1 7 5 7 Zwickau, t 25.3.1829. Der Goldschmiedesohn verlor früh seinen Vater, fand 1777 eine Stelle als Setzer in Halle und gründete 1779 eine Unterstützungskasse für erkrankte und unbemittelte Buchdrucker. Seit 1781 in der Druckerei des Waisenhauses tätig, wurde er 1793 technischer Leiter, richtete 1799 das „Patriotische Wochenblatt" für die „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde" ein und übernahm 1808 die Leitung der dem Waisenhaus angeschlossenen Buchhandlung, 1812 auch den Betrieb der Bibelanstalt. Das Direktorium des Waisenhauses übertrug ihm die Verwaltung der evang. Missionsanstalten in Ostindien. B o r k e n a u , Franz, Historiker, Publizist, * 15.12.1900 Wien, f 22.5. 1957 Zürich. B., Sohn eines Universitätsprofessors und Rats am österr. Obersten Gerichtshof, studierte seit 1918 Geschichte in Wien und Leipzig und wurde 1924 promoviert. 1921 in die KPD eingetreten, arbeitete er bis 1929 für die von Eugen Varga geleitete Forschungsstelle für internationale Politik in Berlin („Komintern"). 1929 brach er mit der KPD, emigrierte 1933 über Wien nach Frankreich, 1934 nach England, war 1935/36 Dozent für Geschichte in Panama und nahm 1936 zeitweilig am Spanischen Bürgerkrieg teil. The Spanish Cockpit (1936) erregte wegen seiner scharfen Absage an den Sowjetkommunismus großes Aufsehen. B. war 1938-43 in Cambridge und London Lehrer für Internationale Politik, wurde 1940 interniert und arbeitete seit 1943 für den britischen Rundfunk. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, nahm 1946-48 eine Professur für Neuere Geschichte in Marburg wahr und wurde Chefredakteur der Zeitschrift „Ostprobleme". Er lebte später als freier Schriftsteller in Deutschland, den USA und Zürich. B. schrieb Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild. Studien zur Geschichte der Philosophie der Manufakturperiode (1934, Nachdr. 1971) und Der europäische Kommunismus. Seine Geschichte von 1917 bis zur Gegenwart (1952). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 80. - Volker Reinecke: Kultur und Todesantinomie. Die Geschichtsphilosophie F. B.s. Wien 1992. - Birgit Lange-Enzmann: F. B. als politischer Denker. Berlin 1996. - William Jones: The path from Weimar communism to the Cold War. F. B. and „The totalitarian enemy". In: Alfons Söllner (Hrsg.): Totalitarismus. Eine Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Berlin 1997, S. 35-52. B o r k o w s k i , Dieter, Pseud. Arno Hahnert, Publizist, Schriftsteller, * 1.11.1928 Berlin, t 2 6 . 2 . 2 0 0 0 Raddestorf. B. studierte Geschichte in Berlin und durchlief eine Ausbildung als Journalist beim Ostberliner Rundfunk. 1953 wurde er wegen Beteiligung an den Aufständen im Juni aus der SED ausgeschlossen; in der Folge geriet er immer wieder in Konflikt mit dem Regime. Nach zweijähriger Haft und Berufsverbot als Journalist berichtete B. 1966-71 illegal unter dem Pseudonym Arno Hahnert für „Die Zeit".
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Bormann 1971 verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, w u r d e er im folgenden Jahr im Austausch gegen D D R Spione in die Bundesrepublik entlassen. Hier war B. als Journalist tätig und veröffentlichte seine dreiteilige Biographie (Wer weiß, ob wir uns Wiedersehen, 1980; Für jeden kommt der Tag, 1981; In der Heimat, da gibt's ein Wiedersehen, 1984) sowie Biographien von Lily —> Braun (Rebellin gegen Preußen. Das Leben der Lily Braun, 1984) und Erich Honecker (Erich Honecker. Statthalter Moskaus oder deutscher Patriot?, 1987). LITERATUR: Hartmut Jäckel: „Zeit"-Chronist im Untergrund; „ A r n o Hahnert", Erinnerungen an D. B. In: Deutschland-Archiv 33 (2000) 3, S. 367-369. B o r m a n n , Karl Wilhelm Emil, Schulmann, Schriftsteller, * 2 6 . 6 . 1 8 0 2 Potsdam, t 3 1 . 8 . 1 8 8 2 Berlin. D e r Sohn eines Premierleutnants wurde nach dem Studium der Theologie (1823-26) an der Univ. Berlin 1827 Rektor der städtischen Töchterschule. 1830 ernannte das Schulkolleg der Provinz Brandenburg B. z u m ersten Lehrer des Seminars f ü r Stadtschulen in Berlin. Daneben leitete er die 1832 gegründete Töchterschule auf der Friedrichstadt und wurde 1841 deren Direktor. 1849 zum Provinzialschulrat ernannt, übernahm B. die Redaktionsleitung des seit 1836 erscheinenden „Schulblatts für die Provinz Brandenburg". 1872 trat er als Geheimer Regierungsrat in den Ruhestand. Er veröffentlichte neben pädagogischen Arbeiten (Über Erziehung und Unterricht, 1847) Anthologien und Gedichte (Die Tage des Herrn, 1852). B o r n , Ignaz Edler von, österr. Mineraloge, * 2 6 . 1 2 . 1 7 4 2 Karlsburg (Siebenbürgen), t 2 4 . 7 . 1 7 9 1 Wien. B. trat 1759 in die Gesellschaft Jesu ein, verließ sie 16 Monate später wieder und studierte in Prag Rechtswissenschaften. Nach ausgedehnten Reisen durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich studierte er Geologie und Mineralogie und wurde 1770 Bergrat in Prag, 1776 Kustos des kaiserlichen Naturalienkabinetts in Wien. 1779 Hofrat im M ü n z - und Bergwesen, trat er 1781 der Freimaurer-Loge bei und publizierte u. a. im „Journal für Freymaurer"; er gilt als Vorbild für Mozarts Sarastro in der Zauberflöte. 1783 veröffentlichte er die antiklerikale Satire Specimen monachologiae. B. trat 1786 von der Logenarbeit zurück und gründete in Hietzing eine Bleichanstalt, die durch ein Schnellbleichverfahren mit Chlor die Rasenbleiche ersetzte. B. wurde Mitglied zahlreicher Akademien und Gesellschaften, 1774 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, und publizierte als Naturforscher u. a. Briefe Uber mineralogische Gegenstände auf seiner Reise durch das Temeswarer Bannat, Siebenbürgen, Ober- und Nieder-Hungarn (1774, engl. 1777, frz. 1780). WEITERES WERK: Abhandlungen zur A u f n a h m e der Mathematik, der vaterländischen Geschichte und der Naturgeschichte. 6 Bde., Prag 1775-84. LITERATUR: Edwin Zellweker: Das Urbild des Sarastro. I. ν. B. Wien 1953. - Gustav Gugitz: Β., I. E. v. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 466 f. - Helmut Reinalter (Hrsg.): Die Aufklärung in Österreich. I. v. B. und seine Zeit. Frankfurt/ Main u . a . 1991. - Markus M e n m a n n : Zur Rezeption antiker Mysterien im Geheimbund der Illuminaten. I. v. B. In: Aufklärung und Esoterik, hrsg. v. M o n i k a NeugebauerW ö l k / H o l g e r Zaunstöck. Hamburg 1999, S. 288-304. B o r n , Johann Heinrich, Buchbinder, Verleger, * 1 4 . 6 . 1 8 3 9 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 2 2 . 1 1 . 1 8 8 5 Elberfeld. B., Sohn eines Schreiners, ging bei einem Buchbinder in die Lehre, arbeitete in H a m b u r g und Berlin, legte die Meisterprüfung ab und eröffnete 1863 in Elberfeld eine Buchbinderei. Bereits 1864 erweiterte er den Betrieb um ein Ladengeschäft, in dem er Schreibwaren, Zigarren und Bücher
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verkaufte, und den er 1 8 7 4 / 7 5 u m eine Buchdruckerei erweiterte. Nachdem B. zunächst das satirische Wochenblatt „Fennekieker" herausgegeben hatte, verlegte er seit 1879 eine Tageszeitung für Elberfeld, Barmen und Umgebung und konnte nach fünf Jahren 1 0 0 0 0 Abonnenten verzeichnen. 1881 ü b e r n a h m er die Herausgabe des Elberfelder Adreßbuchs. B o r n , Stephan, eigentl. Simon Buttermilch, Arbeiterführer, Journalist, * 2 8 . 1 2 . 1 8 2 4 Lissa (Posen), t 4 . 5 . 1 8 9 8 Basel. B., Schriftsetzer in Berlin, traf 1847 in Leipzig Robert —> B l u m und Schloß sich in Paris dem Bund der K o m m u n i sten an; Friedrich —> Engels entsandte ihn als Agitator nach Südfrankreich und in die Schweiz. B. reiste nach Brüssel zu Karl —> Marx und gründete 1848, wieder in Berlin, das „Zentralkomitee der Arbeiter", gab die Zeitung „Das Volk" heraus und berief den Ersten Allgemeinen Arbeiterkongreß ein, aus dem die . A l l g e m e i n e deutsche Arbeiter-Verbrüderung" hervorging. Nach der Übersiedelung des Zentralvorstands nach Leipzig übernahm er die redaktionelle Leitung der organisationseigenen Zeitschrift „Verbrüderung" und emigrierte nach seiner Teilnahme an der Revolution von 1 8 4 8 / 4 9 in Dresden in die Schweiz. Dort schrieb er für die „Basier Nachrichten", lehrte als Honorarprofessor deutsche und französische Literatur an der Univ. Basel und verfaßte u . a . Erinnerungen eines Achtundvierzigers (1898, Neuausg. 1978). LITERATUR: Wilhelm Friedensburg: S. B. und die Organisationsbestrebungen der Berliner Arbeiterschaft bis zum Berliner Arbeiter-Kongress (1840-September 1848). Leipzig 1923, Neudr. Glashütten/Ts. 1973. - Walther Georg Oschilewski: An der Wiege der deutschen Arbeiterbewegung. S. B. in Berlin. In: Jahrbuch 1952 des Vereins für die Geschichte Berlins (1953) S. 143-160. - Paul Mayer: B„ S. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 467. B o r n e m a n n , Wilhelm, evang. Theologe, * 2 . 3 . 1 8 5 8 Lüneburg, f 3 0 . 6 . 1 9 4 6 . B. studierte an den Universitäten Göttingen und Leipzig Theologie, wurde 1882 Inspektor des Theologischen Stifts und habilitierte sich 1884 an der Univ. Göttingen. 1886 wurde er Prof. und geistlicher Inspektor des Klosters Unserer Lieben Frauen in Magdeburg, 1898 o. Prof. der Kirchengeschichte und Praktischen Theologie an der Univ. Basel. 1902 übernahm er die Pfarrei St. Nikolai in F r a n k f u r t / M a i n , wurde 1906 Senior des dortigen evangelisch-lutherischen Predigerministeriums, 1920 Präsident der evang. Landeskirchenversammlung und 1922 Prof. der Praktischen Theologie in Frankfurt. B. zählte zum Kreis um Adolf von Harnack, war Mitbegründer der „Christlichen Welt" und schrieb u. a. Konfuzius, seine Persönlichkeit und seine Grundanschauungen (1912, 3 1922). WEITERE WERKE: Unterricht im Christentum. Göttingen 1 8 9 1 , 2 1 8 9 3 . - Der Streit um das Apostolikum. Magdeburg 1893. - Melanchthon als Schulmann. Magdeburg 1897. Die Bibel und die Mission. Heidelberg 1901. - Einführung in die evangelische Missionskunde im Anschluß an die Basler Mission. Tübingen 1902. LITERATUR: Friedrich W . Bautz: B „ W. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 704. B o r n h a u s e r , Thomas, reformierter Theologe, schweizer. Politiker, Schriftsteller, * 2 6 . 5 . 1 7 9 9 Weinfelden (Kt. Thurgau), t 9 . 3 . 1 8 5 6 Müllheim (Kt. Thurgau). Der Sohn eines Bäckers und Krämers studierte Theologie in Zürich, wurde 1822 Pfarrer in seinem Heimatkanton und 1824 Pfarrer in Matzingen. Beeinflußt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution, begann er sich f ü r die Verwirklichung freiheitlicher Postulate und die A b s c h a f f u n g der aristokratischen Regierung des Kantons
Bossong Thurgau einzusetzen. Eine von ihm im Oktober 1830 einberufene Volksversammlung in Weinfelden leitete den liberalen U m s c h w u n g in mehreren Kantonen ein. B. schrieb f ü r liberale Zeitschriften und war Mitherausgeber des „Wächters von Weinfelden". Seit 1831 Pfarrer in Arbon, trat er seit 1836 als Mitglied des Verfassungsrats f ü r die A u f h e b u n g der thurgauischen Klöster ein. B. w u r d e 1849 Präsident des Verfassungsrats. Er schrieb Lieder und Gedichte (Lieder, 1832) sowie ein Lehrgespräch über das Wesen des republikanischdemokratischen Staates ( A n d r e a s Schweizbart und Treuherz, 1834, 3 1835). LITERATUR: Wartmann: Β., T. In: A D B , Bd. 3, 1876, S. 175. B o r n s c h e i n , (Johann) Ernst (Daniel), Pseud. Johann Friedrich Kessler, Christian Friedrich Möller, Schriftsteller, Buchhändler, * 2 0 . 7 . 1 7 7 4 Prettin bei Merseburg, t 1 . 4 . 1 8 3 8 Gera. B. schrieb schon während seiner Studienzeit 1793-97 in Leipzig und Wittenberg Unterhaltungsliteratur. 1799 ließ er sich als Buchhändler in Leipzig nieder und arbeitete als Korrektor für verschiedene Druckereien. 1802 gründete er in G e r a eine Kunsthandlung und wurde Herausgeber der dortigen Zeitung. Z u seinem Werk zählen populärhistorische Schriften (u. a. Leben und Thaten des General Bonaparte, 1802), Schauspiele und R o m a n e . Mit dem Räuberroman Antonia della Roccini, die Seeräuber-Königin (1801, 3 1838) schuf er den weiblichen Gegenpart zu Christian August —> Vulpius' Rinaldo Rinaldini (1799). B o r n s t e d t , Adalbert von, Redakteur, * um 1808 Berlin, t 2 5 . 5 . 1 8 5 1 Illenau bei Aachen. B. Schloß sich als j u n g e r M a n n dem preuß. Militär an, quittierte aber früh den Dienst als Offizier und ging 1830 nach Paris, w o er u. a. als Korrespondent f ü r die Augsburger „Allgemeine Zeitung" arbeitete. Daneben stand er als politischer Spitzel in preuß. und seit 1840 in österr. Diensten. Seit 1838 redigierte B. die „Pariser Zeitung" und 1844 den „Vorwärts" (Paris). 1847 wurde er Herausgeber und Chefredakteur der „Deutschen Brüsseler Zeitung", die in Preußen bald verboten wurde. B. war Mitglied des Bundes der Kommunisten, der Demokratischen Gesellschaft und seit 1848 der Deutschen Demokratischen Gesellschaft in Paris. Im selben Jahr zog er mit einer revolutionären Freischar, der Deutschen Demokratischen Legion, nach Baden, um Friedrich Hecker zu unterstützen. Die Gruppe w u r d e j e d o c h bei Dossenbach von württembergischen Truppen aufgerieben, B. verhaftet und in Bruchsal eingekerkert. 1849 im Z u g e eines Volksaufstands befreit, trat er politisch nicht m e h r hervor. Er veröffentlichte u. a. Reise von London über Paris, Lyon, Avignon, Aix, Nizza, Turin, den Simplon und einen Theil der Schweiz. Tageblätter aus dem Jahre 1834 (1835). WEITERE WERKE: Pariser Silhouetten. Nebst einer aphoristischen Übersicht der Monumentalgeschichte von Paris. Leipzig 1836. - Hauts-Reliefs der Gegenwart. Worte an meine Zeit und an mein Vaterland. Leipzig 1838. LITERATUR: Kurt Koszyk: Adalbert v. B. - Spitzel und Publizist. In: Publizistik 3 (1958) S. 173-179. B o r n s t e i n , Joseph, Pseud. Erich Andermann, Journalist, * 1 8 . 1 0 . 1 8 9 9 Krakau, t 2 3 . 6 . 1 9 5 2 New York. Seit 1920 journalistisch tätig, schrieb B. f ü r das „Tage-Buch" und die Wochenzeitung „Der M o n t a g Morgen", u. a kritische Beiträge zur politischen Rechtsprechung in der Weimarer Republik. 1933 emigrierte er nach Frankreich, war bis 1940 Chefredakteur des „Neuen Tage-Buchs" in Paris, schrieb militärische und politische Beiträge für die „Pariser Tageszeitung" und äußerte seit 1937 Kritik an den Moskauer Prozessen und der U d S S R ( H e x e n p r o z e s s e in Moskau, 1937). B. wurde 1940 interniert, konnte j e d o c h 1941 über Marokko in die U S A fliehen. Seit 1942 war er bei „Voice of America",
nach dem E n d e des Zweiten Weltkriegs vermutlich bei einer Literaturagentur tätig. WEITERE WERKE: Action against the e n e m y ' s mind. Indianapolis 1942. - T h e politics of murder. N e w York 1950. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 80. B o r o w s k i , Richard, Politiker, * 2 7 . 9 . 1 8 9 4 H e n s t e d t (Kr. Mansfeld), f 3 0 . 6 . 1 9 5 6 Hannover. Gleich seinen Vorfahren w u r d e Β. Bergarbeiter; seit 1925 w a r er Filialleiter, später Lokalredakteur der S P D - Z e i t u n g und seit 1928 Parteisekretär in Göttingen. N a c h 1933 wegen seiner Zugehörigkeit zur S P D mehrfach verhaftet und zweimal in einem Konzentrationslager interniert, w u r d e er 1945 Landrat des Kreises Einbeck, 1946 von der Militärregierung in den Landtag Niedersachsens entsandt und im gewählten Landtag 1947 bestätigt. B. gehörte dem zweiten Kabinett Kopf als Minister o h n e Geschäftsbereich, d e m dritten und vierten Kabinett als Innenminister an. E r trat mit Ministerpräsident Kopf im Mai 1955 zurück. LITERATUR: R. B. (1894-1956) In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. H a n n o v e r 1960, S. 36 f. B o s s h a r d , Walter, schweizer. Photograph, Journalist, * 8 . 1 1 . 1 8 9 2 Richterswil (Kt. Zürich), t 1 8 . 1 1 . 1 9 7 5 Torremolinos (Spanien). B. besuchte das Lehrerseminar in Zürich und studierte Kunstgeschichte in Florenz, 1910-14 Kunstgeschichte und Pädagogik in Zürich. Bis 1918 leistete er Militärdienst, arbeitete 1919-27 auf einer Plantage in Sumatra und handelte mit Edelsteinen. Wieder in der Schweiz, erlernte er die Photographie und vertrat als Auslandsberichterstatter die Berliner Agentur Dephot bei der Nordpolexpedition des Zeppelin. B. war 1933-39 f ü r die amerikanische Agentur Black Star in Peking tätig und seit 1939 Photojournalist und Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung"; 1946-49 hielt er sich in Peking auf, 1949-53 im Mittleren Osten ( G e f a h r e n h e r d der Welt: Der Mittlere Osten, 1954). WEITERES WERK: Erlebte Weltgeschichte. Reisen und Begegnungen eines neutralen Berichterstatters im Weltkrieg 1939-1945. Zürich 1947. LITERATUR: Peter P f r u n d e r u. a.: Fernsicht. W . B. - ein Pionier des modernen Photojournalismus. Bern 1997. B o ß h a r d t - W i n k l e r , Ida, schweizer. Philanthropin, * 2 7 . 4 . 1 8 7 3 H ö n g g (Kt. Zürich), t 5 . 9 . 1 9 4 9 Zürich. B.-W. war in der Zürcher Kreispostdirektion tätig und übern a h m 1907 die Redaktion von „Kochschule und Ratgeber", einer wöchentlichen Beilage des „Schweizerischen Familien-Wochenblatts". 1914 wurde sie mit ihrer Freundin Marta Schmid beauftragt, Susanne Müllers Haushaltungsund Kochbuch Das fleißige Hausmutterchen neu zu bearbeiten. B.-W. war seit 1907 Mitglied, später Vizepräsidentin des Gemeinnützigen Frauenvereins Zürich, seit 1914 in der Aufsichtskommission der Haushaltungsschule, 1926-40 deren Präsidentin.
Bossong,
Franz, Pseud. D a s Virreche, Verleger, Schriftsteller, * 1 6 . 9 . 1 8 7 2 Wiesbaden, t 1 1 . 7 . 1 9 1 4 Wiesbaden. Der Sohn eines Bäckermeisters begann 1887 in Wiesbaden eine Ausbildung zum Buchhändler, war dann in Prag tätig und ü b e r n a h m 1899 den Verlag Keppel und Müller in Wiesbaden, den er bis zu seinem Tod leitete. B.s dichterisches Werk ist überwiegend in Mundart geschrieben. Er verfaßte auch topographische Arbeiten, ferner Führer durch Wiesbaden und durch das Aartal. B. war Herausgeber der satirischen Zeitung „Die Wäschbitt". LITERATUR: Wiesbadener Tagblatt vom 1 2 . 7 . 1 9 1 4 . - Albert Herrmann: Gräber berühmter und im öffentlichen L e b e n bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen. Wiesbaden 1928, S. 504 f.
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Bothe B o t h e , Friedrich Heinrich, Altphilologe, Schriftsteller, * 1771 Magdeburg, f 9 . 7 . 1 8 5 5 Reudnitz (heute zu Leipzig)· B. studierte an der Univ. Halle Philologie, war in Berlin Mitglied des Vereins für gelehrte Schulen und lebte als Privatgelehrter in Berlin, Heidelberg, Mannheim, Konstanz und Leipzig. Er war Herausgeber und Übersetzer griechischer und lateinischer Klassiker und veröffentlichte u. a. Volkslieder, nebst untermischten anderen Stücken (1795) und Neuere Schauspiele und Kantaten (2 Bde., 1824); 1837 gab er den 1. Band der schweizer. Zeitschrift „Janus" heraus. B o u h l e r , Philipp, Politiker, * 11.9.1899 München, t 19.5.1945 bei Dachau. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte B. 1919/20 Philosophie und trat in den Verlag des „Völkischen Beobachters" ein. Seit 1921 zweiter Geschäftsführer der NSDAP und 1923 am Hitlerputsch beteiligt, wurde er 1925 Reichsgeschäftsführer, 1933 Reichsleiter der NSDAP. 1932 veröffentlichte er Adolf Hitler, das Werden einer Volksbewegung. Kurz nach seiner Ernennung zum Polizeipräsidenten von München 1934 wurde er Hitlers Kanzleichef, übernahm den Vorsitz der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutz des nationalsozialistischen Schrifttums und wurde 1936 SS-Obergruppenführer. Er trug zusammen mit anderen die Verantwortung für die Durchführung des sogenannten „Euthanasie"-Programms, der Ermordung von Geisteskranken. Seine Dienststelle stellte auch Personal und Einrichtung für die Todeslager in Polen. B. verübte nach seiner Verhaftung durch amerikanische Truppen Selbstmord. LITERATUR: Jeremy Noakes: P. B. und die Kanzlei des Führers der NSDAP. In: Verwaltung contra Menschenführung im Staat Hitlers. Hrsg. v. Dieter Rebentisch. Göttingen 1986, S. 208-236. - Hans-Walther Schmuhl: P. B. In: Ronald Smelser u.a. (Hrsg.): Die braune Elite. Bd. 2. Darmstadt 2 1999. B o u r d i n , Paul, Journalist, * 13.4.1900 Bingen/Rhein, t 24.10.1955 Hamburg. Nach dem neuphilologischen Studium in Bonn und Köln wurde B. 1925 Redaktionssekretär im Pariser Büro der „Frankfurter Zeitung" und war dann bis 1943 deren Auslandskorrespondent in Paris, Brüssel und London. Als Korrespondent der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Paris wurde er wegen „politischer UnZuverlässigkeit" aus dem Auslandsdienst abberufen und im Berliner Büro der Zeitung beschäftigt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich B. an der Gründung und am Lehrbetrieb der Volkshochschule Wilmersdorf. Er rief den „Deutschen Kurier" ins Leben und übernahm dessen Chefredaktion. Ende 1949 wurde er Pressechef der Bundesregierung in Bonn, zwei Monate danach für kurze Zeit Chefredakteur der „Welt" in Hamburg und schrieb später als freier Journalist für „Die Zeit". LITERATUR: P. B. In: Der Journalist 5 (1955) 11, S. 26 f. B o v e n t e r , Hermann, Journalist, Publizist, Kommunikationswissenschaftler, * 8 . 1 2 . 1 9 2 8 Düsseldorf, f 1.6.2001 USA. B. studierte seit 1949 Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Bonn, München und Wyoming (USA). 1954 wurde er bei Erich Rothacker mit der Arbeit Die Theorie der Kultur in der amerikanischen Kulturanthropologie promoviert. Danach Dozent in New Jersey (USA), kehrte er 1957 zurück und arbeitete bei der „Rheinischen Post". 1958 wurde er Pressestellenleiter in der Zentrale der Deutschen Katholischen Jugend in Düsseldorf, dann Chefredakteur der Zeitschrift „Kontraste. Illustrierte für junge Erwachsene". 1968 übernahm B. die Leitung der Thomas-MorusAkademie in Bensberg. 1972-81 hatte er den Vorsitz der
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Gesellschaft Katholischer Publizisten inne. Seit 1976 war B. Lehrbeauftragter für Medienethik und Kommunikationstheorie an der Univ. Bonn, 1976-80 in München. Nach dem Brand des Kölner Priesterseminars 1980 kam es in Fragen Wiederaufbau und Neustrukturierung zum Bruch mit der Thomas-Morus-Akademie. B. gab 1971-80 die „Bensberger Protokolle" der Thomas-Morus-Akademie und 1981-90 das „Thomas-Morus-Jahrbuch" heraus. Er war auch als Redakteur der Publikationen der Bundeszentrale für Politische Bildung in Bonn tätig. B. veröffentlichte u.a. Ethik des Journalismus. Zur Philosophie der Medienkultur (1984), Pressefreiheit ist nicht grenzenlos. Einfuhrung in die Medienehtik (1989) und Medien-Spektakel: Wozu Journalismus? USA und Deutschland (1995). WEITERE WERKE: Gebt uns die totale Schule. Pädagogik als Allmachtstraum. Zürich 1975. - Rundfunkfreiheit. Legitimationskrise des öffentlich-rechtlichen Systems. Köln 1977. Politische Bildung. Ethik, Werte, Tugenden. Trier 1980. Wahrheit und Lüge im Journalismus. Köln 1986. - Hrsg.: Medien und Moral. Ungeschriebene Regeln des Journalismus. Konstanz 1988. - Die Arroganz einer vierten Gewalt. Demokratie und Medien. Köln 1989. - Hrsg.: Medien und Demokratie. Nähe und Distanz zur Politik. Konstanz 1993. LITERATUR: Michael Schmolke: Im Gedenken an Η. B. In: Publizistik 46 (2001) S. 325 f. B o v e r i , Margret, Journalistin, Schriftstellerin, * 14.8.1900 Würzburg, f 6 . 7 . 1 9 7 5 Berlin. Die Tochter des Zoologen Theodor B. studierte seit 1920 in Würzburg und seit 1925 in München Anglistik, Germanistik und Geschichte. 1929 wechselte sie an die Hochschule für Politik in Berlin und wurde 1932 promoviert (Sir Edward Grey und das Foreign Office). Sie arbeitete als Sekretärin an der Zoologischen Station in Neapel. B. war als freie Mitarbeiterin, seit 1934 als außenpolitische Redakteurin des „Berliner Tageblatts", seit 1937 bei der Zeitschrift „Atlantis" tätig. Über den Balanceakt, im „Dritten Reich" „Gegenarbeit in der Mitarbeit" zu leisten, berichtete sie später in dem Buch Wir lügen alle. Eine Hauptstadtzeitung unter Hitler (1965). 1939 wurde sie Ausländskorrespondent^ der „Frankfurter Zeitung" in Stockholm, 1940 in New York, 1942 in Lissabon. Nach der Stillegung der Zeitung durch das nationalsozialistische Regime arbeitete sie als freie Journalistin; seit 1946 war sie Mitarbeiterin der „Badischen Zeitung". Ihre wichtigsten Aufsätze veröffentlichte sie in der 1947 gegründeten Zeitschrift „Merkur". Sie schrieb Bücher zur Zeitgeschichte, u.a. das vierbändige Werk Der Verrat im XX. Jahrhundert (1956-60). B. war mit Uwe Johnson befreundet, der ihre autobiographischen Aufzeichnungen 1977 unter dem Titel Verzweigungen herausgab. WEITERE WERKE: Das Weltgeschehen am Mittelmeer. Ein Buch über Inseln und Küsten, Politik und Strategie, Völker und Imperien. Zürich 1936. - Vom Minarett zum Bohrturm. Eine politische Biographie Vorderasiens. Zürich/Leipzig 1938. - Tage des Überlebens. Berlin 1945. München 1968. Neuausg. Frankfurt/Main 1999. Berlin 2004. - Die Deutschen und der Status Quo (Aufsätze 1948-73). München 1974. LITERATUR: Erika Martens: Zum Beispiel „Das Reich". Zur Phänomenologie der Presse im totalitären Regime. Köln 1972, S. 194-197. - Inge Meidinger-Geise (Hrsg.): Frauengestalten in Franken. Eine Sammlung von Lebensbildern. Würzburg 1985. - „Ich möchte schreiben und schreiben." Μ. B. - eine deutsche Journalistin. Hrsg. v. Ralf Breslau. Wiesbaden 2000 (Ausstellungskatalog). - Ingrid Belke: Auswandern oder bleiben? Die Publizistin Μ. B. (1900-1975) im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53 (2005). - Heike B. Görtemaker: Ein deutsches Leben. Die Geschichte der Μ. B. 1900-1975. München 2005.
Bräunig Boy-Ed, Ida (Cornelia Ernestine), geb. Ed, Schriftstellerin, Journalistin, * 17.4.1852 Bergedorf (heute zu Hamburg), t 13.5.1928 Travemünde. Die Tochter des Reichstagsabgeordneten und Journalisten Christoph Marquard —»Ed trennte sich von ihrem Mann, dem Lübecker Großkaufmann Karl Johann Boy, und ging mit ihrem ältesten Sohn nach Berlin, wo sie u.a. für das „Berliner Tageblatt" schrieb und die Bekanntschaft von Fritz —>Mauthner und Paul —»Lindau machte; nach über einem Jahr kehrte sie nach Lübeck zurück. Seit 1885 verfaßte sie Theaterkritiken für die „ E i s e n b a h n z e i t u n g " und veröffentlichte Romane, Erzählungen und Frauenporträts (u.a. Das Martyrium der Charlotte von Stein, 1916). Als Kritikerin setzte sie sich für Thomas Mann, Richard Wagner und Wilhelm Furtwängler ein. LITERATUR: Gabriele Wagner-Zereini: Die Frau am Fenster. Zur Entwicklung einer weiblichen Schreibweise am Beispiel der Lübecker Schriftstellerin I. B.-E. (1852-1928). Diss. Univ. Frankfurt/Main 2000. Boyer von Berghof, Emmerich Rudolf Baron, Pseud. E. Berghof, österr. Journalist, Schriftsteller, * 13.1.1890 Wien, t 26.7.1950 Königstetten. Β. v. B. war Redakteur im Dresdner Verlag des „Salonblatts", bei der „Österreichischen Illustrierten Zeitung", später Chefredakteur der „Österreichischen Rundschau". Während des Ersten Weltkriegs Mitglied des Kriegspressequartiers und der Künstlerkriegsfürsorge, wurde er 1920 Pressechef an der staatlichen Filmhauptstelle. Er war als Dramaturg und Regisseur von Operetten- und Revueproduktionen tätig. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde Β. v. B. Pressechef der Organisation „Kraft durch Freude". Er schrieb Novellen (Das Souper mit dem Tode, 1922), Romane, Märchen und einen Einakter. Brachvogel, Albert Emil, Schriftsteller, * 29.4.1824 Breslau, f 27.11.1878 Berlin. B., Sohn eines Kurzwarenhändlers, ging zunächst bei einem Graveur in die Lehre, brach jedoch diese Ausbildung sowie eine weitere als Buchhändler ab. Er versuchte sich 1845 erfolglos als Schauspieler in Wien, besuchte kurz die Kunstakademie in Berlin und begann 1847 ein Studium der Geschichte, Literaturgeschichte, Ästhetik und Philosophie in Breslau. Er brach auch dieses Studium ab, nachdem er 1848 an der Revolution teilgenommen hatte. Inzwischen Autor von Theaterstücken, erhielt B. 1854 eine Anstellung am Krollschen Theater, arbeitete 1855/56 beim Wölfischen Telegraphenbureau in Berlin und war 1856-63 Redakteur des „Johanniter-Wochenblatts". 1856 gelang ihm mit dem Trauerspiel Narziß der Durchbruch als Dramatiker. B. schrieb ferner zahlreiche historische Romane. LITERATUR: Fritz Mittelmann: Α. Ε. B. und seine Dramen. Leipzig 1910. - Diedrich Diederichsen: B„ A. E. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 503. Brachvogel, Carry, geb. Hellmann, Schriftstellerin, * 16.6.1864 München, t 20.11.1942 Konzentrationslager Theresienstadt. B. stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie; sie heiratete den Schriftsteller Wolfgang Josef Emil B. Nach dem Tod ihres Mannes 1892 lebte sie weiterhin in München. B. schrieb Romane und Novellen, in denen zumeist weibliche Figuren aus dem bürgerlichen, künstlerischen oder bäuerlichen Milieu im Vordergrund stehen (u.a. Die Schauspielerin, 1927), sowie historische Monographien wie z.B. Die Marquise Pompadour (1905). B. wurde im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. WEITERE WERKE: Alltagsmenschen. Berlin 1895. - Katharina II. von Rußland. Bielefeld/Leipzig 1906. - Maria Theresia. Bielefeld/Leipzig 1911. - Gesammelte Feuilletons. München/Leipzig 1913. - Die große Gauklerin. Berlin
1915. - Robespierre. Wien 1925. - Der Mord an der Grenze. Reutlingen 1932. LITERATUR: Monika Meister: „Lieben nicht bis zur Selbstvernichtung". Die Schriftstellerin C. B. München 1991. Brachvogel, Udo, Journalist, Schriftsteller, * 29.9.1835 Herrengrebin bei Danzig, t 30.1.1913 New York. Nach dem rechtswissenschaftlichen Studium (1855-58) in Jena und Breslau veröffentlichte B. 1860 seine Jugendgedichte. Seit 1860 arbeitete er bei einer Privatgesellschaft in Ungarn und wanderte 1866 in die USA aus. Er erhielt 1867 eine Stelle als Redakteur bei der „Westlichen Post" in St. Louis, wo auch Joseph Pulitzer tätig war. 1875 wurde er Redakteur und Mitherausgeber des New Yorker „Belletristischen Journals", 1886 Mitarbeiter einer deutschen Tageszeitung in Omaha (Nebraska). Er wechselte zum Beruf des Versicherungsvertreters, ging als Generalagent der GermaniaLebensversicherung nach Chicago und lebte später als Korrespondent verschiedener Zeitungen in New York. B. schrieb Gedichte und Essays und wurde als Übersetzer amerikanischer Literatur bekannt. LITERATUR: Fritz Cause: B., U. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 503 f. - Albert Bernhard Faust: B„ U. In: Dictionary of American Biography. Vol. 1, Part 2. New York 1964, S. 541-543. Bracke, (Franz August) Wilhelm, Politiker, * 29.5.1842 Braunschweig, t 27.4.1880 Braunschweig. B., zunächst in der Getreidegroßhandlung seines Vaters tätig, gründete unter dem Eindruck der Theorien Ferdinand —»Lassalles 1865 eine Braunschweiger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. 1869 brach B., durch die Lektüre von —> Marx' Kapital beeinflußt, mit den Lassalleanern und gründete zusammen mit August —> Bebel und Wilhelm —» Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. 1870 wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, da er einen Aufruf gegen die Annexion von ElsaßLothringen unterzeichnet hatte. Im folgenden Jahr begann er in einem eigenen Verlag mit der Herausgabe des „Braunschweiger Volksfreundes" als Parteizeitung. Wie Bebel und Liebknecht lehnte er das Gothaer Parteiprogramm von 1875 ab. 1877-80 gehörte er dem Reichstag an. LITERATUR: Jutta Seidel: W. B., vom Lassalleaner zum Marxisten. Berlin 1986. - W. B. Beiträge. Hrsg. v. Klaus E. Pollmann. Braunschweig 1992. Bräunig, Werner, Schriftsteller, * 12.5.1934 Chemnitz, t 14.8.1976 Halle/Saale. Der Sohn eines Hilfsarbeiters schlug sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit Gelegenheitsarbeiten und Schwarzmarktgeschäften in West- und Ostdeutschland durch, absolvierte eine Schlosserlehre und war dann wegen Schmuggels in der DDR zwei Jahre lang inhaftiert. 1954/55 arbeitete er in einer Papierfabrik, 1956-58 als Heizer in der Stadtwäscherei. Nach ersten Schreibversuchen und einer Tätigkeit als Korrespondent der „Volksstimme" wurde B. 1957 in die „Arbeitsgemeinschaft junger Autoren" aufgenommen und veröffentlichte Beiträge in literarischen Zeitschriften. 1959 trat er in die SED ein und begann ein Studium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher" in Leipzig, wo er zwei Jahre später Dozent wurde. B., der in seinen Gedichten zunächst den gesellschaftlichen Fortschritt in der DDR pries, überraschte in seinem scharf angegriffenen Roman Der Rummelplatz (Vorabdrucke um 1965) mit kritischen Tönen. Er nahm an der ersten Bitterfelder Konferenz 1959 teil und verfaßte deren Aufruf Greif zur Feder, Kumpel!. Zuetzt lebte er als freier Schriftsteller in Halle. LITERATUR: Martin Straub: „Rummelplatz" und das 11. Plenum 1965. Zu W. B.s Romanfragment. In: Verbannt und verkannt, hrsg. v. Ulrich Kaufmann. Jena 1992, S. 16-28.
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Bräuning B r ä u n i n g , Karl, Politiker, * 5.1.1886 Ilversgehofen bei Erfurt, f 14.9.1962 Darmstadt. Als Metalldreher trat B. 1903 dem Deutschen MetallarbeiterVerband und 1906 der SPD bei. Er arbeitete in den Jenaer Zeiss-Werken, ging 1917 zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und wurde Mitglied des Spartakus-Bundes; 1920 trat er zur KPD über. Zwischen 1923 und 1926 war B. zweimal inhaftiert. Als Anhänger des rechten Flügels um Heinrich Brandler wurde B. 1929 aus der KPD ausgeschlossen, ging zur KPD-Opposition in Thüringen und gab die „Neue Zeitung" heraus. 1933 emigrierte er in das Saargebiet, später in die Tschechoslowakei, wo er von der polnischen Polizei als „Trotzkist" für über ein Jahr inhaftiert wurde. 1938 Schloß er sich wieder der SPD an und emigrierte 1941 in die USA, wo er sich für die von Marie Juchacz geleitete Arbeiterwohlfahrt einsetzte. 1955 kehrte er in die Bundesrepublik Deutschland zurück. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 81. B r a h m , Otto, auch O. Anders, eigentl. O. Abrahamsohn, Theaterkritiker, Theaterleiter, Regisseur, * 5.2.1856 Hamburg, t 28.11.1912 Berlin. B., der auf Wunsch seines Vaters zunächst eine Lehre als Bankkaufmann absolvierte, begann 1876 mit dem Studium der Germanistik in Berlin als Schüler Wilhelm Scherers. Während eines Semesters in Heidelberg lernte er Paul —> Schienther kennen; 1880 wurde er in Jena promoviert. Nachdem B. seit 1878 u.a. in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" Aufsätze und Kritiken veröffentlicht hatte, etablierte er sich 1881-85 in Berlin als wichtigster Theaterkritiker der „Vossischen Zeitung" neben Theodor —> Fontane. 1884 erschien die vielbeachtete Studie Heinrich von Kleist. Als Mitarbeiter der Wochenschrift „Die Nation" setzte er sich für Neuerungen im Berliner Theaterleben und insbesondere für das Werk Ibsens ein. B. beteiligte sich 1889 an der Gründung des Vereins „Freie Bühne Berlin" und übernahm dessen Vorsitz. Dort konnten unter Umgehung der Zensur die Stücke naturalistischer Autoren - u. a. Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang (1889) - aufgeführt werden. 1890/91 gab er die Zeitschrift „Freie Bühne für modernes Leben" (seit 1894 „Neue deutsche Rundschau") heraus; danach war er hauptsächlich als Theaterleiter, Regisseur und Dramaturg tätig. B. übernahm 1894 mit dem Deutschen Theater erstmals eine öffentliche Bühne. Als er keine Verlängerung des Pachtvertrages mehr durchsetzen konnte, wechselte er 1905 zum Lessingtheater, wo er bis zu seinem Tod blieb. Als Regisseur verwendete B. nüchterne, detailgetreue Bühnendekorationen und ersetzte die deklamatorische durch eine unpathetische Darstellungsweise. 1894 mißlang ihm der Versuch einer realistischen Inszenierung von —»Schillers Kabale und Liebe, woraufhin er sich wieder auf die Dramen Ibsens und Hauptmanns konzentrierte. Paul Schienther gab B.s Kritische Schriften über Drama und Theater (2 Bde., 1913-15) aus dem Nachlaß heraus. WEITERE WERKE: Briefe und Erinnerungen. Mitgeteilt von Georg Hirschfeld. Berlin 1925. - Theater, Dramatiker, Schauspieler. Auswahl und Nachwort von Hugo Fetting. Berlin 1961. - Kritiken und Essays. Ausgew., eingeleitet und erläutert von Fritz Martini. Zürich 1964. LITERATUR: Herbert Henze. Ο. B. und das Deutsche Theater in Berlin. Berlin 1930. - Oskar Seidlin: Otto Brahm als Theaterkritiker. Mit Berücksichtigung seiner literarhistorischen Arbeiten. Zürich/Leipzig 1936. 2. Aufl. unter dem Titel: Der Theaterkritiker Otto Brahm. Bonn 1976. Maxim Newmark: Ο. B. The man and the critic. New York/ Leipzig 1938. - Maria Liljeberg: Ο. B. Versuch einer kulturhistorischen Monographie. Diss. Humboldt-Univ. Berlin 1980. - Horst Claus: The theatre director Ο. Β. Ann Arbor, Michigan 1981.
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B r a i n i n , Fritz (Frederick), Schriftsteller, * 22.8.1913 Wien, t 28. /29.4.1992 New York. B., Sohn eines litauisch-jüdischen Emigranten und Bildhauers, verfaßte bereits als Schüler Gedichte, die 1929 in einem ersten Sammelband erschienen (Alltag). Bis 1938 folgten zahlreiche weitere Gedichtveröffentlichungen, u.a. in den „Literarischen Monatsheften" (Wien), im „Neuen Wiener Tagblatt", in der „Neuen Freien Presse" und in der Wiener „Arbeiter-Zeitung". Vom Stil her dem Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen, haben sie häufig politische und soziale Themen der Zeit zum Inhalt. Daneben entstanden Werke für das Radio (u. a. das Hörspiel Arkadischer Frühling, 1933) und das Theater, darunter ein Libretto für eine Kurzoper (Ivar Kreuger lebt!, 1933/34). Aufgrund seiner Herkunft wie auch seiner kritischen politischen Haltung war B. nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 gezwungen, seine Heimat zu verlassen; über Italien emigrierte er in die USA, wo New York zu seinem neuen Wohnsitz wurde. Nach zahlreichen Gelegenheitsjobs und Dienst in der amerikanischen Armee war er in den fünfziger und sechziger Jahren als Übersetzer von Patentschriften, und 1974-80 als Redakteur bei der Grumman Aerospace Corporation auf Long Island (New York) tätig. Nur wenige Jahre vor seinem Tod kehrte B. 1988 erstmals wieder zu Besuch nach Wien zurück. Er nahm den Aufenthalt zum Anlaß, an einem neuen Gedichtband zu arbeiten, der thematisch seiner Heimatstadt gewidmet war und zum Teil auf früheren, ursprünglich auf englisch geschriebenen Gedichten basiert (Das siebte Wien, 1990). B. gilt als bedeutender Übersetzer deutschsprachiger Lyrik ins Englische, u. a. von Autoren wie Erich —> Kästner und Theodor Kramer. 1936 erhielt er den Julius Reich-LyrikPreis. LITERATUR: Jörg Thunecke: Zwischen Kunst und Propaganda. Die politische Lyrik von F. B. und Jura Soyfer in der Wiener „Arbeiter-Zeitung" (1932-34). In: Jura Soyfer and His Time. Hrsg. v. Donald Davian. Riverside 1995, S. 180-196. - Ders.: F. (F.) B. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: USA. Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 2. Bern/München 2001, S. 70-96. B r a m m e r , Karl (August), Journalist, * 11.7.1891 Hannover, t 17.4.1964 Berlin. B. studierte an der TH Hannover, arbeitete B. 1912-14 als Volontär und Redakteur beim „Hannoverschen Tageblatt" und war 1914 vorübergehend als Feuilletonredakteur bei der „Hagener Zeitung". Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er 1919 Referent in der Presseabteilung der Reichsregierung. 1926-33 und seit 1947 war B. leitender Herausgeber des „Demokratischen Zeitungsdiensts". Während der Zeit des Nationalsozialismus gab er die „Korrespondenz Brammer" heraus. 1945 wurde er stellvertretender Chefredakteur der CDU-Zeitschrift „Neue Zeit", wechselte aber bei deren Vereinnahmung durch die Kommunisten 1948 zum „Tag" in West-Berlin. 1950-59 leitete B. die Pressestelle des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen. 1949-58 war er Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender des Deutschen Presseverbands Berlin. 1949 wurde er Vorstandsbesitzer, 1961 Ehrenmitglied im Deutschen Journalistenverband. B. veröffentlichte u.a. Verfassungsgrundlagen und Hochverrat. Beiträge zur Geschichte des neuen Deutschland (1921), Attentäter, Spitzel und Justizrat Claß. Der Seeckt- und Harden-Prozeß (1924) und SS lebten sie! 700 Milliarden Hitlerschulden (1946). WEITERE WERKE: Das Gesicht der Reaktion. Berlin 1919. Verfassungsgrundlage und Hochverrat. Berlin 1921.
Brandt B r a n , Friedrich Alexander, Pseud. A b r a h a m Baruch, Publirist, * 4 . 3 . 1 7 6 7 Stralsund, t 1 5 . 9 . 1 8 3 1 Jena. B. unternahm zwischen 1790 und 1800 Studienreisen durch West- und Südeuropa. 1800 ließ er sich in H a m b u r g nieder und gründete die „Miscellen aus der neuesten ausländischen Literatur"; 1804 setzte er die Zeitschrift mit den „Nordischen Miscellen" fort. Als Journalist nahm B. gegen die Politik Napoleons gegenüber Spanien Stellung, weswegen er 1811 nach der Besetzung H a m b u r g s durch die Franzosen fliehen mußte. Zunächst in Leipzig, dann in Prag redigierte er die Monatsschrift „Kronos", bis er 1813 wiederum die Federführung der „Miscellen" und der Zeitschrift „Minerva" übernahm. 1815 ging B. nach Jena, gründete eine eigene Buchhandlung und Druckerei und publizierte das Ethnographische Archiv in 31 Bänden (1819-29). LITERATUR: Walter Hagemann: B., F. A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 514. - Herbert G. Göpfert: F. Α. B „ 1767-1831, Publizist und Verleger. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 36 (1992) S. 351-364. B r a n d e i s , Jakob B(ermann), Schriftsteller, Verleger, * 3 . 6 . 1 8 3 5 Prag, t 2 0 . 9 . 1 9 1 2 Wien. B. war schriftstellerisch tätig und redigierte Zeitungen und Zeitschriften wie „Die Gegenwart", „Die Israelitische Gemeindezeitung" und die „Die E p o c h e " in Prag. 1880 gründete er eine eigene Buchhandlung und gab seit 1896 die „Jüdische Universalbibliothek" heraus. 1899 errichtete er ein Zweiggeschäft in Breslau. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit rief B. den Verein „ C h a n u k a " zur Unterstützung jüdischer Jugendlicher ins Leben und war 38 Jahre lang dessen Vorsitzender. 1911 ü b e r n a h m sein Sohn Richard B. die Buchhandlungen. B r a n d e s , Georg (Friedrich), Beamter, * 1 2 . 1 2 . 1 7 1 9 Celle, f 6 . 9 . 1 7 9 1 Hannover. Seit 1737 widmete sich B. in Göttingen dem Studium der Rechtswissenschaften. Später wurde er Hofmeister eines hannoverschen Adligen und reiste nach Holland, w o er die Univ. Leiden besuchte, und nach England. 1746 trat er als Kanzleisekretär in den Dienst des Kurfürstentums Hannover. N a c h verschiedenen diplomatischen Missionen wurde er 1770 auf E m p f e h l u n g Gerlach Adolf von M ü n c h h a u s e n s zum Vortragenden Rat in Sachen der Göttinger Univ. ernannt, deren Entwicklung er von da an, z u s a m m e n mit Christian Gottlob —> Heyne, in Göttingen maßgeblich bestimmte. B. arbeitete an der „Bibliothek der W i s s e n s c h a f t e n " und den „Göttinger gelehrten Anzeigen" mit und w u r d e als Bücherund Kupferstichsammler bekannt. B r a n d l , Rudolf (Hermann), Journalist, * 9 . 9 . 1 8 8 4 Köln, t 12.3.1957 Frankfurt/Main. B. studierte Philosophie, Geschichte, Literaturwissenschaft und Volkswirtschaft in Heidelberg, Paris, M ü n c h e n und Erlangen. 1906-23 arbeitete er als Redakteur der „Frankfurter Zeitung". Er n a h m am Ersten Weltkrieg teil, war seit 1923 Redakteur des „Leipziger Tageblatts" und ü b e r n a h m 1924 die Leitung der Zweigstelle Leipzig des UllsteinNachrichtendienstes. 1932-34 war er Archivleiter und Bibliothekar im Berliner Ullstein-Haus und emigrierte 1934 in die U S A . Dort arbeitete er bei der „ N e w Yorker Staatszeit u n g " mit und war 1937-39 Chefredakteur der Wochenschrift „ A u f b a u " . 1941 trat er in den Dienst der amerikanischen Regierung; 1947-50 war er als Übersetzer bei der „Amerikanischen Rundschau" sowie als Korrespondent deutscher Tageszeitungen tätig. 1953 nach F r a n k f u r t / M a i n zurückgekehrt, schrieb er u . a . f ü r die „Frankfurter Neue Presse". LITERATUR: R. B. zum 70. Geburtstag. In: Der Journalist 4 (1954) 12, S. 21. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 82.
B r a n d s c h , Rudolf, Politiker, * 2 2 . 7 . 1 8 8 0 Mediasch (Siebenbürgen), t Herbst 1953 D o f t a n a ( ? ) . Der aus einer siebenbürgisch-sächsischen Pfarrerfamilie stammende B. studierte in Marburg, Berlin, Jena und Klausenburg Theologie und Germanistik. 1904-11 war er Lehrer, zuletzt Schuldirektor in Nagyszeben (Hermannstadt). Er gehörte 1910-18 dem ungarischen Abgeordnetenhaus und nach dem Zerfall der D o n a u m o n a r c h i e 1919-33 dem rumänischen Parlament an. 1919 gründete B. den „Verband der Deutschen in G r o ß - R u m ä n i e n " ; er war Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Vorsitzender des „Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa". 1 9 3 1 / 3 2 wurde er Unterstaatssekretär f ü r Volksminderheiten bei der rumänischen Regierung. Publizistisch w a r B. vor allem in der Hermannstädter „Deutschen Tagespost" tätig. E r gab die „Deutschen Politischen H e f t e " heraus und war Mitherausgeber der in Wien erschienenen Zeitschrift „Nation und Staat". B. lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Sibiu (Hermannstadt), w u r d e später inhaftiert und starb in einem Gefängnis, wahrscheinlich in Doftana. LITERATUR: Otto Folberth: B „ R. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 529. B r a n d t , Ahasver von, Archivar, Historiker, * 2 8 . 9 . 1 9 0 9 Charlottenburg (heute zu Berlin), | 1 8 . 3 . 1 9 7 7 Heidelberg. Der aus einer preuß. Beamten- und Offiziersfamilie stammende B. studierte Jura, dann Geschichte an der Univ. Kiel, w o er 1934 mit der Arbeit Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350 promoviert wurde. 1933-35 arbeitete er als Journalist bei den „Kieler Neuesten Nachrichten", 1 9 3 5 / 3 6 als Wissenschaftlicher Assistent an der dortigen Universität. Seit 1936 im Archiv der Hansestadt Lübeck tätig, w u r d e er 1941 Archivrat und war 1949-62 Archivdirektor. 1962-74 war er o . P r o f . der mittleren und neueren Geschichte und historischen Hilfswissenschaften an der Univ. Heidelberg, seit 1965 Mitglied der dortigen A k a d e m i e der Wissenschaften. Er veröffentlichte u. a. und Lübeck und die deutsche Erhebung 1847/48 (1948), Geist und Politik in der Lübeckischen Geschichte (1954), Werkzeug des Historikers (1958, l 5 1998) und Regesten der Lübecker Bürgertestamente des Mittelalters (2 Bde., 1964-73). LITERATUR: Lübeck, Hanse, Nordeuropa. Gedächtnisschrift f ü r A. v. B. Hrsg. v. Klaus F r i e d l a n d / R o l f Sprandel. K ö l n / Wien 1979. B r a n d t , Heinz, Politiker, Journalist, * 1 6 . 8 . 1 9 0 9 Posen, t 8.1.1986 Frankfurt/Main. B. Schloß sich 1928 d e m kommunistischen Jugendverband und 1932 der K P D an. 1934 w u r d e er von der Gestapo verhaftet und in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Auschwitz und Buchenwald interniert. Nach 1945 trat er der K P D (später S E D ) bei und wurde Leiter der Abteilung Agitation und Propaganda in Ostberlin. Nach d e m Aufstand am 17. Juni 1953 geriet er in Konflikt mit dem Parteikurs und wurde 1954 in den Verlag „Die Wirtschaft" versetzt. 1958 flüchtete B. in die Bundesrepublik Deutschland, w u r d e Mitglied der SPD und redigierte das Organ der Metallarbeitergewerkschaft, „Metall". 1961 w u r d e er von Agenten nach Ostberlin verschleppt und wegen angeblicher Spionagetätigkeit zu 13 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach öffentlichen Protesten 1964 begnadigt, n a h m B. seine Tätigkeit als Gewerkschaftsjournalist in der Bundesrepublik Deutschland wieder auf. 1978 verließ er die S P D wegen deren Energieund Rüstungspolitik und w a r f ü r kurze Zeit Mitglied der Grünen. LITERATUR: Ein Traum, der nicht entführbar ist. M ü n c h e n 1967. - Politik in Frage, Antwort und programmiert. Stuttgart 1979.
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Brandt B r a n d t , Paul, schweizer. Pfarrer, Journalist, Politiker, * 2 2 . 1 1 . 1 8 5 2 La Chaux-de-Fonds, t 2 2 . 1 0 . 1 9 1 0 Breuil bei Paris. B., Sohn eines K a u f m a n n s und Cafetiers, studierte Theologie in Bern, Heidelberg, Jena und Zürich, war 1879-82 Pfarrer in Albligen, 1882-85 Redakteur der „Berner Post" und 1886-89 Pfarrer in Delsberg. 1889-98 Redakteur beim „St. Galler Stadt-Anzeiger", gründete er 1891 den Eisenbahnverein St. Gallen und war 1891-98 Erziehungsrat in St. Gallen. Nach kurzer Tätigkeit als Redakteur an der Zeitschrift „Volksrecht" in Zürich war er 1900-02 Arbeitersekretär in Winterthur, 1902-08 Redakteur des „Grütlianers" und 1908-10 Generalsekretär des Schweizer Zugpersonalverbands. 1902-05 gehörte er dem Nationalrat an. Als erster Geistlicher der Schweiz trat B. der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei, deren erster Präsident er wurde und deren St. Galler Gruppe er 1905 mitbegründete. LITERATUR: P. B. zum Gedächtnis. Sein Leben und Wirken. Zürich 1911. B r a n d t , Willy, eigentl. Herbert Ernst Karl Frahm, Journalist, Politiker, * 1 8 . 1 2 . 1 9 1 3 Lübeck, t 8· 10.1992 Unkel/Rhein. Als unehelicher Sohn einer neunzehnjährigen Konsumverkäuferin geboren, wuchs B. bei seinem Großvater, einem sozialdemokratischen Arbeiter (Kraftfahrer) aus Mecklenburg, auf. Bereits als Kind in sozialdemokratischen Kinderorganisationen zu Hause, begann er seine politische Arbeit als Fünfzehnjähriger in der Sozialistischen Arbeiterjugend und wurde 1930 auf Vorschlag des Lübecker Reichstagsabgeordneten Julius —> Leber in die SPD aufgenommen. Mit 14 Jahren war er nach Volks- und Mittelschule auf das Lübecker Reform-Realgymnasium „Johanneum" gewechselt, wo er im Februar 1932 das Abitur ablegte und als Volontär bei einer Lübecker Schiffsmaklerfirma eintrat. Im Oktober 1931 hatte sich B. der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), einer linkssozialistischen Abspaltung von der SPD, angeschlossen; er wurde Vorsitzender des Jugendverbandes der S A P und Vorstandsmitglied der örtlichen Parteiorganisation. Unmittelbar nach der Machtübergabe an Hitler setzten die Illegalisierungen und Verfolgungen der Mitglieder der Arbeiterorganisationen ein, so daß B. Ende März 1933 den zufälligen Tarnnamen Willy Brandt annahm und am 2 . 4 . 1 9 3 3 von Travemünde mit einem Fischkutter zunächst nach Dänemark und von dort nach Oslo floh. Hier arbeitete er als Journalist im linkssozialistischen politischen Spektrum; 1936 hielt er sich im Auftrag der SAP-Auslandsleitung, getarnt als norwegischer Student, einige Monate in Berlin auf, wo er die SAP-Widerstandsgruppe neu aufbaute. 1937 führte ihn ein politischer Auftrag, nachdem er sich an den Bemühungen Heinrich —» Manns um die Errichtung einer deutschen Volksfront in Paris beteiligt hatte, nach Katalonien bzw. Barcelona, w o er auf republikanischer Seite als Beobachter und Journalist über den Spanischen Bürgerkrieg berichtete. Die Erlebnisse und Erfahrungen dort bedeuteten für seine politischen Auffassungen eine dramatische Zäsur: Zurückgekehrt nach Oslo, gab B. alle Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten und auf die Einheit der europäischen Arbeiterbewegung in ihrem Kampf gegen den Faschismus auf, und es erschlossen sich ihm die Dimensionen der offenen zivilen Gesellschaft der nordischen Demokratien und des undogmatischen freiheitlichen Volkssozialismus. 1938 von den Nationalsozialisten ausgebürgert und somit Staatenloser, strebte er die norwegische Staatsbürgerschaft an, die er 1940 erhielt. 1940 geriet er nach der Besetzung Norwegens durch deutsche Truppen unerkannt vorübergehend in deutsche Kriegsgefangenschaft, bis ihm die Flucht nach Schweden gelang. In Stockholm versuchte B., die Widerstandskräfte in Deutschland zu unterstützen, und hatte auch Verbindungen zum Widerstand des 20. Juli. Er vertrat nun
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„das Ziel der Verschmelzung mit den aktiven sozialdemokratischen Kräften" und Schloß sich 1944 mit anderen SAPMitgliedern wieder der SPD an. Gleichzeitig entwarf er die Perspektiven einer friedlichen Neuordnung Europas nach der Niederschlagung des deutschen Faschismus und entwickelte Pläne für ein demokratisch-sozialistisches Deutschland nach Hitler. In diesen Bemühungen lassen sich bereits die Konturen seiner späteren auf Verständigung und Ausgleich gerichteten Ost- und Deutschlandpolitik erkennen. 1945 kehrte B. nach Oslo zurück, arbeitete als Korrespondent skandinavischer Zeitungen in Deutschland (u. a. berichtete er über den Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß); 1947 wurde er als Presseattache der norwegischen Militärmission beim Alliierten Kontrollrat in Berlin tätig. 1948 ernannte der SPD-Bundesvorstand B., der inzwischen wieder die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte, zu seinem Vertreter in Berlin. Mandate im Bundestag und im Berliner Abgeordnetenhaus, zu dessen Präsidenten er 1955 gewählt wurde, und ehrenamtliche Funktionen in der Berliner S P D bereiteten seine Wahl 1957 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin vor, ein Amt, das er bis 1966 innehatte. Zeitlich etwas verschoben und von Rückschlägen begleitet, begann sein Aufstieg in der Bundespartei (1958 Vorstandsmitglied, 1962 stellvertretender Vorsitzender) als einer der Exponenten des Reformflügels. Für diesen Flügel galt die Verbindung zwischen parlamentarisch-repräsentativer Demokratie und Sozialismus als unaufhebbar; Nation und Europa wurden aufeinander bezogen verstanden; die Interdependenzen der weltpolitischen Entwicklung fanden in der politischen Strategie Berücksichtigung. In dieser Zeit gewann B. das Profil eines pragmatisch-realistischen Vorausdenkers; es zeichnete ihn ein ungewöhnliches Gespür für Zeitströmungen und die Gabe der Integration verschiedener politischer Richtungen in seiner Partei aus. Zweimal, 1961 und 1965, scheiterte er als Kanzlerkandidat der SPD, die ihn 1964 nach dem Tod Erich —> Ollenhauers zu ihrem Bundesvorsitzenden wählte. 1966 trat die S P D mit der C D U / C S U in eine Große Koalition ein. B. wurde Vizekanzler und Außenminister und bereitete jene Politik vor, die als seine große historische Leistung angesehen wird. 1969 bildete die S P D mit der F D P eine Koalition mit B. als Bundeskanzler. Er setzte nun die Marksteine der Ostpolitik, mit der die Bundesrepublik die Konsequenzen aus dem vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg zog. Voraussetzung für diese Friedens- und Verständigungspolitik blieb jedoch die verläßliche Partnerschaft mit dem Westen: „Mir war bewußt, daß unser nationales Interesse es keinesfalls erlaube, zwischen dem Westen und dem Osten zu pendeln", schrieb B. in seinen Erinnerungen. Mit dieser entschlossenen Friedenspolitik schuf B. mit die Voraussetzungen für den politisch-gesellschaftlichen Wandel in der Sowjetunion und in Osteuropa seit 1985 sowie für die Erlangung der deutschen Einheit 1 9 8 9 / 9 0 . Es gelang ihm aber auch gegen erheblichen Widerstand in seiner Partei, die Nachkriegsgeneration der 68er antiautoritären Bewegung für die Republik zu gewinnen und entscheidende Weichen zu stellen für die Entledigung von dem Ballast des Obrigkeitsstaates und für die Wandlung der Bundesrepublik zu einem aufgeklärten Bürgerstaat unter der Devise „mehr Demokratie wagen". Auch seiner Partei hat er die Impulse gegeben, sich von den letzten Resten ihres Traditionalismus zu lösen: demokratischen Sozialismus und konsequent verwirklichte Demokratie forderte er auf, als dasselbe zu betrachten, und bekannte, daß neben dem Frieden ihm wichtiger als alles andere die Freiheit sei. Seinen Patriotismus verstand er als „eine Haltung, die die europäische und weltpolitische Verantwortung" einschloß. Nach den Bundestagswahlen von 1972, die seine Politik bestätigten (45,8 Prozent für die SPD), wurde B. zur cha-
Brass rismatischen Leitfigur, zum Symbol eines besseren Deutschland, zum großen, international respektierten (und 1971 mit dem Friedensnobelpreis geehrten) Staatsmann. Z w e i Jahre später, a m 6 . 5 . 1 9 7 4 , trat er als Bundeskanzler zurück; Anlaß war die Spionage-Affäre um den DDR-Agenten Günter Guillaume, der zu B.s engen Mitarbeitern gehört hatte. Diesen Rücktritt hat B. später f ü r falsch angesehen: „Ich meine, daß ich Kraft hätte finden können, die Widerwärtigkeiten, die dem großen Wahlerfolg folgten, zu überwinden und in der Innen- wie in der Außenpolitik neue Seiten aufzuschlagen" (Erinnerungen). B. blieb Vorsitzender der S P D , die er zu einer modernen, sozialen Bündnissen sich ö f f n e n d e n Volkspartei zu gestalten führend mithalf; als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale (seit 1976) hat er entscheidend beitragen können zur Demokratisierung Südeuropas (Portugal, Spanien, Griechenland). 1977 ü b e r n a h m er den Vorsitz der Unabhängigen Kommission f ü r internationale Entwicklungsfragen (sogenannte Nord-Süd-Kommission), mit der er mit Unterstützung durch Olof Palme, Gro Harlem Brundtland und B r u n o Kreisky Entwicklungsstrategien für solidarisches globales Handeln entwarf. Wie selten in der Geschichte erwarb er sich weltweites Ansehen als ein Mann o h n e Regierungsamt, der in seiner Person die Spannung zwischen Macht und Moral aufgehoben hatte. Im Juni 1987 legte B. nach 23 Jahren den Vorsitz der SPD nieder; Anlaß war die von ihm gewünschte, aber von beträchtlichen Teilen seiner Partei mißverstandene Ernennung einer j u n g e n griechischen parteilosen Journalistin zur Pressesprecherin der SPD. B. wurde Ehrenvorsitzender der SPD und behielt auch sein Bundestagsmandat. 1989 rückte er noch einmal in den Mittelpunkt der Politik, als er, der sich zeitlebens als guter linker deutscher Patriot und zugleich Weltbürger verstanden hatte, zu einem der Motoren f ü r die deutsche Vereinigung wurde. Sein erklärtes Ziel war es, in Deutschland und in Europa „neu zusammenwachsen (zu) lassen, was willkürlich und gewaltsam voneinander getrennt worden war" (so in seiner letzten R e d e im Bundestag am 12.3.1992). B.s H o f f n u n g , daß das neue ganze Deutschland zu einem guten Teil sozialdemokratisch sein würde, erfüllte sich nicht. Im Oktober 1991 brach eine Krebserkrankung aus, an der er ein Jahr später mit 79 Jahren starb. B.s umfangreiches publizistisches Werk kann über die fast 4 0 0 Seiten umfassende Personal-Bibliographie, die 1990 von der Bibliothek der sozialen Demokratie der Friedrich-EbertStiftung herausgegeben wurde, erschlossen werden; sie beginnt mit dem Jahr 1928. WERKE: Links und frei. Mein Weg 1930-1950. Hamburg 1982. - Erinnerungen. F r a n k f u r t / M a i n ; Berlin 5 1993. W . B. Berliner Ausgabe. Hrsg. v. Helga Grebing, Gregor Schöllgen, Heinrich August Winkler im Auftrag der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. 10 Bde., Bonn 2000 ff. LITERATUR: Gregor Schöllgen: W . B. Die Biographie. Berl i n / M ü n c h e n 2001. - Peter Merseburger: W . B. 1913-1992. Visionär und Realist. S t u t t g a r t / M ü n c h e n 2002. Helga Grebing B r a n n , Hellmut Walter, seit 1941 Henry Walter B., Journalist, * 7 . 5 . 1 9 0 3 Berlin, t 9 . 2 . 1 9 7 8 Takoma Park (Maryland, USA). B. studierte in Berlin, Heidelberg und Zürich klassische Philologie, Geschichte, Philosophie und Politik. Er war seit 1924 als freier Redakteur f ü r Berliner Tageszeitungen tätig und gab 1928-33 den „Pressewirtschaftsdienst" sowie den „Internationalen Pressedienst" heraus. B „ Mitglied der SPD, emigrierte 1933 nach Paris, w o er u . a . bei der Zeitschrift „Sozialistische Warte" mitarbeitete. 1941 kam er in die USA, wurde Assistent an der Columbia Univ. und 1943 Dozent für Deutsch an der Rutgers Univ. in N e w Brunswick. Nach dem
E n d e des Zweiten Weltkriegs arbeitete er für die „ N e w Yorker Staatszeitung", bis er 1952 eine Stelle als Bibliothekar in Washington erhielt. Seit 1967 war er freier Journalist und Autor; er veröffentlichte u. a. Schopenhauer und das Judentum (1975). WEITERE WERKE: Rousseaus Einfluß auf die Hegeische Staatsphilosophie in ihrer Entwicklung und Vollendung. Altenburg 1926. - Nietzsche und die Frauen. Leipzig 1931, 2., verb, und erw. Aufl. Bonn 1978. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 142. B r a n n , Paul, Marionettentheaterdirektor, * 5 . 1 . 1 8 7 3 Oels (Schlesien), t 2 . ( 7 ) 9 . 1 9 5 5 Oxford. B. besuchte die Univ. Berlin und kam 1897 nach M ü n c h e n . Dort gehörte er zum Kreis um Otto Julius —> B i e r b a u m s Zeitschrift „Insel" und zeichnete auch f ü r den „Simplicissimus". Er veröffentlichte Gedichte und w a r als Schauspieler und Regisseur tätig. 1906 eröffnete B. das Hans-SachsTheater (seit 1907 Marionettentheater M ü n c h n e r Künstler), an d e m er u. a. z u s a m m e n mit Olaf —> Gulbransson und Ernst —> Stern Volksstücke, Opern von Gluck und M o z a r t sowie D r a m e n zeitgenössischer Autoren wie Maurice Maeterlinck inszenierte. 1914-18 nahm er a m Ersten Weltkrieg teil. Sein Theater, das kurz vor Kriegsende schließen mußte, reorganisierte er zu Beginn der zwanziger Jahre in F o r m einer Marionetten-Wanderbühne. B., der wegen seines Repertoires und seiner jüdischen Herkunft 1933 in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Regime kam, emigrierte 1934 nach Großbritannien, w o er noch bis 1940 Puppenspiele aufführte. LITERATUR: Günter Böhmer: P. B. Marionetten-Theater M ü n c h n e r Künstler. München 1973 (Ausstellungskatalog). B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 142f. B r a ß , August Heinrich, Redakteur, * 3 0 . 7 . 1 8 1 8 Berlin, t 8 . 1 2 . 1 8 7 6 W o c h o w s e e bei Storkow. N a c h einem Studium in Berlin betätigte sich B. zunächst als Schriftsteller. E r begeisterte sich für die Ideale der Revolution von 1848, flüchtete nach deren Scheitern in die Schweiz und wandelte sich bei seiner R ü c k k e h r nach Berlin zu ein e m A n h ä n g e r Preußens. 1861 w u r d e B. C h e f r e d a k t e u r des großdeutsch-demokratischen „Norddeutschen Wochenblatts" (Berlin), das noch im selben Jahr in „Norddeutsche Allgemeine Z e i t u n g " umbenannt wurde. 1862 erwarb er das Blatt. B. wertete die Zeitung durch einen u m f a n g r e i c h e n Auslandsteil auf, f ü r den er Wilhelm - » L i e b k n e c h t als Mitarbeiter gewinnen konnte. Die Zeitung entwickelte sich allmählich z u m halboffiziellen Sprachrohr der Bismarck-Regierung. Die Leitartikel wurden teilweise von Bismarck persönlich redigiert, der d e m Blatt regelmäßig exklusive I n f o r m a t i o n e n zuk o m m e n ließ. Es war auch B.s Zeitung, die 1870 Bismarcks „Emser D e p e s c h e " veröffentlichte. Im selben Jahr k a m es zu Differenzen zwischen Bismarck und B „ weil dieser Österreich und Napoleon III. unterstützte. B. verkaufte die Zeitung 1872 und ü b e r n a h m 1873 die „Post" (Berlin). Er veröffentlichte mehrere historische Romane, u. a. Der Scharfrichter von Berlin (1844) und Die Pest von Venedig (1848). B r a s s , Otto, Verleger, Politiker, * 2 1 . 1 2 . 1 8 7 5 Wermelskirchen, f 1 3 . 1 1 . 1 9 5 0 Masserberg (Thüringen). B. absolvierte eine Lehre als Feilenhauer und m a c h t e sich 1897 selbständig. Politisch engagierte er sich in der SPD, gewerkschaftlich als Vorsitzender des Feilenhauerverbandes. Seit 1905 war er Vorsitzender der Ortskrankenkasse in Remscheid. 1913 übernahm der die G e s c h ä f t s f ü h r u n g der „Remscheider Arbeiterzeitung". Als Abgeordneter der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( U S P D ) gehörte B. 1 9 1 9 / 2 0 der N a t i o n a l v e r s a m m l u n g und 1920-24 d e m Reichstag an. Später lebte er als Vertriebsleiter der E. Laubschen Verlagsbuchhandlung in Berlin. 1933 tauchte er unter und gründete 1936 z u s a m m e n mit H e r m a n n
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Brater Brill die Widerstandsgruppe „Deutsche Volksfront". 1938 wurde er verhaftet und im folgenden Jahr v o m nationalsozialistischen Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 5 8 f. B r a t e r , Karl (Ludwig Theodor), Publizist, Politiker, * 2 7 . 6 . 1 8 1 9 Ansbach, t 2 0 . 1 0 . 1 8 6 9 München. B. studierte Rechtswissenschaften in Erlangen, Heidelberg und Würzburg und war später Mitglied der Gesetzgebungskommission des bayerischen Justizministeriums. 1848 schied er aus dem Staatsdienst aus und war als Publizist und Redakteur bei der „Augsburger Abendzeitung" tätig. 1851 kurze Zeit Bürgermeister von Nördlingen, gab er seit 1856 zusammen mit Johann Caspar Bluntschli das Deutsche Staatswörterbuch heraus. B., ein gemäßigter Liberaler, w a r 1858-69 Mitglied der bayerischen Zweiten Kammer, trat 1859 auch d e m Nationalverein bei und gründete 1863 die Deutsche Fortschrittspartei f ü r Bayern. B. gab seit 1859 die „Süddeutsche Zeitung" heraus. WEITERE WERKE: Hrsg.: Die Verfassungsurkunde des Königreiches Bayern und die Verfassungsedicte in ihrem gegenwärtigen Bestand. Nördlingen 1852, 4 1872. - Regierung und Volksvertretung in Bayern. Leipzig '' 2 1858. LITERATUR: Agnes Sapper: Β., K. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. M ü n c h e n / L e i p z i g 1919, S. 25-38. - Kurt von Raumer: Κ. B. und die Anfänge einer nationaldeutschen B e w e g u n g in Bayern (1859-62). M ü n c h e n 1927. - Theodor Schieder: Β., K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 538. - M o n i k a Hildegard Faßbender-Ilge: Liberalismus, Wissenschaft, Realpolitik. Untersuchung des „Deutschen Staats-Wörterbuchs" von Johann Caspar Bluntschli und Κ. B. als Beitrag zur Liberalismusgeschichte zwischen 48er Revolution und Reichsgründung. F r a n k f u r t / M a i n 1981. B r a t s c h i , Peter, schweizer. Schriftsteller, * 2 3 . 1 0 . 1 8 8 6 St. Stephan (Kt. Bern), f 5 . 1 2 . 1 9 7 5 Bern. N a c h einer Ausbildung zum Mechaniker arbeitete B., Sohn eines Volksschullehrers, seit 1912 in der Zentralverwaltung der Gewerkschaft für Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen ( S M U V ) , wo er u . a . für Presseangelegenheiten zuständig war. 1950-56 redigierte er die „ S M U V - Z e i t u n g " (Bern). 1924-40 war B., Mitglied der Sozialdemokraten, Großrat von Bern. Er veröffentlichte Erzählungen (Dem Dorfschulmeister sein Ältester, 1920; Die Melchiorbuben, 1948) Dramen (u. a. Der Berg, 1946) und Gedichtbände und war als Mundartdichter tatig ( D e m Leben zugetan, 1959). LITERATUR: Ernst Friedli u. a.: P. B. und seine Heimat. Das Lebensbild eines Dichters. Bern 1946. B r a t t e r , Carl Adolf, Journalist, Redakteur, Schriftsteller, * 1 9 . 2 . 1 8 6 1 Wien, f n . e . B. studierte Philologie an der Univ. Wien und war 1885-1901 in New York tätig, dann als Korrespondent der „ N e w Yorker Staatszeitung" in Berlin. Seit 1905 BalkanKorrespondent der „Hamburger Nachrichten" und der „New York Sun", arbeitete er 1908-31 als Redakteur im UllsteinVerlag. Neben Übersetzungen hinterließ er einen Roman sowie historisch-politische Werke wie ζ. B. Die preußischtürkische Bündnispolitik Friedrichs des Großen (1915). WEITERE WERKE: Im Krieg in Paris. Ein Kriegstagebuch aus Paris. Beobachtungen eines deutschen Journalisten in Paris 1915. Berlin 1915. - Die Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Entstehung und Entwicklung. Berlin 1928. B r a u e r , Theodor, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler, * 1 6 . 1 . 1 8 8 0 Kleve, f 1 9 . 3 . 1 9 4 2 St. Paul (Minnesota, USA). Seit 1907 beim Völksverein f ü r das katholische Deutschland, k a m B., Sohn eines Schuhmachermeisters, mit der internationalen christlichen Gewerkschaftsbewegung in Berührung
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und w a r seit 1908 deren Geschäftsführer. 1912 wurde er Redakteur des,.Zentralblatts der Christlichen Gewerkschaften", 1917 auch der „Deutschen Arbeit". Nach 1918 war er zeitweise Sekretär A d a m Stegerwaids und Heinrich Brünings, studierte in Bonn und w u r d e 1919 promoviert ( D a s Betriebsrätegesetz und die Gewerkschaften). B. habilitierte sich 1922 (Lohnpolitik in der Nachkriegszeit) und war seit 1923 Prof. der Nationalökonomie an der T H Karlsruhe. 1928 w u r d e er Nachfolger M a x Schelers an der Univ. Köln und leitete nebenbei die Christliche Gewerkschaftsschule Königswinter. Nach kurzer Inhaftierung 1933 folgte B. einem Ruf an das College of St. T h o m a s in St. Paul (Minnesota, U S A ) . Er verfaßte u. a. Der moderne deutsche Sozialismus (1929). LITERATUR: Τ. B., ein sozialer Kämpfer. Hrsg. v. Ludwig Geck. Köln 1952. - Helga Grebing: Β., T. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 544. B r a u n , Adolf, Politiker, Journalist, * 2 0 . 3 . 1 8 6 2 L a a g (Steiermark), t 1 3 . 5 . 1 9 2 9 Berlin. B., Sohn eines Bauunternehmers, Bruder von Heinrich —> B. und Schwager von Victor —» Adler, wuchs in Wien auf und studierte Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie in Basel und Freiburg/Breisgau, w o er 1888 mit der Arbeit Zur Statistik der Hausindustrie promoviert wurde. Er war er an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs 1 8 8 8 / 8 9 beteiligt. B. war zunächst als Redakteur bei der Wiener „Gleichheit", später bei der „Münchner Post", der „Sächsischen Arbeiterzeitung" in Dresden und schließlich beim „Vorwärts" in Berlin. 1898 wurde er aus Preußen ausgewiesen, ging nach Nürnberg und war dort seit 1902 Chefredakteur der „Fränkischen Tagespost". 1918 w u r d e er deutscher Staatsbürger. B. gehörte sowohl der Weimarer Nationalversammlung als auch dem Deutschen Reichstag ( 1 9 1 9 / 2 0 ) an und war 1920-27 Mitglied des Parteivorstands der SPD in Berlin. WEITERE WERKE: Z u m Achtstundentag! Historisches und Agitatorisches über Arbeiterschutz und Achtstundentag. Berlin 1901. - Gewerkschaften und Sozialdemokratie. Berlin 1914. - Die Gewerkschaften. Wesen, A u f b a u , Kampfmittel und Ziele der österreichischen und deutschen Gewerkschaften. Wien 1910. 3., durchgesehene und vermehrte Aufl. 1911. LITERATUR: Richard Seidel: Α . B. In: Die Gesellschaft 6 (1929) 7, S. 1-8. - Georg Kotowski: Β., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 545 f. - Α. B. (1862-1929). In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. Hannover 1960, S. 39-41. - M.d.R., 3 1994, S. 171. B r a u n , Angelika, geb. Stratmann, Journalistin, * 2 2 . 8 . 1 8 9 7 Neuss (Rheinland), t 1972 Paris. Nach einer Lehrerausbildung bis 1923 im Schuldienst tätig, ging B. nach Saarbrücken, w o sie als Journalistin f ü r die „Volksstimme" arbeitete und später 2. Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt wurde. 1935 emigrierte sie nach Forbach (Lothringen), dann nach Metz und Paris. Sie war Mitarbeiterin des Office Sarrois in Paris, bis sie 1940 über Bordeaux, Casablanca und Gibraltar nach Großbritannien fliehen mußte. Dort im Auftrag des Ernährungsministeriums in der Flüchtlingshilfe tätig, kehrte sie 1946 nach Saarbrücken zurück und wurde Mitarbeiterin bei der „Saarbrücker Zeitung", dann Chefredakteurin von „Charme". B. war 1947 Mitglied der Verfassungskommission, 1947-50 Mitglied des Saarländischen Landtags und bis 1950 Erste Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Nach der Saarabstimmung 1955 ließ sie sich wieder in Paris nieder. Seit 1924 war sie mit M a x —»B. verheiratet. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 86.
Braun B r a u n , Felix, österr. Schriftsteller, Germanist, * 4.11.1885 Wien, t 29.11.1973 Klosterneuburg (Niederösterreich). B., Bruder von Robert —>B., studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Univ. Wien und wurde 1908 promoviert. Nach kurzer Zeit als Chefredakteur der „NationalZeitung" in Berlin ging er als freier Schriftsteller nach Wien, wo er u.a. mit Hugo von Hofmannsthal befreundet war. 1928-37 lehrte er als Dozent für deutsche Literatur in Palermo, 1937/38 in Padua und emigrierte 1939 nach Großbritannien, wo er in der Erwachsenenbildung tätig war. Seit 1951 wieder in Wien ansässig, wurde er Dozent für Kunstgeschichte, Theater und dramatische Kunst am Reinhardt-Seminar und an der Akademie der Angewandten Künste. B. schrieb u. a. klassizistische Versdramen (u. a. Tantalos, 1917) und Romane (Agnes Altkirchner, 1927). 1951 erhielt er den Österreichischen Staatspreis, 1955 den Ehrenring der Stadt Wien und 1965 den Grillparzer-Preis. LITERATUR: Isolde Emich: Leben und Schaffen des Dichters F. B. Wien 1965. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 144f. Franz Theodor Csokor (1885-1969) F. B. (1885-1973) Hrsg. v. Hermann Böhm. Wien 1985. - Donald Daviau: The friendship of Stefan Zweig and F. B. In: Brücken über den Abgrund. Hrsg. v. Amy Colin. München 1994, S. 317-336. B r a u n , Hanns, Journalist, Schriftsteller, * 17.9.1893 Nürnberg, t 25.9.1966 Regensburg. B. studierte seit 1912 neuere Geschichte, Germanistik und Anglistik in München, Berlin und Kiel und wurde 1916 in München promoviert. 1916 war er für verschiedene expressionistische Zeitungen (u. a. „Die Aktion") tatig, 1916-43 Feuilletonredakteur der „Münchener Zeitung". 1942 übernahm er einen Lehrauftrag für Theatergeschichte an der Univ. München, wurde jedoch 1944 mit Schreibverbot belegt. Seit 1949 war B. Honorarprofessor für Theatergeschichte an der Univ. München, seit 1954 Direktor und a. o. Prof. am Münchner Institut für Zeitungswissenschaft. Er schrieb u. a. den Reisebericht Die Reise nach Ostafrika (1939). WEITERE WERKE: Die Novellen des Anselm Amadeus. München 1918. - Teufels Nachspiel. München 1918. - Die Rache der Windgötter. Berlin 1925. - Um die Welt in 80 Tagen. München 1964. LITERATUR: Guy Stern: Η. B., Kritiker der zwanziger Jahre. In: Publizistik 8 (1963) S. 572-575. - Η. B. Eine BioBibliographie. In: Ebd., S. 603-605. - Festschrift Η. B. Bremen 1963. - Wilhelm Hausenstein: Licht unter dem Horizont. Tagebücher 1942 bis 1946. München 1967. - Η. B. tIn: Publizistik 12 (1967) S. 58. B r a u n , Harald (Heinrich Oskar), Regisseur, * 26.4.1901 Berlin, f 24.9.1960 Xanten. B. studierte an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Berlin, wo er 1923 mit der Arbeit Liliencron und der Naturalismus promoviert wurde. Er war bis 1932 Herausgeber der literarischen Monatsschrift,.Eckart", Redakteur und Kritiker beim Scherl-Verlag sowie bis zu seiner Entlassung 1937 Abteilungsleiter der „Berliner Funkstunde", Referent und Hörspielregisseur beim Reichssender Berlin. Dann Drehbuchautor und Regisseur bei der Froelich-Film und der UFA, wurde er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Intendant der Heidelberger Kammerspiele und war zudem seit 1946 Lizenzträger und Mitbegründer der Neuen Deutschen FilmGmbH, München-Geiselgasteig. 1952 und 1953 erhielt B. Bambi-Preis. 1955 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. B r a u n , Heinrich, Maler, * 28.8.1852 Kirchheim/Teck, t 30.8.1892 Göppingen. B. besuchte seit 1867 die Kunstschule in Stuttgart, seit 1871 die Akademie in München. B. wurde Mitglied der „Allo-
tria" und zeichnete zunächst für die „Kneipzeitung", bald jedoch auch für die „Fliegenden Blätter" und die „Münchner Bilderbogen". B. illustrierte zahlreiche Bücher, u. a. Emma Laddeys Ein Jahr in Märchen (o. J.). LITERATUR: Marion Harder-Mechelbeck: Β., H. In: AKL, Bd. 14, 1996, S. 1. B r a u n , Heinrich, Politiker, Journalist, * 24.11.1854 Budapest, t 9.2.1927 Berlin. B., Bruder von Adolf ->B., studierte Volkswirtschaft, Jura und Statistik in Wien, Göttingen, Straßburg, Berlin und Halle und wurde 1881 promoviert. Unter dem Einfluß Victor —» Adlers wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. B. war Mitbegründer der sozialdemokratischen „Neuen Zeit" (1883), des „Archivs für soziale Gesetzgebung und Statistik" (1888) und des „Sozialpolitischen Centralblatts" (1892). Zusammen mit seiner Frau Lily —>B. war er seit 1905 Herausgeber der Wochenschrift „Die neue Gesellschaft". Die von ihr angestrebte innere Erneuerung der Sozialdemokratie blieb erfolglos; die Zeitschrift wurde 1907 eingestellt. B. wurde als Revisionist in der Partei heftig angegriffen. Seit 1911 gab er in Fortführung des „Archivs" die „Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung" heraus. B. war zuletzt mit Julie Braun-Vogelstein verheiratet. LITERATUR: Johannes Fischart: Η. B. In: Ders.: Das alte und Neue System. Bd. 2: Die Männer der Übergangszeit. Berlin 1920, S. 278-288. - Julie Braun-Vogelstein: Ein Menschenleben. Η. B. und sein Schicksal. Tübingen 1932. 2. Aufl. unter dem Titel: Η. B. Ein Leben für den Sozialismus. Stuttgart 1967. - Η. B. (1854-1927) und Lily Braun (1865-1916). In: Franz Osteiroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. Hannover 1960, S. 39-41. B r a u n , Heinz (Heinrich), Jurist, Politiker, * 10.4.1883 Neuss (Rheinland), t 22.12.1962 Zürich. Nach dem Philologie- und Jurastudium in Bonn und Halle war B. seit 1924 als Rechtsanwalt in Magdeburg tätig. Er war Mitglied des Bundesvorstandes und Syndikus des Reichsbanners. 1933 von den Nationalsozialisten kurzzeitig in Haft genommen, floh er ins Saargebiet, wo er politischer Redakteur der „Volksstimme" war. Seit 1935 in Frankreich, wurde B. im Office Sarrois Mitarbeiter seines Bruders Max —»B. 1940 emigrierte er nach Großbritannien, war Mitglied der „Gruppe der Parlamentarier" um Karl Höltermann und für die britische Regierung tätig. 1945/46 juristischer Berater beim Gerichtshof in Nürnberg, wurde er 1946 Generalstaatsanwalt des Saarlandes, 1947 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung und gehörte bis 1955 dem Saarländischen Landtag an. 1947-55 Saarländischer Justizminister, war B. nach der Saarabstimmung 1955 politisch nicht mehr aktiv. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 87. B r a u n , Isabella, Schriftstellerin, Publizistin, * 12.12.1815 Jettingen (Schwaben), t 2.5.1886 München. B., Tochter eines gräflich-stauffenbergischen Rentamtmanns, war seit 1837 Volksschullehrerin in Neuburg/Donau. Nach ihrer frühzeitigen Pensionierung 1848 begann sie, angeregt von Christoph von Schmid, Jugendbücher zu schreiben. Seit 1854 in München ansässig, gründete und leitete sie die „Jugendblätter für christliche Unterhaltung und Belehrung", zu deren Mitarbeitern später u.a. Franz Graf —>Pocci, Franz von —»Kobell und Franz —»Trautmann gehörten. Als Jugendschriftstellerin verfaßte sie u.a. Heinrich Findelkind (1860). WEITERE WERKE: Namen-Büchlein. München 1861. - Aus meiner Jugendzeit. Stuttgart 2 1872. LITERATUR: Elisabeth Heimpel: Β., I. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 553. - Alfred Baader: Β., I. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 5. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1956, S. 371-394. - Renate Miehle:
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Braun Die braune Bill. Aus dem Leben der Jugendschriftstellerin I. B. aus Jettingen, 1815-1886. Jettingen-Scheppach 1986. Elisabeth Plößl: I. B. (1815-1886). Jugendschriftstellerin. In: Dies./Marita A. Panzer: Bavarias Töchter. Regensburg 1997, S. 160-163. - Alois J. Weichslgartner: I. B. (12. Dezember 1815-2. Mai 1886). In: Ders.: Schreiber und Poeten. Schriftsteller aus Altbayern und Schwaben im 19. Jahrhundert. Dachau 2001. Braun, Johann Karl, kath. Theologe, Publizist, Schriftsteller, * 20.7.1820 Gebweiler (Elsaß), f 24.6.1877 Einsiedeln. Ausgebildet in Straßburg, wurde B. dort 1846 zum Priester geweiht und war dann bis 1848 als Organisator der kath. Seelsorge für die Deutschen in Paris tätig. Wieder in Gebweiler, gründete und leitete er bis 1856 die Zeitung „Katholischer Volksfreund" und wurde damit zum Begründer der deutschsprachigen kath. Presse im Elsaß. Nach 1870 äußerst kritisch gegenüber der deutschen Verwaltung, wurde B. zu sechs Monaten Haft verurteilt, konnte jedoch rechtzeitig nach Paris fliehen. Neben Zeitungsartikeln schrieb er Gedichte (Das Böichenglöckchen, 1868). LITERATUR: Wolfgang Müller: B., J. C. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 551 f. - Wolfgang Weiss: Β., Η. K. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 659. Braun, Johann Philipp Otto, Journalist, Schriftsteller, * 1.8.1824 Kassel, t 11.6.1900 München. B. studierte 1845-49 Jura an den Univ. Bonn, Heidelberg und Marburg, wo er sich vor allem auch in politischen studentischen Vereinigungen engagierte. Wieder in Kassel ansässig, setzte B. die während seiner Studienzeit begonnene literarische Tätigkeit fort. Eine Anstellung bei der hessischen Verwaltung war ihm wegen seiner politischen Aktivitäten als Student verwehrt. 1850 ging er nach Paris, 1851 nach London und wurde 1855 Berichterstatter der „Allgemeinen Zeitung" in Madrid. 1856 kehrte er nach Kassel zurück und wurde 1857 Redakteur des „Kasseler Sonntagsblatts", 1860 des „Schwäbischen Merkurs" in Augsburg und 1864 der „Allgemeinen Zeitung". 1869 übernahm er die Chefredaktion der „Allgemeinen Zeitung" sowie deren „Beilage". Nach seiner Pensionierung 1889 übersetzte er vornehmlich spanische Literatur und schrieb Gedichte (Aus allerlei Tonarten, 1893, 2 1898). LITERATUR: Richard Weltrich: B., J. P. O. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 6. Berlin 1904, S. 483-491. Braun, Joseph, Jesuit, Archäologe, * 31.1.1857 Wipperfürth, t 8.7.1947 Pullach bei München. B. studierte Theologie in Bonn, wurde 1881 zum Priester geweiht und trat 1890 in den Jesuitenorden ein. Er war einige Zeit Mitarbeiter der „Stimmen aus Maria-Laach" in Luxemburg und lehrte als Prof. der Kunstgeschichte und christlichen Archäologie an den Anstalten des Jesuitenordens in Valkenburg, Frankfurt/Main und Pullach bei München. B. verfaßte zahlreiche Lehrbücher zur christlichen Archäologie, Liturgie und Paramentik, u. a. Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (2 Bde., 1924). WEITERE WERKE: Die priesterlichen Gewänder des Abendlandes. Freiburg/Breisgau 1897. - Die pontifikalen Gewänder des Abendlandes. Freiburg/Breisgau 1898. - Sakramente und Sakramentalien. Regensburg 1922 (span. 1925). Die liturgische Gewandung im Okzident und Orient. Freiburg/Breisgau 1907. Nachdr. Darmstadt 1964. - Die Reliquiare des christlichen Kultus und ihre Entwicklung. Freiburg/Breisgau 1940. - Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Stuttgart 1943. Nachdr. Stuttgart 1964. LITERATUR: Michael Hartig: B„ J. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 553. - Rupert Berger: B„ J. In: LThK3, Bd. 2, 1994, Sp. 660.
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Braun, Karl (Joseph Wilhelm), auch B.-Wiesbaden, Politiker, Jurist, * 4.3.1822 Hadamar, f 14.7.1893 Freiburg/ Breisgau. B. studierte klassische Philologie in Marburg sowie Rechtswissenschaften in Göttingen und trat 1843 in den nassauischen Staatsdienst ein. 1849 war er Prokurator am Hof- und Appellationsgericht in Dillenburg, 1855-67 wieder in Wiesbaden tätig. 1856 wurde er in Gießen zum Dr. jur. promoviert. Er schrieb für das „Siegener Bürgerblatt" und die „Nassauische Zeitung" und plädierte für eine demokratische Verfassung auf dem Boden der Monarchie. Seit 1849 war B. Abgeordneter der nassauischen Zweiten Kammer, 1858-66 deren Präsident. Nach der Annexion Nassaus durch Preußen kämpfte er erfolgreich für die Beibehaltung der nassauischen Gemeindeverfassung. Als Reichstagsabgeordneter (1867-87) zunächst nationalliberal gesinnt und Anhänger Bismarcks, wandelte er sich zum freisinnigen Liberalen und Gegner der Schutzzollpolitik Bismarcks. 1859 war B. Mitbegründer der „Rhein-Lahn-Zeitung" und 1873/74 Herausgeber der „Spenerschen Zeitung". LITERATUR: Haunfelder, Lib. Abg., 2004, S. 84 f. Braun, Karl Joseph Eduard, auch Joseph Eduard B., Journalist, Schriftsteller, * 24.8.1818 Hadamar, t 1.6.1847 Freiburg/Breisgau. B. studierte seit 1839 in Bonn, wurde jedoch wegen der Beteiligung an einem Duell von der Univ. relegiert und ging nach Dillenburg. Später in Baden-Baden, war er Mitarbeiter bei der Zeitschrift „Europa", bis er 1846 zunächst nach Stuttgart, dann nach Freiburg/Breisgau übersiedelte und dort die Leitung der „Süddeutschen Zeitung" übernahm. Er schrieb u.a. Sonette (Goethe und Gretchen, 1842). B. starb an den in einem Duell erlittenen Verwundungen. WEITERES WERK: Friedrich Rückert als Lyriker. Siegen 1844. Braun, Kaspar, Holzschneider, Zeichner, Verleger, * 13.8.1807 Aschaffenburg, t 22.10.1877 München. B„ dessen Vater Bürgermeister von Aschaffenburg war, besuchte 1832 die Münchner Akademie und bildete sich im Fach Malerei. Anläßlich einer Parisreise trat er 1837 in das Atelier Louis Brevieres ein, gründete nach der Rückkehr in München eine Xylographische Anstalt und trat später in Verbindung mit dem Verlag des Buchhändlers Friedrich -» Schneider, aus der der weithin bekannte Verlag Braun & Schneider entstand. B. war an der Herausgabe der „Münchner Bilderbogen" und an den 1844 gegründeten .fliegenden Blättern" beteiligt. LITERATUR: Arthur Rümann: Β., K. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 555 f. - Ders.: Das illustrierte Buch des 19. Jahrhunderts in England, Frankreich und Deutschland. Leipzig 1930. Neudr. Osnabrück 1975, S. 304 f. - Das große Lexikon der Graphik. Braunschweig 1984. S. 149 f. - Volker Frank: Β., K. In: AKL, Bd. 14, 1996, S. 5 f. Braun, Lily (Amelia Jenny Emilie Klothilde Johanna), geb. von Kretschmann, verwitw. GiZycki, Schriftstellerin, Politikerin, * 2.7.1865 Halberstadt, t 9.8.1916 Berlin. B. war die Tochter des Generals Hans von Kretschmann und Enkelin Jenny von Gustedts. Sie veröffentlichte zunächst meist literarhistorische Arbeiten und kam nach ihrer Heirat mit Georg von Gizycki (1893) mit der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur in Verbindung; später wurde sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Ethische Kultur". Nach dem Tod ihres Mannes trat B. der Sozialdemokratischen Partei bei. Sie begann, sich neben allgemein politischen Themen vor allem für die Frauenfrage zu interessieren, und war seit 1895 Mitarbeiterin der Zeitschrift „Die Frauenfrage" sowie Mitglied im Verein „Frauenwohl". 1896 heiratete sie den Journalisten und Politiker Heinrich —> B. Durch die gemeinsame Arbeit mit ihm sah sie sich bald als Revisionistin der
Braun parteiinternen Kritik ausgesetzt und wurde auch von Clara -»Zetkin als zu wenig radikal kritisiert. B. verfaßte neben zahlreichen Schriften zur Frauenfrage u.a. die Zeitbiographie Im Schalten der Titanen (1908) und Memoiren einer Sozialistin (2 Bde., 1909-11). LITERATUR: Elisabeth Heimpel: B., L. In: NDB, Bd. 2,1955, S. 546 f. - Dieter Borkowski: Rebellin gegen Preussen: Das Leben der L. B. Frankfurt/Main 1984. - Ute Speck: Ein mögliches Ich: Selbstreflexion in der Schreiberfahrung. Zur Autobiographik der Politikerinnen L. B„ Hedwig Dohm und Rosa Luxemburg. Frankfurt/Main u. a. 1997. - Ute Lischke: L. B., 1865-1916: German Writer, Feminist, Socialist. Rochester 2000. B r a u n , Louis, eigentl. Ludwig B„ Maler, * 23.9.1836 Schwäbisch Hall, t 18.2.1916 München. B. studierte zunächst am Polytechnikum, später an der Kunstschule in Stuttgart. Er arbeitete als Illustrator für Zeitschriften wie „Über Land und Meer", „Illustrierte Zeitung" und „Daheim". Seit 1855 lebte er in Weimar und war seit 1859 in Paris im Atelier von Horace Vernet tätig. B.s bevorzugtes Sujet war das Militär; zum Zweck der Motivsuche nahm er an den Feldzügen von 1864 und 1866 sowie am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. 1871 ließ er sich in München nieder. B. war Prof. an der Kunstakademie in München. LITERATUR: Kuno Ulshöfer: L. B., Blick in seine Skizzenbücher. Schwäbisch Hall 1976. - L. B. Panoramen von Krieg und Frieden aus dem Deutschen Kaiserreich. Schwäbisch Hall 1986 (Katalog). - Ludwig Tavernier: B., L. In: AKL, Bd. 14, 1996, S. 6. B r a u n , Max (Mathias), Journalist, Politiker, * 13.8.1892 Neuss (Rheinland), t 3.7.1945 London. B., Bruder von Heinz —> B., war zunächst Volksschullehrer, seit 1919 als Journalist und SPD-Politiker tätig. 1923 wurde er Chefredakteur der „Volksstimme" in Saarbrücken und war seit 1925 im Vorstand der saarländischen SPD sowie Mitglied des Saarländischen Landesrats. 1933-35 war er Chefredakteur der „Deutschen Freiheit", floh nach der Saarabstimmung 1935 nach Forbach (Lothringen) und war dort Mitbegründer der Beratungsstelle für Saarflüchtlinge. In Paris wurde er Mitarbeiter im Office Sarrois, u. a. Chefredakteur der „Nachrichten von der Saar" (1935/36) und der „Deutschen Freiheit" (bis 1939) sowie Mitarbeiter der „Pariser Tageszeitung". Bis 1938 in der Volksfront aktiv, Schloß er sich 1941 in Großbritannien der „Gruppe der Parlamentarier" um Karl Höltermann an. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde B. auf der Isle of Man interniert. Er war mit Angelika —>B. verheiratet. LITERATUR: Μ. B. (1892-1945). In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. Hannover 1960, S. 43 f. - Gerhard Paul: Μ. B. St. Ingbert 21987. - Gerhard Paul: Μ. B., Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung und früher Europäer. In: Revue d'Allemagne et des pays de langue allemande 20.3 (1988) S.297-310. B r a u n , Otto, eigentl. Carl Otto B„ Politiker, * 28.1.1872 Königsberg, t 15.12.1955 Ascona (Schweiz). Aus bedrückenden Familienverhältnissen kommend, erlernte B. nach der Volksschule das Steindruckerhandwerk. 1888 trat er in die illegale SPD ein und engagierte sich sogleich in der idealistischen Rebellion der „Jungen" gegen die Parteiführung. Von Hugo Haase gefördert, trat der Sohn eines kleinen Eisenbahnangestellten dennoch in die typische Funktionärslaufbahn ein: 1891 Schriftführer, 1897 Vorsitzender des Arbeiter-Wahlvereins Königsberg, 1893 Herausgeber, Redakteur und Drucker der „Volkstribüne" (später: „Königsberger Volkszeitung"), 1900 Geschäftsführer der Ortskrankenkasse, 1902 Stadtverordneter in Königsberg, Mitbegründer des Deutschen Landarbeiter-Verbandes,
dessen Vorstand er von 1909 bis 1920 angehörte. Der Aufstieg in die regionale und nationale Politik begann mit der Wahl zum Vorsitzenden des Bezirks Ostpreußen (1898) und der Wahl in die Kontrollkommission (1905). 1911 wurde B. Hauptkassierer und Mitglied des Parteivorstandes (bis 1919 bzw. 1921), 1913 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. Im Ersten Weltkrieg, in dem er seinen Sohn verlor, unterstützte B. die Burgfriedenspolitik. In der Revolution avancierte der agrarpolitische Experte zum preuß. Landwirtschaftsminister (zunächst zusammen mit dem USPD-Politiker Adolf Hofer). B. gehörte sowohl der Nationalversammlung und dem Reichstag (bis 1932) als auch dem Preußischen Landtag (bis 1933) an. Das Scheitern der Regierung Hirsch im Kapp-Lüttwitz-Putsch brachte den energisch und zielklar handelnden B. am 27.3.1920 in das Amt des preuß. Ministerpräsidenten, das er mit einer zweimonatigen Unterbrechung bis zu seinem Amtsverzicht am 25.3.1933 bekleidete. B. kandidierte nach —>Eberts Tod 1925 für das Amt des Reichspräsidenten, zog seine Bewerbung jedoch im zweiten Wahlgang zugunsten des Kandidaten der Weimarer Koalition, des Zentrumspolitikers Wilhelm Marx, zurück, der Hindenburg unterlag. Unter B., dem wahrscheinlich politisch einflußreichsten sozialdemokratischen Politiker und einem der populärsten Staatsmänner der Weimarer Republik, der jedoch in den eigenen Reihen stets umstritten blieb, entwickelte sich Preußen zu einem modernen Freistaat, der durch die Republikanisierung des Beamtenapparates eine der Hauptstützen der ersten deutschen Demokratie bildete. Nach der Landtagswahl vom April 1932, bei der die Weimarer Koalition zwar ihre Mehrheit einbüßte, die Regierung aber geschäftsführend im Amt blieb, resignierte B. Im Zuge des Staatsstreichs von —»Papens gegen das demokratische Preußen wurde B. abgesetzt. Nach der Machtübertragung an Hitler flüchtete B. am 4.3.1933 nach Ascona, wo sich seine gelähmte Frau aufhielt. Im Schweizer Exil enthielt sich B. lange Zeit jeglicher politischer Aktivität. 1942 fand er Anschluß an den von Georg Ritzel organisierten Kreis deutscher Exilpolitiker, zu dem auch Wilhelm —»Dittmann, Wilhelm Hoegner und Joseph Wirth gehörten, und arbeitete im Januar 1943 ein Memorandum für die alliierte Deutschlandpolitik nach dem Kriegsende aus, das jedoch keine Beachtung fand. Im Juli 1943 trat der entschiedene Gegner des kommunistisch gesteuerten Bundes Freies Deutschland in der Schweiz als Mitverfasser der Richtlinien eines demokratischen Antinaziblocks hervor und gründete als Vorsitzender der Union deutscher Sozialisten und Gewerkschafter in der Schweiz zusammen mit Hoegner, Wirth u.a. die Arbeitsgemeinschaft Das Demokratische Deutschland, aus der er sich wegen anhaltender Querelen und der mangelnden Akzeptanz seiner zunehmend unrealistischer erscheinenden politischen Vorschläge und Nachkriegspläne im April 1946 zurückzog. In die Bundesrepublik Deutschland unternahm er noch mehrere Reisen, u.a. zum SPD-Bundesparteitag 1950 und 1952. WERKE: Von Weimar zu Hitler. New York 1940. LITERATUR: Hagen Schulze: Ο. B. oder Preußens demokratische Sendung. Eine Biographie. Frankfurt/Main u. a. 1977 (mit Literatur). Karsten Rudolph B r a u n , Robert, Pseud. Robert Montis, Schriftsteller, Journalist, Bibliothekar, * 2.3.1896 Wien, t 16.3.1972 Uppsala (Schweden). Der Bruder von Felix —>B. studierte Naturwissenschaften, wurde 1920 an der Univ. Wien promoviert und war 1920-25 Chemiker in der Industrie. 1919 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband (Gang in der Nacht) und war seit 1925 als freier Schriftsteller und Journalist tätig. Neben seiner Mitarbeit beim „Deutschen Nachrichtenbüro" in Berlin arbeitete er auch für den Rundfunk. In Berlin stand er in Verbindung
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Braunbeck mit Stefan Z w e i g und Jakob - > Wassermann. 1934 trat B. zur kath. Kirche über und k a m in Kontakt mit dem Kreis um Dietrich von - » H i l d e b r a n d . 1938 emigrierte er nach Schweden und war 1943-65 Bibliothekar am Kunsthistorischen Institut der Univ. Uppsala. 1948 erhielt er die schwedische Staatsbürgerschaft. Als Journalist schrieb er u. a. für das „Svenska Dagbladet", die . f r a n k f u r t e r Allgemeine Zeitung", „Die Presse" und die „Basler Nachrichten". B. war als Übersetzer tätig und schrieb Essays und Gedichte. WEITERE WERKE: D a s wiedergefundene Wort. Ausgewählte kleine Prosa. Wien 1956. - Was geht in Schweden eigentlich vor? Analyse und Kritik einer Entchristlichung. Nürnberg 1967. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 146. B r a u n b e c k , Gustav, Sportler, Verleger, * 6 . 6 . 1 8 6 6 Heilbronn, t 2 9 . 4 . 1 9 2 8 . 1890-93 deutscher und Europameister der Niederradkunstmeisterschaften, wandte sich B. seit 1893 dem Motorsport zu. Als Autorennfahrer errang er zahlreiche Preise, dann entdeckte er den Motorbootsport (u. a. Kaiserpreis 1906 und 1907). B. gewann über 200 Preise in verschiedenen sportlichen Wettbewerben. 1900 gründete er den Allgemeinen Schnauferl-Club, 1906 den Deutschen Motorboot-Klub, war 1907 Mitbegründer des Motor-Yacht-Clubs Deutschland, ferner stellvertretender Präsident des Berliner Auto-Clubs und Mitglied des Aero-Clubs. In seinem Verlag BraunbeckGutenberg erschienen die wichtigsten publizistischen Organe des Motorsports wie z . B . „Das Schnauferl" (1901), „Das Motorboot" (1904), „Die Luftflotte" (1908) sowie seit 1904 die „Deutsche Zeitschrift für Luftschiffahrt" und die „Allgemeine Automobil-Zeitung". LITERATUR: G. B. t . In: Zeitschrift des Verbandes der Fachpresse Deutschlands 3 0 (1928) 5, S. 176. B r a u n e , Rudolf, Schriftsteller, * 1 6 . 2 . 1 9 0 7 Dresden, t 1 2 . 6 . 1 9 3 2 Badeunfall im Rhein. Der Sohn eines Eisenbahnbeamten gab 1 9 2 4 / 2 5 mit gleichgesinnten Mitschülern die Zeitschrift „Der M o b " heraus. D e m dort artikulierten Protest gegen Spießbürgertum und die bürgerliche Ordnung setzten Schulleitung und Polizei bald ein Ende. B. verließ Dresden in Richtung Düsseldorf und arbeitete dort als Buchhändler. Als Mitglied des k o m munistischen Jugendverbandes fand er Kontakt zur Tageszeitung der Kommunistischen Partei „Freiheit", die fortan z u m Forum seiner Gedichte, Kurzgeschichten und Reportagen wurde. Hier erschien 1928 sein erster Roman Der Kampf auf der Kille als Fortsetzung. Das Mädchen an der Orga Privat (1930), ein Beispiel für die j u n g e proletarischrevolutionäre Literatur in der Weimarer Republik, landete 1933 auf d e m Scheiterhaufen der Nationalsozialisten, die Wiederauflage (1975) blieb ein wenig erfolgreicher Versuch der Neuentdeckung B.s. LITERATUR: Martin Hollender: „Eine gefährliche Unruhe im Blut . . . " R. B „ Schriftsteller und Journalist (1907-1932). Biographie und Bibliographie. Düsseldorf 2004. B r a u n f e l s , Ludwig, eigentl. Lazarus B., Pseud. Quintus Fixlein, Übersetzer, Philologe, Jurist, * 2 2 . 4 . 1 8 1 0 Frankfurt/Main, t 25.9.1885 Frankfurt/Main. B., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte Philosophie und Philologie in Heidelberg, wandte sich dann dem Journalismus zu und war bis 1837 Redakteur der „Rhein-Mosel-Zeitung" in Koblenz. Seit 1838 studierte er Rechtswissenschaften in Bonn; 1840 ließ er sich als Rechtsanwalt in F r a n k f u r t / M a i n nieder. Er war einer der Inhaber und politischer Redakteur der „Frankfurter Z e i t u n g " (1859-66) und verfaßte Theaterkritiken für das „Frankfurter M u s e u m " . B. schrieb Dramen, übersetzte französische und spanische Literatur ins Deutsche und das Nibelungenlied ins Neuhochdeutsche (1846,
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mit Einleitung und Wörterbuch). Seine literaturwissenschaftlichen Forschungen konzentrierten sich später vor allem auf den Don Quijote. Er trug eine umfangreiche Spezialbibliothek zu diesem T h e m a zusammen, die nach seinem Tod in den Besitz der Staatsbibliothek Berlin überging. Eine kritische Ausgabe mit sprachlichem K o m m e n t a r , Übersetzung und inhaltlichen Erläuterungen konnte er nicht fertigstellen, gab jedoch seine Übersetzung des Don Quijote 1883 mit A n merkungen heraus. B. wurde von der spanischen Regierung zum Konsul in Frankfurt ernannt. LITERATUR: Hans Rheinfelder: B „ L. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 559 f. B r a u n g a r t , Richard, Schriftsteller, Kunstkritiker, * 1 9 . 2 . 1 8 7 2 Freising (Oberbayern), t 2 0 . 2 . 1 9 6 3 München. Der Sohn des Agrarwissenschaftlers Richard B. studierte zunächst Jura, dann Kunst, Musik und Literatur an der Univ. MUnchen. Seit 1903 war er bei der „Münchner Zeitung" für die Ressorts Kunst und Theater zuständig sowie ständiger Mitarbeiter u. a. bei „Westermanns Monatsheften", der „Leipziger Illustrierten Zeitung" und der Berliner „Exlibriszeitschrift". 1946 w u r d e er Kunstkritiker beim „Münchner Merkur". B. verfaßte kunsttheoretische Schriften und Künstlerbiographien (Die drei Brüder Schiestl, 1923). WEITERE WERKE: Die Südgermanen. Heidelberg 1914. Eduard Grützner. München 1916. - Wilhelm Busch, der lachende Weise. M ü n c h e n 1917. - Das m o d e r n e deutsche Gebrauchs-Exlibris. München 1922. - Karl Walther: Werk und Werden eines Impressionisten. M ü n c h e n 1948. Gerhard Hanusch (Hrsg.): Festschrift R. B. zum 90. Geburtstag. F r a n k f u r t / M a i n 1962. B r a u n t h a l , Alfred, Nationalökonom, * 1 0 . 2 . 1 8 9 7 Wien, t 4 . 2 . 1 9 8 0 Boston. B., Kind jüdischer Eltern, studierte 1917-20 Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Wien und Berlin und wurde 1920 mit der Dissertation Karl Marx als Geschichtsphilosoph zum Dr. phil. promoviert. 1921 arbeitete er als Finanzredakteur der „Leipziger Volkszeitung" und erhielt im selben Jahr eine Dozentenstelle an der Heimvolkshochschule in Tinz (Thüringen), deren Leitung er 1925-28 innehatte. Seit 1929 als Wirtschaftswissenschaftler in der Forschungsstelle f ü r Wirtschaftspolitik in Berlin tätig, emigrierte B. 1933 nach Brüssel und ging 1936 in die USA. 1937 wurde er Research Director der G e w e r k s c h a f t United Hatters, C a p and Millinery Workers International Union in der American Federation of Labor, 1944 Forschungsbeauftragter der Labor C o n f e r e n c e on International Affairs. 1950 kehrte Β. nach Brüssel zurück, um die Wirtschafts- und Sozialabteilung des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG) aufzubauen und zu leiten und war 1965-68 Assistent des IBFG-Generalsekretärs. Er veröffentlichte u. a. Die Entwicklungstendenzen der kapitalistischen Weltwirtschaft (1927, Neuaufl. 1971), Die Wirtschafl der Gegenwart und ihre Gesetze. Ein sozialistisches Lehrbuch der Nationalökonomie (1930), Die Weltwirtschaftskrise (1933) und Safeguards Against Oppressive Labor Conditions in Backward Countries (1944). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 89. B r a u n t h a l , Julius, Politiker, Journalist, Schriftsteller, * 5 . 5 . 1 8 9 1 Wien, t 2 8 . 4 . 1 9 7 2 London. Nach einer Buchbinderlehre 1905-08 besuchte B. die Parteischule der Sozialdemonkratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP). 1918-20 w a r er im Heeresministerium unter Julius —»Deutsch tätig, 1919-34 Redakteur der „Arbeiter-Zeitung", 1923-34 Mitherausgeber der Zeitschrift „Der K a m p f . 1927 gründete er mit Anton —»Jenschik die Zeitung „Das Kleine Blatt", der Chefredakteur er bis 1934 war. 1923-34 Mitglied
Brecht des Reichsvorstandes des Republikanischen Schutzbundes, wurde er 1934 verhaftet und 1935 ausgewiesen. B. ging nach London, war dort bis 1938 Redakteur bei der „Tribüne" und bis 1939 Sekretär Friedrich —»Adlers in Brüssel. Seit 1939 als freier Schriftsteller tätig, war B. 1951 Mitbegründer und bis 1956 Sekretär der Sozialistischen Internationale und 1954-72 Vorstandsmitglied des Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam (IISG). B. verfaßte u . a . Need Germany Survive? (1943). WEITERE WERKE: In Search of the millennium. London 1945 (dt. Ausg.: Auf der S u c h e nach dem Millennium. Wien 1964.). - Geschichte der Internationale. 3 Bde., Hannover 1961-72, 3 1978. - Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung. Wien 1965. LITERATUR: Reinhard Sturm: J. B. und die A n f ä n g e sozialdemokratischer Faschismus-Interpretation. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin 17 (1981) S. 1-14. B r a u w e i l e r , Heinz, Publizist, * 1 . 1 . 1 8 8 5 MönchenGladbach, f 1976 Berlin. Nach dem Jurastudium an der Univ. Bonn wurde B. in Erlangen promoviert, war in Aachen und Elberfeld journalistisch tätig und ging als politischer Redakteur der „ZentrumsParlaments-Correspondenz" nach Berlin. 1911-13 war er Chefredakteur der „Westdeutschen Volkszeitung" in Hagen (Westfalen) und 1913-20 des „Düsseldorfer Tagblatts". 1920 gehörte er zu den Begründern der „Vereinigung für ständischen A u f b a u " und gab die „Blätter f ü r ständischen A u f b a u " heraus. B. war Leiter der politischen Abteilung des „Stahlh e l m " und 1 9 3 2 / 3 3 Dozent an der Hochschule f ü r Politik in Berlin. WERKE: Wirtschaftslehre als politische Wissenschaft. M ü n chen 1938. - Gibt es ein Recht auf Reichtum? Eine Antwort v o m Standpunkt des christlichen Naturrechts, zugleich ein Beitrag zur Frage des Mitbestimmungsrechts. Köln 1951. B r e c h t , Bertolt, auch Bert B., eigentl. Eugen Berthold Friedrich B., Pseud. Berthold Eugen, Kin-jeh, Schriftsteller, Regisseur, * 1 0 . 2 . 1 8 9 8 Augsburg, t 1 4 . 8 . 1 9 5 6 Berlin. Als Sohn des kaufmännischen Angestellten Berthold B. und seiner aus Schwaben stammenden Ehefrau Sophie Brezing wuchs B. in einfachen bürgerlichen Verhältnissen auf, an denen sich nur wenig änderte, als der Vater zum Prokuristen und kaufmännischen Direktor (1914) der Haindlschen Papierfabrik in Augsburg aufstieg. Literarische Anregungen bekam er weder v o m Elternhaus, in dem es kaum Bücher gab, noch durch die Schule, die B. als durchschnittlicher Schüler absolvierte. Nach d e m Abitur 1917 schrieb sich B. in München als Student der Medizin und der Naturwissenschaften ein, ohne jedoch ernsthaft sein Studium aufzunehmen (1921 exmatrikuliert). Er war zu dieser Zeit bereits entschlossen, seine dichterischen Neigungen beruflich zu verfolgen. Er verfaßte Theaterkritiken und besuchte das Theaterseminar von Artur Kutscher, das ihn zu seinem ersten Drama Baal anregte. Es gelang ihm, mit verschiedenen Verlagen Verträge über seine Werke (weitgehend unfertige Projekte) abzuschließen (Kiepenheuer, Ullstein). Die Abenteuererzählung Bargan läßt es sein (1921 publiziert) machte B. erstmals überregional bekannt. Mit seinem D r a m a Trommeln in der Nacht, 1922 in München uraufgeführt, wurde er zum Geheimtip eines kritisch-engagierten, links orientierten Theaters. Vom Erfolg stimuliert, sah er nur noch die Metropole Berlin als die ihm angemessene Wirkungsstätte an und siedelte, nachdem er schon seit 1921 Kontakte zu Berliner Theatern a u f g e n o m m e n hatte, 1924 in die Hauptstadt um. A m Deutschen Theater (Max Reinhardt) erhielt er die Stelle eines Dramaturgen und damit die Möglichkeit, seine Stücke
zu inszenieren. Freundschaften mit linksgerichteten Künstlern und Publizisten (Arnolt —»Bronnen, G e o r g e —»Grosz, Fritz —»Sternberg, Sergej Tretjakow u . a . ) vertieften seine gesellschaftskritische Distanz zur Weimarer Republik. Über den M a r x i s m u s suchte er Antworten auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widersprüche der Zeit zu finden und diese ästhetisch zu gestalten (Freundschaft mit Karl —»Korsch). Obgleich er mit den revolutionären Zielen der K o m m u n i s t e n sympathisierte und sie, stets auf Parteikritik stoßend, in seinen Stücken („Lehrstücke", Heilige Johanna der Schlachthöfe, Die Mutter) auch eigenwillig propagierte, w a r er nie Mitglied der K P D und vertrat auch nie ihr Programm. A m Tag nach dem Reichstagsbrand ging B. mit seiner Familie in die Emigration. N a c h verschiedenen Stationen Prag, Schweiz, Paris - siedelte er sich von 1933 bis 1939 in D ä n e m a r k (Insel Fünen, Svendborg) an. 1935 w u r d e ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Vom Publikum und von der praktischen Theaterarbeit abgeschnitten, begann die reichste Phase seiner poetischen Produktion. Sie stand fast ausschließlich im Dienst des antifaschistischen K a m p f e s , den er gemeinsam mit Walter —» B e n j a m i n , Karl Korsch, H a n n s Eisler u . a . in seinem Werk führte. An der Öffentlichkeitsarbeit beteiligte sich B. z . B . durch die Redaktion an der Moskauer Exilzeitschrift „Das Wort", in der er auch seine Arbeiten publizierte. Über S c h w e d e n (1939) und Finnland ( 1 9 4 0 / 4 1 ) flüchtete er in die U S A (Santa Monica, 1941-47), um dort als D r e h b u c h a u t o r zu arbeiten. Als Autor und Stückeschreiber konnte er sich in den U S A nicht durchsetzen. Die erfolgreiche Theaterarbeit mit Charles Laughton am Galilei (1945-47) blieb Episode. Statt dessen setzte er seine schriftstellerische Arbeit - u . a . mit Lion - > Feuchtwanger, Heinrich —> M a n n , Eric Bentley, besonders auch mit den Komponisten H a n n s Eisler und Paul Dessau - mit Blick auf das Kriegsende u n d die Rückkehr nach Deutschland fort. D i e Rückkehr erfolgte 1947 über Zürich, Prag nach Berlin (Ostsektor), w o B. bis zu seinem L e b e n s e n d e lebte und arbeitete. Mit seiner 1950 erworbenen österr. Staatsbürgerschaft wollte er sich - trotz seiner Entscheidung f ü r den propagierten A u f b a u des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik - für das g e s a m t e Deutschland, an dessen Wiedervereinigung er bis zuletzt geglaubt hat, offen halten. 1949 gründete B.s zweite E h e f r a u Helene Weigel das „Berliner Ensemble", das seit 1954 unter ihrer Leitung im Theater am S c h i f f b a u e r d a m m arbeitete. M i t ihm bot sich die Möglichkeit, mit Modell-Inszenierungen seiner und f r e m d e r Stücke seine Vorstellungen von e i n e m neuen „epischen T h e a t e r " zu realisieren. 1950 w u r d e er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). N a c h dem 17.6. 1953 zog er sich enttäuscht v o m Funktionärsstaat der D D R , in d e m er den „alten Naziapparat" wirken sah, und von der mangelnden Beteiligung der „Weisheit des Volkes" am A u f b a u des sogenannten Sozialismus, nach B u c k o w zurück, beteiligte sich aber weiterhin an der Theaterarbeit im Berliner E n s e m b l e und mit zahlreichen A u f r u f e n an der Erhaltung des Friedens. B. gehört zu den singulären Erscheinungen der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Obgleich seine Bedeutung und Wirkung im wesentlichen auf den D r a m e n beruhen und er sich selbst in erster Linie als „Stückeschreib e r " verstand, umfaßt sein Werk alle Gattungen der Literatur der Zeit: Lyrik (etwa 2 8 0 0 Gedichte), Erzählung (u.a. die Kalendergeschichten, 1949), R o m a n (Dreigroschenroman, 1934), Epos (Versifizierung des Kommunistischen Manifests von —»Marx und - » E n g e l s , 1945), Autobiographie (in F o r m des „Arbeitsjournals", 1938-55), literatur-, theatertheoretische und philosophisch-gesellschaftliche Schriften, sowie Arbeiten für die Medien H ö r f u n k („Radiolehrstück",
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Brecht 1927), Film (Kuhle Wampe, 1930, Drehbücher im USA-Exil) und theaterpraktische Arbeit. Das poetische Werk präsentiert sich als Zeitdichtung. Fast alle Werke B.s, der sich damit u. a. in der Tradition Shakespeares sah, stellen G e g e n e n t w ü r f e zu bereits Vorhandenem (Tradition) und zugleich Auseinandersetzungen mit Ereignissen der Zeit dar. Ihre abschließende Gültigkeit und damit ihre prinzipielle Abgeschlossenheit als autonome Kunstwerke bestritt B. dadurch, daß er sie als Versuche ( N a m e der Publikationsreihe der Werke seit 1930) deklarierte, die er bei allen sich bietenden Möglichkeiten bearbeitete, veränderte und aktualisierte. Deshalb liegen viele seiner großen Stücke in mehreren - z . T . radikal veränderten - Fassungen vor ( z . B . Leben des Galilei in drei großen Fassungen von 1 9 3 8 / 3 9 , 1947 und 1955/56). A u c h die Lyrik arbeitete B. f ü r Ausgaben oder D r u c k e um und faßte sie teilweise neu. A n d e r e - auch größere und bedeutende - Arbeiten blieben im Entwurf stecken: das philosophisch-poetische Werk Buch der Wendungen (1934-55), der satirische Tuiroman (1931-37) Uber die verhängnisvolle Rolle der Intellektuellen im Deutschland der zwanziger und dreißiger Jahre und die theatertheoretische Schrift, die zugleich als aufführbares Stück gedacht war, Der Messingkauf (1948-55). Sie gewinnen wie andere bedeutende Werke der modernen Avantgarde (ζ. B. K a f k a s Romane, Musils Mann ohne Eigenschaften) gerade als Fragmente ihre eigentliche Bedeutung. Offenheit, Veränderung und Veränderbarkeit sind die grundlegenden Kategorien f ü r B.s Werk und seine Inhalte. B.s Werk läßt sich in drei Perioden einteilen. 1. (1918-33): N a c h lyrischen und zeitkommentierenden poetischen Übungen beginnt 1918 mit dem dramatischen Erstling Baal ( I . Fassung) das haltbare und wirksam werdende dichterische Werk B.s, das durch eine eigenwillige satirischzeitkritische Poesie gekennzeichnet ist. Es ist zunächst noch vor allem lyrisch orientiert (auch Baal ist Lyriker) und durch zahlreiche Gedichte der produktiven Jahre 1918-23 ausgezeichnet. D a B. zugleich komponierte und seine Verse zur K l a m p f e sang - mit nachhaltigem Publikumserfolg (auch im Kabarett der Zeit) - , setzte er seine Gedichte vor allem als gesungene Lieder durch (Erinnerung an die Marie A. als Parodie auf einen Schlager der Zeit), was sich in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren fortsetzte in der Zusammenarbeit mit Kurt Weill, Paul Hindemith und Hanns Eisler (u.a.): mit den sogenannten Lehrstücken ( z . B . Der Flug der Lindberghs, 1927; Die Maßnahme, 1929-31), mit der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1927-30), einem der nachhaltigsten Bühnenskandale der Weimarer Republik, und mit der legendären Dreigroschenoper (1928), die B.s und Kurt Weills größten Bühnenerfolg der Vorkriegszeit bedeutete. Diese erste Periode ist bestimmt durch zunehm e n d e politisch-engagierte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen der Weimarer Republik - am deutlichsten im Stück Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1930) - und durch die Warnung vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten (zahlreiche Kampflieder wie ζ. B. Das Solidaritätslied), in der B. schon E n d e der zwanziger Jahre Barbarei und Krieg beschlossen sah.
in Paris 1954). Der gute Mensch von Sezuan (1939-41) bildet das Modellstück des epischen Theaters in der F o r m einer experimentellen Parabel, in die B. traditionelle Theatertechniken der C o m m e d i a deH'arte und Shakespeares integriert und in der er musterhaft seine „Verfremdungseffekte" einsetzt; „Verfremdung" verstanden als Fremdmachen des Bekannten und Vertrauten, um „Staunen und Neugierde" zu wecken. Wie mit der Figur der Mutter Courage und der „gespaltenen" Person Shen T e / S h u i Ta im Guten Menschen schafft B. mit seiner K o m ö d i e Herr Puntila und sein Knecht Matti (1940) in der Figur des Gutsherrn Puntila, der sich betrunken menschlich geriert, nüchtern aber der Ausbeuter bleibt, der er ist, einen weiteren literarischen Archetypus. I m Kaukasischen Kreidekereis (1944) k o m m e n mit der M a g d Grasche, die das Kind ihrer Herrschaft rettet und es als ihr eigenes aufzieht, und d e m Richter Azdak, der, um das Kind der „richtigen", d . h . mütterlichen Mutter zusprechen zu können, geltendes Recht bricht, zwei weitere Typen menschlicher Möglichkeiten zu B.s Figurenarsenal hinzu. 3. (1947-56): Nach seiner Rückkehr nach Berlin galt seine Arbeit hauptsächlich dem Bemühen, mit ModellInszenierungen sowie mit der Bearbeitung fremder Dramen (Die Antigone des Sophokles, 1948; Der Hofmeister, 1949) den Standard der Schauspielkunst wieder zu erreichen, wie er ihn bis 1933 mit seinem epischen Theater entwickelt hatte. Durch die politische Nachkriegsentwicklung desillusioniert, schrieb B. vor allem seine lakonischen Buckower Elegien (August 1953), ein seinem Alter unangemessen weises und im Goetheschen Sinn naives Alterswerk. B. erhielt 1922 den Kleist-Preis, 1951 den Nationalpreis I. Klasse der D D R und 1954 den Stalin-Friedenspreis Moskau.
2. (1933-47): Obgleich B. in den ersten Exiljahren noch in der Lage war, in Paris 1933, 1937 und 1938 (Die sieben Todsünden der Kleinbürger, Gewehre der Frau Carrar, Furcht und Elend des III. Reiches) oder in Kopenhagen und Prag 1938 (Die Gewehre der Frau Carrar) seine Stücke spielen und so publikumswirksam werden zu lassen, entstanden seine als klassisch angesehenen Werke weitgehend als Arbeiten für die Schublade. Mit Mutter Courage und ihre Kinder schrieb B. 1939 sein klassisches Antikriegsstück, zu dem er 1949 eine Modell-Inszenierung entwickelte und das ihm in den frühen fünfziger Jahren zum Weltruf verhalf (durch die Aufführungen des Berliner Ensembles 1951 und
B r e d e l , Willi, Schriftsteller, * 2 . 5 . 1 9 0 1 Hamburg, t 2 7 . 1 0 . 1 9 6 4 Berlin. Zunächst Metalldreher bei Hamburger Werften, trat B., Sohn eines Tabakarbeiters und einer Zigarrenkistenkleberin, 1919 in die K P D ein und war zusammen mit Ernst Thälmann 1923 am Hamburger Aufstand beteiligt. Nach zweijähriger H a f t wurde er Mitarbeiter des Parteiorgans „Hamburger Volkszeitung", 1928 deren Redakteur. 1930-32 war er wegen Landes- und Hochverrats inhaftiert (in dieser Zeit entstanden die R o m a n e Maschinenfabrik Ν & K„ 1930, und Die Rosenhofstraße, 1931), reiste dann in die U d S S R und wurde nach seiner Rückkehr 1933 im Konzentrationslager Fuhlsbüttel
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WERKE: Werke. Hrsg. v. Werner H e c h t / J a n K n o p f / W e r n e r Mittenzwei /Klaus-Detlef Müller. 30 Bde., Berlin, Weimar, F r a n k f u r t / M a i n 1988-2000. LITERATUR: Klaus Völker: Β. B. Eine Biographie. M ü n c h e n / W i e n 1976. - Jörg-Wilhelm Joost/Klaus-Detlef M ü l l e r / M i c h a e l Voges: Β. B. Epoche, Werk, Wirkung. M ü n c h e n 1985. - Werner Mittenzwei: Das Leben des Β. B. 2 Bde., Berlin 1986. - Werner Hecht: B.-Chronik. 1898-1956. F r a n k f u r t / M a i n 2 1998. - Jan Knopf: Β. B. Stuttgart 2000. - B.-Handbuch. Hrsg. v. Jan Knopf. 5 Bde., Stuttgart / Weimar 2001 -03. Jan Knopf B r e c h t , Theodor, evang. Theologe, * 1 7 . 9 . 1 8 5 5 Garrweiler bei Nagold, t 2 8 . 8 . 1 9 0 1 Groß-Sachsenheim bei Heilbronn. Ausgebildet am Seminar in Blaubeuren, studierte Β. 1873-77 Theologie in Tübingen und wurde 1878 Pfarrverweser in Birkenfeld, dann in Schura, 1882 Pfarrer in Oberkochen. 1 8 8 6 / 8 7 war er an der G r ü n d u n g des Evangelischen Bundes beteiligt. Er gab die „Grünen H e f t e " heraus und leitete bis 1892 die „Kirchliche Korrespondenz", das Organ des Evangelischen Bundes. 1894 übernahm B. die Pfarrei in Gerabronn, 1901 die Stadtpfarrei Groß-Sachsenheim. Er verfaßte u . a . Kirche und Sklaverei (1890).
Breitenbach interniert. 1934 konnte er über die C S R in die U d S S R emigrieren. Dort gab er zusammen mit Bertolt —»Brecht und Lion —> Feuchtwanger die Zeitschrift „Das Wort" (1936-39, Nachdr. 11 Bde., 1969) heraus. Sein R o m a n Die Prüfung (1934) war der erste international beachtete R o m a n , der über den Terror in einem deutschen Konzentrationslager berichtete. Als Kriegskommissar nahm er 1 9 3 7 / 3 8 in den Internationalen Brigaden a m Spanischen Bürgerkrieg teil. 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, war B. Mitbegründer und bis 1939 Vorsitzender des Kulturbundes in Mecklenburg, 1947-49 Abgeordneter im Mecklenburgischen Landtag und 1948-50 Mitglied der (Provisorischen) Volkskammer. 1947-50 w a r er Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Heute und Morgen", 1952-56 der Zeitschrift „Neue deutsche Literatur", des Organs des Schriftstellerverbandes d e r D D R . 1954-64 gehörte er dem Zentralkomitee der S E D an. 1956 wurde er Vizepräsident, 1962 Präsident der A k a d e m i e der Künste der D D R . B. schrieb u. a. die Romantrilogie Verwandte und Bekannte (1941-53). WERKE: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. 14 Bde., Berlin/Weimar 1962-76. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 149. - Rolf Richter: W . B „ ein deutscher Weg im 20. Jahrhundert. Rostock 1998. Dieter Schiller: W. B. in Paris 1938/39. Drei Studien z u m Exil in Frankreich. Berlin 2001. - Stefanie Wohmann: Realität - Kunst - Propaganda: W. B. und die Exilzeitschriften „Internationale Literatur" und „Das Wort". Schkeuditz 2004. B r e h m , Eugen M(ax), Pseud. Ernst Bredt, M a x Hole, M a x Herb, Katja Herb, Publizist, Politiker, * 4 . 1 0 . 1 9 0 9 Ulm, t 2 7 . 1 1 . 1 9 9 5 Reading (England). Seit 1925 führendes Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und seit 1929 der Gruppe revolutionärer Pazifisten in Ulm, lebte B. von 1930 an als Buchhändler und Schriftsteller in Berlin. Als Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands ( S A P D ) und Mitglied der Leitung der revolutionären Pazifisten 1933 eine Zeitlang in „Schutzhaft", knüpfte er 1934 in L o n d o n Kontakte zur Independent L a b o u r Party, wurde wegen illegaler Arbeit f ü r die S A P D in Dresden verhaftet und floh 1935 nach Prag. Dort war B. in d e r Flüchtlingshilfe und u . a . f ü r die Zeitschriften „Die Wahrheit", „Sozialdemokrat" und „Die B r ü c k e " tätig; er trat in Verbindung zur Volkssozialistischen B e w e g u n g und zu antistalinistischen Kreisen. Seit 1939 in London ansässig und 1940 kurzzeitig interniert, war er bis zu seiner Pensionierung in London Mitarbeiter des B B C Monitoring Service, Publizist (u. a. Towards a New German Foreign Policy, 1943) und 1945-50 Korrespondent der „Neuen Zeitung" (München). WEITERE WERKE: Meine Internierung. In: Exil 6 (1986) 2, S. 41-62. - Spätgeburt. Sibyllenlieder und andere Gedichte. Berlin 1980.
B r e i e r , Eduard, österr. Schriftsteller, Journalist, * 3 . 1 1 . 1 8 1 1 Varazdin (Kroatien), t 3 . 6 . 1 8 8 6 Zoiwitz bei Z n a i m / T h a y a (Mähren). B. begann 1831 zunächst eine militärische L a u f b a h n , wandte sich später der Literatur und d e m Journalismus zu und redigierte 1 8 4 7 / 4 8 die „Prager Zeitung". Anschließend ließ er sich als freier Schriftsteller und Feuilletonredakteur verschiedener Zeitschriften in Wien nieder. Während er in seinen ersten Werken wie im Fluch des Rabbi (1841) noch die Welt der österr. Juden beschrieb, verfaßte B. später etliche Romane und Sittenbilder, die vor allem die österr. und ungarische Geschichte des 18. Jh. behandeln; 1853 gab er Wien bei Nacht, einen „Sittenroman aus der G e g e n w a r t " heraus, 1854 Die beiden Grasel (2 Bde.), eine Schilderung des Lebens der unteren Wiener Volksschichten.
B r e i t b a c h , Joseph, Pseud. Jean-Charlot Saleck, Schriftsteller, Journalist, * 2 0 . 9 . 1 9 0 3 Koblenz-Ehrenbreitstein, t 9 . 5 . 1 9 8 0 München. Der Sohn des Rektors von Ehrenbreitstein brach 1921 das G y m n a s i u m vorzeitig ab, war journalistisch tätig, k n ü p f t e erste Kontakte zur „Nouvelle R e v u e Frangaise" ( N R F ) und arbeitete seit 1924 als Buchhändler in Koblenz und Augsburg. Seit 1931 lebte er in Paris, schrieb für die N R F und z u s a m m e n mit Jean Schlumberger im „Figaro" über politische T h e m e n . 1938 meldete er sich zur französischen A r m e e und arbeitete für den Nachrichtendienst. B.s Bibliothek und Manuskripte (u. a. der R o m a n Clemens und die Tagebücher Über meine Umwelt) wurden 1940 in Paris von der Gestapo beschlagnahmt. Seit 1945 französischer Staatsbürger, trat B. f ü r die deutsch-französische Verständigung ein; 1948-51 war er Korrespondent der „Zeit". Seit 1961 lebte B. in M ü n c h e n und Paris. 1962 erschien sein als einer der wichtigen poltischen R o m a n e der Nachkriegszeit geltender, von politischer Moral und persönlichen Motiven handelnder Bericht über Bruno. Ferner schrieb er u. a. die der neuen Sachlichkeit zuzuordnenden Erzählungen Rot gegen Rot (1929); 1971 w u r d e das D r a m a Requiem für die Kirche uraufgeführt. WEITERE WERKE: Die Wandlung der S u s a n n e Dasseldorf. Berlin 1933. Nachdr. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Die Jubilarin. F r a n k f u r t / M a i n 1968. - Feuilletons. Pfullingen 1978. Das blaue Bidet oder das eigentliche Leben. F r a n k f u r t / M a i n 1978. LITERATUR: Wechselrede. J. B. zum 75. Geburtstag. Frankf u r t / M a i n 1978. - Erinnerung an J. B. Hrsg. v. Wolfgang Mettmann. Koblenz 1983. - Jochen Meyer: J. B. oder Die Höflichkeit des Erzählers. M a r b a c h / N e c k a r 2003. B r e i t e n b a c h , Joseph, Photograph, * 3 . 4 . 1 8 9 6 M ü n c h e n , t 7 . 1 0 . 1 9 8 4 N e w York. B., Sohn eines Weingroßhändlers, durchlief eine L e h r e in einer Chemikalienfirma und wechselte als Buchhalter zu einem Versicherungsbeamten-Verband. Seit 1913 Mitglied der Jugendgruppe der S P D und seit 1915 in e n g e m Kontakt zu Kurt —»Eisner, gehörte er nach d e m Kriegsdienst 1918 dem Münchner Arbeiter- und Soldatenrat an. 1 9 1 8 / 1 9 besuchte er die Handelshochschule in München. Seit 1919 war er im elterlichen Geschäft tätig, das er 1922 ü b e r n a h m und das 1932 Konkurs anmelden mußte. Nebenbei arbeitete er als Photograph u. a. für die „Münchner Illustrierte" und die „Berliner Illustrierte". Bekannt wurden seine T h e a t e r a u f n a h men f ü r die M ü n c h n e r Kammerspiele und Porträts u. a. von Karl Valentin, Joachim Ringelnatz und Therese Giehse. Als rassisch Verfolgter emigrierte B. 1933 nach Paris, w o er 1934 eine Photoschule gründete und an zahlreichen Ausstellungen teilnahm. Als Korrespondent war er f ü r die British International N e w s tätig. In Paris entstanden Portraitaufnahmen von Bertolt —»Brecht, Wassily Kandinsky, M a x Ernst und James Joyce. 1939-41 in Frankreich interniert, ging er 1941 in die U S A und arbeitete dort u . a . für „ H a r p e r ' s Bazaar", „ L i f e " und „Time". B. erhielt Lehraufträge an verschiedenen Kunstschulen und Universitäten (1946 Cooper Union Art School, 1949 N e w School of Social Research) und reiste 1956-67 als Photograph im Auftrag der United Nations, von Unicef und internationalen Unternehmen. 1983 stiftete B. zahlreic h e seiner Photographien dem Münchner Stadtmuseum. LITERATUR: Die Sammlung J. B. Zur Geschichte der Photographie. M ü n c h e n 1979. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 150 f. J. B. Photographer. New York 1986. - T h e o O. Immisch (Hrsg.): J. B. München 1996. - Franz-Xaver Schlegel: B „ J. In: A K L , Bd. 14, 1996, S. 86 f. - G o o d b y e Bayern - G r ü ß Gott America. Auswanderung aus Bayern nach A m e r i k a seit 1683. Hrsg. v. Margot H a m m , Michael H e n k e r und E v a m a ria Brockhoff. Darmstadt 2004.
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Breitenstein Breitenstein, Max, Schriftsteller, Journalist, * 10.11.1855 Pirnitz bei Iglau (Mähren), t 22.9.1926 Wien. Nach Beendigung eines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Univ. Wien widmete sich B. seit 1876 der Publizistik und gab bis 1881 die von ihm gegründete akademische Wochenschrift „Alma Mater" heraus, ferner die „Wiener Correspondenz", die „Allgemeine Juristenzeitung", die „Gerichtshalle" und 1877-81 den „Akademischen Kalender für österreichische Hochschulen". Er verfaßte eine Anzahl Essays, humoristische Skizzen, befaßte sich mit der österr. Hochschulreform, formulierte Bedenken gegen den Strafgesetzentwurf für Österreich (1890), veröffentlichte eine Sammlung österr. Parlamentsreden und gab Breitensteins Repetitorien für Studierende aller Fakultäten heraus. Breitinger, Johann Jacob, schweizer. Philologe, reformierter Theologe, Schriftsteller, * 1. oder 15.3.1701 Zürich, t 14.12.1776 Zürich. B. wuchs als Sohn eines Zuckerbäckers und späteren Majors der Zürcher Bürgermiliz in Zürich auf, wo er auch die Schulen besuchte und 1720 ordiniert wurde. Gleichzeitig begann er seine publizistische Tätigkeit, häufig gemeinsam mit Johann Jacob —»Bodmer, mit dem er 1721-23 die Wochenschrift „Die Discourse der Mahlern" herausgab (Nachdr. 1969). Diese aus 94 Nummern bestehenden „Discourse", für die Joseph Addisons „Spectator" (1711/12-1714) als Vorbild diente, gelten als wichtiges Zeugnis der damaligen ästhetisch-poetologischen Diskussion über eine mehr Vernunft- oder gefühlsbetonte Dichtungsauffassung. 1723 edierte B. Persius und 1730-32 eine kommentierte Ausgabe der griechischen Version des Alten Testaments. 1731 erfolgte die Berufung B.s als Prof. für Hebräisch an das Collegium Humanitatis und an das Carolinum in Zürich, seit 1740 lehrte er Logik und Rhetorik, nach 1745 am Carolinum auch griechische Philologie; daneben wirkte er als Chorherr des Stiftskapitels zum Großmünster, als Kirchen- und Schulrat sowie als Stiftsbibliothekar. 1768 regte B. die Gründung der „Asketischen Gesellschaft" an und setzte sich für Verbesserungen des akademischen Unterrichts und der Gefängnisseelsorge ein; maßgeblich war sein Einfluß auf die zürcherische Theologie des 18. Jahrhunderts. Bedeutsamer als B.s meist in lateinischer Sprache verfaßte Studien und Abhandlungen zu Theologie und Philosophie waren seine mit Bodmer veröffentlichten Schriften zur deutschen Literatur. Unter seinem Namen erschienen u.a. die Critische Abhandlung Von der Natur, den Absichten und dem Gebrauch der Gleichnisse [...] (1740; Nachdr. 1967) und die zweibändige Critische Dichtkunst, Worinnen die Poetische Mahlerei in Absicht auf die Erßndung im Grunde untersuchet [...] wird (1740; Nachdr. 1966), welche philosophisch-ästhetische Aspekte Leibniz-Wolffscher Prägung mit Rhetoriktradition und dem Neuansatz Alexander Gottlieb Baumgartens vereinigt. Seine literaturtheoretischen Schriften trugen entscheidend dazu bei, der Auffassung von der freien Schöpferkraft der Phantasie zum Durchbruch zu verhelfen und die vor allem von Johann Christoph —» Gottsched vertretene rationalistisch-utilitaristische Sicht der Poesie und Dichtkunst zu überwinden und abzulösen. B.s ästhetisch-poetologische Überlegungen wurden dichterisch wirksam etwa in der Lyrik eines Immanuel Jakob Pyra, des Göttinger Hainbundes, der sogenannten Bremer Beiträger und vor allem in der Dichtung Klopstocks. WEITERE WERKE: Helvetische Bibliothek. Hrsg. mit J. J. Bodmer. 6 Stücke, Zürich 1735-41. - Historische und Critische Beyträge Zu der Historie der Eidsgenossen. 4 Teile, Zürich 1739. - Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften, Zur Verbesserung des Urtheils und des Witzes in den Wercken der Wolredenheit und der Poesie. Hrsg. mit J. J. Bodmer. 12 Stücke, Zürich 1741-44. -
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Vertheidigung der Schweitzerischen Muse, Hrn. D. Albrecht Hallers. Zürich 1744. - Martin Opitzens Von Boberfeld Gedichte. Von J. J. B. und J. J. Bodmer besorget. Erster Theil. Zürich 1745. - Johann Jacob Bodmer/J. J. B.: Schriften zur Literatur. Hrsg. v. Volker Meid. Stuttgart 1980. LITERATUR: VD 17. - Wolfgang Bender: J. J. Bodmer und J. J. B. Stuttgart 1973 (Bibliogr.). - Angelika Wetteren Publikumsbezug und Wahrheitsanspruch. Tübingen 1981. Thomas Brunnschweiler: J. J. B.s Bedencken von Comoedien oder Spilen. Die Theaterfeindlichkeit im Alten Zürich. Edition, Kommentar, Monographie. Bern 1989. - Jill Anne Kowalik: The Poetics of Historical Perspectivism. Β.'s Critische Dichtkunst and the Neoclassic Tradition. Chapel Hill 1992. - Gabriele Dürbeck: Einbildungskraft und Aufklärung. Perspektiven der Philosophie, Anthropologie und Ästhetik um 1750. Tübingen 1998. Reinhard Müller Breitner, Erhard, Pseud. K. L. Baggesen, österr. Schriftsteller, Journalist, Verleger, * 18.6.1884 Wien, t Juni 1943 Graz. Nach dem an den Universitäten Wien und Berlin absolvierten Studium wandte sich B. dem Journalismus zu und war als Chefredakteur in Leipzig und beim „8 Uhr-Abendblatt" in Berlin tätig. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Kriegsberichterstatter im k. und k. Kriegspressequartier. 1919 gründete er die „Neue Berliner Zeitung". Daneben machte er sich auch als Schriftsteller einen Namen. Seinen 1914/15 erschienenen Kriegsbildern (2 Bde.) folgte 1924 der Roman Unterwelt und das Lebensbild Der reichste Mann der Welt. J. D. Rockefeiler (1926). Neben weiteren Romanen veröffentlichte B. Biographien über Peter den Großen, Madame du Barry, Mirabeau, Kaiser Maximilian I. und Jeanne d'Arc. Breitner, Hugo, österr. Politiker, * 9.11.1873 Wien, t 5.3.1946 Claremont (Kalifornien, USA). B. war seit 1894 bei der Österreichischen Länderbank und nebenberuflich als Musik- und Kunstkritiker (u. a bei der „Neuen Freien Presse") tätig und gab die „Wiener KunstKorrespondenz" heraus. Seit 1900 führend im Reichsverein der Bank- und Sparkassenbeamten engagiert, erreichte er eine Verkürzung der Arbeitszeit und ein geregeltes Gehaltsschema. 1914 wurde er stellvertretender Direktor, 1918 Direktor der Österreichischen Länderbank. 1918-32 gehörte er als Abgeordneter der Sozialdemokraten dem Wiener Gemeinderat an. Als Finanzstadtrat (1920-32) schuf B. die finanzpolitische Grundlage für die Verwaltung des „Roten Wien" (u. a. progressive Wohnbausteuer, hohe Besteuerung großer Sportveranstaltungen, Luxussteuern). Während der Februarunruhen 1934 kurzzeitig in Haft, emigrierte B. 1936 nach Italien und 1938 in die USA, war in Organisationen der österr. Exil-Sozialisten tätig und veröffentlichte 1944 die Wirtschaftsstudie Österreich und die Schweiz. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 111. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 91 f. - Η. B.: 70 Jahre Plakatsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Hrsg. v. Herwig Würtz. Wien 1993. - Wolfgang Fritz: Der Kopf des Asiaten B.: Politik und Ökonomie im Roten Wien. Η. B., Leben und Werk. Wien 2000. Breitscheid, Rudolf, Politiker, * 2.11.1874 Köln, t 24.8.1944 Buchenwald. Nach dem Besuch eines Kölner Gymnasiums studierte der Sohn eines Buchhändlers Nationalökonomie in München und Marburg und wurde 1898 promoviert. Anschließend war B. Redakteur bei verschiedenen liberalen Zeitungen in Hamburg und Hannover, danach Geschäftsführer des Handelsvertragsvereins in Berlin (1905-08). 1903 wurde er Mitglied der „Freisinnigen Vereinigung", die im selben Jahr den von Friedrich —> Naumann geführten „Nationalsozialen Verein"
Brennert aufnahm, und gehörte seit 1904 der Berliner Stadtverordnetenversammlung und dem Brandenburger Provinziallandtag an. Aus Kritik an der insbesondere von Naumann propagierten Schwenkung zur liberal-konservativen Blockpolitik verließ er die Partei und gründete 1908 zusammen mit Theodor —>Barth und Hellmut von —»Gerlach die „Demokratische Vereinigung", deren Vorsitzender er wurde. Enttäuscht von der geringen Resonanz, die die Partei fand, trat B. 1912 in die SPD ein, beendete die Herausgeberschaft des Wochenblatts „Das freie Volk" und arbeitete bis 1915 an Friedrich —»Stampfers „Pressekorrespondenz" mit. B., der frühzeitig die Burgfriedenspolitik kritisiert hatte, Schloß sich der Opposition an. Seit 1916 war er Chefredakteur der „Sozialistischen Auslandspolitik" - die nach dem Krieg unter dem Titel „Der Sozialist" als wöchentliches Theorieorgan der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) erschien - und diente als Armierungssoldat (1916-18). In der Revolution amtierte er als preuß. Innenminister (November 1918 bis Januar 1919). 1920 wurde er in den Reichstag gewählt und gehörte danach zur engeren Führung der USPD. B., der von Beginn an die Übertragung ,.russischer Methoden" auf die deutschen Verhältnisse ablehnte, zählte zu den entschiedenen Gegnern der Aufnahmebedingungen für die Kommunistische Internationale. Nach der Vereinigung von Mehrheitssozialisten (MSPD) und USPD (1922) avancierte er zum führenden Außenpolitiker der Weimarer Sozialdemokratie. Er unterstützte nachhaltig die Locarnopolitik Gustav Stresemanns und gehörte der Völkerbundsdelegation an (1926-30). 1928 wurde er neben Otto Wels und Wilhelm ->Dittmann zum Vorsitzenden der Reichstagsfraktion, 1931 in den Parteivorstand gewählt. B. verteidigte energisch die Große Koalition, unterstützte auch die Tolerierungspolitik gegenüber Heinrich Brüning, konnte sich aber im November 1931 ebenso unter bestimmten Bedingungen ein Bündnis mit der KPD zur Abwehr der NSDAP vorstellen. Einen Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler warnte er namens des Parteivorstandes vor „ungestümen und voreiligen Aktionen" (die Rede wurde unter dem Titel Bereit sein ist alles! veröffentlicht); Ende März 1933 mußte er in die Schweiz, Ende August 1933 nach Frankreich emigrieren. Von Paris aus hielt er Verbindung zur Sozialdemokratischen Partei im Exil (Sopade), unternahm politische Auslandsreisen und schrieb für verschiedene sozialistische Zeitungen in West- und Mitteleuropa. Angesichts des Versagens des Völkerbundes gegenüber dem Faschismus beteiligte sich B. wie andere nach Frankreich emigrierte sozialdemokratische Politiker an den Besprechungen des von der KPD gelenkten vorläufigen Pariser Volksfront-Ausschusses, dem Heinrich —> Mann vorstand. Im Zuge des Zerfalls des Volksfront-Ausschusses 1937 distanzierte sich B. von der KPD-Politik und zog sich vom politischen Engagement zurück. Im August 1940 flüchtete er zusammen mit Rudolf —»Hilferding vor den deutschen Truppen nach Südfrankreich. Am 11.12.1941 lieferten die Vichy-Behörden die beiden Flüchtlinge aus. Nach zehn Monaten Haft im Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin überstellte man ihn zusammen mit seiner Frau Tony, geb. Drevermann, ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Im September 1943 wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er bei einem Luftangriff ums Leben kam. WERKE: Der Bülow-Block und der Liberalismus. München 1908. - Reichstagsreden. Hrsg. v. Gerhard Zwoch Bonn 1974. - Antifaschistische Beiträge 1933 bis 1939. Ausgewählt und eingeleitet v. Dieter Lange. Frankfurt/Main 1979. LITERATUR: Peter Pistorius: R.B. 1874-1944. Diss. Köln 1970. Karsten Rudolph
Bremer, Claus, Schriftsteller, Dramaturg, Regisseur, Übersetzer, * 11.7.1924 Hamburg, t 15.5.1996 Förch bei Zürich. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg studierte B. 1945-49 an den Universitäten Hamburg und Freiburg/Breisgau und wurde 1947-49 zum Schauspieler ausgebildet. 1949-51 Regieassistent in Freiburg, war er seit 1952 Regieassistent und 1956-61 Chefdramaturg am Landestheater in Darmstadt, dann an den Theatern in Bern (bis 1962), Ulm (1962-66), wo er bis 1965 auch an der Hochschule für Gestaltung lehrte, und 1970-78 in Zürich. In seinem Konzept eines „Mitspiel"-Theaters versuchte B., das Publikum in den dramatischen Prozeß miteinzubeziehen, arbeitete dabei u. a. mit Wolf Vostell zusammen und inszenierte auch eigene umgangssprachliche Übersetzungen von klassischen Stücken. 1948-54 gab er mit Rainer Maria Gerhardt die „internationale revue für moderne dichtung: fragmente" heraus, war 1957-59 Mitarbeiter der Zeitschrift „material" sowie des „Neuen Forum" und seit 1981 Herausgeber der Literaturzeitschrift „orte". B. war einer der Begründer der Konkreten Poesie, deren Formen er später aufgab (Farbe bekennen. Mein Weg durch die konkrete Poesie, 1983). Er veröffentlichte vor allem Gedichte (u. a. tabeilen und Variationen, 1960; ideogramme, 1964; Man trägt keine Mutzen nach Athen, 1984) und Essays (Theater ohne Vorhang, 1962; Thema Theater, 1969). LITERATUR: Philippe Buschinger: Bewegen und beweglich sein. Un idiogramme des C. B. In: Allemagne d'aujourd'hui 138 (1996) S. 118-137. - Rosmarie Zeller: B„ C. In: Historisches Lex. der Schweiz, Bd. 2, 2002, S. 677. Brendicke, Hans, Schriftsteller, * 19.11.1850 Berlin, t 8.4.1925 Berlin. B. nahm 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil, absolvierte nach dem mit der Promotion zum Dr. phil. abgeschlossenen Studium die staatliche Turnlehrerprüfung und war anschließend literarisch tätig. Er veröffentlichte eine Genealogie sämtlicher griechischer Götter (1881), einige Werke für Sammler verschiedener Fachgebiete und gab 1885-98 die illustrierte Zeitschrift „Der Sammler" heraus. Für seine den Sport betreffenden Schriften wie die Geschichte der Deutschen Tumerschafi 1860-85 (1885) und Bedeutung und Nutzen des Mädchenturnens (1885) wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Turnerschaft ernannt. B. betätigte sich auch als preußisch-brandenburgischer Heimatforscher, untersuchte den Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I. (1897) und verfaßte Chroniken märkischer Städte sowie Biographien der Königin Luise und der Kaiserin Viktoria (Kaiserin Friedrich, 1906). Brenner, Karl Johann, schweizer Jurist, * 25.9.1814 Basel, t 15. 8.1883 Basel. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Basel und Heidelberg war B. als Rechtsanwalt tätig. 1839-81 vertrat er die Freisinnigen in Basel als Großrat. 1842 gehörte B. zu den Begründern der Basler „National-Zeitung", für die er mehrere Jahre redaktionell arbeitete. Er engagierte sich 1845 bei den Freischaren, war deshalb vorübergehend in Haft und gehörte seit 1846 der Verfassungskommission und deren Petitionskommission an. 1848 übernahm er das Amt des Bundesrichters. B. stiftete den Basier kirchlichen Reformverein. Brennert, Hans, Journalist, Schriftsteller, * 24.6.1870 Berlin, t 8.2.1942 Berlin. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Berlin arbeitete B. zunächst im preuß. Justiz- und im Berliner Verwaltungsdienst und leitete 1920-30 das Nachrichtenamt der Stadt Berlin. Daneben betätigte er sich seit 1895 als Schriftsteller, Bühnen-, Rundfunk- und Filmautor, Vortragskünstler
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Brentano und als Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts", der „Vossischen Zeitung" und der „B. Z. am Mittag". Zu seinen meist im preuß. und Berliner Milieu angesiedelten Werken zählen die Tragikomödie Die Hasenpfote (1901), die Operette Venus auf Seide (1908), die Versnovelle FrUhlingsküsse (1919) und Berlin. Geschichten und Gesänge (3 Bde., 1924/25). B. gehörte u.a. dem Vorstand des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller und -komponisten, dem PEN-Club und dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller an. Brentano, Auguste Magdalena Margarete, geb. Bussmann, Journalistin, * 1.1.1791 Frankfurt/Main, t 17.4.1832 Frankfurt/Main. Die Nichte des Bankiers Simon Moritz von Bethmann wurde 1807 die zweite Frau Clemens B.s. Nach der Scheidung dieser äußerst unglücklichen Ehe 1812 betätigte sich B. als bonapartistische Journalistin in Paris. 1815 versuchte sie vergeblich, Napoleon in die Verbannung nach St. Helena zu begleiten. 1817 heiratete sie in zweiter Ehe den Frankfurter Bankier August Ehrmann, mit dem sie mehrere Kinder hatte. B.s Halbschwester war die französische Schriftstellerin Gräfin Marie d'Agoult, die Lebensgefährtin Franz Liszts und Mutter Cosima —»Wagners. B. starb durch Selbstmord. LITERATUR: Requiem für eine romantische Frau. Die Geschichte von A. Bussmann und Clemens Brentano. Hrsg. v. Hans Magnus Enzensberger. Berlin 1988. Brentano, Christian, Schriftsteller, * 24.1.1784 Frankfurt/Main, f 27.10. 1851 Aschaffenburg. Der Bruder von Clemens B. und Bettine von Arnim studierte 1803-08 in Marburg und Jena Medizin und übernahm anschließend bis 1815 die Bewirtschaftung der Familiengüter in Bukowan (Böhmen). Dort verfaßte er auf Anregung von Clemens einen unveröffentlichten Lustspielzyklus über die ständische Gesellschaftsordnung. 1816 nach Frankfurt zurückgekehrt, schrieb er für eine private Aufführung das Schattenspiel Der unglückliche Franzose oder Der deutschen Freiheit Himmelfahrt, eine Satire auf den Haß auf die Franzosen. Beeinflußt von Johann Michael Sailer, wandte sich B. einem dogmatischen Katholizismus zu. Er hielt sich 1823-27 in Rom auf und trat u.a. als Mitarbeiter der Zeitschrift „Katholik" für die Unabhängigkeit der Kirche ein. Später lebte er mit Clemens in Aschaffenburg, den er mit der Nonne Anna Katharina Emmerick bekanntmachte und dessen Gesammelte Werke (7 Bde.) er 1852-55 herausgab. Seine eigenen Nachgelassenen religiösen Schriften erschienen 1854. B. war der Vater von Franz und Lujo B. LITERATUR: Brigitte Schad (Hrsg.): Die Aschaffenburger B.s. Beiträge zur Geschichte der Familie aus unbekanntem Nachlaßmaterial. Aschaffenburg 1984. - Brigitte Schad: C. B. (1784-1851), Vater der Aschaffenburger Brentanos. In: Geist und Macht: Die B.s. Hrsg. v. Bernd Heidenreich. Wiesbaden 2000, S. 93-116. - Alexander Loichinger: Sailer, Diepenbrock, C. und Clemens B. In: Münchener theologische Zeitschrift 52 (2001) S. 304-322. Brentano, Hanny, geb. Legai, Klostername Maria Rafaela, Benediktinerin, Schriftstellerin, * 9.2.1872 Moskau, f 23.6.1940. Die humanistisch gebildete Tochter eines deutschbaltischen russischen Staatsbeamten begann nach dem Tod ihres Mannes Max B. 1905 eine literarische Laufbahn. 1906 erschien ihr erstes Werk, Peter der Große und seine Zeit, dem Biographien Kaiser Franz Josephs, Friedrich Barbarossas und der Fürstin Amalie von Gallitzin folgten. Ferner verfaßte sie ein Lehrbuch der lettischen Sprache und übersetzte Werke von Lev Tolstoj (Ausgewählte Werke, 8 Bde., 1911/12). 1908 konvertierte B. zum Katholizismus, wurde Generalsekretärin der Kath. Reichsfrauenorganisation in Österreich und gab 1911-19 die „Österreichische Frauenwelt" heraus. 1919 trat
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sie in das Benediktinerinnenkloster Nonnberg bei Salzburg ein. Über diesen Schritt berichtete sie in ihrer 1925 erschienenen Autobiographie Wie Gott mich rief. Brentano, Lorenz Peter Karl, Politiker, * 14.11.1813 Mannheim, t 17.9.1891 Chicago. Der seit 1837 als Advokat in Mannheim tätige B., Sohn eines Großkaufmanns, zog 1845 in die Badische Zweite Kammer ein, wo er zu den führenden Oppositionellen zählte. 1848 gehörte er dem Parlament in der Paulskirche an, kehrte jedoch im selben Jahr nach Baden zurück und trat im Mai 1849 beim badischen Aufstand an die Spitze der Provisorischen Regierung. Seine Bemühungen, einen Kompromiß mit der badischen Staatsgewalt zu erreichen, scheiterten am Widerstand der Radikalen unter Gustav von —»Struve. B. floh in die Schweiz, wurde in Baden in Abwesenheit zum Tode verurteilt und wanderte 1850 in die USA aus. Zunächst Journalist beim „Leuchtturm", Farmer in Wisconsin und Anwalt in Chicago, wurde er 1860 Chefredakteur und Mitherausgeber der „Illinois-Staats-Zeitung", der bedeutendsten Tageszeitung der deutschen Republikaner im Westen. Seit 1872 amtierte B. als amerikanischer Konsul in Dresden und wurde 1876 in den amerikanischen Kongreß gewählt. LITERATUR: Georg F. Sperl: B„ L. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 595 f. - Engelbert Strobel: L. B. (1813-1891), einer der Hauptanführer der Revolution 1849. In: Badische Heimat 2 (1969) S. 153-155. - Dieter Bäuerle: L. B., Christoph Wolff und die Baden-Badener Mairevolution von 1849. In: Badische Heimat 3 (1997) S. 449-471. Brentano di Tremezzo, Bernard von, Schriftsteller, Journalist, * 15.10.1901 Offenbach/Main, t 29.12.1964 Wiesbaden. Der Sohn des Ministers Otto Rudolf von B. und einer ebenfalls dem Hause B. entstammenden Mutter ließ sich nach dem Studium als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Auf Empfehlung Joseph —»Roths trat er als Kritiker in die Redaktion der „Frankfurter Zeitung" ein und wechselte 1930 zum „Berliner Tageblatt". B. veröffentlichte Gedichte, die Komödie Geld (1924), Essays und 1932 das Buch Der Beginn der Barbarei in Deutschland. Politisch für die Linke engagiert, bereiste er 1930 und 1932 die Sowjetunion und kehrte, ernüchtert durch die Erfahrungen im Stalinismus, zurück. 1933 ging er, ohne selbst nationalsozialistischer Verfolgung ausgesetzt zu sein, ins Schweizer Exil. Dort veröffentlichte er u.a. 1936 den die Umbruchszeit vom Kaiserreich zur Weimarer Republik schildernden Roman Theodor Chindler. Seit 1949 als freier Journalist in Wiesbaden tätig, brachte B. 1952 die Textcollage Du Land der Liebe und 1962 die Essaysammlung Schöne Literatur und öffentliche Meinung heraus. LITERATUR: Ulrike Hessler: Β. V. B. - ein deutscher Schriftsteller ohne Deutschland. Tendenzen des Romans zwischen Weimarer Republik und Exil. Frankfurt/Main u.a. 1984. Bernd Goldmann (Hrsg.): Β. v. B. Texte und Bibliographie. Mainz 1992. - Anke Singer: Β. V. B. Seine politische Entwicklung im Spiegel seiner publizistischen und literarischen Arbeiten. Hamburg 1992. Brenzel, Otto, Politiker, * 22.5.1898 Frankfurt/Main, t 27.9.1945 Kopenhagen. B. erlernte das Schreinerhandwerk und war seit 1913 führend in der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend und seit 1916 auch gewerkschaftlich tätig. 1920 aus der französischen Kriegsgefangenschaft entlassen, wurde er Mitglied der SPD, trat bald der KPD bei und gehörte 1924-28 dem Gemeinderat von Frankfurt-Fechenheim, bis 1925 auch dem Bezirksrat und 1930-33 dem Reichstag an. 1933 begab sich B. in den Untergrund, wurde in Abwesenheit zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt und konnte im September 1936 in
Bretscher die Schweiz fliehen. Dort wurde er w e g e n seiner Tätigkeit f ü r die Rote Hilfe noch im selben Jahr ausgewiesen und emigrierte nach Dänemark, w o er weiter f ü r die Rote Hilfe arbeitete und der Leitung der KPD-Abschnittsleitung Nord sowie der Redaktion der „Deutschen Nachrichten" in Kopenhagen angehörte. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 92. - M.d.R., 3 1994, S. 65. B r e s l a u e r , Marianne, Photographin, Kunsthändlerin, * 2 0 . 1 1 . 1 9 0 9 Berlin, | 7 . 2 . 2 0 0 1 Zürich. Angeregt durch die Porträtphotographin H a n n a Riess, studierte B., Tochter des Architekten Alfred B „ 1927-29 Photographie im Lette-Haus in Berlin. 1929 lernte sie in Paris Werner Rohde und Man Ray kennen, der ihr sein Atelier zur Verfügung stellte. Es entstanden Stadtansichten von Paris und zahlreiche Porträts von Prominenten. In der „Frankfurter Zeitung" erschienen erste Photographien von B., in einer Beilage der Zeitschrift „Für die F r a u " eine Reportage über die Clochards von Paris. 1930 nahm B. an der Münchner Ausstellung „Das Lichtbild" teil. 1930-32 war sie als Photoreporterin für die Bild-Agentur Ullstein in Berlin tätig und unternahm längere Reisen nach Italien, Jerusalem und 1932 erneut nach Paris, w o sie Porträtaufnahmen von Picasso und Ambroise Vollard anfertigte. 1933 arbeitete sie zusammen mit Annemarie —»Schwarzenbach an einer Photoreportage in Spanien. Entgegen der Aufforderung der Agentur, ihren jüdischen Namen durch ein P s e u d o n y m zu ersetzen, emigrierte B. 1936 über A m s t e r d a m in die Schweiz, w o sie den ebenfalls emigrierten Kunsthändler Walter Feilchenfeld heiratete. In der Schweiz entstanden eine Reihe von Porträts, u. a. von Therese Giehse und Erika —»Mann. Charakteristisch für B.s A u f n a h m e n sind ungewöhnliche Perspektiven und Stimmungen, häufig erhöhte Standpunkte sowie ein Interesse f ü r strukturelle Details. Stilistisch sind ihre Arbeiten der Photographie des neuen Sehens bzw. der Neuen Photographie zuzuordnen. 1938 gab B. die Photographie auf und widmete sich gemeinsam mit ihrem M a n n dem Kunsthandel. LITERATUR: Μ. B. Bielefeld/Düsseldorf 1979. - Μ . B„ Photographien 1927-1937. Hrsg. Nationalgalerie. Berlin 1989. Franz-Xaver Schlegel: Β., M . In: Α KL, Bd. 14, 1996, S. 145. B r e s l a u r , Emil, Musikpädagoge, Musikkritiker, * 2 9 . 5 . 1 8 3 6 Cottbus, t 2 6 . 7 . 1 8 9 9 Berlin. Nach einer theologischen Ausbildung war B. zunächst in der jüdischen Gemeinde von Cottbus als Religionslehrer und Prediger tätig. 1863-67 studierte er am Sternschen Konservatorium in Berlin Musik und lehrte seit 1868 an der Kullakschen Akademie Klavierspiel und Musiktheorie. 1879 gründete er ein eigenes Konservatorium mit einem Seminar zur Ausbildung von Klavierpädagogen und den Verein der Musiklehrer und -lehrerinnen, der 1886 zum Deutschen Musiklehrerverband erweitert wurde. B. war als Musikkritiker bei der „Spenerschen Zeitung" und dem „Fremdenblatt", seit 1883 als Chorleiter an der R e f o r m s y n a g o g e tätig. Er machte sich als Verfasser etlicher Musiklehrbücher einen Namen, erhielt für Die technischen Grundlagen des Klavierspiels (1874) den Professorentitel und gab seit 1878 die Zeitschrift „Der Klavierlehrer" heraus. B. komponierte einige Chorwerke, Lieder, Klavierstücke und Serenaden f ü r Streichorchester. B r e s n i t z v o n S y d a c o f f , Philipp Franz, eigentl. P. F. Bresnitz, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 . 1 1 . 1868 Wien, t n . e . Der einer südslawischen Adelsfamilie entstammende B. w a r ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, studierte in Wien jedoch Philosophie und schrieb erste Theaterkritiken für die „Wiener Morgenpost". Er bereiste den Orient, Rußland und die Balkanländer, w o er u . a . enge Kontakte zu
König Milan von Serbien und Fürst Alexander von Bulgarien knüpfte. 1893 v o m türkischen Sultan des Hochverrats bezichtigt, w u r d e B. in Belgrad interniert, konnte j e d o c h nach Semlin entfliehen, w o er das „Semliner Tageblatt" gründete. Nach Wien zurückgekehrt, veröffentlichte er neben den Erinnerungen Fünf Jahre am Hofe des Königs von Serbien (1895) Studien zur südslawischen Frage, zum Panslawismus und zu Interna des russischen Hofs. B. war Herausgeber und Chefredakteur der „Balkanischen Korrespodenz", Vizepräsident des Reichsausschusses Großösterreich und im Ersten Weltkrieg Mitglied des österr. Generalstabs. WEITERE WERKE: Ungekrönte Frauen. Liebesromane von europäischen Fürstenhöfen. 2 Tie., Leipzig 1906. - A u s d e m Leben eines Kaiserpaares. N e u e s v o m Petersburger Hofe. Leipzig 1910. - Die Wahrheit Uber Habsburgs E n d e Leipzig 1920. B r e s s l , Johann Baptist, Verleger, * 1 6 . 5 . 1 8 0 1 Passau, t 3 . 8 . 1 8 6 4 Passau. Der Sohn eines Z e u g m a c h e r s Schloß das Studium der Philosophie und Philologie in M ü n c h e n und Heidelberg mit der Promotion ab und durchlief eine L e h r e als Buchdrucker. 1829 gründete er die kulturelle Wochenzeitschrift „Passavia", die nach 1847 mit d e m „Courier der D o n a u " zur „Donauzeitung" vereinigt wurde. B. war seit 1847 Mitinhaber der Druckerei Ambrosi. Er gab Baiern. Eine constitutionelle Flugschrift (1831) heraus. B r e t h o l z , Wolfgang (Henry), Pseud. Walter Bartz, Otto Olm, Journalist, * 22. 8 . 1 9 0 4 Brünn, f 31. 8 . 1 9 6 9 Lausanne. Der Sohn des Historikers Berthold B. trat 1925 nach d e m Jurastudium in die politische Redaktion der „Dresdner Neuesten Nachrichten" ein; 1 9 2 8 / 2 9 war er bei den „Braunschweiger Neuesten N a c h r i c h t e n " und bis 1931 in Berlin als freier Journalist und als Mitarbeiter u. a. beim „Tage-Buch" tätig. Seit 1931 innenpolitischer Redakteur beim „Berliner Tageblatt", wurde B. 1933 von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt und emigrierte nach Prag, w o er im Politikressort des „Präger Mittag", 1935-38 bei der „Prager Presse" und f ü r deutsche Exilpublikationen arbeitete. 1939 emigrierte er nach Warschau, über die Sowjetunion und R u m ä n i e n 1940 in die Türkei, w o er der Vertretung der tschechischen Exilregierung 1942-44 als Presseattache diente. 1947 in die C S R zurückgekehrt, floh B. 1949 nach Deutschland und war Mitarbeiter der „Saarbrücker Zeitung", der „Welt a m S o n n t a g " und des Z D F . In seinem Buch Ich sah sie stürzen (1955) schilderte er die Ereignisse der Jahre 1944-48 in Osteuropa. WEITERES WERK: Aufstand der Araber. Wien u. a. 1960. LITERATUR: Abschied von W. B. Berlin 1969. - Dr. W. B., renommierter Mitarbeiter der „Welt am Sonntag". In: Der Zeitungs-Verlag 66 (1969) 36, S. 1541. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 93. B r e t s c h e r , Willy, schweizer. Publizist, Politiker, * 2 6 . 1 0 . 1 8 9 7 Winterthur, f 12.1. 1992 Zürich. Nach einer k a u f m ä n n i s c h e n Ausbildung war B. beim „Neuen Winterthurer Tagblatt", seit 1917 in d e r Inlandsredaktion der „Neuen Zürcher Z e i t u n g " tätig, 1925-29 als deren Korrespondent in Berlin. 1933-67 Chefredakteur, engagierte er sich im Kampf gegen Nationalsozialismus und K o m m u n i s mus und machte seine Zeitung zu einem der international angesehensten Blätter. A l s Mitglied des Parteivorstandes der Freisinnigen im Kanton Zürich seit 1933, gehörte er 1951-67 als Spezialist f ü r außenpolitische Fragen dem Nationalrat an. B. war Vizepräsident d e r Liberalen Weltunion und Mitbegründer des Atlantischen Instituts. E r veröffentlichte u. a. Sowjetrußland nach Stalins Tod und Verdammung (1950). 1987 erschienen 7 0 Leitartikel B.s unter d e m Titel Im Sturm 3 von Krise und Krieg ( 1988) in B u c h f o r m .
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Breuer WEITERE WERKE: Spannungsfeld kalter Krieg. Neue Zürcher Zeitung 1945-1967. 63 Beiträge. Ausgewält und k o m m , von Katharina Bretscher-Spindler. Zürich 1991. Berlin und Deutschland in den zwanziger Jahren. 1925-1929. Als Berichterstatter in d e r Reichshauptstadt. Hrsg. v. Alfred Cattani. Zürich 1997. LITERATUR: Verantwortung. Eine Festschrift. W . B. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Fritz Ernst. Zürich 1957. - Unsere Zeitung. W. B. zum 70. Geburtstag. Hrsg. von der Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung. Zürich 1967.
Breuer,
Leo, eigentl. Leonhard B., Maler, * 2 1 . 9 . 1 8 9 3 Endenich (heute zu Bonn), t 1 4 . 3 . 1 9 7 5 Bonn. B. studierte 1912-21, unterbrochen 1915-18 von Kriegsdienst und G e f a n g e n s c h a f t in Rußland, an der Kölner Kunstgewerbeschule. Seit 1922 trat er mit Porträts im Stil der Neuen Sachlichkeit hervor, gehörte seit 1928 der Rheinischen Sezession an, schuf Bühnenbilder und arbeitete als Illustrator u . a . f ü r den „Querschnitt". 1933 ging B. zum Expressionismus über und emigrierte 1934, als „entarteter" Künstler verfemt, nach D e n Haag, 1935 nach Brüssel, w o er 1938 in der Ausstellung „L'art n ' a pas patrie" seine ersten abstrakten Figurenkompositionen ausstellte. Seit 1940 in Frankreich interniert, floh er 1945 kurz vor Kriegende nach Paris; er lebte dort und seit 1952 auch in Bonn als freischaffender Künstler. Seit 1951 schuf B. Darstellungen seriell angeordneter geometrischer Formen, von 1967 an auch kinetische Reliefs. LITERATUR: B H d E , B d . 2.1, 1983, S. 153. - Hans Steinbrenner: L. B „ 1897-1975. F r a n k f u r t / M a i n 1990. - L. B. 1893-1975, Retrospektive. Ludwigshafen 1992. - Begegnungen mit L. B.: H o m m a g e z u m 100. Geburtstag 1993. hrsg. v. Andreas Pohlmann. Bonn 1993. - Andreas Pohlmann: L. B. (1893-1975), ein Konstruktivist im künstlerischen Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg. Bonn 1994. B r e u e r , Robert, eigentl. Lucian Friedländer, Journalist, Schriftsteller, * 2 0 . 7 . 1 8 7 8 Rzeki bei Tschenstochau (Polen), t 3 0 . 4 . 1 9 4 3 Martinique. B „ Mitglied der S P D und Mitarbeiter des „Vorwärts", gehörte 1909 zu den Begründern des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller, d e m er später als Geschäftsführer vorstand. Während des Ersten Weltkriegs war er unter dem Pseud. Germanicus f ü r die Zeitschrift „ S c h a u b ü h n e " und für den Deutschen Werkbund tätig. 1917 Sekretär im Nationalausschuß zur Herbeiführung eines Verständigungsfriedens, w u r d e er 1918 stellvertretender Pressechef der Staatskanzlei und des Auswärtigen Amtes; er galt als Vertrauter der Regierungen Ebert und Braun-Severing. Seit 1920 Geschäftsführer des Verlags für Sozialwissenschaft und Chefredakteur der „Glocke", seit 1925 Abteilungsleiter der Reichszentrale für Heimatdienst, w u r d e B. 1932 in „Schutzhaft" g e n o m m e n und emigrierte 1933 nach Paris. Dort war er für verschiedene deutsche Exilzeitschriften tätig, unterzeichnete 1936 den Volksfrontaufruf, wurde 1939 bei Kriegsausbruch interniert und wanderte 1940 nach Martinique aus. LITERATUR: R. B., ein Meister der Feder. Hrsg. v. A r n o Scholz. Berlin-Grunewald 1954. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 94.
Breuer, Robert, Schriftsteller, Musikkritiker, * 3 . 1 0 . 1 9 0 9 Wien, t 2 4 . 6 . 1 9 9 6 Forest Hills (New York, USA). B., Sohn eines Schneidermeisters, erhielt mit sechs Jahren Klavierunterricht und studierte später an der Univ. Wien Jura und Musik; in den theoretischen Fächern wurde er von H. Geier und Richard N e u m a n n unterwiesen. Seit Ende der zwanziger Jahre war B. als Publizist tätig, gründete 1928 die Jugendbeilage der „Neuen Freien Presse" und war Berichterstatter für Tageszeitungen in Brünn, Preßburg, Zagreb und Stettin. 1939 nach England, 1940 in die U S A emigriert,
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w a r B. Theater- und Musikberichterstatter f ü r europäische Tageszeitungen, u. a. f ü r die „Neue Zürcher Zeitung" (seit 1950) und den Sender R I A S Berlin (1964-72). 1941 wurde er Mitarbeiter des „ A u f b a u " , dessen Musikressort er 1961-92 leitete. Als Musikkritiker arbeitete er u. a. f ü r die „New York Times". WERKE: Gedichte von Leben, Lieben und Lachen. Wien 1935. - Nacht über Wien. Ein Erlebnisbericht aus den Tagen des Anschlusses im M ä r z 1938. Wien 1988. B r e u k e r , Johannes, Publizist, * 2 4 . 5 . 1 8 1 7 Kirchhellen (Westfalen), f 1 5 . 6 . 1 8 8 5 Kirchhellen. N a c h einer humanistischen Erziehung betätigte sich B. in der Landwirtschaft und gründete 1870 das Wochenblatt „Der westfälische Bauer", das 1876 offizielles Sprachrohr des Westfälischen Bauernvereins wurde. Er b e k ä m p f t e in seiner Zeitung vehement die bismarcksche Wirtschaftspolitik, was ihm zeitweise Haft einbrachte. Programmatische Wirkung entfaltete sein Pamphlet Rechte und Pflichten des Bauernstandes (1869). B r e u n i g , Georg Ritter von, Jurist, Politiker, * 1 . 8 . 1 8 5 5 Dettelbach (Unterfranken), t 6 . 1 . 1 9 3 3 München. N a c h dem Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg, Leipzig und Berlin trat B. in den bayerischen Staatsdienst ein und wurde 1895 Regierungs- und Fiskalrat in Würzburg, 1901 Rat a m Verwaltungsgerichtshof in München. Seit 1903 Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium und Kronanwalt, seit 1912 Finanzminister, wirkte B. federführend an der Umgestaltung der bayerischen Steuergesetzgebung mit. 1913 gründete er die „Bayerische Staatszeitung", erreichte im selben Jahr die Erhebung des Prinzregenten Ludwig (III.) z u m König von Bayern und wurde in den Adelsstand erhoben. Nach der Revolution von 1918 mit der ganzen Regierung zurückgetreten, bekleidete er 1920-23 das A m t des Senatspräsidenten des 1918 auf seine Initiative hin gegründeten Reichsfinanzhofs in München. LITERATUR: Heinrich Huber: B., G. Ritter v. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 607 f.
Brey, August,
Politiker, Journalist, * 1 . 8 . 1 8 6 4 Gelnhaus e n / K i n z i g (Hessen), t 1 8 . 7 . 1 9 3 7 Ronnenberg. Seit 1885 in der Gewerkschaftsbewegung und der S P D engagiert, wurde B. 1890 Vorsitzender des von ihm mitbegründeten „Verbands der Fabrik-, Land- und Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen", deren Organ „Der Proletarier" er bis 1906 redaktionell betreute. Als Vorsitzender der sozialdemokratischen Landesorganisation für die Provinz Hannover wurde B. 1906 in den Reichstag gewählt. 1 9 1 9 / 2 0 gehörte er der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und der Preußischen Landesversammlung an, seit 1920 wieder dem Reichstag. WERKE: Gegen den staatlichen Gebärzwang. Reden des Reichstagsabgeordneten A. B „ des Genossen Silberstein und der Genossin Luise Zietz. Hannover 1914. Neuausg. Wildberg 2004 (CD-ROM). LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 66. B r i e g e r , Lothar, eigentl. Brieger-Wasservogel, Kunsthistoriker, Journalist, * 6 . 9 . 1 8 7 9 Zwickau, t 2 3 . 3 . 1 9 4 9 Berlin. B. war seit 1914 als Kunstkritiker der „Berliner Zeitung a m Mittag", der „Vossischen Zeitung" und später auch für den Ullstein-Verlag tätig. Er veröffentlichte u. a. Das Kunstsammeln: Eine kurze Einflihrung in seine Theorie und Praxis (1917), Das Pastell: Seine Geschichte und seine Meister (1921) und Ein Jahrhundert deutscher Erstausgaben: Die wichtigsten Erst- und Originalausgaben von etwa 1750 bis etwa 1880 (1925). Wegen seiner jüdischen Herkunft emigrierte B. 1933 nach Shanghai, betrieb dort einen Antiquitätenhandel und schrieb Artikel f ü r die „Shanghai Mor-
Britting genpost" sowie f ü r amerikanische Zeitungen. Nach dem E n d e des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Westberlin zurück. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 156. B r i n c k m a n n , Justus, Kunsthistoriker, Jurist, * 2 3 . 5 . 1 8 4 3 Hamburg, t 8 . 2 . 1 9 1 5 Bergedorf (heute zu Hamburg). B „ Sohn eines Juristen und einer Kaufmannstochter, unternahm nach dem Besuch des J o h a n n e u m s 1860 ausgedehnte Reisen durch das benachbarte Ausland. Seit 1865 studierte er Naturwissenschaften, Staatsrecht und Nationalökonomie in Leipzig, später auch Kunstgeschichte in Wien. N a c h der Promotion zum Dr. jur. ließ sich B. als Anwalt in Hamburg nieder und arbeitete zeitweilig als Redakteur a m „Hamburgischen Correspondenten" mit, seit 1868 vor allem als Kunstreferent. Seit 1871 war er als politischer Redakteur tätig. 1873 wurde B. „Gründungssecretair" der Hamburger Gewerbekammer. Im selben Jahr w a r er Kommissar f ü r die Weltausstellung in Wien, später Juror f ü r die Weltausstellungen in Antwerpen (1885) und Paris (1900). 1877 wurde B. zum ersten Direktor des M u s e u m s f ü r Kunst und G e w e r b e ernannt, zu dessen G r ü n d u n g er entscheidend beigetragen hatte. Er setzte sich besonders f ü r die Förderung des H a m burger Kunstgewerbes, vor allem der norddeutschen Heimatkunst ein. Der von B. 1886 gegründete Kunstgewerbe-Verein wurde 1969 in Justus Brinckmann Gesellschaft e. V. unbenannt. LITERATUR: Carl Schellenberg: B., J. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 614 f. - Alfred Lichtwark: J. B. in seiner Zeit. H a m b u r g 1978. - Heinz Spielmann: J. B. H a m b u r g 2002. B r i n c k m a n n , Karl Gustav Frh. von, Pseud. Selmar, Diplomat, Dichter, * 2 4 . 2 . 1 7 6 4 Gut N a c k a bei Stockholm, t 2 4 . 1 2 . 1 8 4 7 Stockholm. 1782-85 am Pädagogium der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky ausgebildet, studierte B., Sohn eines Advokaten, 1787-89 Philosophie und Jura in Halle, trat 1791 in den diplomatischen Dienst seines Landes ein und war seit 1792 schwedischer Legationssekretär in Berlin, befreundet u. a. mit Friedrich —»Schleiermacher und Friedrich - » Gentz. Er schrieb Beiträge für —»Wielands „Merkur" und den „Vossischen Musenalmanach". Nach einem Aufenthalt in Paris (1798-1801) wieder Legationssekretär in Berlin, folgte er 1 8 0 7 / 0 8 dem preuß. Hof als Gesandter nach M e m e l und Königsberg. 1808-10 als Gesandter in London, lebte er seit 1811 in Stockholm, w o er mehrere Male stellvertretender Hofkanzler und Mitglied des Kollegiums zur Beratung der allgemeinen Reichsangelegenheiten war. Neben seiner Lyrik (u. a. Gedichte von Selmar, 2 Bde., 1789) hinterließ B. einen umfangreichen Briefwechsel. LITERATUR: Richard Newald: Β., K. G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 615 f. B r i n g m a n n , Karl, Journalist, Verlagsmanager, * 26.12. 1912 Düsseldorf, t 8 . 1 0 . 1 9 9 4 Düsseldorf. Nach dem Studium der Philosophie, Geschichte, Publizistik und Kunstgeschichte in Köln und Berlin wurde B. dort 1937 bei Emil —> Dovifat mit der Arbeit Die konfessionell-politische Tagespresse des Niederrheins im 19. Jahrhundert promoviert. Er sammelte Berufserfahrungen beim früheren Zentrumsorgan „Germania" sowie als Redakteur des „Ärzteblatts für Berlin" und anderer ärztlicher Standesblätter. Nach Kriegsdienst als Fachberichterstatter der Heeres-Sanitätsinspektion und Kriegsgefangenschaft nahm er E n d e 1945 bei der „Ruhr-Zeitung" in Dortmund, später bei der „Rheinischen Post" (Ressort Kulturpolitik) in Düsseldorf seine journalistische Arbeit wieder auf. 1951-53 war er Vorsitzender des Rheinisch-Westfälischen Journalistenverbandes, 1952-58 Geschäftsführer und Chefredakteur der „Katholischen Nachrichten-Agentur", zu
deren N e u g r ü n d u n g er mit einen Grundsatzentwurf beigetragen hatte. 1959 wurde B. Verlagsleiter in der RheinischBergischen Druckerei- und Verlagsgesellschaft, 1964 Mitgesellschafter des Unternehmens. Im selben Jahr ü b e r n a h m er die G e s c h ä f t s f ü h r u n g einer Reihe weiterer F i r m e n der Branche, u. a. des Droste-Verlags. Daneben entfaltete B. eine rege ehrenamtliche Tätigkeit im Pressebereich, so als Vorstandsmitglied des Verbandes Rheinisch-westfälischer Zeitungsverleger (1969-78) und der Katholischen Weltunion der Presse in Genf (1950-81). 1951 gründete er mit Dovifat in Düsseldorf die Zeitungsfachlichen Fortbildungskurse, aus denen das Deutsche Institut für publizistische Bildungsarbeit entstand. B. war als Dozent und Honorarprofessor an den Universitäten B o c h u m und Düsseldorf ein aktiver Förderer der universitären Journalistenausbildung. E r veröffentlichte u. a. Kaleidoskop eines Lebens als Publizist (1987). WEITERES WERK: Gesinnung und Verantwortung. Beiträge zur Publizistik aus fünf Jahrzehnten. B o c h u m 1987. LITERATUR: Die Zeitung als Persönlichkeit. Festschrift für Κ. B. Hrsg. v. Kurt Koszyk und Volker Schulze. Düsseldorf 1982. - Kurt Koszyk: Κ. B. verstorben. In: Publizistik 40 (1995) S. 7 3 f. B r i n g o l f , Walther, schweizer. Politiker, Redakteur, * 1 . 8 . 1 8 9 5 Lörrach, t 2 4 . 3 . 1 9 8 1 S c h a f f h a u s e n . D e r Sohn eines Nachtwächters besuchte nach einer M a u rerlehre das Technikum Winterthur, das er aus G e l d m a n gel jedoch vorzeitig verlassen mußte. 1917 war er Mitbegründer des Schaflhauser Soldatenvereins und seit 1918 erster Zentralpräsident des Schweizerischen Soldatenbunds. Seit 1919 SP-Mitglied, nahm B. 1920 als Delegierter am 2. Weltkongreß der Komintern in M o s k a u teil. 1921 war er Gründungsmitglied der schweizer. KP, deren Zentralkomitee er seit 1922 angehörte. 1922-32 redigierte er das Parteiblatt „Arbeiter-Zeitung" (Schaffhausen). Seit 1924 w a r B. Schaffhauser Stadtrat und Kantonsrat, 1925-71 auch Nationalrat. 1930 w u r d e er nach Auseinandersetzungen innerhalb der Komintern aus der K P ausgeschlossen. 1932-68 w a r er Stadtpräsident in Schaffhausen. 1935 Schloß sich B. der S P an, die er 1952-62 führte. 1 9 6 1 / 6 2 war er Präsident des Nationalrats. 1976 wurde B. Ehrenpräsident der Sozialdemokratischen Internationalen und 1980 Präsident der Internationalen Bach-Gesellschaft. Er veröffentlichte u . a . Mein Leben (1965). LITERATUR: Walter Wolf: W. B. S c h a f f h a u s e n 1995. B r i n i t z e r , Carl, Pseud. Usikota, Schriftsteller, Journalist, * 3 0 . 1 . 1 9 0 7 Riga, t 2 5 . 1 0 . 1 9 7 4 . N a c h dem Jurastudium in Genf, Hamburg, M ü n c h e n , Berlin und Kiel wurde B. 1930 promoviert und w a r bis 1933 als Rechtsanwalt in Kiel tätig. Dann kurze Zeit Staatsanwalt beim Oberlandesgericht Kiel, wurde er noch im gleichen Jahr entlassen. B., der schon während seiner juristischen Tätigkeit u. a. für den „Lübecker Volksboten" und die „Schleswig-Holsteinische Volkszeitung" geschrieben hatte (ζ. B. satirische Gedichte), ließ sich dann als freier Schriftsteller in R o m nieder. Seit 1936 in L o n d o n , w a r er bis 1938 Journalist für den „New Statesman" und bis 1945 Nachrichtenübersetzer und -Sprecher bei der B B C / D e u t scher Dienst. 1945-64 moderierte er verschiedene B B C P r o g r a m m e in europäischen Rundfunkanstalten. B. verfaßte außerdem Hörspiele und Biographien (Heinrich Heine. Roman seines Lebens, 1960). WEITERE WERKE: Das streitbare Leben des Verlegers Julius C a m p e . H a m b u r g 1962. - Hier spricht London. Von einem der dabei war. Hamburg C a m p e 1969. B r i t t i n g , Georg, Schriftsteller, * 1 7 . 2 . 1 8 9 1 Regensburg, t 2 7 . 4 . 1 9 6 4 München. B. begann in München mit dem Studium der Nationalökon o m i e und meldete sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst.
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Broch Nach Kriegsende in Regensburg ansässig, war er dort Mitglied des revolutionären Arbeiter- und Soldatenrats und nebenbei als Theaterkritiker tätig. 1919 gründete er zusammen mit dem Maler Josef —> A c h m a n n die spätexpressionistische Literatur- und Kunstzeitschrift „Die Sichel". Seit 1921 als freier Schriftsteller in M ü n c h e n , war er auch Mitglied des Dichterstammtisches „Unter den Fischen", zu d e m u. a. Paul —>Alverdes, Eugen —>Roth und Carl Hanser gehörten. B. schrieb Lyrik und Prosa, u. a. den R o m a n Lebenslauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß (1932). Seit 1946 war er mit der Schauspielerin Ingeborg Fröhlich verheiratet. WEITERE WERKE: Gesamtausgabe in Einzelbänden. 8 Bde., M ü n c h e n 1957-67. - Sämtliche Werke. Kommentierte Ausgabe nach den Erstdrucken. 5 Bde. in 6. Hrsg. v. Walter Schmitz (Bd. 3 / 2 hrsg. v. Wilhelm Haefs). M ü n c h e n 1987 ff. LITERATUR: Dietrich Bode: G. B. Geschichte seines Werkes. Stuttgart 1962. - Dietrich Schug: Die Naturlyrik G. B.s und Wilhelm Lehmanns. Diss. Erlangen 1963. - G. B. Der Dichter und sein Werk. Bearb. v. Karl D a c h s u. a. München 1967 (Ausstellungskatalog). - Rupert Hirschenauer und Albrecht Weber (Hrsg.): Interpretationen zu G. B. Beiträge eines Arbeitskreises. M ü n c h e n 1974. - G. B. 1891-1964. Z u m Erscheinen einer neuen f ü n f b ä n d i g e n Werkausgabe. Hrsg. v. Walter Schmitz. München 1987. B r o c h , Hermann (Josef), österr. Schriftsteller, Essayist, Philosoph, * 1 . 1 1 . 1 8 8 6 Wien, t 3 0 . 5 . 1 9 5 1 N e w Haven (Connecticut, USA). Als Sohn jüdischer Eltern wuchs B. in Wien auf. Sein Vater war Textilhändler mährischer Herkunft, seine Mutter die Tochter eines Wiener Lederfabrikanten. B. besuchte ein Realgymnasium in Wien und eine Textilfachschule in Mülhausen (Elsaß). 1909 konvertierte er zum Katholizismus. Im gleichen Jahr heiratete er Franziska von Rothermann, die Tochter eines Zuckerfabrikanten aus H i r m (Burgenland), von der er sich 1923 scheiden ließ. 1910 wurde sein Sohn Hermann Friedrich geboren. Im Jahr der Heirat trat er als Verwaltungsrat in das Familienunternehmen „Spinnfabrik Teesd o r f ' in Teesdorf (Niederösterreich) ein. Gleichzeitig betrieb er autodidaktisch mathematische und philosophische Studien (Werttheorie). In das Jahrzehnt zwischen 1913 und 1922 fielen erste Publikationen philosophischer Essays und literarischer Arbeiten u. a. in Ludwig von —» Fickers Zeitschrift „Der B r e n n e r " und Franz —>Bleis „ S u m m a " . 1917 lernte er in Wien die Modeschriftstellerin Ea von Allesch kennen; die intensive Beziehung dauerte bis 1928. 1927 verkaufte B. die Fabrik, um an der Univ. Wien Philosophie (Wiener Kreis) studieren zu können. In den folgenden Jahren entstand eines seiner beiden Hauptwerke, die Romantrilogie Die Schlafwandler (1930-32). Das Opus weist B. als repräsentativen Romancier der M o d e r n e aus. Die Trilogie w u r d e von der Kritik stark beachtet, war aber kein Verkaufserfolg. Über sein damaliges Vorbild hielt er 1932 den Vortrag James Joyce und die Gegenwart. Wie Die Schlafwandler weisen auch die folgenden literarischen Arbeiten, das Trauerspiel Die Entsühnung (1932), die K o m ö d i e Aus der Luft gegriffen (1934) und der Roman Die Verzauberung (1935), j e n e f ü r B. bezeichnende Mischung aus zeitkritischen und mythischen Tendenzen auf. Die antifaschistischen Ansichten des Autors werden in der Verzauberung besonders deutlich. 1933 veröffentlichte er einen kleineren Roman, Die Unbekannte Größe, in d e m die Grenzen mathematisch-wissenschaftlicher Erkenntnis dichterisch behandelt werden. 1936 begann B. mit der VölkerbundResolution die Serie seiner politischen Essays, die auf eine Stärkung der Demokratie abzielten. Nach d e m „Anschluß" Österreichs wurde B. verhaftet, doch gelang i h m im Herbst 1938 die Emigration in die U S A (mit einer Zwischenstation in Großbritannien). B. lebte in N e w York, in Princeton (bei
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seinem Freund Erich von Kahler) und in New Haven; 1944 w u r d e er amerikanischer Staatsbürger. 1945 publizierte B. sein zweites opus magnum, den Roman Der Tod des Vergil, den er 1937 in Österreich begonnen hatte. B. sah in Vergil einen Dichter im Zeitbruch, einen Geistes- und Schicksalsverwandten, der die Krise seiner E p o c h e durchlebte und dichterisch gestaltete. F ü r das Buch erhielt er 1944 einen Preis der American Academy of Arts and Letters in N e w York. Zwischen 1943 und 1947 entstand seine umfangreiche Studie Massenwahntheorie, eine Analyse des Nationalsozialismus. Im Zentrum des Buches steht die ethische Begründung der als „irdisch-absolut" verstandenen Menschenrechte. 1949 heiratete B. in zweiter E h e die Graphikerin A n n e M a r i e Meier-Graefe. In seinen letzten Lebensjahren schrieb er den kulturkritischen Essay Hofmannsthal und seine Zeit (1948) sowie den „ R o m a n in elf Erzählungen" Die Schuldlosen (1950). In diesem Roman bezog er einige bereits in den frühen dreißiger Jahren publizierte Novellen ein. Das Hauptthema des Buches ist moralische Schuld (als Gleichgültigkeit gegenüber f r e m d e m Leid), die B. als Ursache f ü r die Vorgänge in Deutschland während des Nationalsozialismus verstand. Als Lyriker ist B. nicht bekannt geworden, doch w a r ihm selbst dieser Teil seines Werkes wichtig. Er w a r ein passionierter Briefschreiber, und seine Korrespondenz ist ein substantieller Teil seines (Euvres. Während der Überarbeitung seines R o m a n s Die Verzauberung starb B. 1951 an einem Herzschlag. Die U r n e mit seiner Asche wurde auf d e m Union District Cemetery in Killingworth (Connecticut, U S A ) beigesetzt. WERKE: Kommentierte Werkausgabe in 13 Bänden. Hrsg. v. Paul Michael Lützeler. F r a n k f u r t / M a i n 1974-81. LITERATUR: Paul Michael Lutzeler: Η. B. Eine Biographie. F r a n k f u r t / M a i n 1985. - Paul Michael Lützeler (Hrsg.): H . B . F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Michael Kessler/Paul Michael Lützeler (Hrsg.): H . B . Das dichterische Werk. Tübingen 1987. - Stephen D. D o w d e n : Η. B. Literature, Philosophy, Politics. Columbia (South Carolina) 1988. - Andreas Mersch: Aesthetik, Ethik und Religion bei Η. B. Frankfurt/ Main u. a. 1989. - Joseph Strelka: Poeta doctus Η. B. Tübingen/Basel 2001. - Η. B. N e u e Studien. Hrsg. v. Michael Kessler. Tübingen 2003. Paul Michael Lützeler
B r o c i n e r , Marco, Journalist, Schriftsteller, * 2 4 . 1 0 . 1 8 5 2 Jassy (Rumänien), t 1 2 . 4 . 1 9 4 2 Wien. B. studierte seit 1871 in Leipzig, München, Berlin und Heidelberg und wurde 1879 promoviert. Dann mehrere Jahre Redakteur beim „Bukarester Tageblatt", ging er 1886 nach Wien und war seit 1888 Redakteur beim „Neuen Wiener Tagblatt", seit 1892 zuständig f ü r das Referat über das Deutsche Volkstheater. B. war Mitarbeiter der „Wiener LiteraturZeitung" und des „Neuen Wiener Journals" sowie später Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts". Er schrieb Romane und Novellen, hauptsächlich jedoch Dramen (u. a. Hinter dem Vorhang, 1910). WEITERE WERKE: Ionel Fortunat. Ein Roman aus Rumänien. 2 Bde., Stuttgart 1890. - Die Seelendoktorin. Roman. Berlin 1914. - Wenn die Jugend wüßte . . . Nachdenkliche und heitere Geschichten. Wien 1924. B r o c k - S u l z e r , Elisabeth, schweizer. Theaterkritikerin, * 2 5 . 1 . 1 9 0 3 Elgg, t 1 6 . 1 0 . 1 9 8 1 Zürich. Die Tochter eines Lehrers studierte Romanistik in Zürich, w o sie 1927 promoviert wurde. 1931-68 war B.-S. Hauptlehrerin an der Töchterschule in Zürich, 1945-77 Mitarbeiterin der „Tat". Sie profilierte sich besonders als progressive Theaterkritikerin, die Friedrich Dürrenmatt unterstützte und sein Werk in mehreren Büchern behandelte, u . a . in Dürrenmatt in unserer Zeit (1971). B.-S. trat auch als Ramuz-Übersetzerin hervor.
Brockhaus WEITERE WERKE: Theater. Kritik aus Liebe. M ü n c h e n 1954. - Friedrich Dürrenmatt. Stationen seines Werkes. Zürich 1960. - Gotthold Ephraim Lessing. Velber 1972. B r o c k e s , Barthold H(e)inrich, Dichter, Ratsherr, * 2 2 . 9 . 1 6 8 0 Hamburg, t 1 6 . 1 . 1 7 4 7 Hamburg. B. studierte seit 1700 Jura und Philosophie in Halle, absolvierte am Reichskammergericht in Wetzlar ein Praktikum und unternahm Reisen durch Europa. 1704 wurde er in Leiden zum Lizentiaten der Rechte promoviert. Nach H a m burg zurückgekehrt, w i d m e t e er sich dank des väterlichen Vermögens vor allem seinen literarischen Neigungen. 1715 war B., einer der Träger der A u f k l ä r u n g in Hamburg, unter den Gründern der „Teutsch-übenden Gesellschaft" nach dem Vorbild barocker Sprachgesellschaften. Als Rat der Stadt Hamburg (seit 1720) war er auch mit diplomatischen Missionen betraut. 1724 gehörte B. zu den Gründern der „Patriotischen Gesellschaft". Für ihr Organ, die Moralische Wochenschrift „Der Patriot" (1724-26) verfaßte er wichtige Beiträge, u. a. zur Verbesserung von Erziehung und Bildung, auch der Frauen. Seit 1730 Kaiserlicher Pfalzgraf und Poeta laureatus, wurde er 1735 z u m A m t m a n n von Ritzebüttel und 1741 zum Landherrn auf dem Hamburger Berg ernannt. B. schrieb u. a. Gedichte und Oratorientexte, darunter sein Passionsoratorium Der für die Sünde der Welt gemarterte und Sterbende Jesus [...] von 1712 ( 6 1721, Neudr. 1965), das Reinhard Keiser, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann vertonten, und veröffentlichte Übersetzungen im spätbarocken Sprachstil. Als sein Hauptwerk gilt die Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott (9 Bde., 1721-48), mit der er die deutsche Naturlyrik begründete. WEITERES WERK: Verteutschter Bethlehemitischer KinderMord des Ritters Marino. K ö l n / H a m b u r g 1715. Hamburg 2 1925. Tübingen 6 1763. LITERATUR: Diedrich Diederichsen: Β., H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 621 f. - G e o f f r e y H o w a r d Sutton: The reception, tradition and influence of Β. Η. Β . ' s .Irdisches Vergnügen in Gott'. Diss. C a m b r i d g e 1974. - Georg Guntermann: Β. Η. B.' .Irdisches Vergnügen in Gott' und die Geschichte seiner Rezeption in der deutschen Germanistik. Bonn 1980. - Hans-Dieter Loose (Hrsg.): Β. Η. B. (1680-1747). Dichter und Ratsherr in Hamburg. Neue Forschungen zu Persönlichkeit und Wirkung. Hamburg 1980. Eckart Kleßmann: Β. Η. B. H a m b u r g 2003. B r o c k h a u s , Friedrich, Drucker, Verleger, * 2 3 . 9 . 1 8 0 0 Dortmund, t 2 4 . 8 . 1 8 6 5 Dresden. B., ältester Sohn Friedrich Arnold - > B . s , erhielt 1816 beim Unternehmen Vieweg in Braunschweig eine Ausbildung zum Buchdrucker, trat 1818 als Geselle in die Druckerei seines Vaters ein, die zunächst noch unter dem N a m e n „Zweite Teubnersche Druckerei" firmierte, und sammelte 1819-20 auf eine Reise nach Straßburg und Paris Erfahrungen bei Herstellern von Schnellpressen. 1821 übernahm B. die Leitung der nun in F. A. Brockhaus umbenannten Druckerei, setzte seit 1826 Schnellpressen in seinem Betrieb ein und war damit in Leipzig der Wegbereiter f ü r dieses technische Verfahren. Bis zu seinem Rücktritt von der Geschäftsleitung 1849 baute er den Betrieb aus zu einer der modernsten und größten Druckereien Deutschlands und erweiterte das Unternehmen u. a. durch den Aufkauf einer Schriftgießerei (1836) sowie die Einrichtung einer Buchbinderei (1842) und einer Stahldruckerei (1844). B. war Gründer der „Leipziger .Zeitung" (1837), die 1843 in „Deutsche Allgemeine Zeitung" umbenannt wurde. 1849 zog er sich aus dem Geschäft zurück. In der Kommunalpolitik engagierte sich B. als Stadtverordneter und Mitglied der Kommunalgarde, mit dem Komponisten Richard Wagner war er als Schwager verwandtschaftlich verbunden.
LITERATUR: Heinrich Eduard Brockhaus: D i e F i r m a F. A. Brockhaus von der Begründung bis z u m 100jährigen Jubiläum. Leipzig 1905. - Peter von Gebhardt: Geschichte der Familie Brockhaus aus Unna in Westfalen. Leipzig 1928. - Arthur Hübscher: H u n d e r t f ü n f z i g Jahre F. A. Brockhaus 1805 bis 1955. Wiesbaden 1955. - Ein Jubiläum des Wissens. 175 Jahre F. A. Brockhaus. Wiesbaden 1980. B r o c k h a u s , Friedrich Arnold, eigentl. David A . F. B „ Verleger, * 4 . 5 . 1 7 7 2 Dortmund, t 2 0 . 8 . 1 8 2 3 Leipzig. Der Sohn des K a u f m a n n s und Ratsherrn J o h a n n Heinrich B. w u r d e in Düsseldorf zum K a u f m a n n ausgebildet. Ein kurzer Studienaufenthalt in Leipzig 1 7 9 3 / 9 4 legte den Grundstein f ü r seine u m f a s s e n d e Allgemeinbildung. 1796 gründete B. in D o r t m u n d mit zwei K o m p a g n o n s eine eigene Großhandelsfirma f ü r englische M a n u f a k t u r w a r e n . N a c h einem Z e r w ü r f n i s mit seinen Partnern entschloß er sich, nach Holland zu gehen, in das Hauptabsatzgebiet seines Unternehmens; zunächst in A r n h e i m , ließ er sich 1802 in A m sterdam nieder u n d machte sich selbständig. Wegen der Auswirkungen, die die Kontinentalsperre auf das G e s c h ä f t hatte, wechselte B. 1805 z u m Buchhandel und gründete in Amsterd a m die B u c h h a n d l u n g Rohloff & C o m p , (seit 1807 Kunstund Industrie-Comptoir). Seit 1814 trägt der Verlag den Namen F. A. Brockhaus. Auf der Leipziger Buchhändlermesse zu Michaelis 1808 kaufte B. die Rechte an einem unvollendeten Konversationslexikon, das 1796 von Renatus Gotthelf Löbel und Christian Wilhelm Franke begonnen worden war. D e n Restbestand dieses Werkes lieferte er seit 1809 unter dem neuen Titel Conversations-Lexikon oder kurz gefaßtes Handwörterbuch (6 Bde.) aus; 1809 und 1811 erschienen zwei Ergänzungsbände. B. pendelte zunächst zwischen A m sterdam und Leipzig, siedelte mit dem Verlag 1811 ins ostthüringische Altenburg über und verlegte 1 8 1 7 / 1 8 den Firmensitz schließlich nach Leipzig, w o er eine eigene Druckerei errichtete. 1818 w u r d e er Leipziger Bürger und baute systematisch seinen Verlag aus. Er pflegte Literatur und Wissenschaft und wurde der erste Verleger Schopenhauers, zunächst von Die Welt als Wille und Vorstellung (1819), später von dessen Gesamtwerk. Bis zu B.' Tod zählte der Verlag u. a. Friedrich von Raumer, Henrik Steffens, Friedrich —» Rückert und Johann Heinrich Voß zu seinen Autoren. Ferner erschienen eine Reihe von Zeitschriften und Jahrbüchern, das Taschenbuch „Urania", die „Deutschen Blätter" (1813-16), —>Okens „Isis" und der von B. selbst redigierte „ H e r m e s oder kritisches Jahrbuch der Literatur". Das Konversationslexikon w u r d e ein großer Erfolg; die f ü n f t e Auflage erschien 1 8 1 9 / 2 0 in zehn B ä n d e n unter dem Titel Allgemeine Deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände (Conversations-Lexicon). In den knapp 18 Jahren seines Wirkens in Leipzig rückte B. in die erste Reihe der deutschen und international anerkannten Verleger auf. Er k ä m p f t e mit seinen Standesgenossen erfolgreich gegen N a c h d r u c k und Zensur und konnte seinen Söhnen Friedrich und Heinrich —> B., der in der Leitung des U n t e r n e h m e n s nachfolgte, ein wohlbestelltes Haus übergeben. Seine entscheidende Leistung lag darin, daß er den N a m e n Brockhaus zum Synonym für Konversationslexika machte und die deutsche Lexikographie im 19. Jh. zu ihren großen Erfolgen führte. LITERATUR: Heinrich Eduard Brockhaus: F. Α. B. Sein Leben und Wirken nach Briefen und anderen A u f z e i c h n u n g e n geschildert. 3 Bde., Leipzig 1872-81. - Ders.: Die F i r m a F. A. Brockhaus von der Begründung bis z u m lOOjährigen Jubiläum. Leipzig 1905. - Schopenhauer und B. Hrsg. v. Carl Gebhardt. Leipzig 1926. - Peter von Gebhardt: Geschichte der Familie Brockhaus aus U n n a in Westfa-
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Brockhaus len. Leipzig 1928. - Arthur Hübscher: Hundertfünfzig Jahre F. A. Brockhaus 1805 bis 1955. Wiesbaden 1955. - Ein Jubiläum des Wissens. 175 Jahre F. A. Brockhaus. Wiesbaden 1980. - Gertrud Milkereit: F. Α. B. In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 11. Münster 1983, S. 5-41. Klaus G. Saur B r o c k h a u s , Heinrich, Verleger, * 4 . 2 . 1 8 0 4 Amsterdam, t 1 5 . 1 1 . 1 8 7 4 Leipzig. B. übernahm nach dem Tod seines Vaters Friedrich Arnold —>B. 1823 zusammen mit seinem Bruder Friedrich —>B. den Verlag, dessen alleiniger Geschäftsführer er seit 1849 war. 1854 wurde sein Sohn Heinrich Eduard —»B. Teilhaber des Unternehmens. Unter der Leitung von B. entstand ein besonders vielgestaltiges Verlagsprogramm; 1837 gründete er die „Leipziger Allgemeine Zeitung" (seit 1842 „Deutsche Allgemeine Zeitung"). Auch politisch aktiv, war B. Mitglied des Landtags von Sachsen sowie des Frankfurter Vorparlaments 1848. Er war an den vorbereitenden Verhandlungen f ü r die Gründung des Nationalvereins beteiligt und gehörte d e m Leipziger Stadtparlament an. WERKE: Tagebücher, Deutschland 1821 bis 1874. Erlangen 2004. LITERATUR: Annemarie Meiner: B., H. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 624 f. B r o c k h a u s , Heinrich Eduard, Verleger, * 7 . 8 . 1 8 2 9 Leipzig, t 1 1 . 1 . 1 9 1 4 Leipzig. B., Sohn von Heinrich > Π.. studierte in Leipzig, Heidelberg und Berlin und begann nach der Promotion 1850 eine Buchhändlerlehre im Verlag seines Vaters. Seit 1854 Teilhaber des Unternehmens, redigierte er 1857-63 die im Verlag erscheinende „Deutsche Allgemeine Zeitung". 1889 wurde mit Ilja Abramovic E f r o n in St. Petersburg die Firma Brockhaus & Efron (seit 1898 Aktiengesellschaft) gegründet mit dem Ziel der Herausgabe einer Enciklopedileskij slovar· (41 Bde. in 82 Halbbänden, 1890-1904, 2 Suppl.-bde. in 4 Halbbänden, 1906 und 1907). Grundlage des Unternehmens war die 13. Auflage des Conversations-Lexikons von Brockhaus (16 Bde., 1882-87). Eine seit 1911 erschienene 2. Auflage unter dem Titel Novyj inciklopediieskij slovar' mußte wegen des Ersten Weltkriegs 1916 mit Bd. 29 (statt der geplanten 4 8 Bde.) eingestellt werden (Nachdr. der 2. Aufl., Moskau 1997). B. w a r 1872-86 Vorsitzender des Deutschen Buchdruckervereins, 1880-94 Vorsitzender des Vereins der Buchhändler zu Leipzig und 1892-95 Schriftführer, dann Vorsteher des Börsenvereins Deutscher Buchhändler. 1870-78 gehörte er d e m Vorstand der Nationalliberalen und 1871-78 dem Deutschen Reichstag an. Er verfaßte eine Biographie seines Großvaters: Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und anderen Aufzeichnungen geschildert (3 Bde., 1872-81). B. war der Vater von Albert B. LITERATUR: Annemarie Meiner: Β., Η. E. In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 625 f. - Margarete Busch: Das Unternehmen Brockhaus & Efron und sein Enciklopediceskij slovar' in der Ausgabe von 1890. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte. In: das einzige Land in Europa, das eine große Z u k u n f t vor sich hat." Deutsche Unternehmen und Unternehmer im Russischen Reich im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Dittmar D a h l m a n n / C a r m e n Scheide. Essen 1998, S. 327-347. - Erhard Hexelschneider: Vom deutschen „Conversations-Lexikon" zum russischen „Enzyklopädischen Wörterbuch". Zur Entstehungsgeschichte des B r o c k h a u s / J e f r o n . In: Figuren und Strukturen. Historische Essays für Hartmut Z w a h r zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Manfred H e t t l i n g / U w e S c h i r m e r / S u s a n n e Schötz. München 2002, S. 663-677. - Haunfelder, Lib. Abg., 2004, S. 86.
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B r o c k h a u s e n , Carl, Jurist, * 9 . 5 . 1 8 5 9 E m m e r i c h / R h e i n , t 1 6 . 9 . 1 9 5 1 Kitzbühel (Tirol). B., Sohn eines Kaufmanns, studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, wurde 1882 promoviert und trat im selben Jahr in den österr. Staatsdienst ein. 1894 habilitierte er sich in Wien f ü r Verwaltungsrecht und war seit 1905 a. o „ seit 1907 o. Prof., 1891-1908 Syndikus der Wiener Universität. 1916 rief er in Zürich die „Internationale R u n d s c h a u " ins Leben. Er war Mitbegründer der ersten volkstümlichen Universitätskurse in Europa ( 1 8 9 5 / 9 6 ) und wurde 1929 ins Unterrichtsministerium berufen. B. verfaßte u. a. Demokratisierung der Verwaltung (1920). LITERATUR: Adolf Merkl: C. B „ 9 . 5 . 1 8 5 9 - 1 6 . 9 . 1 9 5 1 . In: Österr. Zeitschrift f ü r öffentliches Recht und Völkerrecht 4 (1951 / 5 2 ) S. 257-262. - Ernst C. Hellbling: B „ C. In: N D B , Bd. 2, S. 627 f. B r o d , Max, Schriftsteller, Kulturphilosoph, * 2 7 . 5 . 1 8 8 4 Prag, f 2 0 . 1 2 . 1 9 6 8 Tel Aviv. B. war Sohn einer seit drei Jahrhunderten in Prag ansässigen jüdischen Mittelstandsfamilie; die in vielen seiner Werke veranschaulichte Überzeugung, daß es des Menschen Pflicht sei, Unglück und Leid zu bekämpfen, wurzelt in der Überwindung einer schweren Kyphose, die seine Kindheit und f r ü h e Jugend verdüsterte. E r besuchte die PiaristenVolksschule, das Stefans-Gymnasium, studierte an der Deutschen Univ. in Prag Jura und wurde 1907 promoviert. A n schließend w a r er bis 1924 bei der Postdirektion in Prag beamtet, 1924-29 Kulturreferent im Ministerratspräsidium der t S R , 1929-39 Literatur- und Musikkritiker des „Prager Tagblatts", Mitbegründer des jüdischen Nationalrats in der C S R , dann als dessen Vizepräsident besonders um die Errichtung hebräischer Schulen bemüht. B. verließ mit seiner Frau am 1 5 . 3 . 1 9 3 9 Prag, und von da an „betrachtete er (sein) Leben als reines Geschenk . . . " . Seit 1939 lebte er in Israel und war als Dramaturg der „ H a b i m a " und als Musikkritiker tätig. Die weitgehend von Schopenhauer beeinflußte erste literarische Phase B.s, der „Indifferentismus", wurde mit dem Roman Schloß Nornepygge (1908) beendet. Die Begegnung mit Martin —»Buber und dessen Vorträge in Prag 1 9 0 9 / 1 0 vertieften B.s Verständnis des Judentums, bestärkten sein jüdisches Identitätsbewußtsein und führten ihn schließlich zum Zionismus. Die Bedeutung der Tat im Judentum und die daraus resultierende ethische Verpflichtung bildet fortan den Kern von B.s Werk; das Streben nach der „Verwirklichung" als ethisches Postulat, das die Durchsetzung eines ethischen Effekts in der Realität bedeutet, bestimmt das Darstellungsziel seiner folgenden Schaffensepochen und liegt auch seiner unermüdlichen Tätigkeit als Förderer und Entdecker neuer Talente zugrunde; um nur die drei bedeutendsten zu nennen: Franz Werfel, Jaroslav Hasek und Leos Janacek. Der immanente Sinn des Lebens, der für B. in der als sittliches Prinzip erfaßten verwirklichenden Tat liegt, wird erstmals in der Überwindung der selbstbezogenen Triebe in Tycho Brahes Weg zu Gott (1915), d e m R o m a n , mit dem B. berühmt wurde, dichterisch gestaltet; es ist der erste der sechs historischen Romane, in denen sich stets der Kampf des Protagonisten, die sittliche Wahrheit zu erreichen, spiegelt und die B. als den zentralen Punkt seines Werks haben wollte: 1925 folgte Reubeni, Fürst der Juden, w o die Frage nach dem Z w e c k der Sünde in der Schöpfung gestellt wird. Die Niederschrift von Johannes Reuchlin und sein Kampf (1965) erforderte ein kompliziertes Sprachstudium. 1921, in Heidentum Christentum Judentum, hatte sich B. bereits zu der Auffassung durchgerungen, die er in den zwei Bänden Diesseits und Jenseits ( 1 9 4 7 / 4 8 ) modifiziert, dann in Das Unzerstörbare (1968) und in Von der Unsterblichkeit der Seele (1969) überarbeitet und erweitert, doch im wesentlichen unverändert beibehält: In der Beherrschung oder Überwindung des kausalen Z u s a m m e n h a n g s von Sünde und
Bromme Tat liegt die Bewährungsprobe des Menschen, die er mit Hilfe des Willens bestehen kann. In dem religionsphilosophischen Werk von 1921 findet sich bereits die Unterscheidung der drei Ebenen des Willens und der Tat. D i e Konzeption der „Wahlfreiheit" - der zweiten Ebene - und der „Schaffensfreiheit" - der dritten die ohne G n a d e nicht erreicht werden kann, die Spannweite dieser Willensfreiheit und die Pflicht des Menschen, sie zum Guten für sich und die Welt zu lenken, war das nie beendete Diskussionsthema zwischen B. und Kafka. B. lernte Kafka 1902 kennen und erkannte sofort seine außergewöhnliche literarische Begabung. D i e Ermutigung, die K a f k a aus dieser steten Anerkennung erwuchs, kann nicht überschätzt werden. B. erfaßte und interpretierte Kafkas Werk, das f ü r ihn nichts Unklares enthielt, als die Spiegelung einer mit K a f k a s ungeheurer Sensibilität erfühlten Wirklichkeit, die sich nicht mit allgemeingültigen Wirklichkeitsbegriffen messen läßt, und bewies die seelische Kraft zur „freien sittlich richtigen Tat", indem er sich über den Widerspruch, der zwischen K a f k a s Verfügung, seine Manuskripte zu verbrennen, und der Wahl des Vollstreckers lag, hinwegsetzte. Mit der textkritischen A u s g a b e von K a f k a s Werk erwiesen sich auch die durch Jahrzehnte erhobenen Kritiken gegen B.s Kafka-Ausgaben als gegenstandslos. WEITERE WERKE: Heinrich Heine. A m s t e r d a m 1934. Franz Kafka. Prag 1937 - Galilei in Gefangenschaft. Winterthur 1948. - Streitbares Leben. M ü n c h e n 1960. - Der Prager Kreis. Stuttgart 1966. LITERATUR: Bernd Wilhelm Wessling. Μ . B. Ein Portrait. Stuttgart 1969. - Margarita Pazi: Μ . B., Werk und Persönlichkeit. Bonn 1970. - Dies. (Hrsg.): Μ . B „ 1884-1984, Untersuchungen zu M . B.s literarischen und philosophischen Schriften. N e w York 1987. - Claus-Ekkehard Bärsch: Μ . B. im Kampf u m das Judentum. Wien 1992. Pavel Dolezal: Tomas G. Masaryk, Μ. B. und das Prager Tagblatt (1918-1938). F r a n k f u r t / M a i n u.a. 2004. Margarita
Pazi
B r o d m a n n , Roman, schweizer. Journalist, Regisseur, * 1 8 . 6 . 1 9 2 0 Binningen (Kt. Basel), t 1 . 2 . 1 9 9 0 Basel. B. verbrachte seine Volontärszeit beim „Basler Volksblatt" und war seit 1943 bei der Zürcher Tageszeitung „Die Tat", seit 1949 als freier Journalist tätig. 1960-63 war er Chefredakteur der „Zürcher W o c h e " und arbeitete daneben für das Fernsehen. Für die von ihm konzipierte Sendung Das Freitagsmagazin erhielt er 1961 den Prix Italia. Die massive Sozialkritik, die B. in seinen Beiträgen übte, führte zu seiner Entlassung, woraufhin er zunächst für das Zweite Deutsche Fernsehen, später für die A R D arbeitete. A u ß e r d e m war er Dozent an der Film- und Fernsehschule in M ü n c h e n . Er beschäftigte sich u. a. mit T h e m e n wie Antisemitismus in der Schweiz und Dienstverweigerer und erregte besonderes Aufsehen mit dem Film Der Traum vom Schlachten der heiligsten Kuh (1987), der sich kritisch mit der Schweizer A r m e e auseinandersetzte. B. wurde 1968 mit dem Deutschen Pressepreis und 1983 mit d e m Basler Kulturpreis ausgezeichnet; viermal erhielt er den Grimme-Preis. WEITERE WERKE: Von der A P O zur R A F . In: Roderich K l e t t / W o l f g a n g Pohl (Hrsg.): Stationen einer Republik. Stuttgart 1979, S. 187-201. - Unterwegs zu einer Schweiz ohne Armee. Der freie Gang aus der Festung. Basel 1986, 2., Überarb. Aufl. 1987. - Schweiz ohne Waffen. 24 Stunden im Jahre X . . . Gümligen u. a. 1989. LITERATUR: Burkhard Althoff: Der Dokumentarfilmer R. B. Werkübersicht und Analyse des satirischen Stils. Mag.-Arb. Univ. Erlangen-Nürnberg 1993. - Frauke Böhm: Zeitkritischer Dokumentarfilm im Spannungsfeld zwischen Fernsehjournalismus und Autorenfilm. R. B. Diss. Univ. Marburg 2000.
B r ö c k e r , Ludwig Oskar, Historiker, Journalist, Lehrer, * 2 3 . 9 . 1 8 1 4 Greifswald, t 2 4 . 1 2 . 1 8 9 5 H a m b u r g (?). N a c h dem Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig und Jena (Dr. jur.) widmete sich B. in Heidelberg historischen Studien und wurde 1838 z u m Dr. phil. promoviert. Seit 1839 lehrte er in Kiel und später in Tübingen als Privatdozent, w u r d e 1848 Mitarbeiter der „Augsburger Allgemeinen Zeit u n g " und ging 1850 als Redakteur der „Hamburger Nachrichten" in die Hansestadt. 1856-84 unterrichtete er dort als Gymnasiallehrer französische Sprache, Geschichte und Geographie. Er schrieb u. a. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Reiches von 843-1024 (2 Bde., 1890). WEITERE WERKE: Untersuchungen über die Evangelien und das Leben Jesu. H a m b u r g 1874. - M o d e r n e Quellenforscher und antike Geschichtsschreiber. Innsbruck 1882. B r ö g e r , Karl, Schriftsteller, * 10.3. 1886 Nürnberg, t 4 . 5 . 1 9 4 4 Nürnberg. N a c h abgebrochener k a u f m ä n n i s c h e r Lehre, einigen Jahren als Bauhilfsarbeiter und Militärdienst wandte sich B. der Schriftstellerei zu. Seit 1910 von Franz M u n c k e r gefördert, w u r d e er 1912 Redakteur bei der „Fränkischen Tagespost", 1919 Leiter des Feuilletons. Als Sozialdemokrat im März 1933 in den Stadtrat von Nürnberg gewählt, w u r d e er bald darauf wegen seiner Weigerung, in die N S D A P einzutreten, im Konzentrationslager Dachau interniert. Nach seiner Freilassung im September 1933 schrieb B. zahlreiche Bücher, darunter vor allem Kinderbücher (u.a. Reta und Marie, 1934). Er konnte nicht verhindern, daß einige seiner Gedichte und Lieder von den Nationalsozialisten in ihre Propaganda übernommen wurden. WEITERE WERKE: Gedichte. M ü n c h e n 1912. - Aus meiner Kriegszeit. Nürnberg 1915. - Soldaten der Erde. Jena 1918. - Der blühende H a m m e r . Gedichte. Berlin 1924. Nürnberg, Roman einer Stadt. Berlin 1935. - Die Ferienmühle. Köln 1936. - Sturz und Erhebung. Gesamtausgabe der Gedichte. Jena 1943. - Bekenntnis. Eine Auswahl der Gedichte. Nürnberg 1954. LITERATUR: Wolfgang Wießner: Β., K. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 629. - Gudrun Heinsen Becker: Κ. B. und die Arbeiterdichtung seiner Zeit. N ü r n b e r g 1977. - Gerhard Müller: Für Vaterland und Republik: M o n o g r a p h i e des Nürnberger Schriftstellers Κ. B. P f a f f e n w e i l e r 1986. - Hans Ott: D e r Held im Schatten: Κ. B. in der NS-Zeit. Nürnberg 1994. B r o m m e , Paul (Franz Rudolf), Journalist, Politiker, * 2 4 . 1 2 . 1 9 0 6 Ronneburg (Thüringen), f 2 . 2 . 1975 Lübeck. B., dessen Vater 1920-25 Senator in L ü b e c k war, studierte Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in H a m b u r g und trat 1927 in die SPD ein. Seit 1930 Mitarbeiter beim „Lübecker Volksboten", emigrierte er 1933 in die C S R ; 1 9 3 4 / 3 5 war er in Kopenhagen, 1935 in Schweden und seit 1938 in Norwegen. 1939 wurde er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft deutscher und österreichischer Sozialisten. Seit 1940 wieder in Schweden, arbeitete er 1941-47 als Redakteur der sozialdemokratischen Zeitschrift „Örebro-Kuriren". 1948 wurde er zum SPD-Vorsitzenden in Lübeck gewählt. 1 9 4 7 / 4 8 war er Leiter des Presseamtes Lübeck, 1949-51 Chefredakteur der sozialdemokratischen „Lübecker Freien Presse". Wirtschaftliche Schwierigkeiten und innerparteiliche Auseinandersetzungen zwangen B., von diesem Posten zurückzutreten. 1948-74 gehörte er der Lübecker Bürgerschaft an, war 1949-53 Mitglied des Deutschen Bundestags und wurde 1953 seiner Parteiämter enthoben. 1954 rehabilitiert, war er 1954-71 Mitglied des Landtags von Schleswig-Holstein, seit 1956 Erster stellvertretender Bürgermeister von Lübeck. Als Mitorganisator der rechtsoppositionellen Julius-LeberGesellschaft wurde 1973 ein Parteiausschlußverfahren gegen ihn eingeleitet, dessen E n d e B. j e d o c h nicht mehr erlebte.
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Bronnen LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 97. - Ute H a e s e / T o r sten Prawitt-Haese: „ D e m Leser ein Halt in schwerer Zeit". Schleswig-Holsteinische Pressegeschichte 1945-1955. H a m burg 1994, bes. S. 258 ff. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 102. B r o n n e n , Arnolt, eigentl. Arnold Hans Bronner, Pseud. Α. H. Schelle-Noetzel, österr. Schriftsteller, Publizist, * 1 9 . 8 . 1 8 9 5 Wien, t 1 2 . 1 0 . 1 9 5 9 Berlin. B., Sohn eines Schriftstellers, studierte ohne Abschluß Jura und Philosophie an der Univ. Wien. N a c h der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und italienischer Gefangenschaft (1917-20) ging er nach Berlin, w o er 1920-22 als Angestellter im Kaufhaus Wertheim tätig war. Seit 1922 ( U r a u f f ü h r u n g des Dramas Vatermord, 1920) hatte B „ der mit Bertolt > Brecht zusammenarbeitete, Theatererfolge als Dramaturg und frühexpressionister Dramatiker. 1929 wandte sich B. dem Nationalsozialismus zu (Roman O.S., 1929, Neuausg. 1995) und betätigte sich als nationalistischer Agitator. Der seit demselben Jahr mit Joseph —»Goebbels befreundete B. war von 1933 bis zu seiner Entlassung wegen mangelnder politischer Zuverlässigkeit 1935 Dramaturg bei der Reichsfunkgesellschaft. Er erreichte seiner Wiedereinstellung und war 1936-40 als Programmleiter und 1 9 4 2 / 4 3 für die Auslandsabteilung des Propagandaministeriums tätig. 1937 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. 1943 ging B. nach Goisern (Oberösterreich) und n a h m Kontakt mit der österr. Widerstandsbewegung auf. 1944 leistete er Kriegsdienst. Von M a i bis Juli 1945 war B. unter falscher Identität kommunistischer Bürgermeister von Goisern, 1945-50 Kulturredakteur der kommunistischen Zeitung „Neue Zeit" in Linz und seit 1951 Dramaturg des „Neuen Theaters in der Scala" in Wien. 1955 folgte er einer Einladung Johannes R. —» Bechers nach Ostberlin, w o er als Theaterkritiker für die „Berliner Zeitung" tätig war. WEITERE WERKE: Tage mit Brecht. Geschichte einer unvollendeten Freundschaft. Wien u . a . 1960. Neuausg. Berlin 1974. - Begegnungen mit Schauspielern. 20 Porträts. Aus d e m Nachlaß. Hrsg. v. Harald Kleinschmidt. Berlin 1967. Stücke. K r o n b e r g / T a u n u s 1977. - Sabotage der Jugend. Kleine Arbeiten 1922-1934. Hrsg. v. Friedbert Aspetsberger. Innsbruck 1989. - Werke in 5 Bänden. Mit Zeugnissen zur Entstehung und Wirkung hrsg. v. Friedbert Aspetsberger. Klagenfurt 1989. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 487. Friedbert Aspetsberger: Α. B., Biographie. Wien u. a. 1995. Gudrun Schneider-Nehls: Grenzgänger in Deutschland: Untersuchung einer intellektuellen Verhaltensmöglichkeit in unserem Jahrhundert. Eine biographische Studie dreier Generationsgestalten der Jahrgänge 1895-1926, Α. B. - Eberhard Koebel - Erich Loest. Potsdam 1997. - Friedbert Aspetsberger: Bürokratie und Konkurrenzen - eine Möglichkeit des (literarischen) Überlebens? Zu Α. B. während der NSHerrschaft. In: M a c h t Literatur Krieg. Österreichische Literatur im Nationalsozialismus. Hrsg. v. U w e Bauer, Karin Gradwohl-Schlacher und Sabine Fuchs. Wien u.a. 1998, S. 202-226. B r o n n e r , Franz Xaver, Schriftsteller, Bibliothekar, * 2 3 . 1 2 . 1 7 5 8 H ö c h s t ä d t / D o n a u , t 1 2 . 8 . 1 8 5 0 Aarau. Nach dem Besuch des Seminars in Dillingen und Neuburg trat B., Sohn eines Ziegelbrenners, 1776 in das Benediktinerkloster in Donauwörth ein. Er kam in Kontakt mit der kath. Aufklärung und wurde 1782 Mitglied des Illuminatenordens. 1783 empfing er die Priesterweihe. 1785 floh er aus dem Kloster, ging in die Schweiz und arbeitete in Zürich als Notensetzer. 1786 zurück in Deutschland, trat er in den Dienst des Weihbischofs von Augsburg und floh 1793 erneut nach Zürich. 1 7 9 4 / 9 5 - 9 8 war B. Redakteur der . Z ü r c h e r Zeitung", 1798 Sekretär des Regierungsstatthalters des Kantons
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Zürich, Johann Caspar Pfenninger und 1798-1801 Kanzleichef des helvetischen Ministers der Künste und Wissenschaften, Philipp Albert —>Stapfer. Von April bis Juni 1799 redigierte B. das offizielle Organ der Regierung, das „Helvetische Tagblatt", und gab 1 7 9 9 / 1 8 0 0 den „Freyheitsfreund" heraus. 1804-10 und 1817-27 war er Mathematikprofessor an der Kantonsschule in Aarau, 1810-17 Prof. für Physik an der Univ. Kasan (Rußland). Nach seinem Übertritt zum reformatorischen Glauben seit 1820 aargauischer Bürger, wurde er 1829 Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar in Aarau. B. schrieb u. a. Idyllen in der Nachfolge Salomon —> Gessners, wissenschaftliche Studien (u.a. Historische, geographische und statistische Beschreibung des Kantons Aargau, 1844) sowie die Autobiographie Franz Xaver Bronners Leben, von ihm selbst beschrieben (1795). WEITERE WERKE: Schriften. 3 Bde., Zürich 1794. - Der erste Krieg. 2 Bde., Aarau 1810. - Lustfahrten ins Idyllenland. 2 Bde., Aarau 1833. - Der Kanton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert. St. G a l l e n / B e r n 1844. LITERATUR: Eduard Gebele: F. X. B. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 4. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1955, S. 338-359. - A l f r e d Zäck: B., F. X. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 635. - L e o Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 59-65. - H a n s Radspieler: F. X. B. Leben und Werk 1794-1850. Aarau 1967. B r o s c h , Moritz, Redakteur, Historiker, * 7 . 4 . 1 8 2 9 Prag, t 1 3 . 7 . 1 9 0 7 Venedig. B. studierte Geschichte, Archäologie und Jura in Prag und Wien, wurde z u m Dr. jur. promoviert und war als politischer Redakteur der Wiener Tageszeitung „Der Wanderer" tätig. Später widmete er sich hauptsächlich historischen Arbeiten. Seit 1873 war B. in Venedig ansässig. Er schrieb u . a . eine Geschichte des Kirchenstaates (2 Bde., 1880-82). WEITERE WERKE: Oliver Cromwell und die puritanische Revolution. F r a n k f u r t / M a i n 1886. - Allgemeine Staatengeschichte. Abt. 1: Geschichte der europäischen Staaten. Werk 9: Geschichte von England. Bd. 6-10. Gotha 1890-97. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 116. B r o s c h e k , Albert (Vincent), Buchdrucker, Verleger, * 3 . 2 . 1 8 5 8 Danzig, f 1 0 . 7 . 1 9 2 5 Königsberg. Als ausgebildeter Setzer war B., Sohn eines Schuhmachers, zunächst in Danzig, dann in Görlitz und seit 1886 in Graudenz bei dem Verleger Gustav Roethe tätig. Dort war er Faktor, dann Geschäftsführer, stiller Teilhaber und schließlich Verlagsdirektor. 1901 schied er bei Roethe aus, begann Zeitungsunternehmen aufzukaufen und erwarb schließlich 1907 das „Hamburger Fremdenblatt". Im L a u f e der Jahre gelang ihm durch Modernisierungen, Ausbau der Redaktion und A n w e n d u n g neuer technischer Verfahren (Kupfertiefdruck, 1911) eine beträchtliche Ausweitung des Verlags. Seit 1918 gab er u. a. die „Hamburger Illustrierte" heraus. D e m Zeitungsverlag war ein Buchverlag angegliedert. B. gehörte dem Vorstand des Vereins deutscher Zeitungsverleger an. LITERATUR: Gottfried Klein: Β., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 638 f. - Jürgen F r o m m e : Α. V. B. (1858-1925). In: HeinzDietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 265-273. B r o s t , Erich (Eduard), Verleger, Journalist, * 2 9 . 1 0 . 1 9 0 3 Elbing (Westpreußen), t 8 . 1 0 . 1 9 9 5 Essen. B., Sohn eines Mechanikers, machte eine Buchhandelslehre, trat 1921 in die Sozialdemokratische Partei Danzigs ein, war 1925-36 Redakteur der „Danziger Volksstimme", 1928-36 Vorsitzender des „Arbeiterkulturbundes", 1934-36 Mitglied des Landesvorstandes der Sozialdemokratischen Partei Danzigs und gehörte 1 9 3 5 / 3 6 dem Danziger Volkstag an. 1936 nach Parteiverbot wegen angeblicher Aufstandsvorbereitungen verfolgt, emigrierte er nach Warschau, arbeitete an den
Brüggemann „Deutschland-Berichten" der E x i l - S P D mit und war als Korrespondent für schwedische, niederländische und finnische Zeitschriften tätig. 1939 ging er nach Stockholm, 1940 nach Helsinki, 1942 nach Uppsala und 1943 nach London, w o er Mitarbeiter der B B C wurde. 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Redakteur der britischen Besatzungspresse in Köln und Hamburg und war 1 9 4 6 / 4 7 Chefredakteur der „Neuen Ruhr-Zeitung" in Essen, seit 1948 Herausgeber und Verleger der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in Bochum, seit 1953 in Essen. WERKE: Wider den braunen Terror. Briefe und Aufsätze aus dem Exil. Bearb. von Marek Andrzejewski. Bonn 2004. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 98. - Gerd G. Kopper: Ε. B. verstorben. In: Publizistik 41 (1996) S. 80-82. - M a rek A n d r z e j e w s k i / H u b e r t Rinklake: „Man m u ß doch informiert sein, um leben zu können". Ε. B. - Danziger Redakteur, M a n n des Widerstandes, Verleger und Chefredakteur der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Bonn 1997. B r u c k b r ä u , Friedrich Wilhelm, auch Baron Belial, Beamter, Übersetzer, Schriftsteller, * 1 4 . 4 . 1 7 9 2 München, t 23.12.1874 München. Nach d e m Studium der Philosophie und der neueren Sprachen, das er in Landshut absolviert hatte, schlug B. 1810 eine Zollamtslaufbahn ein. 1833 erfolgte seine Ernennung zum Hauptzollamtsverwalter in Burghausen. 1843 trat er in den Ruhestand und kehrte nach M ü n c h e n zurück. Er betätigte sich als Übersetzer (Werke von Petrarca, Milton, George Sand und Alexandre Dumas) und verfaßte selbst Gedichte, Dramen, Erzählungen und erotische R o m a n e ( R o s a ' s Gardinenseufzer, nachgehaucht, 2 Bde., 1832), die jedoch beim Publikum nur wenig Anklang fanden. Er war Redakteur der literarischen Zeitschrift „ E o s " (1824-28) und Herausgeber des „Bayerischen Beobachters" (seit 1829). WEITERE WERKE: Mittheilungen aus den geheimen M e m o i ren einer deutschen Sängerin. 2 Bde., Stuttgart 1829. - Der Papst im Unterrocke. 2 Bde., M ü n c h e n 1832. - Eichenkrone. München 1 8 3 3 / 3 4 . 2. Auflage unter dem Titel: Erzählungen, Novellen und Sardellen. M ü n c h e n 1838. B r u c k m a n n , Hugo, Verleger, Politiker, * 1 3 . 1 0 . 1 8 6 3 München, t 3 . 9 . 1 9 4 1 München. B. durchlief eine Lehre bei einem Dresdner Kunsthändler, arbeitete für eine Bank in Köln sowie für die Berliner Handelsgesellschaft und trat 1886 in die von seinem Vater Friedrich B. gegründete „Friedrich Bruckmann A G " in M ü n c h e n ein. Er gehörte bis 1908 d e m Vorstand und bis 1917 dem Aufsichtsrat des kunsthistorischen Verlags an. Sein eigener Verlag, den er 1917 in M ü n c h e n ins Leben rief, bestand bis 1930. B. verlegte kunsthistorische sowie archäologische Werke und übernahm die Leitung der „München-Augsburger Abendzeitung", der „Süddeutschen Monatshefte" sowie der „Münchner Neuesten Nachrichten" (1924-35). 1925 trat er der N S D A P bei, die er seit 1921 finanziell unterstützte, und gehörte von 1932 bis zu seinem Tod als Mitglied der NSDAP-Fraktion d e m Reichstag an. Zur Zeit des Nationalsozialismus war B. Mitglied des Vorstandes des Deutschen Museums, des Senats der Reichskulturkammer und Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Nachrichtenbüros. LITERATUR: 100 Jahre Brücke zur Kunst. 100 Jahre Bruckmann. München 1958. - 125 Jahre Bücher. 1858-1983 Verlag und Graphische Kunstanstalten F. Bruckmann KG. München 1983. - Statisten in Uniform, 2004, S. 65. B r ü c k n e r , Helmuth, Politiker, Redakteur, * 7 . 5 . 1 8 9 6 Peilau (Kr. Reichenbach, Eulengebirge), t nach 1945 U d S S R (?). B. studierte Geschichte, Philosophie, Geographie und später Volkswirtschaftslehre an der Univ. Breslau. 1914 meldete er
sich als Kriegsfreiwilliger; seit 1921 war er b e i m Deutschen Selbstschutz in Oberschlesien tätig. Seit 1924 Schriftleiter der „Schlesischen Volksstimme", w a r er 1924-26 Stadtverordneter in Breslau, 1925 Begründer der N S D A P in Schlesien und ehrenamtlicher Leiter des Gaues. B. war 1930-34 Mitglied des Reichstags und 1 9 3 2 / 3 3 Preuß. Landtags. Als Bevollmächtigter der Provinz Niederschlesien gehörte er 1 9 3 3 / 3 4 d e m Reichsrat an. 1932 war er LAndesinsprektor Ost der N S D A P und 1 9 3 2 / 3 3 K o m m i s s a r O s t der N S D A P . 1933 Oberpräsident von Schlesien, w u r d e er 1934 im Zus a m m e n h a n g mit dem „ R ö h m - P u t s c h " in Schutzhaft g e n o m men, im D e z e m b e r desselben Jahres seines A m t e s enthoben und aus der Partei ausgeschlossen. B. starb vermutlich nach 1945 in sowjetischer Haft. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 68. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 65 f. B r t t e s , Otto, Schriftsteller, Redakteur, * 1 . 5 . 1 8 9 7 Krefeld, t 1 8 . 4 . 1 9 6 7 Krefeld. B. nahm a m Ersten Weltkrieg teil, studierte anschließend Germanistik und Kunstgeschichte an der Univ. B o n n und w u r d e 1922 Feuilletonredakteur des „Stadtanzeigers" der „Kölnischen Zeitung", später Kulturredakteur der „Düsseldorfer Zeitung". Nach 1945 lebte er als freier Schriftsteller in A u (Oberbayern), 1950-55 in Düsseldorf und zuletzt in Krefeld. B. schrieb Lyrik und Theaterstücke, w u r d e aber vor allem als unterhaltsamer Erzähler von M e n s c h e n , der Geschichte und Landschaft des Niederrheins bekannt (Der Silberkelch, 2 Bde., 1948). 1942 erhielt er den Rheinischen Literaturpreis. WEITERE WERKE: Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart. Eine Schilderung des Rheinstroms und seines Gebietes von den Quellen bis zur M ü n d u n g . Stuttgart 1925. Und immer sang die Lerche. Lebenserinnerungen. Duisburg 1967. - Die D a m e . Erzählung. Krefeld 1975. - Du darfst im Außenbild das Innen sehen. Gedichte. Krefeld 1998. LITERATUR: Johannes Cladders: Ο. B. Eine Untersuchung zur Dichtungs- und Geistesgeschichte der Rheinlande. Diss. Univ. Bonn 1955. - E v a Brües: Ο. B. In: Rheinische Heimatpflege 24 (1987) S. 117-121. - Franz Janssen: B e w a h r e n d e s und progressives Wertebewusstsein. D e r rheinische Feuilletonist und Erzähler Ο. B. Diss. Univ. Düsseldorf 1991. E v a Brües: Zwischen Rhein und M a a s war ich j u n g . Der Schriftsteller Ο. B. (1897-1967). Bilder, Bücher, Briefe, Fotos, Manuskripte, Dokumente. Krefeld 1997 (Ausstellungskatalog). B r ü g e l , L u d w i g , österr. Journalist, * 6 . 2 . 1 8 6 6 Großmeseritsch (Mähren), t 3 0 . 8 . 1942 Konzentrationslager Theresienstadt. B. studierte Medizin in Wien. Nach mehrerjähriger Tätigkeit als Parlamentskorrespondent für das „Neue W i e n e r Tagblatt" wechselte er 1895 zur „Morgenzeitung" (Wien), bei der er vor allem für das Feuilleton schrieb. Seit 1918 arbeitete er als Presseschef der österr. Staatskanzlei unter Karl —> Renner. B. veröffentlichte u . a . Soziale Gesetzgebung in Österreich von 1848-1918 (1919) und Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie (5 Bde., 1922-25). A m 1 4 . 8 . 1 9 4 2 w u r d e er nach Theresienstadt deportiert. B r ü g g e m a n n , Karl Heinrich, N a t i o n a l ö k o n o m , C h e f redakteur, Publizist, * 2 9 . 8 . 1 8 1 0 Hopsten (Westfalen), t 1 . 7 . 1 8 8 7 Köln. D e r Sohn eines Arztes studierte an den Universitäten Bonn und Heidelberg Rechts- und Staatswissenschaften, stand dort bald an der Spitze der studentischen Freiheitsbewegung und hielt 1832 eine der Hauptreden auf d e m H a m b a c h e r und d e m Wilhelmsbader Fest. D a f ü r 1836 z u m Tod verurteilt, w u r d e B. zu lebenslanger Festungshaft begnadigt und 1840 von König Friedrich Wilhelm IV. amnestiert. Sein Wunsch,
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Brügger sich an der Berliner Univ. zu habilitieren, scheiterte am Einspruch des Kultusministers Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. B. ging nach Paris und Berlin, w u r d e Mitarbeiter an n a m h a f t e n Zeitungen und veröffentlichte u. a. Dr. Lists nationales System der politischen Ökonomie (1842). Im Herbst 1845 wurde er Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung" und mußte, um die Zeitung vor d e m Verbot zu bewahren - er stand in Opposition zur preuß. Politik (bis 1866) - , 1855 die Redaktionsleitung aufgeben und als „namenloser Mitarbeiter" im Hintergrund arbeiten. WEITERE WERKE: Preußens Beruf in der deutschen StaatsEntwicklung und die nächsten Bedingungen zu seiner Erfüllung. Berlin 1843. - Meine Leitung der Kölnischen Zeitung und die Krisen der preußischen Politik von 1846-1855. Leipzig 1855. LITERATUR: Jakob Baxa: Β., Κ. H . In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 5 9 f. - Carl Buchheim: Κ. Η. B. In: Westfälische Lebensbilder. Bd. 7. Münster 1959, S. 121-140. - Cornelia Foerster: Κ. Η. B. zwischen Hambacher Fest (1832) und Kölnischer Zeitung ( 1 8 4 5 / 5 5 ) . Ein westfälischer Burschenschafter als Volksredner und Publizist. In: Wilfried R e i n i n g h a u s / H o r s t Conrad (Hrsg.): Für Freiheit und Recht. Westfalen-Lippe in der Revolution 1 8 4 8 / 4 9 . Münster 1999, S. 22-31. B r ü g g e r , Friedrich, schweizer. Politiker, Jurist, Militär, * 2 1 . 3 . 1 8 5 4 Churwalden (Kt. Graubünden), t 2 9 . 1 . 1 9 3 0 Chur. Der Sohn eines Offiziers in päpstlichen Diensten studierte in Löwen und M ü n c h e n Rechtswissenschaften (Promotion 1877). Nach Chur zurückgekehrt, ließ er sich als Rechtsanwalt nieder und ü b e r n a h m die Ämter eines Regierungssekretärs, Gerichtsschreibers und Staatsanwalts (1891). 1887-89, 1909-11 und 1913-15 gehörte er d e m Bündner Großen Rat, 1900-07 dem Kleinen Rat (Bau- und Forstdepartement) an. 1907-30 w a r er Abgeordneter des Schweizer. Ständerats, 1 9 1 8 / 1 9 dessen Präsident und vertrat dort die Katholisch-Konservative Partei Graubündens. B. war 1909-14 Oberstdivisionär und K o m mandant der St.-Gotthard-Befestigung, seit 1914 Generaladjutant der Schweizer. A r m e e und seit 1918 Korpskommandant. Mit Theophil von Sprecher reformierte er das „Bündner Tagblatt". Der Bündner Konservativ-Demokratischen Partei stand er 1923-30 als Präsident vor. B r ü h l , Moritz, auch Johann August Moritz, Schriftsteller, Publizist, * 2 6 . 7 . 1 8 1 9 Düsseldorf, t 1 2 . 1 . 1 8 7 7 Wien. D e r Sohn jüdischer Eltern wurde zum Dr. phil. promoviert, veröffentlichte 1839 erste Arbeiten (Walter Scott und seine Freunde nach John G. Lockhart, 5 Bde., 1839-41) und gründete 1841 die „Mannheimer Zeitung". Bald gab er die Redaktion ab, ging nach Köln, später nach Frankfurt / M a i n und konvertierte 1843 in Schwäbisch G m ü n d zur kath. Kirche. B. ließ sich in Wien nieder und arbeitete als Publizist, Kulturhistoriker, Erzähler, Übersetzer und Biograph (Johann Michael Sailer. Systematische Anthologie aus seinen Schriften, und Lebensbild, 1855). 1854 gab er die Sammlung aus den vorzüglichen neueren katholischen Dichtern und Prosaikern Deutschlands heraus. B r ü h l e r , Ernst-Christoph, Politiker, Pädagoge, * 1 2 . 2 . 1 8 9 1 Mannheim, t 3 0 . 8 . 1 9 6 1 Freiburg/Breisgau. B. studierte seit 1909 Geschichte, Germanistik und Anglistik in Heidelberg und Freiburg, w o er 1914 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1919-24 war er Gymnasiallehrer in Freiburg, dann Chefredakteur der „Breisgauer Zeitung", bevor er 1933 in den Schuldienst zurückkehrte. Als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei w u r d e er 1921 Stadtverordneter, 1928 Stadtrat und gehörte 1930-33 dem Badischen Landtag an. Inzwischen Oberstudiendirektor, w u r d e B. 1943 aus
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politischen Gründen pensioniert und später inhaftiert. Seit 1950 war er Oberstudiendirektor und Leiter der Pädagogischen Akademie II in Freiburg. 1953-57 war er Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 1955 als Fraktionsvorsitzender der Deutschen Partei (DP). 1955-57 war er Vorsitzender der DP; 1958 wurde er Mitglied der C D U . WERKE: Warum nationale Presse? Freiburg/Breisgau [1928]. - Im Zauberreich des Herrn Remmele. Freiburg/ Breisgau 1931. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 104 f. B r ü l l , Adolf, jüdischer Theologe, Philologe, Journalist, * 2 7 . 4 . 1 8 4 6 Kojetein (Mähren), f 1 6 . 9 . 1 9 0 8 F r a n k f u r t / Main. Der Sohn des Rabbiners Jakob B. studierte an den Universitäten Wien, Prag und Breslau Philosophie und wurde 1867 promoviert. 1869 veröffentlichte er die philologische Studie Fremdsprachliche Redensarten und ausdrücklich als fremdsprachlich bezeichnete Wörter in den Talmuden und Midraschim und erteilte seit 1871 Religionsunterricht a m Philanthropin in F r a n k f u r t / M a i n . B. war seit 1897 Herausgeber und bis 1908 auch Redakteur der „Populärwissenschaftlichen Monatsblätter zur Belehrung über das Jud e n t u m für Gebildete aller Konfessionen". B r ü l l , Nehemias, Rabbiner, Schriftsteller, Publizist, * 1 6 . 3 . 1 8 4 3 Neu-Rausnitz (Mähren), t 5 . 2 . 1 8 9 1 Frankfurt/Main. Mit der Approbation zum Rabbiner ausgestattet, kam B., Sohn des Rabbiners Jakob B., zu weiteren Studien nach Wien, veröffentlichte 1862 seine erste Arbeit Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Kojetein und hielt in d e m von ihm mitbegründeten „Verein der Rabbinatskandidaten" Vorträge über jüdische Geschichte. Er w u r d e in Leipzig promoviert und als Rabbiner in die G e m e i n d e Bisenz (Mähren), 1870 in die israelitische Gemeinde von F r a n k f u r t / M a i n berufen. 1874 gründete er die . J a h r b ü c h e r für jüdische Geschichte und Literatur" (10 Bde., bis 1890) und setzte die Arbeit 1891 im „Zentralanzeiger f ü r Jüdische Literatur" fort. LITERATUR: A. Freimann: Β., N. In: ADB, Bd. 47, 1903, S. 296 f. B r ü n i n g , (Johann) Adolf von, Chemiker, Industrieller, * 1 6 . 1 . 1 8 3 7 Ronsdorf bei Elberfeld, t 2 1 . 4 . 1 8 8 4 Frankfurt/Main. B., Sohn eines Justizrats, studierte seit 1853 Chemie im Laboratorium von Remigius Fresenius in Wiesbaden, setzte 1856 seine Studien an den Universitäten Christiania (Oslo), Berlin und Heidelberg fort und wurde 1859 promoviert. Er trat in die Fa. W. Spindler in Berlin ein und wurde 1862 von seinem Studienfreund Eugen Lucius abgeworben; seit 1864 war er Teilhaber sowie technischer Direktor der Fa. Meister, Lucius & Co. B. befaßte sich vor allem mit der Entwicklung und Herstellung künstlicher Farbstoffe und war maßgeblich a m Ausbau der späteren Farbwerke Hoechst, vormals Meister, Lucius & Brüning beteiligt. Er gründete eine Hilfskasse f ü r erkrankte Arbeiter, einen Kreditfonds zum Bau von Eigenheimen und förderte den Werkswohnungsbau. 1874-81 vertrat er als Reichstagsabgeordneter die Nationalliberale Partei und erwarb, 1876 nach F r a n k f u r t / M a i n übergesiedelt, die . f r a n k f u r t e r Presse", die er 1880 mit dem „Frankfurter J o u r n a l " vereinte. B., der 1883 nobilitiert wurde, war Mitbegründer des Deutschen Kolonialvereins. LITERATUR: Dolf von Brüning: Β., Α. V. |In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 665. - Ernst Fischer: Die Gründer der Farbwerke Hoechst AG. Eugen Lucius, Wilhelm Meister, Α. B. In: Nassauische Lebensbilder. Bd. 6. Hrsg. v. Karl Wolf. Wiesbaden 1961, S. 248-262.
Bruns B r u h n , Wilhelm, Verleger, Politiker, * 1 8 . 1 . 1 8 6 9 Saal (Pommern), t 2 0 . 1 0 . 1 9 5 1 Berlin. B. besuchte 1886-89 das Lehrerseminar in Franzburg, leistete 1889 Militärdienst in Stralsund und war 1889-94 Lehrer. Daneben im Zeitungs- und Druckereibetrieb tätig, wurde er 1895 Verleger in Berlin und Herausgeber der „Staatsbürger-Zeitung". 1903-18 war er Reichstagsmitglied für die Deutsch-Nationale Partei und gehörte dann der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, seit 1920 wieder dem Reichstag an. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 70. B r u n c k , Constantin, Dirigent, Gesangspädagoge, K o m p o nist, * 3 0 . 5 . 1 8 8 4 Nürnberg, f 2 3 . 5 . 1 9 6 4 Nürnberg. Nach einer Apothekerlehre begann B. 1901 an der Musikschule seiner Heimatstadt mit dem Musikstudium, das er 1905-09 in Berlin u . a . als Meisterschüler von Engelbert Humperdinck fortsetzte. W ä h r e n d der folgenden zwei Studienjahre am Kgl. Konservatorium in Mailand bei Giuseppe Frugatta dirigierte er den deutschen Chorverein Mailand. 1911 kehrte B. nach N ü r n b e r g zurück, leitete dort verschiedene Arbeiterchöre, schrieb f ü r die „Fränkische Tagespost" und unterrichtete an der städtischen Volkshochschule. Seit 1925 leitete er die Musik-Volksbücherei Nürnberg. B. komponierte u. a. Lieder und Klavierwerke sowie Stücke f ü r kleines Orchester. B r u n n e r , Armin, Pseud. B. Armin, Adrian Berger, B. Paul, Teutoburg, Redakteur, Schriftsteller, * 1 . 8 . 1 8 6 4 Mißlitz (Mähren), f 8 . 1 1 . 1 9 2 9 Wien. B. trat 1887 in das Korrespondenzbüro Wilhelm ein, kam 1893 als Redakteur zum „Neuen Wiener Journal" und wurde später Schriftleiter der „Neuen Freien Presse", 1915 Redakteur des „Concordia-Kalenders". Daneben schrieb er feuilletonistische Beiträge f ü r verschiedene Tageszeitungen sowie für literarische und humoristische Periodika. B. veröffentlichte Jugendliteratur, Gedichte, Opernlibretti, sprachkritische Betrachtungen (u.a. Schlecht Deutsch, 1895) und Unterhaltungsromane (u. a. Erbgift, 1900; Das Frühlingsfest, 1906). LITERATUR: Α. B. 1. August 1 8 6 4 - 8 . November 1929. Ein Gedenkblatt. Von der L o g e „Sokrates" seiner Familie und allen seinen Freunden gewidmet. Wien 1929. B r u n n e r , August (Eugen Albert), Jesuit, Theologe, Philosoph, * 3 . 1 . 1 8 9 4 Orschwihr (Elsaß), t 1 1 . 4 . 1 9 8 5 München. B. trat 1912 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte 1923-25 in Ore Place/Hastings (England), war in Irland und Stockholm tätig und lehrte seit 1929 in Valkenburg Philosophie. 1937 übernahm er einen Lehrstuhl f ü r Logik und Metaphysik an der französischen Hochschule des Ordens auf der Insel Jersey, lebte seit 1941 in Paris, lehrte seit 1943 in Valspres-le-Puy (Haute-Loire) und ging 1946 nach München. B. beschäftigte sich hauptsächlich mit T h o m a s von Aquin, Husserl und Sartre; im Mittelpunkt seines philosophischen Interesses stand das Erkenntnisproblem. B. gehörte zu den Herausgebern der Monatsschrift „Stimmen der Zeit". Er veröffentlichte u. a. Die Grundfragen der Philosophie. Ein systematischer Aufbau (1933, 8 1982), Erkenntnistheorie (1948), La Personne incarnie. Etude sur la Phänomenologie et la philosophic existentialiste (1947), Der Stufenbau der Welt. Ontologische Untersuchungen über Person, Leben, Stoff (1950), Glaube und Erkenntnis. Philosophisch-theologische Darlegung (1951), Die Religion. Eine philosophische Untersuchung auf geschichtlicher Grundlage (1956), Geschichtlichkeit (1961), Person und Begegnung. Eine Grundlegung der Philosophie (1982) und Offenbarung und Glaube (1985).
WEITERE WERKE: Eine neue Schöpfung. Ein Beitrag zur Theologie des christlichen Lebens. Paderborn 1952. - Erkennen und Glauben. Art und Begründung des Glaubens. Kevelaer 1959. - Vom christlichen Leben. G e s a m m e l t e Aufsätze. Würzburg 1962. - D e r Schritt über die Grenzen. Wesen und Sinn der Mystik. W ü r z b u r g 1972. - Erkenntnis und Überlieferung. M ü n c h e n 1976. - Kant und die Wirklichkeit des Geistigen. Eine Kritik der transzendentalen M e t h o d e . M ü n c h e n 1978. - Gnade. Einsiedeln 1983. - O f f e n b a r u n g und Gnade. Eine phänomenologische Untersuchung. M ü n c h e n 1985. LITERATUR: Gerald A. M c C o o l : Recent trends in G e r m a n scholasticism: Β. and Lötz. In: International Philosophical Quarterly 1 (1961) S. 668-682. - Egon Becker: O f f e n b a r u n g und Glaube nach Α. B. Saarbrücken 1969. - Karl-Heinz N e u f e l d : D a s Werk A. B . s S. J. In: Archivum Societatis Jesu 58 (1989) S. 87-119 (Bibliogr.). - Christliche Philosophie im katholischen D e n k e n des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M . Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u . a . 1990, S. 233-242. - Karl H e i n z Neufeld: Β., A. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 729. B r u n n e r , Sebastian, Pseud. M a x Veitel Stern, österr. kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 0 . 1 2 . 1 8 1 4 Wien, t 2 7 . 1 1 . 1 8 9 3 Wien. B. studierte 1834-38 in Wien Theologie, empfing 1838 die Priesterweihe, war Kaplan und Pfarrer in N e u d o r f / L a a und Altlerchenfeld bei Wien, später Feiertagsprediger an der Universitätskirche in Wien und lebte dort seit 1856 als freier Schriftsteller. 1865 w u r d e er zum apostolischen Protonotar und päpstlichen Hausprälaten, 1875 zum Konsistorialrat ernannt. 1848 gründete er die „Wiener katholische Kirchenzeitung", die er bis 1865 leitete. Seine schriftstellerische Tätigkeit erstreckte sich von historischen, apologetischen und literarhistorischen Werken über Reisebeschreibungen bis zu Gedichten. WERKE: G e s a m m e l t e Erzählungen und poetische Schriften. 18 Bde., Regensburg 1864-78. LITERATUR: Joseph Scheicher: S. B. W ü r z b u r g / W i e n 1888, 2 1890. - Renatus Ritzen: Der j u n g e S. B. in seinem Verhältnis zu Jean Paul, A. Günther und Fürst Metternich. Diss. Nijmegen 1927. - Ilse Treimer: S. B. als Historiker. Diss. Wien 1948. - Ernst Alker: B., S. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 683 f. - Ilse Treimer: S. B. als Historiker. Diss. 1949. Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 121-122. - Hans Novogoratz: S. B. und der f r ü h e Antisemitismus. Diss. Wien 1979. - Susanna Schmidt: B „ S. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 731. B r u n s , Viktor, Jurist, * 30. 12.1884 Tübingen, t 1 8 . 9 . 1 9 4 3 Königsberg. D e r Sohn des Chirurgen Paul von B. studierte in Leipzig und Tübingen, wurde dort 1910 promoviert, im gleichen Jahr als a. o. Prof. an die Univ. Genf berufen und las seit 1912 in Berlin. 1924 gründete er das Institut f ü r ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, das unter seiner Ägide ein Z e n t r u m staats- und völkerrechtlicher Forschung wurde. Von 1927 an war B. an zahlreichen internationalen Schiedsprozessen beteiligt. So agierte er u. a. als nationaler Richter für Danzig vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof im Haag und als Staatsvertreter des Reichs bei den Verhandlungen über die deutsch-österreichische Zollunion. B. w a r Mitglied des Ständigen Schiedshofs und des Institut de droit public sowie Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Mit Kurt - > H ä n t z s c h e l gab er 1928-31 „Die Preßgesetze des Erdballs" heraus. In der Zeit des Nationalsozialismus versuchte B „ die aggressiven Territorialanspriiche des Reiches in Beiträgen wie Die Schuld am Frieden und das deutsche Recht am Sudetenland (1939) völkerrechtlich zu begründen.
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Brust B r u s t , Alfred, Schriftsteller, * 1 5 . 6 . 1 8 9 1 Insterburg (Ostpreußen), t 1 8 . 9 . 1 9 3 4 Königsberg. Nach einer 1911 abgebrochenen Ausbildung zum K a u f m a n n wurde B., Sohn eines K a u f m a n n s , Volontär bei der „Tilsiter Zeitung" und später Redakteur in Annaberg. Als Soldat im Ersten Weltkrieg arbeitete er 1916-18 in der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost in Litauen. 1 9 1 8 / 1 9 war er Delegierter im Rigaer Soldatenrat und lebte danach als freier Schriftsteller in Cranz, Heydekrug und Königsberg. Für den Roman Die verlorene Erde (1926) erhielt B. den Kleist-Preis. LITERATUR: Helmut Motekat: B „ A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 690. - Henry Kuritz: Α. B., eine monographische Studie. Dresden 1998. B r u s t , August, Gewerkschafter, Redakteur, Politiker, * 1 . 8 . 1 8 6 2 H a m m (Werden, heute zu Essen), f 2 0 . 4 . 1 9 2 4 Essen. Von 1878 an arbeitete B. zwanzig Jahre als Bergmann. Als überzeugter Katholik gründete er 1894 den „Gewerkverein christlicher Bergarbeiter f ü r den Oberamtsbezirk Dortmund". Seit 1898 arbeitete er hauptamtlich als Redakteur der Zeitung des Gewerkvereins. B. bemühte sich um den Z u s a m m e n s c h l u ß der verschiedenen christlichen Gewerkschaften zu einer Dachorganisation, legte jedoch 1904 seine Ämter aus Resignation über die politische Vereinnahmung seiner Bewegung zeitweise nieder, w u r d e Redakteur der Zentrumszeitung und später Stadtverordneter. 1908 in den Preußischen Landtag und 1918 zum Mitglied der Verfassunggebenden preuß. Landesversammlung gewählt, gehörte B. 1921 auch dem ersten Landtag von Westfalen-Nord an. LITERATUR: Heinrich Imbusch: Α. B. Ein Lebensbild des Gründers der ersten christlichen Gewerkschaft. BerlinWilmersdorf 1924. - Helga Grebing: Β., A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 6 9 0 f . - Claudia Hiepel: Arbeiterkatholizismus an der Ruhr. Α. B. und der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter. Stuttgart 1999. B r u s t e l l i n , Alf, Filmproduzent, * 2 7 . 7 . 1 9 4 0 Wien, t 1 1 . 1 1 . 1 9 8 1 München. Der Sohn eines Offiziers studierte Germanistik in München, trat während des Studiums als Schauspieler, später als Kabarettist auf und schrieb 1966-71 u . a . f ü r die „Süddeutsche Zeitung" und den „Spiegel" Theater- und Filmrezensionen. Seit Ende der sechziger Jahre realisierte er als Drehbuchautor, Kameramann, Produzent und Regisseur Kultursendungen und Kinderfilme für das Fernsehen und mit wachsendem Erfolg Kinofilme. B., der zum Jungen Deutschen Film zu zählen ist, arbeitete mit d e m Regisseur Bernhard Sinkel zusammen; gemeinsam drehten sie etwa den Film Berlinger ein deutsches Abenteuer (1975), eine Episode f ü r Deutschland im Herbst ( 1 9 7 7 / 7 8 ) sowie verschiedene Literaturverfilmungen. B. starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls. WEITERE WERKE: u.a.: Bestandsaufnahme. Utopie Film. 20 Jahre neuer deutscher Film. Hrsg. v. Alexander Kluge. F r a n k f u r t / M a i n 1983. B u b e n d e y , Johann Friedrich, Pseud. Peter Albinus, Hannes Deyben, Redakteur, Schriftsteller, * 1 7 . 4 . 1 8 8 8 Hamburg, t 2 6 . 1 . 1 9 6 4 Hamburg. Der Sohn des Ingenieurs Johann Friedrich B. studierte Volkswirtschaft, Staats- und Verwaltungsrecht in Jena und Berlin und kam 1912 als Redakteur in seine Geburtsstadt. 1914-18 nahm er - zuletzt als Presseoffizier der Obersten Heeresleitung - am Ersten Weltkrieg teil. B. w u r d e Mitinhaber des Verlags Dr. Bubendey und Kober und war 1920 und 1926 Reichstagskandidat der Deutschnationalen Volkspartei. Seit 1926 in Finkenkrug bei Berlin ansässig, gab er die „Illustrierte Denksport-Korrespondenz" sowie den „Staatswissenschaftlichen Pressedienst" heraus und w a r bis 1934 Referent
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und Leiter der Vortragsabteilung des Deutschlandsenders. B. schrieb mehrere D r a m e n (u. a. Ein Einbruch, 1907); während der Zeit des Nationalsozialismus veröffentlichte er zahlreiche politische Schriften sowie die gesammelten Briefe Albert Leo Schlageters (Deutschland muß leben . . . , 1933). B u b e r , Martin, (Mordechai), jüdischer Religionsphilosoph, * 8 . 2 . 1 8 7 8 Wien, f 1 3 . 6 . 1 9 6 5 Jerusalem. B. entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbrachte er 1881-92 nach der Scheidung der Eltern Karl B. und Elise Wurgast in Lemberg im großelterlichen Haus. Vom Großvater Salomo B., einem als Editor rabbinischer Quellen bekannten Gelehrten, wurde er in die Welt jüdischer Religiosität und Geistigkeit eingeführt, von der Großmutter Adele in die Welt der schönen Literatur, vornehmlich der deutschen Klassik. Seit seinem 13. Lebensjahr besuchte er das polnische G y m n a s i u m in Lemberg und lernte auf diese Weise auch den slawischen Kulturraum kennen (seine erste Veröffentlichung ist polnisch geschrieben). Daneben geriet er auch in Berührung mit Leben und Geist der chassidischen B e w e g u n g des Ostjudentums, wuchs selbst aber als „kultur-assimilierter Westjude" (A. Böhm) heran. Das breit angelegte Studium (Philosophie, Germanistik, klassische Philologie, Literatur- und Kunstgeschichte, Psychiatrie und Nationalökonomie) begann 1896 in Wien und führte über Leipzig und Berlin nach Zürich. Unter seinen Lehrern ragen namentlich Wilhelm Dilthey und Georg Simmel hervor. F ü r seine geistige Entwicklung bestimmend war insbesondere der Einfluß Nietzsches, ferner die Beschäftigung mit Mystikern der Renaissance- und Reformationszeit wie Jacob B ö h m e und Valentin Weigel. Zu Marksteinen seines Lebens wurden 1899 in Zürich die Heirat mit Paula Winkler (später unter dem Schriftsteller-Pseudonym Georg Münk bekannt) und in Berlin im Kreis der von Heinrich und Julius —> Hart begründeten kultur-revolutionären, sozialistischen „Neuen G e m e i n s c h a f t " die Begegnung mit Gustav —» Landauer, d e m er zeitlebens eng verbunden blieb. B. fand bereits früh Anschluß an die zionistische Bewegung: 1898 initiierte er eine zionistische Ortsgruppe und den Verein jüdischer Studenten in Leipzig, 1899 nahm er als Delegierter am 3. zionistischen Kongreß in Basel teil und wurde Redakteur der zionistischen Zeitschrift „Die Welt". 1901 trat er auf dem 5. zionistischen Kongreß in Basel als Sprecher der „kulturzionistischen" Richtung gegen die national-politischen Zionisten auf, was zum Bruch mit Theodor —>Herzl und M a x —»Nordau führte. 1902 begründete er mit Berthold —»Feiwel den „Jüdischen Verlag" im Sinne der kulturellen und geistigen „Erneuerung des Judentums". Die Verbindung mit dem „Verein jüdischer Hochschüler Bar Kochba in P r a g " (seit 1903) diente d e m gleichen Ziel. Mit dem Abschluß der Dissertation (Zur Geschichte des Individuationsproblems [Nikolaus von Cues und Jakob Böhme], Wien 1904) zog sich B. zunehmend aus der zionistischen Parteiarbeit zurück. Schon früh mit namhaften Dichtern und Schriftstellern bekannt (u. a. Richard Dehmel, Hermann Hesse, später Alfred —> Döblin, M a x —> Brod, Arnold und Stefan Zweig, Samuel Joseph Agnon), fühlte er sich im Gefolge eigener ekstatischer Erfahrungen selbst zum Dichter berufen und begann eine vielseitige literarische Tätigkeit: I m Mittelpunkt steht die jüdische Mystik des Chassidismus (Die Geschichten des Rabbi Nachman, 1906; Die Legende des Baal Schern, 1908; beide während eines Aufenthalts in Florenz 1 9 0 5 / 0 6 entstanden), daneben aber auch andere, namentlich orientalische Überlieferungen mythischen und mystischen Denkens (Ekstatische Konfessionen, 1909; Übersetzung der Reden und Gleichnisse des Tschuang Tse, mit einem Nachwort zur Lehre des Tao, 1910). Den Abschluß dieser ersten Schaffensphase bildet die kleine Prosadichtung Daniel (1913), die eine Synthese westlicher Lebensphilosophie und östlicher Mystik
Buber versucht, im Kern aber bereits Grundelemente des später f ü r B. kennzeichnenden Existentialismus und dialogischen Prinzips enthält und von B. selbst rückblickend als „ B e k e h r u n g " bezeichnet wurde. In dieser Zeit bestritt B., inzwischen in Berlin ansässig, seinen Lebensunterhalt wesentlich durch das Lektorat bei Riitten & Loening (bis 1915) als Herausgeber der sozialpsychologischen Schriftenreihe „Die Gesellschaft". Seit 1913 wuchs zunehmend auch wieder das Interesse an Fragen der zionistischen B e w e g u n g . Ansätze dazu finden sich bereits in den Drei Reden über das Judentum, zwischen 1909 und 1911 in Prag gehalten, 1911 publiziert. Öffentlich zum Ausdruck brachte er dies zunächst 1913 in Plänen zur Gründung einer jüdischen Schule in Deutschland, die Erziehung „im Sinne eines wahrhaften und lebendigen Judentums inaugurieren sollte", ferner 1916 unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs in seinen gesammelten Aufsätzen und A n sprachen über Die jüdische Bewegung, in der kleinen Schrift Vom Geist des Judentums sowie vor allem in der Herausgabe der Monatsschrift „Der Jude", die bis 1924 von B. als Sprachrohr jüdischer Neubesinnung und S a m m l u n g geleitet wurde. 1916 - inzwischen nach H e p p e n h e i m an d e r Bergstraße umgezogen - kam es auch zur ersten Konzeption von Ich und Du, der 1923 veröffentlichten Grundschrift B.s, mit der er sich von der bisher eingenommenen mystischen Grundhaltung verabschiedete und die Kehre z u m dialogischen Denken in Beziehung und B e g e g n u n g vollzog, Grundlage aller späteren sprachphilosophischen und pädagogischen Arbeiten. Die Greuel des Kriegs und die ihm folgenden revolutionären Umbrüche erlebte und deutete B. wie viele ihm verbundene Zeitgenossen als geistige und religiöse Krisis und als Widerlegung der nationalen Ideologie. Im Rahmen zionistischer Bestrebungen Schloß er sich der von Aron David Gordon bestimmten revolutionärsozialistischen, nichtmarxistischen Erneuerungsbewegung des Ha-poel Hazair an (Teilnahme am Zionistenkongreß in Karlsbad 1921). 1921 verabschiedete er sich indes erneut von der aktiven Parteiarbeit, ohne freilich seine Anteilnahme an zionistischen Fragen aufzugeben (insbesondere auch die damit verbundene Araberfrage; Unterstützung der u. a. von den Freunden H u g o Bergmann, H a n s —>Kohn und Gerschom Scholem bestimmten G r u p p e des „Berit S c h a l o m " beim Besuch Palästinas 1927). In den folgenden Jahren wirkte B. von H e p p e n h e i m aus in sich vielfältig weitenden Kreisen. Seit 1919 initiierte er Tagungen zur Erneuerung des Bildungswesens, unterstützt u . a . von Florens Christian Rang, Ernst Michel, Paul Natorp und anderen Mitgliedern des „südwestdeutschen Kreises" bzw. „Frankfurter Bundes", und arbeitete mit an den pädagogischen Reformbestrebungen im „Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der E r z i e h u n g " unter Elisabeth —> Rotten sowie im „Hohenrodter Bund". Er beteiligte sich an den Bestrebungen des interkonfessionellen „Patmoskreiscs" um Hans und Rudolf Ehrenberg, Werner Picht, Eugen —> Rosenstock-Huessy, Franz Rosenzweig und Leo Weismantel, die Begegnung und Z u s a m m e n a r b e i t der Religionen zu fördern, und gab im A u f t r a g dieses Kreises 1926-30 zusammen mit Joseph —> Wittig und Viktor von —» Weizsäcker die Zeitschrift „Die Kreatur" heraus. Daneben übte er eine vielfältige Unterrichtstätigkeit aus: in Frankfurt seit 1919 an dem von Anton Nobel gegründeten „Freien jüdischen Lehrhaus", an der „Akademie der Arbeit" sowie an der Univ. (seit 1923 mit einem Lehrauftrag f ü r „Religionswissenschaft und jüdische Ethik", seit 1930 als Honorarprofessor für „Sozialwissenschaft"), ferner in freien Lehrgruppen in der Schweiz (Ascona 1924), in Holland (Amersfoort 1925) und sonst in Deutschland (Stuttgart 1 9 2 8 / 2 9 , Berlin 1929).
Seit 1925 begann eine enge Z u s a m m e n a r b e i t mit Franz Rosenzweig bei der Verdeutschung der hebräischen Bibel, die B. nach dessen Tod (1929) weiterführte (1961 vollendet) und über deren Grundlagen beide in d e m Gemeinschaftswerk Die Schrift und ihre Verdeutschung (1934) Rechenschaft ablegten. In der Folgezeit traten dadurch neben der weitergeführten Beschäftigung mit der Welt des Chassidismus ( D e r große Maggid und seine Nachfolger, 1922; Der Baal-Schem-Tob, 1927; Die chassidischen Bücher, 1928; Hundert chassidische Geschichten, 1930) biblische T h e m e n immer stärker in seinen Gesichtskreis ( K ö n i g t u m Gottes, 1932). Nach der Machtergreifung der N S D A P legte B. vor dem offiziellen Entzug der venia legendi seine Frankfurter Professur nieder und betätigte sich danach am A u f b a u einer „Mittelstelle für j ü d i s c h e Erwachsenenbildung bei der Reichsvertretung der Juden in Deutschland". 1935 wurde ihm j e d e öffentliche Lehrtätigkeit verboten. Versuche, ihn an die hebräische Univ. in Jerusalem zu berufen, führten erst 1938 zum Erfolg. Noch vor d e m N o v e m b e r p o g r o m konnte er dorthin emigrieren und eine Professur f ü r „Sozialpsychologie" (in Folge eines orthodoxen Vetos nicht für „Religionsphilosophie") übernehmen. Der schwere Neubeginn war bestimmt von dem Bemühen, sich in den politischen Wirren des Landes an der Grundlegung und am A u f b a u jüdischer Erziehungsarbeit zu beteiligen und z u s a m m e n mit J. L. M a g n e s in der Gruppe „ I c h u d " für jüdisch-arabische Verständigung einzutreten (Israel und Palästina, 1944, hebräisch). E r fand damit aber nur geringen Widerhall. Seine Schaffenskraft blieb ungebrochen. Die Ansätze von Ich und Du wurden weiter ausgebaut zu einer u m f a s s e n den philosophischen Anthropologie (später z u s a m m e n g e f a ß t in Schriften zum dialogischen Prinzip, 1954), die bibelwissenschaftlichen Werke Der Glaube der Propheten (1942, hebräisch) und Moses (1945, hebräisch) vollendet. Auch die vor der Vertreibung aus Deutschland beschrittenen Wege der Begegnung und Auseinandersetzung (Zwiegespräch mit Karl Ludwig Schmidt im Stuttgarter Lehrhaus, 1933) mit christlicher Weltsicht wurden fortgesetzt (Zwei Glaubensweisen, geschrieben 1948 in den Tagen der Belagerung Jerusalems, mit ausdrücklichem Dank an Rudolf Bultmann, Albert Schweitzer, Rudolf Otto und insbesondere Leonhard —> Ragaz). Nach der Staatsgründung Israels errichtete er 1949 in Jerusalem ein „Seminar f ü r Erwachsenenbildung", das er bis 1953 selbst leitete. 1960-62 war er der erste Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels. 1947 kam er erstmals wieder nach Europa, zu Vorträgen nach Paris, Basel, London; seit 1951 besuchte er auch m e h r m a l s Deutschland, ebenso die U S A . In dieser Zeit wurden ihm zahlreiche offizielle Ehrungen zuteil: 1951 in Hamburg der Hansische Goethepreis, 1953 in Frankfurt der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1960 der Kulturpreis der Stadt München, 1961 der G r o ß e österreichische Staatspreis, 1963 in Amsterdam der niederländische Erasmuspreis; 1964 Ehrendoktorat der Univ. Heidelberg. Während so im Ausland seine Weltgeltung als philosophischer und religiöser D e n k e r und Erzieher wuchs und er dort als der große Künder jüdischer Existenzdeutung galt, fand er in der jüdischen Welt, insbesondere Israel, auch nach seinem Tod bislang nur geringes Echo. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 3 Bde., M ü n c h e n / Heidelberg 1962-64. - Nachlese. Heidelberg 1965. - Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten. Hrsg. v. Grete Schaeder. 3 Bde., Heidelberg 1973-75. LITERATUR: M o s h e Catanne: A bibliography of Μ . Β . ' s works. Jerusalem 1961. - Margot C o h n / R a f a e l Buber: Μ . Β. A bibliography of his writings 1897-1978. Jerusalem 1980. Hans Kohn: Μ . B. Sein Werk und seine Zeit. Hellerau bei Dresden 1930. Köln ' 1 9 6 1 . Dreieich "1979 (Nachwort von Robert Weltsch). - Arthur S c h i l p / M a u r i c e Friedman
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Bucerius (Hrsg.): Μ. Β. Stuttgart 1963 (Bibliogr.). - Grete Schaeder Μ. Β. Hebräischer Humanismus. Göttingen 1966. - Gerhard Wehr: Μ. B. Reinbek bei Hamburg 1968. - Ernst Simon: M. B.s lebendiges Erbe. Heidelberg 1978. - Wolfgang Zink (Hrsg.): Μ. B. 1878-1978. Bonn 1978. - Augustin Rudolf Müller: M. B.s Verdeutschung der Schrift. St. Ottilien 1982. - Hermann Oberparleitner: Μ. B. und die Philosophie. Frankfurt 1982. - Maurice S. Friedman: M. B.'s life and work. 3 Bde., Detroit 1988. - Laurence Jay Silberstein: Μ. B.'s social and religious thought. New York 1989. Gerhard Wehr: Μ. B. Leben, Werk und Wirkung. Zürich 1991, überarbeitete und erw. Fassung 1996. - Uwe Vetter: Im Dialog mit der Bibel. Grundlinien der Schriftauslegung M. B.s. Frankfurt 1992. - Stefan Brunnhuber: Der dialogische Aufbau der Wirklichkeit. Gemeinsame Elemente im Philosophiebegriff von Μ. B., Martin Heidegger und Sigmund Freud. Regensburg 1993. - Hans-Joachim Werner: Μ. B. Frankfurt/Main 1994. - Joachim Israel: Μ. B., Dialogphilosophie in Theorie und Praxis. Berlin 1995. Berndt Schaller B u c e r i u s , Gerd, Verleger, Publizist, * 19.5.1906 Hamm (Westfalen), t 2 9 . 9 . 1 9 9 5 Hamburg. B., Sohn eines hohen Verwaltunsgbeamten, der 1923 in die Hugo Stinnes Seeschiffahrts AG eintrat, studierte 1925-32 Rechtswissenschaften in Berlin, Hamburg und Freiburg/ Breisgau. Zunächst Richter in Kiel und Flensburg, dann Rechtsanwalt in Hamburg, wurde er 1935 promoviert (Der Zeitpunkt des Eigentumsverlustes an beschlagnahmten und liquidierten Gütern rechtsvergleichend dargestellt am englischen, amerikanischen und deutschen Beschlagnahmerecht des Weltkrieges). 1936 trat er in die väterliche Anwaltskanzlei ein. Wegen seiner ersten Ehe mit der Jüdin Gretel Goldschmidt, die er nach England in Sicherheit bringen konnte, wurde B. in der Zeit des Nationalsozialismus als „wehrunwürdig" eingestuft. 1941-45 war er Geschäftsführer und Syndikus der Diago-Werke Moeller und Co. in Hamburg. Von Erik Blumenfeld empfohlen, wurde B. 1945 von der britischen Besatzungsmacht zum Bausenator in Hamburg ernannt. 1948/49 gehörte er als Vertreter Hamburgs dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1949 zog B. für die CDU, der er seit 1946 angehörte, in den Deutschen Bundestag ein; er gehörte dem Fraktionsvorstand und übernahm den Vorsitz des Ausschusses für Berlin. 1952-57 war er Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft. Im Juni 1945 wurde B. Treuhänder des „Hamburger Tageblatts", im Februar 1946 mit dem ehemaligen Chefredakteur Lowis H. Lorenz, dem Verlagskaufmann Ewald Schmidt di Simoni und dem Architekten Richard Tüngel Linzenzträger der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit". 1949 erwarb er für den Zeit-Verlag 50 Prozent der Henri Nannen GmbH, 1951 auch Henri —»Nannens Anteil am „Stern" (37,5 Prozent) und 1954 10 Prozent der Ullstein AG. 1957 wurde B. Alleinhaber der „Zeit", die bis in die siebziger Jahre kaum rentabel war. Zunehmend äußerte sich B. in eigenen Artikeln zu politischen Zeitfragen; 1959 forderte er den Vertriebenenminister wegen dessen Verstrickung in die NS-Vergangenheit zum Rücktritt auf. Ein kirchenkritischer Beitrag im „Stern" („Brennt in der Hölle wirklich Feuer?") führte zu einem Zerwürfnis mit Partei, Fraktion und Kanzler. Als die öffentliche Kritik an ihm zunahm, trat B. aus Partei und Fraktion aus und legte am 2 2 . 3 . 1 9 6 2 sein Bundestagsmandat nieder. Im selben Jahr übertrug er seinen seit 1960 von Richard Gruner gehaltenen Anteil am „Spiegel" wieder an Rudolf -> Augstein. 1964/65 beteiligte sich B. mit 40 Prozent an dem Münchner Monatsblatt „Madame". 1965 wurde auf sein Betreiben die Gruner + Jahr GmbH & Co. KG,
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der zu dieser Zeit zweitgrößte Pressekonzern nach Springer in Deutschland, gegründet, an der B. zunächst mit 28,25, Gruner mit 39,5 und John —»Jahr mit 32,25 Prozent beteiligt waren. Gleichzeitig erfolgte die Umwandlung der Henri Nannen GmbH in die Tempus Zeitungs- und ZeitschriftenVerlagsgesellschaft GmbH, deren alleiniger Gesellschafter der Zeit-Verlag war. 1966 kaufte B. den „Volkswirt" (seit 1970 „Wirtschaftswoche"; diese ging 1974 an Georg von —> Holtzbrinck, wofür B. im Gegenzug 15 Prozent an der Handelsblatt GmbH erhielt) und stieg 1967 mit 75 Prozent beim Christian Wegner Verlag ein. 1969 trennte er die „Zeit" von Graner + Jahr und führte sie in seinen Tempus-Verlag über, der 1970 in Zeit-Verlag GmbH umbenannt wurde. 1972 übertrug B. seine Anteile an Gruner + Jahr von inzwischen 37,5 Prozent 1972 an die Bertelsmann-Gruppe, wofür er 11,5 Prozent der Aktien der Bertelsmann AG erhielt, und führte die „Zeit", die er 1975 aus den Konzernzusammenhängen löste, in die 1971 gegründete Zeit-Stiftung über. 1973-91 gehörte B. dem Aufsichtsrat der Bertelsmann AG an, dessen Vorsitzender er zeitweilig war. 1977 übergab er die geschäftliche Leitung des Zeit-Verlags an seine Lebensgefährtin Hilde von Lang, 1985 die publizistische Leitung an den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, seit 1983 neben Marion Gräfin - » D ö n h o f f Mitherausgeber der „Zeit". Als Verleger, Berater und Publizist blieb B. dem Blatt verbunden; 1996 wurde es an die Verlagsgruppe Holtzbrinck verkauft. 1986-88 w a r B . mit 5 Prozent an „Radio Hamburg" beteiligt. 1988 war er Mitgründer (55 Prozent Anteile) der Zeit-TV-GmbH. B., der sich früh als Mäzen in Hamburg engagierte, förderte den deutschen Begabtennachwuchs. Sein gesamtes Vermögen vermachte er der gemeinnützigen Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. WERKE: Der angeklagte Verleger. Notizen zur Freiheit der Presse. München 1974. - Der Adenauer. Subjektive Beobachtungen eines unbequemen Weggenossen. Hamburg 1976. - Zwischenrufe und Ordnungsrufe. Zu Fragen der Zeit. Berlin 1984. - Ein wenig betrübt, Ihre Marion. Marion Gräfin Dönhoff und G. B. Ein Briefwechsel aus fünf Jahrzehnten. Hrsg. v. Haug von Kuenheim. Berlin 2003. LITERATUR: Hans-Jürgen J a k o b s / U w e Müller: G. B. Der wendige Taktiker. In: Dies.: Augstein, Springer & Co. Deutsche Mediendynastien. Zürich/Wiesbaden 2 f990, S. 85-114. - Ralf Dahrendorf: Lieral und unabhängig. G. B. und seine Zeit. München 2000. - Bernhard Lorentz: B., G. In: MdB, Bd. 1, 2002, S. 106 f. - Mathias von der Heide/ Christian Wagener: „Weiter rechts als die CDU". Das erste Jahrzehnt der „Zeit". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering (Hrsg): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 165-184. Bruno
Jahn
B u c h b i n d e r , Bernhard (Ludwig), Pseud. Gustav Klinger, österr. Schriftsteller, Journalist, * 6 . 7 . 1 8 4 9 Budapest, t 2 4 . 6 . 1 9 2 2 Wien. B. war zunächst Schauspieler, später Mitarbeiter des „Neuesten Pester Journals" sowie des „Politischen Volksblatts" in Budapest und gab die humoristische Wochenschrift „Das kleine Journal" heraus. 1887 siedelte er nach Wien über, war Redakteur des „Neuen Wiener Journals" und veröffentlichte zahlreiche Lustspiele, die als Volksstücke teilweise Massenerfolge wurden (u. a. Die Förster-Christi, 1908), ferner Opern- und Operettentexte, Romane und Novellen. B u c h e b n e r , Walter, österr. Lyriker, Maler, * 9 . 9 . 1 9 2 9 Mürzzuschlag (Steiermark), t 4 . 9 . 1 9 6 4 Wien. Wie bereits während des Studiums der Germanistik und Geographie an der Univ. Wien 1948-53 war B. auch danach in verschiedenen Berufen tätig; 1957 erhielt er durch die Ver-
Buchholz mittlung Rudolf Feimayers eine Stelle als Leiter einer Städtischen Bücherei in Wien. 1951 Schloß er sich dem Kreis um den Wiener Lyriker H e r m a n n —» Hakel an und veröffentlichte 1956-63 vereinzelt Gedichte in österr. Zeitungen („Arbeiterzeitung", „Wiener Zeitung", . J ü d i s c h e s E c h o " ) und Zeitschriften („Neue Wege", „Wort in der Zeit"). Er unternahm mehrere Reisen durch Europa, malte und zeichnete in seinen letzten Lebensjahren und erhielt in den sechziger Jahren Auszeichnungen für seine als „aktive Poesie" propagierte Lyrik. B. beendete sein Leben selbst; seine Gedichte und Tagebücher wurden 1974 unter d e m Titel Die weiße Wildnis veröffentlicht. LITERATUR: Ursula Rosenbichler: W . B. (1929-1964). In: Literatur in Österreich von 1950 bis 1965. Mürzzuschlag 1985, S. 8-20. B u c h e r , Anton, Verleger, Dichter, * 2 0 . 1 2 . 1 8 7 4 Marbach (Kt. Luzern), t 2 4 . 5 . 1 9 4 0 Weggis. Nach d e m Besuch des Lehrerseminars Hitzkirch unterrichtete B., Sohn eines Kleinbauern, 1896-1938 als Lehrer in Weggis. Seit 1917 war er als Schulinspektor im Bezirk Weggis tätig. Daneben verlegte er die „Wochen-Zeitung" (Vitznau), schrieb Erzählungen und Dramen in Mundart, darunter D'rAmme vo Wäggis (1924) und De Fischertoni (1930), und verfaßte regionalhistorische Studien. LITERATUR: Josef Niedermann: Α. B. Werden - Wirken Dichten. Luzern 1974. B u c h e r , Bruno (Adalbert), Kunsthistoriker, * 2 4 . 4 . 1 8 2 6 Köslin, t 9 . 6 . 1 8 9 9 Wien. B. brach die Ausbildung zum Kunstmaler an der Dresdner Akademie ab und w u r d e um 1855 publizistisch tätig. Seit 1865 in Wien ansässig, war er Redakteur des „Wanderers" sowie der „Wiener Zeitung" und profilierte sich als Burgtheater-Rezensent. Er engagierte sich f ü r die Gründung eines Österreichischen M u s e u m s f ü r Kunst und Industrie, dessen Sekretär er 1869 wurde; 1885 trat er die Nachfolge Rudolf von Eitelberger-Edelbergs als Vizedirektor an und war 1895-97 Direktor des Museums. B. gab A n f a n g der siebziger Jahre die „Österreichische Wochenschrift f ü r Wissenschaft und Kunst" heraus und war 1876-89 Dozent für Geschichte der Kunsttechnik. Er publizierte u. a. das Reallexikon des Kunstgewerbes (1883). L I T E R A T U R : Ö B L , B d . 1, 1 9 5 7 , S . 1 2 3 .
B u c h e r , Joseph, Redakteur, Verleger, * 23. 10.1838 Waldkirchen, f 7 . 1 2 . 1 9 0 9 Passau. B., Sohn eines Gastwirts und Metzgermeisters, studierte 1857-61 Rechtswissenschaften in München. 1862 kaufte er mit geerbtem Vermögen die liberale Passauer „Donauzeitung", zu der der „Passauer Kalender" und das „Passauer Amts- und Wochenblatt" gehörten. B. verpaßte der „Donauzeitung" ein monarchistisch, großdeutsch sowie konstitutionell-parlamentarisch geprägtes Profil und unterstützte in seinem Blatt die Deutsche Fortschrittspartei. Wegen zunehmender Kritik an den Liberalen w u r d e die Zeitung mehrfach zensiert. 1868 wurde B. Abgeordneter im Zollparlament und 1869 Mitglied des Bayerischen Landtags. Als Klerikaldemokrat Schloß er sich der Patriotenpartei an, überwarf sich aber mit ihr und legte 1870 sein Mandat nieder. 1881-93 gehörte B. erneut d e m Landtag an. 1889 verkaufte er die „Donauzeitung". B. erhielt 1868 den Gregorius-Orden und den Michael-Orden, 1887 den FranzJoseph-Orden. LITERATUR: Frauke Kerstens: J. B. (1838-1909). Ein vergessener Passauer Publizist und bayerischer Landespolitiker. In: Ostbairische Grenzmarken 40 (1998) S. 153-173.
B u c h e r , (Adolf) Lothar, Politiker, Publizist, * 2 5 . 1 0 . 1 8 1 7 Neustettin, t 1 2 . 1 0 . 1 8 9 2 Glion bei Montreux. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften trat B. 1838 in den preuß. Staatsdienst ein und wurde Abgeordneter des linken Zentrums in der preuß. Nationalversammlung (1848) und der Zweiten K a m m e r (1849). Wegen seiner Mitwirkung a m Steuerverweigerungsbeschluß als einziger zu Gefängnis verurteilt, floh er 1850 nach London, w o er bis zu seiner Amnestierung 1861 als Korrespondent der „Nationalzeitung" lebte. Von Bismarck 1864 ins Auswärtige A m t berufen, war er bis 1886 - seit 1865 Legationsrat, seit 1872 Geheimrat - einer seiner engsten Mitarbeiter. B. vermittelte Bismarcks Kontakt zu —> Lassalle (dessen Testamentsvollstrecker er war), ü b e r n a h m m e h r m a l s diplomatische Sonderaufgaben und zeichnete sich vor allem bei der A b f a s s u n g wichtiger Schriftstücke aus. E r folgte Bismarck in den Ruhestand und hatte großen Anteil an der Niederschrift von dessen Erinnerung und Gedanke. B. schrieb selbst u . a . Der Parlamentarismus, wie er ist (1855, 3 1884). WEITERES WERK: Kleine Schriften politischen Inhalts. Stuttgart 1893. LITERATUR: Heinrich von Poschinger: Ein Achtundvierziger. L. B.s Leben und Werke. 3 Bde., Berlin 1890-94. Heinrich Otto Meisner: L. B., 2 5 . 1 0 . 1 8 1 7 bis 1 0 . 1 0 . 1 8 9 2 . In: Zeitschrift f ü r die gesamte Staatswissenschaft 110 (1954) 3, S. 536-540. - Heinrich Ott Meisner: B „ A. L. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 698 f. - Fritz Gebauer: L. B.: v o m Steuerverweigerer zum Mitarbeiter Bismarcks. Berlin 1988. - Christoph Studt: L. B. (1817-1892). Ein politisches Leben zwischen revolution und Staatsdienst. Göttingen 1992. B u c h h e i m , Karl (Arthur), Historiker, * 2 7 . 3 . 1 8 8 9 Dresden, t 2 2 . 8 . 1 9 8 2 M ü n c h e n . B. studierte an den Universitäten Jena, Bonn und Leipzig (Dr. phil. 1913, Die Stellung der Kölnischen Zeitung im vormärzlichen rheinischen Liberalismus) und war seit 1916 Gymnasiallehrer im sächsischen Freiberg. N a c h seiner aus politischen Gründen erfolgten Entlassung in den Ruhestand betrieb er 1934-45 private Studien in Z u s a m m e n a r b e i t mit dem Institut für Kultur- und Universalgeschichte in Leipzig. B. habilitierte sich 1945 an der Univ. Leipzig für Geschichte und wurde 1948 kommissarischer Leiter der dortigen Universitätsbibliothek. 1950-57 lehrte er als a. o . P r o f . der Geschichte an der T H M ü n c h e n . B. veröffentlichte u. a. Ultramontanismus und Demokratie (1963). WEITERE WERKE: Leidensgeschichte des zivilen Geistes oder die Demokratie in Deutschland. M ü n c h e n 1951. - Geschichte der christlichen Parteien in Deutschland. München 1953. - Logik der Tatsachen. M ü n c h e n 1959. - Die Weimarer Republik. München 1 9 6 0 , 3 1 9 7 0 . - Das deutsche Kaiserreich 1871-1918. M ü n c h e n 1969. - Eine sächsische Lebensgeschichte. Erinnerungen 1889-1972. Κ. B. Bearb. v. U d o Wengst. München 1995. LITERATUR: Wilhelm Klutentreter: Κ. B. t . In: Publizistik 2 7 (1982) S. 587 f. B u c h h o l z , (Paul Ferdinand) Friedrich, Publizist, * 5 . 2 . 1 7 6 8 Alt-Ruppin, t 1 4 . 2 . 1 8 4 3 Berlin. Der Sohn einer altmärkischen Pfarrerfamilie studierte zunächst Theologie, später neuere Sprachen in Halle und wurde 1787 Lehrer an der Ritterakademie in Brandenburg. 1800 verließ er den Schuldienst und lebte seitdem als freier Publizist in Berlin. B. war schon vor 1800 Mitarbeiter f ü h r e n d e r politischer Zeitschriften in Deutschland wie der „ M i n e r v a " und der „Europäischen Annalen". Er gehörte zu den Anhängern Napoleons und war ein G e g n e r —»Gentzens. N a c h den Befreiungskriegen nicht m e h r frankophil, gründete er 1815 das „Journal von und f ü r Deutschland" (seit 1820 „ N e u e Monatsschrift f ü r Deutschland", 4 0 Bde., 1820-35),
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Buchholz das liberale und demokratische Gedanken vertrat, und gab das „Historische Taschenbuch" (22 Bde., 1814-37, auch unter dem Titel „Geschichte der europäischen Staaten seit dem Frieden von Wien") heraus. B. veröffentlichte u. a. Untersuchungen Uber den Geburtsadel und die Möglichkeit seiner Fortdauer im 19. Jahrhundert (1807). WEITERE WERKE: Der neue Leviathan. Tübingen 1805. Nachdr. Aalen 1970. - Philosophische Untersuchungen über die Römer. 3 Bde., 1819. LITERATUR: Kurt Bahrs: F. B., ein preußischer Publizist. 1768-1843. Berlin 1907. Nachdr. Vaduz 1965. - Wilmont Haacke: Β., P. F. F. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 701 f. - Ruetger Schaefer: F. B. - ein vergessener Vorläufer der Soziologie. Eine historische und bibliographische Untersuchung über den ersten Vertreter des Positivismus und des SaintSimonismus in Deutschland. Göppingen 1972. B u c h h o l z , Wilhelm, Dramaturg, * 1 0 . 1 2 . 1 8 3 6 Lübeck, t 2 5 . 1 1 . 1 9 0 4 München. Nach dem Studium in Leipzig und Jena (Dr. phil.) gehörte B. der Redaktion der „Deutschen S c h a u b ü h n e " an, lebte später zeitweise in Italien und ließ sich in Leipzig als Theaterkritiker der „Leipziger Zeitung" nieder. 1876-82 war er Dramaturg am Leipziger Stadttheater und folgte 1882 einem Ruf Perfalls an das Münchner Hoftheater, an d e m er zuletzt unter Ernst von Possart als Dramaturg tätig war. B. war mit A d e l m a Harry verheiratet. Er schrieb mehrere Bühnenbearbeitungen sowie das Drama Dante (1886). B u c h h o r n , Josef, Publizist, * 1 0 . 1 . 1 8 7 5 Köln, t 1 0 . 8 . 1 9 5 4 Solingen. Nach dem Studium in Bonn, Münster und Tübingen (Dr. phil.) war B. Redakteur in Düsseldorf (1899), Elberfeld (1900), Stuttgart (1904) und Danzig (1905). 1907 w u r d e er Feuilletonredakteur der „Berliner Neuesten Nachrichten", 1913 Chefredakteur der Wochenschrift „Guckkasten" (1913); im selben Jahr übernahm er die Berliner Vertretung des Düsseldorfer Verlags W. Girardet, 1916 die des „Hannoverschen Kuriers". 1921-32 war er Abgeordneter der Deutschen Volkspartei im Preußischen Landtag. B. gab seit 1929 die Korrespondenz „Der Kreis" heraus, in der er die Gründung einer großen deutschen Mittelstandspartei propagierte; nach 1933 w a r er Referent in der Reichsschrifttumskammer. Er schrieb u . a . Aufstand in Nürnberg (1937). WEITERE WERKE: Angst vor der Stadt. R o m a n . M ü n c h e n 1930. - Märkische Miniaturen. Cottbus 1937. Berlin 2 1943. B u c h n e r , Karl (Friedrich August), Jurist, Publizist, * 1 2 . 2 . 1 8 0 0 Darmstadt, t 2 4 . 4 . 1 8 7 2 Darmstadt. Seit 1817 Student der Rechtswissenschaften in Gießen, w u r d e B. bald Mitglied des Bundes der „Gießener Schwarzen" und engagierte sich - wie auch seit 1819 in Heidelberg - in der Burschenschaft. Als liberaler D e m o krat einunddreißigjährig unter Belassung des Justizratstitels in den Ruhestand versetzt, ließ er sich als Rechtsanwalt in Darmstadt nieder und widmete sich der Schriftstellerei, mit der er politisch und erzieherisch im Sinne einer demokratischen Umgestaltung wirken wollte. Nach dem Tod A u gust von —> Kotzebues war B. ebenfalls politischer Verfolgung ausgesetzt. Er stand in regem Verkehr u. a. mit Ferdinand - > Freiligrath, Eduard - » Duller und Luise von Ploennies, gab die Zeitschrift „Vaterland", später „Das rheinische Volksblatt" heraus und schrieb u. a. Das Großherzogtum Hessen in seiner politischen und sozialen Entwicklung von Herbst 1847 bis Herbst 1850 (1850); die autobiographische Schrift Ein deutscher Advokat erschien 1844. LITERATUR: Karl Hensing: Β., K. F. A. In: Hessische Biographien. Bd. 3. Darmstadt 1934, S. 140-147. - Alexander Burger: Κ. B. als Redakteur. In: Hessische Chronik 27 (1940) 2, S. 77-81. - Walter Gunzert: Β., K. F. A. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 704.
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B u c h n e r , M a x , Historiker, * 1 4 . 9 . 1 8 8 1 München, t 8 . 4 . 1 9 4 1 München. B. studierte 1901-06 an der Univ. M ü n c h e n , habilitierte sich dort 1919 und w u r d e a. o . P r o f . der Geschichte. Seit 1924 gab er die Monatsschrift „Gelbe H e f t e " als Fortsetzung der „Historisch-politischen Blätter" heraus. 1927 folgte er einem Ruf als Ordinarius nach Würzburg, übernahm 1936 das Münchner historische Ordinariat und w u r d e 1940 als Inhaber eines konkordatgebundenen Lehrstuhls vorzeitig emeritiert. Als Historiker w u r d e er vor allem durch seine seit 1926 herausgegebenen Quellenfälschungen aus dem Gebiet der Geschichte bekannt. LITERATUR: Anton Ritthaler: Β., M . In: NDB, Bd. 2, 1955, S. 707 f. - Christoph Weisz: Geschichtsauffassung und politisches D e n k e n Münchener Historiker der Weimarer Zeit: Konrad Beyerle, Μ . B., Michael Doeberl, Erich Mareks, Karl Alexander von Müller, Hermann Oncken. Berlin 1970. - Peter Herde: Μ . B. (1881-1941) und die politische Stellung der Geschichtswissenschaft an der Universität Würzburg. In: Die Universität Würzburg in den Krisen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Würzburg 2002, S. 183-251. B u c k , Rudolf, Komponist, * 1 8 . 5 . 1 8 6 6 Burgsteinfurt, t 1 2 . 5 . 1 9 5 2 Tübingen. B. erhielt seine Ausbildung an der Musikschule Sondershausen, in Köln und am Sternschen Konservatorium in Berlin. Anschließend war er als Musiklehrer und als Kritiker der „Berliner Neuesten Nachrichten" sowie der „Allgemeinen Musikzeitung" tätig. 1906 folgte er einem Ruf als Kapellmeister bei der Stadtverwaltung der internationalen Niederlassung von Shanghai; 1910 wurde er zum Prof. ernannt. 1919 aus China ausgewiesen, lebte B. seit 1921 als K o m ponist in Tübingen und wurde dort 1925 sein eigener Verleger. Er komponierte hauptsächlich Schauspielmusik (Gevatter Tod, 1900) und Chorsätze. 1928 erschien sein Wegweiser durch die Männerchor-Literatur. B u c q u o i , E r d m a n n Friedrich, Publizist, * 1 . 9 . 1 7 5 1 Sorau, f 1 7 . 7 . 1 8 2 3 Bunzlau. Im Waisenhaus erzogen, studierte B. Theologie, wurde 1773 Pfarrer in Tillendorf bei Bunzlau und gründete im folgenden Jahr die „Bunzlauer Monatsschrift z u m Unterricht und Vergnügen", eine der ersten deutschen Unterhaltungszeitschriften. Er redigierte das Blatt, dessen Erlös er dem Bunzlauer Waisenhaus zukommen ließ, auch nach seinem U m z u g nach Sprottau, w o er 1789-96 Prediger war. Wegen seiner Verdienste um das Waisenhaus 1796 als Inspektor und Konrektor nach Bunzlau zurückberufen, war er 1804-14 Direktor der Anstalt. B. veröffentlichte mehrere historische Arbeiten, darunter Leben und Ende Friedrichs des Einzigen (4 Bde., 1787-90, 2 1790-94). B u d ä u s , Johann Christian Gotthelf, Pseud. Justini de bona mente, Dikaiophili, Jurist, Historiker, * 1702 Budissin, t 3 1 . 1 2 . 1 7 7 0 . B. studierte seit 1720 Rechtswissenschaften in Jena und Wittenberg und wurde 1724 Oberamtsadvokat in der Markgrafschaft Oberlausitz. Nach der Promotion 1731 ging er nach Görlitz, später nach Kamenz, w o er Kursächsischer Rat wurde; seit 1743 lebte er in gleicher Position in Dresden. B. veröffentlichte 1755-66 zahlreiche historische Abhandlungen in den „Dresdener gelehrten A n z e i g e n " sowie im „Lausitzischen M a g a z i n " ; er schrieb u . a . Gedanken von einer zum Staatsrecht eingerichteten Historie einzelner Deutscher Staaten (1732). B u d d e , Emil (Arnold), Physiker, Publizist, * 2 8 . 7 . 1 8 4 2 Geldern, t 1 5 . 8 . 1 9 2 1 Feldafing. D e m Studium der Theologie und Naturwissenschaften (Promotion 1864 mit De statu sphaeroidali) folgten einige Jahre
Bühler als Gymnasiallehrer, bevor sich B. 1869 in Bonn habilitierte. 1 8 7 0 / 7 1 Redakteur der „Kölnischen Zeitung", ging er 1872 als deren Korrespondent nach Paris, in gleicher Position 1878 nach R o m und 1881 nach Konstantinopel. Seit 1887 redigierte er die Zeitschrift „Fortschritte der Physik" in Berlin. 1892 w u r d e B. Physiker bei der Firma Siemens & Halske, im folgenden Jahr Direktor des Charlottenburger Werks sowie Vorstandsmitglied, 1911 Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens. E r war Vorsitzender der Vereinigung f ü r exakte Wirtschaftsforschung. Neben wissenschaftlichen Arbeiten ( M e c h a n i k der Punkte im starren System, 2 Bde., 1 8 9 0 / 9 1 ) veröffentlichte B. feuilletonistische Schriften, darunter Erfahrungen eines Hadschi. Reiseberichte aus Palästina (1888). WEITERE WERKE: Blätter aus m e i n e m Skizzenbuch. Berlin 1893. - Naturwissenschaftliche Plaudereien. Berlin 1906. Tensoren und D y a d e n im dreidimensionalen Raum. Braunschweig 1914. B u d d e n s i e g , H e r m a n n (Karl Robert), Publizist, * 3 . 6 . 1 8 9 3 Eisenach, t 1 2 . 1 2 . 1 9 7 6 Heidelberg. B. Schloß 1920 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaft an den Universitäten München, Jena und Heidelberg mit einer Arbeit über Wilhelm —> Weitling ab. Bereits als Schüler Mitglied der Freideutschen Jugendbewegung, gab er 1924-26 deren Zeitschrift „Der R u f e r zur W e n d e " heraus; 1931 wurde er Redakteur der Zeitschrift „ K o m m e n d e Gemeinde". Als A n h ä n g e r des Neoidealismus Rudolf Euckens hielt er bis 1934 Vorträge im Eucken-Bund und in der Deutschen Glaubensbewegung, w u r d e 1938 als Schriftsteller mit Berufsverbot belegt und lebte danach als Briefmarkenhändler in Hamburg. B. gab 1947 seine aus über 1 4 0 0 0 Versen bestehenden Hymnen an die Götter Griechenlands heraus; er veröffentlichte u . a . Übersetzungen aus dem Polnischen und dem Litauischen. 1955 w u r d e er Vorsitzender des westdeutschen M i c k i e w i c z - G r e m i u m s und gab seit 1956 die „Mickiewicz-Blätter" heraus. LITERATUR: Lothar Franke (Hrsg.): In h o n o r e m Η. B. Heidelberg 1968. B u d z i s l a w s k i , H e r m a n n , Pseud. H e r m a n n Eschwege, Donald Bell, Journalist, Zeitungswissenschaftler, * 1 1 . 2 . 1 9 0 1 Berlin, t 2 8 . 4 . 1 9 7 8 Leipzig. Nach rechts- und staatswissenschaftlichen Studien in Tübingen war B., Sohn eines Fleischermeisters, seit 1924 Mitarbeiter u . a . der „Weltbühne" und trat 1929 in die SPD ein. Die Emigration f ü h r t e ihn über die Schweiz (1933), Prag (1934), Paris (1938), Spanien und Portugal in die USA (1940). 1934-39 war B. Herausgeber und Chefredakteur der „Neuen Weltbühne". In den U S A Mitarbeiter der Publizistin Dorothy T h o m p s o n und mehrerer Tageszeitungen sowie Mitbegründer des Council for a Democratic Germany, kehrte er 1948 nach Deutschland zurück und war 1948-66 Prof. für internationales Pressewesen sowie Institutsdirektor an der Univ. Leipzig. B. trat 1948 in die S E D ein, war 1 9 4 9 / 5 0 und 1958-66 Abgeordneter der Volkskammer sowie Mitglied verschiedener staatlicher Kommissionen der D D R . 1967-71 gab er die Zeitschrift „Weltbühne" heraus. B. veröffentlichte u. a. Sozialistische Journalistik (1966). LITERATUR: Heinrich Bruhn: Η. B. Zu seinem sechzigsten Geburtstag. In: Zeitschrift f ü r Journalistik 2 (1961) 1, S. 1-5. - Journalismus und Gesellschaft. Festschrift der Fakultät f ü r Journalistik, Karl-Marx-Universität Leipzig. Η. B. zum 65. Geburtstag. Leipzig 1966. - Winfried B. Lerg: Η. B. (1901-1978). Eine biographische Miszelle zur Exilpublizistik. In: Publizistik 23 (1978) S. 106-114. - Ders.: Η. B. (1901-1978): Post Scriptum. In: Ebd., S. 437 f. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 102 f.
B ü c h e r , Karl, Volkswirtschaftler, Soziologe, * 1 6 . 2 . 1 8 4 7 Kirberg, t 1 2 . 1 1 . 1 9 3 0 Leipzig. A u s einer H a n d w e r k e r f a m i l i e stammend, studierte B. in B o n n und Göttingen Geschichte und Philologie, später N a tionalökonomie und war 1870-78 Lehrer, anschließend bis 1880 Wirtschaftsredakteur der „Frankfurter Zeitung". 1881 habilitierte er sich an der Univ. M ü n c h e n f ü r Nationalökon o m i e und Statistik, folgte 1882 einem Ruf als Ordinarius f ü r Statistik nach Dorpat und lehrte 1883-90 an der Univ. Basel, dann an der T H Karlsruhe und 1892-1917 an der Univ. Leipzig, an der er das erste Zeitungswissenschaftlic h e Universitätsinstitut Deutschlands gründete. N e b e n sein e m wirtschaftswissenschaftlichen H a u p t w e r k Die Entstehung der Volkswirtschaft (2 Bde., 1893) schrieb B. u . a . Arbeit und Rhythmus (1896), ein Buch, das auch f ü r die Musikund Sportwissenschaft von Bedeutung wurde. Seine Lebenserinnerungen 1847-90 erschienen 1919. WEITERE WERKE: Die deutsche Tagespresse und die Kritik. Tübingen 1917. - Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte. Tübingen 1922. - Auswahl der publizistikwissenschaftlichen Schriften. Eingeleitet und hrsg. v. Heinz-Dietrich Fischer und Horst Minte. B o c h u m 1981. - Karl Bücher : Leipziger Hochschulschriften 1892-1926. Hrsg. v. Erik K o e n e n und Michael M e y e n . Leipzig 2002. LITERATUR: Arnulf Kutsch: Schriftenverzeichnis Κ. B. Leipzig 2000. - Jürgen Backhaus (Hrsg.): Κ. B.: theory history - anthropology - non market economies. M a r b u r g 2000. B ü c h n e r , Fritz, Journalist, * 2 4 . 8 . 1 8 9 5 O f f e n b a c h / M a i n , t 8 . 8 . 1 9 4 0 Kremsier (Mähren). Nach d e m Abitur Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, n a h m B. zuletzt 1918 an den K ä m p f e n im Baltikum teil und absolvierte nach Kriegsende ein journalistisches Volontariat bei der „Hessischen Landeszeitung". 1 9 2 5 / 2 6 Mitarbeiter der „Münchner Neuesten Nachrichten", war er 1928-33 als N a c h f o l g e r Fritz —>Gerlichs Chefredakteur der Tageszeitung. I m Kreis u m Erwein von —> Aretin u. a. b e m ü h t e sich B. um die Wiederherstellung der bayerischen Monarchie, durch die er sich eine effektive B e k ä m p f u n g des als gefährlich erkannten Nationalsozialismus erhoffte. 1933 verhaftet, mußte er nach seiner Entlassung Bayern verlassen und w u r d e 1935 Lektor, 1937 Verlagsleiter der Frankhschen Verlagshandlung in Stuttgart. B. veröffentlichte u. a. Was ist das Reich? (1932). LITERATUR: Karl Otmar Frh. N D B , Bd. 2, 1955, S. 720.
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B ü c h n e r , (Johann) Karl (Eduard), Buchhändler, Publizist, * 1 3 . 9 . 1 8 0 6 Berlin, f 1 4 . 1 1 . 1 8 3 7 Berlin. B. war seit 1820 Lehrling einer B u c h h a n d l u n g in Berlin, erwarb sich autodidaktisch u m f a n g r e i c h e Kenntnisse des Englischen und Französischen und publizierte später mehrere Lehr- und Übungsbücher zur französischen Sprac h e (u.a. Neues französisches Lesebuch, 1831). Seit 1834 gab er die Berliner „Literarische Zeitung" heraus, redigierte das „Gelehrte Berlin" und sammelte bibliographische Daten zur deutschen Literatur. B. begründete den ersten Berliner Buchhändlergehilfenverein. B ü h l e r , Michael, schweizer. Politiker, Redakteur, * 5 . 1 0 . 1 8 5 3 Tenna (Kt. Graubünden), t 6 . 2 . 1 9 2 5 Bern. D e r Sohn eines Bergbauern studierte 1875-79 in Leipzig, Berlin und B e r n Rechtswissenschaften, w a r bis 1882 als A n walt in Chur tätig und w u r d e im selben Jahr an der Univ. B e r n zum Dr. jur. promoviert (Das bündnerische Erb- und eheliche Güterrecht nach seinen Quellen). Seit 1882 war B. Redakteur, später Chefredakteur der Zeitung „Der B u n d " und Mitinhaber des Verlagsunternehmens. Er w u r d e Präsident des Vereins der Schweizer Presse und habilitierte sich
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Bührer f ü r Zeitungswesen an der Univ. Bern. Seit 1882 Bündner Großrat, war er 1 9 0 9 / 1 0 Berner Stadtrat, 1910-14 Berner Großrat und gehörte 1911-17 dem Nationalrat an. Für die Berner Freisinnigen verfaßte er 1909 ein Parteiprogramm und veröffentlichte u. a. Die Berufsbildung des Journalisten (1901). B ü h r e r , (Hans) Jakob, schweizer. Schriftsteller, Journalist, * 8 . 1 1 . 1 8 8 2 Zürich, t 2 2 . 1 1 . 1 9 7 5 Locarno. Als kaufmännischer Lehrling veröffentlichte B., Sohn eines Druckers, erste Theaterkritiken f ü r die Schaffhauser Lokalpresse. 1 9 0 1 / 0 2 besuchte er eine Berliner Journalistenschule, war anschließend Gasthörer an der Univ. Zürich und seit 1904 Redakteur bürgerlicher Zeitungen. 1912 war er Mitbegründer des schweizer. Schriftstellervereins und rief 1917 das gesellschaftskritische Laientheater „Freie B ü h n e Zürich" ins Leben, mit d e m er bis 1923 auf Tournee war. 1 9 2 5 / 2 6 Werbechef des Kurvereins Davos, w a r er seit 1927 Leitartikler der „National-Zeitung" Basel. N a c h dem Eintritt in die sozialdemokratische Partei 1932 von bürgerlichen Verlagen boykottiert, war B. für die sozialdemokratische Presse und die Büchergilde Gutenberg tätig und bemühte sich u. a. u m die R e f o r m des schweizer. Theaterwesens. Er schrieb Dramen (u.a. Galileo Galilei, uraufgeführt 1938) und Rom a n e (u.a. die Trilogie Im roten Feld, 1938-51). LITERATUR: Dieter Zeller (Hrsg.): J. B. zu Ehren. Eine Dokumentation. Basel 1975. - Ueli Niederer: J. B. In: Schaffhauser Biographien. 5. Teil. Hrsg. v o m Historischen Verein des Kantons Schaffhausen. Thayngen 1991, S. 37-44. - Peter Stadler: Robert Faesi (1883-1972) und J. B. (1882-1975). Kulturpolitisches Doppelprofil zweier literarischer Zeitgenossen. Zürich 1995. - Ulrich Niederer: Geschichte des Schweizerischen Schriftsteller-Verbandes: Kulturpolitik und individuelle Förderung. J. B. als Beispiel. T ü b i n g e n / B a s e l 1994. B ü l a u , Friedrich von, Staatswissenschaftler, Journalist, * 8 . 1 0 . 1 8 0 5 Freiberg, f 2 6 . 1 0 . 1 8 5 9 Leipzig. B. habilitierte sich 1829 an der Univ. Leipzig, wurde dort 1833 Prof. der Philosophie, 1840 der Staatswissenschaften und 1837 zum Zensor der periodischen Presse in Leipzig ernannt. Als Redakteur der „Neuen Jahrbücher der Geschichte und Politik" (1838-49), der „Deutschen Allgemeinen Zeit u n g " (1843-48) und der „Leipziger Z e i t u n g " (1851-54) wie auch als Zensor zeigte er sich als Freund und Bewunderer Englands. B. veröffentlichte zahlreiche staatswissenschaftliche und historische Arbeiten, darunter die Geschichte des europäischen Staatensystems (3 Bde., 1837-39). WEITERE WERKE: G e h e i m e Geschichten und räthselhafte Menschen. S a m m l u n g verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten. 12 Bde., Leipzig 1850-64. - Die deutsche Geschichte in Bildern, nach Originalzeichnungen deutscher Künstler. 3 Bde., Dresden 1862. LITERATUR: B„ F. v. In: A D B , Bd. 3, 1 8 7 6 / 1 9 6 7 , S. 5 1 2 f . B ü r c k e l , Josef, Politiker, * 3 0 . 3 . 1 8 9 5 Lingenfeld (Pfalz), t 2 8 . 9 . 1 9 4 4 Neustadt/Weinstraße. Von Beruf Lehrer, trat B „ Sohn eines Handwerkers, nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1921 in die N S D A P ein, nahm 1 9 2 3 / 2 4 an Aktionen gegen die separatistische B e w e g u n g in der Pfalz teil und w u r d e 1925 Gauleiter der Rheinpfalz. 1 9 2 9 / 3 0 gab er die Gau-Zeitung „Eisenhammer", 1930-44 die „ N S Z - R h e i n f r o n t " (seit 1940 „NSZWestmark") heraus. Seit 1930 Reichstagsabgeordneter, seit 1935 „Bevollmächtigter der Reichsregierung f ü r das Saargebiet", wurde er 1936 Gauleiter der „Saarpfalz" und „Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes in das Reich"; 1938 übertrug ihm Hitler die entsprechende Aufgabe in Österreich. Seit 1936 war er SA-Obergruppenführer, seit 1937 Mitglied der SS. 1939 w u r d e B. Reichsstatthalter
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von Österreich und Gauleiter von Wien, nach Beginn des Zweiten Weltkriegs zusätzlich Reichsverteidigungskommissar im Wehrkreis XVII. 1940 w u r d e er Chef der Zivilverwaltung in Lothringen und Gauwohnungskommissar für die Westmark, 1941 Reichsstatthalter der Westmark. B. schaltete in seinen Einflußbereichen die evang. Kirche größtenteils gleich und w a r f ü r die Deportation tausender Juden sowie die Zerstörung historischer Bauten in Lothringen verantwortlich. LITERATUR: Die braune Elite. Hrsg. v. Ronald Smelser. Darmstadt 1993, S. 51-65. - Dieter Wolfanger: Populist und Machtpolitiker: J. B. In: Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Landau 1993, S. 63-86. - Dieter Muskalla: NS-Politik an der Saar unter J. B. Gleichschaltung - Neuordnung - Verwaltung. Saarbrücken 1995. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 71 f. - H e r m a n n R u m s c h ö t t e l / W a l t e r Ziegler (Hrsg.): Staat und Gaue in der NS-Zeit. Bayern 1933-1945. München 2004. B ü r d e , Samuel Gottlieb, Schriftsteller, Beamter, * 7 . 1 2 . 1 7 5 3 Breslau, t 2 8 . 4 . 1 8 3 1 Breslau. B. studierte Rechtswissenschaften in Halle und war 1776-78 Lehrer und Aufseher in einer von Freimaurern gestifteten Lehr- und Erziehungsanstalt, anschließend Privatsekretär des späteren Ministers Christian von Haugwitz. 1781 wurde er Kammersekretär in Breslau, 1795 Geheimer Sekretär im schlesischen Finanzministerium, 1806 Kammer- und Kanzleidirektor und 1815 Hofrat. B. war Mitarbeiter u . a . von —> Wielands „Teutschem M e r k u r " und —> Schillers „Hören", schrieb Dramen, Lieder und Opernlibretti (u. a. nach Wielands Don Sylvio von Rosalva, 1795) sowie die von den Zeitgenossen gerühmte Milton-Übersetzung Das verlome Paradies (2 Bde., 1793). LITERATUR: Gerhard Gitschmann: S. G. B. (1753-1831), ein Beitrag zur schlesischen Literaturgeschichte. Breslau 1941. Walter Kunze: B „ S. G. In: N D B , Bd. 2, 1955, S. 741 f. Günter Schulz: S. G . B. und die Dichter der Zeit. Würzburg 1964. B ü r g e l , Bruno H(ans), Schriftsteller, Volksbildner, Astronom, Journalist, * 1 4 . 1 1 . 1 8 7 5 Berlin, f 8 . 7 . 1 9 4 8 Potsdam. B., unehelicher Sohn des nachmaligen Prof. der Archäologie, W . Trendelenburg, wuchs als Adoptivsohn des Schuhmachermeisters Gustav B. in ärmlichen Verhältnissen auf. Neben einer Tätigkeit als Arbeiter in der Schuhfabrikation und Druckerei beschäftigte er sich mit astronomischen Studien und erhielt durch die Vermittlung des Astronomen M a x Wilhelm Meyer 1895 eine Stelle als Hilfskraft an der UraniaSternwarte in Berlin. Seit 1898 erschienen seine populärwissenschaftlichen Schriften zur Astronomie. D e m sozialdemokratischen Volksbildungsgedanken verbunden, unternahm B. zahlreiche Vortragsreisen, in denen er populäres Wissen über Astronomie, allgemeine Themen der Naturwissenschaft, kulturphilosophische und ethische Fragen behandelte. 1927-48 lebte er in Potsdam. Neben seiner Autobiographie Vom Arbeiter zum Astronomen (1919) gilt die populäre Himmelskunde Aus fernen Welten (1910) als sein bedeutendstes Werk. B. veröffentlichte auch Feuilletons, u . a . 1 9 4 1 / 4 2 im NSAuslandsblatt „Donauzeitung" (Belgrad), seit 1945 vor allem in Berliner Tageszeitungen, gelegentlich auch in österr. Blättern (u. a. „Tiroler Tageszeitung"). WEITERE WERKE: Die Zeit ohne Seele. Leipzig 1923. A n f a n g und Ende. Hamburg 1950. - Mensch im All. Berlin 1952. LITERATUR: Arnold Zenkert: Β. Η. B. Leben und Werk. Mit Auszügen aus seinen Schriften. Berlin 1982. - Luise W ö r n e r / P e t e r Neil: Β. Η. B. zum Gedenken. Leipzig 1961. Arnold Zenkert: Β. Η. B. Leben und Werk. Berlin 1982. -
Bütikofer Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1989, S. 490. - Ders.: Β. Η. B. (1875-1948). Ein Lebensbild. Velten 1996. B ü r k l e r , Robert, schweizer, kath. Theologe, Bischof von St. Gallen, * 5 . 3 . 1 8 6 3 R o r s c h a c h / B o d e n s e e , t 2 8 . 5 . 1 9 2 8 St. Gallen. Der Sohn einer Handwerkerfamilie studierte in Innsbruck und w u r d e nach der Priesterweihe 1888 Kaplan und Lehrer an der Sekundärschule in Uznach, 1891 Pfarrer in Gossau, 1903 in Lichtensteig. Seit 1906 Mitglied des kantonalen Erziehungsrats, war B. seit 1907 Kanonikus und Regens des Priesterseminars, von 1913 an Bischof von St. Gallen. Er war zeitweise Chefredakteur des „Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatts". LITERATUR: Johannes Duft: B., R. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 82. B ü r k l i , David, schweizer. Verleger, Drucker, * 2 5 . 9 . 1735 Zürich, t 2 6 . 6 . 1 7 9 1 Zürich. B „ Sohn eines Buchdruckers, w u r d e 1771 Richter a m Stadtgericht in Zürich. Seit 1777 gehörte er als Vetreter der Kämbeizunft dem Großen Rat von Zürich an. B. war Herausgeber der Zürcher „Freitags-Zeitung 1 ', die wöchentlich erschien, und 1765-67 des „Erinnerers 1 ', des bedeutendsten moralisch-kritischen Periodikums des 18. Jh. in Zürich. Seine Verteidigung der Anonymität der Autoren trug ihm Konflikte mit der Zensurbehörde ein. H. war der Vater von Johann Heinrich —»B. LITERATUR: Paul Leemann-van Eick: Druck, Verlag und Buchhandel im Kanton Zürich von den A n f ä n g e n bis um 1850. Zürich 950, S. 45-47. - Christoph Guggenbühl: Zensur und Pressefreiheit. Kommunikationskontrolle in Zürich an der Wende zum 19. Jahrhundert. Zürich 1996. B ü r k l i , Johann Heinrich, schweizer. Journalist, * 2 2 . 7 . 1 7 6 0 Zürich, t 1 4 . 1 2 . 1 8 2 1 Zürich. Nach einem abgebrochenen Studium der Theologie an der Univ. Zürich und einer Buchdruckerlehre in Genf übernahm B., Sohn David —>B.s, 1791 die väterliche Buchdruckerei mit Verlag sowie die Leitung der „Freitags-Zeitung", die im Volksmund „Bürkli-Zeitung" genannt wurde. 1791-98 war er Mitglied des Großen Rats von Zürich. B „ der mit Johann Caspar Lavater befreundet war, mußte 1799 wegen der franzosenfeindlichen Haltung seiner Zeitung (sie trug auch den Beinamen „Aristokraten-Zeitung") vorübergehend aus Zürich fliehen. 1802 wurde das Blatt von der helvetischen Zentralregierung in Bern f ü r einige Zeit verboten. LITERATUR: Samuel Markus: Geschichte der schweizerischen Zeitungspresse zur Zeit der Helvetik 1798-1903. Zürich 1910. - Christoph Guggenbühl: Zensur und Pressefreiheit. Kommunikationskontrolle in Zürich an der Wende zum 19. Jahrhundert. Zürich 1996, bes. S. 140-145. B i i r k n e r , Robert Emanuel Heinrich, Pseud. Vespertinus, Journalist, Schriftsteller, * 1 6 . 3 . 1 8 1 8 Breslau, t 2 1 . 1 2 . 1 8 8 6 Steglitz. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Breslau 1830-33 zunächst am dortigen Oberlandesgericht tätig, wurde B. später Dramaturg a m Königsberger Stadttheater und kehrte schließlich nach Breslau zurück. Er wurde Chefredakteur der „Breslauer Zeitung", später der „Schlesischen Provinz-Zeitung" und ging 1867 nach Berlin. Neben Volks- und Heimaterzählungen schrieb B. historische Arbeiten, darunter Die Geschichte der Befreiungskriege (2 Bde., 1842). WEITERES WERK: Geschichte der Stadt Breslau von ihrer Gründung bis auf die neueste Zeit. 3 Bde., Breslau 1851 f.
B ü s c h e n t h a l , L i p p m a n Moses, Schriftsteller, * 1784 Straßburg, f 2 7 . 1 2 . 1 8 1 8 Berlin. B. k a m auf seiner langjährigen Wanderschaft über Paris (um 1807), Elberfeld (wo er 1812 Redakteur einer Zeitung war), Wien (1814) und Brünn nach Breslau, wurde dort deutscher Prediger an der Synagoge und ging später in gleicher Eigenschaft nach Berlin. Er war Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften, darunter „Sulamith", „Jedidja" und „Rheinische Blätter", versuchte sich als Schriftsteller in verschiedenen Gattungen und veröffentlichte u. a. Gebilde der Wahrheit und Phantasie in Erzählungen (1819). B ü s c h i n g , Anton Friedrich, evang. Theologe, G e o g r a p h , Pädagoge, * 2 7 . 9 . 1 7 2 4 Stadthagen, t 2 8 . 5 . 1 7 9 3 Berlin. N a c h d e m er sich wegen seiner pietistischer Prägung, die er durch den Stadthagener Superintendenten erhalten hatte, mit seinem Vater überworfen hatte, kam B. 1743 in einem Waisenhaus in H a l l e / S a a l e unter. Seit 1743 studierte er dort evang. Theologie, u. a. bei Siegmund J a k o b B a u m garten. 1748 w u r d e B. Hofmeister bei dem G r a f e n Lynar von Köstritz, mit dem er dann nach St. Petersburg ging. Seit 1752 hielt er sich in Kopenhagen auf und wurde 1754 Prof. der Philosophie in Göttingen. 1760 n a h m er eine Predigerstelle in St. Petersburg an und kehrte 1766 als Oberkonsistorialrat und Direktor des Berliner G y m n a s i u m s zum G r a u e n Kloster nach Deutschland zurück. Seine R e f o r m e n in der Schulpolitik machten ihn zu einem der bedeutendsten Berliner Schulleiter des 18. Jahrhunderts. B. zählte zu den Vertretern der Berliner Aufklärung. Er begründete mit seiner Europa und Asien umfassenden Neuen Erdbeschreibung (11 Teile, 1754-92) die politische Geographie, basierend auf vergleichender Statistik, und war als Herausgeber der Zeitschriften „Magazin f ü r die neue Historie und Geographie" (1767-88) und „Wöchentliche Nachrichten" (1773-87) tätig. B „ Verfasser auch wissenschaftshistorischer Studien, veröffentlichte seine Autobiographie im sechsten Band seiner Beiträge zu der Lebensgeschichte denkwürdiger Personen /".../ (6 Bde., 1783-89). Er war der Vater von Johann Gustav —>B. LITERATUR: W . Michel: Β., A. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 3 f. - Gottfried Hornig: Β., A. F. In: R G G 4 , Bd. 1, Sp. 1899. - Peter H o f f m a n n : A. F. B. (1724-1793). Ein Leben im Zeitalter der Aufklärung. Berlin 2000. B ü s c h i n g , Johann Gustav (Gottlieb), Historiker, Publizist, * 1 9 . 9 . 1 7 8 3 Berlin, t 4 . 5 . 1 8 2 9 Breslau. Der Sohn Anton Friedrich —»B.s studierte Rechtswissenschaften in Halle und Erlangen und ging 1810 nach Breslau, u m die Bibliotheken, Archive und Kunstwerke der säkularisierten Klöster neu zu organisieren; 1811-25 w a r er Archivar des von ihm begründeten Schlesischen Provinzialarchivs. N a c h der Habilitation 1816 wurde B. 1817 a. o „ 1823 o. Prof. der Altertumswissenschaften an der Univ. Breslau. Er gründete einen Verein für schlesische Geschichte, gab seit 1824 die „Schlesischen Provinzialblätter" heraus und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur Altertumswissenschaft. B. edierte zahlreiche erzählende und urkundliche Quellen zur schlesischen Kunst- und Frühgeschichte und richtete ein M u s e u m schlesischer Altertümer ein. LITERATUR: M a r e k Halub: J. G. G. B „ 1783-1829, ein Beitrag zur Begründung der schlesischen Kulturgeschichte. Wroclaw 1997. B ü t i k o f e r , Ernst, schweizer. Ingenieur, Journalist, * 2 . 1 0 . 1 8 8 2 Bern, t n . e . Nach d e m Studium a m Technikum in Biel war B. sechs Jahre in Algerien und Spanien als Ingenieur und Werkdirektor tätig, 1909-15 Ingenieur bei Brown, Boveri & Cie. in Baden und führte bis 1920 ein eigenes U n t e r n e h m e n in Biel und Grenchen. Danach überwiegend journalistisch aktiv, war er Mitarbeiter der „Automobil-Revue", der „Technischen R u n d s c h a u " sowie der Zeitschrift „ B a u k u n s t " und
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Bütow redigierte 1 9 2 1 / 2 2 die Zeitschrift „Elektrizität". 1923-25 war er Sekretär am Mexikanischen Konsulat in Zürich. B. wandte sich später der Werbung zu und war 1924-27 Reklamechef verschiedener schweizer. Firmen. Seit 1927 lebte er als freier Journalist, technischer Redakteur von Fachperiodika und Mitarbeiter führender Tageszeitungen in Zürich. Er veröffentlichte u. a. Der Fisel in der Fremde. Lehr- und Wanderjahre in Algerien, Spanien und der Schweiz (1919). WEITERE WERKE: Die M o l l u s k e n f a u n a des schweizerischen Nationalparks. Zürich 1920. - Die Elektrizität im Haushalt. Zürich 1921. B ü t o w , Hans, Pseud. Peter Sequenz, Osric, Journalist, Schriftsteller, * 2 7 . 1 1 . 1 9 0 0 Osnabrück, f 1 4 . 1 0 . 1 9 9 1 Hamburg. B., Sohn eines Offiziers, durchlief 1919-21 eine Ausbildung als Landwirtschaftseleve und anschließend eine Buchhändlerlehre. Bis 1930 arbeitete er als Buchhändler und Antiquar in Leipzig, München und Hannover. Er studierte in Frankfurt und H a m b u r g Anglistik, Kunstgeschichte und Archäologie; 1935 w u r d e er in Frankfurt zum Dr. phil. promoviert (Studien zum altenglischen „Traumgesicht vom Kreuz"). 1935-43 war B. als Redakteur der „Frankfurter Zeitung" für Außenpolitik zuständig, wechselte dann zum „Illustrierten Blatt" und arbeitete 1 9 4 5 / 4 6 als Dolmetscher für die amerikanische Militärregierung. 1 9 4 6 / 4 7 schrieb er f ü r „Die Frau", leitete 1947-49 das Feuilleton der Mainzer „Allgemeinen Zeitung" und war anschließend Feuilletonchef und stellvertretender Chefredakteur bei der „Frankfurter Neuen Presse". 1954 wurde B. Direktor der Staatlichen Pressestelle von Hamburg, 1957 persönlicher Referent des Ersten Bürgermeisters der Hansestadt. Er w a r Geschäftsführer des Überseeclubs und Mitarbeiter der „Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus" in Hamburg. B. veröffentlichte in Schlafende Gorgo (1947) und Spur von Erdentagen (1958) eigene Erzählungen, gab englische Essays heraus (Der englische Geist, 1939) und übersetzte u . a . P. B. Shelley und E. Waugh. In Rede, mein Gedächtnis, rede (1977) legte er autobiographische Aufzeichnungen vor. WEITERES WERK: Hände über der See. Ein Leben mit England. F r a n k f u r t / M a i n 1961. LITERATUR: T h o m a s B. S c h u m a n n : Η. B. Hamburg 1974. B ü t t n e r , Erich Johann, Maler, Graphiker, * 7 . 1 0 . 1 8 8 9 Berlin, t 7 . 9 . 1 9 3 6 Freiburg/Breisgau. Nach einer Handwerkerausbildung besuchte B. seit 1905 die Unterrichtsanstalt a m K u n s t g e w e r b e m u s e u m in Berlin und war 1906-11 Schüler Emil - » O r l i k s . Seit 1908 stellte er u. a. in der Berliner Sezession aus, deren Mitglied er wurde. Seit 1924 Redakteur der Zeitschrift „Bimini", schuf B. neben zahlreichen Porträts berühmter Zeitgenossen (darunter A r n o —»Holz, >Klabur.di u . a . das G e m ä l d e Das Gartenhaus (1916), das die Berliner Nationalgalerie erwarb. Seine illustrierte Autobiographie erschien in „Velhagen und Klasings M o n a t s h e f t e n " (Heft 1, 1925). LITERATUR: Ε. B. Hrsg. Kunstamt Kreuzberg. Berlin 1976. Volker Frank: Β., E. In: A K L , Bd. 15, 1997, S. 62. B ü t t n e r , Paul, Komponist, * 1 0 . 1 2 . 1 8 7 0 Dresden, t 1 5 . 1 0 . 1 9 4 3 Dresden. Der aus ärmlichen Verhältnissen k o m m e n d e B. studierte am Konservatorium seiner Geburtsstadt O b o e und bei Felix Draeseke Komposition, war seit 1888 Theater- und Tanzmusiker und k a m 1892 als Oboist zur Dresdner Philharmonie. 1896-1907 lehrte er Chorgesang, später Musiktheorie am Dresdner Konservatorium, war seit 1912 Musikkritiker der „Dresdener Volkszeitung" und wurde 1925 künstlerischer Direktor des Dresdner Konservatoriums. Neben symphonischen Dichtungen, Opern und Chorsätzen komponierte B. u. a. eine Symphonie in Des-Dur, die Arthur Ni-
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kisch 1915 mit dem Leipziger Gewandhausorchester erstmals aufführte. Nach dem Verbot der sozialdemokratischen „Dresdener Volkszeitung" seiner Stelle als Kritiker verlustig gegangen, wurde B. kurz darauf als Leiter des Konservatoriums entlassen; seine Kompositionen wurden mit A u f f ü h r u n g s v e r b o t belegt. LITERATUR: Renate Völkel: P. B. als musikalischer Volkserzieher. Leipzig 1961. - (Karl Laux): Β., P. In: M G G 2 P , Bd. 3, 2000, Sp. 1436 f. B u h l , Franz (Peter), Politiker, * 2 1 . 9 . 1 8 0 9 Ettlingen, t 1 1 . 8 . 1 8 6 2 Coburg. B. bewirtschaftete in Deidesheim die Weingüter seiner Familie, Schloß sich dem Kreis der gemäßigten südwestdeutschen Liberalen an und war seit 1844 Mitglied der Badischen K a m m e r , 1848 des Frankfurter Vorparlaments. Eine Mitwirkung in der Nationalversammlung blieb ihm versagt, da er 1848 in seinem Wahlkreis dem radikalen Kandidaten Friedrich Hecker unterlegen war. 1856 wurde er in den Bayerischen Landtag gewählt und dort zum Wortführer einer kleindeutschen Reformpolitik. Der von ihm mitbegründete ,.Pfälzer Kurier" diente als Sprachrohr f ü r diese politische Richtung. LITERATUR: Theodor Schieder: B. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 11.
Bukovics von Kiss Alacska, Emmerich, österr. Journalist, Theaterdirektor, * 2 8 . 2 . 1 8 4 4 Wien, t 4 . 7 . 1 9 0 5 Wien. 1866 trat Β. ν. Κ. Α., der an der Wiener Genieakademie bis zum Leutnant ausgebildet wurde, aus dem Heeresverband aus und widmete sich der Theaterarbeit, zunächst als Sekretär und Dramaturg am Theater in der Wiener Josefstadt, 1871-73 als Leiter von Provinzbühnen. 1873 begann er seine journalistische Karriere als Mitarbeiter einiger Wiener Zeitungen und von 1879 an als Korrespondent f ü r mehrere Pariser Blätter. Als sein Bruder Karl Β. ν. Κ. A. 1880 die Leitung des Wiener Stadttheaters übernahm, wandte er sich wieder m e h r der Bühne zu, wurde literarischer Vertreter des Wiener Hoftheaters in Paris und übersetzte für das Burgtheater Stücke aus dem Französischen. Mit der Eröffnung des Deutschen Volkstheaters in Wien wurde er 1889 dessen erster Direktor; unter seiner bis 1905 dauernden Leitung wurden Werke von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy uraufgeführt. Von Β. ν. Κ. A. selbst stammen dramatische Versuche wie Mein zweites Ich (1876) oder In geheimer Mission (1881). LITERATUR: Β., K. In: Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. 1929. Wien 1929, S. 85. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 126. B u n d s c h u h , Karl, österr. Lehrer, Politiker, * 2 3 . 2 . 1 8 7 1 Salzburg, t 2 4 . 9 . 1 9 3 5 Gmunden (Oberösterreich). Der Sohn eines Schuhmachersohnes wurde an der Lehrerbildungsanstalt Salzburg ausgebildet. Seit 1911 Direktor der Bürgerschule Gmunden, leitete er nach der Aufhebung der Koedukation 1922 die Knabenbürgerschule. Später w u r d e er Bezirksschulinspektor und Regierungsrat; 1933 trat er in den Ruhestand. B. war Begründer des Katholischen Landeslehrervereins f ü r Oberösterreich und redigierte die Zeitschrift „Die katholischen Schulblätter". 1909 zog er als Abgeordneter in den oberösterreichischen Landtag ein und war 1 9 1 8 / 1 9 für die Christlichsoziale Partei Mitglied der Provisorischen Landesversammlung. B u n g e , Rudolf, Pseud. B. Rudolf, Schriftsteller, * 2 7 . 3 . 1 8 3 6 Kothen, t 5 . 5 . 1 9 0 7 Kothen. Vom Vater f ü r das Chemiestudium vorgesehen, widmete sich B., der schon zu Schulzeiten einen Gedichtband ( B l u m e n , 1854) herausgegeben hatte, an der Pariser Sorbonne der Kunst und Literatur. Als er Seumes „Spaziergang nach Syracus" wiederholen wollte, erkrankte er in Reggio. In den Schweizer Tälern genesen, schrieb er von dort vor allem für
Burckhardt die „Gartenlaube" Skizzen über Land und Leute. Nach dem Tod seines Vaters mußte er 1862 die ererbte Fabrik übernehmen, bis ein jüngerer Bruder herangewachsen war und er sich ganz den literarischen Interessen hingeben konnte. B. fand Kontakt zu Komponisten wie Franz Abt, Alban Förster und besonders zu Victor Neßler, zu dessen Oper Der Trompeter von Säckingen er 1884 das Libretto schrieb. Größeren Anklang fand nur sein Trauerspiel Der Herzog von Kurland, da es bei seiner Uraufführung 1869 der antifranzösischen Stimmung entgegenkam. B. lebte zuletzt abwechselnd in seiner Heimatstadt und im Karpatengebirge. LITERATUR: R. B. In: Dichter in Anhalt. Hrsg. v. Bernd Ulbrich. Halle 2002, S. 137-140. B u n z l , Arthur, österr. Journalist, * 2 5 . 1 2 . 1 8 5 0 Prag, t 2 6 . 3 . 1 8 9 9 Wien. N a c h der Promotion z u m Dr. jur. an der Univ. Wien durchlief B. eine Advokatenlaufbahn, ehe er sich dem Journalismus zuwandte. 1887 w u r d e er Chefredakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung" und betreute gleichzeitig bis 1891 die Herausgabe der „Extrapost". Im gleichen Jahr trat er in die Redaktion der „Oesterreichischen Volks-Zeitung" ein, deren Leitung er 1893 übernahm. In seinen politischen Beiträgen erwies sich B. als nachhaltiger Verfechter des Deutschtums in Österreich. Im Feuilleton berichtete er als Theaterkritiker vornehmlich von A u f f ü h r u n g e n des Burgtheaters. Unter P s e u d o n y m lieferte er Artikel für ausländische Zeitungen („Pester Lloyd", „Hamburger Fremdenblatt"). B u o m b e r g e r , Ferdinand, schweizer. Publizist, * 1 2 . 1 2 . 1 8 7 4 Bütschwil (Kt. St. Gallen), f 3 . 8 . 1 9 4 6 Weggis (Kt. Luzern). B. w u r d e an der Univ. Freiburg (Schweiz) zum Dr. phil. promoviert und war 1897-1904 Direktor des Statistischen A m tes des Kantons Freiburg, Prof. an der Handelsschule und Privatdozent an der Univ. Freiburg. Seit 1904 war er Redakteur der „Ostschweiz", 1907-13 der „Schaffhauser Zeitung", bis 1919 der „Winterthurer Volkszeitung" und seit 1920 des „Morgen". Daneben wirkte er als Sekretär des Christlichsozialen Arbeiterverbandes (1905-15) und übte seit 1916 seinen Hauptberuf als Schriftexperte und Graphopsychologe aus. 1913-18 war er Mitglied im Großen Stadtrat von Zürich. Neben einer Reihe statistischer, wirtschaftlicher und politischer Publikationen (u. a. Die schweizerische Ehegesetzgebung im Lichte der Statistik, 1902) veröffentlichte B. einen Gedichtband (Am Webstuhl, 1914) und VolksliederKompositionen wie Munotglöcklein. B u r c k h a r d t , Jacob (Christoph), Historiker, * 2 5 . 5 . 1 8 1 8 Basel, t 8 . 8 . 1 8 9 7 Basel. A u s einer Basler Gelehrten- und Pfarrerfamilie stammend, besuchte B. das Ratsgymnasium in Basel, studierte von 1837 bis 1839 dort zunächst Theologie, dann klassische Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte. In Berlin hörte er Vorlesungen L. —> Rankes, J. G. Droysens, J. Grimms, A. Boeckhs und F. Kuglers, in Bonn F. Welckers. 1843 wurde er aufgrund seiner Arbeiten über Karl Martell und Konrad von Hochstaden in absentia in Basel promoviert, w o er sich bald auch habilitierte. 1 8 4 4 / 4 5 redigierte er die konservative „Basler Zeitung", in der er den radikalen Liberalismus wie den politischen Katholizismus bekämpfte. Von 1848 an lehrte er Geschichte am Basler Pädagogium, von 1855 bis 1858 Kunstgeschichte an der Ε Τ Η in Zürich, bis er den Ruf als Ordinarius der Geschichte und Kunstgeschichte an der Basler Univ. erhielt. R u f e an deutsche Universitäten, u. a. auf den Lehrstuhl Rankes in Berlin, lehnte er ab; seit 1886 las er, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1893, nur noch über Kunstgeschichte. N a c h d e m B. sich zunächst hauptsächlich mit der Geschichte des Mittelalters befaßt und - vor allem durch die Bearbeitung
der Handbücher von F. Kugler während eines Aufenthaltes in Berlin 1 8 4 6 / 4 7 - die Kunstgeschichte zu seinem zweiten, gleichberechtigten Arbeitsgebiet g e m a c h t hatte, wurden seine wiederholten Aufenthalte in Italien f ü r ihn entscheidend wichtig; jetzt entstanden in großartiger Synthese von Geschichte und Kunstgeschichte die Werke, die seinen R u h m als Meister und Vorbild moderner Kulturgeschichtsschreibung begründeten. Seine Sicht der Geschichte löste sich nun aus nationaler Begrenzung und von romantischen Einflüssen, sie w u r d e abendländisch-europäisch und rückte ab v o m dominierenden Paradigma politischer Geschichte. Das erste dieser Werke Die Zeit Konstantin des Großen (1856) stellte diese Epoche nicht als Niedergang der antiken Welt dar, sondern als Übergang z u m Christentum, in d e m sich die Grundlagen der Kultur des Mittelalters formierten, deren Blüte im 12. und 13. Jh. B. schon 1 8 4 9 / 5 0 in einer Vortragsreihe vorgestellt hatte. 1855 folgte Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens. (Das Franz Kugler gewidmete Werk ist von der 2. bis zur 9. Auflage von anderen Herausgebern überarbeitet worden.) Weit m e h r als „ein nicht unerwünschter Reisebegleiter", ist der Cicerone ein Dokument intimer Kennerschaft und e b e n s o präziser wie anregender Beschreibung und D e u t u n g der italienischen Kunst seit der Antike. Bedeutender und von weit größerer historiographischer Wirkung war Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch (1860): nicht nur die erste große, f ü r spätere Forschung grundlegend gebliebene Darstellung einer außerordentlich reichhaltigen politischen, sozialen und kulturellen Konfiguration, die einem Zeitalter den Namen gab, sondern methodisch und darstellerisch „ d a s " beispielgebende Werk der Kulturgeschichtsschreibung. Von der als Ergänzung geplanten B e s t a n d s a u f n a h m e der Kunst der Renaissance (1867) ist ein Torso geblieben, ein - allerdings großartiges - Inventar der B a u w e r k e und der Dekoration. N a c h diesen Werken, die - abgesehen von dem letztgenannten - in knapp einem Jahrzehnt erschienen, hat B., der weitere drei Jahrzehnte sein Basler L e h r a m t wie eine ausgedehnte Vortragstätigkeit für das gebildete Publikum gewissenhaft wahrnahm, zu seinen Lebzeiten nichts mehr veröffentlicht. Sein großes Alterswerk, die Griechische Kulturgeschichte (4 Bde.), ist zuerst von J a c o b Oeri aus dem Nachlaß zum Teil aufgrund des Kollegmanuskripts und einer Kollegnachschrift herausgegeben worden. D a s gilt auch f ü r die Weltgeschichtlichen Betrachtungen, eine Folge von Vorlesungen und Vorträgen, denen Oeri den berühmt gewordenen Titel gegeben hat. (Die komplizierte Geschichte des Textes ist untersucht von Peter Ganz, dessen Edition [1982] jetzt als verbindlich zu gelten hat.) Die Griechische Kulturgeschichte reicht von der mythischen Vorzeit bis zum späten Hellenismus, von den Ursprüngen bis zur Selbstauflösung der griechischen Kultur, wobei dem Hellenismus die Bedeutung zukommt, die Kontinuität der Kultur Alteuropas geleistet zu haben. B.s nachhaltigste Wirkung geht von den Weltgeschichtlichen Betrachtungen aus - von ihm selbst als Betrachtungen über das Studium der Geschichte verstanden. Sie entstanden in den Jahren 1868 bis 1873, also in einer historisch bewegten und von B. kritisch und pessimistisch betrachteten Zeit. Sie beinhalten wie auch m a n c h e gleichzeitige und spätere Briefe - B. war ein glänzender Briefschreiber nicht nur eine im 20. Jh. intensiv diskutierte und rezipierte Theorie der Geschichte und der Geschichtsschreibung; sie sind auch durch eine sehr persönliche Sicht der Geschichte gekennzeichnet, die dem, zumal in Deutschland nach der Reichsgründung, vorherrschendem Zeitgeist entgegenstand, nach dem Ersten Weltkrieg j e d o c h als ahnungsvolle pessimistische Analyse der Tendenzen der allgemeinen Politisierung, des Machtstaatsdenkens und des Militarismus, der Ver-
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Burckhardt massung und der kulturellen Nivellierung starke Resonanz fand. Sein lebenslanges Interesse galt der „Bildung Alt-Europas", dessen Kultur er im Zeitalter der Revolutionen und des sozialen und kulturellen Wandels seiner Zeit zerfallen sah. Er fürchtete die „Verflechtung der gegenwärtigen Krisis mit gewaltigen Völkerkriegen", weil die dagegenstehenden „Rechtsüberzeugungen" schwach geworden seien. Nicht zuletzt diese Einsicht hat ihn, den „weisesten Geist des neunzehnten Jahrhunderts" (J. Huizinga), der aller Geschichtsphilosophie ablehnend gegenüberstand, zu einem der großen Geschichtsdenker gemacht. Sein Versuch (in den Weltgeschichtlichen Betrachtungen), o h n e teleologische Spekulation den großen Gang der Geschichte von der Interaktion der drei „Potenzen" Staat, Religion und Kultur her zu verstehen, ist die Konzeptualisierung seiner historiographischen Arbeit, der es u m die Gesamtdarstellung historischer Sachverhalte, den Nachweis von Kontinuitäten in der Geschichte, den typisierenden Vergleich und stets auch u m die Demonstration der bildenden Funktionen und der moralischen Verantwortung des historischen Denkens ging. WEITERE WERKE: J. B.: Gesamtausgabe. 14 Bde., Stuttgart/ B e r l i n / L e i p z i g 1929-34. - G e s a m m e l t e Werke. 10 Bde., Darmstadt 1955-59. - Über das Studium der Geschichte. Der Text der „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" aufgrund der Vorarbeiten von E. Ziegler nach den Handschriften hrsg. v. Peter Ganz. München 1982. - Historische Fragmente. A u s dem Nachlaß gesammelt von Emil Dürr. Mit einem Vorwort von Werner Kaegi. Stuttgart 1957. - Briefe. Vollständige Ausgabe. Hrsg. v. M a x Burckhardt. 10 Bde., Basel 1949-88. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. von der Jacob-BurckhardtStiftung, Basel. M ü n c h e n 2000 ff. LITERATUR: Werner Kaegi: J. B. Eine Biographie. 7 Bde., Basel 1947-82. - Karl Löwith: J. B. Der Mensch inmitten der Geschichte. Stuttgart 2 1966. - Werner Kaegi: J. B. und sein Jahrhundert. Basel 1968. - Jörn RUsen: J. B. In: Deutsche Historiker III. Göttingen 1972, S. 7-28. - Wolfgang Hartwig: Geschichtsschreibung zwischen Alteuropa und moderner Welt. J. B. in seiner Zeit. Göttingen 1974. Rudolf Vierhaus B u r c k h a r d t , Johannes (Friedrich Paul), evang. Theologe, * 2 0 . 1 0 . 1 8 5 3 Altena (Westfalen), t 2 7 . 1 . 1 9 1 4 Berlin. W ä h r e n d des Theologiestudiums wurde B., Sohn eines Pfarrers, in Bonn von T h e o d o r Christlieb und in Tübingen von Johann Tobias Beck beeinflußt. 1880 wurde er Vereinsgeistlicher f ü r Innere Mission in Bielefeld, arbeitete seit 1890 - mittlerweile Gemeindepfarrer in Berlin - zusamm e n mit Friedrich von Bodelschwingh in der weiblichen Jugendfürsorge, initiierte den Bau von vier Mädchenwohnheimen, gab das Jugendblatt „Deutsche Mädchen-Zeitung" heraus und gründete 1893 den „Vorständeverband der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands" (später „Evangelischer Verband f ü r die weibliche Jugend Deutschlands"). In der Folge gab er sein Berliner Pfarramt auf, um sich ganz der weiblichen Jugendarbeit widmen zu können. Auf seine Anregung erfolgte 1894 die Gründung der deutschen Bahnhofsmission. 1 9 1 3 / 1 4 schuf er mit dem nach ihm benannten „Burckhardt-Haus" in Berlin-Dahlem einen Mittelpunkt für die gesamte evang. Jugendarbeit. LITERATUR: Henny B.: J. B., ein Blick in sein Leben. Berlin 1922. - Grete Schemann: B„ J. F. P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 41. B u r d a , Franz, Verleger, * 2 4 . 2 . 1 9 0 3 Philippsburg (Baden), t 3 0 . 9 . 1 9 8 6 Offenburg. Der promovierte Diplomvolkswirt ü b e r n a h m 1928 den Druckereibetrieb seines Vaters und die Redaktionsleitung der Rundfunkzeitschrift „Sürag", die bald eine Auflage
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von 85 0 0 0 Exemplaren erreichte. Der eigentliche Aufstieg des Unternehmens begann 1934 mit dem Bau einer neuen Druckerei und der Umstellung auf den Tiefdruck. Im Zweiten Weltkrieg stellte B. militärische Karten her; 1948 gelang der Wiedereinstieg in das Zeitschriftengeschäft mit „Das Ufer", aus dem 1954 die , 3 u n t e Illustrierte" hervorging, die sich zu einem der großen deutschen Unterhaltungsblätter entwickelte. Später folgten Produkte wie „Freizeit Revue", „Freundin" und „Bild + Funk". Die Burda-Gruppe entwickelte sich zu einem Medienriesen mit Beteiligungsgesellschaften und ausländischen Tochterfirmen. LITERATUR: Oswald Scharfenberg: F. B. Mensch und Werk. Eine Schrift zum 60. Geburtstag a m 24. Februar 1963. O f f e n b a c h / B a d e n 1963. - Oswald Scharfenberg: Dr. F. B., Mensch und Werk. Offenburg 1973. - Heinz M o r s t a d t / J o hannes Schulze: Dr. Franz Burda 75. Stationen seines Lebens von A - Z . Offenburg 1978. B u r g , Joseph, kath. Theologe, Publizist, Politiker, * 1 3 . 3 . 1 8 5 7 Reutenburg (Elsaß), f 9 . 1 0 . 1 9 2 3 Straßburg. N a c h dem Studium in Straßburg und R o m 1880 zum Priester geweiht, übernahm B. A u f g a b e n in der praktischen Seelsorge und lernte das journalistische H a n d w e r k beim „Elsässer" in Straßburg. 1894-1905 hatte er die Schriftleitung der „Essener Volkszeitung" inne und gründete das in der Region weitverbreitete Sonntagsblatt „Die christliche Familie". Als Gegenpol zum Zeitschriftenwesen der Sozialdemokratie gab B. 1900-05 die von i h m ins Leben gerufene „Soziale Revue" heraus. 1906 zog er sich von den publizistischen Auseinandersetzungen im Ruhrgebiet zurück und wurde Pfarrer von St. Urban in Freiburg/Breisgau. E r veröffentlichte u. a. Protestantische Geschichtslügen (1895, 1 0 1909). WEITERE WERKE: Kontrovers-Lexikon. Die konfessionellen Streitfragen zwischen Katholiken und Protestanten. Eine Antwort auf protestantische Angriffe. Essen 1904. - Symbolik. Die katholische Kirche und die protestantischen Sekten in ihren Unterscheidungslehren. Essen 1 8 9 9 , 3 1 9 1 2 . B u r g e r , Hermann, schweizer. Schriftsteller, * 1 0 . 7 . 1 9 4 2 Menziken (Kt. Aargau), t 1 . 3 . 1 9 8 9 Brunegg (Kt. Aargau). B., Sohn eines Versicherungsinspektors, studierte an der Ε Τ Η Zürich Architektur und absolvierte an der Univ. das Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Pädagogik. Er wurde bei Emil Staiger mit einer Arbeit über Paul Celan promoviert und lehrte nach der Habilitation als Privatdozent für Neuere Deutsche Literatur an der Ε Τ Η Zürich und der Höheren Pädagogischen Lehranstalt des Kantons Aargau. Bis 1987 gehörte er zur Feuilletonredaktion des „Aargauer Tagblatts". Als Schriftsteller debütierte B. 1965 mit dem Gedichtband Rauchsignale·, 1976 erschien der Roman Schiiten (1976), 1979 der Erzählband Diabelli. Sein von den Themen Krankheit, Tod und Untergang bestimmtes Werk wurde vielfach ausgezeichnet: 1980 C.-F.-MeyerPreis, 1983 Hölderlin-Preis, 1985 Ingeborg-Bachmann-Preis. B. starb durch Selbstmord. LITERATUR: Christian Schön: Η. B. Schreiben als Therapie. Eine Studie zu Leben und Werk. Stuttgart 1997. B u r g m ü l l e r , Herbert, Schriftsteller, * 4 . 9 . 1 9 1 3 M ü l h e i m / R u h r , t 2 8 . 4 . 1 9 7 0 Nürnberg. Nach einer Bibliothekarsausbildung studierte B. in Wien Literaturgeschichte. Die nationalsozialistische Machtübernahme veranlaßte ihn zur Übersiedlung nach Österreich, wo er 1936 die Zeitschrift „Das Silberboot" herausgab. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er am Düsseldorfer Stadttheater tätig und gehörte zu den Mitherausgebern der Zeitschrift „Die Fähre". 1948 veröffentlichte er mit Anfang und Tradition kulturpolitische Essays. Seit 1953 war B. Generalsekretär des P E N und Autor von Rundfunkbeiträgen sowie von Filmdrehbüchern (Das große Rennen, 1956).
Busch Buri, Rudolf, schweizer. Holzschneider, * 5.4.1835 Bern, t 29.10.1878 Bern. Der Sohn eines Granitsteinhauers folgte seinem Talent zum Zeichnen und wandte sich der Holzschneidekunst zu. In Paris und besonders in Leipzig, wo er im Arlaud'schen Institut für die „Gartenlaube" arbeitete, erhielt er seine Ausbildung. 1858 gründete B. in Bern mit seinem Schwager das xylographische Atelier Buri & Jecker, aus dem Holzschnitte für die Zeitschrift „Die (illustrierte) Schweiz", für Die Schweizergeschichte in Bildern (1871), zu Oswald Heers Urwelt der Schweiz, Jeremias Gotthelfs Erzählungen Aus dem Bernerland und dem Festalbum zur Feier der Schlacht von Murten hervorgingen. LITERATUR: Tilo Grabach: B., R. In: AKL, Bd. 15, 1997, S. 224. Buri, (Christian Karl Ernst) Wilhelm, Jurist, Schriftsteller, * 25.2.1758 Birstein, t 28.7.1818 Homburg v.d.H. B. studierte in Marburg und Gießen und ließ sich 1780 als Anwalt in Offenbach nieder. 1807 wurde er Hofrat in Hanau, 1811 von Landgraf Friedrich V. in hessisch-homburgische Dienst berufen und führte seit 1816 den Titel eines Regierungsrats. B.s Lyrik (Skizzen und kleine Gemälde, 1791) zeigt sich besonders von Klopstock, die Prosa von Geliert und von Sophie von —> La Roche beeinflußt. Mit dem Heldenepos Der Sieg Uber den Welttyrannen . . . (1815) fand er die Anerkennung des preuß. Königs. Durch die Mitarbeit an —> Wielands „Teutschem Merkur" und zahlreichen Almanachen, Kalendern und Taschenbüchern fanden seine Werke eine große Verbreitung. Burkhardt, Max, Dirigent, Komponist, * 28.9.1871 Leipzig, t 12.11.1934 Berlin. B. studierte an den Universitäten Greifswald und Leipzig, wo er 1897 mit der Arbeit Beiträge zum Studium des deutschen Liedes und seiner Anfänge im 16. und 17. Jahrhundert zum Dr. phil. promoviert wurde. Daneben erhielt er am dortigen Konservatorium eine musikalische Ausbildung, u.a. bei Hans Sitt. 1892-94 wirkte er als Dirigent des akademischen Gesangvereins Greifswald, in Leipzig folgten einige Jahre als Kapellmeister am Stadttheater und als Musikkritiker des „Leipziger Tageblatts", ehe er 1899 in Köln Dirigent des Liederkranzes wurde und eine Singakademie gründete. 1906 wechselte er als Dozent für Musik an die Lessing-Hochschule in Berlin und berichtete von dort für eine Reihe von Musikzeitschriften. B. schrieb einen Fährer durch die Konzertmusik (1911) und durch die Werke Wagners und Brahms'. Er komponierte die Opern König Drosselbart (1904) und Das Moselgretchen (1912), eine Symphonie sowie einige Chorwerke und setzte sich mit Lautenliedern für eine Wiederbelebung dieses Instrumentes ein. Burmann, Gottlob Wilhelm, eigentl. Bormann, Schriftsteller, Musiker, * 18.5.1737 Lauban, t 5.1.1805 Berlin. Der Sohn eines Schreib- und Rechenlehrers begann 1758 das Jurastudium an der Univ. Frankfurt/Oder. Später ließ er sich in Berlin nieder und redigierte bis 1785 die „Haudeund Spenersche Zeitung". Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Schriftsteller und Musiker. Zu seiner Zeit war B. ein beliebter Autor, der seine zahlreichen Gedichte meist selbst vertonte. Er galt als beachtlicher Orgel- und Klavierspieler. LITERATUR: Walter Wendler: G. W. B. (1737-1805). Breslau 1937. - Marina Schieke-Gordienko/(Jutta Theurich): B„ G. W. In: MGG 2 P, Bd. 3, 2000, Sp. 1312f. Burmester, (Franz Joachim) Heinrich, Schriftsteller, * 10.11.1839 Niendorf, t Mai 1889 bei Boizenburg/Elbe. Nach dem Seminarbesuch in Ratzeburg war B. Lehrer am Akademischen Gymnasium in Hamburg und schrieb sich 1863/64 zum Philologiestudium in Kopenhagen, Jena und Kiel ein; im Wintersemester 1866/67 hörte dort er an der
Juristischen Fakultät. Anschließend schlug er sich auf mecklenburgischen und lauenburgischen Gütern als Hauslehrer durch und wurde Korrektor beim „Altonaer Mercur", der seine ersten plattdeutschen Versuche abdruckte. Nach dem Konkurs der Zeitung siedelte er nach Berlin Uber und erhielt eine Stellung in einem Auskunftsbüro. Auch dort arbeitslos geworden, kehrte er ins Lauenburgische zurück und ertränkte sich in der Elbe. Als Erzähler gehört B. seit seinem Erstling Arm un Riek (1872) zu den Epigonen Fritz —> Reuters; häufig waren seine Erlebnisse als Schulmeister Gegenstand seiner Werke. LITERATUR: Gerhard Cordes: B„ F. J. H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 54 f. - Dieter Möhn: Sozialkritik und Dichterleben. Eine Erinnerung an Η. B. In: Quickborn 82 (1992) 1, S. 13-26. Burschen, Friedrich, Schriftsteller, * 9.8.1889 Ludwigshafen, t 19.4.1970 München. Nach dem Studium von Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte in München, Berlin und Heidelberg vertiefte B. sein kunsthistorisches Wissen in Italien. Seit 1912 arbeitete er als freier Autor für Blätter wie die „Frankfurter Zeitung", die „Vossische Zeitung", „Die Weltbühne", „Neue Rundschau" und „Die literarische Welt". 1919 begann er sein hauptsächlich essayistisches Schaffen mit Die Einfalt des Herzens, 1926 folgte eine Biographie Jean Pauls. B. lebte abwechselnd in seinen ehemaligen Universitätsstädten und wurde Mitglied des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller und des PEN-Club. 1934 fielen seine Werke der Bücherverbrennung zum Opfer. Er selbst war 1933 über Frankreich und Spanien in die Tschechoslowakei emigriert, wo er 1936 eine Thomas-Mann-Gesellschaft gründete. 1954 kehrte er aus dem britischen Exil nach Deutschland zurück. 1958 erschien seine —> Schiller-Biographie ( 29 1995). WEITERE WERKE: Neue Erde. München 1919. - Erinnerungen 1889-1919. Hrsg. v. Roland Krischke. Ludwigshafen 1997. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 172. - „Als noch uf zwoa Baa . . . " Der Briefwechsel zwischen Ernst Bloch und F. B. 1954-1969. In: Bloch-Almanach 20 (2001) S. 111-145. Busch, Günther, Verlagslektor, * 13.9.1929 Wermutshausen, t 25.6.1995 Frankfurt/Main. B., der die Studien der Theologie, Philosophie und der Sprachen an der Univ. Mainz nicht abschloß, wurde zunächst Regieassistent in Sommerhausen und profilierte sich in den folgenden Jahren als Literaturkritiker bei den „Frankfurter Heften", der „Süddeutschen Zeitung" und war für den Hessischen Rundfunk sowie den Südwestfunk tätig. 1962 wurde er in das Lektorat des Hanser-Verlags berufen und übernahm 1963 die soeben begründete „edition suhrkamp", die er bis zum Erscheinen des 1000. Bandes (1979) impulsegebend führte. Nach dem Ausscheiden aus dem Suhrkamp Verlag und kurzer Beratertätigkeit für den S. Fischer Verlag leitete er seit 1985 dessen Wissenschaftslektorat. Bis 1994 war er Mitherausgeber der „Neuen Rundschau". LITERATUR: Der Autor, der nicht schreibt. Festschrift für G. B. Hrsg. v. Rebekka Habermas/Walter Pehle. Frankfurt/ Main 1989. Busch, (Julius Hermann) Moritz, Publizist, * 13.2.1821 Dresden, t 16.11.1899 Leipzig. Nach dem Studium der Theologie in Leipzig nahm B., Sohn eines Unteroffiziers, 1849 am dortigen Maiaufstand teil und emigrierte 1851 in die USA. 1852 kehrte er zurück, bereiste 1856-59 im Auftrag des Österreichischen Lloyd Palästina, Ägypten und Griechenland und redigierte 1857-66 zusammen mit Gustav —> Freytag die „Grenzboten". Seit 1864 als Presseoffiziosus im Dienst des Herzogs von Augustenburg,
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Busch wurde Β. 1866 Presseattache des Zivilkommissars von Hannover, 1870 Pressebearbeiter im Auswärtigen Amt und arbeitete während des Deutsch-Französischen Kriegs eng mit Bismarck zusammen. Seit 1873 pensioniert, war er bis 1875 Chefredakteur des „Hannoverschen Kuriers", dann freier Schriftsteller und Publizist in Leipzig und Berlin. Seine Begegnungen mit Bismarck legte B. insbesondere in Graf Bismarck und seine Leute während des Kriegs mit Frankreich (2 Bde., 1878) und in seinen Tagebuchblättern (3 Bde., 1899) dar. LITERATUR: Heinrich Meisner: B., J. Η. M. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 63 f. Busch, (Heinrich Christian) Wilhelm, Zeichner, Maler, Dichter, * 15.4.1832 Wiedensahl bei Hannover, t 9.1.1908 Mechtshausen bei Seesen. Der älteste Sohn - von sieben Kindern - eines Krämers kam 1841 zur Erziehung zum Bruder der Mutter, dem Dorfpastor und Bienenzüchter Georg Kleine nach Ebergötzen bei Göttingen. Auf Wunsch des Vaters wurde B. 1847 an der Polytechnischen Schule Hannover immatrikuliert, verließ sie aber 1851 und ging nach Düsseldorf an die Kunstakademie, 1852 nach Antwerpen an die Kgl. Akademie für Schöne Künste. Die Begegnung mit den niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts geriet zum Schlüsselerlebnis: Sie wurden zu seinen unerreichbaren Vorbildern. Ende 1853 erkrankte er an Typhus, kehrte heim und sammelte Märchen, Sagen, Volkslieder und Sprüche (1910 als Ut 61er Welt). 1854 wurde B. in die technische Malklasse der Kgl. Akademie der Künste in München aufgenommen. Er malte und zeichnete - neben seinen Bildergeschichten - meist für sich bis etwa 1895; heute gilt er mit fast tausend erhaltenen, meist kleinformatigen Ölgemälden als ein Vorläufer der Moderne. Bis 1868 blieb er - mit großen Unterbrechungen - in München. 1869 verlegte er seinen Wohnsitz nach Frankfurt/ Main, wo sich eine mehr als mäzenatische Freundschaft mit der Bankiersgattin Johanna Keßler ausbildete; 1872 erfolgte der Rückzug nach Wiedensahl, zunächst ins Elternhaus, dann zu seinem Schwager Pastor Hermann Nöldeke. Seit 1879 lebte er mit seiner Schwester Fanny im Pfarrwitwenhaus. Reisen führten ihn nach Frankfurt, München, Wien, Berlin, Dresden, Belgien, Holland, Florenz und Rom. Die Briefe an die holländische Schriftstellerin Maria Anderson gehören mit ihrer Diskussion von u. a. schopenhauerschen Gedanken zu den wichtigsten B s. 1877 richtete er sich ein eigenes Atelier in München ein, reiste aber nach einem Eklat im Frühjahr 1880 nie wieder dorthin. 1898 übersiedelte er mit seiner Schwester ins Pfarrhaus seines Neffen Otto Nöldeke nach Mechtshausen im Harz. Für den Künstlerverein „Jung-München" zeichnete B. Karikaturen, der Verleger Kaspar -> Braun entdeckte ihn 1858 für die humoristische Zeitschrift „Fliegende Blätter". 1859 erschienen hier und in den „Münchener Bilderbogen" seine ersten illustrierten Witze und Bildergeschichten (bis 1871). Obgleich er bei diesen an Vorbilder (populäre Bilderbogen und Moritatentradition) anknüpfen konnte, entwickelte er einen eigenen Stil der Bildergeschichte, nicht ohne Einfluß durch die Tradition des komischen Epos. Mit Max und Moritz (1865) kündigt sich die Zeit der großen Bildergeschichten (1868-84) an. Hier präludiert er sein zentrales Thema, die Unterdrückung und Vernichtung „natürlicher" Bosheit, besonders bei Kindern, Bauern und Tieren, im Namen von Vernunft und gesellschaftlicher Nützlichkeit. In Die Fromme Helene (1872) demonstriert er erstmals an einem ganzen Lebenslauf die Konstanz des „bösen" Charakters in Form eines satirischen Sittenbildes des heuchlerischen Bürgertums der Gründerzeit. Zusammen mit Werken wie der Satire gegen kath. Heiligenverehrung Der heilige Antonius von Padua (1870) und der den deutschen Michel verklärenden politischen Satire Pater Filuzius (1872) begründeten sie
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B.s Ruhm im neuen preuß. geführten Deutschland während des Kulturkampfes. Die vielen Lebensläufe in absteigender Linie zeigen B.s generelle Skepsis: Die Abenteuer eines Junggesellen, Herr und Frau Knopp, Julchen (1875-77), Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter (1883), der wie ehedem in sein Büro geht, Maler Kleckset (1884), der Schimmelwirt wird. Die Wirkung der Bildergeschichten geht von dem meist komischen Kontrast zwischen Text und Zeichnung aus. Auch B.s Lyrik (Kritik des Herzens, 1874; Zu guter Letzt, 1904; Schein und Sein, 1909) zeigt sprachliche Virtuosität. 1886-95 schrieb er autobiographische und weniger bekannte poetische Prosa: extrem kurze Selbstbiographien (Was mich betrifft, 1886; Von mir über mich, 1893; 1894); Eduards Traum (1891), eine Satire auf alle Sinngebungsmöglichkeiten; Der Schmetterling (1895), eine allegorische Erzählung. Oft drastisches Mittel der Darstellung sind B.s „komische Grausamkeiten"; seine mitleidlose Welt ist ein Grenzfall der Komik, die allerdings wohl keinem latenten Sadismus entspringt, sondern die menschliche Bosheit komisch entlarvt. Die zeichnerische Virtuosität verhüllt allerdings mit oft liebevollen Genre- und Detailstudien die pessimistische Grundtendenz. Als heiterer Haushumorist der Deutschen, mit deren Mehrheit er die Bismarckverehrung und den politischen Konservativismus, nicht aber den Antisemitismus teilte, wurden auch die kritischen Teile seines Werkes verharmlost und Opfer seiner beispiellosen Popularität und der Tendenz, komische Literatur nicht so ernst zu nehmen, wie sie es verdient. WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Otto Nöldeke. 8 Bde., München 1943. - Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Friedrich Bohne. Hamburg u.a. 1959. Sämtliche Briefe. Hrsg. v. Friedrich Bohne. 2 Bde., Hannover 1968/69. - Hans Georg Gmelin: W. B. als Maler. Berlin 21981. - Ruth Brunngarber-Malottke: Handzeichnungen nach der Natur. Werkverzeichnis. Stuttgart 1992. - Gesammelte Werke. Berlin 2002 (1 CD-ROM). - Die Bildergeschichten. Historisch-kritische Ausgabe. Bearb. v. Hans Ries. Unter Mitwirkung von Ingrid Haberland. 3 Bde., Hannover 2002. LITERATUR: Walter Pape: W. B. Stuttgart 1977. - Gert Ueding: W. B. Frankfurt/Main 1977. - Dieter Lotze: W. B. Boston 1979. - Walter Pape: Der mißverstandene Satiriker. In: Walter Pape: Das literarische Kinderbuch. Berlin/New York 1981, S. 303-368. - W. B. 1832-1908. Niedersächsische Landesausstellung zur 150. Wiederkehr des Geburtstages. 3 Bde. Hannover 1982. - Ulrich Mihr: W. B.: Der Protestant. Tübingen 1983. - Michael Vogt (Hrsg.): Die boshafte Heiterkeit des W. B. Bielefeld 1988. - Michael Hetzner: Gestörtes Glück im Innenraum. Über Familie und Ehe bei W. B. Bielefeld 1991. - Karsten Imm: Absurd und Grotesk. Zum Erzählwerk von W. B. und Kurt Schwitters. Bielefeld 1994. - Gottfried Willems: Abschied vom Wahren Schönen - Guten. W. B. und die Anfänge der ästhetischen Moderne. Heidelberg 1998. - Frank Pietzcker: Symbol und Wirklichkeit im Werk W. B. s. Frankfurt/Main 2002. Walter Pape Buschbecker, Karl Matthias, eigentl. Karl Busch, auch Role, Schriftsteller, * 15.7.1899 Trier, t 28.5.1942 Berlin. B., Sohn eines Lehrers, studierte in Bonn und Wien Rechtswissenschaften. 1925 wurde er Leiter der Uniformabteilung in der NSDAP, 1929 Schriftleiter des „Völkischen Beobachters", späater Hauptschriftleiter verschiedener anderer Zeitungen. 1933 errang er einen Abgeordnetensitz im Preußischen Landtag. B. wurde Leiter des Reichsamts für Presse und Propaganda bei der NSG Kraft durch Freude; er gehörte zum näheren Arbeitskreis um den Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Robert Ley, über den er 1934 unter dem Pseudonym
Butenschön Role die Biographie Hitlers Stabsleiter der P. O. Dr. Ley veröffentlichte. B. schrieb ferner die Romane Wie unser Gesetz es befahl (1936) und Und doch schlägt das Herz an den Grenzen (1939) sowie den Text für den Bildband Unter dem Sonnenrad. Ein Buch von Kraft durch Freude (1938). LITERATUR: Hillesheim/Michael, 1993, S. 94-99.
WEITERE WERKE: Musikalische Formenlehre. Berlin 3 1909. - Kontrapunkt und Fuge im freien (modernen) Tonsatz einschließlich Chorkomposition. Berlin 2 1912. - Musikalische Elementarlehre. Berlin 181942. LITERATUR: Janna Saslaw: B., L. In: NGroveD, Bd. 4, 2 2001, S. 678.
Büß, Franz Joseph Ritter von, Jurist, Politiker, * 25.3.1803 Zell am Harmersbach, t 31.1.1878 Freiburg/ Breisgau. Das Studium der Philosophie, Medizin und der Rechtswissenschaften in Freiburg, Heidelberg und Göttingen Schloß der Sohn eines Schneidermeisters an allen drei Fakultäten mit der Promotion ab und wurde 1829 Privatdozent, 1833 a. o. und 1836 o. Prof. der Staatswissenschaften und Völkerrecht, seit 1844 auch des Kirchenrechts in Freiburg/Breisgau. 1837-40, 1846-48 und 1873 gehörte B. der Zweiten Kammer des Badischen Landtags an und zählte zu den Führern der „Katholischen Bewegung" in Baden. 1845 gründete er die katholisch-konservative „Süddeutsche Zeitung", wurde 1848 Präsident des ersten deutschen Katholikentags in Mainz und trat als Mitglied der Nationalversammlung (1848), des Erfurter Parlaments (1850) und des Reichstags (1874-77) für soziale Reformen als Aufgabe der kath. Kirche ein. Als Vorkämpfer der großdeutschen Idee plädierte B. für ein mitteleuropäisches Reich unter einem habsburgischen Kaiser. Er schrieb u. a. Über den Einfluß des Christentums auf Recht und Staat (1841). LITERATUR: Julius Dorneich: B„ F. J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 72 f. - Dieter K. Petri: F. J. v. B., Realpolitiker oder Romantiker? Offenburg 1989. - F. J. v. B., 1803-1878. Hrsg. v. Franz Josef Stegmann. Paderborn 1994.
Bussen, Paul, österr. Schriftsteller, * 9.7.1873 Innsbruck, t 5.7.1924 Wien. Nach dem Studium der Medizin an der Univ. Graz nahm der Sohn des Historikers Arnold B. zunächst die Offizierslaufbahn auf, wandte sich nach Reisen durch Frankreich und Italien jedoch um 1900 in Wien einer journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeit zu. B. wurde Feuilletonredakteur des „Neuen Wiener Tageblatts", veröffentlichte Beiträge in der Zeitschrift „Simplicissimus" und schrieb zahlreiche Gedichte, Novellen, Dramen und Romane, die in der Tradition des österr. Geschichtsromans (Peter —>Rosegger) und der phantastisch-mystischen Literatur (Gustav —»Meyrink, Alfred Kubin, Leo Perutz) stehen. Sein Hauptwerk Die Wiedergeburt des Melchior Dronte (1921) beschäftigt sich mit der Vorstellung von der Wiedergeburt als Weg zur Vollendung. 1903 erschien der Einakterzyklus Ruhmlose Helden. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 131. - Ernst Alker: Β., P. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 77.
Busse, Carl, Pseud. Fritz Döring, Schriftsteller, * 12.11.1872 Lindenstadt, t 3.12.1918 Berlin. Der Sohn eines Gerichtssekretärs und Bruder von Georg Busse-Palma war nach dem Besuch des Militärpädagogiums in Berlin 1891/92 als Journalist in Augsburg tätig und kehrte dann nach Berlin zurück, wo er, unterstützt von Arno —>Holz, 1892 Gedichte und In junger Sonne veröffentlichte. Seit 1894 studierte B. Philologie, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin und Rostock und wurde 1898 mit einer Arbeit über die Lyrik Novalis' promoviert. Noch im selben Jahr wurde er Mitherausgeber des „Deutschen Wochenblatts" in Berlin. Anschließend war B. als freier Schriftsteller und Literaturkritiker tätig, u. a. für Velhagen & Klasings „Monatshefte". Neben zahlreichen von Geibel, Storm und —»Liliencron beeinflußten Gedichtbänden und Romanen (u.a. Die Schüler von Polajewo, 1901) entstanden literarhistorische Werke (u. a. Geschichte der deutschen Literatur im neunzehnten Jahrhundert, 1900). LITERATUR: Heinz O. Burger: Β., C. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 74 f. Bußler, Ludwig, Musikpädagoge, * 26.11.1838 Berlin, t 18.1.1901 Berlin. Der Enkel des Sängers Karl Adam Bader war zunächst Schüler des Kgl. Domchors unter R. von Hertzenberg, später bei August Eduard Grell, Siegfried Dehn und Wilhelm Friedrich Wieprecht. Seit 1865 Theorielehrer an der Ganzschen Musikschule (später Schwantzersches Konservatorium) in Berlin, war B. anschließend einige Zeit als Dirigent tätig, u. a. 1869 als Theaterkapellmeister in Memel, und unterrichtete 1874 am Mohrschen Konservatorium, seit 1877 wieder am Schwantzerschen. Seit 1897 erteilte B. theoretischen Unterricht am Sternschen Konservatorium, wurde 1898 zum Kgl. Prof. ernannt und war seit 1883 auch Mitreferent für Musik an der „National-Zeitung". Von seinen Arbeiten wurden die über Elementarmusiklehre und Harmonielehre am bekanntesten (u. a. Praktische Harmonielehre in Aufgaben, 1875).
Busta, Christine, eigentl. C. Dimt, österr. Schriftstellerin, * 24.4.1915 Wien, t 3. 12.1987 Wien. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende B. begann 1933 das Studium der Germanistik und Anglistik, das sie jedoch aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen wieder abbrechen mußte, und war dann als Hauslehrerin und Hilfsarbeiterin tätig. Nach 1945 arbeitete sie als Dolmetscherin und Angestellte der britischen Besatzungsarmee und war 1950-75 Bibliothekarin an den Wiener Städtischen Büchereien. Seit 1946 veröffentlichte B. Gedichte in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien, 1947 erstmals in der kath. Wochenschrift „Die Furche" sowie in der von Otto —» Basil herausgegebenen Zeitschrift „Plan". 1954 erhielt sie den GeorgTrakl-Preis und wurde u.a. 1969 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet. Zu ihren wichtigsten Werken zählen die Lyrikbände Der Regenbaum (1951) und Die Scheune der Vögel (1958) sowie der Band Die Sternenmühle (1959), der Verse für Kinder enthält. B. bezeichnete als Grundthema ihrer Lyrik die Verwandlung von Furcht, Schrecken und Schuld in Freude, Liebe und Erlösung und griff häufig auf christliche und mythologische Motive zurück. LITERATUR: C. B. (1915-1987). Hrsg. v. Christa Bader. Wien 1990. - Wolfgang Wiesmüller: C. B. im Briefwechsel mit Ludwig Ficker. In: Mitteilungen aus dem BrennerArchiv 10 (1991) S. 39-71. Butenschön, Johann Friedrich, Pädagoge, Publizist, * 14.6.1764 Barmstedt (Holstein), t 16.5.1842 Speyer. Der Sohn eines kgl. Kirchspielvogts und Zollverwalters studierte in Jena, Kiel und Heidelberg und war 1787 Lehrer für alte Sprachen am Institut Gottlieb Konrad Pfeffels in Colmar. Von der Französischen Revolution begeistert, ging er nach Straßburg, wohin er nach dem Abschluß seiner Studien in Jena 1793 zurückkehrte. Hier wirkte B. als politischer Publizist, befreundete sich mit dem Revolutionär Eulogius —»Schneider und war als Stadtsekretär tätig. Wegen seiner Kritik an politischen Ausschreitungen wurde er 1794 verhaftet, entging nur knapp dem Todesurteil und siedelte nach Zürich über. 1796-1803 lehrte B. Geschichte und Geographie in Colmar und folgte dann einem Ruf an das französische Lyzeum in Mainz, wo er 1812 Rektor der Akademie und Leiter des Schulwesens in drei Departements wurde. Seit
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Buttel 1816 Regierungs- und Schulrat des bayerischen Rheinkreises in Speyer, war er seit 1818 weltlicher Konsistorialrat und leitete bis 1820 die liberale „Speyrer Zeitung". LITERATUR: Hans Hahn: J. F. B. (1764-1842). Ein Lebensbild aus Revolution, Empire und Restauration. Diss. Univ. Mainz 1952. - Helmut von Jan: B., F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 78. - Friedrich Müller: J. F. B. und die „Neue Speyerer Zeitung" (1816-1821). Zur deutschen Publizistik zwischen Französischer Revolution und Restauration in Deutschland. Speyer 1986. - Susanne Lachenicht: Information und Propaganda. Die Presse deutscher Jakobiner im Elsaß (1791-1800). München 2004. B u t t e l , Christian Diedrich von, Beamter, Politiker, * 5 . 1 2 . 1 8 0 1 Jever, t 1 . 2 . 1 8 7 8 Oldenburg. Der Kaufmannssohn studierte 1819-23 in Heidelberg, Göttingen und Berlin Jura, trat in den Oldenburgischen Justizdienst ein, wurde 1835 in die Justizkanzlei in Oldenburg versetzt und 1841 zum H o f r a t ernannt. B. war 1843 Mitherausgeber der liberalen Zeitung „Neue Blätter für Stadt und Land", wurde 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, Schloß sich dem rechten Z e n t r u m an und legte nach dem Abstimmungssieg der Linken 1849 sein Mandat nieder. Nach Oldenburg zurückgekehrt, nahm er 1849 a m Treffen der „Erbkaiserlichen" in Gotha teil, die sich für eine preuß. Unionspolitik aussprachen, und befürwortete den Beitritt Oldenburgs z u m Dreikönigsbündnis. Noch im gleichen Jahr wurde B. Ministerpräsident und ü b e r n a h m zusätzlich die Departements der Kirchen und Schulen sowie der Justiz. Nach verschiedenen Regierungskrisen trat er 1851 zurück und wurde Vorsitzender des Stadt- und Landesgerichts Oldenburg, 1858 Präsident des Obergerichts, 1865 Präsident des Oberappellationsgerichts (bis 1878). LITERATUR: M a n f r e d Wenzel: Goethe und C. D. v. B. In: Medizinhistorisches Journal 28 (1993) 2 / 3 , S. 155-164. B u t t e r s a c k , Felix, Journalist, Verleger, * 1 0 . 5 . 1 9 0 0 Ellwangen/Jagst, t 9 . 3 . 1 9 8 6 Starnberg. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie, u. a. bei Karl —> Jaspers und M a x Weber an den Universitäten Heidelberg und München, w u r d e B. z u m Dr. phil. promoviert und wandte sich d e m Journalismus zu. Nach der Veröffentlichung erster Artikel im Berliner „Querschnitt" arbeitete er seit 1926 beim Berliner Scherl-Verlag, erst als Korrespondent in Paris, später als Leiter der Kriminalbeilage, und war z u d e m 1931-33 in der Programmkommission der Funkstunde Berlin tätig. 1 9 4 6 / 4 7 war B. Chefredakteur von Radio München, d e m späteren Bayerischen Rundfunk, und wurde 1947 Lizenzträger der Tageszeitung „Münchner Merkur". 1953 fusionierte er mit dem Zeitungsverlag der Familie Huck, gründete 1968 das Boulevardblatt „tz" und verkaufte 1976 ein Viertel der Verlagsanteile an Axel —»Springer, der sich jedoch 1982 wegen Einspruchs des Bundeskartellamts wieder aus dem Verlag zurückziehen mußte. B. war Mitbegründer und Vorsitzender des M ü n c h n e r Bürgerbundes. LITERATUR: Dr. F. B. In: Der Journalist 20 (1970) 6, S. 28. Für den Tag, über den Tag hinaus. F. B. zum 80. Geburtstag. München 1980. - Arnulf Kutsch: F. B. (1900-1986). In: Mitteilungen. Studienkreis R u n d f u n k und Geschichte 12 (1986) S. 108-111. B u t t i n g e r , Joseph, Pseud. u. a. Gustav Richter, österr. Politiker, Schriftsteller, * 3 0 . 4 . 1 9 0 6 Reichersbeuern (Oberbayern), t 4 . 3 . 1 9 9 2 N e w York. B., Sohn eines Arbeiters, war Landarbeiter, dann Glasschleifer und 1926-30 Hortleiter bei den „Kinderfreunden" in St. Veit an der Glan. 1921 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs eingetreten, wurde er 1934 Parteisekretär in St. Veit und war im selben Jahr wegen illega-
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ler Tätigkeit mehrere M o n a t e in Haft. 1935-38 war er Obmann des Zentralkomitees der Revolutionären Sozialisten und Redaktionsleiter des theoretischen Organs „Die Revolution". Nach d e m „Anschluß" Österreichs 1938 floh B. nach Belgien, dann nach Paris, w o er zum O b m a n n der „Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten" gewählt wurde. Er war ein führender Vertreter der Politik des Z u s a m m e n schlusses aller deutschen und österr. sozialistischen Gruppen im französischen Exil. Nach Ablehnung dieses Plans durch die Exil-SPD gehörte B. zu den G r ü n d e r n der „Arbeitsgemeinschaft f ü r sozialistische Inlandsarbeit" und war auch an der G r ü n d u n g des .Arbeitsausschusses deutscher Sozialisten und der Revolutionären Sozialisten Österreichs" unter Julius - » D e u t s c h beteiligt. 1939 emigrierte B. in die USA, wurde 1940 Leitungsmitglied der International Relief Association (später International Rescue Committee, IRC) und baute die Library of Political Studies in N e w York auf. 1943 n a h m B. die US-amerikanische Staatbürgerschaft an. 1945-47 war er Europa-Direktor des I R C in Paris und Genf. Nach einem Besuch in Südvietnam 1954 beschäftigte sich B., 1945-64 Vorsitzender der American Friends of Vietnam, verstärkt mit den Problemen Vietnams und w a r Berater der USVietnampolitik. Seit A n f a n g der sechziger Jahre bekämpfte er das militärische Eingreifen der U S A in Vietnam. B. war Mitarbeiter zahlreicher amerikanischer und österr. Zeitungen und Zeitschriften, gehörte den Vorständen des PhelpsStokes-Funds und von Amnesty International an und stiftete den Joseph und Muriel Buttinger-Fonds zur Förderung von Studien auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften in Österreich. Er veröffentlichte u. a. Probleme und Aufgaben der österreichischen sozialistischen Emigration (1939), In the Twilight of Socialism (1952; dt. Am Beispiel Österreichs. Ein geschichtlicher Beitrag zur Krise der sozialistischen Bewegung, 1953; 1972 unter dem Titel Das Ende der Massenpartei. Am Beispiel Österreichs), The Smaller Dragon. A Political History of Vietnam (1958), Rückblick auf Vietnam. Chronologie einer gescheiterten Politik (1976), Damit wir nicht vergessen. Unsere Jahre 1934-47 in Wien, Paris und New York (1978, mit Muriel Gardiner) und Ortswechsel. Die Geschichte meiner Jugend (1979). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 105 f.
B u t t m a n n , Rudolf (Hermann), Bibliothekar, Politiker, * 4 . 7 . 1 8 8 5 M a r k t b r e i t / M a i n , t 2 5 . 1 . 1 9 4 7 Stockdorf bei München. B. studierte in München, Freiburg und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, legte 1907 die juristische Staatsprüfung ab und trat als Praktikant in die Kgl. Bayerische Staatsbibliothek M ü n c h e n ein. 1910 wurde er mit einer Arbeit über Richard Jennings promoviert und erhielt nach der bibliothekarischen Staatsprüfung eine Anstellung an der Bibliothek des Bayerischen Landtags. Politisch w u r d e B. zunächst in der Nationalliberalen Partei aktiv, war nach der Kriegsteilnahme 1918 Mitbegründer der M ü n c h n e r Bürgerwehr, 1919 der Deutschnationalen Volkspartei in Südbayern und wurde 1922 Zweiter Vorsitzender (später Erster Vorsitzender) des Völkischen Rechtsblocks in Bayern. 1924-33 Mitglied des Bayerischen Landtags (später Fraktionsführer), trat B. 1925 in die N S D A P ein und w u r d e 1933 Reichstagsabgeordneter. 1927-33 gab er das „Mitteilungsblatt der Nationalsozialisten in den Parlamenten und gemeindlichen Vertretungskörpern" heraus und war 1928-33 Mitglied des Bayerischen Staatsgerichtshofes, 1930-32 gemeinsam mit Karl Fiehler Leiter der Kommunalpolitischen Abteilung der Reichsleitung der N S D A P . Seit 1932 Leiter der Hauptabteilung Volksbildung der N S D A P , wurde er 1933 als Ministerialdirektor im Reichsministerium des Innern Leiter der Kulturpo-
Buttmann litischen Abteilung und war am Abschluß des Konkordats des Deutschen Reiches mit der Römisch-katholischen Kirche 1933 beteiligt. Im selben Jahr wurde er von Adolf Hitler mit der Verhandlungsführung bei der Regierungsbildung in Bayern beauftragt. 1935 nahm er die Stelle des Generaldirektors der Bayerischen Staatsbibliothek an, die er bis 1945 innehatte. B. war Vorsitzender des Deutschen Sprachvereins (1933-45), der Goethegesellschaft und des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde sowie Mitherausgeber der Zeitschrift „Völkische Kultur" und des „Zentralblatts für
Bibliothekswesen". Er veröffentlichte Aufsätze zu bibliothekarischen Fragen und politische Schriften wie Totgeschwiegene Wahrheiten (1929/30) und Nationalsozialistische Staatsauffassung (1933). 1945 interniert, wurde er 1948 postum von der Spruchkammer Starnberg als Haupttäter oder „schwer belastet", vor der Berufungskammer Oberbayern 1949 als „minderbelastet" eingestuft. WEITERES WERK: Bayerische Politik 1924-1928. München 1928. LITERATUR: Statisten in Uniform, 2004, S. 76 f.
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c C a h e n , Fritz Max, Journalist, * 8 . 1 2 . 1 8 9 1 Saarlouis, t 2 9 . 8 . 1 9 6 6 Bonn. Nach d e m Studium in Marburg und Paris lebte C. kurze Zeit als freier Journalist in Berlin, ehe er sich 1914 als Freiwilliger zum Kriegsdienst meldete. 1915-18 hielt er sich als Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" in Kopenhagen auf; 1919 war er als Pressereferent des Reichsaußenministers Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau im Auswärtigen A m t tätig. Er gehörte der Regierungsdelegation bei der Weimarer Nationalversammlung sowie der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles an. Während der zwanziger Jahre lebte C. als freier Journalist zumeist in Berlin und Paris. Er war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, 1930 Wahlkampfleiter der Deutschen Staatspartei. Nach Aufenthalten in M o n t e Carlo und der Tschechoslowakischen Republik (1931) siedelte er 1932 nach Dresden Uber, w o er noch im gleichen Jahr die antifaschistische Widerstandsorganisation „Deutscher Vortrupp" ins Leben rief. 1933 nach Prag emigriert, arbeitete er bei dem Exilfilm Kuß im Schnee mit und unternahm Reisen im Auftrag tschechischer Zeitungen. C. gehörte zu den Gründern der „Volkssozialistischen B e w e g u n g " (1935) sowie der „Deutschen Front gegen das Hitlerregime" (1937). 1937 ging er in die USA, w o er für verschiedene Blätter arbeitete, u. a. f ü r die „Washington Post". 1954 kehrte er nach Deutschland zurück. C. veröffentlichte u. a. Der Weg nach Versailles. Erinnerungen 1912-1919. Schicksalsepoche einer Generation (1963). WEITERE WERKE: Men against Hitler. London 1939. - Der rote Handschuh. Sowjetische und westliche Ideologie in der Wirklichkeit. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1961. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 106.
C a h e n s l y , (Simon) Peter Paul, K a u f m a n n , Politiker, * 2 8 . 1 0 . 1 8 3 8 L i m b u r g / L a h n , t 2 5 . 1 2 . 1 9 2 3 Koblenz. C. absolvierte 1856-59 eine kaufmännische Ausbildung in Köln und war 1861-68 in L e Havre tätig. 1868 übernahm er die elterliche Kolonialwarenhandlung in L i m b u r g / L a h n , die er zu einem Großhandelsgeschäft ausbaute. 1871 rief er den „St.-Raphaels-Verein" zum Schutz der kath. deutschen Auswanderer ins Leben, den er 1899-1919 als Generalsekretär leitete und dessen Aktivitäten er durch Publikationen unterstützte (Der Auswandererapostel P. Lambert Rethmann, 1909). 1898-1903 gehörte C. d e m Reichstag, 1898-1915 dem preuß. Abgeordnetenhaus an und war stellvertretender Vorsitzender des Zentrumsorgans „Germania". WEITERE WERKE: Die deutschen Auswanderer und der St. Raphael Verein. Frankfurt am M a i n / L u z e r n 1887. Der Auswandererapostel Pater Lambert Rethmann und die A n f ä n g e des St. Raphaels-Vereins. In: Jahrbuch des Caritasverbandes ( 1 9 0 9 / 1 0 ) . LITERATUR: Franz Richter: C „ P. P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 91. — Colman James Barry: Geburtswehen einer Nation. P. P. C. und die Einbürgerung der katholischen deutschen Auswanderer in Kirche und Nation der Vereinigten Staaten von Amerika. Recklinghausen 1971. - Reinhard R. Dörries: Zwischen Staat und Kirche : P. P. C. und die katholischen deutschen Einwanderer in den Vereinigten Staaten von A m e rika. In: Alexander Fischer (Hrsg.): Russland, Deutschland, Amerika. Festschrift f ü r Fritz T. Epstein z u m 80. Geburtstag. Wiesbaden 1978, S. 88-104. - Ders.: P. P. C. und der
St. Raphaels-Verein. Die Geschichte eines sozialen Gedankens. In: Menschen unterwegs (1981) 2, S. 5 - 2 3 . A g n e s Bretting: Auswanderungsagenturen und Auswanderungsvereine im 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart 1991. C a l b e r l a , Johann Friedrich Wilhelm, Publizist, * 2 8 . 2 . 1 8 0 5 Nordgermersleben, t 4 . 4 . 1 8 8 0 Oldenburg. C., der seit 1 8 2 3 / 2 4 in Oldenburg als Barbiergeselle und Musiklehrer tätig war, m u ß t e diese Berufe nach einigen Jahren wegen einer A r m l ä h m u n g aufgeben. Er ü b e r n a h m die Herausgeberschaft der Zeitschrift „Der Beobachter", in der er Theater- und Musikkritiken veröffentlichte. Wegen der Schärfe dieser Artikel w u r d e er m e h r f a c h verklagt; als er sich 1849 in politischen Artikeln als Wortführer der Demokraten engagierte, stellte man ihn auch wegen Majestätsbeleidigung vor Gericht. 1855 wurde C. Direktor des Oldenburger Tivolitheaters; seit 1861 betätigte er sich als Gesindemakler. C a l e n b e r g , Philippine von, Pseud. Clythia, Lyäne, Cyane, Schriftstellerin, * 14.12. (?) 1765 Kassel, f 2 0 . 9 . 1 8 4 8 Obernkirchen. N a c h dem Tod ihres Vaters, des Obristen Wilhelm Moritz von C „ lebte C. als Stiftsdame in Obernkirchen bei Bückeburg. Aus dieser Zeit stammen ihre ersten lyrischen Veröffentlichungen in der Zeitschrift „ L u n a " (1789). 1806 kehrte sie nach Kassel zurück und lernte dort den Schriftsteller Ernst von der Malsburg kennen, mit d e m sie Dramen des Pedro Calderon de la Barca übersetzte. In Anerkennung ihrer dichterischen Leistung in dem 1807 erschienenen Band Reseda ließ ihr der Herzog von Sachsen-Gotha eine Pension z u k o m m e n . 1817 folgte sie Malsburg nach Dresden; nach dessen Tod zog sie abermals nach Obernkirchen, schrieb Gedichte und hielt literarische Zirkel ab. WEITERES WERK: Hrsg.: E m s t Friedrich Georg O t t o ' s von der Malsburg Poetischer Nachlass und U m r i s s e aus seinem innern Leben. Cassel 1825. C a l l w e y , Georg (Dietrich Wilhelm), Verleger, * 22.10.1854 Hamm, t 25.2.1931 München. C., Sohn eines Lohgerbers und Ackerbürgers, erhielt eine buchhändlerische Ausbildung in H a m m , Berlin, Leipzig, Düsseldorf und Augsburg, bevor er sich, dreißigjährig, in M ü n c h e n niederließ. Dort gründete er 1884 einen eigenen Verlag, dem er 1903 in Z u s a m m e n a r b e i t mit Gustav Kastner eine Druckerei hinzufügte. Die ersten belletristischen Verlagserscheinungen wurden bald durch die Malerzeitung „Die M a p p e " und weitere Titel aus d e m Bereich der bildenden Kunst und Architektur abgelöst. Wichtigstes Projekt wurde die seit 1894 von Ferdinand —>Avenarius herausgegebene Zeitschrift „Der Kunstwart". C. war 1902-27 G e s c h ä f t s f ü h rer des von Avenarius gegründeten Dürer-Bundes, dessen Schriften ebenfalls in seiner Verlagsbuchhandlung erschienen. LITERATUR: Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (Hrsg.): Kunstwart, Dürerbund, Buchhandel. Denkschrift und Protest gegen die Mittelstelle für Volksschriften. Leipzig 1913. - M a x Dingler: C „ G. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 98. - Almanach des Verlages Georg W . Callwey zum 75. Jahr. München 1959. - Gerhard Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus. Göttingen 1969. - Hundert Jahre Verlag Georg D. W. Callwey. M ü n c h e n 1984. - Georg
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Calwer Jäger: Georg D. W. Callwey, „Kunstwart" und Dürerbund. In: Ders. (Hrsg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 1. Frankfurt/Main 2001, S. 633 f. C a l w e r , Richard, Politiker, * 21.1.1868 Esslingen/ Neckar, t 11.6.1927 Berlin. Nach dem Studium der evang. Theologie und der Nationalökonomie in Tübingen, München und Berlin Schloß sich C., Sohn eines Lokomotivführers, 1890 der SPD an und arbeitete 1891-95 als Redakteur des „Braunschweiger Volksfreunds", dann als freier Journalist in Berlin. Seit 1898 gehörte er für eine Wahlperiode dem Reichstag an. Als Fachmann für Wirtschaftspolitik gab er 1900-13 das Handbuch Das Wirtschaftsjahr heraus und unterhielt seit 1906 ein wirtschaftsstatistisches Büro in Berlin. 1909 trat er nach Differenzen mit der Parteileitung aus der SPD aus, blieb aber in Kontakt mit der Gewerkschaftsbewegung. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sich für die europäische Einigung ein, hatte jedoch seinen publizistischen Einfluß verloren. C. nahm sich 1927 das Leben. WEITERE WERKE: Das kommunistische Manifest und die heutige Sozialdemokratie. Braunschweig 1894. - Einführung in den Socialismus. Leipzig 1896. - Arbeiterkatechismus. Berlin 1896. - Die Meistbegünstigung der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Berlin 1902. - Wirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik. Berlin 1913. - Das sozialdemokratische Programm. Jena 1914. LITERATUR: R. C. t. In: Deutsche Presse 17 (1927) 25, S. 388. - Paul Mayer: C„ R. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 102. - Kurt-Dietrich Mroßko: R. C. Wirtschaftspolitiker und Schriftsteller. 1868-1927. Stuttgart 1972. Camenzind, Josef Maria, Pseud. Rigisepp, schweizer, kath. Theologe, Schriftsteller, * 27.2.1904 Gersau (Kt. Schwyz), t 19.9.1984 Immensee (Kt. Schwyz). Zunächst Arbeiter in einer Seidenfabrik, studierte C., der durch den frühen Tod seines Vaters (1908) und die Krankheit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, am Priesterseminar der Missionsgesellschaft Bethlehem in Wolhusen. Nach der Priesterweihe 1931 arbeitete er bis 1943 als Redakteur der Zeitschrift „Bethlehem". 1943-47 war er Regens des Priesterseminars Schöneck (Kt. Nidwalden), 1947-57 Generalratsmitglied der Missionsgesellschaft Bethlehem und seit 1957 Religionslehrer am Gymnasium, Seelsorger und Schriftsteller in Immensee. 1934 veröffentlichte C. erste sozial empfindsame, christlich orientierte Jugend- und Heimatgeschichten unter dem Titel Mein Dorf am See (61946). Ein Stubenhocker fährt nach Asien. Erlebtes und Erlauschtes auf einer Reise in den Fernen Osten (1939) und Da-Kai (1959) verarbeiten Erfahrungen von einer 1936 unternommenen Reise nach Ostasien (Mandschurei). 1943-48 war C. Vorstandsmitglied des Innerschweizer Schriftstellervereins. 1935 erhielt er den Preis der Schweizer Schillerstiftung, 1971 den Literaturpreis der Innerschweiz. WEITERE WERKE: Die Stimme des Berges. Freiburg/Breisgau 1936, 9 1965. - Schiffmeister Balz. Freiburg/Breisgau 1941. Neuausg. Leipzog 1989. - Die Brüder Sagenmatt. Einsiedeln 1943. - Europa im Dorf. Freiburg/Breisgau 1953. Majestäten und Vaganten. Freiburg/Breisgau 1953. - Der Junge aus der Mühle. Erzählungen. Leipzig 1979. - Arme und doch reiche Tage. Erzählungen aus der Jugendzeit. Leipzig 1982. LITERATUR: J. M. C. Dokumente zur Verleihung des Innerschweizer Kulturpreises 1971. Hrsg. vom Regierungsrat des Kantons Schwyz. Schwyz 1971. Canaval, Gustav Adolf, österr. Journalist, * 5. 8.1898 Linz, t 26.11.1959 Salzburg. Der Sohn eines Eisenbahnbeamten arbeitete zunächst in einer Fabrik und studierte vier Semester Elektrotechnik an der
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TH Wien. Danach holte er das Abitur nach und studierte Medizin, Theologie und Philosophie in Wien sowie Rechtsund Staatswissenschaften in Graz. Während seiner Studienzeit sammelte er erste journalistische Erfahrungen, u.a. als Mitarbeiter der Wiener „Reichspost". Nach der Promotion zum Dr. rer. pol. an der Univ. Graz 1926 (Die Souveränität Österreichs unter Einwirkung des Vertrages von Genf am 4. Oktober 1922) arbeitete er im Fürsorgewesen der Stadt Wien. Dann bis Oktober 1933 Landessekretär der „Niederösterreichischen Sturmscharen", wurde er Ende des Jahres Redakteur und schlißlich Eigentümer der kurzlebigen Tagespresse. 1934-36 war C. verantwortlicher Schriftleiter der Verbandszeitung der „Ostmärkischen Sturmscharen", des „Sturm über Österreich". Seit 1934 Berater und Umbruchredakteur des „Telegraf, wurde er dort 1935 Geschäftsführer; 1936-38 war er Chefredakteur und Mitgesellschafter. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Durch die Amerikaner befreit, gründete C. 1945 nach vorübergehender Tätigkeit als Betriebsberater im Auftrag der Oberösterreichischen Landesregierung zusammen mit anderen die „Salzburger Nachrichten", deren Chefredakteur er bis 1949 war. 1956 erschien sein Buch Monarchie - nicht gestern, sondern morgen. LITERATUR: In Memoriam Dr. G. S. C. Eingel. und zusammengestellt von Julius Pupp. Salzburg 1965. - Rainer Prandtstetten: Dr. G. A. C. Analyse einer publizistischen Persönlichkeit. Diss. Univ. Wien 1971. - Ileane Schwarzkogler: Der Primat der Perspektive vor dem tagespolitischen Geschehen. Die „Salzburger Nachrichten" unter ihrem Chefredakteur Dr. G. A. C. Diss. Univ. Graz 1973. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main 1989, S. 494 f. Capellen, Georg, Musiktheoretiker, Komponist, * 1.4.1869 Bad Salzuflen, t 19.1.1934 Hannover. Zunächst studierte C. in Tübingen, Göttingen und Berlin Philosophie und Jura und arbeitete 1898-1900 als lippescher Beamter; währenddessen erwarb er autodidaktisch musiktheoretische Kenntnisse. Seit 1900 war er als Musikkritiker und Komponist in Osnabrück tätig und zog 1906 nach Köln, im folgenden Jahr nach München und 1914 nach Hannover. Dort lieferte er seit 1922 als Musikreferent Beiträge für die „Niederdeutsche Zeitung". Wissenschaftlich beschäftigte er sich u. a. mit Richard Wagner, mit fernöstlicher Musik und mit Fragen der Stimmfühning (Die Freiheit oder Unfreiheit der Töne und Intervalle als Kriterium der Stimmftihrung, 1904). C. komponierte Lieder und bearbeitete traditionelle Musik japanischer Herkunft. WEITERE WERKE: Die „musikalische" Akustik als Grundlage der Harmonik und Melodik. Leipzig 1902. - Exotische Mollmusik. Leipzig 1905. - Die Zukunft der Musiktheorie. (Dualismus oder „Monismus"?) und ihre Einwirkung auf die Praxis. Leipzig 1905. - Fortschrittliche Harmonie- und Melodielehre. Leipzig 1908. LITERATUR: Kurt Reinhard: C., G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 131. - David W. Bernstein: The harmonic theory of G. C. Diss. New York 1986. Capilleri, Wilhelm, österr. Schauspieler, Dramaturg, Schriftsteller, * 21.11.1834 Salzburg, t 3.7.1905 Stillfried (Niederösterreich). Der Sohn eines Geometers studierte am Wiener Konservatorium und trat seit 1856 unter dem Künstlernamen Roman in Preßburg, Czernowitz und andernorts als Schauspieler auf. Er übernahm 1864 die Leitung des Deutschen Theaters in Brody und ging dann nach Hamburg, wo er zwei Jahre lang als Dramaturg arbeitete. 1868 ließ er sich in Wien nieder und war als Redakteur der „Adelszeitung" sowie als freier Schriftsteller tätig. Zu seinen Werken zählen Gedichte,
Carlebach Märchen und vor allem Theaterstücke wie das Lustspiel Der Fuchs in der Schlinge (1870). W E I T E R E W E R K E : Blüten und Blätter. Dichtungen. Wien 1860. - Der fahrende Sänger. Gedichte. Wien 1890. Der Wundertraum. Original-Zaubermärchen mit Gesang und Tanz in sechs Bildern. Kempten 1898. Cardauns, (Bernhard) Hermann, Historiker, Journalist, Schriftsteller, * 8.8.1847 Köln, f 14.6.1926 Bonn. Nach dem Studium wurde C. 1869 Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1872 Privatdozent der Geschichte in Bonn. Dann in erster Linie journalistisch tätig, übernahm er 1876 die Chefredaktion der „Kölnischen Volkszeitung", die er bis 1907 innehatte. C. verfaßte Studien über Köln und das Rheinland (u. a. Alte Geschichten vom Rhein, 1901) und gab als Generalsekretär der Görres-Gesellschaft deren Vereinspublikationen heraus. 1902 präsidierte der bekannte Publizist dem Deutschen Katholikentag in Mannheim. WEITERE WERKE: Die Görres-Gesellschaft 1876-1901. Denkschrift zur Feier ihres 25jährugen Bestehens nebst Jahresbericht für 1900. Köln 1901. - Aus dem Leben eines deutschen Redakteurs. Köln 1912. - Aus Luise Hensels Jugendzeit. Neue Briefe und Gedichte. Freiburg 1918. - Bitte um mildernde Umstände. Plaudereien eines alten Journalisten. Köln 1961. L I T E R A T U R : Wilmont Haacke: C„ Β. H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 138. - Reinhold Heinen: Η. Κ. (1847-1925). Ein Lebenswerk von imponierender Fülle und Vielseitigkeit. In: Peter J. Hasenberg (Hrsg.): Männer der Presse am Rhein. Charakterköpfe aus fünf Jahrhunderten. Köln/Bonn 1957, S. 43-45. - Manfred Bierganz: H. C. (1847-1925). Politiker, Publizist und Wissenschaftler in den Spannungen des politischen und religiösen Katholizismus seiner Zeit. Diss. Techn. Hochschule Aachen 1977. - Wolfgang Lohr: H. C. (1847-1925). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Hrsg. v. Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher. Bd. 10, Münster 2001, S. 27 ff. Carl, Johann Samuel, Mediziner, Pietist, * 1676(7), getauft 6.8.1677 Öhringen (Grafschaft Hohenlohe), t 13.6.1757 Meldorf (Holstein). Der Arztsohn wurde bereits im Elternhaus pietistisch geprägt. Er studierte Medizin in Leipzig und Halle, wo er 1699 als Schüler Georg Ernst Stahls promoviert wurde (Analysin chymico-medicam reguli antimonii medicinalis exponit). Danach Stadtarzt in Öhringen, wurde C. wegen radikalpietistischer Tätigkeiten seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen. Er fand Anstellungen als Leibarzt an den Höfen des pietistischen hohen Adels in Büdingen (1708-28), Berleburg (1728-36) und Kopenhagen (1736-57), wo er auch das dänische Medizinalwesen neu organisierte. 1714 Schloß sich C. den Inspirierten an und war jahrelang als Gemeindeältester tätig; 1728 wandte er sich von ihnen ab. C. gründete die Zeitschrift „Geistliche Fama" (1730-44), die als Kommunikationsorgan der Philadelphier dienen sollte und gab den 6. Teil von Johann Heinrich Reitz' Historie der Wiedergebohmen heraus. Erbauliche Auslegungen neutestamentlicher Bücher machen seine Mitarbeit an der Berleburger Bibel wahrscheinlich. In seinen medizinischen Schriften orientierte sich C., der seit 1704 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina war, an den Theorien seines Lehrers Stahl. Den Mangel an Krankenhäusern und praktischen Ausbildungsmöglichkeiten für Ärzte kritisierte er in der Vorstellung von dreifacher Einleitung in die Medizin (1719). Seine Tochter Maria Dorothea war die Mutter des Mediziners und Politikers Johann Friedrich -»Struensee. W E I T E R E W E R K E : J . S. C.n Medicina pauperum oder Armen-Apothek: kürtzlich und einfältig mitgetheilt [...]
Büdingen 1719, 7., verm. Aufl. 1764. - J. S. C.n Medicinische und moralische Einleitung in die Natur-Ordnung. In Exempeln aus einigen allgemeinen und besondern Therapiae classibus belehrt [...]. 4 Bde., Halle 1747. LITERATUR: Winfried Zeller: Geschichtsverständnis und Zeitbewußtsein, Die „Geistliche Fama" als pietistische Zeitschrift. In: Pietismus und Neuzeit 2 (1975) S. 89-98. - HansJürgen Schräder: C., J. S. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Bd. 5. Neumünster 1979, S. 506-511. Hans Schneider: Der radikale Pietismus im 18. Jahrhundert. In: Martin Brecht (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Göttingen 1995, S. 107-197, hier 162-164. - Ders.: C., J. S. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 69. - Christa Habrich: J. S. C. (1677-1757) und die Philadelphische Ärztegemeinschaft. In: Hartmut Lehmann (Hrsg.): Jansenismus, Quietismus, Pietismus. Göttingen 2002, S. 272-289. Carlebach, Emil, Journalist, Schriftsteller, * 10.7.1914 Frankfurt/Main, t 9.4.2001 Frankfurt/Main. C. stammte aus einer jüdischen Familie, zu der bekannte Rabbiner zählten (u.a. Josef Carlebach); sein Vater war Kaufmann. In seiner Jugend Mitglied des Sozialistischen Schülerbunds und des Kommunistischen Jugendverbands, trat er 1932 in die KPD ein, begann eine Ausbildung bei einer Ledergroßhandlung und wurde Mitglied der Freien Gewerkschaft. 1933 beim Verteilen von Gewerkschaftsflugblättern und 1934 bei der Herstellung von Gewerkschaftszeitungen verhaftet, verbüßte er zuerst eine sechswöchige, später eine dreijährige Haftstrafe. 1937 in das Konzentrationslager Dachau, 1938 nach Buchenwald deportiert, wurde C. von den Lagerinsassen zum Blockältesten und Vertrauensmann gewählt und war Mitglied einer von Kommunisten organisierten Widerstandsgruppe. 1945 gehörte C. zu den Begründern der wieder zugelassenen KPD; er war Mitglied des Frankfurter Bürgerrats (1945), 1946-50 Mitglied des Landtags in Hessen und 1948-50 Fraktionsvorsitzender der KPD in der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt/Main. Parallel zu seinem politischen Engagement trat C. journalistisch hervor: 1945-47 war er Lizenzträger, Mitherausgeber und Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau" und seit 1949 Chefredakteur der „Sozialistischen Volkszeitung" in Frankfurt/Main. 1950 wurde er stellvertretender Chefredakteur beim KPD-Zentralorgan . f r e i e s Volk". Diese Beschäftigung endete 1956 mit dem Verbot der KPD und C.s Wechsel in die DDR, wo er für Rundfunksender tätig war, die insbesondere ein westdeutsches Publikum zur Zielgruppe hatten. Nachdem ein von der Bundesrepublik Deutschland gegen ihn erlassener Haftbefehl 1969 aufgehoben worden war, kehrte C. nach Frankfurt/Main zurück und war bis 1980 hauptberuflich Redakteur bei der antifaschistischen Wochenzeitung „die tat", die von der - von ihm 1947 gegründeten - „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (VNN) herausgegeben wurde. Seit 1980 trat C. zunehmend als Publizist mit zumeist zeithistorischen und autobiographischen Werken an die Öffentlickeit (Hitler war kein Betriebsunfall, 1985; Am Anfang stand ein Doppelmord, 1988; Tote auf Urlaub, 1995). 1990 wurde er zum Ersten Vizepräsidenten des Internationalen Komitees BuchenwaldDora gewählt. WEITERE WERKE: Von Brüning zu Hitler. Frankfurt/Main 1971, 2., verb. Aufl. 1972. - Mit Fritz Noll: Die Meldung als Waffe. Frankfurt/Main 1982. - Zensur ohne Schere. Die Gründerjahre der „Frankfurter Rundschau" 1945 / 47. Ein unbekanntes Kapitel Nachkriegsgeschichte. Frankfurt/Main 1985. L I T E R A T U R : Cedric Beifrage: The German who should have been dead [Ε. C.]. In: Harper's Magazine 196 (1948) Juni, S. 511-517. - Bernd Gäbler: Die andere Zeitung. Die Son-
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Carls derstellung der . f r a n k f u r t e r R u n d s c h a u " in der deutschen Nachkriegsrepublik. In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e m a n n Siering: Die Herren Journalisten. D i e Elite der deutschen Presse nach 1945. M ü n c h e n 2002, S. 146-164. C a r l s , Carl Dietrich, Dramaturg, Kritiker, Schriftsteller, * 2 5 . 8 . 1 9 0 5 Sande bei Oldenburg, t 2 . 5 . 1 9 9 1 Berlin. Nach dem Studium der Theaterwissenschaften, das er 1924-28 in Berlin, Leipzig und Köln absolvierte, arbeitete C. 1 9 2 9 / 3 0 als Dramaturg a m Stadttheater Osnabrück. Danach war er als Theaterkritiker für den „Dortmunder Generalanzeiger" und den „Berliner Börsen-Courier" tätig, bis er 1934 eine Stelle als Dramaturg und Spielleiter an den Städtischen Bühnen Magdeburg erhielt. I m folgenden Jahr stellte ihn die Berliner Zeitung „ A m Mittag" als Kunstberichterstatter ein; 1939 wechselte er als Dramaturg zur Terra-Filmkunst G m b H , w o er während des Zweiten Weltkriegs Filme wie Wenn die Sonne wieder scheint (1943) drehte. Nach vorübergehenden E n g a g e m e n t s als Dramaturg a m Berliner Schloßparktheater ( 1 9 4 6 / 4 7 ) sowie bei der DEFA ( 1 9 4 7 / 4 8 ) war C. als freier Bühnen-, Drehbuch- und Hörspielautor tätig; 1954 ü b e r n a h m er die dramaturgische Leitung der Hörspielabteilung des Senders R I A S Berlin. WEITERE WERKE: Ernst Barlach. Das plastische, graphische und dichterische Werk. Berlin 1931, 8 1968. - Das Schiedsgericht. Komödie frei nach Menander. Berlin 1960. - Hrsg.: Von Geld und Gaunern: Geschichten v o m radikalen Profit. Berlin 1978. C a r m e n S y l v a , eigentl. Elisabeth (Pauline Ottilie Luise), Königin von Rumänien, Pseud. Dito und Idem, Schriftstellerin, * 2 9 . 1 2 . 1 8 4 3 Neuwied, t 2 . 3 . 1 9 1 6 Arges bei Bukarest. Die vielseitig gebildete Tochter des Fürsten Hermann zu Wied-Neuwied heiratete 1869 den Prinzen Karl, seit 1881 König Carol I. von Rumänien. Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann sie mit Übersetzungen rumänischer Dichtung, u. a. von Vasile Alecsandri, sowie mit eigenen lyrischen Texten. Auch das Kriegslied Die Wacht an der Donau, mit dem 1877 die Rumänen in den Unabhängigkeitskrieg gegen die Türken zogen, stammt aus ihrer Feder. G e m e i n s a m mit der Frau ihres Leibarztes, Mite Kremnitz, schrieb C. S. mehrere Romane, ferner Novellen und historische Dramen. Ihre zahlreichen rumänischen Erzählungen und Märchen erschienen zum Teil in deutscher Übersetzung in literarischen Zeitschriften wie der „ G e g e n w a r t " und d e m „Magazin für Literatur des Auslandes". WEITERE WERKE: Leidens Erdengang. Berlin 1882. Weimar l2 " 1 9 2 2 . - Ein Gebet. Berlin 1882. Weimar 6 1917. - Briefe einer einsamen Königin. M ü n c h e n '' 7 1916. LITERATUR: Karl Peters: C. L. als lyrische Dichterin. Konstanz 1925. - Hildegard Emilie Schmidt: Elisabeth Königin von Rumänien, Prinzessin zu Wied, „C. S.". Ihr Beitrag zur rumänischen Musikkultur von 1880 bis 1916 im Kulturaustausch zwischen Rumänien und Westeuropa. Diss. Univ. Bonn 1991. - C. S. - Elisabeth Königin von Rumänien (1843-1916). Neuwied 1999 (Ausstellungskatalog). - Silvia Irina Z i m m e r m a n n : Die dichtende Königin. Elisabeth, Prinzessin zu Wied, Königin von Rumänien, C. S. (1843-1916). Selbstmythisierung und prodynastische Öffentlichkeitsarbeit durch Literatur. Diss. Univ. M a r b u r g 2003. C a r n e r , Mosco, bis 1929 Cohen, österr. Musikwissenschaftler, Dirigent, Musikkritiker, * 1 5 . 1 1 . 1 9 0 4 Wien, t 3 . 8 . 1 9 8 5 Stratton bei Bude (Großbritannien). C., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte seit 1923 am Neuen Konservatorium und an der Univ. in Wien, u. a. bei Guido Adler und Robert Lach, w u r d e 1928 mit der Arbeit Studien zur Sonatenform bei Robert Schumann promoviert und
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lehrte 1 9 2 8 / 2 9 am Neuen Wiener Konservatorium. 1 9 2 9 / 3 0 war er Opernkapellmeister a m Stadttheater in Opava und 1930-33 am Staatstheater Danzig. I m Juli 1933 nach London emigriert, arbeitete er bis 1938 als Korrespondent f ü r die Wiener „Neue Freie Presse" und bis 1940 für die „Schweizerische Musikzeitung". 1949-61 war C. Musikkritiker bei „Time and Tide", 1957-61 bei „Evening N e w s " und 1962-68 bei „The Times". 1942-54 dirigierte er Konzerte mit dem B B C S y m p h o n y Orchestra, dem L o n d o n Symphony Orchestra, d e m Philharmonie Orchestra und d e m London Philharmonie Orchestra. Bis 1971 hielt er regelmäßig Vorträge im britischen R u n d f u n k . C. veröffentlichte u. a. Α study of twentieth-century harmony (2 Bde., 1940, 2 1942), Puccini. A critical biography ( 1 9 5 8 , 2 1 9 7 4 ; dt. 1996) und Alban Berg. The man and the work ( 1 9 7 5 , 2 1 9 8 3 ) . WEITERE WERKE: Dvorak. London 1941. - Of men und music. Collected essays and articles. L o n d o n 1944. - T h e history of the waltz. London 1948. - Hrsg.: T h e letters of Puccini. London 1974. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 181. - Stanley Sadie: C., M. In: N G r o v e D , Bd. 5, 2 2001, S. 1 5 9 f . C a r o , Kurt (Michael), urspr. Caro-Mejavsek, Pseud. Manuel Humbert, * 2 5 . 7 . 1 9 0 5 Berlin, t 2 4 . 6 . 1 9 7 9 Zollikon bei Zürich. C. studierte Rechtswissenschaft. Seit 1930 Chefredakteur der „Berliner Volkszeitung", w u r d e er 1933 wegen angeblicher staatsfeindlicher Tätigkeit entlassen. C. emigrierte nach Paris, w o er Schatzmeister der Association des Journalistes Allemands Emigres wurde. 1 9 3 3 / 3 4 arbeitete er an der „Aktion" (Paris) mit und war bis 1938 Redakteur des „Pariser Tageblatts" und der „Pariser Tageszeitung". 1939 als Soldat der französischen A r m e e in Algerien eingesetzt, wurde er 1940 in der Sahara interniert. Seit 1943 stand C. im Dienst der britischen Armee, mit der er 1945 nach Österreich ging. 1945 wurde er Chefredakteur der v o m britischen Informationsdienst herausgegebenen „Kärntner Nachrichten" (Klagenfurt), dann der „Neuen Steirischen Zeitung" (Graz) und 1946 der Wiener „Weltpresse". Seit 1950 Beamter des Foreign Office, w a r er im britischen Kontrollrat und später bei der britischen Botschaft in Bonn tätig. 1958 übersiedelte C. in die Schweiz. 1958-64 und 1970-72 war er Chefredakteur der „Weltwoche", 1964-70 der „Schweizer Illustrierten Zeitung". Er veröffentlichte u . a . Adolf Hitlers „Mein Kampf". Dichtung und Wahrheit (1936) und Der Volkskanzler Ludwig Erhard (1965). WEITERE WERKE: Mit Walter Oehme: K o m m t das „Dritte Reich"? Berlin 1930. Faksimilierte Neuausg. F r a n k f u r t / Main 1984. - Mit dems.: Schleichers Aufstieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenrevolution. Berlin 1933. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1983, S. 108. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1989, S. 496. - Lex. dt.-jüd. Autoren, Bd. 5, 1997, S. 15-18. C a s p a r i , Otto, Philosoph, * 2 4 . 5 . 1 8 4 1 Berlin, t 2 8 . 8 . 1 9 1 7 Heidelberg. C. studierte in Berlin, Greifswald, M ü n c h e n und Göttingen. 1869 habilitierte er sich in Heidelberg, wurde 1877 a. o . P r o f . der Philosophie und n a h m 1895 seinen Abschied. Von Leibniz, Herbart und Lotze beeinflußt, bemühte er sich um eine Verständigung der Philosophie, insbesondere der Erkenntnislehre, mit der modernen Naturwissenschaft. C. vertrat einen kritischen Empirismus. Er w a r ein Anhänger des Freimaurertums und förderte sozialreformerische Bestrebungen. 1877-79 gab er den „Kosmos. Zeitschrift für einheitliche Weltanschauung" heraus. C. veröffentlichte u. a. Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf die
Cassirer natürliche Entwickelung des frühesten Geisteslebens (2 Bde., 1873, 2 1877), Die Grundprobleme der Erkenntnistätigkeit beleuchtet vom psychologischen und kritischen Gesichtspunkte (2 Bde., 1876-79), Der Zusammenhang der Dinge. Gesammelte philosophische Aufsätze (1881) und Hermann Lotze in seiner Stellung zu der durch Kant begründeten neuesten Geschichte der Philosophie (1883, 2 1895). WEITERE WERKE: Die Irrthümer der altclassischen Philosophen in ihrer B e d e u t u n g f ü r das philosophische Princip. Heidelberg 1868. - D i e psychophysische B e w e g u n g in Rücksicht der Natur ihres Substrats. Eine kritische Untersuchung als Beitrag zur empirischen Psychologie. Leipzig 1869. - Leibniz' Philosophie, beleuchtet vom Gesichtspunkt der physikalischen G r u n d b e g r i f f e von Kraft und Stoff. Leipzig 1870. - Das Erkenntnisproblem. Mit Rücksicht auf die gegenwärtig herrschenden Schulen. Breslau 1881. Hamburg 2 1909. - Drei Essays über Grund- und Lebensfragen der philosophischen Wissenschaft. Heidelberg 1886, 2 1888. Was ist Freimaurerthum und was könnte seine Z u k u n f t sein. Beiträge zur Ethik und Darlegung dieser Weltanschauung. Leipzig 1889. 2. Aufl. unter d e m Titel: Die Bedeutung des Freimaurerthums. Eine Darlegung seiner Ethik, Religion und Weltanschauung. Berlin 1910, "1930.
den Großen Kunstsalon und die Verlagsbuchhandlung B r u n o und Paul Cassirer in Berlin. Drei Jahre später trennte er sich j e d o c h von ihm und gründete 1901 den Verlag B r u n o Cassirer in Berlin mit den Schwerpunkten Kunst, Literatur und Philosophie. Dort wurden u . a . M o n o g r a p h i e n zu M a lern des Impressionismus, Werke von C.s Vetter Ernst C. und H e r m a n n C o h e n sowie 1902-33 die Zeitschrift „Kunst und Künstler" herausgegeben. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit förderte C. den Trabrennsport. 1938 emigrierte er nach Großbritannien und gründete im f o l g e n d e n Jahr das Verlagshaus B r u n o Cassirer Ltd. in L o n d o n , d a s die Tradition des Berliner Verlags fortführen sollte. LITERATUR: Vom Beruf des Verlegers. Eine Festschrift z u m 60. Geburtstag von B. C. Leipzig 1932. - Karl H e i n z Salzm a n n : C „ B. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 167 f. - B H d E , B d . 1, 1980, S. 110. - Harry Nutt: B. C. Berlin 1989. - Georg Brühl: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus. Leipzig 1991. - Rahel E. F e i l c h e n f e l d t / M a r k u s Brandis: Paul Cassirer Verlag. Berlin 1898-1933. Eine k o m m e n t i e r t e Bibliographie. B r u n o und Paul Cassirer Verlag 1898-1901. Paul Cassirer Verlag 1908-1933. M ü n c h e n 2002, 2., durchges. und verb. Aufl., 2005.
C a s p a r i , Walther, Maler, Illustrator, * 3 1 . 7 . 1 8 6 9 C h e m nitz, t 1 9 . 7 . 1 9 1 3 M ü n c h e n . Mit 22 Jahren wandte sich C. der Malerei zu, besuchte die Kunstschulen in Leipzig und Weimar und Schloß die Ausbildung an der Kunstakademie in M ü n c h e n ab, w o er dann als freier Maler und Illustrator tätig war. Seine zumeist satirischen Tuschezeichnungen und Lithographien wurden u. a. im „Simplicissimus", in den „Lustigen Blättern" sowie in der „Jugend" abgedruckt. A u ß e r d e m gestaltete C. Plakate und Exlibris; er illustrierte Kinderbücher sowie literarische Werke, beispielsweise Ernst von —»Wolzogens Das dritte Geschlecht.
C a s s i r e r , Paul, auch P. Cahrs, Verleger, Schriftsteller, * 2 1 . 2 . 1 8 7 1 Görlitz, t 7 . 1 . 1 9 2 6 Berlin. N a c h dem Studium der Kunstgeschichte in M ü n c h e n w u r d e C. dort Mitarbeiter des „Simplicissimus". N a c h Berlin übergesiedelt, gründete er gemeinsam mit seinem Vetter B r u n o —»C. eine Kunst- und Verlagshandlung, deren Kunsthandlungszweig er seit 1901 allein weiterführte. E r förderte insbesondere Künstler der Berliner Sezession wie L o v i s Corinth und M a x Liebermann. Auch mit d e m P r o g r a m m seines Literaturverlags (seit 1908) setzte sich C. von d e r herrschenden wilhelminischen Kunstauffassung ab und verhalf expressionistischen Autoren wie Ernst Barlach z u m Erfolg. Seit 1909 auch im Besitz einer Druckanstalt, der PanPresse, verbreitete C. Buchillustrationen impressionistischer und expressionistischer Künstler; 1910 rief er die kunstkritische Zeitschrift „ P a n " ins Leben, die später von Alfred —>Kerr herausgegeben wurde. Noch im gleichen Jahr schuf C. mit der Gesellschaft Pan eine Möglichkeit zur A u f f ü h r u n g verbotener Bühnenwerke, insbesondere der von Frank —> Wedekind. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig z u m Kriegsdienst, kehrte aber bald als überzeugter Kriegsgegner zurück. Wegen dieser G e s i n n u n g zahlreichen A n f e i n d u n g e n ausgesetzt, ging er nach Bern, w o er g e m e i n s a m mit M a x Rascher französische und deutsche pazifistische Autoren verlegte. Nach 1918 wieder in Berlin, Schloß sich C. der U S P D an und n a h m sozialistische Werke von Karl —»Kautsky und Eduard —»Bernstein sowie die Zeitschrift „Die Weißen Blätter" in sein Verlagsprog r a m m auf. Im Jahr 1926 n a h m sich C. das L e b e n ; sein Verlag w u r d e nach der nationalsozialistischen M a c h t ü b e r n a h m e 1933 aufgelöst.
WEITERE WERKE: Kinderland, du Zauberland. Leipzig 1908. - Liebe alte Reime. Duisburg 1913. - Das lustige ABC. Duisburg 1913. LITERATUR: Günter Meißner: C „ W. In: Α KL, Bd. 17, 1997, S. 119 f. C a s s e l , Paulus Stephanus, eigentl. Selig C „ Theologe, Schriftsteller, * 2 7 . 2 . 1 8 2 1 Glogau, t 2 3 . 1 2 . 1 8 9 2 Berlin. C. widmete sich in Berlin philosophischen und rabbinischen sowie - als Schüler Leopold von - » Rankes - historischen Studien. Danach beschäftigte er sich mit Forschungen zur jüdischen Geschichte und w u r d e 1850 Redakteur der „Erfurter Zeitung". 1856, inzwischen z u m evang. Glauben übergetreten, wurde er Bibliothekar der kgl. Bibliothek in Erfurt. 1 8 6 6 / 6 7 war er Abgeordneter der Konservativen Partei im Preuß. Landtag. 1868-91 wirkte C. als Prediger an der Christuskirche in Berlin und als Missionar in Zusammenarbeit mit der Londoner Judenmissionsgesellschaft. In seinen Veröffentlichungen wandte er sich gegen den Antisemitismus (Die Antisemiten und die evangelische Kirche, 1881). WEITERE WERKE: Weihnachten. Ursprung, Bräuche und Aberglauben. Berlin 1861. Nachdr. Wiesbaden 1986. - Die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Gotha 1874. - Wider Heinrich von Treitschke. Berlin 1880. - Christliche Sittenlehre. Berlin 1882. - G e s a m m e l t e Schriften. Berlin 1893. LITERATUR: H. L. Strack: C „ P. St. In: RE 3 , Bd. 3, 1897, S. 7 4 3 f. - Franz B r ü m m e r : C., P. In: ADB, Bd. 47, 1903, S. 465 f. C a s s i r e r , Bruno, Verleger, * 1 2 . 1 2 . 1 8 7 2 Breslau, t 2 9 . 8 . 1 9 4 1 Oxford. Nach kunstgeschichtlichen Studien in Berlin und München eröffnete C. 1898 gemeinsam mit seinem Vetter Paul —> C.
LITERATUR: Karl H. Salzmann: C „ P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 169 f. - E v a Caspers: P. C. und die Pan-Presse. Ein Beitrag zur deutschen Buchillustration und Graphik im 20. Jahrhundert. In: Archiv f ü r Geschichte des B u c h w e s e n s 33 (1989) Sp. 1-200. - Georg Brühl: Die Cassirers. Streiter f ü r den Impressionismus. Leipzig 1991. - Titia H o f f m e i ster: Der Berliner Kunsthändler P. C.: seine Verdienste um die Förderung der Künste und um wichtige Erwerbungen der Museen. Diss. Univ. Halle 1992. - Christian Kennert: P. C. und sein Kreis: ein Berliner Wegbereiter der M o d e r n e . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1996. - Renate M ö h r m a n n : Tilla Durieux und P. C.: Bühnenglück und Liebestod. Berlin 1997. Rahel E. F e i l c h e n f e l d t / M a r k u s Brandis: Paul Cassirer Ver-
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Castelle lag. Berlin 1898-1933. Eine kommentierte Bibliographie. B r u n o und Paul Cassirer Verlag 1898-1901. Paul Cassirer Verlag 1908-1933. M ü n c h e n 2002, 2., durchges. und verb. Aufl., 2005. C a s t e l l e , Friedrich, Journalist, Schriftsteller, * 3 0 . 4 . 1 8 7 9 Appelhülsen (Westfalen), t 1 5 . 1 . 1 9 5 4 Rheine bei Steinfurt. 1906 an der Univ. Münster z u m Dr. phil. promoviert, wurde C. Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften und trat als Redner und Rezitator auf. N a c h dem Ersten Weltkrieg, an dem er teilgenommen hatte, hielt er Vorlesungen an der Univ. Münster. A u c h seine schriftstellerische Tätigkeit, die er bereits während des Studiums begonnen hatte, setzte er fort, veröffentlichte Gedichtbände sowie Romane (Das Haus in der Dreizehnmännergasse, 1919) und edierte in den zwanziger Jahren die Werke von Hermann —>Löns. 1930 ü b e r n a h m er die Herausgeberschaft der Zeitschrift „Der Türmer". Zur Zeit des Nationalsozialismus lebte C. als Sendeleiter des Westdeutschen R u n d f u n k s in Düsseldorf und Köln; zudem leitete er das sogenannte „Reichsvortragsamt im K a m p f b u n d f ü r deutsche Kultur". WEITERE WERKE: Wanderer im Weltall. Dichtungen. Warendorf 1921. - Heilige Erde. R o m a n . Breslau 1922. - Heidideldum. Das fröhliche Dorf. H o r s t m a r / M ü n s t e r (Westfalen) 1949. - Min Mönsterland. M ü n s t e r / W e s t f . 1949. LITERATUR: Card d'Ester: Dr. F. K. 65 Jahre. In: Zeitungswissenschaft 19 (1944) 5 / 6 , S. 147. - F. C. (1879-1954). In: Alfons Perlick: Die Fachstelle f ü r Ostdeutsches Volkstum im Westfälischen Heimatbund 1950-1965. Troisdorf 1965, S. 175 f. C a s t e l l i , Ignaz Franz, auch Bruder Fatalis, Kosmas, Rosenfeld, C. A. Stille, österr. Schriftsteller, * 6 . 3 . 1 7 8 1 Wien, t 5 . 2 . 1 8 6 2 Wien. Nach dem Jurastudium, das er an der Univ. Jena mit Promotion abschloß, wurde C. Beamter der niederösterreichischen Stände. Neben diesem Beruf, den er bis zu seiner Pensionierung 1843 ausübte, entfaltete C. eine ausgedehnte literarische Tätigkeit. Nachdem er sich als Lieder- und Bühnendichter einen Namen gemacht hatte, war er 1811 - 1 4 Hoftheaterdichter a m Kärntnertortheater in Wien. E r verfaßte rund 200 Theaterstücke, Lustspiele und Opernlibretti, zum Teil nach französischen Vorlagen; außerdem pflegte er die im Biedermeier populären Kleinformen der Unterhaltungsliteratur wie Balladen, Märchen, Legenden, Anekdoten oder Trinksprüche. Besonders seine Mundartlyrik (Gedichte in niederösterreichischer Mundart, 1828) fand zahlreiche Nachahmer. Als Herausgeber von Zeitschriften ( u . a . „Wiener Modenzeitung", 1816-48) und A l m a n a c h e n nahm C. auf das Wiener gesellschaftliche und kulturelle Leben Einfluß. Er gehörte mehreren Künstlerzirkeln an, u. a. der „Grünen Insel" und der „Baumannshöhle". Obgleich er sich 1940 eine Villa in Lilienfeld (Niederösterreich) gekauft hatte, verbrachte C. seine letzten Lebensjahre in Wien, w o er 1861 seine Memoiren in vier Bänden veröffentlichte. Seine Sammlung von 1 2 0 0 0 Theaterstücken sowie Schauspielerporträts und Theaterzetteln wurde von der Wiener Hofbibliothek gekauft. WEITERE WERKE: Wiener Lebensbilder. Skizzen aus dem Leben und Treiben in dieser Hauptstadt. 2 Bde., Wien 1828, 2 1835. - 1 . F. C.s Gedichte. Einzige, vollständige Sammlung. 6 Bde., Berlin 1835. - Erzählungen von allen Farben. 6 Bde., Wien 1839 f. - I. F. C.s sämmtliche Werke. 2 2 Bde., Wien 1844-59. LITERATUR: Gustav Gugitz: C „ I. F. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 172 f. - Barbara Tumfart: I. F. C. als Übersetzer französischer Theaterstücke. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1996. - E v a Kandioler: I. F. C. - ein Wiener Original und seine Zeit. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1998.
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C a t h r e i l l , Victor, Pseud. N. Siegfried, Jesuit, Theologe, Philosoph, * 8 . 5 . 1 8 4 5 Brig (Kt. Wallis), t 1 0 . 9 . 1 9 3 1 Aachen. C., dessen Vater K a u f m a n n und ehrenamtlicher Regierungsstatthalter des Bezirks Brig war, trat 1863 der Gesellschaft Jesu bei und arbeitete dann als Erzieher in belgischen Kollegien. 1869 begann er in Maria Laach mit dem Studium der Theologie und Philosophie, das er 1 8 7 0 / 7 1 unterbrach, u m im Deutsch-Französischen Krieg als Krankenpfleger tätig zu sein. Infolge des Jesuitengesetzes verließ er 1872 Deutschland und vollendete seine Studien in Holland und England. 1877 zum Priester geweiht, ließ er sich in Holland nieder und lehrte seit 1882 als Prof. der Moralphilosophie am Kollegium in Valkenburg. Seit 1879 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Stimmen aus Maria-Laach" (später „Stimmen der Zeit"). Stark beeinflußt von Theodor Meyer, behandelte C. auf der Grundlage des Neuthomismus ethische, juristische und weltanschauliche T h e m e n seiner Zeit. Sein Anti-Kantianismus zeigte sich in der Bestimmung der norma honestatis; er vertrat das Moralprinzip der vernünftigen Menschennatur. Zu seinen Hauptwerken zählen MoralPhilosophie (2 Bde., 1 8 9 0 / 9 1 , 6 1924), Philosophia moralis in usum scholarum, 1893, 2 1 1959), Der Sozialismus. Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit (1890, " 1 9 2 3 ) , Recht, Naturrecht und positives Recht. Eine kritische Untersuchung der Grundbegriffe der Rechtsordnung (1901, 1909, Nachdruck 1964) und Die Einheit des sittlichen Bewußtseins der Menschheit (3 Bde., 1914). Während des Kulturkampfes schrieb C. unter dem Pseudonym N. Siegfried (Actenstücke betreffend den preußischen Culturkampf, 1882). WEITERE WERKE: Die Aufgaben der Staatsgewalt und ihre Grenzen. Freiburg/Breisgau 1882. - Die Sittenlehre des Darwinismus. Eine Kritik der Ethik Herbert Spencers. Freib u r g / B r e i s g a u 1885. - Das Privatgrundeigentum und seine Gegner. Freiburg/Breisgau 1892, 4 1909. - Religion und M o ral oder Gibt es eine Moral ohne Gott? Freiburg/Breisgau 1900. 2. Aufl. unter dem Titel. Religion und Moral oder Gibt es eine religionslose Moral? Freiburg/Breisgau 1904. Die Frauenfrage. Freiburg/Breisgau 1901, 3 1909. - Glauben und Wissen. Freiburg/Breisgau 1903, 5 1911. - Grundbegriffe des Staatsrechts. Eine rechtsphilosophische Studie. Freiburg/Breisgau 1905. - Gewissen und Gewissensfreiheit. München 1906. - Die katholische Moral in ihren Voraussetzungen und ihren Grundlinien. Freiburg/Breisgau 1907. 2., vermehrte Aufl. unter dem Titel: Die katholische Weltanschauung in ihren Grundlinien, mit besonderer Berücksichtigung der Moral. Freiburg/Breisgau 1 9 0 9 , 6 1 9 2 1 . - D i e Grundlage des Völkerrechts. Freiburg/Breisgau 1918. - Sozialismus und Katholizismus. Paderborn 1929. LITERATUR: Leopold Kopier: [Nachruf]. In: Theologischpraktische Quartalschrift 85 (1932) S. 150-152. - Herbert Wallbrecher: Die Grundlagen des Naturrechts bei Adolf Trendelenburg und V. C. Diss. Köln 1949. - Albert Hartmann: C., V . In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 176. - Helga Sass: Recht und Staat bei V. C. Köln 1966. - Stephan P. Leher: Begründung ethischer Normen bei V. C. und Wahrheitstheorien der Sprachphilosophie. Innsbruck u. a. 1992. - Markwart Herzog: C., V. In: LThK 3 , Bd. 2, 1994, Sp. 979. - Kornelia Siedlaczek: Die Qualität des Sittlichen. Die neuscholastische Moraltheologie V. C.s in der Spannung von Natur und N o r m . F r a n k f u r t / M a i n 1997 (mit Bibliographie). C a u e r , Minna (Wilhelmine Theodore Marie), geb. Schelle, Frauenrechtlerin, Publizistin, * 1 . 1 1 . 1 8 4 1 Freyenstein (Ostprignitz), t 3 . 8 . 1 9 2 2 Berlin. Die Pfarrerstochter Schloß 1867 die Ausbildung als Lehrerin ab, arbeitete ein Jahr lang in Paris und ließ sich dann in Berlin nieder. Seit den achtziger Jahren des 19. Jh. mit frauengeschichtlichen und -politischen Studien beschäftigt, gründete
Chargesheimer C. 1888 den Verein „Frauenwohl", den sie bis 1919 leitete. 1889 wurde sie Vorstandsmitglied des neugegründeten „Kaufmännischen Hilfsvereins für weibliche Angestellte"; seit 1895 gab sie die Zeitschrift „Frauenbewegung" heraus und veröffentlichte u. a. Die Frau im 19. Jahrhundert (1898). C., die sich als Führerin des linken Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung insbesondere für das Frauenwahlrecht einsetzte, protestierte nach dem Ersten Weltkrieg gegen die Boykottierung des Internationalen Frauenkongresses in Den Haag durch den Bund Deutscher Frauen. N a c h d e m sie 1919 gegen die Friedensbedingungen des Versailler Vertrages Stellung genommen hatte, engagierte sie sich 1 9 1 9 / 2 0 im Rahmen des A b s t i m m u n g s k a m p f e s in Oberschlesien. LITERATUR: Else Lueders: Ein Leben des K a m p f e s u m Recht und Freiheit. M . C. zum 70. Geburtstag. Berlin 1911. Neuausg. Wildberg 1990-92. - Dies.: M. C., Leben und Werk. Dargestellt an Hand ihrer Tagebücher und nachgelassenen Schriften. Gotha 1925. - Gerlinde Naumann: M . C., eine Kämpferin f ü r Frieden, Demokratie und Emanzipation. Berlin 1988. - Dagmar Jank: „Vollendet, was wir begonnen!": Anmerkungen zu Leben und Werk der Frauenrechtlerin M . C. (1841-1922). Berlin 1991 (Ausstellungskatalog). Gerlinde Naumann: M. C., eine treue Verfechterin der Frauenrechte. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 37 (1995) 4, S. 109-118. C e r r i , Kajetan, österr. Schriftsteller, Journalist, Beamter, * 2 6 . 3 . 1 8 2 6 Bagnolo bei Brescia, t 2 7 . 5 . 1 8 9 9 Karlsbad. Der Sohn eines österr. Distriktkommissärs in C r e m o n a kam 1839 zur Erziehung an ein Wiener Konvikt. Seit 1845 war er Mitarbeiter von Adolf —>Bäuerles „Wiener Theaterzeitung", in der seine ersten Gedichte erschienen. 1848 trat er in den österr. Staatsdienst ein, lehrte daneben italienische Sprache und Literatur am Wiener Konservatorium und war zuletzt Sektionsrat im Ministerium des Äußeren. Frucht seiner schriftstellerischen Tätigkeit waren u. a. die Gedichtbände Politische Lieder (1848) und Glühende Liebe (1850) sowie die dramatische Dichtung Sturm und Rosenblatt (1872). In den fünfziger Jahren redigierte C. die Grazer Damenzeitung „Iris" und schrieb 1852-56 unter den Pseudonymen „Veritas" und „Bayard" Wiener Briefe Uber das Burgtheater für die „Leipziger Theaterchronik". LITERATUR: Juluis Stern: C., K. In: Journalisten- und Schriftstellerverein „Concordia". 1859-1909. Eine Festschrift. Wien 1909, S. 164. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 140f. C e s a r , August, evang. Theologe, * 2 1 . 7 . 1 8 6 3 Apolda, t 4 . 1 2 . 1 9 5 9 Jena. C. wurde 1888 Vikar und 1890 Pfarrer in Wiesenthal. 1906 und 1912 scheiterten Berufungen C.s auf Pfarreien in Dortm u n d und Berlin an seiner kritischen Haltung gegenüber dem Apostolikum. 1912-28 war er Pfarrer in Jena. C. gab die Zeitung „Die freie Volkskirche" heraus und gehörte der thüringischen Landessynode sowie der Gruppe „Freunde der Christlichen Welt" an. LITERATUR: Daniela Dunkel: C., A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 89. C h a l y b ä u s , Heinrich Moritz, Philosoph, * 3 . 7 . 1 7 9 6 P f a f f r o d a / E r z g e b i r g e , t 2 2 . 9 . 1 8 6 2 Kiel. Das 1816 begonnene Studium der Philologie, Philosophie und Theologie beendete C., Sohn eines Pastors, 1820 mit der Promotion zum Dr. phil. Anschließend war er in Wien und seit 1822 in Dresden als Lehrer tätig und unterrichtete seit 1825 an der Fürstenschule in Meißen, seit 1828 an der Dresdner Militärakademie. Hier entstand nach einer Geschichte der Römer von der Gründung der Stadt bis zum Untergange des abendländischen Kaisertums (4 Bde., 1829-32) seine erste philosophische Schrift (Historische Entwickelung der speculativen Philosophie von Kant bis Hegel,
1 8 3 7 , 5 1 8 6 0 ) . Seit 1839 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Kiel, machte sich C. in der Folgezeit als Verfasser weiterer philosophischer Werke (u. a. System der speculativen Ethik oder Philosophie der Familie, des Staates und der religiösen Sitte, 2 Bde., 1850) sowie als Rezensent d e r , J e n a e r Literaturzeitung" und des „Literarischen Centralblatts" einen Namen. In seinen philosophisch-theologischen Schriften ( u . a . Philosophie und Christentum. Ein Beitrag zur Begründung der Religionsphilosophie, 1853) legte er auf Kant und die Ethikotheologie begründete, gegen den Hegelianismus gerichtete Auffassungen dar. WEITERE WERKE: P h ä n o m e n o l o g i s c h e Blätter. Kiel 1840. Die m o d e r n e Sophistik. Kiel 1842. - Entwurf eines Systems der Wissenschaftslehre. Kiel 1846. - Fundamentalphilosophie. Ein Versuch, das System der Philosophie auf ein Realprincip zu gründen. Kiel 1861. LITERATUR: Carl von Prantl: C. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 94-96. C h a m b o n , Eduard E g m o n t Joseph, Jurist, * 2 3 . 7 . 1 8 2 2 Leipzig, t 3 . 3 . 1 8 5 7 Prag. Das 1840 in Leipzig begonnene und später in Berlin fortgesetzte Studium der Jurisprudenz beendete C. 1844 an der Univ. Göttingen mit der Promotion zum Dr. jur. 1848 habilitierte er sich an der Univ. Jena und wurde 1850 zum a. o. Prof. und zum Beisitzer a m Schöppenstuhl ernannt. 1853 erhielt er eine o . P r o f e s s u r des römischen Rechts in Prag. C. verfaßte die M o n o g r a p h i e Die Negotiorum Gestio (1848), Beiträge zum Obligationsrecht (1851) und war Mitarbeiter der „Österreichischen Blätter für Literatur und Kunst". LITERATUR: Steffenhagen: C „ Ε. E. J. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 96 f. C h a p i r o , Joseph, auch Jose C. (seit 1934), Schriftsteller, Publizist, * 1 9 . 1 0 . 1 8 9 3 Kiew, t Januar 1962 New York. Nach dem Besuch der hebräischen Schule in Jaffa studierte C. in Genf, Paris und Berlin, w o er sich 1926 dauerhaft niederließ. 1917 trat er mit seiner in mehrere Sprachen übersetzten Schrift La paix gdn^rale est possible erstmals publizistisch hervor. Seine Arbeiten zur Kriegsschuldfrage faßte er 1927 in Les origines de la grande guerre zusammen. C., Mitarbeiter mehrerer deutscher, französischer und amerikanischer Zeitungen, war z u s a m m e n mit dem französischen Regisseur Firmin Gemier für die B e g r ü n d u n g eines „Welttheaters" tätig und trat aktiv f ü r die Wiederbelebung des durch den Ersten Weltkrieg unterbrochenen deutsch-französischen Kulturaustausches ein. C. arbeitete als Übersetzer (u. a. der Werke M a x i m Gorkis), schrieb den Essayband Für Alfred Kerr. Ein Buch der Freundschaft (1928), Ein Gespräch mit Gerhart Hauptmann (1932), R o m a n e und die Komödie Jules, Juliette und Julien (1930). N a c h seiner Emigration in die U S A war er auch dort als Journalist und Schriftsteller tätig. C h a r g e s h e i m e r , Karl-Heinz, eigentl. Hargesheimer, Photograph, Maler, * 1 9 . 5 . 1 9 2 4 Köln, t zwischen 1. und 5 . 1 . 1 9 7 2 (tot a u f g e f u n d e n ) Köln. C. studierte Graphik und Photographie an der Werkkunstschule Köln und beschäftigte sich 1948-53 vorwiegend mit experimenteller Photographie und Lichtgraphiken. 1950 gab er die Photozeitschrift „Photo und Film Reporter" heraus und wandte sich 1953 ganz dem Photojournalismus zu. 1951-56 lehrte C. an der Schule f ü r Photographie und Film „Bild und Klang" (Bikla) in Düsseldorf. 1961-67 war er als Bühnenbildner, Regisseur und Theaterphotograph tätig und schuf 1968 als Plastiker kinetische Skulpturen. Besonders bekannt wurde C. durch seine rheinischen Großstadtaufnahmen. Zusammen mit Heinrich Boll veröffentlichte er die Bildbände Im Ruhrgebiet (1958) und Menschen am Rhein (1960). Bevorzugtes Motiv und T h e m a weiterer Bücher C.s waren die
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Charoux Straßen seiner Heimatstadt Köln. Nach seinem Tod erschienen 1983 seine von Reinhold Mißelbeck herausgegebenen gesammelten Photographien 1949-70. WEITERE WERKE: Cologne intime. Köln 1 9 5 7 , 3 1 9 6 4 . - Unter Krahnenbäumen. Bilder aus einer Strasse. Mit einem Text von Heinrich Boll. Köln 1958. - Zwischenbilanz. Mit Texten von Karl Pawek. Köln 1961. - Hannover. Hannover 1970. 5 U h r 30. Köln 1970. LITERATUR: C. Sylvia Böhmer: C., Menschen wie diese. Photographien aus den 50er Jahren. Aachen 1997 (Ausstellungskatalog). C h a r o u x , Siegfried (Joseph), Bildhauer, Karikaturist, * 1 5 . 1 0 . 1 8 9 6 Wien, f 2 6 . 4 . 1 9 6 7 London. N a c h dem Studium an der Kunstgewerbeschule Hanak und der Akademie der bildenden Künste in Wien war C., Sohn eines Zivilingenieurs, 1924-27 als politischer Karikaturist bei der „Arbeiter-Zeitung" tätig. Bis 1935 schuf er Reliefs und Skulpturen f ü r öffentliche Gebäude und einige Denkmäler in Wien ( u . a . Lessing-Denkmal 1933). 1935 nach London ausgewandert, experimentierte C. mit neuen Techniken und zeigte u. a. seine lebensgroßen TerTakottafiguren auf zahlreichen Ausstellungen. 1939 bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig interniert, betätigte er sich in österr. Emigrantenorganisationen und gestaltete die österr. Sendungen der B B C mit. Nach Kriegsende vor allem in Großbritannien tätig, wurde er 1948 Dozent an der Royal Academic Sculpture School und 1956 Mitglied der Royal Society. Seit 1950 experimentierte er mit Fiberglas und Polyester, von 1956 an mit neuen Maltechniken. In Wien gestaltete er 1945 u . a . Denkmäler für Bertha von —> Suttner und Richard Strauss. LITERATUR: S. C. 1896-1967. Mit einem Essay von Robert Waissenberger. Wien 1968. - Prof. S. C. (1896 Wien - 1967 London). Zur E r ö f f n u n g des C.-Museums in Langenzersdorf a m 12. Juni 1982. Bearb. von Erich Gusel. Langenzersdorf 1982. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 187. - Christian Waltl: S. C „ ein Bildhauer im englischen Exil (1896 Wien - 1967 London). Sein Weg in die Emigration, seine Internierung und nur eine halbe Rückkehr nach Österreich. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1997. - H a n s Kurt Groß: Die Wiener Jahre des Karikaturisten und Bildhauers S. C. St. Pölten 1997. C h a v a n n e , Josef, österr. Geograph, * 7. 8 . 1 8 4 6 Graz, t 7 . 1 2 . 1 9 0 2 Buenos Aires. N a c h dem in Prag und Graz absolvierten Studium bereiste C. 1867-69 die U S A , Mexiko, Westindien und Nordafrika. Nach der Rückkehr Hilfsarbeiter in der Meteorologischen Reichsanstalt in Wien, wurde er 1875 Sekretär der Wiener k. k. Geographischen Gesellschaft und übernahm die Herausgabc von deren Mitteilungen. 1884 v o m Kongostaat mit topographischen A u f n a h m e n des Landes betraut, veröffentlichte C. 1887 Reisen und Forschungen im alten und neuen Kongostaat in den Jahren 1884/85, ein Werk, das sich allerdings später zum Teil als Plagiat erwies. 1888 wanderte er nach Buenos Aires aus, wurde 1895 Beamter im dortigen Hydrographischen Institut sowie Mitarbeiter des „Argentinischen Tageblatts" und schrieb u. a. Die Temperatur- und Regenverhältnisse Argentiniens (1902). Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Die Klimaverhältnisse von Österreich-Ungarn (1871) und Sahara (1879). WEITERES WERK: A f r i k a ' s Ströme und Flüsse. Wien 1883. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 142. - Franz Peter D a m merer: Leben und Werk der österreichischen Kartographen J. C. und Franz Ritter LeMonnier. Hamburg 1995. C h e v a l l e y , Heinrich, Musikschriftsteller, * 1 9 . 5 . 1 8 7 0 Düsseldorf, f 9 . 1 1 . 1 9 3 3 . Nach ersten während seiner Schulzeit in Konstanz untern o m m e n e n musikalischen Studien bezog C. 1889 das Leipziger Konservatorium. Seit 1893 Mitarbeiter des „Musikalischen Wochenblatts", begründete er 1895 mit anderen die
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Zeitschrift „Die redenden Künste", deren erster Musikredakteur er wurde. 1896 übersiedelte er nach Hamburg, war seit 1897 als Musikredakteur beim „Hamburger Fremdenblatt" tätig und gab seit 1920 die Zeitschrift „Musikwelt" heraus. C. verfaßte neben einigen Opernführern und einem Gedenkbuch für Arthur Nikisch (1922) u . a . Hundert Jahre Hamburger Stadttheater (1927); er komponierte Lieder und Klavierstücke. LITERATUR: [H. C. f . ] In: Deutsche Presse 23 (1933) 21, S. 326. C h e z y , Wilhelm T h e o d o r von, Schriftsteller, Journalist, * 2 1 . 3 . 1 8 0 6 Paris, t 1 4 . 3 . 1 8 6 5 Wien. C., Sohn der Schriftstellerin Helmina von C., begann 1829 in M ü n c h e n ein Jurastudium, wandte sich aber bald ganz der Schriftstellerei zu und veröffentlichte 1831 in Karl - » Spindlers ..Zeitspiegel" seine erste Erzählung Wanda Wiepolska oder Das Recht der Gewaltigen. 1831-47 lebte er als Mitarbeiter Spindlers in Baden-Baden und übernahm 1847 die Leitung der „Katholischen Süddeutschen Zeitung" in Freiburg/Breisgau. Seit 1848 Leiter der „Rheinischen Volkshalle" in Köln, übersiedelte er nach Wien, w o er die „Österreichische Reichszeitung", den „Österreichischen Volksfreund" und die „Presse" redigierte. C., der als ein bedeutender Journalist seiner Zeit galt, verfaßte u. a. Beiträge f ü r die in M ü n c h e n erscheinenden „Fliegenden Blätter". Daneben schrieb er zahlreiche R o m a n e und Novellen (u. a. Der letzte Janitschar, 1855) sowie Erinnerungen aus meinem Leben (4 Bde., 1 8 6 3 / 6 4 ) . LITERATUR: Adele Pawlik: W. v. C. Diss. Univ. Wien 1934. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 142. C h i a v a c c i , Vincenz, österr. Schriftsteller, * 1 5 . 6 . 1 8 4 7 Wien, t 2 . 2 . 1 9 1 6 Wien. C., seit 1868 Beamter der kgl. ungarischen Staatsbahn, ließ sich 1886 pensionieren, um sich ganz dem schon seit 1876 nebenbei ausgeübten Schriftstellerberuf widmen zu können. Zunächst Mitarbeiter der „Wiener Allgemeinen Zeitung" und des „Wiener Tageblatts", gründete er 1896 das Familienjournal „Wiener Bilder" und war seit 1900 auch als Redakteur f ü r die „Oesterreichische Volks-Zeitung", f ü r den „Figaro" und die „Deutsche Zeitung" tätig. Er schrieb eine Vielzahl mundartlich gefärbter humoristischer Erzählungen, Possen und Skizzen aus dem Wiener Volksleben (u. a. Kleinbürger von Groß-Wien, 1893). Dabei schuf er die Figuren zweier berühmter Wiener Volkstypen, die die Tagesereignisse kommentierende „Frau Sopherl vom N a s c h m a r k t " (1890) und den von seiner Wichtigkeit überzeugten Fleischhauer „Herrn Adabei". C. machte sich u m die Verbreitung der Werke Ludwig —»Anzengrubers und Johann Nestroys verdient. WEITERE WERKE: Eine, die's versteht: lokalpolitische Standreden der Frau Sopherl vom Naschmarkt. Stuttgart 1896. - Der Herr von Adabei. Ausgewählt von Otto Schenk. Wien 1986. LITERATUR: Fritz Stüber-Gunther: V. C. In: Österreichische Rundschau 46 (1916) 4, S. 176-178. - Kurt Vancsa: C „ V. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 203 f. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 143. C h l u m e c k y , Leopold Frh. von, Politiker, Journalist, * 3 . 2 . 1 8 7 3 Wien, t 1 4 . 1 . 1 9 4 0 Buenos Aires. Der Sohn des Politikers Johann von C. studierte Jura in Wien und war 1898-1906 im Staatsdienst tätig. Nach dreijähriger Dienstzeit in Ragusa wurde er 1902 ins Handelsministerium berufen, wandte sich dann dem Journalism u s zu und war zunächst Redakteur, später Mitherausgeber der „Österreichischen Rundschau". C.s politische Beiträge befaßten sich insbesondere mit dem österreichisch-italienischen Verhältnis sowie mit der südslawischen Frage, in der er als Anhänger einer imperialistischen Politik f ü r die Ideen Erzherzog Franz Ferdinands eintrat. 1907 erschien C.s erstes
Cillien Werk Österreich-Ungarn und Italien, das die Beziehungen Österreichs zu den südlichen Bundesgenossen vom Standpunkt der österr. Großmachtpolitik aus durchleuchtete. 1918 nahm er formell die ungarische Staatsbürgerschaft an und lebte danach in Wien, Ungarn, der Schweiz und Südfrankreich, seit 1938 im freiwilligen Exil in Südamerika. WEITERE WERKE: Die Agonie des Dreibundes: das letzte Jahrzehnt italienischer Untreue. Leipzig 1 2 1915. - Erzherzog Franz Ferdinands Wirken und Wollen. Berlin 1929. LITERATUR: Ingeborg Engerth: L. v. C. Diss. Univ. Wien 1950. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 144 f. - Reinhold Lorenz: C „ L. Frh. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 210 f. C h m e l , A d a m Matthias, Mathematiker, * 2 7 . 8 . 1 7 7 0 Teschen, t 1 2 . 3 . 1 8 3 2 Linz. C. widmete sich seit 1786 dem Studium der Philosophie, Jurisprudenz, der Staatswissenschaften und der Mathematik an der Univ. Wien. 1794-1803 war er Chemielehrer an der mährisch-ständischen A k a d e m i e zu Olmütz und wurde anschließend Prof. der Mathematik, später der Physik am Lyzeum in Linz. Neben verschiedenen Abhandlungen, die C. im „Allgemeinen europäischen Journal" in Brünn veröffentlichte, erschien 1807 sein zweibändiges Lehrbuch lnstitutiones mathematicae. WEITERE WERKE: Ursprung und Gründung des Linzer Lyceums durch die Errichtung der philosophischen Fakultät, mehrerer Seminarien, Fundationen und Stipendien. Linz 1826. LITERATUR: Moritz Cantor: C., A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 130. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 145. C h o p , M a x (Friedrich Johann Theodor), Pseud. Monsieur Charles, Musikschriftsteller, * 1 7 . 5 . 1 8 6 2 Greußen (Thüringen), t 2 0 . 1 2 . 1 9 2 9 Berlin. Der Sohn eines Amtsgerichtsrates studierte 1882-85 Jura und Finanzwissenschaften in Jena und Leipzig, legte seine erste juristische P r ü f u n g ab, wechselte dann aber auf Anraten von Franz Liszt zur Musik über und lebte 1886-88 in Berlin. 1888-1902 leitete er die „Märkische Zeitung" und ließ sich anschließend als Musikschriftsteller in Berlin nieder. 1911-15 redigierte er die Monatsschrift des Bungert-Bundes, „Der Bund". 1912 erhielt C., der bei Liszt und M a x von Erdmannsdörfer Musik studiert hatte und als Klavier- und Geigenvirtuose bekannt war, den Professorentitel. Seit 1920 war er Eigentümer und Chefredakteur der „Signale f ü r die musikalische Welt". C. veröffentlichte u. a. Zeitgenössische Tondichter (2 Bde., 1888-90), Führer durch die Opernmusik (1912), Führer durch die Musikgeschichte (1912) sowie Erläuterungen zu Meisterwerken der Tonkunst (36 Bde.). WEITERE WERKE: Vademecum f ü r den Konzertsaal. Bd. 1. Berlin 1904. - Frederick Delius. Berlin 1907. - Ε. N. von Reznicek. Sein Leben und seine Werke. W i e n / L e i p zig 1920. - D e r Konzern Polyphon-Grammophon. Berlin 1921. - Geschichte der deutschen Militärmusik. Hannover 1925. - Neubearb. von Ludwig Nohl: Allgemeine Musikgeschichte (1881). Leipzig 1 9 1 9 , 2 1 9 2 6 . LITERATUR: Wilhelm Rinkens: Biographie von M. C. O. O. 1923. - Karl Lenzen: C „ M. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 214. Ulrich T a d d a y / ( C o r n e l i a Schröder-Auerbach): C., M . In: M G G 2 P , Bd. 4, 2000, Sp. 972 f. - Philip Jones: The collected writings of the G e r m a n musicologist M . C. on the composer Frederick Delius. Lewiston, N e w York 2002. C h r i s t e n , Johann Jakob, schweizer. Buchdrucker, Verleger, * 1 . 8 . 1 7 7 3 , t 1 2 . 3 . 1 8 5 2 Aarau. Zunächst als Geschäftsführer in Bern tätig, eröffnete C. 1803 in Aarau eine Buchdruckerei mit Verlag und Buchhandlung. Seit 1828 druckte er die liberal-konservative, seit 1847 freisinnige „Aargauer Zeitung" (1831-47 „Neue Aargauer Zeitung"). Neben volkstümlichen Periodika wie die „Alpen-
rosen" und den „Eidgenössischen National-Kalender f ü r das Schweizervolk" gab C. Schulbücher, pädagogische Schriften und landwirtschaftliche Fachliteratur heraus. C h r i s t i a n i , Christoph Johann Rudolph, luth. Theologe, Pädagoge, * 1 5 . 4 . 1 7 6 1 Norby (Schleswig-Holstein), t 6 . 1 . 1 8 4 1 Lüneburg. Nach dem Besuch der Flensburger Lateinschule studierte C., Sohn eines Pastors, in Kiel, erhielt 1788 das Pastorat in Kahleby-Moldenit und w u r d e 1793 als letzter deutscher H o f p r e d i g e r nach Kopenhagen berufen. D a n e b e n gründete er 1795 ein Erziehungsinstitut in Vesterbro, das im Sinne von Joachim Heinrich C a m p e und Christian Gotthilf —> Salzmann zugleich Gelehrtenschule und Handelsinstitut war. Die pädagogischen Ziele seiner Schule legte C. in den Beyträgen zur Veredelung der Menschheit (2 Bde. und ein Anhang, 1796-99) dar. 1810 w u r d e er Propst in Oldenburg, 1813 Konsistorialrat in Eutin und 1814 Stadtsuperintendent in Lüneburg, w o er die Volks- und Bürgerschule (1816) und eine Bibelgesellschaft ins Leben rief. 1815-25 war C. Herausgeber des „Lüneburger Wochen- und Intelligenzblatts". WEITERE WERKE: Briefe zur B e f ö r d e r u n g eines weiteren N a c h d e n k e n s über die z w e c k m ä ß i g s t e Einrichtung des öffentlichen Gottesdienstes. H a m b u r g 1790. - Anleitung zum fruchtbaren Nachdenken über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschen. 2 Tie., H a m b u r g 1792. - Beiträge zur Befriedigung wahrer Weisheit, Tugend und Glückseligkeit. Schleswig 1793. - Neue Beiträge zur Veredlung der Menschheit. K o p e n h a g e n / L e i p z i g 1802. - Die Gewissheit unsrer ewigen Fortdauer. Ein Beytrag zur Besiegung des Zweifels. Mit besonderer Rücksicht auf Eltern, die Uber den frühen Tod ihrer Lieblinge trauern. K o p e n h a g e n / L e i p zig 1 8 0 9 , 2 1 8 2 1 . LITERATUR: Oskar Meyer: C „ C. J. R. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 239 f. C h r i s t i a n s e n , Hans, Kunstgewerbler, Maler, * 6 . 3 . 1 8 6 6 Flensburg, t 5 . 1 . 1 9 4 5 Wiesbaden. C. absolvierte eine Malerlehre, reiste als Geselle durch Deutschland und erhielt 1 8 8 7 / 8 8 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in München. N a c h einer Italienreise 1889 arbeitete er als selbständiger Dekorationsmaler in H a m burg, gab 1895 diesen Beruf j e d o c h auf und ging nach Antwerpen, später nach Paris, um sich an der A c a d e m i e Julian weiterzubilden. In Hamburg stand er in e n g e m Kontakt zum Verein Volkskunst, der sich f ü r die Wiederbelebung heimischer Kunstweise einsetzte, w i d m e t e sich d e m Naturstudium und gab sein Vorlagenwerk Neue Flachsornamente (1892) heraus. 1899 wurde er von G r o ß h e r z o g Ernst Ludwig von Hessen in das Künstlerheim auf der M a t h i l d e n h ö h e in Darmstadt berufen und war Mitbegründer der dortigen Künstlerkolonie. Hier war C. in erster Linie auf d e m Gebiet des Kunsthandwerks tätig und lieferte als Künstler des Jugendstils E n t w ü r f e für Möbel, Keramik, Glasmalereien und Schmuck, aber auch Graphiken f ü r die Zeitschrift „Jugend". 1902 zog er wieder nach Paris, w o er sich der Malerei zuwandte. Seit 1911 in Wiesbaden ansässig, w u r d e er Mitglied des Verwaltungsrats der Kunstgewerbeschule sowie Dozent an der Volkshochschule. WEITERE WERKE: Meine Lösung der Welträtsel. Leipzig 1914, 3., verb. Ausg. 2 Bde., Wiesbaden 1915. - Der neue Tag. Das Erwachen zum Dasein im K a m p f u m s Dasein. Wiesbaden 1917. - Der Gleichberechtigungswahn. Die Tragödie der Gattung. Wiesbaden 1930. LITERATUR: Margret Z i m m e r m a n n - D e g e n : H. C. Leben und Werk eines Jugendstilkünstlers. K ö n i g s t e i n / T a u n u s 1985. C i l l i e n , Adolf, evang. Theologe, Politiker, * 2 3 . 4 . 1 8 9 3 Volksberg (Elsaß), t 2 9 . 4 . 1 9 6 0 H a n n o v e r . C., Sohn eines reichsdeutschen Beamten, begann in Straßburg das Studium der Theologie, das er nach der Teil-
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Claar n ä h m e a m Ersten Weltkrieg in Göttingen fortsetzte und 1920 in H a n n o v e r abschloß. C. war als Vikar in Dudenhausen und als Pastor in Papenburg und Lerbach im Oberharz tätig. 1926 w u r d e er Pastor der Lutherkirche in Hannover, 1933 Superintendent in Burgdorf und 1937 Leiter des Amtes f ü r Gemeindedienst in Hannover, eine Funktion, die er auch nach seiner Ernennung zum Oberkirchenrat 1943 beibehielt. Er gab die Zeitung „Kirche und Welt" heraus. C. gehörte zu den Begründern der C D U in Niedersachsen, wurde 1949 ihr erster Vorsitzender und Mitglied des Bundesvorstands. 1946-51 war er Landtagsmitglied sowie CDU-Fraktionsvorsitzender. 1953 erhielt er ein Mandat als Bundestagsabgeordneter und war zuletzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender der C D U / C S U . C. war seit der G r ü n d u n g 1946 Herausgeber des Kirchenblatts der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, „Die Botschaft", sowie Mitherausgeber der „Evangelischen Verantwortung". WERKE: Hrsg.: Ich bin der Weg! H a n n o v e r 1948. LITERATUR: Herausgeber der „Botschaft", Oberkirchenrat i. R. A. C. f . In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 57 (1960) 10, S. 509. - Arnold Fratzscher: A. C. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der KonradAdenauer-Stiftung f ü r politische Bildung und Studienförderung. Bonn 1966, S. 85-103. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 122f. C l a a r , Maximilian, Publizist, * 1 . 1 0 . 1 8 7 3 Prag, t 1 4 . 1 1 . 1 9 3 8 Neapel. Der Sohn des Schauspielers und Intendanten Emil C. und der Schauspielerin H e r m i n e Claar-Delia studierte G e r m a nistik und Geschichte an den Universitäten Leipzig und M ü n c h e n und bereiste nach der Promotion 1895 (Die Entwicklung der venetianischen Verfassung von der Einsetzung bis zur Schließung des großen Rates [1172-1297]) Europa. Seit 1897 war C. Mitglied des Preußischen Historischen Instituts in Rom, seit 1898 politischer Publizist; als Italienkorrespondent war er Mitarbeiter zahlreicher deutscher und österr. Zeitungen, darunter der „Münchner Neuesten Nachrichten"; beim italienischen „Popolo r o m a n o " betreute er die Auslandsredaktion. Unter Beibehaltung seiner publizistischen Tätigkeit versah er 1903-07 eine Professur an der Univ. R o m und leitete 1907-18 das Literarische Büro der österreichisch-ungarischen Botschaft in Italien. C. übersetzte aus dem Italienischen. WEITERE WERKE: Die Entwicklung der venetianischen Verfassung von der Einsetzung bis zur Schließung des großen Rates (1172-1297). M ü n c h e n 1895. - Italien. Berlin 1932. R o m . Berlin 1934. LITERATUR: Geheimrat Prof. Dr. M . C. t . In: Zeitungswissenschaft 13 (1938) 12, S. 821. C i a a s s e n , Eugen, eigentl. Jewgenij Schmujlow, Verleger, * 1 4 . 2 . 1 8 9 5 Zürich, f 2 6 . 4 . 1 9 5 5 Hamburg. C., Sohn eines Russen und einer Deutschen, kam 1898 mit seinen Eltern nach München. Als er 1917 in Deutschland eingebürgert wurde, mußte er den russischen Vaternamen ablegen und den N a m e n seiner Mutter annehmen. 1919-22 studierte er in M ü n c h e n Philosophie und Soziologie und w u r d e mit der Dissertation Realität und Idealität promoviert. Danach als Hauslehrer tätig, ü b e r n a h m er 1925 das Lektorat, bald darauf die Leitung des der „Frankfurter Zeit u n g " angegliederten Societäts-Verlags, die er bis 1935 innehatte. 1934 gründeten C. und Henry Goverts die H. Goverts Verlag G m b H in H a m b u r g , der 1946 in Ciaassen & Goverts umbenannt wurde. 1950 überließ Goverts C. seine Anteile und schied aus dem Verlag aus, den C. unter dem N a m e n Ciaassen Verlag weiterführte. Schwerpunkte des Verlagsprogramms waren neben Epik und Lyrik (u.a. Marie Luise —»Kaschnitz, Elisabeth Langgässer) geistes- und naturwissenschaftliche Bücher (u.a. Louis de Broglie, Licht
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und Materie, 1937; Bruno Snell, Die Entdeckung des Geistes, 1946). D e m deutschen Sprachraum wurden u. a. Herman Melville und Cesare Pavese zugänglich gemacht. 1937 erschien die erste Auflage von Margaret Mitchells Bestseller Vom Winde verweht, der d e m Verlag für Jahrzehnte eine solide finanzielle Basis einbrachte. Nach C.s Tod f ü h r t e seine Frau Hilde den Verlag weiter; 1970 veröffentlichte sie einen Band mit Briefen und Aufsätzen ihres Mannes unter dem Titel In Büchern denken ( 2 1984). LITERATUR: Ein Verlust f ü r das deutsche Verlagswesen [E. C. t ] . In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 52 (1955) 9 / 1 0 , S. 360. - E u g e n Ciaassen. Von der Arbeit eines Verlegers. Mit einer Bibliographie der Verlage H. Goverts, Ciaassen & Goverts, Ciaassen. 1935-1966. Bearb. v. Reinhard Tgahrt. Marbach 1981. C l a s e n , Lorenz, Maler, Radierer, * 1 4 . 1 2 . 1 8 1 2 Düsseldorf, t 3 0 . 5 . 1 8 9 9 Leipzig. C. kam als Siebzehnjähriger an die Kunstakademie Düsseldorf, studierte überwiegend bei Schadow und spezialisierte sich bald auf historische, religiöse und allegorische Darstellungen. Neben seiner Tätigkeit als Maler und Radierer war er Redakteur und Kunstreferent u. a. der „Düsseldorfer M o n a t s h e f t e " und des „Familienjournals". Seit 1848 in Berlin ansässig, zog er später nach Leipzig, w o er u. a. an der künstlerischen Ausstattung des Kötteritzschen Schlosses bei G r i m m a beteiligt war und 1873 Mathilde Clasen-Schmid heiratete. C. schuf neben Radierungen (u.a. eine Folge zu Beethovens Eroica) Wandbilder, Glasfenster (für den Aachener D o m ) und Gemälde. Seine Germania auf der Wacht am Rhein im Krefelder Rathaus w a r in zahlreichen Nachbildungen weit verbreitet. WEITERE WERKE: Mitarb.: Conversationslexicon für bildende Kunst. 7 Bde., Leipzig 1843-1857. - Erlebtes und Verwebtes. Aus der Schreibmappe eines Malers. Leipzig 1887. LITERATUR: Eduard Daelen: C., L. In: A D B , Bd. 47, 1903, S. 4 9 6 f. C l a ß , Heinrich, Pseud. Einhart, Daniel Frymann, Politiker, Publizist, * 2 9 . 2 . 1 8 6 8 Alzey, t 1 6 . 4 . 1 9 5 3 Jena. C., Sohn eines Notars, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Berlin und Gießen und ließ sich 1895 als Rechtsanwalt in Mainz nieder. Nach einigen Jahren im völkisch-antisemitischen „Deutschbund" Friedrich - » L a n g e s war er seit 1897 im Alldeutschen Verband tätig und wurde 1908 Nachfolger Ernst - > Hasses als Vorsitzender. C. trat im Ersten Weltkrieg als Wortführer einer expansionistischen Politik hervor, war 1917 Mitbegründer der „Vaterlandspartei" und wirkte seit 1918 als Redakteur der „Deutschen Zeitung" in antidemokratischem und antirepublikanischem Sinn. In den zwanziger Jahren für die nationalsozialistische B e w e g u n g publizistisch von Bedeutung, blieb er nach 1933, obwohl Hospitant der N S D A P im Reichstag, o h n e Einfluß. C. veröffentlichte u. a. eine Deutsche Geschichte (1909, " 1 9 4 1 ) und seine Lebenserinnerungen Wider den Strom. Vom Werden und Wachsen der nationalen Opposition im alten Reich (1932). WEITERES WERK: Wenn ich der Kaiser wär'. Politische Wahrheiten und Notwendigkeiten. Leipzig 1912. 8. Aufl. unter d e m Titel: Das Kaiserbuch. Berlin 1935. LITERATUR: Georg Fritz: H. C., Judentum und Presse. In: Altdeutsche Blätter 35 (1925) S. 265 f. - Werner Conze: C „ H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 263. - Johanna von Hardenberg: Antisemitische Elemente im Nationalismus des Deutschen Kaiserreichs. A m Beispiel von Adolf Stoecker, Heinrich von Treitschke und H. C. Mag.-Arb. Freie Univ. Berlin 2004. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 80.
Claudius C l a s s e n , Herta, geb. Baer, Journalistin, Intendantin, * 5 . 3 . 1 9 1 3 Chemnitz, t 17.4.1986. Die Tochter eines Angestellten arbeitete nach dem Besuch von Volks- und Handelsschule als Anwaltsgehilfin und 1933-46 als Verkäuferin in Pulsnitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Redakteurin der „Sächsischen Zeitung" und Landtagsberichterstatterin. 1948-53 studierte sie an der Parteihochschule „Karl Marx" beim SED-Zentralkomitee. 1949-51 war C. Pressereferentin des SED-Zentralkomitees, 1951-56 Redakteurin und 1956-59 Chefredakteurin des Deutschland-Senders. 1959-69 führte sie als Intendantin den Berliner Rundfunk, für den sie danach noch bis 1982 Kommentare sprach. 1961 wurde C. stellvertretende Vorsitzende des Staatlichen Rundfunkkomitees; 1961-67 gehörte sie dem Präsidium des Zentralvorstands im Verband Deutscher Journalisten an. WERKE: Nippon zwischen gestern und morgen. Japanische Reisebilder. Berlin 1964. LITERATUR: Andreas Herbst: C., H. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 132 f. C l a u d i u s , Matthias, auch Asmus, Der Wandsbecker Bote, Journalist, Dichter, Übersetzer, * 15.8.1740 Reinfeld (Holstein), t 21.1.1815 Hamburg. Als Sohn eines Pastors aus alter Pfarrersfamilie im Holsteinischen geboren, verbrachte C. im Elternhaus mit zehn Geschwistern eine geborgene Kindheit. Bis zur Konfirmation anfänglich vom Vater erzogen, kam C. mit seinem Bruder Josias 1755 auf die Lateinschule in Plön; mit ihm bezog er 1759 die Univ. Jena, um Theologie zu studieren. Während Josias dort 1760 starb, wechselte C. zwischen Theologie, Jura, Philosophie und Kameralwissenschaft (Volkswirtschaft). Er war Mitglied in der Teutschen Gesellschaft in Jena. 1762 kehrte er ohne einen akademischen Titel ins Elternhaus zurück und veröffentlichte 1763 sein erstes Buch Tändeleyen und Erzählungen, dessen Stoffe und Formen an die Vorbilder von Christian Fürchtegott Geliert und vor allem Heinrich Wilhelm von Gerstenberg angelehnt waren und wegen dieser Epigonalität von der literarischen Kritik abgelehnt wurden. Eine erste Anstellung als Sekretär des Grafen Holstein in Kopenhagen 1764/65 führte C. in den dortigen deutschen Dichterkreis und legte den Grund für seine lebenslange Freundschaft mit Klopstock. Nach erneutem Aufenthalt im Elternhaus wurde C. 1768 Mitarbeiter einer Zeitung in Hamburg und lernte hier —»Lessing, Carl Philipp Emanuel Bach und —> Herder kennen. Einer Unterordnung unter Weisungen seines Arbeitgebers zog C. 1770 die Arbeitslosigkeit vor. 1771 übertrug ihm Johann Joachim Christoph —> Bode die Redaktion des von Heinrich Karl Graf Schimmelmann neugegründeten „Wandsbecker Bothen". C., der nach Wandsbeck übergesiedelt war, gestaltete diese viermal wöchentlich erscheinende Dorfzeitung zu einem originellen Sprachrohr individueller Form und Gesinnung für eine luth. Haltung, Aufklärung, Menschenliebe und Toleranz. Herder wie —»Goethe, auch Lessing, Klopstock, Gerstenberg, Gleim, —t Boie, Vöß, Hölty und Miller wirkten daran mit. 1772 heiratete C. die vierzehn Jahre jüngere Anna Rebecca, geb. Behn. Zwölf Kinder brachten den Eltern Freude im familiären Leben, aber auch Leid durch mehrfachen frühen Tod. Seit 1774 war er eifriger christlicher Freimaurer. Als C. nicht nur wegen sinkender Absatzziffern aus der Redaktion des „Wandsbecker Bothen" 1775 entlassen wurde, reiste er in Freimaurerangelegenheiten nach Berlin, wo er F. —»Nicolai und Christian Heinrich Graf Haugwitz kennenlernte, und legte dann in Buchform eine anscheinend naive, aber bewußt quodlibetartig angeordnete Auswahl seiner lyrischen und prosaischen Zeitungs-
beiträge und weiterer Arbeiten als ASMUS omnia sua SECUM portans vor. Diese Sammlung, die seinen Ruhm und Nachruhm vor allem begründete, setzte C. bis 1812 zu einer achtbändigen Folge fort. 1776/77 war er durch Herders Vermittlung als Oberlandkommissar in der hessen-darmstädtischen Regierung unter Friedrich Carl von -> Moser in Darmstadt tätig, wo er Johann Heinrich —> Merck und Friedrich (Maler) Müller kennenlernte und Lessing auf der Durchreise wiederbegegnete. Hier gründete C. die einzige deutsche „Landzeitung", die sich sozial-engagiert betont an die Landbevölkerung wandte. Nach seiner Rückkehr nach Wandsbeck lebte C. als „homme de lettres", setzte seine literarischen Arbeiten fort, übersetzte mystische und erzieherische Schriften, unterstützte die christlich-freimaurerischen Überzeugungen gegen den Illuminatenorden und andere Formen der Säkularisation und erzog seine wie auch - gegen Entgelt - anderer Leute Kinder. Sein bescheidenes Leben fand mancherlei Unterstützung, erst durch regelmäßige Zuwendungen schlesischer Adliger, seit 1785 durch eine vom dänischen Kronprinzen Friedrich gewährte Sinecure oder durch den Emkendorfer Kreis. Obgleich bodenständig, war C. bald ein Ziel für viele Reisende in Norddeutschland. Er stand mit etlichen berühmten Zeitgenossen im Briefwechsel, so mit Johann Georg Hamann, Johann Caspar Lavater, Johann Heinrich Voß, Heinrich Christian Boie, Friedrich Leopold Graf Stolberg, Fürstin Amalie von Gallitzin und vor allem Friedrich Heinrich Jacobi. 1784 fühlte eine Reise C. nach Schlesien zu seinem freimaurerischen Freund Graf Haugwitz. Auf der Rückreise machte er erst in Weimar Station, wo er Herder wiedersah, Goethe und Jacobi persönlich kennenlernte, dann in Halberstadt auch Vater Gleim, einen weiteren seiner Gönner. Als dänischer Holsteiner unterstützte C. die hergebrachte Monarchie und wandte sich vehement gegen die Französische Revolution, deren Auswirkungen ihn 1794/95 in eine längere Lebensgemeinschaft mit F. H. Jacobi brachten. Von der christlichen Romantik als Vorläufer und Gleichstrebender anerkannt, erlebte C. in den napoleonischen Kriegswirren das Schicksal, 1813/14 Wandsbeck verlassen und mit seiner Rebecca auf eine Irrfahrt gehen zu müssen. Bald nach der Rückkehr starb er im Haus seines ersten Schwiegersohns, Friedrich Christoph Perthes, in Hamburg, beklagt von allen Schichten des geistigen Deutschland. Neben den wenigen Texten, die C. schon bei seinen Zeitgenossen berühmt gemacht und sich bis heute lebendig erhalten haben, wie den Liedern Der Mond ist aufgegangen oder Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, wartet die Mehrzahl seiner Schriften immer noch auf eine eingehende geistesgeschichtliche Einordnung und Kommentierung. Bekannte Komponisten - u. a. Johann Abraham Peter Schulz, Johann Adam Hiller, Johann Friedrich Reichardt und Carl Loewe - haben immer wieder Texte von C. vertont. WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. München 6 1987. Briefe an Freunde. Hrsg. v. Hans Jessen. Berlin 1938 (2., veränderte Auflage: Botengänge. Witten/Berlin 1965). Asmus und die Seinen. Hrsg. v. Hans Jessen/Ernst Schröder. Berlin 1940. LITERATUR: Wilhelm Herbst: M. C. Der Wandsbecker Bote. Gotha 1857. 4 1878. - Wolfgang Stammler: M. C. Der Wandsbecker Bote. Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Halle/Saale 1915. - Urban Roedl [d.i. Bruno Adler]: M. C. Sein Weg und seine Welt. Hamburg 3 1969. - Peter Berglar: M. C. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1972 (und öfter). - Friedhelm Debus (Hrsg.): M. C. 250 Jahre Werk und Wirkung. Göttingen 1991. - Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft 1 ff. Hamburg 1992 ff. - Jörg-Ulrich Fechner (Hrsg.): M. C. 1740-1815. Leben - Zeit - Werk. Tübingen 1996. Jörg-Ulrich
Fechner
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Clauer C l a u e r , Karl, Jurist, Schriftsteller, Revolutionär, * um 1 7 6 3 / 6 4 , f 1 2 . 2 . 1 7 9 4 Landau. C. soll aus einer Handwerkerfamilie aus d e m sächsischen Schleiz stammen und nach d e m Studium der Rechtswissenschaften einige Jahre in Dresden als Advokat praktiziert haben. U m 1790 lebte er in Berlin. Damals schrieb er für —> Archenholtz' „Neue Literatur- und Völkerkunde" seine radikale Kritik an J. —> Mosers Interpretation der französischen Menschenrechtserklärung. I m Frühjahr 1791 ging er unter dem Eindruck der Französischen Revolution nach Straßburg. I m August 1791 reiste C. nach Paris. In Straßburg arbeitete er an der von J. F. - » S i m o n und A. Meyer herausgegebenen Zeitung „Geschichte der gegenwärtigen Zeit" mit. C.s als Beilage dieses Blatts erschienener Kreuzzug gegen die Franken. Eine patriotische Rede, welche in der deutschen Reichsversammlung gehalten werden könne. Germanien 1791. Im zweiten Jahr der Freiheit ragte als eine der schlagkräftigsten und verbreitetsten Broschüren gegen die antirevolutionäre Koalition der europäischen Fürstenhäuser heraus. Die Broschüre erlebte 1 7 9 1 / 9 2 mehrere, teils überarbeitete und ergänzte Neuauflagen. Der konsequente Revolutionär C. schrieb einen der ersten Revolutionsaufrufe in deutscher Sprache, den er im Rückgriff auf Rousseau rechtfertigte. N a c h seinem politischen Engagement, zusammen mit anderen Mitgliedern des Straßburger Jakobinerklubs, im November 1792 in M a i n z w u r d e er im Juli 1793 Sekretär des Straßburger Jakobinerklubs und organisierte in verschiedenen Funktionen einen energischen und kompromißlosen Kampf gegen die Gegner der Revolution. A m 25. 12.1793 wurde er, w i e alle anderen deutschen Jakobiner auch, als Fremder aus allen seinen politischen Ämtern entfernt. A m 1 0 . 1 . 1 7 9 4 sollte er von Landau ins Gefängnis nach Dijon überführt werden; C. blieb todkrank in Landau und starb dort. WEITERES WERK: (A. Ulrich, Hrsg.:) Sammlung von authentischen Belegschriften zur Revolutionsgeschichte von Straßburg. 2 Bde., Straßburg 1795. LITERATUR: Hans Werner Engels: K. C. Bemerkungen zum Leben und zu den Schriften eines deutschen Jakobiners. In: Jahrbuch des Instituts f ü r Deutsche Geschichte, Tel Aviv 2 (1973) S. 101-144. - Susanne Lachenicht: Information und Propaganda. Die Presse deutscher Jakobiner im Elsaß (1791-1800). München 2004. Hans Erich Bödeker C l a u r e n , Heinrich, eigentl. Carl (Gottlieb Samuel) Heun, Schriftsteller, * 2 0 . 3 . 1 7 7 1 Dobrilugk (Niederlausitz), t 2 . 8 . 1 8 5 4 Berlin. Nach rechtswissenschaftlichen Studien in Leipzig und Göttingen w u r d e C. Privatsekretär des preuß. Staatsministers Heynitz und Assessor bei der westfälischen Bergwerksund Hüttenadministration. 1801-10 war er Mitherausgeber der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung", betätigte sich als Buchhändler und verwaltete zugleich das Gut eines preuß. Adligen. 1811-15 im Dienst Hardenbergs, wurde er 1813 H o f r a t und leitete 1 8 1 3 / 1 4 die Feldzeitung im preuß. Hauptquartier. C. n a h m am Wiener Kongreß teil, war 1815-19 preuß. Geschäftsträger in Sachsen und redigierte 1820-24 die „Allgemeine Preußische Staatszeitung". Nach seinem Erstlingserfolg Mimiii ( 3 1819, Neuausg. 1976) veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten in der von ihm herausgegebenen S a m m l u n g Scherz und Ernst (40 Bde., 1818-28) und seinem jährlich erscheinenden Taschenbuch Vergißmeinnicht (26 Bde., 1818-34). C. war einer der meistgelesenen Unterhaltungsschriftsteller des beginnenden Biedermeier. WEITERE WERKE: Lustspiele. 2 Bde., Dresden 1817. Erzählungen. 6 Bde., Dresden 1818-20. - Das Schlachtschwert. Dresden 1821. - Des Lebens höchstes ist die Liebe. 2 Bde., Dresden 1828. - Leidenschaft und Liebe. Stuttgart 1891. - Das Raubschloss und andere wahre Geschichten.
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Mit einem Nachw. hrsg. v. Axel und Nina Pohlmann. Bonn 1995. LITERATUR: Karl Richter: C., H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 267 f. - Dietrich Grohnert: „Leidenschaft und Liebe" von H. C. Beobachtungen zu einem Text. In: Zeitschrift für Germanistik 3 (1993) 2, S. 332-337. C l e i n o w , Georg, Pseud. A n n a Georgi, Publizist, * 2 7 . 4 . 1 8 7 3 Dolhobyczöw bei Lublin, t 2 0 . 1 0 . 1 9 3 6 Berlin. 1883-93 in Kulm, Potsdam und Groß-Lichterfelde militärisch ausgebildet, kam C. nach seiner Rußlandreise 1896 nach Königsberg und nahm nach einem Unfall 1897 seinen Abschied v o m Militär. Er studierte Nationalökonomie und slawische Geschichte in Königsberg (1897), Berlin ( 1 8 9 8 / 9 9 ) und Paris (1900), bereiste 1 9 0 1 / 0 2 erneut Rußland und wurde Mitarbeiter mehrerer renommierter deutscher Tageszeitungen. C. gab 1909-20 den „Grenzboten" heraus, w a r 1914-16 in der deutschen Presseverwaltung in Lodz und Warschau tätig und anschließend bis 1918 im aktiven Kriegsdienst. 1918 begründete er deutsche Vereinigungen in Posen und Westpreußen sowie deutsche Volksräte in Polen. Als einer der Wegbereiter faschistischer Volkstumsideologie veröffentlichte der Dozent an der Berliner Hochschule f ü r Politik und Leiter des Eurasischen Seminars zahlreiche Abhandlungen, darunter Der Verlust der Ostmark (1934). WEITERE WERKE: Die Polenfrage vor der Entscheidung. Berlin 1918. - Neu-Sibirien (Sib-krai). Eine Studie z u m A u f m a r s c h der Sowjetmacht in Asien. Berlin 1928. - Roter Imperialismus. Eine Studie über die Verkehrsprobleme der Sowjetunion. Berlin 1931. LITERATUR: Mathilde Kelchner: C., G und die Grenzboten. In: Die Grenzboten 79 (1920) 1, S. 2-16. - Kurt A m nion: C., G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 279 f. - Heinz Lemke: G. C. und die deutsche Polenpolitik 1914-1916. In: Politik im Krieg 1914 - 1918. Studien zur Politik der deutschen herrschenden Klassen im ersten Weltkrieg. Berlin 1964, S. 134-166. - Walter Engler: G. C. und die Sowjetunion. Ein Beitrag zur deutschen Osteuropakunde und Osteuropapublizistik in der Zeit d e r Weimarer Republik. In: Jahrbuch f ü r Geschichte der U d S S R und der volksdemokratischen Länder Europas 11 (1967) S. 173-188. C l e m e n s , Franz (Friedrich) Jakob, Philosoph, Politiker, * 4 . 1 0 . 1 8 1 5 Koblenz, f 2 4 . 2 . 1 8 6 2 Rom. C., Sohn eines K a u f m a n n s und Bankiers, studierte Philosophie in Berlin und München, w u r d e 1839 promoviert (De philosophia Anaxagorae Clazomenii), bildete sich in R o m weiter und habilitierte sich 1843 f ü r Philosophie an der Univ. Bonn. Seit er 1845 in einer Streitschrift gegen Johannes Gustav Gildemeister und Heinrich von Sybel die Echtheit des sogenannten Heiligen R o c k s zu Trier verteidigte, galt er als dezidiert katholisch. Als Mitglied des Parlaments in der Frankfurter Paulskirche trat er u. a. f ü r die Vormachtstellung Österreichs im Deutschen Bund ein. Seine Replik gegen Günther (Die spekulative Theologie Anton Günther's und die katholische Kirchenlehre, 1853) fand die Zustimmung der Amtskirche. C. war langjähriger Mitarbeiter der Zeitschrift „Katholik". Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, eine Professur in Bonn zu erhalten, folgte er 1856 einem Ruf als Prof. an die Univ. Münster; zu seinen Schülern zählte u. a. Georg von Hertling. WEITERE WERKE: Giordano B r u n o und Nicolaus de Cusa. Bonn 1847. - D e Scholasticorum sententia philosophiam esse theologiae ancillam, commentatio. Münster 1856. Über das Verhältnis der Philosophie zur Theologie. Mainz 1860. LITERATUR: Anton Ritthaler: C., F. J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 284. - Peter Walter: Die neuscholastische Philosophie
Cloeter im deutschsprachigen R a u m . In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M . Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u . a . 1988, S. 131-194 (zu C.: S. 134-139). Antonio Piolanti: Un pioniere della filosofia cristiana della metä dell'Ottocento: F. J. C. ( t 1862). Cittä del Vaticano 1988. C l e m e n z , Bruno, Pädagoge, Publizist, * 1 4 . 1 1 . 1 8 7 3 Liegnitz, f n. e. Nach seiner Ausbildung zum Lehrer war C. in verschiedenen schlesischen Dörfern tätig, kam 1898 nach Liegnitz und war dort seit 1910 Rektor. 1920 berief ihn das Reichsministerium als Einzelberichterstatter in den A u s s c h u ß „Heimat und Schule" der Reichsschulkonferenz. C. stellte Richtlinien zur Einführung einer sogenannten „Heimatschule" auf, die in der Reichsschulkonferenz angenommen wurden, und erhielt den Beinamen „Vater der Heimatschule". Er gab die von ihm gegründete illustrierte Zeitschrift „Schlesien" und seit 1911 die „Schlesische Jugend- und Volksbücherei" heraus. Zu seinen Veröffentlichungen zählen neben Lehrbüchern historische Studien, Biographien und Mundartliteratur; u. a. Mein Rübezahlbuch (1923) erfuhr mehrere Auflagen. WEITERE WERKE: Die Beobachtung und Berücksichtigung der Eigenart der Schüler. Langensalza 1907, 3., verb, und erw. Aufl. 1923. - Deutschlands Z u k u n f t ! Kriegslehren und ihre Bedeutung f ü r deutsche Jugend- und Volksbildung. Würzburg 1916. - Frieden, Heimat, Volkshochschule. Langensalza l 2 1919. - Die Heimatschule. Aufriß und Gestaltung der Heimatschule. E i n f ü h r u n g in das Wesen und Leben der Heimatschule. 2 Tie., H a l l e / S a a l e 1922. - Wie ich die Heimat erlebte! Ein B u c h f ü r Schönheitssucher und Wanderer. Görlitz 1924. - Schülertragödien und Volkswohl. BerlinCharlottenburg 1929. C l e r i c u s , Ludwig (August), Heraldiker, Publizist, Illustrator, * 2 8 . 3 . 1 8 2 7 Danzig, t 1 . 3 . 1 8 9 2 Magdeburg. C., Sohn eines Hauptkassenkontrolleurs, studierte an der Univ. Königsberg 1847-50 Rechtswissenschaften und besuchte anschließend bis 1854 die dortige Kunstakademie. 1855-80 lebte er als freier Schriftsteller und Illustrator in Berlin, w o er Mitarbeiter zunächst des „Kladderadatsch", später der „Illustrirten Z e i t u n g " (Leipzig) wurde. C. betätigte sich als Sammler und Forscher auf dem Gebiet der Wappen-, Siegel- und Münzkunde, der Genealogie und des Kunsthandwerks, gab 1874-80 den „Deutschen H e r o l d " heraus und siedelte nach Magdeburg über, w o er Sekretär des Kunstgewerbevereins, Herausgeber der Zeitschrift „Pallas" und Vorstand des Kunstgewerbemuseums wurde. Er baute die Magdeburger Sammlungen aus und veranstaltete periodische Wanderausstellungen in deutschen Großstädten sowie 1891 in London. Neben seiner fachgebundenen Publikationen (u. a. Das Wappen des deutschen Kaisers [...], 1871) veröffentlichte C. Belletristisches, zuletzt die autobiographische Novelle Amtlich totgeschwiegen (1888). WEITERE WERKE: Geschichte des Geschlechts der Herren, Freiherren und Grafen von Puttkamer. Berlin 1880. Schwarz-weiße Bilder. Geschichte Altpreußens in 7 heraldischen Silhouetten. Berlin 1882. LITERATUR: Ottfried Neubecker: C., L. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 287 f. - G u i d o Heinrich: C „ L. A. In: Ders./Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger biographisches Lexikon. Magdeburg 2002, S. 110 f. C l e s , Ferdinand Frh. von, * 24.6.1907 Absam/Hall C., dessen Vater Offizier dierte Rechtswissenschaft Wien, Berlin und Paris.
Journalist, Schriftsteller, (Tirol), t 3 . 5 . 1 9 8 2 Berlin. aus altem österr. Adel war, stuund Philosophie in Innsbruck, 1933-38 war er Korrespondent
der „Neuen Freien Presse" in R o m , 1938-40 der „Berliner Börsen-Zeitung" und 1939-43 des „ N e u e n Wiener Tagblatts". 1 9 4 1 / 4 2 zunächst Soldat, arbeitete C. bis 1945 als presse- und kirchenpolitischer Referent in der deutschen Botschaft in R o m , anschließend in Mussolinis Hauptquartier. 1945-48 war er als freier Schriftsteller tätig und arbeitete seit 1949 für die Wiener „Presse", bis 1951 als Verfasser von Leitartikeln zur Außenpolitik, dann als Korrespondent. 1958-72 war C. Hauptreferent und Leiter der Abteilung „Auswärtige Beziehungen" der O E C D in Paris. Er veröffentlichte u . a . Wege durch den Schatten (1948) und Licht aus dem Westen. Der Geist der neuen Welt (1957). C l o e t e r , Hermine, österr. Publizistin, * 3 1 . 1 . 1 8 7 9 München, f 2 2 . 2 . 1 9 7 0 Weißenkirchen/Wachau (Niederösterreich). Seit ihrer Kindheit in Wien lebend, studierte C. Fremdsprachen, Kunstgeschichte, Musik und Gesang an Privatlehranstalten und war seit 1902 schriftstellerisch tätig. 1907-39 erschienen regelmäßig ihre Feuilletons in der Wiener „Neuen Freien Presse". Daneben war sie Mitarbeiterin weiterer Periodika wie der „Chronik des Wiener Goethe-Vereins", dessen Vorstand sie seit 1927 angehörte, und dem „Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft", in deren Vorstand sie 1949 gewählt wurde. Sie befaßte sich mit Forschungen u . a . zu —> Goethe und Mozart; die Lokalisierung des Mozartgrabs auf d e m St. Marxer Friedhof in Wien ist ihrem Fund entsprechender Protokolle zu verdanken. C.s populäre kunsthistorisch orientierte Studien zu Wien und zur Wachau erschienen in mehreren S a m m e l b ä n d e n (u. a. Geist und Geister aus dem alten Wien 1922). 1958 stiftete sie das Mariahilfer Heimatmuseum. WEITERE WERKE: Zwischen Gestern und Heute. Berlin 1912. - Häuser und M e n s c h e n von Wien. Wien 3 1916. Geist und Geister aus d e m alten Wien. Wien 1922. - Donauromantik. Wien 1923. - An der Grabstätte W . A. Mozarts. W i e n / L e i p z i g 1931. - Johann T h o m a s Trattner. G r a z / K ö l n 1952. - Verklungenes Leben. N e u s t a d t / A i s c h 1960. LITERATUR: Margret Friedrich: Ideale und Wirklichkeiten. Aspekte der Geschlechtergeschichte. Briefwechsel zwischen H. C., E m m a Cloeter und Otto von Zwiedineck-Südenhorst 1893-1957. Wien 1995. C l o e t e r , Samuel Gottfried Christoph, Theologe, Chiliast, * 1 1 . 1 0 . 1 8 2 3 Bayreuth, t 2 0 . 3 . 1 8 9 4 Weiltingen (Mittelfranken). Der Sohn eines reformierten Theologen und Gymnasialprofessors studierte bis 1845 in Erlangen und Leipzig. Zunächst Vikar in Happurg bei Hersbruck, war C. 1849-56 Pfarrverweser in der reformierten G e m e i n d e Marienheim (Donaumoos), 1 8 5 6 / 5 7 in Woringen, dann in Reutin. 1861 wurde er Pfarrer in Illenschwang bei Dinkelsbühl. Durch Predigten und kleinere Publikationen in Konflikt mit seinen Vorgesetzten geraten, wurde er 1855 aus Marienheim abberufen und 1880 aller seiner Ämter enthoben. E r 1866 gründete die Zeitschrift „Brüderbote" und 1873 die „Evangelische Gesellschaft für Bayern". C. versammelte darin zahlreiche Anhänger, die wie er selbst an das baldige K o m m e n des Antichristen glaubten und sich nach Rußland zurückziehen wollten. 1881 rief er im Nordkaukasus die Siedlung Gnadenburg ins Leben, f ü r die er v o m Zaren zahlreiche Privilegien erhielt. Die Gemeinde lebte nach von C. erlassenen, asketischen Geboten. C. selbst siedelte nie dorthin über. LITERATUR: Friedrich Kantzenbach: Z w e i kirchliche „Fälle" im 19. Jahrhundert. Die Pfarrer S. G. C. und Christian Felix Illing in ihrer Auseinandersetzung mit d e m bayerischen Kirchenregiment. In: Zeitschrift f ü r bayerische Kirchengeschichte 36 (1967) S. 66-79. - Dieter W ö l f e l : S. G. C. C. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 14. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Würzburg 1991, S. 192-210.
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Closs c i o s s , Gustav Adolf Karl, Maler, * 6 . 5 . 1 8 6 4 Stuttgart, t 3 . 9 . 1 9 3 8 Berlin. Der Sohn des Graphikers Adolf C. studierte zunächst Rechtswissenschaft an den Universitäten Tübingen und Freiburg/ Breisgau und war später Schüler Ernst Schurths an der Kunstschule Karlsruhe sowie Wilhelm von —>Diez' an der Kunstakademie M ü n c h e n . C. lebte seit 1891 in Stuttgart und ließ sich 1907 in Berlin nieder. Er war Illustrator u. a. von „Über Land und Meer", der „Gartenlaube" und der „Fliegenden Blätter" und schuf später Wandgemälde (u. a. im Schloß Schöckingen, 1892) sowie Porträts und historische Gemälde, darunter Der Sturz des Roland von Berlin (1907). WEITERE WERKE: III.: H e r m a n n Kurz: Schillers Heimatjahre. Vaterland. R o m a n . Stuttgart 1905. - III.: Das Kriegsbuch. Kriegsschilderungen aus 15 Jahrhunderten ausgew. von F. A. Fahlen. Leipzig 1915. LITERATUR: Detlef Lorenz. G. A. C. Leben und Werk des Malers, Illustrators und Reklamekünstlers mit einem Exkurs über das Reklame-Sammelbilderwesen. M ü n c h e n 1988. C ö l l n , (Georg) Friedrich (Willibald Ferdinand) von, Beamter, Publizist, * 1766 Oerlinghausen, f 3 1 . 5 . 1 8 2 0 Berlin. C. war Kammerreferendar in Minden, 1800 Kriegs- und Steuerrat des zweiten Glogauischen Departements und 1805-07 Assessor der O b e i r e c h n u n g s k a m m e r in Berlin. Seit 1806 leitete er als Herausgeber und Hauptbeiträger den „Preußischen Staatsanzeiger". 1 8 0 7 / 0 8 veröffentlichte er die Vertrauten Briefe Uber die inneren Verhältnisse am preußischen Hof seit dem Tode Friedrichs II.; er wurde des Landesverrats angeklagt und nach Glatz gebracht. Nachdem er 1810 von dort fliehen konnte, erhielt B. 1815 eine Anstellung im Büro des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg in Berlin und war weiterhin publizistisch tätig ( N e u e Feuerbrände. Marginalien zur Schrift: Vertraute Briefe [...] und „Freimütige Blätter für Deutschland", 1815-20). WEITERE WERKE: Historisches Archiv der Preußischen Provinzial-Verfassungen. 7 Tie., Berlin 1819 f. - Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen f ü r Rheinreisende. Koblenz 1821. - Alphabetisches Ortschaftsregister des Preußischen Staates. Bd. 1. Koblenz 1821 (mehr nicht erschienen). LITERATUR: Großmann: C „ F. v. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 411 f. C o h e n - R e u s s , (Emanuel) Max, Journalist, Politiker, * 3 0 . 1 . 1 8 7 6 , t 1 2 . 3 . 1 9 6 3 Paris. C.-R., Sohn eines K a u f m a n n s , machte eine kaufmännische Lehre und war bis 1904 in seinem Beruf tätig. Seit 1903 Mitglied der SPD, war er 1908-14 Stadtverordneter in Frankfurt/ Main und gehörte 1912-18 dem Reichstag an. 1915-18 war er Landsturmmann, seit 1918 Mitglied und danach stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Berliner Arbeiterund Soldatenräte und 1 9 1 8 / 1 9 Vertrauensmann der Soldatenräte. Wegen seiner ökonomischen Fachkenntnisse wurde er von der Weimarer Nationalversammlung als Wirtschaftssachverständiger konsultiert. 1920-33 gehörte C. als Delegierter der Reichsregierung dem Reichswirtschaftsrat an. Daneben schrieb er journalistische Beiträge f ü r die „Sozialistischen M o n a t s h e f t e " und die „Vossische Zeitung", in denen er sich als früher Befürworter einer gesamteuropäischen Wirtschaftspolitik profilierte. 1934 emigrierte C.-R. nach Frankreich und arbeitete dort seit 1945 als Korrespondent f ü r den „ T e l e g r a f (Berlin). 1946-51 war er Vertreter des SPDParteivorstands in Frankreich und seit 1947 Vorsitzender der „Landesgruppe deutscher Sozialdemokraten in Frankreich". C.-R. veröffentlichte u. a. Die politische Bedeutung des Zionismus (1918) und Deutsche Arbeit, deutsches Schicksal (1922).
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WEITERE WERKE: Das Volk und der Krieg. Berlin 1916. Bausteine zur deutschen Zukunft. Deutscher A u f b a u und die Kammer der Arbeit. Berlin 1920. LITERATUR: Günter Markscheffel: Bahnbrecher deutschfranzösischer Verständigung. Z u m 85. Geburtstag M . C.R. In: Sozialdemokratischer Pressedienst (1961) 21, S. 3. M. C.-R. beging 85. Geburtstag. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 58 (1961) S. 264. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 112 f. C o h n , Gustav, Nationalökonom, * 1 2 . 1 2 . 1 8 4 0 Marienwerder (Westpreußen), t 1 7 . 9 . 1 9 1 9 Göttingen. C. studierte in Berlin Nationalökonomie, wurde 1866 in Leipzig promoviert, besuchte das Statistische Seminar in Berlin, habilitierte sich 1869 in Heidelberg und ging als Dozent an das Baltische Polytechnikum in Riga, w o er 1871 Prof. wurde. 1872 war er einer der Gründer des „Vereins für Socialpolitik", 1 8 7 2 / 7 3 sozialpolitischer Redakteur der . f r a n k f u r t e r Zeitung". Seit 1875 lehrte er am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, 1884-1918 als o . P r o f . in Göttingen. C. faßte die Nationalökonomie als eine ethische Wissenschaft auf und trat für eine historische Betrachtungsweise in Jurisprudenz und Nationalökonomie ein. Er veröffentlichte u. a. Untersuchungen über die englische Eisenbahnpolitik (2 Bde., 1 8 7 4 / 7 5 ) , System der Nationalökonomie (3 Bde., 1885-98), Nationalökonomische Studien (1886), Finanzwissenschaft (3 Bde., 1889) und Universitätsfragen und Erinnerungen (1918). LITERATUR: Walter Braeuer: C., G. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 315 f. C o l b e r t , Carl, Pseud. Alpheus, Augias, Catilina, österr. Schriftsteller, Publizist, * 8 . 2 . 1 8 5 5 Wien, f 2 9 . 5 . 1 9 2 9 Wien. C. besuchte die Wiener Handelsakademie, übernahm die vom Vater hinterlassene Wechselstube, verkaufte sie 1884 und lebte danach mehrere Jahre in R o m . Zurückgekehrt, gründete er 1887 mit Ernst Ziegler die Zeitschrift „Wiener M o d e " mit literarischen Beilagen sowie eine Buch- und Kunstdruckerei und wandelte den Betrieb später in eine Aktiengesellschaft um, deren Verwaltungsratsvorsitzender er bis 1913 war. Seit 1910 Miteigentümer und Autor des „Morgen", gab er seit 1915 den während des Ersten Weltkriegs in Wien stark verbreiteten „ A b e n d " heraus. C. publizierte vor allem sozial- und wirtschaftspolitische Artikel sowie später R o m a n e (u. a. Bankleute und Börsenspieler vor 2000 Jahren, 1924; Das goldene Kalb, 1926). WEITERE WERKE: Der Börsenschwindel des John Law. Ein Beitrag zur Revolutions- und Sittengeschichte. München 1927. - Sodom und Gomorrha. R o m a n . München 1928. C o l l i n , Matthäus Kasimir von, österr. Schriftsteller, * 3 . 3 . 1 7 7 9 Wien, f 2 3 . 1 1 . 1 8 2 4 Wien. C. studierte in Wien Rechtswissenschaft, wurde 1804 promoviert, n a h m einen Ruf als Prof. der Ästhetik und Philosophiegeschichte nach Krakau an, lehrte seit 1812 in Wien und amtierte dort später auch als Zensor sowie als Lehrer und Erzieher am kaiserlichen Hof. C. schrieb Lyrisches und mehrere patriotisch-geschichtliche Versdramen wie die z u m „Babenberger"-Dramenzyklus gehörigen Stücke Bela 's Krieg mit dem Vater (1808) und Der Tod Friedrichs des Streitbaren. Keines seiner theatergeschichtlich interessanten Werke wurde j e m a l s aufgeführt. Er w a r Herausgeber der „Wiener Allgemeinen Litteratur-Zeitung" (1816) und der „Jahrbücher der Litteratur" (1818-21). WEITERE WERKE: Dramatische Dichtungen. 4 Bde., Leipzig 1813-17. - M . Edlen v. C.s Nachgelassene Gedichte. Ausgewählt und mit einem biographischen Vorwort begleitet von Joseph von H a m m e r . 2 Bde., Wien 1827.
Conradi LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 151. - Kurt Vancsa: C „ Μ . K. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 323 f. - Karl Gutk a s / F r a n z Trischler: Kuenringer und Babenberger in der Geschichte und in den D r a m e n von Μ . v. K. Zwettl 1975. Hans Hübner: Geschichte im Drama. M . v.C.: Der Babenbergerzyklus (1808-1817). Hans Sassmann: Die österreichische Trilogie (1929-1932). Diss. Univ. Wien 1991. - Gudrun Busch: Zwischen Frauentaschenbüchern und Literaturkritik, Therese Grob und M . v. C., oder: Bemerkungen zu „norddeutschen" Liedertexten in Schuberts Freundeskreis. In: E v a Badura-Skoda (Hrsg.): Schubert und seine Freunde. Köln u . a . 1999, S. 145-167. C o l l i n s , Georg Ludwig, evang. Theologe, Pädagoge, Schriftsteller, * 1 5 . 3 . 1 7 6 3 Königsberg, t 1 5 . 1 . 1 8 1 4 Riga. N a c h dem geschäftlichen Ruin seines Vaters wurde C. zum K a u f m a n n ausgebildet. Vermögende Freunde ermöglichten ihm, 1783 in Riga seine Schulbildung zu beenden und 1784-87 in Königsberg und Leipzig zu studieren. Nach kurzer Zeit als Erzieher im Haus eines englischen K a u f m a n n s wurde er von der reformierten G e m e i n d e in Riga zum Prediger gewählt und trat dieses A m t im S o m m e r 1788 an. C. veröffentlichte Erbauungsschriften, Gedichte und Lieder und gab u. a. Freimaurerlieder zum Gebrauch der Loge zur kleinen Welt in Riga (1793) sowie 1797 die „Maurerische Monatsschrift" heraus. N a c h C.s Tod veröffentlichte Karl Ludwig Grave Des Georg Collins Gedichte [...] (1814). LITERATUR: Woelffing: Collins der Freydenker. Ein biographischer Versuch, unserm Freunde G. L. C. Leipzig 1787. Karl Gottlob Sonntag: D e m A n d e n k e n des evangelisch reformirten Predigers zu Riga Herrn Dr. G. C. von einigen seiner Freunde im Januar 1814. Riga 1814. C o n r a d , Johannes, Publizist, Schauspieler, * 2 4 . 1 2 . 1 9 2 9 Radeberg (Sachsen), f 2 4 . 3 . 2 0 0 5 Berlin. Nach dem Abbruch eines Architekturstudiums nahm C. ein Schauspielstudium auf und war seit 1956 als Kleindarsteller am Berliner Ensemble tätig. Bekannt wurde er durch seine Kolumnen für das Berliner Satiremagazin „Eulenspiegel", f ü r das er lange Zeit als Hauptautor tätig war, vor allem in der Rubrik „Funzel". Darüber hinaus veröffentlichte C. zahlreiche satirische Geschichten und Gedichte, u. a. Der Hase schweigt sein Abendlied (1976), Sek ich Butterblumen blühen ( 1 9 8 1 , 2 1 9 8 7 ) und Die Zirbelkieferdrüse (1988). WEITERE WERKE: Das Blashorn. Berlin 1967. - In der Nacht, in der es klopfte. Berlin 1978. - Kürbisse im Kosmos. Berlin 1980. - 24 Stunden in der Hölle. Berlin 1984. Stoß ins Horn, H o m i s t e ! Berlin 1989. C o n r a d , Michael Georg, Schriftsteller, * 5 . 4 . 1 8 4 6 Gnodstadt bei Marktbreit (Unterfranken), t 2 0 . 1 2 . 1 9 2 7 München. Als Sohn eines Landwirts besuchte C. das Lehrerseminar in Altdorf (Mittelfranken), unterrichtete vier Jahre im bayerischen Schuldienst und arbeitete dann in Genf an der deutschlutherischen Schule. Er studierte dort und seit 1871 in R o m und Neapel Philologie und Philosophie, wurde zum Dr. phil. promoviert und kam über Lissabon 1878 nach Paris, w o er sich als Korrespondent mehrerer deutscher Zeitungen einen guten Ruf erwarb. C. Schloß sich dort dem Kreis um Emile Zola an, der seine Kunstauffassung wesentlich beeinflußte. 1882 kehrte er nach M ü n c h e n zurück und gründete 1885 die Zeitschrift „Die Gesellschaft", die zum vielleicht wichtigsten Organ des frühen Naturalismus in Deutschland wurde. 1887 heiratete C. Marie R a m l o (Conrad-Ramlo). 1893-98 vertrat er die Demokratische Volkspartei im Reichstag; später widmete er sich wieder der kritischen Förderung der Gegenwartsliteratur. C.s Zeitschrift engagierte sich u . a . für Autoren wie Gerhart Hauptmann und Bertha von —»Suttner und wandte sich im Zeichen einer realistischnaturwissenschaftlichen Denk- und Schreibweise mit dem
Vorwurf des idealistischen Epigonentums etwa gegen Paul Heyse. C. schrieb neben konventioneller Lyrik und einigen D r a m e n Erzählungen und R o m a n e wie Was die Isar rauscht (1887) und Die Beichte des Narren (1890). WEITERE WERKE: Die Beichte des Narren. R o m a n . Leipzig 1884. N e u a u s g . Berlin 1896. - Von Emile Z o l a bis Gerhart Hauptmann. Erinnerungen zur Geschichte der M o derne. Leipzig 1902. - Wagners Geist und Kunst in Bayreuth. M ü n c h e n - S c h w a b i n g 1906. - D e r Protestantismus in Bayern. Erinnerungen und Gedanken zur vierhundertjährigen Jubelfeier der Reformation. M ü n c h e n 1917. LITERATUR: Friedrich Möhl: C., M. G . In: L e b e n s l ä u f e aus Franken. Bd. 5. Hrsg. v. Anton Chroust. Erlangen 1936, S. 21-38. - H e d w i g Reisinger: M. G. C. Ein Lebensbild mit besonderer seiner Tätigkeit als Kritiker. W ü r z b u r g 1939. Paul Arthur Loos: C., M. G. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 335 f. Johannes Mahr: M . G. C. Ein Gesellschaftskritiker des deutschen Naturalismus. Marktbreit 1986. - Gerhard Stumpf: M. G. C. Ideenwelt, Kunstprogrammatik, literarisches Werk. F r a n k f u r t / M a i n u. a.1986. - Birgit Steinhauer: M . G. C. und die „Gesellschaft f ü r modernes Leben". M ü n c h e n 1997. Michel D u r a n d : M . G. C. ä Paris (1878-1882): „annees d ' a p p r e n t i s s a g e " d ' u n intellectuel critique. B e r n u . a . 2004. C o n r a d i , (Heinrich Gottlieb) H e r m a n n , auch H. Costo, Schriftsteller, * 1 2 . 7 . 1 8 6 2 Jeßnitz (Anhalt), t 8 . 3 . 1 8 9 0 Würzburg. A u f g e w a c h s e n im H a u s eines tyrannischen Vaters, studierte er 1884-87 in Berlin und Leipzig, lebte zwei Jahre in M ü n c h e n , ging 1889 nach Würzburg, um seine Promotion vorzubereiten, und starb dort mit 28 Jahren an einer L u n g e n krankheit. In seiner Lyrik, seinen Essays und Erzählungen vertrat er einen extremen Naturalismus. Er schockierte das zeitgenössische Publikum durch Anklagen gegen bürgerliche Doppelmoral und Heuchelei in seinem Novellenband Brutalitäten (1886). E r schilderte das Milieu, z . B . in den Skizzen, die 1881 im „Magdeburger Tageblatt" veröffentlicht w u r d e n , und gab das eigene Innere u. a. in den Liedern eines Sünders (1887) restlos preis. WEITERE WERKE: A d a m Mensch. R o m a n . Leipzig 1889. Nachdr. Karben 1997. - H. C.s G e s a m m e l t e Schriften. Hrsg. v. Paul S s y m a n k und Gustav Werner Peters. 3 Bde., M ü n c h e n / L e i p z i g 1911. - Ich bin der Sohn der Zeit. Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Rüdier Bernhardt. Leipzig u. a.1983. LITERATUR: Karl Apfel: H. C. o . O . 1923. - H e l m u t Kasten: Die Idee der Dichtung und des Dichters in den literarischen Theorien des sogenannten Deutschen Naturalismus (Karl Bleibtreu, H. C „ A r n o Holz). W ü r z b u r g 1938. - Paul Arthur Loos: C., H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 339. - Charles V. Miller: Weltschmerz in the writings of Carl Bleibtreu and H. C. Bloomington 1979. - Werner Poscharnigg: H. C. (1862-1890). Ein Vertreter der literarischen M o d e r n e von 1884-1890. Diss. Univ. Graz 1980. - Stefan Roger: H. C. ein Autor der M o d e r n e ? Untersuchungen a m Beispiel des R o m a n s „ A d a m M e n s c h " . Mag.-Arb. Univ. Gießen 2000. H. C. In: Dichter in Anhalt. Ein Lesebuch zur Literaturgeschichte. Hrsg. v. Bernd Gerhard Ulbrich. Halle 2002, S. 169-171. C o n r a d i , L u d w i g Richard, Adventist, * 20. 3 . 1 8 5 6 Karlsruhe, t 1 6 . 9 . 1 9 3 9 Hamburg. Der katholisch getaufte C. emigrierte nach einer Bierbrauerlehre in die U S A , w o er erstmals mit Adventisten in Kontakt kam. Er n a h m 1878 deren Glauben an und besuchte eine von Adventisten des Siebten Tages geleitete Hochschule in Battie Creek (Michigan). Als Missionar 1886 nach E u r o p a zurückgekehrt, leitete er nach Tätigkeiten in der Schweiz und den skandinavischen Ländern seit 1899 die europäische Divi-
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Contzen sion der Adventisten und wurde Schriftleiter der Zeitschrift „Herold der Wahrheit". Während des Ersten Weltkriegs lebte C. in London, w o er sich mit der Geschichte der Adventisten beschäftigte. Er entdeckte dabei Unstimmigkeiten in den Texten der Gründer der Gemeinschaft, was ihn deren Autorität anzweifeln ließ. Aufgrund seiner offenen Kritik 1931 zwangspensioniert, brach C. endgültig mit den Adventisten und wechselte zu den Siebenten-Tags-Baptisten. Er veröffentlichte u. a. Das Geheimnis enthüllt oder Die sieben Siegel gebrochen (1912), Weissagung und Weltgeschichte oder Staatsmann und Prophet (1919) und Das goldene Zeitalter (1923). Seit 1933 gab er die Monatsschrift „Wahrheit, Licht, L e b e n " (Hamburg) heraus. LITERATUR: L. R. C. Missionar, Evangelist und Organisator der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa. Hrsg. v. Daniel Herz. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1986, 3 1998. C o n t z e n , Martin Theodor, Historiker, * 2 9 . 1 1 . 1 8 0 7 Münster, t 8 . 1 . 1 8 8 1 Würzburg. Der Sohn eines Hauptmanns studierte in Munster Geschichte und Philologie. Anschließend arbeitete er als Erzieher bei der Familie von Rotenhan. 1836 in M ü n c h e n promoviert, habilitierte er sich 1837 in Würzburg (Die Geschichtschreiber der Sächsischen Kaiserzeit nach ihrem Leben und ihren Schriften), w o er seit 1839 als a . o . und 1842-69 als o . P r o f . f ü r bayerische Geschichte wirkte. 1840 war er Redakteur des „Fränkischen Courier". 1856-71 amtierte er nominell als Vorstand des Archivkonservatoriums Würzburg, wurde jedoch bereits 1869 wegen Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungsführung sowie Fälschung von Quittungen suspendiert. C., der zeitweilig Direktor des Historischen Vereins f ü r Unterfranken und Aschaffenburg war, gab die Geschichtsquellen des Bistums Würzburg heraus. Von einem auf mehrere Bände angelegten Lehrbuch zur bayerischen Geschichte stellte er nur einen Band fertig (1853). WEITERES WERK: Die Sammlungen des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg zu Würzburg. 3 Bde., Würzburg 1856-64. LITERATUR: Ferdinand Seibt: Die bayerische „Reichshistoriographie" und die Ideologie des deutschen Nationalstaats 1806-1918. In: Zeitschrift f ü r bayerische Landesgeschichte 28 (1965) S. 523-554. - C „ Μ . Η. T. In: Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500-1945. Bd. 2. München 1992, S. 105 f. C o n z e t t , Verena, geb. Knecht, Unternehmerin, * 2 8 . 1 1 . 1 8 6 1 Kilchberg bei Zürich, t 1 4 . 1 1 . 1 9 4 7 Kilchberg bei Zürich. Bereits mit 12 Jahren trug C. durch Fabrikarbeit und später als Verkäuferin zum Unterhalt ihrer Familie bei. Der Buchdrucker und Sozialistenführer Konrad C., den sie 1883 heiratete, brachte sie der Sozialistischen Partei nahe. Mehrmals Delegierte auf internationalen sozialistischen Kongressen, trat C. aktiv für den Arbeiterinnenschutz ein und wurde 1890 Präsidentin des Schweizerischen Arbeiterinnenverbandes sowie 1896 Mitglied des Bundesvorstandes des Schweizerischen Arbeiterbundes. N a c h d e m Tod ihres Mannes 1898 übernahm sie die Druckerei, die sich unter ihrer Leitung zu einem Großbetrieb entwickelte. C. gründete mehrere Zeitschriften, für die sie zum Teil auch als Redakteurin tätig war, u. a. die Familienzeitschrift „In freien Stunden". WERKE: Erstrebtes und Erlebtes. Ein Stück Zeitgeschichte. L e i p z i g / Z ü r i c h 1929. LITERATUR: Frau V. C. achtzigjährig. In: Schweizerische Buchdrucker-Zeitung 66 (1941) 49, S. 344. - Historischer Verein Aussersihl (Hrsg.): V. C. Aussersihl-Zürich 1988. Verena E. Müller: V. C. (1861-1947). Porträt. In: Große Schweizer und Schweizerinnen. Erbe als Auftrag. Hundert Porträts. Hrsg. v. Erwin Jaeckle. Stäfa 1990, S. 464 ff.
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C o r a d i - S t a h l , E m m a , Philanthropin, * 9 . 1 1 . 1 8 4 6 Dozwil, f 8 . 4 . 1 9 1 2 Zürich. Seit 1896 war C.-S. Eidgenössische Inspektorin der gewerblichen und hauswirtschaftlichen Schulen, gründete 1893 die Wochenzeitschrift „Schweizer Frauenheim" und verfaßte die stark verbreiteten erzählerischen hauswirtschaftlichen Bücher Wie Gritli haushalten lernt (1902) und Gritli in der Küche (1904). Daneben war sie in der schweizer. Frauenbewegung aktiv, Mitglied des Aufsichtsrats der Zürcher Fachschule für Damenschneiderei und Arbeitslehrerinnenkurse sowie Mitbegründerin der Schweizerischen Pflegerinnenschule Zürich und der Gartenbauschule Niederlenz. LITERATUR: Frieda Huggenberg: Frauen dienen der Heimat. 3 soziale Frauenleben. Lebensbilder von Maria Rosina Gschwind, Gertrud Williger-Keller, E. C.-S. Z ü r i c h / L e i p z i g 1939. C o r n e l i u s , (Carl August) Peter, Komponist, Dichter, Musikschriftsteller, * 24. 12.1824 Mainz, f 2 6 . 1 0 . 1 8 7 4 Mainz. C. sollte ursprünglich wie sein Vater Karl C. Schauspieler werden; nach dessen f r ü h e m Tod wurde er von dessen Vetter, dem Maler Peter von C., in Berlin aufgenommen, w o er bis 1849 Musik studierte. Er war dann als Musiklehrer und Musikrezensent u. a. f ü r die Berliner Zeitschriften „Echo" und „Modespiegel" tätig und 1853-58 Mitglied des Liszt-Kreises in Weimar. Dort wurde 1858 unter Franz Liszts Leitung die Oper Der Barbier von Bagdad von C. uraufgeführt. 1859 ging er nach Wien, w o er vor allem unter dem Einfluß Richard Wagners stand, dem er 1865 nach München folgte. Im selben Jahr w u r d e C.' zweite Oper Der Cid in Weimar uraufgeführt. Er unterrichtete dann an der Musikhochschule in München Rhetorik und Harmonielehre. C. gehörte zu den produktivsten Liederkomponisten seiner Zeit (Weihnachtslieder-Zyklus, 1856). Er schrieb alle Texte zu seinen Kompositionen selbst, veröffentlichte 1859 einen Sonettenkranz und übersetzte Textbücher zu Opern Glucks, zu Berlioz' Benvenuto Cellini sowie Gedichte Petrarcas. WEITERE WERKE: Spuren eines bewegten Lebens. Verschollenes und Unveröffentlichtes. Vorgestellt von Barbara d a u ert. Mainz 1974. - Gesammelte Aufsätze. Gedanken über Musik und Theater, Poesie und bildende Kunst. Hrsg. und kommentiert von Günter Wagner. Unter Mitarb. von James A. Deaville. Mainz 2004. LITERATUR: Günter Wagner: P. C. Verzeichnis seiner musikalischen und literarischen Werke. Tutzing 1986. - Walter Salmen: C „ P. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 365 f. - Paul Walter Jacob: Der beschwerliche Weg des P. C. zu Liszt und Wagner. Mainz 1974. - P. C. als Komponist, Dichter, Kritiker und Essayist. Hrsg. v. Hellmut Federhofer. Regensburg 1977, S. 105-111. - Reinald Chraska: Der Mainzer Dichter-Komponist P. C. in Salzburg und Trier. Trier 1992. - Hans-Josef Irmen: Vergangene Zukunftsmusiker in ihrer Gegenwart. Zülpich 1992. - M a g d a Marx-Weber: C., P. In: M G G 2 P , Bd. 4, 2000, Sp. 1618-1627. - James Deaville: C., P. In: N G r o v e D , Bd. 6 , 2 2 0 0 1 , S. 475-479. C o r n e l i u s , Peter, Photograph, * 6 . 6 . 1 9 1 3 Kiel, t 5 . 9 . 1 9 7 0 Kiel. Nach Abbruch des Studiums an der T H Darmstadt ging C. bei dem Kieler Photographen Ferdinand Urbahns in die Lehre. Nachdem er als Bildjournalist für die „Kieler Neuesten Nachrichten" und 1936 kurze Zeit f ü r den Photographen Paul Wolff in F r a n k f u r t / M a i n tätig gewesen war, machte er sich 1937 selbständig. Während des Zweiten Weltkriegs war er Soldat, geriet in Gefangenschaft und arbeitete seit 1949 wieder als Bildjournalist in Kiel. Es entstanden überwiegend Landschafts- und Seglerphotos sowie im Auftrag der Stadt Kiel eine Dokumentation zum Wiederaufbau der Stadt. Seit 1959 war C. an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. 1963-67
Cosel war er als Gastdozent für Photographie an der Ulmer Hochschule f ü r Gestaltung tätig. C. arbeitete seit 1956 ausschließlich mit der Kleinbildkamera und gehörte zu den ersten deutschen Photographen, die seit Mitte der f ü n f z i g e r Jahre mit den ästhetischen Möglichkeiten der Farbphotographie experimentierten. Er entwickelte mit seinen bewegten Stadt- und Segelbildern sowie kontrastreichen N a c h t a u f n a h m e n eine eigene Bildsprache, die sich von den damaligen Standards der Bildreportage in Farbe stark unterschied und f ü r die erste Farb-Photographie-Generation nach d e m Krieg stilbildend wirkte. Zu seinen bekanntesten Städte-Farbbildbänden gehört der in fünf Jahren durch alljährliche Reisen erarbeitete Band Farbiges Paris (1961). In den sechziger Jahren erschienen weitere Farbbildbände von Kiel und der Kieler Woche sowie als gemeinsames Projekt mit Horst H. Baumann und Karl-Heinz —>Chargesheimer die Bildpublikation Köln farbig photographiert (1965).
C o r t ü m , Karl Arnold, auch Carl A. Kortum, Mediziner, Schriftsteller, * 5 . 7 . 1 7 4 5 M ü l h e i m / R u h r , t 2 6 . 8 . 1 8 2 4 Bochum. C. studierte in Duisburg und Berlin Medizin und ließ sich 1770 als praktischer Arzt in B o c h u m nieder. Seine beruflichen Pflichten ließen ihm R a u m genug für zahlreiche Liebhabereien wie Bienenzucht, Botanik, Malerei, antiquarische Studien und vor allem die Schriftstellerei. Er schrieb linguistische und historische Arbeiten, Grundsätze der Bienenzucht (1776), Märchen sowie Satiren (u. a. Die Märtyrer der Mode, 1778), Plädoyers für die Alchemie, eine Skizze einer Zeit- und Literärgeschichte der Arzneikunst und gründete die Zeitschrift „Die m a g i s c h e L a t e r n e " (1784-86). Popularität bei seinen Zeitgenossen erlangte C. vor allem durch das komische Heldenepos Leben, Meynungen und Thaten von Hieronymus Jobs dem Kandidaten [...] (1784). LITERATUR: Mähly: C „ K. A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 507.
C o r n e l y , Karl (Joseph Rudolf), Jesuit, Theologe, * 1 9 . 4 . 1 8 3 0 Breyell bei Düsseldorf, t 3 . 3 . 1 9 0 8 Trier. C., Sohn eines Goldarbeiters, studierte Philosophie und Theologie in Münster und trat 1852 in den Jesuitenorden ein. Im Anschluß an das Noviziat studierte er Philosophie und Rhetorik und war seit 1857 Lehrer am Kolleg Stella M a tutina in Feldkirch (Vorarlberg). 1859-62 studierte er Theologie in Paderborn und empfing 1860 die Priesterweihe. N a c h Beendigung des Studiums hielt er sich drei Jahre in Syrien, Palästina und Ägypten auf, w o er vor allem orientalische Sprachen studierte. N a c h seiner Rückkehr 1867 bis zum Verbot des Ordens 1872 war C. Prof. der Exegese und der orientalischen Sprachen in Maria Laach. Danach übernahm er die Schriftleitung der „Stimmen aus Maria-Laach", gründete 1873 die Zeitschrift „Katholische M i s s i o n e n " und gab seit 1876 auch die „Ergänzungshefte" zu den „Stimmen aus Maria-Laach" heraus. 1879-89 w a r C. Prof. der E x e g e s e an der Gregoriana in R o m , ließ sich dann in Blijenbeek (Niederlande) nieder und lebte seit 1902 in Trier. C. hatte besonders durch sein Werk Cursus scripturae sacrae (3 Bde., 1885-87) großen Einfluß auf die kath. Bibelwissenschaft. WEITERES WERK: Historica et critica Introductio in Utriusque Testamenti libros sacros. 3 Bde., Paris 1885-87, 2 1894-97.
C o r v i n - W i e r s b i t z k i , Otto (Julius Bernhard) von, Publizist, * 1 2 . 1 0 . 1 8 1 2 G u m b i n n e n (Ostpreußen), t 1 . 3 . 1 8 8 6 Wiesbaden. C.-W. stammte aus polnisch-westpreußischem Adel, g e n o ß eine Kadettenerziehung und w a r mit 18 Jahren Leutnant in einer Mainzer Garnison. N a c h frühzeitigem Ausscheiden aus der A r m e e ließ er sich als Journalist und Gelegenheitsschriftsteller in Leipzig nieder, Schloß sich dort liberaldemokratischen und antiklerikalen Kreisen an und führte 1848 die Revolution im Elsaß sowie a m Oberrhein an. 1849 w u r d e er verhaftet, zum Tod verurteilt und schließlich zu sechs Jahren Zuchthaus begnadigt. N a c h seiner Entlassung 1855 berichtete er als freier Mitarbeiter f ü r renommierte Blätter w i e „Times", „New York Times", „Augsburger Allgemeine Zeit u n g " und Charles Dickens' „Household Words" aus A m e rika, England und Deutschland. Seine K a m p f s c h r i f t Historische Denkmale des christlichen Fanatismus erschien 1845 (später unter dem Titel Pfaffenspiegel, " 1 9 9 2 ) . C.-W. veröffentlichte 1861 seine Autobiographie Erinnerungen eines 3 Volkskämpfers ( 1880 unter dem Titel Erinnerungen aus meinem Leben, 4 Bde., "1890-92).
LITERATUR: Wilhelm Kratz: C „ K. J. R. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 366. C o r n i d e s , Karl, Verleger, Journalist, * 1 7 . 2 . 1 9 1 1 München, t 1 6 . 3 . 1 9 8 9 Rekawinkel (Niederösterreich). Der mütterlicherseits aus der Verlegerfamilie Oldenbourg stammende C., Sohn von Wilhelm C., studierte an der Univ. München, an der er 1935 mit der staatswirtschaftlichen Dissertation Der deutsche Bücherpreis promoviert wurde. 1939-41 war er Leiter der Berliner Filiale des Verlags „R. Oldenbourg". 1941 mußte er gemeinsam mit seinem Vater wegen politischer Unzuverlässigkeit aus dem Verlag ausscheiden. Danach wurde er zur W e h r m a c h t eingezogen. Im Mai 1945 kam C. nach Innsbruck, w o er im S o m m e r Pressechef der Widerstandsbewegung (Gruppe um M a j o r Moiling) wurde. N a c h vorübergehender freier Mitarbeit an der „Tiroler Tageszeitung" war er 1945-47 Chefredakteur der „Tiroler Nachrichten". 1946 w u r d e C. Geschäftsführer der von ihm mitbegründeten „Österreichischen Verlagsanstalt" in Innsbruck. 1947 war er in Wien Mitbegründer des „Verlags für Geschichte und Politik" und 1957 des „R. Oldenbourg Verlags". C. verlegte wichtige Werke zur österr. und europäischen Geschichte. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1989, S. 500.
LITERATUR: L u d w i g Fränkel: O. v. C. Ein deutscher Freiheitskämpfer in Wort und Tat. Rudolstadt 1912. - M y r o n Hutzier Vent: Ο. v. C. - an appraisal of the man and his works. Diss. Univ. of Maryland, College Park, Maryland 1950. - Wilmont Haacke: C.-W., O. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 3 7 0 f . - Eitel Wolf Dobert: O. v. C.-W. In: Ders.: Deutsche Demokraten in Amerika. Die Achtundvierziger und ihre Schriften. Göttingen 1958, S. 47-56. - Klaus Fischer: O. v. C. in Bruchsal und Rastatt: „wie das Schicksal die Dinge f ü g t ! " M a r b a c h / N e c k a r 1998. - Stefan Reinhardt: Die Darstellung der Revolution von 1 8 4 8 / 4 9 in den Lebenserinnerungen von Carl Schurz und O. v. C. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1999. C o s e l , Charlotte von, Pseud. Adelheid von Auer, Schriftstellerin, * 6 . 1 . 1 8 1 8 Berlin, t 2 2 . 4 . 1 9 0 4 Berlin. C. lebte im Haushalt ihres Vaters, eines U l a n e n - K o m m a n deurs, erst im Geschwisterkreis, später allein an wechselnden Orten. 1848 n a h m der Vater als Kavalleriegeneral seinen Abschied, setzte sich in S c h w e d t / O d e r zur Ruhe und starb dort 1878. Zehn Jahre später zog C., inzwischen freie Schriftstellerin, wieder nach Berlin. O h n e große Förderung begann sie, f ü r ihre Familie Gelegenheitsgedichte zu verfassen. 1856 druckte die „Kölnische Zeitung" als erstes ihre N o velle Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Später schrieb sie für mehrere Periodika, u. a. f ü r die Familienblätter „Die Gartenlaube" und „Über Land und Meer". Seit 1868 war sie ständige Mitarbeiterin des Leipziger „Salons". C. veröffent-
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Cosmar lichte zahlreiche Erzählungen und R o m a n e wie Modem (2 Bde., 1868) und Luftschlösser (3 Bde., 1882). Ein biographisches Selbstzeugnis ist nachzulesen in Adolf Hinrichsens Das literarische Deutschland (21891). C o s m a r , Alexander, Pseud. M . Larceso, Schriftsteller, Buchhändler, Redakteur, * 1 2 . 5 . 1 8 0 5 Berlin, f 2 7 . 1 . 1 8 4 2 Berlin. Der weitgereiste und humanistisch gebildete Sohn eines Justizkommissars und späteren Rittergutsbesitzers absolvierte in Magdeburg eine Buchhandelslehre, erwarb dort später die Christianische Buchhandlung, verkaufte sie aber bald wieder und ging als freier Schriftsteller nach Berlin. 1830 gründete er dort den Dichteralmanach „Odeum", 1832 den „Berliner Modenspiegel" und 1836 den „Berliner Theater-Almanach". Daneben schrieb er Theaterkritiken für die „HaudeSpenersche Zeitung" sowie Erzählungen, Satiren, Historiengeschichten und vor allem Lustspiele wie Leichtsinn und leichter Sinn (1827). Er war mit der Schriftstellerin Antonie Klein verheiratet. WEITERE WERKE: Neuester und vollständigster Wegweiser durch Potsdam und seine U m g e b u n g e n f ü r F r e m d e und Einheimische, oder: wie hat ein F r e m d e r j e d e Stunde des Tages zu benutzen, u m alles Sehenswürdige kennen zu lernen, was Potsdam zur Belehrung und Unterhaltung und z u m Vergnügen darbietet? Berlin 1841, 1 5 1854. Nachdr. der Original-Ausg. Potsdam 1986. LITERATUR: Mähly: C., A. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 512 f. C o s m a r , Emanuel Wilhelm Karl, evang. Theologe, * 2 6 . 3 . 1 7 6 3 Neuruppin, t 2 6 . 3 . 1 8 4 4 Berlin. C. wuchs in einem Berliner Waisenhaus auf, studierte in Halle Theologie und war seit 1786 Prediger in Berlin. Seit 1804 arbeitete er als Assistent im Staatsarchiv und wurde 1812 als Konsistorialrat pensioniert. Er war als Redakteur f ü r die „Vossische Zeitung" und die „Haude-Spenersche Zeitung" tätig. C. veröffentlichte historisch-archivarische Schriften, Traktate und gemeinnützige Abhandlungen teilweise skurrilen Inhalts. WERKE: Aufschlüsse über Preußens Lage im A n f a n g des Jahres 1808 [ . . . ] . Leipzig 1808. - Nachrichten und Bemerkungen aus den Feldzügen des Jahres 1813 und 1814 [ . . . ] . Berlin 1814. LITERATUR: Mähly: C „ E. W . K. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 513.
Cossmann, Paul Nikolaus, Publizist, * 6 . 4 . 1 8 6 9 BadenBaden, t 1 9 . 1 0 . 1 9 4 2 Konzentrationslager Theresienstadt. Der Sohn des Cellisten Bernhard C. studierte 1887-90 in Berlin und München Philosophie und Naturwissenschaften und begründete 1904 die „Süddeutschen Monatshefte", die er bis 1933 leitete. 1905 trat er v o m jüdischen zum kath. Glauben über. N a c h dem Ersten Weltkrieg wandte er sich publizistisch vornehmlich auf der Seite der nationalen Rechten gegen die Kriegsschuldthese und propagierte die Dolchstoßlegende. Trotzdem w u r d e er als Gegner Hitlers gleich zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur verhaftet. Ein Jahr später freigelassen, lebte er bis 1938 zurückgezogen im Isartal, w u r d e wieder verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Seine bedeutsame publizistische Tätigkeit war von einem kulturellem Nationalismus geprägt, d e m es völlig an politischem Verständnis mangelte. C. veröffentlichte Die deutschen Träumer (1925) und Gesammelte Aufsätze (1929). LITERATUR: P. N. C. zum sechzigsten Geburtstage am 6. April 1929. M ü n c h e n / B e r l i n 1929. - Karl Alexander von Müller: C., P. N. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 374 f. - Anton Betz: P. C. und die M ü n c h n e r Publizistik. In: Publizistik 10 (1965) 3, S. 376-381. - W o l f r a m Selig: P. N. C. und die Süddeutschen M o n a t s h e f t e von 1914-1918. Ein Beitrag
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zur Geschichte der nationalen Publizistik im Ersten Weltkrieg. Osnabrück 1967. - H a n s Fenske: Konservatismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918. Bad H o m b u r g / Zürich 1969, bes. S. 292-298. - Michael Stephan: P. N. C. und die „Münchner Neuesten Nachrichten". Ein Beitrag zu Wirklichkeit und Wahrheit in Lion Feuchtwangers R o m a n „Erfolg". In: Literatur in Bayern 76 (2004) S. 24-29. C o s t a , Karl, auch K. Kostia, österr. Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 3 2 Wien, t 1 1 . 1 0 . 1 9 0 7 Wien. N a c h dem Studium arbeitete C. zwanzig Jahre als B e a m ter der staatlichen Lotto-Direktion, bevor er 1879-91 die Zeitschrift „Hans Jörgel von Gumpoldskirchen" redigierte. 1882-85 war er Direktor des Wiener Theaters in der Josefstadt. C. verfaßte zahlreiche Wiener Volksstücke, Possen und Parodien wie Ein Blitzmädel, Die Türken vor Wien und Ein nasses Geheimnis. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 155. - Susanne Wolf: Aspekte zu einer Dramaturgie der Moral. Welt- und Zeitbild in den Volksstücken K. C.s. Beobachtungen zum Wiener Völkstheater E n d e des 19. Jahrhunderts. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1988. - Susanne Edith Fellinger: Sozialkritische Aspekte in der Spätphase der Alt-Wiener Volkskomödie in den Werken Vincenz Chiavaccis, C. C.s und Karl Elmars. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2001.
Cotta,
Christoph Friedrich, Politiker, Publizist, * 7. (?) 8 . 1 7 5 8 Stuttgart, f 2 1 . 9 . 1 8 3 8 Trippstadt (Pfalz). C., Bruder des Verlegers Johann Friedrich —»C., studierte in Heidelberg Rechtswissenschaften, wurde 1786 promoviert, dozierte 1788-91 an d e r Stuttgarter Karlsschule, arbeitete daneben als Redakteur im väterlichen Verlag und gab 1790-92 die Monatsschrift „Ternsche Stats-Literatur" heraus. Von der Spätaufklärung beeinflußt und für die Französische Revolution begeistert, begann er anonyme staatskritische Flugschriften zu publizieren, emigrierte 1791 nach Straßburg, wurde Mitglied des dortigen Jakobinerklubs und gab 1792 das „Straßburgische Politische Journal" heraus. 1 7 9 2 / 9 3 propagierte C. die Ideen der Revolution im Auftrag der französischen R h e i n a r m e e in Mainz mit volkstümlichen Flugschriften wie Von der Staatsauffassung in Frankreich [...] (1792) und Handwerkerund Bauern-Kalender des alten Vaters Gerhard (1793). Auch in den folgenden Jahren unterstützte C., u. a. als französischer Zivilkommissar in Schwaben 1796, republikanische Ideen, verteidigte aber auch zunehmend patriotisch-kulturelle deutsche Interessen gegen französische Hegemonie. Mit dem Beginn der napoleonischen Ära hatte C. keine Wirkungsmöglichkeit mehr. Er zog sich in die bayerische Pfalz zurück und widmete sich der Regionalgeschichte. WEITERE WERKE: Eulogius Schneiders Schicksale in Frankreich. Straßburg 1797. Nachdr. Hamburg 1979. - Rede für das Fest des Frankenvolkes und zum Andenken der Räumung seines Gebietes [ . . . ] . Straßburg 1794. Nachdr. mit biographischer Skizze zu C. von Hellmut G. Haasis. Paris u. a. 1992. LITERATUR: Emanuel Leser: C „ C. F. In: ADB, Bd. 4, 1876, S. 518-520. - Liselotte Lohrer: C. Geschichte eines Verlags 1659-1959. Stuttgart 1959. - M o n i k a N e u g e b a u e r - W ö l k : Revolution und Constitution - die Brüder Cotta. Eine biographische Studie zum Zeitalter der Französischen Revolution und des Vormärz. Berlin 1989. - Susanne Lachenicht: Information und Propaganda. Die Presse deutscher Jakobiner im Elsaß (1791-1800). M ü n c h e n 2004.
Cotta, Johann
Friedrich, evang. Theologe, Philologe, * 1 2 . 5 . 1 7 0 1 Tübingen, f 3 1 . 1 2 . 1 7 7 9 Tübingen. C. w u r d e 1718 in Tübingen Magister der Philosophie und war 1728 Magister legens sowie Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Jena. 1733 kehrte er als Prof. der Philosophie nach Tübingen zurück, nahm aber schon zwei Jahre
Cotta später einen Ruf als Prof. der orientalischen Sprachen und als a. o. Prof. der Theologie nach Göttingen an, w o er 1737 z u m Dr. theol. promoviert wurde. Seit 1739 lehrte er wieder in Tübingen; 1741 erhielt er dort eine ordentliche Professur f ü r Theologie. C. veröffentlichte u. a. ein „Gelehrtes Journal oder Nachrichten von allerhand neuen B ü c h e r n und andern zur Literatur gehörigen Materien" (2 Tie., 1 7 3 4 / 3 5 ) und einen Versuch einer ausfuhrlichen Kirchenhistorie des Neuen Testaments (3 Tie., 1768-73). WEITERE WERKE: Exercitatio historico-philosophica d e philosophia exoterica atque esoterica sive de veterum doctrina externa et interna. Tubingae 1735. - Ecclesiae Romanae de attritione et contritione contentio. Gottingae 1739. LITERATUR: Palmer: C., J. F. In: A D B , Bd. 4, 1876, S. 526 f.
Cotta,
Johann Friedrich Frh. von Cottendorf, Verleger, * 2 7 . 4 . 1 7 6 4 Stuttgart, t 2 9 . 1 2 . 1 8 3 2 Stuttgart. C. begann 1782 in Tübingen das Studium der Mathematik und Geschichte, wechselte jedoch bald zur Jurisprudenz über und wurde 1786 zum Dr. jur. promoviert. N a c h der Rückkehr von einem Studienaufenthalt in Paris, w o er sich auf eine Stelle als Prinzenerzieher in Warschau vorbereitete, ließ er sich in Stuttgart als Hofgerichtsadvokat eintragen. 1787 kaufte C., Bruder von Christoph Friedrich —»C., von seinem Vater Christoph Friedrich C. (1724-1807) die heruntergekommene J. G. Cottasche Buchhandlung, deren Entstehen in das Jahr 1659 zurückreicht. Innerhalb kurzer Zeit erreichte er eine Konsolidierung des Geschäfts und machte den Verlag zu einem der ersten in Deutschland. A u s der seit 1794 bestehenden Verbindung mit —»Schiller erwuchs das Unternehmen der „Hören" (1795-97) sowie der Kontakt zu - > Goethe, der 1798-1800 in C.s Verlag die Kunstzeitschrift „Propyläen" herausgab. Seit 1802 war C. Alleinverleger der Werke Schillers, seit 1806 der Goethes. Durch die „ H ö r e n " kam er in verlegerische Beziehung zu nahezu allen literarischen Größen der Zeit (u.a. —»Herder, —»Wieland, Fichte, Hegel, Hölderlin, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Friedrich —»Schlegel, Jean Paul). Er betreute das Gesamtwerk Herders, Schellings und Pestalozzis und brachte u . a . Werke von Hölderlin, Hebel, —»Kleist, Oehlenschläger, —»Fouque, I m m e r m a n n , Platen, —»Rückert, Uhland und Kerner sowie bedeutender Wissenschaftler und Technologen heraus. Zu seinen Autoren, deren Leistung er durch großzügig bemessene Honorare anerkannte, pflegte er ein freundschaftliches Verhältnis und half mit Vorschüssen, Reisestipendien und Beteiligungen an Preisausschreiben. 1810 siedelte der Verlag von Tübingen nach Stuttgart über und wurde mit einer eigenen Druckerei verbunden; das Tübinger Sortiment verkaufte C. 1816 an Heinrich Laupp. Die „Allgemeine Zeitung" (1798 in Tübingen als „Neueste Weltkunde" begründet) wurde in kurzer Zeit zum führenden politischen Blatt Deutschlands. Zensurschwierigkeiten erzwangen 1803 die Verlegung des Standorts nach Ulm, 1810 nach Augsburg. Hinzu traten das „Morgenblatt für gebildete Stände" (1807-65) als eine Tageszeitung f ü r alle Gebiete des kulturellen Lebens sowie Periodika aus Politik, Naturwissenschaft, Technologie und Staatswissenschaft. Die 1822 in der Augsburger Druckerei aufgestellte Druckmaschine war die erste Dampfschnellpresse SUddeutschlands. Im selben Jahr wurde die „Geographische Anstalt der J. G. Cottaschen Buchhandlung" errichtet, die in der 1827 in München gegründeten „Literarisch-artistischen Anstalt" für lithographische Vervielfältigung und Kupferdruck aufging. Politische Aufträge führten C. nach Paris, Wien und Berlin. Als Delegierter der deutschen Buchhändler bemühte er sich 1814 beim Wiener Kongreß zusammen mit Karl —»Bertuch um die Festschreibung eines allgemeinen Nachdruckverbots in der Bundesakte. Er spielte eine führende Rolle in der Ständeversammlung des Landes, hatte wesentlichen Anteil
am Z u s t a n d e k o m m e n der württembergischen Verfassung von 1819 und war 1826-30 Vizepräsident der Zweiten K a m m e r des Württembergischen Landtags. Im A u f t r a g Bayerns trat er in Berlin für einen Z u s a m m e n s c h l u ß des bayerisch-württembergischen mit d e m preußisch-hessischen Zollverein ein. N e b e n seiner Tätigkeit als Verleger und Politiker beteiligte sich C. an verschiedenen, oft verlustreichen Unternehmen, u. a. an der D a m p f s c h i f f a h r t auf B o d e n s e e und Rhein. Er war Teilhaber einer maschinellen Flachsspinnerei, einer Papierund Maschinenfabrik sowie eines Hotels in Baden-Baden und bewirtschaftete verschiedene Güter. Als Besitzer der Herrschaft Plettenberg h o b er als erster in W ü r t t e m b e r g die Leibeigenschaft der Bauern auf. Auf C.s Vermittlung w u r d e von König L u d w i g I. von Bayern die Boissereesche G e m ä l d e s a m m l u n g f ü r M ü n c h e n angekauft. Seit 1815 Mitglied der Bayerischen A k a d e m i e der bildenden Künste, erhielt er 1817 den Titel eines G e h e i m e n Hofrats; im selben Jahr w u r d e der alte Adel seiner Familie wieder anerkannt. 1822 erfolgte durch K ö n i g Maximilian I. Joseph von Bayern die E r h e b u n g in den erblichen Freiherrnstand. Nach C.s Tod ü b e r n a h m sein Sohn Johann Georg von —» C. die Leitung des Unternehmens. WERKE: Briefwechsel zwischen Schiller u n d C. Hrsg. v. Wilhelm Vollmer. Stuttgart 1876. - Schelling und C. Briefwechsel 1803-1849. Hrsg. v. Horst F u h r m a n n und Liselotte Lohrer. Stuttgart 1965. - Goethe und C. Briefwechsel 1797-1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe. Hrsg. V. Dorothea Kuhn. 3 Bde., Stuttgart 1979-83. LITERATUR: Ulrich Riedel: Der Verleger J. F. C. Diss. Heidelberg 1953. - Liselotte Lohrer: Cotta. Geschichte eines Verlags. Stuttgart 1959. - Karin Hertel: D e r Politiker J. F. C. Publizistische verlegerische U n t e r n e h m u n g e n 1815-1819. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 19 (1978) S. 365-564. - Dorothea Kuhn: C. und das 19. Jahrhundert. Ausstellungskatalog. M a r b a c h / N e c k a r 1980. - M o nika Neugebauer-Wölk: Revolution und Constitution - die Brüder Cotta. Eine biographische Studie z u m Zeitalter der Französischen Revolution und des Vormärz. Berlin 1989. Daniel Moran: Toward the century of words. J. C. and the politics of the public realm in G e r m a n y , 1795-1832. Berkeley u . a . 1990. - Helmut M o j e m : D e r Verleger J. F. C. (1764-1832). Repertorium seiner Briefe. M a r b a c h / N e c k a r 1997. - Der Verleger J. F. C. Chronologische Verlagsbibliographie 1787-1832. Hrsg. vom Deutschen Literaturarchiv. Aus den Quellen bearb. v. Bernhard Fischer. 3 Bde., M ü n c h e n 2003. Bruno Jahn C o t t a , Johann Georg Frh. von Cottendorf, Buchhändler, Politiker, * 1 9 . 7 . 1 7 9 6 Tübingen, t 1 . 2 . 1 8 6 3 Stuttgart. Der Sohn des Verlegers Johann Friedrich —»C. studierte 1815-17 in Göttingen, Heidelberg und Tübingen Philosophie, Ästhetik und Staatswissenschaft. N a c h einem längeren Aufenthalt in R o m war C. 1819-21 als Sekretär, später als Legationsrat für die württembergische Bundestagsgesandtschaft tätig und trat anschließend in den väterlichen Verlag ein. 1832 ü b e r n a h m er zusammen mit H e r m a n n von Reischach die Geschäfte des stark verschuldeten Unternehmens, sanierte es durch Konzentration auf das Kerngeschäft, f ü h r t e es krisenlos durch die nächsten 30 Jahre und gliederte ihm den renommierten Verlag Göschen in Leipzig und die Vogelsche Bibelanstalt in Landshut an. Als Leiter der strikt überparteilichen „Allgemeinen Zeitung" sowie Gründer und Redakteur der „Deutschen Vierteljahrsschrift" (1838-70) gew a n n er großen publizistischen Einfluß auf das politische Leben seiner Zeit. Mit der Edition der Werke namhafter Forscher wie Alexander von H u m b o l d t und Leopold von —»Ranke machte er sich um die Wissenschaft verdient. Auf literarischem Gebiet veröffentlichte er Werke u. a. von Nikolaus Lenau, Eduard Mörike, Ferdinand —» Freiligrath, Friedrich Hebbel und Annette von —»Droste-Hülshoff. Heinrich
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Coudenhove-Kalergi —> Heine schrieb für ihn als Pariser Korrespondent der „Allgemeinen Zeitung". C. war eine der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, dessen editorisches Programm in seiner späten Zeit allerdings recht konservativ war. L I T E R A T U R : Briefe an Cotta. 3 Bde., Stuttgart 1925-34. Liselotte Lohrer: C. v. C„ J. G. Frh. v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 379 f. - Wolfgang Berg: Der poetische Verlag der J. G. Cotta"sehen Buchhandlung unter G. v. C. (1833-1863). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur in den Jahren nach Goethes Tod. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 2 (1960) S. 609-715. - Henriette Kramer: G. v. C. (1796-1863) als Verleger. In: Ebd. 25 (1984) Sp. 1093-1276. - Bernhard Fischer: Die Verleger Johann Friedrich und G. v. C. auf Dotternhausen: „ . . . auf seine Güter a b g e r e i s t . . . " . Marbach/Neckar 2000. - Thomas Eismann: Der Autor und sein Verleger. Aspekte der Korrespondenz zwischen Johann Georg Kohl und J. G. v. C. Bremen 2002. C o u d e n h o v e - K a l e r g i , Richard Nikolaus Graf, Politiker, Publizist, * 16.11.1894 Tokio, t 2 7 . 7 . 1 9 7 2 Schruns (Vorarlberg). Als Sohn des österr. Gesandten und einer japanischen Adligen wurde C.-K. in Tokio geboren, wuchs in Böhmen auf, studierte in Wien Philosophie und Geschichte und wurde dort 1917 promoviert (Objektivität als Grundprinzip der Moral). Er begründete mit seiner Schrift Pan-Europa (1923) die paneuropäische Bewegung, deren Ziel ein europäischer Bundesstaat unter Ausschluß Englands und Rußlands, aber unter Einschluß der afrikanischen Kolonien war. Seit 1924 war er Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift „Paneuropa". Nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 emigrierte C.-K. nach Frankreich und später in die USA, warb dort weiter für seine Ideen und gründete, 1947 heimgekehrt, die europäische Parlamentarier-Union als deren Plattform. Ihr Ziel war nunmehr die Bildung einer deutsch-französischen Republik als Kern einer europäischen Eidgenossenschaft sowie ein aus allgemeinen Wahlen hervorgehendes europäisches Parlament. C.-K. veröffentlichte u.a. Europa erwacht! (1934), Der Kampf um Europa (1949), Eine Idee erobert Europa. Meine Lebenserinnerungen (1958), Geschichte der Paneuropabewegung 1922-1962 (1962) und Ein Leben für Europa (1966). 1950 erhielt er den internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. WEITERE WERKE: Ethik und Hyperethik. Leipzig/Wien 1921. - Adel. Leipzig 1922. - Praktischer Idealismus. Adel Technik - Pazifismus. Wien 1925. - Los vom Materialismus! Wien 1930. - Kommen die Vereinigten Staaten von Europa? Glarus 1938. - Vom Ewigen Frieden zum Großen Frieden. Göttingen u.a. 1956. - Totaler Mensch, totaler Staat. Wien , 3 1965. BHdE, Bd. 1 , 1 9 8 0 , S. 1 1 7 f. - Martin Posselt: R. C.-K und die europäische Parlamentarier-Union. Eine parlamentarische Bewegung für eine „Europäische Konstituante". Diss. Univ. Graz 1987. - Thomas Neumann: Die Europäischen Integrationsbestrebungen in der Zwischenkriegszeit. Wien 1999. - Anita Ziegerhofer-Prettenthaler: R. N. C.-K. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: USA. Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Haweylchak. Zürich /München 2 0 0 3 , S. 3 - 2 6 . LITERATUR:
C o u r t h s - M a h l e r , Hedwig (Ernestine Friederike Elisabeth), auch Relham, H. Brand, Gonda Haack, Rose Bernd, Schriftstellerin, * 18.2.1867 Nebra/Unstrut, t 26.11.1950 Tegernsee (Bayern). C.-M. kam als uneheliches Kind und Halbwaise zur Welt und wurde zu einem Schusterehepaar nach Weißenfels in Pflege gegeben. Später arbeitete sie als Dienstmädchen, dann in Leipzig als Gesellschafterin und Vorleserin und lernte dabei
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die Romanwelt der Eugenie —»Marlitt kennen, nach deren Vorbild sie mit 17 Jahren ihre ersten Erzählungen schrieb. Erst 21 Jahre später, nach Heirat, Geburt und Erziehung der zwei Töchter, erschien im „Chemnitzer Tageblatt" 1905 als erstes ihr Roman Scheinehe in Fortsetzungen. 1933 beschloß C.-M., sich aus Berlin zurückzuziehen, und lebte seit 1935 in ihrem Haus am Tegernsee („Mutterhof'). Sie war Mitglied der Reichskulturkammer und förderndes Mitglied der SS. Dennoch weigerte sie sich, ihre Romane nationalsozialistischen Vorgaben anzupassen. Seit 1935 wurden C.-M.s Romane kaum neu aufgelegt; spätestens seit 1940 bemühte sie sich um ihren Ausschluß aus der Reichskulturkammer. Bis 1948 veröffentlichte C.-M. insgesamt 208 Romane, 1920 allein vierzehn. Ihr Werk brachte ihr zwar nicht literarische, jedoch gesellschaftliche Anerkennung und Wohlstand und machte sie zur auflagenstärksten, in zahlreiche Sprachen übersetzten deutschsprachigen Autorin, deren Gesamtauflage inzwischen wohl die 100 Millionen überschreitet. C.-M. kann als Klassikerin des Trivialromans gelten. Ihre stets nach einem fast identischen Bauplan konstruierten Fabeln führen dem in der Mehrzahl weiblichen Publikum immer wieder den Aufstieg einer „schönen Seele" aus unverschuldeter Not zu Glück, Liebe und Reichtum vor und bestätigen darin die Lebensgeschichte der Autorin, deren autobiographischer Roman von 1914 den programmatischen Titel Es geht hinauf trägt. Die Kriegsbraut. Roman. Leipzig 1916. Nur wer die Sehnsucht kennt. Roman. Leipzig 1934. - Weit ist der Weg zum Glück. Roman. Leipzig 1936. - Unser Tag wird kommen. Roman. Leipzig 1938. - Flucht in den Frieden. Roman. Nürnberg 1948. LITERATUR: Hans Reimann: H. C.-M. Schlichte Geschichten fürs traute Heim. Hannover u. a. 1922. Nachdr. Leipzig 1990. - Walter Krieg: Unser Weg geht hinauf. H. C.-M. und ihre Töchter als literarisches Phänomen. Wien 1954. C.-M., H. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 383 f. - Gustav Sichelschmidt: H. C.-M. - Deutschlands erfolgreichste Autorin. Eine literatursoziologische Studie. Bonn 1967, 2 1985. - Lia Ave: Das Leben der H. C.-M. München u.a. 1990. - Siegfried M. Pistorius: H. C.-M. Ihr Leben. Bergisch-Gladbach 1992. - Roland Opitz: H. C.-M. in literaturwissenschaftlicher Sicht. In: Weimarer Beiträge 39 (1993) 4, S. 534-551. - Andreas Graf: H. C.-M. München 2000. - Regine Atzenhoffer: Ecrire Famour kitsch: approches narratologiques de l'ceuvre romanesque de H. C.-M. (1867-1950). Bern u.a. 2005. WEITERE WERKE:
C r ä t z , Johann Alois von, Buchhändler, Verleger, * um 1740 Ingolstadt, t 1792 Wien. C. war der Sohn eines Ingolstädter Universitätsbuchhändlers, der auch in München eine Buchhandlung besaß. Er studierte wahrscheinlich in Bamberg Jura, war vorübergehend Beamter und begann 1764 eine Buchhandelslehre in Bamberg. 1766 übernahm er die verschuldete Firma seines Vaters, die er 1778 bis auf das Münchner Geschäft verkaufte. Hier handelte er u. a. mit Schulbüchern und erbaulicher Literatur von maßvoll aufklärerischer Tendenz. Er verkaufte aber auch kritische und verbotene Schriften an Stammkunden, was ihn mehrfach mit der Zensur in Konflikt brachte. Die von C. 1772 eröffnete erste Münchner Leihbibliothek bestand nur kurze Zeit. Seit 1782 verlegte er die beliebte Zeitschrift „Der Zuschauer" in Bayern, deren Vertrieb er auch übernahm. Die Zeitschrift wurde bald verboten, C. vorübergehend inhaftiert. 1784 von einem Konkurrenten denunziert, wurde C. erneut verhaftet. Er hatte nicht nur in seinen Schriften den Hof Karl Theodors kritisiert, sondern galt auch als Illuminat und Informant für Verfasser aufklärerischer Schriften außerhalb Bayerns. Obgleich man an C. ein Exempel statuieren wollte, mußte man ihn wegen seines beharrlichen Schweigens bereits 1785 wieder freilassen. Da
Cramer sein Geschäft ruiniert war, verließ er München. Nachdem er in Passau, Berlin und Mannheim gelebt hatte, wurde C. 1787 Teilhaber einer Buchhandlung in Wien. Die Herkunft von C.s Adelstitel ist zweifelhaft. LITERATUR: Reinhard Wittmann: Eine bayerische Inquisitionsgeschichte. Die Fehde zweier Münchner Aufklärungsverleger. In: Frederic Barbier (Hrsg.): Le livre et l'historien. Genf 1997, S. 381-399. Crailsheim-Rügland, Carola von, Schriftstellerin, * 21.3.1895 Bayreuth, t 30.8.1982 München. Die aus fränkischem Adel stammende Tochter eines Regierungsdirektors studierte nach dem Besuch des Max-JosephStifts in München 1908-12 deutsche und französische Literatur an der Univ. Jena, begab sich dann auf Reisen und lebte auf den heimatlichen Gütern, bis sie 1945 nach Schweden übersiedelte. Als akkreditierte Auslandskorrespondentin in Stockholm schrieb C.-R. für zahlreiche deutsche Zeitungen, u. a. für den „Münchner Merkur", und kehrte 1955 nach München zurück, wo sie einen großen Kreis von Künstlern und Journalisten um sich versammelte. Neben zahlreichen Romanen und Erzählungen, u. a. Ein Franzose findet Deutschland (1939), veröffentlichte sie eine Reihe von Übersetzungen aus dem Schwedischen (z.B. Werke Selma Lagerlöfs), war Mitarbeiterin an der Merimee-Ausgabe von Arthur Schurig und wurde 1966 mit dem Tukanpreis für Literatur der Stadt München ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Gute Zeit des Alters. Ein Buch für alte Menschen. München/Wien 1980. - Zeit der Erfüllung. München/Wien 1987. LITERATUR: Michael Gebhardt (Hrsg.): Jean Paul, M. Dauthendey, E. Dauthendey, C. v. C.-R. o.O. 1925. Cramer, Johann, Redakteur, Politiker, * 29.7.1905 Norden (Ostfriesland), t 14.1.1987 Wilhelmshaven. Der Sohn eines Kleinbauern und Arbeiters durchlief eine kaufmännische Lehre und wurde an der Handelsschule ausgebildet. Danach bei der Ems-Lots-Gesellschaft in Emden, seit 1923 beim Finanzamt in Norden tätig, wurde er 1924 Redakteur bei der von dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Hermann —» Tempel geleiteten „Ostfriesischen Volkszeitung" (seit 1926 „Volksbote"). Seit 1921 war C. Mitglied der SPD, seit 1922 der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). 1931-33 leitete er als Nachfolger von Will -»Schaber die Redaktion des „Volksblatts" in Saalfeld und wandte sich als Journalist, Parteiredner und Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold gegen NSDAP, KPD und SAP. 1933 verhaftet, betätigte er sich nach der Entlassung u. a. als Akzidenzendrucker. 1941-45 nahm er als Rechnungsführer in höheren Stäben am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 aus britischer Gefangenschaft nach Ostfriesland zurückgekehrt, war C. erst Leiter des Kreiswirtschaftsamtes Norden, seit 1947 Lizenzträger und Redakteur der „Nordwestdeutschen Rundschau" (später „Wilhelmshavener Presse"), seit 1952 Geschäfts- und Verlagsleiter, nach dem Ausscheiden von Oskar -> Hünlich 1954 auch Chefredakteur und trat 1970 in den Ruhestand. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Weser-Ems und 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrats für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. C. gehörte 1949-72 dem Deutschen Bundestag an; als Vorsitzender des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen (1949-53) war er maßgeblich an der Verabschiedung des Postvermögensgesetzes beteiligt. Er veröffentlichte u. a. Der rote November 1918 - Revolution in Wilhelmshaven (1968). WEITERES WERK: J. C. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 255-314.
LITERATUR: J. C. 65 Jahre alt. In: Der Journalist 20 (1970) 9, S. 53. - J. C„ Wilhelmshaven, 65 Jahre alt. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 67 (1970) 30/31, S. 1434 f. - MdB, Bd. 1, 20002, S. 126 f. Cramer, Johann Andreas, evang. Theologe, Schriftsteller, Liederdichter, * 27.1723 Jöhstadt/Erzgebirge, t 12.6.1788 Kiel. Der Pfarrerssohn besuchte 1736-42 die Fürstenschule in Grimma und begann im Anschluß daran das Studium der Theologie in Leipzig, das er 1745 mit der Promotion abschloß. Seit 1748 Pfarrer in Cröllwitz (Sachsen), wurde er 1750 Oberhofprediger und Konsistorialrat in Quedlinburg. 1754 folgte C. dem Ruf als deutscher Hofprediger Friedrichs V. nach Kopenhagen, wo er 1765 zum Prof. der Theologie ernannt und zwei Jahre später zum Dr. theol. promoviert wurde. 1771 verließ er Kopenhagen und wurde Superintendent in Lübeck, 1774 Theologieprofessor und Prokanzler der Univ. Kiel, wo er 1781 das erste Lehrerseminar gründete. Der mit Christian Fürchtegott Geliert und Friedrich Gottlieb Klopstock befreundete C. war auch literarisch tätig; er gab u.a. mit den Brüdern Johann Adolf und Johann Elias Schlegel die Zeitschrift „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" (1744) heraus, die als „Bremer Beiträge" in die Literaturgeschichte eingingen. 1746/47 publizierte er das Wochenblatt „Der Schutzgeist", 1747/48 mit Johann Arnold ->Ebert, Nikolaus Dietrich —»Giseke und Gottlieb Wilhelm —> Rabener die Wochenschrift „Der Jüngling", 1758-61 den „Nordischen Aufseher", in dem er u. a. neben Klopstock als literarischer Kritiker hervortrat. Ferner schrieb C. geistliche Oden, übersetzte Psalmen, war Verfasser zahlreicher pastoraler Schriften, lieferte moralisch-didaktische Beiträge in Zeitschriften und veröffentlichte 1782/83 seine Sämtlichen Gedichte (3 Bde.). Sein Allgemeines Gesangbuch von 1780, das in SchleswigHolstein über hundert Jahre lang benutzt wurde, enthielt von ihm mehr als 200 Lieder. Er war der Vater von Karl Friedrich -> C. WEITERE WERKE: Sammlung einiger Predigten. 10 Bde., Kopenhagen 1758-62. - Neue Sammlung einiger Predigten. 8 Bde., Kopenhagen 1763-67. - Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. 2 Tie., Schleswig 1764-68. - Lieder der Deutschen zur Erbauung. Hamburg 1774. - Christian Fürchtegott Gellerts Leben. Leipzig 1774. Neuausg. München u.a. 1994. - Sämmtliche Gedichte. 3 Bde., Leipzig 1782 f. Neuausg. München u.a. 1994. LITERATUR: Adalbert Eischenbroich: C., J. A. In: Ders.: C., J. A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 389 f. - Manfred JakubowskiTiessen: C„ J. A. In: RGG4, Bd. 2, 1999, Sp. 480 f. Cramer, Karl Friedrich, Schriftsteller, Übersetzer, * 7.3.1752 Quedlinburg, t 8.12.1807 Paris. Der älteste Sohn von Johann Andreas —» C. studierte 1772-74 in Göttingen Theologie, wo er Mitglied des Hainbundes wurde, und setzte das Studium in Leipzig fort. Seit 1775 a. o., von 1780 an o.Prof. der griechischen und orientalischen Sprachen sowie der Homiletik in Kiel, wurde C. 1794 als Anhänger der Französischen Revolution durch eine kgl. Resolution wegen monarchiefeindlicher Einstellung seines Amtes enthoben und aus der Stadt verwiesen. Er emigrierte mit seiner Familie nach Paris, eröffnete 1796 eine Buchhandlung und Druckerei und war daneben als Verleger und Schriftsteller tätig. Neben Übersetzungen deutscher und französischer Werke, mit denen C. einen wichtigen Beitrag zur Kulturvermittlung zwischen beiden Ländern leistete, verfaßte er als Mitarbeiter des „Wandsbecker Bothen" lyrische und prosaische Beiträge. Er war Autor verschiedener musikgeschichtlicher Werke (u. a. Kurze Übersicht der Geschichte der französischen Musik, 1786) und
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Cramer als Reiseschriftsteller tätig. Darüber hinaus schuf C. mit den beiden Dokumenten seiner Klopstock-Verehrung Klopstock. In Fragmenten aus Briefen von Telow an Elisa (2 Tie., 1777/78) und Klopstock. Er; und über ihn (5 Tie., 1780-93) die ersten größeren Arbeiten über seinen berühmten Zeitgenossen. WEITERES WERK: Menschliches Leben. Gerechtigkeit und Gleichheit. 20 Bde., Altona u.a. 1791-95. LITERATUR: Henning Ratjen: C., C. F. In: ADB, Bd. 4,1876, S. 557 f., 796. - Ludwig Krähe: C. F. C. bis zu seiner Amtsenthebung. Berlin 1907. Cramer, Wilhelm, kath. Theologe, Schriftsteller, * 3.3.1815 Oelde (Westfalen), t 15.3.1903 Münster. Nach dem Studium der Theologie in Münster wurde C. 1838 zum Priester geweiht; seit 1850 war er Pfarrer und Dechant in Dülmen, seit 1864 Regens des Priesterseminars und Domkapitular in Münster und seit 1866 zugleich Direktor der Weltpriesterkongregation in Kevelaer. Als während des Kulturkampfes das Priesterseminar 1876 geschlossen wurde, hielt er Volksmissionen ab; nach der Rückkehr seines Bischofs wurde er 1884 zum Domdechanten und zum Weihbischof ernannt. Er war päpstlicher Hausprälat und Thronassistent. C. gab das 1852 von ihm begründete DUlmener „Katholische Missionsblatt" heraus, für das er mehrere Jahrzehnte fast allein die Beiträge schrieb, und veröffentlichte als Erbauungs- und Volksschriftsteller zahlreiche Gebetbücher, Mahn- und Erbauungsschriften, darunter Feuer und Schwert oder: Die heiligen Stätten und Stunden (1870). WEITERE WERKE: Die christliche Mutter in der Erziehung und ihrem Gebete. Dülmen 1870, 41 1929. - Der Christliche Vater, wie er sein und was er tun soll nebst einem Anahange von Gebeten für denselben. Dülmen 1873, '1902. Die christliche Jugend. Ein Geleitsbrief für und durch die Jugend. Dülmen 1890, s 1909. - Die katholische Wahrheit gegenüber den Einwürfen ihrer Gegner. Paderborn 1895, Neuausg. 1916. LITERATUR: C„ F. W. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 106. Cranz, August Friedrich, Pseud. Pater Gaßner d. J., Schriftsteller, * 26.9.1737 Marwitz bei Landsberg/Warthe, t 19.10.1801 Berlin. Der Sohn eines luth. Predigers studierte Theologie, später Rechtswissenschaften in Halle; 1772 war er Hauslehrer beim Grafen Solms in Berlin, auf dessen Empfehlung hin er eine Stellung als Kriegs- und Steuerrat in Kleve erhielt, die er jedoch wegen Unregelmäßigkeiten bald wieder verlor. 1779-84 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin und Potsdam, wo er durch die Unterstützung Friedrichs des Großen zeitweise völlige Zensurfreiheit genoß und eine kgl. Pension bezog. Bis 1778 erschien seine fünfteilige Gallerte der Teufel [...], in der er Begebenheiten aus Politik und Hofleben satirisch als Auswirkungen höllischer Machenschaften darstellte. 1784 siedelte C. nach Hamburg über, lebte seit 1785 meist in Altona und kehrte 1787 nach Berlin zurück, wo er noch im selben Jahr das „Journal von Berlin" herausgab. Im Xenienstreit von 1797 trat C. -»Goethe und —>Schiller in seiner Schrift Ochsiade oder freundschaftliche Unterhaltungen der Herren Schiller und Goethe mit einigen ihrer Herren Collegen entgegen. WEITERE WERKE: Charlatanerien. In alphabetischer Ordnung als Beyträge zur Abbildung und zu den Meinungen des Jahrhunderts. 4 Tie., Berlin 1781, "1783. Nachdr. der Erstausg. Dortmund 1978. - Die neue und vermehrte Bockiade in Briefen über den Ton in der Litteratur, Kritik, Streitschriften, Geschmack, Meinungen und Sitten des heutigen Jahrhunderts. Berlin 1781. - Meine Lieblingsstunden. 2 Tie., Berlin 1781 f. Neuaufl. Hamburg 1786. - Der Freund der Wahrheit und des Vergnügens, in Gemählden des Lebens.
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Berlin 1782. Neuausg. München u.a. 1994. - Der Lauf der Welt in treuen Kopien wahrhafter Begebenheiten. Berlin 1782. LITERATUR: Redlich: C., A. F. In: ADB, Bd. 4, 1876, S. 564-566. - Dieter Reichelt: A. F. C. Ein kgl. Preußischer Kriegsrath als Schriftsteller von Profession. Zeugnisse aus seinem merkwürdigen Leben und Wirken in Berlin. Bargfeld 1996. Creizenach, Michael, jüdischer Theologe, Pädagoge, Mathematiker, * 16.5.1789 Mainz, f 5.8.1842 Frankfurt/ Main. Nach dem Talmudstudium besuchte C. 1805-07/08 das französische Lyzeum in Mainz und widmete sich anschließend der Reform des jüdischen Schulwesens. In seiner Heimatstadt gründete er 1813 eine jüdische Schule; in Mainz und Frankfurt/Main rief er eine Reihe von israelitischen Handwerkervereinen ins Leben. 1823 wurde er in Gießen mit der Arbeit Abhandlungen Uber den elften Euklidischen Grundsatz in Betreff der Parallellinien, nebst einem neuen Beweise des 28ten Satzes im XI. Buche der Elemente promoviert und war seit 1825 als Lehrer am Philanthropin in Frankfurt/Main tätig. 1823/24 gab C., der sich für das Reformjudentum einsetzte, in Mainz die Zeitschrift „Geist der pharisäischen Lehre" heraus; später war er Mitarbeiter von Abraham Geigers „Wissenschaftlicher Zeitschrift für jüdische Theologie" sowie von Isaak Markus —»Josts „Israelitische Annalen", mit dem er 1841/42 die hebräische wissenschaftliche Zeitschrift „Zion" herausbrachte. C. schrieb auch Lehrbücher für Mathematik und die hebräische Sprache. Seine reformerischen Ideen veröffentlichte er in den 1831 anonym erschienenen Zweiunddreißig Thesen über den Talmud sowie in seinem vierbändigen Werk Schulchan aruch (1833-40). C. war der Vater von Theodor ->C. WEITERE WERKE: Theoretisches Lehrbuch der Planimetrie. Frankfurt/Main 1833. - Theoretisches Lehrbuch der Stereometrie. Frankfurt/Main 1835. - Lehrbuch der Algebra. Stuttgart 1835. LITERATUR: Adolf Brüll: C„ M. In: ADB, Bd. 47, 1903, S. 546-549. - Jakob Löwenstein: Menörä tehörä oder das reine Judenthum. Als Gegenstück des von Dr. M. C. unter dem Titel Thariag herausgegebenen ersten Theils seines Schulchan Aruch. Schaffhausen 1835. Creizenach, Theodor, Pseud. Siegmund Geißler, Schriftsteller, Literaturhistoriker, * 16.4.1818 Mainz, t 5.16.12.1877 Frankfurt/Main. Der Sohn von Michael -» C. Schloß das Studium in Gießen, Göttingen und Heidelberg 1839 mit der Promotion zum Dr. phil. ab und erhielt 1841 die Stelle eines Hauslehrers bei der Familie Rothschild in Frankfurt/Main. 1842 war C. Mitbegründer des Jüdischen Reformvereins, lebte 1845-47 in Paris und London und war seit 1849 als Lehrer an der Jüdischen Realschule in Frankfurt/Main tätig. C. trat 1854 zur evang. Kirche über, gab seine Lehrerstelle auf und leitete 1856-58 das von ihm und Otto —»Müller begründete „Frankfurter Museum", wo er selbst eine Reihe von literaturhistorischen Abhandlungen veröffentlichte. 1858 übernahm er ein Lehramt an der Gewerbe- und höheren Bürgerschule und wurde 1863 Lehrer für Literatur und Geschichte am städtischen Gymnasium in Frankfurt. Neben seinem pädagogischen Beruf widmete sich C. einer literarischen Tätigkeit; 1848 veröffentlichte er eine Gedichtsammlung und leistete mit dem 1877 herausgegebenen Briefwechsel zwischen Goethe und Marianne von Willemer einen wichtigen Beitrag zur Goethe-Forschung. C. war der Vater von Wilhelm C. WEITERE WERKE: Dichtungen. Mannheim 1839. - Gedichte. Frankfurt/Main 1848, 2 1851. LITERATUR: Creizenach, Wilhelm: C., T. In: ADB, Bd. 47, 1903, S. 549-553.
Croissant Cremen, (Benedikt Dominik) Anton, Pseud. Kaspar Reinberg, Schauspieler, Schriftsteller, * 13.8.1752 Wien, t 1795 Wien. C. begann 1769 seine Bühnenlaufbahn als Schauspieler, stand 1770 in Hermannstadt auf der Bühne und wurde 1772 Theaterdirektor in Temesvar, wo er das regelmäßige Schauspiel einführte. 1774/75 wirkte er wiederum in Hermannstadt und wurde 1776 als Mitglied der Wahrschen Gesellschaft engagiert. Nach seiner Übersiedlung nach Linz beendete C. seine Bühnenkarriere, um sich seiner literarischen Tätigkeit widmen zu können; er betätigte sich vorwiegend als Dramatiker. 1779 wurde er Zensurbeamter, 1789 Regierungskonzipist in Linz. Er veröffentlichte zahlreiche Dramen (u. a. Der Bauernaufstand ob der Enns, 1792; Der gute Kaiser, 1794) und war Herausgeber der Wochenschrift „Der Ausschreiber" (1777). WEITERE WERKE: Amaliens Verlöbniß oder die Macht der ersten Liebe. Ein Trauerspiel in 2 Aufzügen. Frankfurt u. a. 1778. - Die Perücken und das Referat. Ein Lustspiel in 1 Aufzug. Linz 1785. - Ernst Rudiger Graf von Stahremberg. Ein Schauspiel in 4 Aufzügen aus der vaterländischen Geschichte. Linz 1791. LITERATUR: Egon von Komorzynski: C., A. In: ADB, Bd. 47, 1903, S. 553-556. - Manfred Brandl: Benedikt Dominik Anton Cremen (1752-1795) - Zensuraktuar, Theatermann und Populäraufklärer in Linz. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz. Hrsg. von der Stadt Linz. Schriftleitung: Wilhelm Rausch. Linz 1978, S. 147-174. - Michaela Schlegl: Der oberösterreichische Bauernkrieg literarisiert. Am Beispiel von „Stephan Fädinger oder Der Bauernkrieg" von Paul Weidmann, „Der Bauernauffstand ob der Enns" von B. D. A. C. und „Stephan Fädinger. Eine Geschichte aus den Zeiten Kaiser Ferdinand des Zweyten" (anonym). Dipl.-Arb. Univ. Graz 2002. Cremers, (Paul) Joseph, Journalist, Schriftsteller, * 8.2.1897 Aachen, t 14.7.1941 Bonn. C. studierte in Bonn Germanistik, wurde dort bei Berthold Litzmann zum Dr. phil. promoviert und war 1922-37 als Kunstredakteur der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" tätig, bis er 1938 erneut nach Bonn ging. 1920 gab er die Monatszeitschrift „Schöpfung. Kunst, Religion, Gemeinschaft" heraus und war 1923/24 an der Redaktion des zweibändigen Jahrbuchs für Drama und Bühne „Deutsches Theater" beteiligt. Neben seiner publizistischen Tätigkeit trat C. seit Anfang der zwanziger Jahre als Dramatiker hervor; er veröffentlichte 1933 das Stück Die Marneschlacht, 1935 das Schauspiel Richelieu und schrieb eine Reihe von Komödien, darunter Das Gastmahl der Götter (1936). WEITERE WERKE: Mit Otto Brües: Walter Hasenclever. Köln 1922. - Hrsg.: Characterbilder der neuen Kunst. 6 Bde., Essen 1925. LITERATUR: Carl Enders: C„ J. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 410. Crispien, Arthur, Politiker, * 4.11.1875 Königsberg, t 29.11.1946 Bern. Der einer Arbeiterfamilie entstammende C. arbeitete zunächst als Theatermaler, später als Krankenkassenangestellter, bevor er 1904-12 in Königsberg und Danzig als Redakteur der sozialdemokratischen „Freien Volkszeitung" tätig war und 1906-12 als Parteisekretär der SPD in Westpreußen fungierte. Seit 1912 Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht" in Stuttgart, mußte er 1914 aus der Redaktion ausscheiden, weil er gegen die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD protestiert hatte. Anschließend Redakteur des Stuttgarter Blatts „Der Sozialdemokrat" und Führer einer innerparteilichen Opposition in Württemberg, wurde C. 1916 wegen politischer Vergehen für sechs Monate inhaftiert, dann zum Kriegsdienst einberufen. 1918/19 gehörte er
für wenige Wochen als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident der württembergischen Revolutionsregierung an und wurde auf dem ersten Nachkriegsparteitag der USPD zusammen mit Hugo Haase zum Parteivorsitzenden gewählt. 1920 war er Angehöriger einer Delegation nach Moskau, die über den Anschluß der Partei an die Kommunistische Internationale verhandelte, kehrte jedoch als entschiedener Gegner des Bolschewismus zurück und blieb nach der Spaltung der Partei 1920 einer der Vorsitzenden der Rest-USPD. Nach der von ihm geförderten Vereinigung mit der SPD 1922 wurde C. einer der drei Vorsitzenden der SPD. Seit 1922 Reichstagsabgeordneter, mußte er im März 1933 über Österreich in die Schweiz emigrieren, wo er sich für den Prager Exilvorstand seiner Partei engagierte und an Hilfsorganisationen für politisch und rassisch Verfolgte beteiligte. WERKE: Programm und Taktik der U.S.P.D. in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Berlin 1920. - Marxistisches ABC. Berlin 1931. - Die Sozialdemokratie und die Reparationen. Ein Überblick. Berlin 1932. LITERATUR: In memorian A. C. In: Sozialdemokratischer Pressedienst (1946) 47, S. 7. - Paul Mayer: C., A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 416. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 118. -M.d.R., 3 1994, S. 80 f. Crönlein, Maria, schweizer, kath. Frauenpolitikerin, * 24.3.1883 Altdorf (Kt. Uri), t 20.11.1943 Uri. C., Tochter eines Buchbinders, besuchte nach einer Tätigkeit als Haushälterin in der Nähe von Ludwigshafen die soziale Frauenschule sowie Vorlesungen der Univ. Heidelberg. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Samariterin in Freiburg/Breisgau tätig, kehrte sie nach ernsthafter Erkrankung in den Kt. Uri zurück. 1916-19 war C. Propagandasekretärin, 1919-25 Generalsekretärin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds. Sie baute die weibliche Berufsberatung auf, gründete 1918 die Sozial-Caritative Frauenschule Luzern, deren erste Leiterin sie bis 1930 war, und redigierte 1918-23 „Die katholische Schweizerin". Die Zusammenarbeit mit nichtkatholischen Frauenorganisationen lehnte C. ab. WERKE: Skizzen zu einem Vortragszyklus für Mütterabende. Gedanken für Mütter über Lebensbeherrschung in der Familie. Luzern 1924. LITERATUR: Lisbet Arnold: M. C. Generalsekretärin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes 1883-1943. Dipl.-Arb. Schweizerische sozial-caritative Frauenschule Luzern 1944. Croissant, Eugen (Philipp), Maler, Zeichner, Karikaturist, * 18.10.1898 Landau (Pfalz), t 2.2.1976 Urfahrn/ Chiemsee. C., Sohn des Malers und Graphikers August C., studierte 1918-20 zunächst Architektur an der TH München, 1920-22 bei Willi Geiger und Julius —> Diez an der dortigen Kunstgewerbeschule und 1923/24 bei Karl Caspar an der Münchner Kunstakademie. Nach frühen Aquarell- und Ölarbeiten arbeitete er vor allem als Karikaturist zeitkritischer, politischer und gesellschaftlicher Themen. Seine Werke erschienen in mehreren satirischen Zeitschriften, u. a. in den „Fliegenden Blättern", im „Simplicissimus" und im „Nebelspalter". Studienreisen führten ihn nach Frankreich, Italien, Griechenland und Korsika. C. war seit 1930 Mitglied der „Neuen Sezession", ließ sich nach Zerstörung seines Ateliers im Krieg (1943) am Chiemsee nieder, lehnte 1946 den Ruf auf eine Professur an der Akademie in München ab und gehörte 1947 zu den Begründern der „Neuen Gruppe". Seit 1948 war er Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft. Am Chiemsee widmete sich C. nahezu ausschließlich der Landschaftsmalerei in Aquarell.
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Croissant-Rust WERKE: 111.: Ernst Klotz: Die Badewanne. Schwabinger Moritaten. Berlin 1947. - Hinterm M o n d . Eine Chiemseer Chronik der Jahre 1943-1949. Hrsg. v. H a n s Heyn. Rosenheim 1996. LITERATUR: Der andere Eugen. Die zeichnerischen Humoresken. Laudatio von Ernst Maria Lang. L a n d a u / P f a l z 1977. - Die Welt des E. C. Landau 1980. - Heinz Setzer/ M a n f r e d Croissant: Die pfälzische Künstlerfamilie C. Annweiler 1991. - Clemens Jöckle: C., E. In: A K L , Bd. 22, 1999, S. 391. C r o i s s a n t - R u s t , Anna (Flora Barbara), Schriftstellerin, * 10.12. 1860 Bad Dürkheim, t 3 0 . 7 . 1 9 4 3 München. D i e Tochter eines Salineninspektors k a m 1884 nach M ü n c h e n , w o sie als selbständige Sprach- und Musiklehrerin tätig war. C.-R. trat in Kontakt zum Kreis u m Michael Georg —> Conrad, in dessen „Gesellschaft f ü r m o d e r n e s Leben" sie als einziges weibliches Mitglied a u f g e n o m m e n wurde. 1887 schrieb sie ihre erste Novelle Das Kind, die in Conrads Monatsschrift „Die Gesellschaft" veröffentlicht wurde. Mit Feierabend. Münchner Arbeiter-Novelle (1890), einer krassen Milieuschilderung, wurde sie einer großen Leserschaft bekannt. Seit 1888 verheiratet, zog C.-R. mit ihrem Mann 1895 nach Ludwigshafen und kehlte erst 1904 wieder nach M ü n c h e n zurück, w o ihr H a u s zu einem bekannten literarischen Treffpunkt wurde. 1906 bzw. 1908 veröffentlichte sie ihre beiden R o m a n e Die Nann und Winkelquartett. Ihr 1914 erschienener Zyklus Der Tod, ein von Willi Geiger illustrierter literarischer Totentanz, zeigt die Stilentwicklung dieser Dichterin vom Jugendstil bis hin zu vorexpressionistischen Ansätzen. WEITERE WERKE: Gedichte in Prosa. M ü n c h e n 1893, 2 1896. - Lebensstücke. Ein Novellen- und Skizzenbuch. Berlin 1896. - Arche N o a h . Novellen. M ü n c h e n / L e i p z i g 1911. LITERATUR: Kurt Oberdorffer: C.-R., A. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 418 f. - Ders.: A. C.-R. 1860-1943. Ludwigshafen 1964. - Bernhard Setzwein: Frauen in der bayerischen Geschichte. A. C.-R. M ü n c h e n 1988. C r o m e , August Friedrich Wilhelm, Kameralist, Diplomat, * 6 . 8 . 1 7 5 3 Sengwarden, f 1 1 . 6 . 1 8 3 3 Rödelheim. In einem protestantischen Pfarrhaus aufgewachsen, studierte C. 1772-74 Theologie in Halle und war gleichzeitig Lehrer a m dortigen Waisenhaus. Verwandt u. a. mit den Gelehrtenfamilien Dilthey und Walch, wurde er von seinem Onkel Anton Friedrich —>Büsching in Berliner Aufklärungskreise eingeführt. B. war dort Hofmeister, seit 1779 Geschichtsund Geographielehrer a m Dessauer Philanthropin und Schloß sich in den achtziger Jahren der von Carl Friedrich Bahrdt gegründeten radikal-demokratischen Korrespondenzgesellschaft „Deutsche U n i o n " an. 1785 w u r d e C., von —> Heyne gefördert, in Göttingen zum Dr. phil. promoviert. Schon vor seinem Ordinariat als Professor der Kameralistik in Gießen 1787 führte ihn sein Weg zu bedeutenden Institutionen der deutschen Aufklärung. 1783 verteidigte er in Über den nordamerikanischen Freistaat die amerikanische Unabhängigkeit; sein jährlicher Almanach für Kaufleute enthält Handelsdaten; er war Beiträger in Christian Gottfried —> Schütz' „Allgemeiner Literatur-Zeitung" sowie in den „Frankfurter gelehrten Anzeigen" und gab - in der Tradition —> Schlözers - das „Journal für Staatskunde und Politik" (1790-96) heraus. Kameralistische Karriere und politisches Geschick führten ihn in die Diplomatie. Von Kaiser Leopold II. erhielt er 1790 den Auftrag, dessen Schrift über die toskanischen Staatsreformen zu übersetzen und zu kommentieren. Nach der französischen Invasion 1797 wurde er als Rektor der Universität Mitglied der Landeskriegskommission. 1799 führte er für den Landgrafen von HessenDarmstadt erfolgreich Neutralitätsverhandlungen mit dem K o m m a n d a n t e n der französischen Observationsarmee Jean
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Baptiste Bernadotte. 1813 n a h m er - in den Folgejahren stark kritisiert - f ü r Napoleon und den Rheinbund Stellung. D e r praktische Nutzen der Gelehrsamkeit, so C. als Kameralist, erfordert, das „wirkliche Leben und Weben im Staat kennen zu lernen", und dies setze die Verbindung von Geographie und Statistik auf kameralistischer Grundlage voraus. C. erarbeitete komparative Graphiken zur Demographie und Größe europäischer Staaten, Produktenkarten, die Bodenschätze und agrarische Produktion verzeichnen, auch Reise- und Schiffahrtskarten. Die Verbindung von Daten und Politik - ein Wirtschaftsgutachten in einem Handelsprozeß stammt von ihm - machte ihn zum Vorläufer der Expertenkultur. Die deutsche Gelehrtenaufklärung war mit C. als politischem Professor auf dem Weg in die administerielle Politik. WEITERES WERK: Selbstbiographie. Stuttgart 1833. LITERATUR: Hans H a r m s : A. F. W . C. (1753-1833), Autor begehrter Wirtschaftskarten. In: Cartographica Helvetica 3 (1991) S. 33-38. - Rolf Haaser: Spätaufklärung und Gegenaufklärung. Darmstadt 1997. Martin Gierl C r o n , Helmut, Journalist, * 1 . 1 0 . 1 8 9 9 Mannheim, t 2 8 . 9 . 1 9 8 1 Stuttgart. Der Kaufmannssohn studierte in Freiburg und Heidelberg Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Soziologie und wurde 1921 zum Dr. phil. promoviert. Er trat in das Bankwesen ein, wandte sich jedoch schon nach wenigen Jahren dem Journalismus zu. 1924-34 war C. als Redakteur a m „Mannheimer Tagblatt" tätig, seit 1928 als Chefredakteur und mußte seine Stelle auf Druck der Nationalsozialisten aufgeben. Als freier Journalist in Berlin, redigierte C. u. a. eine Fachzeitschrift für Porzellan- und Glashandel, bevor er aus politischen Gründen entlassen wurde; seit 1939 war er als Wirtschaftsredakteur am „Stuttgarter Neuen Blatt" tätig. N a c h dem E n d e des Zweiten Weltkriegs war C. entscheidend am A u f b a u der deutschen Presse beteiligt, wirkte 1 9 4 5 / 4 6 in leitender Stellung bei der „Stuttgarter Zeitung", danach als Chefredakteur und als einer der leitenden Redakteure der „Wirtschaftszeitung", die sich später „Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung" nannte und mit „Christ und Welt" fusionierte. 1964-66 war er Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung". C. war Mitgründer des Deutschen Journalisten-Verbandes, zeitweilig Sprecher des Deutschen Presserats und gehörte lange Zeit dem Rundfunkrat des Süddeutschen R u n d f u n k s an. WEITERE WERKE: Beitrag zu: Martin Löffler: Selbstkontrolle von Presse, Funk und Film. München u . a . 1960. Beitrag zu: Harry Pross: Deutsche Presse seit 1945. Bern u . a . 1965. - Signale im Zeitgeschehen. Stuttgart 1973. Stuttgarter Zeitungs-Chronik 1945. Stuttgart 1979. LITERATUR: Harry Pross: H. C. zum Gedächtnis. In: Publizistik 26 (1981) S. 611. - Fritz Sänger: Dank an Dr. H. C. In: Sozialdemokratischer Pressedienst (1981) 192, S. 6. C r o n e g k , Johann Friedrich Frh. von, auch Johann Martin Moromastix, Dichter, * 2 . 9 . 1 7 3 1 Ansbach, t 1 . 1 . 1 7 5 8 Nürnberg. Einem alten Adelsgeschlecht entstammend, erhielt C. eine sorgfältige Privaterziehung, studierte 1749 Jura und die schönen Wissenschaften in Halle und wechselte 1750-52 nach Leipzig, w o er Anschluß an Christian Fürchtegott Geliert, Johann Friedrich Christ, Abraham Gotthelf —> Kästner und Christian Felix Weiße fand, die entscheidend auf seine dichterische Entwicklung einwirkten. Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt zum Justiz- und Hofrat ernannt, untern a h m er 1 7 5 2 / 5 3 eine Reise durch Italien und Frankreich und trat dann seine Ämter im Ansbacher Hofdienst an. Bekannt wurde C. zu seinen Lebzeiten als Begründer und Mitarbeiter der Moralischen Wochenschrift „Der Freund" (1754-56); seine Auszeichnung als Dramatiker 1757 durch
Curio den Preis der ,.Bibliothek der schönen Wissenschaften" Friedrich - » N i c o l a i s f ü r sein Trauerspiel Codrus (1758) erlebte er jedoch nicht mehr. Die von Johann Peter U z 1761-63 herausgegebene Gesamtausgabe seiner Schriften enthält auch C.s zahlreiche Versdichtungen, die sowohl geistliche Gesänge (u. a. Einsamkeiten in sechs Gesängen, 1757) als auch anakreontische Scherze sowie Lieder auf Bacchus und A m o r umfassen.
WERKE: Ich bitte um Widerspruch. 5 Jahre Zeitgeschehen kommentiert. F r a n k f u r t / M a i n 1952. - Hrsg.: Alpenländische Nachbarschaft. M ü n c h e n 1962. - Zeitgemäße und zeitwidrige G e d a n k e n . M ü n c h e n 1981. LITERATUR: Frank Biermann,: W . v. C. (1906-1984). In: Studienkreis R u n d f u n k und Geschichte: Mitteilungen 10 (1984) S. 265-272.
WERKE: Schriften. 2 Bde., Hrsg. v. Johann Peter Uz. Leipzig 1 7 6 0 / 6 1 . 7. Aufl., hrsg. v. Werner Gundel, Ansbach 2003. LITERATUR: Henriette Feuerbach: U z und C. Z w e i fränkische Dichter aus dem vorigen Jahrhundert. Ein biographischer Versuch. Leipzig 1866. - Walter Gensei: J. F. v. C. Sein Leben und seine Schriften. Diss. Berlin 1894. - Harold Potter: J. F. v. C. Diss. Univ. Zürich 1950. - Adalbert Eischenbroich: C., J. F. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 423. Sabine Roth: Die D r a m e n J. F. v. C.s (1731-1757). Diss. Univ. F r a n k f u r t / M a i n 1964.
C u n o w , Heinrich, Soziologe, Ethnologe, * 1 1 . 4 . 1 8 6 2 Schwerin, t 20. 8 . 1 9 3 6 Berlin. C. durchlief zunächst eine k a u f m ä n n i s c h e Lehre und w a r dann als Buchhalter in H a m b u r g tätig, w o er sich f r ü h d e r Sozialdemokratie anschloß und Mitarbeiter beim „ H a m b u r ger E c h o " sowie b e i m Berliner „Vorwärts" wurde. 1898 ging C. als wirtschaftspolitischer Mitarbeiter der von Karl —»Kautsky geleiteten theoretischen Wochenschrift „ N e u e Zeit" nach Berlin und w u r d e 1902 nach d e m Tod Karl Liebknechts Redakteur des „Vorwärts", w o er als linksorthodoxer Marxist die Opposition gegen die revisionistische Gruppe um Kurt Eisner führte. Seit 1907 war er Lehrer an der Parteischule in Berlin, wandte sich während des Ersten Weltkriegs z u n e h m e n d vom K o m m u n i s m u s ab u n d w a r 1917-23 Herausgeber der „Neuen Zeit". Seit 1919 a. o. Prof. der Sozialwissenschaften und Wirtschaftsgeschichte in Berlin, w u r d e ihm im gleichen Jahr die Leitung des Völkerkund e m u s e u m s übertragen, die er bis 1924 innehatte. C., der zeitweilig Mitglied des Preußischen Landtags war, m u ß t e 1930 seine Vorlesungen aus gesundheitlichen G r ü n d e n einstellen. Er veröffentlichte u . a . Die Marxsche Geschichts-, Gesellschaftsund Staatstheorie (2 Bde., 1 9 2 0 / 2 1 ) und Allgemeine Wirtschaftsgeschichte (4 Bde., 1926). WEITERE WERKE: D i e Verwandtschafts-Organisationen der Australneger. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Familie. Stuttgart 1894. - Die Soziale Verfassung des Inkareichs. Eine Untersuchung des altperuanischen Agrark o m m u n i s m u s . Stuttgart 1896. - Die Parteien der großen französischen Revolution und ihre Presse. Berlin 1912. - Ursprung der Religion und des Gottesglaubens. Berlin 1913. Politische Kaffeehäuser. Pariser Silhouetten aus der großen französischen Revolution. Berlin 1925. LITERATUR: Helga Grebing: C., H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 4 3 9 f. - Bernd H o r a t h : H. C.: eine biographischhistoriographische Skizze. In: Jahrbuch f ü r Geschichte 34 (1987) S. 85-145. - Marietta Ulrich: H. C. 1862-1936. Sein ethnologisches Werk vor d e m Hintergrund der Persönlichkeit, der Zeitgeschichte und der wissenschaftlichen Traditionen. Diss. Univ. Wien 1987. - Hans-Wilhelm Rabeier: H. C. und der Staat der Inka. Mag.-Arb. Univ. H a m b u r g 1995.
C s a k i , Richard, Kulturpolitiker, * 4 . 4 . 1 8 8 6 H e r m a n n stadt, f 3 1 . 1 2 . 1 9 4 3 bei Perugia (Italien). Nach dem Studium der Germanistik an den Universitäten Berlin, Bonn, Königsberg und Klausenburg wurde C. 1910 Deutschlehrer am evang. G y m n a s i u m in Hermannstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg w i d m e t e er sich der kulturellen Organisation der Deutschen in Siebenbürgen und gründete das „Deutsche Kulturamt in Großrumänien", dessen Leitung er bis 1930 innehatte. C. war Herausgeber der seit 1919 erscheinenden Zeitschrift „Ostland", begründete die 1920-31 veranstalteten Ferienhochschulkurse und war 1933-41 Leiter des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart, w o er einen Lehrauftrag f ü r Deutschtumskunde an der T H annahm, und hielt seit 1940 Vorlesungen an der Univ. Tübingen, die ihn 1943 zum Honorarprofessor ernannte. Er publizierte über die Geschichte und Literatur Siebenbürgens, darunter die Sammlung Jenseits der Wälder (1916). C., der mit Grete CsakiCopony verheiratet war, k a m bei einem Flugzeugabsturz in Italien u m s Leben. WEITERE WERKE: Vorbericht zu einer Geschichte der deutschen Literatur in Siebenbürgen. Hermannstadt 1920. - Was jeder Deutsche von Siebenbürgen und den Siebenbürger Sachsen wissen muß. Hermannstadt 1 9 2 4 , 2 1 9 2 5 . - D i e kulturelle Arbeit der Minderheiten und die Stammvölker. Hermannstadt 1928. LITERATUR: Otto Folberth: C., R. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 434 f. - Karl Kurt Klein: Ein südostdeutscher Pionier der Volkwissenschaft, R. C.: Persönliche Erinnerungen in memoriam R. C. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 18 (1969) 1, S. 14-21. C u b e , Walter von, Publizist, * 1 0 . 7 . 1 9 0 6 Stuttgart, t 1 1 . 6 . 1 9 8 4 Quinten a m Walensee (St. Gallen). C. begann 1924 seine journalistische Laufbahn zunächst als Volontär, später als Redakteur beim „Berliner Tageblatt", wo er bis 1931 tatig war. 1 9 3 1 / 3 2 arbeitete er als freier Mitarbeiter u . a . bei der „Frankfurter Zeitung" und lebte 1936-40 zurückgezogen im oberbayerischen Leibersdorf. Er wurde dann zum Kriegsdienst einberufen und geriet 1944 in französische Gefangenschaft, aus der er erst drei Jahre später zurückkehrte. 1947 war C. Leiter des innenpolitischen Ressorts der „Neuen Zeitung" in München, gab im folgenden Jahr die Zeitschrift „Der R u f heraus und kam 1948 als Chefkommentator und Chefredakteur des Hauptressorts Politik und Wirtschaft zum Bayerischen Rundfunk, d e m er bis 1972 angehörte. Seit 1954 Chefredakteur der Abteilung Erziehung und Kultur, w u r d e C. 1956 kommissarischer Intendant, 1957 Programmkoordinator, 1960 Programmdirektor und stellvertretender Intendant. Seit 1972 war er als freier Publizist tätig.
C u r i o , (Johann) Carl Daniel, Pseud. Jocosus d. J., Theophilantropus, Hans Sachs der Fünfte, Pädagoge, Publizist, * 3 . 1 1 . 1754 Helmstedt, t 3 0 . 1 . 1 8 1 5 Hamburg. Der uneheliche Sohn eines Helmstedter D i a k o n s w u c h s im Waisenhaus auf und besuchte seit 1772 das J o h a n n e u m in Hamburg. 1775-79 studierte C. in Helmstedt Theologie und Philologie, arbeitete als Haus- und Privatlehrer und wurde 1780 als Feldprediger für die braunschweigischen Truppen in K a n a d a eingesetzt. 1780-93 hatte er eine Stelle a m Martini-Gymnasium in Braunschweig inne. Hier verfaßte er eine Reihe von Gelegenheitsschriften und gab u. a. die „Braunschweigische Zeitung f ü r alle S t ä n d e " (1787-89) heraus. 1793 w u r d e C. seines A m t e s enthoben, möglicherweise im Z u s a m m e n h a n g mit der mißglückten Reorganisation des Braunschweiger Schulwesens durch Johann Heinrich C a m p e . Seit 1795 war C. Schulgehilfe der Fahrenkrügerschen Pensionsanstalt, einer Privatschule in H a m burg. 1804 gründete er dort ein eigenes Lehr- und Erziehungsinstitut f ü r Knaben; 1805 war er Mitgründer der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. C. veröffentlichte zahlreiche Beiträge im
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Cursch-Bühren „Wandsbecker Bothen" sowie im „Leipziger Musenalmanach" und gab 1801-07 die Zeitschrift „Hamburg und Altona" heraus. WERKE: Lieder. 2 Bde., Helmstedt 1776. - Liebe und Reue. Ein Original-Lustspiel in 3 Aufzügen. Braunschweig 1793. Hamburgische Chronik. Für die Freunde und besonders für die Jugend des Vaterlandes. Hamburg 1803. LITERATUR: Ulrich Nabel: C., C. D. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 441 f. - Karl Heinz Dingedahl: J. C. D. C„ Lehrer, Schriftsteller und Redakteur. In: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter 10 (1977) 1/2, S. 1-17. - Ludolf Mevius: Von und über C. In: 175 Jahre Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. Red.: Ludolf Mevius. Hamburg 1980, S. 16-33. - Franklin Kopitzsch: Von J. C. D. C., Peter Breiß, der „Gesellschaft der Freunde" und ihrer Bibliothek. In: Förderkreis Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung: Mitteilungsblatt 13 (2002) 1, S. 10-15. C u r s c h - B ü h r e n , Franz Theodor, Komponist, Dirigent, Redakteur, * 10.1.1859 Troppau, t 11.3.1908 Leipzig. C.-B. widmete sich zunächst dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften, wandte sich jedoch seit 1885 der Musik zu, wurde in Berlin Schüler von Reinhold Succo und nahm in Leipzig Unterricht bei Oskar —»Paul. Anschließend war er zwei Jahre lang Theaterkapellmeister, u. a. in Worms, Trier und Eupen, und siedelte schließlich nach Leipzig über, wo er seit 1898 als Musikredakteur der Zeitung „Chorgesang" und bis 1899 als Musikreferent am „Leipziger Tageblatt" wirkte. Daneben verfaßte C.-B. eine Kompositionslehre und wurde insbesondere durch seine Klavierstücke, Männerchöre sowie durch Singspiele, darunter Das Rosel vom Schwarzwald und E-Moll-As, einer Satire auf Richard Strauss' Salome, bekannt. Curti, Theodor, Pseud. Karl Schönburg, schweizer. Politiker, Publizist, * 24.12.1848 Rapperswil, f 13.12.1914 Thun. Nach dem Studium der Medizin, der Rechtswissenschaften und der Philosophie an den Universitäten Genf, Zürich und Würzburg war C. 1870 als Kriegsberichterstatter im Elsaß tätig. Seit 1871 Redakteur der liberalen „St. Galler-Zeitung", schrieb C. von 1873 an für die .frankfurter Zeitung", sah sich aber wegen der Maßnahmen Bismarcks gegen das liberale Blatt 1879 zur Rückkehr in die Schweiz gezwungen, wo er zusammen mit Reinhold —»Rüegg die demokratische ,.Züricher Post" gründete, die er bis 1884 leitete. 1881-1902 war er Eidgenössischer Nationalrat, 1899/1900 Landammann von St. Gallen und trat für die Erweiterung der politischen Volksrechte sowie für die Entwicklung der Sozialpolitik ein. 1902-14 hatte C. die Leitung der „Frankfurter Zeitung" inne und kehrte bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs erneut in die Schweiz zurück. Neben zahlreichen politischen Publikationen (u. a. Die soziale Frage in der Schweiz 1886) veröffentlichte er lyrische und dramatische Dichtung. WEITERE WERKE: Geschichte der schweizerischen Volksgesetzgebung (Zugleich eine Geschichte des schweizerischen Demokratie). Bern 1882. - Die Schweizerischen Volksrechte 1848 bis 1900. Bern 1900. - Geschichte der Schweiz im XIX. Jahrhundert. Neuenburg 1903. LITERATUR: Thomas Holenstein: T. C. Stans 1915. - Josef Ammann: T. C., der Politiker und Publizist 1848-1914. Ein Beitrag zur neueren Schweizergeschichte. St. Gallen 1930. Peter Gilg: C„ T. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 443 f. C y r a n , Wolfgang, Mediziner, Medizinjournalist, * 22.9.1911 Breslau, t 19.5.2000 Wiesbaden. C. Schloß sein Medizinstudium 1936 in Berlin mit der Dissertation Über die Wirkung von seltenen Erden auf den Ablauf des Vitamin-Mangels ab. Die besonderen Verdienste von
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C. lagen auf dem Gebiet des Medizinjournalismus, wobei er auf beispielhafte und verantwortungsvolle Weise die wissenschaftlichen und publizistischen Bedürfnisse zu verbinden wußte. Er veröffentlichte u.a. Sexuelle Probleme der Frau. Leitfaden für Ärzte (1981, 2 1989), Keine Angst vor den Wechseljahren (1986, 2 1987) und Vermeidbare Behandlungsfehler des Arztes (1992). WEITERE WERKE: Die Sonderstellung des Menschen in der Evolution. Melle 1990. - Frauwerden. Was Mädchen schon immer über Menstruation, Sexualität und Schwangerschaft wissen wollten. Wiesbaden 1992. - Mit Max Joseph Halhuber: Erotik und Sexualität im Alter. Stuttgart 1992. C z a r n e w s k i , Johann Georg Martin Friedrich, Pseud. Karl Friedrich Böhm, C. Georg, Pädagoge, Publizist, * 5.8.1766 Libau (Kurland), t 23.9.1832 Kokenhusen (Kurland). Der Sohn eines Buchbinders studierte an der Univ. Königsberg Theologie und hielt sich seit 1790 in St. Petersburg, England und Holland auf. 1796 wurde C. Sekretär der Niederrechtspflege in Jakobstadt, 1805 Inspektor des mitauischen Schulkreises; aber wegen seiner Schulden in Mitau inhaftiert. Später lebte er in Riga. C. gab 1798/99 die ökonomische Monatsschrift „Geoponika", 1810/11 das „Kurländische Provinzialblatt" sowie 1811 das Blatt „Thuiskon" heraus und veröffentlichte eine Reihe von Almanachen, Gedenkblättern und Gedichten. C z e c h , Ludwig, Politiker, * 14.2.1870 Lemberg, t 20.8.1942 Konzentrationslager Theresienstadt. C. studierte in Wien Rechtswissenschaften und ließ sich nach der Promotion in Brünn als Rechtsanwalt nieder. Er Schloß sich früh der Arbeiterbewegung an, wurde leitender Redakteur der Brünner sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksfreund" und war 1909-18 Stadtrat in Brünn. Seit 1920 Vorsitzender der „Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik", setzte sich C. für eine Zusammenarbeit mit dem tschechoslowakischen Staat ein, wurde Abgeordneter im Prager Parlament und 1929 zum Minister für soziale Fürsorge berufen. Bis 1938 gehörte er verschiedenen Regierungen an, u.a. 1935-38 als Gesundheitsminister. 1941 wurde er von der deutschen Besatzungsmacht im Konzentrationslager Theresienstadt interniert. WERKE: Der Ausweg aus dem nationalsozialistischen Chaos. Prag 2 1926. - Der Weg zur Freiheit. Gegen den internationalen Bürgerblock: internationaler Zusammenschluß der Sozialdemokratie. Prag 1927. - Soziale Arbeit in ernster Zeit. Expose des Minisiters für soziale Fürsorge erstellt im Budgetausschuss des Abgeordnetenhauses am 11. Nov. 1930. Prag 1930. LITERATUR: Johann Wolfgang Brügel: L. C. Arbeiterführer und Staatsmann. Wien 1960. - Symbolischer Staatsakt für einen unbeugsamen Demokraten. Gedenkfeier für den sudetendeutschen Sozialdemokraten Dr. L. C. am 1. September 1993 in Theresienstadt. Bearb.: Vera Groß. München 1993. - Hans-Jochen Vogel: Dokumentation. „Ludwig Czech ist nicht umsonst gestorben". In: Sozialdemokratischer Pressedienst (1993) 169, S. 5. Czernetz, Karl, österr. Politiker, * 12.2.1910 Wien, t 3.8.1978 Wien. C. erhielt 1924-27 eine Ausbildung als Chemigraph und Photograph. 1924 Schloß er sich der Sozialistischen Gewerkschaftsjugend an und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Parteivertretung. Seit 1928 Mitarbeiter von Parteizeitungen und -Zeitschriften, wurde er 1934 Führungsmitglied der von Leopold Kucsar gegründeten illegalen „Gruppe Funke" und trat 1935 für die Zusammenarbeit mit der KPÖ ein. Bis November 1937 war C. mehrmals inhaftiert, wurde Anfang 1938 durch die Schuschnigg-Amnestie befreit
Czikann und emigrierte 1938 zunächst nach Paris, später nach London, wo er zusammen mit Oscar —> Pollak das dortige Büro der österr. Sozialisten leitete. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er seit 1946 Mitglied des Partei Vorstandes der SPÖ und wurde 1948 zentraler Schulungsreferent und Leiter der Sozialistischen Bildungszentrale. 1949-78 gehörte er dem Nationalrat an, 1955-79 der parlamentarischen Versammlung des Europarats, deren Präsident er 1975-78 war. C. publizierte eine Reihe politischer Schriften, darunter Der Sozialismus und seine Gegner. Vor der Entscheidung (1958). WEITERE WERKE: Österreich und die Einheit Europas. Wien 1960. - Europa und der Frieden. Wien 1968. - Die Sozialistische Internationale - Idee und Wirklichkeit. Wien 1972. Europäer und Sozialist. Reden und Aufsätze. Ausgewählt und hrsg. v. Hans Waschek. Wien 1980. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 119. Czibulka, Alfons Frh. von, Schriftsteller, * 28.6.1888 Schloß Radbor bei Prag, t 22.10.1969 München. Der einer Offiziersfamilie entstammende C. besuchte 1907 die Militärakademie in Wiener Neustadt und trat 1910 in das Regiment der Windischgrätzer Dragoner ein. Er ließ sich jedoch bald beurlauben, studierte als Gasthörer deutsche und französische Literaturgeschichte an der Sorbonne in Paris und bildete sich 1912-14 an der Kunstakademie in Breslau (Meisterklasse für Malerei) aus. Nach dem Ersten Weltkrieg als freier Schriftsteller in München ansässig, war er 1919-23 Hauptschriftleiter der von ihm gegründeten phantastisch-literarischen Zeitschrift „Der Orchideengarten". C. schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen, vorwiegend aus der Zeit des alten Österreich; 1937 erschien der Rokokoroman Der Kerzimacher von St. Stephan, 1944 der Haydn-Roman Das Abschiedskonzert (1944). Er schuf ferner zahlreiche Rundfunkvorträge und kulturhistorische Hörbilder. WEITERE WERKE: Zwischen Königgrätz und Nikolsburg. Wien/Leipzig 1940. - Der Münzturm. Berlin 1942. - Die Handschuhe der Kaiserin. Graz 1943. - Die Brautfahrt nach Ungarn. Gütersloh 1953. - Mozart in Wien. Gütersloh 1962.
LITERATUR: Petra Krauss: A. v. C. (1888-1969). Ein Münchner Autor zwischen Weimarer Republik und Adenauerzeit. Mag.-Arb. Univ. München 2000. Cziffra, Geza von, Pseud. Peter Trenck, Richard Anden, Anthony Albert, Regisseur, Drehbuchautor, * 19.12.1900 Arad (Ungarn, heute Rumänien), t 28.4.1989 Dießen/ Ammersee (Oberbayern). Nach dem Besuch der Militärschule widmete sich C. einer journalistischen Laufbahn und kam zuerst nach Wien, später nach Berlin, wo er als Reporter u.a. am „Berliner Tageblatt" arbeitete und sich dem Film zuwandte. 1927-33 war er als Dramaturg und Regisseur bei verschiedenen Filmgesellschaften tätig, schrieb daneben eine Reihe erfolgreicher Bühnenstücke (u.a. Herz zwischen zwei Welten, 1938), machte sich als Drehbuchautor von Filmen wie Weißer Flieder einen Namen und führte bei dem Eisrevuefilm Der weiße Traum erstmals Regie. 1945 wurde C. Produzent und gründete die Cziffra-Film GmbH, bei der Filme wie Das unsterbliche Antlitz und Höllische Liebe entstanden. Er drehte vorwiegend Musik- und Revuefilme und erreichte 1962 mit der Fledermaus einen Höhepunkt seiner Regielaufbahn. C. veröffentlichte eine Reihe von Lebenserinnerungen, darunter 1985 Im Wartesaal des Ruhms. WEITERE WERKE: Es war eine rauschende Ballnacht. Berlin 1939. - Frauen sind keine Engel. Hamburg 1966. - Ungelogen. Erinnerungen an mein Jahrhundert. München u. a. 1988. Czikann, Johann Jakob Heinrich, österr. Beamter, Publizist, * 10.7. 1789 Brünn, t 10.6. 1855 Brünn. C. studierte in Brünn und Olmütz und war 1808 am mährisch-schlesischen Landgericht in Brünn tätig. Im folgenden Jahr Freiwilliger in der Landwehr, war er danach wieder im Zivilstaatsdienst tätig. 1815 übernahm C. die Schriftleitung der „Mährisch-Ständischen Zeitung", wurde 1821 Hofratsprotokollist in Wien und war seit 1834 Hofsekretär bei der obersten Wiener Justizstelle. C. arbeitete an der von Franz -»Gräffer 1835-37 herausgegebenen Österreichischen National-Enzyklopädie mit und veröffentlichte u.a. 1819 Vaterländische Beyträge historischen Inhalts. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 164.
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D Dähnert, Johann Karl, Bibliothekar, Jurist, * 10.11.1719 Stralsund, t 5.7.1785 Greifswald. D. entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie, hörte seit 1738 Theologie an der Univ. Greifswald und wurde 1743 Sekretär der dortigen Deutschen Gesellschaft. Um der Hochschule das Monopol für die Nachrichten von gelehrten Sachen aus Pommern und Schweden zu sichern, redigierte er 1743-46 die „Pommerschen Nachrichten"; 1748 wurde er o. Prof. der Philosophie und zugleich Universitätsbibliothekar. In seiner bis 1785 dauernden Ära wuchs die Bibliothek um das Fünffache; die Veröffentlichung des Catalogus Bibliothecae academiae Gryphiswaldensis (3 Bde., 1775/76) bildete die Krönung seiner Arbeit. 1758 übernahm D. den neueingerichteten Lehrstuhl für schwedisches Staatsrecht. Er gab eine Sammlung pommerscher und rügenscher Landesurkunden (5 Bde., 1765-70) heraus. LITERATUR: J . C . D . ( 1 7 1 9 - 1 7 8 5 ) .
Bibliotheksgeschichtli-
che Beiträge anläßlich seines 200. Todestages. Hrsg. v. Paul Hadler. Greifswald 1986. - Thomas Numrich: Johann David von Reichenbach und J. C. D. Zwei Aufklärer in Pommern. In; Pommern in der Frühen Neuzeit. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann/Horst Langer. Tübingen 1994, S. 419-434. Däumig, Ernst, Politiker, Journalist, * 25.11.1866 Merseburg, t 4.7.1922 Berlin. Nach mehreren Jahren in der französischen Fremdenlegion trat D. 1898 der SPD bei und schrieb seit 1901 für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen, 1911-16 als Spezialist für militärtechnische und Arbeiterbildungsfragen für den „Vorwärts". Als Angehöriger des linken Parteiflügels und als Mitglied der USPD seit 1916 wandte er sich gegen die Bewilligung der Kriegskredite und beteiligte sich 1917/18 an den Berliner Streikbewegungen. Während der Novemberrevolution gehörte er den Revolutionären Obleuten und dem Vollzugsrat der Groß-Berliner Arbeiterräte an. Im Bestreben, das Rätesystem dauerhaft einzuführen, unterlag er bei der 1. Reichskonferenz der Arbeiter- und Soldatenräte. Seit 1920 im Reichstag, setzte er sich beim Parteitag der USPD für die Annahme der 21 Bedingungen für die Aufnahme in die III. Internationale ein, was zur Spaltung der Partei führte. Als Vorsitzender der Vereinigten Kommunistischen Partei verlor D. neben Paul —> Levi weitgehend an Einfluß, auch seine „Kommunistische Arbeitsgemeinschaft" war nur von kurzer Dauer. LITERATUR: Georg Kotowski: D., E. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 472-473. - David Morgan: E. D. and the German Revolution of 1918. In: Central European History 15 (1982) S. 3 0 3 - 3 3 1 . - M . d . R . ,
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München, war er 1907-09 Musikredakteur der „Königsberger Allgemeinen Zeitung", 1909-12 der „Dresdener Nachrichten". D. unternahm 1912 eine Italienreise, hielt sich danach in Paris und Berlin auf und wurde 1915 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs Musik- und Feuilletonredakteur der „Königsberger Allgemeinen Zeitung", lebte er seit 1922 in Berlin und war bis 1926 Herausgeber des Jahrbuchs der von ihm 1914 gegründeten „Neuen Deutschen Dante-Gesellschaft". D. schrieb musik- und theatergeschichtliche Abhandlungen (u. a. Vor gewaltsamem Ende, 1933) und komponierte Stücke für Klavier, Streicher und Orchester. WEITERES WERK: Friedrich Nietzsches Randglossen zu Bizets Carmen. Regensburg 1938. LITERATUR: Ruth Keller: D„ H. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 247-249.
1994, S. 83.
Daffner, Hugo, Mediziner, Musikwissenschaftler, Komponist, * 2.6.1882 München, t 9.10.1936 Konzentrationslager Dachau. Der Sohn des Mediziners Franz D. studierte an der Univ. München philosophische und naturwissenschaftliche Fächer (Dr. phil. 1904, Die Entwicklung des Klavierkonzerts bis Mozart, veröffentlicht 1906, Nachdr. 1973; Dr. med. 1922, Zur Psychopathologie der Königsberger Mucker) sowie Musikwissenschaft bei Theodor Kroyer und Adolf Sandberger. Er war Schüler von August Schmid-Lindner und Ludwig Thuille an der Akademie der Tonkunst, anschließend Privatschüler von Bernhard Stavenhagen und Max Reger. 1904-06 Mitarbeiter des Hof- und Prinzregententheaters
Dahlem, Franz, Politiker, * 13.1.1892 Rohrbach-lesBitche bei Saargemünd, f 17.12.1981 Berlin. Der Sohn eines Eisenbahners trat nach einer kaufmännischen Lehre 1913 der SPD bei und wechselte 1917 zur USPD, als Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats und Stadtverordneter in Köln 1920 zur KPD. 1921 wurde er Mitglied des Preußischen Landtags, Chefredakteur der „Sozialistischen Republik" und Mitglied des Politbüros der KPD. 1928-33 gehörte D. dem Reichstag an, wurde 1931 Reichsleiter der Revolutionären Gewerkschaftsorganisation und als Anhänger der ultralinken Gruppe um Heinz —> Neumann 1932 gemaßregelt. 1934 emigrierte er nach Prag, dann nach Paris, nahm 1937 am Spanischen Bürgerkrieg teil und wurde nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg interniert; 1941-45 befand er sich im Konzentrationslager Mauthausen. Nach dem Krieg war D. in der DDR politisch tätig. 1953 im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen R. Slänsky aus dem Zentralkomitee und dem Politbüro der SED ausgeschieden, wurde er 1956 rehabilitiert und 1957 wieder in das Zentralkomitee aufgenommen. 1950-53 und 1963-77 war er Mitglied der Volkskammer. 1980 erschienen seine Erinnerungen Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 120f. - M.d.R., 31994, S. 83 f. Dahlhaus, Carl, Musikwissenschaftler, * 10.6.1928 Hannover, t 13.3.1989 Berlin. D. studierte seit 1947 Musikwissenschaft an den Universitäten Göttingen und Freiburg und wurde 1953 in Göttingen mit der Dissertation Studien zu den Messen Josquins des Pris promoviert. 1950-58 war er unter Heinz Hilpert Dramaturg am Deutschen Theater in Göttingen. 1960-62 schrieb er als Musikredakteur für die „Stuttgarter Zeitung" und wurde 1962 wissenschaftlicher Sachbearbeiter an der Univ. Kiel. 1966 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität, wurde Wissenschaftlicher Rat an der Univ. Saarbrücken und erhielt 1967 einen Lehrstuhl für Musikgeschichte an der TU Berlin. 1977 wählte ihn die Gesellschaft für Musikforschung zum Präsidenten. D.s Hauptarbeitsgebiete waren die Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Musikästhetik und Musiktheorie. Er veröffentlichte u.a. Musikästhetik (1967), Wagner Konzeption des musikalischen Dramas (1971), Musik des 19. Jahrhunderts (1980) und Klassische und romantische Musikästhetik (1988). D. war Editionsleiter
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Dahrendorf der Richard Wagner-Gesamtausgabe und Mitherausgeber der Werke von Arnold Schönberg. Er gab die Ergänzungsbände zu Riemanns Musiklexikon, das Neue Handbuch der Musikwissenschaft (1980 ff.) und Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters (1986ff.) heraus. D. war Mitglied des Ordens pour le merite und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. WEITERE WERKE: Musikalischer Realismus. München 1982. - Tiefenstruktur der Musik. Berlin 1982. - Musik, zur Sprache gebracht. München u.a. 1984. - Was ist Musik? Wilhelmshaven 1985. - Die Musik des 18. Jahrhunderts. Laaber 1985. - Richard Wagners Musikdramen. München u.a. 1988. LITERATUR: Das musikalische Kunstwerk. Geschichte, Ästhetik, Theorie. Festschrift C. D. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Hermann Danuser. Laaber 1988. - J. Bradford Robinson: D„ C. In: NGroveD, Bd. 6, 2 2001, S. 836-839. - Hermann Danuser/Burkhard Meischein/Tobias Plebuch: D., C. In: MGG 2 P, Bd. 5, 2001, Sp. 255-267. Dahrendorf, Gustav, Kaufmann, Politiker, * 8.2.1901 Hamburg, t 30.10.1954 Braunlage/Harz. Von Beruf Kaufmann, war D., Sohn eines Arbeiters, bis 1924 beim Zentralverband der Angestellten und bei Hamburger Behörden beschäftigt, 1924-33 Redakteur beim „Hamburger Echo", seit 1927 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und seit 1932 der jüngste SPD-Abgeordnete im Deutschen Reichstag. 1933 von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet, unterhielt er seit 1934 in Berlin eine Brennstoffgroßhandlung, die als Tarnung für seine Verbindungen zu früheren Parteifreunden wie Julius —> Leber, Theodor —»Haubach, Carlo Mierendorff und Wilhelm Leuschner diente. D. stellte sich dem oppositionellen Kreis um Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler als politischer Beauftragter für den Hamburger Wehrkreis X zur Verfügung, wurde nach dem 20.7.1944 verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Befreiung durch die Rote Armee kehrte er nach Berlin zurück, beteiligte sich am Aufbau der SPD in der Sowjetischen Besatzungszone, ging jedoch - als er mit seinem Antrag auf Selbstauflösung der SPD vor der Zwangsvereinigung mit der KPD nicht durchkam - 1946 nach Hamburg, wo er in die Bürgerschaft gewählt wurde. 1947-49 war er Delegierter und Vizepräsident des Zweizonen-Wirtschaftsrats, später auch Mitglied des deutschen Rats des Europa-Bewegung und Vorsitzender der „Sozialistischen Hochschulgemeinschaft". Seit 1951 hatte er zugleich den Vorsitz des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften und der Großeinkaufsgesellschaft (GEG) inne. WERKE: Der Mensch, das Maß aller Dinge. Reden und Schriften zur deutschen Politik 1945-1954. Hrsg. und eingeleitet v. Ralf Dahrendorf. Hamburg 1955. LITERATUR: Walter G. Oschilewski: G. D. Ein Kämpferleben. Berlin 1955. - Erich Matthias: D„ G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 484 f. - M.d.R., '1994, S. 84. - Ralf Dahrendorf: Über Grenzen. Lebenserinnerungen. München 2002. Dalma, Alfons, eigentl. Stjepan Tomicic, Journalist, * 26.5.1919 Otocac (Jugoslawien), t 28.7.1999 Wien. D., Sohn eines Universitätsprofessors und einer Lehrerin, studierte bis 1939 an der Hochschule für politische Wissenschaften in Paris und danach ohne Abschluß Rechtswissenschaft in Zagreb, wo er an der kath. Tageszeitung „Hrvatski Glas" mitarbeitete. Als diese nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Ausrufung des faschistischen Staates Kroatien 1941 verboten wurde, wechselte D. als Redaktionsübersetzer zur kroatischen Nachrichtenagentur „Croatia". 1941-43 war er Umbruchredakteur des Hauptorgans der Ustascha-Partei, der Tageszeitung „Hrvatski Narod", 1942/43 verantwortlicher Redakteur der
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halbmonatlichen „Alarm. Die Südostillustrierte". Seit Mitte 1943 als Kriegsberichterstatter eingesetzt, nahm D. auch an einer „Säuberungsaktion" gegen Freischärler teil. 1944 wurde er Redakteur der Zeitschriften „Spremnost", „Neue Ordnung" und „Elan". Seit November 1945 war D. Redakteur, später stellvertretender Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten" und 1954-67 geschäftsführender Chefredakteur des „Münchner Merkur". 1961-66 nahm er Lehraufträge für Politik und Strategie an der Hochschule für politische Wissenschaften in München wahr. Bis 1967 war D. auch als Korrespondent und regelmäßiger Kommentator für „Die Presse" (Wien) tätig und leitete ein Büro für Zeitungsberatung in München. 1964-67 war er stellvertretender Herausgeber des „Bayernkurier", 1967-74 Chefredakteur des ORF und danach bis 1986 ORF-Korrespondent in Rom. D. veröffentlichte u. a. Hintergründe der Berlinkrise (1962), De Gaulle, die Deutschen, Europa (1963) und Eurokommunismus (1977). LITERATUR: Robert Buchacher: ORF-Karrieren: A. D.s Roma. In: Profil 13 (1982) Nr. 2, S. 16-19. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 502-505. - Ders./Oliver Ratkolb: „Was unsere Zeit vor allem braucht, ist der Geist der Versöhnung, der Volksgemeinschaft". Ein Beitrag zur Biographie des Journalisten A. D. In: Medien & Zeit 4 (1989) 1. Dämmert, (Karl) Rudolf, Verleger, Journalist, * 5.8.1879 Bruchsal (Baden), t 9.11.1946 Hinterzarten bei Freiburg/Breisgau. Nach dem Abschluß der Universitätsstudien in Freiburg/ Breisgau und Berlin war D. 1904-06 Redakteur der „Wormser Volkszeitung", anschließend des „Berliner LokalAnzeigers" und der „Münchener Allgemeinen Zeitung". 1908/09 gab er die wöchentlich erscheinende „Allgemeine Zeitung" heraus und war 1909/10 Chefredakteur der „Württemberger Zeitung" in Stuttgart. D. siedelte 1910 nach Berlin über, gründete dort Redaktionsbüros für die deutsche Presse, einen Korrespondenz-Verlag und 1912 das Nachrichtenbüro „Deutscher Telegraf', das im folgenden Jahr mit dem Hirschbüro zur Telegraphen-Union verschmolzen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er zuletzt Pressechef in Rumänien war, gründete er verschiedene Buch- und Zeitschriftenverlage, Werbeagenturen sowie den „Presseverlag Dr. Rudolf Dämmert", den größten Pressedienst seiner Zeit. In den dreißiger Jahren dehnte er seine Aktivitäten auf den internationalen Markt aus und erweiterte sein Unternehmen u.a. um eine Reiseagentur. D. verfaßte Feuilletons, wirtschaftspolitische Studien sowie u.a. das Drama Das Geld der Anderen (1911). D a n g , Johann Sebastian, Verleger, Publizist, * 6.9.1891 Bretzenheim bei Mainz, t 18.8.1958 Darmstadt. Nach dem Studium am Pädagogischen Institut Darmstadt sowie an den Universitäten Gießen und Frankfurt/Main wurde D. Lehrer. 1933 wegen seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Friedensgesellschaft aus dem Staatsdienst entlassen, publizierte er während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft Erzählungen und eine Mundart-Fibel. Ende 1945 übernahm er den Aufbau des „Darmstädter Echos", für das er eine Lizenz als Herausgeber und Chefredakteur erhielt. D. wurde Ehrenvorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft. Er veröffentlichte u. a. Julius Maggihaff. Memoiren und Reflexionen eines Säuglings (1956). Danioth, Heinrich, schweizer. Maler, Schriftsteller, * 1.5.1896 Altdorf, t 3.11.1953 Altdorf. D. bildete sich 1913 bei dem Maler Rudolf Low in Basel aus, besuchte Abendkurse an der Kunstgewerbeschule und stellte nach einem Aufenthalt in Rom 1922 in Altdorf aus. 1925 war er Meisterschüler August Babbergers an der
Daverio Karlsruher Akademie. Seit 1927 zeichnete D. für den „Nebelspalter". 1941 entstand sein Entwurf zum Wandbild Fundamentum für das Bundesbriefarchiv in Schwyz. D., der in seinen Werken vor allem Mensch und Landschaft seiner Heimat darstellte, schuf zahlreiche Tafelbilder, Aquarelle, Glasmalereien und Bühnenbilder u. a. für die Tell-Festspiele in Altdorf. Als Schriftsteller veröffentlichte D. u. a. ein Umer Krippenspiel (1944). LITERATUR: Hans von Matt/Karl Iten: H. D, eine Monographie. Zürich 1973. - H. D„ 1896-1953. Leben und Werk. Hrsg. v. Beat Stutzer. Schlieren 1996. - D., H. In: AKL, Bd. 24, 2000, S. 165 f. Danszky, Eduard Paul, österr. Schriftsteller, * 14.2.1884 Wien, t 4.11.1971 Wien. Ohne Abschluß beendete D. seine rechtswissenschaftlichen, philosophischen und germanistischen Studien an der Univ. Wien, wurde freier Schriftsteller und ging seinem Broterwerb 1920-25 in der Porzellanindustrie nach. Später Kulturredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts" und Mitarbeiter der „Volks-Zeitung", veröffentlichte er erzählende Prosa vor allem aus der österr. Geschichte sowie biographische Romane u.a. über —>Goethe und Ferdinand Raimund („Da leg ich meinen Hobel hin 1939). Danz, Johann Traugott Leberecht, evang. Theologe, Historiker, * 31.5.1769 Weimar, t 15.5.1851 Jena. D. studierte seit 1787 in Jena, seit 1791 in Göttingen und kehrte als Lehrer am Gymnasium und am Lehrerseminar nach Weimar zurück. 1798 trat er die von Johann Gottfried —> Herder vermittelte Stelle des Rektors der Stadt- und Ratsschule in Jena an, habilitierte sich 1804 an der Philosophischen Fakultät der dortigen Univ. und wurde 1809 Diakon der Stadtkirche. Seit 1810 a. o. Prof., war er 1812-37 o. Prof. der Theologie. Er vertrat einen gemäßigten Rationalismus. D. übersetzte Plautus und Aischylos, schrieb Renzensionen für die „Jenaer Allgemeine Litteratur Zeitung" und publizierte u. a. ein Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte (2 Tie., 1818-26). WEITERE WERKE: Kurzgefaßte Zusammenstellung der christlichen Kirchengeschichte. Jena 1824. - Kirchenhistorische Tabellen. Jena 1838. - Universalwörterbuch der theologischen, Kirchen- und religionsgeschichdichen Literatur. Leipzig 1843. LITERATUR: G. Frank: D., J. T. In: ADB, Bd. 4, 1876, S. 752. - Friedrich W. Bautz: D„ J. T. L. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1222.
Trier publizistisch für die Zentrumspartei tätig. Im Zuge des Kulturkampfs seit 1875 mit Lehr- und Berufsverbot belegt, wandte er sich hauptberuflich der Publizistik zu, gründete die „St. Paulinus-Druckerei von Friedrich Dasbach" und rief noch im gleichen Jahr das „Paulinusblatt" und die „Katholische Volkszeitung" (später „Trierische Landeszeitung") ins Leben. Später entstanden neben der Monatsschrift „Pastor bonus" (1889) sieben Tageszeitungen im Saar-, Mosel- und Mittelrheingebiet sowie die „Märkische Volks-Zeitung" für Berlin und Brandenburg. D. war 1878 Mitbegründer und erster Vorsitzender des .Augustinus-Vereins" zur Betreuung der kath. Presse und richtete 1879 in Berlin den ersten nationalen kath. Nachrichtendienst, die „Centrums-ParlamentsCorrespondenz" (C. P. C.), ein. Angelehnt an Organisationsformen sozialistischer Massenbewegungen, wandte er sich mit verschiedenen kath. Vereinsgründungen an Arbeiter und Bauern. Seit 1890 war er für die Zentrumspartei Abgeordneter im Preußischen Landtag, seit 1898 im Reichstag. D. schrieb u. a. Die Genwindeordnung für die Rheinprovinz (1880). LITERATUR: Wilmont Haacke: D., F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 518. - Albert Schwarz: D„ F. In: LThK2, Bd. 3, 1959, Sp. 168. - Ulrich Fohrmann: Trierer Kulturkampfpublizistik im Bismarckreich. Leben und Werk des Presskaplans G. F. D. Trier 1977. Dauer, Franz Xaver, Gewerkschafter, Politiker, * 8.8.1873 Weinberg (Mittelfranken), f 13.8.1937 München. Nach dem Besuch der Schule war D. in der Landwirtschaft und bei der Eisenbahn tätig, leistete 1893-95 Militärdienst und arbeitete 1895-99 in der Eisenbahnhauptwerkstätte München. Seit 1899 Beamter des Bayerischen Eisenbahnerverbandes, übernahm er 1902 die Schriftleitung der Zeitschrift „Der Eisenbahner"; 1916 wurde er zum Generalsekretär des Verbandes ernannt. 1919 war er vorübergehend politischer Staatsrat im bayerischen Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten, 1907-11 und 1919/20 Mitglied des Bayerischen Landtags. 1920-30 gehörte D. für die Bayerische Volkspartei dem Reichstag an. LITERATUR: M.d.R., 31994, S. 85.
Dapp, Raymund, evang. Theologe, * 22.9.1744 Geislingen/Steige, f 1.3.1819 Klein-Schönebeck (heute zu Berlin). D. studierte seit 1769 Theologie in Erlangen und Halle. Anschließend ging er als Hauslehrer nach Berlin und wurde 1778 PfarTer in Klein-Schönebeck, wo er in den folgenden Jahren eine Industrieschule aufbaute und führte. Er arbeitete an Friedrich —> Nicolais „Allgemeiner deutscher Bibliothek" mit, gab seit 1805 ein „Gemeinnütziges Magazin für Prediger" heraus und veröffentlichte u.a. ein Predigtbuch für christliche Landleute (1788, 2 1797) und Zwey Predigten über die Abschaffung der Betteley auf dem platten Lande und die deshalb errichteten neuen Armenanstalten (1792). LITERATUR: Karl Aner: Zwei märkische Landgeistliche aus der Aufklärungszeit. In: Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 17 (1919) S. 81-113; 18 (1920) S. 20-34. - Matthias Wolfes: D„ R. In: BBKL, Bd. 17, 2001, Sp. 335-341.
Dautzenberg, (Peter Josef) Franz, Journalist, Verleger, * 20.4.1769 Aachen, t 17.3.1828 Aachen. Nach dem Abschluß des Aachener Jesuitengymnasiums war D., ein Anhänger Rousseaus, Privatgelehrter in Aachen und wurde Mitglied einer Freimaurerloge. Bis 1798 war er Herausgeber und Redakteur des von ihm 1790 gegründeten „Politischen Merkur für die Niedern Reichslande", der wegen der politischen Zensur 1791 in „Aachener Zuschauer" umbenannt wurde. D. führte einen regen politischen Briefwechsel mit —>Görres. Während der Zeit der französischen Herrschaft über die Rheinlande seit 1795 war er mit dem Wiederaufbau des französischen Postwesens befaßt, wurde Vorsitzender der Prüfungskommission für Volksschullehrer und arbeitete 1802-04 als Bürochef in der Aachener Präfektur. D. war unter preuß. Herrschaft kurzzeitig Spezialkommissar der Einquartierungskommission und wurde 1822 Stadtrat. Seine umfangreiche Bibliothek bildete gemeinsam mit der Ratsbibliothek den Grundstock für die heutige Aachener Stadtbibliothek. D. schrieb u. a. Ein Wort an das Publikum (1789). LITERATUR: Walter Kaemmerer: D., F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 533. - Frank Pohle: D.s Bücher. Leben und Wirken des P. J. F. O. (1769-1828) im Spiegel seiner Bibliothek. Aachen 1999.
Dasbach, (Georg) Friedrich, kath. Theologe, Politiker, * 9.12.1846 Horhausen/Westerwald, t 11.10.1907 Bonn. Nach dem Abschluß der Studien in Rom und Trier war D., Sohn eines Bäckers, Kaufmanns und Gastwirts, als Kaplan in
Daverio, Ludwig Herkules, schweizer. Journalist, Romanist, * 10.4.1804 Mailand, f 7.4.1849 Zürich. D., Sohn eines Klerikers, Bibliothekars und Historikers, wuchs in Mailand und Zürich auf. Seit 1833 unterrichtete er
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David Italienisch an der Industrieschule in Zürich, an der er später Oberlehrer und Rektor wurde. Seit 1844 war D. Chefredakteur des „Schweizerischen Republikaner" und seit 1845 der „Neuen Zürcher Zeitung". Seit 1847 gehörte er dem Erziehungsrat des Kantons Zürich an. 1848 wechselte er als Prof. f ü r Italienisch an die Univ. Zürich. D., der sich als Liberaler verstand, wandte sich publizistisch gegen den Sonderbund und die Jesuiten. Gleichzeitig stärkte er das Profil der „Neuen Zürcher Zeitung" in den Bereichen Literatur und Kunst. D. veröffentlichte u. a. Scelta di prose italiane ad uso della studiosa gioventü oltramontana (1830). LITERATUR: Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 301-333. D a v i d , Eduard (Heinrich Rudolph), Politiker, * 1 1 . 6 . 1 8 6 3 E d i g e r / M o s e l , f 2 4 . 1 2 . 1 9 3 0 Berlin. Der Sohn eines preuß. Rechnungsrats w u r d e nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in Gießen (Promotion zum Dr. phil. 1892, Die Wortbildung der Mundart vor Krofdorf) dort Gymnasiallehrer; wegen seiner Zugehörigkeit zur S P D verließ er 1894 den Staatsdienst und gründete die „Mitteldeutsche Sonntagszeitung". 1 8 9 6 / 9 7 redigierte er die „Mainzer Volkszeitung", wurde 1897 Parteisekretär und war 1896-1908 Mitglied der Zweiten Hessischen Kammer f ü r den Wahlbezirk Mainz-Oppenheim und seit 1903 Mitglied des Reichstags. 1918 wurde er Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, 1919 erster Präsident der Weimarer Nationalversammlung und war im Kabinett Scheidemann Minister ohne Portefeuille, später Innenminister, 1921-27 Reichsvertreter in Hessen. 1923 habilitierte er sich in Darmstadt und lehrte Politik an der T H bis zu seiner Übersiedelung nach Berlin 1927. Als Vorreiter einer bauernfreundlichen sozialdemokratischen Agrarpolitik vertrat er die Auffassung von der Lebensfähigkeit kleinbäuerlicher Betriebe (Sozialismus und Landwirtschaft, 1903, 2 1922). 1927 legte er Reden und Schriften aus der Zeit von 1914-19 vor (Aus Deutschlands schwerster Zeit). LITERATUR: Gerhard Ritter: D „ E. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 535. - Gerd Schwieger: Zwischen Obstruktion und Kooperation. E. D. und die S P D im Kriege. Kiel 1970. M.d.R., '1994, S. 86. D a v i d , Gustav, Pseud. Davis, Harven, Tannhofer, österr. Publizist, * 3 . 3 . 1 8 5 6 Preßburg, t 2 1 . 8 . 1 9 5 1 Hohenlehnen. D. beendete 1887 als Oberleutnant seine militärische Laufbahn und wurde Redakteur und Feuilletonist der „Presse" sowie der „Allgemeinen Zeitung". 1889 begründete er die Zeitschrift „Reichswehr", die er mit der „Wehr-Zeitung" und der „Vedette" vereinigte. 1895 ü b e r n a h m D. die Chefredaktion der „Presse", w u r d e deren Herausgeber und rief später eine eigene Verlagsanstalt ins Leben. 1900 begründete er die „Kronen-Zeitung", die er als eine der auflagenstärksten Tageszeitungen Österreichs nach d e m „Anschluß" 1938 zwangsweise an die N S D A P verkaufte. D. schrieb Schauspiele und Operettenlibretti, darunter Waldmeister (1896; Musik von Johann Strauß). D a v i d , Jakob Julius, österr. Schriftsteller, Journalist, * 6 . 2 . 1 8 5 9 Mährisch-Weißkirchen, t 2 0 . 1 1 . 1 9 0 6 Wien. D. studierte seit 1877 Literatur und Geschichte an der Univ. Wien (Promotion 1889). Durch eine Typhuserkrankung in der Jugend seh- und hörbehindert und daher f ü r den Schuldienst ungeeignet, w u r d e er freier Schriftsteller und war durch Vermittlung von Karl Emil —»Franzos als Journalist tätig. 1891 wurde er Theaterreferent der „Montags-Revue", 1894 Mitarbeiter des „Neuen Wiener Journals" und 1903 Redakteur der „Wiener Zeitung". Als Schriftsteller wurde D. vor allem mit erzählender Prosa bekannt, die hauptsächlich seine mährische Heimat und Wien z u m T h e m a hat (u. a.
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Die Hanna. Erzählungen aus Mähren, 1904); der R o m a n Am Wege sterben (1906) gilt als stark autobiographisch bestimmt. LITERATUR: Kurt Vancsa: D „ J. J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 536. - Lieselotte Pouh: Wiener Literatur und Psychoanalyse: Felix D ö r m a n n , J. J. D. und Felix Saiten. F r a n k f u r t / Main u . a . 1997. D a v i d , Karl Heinrich, schweizer. Komponist, Musikkritiker, * 3 0 . 1 2 . 1 8 8 4 St. Gallen, t 1 7 . 5 . 1 9 5 1 Nervi (Italien). Aufgewachsen in Basel, studierte D., dessen Vater dort Strafgerichtspräsident war, zunächst a m Kölner Konservatorium, später Komposition bei Ludwig Thuille und lehrte 1910-14 Theorie und Solfeggio a m Basler Konservatorium. Nach verschiedenen Auslandsaufenthalten ließ er sich in Zürich nieder, Schloß sich dem Kreis um Othmar Schoeck an und war 1928-41 Nachfolger Ernst —>Islers als Schriftleiter der „Schweizerischen Musikzeitung". In seinen letzten Lebensjahren war er Musikkritiker der Zürcher Tageszeitung „Die Tat". D. komponierte K a m m e r m u s i k , Singspiele und Opern, darunter Traumwandel. Lyrische Oper nach Turgeniew (1928). LITERATUR: Hans E h i n g e n D., Κ. H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 536 f. - Beat A. Föllmi: D., Κ. H. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2001, Sp. 513-516. D a v i d , (Anton Johann Ludwig) Pascal, Journalist, * 8 . 1 2 . 1 8 5 0 Düren, t 2 7 . 3 . 1 9 0 8 Straßburg. Zunächst im höheren Postdienst, war D. 1876-79 im kaiserlichen Postamt in Konstantinopel tätig und trat 1880 in die Redaktion der „Kölnischen Zeitung" ein. 1882 kam er als Schriftleiter der von August —»Neven D u Mont gegründeten Tochter der „Kölnischen Zeitung", der „Straßburger Post", nach Elsaß-Lothringen. E r bezog Position gegen die französischen Einflüsse im Elsaß sowie gegen die autokratische Regierang des Statthalters E d w i n von Manteuffel und dessen „Landeszeitung". In Kreisen der Politik und der Bürgerschaft als Journalist geschätzt, entwickelte er die „Straßburger Post" zu einer weitverbreiteten und einflußreichen Tageszeitung. Seit seiner Zeit in Konstantinopel mehrerer orientalischer Sprachen mächtig, bereiste D. später Europa, Asien und Amerika. Er schrieb Türkische Geschichten (1909). LITERATUR: Martin Berger: P. D. und die politische Entwicklung Elsaß-Lothringens 1882-1907. München 1910. D a v i d s o h n , Georg, Redakteur, Politiker, * 2 2 . 8 . 1 8 7 2 Gnesen, t 1 5 . 7 . 1 9 4 2 Berlin. D. kam 1878 zum Studium nach Berlin, trat neben seiner Tätigkeit als Übersetzer als sozialistischer Redner und Agitator auf und wurde Redakteur verschiedener Arbeiterzeitungen, darunter 1905-10 des „Vorwärts". 1903-21 war er Schriftleiter der Zeitschrift „Der abstinente Arbeiter" (später „Der Wille"), 1922 auch der Zeitschrift „Freiheit". D. wurde 1912 sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, 1919 Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung und war Mitbegründer des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten; 1921 trat er aus der S P D aus. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 86. D a v i d s o h n , George, Publizist, * 1 9 . 1 2 . 1 8 3 5 Danzig, t 6 . 2 . 1 8 9 7 Berlin. D., Bruder Robert D.s, war von Beruf kaufmännischer Angestellter und einer der wichtigsten Mitarbeiter der „Berliner Börsen-Zeitung". Er galt den Zeitgenossen als herausragender Journalist, unterhielt Kontakte zur Hochfinanz und zu Künstlern und setzte sich als Freund Richard Wagners in der Berliner Öffentlichkeit für dessen Werk ein. 1868 verließ er
Decsey die Redaktion der „Börsenzeitung", führte deren Wochenbeilage, den „Berliner Börsen-Courier", als eigenständiges Unternehmen fort und publizierte Börsenberichte aus Breslau, Hamburg, Frankfurt/Main, Wien und Paris sowie aktuelle und historische Informationen aus den Bereichen Finanzwesen, Politik und Verkehr. LITERATUR: 75 Jahre Berliner Börsenzeitung, Berlin 1930. D„ G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 537-538. D a v i d s o h n , Robert, Historiker, * 26.4.1853 Danzig, t 18.9.1937 Florenz. Der Bruder George —»D.s war zunächst Redakteur von dessen „Berliner Börsen-Courier", studierte seit 1884 Geschichtswissenschaft und wurde 1888 an der Univ. Göttingen promoviert. Über Spanien und die Kanarischen Inseln kam er 1889 nach Florenz, ließ sich dort nieder und widmete sich seinem Lebenswerk, einer monumentalen Geschichte der Stadt Florenz von ihren Anfängen bis ins Zeitalter Dantes (•Geschichte von Florenz, 4 Bde., 1896-1927), der er mehrere Einzelstudien und Forschungsberichte folgen ließ. LITERATUR: Hans C. Peyer: D., R. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 538. - Wiebke Fastenrath Vinattieri: R. D. (1853-1937), uno spirito libero tra cronaca e storia. Florenz 2003. D a v r i n g , Henri, bis 1939 Heinrich Maria Davringhausen, Maler, * 21.10.1894 Aachen, t 13.12.1970 Nizza. D., der seit einem Unfall 1900 einseitig blind war, bildete sich seit 1911 überwiegend autodidaktisch zum Maler aus und ließ sich nach ersten Kunstausstellungen in der Kolonie Monte Verita in Ascona nieder, wo er Carlo Mense, Georg Schrimpf und Mary Wigman kennenlernte. Seit 1915 in Berlin ansässig, Schloß er sich dem Künstler- und Schriftstellerkreis im Cafe des Westens an und war 1916 für Wieland —> Herzfeldes Zeitschrift „Neue Jugend" tätig. In seine Münchner Zeit (1918-21) fallen seine erste Einzelausstellung 1919 in der Galerie Hans Goltz' und seine Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit (Der Schieber, 1921). 1922 nach Berlin zurückgekehrt, besuchte er in den folgenden Jahren Ungarn und Mallorca. 1932 Mitbegründer der „Gruppe 32", emigrierte er 1933 nach Mallorca und nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs nach Paris. Im nationalsozialistischen Deutschland wurden 1935 zahlreiche seiner Bilder konfisziert, 1937 waren seine Arbeiten als „entartete Kunst" in München ausgestellt. D. wurde im französischen Konzentrationslager Les Milles interniert, aus dem ihm vor 1943 die Flucht gelang. Seit 1945 lebte er in Cagnes-sur-Mer und schuf abstrakte Glasgemälde. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 206 f. Debrit-Vogel, Agnes, schweizer. Frauenrechtlerin, * 3.1.1892 Bern, t 23.5.1974 Bern. D.-V. absolvierte das Lehrerinnenseminar, studierte Philologie an der Univ. Bern und bildete sich zur Journalistin weiter. Sie trat für die Frauenrechtsbewegung ein, war 1924-28 Redakteurin der Frauenzeitschrift „Berna", übernahm 1946 vorübergehend die Redaktion des „Mouvement Feministe" und redigierte seit 1948 die Bulletins des Berner Frauenbundes. D.-V. war 1928 am Aufbau der Schweizer Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) beteiligt, gehörte im Zweiten Weltkrieg zu den Initiatorinnen des Zivilen Frauenhilfsdienstes und der Auslandsschweizerhilfe und präsidierte an der SAFFA 1958 die Berner Kantonalkommission. Seit 1938 im Vorstand des Bundes Schweizer Frauenorganisationen (BSF), war sie Mitglied der Presse- und Erziehungskommission des BSF und 1959-66 Präsidentin des Berner Frauenbundes. 1968 veröffentlichte sie Westindien - Tatsache und Hoffnung.
D e c k e r , Georg Jakob II., Drucker, Verleger, * 9.11.1765 Berlin, t 26.8.1819 Berlin. Seit 1788 Teilhaber der Berliner Hofbuchdrackerei seines Vaters Georg Jakob I. D., von 1792 an deren Inhaber, gründete D. 1794 auf Aufforderung des Königs in Posen die „Südpreußische Hofbuchdruckerei Decker & Co." und den „Verlag der südpreußischen Zeitung" für den 1793 besetzten Teil Polens und ließ sie durch Faktoren und Verwandte leiten. 1795 kaufte er seinen Basler Verwandten ihren Anteil an der gemeinsamen Firma ,Johann Heinrich Decker in Basel" ab, brachte neben Universitäts- und Behördendrucken auch zeitgenössische englische und französische Literatur heraus und gründete 1797 eine betriebsinterne Krankenkasse, mußte das Unternehmen jedoch 1802 veräußern. In Berlin modernisierte er nach dem Ende der französischen Besatzung seine Offizin und führte 1809 die Lithographie, 1815-17 die Stereotypie, später die Stanhopepresse und die ersten englischen Schnellpressen ein. LITERATUR: Ernst Crous (Hrsg.): Geschichte der Buchdruckerkunst zu Berlin im Umriß. Berlin 1926. - Ders.: Der Werdegang des Berliner Buchdrucks. Berlin 1929. D e c k e r t , (Friedrich Karl) Emil, Geograph, * 26.2.1848 Taucha bei Leipzig, t 1.10.1916 Dornholzhausen/Taunus. D., Sohn eines Kürschners und Bürgermeisters, war zunächst Volksschullehrer, studierte 1872-75 an der Univ. Leipzig Geographie, Naturwissenschaften und Geschichte u. a. bei Oscar —» Peschel und wurde 1876 Hauptlehrer an der Öffentlichen Handelslehranstalt der Dresdner Kaufmannschaft. 1882 gab er die Lehrtätigkeit auf, widmete sich eigenen Studien vor allem zur Geographie der Kolonien und Amerikas und publizierte zahlreiche Artikel, u. a. in der „Allgemeinen Zeitung" und der „Deutschen Revue". D„ seit 1887 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, lebte mehrere Jahre in den USA, bereiste den gesamten amerikanischen Kontinent, verfaßte die ersten modernen Länderkunden zu diesem Erdteil und galt als der Amerikaexperte seiner Zeit. 1906 erhielt er den Lehrstuhl für Geographie an der Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften, später Univ. Frankfurt/Main. Er war Herausgeber des „Globus" und veröffentlichte u. a. Grundzüge der Handelsund Verkehrsgeographie (1882). WEITERE WERKE: Die civilisatorische Mission der Europäer unter den wilden Völkern. Berlin 1881. - Die Kolonialreiche und Kolonisationsobjekte der Gegenwart. Leipzig 1884. Nordamerika. Leipzig 1904. LITERATUR: Wilhelm Sievers: E. D. Frankfurt/Main 1919. Hans Roemer: D„ E. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 549. Decsey, Ernst, Pseud. Franz Heinrich, Musikkritiker, Schriftsteller, * 13.4.1870 Hamburg, t 12.3.1941 Wien. Nach der Promotion zum Dr. jur. studierte D. am Wiener Konservatorium, übernahm das Musikreferat der Grazer „Tagespost" und wurde 1908 deren Chefredakteur. 1920 kam er als ständiger Musikreferent des „Neuen Wiener Tagblatts" nach Wien und war als Prof. der Musikgeschichte und Ästhetik am Neuen Wiener Konservatorium sowie als Schriftsteller tätig. D. schrieb eine Reihe von Musikerbiographien, darunter über Hugo —> Wolf (Hugo Wolfs Leben und Schaffen, 4 Bde., 1903-06, 121921), den er, wie seinen ehemaligen Lehrer am Konservatorium, Anton Bruckner, förderte. Daneben entstanden eine Reihe kulturhistorischer Wiener Romane (Du liebes Wien, 1911) und Dramen. Gemeinsam mit Viktor Leon schrieb er u. a. Musikant Gottes, das erfolgreiche Repertoirestück der Exl-Bühne über Bruckner. 1938 wurde D. von den Nationalsozialisten seiner Ämter und Positionen entsetzt. WEITERE WERKE: Bruckner. Versuch eines Lebens. Berlin 1921. - Franz Lehär. Wien 1924. - Das Gehör. Eine sexualphysiologische und psychologische Darstellung der Rolle
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Dedekind und Bedeutung des Gehörsinnes im Triebleben des Menschen. Wien u.a. 1931. - Claude Debussy. Graz 1936. Johann Strauß. Ein Wiener Buch. Wien 1948. - Musik war sein Leben. Lebenserinnerungen. Wien u.a. 1962. LITERATUR: Mosco Carner: D., E. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 128. D e d e k i n d , Julius (Levin Ulrich), Jurist, Historiker, * 11.7.1795 Holzminden, f 2.8.1872 Braunschweig. D. studierte seit 1816 Rechtswissenschaften an der Univ. Göttingen, habilitierte sich dort 1820 und wurde 1822 Syndikus sowie a. o., im folgenden Jahr o. Prof. am Collegium Carolinum in Braunschweig. Er hielt Vorlesungen über Rechtswissenschaft, Statistik, Handelsgeographie, Nationalökonomie und Geschichte. 1825 wurde er zusätzlich Lehrer der Militärgeographie und Geschichte an der neuerrichteten Kadettenanstalt in Braunschweig, Direktor des herzoglichen Intelligenzcomptoirs und Redakteur des „Braunschweigischen Magazins". Seit 1835 Vorstand der merkantilischen Abteilung des Collegium Carolinum, wurde er 1836 zum Hofrat und 1871 zum Geheimen Hofrat ernannt. D. veröffentlichte u. a. den Abriß einer Geschichte der Quellen des Wechselrechts und seiner Bearbeitung in sämmtlichen Staaten Europa's (1846). D e d e n r o t h , Eugen Hermann von, Pseud. Eugen Hermann, Ernst Pitawall, Schriftsteller, * 5.3.1829 Saarlouis, t 16.10.1887 Kötzschenbroda bei Dresden. D. trat 1847 als Avantageur in das Kaiser-Franz-GardeGrenadier-Regiment ein, wurde 1848 im Krieg gegen Dänemark Offizier und war später neben dem Militärdienst in verschiedenen Garnisonsstädten schriftstellerisch und journalistisch tätig. Nachdem er mit der Satire Ein Sohn Alexander von Humboldts Anstoß erregt hatte, trat er 1858 aus dem stehenden Heer zur Garde-Landwehr über, wurde dort Adjutant und und befehligte 1866 eine Kompanie bei Königgrätz. Im folgenden Jahr in den Ruhestand versetzt, ließ er sich in Kötzschenbroda nieder. D. veröffentlichte seit 1862 eine große Zahl von Kolportage- und Schauerromanen; für die Zeitschrift „Tribüne" schrieb er Theaterkritiken. Neben belletristischen Arbeiten verfaßte er historische und militärische Schriften, darunter die weitverbreitete Übersicht des Krieges 1870-1871 (1871). D e e r m a n n , Bernhard, Lehrer, Politiker, * 20.6.1887 Baccum/Ems, t 26.3.1982 Köln. Nach dem Studium der Geschichte, Erdkunde, der neueren Sprachen und Staatswissenschaften in Münster, München, Berlin und Kiel wurde D. 1912 promoviert Ländliche Siedelungs-, Verfassungs-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des Venkigaus und der späteren Niedergrafschaft Lingen bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts), 1914 Austauschassistent in London, wo er Schriftleiter der „Hansa", des Organs des Auslandsgaues des Verbandes kath. kaufmännischer Vereine Deutschlands, war. 1918 wurde er Hilfsreferent der Presseabteilung der Zivilverwaltung für Flandern in Brüssel und übernahm 1919 eine Oberlehrerstelle in Düsseldorf, danach in Köln. Als Vorsitzender der Christlich-Föderalistischen Partei war er 1920-24 Mitglied des Reichstages. Wieder im Lehrerberuf, wurde D., der 1933/34 (Austritt) der NSDAP war, 1934 entlassen und war seit 1937 in der Industrie tätig. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges amtierte D. als Bürgermeister von Brauweiler, 1945-53 war er - zuletzt als Regierungsdirektor - Leiter der Kirchen- und Schulabteilung beim Regierungspräsidenten in Köln. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 86.
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Deetjen, (Otto Paul) Werner, Germanist, Bibliothekar, * 3.4.1877 Gut Koselitz (Kr. Schwetz, Westpreußen), t 21.5.1939 Weimar. D. studierte Germanistik an den Universitäten Freiburg/ Breisgau, München, Berlin und Leipzig (Promotion 1901, Immermanns „Kaiser Friedrich der Zweite"), habilitierte sich 1905 für deutsche Literaturgeschichte an der TH Hannover und wurde dort 1909 Professor. 1916 zum Direktor der Großherzoglichen Bibliothek (später Thüringischen Landesbibliothek) in Weimar berufen, hielt er daneben an der Univ. Jena Vorlesungen. D. wirkte in zahlreichen literarischen Gesellschaften, darunter als Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, in der Goethe- und DanteGesellschaft sowie in der Herder- und Schillerstiftung. Er war Mitglied der Erfurter Akademie der Wissenschaften. 1937 trat er in die NSDAP ein. D. gab die Zeitschrift „Hannoverland" (1912-14) sowie Werke u.a. von Bettine von Arnim, Theodor Körner und Karl Leberecht Immermann heraus und besorgte mehrere Briefeditionen, darunter Franz Dingelstedt und Julius Hartmann, eine Jugendfreundschaft in Briefen (1923). LITERATUR: Katja Augustin: D., O. P. W. In: Intern. Germanistenlexikon, Bd. 1, 2003, S. 366-368. Dehrns, Alexander, Politiker, * 15.2.1904, t 20.9.1979. Seit 1919 Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes, war D. 1923-25 Mitglied der SPD und der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1925 trat er in den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) ein und wurde 1933 Vertriebsleiter der Zeitschrift „Zeit im Blick", die 1935 von den Nationalsozialisten verboten wurde. 1933 verhaftet und zu mehrmonatiger Haft verurteilt, wurde D. 1937 Bezirksleiter Nord des Kampfbundes. 1938 erneut verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt, wurde er 1945 aus dem Zuchthaus Brandenburg-Görden befreit. D. trat in die SPD ein und gehörte 1950-67 dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Deiker, Karl Friedrich, Maler, * 3.4.1836 Wetzlar, t 19.3.1892 Düsseldorf. Der Sohn des Malers Friedrich D. erhielt seine künstlerische Ausbildung bei seinem älteren Bruder Johannes D. in Braunfels sowie an der Zeichenakademie in Hanau, studierte seit 1858 an der Kunstschule in Karlsruhe u.a. bei Johann Wilhelm Schirmer und bezog dort 1861 ein eigenes Atelier. D. ging 1864 nach Düsseldorf und beschickte seit 1870 die großen Kunstausstellungen in Berlin, Dresden, München, Düsseldorf und Hannover. Er war Mitarbeiter u. a. der „Gartenlaube" und illustrierte Sachbücher. Seine Tier- und Jagdbilder bereicherten die deutsche Tiermalerei um Elemente der altniederländischen Tradition (u. a. Verfolgter Edelhirsch, 1868). LITERATUR: Annegret Rittmann: D., C. F. In: AKL, Bd. 25, 2000, S. 273 f. Deist, Heinrich, Politiker, * 9.7.1874 Mitterode, t 19.7.1963 Dessau. Bis 1903 als Buchdrucker tätig, kam D. als Geschäftsführer des „Volksblatts für Anhalt" nach Dessau und wurde Leiter der Arbeiterdruckerei. Daneben führte er das von ihm gegründete Völkshausunternehmen „Tivoli". 1914 wurde er Stadtverordneter der SPD in Dessau, nach der Novemberrevolution 1918 Mitglied des „Staatsrats für Anhalt", dessen Leiter er 1919 wurde. 1922-32 amtierte D. als erster Ministerpräsident von Anhalt und war Mitglied des Reichsrats. Er gehörte 1918-32 dem Anhaltischen Parlament an. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat D. wieder an die Spitze der Landesverwaltung Anhalts, wurde Bezirkspräsident in Dessau und nach 1952 für kurze Zeit Präsident aller Verwaltungsschulen des ehemaligen Landes Sachsen-Anhalt.
Delitzsch LITERATUR: Mathias Tullner: H. D., Ministerpräsident des Freistaats Anhalt. Halle 2000. - Wilfried Lübeck: H. D„ sein politisches Wirken und Leben nach 1945. In: Sachsen-Anhalt 17 (2000) S. 34-46. Delbrück, (Johann Friedrich) Ferdinand, Philologe, Philosoph, 4 12.4.1772 Magdeburg, f 25.1.1848 Bonn. Der Bruder Friedrich —>D.s studierte seit 1790 - überwiegend bei Friedrich August Wolf - an der Univ. Halle, wurde 1794 Erzieher in Stettin, später Hauslehrer in Hamburg. 1797 an der Univ. Halle zum Dr. phil. promoviert, wurde er im selben Jahr Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und war Mitarbeiter der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" uns der ,Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung". 1809 folgte er einer Berufung als Rat bei der ostpreußischen Regierung und a. o.Prof. an der Univ. Königsberg, kam 1816 nach Düsseldorf und las seit 1818 Literaturwissenschaft und Philosophie an der neugegründeten Univ. Bonn. 1819-27 war er kommissarischer Leiter des Bonner Gymnasiums. D. veröffentlichte neben zahlreichen Lehrwerken und philosophischen Studien u. a. Über die Humanität (1796). WEITERE WERKE: Gelehrsamkeit und Weisheit. Bonn 1833. LITERATUR: Alfred Nicolovius: F. D. Ein Lebensumriß. Bonn 1848. - Guido Heinrich: D., J. F. F. In: Magdeburger Biographisches Lexikon. Hrsg. v. dems. /Gunter Schandera. Magdeburg 2002, S. 127 f. Delbrück, (Johann) Friedrich (Gottlieb), Pädagoge, Publizist, * 22.8.1768 Magdeburg, t 4.7.1830 Zeitz. Der Bruder Ferdinand —> D.s kam nach dem Abschluß seiner Studien an das Magdeburger Stadtgymnasium, wurde 1792 Rektor des dortigen Pädagogiums und war 1800-1809 Erzieher des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. D. gab das „Patriotische Archiv für das Herzogtum Magdeburg" und die „Magdeburgischen gemeinnützigen Blätter" heraus. 1817 wurde er Stiftssuperintendent und Geheimer Rat in Zeitz. D. veröffentlichte Ansichten der Gemüthswelt (1811). Seine Tagebuchaufzeichnungen wurden 1907 unter dem Titel Die Jugend des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm /., Tagebuchblätter ihres Erziehers [...] (3 Teile) veröffentlicht. Er war der Vater Rudolf D.s. LITERATUR: Uwe Förster: D., J. F. G. In: Magdeburger Biographisches Lexikon. Hrsg. v. Guido Heinrich/Gunter Schandera. Magdeburg 2002, S. 128 f. Delbrück, Hans (Gottlieb Leopold), Historiker, Politiker, * 11.11.1848 Bergen/Rügen, t 14.7.1929 Berlin. Aus einer angesehenen Beamten- und Gelehrtenfamilie stammend, studierte D. Geschichte in Greifswald, Heidelberg und Bonn, wo er 1873 (bei Heinrich von Sybel) mit einer Arbeit über Lambert von Hersfeld promoviert wurde. Er nahm am Krieg 1870/71 teil und war 1874-79 Erzieher eines jüngeren Sohnes des preuß. Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Zugleich bearbeitete er die beiden letzten Bände aus dem Nachlaß des Generalfeldmarschalls Neithardt von Gneisenau und schrieb eine Biographie desselben (2 Bde, "1920). D. wandte sich zunehmend kriegswissenschaftlichen Studien zu, die, nach Untersuchungen über die Perserkriege und die Burgunderkriege, über die Strategie Friedrichs des Großen und Napoleons, in einer vierbändigen Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte (1900-20) gipfelten: ein Werk, das bei den Militärschriftstellern auf starke Ablehnung stieß. 1881 habilitiert, erhielt er erst 1895 eine ordentliche Professur in Berlin, ein Jahr später wurde er Nachfolger Heinrich von Treitschkes; in die Akademie der Wissenschaften wurde er jedoch nicht aufgenommen. Dazu hat auch sein politisches Engagement beigetragen. D. war ein „Gelehrtenpolitiker" im Sinne des nationalpolitischen Liberalismus des 19. Jh., der auch als Publizist und
Parlamentarier wirken wollte. Von 1882 an gehörte er als freikonservativer Mandatsträger dem preuß. Abgeordnetenhaus, 1884-90 auch dem Reichstag an; 1883-89 gab er neben Treitschke, danach bis 1919 allein die einflußreichen, 1858 beim Beginn der „Neuen Ära" von konstitutionellen Liberalen gegründeten „Preußischen Jahrbücher" heraus. Darin nahm er regelmäßig kommentierend und kritisch zu wichtigen Fragen der Innen- und Außenpolitik Stellung. Während er im Hinblick auf die erstere sich zunehmend von Konservativen und Nationalliberalen distanzierte, bejahte er in der letzteren deutsche Weltpolitik, wandte sich jedoch etwa 1907 gegen das Tempo der Tirpitzschen Flottenbaupolitik und gegen die Politik der „Alldeutschen", weil er in ihr eine Gefährdung des europäischen Gleichgewichts und eine Belastung des deutsch-englischen Verhältnisses erkannte. Im Ersten Weltkrieg wurde D. einer der führenden Verfechter einer maßvollen Kriegszielpolitik. Gegen die sogenannte „Intellektuelleneingabe" vom 8.7.1915, deren Unterzeichner sich als „Ausschuß für einen deutschen Frieden" konstituierten, initiierte D. eine Gegenpetition, die - zur Unterstützung der Politik des Reichskanzlers Bethmann Hollweg - auf sehr viel moderatere Kriegsziele drängte, allerdings wenige Unterzeichner aufwies - u. a. Adolf Harnack, Max und Alfred Weber, Ernst Troeltsch, Friedrich Meinecke, Lujo Brentano. Als Gegner des unbeschränkten U-Bootkriegs, der Annexionspolitik wie auch des preuß. Dreiklassenwahlrechts, bekämpfte D. nach dem Ende des Kriegs engagiert die Dolchstoßlegende wie andererseits die „Kriegsschuldlüge", wobei seine schärfsten Angriffe sich gegen Tirpitz und Ludendorff richteten, ebenso gegen die unkritische Bismarck-Verehrung. Seinem Selbstverständnis nach ein „aufgeklärter Konservativer" und Anhänger der konstitutionellen Monarchie, der die Großmachtstellung des Deutschen Reiches erhalten wissen wollte, bekämpfte er Nationalismus, soziale Reaktion ebenso wie die marxistische Klassenkampfideologie; dem „Kathedersozialismus" nahestehend, trat er schon vor 1890 für die Anerkennung der Sozialdemokraten und die politische Gleichberechtigung der Arbeiter ein; er kritisierte Kaiser Wilhelm II. und setzte sich - ein Vernunftrepublikaner für die Weimarer Republik ein. Noch in hohem Alter veröffentlichte er eine Weltgeschichte (5 Bde, 1923-28), die sich im Sinne Leopold -» Rankes - auf die von Vorderasien und der antiken Ökumene ausgehende Kultur beschränkte und bis 1814 geführt ist: eine stark politikgeschichtlich orientierte, das Handeln der großen Persönlichkeiten in den Mittelpunkt rückende, rationalistisch konstruierende Darstellung, die allerdings nur geringes Interesse fand. WEITERE WERKE: Die Polenfrage. Berlin 1894. - Erinnerungen. Aufsätze und Reden. Berlin J 1905. - Historische und politische Aufsätze. Berlin 2 1907. - Bismarcks Erbe. Berlin 1915. - Vor und nach dem Weltkrieg. Politische und historische Aufsätze (1902-1920). Berlin 1926. LITERATUR: Anneliese Thimme: H. D. als Kritiker der Wilhelminischen Epoche. Düsseldorf 1955. Rudolf Vierhaus Delitzsch, Franz (Julius), evang. Theologe, * 23.2.1813 Leipzig, t 4.3.1890 Leipzig. D., Sohn eines Altwarenhändlers, Tapezierers und Polsterers, studierte Theologie, Philosophie und orientalische Sprachen an der Univ. Leipzig, war nach der Promotion 1835 u. a. an der Inventarisierung hebräischer Handschriften der Leipziger Ratsbibliothek beteiligt und leitete einen pietistisch orientierten Zirkel. Er habilitierte sich 1842 an der Univ. Leipzig, wurde 1844 a.o.Prof. der Theologie, folgte 1846 einer Berufung an die Univ. Rostock, 1850 an die Univ. Erlangen und lehrte alt- und neutestamentliche Exegese und Heilsgeschichte. Seit 1867 Prof. in Leipzig, lehnte er als heilsgeschichtlich orientierter Theologe die historisch-kritische Forschung weitgehend ab. D. gründete 1863 die Missionsschrift
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Delius „Saat auf Hoffnung", 1886 das Institutum Judaicum in Leipzig (später „Delitzschianum", heute in Münster). Er förderte die Judenmission u. a. durch seine weitverbreitete Übersetzung des Neuen Testaments ins Hebräische (1877, "1890) und bekämpfte den Antisemitismus (Neueste Traumgesichte des antisemitischen Propheten, 1883). WEITERE WERKE: Zur Geschichte der jüdischen Poesie. Vom Abschluß der heiligen Schriften des Alten Bundes bis auf die neueste Zeit. Leipzig 1836. - Wissenschaft, Kunst, Judenthum. Schilderungen und Kritiken. Grimma 1838. - Der Flügel des Engels. Eine Stimme aus der Wüste im vierten Jubel-Fest-Jahre der Buchdruckerkunst. Dresden 1840. - Das Hohelied. Leipzig 1851. - Die Genesis. Leipzig 1852, 51887. - System der biblischen Psychologie. Leipzig 1855, 2 1861. - Commentar zum Brief an die Hebräer. Leipzig 1857. - Commentar über den Psalter. 2 Bde., Leipzig 1859/60, 5 1894. - Der tiefe Graben zwischen alter und moderner Theologie. Leipzig 1888. - Messianische Weissungen in geschichtlicher Folge. Leipzig 1890. LITERATUR: Wilhelm Lötz: D., F. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 2. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1922, S. 98-104. - Hans Bardtke: D„ F. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 581 f. - Eckhard Plümacher: D., F. J. In: TRE, Bd. 8, 1981, S. 431-433. - Siegfried Wagner: F. D. Leben und Werk. Gießen 2 1991. - Rudolf Smend: D„ F. In: RGG", Bd. 2, 1999, Sp. 642 f. Delius, Christian Heinrich, Historiker, Beamter, * 24.10.1778 Wernigerode, t 14.4.1840 Wernigerode. D. besuchte das Pädagogium Ilfeld (1796-98), studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen und Halle und wurde 1801 Beamter in der Grafschaft Wernigerode. 1804 wurde er Archivar und folgte 1807 als staatsrechtlicher Berater dem Erbgrafen von Wernigerode nach Paris, 1814/15 nach Wien und 1822 nach Berlin; seit 1834 war er Direktor der standesherrlichen Verwaltung. D. redigierte 1808-40 das „Wernigerödische Intelligenzblatt", befaßte sich neben der Lokalgeschichte u.a. mit der mittelalterlichen Geographie Deutschlands und veröffentlichte u. a. Beiträge zur Geschichte deutscher Gebiete und ihrer Beherrscher (2 Tie., 1813-17). Delp, Alfred (Friedrich), Jesuit, Theologe, * 15.9.1907 Mannheim, | 2.2.1945 Berlin-Plötzensee. Der katholisch getaufte, aber evangelisch erzogene Kaufmannssohn fand nach dem Abitur über den Jugendbund Neudeutschland zu den Jesuiten Kontakt, trat 1926 in den Orden ein, absolvierte die dort übliche Ausbildung und empfing 1937 die Priesterweihe. Aufgrund seiner schon damals beachtlichen Arbeiten (u.a. Tragische Existenz, 1935, gegen Heidegger) wurde er 1939 nach München an die Redaktion der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit" geschickt, wo er in vielen Beiträgen für einen sozialen Katholizismus und einen theonomen Humanismus warb; damit geriet er trotz seines Bekenntnisses zum Deutschtum in scharfen Gegensatz zur nationalsozialistischen Ideologie. Nachdem 1941 das Haus der Redaktion von der Geheimen Staatspolizei beschlagnahmt worden war, wurde D. Kirchenrektor von St. Georg in München-Bogenhausen und durch Jugendarbeit und Predigt schnell zu einem Zentrum der Regimekritik. Auf Anregung des Jesuitenprovinzials Augustin Rösch nahm D. seit Frühjahr 1942 an den Diskussionen der Widerstandsgruppe von Helmuth James von Moltke (Kreisauer Kreis) teil und brachte katholisch-soziale Ideen (soziale Gerechtigkeit, Familienlohn, Bildungschancen) für die künftige Neugestaltung Deutschlands ein. Da er sich auch einmal mit dem Attentäter Schenk von Stauffenberg getroffen hatte, wurde er am 28.7.1944 verhaftet. Trotz schwerer Folter war D. auch in der Haft literarisch tätig und gelangte zu eindrucksvoller religiöser Vertiefung. Nach dem Prozeß 9./11.1.1945 (Todesurteil nicht wegen des 20. Juli, sondern wegen Zu-
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kunftsüberlegungen auf christlicher Basis und wegen seiner Ordenszugehörigkeit, so D. selbst) wurde er im Februar hingerichtet. WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Roman Bleistein. 5 Bde., Frankfurt/Main 1982-88. LITERATUR: Roman Bleistein: A. D. Frankfurt/Main 1989. Michael Pope: Pater A. D. im Kreisauer Kreis. Mainz 1994. Walter Ziegler Demandowski, Axel von, Pseud. Axel Delmar, Regisseur, Schriftsteller, * 9.4.1867 Berlin, t 1.4.1929 Görden bei Brandenburg. D. bereiste seit 1885 Rußland, Italien und Dänemark, wurde 1888 Schauspieler und kam nach mehreren Engagements an Provinztheatern 1890 an das kgl. Schauspielhaus in Berlin, wo er später Regieassistent wurde. 1894 gab er diese Stellung auf, um sich als freier Schriftsteller niederzulassen, war seit 1896 auch Feuilletonist beim „Fremdenblatt" und folgte 1904 einer Berufung als Oberregisseur an das Kasseler Hoftheater. Im folgenden Jahr trat er zurück, ging nach Berlin und wurde Oberregisseur am Neuen Theater. Außer Bühnenstücken, darunter Staatsstreich (1897), schrieb D. zahlreiche Opernlibretti (u. a. Ein treuer Schelm, 1894). Dernbitzer, Salomon, Schriftsteller, * 29.12.1888 Krakau, t 11.10.1964 Lugano. D. kam als Kind nach Deutschland und war bis auf eine kurze Zeit als Gasthörer an der Univ. Göttingen (1906/07) Autodidakt. Seit 1904 journalistisch tätig, lebte er 1908-33 als freier Schriftsteller in Berlin; er war Mitarbeiter deutscher und ausländischer Zeitungen und Zeitschriften (u.a. „Vorwärts", ,.Berliner Tageblatt", „Die Welt am Montag", „Arbeiter-Zeitung", „Israelitisches Familienblatt") 1916-20 Niederlande-Korrespondent des „Vorwärts". Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten floh D. nach Amsterdam, lebte 1935-40 in Belgien und kam über Oporto 1941 in die USA. Seit 1947 in Sydney (Australien) ansässig, kehrte er 1958 nach Europa zurück, um seinen Lebensabend in Lugano zu verbringen. D. schrieb in deutscher, jiddischer, holländischer und englischer Sprache überwiegend Lyrik und Prosa, darunter Bummler und Bettler (1930). LITERATUR: Guy Stern: S. D. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: New Jork. Hrsg. v. John M. Spalek und Joseph Strelka. Teil 1. Bern 1989, S. 178-185. Demel-Seebach, Hans, Pseud. Hans Seebach, österr. Schriftsteller, * 27.11.1872 Salzburg, t 7.3.1932 Salzburg. D.-S. wurde nach der Ausbildung in Salzburg Lehrer in Mühlbach bei Bischofshofen, 1898 in Salzburg; daneben war er 1898/99 Redakteur der Zeitschrift „Alpenheim" und 1904/05 Kunstreferent der „Salzburger Zeitung". Zuletzt Bürgerschuldirektor, schrieb er zahlreiche Kasperlspiele für Marionettentheater (u. a. Kasperl und die wissenden Tiere, 1920) sowie Schauspiele und Novellen. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 177.
Demisch, Heinz, Schriftsteller, * 7.10.1913 Königsberg (Ostpreußen), t 24.11.2000 Saarbrücken. D. studierte Malerei bei Alfred Partikel an der Kunstakademie in Königsberg und setzte sein Studium an der Kunsthochschule Weimar bei Walther Klemm fort. Während des „Dritten Reiches" hatte er Mal- und Ausstellungsverbot. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete D. in Berlin als freier Schriftsteller und Kunstkritiker, u.a. für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung". Zu seinen Veröffentlichungen zählen Franz Marc. Der Maler eines Neubeginns (1948), Die Sphinx. Geschichte ihrer Darstellung von den Anfängen bis zur Gegenwart (1977) und Erhobene Hände. Geschichte einer Gebärde in der bildenden Kunst (1984).
Dennert D e m m e , H e r m a n n Christoph Gottfried, Pseud. Karl Stille, evang. Theologe, Schriftsteller, * 7 . 9 . 1 7 6 0 Mühlhausen (Thüringen), t 2 6 . 1 2 . 1 8 2 2 Altenburg. D. studierte Theologie und Philosophie an der Univ. Jena und wurde 1785 Subrektor des Mühlhauser Gymnasiums, im Jahr seiner Ordination 1796 Superintendent, 1801 Generalsuperintendent in Altenburg und 1817 zum Dr. theol. promoviert. Er f ü h r t e neue Gesangbücher in Mtihlhausen (1799) und Altenburg (1804) ein, dichtete zahlreiche Lieder und war Mitarbeiter des von Josias Friedrich Christian —>Löffler herausgegebenen „Magazins für Prediger" sowie des „Reichsanzeigers" und der „Nationalzeitung". Unter Pseudonym schrieb D. Romane, Erzählungen (u. a. Der Pächter Marlin und sein Vater, 2 Bde., 1 7 9 2 / 9 3 ) s o w i e eine Sammlung von Geschichten und Gedichten. WEITERE WERKE: Beiträge zur reineren Gottesverehrung. Riga 1792. - Abendstunden im Familienkreise gebildeter und guter Menschen. 2 Bde., Gotha 1 7 9 2 / 9 3 , 2 1 8 0 4 / 0 5 . Neun christliche Lieder. Gotha 1799. - Predigten über die Sonn- und Festtags-Evangelien zur Beförderung der häuslichen Andacht. Gotha 1818. LITERATUR: Beck: D., H. C. G. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 48. - Friedrich W. Bautz: D „ H. C. G. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1256. D e n g e l , Philipp, Politiker, Journalist, * 1 5 . 1 2 . 1 8 8 8 OberIngelheim, t 2 8 . 3 . 1 9 4 8 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte an den Universitäten Mainz und Gießen wurde D. 1911 Lehrer an einer Heidelberger Privatschule und trat im selben Jahr in die S P D ein. Nach der Novemberrevolution Schloß er sich Kurt —> Eisner an, war während der Räterepublik bayerischer Gesandtschaftssekretär in Berlin, redigierte 1919 die Zeitschrift „Die Republik" und gründete gemeinsam mit Alfons - > G o l d s c h m i d t die „Räte-Zeitung" ( 1 9 1 9 / 2 0 ) . D. trat in die K P D ein, wurde 1921 Auslandsredakteur der „Roten Fahne", später Chefredakteur der Zeitschrift „Sozialistische Republik" und Mitglied der Bezirksleitung Mittelrhein. Seit 1923 Redakteur der „Hamburger Volkszeitung", wurde er 1924 Politischer Sekretär des KPD-Bezirks Wasserkante und Politischer Leiter des Bezirks NiederThein. 1924-30 Reichstagsabgeordneter, war er seit 1925 Mitglied des Zentralkomitees, später auch des Politbüros und des Parteisekretariats. D. wurde nach Moskau berufen und war als Mitglied des Exekutivkomitees und des Politischen Sekretariats der K o m intern in den U S A , Südamerika, Großbritannien und Skandinavien tätig. Zur Zeit der kommunistischen Volksfrontpolitik 1935-37 einer der führenden Taktiker der Komintern sowie Mitarbeiter u. a. der „Deutschen Volkszeitung", lehrte er später an der Lenin-Schule der Komintern in Moskau. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 8 7 f . D e n k , (Viktor Martin) Otto, Pseud. Otto von S c h ä d l i n g , Schriftsteller, Redakteur, * 2 3 . 6 . 1 8 5 3 Schaching (Niederbayern), t 9 . 1 . 1 9 1 8 bei Regensburg. D., Sohn eines Fabrikverwalters, war zunächst Lehrer in Vilshofen, w u r d e während des Kulturkampfs entlassen und übernahm 1872 die Schriftleitung der „Katholischen Schulzeitung". Später Lehrer am österr. Hospiz S. Maria d e l l ' A n i m a in R o m , studierte er schließlich in Breslau und München (Dr. phil ), kam als Redakteur eines politischen Blatts abermals in Konflikt mit den Behörden und ging nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe als Lehrer nach England. Nach längeren Reisen wurde er 1888 Lehrer am Cassianeum in Donauwörth, war daneben Schriftleiter der Tageszeitung „Regensburger Anzeiger", der Jugendzeitschrift „Efeuranken" und 1898-1911 der Familienzeitschrift „Deutscher Hausschatz". D. gründete und leitete (1910-13) die kulturelle Monatsschrift „Der Aar" und wurde kgl. bayerischer Rat. Er verfaßte Unterhaltungsliteratur mit volkstümli-
chen und historischen T h e m e n ( u . a . Bayerntreue. Historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert für das Volk und die gereifte Jugend, 1896) sowie patriotische und historische Schriften. WEITERE WERKE: Zur Urgeschichte Regensburgs. In: Das Bayerland 28 (1916) S. 83 f. - Ein Regensburger Chronist des 16. Jahrhunderts. In: Ebd., S. 21, 45. D e n n e r t , Eberhard, Pseud. G. Hein, Philosoph, * 3 1 . 7 . 1 8 6 1 Pützerlin bei Stargard, t 1 8 . 6 . 1 9 4 2 Bad Godesberg. D e r Enkel Johann Gustav —t Büschings und Sohn eines Pfarrers studierte Naturwissenschaften an den Universitäten Marburg und Bonn und war 1885-88 Assistent Albert Wigands und Karl Goebels am Botanischen Institut in Marburg. 1888 ging D. als naturwissenschaftlicher und medizinischer Redakteur bei der Deutschen Enzyklopädie nach Rudolstadt und war 1889-1907 Lehrer und Heimerzieher a m Evangelischen P ä d a g o g i u m in Bad Godesberg. E r befaßte sich als populärer Schriftsteller und Vortragsredner zunächst mit G r u n d f r a g e n der Naturwissenschaft sowie mit allgemeinen Bildungszielen (Dennerts Volks-Universal-Lexikon, 3 Bde., 1898-1900; 2 Bde., 2 1 9 0 2 / 0 3 , 3 1910) und w a n d t e sich später der christlichen Apologetik zu. D. w a r ein leidenschaftlicher Gegner Ernst Haeckels und seiner Naturphilosophie, gründete 1907 als Reaktion auf Haeckels 1906 ins Leben gerufenen „Deutschen M o n i s t e n b u n d " den „Keplerbund zur Förderung der Naturerkenntnis" und w u r d e 1908 dessen wissenschaftlicher Leiter. E r verfaßte 94 Bücher, m e h r als 3 0 0 0 Flugschriften und Zeitschriftenaufsätze, gab vier Zeitschriften (u.a. „Unsere Welt", „Für N a t u r f r e u n d e " ) heraus, baute den „Naturwissenschaftlichen Verlag" auf und hielt K u r s e und Vorlesungen. Er veröffentlichte u . a . Naturgesetz, Zufall, Vorsehung! (1906, l 0 1913), Der Staat als lebendiger Organismus. Biologische Betrachtungen zum Aufbau der neuen Zeit 2 (1920, 1922), Vom Untergang der Kulturen zum Aufstieg der Menschheit. Betrachtungen über die Grundgesetze einer Kulturbiologie (1921), Das geistige Erwachen des Urmenschen. Eine vergleichend-experimentelle Untersuchung über die Entstehung von Technik und Kunst (1929), Die Krisis der Gegenwart und die kommende Kultur. Eine Einfuhrung in die Geschichtsphilosophie (1929) und Hindurch zum Licht! Erinnerungen aus einem Leben der Arbeit und des Kampfes (1937). WEITERE WERKE: Die Religion der Naturforscher. Wider eine L ü g e des materialistischen Sozialismus. Breslau 1895, 9 1825. - Weltbild und Weltanschauung. Z u r Verständigung über das Verhältnis der freien Naturforschung z u m Glauben. H a m b u r g 1900, ' 1 9 0 9 . - F e c h n e r als Naturphilosoph und Christ. Ein Beitrag zur Kritik des Pantheismus. Gütersloh 1902. - Die Weltanschauung des m o d e r n e n Naturforschers. Stuttgart 1907. - Ist Gott tot? Gott - Welt - M e n s c h . Drei Fragen der Weltanschauung, naturwissenschaftlich betrachtet. Halle 1908, 8 1922. - Das Weltbild im Wandel der Zeit. H a m b u r g 1909. - Wesen und Recht der Kausalität. Godesberg 1913. - Lindseys Kameradschaftsehe, biologisch und ethisch geprüft. Leipzig l 2 1929. - Geheiligte Natur- und Lebensanschauung. Leipzig 1930. LITERATUR: Bernhard Bavink: E. D. 70. Jahre alt. In: Unsere Welt 23 (1931) S. 193 ff. - Wandlungen und Fortschritte in Wissenschaft und Weltanschauung. Beiträge z u m Geistesleben der Gegenwart. E. D. z u m 31. Juli 1931 gewidmet. Hrsg. v. Wolfgang Dennert. Leipzig 1931. - Albert Schwarz: D., E. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 603. - Olaf Seile: Antidarwinismus und Biologismus. Naturwissenschaftliche Weltanschauung und Politik im Werk E. D.s (1861-1942). H u s u m 1986.
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Depiny D e p i n y , Adalbert, österr. Volkskundler, Bildungspolitiker, * 3 0 . 8 . 1 8 8 3 Budapest, t 19.12.1941 Linz. Aufgewachsen in Wien und Linz, studierte D. 1902-07 an den Universitäten Wien und Tübingen und wurde 1907 Lehrer für Deutsch, Latein und Griechisch am Gymnasium in Budweis, später in Görz. 1915 kam er an das Gymnasium Linz und war 1918-24 an der Bundes-Lehrerund Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Linz tätig. D. gab seit 1919 die Zeitschrift „Heimatgaue" heraus und wurde 1920 Landesreferent für das Volksbildungswesen in Oberösterreich, 1934 KulturTeferent der Vaterländischen Front. 1938 durch die Nationalsozialisten vorübergehend verhaftet und schließlich pensioniert, war er später an der Zentralstelle für Denkmalschutz tätig. D. verfaßte zahlreiche volkskundliche Aufsätze und u. a. ein St. Wolfganger Heimatspiel (1937). D e r b l i c h , Wolfgang, österr. Militärarzt, * 1822 Brody (Galizien), f 19.9.1893 Prag. Nach dem Studium der Medizin 1848 in Breslau promoviert (De plica Polonica) war D. als Oberarzt an der österr. Okkupation der Donaufürstentümer 1848 beteiligt, wurde 1855 Regimentsarzt und geriet 1859 in Italien in Gefangenschaft. An den jeweiligen Garnisonsorten (Krakau, Lemberg, Kronstadt, Prag und Budapest) entfaltete er eine umfassende praktische Tätigkeit. D. schrieb Feuilletons für die Zeitschrift „Bohemia" und verfaßte zahlreiche militärärztliche Studien, darunter das verbreitete, in mehrere Sprachen übersetzte Die simulierten Krankheiten der Wehrpflichtigen (1878), sowie ein autobiographisches Werk Ein Menschenalter Militärarzt (2 Bde., 1889/90). WEITERE WERKE: Die Militär-Gesundheitspflege. Wien 1876. - Katechismus der Gesundheitslehre für ältere Personen. Wien 1893. D e r e s e r , Anton, auch Thaddeus a Sancto Adamo D„ Karmeliter, Theologe, * 3 . 2 . 1 7 5 7 Fahr (Unterfranken), t 16.6.1827 Breslau. D., Sohn eines Weinbauern, trat 1776 in den Karmeliterorden ein, studierte Philosophie und Theologie in Würzburg und Heidelberg und wurde 1780 in Mainz zum Priester geweiht. Seit 1781 lehrte er als Lektor seines Ordens in Heidelberg und wurde 1783 Prof. der griechischen Sprache und neutestamentlichen Hermeneutik an der Akademie (seit 1786 Univ.) in Bonn. 1791 kam er als Prof. der Exegese nach Straßburg und war seit 1792 Superior des bischöflichen Priesterseminars, 1793-96 auch Redakteur des „Straßburger Kuriers". Während der Revolution wurde er verhaftet und zum Tod verurteilt, da er den Eid auf die Verfassung verweigerte. Nach dem Sturz der Jakobiner befreit, trat D. 1799 in Heidelberg eine Professur für biblische Exegese und orientalische Sprachen an und wurde 1810 Stadtpfarrer in Karlsruhe. 1811-14 Regens des bischöflichen Priesterseminars in Luzern, war er seit 1815 Domkapitular und Prof. der Dogmatik in Breslau. D. war einer der führenden kath. Theologen der Aufklärung in Deutschland; als rationalistischer Exeget geriet er in Konflikt mit der Kurie. Er vollendete die Bibelübersetzung des Dominicus von Brentano (Die heiligen Schriften des Alten Testamentes, 1801 ff.) und wurde als Erbauungsschriftsteller durch sein „Deutsches Brevier" Erbauungsbuch für alle Christen auf alle Tage des Kirchenjahrs (4 Bde., 1792, s 1820) bekannt. WEITERE WERKE: Necessitas linguarum orientalium ad sacram scripturam intelligendam, vindicandam ac dogmata fidei inde probanda. Köln 1783. - Notiones generales hermeneuticae sacrae Novi Testamenti. Köln 1786. - Rechte und Pflichten des Pabstes. Ein Auszug aus den Schriften des heiligen Bernardus an Pabst Eugen III. o. O. 1787. - Grammatica hebraica. Cum notis masoreticis ac dictis quibusdam veteris Testamenti classicis. Basel 1813.
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LITERATUR: Franz Xaver Münch: Der äussere Lebensgang des Aufklärungstheologen T. A. D. Diss. Bonn 1929. - Bartolome Xiberta: D., T. a. S. A. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 605. - Arno Schilson: D., A. In: RGG", Bd. 2, 1999, S. 672f. - Susanne Lachenicht: Information und Propaganda. Die Presse deutscher Jakobiner im Elsaß (1791-1800). München 2004. D e r n b u r g , Friedrich, Publizist, Politiker, * 3 . 1 0 . 1 8 3 3 Mainz, f 3.12.1911 Berlin. D. wurde nach dem Abschluß rechtswissenschaftlicher Studien Hofgerichtsadvokat in Darmstadt. Als Abgeordneter der Zweiten Hessischen Kammer einer der Führer der Fortschrittspartei, war er 1871-81 Mitglied der nationalliberalen Fraktion im Deutschen Reichstag und 1875-90 Chefredakteur der Berliner „National-Zeitung". D. begleitete den deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm auf Reisen und veröffentlichte darüber ebenso wie nach seiner Reise zur Weltausstellung in Chicago 1893 einen Reisebericht (Des deutschen Kronprinzen Reise nach Spanien und Rom, 1884). Später Feuilletonredakteur beim „Berliner Tageblatt", schrieb er auch Romane, Schauspiele und Novellen. D. war der Vater von Bernhard D. D e r s c h a u , Christoph, Lyriker, Übersetzer, Dramaturg, * 13.2.1938 Potsdam, t 7 . 1 1 . 1 9 9 5 Hamburg. Nach einem nicht zu Ende geführten Studium der Publizistik und Volkswirtschaft leitete D. 1964-67 eine Kunstgalerie in Göttingen. 1967-69 war er Hörspiel- und Fernsehdramaturg beim Saarländischen Rundfunk, 1970-72 Mitarbeiter in der Fernsehspielabteilung des Norddeutschen Rundfunks. Seit den sechziger Jahren entstanden improvisierte Theaterstücke, Gelegenheits- und Reisegedichte. In den siebziger Jahren wandte sich D. der freien Schriftstellerei zu, erhielt 1972 den Förderpreis der Stadt Hamburg und veröffentlichte 1976 den Band Den Kopf voll Suff und Kino, dessen Gedichte in gesucht lässiger bis provokativer, oft anti-poetischer Sprache das LebensgefUhl der subkulturellen Szene beschreiben. 1977 folgten die ähnlich angelegten Breitwandgedichte über Städte, Stars und starke Frauen. Seit 1976 war D. Bilddokumentar der Illustrierten „Stern"; seit 1988 lehrte er an Universitäten in Ohio und Michigan (USA). D. experimentierte auch mit einer Kombination von Typographie, Photographie und Text zu einer neuen ästhetischen Einheit. D e r t i n g e r , Georg, Politiker, * 2 5 . 1 2 . 1 9 0 2 Berlin, t 2 1 . 1 . 1 9 6 8 Leipzig. D. studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft, war Volontär bei der „Magdeburgischen Zeitung", anschließend Mitarbeiter in der Redaktion der Bundeszeitung des Stahlhelms in Magdeburg und übernahm 1927 ihre Berliner Vertretung. Als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) stand er dem sogenannten „Herrenclub" um Franz von —> Papen und dem „Tat"-Kreis um Hans —> Zehrer nahe, begleitete Papen 1933/34 bei den Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan um das Konkordat und war seit 1934 Mitarbeiter, später Herausgeber der Korrespondenz „Dienst aus Deutschland". 1945 Mitbegründer der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone, war er 1946-49 Generalsekretär und an der Umwandlung in eine der Blockparteien der SED maßgeblich beteiligt. 1948/49 gehörte er der Deutschen Wirtschaftskommission und dem Deutschen Volksrat an. D. war seit 1949 Abgeordneter der Volkskammer, Mitglied des Politischen Ausschusses des Hauptvorstandes der CDU-Ost und DDR-Außenminister (1949-53). 1953 verhaftet und seiner Ämter enthoben, wurde er 1954 wegen „Verschwörung" und „Spionage" zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er zehn Jahre verbüßte. Danach war er für die Caritas und den St.-Benno-Verlag in Leipzig tätig.
Dessauer LITERATUR: Heike Arnos: D e r Außenminister, der in Ungnade fiel. G. D. In: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat 15 (2004) S. 3-16. D e r y , Juliane, eigentl. Deutsch, Schriftstellerin, * 1 0 . 8 . 1 8 6 4 B a j a (Ungarn), t 3 1 . 5 . 1 8 9 9 Berlin. D „ Tochter eines K a u f m a n n s und Großpächters, siedelte mit ihrer Familie 1873 nach Wien über und konvertierte zum Katholizismus. An der Klosterschule St. Anna absolvierte sie ihr L e h r a m t s e x a m e n und publizierte seit 1888 Erzählungen u . a . in der Zeitschrift „Deutsche Dichtung" sowie Bühnenstücke, die in Coburg, München und Berlin aufgeführt wurden. D. befaßte sich zunächst mit österr. literarischen Vorbildern, wandte sich dann d e m Naturalismus zu und hielt sich 1890-93 in Paris auf. Bis 1895 lebte sie in Coburg, anschließend bis 1898 in M ü n c h e n und danach in Berlin. D. war Mitarbeiterin der „Neuen deutschen Rundschau", des „ Q u i c k b o r n " sowie des S. Fischer Verlags. Sie verkehrte in dem M ü n c h n e r Schriftstellerkreis um die Zeitschrift „Die Gesellschaft" und Franz —> Stuck, der sie mehrfach porträtierte. D. schrieb überwiegend Bühnenstücke, darunter das Lustspiel Die Verlobung bei Pignerols (1891). D. beging Selbstmord, nachdem ihre Verlobung gescheitert war und man sie im D r e y f u ß - P r o z e ß der Spionage beschuldigt hatte. LITERATUR: Hans Schwerte: D., J. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 611 f. D e s c h , Kurt, Verleger, * 2 . 6 . 1 9 0 3 Pößneck (Thüringen), t 7 . 1 1 . 1 9 8 4 München. D. war Mitarbeiter verschiedener Verlage, Tageszeitungen und Zeitschriften, darunter der „Frankfurter Zeitung" und des „Dortmunder Generalanzeigers". Nach 1933 kurzzeitig verhaftet, 1936 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, w u r d e er 1941 Mitarbeiter, bald inoffizieller Leiter des „Zinnenverlags" Wien und München, der nach der Publikation von Büchern, die die Nationalsozialisten als „staatsgefährdend" einschätzten, geschlossen wurde. Von den amerikanischen Besatzungsbehörden zum Wiederaufbau des Verlagswesens und Buchhandels in Bayern herangezogen, erhielt er 1945 die Lizenz für den Verlag und den Theaterverlag Kurt Desch. Er gab 1946-48 die Kulturzeitschrift „Prisma" heraus und verlegte bis zum Verkauf des Unternehmens 1973 rund 4300 Titel deutscher und ausländischer Autoren. 1953 gründete D. die Stiftung „Welt im Buch", 1957 die Kurt-Desch-Film G m b H in München. LITERATUR: Ein A l m a n a c h der Autoren des Verlages Kurt Desch. W i e n / M ü n c h e n u . a . 1963. - K. D. Ein Buch der Freunde. München 1968. - Verlag Kurt Desch 1945-70. München 1970. - Bernd R. Gruschka: Der gelenkte Buchmarkt. Die amerikanische Kommunikationspolitik in Bayern und der Aufstieg des Verlages Kurt Desch 1945 bis 1950. F r a n k f u r t / M a i n 1995. D e s c z y k , Gerhard, Journalist, Politiker, * 3 . 6 . 1 8 9 9 Kreuzburg (Oberschlesien), t 1 8 . 3 . 1 9 8 3 . N a c h dem Ersten Weltkrieg studierte D. Germanistik an den Universitäten München und Leipzig. 1924-33 war er ehrenamtlicher Landessekretär der Zentrumspartei in Sachsen und 1924-27 Redakteur, danach Chefredakteur des Parteiorgans „Sächsische Volkszeitung". 1928 gründete er das „St.Benno-Blatt" der Diözese Meißen und wurde 1935 von den Nationalsozialisten verhaftet. Anschließend freier Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften, redigierte er seit 1941 die Korrespondenz „Bilder und Studien". Nach dem Zweiten Weltkrieg trat D. in die C D U - O s t ein, war 1 9 4 5 / 4 6 Abteilungsleiter beim CDU-Hauptvorstand und wurde 1949 beigeordneter CDU-Generalsekretär, später Mitglied des Sekretariats der Parteileitung, 1952 des Politischen Ausschusses. Seit 1956 war er Cheflektor im Union Verlag
Berlin sowie im Leipziger Verlag Koehler und A m e l a n g . D. veröffentlichte neben seiner Autobiographie Zwischenfälle auf der Lebensreise (1974) u . a . Der Friedensauftrag der Katholiken (1960). D e s s a u e r , Alois (Joseph), auch Aron B a r u c h D , Bankier, Fabrikant, * 2 1 . 2 . 1 7 6 3 Gochsheim (Württemberg), t 1 1 . 4 . 1 8 5 0 Aschaffenburg. D. kam als kurmainzischer Hofbankier und Heereslieferant zu Wohlstand und pflegte gute Beziehungen zu d e m Koadjutor und (seit 1802) Erzbischof und Kurfürsten von Mainz, Carl T h e o d o r von Dalberg. 1805 trat er g e m e i n s a m mit seiner Familie z u m Katholizismus über und w u r d e in der Kirche St. Agatha in A s c h a f f e n b u r g getauft. Später betätigte er sich als Papierhändler und Verleger (u. a. erschien 1814 die „Allgemeine Staatskorrespondenz" in seinem Verlag), produzierte Steintafeln, Farbtuschen sowie Leime und begründete u m 1810 die Aschaffenburger Buntpapierherstellung, die später sein Sohn Franz D. weiterführte. 1826 w u r d e er z u m Magistratsrat ernannt. LITERATUR: Martin Goes: Friedrich Dessauer. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 17. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neus t a d t / A i s c h 1998, S. 279-298, zu A. D. S. 279 f. D e s s a u e r , Friedrich, Biophysiker, Philosoph, * 1 9 . 7 . 1 8 8 1 Aschaffenburg, t 1 6 . 2 . 1 9 6 3 F r a n k f u r t / M a i n . D e r Sohn des Industriellen Philipp D. gründete während seiner naturwissenschaftlichen Studien in M ü n c h e n und D a r m stadt ein Labor f ü r Forschung und Apparatebau, aus d e m sich 1907 die Vereinigten Elektrotechnischen Institute in F r a n k f u r t / M a i n (Veifa-Werke) entwickelten, deren erster Direktor er war. Seit 1920 Prof. an der Univ. F r a n k f u r t / Main, w u r d e er 1922 Lehrstuhlinhaber und Direktor des f ü r ihn errichteten Instituts f ü r Biophysik. H i e r w u r d e er um 1922 mit seinen Arbeiten zum W i r k u n g s m e c h a n i s m u s von Röntgenstrahlen bei ihrer Einwirkung auf biologische Substanzen und Vorgänge zum Begründer d e r Quantenbiologie (Quantenbiologie, 1954). D. war 1924-33 als Zentrumsabgeordneter Mitglied des Reichstags sowie wirtschaftspolitischer Berater des Reichskanzlers Heinrich Brüning und trat als Mitinhaber der Frankfurter „Rhein-Mainischen Volkszeit u n g " frühzeitig gegen den Nationalsozialismus auf. 1933 zur A u f g a b e seines Lehrstuhls gezwungen, inhaftiert und seines Vermögens beraubt, übernahm er 1934 den Lehrstuhl f ü r Radiologie und Biophysik an d e r Univ. Istanbul und w u r d e 1937 Leiter des Physikalischen Instituts an der Univ. Freiburg (Schweiz). 1953 kehrte er an die Univ. Frankf u r t / M a i n zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius f ü r Physikalische Grundlagen der Medizin. D . gilt als Pionier der Röntgenmedizin und der Strahlenbiophysik, trieb die Entwicklung der Röntgentechnik entscheidend voran und förderte die Röntgenkinematographie, mit der ihm erstmals 1 9 0 9 / 1 0 A u f n a h m e n des schlagenden Herzens gelangen. Seine Untersuchungen der Dosisverteilung bildeten die Grundlage der Tiefentherapie zur Behandlung tiefliegender Tumoren. Daneben beschäftigte sich D. seit Beginn seiner Forschertätigkeit mit politischen und philosophischen Fragen, u. a. mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Philosophie (Wissen und Bekenntnis, 1944). Er verfaßte auch belletristische, historische und biographische Schriften sowie die Autobiographie Kontrapunkt eines Forscherlebens (1962). WEITERE WERKE: Leben, Natur, Religion. Das Problem der transzendenten Wirklichkeit. Bonn 1924. - B e d e u t u n g und A u f g a b e der Technik beim Wiederaufbau des Deutschen Reiches. Berlin 1926. - Philosophie der Technik. D a s Prob l e m der Realisierung. Bonn 1 9 2 7 , 3 1 9 3 3 . Neubearb. Ausg.: Streit u m die Technik. F r a n k f u r t / M a i n 1956. - Religion im Lichte der heutigen Naturwissenschaft. F r a n k f u r t / M a i n 1950. - Was ist der Mensch? Die 4 Fragen des I m m a n u e l
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Destouches Kant. F r a n k f u r t / M a i n 1959. - Durch die Tore der neuen Zeit. Göttingen 1961. LITERATUR: Giesela Rink: Prof. Dr. F. D. (1881-1963). Sein Weg zur Tiefentherapie, Quantenbiologie und Naturphilosophie. Diss. F r a n k f u r t / M a i n 1991. - M.d.R., 3 1994, S. 8 8 f . Martin Goes: F. D. 1881-1963. Zur Person und zu seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten aus A m t und Vaterland. Aschaffenburg 1995. - Martin Goes: F. D. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 17. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neus t a d t / A i s c h 1998, S. 279-298. - Franz Brendle: Auf den Spuren der Wirklichkeit. Naturwissenschaft und Philosophie bei F. D. Diss. Stuttgart 2000. - Hubert Grenner: Albert Einstein und F. D. Political views and political practice. Berlin 2001. D e s t o u c h e s , Ulrich, Publizist, Historiker, * 1 4 . 1 0 . 1 8 0 2 Amberg, t 2 7 . 1 . 1 8 6 3 München. Der Sohn des B e a m t e n und Schriftstellers Joseph Anton D. gründete 1827 das „Münchener Tageblatt", verließ dessen Redaktion jedoch 1836 und trat als städtischer Bibliothekar in die Münchner Magistratsverwaltung ein. Er erarbeitete eine Chronik der Stadt M ü n c h e n , die bis zu seinem Tod 38 Bde. umfaßte und später von seinem Sohn Ernst von D. fortgeführt wurde. D. schrieb zahlreiche Schauspiele, die vor allem in den Münchner Vorstadtbühnen erfolgreich aufgeführt wurden, oft j e d o c h ungedruckt blieben; er veröffentlichte u . a . Erzählungen und Gedichte (2 Bde., 1839). D e t m o l d , Johann Hermann, Publizist, Politiker, * 2 4 . 7 . 1 8 0 7 Hannover, t 1 7 . 3 . 1 8 5 6 Hannover. D., ein N a c h k o m m e des Elieser Behrens und Sohn eines Hofarztes, studierte 1826-29 Rechtswissenschaften in Göttingen und Heidelberg und ließ sich als Rechtsanwalt in Hannover nieder. Von Heinrich —»Heine gefördert, wandte er sich der Schriftstellerei zu und erwarb sich einen Namen als Kunstkritiker und Satiriker. Anläßlich des Staatsstreichs König Ernst Augusts von H a n n o v e r 1837 wurde D. oppositioneller Abgeordneter sowie Organisator des passiven Widerstands gegen den Umsturz. Er ging daraufhin seines Mandats verlustig und w u r d e 1843 zu einer Geld- und Gefängnisstrafe verurteilt. Auf Betreiben Johann Carl-Bertram Stüves wurde D. 1848 Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, wo er zur äußersten Rechten gehörte, und widersetzte sich dem Verfassungsentwurf ebenso wie der Erklärung der Grundrechte und der Wahl des preuß. Königs zum deutschen Kaiser. 1849 war er mehrere Monate Reichsjustizminister unter dem Reichsverweser Erzherzog Johann sowie 1 8 5 0 / 5 1 hannoverscher Bevollmächtigter bei der provisorischen Bundeszentralkommission und Gesandter beim Bundestag. D.s politische Karriere endete mit dem Sturz Stüves. Neben seiner Geschichte des Hannoverschen Verfassungskampfes (4 Bde., 1838-41) w u r d e vor allem das mit dem Maler Adolph —»Schrödter produzierte satirische Bilderbuch Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer, Abgeordneten zur konstituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt (1849) bekannt. LITERATUR: Martin Warschauer: J. H. D. in der Opposition (1838-1848). Hildesheim 1926. - Bernhard Mühlau: D., J. H. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 6 1 9 f. D e t t m a n n , Friedrich (Fiete), Politiker, Journalist, * 1 5 . 7 . 1 8 9 7 Hamburg, t 6 . 5 . 1 9 7 0 Stralsund. Von Beruf Bauschlosser, trat D. früh in die K P D ein und war 1920 Mitglied des Ortsvorstandes in Hamburg. Später verantwortlicher Redakteur der H a m b u r g e r „Volkszeitung" und 1924-33 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, floh er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Dänemark, wurde nach wenigen Monaten ausgewiesen und ging in die Sowjetunion. E n d e 1935 kehrte er nach Deutschland zurück, um als Bezirksleiter der illegalen K P D Leipzig im Untergrund zu arbeiten, wurde 1935 von der Gestapo verhaftet
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und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. D. nahm nach der Befreiung durch die Alliierten seine politische Tätigkeit in Hamburg wieder auf und w u r d e 1945 Senator für Gesundheitswesen, gewähltes Mitglied der Bürgerschaft und Fraktionsvorsitzender. A n f a n g 1950 verfügte der Hamburger Senat seine Verhaftung wegen der Teilnahme an einer D e m o n stration. D e u t e l m o s e r , Erhard, Pressereferent, Militär, * 2 2 . 6 . 1 8 7 3 Iserlohn, t 1 . 9 . 1 9 5 6 Lenggries. Der Sohn eines Pfarrers wurde F a h n e n j u n k e r in einem Infanterieregiment, dessen Geschichte er später aufzeichnete (Geschichte des 5. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 53, 2 1907). Seit 1896 Majorsadjutant in Köln, ging er 1900 an die Kriegsakademie in Berlin. 1904-09 war er im Generalstab tätig, kommandierte 1909-12 eine Landwehrkompanie in Trier und übernahm 1912 die Leitung des Pressereferats im Preußischen Kriegsministerium. Im selben Jahr wurde er zum M a j o r befördert. 1914 war D. Pressereferent im Generalstab, 1 9 1 5 / 1 6 Leiter des Kriegspresseamts und seit 1916 Chef der Nachrichtenabteilung im Auswärtigen Amt. 1917 w u r d e er Geheimer Legationsrat und Pressechef unter Reichskanzler Georg Hertling. 1919 einstweilig pensioniert, arbeitete D. für einen Kölner Textilkonzern, bis er 1933 engültig in den Ruhestand versetzt wurde. 1937 Schloß er sich der N S D A P an und wirkte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Gauschulungsleiter in Lenggries. D. veröffentlichte u . a . Die allgemeine politische Lage (1917) und Zwischen gestern und morgen. Politische Anregungen (1919). LITERATUR: Kurt Koszyk: E. D. - Offizier und Pressechef (1873-1956). In: Ders.: Publizistik und politisches Engagement. Lebensbilder publizistischer Persönlichkeiten. Hsrg. v. Walter Homberg, Arnulf Kutsch und Horst Pöttker. Münster 1999, S. 333-374. D e u t s c h , Gotthard, jüdischer Theologe, Historiker, * 3 1 . 1 . 1 8 5 9 Kanitz bei Brünn, f 1 4 . 1 0 . 1 9 2 1 Cincinnati (Ohio, USA). D. studierte a m Rabbinerseminar in Breslau und in Wien, erwarb 1881 das Rabbinatsdiplom und war bis 1887 Religionslehrer in Brünn, anschließend Rabbiner in Brüx. 1891 folgte er einer B e r u f u n g als Prof. der jüdischen Geschichte und Religionsphilosophie an das Hebrew Union College nach Cincinnati (Ohio), dessen Direktor er 1903 wurde. D. galt als einer der führenden Vertreter eines religiösen Liberalismus. Er befaßte sich überwiegend mit jüdischer Geschichte und Kulturgeschichte des 18. und 19. Jh., war Redakteur für neuere jüdische Geschichte der Jewish Encyclopedia und redigierte u. a. 1901-03 die deutschsprachige Monatsschrift „Deborah" in Cincinnati. Neben wissenschaftlichen Arbeiten (u. a. Symbolik in Kultus und Dichtung bei den Hebräern, 1886) veröffentlichte er Erzählungen, darunter Andere Zeiten (1898). D e u t s c h , Julius, österr. Politiker, * 2 . 2 . 1 8 8 4 Lackenbach (Burgenland), t 1 7 . 1 . 1 9 6 8 Wien. D. absolvierte eine Druckerlehre, trat 1899 in den „Verein jugendlicher Arbeiter" ein, wurde in dessen Vorstand gewählt und war 1902 an der G r ü n d u n g der Verbandszeitschrift „Der jugendliche Arbeiter" beteiligt. Unterstützt von Victor —»Adler, konnte er daneben an den Universitäten Wien, Zürich, Paris und Berlin studieren (Promotion zum Dr. jur. 1907, Die Geschichte der sozialistischen Gewerkschaften Österreichs bis zur Krise des Jahres 1873) und wurde f ü r eines seiner frühen Werke, Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung (1906), ausgezeichnet. Anschließend im Zentralsekretariat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei tätig, wurde er 1914 Redakteur der „Arbeiter-Zeitung" und nahm 1914-17 als Offizier a m Ersten Weltkrieg teil. 1918 als Gewerkschaftsvertreter in das Kriegsministerium berufen, baute
Dewald er eine Vertrauensmännerorganisation in der Wiener Garnison auf, die später beim A u f b a u der Volkswehr eine ausschlaggebende Rolle spielte. D. wurde einer der führenden sozialdemokratischen Politiker in der Ersten Republik (1918 Unterstaatssekretär, 1 9 1 9 / 2 0 Staatssekretär f ü r Heerwesen, 1919-34 Abgeordneter im österr. Nationalrat), war Vorsitzender des Republikanischen Schutzbundes und führte in dieser Funktion den Aufstand gegen das Dollfuß-Regime im Februar 1934 an. Nach dessen Niederschlagung floh D. gemeinsam mit seiner Frau Maria D. in die Tschechoslowakei, gründete dort das Auslandsbüro der österT. Sozialdemokratie und war seit 1936 als General der Internationalen Brigaden mit der Organisation und Ausbildung republikanischer Trappen im Spanischen Bürgerkrieg befaßt. 1939 floh er vor den Truppen Francos nach Paris, beim Vorstoß der deutschen Wehrmacht auf Paris über London und Kuba in die U S A und war dort 1942-45 im B ü r o für Kriegsinformationen beschäftigt. D. kehrte 1946 nach Wien zurück und wurde Leiter der Auslandsabteilungen im Sekretariat der S P Ö sowie Direktor der Sozialistischen Verlagsanstalten Österreichs (bis 1951). Neben wirtschaftlichen, historischen und politischen Schriften veröffentlichte er die Autobiographie Ein weiter Weg (1960). LITERATUR: Anton Staudinger: J. D. (1884-1968) In: N Ö B , Bd. 8, 1969, S. 50-58. D e u t s c h , Otto Erich, österr. Musikhistoriker, Bibliograph, * 5 . 9 . 1 8 8 3 Wien, t 2 3 . 1 1 . 1 9 6 7 Wien. Nach d e m Abschluß der kunst- und literaturhistorischen Studien an den Universitäten Wien und Graz war D. 1 9 0 8 / 0 9 Kunstkritiker der Wiener Tageszeitung „Die Zeit", 1909-12 Assistent a m Kunsthistorischen Institut der Univ. Wien und erwarb nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg eine Buchhandlung (1920), der er 1922 einen Verlag angliederte. Seit 1925 Privatgelehrter, war er 1926-35 Bibliothekar der Musiksammlung Anthony van Hoboken in Wien, wurde 1928 zum Prof. ernannt und war 1 9 3 0 / 3 1 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Freyung". D. emigrierte 1938 nach Großbritannien, ließ sich in C a m b r i d g e nieder und gab 1946-50 den British Union Catalogue of music published before 1800 heraus. 1947 erwarb er die britische Staatsbürgerschaft und war bis 1952 als Gelehrter und Dozent in C a m bridge sowie a m British Council tätig. Nach seiner Rückkehr nach Österreich 1952 wurde er Mitglied des Zentralinstituts f ü r Mozartforschung a m Salzburger Mozarteum, dessen Vorsitz er 1962-65 mit Bernhard Paumgartner und Alfred Orel innehatte. D.s Bedeutung liegt vor allem in seinen dokumentarischen Arbeiten zu Franz Schubert; u. a. veröffentlichte er 1946 unter dem Titel Schubert. A Documentary Biography eine kommentierte Ausgabe der 1 9 1 3 / 1 4 als Franz Schubert. Die Dokumente seines Lebens und Schaffens erschienenen deutschen Ausgabe. Er schuf die zum internationalen Standard gewordene Katalogisierung der Kompositionen Franz Schuberts, die heute jeweils ein „ D " für „DeutschVerzeichnis" vor der Numerierung aufweisen. Später befaßte er sich u. a. mit Händel und Brahms, zuletzt mit Mozart, dessen Briefe und Aufzeichnungen (4 Bde., 1 9 6 2 / 6 3 ) er herausgab. WEITERE WERKE: Musikverlags-Nummern. Ein Auswahl aus 40 datierten Listen 1710-1900. Berlin 1961. - Mozart, Dokumente seines Lebens. Kassel 1961. München 2 1981. Musikalische Kuckuckseier und andere Wiener Musikgeschichten. Ausgewählt von Rudolf Klein. W i e n / M ü n c h e n 1973. - Admiral Nelson und Joseph Haydn. Ein britischösterreichisches Gipfeltreffen. Hrsg. v. Gitta D e u t s c h / R u dolf Klein. Wien 1982. - Franz Schubert. Verzeichnis seiner Werke in chronologischer Folge. Bearb. v. Werner Aderhold. München u. a. 1983. - Alt-Wiener Veduten: 25 Feuilletons über Stadt und Leute. Hrsg. v. Gitta D e u t s c h / R u d o l f Klein. Wien 1986.
LITERATUR: Festschrift Ο. E. D. Z u m 80. Geburtstag a m 5. September 1963. Hrsg. v. Walter Gerstenberg. Kassel u . a . 1963. - B H d E , B d . 2.1, 1983, S. 2 1 3 f . - Alec Hyatt King: D., Ο. E. In: N G r o v e D , Bd. 7, 2 2001, S. 2 6 0 f. - Dietrich B e r k e / ( H a n s Ferdinand Redlich): D „ Ο. E. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2001, Sp. 9 3 3 f. D e u t s c h , Paul, Pseud, p. d., P. G e r m a n , Detektor, österr. Journalist, * 1 6 . 3 . 1 8 7 3 Wien, t 3 . 7 . 1 9 5 8 Wien. D. trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften 1891 als Parlamentsstenograph in den österr. Staatsdienst ein, w u r d e 1895 Redakteur der „Reichsrathskorrespondenz" und wandte sich 1898 als Parlamentsberichterstatter (bis 1918) der „Neuen Freien Presse" dem Journalismus zu. Er gründete den Wirtschaftsverlag „Die neue Wirtschaft", redigierte dessen Wochenblatt und war 1927-34 Chefredakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung". I m Anschluß an die Niederschlagung des Schutzbund-Aufstandes 1934 wegen seiner oppositionellen Haltung verhaftet und mit Arbeitsverbot belegt, konnte er noch bis 1938 a n o n y m in „Der M o r g e n " und in verschiedenen ausländischen Blättern publizieren. N a c h mißlungener Ausreise 1938 lebte er versteckt in Wien. 1942 Schloß er sich der Widerstandsbewegung an. 1945 Mitbegründer und Chefredakteur-Stellvertreter der Tageszeitung „Neues Österreich", verfaßte D. vor allem Leitartikel, die 1948 unter d e m Titel Drei Jahre p. d. in B u c h f o r m erschienen. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 511. D e u t s c h , Regina, auch Regine D., geb. Lion, Politikerin, Publizistin, * 1 . 3 . 1 8 6 0 Berlin, t n . e . D. war im Ersten Weltkrieg Vorsitzende des Nationalen Frauendienstes Wilmersdorf, trat nach Kriegsende in die Deutsche Demokratische Partei ( D D P ) ein, war 1922-25 Stadtverordnete in Berlin und wurde 1925 Bezirksverordnete in Berlin-Wilmersdorf. Als Vorstandsmitglied zahlreicher Organisationen der D D P , des Stadtverbandes Berliner Frauenvereine sowie Mitglied verschiedener Deputationen und Ausschüsse wirkte sie f ü r den k o m m u n a l e n Fortschritt und f ü r die Rechte der Frauen. Sie war langjährige Redakteurin der Zeitschrift „Ernstes Wollen" (später „Deutsche Kultur"), Herausgeberin sowie Übersetzerin aus dem Englischen und veröffentlichte B ü c h e r zu frauenrechtlichen T h e m e n , darunter Parlamentarische Frauenarbeit (1923, 3 1928). D e w a l d , Georg, Politiker, Journalist, * 2 9 . 9 . 1 8 9 2 Aschbach, t 1 1 . 1 1 . 1 9 7 0 Aschaffenburg. N a c h der Ausbildung zum Tapezierer und Polsterer und dem Besuch einer technischen Fortbildungsschule in Würzburg war D „ Sohn eines K a u f m a n n s , 1909-13 in N ü r n berg, M ü n c h e n und Schwetzingen tätig und trat 1913 in die S P D ein. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg SPDVorsitzender in B a m b e r g , trat er 1919 anläßlich der Übersiedlung der bayerischen Regierung H o f f m a n n nach B a m berg in die Redaktion des Staatsorgans „Der Freistaat" ein. Als Chefredakteur (1921-33) der Aschaffenburger „Volkszeitung" veröffentlichte er 1923 D o k u m e n t e der „Organisation R o ß b a c h " sowie der „Schwarzen R e i c h s w e h r " und wurde daraufhin wegen Landesverrats zu sieben M o n a t e n H a f t verurteilt. 1924-33 Mitglied des Bayerischen Landtags, w u r d e er nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten verhaftet und zeitweilig im Konzentrationslager Dachau interniert. 1936 emigrierte D. nach Südafrika, w o er bis 1952 in Pretoria lebte. Nach seiner Rückkehr w a r er 1953-61 Mitglied des Deutschen Bundestags. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 129. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 143.
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Dewall D e w a l l , Wolf von, Journalist, Schriftsteller, * 2 5 . 5 . 1 8 8 2 Potsdam, f 1 2 . 7 . 1 9 5 9 L a n g e n a r g e n / B o d e n s e e . D. schlug 1901 die Offizierslaufbahn ein, schied jedoch aus Gesundheitsgründen bald aus und ging 1904 nach China, w o er in die Internationale Seezollverwaltung in Kanton eintrat. 1908 wurde er von der Generaldirektion der chinesischen Postverwaltung z u m Chef der Abteilung f ü r chinesische und internationale Angelegenheiten ernannt und repräsentierte 1914 China auf d e m Internationalen Postkongreß in M a drid. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurückgekehrt, w u r d e er Korrespondent der . f r a n k f u r ter Zeitung" in der Schweiz, nach Kriegsende Redakteur und wirkte als Mitglied des Außenressorts im Sinne der Völkerbunds- und Verständigungspolitik. D. Ubernahm 1932 die Leitung des L o n d o n e r Büros der . f r a n k f u r t e r Zeitung", f ü r die er während des Zweiten Weltkriegs in Ankara tätig war, und lebte nach 1945 als Mitarbeiter und Berater verschiedener Periodika in Stuttgart. Neben Schriften zu Ostasien und China veröffentlichte er u. a. Der Kampf um Frieden (1929), ein Werk, das 1933 der nationalsozialistischen Bücherverbrennung z u m O p f e r fiel. D i e b o l d , Bernhard Ludwig, eigentl. Dreifus, Schriftsteller, Publizist, * 6 . 1 . 1 8 8 6 Zürich, f 9 . 8 . 1 9 4 5 Zürich. D. stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und wechselte nach einem abgebrochenen Jurastudium ins Theaterfach, zunächst als Schauspielschüler ans Burgtheater in Wien (1906-08), dann als Student der Theaterwissenschaft an die Universitäten in Wien, Berlin und Bern. 1912 w u r d e er promoviert (Das schauspielerische Rollenfach im deutschen Theaterbetrieb der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) und arbeitete 1913-17 als Dramaturg in München. 1917-34 war er in Frankfurt und Berlin Redakteur der „Frankfurter Zeitung", f ü r die er Theaterkritiken schrieb. Sein 1921 entstandenes Werk Anarchie im Drama besitzt auch heute noch als grundlegende Dramaturgie des Expressionismus Gültigkeit. Durch die Nationalsozialisten 1934 zur Rückkehr in die Schweiz gezwungen, konnte er seine Karriere als Theaterkritiker nicht weiterverfolgen und verlegte sich auf die Schriftstellerei. D. veröffentlichte u. a. den Epochenr o m a n Das Reich ohne Mitte (1938). LITERATUR: E d m u n d Stadler: D., B. L. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 635 f. D i e c k m a n n , Johann Friedrich Wilhelm, Pädagoge, * 2 8 . 1 . 1 7 8 9 Schottland bei Danzig, f 1 9 . 9 . 1 8 6 6 Königsberg. N a c h dem Studium der Theologie und Pädagogik in Königsberg übernahm D. 1812 die interimistische Leitung der städtischen höheren Bürgerschule und wechselte als Oberlehrer ans dortige Altsprachliche Gymnasium, bevor er 1817-31 Direktor der Domschule in Königsberg war. Danach Schulrat in Gumbinnen, war er 1832-64 in Königsberg tätig. D. begründete die Zeitschrift „Der Volksschulfreund" und regte die Herausgabe des „Kinderfreundes" an. D i e c k m a n n , Johannes, Politiker, * 1 9 . 1 . 1 8 9 3 Fischerhude bei Bremen, t 2 2 . 2 . 1 9 6 9 Berlin. D. studierte in Berlin, Gießen und Göttingen Nationalökonom i e und Philologie. N a c h dem E n d e des Ersten Weltkriegs Soldatenrat, trat er 1918 der Deutschen Volkspartei (DVP) bei und wurde als Mitarbeiter von Gustav Stresemann D V P Generalsekretär in Weser-Ems, Niederrhein und Sachsen. 1929 gehörte er dem Sächsischen Landtag an. Seit Oktober 1933 Geschäftsführer mehrerer Kohlewirtschaftsverbände in Sachsen, gründete D. nach d e m Zweiten Weltkrieg das Sächsische Kohlekontor sowie den Verlag „Sächsisches Tageblatt" und war Mitbegründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands ( L P D P ) in Sachsen. Seit 1946 erneut Abgeordneter des Sächsischen Landstags, trat er für die Einbeziehung seiner Partei in das Blocksystem der D D R ein und
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wurde 1948 Justizminister und und stellvertretender Ministerpräsident von Sachsen (bis 1950). 1949-69 war er stellvertretender Vorsitzender der L P D P und Präsident der Volkskammer, 1960-69 einer der stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrats der D D R . LITERATUR: Reinhard Hübsch: „Dieckmann raus - Hängt ihn auf!" Der Besuch de DDR-Volkskammerpräsidenten J. D. am 13. Januar 1961 in Marburg. Bonn 1995. D i e d e r i c h s , Eugen, Verleger, * 2 2 . 6 . 1 8 6 7 Löbitz (Kr. Naumburg), f 1 0 . 9 . 1 9 3 0 Jena. D. gründete 1896 in Florenz, zugleich von dort aus in Leipzig, mit dem väterlichen Erbe einen Verlag. Sein verlegerisches Ziel war die Förderung „moderner Bestrebungen auf d e m Gebiete der Literatur, Sozialwissenschaft und Theosophie" (Eröffnungsanzeige). Z u s a m m e n mit den Schriftkünstlern Fritz Helmuth Ehmcke, Emil Rudolf Weiß und Rudolph Koch schuf er f ü r seine Bücher einen eigenen Stil, der dem Jugendstil zuzuordnen ist. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werkbundes. 1904 siedelte D. nach Jena über. 1914 war er der einzige deutsche Teilnehmer der „Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik" in Leipzig. War das Verlagsprofil durch die Ausgaben von Novalis, Kierkegaard, Bergson, Tolstoj, Tschechow, Hesse und Huch zu A n f a n g religiös-philosophisch und schöngeistig bestimmt, erhielt es seit 1911 zunehmend politisch-soziale Züge. D. verstand sich als Mentor der Jugendbewegung, deren wichtigste Programmschriften er verlegte. In der von ihm 1912 ü b e r n o m m e n e n Monatszeitschrift „Die Tat" betätigte er sich selbst als Publizist und propagierte ein neues nationales Bewußtsein. Sein Ideal gegen die „Verflachung des geistigen Lebens" sah D. im „uomo universale" der Renaissance. Er selbst schrieb Politik des Geistes (1920). „Die Tat", deren Leitung er 1928 abgab, wurde zum führenden Organ der jungkonservativen Intelligenz. Das expandierende Verlagsprogramm verzeichnete bis zum Tod D.' rund 1700 Titel. D. war mit Helene Voigt-Diederichs und seit 1916 in zweiter Ehe mit Lulu von Strauß und Torney verheiratet. LITERATUR: Friedrich van der Leyen: D., E. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 637 f. - Eugen Diederichs: Selbstzeugnisse und Briefe von Zeitgenossen. Zusammenstellung und Erläuterung v. Ulf Diederichs. D ü s s e l d o r f / K ö l n 1967. - HansWolfgang Wolter: E. D. (1867-1930). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 309-319. - Erich Viehöfer: Der Verleger als Organisator. E. D. und die bürgerlichen R e f o r m b e w e g u n g e n der Jahrhundertwende. In: Archiv f ü r Geschichte des Buchwesens 30 (1988) Sp. 1-147. Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen-DiederichsVerlag - A u f b r u c h ins Jahrhundert der Extreme. Hrsg. v. Gangolf Hübinger. M ü n c h e n 1996. - U w e Puschner/Walter S c h m i t z / J u s t u s H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen B e w e g u n g " 1871-1918. M ü n c h e n 1996. - Irmgard Heidler: Der Verleger E. D. und seine Welt (1896-1930). Wiesbaden 1998. - Romantik, Revolution und Reform. Der Eugen-Diederichs-Verlag im Epochenkontext 1900-1949. Hrsg. v. Justus H. Ulbricht und Meike G. Werner. Göttingen 1999.
D i e h l , Günter, Diplomat, * 8 . 2 . 1 9 1 6 Köln, t 2 5 . 8 . 1 9 9 9 Remagen. D., Sohn eines Reichsbahnbeamten, studierte in Köln und Bordeaux Volkswirtschaft, wurde Diplom-Volkswirt und trat 1939 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Kulturabteilung des Auswärtigen Dienstes ein. 1940 kam er an die Botschaft in Brüssel, anschließend als Kulturattache nach Vichy und kehrte 1945 als Legationssekretär in die Politische Abteilung des Auswärtigen Amtes zurück. Nach Kriegsende zunächst journalistisch tätig, wurde er 1948 außenpolitischer
Diesterweg Redakteur des „Hamburger Abendblatts", war seit 1950 wieder im Staatsdienst tätig und a m A u f b a u des Bundespresseamtes beteiligt. 1952 wurde er Pressesprecher im Auswärtigen Amt, begleitete Konrad Adenauer auf Auslandsreisen und arbeitete an dessen außenpolitischen Erklärungen mit. 1956 an die Botschaft in Chile entsandt, kehrte er 1960 als Chef der Auslandsabteilung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung nach Bonn zurück, dessen Leiter er 1967 wurde, n a c h d e m er 1966 die Leitung des Planungsstabes des Auswärtigen A m t e s ü b e r n o m m e n hatte. B e i m Regierungswechsel 1969 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, kehrte D. in den diplomatischen Dienst zurück und war 1970-77 Botschafter in Indien, 1977-81 in Japan. 1981-87 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtigen Politik. Er schrieb Denken und Handeln. Planung in der Außenpolitik (1970), Feme Gefährten. Erinnerungen an eine Botschaft in Japan (1987, 3 1991), Die indischen Jahre. Erfahrungen eines deutschen Botschafters (1991) und Zwischen Politik und Presse. Bonner Erinnerungen 1949-1969 (1994). D i e h l , Guida, Begründerin der Neulandbewegung, * 2 9 . 7 . 1 8 6 8 Schischkin bei Odessa, t 1 4 . 9 . 1 9 6 1 Laurenburg/Lahn. Die Tochter eines Lehrers, der in den deutschen Ansiedlungen in Südrußland ein Seminar leitete, kehrte infolge der Russifizierungsgesetze mit den Eltern nach Deutschland zurück und verlebte ihre Kindheit in F r a n k f u r t / M a i n . Sie wurde dort Lehrerin und 1912 Mitarbeiterin des Berliner Pfarrers Johannes —> Burckhardt, des späteren Leiters des „Evangelischen Verbandes f ü r die weibliche Jugend Deutschlands". Im R a h m e n ihrer Jugendarbeit gründete sie 1916 den Neulandbund; Stammsitz der B e w e g u n g war 1920-56 das Neulandhaus in Eisenach. 1926 rief D. die erste Mütterschule ins Leben; 1933 entstand eine MütterOberschule. Obgleich sie seit 1930 Mitglied der N S D A P war, wurde das „Neulandblatt. Ein Blatt für die höherstrebende Jugend" 1940 verboten; der Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer folgte. D. war Leiterin des Neulandhauses bis 1956. N a c h der Übersiedlung in die Bundesrepublik war sie seelsorgerisch und publizistisch tätig. D. veröffentlichte u. a. Was wir wollen. Frage und Antwort Uber Neuland (um 1918), Studienkreise und Neulandbewegung (um 1920), Der Ruf der Wende: Erneuertes Christsein (1932) und Christ sein heißt Kämpfer sein (1959). WEITERE WERKE: Heilige Flamme, glüh! Berlin 1915. Eisenach 3 1928. - Deutscher Frauenwille. Gotha 1928. - Deutsche Weihnacht in Not und Kampf. Eisenach 1931. - Siehe, ich mache alles neu! Eisenach 1934. - Ich weiß, an wen ich glaube. Eisenach 1937. - Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Eisenach 1940. LITERATUR: U w e P u s c h n e r / W a l t e r S c h m i t z / J u s t u s H. Ulbricht (Hrsg.): H a n d b u c h zur „Völkischen B e w e g u n g " 1871-1918. München 1996. - Silvia Lange: G. D „ Volksmissionarin, Frauenrechtlerin und Nationalsozialistin. In: Kirchliche Zeitgeschichte 12 (1999) 1, S. 149-171. D i e n e m a n n , M a x , Rabbiner, Schriftsteller, * 2 7 . 9 . 1 8 7 5 Krotoschin (Posen), t 1 0 . 4 . 1 9 3 9 Tel Aviv. D. Schloß das Studium am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau 1901 mit dem Rabbinerexamen ab. Parallel dazu studierte er an der Breslauer Univ. und wurde 1898 promoviert. 1901-03 lehrte er an der jüdischen Religionsschule in Breslau und war bis 1919 Rabbiner in Ratibor (Oberschlesien), anschließend bis 1938 Bezirksrabbiner in O f f e n b a c h / Main. 1929 trat er der Kommission zur Erweiterung der Jewish Agency bei, wurde 1931-33 Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift „ M o r g e n " und vertrat Deutschland im Vorstand der World Union for Progressive Judaism. 1933 befand sich D. zeitweise in Gestapo-Haft, 1938 wurde
er ins Konzentrationslager B u c h e n w a l d gebracht. N a c h seiner Freilassung emigrierte er nach Großbritannien, im folgenden Jahr nach Palästina. N e b e n zahlreichen Veröffentlichungen zu theologischen und religionsphilosophischen Themen gilt als D.s Hauptwerk die volkstümliche Schrift Judentum und Christentum (1914, 2 1919). LITERATUR: Mally Dienemann: M . D. (1875-1939). Ein Lebensbild. Offenbach 1964. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 131. D i e p e n b r o c k , Konrad Joseph von, Militär, Publizist, * 1 8 . 8 . 1 8 0 8 Bocholt, t 2 6 . 6 . 1 8 8 4 L i m b u r g . D . trat als Leutnant in preuß. Dienste und w u r d e 1833 verabschiedet. E r diente unter König Otto als Offizier in Griechenland, später in der österr. Kavallerie in Italien und war nach seiner Entlassung 1848 M i t b e g r ü n d e r und Redakteur der „Freien Zeitung" in Wiesbaden. Er n a h m an der süddeutschen Revolution teil, wurde z u m Tod verurteilt und floh nach Frankreich, in die Niederlande und die Schweiz. 1866 begnadigt, kehrte er nach Deutschland zurück, w o er sich schließlich 1882 in Limburg niederließ und als Übersetzer und Schriftsteller betätigte. N e b e n humoristischen Erzählungen schrieb er Gedichte und D r a m e n , darunter das Lustspiel Das Erbe der Braut (1860). D i e r i c h s , Paul, Journalist, Verleger, * 1 4 . 9 . 1 9 0 1 B o c h u m , t 2 . 1 1 . 1 9 9 6 Kassel. D. studierte in Münster und M ü n c h e n Volkswirtschaft und Zeitungswissenschaften und w u r d e 1928 mit der Arbeit Der Zeitungsmarkt in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Westfalen und am Niederrhein promoviert. D a n a c h in Brandenburg, Kothen und L u d w i g s h a f e n journalistisch tätig, wurde er 1929 C h e f r e d a k t e u r und Verleger des „ B o c h u m e r Anzeigers" und hatte den Bundesvorsitz der Arbeitsgemeinschaft privateigener Zeitungen inne. Seit 1948 Mitgesellschafter und stellvertretender Chefredakteur der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", erwarb er 1956 die Mehrheitsanteile der „Hessischen Nachrichten", die er als „Hessische Niedersächsische A l l g e m e i n e " zur führenden Regionalzeitung ausbaute. D. gehörte zu den Wegbereitern der Kassier Gesamthochschule und gründete 1976 die PaulDierichs-Stiftung. LITERATUR: P. D. zu seinem 75. Geburtstag. Hrsg. v. Lothar Orzechowski. Kassel 1976. D i e s t e r w e g , Friedrich Adolph Wilhelm, Pädagoge, Schulund Sozialpolitiker, * 2 9 . 1 0 . 1 7 9 0 Siegen, t 7 . 7 . 1 8 6 6 Berlin. Der Sohn eines Justizbeamten studierte seit 1808 an den Universitäten Herborn, Heidelberg und T ü b i n g e n Philosophie und Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften. 1811 war er Hauslehrer in M a n n h e i m , ein Jahr später ging er als Fachlehrer nach Worms und 1813 nach F r a n k f u r t / M a i n , w o er die Pädagogik Pestalozzis kennenlernte. Seit 1818 wirkte D. an der Lateinschule in Elberfeld. 1820 gründete er im Auftrag Preußens das Lehrerseminar in M o e r s und w u r d e dessen erster Direktor. Seit 1827 g a b er die „Rheinischen Blätter f ü r Erziehung und Unterricht" s o w i e zahlreiche Lehrbücher heraus. 1832 wurde er als Direktor des Seminars f ü r Stadtschulen nach Berlin berufen. Hier begründete er die „Pädagogische Gesellschaft". 1835 erschien sein Wegweiser zur Bildung für Lehrer. In seiner 1836 begründeten Schriftenreihe Die Lebensfrage der Civilisation griff D. sozialpolitische T h e m e n auf, wobei er sich u. a. auf die romantische Gesellschaftslehre Franz von B a a d e r s berief. N a c h dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. wegen seiner liberalen Einstellung mehrfach gerügt, w u r d e D. 1847 v o m Dienst suspendiert und 1850 in den Ruhestand versetzt. Seit 1851 gab er die „Jahrbücher f ü r Lehrer und Schulf r e u n d e " heraus und b e k ä m p f t e in zahlreichen Veröffentli-
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Dietheim chungen, seit 1861 auch als Abgeordneter der Fortschrittspartei im Preußischen Landtag, die Stiehlschen „Regulative" mit dem Ziel, in Preußen eine nicht von den Konfessionen beherrschte Nationalschule einzuführen. Ausgangspunkt und Grundlage für D. waren vor allem die Ideen Pestalozzis, B a s e d o w s und Rochows, die Wesen, A u f g a b e und Bedeutung von Erziehung und Unterricht anthropologisch neu begründet hatten. Wesentliche Grundlage aller Erziehung auch für D. war die Kenntnis der Menschennatur; das Ziel der Bildung sah er in der H i n f ü h r u n g des Menschen zur Selbsttätigkeit im Dienste des Wahren, Schönen und Guten, das heißt in der Humanität, die er im Sinne des Rationalism u s dem Christentum gleichsetzte. D.s Pädagogik konzentrierte sich auf pragmatische Ratschläge f ü r den Schulalltag; sie ist für das preußisch-deutsche Erziehungs- und Schulwesen, aber auch für das Ausland richtungweisend geworden. WEITERE WERKE: Über Erziehung im Allgemeinen und Schulerziehung im Besonderen. Elberfeld 1820. 2 1839. Das pädagogische Deutschland der Gegenwart. 2 Bde., Berlin 1835. - Pädagogisches Wollen und Sollen. Leipzig 1857. - Briefe. Hrsg. v. Adolf Rebhuhn. Leipzig 1907. Schriften und Parlamentsreden. Hrsg. v. Heinrich Deiters. 2 Bde., B e r l i n / L e i p z i g 1950. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Heinrich D e i t e r s / H a n s Ahrbeck / R o b e r t A l t / G e r d a Mund o r f / L e o Regener. Berlin 1956 ff. LITERATUR; Bibliographie: D., F. A . W „ Verzeichnis der Selbständigen Schriften. Hrsg. v. der Stadt S i e g e n / F o r schungsstelle Siegerland, bearb. v. Henriette Molzberger. Siegen 1966. - Eduard Langenberg: D., sein Leben und seine Schriften. 3 Tie., F r a n k f u r t / M a i n 1 8 6 7 / 6 8 . - H u g o Gotthard Bloth: A. D. Sein Leben und Wirken für Pädagogik und Schule. Heidelberg 1966. - Eberhard Groß: Erziehung und Gesellschaft im Werk A . D.s. Weinheim 1966. - Horst F. Rupp: Religion und ihre Didaktik bei F. A. W . D. Ein Kapitel einer Geschichte der Religionsdidaktik im 19. Jahrhundert. W e i n h e i m / B a s e l 1987. - Wolfgang Schröder: A. D. Studien zu seiner Wirkungsgeschichte in der Pädagogik des 19. und 20. Jahrhunderts. F r a n k f u r t / B e r l i n / M ü n c h e n 1987. - Horst F. Rupp: F. A. D. Pädagogik und Politik. G ö t t i n g e n / Z ü r i c h 1989. - B e r n d F i c h t n e r / P e ter M e n c k (Hrsg.): Pädagogik der modernen Schule. A. D.s Pädagogik im Z u s a m m e n h a n g von Gesellschaft und Schule. W e i n h e i m / M ü n c h e n 1992. - Edgar Weiß: A. D . Politischer Pädagoge zwischen Fortschritt und Reaktion. Kiel 1996. Roland
D i e t r i c h , Otto, Politiker, * 31. 8 . 1 8 9 7 Essen, t 2 2 . 1 1 . 1 9 5 2 Düsseldorf. Nach der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg (seit 1915) studierte D., Sohn eiens K a u f m a n n s , in München, F r a n k f u r t / Main und Freiburg/Breisgau politische Wissenschaften und wurde 1921 promoviert (Georg Simmel und seine Bedeutung für die Nationalökonomie). Zunächst wissenschaftlicher Assistent der Essener Handelskammer, wandte er sich d e m Journalismus zu. 1926 wurde er Redakteur der,.Essener Allgemeinen Zeitung" und 1928 Leiter des Handelsteils der deutschnationalen „München-Augsburger Abendzeitung". Über seinen Schwiegervater, Theodor - > Reismann-Grone unterhielt er berufliche Beziehungen zur rheinisch-westfälischen Schwerindustrie. I m April 1931 wurde D. stellvertretender Chefredakteur der „Essener National-Zeitung". Seit August desselben Jahres Reichspressechef der N S D A P , der er seit 1929 angehörte, und seit 1932 Mitglied der SS, w u r d e er 1933 Vorsitzender des Reichsverbands der deutschen Presse und hatte als Vizepräsident der Reichspressekammer (seit 1934) Anteil an der Gleichschaltung der Presse. 1937-45 war D. Staatssekretär im Reichsministerium f ü r Völksaufklärung und Propaganda und Pressechef der Reichsregierung. Seit 1938 gehörte er dem Reichstag an. Seit 1940 gab er die sog. Tagesparole für die Presse aus. 1941 wurde D. SS-Obergrappenführer. 1945 verhaftet, wurde er im „Wilhelmstraßenprozeß" 1949 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, j e d o c h bereits 1950 entlassen. Mit seinen Versuchen, den Nationalsozialismus philosophisch zu fundieren {Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus, 1935; Revolution des Denkens, 1939, 2 1943; Die geistigen Grundlagen des neuen Europa, 1941) stieß D. vor allem bei Alfred - » R o s e n b e r g auf Ablehnung. Z u seinen Veröffentlichungen gehören ferner Mit Hitler in die Macht. Persönliche Erlebnisse mit meinem Führer (1934, 3 5 1944) und Zwölf Jahre mit Hitler (postum 1955). LITERATUR: Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop. M ü n c h e n 1987. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 104 f.
Pietsch
D i e t h e i m , Melchior, schweizer. Mediziner, Journalist, Politiker, * 6 . 1 2 . 1 8 0 0 Schübelbach, t 7 . 6 . 1 8 7 3 Lachen. D e r Sohn eines Bauern studierte Medizin in Freiburg und Wien. Nach der Promotion praktizierte er seit 1825 als Arzt in Siebnen, seit 1827 in Lachen. Von dort berichtete er als Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung". Seit 1832 L a n d a m m a n n der March, zählte D. zu j e n e n Radikalen, die sich für die Gründung eines Kantons „Äußeres Land S c h w y z " einsetzten. Als 1833 die Teilung des Kantons Schwyz erfolgte, w u r d e D. Finanzdirektor (Seckelmeister) des neuen Kantons und Präsident des Verfassungsrats; 1 8 3 3 / 3 4 war er Kantonsstatthalter. 1838 wurde er im „Horn- und Klauenstreit" zum Wortführer der liberalen „ K l a u e n m ä n n e r " (Kleinbauern) gegen die Großgrundbesitzer. N a c h Conrad —» Otts frühem Tod war D. von Januar bis März 1843 vorübergehend Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung". 1 8 4 7 / 4 8 gehörte er der vorläufigen Schwyzer Kantonsregierung und dem Verfassungsrat an. Nach einer Tätigkeit als Tagsatzungsgesandter war er wieder als Arzt und Publizist tätig. 1850-54 war D. Kantonsrichter und Gemeindepräsident von Lachen (auch 1866-70) und 1856-58 Bezirkslandammann der March. LITERATUR: Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848.
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Zürich 1961, S. 247-265. - Kaspar Michel: Z u m hundertsten Todestag: M. D. Siebnen 1973. - Ders.: L a n d a m m e Chruselchopf - der personifizierte Protest. In: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz 9 2 (2000) S. 159-172.
D i e t r i c h , Paul (Reinhold), Politiker, Journalist, * 6 . 1 1 . 1 8 8 9 Großvargula (Thüringen), f 1937 (?) Sowjetunion. Zunächst als Volksschullehrer tätig, trat D. 1912 in die SPD ein und war hauptberuflich Mitarbeiter sozialdemokratischer Zeitungen. 1918 wurde er Mitglied der USPD, 1920 der K P D und Mitglied des Zentralausschusses. 1924-27 gehörte er dem Landtag von H a m b u r g an. Seit 1924 Chefredakteur der „Hamburger Volkszeitung", war er 1925-27 Sekretär Ernst Thälmanns, seit 1927 Mitglied des Zentralkomitees der KPD, 1928-30 Mitglied des Reichstags. Ende 1929 wurde er als „Versöhnler" seiner Funktion enthoben. Im Auftrag der Komintern reiste er nach Nordafrika, war seit 1934 im Saargebiet, in Basel, Amsterdam und Paris tätig, kam 1936 in die Sowjetunion und arbeitete als Redakteur in Leningrad. D. wurde im August 1937 verhaftet und kam in der Haft ums Leben. 1956 wurde er von der Zentralen Parteikontrollkommission postum rehabilitiert. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 92. D i e t s c h i , Eugen, schweizer. Journalist, Politiker, * 2 . 1 . 1 8 9 6 Ölten, f 1 7 . 1 . 1 9 8 6 Binningen (Kt. BaselLandschaft). D., Sohn eines Verlegers und Redakteurs, studierte Nationalökonomie und Geschichte an den Universitäten Zürich
Diez und Basel, wurde 1920 z u m Dr. phil. promoviert und war 1921-67 als Redakteur bei der Basler „National-Zeitung" tätig. Als Mitglied der Freisinnig-Demokratischen Partei vertrat er diese 1929-68 im Großen Rat der Stadt Basel, als dessen Präsident er 1 9 4 0 / 4 1 amtierte; 1941 wurde er in den schweizer. Nationalrat gewählt (bis 1960). 1959 war D. Nationalratspräsident, wechselte 1960 in den Eidgenössischen Ständerat und gehörte verschiedenen Kommissionen an, die mit wirtschafts- und außenpolitischen Missionen im Ausland betraut waren. 1 9 5 3 / 5 4 w a r er Zentralpräsident des Vereins der Schweizer Presse, 1954-60 Präsident der schweizer. F D P . Daneben widmete sich D., der bis zu seinem Lebensende journalistisch tätig war, seit 1932 d e m Ballonflug. Er veröffentlichte u. a. Im Flug nach und durch Amerika und Kanada (1947) und 60 Jahre eidgenössische Politik (1979). WEITERE WERKE: Vom Ballon zum Jet. Basel 1971. Schweizer Luftfahrt damals. Basel 1976. LITERATUR: A. Schneider: E. D. und Peter Zschokke. Zwei profilierte Basler. In: Basler Stadtbuch 107 (1986) S. 45-53. D i e t z , Johann Heinrich Wilhelm, Verleger, * 3 . 1 0 . 1 8 4 3 Lübeck, t 2 8 . 8 . 1 9 2 2 Stuttgart. D. durchlief eine Buchdruckerlehre in Lübeck, kam im Zuge seiner Wanderjahre nach St. Petersburg und war seit 1866 als Schriftsetzer und Faktor in Lübeck tätig, w o er sich der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung anschloß. Seit 1874 in Hamburg, w u r d e ihm 1875 die Leitung der im selben Jahr gegründeten Genossenschaftsdruckerei zur Herstellung des „Hamburg-Altonaer Volksblatts" übertragen, die er 1879 in Eigenbesitz übernahm. Nach dem Verbot des Volksblatts gab er die „Gerichtszeitung" heraus. 1881-1918 vertrat D. seine Partei im Reichstag, wurde 1880 infolge des Sozialistengesetzes aus H a m b u r g ausgewiesen und ließ sich zunächst in Harburg, nach 1881 in Stuttgart als Verleger nieder. Er betreute den literarischen Nachlaß von —»Marx und —»Engels, verlegte u . a . Werke von —yBebel und —»Bernstein und organisierte den Vertrieb der sozialistischen Literatur in Deutschland. In seinem Verlag erschienen die von Karl —»Kautsky seit 1883 herausgegebene theoretisch-sozialistische Zeitschrift „Die neue Zeit", Clara —»Zetkins Frauenzeitschrift „Die Gleichheit" (1892-1917) sowie das literarische Witzblatt „Der wahre Jakob". LITERATUR: Rudolf Deckert: J. H. W. D. (1843-1922). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 214-221. - Angela Graf: J. H. W . D „ 1843-1922. Verleger der Sozialdemokratie. Bonn 1998. D i e t z , Max, österr. Musikhistoriker, * 9 . 4 . 1 8 5 7 Wien, t 5 . 8 . 1 9 2 8 Mistelbach (Niederösterreich). D. studierte an der Univ. Wien und wurde mit der Arbeit Geschichte des musikalischen Dramas in Frankreich während der Revolution bis zum Direktorium 1789-1795, in künstlerischer, sittlicher und politischer Beziehung ( 1 8 8 5 , 2 1 8 9 3 ) zum Dr. phil. promoviert. 1886 habilitierte er sich f ü r Musikwissenschaft an der Univ. Wien und w u r d e 1908 a. o.Prof., 1913 k. k. Regierungsrat. D. war Mitarbeiter zahlreicher musikalischer Zeitschriften und Referatenblätter („Musikalische Rundschau", „Neue Musikzeitung", „Kölnische Zeitung"). Er edierte u. a. 1891 ausgewählte Werke Kaiser Leopolds I. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 185. D i e t z g e n , Josef, Philosoph, * 9 . 1 2 . 1 8 2 8 Blankenberg/ Sieg, t 1 5 . 4 . 1 8 8 8 Chicago. D., Sohn eines Rotgerbers, erlernte 1845-49 das Lohgerberhandwerk. Autodidaktisch eignete er sich Fremdsprachen und philosophische Kenntnisse an, besonders Aristoteles, Kant und Fichte. 1848 n a h m er an der revolutionären Bewegung in Uckerath teil. 1849-51 und - nach d e m wirtschaftlichen Mißerfolg einer 1853 eröffneten Kolonialwarenhandlung - 1859-61 hielt er sich in den U S A auf, w o er sich als
Gerber, Schildermaler und Lehrer durchschlug, beschäftigte sich publizistisch mit der Sklavenfrage und hatte engen Kontakt zu Friedrich Adolf Sorge. 1864-68 w a r D. technischer Leiter der staatlichen Wladimirischen Gerberei in St. Petersburg und schrieb unter d e m Eindruck des ersten B a n d e s des Kapitals von Karl —> Marx sein H a u p t w e r k Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit. Dargestellt von einem Handarbeiter. Eine abermalige Kritik der reinen praktischen Vernunft (1869), in d e m er sich mit dem Kantianismus auseinandersetzte. N a c h seiner Rückkehr 1869 ü b e r n a h m D. die von seinem Onkel geerbte Gerberei in Siegburg und gehörte zu den Gründern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach. 1872 war er Delegierter beim 5. K o n g r e ß der Ersten Internationale in D e n H a a g und 1873 b e i m Eisenacher Parteikongreß. Seit 1884 erneut in den U S A , leitete er die Redaktion der „Chicagoer Arbeiterzeitung". Kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland starb D., dessen Einfluß auf Lenins Materialismus und Empirokritizismus (1909) nachweisbar ist. Mit philosophischen Arbeiten w i e Streifzüge eines Sozialisten in das Gebiet der Erkenntnistheorie (1887, 2 1905) und der umfangreichen publizistischen Tätigkeit (u. a. f ü r den „Volksstaat") trug D. zur Verbreitung u n d theoretischen A n e i g n u n g der marxistischen Weltanschauung bei. WEITERE WERKE: Das Acquisit der Philosophie und B r i e f e über Logik, speziell demokratisch-proletarische Logik. Stuttgart 1895, 2 1903. - Kleine philosophische Schriften. Stuttgart 1903. - Sozialdemokratische Philosophie. Berlin 1906. - Erkenntnis und Wahrheit. Des Arbeiterphilosophen universelle D e n k w e i s e und naturmonistische A n s c h a u ung über Lebenskunst, Ökonomie, Philosophie, Religion und Sozialismus. Z u seinem 20. Todestag gesammelt und hrsg. v. Eugen Dietzgen. Stuttgart 1908. - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Eugen Dühring. 3 Bde., Wiesbaden 1911. Stuttgart 4 1930. Berlin 1965. - D.-Brevier für Naturmonisten. Hrsg. v. E u g e n Dühring. M ü n c h e n 1915. Berlin 2 1930. - Schriften in drei Bänden. Hrsg. v. der Arbeitsgruppe Philosophie an der Deutschen A k a d e m i e der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1961-65. - Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit und andere Schriften. Hrsg. und mit einem N a c h w o r t versehen von Hellmut G. Haasis. D a r m s t a d t / N e u w i e d 1973. LITERATUR: Ernst Untermann: Die logischen Mängel des engeren Marxismus. Georg Plechanow et alii gegen J. D. A u c h ein Beitrag zur Geschichte des Materialismus. Hrsg. v. Eugen Dühring. M ü n c h e n 1910. - Adolf Hepner: J. D.s philosophische Lehren. Stuttgart 1916, 2 1 9 2 2 . - E u g e n Dühring: Materialismus oder Idealismus? E i n Lösungsversuch g e m ä ß J. D.s Erkenntnislehre. Stuttgart 1921. - M a x Apel: E i n f ü h r u n g in die Gedankenwelt J. D.s. Berlin 1931. Otto Finger: J. D. Ein Beitrag zu den philosophischen Leistungen des deutschen Arbeiterphilosophen. Berlin 1977. Gerhard Huck: J. D. (1828-1888). Ein Beitrag zur Ideengeschichte im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1979. - Horst-Dieter Strüning: „Unser Philosoph J. D.". F r a n k f u r t / M a i n 1980. Gertraude Wieland: D. in St. Petersburg u n d seine frühen Artikel. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 36 (1988) S. 361-365.
D i e z , Hermann, Redakteur, Direktor der ContinentalTelegraphen-Compagnie, * 1 2 . 3 . 1 8 6 6 Baiersbronn (Württemberg), t 4 . 9 . 1 9 3 9 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Tübingen, das er mit der Promotion abschloß, w a r D., Sohn eines Lehrers, 1889-93 im württembergischen Kirchendienst tätig, bevor er bis 1897 als politischer R e d a k t e u r der „Allgemeinen Zeitung" in München und im A n s c h l u ß daran als Chefredakteur b e i m „Hamburger C o r r e s p o n d e n t e n " arbeitete. Seit 1906 in gleicher Funktion beim „Neuen Tagblatt" in Stuttgart, leitete er seit 1907 als C h e f r e d a k t e u r die „Allgemeine Zeitung" in München. 1910 w u r d e er stellver-
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Diez tretender Direktor der Continental-Telegraphen-Compagnie (Wolffs Telegraphen Bureau) in Berlin, das er 1912-30 leitete. D. veröffentlichte u. a. Das Zeitungswesen (1910). LITERATUR: Gerhard Diez: Z u m Gedächtnis von H. D. o. O. 1940. D i e z , Julius, auch Dietz, Maler, Graphiker, * 8 . 9 . 1 8 7 0 Nürnberg, f 1 3 . 3 . 1 9 5 7 München. D e r N e f f e des Malers Wilhelm von —> D. besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in M ü n c h e n , setzte seine Ausbildung 1888-92 als Schüler Gabriel Hackls und Rudolf Seitz' an der dortigen Kunstakademie fort und w u r d e durch seine Mitarbeit an der Zeitschrift „Jugend" seit 1896 bekannt. Daneben schuf D. Fresken, Glasfenster, M o s a i k e sowie graphische Folgen, darunter ein dreiflügeliges Mosaikbild in der Univ. und Wandbilder im Ehrensaal des Deutschen M u seums in München. Seit 1907 unterrichtete D. als Prof. f ü r figürliche Dekorationsmalerei und Illustration an der Münchner Kunstgewerbeschule und wirkte seit etwa 1925 als Lehrer an der dortigen Kunstakademie. N a c h seiner Emeritierung wandte sich D. vorwiegend der Landschaftsmalerei zu. LITERATUR: Richard Braungart: J. D. M ü n c h e n 1920. J. D. Sonderausstellung zum 70. Geburtstag des Künstlers. München 1940. - Holger Grimm: D., J. In: A K L , Bd. 27, 2000, S. 345 f. D i e z , (Albrecht Christoph) Wilhelm von, Maler, * 1 7 . 1 . 1 8 3 9 Bayreuth, t 2 5 . 2 . 1 9 0 7 M ü n c h e n . D. besuchte zunächst die Gewerbeschule in Bayreuth, 1853-55 die Polytechnische Schule in M ü n c h e n und setzte seine Ausbildung für kurze Zeit als Schüler Karl von Pilotys an der dortigen Kunstakademie fort. 1870 folgte er einem Ruf an die Münchner Kunstakadmie, w o er u. a. M a x —> Slevogt und Wilhelm Trübner unterrichtete. D. schuf zahlreiche Buchillustrationen, u. a. zu —> Schillers Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (1871), war f e r n e r Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter" und der „ M ü n c h e n e r Bilderbogen" und wandte sich später zunehmend auch der Genremalerei, Tierstudien, Interieurs sowie der Landschaftsmalerei zu. LITERATUR: H e r m a n n Uhde-Bernays: D., A. C. W. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 711 f. - Stefanie K a m m : W. v. D. Ein Künstler zwischen Historismus und Jugendstil. München 1991. - H a n s Ries: D „ W. v. In: A K L , Bd. 27, 2000, S. 3 4 8 f . D i e z e l , Gustav, Publizist, Politiker, * 2 7 . 1 0 . 1 8 1 7 Nassau (Württemberg), t 1 . 8 . 1 8 5 8 Norderney. Nach dem Besuch des Tübinger Stiftes versah D. für kurze Zeit ein geistliches Amt, wandte sich dann jedoch einer journalistischen Tätigkeit zu und wurde Redakteur des liberalen Nürnberger „Correspondenten". 1848 gründete er den „Freien Staatsbürger" und nahm als Führer einer kleinbürgerlich-demokratischen Aktionspartei aktiv an der Politik teil. Er mußte in die Schweiz fliehen, von wo aus er heftige publizistische Angriffe gegen die bayerische Regierung richtete, und stellte sich schließlich d e m Augsburger Schwurgericht, das ihn zu einer G e f ä n g n i s h a f t verurteilte. Seit 1852 wurde D. durch seine Veröffentlichungen, in denen er dem Bonapartismus, d e m Ultramontanismus sowie der österr. Reaktion den Kampf ansagte, jedoch stets die nationale Einigung Deutschlands als Ziel vor Augen hatte, bekannt. Er veröffentlichte u. a. Baiern und die Revolution (1849), Deutschland und die abendländische Civilisation (1852) und Frankreich, seine Elemente und ihre Entwicklung (1853). LITERATUR: Willi Lorch: G. D. Ein vergessener Achtundvierziger. Diss. Tübingen 1935. - Heinz Gollwitzer: D „ G. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 713 f.
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D i e z m a n n , Johann August, Publizist, Schriftsteller, * 1 . 9 . 1 8 0 5 Gatzen (Sachsen), t 2 5 . 7 . 1 8 6 9 Schloß Chemnitz. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende D. studierte 1824-28 in Leipzig Medizin und Naturwissenschaften und widmete sich 1830 mit der G r ü n d u n g der „Blätter aus der Gegenwart f ü r nützliche Unterhaltung, oder Welt und Zeit" einer publizistischen Laufbahn. Seit 1834 gab er die „Allgemeine M o d z e i t u n g " heraus, beteiligte sich 1854 an der Redaktion der „Gartenlaube" und war bis 1868 Herausgeber des „Leipziger Tageblatts". Daneben übersetze er zahlreiche Werke aus d e m Englischen und Französischen, gab u. a. eine Reihe von Wörterbüchern heraus, widmete sich in mehreren Schriften, darunter Goethe-Schiller-Museum (1858), der —> Goethe-Forschung und war seit 1868 Stipendiat der Schiller-Stiftung.
D i l l , Emil, schweizer. Maler, * 1 5 . 4 . 1 8 6 1 Pratteln (oder Liestal), t 2 3 . 5 . 1 9 3 8 Liestal. D. absolvierte zunächst eine Lehre als Musterzeichner in einer Basler Seidenbandfabrik und studierte dann an den Kunstakademien in Karlsruhe unter Ferdinand Keller, in Paris und in M ü n c h e n unter L u d w i g von Löfftz; anschließend arbeitete er einige Jahre in einem Dekorationsmalergeschäft in Basel. Ferner entstanden neben illustrativen Arbeiten für den „Nebelspalter" zahlreiche Gemälde, darunter Großmutter und Enkelkind, die er im ersten sogenannten schweizer. Salon in Bern ausstellte. Zur weiteren Ausbildung im architektonischen Zeichnen ging D. anschließend zwei Jahre aij die T H M ü n c h e n und arbeitete dann mehrere Jahre z u s a m m e n mit Albert Fierz an Bildern für den Bürgersaal des Rathauses in Radolfzell, bevor er seit 1896 als Zeichenlehrer an der Kantonsschule in Zug unterrichtete. LITERATUR: D „ E. In: A K L , Bd. 27, 2000, S. 392 f.
D i l l , Hans (Johann), Politiker, * 2 5 . 6 . 1 8 8 7 Brand bei Tachau (Westböhmen), t 7 . 7 . 1 9 7 3 Neuenhain/Taunus. Bis 1912 als Porzellanmaler tätig, war D. anschließend SPD-Parteisekretär in Nürnberg, Würzburg und München und wurde 1919 SPD-Landessekretär, dann Redakteur der „Münchener Post". Seit 1927 Sekretär des SPD-Bezirks Franken, war er 1919-23 Mitglied des Bayerischen Landtags, 1930-33 Mitglied des Reichstags und emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei. D. arbeitete dort als Grenzsekretär für Nordbayern der S P D im Exil (Sopade) in Mies bei Pilsen, seit 1936 als Sekretär der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der C S R und ging 1938 nach Großbritannien, später nach Kanada, w o er als Farmer tätig war. Ende der sechziger Jahre kehrte er nach Deutschland zurück. WERKE: Wirtschaftskrise und Arbeiterklasse. München 1926. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 131. - M.d.R., S. 93 f.
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1994,
D i n c k l a g e , Clara von, Pseud. Campe, Schriftstellerin, * 2 5 . 1 1 . 1 8 2 9 C a m p e / E m s , t 1919 Dresden. Nach Reisen durch Deutschland, Frankreich und Holland zog D. nach L i n g e n / E m s , leitete 1 8 7 0 / 7 1 ein Lazarett in Osnabrück und übersiedelte anschließend als Stiftsdame in das Damenstift Börstel bei Osnabrück, später als Kanonissin in das Damenstift Wunstorf. Seit 1894 lebte sie in Radebeul bei Dresden. D. schrieb eine Reihe von Novellen für die Zeitschriften „Hessenland" und „Das deutsche Adelsblatt", sie war Mitarbeiterin der „Deutschen Romanbibliothek". Zu ihren Werken zählt u. a. der Roman Unter frischer Flagge (1905).
Dirks D i n g e l s t e d t, Franz Frh. von, auch Ferdinand D., Schriftsteller, Theaterleiter, * 3 0 . 6 . 1 8 1 4 Halsdorf bei Marburg, t 1 5 . 5 . 1 8 8 1 Wien. D. studierte 1831-34 Theologie und Philologie in Marburg, erhielt jedoch wegen seiner schauspielerischen Tätigkeit kein geistliches A m t und unterrichtete seit 1836 am Fridericianum in Kassel, wobei er nebenbei Kunst- und Theaterkritiken schrieb. Wegen seiner im selben Jahr in August —» Lewaids Zeitschrift „Europa. Chronik der gebildeten Welt" veröffentlichten satirischen Bilder aus Hessen-Kassel und der Kritik an der zeitgenössischen Politik in den Spaziergängen eines Casseler Poeten (1837) w u r d e er nach Fulda strafversetzt. 1839 veröffentlichte er den R o m a n Die neuen Argonauten und gründete 1841 die Zeitschrift „Salon", die häufig mit der Zensur in Konflikt geriet. 1841 erschien sein vierteiliger, der jungdeutschen Lyrik nahestehender Gedichtzyklus Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, ein Angriff auf das restaurative Deutschland, gegen den die Zensur einschritt. Aus d e m Schuldienst ausgeschieden, ging D. 1842 als Korrespondent der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" nach Paris und L o n d o n und lernte dort seine spätere Frau, die Sängerin Jenny Lutzer, kennen, der er nach Wien folgte. 1843 wurde er Vorleser und Bibliothekar am Hof des württembergischen Königs in Stuttgart, 1846 Dramaturg des dortigen Hoftheaters. Seit 1851 Leiter des M ü n c h n e r Hoftheaters, von 1857 an Generalintendant der Weimarer H o f b ü h n e , wurde er 1870 Hofoperndirektor, später Leiter des Burgtheaters in Wien und 1876 in den Freiherrnstand erhoben. Zu den berühmtesten deutschen Regisseuren zählend, führte D. u. a. Stücke von - » G u t z k o w , Hebbel, Ibsen und —> Anzengruber auf; theatergeschichtlich wichtig waren auch seine Inszenierungen der Dramen Shakespeares. WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. 12 Bde., Berlin 1877-79. - Aus der B r i e f m a p p e eines Burgtheaterdirektors. Mit einer biographischen Skizze und Anmerkungen. Hrsg. v. Karl Glossy. Wien 1925. LITERATUR: Otto Liebscher: F. D. Seine dramaturgische Entwicklung und Tätigkeit bis 1857 und seine Bühnenleitung in München. Diss. München 1909. - Bernhard Klostermann: F. D., sein Jugendleben und die Entwicklung seiner politischen Dichtung. Diss. M ü n s t e r / W e s t f a l e n 1912. - Carl Niessen: D „ F. Frh. v. In: NDB, Bd. 3, 1957, S. 727 f. E d m u n d Sindermann: F. Frh. v. D. Der Dichter des Weserliedes. Rinteln 1981. - Karl Pörnbacher: Ein Nordlicht als Münchener Hoftheater-Intendant. F. D. und seine Karriere. M ü n c h e n 1987. D i n g l e r , Emil Maximilian, Chemiker, Industrieller, * 1 0 . 3 . 1 8 0 6 Augsburg, t 9 . 1 0 . 1 8 7 4 Augsburg. Der Sohn Gottfried —>D.s widmete sich seit 1822 an den Universitäten Landshut, Erfurt und Göttingen sowie am Gewerbeinstitut in Berlin dem Studium der Technologie und der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemie, und trat 1826 in die väterliche chemische Fabrik ein. Nach der Promotion 1829 in Erlangen unternahm D. eine Studienreise durch Frankreich, Belgien, England, Schottland, Holland und Deutschland. 1831 trat er in die Redaktion des von seinem Vater begründeten „Polytechnischen Journals" ein und führte 1840-74 die Redaktion allein, wobei er sich vor allem der Berichterstattung über technische Fortschritte im Ausland widmete. WERKE: Vitalis. Grundriß der Färberei und des Zeugdrucks. Stuttgart 1839. LITERATUR: Karl Karmarsch: Dr. E. M . D. Nekrolog. Augsburg 1875. - H. Dingler: Die Augsburger Dingler. In: D e r Schönhof. Werkszeitschrift der Dingler-Werke Zweibrücken (1941) Nr. 2.
D i n g l e r , (Johann) Gottfried, Chemiker, Fabrikant, * 2 . 1 . 1 7 7 8 Zweibrücken, t 1 9 . 5 . 1 8 5 5 Augsburg. N a c h einer Apothekerlehre in O p p e n h e i m / R h e i n w u r d e D., Sohn eines Leinenwebermeisters, 1793 Feldapotheker in Minden, bevor er 1800 als Apotheker nach Augsburg übersiedelte. Anschließend eignete er sich in Mülhausen (Elsaß) Kenntnisse der Zeugdruckerei an und gründete 1806 in Augsburg eine Fabrik chemischer Produkte, die deutsche, österr. und schweizer. Kattunfabriken belieferte. 1822 errichtete D. eine eigene Kattunfabrik in Augsburg, die er bis 1848 betrieb. Sein L e b e n s w e r k war die G r ü n d u n g und Herausgabe des „Polytechnischen Journals", dessen erster Band 1820 im Cotta-Verlag erschien; sie w u r d e von D.s Sohn Emil Maximilian > D. weitergeführt. WERKE: Beschreibung und A b b i l d u n g mehrerer D a m p f Apparate zur Benützung der W a s s e r d ä m p f e , zum Kochen und Heizen in verschiedenen öffentlichen Anstalten, in der Haus- und L a n d w i r t s c h a f t , in Fabriken, Manufakturen, Gewerben etc. A u g s b u r g / L e i p z i g 1818. LITERATUR: Helmuth Dingler: D., G. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 730. - Franz Fischer: D.s „Polytechnisches Journal" bis z u m Tode seines Begründers (1820-1855). In: Archiv für Geschichte des B u c h w e s e n s 15 (1975) Sp. 1027-1142. Christoph Schümann: D.s U n t e r n e h m e n in Augsburg. In: Ders.: Der Anteil deutscher Apotheker an der Entwicklung der technischen C h e m i e zwischen 1750 und 1850. Frankf u r t / M a i n u. a. 1993, S. 266-270. - Ders.: D.s Zeitschriften. In: Ebd., S. 67-70. D i n k e l , Pankratius (Andreas) von, Bischof von Augsburg, * 9 . 2 . 1 8 1 1 Staffelstein (Oberfranken), t 1 1 . 1 0 . 1 8 9 4 Augsburg. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie und der Priesterweihe (1834) w a r D., Sohn eines Gastwirts, der zeitweise das A m t des Bürgermeisters w a h r n a h m , zunächst als Kaplan in Forchheim tätig, bevor er 1843 die Stelle des Stadtpfarrers in Erlangen antrat. 1850-55 redigierte er mit Michael Störcher die „Katholischen Blätter aus Franken". Seit 1858 amtierte er infolge kgl. E r n e n n u n g als Bischof von Augsburg, gründete in dieser Funktion 1862 ein Knabenseminar in Dillingen, führte im f o l g e n d e n Jahr die Pfarrvisitationen wieder ein, restaurierte den D o m und die Ulrichskirche in Augsburg und gründete 1871 den Cäcilienverein. Als Mitglied des bayerischen Reichsrats (1861-82) setzte sich D. für die Erhaltung der christlich-konfessionellen Schule ein und nahm während des K u l t u r k a m p f e s zahlreiche aus Preußen ausgewiesene Priester und Theologiestudenten in seiner Diözese auf. LITERATUR: Friedrich Zoepfl: D., P. v. In: N D B , Bd. 3, 1957, S. 731 f. - Andreas Bigelmair: D „ P. v. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 6. Hrsg. v. Sigmund Frh. von Pölnitz. Würzburg 1960, S. 109-127. - Peter R u m mel: D., P. v. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 134-136. - Der Bischof aus Staffelstein. Lebensstationen von P. D. (1811-94). Hrsg. v. Josef Urban. Bamberg 1994. Peter Rummel: D „ P. v. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 236. Walter Dürig: Marginalien eines Bischofs zur Seelsorge. Briefe des Augsburger Bischofs P. v. D. (1811-94) an Professor Valentin Thalhofer (1825-91). Augsburg 1996. - Elmar Kerner: P. (v.) D. (1811-94) Bischof von Augsburg. In: Staffelsteiner Lebensbilder. Hrsg. v. Günter Dippold. Staffelstein 2000, S. 120-125. D i r k s , Walter, Publizist, Schriftsteller, * 8 . 1 . 1 9 0 1 H ö r d e (heute zu Dortmund), f 3 0 . 5 . 1 9 9 1 Wittnau bei Freiburg. D e r Kaufmannssohn D. begann in Münster und Paderborn das Studium der Theologie, das er j e d o c h nicht abschloß, und war 1923 zunächst Sekretär R o m a n o Guardinis in Potsdam, dann bis 1934 Redakteur bei der Frankfurter linkskatholischen „Rhein-Mainischen Volkszeitung", w o er später das
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Dirnböck-Schulz Kulturressort leitete. 1930 widmete er sich dem Studium der Philosophie in Gießen, kam 1933 in eine mehrwöchige Schutzhaft und war von 1935 bis zu seinem Schreibverbot 1943 Musikkritiker der . f r a n k f u r t e r Zeitung". Seit 1946 gab D. zusammen mit Eugen —> Kogon die mit diesem gegründeten „Frankfurter H e f t e " heraus, in denen er den Aufbau einer Demokratie auf der Basis eines christlichen Sozialismus propagierte. Seit 1949 als innenpolitischer Kommentator beim S ü d w e s t f u n k tätig, wirkte er 1953-56 a m Frankfurter „Institut f ü r Sozialforschung" und gab zusammen mit Theodor W. —> A d o r n o die „Frankfurter Beiträge zur Soziologie" heraus. 1956-67 leitete D. das Kulturressort beim Westdeutschen R u n d f u n k in Köln. D. gehörte 1945 zu den Mitbegründern der hessischen C D U , von der er sich später wieder abwandte. WERKE: G e s a m m e l t e Schriften. Hrsg. v. Fritz Boll u . a . 8 Bde., Zürich 1987-91. LITERATUR: Ulrich Bröckling: W.-D.-Bibliographie. Bonn 1991. - W . D. im Gespräch mit Ingo H e r m a n n . In: Karl B. Schnelting (Hrsg.): Zeugen des Jahrhunderts. Porträts aus Wirtschaft und Gesellschaft. F r a n k f u r t / M a i n 1981, S. 57-84. - Karl P r ü m m : W. D. und Eugen Kogon als katholische Publizisten der Weimarer Republik. Heidelberg 1984. - Ulrich Bröckling: D „ W. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 258. - Daniela Dunkel: D „ W . In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 869. D i r n b ö c k - S c h u l z , Johanna, auch Jenny, Pseud. J. Böck, Köbn auf (von) der Ried, österr. Schriftstellerin, * 4 . 1 1 . 1 8 5 0 Nikolsburg (Mähren), t 2 4 . 7 . 1 9 1 8 Ellersbach. Die Tochter eines Regierungsrats war nach ihrer Lehrerinnenausbildung seit 1869 im öffentlichen Schuldienst in K r e m s und Wien tätig und heiratete 1874 einen Gutsbesitzer, von d e m sie nach drei Jahren wieder geschieden wurde. Neben ihrem Beruf war D. schriftstellerisch tätig, arbeitete für die „Oesterreichische Volks-Zeitung" sowie für mehrere ausländische Blätter und veröffentlichte neben Gedichtsammlungen, wie Gruß vom Lindenhof (1901), und Erzählungen eine Reihe von Romanen, die die Vor- und Frühgeschichte Österreichs thematisieren, u. a. Der Freithof von Ottachring (1899). LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 187. D i s t e l b a r t h , Paul (Heinrich), Publizist, Schriftsteller, * 2 3 . 1 2 . 1 8 7 9 Wiesenthal (Böhmen), t 1 7 . 1 . 1 9 6 3 Rittelhof (Kr. Heilbronn). D. übernahm 1911 das elterliche Glas-Exportgeschäft in Gablonz, nahm am Ersten Weltkrieg teil und übersiedelte nach Schwaben. Nach zahlreichen Reisen durch Frankreich, die Sowjetunion und nach China war er seit 1931 publizistisch tätig, trat wiederholt für eine deutsch-französische Verständigung ein, wurde infolgedessen nach 1933 wegen Hochverrats verfolgt und mußte Deutschland schließlich verlassen. Bis 1939 lebte D. im französischen Exil und veröffentlichte dort u . a . Lebendiges Frankreich (1936). Seit 1946 war er Mitherausgeber der „Heilbronner Stimme". LITERATUR: Hans Bock: Konservativer Einzelgänger und pazifistischer Grenzgänger zwischen Deutschland und Frankreich. Der Frankreich-Publizist P. H. D. im Dritten Reich. In: Francia 21 (1995) S. 99-133. D i t t e n b e r g e r , T h e o p h o r Wilhelm, evang. Theologe, * 3 0 . 4 . 1 8 0 7 Teningen, t 1 . 5 . 1 8 7 1 Weimar. D. absolvierte das Studium der Theologie als Schüler seines späteren Schwiegervaters Karl D a u b in Heidelberg, setzte es an der Univ. Halle fort und habilitierte sich 1832 an der Univ. Heidelberg. N a c h Reisen durch Deutschland und D ä n e m a r k wurde er Dozent, 1847 o. Prof. der Theologie sowie zugleich Universitäts-Prediger und Stadtpfarrer in Heidelberg. 1852 folgte er dem Ruf als großherzoglicher Oberhofprediger und Kirchenrat nach Weimar. D. gehörte zu
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den Führern der liberalen Theologie in Baden, war 1854 Mitbegründer der „Protestantischen Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland" und veröffentlichte zahlreiche Predigten. LITERATUR: Holtzmann: D., T. W. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 261 f. - Friedrich W. Bautz: D., T. W. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1334 f. D i t t m a n n , Wilhelm (Friedrich Karl), Politiker, * 1 3 . 1 1 . 1 8 7 4 Eutin, t 7 . 8 . 1 9 5 4 Bonn. Bis 1899 als Tischler tätig, war D. seit 1894 Mitglied der SPD, 1899-1904 Redakteur sozialdemokratischer Zeitungen in Bremerhaven und Solingen. 1904-08 Parteisekretär und Bezirksvorsitzender in F r a n k f u r t / M a i n , war er 1907-09 Stadtverordneter und 1912-18 als Abgeordneter von Remscheid Mitglied des Reichstags. 1917 Mitbegründer der U S P D , wurde D. als Teilnehmer des Januarstreiks 1918 in Berlin zu fünf Jahren H a f t verurteilt, j e d o c h amnestiert; von der Novemberrevolution bis E n d e 1918 gehörte er dem Rat der Volksbeauftragten an. 1920-33 war D. Mitglied des Reichstags, zeitweise dessen Vizepräsident; er trat gegen den Z u s a m m e n s c h l u ß mit der K P D auf und kehrte 1922 zur S P D zurück. Er w u r d e Sekretär des Parteivorstandes sowie geschäftsführender Vorsitzender der SPDReichstagsfraktion. 1933 emigrierte D. nach Österreich, später in die Schweiz. Seit 1951 lebte er in der Bundesrepublik Deutschland und arbeitete im SPD-Archiv in Bonn. LITERATUR: Georg Kotowski: D., W . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 3 f. - Albert Kitchen: W. D. and G e r m a n Social Democracy 1918-1983. Ann Arbor 1975. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 131 f. - M . d . R . , 3 1 9 9 4 , S. 95 f. D i x , Arthur, Publizist, * 3 0 . 1 1 . 1 8 7 5 Haus Kölln (Westpreußen), f 2 5 . 3 . 1 9 3 5 Berlin. Der Sohn eines Rittergutsbesitzers studierte 1895-99 Rechtsund Staatswissenschaften in Königsberg, Leipzig und Berlin, wurde 1897 Assessor in Berlin und war dann journalistisch tätig. Seit 1899 Redakteur der „Nationalliberalen Korrespondenz", war D. seit dem folgenden Jahr politischer Redakteur der „National-Zeitung", deren Chefredakteur er 1904 wurde. 1905 gründete er die nationale Zeitungskorrespondenz „Deutscher Bote", 1911 „Die Weltpolitik", die er bis 1920 leitete. 1916-18 war D. Chef des Pressebüros des Militär-Bevollmächtigten in Sofia, arbeitete seit 1919 als Hauptschriftleiter der „Deutschen Export-Revue" sowie u. a. des „Überseedienstes" und der „Täglichen Rundschau". 1923 gehörte er zu den Mitbegründern des „TransatlanticDienstes" und der Zeitschrift „Weltpolitik und Weltwirtschaft" und war seit 1929 Hauptschriftleiter der „Überseeund Kolonialzeitung". D. veröffentlichte zahlreiche Schriften, u. a. zur Welt- und Kolonialpolitik, darunter Geopolitik (1926). LITERATUR: Erika Behn: A. D., Propagandist der wirtschaftlichen Vorbereitung des ersten Weltkrieges. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2 (1970) S. 69-100. D o b b e r t , Alfred, Politiker, * 2 . 1 . 1 8 9 7 Barmen (heute zu Wuppertal), f 1 9 . 1 1 . 1 9 7 5 Wuppertal. Der Textilarbeiter D. Schloß sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an und w u r d e 1915 Mitglied der SPD. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er an seine Arbeitsstelle in der Wuppertaler Textilindustrie zurück, gab 1920 seinen Beruf auf und wurde Sekretär der Kommission des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes für Barmen und Elberfeld; für die „Volkstribüne" war er journalistisch tätig. 1923 siedelte D. als Sekretär des Deutschen Textilarbeiterverbandes nach Großenhain bei Dresden über, wurde dort Stadtratsmitglied und Redakteur der Meißener „Volkszeitung". Seit 1926 war er Mitglied des Sächsischen Landtags, anschließend des Reichstags. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung als Redakteur entlassen und wiederholt inhaftiert,
Doebber arbeitete D. als Versicherungsvertreter, bis er 1938 zur Wehrmacht eingezogen wurde. 1945 wieder in Wuppertal, übern a h m er die Leitung des SPD-Parteisekretariats und w u r d e von der britischen Besatzungsmacht in die erste Wuppertaler „Stadtvertretung" berufen; er gehörte bis 1969 dem Wuppertaler Stadtrat an. 1945 in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt, amtierte er 1948-66 als dessen Vizepräsident. Bis 1951 war er Chefredakteur des Düsseldorfer „RheinEchos". LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 96 f. D o b b e r t , Eduard, Kunsthistoriker, * 2 5 . 3 . 1 8 3 9 St. Petersburg, t 3 0 . 9 . 1 8 9 9 Gersau/Vierwaldstättersee. D. wuchs als Sohn eines Arztes in St. Petersburg auf. Z u m Studium der Geschichte ging er 1857 nach Dorpat, dann nach Jena, Berlin und Heidelberg. Nach seiner Promotion (1861, Uber das Wesen und den Geschäftskreis der Missi Dominici) kehrte er nach St. Petersburg zurück, w o er an der deutschen St.-Petri-Schule unterrichtete und die „St. Petersburger Wochenschrift" herausgab. Später widmete er sich an der Univ. M ü n c h e n kunstgeschichtlichen und archäologischen Studien als Schüler Heinrich von Brunns. 1873 in München für Kunstgeschichte habilitiert, wurde D. an die Berliner Akademische Hochschule f ü r die bildenden Künste sowie an die dortige Bau- und Gewerbeakademie berufen und 1875 zum Prof. ernannt. 1880 wurde er in den Senat der Kgl. Akademie der Künste a u f g e n o m m e n und zum Leiter ihrer Bibliothek bestimmt. 1 8 8 5 / 8 6 übernahm er das Rektorat der T H Berlin. D. veröffentlichte zahlreiche Schriften zur mittelalterlichen Kunstgeschichte (Beiträge zur Geschichte der italienischen Kunst gegen Ausgang des Mittelalters, 1878). Sein besonderes Interesse galt den Darstellungen des Abendmahls. WEITERES WERK: Reden und A u f s ä t z e kunstgeschichtlichen Inhalts. Berlin 1902. LITERATUR: Bibliothek E. D. Berlin 1902. D o b e r e r , Kurt Karl, Ingenieur, Journalist, Schriftsteller, * 1 1 . 9 . 1 9 0 4 Nürnberg, t 2 0 . 8 . 1 9 9 3 Nürnberg. Der Sohn eines sozialdemokratisch gesinnten Angestellten besuchte 1924-27 die H ö h e r e Technische Staatslehranstalt in Nürnberg. 1 9 3 1 / 3 2 studierte er dort an der Hochschule f ü r Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und 1 9 3 2 / 3 3 in Berlin an der Hochschule für Politik. D., seit 1927 Mitglied der SPD, war 1927-29 Ingenieur bei den Siemens-SchuckertWerken und arbeitete daneben f ü r die sozialdemokratische Presse (u. a. „Vorwärts"; „Volksstimme", Chemnitz; „Leipziger Volkszeitung"; „Schwäbische Tagwacht", Stuttgart). 1933 emigrierte er nach Prag, 1938 nach London und kehrte 1949 nach Nürnberg zurück. Seit 1933 freier Schriftsteller, veröffentlichte D. Romane, die häufig als Fortsetzungsromane erschienen (u.a. Die Rakete, 1934; Republik Nordpol, 1 9 3 6 , 2 1 9 8 9 ; Der grüne Komet, 1947; The Goldmakers, 1948, dt. Goldsucher - Goldmacher, 1960, 2. Aufl. 1991 als Die Goldmacher. Zehntausend Jahre Alchimie), Lyrik (u. a. Prolet, das bist Du, 1936; Die Schiene, 1948; Die Sterne rufen, 1968) und Anthologien (Verse der Emigration, 1936; Singendes Volk, 1938; 10 Jahre Freie Deutsche Kultur im Exil, 1943) und in den dreißiger Jahren viel rezipierte kriegstechnische Bücher (u. a. Todesstrahlen und andere Kriegswaffen, 1936, mit M a x —> Seydewitz; Elektrokrieg. Maschine gegen Mensch, 1938; Die unbekannte Waffe, 1938). N a c h dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte er sich weiter kritisch mit der Technik und ihrer Geschichte (u. a. Sinn und Zukunft der Automation, 1958; Auf der Suche nach dem Unteilbaren. 2500 Jahre Elemente- und Atomforschung von Thaies bis Mme Curie, 1981), veröffentlichte aber auch Fachbeiträge zur Philatelie (u. a. Schwarze Einser, Rote Dreier. Kleine Kulturgeschichte der Briefmarke, 1967; Philatelie für Kenner, 1976; Bayern-Philatelie, 1990) sowie den Essay- und
Erinnerungsband Drachenschlacht. Legende, Berichte, Augenzeugen (1970). 1944 trat D. in The United States of Germany (1944; dt. Die Vereinigten Staaten von Deutschland, 1947) f ü r einen föderalen deutschen und europäischen Bundesstaat ein. WEITERES WERK: Alte B r i e f m a r k e n . M ü n c h e n 1983. LITERATUR: Nürnberger internationaler Schriftsteller. Z u m 65. Geburtstag Κ. K. D.s. N ü r n b e r g 1969. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 132. - Jörg Weigand u. a.: Z u m Tode von Κ. K. D. (1904-1993). In; Fantasia 8 4 / 8 5 (1993) S. 133-141. - Jürgen Bräunlein: Leben heißt, gegen den Zufall k ä m p f e n . Der visionäre Ingenieur und antifaschistische Science-FictionAutor Κ. K. D. In: Visionäre aus Franken. Sechs phantastische Biographien. Hrsg. v. Bernd Flessner. N e u s t a d t / A i s c h 2000, S. 17-41. D o b e r n i g , Johann Wolfgang, österr. Journalist, Politiker, * 1 0 . 9 . 1 8 6 2 Maria-Waitschach (Kärnten), t 2 4 . 7 . 1 9 1 8 Klagenfurt. N a c h dem Besuch des G y m n a s i u m s w u r d e D. 1881 Redakteur der „Triester Zeitung". 1886-1907 w a r er Eigentümer und Redakteur der „Freien S t i m m e n " (Klagenfurt). 1895 w u r d e er als Vertreter Klagenfurts Mitglied des Reichsrats, 1910 O b m a n n des Heeresausschusses. E r gehörte auch dem Landtag von Kärnten an, in d e m er sich an die Spitze der Deutschnationalen setzte. W ä h r e n d des Ersten Weltkriegs w a r D. O b m a n n des Deutschen Nationalverbands. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 189. D o c z i , L u d w i g Frh. von, auch D o c z y , Pseud. L u d w i g Dux, österr.-ungarischer Journalist, Beamter, Schriftsteller, * 2 7 . 1 1 . 1 8 4 5 Deutschkreutz (Burgenland), t 2 9 . 8 . 1 9 1 9 Budapest. D. studierte in Budapest und Wien, arbeitete als Gerichtssaalreporter, redigierte 1866 die „Kleine K r i e g s c h r o n i k " und ging dann als Korrespondent der Wiener „ N e u e n Freien Presse" nach Budapest. Nach der Einrichtung des ungarischen Ministeriums unter Gyula Andrassy w u r d e er dessen Stenograph und Sekretär; als Andrassy die Leitung des Außenministeriums übernahm, folgte ihm D. nach Wien und w u r d e dort Leiter des Pressebüros, 1871 Sektionschef. 1901 in den Freiherrnstand erhoben, schied D. aus d e m Staatsdienst aus und widmete sich seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Durch Übersetzungen klassischer Texte in die ungarische und in die deutsche S p r a c h e vermittelte er zwischen beiden Literaturen; er selbst verfaßte Schauspiele sowie das Libretto zur Strauß-Operette Ritter Päzman (1892). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 190. D o d e r e r , Otto, Pseud. Bernhard Wyss, Journalist, Schriftsteller, * 2 4 . 5 . 1 8 9 2 Biebrich (heute zu Wiesbaden), t 1 4 . 4 . 1 9 6 2 Wiesbaden. D. erlernte zunächst einen k a u f m ä n n i s c h e n Beruf, e h e er sich dem Journalismus z u w a n d t e und 1919 Redakteur des „Archivs für publizistische A r b e i t " wurde. Seit 1920 schrieb er z u d e m f ü r die Monatsschrift „Die R h e i n l a n d e " und war Literatur- und Theaterkritiker der „Frankfurter Zeitung". 1925-30 lebte er als Leiter des Verlags d e r Reichszentrale f ü r Heimatdienst in Berlin. 1933-45 erneut Redakteur des „Archivs für publizistische Arbeit", w u r d e er 1938 vorübergehend mit Berufsverbot als „Kunstschriftleiter" belegt. D. schrieb auch Essays und Novellen (Stimmungsmusik, 1941). N a c h 1945 arbeitete er b e i m A u f b a u des Frankfurter „Börsenblatts f ü r den deutschen B u c h h a n d e l " , 1948-55 beim Hessischen R u n d f u n k mit. D o e b b e r , Johannes, Musiker, Komponist, Dirigent, * 2 8 . 3 . 1 8 6 6 Berlin, f 2 6 . 1 . 1 9 2 1 Berlin. D. besuchte das Sternsche Konservatorium in Berlin und trat dann als Pianist auf. Später w a n d t e er sich d e m Kompositionsfach zu und veröffentlichte seit 1893 vor allem Opern.
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Döblin Außerdem war er als Theaterkapellmeister in Berlin, Darmstadt, Coburg-Gotha und schließlich am Kgl. Theater in Hannover beschäftigt. 1908 kehrte er nach Berlin zurück und lebte dort als Komponist, Gesanglehrer und Musikreferent der „Volkszeitung". Er schrieb neben Opern und Operetten (Die Millionenbraut, 1913) eine Symphonie und zahlreiche Lieder. D ö b l i n , Alfred, Schriftsteller, Mediziner, * 10. 8.1878 Stettin/Oder, f 2 6 . 6 . 1 9 5 7 Emmendingen bei Freiburg/ Breisgau. Die widerspruchsvolle Persönlichkeit D.s wurde in einer jüdischen Familie geformt, die von schweren Konflikten zwischen dem musisch vielseitig begabten Vater und der lebenspraktischen Mutter belastet war. Zum traumatischen, später wiederholt thematisierten Ereignis in D.s Jugend wurde die Flucht des Vaters aus der familiären Bindung im Juni 1888. Die ärmlichen Lebensverhältnisse, die die nach Berlin übersiedelte Familie fand, die neuartigen Eindrücke der Großstadt und die Autoritätskonflikte in der verhaßten, später oft attackierten Schule gehörten zu den prägenden Erfahrungen der Berliner Jugendzeit. Nach dem verspäteten Abitur studierte D. von Oktober 1900 bis 1904 in Berlin, dann in Freiburg/Breisgau Medizin. Auf Neurologie und Psychiatrie spezialisiert, wurde er 1905 bei Alfred Hoche mit einer Arbeit über Gedächtnisstörungen bei der Korsakoffschen Psychose promoviert, war zunächst in der Kreisirrenanstalt Prüll bei Regensburg tätig, seit 1906 in Berliner Krankenhäusern. 1911 eröffnete er eine neurologische Kassenpraxis. 1912 heiratete er mit der Medizinstudentin Erna Reiss den Typ der kunstfeindlichen Mutter. Von Herwarth —> Waiden, dem Herausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm", in die Kunst- und Literaturszene Berlins eingeführt, wurde D. mit seiner 1912 unter dem Titel Die Ermordung einer Butterblume erschienenen Sammlung früher Erzählungen, dem chinesischen Roman Die drei Sprünge des Wang-lun (1915), für den er 1916 den Fontane-Preis bekam, dem Großstadtroman Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (1918) und dem historischen Roman Wallenstein (1920) zu einem der maßgeblichen Autoren des Expressionismus. Sein für die Theorie des modernen Romans wegweisendes, vom Futurismus inspiriertes Berliner Programm (1913 im „Sturm") postulierte den für ihn selbst charakteristischen „Kinostil" neutraler, an der Psychiatrie geschulter Beobachtung, des Verzichts auf kausale, psychologisierende Erklärungen und einer epischen Technik der parataktischen Aneinanderreihung von einzelnen Wörtern, kurzen Sätzen und sich verselbständigenden Erzählsequenzen. Sie erlaubte es ihm, die verwirrende Dynamik simultaner Großstadtreize und sozialer Massenbewegungen literarisch zu imitieren und mit einem großen Schreibtempo riesige Stoffmassen zu verarbeiten. Von der Psychiatrie profitierte D. auch mit der für sein gesamtes Werk von Beginn an charakteristischen Vorliebe für psychopathologische Themen. Wahnsinn, Sexualität und Tod verweisen dabei zusammen auf eine unergründliche Macht des ,.Lebens", mit der die Individualitätsansprüche und der herrische Selbstbehauptungswille zivilisierter Subjekte in bedrohliche Konflikte geraten. Fast alle Werke D.s sind Beschreibungen eines Kampfes, in dem der einzelne gegenüber einer anonymen Kraft in sich selbst, in der Natur und in der Gesellschaft zur Ohnmacht verurteilt ist. D., der sich 1914 als Freiwilliger gemeldet, als Militärarzt in Lothringen gearbeitet hatte und 1918 aus dem Krieg als Sympathisant der Rätedemokratie nach Berlin zurückgekehrt war, profilierte sich in der Weimarer Republik (auch unter dem Pseudonym Linke Poot) mit politisch engagierten Artikeln, Theaterkritiken und satirischen Zeitglossen als linksbürgerlicher Publizist. Seine literarischen Werke hingegen, der Zukunftsroman Berge, Meere und Giganten (1924),
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die Literarisierung eines authentischen Kriminalfalls unter dem Titel Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord (1924), der mit der staatlich unterdrückten Religiosität des Ostjudentums sympathisierende Bericht Reise in Polen (1926), das Versepos Manas (1926) und die philosophische Schrift Das Ich über der Natur (1927), erreichten kein breiteres Publikum. Erst der Roman Berlin Alexanderplatz (Untertitel: Die Geschichte vom Franz Biberkopf) machte D. 1929 zu einem populären Autor. Mit seinen Techniken des inneren Monologs und der erlebten Rede, der Montage von Zeitungsausschnitten und Stimmen städtischer Lebenswelt, der Komposition unterschiedlichster Sprachschichten, Motive und Handlungsstränge wurde dieser Text zum bis heute bedeutendsten deutschsprachigen Großstadtroman. Die Verfilmung von 1931 (mit Heinrich George in der Hauptrolle) und die von 1980 durch Rainer Werner Fassbinder verschafften dem Roman zusätzliche Resonanz. Am 28.2.1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, verließ D. Berlin, ließ sich zunächst in der Schweiz nieder, seit November in Paris, wo er 1939/40 propagandistisch für das französische Informationsministerium unter Jean Giraudoux arbeitete. A m 10.6.1940 begann seine Flucht vor den deutschen Besatzungstruppen durch Frankreich, Spanien und Portugal in die USA. Am 12. September erreichte er New York. In der Emigration blieb D. fast ununterbrochen literarisch produktiv. An dem humanen, „geistesrevolutionären", jenseits doktrinärer Parteien stehenden Sozialismus, den 1931 seine Schrift Wissen und Verändern! propagiert hatte, hielt er mit seinem Roman Pardon wird nicht gegeben (1935) fest. In Paris begann er mit der Arbeit an dem Südamerika-Roman Das Land ohne Tod (ursprünglich vorgesehener Titel: Amazonas) über die gewaltsame Kolonialisierung und Verwüstung der Natur und indianischen Kultur durch die Europäer. Das 1937/38 in zwei Teilen erschienene Werk wurde zu einer „Art epischer Generalabrechnung mit unserer Civilisation". Die im amerikanischen Exil geschriebenen Werke des auch durch seine heimliche Konversion zum Katholizismus (1941) zunehmend isolierten D. konnten erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erscheinen: der Bericht über seine Flucht durch Frankreich (Schicksalsreise, 1949) und vor allem die Fortsetzung des großen, bis 1943 auf vier Bände angewachsenen Revolutionsromans November 1918 (1938, 1948-50). Gleich nach Kriegsende kehrte D. als einer der ersten Emigranten geradezu fluchtartig nach Deutschland zurück. Als Angestellter der französischen Militärregierung mit der literarischen Zensur und mit der Herausgabe der Zeitschrift „Das Goldene Tor" (1946-51) beauftragt, wirkte er am kulturellen Wiederaufbau Deutschlands mit, konnte hier jedoch trotz zahlreicher kulturpolitischer Aktivitäten nicht wieder Fuß fassen. Erst nachdem er, persönlich verbittert, politisch enttäuscht und körperlich schwer krank, im April 1953 erneut nach Paris übergesiedelt war und dort fast völlig isoliert lebte, setzten im Westen und Osten Deutschlands verstärkte Bemühungen um seine materielle Unterstützung und literarische Wiederentdeckung ein. Als der 1945/46 geschriebene Roman Hamlet oder Die Nacht nimmt ein Ende 1956 in Ost-Berlin erschien, konnte D. zu Lebzeiten noch einmal einen literarischen Erfolg verbuchen. Einen Tag nach seinem Tod verlieh ihm die Bayerische Akademie der schönen Künste ihren Literaturpreis. Heute gilt D., den Günter Grass 1967 seinen Lehrer nannte, neben Kafka und Musil als wichtigster Repräsentant und Anreger moderner Romankunst in Deutschland. WEITERE WERKE: Ausgewählte Werke in Einzelbänden. In Verbindung mit den Söhnen hrsg. v. Walter Muschg. Weitergeführt v. Heinz Graber und Anthony Riley. Ölten, Freiburg/ Breisgau 1960 ff.
Dönhoff LITERATUR: Louis Huguet: Bibliographie A. D. B e r l i n / W e i mar 1972. - Ernst Ribbat: Die Wahrheit des Lebens im frühen Werk A. D.s. M ü n c h e n 1970. - M o n i q u e WeyembergBoussart: A. D. Seine Religiosität in Persönlichkeit und Werk. Bonn 1970. - Elisabeth Endres: D. als Journalist. In: A. D. Hrsg. v. Heinz L u d w i g Arnold (Text + Kritik 13/14). München 2 1972, S. 67-72. - Klaus MüllerSalget: A. D. Werk und Entwicklung. Bonn 1972. - Jochen Meyer: A. D. 1878-1978. Eine Ausstellung. M a r b a c h / Neckar 1978. - Helmuth Kiesel: Literarische Trauerarbeit. Das Exil- und Spätwerk A. D.s Tübingen 1986. - Matthias Prangel: A. D. Stuttgart 2 1987. Thomas Anz D o e h r i n g , Bruno, evang. Theologe, * 3 . 2 . 1 8 7 9 M o h r u n gen (Ostpreußen), t 1 6 . 4 . 1 9 6 1 Berlin. Nach theologischen Studien an den Universitäten Halle, Berlin und Königsberg und d e m Vikariat in Königsberg war D. als Prediger und Pfarrer in West- und Ostpreußen tätig, bis ihm 1912 die Leitung des Evangelischen Predigerseminars in Wittenberg übertragen wurde. 1914 berief ihn Kaiser Wilhelm II. als Hof- und D o m p r e d i g e r nach Berlin, w o D. große Popularität erlangte. Seit 1923 lehrte er an der dortigen Univ. Theologie, 1940-53 als Professor. Er war Nationalist und scharfer Antikatholik, wirkte kurze Zeit (1924-27) als Präsident des Evangelischen B u n d e s und gehörte als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei 1930-33 dem Reichstag an. Außer zahlreichen Predigten und theologischen Reflexionen veröffentlichte D. eine Autobiographie ( M e i n Lebensweg, 1952). Er war Herausgeber der Zeitschrift „Der deutsche A u f b a u " (1919-27, fortgesetzt als „Der Lutherring. Wege zur Lebensgestaltung von innen heraus", 1928-41). WEITERE WERKE: Von Leben, Tod und Ewigkeit. Berlin 1920. - Durch so viel Angst und Plagen. Berlin 1924. Luther heute. Berlin 1928. - Jesu, geh voran. Berlin 1929. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 97. D ö n h o f f , Marion (Hedda Ilse) Gräfin, Publizistin, * 2 . 1 2 . 1 9 0 9 Schloß Friedrichstein bei Königsberg, t 1 1 . 3 . 2 0 0 2 Schloß Crottorf. D. wurde als jüngstes von sieben Kindern geboren. Ihr Vater war erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses und besaß ausgedehnte Ländereien in Ostpreußen; ihre Mutter diente der Kaiserin als Palastdame. Die j u n g e Komteß wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet, verbrachte jedoch mehr Zeit auf dem Pferderücken als auf der Schulbank. Später kam sie in ein Berliner Mädchenpensionat, dann ins G y m n a s i u m nach Potsdam, w o sie 1928 das Abitur machte. Mit 21 Jahren nahm D. in F r a n k f u r t / M a i n das Studium der Volkswirtschaft auf. Die ersten Semester waren schon von der h e r a u f d ä m m e r n d e n Naziherrschaft überschattet. Als Gymnasiastin hatte sie in Berlin einmal den Redner Adolf Hitler gehört. Er wirkte „ g r a u e n h a f t " und „irrsinnig" auf sie. Diese Begegnung prägte sie f ü r ihr ganzes Leben in ihrer Einstellung zum Nationalsozialismus. So demonstrierte die „rote Gräfin", wie sie bald genannt wurde, in Frankfurt gemeinsam mit kommunistischen Kommilitonen gegen die Nazis. Als Hitler die M a c h t ergriff, ging sie nach Basel, w o sie 1935 bei Edgar Salin mit der Arbeit Entstehung und Bewirtschaftung eines ostdeutschen Großbetriebes. Die Friedrichsteiner Güter von der Ordenszeit bis zur Bauernbefreiung promoviert wurde, ehe sie sich in die Verwaltung der Dönhoffschen Familiengüter einarbeitete, die sie bei Kriegsausbruch übernahm. Wie ihren Brüdern so war auch ihr längst klar, daß Hitler den Krieg wollte; daß dieser Krieg f ü r Deutschland schlimm ausgehen mußte; und daß die unabwendbare Niederlage den Dönhoffs die ostpreußische H e i m a t nehmen werde. Viele
ihrer F r e u n d e reihten sich f r ü h in den Widerstand ein. Sie diente ihnen unerschrocken als Kurier und Verbindungsperson. Z w a r war sie in die Einzelheiten nicht eingeweiht, doch wußte sie, daß die Beseitigung Hitlers das Ziel der Verschwörer war. Durch eine glückliche Fügung entging sie nach d e m Attentat auf Hitler a m 20. Juli 1944 den GestapoHäschern. Sechs M o n a t e später, im eisigen Januar 1945, als die Rote A r m e e in Ostpreußen eindrang, trat sie ihren legendären Ritt nach Westen an. Danach begann das zweite Leben D.s. A n f a n g 1946 stieß sie zu der neu gegründeten Wochenzeitung „Die Zeit" in Hamburg. In deren A u s g a b e Nr. 5 erschienen ihre beiden ersten Artikel: der Bericht über ihren sechswöchigen Ritt von Ostpreußen bis Westfalen und ein Beitrag z u m Totengedenken. „Die Zeit" w a r fortan die Mitte ihres Daseins. Die Gräfin w u r d e z u m Rückgrat und zur Seelenachse des Blatts: i m m e r wach, meinungsfreudig, urteilsstark. Sie reiste viel, interviewte die Großen der Welt, schrieb weithin beachtete Leitartikel und Analysen. 1950 ü b e r n a h m sie das Politische Ressort der „Zeit", 1968 wurde sie C h e f r e d a k t e u rin, 1973 Herausgeberin - ein Posten, den sie bis zu ihrem Tod ausfüllte. D. war eine der großen Journalistinnen des 20. Jahrhunderts. D e r verlorenen H e i m a t trauerte sie lange nach, aber dann rang sie sich dazu durch, zu „lieben, o h n e zu besitzen". Ihre großen T h e m e n waren die A u s s ö h n u n g Deutschlands mit d e m europäischen Osten, vor allem mit Polen; Entspannung zwischen Ost und West anstelle von Hochrüstung und Konfrontation; die Ü b e r w i n d u n g des Apartheid-Regimes in Südafrika; i m m e r wieder das Vermächtnis der M ä n n e r v o m 20. Juli und die preuß. Werte und Tugenden; in den letzten Jahren dann auch die Bändigung des Raubkapitalismus und der Raffgesellschaft. N u r wenige Deutsche sind in der Z u n f t der international angesehenen Publizisten zu ähnlich h o h e m Ansehen gelangt. In der Welt galt sie als verläßliche Stimme Deutschlands, im L a n d e selbst als moralische und, jenseits der Parteien, als verläßliche politische Instanz. Sie kannte keinen Dünkel; ihr Adel war ein Adel der Gesinnung, nicht der Herkunft. Sie war kämpferisch, aber nie verbissen. D e r Sünde, rief Henry Kissinger ihr nach, begegnete sie mit Nachsicht, nicht aber d e m Bösen. D.s geistiges Vermächtnis ist in Hunderten von Artikeln und zwei Dutzend Büchern niedergelegt. Die Marion-GräfinDönhoff-Stiftung, in die all ihre Einnahmen aus Büchern, Vorträgen und Preisen geflossen sind, wirkt in ihrem Sinne weiter für die Verständigung zwischen West und Ost in Europa. WERKE: N a m e n , die keiner mehr nennt. Ostpreußen, M e n schen und Geschichte. D ü s s e l d o r f / K ö l n 1962. - Die Bundesrepublik in der Ä r a Adenauer. Kritik und Perspektiven. Reinbek bei H a m b u r g 1963. - Von Gestern nach Ü b e r m o r gen. Zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. H a m burg 1981. - Weit ist der Weg nach Osten. Berichte und Betrachtungen aus 5 Jahrzehnten. Stuttgart 1985. - Kindheit in Ostpreußen. Berlin 1988. - Gestalten unserer Zeit. Politische Portraits. Stuttgart 1990. - Polen und Deutsche. Die schwierige Versöhnung. Betrachtungen aus drei Jahrzehnten. Frankf u r t / M a i n 1991. - Im Wartesaal der Geschichte. Vom Kalten Krieg zur Wiedervereinigung. Beiträge und K o m m e n t a r e aus fünf Jahrzehnten. Stuttgart 1993. - „Um der Ehre willen". Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli. Berlin 1994. Zivilisiert den Kapitalismus. Grenzen der Freiheit. Stuttgart 1997. - Was mir wichtig war. Letzte A u f z e i c h n u n g e n und Gespräche. Berlin 2002. - Macht und Moral. Was wird aus der Gesellschaft? Köln 2000. - Ein wenig betrübt, Ihre M a rion. Briefe von M. Gräfin D. und Gerd Bucerius. Ein Briefwechsel aus fünf Jahrzehnten. Hrsg. v. Haug von K u e n h e i m und T h e o Sommer. Berlin 2003.
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Doerdelmann LITERATUR: Alice Schwarzer: Μ . D. Ein widerstandiges Leben. Köln 1996. - H a u g von K u e n h e i m : M . D. Reinbek 2000. - Maren Gottschalk: Der geschärfte Blick. Sieben Journalistinnen und ihre Lebensgeschichte. Weinheim 2001. Theo Sommer D o e r d e l m a n n , Bernhard, auch Cornelius Streiter, Schriftsteller, Publizist, * 1 8 . 1 . 1 9 3 0 Recklinghausen, t 1.9.1988 Rothenburg/Tauber. Seit seiner Schulzeit, die er in seiner Heimatstadt Recklinghausen verbrachte, arbeitete D. als freier Journalist und Kulturkritiker. T h e m e n s c h w e r p u n k t seiner Beiträge für Presse und R u n d f u n k sowie seiner Vortragstätigkeit war die Situation ethnischer Minderheiten wie der Sinti und Roma. 1961-80 war er Cheflektor des Verlags J. P. Peter in Rothenburg/Tauber. D., der mit M a x Tau befreundet war, knüpfte mit seiner Lyrik zunächst an die expressionistische Tradition an. Seine zunehmend politischen und sozialkritischen Gedichte veröffentlichte er in S a m m l u n g e n wie Viadukte der Hoffnung (1963). Mit seiner Zeitschrift „Israel-Forum" setzte sich D. für die jüdisch-deutsche Verständigung ein. D ö r f l e r , Anton, Schriftsteller, Lehrer, * 2 . 8 . 1 8 9 0 München, t 1 2 . 3 . 1 9 8 1 Seeshaupt (Kr. Weilheim). In München und Würzburg aufgewachsen, schrieb D., Sohn eines Bäckers und Handwerkers, bereits mit 16 Jahren erste Theaterstücke, Märchen und R o m a n e . Er wurde zunächst Volksschullehrer, später war er als Schauspieler, Kabarettist, Werbezeichner und Theaterkritiker tätig. 1918 übernahm er die Schriftleitung der Stuttgarter Zeitschrift „Die Lese". 1924 kehrte er in den Schuldienst zurück und arbeitete zunächst in Schweinfurt und später in Nürnberg, bis er sich 1941 als freier Schriftsteller in Seeshaupt niederließ. An der realistischen Tradition des 19. Jh. orientiert, veröffentlichte D. vor allem Entwicklungs-, Familien- und Eheromane. Zur Zeit des Nationalsozialismus nahm er für sein Buch Der tausendjährige Krug (1935) den „Volkspreis f ü r deutsche Dichtung" entgegen. WEITERE WERKE: Die schöne Würzburgerin. Braunschweig u . a . 1942. - Geduld im Segen. Würzburg 1963. - Jugend nach der Sonnenuhr. Volkach 1969. - Gedichte und lyrische Szenen. Feldafing 1976. D ö r f l e r , Peter, kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 9 . 4 . 1 8 7 8 Untergermaringen/Allgäu, t 1 0 . 1 1 . 1 9 5 5 München. D „ Sohn eines Landwirts und Bürgermeisters in Waalhaupten, studierte in München Theologie und wurde 1903 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Steingaden und Lind e n b e i g / A l l g ä u ( 1 9 0 5 / 0 6 ) und ging dann nach Rom, w o er sich neben seiner theologischen Ausbildung am C a m p o Santo Teutonico archäologischen Studien widmete. 1909 wurde D „ der als Mitarbeiter der Zeitschrift „Hochland" auch schriftstellerisch tätig war, z u m Dr. theol. promoviert. Sein Beruf als Seelsorger f ü h r t e ihn 1910 nach Mindelheim und 1911 nach L a n d s b e r g / L e c h ; 1915-49 war er Direktor des Marien-Ludwig-Ferdinand-Kinderheims in München. Zu seinen vielgelesenen Werken zählen Erzählungen, Kalendergeschichten und R o m a n e über Stoffe aus frühchristlicher Zeit und aus seiner allgäuischen Heimat (Allgäu, 1936). WEITERE WERKE: P. D. Ausgewählt und hrsg. V. Hans Fluck. Paderborn 1927. - Der Sohn des Malefizschenk. München 1947. - Die L a m p e der törichten Jungfrau. München 1978. - A m Hunnenstein. St. Ottilien 1981. - Die Wessobrunner. St. Ottilien 4 1983. LITERATUR: Joseph Bernhart: P. D. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 7. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1959, S. 406-454. - Ders.: D „ P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 31 f. - Ders.: P. D. Ein Sämann des ewigen Wortes. Freiburg/Breisgau u . a . 1962. - Elisabeth Endres: Vergessene bayerische Autoren. P. D. München 1990. -
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H a n s Pörnbacher: D., P. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 344 f. Jochen König: Ein Allgäuer Pfarrer und Schriftsteller: Erinnerungen an P. D. In: Allgäuer Heimat-Kalender. Altusried 1998, S. 76-79. D ö r i n g , Georg Christian Wilhelm Asmus, Schriftsteller, Publizist, * 1 1 . 1 2 . 1 7 8 9 Kassel, t 1 0 . 1 0 . 1 8 3 3 F r a n k f u r t / Main. Nach dem Studium in Göttingen w u r d e D. Hoftheaterdichter in Kassel, 1815 Theatermusiker in F r a n k f u r t / M a i n . Seit 1815 arbeitete er dort als Redakteur des „Staatsristrettos" und gab das dazugehörige belletristische Wochenblatt „Iris" heraus. In Erlangen zum Dr. phil. promoviert, bereiste er die Schweiz und Italien. 1824 w u r d e er Mitarbeiter des „Nürnberger Correspondenten"; im folgenden Jahr trat er als Legationsrat in die Dienste des Herzogs von Meiningen. D., der mit Wilhelm —> Hauff und Wilhelm Müller befreundet war, veröffentlichte vielgelesene Gedichte und Erzählungen sowie Opernlibretti und Theaterstücke, zum Teil zu historischen Stoffen (Albrecht der Weise, Herzog von Bayern, 1825). WEITERE WERKE: Der treue Eckart. F r a n k f u r t / M a i n 1822. Die M u m i e von Rotterdam. F r a n k f u r t / M a i n 1829. - Roland von Bremen. F r a n k f u r t / M a i n 1832. - Die Geiselfahrt. F r a n k f u r t / M a i n 1833. D ö r i n g , (Johann Michael) Heinrich, Schriftsteller, * 8 . 5 . 1 7 8 9 Danzig, f 1 4 . 1 2 . 1 8 6 2 Jena. Aus Familientradition zum K a u f m a n n bestimmt, brach D. seine Lehre ab, besuchte das G y m n a s i u m und studierte seit 1814 in Jena Theologie. Von —> Goethe, Karl Ludwig von Knebel und Johannes Falk zu literarischen und naturwissenschaftlichen Studien angeregt, w u r d e er 1816 Mitglied der Gesellschaft f ü r die gesamte Mineralogie in Jena. Im folgenden Jahr hielt er sich in Weimar auf und arbeitete in der Redaktion des Weimarer „Oppositionsblatts". Nach Jena zurückgekehrt, widmete er sich schriftstellerischer Tätigkeit. Neben Romanen, Erzählungen und Gedichten (Satyrischhumoristische Gedichte, 1820) veröffentlichte er vor allem Biographien bekannter Schriftsteller seiner Zeit; insbesondere w u r d e er als erster Biograph Goethes bekannt (Goethes Üben, 1828). D ö r i n g , Johann Friedrich Samuel, Kantor, Lehrer, * 1 6 . 7 . 1 7 6 6 Gatterstädt bei Querfurt, t 2 7 . 8 . 1 8 4 0 Altenburg. Der Sohn eines Lehrers besuchte die Leipziger Thomasschule und w u r d e als Schüler von Johann Friedrich Doles d. Ä. Chorpräfekt des Thomanerchores. 1788 begann er ein Theologiestudium an der Leipziger Univ., legte 1791 das Examen ab und wurde Hauslehrer. 1793 erhielt er eine Stelle als Kantor in Luckau (Niederlausitz); zwei Jahre später ging er nach Görlitz, w o er neben seinen Tätigkeiten als Kantor und Schullehrer musikpädagogische Beiträge für die „Lausitzer Monatsschrift" verfaßte. Als Nachfolger von Johann Gottfried Krebs wurde er 1814 Stadtkantor in Altenburg. LITERATUR: Bernd Baselt: D., J. F. S. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 508. - Cordula T i m m - H a r t m a n n / ( B e r n d Baselt): D., J. F. S. In: M G G 2 P , Bd. 5, 2001, Sp. 1316 f. D o e r k e s ( - B o p p a r d ) , Wilhelm Nikolaus, Journalist, * 23.8.1877 Boppard/Rhein, t n.e. D. Schloß seine geschichts- und rechtswissenschaftlichen Studien in Heidelberg mit der Promotion ab und lebte 1903-06 als Redakteur in M a r b u r g / L a h n . Als Erster Politischer Redakteur war er 1906-08 bei der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" in Essen tätig; 1908 übernahm er die Chefredaktion der „National-Zeitung" in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg leitete er die „Düsseldorfer Nachrichten". Zwi-
Dohm sehen 1899 und 1903 schrieb D. historische und staatsrechtliche Aufsätze für die „Kreuzzeitung". Als selbständiges Werk veröffentlichte er u.a. Das Ende des Dreibunds (1915). Dörpfeld, Friedrich Wilhelm, Pädagoge, * 8.3.1824 Sellscheid (heute zu Wermelskirchen), t 27.10.1893 Ronsdorf (heute zu Wuppertal). Der Sohn eines Schmiedemeisters besuchte die Präparandenanstalt in Fild bei Moers am Niederrhein, war Hilfslehrer und setzte 1842-44 seine Ausbildung am Lehrerseminar in Moers fort. Nach einer Tätigkeit als Präparandenlehrer wurde er 1848 Hauptlehrer in Ronsdorf und übernahm im folgenden Jahr das Rektorat der Volksschule in Wupperfeld bei Barmen. D. gehörte zu den Mitbegründers des „Vereins evangelischer Lehrer und Schulfreunde im Rheinland und Westfalen" und des „Deutschen evangelischen Schulvereins"; 1857 rief er das „Evangelische Schulblatt" ins Leben, das er bis 1893 redigierte. Minister Falk zog ihn 1872 zur Mitarbeit an den „Allgemeinen Bestimmungen" in Berlin heran. 1879 schied D. aus dem Schuldienst aus und siedelte nach Gerresheim, 1897 nach Ronsdorf über. In seinen Veröffentlichungen knüpfte an die pädagogischen Lehren Johann Friedrich Herbarts an. D. setzte sich für die pädagogische, geistige und soziale Hebung des Lehrerstandes ein, wandte sich gegen den an der Quantität des Lernstoffs orientierten Unterricht (Der didaktische Materialismus, 1879) und befürwortete eine erlebnisbetonte Lehrweise. Um eine Reform der Schulverfassung bemüht, entwickelte er das Modell freier, genossenschaftlicher Schulgemeinden, innerhalb derer Familien, Lehrer, Kinder und Staat zusammenwirken sollten. Obgleich er an der konfessionellen Bindung der Schulen weitgehend festhielt, lehnte er eine geistliche Schulaufsicht ab. D.s Gesammelte Schriften erschienen 1894-1901 in 12 Bänden. LITERATUR: Eugen Schoelen: D., F. W. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 35. - Gehardt Werner: F. W. D. In: Wuppertaler Biographien. 3. Folge. Wuppertal 1961, S. 53-59. - F. W. D., Anpassung im Zwiespalt. Seine politisch-sozialen Auffassungen. Neuwied u. a. 1975. - Klaus Goebel: Biobibliographie F. W. D. Wuppertal 1975. Dohany, Werner, Verleger, * 14.2.1889 Wimpfen/ Neckar, t 6. 2. 1962 Bad Nauheim. Der Sohn eines Zeitungsverlegers und Druckereibesitzers studierte in Genf, Bonn und Berlin Rechtswissenschaften. 1915 übernahm er die Leitung des väterlichen Betriebs, in dem sowohl Offenbacher als auch auswärtige Zeitungen gedruckt wurden. D. rief das „Sport-Echo aus dem Maingebiet" ins Leben. Während des Nationalsozialismus wurde die „Offenbacher Zeitung" der Verantwortung D.s entzogen und gleichgeschaltet. Nach 1945 hielt sich der Betrieb nur mit dem Druck des Offenbacher „Amtlichen Mitteilungsblatts", später kam die „Offenbach-Post" sowie die „Abendpost" hinzu. Der mittlerweile modernisierte Verlag wurde später mit der Seiboldschen Druckerei unter dem Namen Bintz-Verlag GmbH und Dohany-Druck oHG zusammengeschlossen. D. gehörte dem Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsverleger an. Dohm, Christian (Conrad) Wilhelm von, Diplomat, Historiker, * 11.12.1751 Lemgo, t 29.5.1820 Pustleben (Nordhausen). Seit 1769 widmete sich der Sohn eines Pastors in Leipzig zunächst dem Studium der Theologie, dann dem der Rechts- und Staatswissenschaften. 1771 erhielt er eine Anstellung als Sekretär Johann Bernhard Basedows in Altona und Dessau. Nach kurzer Tätigkeit als Hofmeister des Prinzen Ferdinand in Berlin nahm D. 1774 seine Studien in Göttingen wieder auf, wo Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Friedrich Heinrich Jacobi und Moses —> Mendelssohn zu seinen Freunden gehörten. Zusammen mit Heinrich Christian
—»Boie gründete er 1776 die Kunstzeitschrift „Teutsches Museum". 1776-79 lehrte D. als Prof. der Ökonomie, Finanzwissenschaft und Statistik am Collegium Carolinum in Kassel. Als Kriegs- und Geheimarchivar trat er 1779 in den preuß. Staatsdienst ein. Großes Aufsehen erregte D. 1781 mit seiner Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, in der er die Gleichberechtigung der Juden auf allen Gebieten forderte und die Grundlagen für die Emanzipationsgesetze in Frankreich (1791) und Preußen (1812) schuf. Seit 1786 war er preuß. Gesandter beim Kurfürsten in Köln; während des Kriegs betraute man ihn mit Sondermissionen. 1807 wurde er Staatsrat im Königreich Westphalen und kurz darauf Gesandter in Dresden. 1810 zog sich D. auf sein Gut Pustleben zurück, wo er die Denkwürdigkeiten meiner Zeit (5 Bde., 1814-19) verfaßte. LITERATUR: Ilsegret Dambacher: C. W. v. D.: Ein Beitrag zur Geschichte des preussischen aufgeklärten Beamtentums und seiner Reformbestrebungen am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Bern 1974. - Regina Risse: C. W. D. (1751-1820) und sein Beitrag zur Politisierung der Aufklärung in Deutschland. Diss. Köln 1996. - Heike Wüller: Systemkrise als Handlungschance: C. W. v. D. und die Lütticher Revolution von 1789. Berlin 2004. Dohm, (Wilhelm) Ernst, eigentl. Elias Levy, Schriftsteller, * 24.5.1819 Breslau, t 5.2.1883 Berlin. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Halle wurde D. zunächst Pfarrer, gab aber diesen Beruf auf, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Neben seiner Hauslehrertätigkeit verfaßte er Beiträge für —» Gubitz' „Gesellschafter" sowie für das „Magazin für die Litteratur des Auslandes". Seit 1848 Mitarbeiter des „Kladderadatsch", wurde D. als politischer Satiriker bekannt; 1849 übernahm er dessen Leitung. Trotz der Eingriffe der Zensur übte der „Kladderadatsch" unter D. scharfe Kritik an der zeitgenössischen Politik. Er veröffentlichte auch mehrere Komödien (u. a. Der Trojanische Krieg, 1864). 1867 gründete er mit Julius —> Rodenberg Die Zeitschrift „Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft". 1868-70 lebte D. in Weimar. LITERATUR: Heinz August: D., E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 40 f. Dohms, Hermann Gottlieb, luth. Theologe, Schriftsteller, * 3.11.1887 Sapiranga (Brasilien), t 4.12.1956 Säo Leopoldo (Brasilien). D. studierte Theologie in Basel, Leipzig und Halle, bevor er 1914 als Pfarrer von Cachoeira do Sul in sein Geburtsland zurückkehrte. 1919 gründete er die „Deutschen Evangelischen Blätter für Brasilien" und 1921 das Evangelische Proseminar. 1935 wurde er Präses der luth. Synode von Rio Grande. D. zählte zu den Begründern der Escola Superior de Teologia, an der er seit 1946 als Prof. für Systematische Theologie lehrte. 1949 wurde er zum Präses des Bundes der Synoden in Brasilien gewählt. LITERATUR: Festschrift für Präses D. H. D. Hrsg. v. Erich Faufel. Säo Leopoldo 1937. - Martin Dreher: D., H. G. In: RGG4, Bd. 2, 1999, Sp. 924. D o h m , Carl August, Entomologe, * 27.6.1806 Stettin, t 10.5.1892 Stettin. Von seinen Eltern zum Kaufmann bestimmt, nutzte D. Reisen nach Algier und Brasilien zu Sprach-, Literatur- sowie zoologischen Studien und legte eine Käfersammlung an. 1837 nach Stettin zurückgekehrt, übersetzte er spanische Dramen. Er wurde Mitglied des Entomologischen Vereins in seiner Heimatstadt und übernahm kurz darauf dessen Vorsitz. 1843-87 leitete D. die Redaktion der „Entomologischen Zeitung"; er gab 16 Bände der „Linnaea entomologica" (1846-66) heraus. Nach dem Tod seines Vaters 1852 wurde er Direktor der Pommerschen Zuckersiederei in Stettin, ohne seine entomologischen Forschungen aufzugeben
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Dolbin (Catalogus coleopterorum Europae, 1855). 1882 wurde D. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. LITERATUR: Grete Ronge: D„ C. A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 56. Dolbin, Benedikt Fred, eigentl. Pollack, Pseud. Ben Bindol, österr. Ingenieur, Karikaturist, Kunstkritiker, * 1.8.1883 Wien, t 31.3.1971 Jackson Height (USA). D., Sohn eines Industriellen, erhielt seine Ausbildung als Ingenieur 1902-10 an der TH Wien. Während seines Studiums trat er als Balladensänger in verschiedenen Kabaretts auf und begann 1917 in Literatencafes, Theatern und Konzertsälen mit der Zeichnung von Bildniskarikaturen. Er porträtierte die bekanntesten Persönlichkeiten und lieferte zahlreiche Buchillustrationen. Auch als Ingenieur tätig, wurde er während des Ersten Weltkriegs unter anderem bei der Konstruktion von Schiffswerften in Polen herangezogen. 1918 wurde D. Mitglied der Künstlergruppe „Die Bewegung" und lebte bis 1927 als freier Künstler in Wien. Nach Berlin übergesiedelt, wurde D. Mitarbeiter des „Querschnitts" und des „Berliner Tageblatts". Als er 1935 von den Nationalsozialisten Arbeitsverbot erhielt, emigrierte er über Wien nach New York. Auch dort war er als Kunstkritiker und Karakaturist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig, außerdem beteiligte er sich an Ausstellungen. LITERATUR: B. F. D. 1883-1971. hrsg. v. Kurt Koszyk. Dortmund 1975. - Will Schaber: B. F. D. Der Zeichner als Reporter. Frankfurt/Main 1980. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 221 f. Doli, Ludwig, evang. Theologe, * 22.11.1846 Kirchen/ Sieg, t 23.5.1883 Neukirchen/Niederrhein. Der Sohn eines Pfarrers war zunächst Hilfsprediger in Wesel und seit 1872 Prediger in Neukirchen. Seit 1878 widmete er sich dort dem Aufbau eines Waisenhauses und gab seit 1879 den „Missions- und Heidenboten" heraus. Für die Ausbildung von Missionaren richtete D. 1882 ein eigenes Haus ein („Neukirchener Mission"). LITERATUR: Friedrich W. Bautz: D., L. In: BBKL, Bd. 1, 1990, Sp. 1353-1356.
Gera tätig, bis ihn der Chefredakteur des „Berliner Tageblatts", Theodor —> Wolff, als Ersten Politischen Redakteur einstellte. Zugleich schrieb er unter dem Pseudonym Johannes Fischart Porträts für die „Weltbühne". Seit 1926 Chefredakteur des „Frankfurter Generalanzeigers", wurde D. Anfang 1936 von den Nationalsozialisten als „politisch unzuverlässig" entlassen. Nach 1945 trat er als Gründer des „Neuen Mainzer Anzeigers" sowie als Vorsitzender des Presseverbandes in der französischen Besatzungszone hervor. 1949-62 war D. Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland" (FAZ). Er redigierte das „Wiesbadener Tagblatt", die „Mainzer Allgemeine Zeitung" und das „Darmstädter Tagblatt"; seit 1957 arbeitete er ausschließlich für die „FAZ", für die er zahlreiche politische Beiträge verfaßte. 1965 erschien Wie es war Mainzer Schicksalsjahre 1945-48 (mit Emil Kraus und Karl Schramm). LITERATUR: Friedemann Siering: Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35-86. Dombrowski, Katharina Ludovika von, Pseud. als Malerin: Käthe Olshausen-Schönberger, Schriftstellerin, Malerin, * 11.6.1881 Mödling-Hinterbrühl (Niederösterreich), t 31.12.1967 Graz. D. verbrachte ihre Jugend in Wien, Abbazia und Berlin, ging 1902 mit ihrem ersten Ehemann nach Südamerika und betrieb zoologische und ethnographische Studien; 1912/13 bereiste sie Kamerun. Sie war Mitarbeiterin der Münchner „Fliegenden Blätter". 1908 wurde D. zum Mitglied der Union Internationale des Beaux-Arts et des Lettres in Paris gewählt. 1921 heiratete sie ein zweites Mal und lebte mit Unterbrechungen bis 1951 in den USA, ehe sie sich in Graz niederließ. Geschichten wie Zwischen Krebs und Steinbock (1922) versah sie selbst mit Illustrationen. Ihr Land of Women (1935; dt. Land der Frauen 1949) wurde in viele Sprachen übersetzt.
LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 193.
D o m m e r , Arrey von, auch von Domarus genannt von Dommer, Musikschriftsteller, * 9.2.1828 Danzig, t 18.2.1905 Treysa bei Kassel. D„ Sohn eines Kaufmanns, begann zunächst ein Studium der Theologie in Leipzig, wechselte dann zur Musik und erhielt seit 1851 bei Johann Christian Lobe und Ernst Friedrich Richter Kompositions- und bei Hermann Schellenberg Orgelunterricht. Seit 1854 besuchte er außerdem Vorlesungen über Literatur- und Kunstgeschichte. Nach einer kurzen Tätigkeit als Musiklehrer in Leipzig ging er 1863 nach Hamburg, wo er Musikgeschichte und -theorie lehrte und Musikkritiken für den „Hamburger Korrespondenten" verfaßte. 1873 wurde er als Sekretär an die Hamburger Stadtbibliothek berufen. Bis zu seiner Pensionierung 1889 legte er einen neuen Musik-Sachkatalog an und schuf den ersten zuverlässigen Index zu der 200bändigen Uffenbach-Wolfischen Briefsammlung. Von seinen zahlreichen musikwissenschaftlichen Veröffentlichungen erreichte sein Handbuch der Musikgeschichte, von den ersten Anfängen bis zum Tode Beethovens (1868) die weiteste Verbreitung. LITERATUR: Georg von Dadelsen: D., A. v. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 68. - Gaynor G. Jones/Bernd Wiechert: D„ A. v. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 453. - Herbert Lölkes: D„ Α. V. In: MGG2P, Bd. 5, 2001, Sp. 1234-1236.
Dombrowski, Erich, Pseud. Johannes Fischart, Publizist, * 23.12.1882 Danzig, t 29.10.1972 Wiesbaden. D. absolvierte eine dreijährige Lehre im Bankfach, studierte Nationalökonomie in Frankfurt/Main und wandte sich 1907 dem Journalismus zu. Er war in Danzig, Kiel, Breslau und
Donandt, Ferdinand, Jurist, Publizist, * 3.6.1803 Bremen, t 3.6.1872 Bremen. Der Sohn eines Handwerkers studierte 1822-25 an der Univ. Göttingen Rechtswissenschaften und wirkte nach der Promotion als Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt. Dann war D.
Dolz, Johann Christian, Lehrer, * 6.11.1769 Golßen (Niederlausitz), f 1.1.1843 Leipzig. D. studierte in Leipzig Philosophie, Geschichte und Theologie, verzichtete aber auf eine akademische Laufbahn und trat in den Schuldienst ein. Er wurde Volksschullehrer, 1800 Vizedirektor und 1833 Direktor der Leipziger Volksschule. D. veröffentlichte zahlreiche Schriften für den Schulgebrauch, besonders für die Fächer Religion und Geschichte (Abriß der allgemeinen Menschen- und Völkergeschichte, 3 Bde., 1813). 1806-24 gab er die „Jugendzeitung", 1812/13 das „Taschenbuch für die Jugend" heraus. Domanig, Maria, österr. Schriftstellerin, * 26.12.1884 Wien, t 25.11.1941 Wien. Die Tochter des Schriftstellers und Numismatikers Karl D. war seit 1912 Schriftleiterin der Mädchenzeitschrift „Sonnenland". Mit der Herausgabe der Anthologie Unsere Dichter (1909) und der Anthologie katholischer Erzähler versuchte sie, den Gralsbund österr. kath. Dichter zu unterstützen. Mit eigenen Schriften wie Große Liebe (1915) und Unser Heim in der Sonne (1925) machte sie sich einen Namen als Volks- und Jugendschriftstellerin.
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Dorn journalistisch tätig, zunächst als Mitherausgeber des „Bremischen Magazins", 1833-39 als Leiter der Redaktion der „Bremischen Blätter". 1849 in das durch die Verfassung neugebildete Richterkollegium gewählt, wurde er 1852 Senator und Präsident der Bremer Bürgerschaft. Er veröffentlichte eine Abhandlung VMT Geschichte der Demokratie in der Bremischen Verfassung (1836) und den Entwurf eines Strafgesetzbuches der freien Hansestadt Bremen (2 Bde., 1861). Donath, Adolf, Schriftsteller, Kunstkritiker, * 9.12.1876 Kremsier (Mähren), t 27.12.1937 Prag. D. studierte an der Univ. Wien Rechtswissenschaften und Philosophie, war 1900-04 Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" und schrieb für deutsche Zeitschriften. 1905 siedelte er nach Berlin über und war bis 1915 stellvertretender Chefredakteur und Kunstkritiker der „B. Z. am Mittag". 1919 gründete er in Berlin die Halbmonatsschrift „Der Kunstwanderer", deren Leitung er bis 1933 innehatte. Zusätzlich übernahm er beim „Berliner Tageblatt" die Rubrik „Vom Kunstmarkt" und seit 1925 die Redaktion des Kunstfeuilletons. Sein Kunstsammler. Psychologie des Kunstsammelns (1911) erschien in mehreren Auflagen. In Publikationen wie Judenlieder (1899, neue Auswahl 1920), die in mehrere Sprachen übersetzt wurden und als Beginn einer modernen jüdischen Literaturbewegung innerhalb der deutschen Sprache angesehen werden können, propagierte er zionistische Ideale. Donders, Adolf, kath. Theologe, * 15.3.1877 Anholt (Westfalen), t 9.8.1944 Münster. D. studierte Theologie in Münster, empfing 1900 die Priesterweihe und wurde Kaplan in Duisburg und Münster, 1911 Domprediger. 1919 folgte D. einem Ruf als Prof. der Homiletik an die Univ. Münster, wo er zugleich als Universitätsprediger wirkte. Er gab das „Münsterische Pastoralblatt" heraus und zeichnete mitverantwortlich für die Herausgabe der Zeitschrift „Kirche und Kanzel". Zu seinen zahlreichen Schriften zählt u. a. Erlösungssehnsucht in alter und neuer Zeit (1926). WEITERE WERKE: Gott im Alltag. Meditationen. Köln 1932. - Bruder Konrad, „der ewige Pförtner". Ein Triduum. Paderborn 1934. - Christusbotschaft. Predigtentwürfe durch das heilige Jahr der Kirche. Kevelaer 1936. Neuaufl. 2 Bde., Kevelaer 1945-55. LITERATUR: Maria Römer-Krusemeyer : A. D., 1877-1944. Münster 1949. - Gottfried Hasenkamp: A. D. (1877-1944). In: Das Domkapitel zu Münster 1823-1973. Hrsg. v. Alois Schröer. Münctser 1976, S. 338-350. - Frank Sobiech: D„ A. In: BBKL, Bd. 20, 2002, Sp. 396-400. Donner, Wolf, Journalist, Intendant, * 29.4.1939 Wien, t 6.9.1994 Berlin. D., Sohn eines Juristen, studierte Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1967 in Köln (Der naive Typus als dramatische Figur bei Schiller, Kleist, Grillparzer und Wagner) wurde er beim Hessischen Rundfunk Mitarbeiter der Redaktion von „Titel, Thesen, Temperamente". 1969 wechselte er als Filmredakteur zur „Zeit" und ging 1977 als Leiter der Internationalen Filmfestspiele nach Berlin. Seit 1979 arbeitete D. als Kulturredakteur beim „Spiegel", schrieb seit 1981 als freier Journalist vor allem für „Tip" und wurde 1992 Lehrbeauftragter an der Berliner Hochschule der Künste. Seit 1991 gehörte er dem Förderausschuß der Filmstiftung des Landes Nordrhein-Westfalen an. D. schrieb u.a. Propaganda und Film im „Dritten Reich" (postum 1995). Doppelbauer, Franz (von Sales) Maria, Bischof von Linz, * 21.1.1845 Waizenkirchen (Oberösterreich), t 2.12.1908 Linz. D., Sohn eines Fleischers, studierte Theologie am Priesterseminar in Linz und war nach der Priesterweihe (1868) Ge-
neralpräfekt im Priesterseminar. 1876 wurde er Kooperator in Steyr sowie Redakteur der „Steyrer Zeitung". Seit dem Herbst desselben Jahres studierte er kanonisches Recht in Rom; er war Konviktor und 1878/79 Vizerektor des Kollegs der Anima. 1878 wurde er zum Dr. jur. can. und 1879 zum Dr. jur. utr. promoviert und noch vor Abschluß seiner Studien 1879 zum Konsistorialsekretär in Linz ernannt. Seit 1882 war er provisorischer Leiter der Konsistorialkanzlei und seit 1885 zugleich Rat im Diözesangericht. 1887 wurde er Rektor der Anima in Rom, wo er 1887 eine katechetische Schule für die Kinder deutscher Katholiken gründete. Seit 1889 Bischof von Linz, gründete D., um dem zunehmenden Priestermangel zu begegnen, den „Salesius-Verein" und errichtete Studentenkonvikte in Freistadt und Linz. 1896-98 erbaute er ein bischöfliches Knabenseminar in Urfahr (Petrinum) und erweiterte 1898-1900 das Priesterseminar. 1891 eröffnete er das kath. Lehrerseminar in Linz. D. betrieb den Ausbau des Neuen Doms und des Pressevereinshauses in Linz und förderte das kath. Vereinswesen. WERKE: Übungstafel für die katholischen Schulkinder. Steyr 1872. - Das heilige Haus zu Loreto. Steyr 1875. - Geschichte des katholischen Frauenvereins in Steyr in seinem 25jährigen Bestände und der Erziehungsanstalt armer Schutzmädchen bis zum Ende des Jahres 1874. Steyr 1876. LITERATUR: Johann Zoechbaur: Dr. F. M. D„ Bischof von Linz. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Linz 1909. - Rudolf Zinnhobler: D., F. M. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 139f. Dorian, Frederick, bis 1936 Friedrich Deutsch, Musikwissenschaftler, Musikkritiker, Dirigent, * 1.7.1902 Wien, t 24.1.1991 Pittsburgh (USA). D., Sohn eines Kommerzienrats und einer Musikerin und Bruder von Max Deutsch, studierte 1920-25 an der Univ. Wien bei Guido Adler und wurde mit der Dissertation Die Fugenarbeit in den Werken L. van Beethovens zum Dr. phil. promoviert. Er besuchte auch die Wiener Musikakademie und das Arnold-Schönberg-Seminar, wurde privat von Anton Webern in Theorie und Dirigieren unterwiesen und erhielt Klavierunterricht bei Eduard Steuermann. 1929-33 war D. Musikkritiker der „Berliner Morgenpost" und dirigierte in Stendal sowie den Chor „Groß Berlin". 1934 emigrierte er nach Frankreich, war Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" und kehrte 1935 nach Österreich zurück, wo er als Musikkritiker des „Neuen Wiener Journals" arbeitete. Im September 1936 folgte er einer Einladung von Eugene Ormandy, dem Musikdirektor des Philadelphia Orchestra, und blieb in den USA. 1936 wurde D. Assistenzprofessor an der Carnegie-Mellon University in Pittsburgh, 1947 Professor und 1973 Andrew Mellon Lektor. Er gründete dort das Opera Department und dirigierte die Orchester- und Chorkonzerte dieser Universität. D. veröffentlichte u. a. The history of music in performance (1942, 3 1981) und The musical workshop (1947, 21971). WEITERES WERK: Commitment to culture. Pittsburgh 1964. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 223. - Paula Morgan: D., F. In: NGroveD, Bd. 7, 2 2001, S. 507. Dorn, Otto, Musikdirektor, Komponist, Musikkritiker, * 7.9.1848 Köln, t 8.11.1931 Berlin. Der Sohn des Dirigenten Heinrich D. erhielt seine Ausbildung am Sternschen Konservatorium und bei seinem Vater und gewann 1874 den Komponistenpreis der MeyerbeerStiftung, der ihm Studienreisen nach Frankreich und Italien ermöglichte. Anschließend war D. als Pädagoge am Sternschen Konservatorium tätig, hielt sich 1880-83 in Italien auf und lebte seit 1884 als Komponist und vorwiegend als Musikkritiker des „Wiesbadener Tagblatts" in Wiesbaden, wo er 1899 zum Musikdirektor und 1905 zum Prof. ernannt
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Dost wurde. Von seinen Kompositionen sind insbesondere die O p e r n Afraja (1891), Närodal (1901), die Ouvertüren zu —» Kleists Hermannsschlacht und Grillparzers Sappho sowie zahlreiche Lieder zu erwähnen. D o s t , Walter, Komponist, Pädagoge, * 2 5 . 5 . 1 8 7 4 Schneeberg/Erzgebirge, f 2 6 . 5 . 1 9 4 4 . D. besuchte 1884-87 die Thomasschule in Leipzig, studierte an der dortigen Universität 1894-98 Theologie und w u r d e nach kurzer Vikariatszeit in Döbeln an das Realgymnasium nach Plauen berufen. Dort wirkte er als Theologe, Chordirgent und Musiklehrer, wurde 1914 z u m Professor, 1919 zum Oberstudienrat ernannt und war daneben 1901-20 als M u sikkritiker an der „Neuen Vogtländischen Zeitung" tätig. D. komponierte neben Sing- und Märchenspielen, Chormusik f ü r Männerchor, ein Violinkonzert in d-Moll sowie einige Opern, darunter Ullranda (1910). D o v e , Alfred, Historiker, Publizist, * 4 . 4 . 1 8 4 4 Berlin, t 1 9 . 1 . 1 9 1 6 Freiburg/Breisgau. Der Sohn des Physikers und Meteorologen Heinrich Wilh e l m D. begann 1861 das Studium der Naturwissenschaften und der Medizin an der Univ. Heidelberg, wandte sich später in Berlin als Schüler —»Rankes, Droysens und Jaffes der Geschichte zu und w u r d e 1866 in diesem Fach promoviert (De Sardinia Insula). Zunächst als Gymnasiallehrer in Berlin tätig, folgte er 1870 d e m Ruf Gustav —> Freytags in die Redaktion der „Grenzboten" nach Leipzig und gründete 1871 z u s a m m e n mit i h m die Wochenschrift „Im neuen Reich". 1873 habilitierte er sich dort f ü r Geschichte (Die Doppelchronik von Reggio und die Quellen Salimbenes) und w u r d e 1874 a.o., 1879 o . P r o f . in Breslau, 1884 in Bonn. 1891 wurde D. Leiter der wissenschaftlichen Beilage der „Allgemeinen Zeitung" in München und war 1897-1905 Prof. der Geschichte in Freiburg/Breisgau. Neben zahlreichen historischen Werken veröffentlichte er u . a . 1894 den historischen Roman Caracosa (2 Bde.). D. zählte zu den Mitarbeitern der Allgemeinen Deutschen Biographie, deren letzte Bände er redigierte. D. w a r seit 1893 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1901-06 und 1907-12 Vorsitzender der Badischen Historischen Kommission. WEITERES WERK: Ausgewählte Aufsätze und Briefe. Hrsg. v. Friedrich M e i n e c k e / O s w a l d D a m m a n n . München 1925. LITERATUR: Oswald D a m m a n n : D „ A. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 91 f. D o v i f a t , Emil, Publizistikwissenschaftler, * 2 7 . 1 2 . 1 8 9 0 Moresnet bei Eupen, t 8 . 1 0 . 1 9 6 9 Berlin. D. studierte Geschichte, Germanistik und Nationalökonomie in M ü n c h e n und Leipzig, u. a. bei Karl —»Bücher, und wurde 1918 mit der Arbeit Die öffentliche Meinung in Sachsen um das Jahr 1840 promoviert. Zunächst als Redakteur in F r a n k f u r t / O d e r und Stettin tätig, wurde er 1921 Redaktionsmitglied, 1927 Chefredakteur der Tageszeitung „Der Deutsche", des Organs des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin. 1924-26 wirkte D. als Assistent beim Aufbau des Deutschen Instituts f ü r Zeitungskunde in Berlin mit und widmete sich auf Reisen nach Großbritannien, Frankreich und in die U S A dem Studium des Zeitungswesens. Z u s a m m e n mit Georg - > Bernhard und Theodor - > Wolff gründete er die erste „Versorgungsanstalt der Deutschen Presse". 1928 wurde D. a. o. Prof. am neugegründeten Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft und allgemeine Publizistik in Berlin (Antrittsvorlesung: Wege und Ziele der zeitungswissenschaftlichen Arbeit) sowie Direktor des dortigen Instituts für Zeitungswissenschaften. Nach d e m Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den Begründern der C D U - Z e i t u n g „Neue Zeit". 1948-61 war er Ordinarius für allgemeine Publizistik an der Freien Univ. Berlin und an der Deutschen Hochschule f ü r Politik. D.
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veröffentlichte u. a. Der amerikanische Journalismus (1927, Nachdr. 1990), Zeitungswissenschaft (2 Bde., 1931), Zeitungslehre (2 Bde., 1937; 6., neubearb. Aufl., 1976) und Allgemeine Publizistik (1968). WEITERE WERKE: Die Zeitungen. Gotha 1925. - R e d e und Redner. Ihr Wesen und ihre politische Macht. Leipzig 1937. - Die publizistische Persönlichkeit. Hrsg. v. Dorothee von Dadelsen. B e r l i n / N e w York 1990. LITERATUR: H a n s B o h r m a n n : Das publizistische Werk E. D.s. Eine Auswahlbibliographie. In: Publizistik 14 (1969) S. 384-393. - Klaus-Ulrich Benedikt: E. D. Ein katholischer Hochschullehrer und Publizist. Mainz 1986. - Rudolf Stöber: E. D. verbandspolitisches Engagement in der Weimarer Republik. In: Publizistik 37 (1992) S. 97-112. - Otto Köhler: Große Kunst der Camouflage. Ein Zeitungswissenschaftler im Wechsel seiner Auflagen: E. D. In: Ders.: Unheimliche Publizisten. Die verdrängte Vergangenheit der Medienmacher. München 1995, S. 58-88. - Bernd Sösemann (Hrsg.): E. D. Studien und Dokumente zu Leben und Werk. Berlin/ N e w York 1998. D r ä x l e r , Karl Ferdinand, auch Dräxler-Manfred, F. C. Claudius, Dr. F. C. Klinger, K. L. W. von Klinger, Manfred, Publizist, * 1 7 . 6 . 1 8 0 6 Lemberg, t 3 1 . 1 2 . 1 8 7 9 Darmstadt. D. studierte an der Univ. Wien zunächst Rechtswissenschaften, später Philologie, wurde nach der Promotion in Leipzig 1829 als gebürtiger Galizier nicht zum österr. Staatsdienst zugelassen und wandte sich daraufhin der Publizistik zu. 1834-36 redigierte er das „Brockhaus'sehe Pfennigmagazin" in Wien und Schloß Bekanntschaft mit Nikolaus Lenau und Anastasius Grün. D. floh vor der Zensur unter Metternich ins Ausland, unternahm Reisen durch Deutschland, Belgien, Frankreich und England und ließ sich 1845 in Darmstadt nieder. Bis 1852 leitete er die Redaktion der „Darmstädter Zeitung" und gab dann bis 1858 „Die Muse. Blätter für ernste und heitere Unterhaltung" heraus; seit 1845 war er Dramaturg a m Darmstädter Hoftheater. Neben seinen der A u f k l ä r u n g verpflichteten Kinderbüchern (darunter dem „Bildungsbuch" Welt und Ton, 1830) veröffentlichte D. Übersetzungen aus dem Französischen (u. a. Victor Hugos Ruy Blas, 1839). D r a n s f e l d , Hedwig, Pseud. Angelika Harten, Publizistin, Politikerin, * 2 4 . 2 . 1 8 7 1 Hacheney bei Dortmund, t 1 3 . 3 . 1 9 2 5 Werl. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wuchs D., Tochter eines preuß. Oberförsters, im Waisenhaus auf, erhielt 1887-90 im Lehrerinnenseminar in Paderborn ihre Berufsausbildung und unterrichtete kurze Zeit bei den Ursulinen im westfälischen Werl. Daneben war sie schriftstellerisch tätig und wurde mit dem Lyrikband Erwachen (1903) sowie mit Erzählungen vor allem in kath. Kreisen bekannt. 1905 ü b e r n a h m sie die Leitung der Monatsschrift „Die christliche Frau" und befaßte sich in ihren Beiträgen überwiegend mit Fragen der Frauenförderung und der Sozialpolitik. D. gilt als Begründerin der kath. Frauenbewegung und war seit 1912 Vorsitzende des „Katholischen Deutschen Frauenbundes". 1919 wurde sie in die Weimarer Nationalversammlung, 1920 in den Reichstag gewählt; als Zentrumsabgeordnete und Publizistin nahm sie Einfluß vor allem auf die Kultur- und Sozialpolitik ihrer Partei. LITERATUR: Helga Grebing: D., H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 102. - H e d w i g Wassenberg: Von der Volksschullehrerin zur Volkslehrerin: Die Pädagogin H. D. (1871-1925). F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. - Elisabeth Pregardier: D., H. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 362. D r e s s e l , Albert, Philologe, * 9 . 7 . 1 8 0 8 Neuhaidensieben bei Magdeburg, t 8 . 1 1 . 1 8 7 5 Rom. D. ging in j u n g e n Jahren nach Italien, um Archäologie zu betreiben, und ließ sich in R o m nieder. Er war zeitweise
Drexel Sekretär des preuß. Gesandten beim Vatikan Christian Karl Josias von Bunsen, veröffentlichte als Privatgelehrter regelmäßig Beiträge in der Augsburger „Allgemeinen Zeit u n g " und edierte u. a. Schriften der Kirchenväter. Während des Vatikanischen Konzils entkam D. als angeblicher Verfasser der Römischen Briefe nur durch diplomatische Hilfe der Ausweisung aus Italien. Als Hauptwerk D.s gilt Patrum apostolicorum opera (1857-63). LITERATUR: Karl Ritter von Halm: D., A. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 397 f. D r e v e s , Leberecht Blücher, Schriftsteller, * 1 2 . 9 . 1 8 1 6 Hamburg, t 1 9 . 1 2 . 1 8 7 0 Feldkirch (Vorarlberg). D., Sohn eines K a u f m a n n s und Patenkind des Feldmarschalls von Blücher, studierte seit 1836 Rechtswissenschaften an den Universitäten Jena und Heidelberg, ließ sich im Jahr nach der Promotion 1838 als Advokat in seiner Geburtsstadt nieder und war dort 1 8 4 2 / 4 3 Chefredakteur der„Neuen Hamburger Blätter". Auf einer Reise nach Österreich trat er 1846 in Wien zur kath. Kirche über. D. war 1847-61 Notar in Hamburg, siedelte anschließend ins österr. Feldkirch über und pflegte freundschaftliche Kontakte zu Joseph von Eichendorff, der Pate seines Sohns G u i d o Maria D. wurde. Er verfaßte zahlreiche Gedichte, u . a . Schlichte Lieder (1843), Lustspiele sowie lokalhistorische Arbeiten zu Hamburg. LITERATUR: Paul Raabe: D „ L. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 116. D r e w s , Paul (Gottfried), evang. Theologe, * 8 . 5 . 1 8 5 8 Eibenstock/Erzgebirge, t 1 . 8 . 1 9 1 2 H a l l e / S a a l e . D „ Sohn eines K a u f m a n n s , studierte Theologie an den Universitäten Leipzig und Göttingen, wurde nach kurzer Tätigkeit als Erzieher 1883 Pfarrer in Burkau in der Oberlausitz und war 1887 Mitbegründer der Zeitschrift „Christliche Welt"; 1889 w u r d e er Pfarrer an der Lukaskirche in Dresden. 1894 folgte er einer B e r u f u n g als a. o . P r o f . der praktischen Theologie an die Univ. Jena und wurde 1901 o . P r o f . in Gießen , 1908 o . P r o f . und Direktor der Homiletischen und Katechetischen Abteilung des Theologischen Seminars der Univ. Halle. D. widmete sich zunächst der Reformationsgeschichte sowie der Edition luth. Schriften und unternahm später liturgiehistorische Studien. Er gilt als einer der Begründer einer evang. Kirchenkunde und wurde schließlich durch sein R e f o r m p r o g r a m m für das Studium der praktischen Theologie bekannt ( D a s Problem der praktischen Theologie, 1910), in dem er u . a . den Unterricht in religiöser Volks- und Kirchenkunde forderte. WEITERE WERKE: Willibald Pirkheimers Stellung zur Reformation. Leipzig 1887. - M e h r Herz fürs Volk! Leipzig 1891. - Studien zur Geschichte des Gottesdienstes. 5 Bde., Tübingen 1902-10. - D e r evangelische Geistliche in der deutschen Vergangenheit. Jena 1905, 2 1924. - Die R e f o r m des Strafrechts und die Ethik des Christentums. Tübingen 1905. - Der Einfluß der gesellschaftlichen Zustände auf das kirchliche Leben. Tübingen 1906. LITERATUR: Franz Lau: D., P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 118 f. - Wolfgang Rudolph: P. D. - der „Vater der evangelischen Kirchenkunde und religiösen Volkskunde". Diss. Leipzig 1968. - Gerhard Krause: D „ P. G. In: TRE, Bd. 9, 1982, S. 188-190. - Christian Grethlein: „Die Praktische Theologie lechzt nach Tatsachen . . . " . In: U d o Schnelle: Reformation und Neuzeit. Berlin 1994, S. 377-397. - Johannes Schilling: P. D. und seine Konzeption einer Kirchenkunde. In: Joachim Mehlhausen (Hrsg.): Pluralismus und Identität. Gütersloh 1995, S. 413-425. - Christian Grethlein: D „ P. G. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 988 f. D r e w s , Wolfgang, Journalist, Theaterwissenschaftler, * 1 5 . 1 . 1 9 0 3 Hannover, t 2 3 . 3 . 1 9 7 5 München. Nach einer Buchhändlerlehre w u r d e D. Schauspielschüler an den Städtischen Bühnen Hannover und studierte Kunst-
geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten H a m b u r g und Greifswald (Promotion 1929). A n schließend Schauspieler und Regieassistent a m G r e i f s w a l d e r Stadttheater, wandte er sich bald der Theaterkritik zu und w u r d e Mitarbeiter des „Hildesheimer Volksblatts". 1930-36 war er Feuilletonredakteur der „Vossischen Z e i t u n g " in Berlin, daneben seit 1934 auch der „ B . Z . a m Mittag", 1936-41 schließlich Chefdramaturg und stellvertretender künstlerischer Direktor des Deutschen Theaters und der Kammerspiele Berlin. Nach dem E n d e des Zweiten Weltkriegs zunächst Mitglied des Kulturbeirats des niedersächsischen Kultusministeriums und Vorstandsmitglied der Freien Volksbühne Hannover, war D. 1949-53 Feuilletonchef der „Neuen Z e i t u n g " in München und danach M ü n c h n e r Theaterkritiker mehrerer großer deutschsprachiger Tageszeitungen. D a n e b e n betätigte er sich als Ubersetzer und Herausgeber; er schrieb u. a. Die klirrende Kette. Tagebuch 1933-45 (1947). WEITERE WERKE: Die Großen des deutschen Schauspiels: Bildnisse aus zwei Jahrhunderten. Berlin 1941. - Gotthold Ephraim Lessing in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek b. H a m b u r g 1962. D r e x e l , Anton, auch Drexl, kath. Theologe, Bibliothekar, klassischer Philologe, * 2 7 . 1 . 1 7 5 3 Lenggries, t 9 . 4 . 1 8 3 0 Viechtach. Nach d e m Theologiestudium in Ingolstadt, der Priesterweihe 1781 und d e m Benefiziat an der Pfarrei St. Moritz w u r d e D., Sohn eines Landwirts und Flößers, 1784 Bibliothekar an der Univ. Landshut und Mitarbeiter Wilhelm L u d w i g —» Wekhrlins an dessen Journal „Das graue U n g e h e u e r " . Wegen seiner Mitgliedschaft in einer Freisinger L o g e des Illuminatenordens im folgenden Jahr entlassen, wandte sich D. nach Süden und war in Graubünden als H o f m e i s t e r und in Brixen und Brescia als Bibliothekar tätig. Seit 1787 w a r er Präfekt des Deutsch-Ungarischen Kollegiums in Pavia, seit 1797 Bibliothekar an der Nationalbibliothek in Brescia. 1802 w u r d e er rehabilitiert, zum Dr. phil. promoviert und zum Prof. der lateinischen und griechischen Philologie an der Univ. Landshut ernannt. 1 8 0 2 / 0 3 und 1806-10 war er Oberbibliothekar an der Landshuter Universitätsbibliothek. G e m e i n s a m mit Johann Michael Sailer verließ d e r als Aufklärer geltende D. 1818 die Univ. Landshut und übernahm die Pfarrei Viechtach. Er schrieb u. a. Über Erklärung alter Schriftsteller (1803). WEITERE WERKE: Anthologie aus Italiens classischen Schriften. 2 Tie., Landshut 1 8 0 7 / 0 8 . - A n a k r e o n s Lieder. Landshut 1816. LITERATUR: U w e Puschner: D., A. In: L M U , B d . 1, 1998, S. 87 f. D r e x e l , Joseph (Eduard), Journalist, Verleger, * 6 . 6 . 1 8 9 6 M ü n c h e n , t 1 3 . 4 . 1 9 7 6 Nürnberg. D. studierte Philosophie und Nationalökonomie in M ü n c h e n und Erlangen und wurde nach der Promotion 1923 Mitarbeiter der Außenhandelsabteilung des Auswärtigen A m t s in Berlin. Er hatte leitende Funktionen in Industrie, Großhandel und B a n k g e w e r b e inne, war Dozent an der Volkshochschule Nürnberg und 1926-34 Mitarbeiter der von E r n s t —»Niekisch herausgegebenen Zeitschrift „Widerstand" sowie der politischen Wochenschrift „Die Entscheidung". Seit 1931 Leiter einer nationalrevolutionären, antifaschistischen B e w e g u n g in Bayern, gab D. seit 1935 einen illegalen Informationsdienst heraus. Er w u r d e 1937 verhaftet, 1939 in Berlin wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Z u c h t h a u s verurteilt und nach E n d e der Haft in den Konzentrationslagern Mauthausen und Flossenbürg interniert. D. w a r seit 1945 Herausgeber und Chefredakteur der „Nürnberger Nachrichten", denen er in den folgenden Jahren weitere Tageszeitungen sowie den Zeitschriftenverlag O l y m p i a angliederte.
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Dreyer Er veröffentlichte 1972 eine Sammlung seiner Artikel unter dem Titel Verantwortung vor der Geschichte. WEITERE WERKE: Menschen und Begegnungen. Nürnberg 1956. - Der Gesichtskreis. München 1956. - Homo, homini, homo. München 1966. LITERATUR: Wilhelm Raimund Beyer (Hrsg.): Rückkehr unerwünscht. J. D.s „Reise nach Mauthausen" und der Widerstandskreis Ernst Niekisch. Stuttgart 1978. - Clemens Wächter: J. E. D. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 18. Hrsg. v. Erich Schneider. Neustadt/Aisch 2000, S. 337-353. Dreyer, Max, Schriftsteller, * 25.9.1862 Rostock, t 27.11.1946 Göhren/Rügen. D. studierte seit 1880 zunächst Theologie an der Univ. Rostock, später Philologie an der Univ. Leipzig und war nach der Promotion 1884 bis 1886 Lehrer in Malchin (Mecklenburg), anschließend bis 1888 in Bockenheim bei Frankfurt/ Main. Nach Differenzen mit der Schulleitung widmete er sich der Schriftstellerei, war bis 1898 Redakteur bei der „Täglichen Rundschau" in Berlin und wurde Mitglied der „Freitagstisch"-Runde, in der er u.a. mit Richard Dehmel und den Brüdern -»Hart in Verbindung trat. Unter seinen daraufhin erstmals veröffentlichten Theaterstücken rief u. a. Der Probekandidat (1900) als Anklageschrift gegen das wilhelminische Bildungswesen öffentliche Kontroversen hervor. D. gründete und leitete den „Verband der deutschen Bühnenschriftsteller und -komponisten". Nach seiner Übersiedelung an die Ostsee befaßte er sich zunehmend mit regionalen Themen und schrieb teilweise mundartlich gefärbte Unterhaltungsliteratur, so daß er über das Jahr 1933 hinaus ohne Behinderung publizieren konnte. Dröge, Franz (Wilhelm), Kommunikationswissenschaftler, * 1.11.1937 Münster, t 14.9.2002 Bremen. D. studierte Soziologie, Publizistik und Germanistik in Münster, wo er 1965 promoviert wurde {Kommunikationsgewebe und Stereotypen). 1969 habilitierte er sich dort für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (Personale Austausch unter den Bedingungen eines totalitären Kommunikationssystems), wurde 1970 zum apl. Prof. ernannt und folgte 1971 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Kommunikationsforschung der Univ. Bremen. Seit 1974 zählte D. zu den Hrsg. der Reihe „Kritische Sozialwissenschaften". Er veröffentlichte u.a. Publizistik und Vorurteile (1967) und Die Macht der Schönheit. Avantgarde und Faschismus (1995). LITERATUR: Hartwig Gebhardt: Von der Publizistikwissenschaft zur Kultursoziologie. F. D. zum 60. Geburtstag. In: Publizistik 43 (1998) S. 78 f. - Gerd D. Kopper: F. D. gestorben. In: Publizistik 47 (2002) S: 468 f. Dröscher, Wilhelm, Politiker, * 7.10.1920 Kirn, t 18.11.1977 Hamburg. D. durchlief eine kaufmännische Lehre, war Angestellter bei den Kirner Hartsteinwerken und betätigte sich 1930-33 in der Jugendbewegung. 1939-45 leistete er Kriegsdienst und arbeitete bis 1948 in einem Sägewerk. 1946-48 als KPDMitglied Stadtrat in Kirn, trat er 1949 in die SPD ein und leitete bis 1967 die Amtsverwaltung Kirn-Land. 1953-57 besuchte er die Verwaltungsakademie Rheinland-Pfalz. 1957 wurde er Mitinhaber einer Holz- und Baustoffgroßhandlung in Familienbesitz. D. war 1955-57 Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz, anschließend bis 1971 des Deutschen Bundestags sowie des Europäischen Parlaments. Seit 1970 Landesvorsitzender der rheinland-pfälzischen SPD, wurde er 1973 in das Präsidium des Parteivorstands und 1975 zum Bundesschatzmeister der SPD gewählt. D. gehörte dem Medienrat des Zweiten Deutschen Fernsehens an, gab den „Funk-Report" heraus und war seit 1976 Mitherausgeber des „Vorwärts". 1974 wurde er Präsident der Europäischen Sozialisten und Sozialdemokraten. D. starb überraschend auf
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dem Hamburger Bundesparteitag der SPD im November 1977. LITERATUR: Die D. Story. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Mannes. Hrsg. vom Büro für politische Information. Koblenz [1975]. - Peter F. Ruthmann: W. D„ die Sozialdemokraten auf dem Weg nach Europa. Bonn 1979. Drenke, Ernst, Schriftsteller, * 17.8.1822 Koblenz, t 3.2.1891 Liverpool. Nach den rechtswissenschaftlichen Studien an den Universitäten Bonn und Marburg war D. 1843-45 Journalist in Berlin, bis er wegen „kommunistischer Umtriebe" ausgewiesen wurde. 1847 von der preuß. Regierung wegen seiner zweibändigen Sozialreportage Berlin (1846) zu zwei Jahren Festungshaft in Wesel verurteilt, gelang ihm 1848 die Flucht nach Belgien. Während der Revolutionszeit Emissär des „Bundes der Kommunisten" und Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung", lebte er 1849-51 in Paris, zog anschließend nach London, war dort seit 1857 kaufmännisch tatig und konnte 1860 durch Übernahme der Vertretung einer Kupfermine seinen Lebensunterhalt sichern. D.s Schriften befassen sich mit sozialem Gefalle, Proletarisierung und Kriminalisierung. LITERATUR: Hans-Jürgen Singer: E. D., Einblicke in sein Leben und Werk. Koblenz 1986. - Alphonso A. Frost: E. D. His life and his works. New York u.a. 1989. Droop, Friedrich Wilhelm, auch Fritz D., Schriftsteller, Journalist, * 1.3.1875 Minden, t 2.9.1938 Kronberg. Nach dem Besuch des Lehrerseminars studierte D. an den Universitäten Heidelberg und Gießen Literaturgeschichte und Philosophie. Anschließend war er Lehrer in SchwelmLinderhausen, später Feuilletonredakteur in Dortmund, Essen und Danzig, wo er gleichzeitig Dozent für neuere Literatur und Ästhetik am Westpreußischen Konservatorium war. 1914 kam er als Feuilletonredakteur und Theaterkritiker an das „Mannheimer Tagblatt". Nach dem Ersten Weltkrieg wurde D. Dozent im ersten Seminar für Sozialarbeiter und -beamte in Weißenfels/Saale. Er war Mitglied zahlreicher gelehrter und berufsständischer Gesellschaften. D. veröffentlichte zunächst liberale pädagogische Schriften (Kind, Schule, Kunst, 1906), später u. a. die Anthologie Arbeiterdichtung im Auftrag der Deutschen Dichter-Gedächtnisstiftung (1919) sowie Monographien, eigene Gedichte, Novellen und Dramen, darunter Wie die Neuberin den Hanswurst begrub (1927). Droste, Heinrich, Verleger, Industrieller, * 3.7.1880 Soelde, t 24.9.1958 Nellingen-Aichen bei Ulm. D. absolvierte eine kaufmännische Lehre im Waren- und Bankgewerbe und war später Handelsredakteur verschiedener Tageszeitungen. 1910 wurde er freier Handelsund Finanzschriftsteller sowie Herausgeber der „RheinischWestfälischen Korrespondenz". Nach dem Ersten Weltkrieg Chefredakteur der,.Deutschen Bergwerkszeitung", beteiligte er sich 1919 am Ankauf der Aktien der „Düsseldorfer Zeitung", die er zur Firma „Industrie-Verlag und Druckerei AG" ausbaute. 1920 gründete er die Tageszeitung „Der Mittag", errichtete 1925/26 das Pressehaus am Düsseldorfer Königsplatz, übernahm u.a. den „Rheinischen Anzeiger" und gründete den „Düsseldorfer Stadt-Anzeiger" sowie die „Vereinigten Werkszeitungen". D.s Buchverlag begann seine Produktion 1933 mit der Feuerzangenbowle von Heinrich Spoerl. Seit 1933 wurden zahlreiche Medien des Verlags mit nationalsozialistischen Periodika fusioniert; 1944-49 mußte „Der Mittag" sein Erscheinen einstellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vor allem der Buchverlag sowie der Lohndruck ausgebaut. LITERATUR: Lebensbilder aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Jahrgang 1958-1959. Bearb. v. Fritz Pudor.
Droste-Hülshoff Düsseldorf 1962, S. 20-22. - Gudrun H. Liersch: H. D. (1880-1958). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 329-335. Droste-Hülshoff, Annette von, eigentl. Anna Elisabeth von Droste zu HUlshof, Dichterin, * 12. (Tag erschlossen) 1.1797 Haus Hülshof© bei Münster (Westfalen), t 24.5.1848 Meersburg. Die kath. Eltern D.-H.s, Clemens August und Luise Therese, geb. von Haxthausen, die zwei Söhne und eine weitere Tochter hatten, gehörten dem niederen Adel an. Die väterliche Familie hatte Haus (Schloß) Hülshoff 1417 erworben, die mütterliche Familie war im Paderborner Land (Bökendorf und Abbenburg) ansässig. Adel und Geistlichkeit hatten an Privilegien und Einfluß verloren, seitdem Westfalen 1802 an Preußen (1806-13 an Frankreich) gefallen war. Die daraus resultierenden jahrzehntelangen, teilweise öffentlichen Konflikte waren in der ultramontanen und an der Ständeordnung orientierten Familie immer wieder spürbar und wurden von D.-H. aufmerksam registriert. Eine schwache gesundheitliche Konstitution, die sich in lebenslanger Anfälligkeit für Krankheiten auswirkte, machte die intensive Pflege der zu früh geborenen D. H. durch eine Amme erforderlich. Erziehung und Unterricht erfolgten im Kreis der Familie, erst seit 1807 durch Hauslehrer. D.-H. nutzte die reichhaltige Bibliothek in Hülshoff, später zusätzlich vor allem die Theissingsche Leihbibliothek in Münster. An Fremdsprachen erlernte D.-H. nach eigener Angabe Latein, Französisch, Holländisch, besaß dagegen nur geringe Kenntnisse in Griechisch, Englisch und Italienisch. Sie erhielt eine musikalische Ausbildung (Klavier, Gesang, Komposition), teilweise durch ihren Onkel, den Komponisten Maximilian von D.-H. Daneben lernte sie zeichnen. Von ihrem Vater übernahm sie die später beibehaltene Neigung, Sammlungen anzulegen (Mineralien, Münzen, Kupferstiche u. ä.). Zu den zahlreichen Besuchern auf Hülshoff, überwiegend aus dem großen Kreis der Verwandten, zählten 1805 die Fürstin Amalie von Gallitzin, 1806 Friedrich Leopold Graf von Stolberg. Weitere Kontakte bestanden etwa zu den in Münster lebenden Generalsfamilien de Gallieris (seit 1807) und von Thielmann (seit 1817). Häufig waren Ausflüge, auch zu Konzert- und Theaterbesuchen, nach Münster und Umgebung. Es gab manche Reisen, oft zu Verwandten, bis 1824 aber ausschließlich in Westfalen (außer einer Reise nach Kassel 1818). So lernte D.-H. 1813 bei der mütterlichen Familie Haxthausen in Bökendorf Wilhelm Grimm kennen. 1818 begegnete sie Heinrich Straube, einem Studienfreund von D.-H.s Onkel August von —»Haxthausen, und verliebte sich in ihn. In Absprache mit Straube stellte August von —> Arnswaldt, ein weiterer Studienfreund des Onkels, D.-H. im Juli 1820 in Bökendorf „auf die Probe". Beide Männer kündigten daraufhin D.-H. die Freundschaft. Die Vorfälle trugen dazu bei, daß sie unverheiratet blieb. 1825/26 reiste sie nach Bonn, Köln und Koblenz. Sie besuchte dort u. a. ihren Vetter Clemens August von D.-H. und ihren Onkel Werner von Haxthausen, ihre Freundin Wilhelmine von Thielmann und lernte August Wilhelm von —»Schlegel, Karl Simrock und Sibylle Mertens-Schaaffhausen kennen. Die Kontakte nach Bonn und Umgebung (seit 1827 zu Johanna und vor allem Adele Schopenhauer) hielt sie, auch durch gegenseitige Besuche, lange aufrecht. Nach dem Tod des Vaters 1826 zog D.-H. mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in das von Johann Conrad Schlaun erbaute und von der Familie erworbene „Rüschhaus" außerhalb von Münster, während der ältere Bruder Werner D.-H. das größere Haus Hülshoff übernahm. D.-H. erhielt eine Leibrente von 300 Reichstalern pro Jahr. Nach dem Tod ihres Bruders Ferdinand 1829 verstärkten sich ihre Krankheitszustände. Andererseits war sie selbst dauerhaft in
der Krankenpflege und anderen caritativen Tätigkeiten engagiert. Im Winter 1830/31 reiste sie wieder nach Bonn und Umgebung. Im Februar 1834 begannen engere Kontakte zu dem kath. Philosophiedozenten Christoph Bernhard Schlüter und dem Studenten und Schriftsteller Wilhelm —> Junkmann. Im August reiste sie in die Niederlande (Zutphen u.a.). Am 18.10.1834 heiratete ihre ältere Schwester Jenny Joseph von Laßberg und zog mit ihm nach Eppishausen (Schweiz), 1839 auf die Meersburg. D. H. besuchte sie wiederholt, teils zu längeren Aufenthalten (Eppishausen, Juli 1835 bis Oktober 1836; Meersburg, September 1841 bis August 1842 und September 1843 bis September 1844), wobei sie ihre Reisen meist in Bonn und Umgebung länger unterbrach. Durch Laßberg lernte sie zahlreiche Gelehrte kennen (u.a. Ludwig Uhland), deren philologische Arbeiten sie distanziert betrachtete. Das Frühjahr 1837 verbrachte sie in Abbenburg. Seit 1837/38 hatte sie engere Kontakte zu den Schriftstellern Levin -» Schücking und Elise Rüdiger (-»Hohenhausen). 1838 erschien ihr erstes Buch (Gedichte). Jeweils im Sommer 1839 und 1843 hielt sie sich in Abbenburg auf. 1844 erschien bei Cotta das wichtigere zweite Buch (Gedickte). Von dem dafür vorab gezahlten Honorar von 400 Reichstalern kaufte sie sich 1843 oberhalb von Meersburg ein Haus (,.Fürstenhäusle"). Im Frühjahr 1846 erkrankte sie schwer. Vom 1.11.1846 an lebte D.-H. in Meersburg. Sie beobachtete im April/Mai 1848 ängstlich die Entwicklung der Revolution. Die ersten erhaltenen Gedichte stammen aus dem Jahr 1804. Ein (abschlägig beschiedenes) Publikationsangebot des Anthologisten —> Rassmann 1809 zeigt, daß das Talent der jungen D.-H. über den Kreis der Familie hinaus bekannt war. Anton Matthias Sprickmann, vormals Mitglied des Göttinger Hain, war von 1811 bis zu seinem Weggang aus Münster 1814, später gelegentlich brieflich, ihr literarischer Mentor. Ihr wichtigster literarischer Bezugspunkt blieb bis Anfang der dreißiger Jahre die Familie, deren feudale, religiöse Wertorientierungen ihre literarischen Arbeiten anleiteten. Das schlug sich nieder u.a. im Ritterepos Walther (1818) und im Geistlichen Jahr, einem Zyklus religiöser Gedichte, den D.-H. auf Anregung ihrer Stiefgroßmutter verfaßte (1. Teil: 1819/20, 2. Teil 1839/40). Beide Werke wurden erst postum publiziert. D.-H. schrieb zunächst vor allem Gedichte, versuchte sich aber, ohne zum Abschluß zu kommen, auch an Drama und Erzählung. Seit 1828 arbeitete sie an Verserzählungen. Ihnen galten ihre ersten ernsthaften, seit dem Herbst 1834 nachweisbaren Publikationspläne, bei deren Realisierung ihr Mentor und lebenslanger Freund Christoph Bernhard Schlüter hilfreich war. Die erst 1834 intensiver werdende Bekanntschaft hatte 1829 ihre Mutter vermittelt. Der Münsterer Philosophiedozent, der auch einen Kreis von (meist Theologie studierenden) jüngeren Schriftstellern betreute, und Wilhelm Junkmann nutzten für D.-H. ihre Kontakte zum Verlag Aschendorff in Münster. Dort erschien 1838 als ihre erste Veröffentlichung Uberhaupt das halbanonyme Buch: Gedichte von Annette Elisabeth v. D... H... Der von Schlüter arrangierte Band enthielt die Verserzählungen Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard, Des Arztes Vermächtniß, Die Schlacht im Loener Bruch. 1623 und einige kleinere, vor allem geistliche Gedichte. Weder Kritik noch Publikum reagierten positiv. Doch seit dem Jahr der Veröffentlichung verstärkte sich D.-H.s Teilnahme am literarischen Leben. Dazu gehörte die Freundschaft zu Elise Rüdiger und die Teilnahme an ihrem literarischen Salon in Münster. Vor allem die Bekanntschaft (erstmals 1831, intensiver erst seit 1838) mit dem 17 Jahre jüngeren Schriftsteller und Journalisten Levin Schücking, der dort verkehrte, wurde produktiv. Sie entwickelte sich zu einer innigen Beziehung mit gegenseitigen literarischen Anregungen und Kooperationen. Schücking trug zu einer Zuwendung D.-H.s zu damals
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Drozdowski modernen Formen wie der Ballade, aber auch zur Prosa bei und bestärkte sie in der Arbeit an „vaterländischen", d.h. heimatlichen Projekten, in ihrem Fall aus Landschaft und Geschichte Westfalens. 1840 entstand als Nebenwerk der von D.-H. nicht veröffentlichte komische Einakter Perdii! oder Dichter, Verleger, und Blaustrümpfe, in dem sie ihren literarischen Umkreis karikierte. 1841/42 und im Herbst 1843 entstanden auf der Meersburg am Bodensee, teilweise im Kontakt mit Schücking, der dort durch ihre Vermittlung vorübergehend als Bibliothekar arbeitete, zahlreiche Gedichte. Schücking verhalf D.-H. zu Veröffentlichungen (u. a. Der Knabe im Moor, Im Moose, Am Thurm), vor allem im „Morgenblatt für gebildete Leser". Hier erschien 1842 auch ihre erst postum berühmt gewordene Erzählung Die Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgigten Westphalen. Durch Schückings Vermittlung erschienen 1844 im Verlag J. G. Cotta Gedichte von Annette Freiin von Droste-Hülshof. Der Band enthielt lyrische Gedichte, Balladen u. ä. und nahm die drei Verserzählungen ihres ersten Buches wieder auf. Er war zwar erfolgreicher als dieses, aber nicht durchschlagend. Als Schücking 1843 die Schriftstellerin Louise von —> Gall heiratete, kam es zur Entfremdung, und nach seinem Roman Die Ritterbürtigen (1846), den D.-H. als aggressiv antifeudalen, auch persönlichen Affront auffaßte, zum Bruch. Danach zog sie sich aus dem literarischen Leben zurück. Doch erschienen noch einige bereits aus der Hand gegebene Gedichte (u. a. Im Grase, Mondesaufgang) in Periodica. Zu D.-H.s Rückzug trug das Aufsehen bei, das die 1845 anonym und nicht ohne ihre erheblichen Bedenken in den „Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland" publizierten landeskundlichen Westphälischen Schilderungen aus einer westphälischen Feder erregten. Sie wurden in der Region als zu kritisch kritisiert. Zuletzt orientierte sich D.-H. verstärkt an religiösen Themen. Ihr literarischer Ruhm entstand im wesentlichen erst postum. Er verfestigte sich im letzten Drittel des 19. Jh. in der Kanonisierung als „Deutschlands größte Dichterin". D.-H. komponierte auch, schuf Lieder (auf Texte u. a. von Byron, Brentano, Scott, —> Goethe und von Volksliedern) sowie einige Opernentwürfe. WERKE: Sämtliche Werke (in 2 Bdn.). Hrsg. v. Günther Weydt/Winfried Woesler. München. Bd. 1: 1973, 31989. Bd. 2: 1978, 21989. - Werke und Briefwechsel. Historischkritische Ausgabe. Hrsg. v. Winfried Woesler. 14 Bde. Tübingen 1978 ff. Darin Bd. 14: Droste-Bibliographie. Bearb. v. Aloys Haverbusch. 2 Teile. 1983-85. - Sämtliche Werke in zwei Bänden. Hrsg. v. Bodo Plachta/Winfried Woesler. Frankfurt/Main 1994. LITERATUR: Clemens Heselhaus: A. v. D.-H. Werk und Leben. Düsseldorf 1971. - Ronald Schneider: A. v. D.-H. Stuttgart 1977. - Winfried Woesler (Hrsg.): Modellfall der Rezeptionsforschung. Droste-Rezeption im 19. Jh. 2 Bde., Frankfurt/Main u.a. 1980. - Walter Gödden: A.v.D.-H. Leben und Werk. Eine Dichterchronik. Bern u. a. 1994. - Herbert Kraft: A.v.D.-H. Reinbek bei Hamburg 1994. Lothar Jordan Drozdowski, Georg von, Redakteur, Schriftsteller, * 21.4.1899 Czernowitz, t 24.10.1987 Klagenfurt. D. war bis 1918 Offizier der k. u. k. Armee an der italienischen Front, danach Bankbeamter in Czernowitz und Mitarbeiter (auch als Regisseur) an den dortigen Kammerspielen. Er gehörte zum Kreis um Alfred —»Margul-Sperber und arbeitete an der lokalen („Czernowitzer Allgemeine Zeitung") sowie der österr. und Prager Presse mit. 1940 ging D. nach Wien, wo er 1941-43 bei der Länderbank arbeitete. 1943-45 war er Oberfeldwebel bei der kroatischen Luftwaffe in Zagreb und wirkte an der „Deutschen Zeitung in Kroatien" sowie an der Wochenschrift „Neue Ordnung" mit. 1945 für die „Kärntner Nachrichten" tätig, wurde D. 1946 Mitarbeiter
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des „Homunculus" in Bregenz. 1946-66 war er Kulturredakteur der „Volkszeitung" (ÖVP) in Kärnten. Seit 1947 schrieb er gelegentlich für die ,furche" (Wien). D. arbeitete an verschiedenen Anthologien mit, war beim Rundfunk tätig und übersetzte aus dem Rumänischen. Er schrieb Gedichte (u. a. Der Steinmetzgarten, 1957; Sand im Getriebe der Sanduhr, 1965) und Erzählungen (u. a. Floh im Ohr - Dom im Herzen, 1965). Seine Erinnerungen erschienen 1984 unter dem Titel Damals in Czernowitz und rundum. WEITERE WERKE: Militärmusik. Geschichten in Moll und Dur. Klagenfurt 1967. - Die Spur deiner Schritte. Gedichte einer Israel-Fahrt. Klagenfurt 1981. - D. in der CAZ. Frühe publizistische Arbeiten. Bearb. und Vorwort v. Raimund Lang. Innsbruck 2003. LITERATUR: Für G. D. zum 85. Geburtstag. Red.: Günter Kanzian. Klagenfurt 1985. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 515. Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von, Pseud. E. Rene, H. Foreign, H. Sakrosankt, Adalbert Brunn, österr. Philosophin, Schriftstellerin, * 2.5.1858 Hietzing (heute zu Wien), t 31.5.1918 Mauer-Öhling (Niederösterreich). Bis 1873 am Wiener Konservatorium zur Pianistin ausgebildet, studierte D. 1874-76 u.a. Philosophie, klassische Philologie, Germanistik und moderne Sprachen an der Univ. Zürich und wurde 1878 zum Dr. phil. promoviert. Danach war D., die im Kreis um Malwida von Meysenburg u. a. Lou Andreas-Salome und Nietzsche kennenlernte, schriftstellerisch tätig, engagierte sich für die Gleichberechtigung der Frauen und gründete die Frauenrevuen „Der heilige K a m p f und „Der Fehderur'. D. war Ehrenmitglied u. a. der Ethical Society in Chicago und der Spirituellen Vereinigung in Köln. Neben mehreren Dramen (u. a. Die Pädagogin) veröffentlichte sie u.a. Percy Bysshe Shelley (1884), Moderne Versuche eines Religionsersatzes (1886), worin sie sich kritisch gegen Nietzsche wandte, Zur neuen Lehre. Betrachtungen (1888; 1889 unter dem Titel Zur Begründung einer neuen Weltanschauung), Eugen Dühring. Eine Studie zu seiner Würdigung (1889) und Pessimistische Kardinalsätze (1905, Neudruck 1988 als Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt). 1891 wurde D. in das Dresdner Irren- und Siechenhaus eingewiesen und war dann bis zu ihrem Tod in verschiedenen Nervenheilanstalten. WEITERES WERK: Wie ist Verantwortung und Zurechnung ohne Annahme der Willensfreiheit möglich? Heidelberg 1887. LITERATUR: Hinrike Gronewold: H. v. D. 1856-1918. Die geistige Amazone. In: Sibylle Duda/Luise F. Pusch (Hrsg.): „Wahnsinnsfrauen". Frankfurt/Main 1992, S. 96-122. Sabine Thiessen: H. D. In: Ursula I. Meyer/Heidemarie Bennent-Vahle (Hrsg.): Philosophinnen-Lexikon. Aachen 1994, S. 61-64. Duboc, Charles Edouard, Pseud. Robert Waldmüller, Schriftsteller, Übersetzer, * 17.9.1822 Hamburg, t 15.4.1910 Dresden. Der Bruder von Julius —> D. wurde nach väterlichem Vorbild Kaufmann und unternahm zahlreiche Geschäftsreisen durch Europa, wobei er u. a. Hebbel in Amsterdam besuchte. Er studierte Malerei u. a. an den Akademien Düsseldorf und Dresden und reiste nach Italien. Wieder in Deutschland, widmete er sich der Literatur; er benutzte zu seinen schriftstellerischen Versuchen eine große Zahl historischer, vor allem mittelalterlicher Stoffe (zum Beispiel in Unterm Krummstab, 1858). Daneben übersetzte er Alfred Tennyson und war Mitarbeiter der Zeitschriften Gustav Freytags und Karl
Dünow —»Gutzkows, deren Bekanntschaft er durch seine Freundschaft mit Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von Baudissin machte. D. zählte zu den bekanntesten Literaten des geistigen Dresden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war Präsident des Dresdner Schiller-Vereins sowie Förderer der Schiller-Stiftung und pflegte Kontakte u.a. zu Storm, —» Dingelstedt, —> Kürnberger und Mörike. D u b o c , (Karl) Julius, Pseud. Julius Lanz, Philosoph, Publizist, * 10.10.1829 Hamburg, t 11.6.1903 Dresden. Der Bruder von Charles Edouard ->D. studierte zunächst Mathematik und Physik an den Universitäten Gießen und Leipzig, um sich später dem Bergbau zu widmen, wandte sich letztlich aber der Philosophie zu. D. lebte 1853-57 als SchafzUchter in Australien, verlor jedoch seinen Besitz und mußte nach Europa zurückkehren. Er beendete in Berlin das Universitätsstudium, war nach der Promotion zunächst Redakteur der „Deutschen Zeitung", 1861-63 der „Westfälischen Zeitung" in Dortmund, dann bis 1870 bei der Berliner „National-Zeitung" und ging anschließend als freier Schriftsteller nach Dresden. D. stand im Briefwechsel mit Ludwig Feuerbach. In seinen philosophischen Schriften propagierte er eine Art ethisch-ehrfürchtigen Atheismus (Grundriß einer einheitlichen Trieblehre vom Standpunkt des Determinismus, 1892) und wandte sich gegen den Pessimismus Schopenhauers (Der Optimismus als Weltanschauung und seine religiös ethische Bedeutung für die Gegenwart, 1881). D. veröffentlichte auch historische Arbeiten sowie Essays und Novellen. WEITERE WERKE: Die Psychologie der Liebe. 1874, 2 1898. - Das Leben ohne Gott. Untersuchungen über den ethischen Gehalt des Atheismus. 1875, 2 1884. - Gegen den Strom. Gesammelte Aufsätze. Hannover 1877, 3 1884. 100 Jahre Zeitgeist in Deutschland. Geschichte und Kritik. Leipzig 1889, 2 1899. - Jenseits vom Wirklichen. Eine Studie aus der Gegenwart. Dresden 1896. Erw. Ausg. unter dem Titel: Anti-Nietzsche. Dresden 1897. - Die Lust als social-ethisches Entwicklungsprinzip. Ein Beitrag zur Ethik der Geschichte. Leipzig 1900. - Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert. Berlin 1901 (mit P. Wiegler). LITERATUR: Johann Sass: D„ J. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 18. Berlin 1905, S. 63-68 (Bibliogr.). - Renate Vollbrecht: D„ J. In: NDB 4, 1959, S. 145 f. D u b s , Jakob, schweizer. Staatsmann, * 26.7.1822 Affoltern bei Zürich, t 13.1.1879 Lausanne. D., Sohn eines Metzgers und Wirts, studierte Rechtswissenschaften in Bern, Heidelberg und Zürich und wurde 1843 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1846 Verhörrichter, nahm er am Sonderbundskrieg 1847 teil und wurde im selben Jahr Kantonsrat, 1849 Nationalrat und Staatsanwalt. Daneben übernahm er die Redaktion der Zeitung „Der Landbote". Seit 1854 Ständerat und als Regierungsrat Erziehungsdirektor (bis 1861), war er am Schulgesetz von 1859 beteiligt. 1854-61 war er nebenamtlich beim Bundesgericht tätig. D. wurde im Bundesrat Nachfolger Jonas Furrers, leitete 1861-72 die Departements Polizei und Justiz, Inneres, Post und das politische Departement. 1864, 1868 und 1870 war er Bundespräsident. D. ließ sich nach seinem Rücktritt 1872 im Waadtland nieder und war seit 1875 Bundesrichter in Lausanne. Ein überzeugter Föderalist und Republikaner, arbeitete er u. a. an Konföderationen zur Friedenssicherung und engagierte sich für die Revision der Bundesverfassung. D. veröffentlichte u. a. das Kampfblatt „Die Eidgenossenschaft" und Das öffentliche Recht der schweizerischen Eidgenossenschaft (2 Tie., 1877/78). LITERATUR: Gerold Ermatinger: J. D. als Schweizerischer Bundesrat von 1861-1872. Horgen-Zürich 1933. - Eugen Kaufmann: Bundesrat J. D. und die Bundesrevision von
1872-1874 im Lichte seiner Zeitung „Die Eidgenossenschaft". Rorschach 1957. - Gerold Ermatinger: J. D. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 150. D u c z y n s k a , Ilona, auch Helene Marie D., verh. Polanyi, Politikerin, Publizistin, * 1897 Maria Enzersdorf (Niederösterreich), f 24.4.1978. D. studierte Mathematik und Physik an der ΕΤΗ Zürich, trat in Verbindung zu revolutionären Gruppierungen in der Schweiz, kam 1917 nach Wien und beteiligte sich in Budapest an der Streikbewegung. 1918 Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Ungarns (KPU) und 1919 Mitarbeiterin des Auswärtigen Volkskommissariats, wurde sie in die Schweiz entsandt und arbeitete dort am „Volksrecht" mit. Wieder in Wien, wurde sie aus der KPU ausgeschlossen, trat in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) ein, in der sie bald führend tätig war, redigierte die Zeitschrift „Österreichischer Volkswirt" und gründete die Zeitung „Der linke Sozialdemokrat". 1929 folgte ihr Ausschluß aus der SDAP. D. setzte ihre Hochschulstudien an der TH Wien fort, trat 1934 in die KPÖ ein, arbeitete im Autonomen Schutzbund mit und baute eine illegale Radiogruppe auf. Sie redigierte den „Sprecher" und wurde 1935 Mitglied der Wiener Stadtleitung des Schutzbundes. 1936 emigrierte sie nach Großbritannien, wurde 1937 aus der KPÖ ausgeschlossen und war seit 1940 für die britische Industrie tätig, 1943-46 Mitarbeiterin einer ungarischen Exilbewegung; 1947 emigrierte sie nach Kanada. D. schrieb u. a. Der demokratische Bolschewik (1975). LITERATUR: BHdE, Bd. l, 1980, S. 139. D u d a , Herbert (Wilhelm), österr. Orientalist, * 18.1.1900 Linz, f 16.2.1975. D. studierte seit 1918 Turkologie, Islamistik, Semitistik und Völkerkunde an den Universitäten Prag, Wien und Leipzig sowie nach der Promotion 1925 in Paris und Berlin; 1927-32 unternahm er eine Studienreise durch die Türkei. 1932 habilitierte er sich an der Univ. Leipzig für orientalische Philologie, wurde 1936 a. o. Prof. der Turkologie und der Islamistik an der Univ. Breslau und versah 1941-43 eine Gastprofessur an der Staatsuniversität Sofia. Seit 1943 o.Prof. an der Univ. Wien, wurde er dort 1946 Vorstand des Orientalischen Instituts. D. gab seit 1948 die „Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes" heraus und war 1949 Mitbegründer, Herausgeber und Chefredakteur der „Österreichischen Hochschul-Zeitung". Er gehörte u. a. der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen UNESCO-Kommission an. D. veröffentlichte überwiegend Studien zu philologischen Fragen sowie Vom Kalifat zur Republik (1948). LITERATUR: Festschrift H. W. D. zum 60. Geburtstag gewidmet von seinen Freunden und Schülern. Wien 1960. D ü n o w , Hermann, Beamter, * 6.3.1898 Berlin, t 28.9.1973 Berlin. Von Beruf Klempner, trat D. 1920 der KPD bei und wurde 1923 hauptamtlicher Parteifunktionär in Berlin-Brandenburg (bis 1926), war Mitbegründer des Roten Frontkämpferbundes, organisierte und leitete den Nachrichtendienst der KPD und war journalistisch tätig. 1927-33 war er sicherheitsund militärpolitischer Mitarbeiter des Zentralkomitees (ZK), wurde 1933 verhaftet und 1935 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Bei Kriegsende aus der Haft entlassen, wurde er Pressereferent im Polizeipräsidium Berlin, war 1946 Leiter der Presseabteilung der Deutschen Verwaltung des Innern und redigierte 1947-55 die Zeitschrift „Die Volkspolizei", 1950-52 das SED-Organ „Unser Signal". D. war 1948-52 Mitarbeiter der Hauptabteilung Polit-Kultur und absolvierte 1950-53 ein Fernstudium an der Parteihochschule beim ZK der SED. 1952-56 Stellvertreter des Leiters der Politischen
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Dünser Verwaltung bei der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei im Innenministerium, leitete er 1956-58 als Oberst der Volkspolizei die Adjutantur des Ministers und war 1958-63 stellvertretender Vorsitzender der Sektion Militärpolitik beim Präsidium der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse URANIA. D. erhielt 1958 den Karl-MarxOrden, die Franz-Mehrung-Nadel und den Vaterländischen Verdienstorden in Gold. Dünser, Margret, österr. Journalistin, * 27.7.1926 Dornbirn (Vorarlberg), t 5.7.1980 Basel. Nach 1945 zunächst Sprecherin und Autorin von Hörfunksendungen verschiedener österr. Rundfunkanstalten, wurde D. 1952 Leiterin der Literaturabteilung, 1954 Programmdirektorin der Sendergruppe West. 1956 kam sie als Reporterin zum Süddeutschen Rundfunk Stuttgart (SDR), wurde 1960 Leiterin der Redaktion Zeitfunk des SDR, 1963 Redakteurin für besondere Aufgaben und Moderatorin beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF); sie verfaßte und moderierte 1964-70 die Sendungen „Rom Aktuell", „London Aktuell" und „Paris Aktuell". Große Popularität trug ihr die Sendereihe „V. I. P.-Schaukel" ein. Daneben schrieb D. u. a. für die „Welt", den „Stern" und die „Brigitte"; sie verfaßte mehrere Bücher, u.a. das autobiographische Highlife (1979). Dürr, Philipp Paul Theodor, Mediziner, * 2.10.1793 Münden, t 23.12.1875 Hannover. D. war Pharmazeut in Clausthal, studierte seit 1816 Medizin an der Univ. Göttingen, bildete sich nach der Promotion 1819 {De vita, maxime vigiliarum somnique respectu) an verschiedenen deutschen Hochschulen weiter und ließ sich schließlich als Armenarzt in Hannover nieder. Seit 1836 Hofmedikus, wurde er 1845 Badearzt in Limmer und 1851 Medizinalrat. Nach seiner Berufung in die hannoversche General-Vaccinations-Commission 1842 führte er moderne Impfeinrichtungen ein, durch die das Königreich Hannover eine der niedrigsten Pockensterblichkeitsraten Europas erhielt. D. war bis 1866 Sekretär des Medizinalkollegiums Hannover und begründete den Unterstützungsverein für Witwen und Waisen von Ärzten in Hannover sowie eine Unterstützungskasse für mittellose Blinde. Er war Mitbegründer der hannoverschen Lebensversicherungsanstalt und des ärztlichen Vereins Hannover. Seine meteorologischen Beobachtungen wurden in der „Hannoverschen Zeitung" veröffentlicht. Dürrenmatt, Peter (Ulrich), schweizer. Journalist, Politiker, * 29.8.1904 Herzogenbuchsee, f 21.3.1989 Basel. Der Enkel Ulrich —>D.s und Vetter des Schriftstellers und Malers Friedrich D. studierte Philologie und Geschichte an den Universitäten Bern und Genf; 1930-34 war er Lehrer an verschiedenen deutschen Schulen. Er kehrte in die Schweiz zurück, wurde 1935 Sekretär des konservativen „Bundes für Volk und Heimat" und war 1936-43 Redakteur der „Schweizer Mittelpresse" (später „Schweizer Politische Korrespondenz"). Anschließend Leiter der Inlandsredaktion der „Basler Nachrichten", war er 1949-69 deren Chefredakteur. Als Mitglied der Liberal-demokratischen Partei war D. 1950-65 Abgeordneter im Großen Rat des Kantons Basel, 1959-79 Schweizer Nationalrat. 1967 wurde er zum Prof. für praktischen Journalismus und allgemeine Publizistik an der Univ. Bern ernannt. D. verfaßte u. a. eine weitverbreitete Schweizer Geschichte (1957) und veröffentlichte 1986 seine Lebenserinnerungen Zeitwende: Stationen eines Lebens. Dürrenmatt, Ulrich, schweizer. Politiker, Journalist, * 20.4.1849 Guggisberg (Kt. Bern), t 27.7.1908 Herzogenbuchsee. Von Beruf Primarlehrer, bildete sich D. zum Sekundarlehrer weiter und unterrichtete in Delsberg, Frauenfeld und
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Thun. Er war Mitglied des radikalen Grütlivereins und übernahm 1880 die Redaktion der konservativen „Berner Volkszeitung" in Herzogenbuchsee, die sich unter seiner Leitung zum bekanntesten Oppositionsblatt der Schweiz entwickelte. Seine politischen Ziele waren die Stärkung der Kantone, eine christlich geprägte, volksnahe Politik sowie die Bekämpfung von staatlicher Bürokratie und politischem Zentralismus. Mit seiner 1882 gegründeten „Bernischen Volkspartei" versuchte D. vergeblich, das Landvolk für eine christliche Grundsatzpolitik zu gewinnen. 1886 wurde er in den Großen Rat der Stadt Bern, 1902 in den Schweizer Nationalrat gewählt. Neben politischen Schriften (u.a. Mutz, wach auf, 1877) verfaßte D. satirische Gedichte sowie die in der „Berner Volkszeitung" erschienenen „Titelgedichte" in Mundart und Schriftsprache. Er starb an den Folgen eines gewaltsamen Übergriffs politischer Gegner. LITERATUR: Otto Widmer: D., U. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 175 f. - Theres Maurer: U. D. 1849-1908. Ein schweizerischer Oppositionspolitiker. Bern 1975. Dürrmeier, Hans, Verleger, * 12.12.1899 Haltingen (Baden), t 9.5.1977 München. D. durchlief eine kaufmännische Lehre im Einzelhandel und war 1919/20 Propagandist in der Frankfurter Filiale der Annoncen-Expedition R. Mosse, 1921/22 Werbeleiter beim „Hannoverschen Kurier" in Hannover, 1922-26 Verkaufsleiter und Prokurist bei der Firma Gebrüder Röchling in München. Seine Tätigkeit als Werbeleiter, Anzeigenleiter und Direktor im Verlag Knorr & Hirth GmbH in München 1927-40 unterbrach er 1934/35 durch die Übernahme der Geschäftsleitung der Wirtschaftlichen Vereinigung der Zigaretten-Industrie in Berlin. 1937 trat D. in die NSDAP ein. 1941-45 war er Geschäftsführer der Gesellschaft für Auslandswerbung mbH in Berlin. Wegen seines Rangs eines Sturmführers des NS-Fliegerkorps wurde er als Belasteter eingestuft; später erhielt er den Status eines Mitläufers. Zunächst als Büroangestellter tätig, wurde D. 1949 Direktor der Süddeutschen Verlags GmbH in München, 1952 Mitgesellschafter des Süddeutschen Verlags, 1955 dessen Generaldirektor. Seit 1949 war er Mitherausgeber und geschäftsführender Gesellschafter der Münchner „Abendzeitung". D. veröffentlichte u.a. Erfolgreiche AnzeigenWerbung. Erfahrungen der Praxis für die Praxis (1924). LITERATUR: Rene Marcic: Am Anfang war das Wort: Festvortrag zur Verleihung der Fugger-Medaille an Verleger H. D. am 24. November 1967. Bad Godesberg 1967. Paul Hoser: Vom provinziellen Lizenzblatt zur „New York Times von Bayern". Die Anfänge der „Süddeutschen Zeitung". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 121-145. Düx, Johann Martin, kath. Theologe, * 1.2.1806 Simmringen (Württemberg), t 4.12.1875 Würzburg. Seit 1832 Kaplan am Juliusspital in Würzburg, wurde D. 1839 Subregens und 1841 Regens am Würzburger Theologischen Seminar, lehrte daneben als Privatdozent an der Univ. und war von 1856 bis zu seinem Tod Domkapitular. Er war Mitarbeiter des „Allgemeinen Kirchen- und Religionsfreunds" und 1836-40 Redakteur der Zeitschrift „Athanasia". D. veröffentlichte u. a. Der deutsche Cardinal Nikolaus von Cusa und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., 1847). WEITERE WERKE: Der Ruf des Evangeliums. Ein vollständiger Jahrgang über die sämmtlichen Evangelien des katholischen Kirchenjahres. 3 Bde., Regensburg 1842. - Das ewige Versöhnungsopfer. Ein Gebet- und Erbauungsbuch für katholische Christen. Leipzig 1844, ö1866.
Duncker D u k m e y e r , Friedrich, Bibliothekar, Publizist, * 1 5 . 1 . 1 8 6 4 R a m k a u (Livland), t 2 . 4 . 1 9 3 0 Berlin. D. kam 1872 nach Riga, studierte in St. Petersburg orientalische Philologie sowie Rechtswissenschaften und lebte zunächst als freier Schriftsteller und Korrespondent der „Düna-Zeitung" in Riga. Seit 1890 in Berlin ansässig, veröffentlichte er eine Reihe von satirischen, meist antisemitischen Schriften, war 1 8 9 3 / 9 4 Sekretär beim russischen Generalkonsulat in Berlin und ging anschließend als Gymnasiallehrer nach Taschkent (Turkestan). Seit 1900 in München, studierte er dort, sowie von 1902 an in Berlin Geschichte (Promotion in M ü n c h e n 1908) und w u r d e 1902 Bibliothekar an der Preußischen Staatsbibliothek. Seit 1907 Bibliothekar beim Auswärtigen A m t in Berlin, wechselte er 1909 an die Universitätsbibliothek und war 1911-29 an der Preußischen Staatsbibliothek tätig. D. veröffentlichte Schriften über seine Reisen durch Deutschland, Rußland, Griechenland, Kleinasien, die Kaukasus- und Alpenländer sowie Belletristisches und literaturhistorische Arbeiten, darunter Die Einführung Lermontows in Deutschland und des Dichters Persönlichkeit (1925).
Duller, Eduard,
Publizist, * 9 . 1 1 . 1 8 0 9 Wien, f 2 4 . 7 . 1 8 5 3 Wiesbaden. Nach rechtswissenschaftlichen Studien an der Univ. Wien lebte D. seit 1830 als freier Schriftsteller und Journalist in München, Baden-Baden, Trier, F r a n k f u r t / M a i n und D a r m stadt; er Schloß sich dort der deutsch-katholischen B e w e gung des schlesischen Priesters Johannes —> Ronge an. Früh veröffentlichte er erste Gedichte und Dramen, war f ü r verschiedene schöngeistige Periodika journalistisch tätig und redigierte 1836-38 die Zeitschrift „Phoenix". Er gab die ersten Buchausgaben von Büchners Danton's Tod und Grabbes Die Hermannsschlacht heraus. Nach seiner Übersiedelung nach Mainz 1849 wurde er 1851 Prediger der dortigen deutsch-katholischen Gemeinde. D. war mit —> Freiligrath und - > Gutzkow befreundet, sympathisierte mit den Ideen des Frühliberalismus und des Vormärz und setzte sich als überzeugter Deutschkatholik f ü r die Loslösung von R o m ein. Vor allem seine historischen Werke, darunter Geschichte des deutschen Volkes (1840), waren im 19. Jh. weit verbreitet. LITERATUR: Richard Newald: E. D., ein deutsches Journalistenleben aus dem Vormärz. Breslau 1935. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 203. - Paul Wentzcke: D „ E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 185.
Dulon, (Christoph Josef) Rudolf, evang. Theologe, Politiker, * 3 0 . 4 . 1 8 0 7 Stendal, t 1 3 . 4 . 1 8 7 0 Rochester (New York). D., Sohn eines Postdirektors, w u r d e als Theologiestudent in Halle 1827-30 mit dem Gedankengut Wilhelm Gesenius', Julius August L u d w i g Wegscheiders und August H e r m a n n Niemeyers konfrontiert und leitete - zunächst zwischen Pietismus und Rationalismus schwankend - eine deutschreformierte Gemeinde in Magdeburg. Seit 1846 näherte er sich den radikal-rationalistischen „Lichtfreunden", trat politisch zunehmend als radikaler Demokrat auf und mußte seine Magdeburger Stelle verlassen. D. n a h m eine Berufung an die Liebfrauengemeinde in Bremen an, w o er sich in den folgenden Jahren zu einem einflußreichen Volkstribun entwickelte. 1849-51 Mitglied der Bremer Bürgerschaft, gab er die „Tageschronik" und den „Wecker. Sonntagsblatt zur Beförderung des religiösen Lebens" heraus. Durch sein weitverbreitetes Werk Vom Kampf um Völkerfreiheit (2 Bde., 1 8 4 9 / 5 0 , 3 1 8 5 0 ) endgültig als staatsfeindlicher Revolutionär gekennzeichnet, wurde seine Lehre auf Antrag des Bremer Senats von der Heidelberger Theologischen Fakultät verworfen. D. wanderte in die U S A aus, w o er nach wirtschaftlichen Mißerfolgen in N e w York und Elgin (Illinois) zuletzt Rektor der deutschen Schule in Rochester war.
LITERATUR: Friedrich Priiser: D., R. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 187 f. - Friedrich W. Bautz: D., R. In: B B K L , Bd. 1, 1990, Sp. 1415 f.
Du Mont,
(Karl) Joseph (Daniel), auch D u m o n t , Verleger, * 2 1 . 7 . 1 8 1 1 Köln, t 3 . 3 . 1 8 6 1 Köln. D e r Sohn M a r k u s —>Du M . s erlernte den Beruf des Buchhändlers bei Friedrich Fischer in Leipzig und bei Friedrich Pustet in Regensburg. N a c h d e m f r ü h e n Tod des Vaters ü b e r n a h m er gemeinsam mit seiner Mutter M a r i a Katharina Jacobina Du M., geb. Schauberg, die Leitung des U n t e r n e h m e n s und widmete sich - nach d e m R ü c k z u g der geschäftstüchtigen Mutter aus d e m G e s c h ä f t 1844 sowie der Ubergabe von Buchverlag und Sortimentsbuchhandlung an seinen Bruder Michel - dem Verlag der „Kölnischen Zeit u n g " und der Du Mont-Schaubergischen Druckerei. D u M. baute die „Kölnische Zeitung" zu einem M e d i u m des aufsteigenden Bürgertums aus und war seit 1843 entschiedener Parteigänger der politischen Opposition. Er förderte den Ausbau des Nachrichtendienstes, die Berichterstattung und die Entwicklung der Herstellungstechnik. Als einer d e r ersten druckte er regelmäßig Leitartikel und f ü h r t e den Zeitungsr o m a n und das Feuilleton ein. Z u m Kreis seiner Feuilletonisten zählten u. a. die Angehörigen des rheinisch-westfälischen Dichterkreises, Annette von —> Droste-Hülshoff und Berthold —> Auerbach. LITERATUR: Detmar Heinrich Sarnetzki: D u M „ J. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 190f. - Kurt Weinhold: Die Geschichte eines Zeitungshauses 1620-1945. Köln 1969. - Georg Potschka: K. J. D. D. (1811-1861). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei M ü n c h e n 1975, S. 122-129.
Du Mont,
M a r k u s (Theodor), auch D u m o n t , Drucker, Verleger, * 1 0 . 1 . 1 7 8 4 Köln, t 2 4 . 1 1 . 1 8 3 1 Köln. Du M. studierte an den Universitäten Münster, Würzburg und Göttingen zunächst Philosophie, später Rechtswissenschaften und verheiratete sich 1805 mit der Buchdruckerstochter M a r i a Katharina Jacobina Schauberg. 1808 erwarb er die Schaubergsche Druckerei und die „Kölnische Zeitung", die sich seit 1802 im Besitz seines Onkels Nikolaus Du M . sowie der Schaubergschen Erben befand. D u M . ü b e r n a h m die Redaktion des Blattes, m u ß t e sein Erscheinen auf Druck der napoleonischen Besatzungsmacht 1809-14 einstellen und erhielt für diese Zeit die Erlaubnis, ein Anzeigenblatt herauszugeben. 1815 gründete er gemeinsam mit Johann Peter —»Bachem eine Buchhandlung, löste den Gesellschaftsvertrag 1818 und eröffnete die „Du Mont-Schaubergische Buchhandlung", die 1820 eine Filiale in A a c h e n errichtete. Bei seinem Tod übernahm seine Frau f ü r die n o c h minderjährigen S ö h n e Joseph —»Du M. und Michel D u M . die Leitung des Unternehmens. LITERATUR: Kurt Weinhold: Die Geschichte eines Zeitungshauses 1620-1945. Köln 1969. D u n c k e r , Dora, Schriftstellerin, * 2 8 . 3 . 1 8 5 5 Berlin, t 9 . 1 0 . 1916 Berlin. Die Tochter des Buchhändlers und Verlegers Alexander D. u n t e r n a h m nach der Ausbildung durch Hauslehrer Studienreisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz, hielt sich mehrfach bei Karl von Piloty in M ü n c h e n auf und lernte dort u. a. Franz von Lenbach, H a n s Makart und Paul Heyse kennen. N a c h einer kurzen E h e 1888 ließ sich D. mit ihrer Tochter als Schriftstellerin und Redakteurin in Berlin nieder. Sie war Mitarbeiterin von Zeitungen und Familienjournalen und gab 1886-97 den Kinderkalender „Buntes J a h r " sowie die Monatsschrift „Zeitfragen" heraus. N e b e n zahlreichen Schauspielen, Romanen und Novellen, die überwiegend in der städtischen Oberschicht angesiedelt sind, schrieb D. u. a. den historisch-biographischen R o m a n Das Haus Duncker. Ein Buchhändlerroman aus dem Biedermeier (postum 1918).
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Duncker D u n c k e r , Franz (Gustav), Politiker, Gewerkschafter, * 4.6. 1822 Berlin, t 18.6.1888 Berlin. Der Sohn des Buchhändlers und Verlegers Carl D. und Bruder Max —>D.s war nach dem Studium der Philosophie und Geschichte zunächst im Buchhandel tätig. 1848 Hauptmann einer Bürgerwehrkompanie in Berlin, Schloß er sich der liberalen Opposition in Preußen an, erwarb 1853 die „Urwählerzeitung" und machte sie als „Volkszeitung" zu einem einflußreichen liberal-oppositionellen Organ in Preußen. D. war 1859 Mitbegründer des Deutschen Nationalvereins und 1861 der Deutschen Fortschrittspartei, wurde im gleichen Jahr Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1863 des Sechsunddreißigerausschusses in Frankfurt/Main sowie 1866 des vom deutschen Abgeordnetentag eingesetzten ständigen Ausschusses und gehörte 1867-77 dem Reichstag an. Seit 1865 leitete er den Berliner Handwerkerverein und gründete 1869 gemeinsam mit Max —»Hirsch und Hermann Schulze-Delitzsch die Hirsch-Dunckerschen deutschen Gewerkvereine. Nachdem er 1877 sämtliche Abgeordnetenmandate niedergelegt hatte, widmete er sich ausschließlich der Gewerkschaftsarbeit. LITERATUR: Ulrich Engelhardt: „Nur vereint sind wir stark." Die Anfänge der deutschen Gewerkschaftsbewegung. 2 Bde., Stuttgart 1977, bes. Bd. 1, S. 620-669. - Inge Schliebe: F. D., ein Verleger von Marx und Engels. In: Beiträge zur Geschichte des Buchwesens 8 (1980) S. 9-43. Jürgen Fröhlich: F. D. (1822-1888) - Berliner Großbürger, preußischer Demokrat und liberaler Gewerkschaftsgründer. In: Vierteljahreshefte für Politik und Kultur 30.2 (1988) S. 77-85. - Hans-Georg Fleck: Sozialliberalismus und Gewerkschaftsbewegung. Köln 1994. D u n c k e r , Hermann, Volkswirt, Parteifunktionär, Historiker, * 24.5.1874 Hamburg, f 22.6.1960 Bernau bei Berlin. D. Schloß seine Ausbildung am Konservatorium (1892-96) und volkswirtschaftliche, historische und philologische Studien an der Univ. Leipzig ab und wurde 1903 hauptamtlicher Parteifunktionär der SPD. Gleichzeitig Volontär in der Redaktion der „Leipziger Volkszeitung", war er seit 1904 Leiter der Arbeitersekretariate Leipzig und Dresden. Seit 1906 lehrte er an verschiedenen Parteischulen, zuletzt an der Zentralschule der SPD, und gründete 1918 die Zeitschrift „Die Rote Fahne". Als Mitbegründer des Spartakusbundes leitete er gemeinsam mit seiner Frau Käthe —>D. dessen Agitationsabteilung, beteiligte sich an der Gründung der KPD, leitete 1919/20 die Arbeiterhochschule Gotha und war seit 1923 Lehrer an verschiedenen Bildungseinrichtungen der Thüringer KPD. 1933 inhaftiert, floh er über Dänemark, Großbritannien, Frankreich und Marokko in die USA und kehrte 1947 nach Deutschland zurück. D. trat in die SED ein und war 1947-49 Prof. an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Rostock, danach Direktor der Hochschule des „Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes". 1955 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Er veröffentlichte u. a. Einführung in den Marxismus (2 Bde., 1959-63). D. erhielt 1953 den Karl-Marx-Orden, 1955 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold sowie die Fritz-Heckert-Medaille und 1959 das Banner der Arbeit. LITERATUR: Mario Keßler: H. D„ sozialdemokratischer „Wanderprediger", Spartakist, Gewerkschaftslehrer. Hamburg 2001. D u n c k e r , Käthe, eigentl. Paula Kathinka D., geb. Doell, Parteifunktionärin, * 23.5.1871 Lörrach (Baden), t 2.5.1953 Bernau bei Berlin. D. war 1890-97 als Lehrerin in Friedrichsroda, Leipzig und Hamburg tätig, lehrte 1894-96 und 1899 im Arbeiterbildungsverein Leipzig, trat 1898 in die SPD ein
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und wurde Mitarbeiterin, später Vorsitzende des sozialdemokratischen Frauen- und Mädchenvereins Leipzig. Bis 1908 stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift „Die Gleichheit", war sie 1908-12 Mitglied des Zentralen SPDBildungsausschusses und Rednerin auf zahlreichen Kongressen. 1915 gehörte sie zu den Gründern der Gruppe „Internationale", 1918 des Spartakusbundes und der KPD, deren Parteizentrale sie bis 1919 angehörte. 1919 vorübergehend im dänischen Exil, wurde sie Mitarbeiterin der Arbeiterbildungsschule Berlin und war 1921-23 Mitglied des Thüringer Landtags. D. lebte nach 1933 zunächst zurückgezogen in Friedrichsroda, folgte ihrem Mann Hermann —> D. 1938 in die amerikanische Emigration und kehrte 1947 nach Deutschland zurück. Sie veröffentlichte u.a. Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung (1906). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 141. - Ruth Kirsch: K. D. Aus ihrem Leben Berlin 1982. D u n c k e r , Max, Historiker, Politiker, * 15.10.1811 Berlin, t 21.7.1886 Ansbach. Der Bruder Franz ->D.s studierte Geschichte und Philologie u. a. bei Hegel an der Univ. Berlin sowie in Bonn, wurde Bibliotheksassistent und Rezensent der „Allgemeinen Litterarturzeitung" und war als Burschenschafter einige Monate inhaftiert. 1839 habilitierte er sich an der Univ. Halle für Geschichte, wurde 1842 a. o.Prof. und übernahm im folgenden Jahr die Redaktion der „Allgemeinen Litteraturzeitung". D. kam 1848 zur Schloßwache in Berlin, wurde für Halle in das Frankfurter Parlament gewählt und Schloß sich dem rechten Flügel des Zentrums an. 1849-52 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, kam 1850 ins Erfurter Parlament und arbeitete an der „Constitutionellen Zeitung" sowie an den „Preußischen Jahrbüchern" mit. Seit 1857 o. Prof. der politischen Geschichte an der Univ. Tübingen, wurde er nach dem Regierungswechsel in Preußen 1859 als Geheimer Regierungsrat Leiter der Zentralpreßstelle im preuß. Staatsministerium und 1861 als Vortragender Rat politischer Berater des Kronprinzen. 1866 als Zivilkommissar in Kurhessen eingesetzt, leitete er 1867-74 das Preußische Staatsarchiv in Berlin. Als sein Hauptwerk gilt die Geschichte des Altertums (7 Bde., 1876-82). LITERATUR: Johannes Schultze: D., M. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 195-196. D u n k e r , Wilhelm, Publizist, Verleger, * 25.12.1829 Hasselfelde/Harz, t 3.12.1902 Stettin. Nach der Lehrzeit in der Westermannschen Buchdruckerei in Braunschweig ging D. nach Düsseldorf, später nach Paris, Fontainebleau und London. Seit 1855 in Stettin ansässig, war er Korrektor einer Druckerei und Privatlehrer für Englisch und Französisch, wurde Redakteur der „Pommerschen Zeitung" und gründete 1860 die „Oderzeitung", die er zehn Jahre lang herausgab. D. wurde 1861 Teilhaber einer Stettiner Druckerei, der er später einen Verlag anschloß, und gründete 1878 die „Deutsche Fischereizeitung". Er publizierte zur Sprachwissenschaft (u.a. Englisch-deutsches Konversations-Wörterbuch) sowie Belletristisches, darunter die Gedichtsammlung Lieder ohne Weisen (1859). D u p o n t , Ewald Andreas, Regisseur, * 25.12.1891 Zeitz, t 12.12.1956 Los Angeles. Nach abgebrochenem Studium in Berlin wurde D. Redakteur der „Morgenpost" und der „Berliner Zeitung", führte erstmals eine ständige Filmrubrik in den Tageszeitungen ein, kam mit Filmteams in Berührung und schrieb in der Folge für Regisseure wie Joe May, Friedrich Zelnik und Richard Oswald insgesamt 40 Drehbücher. 1918 wechselte er endgültig vom Journalismus zum Regiefach, inszenierte bei den Filmproduktionsfirmen Gloria und Ufa, seit den zwanziger Jahren auch in England und in den USA. Nach Deutschland zurückgekehrt, mußte er 1933 emigrieren und drehte
Dyrssen bis 1939 in Hollywood eher unbedeutende Filme. In den fünfziger Jahren arbeitete D. für das Fernsehen und wirkte an Unterhaltungsfilmen mit. Zu seinem Gesamtwerk zählen 26 Stummfilme und 23 Tonfilme, darunter der Welterfolg Variete (1925). LITERATUR: Jürgen Bretschneider (Red.): E. A. D., Autor und Regisseur. München 1992. D u Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von, Philosoph, Psychologe, * 3 . 4 . 1 8 3 9 Landshut, t 5 . 8 . 1 8 9 9 Heiligkreuz bei Hall (Tirol). In der königlich-bayerischen Pagerie in München erzogen, begann Du P., Sohn eines Rechtsanwalts, 1857 ein unvollendet gebliebenes Studium der Rechtswissenschaften und schlug anschließend die militärische Laufbahn ein. Daneben widmete er sich dem Studium der Philosophie, wurde 1868 mit einer philosophischen Studie von der Univ. Tübingen zum Dr. phil. promoviert und quittierte 1871 als Hauptmann den Militärdienst. In seinem erfolgreichen Buch Der Kampf um das Dasein am Himmel (1873, 2 1882) versuchte er, Darwins Theorie von der indirekten Auslese auf das Weltall anzuwenden. Nach der Heirat mit einer vermögenden Frau 1880 ließ sich D. als freier Schriftsteller in München nieder, veröffentlichte eine Reihe zum Teil weitverbreiteter Schriften und befaßte sich mit den sogenannten Geheimwissenschaften Magnetismus, Somnambulismus und Spiritismus. Er schrieb 1886-94 regelmäßig Beiträge für die Monatszeitschrift für Seelen- und Geistesleben „Sphinx" und war Begründer und Ehrenpräsident der Münchner „Gesellschaft für wissenschaftliche Psychologie". D. gilt als Mitbegründer einer experimentellen Parapsychologie. Sein Hauptwerk ist Die Philosophie der Mystik (1884). WEITERE WERKE: Psychologie der Lyrik. Leipzig 1880. Studien aus dem Gebiete der Geheimwissenschaften. 2 Tie., Leipzig 1890/91, 2 1903. - Das Rätsel des Menschen. Leipzig 1892. Wiesbaden 1950. - Die Entdeckung der Seele durch die Geheimwissenschaften. 2 Bde., Leipzig 1894; Bd. 1, 2 1910; Bd. 2, '1922. - Die Magie als Naturwissenschaft. 2 Tie., Jena 1899. - Experimentalpsychologie und Experimentalmetaphysik. Leipzig 1903. LITERATUR: Alfred von Mensi: Du P., C. Frh. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 4 (1900) S. 146-152. - Theodor Weimann: Du P., C. Frh. v. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 200 f. - Carl-Ludwig Reichert: „Mystische Wurfgeschosse". Der bayerische Okkultist K. du P. München 1989. D u t c h , Oswald O(tto), eigentl. Otto Erich Deutsch, Journalist, * 17.12.1894 Wien, t 2 1 . 2 . 1 9 8 3 London. D. studierte Rechtswissenschaften, Volkswirtschaft, Musik und Germanistik in Wien und war seit 1915 beim Militärgericht Wien tätig. Nach Kriegsende zum Dr. jur. und Dr. phil. promoviert, war er 1919-23 Reporter, später Musikkritiker und Wirtschaftsredakteur u.a. beim „Neuen Wiener Tagblatt" und leitete 1923-25 einen Wirtschaftsverlag; 1925-38 war er Wirtschaftredakteur der „Neuen Freien Presse". Daneben wandte er sich als Korrespondent zahlreicher ausländischer Periodika gegen den Nationalsozialismus und den „Anschluß" Österreichs, mußte 1938 fliehen und kam über die Schweiz nach London. D. wurde Mitarbeiter des „Exchange Telegraph", war nach Kriegsbeginn zunächst interniert und leitete 1940-46 die Zeitschrift „European Correspondents"
des britischen Informationsministeriums; 1946-49 war er Direktor für Deutschland, Österreich und Italien eines internationalen Fortbildungs- und Arbeitsbeschaffungsprogramms für jüdische Flüchtlinge. 1950-74 Attache am London Stock Exchange, war er 1944-75 Mitarbeiter des BBC, seit 1962 Wirtschaftskorrespondent des Österreichischen Rundfunks (ORF) sowie zahlreicher österr. Periodika. Sie veröffentlichte u. a. Thus died Austria (erstmals unter angliziertem Namen, 1938). D. erhielt den Dänischen Verdienstorden und die britische Civil Defense Medal. D y c k , Hermann, Maler, Graphiker, * 4 . 1 0 . 1 8 1 2 Würzburg, t 2 5 . 3 . 1 8 7 4 München. Nach Aufenthalten in der Pfalz und im Altmühltal, wo vor allem Naturstudien entstanden, kam D., Sohn eines Architekten und Stadtbauinspektors, 1835 nach München. Seit Gründung der „Fliegenden Blätter" 1846 war er deren Mitarbeiter, wurde 1854 Lehrer an der Privatschule des Münchner Kunstgewerbevereins und war seit der Verstaatlichung der Schule 1868 bis zu seinem Tod deren Direktor. Außer Genrebildern, die an die Arbeiten des mit ihm eng befreundeten Malers Carl —> Spitzweg erinnern (u. a. Vorstube eines Gerichtssaales, 1857), schuf D. hauptsächlich Radierungen und Illustrationen, die stilistisch Elemente der Antike und der Gotik Wiederaufnahmen. LITERATUR: Heidi C. Ebertshausen Malerei im 19. Jahrhundert. Münchner Schule. München 1979. - Susanna Partsch: D „ H. In: AKL, Bd. 31, 2002, S. 387 f. D y c k , Johann Gottfried, Verleger, Schriftsteller, * 2 4 . 4 . 1 7 5 0 Leipzig, t 2 1 . 5 . 1 8 1 3 Leipzig. D. studierte an den Universitäten Leipzig und Wittenberg, erwarb 1778 den Magistergrad und übernahm die väterliche Buchhandlung in Leipzig. Unter seiner Leitung wurde sie vor allem durch die dem Zeitgeist verpflichtete Erweiterung des Verlagsprogramms im Bereich Belletristik - zu einer der führenden Buchhandlungen ihrer Zeit. 1783 übernahm er von Christian Felix Weiße die Redaktion der 1757 von Friedrich —> Nicolai und Moses -»Mendelssohn gegründeten Literaturzeitschrift „Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste". D. schuf Übersetzungen aus dem Italienischen und Französischen (u. a. Komisches Theater der Franzosen für die Deutschen, lOBde., 1777-85), veröffentlichte zahlreiche Bearbeitungen von Lustspielen für die deutsche Bühne und eigene Dramen (u. a. Der unentschlossene Liebhaber, 1776), für die er den Begriff der „theatralischen Schilderung" verwendete. Über seine verlegerische und literarische Arbeit hinaus übte er das Amt des Schulvorstehers der Wendlerschen Freischule in Leipzig aus und gab in dieser Funktion pädagogische und historische Schriften sowie Lesebücher heraus. D y r s s e i l , Carl Ludwig, Journalist, Schriftsteller, * 7 . 5 . 1 8 8 8 New York, t 19.8.1957 Goslar/Harz. D. studierte seit 1908 an den Universitäten Paris, Jena, München, Straßburg und Marburg und wurde 1922 Chefredakteur der „Oberhessischen Zeitung" in Marburg. 1923 wechselte er in gleicher Position an die „Frankfurter Nachrichten", 1925 an die „Pommersche Tagespost" in Stettin und 1930 an die „Schlesische Zeitung" in Breslau. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich als freier Schriftsteller in Goslar/Harz nieder. Außer zahlreichen tages- und kulturpolitischen Beiträgen in verschiedenen Periodika veröffentlichte er u.a. Wegbereiter der Vernunft (1949).
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Ε Ebeling, Adolf, Lehrer, Publizist, * 24.10.1827 Hamburg, t 21.7.1896 Köln. Der Sohn eines Hamburger Arztes und einer Brasilianerin erhielt seine Erziehung bei einem dänischen Propst und Schloß das Studium an der Univ. Heidelberg mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Im Anschluß daran hielt er sich zeitweise in Brasilien auf, war als Lehrer in Schönberg (Mecklenburg) tätig und siedelte 1851 nach Paris über, wo er zum Katholizismus konvertierte. E. wurde 1862 Prof. der deutschen Sprache und Literatur in Paris und Korrespondent der „Kölner Blätter". 1870 aus Frankreich ausgewiesen, war er als Publizist in Düsseldorf und Köln tätig und wurde 1871 von der Regierung Elsaß-Lothringens nach Metz berufen. 1873 wurde er Lehrer an der Kriegsschule in Kairo. E. war auch als Lyriker, Dramatiker und Erzähler tätig und veröffentlichte u. a. Lebende Bilder aus dem modernen Paris (8 Bde., 1863-68). Ebenhoch, Alfred, österr. Politiker, Publizist, Dramatiker, * 18.5.1855 Bregenz, t 30.1.1912 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Prag und Innsbruck, das er 1881 mit der Promotion zum Dr. jur. abschloß, war E., Sohn eines Spediteurs und Stadtrats, als Rechtsanwalt in Linz tätig, zeitweise auch Herausgeber des „Linzer Volksblatts" sowie Intendant des dortigen Landestheaters. 1 8 8 8 - 1 9 1 1 Abgeordneter im Reichsrat, wurde er 1889 oberösterreichischer Landtagsabgeordneter und 1891 Präsident des Katholischen Volksvereins in Oberösterreich. Später trat E. zur neugebildeten kath. Volkspartei über und erreichte den Zusammenschluß mit den Christsozialen zur Christlichsozialen Reichspartei. Seit 1898 war er Landeshauptmann von Oberösterreich, 1 9 0 7 / 0 8 Ackerbauminister in Wien. E. verfaßte eine Reihe sozialpolitischer und volkswirtschaftlicher Abhandlungen; für das Linzer Landestheater schrieb er mehrere patriotische Dramen, darunter Ungelöste Fragen ( 1 9 0 0 ) und Queretaro ( 1 9 0 4 ) . L I T E R A T U R : Reinhold Lorenz: Ε . , A. In: ÖBL, Bd. 1, 1 9 5 7 , S. 208. - Johann Allmayer-Beck: E„ A. In: NDB, Bd. 4, 1 9 5 9 , S. 2 2 4 . Eberhard, Fritz, eigentl. (Adolf Arthur Egon) Hellmuth Frh. von Rauschenplat (bis 1947), Pseud. u.a. Fritz Werkmann, Fritz Kempf, Hans Schneider, v. Brockhus, Mutmacher, Publizist, Politiker, Zeitungswissenschaftler, * 2.10.1896 Dresden, f 29.3.1982 Berlin. Der Sohn eines Landwirts studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt/Main und Heidelberg, leistete 1915-18 Kriegsdienst und setzte das Studium der Staatswissenschaften und Nationalökonomie in Tübingen fort, wo er 1920 promoviert wurde (Über den Luxus. Ein Beitrag zur sozialökonomischen Theorie der produktiven Konsumtion). Er war städtischer Angestellter im Wohnungsamt Dresden, 1921-24 kaufmännischer Leiter einer Gold- und Silberscheideanstalt in Schwäbisch-Gmünd und betätigte sich als politischer Publizist in Göttingen und Berlin. 1923-31 lehrte er Volkswirtschaft und Öffentliches Recht im Landerziehungsheim Walkemühle (Hessen) und wurde anschließend hauptberuflicher Wirtschaftsredakteur der Zeitung „Der Funke". Seit 1922 Mitglied der SPD, wurde E. 1925 wegen seiner radikalen linken Haltung ausgeschlossen. 1926 trat er dem „Internationalen Sozialistischen Kampfbund" (ISK) bei. Unter seinem später legalisierten (Deck-)Namen baute E. nach 1933 als Reichsleiter des ISK ein Untergrundnetz der Organisation
„Unabhängige Sozialistische Gesellschaft" auf. Unter anderen Decknamen war er weiterhin publizistisch tätig, u. a. für die Stuttgarter „Sonntags-Zeitung" und die Pariser Exilzeitschrift „Die Sozialistische Warte". Mit seiner damaligen Lebensgefährtin Hilda —> Monte und Hans Lehnert plante er ein Selbstmord-Sprengstoffattentat auf Hitler. 1937 emigrierte E. nach Großbritannien und arbeitete dort für den Rundfunk und deutsche Emigrantenzeitungen. Vom ISK trennte er sich, da dieser direkte Widerstandsaktionen gegen die Nationalsozialisten ablehnte. Nach der Rückkehr im Mai 1945 begann E. eine politische Laufbahn als SPD-Abgeordneter im württembergisch-badischen Landtag; er wurde Staatssekretär für Friedensfragen im Kabinett Reinhold Maier und Leiter des ,.Deutschen Büros für Friedensfragen". Als Mitglied des Parlamentarischen Rats 1948/49 hatte er maßgeblichen Anteil an der Erarbeitung des Grundgesetzes. Er war Programmberater von Radio Stuttgart (1945/46), mit Henry —»Bernhard Herausgeber der „Stuttgarter Rundschau" und 1949-58 Intendant des Süddeutschen Rundfunks. In der Nachfolge von Emil —»Dovifat übernahm er 1961 die Leitung des Instituts für Publizistik an der Freien Univ. Berlin. E. veröffentlichte u. a. Der Rundfunkhörer und sein Programm (1962) und gab die Schriftenreihe Abhandlungen und Materialien zur Publizistik heraus. Er gehörte zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Zeitungswissenschaften in Mainz. 1981 wurde E. mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. W E I T E R E W E R K E : Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Ein sozialistisches Programm zur Beseitigung der Wirtschaftskrise. Berlin 1932. - Strategy on the economic front. London 1938. - Mit Hilda Monte: How to conquer Hitler. London 1940. - Help Germany to revolt. London 1942. The next Germany. London 1943. New York 1944. - Arbeit gegen das Dritte Reich. Berlin 2 1980. LITERATUR: Kurt Koszyk: H. R.s Mitarbeit am „ISK". In: Publizistik 11 (1966) S. 277-286. - Hans Bohrmann: F. Ε. 80 Jahre. In: Publizistik 21 (1976) S. 469-472. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 143 f. - Hans Bohrmann: F. E. f . In: Publizistik 27 (1982) S. 388 f. - Irene Stuiber: Neuanfang in Deutschland. F. E. in Stuttgart 1945-1946. In: Rückkehr und Aufbau nach 1945. Hrsg. v. Claus-Dieter Krohn und Patrik von zur Mühlen. Marburg 1997. - Bernd Sösemann (Hrsg.): F. E. Rückblicke auf Biographie und Werk. Stuttgart 2001. Ders.: R„ H. Frh. v. In: NDB, Bd. 21, 2003, S. 209 f. Eberl, Barthel (Bartholomäus), Heimatpfleger, * 2.11.1883 Benediktbeuern, t 13.2.1960 Gröbenzell. E., Sohn eines Bauern und Zimmermanns, studierte in Dillingen und München Theologie, empfing 1908 die Priesterweihe und ging als Kaplan nach Schwabmünchen. 1911-34 war er Benefiziat in Obergünzburg, im Ersten Weltkrieg Feldgeistlicher. Das Studium der Geographie und Geologie in München Schloß er 1928 mit der Promotion ab (Die Eiszeitenfolge im nördlichen Alpenvorlande. Ihr Ablauf ihre Chronologie im Bereich des Lech- und Illergletschers). Seit 1930 war E. zunächst nebenamtlich Heimatpfleger für Bayerisch Schwaben. Seit 1934 betreute er diese Region als erster hauptamtlicher Heimatpfleger Deutschlands und war 1934-42 Schriftleiter der Zeitschrift „Schwabenland". E. gehörte der NSDAP sowie dem Reichsbund „Volkstum und Heimat" an und hatte 1938-45 den Vorsitz der
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Eberle Bayerischen Landesstelle für Volkskunde in München inne. 1953 wurde er Mitglied der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. E.s wissenschaftliches Werk galt der Siedlungsgeschichte (Die bayerischen Ortsnamen als Grundlage der Siedlungsgeschichte, 2 Tie., 1925/26), der frühen bayerischen Geschichte, der Eiszeitgeologie und der Heimatkunde. WEITERE WERKE: Die diluvialen Ablagerungen auf der Lech-Illerplatte und die Chronologie des Eiszeitalters. Augsburg 1930. - Die Ungarnschlacht auf dem Lechfeld „Gunzenle" im Jahre 955. Augsburg/Basel 1955. - Die Bajuwaren. Augsburg 1966. LITERATUR: Ingo Schaefer: Leben und Werk B. E.s. In: Ders./Kurt Reindel (Hrsg.): Β. E. Die Bajuwaren. Feststellungen und Fragestellungen zur Frühgeschichte des Baiernvolkes. Augsburg 1966, S. 1-19. - Hans Frei: Aus der Geschichte der Heimatpflege in Schwaben. In: Ders. (Hrsg.): 50 Jahre Heimatpflege in Schwaben 1929-1979. Entwicklungen, Erfahrungen, Ergebnisse. Augsburg 1979, S. 13-24. Eberle, Ambros, schweizer. Politiker, Redakteur, * 9.5.1820 Einsiedeln, t 9.1.1883 Schwyz. Der Sohn eines Gerbers arbeitete im väterlichen Betrieb und anschließend im öffentlichen Kanzleidienst, 1839-42 als Genossenschreiber, 1842-51 als zweiter Kantonsschreiber und 1851-70 als Kanzleidirektor-Staatsschreiber. 1856-68 und 1878-83 Schwyzer Kantonsrat, war er 1879-83 Regierungsrat im Erziehungsdepartement und reorganisierte 1878 das Schwyzer Volksschulwesen. Seit 1874 gehörte er dem Nationalrat an. E. war ferner Redakteur des „Waldstätter Boten" und des „Schwyzer Volksblatts" (seit 1849 „Schwyzer Zeitung"). 1846 kaufte er die Buchdruckerei Kälin in Schwyz und gründete mit Josef Anton die Verlagsbuchhandlung Eberle, Kälin & Co. in Einsiedeln. 1869 gehörte E. zu den Gründern und Besitzern des Hotels Axenstein in Morschach. Er initiierte die Umwandlung des Mythensteins im Vierwaldstättersee zum Gedenkstein für Friedrich —> Schiller. E. veröffentlichte ein Referat über Stellung und Beruf der Urkantone zur Industrie (1858) und das Schauspiel Die Republik Gersau (1873). LITERATUR: Erich Arnold: Α. E., 1820-83, im schwyzerischen Staatsdienst, o. O. 1978. Eberle, Dieter, Redakteur, * 19.5.1929 Freiburg (Schlesien), t 1.4.1994. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg studierte E„ Sohn eines Zahnarztes, 1946-50 Germanistik und Geschichte in Rostock und Leipzig, wo er 1951 zum Dr. phil. promoviert wurde (Die publizistische Situation im Sturm und Drang nach Klopstocks „Deutsche Gelehrtenrepublik"). 1951/52 arbeitete er als Redaktionsassistent und 1952-50 als Leiter der Bezirksredaktion Leipzig für das CDU-Blatt „Union". 1960-62 war er Leiter der Abteilung „Parteipolitik", 1962-64 Redaktionssekretär und bis 1974 stellvertretender Chefredakteur der „Neuen Zeit". Nachdem er 1974-77 die „Union" (Dresden) geleitet hatte, kehrte er 1977 als Chefredakteur zur „Neuen Zeit" zurück, wo er bis 1989 tätig war. LITERATUR: Bernd-Rainer Barth: E„ D. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 170. Eberle, Josef, Pseud. Sebastian Blau, Josephus Apellus, Peter Squenz, Publizist, Schriftsteller, * 8.9.1901 Rottenburg/Neckar, t 20.9.1986 Pontresina (Schweiz). E. absolvierte eine Buchhändlerlehre in Tübingen, war im Anschluß daran in Berlin, Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden und Leipzig als Buchhändler und Antiquar tätig und wandte sich schließlich dem Journalismus und der Schriftstellerei zu. Seine politischen und zeitkritischen Essays veröffentlichte er vorwiegend in sozialistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften. Seit 1927 war er Lektor und Leiter der Vortragsabteilung beim Süddeutschen Rundfunk, ehe er 1933
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von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde. Bis zu seinem Schreibverbot 1936 war E. freier Schriftsteller, arbeitete dann bis zu dessen Auflösung 1942 beim amerikanischen Konsulat in Stuttgart und bis Kriegsende als Angestellter einer Versicherungsgesellschaft. Im September 1945 wurde er Lizenzträger und Mitherausgeber der „Stuttgarter Zeitung", die er 1946-71 unter mehrfacher Änderung der Besitzverhältnisse als Herausgeber leitete. E. schrieb eine Reihe schwäbischer Mundartgedichte und Geschichten, darunter die 1946 erschienene Rottenburger Hauspostille sowie zahlreiche lateinische Gedichte. LITERATUR: J. E. - Poet und Publizist. Stuttgart u.a. 2001. Eberle, Joseph, Pseud. Edgar Mühlen, kath. Publizist, * 2.8.1884 Ailingen/Bodensee, t 12.9.1947 Salzburg. Neben dem Studium der Philosophie und Theologie beschäftigte sich E., Sohn eines Mühlenbesitzers, mit Themen der Kunstgeschichte und Soziologie. 1918 wurde er in Wien Chefredakteur der neugegründeten Wochenschrift „Die Monarchie", die er später bis 1925 unter dem Titel „Das Neue Reich" weiterführte. Anschließend gab er bis 1940 die Zeitschrift „Schönere Zukunft" heraus. Er veröffentlichte u.a. Großmacht Presse (1912) und Der Weg ins Freie (1946). Er war einer der führenden kath. Publizisten seiner Zeit. LITERATUR: Karl Buchheim: E„ J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 244. - Barbara Hofen J. E. Katholischer Publizist zwischen „Monarchie" und „Schönerer Zukunft". Diss. Salzburg 1995. Eberlein, Ludwig, Journalist, * 7.7.1902 Günzenhausen, t 1979. Der promovierte Jurist hatte sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg dem Journalismus zugewandt und im Berliner Ullstein-Verlag als Redakteur gearbeitet. Seit 1947 gehörte er zur Redaktion des „Tagesspiegels" und leitete nacheinander die Ressorts Stadt Berlin, Kulturpolitik und Politik. 1954/55 hatte er die Chefredaktion und Leitung der politischen Abteilung des Senders Freies Berlin (SFB) inne. Ebermann, Leo, österr. Schriftsteller, Journalist, * 16.7.1863 Draganöwka (Galizien), t 9.10.1914 Wien. Im Anschluß an das Studium der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) war E. zunächst Advokaturkonzipient und widmete sich nach der Veröffentlichung seines mit großem Erfolg am Wiener Burgtheater uraufgeführten literarischen Erstlingswerkes, dem Versdrama Die Athenerin (1896), einer schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit. Er konnte jedoch seinen ersten Erfolg nicht wiederholen und war später literarischer Mitarbeiter der „Wiener Zeitung". LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 2 0 9 .
Ebersberg, Josef Sigmund, österr. Publizist, Schriftsteller, * 22.3.1799 Steinabrunn (Niederösterreich), t 27.10.1854 Wien. Der Sohn eines Gutsverwalters widmete sich seit 1816 in Wien dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften, arbeitete anschließend als Erzieher und Sekretär in Adelshäusern und gründete 1824 die Jugendzeitschrift „Die Feyerstunden", die er seit 1836 als „Österreichischer Zuschauer. Zeitblatt für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben" weiterführte und zunehmend in eine Zeitschrift für Erwachsene umgestaltete. Seit 1848 führte er diese als politische Zeitung fort, in der er die radikalen Zeittendenzen heftig bekämpfte. E. schrieb u. a. Die Jugend lohnt, das Laster straft sich selbst (1829). Er war der Vater von Ottokar Franz —> E. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 209. - Wilhelm Bietak: E., J. S. In: NDB, Bd. 4, S. 250 f.
Ebert E b e r s b e r g , Ottokar Franz, Pseud. O. F. Berg, österr. Dramatiker, Journalist, * 10.10.1833 Wien, t 16.1.1886 Wien. Der Sohn von Josef Sigmund —>E. arbeitete zunächst als Beamter in Wien, widmete sich jedoch bald seiner schriftstellerischen Tätigkeit und hatte mit Stücken wie Ein Wiener Dienstbote (1857) erste Erfolge als Volksdramatiker. Nach seinem Austritt aus dem Staatsdienst gründete er 1859 die satirische Wochenschrift „Tritsch-Tratsch" und nach deren Eingehen 1862 das poltisch-satirische Witzblatt „Kikeriki", in dem er als liberaler Demokrat die österr. Verhältnisse glossierte und sich für die Interessen der kleinen Leute einsetzte. Seit 1872 erschien das politisch-satirische „Illustrierte Wiener Extrablatt". E. veröffentlichte eine Reihe satirischer Kalender (u.a. Figaro-Kalender, 1857) und schrieb zahlreiche Wiener Volksstücke und Lokalpossen (u. a. Ein Wort an den Reichsrat, 1873/74). LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 209. - Wilhelm Bietak: E., O. F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 251. E b e r t , Friedrich, Politiker, * 4 . 2 . 1 8 7 1 Heidelberg, f 28.2.1925 Berlin. Das vierte Kind eines kath. Schneidermeisters und einer evang. Landwirtstochter wuchs, wenngleich wie alle sechs Kinder kath. erzogen, in einem religiös toleranten Elternhaus auf. Nach der Volksschule erlernte E. das Sattlerhandwerk, brach jedoch die Ausbildung ab, als er vom Lehrherrn mißhandelt wurde, und begab sich zwischen 1888 und 1891 auf Wanderschaft durch Deutschland. In Mannheim erlangte er über den Stiefbruder seines Vaters Anschluß an die illegale sozialistische Bewegung. E.s Engagement war zunächst gewerkschaftlicher Art. 1889 wurde er Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover. Sogleich auf die „schwarze Liste" der Polizei gesetzt, war E. gezwungen, von Stadt zu Stadt zu ziehen, um ein Auskommen zu finden. Unermüdlich beteiligte er sich an der Gründung oder Leitung örtlicher Zahlstellen des Sattlerverbandes, bis er sich 1891 in Bremen niederließ. Der Polizei war er bald als Vorsitzender des Sattlerverbandes, unermüdlicher Veranstaltungsleiter und „der eifrigste sozialdemokratische Agitator hieselbst" bekannt. Als Sattler konnte E. in Bremen seinen Lebensunterhalt nicht verdienen und schlug sich deshalb mit Gelegenheitsarbeiten durch, gründete dann eine Genossenschaftsbäckerei, die wegen eines zu kleinen Kundenstamms einging, wurde Lokalredakteur bei der „Bremer Bürgerzeitung" und pachtete schließlich eine Gaststätte, nachdem er im Mai 1894 die Arbeiterin Luise Rump geheiratet hatte. Als Gastwirt konnte E. endlich berufliche und politische Tätigkeit miteinander verbinden. Die Wahl zum Parteivorsitzenden 1894 und Vorsitzenden der Bürgerschaftsfraktion 1900 sowie die Bestellung zum Arbeitersekretär im gleichen Jahr bestätigte auch formal E.s führende Rolle in der sozialistischen Bewegung Bremens. Um die Jahrhundertwende zählte er zu jener zweiten Generation von Parteifunktionären, die nach dem Fall des Sozialistengesetzes den Aufstieg der deutschen Sozialdemokratie zu einer modernen sozialen und politischen Massenbewegung organisierten. E. selbst beeindruckte durch Beharrlichkeit, profunde Sachkenntnisse in der kommunalen Sozialpolitik sowie in arbeitsrechtlichen Fragen und trat als „eine Art Rechtsanwalt für die armen Leute" (W. Besson) auf, was seinem Engagement für soziale Gerechtigkeit und die politische Gleichstellung der Arbeiter erst die zwingende Glaubwürdigkeit verschaffte. Seine beherrschende Position in der örtlichen Arbeiterbewegung stützte sich nicht auf die Ausübung eines Parlamentsmandats, sondern beruhte auf einem dicht geknüpften Netz unterschiedlicher Funktionen in Partei und Gewerkschaft; seine Autorität entsprang nicht glänzenden rhetorischen Fertigkeiten oder theoretischer Brillanz, sondern persönlicher Verläßlichkeit und ausgleichender Art, und
sie leitete sich nicht zuletzt von der erfolgreichen Politik des von —»Bebel geführten marxistischen Zentrums ab, welche er stets vertrat. 1904 präsidierte E. zusammen mit dem Verleger Johann Heinrich Wilhelm —t Dietz dem in Bremen tagenden SPDParteitag und stellte sich einer breiteren Öffentlichkeit mit einer umsichtigen Verhandlungsführung vor. Ein Jahr später siedelte er nach Berlin über. Auf dem Jenaer Parteitag 1905 war er mit nachhaltiger Unterstützung der Gewerkschaften in den Parteivorstand gewählt worden. E., unter den im Parteivorstandsbüro arbeitenden Iganz —»Auer, Hermann Molkenbuhr, Wilhelm —> Pfannkuch und Albin Gerisch das mit Abstand jüngste hauptamtliche Vorstandsmitglied, modernisierte die Parteiverwaltung und übernahm schon bald die Rolle eines in der Satzung der Partei nicht vorgesehenen Hauptgeschäftsführers, dem u. a. die Aufgabe zufiel, die Kampagnen gegen das preuß. Dreiklassenwahlrecht durchzuführen. Politische Meriten erwarb er sich durch sein operatives Geschick bei den Verhandlungen zwischen Parteivorstand und Generalkommission der Gewerkschaften, die schließlich im sogenannten Mannheimer Abkommen von 1906 mündeten, das die Suprematie der Partei über die Gewerkschaft auch formell aufhob. Insofern war es folgerichtig, daß man E. die Leitung der von Gewerkschaften und Partei gemeinsam eingerichteten „Zentralstelle für die arbeitende Jugend" übertrug. 1912 wurde er für den Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den Deutschen Reichstag gewählt und gehörte der Budgetkommission an. Hatte er es noch 1911 abgelehnt, als Nachfolger des verstorbenen Paul —> Singer für den Parteivorsitz zu kandidieren, so gab er nach dem Tod Bebels, dessen Vertrauen er erworben hatte, eigene Bedenken, die Funktion nicht voll erfüllen zu können, auf und wurde neben Hugo Haase 1913 zum Partei Vorsitzenden gewählt. Insbesondere sollte er einer im politischen und personellen Umbruch befindlichen Partei als Anker dienen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte es, daß sich die beiden Vorsitzenden mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Charakteren so ergänzten, daß das Erbe Bebels bewahrt werden konnte. E., der von der Eskalation der JuliKrise im Urlaub überrascht wurde und nach Zürich reiste, um im Fall der Illegalisierung der Partei zusammen mit dem Parteikassierer Otto —> Braun eine Auslandsleitung aufzubauen, hieß die Bewilligung der Kriegskredite nachträglich für richtig, während Haase sie ablehnte. Es gelang beiden nicht, die SPD zusammenzuhalten. Als Haase den Fraktionsvorsitz niederlegte, übernahm E. zusammen mit Philipp Scheidemann die Fraktionsführung; daneben leitete er den Haushaltsausschuß des Reichstags. E. zählte zu den Initiatoren des Interfraktionellen Ausschusses, dem neben der Mehrheitssozialdemokratie (MSPD) das Zentrum und die Fortschrittspartei angehörten. Bis zum Kriegsende für die Landesverteidigung eintretend, lehnte er Annexionen ab und war an der Friedensresolution durch den Reichstag im Juli 1917 maßgeblich beteiligt. Bei Ausbruch des Berliner Januarstreiks 1918 trat E. in die Streikleitung ein, um dem Ausstand die Spitze abzubrechen, woraufhin er von links als „Arbeiterverräter" und von rechts als „Landesverräter" gescholten wurde. Es gelang E. zwar, entscheidend zum Sturz des von der Obersten Heeresleitung installierten Reichskanzlers Georg Michaelis beizutragen, doch konnten die Mehrheitsparteien des Reichstags ihre politische Ohnmacht selbst in der Schlußphase des Kriegs nicht Uberwinden. Die Oktoberreformen, mit denen wesentliche politische Forderungen der MSPD, wie etwa die nach einer parlamentarischen Regierung, erfüllt wurden, kamen zu spät, um den Ausbruch der Revolution zu verhindern. Im Angesicht des revolutionären Umbruchs handelte E. umsichtig und energisch, als er von Prinz Max von Baden die Übernahme der Regierungsgewalt verlangte, das Reichs-
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Ebert kanzleramt ü b e r n a h m , das Kabinett umbildete und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei ( U S P D ) die Zusammenarbeit anbot. Er hatte dabei stets die Zielsetzung vor Augen, die Revolution einzudämmen und die parlamentarische Demokratie durchzusetzen. A m 10. N o v e m b e r bestätigte die Versammlung des Groß-Berliner Arbeiter- und Soldatenrats die von beiden Parteien paritätisch gebildete Revolutionsregierung. Im Rat der Volksbeauftragten setzte sich E „ dessen Partei geschlossen hinter ihm stand, gegenüber dem U S P D Vorsitzenden Haase als primus inter pares durch. Zugleich sicherte E. die E i n d ä m m u n g der Revolution durch ein Bündnis mit der Obersten Heeresleitung unter General Wilhelm Groener ab. Mit d e m Bruch der Koalitionsregierung setzte die Polarisierung innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung voll ein. Die Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 nahmen nicht den von E. erhofften Ausgang; seine Partei erhielt lediglich 165 von 4 2 3 Abgeordnetenmandaten. A m 1 1 . 2 . 1 9 1 9 w u r d e E. mit verfassungsändernder Mehrheit von der Nationalversammlung zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt und beauftragte Scheidemann mit der Bildung eines Kabinetts, das aus Politikern der sogenannten Weimarer Koalition ( M S P D , Zentrum, Deutsche Demokratische Partei) gebildet wurde. Mit der Wahl E.s zum Reichspräsidenten verlor die M S P D ihre entscheidende Führungspersönlichkeit. E. bemühte sich unter A u f b i e t u n g aller Kräfte, sein A m t auszufüllen und verschaffte sich Respekt, der über die eigene Partei hinausreichte. Indem er die eigene soziale Herkunft nicht leugnete und das A m t mit Bescheidenheit, Beständigkeit, Sachlichkeit und großem Taktgefühl ausübte, verlieh er ihm eine besondere Würde. Da E. die Gewaltpolitik von Reichswehrminister Gustav —>Noske gegen streikende, demonstrierende und revoltierende Arbeiter nachdrücklich unterstützte und dazu neigte, das präsidiale Notverordnungsrecht zu überdehnen, k a m es zur Entfremdung zwischen ihm und wachsenden Teilen der Arbeiterbewegung, was ihn bei der Herstellung des sozialen Friedens und seinem Bemühen um politische Integration scheitern ließ. E. trug mit seiner unnachgiebigen Haltung zwar maßgeblich zum Scheitern des Kapp-Lüttwitz-Putsches bei, doch statt aus ihm die Konsequenz eines politischen Neuanfangs zu ziehen, behielt er seine Zusammenarbeit mit den Spitzen des alten Regimes bei. Auch ihm, dem Oberbefehlshaber der Reichswehr, gelang es nicht, das Militär unter ausreichende politische Kontrolle zu bringen. E., dessen Amtszeit der Reichstag am 2 4 . 1 0 . 1 9 2 2 um Uber drei weitere Jahre, wiederum mit verfassungsändernder Mehrheit, verlängerte, u m einer Volkswahl aus dem Weg zu gehen, wurde zum bevorzugten Ziel rechtsextremistischer Hetze und kommunistischer Verleumdung. Den systematischen ehrabschneidenden Angriffen und der permanenten Verunglimpfung des Oberhaupts der deutschen Republik seitens der Rechten begegnete er politisch und juristisch unter großem persönlichen Einsatz, was zusammen mit seinem ausgeprägten Pflichtgefühl dazu führte, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen. E. starb an den Folgen einer nicht rechtzeitig behandelten Blinddarmentzündung. E.s unbestreitbare Verdienste liegen in der Sicherung nationalstaatlicher Kontinuität, der Bewahrung des äußeren Zusammenhalts des Reiches, dem Engagement für eine Politik der Verständigung und d e m Beharren auf einer Westorientierung deutscher Außenpolitik; seine G r ö ß e besteht vor allem darin, sich für die Sache der demokratischen Republik aufgeopfert und dies selbst als bescheidenen persönlichen Beitrag zum Gelingen von Demokratie und der Herstellung sozialer Gerechtigkeit in Deutschland begriffen zu haben; seine Grenze bestand in einem Ordnungsdenken, das in den Anfangsjahren der Republik eine Gesamtpolitik begünstigte, die eine ausreichende gesellschaftspolitische Fundierung der
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Demokratie und des sozialen Rechtsstaats in Deutschland verfehlte. WERKE: Schriften, Aufzeichnungen, Reden. 2 Bde. Eingeleitet v. Paul K a m p f f m e y e r , hrsg. v. Friedrich Ebert jun. Berlin 1926. LITERATUR: Georg Kotowski: F. E. Eine politische Biographie. Bd. 1. Der Aufstieg eines deutschen Arbeiterführers 1870-1917. Wiesbaden 1963. - Waldemar Besson: F. E. Verdienst und Grenze. 2. verb. Aufl. G ö t t i n g e n / Z ü r i c h / F r a n k furt 1970. - Dieter K. Buse: F. E. and G e r m a n Socialism, 1871-1919. Ph. D. Diss. University of Oregon 1972. - Werner Maser: F. Ε. Der erste deutsche Reichspräsident. Eine politische Biographie. M ü n c h e n 1987. - Peter-Christian Witt: F. E. Parteiführer - Reichskanzler - Volksbeauftragter Reichspräsident. B o n n 2 1988. - F. E. und seine Zeit. Bilanz und Perspektiven der Forschung. Hrsg. v. R. K ö n i g / H . Soe l l / H . Weber. M ü n c h e n 2 1991. Karsten Rudolph
Ebert,
Friedrich, Politiker, Redakteur, * 1 2 . 9 . 1 8 9 4 Bremen, f 4 . 1 2 . 1 9 7 9 Berlin. Der Sohn des Reichspräsidenten Friedrich —> E. durchlief seit 1909 eine Buchdruckerlehre in Berlin, arbeitete u . a . bei der Fränkischen Verlagsanstalt in Nürnberg und wurde 1913 Mitglied der SPD. 1919-25 war E. als Redakteur des „Vorwärts" sowie in leitender Position im „Sozialdemokratischen Pressedienst" in Berlin tätig, 1925-33 als Chefredakteur der „Brandenburger Zeitung". 1928-33 gehörte er dem Reichstag an, ferner dem preuß. Staatsrat. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten acht M o n a t e inhaftiert; er nahm am Polenfeldzug teil und arbeitete 1940-45 im Reichsverlagsamt. Nach Kriegsende trat E. in der Sowjetischen Besatzungszone für den Z u s a m m e n s c h l u ß von SPD und K P D zur S E D ein, war 1946-48 Präsident des Landtags von Brandenburg, seit 1947 Vollmitglied im Zentralsekretariat, dem späteren Politbüro der SED, und leitete 1948-67 als Oberbürgermeister die Stadtverwaltung von Ost-Berlin. Seit 1949 Mitglied der Volkskammer, war er seit 1954 deren Vizepräsident und wurde 1960 Mitglied, 1971 stellvertretender Vorsitzender des Staatsrats der D D R sowie Vorsitzender der SED-Fraktion in der Volkskammer. WERKE: Der Sozialismus, die Z u k u n f t Deutschlands. Ausgewählte Reden und Aufsätze 1959-1964. Berlin 1964. LITERATUR: Heinz Vößke: F. E. Ein Lebensbild. Berlin 1987. - F. E. und die Einheit der beiden Arbeiterparteien. Dokumentation. Eingeleitet und zusammengestellt von Georg E. und T h o m a s Friedrich. Potsdam 1992. - M.d.R., '1994, S. 102-105. - Norbert Podewin: E. und E. Zwei deutsche Staatsmänner. Friedrich E. (1871-1925), F. E. (1894-1979). Eine Doppelbiografie. Berlin 1999. E b e r t , Johann Arnold, Übersetzer, Dichter, * 8 . 2 . 1 7 2 3 Hamburg, t 1 9 . 3 . 1 7 9 5 Braunschweig. Nach dem Besuch des Johanneums und des Akademischen Gymnasiums in seiner Heimatstadt, w o er unter dem Einfluß Friedrich von —» Hagedorns sein Interesse f ü r englische Literatur entdeckte, begann E. 1743 in Leipzig das Studium der Theologie, später der humanistischen Wissenschaften und gehörte seit 1744 zu den Mitarbeitern an den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes". Hier stand er u. a. in enger Verbindung zu Johann Andreas —> Cramer, Johann Adolf Schlegel, Geliert, —»Rabener und Klopstock. 1 7 4 7 / 4 8 gab er z u s a m m e n mit Cramer, Rabener und —» Giseke die Wochenschrift „Der Jüngling" heraus, veröffentlichte eine Reihe von Gedichten in den „Neuen Beyträgen" und begann mit ersten Übersetzungen aus dem Englischen. Seit 1748 Hofmeister in Braunschweig, arbeitete E. auch als Sprachlehrer am Collegium Carolinum und wurde dort 1753 z u m Prof. für Englisch, 1770 für Griechisch ernannt. Seit 1780 Hofrat, sah er seine Hauptaufgabe in der Übersetzung von Edward Youngs The complaint, or Night
Ebrard Thoughts ins Deutsche, die schließlich in einer f ü n f b ä n d i g e n Ausgabe 1791-94 erschien. LITERATUR: Carsten Zelle: Der „Freund des Vergnügens". Zu den dichterischen A n f ä n g e n J. A. E.s in Hamburg. In: Hermetik. hrsg. v. Nicola Kaminski. Tübingen 2002, S. 43-65. E b e r t , Johann Jakob, auch Zachäus, Zachäus Fidibusfex, Mathematiker, Schriftsteller, Philosoph, * 2 0 . 1 1 . 1 7 3 7 Breslau, f 1 8 . 3 . 1 8 0 5 Wittenberg. D e r Sohn eines sächsischen Steuerbeamten begann 1756 ein Studium an der Univ. Leipzig, das er 1760 als Magister der Philosophie abschloß, und habilitierte sich im folgenden Jahr. Er hielt mathematische und philosophische Vorlesungen, begab sich 1764 auf eine Reise durch Deutschland und Frankreich, war 1 7 6 8 / 6 9 als Hofmeister in St. Petersburg tätig und folgte 1770 einem Ruf als Prof. der Mathematik nach Wittenberg. In seinen zahlreichen mathematischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen (u. a. Kurze Unterweisung in den Anfangsgründen der Vernunftlehre, 1773, 6 1810; Kurze Unterweisung in den An4 fangsgründen der Naturlehre, 1 7 7 5 , 1 8 0 3 ) versuchte E., das Wissen verständlich zu vermitteln und so für eine soziale Ref o r m b e w e g u n g zu nutzen. 1 7 8 4 / 8 5 g a b er das Wochenblatt „Der Philosoph für J e d e r m a n n " heraus; er war Verfasser der satirischen Wochenblätter „Fidibus" (1768-70) und „Tapet e n " (1771-76). WEITERE WERKE: Von der wechselweisen Vereinigung der Philosophie und schönen Wissenschaften. Leipzig 1760. Unterweisung in den philosophischen und mathematischen Wissenschaften. Leipzig 1773, S 1810. - Unterweisung in den Anfangsgründen der practischen Philosophie. Leipzig 1784. E b e r t , Wolfgang, Journalist, Schriftsteller, * 1 0 . 2 . 1 9 2 3 Düsseldorf, f 2 6 . 9 . 1 9 9 7 München. Der Sohn des Musikers H a n s E. wuchs seit 1937 in der Schweiz auf. 1949-53 studierte er Philosophie und Germanistik in München und Berlin. 1952-54 in Hamburg f ü r „Die Zeit" tätig, war er danach Redakteur beim „Kölner Stadtanzeiger" und lebte seit 1959 als freier Journalist (u.a. als Kolumnist für „Die Zeit" und den „Stern") und Schriftsteller in München. E. wurde vor allem für seine kurzen Satiren und Prosaminiaturen bekannt (gesammelt u. a. in Ich kann wirklich nichts dafür, 1961; Wolfgang Eberts Partyschule, 1969; Herr Bellheim. Sekundenprosa, 1987; Spaß beiseite, 1989). Er schrieb auch Hörspiele, D r a m e n und Romane (Das Porzellan war so nervös. Memoiren eines verwöhnten Kindes, 1 9 7 5 , 2 1 9 7 6 ; Ein ganz normaler Neurotiker, 1980; Der Blattmacher, 1986) und w a r für das Fernsehen tätig. WEITERE WERKE: Harmonien. Köln 1961. - Auf mich hört j a keiner. Düsseldorf 1969. - Partytouren. München 1981. Taschen-Theater. M ü n c h e n 1982. E b n e r , Ferdinand, österr. Philosoph, * 3 1 . 1 . 1 8 8 2 Wiener Neustadt (Niederösterreich), t 1 7 . 1 0 . 1 9 3 1 Gablitz bei Purkersdorf (Niederösterreich). E., Sohn eines Hausbesitzers, studierte an der Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt. Er war 1902-12 als Volksschullehrer in Waldegg, 1912-23 in Gablitz tätig, zuletzt auch als Schulleiter, bevor er wegen eines chronischen Lungenleidens aus dem Schuldienst ausschied. Nach ersten dichterischen Versuchen wandte er sich 1907 in autodidaktischen Studien, beeinflußt v o m Werk Otto Weiningers, Henri Bergsons, später von Sören Kierkegaard und Theodor —> Haecker, der Philosophie zu und vollzog 1916 eine Wende zum, wenn auch antiklerikalen, Christentum. Seit 1919 legte er seinen philosophischen Standpunkt in der von Ludwig von —> Ficker herausgegebenen Kulturzeitschrift „Der Brenner" dar und veröffentlichte 1921 im Brenner-Verlag sein Hauptwerk Das Wort und die geistigen Realitäten. Pneumatologische Fragmente ( 2 1952). Es beeinflußte Emil Brunner,
Friedrich Gogarten und Karl Heim. E., der als Wegbereiter des kath. Existentialismus in Österreich gilt, w a r einer der B e g r ü n d e r der dialogischen Betrachtungsweise der menschlichen Existenz, nach der der Mensch aus d e m B e z u g seines Ichs z u m D u lebt, der sich in der Sprache und in der Liebe ausdrückt. WEITERE WERKE: Wort und Liebe. Regensburg 1935. Das Wort ist der Weg. Aus den Tagebüchern. A u s g e w ä h l t und eingeleitet von Hildegard Jone. Wien 1949. — Schriften. Hrsg. v. Franz Seyr. 3 Bde., M ü n c h e n 1963-65 (Bibl.). - Das Wunder des Wortes. Eingeleitet und ausgewählt von F r a n z Seyr. Graz u. a. 1965. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 210. - L u d w i g Hänsel: E., F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 261 f. - Walther Methlagl u . a . (Hrsg.): Gegen den Traum v o m Geist. F. E. Beiträge zum S y m p o s i o n Gablitz 1981. Salzburg 1985. - Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld: Personales Sein und Wort. E i n f ü h r u n g in den Grundgedanken E.s. Wien 1985. - Werner L. H o h m a n n : F. E. Bedenker und E b n e r des Wortes in der Situation der „geistigen Wende". Essen 1995. - Jaroslaw Jagiello: Vom ethischen Idealismus z u m kritischen Sprachdenken. F. E.s Erneuerung des Seinsverständnisses. M ü n c h e n 1997. - Franz Scharl: Weg(ung) im D e n k e n F. E.s. F r a n k f u r t / M a i n 1997. - Hans Gerald Hödl: Decodierungen der Metaphysik. Eine religionsphilosophische Interpretation von F. E.s D e n k w e g auf der Grundlage unveröffentlichter Manuskripte. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1998. - M a r k u s M ü h l i n g Schlapkohl: E „ F. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1044 f. Helga Braun: F. E.s Ort in der Moderne. Essen 2000. - Anita Bertoldi: II pensatore della parola. F. E., filosofo dell'incontro. R o m 2003. E b n e r , Theodor, Redakteur, Publizist, * 9 . 8 . 1 8 5 6 Esslingen, t 1 8 . 5 . 1 9 1 5 Ulm. Der Lehrerssohn w a r 1885 Sekretär der Bibliothek des Polytechnikums in Stuttgart, bevor er 1886 seine journalistische L a u f b a h n als Redakteur des „Literarischen M e r k u r " begann. Seit 1888 Chefredakteur der „Württembergischen Landeszeitung" in Stuttgart, wechselte E. 1894 zur „Schwäbischen Kreis-Zeitung" in Reutlingen und im folgenden Jahr zur „Karlsruher Zeitung". 1906 wurde er C h e f r e d a k t e u r des „Ulmer Tageblatts". E. edierte eine S a m m l u n g deutscher Volkslieder und veröffentlichte neben kultur- und literaturgeschichtlichen Schriften u. a. In bunter Reihe. Bilder und Geschichten (1914). E b r a r d , (Johann Heinrich) August, reformierter T h e o loge, * 1 8 . 1 . 1 8 1 8 Erlangen, t 2 3 . 7 . 1 8 8 8 Erlangen. Der Sohn eines aus hugenottischem Adelsgeschlecht stammenden Pastors studierte 1835-39 in Erlangen und Berlin Theologie. Anschließend als Hauslehrer tätig, w u r d e Ε. 1841 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich auf Anregung Christian Kraffts 1842 in seiner Heimatstadt. Seine gegen David Friedrich Strauß gerichtete Streitschrift Wissenschaftliche Kritik der evangelischen Geschichte (1842) w a r der Anlaß f ü r seinen Ruf als a. o. Prof. nach Zürich (1844), w o E. die Wochenschrift „Zukunft der Kirche" gründete. 1847 w u r d e er o. Prof. der reformierten T h e o l o g i e in Erlangen. Seit 1853 Konsistorialrat und Hauptprediger in Speyer, scheiterte E. bei d e m Versuch, in der pfälzischen Unionskirche die alte reformierte Presbyterialverfassung, ein neues Gesangbuch sowie einen Katechismus e i n z u f ü h r e n ; 1861 bat er um die Versetzung in den Ruhestand. Seit 1863 lehrte er wieder an der Univ. Erlangen und ü b e r n a h m dort 1875 z u d e m das französisch-reformierte Pfarramt. E. veröffentlichte neben theologischen Werken zahlreiche Schriften politischen, juristischen und naturwissenschaftlichen Inhalts; er war einer der bedeutendsten reformierten T h e o l o g e n Deutschlands im 19. Jahrhundert.
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Eccard WEITERE WERKE: Die Prädestinationsfrage. A u f s neue betrachtet mit besonderer Rücksicht auf die Unionsangelegenheit. Erlangen 1840. - Die Ideen der Gottmenschlichkeit des Christenthums. Zürich 1844. - Das Evangelium Johannis und die neueste Hypothese über seine Entstehung. Zürich 1845. - Die iroschottische Missionskirche des sechsten, siebenten und achten Jahrhunderts und ihre Verbreitung und Bedeutung auf dem Festland. Gütersloh 1873. Nachdr. Hildesheim 1971. - Lebensführungen. In j u n g e n Jahren. Gütersloh 1888 (zweiter, unveröffentlichter Teil im Stadtarchiv Erlangen, teilweise hrsg. v. H. Noe, Beiträge zur PfälzischBayerischen Kirchengeschichte 1939). LITERATUR: Georg Biundo: E „ A. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 269 f. - Johannes Lerle: Grundzüge der Theologie E.s. Diss. Erlangen 1988. - Michael Peters: J. Η. Α. E. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 13. Hrsg. v. A l f r e d Wendehorst. Neus t a d t / A i s c h 1990, S. 151-165. - Bernhard H. Bonkhoff: J. Η. Α. E. auf dem Weg in die Kirchenleitung. In: Blätter f ü r pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 6 4 (1997) S. 67-84. - Ders.: E „ Johannes H. A. In: RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1046. E c c a r d , Johann Georg von, auch Eckhar(d)t, Historiker, Sprachforscher, * 7 . 9 . 1 6 7 4 Duingen bei A l f e l d / L e i n e , t 9 . 2 . 1 7 3 0 Würzburg. Bis 1696 studierte E. in Leipzig Theologie, später Rechtswissenschaften, Philologie und Geschichte und war vorübergehend Sekretär des späteren kursächsischen Staatsministers Jakob Heinrich von H e m m i n g . Noch vor 1700 siedelte er nach Hannover über, w o er bei Leibniz arbeitete. 1706 Prof. der Geschichte in Helmstedt, war E. seit 1713 wieder Mitarbeiter von Leibniz, nach dessen Tod 1716 er sein Nachfolger als Bibliothekar wurde. 1723 konvertierte er in Köln z u m Katholizismus und w u r d e fürstbischöflicher Historiograph und Bibliothekar in Würzburg. E. gab mit Leibniz das erste deutschsprachige gelehrte Journal, den „Monatlichen Auszug, aus allerhand neu herausgegebenen, nützlichen und artigen B ü c h e r n " (3 Bde., 1700-02), heraus, führte Leibniz' historische Werke fort und k a m im Z u g e seiner genealogischen Forschungen in Verbindung mit Kaiser Karl VI., der ihn 1719 in den Adelsstand erhob. E. veröffentlichte quellenkritische Werke zur Universal-, Kirchen- und Sprachgeschichte, darunter die Commentarii de rebus Franciae Orientalis et Episcopatus Wirceburgensis (2 Bde., 1729-31) und die Historia studii etymologici linguae Germanicae (1711), die erste Geschichte der deutschen Philologie. WEITERE WERKE: Poetische Nebenstunden. Braunschweig
tischen „Hallischen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst" (u.a. Der Protestantismus und die Romantik, 1 8 3 9 / 4 0 ) . 1836 veröffentlichte E. seine Auswahl deutscher Gedichte für gelehrte Schulen. Diese Zusammenstellung ist die bis heute am weitesten verbreitete Anthologie deutscher Gedichte und erschien - bei unverändertem Kernbestand in neuer Bearbeitung durch B e n n o von Wiese zuletzt 1990. LITERATUR: Käte Lorenzen: Ε., T. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 272 f. E c k , Johann Georg, Schriftsteller, * 1 1 . 1 . 1 7 7 7 Leipzig, t 1 4 . 1 2 . 1 8 4 8 Leipzig. Der Sohn des Literarhistorikers Johann Georg E. studierte seit 1793 an der Univ. Leipzig Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft, w u r d e 1797 Magister der Philosophie und habilitierte sich im selben Jahr. Während einer Reise durch Skandinavien trieb er intensive Sprachstudien. Seit 1804 a. o . P r o f . der Philosophie in Leipzig, wurde E. 1808 Hofrat und legte, nach d e m Tod seines Vaters im Besitz eines beträchtlichen Vermögens, wenig später seine Professur nieder, um sich literarischen Studien zu widmen. Er veröffentlichte historische und naturwissenschaftliche Schriften (u.a. Charakteristik des Hundes, 1819) und war Herausgeber des Leipziger Wochenblatts „Der sächsische Patriot". LITERATUR: Erich Kunze: Der Leipziger J. G. E. und seine Übertragung einer O d e aus der Porthanzeit. In: Deutschfinnische Literaturbeziehungen. Hrsg. v. Erich Kunze. Helsinki 1986, S. 266-273.
1720. - Origines familiae Habsburgico-Austriacae. Leipzig 1721. LITERATUR: Richard Brill: E., J. G. v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 2 7 0 f. - Stefan Benz: J. G. v. Eckhart. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 15. Hrsg. v. Alfred Wendehorst. Neustadt/ Aisch 1993, S. 135-156.
E c k a r d t , Felix von, Publizist, Diplomat, * 1 8 . 6 . 1 9 0 3 Berlin, t 1 1 . 5 . 1 9 7 9 Capri (Italien). Der Enkel Julius von - » E.s war 1916-19 Kadett in Karlsruhe und Lichterfelde (Berlin). Seine journalistische Ausbildung erhielt er 1924-26 beim „Hamburger Fremdenblatt", dessen Chefredakteur sein Vater 1915-33 war. Seit 1927 bei den „Münchner Neuesten Nachrichten", war E. bis 1929 politischer Redakteur in Berlin, bis 1933 Presseattache der deutschen Gesandtschaft in Brüssel und gleichzeitig Vertreter des WolfFschen Telegrafen Büros. Während der Zeit des Nationalsozialismus m a c h t e sich E. mit mehr als 25 Spielfilmen (u. a. Stern von Rio, Peter Voß, der Millionendieb) als Filmautor einen N a m e n . Seit 1937 besaß er ein Gut in Mecklenburg, auf d e m er sich mit Pferdezucht befaßte. 1945 erhielt er die Lizenz als Herausgeber des „WeserKurier" in Bremen, dessen Chefredakteur er bis 1951 war. 1952-55 sowie 1956-62 war er Bundespressechef in Bonn, 1 9 5 5 / 5 6 deutscher Beobachter und Botschafter bei der U N O in N e w York und 1962-65 Bundesbevollmächtigter in Berlin. 1965-72 gehörte er dem Deutschen Bundestag an. E. veröffentlichte 1967 seine Lebenserinnerungen Ein unordentliches Leben. 1969 wurde er mit dem Konrad-Adenauer-Preis für Publizistik ausgezeichnet. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 164.
E c h t e r m e y e r , (Ernst) Theodor, Publizist, Literarhistoriker, * 12.8. 1805 Liebenwerda (Sachsen), t 6 . 5 . 1844 Dresden. E. studierte zunächst Jura in Halle /Saale, wechselte aber, unter dem Einfluß Hegels, in Berlin zum Studium der Philosophie und deutschen Philologie über. N a c h der Promotion 1831 war er am Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle tätig. Hier befreundete sich E. mit Moritz Ludwig Seyffert und Arnold —»Rüge und wurde zu einem publizistischen Vorkämpfer revolutionärer Bestrebungen. 1838 m u ß t e er seine Lehrtätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und siedelte, u . a . wegen Verfolgung durch die Zensurbehörden, 1841 nach Dresden über, w o er bis 1843 Vorlesungen über deutsche Literaturgeschichte hielt. Zusammen mit Rüge gab er 1 8 4 0 / 4 1 den „Deutschen Musenalman a c h " heraus, 1838-41 die an Hegel orientierten antiroman-
E c k a r d t , Hans von, Soziologe, * 2 2 . 1 2 . 1 8 9 0 Riga, t 2 4 . 1 2 . 1 9 5 7 Heidelberg. Der einer livländischen Literatenfamilie entstammende N a c h k o m m e Julius von —»E.s studierte in Moskau, Berlin und Heidelberg Volkswirtschaft und Soziologie; 1919 wurde er zum Dr. phil. promoviert (Der politische Führer, seine Gestalt und seine Form in der Geschichte). 1920-25 war E. Referent für Osteuropa a m Weltwirtschafts-Archiv in Hamburg und habilitierte sich dort 1925 f ü r praktische und theoretische Nationalökonomie (Staat und Ernährung). Von 1927 bis zu seiner Entlassung aus politischen Gründen 1933 und wieder seit 1946 leitete E. das Institut für Zeitungswesen in Heidelberg. 1949 wurde er Mitglied des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung. E. veröffentlichte u. a. Grundzüge der Politik (1927) und Rußland (1932).
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Eckstein WEITERE WERKE: Russisches Christentum. M ü n c h e n 1947. - Iwan der Schreckliche. Frankfurt 1941. 2., verb. Aufl., Frankfurt 1947. - Die Macht der Frau. Einfalle und Behauptungen. Kultursoziologische Skizzen. Stuttgart 1949. LITERATUR: Wilmont Haacke: Η. V. E. - dreißig Jahre Professor. In: Publizistik 1 (1956) 362-365. E c k a r d t , Julius (Albert Wilhelm) von, Publizist, Diplomat, * 1.8. 1836 Wolmar (Livland), t 2 0 . 1 . 1 9 0 8 Weimar. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in St. Petersburg, Dorpat und Berlin und der Promotion zum Dr. jur. war E., Sohn eines Gutsbesitzers und Stadtrichters, seit 1860 Sekretär des livländischen Landeskonsistoriums in Riga. Er arbeitete als Redakteur und Mitherausgeber der „Rigaer Zeitung" und gehörte seit 1867 der Redaktion der „Grenzboten" Gustav —»Freytags in Leipzig an. 1870-74 Chefredakteur des „Hamburgischen Correspondenten" sowie der „Hamburger Börsenhalle", trat E., seit 1874 hamburgischer Senatssekretär, 1885 in den diplomatischen Dienst ein und wurde deutscher Konsul in Tunis, 1889 in Marseille, 1892 Generalkonsul in Stockholm, 1897 in Basel, 1900-07 in Zürich. In seinen Publikationen, vor allem in den anonym verfaßten Berichten Aus der Petersburger Gesellschaft (1873), warnt er vor den Gefahren des Panslawismus. 1910 erschienen E.s Lebenserinnerungen (2 Bde.). LITERATUR: Jürgen Bolland: E „ J. v. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 282. - Michael Garleff: J. E. in Deutschland. In: Zeitschrift f ü r Ostforschung 33 (1984) 4, S. 534-550. - Joost Bräuer: Das Rußlandbild des J. v. E. (1836-1908). Münster 2005. E c k a r d t , Ludwig, österr. Schriftsteller, * 1 6 . 5 . 1 8 2 7 Wien, t 1 . 2 . 1 8 7 1 T e t s c h e n / E l b e (Böhmen). E. studierte ein paar Semester lang an der Wiener Univ., wurde 1846 wegen einiger auf den polnischen Freiheitskampf gedichteten Lieder verhaftet und beteiligte sich u. a. als Redakteur der revolutionären Blätter „Das j u n g e Österreich" und „Die rothe M ü t z e " an der Märzrevolution 1848. Über Dresden floh er in die Schweiz, w o er 1852 in Zürich promoviert wurde, sich im folgenden Jahr in Bern habilitierte und dort als Privatdozent wirkte. Seit 1860 Lehrer an der Kantonsschule Luzern, wurde Ε. 1862 wegen seiner freisinnigen Haltung entlassen und war dann als Hofbibliothekar in Karlsruhe, 1864 als Redakteur des republikanischen „Deutschen Wochenblatts" tätig. 1867 kehrte E. nach Wien zurück, wo er als Schriftsteller lebte und Vorträge hielt, u. a. die 1868 veröffentlichten Wandervortrage aus Kunst und Geschichte. Neben seinen Erzählungen und Dramen fand der Roman Niklas Manuel (1862) besondere Beachtung. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 213. - Kurt Vancsa: E „ L. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 282-283. E c k a r t , (Johann) Dietrich, Schriftsteller, * 2 3 . 3 . 1 8 6 8 Neumarkt (Oberpfalz), t 2 6 . 1 2 . 1 9 2 3 Berchtesgaden. Nach dem Abbruch des Medizinstudiums ging E. als Zeitungsredakteur nach Berlin, w o er neben Gedichten, Novellen und Romanen einige Theaterstücke schrieb (u.a. eine Umdichtung von Ibsens Peer Gynt, 1912). Seit 1913 in München, verfaßte er mehrere Dramen, darunter Heinrich der Hohenstaufe (1915), in dem er den weltweiten Führungsanspruch des deutschen Volkes formulierte. Als Herausgeber der Wochenschrift „Auf gut deutsch" (1918-21) vertrat er radikal nationalistisches, antidemokratisches und antisemitisches Ideengut, wodurch er mit Hitler in Berührung kam, dessen „Weltanschauung" er beeinflußte. 1921-23 war E „ befreundet mit Alfred —> Rosenberg, Hauptschriftleiter des „Völkischen Beobachters"; 1924 w u r d e sein antisemitisches Pamphlet Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräche zwischen Hitler und mir publiziert.
WEITERE WERKE: Ibsen, Peer Gynt, der große K r u m m e und ich. Berlin-Steglitz 1914. - Totengräber Russlands. M ü n c h e n 1921. - D. E. Ein Vermächtnis. Hrsg. v. Alfred Rosenberg. M ü n c h e n 5 1938. LITERATUR: Sonja Noller: E „ D. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 284. - Ralph M a x Engelman: D. E. and the genesis of Nazism. Saint Louis 1971. - H i l l e s h e i m / M i c h a e l , 1993, S. 133-140. - Sandra H o f f m a n n : D. E. - „Dichter, Seher und K ä m p f e r " . In: Vergessen und verdrängt? Hrsg. v. Sabine Weigand-Karg. S c h w a b a c h 1997, S. 188-190. M a n f r e d M e y e r / N o r b e r t Elmar Schmid: Von der gescheiterten Existenz zum Dichtermythos der nationalsozialistischen Diktatur. D e r Neumarkter Schriftsteller D. E. und der Nationalsozialismus. In: Jahresbericht des Historischen Vereins f ü r N e u m a r k t in der Oberpfalz und U m g e b u n g 2 2 (1999) S. 163-189. - Eduard Gugenberger: D. E. D e r Ziehvater Hitlers. In: Ders.: Hitlers Visionäre. Wien 2001, S. 31-44. - Claus-Ekkehard Barsch: Die politische Religion des Nationalsozialismus. Die religiösen Dimensionen der NS-Ideologie in den Schriften von D. E., Joseph G o e b bels, Alfred Rosenberg und Adolf Hitler. M ü n c h e n 2 2002. Wolfgang Zdral: Der finanzierte Aufstieg des Adolf H. Wien 2002, S. 19-45. E c k a r t , Rudolf (Theodor Abraham), Schriftsteller, Publizist, * 1 . 1 2 . 1 8 6 1 S c h ö n e b e c k / P r i e g n i t z , t 1 2 . 1 . 1 9 2 2 Nörten (heute zu Nörten-Hardenberg). Nach dem Studium der Theologie und Philosophie an den Universitäten Göttingen und Greifswald ließ sich E. als freier Schriftsteller in Nörten-Hardenberg nieder. Als sein Vater starb, ü b e r n a h m er die Direktion des dortigen Waisenhauses und gründete 1887 das „Norddeutsche Journal", das wenig später mit dem „Dichterheim" vereinigt wurde. N e b e n zahlreichen volkskundlichen, theologischen und literarhistorischen Schriften (u. a. Handbuch zur Geschichte der plattdeutschen Literatur, 1911) veröffentlichte E. Gedichte und Erzählungen; er war Übersetzer sowie Lexikograph und gab u. a. zahlreiche Lutherschriften heraus. E c k m a n n , Otto (Theodor Heinrich), Maler, Kunstgewerbler, * 1 9 . 1 1 . 1 8 6 5 H a m b u r g , f 1 1 . 6 . 1 9 0 2 Badenweiler. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschulen in H a m b u r g und Nürnberg beendete E., Sohn eines Krämers, sein Studium an der Münchner Kunstakademie, trat seit 1890 als Landschaftsmaler hervor und wurde 1894 für seinen Gemäldezyklus Die Lebensalter mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Durch Justus —> B r i n c k m a n n in Hamburg mit j a p a nischen Farbholzschnitten vertraut geworden, wandte er sich fast ausschließlich der dekorativen Graphik zu. Er w u r d e Mitarbeiter der Zeitschriften „ P a n " (Schwertlilien, 1895) und . J u g e n d " (vor allem 1 8 9 6 / 9 7 ) . Seit 1897 war E. Lehrer f ü r ornamentale Malerei an der Kunstgewerbeschule in Berlin. Er entwarf u . a . Möbel, Textilien und Innendekoration. E. w u r d e auch durch die nach ihm benannte Druckschrift bekannt, die sich zu der am häufigsten verwendeten Jugendstilschrift entwickelte. LITERATUR: Friedrich Ahlers-Hestermann: Ε., Ο. Τ. H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 303-304. - Brigitte von Savigny: Ο. E. (1865-1902). Graphiker und Kunsthandwerker. Freiburg 1993. - Günter Meißner: E „ O. In: Α KL, Bd. 32, 2002, S. 108-109. E c k s t e i n , (Friedrich L u d w i g Adolf) Ernst, Publizist, Schriftsteller, * 6 . 2 . 1 8 4 5 Gießen, f 1 8 . 1 1 . 1 9 0 0 Dresden. Der Sohn eines Hofgerichtsrats studierte in Gießen, Bonn und Marburg Rechtswissenschaften, Philosophie und Philologie und w u r d e 1866 promoviert. Als freier Schriftsteller berichtete E. über Reisen in West- und Südeuropa, bevor er 1872 Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" in Wien wurde.
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Eckstein 1874 ging Ε. nach Leipzig, redigierte dort bis 1882 die konservative „Deutsche Dichterhalle" und war 1879-82 Redakteur der satirischen Zeitschrift „Schalk". Er schrieb komische E p e n und historische R o m a n e in der Nachfolge von Georg Moritz Ebers ( u . a . Die Claudier, 3 Bde., 1881). Bekannt wurde E. durch seine Gymnasialhumoresken (Besuch im Carzer, 1875) und wandte sich in seinen letzten Lebensjahren mit sozialkritischen R o m a n e n wie Familie Hartmann (1894) der literarischen M o d e r n e zu. LITERATUR: Wilmont Haacke: E., F. L. Α. E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 304. - Ε. E. 1845-1900. Ein Lese- und Bilderbuch. Hrsg. v. Erwin Leibfried. Fernwald 1995. E c k s t e i n , Gustav, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 9 . 2 . 1 8 7 5 Wien, t 2 7 . 7 . 1 9 1 6 Zürich. Nach d e m Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, das er mit der Promotion z u m Dr. jur. abschloß, widmete sich E., der bereits als Student aktiv in der sozialdemokratischen B e w e g u n g tätig war, seit 1902 dem politischen Journalismus. Im Anschluß an eine Reise nach Japan ließ er sich in Deutschland nieder, w o er Mitarbeiter des Berliner „Vorwärts", des „Leipziger Volksblatts", des „ K a m p f s " und der „Neuen Zeit" wurde. Daneben arbeitete E. für mehrere österr. Zeitungen, unterrichtete 1910 an der Parteischule in Berlin, trat in die Redaktion der „Neuen Zeit" ein und wirkte 1912 an der Parteischule in Klagenfurt. E. veröffentlichte Schriften zur Politik (u.a. Marxismus in der Praxis, 1918) sowie ethnographische und naturwissenschaftliche Untersuchungen. E d , Christoph Marquard, Pseud. Stallknecht, Drucker, Schriftsteller, * 2 0 . 1 . 1 8 0 9 Rendsburg, t 9 . 4 . 1 8 8 5 Lübeck. E. erlernte bei J. A. Meißner in Altona das Buchdruckerhandwerk und erwarb 1842 Druckerei und Konzession des „Bergedorfer Wochenblatts". Mit dem auch „Eisenbahnerzeitung" genannten Blatt siedelte er 1865 nach Lübeck über. 1 8 8 0 / 8 1 war er Reichstagsabgeordneter. E. veröffentlichte Geschichten im Taschenbuch „Cornelia" (1838 und 1843) und schrieb u . a . Rosimunda, Königin der Langobarden (1840). LITERATUR: S. 119.
Haunfelder,
Liberale
Abgeordnete,
2004,
E d e l , E d m u n d Albert, Illustrator, Schriftsteller, * 1 0 . 9 . 1 8 6 3 Stolp (Pommern), t 4 . 5 . 1 9 3 4 Berlin. Zunächst als K a u f m a n n tätig, studierte E „ Sohn eines Sanitätsrats, 1886-91 an den Akademien in München und Paris Malerei. 1892 ließ er sich in Berlin nieder und arbeitete als M a l e r und Illustrator an humoristischen Zeitungen mit. Er illustrierte u. a. f ü r die „Berliner Morgenpost" und die „Weite Welt"; 1897 war er Mitbegründer und Leiter der Wochenschrift „Das N a r r e n s c h i f f und widmete sich dann vorwiegend der Plakatzeichnung. E. schrieb auch Romane, u. a. Liebe? Einige Kleinigkeiten über die alte Geschichte (1909). LITERATUR: Eberhard Marx: Ε., Ε. A. In: N D B , Bd. 4 , 1 9 5 9 , S. 307. - Mit Schirm, C h a r m e und Melone: Der Plakatkünstler Ε. E. (1863-1934). Hrsg. Stiftung P o m m e r n . Kiel 1994. Marina Sauer: Ε., E. A. In: A K L , Bd. 32, 2002, S. 130-131. E d s c h m i d , Kasimir, eigentl. Eduard Hermann Wilhelm Schmid, Schriftsteller, * 5 . 1 0 . 1 8 9 0 Darmstadt, t 3 1 . 8 . 1 9 6 6 Vulpera (heute zu Tarasp, Kt. Graubünden). Der Sohn eines Gymnasiallehrers w a r nach dem Studium der Romanistik in M ü n c h e n , Genf, Gießen, Paris und Straßburg literarischer Referent der „Frankfurter Zeitung" sowie Mitarbeiter mehrerer ausländischer Magazine. Er traf Ernst Stadler sowie Rene —»Schickele und entwickelte durch seine
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Beschäftigung mit Büchners Werken ( 1 9 1 3 / 1 4 ) eine kritische, kosmopolitische Grundhaltung zu den preußischdeutschen Verhältnissen. E. war Mitarbeiter der Zeitschriften „Der S t u r m " und „Die weißen Blätter" und brachte 1919-23 z u s a m m e n mit Henri Barbusse die Sammlung „Tribüne der Kunst und Zeit" heraus. 1920-33 bereiste er verschiedene L ä n d e r Europas, Afrikas und Südamerikas und arbeitete seit 1933 als freischaffender Autor vor allem in Italien, nachdem er v o m nationalsozialistischen Regime als „Zersetzungsliterat" mit einem Rede- und 1941 auch mit einem Schreibverbot belegt worden war. Seit 1945 hielt er sich auch wieder in Darmstadt auf. Mit den Novellen Die sechs Mündungen (1915) und Das rasende Leben (1916) wurde E. Wortführer des literarischen Expressionismus. Theoretisches zu dieser neuen B e w e g u n g veröffentlichte er in dem programmatischen Essayband Über den Expressionismus in der Literatur und die neue Dichtung (1919). In Die Fürstin (1919) und Die achatnen Kugeln (1920) bestach E. durch die sprachliche Phantasie des Expressionisten, verzichtete aber mit der Absolutsetzung des schöpferischen Ichs nahezu vollständig auf gesellschaftskritische Ansätze. 1920 wandte er sich mit dem Essayband Die doppelköpfige Nymphe vom expressionistischen Stil ab und tendierte fortan mit handlungsreicheren R o m a n e n wie Sport um Gagaly (1928) zur gehobenen Unterhaltungsliteratur. E. zeigte gesellschaftskritische Ansätze in d e m R o m a n Feine Leute oder die Großen dieser Erde (1931), schrieb erfolgreiche Reisebücher (u.a. Das große Reisebuch, 1927) und w i d m e t e sich mit Spätwerken wie Wenn es Rosen sind, werden sie blühen (1950) politischen und ethischen Problemen. LITERATUR: Κ. E. 1890-1966. Claus Netuschil. Darmstadt 1990. - Kurt Schleucher: Der reisende Schriftsteller Κ. E. Darmstadt 1990. - Ulrike Edschmid: „Wir wollen nicht mehr darüber reden": Erna Pinner und Κ. E. - eine Geschichte in Briefen. München 1999. E d z a r d , Sebastian, Philosoph, * 1 . 8 . 1 6 7 3 Hamburg, t 1 0 . 6 . 1 7 3 6 Hamburg. Der Sohn des Orientalisten Esdras E. war mit 23 Jahren Magister und Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Wittenberg und wurde 1699 Gymnasiallehrer in Hamburg. Als Vorkämpfer des orthodoxen Luthertums verfaßte er bis 1729 mehr als 133 Schriften, die im Druck erschienen. E. erhielt von der gelehrten Welt großen Beifall für seine Spottschrift gegen den „Hamburgischen Patrioten" 1724, überschritt aber mit seiner Schrift Pietistische Intrigen in Litthauen 1724 die Grenzen des Erlaubten so sehr, daß er nach längerem Prozeß mit dreijähriger Suspension sowie einer großen Geldbuße bestraft w u r d e und Schreibverbot erhielt. LITERATUR: V D 17. - Beneke: E „ S. In: A D B , Bd. 5, 1877, S. 6 5 2 f. E e l k i n g , Hermann Frh. von, Modeschöpfer, * 1 . 1 . 1 8 8 7 Posen, t 1 9 . 2 . 1 9 7 0 Berlin. E. w a r bis 1913 Leutnant bei einem Berliner Garderegiment und studierte dann in Wien, M ü n c h e n , Paris und nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin Kunstgeschichte. 1923 gründete er die Zeitschrift „Die Deutsche Elite", wurde 1924 Mitinhaber und Chefredakteur der Zeitung „Die Deutsche Illustrierte" und gab seit 1924 die Zeitschrift „Der Modediktator" heraus. 1928 gründete er das „Zentralamt für Herrenm o d e " und hatte als dessen Vorsitzender in den folgenden Jahren entscheidend Anteil an der jeweiligen Herrenmode. Neben verschiedenen Modekatalogen gab E. Das Familienarchiv (1918), Die Garderobengesetze (1921) und Weltleute (1921) heraus. E g g e b r e c h t , Axel, Publizist, * 1 0 . 1 . 1 8 9 9 Leipzig, t 1 4 . 7 . 1 9 9 1 Hamburg. Der Sohn eines Arztes nahm 1 9 1 7 / 1 8 am Ersten Weltkrieg teil, studierte vier Semester Germanistik und Philosophie
Egler in Leipzig, ging kurze Zeit bei einem Buchhändler in Bremen in die Lehre und versuchte sich dann u. a. als Reisevertreter, Packer, Klavierspieler und Regieassistent. Im März 1920 Schloß er sich den Putschisten Wolfgang K a p p und Walther von Lüttwitz an, nachdem er zuvor d e m rechtskonservativen Kreis u m Ernst von —»Salomon angehört hatte. Der Antisemitismus der Rechtsradikalen ließ ihn j e d o c h politisch umdenken und führte 1920 zu seinem Eintritt in die K P D . 1923 und 1924 war E. u . a . f ü r die Filmfirma W . Münzenberg in der Sowjetunion tätig. 1925 trat er desillusioniert aus der K P D aus. Nach vorübergehender dramaturgischer Tätigkeit bei der U f a wurde er Mitarbeiter der „Weltbühne", der Literaturzeitungen „Das Wort" und „Die literarische Welt" und schrieb als Filmkritiker f ü r das „Berliner Tageblatt". 1933 war E. mehrere Monate im Gefängnis und im Konzentrationslager und erhielt Schreibverbot. E r arbeitete seit 1935, zunächst illegal, von 1936 an mit Genehmigung an Drehbüchern f ü r Unterhaltungsfilme mit. 1945-49 wesentlich am A u f b a u des Nordwestdeutschen R u n d f u n k s beteiligt, war er 1 9 4 6 / 4 7 Mitherausgeber der „Nordwestdeutschen H e f t e " und 1947 Mitbegründer des Deutschen PEN-Zentrums. Seit 1949 freischaffend, leitete er 1963-71 das Nachwuchsstudio. E. veröffentlichte u. a. den Essayband Katzen (1927), den R o m a n Leben einer Prinzessin (1929) und den Bericht Volk ans Gewehr. Chronik eines Berliner Hauses 1930-34 (1959). Seine Autobiographie Der halbe Weg. Zwischenbilanz einer Epoche erschien 1975. WEITERE WERKE: B a n g e m a c h e n gilt nicht. 28 Betrachtungen zum gesunden Menschenverstand. M ü n c h e n 1984. Hrsg.: Die zornigen alten Männer. Gedanken über Deutschland seit 1945. Reinbek bei Hamburg 1984. LITERATUR: T h o m a s Berndt: Nur das Wort kann die Welt verändern. Der politische Journalist Α. E. Herzberg 1998. E g g e r , Berthold Anton, Augustiner-Chorherr, Redakteur, * 1 5 . 1 1 . 1 8 5 2 Frankenburg (Oberösterreich), t 1 3 . 7 . 1 8 9 1 Klosterneuburg (Niederösterreich). Nach dem Studium der Theologie in Linz schied E. aus dem Alumnat aus, studierte Jura, trat 1874 in Klosterneuburg in den Orden der Augustiner-Chorherren ein und wurde 1878 Kooperator in Floridsdorf. 1879 begründete er den „Kalender für den katholischen Klerus Österreich-Ungarns", 1882 das „Korrespondenz-Blatt f ü r den katholischen Klerus Österreichs". 1884 gab E. zum ersten Mal das Literaturblatt „Augustinus" heraus, 1888 das Pastoralblatt „Hirtentasche". Als Leiter des 1883 ins Leben gerufenen katholisch-politischen Vereins in Hietzing veranlaßte er 1 8 8 6 / 8 7 das Erscheinen des christlich-sozialen Blattes „Der Arbeiter". LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 221. E g g e r , Franz von, österr. Jurist, * 1 4 . 6 . 1 7 6 5 Ort am Traunsee (Oberösterreich), f 2 . 1 1 . 1 8 5 1 Graz. E. studierte zunächst Theologie in Passau und Wien, dann Jura in Graz, w o er 1789 Prof. der politischen Wissenschaften wurde. 1 7 9 6 / 9 7 hielt er auch Vorlesungen in Naturund Völkerrecht, 1798 in Zivil- und Kriminalrecht und war 1 7 9 6 / 9 7 Rektor der Universität. 1803 wurde E. als Prof. des Kriminal- und Zivilrechts nach Wien berufen und versah neben seiner Lehrtätigkeit seit 1808 das Referendariat in politischen Gesetzessachen bei der damaligen Hofkommission. Nach seiner Pensionierung 1829 blieb er noch bis 1835 auf seiner Stelle, da sein N a c h f o l g e r Sebastian Jenull bei der zur Revision der Strafgesetze aufgestellten H o f k o m m i s s i o n mitarbeitete. E. unterstützte mit seinen Kommentaren die Verbreitung der Lehrbücher von Karl Anton von Martini zu Wasserberg und Franz Anton von Zeiller. Er veröffentlichte Arbeiten in den „Annalen der Literatur und Kunst", den „Vaterländischen Blättern", den „Beiträgen zur Gesetzeskunde"
sowie in der „Zeitschrift f ü r österreichische Rechtsgelehrsamkeit". LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 222. E g g e r , Karl Borromäus, kath. Theologe, * 3 1 . 1 0 . 1 7 7 2 Denklingen/Allgäu, t 31.12.1849. E. studierte an der Anstalt St. Salvator in A u g s b u r g alte Sprachen, Französisch, Italienisch und Philosophie, unterrichtete 1789 als Privatlehrer und trat 1795 nach der Priesterweihe in das bischöfliche Seminar in P f a f f e n h a u s e n ein, w o er gleichzeitig Repetitor war. Seit 1801 lehrte er Logik, Metaphysik und Philosophie in Dillingen und ü b e r n a h m nach der Auflösung der dortigen Univ. 1804 die Pfarrei Kleinaitingen sowie die Inspektion sämtlicher Schulen des Landgerichts. 1810 leitete E. erfolgreich eine E i n g a b e d e r Geistlichen gegen die Besteuerung im Z u g e der K o m m u n a l a u f l a g e n , war V o r k ä m p f e r der „Literaturzeitung f ü r katholische Religionslehrer" von Franz Karl —»Felder, die 1810 z u m ersten Mal erschien, und wurde 1818 Abgeordneter der kath. Geistlichkeit. Seit 1821 war E. Wirklicher Geistlicher Rat des Bistums A u g s b u r g und D o m d e k a n . Er leitete den W i e d e r a u f b a u der Klöster St. Maria Stern und St. Ursula in Augsburg. WERKE: Der alte Fronleichnam unseres Herrn Jesu Christi d e m neuen A b e n d m a h l e des Drs. Stephani entgegengestellt. A u g s b u r g 1812. E g g e r s , Friedrich, Kunsthistoriker, * 2 7 . 1 1 . 1 8 1 9 Rostock, t 1 1 . 8 . 1 8 7 2 Berlin. N a c h d e m Studium der Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Rostock, Leipzig und M ü n c h e n (1841-48) n a h m E. 1849 in Schwerin eine Stelle bei der „Mecklenburgischen Zeitung" an, ging 1850 nach Berlin, w o er das „Deutsche Kunstblatt" gründete, d a s er bis 1858 leitete, und w u r d e 1863 Prof. an der K u n s t a k a d e m i e in Berlin, 1868 in Karlsruhe. E. war Mitglied der Dichtergruppe „Tunnel über der Spree". LITERATUR: Theodor Storm: B r i e f e an F. E. Mit einer Lebensskizze von F. E. und Gedichtproben. Berlin 1911. Werner Schnabel: E „ F. In: N G r o v e D , Bd. 9 , 2 1 9 9 6 , S. 761. M a r i e Riemann-Reyher: F. E. und Menzel. In: Jahrbuch der Berliner Museen, Beiheft 41 (1999) S. 245-271. E g g e r t , Eduard, Jurist, Schriftsteller, * 1 3 . 1 . 1 8 5 2 Ludwigsburg, t 2 3 . 2 . 1 9 2 6 Friedrichshafen. N a c h d e m Jurastudium in T ü b i n g e n und M ü n c h e n war E. mehrere Jahre Richter, arbeitete dann als Rechtsanwalt und w u r d e 1885 Justizrat sowie Leiter des Männerzuchthauses in Stuttgart. Seit 1895 Oberjustizrat, wurde er 1905 Direktor des Landesgefängnisses in Schwäbisch Hall. E. redigierte 1904-10 die Zeitschrift „ K o m p a ß " und schrieb neben Dramen u. a. das Epos Der Bauernjörg (1893). Er war der Vater von Walther Eggert-Windegg. E g l e r , Ludwig, Schriftsteller, * 2 4 . 8 . 1 8 2 8 Hechingen, t 2 . 8 . 1 8 9 8 Hechingen. D e r Sohn eines Seifensieders erlernte das väterliche Handwerk und begab sich 1850 auf W a n d e r s c h a f t in verschiedene Städte Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und des Elsasses. Durch Lektüre von B ü c h e r n und den Besuch von Kunstausstellungen und M u s e e n bildete er sich autodidaktisch weiter. 1854 ü b e r n a h m E. den Betrieb des Vaters, betätigte sich aber auch journalistisch und redigierte seit 1871 die „Hohenzollernschen Blätter". Er beschäftigte sich besonders mit dem Ursprung und der Zivilisation des hohenzollernschen Gebiets und veröffentlichte u . a . Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und Erzählungen (1861). Zu seinen Freunden zählten Anton Birlinger, Graf Stillfried und Michael Buck. Birlinger wirkte bei der Herausgabe von Mythologie, Sage und Gedichte der hohenzollernschen Lande (1895) mit.
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Ehinger E h i n g e r , Hans, schweizer. Musikwissenschaftler, * 2 7 . 1 2 . 1 9 0 2 Basel, t 1 7 . 5 . 1 9 6 6 Basel. E. studierte in Basel und Berlin Musikwissenschaften, nahm daneben Unterricht am Basler Konservatorium und wurde 1927 an der Univ. Basel mit der Arbeit Friedrich Rochlitz als Musikschriftsteller promoviert. Als 1926 das Basler Studio gegründet wurde, hielt E. den ersten Radiovortrag; seit 1928 arbeitete er als Basler Musikreferent der „Schweizerischen Musikzeitung", später auch der Tageszeitungen „Der B u n d " und „Neue Zürcher Zeitung". 1929-31 war er Sekretär der Basler Festspiele, seit 1931 Redakteur der „Basler Nachrichten". E. w a r Gründungsmitglied und erster Präsident der Basier Ortsgruppe der Internationalen Gesellschaft für neue Musik. Zu seinen Publikationen zählten Klassiker der Musik (1946). WEITERE WERKE: Hrsg.: Heinrich Sutermeister: Werkverzeichnis. Mainz 1967. - Ε. T. A. H o f f m a n n als Musiker und Musikschriftsteller. Ölten u. a. 1954. LITERATUR: Friedrich Schramm: Probleme der Oper. Ein Gespräch zwischen Friedrich Schramm und Η. E. Zürich 1958. E h l e r s , Rudolph (Wilhelm), evang. Theologe, * 3 0 . 3 . 1 8 3 4 Hamburg, t 7 . 8 . 1 9 0 8 F r a n k f u r t / M a i n . Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen war E. seit 1859 Pfarrer der G e m e i n d e Stolberg bei Aachen. 1864 w u r d e er Pfarrer der deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde Frankf u r t / M a i n , 1878 Konsistorialrat, 1899 Oberkonsistorialrat im neuen, von Lutheranern und Reformierten gleichermaßen besetzten Konsistorium der Frankfurter Landeskirche. E. war 1884 Mitbegründer und Vizepräsident des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (später deutsche Ostasienmission) und Leiter zahlreicher paritätischer Wohlfahrtseinrichtungen. Z u s a m m e n mit Heinrich Bassermann gab er 1879-91 die „Zeitschrift f ü r praktische Theologie" heraus, war Mitarbeiter der „Christlichen Welt" und veröffentlichte 1905 die Schrift Konfirmanden-Unterricht für Konfirmierte, die ins Englische und ins Japanische übersetzt wurde. WEITERE WERKE: Evangelische Predigten. F r a n k f u r t / M a i n 1873. - Das alte Gesetz und die neue Zeit. Die Zehn Gebote f ü r die Gegenwart ausgelegt. H a m b u r g 1877. - Bilder aus d e m Leben des Apostels Paulus. F r a n k f u r t / M a i n 1886. A u s festlichen Stunden. F r a m k f u r t / M a i n 1895. - Richard Rothe. Leipzig 1906. - Als die Sterbenden, und siehe, wir leben. Nachgelassene Predigten. F r a n k f u r t / M a i n 1909. LITERATUR: R. E „ Lebensbild eines evangelischen Theologen, aus seinen Briefen. F r a n k f u r t / M a i n 1912. - Wilhelm Lueken: E „ R. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 348 f. - H e y o E. H a m e r : E „ R. W. In. RGG 4 , Bd. 2, 1999, Sp. 1102f. E h r e n f r i e d , Matthias, Bischof von Würzburg, * 3 . 8 . 1 8 7 1 Absberg (Mittelfranken), t 3 0 . 5 . 1 9 4 8 Rimpar bei Würzburg. E., Sohn eines Landwirts, studierte Philosophie und Theologie an der Gregoriana in Rom, wurde 1898 zum Priester geweiht, war kurze Zeit als Kaplan tätig und lehrte 1900-24 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt zunächst Dogmatik, später Apologetik, neutestamentliche Exegese und Homiletik. 1912 ü b e r n a h m er die Schriftleitung der „Christlichen Schule" und der „Blätter für den katholischen Klerus". 1924 wurde E. zum Bischof von Würzburg gewählt. 1930 hielt er eine Diözesansynode ab, später gründete er das Marianum in Würzburg, das Kilianeum in Miltenberg und das Exerzitienheim „Himmelspforte". LITERATUR: Theodor Kramer: Ε., M . In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 354. - Ders.: Ε., M. In: Bd. 6. Lebensläufe aus Franken. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1960, S. 144-157. - Max Domarus: Bischof Μ . E. und das Dritte Reich. Wurzburg
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1 9 7 5 , 5 1 9 9 8 . - Burkhard Badura: Bischof Μ. E. in der Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat während der Zeit des Dritten Reiches. Diplomarbeit Würzburg 1984. - Klaus Wittstadt: Ε., M . In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 5 1 0 f . - Ders.: Ε., M . In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 583-585. E h r e n s t e i n , Albert, österr. Schriftsteller, * 2 3 . 1 2 . 1 8 8 6 Wien, t 8 . 4 . 1 9 5 0 New York. Der Sohn ungarischer Eltern studierte Geschichte, Philosophie und Philologie in Wien, Schloß das Studium 1910 mit einer Dissertation über ungarische Geschichte ab und veröffentlichte im selben Jahr das Gedicht Wanderers Lied in der „Fackel". 1911 erschien seine von Oskar Kokoschka illustrierte Erzählung Tubutsch, 1914 eine Lyriksammlung unter dem Titel Die weiße Zeit. E. pflegte Umgang mit avantgardistischen Literaten und Künstlern. Er veröffentlichte Geschichten und Gedichte in expressionistischen Zeitschriften wie „Der S t u r m " und „Die Aktion". 1914 traf er sich mit den Kriegsgegnern Walter —> Hasenclever und Martin —> Buber in Weimar und wandte sich in den Gedichtbänden Der Mensch schreit (1916) und Die rote Zeit (1917) gegen den Krieg. 1916-18 war E. in der Schweiz als Sekretär des Vereins f ü r Individualpsychologie tätig, ging nach dem Ersten Weltkrieg in der H o f f n u n g auf eine deutsche Revolution nach Berlin und kehrte desillusioniert nach Wien zurück. In den zwanziger Jahren schrieb er resignative Briefe an Gott (1922) und Ich bin der unnütze Dichter, verloren in kranker Welt (Nachdichtungen aus d e m Chinesischen; aus dem Nachlaß, 1970) und bereiste 1 9 2 8 / 2 9 Nordafrika und den Nahen Osten. 1932 emigrierte E. in die Schweiz, 1941 in die U S A und arbeitete an der jüdischen Wochenzeitung „Aufb a u " mit. Nach 1945 fand sich erst 1989 ein Verleger f ü r seine Werke in Deutschland. Er starb verbittert in einem Armenhospital in New York. E. präsentiert sich in seinen Werken als Satiriker, der eine bessere Z u k u n f t von seinem Ideal aus Buddhismus, Sozialismus und Urchristentum erhofft. E., der zu den Entdeckern K a f k a s gehört, hat auf A r n o Schmidt nachhaltig gewirkt. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1959, S. 227. - Fritz Martini: Ε., A. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 355. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 239. - U w e Laugwitz: Α . E.: Studien zu Leben, Werk und Wirkung eines deutsch-jüdischen Schriftstellers. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1987. - A r n o Maierbrugger: Eine Fahrt am Kohlenwagen der Trauer. Biographisches zur Publizistik A. E.s, d e m Opfer „Barbaropas". In: Medien & Zeit 6 (1991) 4. - Armin A. Wallas: Α. E.: Mythenzerstörer und Mythenschöpfer. M ü n c h e n 1994. E h r h a r d t , Franz, Gewerkschafter, Politiker, * 1 5 . 7 . 1 8 8 0 Fuhrbach bei Duderstadt, t 6 . 7 . 1 9 5 6 Köln. Von Beruf Maurer, kam E. 1905 als Gewerkschaftssekretär zum Zentralverband Christlicher Bauarbeiter, gehörte seit 1907 der Stadtverordnetenversammlung Kattowitz an und wurde 1914 Vorsitzender des Ausschusses der dortigen Allgemeinen Ortskrankenkasse. Er n a h m am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1920 Geschäftsführer der kath. Volkspartei in Oberschlesien, arbeitete 1922-26 an der „Oberschlesischen Volksstimme" mit und war seit 1926 Landesrat. Er gehörte der Weimarer Nationalversammlung und dem Deutschen Reichstag (1920-33) an und war anschließend Direktor eines Versicherungsunternehmens, 1947-50 Mitglied des niedersächsischen Landtags. LITERATUR: M.d.R„ 3 1994, S. 109. E h r h a r t , Franz Josef, Politiker, * 6 . 2 . 1 8 5 3 Eschbach (Rheinpfalz), t 2 0 . 7 . 1 9 0 8 Ludwigshafen. Nach einer Ausbildung zum Tapezierer arbeitete der uneheliche Sohn einer Dienstmagd als Handwerksgehilfe, trat 1873 in die Sozialdemokratische Partei ein und wurde, von Johann —> Most beeinflußt, Wanderredner. Wegen eines Wahlaufrufs wurde E. zu zwei Monaten H a f t verurteilt. Nach der
Ehrlich Entlassung ließ er sich in M a n n h e i m nieder, w o er zu den Gründern des „Pfälzisch-Badischen Volksblatts" (1877) und der „Mannheimer Volksstimme" (1890) gehörte. 1877 ging E. nach London, lernte dort Karl —> Marx kennen und war 1 8 7 8 / 7 9 Sekretär des kommunistischen Arbeiterbildungsvereins. Mit Most gab er die Exilzeitschrift „Freiheit" heraus. 1880 wurde er aus Paris ausgewiesen, in Deutschland verhaftet und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Seit 1884 betrieb E. ein Möbelgeschäft in Ludwigshafen. Er begann, eng mit den Führern der rechtsrheinischen bayerischen SPD, besonders mit Karl —> Grillenberger und Georg von —» Vollmar zusammenzuarbeiten, w a r 1889-1908 als erster pfälzischer Sozialdemokrat Mitglied des Stadtrats Ludwigshafen und 1900-1908 Distriktrat. Seit 1893 gehörte er dem Bayerischen Landtag, seit 1898 dem Deutschen Reichstag an. Seit 1904 erschien in der eigenen Druckerei die „Pfälzische Post". WERKE: Die Zustände der Badischen Anilin und Sodafabrik. Ludwigshafen 1892. - Das bayerische Heimatgesetz. Ludwigshafen 1904. LITERATUR: Erich Schneider: F. J. E. In: Pfälzer Lebensbilder. Hrsg. v. Kurt B a u m a n n . Bd. 1. Speyer 1964. - Ders.: F. J. E. (1853-1908). Der erste pfälzische Sozialdemokrat im bayerischen Landtag. In: S t i m m e der Pfalz 45 (1994) 3, S. 3-6. - Ders.: F. J. E. und Karl Grillenberger. In: Pfälzer Heimat 4 7 (1996) S. 50-57. - Ders.: Die Presse ist das Herzblut unserer Bewegung: D e r Sozialdemokrat F. J. E. als Publizist und Zeitungsgründer und die „Pfälzische Post" Ludwigshafen in der Ä r a des „Roten Pfalzgrafen", o. O. 1997. E h r k e , Hans (Willi Walter), Schriftsteller, * 1 0 . 4 . 1 8 9 8 D e m m i n (Pommern), f 2 9 . 1 0 . 1 9 7 5 Kiel. E. n a h m am Ersten Weltkrieg teil, schrieb seine ersten Gedichte und Schloß nach Kriegsende seine Ausbildung als Lehrer ab, fand j e d o c h jahrelang keine Anstellung. Er beschäftigte sich mit Mundartdichtung und verfaßte, angeregt von der niederdeutschen B e w e g u n g um Fritz Stavenhagen, Hermann Boßdorf, Paul Schurek, Gorch Fock und andere, erste niederdeutsche Texte. 1921 veröffentlichte E. Frühlicht. Heimatbilder aus der niederdeutschen Welt. Er erhielt eine Anstellung als Lehrer und wurde später Rektor in Kiel. Seine Gedichte, Novellen und niederdeutschen Geschichten haben die Vergänglichkeit z u m Thema. E. schrieb auch eine Reihe von K o m ö d i e n wie Narrenspeegel (1925) f ü r das Theater Richard Ohnsorgs in Hamburg. 1924-33 war er Dramaturg an der niederdeutschen Bühne in Kiel, anschließend bis 1945 Landesleiter der Reichsschrifttumskammer für Schleswig-Holstein, 1949-56 Schriftleiter von „Uns Moderspraak". E h r l e , Franz, Jesuit, Theologe, Kardinal, * 1 7 . 1 0 . 1 8 4 5 Isny, f 3 1 . 3 . 1 9 3 4 Rom. E., Sohn eines Amtsarztes, trat 1861 in die Gesellschaft Jesu ein, ging nach England, w o er 1876 in Ditton Hall die Priesterweihe empfing, und ließ sich 1880 in R o m nieder. Dort beschäftigte er sich vorwiegend mit mittelalterlicher Scholastik und wurde eine Autorität auf dem Gebiet der Paläographie sowie der Erhaltung und Reproduktion alter Handschriften. 1890 veröffentlichte E. eine Historia bibliothecae Romanorum pontificum (nur Bd. 1 erschienen) und wurde außerordentliches Mitglied des Congresso der Vaticana. Er spielte eine maßgebliche Rolle bei den Verhandlungen über den E r w e r b der Bibliotheca Borghese, gab das „Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters" (7 Bde., 1885-1900) heraus und war 1895-1914 Präfekt der Vatikanischen Bibliothek. 1917 wurde er Schriftleiter der „Stimmen der Zeit" und lehrte seit 1918 Paläographie am Päpstlichen Bibelinstitut sowie Geschichte der Scholastik an der Gregoriana in R o m . 1922 z u m Kardinal ernannt, war er seit 1929 Bibliothekar und Archivar der römischen Kirche.
WEITERES WERK: Die Scholastik und ihre A u f g a b e n in unserer Zeit. F r e i b u r g / B r e i s g a u 2 1933. LITERATUR: Walther Holtzmann: E., F. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 360 f. - M a n f r e d Weitlauff: E., F. In: T R E , Bd. 9, 1982, S. 366-369. - Peter Walter: E „ F. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 513 f. E h r l e r , H a n s Heinrich, Schriftsteller, * 7 . 7 . 1 8 7 2 B a d Mergentheim, t 1 4 . 6 . 1 9 5 1 Waldenbuch bei Stuttgart. D e r Sohn eines Wachsziehers studierte an den Universitäten W ü r z b u r g und M ü n c h e n Jura, war u. a. 1920-22 in der Leitung des „Schwäbischen B u n d e s " und als Mitarbeiter der „Frankfurter Z e i t u n g " tätig und widmete sich in der Folgezeit der Schriftstellerei. Zunächst veröffentlichte er Tagebuchaufzeichnungen und Werke in B r i e f f o r m wie Briefe vom Land (1911). Z u seinen späteren Arbeiten zählen die R o m a n e Die Frist (1931) und Die drei Begegnungen des Baumeisters Wilhelm (1935). Als Herausgeber veröffentlichte E. u . a . Das schwäbische Liederbuch (1918). LITERATUR: Otto Borst: Ε., Η. H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 361-362. - Η. Η. E. Mergentheim 1872 - 1951 Waldenbuch. Hrsg. Kulturverein e. V. B a d M e r g e n t h e i m 2002. E h r l i c h , (Karl) Heinrich (Alfred), Musiker, M u s i k pädagoge, Musikschriftsteller, Musikkritiker, * 5 . 1 0 . 1 8 2 2 Wien, t 2 9 . 1 1 . 1 8 9 9 Berlin. E. erhielt Klavierunterricht bei Adolf Henselt, Carl Maria von Bocklet und Sigismund Thalberg, war bis 1851 als Hauslehrer in U n g a r n tätig, ging anschließend auf Konzertreisen nach Wien, Dresden, Berlin und Paris und ließ sich 1852 als Hofpianist in H a n n o v e r nieder. 1855-57 lebte er in Wiesbaden als Lehrer der späteren Königin Sophie von S c h w e d e n , verbrachte kurze Zeit in England und k a m über Frankfurt 1862 nach Berlin. Dort arbeitete er a n f a n g s als politischer Korrespondent einer russischen Zeitung sowie f ü r die „Vossische" und die „Allgemeine Zeitung", gab 1864-72 und 1886-98 Klavierunterricht am Sternschen Konservatorium und ü b e r n a h m 1869 die musikalische Kritik des „Berliner Tageblatts" sowie der „Gegenwart". 1875 w u r d e er z u m Prof. ernannt. E. veröffentlichte u. a. Musikästhetik von Kant bis auf die Gegenwart (1882) und Schlaglichter und Schlagschatten aus der Musikwelt (1892). Zu seinen K o m p o sitionen zählen Zwölf Etüden. Konzertstücke in ungarischer Weise. WEITERES WERK: M o d e r n e s Musikleben. Studien. Berlin 1895. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 229-230. - Gustav Adolf Trumpff: Ε., H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 363. - H . C. Colles: Ε., H. In: N G r o v e D , Bd. 8, 2 2001, S. 20. E h r l i c h , Sigmund, österr. Journalist, * 2 3 . 1 2 . 1 8 5 2 Bernau (Mähren), t 1 2 . 2 . 1 9 3 2 Wien. E. Schloß das Jurastudium an der Univ. Wien als Dr. jur. ab, betätigte sich aber bereits während des Studiums als Stenograph und Parlamentsberichterstatter der „Neuen Freien Presse". 1874-90 arbeitete er beim „ E c o n o m i s t " der Zeitung mit, ü b e r n a h m dessen volkswirtschaftlichen Teil und war als Korrespondent des „Pester L l o y d " tätig. Seit 1890 hatte E. einen Sitz im Vorstand der „Concordia" inne und w a r 1909-19 deren Präsident, seit 1919 Ehrenmitglied. Seit 1904 fungierte er als O b m a n n der Krankenkasse des Vereins, die 1902 nach seinem Plan eingerichtet worden war. E. veröffentlichte u . a . Arbeiterpensionen mit Staatshilfe (1902) und eine Festschrift der „Concordia" (1909). E r w a r beeidigter Sachverständiger f ü r Pressefragen sowie Mitglied des Sachverständigenkollegiums für das literarische Urheberrecht. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1959, S. 230-231.
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Ehrmann E h r m a n n , Daniel, Rabbiner, * 1817 Muttersdorf (Böhmen), t 1 5 . 1 1 . 1 8 8 2 Brünn. Ε. betrieb in Prag klassische und jüdisch-wissenschaftliche Studien und wirkte als Rabbiner in Kuttenplan und Hohenems. 1852 siedelte er nach B ö h m i s c h - L e i p a über, legte 1862 sein A m t nieder und ging nach Prag, w o er die Zeitschrift „Abendland" herausgab. 1867 w u r d e er Religionsprofessor in Brünn. E. veröffentlichte u. a. Gebete für jüdische Frauen (1842). WEITERE WERKE: Aus Palästina und Babylon: Eine S a m m lung von Sagen, Legenden, Allegorien. Wien 2 1882. - Geschichte der Israeliten von den urältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Wien 5 1887. - Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch. Wiesbaden 2004. E h r m a n n , Theophil Friedrich, Schriftsteller, * 2 5 . 1 0 . 1 7 6 2 Straßburg, f 1811 Weimar. Nach dem Studium der Rechtwissenschaften in Straßburg lebte E. in Isny und Stuttgart, w o er Redakteur der Zeitschrift „Der Weltbürger" wurde, hielt sich anschließend in Straßburg auf und ließ sich 1802 in Weimar nieder. Er veröffentlichte Schriften zur englischen Phonetik und zur Völker-, Länder- und Staatskunde sowie historisch-geographische Werke, u . a . Pragmatische Geschichte der Revolution von Korsika (1779). E. war auch als Herausgeber und Übersetzer tätig, u. a. Die unglücklichen Eheleute (aus dem Französischen, 2 Bde., 1785). E i c h , Günter, Schriftsteller, * 1 . 2 . 1 9 0 7 L e b u s / O d e r , f 2 0 . 1 2 . 1 9 7 2 Salzburg. Seine Kindheit verbrachte E. in der Mark Brandenburg, 1918 zog die Familie nach Berlin, dann nach Leipzig, w o er das Nikolai-Gymnasium besuchte. Er studierte 1925-32 in Berlin, Leipzig und Paris Sinologie, zeitweise auch Jura und Volkswirtschaft. 1927 debütierte E. in der Anthologie jüngster Lyrik (hrsg. von Willi R. Fehse und Klaus —> Mann), drei Jahre später erschien ein Band Gedichte; sein erstes Hörspiel Leben und Sterben des Sängers Caruso (1931) entstand in Zusammenarbeit mit Martin —> Raschke, d e m Herausgeber der Zeitschrift „Die Kolonne". 1932-39 schrieb E. etwa 25 Hörspiele und die Erzählung Katharina (1935); die Rundfunkarbeit bildete die Existenzgrundlage des freien Schriftstellers. 1939 wurde er eingezogen und geriet gegen Kriegsende in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Die Gedichte aus der Kriegsgefangenschaft Abgelegene Gehöfte (1948), beispielhaft in der Darstellung kollektiver Not und illusionsloser Standortbestimmung des Individuums f ü r die deutsche Nachkriegslyrik, markierten den Beginn einer neuen Schaffensperiode, die er mit Untergrundbahn (1949) und Botschaften des Regens (1955) fortführte. E. war eines der Gründungsmitglieder der Gruppe 47 und erhielt als erster 1950 deren Preis, 1959 den Georg-Büchner-Preis. Nach dem Erfolg der Hörspiele Geh nicht nach El Kuhwehd (1950) und Träume (1951) w u r d e E. einer der meistgefragten und bedeutendsten deutschsprachigen Hörspielautoren der fünfziger Jahre. Seine künstlerisch anspruchsvollen Hörspiele variierten die zentralen Motive der Grenzüberschreitung und einer religiös motivierten sozialen Verantwortung. In Prosagedichten der späteren Schaffensperiode ( M a u l w t i r f e , 1968; Ein Tibeter in meinem Büro, 1970) zeigte sich eine bereits in der Lyrik der sechziger Jahre a u f t a u c h e n d e verknappte Diktion, sprachmystische Tendenzen traten hinter einem abgeklärt-melancholischen Grundton zurück. E. erklärte diese Haltung 1971 als ein politisches und religiöses „Nichtmehreinverstandensein". E r war seit 1953 mit Ilse Aichinger und Vater von Clemens E. WERKE: Gesammelte Werke in vier Bänden. Revidierte Ausgabe. Hrsg. v. Karl Karst und Axel Vieregg. F r a n k f u r t / M a i n 1991.
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LITERATUR: Hans-Ulrich Wagner: G. E. und der Rundfunk: Essay und Dokumentation. Potsdam 1999. - Peter Walther: G. E. - nach d e m E n d e der Biographie. Berlin 2002. - Matthew Philpotts: T h e Margins of Dictatorship: Assent and Dissent in the Work of G. E. and Bertolt Brecht. Oxford 2003. E i c h b e r g , Oskar, Musikpädagoge, * 2 1 . 1 . 1 8 4 5 Berlin, t 1 3 . 1 . 1 8 9 8 Berlin. E. war Schüler von Albert Löschhorn und Friedrich Kiel, gab 1879-89 den „Musikerkalender" heraus und redigierte anderthalb Jahre die „Neue Berliner Musikzeitung". Seit 1888 Vorsitzender des Berliner Musiklehrervereins, leitete er 15 Jahre einen gemischten Chorverein und war als M u sikreferent des „Berliner Börsen-Couriers" tätig. E. komponierte Klavierstücke, Lieder sowie Chorlieder und schrieb u . a . Parsifal. Einführung in die Dichtungen Wolframs von Eschenbach und Richard Wagners (1882). E i c h e n l a u b , Otto, Politiker, * 2 6 . 1 . 1 8 9 8 Ottersheim bei Landau, t 6 . 5 . 1 9 5 4 Neustadt/Weinstraße. E. studierte an den Universitäten Würzburg, Halle, Frankf u r t / M a i n und Heidelberg Jura, Volkswirtschaft und Philosophie, w u r d e 1922 promoviert (Hochwasserschäden am Bayerisch-Pfälzischen Rhein und die volkswirtschaftliche Bedeutung der Entwässerung seiner Niederung südlich Germersheim) und trat in das personal- und handelswirtschaftliche Büro der Badischen Anilin- und Sodafabrik (später I. G. Farben) ein. N a c h einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Referent der Industrie- und Handelskammer Ludwigshafen war er bis zu seiner Entlassung wegen regimekritischer Gesinnung 1939 Journalist der „Pfälzischen Presse". Später gehörte er d e m Stab des Feldmarschalls Erwin von Witzleben an und war in das Attentat v o m 20. Juli 1944 verwickelt. N a c h d e m Zweiten Weltkrieg politisch der C D U nahestehend, war E. 1 9 4 6 / 4 7 Oberregierungspräsident des Verwaltungsbezirks Pfalz-Hessen. E i c h e r t , Franz Xaver, Pseud. Miles, Journalist, Schriftsteller, * 1 1 . 6 . 1 8 5 7 Schneeberg bei Tetschen (Böhmen), t 6 . 7 . 1 9 2 6 Breitenfurt bei Wien. Nach d e m Studium an der T H Wien trat E., Sohn eines Försters, in den Eisenbahndienst ein. Er veröffentlichte Gedichte im „Znaimcr Volksboten" und wurde mit den Führern der Wiener christlichsozialen B e w e g u n g bekannt. E. ließ sich 1893 pensionieren, schrieb zunächst frei-religiöse politische Lyrik und w u r d e nach seiner Konversion kath. Publizist und politischer Lyriker der „Christlichen Volkserneuerung". 1894-1906 war er Herausgeber des „Volksblatts für Stadt und L a n d " sowie der „Flugschriften des katholischen Schulvereins", seit 1906 der literarischen Monatszeitschrift „Gral". E. war führend in der kath. Erneuerungsbewegung tätig. Zu seinen Werken zählt Alpenglühen (1912). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 232. - Rudolf Till: E „ F. X. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 374. E i c h h o f f , Johann Peter, Publizist, * 1 . 1 0 . 1 7 5 5 Bonn, t 2 4 . 2 . 1 8 2 5 R h e y d t (heute zu Mönchengladbach). Im Auftrag eines von dem Sammler Adolf von Hüpsch geführten Kreises von Literaturfreunden war E. Herausgeber verschiedener Zeitschriften, die j e d o c h nur kurze Zeit erschienen. Etwa seit 1785 stand er als führendes Mitglied des Bonner Illuminatenordens, nach dessen Auflösung als Mitglied der Lesegesellschaft im Mittelpunkt der gebildeten Gesellschaft und redigierte 1785 und 1787-94 das „Bönnische Intelligenzblatt". E. veröffentlichte Materialien zur Stadtgeschichte und betrieb landesgeschichtliche Forschungen (u. a. Historisch-geographische Beschreibung des Erzstifts Köln, 1783). Nach der Eroberung Kölns durch die Franzosen wurde er Präsident der Munizipalität in Brauweiler und Kommissar in Neuss.
Eichstädt LITERATUR: M a x Braubach: E„ J. P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 375 f. - Karl Gutzmer: J. P. E, ein rheinischer Republikaner (1755-1825). Bonn 1973. E i c h h o r n , Emil (Robert), Politiker, * 9 . 1 0 . 1 8 6 3 Röhrsdorf bei Chemnitz, t 2 6 . 7 . 1 9 2 5 Berlin. E. bildete sich nach seiner Lehrzeit an einer technischen Privatlehranstalt weiter, arbeitete in verschiedenen Städten Deutschlands und im Ausland als Mechaniker und Elektromonteur und war seit etwa 1885 journalistisch tätig. 1893 wurde er Redakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung" und leitete 1900-04 die Redaktion der „Mannheimer Volksstimme". 1901-09 war E. Mitglied des badischen Landtags, 1903-11 des Reichstags, 1908-17 Leiter des sozialdemokratischen Pressebüros in Berlin und Schloß sich 1917 d e r U S P D an. Als Polizeipräsident Berlins 1 9 1 8 / 1 9 wurde er wegen Begünstigung des Spartakistenaufstandes abgesetzt. 1920 trat E. als Reichstagsabgeordneter zur kommunistischen Fraktion über. LITERATUR: Otto Wenzel: E „ R. E. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 379 f. - Horst Naumann: Ε. E., das Leben eines Revolutionärs. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 11 (1969) S. 483-490. - M.d.R., 3 1994, S. 109. E i c h h o r n , Rudolf, Augustiner-Chorherr, Theologe, * 2 9 . 1 1 . 1 8 5 3 Kleinpoppen (Niederösterreich), t 7 . 2 . 1 9 2 5 Wien. I m Chorherrenstift Klosterneuburg erhielt E. 1879 die Priesterweihe und wurde 1881 Religionslehrer und Seelsorger in Floridsdorf. Seine reformerische Betätigung im christlichsozialen Sinn eines Karl von —> Vogelsang brachte ihn in Konflikt mit seinen vorgesetzten Stellen, der Polizei und der bürgerlichen Presse. Seine Studie Floridsdorf und Umgebung zeichnete ein Bild der sozialen Probleme seiner engsten Umgebung. 1883-88 gab E. das „Korrespondenzblatt f ü r den Klerus in Österreich", später das Wochenblatt „Der Arbeiter" heraus. Während seiner Tätigkeit als Abgeordneter des Reichrats (1888-90) suchte E., in enger Zusammenarbeit mit der christlichsozialen Partei das Elend der Arbeiterschaft zu mildern. Anschließend widmete er sich wieder vermehrt seelsorgerischen Aufgaben, gründete 1896 den Eremitenverein, eine Alters- und Invalidenversicherung f ü r Geistliche, und war seit 1921 Inspektor der Stiftshäuser in ledlesee. LITERATUR: Rudolf Kuppe: Pfarrer E. zur Arbeiterfrage. Eine Auslese aus den Schriften. Wien 1925. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 232 f. - Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. W i e n / M ü n c h e n 1983, S. 291 f. E i c h l e r , Reinhold Max, Maler, Illustrator, * 4 . 3 . 1 8 7 2 Mutzschen bei Hubertusburg, t 1 6 . 3 . 1 9 4 7 München. Nach vierjährigem Studium an der Kunstakademie in Dresden ging E., Sohn eines Landwirts, 1893 nach München und n a h m Unterricht bei Paul Hoecker. Er wurde Mitarbeiter der Zeitschrift „Jugend" und Mitglied der Künstlervereinigung „Scholle". Neben dekorativen impressionistischen Bildern schuf E. in seiner späteren Schaffensperiode Wandgemälde wie das 1913 entstandene Wandfresko Der Kampf der Elemente. LITERATUR: Ruth Stein: Die Scholle. Eine Münchner Künstlervereinigung um die Jahrhundertwende. Lana 1991 (Katalog). - Susanna Partsch: E., R. M. In: A K L , Bd. 32, 2002, S. 513 f. E i c h l e r , Willi, Journalist, Politiker, * 7 . 1 . 1 8 9 6 Berlin, t 17.10.1971 Bonn. E., Sohn eines Postbeamten, nahm nach kaufmännischer Lehre und einer Tätigkeit als Angestellter am Ersten Weltkrieg teil. 1923 trat er in die S P D ein und organisierte bis zu seiner Emigration 1933 den Internationalen Sozialistischen K a m p f b u n d (ISK), dessen Vorsitzender er 1927 wurde. 1924-27 war er Sekretär bei Leonard Nelson in Göttingen.
Seit 1925 arbeitete E. journalistisch, redigierte die Zeitschrift des ISK und war 1931-33 Chefredakteur der Berliner Zeitschrift „Der Funke". Die Jahre des Exils verbrachte E. in der Schweiz, in Frankreich, L u x e m b u r g und Großbritannien, w o er sich weiterhin journalistisch betätigte. N a c h seiner R ü c k kehr nach Deutschland 1945 beteiligte er sich als Bezirksvorsitzender am A u f b a u der rheinländischen S P D , gab 1945-49 die „Sozialistische Presse-Korrespondenz" heraus und war Chefredakteur der „Rheinischen Z e i t u n g " (bis 1951) und der Monatszeitschrift „Geist und Tat". Seit 1946 war E. Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der SPD, 1946-48 des Landtags Nordrhein-Westfalens, 1 9 4 8 / 4 9 des Frankfurter Wirtschaftsrats und 1949-53 des ersten Deutschen Bundestags. E. erlangte Bekanntheit durch seine Reden und Schriften zur Grundsatzprogrammatik der S P D und hatte an der 1958 präsentierten und 1959 a n g e n o m m e n e n Fassung des Godesberger P r o g r a m m s entscheidend Anteil. Zu seinen Werken zählen Individuum und Gesellschaft im Verständnis demokratischer Sozialisten (1970) und Zur Einführung in den demokratischen Sozialismus (1972, postum). WEITERE WERKE: Christentum und Sozialismus. Bergheim [1947]. - Lebendige Demokratie. Vom Wesen und Wirken der SPD. Bonn 1957. - Weltanschauung und Politik. Reden und Aufsätze. F r a n k f u r t / M a i n 1967. LITERATUR: W . E.s Beiträge zum demokratischen Sozialismus. Hrsg. v. Klaus L o m p e / L o t h a r F. N e u m a n n . Berlin 1979. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 148. - Sabine Lemke-Müller: Ethischer Sozialismus und soziale Demokratie. Der politische Weg W. E.s vom ISK zur S P D . Bonn 1988. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 172.
E i c h r o d t , L u d w i g , Pseud. Rudolf Rodt, Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 2 7 Durlach (heute zu Karlsruhe), t 2 . 2 . 1 8 9 2 L a h r / Schwarzwald. Der Sohn des B e a m t e n Ludwig Friedrich E. studierte zusammen mit Joseph Viktor von Scheffel an den Universitäten Heidelberg und F r e i b u r g / B r e i s g a u Jura und trat dann in den badischen Justizdienst ein. 1851 w u r d e er Aktuar in Durlach, 1864 Amtsrichter in Bühl und 1871 Oberamtsrichter in Lahr. Seit 1849 veröffentlichte er in der Münchner Zeitschrift „Fliegende Blätter", 1853 z u s a m m e n mit Adolf Kußmaul den Band Gedichte in allerlei Humoren, der Das Buch Biedermaier enthält. E. parodiert die mißglückte A n eignung bürgerlicher Welt- und Kultursicht durch die unteren Schichten und gab mit der Gestalt Gottlieb Biedermaiers einer ganzen Epoche ihren N a m e n . E. schrieb auch Dramen, Libretti und Gedichte ernsten Inhalts. LITERATUR: Käte Lornzen: E., L. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 385. - Renate Begemann: L. E., 1827-1892. Karlsruhe 1992. - Reiner Haehling von Lanzenauer: L. E., Dichterjurist des Biedermeier. O f f e n b u r g 1992. E i c h s t ä d t , Heinrich Karl Abraham, Altphilologe, * 8 . 8 . 1 7 7 2 Oschatz, t 4 . 3 . 1 8 4 8 . Mit f ü n f z e h n Jahren bezog E „ Sohn eines Archidiakons, die Univ. Leipzig zum Studium der Theologie und Philologie, wurde zwei Jahre danach zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1793. 1795 w u r d e er a. o.Prof., 1797 folgte er einem Ruf als o. Prof. nach Jena. 1800 ü b e r n a h m E. den Vorstand der Lateinischen Gesellschaft und wurde 1803 Prof. der Eloquenz und Poesie sowie Oberbibliothekar, 1818 Direktor des Philologischen Seminars in Weimar. Als Redaktor der neugegründeten „Jenaischen Allgemeinen Litteratur-Zeitung" stand er mit —> Goethe im Briefwechsel. Hermann Johann Christian Weissenborn gab 1849 unter d e m Titel Opuscula oratoria. Orationes memoriae elogia quorum duo inedita Schilleri et Luderii memoriae dicata eine Samm-
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Eick lung von Reden und Schriften E.s heraus, der wegen seines eleganten Lateins bewundert wurde. LITERATUR: Herbert Koch: Η. Κ. Α. E. (1772-1848). Orator Europae, Demosthenes Alter. In: Antike und Abendland. H a m b u r g 1951, S. 139-157. E i c k , Jürgen, Journalist, * 2 4 . 3 . 1 9 2 0 Dresden, t 1 3 . 5 . 1 9 9 0 Rosenheim. E. studierte 1941-44 Nationalökonomie an der Univ. Berlin und wurde 1946 in Erlangen zum Dr. rer. pol. promoviert. I m selben Jahr war er Gründungsmitglied der Stuttgarter „Wirtschafts-Zeitung" (später „Deutsche Zeitung"), bis 1948 als deren Redakteur tätig, ging anschließend als Wirtschaftsredakteur zur „Allgemeinen Zeitung" und übernahm nach G r ü n d u n g der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) 1949 die Leitung von deren Wirtschaftsteil. 1963-86 war E. Mitherausgeber der „FAZ", seit 1985 Mitherausgeber der Tageszeitung „Die N e u e Ärztliche-Allgemeine Zeitung für Klinik und Praxis". Neben seiner journalistischen Tätigkeit mit den Spezialgebieten Konjunkturpolitik, industrielle Führungstechnik und chemische Industrie veröffentlichte er zahlreiche Werke, darunter Von Ahnungslosigkeit bis Zuversicht. Wörterbuch eines Journalisten (1989) und war Herausgeber des Buches So nutzt man den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung (1971, 12 1989). E. erhielt mehrere Auszeichnungen, u . a . 1977 den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik. E i l d e r m a n n , (Friedrich) Wilhelm, Journalist, Parteifunktionär, * 2 4 . 7 . 1 8 9 7 Bremen, f 1 6 . 1 0 . 1 9 8 8 . Der Sohn eines Arbeiters war 1 9 1 5 / 1 6 Volontär bei der „Bremer Bürgerzeitung" und nahm 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil. 1918 wurde er Mitarbeiter der Redaktion von „Der K o m m u n i s t " (Bremen) und 1920 hauptamtlicher Funktionär der KPD. Er war der Partei 1919 beigetreten, nachd e m er 1915-18 der S P D angehört hatte. 1921-23 redigierte E. den „Klassenkampf" (Halle) und 1924 die „Arbeiterzeit u n g " (Breslau). N a c h kurzer H a f t ( 1 9 2 4 / 2 5 ) arbeitete er seit 1926 als Redakteur, seit 1929 als Chefredakteur bei der „Tribüne" (Magdeburg). 1 9 3 0 / 3 1 erneut inhaftiert, war E. zwei Jahre lang Redakteur der „Volkswacht" (Rostock), bevor er 1933 ein drittes Mal verhaftet wurde. 1937 emigrierte er in die Tschechoslowakei und leitete das Prager Emigrantenheim in Strasnice. Er war für die Auslandsredaktionen von „Die Rote F a h n e " und „Der F u n k e " tätig. N o c h 1937 reiste er weiter nach Paris, w o er 1939 verhaftet und bis 1943 interniert wurde. Seit 1944 lebte E. in der U d S S R und war dort Mitarbeiter der Zeitung „Freies Deutschland". Er unterrichtete er an einer Frontschule f ü r Kriegsgefangene und 1945-47 an einer Schule der Roten Armee im Wiener Wald. 1947 wurde E. Hauptredakteur in der Abteilung „Werbung-Presse-Rundfunk" des Zentralsekretariats der SED, später Chefredakteur des Pressedienstes und Redakteur der „Einheit". 1951-57 lehrte er als Prof. an der Univ. Leipzig, w o er Direktor des Institus für Publizistik und Zeitungswesen war. 1957 wurde er für „Edition" zuständiger Sektionsleiter am Institut f ü r Marxismus-Leninismus beim SED-Zentralkomitee. 1 9 6 2 / 6 3 w a r E . stellvertretender Chefredakteur der „Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung". Seine Lebenserinnerungen veröffentlichte er u. a. in den Büchern Karl und Rosa (1971) und Als Wanderredner der KPD unterwegs (1977). WEITERE WERKE: Vorwärts und nicht vergessen. Berlin 1958. - Jugend im ersten Weltkrieg. Tagebücher, Briefe, Erinnerungen. Berlin 1972. - Die Antifaschule. Erinnerungen an eine Frontschule der Roten Armee. Berlin 1985. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 149. - Peter Erler: E „ F. W. In: Wer war w e r in der DDR?, 2001, S. 179.
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E i m e r t , (Eugen Otto) Herbert, Journalist, Komponist, Musiktheoretiker, * 8 . 3 . 1 8 9 7 Bad Kreuznach, t 1 5 . 1 2 . 1 9 7 2 Düsseldorf. E. studierte 1919-23 als Schüler von H e r m a n n Abendroth, Franz Bölsche und A u g u s t von Othegraven an der Kölner Musikhochschule, anschließend an der Univ. Köln Musikwissenschaft und w u r d e 1932 mit der Arbeit Musikalische Formstrukturen im 17. und 18. Jahrhundert promoviert. Bis 1933 war er Mitarbeiter des R u n d f u n k s sowie verschiedener musikwissenschaftlicher Zeitungen und Zeitschriften, 1933-45 Redakteur der „Kölnischen Zeitung". 1945 beim R u n d f u n k in Köln tätig, ü b e r n a h m er 1947 die Kulturberichterstattung und leitete 1947-66 das Musikalische Nachtprogramm, 1951 -62 das von ihm als erstes seiner Art gegründete „Studio f ü r elektronische Musik". 1965-71 war er Prof. und Leiter des Studios f ü r elektronische Musik der Kölner Musikhochschule. Er war einer der frühesten Vertreter der Zwölftonmusik in Deutschland und einer der Pioniere der elektronischen Musik. E. komponierte u. a. ein Streichquartett (1925), Glockenspiel (1953) und Epitaph fir Aikichi Kuboyama (1960-62, f ü r Sprecher und Sprachklänge). Zu seinen Schriften zählen Atonale Musiklehre (1924), Lehrbuch der Zwölftontechnik ( 1 9 5 0 , 7 1 9 7 3 ) und Lexikon der elektronischen Musik (1973, mit H a n s Ulrich Humpert). LITERATUR: Helmut Kirchmeyer: Kleine Monographie Uber Η. E. Stuttgart u. a. 1998. WEITERE WERKE: Hrsg. unter Mitarbeit von Karlheinz Stockhausen: Information über serielle Musik. 9 Bde., Wien 1955-64. LITERATUR: Christian Blüggel: Untersuchungen zur Musikkritik bei Η. E. Diss. Düsseldorf 1998. - Helmut Kirchmeyer: Kleine Monographie über Η. E. Stuttgart u. a. 1998. - Charles Wilson: Ε., H. In: NGroveD, Bd. 8 , 2 2 0 0 1 , S. 27 f. - Martin Supper: Ε., H. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2001, Sp. 162-164. - Christian Blüggel: E. = Ethik + Ästhetik. Zur Musikkritik H. E.s. Saarbrücken 2002. E i n s t e i n , Alfred, Musikwissenschaftler, Musikkritiker, * 3 0 . 1 2 . 1 8 8 0 München, Τ 1 3 . 2 . 1 9 5 2 El Cerrito (Kalifornien, U S A ) . E., Sohn eines G r o ß k a u f m a n n s und Cousin des Physikers Albert E., studierte in M ü n c h e n Musikwissenschaft bei Adolf Sandberger und Komposition bei Anton Beer-Walbrunn und wurde 1903 mit der Arbeit Zur deutschen Literatur für Viola da Gamba im 16. und 17. Jahrhundert (veröffentlicht 1905) zum Dr. phil. promoviert. H u g o Riemann verpflichtete ihn testamentarisch zur Weiterführung seines Musiklexikons, welches er als Herausgeber in der 9.-11. Auflage (1919, 1922, 1929) betreute. Seit 1918 redigierte E. die „Zeitschrift f ü r Musikwissenschaft", lebte bis 1927 in M ü n c h e n als Musikkritiker der „ M ü n c h e n e r Post" und ging in diesem Jahr als Musikreferent zum „Berliner Tageblatt". 1933 emigrierte er nach London, hielt sich 1935-38 in M e z z o m o n t e bei Florenz auf und siedelte 1939 nach N e w York über. 1939-50 war E. als Visiting Professor of Music on the W. A. Neilson Foundation am Smith College in Northampton (Massachusetts) tätig. Er erlangte durch seine wissenschaftlichen und essayistischen Arbeiten international Bedeutung und zählte zu den führenden Musikhistorikern und -bibliographen seiner Zeit. E. schrieb eine Geschichte der Musik ( 1 9 1 7 / 1 8 , erweitert 6 1953), beschäftigte sich mit dem italienischen Madrigal des 16.-18. Jh. (The Italian Madrigal, 3 Bde., 1949), arbeitete über die Musik der Romantik und verfaßte Musikermonographien, u . a . über Gluck (1936, dt. 1954), Mozart (1945, dt. Neuausg. 1968) und Schubert (1951, dt. 1952). Er gab eine Neubearbeitung des Kochel-Verzeichnisses heraus ('1937; Neudr. mit Berichtigungen und Zusätzen E.s, 1947, 1958), wobei seine neueingeführte Numerierung der Werke Mozarts als allgemeingültig übernommen wurde. WEITERE WERKE: Heinrich Schütz. Kassel 1928. - Greatness in music. N e w York 1941, zuletzt 1976; dt.: Größe in
Eis der Musik. Zürich/Stuttgart 1951. M ü n c h e n / K a s s e l 1980. Music in the romantic era. N e w York 1947; dt.: Die R o m a n tik in der Musik. Wien 1950. Stuttgart/Weimar 2 1992. Von Schütz bis Hindemith. Essays über Musik und Musiker. Z ü r i c h / S t u t t g a r t 1957. - Nationale und universale M u sik. Neue Essays. Z ü r i c h / S t u t t g a r t 1958. - Α. E. on music. Selected music criticism. A u s g e w . Konzertkritiken in engl. Übers. Hrsg. ν. Catherine Dower. N e w York u . a . 1991. LITERATUR: Walter Gerstenberg: E., A. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 408. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 248 f. - Kurt Dorfmüller: Α. E. als Münchener Musikkritiker. In: Festschrift Rudolf Elvers z u m 60. Geburtstag. Hrsg. v. Ernst Herttrich und H a n s Schneider. Tutzing 1985, S. 117-155. Robert Schmitt-Scheubel: Α. E. als Kritiker. In: Musikwissenschaft zwischen Kunst, Ästhetik und Experiment. Festschrift für Helga d e la Motte-Haber. Hrsg. v. Reinhard Kopiez. Würzburg 1998, S. 515-526. - Alec Hyatt King: Ε., A. In: N G r o v e D , Bd. 8, 2 2001, S. 32 f. - Martin Geck: Ε., A. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2001, Sp. 174-180. - Robert Schmitt Scheubel: E.s „ R i e m a n n " in der Zeit von 1938 bis 1952. In: Die Musikforschung 55 (2002) S. 386-394. E i n s t e i n , Carl, auch Sabine Ree, Urian, Schriftsteller, * 2 6 . 4 . 1 8 8 5 Neuwied, t 2., 3. oder 5 . 7 . 1 9 4 0 LestelleBetharram bei Pau. Der Sohn eines jüdischen Lehrers studierte nach einer Ausbildung zum B a n k k a u f m a n n an der Univ. Berlin 1904-08 Philosophie, Kunstgeschichte, Geschichte sowie Altphilologie, vermutlich o h n e Abschluß. Er hatte Kontakt zur Berliner Boheme, zu Ludwig —> Rubiner und Franz —»Pfemfert und arbeitete 1912-17 bei dessen Zeitschrift „Die Aktion", seit 1913 auch an den „Weißen Blättern" mit. Bei einem Aufenthalt in Paris 1912 begegnete er den Malern des C a f e du D o m e ( u . a . Rudolf Großmann, Hans Purrmann) und den Kubisten. Während des Ersten Weltkriegs wurde E. nach einer Verwundung 1916 zur Zivilverwaltung des Generalgouvernements Brüssel beordert, war seit 1918 Mitglied des Zentralsoldatenrats Brüssel. E. hatte U m g a n g mit Gottfried Benn, H e r m a n n —»Kasack und Carl Sternheim und gab mit George —»Grosz die Zeitschrift „Der blutige Ernst" heraus. 1919 ging er nach Berlin und beteiligte sich an Dada zusammen mit G. Grosz und den Brüdern —> Herzfelde. In der folgenden Zeit arbeitete E. als Kunstkritiker und verfaßte verschiedene Aufsätze und Monographien. Beschlagnahmt wurde sein Jesus-Drama Die schlimme Botschaft (1921). 1926 erschien in der PropyläenKunstgeschichte sein international erfolgreichstes Buch Die Kunst des 20. Jahrhunderts (Neuausg. 1988). 1928 übersiedelte E. nach Paris und gab 1929-31 in Zusammenarbeit mit Georges Bataille die Zeitschrift „Documents, Doctrins, Archeologie, Beaux-Arts, Ethnographie" heraus. 1936-38 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der anarchistischen Kolonne Durrutis teil, w u r d e 1940 interniert und nahm sich kurz nach seiner Entlassung angesichts der herannahenden nationalsozialistischen Truppen das Leben. E. hatte große Wirkung auf die literarische und künstlerische Avantgarde seiner Zeit. Seine Prosa, o h n e Kausalität und Logik, u. a. der Bebuquin oder Die Dilettanten des Wunders (1912), wurde von Expressionisten und Dadaisten rezipiert; mit Negerplastik (1915) w u r d e er zum Theoretiker des Kubismus. LITERATUR: C.-E.-Kolloquium 1994. Hrsg. v. Klaus H. Kiefer. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1996. - Roland B a u m a n n : C. E. in Brüssel: Dialoge über Grenzen. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 2001. Liliane Meffre: C. E., 1885-1940. Itineraires d ' u n e pensee moderne. Paris 2002. - Johanna Dahm: Der Blick des Hermaphroditen. C. E. und die Kunst des 20. Jahrhunderts. Würzburg 2004.
E i n s t e i n , Siegfried, Schriftsteller, Journalist, * 3 0 . 1 1 . 1 9 1 9 Laupheim bei U l m , t 2 5 . 4 . 1 9 8 3 Mannheim. D e r Sohn eines jüdischen Warenhausbesitzers emigrierte 1934 die Schweiz, w o er ein Handels- und Sprachendiplom erwarb. Während des Zweiten Weltkriegs w a r er in Arbeitslagern interniert. Danach war E. zeitweilig Leiter eines kleinen Verlags und schrieb für die „Basler Nachrichten", den Berner „ B u n d " und f ü r den „Simplicissimus". 1949 kam er erstmals nach Westdeutschland und ließ sich 1953 in M a n n h e i m nieder. 1961 erschien sein B u c h Eichmann - Chefbuchhaller des Todes. 1962 n a h m er als Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland am M o s k a u e r K o n g r e ß f ü r Frieden und Abrüstung teil. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 249. - Manuela Günter: Anatomie des Anti-Subjekts: Zur Subversion autobiographischen Schreibens bei Siegfried Kracauer, Walter B e n j a m i n und C. E. Würzburg 1996. E i s , Egon, eigentl. E. Eisler, österr. Schriftsteller, * 6 . 1 0 . 1 9 1 0 Wien, t 6 . 9 . 1 9 9 4 M ü n c h e n . E. war seit 1929 mit seinem Bruder Otto und mit Rudolf Katscher in Berlin als Drehbuchautor f ü r Kriminalfilme tätig (Der Greifer, Der Tiger, beide 1930 aufgeführt). Daneben w a r er Mitarbeiter der „Lustigen Blätter". 1933 nach Wien zurückgekehrt, hatte er mit Stücken wie Der lächerliche Sir Anthony und Gefängnis ohne Gitter auch als Bühnenautor Erfolg. Sein bekanntestes Werk Wasser für Canitoga lief in 56 Städten Europas und Lateinamerikas, 1939 w u r d e es von der M ü n c h n e r Bavaria mit H a n s Albers verfilmt. Nach dem „ A n s c h l u ß " emigrierte E. zunächst nach Frankreich, 1940 nach Marokko, 1941 nach K u b a und hielt sich 1942-45 in M e x i k o auf, w o er an spanischsprachigen Drehbüchern mitarbeitete. Seit 1953 lebte er als Film- und Fernsehautor in München. Zu seinen Nachkriegsarbeiten gehörten die Drehbücher zu Viktoria und ihr Husar (1954), Glück ins Haus (1955) sowie zum Pater-Brown-Film Er kann's nicht lassen (1962) mit Heinz R ü h m a n n in der Hauptrolle. Sein Bühnenstück Der Gipfel w u r d e 1957 von H e i n z Hilpert am Deutschen Theater in Göttingen uraufgeführt. WEITERE WERKE: Gesucht wird Chester Sullivan. Berlin 1932. - Illusion der Gerechtigkeit. W i e n / D ü s s e l d o r f 1965. Duell. M ü n c h e n u . a . 1971. LITERATUR: Karin A c k e r m a n n : Filme waren sein Leben. Nachruf auf Ε. E. In: Literatur in Bayern 3 9 (1995) S. 33. J o h a n n a W . Roden: Otto und Ε. E. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: U S A . Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. H a w r y l c h e k . Teil 1. B e r n / M ü n c h e n 2000, S. 98-108. E i s , Maria Theresia, österr. Schauspielerin, * 2 2 . 2 . 1 8 9 6 Prag, t 1 8 . 1 2 . 1 9 5 4 Wien. E., deren Vater ein K a f f e e h a u s besaß, arbeitete in der Verwaltung des „Prager Tagblatts", als Gehilfin in einer A n waltskanzlei und in einer Bank, e h e der Prager Theatermann M a x Wolff ihr schauspielerisches Talent entdeckte. Nach der Ausbildung an der A k a d e m i e f ü r Musik u n d darstellende Kunst in Wien erhielt sie 1918 ihr erstes E n g a g e m e n t an der Neuen Wiener Bühne; dort, auf der Renaissancebühne und an den Kammerspielen verkörperte sie a n f a n g s moderne, schillernde Frauencharaktere. N a c h Tourneen mit großen Berliner Darstellern wie Paul Wegener gelang ihr 1925-32 am Thaliatheater und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg der Durchbruch zur großen Charakterschauspielerin und Tragödin. Anschließend verpflichtete sie A n t o n Wildgans ans Wiener Burgtheater, an d e m sie bis zu ihrem Tod in fast allen klassischen Partien - Medea, Iphigenie, Lady Macbeth und Kriemhild - zu sehen war. Anläßlich der Wied e r e r ö f f n u n g des Burgtheaters 1945 spielte sie in Grillparzers Sappho eine ihrer größten Rollen. N a c h dem Krieg sah
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Eisele man Ε. zunehmend auch im komischen Fach, sie wirkte mit Erfolg auch in Operetten und zahlreichen Filmen mit. LITERATUR: Oskar Fontana: Wiener Schauspieler von Mitterwurzer bis Μ . E. Wien 1948. - Gertrud Doublier: Ε., Μ. T. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 408 f. - Lorle Schinnerer-Kamler: Μ . E., die schöpferische Vielfalt einer grossen Schauspielerin. Graz 1961. E i s e l e , Hans, Beamter, * 3 . 3 . 1 8 7 6 Metlangen bei Saulgau, t 1 9 . 3 . 1 9 5 7 Schwäbisch G m ü n d . Der Sohn eines Zimmermeisters und Landwirts studierte an der Univ. München Philosophie, Jura und Nationalökonomie. Er wurde 1901 promoviert (Gewerbe-, Verkehrs- und Handelspolitik der bayerischen Handels- und Gewerbekammern vom Jahre 1833-1873), trat in die Redaktion der „Offenburger Zeitung" ein, arbeitete 1906-18 in der Berliner Redaktion, 1918-20 der Wiener Redaktion der „Kölnischen Volkszeitung" und war 1 9 2 0 / 2 1 Chefredakteur der „Allgemeinen R u n d s c h a u " in München. Seit 1921 Leiter der Pressestelle der Bayerischen Staatsregierung, wurde er 1923 Oberregierungsrat und 1934 auf politischen Druck in den Ruhestand versetzt. 1945-47 war er Landrat in Saulgau und schriftstellerisch tätig (u. a. Stärker als Schuld ist die Liebe, 1951). E i s e n b e r g , Ludwig Julius, Schriftsteller, * 5 . 3 . 1 8 5 8 Berlin, t 2 4 . 1 . 1 9 1 0 Wien. Der Sohn eines Prager Fabrikanten studierte an den Universitäten Wien, Prag, Heidelberg und Jena Naturwissenschaften, wurde in Göttingen promoviert und arbeitete zunächst als Chemiker in Görlitz, dann in der Fabrik seines Vaters. 1886-91 war er Angestellter der Österreichischen Staatsbahnen, daneben Redakteur der „Allgemeinen Kunstchronik" und freier Mitarbeiter f ü r Theater, Kunst und Literatur verschiedener Zeitschriften. E. verfaßte u. a. Das geistige Wien (2 Bde., 1889) und Von der Strecke. Ernste und heitere Geschichten aus dem Eisenbahnleben (1891) und machte sich als Herausgeber des Großen Biographischen Lexikons der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert (1903) einen N a m e n . LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 236. E i s e n b u r g e r , Eduard, Politiker, Journalist, * 4 . 4 . 1 9 2 8 Treppen, f 8 . 3 . 1 9 9 0 Kronstadt. E. war 1957-89 Chefredakteur der „Volkszeitung" und der Wochenschrift „Karpatenrundschau". Seit 1964 gehörte er als Abgeordneter der Großen Nationalversammlung Rumäniens an, 1969 wurde er Mitglied des Staatsrats und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, 1978 Vorsitzender des Rats der Werktätigen Deutscher Nationalität. E. war der höchste Staats- und Parteifunktionär der Rumäniendeutschen; seine Arbeiten (Sie erkannten die Zeichen der Zeit, 1979) sind bestimmt von der offiziellen Ideologie des k o m munistischen Staates. E i s e n r e i c h , Herbert, österr. Schriftsteller, * 7 . 2 . 1 9 2 5 Linz, f 6 . 6 . 1 9 8 6 Wien. E. wurde mit achtzehn Jahren Soldat, im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet und machte nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 sein Abitur. Das Studium der Germanistik, Altphilologie und Theaterwissenschaft an der Univ. Wien gab er 1948 auf. In der Folge war er als freier Schriftsteller und Journalist tätig, arbeitete seit 1952 f ü r „Die Zeit" in Hamburg, daneben für den Nordwestdeutschen R u n d f u n k und den R I A S Berlin. 1958-67 lebte er im oberösterreichischen Sandl und redigierte, nach Wien zurückgekehrt, u. a. im Österreichischen R u n d f u n k die Sendereihe „Literarischer Salon". E. schrieb Materialismus und Denkklischees kritisierende Erzählungen (Böse schöne Welt, 1957), Gedichte (Verlorene Funde, 1976), Essays (Reaktionen, 1964), Hörspiele (Wovon wir leben und woran wir sterben, 1958) und einen als Fragment veröffentlichten Gesell-
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schaftsroman (Die abgelegte Zeit, 1985). Sein Schaffen stand in einer von Adalbert —>Stifter, Albert Paris —»Gütersloh und Heimito von Doderer h e r k o m m e n d e n Erzähltradition. E. w a r ein Verteidiger einer österr. „Nationalliteratur". Sein Sprachstil war expressiv und symbolhaltig. E. w u r d e u . a . mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur (1958) ausgezeichnet. LITERATUR: Gertrud Fussenegger: Η. E., ein Versuch. In: Postscriptum. Hrsg. v. Petra-Maria Dallinger. Linz 1996, S. 55-76. E i s e n s c h i t z , Otto, österr. Regisseur, Dramatiker, Journalist, * 2 1 . 2 . 1 8 6 3 Wien, t 1 1 . 9 . 1 9 4 2 Konzentrationslager Theresienstadt. E. war Feuilletonkorrespondent der „Frankfurter Zeitung" und des „Neuen Wiener Tagblatts", Feuilletonredakteur der „Deutschen Zeitung" und arbeitete als Dramaturg und Regisseur des Theaters in der Josefstadt sowie später des Parisiana-Theaters in Wien. Er lebte bis zu seiner Deportation 1942 vorwiegend in Wien und Luzern, übersetzte aus dem Italienischen und Französischen und schrieb zahlreiche Bühnenstücke und Novellen, darunter Klein Karlis Träume oder Wie der liebe Gott aus klein Karli einen braven Knaben machte. Geschichten für kleine und große Kinder (1905). E i s e n s t a e d t , Alfred, Bildjournalist, Photograph, * 6 . 1 2 . 1 8 9 8 Dirschau, t 2 4 . 8 . 1 9 9 5 Chilmark (Massachusetts, U S A ) . Nach dem Ersten Weltkrieg Vertreter für Kurzwaren, wandte sich E. in den zwanziger Jahren der Photographie zu. Er beschäftigte sich zunächst mit Kunst- und Porträtphotographie und war später u. a. für die „Berliner Illustrirte Zeitung", „Die D a m e " und „Illustrated L o n d o n N e w s " als Bildjournalist tätig. E. trat hervor mit Bildern von T h o m a s Mann bei der Verleihung des Nobelpreises und als Dokumentär des italienischen Athiopienfeldzugs (1935, über 3500 Photos). 1935 emigrierte E. in die U S A , w o er für das Magazin „Life" über 2500 A u f t r ä g e ausführte und 86 Titelbilder lieferte; daneben arbeitete er für die Zeitschriften „Vogue" und „Harp e r ' s Bazaar". Eines seiner meistgedruckten Photos, „V. J. Day", zeigt einen Matrosen, der auf d e m New Yorker Times Square eine Krankenschwester küßt. E. veröffentlichte u. a. Witness to Our Time (1966), The Eye of Eisenstaedt (1969), People (1973) und Germany (1981). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 250. - E . über E.: Photographien 1913-1980. M ü n c h e n 1985. - Ulli Pfau: Chronist mit der Kamera: Der Photograph Α. Ε. Stuttgart 1989. E i s l e r , Brunhilde (Hilde), geb. Rothstein, Journalistin, * 2 8 . 1 . 1 9 1 2 Tarnopol (Galizien), t 8 . 1 0 . 2 0 0 0 Berlin. Die Tochter eines K a u f m a n n s ließ sich 1 9 2 9 / 3 0 zur Buchhändlerin ausbilden und war 1930-34 Mitarbeiterin des Marx-Engels-Verlags in Berlin. Seit 1931 Mitglied der KPD, gehörte sie seit 1934 dem Zentralkomitee der Partei in Basel an. Sie reiste als Parteikurierin durch Deutschland, w u r d e 1935 verhaftet und 1936 nach Polen ausgewiesen. Seit 1937 lebte sie in Paris und Spanien. Ihre geplante Emigration nach M e x i k o 1941 scheiterte, da sie mehrere Jahre lang in den U S A festgehalten wurde. 1949 wurde E. in N e w York verhaftet, durfte aber schließlich nach Ost-Berlin ausreisen. Dort war sie 1 9 5 2 / 5 3 stellvertretende Chefredakteurin der „Friedenspost", 1953 Mitbegründerin und Leiterin der Kulturredaktion der „Wochenpost", 1 9 5 4 / 5 5 stellvertretende Chefredakteurin und 1955-76 Chefredakteurin des „Magazin". 1961 wurde sie stellvertretende Vorsitzende des Verbands Deutscher Journalisten. E. war mit Gerhart —>E. verheiratet. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 151. - Klaus Polkehn: Das war die „Wochenpost". Berlin 1997. - Bernd-Rainer B a r t h / A n d r e a s Herbst: Ε., H. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 182.
Elbau E i s l e r , Gerhart, Politiker, * 2 0 . 2 . 1 8 9 7 Leipzig, t 2 1 . 3 . 1 9 6 8 Jerewan (UdSSR). Der Sohn des Philosophen Rudolf E.s und Bruder Ruth —> Fischers studierte in Wien, nahm a m Ersten Weltkrieg teil und w u r d e 1918 Mitglied der K P Ö . 1921 siedelte er nach Berlin über, Schloß sich der K P D an und arbeitete als Redakteur der „Roten F a h n e " ( 1 9 2 1 / 2 2 ) . 1923 wurde er Leiter der sächsischen Staatskanzlei, war seit 1927 Kandidat des Zentralkomitees und des Politbüros der KPD, beteiligte sich als „Versöhnler" a m K a m p f gegen Ernst Thälmann und wurde als Beauftragter der Komintern nach China (bis 1932) abgeschoben; danach lebte er in den U S A . Seit 1935 war E. Mitglied der Auslandsleitung der K P D in Prag und Paris, floh 1940 nach einer Internierung in Frankreich in die U S A und gab dort die Zeitschrift „The G e r m a n - A m e r i c a n " heraus. Wegen des Verdachts der Spionage für die U d S S R unter Anklage stehend, gelang ihm 1949 die Flucht auf einem polnischen D a m p f e r . 1949-52 war E. Leiter des Amtes f ü r Information bei der Regierung der D D R , 1953-55 freischaffender Journalist, 1956-62 stellvertretender Vorsitzender, seit 1962 Vorsitzender des Staatlichen R u n d f u n k k o mitees, 1 9 6 7 / 6 8 Mitglied des Zentralkomitees der SED. WERKE: Auf der Hauptstraße der Weltgeschichte. Artikel, Reden und Kommentare 1956-1968. Berlin 1981. B H d E , Bd. 1, 1980, S. 151. E i s n e r , Kurt, Pseud, u. a. Reinhard Fern, M . Verus, David August Sinnig, Politiker, Schriftsteller, * 1 4 . 5 . 1 8 6 7 Berlin, t 2 1 . 2 . 1919 M ü n c h e n . Der Sohn eines jüdischen K a u f m a n n s studierte Philosophie und Germanistik an der Univ. Berlin, mußte das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen und Schloß sich zunächst Friedrich —> N a u m a n n s Nationalsozialem Verein, 1898 nach kurzer H a f t der S P D an. 1893-98 war er Redakteur bei der „Hessischen Landeszeitung" in Marburg, hörte dort Vorlesungen Hermann Cohens, arbeitete seit 1899 durch Vermittlung Wilhelm - > Liebknechts beim „Vorwärts" in Berlin und wurde 1905 als Revisionist entlassen. 1907 k a m E. als Chefredakteur zur SPD-nahen „Fränkischen Tagespost" und übersiedelte nach dem E r w e r b der bayerischen Staatsbürgerschaft nach München. I m Ersten Weltkrieg w u r d e er, nach anfänglichem Bejahen der Kriegskredite, zum Kriegsgegner und übernahm 1917 den Vorsitz der U S P D in München. 1918 war E. einer der Führer des Munitionsarbeiterstreiks und deswegen von Januar bis Oktober 1918 inhaftiert. In der Novemberrevolution 1918 war er führend am Sturz der Monarchie in Bayern beteiligt, ü b e r n a h m den Vorsitz des Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrats, proklamierte a m 7 . 1 1 . 1 9 1 8 den „Freistaat B a y e r n " und w u r d e a m 8 . 1 1 . 1 9 1 8 bayerischer Ministerpräsident sowie Minister des Auswärtigen. E. vertrat einen eigenen, philosophisch begründeten, auf Veränderung der Triebstruktur zielenden Sozialismus, wollte Rätesystem und Parlamentarismus verbinden und ließ, in der Meinung, durch ein Kriegsschuldbekenntnis Deutschlands bessere Friedensbedingungen zu b e k o m m e n , durch seinen Sekretär Felix —>Fechenbach entstellte Gesandtschaftsberichte zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs publizieren. Bei den bayerischen Landtagswahlen im Januar 1919 erhielt die U S P D nur 2,5 Prozent der Stimmen (drei von 180 Sitzen) und verlor damit ihre parlamentarische Basis. Auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des neugewählten Landtags wurde E. von Anton von Arco-Valley erschossen. Sein Tod wurde zum Signal für die A u s r u f u n g der zweiten Münchner Revolution. E. veröffentlichte u. a. einen Beitrag zur Naturalismus-Debatte (Parteikunst, 1896), eine Biographie (Wilhelm Liebknecht, 1900) und Der Sozialismus und die Jugend (1919). WEITERE WERKE: Das E n d e des Reichs. Deutschland und Preußen im Zeitalter der großen Revolution. Berlin 2 1907. - Gesammelte Schriften. 2 Bde., Berlin 1919. - Die
Götterprüfung. Eine weltpolitische Posse. Berlin 1920. - Der G e h e i m b u n d des Zaren. Der Königsberger Prozeß w e g e n Geheimbündelei, Hochverrat gegen R u ß l a n d und Zarenbeleidigung v o m 12. bis 25. Juli 1904. Hrsg. v. Detlef Jena. Berlin 1988. LITERATUR: Anton Ritthaler: Ε., K. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 2 2 f. - Franz Schade: Κ. E. und die bayerische Sozialdemokratie. H a n n o v e r 1961. - Freya Eisner: Κ . E. Die Politik des libertären Sozialismus. F r a n k f u r t / M a i n 1979. - Dies.: Κ. E., der Publizist und Politiker. Seine Einschätzung durch Zeitgenossen und in jüngerer Literatur. Diss. B r e m e n 1991. Κ. E. Zwischen Kapitalismus und K o m m u n i s m u s . Hrsg. und mit einer biographischen Einführung versehen von Freya Eisner Frankfurt a m M a i n 1997. - Carl A m e r y : Der zugereiste Patriot. D e r R e f o r m e r Κ. E. bescherte M ü n c h e n und Bayern 1918 eine eigene und unverwechselbare Revolution. In: Jahrhundert-Münchner. M ü n c h e n 2000, S. 36-41. - Bernhard Grau: Κ. E. 1867-1919. Eine B i o g r a p h i e . / M ü n c h e n 2001. E i s n e r , Lotte (Henriette), Pseud. Louise Escoffier, Journalistin, Filmhistorikerin, * 5 . 3 . 1 8 9 6 Berlin, t 2 5 . 1 1 . 1 9 8 3 Garches (D6p. Hauts-de-Seine). N a c h d e m Studium der Kunstgeschichte und Architektur wandte sich E. d e m Journalismus zu und w u r d e Filmkritikerin beim Berliner „Film-Kurier". B e f r e u n d e t mit Fritz Lang, M a x Reinhardt und Sergej Eisenstein, w u r d e sie zu einer bedeutenden Interpretin des frühen deutschen Films. 1933 emigrierte sie nach Paris, w o sie im folgenden Jahr Henri Langlois kennenlernte, mit d e m sie nach 1945 die C i n e m a t h e q u e fran?aise aufbaute, deren Chefkonservatorin sie bis 1975 war. N a c h dem Krieg beriet u n d unterstützte E., die seit 1952 die französische Staatsangehörigkeit besaß, deutsche Institutionen und Regisseure des n e u e n deutschen Films wie Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge. Sie veröffentlichte u . a . L'ecran demoniaque (1952; dt. Die dämonische Leinwand, 1955) und F. W. Murnau (1964, dt. Murnau, der Klassiker des deutschen Films, 1967). E. w u r d e kurz vor ihrem Tod in die f r a n z ö s i s c h e Ehrenlegion a u f g e n o m m e n . LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 253. E l b a u , Julius, urspr. Mandelbaum, Journalist, * 1 9 . 3 . 1 8 8 1 Stuttgart, t 2 6 . 1 0 . 1 9 6 5 C r o n t o n - o n - H u d s o n (New York). D e r Sohn eines U h r m a c h e r s trat 1901 in die Redaktion der „Heilbronner Z e i t u n g " ein und war seit 1903 Lokalredakteur, später C h e f r e d a k t e u r der Frankfurter „Kleinen Presse", die der Deutschen Volkspartei nahestand. 1913 w u r d e er Redakteur der neugegründeten Zeitschrift „Das Illustrierte Blatt" in F r a n k f u r t / M a i n . 1914 wechselte er zur „Berliner Illustrierten Z e i t u n g " des Ullstein-Verlags und ü b e r n a h m im selben Jahr „Die große Z e i t " und das „Kriegs-Echo". 1918 w u r d e er Leiter der innenpolitischen Sektion der „Vossischen Zeit u n g " und stieg knapp zwei Jahre später zu ihrem stellvertretenden Chefredakteur auf; 1930-33 nahm er die A u f g a b e des Chefredakteurs wahr. E., der bereits 1910 a m Einigungsparteitag der Fortschrittlichen Volkspartei teilgenommen hatte, Schloß sich nach d e m Ersten Weltkrieg der Deutschen Demokratischen Partei, 1930 der Deutschen Staatspartei an. A u s dieser Zeit stammten Kontakte mit Erich Koch-Weser, Paul —>Löbe und T h e o d o r —>Heuss. N a c h seiner Entlassung 1933 arbeitete E. als Übersetzer. 1938 emigrierte er in die U S A (New York), w o er weiterhin als Übersetzer und freier Schriftsteller tätig war und 1947-62 Beiträge für die deutschsprachige „ N e w Yorker Staats-Zeitung und H e r o l d " verfaßte. LITERATUR: Karl Ullstein u.a.: J. E. z u m 80. G e b u n s tag a m 19. März 1961 von seinen alten Mitstreitern, o. O.
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Elben 1961. - Bernd Sösemann: Das E n d e der Weimarer Republik in der Kritik demokratischer Publizisten. Theodor Wolff, Ε. F., Julius Elbau, Leopold Schwarzschild. Berlin 1976, bes. S. 30-34. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 153. E l b e n , Christian Gottfried, Verleger, * 4 . 5 . 1 7 5 4 Zuffenhausen (heute zu Stuttgart), t 4 . 2 . 1 8 2 9 Stuttgart. E., Sohn eines Schulmeisters und A m t m a n n s , studierte seit 1771 an der Univ. Tübingen Theologie, Geschichte und Philosophie, mußte wegen finanzieller Schwierigkeiten das Studium unterbrechen und w u r d e von Werbern als Rekrut in die A r m e e Friedrichs II. geholt. 1778 entlassen, wurde er Hauslehrer in Stuttgart und erlangte im folgenden Jahr den Magistergrad an der Univ. Tübingen. 1785 gründete E. die bis 1941 bestehende Zeitung „Schwäbischer Merkur", 1786 die „Schwäbische Chronik" in Stuttgart und lehrte 1788-94 als Prof. der Geographie an der Karlsschule. LITERATUR: Otto Elben: Geschichte des Schwäbischen Merkurs, 1785-1885. Stuttgart 1885. - H e r m a n n Werner: C. G. E. Gründer des Schwäbischen Merkur, Professor an der Karlsschule. 1754-1829. In: Schwäbische Lebensbilder. Bd. 3. Hrsg. v. H e r m a n n Haering u n d Otto Hohenstatt. Stuttgart 1942, S. 125-135. - Otto Borst: E „ C. G. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 434. - Heinz-Alfred Pohl: C. G. E. (1754-1829). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 72-82. E l b e n , Karl, Redakteur, * 4 . 2 . 1 8 5 5 Stuttgart, t 3 0 . 1 0 . 1 9 1 4 Stuttgart. Der Sohn Otto —>E.s studierte an den Universitäten Tübingen, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaft, trat 1880 in die Redaktion des „Schwäbischen M e r k u r s " ein und wurde im folgenden Jahr promoviert. Seit 1888 war er als Nachfolger seines Vaters Chefredakteur der Zeitung. E. unterstützte besonders die Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens auf württembergischem Gebiet, w a r Mitglied verschiedener Vereine, darunter des Flottenvereins sowie des Wehrvereins, und gehörte der Nationalliberalen Partei Württembergs an. E l b e n , (Hermann) Otto (Karl), Redakteur, Verleger, Politiker, * 3 0 . 1 . 1 8 2 3 Stuttgart, t 2 8 . 4 . 1 8 9 9 Stuttgart. Der Enkel Christian Gottfried —>E.s studierte 1841-44 an der Univ. Tübingen Jura, wurde promoviert und arbeitete als Rechtsanwalt. Er bereiste England sowie den Mittelmeerraum und übernahm als Nachfolger seines Vaters Karl E. 1854 die Schriftleitung des „Schwäbischen Merkurs". E. war 1866 Gründungsmitglied der „Deutschen Partei" in Württemberg und setzte sich für den Anschluß Württembergs an den Norddeutschen Bund ein. Er war 1868 Landtagsabgeordneter und gehörte 1871-77 als Nationalliberaler dem Deutschen Reichstag an. Er gilt als geistiger Vater des Eisenbahnnetzes Württembergs und initiierte die Gründung des Reichseisenbahnamtes. E. veröffentlichte u . a . Geschichte des Schwäbischen Merkurs 1785-1885 (1885). Er war der Vater von Karl —>E. LITERATUR: Otto Borst: E „ O. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 4 3 4 f. E l b o g e n , Paul, Pseud. Paulus Schotte, Schriftsteller, * 1 1 . 1 1 . 1 8 9 4 Wien, t 1 0 . 6 . 1 9 8 7 Kanada. N a c h dem Jura- und Kunstgeschichtsstudium an der Univ. Wien arbeitete E. als Lektor, Redakteur, später als Chefredakteur der Zeitschrift „ M o d e r n e Welt" und pflegte Kontakte zu Wiener Autoren, darunter zu J a k o b —> Wassermann. Nach ausgedehnten Reisen ging er 1929 nach Berlin, emigrierte 1933 über Österreich nach Italien, England und Frankreich, wurde dort bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs interniert, dann nach Paris entlassen und verließ Frankreich 1941 über Spanien und Portugal nach N e w York. E. wurde
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Filmautor f ü r C o l u m b i a Pictures und war später als freier Schriftsteller und technischer Berater verschiedener Filmstudios tätig, darunter für Metro-Goldwyn-Mayer, UniversalInternational und Paramount. Er schrieb R o m a n e und Novellen und war Herausgeber mehrerer Briefanthologien, u. a. Geliebter Sohn. Eltembriefe an berühmte Deutsche (1930). LITERATUR: Günter Rinke: Vom alten Österreich nach Kalifornien. Der Schriftsteller und Herausgeber P. E. In: Exil 22 (2002) 1, S. 62-71. E l d e r s c h , Matthias, österr. Politiker, * 2 4 . 2 . 1 8 6 9 Brünn, t 2 0 . 4 . 1 9 3 1 Wien. Der Sohn eines Klaviertischlers machte eine Weberlehre. Er trat in den Arbeiterbildungsverein seiner Heimatstadt ein, ü b e r n a h m 1892 die Verwaltung des sozialdemokratischen Wochenblatts „Der Volksfreund", w u r d e 1896 Sekretär der Bezirkskrankenkasse und organisierte 1898 den Streik der Jägerndorfer Textilarbeiter. 1901 wurde er in den Reichsrat gewählt, seit 1906 gehörte er dem Mährischen Landtag an. Victor —»Adler holte ihn 1911 als Zentralsekretär in die Reichskommission der Krankenkassen. Während des Ersten Weltkriegs w a r E. O b m a n n des niederösterreichischen Konsumvereins, 1918 Direktor des Volksernährungsamtes. 1919-31 war er Abgeordneter z u m Nationalrat, 1 9 1 9 / 2 0 als Staatssekretär f ü r Inneres und Unterricht zuständig und wurde 1930 1. Präsident des Nationalrats. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 241. - Ludwig Eldersch: Μ . E. In: Werk und Widerhall: Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Hrsg. v. Norbert Leser. Wien 1964, S. 121-129. E l f i n g e r , Anton, österr. Zeichner, Mediziner, * 15. 1.1821 Wieden (heute zu Wien), t 1 9 . 1 . 1 8 6 4 Wien. Schon in j u n g e n Jahren nahm E. bei Mathias Johann Ranftl Unterricht, 1836 war er Schüler von Leopold Kupelwieser an der A k a d e m i e der bildenden Künste in Wien. Weniger aus Neigung als auf Drängen seiner Familie absolvierte er 1839-45 das Medizinstudium, wurde Präparator und Sekundararzt und verband 1849-58 als Zeichner für Fachliteratur (u. a. bei Ferdinand von Hebras Atlas der Hautkrankheiten, 1845) seinen Brotberuf mit den künstlerischen Fähigkeiten. Diese pflegte er als ständiger Mitarbeiter der „Wiener Theaterzeitung", f ü r die er seit 1842 unter dem Pseudonym „Cajetan" Kostümbilder zeichnete. Ferner steuerte er Illustrationen zum „Humoristisch-satirischen Volkskalender" bei und lieferte aus d e m Themenkreis der Revolution von 1848 Zeichnungen f ü r das „Politische Kartenspiel". WEITERE WERKE: Anatomie des Menschen, die KnochenMuskel- und Bänderlehre enthaltend. Wien 1 8 5 4 , 2 1 8 6 3 . LITERATUR: Margarethe Poch-Kalous: Cajetan. Das Leben des Wiener Mediziners und Karikaturisten Dr. Α. E. Wien 1966. - Isolde Emich: In m e m o r i a m Dr. med. Α. E. Wien 1971. - Isolde Emich: Der Arzt und Karikaturist Dr. med. Α. E. Wien 1982. E l i a s , Julius, Literatur- und Kunsthistoriker, * 1 2 . 7 . 1 8 6 1 H o y a / W e s e r , t 2 . 7 . 1 9 2 7 Berlin. E., Sohn eines Bankiers, studierte an den Universitäten Freib u r g / B r e i s g a u und München Germanistik und Literaturgeschichte, w u r d e 1888 promoviert und ließ sich 1890 in Berlin nieder. Bereits in seiner Studienzeit legte er durch den Ankauf der Trommler von Fritz von U h d e den Grundstein zu seiner bedeutenden Gemäldesammlung. Während eines Aufenthalts in Paris 1890 hatte er Kontakt mit Pissarro, Monet und Cezanne und regte nach seiner Rückkehr nach Berlin die deutschen Kunsthändler zum Ankauf französischer Impressionisten an. E. war Herausgeber der von ihm begründeten und finanzierten „Jahresberichte f ü r neuere deutsche Literaturgeschichte" (1892-1925) sowie zusammen mit Georg Brandes und Paul —> Schienther der sämtlichen Werken Ibsens (10 Bde., 1898-1904) in deutscher Sprache. Er schrieb
Eisner Essays über moderne europäische Kunst und Literatur und war Entdecker u. a. von Käthe Kollwitz. LITERATUR: Hermann Uhde-Bernays: E., J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 439-440. Ell, Erik G., österr. Journalist, * 3.5.1911 Wien, t 24.5.1982 New York. Der Stiefsohn von Alfred —»Polgar arbeitete bereits als Schüler für den Sportteil des „Wiener Extrablatts" und der „Mittagszeitung", war Assistent Sigmund Freuds bei dessen Werk Das Unbehagen in der Kultur und siedelte dann nach Berlin über, wo er sein eigenes Kabarett „Peter, Bubi und ich" leitete. 1940 emigrierte E. nach New York und gründete ein Atelier für Modephotographie. Seit 1969 berichtete er für den Springer-Auslandsdienst über Film, Theater und Sport. Ellissen, (Georg Anton) Adolf, Pseud. Diezmann und Marx, Philologe, Politiker, * 14.3.1815 Gartow (Kr. Dannenberg), f 5.11.1872 Göttingen. E. studierte in Göttingen und Berlin Geschichte und Philologie, besuchte Frankreich, Griechenland, Italien sowie die Schweiz und wurde nach seiner Rückkehr 1846 in Heidelberg promoviert. 1848/49 leitete er das „Göttinger Bürgerblatt" und wurde 1852 Sekretär der Universitätsbibliothek Göttingen. E. war Abgeordneter in der Zweiten Kammer Hannovers (1849/55 und 1864), Präsident der Hannoverschen Ständeversammlung (1854/55) und Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses (1867). Er veröffentlichte u.a. Analekten der mittel- und neugriechischen Literatur (5 Bde., 1855-62). LITERATUR: Eberhard Borsche: Α. E„ 1815-1872. Ein Vorläufer der modernen byzantinischen Literatur- und Sprachforschung. Ein Gelehrtenleben zwischen Politik und Wissenschaft. Hildesheim 1955. - Annemarie Borsche: Ε., A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 458-459. Elm, Adolph (Johann) von, Journalist, Gewerkschafter, * 24.9.1857 Wandsbek (heute zu Hamburg), t 18.9.1916 Hamburg. E. erlernte das Zigarrenmacherhandwerk, war als Gewerkschafter in der sozialistischen Bewegung tätig und hielt sich wegen des Sozialistengesetzes 1878-82 in Nordamerika auf. Nach seiner Rückkehr war er 1882-91 Geschäftsführer des Verbandes der Zigarettensortierer. Unter seinem Einfluß schlossen sich die Organisationen der Zigarrenarbeiter zum Tabakarbeiterverband zusammen. E. war Streikführer beim Tabakarbeiterstreik 1890/91 und gehörte 1892 zu den Gründungsmitgliedern der Tabakarbeitergenossenschaft, die 1910 von der Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine übernommen wurde. Er war Mitbegründer der Generalkommission der Deutschen Gewerkschaften, dem Vorläufer des Deutschen Gewerkschaftbundes, und 1894-1907 Mitglied des Reichstags. 1899 wurde unter E.s Führung die Konsumgenossenschaft „Produktion" gegründet, 1912 als Gegengewicht zu den privaten Lebensversicherungen die gewerkschaftlichgenossenschaftliche Versicherung „Volksfürsorge" mit E. als erstem Geschäftsführer. Journalistisch war er für verschiedene Parteiblätter tätig, u. a. für den „Vorwärts" und die „Socialistischen Monatshefte". Eloesser, Arthur, Literatur- und Theaterkritiker, * 20.3. 1870 Berlin, t 14.2.1938 Berlin. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns studierte in Berlin, Genf und Paris Germanistik sowie Romanistik und wurde 1893 bei Erich Schmidt mit einer Arbeit über die ältesten deutschen Moliere-Übersetzungen promoviert. Nachdem eine Universitätslaufbahn an seiner jüdischen Herkunft scheiterte, wurde er 1899 als Nachfolger Paul -> Schienthers Theaterkritiker der „Vossischen Zeitung" in Berlin. E. bevorzugte die „lebensechten" Dramen der Naturalisten, vor allem
Gerhart Hauptmanns, stand den Expressionsiten ambivalent gegenüber und lehnte Autoren wie August Strindberg oder Frank —»Wedekind als „destruktiv" ab. 1914-20 arbeitete er als Dramaturg und Regisseur am Berliner Lessing-Theater, wurde 1921 Vorsitzender des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, wechselte 1924 als Kritiker zur „Weltbühne", 1928 erneut zur „Vossischen Zeitung", die er 1933 verlassen mußte, und schrieb dann für die „Jüdische Rundschau". Als Literaturhistoriker veröffentlichte E. u.a. Die deutsche Literatur vom Barock bis zur Gegenwart (2 Bde., 1930/31). LITERATUR: Adalbert Eischenbroich: Ε., A. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 461 f. - Doris Schaaf: Der Theaterkritiker Α. E. Berlin-Dahlem 1962. Elsener, Klemens, schweizer. Jurist, * 26.4.1873 Menzingen (Kt. Zug), t 13. 12.1865 Zug. E. studierte 1855-58 Rechtswissenschaften in München, Heidelberg und Zürich. 1862/63 und 1865 betreute er als erster Redakteur das liberalen „Zuger Volksblatts". 1862/63 war Großrat in Zug und 1863-65 Staatsanwalt. E. entwarf die erste moderne Zuger Zivilprozeßordnung (1863). Elsenhans, Ernst, Journalist, Politiker, * 26.9.1815 Feuerbach, t 17. 8.1849 Rastatt. Während des Studiums in Tübingen wurde E. Burschenschafter, ging anschließend in die Schweiz, wo er zeitweilig die „Bündner Zeitung" redigierte, und war nach der Rückkehr als Lehrer und Journalist tätig, u. a. bei der radikalen „Mannheimer Abendzeitung" und seit 1847 bei der „Republik" in Heidelberg. Wegen Aufforderung zum Hochverrat verurteilt und auf der Festung Kislau interniert, wurde er nach der Freilassung 1849 vom revolutionären Landesausschuß in Karlsruhe zum Zweiten Sekretär im Kriegsministerium ernannt. Nach dem Einmarsch der preuß. Truppen in Baden blieb E. für die nach Rastatt geflüchtete provisorische Regierung tätig und leistete dort u. a. als Schriftleiter des „Festungsboten" bis zu seiner standrechtlichen Erschießung erbitterten Widerstand. LITERATUR: Wolfgang Reiß: Ε. E. (1815-1849). Ein schwäbischer Revolutionär in Rastatt. Rastatt 1995. - Heinz Bischof: Ε. E. (1815-1849), Literat und Revolutionär. Karlsruhe 1998. Eisner, Georg Wilhelm, Verleger, * 29.1.1874 Berlin, t 30.4.1945 Berlin. E. absolvierte eine dreijährige Lehrzeit in der Berliner Polytechnischen Buchhandlung, arbeitete dann als Gehilfe in der k. u. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frick in Wien sowie am Bibliographischen Institut Leipzig und trat 1896 in den väterlichen Betrieb, die Otto Eisner Verlagsgesellschaft, in Berlin ein. Er initiierte eine Programmerweiterung, besonders im Zeitschriftenbereich, gab u.a. 1898 die Theaterzeitschrift „Bühne und Welt", 1903 „Papierfabrikant", 1911 „Deutsche Technik" sowie 1914 „Das Metall" heraus und verfolgte eine Programmspezialisierung auf die Gebiete Sozialpolitik, Wirtschaft, Technik, Philosophie und Arbeitsrecht. E. war Gründer und langjähriger Vorsitzender des Verbandes der Fachpresse Deutschlands und wurde in die Leitung des aus ihm hervorgegangenen Reichsverbandes Deutscher Zeitschriftenverlger berufen. Eisner, Ilse, geb. Künzel, Politikerin, * 25. 11.1910 Berlin, t 15.12.1996 Hamburg. E., Tochter eines Holzbildhauers, war zunächst Fremdsprachensekretärin, seit 1930 kaufmännische Angestellte der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft und studierte 1932-35 Volkswirtschaft in Hamburg. 1936 zum Dr. rer. pol. promoviert (Wachsender Staatsinterventionismus in England als Folge des Arbeitslosenproblems), war sie 1936-43 Direktionssekretärin der D.A.P.G. Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Übersetzerin für die britischen
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Eisner Behörden tätig, war sie 1946-50 Redakteurin beim „Hamburger Echo", dessen Wirtschaftsteil sie 1948 übernahm, und 1951-61 Redakteurin der Tageszeitung „Die Welt", seit 1953 verantwortlich für das Ressort Sozialpolitik. Daneben verfaßte sie für Rundfunk und Fernsehen Drehbücher zu sozialpolitischen Themen. Seit 1946 Mitglied der SPD, war sie seit 1947 Mitglied in der Deputation für Wirtschaft in Hamburg. 1961-70 gehörte E. dem Deutschen Bundestag sowie dem Europäischen Parlament an, in dem sie seit 1964 den Vorsitz im Wirtschafts- und Finanzausschuß innehatte. 1970-74 im Hamburger Senat, war sie zunächst Bevollmächtigte Hamburgs in Bonn und seit 1972 Gesundheitssenatorin. WEITERE WERKE: Der Frauenlohn in unserer Zeit. In: Ruth Bergholtz (Hrsg.): Die Wirtschaft braucht die Frau. Darmstadt 1956, S. 31-56. - Politisches und Persönliches. In: Die ersten Jahre. Erinnerungen aus den Anfängen eines Zeitungshauses. Hamburg. LITERATUR: I. E., Hugo Karpf, Wilderich Freiherr Ostman von der Leye, Elisabeth Pitz-Savelsberg, Dietrich-Wilhelm Rollmann. Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Bd. 3. Boppard 1985, S. 9-87. - Mdb, Bd. 1, 2002, S. 178. Eisner, Moritz, Politiker, * 20.11.1809 Kortnitz (Kr. Sprottau), t 8.8.1894 Rothkretscham. Der Sohn eines Mühlenbesitzers studierte seit 1831 an der Univ. Breslau Naturwissenschaften, Medizin und Rechtswissenschaft, war als Mitglied der Burschenschaft der Raczeks zeitweilig inhaftiert, wurde 1839 promoviert und ging als Gymnasiallehrer 1842 nach Breslau, wo er sich auch publizistisch betätigte. 1848 wurde er in die preuß. Nationalversammlung gewählt, floh 1850, wegen revolutionärer Umtriebe zu Festungshaft verurteilt, nach London und hatte Kontakt zu Lothar —»Bucher. Nach der Urteilsaufhebung kehrte er nach Breslau zurück, leitete 1851-56 die „Neue Oder-Zeitung" und gründete die „Breslauer Morgenzeitung". 1863-94 war E. Mitglied der Breslauer Stadtverordnetenversammlung. Elster, Hanns Martin, Pseud. Hans Bruneck, Schriftsteller, Verleger, * 1.6.1888 Köln, t 17.11.1983 Gräfelfing. Der Sohn Otto —>E.s studierte an den Universitäten München, Paris, Leipzig und Berlin, wurde zum Dr. phil. promoviert und gab zusammen mit seinem Vater 1911-13 den „Wilhelm-Raabe-Kalender" heraus. 1920 gründete er die „Flöte. Monatsschrift für neue Dichtung. Zeitschrift des Künstlerdanks", 1924 den Hören-Verlag in Berlin und war 1924-31 Herausgeber der Monatsschrift „Die Hören". 1933 kam E. in die Pressestelle für Beamte in der Reichsleitung der NSDAP. Seit 1949 Herausgeber der Literaturzeitschriften „Die Lesewelt" und „Deutscher Bücherbund", war er seit 1952 Verleger in Düsseldorf, war 1955-63 Präsident der „Kogge" und wurde 1968 Präsident der Gesellschaft der Bibliophilen. Er gab u.a. Irrfahrten des Daniel Elster. Student, Philhellene, Musikant (2 Bde., 1912) heraus, übersetzte französische Autoren des 19. Jh. und verfaßte mehrere Biographien, darunter Moritz Graf Strachwitz (1912). LITERATUR: Sibylle Elster-Reetz: „Es gibt kein Enden, nur glühend Dienen" Η. M. E.s lebenslanges Engagement für die Literatur. Emsdetten 1985. Elster, Otto, Pseud. Otto von Bruneck, Ludwig Hasse, Schriftsteller, * 11.11.1852 Eschershausen, t 1-12.1922 Braunschweig. E. trat 1872 in ein Infanterieregiment ein, war in Pfalzburg sowie Metz stationiert, ging 1883 als Premierleutnant in den Ruhestand und war danach Redakteur des „Braunschweiger Tageblatts". 1887 übernahm er die Leitung des „Kreuznacher Tageblatts", ging 1889 als freier Schriftsteller nach Berlin und war zehn Jahre lang Archivar des Prinzen Wilhelm von Schaumburg-Lippe in Nachod. Zusammen mit seinem Sohn
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Hanns Martin —»E. gab er 1911-13 den „Wilhelm-RaabeKalender" heraus. E. schrieb Schauspiele, Romane und Jugendbücher, darunter Gräfin Vilma (1930). Emerich, Friedrich Joseph, auch Emmerich, Jurist, Schriftsteller, * 21.2.1773 Wetzlar, t 17.11.1802 Würzburg. E. studierte in Mainz und Marburg Jura und wurde 1793 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar. Wegen seiner Mitgliedschaft in revolutionären Zirkeln wurde er jedoch zur Advokatur nicht zugelassen und Schloß sich daraufhin der französischen Armee an. 1798-1801 war er in der Verwaltung der Mainzer Republik tätig, wo er wahrscheinlich auch mit Hölderlin zusammentraf. Seit 1801 war E. freier Schriftsteller. Wegen seiner scharfen Kritik in den Briefen Uber den gegenwärtigen Zustand der deutschfranzösischen Rheinländer (1801/02) in Johann Wilhelm von —» Archenholtzens „Minerva" wurde er verfolgt und ins Reichsgebiet abgeschoben. E. starb in geistiger Verwirrung nach einem Hungerstreik im Juliusspital in Würzburg. Sein Werk, das dem literarischen Jakobinismus zuzurechnen ist, ist erst in jüngerer Zeit in seiner Bedeutung erkannt worden, da viele Schriften anonym erschienen. Hölderlin sprach sich für seine Gedichte (1799) aus, wenn er auch ihre Form kritisierte. LITERATUR: Sigfrid Gauch: F. J. E„ ein deutscher Jakobiner. Frankfurt/Main 1986. Emmel, Egenolff, Drucker, Verleger, beerdigt 16.1.1627 Frankfurt/Main. Aus der Grafschaft Hanau stammend, kam E. 1602 nach Frankfurt, wo er zunächst als Verleger und dann vermutlich als Setzer in der Druckerei der Basseschen Erben tätig war. Nach seiner Einbürgerung in Frankfurt bewarb er sich beim Rat der Stadt um die Zulassung als Buchdrucker, hatte jedoch hiermit erst Erfolg, nachdem sich Landgraf Ludwig V. von Hessen für ihn verwendet hatte. Seiner Werkstatt entstammen u. a. auch einige Musikdrucke. Bedeutung erlangte E. vor allem durch die Herausgabe des .frankfurter Journals", der ersten periodischen Wochenschrift, die in Frankfurt erschien. Das Blatt konnte sich erfolgreich auch gegen ein Konkurrenzunternehmen des Frankfurter Postmeisters Johann von der —»Birghden behaupten, gegen das E. beim Rat der Stadt erfolglos geklagt hatte. LITERATUR: Josef Benzing: Ε., E. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 482. E m m e r , Johannes, Pseud. Hans Kelling, österr. Journalist, Schriftsteller, * 18.10.1849 Wien, t 20.1.1928 Innsbruck. Nach Abschluß des Jurastudiums mit der Promotion arbeitete E. vorübergehend in einer Rechtsanwaltskanzlei und war seit 1872 Redakteur verschiedener politischer Tagesblätter. Seit 1879 Redaktionsleiter des belletristisch-populärwissenschaftlichen Blattes „Heimat" in Wien, gründete er 1882 eine eigene Wochenzeitung, den „Österreichischen Reichsboten", und wurde 1884 Redakteur der „Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins", dessen Generalsekretär er später war. E. schrieb zahlreiche vereinsgeschichtliche Beiträge und nahm Einfluß u. a. auf die Errichtung von Studentenherbergen und das alpine Rettungswesen. An den Satzungen des Gesamtvereins von 1909 war er maßgeblich beteiligt. 1911 zog sich E. als freier Schriftsteller nach Innsbruck zurück. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 246. Ende, Adolf, Pseud. Lex Breuer, Journalist, * 6.4.1899 Bad Kissingen, f 15.1.1951 Hilbersdorf (Sachsen). E. nahm an der Novemberrevolution 1918 teil, beteiligte sich als Mitglied der KPD an den Kämpfen im Ruhrgebiet sowie gegen den Kapp-Putsch und vertrat die Partei seit 1928 im
Endrulat Reichstag. Gleichzeitig war er Redakteur der „Roten Post", des Wochenblatts der K P D . 1934 flüchtete E . ins Saarland und später nach Frankreich, w o er seine publizistische und politische Tätigkeit fortsetzte. In Paris leitete er die „Deutsche Volkszeitung", w u r d e bei Kriegsbeginn verhaftet und hielt sich nach seiner Flucht bis 1945 in Marseille auf, w o er einer Gruppe von Widerstandskämpfern angehörte. Nach Kriegsende kehrte E. nach Deutschland zurück, gründete in Berlin den „Freien B a u e r n " und w u r d e später Chefredakteur des Zentralorgans der S E D „Neues Deutschland". Wegen seiner Verbindung zu Noel Η. Field wurde Ε. 1950 aus der Partei ausgeschlossen. Danach arbeitete er in einem Sächsischen Eisenwerk bei Freiberg. 1990 wurde E. postum rehabilitiert. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 156. - M.d.R., '1994, S. 111. E n d e r l e , August, Redakteur, Parteifunktionär, * 5. 8 . 1 8 8 7 Feldstetten bei Münsingen, t 2 . 1 1 . 1 9 5 9 Köln. E., Sohn eines Z i m m e r m a n n s , machte eine Mechanikerlehre und war bis 1920 als Mechaniker und Eisendreher tätig. Politisch zunächst der S P D zugehörig, Schloß er sich später der U S P D , dann d e m Spartakusbund und der K P D an und wurde 1921 Redakteur der „Roten Fahne", 1928 jedoch aus der K P D ausgeschlossen, nachdem er die K P D ( O ) mitgegründet hatte. 1932 trat E. zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands über und wurde Redakteur der „Sozialistischen Arbeiter-Zeitung" in Berlin, die er später in Breslau fortführte. Nach seiner Emigration im Juni 1933 setzte er seine politische Aktivität in den Niederlanden, in Belgien und später in Stockholm u . a . im sogenannten „AskaniaKreis" und in der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Schweden fort. G e m e i n s a m mit Willy —» Brandt und Stefan Szende trat er f ü r die S c h a f f u n g einer sozialistischen Einheitspartei ein. 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Mitbegründer und Redakteur des „Weser-Kuriers" in Bremen und redigierte seit 1947 die Gewerkschaftszeitung „Der Bund", seit 1949 das Gewerkschaftsorgan „Die Quelle". LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 157. E n d e r l i , Hans, schweizer. Jurist, Politiker, * 2 2 . 5 . 1 8 7 9 Zürich, t 1 7 . 1 0 . 1 9 4 4 Zürich. Der Sohn eines Setzers Schloß das Studium der Rechtswissenschaften in Zürich, Berlin und R o m 1903 in Zürich mit der Promotion zum Dr. jur. ab. 1906-10 war er Bezirksrichter in Zürich und seit 1910 Rechtsanwalt und Leiter des v o m Vater gegründeten Pressebüros. Politisch Schloß er sich der Sozialdemokratischen Partei und dem Grütliverein an. 1910-16 und 1918-25 gehörte er dem Zürcher Großen Stadtrat, 1908-26 dem Zürcher Kantonsrat und 1919-22 dem Nationalrat an. Wegen seiner Kritik an der Politik der S P aus dem Nationalrat ausgeschieden, gründete E. den „Zürcher Grütliverein", den er redaktionell betreute. E n d e r l i n g , Paul, Schriftsteller, * 2 2 . 4 . 1 8 8 0 Danzig, t 16.1. 1938 Stuttgart. E. studierte an den Universitäten Königsberg und Berlin und betrieb auf mehreren Reisen weitere Sprach- und kunstgeschichtliche Studien. 1914 ließ er sich in Stuttgart als freier Schriftsteller nieder, 1 9 2 2 / 2 3 war er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Der Wahre Jacob". Seine Romane, Novellen, Erzählungen und Gedichte haben häufig die Geschichte und das Schicksal seiner Heimatstadt Danzig zum T h e m a (Stürme in der Stadt, 1921; Wächter im Turm und andere Danziger Novellen und Dichtungen, 1923). E. dichtete die H y m n e des Freistaates Danzig, Dies ist die Stadt am Bernsteinrand. E r trat auch als Übersetzer japanischer Novellen und Gedichte hervor. LITERATUR: Peter O. L o e w : Danziger Sehnsüchte. P. E. (1880-1938) und die Kulturpolitik der Freien Stadt. In: Studia Germanica Gedanensia 9 (2001) S. 51-68.
E n d l e r , Friedrich Gottlob, Kupferstecher, * 1 2 . 3 . 1 7 6 3 Lüben, t 7 . 7 . 1 8 2 2 Breslau. E., Sohn eines Gärtners, erlernte zunächst ebenfalls den Beruf seines Vaters, arbeitete seit 1782 als königlicher K a m m e r - K o n d u k t e u r f ü r den Architekten Carl Gotthard Langhans und war während dieser Zeit vermutlich am Bau des Lustschlosses des G r a f e n Schlabrendorff in Seppau beteiligt. Seit 1786 veröffentlichte er erste druckgraphische Arbeiten, die aktuelle Geschehnisse wiedergeben wie z u m Beispiel Freiballonstart des Flugpioniers Blanchard a m 2 7 . 5 . 1 7 8 9 in Breslau. In den folgenden Jahren entstanden bevorzugt Darstellungen von L a n d s c h a f t e n sowie Ortsansichten Schlesiens, die u. a. in Serien zu mehreren Blättern, in der Monatsschrift „Vaterländische Blätter zum Nutzen und Vergnügen" und 1798-1801 in vier H e f t e n (Abbildungen Schlesischer und Glätzischer Gegenden) erschienen. 1800-09 schuf E. rund 5 2 0 Radierungen, Aquatintablätter oder Kupferstiche f ü r die Zeitschrift „Breslauer Erzähler". E r war Mitherausgeber der elfbändigen A u s g a b e Der Naturfreund oder Beiträge zur schlesischen Naturgeschichte (1809-24), für die er in insgesamt 572 Radierungen die Tierund Pflanzenwelt seiner U m g e b u n g abbildete. LITERATUR: E d m u n d Gläser: Aus dem L e b e n und Schaffen des Kupferstechers F. G. E. O. O. 1960. - Karl-Heinz Ziolko: F. G. E „ ein schlesischer Kupferstecher der Goethezeit. M ü n c h e n 1994. - Karl-Heinz Ziolko: E „ F. G. In: Α KL, Bd. 33, 2002, S. 544-545. E n d r e s , Franz Carl, Schriftsteller, Journalist, * 1 7 . 1 2 . 1 8 7 8 München, t 1 0 . 3 . 1 9 5 4 M u t t e n z (Kt. BaselLandschaft). E. besuchte die Kriegsakademie in M ü n c h e n , lehrte in seiner Heimatstadt und später an der Generalstabsschule in Konstantinopel Kriegsgeschichte und n a h m als Generalstabschef einer türkischen A r m e e a m Ersten Weltkrieg teil. Nach schwerer Malaria dienstuntauglich, w u r d e er 1916 Mitarbeiter der „Frankfurter Z e i t u n g " und des „Berliner Tageblatts", reiste als Journalist nach Griechenland und in die Niederlande und lebte seit 1926 als freier Schriftsteller in der Schweiz. E. verfaßte zahlreiche Schriften über militär-, kultur- und sozialgeschichtliche T h e m e n , aber auch Reisebeschreibungen, R o m a n e u n d Novellen. In seinem zunächst a n o n y m erschienenen Werk Die Tragödie Deutschlands [...] (1923, Neuauflage als Der deutschen Tragödie erster Teil, 1948) vertrat er eine konsequent pazifistische Position. WEITERE WERKE: Palästina. Leipzig 1917. - Reichswehr und Demokratie. M ü n c h e n / L e i p z i g 1919. - D e r Weltkrieg in seinem Verlauf und seinem Ergebnis. M ü n c h e n 1922. - Alte Geheimnisse um Leben und Tod. Zürich u . a . 1938. - Das Leben soll Liebe sein. Basel 1939. - Selbsterkenntnis und Selbsterziehung. Zürich 1946. - Der Augenblick ist Ewigkeit. Z ü r i c h / L e i p z i g 1948. - Die Symbole des Freimaurers. Stuttgart 1952. LITERATUR: Simon Schaerer: F. C. E. (1878-1954): Kaiserlich-osmanischer M a j o r , Pazifist, Journalist, Schriftsteller. In: Pazifistische Offiziere in Deutschland. Bremen 1999, S. 230-245. E n d r u l a t , Bernhard Ferdinand Julius, Schulmann, Schriftsteller, Journalist, * 2 4 . 8 . 1 8 2 8 Berlin, t 1 7 . 2 . 1 8 8 6 Posen. E. studierte in Berlin Philologie und Philosophie, beteiligte sich an den K ä m p f e n in Schleswig-Holstein 1849 und war später als Geschichts- und Deutschlehrer in Hamburg tätig. 1864 berief ihn Herzog Friedrich von Schleswig-HolsteinAugustenburg zum Leiter des Pressebüros nach Kiel. 1866 Lehrer und Schriftsteller in Hamburg, ü b e r n a h m Ε. 1868 die Redaktion der „Itzehoer Nachrichten" und war 1872-76 Redakteur und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen im Elsaß. 1876 trat er in Düsseldorf in den Staatsdienst ein und wurde
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Enengl später Staatsarchivar in Wetzlar und in Posen. E. gründete die „Historische Gesellschaft f ü r die Provinz Posen", deren Zeitschrift er redaktionell betreute. Als Schriftsteller ist E. durch freiheitliche und patriotische Gedichte hervorgetreten. E n e n g l , Josef, österi. Schriftsteller, * 4 . 9 . 1 9 2 6 Kallham (Oberösterreich), t 1 2 . 4 . 1 9 9 3 Wien. E.s Interesse galt schon f r ü h den Werken der bildenden Kunst, mit Alfred Kubin, Fritz Wotruba, Emilio Vedova und Karl Anton Wolf verband ihn eine langjährige Freundschaft. Nach Lyrik-Publikationen in den Zeitschriften „Merkur" und „Neue deutsche H e f t e " folgte 1957 die erste Buchveröffentlichung Der Vogel Simurg. Das poetische Credo E.s, der dem Surrealismus nahestand, ist u . a . in d e m 1987 erschienenen Band Am Ursprung der Atmung dargelegt, der Texte aus mehr als 30 Jahren vereinigt. LITERATUR: Hans Höller: Über J. E. In: Die R a m p e 1 (1994) S. 10-12. E n g e l , Alexander, Pseud. Alfred Cavoret, Paul Mira, Schriftsteller, * 1 0 . 4 . 1 8 6 8 Turocz-Neczpäl (Ungarn), t 1 7 . 1 1 . 1 9 4 0 Wien. Früh schriftstellerisch tätig, veröffentlichte E. bereits im Alter von 17 Jahren Feuilletons im „Wiener Tagblatt" und arbeitete später in der Redaktion dieser Zeitung und bei der „Österreichischen Feuilleton-Korrespondenz". Mit d e m Theaterstück Das liebe Geld errang er 1895 a m Wiener Raimund-Theater seinen ersten großen Erfolg und gehörte bald zu den meistgespielten Wiener Lustspielautoren. Seine Stücke, die sich durch Esprit und Situationskomik auszeichnen, fanden auch Eingang in das Repertoire der großen Bühnen; das Lustspiel Der ewige Jüngling (mit Alfred —> Grünwald) wurde am Wiener Burgtheater mehrfach aufgeführt. E. schrieb auch Romane, Novellen und Aphorismen. E n g e l , Eduard, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, * 1 2 . 1 1 . 1 8 5 1 Stolp (Pommern), t 2 3 . 1 1 . 1 9 3 8 Bornim bei Potsdam. Der Sohn eines Kanzleigerichtsrats studierte in Berlin und Rostock Sprachwissenschaften sowie klassische und romanische Philologie und wurde 1874 zum Dr. phil promoviert (De pristinae linguae Francicae syntaxi). Daneben war E. seit 1870 Schreiber im preuß. Abgeordnetenhaus und 1871-1919 amtlicher Stenograph im Deutschen Reichstag, dessen Stenographenbüro er 1882-1904 vorstand. 1879-83 redigierte er das „Magazin für die Literatur des In- und Auslandes" und führte in dieser Funktion Emile Zola und Alphonse Daudet beim deutschen Publikum ein. Seine Kenntnisse der literarischen Strömungen in Deutschland sind in eine Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart (2 Bde., 1906, 3 8 1929) eingegangen. Ein zweiter Schwerpunkt von E.s Wirken lag in seinem Bemühen um die Pflege und Reinhaltung, insbesondere um die „Entwelschung" der deutschen Sprache. Seine Deutsche Stilkunst (1911) erreichte 1931 die 31. Auflage. N a c h 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft mit einem Publikationsverbot belegt, widmete er sich vergleichenden Sprachstudien. LITERATUR: Ruth Schmidt-Wiegand: Ε., E. In: N D B , Bd. 4, S. 4 9 9 f . - Anke Sauter: Ε. E.: Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger. Bamberg 2000. E n g e l , Fritz, Redakteur, Schriftsteller, * 1 6 . 2 . 1 8 6 7 Breslau, t 3 . 2 . 1 9 3 5 Berlin. E. studierte in M ü n c h e n und Berlin, w o er später Redakteur und Theaterkritiker des „Berliner Tageblatts" wurde. Daneben war er Vorsitzender der Kleist-Stiftung, die er 1911 mitbegründet hatte, und Mitglied zahlreicher Vereinigungen. Für die S a m m l u n g „Schneiders B ü h n e n f ü h r e r " bearbeitete er u. a. die Bände über Shakespeare, Shaw und Wilde. Als
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Schriftsteller ist E. mit einer Reihe von Novellen, Lustspielen und Gedichtsammlungen hervorgetreten, u . a . Und draußen ist Krieg (1915) und Wir sind jung (1916). E n g e l , Georg (Julius Leopold), auch Johannes Jörgensen, Schriftsteller, Redakteur, * 2 9 . 1 0 . 1 8 6 6 Greifswald, t 1 9 . 1 0 . 1 9 3 1 Berlin. Der Sohn eines Großhandelskaufmanns und Schiffsreeders studierte in Berlin Philosophie und Geschichte und wurde anschließend Kunst- und Theaterkritiker beim „Berliner Tageblatt". Seit 1891 war er als freier Schriftsteller tatig. In seinen naturalistischen D r a m e n und Erzählungen sind Einflüsse von Gustav —>Freytag und Julian - » S c h m i d t spürbar. Die Themen entstammen häufig dem D o r f - und Fischerleben der pommerschen Küste, wie etwa in d e m R o m a n Claus Störtebecker (2 Bde., 1920). In den D r a m e n versagt E. seinen Helden eine wirkliche Entwicklung ( u . a . Hadasa, 1895). Er war Gründer und Vorsitzender des „Verbandes deutscher Erzähler". E n g e l , Gustav Eduard, Gesangspädagoge, Musikschriftsteller, * 2 9 . 1 0 . 1823 Königsberg, t 1 9 - 7 . 1 8 9 5 Berlin. Neben dem Philologiestudium in Berlin hörte E. Vorlesungen bei Adolph Bernhard Marx, wirkte in der Singakademie und im Domchor mit und wandte sich nach einem Probejahr als Gymnasiallehrer ganz der Musik zu. Seit 1853 arbeitete er als Musikkritiker f ü r die „Spenersche Zeitung", seit 1861 f ü r die „Vossische Zeitung". 1862 erhielt E. eine Anstellung als Gesanglehrer an Theodor Kullaks N e u e r Akademie der Tonkunst, 1874 eine Professur f ü r G e s a n g an der Hochschule f ü r Musik in Berlin. Z u seinen Schülern zählte die Sängerin Therese Malten. Als Musikschriftsteller beschäftigte er sich auch theoretisch mit der Gesangslehre sowie mit allgemeinen ästhetischen und philosophischen Fragen; er veröffentlichte u. a. eine auf den Helmholtzschen Theorien fußende Ästhetik der Tonkunst (1884). E n g e l , Heinrich, evang. Theologe, Journalist, * 1 5 . 1 2 . 1 8 3 4 Holzheim bei Gießen, t 6 . 9 . 1 9 1 1 Berlin. Der Bauernsohn besuchte nach dem Theologiestudium das Predigerseminar in Friedberg (Hessen) und wurde Diakonus in Erbach (Odenwald), 1864 Pastor in Gelnhaar (Oberhessen). Er gründete den „Hessischen Volksfreund", dessen packender, volkstümlicher Stil die Herausgeber des „Reichsboten" 1873 dazu bewog, E. die Schriftleitung des neuen Blattes zu übertragen. E. sah seine A u f g a b e hier vor allem in der Förderung evangelisch-christlichen Volkslebens in allen seinen Erscheinungen. Aus seiner konservativen Grundeinstellung resultierte eine scharfe Opposition zur damaligen Sozialdemokratie, aber auch zum kirchlich-theologischen Liberalismus. Während E.s insgesamt achtundreißigjähriger Leitung wurde der „Reichsbote" zum führenden Organ im konservativen Mittelstand und in f r o m m e n Pastorenkreisen. WERKE: Memoiren des armen Teufels. Göppingen 1860. Die größten Geister über die höchsten Fragen. Leipzig 2 1898. Konstanz ' 1 9 0 3 . LITERATUR: H e r m a n n Strathmann: Ε., H. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 502. - Konrad Fuchs: Ε., H. In: B B K L , Bd. 23, 2004, Sp. 315. E n g e l h a r d , Johann Konrad, Journalist, * 1 2 . 2 . 1 7 4 3 Baiersdorf, t 2 2 . 5 . 1 7 9 7 Bayreuth. E. studierte an der Univ. Erlangen Theologie und übernahm 1765 die Redaktion der „Baireuthischen Politischen Zeitung", die er bis zu seinem Tod innehatte. Neben einer Vielzahl von Artikeln f ü r dieses Blatt schrieb er einige Gedichte und Aufsätze für andere Journale und übersetzte das Leben des Abts Lorenz Ricci, letzten Generals der Jesuiten aus dem Italienischen (1775).
Engels WEITERES WERK: Fides salvifica Infantum vel statim post baptismum vel etiam sine illo . . . occumbentium. Berlin 1745. E n g e l h a r d t , Karl August, Pseud. Richard Roos, Pädagoge, Schriftsteller, * 4 . 2 . 1 7 6 8 Dresden, t 2 8 . 1 . 1 8 3 4 Dresden. E. studierte an der Univ. Wittenberg Theologie und nahm 1790 eine Stelle als Hofmeister an, die er jedoch 1794 wieder aufgab. 1805 kam er als Akzessist an die Kgl. Bibliothek in Dresden, wechselte 1810 in die Geheime Kriegskanzlei und wurde 1831 Kriegsministerial-Archivar. Seit 1818 führte er die Redaktion der Gesetzessammlung. Als Schriftsteller ist E. durch Arbeiten zur Geschichte Sachsens, vor allem jedoch durch Erzählungen und Gedichte hervorgetreten, die er unter Pseudonym veröffentlichte. Mit J. Merkel zusammen gab er die Jugendzeitschrift „Der neue Kinderfreund" (12 Bde., 1794-98) heraus. E n g e l m a n n , Berat, Schriftsteller, * 2 0 . 1 . 1 9 2 1 Berlin, t 14.4.1994 München. Der Sohn eines Verlagsdirektors nahm am Zweiten Weltkrieg teil, konnte sein Studium nach einem Lazarettaufenthalt 1942 fortsetzen und arbeitete bei einer Wirtschaftskorrespondenz. 1944 entdeckten die Nationalsozialisten seine Tätigkeit für den Widerstand, und E. wurde bis zu seiner Befreiung 1945 in den Konzentrationslagern Rossenbürg, Hersbruck und Dachau gefangengehalten. Er studierte dann neuere Sprachen, Geschichte und Jura an den Universitäten Köln, Bonn, Genf und Paris, wandte sich 1947 dem Journalismus zu und war einige Jahre Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel". 1961-64 arbeitete E. für das Fernsehen und lebte seit 1964 als freier Schriftsteller am Tegernsee. Bis 1967 gab er zusammen mit Gert von Paczensky die Zeitschrift „Deutsches Panorama" heraus und war 1977-84 Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in der IG Druck und Papier. E. beteiligte sich an vielen pazifistischen Initiativen. 1986 erhielt er den Heinrich-HeinePreis der DDR. E. veröffentlichte u. a. Meine Freunde, die Millionäre. Ein Beitrag zur Soziologie der Wohlstandsgesellschaft nach eigenen Erlebnissen (1963), Deutschland ohne Juden (1970) und Großes Bundesverdienstkreuz (1970). WEITERE WERKE: Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Heidelberg 1972. - Einig gegen Recht und Freiheit. München 1975. - Hotel Bilderberg. Königstein 1977. - Die Laufmasche. München 1980. - Im Gleichschritt Marsch. Wie wir die Nazizeit erlebten. 1933-39. Köln 1982. - Bis alles in Scherben fällt. Wie wir die Nazizeit erlebten 1939-45. Köln 1983. - Du deutsch? München 1984. - Wir hab'n j a den Kopf noch fest auf dem Hals. Köln 1987. LITERATUR: Eckart Spoo: Zum Tod von Β. E. In: Vorgänge 33 (1994) 2, S. 46-50. E n g e l m a n n , Georg (Theodor), Botaniker, Mediziner, * 2.2. 1809 Frankfurt/Main, t 4 . 2 . 1 8 8 4 St. Louis (USA). E. studierte in Heidelberg, Berlin und Würzburg Medizin und wurde 1832 mit einer Dissertation über Blütenabnormitäten promoviert (De antholysi prodromus), die besondere Anerkennung bei —> Goethe fand, der das Thema in seiner Metamorphose der Pflanzen aufgegriffen hatte. Nach Reisen durch Nordamerika ließ sich E. 1835 in St. Louis als praktischer Arzt nieder, blieb jedoch u. a. als Herausgeber der Zeitschrift „Das Westland" in Kontakt mit Deutschland. Mit seinen fortgesetzten Studien und mehreren Publikationen auf dem Gebiet der Botanik leistete E. grundlegende Beiträge zur Systematik der Pflanzenkunde und zur Kakteenkunde der USA. Seine Entdeckung, daß die amerikanischen Weinreben gegen die europäische Reblaus immun waren, rettete den europäischen Weinbau vor der drohenden Vernichtung. 1856 gründete E. die „Academy of Science of St. Louis",
deren erster Präsident er wurde. 1864 erfolgte die Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina. WEITERE WERKE: Mit Asa Gray: Plantae Lindheimerianae. Boston 1845. - Report on the botany of the expedition of Lieutenant A. W. Whipple near the 35 th Parallel. Washington 1846. LITERATUR: Helmut Dolezal: E„ G. T. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 518-519. E n g e l m a n n , Wilhelm, Verleger, Bibliograph, * 1 . 8 . 1 8 0 8 Lemgo, t 2 3 . 1 2 . 1 8 7 8 Leipzig. Der Sohn eines Buchhändlers besuchte in Leipzig die Thomasschule, ging dann u.a. bei Theodor Enslin in Berlin in die Lehre und übernahm 1833 die von seinem Vater 1811 gegründete Verlagsfirma. E. baute das kleine Unternehmen bald zu einem der bedeutendsten Verlagshäuser im Bereich der Geistes- und Naturwissenschaften aus. Bleibende Verdienste erwarb er sich insbesondere durch die hervorragende Ausstattung der bei ihm verlegten Literatur mit wissenschaftlich brauchbaren Abbildungen in Form von Holzschnitt, Lithographie und Lichtdruck. In E.s Verlagsprogramm waren u. a. Carl Gegenbaur, Ernst Haeckel, Georg Weber und Karl Binding vertreten. 1847 erschien bei ihm Adolf —»Glaßbrenners „Berliner Volksleben" mit den Illustrationen von Theodor Hosemann. In der Nachfolge von T. Enslin verfaßte E. eine Reihe von Fachbibliographien. LITERATUR: Friedrich Schulze: Der deutsche Buchhandel und die geistigen Strömungen der letzten hundert Jahre. Leipzig 1925. - Hans Lülfing: E„ W. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 517. E n g e l s , Friedrich, sozialistischer Theoretiker, Politiker, * 2 8 . 1 1 . 1 8 2 0 Barmen (heute zu Wuppertal), t 5 . 8 . 1 8 9 5 London. E. war der älteste Sohn des streng religiösen reformierten Textilfabrikanten Friedrich E. Während seiner kaufmännischen Lehre (seit 1838) betätigte er sich unter dem Pseudonym Friedrich Oswald als Dichter und Schriftsteller; er näherte sich, 1841 / 4 2 in Berlin den Militärdienst ableistend, dem theoretischen (Junghegelianer) und politischen Radikalismus. Seit 1842 als Kaufmann in Manchester tätig, wurde er mit den mit der Industrialisierung verbundenen sozialen Problemen, der entstehenden britischen Arbeiterbewegung und mit deutschen kommunistischen Emigranten bekannt. 1845 publizierte er Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Seit 1845/46 war er eng mit Karl —>Marx befreundet (ihr gemeinsames Manuskript der Deutschen Ideologie erschien, fast vollständig gedruckt, erst 1932). Gemeinsam entwickelten sie die Theorie des Wissenschaftlichen bzw. Historischen Materialismus, wandelten 1847 den „Bund der Gerechten" (London) in den „Bund der Kommunisten" um und verfaßten das Manifest der Kommunistischen Partei (publiziert Februar 1848). 1848/49 redigierten sie die „Neue Rheinische Zeitung" (Köln). E. beteiligte sich an revolutionären Aktivitäten 1848/49, u.a. im Rheinland und in Baden. Seit Ende 1849 erneut in England, nahm er seine kaufmännische Tätigkeit in Manchester wieder auf, unterstützte finanziell den mittellosen Marx, verfaßte mehrere Schriften (u.a. Der deutsche Bauernkrieg, 1850, nach Wilhelm —> Zimmermann, 1841/42) und schrieb Zeitungsartikel für Marx (u. a. für die „New York Tribüne"). In der Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850 haben Marx und E. ihre Haltung während der Revolution von 1848/49 kritisch analysiert und die selbständige Aktion der „proletarischen Partei" gegenüber den „kleinbürgerlichen Demokraten" gefordert mit dem Ziel, „die Revolution permanent zu machen, so lange, bis alle mehr oder weniger besitzenden Klassen von der Herrschaft verdrängt sind". Nach der Auflösung des Kommunistenbundes befaßte sich E.
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Engels vor allem mit militärischen Fragen (Spitzname „General"), den Problemen des Panslawismus, des Krimkriegs and der „orientalischen Frage". E. trat gegen das Selbständigkeitsstreben der „geschichtslosen" kleinen (vor allem slawischen) Völker auf, unterstützte aber die nationalen Ambitionen der Polen und Iren (siehe ζ. B. Brief von E. an Karl —» Kautsky, 7./15. 2.1882). In Zusammenhang mit dem drohenden italienischen Krieg forderte E. Anfang 1859 (in Po und Rhein) für die Deutschen „die Einheit, die [...] allein uns nach innen und außen stark machen kann"; außerdem warnte er vor einer „russischfranzösischen Allianz" (Savoyen, Nizza und der Rhein, 1860). In den sechziger Jahren beschäftigte sich E. noch intensiver mit der deutschen Politik (Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, 1865), bekämpfte Ferdinand —> Lassalle und den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV); nach dem preuß. Sieg in der Schlacht von Königgrätz akzeptierte er die bevorstehende deutsche Einheit unter preuß. Führung, „ohne es [das Faktum] zu billigen", um „die sich jetzt jedenfalls darbieten müssenden größeren Facilitäten zur nationalen Organisation und Vereinigung des deutschen Proletariats [zu] benutzen, soweit wir können" (E. an Marx, 25.7.1866). Vor allem nach der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP, 7.-9.8.1869 in Eisenach) versuchten E. und Marx, Einfluß auf die entstehende sozialistische Arbeiterbewegung in Deutschland zu nehmen. Nach seiner Übersiedlung nach London war E. seit Oktober 1870 Mitglied des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) und dessen korrespondierender Sekretär zunächst für Belgien, dann (seit 1871) für Spanien und Italien sowie (seit 1872) für Portugal und Dänemark. Zumindest seit 1854 (bis zu ihrem Tod 1863) war die irische Arbeiterin Mary Burns und danach ihre Schwester Lizzy, die er auf ihrem Totenbett 1878 heiratete, E.s Partnerin. Nach dem Ende der IAA betätigte sich E. seit 1872 wieder stärker publizistisch mit dem Ziel, „ein universales, wissenschaftlich-philosophisches System des dialektischen Materialismus" einzuführen, „durch das er Marx' .politische Ökonomie' naturwissenschaftlich zu fundieren und zu einer allgemeinen, Natur, Geschichte und Gesellschaft umfassenden Wissenschaftslehre auszubauen" (H. Bollnow) trachtete. Er versuchte, gemeinsam mit Marx auf die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie vor und nach dem Gothaer Vereinigungskongreß (Mai 1875) und während des Sozialistengesetzes (1878-90) Einfluß zu nehmen. Eine große Wirkung hatten seine Schriften Herrn Eugen Duhrings Umwälzung der Wissenschaft (1878), Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates (1884) und Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1888). Nach Marx' Tod 1883 wurde E. zum Hauptberater des „marxistisch" beeinflußten Teils der internationalen, besonders der deutschen Arbeiterbewegung, außerdem bereitete er die Edition der Bände 2 und 3 des Marxschen Kapital (1885, 1894) vor. Er nahm Einfluß auf das Erfurter Programm der SPD (1891) und auf die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie (u. a. Stellungnahme gegen Georg von —> Vollmars „Reformismus" und die „linke" Opposition der „Jungen"); er hoffte angesichts der sozialdemokratischen Erfolge bei den Reichstagswahlen von 1890 und 1893 auf den baldigen „großen Kladderadatsch" in Deutschland (siehe E.s Briefwechsel mit August —» Bebel). E. starb an Speiseröhrenkrebs; seine Asche wurde bei Eastbourne im Meer versenkt. WEITERE WERKE: Karl Marx/F. E.: Historisch-kritische Gesamtausgabe (1. MEGA). Hrsg. v. D. Rjazanov, seit 1931 v. V. Adoratski. 12 Bde., Frankfurt/Main, Berlin; Moskau/Leningrad 1927-35 (unvollständig). - Karl Marx/F. E.: Werke.
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39 Bde., 2 Ergänzungsbände, Berlin 1961-68. - Karl Marx/ F. E.; Gesamtausgabe. Berlin 1975 ff. (nicht abgeschlossen). - Marx Engels Verzeichnis. 2 Bde., Berlin 1968-71. (Willy Herferth): Sachregister zu den Werken Karl Marx/ F. E. Hrsg. v. Hans Jörg Sandkühler. Köln 1983. - Der größte Teil des literarischen Nachlasses von E. befindet sich im IISG (Amsterdam). - Korrespondenzen: F. E.s Briefwechsel mit Karl Kautsky. Hrsg. v. Benedikt Kautsky. Wien 1955. - F. E. /Paul et Laura Lafargue. Correspondance. Hrsg. v. Emile Bottigelli. 3 Bde., Paris 1956-59. - Karl Marx/ F. E.: Briefwechsel mit Wilhelm Bracke (1869-1880). Berlin 1963. - Wilhelm Liebknecht. Briefwechsel mit Karl Marx und F. E. Hrsg. v. Georg Eckert. The Hague 1963. - August Bebels Briefwechsel mit F. E. Hrsg. v. Werner Blumenberg. London/The Hague/Paris 1965. - Eduard Bernsteins Briefwechsel mit F. E. Hrsg. v. Helmut Hirsch. Assen 1970. Gespräche mit Marx und F. E. Hrsg. v. Hans Magnus Enzensberger. 2 Bde., Frankfurt/Main 1973. LITERATUR: Gustav Mayer: F. E. Eine Bibliographie. 2 Bde., Haag 1934 (Bd. 1: 1. Aufl., Berlin 1920). - Auguste Cornu: Karl Marx und F.E. Leben und Werk (1818-1846). 3 Bde., Berlin bzw. Berlin/Weimar 1954-68. - Jelena Stepanova: Frederick E. Moskau 1958. - Hermann Bollnow: E., F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 521-527. - Vera Machäckovä: Der junge E. und die Literatur. (1838-1844). Berlin 1961. Horst Ullrich: Der junge E. 2 Bde., Berlin 1961-66. - Gerhard Becker: Karl Marx und F. E. in Köln 1848-1849. Berlin 1963. - Helmut Hirsch: F.E. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1968. - Henryk Skrzypzcak: Marx, E„ Revolution. Berlin 1968. - Jehuda L. Wallach: Die Kriegslehre von F. E. Frankfurt/Main 1968 - F. E. Eine Biographie. Berlin 1970. - F.E. Sein Leben und Wirken. Moskau 1970 (russ.), 1973 (dt.). - Joachim Strey/Gerhard Winkler: Karl Marx und F.E. in Köln 1848/49. Berlin 1972. - W. O. Henderson: The Life of F.E. 2 Bde., London 1976. - Manfred Kliem (Hrsg.): F.E. Dokumente seines Lebens 1820-1895. Leipzig 1977. - Roman Rosdolsky: Zur nationalen Frage. F. E. und das Problem der geschichtslosen Völker. Berlin 1979. Siegfried Bahne Engels, Wolfram, Wirtschaftswissenschaftler, Publizist, * 15.8.1933 Köln, t 30.4.1995 Bad Homburg v.d.H. E., Sohn eines Wollhändlers, studierte nach einer kaufmännischen Lehre in Bremen Volks- und Betriebswirtschaft in Hamburg, Köln und New York und wurde 1961 zum Dr. rer. pol. promoviert. Bis 1964 in einem Textilunternehmen in Mönchengladbach tätig, habilitierte er sich 1968 an der Univ. Saarbrücken und wurde 1969 o.Prof. der Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, in Frankfurt/ Main. Seit 1984 war E. Herausgeber der Zeitschrift „Wirtschaftswoche". Er gehörte zu den Begründern des Frankfurter Instituts (Stiftung Marktwirtschaft und Politik) und war Sprecher des Kronberger Kreises. E. beschäftigte sich vorwiegend mit Kapitalmarkt- und Organisationstheorie. Er veröffentlichte u.a. Rentabilität, Risiko und Reichtum (1969), Das Volksvermögen (1974, mit H. Sablotny und D. Zickler), Mehr Markt (1976, 21977), The optimal monetary unit (1981), Den Staat erneuern - den Markt retten (1983) und Über Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (1985). Engert, Thaddäus Hyazinth, kath., später evang. Theologe, * 10.8.1875 Ochsenfurt (Bayern), t 26.1.1945 Gräfenroda (Thüringen). E. studierte in Würzburg, München, Berlin und Jena Theologie, wurde 1899 zum Priester geweiht, 1901 promoviert und war Benefiziat in Ochsenfurt sowie an verschiedenen Orten als Seelsorger tätig. Seine historisch-kritischen Schriften zum Alten Testament brachten ihn in Konflikt mit der Kirche, und er wurde 1907 exkommuniziert. Nach zweijähriger Leitung der modernistischen Zeitschrift „Das Zwanzig-
Eras ste Jahrhundert" trat Ε. zum Protestantismus über, studierte evang. Theologie und war seit 1913 Pfarrer in Gräfenroda. Er veröffentlichte u.a. Modernistische Vorträge (1910, 2 1914). WEITERE WERKE: Die Sünden der Päpste im Spiegel der Geschichte. Leipzig 1910. - Jesus im Banne des Modernisteneides. Berlin 1912. - Wege zur deutschen Kirche. Tübingen 1919. LITERATUR: Karl Hausberger: Τ. E. (1875-1945). Leben und Streben eines deutschen „Modernisten". Regensburg 1996. Engl, Josef Benedikt, Zeichner, Bildhauer, Lithograph, * 2.7.1867 Schallmoos bei Salzburg, f 25.8.1907 München. E., Sohn eines Lokomotivheizers und Bremsers, studierte nach einer Lithographenlehre in München 1885-88 an der dortigen Kunstgewerbeschule. 1888 war er Mitarbeiter des Witzblatts „Radfahr-Humor", 1891-98 der „Meggendorfer Blätter" und seit 1893 des „Süddeutschen Postilions". In den „Fliegenden Blättern" veröffentlichte er erstmals 1894 Zeichnungen. Von 1896 (ab Nr. 2) bis zu seinem Tod war E. ständiger Mitarbeiter des „Simplicissimus". In seinen Zeichnungen stellte er vor allem das Milieu Münchner Kleinbürger und Arbeiter dar. LITERATUR: Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift. München 1896-1944. München 1978 (Ausstellungskatalog). - Dankmar Trier: E., J. B. In: AKL, Bd. 34, 2002, S. 85.
1981/82 Stadtteilschreiber von St. Pauli. E. veröffenüichte u. a .Der Ledermann spricht mit Hubert Fichte (3 Interviews, 1977; auch als Theaterstück), Barmbecker Kuß. Szenen aus dem Knast (1981), Szenen aus St. Pauli (1982), Domenica. Körper mit Seele. Mein Leben (1994), Der neue Ledermann (1996) und den Roman Der König von St. Pauli (1997, mit Dieter Wedel). Er schrieb auch Kinderbücher (u. a. Gespensterschule, 1986, seit 1987 unter dem Titel Gespensterspaß', Der Piranha in der Badewanne, 1991) sowie Filmdrehbücher. LITERATUR: Francois Mäher Presley: Η. E. Der Ledermann lebt weiter. In: Kultur in Hamburg 29 (1999) 3, S.28-33. E p p i c h , Josef, kath. Theologe, Politiker, * 20.2.1874 Malgern bei Gottschee (Krain), f 2.6.1942 Mitterdorf bei Gottschee. Nach dem Theologiestudium in Laibach und der Priesterweihe 1897 wurde E. Kaplan in Döberitsch und Gottschee, 1902 Pfarrer in Mitterdorf. Dort gründete er 1904 mit dem „Gottscheer Boten", der später als „Gottscheer Zeitung" weitergeführt wurde, das erste Heimatblatt der deutschen Sprachinsel in Krain. Auch als Obmann der Bauernpartei und Abgeordneter der Laibacher Gebietsversammlung bemühte sich E. um die Erhaltung des Deutschtums. Daneben war er im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen tätig. In den Partisanenkämpfen des Zweiten Weltkriegs zwischen Italienern und Slowenen fand er den Tod.
Engländer, Sigmund, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1828 Wien, t 30.11.1902 Turin. Der einer streng orthodoxen jüdischen Familie entstammende E. Schloß sein Studium an der Univ. Wien mit der Promotion ab, wurde 1847 Redakteur der „Konstitutionellen Donauzeitung" und gab die literarische Zeitschrift „Salon" heraus. Im Revolutionsjahr 1848 veröffentlichte er zwischen dem 9.6. und dem 27.10. die „Wiener Katzenmusik" (auch unter dem Titel „Charivari"), wurde deshalb vom Pressegericht verurteilt und floh nach Paris und später nach London, wo er als Kaufmann tätig war. Später lebte E. wieder in Wien und stand 1849-59 in engem Kontakt mit Friedrich Hebbel. LITERATUR: Hubert Lengauer: Der Dichter, der Revolutionär und das Soziale im Übergang vom Vormärz zum Nachmärz: Zu S. E. In: Formen der Wirklichkeitserfassung nach 1848, Bd. 1. Bielefeld 2003, S.43-70.
Epstein, Max, Pseud. George Gotthardt, Max Muth, Jurist, Schriftsteller, * 9.3.1874 Königshütte (Oberschlesien), f Mai 1948 London. Nach dem Jurastudium war E. Leiter eines Anwaltsbüros in Berlin, später auch Universitätsprofessor und engagierte sich als Theaterfinanzier. E. war Gründer und Besitzer des Berliner Künstlertheaters. Einnahmen aus von ihm gepachteten Theatergarderoben und Erfrischungsräumen investierte er in Theaterproduktionen; damit war er an zahlreichen Bühnen beteiligt und nahm Einfluß auf die Programmgestaltung. In juristischen Schriften, aber auch eigenen Bühnenwerken und Romanen setzte er sich mit dem Theater und seinen wirtschaftlichen Aspekten auseinander (u. a. Man spielt Theater. Roman hinter den Kulissen, 1932). 1919-21 gab E. die literarische Wochenschrift „Das Blaue Heft" heraus. 1935 erhielt er Berufsverbot und emigrierte nach London. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 268.
E n o c h , Samuel, Rabbiner, * 8.10.1814 Hamburg, t 31.12.1876 Fulda. E. studierte an den Universitäten Würzburg und Erlangen, wurde im Alter von nur 18 Jahren zum Dr. phil promoviert und setzte seine bereits in Würzburg betriebenen talmudischen Studien anschließend in Hildesheim bei Bodenheimer und in Kassel bei Rohmann fort. In Altona gründete er eine Realschule, die er bis 1855 leitete, wurde dann Provinzialrabbiner in Fulda und wirkte dort bis zu seinem Tod. E. begründete die erste orthodoxe jüdische Wochenzeitung „Der treue Zionswächter", die zusammen mit einer wissenschaftlich-belletristischen Beilage in hebräischer Sprache „Schomer Zijon ha-neeman" 1845-55 in Altona erschien. Auch die Berliner Zeitschrift „Die jüdische Presse" verdankte E. als Mitbegründer und Mitherausgeber ihre Entstehung. LITERATUR: Kelchner: E„ S. In: ADB, Bd. 6, 1878, S. 152.
Epstein, Moritz, österr. Redakteur, Schriftsteller, * 29.3.1844 Trebitsch (Mähren), t 15.11.1915 Wien. E. war seit 1868 Redakteur der Wiener „Morgenpost", des „Neuen Fremdenblatts" und des „Neuen Wiener Tagblatts". Später wurde er auch Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" und Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse". Während des Deutsch-Französischen Kriegs war E. in Wien Mitglied des Exekutivkomitees und wirkte später lange Zeit im Ausschuß und im Vorstand der großdeutsch orientierten „Concordia". Als Bühnenschriftsteller und Erzähler schrieb er vor allem Lustspiele. Das Lessingdenkmal in Wien wurde auf sein Betreiben hin errichtet. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 259.
E p p e n d o r f e r , Hans, eigentl. Hans-Peter Reichelt, Schriftsteller, * 10.6.1942 Lütjenburg (Schleswig-Holstein), t 23. /24.1.1999 Hamburg. Wegen Mordes vom 18. bis 28. Lebensjahr im Gefängnis, begann E. danach zu schreiben, erwarb das Diplom für Journalistik und war bis 1989 als Redakteur tätig. 1978/79 war er Vorstandsmitglied des Hamburger Literaturzentrums,
Eras, Wolfgang H„ Verbandsfunktionär, * 14.4.1843 Schönfeld bei Großenhain, t 29.12.1892 Breslau. E., Sohn eines Pfarrers, studierte Mathematik und Naturwissenschaften am Polytechnikum in Dresden und an den Universitäten Leipzig und Jena, wo er auch Rechtswissenschaften hörte. In Jena promoviert, begann er mit einer umfangreichen publizistischen Tätigkeit, übernahm die Schriftleitung der „Mittelrheinischen Volkszeitung" in Wiesbaden, bezog zu aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen Stellung und wurde 1868 erster hauptamtlicher Sekretär der Handelskammer Bielefeld. 1871 wechselte er als Syndikus an
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Erasmy die Handelskammer Breslau. Ε. tat sich als radikaler Gegner der Arbeiterbewegungen hervor und engagierte sich für die Belange der deutschen Leinenindustrie, die durch die englische Konkurrenz gefährdet war. LITERATUR: Wilfried Reininghaus: W. Η. E. In: RheinischWestfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 15. Münster 1994, S. 85-96. E r a s m y , Walter, Journalist, * 13.11.1924 Essen, t 23.1.1993 Köln. E. wurde 1946 Reporter beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk, später arbeitete er in der Redaktion von „Zwischen Rhein und Weser". Im ersten Fernsehregionalprogramm des Westdeutschen Rundfunks (WDR) 1957 leitete er die Reportageabteilung für „Hier und Heute". Nach der Gründung von WDR 3 wurde er Chefredakteur, Leiter der Hauptabteilung „Regionale Information" und Chef des Düsseldorfer Studios. 1988 verließ er den WDR und übernahm eine journalistische Beratertätigkeit beim RheinischWestfälischen Elektrizitätswerk (RWE). E r b , Jörg, evang. Pädagoge, Schriftsteller, * 20.10.1899 Kürzen (Lahr), t 12. 5.1975 Freiburg. Der Sohn eines Landwirts war bis 1964 als Lehrer tätig. Er engagierte sich im evang. Bund Deutscher Jugendvereine, dessen Hauptorgan „Unser Bund" er 1922-33 herausgab. 1931 Schloß sich E. der Evangelischen Michaelsbruderschaft an. Er veröffentlichte u.a. Sammlungen von Kindergebeten (Die Himmelstür, 1930) und Kinderliedern (Gottes Lob, 1952) sowie das illustrierte Religionsbuch Schild des Glaubens. Geschichten der Bibel Alten und Neuen Testaments (1941), das mehr als sechzig Auflagen erlebte. E. verfaßte auch biographisch-kirchenhistorische Arbeiten (Die Wolke der Zeugen, 1951-63) und autobiographisch-missionarische Werke wie Ich bleibe dabei (1966) und Es reut mich nicht (1968). 1938-41 und 1949-63 war er Herausgeber des „Neuwerk-Boten". LITERATUR: J. E. Kassel-Lahr 1969. - Gottfried Adam: J. E. als Autor religiöser Literatur. In: Bildungsverantwortung wahrnehmen. Würzburg 1999, S. 183-200. - Gerhard Ringshausen: E„ J. In: BBKL, Bd. 21, 2003, Sp. 373-376. E r b e n , Karl Jaromir, Dichter, Historiker, * 7.11.1811 Miletin (Böhmen), t 21.11.1870 Prag. Nach dem Studium der Rechte in Prag war E. in verschiedenen Verwaltungsstellen tätig, bis er 1843 Mitarbeiter Frantisek Palackys, des Führers der Slawenpartei, wurde. 1846-49 redigierte E. die „Prager Zeitung" und wurde 1851 Stadtarchivar von Prag. E. sammelte volkskundliches Material und edierte museale und archivalische Bestände, insbesondere böhmische Volkslieder, Sagen und Märchen. E. veröffentlichte u. a. Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae (1855). LITERATUR: Ö B L , B d . 1, 1957, S. 260.
E r b k a m , Wilhelm Heinrich, evang. Theologe, * 7.8.1810 Glogau (Schlesien), t 1.9.1884 Königsberg. E. studierte in Bonn und Berlin Theologie. 1838 in Berlin habilitiert, wurde er in Königsberg 1847 a. o., 1855 o. Prof. der Kirchengeschichte und 1857 Konsistorialrat. Kirchenpolitisch griff er in den Kampf um Ernst Wilhelm —> Hengstenberg als Herausgeber der „Evangelischen Kirchenzeitung" zu dessen Gunsten gegen die „Lichtfreunde" ein, die Bibelgläubigkeit und Bekenntnistreue als „orthodoxe Finsternis" bekämpften, und verfaßte dazu Beleuchtung der Erklärung von 1845 (1845). Neben vielen biographischen Beiträgen zur preuß. Kirchengeschichte veröffentlichte E. eine Geschichte der protestantischen Sekten im Zeitalter der Reformation (1848) sowie Melanchthons Verhältnis zu Herzog Albrecht und zur Königsberger Universität (1860).
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LITERATUR: D. Erdmann: E., W. H. In: RE3, Bd. 5, 1898, S. 448-450. - E. Chr. Achelis: E„ W. H. In: ADB, Bd. 48, 1904, S. 388 f. E r d m a n n , Lothar, Publizist, Schriftsteller, * 12.10.1888 Breslau, t 18.9.1939 Konzentrationslager Sachsenhausen. Der Sohn eines Universitätsprofessors studierte in Bonn, Freiburg und London, nahm Ersten Weltkrieg teil und wurde anschließend Mitarbeiter am Wolffschen Telegraphenbüro in Amsterdam. 1924 trat er in den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund in Berlin ein, in dessen Auftrag er Die Gewerkschaften im Ruhrkampf (1924) verfaßte. Bis 1933 leitete E. als Chefredakteur die Zeitschrift „Die Arbeit", danach war er als freier Publizist tätig. LITERATUR: Ilse Fischer: Versöhnung von Nation und Sozialismus? L. E. (1888-1939). Bonn 2004. E r d m a n n , Oskar, Germanist, * 14.2.1846 Thorn, t 13.6.1895 Kiel. E. studierte in Leipzig, Berlin und Königsberg. Seit 1874 Gymnasiallehrer, habilitierte er sich 1883 für deutsche Philologie und wurde 1885 a. o.Prof. in Breslau, 1889 o.Prof. in Kiel. Er war Schriftleiter von „Nord und Süd", seit 1889 Mitherausgeber der „Zeitschrift für deutsche Philologie" und Mitarbeiter am Grimmschen Wörterbuch. E. veröffentlichte u. a. Über die Wiener und Heidelberger Handschrift des Otfried (1880) und Grundzüge der deutschen Syntax, nach ihrer geschichtlichen Entwicklung dargestellt (1886). E r h a r d , Christian Daniel, Jurist, Schriftsteller, * 6.2.1759 Dresden, f 17.2.1813 Leipzig. Nach dem Studium 1778-82 in Leipzig wurde E. dort Advokat des Oberhofgerichts und Beisitzer am Niederlausitzer Landgericht. Seit 1787 Prof. der Rechte, war er seit 1793 auch Beisitzer der Juristenfakultät und des Oberhofgerichts, an dem er 1809, nach Niederlegung seiner Professur, zum Gerichtsrat aufstieg. Im selben Jahr wurde E. Direktor der „Teutschen Gesellschaft" in Leipzig. Er arbeitete an der „Leipziger Gelehrten Zeitung" mit, veröffentlichte zahlreiche Fachpublikationen und übersetzte auch aus dem Englischen und Italienischen. Seinen Versuch einer Kritik des allgemeinen Gesetzbuches für die preußischen Staaten (1792) verfaßte er auf Anregung des Großkanzlers Johann Heinrich Kasimir von Carmer. Daneben schrieb er historische Betrachtungen, Freymaurer-Gebete beym Schlüsse des 18ten Jahrhunderts (1800) und Gedichte. LITERATUR: Friedhelm Krüger: C. D. E. und sein Entwurf eines Gesetzbuches über Verbrechen und Strafen für das Königreich Sachsen. Bonn 1963. E r h a r d t , Johann Simon, Philosoph, * 30.3.1776 Ulm, t 24.6.1829 Heidelberg. Nach ersten Anstellungen 1809-11 als Gymnasiallehrer in Schweinfurt, Ansbach und Nürnberg wurde E. 1812 Prof. in Erlangen. 1817 folgte er einem Ruf als Prof. der Philologie und Ästhetik an die Univ. Freiburg/Breisgau und 1823 nach Heidelberg. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift „Eleutheria oder Freyburger litterarische Blätter" (1818-20) und Verfasser zahlreicher historisch-philologischer wie philosophischer Schriften, u. a. Philosophische Encyklopädie oder System der gesammten wissenschaftlichen Erkenntnisse (1818), Grundlage der Ethik (1821) und Einleitung in das Studium der gesammten Philosophie (1824). E. knüpfte zum Teil an das Identitätssystem Schellings an. Zugleich sah er den Parallelismus der makrokosmischen Weltseele und der mikrokosmischen Menschenseele von den vier „Gesetzen" Beharrung, Entzweiung, Entwicklung und Erregung gesteuert. WEITERE WERKE: Über den Begriff und Zweck der Philosophie. Freiburg/Breisgau 1818. - Vordersätze zur Aufstellung einer systematischen Anthropologie. Freiburg/Breisgau 1819.
Ernst Erichson, Johann, Pseud. Lucian, Philosoph, * September 1777 Stralsund, t 16.12.1856 Greifswald. Ε. studierte 1795-98 in Jena und Greifswald Theologie, Ästhetik und Philosophie und wurde 1804 zum Dr. phil. promoviert. In Wien widmete er sich 1805-14 philosophischen Studien und lernte Ludwig van Beethoven kennen. 1810 veröffentlichte er unter dem Titel Griechischer Blumenkranz griechische Epigramme in Übersetzungen und gab 1811-14 die Zeitschrift „Neue Thalia" und 1814 den „Musen-Almanach" heraus. Im selben Jahr nach Greifswald zurückgekehrt, wurde E. Adjunkt der Philosophischen Fakultät, 1822 a. o., 1830 o.Prof. der Ästhetik und der Eloquenz. 1817 begründete er in Greifswald das „Akademische Archiv", das er als Herausgeber betreute. LITERATUR: Matthias Wolfes: E„ J. P. In: BBKL, Bd. 16, 1999, Sp. 462-463. Erkelenz, Anton (Peter), Gewerkschafter, Politiker, * 10.10.1878 Neuss, f 25.4.1945 Berlin. E„ Sohn eines Schlossers, arbeitete im väterlichen Beruf, bis er 1902 Sekretär bei den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen in Düsseldorf wurde. 1907 in die Hauptverwaltung nach Berlin berufen und schon vor 1914 Mitarbeiter von Friedrich —> Naumann, wurde er 1919 für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) in die Nationalversammlung und 1920 in den Reichstag gewählt. Zugleich war er Schriftleiter des „Regulator", einer Publikation der Metallarbeitergewerkschaft, und seit 1923 Mitherausgeber von Naumanns Zeitschrift „Die Hilfe". 1921-29 fungierte E. als einer der beiden Vorstandsvorsitzenden der DDP und galt als Exponent des linken Hügels, der sich für den beruflichen, kulturellen und sozialen Aufstieg der Arbeiterschaft engagierte. Mit dem Rechtsschwenk der Partei, die 1930 mit dem Jungdeutschen Orden zur Deutschen Staatspartei zusammenfand, verließ E. die DDP und Schloß sich der SPD an. Nach Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 zog er sich ins Privatleben zurück. E. wurde von russischen Soldaten erstochen. WERKE: Zehn Jahre deutsche Republik. Ein Handbuch für republikanische Politik. Berlin 1928. - Der Rattenfänger von Braunau. Die Tragödie Deutschlands. Berlin 1932. LITERATUR: A. A. Chanady: Α. E. and Erich Koch-Weser: A portrait of two German democrats. In: Historical Studies Australia and New Zealand 12 (1967) 48, S. 491-505. M.d.R., 3 1994, S. 117 f. — „Deflation fuhrt zur Revolution". A. E. vergeblicher Kampf für einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel und die Rettung der Demokratie in der Ära Brüning. In: Lebendige Sozialgeschichte. Gedenkschrift für Peter Borowsky. Hrsg. v. Rainer Hering/Rainer Nicolaysen. Wiesbaden 2003, S. 365-383. Erler, Erich, genannt Erler-Samaden, Maler, Graphiker, * 16.12.1870 Frankenstein (Schlesien), f 19.6.1946 Icking (Oberbayern). Zur Unterscheidung von seinem älteren Bruder Fritz —>E., der ebenfalls Maler war, und weil er aus Gesundheitsgründen bald nach Samaden im Engadin umsiedeln mußte, führte E. den Namen Erler-Samaden. Zunächst Schriftsetzer und Lokalreporter, wurde er 1892 Schüler von Albrecht Bräuer in Breslau und betätigte sich danach in Paris als Schriftsteller. Im Engadin begann er, lyrisch gestimmte Landschaften und als „Volkstypen" charakterisierte Bewohner des Hochgebirges zu malen. 1899 stellte E. erstmals in München aus und wurde dort Mitglied der Künstlergruppe „Scholle" sowie Mitgründer und Illustrator der Zeitschrift „Jugend". Auch die Berliner Sezession, den Deutschen Künstlerbund und Ausstellungen u. a. in Dresden und Düsseldorf beschickte er mit neoimpressionistischen Alpenlandschaften, darunter Schnee-
land (1903) und Frühling im Engadin. Seit 1915 malte E. auch Soldaten- und Kriegsbilder. LITERATUR: Christina Schroeter: Fritz E. Hamburg 1992. Bernd Dürr: Die Künstlervereinigung Scholle, Seperatum zu Neumeisters Moderne. München 2000, S. 10 f. - Ders.: Ε., E. In: AKL, Bd. 34, 2002, S. 397 f. - Ε. E„ ein Schollemaler. Hrsg. v. Hartfrid Neunzert. Landsberg/Lech 2002. Erler, Fritz, Maler, Graphiker, * 15.12.1868 Frankenstein (Schlesien), f 11.7.1940 München. E. besuchte seit 1886 die Kunstschule Breslau und bildete sich 1892-94 an der Pariser Academie Julian weiter. 1895 nach München gekommen, lebte er seit 1918 am Ammersee. Wie sein Bruder Erich —>E. begründete er 1896 die Zeitschrift ,Jugend" und 1899 die Künstlervereinigung „Scholle" mit. Er schuf großformatige dekorative Gemälde und Fresken zumeist mit Motiven aus der germanischen Mythologie, so im Wiesbadener Kurhaus (1907), im Festsaal des Rathauses von Hannover (1912) und für den Sitzungssaal der Münchner Rückversicherung (1913). Auch als Porträtist bekam E. zahlreiche Aufträge; malte er um die Jahrhundertwende Richard Strauss und Gerhart Hauptmann, war er zur Zeit des Nationalsozialismus besonders erfolgreich mit Bildnissen von Adolf Hitler, Franz Xaver von Epp oder Wilhelm Frick sowie den Gemälden Die Fremdlinge und Nordische Mutter. LITERATUR: Fritz von Ostini: F. E. Bielefeld u.a. 1921. Friedrich Ahlers-Hestermann: E., F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 595 f. - Christina Schroeter: F. E. Leben und Werk. Hamburg 1992. - Christina Schroeter-Herrel: E„ F. In: AKL, Bd. 34, 2002, S. 399-401. Ermers, Maximilian, österr. Kunsthistoriker, Journalist, Redakteur, * 11.2.1881 Wien, t 2.10.1950 Wien. E. studierte in Wien, Berlin, Zürich und München und wurde 1909 zum Dr. phil. promoviert. Er lehrte deutsche Literatur und Stil an der Arbeiterhochschule Berlin sowie 1912-14 byzantinische Kunstgeschichte am Volksheim in Wien. Nach dem Krieg war E. Gründer sowie Leiter des städtischen Siedlungsamtes, Organisator der Wiener Siedlungsbewegung und gemeinsam mit Adolf —»Loos Erbauer von über zwanzig Siedlungen. E. gab die Zeitschriften „Neue Erde" (1919-21) und „Wiener Zeit" (1934/35) heraus. 1938 mußte er emigrieren. In Großbritannien arbeitete er als Glaser und Bibliothekar, studierte in Cambridge und gab den „Fine Art Calendar" heraus. 1949 nach Wien zurückgekehrt, wurde E. Pressechef des Instituts für Friedenswissenschaft und Völkerverständigung. Er veröffentlichte u. a. Die Architekturen Raffaels (1909) und Allen gehört die Erde! (1950). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 269. Ernst, Franz von, schweizer. Journalist, * 29. 8.1879 Bern, t 9.1.1957 Bern. E., Sohn eines Bahnbeamten, studierte Rechtswissenschaften in Bern, Wien, Siena und Paris. 1903-34 war er Bundesstadtkorrespondent des Luzerner „Vaterlands", seit 1919 außerdem Sekretär des Nationalrats und der Vereinigten Bundesversammlung in Bern. 1925 gehörte er zu den Gründern der „Neuen Berner Nachrichten". 1938-42 war er Mitglied des Großen Rats von Bern der Katholischen Volkspartei, der er auch vorstand. 1939-57 war er erster Präsident der katholischen Gesamtkirche Bern und konnte 1939 das Berner Großratsdekret zur Gleichberechtigung der Katholiken durchsetzen. 1940-54 gehörte er dem Kleinen Bürgerrat der Gemeinde Bern an. E. war Präsident des Berner Preßvereins, Vizepräsident des Schweizerischen Preßvereins und 1934-50 Direktor des Eidgenössischen Internationalen Büros des Weltnachrichtenvereins.
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Ernst LITERATUR: F. Wäger: Fürspreeher F. E. In: Katholisch Bern von 1799 bis 1999. Hrsg. v. Gabriella Hanke-Knaus. Bern 1999, S. 44 f. Ernst, Georg, Arbeitervereinsfunktionär, * 25.12.1880 Buchbach (Oberbayern), t 31.1.1953 München(?). E. studierte Theologie und Staatswissenschaften in München und wurde 1907 zum Dr. rer. pol. promoviert (Die ländlichen Arbeitsverhältnisse im rechtsrheinischen Bayern). Seit 1905 Kaplan in Rosenheim, wurde er 1906 Redakteur des „Arbeiter" in München, 1907 Sekretär des Verbandes katholischer Hausangestellten-Vereine und 1910 Direktor der Hauptstelle katholisch-sozialer Vereine in München. 1914 gründete er das Leohaus und 1917 die Leo-Film AG, die Filme religiösen Inhalts, bald auch Spiel- und Kulturfilme produzierte. E. wurde Vorstand der Bild- und Filmzentrale in Köln und 1928 Präsident des Internationalen Filmkomitees in Den Haag. 1943/44 war er im Konzentrationslager Dachau interniert. WEITERES WERK: Hrsg.: Film und Rundfunk. 2. Internationaler Katholischer Filmkongreß. 1. Internationaler Katholischer Rundfunkkongreß. Gesamtbericht. München 1929. Ernst, (Karl Friedrich) Paul, Schriftsteller, * 7.3.1866 Elbingerode/Harz, f 13.5.1933 St. Georgen (Steiermark). E., Sohn eines Grubensteigers, studierte seit 1886 in Göttingen, Tübingen, Berlin und Bern, wo er 1892 zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Noch während des Studiums fand er Anschluß an die Sozialdemokratie und wurde 1890 Schriftleiter der „Berliner Volkstribüne" sowie Parteiredner. Unter dem Einfluß des konservativen Politikers Rudolf Meyer wandte er sich bald von der SPD ab und verließ sie 1896. Seit 1897 war E. freier Schriftsteller, 1904/05 Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus. 1903 nach Weimar übergesiedelt, kehrte er 1914 nach Berlin zurück, lebte 1918-25 auf seinem Gut Sonnenhofen im Isartal und seit 1925 auf seinem Schloß St. Georgen bei Graz. Befreundet mit Arno -» Holz, begann E. literarisch als Naturalist. Doch gab er seine sozialkritische Position bald zugunsten eines elitären, antidemokratischen Konzeptes auf: Würdiger Gegenstand der Literatur sei nicht die Masse; gültiges Ethos und wahre Sittlichkeit könne der Dichter nur durch die Gestaltung von Ausnahmemenschen vermitteln, bei denen sich (geschichtliche) „Notwendigkeiten" kreuzen. Die Verbindung von klassischer Formkunst mit sittlich-nationalem Verantwortungsbewußtsein machte ihn neben Wilhelm von —> Scholz und Samuel —> Lublinski zum Repräsentanten des deutschen Neoklassizismus. E.s Ethos beruhte auf betont preuß. und völkischer Gesinnung, wofür das Drama Preußengeist (1915) steht. Seine Stücke waren bühnenferne, blutleere Buchdramen mit Stoffen aus Antike, Heldensage und Reichsgeschichte, die rasch aus den Spielplänen verschwanden und erst nach 1933 offizielle Förderung erfuhren. Das 90 000 Verse umfassende Epos Das Kaiserbuch (6 Bde., 1923-28) zur deutschen Geschichte 919-1250 fand wenig Resonanz. Erfolgreicher waren seine straff komponierten, von schelmischem Humor durchzogenen Novellen in seinem 250 Titel starken Erzählwerk, darunter die Spitzbubengeschichten (1920). Obgleich E. den Roman „Halbkunst" nannte, nutzte er ihn für seine volkserzieherischen Ziele, um Arbeitsamkeit und Genügsamkeit als wahre Tugenden einfacher Menschen zu preisen. WEITERE WERKE: Briefwechsel P. E. - Will Vesper 1919-1933. Einführung - Edition - Kommentar. Würzburg 2003. LITERATUR: P. E.: Leben und Werk des Dichters im Umbruch der Jahrhundertwende. Hrsg. v. Dietrich Uffhausen. Neu-Ulm 1995. - Georg Noth: P. E. und die Erneuerung des Christentums. Merseburg 1997. - Horst Thome: P. Ε.: Außenseiter und Zeitgenosse. Würzburg 2002.
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Erpenbeck, Fritz, Pseud. F. Beck, Fr. Lambert, Hannes Waterkant, Schriftsteller, Redakteur, Dramaturg, * 6.4.1897 Mainz, + 7.1.1975 Berlin. Zum Schlosser ausgebildet, arbeitete E. nach dem Ersten Weltkrieg als Schauspieler und Regisseur von Agit-PropTheatern in Berlin und als Dramaturg bei Erwin Piscator. Seit 1928 war E. mit Hedda -> Zinner verheiratet. Seit 1929 Journalist, schrieb er für die „Rote Fahne" und die „Linkskurve". Bis zur Emigration 1933 nach Prag war E. Herausgeber der Satire-Zeitschriften „Eulenspiegel" und „Roter Pfeffer". 1935-45 wirkte er in Moskau als Redakteur der Zeitschriften „Das Wort", „Internationale Literatur" sowie „Deutsche Blätter" und verfaßte zahlreiche Erzählungen und Romane, darunter Emigranten (1937). Seit 1945 in Berlin (Ost), gab E. „Theater der Zeit" und den „Theaterdienst" heraus, war Theaterkritiker beim „Vorwärts" und 1959-62 Chefdramaturg der Volksbühne Berlin. Danach freier Schriftsteller, schrieb er Abenteuer- und Kriminalromane sowie Theateranekdoten. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 270. Errell, Lotte, geb. Rosenberg, verh. Levy, Sostmann, Photographin, Journalistin, * 2.2.1903 Münster, t 26.6.1991 München. E., die zunächst im Berliner Werbeatelier ihres Mannes arbeitete, begann ihre Karriere als Photographin bei einer Filmexpedition an die Goldküste (Ghana, Westafrika). Ihre dort gemachten Aufnahmen - zumeist Porträts - veröffentlichte sie in Zeitschriften und Büchern (Kleine Reise zu schwarzen Menschen, 1931). Seit 1925 war E. mit Richard Levy —»E. verheiratet. Für den Ullstein-Verlag reiste sie 1931/32 nach China und beobachtete dabei speziell das Leben der Frauen. Es folgten Reportagen u.a. aus England, Irland und dem Iran, wohin sie den schwedischen Kronprinzen Gustav Adolf begleitete. Nachdem E. in Deutschland als Jüdin seit 1934 Berufsverbot hatte, ließ sie sich 1935 in Bagdad nieder. 1938 photographierte sie bei einer Reise durch die USA mit Aufenthalten in New York und Chicago u.a. am New Bauhaus, 1941 wurde sie im Irak unter dem Verdacht der Spionage für die Nationalsozialisten festgenommen, 1942 an die Britischen Militärbehörden ausgeliefert und über Palästina nach Uganda deportiert. 1945 nach Bagdad zurückgekehrt, lebte sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Palästina und im Irak, bis sie 1954 nach München übersiedelte. In ihren Bildreportagen der zwanziger und dreißiger Jahre entwickelte E. einen eigenen Stil an der Schnittstelle zwischen sachlicher Dokumentation und ästhetisierender, von zeitgenössischer Werbung beeinflußter Photographie. LITERATUR: L. E., Reporterin der 30er Jahre. Hrsg. v. Ute Eskildsen. Bottrop 1997. - Annette Urban: E., L. In: AKL, Bd. 34, 2002, S. 489 f. Errell, Richard Levy, eigentl. Richard Levy, Graphiker, Photograph, * 7.2.1899 Krefeld, f 19.6.1992 Locarno. E. verließ 1913 vorzeitig die Schule in Krefeld und begann eine kaufmännische Lehre in einer Seidengroßhandlung. Nach Kriegsausbruch wechselte er als Dekorateur zu Coppel & Goldschmied nach Düsseldorf. Er besuchte Abendkurse an der Kunstgewerbeschule, später an der Kunstakademie Düsseldorf; 1918 ließ er sich in München im Aktzeichnen ausbilden. Seit 1919 war er wieder als Dekorateur für Krefelder Firmen, dann als Chefdekorateur und Werbefachmann in Saarbrücken tätig. Daneben arbeitete er als Werbegraphiker. 1923 wurde er Werbeleiter bei Rosenberg & Hertz in Köln und begann mit dem Entwurf von Anzeigenkampagnen begann, die in der Berliner „Illustrierten Zeitung" erschienen. 1925 heiratete er Lotte —>E. Noch im selben Jahr ging er im Auftrag der Miederwarenfabrik Forma nach Paris, wo er an der Academie de la Grande Chaumiere studierte. 1926-33 war E. für die Firma Fischer, Maas & Kappauf
Eschenburg in Oberlungwitz bei Chemnitz tätig. 1927 wurde der aus den Initialen seines bürgerlichen N a m e n s Richard Levy zusammengesetzte Künstlername E. gesetzlich anerkannt. 1933 zog er kurz nach der Scheidung von seiner ersten Frau von Berlin nach Prag, w o er an der Privatschule von W . Rotter unterrichtete. 1937 siedelte er nach Palästina über und war als Bühnenbildner, Photograph und Graphiker tätig. 1939 arbeitete er als Bildredakteur f ü r die Radio-Zeitschrift „Forum". Während dieser Zeit entstanden gegen die NS-Diktatur gerichtete Collagen im Stil von John —»Heartfield. 1948 wurde E. Graphischer Berater der israelischen Regierung und unterrichtete Gestaltung an der Hochschule der World Zionist Organisation. A u ß e r d e m entwarf er Hoheitszeichen, Briefmarken und Publikationen f ü r Regierungsämter, häufig unter Verwendung eigener und f r e m d e r Photographien. I m Anschluß an zwei Reisen nach Deutschland erschien 1961 das bekannte und mehrfach nachgedruckte Bilderbuch für Vergeßliche. 1961 ging E. in die Schweiz, übernahm dort die Leitung eines israelischen Verlags und unterrichtete Gestaltung an der Sunnydale-Schule bei Interlaken. LITERATUR: Wolfgang Brückle: E „ R. L. In: A K L , Bd. 34, 2 0 0 2 , S. 4 9 0 - 4 9 1 .
Ersch,
Johann Samuel, Bibliograph, * 2 3 . 6 . 1 7 6 6 GroßGlogau (Niederschlesien), f 1 6 . 1 . 1 8 2 8 H a l l e / S a a l e . E., Sohn eines Seilers, studierte in Halle zunächst Theologie, dann Geschichte, Geographie und Literatur. Nach Jena zog ihn 1786 die kurz zuvor gegründete „Allgemeine LiteraturZeitung" als f ü h r e n d e s Organ der deutschen Klassik und Romantik. Hier veröffentlichte er seine erste große bibliographische Arbeit, ein Repertorium über die allgemeinen deutschen Journale [...] (3 Bde., 1790-92), eines der frühesten Verzeichnisse von Zeitschriftenaufsätzen. 1793-1807 erschien sein Allgemeines Repertorium der Litteratur (8 Bde.). Seit 1795 Schriftleiter der „Neuen Hamburger Zeitung", kehlte E. 1800 als Universitätsbibliothekar nach Jena zurück und war seit 1802 Professor. 1804 ging er als Redakteur der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" nach Halle, w o er 1806 Prof. der Geographie und Statistik sowie 1808 Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek wurde. Seit 1820 setzte er Gelehrtes Teutschland von Johann Georg Meusel fort und übernahm mit Johann Gottfried —> Gruber die Herausgabe der 1818 begründeten Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, die er bis zum 21. Teil der ersten Sektion leitete (bis 1889 167 Bde.). LITERATUR: Siegfried Seifert: J. S. E. (1766-1828), ein Bibliograph und Enzyklopädist an der Wende zum bürgerlichen Zeitalter. In: Studien zum Buch- und Bibliothekswesen 7 (1989) S. 40-53. - Joachim Bahlcke: J. S. E. 1766-1828, der deutsche Enzyklopädist. In: Criticön (1994). - Joachim Bahlcke: Enzyklopädie und Aufklärung im literarischen Deutschland: Z u Leben und Wirken des schlesischen Bibliothekars J. S. E. (1766-1828). In: Berichte und Forschungen des Bundesinstituts f ü r ostdeutsche Kultur und Geschichte 5 (1997) S. 81-99. - Herbert Hömig: J. S. E. (1766-1828). In: Jenaer Universitätslehrer als Mitglieder der Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Hrsg. v. Jürgen K i e f e r / W e r n e r Köhler. Erfurt 1997, S.55-64.
E r t e l , (Jean) Paul, Musiker, Komponist, Musikkritiker, * 2 2 . 1 . 1 8 6 5 Posen, f 1 1 . 2 . 1 9 3 3 Berlin. Nach erstem Unterricht in Komposition und Klavier in Posen bildete sich E., Sohn eines Baumeisters, kurze Zeit bei Franz Liszt in Weimar fort. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Berlin und der Promotion 1896 gründete er ein juristisches Repetitorium, bis 1910 eine wichtige Einnahmequelle. Seit 1895 schrieb E. Musikkritiken für das „Berliner Fremdenblatt", die „Deutsche Tageszeitung" und 1897-1925 für den „Berliner Lokal-Anzeiger". 1897-1905
redigierte er die „Deutsche Musikerzeitung". E. komponierte, als A n h ä n g e r der neudeutschen Richtung, eine Reihe von symphonischen Dichtungen (u. a. Maria Stuart, Hero und Leander), zwei Opern ( G u d r u n , Santa Agatha), Klavierstücke, Orgelwerke, K a m m e r m u s i k und Lieder. LITERATUR: Wilhelm Zentner: E „ J. P. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 633. - Ingeborg A l l i h n / ( C o r n e l i a Schröder-Auerbach): E „ J.-P. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2001, Sp. 4 6 0 f. E r t l e r , Bruno, österr. Schriftsteller, * 2 9 . 1 . 1 8 8 9 Pernitz (Niederösterreich), t 1 0 . 1 2 . 1 9 2 7 Graz. E., Sohn eines Postmeisters, studierte seit 1909 in Graz Germanistik und Kunstgeschichte und w u r d e 1916 promoviert. 1917-22 w a r er Journalist und Kunstreferent b e i m „Neuen Grazer Tageblatt", danach freier Schriftsteller. In ärmlichen Verhältnissen lebend und durch ein Leberleiden beeinträchtigt, fand er 1926 eine Anstellung b e i m steiermärkischen Landes-Abgabenamt. Zahlreiche, während des Studiums entstandene Texte konnte er erst nach d e m Ersten Weltkrieg veröffentlichen, so den impressionistischen Lyrikband Eva Lilith (1919) und einige Novellen. E.s Prosa ist getragen von einer bejahenden Lebensphilosophie, Kindheits- u n d Jugenderlebnisse sowie Irrwege erotischer Beziehungen aufgreifend. B e k a n n t w u r d e E. vor allem mit drei Einaktern, zusamm e n g e f a ß t unter dem Titel Wenn zwei das Gleiche tun ... (1920). Im Spiel vom Doktor Faust stellt er —»Goethes grüblerischer Faustfigur den lebenstüchtigen, heiteren Hanswurst gegenüber. LITERATUR: Maria Hofbauer: Β. E „ Versuch einer M o n o graphie. Diss. Wien 1948. - Kurt Vancsa: Ε., B. In : N D B , Bd. 4, 1959, S. 635.
Eschenburg,
Theodor, Politikwissenschaftler, * 2 4 . 1 0 . 1 9 0 4 Kiel, t 1 0 . 7 . 1 9 9 9 Tübingen. Als Sohn eines Seeoffiziers in Kiel geboren, w u r d e E. v o m Lübecker H a u s seines Großvaters Georg E. geprägt, der einer dortigen Patrizierfamilie angehörte, Senator der Hansestadt und in den vorgegebenen Abständen j a h r e s w e i s e ihr „Präsidierender Bürgermeister" war. Seine beiden letzten G y m n a s i a l j a h r e verbrachte E. in Lübeck. 1924 begann E. in Tübingen das Studium der Geschichte; nebenher widmete er sich vor allem d e m Staatsrecht. Er w u r d e Mitglied der Burschenschaft „ G e r m a n i a " und betätigte sich in der studentischen Politik. Nach vier S e m e s t e r n wechselte er nach Berlin, w o seine wichtigsten Lehrer der Historiker Fritz Härtung und der Staatsrechtslehrer Heinrich Triepel waren; promoviert w u r d e er mit einer Arbeit über die „Blockbildung" unter d e m Reichskanzler von B ü l o w , in der die Nationalliberalen unter Ernst Bassermann eine maßgebliche Rolle spielten. Die S u c h e nach Material verstärkte die Verbindung zu Außenminister Gustav Stresemann, der das Vorwort zu der 1929 unter d e m Titel Das Kaiserreich am Scheidewege. Bassermann, Bülow und der Block als B u c h veröffentlichten Dissertation schrieb. Eine politische L a u f b a h n zeichnete sich ab. Bei den Reichstagswahlen a m 1 4 . 9 . 1 9 3 0 kandidierte E. für die „Staatspartei", in der ein Z w e i g der Deutschen Volkspartei fortlebte. Beruflich war E. als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Verein Deutscher Maschinenbauanstalten tätig. Dort ergab sich ein Kontakt zu Alexander Rüstow, der nach 1945 bei der Fundierung der „sozialen Marktwirtschaft" eine Rolle spielte. Als Mitglied der G e s c h ä f t s f ü h r u n g von Verbänden der D r u c k k n o p f - und Reißverschluß-Industrie überdauerte E. die Jahre bis 1945. Er setzte sich von Berlin nach Tübingen ab, in die Heimat seiner Frau. Die französische B e s a t z u n g s m a c h t setzte ihn als Staatskommissar für das Flüchtlingswesen ein; wegen Unbotmäßigkeit wurde er 1947 abgesetzt. Die Staatsregierung des Landes Südwürttemberg-Hohenzollern unter Carlo Schmid (SPD) berief ihn zum Ministerialrat im Innenministerium. Mit der Bezeichnung „Staatsrat" w a r er Minister-
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Escher Stellvertreter. Ε. war maßgeblich beteiligt an der Zusammenfassung der drei südwestdeutschen Länder, w o f ü r das Grundgesetz im Art. 118 ein erleichtertes Verfahren vorgesehen hatte; er beschrieb die Vorgänge u. a. in Verfassung und Verwaltungsaufbau des Südweststaates (1952). Auf Anregung Carlo Schmids n a h m E. 1947 mit einer Vorlesung über die Weimarer Republik die Lehrtätigkeit an der Univ. Tübingen auf, wurde 1949 z u m Honorarprofessor ernannt und 1952 als o. Prof. f ü r Wissenschaftliche Politik berufen, was er bis zu seiner Emeritierung 1973 blieb. E. war einer der (Wieder-)Gründer des Fachs. Er betrieb es nicht im Sinne einer indoktrinierenden „Reeducation" und später nicht im Sinn einer Wissenschaft von der und für die Gesellschaftsveränderung. E.s M e t h o d e war die der ins Grundsätzliche fortgeführten praktischen Anschauung, wobei ihm die Vielfalt seiner Erfahrungen (Politik, Wirtschaft, Verwaltung) von Nutzen war. Er setzte sich erfolgreich für die Einführung des Fachs „Staatsbürgerkunde" an den Gymnasien des Landes ein und erreichte die Einbeziehung der Politikwissenschaft in den Fächerkanon der Staatsprüfung f ü r das höhere Lehramt. Vor allem in der Wochenzeitung „Die Z e i t " nahm E. seit 1957 aktuelle politische Vorgänge zum Anlaß grundsätzlicher Betrachtungen, die ihm den Ruf eines „Lehrmeisters der Politik" eintrugen. E. vermied sorgfältig j e d e n parteipolitischen Bezug. In seinem B u c h Staat und Gesellschaft in Deutschland (1956, danach weitere, unveränderte Auflagen) gab er eine eingängige Beschreibung der politischen O r d n u n g der Bundesrepublik Deutschland. In Einzelschriften befaßte er sich mit Themen wie der Herrschaft der Verbände? (1955, 2 1983), schrieb Über Autorität (1965, 2 1970), behandelte auf sachliche Weise den Sold des Politikers (1959), rügte die sachwidrige Ämterpatronage (1961). Interessiert hat ihn die „Rolle der Persönlichkeit" in der Geschichte (u.a. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9, 1961, S. 1 ff; Matthias Erzberger, 1973). Er behandelte auch Die deutsche Frage (1960). E. w a r 1955-76 bei zweimaliger Wiederwahl Mitglied des Staatsgerichtshofs f ü r das Land Baden-Württemberg. Er wurde von führenden Politikern als Ratgeber herangezogen, war Mitglied der v o m Bundesminister des Innern eingesetzten Kommissionen f ü r das Wahlrecht (Bericht 1955) und f ü r das Recht der politischen Parteien (Bericht 2 1958). Als Vorstandsmitglied des , J u g e n d s o z i a l w e r k s " hat er sich schon in den fünfziger Jahren der Resozialisierung gefährdeter Jugendlicher angenommen. Er wurde 1968 Mitglied des Ordens Pour le merite, erhielt von der Univ. Augsburg 1985 den Grad eines Dr. phil. h. c. und w u r d e 1986 mit dem Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Der B e a m t e in Partei und Parlament. F r a n k f u r t / M a i n 1952. - Die Richtlinien der Politik im Verfassungsrecht und in der Verfassungswirklichkeit. In: Die öffentliche Verwaltung 7 (1954) S. 193 ff. - Zur politischen Praxis in der Bundesrepublik. 3 Bde., München 1962-71 (Aufsatzsammlung). - D i e improvisierte Demokratie. M ü n c h e n 1963 (Aufsatzsammlung). - Jahre der Besatzung 1945-1949 (zum Teil mit Georg Benz). Stuttgart 1987 (= Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1). Also hören Sie mal zu. Geschichte und Geschichten 1904 bis 1933. Berlin 1995. - Letzten Endes meine ich doch. Erinnerungen 1933-1999. Berlin 2000. LITERATUR: Demokratisches System und politische Praxis in der Bundesrepublik. Hrsg. v. Gerhard Lehmbruch. M ü n c h e n 1971. - Personen und Institutionen in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Symposion aus Anlaß des 80. Geburtstages von Τ. E. Hrsg. v. Rudolf Hrbek. Kehl/ Straßburg 1985. - Den Staat denken. Τ. E. zum Fünfundachzigsten. Hrsg. v. H e r m a n n Rudolph. Berlin 1989. - Richard von Weizsäcker: Tischrede aus Anlaß des 85. Geburtstages
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1989. In: Ders.: Geburtstagsfeiern. Zürich 1995. - Gerhard Lehmbruch: Τ. E. und die A n f ä n g e der westdeutschen Politikwissenschaft. In: Politische Vierteljahresschrift 40 (1999), H e f t 4 (Nachruf). Friedrich Karl Fromme E s c h e r v o m Glas, Eugen, schweizer. Redakteur, Einsenbahndirektor, * 1 0 . 5 . 1 8 3 1 Riesbach (Zürich), t 2 5 . 5 . 1 9 0 0 Zürich. Der Sohn eines Juristen und Regierungsrats studierte seit 1848 Romanistik und Jura in Genf, Zürich, Heidelberg und Berlin. Nach Studienreisen nach Paris und London 1855 in Jena z u m Dr. jur. promoviert (Beiträge zur Kenntniß der bürgerlichen Rechtspflege in Frankreich), wurde er Privatdozent an der Univ. Zürich, 1857 Stadtschreiber von Zürich und 1860 Bundesgerichtsschreiber. 1868 übernahm E. als Nachfolger von Peter Jakob —»Felber die Chefredaktion und Geschäftsleitung der „Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ), deren täglich zweimaliges Erscheinen er 1869 einführte. 1872 wechselte E. in das Verwaltungskomitee der N Z Z , dessen Präsident er 1873-77 war. 1872 trat er in die Direktion der Schweizerischen Nordostbahn ein (1889-94 Präsident). 1857-69 war W . Zürcher Großrat, 1863-69 Ständerat, 1 8 6 8 / 6 9 Verfassungsrat, 1869-76 Kantonsrat und 1 8 7 0 / 7 1 Nationalrat. 1866 wurde er Präsident des Politischen Gemeindevereins der Stadt Zürich. E.s Lebenslauf in ruhigen und bewegten Zeilen erschien postum 1907. LITERATUR: Leo Weisz: Die N e u e Zürcher Zeitung im K a m p f e der Liberalen mit den Radikalen, 1849-1872. Zürich 1962, S. 319-395. E s c h e r von der Linth, H a n s Konrad, auch Johann K. E. v. d. L., schweizer. Politiker, Geologe, * 2 4 . 8 . 1 7 6 7 Zürich, f 9 . 3 . 1 8 2 3 Zürich. Nach seinen Studien in zahlreichen europäischen Ländern kehrte E., Sohn eines Textilfabrikanten, 1788 nach Zürich zurück. 1791 begann er mit seinen Wanderungen durch die Alpen und schrieb darüber Tagebücher. Zwei Jahre später hielt E. Vorlesungen über Politik und Staatswissenschaft und ging im selben Jahr als Militäroffizier an die Basler Grenze sowie 1796 an die Schaffhauser Grenze, um die Neutralität seiner Heimat zu schützen. 1798 gründete er mit Paul - > U s t e r i die Zeitung „Der Schweizerische Republikaner" und w u r d e in den Helvetischen Großen Rat gewählt, dessen Präsident er seit 1799 war. 1802 kurzzeitig Kriegsminister, wurde er 1803 in den Zürcher Erziehungsrat berufen. 1807 hielt er a m Politischen Institut Vorlesungen über das Polizeiund Kameralwesen. 1808-22 machte sich E. um die Trockenlegung der S ü m p f e im Walensee und der Linth verdient, was ihm (1823) und seinen N a c h k o m m e n den Namenszusatz „von der Linth" eintrug. 1821 wurde E. in die Deutsche A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Seine politische Karriere beendete er als Mitglied des Kleinen Rats und des Staatsrats von Zürich. Als Geologe machte sich E. vor allem durch seine Forschungen über Stratigraphie und Faltung der Alpen einen N a m e n . WERKE: Geognostische Übersicht der Alpen in Helvetien. o . O . 1830. LITERATUR: Alvon Jaeggli: E. v. d. L., H. In: N D B , Bd. 4, 1959, S. 647 f. - Gustav Solar: Der persönliche Lebensbericht von H. C. E. v. d. L. Zürich 1998. - Rene Brandenberger: H. C. E. v. d. L. Glarus 2002.
Escher
vom Glas, Heinrich, schweizer. Jurist, * 2 3 . 4 . 1 7 8 9 Zürich, f 9 . 2 . 1 8 7 0 Hottingen (heute zu Zürich). E., Sohn eines Seidenfabrikanten, wurde Kanzlist bei der Regierung von Zürich. U m seine Ausbildung zu vervollkommnen, ging er zwei Jahre nach Paris, danach zum Studium der Rechtswissenschaft nach Heidelberg. 1812 wurde er öffentlicher Ankläger im Zürcher Obergericht, 1819 Oberamtmann
Ester im Bezirk Grüningen und Zürcher Großrat. 1831 wählte ihn dieser zum Präsidenten des neuerrichteten kantonalen Kriminalgerichts. 1833-39 war E. Mitglied des Regierungsrats und seit 1840 Advokat. 1812-19 und 1831-33 lehrte er am Politischen Institut und war 1833-37 a. o. Prof. für verschiedene juristische Fächer an der Zürcher Hochschule. 1 8 3 2 / 3 3 und 1834-37 war E. Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung". Er veröffentlichte u. a. Kommentar zum zürcherischen Gesetz betreffend die Druckerpresse (1829), Handbuch der praktischen Politik (2 Bde., 1 8 6 3 / 6 4 ) und Erinnerungen seit mehr als sechzig Jahren (2 Bde., 1 8 6 6 / 6 7 ) . LITERATUR: I.eo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur G r ü n d u n g des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 113-151, 191-219. E s c h m a n n , Ernst Wilhelm, auch Leopold Dingräve, Schriftsteller, * 1 6 . 8 . 1 9 0 4 Berlin, t 2 2 . 2 . 1 9 8 7 München. E. studierte u. a. in Zürich und Königsberg Volkswirtschaft, Philosophie und Geschichte. 1928 in Heidelberg promoviert {Der faschistische Staat in Italien, 1930), lehrte er seit 1936 Soziologie in Berlin. A n f a n g der dreißiger Jahre gehörte er zu einer Gruppe von j u n g e n Redakteuren um die rechtsorientierte Zeitschrift „Die Tat", die in den letzten Jahren der Weimarer Republik großen Einfluß auf die intellektuelle Jugend ausübte. 1936 erschien sein Griechisches Tagebuch, die Erdachten Briefe (1938) wurden sein erfolgreichstes Buch. N a c h 1945 lebte E. als freier Schriftsteller in Locarno, war 1962-69 a. o . P r o f . der Philosophie an der Univ. Münster und hielt sich in den letzten Lebensjahren wechselweise im schweizer. Golino und in M ü n c h e n auf. Er schrieb von Alfred —»Andersch gerühmte Gedichte (Tessiner Episteln, 1949), Dramen, Erzählungen, Essays und Aphorismen, die in Joachim —> Günthers „Neuen deutschen H e f t e n " erschienen. E s s e r , Hermann, Politiker, * 2 7 . 7 . 1 9 0 0 R ö h r m o o s bei Dachau, t 7 . 2 . 1 9 8 1 Dietramszell. Nach der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg betätigte sich E. als Journalist und trat im Oktober 1919 der Deutschen Arbeiterpartei bei. 1920 wurde er Schriftleiter des „Völkischen Beobachters" und nach dem 9 . 1 1 . 1 9 2 3 wegen Landfriedensbruchs zu drei M o n a t e n Haft verurteilt. E. war bis 1925 Propagandaleiter der neugegründeten N S D A P . 1932 zog er in den bayerischen Landtag ein und war 1933-35 bayerischer Wirtschaftsminister sowie Chef der Staatskanzlei. Gleichzeitig w u r d e E. in den Reichstag gewählt, im Dezember 1933 zu dessen Vizepräsident. 1936 Präsident des Reichsfremdenverkehrsverbandes, seit 1939 Staatssekretär für Fremdenverkehr im Reichsministerium f ü r Volksaufklärung und Propaganda, trat E. während des Zweiten Weltkriegs vollständig in den Hintergrund. Nach Kriegsende als unbedeutender Mitläufer eingestuft und 1947 nach zweijähriger Gefangenschaft freigelassen, wurde er von der deutschen Polizei 1949 erneut in Gewahrsam g e n o m m e n und 1950 als Hauptschuldiger zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt. WERKE: Die jüdische Weltpest. M ü n c h e n 6 1943. LITERATUR: Friedrich Plümer: Die Wahrheit über Hitler und seinen Kreis. Berlin 1925. - Erich Czech-Jochberg: Adolf Hitler und sein Stab. Oldenburg (Oldenburg) 1933. - Statisten in Uniform, 2004, S. 128 f. - H e r m a n n Rumschöttel/ Walter Ziegler (Hrsg.): Staat und Gaue in der NS-Zeit. Bayern 1933-1945. M ü n c h e n 2004. E s t e r , Carl d ' , Publizist, Politiker, Mediziner, * 4 . 1 1 . 1 8 1 3 Trier, t 1 8 . 6 . 1 8 5 9 Chätel-St. Denis. Der Sohn eines K a u f m a n n s studierte seit 1831 Medizin in Bonn und Heidelberg; 1835 w u r d e er zum Dr. med. promoviert (De semiologia medullae spinalis). 1837 war er vorübergehend in der Irrenanstalt Siegburg und seit 1838 als
Armenarzt in Köln tätig. 1842 wurde er Aktionär der „Rheinischen Zeitung" und Mitglied des Kölner „Montagskränzchens". 1844 war E. Mitbegründer eines Kölner Vereins zur A r m e n h i l f e , seit 1845 Vorstandsmitglied u n d seit 1846 Sekretär des demokratisch gesinnten Kölner Gewerbevereins. E r verfaßte Beiträge und Leitartikel für dessen „Gemeinnütziges Wochenblatt" und publizierte 1845 auch im sozialistisch orientierten „Allgemeinen Volksblatt" (Köln). 1846-48 w a r E. Stadtverordneter in Köln. 1848 in die Preußische Nationalversammlung gewählt, profilierte er sich in der Fraktion der republikanischen Linken besonders als Finanzpolitiker. 1848 beteiligte sich E. an der G r ü n d u n g der „Neuen Rheinischen Zeitung" und war 1 8 4 8 / 4 9 n e b e n A. H e x a m e r und E. von Reichenbach Mitherausgeber d e r Zeitschrift „Demokratische U r w ä h l e r " (Halle), die j e d o c h bald verboten wurde. Seit 1849 gehörte E. der Zweiten K a m m e r in M a y e n an. Nach deren Auflösung floh er im G e f o l g e der revolutionären Volksarmee nach Kaiserslautern und zuletzt in die Schweiz. Er praktizierte als Arzt in Chätel-St. Denis. E. veröffentlichte u. a. Ein Wort über die öffentliche Irrenpflege (1842) und Der Kampf der Demokratie und des Absolutismus in der Preußischen constitutierenden Versammlung (1848). LITERATUR: Kurt Koszyk: C. d ' E . als G e m e i n d e r a t und Parlamentarier, 1846-1849. In: Archiv f ü r Sozialgeschichte 1 (1961) S. 43-60. - Karl O b e r m a n n : Karl d ' E . , Arzt und Revolutionär. In: A u s der Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Berlin 1964, S. 102-200. - Koszyk: C. d ' E . (1813-1859). In: Ders.: Publizistik und politisches Engagement. Lebensbilder publizistischer Persönlichkeiten. Hsrg. v. Walter Homberg, Arnulf Kutsch und Horst Pöttker. Münster 1999, S. 108-128. E s t e r , Karl (Maria) d ' , Pseud. Heinz F r o h g e m u t , Zeitungswissenschaftler, * 1 1 . 1 2 . 1 8 8 1 V a l l e n d a r / R h e i n , t 3 1 . 5 . 1 9 6 0 Aurach (Oberbayern). E . studierte an den Universitäten Münster, Wien und M ü n chen Sprachwissenschaft, Literaturgeschichte, Geschichte, Philosophie, Erdkunde, Staatswissenschaft und Zeitungswissenschaft. 1907 w u r d e er mit einer Studie über das westfälische Zeitungswesen zum Dr. phil. promoviert. N a c h d e m Staatsexamen f ü r das Höhere Lehramt 1908 trat er in den Schuldienst ein und wurde Studienrat in D o r t m u n d - H ö r d e , später in Münster. E. habilitierte sich 1920 an der Univ. Münster als erster in Deutschland f ü r Zeitungswissenschaft und übernahm dort gemeinsam mit A l o y s Meister die Leitung des von ihnen gegründeten Instituts f ü r Zeitungsforschung. Seit 1922 a . o . P r o f . , folgte er 1924 einem Ruf auf den ersten hauptamtlichen Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft, der an der Univ. M ü n c h e n eingerichtet wurde. Das von ihm gegründete Institut für Zeitungswissenschaft leitete er bis 1955. E. war Herausgeber der „Zeitungswissens c h a f t " (seit 1926 mit Waither - > Heide), der „Weltpresse" und der S a m m l u n g „Zeitung und L e b e n " sowie Mitherausgeber des Handbuchs der Zeitungswissenschaft. Er veröffentlichte u . a . Die papierne Macht (1956) und Der Traum eines Lebens. Ein deutsches Institut für internationale Presseforschung (1957). WEITERE WERKE: Die Organisation des Nachrichtenwesens der modernen Zeitung, o. O. [1930], - D a s politische Elysium oder die Gespräche der Todten a m Rhein. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Presse und des deutschen Gedankens am Rhein. 2 Bde., Neuwied 1 9 3 6 / 3 7 . - Die Presse und ihre Leute im Spiegel der Dichtung. Eine Ernte aus drei Jahrhunderten. Würzburg 1941. - Hrsg.: Journalisten. Kleine Geschichten von der Presse und ihren Leuten. Coburg 2 1946. - Schwarz auf weiß. Ein L e b e n f ü r die Jugend, die Wissenschaft und die Presse. M ü n c h e n 1951. Auswahl der publizistikwissenschaftlichen Schriften. Hrsg. v. Wilhelm Klutentreter. Bochum 1984.
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Estorff LITERATUR: Emil Dovifat: K. d ' E . f . In: Publizistik 5 (1960) S. 177 f. - Hans-Joachim Raabe: K. d ' E . und die Entwicklung der bürgerlich-imperialistischen Presse-Ideologie in Deutschland. Diss. Leipzig 1966. - H a n s B o h r m a n n / Arnulf Kutsch: K. d ' E . (1881-1960) Anmerkungen aus Anlaß seines 100. Geburtstages. In: Publizistik 26 (1981) S. 575-603. - Wilhelm Klutentreter: K. d ' E . und die Zeitungswissenschaft. In: Ebd., S. 565-574. - Heinz Starkulla (Red.): K. d ' E . 1881-1960. Professor f ü r Zeitungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1924-1954. M ü n c h e n 1981. - Rudolf Stöber: Emil Dovifat, K. d ' E . und Walter Hagemann. Die Wiederbegründung der Publizistik in Deutschland nach 1945. In: Wolfgang Duchkowitsch (Hrsg.): Die Spirale des Schweigens. Z u m U m gang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft. Münster 2004, S. 123-144. E s t o r f f , Eggert L u d w i g von, Militär, * 1 . 1 1 . 1 8 3 1 Verden/Aller, t 1 0 . 2 . 1 9 0 3 Eldingen bei Celle. Nach der Ausbildung an der Ritterakademie in Lüneburg trat E. 1850 in den hannoverschen Militärdienst ein. Er besuchte 1857 die Militärakademie in Hannover und n a h m 1 8 6 3 / 6 4 am Dänischen Krieg teil. 1866 k ä m p f t e E. bei Langensalza gegen die Preußen, trat 1867 in die preuß. A r m e e ein und n a h m am Deutsch-Französischen Krieg 1 8 7 0 / 7 1 teil. 1886 wurde er Oberst und Regimentskommandeur. Nach seinem Abschied 1888 war er Redakteur des „Militär-Wochenblatts" in Berlin. E t i e n n e , Michael, österr. Journalist, Verleger, * 2 1 . 9 . 1 8 2 7 Wien, t 2 9 . 4 . 1 8 7 9 Wien. D e r Sohn eines aus Frankreich eingewanderten Lehrers studierte in Wien. Er schrieb bereits f r ü h politische Gedichte, kolportierte Flugblätter und w u r d e deshalb 1849 wegen Preßvergehens inhaftiert. 1850-55 lebte E. als Korrespondent der Wiener Zeitungen „Wanderer" und „ D o n a u " in Paris, wurde außenpolitischer Redakteur der „ D o n a u " und war seit 1863 in Wien Mitarbeiter der „Presse". Z u s a m m e n mit M a x - > Friedländer und Adolf Werthner gründete E. im folgenden Jahr die „Neue Freie Presse" in Wien, die er bis zu seinem Tod leitete; in ihr publizierten u. a. Daniel —> Spitzer, Eduard —> Hanslick und Theodor —> Herzl. LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 271. E t t e n h u e b e r , Matthias, auch Ettenhuber, Dichter, * 3 . 2 . 1 7 2 0 / 2 2 München, t 23.9.1782 München. Der aus bescheidenen Verhältnissen s t a m m e n d e E. besuchte eine Jesuitenschule und studierte wahrscheinlich Philosophie. In den folgenden Jahren schrieb er zu offiziellen Anlässen Huldigungsverse schrieb. F ü r seine Dichtungen erhielt er von Kaiserin Maria Theresia eine Goldmedaille. Seit 1763 war er offiziell Hofpoet. 1759 gründete E. das „Münchnerische Wochenblatt", das er bis 1777 herausbrachte. 1778 wegen seiner allzu kritischen O d e Das sich beschwerende Baiern verhaftet, lebte er nach seiner Entlassung verarmt bei den Barmherzigen Brüdern. LITERATUR: Leonhard Lenk: Der kurfürstliche Hofpoet Μ . E. Ein kurioses Blatt bayerischer Literaturgeschichte. In: Unser Bayern 5 (1956) 11, S. 83-85. E t t e r , Philipp, schweizer. Politiker, * 2 1 . 1 2 . 1 8 9 1 Menzingen (Kt. Zug), t 2 3 . 1 2 . 1 9 7 7 Bern. Der Sohn eines Handwerksmeisters absolvierte 1911-17 in Zürich das Studium der Rechtswissenschaften, das er mit der Promotion zum Dr. jur. abschloß, und war dann als Rechtsanwalt und kantonaler Verhörrichter in Z u g sowie als Redakteur der „Zuger Nachrichten" tätig. 1918 wurde er für die Konservative Volkspartei in den Z u g e r Kantonsrat gewählt. Seit 1922 Zuger Regierungsrat, übernahm er die Erziehungs- und Militärdirektion, präsidierte dem Regierungsrat 1 9 2 7 / 2 8 als L a n d a m m a n n und gehörte seit 1930
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dem Ständerat in B e r n an. 1934 wurde E. in den Schweizer Bundesrat gewählt, dessen Präsident er 1939, 1942, 1947 und 1953 war. 1940 ü b e r n a h m er die Stellvertretung in der Leitung des politischen Departements und leitete seit 1948 das Departement des Innern. Mit seinem Namen sind die Erhebung des Rätoromanischen zur vierten Landessprache (1937), die Stiftung „Pro Helvetia" sowie die Förderung der kulturellen „Italianitä" des Tessin verbunden. Während des Zweiten Weltkriegs vertrat E. eine anpassungsfreundliche Politik gegenüber Deutschland. LITERATUR: Werk-Verzeichnis P. E. Hrsg. v. Peter Ott. Z u g 1976. - Paul Letter: P. E. und seine Zeit. Freiburg (Schweiz) 1981. - Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus. Frauenfeld 1999, S. 190-194. E t t i g h o f e r , Paul Coelestin, Pseud. Frank Lohr von Wachendorf, Journalist, Schriftsteller, * 1 4 . 4 . 1 8 9 6 Colmar, t 1 5 . 1 0 . 1 9 7 5 Niederkastenholz bei Euskirchen. E. n a h m am Ersten Weltkrieg teil, geriet 1918 in französische Gefangenschaft und lebte später als Journalist und freier Schriftsteller in Köln, Düsseldorf und B o n n . In den dreißiger Jahren verfaßte E. zahlreiche als Tatsachenbrichte deklarierte Kriegsbücher, darunter Verdun. Das große Gericht (1936). Seine Reiseschilderungen und Sachbücher über Afrika (u. a. So sah ich Afrika, 1939) wie auch seine anderen Veröffentlichungen j e n e r Zeit enthalten antisemitische Wendungen und nationalsozialistischer Bekenntnisse. Im Zweiten Weltkrieg Hauptmann bei einer Propagandaeinheit in Finnland und Frankreich, w u r d e E. 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Seit 1949 arbeitete er bei der „Kölner Rundschau" und schrieb R o m a n e sowie Sachbücher. LITERATUR: H i l l e s h e i m / M i c h a e l , 1993, S. 161-170. E t t l i n g e r , Jakob, Rabbiner, * 1 7 . 3 . 1 7 9 8 Karlsruhe, t 7 . 1 2 . 1 8 7 1 Altona (heute zu Hamburg). E., der seinen ersten Talmudunterricht bei seinem Vater erhielt, studierte an der Univ. Würzburg und besuchte zugleich eine Talmudschule, bevor er 1826 Rabbiner in M a n n h e i m und Kreisrabbiner in Ladenburg und Ingolstadt wurde. Als Oberrabbiner in Altona (seit 1836) war er Vorsitzender des staatlich anerkannten jüdischen Gerichtshofs und veröffentlichte zahlreiche Schriften, u. a. Bikkure Jaakob. Halachische Abhandlungen zu den Vorschriften der Laubhütte und des Feststraußes (1836). 1845 gründete E. die Wochenschrift „Der treue Zionswächter" als Organ zur Wahrung der Interessen des gesetzestreuen Judentums. WEITERES WERK: R e d e gehalten zur Einweihungsfeier der neuen Synagoge zu Ingenheim im königlich baierischen Rheinkreise. M a n n h e i m 1833. LITERATUR: A r n o Herzig: Die Juden in Hamburg 1780-1860. In: D e r s . / S a s k i a R o h d e (Hrsg.): Die Juden in Hamburg 1590-1980. Wissenschaftliche Beiträge der Universität H a m burg zur Ausstellung „Vierhundert Jahre Juden in Hamburg". Hamburg 1991, S. 61-75. - Matthias W o l f e s / J e a n e t t e Almstad: E., J. In: B B K L , Bd. 20, 2002, Sp. 469-472. E t t l i n g e r , Josef (Moritz), Pseud. Engelbert Holm, Journalist, * 2 2 . 1 0 . 1 8 6 9 Karlsruhe, t 2 . 2 . 1 9 1 2 F r a n k f u r t / M a i n . Das in Karlsruhe und Berlin begonnene Musikstudium mußte E., Sohn eines K a u f m a n n s , 1888 wegen eines Gehörleidens aufgeben und studierte dann in Straßburg, Berlin und Heidelberg Germanistik und Geschichte. Nach der Promotion 1890 w u r d e er Musikreferent der „Berliner Neuesten Nachrichten". 1893-1912 Herausgeber des „SalonFeuilletons", begründete er 1898 die Halbmonatsschrift „Das literarische E c h o " (bis 1911) und ü b e r n a h m 1902 die Leitung der „Neuen Freien Volksbühne" in Berlin. Er veröffentlichte eine Reihe von literarisch-historischen Arbeiten, darunter den Essay Theodor Fontane (1904), sowie Biographien und übersetzte u. a. Flauberts Madame Bovary. E.
Eurich starb wenige Monate nach seiner Bestellung zum FeuilletonRedakteur der „Frankfurter Zeitung". LITERATUR: Rüdiger Frommholz: E., J. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 667. Ettlinger, Karl (Emil), Pseud. Karlchen, Journalist, Schriftsteller, * 22.1.1882 Frankfurt/Main, t 29.5.1939 Berlin. Der Bruder Max —» E.s war zunächst mehrere Jahre im Bankfach, dann als Bibliothekar und Buchhändler tätig, bevor er 1902 Mitarbeiter und später Redakteur der Wochenschrift „Jugend" wurde, in der er in zahlreichen Humoresken, Satiren, Parodien und Gedichten Zeitgeschehnisse und -zustände kritisierte. Mit seinen Lustspielen und Novellen sowie der Spitzbubengeschichte Die verhexte Stadt (1922) wurde E. zu einem bekannten Humoristen seiner Zeit, dem nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 jedoch jegliche Möglichkeit für eine publizistische Tätigkeit genommen wurde. LITERATUR: Rüdiger Frommholz: Ε., K. In: Ndb, Bd. 4, 1959, S. 666. - Sabine Hock: „Ich bin ein Spötter nur, ein loser . . . " Κ. E. (1882-1939) und seine Mitarbeit bei der Münchner Wochenschrift .Jugend" in der Zeit von 1902 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Nidderau 1998. - Sabine Hock: „Ich awwer kritzel, wie mer red't". Der Schriftsteller Κ. E. und sein Dialekt „von eme aide Frankforder" (1903-1927). Frankfurt/Main 2003. Ettlinger, Max (Emil), Psychologe, Pädagoge, * 31.1.1877 Frankfurt/Main, t 12.10.1929 Ebenhausen bei München. Das Studium der Philosophie absolvierte E., Bruder von Karl —> E., seit 1895 bei Kuno Fischer in Heidelberg, später in München bei Theodor Lipps und Georg von Hertling. 1899 wurde er promoviert (Zur Grundlegung einer Aesthetik des Rhythmus) und war 1903-07 wissenschaftlicher Redakteur der Zeitschrift „Hochland". 1914 habilitierte sich E. mit der Arbeit Die Ästhetik Martin Deutingers in ihrem Werden, Wesen und Wirken für Philosophie an der Univ. München, folgte 1917 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Münster und war dort Mitbegründer des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik, 1921 dessen wissenschaftlicher Leiter. Er war Mitherausgeber der „Philosophischen Handbibliothek" (seit 1920) und der „Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik" (seit 1926). E. veröffentlichte u.a. Leibniz als Geschichtsphilosoph (1921), Geschichte der Philosophie von der Romantik bis zur Gegenwart (1924) und Leitfaden der Tierpsychologie (1927). WEHERE WERKE: Untersuchungen über die Bedeutung der Deszendenztheorie für die Psychologie. Köln 1903. - Philosophische Fragen der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze. Kempten 1911. - Die philosophischen Zusammenhänge in der Pädagogik der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Münster 1925.
teilweise in neuromantischem Stil gehaltene Bühnenstücke, darunter Ritter Blaubart (1906) und Alles um Liebe (1911). Aus den „Morgenfeiern" des Düsseldorfer Schauspielhauses gingen die Schattenbilder (1910, 851927), biographische Skizzen bedeutender Persönlichkeiten, hervor. Seit 1933 veröffentlichte E. unter Pseudonym und schrieb nach 1945 u. a. für die Zeitschriften „Aufbau" und „Die Weltbühne". Seine Autobiographie So war mein Leben erschien 1948. LITERATUR: Otto Brües: Ε., H. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 678 f. - Helgard Bruhns: Η. E.: Drama, Dramatik, Wirkung. Frankfurt/Main 1974. - Bernd Kortländer: Weltbürger am Rhein. Leben und Werk H. E.s. In: „Ganges Europas, heiliger Strom!" Hrsg. v. Sabine Brenner. Düsseldorf 2001, S. 75-98. Eulenburg und Hertefeld, Philipp (Friedrich Karl Alexander Botho) Fürst zu, Graf von Sandels, Diplomat, * 12.2.1847 Königsberg, t 17.9.1921 Liebenberg bei Templin. Der Vetter von Botho Wend August zu Eulenburg schlug zunächst eine militärische Laufbahn ein, nahm jedoch bald seinen Abschied und wandte sich in Leipzig und Straßburg dem Studium der Rechtswissenschaften zu, das er 1875 in Gießen mit der Promotion zum Dr. jur. abschloß. 1877 trat E. in den diplomatischen Dienst ein, war 1881-88 Legationssekretär in München, seit 1890 Gesandter in Oldenburg, 1891 in Stuttgart, dann bis 1894 in München und wirkte anschließend bis 1902 als Botschafter in Wien. Infolge seiner engen Freundschaft mit Kaiser Wilhelm II., der ihn 1900 in den Fürstenstand erhob, hatte E. zeitweise bedeutenden politischen Einfluß, ohne jedoch Regierungsämter zu übernehmen; ihm kam die Rolle eines Vermittlers zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Monarchen zu. Nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst 1903 wurde E. von Maximilian —> Harden in der politischen Wochenschrift „Die Zukunft" öffentlich der Homosexualität bezichtigt. Es kam schließlich zu einem Prozeß, der wegen E.s schlechten Gesundheitszustands abgebrochen werden mußte. LITERATUR: Walter Bußmann: E. u. Η., P. Fürst zu. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 681-683. - Hans W. Burmeister: Prince P. E.-H. (1847-1921). His influence on Kaiser Wilhelm II and his role in the German government 1888-1902. Wiesbaden 1981. - Angela Leuchtmann: Der Fall P. E. Anfang und Ende einer Karriere im wilhelminischen Deutschland. München 1998.
LITERATUR: H. Kühle: Μ. E. Ein christlicher Philosoph. In: Hochland 27 (1929/30) S. 230-239. - Josef Spieler: Ε., M. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 666 f.
Euler, Jakob, Handwerker, Politiker, * 20.8.1842 Bensberg, t 26.4.1917 Bergisch Gladbach. E.s Ausbildung zum Bergmann folgte 1858-61 eine Schreinerlehre. Er betrieb ein Tischlergeschäft in seiner Heimatstadt, wo 1890-1903 als Gemeinderat war. 1893-1912 Mitglied des Reichstags, arbeitete er unter Adolph —»Kolping im Katholischen Gesellenverein mit. In den achtziger Jahren führend in der rheinischen Handwerkskammerbewegung tätig, war er 1883-88 Herausgeber der Handwerkerzeitung „Die Innung" und später der „Rheinisch-Westfälischen Handwerkerzeitung".
Eulenberg, Herbert, Pseud. Siebenkäs, Schriftsteller, * 25.1.1876 Mülheim (heute zu Köln), t 4.9.1949 Kaiserswerth (heute zu Düsseldorf). Der Sohn eines rheinischen Industriellen absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften in Berlin, München und Bonn, wurde in Leipzig zum Dr. jur. promoviert und war anschließend drei Jahre lang als Gerichtsreferendar in Köln und Opladen tätig, bevor er sich dem Theater zuwandte. Seit 1901 Dramaturg am Berliner Theater, war E. seit 1902 in gleicher Funktion bei Luise Dumont am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig und arbeitete an der Theaterzeitschrift „Masken" mit. Als freier Schriftsteller verfaßte er etwa hundert,
Eurich, Friedrich Immanuel, Buchhändler, Verleger, * 15.1.1772 Stuttgart, t 10.6.1851 Linz. E. studierte seit 1785 an der Hohen Karlsschule in Stuttgart und ging nach deren Auflösung 1794 als Buchbinder nach Wien, wo er im folgenden Jahr die Leitung der Buchhandlung Binz in Linz Ubernahm, die er später kaufte. Seit 1804 redigierte er das „Österreichische Volksblatt", publizierte 1805 und 1809 wiederholt Beiträge gegen Napoleon und wurde wie sein Freund Philipp Palm zum Tod verurteilt, konnte jedoch fliehen. 1816 errichtete E. eine eigene Druckerei in Linz, die seit 1819 die „Linzer Zeitung" druckte. 1837 gliederte er seinem Unternehmen eine Schriftgießerei an.
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Evels LITERATUR: Franz Pfeffer: F. I. E. Ein Lebensbild aus dem Linzer Vormärz. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1935) S. 122-143. Evels, Friedrich Wilhelm, Pädagoge, Publizist, Schriftsteller, * 7.8.1821 Münster, f 1-6.1909 Aachen. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Büren war E. zunächst Hilfslehrer in seiner Heimatstadt, 1858-60 Rektor in Buer, danach Lehrer in Hörde und übernahm 1861 das Rektorat in Zell/Mosel. Seit 1867 Leiter einer Lehranstalt in Wissen/Sieg, übersiedelte er 1869 nach Bonn, wurde zum Dr. phil. promoviert und war Privatdozent und Prof. für Literatur, bevor er 1876 die Leitung zweier Zeitschriften in Eschweiler übernahm. 1878 ging E. nach Aachen, gründete im folgenden Jahr die „Volkszeitung", 1881 das „Zentralblatt der Innung" und war als freier Schriftsteller tätig. Even, Johannes, Redakteur, Politiker, * 10.12.1903 Essen, t 24.11.1964 Köln. Zunächst Bäcker, bildete sich E. durch Privatstudien und Kurse der Christlichen Gewerkschaft und der kath. Arbeiterbewegung weiter und wurde Leiter des Sekretariats der kath. Arbeiterbewegung in der Diözese Mainz (bis 1933); zugleich war er Mitglied des Landesvorstandes Hessen der Zentrumspartei. 1939 seiner Ämter enthoben, wurde er Geschäftsführer der Bäckerei-Einkaufsgenossenschaft in Bergheim. Nach Kriegsende nahm E. eine führende Stelle in der kath. Arbeiterbewegung und in der Redaktion ihres Organs „Ketteier-Wacht" in Köln ein. 1946-50 gehörte er als CDUMitglied dem nordrhein-westfälischen Landtag an und wurde 1949 in den Deutschen Bundestag gewählt. 1953 wurde er Mitglied des Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. Seit 1948 war E. Verbandssekretär der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands, seit 1955 Präsident des Hauptvorstandes der „Christlichen Gewerkschaftsbewegung Deutschlands" in Essen und seit 1959 der Katholischen Arbeiterbewegung in Deutschland.
Everth, Erich, Redakteur, Zeitungswissenschaftler, * 3.7.1878 Berlin, t 22.6.1934 Leipzig. E., Sohn eines Kaufmanns, studierte in Berlin Philosophie, Kunstgeschichte und Psychologie und wurde an der Univ. Leipzig promoviert (Der Bildrahmen als ästhetischer Ausdruck von Schutzfunktionen). Er arbeitete bei der „RheinischWestfälischen Zeitung" und vertrat dann die „Magdeburger Zeitung" in Berlin. Während des Ersten Weltkriegs war E. in der Presse Verwaltung in Warschau und als Chefredakteur des „Leipziger Tageblatts" tätig. Später wurde er Chefredakteur der Telegraphen-Union, stellvertretender Chefredakteur des unpolitischen Teils der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", Kulturpolitiker der „Vossischen Zeitung" und Korrespondent des „Berliner Tageblatts" in Wien. 1926 übernahm E. die neugeschaffene Professur für Zeitungskunde an der Univ. Leipzig (Antrittsvorlesung: Zeitungskunde und Universität) und leitete das Institut für Zeitungskunde bis zu seiner Entlassung 1933. Er veröffentlichte u. a. die psychologisch-ästhetische Schrift Wilhelm Raabe (1913) und gab die Sammlung Das Wesen der Zeitung (1928) heraus. LITERATUR: Hans Bohrmann/Arnulf Kutsch: Pressegeschichte und Pressetheorie. Ε. E. (1878-1934). In: Publizistik 24 (1979) S. 386-403 (mit Auswahlbibliographie).
LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 194 f.
Ewers, Ludwig, Redakteur, Schriftsteller, * 29.10.1870 Lübeck, t 24.1.1946 Hamburg. Das Studium der Geschichte, Literaturgeschichte und Nationalökonomie absolvierte der Sohn eines Kaufmanns und Industriellen an der Univ. Berlin, wandte sich dann einer journalistischen Tätigkeit zu und arbeitete in den folgenden Jahren in Dessau, Bonn und Frankfurt/Oder. 1902 politischer Redakteur der „Leipziger Neuesten Nachrichten", war E. im folgenden Jahr für die „Königsberger Allgemeine Zeitung" tätig und wurde 1913 politischer Redakteur der „Hamburger Nachrichten". Er veröffentlichte u. a. Geschichten aus der Krone. Rheinische Novellen (1913) und den Roman Die Großvaterstadt (1926). LITERATUR: Alken Bruns: E„ L. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 11. Neumünster 2000, S. 107-108.
Evers, Ernst (Eduard), evang. Theologe, Publizist, Schriftsteller, * 15.8.1844 Kaköhl bei Plön, t 23.10.1921 Malente (Schleswig-Holstein). Der Sohn eines Wagenbauers studierte 1865-69 Theologie an den Universitäten Kiel und Berlin. Er wurde Pastor in Tetenbüll /Nordsee und war als Redakteur der „FamilienBibliothek" sowie des von ihm begründeten Blattes „Das Immergrün. Ein Unterhaltungsblatt zur Förderung christlichen deutschen Familienlebens" (1884 ff.) tätig. Als Inspektor der Stadtmission in Berlin (1888) leitete E. auch deren Buchhandlung, war Redakteur des „Sonntagsfreundes", der „Blätter aus der Stadtmission", des „Martha-Kalenders" und gab den Kalender „Der deutsche Volksbote" heraus. Seit seiner Versetzung in den Ruhestand 1904 widmete sich E. der Schriftstellerei und veröffentlichte zahlreiche Erbauungsschriften, vor allem Erzählungen, darunter Die Familie des Bürgermeisters (1905).
Eyck, Erich, Historiker, Jurist, * 7.12.1878 Berlin, t 23.6.1964 London. Das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften sowie der Geschichte absolvierte E. an den Universitäten Berlin und Freiburg/Breisgau. Nach der Promotion 1904 war er Referendar im Staatsdienst, seit 1906 Gerichtsassessor am Berliner Landgericht und praktizierte bis 1937 als Rechtsanwalt und Notar. Daneben war E. 1915-33 publizistisch tätig, gab zeitweise die juristische Beilage der „Vossischen Zeitung" unter dem Titel „Recht und Leben" heraus und gehörte zu den Mitarbeitern des „Berliner Tageblatts". 1937 emigrierte er über Italien nach London. Als liberaler Historiker veröffentlichte E. neben Biographien, u. a. Bismarck. Leben und Werk (3 Bde., 1941-44), eine Geschichte der Weimarer Republik (2 Bde., 1954-56). LITERATUR: Klaus Hildebrand: Ε. E. In: Deutsche Historiker. Bd. 2. Hrsg. v. Hans-Ulrich Wehler. Göttingen 1971, S. 98-119. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 163.
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F F a b e r , Kurt, Publizist, * 6 . 1 2 . 1 8 8 3 Mülhausen (Elsaß), t 2 6 . 2 . 1 9 2 9 bei Hay River am Großen Sklavensee (Kanada). Der Sohn des Schriftstellers Karl Wilhelm F. verließ 1901 das Elternhaus und b e g a b sich auf Abenteuerreisen, von denen er 1907 wieder zurückkehrte. Wegen des Verlusts eines Auges wurde er v o m Militärdienst freigestellt. Er f a n d eine Anstellung in einem Leipziger Verlagshaus, studierte in Tübingen, w u r d e zum Dr. jur. promoviert und war seit 1925 Korrespondent des „Berliner Lokal-Anzeigers". F. bereiste verschiedene Erdteile, geriet in Windhuk als nationalsozialistischer Agitator in britische Gefangenschaft und hielt sich zuletzt in den Wäldern Kanadas auf, w o ihn Indianer tot auffanden. Er veröffentlichte u. a. Unter Eskimos und Walfischfängem ( 1 9 1 6 , 2 3 1 9 3 4 ) und Mit dem Rucksack nach Indien (1927, ' 1 9 4 4 ) . WEITERE WERKE: D e m Glücke nach durch Südamerika. Stuttgart 1921, ' 1 9 2 1 . - Die Vagabunden. Berlin 1924. Rund u m die Erde. Ludwigshafen 1924. - Tage und Nächte in Urwald und Sierra. Stuttgart 1926, ' 1 9 3 6 . - Mit d e m Rucksack nach Indien. Tübingen 1927. - Die Seelenverkäufer. Berlin 1927. - Weltwanderers letzte Fahrten und Abenteuer. Hrsg. v. Walther Faber. Stuttgart 1930, "1940. LITERATUR: Carl Lange: K. F. zum Gedächtnis. In: Ostdeutsche Monatshefte 11 (1930) 2, S. 127. - K. F. D e r Weltwanderer. Hrsg. v. Roland Betsch (= Pfälzer Kunstarchiv, Bd. 5). Speyer 1933. - Hein Willem Claus: Deutscher Wandersmann durch 1001 Abenteuer. In: Europa-Stunde 1935, 25, S. 57 f. - Rolf Werbelow: K. F. D e r deutsche Wanderer. Saarlautern [ca. 1938]. F a b e r , Robert (Friedrich Gustav), Verleger, * 1 2 . 4 . 1 8 6 9 Magdeburg, t 1 8 . 1 0 . 1 9 2 4 Magdeburg. F. studierte an den Universitäten Freiburg, Bonn und Köln und trat nach der Promotion zum Dr. jur. 1893 an der Univ. Leipzig in das Familienunternehmen, einen seit mehr als hundert Jahren bestehenden Verlag, ein. 1902 mit der Leitung der 1626 gegründeten „Magdeburgischen Zeitung" betraut, übernahm er 1908 die Leitung des gesamten, Verlag und Buchdruckerei umfassenden Unternehmens. Er veröffentlichte zunehmend eigene Artikel in der Zeitung. 1912-21 war er Vorsitzender des von seinem Vater mitbegründeten Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger und geriet als sozial und liberal Gesinnter während des Ersten Weltkriegs in deutlichen Gegensatz zur offiziellen Pressepolitik. F. widmete sich in seinen letzten Lebensjahren der S c h a f f u n g der „Reichsarbeitsgemeinschaft der deutschen Presse", die als Interessenverband der Journalisten und Verleger 1926 ins Leben gerufen wurde; er war Mitbegründer der als Nationalspende für die Mission in den deutschen Kolonien 1913 geschaffenen, späteren Deutschen Evang. Missionshilfe. LITERATUR: Heinrich Krumbhaar: R. F. In: Der ZeitungsVerlag 25 (1924) 43, Sp. 1927-1930. - Julius Ferdinand Wolff: Versuch zu einem Bildnis. In: Der Zeitungs-Verlag 25 (1924) 43, Sp. 1929-1932. - Heinrich Walter: Zeitung als Aufgabe. 6 0 Jahre Verein Deutscher Zeitungsverleger 1894-1954. Wiesbaden 1954, S. 104-106. - Fritz Faber: F., R. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 723 f. - Dieter Strunz: F. G. R. F. (1869-1924). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 320-328.
F a b i a n , Walter (Max), Pseud. T h e o Prax, Publizist, * 2 4 . 8 . 1 9 0 2 Berlin, t 1 5 . 2 . 1 9 9 2 Köln. F. w a r bereits als Schüler in der F r i e d e n s b e w e g u n g aktiv und schrieb Beiträge u. a. f ü r den „Vorwärts" und die „Welt a m Sonntag"; 1919 organisierte er eine Solidaritätsaktion zugunsten des inhaftierten Ernst Toller. W ä h r e n d seiner philosophischen, historischen u n d ö k o n o m i s c h e n Studien an den Universitäten Berlin, Leipzig, Freiburg und Gießen (Promotion 1924) brachte er u. a. den S a m m e l b a n d Die Friedensbewegung. Ein Handbuch der Weltfriedensströmungen der Gegenwart (1922, mit Kurt Lenz) heraus, trat 1924 in die S P D ein und war 1925-28 politischer Redakteur der „Chemnitzer Volksstimme". Anschließend freier Journalist und Publizist, wurde er nach seiner öffentlichen Kritik an d e r Entscheidung der SPD-Regierung H e r m a n n —»Müller f ü r den Bau des Panzerkreuzers A (1928) mit Redeverbot belegt und 1931 aus der S P D ausgeschlossen. F. w a r Mitbegründer (1931) sowie Vorstandsmitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), deren Reichsleitung er 1933 angehörte. 1932 redigierte er mit August Enderle die „Sozialistische ArbeiterZeitung" und übernahm nach der M a c h t ü b e r n a h m e durch die Nationalsozialisten die Leitung der illgealen Parteiarbeit. 1935 floh er in die Tschechoslowakei, später über Nordafrika und Frankreich in die Schweiz, war dort als Übersetzer tätig und führte seine politische Publizistik unter P s e u d o n y m fort. F. kehrte 1957 nach Deutschland zurück, w u r d e Chefredakteur der „Gewerkschaftlichen M o n a t s h e f t e " (bis 1970), begründete 1958 die Deutsche Journalisten-Union, f ü h r t e bis 1963 ihren Vorsitz und vertrat sie seit 1960 im Deutschen Presserat. 1961 übernahm er einen L e h r a u f t r a g (1966 Prof.) f ü r Didaktik der Erwachsenenbildung in F r a n k f u r t / M a i n und war 1967-71 Vorsitzender der Humanistischen Union. Als Repräsentant der intellektuellen Linken trug F. wiederholt politische Konflikte mit d e m Deutschen Gewerkschaftsbund aus. WEITERE WERKE: Arbeitsdienstpflicht? Leipzig 1924. Hrsg. mit Kurt Lenz: Die Friedensbewegung. Ein Handbuch der Weltfriedensströmungen der Gegenwart. Köln 1985. Hrsg. mit Will Schaber: Leitartikel b e w e g e n die Welt. Stuttgart 1964. - A u f b r u c h ? Berlin 1989. - Mit sanfter Beharrlichkeit. Ausgewählte Aufsätze 1924-1991. Hrsg. und eingel. v. Anne-Marie F. F r a n k f u r t / M a i n 1992. LITERATUR: Chefredakteur Dr. W . F. 60 Jahre alt. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 6 4 (1967) 3 2 / 3 3 , S. 1218. - Prof. Dr. W. F. wird 65 Jahre. In. Die Feder 15 (1967) 8 / 9 , S. 18. - Arbeiterbewegung, Erwachsenenbildung, Presse. Festschrift f ü r W . F. z u m 75. Geburtstag. Hrsg. v. Anne-Marie F. Köln u. a. 1977. F a b r i , Johann Ernst, Geograph, * 1 5 . 7 . 1 7 5 5 Oels (Schlesien), t 3 0 . 5 . 1 8 2 5 Erlangen. F. studierte seit 1776 an der Univ. Halle Theologie, wandte sich j e d o c h bald der Geographie zu und las 1781-86 als Privatdozent neuere und alte Geographie sowie Philologie. 1786 wurde er Prof. der G e o g r a p h i e und Statistik an der Univ. Jena, ging 1794 als Redakteur d e r „Realzeitung" nach Erlangen, hielt an der dortigen Univ. Vorlesungen und w u r d e schließlich Ordinarius. Erst 1815 v e r f ü g t e König Maximilian I. Joseph von Bayern erstmalig eine Besoldung des bis dahin unbezahlten Hochschullehrers. F. veröffentlichte zahlreiche geographische Nachschlagewerke, Maga-
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Fabricius zine und Lehrbücher, darunter Elementargeographie (4 Bde., 1780-90, 3 1794-1803) sowie Handbuch der neuesten Geographie (2 Bde., 1784/85, 101819). W E I T E R E W E R K E : Geographisches Lesebuch zum Nutzen und Vergnügen. Halle 1782. - Kurzer Abriß der Geographie. Halle 1806. - Geographie für alle Stände. 5 Bde., Leipzig 1786-1808. - Sammlung von Stadt-, Land- und Reisebeschreibungen. Nürnberg 1783. - Encyclopädie der historischen Hauptwissenschaften und deren Hilfs-Doctrinen. Erlangen 1808. L I T E R A T U R : Johann Georg Veit Engelhardt: Gedächtnißpredigt auf J. E. F. Erlangen 1825. - Harry Stein: Die Geschichte der Geographie an der Universität Jena als Beitrag zur Entwicklung der Geographie als Wissenschaft. Von J. E. F., dem ersten außerplanmäßigen „Prof. d. Geographie u. Statistik" bis zur Habilitation von Fritz Regel, dem ersten besoldeten außerordentl. Prof. der Geographie (1786-1884). Phil. Diss. Jena 1954. Fabricius, Otto von, österr. Journalist, Schriftsteller, * 8.5.1857 Preßburg, f 2.12.1912 Preßburg. F. versuchte sich in jungen Jahren als Lustspielautor am Theater, bevor er zum Journalismus wechselte. 1895 wurde er Redakteur des „Westungarischen Grenzboten", 1899 Redakteur und 1902 Chefredakteur des „Preßburger Tagblatts". Neben Lustspielen (u.a. Fräulein Doktor, 1883) schrieb F. satirische Novellen und Skizzen sowie Romane (u.a. Abwärts, 1883; Das Modell, 1885). W E I T E R E S W E R K : Süße Mädel und andere Bitterkeiten. Leipzig 1913. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 280. Färber, Karl, kath. Publizist, * 18.4.1888 Röhlingen (Ellwangen), t 5.4.1979 Freiburg. Der Sohn eines Schreiners studierte kath. Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Tübingen (1907-11), Rottenburg (1911/12) und München (1912-14). Bereits zum Diakon geweiht, sollte er 1912 auch zum Priester geweiht werden, lehnte aber den Antimodernisteneid ab. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war F. 1919-22 Redakteur und 1923-25 Chefredakteur der „Augsburger Postzeitung". Seit 1925 Chefredakteur der „Freiburger Tagespost", wurde er 1936 von den Nationalsozialisten abgesetzt. Bis 1940 war er anonym Mitarbeiter am „St. Konradsblatt" und am „Oberrheinischen Pastoralblatt", 1940-43 Südwest-Korrespondent der .frankfurter Allgemeinen Zeitung", anschließend der „Kölnischen Zeitung". 1930-33 gehörte F. für die Zentrumspartei dem Freiburger Stadtrat an. 1944 wurde er im Zusammenhang mit der Verschwörung des 20. Juli inhaftiert. 1945-61 war F. Chefredakteur des „Freiburger Katholischen Kirchenblatts". 1949 gründete er die Wochenzeitschrift „Der christliche Sonntag" (seit 1967 „Christ in der Gegenwart"), die er 1949-74 als Chefredakteur und danach als Herausgeber prägte. Er veröffentlichte Heilige sind anders (1958) und das mehrbändige Brevier zum inneren Leben (1955-67). F. erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1953 das Komturkreuz des Silvesterordens, 1973 die Verdienstmedaille des Bistums Straßburg und 1978 eine Honorarprofessur sowie den Gregorius-Orden mit Stern. LITERATUR: Der Glaube in der Zeit. K. F. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Oskar Köhler. Freiburg 1958. - F. K. zum Geburtstag. Hrsg. v. Manfred Plate. Freiburg 1968. - Manfred Plate: K. F., Publizist in der Wahrhaftigkeit des Glaubens. In: Große Gestalten des Glaubens. Hrsg. v. Bruno Moser. München 1 9 8 2 , S. 4 9 4 - 5 0 2 . - Clemens Siebler: F., K. In: Badische Biographien, N. F., Bd. 3, 1 9 9 0 , S. 7 7 - 7 9 . - Manfred Plate: F., K. In: LThK3, Bd. 3, 1995, Sp. 1181 f.
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Färber, Otto, Schriftsteller, Journalist, Verleger, * 22.2.1892 Urach, t 15.3.1993 Telfs-Bairbach. Nach Studien in Stuttgart, Tübingen, Freiburg und München und der Promotion zum Dr. phil. kehrte F., Sohn eines Dekans, als Schwerverwundeter aus dem Ersten Weltkrieg zurück und war zunächst im Parteibüro der Bayerischen Volkspartei und der Badenia-Verlags AG in Karlsruhe tätig. Seit 1924 Chefredakteur der Zentrums-Pressekorrespondenz und Redakteur beim „Badischen Beobachter", emigrierte er 1934 nach Österreich und arbeitete bis 1937 beim „Tiroler Anzeiger". Nach dem „Anschluß" wurde er verhaftet und im Konzentrationslager Dachau interniert. Als Buchhalter und Wehrmachtsdolmetscher überlebte er den Zweiten Weltkrieg, nahm bei der „Schwäbischen Landeszeitung" in Augsburg seine journalistische Arbeit wieder auf und war 1946-65 Herausgeber der „Stuttgarter Nachrichten". L I T E R A T U R : Verleger Dr. O. F. 65 Jahre alt. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 54 (1957) 4, S. 120. - Dr. O. F. Mitbegründer der „Stuttgarter Nachrichten" wurde 75. In: Der Zeitungs-Verlag und ZeitschriftenVerlag 64 (1967) 8, S. 269. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 165. Fahrländer, Karl Emanuel, schweizer. Jurist, Politiker, * 2.7.1803 Aarau, t 23.8.1857 Aarau. Der Sohn des Politikers Sebastian F. studierte in Basel, wo er zeitweilig an der „Basier Zeitung" Andreas —> Heuslers mitarbeitete, in Freiburg/Breisgau und Heidelberg, wurde zum Dr. jur. promoviert und eröffnete 1828 eine Anwaltspraxis in Aarau. 1841 wurde er Mitglied des Großen Rats im Kanton Aargau und gehörte 1852-54 dem Nationalrat an. F. spielte im Kampf um die Klosteraufhebung und den Sonderbund eine gewichtige Rolle. Fahrner, Ignaz, kath. Theologe, * 27.8.1865 Richtolsheim (Elsaß), f 5.10.1941 Rappoltsweiler. F. studierte 1887-92 am Straßburger Priesterseminar Philosophie und Theologie, wurde Kaplan im oberelsässischen Markirch und kam 1897 als Vikar an das Straßburger Münster. 1900-02 studierte er Theologie und kanonisches Recht an der Univ. München, lehrte nach der Promotion Moraltheologie am Priesterseminar in Straßburg und wurde 1903 a. o.Prof. des kanonischen Rechts an der dort neuerrichteten Katholisch-theologischen Fakultät. Seit 1905 Ordinarius der Moraltheologie, wurde er 1911 Generalvikar des Bistums Straßburg. F. war Herausgeber des „Straßburger Diözesanblatts"; er schrieb u.a. Eigentumsund Nutznießerrecht am Münster zu Straßburg unter besonderer Berücksichtigung der astronomischen Uhr (1911). LITERATUR: Erwin Gatz: F., I. In: Gatz, Bischöfe (1785/1803-1945), 1983, S. 176. Faktor, Emil, Pseud. Jussuff, Schriftsteller, Journalist, * 31.8.1876 Prag, t 10.4.1942 Lodz. F. studierte an der Univ. seiner Geburtsstadt (Dr. jur. 1904) und betätigte sich daneben schriftstellerisch. Seit 1898 Redakteur und Kulturkritiker beim „Montagsblatt aus Böhmen", seit 1899 bei der Zeitschrift „Bohemia", ließ er sich nach dem Studienabschluß in Berlin nieder und arbeitete seit 1908 für den Berliner „Tag". 1912 wurde er Feuilletonchef und Theaterkritiker, 1915 Chefredakteur des „Berliner Börsen-Couriers". F. floh 1933 mit seiner Familie in die Tschechoslowakei, wo er als Journalist und Kritiker für das „Prager Tagblatt" und den „Prager Mittag" tätig war. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen erlaubten ihm - obwohl im Besitz der nötigen Affidavits - die USA die Einreise nicht; er wurde 1941 in das jüdische Ghetto in Lodz deportiert und kam dort zu Tode. W E R K E : Die Temperierten. Berlin 1914. - Alexander Moissi. Berlin 1920. L I T E R A T U R : Klaus Täubert: E. F. Ein Mann und (s)eine Zeitung. Berlin 1994.
Fallmerayer Falck, Niels Nikolaus, Jurist, Staatsmann, * 25.11.1784 Emmerlev bei Tondern (Schleswig), t 11.5.1850 Kiel. F. studierte an der Univ. Kiel Philosophie, später Rechtswissenschaft und wurde 1809 Beamter der SchleswigHolsteinischen Kanzlei in Kopenhagen, 1814 Prof. der Rechte an der Univ. Kiel; 1821-34 war er Herausgeber des „Staatsbürgerlichen Magazins" (das bis 1845 als „Archiv" fortgesetzt wurde). F. wurde 1835 Mitglied der SchleswigHolsteinischen Ständeversammlung, 1838 deren Präsident und war 1848 Mitglied der Konstituierenden Versammlung. Gemeinsam mit Friedrich Dahlmann und anderen gründete er die „Kieler Blätter", in denen er als konservativer, später entschieden antidemokratischer Politiker für die Rechte der deutschen Herzogtümer gegenüber der dänischen Regierung eintrat. F. veröffentlichte u. a. ein Handbuch des SchleswigHolsteinischen Rechts (5 Bde., 1825-48). Falk, Johann III, Publizist, Politiker, * 13.9.1825 Mainz, f 4.1.1905 Mainz. Wie sein Vater erlernte F. nach der Realschule das Metzgerhandwerk, begab sich 1845 auf Wanderschaft, die ihn bis nach Neapel führte, und gehörte 1847 zu den Gründern des Piusvereins. Bei den ersten Katholikenversammlungen im Mainz trat er 1848 als Organisator und Redner auf. Als Verleger des 1863 von ihm gegründeten „Mainzer Journals" erwarb er sich Verdienste um die Entwicklung der kath. Presse. 1875-84 war F. Mitglied des Hessischen Landtags und des Mainzer Stadtrats. LITERATUR: Carl Forschner: J. F. III. Ein Lebensbild. Mainz 1905. - J. F. III. In: Augustiner-Blatt 9 (1905) 1, S. 5. - Johann Sartorius: J. F. III. Zu seinem hundertsten Geburtstage. Mainz 1925. Falk, Norbert, Journalist, Schriftsteller, * 5.11.1872 Mährisch-Weißkirchen, t 16.9.1932 Berlin. F. besuchte die Glasmalereischule Krasna, wurde Mitarbeiter u. a. der Zeitschrift „Die Gesellschaft" und kam 1895 als Redakteur des „Kleinen Journals" nach Berlin. Seit 1900 Feuilletonredakteur und Theaterkritiker der „Berliner Morgenpost" und der „Berliner Illustrierten Zeitung", wurde er vor allem als Herausgeber von Sammelbänden humoristischer Literatur (u.a. Meisterbuch des Humors, 1908) bekannt. F. schrieb u.a. den von Ernst Lubitsch verfilmten Roman Anna Boleyn (1921). WEITERE WERKE: Meisterbuch der Erzählungen. Berlin 1908. - Schatzkammer. Berlin/Wien 1909. - Das Buch des Lachens. Berlin/Wien 1912. - Neue Waffen. Erzählungen. Berlin/Wien 1913. - Das Buch der seltsamen Geschichten. Berlin/Wien 1914. LITERATUR: N. F. In. Der Zeitungs-Verlag 33 (1932) 39, S. 665. - N. F. In: Deutsche Presse 22 (1932) S. 298. Falke, Konrad, eigentl. Karl Frey, schweizer. Schriftsteller, * 19.3.1880 Aarau, t 28.4.1942 Eustis (Florida, USA). F. studierte an den Universitäten Neuenburg, Heidelberg und Zürich (Dr. phil. 1903) und lehrte danach Literaturgeschichte an der Univ. Zürich. 1910-17 Herausgeber von „Raschers Jahrbüchern" (4 Bde.), lebte er seit 1912 als freier Schriftsteller und Gelehrter in Zürich und Italien. Immer wieder griff er mutig und unorthodox in die politische und kulturelle Diskussion ein. Während des Ersten Weltkriegs wandte er sich gegen den deutschen Imperialismus, seit 1933 trat er gegen den Faschismus auf; gemeinsam mit Thomas Mann gründete er die Exilzeitschrift „Mass und Wert" (1937-40). F. verstand sich selbst überwiegend als Dramatiker und gab 1930-33 auf eigene Kosten seine Dramatischen Werke (5 Bde.) heraus. Als bedeutender wird heute seine Prosa, darunter der utopisch-historische Roman Der Kinderkreuzzug (2 Bde., 1924), eingeschätzt.
LITERATUR: Zeno Inderbitzin: K. F. (Karl Frey). Sein Leben, seine Werke. Luzern 1958. - Thomas Baltensweiler: Mass und Wert - die Exilzeitschrift von Thomas Mann und K. F. Bern 1996. F a l k e n b e r g , Albert (Karl Theodor), Beamter, Politiker, * 3.5.1871 Hannover, f 7.8.1945 Berlin. Bis 1908 im Postdienst, wurde F. 1908 Schriftleiter der „Deutschen Postzeitung", 1910 Chefredakteur der Berliner Tageszeitung „Deutsche Nachrichten" und war im Ersten Weltkrieg Sekretär der Obermarineintendantur. Er wurde 1918 Pressechef des Deutschen Beamtenbundes, war 1919-21 Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat im Innenministerium und übernahm 1922 den Vorsitz des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes. Er gehörte - zeitweilig in führender Position - der Deutschen Friedensgesellschaft und der Liga für Menschenrechte an, war 1928-30 Reichstagsabgeordneter (SPD). Seine Studie Die deutsche Beamtenbewegung nach der Revolution (1920) wurde von den Nationalsozialisten indiziert. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 126. F a l l a d a , Hans, eigentl. Rudolf Ditzen, Schriftsteller, * 21.7.1893 Greifswald, t 6.2.1947 Berlin. F., Sohn eines Gerichtsrats, besuchte mehrere Gymnasien, ohne einen Schulabschluß zu erreichen, absolvierte seit 1913 eine Ausbildung in der Landwirtschaft und war anschließend in verschiedenen landwirtschaftlichen Berufen tätig. Als Alkohol- und Morphiumsüchtiger 1917 und 1919 auf Entzug, wurde er immer wieder rückfällig; Betrugsdelikte brachten ihn 1923 für mehrere Monate, 1926 für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. F. schlug sich nach seiner Entlassung mit Gelegenheitsarbeiten durch und heiratete 1929 die als „Lämmchen" in seine Romane eingegangene Anna Margarethe Issel. Nach erfolglosen expressionistischen Romanen Anfang der zwanziger Jahre wandte er sich sozialkritischen Themen zu und erzielte 1931 seinen ersten großen Erfolg (Bauern, Bonzen und Bomben). Im folgenden Jahr erschien Kleiner Mann, was nun?, ein Roman, der binnen kurzer Zeit 35 Auflagen und 20 Auslandsausgaben erfuhr. Vom Ertrag seines Welterfolgs erwarb er ein Landgut in Carwitz bei Feldberg (Mecklenburg), das er bis 1944 bewirtschaftete. Nachdem die ersten in der Zeit des Nationalsozialismus erschienenen Romane von der politischen Kritik ablehnend bewertet worden waren, schrieb F. in den folgenden Jahren überwiegend unkritische Unterhaltungsromane. Nach der Scheidung von seiner Frau 1944 und einem Zwangsaufenthalt in der Landesanstalt Strelitz wegen Mordversuchs an ihr verheiratete er sich 1945 mit einer ebenfalls drogenabhängigen Frau. Nach Kriegsende kurzzeitig Bürgermeister von Feldberg, siedelte er schließlich nach Berlin über. Unterstützt von Johannes R. —> Becher, wurde er freier Mitarbeiter der Ostberliner „Täglichen Rundschau", mußte jedoch schließlich in die Nervenklinik der Berliner Charite eingeliefert werden. Der in seinem Todesjahr erschienene Roman Jeder stirbt für sich allein, in dem F. erstmals starke, kämpferische Arbeiter darstellt, markiert erneut eine Anpassung des Autors an politische Gegebenheiten, Aus dem Nachlaß wurde u. a. der in Geheimschrift verfaßte, autobiographisch gestimmte Roman Der Trinker (1950) veröffentlicht. LITERATUR: Ruth Schmidt-Wiegand: F., H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 17. - Tom Crepon: Kurzes Leben - langes Sterben. H. F. in Mecklenburg. Rostock 1998. - Jenny Williams: Mehr Leben als eins: H. F. Berlin 2002. F a l l m e r a y e r , Jakob Philipp, Historiker, * 10.12.1790 Pairdorf bei Brixen, t 26.4.1861 München. F. studierte an den Universitäten Landshut und Salzburg, nahm als Offizier an den Befreiungskriegen teil und Schloß seine Studien 1815-17 in Lindau ab. Seit 1818 Lehrer am
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Fankhauser Augsburger G y m n a s i u m , wechselte er 1821 nach Landshut, w o er seit 1826 Prof. der Universalhistorie und der Philologie war. 1831-34 bereiste er den Vorderen Orient und wurde nach der Rückkehr wegen seiner politisch liberalen Gesinnung in den Ruhestand versetzt. 1840-42 und 1 8 4 7 / 4 8 unternahm er zwei weitere Orientreisen (Fragmente aus dem Orient, 2 Bde., 1845, Neuausg. 1963). F. war Mitglied der Frankfurter Paulskirche und des Stuttgarter R u m p f p a r laments; wegen des politischen Mandats verlor er 1849 die ihm 1848 zuerkannte Münchner Geschichtsprofessur. Er publizierte zu politischen Tagesereignissen des Nahen Ostens, Griechenlands und Rußlands vor allem in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" und trat für eine Stärkung des türkischen Staats und Volks gegen den zaristischen Imperialism u s ein. Aufsehen erregte seine als graeko-slawische Frage diskutierte T h e s e von der Ausrottung der Griechen und der Neubesiedelung Griechenlands durch die Slawen. WEITERE WERKE: Geschichte des Kaiserthums von Trapezunt. München 1827. Neuausg. Darmstadt 1964. - Welchen Einfluß hatte die Besetzung Griechenlands durch die Slaven auf das Schicksal der Stadt Athen und der Landschaft Attika? Stuttgart u . a . 1835. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Georg Martin Thomas. 3 Bde., Leipzig 1861. Neuausg. Amsterdam 1970. - B y z a n z und das Abendland. Ausgewählte Schriften. Wien 1943. - Hagion Oros oder Der Heilige Berg Athos. Hrsg. v. Franz H. Riedl. Wien 1949. Bozen 1978. - Europa zwischen R o m und Byzanz. Hrsg. v. Eugen Thurner. Bozen 1990. - Michael Grünbart: Die Briefe von und an J. P. F. Eine Bestandsaufnahme. Wien 2000. LITERATUR: Herbert Seidler: J. P. F.s geistige Entwicklung. Ein Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts. München 1947. - Myra R. Jessen: F. und die Augsburger Allgemeine Zeitung. In: M o d e r n Language Quarterly 11 (1950) 3, S. 332-346. - Arnulf Kollautz: F., J. P. In: N D B 5 (1961) S . 1 9 f . - Alfons Beckenbauer: J. P. F. 1790-1861. Landshut 1968. - Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Georg Martin T h o m a s und J. P. F. Eine Studie unter besonderer Berücksichtigung des Revolutionsjahres 1 8 4 8 / 4 9 . In: Zeitschrift f ü r bayerische Landesgeschichte 41 (1978) S. 737-770. - J. P. F. Wissenschaftler, Politiker, Schriftsteller. Hrsg. v. Eugen Thurnher. Innsbruck 1993. Daniel D r a s c e k / S i e g f r i e d Wagner: J. P. F. im Räderwerk der bayerischen Verwaltung. Die F.-Akten des Staatsministeriums des Innern im Bayerischen Hauptstaatsarchiv u. a. Aktenbestände. M ü n c h e n 1993. - T h o m a s Leeb: J. P. F. (1790-1861). Publizist und Politiker zwischen Revolution und Reaktion. München 1996. F a n k h a u s e r , Alfred, schweizer. Schriftsteller, Publizist, Maler, * 4. 11.1890 Gysenstein (Kt. Bern), t 2 2 . 2 . 1 9 7 3 Bern. Zunächst Primarlehrer, studierte F. später Geschichte und Psychologie (Promotion 1920) und war von 1920 bis an sein Lebensende Theaterrezensent und Kolumnist der sozialdemokratischen „Berner Tagwacht". In den zwanziger Jahren veröffentlichte er eine Reihe von Romanen, darunter Die Brüder der Flamme (1925, veränderte Neuausg. 1983). In den dreißiger Jahre befaßte er sich hauptsächlich mit Astrologie, galt auf diesem Gebiet bald als Kapazität (u. a. Das wahre Gesicht der Astrologie, 1932, 4., veränderte Aufl. 1980), wandte sich um 1940 wieder der erzählenden Prosa zu und schrieb in erklärter Gegnerschaft zum Nationalsozialismus und dessen Blut-und-Boden-Literatur unchauvinistische, utopistisch-sozialistische Heimatliteratur (u.a. Von Frühling zu Frühling, 1944). F. fand zuletzt kaum noch Verleger und Leser. 1953 gab er resigniert das Schreiben zugunsten der Malerei auf; er hinterließ über 2 0 0 Naturund Landschaftsgemälde. WEITERE WERKE: Der Gotteskranke. M ü n c h e n 1921. - Madonna. Bern 1922. - Engel und D ä m o n e n . Berlin 1926. -
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Astrologie als kosmische Psychologie. Berlin 1927. - Magie. Versuch einer astrologischen Lebensdeutung. Zürich 1934. Horoskopie. Zürich 1939, "1985. - Der Messias. Zürich 1940. LITERATUR: Heinrich Riggenbach: Russische T h e m e n und russische Literatur bei Schweizer Autoren (A. F., Cecile Ines Loos, Albin Zollinger). In: Bild und Begegnung. Kulturelle Wechselseitigkeit zwischen der Schweiz und Osteuropa im Wandel der Zeit. Hrsg. v. Peter Brang. Basel, F r a n k f u r t / Main 1996, S. 341-358. F a s s m a n n , David, auch Pithander von der Quelle, Schriftsteller, * 2 0 . 9 . 1 6 8 3 Oberwiesenthal/Erzgebirge, t 1 4 . 6 . 1 7 4 4 Lichtenstadt (Böhmen). F. studierte 1703 kurzzeitig an d e r Univ. Altdorf, war bis 1709 an mehreren Gesandtschaften und Kanzleien in Regensburg und Nürnberg als Sekretär tätig und geriet 1711 als Quartiermeister im Heer Friedrich Augusts I. in Gefangenschaft. N a c h seiner Flucht bereiste er als Hofmeister eines englischen Adligen Holland, England, Irland, Frankreich und Italien und ließ sich 1717 als freier Publizist in Leipzig nieder. Wegen Schwierigkeiten mit der sächsischen Zensurbehörde ging er 1725 an den Hof Friedrich Wilhelms I. nach Berlin, w u r d e 1726 „Zeitungsreferent" dort, schlug j e d o c h 1731 das Angebot, als Nachfolger J a c o b Paul von Gundlings Präsident der Kgl. Societät der Wissenschaften zu werden, aus und kehrte nach Leipzig zurück. F. etablierte sich als Erfolgsautor mit den häufig plagiierten Gesprächen in dem Reiche derer Todten [...j, 1718-39), in denen er verstorbene Persönlichkeiten über historische, philosophische und politische Ereignisse plaudern ließ. Er entzog sich der (sächsischen) Zensur, indem er nach Berlin ging. LITERATUR: Wilmont Hacke: F., D. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 28. - Justyna Kranze: Das Leben und Werk D. F.s. In: Studia N i e m c o z n a w c z e 23 (2002) S. 213-231. F a u c h e r , Julius (Karl), auch Jules Charles F., Publizist, Politiker, * 1 3 . 6 . 1 8 2 0 Berlin, t 1 2 . 6 . 1 8 7 8 Rom. F. studierte Philosophie an der Univ. Berlin, war 1846 Mitbegründer des ersten deutschen „Freihandelsvereins", 1850 Mitbegründer der „Abendpost" und ging 1856 als Redakteur des „Morning Star" nach London. D a n e b e n war er Sekretär Richard Cobdens, wurde nach seiner Rückkehr 1861 auf Empfehlung von Hermann Schulze-Delitzsch in das preuß. Abgeordnetenhaus gewählt und war 1863 Mitbegründer, danach Mitarbeiter der „Vierteljahresschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte". F. trat zeitweise als Begleiter Theodor —»Fontanes auf. Er schrieb u . a . Ein Winter in Italien, Griechenland und Konstantinopel (2 Bde., 1876). WEITERE WERKE: Vergleichende Culturbilder aus den vier Europäischen Millionenstädten Berlin - Wien - Paris - London. Hannover 1877. - Streifzüge durch die Küsten und Inseln des Archipels und des ionischen Meeres. Berlin 1878. F a u s e r , Jörg (Christian), Schriftsteller, * 1 6 . 7 . 1 9 4 4 Bad S c h w a l b a c h / T a u n u s , t 1 7 . 7 . 1 9 8 7 bei MünchenHohenbrunn. Nach einem abgebrochenen Studium der Ethnologie und Anglistik an der Univ. F r a n k f u r t / M a i n lebte F. u. a. in Istanbul und Berlin und war seit 1974 als freier Schriftsteller und Redakteur überwiegend in M ü n c h e n tätig. Von amerikanischen Autoren wie William Burroughs und Charles Bukowski beeinflußt, porträtierte er in lakonischen, oft jargonhaften Gedichten (u.a. Die Harry Gelb Story, 1973 und 1974; Trotiki, Goethe und das Glück, 1979) und Erzählungen (Requiem für einen Goldfisch, 1979; Mann und Maus, 1982) zumeist männliche Außenseiter mit sozialen, oft auch Drogenproblemen. Bekannt wurde F., der auch Reportagen und Essays für Zeitschriften wie „TransAtlantik", „lui" und „tip" schrieb (gesammelt u. a. in Der Strand der Städte, 1985), vor
Feddersen allem durch Kriminalromane ( u . a . Der Schneemann, 1981; Rohstoff, 1984), die sich durch detailgenaue Milieuschilderungen auszeichnen. F. k a m bei einem Unfall u m s Leben. WEITERE WERKE: „Ich habe eine M o r d s w u t " . Briefe an die Eltern 1956-1987. F r a n k f u r t / M a i n 1993. - J.-F.-Edition. Berlin 2000. LITERATUR: Matthias Penzel: Rebell im Cola-Hinterland. J. F. Eine Biographie. Berlin 2004. F e c h e n b a c h , (Friedrich) Carl (Konstantin) Frh. von, auch F.-Laudenbach, Pseud. Fürchtegott Peinlich, Politiker, * 7 . 1 1 . 1 8 3 6 Aschaffenburg, t 1 4 . 3 . 1 9 0 7 Würzburg. F. war zunächst aktiver bayerischer Offizier, widmete sich dann seinem Landgut Laudenbach bei Aschaffenburg und war seit 1860 als Wirtschafts- und Sozialpolitiker tätig. Erst nationalliberal, Schloß er sich 1878 den Deutschkonservativen an, gründete aber schon zwei Jahre später eine „sozialconservative Vereinigung", die sich auf Dauer nicht etablieren konnte. Seit 1885 Mitglied des Zentrums, gehörte er mit seinen sozialpolitischen Vorstellungen zu den entschiedensten Gegnern Bismarcks, blieb aber ein Einzelgänger. F. veröffentlichte zahlreiche politische Denkschriften, u . a . Die Ursachen der Entstehung und Weiterentwicklung der Socialdemokratie (1880, anonym) und Die Wahrheit Uber Bismarck (1892). Für die historische Forschung wichtig ist seine Presseausschnittsammlung der Jahre 1876 bis 1895 sowie sein Archiv zur Parteiengeschichte in Laudenbach. WEITERE WERKE: Ein Beitrag zur Lohn- und ArbeiterFrage. Berlin 1882. - D e r „ f ü n f t e " Stand und die Regierungen. Berlin 1884. - Fürst Bismarck und die „deutsch"conservative Partei oder eine politische Abrechnung. Frankf u r t / M a i n 1887. - Denkschrift Uber die Arbeiterfrage. F r a n k f u r t / M a i n 1888. - B i s m a r c k ' s Reise nach Wien und ihre Folgen. Neuestes Stadium der Fronde. Trier 1892. Die Bedeutung der heutigen Socialdemokratie für Staat und Gesellschaft. F r a n k f u r t / M a i n 1895. LITERATUR: Hans-Joachim Schoeps: C D U vor 75 Jahren. D i e sozialpolitischen Bestrebungen des Reichsfreiherrn F. C. v. F. (1836-1908). In: Zeitschrift f ü r Religions- und Geistesgeschichte 9 (1957) S. 266-275. - Hans-Joachim Schoeps: F., C. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 36 f. F e c h e n b a c h , Felix, Schriftsteller, Politiker, Journalist, * 2 8 . 1 . 1 8 9 4 Bad Mergentheim, t 7. 8 . 1 9 3 3 Detmold. Der Bäckerssohn absolvierte eine Kaufmannslehre und war in München während der Revolution 1 9 1 8 / 1 9 Sekretär des Ministerpräsidenten Kurt —» Eisner. Wegen Veröffentlichung eines Telegramms des bayerischen Gesandten beim Vatikan wurde er in einem Hochverratsprozeß zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt, nach massiven Protesten in ganz Deutschland jedoch 1924 wieder freigelassen, das Urteil aber erst 1926 aufgehoben. Nach der nationalsozialistischen Machtübern a h m e sofort in „ S c h u t z h a f t " g e n o m m e n , wurde er während der Überführung in das Konzentrationslager Dachau erschossen. F. schrieb über seine Gefängniszeit Im Haus der Freudlosen (1925, Neuausg. 1987). Postum erschienen seine Briefe aus der „Schutzhaft" mit einem Vorwort von Heinrich —>Mann unter dem Titel Mein Herz schlägt weiter (1936, Neuausg. 1987) sowie der R o m a n Der Puppenspieler (1937, Neuausg. 1988). WEITERE WERKE: Kasperl in Afrika. Leipzig 1929. - Der Revolutionär Kurt Eisner. Aus persönlichen Erlebnissen. Berlin 1929. - Das F.-F.-Buch. Arbon 1936. LITERATUR: H e r m a n n Kurt Schüler: F. F. 1894-1933. Die Entwicklung eines republikanischen Journalisten. Diss. Bonn 1980. - „Das Schicksal hat bestimmt, daß ich hierbleibe". Zur Erinnerung an F. F. (1894-1933). Hrsg. v. Peter Steinbach. Berlin 1983. - Ute Calow: F. F. im lippischen Wahlkampf 1 9 3 2 / 3 3 . Paderborn 1984. - Otmar Jung: F. F. als „politischer Testamentsvollstrecker" Kurt Eisners?
U m die B e k a n n t m a c h u n g der bayerischen KriegsschuldD o k u m e n t e im Jahre 1919. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterb e w e g u n g 22 (1986) 4, S. 451-470. - F. F. - ein L e b e n f ü r die Freiheit. Hrsg. v. Dieter Heistermann. Warburg 1993. F. F. 1894-1933. Journalist, Schriftsteller, Pazifist. S y m p o sium z u m 100. Geburtstag. Bearb. v. Sabine Klocke-Daffa. D e t m o l d 1994. - H e r m a n n Schüler: Auf der Flucht erschossen. F. F. 1894-1933. Eine Biographie. Warburg 1995. F e c h t e r , Paul (Otto Heinrich), Journalist, Literaturwissenschaftler, Kritiker, Schriftsteller, * 1 4 . 9 . 1 8 8 0 Elbing (Westpreußen), t 9 . 1 . 1 9 5 8 Berlin. F. studierte zunächst Architektur in Dresden und Charlottenburg, später an der Univ. Berlin Mathematik, Physik und Geisteswissenschaften und wurde 1905 in Erlangen mit der Arbeit Die Grundlagen der Realdialektik promoviert. Seit 1906 Feuilletonredakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten", wechselte er 1910 zur „Vossischen Z e i t u n g " nach Berlin und ging nach d e m Ersten Weltkrieg zur „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Er war auch f ü r das „Berliner Tageblatt", die „Deutsche R u n d s c h a u " und f ü r die „ N e u e Lin i e " tätig. 1933-39 war er mit Fritz —»Klein H e r a u s g e b e r der „Deutschen Z u k u n f t " , 1954-56 mit Joachim —»Günther der „Neuen Deutschen Hefte". F. wirkte als Theaterkritiker, Essayist, Erzähler ( u . a . Die Kletterstange, 1925, Die Rückkehr zur Natur, 1929), Dramatiker und Literaturwissenschaftler. Der Expressionismus (1914) war eine der ersten Untersuchungen dieser Literaturepoche. W ä h r e n d der Zeit des Nationalsozialismus gehörte er der Berliner „Mittwochsgesellschaft" an. Literaturgeschichtliche A b h a n d l u n g e n F.s wie Dichtung der Deutschen lassen eine an völkischer Gesinnung orientierte Literaturbewertung erkennen. N a c h 1945 veröffentlichte F. u. a. Menschen und Zeiten. Begegnungen aus 5 Jahrzehnten (1949), Zwischen Haff und Weichsel. Jahre der Jugend (1950), Geschichte der deutschen Literatur (2 Bde., 1952) und Das europäische Drama (3 Bde., 1956-58). WEITERE WERKE: Das wartende Land. Stuttgart 1931, 2 1933. - Die Gärten des Lebens. Berlin 1940. - An der W e n d e der Zeit. M e n s c h e n und Begegnungen. Gütersloh 1949. - Alle M a c h t den Frauen. Gütersloh 1950. - Knut H a m s u n . Gütersloh 1952. - Ernst Barlach. Gütersloh 1957. Gerhart H a u p t m a n n . Bielefeld 1955. LITERATUR: Ernst Metelmann: P. F. Bibliographie. In: Die N e u e Literatur 34 (1933) S. 449-451. - P. F.s Geburtstagstisch a m 14. September 1940. Hrsg. v. Rudolf Pechel. Stuttgart 1940. - Maria Csögl: P. F. Erzählende Schriften. Diss. Wien 1942. - Günther Cwojdrak: Der Fall F. Eine Streitschrift. Berlin 1955. - Dank und Erkenntnis. P. F. z u m 75. Geburtstag am 14. September 1955. Hrsg. v. Joachim Günther. Bielefeld 1955. - Wilmont Haacke: P. F. zum Gedächtnis. In: Publizistik 3 (1958) S. 1 1 2 f . - Rüdiger F r o m m h o l z : F., P. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 39-40. - Sabine Fechter: P. F. W e g e und F o r m e n der Opposition im Dritten Reich. In: Publizistik 9 (1964) S. 17-39. F e d d e r s e n , Jens, Journalist, Redakteur, * 3 0 . 1 . 1 9 2 8 Coburg, t 2 8 . 5 . 1 9 9 6 Velbert. F., Sohn eines Journalisten, durchlief 1 9 4 6 / 4 7 ein Volontariat bei der „Neuen Zeit". 1 9 4 8 / 4 9 arbeitete er als Journalist f ü r „Der A b e n d " und seit 1949 f ü r „Der Tag". Seit 1952 beteiligte er sich am A u f b a u des Berliner Fernsehens. 1954 w u r d e F. Ressortleiter für Politik bei der „Neuen Ruhr-Zeitung", deren Chefredakteur er 1961-93 war. Zuletzt w a r er Lehrbeauftragter an der Freien Univ. Berlin und an der Univ. Düsseldorf. F. engagierte sich in den Kuratorien des T h e o d o r Wolff-Preises, der Leisler-Kiep-Stiftung und der Atlantik-Brücke. E r veröffentlichte u. a. Reise zu guten Freunden (1964).
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Feddersen F e d d e r s e n , Peter, schweizer. Redakteur, * 1 8 . 1 . 1 8 1 2 Altona (heute zu Hamburg), t 5 . 7 . 1 8 7 4 Basel. Der Sohn eines K a u f m a n n s studierte Rechtswissenschaften in Kiel und Heidelberg, beteiligte sich 1833 am Aufstand republikanischer Bürger und Studenten in F r a n k f u r t / M a i n und flüchtete in der Folge nach England und Frankreich. 1837 ging er in die Schweiz und war publizistisch für die „Berner Zeitung" tätig. 1848 von der konservativen Regierung aus Bern ausgewiesen, wurde F. Redakteur des „Tagblatts der Stadt Basel" und des daraus entstandenen „Schweizerischen Volksfreunds aus Basel". 1858-72 war er Großrat in Basel. F. veröffentlichte eine Geschichte der Schweizerischen Regeneration (1867) und übersetzte Werke von T h o m a s Carlyle. WEITERES WERK: Polens Untergang und seine K ä m p f e um Wiedergeburt. Basel 1863. F e d e r , Ernst, Pseud. Ernesto Α., Spectator, Jurist, Journalist, Schriftsteller, * 1 8 . 3 . 1 8 8 1 Berlin, t 2 9 . 3 . 1 9 6 4 Berlin. Der Fabrikantensohn studierte Rechtswissenschaften in Berlin und München, w u r d e 1903 in Rostock promoviert und ließ sich 1907 als Rechtsanwalt und Notar in Berlin nieder. Neben Beiträgen f ü r juristische Fachzeitschriften schrieb er politische Artikel u . a . f ü r „Das freie Wort" und Theodor —> Barths „Nation". A m Ersten Weltkrieg nahm F. als Kriegsgerichtsrat teil. Zurückgekehrt, gründete er mit anderen 1918 die Deutsche Demokratische Partei und trat im folgenden Jahr als Ressortleiter Innenpolitik in die Redaktion des „Berliner Tageblatts" ein. Seit 1931 als freier Publizist tätig, emigrierte er mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur über die Schweiz nach Frankreich, 1941 weiter nach Brasilien. Seit 1957 lebte er wieder in Deutschland. Als liberaler Publizist und Essayist gehörte F. zu den entschiedenen Verfechtern der Weimarer Demokratie, die er durch aktive Tagespolitik, aber auch als Juge permanent au Tribunal d ' H o n n e u r International des Journalistes in Den Haag, des Republikanischen Richterbundes und als Präsident der Reichsarbeitsgemeinschaft der deutschen Presse zu stärken suchte. Er veröffentlichte u . a . Monographien über H u g o Preuß und Paul —> Nathan sowie Theodor Barth und der demokratische Gedanke (1919). Seine nachgelassenen Tagebücher aus den Jahren 1926 bis 1932 erschienen 1971 unter dem Titel Heute sprach ich mit [...] (1971, hrsg. von Cecile Lowenthal-Hensel und A r n o l d Paucker). WEITERE WERKE: Begegnungen. Die Großen der Welt im Zwiegespräch. Esslingen 1950. LITERATUR: Otto W. Bechtle: In m e m o r i a m Dr. E. F. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 61 (1964) 16, S. 610. - Dr. E. F. In: Der Jounalist 14 (1964) 5, S. 34 f. Bernd Sösemann: Das E n d e der Weimarer Republik in der Kritik demokratischer Publizisten. T h e o d o r Wolff, Ε. F., Julius Elbau, Leopold Schwarzschild. Berlin 1976, bes. S. 26-30. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 168. F e d e r , Gottfried, Politiker, Wirtschaftstheoretiker, * 2 7 . 1 . 1 8 8 3 Würzburg, f 2 4 . 9 . 1 9 4 1 M u r n a u (Oberbayern). F., Sohn eines Regierungsdirektors, Schloß das Studium an den Technischen Hochschulen M ü n c h e n , Charlottenbrg und Zürich 1905 als Bauingenieur ab und arbeitete als Konstrukteur bei einer Eisenbetonfirma, seit 1908 als Teilhaber und Direktor der Münchner Niederlassung der Hochund Tiefbau-Firma A c k e r m a n n & Co. 1 9 1 8 / 1 9 Mitglied der Thüle-Gesellschaft und des Germanen-Ordens, wurde er 1919 Mitglied des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes und der Deutschen Arbeiter-Partei. Seit 1917 befaßte sich F. autodidaktisch mit volkswirtschaftlichen Studien und veröffentlichte 1919 Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes. 1 9 1 9 / 2 0 war er Mitarbeiter des
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„Münchner Beobachters" (seit 1920 „Völkischer Beobachter") und gründete einen „ K a m p f b u n d " , der 1920 in der N S D A P aufging. F. gehörte zu den Verfassern des Parteiprog r a m m s der N S D A P , n a h m 1923 a m Hitler-Putsch teil und wurde 1924 als Wirtschaftsexperte und Mitglied der Reichsleitung der Partei Mitglied des Reichstags (bis 1936). F. formulierte die antikapitalistische Programmatik der nationalsozialistischen Bewegung. Seit 1927 gab er die Schriftenreihe „Nationalsozialistische Bibliothek" heraus, wurde 1928 Inhaber des Fränkischen Volksverlags Nürnberg und war 1928-33 Herausgeber der Zeitschrift „Die F l a m m e " (Bamberg) und 1930-33 der Zeitung „Der Streiter" (Forchheim). Seit 1931 Vorsitzender des Wirtschaftsrats der N S D A P , seit 1933 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und 1934 Reichskommissar f ü r das Siedlungswesen, mußte er im selben Jahr seine Ämter aufgeben. Er hielt als Honorarprofessor, seit 1936 als apl. Prof. an der T H Charlottenburg Vorlesungen über Städtebau und Siedlungswesen. WEITERE WERKE: Der Deutsche Staat auf nationaler und sozialer Grundlage. Neue Wege in Staat, Finanz und Wirtschaft. M ü n c h e n 1923, l 8 / 1 9 1 9 3 5 . - Das Programm der N S D A P und seine weltanschaulichen Grundgedanken. München 1927, 2 0 1 1939. - Was will Adolf Hitler? Das Prog r a m m der N.S.D.A.P. München 1931, 7 1934. - Die Juden. München 1933. - Kampf gegen die Hochfinanz. München 1933, 6 1935. LITERATUR: Arthur R. Herrmann: G. F. Der Mann und sein Werk. Leipzig 1933. - Oron James Hale: G. F. calls Hitler to order. An unpublished letter on Nazi Party affairs. In: Journal of M o d e r n History 30 (1958) S. 358. - Sonja Noller: F., G. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 42. - M.d.R., 3 1994, S. 127. - Albrecht Tyrell: G. F. - der gescheiterte Programmatiker. In: Die braune Elite. Bd. 1. Hrsg. v. Ronald Smelser. Darmstadt 2 1999, S. 28-40. - Detlev Rose: G. F. In: Die Thüle-Gesellschaft. Tübingen 2000, S. 132-137. Statisten in Uniform, 2004, S. 133 f. F e d e r , Johann Michael, kath. Theologe, Bibliothekar, Orientalist, * 2 5 . 5 . 1 7 5 3 Oellingen (Unterfranken), t 6 . 7 . 1 8 2 4 Würzburg. F. studierte in Würzburg Theologie, erwarb 1777 den Grad eines Lizentiaten, wurde im selben Jahr zum Priester geweiht, war seelsorgerisch tätig und erhielt 1785 eine außerordentliche Professur für orientalische Sprachen. 1786 zum Dr. theol. promoviert, leitete er seit 1791 die Universitätsbibliothek, war seit 1795 o . P r o f . der Moraltheologie und Patristik, übte das A m t eines Zensurrats aus und wurde 1798 Geistlicher Rat. Nach der Reorganisation der Univ. 1 8 0 3 / 0 4 durch die nunmehr kurfürstlich bayerische Regierung verlor F. die Professur, blieb aber bis zu seiner Pensionierung 1811 Oberbibliothekar. Neben Fachveröffentlichungen gab er als der Aufklärung und dem Rationalismus verpflichteter Theologe die „Würzburger Gelehrten Anzeigen", das Magazin zur Beförderung des Schulwesens im katholischen Deutschland (3 Bde., 1791-97) sowie das Praktischtheologische Magazin fiir katholische Geistliche (3 Bde., 1798-1800) heraus. WEITERES WERK: Übers.: Des seligen Theodorets, Kirchenvaters und Bischofes zu Cyrus Zehn Reden von der Göttlichen Fürsicht. Würzburg 1788. LITERATUR: Karl-Josef Lesch: J. M . F., ein Prediger der Aufklärungszeit. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 41 (1979) S. 169-182. - Klaus Wittstadt: F., J. M. In: LThK 3 , Bd. 3, 1995, Sp. 1203. F e d e r e r , Georg, Jurist, Diplomat, * 8 . 9 . 1 9 0 5 Stuttgart, t 2 4 . 6 . 1 9 8 4 Stuttgart. F. studierte Jura und trat 1935 in den diplomatischen Dienst ein. Nach Tätigkeiten in Riga, Bern und London wurde er 1943 Gesandtschaftsrat. 1945-50 vertrat F. das Hilfswerk der
Feigenwinter Evangelischen Kirche Deutschlands im Ausland und war an der Gründung und Herausgabe der Zeitschrift „Christ und Welt" beteiligt. 1952 kehrte er in den Auswärtigen Dienst zurück, war bis 1956 Botschaftsrat in Washington und bis 1958 Vortragender Legationsrat Erster Klasse in der Bonner Zentrale. Anschließend leitete er das Generalkonsulat in N e w York und wurde 1964 Botschafter in Kairo, 1965 Botschafter in Brüssel; 1968-70 stand er der Personal- und Verwaltungsabteilung des Auswärtigen A m t e s vor. F e d e r e r , Heinrich, schweizer, kath. Theologe, Schriftsteller, * 6 . 1 0 . 1 8 6 6 Brienz (Kt. Bern), t 2 9 . 4 . 1 9 2 8 Zürich. F., dessen Vater als Zeichenlehrer an den Schnitzlerschulen in Brienz und Sachsein, dann als Volksschullehrer tätig war, studierte in Eichstätt, Luzern und Freiburg (Schweiz) Theologie, wurde 1893 in St. Gallen zum Priester geweiht und übernahm die Kaplanstelle in Jonschwil (Kt. St. Gallen), die er 1899 aus KrankheitsgrUnden aufgeben mußte. Er wurde Redakteur und bald führender Leitartikler der „Zürcher Nachrichten". 1902 unter der Anklage sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger verhaftet, w u r d e er später jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Trotzdem verlor er seine Stelle und m u ß t e einige Jahre als freier Gelegenheitsjournalist arbeiten, bis er 1911 die Lachweiler Geschichten und den Roman Berge und Menschen veröffentlichte. F. thematisierte in Novellen, erzählerischen Skizzen und Romanen seine eigene Lebensgeschichte, Reiseerlebnisse in Italien sowie die Welt der schweizer. Bergbauern (u. a. Das Mätteliseppi, 1916; Papst und Kaiser im Dorf, 1924). LITERATUR: Sigisbert Frick: H. F.: Leben und Dichtung. Luzern 1960. - Karl F e h n F., H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 4 2 f. - Sigisbert Frick: H. F.: A u s seinem Leben und Werk. Luzern 1966. - Agnes Aregger: H. F. (1866-1928). In: Grenzfall Literatur. Joseph Bättig. Freiburg (Schweiz) 1993, S. 54-74. F e d e r m a n n , Reinhard, Pseud. Randolph Mills, österr. Schriftsteller, * 1 2 . 2 . 1 9 2 3 Wien, t 2 9 . 1 . 1 9 7 6 Wien. F., dessen Vater nach dem „Anschluß" Österreichs Selbstmord beging, Schloß sein Jurastudium nicht ab. Nach d e m Zweiten Weltkrieg begann seine schriftstellerische Tätigkeit. Zunächst Redakteur bei Burda in Offenburg, arbeitete er später als freier Schriftsteller und Übersetzer in München. Z u s a m m e n mit M i l o Dor schrieb er R o m a n e (u. a. Othello von Salerno, 1956), Kurzgeschichten und Hörspiele. Nach Wien zurückgekehrt, gab F. die Literatur- und Kulturzeitschrift „Die Pestsäule" heraus und war Generalsekretär des österr. PEN-Zentrums. Als zeitkritischer Erzähler veröffentlichte er Herr Felix Austria und seine Wohltäter (1970). Sein Roman Das Himmelreich der Lügner (1959) hat die blutigen Februarereignisse 1934 zum Thema. LITERATUR: Die Pestsäule. In M e m o r i a m R. F. Hrsg. v. Milo Dor. Wien 1977. - H e r m a n n Schreiber: Über R. F. (1923-1976). In: Literatur und Kritik 2 7 3 / 2 7 4 (1993) S. 99-104. F e d e r n , Karl, Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 6 8 Wien, t 2 2 . 3 . 1 9 4 3 London. Der Sohn des Mediziners Josef F. studierte 1885-90 in Wien Rechtswissenschaft und wurde 1891 promoviert. Nach drei Jahren als Rechtsanwalt lebte er, nachdem 1891 sein Erstling Die Hochzeit zu Barcelona erschienen war, als freier Schriftsteller. 1908 siedelte er nach Berlin über, lebte zeitweilig in Italien, war 1915-18 für die „Vossische Zeitung" Sonderkorrespondent in L u g a n o und 1919-21 für das deutsche Außenministerium tätig. Mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur mußte F. nach Kopenhagen, später nach London emigrieren. E r hinterließ neben literarischen Arbeiten ein umfangreiches Werk als Essayist, Publizist, Herausgeber,
Historiograph, Biograph und Übersetzer von Emerson, Carpenter, Whitman, Benedetto Croce, James Fenimore Cooper und Stendhal. Zu seinen erzählerischen Arbeiten zählen die neoklassizistischen Hundert Novellen (2 Bde., 1 9 1 2 / 1 3 ) und der Antikriegsroman Hauptmann Latour. Nach den Aufzeichnungen eines Offiziers (1929). LITERATUR: Elsa Spreyermann-Griesser: F., K. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 44 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 282. Steffen Steffensen: K. F. (1868-1943), Schriftsteller. In: Exil in Dänemark. Hrsg. v. Willy Dähnhardt. Heide 1993, S. 503-506. F e d e r n , Walter, Schriftsteller, * 6 . 8 . 1 8 6 9 Wien, t 1 . 2 . 1 9 4 9 New York. Von Beruf Bankangestellter, veröffentlichte F. Aufsätze über volkswirtschaftliche T h e m e n und schrieb als freier Mitarbeiter f ü r die „Frankfurter Z e i t u n g " und eine Wiener Wochenzeitung, die spätere Tageszeitung „Die Zeit". 1908 gründete er die Zeitschrift „Der österreichische Volkswirt", deren Herausgeber er bis 1934 war. F. galt als einer der besten Kenner des österr. Wirtschafts- und Bankwesens. Er vertrat einen ökonomischen Liberalismus, w a r aber auch sozialen Ideen aufgeschlossen. N a c h d e m „ A n s c h l u ß " Österreichs emigrierte er nach S c h w e d e n , später in die U S A . LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 283. F e i e r a b e n d , (Maurus) August, schweizer. Mediziner, * 1 5 . 8 . 1 8 1 2 Stans (Kt. Unterwaiden), t 2 4 . 7 . 1 8 8 7 Luzern. F., Sohn eines Arztes, studierte in M ü n c h e n , Würzburg und Zürich Medizin und ließ sich 1837 als praktischer Arzt in Hochdorf bei Luzern nieder. N a c h der Beteiligung am Luzerner Aufstand 1844 floh er nach Wil und praktizierte seit 1847 in K a p p e l / T o g g e n b u r g . Dort gründete er 1851 das „Toggenburger Wochenblatt", eine radikale freisinnige Zeitschrift, und redigierte 1854-65 den „Eidgenössischen National-Kalender". Seit 1859 war F. wieder in Luzern als praktischer Arzt tätig. E r veröffentlichte medizinische Schriften (Die Homöopathie und ihre Stellung zur Neuzeit, 1864) sowie vaterländische D r a m e n (u. a. Die Mordnacht zu Luzern, 1864). WEITERE WERKE: Der Alpenstich in der Schweiz. Wien 1866. - Die klimatischen Kurorte der Schweiz. Wien 1876. F e i g e n w i n t e r , Ernst, schweizer. Politiker, * 1 6 . 3 . 1 8 5 3 Reinach bei Basel, f 1 5 . 9 . 1 9 1 9 Bern. F., Sohn eines Landwirts und Friedensrichters, studierte Rechtswissenschaften in M ü n c h e n , Straßburg, Berlin und Basel, w o er sich nach der Promotion 1879 als Rechtsanwalt niederließ. Als Mitbegründer und Chefredakteur des „Basler Volksblatts" war er einer der Wortführer der Basler Katholiken. F. setzte sich besonders f ü r die Konfessionsschulen ein und engagierte sich mit der Begründung des Schweizer Arbeiterbundes und des Verbandes katholischer Männer- und Arbeitervereine 1887 in sozialen Fragen. Seit 1900 Mitglied des Großen Rats in Basel, gründete er im selben Jahr die internationale Vereinigung f ü r gesetzlichen Arbeiterschutz und 1905 die kath. Volkspartei Basel, für die er 1917 in den Nationalrat gewählt wurde. An der eidgenössischen Haftpflicht-, Arbeitsschutz- und Gewinnbeteiligungsgesetzgebung der Zeit war er beteiligt. F. veröffentlichte u. a. Der Kampf um den gerechten Lohn und die Gewinnbeteiligung der Arbeiter (1917) und Klassenkampf und Klassenversöhnung (1919). Er war Mitherausgeber der „Monatsschrift für christliche Sozialreform". LITERATUR: Markus Schmid: F., E. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 56 f.
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Feigl Feigl, Hans, Pseud. Neo Apostata Urfahr, österr. Schriftsteller, Journalist, * 7.6.1869 Urfahr (Oberösterreich), t 4.9.1937 Wien. Der Sohn eines Fabrikanten studierte in Prag und Wien Philosophie. Zunächst als konservativ-sozialer politischer Publizist für die Zeitschrift „Politische Fragmente" tätig, war er 1899-1933 politischer Redakteur der „Oesterreichischen Volks-Zeitung". 1912 zum Präsidenten der Wiener Bibliophilengesellschaft gewählt, begründete er 1913 das .Jahrbuch deutscher Bibliophilen und Bücherfreunde". 1926 wurde ihm in Anerkennung seiner Verdienste um die Literatur der Professorentitel verliehen. F. gab u.a. Werke von -> Lassalle, Knigge, Chesterton, Jakob Philipp —> Fallmerayer und —> Jung-Stilling heraus. LITERATUR: F., H. In: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929, S. 146 f. Feiler, Arthur, Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, * 16.9.1879 Breslau, t 11.7.1942 New York. F. studierte Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt/Main und Heidelberg, wurde dort 1923 promoviert, habilitierte sich 1928, lehrte seit 1932 als a.o. Prof. in Frankfurt/Main und wechselte im gleichen Jahr als o.Prof. an die Handelshochschule Königsberg. Daneben war er 1903-13 Redaktionsmitglied der „Frankfurter Zeitung" und wurde nach dem Ersten Weltkrieg Regierungsberater, 1920 Mitglied im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat, 1921 Mitglied derSozialisierungskommission, 1923 Beisitzer am Kartellgericht. 1933 emigrierte F. in die USA und lehrte seit demselben Jahr als Professor of Economics an der New School for Social Research in New York. Er veröffentlichte u. a. Vor der Übergangswirtschaft (1918) und Das Experiment des Bolschewismus (1930). WEITERE WERKE: Das Problem des deutschen Ostens. Frankfurt/Main 1911. - Die Konjunkturperiode von 1907-1913 in Deutschland. Jena 1914. - Der Staat des sozialen Rechts. Frankfurt/Main 1919. - Die Wirtschaft des Kommunismus. Frankfurt/Main 1920. - Amerika - Europa. Frankfurt/Main 1925. - Neue Weltwirtschaft. Frankfurt/ Main 1927. - Fascism for whom? New York 1938. LITERATUR: Alexander Böker: A. F. and German liberalism. In: Social research 10 (1943) 4, S. 455-479. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 169. F e i n , Georg, Politiker, * 1803 Helmstedt, t 26.1.1869 Diessenhofen (Kt. Thurgau). Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen, Heidelberg und Berlin war F. Redakteur der „Deutschen Tribüne" in München. 1832 wurde er wegen freisinniger Publizistik aus Bayern ausgewiesen und emigrierte nach Paris, 1834 nach Zürich. Er redigierte die „Neue Zürcher Zeitung" und engagierte sich für die Gründung deutscher Arbeitervereine in der Schweiz. 1841 wurde er wegen revolutionärer Aktivitäten verhaftet, nach Sardinien ausgewiesen, von den Österreichern erneut gefangengenommen und zwangsweise nach Amerika eingeschifft. Im Revolutionsjahr 1848 kehrte F. nach Deutschland zurück, spielte aber in der demokratischen Bewegung der Zeit keine entscheidende Rolle mehr. 1852 gründete er in der Schweiz eine Fortbildungsschule. LITERATUR: Otto Oppermann: G. F., ein Politiker der burschenschaftlichen Linken. In: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. Bd. 1. Heidelberg 1910, S. 240-279. - Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 153-167. Feininger, Lyonel (Charles Adrian), Maler, Graphiker, * 17.7.1871 New York, t 13.1.1956 New York. Seit 1880 bei seinem Vater als Violinist ausgebildet, studierte F. 1887-93 in Hamburg, Berlin, Lüttich und Paris Malerei.
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Anschließend war er als Karikaturist und Illustrator in Berlin für den „Ulk" und die „Fliegenden Blätter" tätig. 1906 zog F. nach Paris, arbeitete für „Le Temoin" und die „Chicago Sunday Tribune" und wandte sich schließlich ganz der Malerei zu. Die Bilder seiner frühen kubistischen Periode zeigen groteske Figuren in einem klaren architektonischen Bildaufbau. Sie wurden zuerst in Herwarth Waldens Galerie in Berlin gezeigt, wo 1917 auch die erste Einzelaustellung mit Werken F.s stattfand. Seit 1908 lebte F. mit kurzen Unterbrechungen wieder in Berlin und engagierte sich dort 1919 als Mitglied der „Novembergruppe" und des „Arbeitsrats für Kunst". Im selben Jahr wurde er Lehrer am Bauhaus in Weimar, seit 1925 in Dessau. Seine Sommerferien verbrachte F. seit 1924 in Deep (Pommern). 1929-31 stellte ihm die Stadt Halle/Saale ein Atelier zur Verfügung, das er jährlich für mehrere Monate nutzte. Sein Schaffen löste sich zunehmend aus der Formstrenge und gewann an Transparenz, Leichtigkeit und Musikalität. Seine Bilder wurden auf internationalen Ausstellungen in den USA, Norwegen und Italien gezeigt, die Nationalgalerie in Berlin widmete ihm 1931 die erste „Retrospektive". Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und der Schließung des Bauhauses arbeitete F. zurückgezogen in Berlin und Deep. 1936 nahm er eine Einladung in die USA an, kehrte aber im folgenden Jahr nach Deutschland zurück, um nach der Entfernung seiner Werke aus den deutschen Museen und ihrer Vorführung in der Ausstellung „Entartete Kunst" (u. a. Scheunenstraße, 1914; Marienkirche mit dem Pfeil, Halle, 1930) endgültig in die USA zu emigrieren. Hier schuf F. ein reifes Alterswerk, dessen Bilder sich durch bis zur Andeutung zurückgenommene Linien, Formen, Farben und Gestalten auszeichnen. LITERATUR: Leonie von Wilckens: F., L. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 62 f. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 286 f. - Wolfgang Brüche: F., L. In: AKL, Bd. 37, 2003, S. 550-555. - L. F.: Menschen, Häuser, Schiffe, Landschaften. München 2003. Feiwel, Berthold, Schriftsteller, Politiker, * 11.9.(15.8.?) 1875 Pohrlitz (Mähren), f 29.12.1937 Jerusalem. F. Schloß sich als Student der zionistischen Bewegung an, war einer der Gründer der „Jüdischen Volksstimme", nahm 1897 am ersten Zionistischen Weltkongreß in Basel teil und veröffentlichte im selben Jahr die Schrift Modernes Judenthum. Von Theodor —> Herzl in die Redaktion des zionistischen Zentralorgans „Die Welt" in Wien berufen, gründete er 1902 mit Martin —> Buber und anderen den Jüdischen Verlag in Berlin, den er später mit der „Welt" nach Köln überführte, wo er auch die Zeitschrift „Jung-Israel" herausgab. Seit 1929 Mitglied der zionistischen Exekutive in London, bereitete er von 1933 an in Palästina den Aufbau eines israelischen Staates vor. F. war Herausgeber des Jüdischen Almanachs (1902) sowie der Gedichtsammlung Junge Harfen (1903). Felber, Peter Jakob, schweizer. Redakteur, Mediziner, * 23.2.1805 Solothurn, t 20.12.1872 Zürich. Der Sohn eines Schneiders war während seiner Gymnasialzeit Mitbegründer der Sektion Solothurn des freidenkerischen Zofingervereins. Nach dem Studium der Medizin in Göttingen, Dresden und Würzburg arbeitete er 1827-32 als Feldchirurg im Dienst Neapels, unternahm eine Studienreise nach Algerien und ließ sich dann als Arzt in Schönenwerd nieder. Er schrieb Beiträge für Cottas „Morgenblatt", später für die „Schweizerblätter" und das „Solothurner Blatt". 1833 ging F. nach Solothurn und übernahm 1835 die Leitung des „Solothurner Blatts", das er auch überregional als liberales Organ etablieren konnte. Seit 1837 war er Solothurner Großrat, 1841-48 Regierungsrat für Erziehung und Sanitätswesen. 1839-43 und 1845-47 gab er den „Disteli-Kalender" heraus. 1849 wechselte F. als Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) nach Zürich, die
Felder seit 1857 erfolgreich in einem neuen Großformat erschien. Im Zuge der Verfassungskämpfe von 1868 verlor die NZZ an politischem Einfluß und an Käufern. Nach der Umwandlung der NZZ in eine Aktiengesellschaft wurde F. durch Eugen —> Escher abgelöst. LITERATUR: Franz Kretz: P. F. (1805-1872): Publizist und Politiker. Solothurn 1962. - Leo Weisz: Die Neue Zürcher Zeitung im Kampfe der Liberalen mit den Radikalen, 1849-1872. Zürich 1962, S. 9-305. Feldbauer, Max, eigentl. Maximilian F., Maler, * 14.2.1869 Neumarkt (Oberpfalz), f 20.11.1948 Münchshofen. F. studierte in München an der Kunstgewerbeschule und an der Kunstakademie. Er war eines der führenden Mitglieder der Münchner Künstlervereinigung „Scholle" und arbeitete 1897-1915 als Illustrator der Zeitschrift „Jugend". Seit 1916 Lehrer an der Kunstgewerbeschule, lehrte er seit 1918 als Prof. an der Kunstakademie in Dresden. Als Porträt- und Genremaler, Lithograph und Plakatkünstler entnahm er seine Motive vor allem dem bayerischen Volks- und Soldatenleben. Populär waren besonders seine Pferdeporträts und derben weiblichen Akte. LITERATUR: M. F. Sonderausstellung. Dresden 1930. - Dresdener Impressionisten. Gotthardt Kuehl, Robert Sterl, M. F. Dresden 1973. - Richard Rabl: Der Maler Professor M. F. 1869-1948. München 1975. - Bernd DürT (Bearb.): Leo Putz, M. F. und der Kreis „Scholle" und „Jugend" in Dachau um 1900. Dachau 1989 (Ausstellungskatalog). 125 Jahre M. F. Gemälde, Plakate, Jugend, Grafik. Die Neurieder Sammlung. Redaktion Karl Breitschaft. Neuried bei München [1995], - Volker Frank: F., M. In: AKL, Bd. 38, 2003, S. 25 f. Felden, Emil (Jakob), evang. Theologe, * 7.5.1874 Montigny bei Metz, f 4.12.1959 Bremen. F. studierte 1893-97 in Straßburg Theologie, Philosophie und Nationalökonomie. Seit 1899 betreute er die elsässische Pfarrgemeinde Dehlingen. 1904 übernahm er die Schriftleitung des „Elsässer Tagblatts" in Colmar und ging 1907 nach kurzzeitigem Predigeramt in Mainz als Pfarrer an St. Martini nach Bremen. Er wurde für die SPD in die Bremer Bürgerschaft und in den Reichstag gewählt, dem er bis 1924 angehörte. 1933 mußte F. sein Pfarramt aufgeben, hielt sich in der Folgezeit auf der ständigen Flucht vor der Gestapo im Elsaß und in Lothringen auf und kehrte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Bremen zurück. Er veröffentlichte u. a. Novellen und Romane, Jugendliteratur, Biographien, Volksstücke, darunter Alles oder Nichts! Kanzelreden über H. Ibsens Schauspiele (1911) und Menschen von Morgen. Ein Roman aus zukünftigen Tagen (1918). F. war mit Albert Schweitzer befreundet. LITERATUR: „Mit Gott dem Herrn zum Krieg?" Bremer Pastoren für den Frieden vom Kaiserreich bis zur Ära Adenauer. Hrsg. im Auftrag Evangelischer Kirchen im Lande Bremen von Helmut Donat und Reinhard Jung. Bremen 1988. Helmut Donat: E. F., ein Leben für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. In: „Nieder die Waffen - die Hände gereicht!". Hrsg. v. Helmut Donat. Bremen 1989, S. 109-114. M.d.R., 31994, S. 128. - Horst Kalthoff: F., E. J. In: BBKL, Bd. 22, 2003, Sp. 316-319. Felder, Franz Karl, kath. Theologe, * 6.10.1766 Meersburg/Bodensee, t 1.6.1818 Waltershofen. Nach dem Studium der Theologie in Dillingen empfing F. 1789 die Priesterweihe. 1790 wurde er Kooperator in Meersburg, 1791 Repetent am Priesterseminar und übernahm 1794 die Pfarrei Waltershofen, die er, unterbrochen von einer einjährigen Tätigkeit als bischöflicher Kommissar in Meersburg, bis zu seinem Tod betreute. F. redigierte
drei pastoraltheologische Zeitschriften, darunter die von ihm gegründete „Literaturzeitung für katholische Religionslehrer", und gab den ersten Band des Gelehrten-Lexikons der katholischen Geistlichkeit Deutschlands und der Schweiz (1817) heraus. WEITERE WERKE: Festpredigten bey verschiedenen Anlässen. Ulm 1805. - Die Feier des fünfzigjährigen Priesterthums zu Engertshofen. Landshut 1809. - Der Priester als Diener des Staates. München 1816. LITERATUR: August Hagen: F. K. F., 1766-1818, und seine Literaturzeitung für katholische Religionslehrer. In: Tübinger theologische Quartalschrift 128 (1948) S. 28-70, 161-200, 324-342. Felder, Josef, Journalist, Politiker, * 24.8.1900 Augsburg, f 28.10.2000 München. F., Sohn einer Damenschneiderin und eines Kaufmanns, war das älteste von insgesamt elf Geschwistern. 1913-17 wurde er im Verlag des „Mindelheimer Anzeigenblatts" zum Buchdrucker und Setzer ausgebildet. 1917 trat er dem Verband der deutschen Buchdrucker bei. Von Mai bis Oktober 1918 war er beim „Badener Tagblatt" in Baden-Baden, danach bis Juli 1919 beim Kunst- und Buchverlag Kastner & Callwey in München tätig und arbeitete dann bis Ende 1921 bei den „Mindelheimer Neuesten Nachrichten". 1921-24 war F., der 1919 in Mindelheim eine Ortsgruppe der USPD gegründet hatte und nach deren Eingliederung in die Kommunistische Internationale 1920 zu den Mehrheitssozialisten gewechselt war, Buchhalter im Textilgeschäft seines Vaters und zugleich Korrespondent der sozialdemokratischen „Schwäbischen Volkszeitung". 1924 ging er nach Augsburg und trat in die Redaktion der „Schwäbischen Volkszeitung" ein; im selben Jahr wurde er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. 1929 in den Stadtrat von Augsburg gewählt, wurde er am 27.1.1933 Vorsitzender der SPD Augsburg. Seit 6.11.1932 gehörte F. für die SPD dem Deutschen Reichstag an, in dem er sich u. a. mit dem befreundeten Kurt —> Schumacher für ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Nationalsozialisten einsetzte. Am 23.3.1933 stimmte er mit der SPD-Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz. Nach dem Verbot der SPD am 22.6.1933 emigrierte F. nach Österreich, wo er als Redner vor dem Nationalsozialismus warnte, ging nach dem Parteiverbot in Österreich am 12.2. 1934 nach Prag und kehrte im Mai 1934 nach Deutschland zurück. Im November verhaftet und bis Januar 1936 im Konzentrationslager Dachau interniert, wurde er auf Betreiben Willy Bogners entlassen und arbeitete als Buchhalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in dessen Textil- und Sportartikelfirma, deren Treuhänder er 1945/46 war. 1946 wurde F. Lizenzträger des „Südost-Kurier" in Bad Reichenhall und war bis 1954 Herausgeber und Chefredakteur, 1955-57 Chefredakteur des „Vorwärts". 1960-68 war F. Mitglied des Bezirksvorstandes Franken und des Landesausschusses der SPD Bayern, seit 1985 Ehrenvorsitzender der SPD in Bayern. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte er dem Deutschen Bundestag an. Er veröffentlichte u. a. Warum ich Nein sagte. Erinnerungen an ein langes Leben ßr die Politik (2000). WEITERE WERKE: J. F. Mein Weg: Buchdrucker - Journalist - SPD-Politiker. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 9-80. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 169. - Norbert Frei: Amerikanische Lizenzpolitik und deutsche Pressetradition. Die Geschichte der Nachkriegszeitung Südost-Kurier. München 1986. - M.d.R., '1994, S. 128 f. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 204.
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Feldmann F e l d m a n n , Else, österr. Schriftstellerin, * 2 5 . 2 . 1 8 8 4 Wien, f 1942 Konzentrationslager Sobibör. A u s armen Verhältnissen stammend, verdiente F. als Fabrikarbeiterin ihren Lebensunterhalt, bis sie begann, als Journalistin tätig zu sein. Sie schrieb Reportagen über die Elendsviertel Wiens und das jüdische Arbeitermilieu. D i e Sozialdemokratin veröffentlichte in verschiedenen österr. Zeitungen, u. a. in der „Arbeiter-Zeitung", in der 1927 ihr Fortsetzungsroman Das Lied vom Leben und 1933 Martha und Anton erschienen. F. war Mitglied der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller". A m 1 4 . 6 . 1 9 4 2 w u r d e sie in das Konzentrationslager Sobibör deportiert. LITERATUR: Herbert Exenberger: Auf den Spuren von E. F. Eine Wiener Schriftstellerin - O p f e r des Holocaust. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Jahrbuch 1990. Wien 1990. - Ilse Pollak: E. F. (1884-1942). In: Lukäcs 279 (1993) S. 101-107. - Christa Gürtler: E. F. In: Erfolg und Verfolgung. Salzburg 2002, S. 81-89. F e l d m a n n , Leopold, Journalist, Schriftsteller, * 2 2 . 3 . 1 8 0 2 (1801 ?) München, t 2 6 . 3 . 1 8 8 2 Wien. F. schrieb 1817 sein erstes Schauspiel Der falsche Eid. Er brach erst eine Schuhmacher-, dann eine Sattlerlehre ab und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in Pappenheim, seit 1821 in einer M ü n c h n e r Bijouteriehandlung. Hier begann er, f ü r verschiedene Zeitungen H u m o r e s k e n sowie satirische Genrebilder zu schreiben, und war schließlich mit wachsendem Erfolg als freier Schriftsteller tätig. 1836-40 bereiste er Griechenland. Seit 1848 Mitglied des Prüfungskomitees des Münchner Hoftheaters, siedelte F. 1850 als Dramaturg des Nationaltheaters nach Wien über. Neben satirischen Gedichten (Höllenlieder, 1835) schrieb er zahlreiche Lustspiele, die er als Deutsche Original-Lustspiele (8 Bde., 1845-52; Neue Folge, 2 Bde., 1855-57) veröffentlichte. WEITERE WERKE: Der Pascha und sein Sohn. München 1844. - Ein Freundschafts-Bündniß. M ü n c h e n 1845. - Die beiden Kapellmeister. M ü n c h e n 1849. - Ein höflicher Mann. o . O . 1867. LITERATUR: Franz B r ü m m e r : F., L. In: A D B , Bd. 48, 1971, S. 513 f. F e l d m a n n , Marcus, schweizer. Journalist, Politiker, * 2 1 . 5 . 1 8 9 7 Thun, t 3 . 1 1 . 1 9 5 8 Bern. F. studierte in Bern Rechtswissenschaften und wurde 1924 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1922 war er Sekretär der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei in Bern, kam im selben Jahr in die Redaktion ihres Organs „ N e u e Berner Zeitung", wurde 1928 Chefredakteur und trat 1933-45 vehement für Pressefreiheit und gegen Anpassungsbestrebungen an das nationalsozialistische Deutschland ein. 1933-35 war er Präsident des Vereins der Schweizer Presse, 1935-45 und 1947-51 Mitglied des Nationalrats. 1938 gründete er die Gemischte Pressepolitische Kommission und die Parlamentarische Pressegruppe der Bundesversammlung. Seit 1945 nahm F. als Regierungsrat und Regierungspräsident verschiedene Funktionen im Kanton B e r n war, bevor er 1951 zum Bundesrat gewählt und 1952 mit dem Polizei- und Justizressort betraut wurde. 1956-58 amtierte er als Bundesratspräsident. F. erarbeitete u. a. die erste Vorlage z u m Frauenstimmrecht, ein neues Straßenverkehrsgesetz sowie einen Zivilschutzartikel. Er bemühte sich ebenso um eine N e u o r d n u n g des Flüchtlingswesens nach den Ereignissen in Ungarn 1956. F.s Tagebuch 1923-1958 erschienen in sechs Bänden 2 0 0 1 / 0 2 . WEITERE WERKE: Grundlagen und Grenzen der Pressefreiheit in der Schweiz. Ein Beitrag zur Kenntnis des schweizerischen Presserechtes. Luzern 1933. - Pressepolitik und Presserecht in der Schweiz. Zürich 1936. — Zur R e f o r m des schweizerischen Presserechtes. Basel 1948.
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LITERATUR: Karl Barth: Kirche und Staat im Kanton Bern. Briefwechsel mit M . F. Bern 1951. - M . F. [Erinnerungsschrift f ü r Bundesrat Dr. M . F. 1897-1958] Bern 1959. Rudolf Maurer: M . F. (1897-1958). B e r n 1965. - M . F. 1897-1958. Bundesrat, Journalist, Tagebuchschreiber. Red. Peter Moser. Bern 2001. F e l l e r , Joachim, auch Franciscus Dermasius Cholander, Polyhistor, Lyriker, * 3 0 . 1 1 . 1 6 3 8 Zwickau, f 6 . 4 . 1 6 9 1 Leipzig. Das poetische Talent F.s, des Sohns eines Tuchmachers, wurde f r ü h entdeckt. Er studierte in Leipzig, w o er 1660 den Magistergrad erwarb und zum Poeta laureatus gekrönt wurde. Seit 1667 Collega tertius an der dortigen Nikolaischule, wurde er 1671 zum Lizentiaten der Theologie promoviert und war 1674 Dekan der Philosophischen Fakultät, später m e h r m a l s Rektor der Universität. Seit 1676 leitete er die Universitätsbibliothek. Mit anderen gründete F. die „Acta eruditorum". Er veröffentlichte Abhandlungen zu verschiedenen T h e m e n und Gedichtbände wie Der andächtige Student [...] (1682). Das Gebetbuch Drey Fächer [...] Leitstern der Reisenden [...] (3 Tie., 1688) belegt F.s Hinwendung zum Pietismus, dessen N a m e auf ihn zurückgeht. Sein Werk Cygnorum Cantus (1660) enthält eine historische Darstellung des Begriffs Schwanengesang. F. veröffentlichte dreißig geistliche Liedtexte in deutscher Sprache, die bekannten Choralmelodien unterlegt sind. Er starb an den Folgen eines nächtlichen Sturzes aus d e m Fenster. WEITERE WERKE: Devotus studiosus oder Der andächtige Student, [ . . . ] A u s geistreicher Theologen Schrifften und Gebet-Büchern, auf Begehren zusammengetragen und mit X X X neuen geistlichen Liedern neben neuen Melodien durch und durch vergesellschaftet [ . . . ] . Leipzig 1682, 4 1718. LITERATUR: Kurt Müller: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 73. - Michael Märker: F., J. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2001, Sp. 931 f. F e l l m a n n , Hans-Georg, Journalist, Schriftsteller, * 9 . 5 . 1 8 9 1 Aachen, t n . e . 1914 zum Studium der Volkswirtschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Würzburg, besuchte F. gleichzeitig das dortige Konservatorium. Er nahm a m Ersten Weltkrieg teil und studierte 1918-21 an der Univ. Münster. Schon in Würzburg als Feuilletonleiter der „Neuen Würzburger Zeitung" journalistisch tätig, übernahm er in Münster das Feuilleton des „Westfälischen Merkurs". Nach der Promotion zum Dr. phil. war F. 1922 Chefredakteur der „Trierer Zeitung", bevor er im selben Jahr Redakteur der „Essener Volkszeitung" wurde. Seit 1927 arbeitete er als freier Journalist und Korrespondent. F. war Musik- und Theaterkritiker, Herausgeber u. a. von Gedichtbänden, Almanachen, des „Essener Theaterjahrbuchs" und der „Theaterblätter der Städtischen Bühnen Essen". F e n n e k e r , Josef, Maler, Graphiker, Bühnenbildner, * 6 . 1 2 . 1 8 9 5 Bocholt, t 9 . 1 . 1 9 5 6 F r a n k f u r t / M a i n . F., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte 1918-21 in Münster, Düsseldorf und M ü n c h e n sowie als Meisterschüler von Emil —>Orlik in Berlin. Er zeichnete für den „Simplicissimus", das „Berliner Tageblatt" sowie führende Modeblätter und wirkte an der Ausstattung von Filmen und Revuen mit. 1932-54 entwarf er Bühnenbilder und Ausstattungen für die großen Berliner B ü h n e n und das Duisburger Opernhaus. Ferner erhielt er A u f t r ä g e in Wien, Stockholm und Mailand. Von 1954 bis zu seinem Tod arbeitete er für die Städtischen Bühnen F r a n k f u r t / M a i n . F. entwarf und zeichnete graphisch richtungweisende, a m französischen Impressionismus orientierte Film- und Bühnenplakate; er malte Porträts sowie Landschaften in Aquarell und Öl.
Feuchtwanger LITERATUR: Rolf Badenhausen: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 77 f. - J. F., 1895-1956: Filmplakate aus der Weimarer Republik. Hrsg. v. Wolfgang Jacobsen. M ü n c h e n 1986. Helmut Kronthaler: F., J. In: A K L , Bd. 38, 2003, S. 179-180. F e n n e r v o n F e n n e b e r g , Daniel Ferdinand, österr. Militär, * 3 1 . 1 0 . 1 8 1 8 Bruneck, t 1 5 . 2 . 1 8 6 3 Bregenz. Der Sohn des Feldmarschalleutnants Franz Philipp F. v. F. war 1837-43 österr. Offizier, w u r d e Journalist und veröffentlichte 1847 die kritische Schrift Österreich und seine Armee. Im Revolutionsjahr 1848 beteiligte er sich führend an den Aufständen in Wien und in der Pfalz. N a c h deren Scheitern floh F. v. F. in die Schweiz, 1851 in die USA. In N e w York gründete er die deutschsprachige Zeitschrift „Atlantis", eröffnete eine Rechtsanwaltskanzlei und w u r d e 1858 Direktor der staatlichen N e w Yorker Eisenbahnen. 1859 kehrte er nach Österreich zurück. F. v. F. veröffentlichte u. a. den Lyrikband Galgenlieder (1848), Die Geschichte der Wiener Oktobertage (1849) und Die Geschichte der rhein-pfälzischen Revolution und des badischen Aufstandes (1850). F e n t s c h , Eduard, Pseud. Frater Hilarius, Jurist, Schriftsteller, * 1814 München, t 1 2 . 2 . 1 8 7 7 Augsburg. F. studierte in Augsburg Rechtswissenschaften und ließ sich dort nach der Promotion als Anwalt nieder. Zwei Jahre vor seinem Tod wurde er Regierungsdirektor der Finanzkammer Augsburg. Er war Schriftleiter des Taschenbuchs f ü r deutsche Frauen, „Cornelia", und schrieb f ü r die M ü n c h ner „Fliegenden Blätter", die Zeitschrift „Bavaria", die „Hauschronik" und die Beilage „Der S a m m l e r " . F. gehörte zu den Gründern des Bayerischen und des Deutschen Sängerbundes. E r veröffentlichte u. a. die m e h r m a l s aufgelegten Mai-Predigten von Frater Hilarius (1853) und den Roman Non possumus (3 Bde., 1877). WEITERE WERKE: Südliche Rache. M ü n c h e n 1848. - Festspiel zur Feier des Regensburger Liederfestes. Regensburg [ 1850]. - Gedenkbuch der Jubiläumsfeier M ü n c h e n s im September 1858. M ü n c h e n 1858. LITERATUR: Hyacinth Holland: E. F. In: A D B , Bd. 6, 1877, S. 621 f. F e r b e r , Christian, eigentl. Georg Seidel, weitere Pseud.: Simon Glas, Lisette Mullere, Schriftsteller, * 3 1 . 1 0 . 1 9 1 9 Eberswalde, t 2 6 . 2 . 1 9 9 2 Midhurst (Großbritannien). Nach dem Studium in München und der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg war der Sohn von Heinrich Wolfgang Seidel 1947-50 Verlagslektor und 1954-92 Redakteur der Zeitung „Die Welt". F., Mitglied der Gruppe 47, veröffentlichte Satiren (Bonner Patiencen, 1963; Die Moritat vom Eigenheim, 1967), R o m a n e ( D a s Netz, 1951; Die schwachen Punkte, 1953), Hörspiele (u. a. Gäste aus Deutschland, 1964) und Sachbücher (u.a. Die Seidels, 1979). Unter dem Titel Aus den schwarzen Wachstuchheften (1984) gab er die Tagebücher seiner Mutter Ina Seidel heraus. F e r n a u , Friedrich Wilhelm, Journalist, Schriftsteller, * 2 2 . 4 . 1 9 1 3 Görlitz, f 2 0 . 7 . 1 9 8 0 B r e m e n . F., der im Selbststudium die arabische Sprache erlernte, wurde nach dem Studium der Staatswissenschaften an den Universitäten München, Leipzig und Berlin sowie der nahöstlichen Sprachen am Orientalischen Seminar Berlin 1937 zum Dr. rer. pol. promoviert. Er leitete in den folgenden vier Jahren das Nahost-Referat der Volkswirtschaftlichen Abteilung der IG-Farben Berlin. Daneben schrieb er Beiträge für den „Deutschen Volkswirt" und die „Frankfurter Zeitung". Seit 1942 war F. im Büro des deutschen MilitärAttaches am Generalkonsulat in Istanbul tätig. 1946 w u r d e er Redakteur der „Wirtschafts-Zeitung" (später „Deutschen Zeitung"), in deren Auftrag er seit 1949 regelmäßig in den Nahen Osten und die Mittelmeerländer reiste. 1978 trat F.,
der seit 1954 die meiste Zeit in Zürich lebte, in den R u h e stand. 1959-77 w a r er Vorstandsmitglied des Nah- und Mittelostvereins in Hamburg. F. veröffentlichte u. a. Flackernder Halbmond (1953) und Patriarchen am Goldenen Horn (1967). WEITERE WERKE: Imperialismus und arabische Frage. Heidelberg u . a . 1943. - Arabischer Westen. D e r M a g h r i b in B e w e g u n g . Stuttgart 1959. - Zwischen Konstantinopel und Moskau. Opladen 1976. F e r n a u , Joachim, Pseud. John Forster, Schriftsteller, * 1 1 . 9 . 1 9 0 9 Bromberg (Westpreußen), t 2 4 . 1 1 . 1 9 8 8 München. Nach Universitätsstudien in Berlin arbeitete F. als Journalist für den Ullstein-Verlag, w u r d e bei Kriegsbeginn 1939 Soldat und wechselte später zur Waffen-SS. Als Kriegsberichterstatter beschwor er noch 1944 in Durchhalteartikeln den Glauben an eine W u n d e r w a f f e Hitlers. N a c h d e m Krieg arbeitete F. als Schriftleiter der „Stuttgarter Illustrierten" in Stuttgart, bis er sich 1952 als freier Schriftsteller, Publizist und Maler in M ü n c h e n niederließ. Großen Erfolg erzielte er mit umstrittenen Darstellungen historischer Themen, u. a. Rosen für Apoll. Die Geschichte der Griechen (1961) und Cäsar läßt grüßen. Die Geschichte der Römer (1971). 1952 erschien Deutschland, Deutschland über alles ... von Arminius bis Adenauer (1952). Über sich selbst schrieb F. die fiktiven Gespräche Guten Abend, Herr Fernau (1984). WEITERE WERKE: Und sie schämeten sich nicht. Ein Zweitausendjahr-Bericht. Berlin 1958, 2 7 1985. N e u a u s g . 1997. - Disteln f ü r Hagen. B e s t a n d s a u f n a h m e der deutschen Seele. Berlin 1966. - Ein Frühling in Florenz. M ü n c h e n 1973. - „Halleluja". Die Geschichte der U S A . M ü n c h e n 1977. - Und er sah, daß es gut war. M ü n c h e n 1984. LITERATUR: Christa Bürger: Textanalyse und Ideologiekritik. Zur Rezeption zeitgenössischer Unterhaltungsliteratur. F r a n k f u r t / M a i n 1973. - Gustav R e n e Hocke: Schriftsteller und Maler. J. F. - sein malerisches Werk. Berlin 1976. Otto Köhler: Wir Schreibmaschinentäter. Journalisten unter Hitler - und danach. Köln 1989, S. 58-69. - Rolf Bothe: J. F., der Schriftsteller als Maler. Weimar 1998 (Katalog). F e r n b a c h , Henry, Architekt, * 1828 Breslau, t 1 2 . 1 1 . 1 8 8 3 N e w York. F. studierte Architektur an der B a u a k a d e m i e Berlin, wanderte 1855 in die U S A aus und ließ sich in N e w York nieder. Dort projektierte und baute er zahlreiche öffentliche Monumentalbauten wie etwa die G e r m a n i a Sparbank, das Gebäude der „ N e w Yorker Staatszeitung" und das hebräische Waisenhaus. Die unter seiner Leitung errichtete Emanu-ElSynagoge war als einer der repräsentativsten und reichsten zeitgenössischen Tempelbauten architektonisches Vorbild f ü r viele amerikanische Synagogen. LITERATUR: Christine Rohrschneider: F., H. In: A K L , Bd. 38, 2003, S. 444. F e r r a n d , Eduard, eigentl. Eduard Schulz, Pseud. Tybald, Schriftsteller, * 13.(23.) 1 . 1 8 1 3 L a n d s b e r g / W a r t h e , t 2 3 . 1 0 . 1 8 4 2 Berlin. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog F. mit der Mutter 1825 nach Berlin, w o er seit 1831 in den Zeitschriften „Der Freimütige" und „Figaro" Gedichte veröffentlichte. Mit anderen gründete er später den Verein der jüngeren Berliner Dichter. F. veröffentlichte u. a. Gedichte (1834), Nachklänge an Bertha (1834) sowie Erlebnisse des Herzens. Liebesnovelletten (1839). F e u c h t w a n g e r , Lion (Jacob Arje), Schriftsteller, * 7 . 7 . 1 8 8 4 M ü n c h e n , t 2 1 . 1 2 . 1 9 5 8 Los Angeles. F. stammte aus einer orthodox-jüdischen Großbürgerfamilie und war der Bruder von L u d w i g und Martin M o s c h e —>F. Er studierte g e r m a n i s c h e Philologie, Philosophie und
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Feuchtwanger Anthropologie, w u r d e 1907 promoviert und war danach als Theaterkritiker f ü r Siegfried —> Jacobsohns „Schaubühne", bald auch als Dramaturg und Dramatiker tätig. 1914 w u r d e er bei Kriegsbeginn in Tunis interniert, konnte jedoch nach Deutschland fliehen. Schon während des Ersten Weltkriegs engagierte sich F. in gesellschaftspolitischen Fragen und warnte vor patriotischer Hysterie. Sein Stück Die Kriegsgefangenen wurde 1919 von der Zensur unterdrückt. Anfang der zwanziger Jahre arbeitete F. mit Bertolt —> Brecht und Marieluise Fleißer z u s a m m e n ; mit dem Stück um den Dichten-evolutionär Thomas Wendt (1920) gab er wichtige Impulse für eine „Revolution des Theaters". Nach dem U m zug nach Berlin und der Veröffentlichung seines Romans Jud Süß (1925) wurde F. z u m international anerkannten Erzähler, der in der F o r m des historischen R o m a n s intellektuelle Reflexion, politische Aussage und spannenden Erzählgestus verband. 1933 wurden F.s Bücher verbrannt, er selbst ausgebürgert. 1933-40 hielt er sich in Sanary-sur-Mer auf. 1936-39 war er neben Brecht und Willi —»Bredel Mitherausgeber der Moskauer Exilzeitschrift „Das Wort". 1937 reiste F. nach Moskau (Moskau 1937, 1937). 1940 in Frankreich interniert, emigrierte er nach der Befreiung im selben Jahr in die U S A und lebte seit Februar 1941 in Los Angeles. Zu F.s zentralen Werken zählen die nachträglich zur „Wartesaal-Trilogie" zusammengefaßten R o m a n e Erfolg (1930), Die Geschwister Oppermann (1933) und Exil (1940) sowie die Josephus-Triologie (Der jüdische Krieg, 1932; Die Söhne, 1935; Der Tag wird kommen, 1945). WEITERE WERKE: G e s a m m e l t e Werke. Bde. 1-6, 8-9, 11, 17-18 A m s t e r d a m 1935-48. - Jud Süß. Frankfurt am Main 1976. - Das Haus der D e s d e m o n a oder G r ö ß e und Grenzen der historischen Dichtung. A u s dem Nachlaß hrsg. v. Fritz Zschech. M ü n c h e n u . a . 1984. - Der Teufel in Frankreich. Ein Erlebnisbericht. Frankfurt a m Main 1987. - Die Jüdin von Toledo. Frankfurt am Main 1988. - Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau. Frankfurt a m M a i n 1988. LITERATUR: L. F. zum siebzigsten Geburtstag. Worte seiner Freunde. Bibliographie 1903-1953. Berlin 1954. - Franz Norbert Mennemeier: F., L. In: N D B , Bd. 5, 1 9 6 1 , S . 1 0 9 f . B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 294. - Reinhold Jaretzky: L. F. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1988. - L. F. Materialien zu Leben und Werk. Hrsg. v. Wilhelm von Sternburg. Frankfurt a m Main 1989. - Karl Kröhnke: L. F. Der Ästhet in der Sowjetunion. Stuttgart 1991. - Hans Wagener: L. F. Berlin 1996. - John M . Spalek/ Sandra H. Hawrylchak: L. F. A bibliographic handbook = L. F. Ein bibliographisches Handbuch. M ü n c h e n 1998 ff. Heike Krösche: „Ja. Das Ganze nochmal". L. F. Deutschjüdisches Selbstverständnis in der Weimarer Republik. Oldenburg 2004. F e u c h t w a n g e r , Ludwig, Jurist, Volkswirt, Verleger, * 2 8 . 1 1 . 1 8 8 5 München, t 1 4 . 7 . 1 9 4 7 Winchester (Großbritannien). Der Bruder von Lion und Martin M o s c h e —»F. studierte in M ü n c h e n und Berlin Rechtswissenschaften, Geschichte und Nationalökonomie. N a c h der Promotion und dem Referendariat erhielt er 1913 seine Zulassung als Rechtsanwalt in München. Aus d e m Militärdienst aus gesundheitlichen Gründen entlassen, ü b e r n a h m F. 1915 die geschäftsführende Direktion des Verlags D u n c k e r & Humblot in München und Leipzig. Seit 1930 leitete er z u d e m die Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde und gab die „Bayerische Israelitische Gemeinde-Zeitung" heraus. 1933 mußte F. die Verlagsleitung abgeben, w u r d e 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und war 1936-39 Direktor des Jüdischen Lehrhauses sowie Mitglied der Mittelstelle für Jüdische Erwachsenenbildung. 1938 zeitweilig im Konzentrationslager Dachau, emigrierte er 1939 nach Großbritannien und wurde
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auf der Isle of Man interniert. 1941-45 arbeitete F. als Buchhalter und Dolmetscher f ü r die U S - L u f t w a f f e . Er veröffentlichte u. a. Die ethischen Grundlagen der Nationalökonomie (1912) und Die Bezahlung des wissenschaftlichen Schriftstellers (1923). LITERATUR: Edgar J. Feuchtwanger: L. F. (1885-1947): un intellettuale tra Weimar e il nazismo. In: Ricerche di storia politica 3 (2000) S. 407-416. WEITERE WERKE: Der Eintritt Bayerns in das Reichsarmenrecht. Berlin 1936. - Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Rolf Rieß. Berlin 2003. LITERATUR: T h e Feuchtwanger family. Hrsg. v. Martin Mosche Feuchtwanger. Tel Aviv 1952. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 172. - Norbert Simon (Hrsg.): Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945. Berlin 1998, S. 31-37. F e u c h t w a n g e r , Martin Mosche, Verleger, Journalist, Schriftsteller, * 1 8 . 1 2 . 1 8 8 6 München, f 9 . 1 1 . 1 9 5 2 Tel Aviv. Der Bruder von Lion und L u d w i g F. studierte in München und Berlin Germanistik, Philologie und Staatswissenschaften. 1910 gründete er den Olympia-Verlag. In der Weimarar Republik gab er erfolgreich mehrere Korrespondenzen f ü r Tageszeitungen heraus, darunter die Feuilletonkorrespondenz „Unterm Strich", die „Martin-FeuchtwangerKorrespondenz", die „Frauenkorrespondenz Feuchtwanger" und „Das Reich der M o d e " . Daneben war er zeitweilig Chefredakteur der „Saale-Zeitung" in H a l l e / S a a l e . 1906 erschienen die Tagebuchblätter eines jungen Juden. Die nationalsozialistische Rassenverfolgung zwang ihn 1939 ( 1 9 4 0 ? ) in die Emigration nach Palästina, w o er den Olympia-Verlag neu aufbaute. F. veröffentlichte 1952 den R o m a n Ebenbilder Gottes und gab im selben Jahr The Feuchtwanger-Family heraus. Seine Erinnerungen erschienen 1989 unter dem Titel Zukunft ist ein blindes Spiel. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 172. F e u e r r i n g , Josef, Pseud. Josef Freiherr von RingZborow, Pädagoge, Schriftsteller, * 6 . 1 . 1 8 7 2 Zborow (Galizien), t n. e. D e r Kaufmannssohn studierte in Berlin und Bern, ließ sich 1892 als Schriftsteller in Berlin nieder und unterrichtete seit 1898 als Lehrer. 1906 ging er als Redakteur des „Israelitischen Familienblatts" nach Hamburg, kehrte jedoch im selben Jahr nach Berlin zurück und setzte dort seine Lehrtätigkeit fort. Als Publizist, Prosa- und Sachbuchautor veröffentlichte F. u . a . Der Antisemitenapostel [...] (1892), Enthüllungen zum Sternberg-Prozeß (1893) und den Roman Gräfin Strachwitz (2 Bde., 1909). F e u e r s t e i n , Franz Wilhelm, Redakteur, Verleger, Politiker, * 1 5 . 1 0 . 1 8 6 6 Stuttgart, t 3 1 . 5 . 1 9 3 9 Stuttgart. F. absolvierte eine Lehre als Buchdrucker und Schriftsetzer und war seit 1902 Redakteur der sozialdemokratischen „Schwäbischen Tagwacht". 1885 wurde er Mitglied des Verbandes deutscher Buchdrucker, 1893 der SPD. 1907-33 war F. wechselweise Mitglied des Württembergischen Landtags und des Reichstags. 1904 gründete er das „Württembergische Genossenschaftsblatt", 1907 die Produktivgenossenschaft „Vereinsdruckerei Heilbronn" zur Herausgabe der sozialdemokratischen Tageszeitung „Neckar-Echo", deren Aufsichtsrat er angehörte. Später gehörte F. dem Generalrat des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine an und war zuletzt Mitglied des Württembergischen Landtags sowie stellvertretendes Mitglied des Württembergischen Staatsgerichtshofs. LITERATUR: M . d . R . , 3 1 9 9 4 , S. 130.
Fiechtner F e u r i c h , Walter, evang. Theologe, * 4 . 1 0 . 1 9 2 2 Dresden, t 4 . 2 . 1 9 8 1 Dresden. F. studierte 1940-44 in Leipzig Theologie und Philosophie. 1945 war er Pfairvikar, 1946-71 Pfarrer in Dresden. 1947-51 als Pressebeauftragter des Landeskirchenamts tätig, hatte er 1961-81 den Vorsitz der Kirchlichen Bruderschaft Sachsens inne, arbeitete seit 1961 in der Christlichen Friedenskonferenz und dem Friedensrat der D D R mit und stand 1964 einem Ausschuß zur Koordinierung kirchlicher Gruppierungen in der D D R vor. F. war 1965 Mitherausgeber und 1967 nebenamtlicher Redakteur der Zeitschrift „Glaube und Gewissen", 1973 Mitherausgeber der Monatsschrift „Standpunkt". Zuletzt wirkte er als Altersvikar im Kirchenkreis Dresden. LITERATUR: Anneliese Feurich: Vom Rhein an die Elbe. Meine Jahre an der Seite eines Dresdner Gemeindepfarrers. Dresden 2003. F i c k e r , Ludwig von, Publizist, * 1 3 . 4 . 1 8 8 0 München, t 2 0 . 3 . 1 9 6 7 Innsbruck. Der Sohn eines Historikers war seit 1896 Student der Rechtswissenschaften, später der Kunstgeschichte und Germanistik an der Univ. Innsbruck. N a c h ersten literarischen Versuchen (Inbrunst des Sturms. Ein Reigen Verse, 1904) und einem längeren Italienaufenthalt lebte er seit 1909 als freier Schriftsteller in Innsbruck. Zunächst an der G r ü n d u n g der Literaturzeitschrift „Der F ö h n " beteiligt, gab F. 1910 die anfangs halbmonatlich erscheinende Zeitschrift „Der B r e n n e r " heraus, die ein F o r u m f ü r Autoren wie Georg Trakl, Rainer Maria Rilke, Else —> Lasker-Schüler, Hermann —» Broch und Karl —> Kraus wurde. Eine großzügige Spende Ludwig Wittgensteins ermöglichte F.s Mäzenatentum, d e m Trakl und Rilke die Existenzgrundlage verdankten. 1919 gründete F. einen Verlag; er publizierte sprachphilosophische und theologische Essays sowie Lyrik. 1934 mußte F. das Erscheinen seiner Zeitschrift einstellen, die 1946-54 erneut erschien. WEITERE WERKE: R u n d f r a g e über Karl Kraus. Innsbruck 1917. - Erinnerungspost. L. v. F. zum 13. April 1965 zugestellt. Salzburg 1965. - Denkzettel und Danksagungen. Hrsg. v. Franz Seyr. M ü n c h e n 1967. - Briefwechsel. Hrsg. v. Ignaz Zangerle. Salzburg 1986 f. LITERATUR: Zeit und Stunde. L. v. F. zum 75. Geburtstag gewidmet. Hrsg. v. Ignaz Zangerle. Salzburg 1955. Paul Noack: L. F. und „Der Brenner". In: Der M o n a t 17 ( 1 9 6 4 / 6 5 ) 194, S. 38-48. - Wilhelm Baum: Wittgenstein, Rilke und L. v. F. Über die Schwierigkeit, einen Verleger f ü r den „Tractatus logico-philosophicus" zu finden. Wien 1993. F i c k e r t , Auguste, österr. Sozialreformerin, Frauenrechtlerin, * 2 5 . 5 . 1 8 5 5 Wien, t 9 . 6 . 1 9 1 0 Wien. Die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende F. war von Beruf Volksschullehrerin, kam früh mit sozialdemokratischen Kreisen in Kontakt, rief 1889 die steuerzahlenden Frauen Niederösterreichs auf, gegen den Entzug des Landtags- und Gemeindewahlrechts zu protestieren, und trat f ü r ein allgemeines Frauenstimmrecht ein. 1893 gründete sie den „Allgemeinen österreichischen Frauenverein", errichtete 1895 die erste Rechtsschutzstelle für unbemittelte Frauen in Österreich, setzte sich 1899 für die Organisation der Frauen im Staatsdienst ein und rief zusammen mit Rosa —> Mayreder und Marie —> Lang die demokratisch-fortschrittliche Monatsschrift „Dokumente der F r a u e n " ins Leben. F. k ä m p f t e für die Bildung weiblicher Berufsvertretungen sowie die Zulassung der Frauen z u m Hochschulstudium und widmete sich der Einrichtung des Heimhofs, eines Hauses f ü r berufstätige Frauen auf genossenschaftlicher Basis. WERKE: Das Medicinstudium der Frauen. Wien 1899. Auszüge aus A. F.s Reden und Schriften. Wien 1909. LITERATUR: Leopoldine Kulka: A. F. Wien 1929. - Dora Leon: A. F. 1855-1910. In: A l m a Motzko: Frauenbilder aus
Österreich. Velden/Wien 1955, S. 51-63. - Margarete Fichner: F., A. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 135. - Harriet Anderson: „ U n s handelt es sich um weit Höheres . . . " In: A u f b r u c h in das Jahrhundert der Frau. Rosa M a y r e d e r und d e r Feminism u s in Wien um 1900. Zusammenstellung u n d Text v. Reingard Witzmann. Ausstellungskatalog. Wien 1989, S. 19-27. R e n a t e Flieh: Der Fall A. F. - eine Lehrerin m a c h t Schlagzeilen. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990) S. 1-24. Renate Flieh: A. F. „Rote" Lehrerin und radikal bürgerliche Feministin? In: Die Revolutionierung des Alltags. Zur intellektuellen Kultur von Frauen im Wien der Zwischenkriegszeit. Hrsg. v. Doris Ingrisch. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 2004, S. 43-55. F i c k l e r , Joseph, Politiker, Publizist, * 6 . 2 . 1 8 0 8 Konstanz, t 2 1 . 1 1 . 1 8 6 5 Konstanz. Ursprünglich K a u f m a n n , gründete F. 1830 ein Wochenblatt f ü r die liberale Opposition in Baden. Seit 1836 redigierte er die „Seeblätter", ein bald einflußreiches Organ der D e m o k r a ten. 1848 w u r d e F. einer der Wortführer der revolutionären B e w e g u n g , 1849 in die provisorische badische Revolutionsregierung gewählt. Nach einer Festungshaft in Hohenasperg gegen Kaution freigelassen, flüchtete er über die Schweiz und England nach Nordamerika und spielte in den Auseinandersetzungen über die Sklaverei eine wichtige Rolle. Nach der Niederlage der Konföderierten kehrte F. nach Konstanz zurück. F i d u s , eigentl. H u g o (Reinhard Karl Johann) Höppener, Maler, Zeichner, Illustrator, * 8 . 1 0 . 1 8 6 8 L ü b e c k , t 2 3 . 2 . 1 9 4 8 Schönblick (heute zu Woltersdorf, Kr. Fürstenwalde). Der Sohn eines Konditors wandte sich nach dem Besuch der L ü b e c k e r Gewerbeschule einer künstlerischen L a u f b a h n zu und besuchte seit 1887 die Kunstakademie in M ü n c h e n , w o er bald Schüler Karl Wilhelm D i e f e n b a c h s w u r d e , bei diesem die Silhouettenkunst erlernte und an dessen Schattenfriesen mitarbeitete. Nach Reisen durch N o r w e g e n , die Schweiz, Istrien und Italien ließ sich F. 1893 in Berlin nieder und war Mitbegründer einer theosophischen Gesellschaft sowie der Monatsschrift „Die Sphinx", deren zeichnerische Gestaltung er übernahm. Für seine Idee einer „Tempelkunst" schuf er bauliche Entwürfe. Seit 1896 Mitarbeiter des „Simplicissim u s " sowie der „Jugend", schuf er Illustrationen und Buchs c h m u c k f ü r verschiedene Verlage. Seine reichornamentierten Rahmenzeichnungen sind dem Jugendstil verpflichtet. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Lichtgebet; ferner schuf er nordische Küstenlandschaften und Kriegsbilder. F. war Mitglied zahlreicher völkischer Gruppen. LITERATUR: Oskar Beyer: F. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 138. Marina Schuster: F. - ein Gesinnungskünstler der völkischen Kulturbewegung. In: Handbuch zur „Völkischen B e w e g u n g " 1871-1918. Hrsg. v. U w e Puschner, Walter Schmitz und Justus H. Ulbricht. München u. a. 1996, S. 634-650. - Janos Frecot u. a.: F. (1868-1948). Z u r ästhetischen Praxis bürgerlicher Fluchtbewegungen. M ü n c h e n 1997. - F., Künstler alles Lichtbaren. Berlin 1998. - Rainer Y: In: Α KL, Bd. 39, 2003, S. 358 f. F i e c h t n e r , Helmut Albert, österr. Journalist, * 1 8 . 9 . 1 9 1 1 Sarata (Rumänien), t 2 7 . 6 . 1 9 8 4 Wien. F. studierte in Tübingen, Berlin, Nancy und Wien deutsche und romanische Philologie sowie M u s i k w i s s e n s c h a f t , wurde z u m Dr. phil. promoviert und lehrte 1936-44 als königlich rumänischer Prof. in Rumänien. 1945-49 war er in Wien als wissenschaftlicher Ausbildungsleiter an den Städtischen Büchereien tätig, seit 1948 als Kulturredakteur und Musikkritiker der „Furche", deren Kulturredaktion er von 1976
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Fiedler an leitete. F. veröffentlichte u. a. Gustav Mahler (1948) und Hugo von Hofmannsthal (1949, 2., veränderte Aufl. 1963). WEITERES WERK: Dichter im Spiegel der Freunde. Bern 1963. Fiedler, Johann Kuno, Pseud. Friedrich Kuhn, Franziskus Kilian, evang. Theologe, * 3.2.1895 Schwiebus (Brandenburg), t 13.8.1973 Tessin. Zunächst Buchhändler in Leipzig, studierte F. dort 1913-16 Theologie, nahm am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1916 zum Dr. phil. promoviert und war 1917-21 Pfarrer in Planitz, bevor er wegen seiner anonym veröffentlichten polemischen Schrift Luthertum oder Christentum (1920) sein Amt verlor. 1921-25 war er Volksschullehrer in Planitz, 1925-32 Studienrat in Neustadt/Orla und Altenburg und wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen. Unter Pseudonym schrieb F. für die „Sonntagszeitung". 1936 wurde er von der Gestapo verhaftet, konnte jedoch in die Schweiz fliehen, wo er bis 1955 als Pastor in St. Antonien (Kt. Graubünden) wirkte. F. veröffentlichte eine Reihe von philosophisch-theologischen Werken, u. a. Glaube, Gnade und Erlösung nach Jesus dem Synoptiker (1939). Er stand im Briefwechsel mit Thomas Mann. Figdor, Karl, Pseud. Alex Siegert, Percy Trunx, Journalist, Schriftsteller, * 31.8.1881 Wien, t 21.6.1957 Zürich. F. war außenpolitischer Mitarbeiter der „Vossischen Zeitung" und des „Berliner Tageblatts", 1909 gab er mit dem später verfilmten Roman Schiffe und Menschen (Neuausg. 1929) sein schriftstellerisches Debüt. 1919 erschien sein Erfolgsroman Die Herrin der Welt (Neuausg. 1930), gefolgt von einer Reihe von Novellen und Romanen sowie Filmdrehbüchern. 1935 emigrierte F. in die Schweiz. 1947 erschien Erlebtes Asien. Abenteuer und Erkenntnisse zwischen Urwald und Meer. WETTERE WERKE: Das schlafende Licht. Wien 1906. - Das Reich von morgen. Berlin/Wien 1916. - Bücher der Sensation. Berlin 1926. - Räuber, Götter und Madame Adele. Berlin 1927. - Der Narr der Liebe. Berlin 1928. - Der Schatz des Dschinghis Chan. Dresden 1929. - Der Schatz der Königin von Saba. Berlin 1930. - Die Rache der Maud Gregaards. Berlin 1930. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 296. Filek-Wittinghausen, Egid von, österr. Schriftsteller, * 18.1.1874 Wien, f 20.4.1949 Wien. Das Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte und Geographie Schloß F. 1896 mit der Promotion zum Dr. phil. ab und war seit 1898 Lehrer in Iglau, seit 1900 in Brünn, 1904-22 in Wien. Er unternahm später zahlreiche Reisen, u. a. nach Italien und Jugoslawien. 1898-1908 leitete F. die Jugendzeitschrift „Gaudeamus", war schriftstellerisch tätig und gab mit der autobiographischen Novellensammlung Mein Frühling (1900) sein literarisches Debüt. 1918 erschien F.s erfolgreichster Roman Wachtmeister Pummer. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten eine Reihe von auf historischen Stoffen basierenden Erzählungen sowie zahlreiche Heimat- und Wanderbücher. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 314. Filnköstl, Alois Vinzenz, österr. kath. Theologe, Schriftsteller, * 8.10.1817 Linz, t 26.4.1880 Weng (Oberösterreich). F. wurde 1842 zum Priester geweiht, war seit 1843 Studienpräfekt am Linzer Priesterseminar und wurde 1851 Religionslehrer in Troppau und Brünn. Seit 1854 unterrichtete er an der Militärschule in St. Pölten, seit 1856 in Lemberg und wurde 1861 Pfarrer in Moosdorf und Rechberg, 1872 in Weng. F. war Herausgeber der Zeitschrift „Der Sammler für die Jugend" (1849) und veröffentlichte u. a. Erzählungen und Sagen (1850).
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FiltSCh, Johann, evang. Theologe, * 16.12.1753 Hermannstadt, f 13.10.1836 Hermannstadt. F. studierte an den Universitäten Erlangen und Göttingen, unterrichtete seit 1781 als Gymnasialprofessor in Hermannstadt und wurde dort 1784 Prediger. Seit 1791 Pfarrer in Heitau, von 1797 an in Urwegen, war er 1805-35 Stadtpfarrer in seiner Heimatstadt, 1809-17 Dechant des dortigen Kapitels. F. war Initiator und Mitarbeiter der Kritischen Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen (1795-97) August Ludwig von —> Schlözers und hatte Anteil an der Errichtung des Bruckenthal-Museums in Hermannstadt 1817. 1790-1801 war er Herausgeber des „Siebenbürgischen Quartalsheftes", 1805-24 der „Provinzblätter". LITERATUR: Johann Filtsch: Rückblick auf das Leben des J. F. Hermannstadt 1837. - Friedrich Müller: F., J. In: ADB, Bd. 7, 1878, S. lOf. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 315. Filzer, Johannes, österr. kath. Theologe, * 1.1.1874 Kitzbühel, t 13.7.1962 Salzburg. F. studierte an der Univ. Salzburg, empfing 1896 die Priesterweihe und war seit 1898 Hofkaplan des Erzbischofs in Salzburg. 1908 zum Dr. theol. promoviert, lehrte er 1912-24 als Prof. der Theologie an der Univ. und wurde anschließend Domkapitular und Dompfarrer, 1927 Weihbischof von Salzburg. F. war als Redakteur der „Katholischen Kirchenzeitung" tätig. LITERATUR: Hans Spatzenegger: F., J. Bapt. In: Gatz, Bischöfe (1945-2001), 2002, S. 493. Finauer, Peter Paul, Publizist, Herausgeber, * 29.6.1733 München, t 22.11.1788 München. F. Schloß sein Studium in München und Ingolstadt als Lizentiat der Rechte ab und widmete sich danach literarischen und historischen Studien. Er trat auch als Numismatiker und Verfasser von Unterhaltungsliteratur hervor. Bedeutender war seine Tätigkeit als Herausgeber des Münchner „Intelligenzblatts". F., der zum Kreis um den kurfürstlichen Hofbibliothekar Andreas Felix von Oefele gehörte, war kurfürstlichgeistlicher Ratssekretär und seit 1769 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Weil er jedoch von ihm verfaßte, wissenschaftlich minderwertige Arbeiten mit dem Etikett der Akademie anpries, wurde er 1777 aus dieser ausgeschlossen. WEITERE WERKE: Peter Paul Finauers Allgemeines Historisches Verzeichniß gelehrter Frauenzimmer. Bd. 1. München 1761. - Versuch einer bairischen gelehrten Geschichte. München 1767. - Hrsg.: Bibliotheca Bavarica oder Sammlung verschiedener kleiner Schriften . . . aus allen Theilen der baierischen Geschichte. München 1767. - Bajerische Münzbelustigung, darinnen Schaustücke, Ducaten, Thaler und andere merkwürdige Gold- und Silbermünzen zu finden, die richtig im Kupfer abgebildet. München 1768. - Münzreihe der Durchleuchtigsten Herzoge und Churfürsten in Bayern. München 1777. - Taschenbuch für Eltern, Lehrer und Kinderfreunde. München 1786. LITERATUR: Eleonore Erxleben: P. P. F. In: Dies.: Münchner Zeitungsverleger von der Aufklärung bis zum Revolutionsjahr 1848. Würzburg 1942, S. 14-21. - Andreas Kraus: Die historische Forschung an der Churbayerischen Akademie der Wissenschaften 1759-1806. München 1959. Finck, Albert, Politiker, * 15.3.1895 Herxheim bei Landau/Pfalz, t 3.8.1956 Bad Wörishofen. F. studierte in München Philosophie, Geschichte, Pädagogik und Rechtswissenschaft und wurde 1920 zum Dr. phil. promoviert (Natürliche Begründung des Rechts bei Thomas von Aquin, Gabriel Vasquez und Franz Suarez). 1921 war er Parteisekretär des Zentrums im Bezirk Niederrhein. 1922 gründete er mit seinem Bruder Johannes F. die „Neue Pfälzische Landeszeitung", deren Chefredakteuer er 1924-33 war.
Fink Längere Zeit in H a f t , arbeitete er seit 1936 als Versicherungsagent, seit 1942 als Aushilfslehrer. 1946 wurde er Studienrat in Neustadt/Weinstraße. 1945 war F. Gründungsmitglied der C D U Pfalz, gehörte dem Parlamentarischen Rat an und war 1951-56 Mitglied des Landtags und Kultusminister von Rheinland-Pfalz. LITERATUR: F., Dr. A. In: Amtliches Handbuch des Landtags Rheinland-Pfalz 3 (1955) S. 194. - Theo Schwarzmüller: A. F. und die Nationalhymne. Eine Lebensreise vom Kaiserreich zur Bundesrepublik. Annweiler 2002. F i n c k , Werner, eigentl. Walter Richard F., Schauspieler, Kabarettist, * 2 . 5 . 1 9 0 2 Görlitz, t 3 1 . 7 . 1 9 7 8 München. N a c h d e m Besuch der Kunstgewerbe-Akademie in Dresden sowie einer Tätigkeit als Zeitungsvolontär war F. reisender Vortragskünstler und Mitglied verschiedener Theatergruppen. 1925-28 stand er auf der B ü h n e des Landestheaters von Bunzlau. F. gründete z u s a m m e n mit Hans Deppe das Kabarett „Die K a t a k o m b e " in Berlin, das er 1929-35 leitete. Nach der Schließung des Kabaretts durch die Nationalsozialisten und einer m e h r m o n a t i g e n Internierung F.s im Konzentrationslager Esterwegen erhielt er ein einjähriges Auftrittsverbot. Seit 1936 schrieb er Glossen f ü r das „Berliner Tageblatt", trat seit 1937 im „Kabarett der Komiker" auf, das 1939 ebenfalls geschlossen wurde, und konnte einer erneuten Haft nur durch seine Meldung als Kriegsfreiwilliger entgehen. 1947 ü b e r n a h m er die Leitung des Kabaretts „Nebelhorn" in Zürich, gründete im folgenden Jahr „Die Mausefalle" in Stuttgart und gab dort eine satirische Wochenschrift heraus. 1951 übersiedelte F. nach Hamburg, rief eine neue „Mausefalle" ins Leben und arbeitete beim Nordwestdeutschen R u n d f u n k mit. Seit 1954 wirkte er in München, u . a . bei der Münchner „Lach- und Schießgesellschaft". F. spielte in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen mit. Er veröffentlichte 1972 seine Autobiographie Alter Narr, was nun? WEITERE WERKE: Witz als Schicksal, Schicksal als Witz. Hrsg. v. Klaus Budzinski. H a m b u r g 1966. - Finckenschläge. F r a n k f u r t / M a i n 1969. - Stich-Worte. Z u m Vor-, Nachund Zuschlagen. M ü n c h e n u . a . 1982. - Das große W.-F.Buch. Hrsg. v. Bartel F. Sinhuber. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1985. - Das Beste von W. F. Ein humoristisches Glossar zur Zeitgeschichte. Zusammengestellt von Bartel F. Sinhuber. München 1988. F i n c k e n , Carl C l e m e n s August, Verleger, * 3 . 1 1 . 1 8 7 6 Aachen, t 2 5 . 6 . 1 9 3 6 . Der Sohn eines Fabrikanten besuchte in Aachen die Maschinenbauschule, studierte an der dortigen T H und war seit 1899 als Konstrukteur f ü r Walzwerksbau in Duisburg tätig. Seit 1905 selbständiger Zivilingenieur, vertrat er erste Werkzeugmaschinenfabriken; 1920 wurde er Generalbevollmächtigter der Erben der F i r m a Carl L a n g e Verlag, als deren alleiniger geschäftsführender Gesellschafter er seit 1925 fungierte. Nach dem Tod Carl Langes wurde der Verlag, in dem der „Duisburger General-Anzeiger", der „Hamborner General-Anzeiger" sowie der „Oberhausener GeneralAnzeiger" erschienen, in eine o f f e n e Handelsgesellschaft umgewandelt, deren Gesellschafter die Erben Carl Lange und F. waren. F i n d e l , (Gottfried Josef) Gabriel, Schriftsteller, * 2 1 . 1 0 . 1 8 2 8 Kupferberg (Oberfranken), t 2 3 . 1 1 . 1 9 0 5 Leipzig. Der Sohn eines Maurers studierte in München, war Anhänger der Revolution von 1848 und w u r d e 1849 wegen seiner Reden und in der Zeitschrift „Gradaus" veröffentlichter Artikel verhaftet, j e d o c h nach zehnmonatiger Untersuchungshaft amnestiert. Er brach das Studium ab, wurde Buchhändler und freier Schriftsteller, trat aus der kath. Kirche aus und wurde 1856 in Bayreuth in den Freimaurerbund
a u f g e n o m m e n . F. hielt sich in Leipzig, Hof und zahlreichen anderen Städten auf, vertrat innerhalb des Freimaurerbundes die Richtung der humanitären L o g e u n d g a b 1858-92 die Zeitschrift „Die B a u h ü t t e " heraus. 1861 w a r er an der G r ü n d u n g des „Vereins deutscher F r e i m a u r e r " beteiligt und w u r d e 1876 Ehrengroßmeister der L o g e „Prince Hall". F. schrieb u . a . eine vielfach aufgelegte und übersetzte Geschichte der Freimaurerei (1861/62). WEITERE WERKE: Die Grundsätze der Freimaurerei im Völkerleben. Ein geschichtsphilosophisches E r b a u u n g s b u c h . Leipzig 1881. - D i e Papstkirche und die Freimaurerei. Eine freimaurerische Antwort auf die päpstliche E n c y k l i k a . Leipzig 1884. - Beiträge zur Humanitätslehre. Leipzig 1889. LITERATUR: L. H a y d e n : J. G. F. Boston 1871. - Konrad Kapp: F., G. J. G. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 156 f. F i n g e r , August (Anton Franz), Jurist, * 2 . 4 . 1 8 5 8 L e m b e r g (Galizien), f 2 . 9 . 1 9 3 5 H a l l e / S a a l e . Der einer böhmisch-mährischen Gelehrtenfamilie entstamm e n d e Sohn eines Mediziners studierte 1876-80 Rechtswissenschaften an den Universitäten Prag, Wien und Leipzig, w u r d e mit der Arbeit Zur Begründung des Strafrechts vom deterministischen Standpunkte promoviert, w a r im österr. Gerichts- und Verwaltungsdienst tätig und habilitierte sich 1890 in Prag (Das österreichische Strafrecht). E r befaßte sich vor allem mit d e m Strafrecht und der Rechtsphilosophie. Seit 1891 a. o. Prof. an der Deutschen Univ. in Prag, w u r d e F. 1894 o . P r o f . des Strafrechts, lehrte seit 1900 an der Univ. Würzburg und hatte von 1902 bis zu seiner E m e ritierung 1926 den Lehrstuhl für Straf-, Völker- und Staatsrecht in Halle inne. Seit 1904 war er Mitherausgeber des „Gerichtssaals", des führenden Publikationsorgans der klassischen Schule. F. verfaßte u. a. Lehrbücher über das österr. und deutsche Strafrecht, die 1891, 1 8 9 4 / 9 5 und 1904 erschienen. LITERATUR: Rolf Lieberwirth: F., A. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 157 f. F i n k , Carl (Emil Adam), Redakteur, * 2 9 . 3 . 1 8 6 1 Lübeck, t n. e. F. studierte an den Universitäten Leipzig und Berlin Rechtsund Staatswissenschaften. Nach längeren Aufenthalten in M e x i k o und Mittelamerika arbeitete er seit 1888 als Journalist in den U S A . Anschließend mehrere Jahre in Deutschland tätig, leitete F. 1898-1917 den „Ostasiatischen L l o y d " in Shanghai, der sich zu einer der angesehensten deutschen Auslandszeitschriften entwickelte. In C h i n a gründete er deutsche, englische und chinesische Zeitschriften, gab während des Ersten Weltkriegs in Shanghai die „Deutsche Zeitung f ü r C h i n a " heraus und ü b e r n a h m nach seiner Rückkehr nach Deutschland die Leitung der Redaktion der durch die Funkstation von Nauen in englischer Sprache in die ganze Welt verbreiteten politischen und wirtschaftlichen deutschen Nachrichten. Seit 1926 leitete F. die „Auslandswarte", die Zeitschrift des Bundes der Auslandsdeutschen, und w u r d e 1930 Chefredakteur der A r b e i t s g e m e i n s c h a f t der Zeitschriften deutscher Seevereine („Die See", „Übersee", „Deutschland zur See"). LITERATUR: [C. F.] In: Deutsche Presse 21 (1931) 12, S. 147 f. - [C. F.] In: Der Zeitungs-Verlag 3 2 (1931) 13, S. 253. F i n k , Humbert, österr. Schriftsteller, Journalist, * 1 3 . 8 . 1 9 3 3 Salerno (Italien), t 1 6 . 5 . 1 9 9 2 Klagenfurt. Der Sohn eines Industriellen veröffentlichte zunächst Gedichte (Verse aus Aquafredda, 1953) und R o m a n e (Die engen Mauern, 1958; Die Absage, 1960), später vor allem Reisebeschreibungen (Zornige Träume. Report Uber Mittelmeerländer, 1974; Anatolische Elegien. Vom Bosporus bis Antiochia, 1977; Land der Deutschen. Reportagen aus einem sonderbaren Land, 1981) und Biographien (u. a. Martin
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Finke Luther, 1982; Machiavelli, 1988; Franz Grillparzer, 1990). Daneben u. a. für den ORF tätig, war er 1 9 5 7 / 5 8 Mitherausgeber der „Österreichischen Blätter", seit 1959 der „Hefte für Literatur und Kritik" sowie der „Klagenfurter Texte". B. war auch maßgeblich an der Schaffung des Ingeborg-BachmannWettbewerbs beteiligt. F i n k e , Edmund, österr. Schriftsteller, * 2 3 . 7 . 1 8 8 8 Wien, t 1 1 . 3 . 1 9 6 8 Wien. Der einer altösterreichischen Offiziersfamilie entstammende F. schlug zunächst die militärische Laufbahn ein, besuchte die Theresianische Militärakademie, nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 Major. Er betrieb kriegsgeschichtliche Studien am Wiener Kriegsarchiv und war 1920-22 im Zivilstaatsdienst, 1923-25 Beamter bei einem Industrieunternehmen. Seit 1926 lebte F. als Lyriker, Essayist, vor allem als Verfasser zahlreicher Kriminalromane, darunter Der Mörder verliert den Robber (1934), in Wien. Er gab die „Zeitschrift für Kunst, Kultur, Schrifttum und Geisteswissenschaft" heraus und war Schriftleiter des Wiener Dichterkreises „Der Augarten". 1950 erschien F.s Biographie über Joseph Weinheber. F i n s l e r , (Diethelm) Georg, schweizer, reformierter Theologe, * 2 4 . 1 2 . 1 8 1 9 Wipkingen (Kt. Zürich), t 1 . 4 . 1 8 9 9 Wipkingen. F., Sohn eines Pfarrers und Dekans, studierte an der Univ. Zürich Theologie, wurde 1842 in Bonn ordiniert, 1844 Vikar in Zürich, 1849 Pfarrer in Berg am Irchel, 1867 in Wipkingen, 1871 am Großmünster in Zürich. Seit 1856 war er Kirchenrat, seit 1868 Mitglied des Verfassungsrats, 1873-96 des Kantonsrats und übte insbesondere als Antistes der Zürcher Kirche 1866-95 großen politischen und kirchlichen Einfluß aus. F. setzte sich für eine offene Landeskirche sowie für ein neues, auf presbyterial-synodaler und demokratischer Grundlage basierendes Kirchengesetz ein. Er war an der Einrichtung der Evangelischen Kirchenkonferenz der Schweiz beteiligt. Seit 1860 gehörte er zu den Herausgebern des „Kirchenblatts für die reformierte Schweiz". LITERATUR: Kurt Guggisberg: F., D. G. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 164 f. - Friedrich W. Bautz: F., G. In: BBKL, Bd. 2, 1990, Sp. 34 f. F i s c h e r , Christian, österr. Publizist, Politiker, * 1 . 7 . 1 8 7 9 Linz, t 1 6 . 7 . 1 9 3 4 Graz. Von Beruf Schlosser, Schloß sich F. der kath. Arbeiterbewegung an und übernahm nach einer Ausbildung durch den Volksverein für das kath. Deutschland die Redaktion des „Grazer Volksblatts" in Leoben. Er gründete das kath. Arbeitersekretariat als Zentralstelle für die Arbeiterbewegung der Steiermark sowie das Wochenblatt „Der Arbeiter". Später wurde er Chefredakteur des „Grazer Volksblatts". Seit 1919 als christlichsozialer Abgeordneter Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung, war F. 1920-30 Mitglied des Nationalrats, 1923-33 des Bundesrats. F i s c h e r , Cyrill, eigentl. Johann F., österr. Franziskaner, Theologe, Publizist, * 1 2 . 7 . 1 8 9 2 Schwarzenberg (Oberösterreich), f 1 1 . 5 . 1 9 4 5 St. Barbara (Kalifornien, USA). F. trat 1910 in das Franziskanerkloster in Pupping bei Eferding ein, wurde 1918 zum Priester geweiht und war 1920-23 Aushilfspater in Enns-St. Valentin. Er studierte an der Univ. Innsbruck Soziologie und übersiedelte 1924 nach Wien, w o er in der kath. Schul- und Erziehungsorganisation tätig war. Seit 1934 arbeitete F. an Dietrich von —»Hildebrands „Christlichem Ständestaat" mit. Als Gegner der Nationalsozialisten emigrierte er nach Ungarn, später über Italien, die Schweiz und Frankreich in die U S A , w o er den Namen Frank Shields annahm. Er verkehrte dort mit legitimistischen
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und konservativ-bürgerlichen Emigrantengruppen. F. veröffentlichte u.a. Die Hakenkreuzler (1932). WEITERE WERKE: Heilandsfeinde als Kinderfreunde. Werl 1928. - Der Nazispiegel. Wien 1932. - Katholische Kindererziehung. München [1931]. - Das Tagebuch der nationalen Revolution. Wien 1933. - Wie sieht der Katholik das jüdische Volk? Wien 1935. F i s c h e r , Engelbert, Augustiner-Chorherr, Theologe, Schriftsteller, * 7 . 3 . 1 8 3 3 Neukirchen (Oberösterreich), t 1 2 . 7 . 1 8 8 9 Stoitzendorf (Niederösterreich). F. trat 1854 in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein, wurde 1858 zum Priester geweiht und war seit 1871 Pfarrer in Neustift am Walde, später in Stoitzendorf, seit 1887 Landdechant von Sitzendorf. 1881-86 gab er die Zeitschrift „Für Aug und Herz" heraus. Als Jugend- und Volksschriftsteller veröffentlichte er u. a. das populärwissenschaftliche Werk Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur (1877-86) sowie die siebzehnbändige Sammlung Sonntags daheim (1880 ff.). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, 1957, S . 3 2 1 .
F i s c h e r , Ernst, Pseud. Peter Wieden, Pierre Vidal, österr. Journalist, Politiker, Schriftsteller, * 3 . 7 . 1 8 9 9 Komotau (Böhmen), f 3 1 . 7 . 1 9 7 2 Deutschfeistritz (Steiermark). Der Sohn eines k. u. k. Offiziers wurde 1918 zum Soldatenrat gewählt. Das Studium der Philosophie in Graz 1919 brach F. nach kurzer Zeit aus ökonomischen Gründen ab. 1920 trat er in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs ein. 1920-27 war F. Redakteur der Zeitung „Arbeiterwille" in Graz, 1927-34 der „Arbeiter-Zeitung" in Wien, w o er bald zu einem Idol der sogenannten Linksopposition und der sozialistischen Jugend wurde. Er machte die Bekanntschaft von Stefan Zweig und Ernst Toller, mit deren Unterstützung 1923 sein Drama Attilas Schwert in Wien aufgeführt wurde. 1934 Schloß sich F. der KPÖ an, emigrierte noch im selben Jahr nach Prag, floh 1938 mit seiner damaligen Frau Ruth von —> Mayenburg nach Moskau und arbeitete zeitweise im Volkskommissariat des Auswärtigen der UdSSR. 1938-43 war er Schriftleiter des deutschsprachigen theoretischen Komintern-Organs „Die Kommunistische Internationale" und seit 1941 Kommentator der deutschsprachigen Sendungen von Radio Moskau. 1945 kehrte F. nach Wien zurück. Von April bis Dezember 1945 gehörte er als Staatssekretär für Volksaufklärung, Unterricht, Erziehung und Kulturangelegenheiten der Provisorischen Staatsregierung —»Renner und 1945-59 dem Nationalrat an. 1945-47 war er Mitherausgeber und Chefredakteur der Tageszeitung „Neues Österreich". Mit Bruno —»Frei und Viktor —»Matejka gab F., der bis 1961 Mitglied des Politbüros der KPÖ war, die Zeitschrift „Österreichisches Tagebuch" heraus, deren Chefredaktion er 1957-60 innehatte. 1969 wurde er wegen seines Protestes gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten aus der KPÖ ausgeschlosssen. F. schrieb expressionistische Dramen und Lyrik, Kritiken und Essays. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören u. a. Freiheit und Diktatur (1934), Von der Notwendigkeit der Kunst (1959), Erinnerungen und Reflexionen (1969) und Das Ende einer Illusion. Erinnerungen 1945-1955 (1973) F. übersetzte Werke von Baudelaire und Verlaine. WEITERE WERKE: Die Krise der Jugend. Wien/Leipzig 1931. - Die faschistische Rassentheorie. Moskau 1941. - Der österreichische Volks-Charakter. London/ Zürich 1944. - Österreich 1848. Probleme der demokratischen Revolution in Österreich. Wien 1946. - Freiheit und Persönlichkeit. Drei Vorlesungen über die Probleme der materialistischen Philosophie. Wien 1947. - Herz und Fahne. Wien 1948 (Gedichte). - Dichtung und Deutung. Beiträge
Fischer zur Literaturgetrachtung. Wien 1953. - Zeitgeist und Literatur. Gebundenheit und Freiheit der Kunst. Wien u. a. 1964. Kunst und Koexistenz. Beiträge zu einer modernen marxistischen Ästhetik. Reinbek bei Hamburg 1966. - Werkausgabe in Einzelbänden. Hrsg. v. Karl-Markus Gauß. 8 Bde., Frankfurt/Main 1984-91. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 175 f. - Karl Kröhnke: E. F. oder Die Kunst der Koexistenz: Leben und Meinungen eines österreichischen Kommunisten. Frankfurt/Main 1994. - E. F., Texte und Materialien. Hrsg. v. Bernhard Fetz. Wien 2000. Fischer, Eugen Kurt, Publizist, * 6.1.1892 Stuttgart, t 15.11.1964 Stuttgart. Nach dem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft, das er 1915 mit der Promotion zum Dr. phil. an der Univ. Tübingen abschloß (Zur Stoff- und Formengeschichte des neueren Volkslieds), war F. dort als Assistent tätig und zählte zu den Redakteuren des Schwäbischen Wörterbuchs. 1919-29 Feuilletonchef beim „Kunstwart" in Dresden, bei der „Chemnitzer Allgemeinen Zeitung" und bei der „Königsberger Hartungschen Zeitung", war er seit 1929 Literarischer Leiter, Sendeleiter, stellvertretender Intendant, Oberspielleiter und Abteilungsleiter u.a. beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig und Dresden, bei der Reichsrundfunkgesellschaft Berlin (seit 1932), beim Westdeutschen Rundfunk in Köln, beim Reichssender Saarbrücken (seit 1941) und 1951-57 beim Hessischen Rundfunk. Er hatte die Geschäftsführung der Historischen Kommission des Deutschen Rundfunks inne und nahm Lehraufträge am Landeskonservatorium Leipzig, an der Staatlichen Musikhochschule und der Hochschule für Politik Berlin, der Akademie der Arbeit in Frankfurt/Main und an der Univ. Münster wahr. F. veröffentlichte u. a. Dramaturgie des Rundfunks (1942), Der Rundfunk. Wesen und Wirkung (1949) und Das Hörspiel (1965). WEITERE WERKE: Deutsche Kunst und Art. Dresden 1924. Königsberger Hartungsche Dramaturgie. Königsberg 1928. Hölderlin. München 1938. LITERATUR: Winfried B. Lerg: Ε. K. F t- In: Publizistik 9 (1964) S. 364 f. Fischer, Fritz, Zeichner, Illustrator, * 17.3.1911 Unterwiesenthal/Erzgebirge, t 17.11.1968 München. F. studierte an der TH Dresden und der Kunstakademie in Leipzig, wo er sich vorwiegend zum Zeichner und Illustrator ausbildete. Zunächst Pressezeichner für die „Neue Leipziger Zeitung", entstanden seit 1935 Illustrationen für verschiedene Verlage (u. a. Insel Verlag, Reclam, List, Brockhaus und Knaur). Von 1950 an lebte F. in Weidach bei Blaubeuren und übersiedelte 1960 nach München. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er vorwiegend für die Verlage Herder, Bertelsmann, Erich Hofmann (Heidenheim) und Maxililian Dietrich (Memmingen). Seine Federzeichnungen schmücken u.a. Werke von Christian —»Morgenstern, Ε.T.A. Hoffmann, Balzac und Hans Christian Andersen. LITERATUR: F. F.: Werkkatalog der illustrierten Bücher, 1935-1984. Memmingen 1984. - Reinhard Heinritz: Buchillustration als Kunstform. F. F. zu Ε. T. A. Hoffmann und Jean Paul. Frankfurt/Main u. a. 1999. - Volker Frank: F., F. In: AKL, Bd. 40, 2004, S. 334. Fischer, Gottlob Nathanael, Pädagoge, Schriftsteller, * 12.1.1748 Graba bei Saalfeld, f 20.3.1800 Halberstadt. F., Sohn eines Pfarrers und einer Pfarrerstochter, erhielt seinen ersten Unterricht durch seinen Vater. Nach dessen Versetzung (1758) besuchte F. die Saalfelder Stadtschule. 1763 wurde er nach dem Tod des Vaters in das Hallische Waisenhaus aufgenommen. F. studierte nach 1766 an der Univ. Halle Theologie, vor allem aber Philologie, Geschichte und
Naturwissenschaften, da er nicht Pfarrer, sondern Lehrer werden wollte. F., der schon als Student unterrichtet hatte, wurde 1769 Lehrer am Pädagogium der Franckeschen Stiftungen. Durch die Bekanntschaft mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim 1775 an das Halberstädter Martinum berufen, wurde er 1783 zum Rektor der dortigen Domschule ernannt. Berufungen an die Universitäten Halle und Breslau lehnte er ab. Der engagierte Pädagoge setzte sich zugleich für die Verbreitung der Aufklärung ein. F. war neben Gleim der engagierteste Förderer des Halberstädter literarischen Lebens. Als Initiator und Leiter der „Halberstädter literarischen Gesellschaft" redigierte er nicht nur zwischen 1785 und 1800 deren Zeitschrift, „Die Halberstädter gemeinnützigen Blätter", sondern war auch deren eifrigster Autor. Sein aufklärerisches Engagement spiegelte sich auch in weiteren Zeitschriften, die er mitherausgab („Fliegende Blätter für Freunde der Toleranz", „Aufklärung und Menschenveredelung", 1783/84; „Beiträge zur Verbesserung des öffentlichen Gottesdienstes der Christen", 1785-88; „Berlinisches Journal für Aufklärung", 1788-90; „Deutsche Monatsschrift", 1790-94). Wie viele Aufklärer im Umfeld Gleims war auch F. ein großer Verehrer Friedrichs II. Wenige Tage nach seiner Ernennung zum preuß. Konsistorialrat (11.3.1800) starb F. am 20.3.1800. WEITERE WERKE: Olavides und Rochow. Halberstadt 1779. - Parodien auf die Xenien. Halberstadt 1797. G. N. F.s auserlesene Gedichte. Hrsg. v. Christian Friedrich Bernhard Augustin. Halberstadt 1805. LITERATUR: Anneliese Schmitt: Die „Halberstädtischen gemeinnützigen Blätter zum Besten der Armen" (1785-1810). Inhalte und Probleme einer Zeitschrift der Popularaufklärung in der Periode des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus. In: Rudolf Weinhold (Hrsg.): Volksleben zwischen Zunft und Fabrik. Berlin 1982, S. 369-422. Hans Erich Bödeker Fischer, Guido, Wirtschaftswissenschaftler, * 8.6.1899 München, t 13.10.1983 München. Das Studium an der Handelshochschule in München Schloß F. 1921 mit dem kaufmännischen Diplom ab, wurde im folgenden Jahr in Frankfurt/Main promoviert und war seit 1923 Dozent an der Handelshochschule Mannheim, bevor er sich 1927 an der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. München habilitierte. Seit 1934 a. o.Prof. der Wirtschaftswissenschaft in München, wurde er 1944 wegen seiner politischen Gesinnung entlassen und war seit 1946 a.o.Prof. sowie Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Betriebswirtschaft und Sozialpraxis in München. F. gab seit 1949 die Zeitschrift „Mensch und Arbeit" heraus. WERKE: Betriebliche Marktwirtschaftslehre. Heidelberg 1953. - Partnerschaft im Betrieb. Heidelberg 1955. - Verantwortliche Betriebsführung. Stuttgart 1969. LITERATUR: G. F. 1899-1983. Hrsg. v. Eduard Gaugier. Mannheim 1999. Fischer, Hans, schweizer. Graphiker, Maler, Bühnenbildner, * 6.1.1909 Bern, t 19.4.1958 Interlaken. F. erhielt seine Ausbildung 1927 / 28 an der Ecole des BeauxArts et Art Industriel in Genf, 1928-30 an der Kunstgewerbeschule in Zürich, wo er in seiner künstlerischen Entwicklung entscheidend von seinem Lehrer Otto Meyer-Amden beeinflußt wurde. 1931/32 als Zeichner in einem Reklameatelier in Paris tätig, besuchte er Kurse an der Academie F. Leger und wirkte 1932-36 als Graphiker u. a. für Trickfilme und Schaufensterdekorationen; 1933-36 war er Mitarbeiter des „Nebelspalters". 1937 übersiedelte F. nach Zürich, entwarf u. a. 1941 die Bühnenbilder für das Cabaret Cornichon und schuf als Gebrauchsgraphiker Buchillustrationen, Plakate, Briefmarken und ähnliches, ferner Naturstudien und Kinderbilderbücher, zum Teil mit eigenen Texten.
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Fischer LITERATUR: Alfred Scheidegger: H. F., 1909-1958: Das druckgraphische Werk. Bern 1968. - H. F.: Radierungen. Hrsg. v. Kaspar Fischer. Zürich 1996. - Fedor Bochow: F., H. In: AKL, Bd. 40, 2004, S. 343-344. F i s c h e r , Heinrich, Buchhändler, Verleger, Politiker, * 29.1.1812 Wiesbaden, t 20.6.1883 Wiesbaden. Der Sohn des Skribenten und Hospitalverwalters Christian Wilhelm F. betrieb eine Buch- und Landkartenhandlung in Wiesbaden und war Mitherausgeber der „Freien Zeitung". 1839 gründete er einen belletristischen Lesezirkel, 1847 gemeinsam mit L. Friedrich ein „Lesekabinet für Zeitungen von allgemeinem Interesse". 1849-68 wirkte F., Mitglied der Demokratischen Partei, als Bürgermeister von Wiesbaden. Das Amt war ihm aufgrund der ersten durch die Wiesbadener Bürgerschaft vorgenommenen Wahl zugefallen. LITERATUR: Christian Spielmann: Achtundvierziger Nassauer Chronik. Darstellung der Ereignisse in Nassau im Jahre 1848. Wiesbaden 1899, S. 174. - Herbert Müller-Werth: Nassauische Zeitungen des Jahres 1848. In: Naussauische Annalen 60 (1943) S. 110. - Wolf-Heino Struck: Wiesbaden im Biedermeier. Wiesbaden 1981, S. 52, 55, 189, 226 u.ö. F i s c h e r , Heinrich, Schriftsteller, Regisseur, * 22.8.1896 Karlsbad, t 16.3.1974 München. Seit 1915 veröffentlichte F. Beiträge im ,.Prager Tageblatt" und studierte 1916-19 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien. 1920-23 Mitarbeiter der Berliner „Weltbühne", war er anschließend bis 1925 Produzent von Berthold —»Viertels Theaterensemble „Die Truppe" in Berlin, 1925/26 Lektor des „Drei-Masken-Verlags". 1926 wurde er Dramaturg an den Münchner Kammerspielen, 1928 am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin, 1931 Chefdramaturg an den Kammerspielen in München. 1933 ging er nach Prag, arbeitete für die „Neue Weltbühne" und war Leiter der Prager Deutschen Sendung. 1939 nach Großbritannien emigriert, ließ sich F. in London nieder, wo er Kabarettproduktionen leitete und seit 1941 als Autor und Regisseur für die BBC tätig war. Seit 1956 wieder in Deutschland, lebte er als Chefdramaturg des Bayerischen Fernsehens in München. F. veröffentlichte u. a. Der Märchenprofessor von Oxford (1959). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 299f. Fischer, Hermann, kath. Missionar, Publizist, * 13.9.1867 Bedingrade bei Essen-Frintrop, t 10.10.1945 Haan bei Düsseldorf. F., Sohn eines Arbeiters, trat 1886 in die Missionsgesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD) in Steyl (Niederlande) ein, studierte später Philosophie und Theologie in Mödling bei Wien und wurde 1897 zum Priester geweiht. 1898/99 setzte er seine Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften an der Univ. Berlin fort und unterrichtete als Gymnasiallehrer an verschiedenen Studienanstalten seines Ordens. 1910-22 und 1934-41 war F. Schriftleiter der illustrierten kath. Monatsschrift „Stadt Gottes", gab 1929-41 das „Katholische Jahrbuch" heraus und veröffentlichte eine Reihe von Biographien sowie aszetische und pädagogische Werke. 1920-32 gehörte er dem Generalrat der Gesellschaft des Göttlichen Wortes an und lebte seit 1929 in Rom. WERKE: Jesu letzter Wille. Steyl 1906. - Mit Herz und Hand fürs Heidenland. Steyl 1915. - Beispielsammlung aus der Heidenmission. 3 Bde., Steyl 1919. - Licht Christi. Leben Jesu in 370 Schriftenlesungen mit Erwägungen zur kurzen täglichen religiösen Lesung oder Betrachtung. 2 Bde., Klosterneuburg 1935/36. - Ich gehe zum Vater. Ein Buch über unsere Himmelshoffnung Steyl 1940. LITERATUR: Heinrich Kroes: F., H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 188 f.
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F i s c h e r , Karl, Schriftsteller, * 31.3.1881 Berlin, t 13.6.1941 Berlin. F., Sohn eines Geometers, gründete 1901 den „Wandervogel, Ausschuß für Schülerfahrten", der sich innerhalb weniger Jahre zu einer Schülerbewegung entwickelte, in der zunehmend weltanschauliche Probleme diskutiert wurden. 1904 legte F. die Führung nieder und gründete im selben Jahr den „Altwandervogel", aus dem er 1906 austrat. Das Studium der Rechtswissenschaften brach F. ebenso wie 1902 das der Sinologie ab, ging als Freiwilliger zum Seebataillon nach Tsingtau und war anschließend bei der deutschsprachigen Monatsschrift „Ostasiatischer Lloyd" in Shanghai tätig. 1914 geriet er in japanische Kriegsgefangenschaft. Seit 1920 wieder in Deuschland, lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. LITERATUR: Arnold Stenzel: F., K. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 196 f. F i s c h e r , Kurt, Politiker, * 1.7.1900 Halle, t 20.7.1950 Kolberg. Seine Ausbildung am Lehrerseminar konnte F., der sich 1918 dem Spartakusbund anschloß und im folgenden Jahr Mitglied der KPD wurde, nicht fortsetzen und ging 1921 nach Rußland, wo er an deutschsprachigen Schulen unterrichtete. Seit 1923 wieder in Deutschland, wandte er sich journalistischer Tätigkeit zu und war Redakteur des „Ruhr-Echos" in Essen, später als Mitarbeiter im Zentralpressedienst der Kommunistischen Partei in Berlin tätig. 1933 emigrierte F. in die UdSSR und war 1942/43 Dozent an der Univ. Kasan. Im Mai 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, amtierte bis Juli als Dresdner Oberbürgermeister, anschließend bis 1948 als Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen; seit 1946 war er Landtagsabgeordneter und stellvertretender Ministerpräsident sowie Innenminister der sächsischen Regierung. 1948 wurde F. Präsident der Zentralverwaltung für Inneres (seit 1949 Verwaltung der deutschen Volkspolizei). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 177. F i s c h e r , Max (Gustav Theodor Alexander), evang. Theologe, * 29.10.1847 Großläswitz bei Liegnitz (Schlesien), t 17.12.1915 Berlin. F., Sohn eines Lehrers, wirkte nach der theologischen Ausbildung als Pfarrer in verschiedenen schlesischen Gemeinden, 1893-1913 an St. Markus in Berlin. Er war Mitherausgeber der „Protestantischen Kirchenzeitung" und der Verhandlungen des fünften Weltkongresses für freies Christentum und religiösen Fortschritt (1910). Von —> Schleiermacher beeinflußt, vertrat F. eine idealistische Theologie, die ihn zum kirchlichen Liberalismus führte. WEITERE WERKE: Schleiermacher. Zum hundertjährigen Gedächtnis der Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Berlin 1899. - Die Wahrhaftigkeit in der Kirche. Berlin 1900. LITERATUR: Walter Delius: F., M. G. Τ. A. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 201. Fischer, Max, Agrarwissenschaftler, * 14.3.1858 Schmannewitz bei Dahlen, f 12.9.1913 BerlinLichterfelde. 1876-88 als Landwirt tätig, studierte F. anschließend Agrarwissenschaft an der Univ. Halle und war 1890-93 Assistent am Landwirtschaftlich-Physiologischen Laboratorium des dortigen Landwirtschaftlichen Instituts. Nach der erfolgten Promotion zum Dr. phil. 1892 war er 1893-96 erster Beamter für Tierzucht an der Landwirtschaftskammer in Halle und habilitierte sich 1895. 1896 wurde er a. o. Prof. an der Univ. Leipzig, 1901 a. o.Prof. für Landwirtschaft an der Univ. Halle. Daneben war F. als Chefredakteur der „Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung" tätig.
Fischer F i s c h e r , Max (David), Journalist, Publizist, * 11.5.1893 Breslau, f 2 1 . 5 . 1 9 5 4 New York. F., Sohn eines Kaufmanns, Schloß das Studium an den Universitäten Berlin, Heidelberg und München 1917 in Heidelberg mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Heinrich von Treitschkes Anschauungen Uber Wesen und Gegenstand der Geschichte), war als Journalist in den Niederlanden und München tätig und schrieb u.a. für die Zeitschrift „Hochland". Seit 1925 Auslandskorrespondent und -redakteur der Berliner „Deutschen Allgemeinen Zeitung", erhielt er 1933 Schreibverbot und emigrierte um 1937 in die USA, wo er bis 1953 als Leitartikler der „New Yorker Staatszeitung" sowie des „Herold" arbeitete. 1948-53 war er Dozent der Geschichte und vergleichenden Literaturwissenschaft an der New School for Social Research in New York. F. veröffentlichte u.a. Das Weltbild Dantes (1921). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 301. F i s c h e r , Otto, Pseud. Otto Berti, Publizist, Schriftsteller, * 3 . 1 0 . 1 8 7 2 Bärn (Mähren), t 8 . 2 . 1 9 1 5 Berlin. Der Kaufmannssohn studierte in Berlin, war Redakteur bei —> Kürschners .Jahrbuch" und „Bücherschatz" sowie Mitarbeiter der „National-Zeitung" in Berlin, gab die Buchreihe ..Deutsche Dramen der Gegenwart" heraus und übernahm 1909 die Leitung der Dramatischen Abteilung des „Bureaus Fischer" in Friedenau bei Berlin. F. schrieb zahlreiche BUhnenwerke, u. a. mit Norbert —»Falk das Lustspiel Teremtete (1900), das an fast allen deutschen Bühnen aufgeführt wurde. F i s c h e r , Ruth, geb. Eisler, gesch. Friedländer, gesch. Golke, gesch. Pleuchot, Politikerin, Publizistin, * 11.12.1895 Leipzig, t 13.3.1961 Paris. Die Tochter des Philosophen Rudolf Eislers und Schwester von Gerhart —> Eisler studierte in Wien, später an der Berliner Univ. Philosophie, Nationalökonomie und Politik, war während des Ersten Weltkriegs Sozialdemokratin und gehörte 1918 zu den Begründern der KPÖ in Wien. F. wurde Herausgeberin des „Weckrufs" (später „Die Rote Fahne") und Redakteurin der „Revolutionären Proletarierin". 1919 übersiedelte sie nach Berlin, Schloß sich der KPD an, zu deren linkem Flügel sie zählte, und wurde 1921 Vorsitzende der Berliner Parteiorganisation. 1924-26 gehörte F. dem Präsidium der Komintern an, war 1924-28 Reichstagsabgeordnete und betrieb zusammen mit Arkadij Maslow eine radikale Politik der „Bolschewisierung der Partei". Nach parteiinternen Auseinandersetzungen wurde F. 1926 aus der Partei ausgeschlossen. Sie beteiligte sich an der Organisation des Leninbundes, die jedoch wegen der Linksorientierung der Partei scheiterte. F. zog sich von einer aktiven politischen Tätigkeit zurück und arbeitete als Sozialfürsorgerin in Berlin. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1940 in die USA, arbeitete wissenschaftlich und publizistisch für die Harvard University und lebte seit 1945 als Publizistin in Paris. F. veröffentlichte Stalin and German Communism (1948, dt. 1950) und Die Umformung
der
Sowjetgesellschaft
(1958). 1948-60 w a r sie
Mitarbeiterin der „Frankfurter Hefte". LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 178 f. F i s c h e r , Samuel, Verleger, * 24.12.1859 Lipto Szent Miklös (Ungarn; heute Liptovsky Mikulas, Slowakei), t 15.10.1934 Berlin. Aus einer kleinbürgerlichen deutsch-jüdischen Familie stammend, kam F. 1874 nach Wien und erlernte hier den Buchhandel. Ende 1880 ging er als Buchhandelsgehilfe nach Berlin und wurde 1883 Teilhaber im Verlag Hugo Steinitz & Co. Am 1.9.1886 gründete er den „S. Fischer Verlag". Schon seit 1887 verlegte F. bedeutende Autoren des Naturalis-
mus (Ibsen, Tolstoj, Dostojewski, Zola). 1889 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Freie Bühne" und wurde deren Schatzmeister. Die Wochenschrift (seit 1892 monatlich) . f r e i e Bühne für modernes Leben" (seit 1904 „Die Neue Rundschau") wurde zum Verlagsorgan. Viele ihrer Autoren gewann F. für seinen Verlag. 1890 wurde Gerhart Hauptmann Autor des Verlags und blieb es bis an sein Lebensende. F., den man später den „Cotta des Naturalismus" genannt hat, legte sich nicht auf eine literarische Strömung fest, sondern folgte jeweils dem Wandel des zeitgenössischen Lebensgefühls, den er früher als andere Verleger wahrnahm. Für die Ausstattung seiner Bücher zog er junge Künstler heran und ging in seinen Vertriebsmethoden schon früh neue Wege. Die Abwendung vom Naturalismus wird deutlich durch die Gewinnung von Autoren wie Hermann —> Bahr, Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Jakob —> Wassermann, Ellen Key, Hugo von Hofmannsthal, Otto —> Flake. Sein Haus in der Erdener Straße, Berlin-Grunewald, geführt von seiner Frau Hedwig, geb. Landshoff (1871-1952), wurde zu einem Zentrum des literarischen Lebens in Berlin. Von Anbeginn war F. bestrebt, von seinen Autoren nicht nur Einzelausgaben zu veröffentlichen, sondern für ihr Werk insgesamt zu optieren und in gewissen Abständen auch Gesamtausgaben zu verlegen. 1908 begann „Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane" zu erscheinen, von der bis 1919 96 Bände vorlagen. Zur Auswertung der Theaterrechte seiner Autoren hatte F. schon 1903 einen verlagseigenen Bühnenvertrieb gegründet. Seit dem Ersten Weltkrieg wandte sich F. auch aktuellen Problemen zu (z.B. Walther —>Rathenau). Diese Tendenz verstärkte sich in den zwanziger Jahren, und F. bezog nun auch Wirtschaftsfragen in das Programm ein. Bücher ausländischer Politiker wie Leo Trotzki, Lloyd George und Franklin Delano Roosevelt machte er dem deutschen Publikum zugänglich. Der Verlag wurde 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Auf Moritz —»Heimann als Lektor folgte 1925 Oskar —> Loerke. 1926 heiratete Gottfried -> Bermann (1897-1995) F.s Tochter Brigitte (1905-1991) und trat in den Verlag ein, dessen Leitung er 1932 übernahm (Gerhart, der einzige Sohn F.s, war 1913 gestorben). Nun gewann der Verlag auch wieder jüngere deutsche Autoren wie Manfred -> Hausmann, Joachim Maass, Erika und Klaus - » M a n n , Klaus —> Mehnert, Rene —t Schickele. Als ausländische Autoren kamen hinzu John Dos Passos, Jean Giono, Eugene O'Neill, Virginia Woolf und andere. Das Werk Joseph Conrads wurde in 20 Bänden von 1926 bis 1939 verlegt. A m 18.10.1934 wurde F. auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Er hatte die seinem Verlag drohenden Gefahren kaum mehr wahrgenommen. Sein Schwiegersohn, nun Bermann-Fischer, und seine Tochter Brigitte gründeten 1936 mit den in Deutschland nun verbotenen Büchern den „Bermann-Fischer Verlag, Wien", während der in Berlin verbliebene Verlag unter der Leitung von Peter —»Suhrkamp zunächst noch als „S. Fischer Verlag K G " firmieren konnte. LITERATUR: Almanach. Das 48. Jahr. S. Fischer zum Gedächtnis. Berlin 1934. - Hans-Geert Falckenberg (Hrsg.): In memoriam S. Fischer. Frankfurt/Main 1960. - Peter de Mendelssohn: S. Fischer und sein Verlag. Frankfurt/Main 1970. - Friedrich Pfäfflin/Ingrid Kußmaul (Hrsg.): S. Fischer, Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil (Ausstellungskatalog). Marbach/Neckar 1985. Knut Beck (Hrsg.): 100 Jahre S. Fischer Verlag. 1886-1986. Eine Bibliographie. Frankfurt/Main 1986. - Samuel Fischer/Hedwig Fischer: Briefwechsel mit Autoren. Frankf u r t / M a i n 1989. Heinz Sarkowski
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Fischer-Colbrie F i s c h e r - C o l b r i e , Arthur, österr. Schriftsteller, * 2 5 . 7 . 1 8 9 5 Linz, t 3 0 . 1 2 . 1 9 6 8 Linz. F.-C. studierte an den Universitäten M ü n c h e n , Wien und Innsbruck Germanistik, 1 9 2 0 / 2 1 a m Salzburger Mozarteum Musik und arbeitete 1921-26 als Bankbeamter. 1926-30 war er als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte literarische Essays u. a. in den „Münchner Neuesten Nachrichten", in der „Neuen Zürcher Zeitung" sowie in österr. Zeitungen und Zeitschriften. 1930 wurde er B e a m t e r der Oberösterreichischen Landesregierung (Rechnungswesen). 1933-38 w a r F.C. Werbeleiter der Vaterländischen Front. 1942 wurde er Reichsbeamter in der Schul- und Kulturabteilung der nationalsozialistischen Landesregierung (Oberdonau). Nebenher publizierte er zahlreiche Artikel u. a. in den „Innviertler Nachrichten" (1933-39) und der „Tagespost" (1942) sowie Prosa und Lyrik in den Jahrbüchern „Stillere Heimat" (1941-44). 1938 erhielt er den Lyrikerpreis der „ D a m e " (Berlin). 1945 wurde F.-C. als Landesbeamter dem oberösterreichischen L a n d e s m u s e u m in Linz zugeteilt; 1947-60 war er am Institut f ü r Landeskunde tätig. Für sein literarisches Werk nach 1945, das vorwiegend liedhafte Naturgedichte, Erzählungen, D r a m e n und kritische Essays umfaßt, darunter Orgel der Seele (1953) und Gleichenberger Elegien (1961), w u r d e F.-C. m e h r m a l s ausgezeichnet. 1961 erhielt er den Theodor-Körner-Preis und den Adalbert-Stifter-Preis. Seit 1945 war F.-C. ständig freier Mitarbeiter am „Linzer Volksblatt". LITERATUR: Herbert Jocher: A. F.-C. Wesen und Werk. Diss. Wien 1953. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1989, S. 529 f. F i s c h e r - K a r w i n , Heinz, österr. Journalist, * 2 3 . 4 . 1 9 1 5 Linz, f 2 7 . 1 0 . 1 9 8 7 Wien. Der Offizierssohn wandte sich dem Schauspielberuf zu und erhielt Engagements in Troppau und Bochum. 1942 rückte er zur Wehrmacht ein. Nach Kriegsende wurde er Reporter b e i m deutschen Dienst der B B C , später bei Radiodiffusion frangaise in Paris. 1955 kehrte F.-K. nach Österreich zurück und wurde vor allem mit seinen Berichten über den Österreichischen Staatsvertrag zum Starreporter des Österreichischen Rundfunks. Zu seinen eigenen Sendereihen gehörten Bitte legen Sie ab. Wir blenden auf und Aus Burg und Oper. Für das Fernsehen gestaltete F.-K. zahlreiche Städte- und Landschaftsporträts. WEITERE WERKE: Ein Schauspieler ohne Text. Erlebnisse und Erfahrungen. Wien 1966. - Das teuerste Vergnügen der Welt. Die Wiener Staatsoper seit 1945. Salzburg 1979. LITERATUR: H „ F.-K. In: Oberösterreicher. Hrsg. v o m Oberösterreichischen Landesarchiv. Bd. 6. Linz 1988. F i t g e r , Emil(ius) Augustus, Journalist, * 1 5 . 1 2 . 1 8 4 8 Delmenhorst, f 9 . 4 . 1 9 1 7 Bremen. Der Sohn des Malers und Schriftstellers Arthur F. war nach d e m Besuch der Rektorschule in Delmenhorst und der Handelsschule in Bremen dort bis 1878 als K a u f m a n n tätig und wurde anschließend Mitarbeiter der „Weserzeitung", deren Chefredakteur er von 1886 bis zu seinem Tod war. Als Mitglied der Freisinnigen Volkspartei beschäftigte er sich mit Handelspolitik und Seeschiffahrt. F. veröffentlichte u. a. Unsere zukünftige Handelspolitik namentlich mit ÖsterreichUngarn (1916). WEITERE WERKE: D i e wirtschaftliche und technische Entwicklung der Seeschiffahrt. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Leipzig 1902. Neuausg. Vaduz 1990. - Ein Jahrzehnt in Schiffsbau, Reederei und Seeschiffahrt. Berlin 1909. - Das Seekriegsrecht nach den Beschlüssen der internationalen Konferenzen vom Haag 1907 und von London 1908-09. Berlin 1909. - Der Zollstreit Canadas mit den Vereinigten Staaten. Berlin 1910. - Die
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Organisation des britischen Weltreichs und die Londoner Reichskonferenz von 1911. Berlin 1911. LITERATUR: H a n s Jessen: F., E. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 216 f. - Fritz Peters: F., E. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 6. Hrsg. v. Edgar Kalthoff. Hildesheim 1969, S. 160-172. F l a c h , Karl-Hermann, Politiker, * 1 7 . 1 0 . 1 9 2 9 Königsberg (Preußen), t 2 5 . 8 . 1 9 7 3 F r a n k f u r t / M a i n . F., Sohn eines Prokuristen, wurde 1 9 4 4 / 4 5 beim Volkssturm eingesetzt und floh nach Mecklenburg. In der Sowjetischen Besatzungszone trat er in die Liberaldemokratische Partei Deutschlands ein und arbeitete drei Jahre lang als Volontär und Redakteur bei der von der L D P herausgegebenen „Norddeutschen Zeitung" in Schwerin. 1949 aus der D D R geflohen, ging er zum Studium der Politischen Wissenschaften nach Berlin (West) und Schloß sich der F D P an. Seit 1953 Redakteur von Europress, einem Pressedienst f ü r europäische Politik und Wirtschaft in F r a n k f u r t / M a i n , wurde er wenig später Redakteur des Dienstes „Wirtschaftsund Sozialpolitik" in Bonn. 1956 trat er als stellvertretener Leiter der Presseabteilung in die Bundesgeschäftsstelle der F D P ein, w u r d e Redakteur der „Freien Demokratischen Korrespondenz" und 1957 Leiter der politischen Abteilung. 1959-62 war F. Bundesgeschäftsführer der FDP. Nach der Beendigung seiner politischen Tätigkeit in Bonn w u r d e er 1962 Leiter des Ressorts Innenpolitik, 1964 stellvertretender Chefredakteur der „Frankfurter R u n d s c h a u " und bestimmte als solcher die Publizistik der Bundesrepublik mit. 1964 wurde ihm der Theodor-Wolff-Preis und 1969 der Deutsche Journalistenpreis der IG Druck und Papier verliehen. Politisch war F. ein Verfechter eines sozialliberalen Regierungsbündnisses. 1971 w u r d e er Generalsekretär der F D P , 1972 Mitglied des Deutschen Bundestags. F., dessen N a m e eng mit den Freiburger Thesen der F D P verbunden ist, veröffentlichte u . a . Erhards schwerer Weg (1963, 2 1964), Macht und Elend der Presse (1967), Unter uns Pharisäern (1968) und Noch eine Chance fir die Liberalen (1971, 6 1976). WEITERE WERKE: 1 Χ 1 der Politik. 12 Kapitel für den Staatsbürger. Reinbek 1970. - M e h r Freiheit für mehr M e n schen. Beiträge zu liberalen Politik. Red. Peter Juling. Baden-Baden 1979. LITERATUR: Walter Scheel: K.-H. F.: Liberaler aus Leidenschaft. M ü n c h e n u. a. 1974. - Beate Hardering: K.-H. F. und seine Bedeutung f ü r die Programmatik der F D P 1966 bis 71. Marburg 1977. - Christiane Reinecke: F., K.-H. In: M d B , Bd. 1, 2002, S. 215 f. F l a i s c h l e n , Cäsar (Otto Hugo), Pseud. Cäsar Stuart, C. F., Schriftsteller, * 1 2 . 5 . 1 8 6 4 Stuttgart, t 1 6 . 1 0 . 1 9 2 0 Gundelsheim / Neckar. Der Sohn eines Majors wuchs in Ellwangen auf und absolvierte seit 1883 eine Buchhandelslehre in Berlin und Brüssel. 1886-89 studierte er in Berlin, Heidelberg und Leipzig Philosophie und Philologie. 1889 wurde er mit einer Arbeit Uber den Dramatiker Otto Heinrich von —> Gemmingen promoviert. Seit 1891 in Berlin ansässig, trat F. 1895 in die Redaktion der Kunstzeitschrift „Pan" ein und leitete sie bis zu ihrer Auflösung 1900. Als Erzähler, Dramatiker und Lyriker war er anfangs v o m Naturalismus beeinflußt (u. a. Toni Stürmer, 1893). Später wandte sich F. dem Impressionismus zu. Seine Gedichte in Prosa Von Alltag und Sonne (1898) und seine Gedichtsammlungen in schwäbischer Mundart fanden bei einem breiten Lesepublikum Anklang. Stark autobiographische Z ü g e trägt F.s 1904 veröffentlichter Roman Jost Seyfried. LITERATUR: Wilhelm Zentner: F., C. In: F., C. Ο. H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 222. - Walter Hagen: C. F., Dichter
Fleckhaus 1864-1920. Stuttgart 1966. - Ingeborg Lohfink: C. F., Badegast und Dichter des „Mönchguter Skizzenbuchs". In: Mein P o m m e r n b u c h . Glückstadt 2001, S. 88-95. F l a k e , Otto, Pseud. L e o F. Kotta, Werrenwag, Karel Manders, Schriftsteller, * 2 9 . 1 0 . 1 8 8 0 Metz, f 1 0 . 1 1 . 1 9 6 3 Baden-Baden. N a c h d e m Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Straßburg Schloß sich F. dem Kreis j u n g e r elsässischer Autoren um R e n e —>Schickele und Ernst Stadler an. Mit ihnen gab er 1902 die europäisch orientierte Zeitschrift „Der S t ü r m e r " (seit 1903 „Der Merker") heraus. Zunächst Hauslehrer in St. Petersburg, ging F. 1907 als Feuilletonchef z u m „Leipziger Tageblatt". Seit 1909 lebte er als freier Schriftsteller an wechselnden Orten. Zahlreiche Reisen führten ihn u. a. nach London, Italien und Konstantinopel. Im Ersten Weltkrieg war F. in der Zivilverwaltung Belgiens in Brüssel tätig. N a c h Kriegsende lebte er zunächst in Zürich. Reisen führten ihn durch ganz Europa. 1927 wurde er aus politischen Gründen aus Italien ausgewiesen und lebte seit 1928 in Baden-Baden. Aus seinem umfangreichen Werk ragen insbesondere die Erziehungs- und Bildungsromane heraus. Viele seiner Werke spielen im deutschfranzösischen Grenzgebiet und thematisieren die deutschfranzösischen Beziehungen. F. vertrat einen aufgeklärten europäischen Universalismus, der vom Willen zur Vermittlung zwischen den Kulturen bestimmt war. Zu seinen Werken zählt der 1922 erschienene fünfteilige Roman Ruland und der vierbändige Roman Fortunat (1946, Neuausg. 1960), der zugleich eine Geschichte des 19. Jh. ist. F. schrieb ferner zahlreiche historische Werke, Dramen, Märchen, Essays, Reiseskizzen und philosophische Abhandlungen. Er übersetzte Stendhal und Balzac in die deutsche Sprache und verfaßte Arbeiten Uber die französische Literatur. WEITERE WERKE: Werke. Hrsg. v. Rolf H o c h h u t h / P e t e r Häftling. 6 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1973-76. - Schritt f ü r Schritt. Berlin 1912. - Die R o m a n e um Ruland. Berlin 1913-26. - Der Zeltweg. Berlin 1919. - Die Stadt des Hirns. Berlin 1919. - Nein und Ja. Berlin 1920. - S o m m e r r o m a n . Berlin 1927. - Die erotische Freiheit. Berlin 1928. - Ulrich von Hutten. Berlin 1929. - Marquis d e Sade. Berlin 1930. Scherzo. Berlin 1936. - Traktat vom Eros. München 1948. Der Pianist. Gütersloh 1960. - Es wird Abend. Gütersloh 1960 (Bibliogr.). - Spiel und Nachspiel. Gütersloh 1962. Ballade in Dur. Gütersloh 1963. LITERATUR: Hans Dieter Jakobs: Das Bild des Gesellschaft in O. F.s Romanzyklus Ruland. Edmonton, Alberta 1978. Michael Farin: O. F.s L a u d a - R o m a n e „Die Stadt des H i r n s " und „Nein und Ja". Bern, F r a n k f u r t / M . u. a. 1979. - Peter Härtling: Der u n b e q u e m e F. In: Ders.: Meine Lektüre. Literatur als Widerstand. Hrsg. v. Klaus Siblewski. D a r m s t a d t / Neuwied 1981. - Gerd Stockebrand: O. F. und der literarische Expressionismus. Diss. Würzburg 1986. - Hanspeter Gerlach: O. F. 1880-1963. Baden-Baden 1991. - Die U n vollendbarkeit der Welt. Ein Symposium über O. F. Hrsg. v. Ferruccio DelleCave. Bozen 1992. - Michael Farin: O. F. und Dada. 1918-1921. Siegen 1992. - Simone Orzechowski: O. F. et le roman. D e la revolte ä la sagesse. Diss. Paris 1995. F l e c h t h e i m , Alfred, Kunsthändler, Verleger, * 1 . 4 . 1 8 7 8 Münster, f 9 . 3 . 1 9 3 7 London. Nach einer kaufmännischen Lehre war F. im Getreidehandel tätig und wurde Teilhaber der Getreidefirma seines Vaters. 1908 begann er mit der Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke und organisierte in den folgenden Jahren Ausstellungen von modernen deutschen und französischen M a lern in Köln und Düsseldorf. 1913 gründete F. eine Galerie in Düsseldorf, später Niederlassungen in Köln und Berlin. 1927 siedelte er nach Berlin über. Die Galerie R e c h t h e i m entwickelte sich dort mit ihrer Sammlung zeitgenössischer,
insbesondere französischer Maler und exotischer Skulpturen zu einer der bedeutendsten Kunsthandlungen in Deutschland. F. war Mitherausgeber der Zeitschrift „ D e r Querschnitt". 1933 emigrierte er über Paris nach L o n d o n , w o er die erste Ausstellung der Werke Paul —> Klees veranstaltete. LITERATUR: Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophilen und Antiquare. Tübingen 1966. - Alex V ö m e l : A. F., Kunsthändler und Verleger. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch f ü r Bücherfreunde (1967). - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 303. A. F. - Sammler, Kunsthändler, Verleger. K u n s t m u s e u m Düsseldorf 1987. Ausstellung und Katalog: H a n s Peters und Stephan von Wiese mit M o n i k a Flacke-Knoch und Gerhard Leistner. - Wilmont Haacke: F.s und Wedderkops „Der Querschnitt". In: Publizistik 3 2 (1987) S. 354-360. - Thea Klestadt: „A great man in his profession." R e m e m b e r i n g the art dealer A. F. In: A u f b a u (1999) Nr. 16, S. 12 f. Ottfried Dascher: Die Ausgrenzung und Ausplünderung von Juden. Der Fall der Kunsthandlung und des Kunsthändlers A. F. In: Werner A b e l s h a u s e r / J a n - O t m a r H e s s e / W e r ner P l u m p e (Hrsg.): Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmertum. Neuere Forschungen z u r Wirtschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Festschrift für Dietmar Petzina zum 65. Geburtstag. Essen 2003, S. 125-138. F l e c k , Fritz, Komponist, Musikkritiker, * 2 4 . 1 0 . 1 8 8 0 Schwetz (Westpreußen), t 3 1 . 5 . 1 9 3 3 Köln. F. studierte Musik u . a . bei A r n o —»Kleffei, Paul Geisler, H a n s Pfitzner und Charles-Marie Widor. 1910 w u r d e er Musikkritiker der „Kölnischen Zeitung", 1926 der „Rheinischen Zeitung". F. komponierte vorwiegend Lieder und kammermusikalische Werke sowie musikalische Schauspiele wie etwa die Märchenoper Die Prinzessin auf der Erbse (1918). WEITERE WERKE: Seliges Sterben. Ein Gesang mit Klavier und Violine. Berlin 1907. - Der heilige Zorn. Mörder im Land. Köln 1915. - Aischa. Eine pantomimische Scene aus d e m Orient. Köln 1920. F l e c k h a u s , Willy, eigentl. Wilhelm August F., Graphiker, Buchgestalter, * 2 1 . 1 2 . 1 9 2 5 Velbert, t 1 2 . 9 . 1 9 8 3 Castelf r a n c o di Sopra (Toskana). F. war seit 1941 erst Volontär, dann Redakteur des „Fährm a n n s " im Christophorus-Verlag in Freiburg. 1943 zum Arbeitsdienst einberufen und seit 1944 als Soldat in Italien, war er nach der Rückkehr aus der G e f a n g e n s c h a f t 1 9 4 6 / 4 7 Assistent im Kunstverein Niederberg. 1950 w u r d e er Redakteur der Jugendzeitschrift „ A u f w ä r t s " im gewerkschaftlichen Bund-Verlag in Köln. 1953 ü b e r n a h m er deren gestalterische Leitung und wandelte sie zu einem Jugendmagazin um. 1959 wechselte F. zur „Welt der Arbeit". I m selben Jahr gründete er mit Adolf Theobald und Stephan Wolf die an amerikanischen Magazinen orientierte Zeitschrift „twen". F. war Art Director, zeitweise auch Chefredakteur des Magazins. Die Branche folgte dem neuen Stil der photographischen und typographischen Darbietung zunächst nur zögernd. Als Designer des Suhrkamp- und Insel-Verlags schuf F. das lange gültige Erscheinungsbild aller Buchserien und entwickelte dabei unter Verzicht auf bildnerische Blickfänge und vertrauend auf die Kraft der typographischen O r d n u n g einen strengen buchgraphischen Stil. 1963 entwarf er die „edition s u h r k a m p " mit ihren spektralfarbenen Einbänden. Seit den sechziger Jahren war F. als Gestalter für F i r m e n wie IIford, Mercedes-Benz oder Vorwerk und für Zeitschriften wie „Zeit-magazin", „Merian" oder „ M o d e und W o h n e n " tätig. Für den Westdeutschen R u n d f u n k entwarf er u. a. das neue Sendezeichen. 1972-74 war er Präsident des 1964 gegründeten Art Directors Club Deutschland. Seit 1972 gestaltete F., der 1971 unter dem Vorwurf des „ästhetisierenden Grap h i s m u s " als „twen"-Art Director gekündigt worden war, u. a. die offiziellen Bücher zu den Olympischen Spielen in München. 1974 als Prof. für Visuelle Kommunikation an
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Fleiner die Gesamthochschule Essen berufen, wechselte er 1980 als o. Prof. f ü r Graphic Design an die Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal. Unter dem N a m e n disegno arbeitete er f ü r das italienische Verlagshaus Boringhieri und den Piper Verlag. 1980 mit dem Layout des Magazins der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" beauftragt, war er fortan dessen Art Director. 1983 gestaltete F. die „Weiße Reihe" des Suhrkamp-Verlags. LITERATUR: D e r Marienbader Korb. Über die Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag. Hrsg. v. Siegfried Unseld. Hamburg 1976. - Hans-Michael Koetzle (Hrsg.): Twen. Revision einer Legende. München 1995. - Raimund Fellinger: Kleine Geschichte der edition suhrkamp. F r a n k f u r t / M a i n 2003. - Hans-Michael Koetzle: F., W . In: Α KL, Bd. 41, 2004, S. 130.
F l e i s c h e r , Paul, Politiker, * 6 . 1 . 1 8 7 4 Leipzig, t 2 0 . 1 . 1 9 6 0 Freiburg/Breisgau. F. besuchte 1887-93 das Lehrerseminar in Dresden und trat 1893 in den sächsischen Schuldienst ein. 1898-1901 studierte er an der Univ. Leipzig Philosophie, Nationalökonomie, Naturwissenschaften und Pädagogik. 1901-09 war er Verbandssekretär der Katholischen Arbeitervereine in Berlin. 1907-12 gehörte F. dem Reichstag an, nach dem Ersten Weltkrieg der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und 1920-24 als Zentrumspolitiker erneut d e m Reichstag. 1921-24 leitete F. den Untersuchungsausschuß über Verletzungen des Völkerrechts im Weltkrieg, 1929-31 war er Redakteur der Zeitschrift „Arbeit und Eigentum". In einer Reihe von Schriften und Artikeln beschäftigte sich F. mit sozialpolitischen Themen, insbesondere mit der Arbeiterfrage.
F l e i n e r , Albert, schweizer. Journalist, * 1 0 . 8 . 1 8 5 9 Aarau, t 1 7 . 6 . 1 9 0 2 Rom. F. studierte an den Universitäten Zürich, Leipzig und Berlin Jura; daneben beschäftigte er sich mit Literatur- und Kunstgeschichte sowie mit dem Theater und der Musik. 1884 trat er in Zürich in die Redaktion der „Neuen Zürcher Zeitung" ein, w o er zunächst für den Handelsteil, später f ü r den politischen Teil verantwortlich war. Zuletzt arbeitete er vornehmlich als Theater- und Kunstkritiker sowie als Reporter. Bekannt w u r d e F. vor allem durch einige größere Reportagen, zum Beispiel über das Versinken eines Teils der Stadt Z u g im See im Jahr 1887. Als Theater- und Kunstkritiker setzte er sich f ü r j u n g e Künstler ein und war wesentlich an der S c h a f f u n g einer ständigen Ausstellung im Künstlerhaus mitbeteiligt. Z u seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählten u. a. Arnold Böcklin, Gottfried Keller und Adolf Frey. LITERATUR: Z u r Erinnerung an A. F. Zürich 1902.
LITERATUR: Hans Lülfing: F., F. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 230 f. - M.d.R., 3 1994, S. 132.
F l e i s c h e r , (Georg) Friedrich, Buchhändler, Verleger, * 6 . 4 . 1794 Leipzig, t 2 2 . 9 . 1 8 6 3 Leipzig. F. übernahm 1819 die von seinem Vater 1788 gegründete Sortimentsbuchhandlung. Er verlegte Titelkupfer zu den Werken - > Goethes, - > Schillers und - > Wielands nach Zeichnungen von Johann Heinrich Ramberg, Moritz Retzsch und Schnorr von Carolsfeld. Durch den Ausbau seines Geschäfts zu einer der wichtigsten Kommissionsbuchhandlungen in Leipzig und durch seine Tätigkeit für die entstehenden buchhändlerischen Organisationen wurde F. zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Buchhandels des 19. Jahrhunderts. 1833 begründete er den Verein der Buchhändler in Leipzig mit, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod war. F. wirkte 1843 an der G r ü n d u n g des „Börsenblatts f ü r den deutschen Buchhandel" mit und war als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses an der Errichtung der ersten Buchhändlerbörse 1836 beteiligt. 1842 schuf er die Bestellanstalt zur Beschleunigung des Verkehrs zwischen den Leipziger Kommissionsbuchhändlern, 1853 rief er die erste Buchhändlerlehranstalt in Leipzig ins Leben. F l e i s c h e r , M a x , Journalist, * 2 3 . 9 . 1 8 7 7 Köln, t n . e . Nach dem Studium der Technik arbeitete F. mehrere Jahre als Ingenieur in einer Augsburger Maschinenfabrik und studierte anschließend in Frankfurt Nationalökonomie mit den Schwerpunkten Sozialpolitik und Soziologie. 1906-11 gab er als Generalsekretär der Nationalliberalen Partei in Frankfurt die politische Zeitschrift „Die M a i n b r ü c k e " heraus, wechselte 1911 zur „Kölnischen Zeitung" und leitete deren Frankfurter Redaktionsbüro. 1912 u n t e r n a h m er mehrere Reisen, u. a. nach Ägypten, Skandinavien, in den Balkan sowie nach West- und Mitteleuropa. 1916 gründete F. das Depeschenbüro Europapreß; ferner arbeitete er als Geschäftsführer der Telegraphen C o m p a g n i e G m b H Wien. 1914-24 war er Stadtverordneter in Frankfurt und stellvertretender Vorsitzender der Liberalen Fraktion.
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F l e i s c h e r , Richard, Verleger, * 7 . 5 . 1 8 4 9 Breslau, t 7 . 6 . 1 9 3 7 Wiesbaden. Durch ein großes Vermögen finanziell unabhängig, lebte F., Sohn eines Chemikers, als Privatmann und gründete 1877 die Halbmonats-, später Monatsschrift „Deutsche Revue", die zunächst in Berlin, später in Breslau, zuletzt in Stuttgart erschien. Diese an der „Deutschen Rundschau" orientierte Zeitschrift verfolgte eine liberale, von politischen Parteien unabhängige Zielsetzung. Durch die Mitarbeit renommierter Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens (u. a. Gustav - » F r e y t a g , Franz von Lenbach) und durch die Darstellung zeitgeschichtlich relevanter Sachverhalte hatte die „Deutsche R e v u e " beträchtlichen Einfluß auf das deutsche Geistesleben des 19. Jahrhunderts. F.s besonderes Interesse galt der deutsch-englischen Zusammenarbeit auf kulturellem und politischem Gebiet. Im Dezember 1922 mußte die „Deutsche R e v u e " eingestellt werden, da F. sein Vermögen in der Inflation verloren hatte. LITERATUR: Heinz Starkulla: F., R. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 233 f. F l e i s c h m a n n , Benno, österr. Kunsthistoriker, Schriftsteller, * 2 5 . 5 . 1 9 0 6 Wien, t 3 0 . 1 1 . 1 9 4 8 Wien. F. studierte an der Univ. Wien Kunstgeschichte, Archäologie und historische Hilfswissenschaften und wurde 1930 zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete als Volontär in der Bibliothek des Österreichischen M u s e u m s für Kunst und Industrie. 1932-38 Kustos an der Albertina, w u r d e er 1938 entlassen und mußte emigrieren. Nach seiner Rückkehr 1945 trat er wieder in den Dienst der Albertina. Daneben war F. als Theaterhistoriker und Schriftsteller tätig. 1946 gründete er die Theaterzeitschrift „ K o m ö d i e " und war ihr Chefredakteur. F. veröffentlichte Werke über Daumier, Goya und M a x Reinhardt und schrieb rund 25 Dramen. LITERATUR: Hermann Schreiber: B. F. gestorben. Wien 1948. F l e i s c h m a n n , (Michael) M a x , Jurist, * 5 . 1 0 . 1 8 7 2 Breslau, t 1 4 . 1 . 1 9 4 3 Berlin. F. studierte 1891-94 in Breslau Rechts- und Staatswissenschaften sowie Geschichte. N a c h der Promotion 1896 trat er in den Justizdienst in Halle ein und habilitierte sich 1902 an der dortigen Universität. 1910 erhielt F. einen Lehrauftrag f ü r Kolonialrecht, den ersten an einer preuß. Univ., und w u r d e 1911 a. o . P r o f . des Staats- und Völkerrechts an der Univ. Königsberg, 1919 o.Professor. 1921 folgte er einem Ruf an die Univ. Halle, gründete das Institut für Zeitungswesen und war 1 9 2 5 / 2 6 Rektor der Universität. F.s besonderes Interesse galt d e m Staats-, Kolonial- und Völkerrecht (Völkerrechtsquellen, 1905; Deutsches Verfassungserbgut von Reich zu Reich, 1928). Er vertrat Preußen
Flügel und Deutschland mehrmals in nationalen und internationalen Rechtsstreitigkeiten, u.a. 1919/20 bei den Vermögensauseinandersetzungen zwischen Preußen und Hohenzollern sowie 1930 bei der Haager Konferenz für die Kodifikation des Völkerrechts. 1935 wurde F. die Lehrbefugnis entzogen und zwangsweise in den Ruhestand versetzt. L I T E R A T U R : Hans Bursian: M. F. und das Institut für Zeitungswesen der Universität Halle/Wittenberg. In: Publizistik 36 (1991) S. 481-493. Fleischmann, Max, Pseud. Dr. Karl Thomas, Jurist, Verleger, * 13.6.1884 München, t 4.4.1960 Salzburg. F. studierte in München und Berlin, wurde 1906 in Erlangen zum Dr. phil., 1908 zum Dr. jur. promoviert und trat 1910 in den Dienst eines Handelsunternehmens. F. entfaltete eine rege schriftstellerische Tätigkeit insbesondere auf sozial- und wirtschaftspolitischem Gebiet. 1908 verfaßte er eine Petition an den Reichstag zur Verbesserung der Unehelichenfürsorge. 1910 begründete er durch eine Schrift das Luftversicherungsrecht. F. war Mitarbeiter zahlreicher Fachzeitschriften, Chefredakteur und Verleger der „Zeitschau" sowie Herausgeber der „Artemis"-Hefte. Er arbeitete als Kunstreferent für die Deutsche Telegraphen-Information, deren Leitung er 1925 übernahm. W E I T E R E W E R K E : A U S der Frühzeit der Bürgerkunde an höheren Schulen. Berlin 1913. - Die Alandfrage. Berlin 1918. - Der Domänenstreit in Hohenzollern. Halle/Saale 1922. - Christian Thomasius. Halle/Saale 1931. Neuausg. Aalen 1979. L I T E R A T U R : M . F. zum 60. Geburtstage. In: Zeitschrift für Völkerrecht 16 (1932) 4/5, S. 529-854. - Professor Dr. jur. M. F. In: Zeitungswissenschaft 9 (1934) 3, S. 138 f. M. F. In: Die Presse und Wir 1 (1950) 6/7, S. 8. Flemming, Carl, Verleger, * 10.11.1806 Gröbers bei Leipzig, f 1.11.1878 Glogau (Schlesien). F., der nach seiner Leipziger Buchhändlerlehre in Glogau, Torgau und München als Buchhändler tätig war, übernahm 1833 die 1790 gegründete Neue Güntersche Buchhandlung, Druckerei und Verlag in Glogau. Zunächst gestaltete er den hier erscheinenden „Niederschlesischen Anzeiger" in seiner äußeren Form attraktiver und ließ ihn seit 1868 täglich erscheinen, nachdem er zuvor zwei-, dann dreimal wöchentlich verbreitet worden war. Bedeutsam wurde für den Verlag der Druck von Karten und Atlanten. 1839 wurde der erste Volksschulatlas veröffentlicht, der weite Verbreitung fand. Zahlreiche sonstige Atlanten folgten, darunter der geschichtliche Schulatlas von Rhode und der Atlas für höhere Schulen von Richter. 1843 erschien der von K. Sohr bearbeitete Handatlas der neueren Erdbeschreibung, seit der von Heinrich Berghaus verbesserten 5. Auflage als „Sohr-Berghaus". Das daneben bedeutendste Kartenwerk des Verlags Flemming war die 200 OOOteilige topographische Spezialkarte von Deutschland, die auf Veranlassung Friedrich Wilhelms III. erarbeitet worden war. 1875 ging der Kartenverlag F.s durch Kauf in den Besitz des Großen Generalstabs über. Seit 1854 erschienen bei Flemming auch Jugendzeitschriften. Zu den größeren Unternehmungen des Verlags zählen das vierbändige Werk Die Hohenzollern und das Reich von Fedor Koppen und Silesia oder Schlesien in historischer, romantischer und malerischer Beziehung (Bd. 1: 1841; 3 Bde., 1885-89). Seit den sechziger Jahren des 19. Jh. erschienen bei Flemming Sonderkarten zu den jeweiligen Kriegsschauplätzen. L I T E R A T U R : Niederschlesischer Anzeiger vom 23.6.1909 (Sondernummer zum 100jährigen Jubelfest der Zeitung). Paul Knötel: C. F. In: Schlesische Lebensbilder. Bd. 1. Hrsg. v. Friedrich Andreae u. a. Breslau 1922. Nachdr. Sigmaringen 1985, S. 72-74.
Flinzer, Fedor Alexis, Pseud. Alexis Zerflin, Maler, Zeichner, * 4.4.1832 Reichenbach (Vogtland), t 13.6.1911 Leipzig. F. besuchte seit 1849 die Dresdner Kunstakademie und bildete sich danach im Meisteratelier von Julius Schnorr von Carolsfeld für Märchen- und Sagendarstellungen aus. 1859 wurde er als Zeichenlehrer nach Chemnitz, 1873 als städtischer Zeicheninspektor nach Leipzig berufen, wo er die Organisation und Supervision des Zeichenunterrichts an sämtlichen Schulen wahrnahm; gleichzeitig gab er Unterricht am Leipziger Gymnasium. Mit seinem Lehrbuch des Zeichenunterrichts an deutschen Schulen (1876) begründete F. die wissenschaftliche Methode des Zeichenunterrichts. Als Künstler war F. mit Illustrationen zu rund 100 Fabel-, Tier- und Kinderbüchern erfolgreich. Er arbeitete auch für Publikumszeitschriften wie „Die Gartenlaube", „Reclams Universum" und „Daheim". LITERATUR: Fedor Bochow u. a.: Kinder, Katzen, Kunst. Der Bilderbuchkünstler F. A. F. (1832-1911). Troisdorf 2003. Fedor Bochow: F., F. A. In: AKL, Bd. 41, 2004, S. 254-256. Flöter, Hubertus (Hubs), Photograph, * 1910 Köln, t 1976 München. F. besuchte 1927/28 die Gewerbeschule Köln und studierte 1928-31 an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München. 1932-34 war er im Studio von Hugo Schmölz in Köln und 1935-38 im Atelier Binder in Berlin tätig, das er 1938 übernahm. F., seit 1933 Mitglied der NSDAP, arbeitete vor allem für Zeitschriften wie „Die Neue Linie", „Die Mode" und „Hella". 1940/41 war er Leiter der Bildstelle der Ufa in Berlin und 1941-45 Photograph in einer Propagandakompanie. Nach 1945 entstanden u.a. Bildzyklen über Stuttgart, Köln und München. Seit 1950 widmete sich F. erneut der Mode, war für die Zeitschriften „Film und Frau" und „Constanze" tätig und entwickelte sich zu einem führenden Photographen der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Franz C. Gundlach (Hrsg.): Vom New Look zum Petticoat. Deutsche Modephotographie der fünfziger Jahre. Berlin 1984. Florencourt, Franz Chassot von, Journalist, * 4.7.1803 Braunschweig, t 9. /10. 9.1886 Paderborn. F. studierte in Marburg Jura und Staatswissenschaft, engagierte sich in der Burschenschaftsbewegung und wurde 1834 im Rahmen der sogenannten Demagogenverfolgung in Kiel inhaftiert. 1838 kam er durch die Vermittlung des liberalrevolutionären Dozenten Ludolf —» Wienbarg in die Redaktion der „Literarischen und kritischen Blätter der Börsenhalle" und war für verschiedene Zeitungen journalistisch tätig. In den revolutionären Vorgängen der Jahre 1848/49 ergriff F., der mit Karl —>Marx verschwägert war, für die extreme Rechte Partei. 1851 trat er zum Katholizismus über und setzte sich u.a. in Wien und Köln publizistisch für die kath. Bewegung ein, bekämpfte jedoch zusammen mit den Altkatholiken das Vatikanum. Seit 1858 lebte er als Beamter in Paderborn. F. veröffentlichte u. a. Zur preußischen Verfassungsfrage (1847) und Meine Bekehrung zur christlichen Lehre und christlichen Kirche (1852). W E I T E R E W E R K E : Politische, kirchliche und literarische Zustände in Deutschland. Ein journalistischer Beitrag zu den Jahren 1838 und 1839. Leipzig 1840. - Katholische Briefe. Wien 1871. - Über die Stellung und die Massnahmen der Staatsregierung gegen den Ultramontanismus. Bonn 1872. L I T E R A T U R : Johann Saß: F., F. C. In: ADB, Bd. 48, 1971, S. 594-600. Flügel, Ernst (Paul), Komponist, Dirigent, * 21.8.1844 Halle/Saale, t 20.10.1912 Breslau. Der Sohn des Musikers und Komponisten Gustav F. erhielt eine musikalische Ausbildung von seinem Vater und
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Flügel besuchte das Institut für Kirchenmusik sowie die Musikhochschule in Berlin. Nach Studien bei Hans von Bülow, Flodoard —»Geyer und Friedrich Kiel lebte er als Musiklehrer in Treptow und Greifswald. 1867 wurde er Organist und Gesanglehrer am Gymnasium in Prenzlau, 1879 Kantor an der Bernhardinkirche in Breslau. Dort gründete F. den nach ihm benannten gemischten Chor, den er 22 Jahre lang leitete. 1888 wurde er Kgl. Musikdirektor, 1901 zum Prof. ernannt. Seit 1880 war er erster Musikreferent der „Schlesischen Zeitung". F. gab rund 60 Werke heraus, insbesondere A-capella-Chöre für kirchliche Zwecke, aber auch Lieder, Klavierstücke, Orgel- und Kammermusikwerke. Flügel, Heinz, Publizist, Schriftsteller, * 16.3.1907 Säo Paulo, f 5.5.1993 Tutzing. Der Sohn eines Diplomaten wurde in Brasilien geboren und verbrachte seine Kindheit in Helsinki. Nach dem Philosophiestudium in Berlin arbeitete er als Lektor bei der „Rabenpresse", bei der „Deutschen Rundschau" und an der Deutschen Akademie in Gent. 1930 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband Mythen und Mysterien. Nach dem Zweiten Weltkrieg redigierte er zunächst die kath. Zeitschrift „Hochland", 1951-60 war er Herausgeber der evang. Zeitschrift „Eckart". Seit 1950 war F. Mitarbeiter der Evangelischen Akademie Tutzing, an der er die Theatertagungen leitete. Er schrieb Gedichte, Novellen (Verzauberte Welt, 1936), Dramen (u.a. Schalom, 1952), Essays und Hörspiele. 1987 erschien seine Autobiographie Zwischen den Linien. WEITERE WERKE: Wölund. Tragödie. Berlin 1938. - Albwin und Rosimund. Berlin 1939. - Finnische Reise. Darmstadt 1939. - Tragik und Christentum. Berlin 1941. - Mensch und Menschensohn. München/Kempten 1947. - Dichtung und Frömmigkeit. München 1949. - Im Vorfeld des Heils. Stuttgart 1960. - Die Botschaft des Partisanen. Stuttgart 1969. Angst und Schuld. Hamburg 1970. - Grenzüberschreitungen. Stuttgart 1971. LITERATUR: Paul Rieger: Benennen und Bekennen: Festschrift für H. F. zum 65. Geburtstag. München 1972. Fliirscheim, Michael, Fabrikant, Sozialreformer, * 27.1.1844 Frankfurt/Main, t 24.4.1912 Berlin. F. entstammte einer Bankiersfamilie und verbrachte einen Teil seiner Jugend in Amerika. 1872 nach Deutschland zurückgekehrt, erwarb er 1873 die Eisenwerke in Gaggenau und leitete sie bis 1888. Danach als Schriftsteller tätig, beschäftigte sich F. vor allem mit Fragen der Bodenreform. Er verfocht eine Verstaatlichung des Bodens und gründete zur Verbreitung seiner Ideen die Zeitschriften „Deutsch Land" und „Freiland" sowie den Deutschen Bund für Bodenbesitzreform. 1902 beteiligte er sich an einem Vorhaben, in Mexiko eine Bodenreformerkolonie ins Leben zu rufen, das jedoch bald scheiterte. Ebensowenig Erfolg war seinen Versuchen der Gründung einer Währungsbank und einer Wohnungsreform beschieden. WERKE: Das Staatsmonopol des Grundpfandrechts als Weg zur Reform unserer wirtschaftlichen Verhältnisse. Minden 1885. - Der einzige Rettungsweg. Dresden/Leipzig 1890, 3 1894. - Not aus Überfluß. Beitrag zur Geschichte der Volkswirtschaft insbesondere der Boden-Reform. Leipzig 1909. LITERATUR: Friedrich Lütge: F., M. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 262 f. F o c k , Otto, evang. Theologe, Politiker, * 29.4.1819 Schwarbe (Rügen), t 24.10.1872 Stralsund. Weil die Univ. Berlin ihm nach dem Theologiestudium wegen seiner liberalen Haltung die Promotion verweigerte, wich F. nach Greifswald aus, wo er aus ähnlichem Grund auf die Habilitation verzichten mußte. An der Univ. Kiel konnte er sich schließlich 1843 habilitieren und bis 1848 als Privatdozent hauptsächlich Dogmengeschichte und neuere
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Theologie vortragen. Mit seinen Vorlesungen verband F. eine rege schriftstellerische Tätigkeit für Zeitschriften, Monatsblätter und Jahrbücher. 1847 erschien seine Schrift Der Socianismus nach seiner Stellung in der Gesamtentwicklung des christlichen Geistes (Neudr. 1970). Die Erhebung Schleswig-Holsteins beendete 1848 F.s akademische Laufbahn; er wurde leitender Redakteur der „Norddeutschen Freien Presse", 1850 Abgeordneter in der SchleswigHolsteinischen Landesversammlung. Er veröffentlichte u. a. Rttgensch-pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten (6 Bde, 1861-72, Nachdr. 1992/93) und SchleswigHolsteinische Erinnerungen (1863). LITERATUR: Adolf Häckermann: F., Ο. H. F. In: ADB, Bd. 7, 1968, S. 142-145. - Dietrich Korth: O. F. In: Pommern 12 (1974) 3, S. 38 f. - Herbert Ewe: O. F. In: Ders.: Bedeutende Persönlichkeiten Vorpommerns. Weimar 2001, S. 41-46. F ö c h e r , Matthias, Gewerkschafter, * 7.11.1886 Köln, f 9.11.1967 Farchant (Oberbayern). F. absolvierte eine Schlosserlehre, besuchte die Maschinenbauschule in Köln, trat 1907 dem Christlichen Metallarbeiterverband (CMV) bei und war an der Gründung des Elberfelder Eisenbahnerverbandes beteiligt. 1905-33 war er Mitglied der Zentrumspartei. F. wurde Geschäftsführer des CMV u. a. in Gevelsberg, Hamm und Neuwied, führte seit 1920 das sozialpolitische Dezernat der CMVHauptverwaltung und hatte die Schriftleitung des Verbandsorgans „Der deutsche Metallarbeiter" inne. Seit 1920 für die CMV-Jugendarbeit verantwortlich, war er Herausgeber der Jugendschrift „Der Hammer" und wurde 1933 nach der Auflösung der Gewerkschaften entlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte F. Anteil am Aufbau der Gewerkschaft und der CDU (seit 1945 Mitglied). Seit 1947 war er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der britischen Zone, seit 1949 des bundesweiten DGB. F ö r d e r e r , Albert, kath. Theologe, Journalist, * 3.3.1828 Rastatt, t 23.1.1889 Lahr. Nach dem Theologiestudium empfing F. 1853 die Priesterweihe und wurde Vikar in Waibstadt und Achern, 1855 Pfarrverweser in Lahr, 1862 Pfarrer, 1874 Dekan. Er war Redakteur des 1868 gegründeten Lahrer „Anzeigers für Stadt und Land", setzte sich für die Rechte der kath. Kirche in Baden ein und war 1871-87 Mitglied der badischen Ständekammer. F. wurde 1889 ermordet. WERKE: Erinnerungen aus Rastatt. Lahr 1899. Neuausg. Offenburg 1948. LITERATUR: Chr. Schömperlen: Leben und Tod des Hochw. Dekans und Stadtpfarrers A. F. in Lahr. Mit dessen Porträt sowie der von Geistl. Rat Lender gehaltenen Grabrede. Lahr 1889. - Joseph Schofer: Der Volksbote und Blättleschreiber von Lahr. In: Ders.: Mit der alten Fahne in die neue Zeit. Politische Plaudereien aus dem „Musterländle". Freiburg/ Breisgau 1926, S. 26-32. Forst, Walter, Historiker, Journalist, * 20.12.1920 Düsseldorf, t 10.10.1993 Köln. F. wurde 1961 erster Leiter der neugegründeten Landesredaktion des Hörfunks des Westdeutschen Rundfunks. Als Kenner der nordrhein-westfälischen Landesgeschichte beeinflußte er publizistisch das Zusammenwachsen des Landes und erwarb sich u.a. als Herausgeber der Zeitschrift „Geschichte im Westen" sowie als Gründer des „Brauweiler Kreises für Landes- und Zeitgeschichte" Verdienste, für die ihm 1982 der Professorentitel verliehen wurde. F. veröffentlichte u. a. eine Geschichte Nordrhein-Westfalens (2 Bde., 1970).
Fontana WEITERE WERKE: Hrsg.: Menschen, Landschaft und Geschichte. Ein rheinisch-westfälisches Lesebuch. Köln/Berlin 1965. - Hrsg.: Beiträge zur neueren Landesgeschichte des Rheinlandes und Westfalens. Köln/Berlin 1968. - Hrsg.: Rundfunk in der Region. Probleme und Möglichkeiten der Regionalität. Köln u. a. 1984. - Hrsg.: Die Länder und der Bund. Beiträge zur Entstehung der Bundesrepublik Deutschland. Essen 1989. LITERATUR: Klaus Pabst: Bibliographie W. F. In: Geschichte im Westen 8 (1993) S. 142-145. - W. F. (1920-1993). In: Ebd., S. 136 f. - Karl Arnold: W. F. In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 7. Hrsg. v. Bernhard Poll. Köln 1977, S. 295-317. Förster, Erich, evang. Theologe, * 4.11.1865 Greifswald, t 12.10.1945 Frankfurt/Main. Nach dem Theologie- und Geschichtsstudium an den Universitäten Marburg und Berlin wurde der Sohn des Juristen und Politikers Franz F. 1893 Pfarrer in Hirschberg (Schlesien), 1895 in der deutsch-reformierten Gemeinde in Frankfurt/ Main. Er habilitierte sich 1907 an der Univ. Frankfurt für Kirchengeschichte und war 1915-34 ordentlicher Honorarprofessor. F., Schüler Adolf von Harnacks, war Mitarbeiter an Martin —> Rades „Christlicher Welt", trat als Historiker durch das Werk Die Entstehung der Preußischen Landeskirche unter der Regierung König Friedrich Wilhelm III. (2 Bde., 1905-07) hervor und nahm 1915-25 als Konsistorialrat an der Leitung des Frankfurter Kirchenwesens teil. In zahlreichen Veröffentlichungen untersuchte er das Verhältnis von Kirche und Staat. Nach 1933 Schloß sich F. der „Bekennenden Kirche" an. Seine Lebenserinnerungen erschienen 1996. WEITERES WERK: „Liebes Sabinchen . . . " E. F. schreibt an seine Tochter. Briefe aus den Jahren 1921 bis 1945. Karlsruhe-Rüppurr 1998. LITERATUR: Karl Gerhard Steck: F., E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 277 f. - Dieter Stoodt: Martin Buber - E. F. - Paul Tillich: Evangelische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt a.M. 1914 bis 1933. Frankfurt/ Main u. a. 1990. - Matthias Wolfes: F., E. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 175. Förster, Friedrich Wilhelm, Philosoph, Pädagoge, Journalist, * 2.6.1869 Berlin, f 9.1.1966 Kilchberg bei Zürich. Der Sohn des Astronomen Wilhelm F. Schloß das Studium der Philosophie an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Berlin 1893 mit der Promotion ab (Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zur Kritik der reinen Vernunft). 1895 wurde er als Redakteur der von seinem Vater gegründeten Zeitschrift „Ethische Kultur" wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. Nach der Habilitation für Ethik und Pädagogik 1898 (Willensfreiheit und sittliche Verantwortlichkeit. Eine sozialpsychologische Untersuchung) war F. seit 1901 Privatdozent in Zürich, ging 1912 als Prof. nach Wien und lehrte 1914-20 in München Ethik und Sozialwissenschaften. Während des Ersten Weltkriegs wandte er sich gegen die Kriegspolitik Deutschlands, dem er die Schuld am Krieg vorwarf, und mußte seine Lehrtätigkeit aufgeben. F. emigrierte nach Aufenthalten in der Schweiz (1922-26), in Paris (1926-36) und in den französischen Alpen (1936-40) 1940 in die USA. 1963 kehrte er in die Schweiz zurück. F. setzte sich als überzeugter Pazifist und politischer Ethiker vor allem für eine Charakter-, Sexual- und politische Erziehung ein. Er veröffentlichte u. a. Schule und Charakter. Beiträge zur Pädagogik des Gehorsams und zur Reform der Schuldisziplin (1907, l51953), Sexualethik und Sexualpädagogik (1907, 6 1952), Angewandte politische Ethik (2 Bde., 1922-24) und Politische Erziehung (1959, 21964). WEITERE WERKE: Technik und Ethik. Leipzig 1905. - Christentum und Klassenkampf. Leipzig 1908, 4 1919. - Autorität und Freiheit. Betrachtungen zum Kulturproblem der Kirche.
Kempten 1910, 21 1922. - Schuld und Sühne. München 1911. 4., veränderte Aufl., Trier 1961. - Alte und neue Erziehung. Luzern 1936. LITERATUR: Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. Seine Lebensarbeit in Beiträgen seiner Freunde. Schlüchtern 1921. Ludwig Pilger: F. W. F. als Ethiker, Politiker und Pädagoge. München 1922. - Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. und die wirkliche Welt. Zürich 1928. - Hermann Görgen: Beiträge zur Geschichte der ethischen Bewegung und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen und pädagogischen Ansichten F. W. F.s bis zum Jahre 1904. Bonn 1933. - Josef Antz/Franz Pöggeler (Hrsg.): F. W. F. und seine Bedeutung für die Pädagogik der Gegenwart. Ratingen 1955. - Heinrich Lutz: Deutscher Krieg und Weltgewissen. F. W. F.s politische Publizistik und die Zensurstelle des bayerischen Kriegsministeriums. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 25 (1962) S. 470-549. - Herbert Burger: Politik und Ethik bei F. W. F. Bonn 1969. BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 307 f. - Max Pascal: Pädagogische und politische Kritik im Lebenswerk F. W. F.s (1869-1966). Stuttgart 1999. - Maria Hoschek: F. W. F. (1869-1966). Mit besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zu Österreich. Frankfurt/Main u.a. 2002. Folien, August (Adolf Ludwig), eigentl. August Follenius, Pseud. Dietlieb Winnheim, Heimlob Horsa, ein Verschollener, Reimar der Alte, Germanist, Schriftsteller, * 21.1.1794 Gießen, f 26.12.1855 Bern. F. studierte an der Univ. Gießen Philosophie und Theologie, nahm im hessischen Korps als freiwilliger Jäger 1814 am Feldzug gegen Frankreich teil und hielt sich danach zum Jurastudium in Heidelberg auf. 1817 übernahm er die Redaktion der Elberfelder „Allgemeinen Zeitung", wurde wegen burschenschaftlicher Umtriebe 1819-21 in der Berliner Stadtvogtei inhaftiert und emigrierte 1821 in die Schweiz. 1822-27 lehrte F. als Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der Kantonsschule Aarau, ging nach Zürich und war 1832-36 Mitglied des Großen Rats. Sein Haus wurde Mittelpunkt eines literarisch-politischen Kreises deutscher Emigranten; F. war Mentor und Mäzen Gottfried Kellers und Georg —> Herweghs. Er gab Freye Stimmen frischer Jugend (1819) und die Anthologie Bildersaal deutscher Dichtung (2 Bde., 1828/29) heraus. F. selbst schrieb romantische Balladen und Romanzen. LITERATUR: Edmund Spevack: A. A. L. F. (1794-1855). Political radicalism and literary romanticism in Germany and Switzerland. In: The Germanic Review 71 (1996) 1, S. 3-22. Fontana, Oskar Maurus, österr. Journalist, Schriftsteller, * 13.4.1889 Wien, t 4.5.1969 Wien. F. wuchs auf dem Weingut seines Vaters in Knin (Dalmatien) auf, studierte an der Univ. Wien Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft, nahm als österr. Offizier am Ersten Weltkrieg teil und arbeitete seit 1909 als freier Schriftsteller und Theaterrezensent. Er war für zahlreiche, u.a. expressionistische Zeitschriften tätig, schrieb Essays sowie Lyrik und wandte sich gegen die impressionistische Theaterkritik. 1917/18 gab F. zusammen mit Alfons Wallis „Das Flugblatt" heraus, wurde 1945 Kulturredakteur des „Neuen Österreich" und war 1945-49 Chefredakteur von Wiener Tageszeitungen. Er arbeitete als Universitätslektor in Wien, leitete die „Österreichische Buchgemeinschaft" und war 1959-64 Präsident des österr. PEN-Clubs. F. wurde mit der Anthologie Die Aussaat. Prosa und Verse einer neuen Jugend (1916) Wegbereiter des österr. Expressionismus. Er veröffentlichte u. a. den Roman Die Erweckung (1919). LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u. a. 1989, S. 532 f.
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Fontane Fontane, Theodor, eigentl. Henri Theodore F., Schriftsteller, Journalist, Kritiker, * 30.12.1819 Neuruppin, t 20.9.1898 Berlin. F.s Eltern waren Nachkommen von Hugenotten, die 1685 Frankreich verlassen und in Berlin Zuflucht gefunden hatten. Sein Vater war Apotheker, der sich 1819 in Neuruppin niedergelassen hatte. Hier und in Swinemünde, wohin die Familie 1827 übersiedelte, verlebte F. die Kindheit, die er in seinem autobiographischen Alterswerk Meine Kinderjahre (1894) schildert. 1832 besuchte er das Gymnasium in Neuruppin und 1833-36 die Klödensche Gewerbeschule in Berlin. Obgleich sein Interesse der Literatur und der Geschichte galt, absolvierte er 1836-40 in Berlin eine Apothekerlehre und arbeitete bis zu seinem Staatsexamen (1847) als Apothekengehilfe in Burg bei Magdeburg, Leipzig, Dresden, Letschin (Oderbruch) und, nach einjährigem Militärdienst (1844/45), wieder in Berlin. Nachdem er im Krankenhaus „Bethanien" Diakonissinnen in Pharmazie unterrichtet hatte, gab er den ungeliebten Beruf auf und versuchte 1849 als freier Schriftsteller zu leben, was aber mißlang. 1850 erhielt er eine journalistische Anstellung bei der preuß. Regierung und heiratete Emilie Rouanet-Kummer, die ihm zwischen 1851 und 1864 vier Kinder gebar. 1852 und 1855-59 lebte er als preuß. Presse-Beauftragter in England und trat nach seiner Rückkehr 1860 in die Redaktion der konservativen „Neuen Preußischen Zeitung", der sogenannten „KreuzZeitung", ein. 1864, 1866 und 1870/71 bereiste er als Berichterstatter die Schauplätze der preuß. Kriege und schrieb anschließend umfangreiche Bücher darüber. 1870 begann er bei der „Vossischen Zeitung" seine Tätigkeit als Theaterkritiker, in der er durch fundierte Urteile, die er plaudernd vortragen konnte, und durch sein Eintreten für Ibsen und Gerhart Hauptmann großen Einfluß ausübte. Die Sekretärsstelle bei der Akademie der Künste, die er 1876 antrat, kündigte er schon nach wenigen Wochen und begann danach in schneller Folge seine Romane zu schreiben. Als fast Achtzigjähriger starb er an einem Schlaganfall. Geehrt worden ist der alte F. zwar schon zu seinen Lebzeiten, aber seine überragende Bedeutung für die deutsche Literatur wurde erst nach seinem Tod erkannt. Seitdem ist seine Nachwirkung ständig gewachsen und hat in der zweiten Hälfte des 20. Jh. zu reger Forschungs- und Editionstätigkeit geführt. Die Frühphase seines literarischen Schaffens (etwa 1840-55) war in Vers und Prosa vielfältig, aber teilweise epigonal. Aus ihr blieben als originale Schöpfungen vor allem die Balladen lebendig, deren Stoffe F. der preuß., der englischschottischen und später auch der nordischen Geschichte entnahm. Da einige von ihnen, wie Der alte Zielen (1847), Der alte Dessauer (1847) und Archibald Douglas (1854), bald Eingang in die Schullesebücher fanden und F. auch im Alter noch Balladen verfaßte (Gorm Grymme, 1864; Die Brück' am Tay, 1880; John Maynard, 1886; Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, 1889), gründete sich sein Ruhm lange auf diese und überschattete andere Teile seines Werks. In der Frühphase gilt das besonders für seinen Beitrag zur Vormärz-Lyrik und für seine Aufsätze von 1848 /49, in denen sich seine Revolutionsbegeisterung zeigt. Diese hat er später zwar nicht geleugnet, aber in seinem autobiographischen Werk Von Zwanzig bis Dreißig (1898), um den abrupten Übergang zum Konservatismus zu kaschieren, ironisiert und bagatellisiert. In konservativem Sinn beeinflußte ihn die literarische Vereinigung „Tunnel über der Spree", der er seit 1844 angehörte. Ihre Mitglieder, zu denen bedeutende Autoren wie Geibel, Storm und Heyse nur kurzzeitig gehörten, waren vor allem Beamte und Offiziere, die F. Einblicke in die Gesellschaft Berlins ermöglichten, was später seinen Romanen zugute kam. 1848 war F. als Wahlmann für die Demokraten aufgetreten, 1862 kandidierte er ebenso erfolglos für die Konservativen. Sein politisches Denken hatte sich
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also radikal gewandelt; was aber konstant blieb bis ins hohe Alter, als er die Entwicklung Preußen-Deutschlands immer kritischer beurteilte, war sein Interesse am preuß. Stoff. Die mittlere Schaffensperiode (1855-76) war vor allem den Wanderungen durch die Mark Brandenburg (5 Bde., 1862-89) gewidmet, doch kamen als umfangreiche Nebenarbeiten Reisebücher über England und Frankreich (Ein Sommer in London, 1854; Jenseits des Tweed, 1860; Aus England, 1860; Kriegsgefangen, 1871; Aus den Tagen der Okkupation, 2 Bde., 1871) und detaillierte Beschreibungen der Kriege (Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864, 1866; Der deutsche Krieg von 1866, 2 Bde., 1870/71; Der Krieg gegen Frankreich 1870-71, 2 Bde., 1873-76) hinzu. Die Wanderungen, die auch in der Spätphase noch entstanden, können zwar auch als Vorstufe der Romane betrachtet werden, haben aber sowohl als Informationsquelle über Land, Leute und Geschichte Brandenburgs als auch teilweise als Meisterleistungen des Reisefeuilletons ihren Wert in sich selbst. In seiner Spätphase wurde F. immer kritischer und demokratischer. Stärker als seine Romane und die bekenntnishaften Altersgedichte zeigen das seine Briefe, besonders die an Georg Friedländer (hrsg. von Kurt Schreinert, 1854; erweiterte Ausgabe von Walter Hettche, 1994), in denen mit vielen Erscheinungen der wilhelminischen Zeit abgerechnet wird. Durch ihren Anekdotenreichtum, ihren Humor und ihre plaudernden Abschweifungen werden die Briefe zu literarischen Kostbarkeiten, die gleichberechtigt neben den anderen Werken stehen. Die Briefform hat F. auch oft an entscheidenden Stellen seiner 14 Romane und Novellen verwendet, auch schon in Vor dem Sturm (1878), einem breit angelegten historischen Gemälde aus der Zeit kurz vor den Befreiungskriegen 1813. Dieses Anfangswerk eines fast Sechzigjährigen kann zwar die Verwandtschaft mit den Wanderungen nicht verleugnen, zeigt aber auch schon F.s Kunst der Menschengestaltung und seine Stilsicherheit, besonders im Dialog. Knapper, kühner und auch kritisch direkter wird preuß. Geschichte in der Novelle Schach von Wuthenow (1883) dargestellt. Die Geschichte einer Verführung, einer befohlenen Heirat und eines darauf folgenden Selbstmords, vorwiegend in geistreichen Gesprächen erzählt und beurteilt, enthüllt die Hohlheit des für den preuß. Offizier zentralen Begriffs der Ehre und läßt am Schluß doch auch andere, auf individuelle Tragödie zielende Bedeutungen zu. Nicht die großen Begebenheiten, die Katastrophen und Leidenschaften, reizten F. zur Gestaltung, sondern deren Voraussetzungen und Folgen, das Davor und Danach. Das ist auch so in seinen Gegenwartsromanen, in denen die Menschen am Ordnungsgefüge der Gesellschaft leiden und zerbrechen. Die Frage nach der Berechtigung der Konventionen bleibt dabei in der Schwebe, und nur die menschlichen Tragödien, die sie erzeugen, klagen sie an. In L'Adultera (1882), seinem ersten Berliner Gesellschaftsroman, in dem der Ehebruch einer Frau im Mittelpunkt steht, findet F. einen idyllischen Schluß, in Cicile dagegen schickt er die Titelgestalt, deren frühe Verfehlung für die Gesellschaft nie verjährt, in den Tod. In Irrungen, Wirrungen (1888), der traurigen Liebesgeschichte, die keine tragische wird, weil die Beteiligten sich in die Verhältnisse fügen, gestaltet F., wie auch in Stine (1890) und Mathilde Möhring (aus dem Nachlaß, 1908), eine Frau aus den unteren Schichten, die sich als charakterstarker als die Männer aus höheren Ständen erweist. Nach dem ironisch-kritischen Roman aus der Welt der Neureichen, Frau Jenny Treibet (1893), gelingt F. die anrührendste Gestalt seiner Ehe- und Gesellschaftsromane in E f f i Briest (1896). Die junge Adlige, die an den viel älteren Baron von Instetten verheiratet wird, begeht, fast gegen ihren Willen, einen Ehebruch, von dem ihr Mann erst Jahre später erfährt. Er tötet den Liebhaber im Duell und verstößt Effi, womit er den adligen Konventionen
Forster folgt, aber Effi und sich unglücklich macht. Schuldig gesprochen werden hier nicht Personen, sondern das überpersonale Gesetz, das Menschenopfer verlangt. E f f i Briest war der einzige R o m a n F.s, der zu seinen Lebzeiten wirklich Erfolg hatte; sein letzter R o m a n Der Stechlin (in B u c h f o r m erst 1899 erschienen) wurde anfangs nicht sehr geschätzt. Heute zählt man ihn zu seinen besten R o m a n e n . Er ist handlungsarm, besteht fast nur aus Gesprächen, spielt auf engem Raum innerhalb eines halben Jahres und bezieht doch viel Welt und Geschichte mit ein. Das preuß. T h e m a wird hier wieder aufgegriffen, aber ins Allgemeine gewendet: in die Problematik der alten und neuen Zeit. Scheinbar beiläufig kreisen alle Gespräche um diese Frage, und vielen Dingen wird ein Symbolwert gegeben, der auf Veränderung verweist. Der Stechlinsee, an d e m der alte Herr von Stechlin lebt, plaudert und stirbt, steht der Sage nach unterirdisch mit aller Welt in Verbindung und zeigt deren Umbrüche an. Von ihnen wird auch dieser stille Winkel der Mark Brandenburg nicht verschont, und der Gutsherr, der auch die G a b e der Selbstironie besitzt, toleriert sie, weil er v o m Gesetz des Werdens und Vergehens weiß. Der Stechlin ist ein Buch des heiter-wehmütigen Abschieds und nebenbei auch ein Porträt des Autors selbst. WEITERE WERKE: Männer und Helden. 8 Preußenlieder. Berlin 1850. - Gedichte. Berlin 1851. - Grete Minde. Berlin 1880. - Ellernklipp. Berlin 1881. - Graf Petöfy. Dresden 1884. - Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840-1860. Berlin 1885. - Unterm Birnbaum. Berlin 1885. - Quitt. Berlin 1891. - Unwiederbringlich. Berlin 1892. - Von, vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Berlin 1894. - Die Poggenpuhls. Berlin 1896. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Kurt Schreinert/Edgar Gross. 24 Bde. in 3 Abteilungen, M ü n c h e n 1959-75 (= N y m phenburger Ausgabe). - Werke, Schriften, Briefe. Hrsg. v. Walter K e i t e l / H e l m u t h Nürnberger. 20 Bde. in 4 Abteilungen, München 1962-94 (= Hanser-Ausgabe). - Große Brandenburger Ausgabe. Hrsg. v. Gotthard Erler. Bisher 12 Bde., Berlin 1994 ff. LITERATUR: H e r m a n n Fricke: T. F. Chronik seines Lebens. Berlin 1960. - F.-Blätter. Hrsg. v. T.-F.-Archiv Potsdam. Potsdam 1965 ff. - Joachim Schobeß: Literatur von und über F. Potsdam 1965. - Helmuth Nürnberger: Der frühe F. Hamburg 1967. - Hans-Heinrich Reuter: T. F. 2 Bde., Berlin 1968. - H u g o Aust: T. F. Verklärung. Bonn 1974. Walter Müller-Seidel: T. F. Soziale Romankunst in Deutschland. Stuttgart 1975. - Hans Scholz: T. F. München 1978. H u g o Aust (Hrsg.): F. aus heutiger Sicht. München 1980. Charlotte Jolles/Walter Müller-Seidel: Die Briefe F.s. Verzeichnis und Register. München 1988. - Charlotte Jolles: T. F. 4. erw. Aufl. Stuttgart 1993. - Roland Berbig: T. F. im literarischen Leben. Zeitungen, Zeitschriften, Verlage und Vereine. Berlin 2000. - Christian G r a w e / H e l m u t h Nürnberger (Hrsg.): F.-Handbuch. Stuttgart 2000. Günter de Bruyn F o r c k e n b e c k , Oskar von, Privatgelehrter, * 2 8 . 9 . 1 8 2 2 Minden (Westfalen), f 2 9 . 7 . 1 8 9 8 Wassenberg bei Aachen. F., Sohn eines Beamten und Diplomaten, studierte 1842-45 in Heidelberg, Göttingen und Berlin Staats- und Rechtswissenschaften. Z u s a m m e n mit Jacob G r i m m unternahm er Reisen nach Skandinavien und wurde, da er wegen des fehlenden Assessorenexamens die höhere Beamtenlaufbahn nicht einschlagen konnte, 1852 A m t m a n n in Rheine. Seit 1862 bewirtschaftete er das Familiengut Wassenberg, war als Privatgelehrter tätig, bereiste mit A u s n a h m e von Australien die ganze Welt und legte eine bedeutende Zeitungssammlung an. F. gründete 1885 in Aachen das Zeitungsmuseum, gab seit 1889 zusammen mit M a x Schlesinger die Fachzeitschrift „Das Z e i t u n g s m u s e u m " heraus und initiierte 1890 die Eröffnung des ersten öffentlichen Zeitungslesesaals in Aachen.
LITERATUR: Heinrich B. Schiffers-Davringhausen: D i e Zeitung als Dokument. O. v. F.s Lebenswerk. Das Aachener Zeitungsmuseum. Aachen 1929. - Will H e r m a n n s / J o sef Jankelowitz: Internationales Z e i t u n g s m u s e u m d e r Stadt Aachen. O. v. F. und sein Werk. A a c h e n 1933. - Bernhard Poll: F., O. v. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 298. - Christian Bremen: O. v. F. ( 2 8 . 9 . 1 8 2 2 - 2 8 . 7 . 1 8 9 8 ) und das Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. B o c h u m 1998. Ders.: O. v. F. Leben und Werk des Z e i t u n g s s a m m l e r s und Museumsgründers. In: Medien & Zeit 13 (1999) 1. F o r m i c a , Matthäus, österr. Drucker, * 2 1 . 9 . 1 5 9 1 , t N o v e m b e r 1639. D i e von seiner Mutter 1615 geerbte Druckerei in der Wiener Rosenburche verlegte F. 1624 an den Kölner Hof. Seit 1621 gab er die wöchentlich erscheinende „Ordinari-Zeitung" heraus, 1622 k a m e n ebenfalls im Wochenrhythmus die „Ordentlichen Postzeitungen" hinzu. A u s F.s Betrieb sind insgesamt 9 9 D r u c k e bekannt. Seine Witwe führte den Betrieb mit ihrem zweiten E h e m a n n Stanislaus Matthäus C o s m e r o v i u s weiter. F o r m s t e c h e r , Salomon, jüdischer Theologe, Philosoph, * 2 6 . ( 2 7 . ?) 7 . 1 8 0 8 O f f e n b a c h / M a i n , t 2 4 . 4 . 1889 O f f e n bach/Main. F. studierte Philosophie, evang. Theologie u n d Philologie in Gießen, hörte auch naturwissenschaftliche Vorlesungen und w u r d e 1831 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1832 w a r er Prediger und Religionslehrer, seit 1842 großherzoglicher Rabbiner in O f f e n b a c h . F. beteiligte sich führend an der jüdischen R e f o r m b e w e g u n g , trat u. a. f ü r eine radikale R e f o r m des jüdischen Religionsgesetzes ein und nahm an den Rabbinerversammlungen in Braunschweig, F r a n k f u r t / M a i n , Breslau und Kassel (1844-46) teil. Er war Mitherausgeber der Familienzeitschrift „Freitagabend" und der „Israelitischen Wochenschrift". Sein religionsphilosophisches H a u p t w e r k Religion des Geistes. Eine wissenschaßlich£ Darstellung des Judenthums nach seinem Charakter, Entwicklungsgange und Berufe in der Menschheit, das in selbständiger Auseinandersetzung mit d e m Frühwerk Schellings entstand, erschien 1841. WEITERES WERK: Mosaische Religionslehre, f ü r die israelitische Religionsschule dargestellt. Gießen 1860. LITERATUR: Bettina Kratz-Ritter: S. F. Ein deutscher Reformrabbiner. Hildesheim u . a . 1991. - Lexikon deutschjüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. M ü n c h e n 1999, S. 187-192. F o r s t e r , Albert, Politiker, * 2 6 . 7 . 1 9 0 2 Fürth, t 2 8 . 2 . 1 9 5 4 Warschau. Nach einer kaufmännischen Ausbildung als B a n k b e a m t e r in Fürth tätig, trat F. 1923 der N S D A P bei, w u r d e 1924 wegen seiner politischen Betätigung entlassen und war danach Zeitschriftenwerber für das Wochenblatt „Der Stürmer". 1925 w u r d e er Leiter der Fürther Ortsgruppe d e r N S D A P , trat 1926 der S S bei und war 1 9 2 6 / 2 7 Führer der S S - G r u p p e Nürnberg-Fürth. Seit 1928 bei der Zahlstelle des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes ( D H V ) in N ü r n b e r g tätig, w a r F. 1 9 2 8 / 2 9 Leiter des Bezirks Mittelfranken der N S D A P . 1930-45 gehörte er dem Reichstag an. 1930 wurde er Gauleiter von Danzig und 1933 preuß. Staatsrat. F. war Gründer und Herausgeber des „Danziger B e o b a c h t e r s " (später „Der Vorposten", seit 1933 „Der Danziger Vorposten"); 1932 wurde er aufgrund eines Artikels im „Vorposten" v o m D H V entlassen. F. ü b e r n a h m die Verwaltung des Freistaats Danzig, von dessen Senat er 1939 zum Staatsoberhaupt ernannt wurde; a m 1 . 9 . 1 9 3 9 erließ er ein Gesetz über die Wiedereingliederung Danzigs in das Deutsche Reich. Seit 1939 war er Reichsstatthalter von DanzigWestpreußen. 1 9 4 4 / 4 5 Führer des Deutschen Volkssturms
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Forster in Danzig-Westpreußen, flüchtete er 1945 nach Grömitz (Lübecker Bucht). In Hamburg 1945 von den Briten verhaftet, wurde er 1946 an Polen ausgeliefert und 1948 von einem Danziger Gericht wegen an der polnischen Zivilbevölkerung begangenen Verbrechen zum Tod verurteilt. WERKE: Das nationalsozialistische Gewissen in Danzig. Aus 6 Jahren Kampf f ü r Hitler. Danzig 1936. - Unser Führer Adolf Hitler. Danzig 1936. LITERATUR: Wilhelm Löbsack: Gauleiter A. F. Hamburg 1934. - Herbert S. Levine: Local authority and the SS state. The conflict over population policy in Danzig-West. In: Central European history 2 (1969) S. 331-355. - Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. A. F. und die NS-Verbrechen in Danzig-Westpreußen. Bonn 2000. - Statisten in U n i f o r m . 2004, S. 148 f. F o r s t e r , (Johann) Georg (Adam), Schriftsteller, Naturund Völkerkundler, * 2 7 . 1 1 . 1 7 5 4 Nassenhuben bei Danzig, t 1 0 . 1 . 1 7 9 4 Paris. Seine umfassende realienkundliche und sprachliche Bildung verdankte F. ausschließlich seinem Vater Reinhold —>F. und den großen Foschungsexpeditionen, die er mit ihm unternahm. Bereits als Zehnjähriger bereiste er die WolgaKolonien ( 1 7 6 5 / 6 6 ) , ging in St. Petersburg kurzzeitig in die Schule und siedelte mit seinem Vater nach England über (1766-78). F. eignete sich als Übersetzer, Biologe und Völkerkundler j e n e Kenntnisse an, die er brauchte, um mit seinem Vater an der zweiten Weltreise James Cooks (1772-75) teilnehmen zu können. Wissenschaftliches Ergebnis dieser Reise ist die Erkenntnis, daß es keinen Südkontinent (terra australis) gibt. F. veröffentlichte unter Verwertung des wissenschaftlichen Tagebuchs seines Vaters das epochemachende Werk A voyage round the world (1778, dt. 1778-80). Als Anhänger B u f f o n s und Kritiker Rousseaus deutete F. die Erdoberfläche als Ort koexistierender Stufen der Menschheitsentwicklung. Er entwickelte die Methode der „teilnehmenden Beobachtung": E m p f i n d u n g e n und Erfahrungskorrekturen des Autors werden im Text protokolliert. Von 1779 bis 1784 war er Prof. der Naturkunde in Kassel, von 1784 bis 1787 in Wilna und seit 1788 Bibliothekar in Mainz. 1780 wurde F. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina a u f g e n o m m e n . 1787 zerschlug sich das Angebot der russischen Regierung, eine Weltreise zu leiten. 1790 reiste F. mit Alexander von Humboldt durch die Niederlande, England und Frankreich. In seinen Ansichten vom Niederrhein (3 Bde., 1791-94) kritisierte er mit der Beschreibung der westeuropäischen republikanischen Zivilisation den deutschen Feudalismus und Absolutismus. Die alternierende Kompositionsform der Ansichten revolutionierte die Gattung der Reisebeschreibung. Mit der E i n n a h m e von Mainz durch französische Revolutionstruppen ( 2 1 . 1 0 . 1 7 9 2 ) wurde F. zum aktiven Revolutionär, agitierte die Mainzer Handwerker und Bauern, war Redakteur der „Neuen Mainzer Zeitung" und wurde zum Deputierten des „Deutschen Nationalkonvents", in dessen Auftrag er nach Paris ging, um den Anschluß der linksrheinischen Gebiete an Frankreich zu erwirken. F. beschrieb in seinen Parisischen Umrissen die Revolution als eine gewaltsame, vom Volk ausgehende „Naturgeschichte". Das Werk F.s erschien „versteckt" in Übersetzungen, Kommentierungen, Einleitungen, Rezensionen sowie in der von ihm bevorzugten F o r m des Essays (u.a. Ein Blick in das Ganze der Natur, Über Leckereyen; Cook, der Entdecker; Die Kunst und das Zeitalter; Über lokale und allgemeine Bildung; Über die Beziehung der Staatskunst auf das Glück der Menschheit). Er wurde z u m „gesellschaftlichen Schriftsteller" Deutschlands (Friedrich Schlegel). Die Verbindung von Natur- und Menschheitsgeschichte, die Analyse der bildenden Künste, die Diskussion ästhetischer Fragen sowie seine ethnologische Anthropologie- und Kulturkonzeption
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sind in Deutschland beispiellos. F. kombinierte eine hypothesengeleitete mit einer wahrnehmungsästhetischen Schreibart, er praktizierte einen konstruktiven Empirismus mit reflektierter Standortwahl, durch den er den „ D o g m a t i s m u s " und „Systemgeist" des älteren Rationalismus kritisierte. WERKE: G. F.s Werke. Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe. (= Akademie-Ausgabe). 18 Bde., Berlin 1958 ff. LITERATUR: G. F. in interdisziplinärer Perspektive. Hrsg. v. Claus-Volker Klenke. Berlin 1994. - Weltbürger - Europäer - Deutscher - Franke. G. F. zum 200. Todestag. Ausstellungskatalog. M a i n z 1994. - Klaus Harpprecht: G. F. oder die Liebe zur Welt. Reinbek 1995. - Ulrich Enzensberger: G. F. Ein Leben in Scherben. F r a n k f u r t / M a i n 1996. Astrid Schwarz: G. F. (1754-1794). Zur Dialektik von Naturwissenschaft, Anthropologie, Philosophie und Politik in der deutschen Spätaufklärung. Kontinuität und Radikalisierung seiner Weltanschauung vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Werkinterpretation. A a c h e n / M a i n z 1998. Wahrnehmung, Konstruktion, Text. Bilder des Wirklichen im Werk G. F.s. Hrsg. v. J ö r n Garber. Tübingen 2000. Ulrich Kronauer: Gegenwelten der Aufklärung. Heidelberg 2003. - Ludwig Uhlig: G. F. Lebensabenteuer eines gelehrten Weltbürgers. Göttingen 2004. Jörn Garber F o r s t e r , (Johann) Reinhold, Naturforscher, * 2 2 . 1 0 . 1 7 2 9 Dirschau/Weichsel, t 9 . 1 2 . 1 7 9 8 H a l l e / S a a l e . F., der ursprünglich Mediziner werden wollte, studierte an der Univ. Halle Theologie u n d wurde 1751 Kandidat, 1753 Pfarrer in Nassenhuben bei Danzig. Beruflich und finanziell unzufrieden, nahm er 1765 einen einjährigen Urlaub und bereiste mit seinem Sohn Georg F. Rußland, um im Auftrag der russischen Regierung das Kolonialwesen in S a r a t o w / Wolga zu untersuchen. F. ging nach Beendigung seiner Forschungsarbeit 1766 nach England, war u. a. als Lehrer, Übersetzer sowie Schriftsteller tätig und lebte seit 1770 in London. 1772-75 nahm er z u s a m m e n mit seinem Sohn Georg an der zweiten Cookschen Weltumsegelung teil, überwarf sich wegen der Auswertung der Reise mit der britischen Admiralität (die Niederschrift und Herausgabe des Berichtes übernahm sein Sohn) und folgte 1780 einem Ruf als Prof. der Naturgeschichte und Mineralogie nach Halle. F. wirkte insbesondere auf den Gebieten der Länder- und Völkerkunde sowie der wissenschaftlichen Reisebeschreibung und war Mitglied mehrerer Gesellschaften. F. veröffentlichte u. a. die Flora Americae septentrionalis (1771) und gab 1790-1800 das „Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen" heraus. WEITERE WERKE: Specimen historiae naturalis Volgensis. In: Philosophical Transactions 57 (1767). - Observations m a d e during a voyage round the world [ . . . ] . London 1778. Nachdr. Honolulu 1996. Dt. v. Georg Forster, 2 Bde., Berlin 1778; 3 Bde., 1779-84. - Echiridion historiae naturali. H a l l e / S a a l e 1788. LITERATUR: Gerhard Steiner: F., R. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 301 f. - Michael Edward Hoare: T h e tactless philosopher. J. R. F. (1729-98). Melbourne 1976. - Regina Mahlke: Faszination Forschung: J. R. F. (1729-1798). Wiesbaden 1998. - Karl Rensch: Wegbereiter der historischvergleichenden Sprachwissenschaft: R. und Georg F. als Erforscher der Sprachen des Pazifiks auf der zweiten Reise von Cook 1772-1775. In: Georg-Forster-Studien 3 (1999) S.221-243. F o r s t n e r , Carl August, österr. kath. Theologe, Schriftsteller, * 2 5 . 3 . 1 8 4 3 Wien, t 2 4 . 8 . 1 9 1 5 Wien. F. trat in die Gesellschaft Jesu ein, verließ sie jedoch wieder, w u r d e 1868 zum Priester geweiht und Schloß sich der von Johannes —> R o n g e initiierten kirchlichen Reformbewegung, dem sogenannten „Deutschkatholizismus", an. Er war
Francke kurzzeitig als Seelsorger tätig, widmete sich dann der literarischen Arbeit und lebte seit 1879 in Wien. F. redigierte seit 1871 die kirchenpolitische Zeitschrift „Der Morgenstern" und verfaßte neben kirchengeschichtlichen Schriften belletristische Werke, u. a. Im Glänze des Abendgoldes (1905). F o u q u e , Friedrich (Heinrich Karl) Baron de la Motte, Pseud. 1803-08 Pellegrin, später in Einzelfällen Altfrank und M D S S , Schriftsteller, * 1 2 . 2 . 1 7 7 7 Brandenburg, t 2 3 . 1 . 1 8 4 3 Berlin. F. entstammte einer hugenottischen Emigrantenfamilie, trat als Kornett 1794 bei den Kürassieren ein und nahm als preuß. Leutnant a m rheinpfälzischen Sommerfeldzug teil. In erster Ehe war er mit Marianne von Schubaert verheiratet (Scheidung 1802), nahm 1802 Abschied von seinem Regiment und heiratete 1803 Caroline de la Motte F. (geb. von Briest). F. lebte z u s a m m e n mit seiner Frau auf deren Gut Nennhausen bei Rathenow. Nach ihrem Tod 1831 heiratete er 1832 erneut, lebte 1833-41 in Halle und dann wieder in Berlin. F. war Herausgeber, teilweise z u s a m m e n mit seiner zweiten Frau, von Zeitschriften und Almanachen, u. a. „Die Jahreszeiten" (1811-14). E r schrieb eine Fülle von Romanen und Erzählungen. In vielen Werken behandelte er die Ideale der mittelalterlichen Ritterherrlichkeit und des germanischen Heldentums. Sein größter Erfolg war die Romantrilogie Der Zauberring (3 Bde., 1813); die märchenhaft-phantastische Novelle Undine (1811) w u r d e von Ε. T. A. H o f f m a n n vertont (1816 veröffentlicht). Seine Lebensgeschichte. Aufgezeichnet durch ihn selbst erschien 1840. WEITERE WERKE: Alwin. 2 Bde., Berlin 1808. - Der Todesbund. Halle 1811. - Dramatische Dichtungen f ü r Deutsche. Berlin 1813. - Corona. S t u t t g a r t / T ü b i n g e n 1814. - Die Fahrten Thiodolfs des Isländers. 2 Tie., Hamburg 1815. Altsächsischer Bildersaal. 4 Bde., Nürnberg 1818-20. Gefühle, Bilder und Ansichten. 2 Bde., Leipzig 1819. - Der R e f u g i e oder Heimat und Freunde. 3 Bde., Gotha 1824. Ausgewählte Werke. Ausgewählt von letzer Hand. 12 Bde., Halle 1841. - Werke. Hrsg. v. Walther Ziesemer. Berlin 1908. Neudr. Hildesheim 1973. - Romantische Erzählungen. Hrsg. v. Gerhard Schulz. M ü n c h e n 1977. LITERATUR: A r n o Schmidt: F., F. Baron de la M. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 306 f. - Frank Rainer M a x : Der Wald der Welt. Das Werk F.s. Bonn 1980. - Elisabeth Christa Seibicke: F. Baron d e la M . F. Krise und Verfall der Spätromantik im Spiegel seiner historisierenden Ritterromane. München 1985. - Wolf Gerhard Schmidt: F. de la M . F.s Nibelungentrilogie „Der Held des Nordens". Studien zu Stoff, Struktur und Rezeption. St. Ingbert 2000. - Claudia Stockinger: Das dramatische Werk F. de la M . F.s. Ein Beitrag zur Geschichte des romantischen Dramas. Tübingen 2000. F r ä n k e l , Ferdinand, Schriftsteller, * 1 6 . 1 1 . 1 8 1 5 München, t 1 5 . 5 . 1 8 9 8 München. F. erlernte das Handwerk der Buchbinderei, wandte sich jedoch dem Theater zu. Er schrieb mehrere Volksschauspiele; seine Vorbilder waren Ferdinand Raimund und Johann Nestroy. F. wurde Mitarbeiter verschiedener Tageszeitungen, begründete u. a. die illustrierte Zeitschrift „Stadtfraubase" (1862 ff., später „Hofbräuzeitung") und betrieb eine eigene Buchdruckerei. E r schrieb zahlreiche Possen und Gelegenheitsdichtungen. Neben Volksschauspielen (1852) veröffentlichte F. u . a . Dramatische Feldblumen (1856). WEITERES WERK: Deutsch-französisches Volks-Theater. München 1870. F r a n c k , Hans, Schriftsteller, * 3 0 . 7 . 1 8 7 9 Wittenburg (Mecklenburg), t 1 1 . 4 . 1 9 6 4 Frankenhorst bei Wickendorf (Mecklenburg). Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, war F. 1901-11 Volksschullehrer in H a m b u r g und veröffentlichte danach
D r a m e n und R o m a n e . 1914 wurde er von Luise D u m o n t als Leiter der neugegründeten Hochschule f ü r B ü h n e n k u n s t , D r a m a t u r g des Schauspielhauses und H e r a u s g e b e r der Zeitschrift „Die M a s k e n " nach Düsseldorf b e r u f e n und lebte seit 1921 als freischaffender Schriftsteller auf d e m L a n d g u t Frankenhorst. F. behandelt in seinen insgesamt über hundert, oft m e h r m a l s aufgelegten Werken T h e m e n wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Volk und Religion (u. a. Das Pentagramm der Liebe, 1919). Politisch schwenkte er von konservativen A n s c h a u u n g e n schon früh z u m Nationalsozialismus (Das Dritte Reich. Ein nationalsozialistisches Glaubensbekenntnis, 1922), w u r d e j e d o c h von den M a c h t h a b e r n nicht exponiert. N a c h 1945 enthielt sich F. politischer Aussagen in seinen Arbeiten und konnte ohne Schwierigkeiten weiter in O s t und West publizieren. Seine Autobiographie Ein Dichterleben in 111 Anekdoten erschien 1961. F r a n c k , H e r m a n n , Schriftsteller, Musikkritiker, Ästhetiker, * 1 4 . 4 . 1 8 0 2 Breslau, t 3 . 1 1 . 1 8 5 5 Brighton (Großbritannien). F. studierte Naturwissenschaften und Philosophie in Breslau, Göttingen und Berlin, u. a. bei Henrik Steffens und Hegel. A l s Freund Felix Mendelssohn Bartholdys schrieb er 1 8 2 6 / 2 7 f ü r die „Berliner Allgemeine musikalische Zeit u n g " von Adolph Bernhard Marx, die für die Rezeption und Fortentwicklung der Hegeischen Musikästhetik eine wichtige Rolle spielte. Später machte er sich im Kreis der sog. Junghegelianer als Kunst- und Literaturkritiker, als verantwortlicher Redakteur der Brockhausschen „Leipziger Allgemeinen Z e i t u n g " sowie als politischer K o m m e n t a t o r der Ereignisse um 1848 einen N a m e n und g e w a n n Einfluß auf Richard Wagner. Seit 1846 gehörte F. in Berlin zu den engsten Vertrauten Karl August —>Varnhagen von Enses. 1847-55 schrieb er für seinen Sohn H u g o das Tagebuch für Hugo, einen pädagogischen Basistext, der zu den bedeutendsten Kindheitsbüchern gehört („ Wenn Du dies liest...". Tagebuch für Hugo, hrsg. von Andreas Feuchte, 1997). Die aufsehenerregenden Umstände, unter denen F. z u s a m m e n mit seinem Sohn in England zu Tode kam, blieben ungeklärt. LITERATUR: Andreas Feuchte: H. F. (1802-1855). Persönlichkeit zwischen Philosophie und Kunst im Vormärz. Frankf u r t / M a i n u. a. 1998. - Andreas Feuchte: F., H. In: M G G 2 P , Bd. 6, 2001, Sp. 1614-1616. F r a n c k e , Ernst (Moritz August Martin), Sozialpolitiker, * 1 0 . 1 1 . 1 8 5 2 Coburg, t 2 3 . 1 2 . 1 9 2 1 F r e i b u r g / B r e i s g a u . D e r Sohn des Politikers Karl F. brach das H o c h s c h u l s t u d i u m ab und war Hauslehrer in St. Petersburg, bevor er sich 1877 dem Journalismus zuwandte. Als C h e f r e d a k t e u r der „ M ü n c h e n e r Neuesten Nachrichten" (seit 1881) machte er das Blatt zu einer der führenden süddeutschen Tageszeitungen. D a n e b e n n a h m er seine Studien wieder auf, w u r d e von L u j o Brentano, bei dem er 1893 promoviert wurde, f ü r die Sozialpolitik g e w o n n e n und gab seit 1897 die Zeitschrift „Soziale Praxis" heraus. G e m e i n s a m mit H a n s H e r m a n n von Berlepsch u . a . gründete F. 1901 die „Gesellschaft für soziale R e f o r m " (1918 etwa viereinhalb Millionen Mitglieder) und w u r d e deren Generalsekretär. D a n e b e n setzte er sich publizistisch f ü r die Außenpolitik B ü l o w s und die deutsche Flottenpolitik ein. In der Weimarer Republik ü b e r n a h m F. Funktionen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. E r schrieb u . a . Der internationale Arbeiterschutz (1903). WEITERE WERKE: Die Lage der Schuhmacherei in Bayern. Stuttgart 1893. - Zollpolitische Einigungsbestrebungen in Mitteleuropa während des letzten Jahrzehnts. In: Schriften des Vereins f ü r Sozialpolitik 90 (1900). - Die L a g e der in der Seeschiffahrt beschäftigten Arbeiter. In: Schriften des Vereins f ü r Sozialpolitik 113 (1904). LITERATUR: Gustav Schmoller: Z u m 60. Geburtstag von E. F. In: Ders.: Charakterbilder. M ü n c h e n / L e i p z i g 1913,
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Francois S. 291-293. - Ludwig Heyde: Ε. F. In: Soziale Praxis und Archiv für Volkswohlfahrt 30 (1921) 52, Sp. 1331-1334. Lydia Eger: F., E. In: Sozialistische Monatshefte 28 (1922) 9, S. 357. - Klaus-Peter Hoepke: F. Ε. M. A. M. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 325 f. F r a n c i s , (Marie) Louise von, Schriftstellerin, * 27.6.1817 Herzberg (Sachsen), t 25.9.1893 Weißenfels. F., Sohn eines Offiziers, wuchs in Weißenfels auf und blieb unverheiratet, nachdem sie, durch den Konkurs ihres Vormundes mittellos geworden, 1837 eine Verlobung löste. Auf Anregung Fanny —»Tarnows begann sie zu schreiben, um durch eigene Einkünfte die Versorgung der Familie sichern zu können, und veröffentlichte seit 1855 Erzählungen im „Morgenblatt für gebildete Leser" und im „Deutschem Museum". Die überaus positive Kritik ihres Romans Die letzte Reckenburgerin (2 Bde., 1871) durch Gustav -»Freytag brachte ihr den literarischen Durchbruch ein. Seit 1880/81 mit Marie von Ebner-Eschenbach und Conrad Ferdinand Meyer befreundet, zählte F. zuletzt zu den führenden Literaten ihrer Zeit. Ihre Werke, vor allem Novellen und Romane, weisen meist eine zentrale, starke Frauengestalt auf, die ihr Leben, oft entgegen lebensuntüchtiger männlicher Mitmenschen, meistert. LITERATUR: Uta Scheidemann: L. v. F.: Leben und Werk einer deutschen Erzählerin des 19. Jhs. Frankfurt/Main u. a. 1987. - Eva Hoffmann-Aleith: Ein Fräulein aus Weißenfels: Die Schriftstellerin L. v. F. Frankfurt/Main 1992. - Uta Scheidemann: Die Wunschbiographien der L. v. F.: Dichtung und prosaische Lebenswirklichkeit im 19. Jh. Frankfurt/Main u. a. 1993. - Uta Schuch: „Die im Schatten stand": Studien zum Werk einer vergessenen Schriftstellerin: L. v. F. Stockholm 1994. Frank, Gustav Ritter von, Pseud. Dr. Franck, G. F. Rank, österr. Schriftsteller, * 22. 3.1807 Wien, t 8.1.1860 London. F. studierte in Wien und Padua Rechtswissenschaften und war nach der Promotion 1828 Rechtsanwalt, später Offizier. Wegen seiner Teilnahme an einem Duell wurde er zu Festungshaft verurteilt. 1835 verließ F. das Militär, unternahm ausgedehnte Reisen und leitete 1841-43 das Theater in Pest. 1845-47 Redakteur der „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode", wurde er 1848 Schriftleiter des „Wiener Bürgerblatts" (später „Wiener Demokratisches Bürgerblatt"). F. mußte als Mitglied der Akademischen Legion nach der Niederwerfung der Revolution 1848 über Leipzig nach London fliehen, wo er in Armut seinem Leben ein Ende setzte. Er verfaßte Dramen und Gedichte, darunter Die Patrizier (1846). LITERATUR: Ö B L , Bd. 1, S. 343.
Frank, Karl (Borromäus), Pseud. Paul Haym, Publizist, Politiker, * 31.5.1893 Wien, t 1969 New York. Als Student der Psychologie, Philosophie und Biologie an der Univ. Wien verweigerte F. nach dem Fronteinsatz 1914-16 den Wehrdienst, vertrat 1918 die Univ. im linksradikalen Flügel des Wiener Arbeiterrats und trat 1919 in die KPÖ ein. 1920-24 lebte er als KPD-Mitglied und Redakteur in Berlin; er wurde nach seiner Ausweisung Mitglied des Parteivorstandes der KPÖ und erneut nach Berlin entsandt. Hier trat er in die KPD-Opposition, später in die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) und die Leninistische Organisation (LO) Walter Löwenheims ein, wurde aus der SAPD ausgeschlossen und kam zur SPD. Seit 1933 illegaler Organisator der LO im Ausland, erreichte er die internationale Anerkennung der LO und ihrer Zeitschrift „Neu Beginnen". Er wurde neben Richard —»Löwenthal führender Funktionär der Organisation und Ubernahm ihre Auslandsleitung unter der Bezeichnung „Gruppe Neu Beginnen"
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(NB). F. war Mitverfasser der Schrift Der kommende Weltkrieg [...], verlegte 1939 den Sitz der NB nach London, gab die „Deutschen Inlandsberichte" („Reports from Inside Germany") heraus und beteiligte sich - seit 1939 in den USA lebend - an der Gründung des Council for a Democratic Germany. Noch 1944 äußerte er in Germany after Hitler die Hoffnung auf eine Distanzierung des deutschen Volks vom Nationalsozialismus. WEITERE WERKE: Will Germany crack. New York 1942. Erobert, nicht befreit. Das deutsche Volk im ersten Besatzungsjahr. New York 1946. LITERATUR: Guy Stern: K. F. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: USA. Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 5. Zürich/München 2005, S. 53-71. Frank, Ludwig, Politiker, * 23.5.1874 Nonnenweier, t 3.9.1914 bei Luneville. F. ließ sich nach rechtswissenschaftlichen Studien in Freiburg/Breisgau und Berlin als Anwalt in Mannheim nieder, rief nach dem Amsterdamer Sozialistenkongreß 1904 die sozialistische Arbeiterjugendbewegung ins Leben und redigierte bis 1908 deren von ihm gegründetes Organ .Junge Garde". Seit 1905 Mitglied des badischen Landtags, gehörte er bald neben Wilhelm Kolb zu den Führern der badischen SPD, war seit 1907 auch Reichstagsabgeordneter und verfocht eine „Politik der Tat", die er der „Politik der Phrase" entgegensetzte. Unmittelbar nach Bewilligung der Kriegskredite im August 1914 meldete sich F. als Kriegsfreiwilliger; er fiel im ersten Gefecht. Er schrieb u. a. Die bürgerlichen Parteien des deutschen Reichstags (1911). LITERATUR: Karl Otto Watzinger: L. F., ein deutscher Politiker jüdischer Herkunft. Sigmaringen 1995. Frank, Walter, Historiker, * 12.2.1905 Fürth, t 9.5.1945 Brunsrode bei Braunschweig. F. studierte Geschichte und wurde 1927 an der Univ. München mit der Arbeit Hofprediger Adolf Stoecker und die christlichsoziale Bewegung (veröffentlicht 1928, 2 1935) promoviert. Bereits seit seiner Jugend Mitarbeiter des „Völkischen Beobachters", schrieb er nach dem Studium u.a. für die Monatsschrift „Deutsches Volkstum" und wurde 1934 Referent im Stab von Rudolf Heß. Seit 1935 Leiter des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschland, errichtete F. dort 1936 die Forschungsabteilung Judenfrage, mit der er auch in publizistische Konkurrenz zu Alfred —»Rosenberg trat; 1941 wurde er beurlaubt. Seit 1937 gab F. die jährlichen Forschungen zur Judenfrage heraus und veröffentlichte u.a. Nationalismus und Demokratie im Frankreich der Dritten Republik 1871-1918 (1933), Ritter Franz von Epp. Der Weg eines deutschen Soldaten (1934), Deutsche Wissenschaft und Judenfrage (1937), Geist und Macht. Historisch-politische Aufsätze (1938) und Hoere Israel! Harden, Rathenau und die Judenfrage (1939). F. beging Selbstmord. WEITERE WERKE: Reich und Reichsfeinde. Hamburg o. J. Geist und Macht. Historisch-politische Aufsätze. Hamburg 1941. - Zur Geschichte des Nationalsozialismus. Hamburg 1942. LITERATUR: Helmut Heiber: W. F. und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands. Stuttgart 1966. Rudolf Vierhaus: W. F. und die Geschichtswissenschaft im nationalsozialistischen Deutschland. In: Historische Zeitschrift 207 (1968) S. 617. - Michael Burleigh: Germany turns eastwards. A study of Ostforschung in the Third Reich. Cambridge u.a. 1988. Franke, Paul, Verleger, * 21.10.1881 Nauendorf, t 25.7.1984 Bad Tölz. Nach dem Besuch der Handelshochschule wurde F. Redakteur und Verlagsprokurist, dann Direktor im Verlag Otto
Franz Beyer in Leipzig. Seit 1918 für die Deutsche Reichsbahn tätig, baute er in deren Auftrag eine Firma für Wirtschaftswerbung auf, deren Generaldirektor er später wurde. F. übernahm leitende Funktionen in Verlagen des Stinnes-Konzerns und verlegte Fachzeitschriften aus verschiedenen Bereichen, darunter die „Zeitschrift für öffentliche Wirtschaft", „AutoRevue" und „Film-Kurier". Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete er sich dem Wiederaufbau seines Unternehmens, das zuletzt als „Verlag Film-Bühne" firmierte. Frankenberg u n d Ludwigsdorf, Alex-Victor von, auch A.-V. von F. und Ludwigsdorff, Pseud. Gustav von Falkenberg, Schriftsteller, * 28.11.1892 Darmstadt, t 29.9.1957 Tübingen. F. u. L. studierte 1910/11 in Oxford und absolvierte 1918-20 ein Ingenieursstudium an der TH Darmstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg vorübergehend Feuilletonredakteur der „Hessischen Landeszeitung" in Darmstadt, schied er 1922 als Oberstleutnant aus dem Heer aus, zog sich 1924 als freier Schriftsteller auf das Schloß Kirchberg an der Jagst zurück und siedelte später nach Tübingen über. Neben Schriften zur Luftschiffahrt, darunter der ersten Monographie über den Fallschirm (1912), publizierte F. u. L. patriotischkriegerische Prosa, Lyrik und Dramen (u. a. das Kriegstagebuch Kampf und Sieg an der Westfront, 1916), später Philosophisches, darunter das von den Nationalsozialisten verbotene Werk Das wiedergefundene Paradies. Vrschuld und Lösung (1932). Frankenfeld, Alfred, Journalist, Redakteur, Politiker, * 27.10.1898 Kühndorf (Thüringen), t 6.12.1975 Hamburg. Der Sohn eines Domänenpächters studierte nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg Geschichte, Philosophie und Staatswissenschaften in Göttingen, Leipzig und Breslau. 1922 wurde er in Göttingen zum Dr. phil. promoviert (Justus Moser als Staatsmann im Siebenjährigen Kriege und am englischen Hofe). 1921-24 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Auswärtigen Amts, 1923/24 Redaktionsassistent bei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", 1924-39 Korrespondent in Hamburg für das „Berliner Tageblatt" und 1939-45 für die „Deutsche Allgemeine Zeitung". Daneben leitete er als Chefredakteur die Zeitschrift „Recht und Freiheit" der Deutschen Demokratischen Partei. 1945 habilitierte sich F. in Hamburg (Die koloniale Frage im deutsch-französischen Verhältnis 1890-1914). 1946-53 war er Chefredakteur der „Hamburger Freien Presse", 1953-56 des „Hamburger Anzeigers" und seit 1957 beim Axel Springer Verlag. Seit 1951 lehrte er nebenamtlich Publizistik an der Univ. Hamburg. 1953-70 war F. Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, 1961-66 Vorsitzender der FDP-Fraktion und seit 1966 Zweiter Vizepräsident der Bürgerschaft. Er veröffentlichte u. a. Der ideale Journalist. Aufgabe und Sendung (1931), Die Mission des Journalisten (1946) und Zum Sehen geboren. Ein Leben für Presse und Parlament (1973). LITERATUR: Emil Dovifat: A. F. zum 65. Geburtstag. In: P u b l i z i s t i k 8 ( 1 9 6 3 ) S. 6 3 2 - 6 3 4 . - W i l m o n t H a a c k e : A . F. f . In: P u b l i z i s t i k 2 1 ( 1 9 7 6 ) S. 2 3 1 .
Frankl, Adolf, Pseud. Hermann Harter, österr. Schriftsteller, Lehrer, * 6.6.1862 Mürzzuschlag (Steiermark), t 19.4.1958 Graz. F. besuchte 1877-81 die Lehrerbildunganstalt Graz, wurde Lehrer in Edelsbach bei Feldbach, später im steirischen Ilz und war seit 1898 Oberlehrer in Söchau. 1917 übernahm er die Direktion der Schule in Fürstenfeld, wurde 1922 pensioniert und kehrte 1943 nach Graz zurück. Er war Mitbegründer des deutsch-österreichischen Preßvereins gegen Schmutz und Schund, redigierte zeitweise dessen Jahrbuch
und war später Redakteur der „Deutschen Umschau", zuletzt der „Wechselschau". F. veröffentlichte (überwiegend humoristische) Gedichte, Volksstücke und Romane, darunter den mehrmals aufgelegten Dem Licht entgegen! (1909, 3 1932). Frankl Ritter von Hochwart, Ludwig August, österr. Schriftsteller, Philanthrop, * 3.2.1810 Chrast (Böhmen), t 12.3.1894 Wien. F. studierte in Padua und Wien Medizin (Promotion 1837), wurde 1838 Sekretär der Wiener Jüdischen Kultusgemeinde und verkehrte im Salon der Karoline Pichler. Die von ihm 1842 begründete Kulturzeitschrift „Sonntags-Blätter" gab er bis 1848 heraus. Als Demokrat und Mitglied der Akademischen Legion verfaßte er 1848 das erste zensurfreie Flugblatt Österreichs Die Universität. 1851 wurde er Direktor des Musikvereins und Prof. der Ästhetik, 1856 bereiste er Palästina und Ägypten. Später Schulrat und Präses der Wiener Kultusgemeinde, gründete F. 1872 das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte und berief den ersten Blindenlehrerkongreß ein, zu dessen Präsident er 1873 gewählt wurde. 1876 wurde er geadelt. F. veröffentlichte neben Reisebeschreibungen und Biographien vor allem Gedichte; seine Erinnerungen erschienen 1910. WEITERES WERK: Nach Jerusalem. Leipzig 1858-60. Neuausg. Berlin 1935. LITERATUR: Die Feier des 70-jährigen Geburtstages L. A. F.'s Ritter v. H. Wien 1880. - Eugen Wölbe: L. A. F. Der Dichter und Menschenfreund. Ein Lebensbild für jung und alt. Frankfurt/Main 1910. - Stefanie Dollar: Die Sonntagsblätter von L. A. F. 1842-1848. Diss. Wien 1932.-Heinrich Hubert Houben: F., L. A. In: Ders.: Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart. Bd. 1. Berlin 1924, S. 178-181. - Anton Schlossar: L. A. Ritter v. H. In: ADB, Bd. 48, 1971, S. 706-712. Franz, Adolph, kath. Theologe, Politiker, * 21.12.1842 Langenbielau bei Reichenbach, t 6.11.1916 Baden-Baden. F., Sohn eines Fabrikanten, studierte in Breslau und Münster, empfing 1867 die Priesterweihe und war Kaplan in Sprottau, 1871-73 Repetent am Theologischen Konvikt in Breslau. Seit 1872 redigierte er die „Schlesische Volkszeitung", 1873-77 das „Schlesische Kirchenblatt" und 1878-81 die Zeitschrift „Germania". F. war 1872-85 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1876-92 des Reichstags. Am Kulturkampf nahm er an exponierter Stelle teil und wurde in diesem Zusammenhang zu Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt. 1882 vom Fürstbischof in das Breslauer Domkapitel berufen, leitete F. nach dessen Tod die Reorganisation der Diözese, war kirchenpolitischer Berater Kardinal Georg Kopps und wurde päpstlicher Hausprälat sowie Apostolischer Protonotar. Seit 1893 wieder überwiegend wissenschaftlich tätig, publizierte er kirchengeschichtliche und -politische sowie liturgische Studien (u.a. Die Messe im deutschen Mittelalter, 1902). 1907 war er Prof. der Liturgie in München. WEITERE WERKE: M. Aurelius Cassiodorus Senator. Breslau 1872. - Johannes Baptista Baltzer. Ein Beitrag zur neuesten Geschichte der Diözese Breslau. Breslau 1873. - Die gemischten Ehen in Schlesien. Breslau 1878. - Drei deutsche Minoritenprediger aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Freiburg/Breisgau 1907. - Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. 2 Bde., Freiburg/Breisgau 1909. Nachdr. Graz 1960. - Das Rituale des Bischofs Heinrich I. von Breslau. Freiburg/Breisgau 1912. LITERATUR: A. D. In: Augustinus-Blatt 20 (1916) 11, S. 46 f. - Josef Jungnitz: Prälat A. F. Breslau 1917. - Bernhard Stasiewski: F., A. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 373 f. Theodor Maas-Ewerd: F., A. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 28 f.
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Franzel Franzel, Emil, Journalist, Schriftsteller, * 29.5.1901 Haan, t 3.7.1976 München. F., Sohn eines Oberlehrers und Mitglied der SPD, studierte Geschichte und Germanistik in München, Wien und Prag, wo er 1929 zum Dr. phil. promoviert wurde (König Heinrich VII. von Hohenstaufen. Studien zur Geschichte des „ Staates " in Deutschland) und das Bibliothekarsexamen ablegte. Zunächst als Journalist tatig, wurde er Direktor des Volksbildungsinstituts „Urania". Seit 1939 war er Mitarbeiter der „Zeit", einer Zeitung der Sudetendeutschen, dann Schriftleiter des „Vorposten". Nach 1945 lebte F. als Bibliothekar und Journalist in München. Er schrieb Uberwiegend für kath. Blätter und die Vertriebenenpresse. Mittlerweile Mitglied der CSU geworden, verfaßte er Leitartikel für den „Bayerischen Staatsanzeiger". F. veröffentlichte u. a. Der Donauraum im Zeitalter des Nationalitätenprinzips (1789-1918) (1958), Sudetendeutsche Geschichte (1958, 2 1962) und Franz Ferdinand d'Estes- Leitbild einer konservativen Revolution (1964). Er schrieb auch Unterhaltungsliteratur wie Cherubin und der Leutnant. Eine Prager Novelle (1941, 2 1943) oder Unter dem Hradschin (1961). WEITERE WERKE: 1870-1950. Geschichte unserer Zeit. München 1951, '1952. 4., erw. Aufl. unter dem Titel: Geschichte unserer Zeit. Die letzten 100 Jahre. Augsburg 1963. - Von Bismarck zu Adenauer. Ideologie, Wahn und Realismus in der deutschen Politik. München 1957. - Germanen, Deutsche, Europäer. Ein Gang durch die deutsche Geschichte. Augsburg 1962. - Die Bibliothek des Landesmuseums in Prag. Eine Darstellung ihrer Ursprünge und ihres Werdens im Rahmen der Museumsgeschichte. Prag u. a. 1964. Franzelin, Bernhard, Jesuit, Theologe, * 4.4.1868 Auer/ Etsch, t 22.10.1943 Steyr (Oberösterreich). F. trat in die Gesellschaft Jesu ein, absolvierte seine Ordensstudien in St. Andrae und in Preßburg, studierte an der Univ. Innsbruck (Promotion 1908) und wurde Rhetoriklehrer sowie Prediger in Prag. Später a. o. Prof. der Dogmatik in Innsbruck und an der Gregoriana in Rom, kehrte er als Prof. der Philosophie nach Innsbruck zurück und lehrte an der dortigen Univ. seit 1924 als Prof. der scholastischen Philosophie. F. war Mitarbeiter der Zeitschrift „Der Christliche Ständestaat" und schrieb u. a. Zur Klärung des Kausalproblems (1933). Franzen, Erich, Journalist, Schriftsteller, * 12.12.1892 Bad Ems, f 2.11.1961 München. F. studierte Rechts- und Literaturwissenschaften sowie Sozialpsychologie (Dr. jur., Dr. rer. pol.), war nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Syndikus und ließ sich 1926 in Berlin nieder. Vorwiegend als Literaturkritiker, Übersetzer und Hörspielautor tätig, veröffentlichtete er Beiträge in der „Frankfurter Zeitung", der „Vossischen Zeitung", der „Literarischen Welt" und der „Weltbühne". Er war führendes Mitglied des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS). Nach der Emigration in die USA 1936 lehrte er als Prof. der Soziologie und Sozialpsychologie u.a. an mehreren amerikanischen Universitäten und kehrte 1951 nach Deutschland zurück. F. ließ sich zunächst in Darmstadt nieder und war später Prof. an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, daneben Übersetzer sowie Theaterkritiker der „Neuen Zeitung". Er schrieb u. a. Formen des modernen Dramas (1961, 31974). WEITERE WERKE: Hrsg.: Ist der Mensch meßbar? Darmstadt 1959. - Das Drama zwischen Utopie und Wirklichkeit. Stuttgart 1960. - Aufklärungen, Essays. Frankfurt/ Main 1964. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 322.
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Franziß, Franz, Historiker, * 14.4.1848 Ödwies, t 28.7.1912 München. F. studierte an der Univ. München Altphilologie, Geschichte und Archäologie (Promotion 1873). Nach Tätigkeiten als Gymnasiallehrer in Regensburg und München war er seit 1886 Gymnasialprofessor am dortigen Kadettenkorps. Er gab 1901-09 die kath. Zeitschrift „Die Wahrheit" heraus, war Mitarbeiter der „Blätter für Gymnasialschulwesen", der „Historisch-politischen Blätter" sowie des „Bayerlandes" und schrieb u. a. Bayern zur Römerzeit (1904). WEITERE WERKE: Der deutsche Episkopat in seinem Verhältnis zu Kaiser und Reich unter Heinrich III: 1039-1056. Stadtamhof 1879. - Bayerns nationale und internationale Stellung. München 1894. Franzos, Karl Emil, Schriftsteller, Publizist, * 25.10.1848 Czortkow (Galizien), t 28.1.1904 Berlin. Aufgewachsen in einer deutsch-jüdischen, bildungsbürgerlichen Familie, studierte F. seit 1866 Rechtswissenschaften in Wien und Graz, erhielt wegen seiner Mitgliedschaft in einer deutsch-nationalen Verbindung keine Stelle und wandte sich dem Journalismus zu. Er war Mitarbeiter u. a. der Zeitschrift „Über Land und Meer", seit 1872 der Wiener „Neuen Freien Presse", für die er vor allem die östlichen Gebiete der Donaumonarchie bereiste (Aus Halb-Asien. Kulturbilder aus Galizien, der Bukowina, Südrußland und Rumänien, 2 Bde., 1876). 1884-86 gab er die Wiener „Neue Illustrierte Zeitung" heraus. 1886 ließ sich F. in Berlin nieder und redigierte die von ihm gegründete antinaturalistische literarische Zeitschrift „Deutsche Dichtung". Neben Reiseberichten und Novellensammlungen schrieb er überwiegend Romane, darunter das 1893 vollendete, teilweise autobiographische Werk Der Pojaz (1905). F. gab Georg Büchners Gesamtwerk zusammen mit dem handschriftlichen Nachlaß heraus (1879, Neuausg. 1949, 5 1957) und publizierte darin unter dem Titel Wozzeck erstmals das von ihm entzifferte Woyzeck-Manuskript. WEITERE WERKE: Ein Kampf ums Recht. Stuttgart 1928. Die Juden von Barnow. Stuttgart 1929. - Judith Trachtenberg. Stuttgart 1930. - Κ. E. F. Kritik und Dichtung. Eine Auswahl seiner Schriften. Hrsg. v. Fred Sommer. New York u.a. 1992. LITERATUR: Ernst Joseph Görlich: F., K. E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 378 f. - Wolfgang Martens: Deutsche Dichtung. Eine literarische Zeitschrift 1886-1904. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 9 (1958) S. 465-482. - Günther A. Höfler: Psychoanalyse und Entwicklungsroman. Dargestellt an Κ. E. F. „Der Pojaz". München 1987. - Dieter Kessler: Ich bin vielleicht kein genügend moderner Mensch. Notizen zu Κ. E. F. (1848-1904). München 1994. - Andrea Wodenegg: Das Bild der Juden Osteuropas. Ein Beitrag zur komparatistischen Imagologie an Textbeispielen von Κ. E. F. und Leopold von Sacher-Masoch. Frankfurt/Main 1986. - Sybille Hubach: Galizische Träume. Die jüdischen Erzählungen des Κ. E. F. Stuttgart 1986. - Carl Steiner: Κ. E. F. 1848-1904. Emancipator and assimilationist. Frankfurt/Main u.a. 1990. - Genevieve Humbert : Κ. E. F. (1848-1904). Peintre des confins orientaux de l'Empire des Habsbourg. Strasbourg 1993. - Hermann Böhm: Κ. E. F. (1848-1904). Der Dichter Galiziens. Zum 150. Geburtstag. Wien 1998 (Ausstellungskatalog). Frauendorfer, Heinrich von, Beamter, * 27.9.1855 Holl bei Waldmünchen, t 23.7.1921 Geiselgasteig bei München. F. studierte Rechtswissenschaften, gehörte bis 1899 der Generaldirektion der Bayerischen Staatseisenbahnen an und wurde Oberregierungsrat in der Verkehrsabteilung des Außenministeriums. 1904-12 bayerischer Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten, war er 1918-20 erneut als Minister
Freiligrath im A m t . 1920 war er als Staatssekretär und Vorstand der Abteilung Bayern im Reichsverkehrsministerium tätig. F. gab die „Europäische Staats- und Wirtschaftszeitung" heraus und schrieb Die Wohnungsfrage, eine Verkehrsfrage (1918). Er war auch als Numismatiker bekannt. F. beging Selbstmord. F r a u e n s t ä d t , (Christian Martin) Julius, Philosoph, * 1 7 . 4 . 1 8 1 3 B o j a n o w o (Prov. Posen), t 1 3 . 1 . 1 8 7 9 Berlin. N a c h Abschluß des Theologie- und Philosophiestudiums an der Univ. Berlin (1833-37) war F. Mitarbeiter u . a . der „Hai Ii sehen Jahrbücher", der „Vossischen Zeitung" und der „Blätter für literarische Unterhaltung". 1841-52 als Hauslehrer in Adelsfamilien tätig, führte er während der Revolutionszeit ein „Lesecabinet nach Pariser M u s t e r " in Berlin. N a c h ersten Einflüssen von Kant und Hegel war er Schüler und Vertrauter Arthur Schopenhauers, der ihn z u m Erben u. a. seiner Manuskripte und Verlagsrechte einsetzte. F. besorgte die erste Gesamtausgabe der Werke Schopenhauers (6 Bde., 1 8 7 3 / 7 4 ) . Er veröffentlichte u . a . Die Freiheit des Menschen und die Persönlichkeit Gottes. Ein Beitrag zu den Grundfragen der gegenwärtigen Speculation (1838), Studien und Kritiken zur Theologie und Philosophie (1840), Schelling's Vorlesungen in Berlin. Darstellung und Kritik derselben (1842), Über das wahre Verhältnis der Vernunft zur Offenbarung. Prolegomena zu jeder künftigen Philosophie des Christenthums (1848), Der Materialismus. Seine Wahrheit und sein Irrthum (1856) und SchopenhauerLexikon. Ein philosophisches Wörterbuch nach Arthur Schopenhauer's sämmtlichen Schriften und handschriftlichem Nachlaß (2 Bde., 1871). WEITERE WERKE: Die Menschwerdung Gottes nach ihrer Möglichkeit, Wirklichkeit und Nothwendigkeit. Mit Rücksicht auf Strauß, Schaller und Göschel. Berlin 1839. - Ästhetische Fragen. Dessau 1853. - Briefe über die Schopenh a u e r ' s e h e Philosophie. Leipzig 1854. - Die Naturwissenschaft in ihrem Einfluß auf Poesie, Religion, Moral und Philosophie. Leipzig 1855. - Briefe über natürliche Religion. Leipzig 1858. - Das sittliche Leben. Ethische Studien. Leipzig 1866. - Blicke in die intellectuelle, physische und moralische Welt nebst Beiträgen zur Lebensphilosophie. Leipzig 1869. - Neue Briefe über die Schopenhauer'sehe Philosophie. Leipzig 1876. LITERATUR: H e r m a n n Berger: J. F. Sein Leben, seine Schriften und seine Philosophie. Rostock 1911. - Henry Walter Brann: J. F. In: Ders.: Schopenhauer und das Judentum. Bonn 1975, S. 76-89. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. M ü n c h e n 1999, S. 360-365. F r a u n g r u b e r , Hans, österr. Schriftsteller, * 2 6 . 1 . 1 8 6 3 Obersdorf bei Bad Aussee (Steiermark), t 7 . 8 . 1 9 3 3 Wien. F. absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Salzburg und war seit 1882 Lehrer im österr. Schuldienst, zuletzt Rektor an Wiener Volksschulen. 1899 Mitbegründer, seit 1917 Redakteur der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied", war er auch Mitarbeiter der Monatsschrift „Für die Jugend des Volkes" und gab „Gerlachs Jugendbücherei" heraus. Nach dem Vorbild des mit ihm befreundeten Peter —>Rosegger verfaßte er, zum Teil in steirischer Mundart, Gedichte, Erzählungen und Schauspiele (u.a. Meine Bergbauern, 1930) und gab zahlreiche Werke der Jugendliteratur sowie Anthologien und Lesebücher heraus. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 355. F r e e d e n , Wilhelm (Ihno Adolf) von, Ozeanograph, * 1 2 . 5 . 1 8 2 2 Norden (Ostfriesland), t 1 1 . 1 . 1 8 9 4 Bonn. F., Sohn eines Kapitäns, Reeders und Ratsherrn, studierte in Bonn und Göttingen Mathematik, Astronomie, Naturwissenschaften und neuere Sprachen. Seit 1845 in Jever als G y m nasialoberlehrer tätig, wurde er 1856 Rektor der Seefahrts-
schule in Elsfleth (Oldenburg). 1867 gründete F. die Norddeutsche Seewarte in H a m b u r g , als deren Direktor er bis 1876 tätig war. Zu seinen Verdiensten zählt, daß neue naturwissenschaftliche, geographische und ozeanographische Erkenntnisse f ü r die Schiffahrt nutzbar g e m a c h t wurden. Er bereicherte die nautische Literatur durch Lehrbücher und Rechentafeln, gab die Zeitschrift „ H a n s a " heraus und übersetzte geographische Literatur aus d e m Englischen. 1871-77 war F. Mitglied des Reichstags f ü r die Nationalliberale Partei und vertrat dort vorwiegend die Interessen der Seefahrt. WERKE: Handbuch der Nautik und ihrer Hülfswissenschaften. Oldenburg 1864. - Ü b e r die wissenschaftlichen Ergebnisse der ersten deutschen Nordfahrt von 1868. H a m b u r g 1869. - Barometerbuch z u m Gebrauch der Seeleute. Oldenburg 1885. LITERATUR: Walter H o r n : Die A n f ä n g e der Deutschen Seewarte: Zur 150. Wiederkehr des Geburtstages von W . I. A. v. F. In: Zeitschrift des Vereins f ü r Hamburgische Geschichte 58 (1972) S. 45-81. - Ulrich Schaefer: D a s Porträt: W . v. F. In: Schiff und Zeit 26 (1987) S. 51-56. - Haunfelder, Lib. Abg., 2004, S. 141 f. F r e i , Bruno, eigentl. Benedikt Freistadt, österr. Schriftsteller, Publizist, * 1 1 . 6 . 1 8 9 7 Preßburg, t 2 1 . 5 . 1 9 8 8 Klosterneuburg (Niederösterreich). F., Sohn eines K a u f m a n n s , stammte aus kleinbürgerlichen jüdischen Verhältnissen. Schon während seines Philosophiestudiums in Wien schrieb er f ü r die W i e n e r Zeitung „Der A b e n d " sozialkritische Reportagen und w u r d e nach der Promotion 1922 als Korrespondent nach Berlin geschickt. 1929-33 war F. Chefredakteur der Tageszeitung „Berlin a m Morgen". Nach d e m Reichstagsbrand 1933 flüchtete er zunächst nach Prag, 1936 nach Paris. N a c h Kriegsausbruch w u r d e F. 1939 in das Pyrenäen-Lager ,,Le Vernet" verbracht, über das er 1950 einen autobiographischen Bericht verfaßte (Die Männer von Vernet). 1941 emigrierte er nach Mexiko, 1947 kehrte er nach Österreich zurück. 1947-56 war F. Chefredakteur der Wiener Zeitung „Der A b e n d " und gab zusammen mit Ernst —»Fischer und Viktor —> M a t e j k a das „Österreichische Tagebuch" heraus. 1956-59 lebte er als Korrespondent in China. D a n a c h w a r F. als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte u. a. 1972 seine Autobiographie Der Papiersäbel. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 191. - E v a Holpfer: Die S a m m l u n g B. F. (1897-1988). Wien 1996. F r e i l i g r a t h , (Hermann) Ferdinand, Lyriker, Übersetzer, * 1 7 . 6 . 1 8 1 0 Detmold, t 1 8 . 3 . 1 8 7 6 Cannstatt (heute zu Stuttgart). F., Sohn eines Lehrers, genoß eine k a u f m ä n n i s c h e Ausbild u n g und war 1832-36 in einem A m s t e r d a m e r Handelskontor tatig. Durch die internationalen Handelsverbindungen erhielt er Einblick in f r e m d e Welten, die sich in seinen ersten Gedichten niederschlugen (u. a. Der Mohrenfürst, Löwenritt). Gleichzeitig machte sich F. einen N a m e n als Übersetzer Victor Hugos. N a c h d e m Erscheinen seiner ersten Gedichtsammlung 1838 war er als freier Schriftsteller tätig. 1842 erhielt er vom preuß. König Friedrich Wilhelm IV. eine Pension, auf die er j e d o c h drei Jahre später verzichtete. Mittlerweile hatte sich F., der zuerst für eine strikte Trenn u n g von Dichtung und politischem E n g a g e m e n t eingetreten war, immer mehr einer kritisch-realistischen Thematik zugewandt. In der G e d i c h t s a m m l u n g Ein Glaubensbekenntnis (1844) vertrat er die Ideale der Freiheit und des sozialen Ausgleichs. 1844 emigrierte er über Brüssel, w o er sich mit Karl —>Marx befreundete, in die Schweiz. Dort kam 1846 sein revolutionärer Gedichtzyklus ζα ira! heraus, der ihn z u m „Trompeter der Revolution" werden ließ. Nach einem kurzen Aufenthalt in L o n d o n kehrte F. bei Ausbruch der Unruhen 1848 nach Deutschland zurück. Sein in zahlreichen
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Freitag Flugblättern verbreitetes Gedicht Die Toten an die Lebenden brachte ihm eine Anklage wegen Aufrufs zum Umsturz ein, die jedoch fallengelassen wurde. Auf Einladung von Marx wurde F. in die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung" aufgenommen. Zum ersten Jahrestag der Märzrevolution dichtete er seine Reveille („Frischauf zur Weise von Marseille [...]"), die bald zu einer Hymne der deutschen Arbeiterbewegung wurde. Wegen seiner Neueren politischen und sozialen Gedichte (2 Bde., 1849-51) mußte F. 1851 erneut fliehen und ging nach London, wo er 17 Jahre lang vorwiegend als Kaufmann lebte, aber auch englische Lyrik übersetzte. 1865 stellungslos geworden, ermöglichten ihm Freunde durch einen Aufruf in der „Gartenlaube" mit einem Sammelergebnis von fast 60 000 Talern einen sorglosen Lebensabend. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland 1868 wurde ihm ein triumphaler Empfang bereitet. Der DeutschFranzösische Krieg und die Reichsgründung 1870/71 veranlaßten F. noch einmal zu patriotisch-politischer Lyrik (u. a. Hurra, Germania!). WEITERE WERKE: Zwischen den Garben. Eine Nachlese älterer Gedichte. Stuttgart/Tübingen 1849. - Gesammelte Dichtungen. 4 Bde., Stuttgart 1870. - Neue Gedichte. Stuttgart 1877. - Ein Dichterleben in Briefen. Hrsg. v. Wilhelm Buchner. 2 Bde., Lahr 1882. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Ludwig Schröder. 10 Bde., Leipzig 1906. - Gedichte. Hrsg. v. Dietrich Bode. Stuttgart 1964 u.ö. - Briefwechsel mit Marx und Engels. Hrsg. v. Manfred Häckel. 2 Teilbände. Berlin 1968, 2 1976. LITERATUR: Erwin Gustav Gudde: F.s Entwicklung als politischer Dichter. Berlin 1922. Nachdr. Nendeln 1967. - Erich Kittel: F. F. als deutscher Achtundvierziger und westfälischer Dichter. Lemgo 1960. - Josef Ruland/Peter Schoenwaldt (Hrsg.): F. F. 1876-1976. Remagen-Rolandseck 1976. Freitag, Anton, kath. Missionswissenschaftler, * 4.1.1882 Altenbeken (Paderborn), t 3.4.1968 Steyl. Der Sohn eines Weichenstellers studierte seit 1901 Philosophie in Mödling bei Wien, nach dem Eintritt in die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes" auch Theologie. 1908 zum Priester geweiht, wechselte F. 1910 an die Univ. Münster und wurde 1915 promoviert (Historisch-kritische Untersuchung über den Vorkämpfer der indianischen Freiheit Don Fray Bartolome de Las Casas). 1920-24 war er Schriftleiter der von ihm begründeten Zeitschrift „Der Jesusknabe", 1922-26 Dozent für Missionswissenschaft an der Bischöflichen Akademie in Paderborn und 1924-28 Generalsekretär des Katholischen Akademischen Missionsbunds in Deutschland, dessen Organ „Akademische Missionsblätter" er herausgab. 1938 ging F. als Dozent für Missionswissenschaft an das Priesterseminar Roermond (Niederlande), wo er bis 1952 lehrte. F. veröffentlichte u.a. eine Katholische Missionskunde im Grundriß (1926), Das Missionswerk von heute. Ein Überblick (1928) und Mission und Missionswissenschaft (1962). Sein Missionsspiel Mala Hari. Das Opfer der Zauberpriesterin erschien 1918. LITERATUR: Kurt Piskaty: F., A. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 121 f. - Gunnar Anger: F., A. In: BBKL, Bd. 23, 2004, Sp. 416-423. F r e k s a , Friedrich, Schriftsteller, * 11.4.1882 Berlin, t 18.7.1955 Berlin. Der Sohn eines Großkaufmanns studierte in Berlin, Paris und München. Er lebte zeitweise als freier Schriftsteller in München, später wieder in Berlin. 1919/20 war F. Mitherausgeber der satirischen Zeitschrift „Phosphor". Er war mit der Schriftstellerin Margarete —> Friedrich-Freksa verheiratet. 1907 hatte F. seinen ersten großen Bühnenerfolg mit der Aufführung des Stückes Ninon de Lenclos. Zu seinen zahlreichen Romanen gehört Erwin Bernsteins theatralische Sendung (2 Bde., 1913).
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Frenzel, Curt, Journalist, Verleger, * 24.12.1900 Dresden, f 30.1.1970. Der Sohn eines Postbeamten wurde 1928 als SPD-Mitglied politischer Redakteur der Chemnitzer „Volksstimme", 1931 deren stellvertretender Chefredakteur. Durch einen im Februar 1933 erschienenen Leitartikel gegen —»Goebbels und die Bezeichnung des Rundfunks als „Rundfunk oder Parteigrammophon" hatte sich F. mißliebig gemacht und wurde einige Monate inhaftiert. Danach bekam er Schreibverbot und wurde für zehn Jahre unter Polizeiaufsicht gestellt. Bis 1938 arbeitslos, arbeitete er anschließend in der freien Wirtschaft. Nach 1945 war F. am Wiederaufbau der deutschen Presse beteiligt und wurde gleichzeitig Mitherausgeber sowie Chefredakteur der „Schwäbischen Landeszeitung" in Augsburg (später „Augsburger Allgemeine"). Er hatte Anteil am Aufbau des Nachrichtendienstes der deutschen Presse, der als Deutsche Presse-Agentur (dpa) bekannt wurde und deren Aufsichtsrat er angehörte. Verdienste erwarb er sich auch durch die Förderung des Eissports und des Kunsteisstadions in Augsburg. WERKE: Artikel, Leitartikel und Berichte 1928-1933 und 1945-1969. Hrsg. v. Ernst Deuerlein. Augsburg 1970. LITERATUR: Hrsg.: Schwäbische Landeszeitung. Ein Druckund Pressehaus im Herzen der Stadt Augsburg. Augsburg [1956], Frenzel, Karl (Wilhelm Theodor), auch Carl F., Frentzel, Theaterkritiker, Schriftsteller, * 6.12.1827 Berlin, t 10.6.1914 Berlin. F. studierte in Berlin Geschichte und Philosophie, 1853 wurde er promoviert. Zunächst einige Jahre als Lehrer tätig, holte ihn Karl -»Gutzkow 1853 als Redakteur zu seiner Familienzeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd". 1862 übernahm F. das Feuilleton der Berliner „NationalZeitung", 1874 wechselte er als Literatur- und Theaterkritiker zur „Deutschen Rundschau". Er schrieb Romane (u.a. Papst Ganganelli, 3 Bde., 1864), Novellen und Essays (Dichter und Frauen, 3 Bde., 1857-66). 1897 wurde F. zum Prof. ernannt. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 10 Bde., Leipzig 1890-97. - Büsten und Bilder. Hannover 1861. Berlin 2 1895. - Neue Studien. Berlin 1868. - Berliner Dramaturgie. 2 Bde., Hannover 1877. LITERATUR: Ernst Wechsler: K. F. Leipzig 1891. Frerk, Julius Friedrich Willy, Redakteur, Schriftsteller, * 18.12.1886 Hannover, f 28.1.1960 London. F. studierte 1907-10 an den Universitäten Göttingen, München, Kiel, Freiburg/Breisgau und Greifswald. Er begab sich auf Reisen, die ihn durch ganz Europa und Nordafrika fühlten, und schrieb darüber Berichte wie Kriegsgefangen in Nordafrika (1918). Später spezialisierte sich F. auf Veröffentlichungen im Photo-, Radio- und Filmbereich. Er war u.a. Herausgeber der Berliner Zeitschriften „Photofreund" und „Photowoche". 1937 emigrierte F. in die CSR, 1939 nach Großbritannien, wo er als Schriftsteller tätig war. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 326. Freund, Erich, Verleger, Redakteur, Schriftsteller, * 13.8.1866 Breslau, t 6.6.1940 Berlin. Der Sohn eines Bankiers studierte in Breslau, Leipzig und Berlin Staatswissenschaften und wurde 1889 zum Dr. phil. promoviert. 1891-94 widmete sich F. dem Gesangstudium in Padua und Mailand und war 1896-1908 als Konzertsänger tätig. Gleichzeitig arbeitete er als Theaterkritiker und Feuilletonist, nachdem er 1899 die Leitung der von seinem Großonkel Leopold F. gegründeten „Breslauer MorgenZeitung" übernommen hatte. F. schrieb auch Novellen, historische Skizzen und Libretti.
Frey LITERATUR: G. F. In: Deutsche Presse 21 (1931) S. 195. Chefredakteur G. F. wird 85 Jahre. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 63 (1966) 17, S. 742. F r e u n d , Julius, Schriftsteller, Librettist, * 8 . 1 2 . 1 8 6 2 Breslau, f 6 . 1 . 1 9 1 4 Partenkirchen (heute zu GarmischPartenkirchen). Der Lehrerssohn absolvierte das Wiener Konservatorium und bekam ein Engagement am Burgtheater. Er wechselte bald darauf nach Berlin, w o er neben der Schauspielerei auch journalistisch tätig war. Als Hausdichter des Berliner Metropoltheaters schuf er die „Berliner Revue". Bekannt wurde er mit Revuen wie Neuestes, Allerneuestes (1904), Auf ins Metropol (1905) und Der Teufel lacht dazu (1906). Ferner wirkte F. an mehreren Operetten mit. F r e u n d , Michael, Historiker, Politologe, * 1 8 . 1 . 1 9 0 2 Weilheim (Oberbayern), t 1 5 . 6 . 1 9 7 2 Kiel. Nach dem Studium der Geschichte, das er mit der Promotion abschloß, war F. an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin tätig. 1938 habilitierte er sich in Freiburg für westeuropäische Geschichte, wurde jedoch bald danach aus politischen Gründen entlassen. 1945 konnte er seine Hochschullaufbahn fortsetzen, war 1951-58 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart" und erhielt 1951 in Kiel einen Lehrstuhl für Wissenschaft und Geschichte der Politik. F. war Mitherausgeber der Reihe „Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten" und gab eine Geschichte des Zweiten Weltkrieges in Dokumenten (3 Bde., 1953-56) heraus. LITERATUR: Wilfried Röhrich: Macht und Ohnmacht des Politischen: Festschrift zum 65. Geburtstag von M. F. Köln u. a. 1967. - Walter Bernhardt: Führung in der Politik: Festgabe für M. F. zum 70. Geburtstag. Kiel 1972. - U w e Greve: M. F. (1902-1972): Historiker, Politologe, Publizist. In: Criticon 14 (1984) S. 201-204. F r e u n d l i c h , Elisabeth, Pseud. E. Lanzer, österr. Schriftstellerin, Journalistin, * 2 1 . 7 . 1 9 0 6 Wien, t 2 5 . 1 . 2 0 0 1 Wien. F., jüdischer Herkunft und Tochter eines Juristen und aktiven Sozialdemokraten, studierte 1928-32 in Wien und Paris Germanistik, Romanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte und wurde mit der Arbeit Die Bühnenidee bei Clemens von Brentano promoviert. Anschließend arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin in Wien und Berlin (u. a. bei Georg Wilhelm Pabst) und schrieb für „Die Wiener Weltbühne". 1938 emigrierte F. über Zürich nach Paris, w o sie zu den Gründern der Liga für das geistige Österreich (Ligue de l'Autriche Vivante) gehörte. 1940 floh sie in die USA, studierte Bibliothekswissenschaft an der Columbia University in N e w York, war als Bibliothekarin und Lektorin für Deutsch tätig und kehrte 1950 nach der Heirat mit Günther —»Anders nach Wien zurück. Als Journalistin war sie in den folgenden Jahrzehnten u. a. für die „Frankfurter Hefte", in denen sie Beiträge über NS-Prozesse in Deutschland und Österreich veröffentlichte, für den „Mannheimer Morgen" und verschiedene Rundfunkanstalten tätig. Als Übersetzerin galt ihr besonderes Interesse den Werken von Joseph Conrad, Sean O'Casey und John A. Williams. F.s eigene schriftstellerischen Arbeiten, die zum größten Teil in der Zeit ihres Exils entstanden waren und die NS-Zeit, Exil und Widerstand zum Thema haben, wurden vielfach erst seit den achtziger Jahren publiziert (u. a. Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau, Der Seelenvogel und Finstere Zeiten, alle 1986). Der Band Die fahrenden Jahre. Erinnerungen (1992) enthält eine autobiographische Beschreibung ihrer Exilzeit. WEITERE WERKE: Der eherne Reiter. Wien 1960. Rev. Neuausg. Frankfurt/Main 1982. - Sie wußten, was sie wollten. Lebensbilder bedeutender Frauen aus drei Jahrhunderten. Freiburg/Breisgau 1981.
LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 194. - Susanne Schneider-Alge: Abschied und Wiederkehr. Zum Rezeptionsverlauf des Werks der österreichischen Exilschriftstellerin E. F. Diss. Salzburg 1992. - Susanne Alge: E. F. Die Vertrautheit des Fremdseins. In: Österreichische Dichterinnen. Hrsg. v. Elisabeth Reichart. Salzburg u. a. 1993, S. 31-49. Susanne Alge: E. F. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: USA. Hrsg. v. John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 1. Bern/ München 2000, S. 109-130. - Ingrid Walter: D e m Verlorenen nachspüren. Autobiographische Verarbeitung des Exils deutschsprachiger Schriftstellerinnen. Taunusstein 2000.
F r e y , Alexander Moritz, Schriftsteller, * 2 9 . 3 . 1 8 8 1 München, t 2 4 . 1 . 1 9 5 7 Zürich. F. studierte in Heidelberg, Freiburg/Breisgau und München Jura und Philosophie, ohne seine Studien abzuschließen. Seit 1918 war er als freier Schriftsteller in München ansässig. Während des Ersten Weltkriegs diente er im selben Regiment wie Hitler, der ihm später eine Stelle als Feuilletonchef des „Völkischen Beobachters" anbot, was F. jedoch ablehnte. 1933 wurden seine Bücher verboten, er emigrierte zunächst nach Österreich, 1938 in die Schweiz, w o der Freund Thomas Manns lange Zeit unter ärmlichen Umständen als Rezensent lebte. Erst nach 1945 besserte sich seine Lage, nachdem einige seiner im Exil entstandenen Werke erschienen waren. F. schrieb Romane, Novellen, Märchen und Utopien. Als bizarr, skurril und phantastisch werden viele seiner Geschichten charakterisiert, die häufig mit parodistischen Elementen und hintergründigem Humor angereichert sind. Sein dokumentarisch-autobiographischer Roman Die Pflasterkästen (1929, Neuaufl. 1984) zählt zu den bedeutenden Antikriegsromanen der Weimarer Republik. WEITERE WERKE: Solneman der Unsichtbare. München 1914. Neuaufl. 1984. - Robinsonade zu Zwölft. München 1925. - Spuk auf Isola Rossa. Zürich 1945. - Verteufeltes Theater. Wiesbaden 1957. - Hölle und Himmel. Frankfurt/ Main 1988. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 334. - Katrin Hoffmann-Walbeck: Α. M. F. Frankfurt/Main u.a. 1984. Hans-Albert Walter: „Der Meisterzeichner von Nachtstücken und Traumgesichten": Α. M. F. wiederzuentdecken. Frankfurt/Main 1988. - Α. M. F. in Österreich (1933-1938). Hrsg. v. Eckhart Früh. Wien 2000. - Α. M. F. in der Schweiz (1938-1945). Hrsg. v. Eckhart Früh. Wien 2000.
F r e y , Emil, schweizer. Politiker, * 2 4 . 1 0 . 1 8 3 8 Arlesheim (Kt. Basel-Land), t 2 4 . 1 2 . 1 9 2 2 Arlesheim. F., Sohn Emil Remigius —»F.s, besuchte das Pädagogium Basel ohne Abschluß, studierte Landwirtschaft in Jena und ging 1860 als Siedler nach Nordamerika, w o er sich nach Ausbruch der Sezessionskriege 1862 als Freiwilliger den Truppen der Nordstaaten anschloß. 1865 kehrte er in die Schweiz zurück, wurde Landschreiber von Baselland, 1866 Regierungsrat und setzte sich für Arbeiterschutzgesetze ein. 1872-82 Redakteur und Mitherausgeber der „Basler Nachrichten", war er gleichzeitig Mitglied des Nationalrats (1876 Präsident), setzte sich für eine Revision der Bundesverfassung ein und war seit 1878 erster Präsident der radikaldemokratischen Fraktion. 1882 wurde F. erster schweizer. Gesandter in den USA. 1888 kehrte er nach Basel zurück und war Chefredakteur der freisinnig-demokratischen „NationalZeitung". Er wurde erneut in den Nationalrat und 1890 in den Bundesrat gewählt. 1894-97 amtierte F. als Bundespräsident der Schweiz und förderte als Vorsteher des Militärdepartements die Wehrbereitschaft. Anschließend hatte er bis
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Frey 1921 die Direktion der „Internationalen Telegraphenunion" in Bern inne. LITERATUR: Carl Frey: Bundesrat E. F. 1838-1922. Zürich 1929. - Fritz Grieder: Der Baselbieter Bundesrat E. F. Liestal 1988. F r e y , Emil, schweizer. Redakteur, Versicherungsdirektor, * 23.5.1856 Aarau, t 10.2.1895 Zürich. Der Sohn Jakob —»F.s war als Kanzlist bei der eidgenössischen Kriegsmaterial Verwaltung tätig, bevor er 1877 Mitarbeiter und 1885 Redakteur und administrativer Leiter der „Neuen Zürcher Zeitung" wurde. Als Vizedirektor (seit 1890) und Direktor (seit 1892) der Schweizerischen Rentenanstalt schuf er die Volksversicherung. 1893-95 gehörte F. als Liberaler dem Zürcher Kantonsrat an. F r e y , Emil Remigius, schweizer. Politiker, * 9.10.1803 Basel, f 17.2.1889 Arlesheim (Kt. Basel-Landschaft). Der Sohn eines Militärs Schloß das Studium der Rechtswissenschaften in Basel, Heidelberg, Göttingen und Paris 1825 mit der Promotion ab und war 1826-31 als Privatdozent an der Univ. Basel tätig. 1831 Mitglied der provisorischen Baselbieter Regierung, zog F. nach Münchenstein. Er war einer der Gründer und Vizepräsident des ersten Verfassungsrats des Kantons Basel-Landschaft. Seit 1835 redigierte er das oppositionelle „Baselbieter Volksblatt". 1832-35, 1841-54 und 1857-62 gehörte F. dem Obergericht an, war bis 1863 Mitglied aller Verfassungsräte und vertrat zwischen 1833 und 1848 den Kanton mehrfach bei der Tagsatzung. Nach dem Sonderbundskrieg 1847/48 Repräsentant im Wallis, war er 1848-51 Nationalrat, 1854-57 Mitglied der Kantonsregierung und 1864-67 Ständerat. 1878-81 stand er der Basellandschaftlichen Kantonalbank vor. F. war der Vater von Emil —»F. (geb. 1838). LITERATUR: Emil Frey: Dr. E. F. 1803-1889. Arlesheim 1916. - Fritz Grieder: Der Baselbieter Bundesrat Emil Frey. Liestal 1988. F r e y , Hermann, Verleger, Zeitungswissenschaftler, * 14.3.1906 Eggingen bei Ulm, t 11· 12.1984 Düsseldorf. F. durchlief einer Schriftsetzerlehre und besuchte die Meisterschule für Buchdrucker in München. Er wurde Druckereifaktor beim „Straubinger Tagblatt", beschäftigte sich neben dem Studium der Volks- und Betriebswirtschaft mit Zetungswissenschaft und wurde mit der Arbeit Die Anzeige. Entwicklung des Zeitungsinserats in München bis 1807 (1936) promoviert. Nach einer Tätigkeit in einem Berliner Pressebüro trat F. 1937 in das Druck- und Verlagshaus Schwann in Düsseldorf ein, dessen Geschäftsführer er 1948-71 war. LITERATUR: Wilhelm Klutentreter: Dr. H. F. gestorben. In: Publizistik 30 (1985) S. 93. F r e y , Jakob, Pseud. J. Reif, F. Kuhn, F. Imhoof, J. Α., schweizer. Schriftsteller, * 13.5.1824 Gontenschwil (Kt. Aargau), t 30.12.1875 Bern. F. stammte aus einer kinderreichen Bergbauernfamilie und studierte Geschichte, Philosophie und Literatur in Tübingen, München und Zürich. Nach der Promotion 1849 war er Redakteur bei der Zeitschrift „Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizerbote" in Aarau (1851-56), der „Berner Zeitung" (1856-61), der „Schweizerischen Illustrirten Zeitung" bzw. dem „Illustrirten Volks-Novellisten" (1861-65) und der Zeitschrift „Die Schweiz" (1865-68). Gleichzeitig verfaßte F. als freier Schriftsteller zahlreiche Novellen und Erzählungen mit ländlicher oder historischer Thematik, in denen es häufig auch um soziale Benachteiligung ging (u. a. Die Waise von Holligen, 1863). Zusammen mit Eduard Dössekel versuchte er die Schweizer Schriftsteller zu einer Vereinigung zu bewegen, was aber 1858 mißlang. F. war der Vater von Emil —»F. (geb. 1856).
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F r e y , Jean, schweizer. Verleger, * 10.6.1861 Huggenberg (Gem. Hofstetten, Kt. Zürich), t 26.8.1951 Zürich. Der Sohn eines Kleinbauern erlernte das Druckerhandwerk in Wald (Zürich) und Richterswil, kaufte 1882-84 Druckereien in Aarburg, Zofingen und Thun und gab die „Schweizerische Allgemeine Volks-Zeitung" heraus. 1889 gründete er in Zürich ein Druckerei- und Verlagsunternehmen (seit 1919 Jean Frey AG), in dem u.a. die Zeitschriften „Schweizer Wochen-Zeitung" und „Der Nebelspalter" erschienen. F., der früh auf moderne Drucktechnologie und Finanzierung durch Inserate setzte, gehörte dem Vorstand des Zeitungsverlegerverbands der Schweiz, dem Vorstand des Zürcher Verkehrsvereins sowie dem Vorstand des Zürcher Pressevereins an. Sein Enkel Max F. baute die Jean-Frey-Gruppe zu einem der größten Medienunternehmen der Schweiz aus. F r e y , Siegfried, schweizer. Zeitungswissenschaftler, * 13.7.1901 Luzern, t 6.3.1967 Bern. F., Sohn eines Lokomotivführers, studierte Geschichte in Zürich, wo er 1928 zum Dr. phil. promoviert wurde (Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien im XU. und XIII. Jahrhundert). Nach einer rechtsgeschichtlichen Forschungstätigkeit in Oberitalien war er 1933-43 Redakteur beim liberalen „Luzerner Tagblatt", seit 1935 im Inlandsressort. 1935-43 gehörte er als Vertreter der Freisinnigen dem Luzerner Großrat und 1941-43 der Geschäftsleitung der schweizer. FDP an. 1943-67 war F. Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur, 1953-67 a. o.Prof. für wissenschaftliche Zeitungskunde an der Univ. Bern und Privatdozent an der Univ. Zürich, an der er sich mit der Arbeit Wahrheit und Objektivierung in der Information habilitiert hatte. LITERATUR: Christian Padrutt: Zum Tode von Professor Dr. S. F. In: Publizistik 12 (1967) S. 172-174. F r e y , Wilhelm, österr. Journalist, Schriftsteller, * 7.12.1833 Hohenems (Vorarlberg), f 16.4.1909 Wien. Zum Mittelschullehrer ausgebildet, wechselte F. in die Verwaltung einer Eisenbahngesellschaft. Seit 1873 war er nur noch journalistisch tätig, nachdem er schon von 1858-67 als Musikkritiker der Wiener „Morgenpost", später als Schriftleiter und Musikkritiker des „Neuen Wiener Tagblatts" gearbeitet hatte. Außerdem schrieb er auch Volkserzählungen und Romane (u.a. Irrlicht, 1858). Freyeisen, Johann Christoph, Publizist, Musikschriftsteller, * 1.3.1803 Frankfurt/Main, t 24.4.1849 Frankfurt/Main. Nach einem abgebrochenen Studium der Medizin in Heidelberg wurde F. 1830 Musikkritiker für verschiedene Zeitungen und gab in Hanau die Zeitschrift „Proteus" heraus. Seine radikale Einstellung gegen Fürsten und Regierungen verbreitete er 1832 in einer Schrift über „Die Republik", wurde deshalb 1833 verhaftet, aber bald wieder freigelassen und beteiligte sich danach weiter an den revolutionären Aktivitäten. Als steckbrieflich Verfolgter flüchtete er 1834 in die Schweiz, wo er seinen Lebensunterhalt als Musiklehrer verdiente. Erst 1848 konnte er wieder in die Heimat zurückkehren, wo er ein Jahr später starb. F r e y t a g , Gustav, Schriftsteller, Kulturhistoriker, Journalist, * 13.7.1816 Kreuzburg (Schlesien), t 30.4.1895 Wiesbaden. Der aus einer kleinstädtischen Honoratiorenfamilie stammende F. (sein Vater war Arzt und Bürgermeister) begann das Studium der deutschen Philologie 1835 in Breslau bei August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, wechselte ein Jahr später aber nach Berlin zu Karl Lachmann, bei dem er 1838 promoviert wurde. 1839 habilitierte er sich an der Univ. Breslau und wirkte dort als Privatdozent. 1847 siedelte
Friedenthal er zunächst nach Dresden, dann nach Leipzig über, um sich fortan vorwiegend der schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen. F. pflegte dort mit vielen berühmten Künstlern und Wissenschaftlern Umgang (u.a. Richard Wagner, Ludwig Tieck oder Theodor —»Mommsen) und wurde 1848 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Grenzboten", die zum führenden Organ des bürgerlich-nationalen Liberalismus wurde. Durch die Revolution von 1848 politisch sensibilisiert, war er 1867-70 Reichstagsabgeordneter für die Nationalliberale Partei. 1871-73 redigierte er mit Alfred —>Dove die Zeitschrift „Im neuen Reich". Seinen literarischen Durchbruch hatte F. mit dem 1852 uraufgeführten Lustspiel Die Journalisten (1854 gedruckt, 2 1 1907), das bald zum Standardrepertoire vieler deutscher Theater gehörte. Berühmt wurde er jedoch mit seinem dreibändigen Werk aus dem Kaufmannsleben Soll und Haben (1855, 8 6 1916, Nachdr. 1977), das zu den meistgelesenen Romanen des 19. Jh. zählte. Hier wird das rechtschaffen-fleißige Bürgertum kontrastiert mit dem dekadenten Agraradel und dem ehrgeizig-unlauteren Handelsjudentum. Die dort vorgenommene Stereotypisierung der Judenfiguren wurde oft als antisemitisches Gedankengut interpretiert, wogegen F. selbst, dessen dritte Frau Jüdin war, sich später stets verwahrte. Er machte sich auch als Kulturhistoriker einen Namen durch die Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859; 5 Bde., 1867), die durch die Verwendung seltener historischer Quellen auch heute noch von Bedeutung sind und entsprechend oft aufgelegt wurden (zuletzt in 3 Bänden 1978). Seine Autobiographie Erinnerungen aus meinem Leben erschien 1887 (Nachdr. 1996). WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 22 Bde., Leipzig 1886-88. - Vermischte Aufsätze aus den Jahren 1848-94. Hrsg. v. Ernst Elster. 2 Bde., Leipzig 1901-03. - Die Ahnen. 6 Bde., Leipzig 1872-80. - Die verlorene Handschrift. 3 Tie., Leipzig 1864. LITERATUR: Fritz Martini: F., G. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 425-427. - Michael Kienzle: Der Erfolgsroman. Zur Kritik seiner poetischen Ökonomie bei G. F. und Eugenie Marlitt. Stuttgart 1975. - Michael Schneider: Apologie des Bürgers. Zur Problematik von Rassismus und Antisemitismus in G. F.s Roman „Soll und Haben". In: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft 25 (1981) S. 385-413. Claus Holz: Flucht aus der Wirklichkeit. „Die Ahnen" von Gustav Freytag. Untersuchungen zum realistischen historischen Roman der Gründerzeit 1872-1880. Frankfurt/Main u. a. 1983. - Eda Sagarra: Jewish Emancipation and the Stereotyping of the Jew in G. F.s Novel „Soll und Haben" (1858). In: Tom Dunne (Hrsg.): The writer and history. Cork 1987, S. 160-176. - Jürgen Matoni/Margarete Galler: G.F.-Bibliographie. Dülmen 1990. - Martin Gubser: Literarischer Antisemitismus. Untersuchungen zu G. F. und anderen bürgerlichen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Göttingen 1998. - Peter-Otto Uhr: G. F. The shaping of public opinion in 19th century Germany. Gainesville, Florida 1999.
F r i c k e , Wilhelm, Schauspieler, Theaterleiter, Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 0 9 Bremen, t 3 0 . 1 0 . 1 8 8 7 Bremen. F. schlug mit siebzehn Jahren die Theaterlaufbahn ein und begann nach vier Jahren das Medizinstudium in München. Nach längerer Krankheit bereiste er Tirol, Italien und die Schweiz, w o er sich einige Zeit in Genf aufhielt. Zurückgekehrt, redigierte F. seit 1837 das „Bremische Unterhaltungsblatt", das er 1840 mit dem „Bremischen Volksblatt" vereinte, und übernahm 1844 die Stelle des Geschäftsführers des Stadttheaters in Riga. Es folgten Reisen nach Kopenhagen und Stockholm, später nach England, Paris und Rom. Zuletzt lebte F. als freier Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Er veröffentlichte u.a. die Posse Peter und Paul (1834).
F r i e d , Alfred Hermann, österr. Pazifist, * 1 1 . 1 1 . 1 8 6 4 Wien, t 4 . 5 . 1 9 2 1 Wien. Zunächst als Buchhändler tätig, widmete sich F., Sohn eines Beamten, seit 1891 auf Anregung Bertha von —» Suttners der Friedensbewegung und gründete 1892 die Deutsche Friedensgesellschaft. Seit 1899 gab er zusammen mit Suttner in Berlin die Zeitschrift „Die Friedens-Warte" heraus, nahm an zahlreichen internationalen Friedenskongressen teil und setzte sich in seinen Veröffentlichungen (u. a. Handbuch der Friedensbewegung, 1905, 2 Bde., 2 1911-13) für die Schaffung internationaler Organisationen zur Friedenssicherung ein. 1911 erhielt F. mit Tobias Michael Carel Asser den Friedensnobelpreis. Während des Ersten Weltkriegs kritisierte er von der Schweiz aus die politischen Ereignisse und trat für einen Völkerbund ein. Seine Jugenderinnerungen erschienen 1925. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 361 f. - Hans Wehberg: F., Α. H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 441 f. F r i e d e , Dieter, Journalist, * 1907, t 6 . 1 . 1 9 6 7 Berlin. F. arbeitete seit 1930 als Journalist; 1 9 4 5 / 4 6 war er Chefredakteur des „Berliner", dann Reporter für das Berliner Blatt „Der Abend". Im November 1947 wurde er unter einem Vorwand in die Sowjetische Besatzungszone gelockt, v o m sowjetischen Geheimdienst in die UdSSR entführt, dort der Spionage angeklagt und bis 1955 in Arbeitslagern interniert. Nach seiner Freilassung kehrte F. in die Bundesrepublik zurück. Er veröffentlichte u.a. England. Geschichte einer Demokratie (1948) und Der verheimlichte Bismarck (1960). F r i e d e i l , Egon, eigentl. Friedmann, österr. Schriftsteller, * 2 1 . 1 . 1 8 7 8 Wien, t 1 6 . 3 . 1 9 3 8 Wien. Der Sohn eines Wiener Tuchfabrikanten wuchs bei seiner Tante in Frankfurt/Main auf und trat 1897 vom Judentum zum Protestantismus über. Nach dem Studium der Philosophie, Literatur, Kunst- und Kulturwissenschaften in Heidelberg und Wien, das er 1904 bei Kuno Fischer mit der Promotion zum Dr. phil. (Novalis als Philosoph) abschloß, lebte F. - als Erbe beträchtlicher finanzieller Mittel unabhängig als freier Schriftsteller, Kritiker und Schauspieler vorwiegend in den Kreisen der Wiener Boheme. 1 9 0 5 / 0 6 veröffentlichte er erste satirische Skizzen in der „Fackel", trat in verschiedenen Kabaretts auf und war 1908-10 künstlerischer Leiter des Kabaretts „Die Fledermaus". Seit 1913 spielte F. unter Max Reinhardt in Wien sowie am Deutschen Theater in Berlin, arbeitete 1919-22 als Theaterkritiker der Wiener Boulevardzeitung „Die Stunde" und wurde 1924 von Reinhardt an das Theater in der Josefstadt engagiert. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, deren Tragweite er früh erkannte, beging F. bei der Festnahme durch die S A durch einen Sprung aus dem Fenster seiner Wohnung Selbstmord. F. schrieb neben Schwänken und Parodien (u. a. Goethe. Eine Szene, 1908) zahlreiche Essays und Aphorismen. Sein essayistisches Werk erreicht mit der Kulturgeschichte der Neuzeit (3 Bde., 1927-31) und der Kulturgeschichte des Altertums, Bd. 1 1936, Bd. 2 postum 1949) seinen Höhepunkt. LITERATUR: Gertraud Heid: F., E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 446. - Joachim Koch: Kulturgeschichte als Erkenntnismodell. E. F.s Kulturgeschichte der Neuzeit'. St. Ingbert 1993. - Wolfgang Lorenz: E. F. Momente im Leben eines Ungewöhnlichen. Bozen 1994. - Heribert Iiiig: Ich spotte, auch wenn ich dafür bluten muss. Die zwei Seiten des Genies der Kulturgeschichte E. F. Düsseldorf 2003. F r i e d e n t h a l , Richard, Schriftsteller, * 9 . 6 . 1 8 9 6 München, f 1 9 . 1 0 . 1 9 7 9 Kiel. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte der Sohn des Mediziners und Anthropologen Hans von F. Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie an
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Friederich den Universitäten M ü n c h e n , Berlin und Jena; 1922 wurde er zum Dr. phil. promoviert. F. lebte als freier Schriftsteller in Berlin, w o bereits 1918 sein erster Lyrikband Tanz und Tod erschienen war, dem u. a. ein Band mit Sonetten und eine Reihe von Novellen folgten. Seinen ersten großen Erfolg erzielte er 1929 mit dem Cortez-Roman Der Eroberer. Seit 1928 war F. als Verlagslektor tätig, trat 1930 in den Berliner Knaur-Verlag ein, dessen Cheflektor er bis 1936 war, und schuf als Herausgeber von Knaurs Konversationslexikon (1932) ein lexikographisches Standardwerk. 1933 erhielt F. als jüdischer Autor Schreibverbot, emigrierte 1938 nach London, wurde dort kurzzeitig interniert und arbeitete 1943-50 f ü r die deutsche Abteilung der B B C , 1942-50 als Sekretär des PEN-Clubs deutscher Autoren im Ausland. 1945-54 w a r er Mitherausgeber der Kulturzeitschrift „Neue Rundschau". Seit 1950 wieder in Deutschland, wirkte er bis 1954 als Verlagsleiter der Droemerschen Verlagsanstalt in München und übersiedelte 1956 als freier Schriftsteller nach London. F. schrieb Biographien u . a . über Händel (1959), —»Goethe (Goethe, sein Leben und seine Zeit, 1963) und Luther (1967). Er war Verwalter des Nachlasses von Stefan Zweig. 1976 erschien seine Autobiographie . . . und unversehens ist es Abend. WEITERE WERKE: Das Erbe des Kolumbus. Esslingen 1950. Neudr. M ü n c h e n 1985. - Leonardo da Vinci. München 1959. - London zwischen gestern und morgen. München 1960. - Entdecker des Ich. Montaigne, Pascal, Diderot. M ü n c h e n 1969. - Jan Hus. München 1972. - Karl Marx. M ü n c h e n 1981. LITERATUR: H o m m a g e für R. F. München 1976. - Hilde Spiel: Poet. Polyhistor. In: Jahrbuch der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1979, S. 113 ff. - Der deutsche P E N - C l u b im Exil. F r a n k f u r t / M a i n 1980 (Katalog). B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 336. - Hans Wagener: R. F. Gerlingen 2002. F r i e d e r i c h , Johann Konrad, Pseud. Karl Strahlheim, K. F. Fröhlich, Schriftsteller, * 5 . 1 2 . 1 7 8 9 F r a n k f u r t / M a i n , t 1 . 5 . 1 8 5 8 Le Havre. Ursprünglich für den Kaufmannsberuf bestimmt, trat F., der Schauspieler werden wollte, 1805 als Soldat in den französischen Militärdienst ein. 1809 überbrachte er Napoleon nach Schönbrunn die Nachricht von der Verhaftung Papst Pius' VII. durch sein Regiment. Sich seinen musikalischen und schauspielerischen Talenten widmend, inszenierte F. Mozarts Don Giovanni. Nach dem Sturz Napoleons wurde er preuß. Offizier in Kolberg, nahm 1819 seinen Abschied und war journalistisch tätig. Er gab u. a. 1 8 2 1 / 2 2 den politisch-satirischen „Beobachter am Rhein und M a i n " heraus und arbeitete f ü r zahlreiche weitere Zeitschriften in Köln und Mainz, 1825 als Redakteur des „Phönix" in Mannheim und Stuttgart. Seit 1831 lebte er in Rödelheim bei Frankfurt, 1842-47 in Paris, später in L e Havre. 1 8 4 8 / 4 9 erschienen seine Memoiren Vierzig Jahre aus dem Leben eines Toten (3 Bde.). Daneben entstanden populärwissenschaftliche historische und geographische Sammelwerke. LITERATUR: Adalbert Eischenbroich: F., J. K. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 451 f. - Eckart Kleßmann: J. C. F. In: Bildnisse: Gestalten aus drei Jahrhunderten. Darmstadt 2003, S. 181-196. F r i e d j u n g , Heinrich, österT. Historiker, * 1 8 . 1 . 1 8 5 1 Roschtin (Mähren), f 14.7. 1920 Wien. Der einer K a u f m a n n s f a m i l i e entstammende F. Schloß das Studium der Geschichte an den Universitäten Prag, Wien und Berlin mit der Promotion zum Dr. phil. ab, arbeitete 1871-73 a m Institut f ü r österreichische Geschichtsforschung und lehrte bis 1879 an der Wiener Handelsakademie. Aus politischen Gründen entlassen, war er danach zumeist als Journalist tätig. Als Historiker und Politiker vertrat er entschie-
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den liberale und gesamtdeutsche Auffassungen. F. Schloß sich Georg von —> Schönerer an und verfaßte gemeinsam mit ihm und Victor —> Adler 1882 das „Linzer-Programm". 1883-86 war er Herausgeber der „Wochenschrift" und redigierte 1 8 8 6 / 8 7 die „Deutsche Zeitung" als offizielles Organ der Deutschnationalen Partei. Z u n e h m e n d in Gegensatz zu Schönerer, dessen Antisemitismus er ablehnte, wurde F. schließlich wegen seiner jüdischen A b s t a m m u n g aus der Partei ausgeschlossen. 1891-95 war er Mitglied des Wiener Gemeinderats. F. veröffentlichte u. a. Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859-1866 (2 Bde., 1897, 10 1916/17). LITERATUR: Frotz Fellner: F., H. In: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 362 f. - Robert A. Kann: F., H. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 451 f. F r i e d l , Hermann, österr. Neurologe, Schriftsteller, * 2 1 . 1 . 1 9 2 0 Linz, t 4 . 1 2 . 1 9 8 8 Steyr (Oberösterreich). N a c h dem Studium der Medizin praktizierte F. als Gemeindearzt im Mühlviertel, siedelte 1967 als Facharzt f ü r Psychiatrie und Neurologie nach Erlangen über und wirkte zuletzt als Lehrbeauftragter a m Universitätskrankenhaus in Ulm. A u c h schriftstellerisch tätig, veröffentlichte er 1953 in der Zeitschrift „Stimmen der Gegenwart" seinen ersten Roman Nach dem Krieg, 1962 folgte Der Landarzt. 1966 erschienen seine Oberösterreichischen Essays sowie der Bildband Oberösterreich mit seinem Salzkammergut. F r i e d l a e n d e r , Ernst, Publizist, Schriftsteller, * 4 . 2 . 1 8 9 5 Wiesbaden, t 1 3 . 1 . 1 9 7 3 Köln. F. studierte an den Universitäten Tübingen, Leipzig, Berlin, Bonn und Köln Philosophie, mußte jedoch sein Studium nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg aus finanziellen Gründen abbrechen. Zunächst arbeitete er bei einer Berliner Bank und wechselte später zu der IG-Farben AG, als deren Direktor und Filialleiter er seit 1929 in den U S A tatig war. 1931 ging F. wegen der politischen Entwicklung in Deutschland zuerst nach Lugano, später nach Liechtenstein und wandte sich dort einer schriftstellerischen Tätigkeit zu. In Vaduz erschienen u. a. seine Werke Frieden und Abendland (1940) und Das Wesen des Friedens (1945). 1946 kehrte F. nach Deutschland zurück, war bis 1950 stellvertretender Chefredakteur und Teilhaber der Wochenzeitung „Die Zeit" in Hamburg, schrieb danach politische Leitartikel f ü r das „Hamburger Abendblatt" und die „Berliner Morgenpost" und wurde R u n d f u n k k o m m e n t a t o r beim Norddeutschen Rundfunk. Er gehörte zu den Verfechtern des Gedankens der europäischen Einigung, wurde 1954 Vizepräsident des Deutschen Rats der europäischen Bewegung und war 1954-58 Präsident der Europa-Union Deutschland. Nach 1960 lebte F. als freier Schriftsteller in Siena; 1965 veröffentlichte er die Dokumentation Pius XII. und das Dritte Reich. WEITERE WERKE: Deutsche Jugend. Hamburg 1947. - Von der inneren Not. Hamburg 1947. - Leitartikel 47. Hamburg 1948. - Wie Europa begann. Köln 1965. - E. F. Klärung f ü r Deutschland. Leitartikel in der Z E I T 1946-1950. Hrsg. v. Norbert Frei und Franziska Friedländer. München u . a . 1982. LITERATUR: Publizist E. F. 75 Jahre. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 67 (1970) 7, S. 255. - Mathias von der Heide/Christian Wagener: „Weiter rechts als die C D U " . Das erste Jahrzehnt der „Zeit". In: Lutz Hachmeister/ Friedemann Siering: Die H e n e n Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 165-184. Marita Krauss: Hans Habe, E. F., Hermann Budzislawski. Drei Zonen, drei Städte, drei Schicksale. In: Zwischen den Stühlen? Remigranten und Remigration in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit. Hrsg. v. ClausDieter Krohn. Hamburg 2002, S. 245-266.
Friedmann F r i e d l ä n d e r , M a x , Publizist, Verleger, * 1 8 . 6 . 1 8 2 9 Pleß (Oberschlesien), t 2 0 . 4 . 1 8 7 2 Nizza. Der Sohn eines Fabrikanten und Vetter Ferdinand —»Lassalles studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Breslau, Heidelberg und Berlin, wurde zum Dr. jur. promoviert und trat in Breslau als Gerichtsassessor in den preuß. Staatsdienst ein. F., der bereits 1848 als Korrespondent hervorgetreten war, wandte sich z u n e h m e n d einer publizistischen Tätigkeit zu und siedelte 1856 nach Wien über, w o er Mitarbeiter der „Presse" wurde. 1864 gründete er zusammen mit Michael —»Etienne und Adolf Werthner die „Neue Freie Presse" als deutsch-konstitutionell ausgerichtete Zeitung, die sich bald zum populärsten Blatt der Monarchie entwickelte. D e m volkswirtschaftlichen Teil fügte er eine neugeschaffene Rubrik „Der E c o n o m i s t " bei. Seit 1869 war F. Präsident der Deutschen Journalistentage in Wien, Breslau und Mainz, 1865-67 Vizepräsident des Presseklubs Concordia. LITERATUR: Paul Lindau: Persönliche Bekanntschaft mit M. F. In: Ders.: Nur Erinnerungen. Bd. 1. Berlin 1916, S. 318-320. - Erik Graf Wickenburg: F., M . In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 454 f. F r i e d l ä n d e r , Salomo, Pseud. M y n o n a , Schriftsteller, Philosoph, * 4 . 5 . 1 8 7 1 Gollantsch (Posen), f 9 . 9 . 1 9 4 6 Paris. Der einer Arztfamilie entstammende F. studierte seit 1894 Medizin an der Univ. München, anschließend Zahnmedizin in Berlin, w o er sich 1896 der spekulativen Philosophie zuwandte. 1897 ging er an die Univ. Jena, um Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren. 1902 w u r d e er dort zum Dr. phil. promoviert und lebte seit 1906 als freier Schriftsteller in Berlin; er war u. a. mit Samuel —> Lublinski, Else —> LaskerSchüler und Herwarth —> Waiden befreundet. F. veröffentlichte seine Werke vor allem in den expressionistischen Zeitschriften „Der S t u r m " und „Die A k t i o n " sowie in den „Weissen Blättern" in Zürich. 1919 gab er zusammen mit Anselm —»Ruest die Zeitschrift „Der Einzige" als Organ des von ihm mitbegründeten Stirnerbundes heraus. Nach Groteskensarnmlungen und einer Biographie von Friedrich Nietzsche (1911) erschien 1918 F.s philosophisches Hauptwerk Schöpferische Indifferenz ( 2 1926), in d e m er seine Polaritätsphilosophie darlegte, die er als absolute Freiheitslehre und immoralistische Ethik betrieb. 1933 emigrierte F. nach Paris und arbeitete u. a. für die Exilzeitschriften „Die S a m m l u n g " und „Pariser Tagblatt". WEITERE WERKE: Der Philosoph Ernst Marcus als Nachfolger Kants. Leben und Lehre. Ein Mahnruf. Essen 1930. Ich (1871-1936): Autobiographische Skizze. Bielefeld 2003. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 338. - Klaus H. Kiefer: Avantgarde - Weltkrieg - Exil. Materialien zu Carl Einstein und S. F . / M . F r a n k u f r t / M a i n 1986. - Peter Cardorff: F. (M.) zur Einführung. Hamburg 1988. - M a n f r e d Kuxdorf: Der Schriftsteller S. F., M . Kommentator einer Epoche. Frankf u r t / M a i n u . a . 1990. - Lex. dt.-jüd. Autoren, Bd. 8, 2000, S. 148-167. F r i e d l a n d , Martin, Musikschriftsteller, * 9 . 1 2 . 1 8 8 1 Stargard (Pommern), t 1944 Rotterdam. Der Sohn eines Fabrikanten studierte seit 1902 Musiktheorie und Komposition am Sternschen Konservatorium, 1903-05 an der Kgl. Hochschule in Berlin und war 1908-22 Theorielehrer am Hagener Konservatorium. Danach Musikreferent der „Allgemeinen Musik-Zeitung" in Berlin, ging F. 1926 als Musikkritiker und Redakteur zum „Kölner Tageblatt" und war bis 1933 Musikkorrespondent der „Frankfurter Zeitung" sowie des „Berliner Tageblatts". Daneben widmete er sich Studien an den Universitäten Berlin und Köln; 1930 wurde er mit der Arbeit Zeitstil und Persönlichlceitsstil in den Variationenwerken der musikalischen Romantik zum Dr. phil.
promoviert. F. komponierte auch Lieder, C h ö r e und Orchesterwerke. Daß er später in die Niederlande emigrierte und bei einem Bombenangriff auf Rotterdam u n k a m , ist nicht eindeutig zu belegen. WEITERES WERK: Mit Paul Schwers: Das Konzertbuch. Ein praktisches Handbuch für den Konzertbesucher. Stuttgart 1926. F r i e d m a n n , Otto Bernhard, österr. Publizist, * 1 3 . 3 . 1 8 2 4 Wien, t 1 4 . 6 . 1 8 8 0 Salmannsdorf bei Wien. D u r c h die Revolution von 1848 w u r d e der Sohn eines Spiritusfabrikanten zu journalistischer Tätigkeit motiviert und gründete das radikale Blatt „ G e r a d ' heraus". I m Oktober 1848 m u ß t e er nach Deutschland fliehen, w o er bei mehreren Wochenblättern und Zeitschriften tätig war, und rief nach seiner Rückkehr nach Östeireich 1858 d a s „Wiener Wochenblatt" ins Leben, das bis 1860 erschien. F. arbeitete als politischer Redakteur bei der „Ostdeutschen Post", gründete 1859 die „Neuesten Nachrichten", die später unter d e m Titel „Wiener L l o y d " bis 1864 erschienen, und entwickelte darin sein P r o g r a m m von der Reorganisierung Österreichs. Schon vor 1860 trat er für den Dualismus als Staatsform ein. 1862 und 1863 w u r d e er wiederholt in Presseprozesse verwickelt und zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt. Später w a r F. Chefredakteur des „Fremdenblatts", E n d e der siebziger Jahre Generaldirektor der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft. Zuletzt arbeitete er als Journalist bei der „Presse". WERKE: Der gegenwärtige Stand der E i s e n b a h n f r a g e in Österreich. Wien 1857. - Zur Einigung Österreichs. Wien 1862. - Ein letzter Schnitt zur Einigung Österreichs. Wien 1869. - Zehn Jahre österreichischer Politik 1 8 5 9 / 1 8 6 9 . Ein Tagebuch zur Zeitgeschichte. Bd. 1. Wien 1879. LITERATUR: Michael H o l z m a n n : Ο. B. F., der Schüler und Freund Adolf Fischhofs. In: Die Juden und Judengemeinden M ä h r e n s in Vergangenheit und Gegenwart. Brünn 1929, S. 104-110. - Karl Edelsbranner: Zur Publizistik der 60er Jahre in der deutschen Frage. Diss. Graz 1942. F r i e d m a n n , Werner, Publizist, Verleger, * 1 2 . 5 . 1 9 0 9 Berlin, t 2 3 . 4 . 1 9 6 9 München. D e r Arztsohn studierte Zeitungswissenschaften an der Univ. M ü n c h e n , arbeitete bei der „ M ü n c h n e r Telegrammzeitung", später als Reporter der „Süddeutschen S o n n t a g s p o s t " und war dann bis 1933 Redakteur der „ M ü n c h n e r Neuesten Nachrichten". Nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten erhielt F. Berufsverbot, w u r d e m e h r m a l s von der Gestapo verhaftet, verbrachte anderthalb Jahre im Gefängnis und wurde schließlich aus Bayern ausgewiesen. Bis zur E i n b e r u f u n g zur Wehrmacht w a r er als Übersetzer tätig. 1945 geriet er vorübergehend in britische Kriegsgefangenschaft. 1945 war F. Lokalredakteur, 1946-60 C h e f r e d a k t e u r der „Süddeutschen Zeitung"; 1946 w u r d e er nachträglich als vierter Lizenzträger zugelassen und dadurch Gesellschafter des Süddeutschen Verlags. 1948 gründete er als erste Boulevardzeitung der amerikanischen Z o n e die „Tageszeitung", aus der die „Abendzeitung" hervorging, deren Mitgesellschafter er wurde. Nach einem Aufenthalt in den U S A rief F. 1949 das „Werner-Friedmann-Institut", die heutige Deutsche Journalistenschule in München, ins Leben. Seit 1961 wandte sich F. als Herausgeber der Erweiterung der „ A b e n d z e i t u n g " zu. E r veröffentlichte u. a. Presse und öffentliche Meinung (1951). LITERATUR: Wolfgang T h o m a s : Vier Jahrzehnte im Dienst der M ü n c h n e r Presse. Streiflichter auf W . F.s Journalistenlaufbahn. In: Aviso 34 (1967) S. 4-7. - Die Freiheit war ihm A u f g a b e . Z u m Tode des Verlegers und Journalisten W. F. am 23. April. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 66 (1969) 18, S. 838. - Paul Hoser: Vom provinziellen Li-
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Friedrich zenzblatt zur „New York Times von Bayern". Die A n f ä n g e der „Süddeutschen Zeitung". In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e mann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. M ü n c h e n 2002, S. 121-145. F r i e d r i c h , Bruno, Politiker, * 3 1 . 5 . 1 9 2 7 Helmbrechts, t 2 0 . 6 . 1 9 8 7 bei Biebelried. D e r aus einer oberfränkischen Weberfamilie stammende F. begann seine Ausbildung 1941 am evangelischen Lehrerseminar in Neuendettelsau. Nach der Teilnahme a m Zweiten Weltkrieg 1 9 4 4 / 4 5 besuchte er seit 1946 das Lehrerseminar in Coburg. F. Ubernahm das Sportressort der „Frankenpost" in Hof und hatte 1951-59 die Leitung der Kulmbacher Lokalredaktion der Zeitung inne. 1954 erhielt er den Literaturpreis „17. Juni" des Verbandes der Sowjetzonenflüchtlinge. Seit 1954 Mitglied der SPD, war er zunächst JusoVorsitzender in Kulmbach, 1959 2. Vorsitzender des dortigen Ortsvereins und 1960 persönlicher Referent des stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Waldemar von Knoeringen. 1962-65 war F. Referent f ü r Politische Bildung beim Parteivorstand und 1966-72 Direktor der Gesellschaft für Politische Bildung e. V. in Würzburg. Seit 1968 gehörte er dem Redaktionsbeirat der Zeitschrift „Die Neue Gesellschaft" an. 1969 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Würzburg, 1970 fränkischer Bezirksvorsitzender, 1971 Mitglied des Landespräsidiums der S P D in Bayern. 1973 wurde er in den Bundesparteivorstand gewählt und hatte dort den Vorsitz der Kommission f ü r Politische Bildung inne. 1972-80 gehörte F. d e m Deutschen Bundestag an, seit 1976 als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. N a c h dem Ausscheiden aus dem Bundestag amtierte er als einer der Vizepräsidenten des Europaparlaments. Seine 1973 vorgelegte Studie Die innere Partei-Situation beeinflußte f ü r mehr als ein Jahrzehnt die programmatische Entwicklung der SPD. F. starb während einer Autofahrt an einem Herzinfarkt. WEITERE WERKE: Mit Herbert Wehner und Alfred Nau: Parteiorganisation. Bonn 1969. - Europa wählen. Der Bund der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft stellt sich vor. Bonn 1978. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 228.
F r i e d r i c h , Ernst, Publizist, * 2 5 . 2 . 1 8 9 4 Breslau, t 2 . 5 . 1 9 6 7 L e Perreux (Frankreich). Nach einer Ausbildung zum Schauspieler und Wanderjahren durch Europa verweigerte F. als pazifistischer Anarchist den Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und war 1918 Teilnehmer an den Berliner Spartakusaufständen. 1919-26 gab er als Organ der gleichnamigen, von ihm begründeten libertären Jugendorganisation die Zeitschrift „Freie Jugend" heraus und widmete sich seit 1923 d e m A u f b a u des Internationalen Anti-Kriegsmuseums in Berlin, das 1925 eröffnet wurde. Dort fanden Arbeiter-Kunst-Ausstellungen, Rezitationsabende und zahlreiche Vorträge statt. 1924 erschien F.s Dokumentation Krieg dem Kriege (Nachdr. 2004). Während der Weimarer Republik wurde er wegen seiner antimilitaristischen Aktivitäten und Veröffentlichungen m e h r m a l s verurteilt und nach dem Reichstagsbrand verhaftet; nach seiner Entlassung Ende 1933 floh er über Prag in die Schweiz, w o er vergeblich versuchte, sein Friedensmuseum neu zu errichten. 1935 wegen seiner Tätigkeit als politischer Schriftsteller ausgewiesen, ging F. über die Niederlage nach Belgien, wurde 1941 in Frankreich interniert und Schloß sich nach seiner Flucht der Resistance an. Nach Kriegsende baute er auf der Seine-Insel in Paris ein pazifistisches Jugendzentrum auf. WEITERE WERKE: Das Anti-Kriegsmuseum. Berlin 1926. Festung Gollnow. Berlin 1932. - Man flüstert in Deutschland . . . Die besten Witze Uber das dritte Reich. 2 Hefte. P r a g / P a r i s 1934. - Sei herzlich! Paris 1948.
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LITERATUR: E. F. zum 10. Todestag. In: Europäische Ideen 29 (1977). - Vom F r i e d e n s - M u s e u m zur Hitler-Kaserne. Ein Tatsachenbericht über das Wirken von E. F. und Adolf Hitler. Mit einem Beitrag über E. F. von Walther G. Oschilewski. Berlin 1978. F r i e d r i c h , Friedrich, Schriftsteller, * 2 . 5 . 1 8 2 8 GroßVahlberg bei Braunschweig, t 1 3 . 4 . 1 8 9 0 Plauen (heute zu Dresden). Das Studium der Theologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik absolvierte der Sohn eines Predigers an den Universitäten Göttingen, Halle und Jena und wurde zum Dr. phil. promoviert. Zunächst Redakteur der „Illustrierten Zeitung" in Leipzig, widmete er sich seit 1856 freier schriftstellerischer Tätigkeit. 1867 ü b e r n a h m er die Chefredaktion der „Berliner Gerichts-Zeitung" und war u. a. Gründungsmitglied sowie 1878-85 erster Vorsitzender des „Allgemeinen deutschen Schriftstellerverbandes". Seit 1876 lebte F., der mit E m m y von —» Rhoden verheiratet war, wieder in Leipzig und verbrachte seine letzten Lebensjahre in DresdenPlauen. In seinen Romanen und Erzählungen, die meist für den Fortsetzungsdruck konzipiert waren, griff er vorwiegend politische und soziale Zeitprobleme auf (u. a. Die Frau des Arbeiters, 3 Bde., 1887). Mit Werken wie Die Sonne bringt es an den Tag (1866) trug er zur Durchsetzung des Kriminalromans in Deutschland bei. F r i e d r i c h , Heinz, Redakteur, Verlagsleiter, * 2 8 . 6 . 1 9 1 4 Reichenhain/Chemnitz, | 5.10.1977. Der Sohn eines Drehers und einer Textilarbeiterin durchlief 1928-32 in Chemnitz eine Druckerlehre und besuchte 1 9 3 4 / 3 5 die Lenin-Schule in Moskau. 1935 trat er in die K P D ein. 1935-37 war er Instrukteur f ü r illegale K P D Parteiarbeit in Prag, 1938-45 in Amsterdam. Seit 1938 arbeitete er an kommunistischen Blättern in Paris mit und war 1944 Redakteur der „Mitteilungsblätter". 1945-50 für die „Volksstimme" (Chemnitz) tätig, wurde er 1950 Chefredakteur der „Sächsischen Z e i t u n g " (Dresden) und Leiter des A m t s für Information bei der Sächsischen Landesregierung. 1950-53 war F. stellvertretender Chefredakteur, 1953-55 Chefredakteur des „Neuen Deutschland", 1 9 5 5 / 5 6 Leiter des Verlags Die Wirtschaft, 1956-61 Chefredakteur der „Volksstimme", 1 9 6 2 / 6 3 stellvertretender Leiter des Verlags Freiheit in Halle und 1963-74 Abteilungsleiter bei der Zentrag in Berlin. LITERATUR: Helmut Müller-Enbergs: F., Η In: Wer w a r wer in der D D R ? , 2001, S. 227. F r i e d r i c h , Heinz, Verleger, * 1 4 . 2 . 1 9 2 2 Roßdorf, t 1 3 . 2 . 2 0 0 4 Feldafing. 1940 zum Militär eingezogen, w u r d e F. noch im Mai 1945 in Königsberg schwer verwundet. 1946 gründete er die Literatur- und Kulturzeitschrift „Die Epoche". Seit 1950 leitete er das Nachtstudio des Hessischen Rundfunks, wurde Leiter der Fischer-Bücherei des Taschenbuchverlags im S. Fischer Verlag, war seit 1 9 5 7 / 5 8 Programmdirektor von Radio B r e m e n und übernahm 1960 die Leitung des Deutschen Taschenbuch-Verlags (dtv) in München. I m Deutschen Taschenbuch-Verlag, der aufgrund einer Initiative von Joseph Caspar Witsch als Gründung von zehn etablierten Verlagen entstanden war, wurde F. auf Vorschlag von Klaus Piper, einem der Gesellschafter, Geschäftsführer und Verleger. F. baute den Verlag zu einem der erfolgreichsten Taschenbuchverlage weltweit aus. Wichtig waren ihm vor allem gute Qualität der Publikationen, die von A n f a n g an von Celestino Piatti graphisch gestaltet wurden, sowie eine enge Beziehung zum Buchhandel. Durch die Intensivierung der Taschenbuchverkäufe in den sechziger und siebziger Jahren wurden die Sortimentsbuchhandlungen entscheidend gestärkt.
Friedrich Der Deutsche Taschenbuch-Verlag war der erste Verlag, der große Gesamtausgaben, Klassikerausgaben und Wörterbücher herausbrachte, darunter das Grimmsche Wörterbuch und die Artemis-Ausgabe von —> Goethes Werken. Mit den dtv-Atlanten, beispielsweise zur Geschichte, Biologie und Kunst, schuf F. einen neuen Typ Nachschlagewerk, der sehr erfolgreich wurde. Allein v o m dtv-Atlas Geschichte wurden m e h r als 5 Millionen Exemplare verkauft. Mit dem dtv-junior-Verlag, den F.s Frau Maria leitete, erlebte das Taschenbuch neue Erfolge im Kinder- und Jugendbuchbereich. F. war 1960-90 Geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Taschenbuch-Verlags. 1983 w u r d e er zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gewählt und n a h m dieses A m t bis 1995 wahr. Er öffnete die Akademie und gründete die neue Klasse f ü r Dramaturgie. F., der auch Funktionen in den buchhändlerischen Verbänden übernahm, war im Börsenverein des Deutschen Buchhandels über viele Jahre im Vorstand des Verlegerausschusses sowie im Aufsichtsrat der Ausstellungs- und M e s s e - G m b H (Frankfurter Buchmesse) tätig und gehörte der Verhandlungskommission an, die mit den Schriftstellerverbänden Autorennormverträge ausarbeitete. Er war ferner Mitglied des Vorstands des Verbands Bayerischer Verlage und Buchhandlungen, zu dessen Ehrenmitglied er ernannt wurde. F. wurde Honorarprofessor an der Ludwig-MaximiliansUniversität in M ü n c h e n und erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Regensburg. Er war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, des Bayerischen Verdienstordens, des Maximiliansordens sowie zahlreicher weiterer hoher Auszeichnungen im In- und Ausland. Seine Erinnerungen bis 1960 Schloß F. noch vor seinem Tod ab. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören Die Straße Nirgendwo (1948), im Narrenschiff des Zeitgeistes (1972), Kulturkatastrophe. Nachrufe auf das Abendland (1979) und Vom Gegenglück des Geistes (2002). WEITERES WERK: Aufräumarbeiten. Berichte, Kommentare, Reden, Gedichte und Glossen aus vierzig Jahren. Hrsg. v. Lutz-W. Wolff. M ü n c h e n 1987. LITERATUR: „Dein Brief kam w i e g e r u f e n . . . " H. F. als Verleger. Hrsg. v. W o l f r a m Göbel. M ü n c h e n 1990. - Ein Leben im Gegenglück des Geistes. H. F. (1922-2004). Verleger, Autor, Akademiepräsident. M ü n c h e n 2005. Klaus G. Saur F r i e d r i c h , Otto, österr. Maler, Lithograph, Illustrator, * 2 . 7 . 1 8 6 2 Raab (Ungarn), t 1 1 - 4 . 1 9 3 7 Wien. F. erhielt u . a . als Schüler August Eisenmengers und Carl Müllers an der Akademie der bildenden Künste in Wien eine künstlerische Ausbildung, die er an der Münchner Akademie unter Wilhelm von Lindenschmit fortsetzte. Dort entstanden neben seiner Preisarbeit Auftreten des predigenden Kapuziners in Wallensteins Lager (1885) u. a. die Werke Abschied der hl Elisabeth (1886) und Canossa (1890), mit denen sich F. der Historienmalerei zuwandte. 1891-94 lebte er in Paris und unternahm 1 8 9 1 / 9 2 eine Studienreise durch Spanien und die Nordküste Afrikas nach Tunis, w o 1892 Beduinenheim enstand. Seit 1894 wieder in Wien, w o er seit 1896 ständig lebte, wurde F. einer der Hauptbegründer der Wiener Secession. Er gab die Historienmalerei auf und schuf u. a. seinen dekorativen Zyklus Rhythmen (1913). 1917 zum Prof. ernannt, unterrichtete er an der Wiener Frauenakademie sowie an der Schule für freie und angewandte Kunst. F. war Redakteur der Zeitschrift „Ver Sacrum". F r i e d r i c h , Paul (Otto), Pseud. Chaste, Romundt, Schriftsteller, * 2 . 1 0 . 1 8 7 7 Weimar, t 1947. Das Studium der Musik, später der Philosophie und Geschichte absolvierte der Sohn Woldemar —»F.s seit 1895
an den Universitäten Berlin und Rostock, n a h m a m Ersten Weltkrieg teil und war anschließend Feuilletonredakteur u.a., der „Berliner Neuesten Nachrichten". Er schrieb Erzählungen, Essays, Lyrik (u. a. Sonnenblumen, 1896) und Bühnendichtung (u. a. das Trauerspiel Prometheus, 1904). F. war 1 9 0 3 / 0 4 Herausgeber des „Hochland-Jahrbuchs" und machte sich auch als Übersetzer aus dem Französischen einen N a m e n . D a n e b e n gab er Werke u. a. von Julius M o s e n , Christian Dietrich G r a b b e und Georg Büchner heraus. F r i e d r i c h , (Johann) Wilhelm (Ludwig), auch Friederich, Buchhändler, Drucker, Verleger, * 1 3 . 1 . 1 8 0 5 B o c h u m , t 1857 Wiesbaden. Der Sohn eines Rezeptors und nachmaligen Revisionsrats in Wiesbaden bezog das Pädagogium Wiesbaden und w a r seit 1822 Buchhändlergehilfe in Leipzig und Elberfeld. 1830 ging er nach Siegen, w o er 1834 eine sich blühend entwickelnde Buchhandlung einschließlich eines Verlags mit einem umfangreichen Verlagsprogramm gründete. 1840 erfolgte die Gründung von Zweigniederlassungen in Wiesbaden und Lippstadt. Seit 1843 verlegte und redigierte F. zus a m m e n mit d e m Politiker und Publizisten Karl —> Braun das maßvoll-kritische „Deutsche Bürgerblatt", das gleichwohl 1847 durch die preuß. Zensur verboten wurde. N a c h seiner Übersiedlung nach Wiesbaden 1847 erweiterte F. sein Unternehmen u m eine Theaterdruckerei. 1848 gab er mit K. Braun die „Nassauische Z e i t u n g " heraus. LITERATUR: Hans Kruse (Hrsg.): Siegen und das Siegerland 1224-1924. Festschrift aus Anlaß der Siebenhundertjahrfeier von Burg und Stadt Siegen. Siegen 1924, S. 212 f., 243-245. - Herbert Müller-Werth: Nassauische Zeitungen 1848. In: Nassauische Annalen 60 (1943) 1, S. 112-127. Wolf-Heino Struck: Wiesbaden im Biedermeier. Wiesbaden 1981, S. 23, 35-37, 277 f. F r i e d r i c h , (Max) Wilhelm (Karl), Verleger, * 5 . 1 1 . 1 8 5 1 Anklam ( P o m m e r n ) , t 9 . 1 0 . 1 9 2 5 M a g u g n a n o sul Garda (heute zu Brenzone, Italien). Der Sohn eines Kreisbaumeisters absolvierte eine B u c h h a n delslehre in Elbing und vervollkommnete seine beruflichen sowie Sprachkenntnisse in Bonn, Venedig, Kiew, Tiflis und Lyon. Nach seiner Rückkehr gründete er 1878 in Leipzig eine Internationale B u c h h a n d l u n g und ü b e r n a h m im folgenden Jahr die literarische Wochenschrift „Magazin für die Literatur des Auslandes", die 1881-85 offizielles Organ des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes war. F.s Verlag entwickelte sich zu einem F o r u m konservativer sowie moderner realistischer Autoren und war seit 1885 wichtigster Verlag der Frühnaturalisten. F. gab u. a. Werke Karl Bleibtreus, H e r m a n n —>Conradis und Detlev von —> Liliencrons sowie 1887-96 Michael Georg —»Conrads f ü h r e n d e naturalistische Zeitschrift „Die Gesellschaft" heraus. Wegen interner Querelen unter seinen Autoren und seiner Ablehnung, Gerhart H a u p t m a n n s Vor Sonnenaufgang zu verlegen, verlor F. zunehmend an R e n o m m e e und m u ß t e seinen literarischen Verlag schließlich verkaufen. Seit 1896 lebte er am Gardasee und leitete nach seiner Ausweisung aus Italien während des Ersten Weltkriegs 1916-19 den Buch- und Kunstverlag Ernst Finckh, später den von ihm mitbegründeten ArbeitsVerlag. F r i e d r i c h , Woldemar, Maler, Illustrator, * 2 0 . 8 . 1 8 4 6 Gnadau (Sachsen), f 1 6 . 9 . 1 9 1 0 Berlin. F. erhielt eine Ausbildung an der Berliner Kunstakademie, seit 1865 an der Kunstschule in Weimar als Schüler u. a. Arthur von Rambergs, dessen Illustrationskunst ihn nachhaltig beeinflußte, und entwickelte sich zum Illustrator und dekorativen Maler. 1 8 7 0 / 7 1 war er als Spezialzeichner f ü r „Dah e i m " auf dem Kriegsschauplatz tätig, u n t e r n a h m 1 8 7 3 / 7 4 eine Studienreise nach Italien und ging 1881 an die Kunstschule nach Weimar, w o er im folgenden Jahr Prof. wurde.
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Friedrich-Freksa 1885 folgte F. einem Ruf als Lehrer f ü r Aktzeichnen an die Akademie der bildenden Künste nach Berlin. Bekannt wurden vor allem seine Illustrationen zu Hans von Hopfens Roman Mein Onkel Don Juan (1880) und Julius —> Wolffs Der wilde Jäger (1887). Die Studien und Skizzen seiner 1 8 8 7 / 8 8 u n t e r n o m m e n e n Indienreise erschienen 1893 unter dem Titel 6 Monate in Indien. F. war der Vater von Paul - > F . F r i e d r i c h - F r e k s a , Margarete, geb. Beutler, Pseud. Margit Friedrich, Gynäkologin, Schriftstellerin, Übersetzerin, * 1 3 . 1 . 1 8 7 6 Breslau, t 3 . 6 . 1 9 4 9 Tübingen. Das Medizinstudium Schloß F.-F. 1910 mit der Promotion ab (Die Hystereuryse bei Placenta praevia), wandte sich der Gynäkologie und Geburtshilfe zu und praktizierte in Breslau. Später lebte sie meist in M ü n c h e n , w o sie u. a. mit Frank —»Wedekind und Michael Georg —»Conrad zusammentraf. F.-F. schrieb vorwiegend soziale Lyrik (u.a. Leb wohl, Boheme!, 1911) und Erzählungen; sie war als Übersetzerin aus dem Französischen tätig und wurde Redaktionsmitglied der Zeitschrift . J u g e n d " . N a c h ihrer Scheidung von d e m Schriftsteller Friedrich —»Freksa lebte sie in Seeheim am Starnberger See. F r i e d r i c h s , Hermann, Schriftsteller, * 1 4 . 6 . 1 8 5 4 St. G o a r / R h e i n , t 4 . 1 2 . 1 9 1 1 St. G o a r / R h e i n . Der Sohn eines Uhrmachers absolvierte eine kaufmännische Lehre in Barmen und ging als Volontär nach Brüssel, später nach Zürich, w o er 1879-82 an der dortigen Univ. Philosophie studierte und in freundschaftliche Beziehung zu Gottfried —> Kinkel und Conrad Ferdinand M e y e r trat. F. untern a h m eine Reise nach Neapel, Capri und Sizilien und war 1884-86 Chefredakteur der Wochenschrift „Magazin f ü r die Literatur des In- und A u s l a n d e s " in Leipzig. Danach lebte F. in Italien, Kopenhagen und Zürich und seit 1893 wieder in St. Goar. Neben Gedichten und Novellen veröffentlichte er u.a. das D r a m a Die Sicilianerin (1891) und gab 1910 seinen Briefwechsel mit Detlev von —»Liliencron aus den Jahren 1885-89 heraus. F r i e s , Elisabeth, geb. Menke, Pseud. Käthe Glock, Schriftstellerin, Journalistin, * 9 . 1 1 . 1 8 6 8 Wiesbaden, t 2 8 . 9 . 1 9 4 0 Berlin. F. beschäftigte sich zunächst mit Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen und wandte sich dann zunehmend der Schriftstellerei zu. Sie schrieb zahlreiche Romane, darunter Toosje, ein Werk, das während eines ihrer wiederholten Aufenthalte in den Niederlanden entstand, und Schatten über dem Rhein (1927). F. arbeitete auch als Redakteurin des „Frauen-Weckrufs". WEITERE WERKE: A u f r u h r um Wini. Bremen 1937. - Aline flieht vor der Liebe. Leipzig 1937. - Der Weg der Irma Fabrizius. Bremen 1937. - Fast a m Glück vorüber. Leipzig 1938. - Sommergewölk. Leipzig 1938. - Du bist mein Schicksal. Leipzig 1938. F r i n g e l i , Dieter, schweizer. Schriftsteller, * 1 7 . 7 . 1 9 4 2 Basel, t 9 . 4 . 1 9 9 9 Basel. F., Sohn des Schriftstellers Albin F., studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Basel, Freiburg (Schweiz) und Hamburg und w u r d e 1967 mit der Arbeit Die Optik der Trauer. Alexander Xaver Gwerder - Wesen und Wirken (veröffentlicht 1970) promoviert. Danach als Schriftsteller, Publizist und Literaturkritiker tätig, war er 1974-87 Feuilletonredakteur bei den „Basler Nachrichten" und hatte daneben verschiedene Lehraufträge in der Schweiz und den U S A inne. Seit 1987 lebte er als freier Schriftsteller in Basel. F. veröffentlichte seit den sechziger Jahren meist kurze, epig r a m m h a f t e Gedichte, in denen er häufig Floskeln und Redewendungen aufgreift, in ironischen oder lakonischen Wort-
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spielen verwandelt und so Sprache kritisch reflektiert (u. a. Was auf der Hand lag, 1968; Ohnmachts wechsel und andere Gedichte aus zwanzig Jahren, 1981; wortwund, 1988; minderheiten wie liebe, 1994). Als Herausgeber sowie in eigenen Werken setzte er sich für die deutsch-schweizerische Literatur ein (u. a. Mach keini SchprUch. Schweizer Mundartlyrik des 20. Jahrhunderts, 1972; Dichter im Abseits. Schweizer Autoren von Glauser bis Hohl, 1974; Von Spitteier zu Muschg. Literatur der deutschen Schweiz seit 1900, 1975; Gut zum Druck. 99 Schriftsteller der deutschen Schweiz seit 1964, 1975). In d e m Essay Das Heimatlos. Herkommen und Hingehen (1995) betrachtet F. die schweizer, und Teile der europäischen Literatur unter d e m Gesichtspunkt von Heimat und Regionalität. 1982 erschien eine Auswahl seiner Feuilletons ( M e i n Feuilleton. Gespräche, Aufsätze, Glossen zur Literatur), 1992 der Roman Fingernägel. 23 Anfalle. LITERATUR: Herbert Meier u. a.: D. F. zum Andenken. In: Dr S c h w a r z b u e b 78 (2000) S. 93-103. F r i s c h , E f r a i m , Pseud. E. Räch, Ε. H. Gast, Schriftsteller, Dramaturg, * 1 . 3 . 1 8 7 3 Stryi (Galizien), t 2 6 . 1 1 . 1 9 4 2 Ascona. Der einer jüdisch-orthodoxen Familie entstammende F. sollte nach d e m Wunsch des Vaters Rabbiner werden, studierte j e d o c h zunächst Rechtswissenschaften in Wien, anschließend Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte in Berlin sowie Nationalökonomie in Kiel. Er wurde engster Mitarbeiter Christian —»Morgensterns an der dramaturgischen Zeitschrift „Das Theater in Berlin" ( 1 9 0 3 / 0 4 ) . 1904-09 wirkte F. als Dramaturg M a x Reinhardts a m Deutschen Theater, war als Lektor im Georg Müller Verlag in M ü n c h e n tätig und gab dort 1914-16 sowie im eigenen Verlag 1919-25 die literarische Kulturzeitschrift „Der neue M e r k u r " heraus, zu deren Mitarbeitern u. a. Gottfried Benn, Martin - > B u b e r und Robert - » W a l s e r zählten. Seit 1925 schrieb F. f ü r die „Frankfurter Z e i t u n g " und war Redakteur der „Europäischen R e v u e " in Berlin. Er emigrierte 1933 in die Schweiz, w o er u. a. für die Exilzeitschriften „Mass und Wert" und „Die S a m m l u n g " arbeitete. Neben seinen zahlreichen Essays und literaturkritischen Aufsätzen veröffentlichte er eine Reihe autobiographischer Romane, darunter Das Verlöbnis (1902) und Das leere Haus (veröffentlicht 1959). WEITERE WERKE: Zenobi. Berlin 1927. - Z u m Verständnis des Geistigen. Essays. Heidelberg u. a. 1963. LITERATUR: Guy Stern: E. F. and the „Neue Merkur". In: Leo Baeck Institute Yearbook 6 (1961) S. 125-149. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 342. - Susanne Jäger: E. F. Sein Leben, sein Werk und seine Tätigkeit beim „Neuen Merkur". Diss. Wien 1996. - Frank Wende: Deutschsprachige Schriftsteller im Schweizer Exil. Wiesbaden 2002, S. 99-108. F r i s c h a u e r , Berthold, österr. Journalist, * 9 . 9 . 1 8 5 1 Brünn, t 4 . 9 . 1 9 2 4 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften, das er mit der Promotion in Graz abschloß, w u r d e F. Mitarbeiter der „Grazer Zeitung" und 1872 Redakteur der „Tagespresse" in Wien. Als Mitarbeiter der „Wahrheit" und des „Neuen Wiener Tagblatts" war er zunächst Parlamentskorrespondent, dann Kriegsberichterstatter im Bosnischen Feldzug, bei dem er Kronprinz Rudolf begleitete. Moritz —»Benedikt schickte ihn im A u f t r a g der „Neuen Freien Presse" nach Paris, w o F. über die Dreyfus-Affäre berichten sollte. Weil er dort für D r e y f u s Partei ergriff, wurde er vorübergehend ausgewiesen. 1914 kehrte F. als Redakteur der „Neuen Freien Presse" nach Wien zurück. LITERATUR: Sigmund Ehrlich: Journalisten- und Schriftstellerverein „Concordia" 1859-1909. Eine Festschrift. Wien 1909. - Ö B L , Bd. 1, 1957, S. 370.
Fritzsche F r i s c h a u e r , Paul, österr. Schriftsteller, * 2 5 . 5 . 1 8 9 8 Wien, t 7 . 5 . 1 9 7 7 Wien. Nach d e m Studium der Geschichte und Staatswissenschaften an der Univ. Wien war F. als freier Journalist und Schriftsteller tätig und arbeitete u. a. f ü r das „Berliner Tageblatt" sowie die „Vossische Zeitung". 1933 wurden seine Bücher verboten. 1934 emigrierte F. nach Großbritannien, w o er Berater der B B C in L o n d o n war. Seit 1940 lebte er als diplomatischer Berater des Präsidenten Getulio Vargas in Brasilien, dessen gegen die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland gerichtete Außenpolitik er unterstützte. 1945 ging F. in die USA, w o er Präsident des Inter-Science F u n d in N e w York wurde, und kehrte 1955 nach Wien zurück. Er schrieb zahlreiche Romane, zumal biographische (u.a. Dürer, 1925), später vor allem kulturhistorische Arbeiten wie die Weltgeschichte in Romanen (3 Bde., 1 9 6 0 / 6 1 ) . LITERATUR: B H d E , Bd. 2 . 1 , 1 9 8 3 , S. 343 f. - Ursula Prutsch: Die Welten des P. F.: Ein „literarischer Abenteurer" im historischen Kontext. Köln u . a . 1997. F r i s c h a u f , Marie (Mitzi), Pseud. Maria Heim, Marie Pappenheim, österr. Dermatologin, Schriftstellerin, * 4 . 1 1 . 1 8 8 2 Preßburg, t 2 4 . 7 . 1 9 6 6 Wien. F. studierte an der Univ. Wien Medizin, w o sie nach ihrer Promotion 1918-24 Fachärztin f ü r Dermatologie war. Sie wurde Mitarbeiterin der Zeitschrift „Die Fackel", nach den Februarkämpfen 1934 der illegalen „Sozialistischen Arbeiterhilfe". Kurzzeitig inhaftiert, emigrierte F. nach Paris, w o sie als kosmetische Ärztin tätig war. 1940 w u r d e F. auf der Flucht vor den deutschen Truppen in Südfrankreich interniert und ging noch im selben Jahr nach M e x i c o City, w o sie ihren Beruf ausübte und für eine KPÖ-Parteigruppe arbeitete. Seit 1947 lebte sie wieder in Wien und war bis 1952 Fachärztin f ü r Dermatologie in der Ambulanz der Wiener Gebietskrankenkasse. Neben Fachschriften der „Sozialistischen Gesellschaft für Sexualforschung und Sexualberatung" in Wien verfaßte F. u. a. den Roman Der graue Mann (1949). WEITERE WERKE: Mit Anni Reich: Ist Abtreibung schädlich? Wien 1930. - Gedichte. Wien 1962. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 202. - Karl Fallend: M . „Mizzi" F.-P. In: Ilse E. Korotin (Hrsg.): Wir sind die ersten, die es wagen. Wien 1993, S. 55-58. - Karl Fallend: M. F.-P. Eine vergessene Wiener Schriftstellerin und politisch engagierte Ärztin. Wien 1995. - M n e m o s y n e 22 (1997). F r i t s c h , Gerhard, österr. Schriftsteller, * 2 8 . 3 . 1 9 2 4 Wien, t 2 2 . 3 . 1 9 6 9 Wien. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft studierte F. 1946-50 Germanistik und Geschichte an der Univ. Wien; er war dann als Redakteur und Verlagslektor, 1951-59 im Bibliotheksdienst tätig. 1959 wurde er Redakteur der Literaturzeitschrift „Wort in der Zeit" (bis 1965); er war Mitherausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik", 1966-69 Herausgeber der „Protokolle". Seit 1952 schrieb F. vorwiegend schwermütige Lyrik (u. a. Lehm und Gestalt, 1954) und gesellschaftskritische R o m a n e (u. a. Moos auf den Steinen, 1956) sowie Hörspiele und Essays. Er übersetzte Wystan H u g h Auden und Miroslav Krleza. F. beendete sein Leben durch Selbstmord. LITERATUR: Ingrid Pfeiffer: „Geboren 1924". Z u m 25. Todestag von G. F. In: P o d i u m 92 (1994) S. 33-40. F r i t s c h , Theodor (Emil), Pseud. T h o m a s Frey, E. Rodrich-Stoltheim, Verleger, Schriftsteller, * 2 8 . 1 0 . 1 8 5 2 Wiesenau (Kr. Delitzsch), t 8 - 9 . 1 9 3 3 Gautzsch bei Leipzig. Der Bauernsohn besuchte 1872-75 die Berliner Gewerbeakademie, arbeitete seit 1875 als Ingenieur in einer Berliner Maschinenfabrik und gründete 1879 ein mühlentechnisches Büro, an das eine Verlagsanstalt angeschlossen war. Hier
erschienen in den folgenden Jahren neben Fachzeitschriften wie „Der deutsche M ü l l e r " (1880 ff.) vorwiegend antisemitische Bücher und Pamphlete. 1885 gründete F. die „Antisemitische Correspondenz" (seit 1888 „Deutsch-Soziale Blätter") und veröffentlichte 1887 unter d e m P s e u d o n y m T h o m a s Frey einen - von Hitler in seiner J u g e n d gelesenen Antisemitismus-Catechismus (später unter d e m Titel Handbuch der Judenfrage erschienen, 4 9 1944). Sein rassistisches Gedankengut verbreitete er durch Flugblätter in Millionenauflage. F. war Mitbegründer u n d Reichstagsabgeordneter (von Mai bis Dezember 1924) der Deutschvölkischen Freiheitspartei. Seit 1902 gab er die antisemitische Zeitschrift „Der H a m m e r " heraus. LITERATUR: J. Favrat: T. F. ou la conception „völkisch" de la propagande. In: Revue d ' A l l e m a g n e et des pays de langue allemande 16 (1984) S. 521-532. - M.d.R., ' 1 9 9 4 , S. 139. Alexander Volland: T. F. (1852-1933) und die Zeitschrift „ H a m m e r " . Diss. Mainz 1994. - Michael Bönisch: Die „ H a m m e r " - B e w e g u n g . In: U w e P u s c h n e r / W a l t e r S c h m i t z / Justus H. Ulbricht (Hrsg.): H a n d b u c h zur „Völkischen Bew e g u n g " 1871-1918. M ü n c h e n 1996, S. 341-365. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 164. F r i t s c h e , Paul, Pseud. Paul von der Redo, Gustav Adolf, Schriftsteller, Publizist, * 1 5 . 1 2 . 1 8 6 3 F r a n k f u r t / O d e r , t 25.9.1888 Frankfurt/Oder. Der Sohn eines Tischlermeisters studierte seit 1881 Bildhauerei an der Berliner A k a d e m i e der Künste, danach Literatur und Geschichte. Seit 1883 war F. Redakteur der „Kyffhäuser-Zeitung", seit 1885 der „Gartenlaube" und leitete seit 1886 die . f r a n k f u r t e r Oder-Zeitung". 1887 erschien Mein Herzenstestament. Lieder-Cyklus, gefolgt von d e m Bilderbuch eines Schwermüthigen. Anhang: Fliegende Blätter (1888). F r i t s c h e l , (Konrad) Sigmund, luth. Theologe, * 3 . 1 2 . 1 8 3 3 Nürnberg, t 2 6 . 4 . 1 9 0 0 D u b u q u e (Iowa, USA). Nach einer theologischen Ausbildung an d e m von Wilhelm L ö h e gegründeten Missionsseminar w u r d e F. 1854 von L ö h e in die U S A geschickt, um in D u b u q u e (Iowa) an dem neugegründeten Wartburg-Seminar als Lehrer zu wirken. Zus a m m e n mit seinem Bruder, der ihm 1857 dorthin folgte, widmete sich F. neben seiner Lehrtätigkeit einer missionarischen Arbeit und gründete zahlreiche Kirchengemeinden. Sie gaben wöchentlich das „Kirchenblatt" heraus und gründeten 1875 die monatlich erscheinende „Kirchliche Zeitschrift". LITERATUR: Julius Bodensieck: F., K. S. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 629 f. F r i t z s c h e , Hans, Publizist, * 2 1 . 4 . 1 9 0 0 B o c h u m , t 2 7 . 9 . 1 9 5 3 Köln. Nach dem Studium der Geschichte und Volkswirtschaft an den Universitäten Greifswald und Berlin Schloß sich F. 1923 der Deutschnationalen Volkspartei an und war bis 1924 Schriftleiter der „Preußischen Jahrbücher". 1924 wurde er Redakteur der „Auslandsbriefe" bei der Telegraphen-Union, 1932 Leiter des Nachrichtendienstes beim Deutschen Rundfunk. Seit 1933 Mitglied der N S D A P , leitete F. das R e f e rat IVa im Reichsministerium f ü r Volksaufklärung und Propaganda, seit 1938 stand er der gesamten Presseabteilung vor. Als Ministerialdirektor leitete er 1942-45 die R u n d f u n k abteilung, war enger Mitarbeiter —»Goebbels' und vor allem durch seine politischen R u n d f u n k k o m m e n t a r e bekannt. 1946 w u r d e F. in Nürnberg von der Anklage d e s Kriegsverbrechens freigesprochen, j e d o c h infolge heftiger Proteste 1947 in einem bayerischen S p r u c h k a m m e r v e r f a h r e n zu neun Jahren Zwangsarbeit verurteilt. N a c h der Amnestie 1950 war er als Werbeleiter tätig. Seine Lebenserinnerungen erschienen 1948 unter dem Titel Hier spricht Hans Fritzsche.
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Frobenius-Kühn WEITERE WERKE: Krieg den Kriegshetzern. Acht Wochen politische Zeitungs- und Rundfunkschau. Berlin 1940. LITERATUR: Joseph Wulf: Presse und F u n k im Dritten Reich. Gütersloh 1964. - Michael Groth: Ein Publizist im Dritten Reich. Vorstudien zu einer Biographie von H. F. Mag.-Arb. Münster 1979. - Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen A m t e s unter Ribbentrop. M ü n c h e n 1987. - Stefan Jürgen Wiltzhaus: Rundfunkpolitik im „Dritten Reich". Die Arbeitsbesprechungen von H. F. im Propagandaministerium 1943-1945. Mag.-Arb. Gießen 2002. F r o b e n i u s - K ü h n , Eleonore, geb. Kühn, Pseud. Kühn, Lenore Ripke-Kühn, Musikerin, Schriftstellerin, * 3 1 . 1 . 1 8 7 8 Riga, t 2 1 . 1 0 . 1 9 5 5 Tutzing. Die Lehrerstochter studierte 1896-98 an der Hochschule f ü r Musik in Berlin, dann in Paris und war als Pianistin und Klavierlehrerin in Riga tätig. Seit 1903 widmete sie sich in Berlin, Erlangen und Freiburg/Breisgau philosophischen Studien und w u r d e 1907 bei Heinrich Rickert promoviert (Das Problem der ästhetischen Autonomie). Danach als Journalistin (u.a. f ü r „Die deutschnationale Frau", „Deutsche Kämpferin") und Publizistin tätig, lebte sie in den dreißiger Jahren als freie Schriftstellerin in Berlin, später in Potsdam. F.-K. war Gründungsmitglied der Deutschen Philosophischen Gesellschaft. Sie veröffentlichte Die Autonomie der Werte. Eine kritische Grundlegung nach transzendentalteleologischer Methode (1924) und Schöpferisches Leben (1928), verfaßte Essays (Lob des Blau, 1948), Romane sowie Reisebeschreibungen und übersetzte aus dem Französischen und Italienischen. F.-K. war Mitarbeiterin des Weimarer Nietzsche-Archivs. LITERATUR: Marit Rullmann: L. K. In: Dies.: Philosophinnen. Bd. 2. F r a n k f u r t / M a i n 1998, S. 110-116. F r ö b e l , (Carl Ferdinand) Julius, Pseud. Carl Junius, Publizist, Politiker, * 1 6 . 7 . 1 8 0 5 Griesheim (Kr. Arnstadt), t 6 . 1 1 . 1 8 9 3 Zürich. N a c h naturwissenschaftlichen, insbesondere geographischen Studien in München, Jena, Weimar und Berlin (Promotion 1833) w u r d e F., N e f f e des Pädagogen Friedrich F., 1833 durch Unterstützung Alexander von Humboldts Lehrer an der Zürcher Industrieschule und war 1836-42 Prof. der Mineralogie an der dortigen Universität. Große Resonanz fanden seine Grundzüge eines Systems der Krystallographie (1843, 2 1847). Seit etwa 1839 auch politisch engagiert, redigierte er zeitweise den „Schweizerischen Republikaner" und ü b e r n a h m 1840 die Leitung des Verlags „Literarisches Comptoir", in dem insbesondere die durch die deutsche Zensur verbotenen Schriften von Georg —» H e r w e g h und August Heinrich H o f f m a n n von Fallersleben herausgebracht wurden. 1846 kehrte er nach Deutschland zurück. In Dresden war er journalistisch und schriftstellerisch tätig und schrieb u. a. das politische D r a m a Die Republikaner (1848). Im Revolutionsjahr 1848 beteiligte er sich an der Gründung der Demokratischen Partei, wurde im Oktober als Abgeordneter der Fürstentümer Reuß in das Frankfurter Parlament gewählt und gehörte der Fraktion Donnersberg an. Gemeinsam mit Robert —»Blum nach Wien entsandt, wurde er verhaftet und z u m Tod verurteilt, im Gegensatz zu B l u m j e d o c h begnadigt, vermutlich weil er sich in seiner Schrift Wien, Deutschland und Europa (1848) f ü r die Aufrechterhaltung der österr. Monarchie ausgesprochen hatte. Zunächst noch am Frankfurter R u m p f p a r l a m e n t und am Badischen Aufstand beteiligt, wanderte F. 1849 in die U S A aus und war bis 1857 Redakteur verschiedener Zeitungen in N e w York und San Francisco. Auch nach seiner Rückkehr nach Wien trat er als Publizist und freier Schriftsteller an die Öffentlichkeit. Mit seiner Schrift Die Leitung der großdeutschen Angelegenheiten (1861) bereitete er den Frankfurter Fürstentag vor. 1867
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rief F. in M ü n c h e n die „Süddeutsche Presse" ins Leben, die er 1873 verkaufte, und trat in den diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches ein. Bis 1876 amtierte er als Konsul in Smyrna, anschließend bis 1888 in Algier. Seine letzten Lebensjahre verbrachte F. in Zürich. Seine Autobiographie Ein Lebenslauf (2 Bde.) erschien 1 8 9 0 / 9 1 . WEITERE WERKE: Mit Oswald Heer: Mitteilungen aus dem Gebiet der theoretischen Erdkunde. 2 Hefte, Zürich 1834. Die physische Geographie, als systematische Wissenschaft, gemeinfaßlich dargestellt. Zürich 1836. LITERATUR: Ernst Feuz: J. F. Seine politische Entwicklung bis 1849. Ein Beitrag zur Geschichte des Vormärz. Bern 1932. - Wilhelm M o m m s e n : J. F. Wirrnis und Weitsicht. In: Historische Zeitschrift 181 (1956) S. 497-532. Hanno Beck: Die Streitfälle Fröbel-Ritter und PeschelKlöden. In: Petermanns Geographische Mitteilungen (1961) S. 105-118. - Paul Wentzcke: F., J. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 644-646. - Rainer Koch: Demokratie und Staat bei J. F. 1805-1893. Liberales Denken zwischen Naturrecht und Sozialdarwinismus. Wiesbaden 1978. - Dietmar Schuler: Staat, Gesellschaft und „Deutsche F r a g e " bei J. F. (1805-1893). Studien zu Ursprung und historischer Entwicklung des deutschen Liberalismus im 19. Jahrhundert. Diss. Innsbruck 1984. F r ö h l i c h , A b r a h a m Emanuel, schweizer. Lehrer, Schriftsteller, * 1 . 2 . 1 7 9 6 Brugg, t 1 . 1 2 . 1 8 6 5 Gebenstorf. F., dessen Vater als Gerber, Stadtrat und Friedensrichter tätig war, absolvierte in Zürich theologische Studien, ehe er 1817 Lehrer in Brugg und Pfarrer in Mönthal wurde. 1825 erschien eine S a m m l u n g moralisierender, satirischer Fabeln. Seit 1827 unterrichtete F. deutsche Sprache und Literatur an der Kantonsschule Aarau, der er seit 1832 als Rektor vorstand. 1836 w u r d e er Rektor der Bezirksschule Aarau. Seine seit 1830 zunehmend konservative Gesinnung kam besonders in den gegen die Radikalen gerichteten Pamphleten Der junge Deutsch-Michel (1843) z u m Ausdruck. Er war Redakteur der „Neuen Aargauer Zeitung" (1831-35) und gab den Almanach „Alpenrosen" (1831-54) heraus. Einige seiner Lieder wurden von seinem Bruder T h e o d o r F. vertont. LITERATUR: Robert Faesi: F., Α. E. In: N D B , Bd. 5, 1961, S. 646 f. F r ö h l i c h , Bernhard, Maler, Illustrator, * 1823 München, t 7 . 3 . 1 8 8 5 München. F., Sohn eines Gymnasialdirektors, besuchte die Münchner Akademie und begann nach d e m Vorbild seines älteren Bruders Ernst —>F. als Illustrator f ü r die „Münchner Bilderbogen" zu arbeiten. Daneben war er für die illustrierte Zeitung „Über Land und M e e r " tätig und zeichnete humoristisch-satirische Karikaturen f ü r die Münchner Zeitschrift „Leuchtkugeln". LITERATUR: Franz C o m i n g : Das deutsche Militär in der Karikatur. Stuttgart 1907, S. 50. F r ö h l i c h , Cyprian, eigentl. Franz X a v e r F., Pseud. Br. Marianus, Kapuziner, * 2 0 . 3 . 1 8 5 3 Eggolsheim (Oberfranken), f 6 . 2 . 1 9 3 1 München. F., Sohn eines Lehrers, studierte in München zunächst M a thematik an der TH, später Theologie. Er empfing 1877 die Priesterweihe und trat in den Kapuzinerorden ein. 1899 rief er mit der Unterstützung des Dritten Ordens das Seraphische Liebeswerk zur Rettung der in Glaube oder Sitte gefährdeten Kinder ins Leben, das er von Altötting aus weiter ausbaute. D e m 1893 dort eröffneten Exerzitienhaus folgten weitere in Bayern. F. gehörte zu den Gründern des Deutschen Caritasverbandes sowie der Zeitschrift „Caritas". Er rief den Mädchenschutzverein, den Vorläufer der kath. Bahnhofsmission, ins Leben. Seit 1921 wirkte er vor allem in der Slowakei und in Rußland. 1914 erschien sein Buch 2 5 Jahre im Dienste des göttlichen Kinderfreundes.
Frohnmeyer WEITERE WERKE: Kleiner Ablaß-Kalender auf das Jahr 1894 für Ordens- und Bruderschafts-Mitglieder. Regensburg 1894. - Raphael. Ein Führer durch die heiligen Exerzitien und das Leben. Passau 1927. - Das Vaterunser. Ein Gottgebet - ein Brotgebet - ein Trostgebet. Predigt über das Gebet des Herrn. Altötting [1928]. LITERATUR: Franz Xaver Hoedl: F., C. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 648. - M a m e r t Herbinger: Pater C. F. Gründer des ersten Seraphischen Liebeswerkes. In: Walter Ludin: Leben wie Franz von Assisi. Kurzbiographien von wegweisenden Franziskanern und Kapuzinern aus d e m deutschsprachigen Raum. F r e i b u r g / S c h w e i z 1988. - S. M . Lucia Aigner: 100 Jahre Liebfrauenhaus Herzogenaurach. 1899-1999. „Bei allem Guten bin ich dabei!", Leitsatz Pater C. F. Herzogenaurach 1999. - M a n f r e d Eder: F., C. In: LThK 3 , Bd. 11, 2001, Sp. 81.
die Werke Rosa —> L u x e m b u r g s heraus. Infolge von D i f f e renzen mit der linken F ü h r u n g u m R u t h —»Fischer w u r d e er 1928 aus der K P D ausgeschlossen und gehörte zu den G r ü n d e r n der KPD-Opposition. 1932 auch aus dieser Partei ausgeschlossen, w u r d e F. f ü h r e n d e s Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. N a c h zehnmonatiger Konzentrationslagerhaft 1933 emigrierte er über die Tschechoslowakei nach Paris, w o er bei Kriegsbeginn erneut verhaftet wurde. 1941 gelang ihm die Flucht in die U S A . N a c h seiner Rückkehr 1950 Schloß sich F. in F r a n k f u r t / M a i n der S P D an, für die er Vorträge und Parteikurse hielt. WEITERE WERKE: Der Weg zum Sozialismus. H a m b u r g 1919. - 1848. Ein Lesebuch für Arbeiter. Berlin 1923. 1789-die große Zeitenwende. Von der Bürokratie des A b solutismus zum Parlament der Revolution. F r a n k f u r t / M a i n 1957. - Rosa Luxemburg. G e d a n k e und Tat. F r a n k f u r t / M a i n 1973.
F r ö h l i c h , Ernst, Maler, Illustrator, * 1810 Kempten, t 1 9 . 2 . 1 8 8 2 München. F., Bruder Bernhard —>F.s, kam 1820 nach München, w o er später an der Kunstakademie studierte. Bereits seit 1837 als Illustrator und Lithograph tätig, ging er 1840 nach M a n n h e i m und 1848 nach Düsseldorf. Seit 1849 war er in München ansässig und veröffentlichte zahlreiche Holzschnitte in den „Fliegenden Blättern" sowie in den „Münchener Bilderbogen". F. schuf Illustrationen f ü r Bücher verschiedener Verlage, ferner f ü r die Familienzeitschrift „Daheim". Zu den Werken F.s zählen u . a . Landschafts- und Tierzeichnungen sowie Jagd- und andere ländliche Szenen aus d e m bayerischen Hochgebirge, oft mit humoreskem Charakter.
LITERATUR: Ein K a m p f g e f ä h r t e Rosa L u x e m b u r g s gestorben. In: Sozialdemokratischer Pressedienst 1953, 64, S. 6. Irmgard Enderle: Z u m Tode von P. F. In: Die Feder 2 (1953) з , S. 102. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 203. - Henry Jacoby: B e g e g n u n g mit P. F. In: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 19 (1983) S. 181-186. - M.d.R., 3 1994, S. 1 4 0 f .
WERKE: Der erste M a i auf der Altenburg. Flüchtig skizziert. Bamberg 1843. - Naturgeschichte in Bildern. Ein Hülfsbuch f ü r den ersten naturhistorischen Unterricht in Schulen und zur Unterhaltung für die Jugend. Hrsg. v. H u g o Reinsch. Zeichnungen von E. F. M ü n c h e n [I860], F r ö l i c h , Heinrich, auch Fröhlich, Verleger, * 1768, t 14.3.1806. F. k a u f t e 1798 in Berlin d e m Buchhändler Friedrich Vieweg, der sein Geschäft nach Braunschweig verlegte, dessen 1786 gegründete Buchhandlung mit d e m zu ihr gehörenden Privilegium ab und e r ö f f n e t e eine Verlagsbuchhandlung unter eigenem N a m e n . Zu den ü b e r n o m m e n e n Titeln zählten das „ A t h e n a e u m " der Brüder —> Schlegel, das F. bis 1800 weiterführte; darüber hinaus stand er in Verbindung mit —> Schleiermacher und Friedich —> Gentz, dessen „Politisches J o u r n a l " er ebenso verlegte wie August Ferdinand Bernhardis Sprachlehre. A n f a n g 1806 trat Carl Duncker in die Verlagsbuchhandlung ein; als F. sechs Wochen später verstarb, leitete Duncker das Unternehmen, ehe er es gemeinsam mit Peter Humblot unter der Firmierung Duncker & Humblot weiterführte. LITERATUR: Norbert Simon (Hrsg.): Duncker & Humblot Verlagsbibliographie 1798-1945. Berlin 1998, S. 12 f. F r ö l i c h , Paul, Politiker, Journalist, * 7 . 8 . 1 8 8 4 Leipzig, t 16.3.1953 Frankfurt/Main. F. arbeitete nach einer kaufmännischen Lehre als Handlungsgehilfe. Seit 1902 Mitglied der SPD, besuchte er seit 1905 das Volkswirtschaftliche Seminar der Univ. Leipzig. Bis zum Ersten Weltkrieg arbeitete F. als Redakteur sozialistischer Zeitungen. Mitte 1918 w u r d e er wegen antimilitaristischer Agitation in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Im November 1918 befreit, n a h m er am Gründungsparteitag der K P D teil und beteiligte sich im April 1919 als Mitglied des Vollzugsrats an der Münchner Räterepublik (Die Bayerische Räterepublik, 1920, Nachdr. 1971, 2 2001). F., der 1921-24 und 1928-30 dem Reichstag angehörte, gab seit 1925 gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Rose F.
F r o h m e , Karl (Franz Egon), Schriftsteller, Journalist, Politiker, * 4 . 2 . 1 8 5 0 Hannover, t 9 . 2 . 1 9 3 3 H a m b u r g . Als F. seinen Beruf als Maschinenbauer wegen einer Verletzung längere Zeit nicht ausüben konnte, bildete er sich autodidaktisch weiter und w u r d e 1868 Mitglied des Lassalleschen „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins". Er arbeitete bei verschiedenen sozialdemokratischen Zeitungen mit, и. a. beim Frankfurter „Volksfreund", und w u r d e schließlich Chefredakteur des „Hamburger Echos". Als Kritiker der Innenpolitik Bismarcks wurde er 1871 und erneut 1875 wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung verurteilt. 1881-1924 gehörte er d e m Reichstag an. F., der sich von der Literatur des Naturalismus abgrenzte, veröffentlichte mehrere Gedichtsammlungen (Ein Immortellenkranz, 1872), in denen er die Unterstützung der repressiven Reichspolitik durch das Besitzbürgertum der Gründerzeit anprangerte. Ferner verfaßte er politische Abhandlungen sowie autobiographische Betrachtungen über die Zeit des Sozialistengesetzes (Politische Polizei und Justiz im monarchistischen Deutschland,, 1926). WEITERE WERKE: Monarchie oder Republik? H a m b u r g 1904. - Arbeit und Kultur. H a m b u r g 1905. - D i e solidarische Selbsthilfe der Arbeiter. H a m b u r g [1928]. LITERATUR: Klaus Klingner: K. F. Ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein. In: D e m o kratische Geschichte 1 (1986) S. 29-46. - M.d.R., ' 1 9 9 4 , S. 141. F r o h n m e y e r , Ida, Journalistin, Schriftstellerin, * 3 1 . 1 2 . 1 8 8 2 Calicut (Indien), t 2 9 . 8 . 1 9 6 8 Basel. Die Tochter eines deutschen Missionars und einer Schweizerin bildete sich in Basel und Stuttgart zur Kindergärtnerin aus. N a c h einem dreijährigen Aufenthalt in Schottland arbeitete sie als Kindergärtnerin und Privatsekretärin in Basel; seit 1918 war sie Redakteurin der „Schweizerischen Jugendblätter", bis 1953 der „Garbe". F. verfaßte Novellen, R o m a n e und zahlreiche Jugendbücher wie Gotte Grety (1930). Zu ihren Werken zählen auch Theaterstücke, die sie f ü r das Basler Stadttheater schrieb (u. a. Der Gerechte). WEITERE WERKE: Hansi. Stuttgart 1921. - Der große Tag. Basel 1925. - Das Vogelnest. Basel 1926. - Das Zäpperli. Basel 1926. - Z w e i Häuser gegenüber. Basel 1931. - Regula Brodbeck. Basel 1942. - Salome brennt durch. Zürich 1944. - Judith. Basel 1945. - Michael. Basel 1950. - Die heitere Sonne. Basel 1956.
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Frombeck F r o m b e c k , Carl, österr. Kupferstecher, * 6 . 1 2 . 1 8 2 1 Weißkirchen (Mähren), + 2 0 . 1 0 . 1 8 5 1 Wien. F. besuchte seit 1839 die Kunstakademie in Wien, studierte zunächst bei dem Historienmaler Carl Rahl und wandte sich dann dem Kupferstich zu; 1841-50 gehörte er der Klasse Franz Xaver Stöbers an. Aus seiner Studienzeit stammen erste Reproduktionen nach Friedrich von Amerling und Paolo Veronese; um 1850/51 schuf er Stahlstiche nach Leander Russ und August Enges. Zu seinen Werken zählen ferner Illustrationen für die Zeitschrift „Faust" sowie mehrere Porträts, u. a. Kaiser Franz Josephs I. F r o m m , Carl Josef, österr. Journalist, Komponist, * 4 . 6 . 1 8 7 3 Wien, t 9 . 7 . 1 9 2 3 Wien. F. begann seine journalistische Laufbahn 1893 in Wien als Korrektor beim „Deutschen Wochenblatt". 1894-97 Mitarbeiter bei der „Reichspost", wechselte er 1899 zum „Vaterland", 1900 zum „Deutschen Volksblatt", wo er als Sekretär und Redakteur bis 1903 tätig war. 1907 trat F. in die Redaktion der „Bozener Nachrichten" ein und arbeitete zuletzt für das „Wiener Journal". Auch als Schriftsteller und Komponist tätig, veröffentlichte er Novellen sowie Gedichte (Im Frühschein, 1900) und komponierte mehrere Orchesterwerke und Operetten wie Die aufgehende Sonne (1905). WEITERE WERKE: Bunte Novellen. Wien 1898. - Kurzgefaßte Kompositionslehre. Leipzig 1914. F r y d m a n n - P r a w y , Marcell Ritter von, österr. Jurist, Publizist, * 24.5.1847 Jaslo (Galizien), t 13.11.1906 Wien. F.-P. studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Wien als Schüler von Max Mengers, arbeitete bei der „Debatte" als Journalist und war während des Deutsch-Französischen Kriegs Pariser Korrespondent der „Tagespresse". Er fungierte als Verteidiger in einer Anzahl von Strafgerichtsprozessen und blieb gleichzeitig Journalist, seit 1878 in der Redaktion des „Fremdenblattes", deren Leiter er 1886 wurde. F.-P. war Redakteur der „Allgemeinen Juristen-Zeitung" und des jüdischen Magazins „Die Wahrheit". 1883 wurde er Regierungsrat, 1894 Hofrat, 1899 in den Adelsstand erhoben. WERKE: Systematisches Handbuch der Vertheidigung im Strafverfahren. Unter Zugrundelegung des österreichischen und Berücksichtigung des fremden, insbesondere deutschen Strafprocessrechtes. Wien 1878. - Der neue PreßgesetzEntwurf. Wien 1903. LITERATUR: Martin Cohn: Herr Dr. M. F. In: Ders.: Wiener Schriftsteller & Journalisten. Wien 1874, S. 51-53. - ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 376 f. F u c h s , (Leonhard Johann Heinrich) Albert, Musikpädagoge, Komponist, Dirigent, Musikkritiker, * 6 . 8 . 1 8 5 8 Basel, t 15.2.1910 Dresden. F., Sohn eines Buchbindermeisters, besuchte 1876-79 das Leipziger Konservatorium, wurde 1880 Musikdirektor in Trier und war 1883-89 in Oberlößnitz bei Dresden ansässig. Er übernahm das von Wilhelm Freudenberg gegründete Konservatorium in Wiesbaden, das unter Otto —> Taubmann einen Niedergang erlebt hatte, und förderte den erneuten Aufbau. 1898 wurde F. Lehrer am Dresdner Konservatorium, 1901 Direktor der Robert-Schumannschen Singakademie, 1908 Kgl. Prof. und war daneben zwei Jahre lang Musikreferent der „Dresdener Zeitung". Er komponierte eine Reihe von geistlichen und weltlichen Chorwerken und Liedern sowie Oratorien, darunter Selig sind, die in dem Herrn sterben (1906) und Das tausendjährige Reich (1908). F. brachte einige ältere italienische Vokalkompositionen heraus und schrieb Taxe der Streichinstrumente (1907). Sein Nachlaß enthält die Oper Nirwana. LITERATUR: Alfons Ott: F., A. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 676. - Edward F. Kravitt: F., A. In: NGroveD, Bd. 9, 2 2001, S. 307. - (Alfred Berner): F., A. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 226.
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F u c h s , Carl (Dorius Johannes), Musiker, Dirigent, Musikkritiker, Musikschriftsteller, * 2 2 . 1 0 . 1 8 3 8 Potsdam, t 2 7 . 8 . 1 9 2 2 Danzig. F., dessen Vater Musiklehrer und Organist am Kadettenkorps in Potsdam war, studierte an der Univ. Berlin Theologie und war gleichzeitig Privatschüler von Hans von Bülow. Nachdem er sein Interesse ganz der Musik zugewandt hatte, nahm er Unterricht in Kontrabaß bei Karl Friedrich Weitzmann und in Komposition bei Friedrich Kiel. Danach war F. zweieinhalb Jahre Hauslehrer, 1868 wurde er Lehrer an der Kullakschen Akademie in Berlin und im folgenden Jahr Organist an der Nikolaikirche in Stralsund. 1871 an der Univ. Greifswald mit der Arbeit Präliminarien zu einer Kritik der Tonkunst zum Dr. phil. promoviert, gab er im selben Jahr sein Debüt als Pianist in Berlin. F. unternahm mehrere Konzertreisen und ließ sich 1875 in Hirschberg (Schlesien) nieder, wo er einen Musikverein gründete. 1879 ging er nach Danzig und war dort als Pianist, Musiklehrer, Organist und 1887-1920 als Musikreferent der „Danziger Zeitung" tätig. 1904 wurde er zum kgl. preuß. Prof. ernannt. F. zählte zu den Freunden Friedrich Nietzsches und Hugo Riemanns. Um eine klarere Differenzierung der Notenschrift mit Hilfe der Phrasierung bemüht, schrieb er u. a. Die Zukunft des musikalischen Vertrags (2 Tie., 1884) und Praktische Anleitung zum Phrasieren (1886, mit Riemann). LITERATUR: Werner Schwarz: F., C. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 680f. - Gaynor G. Jones/Christopher Fifield: F., C. In: NGroveD, Bd. 9, 2 2001, S. 308 f. - Linda Maria Koldau: F., C. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 229-231. F u c h s , Eduard, Essayist, Historiker, * 3 1 . 1 . 1 8 7 0 Göppingen, t 2 6 . 1 . 1 9 4 0 Paris. F. war zunächst Buchhalter in einer Stuttgarter Druckerei, trat 1886 in die SPD ein und begann als Journalist bei der sozialdemokratischen „Münchner Post". 1888/89 wurde er wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. 1892-1901 arbeitete er als Redakteur für das satirische Wochenblatt „Süddeutscher Postilion" und veröffentlichte u.a. den Gedichtband Ein königliches Mahl (1894). Er zählte zum Freundeskreis von Franz —> Mehring, Karl Liebknecht, Rosa -»Luxemburg und Clara —> Zetkin. Seit 1901 in Berlin ansässig, schrieb F. eine Illustrierte Sittengeschichte (3 Bde. und 3 Ergänzungsbände, 1909-12) und beschäftigte sich in den zwanziger Jahren mit dem Ursprung künstlerischen Schöpfertums. Ein weiterer Schwerpunkt seines Schaffens war die Geschichte des Sozialismus. Als Nachlaßverwalter Mehrings gab er dessen Biographie Karl Marx (1919) heraus. F. trat 1919 der KPD bei, unterstützte in den späten zwanziger Jahren die KPD(O) und emigrierte 1933 nach Paris. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 348. - Ulrich Weitz: Salonkultur und Proletariat: E. F. - Sammler, Sittengeschichtler, Sozialist. Stuttgart 1991. F u c h s , Günter Bruno, Schriftsteller, * 3 . 7 . 1 9 2 8 Berlin, t 19.4.1977 Berlin. Der Sohn eines Kellners nahm am Zweiten Weltkrieg teil, war in Kriegsgefangenschaft und studierte anschließend an der Hochschule für Bildende Kunst und Meisterschule für Graphik sowie an der Ingenieurschule für Hochbau in Berlin. 1948-50 war er Schulhelfer im Ostsektor Berlins, danach Clown bei einem Wanderzirkus, Zechenarbeiter bei Herne, Zeichenlehrer und freier Mitarbeiter der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" sowie des Südwestfunks. 1952-57 lebte F. als freier Schriftsteller und Graphiker (vor allem Holzschnitte und Zeichnungen) in Reutlingen, dann in Berlin (West). Er gab die Zeitschriften „Telegramme" (1953-58) und „Visum" (1957) heraus. Er gründete 1959 mit Robert Wolfgang Schnell und Günter Anlauf die Hinterhofgalerie „zinke" in Berlin-Kreuzberg und leitete seit 1963 die
Fürst Werkstatt der „Rixdorfer Drucke". F. schrieb Gedichte (u. a. Zigeunertrommel, 1956; Blätter eines Hof-Poeten, 1967), Erzählungen (u.a. Polizeistunde, 1959) und Romane (Der Bahnwärter Sandomir, 1971). LITERATUR: Hans-Ulrich Wagner: „Ein dicker Mann wanderte ...". G. B. F. 3.7.1928-19.4.1977. Bamberg 1987. Dietrich Segebrecht: G. B. F. in Reutlingen, 1952-1958. Beruf: „Maurer, nun Schriftsteller". Marbach 1992. Fuchs, Gustav (Adolf), Verleger, * 27.6.1857 Heilbronn, t 8.3.1929 Danzig. F., Sohn eines Eisengroßkaufmanns, machte eine Banklehre, besuchte anschließend in Straßburg die Univ. und wandte sich bald der Politik zu. Er war führend in der Nationalliberalen Partei tätig, ging 1894 nach Danzig, gründete die ,Ranziger Neuesten Nachrichten" und wurde 1899 Stadtverordneter, dann Stadtrat, Mitglied im Staatsrat, 1920-24 parlamentarischer Senator im Senat der Freien Stadt Danzig. Er gehörte dem Vorstand des Vereins deutscher Zeitungsverleger an und war Vorsitzender des Danziger Zeitungsverlegervereins. LITERATUR: Dr.-Ing. E. h. G. F., Danzig. In: Der ZeitungsVerlag 30 (1929) 11, Sp. 569-572. - Dr. ing. h.c. G. F. In: Deutsche Presse 19 (1929) 11, S. 139f. - Ernst Bahr: F., G. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 679. Fuchs, Jakob (Jockel), Politiker, * 11.12.1919 Hargesheim, t 6.3.2002 Mainz. F., Sohn eines Landarbeiters, war Volontär bei einem Zeitungsverlag, bevor er 1938 zu Arbeits- und später Wehrdienst eingezogen wurde. 1947 zurück aus französischer Kriegsgefangenschaft, setzte er seine journalistische Ausbildung bei dem Mainzer SPD-Blatt „Die Freiheit" fort, das er 1958-65 als Chefredakteur leitete. Seit 1948 Mitglied der SPD, war er 1955-71 Abgeordneter im rheinland-pfälzischen Landtag, gehörte 1962-73 dem Bundesvorstand der SPD an und hatte hatte 1966-70 den Vorsitz der rheinland-pfälzischen SPD inne. 1965 wurde F. zum Oberbürgermeister der Stadt Mainz gewählt und blieb bei beachtlicher Popularität 22 Jahre in diesem Amt. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand hier die Sanierung der weitgehend zerstörten Altstadt und der Aufbau von Mainz zu einer modernen Industrie- und Medienstadt. Seit der Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) gehörte F. dem ZDF-Fernsehrat an. Er war ferner Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft und der GutenbergGesellschaft. LITERATUR: Werner Hanfgarn: Jockel F. Episoden aus sechzig Jahren. Mainz 1979. - Der Fuchs. Zwanzig Jahre Oberbürgermeister der Stadt Mainz. Zusammengestellt und hrsg. v. Werner Hanfgarn und Erich Stather. Mainz 1985. Füllborn, Georg, Pseud. G. F. Born, Schriftsteller, * 5.9.1837 Elbing, f 2.3.1902 Dresden-Pieschen. F. wurde Kaufmann, ging 1854 nach Stettin, wo er mit dem Dichter Emst Scherenberg in Kontakt kam, ließ sich dann in Berlin nieder und widmete sich seit 1868 der schriftstellerischen Tätigkeit. Unter Pseudonym veröffentlichte er vor allem Räuber-, Ritter- und Schauerromane für die Kolportage. 1874 siedelte F. nach Dresden über, lebte zunächst in Trachenberge, ging 1894 nach Pieschen, erwarb dort eine Buchdruckerei und übernahm die „Elbtal-Morgenzeitung", die er bis zu seinem Tod redigierte. Seit 1898 war er Mitglied im Stadtverordnetenkollegium in Dresden, außerdem Vorstandsmitglied des Vereins „Dresdener Presse" und Angehöriger des Ortsverbandes der Pensionsanstalt deutscher Schriftsteller und Journalisten. F. schrieb 28 Romane, ferner das Trauerspiel Armida (1897) und das epische Gedicht Königin Schönhild (1885).
Füllkrug, Gerhard, evang. Theologe, * 6.7.1870 Krotoschin (Posen), t 11.11.1948 Neinstedt/Harz. F., Sohn eines Pfarrers, studierte Theologie in Tübingen, Berlin, Erlangen und Halle, wurde 1897 in Posen ordiniert, 1899 in Jena zum Lizentiaten der Theologie promoviert und war seit 1900 Pfarrer in Bentschen. 1915/16 als Pfarrer an der Martini- und Auferstehungskirche in Kassel tätig, wurde er 1916 geschäftsführender Direktor des Centrai-Ausschusses für Innere Mission in Berlin-Dahlem. F. arbeitete im Bereich der Volksmission und war Leiter des Komitees Seemannsmission. Er wurde 1923 Geschäftsführer des neugegründeten Internationalen Verbandes für Innere Mission und Diakonie und war Geschäftsführer des Deutschen Evangelischen Verbandes für Volksmission. F. leitete die Redaktion der Zeitschrift „Die Innere Mission" und veröffentlichte u. a. Jesus in der Kleinstadt. Sonntagspredigten (1912). LITERATUR: Heinz Wagner: F., G. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 689. - Friedrich W. Bautz: F., G. In: BBKL, Bd. 2, 1990, Sp. 149 f. Fürböck, Ottilie, österr. Schriftstellerin, * 13.12.1862 Christkindl bei Steyr (Oberösterreich), t 13.11.1943 Linz. F. erhielt Unterricht in der Lehrerinnenausbildungsanstalt in Linz, unterrichtete seit 1883 und wurde 1919 Oberlehrerin in Linz, 1924 Direktorin. Sie veröffentlichte zahlreiche heimatkundliche Aufsätze in der „Tages-Post", in den Zeitschriften „Heimat" und „Oberösterreich" sowie für das Österreichische Städtewerk. Zu ihren Werken zählen die Dramen Germanentreue (1916) und Frau Holdens Zauberquell (1924). Fürst, Artur, Schriftsteller, * 23.2.1880 Rosenberg, t 13.5.1926 Berlin. F. studierte Maschinenbau und Elektrotechnik an der TH Berlin und ging zur Vervollkommnung seines Wissens nach Paris. Zurück in Berlin, war er als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen tätig, u. a. beim „Berliner Tageblatt", und schrieb Feuilletons. F. veröffentlichte populärwissenschaftliche Bucher über Technik, insbesondere über das Verkehrswesen und die Fernmeldetechnik. Sein Hauptwerk ist Das Weltreich der Technik (4 Bde., 1923-27). LITERATUR: Carl von Klinckowstroem: F., A. In: NDB, bd. 5, 1961, S. 692. Fürst, Johann Evangelist, Schriftsteller, Redakteur, * 28.12.1784 Frauendorf bei Vilshofen, t 11.11.1846 München. F. war zum Geistlichen bestimmt und durfte studieren, zog dann aber den Beruf des Steuerbeamten vor. Mit 42 Jahren beschloß er, Landwirt zu werden, und verfaßte das Buch Der verständige Bauer Simon Strüf. Eine Familien-Geschichte (1817, 5. Aufl. unter dem Titel Der wohlberatene Bauer Simon Strüf, 3 Tie., 1841), um sich mit dem Erlös das Kapital zur Hofübernahme zu verschaffen. Er baute in Frauendorf ein Gartenbauzentrum auf und gründete 1822 die „Praktische Gartenbaugesellschaft in Bayern". F. gab mehrere landwirtschaftliche und gartenbauliche Zeitungen und Magazine heraus. WEITERE WERKE: Über die Benützung unserer Erde als Obstbaumfeld. München 1817. - Gründungsgeschichte Frauendorfs mit all seinen Institutionen und Zwecken. Regensburg 1842. LITERATUR: Heinz Haushofer: F., J. E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 692 f. - Erich Stahleder: Er wollte die Erde in einen Garten verwandeln. J. E. F. aus Frauendorf bei Vilshofen, ein Bahnbrecher der Landwirtschaft, Gartenkultur und Landesverschönerung. Landshut 1976. - Hermann Mosbauer: J. E. F. 1784-1846. Ein Pionier des Bayerischen Garten-
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Fürst baues. In: Schönere Heimat 77 (1988) S. 515 f. - MariaLuise Segl: Bayern als Garten. Programm und Strategie des Volksaufklärers J. E. F. (1784-1846). In: Ostbairische Grenzmarken 35 (1993) S. 146-160. F ü r s t , Julius, Orientalist, * 1 2 . 5 . 1 8 0 5 Zerkow (Posen), t 9 . 2 . 1 8 7 3 Leipzig. F. unterbrach sein Studium, u m in Posen Rabbiner zu werden, gab diesen W u n s c h j e d o c h 1829 auf und studierte in Breslau, seit 1831 in Halle semitische Sprachen. Nach der Promotion zum Dr. phil. ging er 1833 nach Leipzig und überarbeitete im Auftrag von Graf Tauchnitz seit 1834 die Concordantiae librorum Veteris Testamenti sacrorum Hebraicae atque Chaldaicae (1837). 1835 veröffentlichte F. eine Chaldäische Formenlehre, 1857-61 gab er ein Hebräisches und chaldäisches Handwörterbuch heraus. Seit 1839 hielt F. Vorlesungen an der Univ. Leipzig und w u r d e 1864 z u m Prof. ernannt. Er redigierte die Wochenschrift „Der Orient", die 1840-51 herausgegeben wurde. F ü r s t , Peter, Schriftsteller, Journalist, * 4 . 2 . 1 9 1 0 Berlin, t E n d e 1998 San Francisco. F., Sohn eines Schriftstellers, trat im Alter von 18 Jahren in die Sportredaktion des „Berliner Tageblatts" ein. 1934 emigrierte er wegen seiner jüdischen Herkunft über Prag und Paris in die Dominikanische Republik, w o er als Reisverkäufer f ü r eine schottische F i r m a arbeitete. 1946 ließ er sich in den U S A nieder und w u r d e Reporter bei der „Stimme Amerik a s " in N e w York. Seine beiden Bücher Der Zigarrentöter. Don Quixote im Exil (1994; zuerst engl. The Cigarkiller) und Schnitzeljagd Berlin - New York (1998) tragen autobiographische Züge. F ü r s t e n b e r g - S t a m m h e i m , Franz Egon Graf von, Politiker, * 2 4 . 3 . 1 7 9 7 Herdringen, f 2 0 . 1 2 . 1 8 5 9 . Der Inhaber von Schloß S t a m m h e i m war ein Förderer des Kölner D o m b a u s und gehörte der preuß. Ersten Kammer, d e m späteren Herrenhaus an. Dort vertrat er eine katholisch-konservative Richtung. F.-S. war Mitbegründer des „Preußischen Wochenblatts". LITERATUR: Horst Conrad: F. E. v. F.-S. (1797-1859). Fürstenberger Skizzen. Hrsg. v. Michael Gosmann. Arnsberg 1995, S. 93-96. F ü s s l i , Johann (Hans) Heinrich, schweizer. Historiker, Verleger, Staatsmann, * 7 . 1 2 . 1 7 4 5 Zürich, t 2 6 . 1 2 . 1 8 3 2 Zürich. Der Sohn des Malers und Kunsthistorikers Rudolf F. d. J. war Schüler des Literaturwissenschaftlers Johann Jacob —>Bodmer, unternahm 1 7 6 3 / 6 4 Studienreisen nach R o m und Genf und wurde 1775 als Nachfolger seines Lehrers Prof. der vaterländischen Geschichte in Zürich. Er schrieb 1770 die Briefe des Come di Sant'Alessandro (1940 von Emil Ermatinger veröffentlicht) und verfaßte Texte zur Schweizer Geschichte wie Johann Waldmann, Ritter, Burgermeister der Stadt Zürich (1780). F. rief 1783 die Zeitschrift „Schweitzerisches M u s e u m " , 1793 das „Neue Schweizerische M u s e u m " ins Leben und war Teilhaber des Verlags Orell, Geßner, Füßli und Co. Er gehörte dem Großen, seit 1785 auch d e m Kleinen Rat von Zürich an und w a r 1802 Initiator des unitarischen Staatsstreichs sowie Zweiter Statthalter. Z u seinem Freundeskreis zählte Johannes von Müller. LITERATUR: Alfred König: J. Heinrich F. 1745-1832. Weltanschauung eines Zürcher Politikers im 18. Jahrhundert. Zürich 1959. - Verena Bodmer-Gessner: F., J. H. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 705 f. F ü s s l i , Wilhelm, schweizer. Politiker, Kunsthistoriker, * 1803 Zürich, t 1 0 . 9 . 1 8 4 5 Zürich. F. war als Staatsanwalt b e i m Zürcher Amtsgericht tätig und rief 1832 den Verein „ Z u m Schirme des Bestandes
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volkstümlicher Verfassungen" ins Leben. Er bewirkte durch eine R e d e vor der Volksversammlung 1833, daß eidgenössische Truppen Basel und das innere Land Schwyz wegen der von dort aus gegen die abgetrennten Landesteile organisierten Angriffe besetzten. F. gehörte dem Zürcher Großen Rat an, war Inhaber und Redakteur des „Schweizerischen Republikaners" und engagierte sich f ü r die Berufung von David Friedrich Strauß nach Zürich. Er veröffentlichte u. a. Zürich und die Skulptur und Malerei (2 Bde., 1 8 4 2 / 4 3 ) . F u e t e r , Eduard, schweizer. Historiker, Publizist, * 1 3 . 1 1 . 1 8 7 6 Basel, t 2 8 . 1 1 . 1 9 2 8 Basel. F., Sohn eines Architekten, studierte in Basel, Göttingen und Berlin, war 1904-08 und 1912-21 Redakteur der „Neuen Zürcher Zeitung", arbeitete kurze Zeit a m Internationalen Arbeitsamt und war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Basler Handelsbank. Seit 1903 Privatdozent an der Univ. Zürich f ü r die Geschichte der U S A , Großbritanniens, Spaniens und Italiens, erhielt er 1915 den Professorentitel. F. veröffentlichte u . a . Geschichte der neueren Historiographie (1911) und Geschichte des europäischen Staatensystems (1492-1559) (1919). LITERATUR: Eduard Fueter: F., E. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 7 0 6 f. - Hans Conrad Peyer: Der Historiker E. F. 1876-1928. Leben und Werk. Zürich 1982. F u n c k , Karl Wilhelm Ferdinand, Militär, * 1 3 . 1 2 . 1 7 6 1 Braunschweig, t 7 . 8 . 1 8 2 8 . F. w a r Mitarbeiter der „Allgemeinen Literatur-Zeitung" und schrieb eine Geschichte Kaiser Friedrichs II. (1792). Seit 1791 Rittmeister im sächsischen Husarenregiment, nahm er am Rheinfeldzug teil und war 1806 als M a j o r in Jena. F. w u r d e Generalmajor, führte im Feldzug 1812 eine Kavalleriedivision und wurde, als er sich weigerte, dem russischen Generalgouvernement zu dienen, entlassen. F. war 1818 als Gesandter in London. Er veröffentlichte Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzüge (4 Bde., 1821-24). LITERATUR: Ira Kasperowski: K. W . F. v. F. Porträt eines Mitarbeiters an Schillers Hören aus seinen unveröffentlichten Briefen an Christian Gottfried Körner. In: Jb. der Deutschen Schillergesellschaft 34 (1990) S.37-86. F u n c k e , Otto, evang. Theologe, * 9 . 3 . 1 8 3 6 Wülfrath bei Elberfeld, f 2 6 . 1 2 . 1 9 1 0 Bremen. F. studierte in Halle, Tübingen und Bonn Theologie und war zunächst Vikar bei seinem Großvater in Wülfrath und Hilfsprediger in Elberfeld, 1862-66 Pastor in Holpe und Redakteur des „Volksboten an der Sieg und an der Agger". 1868 wurde er Pastor in Bremen und gründete 1872 die Friedensgemeinde. F. veröffentlichte neben Predigten und Traktaten Reisebilder und Heimatklänge (3 Bde., 1870-73) sowie Vademekum für junge und alte Eheleute (1908). LITERATUR: H e r m a n n Strathmann: F. O. In: NDB, Bd. 5, 1961, S. 729 f. - A r n o Pagel: O. F., ein echter Mensch - ein ganzer Christ. Bad Liebenzell 4 1982. - Karl Dienst: F., O. J. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 412. F u n d e r , Friedrich, österr. Publizist, * 1 . 1 1 . 1 8 7 2 Graz, t 1 9 . 5 . 1 9 5 9 Wien. F. studierte Kunstgeschichte und Theologie an der Univ. Graz und Jura an der Univ. Wien und wurde 1898 zum Dr. jur. promoviert Seit 1896 war er Redakteur, seit 1902 Chefredakteur und 1905-38 Herausgeber der christlichensozialen Wiener Tageszeitung „Reichspost". F. bereiste mehrmals den Balkan, gewann Kontakt zu führenden Persönlichkeiten des Auslandes und gehörte zu den politischen Beratern des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand. 1930 w u r d e er Präsident des Bureau International des Journalistes Catholiques. 1935-38 gehörte F. dem österr. Staatsrat an. Er war Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft f ü r Zeitungskunde. 1938 festgenommen, wurde er bis No-
Furtwängler vember 1939 im Konzentrationslager Dachau, später in Flossenbiirg interniert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er mehrmals verhaftet. F. gründete 1945 die kulturpolitische Wochenschrift „Die Furche" (1949-55: „Die österreichische Furche"), deren Herausgeber er bis 1959 war. Er veröffentlichte u.a. Vom Gestern ins Heute (1952, 3 1971) und Als Österreich den Sturm bestand (1957). WEITERE WERKE: Bedrohtes Europa. Probleme und Gefahren der europäischen Lage. Wien 1937. - Aufbruch zur christlichen Sozialreform. Wien/München 1953. LITERATUR: Lilly Helene Reiss: Dr. F. F.s Persönlichkeit und sein Wirken bis zum Ende der Monarchie. Diss. Wien 1950. - Gunter Edlinger. F. F. und die „Reichspost" in ihrer Stellungnahme zur Politik des Nationalsozialismus gegenüber Österreich von 1930 bis zum .Anschluß" 1938. Diss. Wien 1965. - Trautl Brandstaller: Die zugepflügte Furche. Geschichte und Schicksal eines katholischen Blattes. Wien 1969. - Hedwig Pfarrhofer: F. F. Ein Mann zwischen Gestern und Morgen. Graz/Wien/Köln 1978.
lin und Leipzig, wurde Wirtschaftsjournalist, 1920 Leiter des Handelsteils der „Berliner Börsen-Zeitung" und war 1922-30 deren Chefredakteur. 1931 Schloß er sich der NSDAP an, gehörte seit 1932 dem Deutschen Reichstag an und war seit 1933 Pressechef der Reichsregierung sowie Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Berlin. Seit 1937 Reichswirtschaftsminister, trat F. 1939 die Nachfolge Hjalmar Schachts als Reichsbankpräsident an. Durch das Nürnberger Militärtribunal zu lebenslangem Gefängnis verurteilt, wurde er jedoch 1957 wegen seines Alters und aus gesundheitlichen Gründen nach einer Interpellation amerikanischer Rechtsanwälte aus dem Gefängnis entlassen. WERKE: Grundsätze der deutschen Außenhandelspolitik und das Problem der internationalen Verschuldung. Berlin 1938. - Wirtschaftsordnung im neuen Europa. Wien 1941. Die Länder des Südostens und die europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Wien 1944. LITERATUR: Statisten in Uniform, 2004, S. 166-168.
F u n k , Philipp, kath. Theologe, Publizist, Historiker, * 26.1.1884 Wasseralfingen, t 14.1.1937 Freiburg/Breisgau. F. Schloß das Studium an den Universitäten München und Tübingen 1908 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Jakob von Vitry. Untersuchung seines Lebens), wurde Hilfsbibliothekar an der Stettiner Stadtbibliothek und leitete seit 1910 das „Neue Jahrhundert", 1915/16 auch die „Freien deutschen Blätter". Sein Buch Von der Kirche des Geistes (1913) kam 1915 wegen modernistischer Tendenzen auf den Index. Im Ersten Weltkrieg gehörte er der politischen Abteilung des Gouvernements Brüssel an, seit 1917 der des Gouvernements Bukarest. 1918 wurde F. Redakteur der „MünchenAugsburger Abendzeitung" und des „Bayerischen Kuriers", war 1920-26 Lektor des Kösel Verlags, gab den „ L i t e r a rischen Ratgeber für das katholische Deutschland" heraus und arbeitete am „Hochland" mit. 1926 ging er als Prof. der Geschichte nach Braunsberg, 1929 nach Freiburg/Breisgau. F. gab seit 1929 das „Historische Jahrbuch der GörresGesellschaft" heraus und veröffentlichte Von der Aufklärung zur Romantik. Studien zur Vorgeschichte der Münchner Romantik (1925). WEITERE WERKE: Ignatius von Loyola. Berlin 1913. - Von der Kirche des Geistes. Religiöse Essays im Sinne eines modernen Katholizismus. München 1913. LITERATUR: P. F.: F., P. In: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Hrsg. v. Wilhelm Zils. München 1913, S. 99 f. - Johannes Spoerl. P. F. zum Gedächntis. o.O. 1937. - August Hagen: P. F. 1884-1937. In: Ders.: Gestalten aus dem schwäbischen Katholizismus. Bd. 3. Stuttgart 1954, S. 244-283. - Oskar Köhler: F., P. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 239. - Roland Engelhart: „WIR schlugen unter Kämpfen und Opfern dem Neuen Bresche". P. F. (1884-1937). Leben und Werk. Frankfurt/Main u.a. 1996. - Karl Hausberger: F., P. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 436 f.
F u r g e r , Franz, schweizer. Journalist, * 20.3.1839 Schwyz, t 8.10.1866 Schwyz. F., Sohn eines Kaufmanns, studierte u. a. bei Bluntschli in München Rechtswissenschaft. 1858 wurde er Schriftleiter des katholisch-konservativen „Wahrheitsfreunds" und Lehrer an einer Realschule in St. Gallen, 1859 auch verantwortlicher Redakteur des „Neuen Tagblatts", 1863 Mitarbeiter der protestantisch-konservativen „Eidgenössischen Zeitung" in Bern. 1863/64 war F. Schriftleiter der „Monats-Rosen" (deutscher Teil) in St. Gallen, emigrierte 1865 in die USA, wurde Leiter des in Cincinnati erscheinenden Wochenblatts „Wahrheitsfreund", der ersten deutschsprachigen kath. Zeitschrift der USA und kehrte 1866 in die Schweiz zurück. WERKE: Dichtungen. Hrsg. v. Hans Furger. 3 Bde., Wien 1926-28. LITERATUR: Vinzenz Kreyenbühl: F. F. 1839-1866. Vergilbte Blätter. Gossau 1918.
F u n k , Walther (Immanuel), Politiker, * 18.8.1890 Trakehnen (Ostpreußen), t 31.5.1960 Düsseldorf. F., Sohn eines Bauunternehmers, studierte Jura, Nationalökonomie, Literatur und Musik an den Universitäten Ber-
F u r t w ä n g l e r , Franz Josef, Gewerkschaftsfunktionär, Journalist, * 12.6.1894 Vöhrenbach (Baden), f 22.7.1965 Vöhrenbach. F. machte eine Schlosserlehre, war seit 1923 Sekretär des „Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes" in Berlin, wurde 1933 in „Schutzhaft" genommen und flüchtete 1934 nach Ungarn. Er war als Mitglied des „Kreisauer Kreises" Teilnehmer an der Widerstandsbewegung, gehörte nach 1945 dem Hessischen Staatsgerichtshof sowie dem Deutschen Rat der Europäischen Bewegung an und hatte seit 1950 einen Sitz im Landtag von Hessen. 1955-63 war F. Dozent an der Ingenieurschule in Darmstadt. Er veröffentlichte u. a. Arbeit und Volkskiassen im Wandel der Geschichte (1924) und Aus dem sozialen Leben Amerikas (1925). Als Journalist war F. u. a. für „Die Neue Zeitung" tätig. WEITERE WERKE: Arbeit und Volksklassen im Wandel der Geschichte. Berlin 1925. - Das neue China und seine sozialen Kämpfe. Berlin 1928. - Bedeutung und zukünftige Aufgaben der Arbeiterbewegung. Frankfurt/Main 1947. - ÖTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft. Stuttgart 1955. - Die Gewerkschaften. Ihre Geschichte und internationale Auswirkung. Hamburg 1956.
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G Gabelin, Bernward, Journalist, Verleger, * 15.2.1891 Krefeld, t 20.10.1983 Berlin. G. war nach dem Ersten Weltkrieg Redakteur und Herausgeber von der USPD, später der KPD nahestehenden Organen. Nach der Emigration über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion als Redakteur tätig, war er 1944/45 Mitarbeiter der Zeitung und des Senders „Freies Deutschland", nach Kriegsende der Deutschlandabteilung der TASS in Moskau. G. kehrte Ende der vierziger Jahre in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands zurück und wurde Direktor des Sachsenverlags Dresden, 1965 Leiter des Büros für Druckerei und Verlagswesen der Akademie der Wissenschaften der DDR und später kommissarischer Leiter des Druckerei- und Verlagskontors Berlin. LITERATUR: B. G. In: Neue deutsche Presse 20 (1966) 2, S. 46 f. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 211. Gabler, Johann Philipp, evang. Theologe, * 4.6.1753 Frankfurt/Main, t 17.2.1826 Jena. G. studierte 1772-78 Theologie u.a. bei Johann Gottfried Eichhorn und Johann Jakob Griesbach an der Univ. Jena, wurde 1780 Repetent in Göttingen, 1783 Prof. am Archigymnasium in Dortmund und 1785 o. Prof. der Theologie und Diakon an der Univ. Altdorf. 1804 folgte er der Berufung an die Univ. Jena, wo er seit 1812 Nachfolger Griesbachs als Lehrstuhlinhaber war. G. war rationalistischer Theologe und an der Einführung des Mythosbegriffs in die Bibelwissenschaft beteiligt. Er veröffentlichte u. a. Neuer Versuch Uber die mosaische Schöpfungsgeschichte aus der hohem Kritik. Ein Nachtrag zum ersten Theile seiner Ausgabe der Eichhornschen Urgeschichte (1795) sowie Beiträge in den von ihm herausgegebenen .Journalen" (18 Bde., 1788-1811). WEITERES WERK: D. J. P. G.'s kleinere theologische Schriften. Hrsg. von seinen Söhnen, Theodor August Gabler und Johann Gottfried Gabler. Ulm 1831. LITERATUR: Ernst Kutsch: G., J. P. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 8. - Otto Merk: Biblische Theologie des Neuen Testaments in ihrer Anfangszeit. Ihre methodischen Probleme bei J. P. G. und Georg Lorenz Bauer und deren Nachwirkungen. Marburg 1972. - Hans-Jürgen Dohmeier: Die Grundzüge der Theologie J. P. G.s. Diss. Münster 1976. - Otto Merk: G„ J. P. In: TRE, Bd. 12, 1984, S. 1 f. - Ders.: G., J. P. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 255. - L. T. Stuckenbruck: J. P. G. and the delineation of biblical theology. In: Scottish Journal of Theology 52 (1999) S. 139-157. - Walter Sparn: G., J. P. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 446 f. - Karl-Wilhelm Niebuhr/ Christfried Böttrich (Hrsg.): J. P. G. 1753-1826, zum 250. Geburtstag. Leipzig 2003. Gabler, Leo, österr. Parteifunktionär, Widerstandskämpfer, * 11.5.1908 Wien, f 7.6.1944 Wien. Von Beruf Taschner, trat G. 1922 dem kommunistischen Jugendverband Österreichs bei, wurde 1929 in dessen Zentralleitung berufen und war Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Proletarierjugend". 1932-35 mehrmals in Haft, emigrierte er 1937 in die Tschechoslowakei und wurde in das Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale gewählt. G. war 1938-41 Bildberichterstatter in fremdsprachigen Verlagen in Moskau, kehrte 1941 über Jugoslawien nach Österreich zurück und beteiligte sich am Aufbau der KPÖ-
Leitung. Noch im selben Jahr verhaftet, kam er nach mehrmonatiger Gestapohaft ins Konzentrationslager Mauthausen und wurde 1944 hingerichtet. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 211. Gabor, Andor, Schriftsteller, Journalist, * 17.1.1884 Ujn6p (Ungarn), f 21.1.1953 Budapest. Nach dem Philologiestudium in Budapest etablierte sich G. als Journalist und Autor satirischer Romane, Boulevard- und Kabarettstücke. Er Schloß sich der kommunistischen Bewegung an und war in der Räterepublik 1919 kulturpolitisch tätig. Bei deren Niederschlagung verhaftet, ging er nach seiner Freilassung nach Wien, war Mitbegründer einer ungarischen Exilzeitung und ließ sich 1925 in Berlin nieder. G. war zeitweise Korrespondent der „Ogonjok" und der „Prawda" sowie Mitarbeiter des Internationalen-RoteHilfe-Verlags und der „Roten Fahne". Er gehörte zu den Begründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands 1928 und war zeitweise Mitherausgeber der „Linkskurve", des Organ des Bundes. Er beteiligte sich an Versuchen zur Ausbildung einer spezifischen Arbeiterliteratur. G. emigrierte 1934 über Prag nach Moskau, war Redakteur verschiedener Exilzeitschriften und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg als Offizier der Roten Armee nach Ungarn zurück. Er veröffentlichte u.a. Die Rechnung und andere Erzählungen aus dem Dritten Reich (1936). WEITERE WERKE: Spione und Saboteure vor dem Volksgericht in Moskau. Bericht über den Hochverratsprozess gegen Ramsin und Genossen vom 25. November bis 7. Dezember 1930 im Gewerkschaftshaus in Moskau. Berlin 1931. Souper im „Hubertus". Erzählung. Moskau 1936. - Der rote Tag rückt näher. Reportagen und Skizzen 1928-1932. Berlin 1959. LITERATUR: G„ A. 1884 januär 24-1953 januär 20. Budapest 1959. - Andräs Diöszegi: G., A. Budapest 1966. - Helga Gallas: G„ A. In: Dies.: Die Linkskurve 1929-32. Diss. Berlin 1969. - Hildegard Marth: A G. A.-hagyatek [Der A. G.Nachlaß], Budapest 1974. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 352f. Gädicke, Johann Christian, Buchhändler, Publizist, * 14.12.1763, t 21. 10.1837. G. gründete 1789 in Weimar den „Verlag Gebrüder Gädicke", der 1804 nach Berlin verlegt wurde. G. profilierte sich als buchhändlerischer Fachschriftsteller, verfaßte zahlreiche Beiträge für das „Wochenblatt für Buchhändler", das „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel" und das „Organ des Deutschen Buchhandels", gab statistische Arbeiten und Hilfsmittel für Buchhändler heraus und veröffentlichte u. a. Der Buchhandel von mehreren Seiten betrachtet (1803). WEITERE WERKE: Chronologische Zeitgeschichte. Berlin 1815. - Freimaurer-Lexicon. Leipzig 1818. Gärtner, Fritz, Maler, Graphiker, * 28.2.1882 Aussig (Böhmen), t 2.12.1958 München. G. studierte 1899-1908 bei Gabriel von Hackl, Ludwig von Löfftz, Carl Marr, Alexander von Wagner und Peter Halm an der Kunstakademie München, beteiligte sich seit 1904 an öffentlichen Ausstellungen und malte vor allem Genreszenen aus dem industriellen und bäuerlichen Alltag. Seit 1910 Mitglied des Deutschen und des Deutsch-Böhmischen KünstlerBundes, war er Mitarbeiter u.a. der „Jugend", der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" und von „Licht und Schatten". G.
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Gärtner veröffentlichte u. a. das M a p p e n w e r k Heer und Flotte (1917) mit 15 Radierungen. Später lebte er im Chiemgau und im Rupertiwinkel, seit 1956 wieder in M ü n c h e n . WEITERE WERKE: S a m m l u n g Einiger Reden. Braunschweig 1761. - Die schöne Rosette. Leipzig 1782. Nachdr. München u . a . 1994. LITERATUR: Alexander R a u c h / C h r i s t i a n e Rauch: G., F. In: Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. Bd. 5. Bearb. v. Horst Ludwig. M ü n c h e n 1993, S. 268-271. G ä r t n e r , Karl Christian, Schriftsteller, * 2 4 . 1 1 . 1 7 1 2 Freiberg, t 1 4 . 2 . 1 7 9 1 Braunschweig. Seit der Schulzeit in Meißen mit Geliert, —»Rabener und Johann Andreas —»Cramer befreundet, studierte G. an der Univ. Leipzig bei —» Gottsched und war Mitarbeiter an dessen Übersetzung von Pierre Bayles Dictionnaire historique et critique und den von Johann Joachim —» S c h w a b e herausgegebenen „Belustigungen des Verstandes und des Witzes". In kritischer Distanz zur Person Gottsched wie zum polemischen Grundton der „Belustigungen" gründete er gemeinsam mit Cramer, Rabener und Johann Adolf Schlegel 1744 die „Neuen Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes", nach der aus Bremen datierten Vorrede kurz „Bremer Beiträge" genannt, deren Herausgeber er bis 1748 war. 1747 kam G. als Hofmeister an das neugegründete Collegium Carolinum nach Braunschweig und wurde dort 1748 Prof. der Moral und der Beredsamkeit. Seit 1775 war er Kanonikus des Stifts St. Blasius, seit 1780 herzoglicher Hofrat. G. schrieb u. a. das Schäferspiel Die geprüfte Treue. LITERATUR: Fritz Meyen: B r e m e r Beiträge am Collegium Carolinum in Braunschweig, S. 28-35. - Ders.: G., K. C. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 25 f.
G ä r t n e r , Wilhelm, kath. Theologe, Publizist, * 4 . 5 . 1 8 1 1 Reichenberg (Böhmen), t 7 . 8 . 1 8 7 5 Engerau bei Preßburg. Nach dem Theologiestudium in Leitmeritz (Priesterweihe 1834) war G. Kaplan an verschiedenen Orten Böhmens, ließ sich 1844 in Wien nieder und war seit 1845 Festtagsprediger an der Wiener Universitätskirche. 1848 gab er die Wochenschrift „Der Sprecher f ü r Staat und Kirche" heraus und trat f ü r demokratische R e f o r m e n in Staat und Kirche ein. Von 1852 bis zur Entlassung des deutschsprachigen Lehrpersonals 1861 war er Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der Univ. Pest, danach Landwirt und freier Schriftsteller. Zu seinem Freundeskreis zählten Friedrich Hebbel und Anton Günther. G. veröffentlichte Novellen und Dramen, u. a. das von Hebbel und L. Tieck geschätzte Trauerspiel Andreas Hofer (1845), und beeinflußte mit seiner Studie Chounrad, Prälat von Göttweih, und das Nibelungenlied (1856) Hebbels Nibelungen-Dichtung. WEITERE WERKE: Amadäus. Wien 1845. - Simson. Wien 1849. - Attila. Wien 1863. - Markgraf Rüdiger. Prag 1876. Neuausg. F r a n k f u r t / M a i n 2001. LITERATUR: Hans Lechleitner: W. G. als dramatischer Dichter und sein Verhältnis zu Hebbel. Diss. Wien 1919. Georg Preiss: Hebbels Nibelungen und W . G. Diss. Wien 1924. - Wilhelm Gärtner: W. G. In: Erich Gierach (Hrsg.): Sudetendeutsche Lebensbilder. Bd. 2. Reichenberg 1930, S. 90-101. - Kurt Adel: W . G. und seine Faustdichtungen. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 74 (1970) S. 106-136. - Fritz Peter Knapp: Die altdeutsche Dichtung als Gegenstand literarhistorischer Forschung in Österreich von Jacob G r i m m s Wiener Aufenthalt ( 1 8 1 4 / 1 5 ) bis zum Tode Franz Pfeiffers (1868). In: Die Österreichische Literatur. Ihr Profil im 19. Jahrhundert. Hrsg. v. Herbert Zeman. Graz 1982, S. 141-171.
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G a g e r n , Friedrich Frh. von, österr. Schriftsteller, * 2 6 . 6 . 1 8 8 2 Mokritz (Krain), t 1 5 . 1 1 . 1 9 4 7 Geigenberg (NiederösterTeich). Der Enkel Maximilian von —»G.s und Großneffe Anastasius Grüns begann rechts- und geisteswissenschaftliche Studien an der Konsularakademie und der Univ. Wien, gründete 1905 gemeinsam mit Anton Wildgans die Dichtervereinigung „Bund der Gewaltigen" und Schloß eine lebenslange Freundschaft mit Rudolf Hans Bartsch. 1906-14 redigierte er „A. H u g o s Jagdzeitung". G. unternahm in den zwanziger Jahren zahlreiche Reisen durch Europa, nach Afrika und Amerika und zog sich 1927 ins niederösterreichische Geigenberg zurück. Zu seinem Werk zählen Jagd- und Tierbücher, weitverbreitete Amerikabücher für jugendliche Leser (u. a. Das Grenzerbuch, 1 9 2 7 , 3 o 1 9 4 0 ) und historische Heimatromane aus Kroatien ( u . a . Ein Volk, 1924). WEITERE WERKE: Wundfährten. Wien 1810. - Das Geheimnis. Berlin 1915, '31938. - Die Wundmale. 2 Bde., Leipzig 1919. - Das nackte Leben. Berlin 1923. - Von der Strecke. Leipzig 1924. - Schwerter und Spindeln. Berlin 1939. LITERATUR: Karl Cajka: Wandel und Wechsel. F. v. G. in seinem jagdlichem Werk. H a m b u r g 1962. - Falk von Gagern: Mokric. Die Heimat von F. v. G. Hamburg 1962. U w e Baur: D e r Sonderlingstypus in den Werken F. v. G.s. Diss. Graz 1967. - E v a Baur: Die Religiosität F. v. G.s. Diss. Graz 1969. - U w e Baur: Der M y t h o s vom deutschen und slawischen M e n s c h e n im Werk F. v. G.s. In: Österreich in Geschichte und Literatur 17 (1973) S. 94-109. - Ingo Mazurek: F. v. G. - heute noch aktuell? Berlin 1995. G a g e r n , Maximilian (Joseph Ludwig) Frh. von, auch M a x G., Politiker, * 2 5 . 3 . 1 8 1 0 W e i l b u r g / L a h n , t 1 7 . 1 0 . 1 8 8 9 Wien. Der Sohn des Staatsmanns H a n s von G. studierte in Heidelberg, Utrecht und Göttingen, trat 1829 in niederländische diplomatische Dienste, wandte sich 1833 wissenschaftlichen Studien zu, w u r d e 1837 an der Univ. Halle promoviert, habilitierte sich an der Univ. Bonn und war daneben Mitarbeiter der „Augsburger Allgemeinen Zeitung". 1843 konvertierte er zum Katholizismus. Er trat in nassauische Dienste und war 1844-47 Gesandter in den Niederlanden und Belgien. 1848 war er Mitglied des Vorparlaments und der Paulskirche, Vizepräsident des Verfassungsausschusses und Unterstaatssekretär im Außenministerium und n a h m an der Gothaer Versammlung sowie am Erfurter Parlament teil. 1854 trat er in österr. Dienste; als Leiter der handelspolitischen A b teilung des Außenministeriums wie als Mitglied des österr. Herrenhauses (seit 1881) blieb er einflußlos. Seine Jugenderinnerungen aus dem Gebiet der Nationalität erschienen als gesonderter Druck 1889. G a l l , Josef, österr. Journalist, * 2 1 . 9 . 1 8 2 0 L a a / T h a y a (Niederösterreich), t 9 . 5 . 1 8 9 8 Wien. Nach dem Studium der Rechte in Wien war G. 1841-73 Beamter, zuletzt Staatshauptkassier und Adjunkt. Seit 1852 auch journalistisch tätig, schrieb er u . a . für die „Oesterreichische Volks-Zeitung", die „Presse" und die „Pest-Ofner Zeitung". 1861 w a r er Begründer, danach Herausgeber und Redakteur der „Korrespondenz Gall", einem Pressedienst f ü r Nachrichten aus dem Kommunalsektor. 1875 gründete G. das „Wiener Communalblatt" f ü r Rathauskorrespondenz. 1848 wurde er Oberleutnant der Nationalgarde. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 394. G a l l , Louise Freiin von, verh. Schücking, Schriftstellerin, * 1 9 . 9 . 1 8 1 5 Darmstadt, t 1 6 . 3 . 1 8 5 5 Clemenswerth bei Münster. G. publizierte nach ihrer Heirat mit Levin - > Schücking seit 1843 Novellen im Augsburger „Morgenblatt". 1852 bezog das Schriftstellerpaar Gut Sassenberg bei Münster und veröffentlichte später auch gemeinsam verfaßte Romane (u. a.
Gams Familienbilder, 2 Bde., 1854). G. schrieb auch erfolgreiche Bühnenstücke (Ein schlechtes Gewissen, 1843) und einen von Karl —> Gutzkow beeinflußten sozialutopischen R o m a n Der neue Kreuzritter (1853). WEITERE WERKE: Gegen den Strom. 2 Bde., Berlin 1851. Frauenleben. Novellen und Erzählungen. 2 Bde., Leipzig 1856. LITERATUR: Elisabeth Wand: L. v. G. Ein Bild ihres Lebens und literarischen Schaffens. Emsdetten 1935. - H u g h Powell: L. v. G. her world and work. C o l u m b i a 1993. „ . . . denn sie ist ganz natürlich". L. v. G. - aus Biographie, Briefen und Werken. Ein Beitrag zur Mentalitätsgeschichte. Hrsg. v. Margarete Dierks. Darmstadt 1996. G a l l , (Heinrich) Ludwig (Lambert), Techniker, Verleger, Gutsbesitzer, * 2 8 . 1 2 . 1 7 9 1 Aldenhoven bei Jülich, t 3 1 . 1 . 1 8 6 3 Trier. Seit 1811 Beamter in verschiedenen Stellen, versuchte G., Sohn eines Hofbesitzers und späteren Weinhändlers, 1 8 1 9 / 2 0 vergeblich eine Existenzgründung in Amerika und kehrte nach Trier zurück. A l s einer der frühesten deutschen sozialistischen Schriftsteller propagierte er R e f o r m vorschläge zur Lösung der sozialen Frage (Was könnte helfen?, 1824), versuchte 1818 und 1825 entsprechende Vereine zu gründen und gab 1828 die Zeitschrift „Menschenfreundliche Blätter" heraus. Seine Vorschläge, darunter eine Verbriefung des Rechts auf Arbeit, genossenschaftliche Z u s a m menschlüsse und Kollektivierungen fanden keinen Widerhall. Nach Versuchen, eigene technische Erfindungen, darunter einen Dampfdestillierapparat, zur Finanzierung kollektiver Mustereinrichtungen wie B a c k - und Waschhäuser, zu verwenden, ging G. 1835-49 als Gutsinspektor nach Ungarn. Er verfaßte u. a. Die vorteilhafteste Methode der Weinbereitung (1859) und gab Praktische Mitteilungen zur Förderung eines rationellen Betriebs der landwirtschaftlichen Gewerbe (4 Bde., 1855-62) heraus. WEITERE WERKE: Meine A u s w a n d e r u n g nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 2 Bde., Trier 1822. Anleitung für den L a n d m a n n zur Syrup- und Zuckerbreitung aus Kartoffeln. Trier 1825. - Uber die Verbesserung der Weine, der Obstweine und des Biers, und Erhöhung der Brantwein-Ausbeute aus Trestern, Getreide und Kartoffeln durch verschlossene Gährung mittelst A n w e n d u n g des Vinifikators. Trier 1826. - Darlegung der Vorzüge des in Preußen, Österreich, Bayern und Württemberg patentierten rheinländischen Dampfbrennapparates. Tier 1831. Der Gallsche oder rheinländische Dampfbrennapparat in seiner höchsten Vereinfachung. Trier 1834. - Vorschläge zur Errichtung von Versuchs- und Lehranstalten für die landwirtschaftlich-technischen Gewerbe. Trier 1835. - Erste K u n d e von einem in der A u s f ü h r u n g begriffenen Unternehmen, vielleicht dem folgenreichsten des Jahrhunderts. Trier 1856. LITERATUR: Hans Stein: L. G. In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 1, H e f t 3. Münster 1932, S. 392-429. - Karl Erich B o r n : G „ L. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 4 4 f. - Heinz Monz: L. G. Leben und Werk. Trier 1979. G a l l , Willi, Parteifunktionär, Widerstandskämpfer, * 3 . 1 0 . 1 9 0 8 Falkenstein/Vogtland, t 2 5 . 7 . 1 9 4 1 BerlinPlötzensee. Von Beruf Eisendreher, engagierte sich G. seit 1924 in der Arbeiterbewegung, trat 1929 in die K P D ein und w u r d e Gemeinderat in Pethau bei Zittau. N a c h der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten in der Untergrundarbeit, ging er noch im selben Jahr in die Tschechoslowakei und wurde als Kurier im Grenzgebiet sowie in der Emigrantenbetreuung in Prag eingesetzt. 1 9 3 8 / 3 9 reiste G. von Dänemark und Prag aus mehrmals nach Berlin, leitete dort nach Kriegsbeginn den KPD-Unterbezirk Süd, verbreitete Flugschriften und brachte
eine N u m m e r der „Berliner Volks-Zeitung" heraus. I m Dezember 1939 mit über 100 Mitgliedern seiner G r u p p e verhaftet, w u r d e er 1941 v o m Volksgerichtshof z u m Tod verurteilt und hingerichtet. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 212. G a l l i k e r , A d o l f , schweizer. K a u f m a n n , Publizist, * 1 1 . 6 . 1 8 9 2 Paris, f 1 . 8 . 1 9 5 9 Zürich. Zunächst im B a n k g e s c h ä f t in Z u g tätig, w u r d e G. 1919 A d junkt und 1928 Zentralsekretär des Schweizer k a u f m ä n n i schen Vereins ( S K V ) in Zürich, dessen Zentralblatt er seit 1933 redigierte. Er war Gründer und Vorstand des Jugendbundes im S K V , rief dessen Organ „Der J u n g k a u f m a n n " ins L e b e n und b e m ü h t e sich um eine Verbesserung der kaufmännischen Ausbildung. G. gehörte 1 9 4 1 / 4 2 d e m Zürcher Gemeinderat, 1943-51 dem Kantonsrat an und stand 1942-45 in Zürich der Demokratischen Partei vor. Neben Broschüren und Ratgebern aus seiner Tätigkeit als Verbandsfunktionär veröffentlichte er Reisebücher, u . a . Im Herzen Frankreichs (1954). WEITERE WERKE: Feldgraue Episteln und B r i e f e aus Irgendwo. Soldatenbriefe eines neutralen Schweizers aus d e m Zweiten Weltkrieg. Zürich 1940. - Zeiten und Köpfe. Historische Reminiszenzen. Zürich 1944. - Paris ist nicht Frankreich. Zürich 1947. - S o geschehen - so gesehen. Zürich 1948. LITERATUR: 25 Jahre im Dienste der Angestelltengewerkschaft. In: D i e Fachpresse 20 (1945) 1, S. 4. G a l l i n y , Florentine, Pseud. B r u n o Waiden, österr. Publizistin, * 2 4 . 6 . 1 8 4 5 Wien, t 1 9 . 7 . 1 9 1 3 Wien. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin der „Wiener Z e i t u n g " schrieb G. Feuilletons und Literaturkritiken f ü r zahlreiche Periodika und übersetzte aus d e m Englischen und Französischen. Sie f ü h r t e einen literarischen Salon und veröffentlichte u. a. Wiener Studien (1869). G a m b i h l e r , Joseph, Lehrer, Publizist, * 4 . 3 . 1 8 0 1 Igenhausen bei Aichach, f 3 0 . 8 . 1 8 4 7 Nürnberg. G. studierte Philosophie und Philologie an der Univ. W ü r z burg, ließ sich 1831 in Nürnberg nieder, gab 1832 einen Jahrgang der Wochenschrift „Der Polarstern. Ein C o d e x f ü r Wahrheit, Freiheit u n d R e c h t " heraus und w u r d e Lehrer für Englisch und Französisch an der Nürnberger Realschule. Neben politisch-philosophischen Schriften veröffentlichte er naturwissenschaftliche Werke (u.a. Lehrbuch der physikalischen Geographie, 1833), Übersetzungen aus d e m Englischen sowie ein auf eigenen Erfahrungen gründendes Handbuch für Reisende nach London (1844). WEITERES WERK: Gründliche Anweisung des sichersten, einfachsten und wohlfeilsten Verfahrens beim Bohren von artesischen Brunnen. N ü r n b e r g 1832. G a m s , Pius, T a u f n a m e : Bonifatius, Benediktiner, T h e o loge, Historiker, * 2 3 . 1 . 1 8 1 6 Mittelbuch bei Biberach (Württemberg), f 1 1 . 5 . 1 8 9 2 München. G. studierte seit 1834 Philosophie und Theologie in T ü b i n gen, kam 1838 in das S e m i n a r Rottenburg und wurde im folgenden J a h r z u m Priester geweiht. An verschiedenen Orten als Seelsorger tätig, lehrte er 1847-55 als Prof. der Philosophie und Geschichte an der Theologischen Hochschule in Hildesheim, rief das „Hildesheimer Sonntagsblatt" ins Leben und war Mitbegründer der „Theologischen Monatsschrift". 1855 trat er in den Benediktinerorden ein und w u r d e Novizenmeister, Subprior und Prior von St. B o n i f a z in M ü n c h e n . G. befaßte sich vor allem mit kirchenhistorischen Studien; daneben entstanden u m f a n g r e i c h e biographische und statistische Arbeiten. Als sein Hauptwerk gilt die Kirchengeschichte von Spanien (3 Bde., 1862-69).
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Gan WEITERE WERKE: Johannes der Täufer im Gefängniße. Tübingen 1853. - Der Peterpfennig als Stiftung. Regensburg 1866. - Das Jahr des Martyrtodes der Apostel Petrus und Paulus. Regensburg 1867. - Hrsg.: Series episcoporum ecclesiae catholicae quotquot innotuerunt a beato Petra apostolo a multis adjutus. Regensburg 1873-86. - Der Bonifaciusverein in Süddeutschland 1850-1880. Paderborn 1880. LITERATUR: Romuald Bauerreiß: G„ P. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 58 f. - Rudolf Reinhardt: Zur Vorgeschichte der Möhler-Biographie von P. P. B. G. Aus dem Nachlaß von Stephan Lösch f . In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 79 (1968) S. 385. - Ulrich Faust: G., P. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 286. G a n , Peter, eigentl. Richard Moering, Schriftsteller, Übersetzer, * 4.2.1894 Hamburg, f 6.3.1974 Hamburg. G. studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Marburg, Bonn und Oxford, wurde nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg an der Univ. Hamburg promoviert und war 1927-29 freier Schriftsteller und Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" in Paris. Anschließend Lektor des Berliner Atlantis Verlags, emigrierte er 1938 nach Paris, wurde später in Gurs interniert und kam 1942 nach Madrid. 1946 kehrte er nach Paris , 1958 nach Hamburg zurück und war als Übersetzer englischer und französischer Literatur ins Deutsche tätig. Seine überwiegend lyrischen Dichtungen standen im Frühwerk allegorischen Sinngedichten nahe und thematisierten später auch die Sprache (Das alte Spiel, 1965; Soliloquia, 1970) und Alltägliches (Herbstzeitlose. Letzte Gedichte, 1974). WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 3 Bde. Hrsg. v. Friedhelm Kemp. Göttingen 1997. - Von Gott und der Welt. Zürich 1935. - Die Windrose. Zürich 1935. Freiburg/Breisgau 1 9 5 8 . - D i e Holunderflöte. Zürich 1949,1965. - Schachmatt. Zürich 1956. - Preis der Dinge. Wiesbaden 1956. - Die Neige. Zürich 1961. LITERATUR: Johannes Pfeiffer: Zwischen Dichten und Denken. Über P. G. In: Ders.: Die dichterische Wirklichkeit. Hamburg 1962, S. 23-29. - Werner Kayser: P. G. Hamburg 1972. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 356. - Karl Krolow: „Sanduhr und Zauberglas". In: Frankfurter Anthologie. Hrsg. v. Marcel Reich-Ranicki. Bd. 9. Frankfurt/Main 1985, S. 157 ff. - Ders.: P. G. In: Wem Zeit ist wie Ewigkeit. Hrsg. v. Rudolf Riedler. München 1987, S. 93 f. G a n g h o f e r , Ludwig (Albert), Schriftsteller, * 7.7.1855 Kaufbeuren, t 24.7.1920 Tegernsee. G. studierte zunächst Maschinentechnik am Polytechnikum, später Literaturgeschichte und Philosophie an den Universitäten München und Berlin. 1880 schrieb er sein erstes, durch das Volksschauspieler-Ensemble des Gärtnerplatztheaters angeregtes und in Berlin erfolgreich aufgeführtes Stück Der Hergottschnitzer von Oberammergau gemeinsam mit Hans Neuert. Danach als Dramaturg an das Ringtheater nach Wien berufen, wurde er Mitarbeiter der „Gartenlaube" sowie 1886-91 Feuilletonredakteur des „Wiener Tagblatts". Seit 1894 in München ansässig, unternahm er zahlreiche Reisen nach Italien, Ski- und Bergtouren in die Alpen und erwarb 1897 ein Anwesen im Gaistal am Wetterstein. Als idealisierender Naturverehrer schrieb er - in Anlehnung an Ludwig —> Anzengruber - zunächst Heimatlustspiele, arbeitete einen Teil seiner Stücke später zu Romanen (u. a. Der Hohe Schein, 2 Bde., 1904) um und war mit seiner der „Heimatliteratur" zuzuordnenden Prosa um die Jahrhundertwende einer der meistgelesenen Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Seine Hauptwerke wurde später alle, zum Teil mehrfach, verfilmt. G., dessen politische Position deutschnational, dessen Gesellschaftsbild zunehmend unrealistische und gefühlsschwärmerische Züge aufwies, zeigte sich
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auf literarischem Gebiet neuen Strömungen aufgeschlossen, begründete gemeinsam mit Ernst von —> Wolzogen die Münchner Literarische Gesellschaft. 1898 inszenierte er in München Hugo von Hofmannsthals Tor und Tod. Er war mit Franz von —»Kobell, Karl —> Stieler, Wilhelm von Kaulbach, Franz von Defregger, Franz von —> Stuck und Thomas Mann, besonders mit Ludwig —>Thoma befreundet. 1914 meldete er sich freiwillig als Kriegsberichterstatter, schrieb Kriegslyrik sowie u. a. den weitverbreiteten Bericht Reise zur deutschen Front (1915); seine Autobiographie Lebenslauf eines Optimisten (3 Bde.) erschien 1909-11. WEITERE WERKE: Der Jäger von Fall. Stuttgart 1883. Edelweißkönig. Stuttgart 1886. - Der Klosterjäger. Stuttgart 1892. - Die Martinsklause. Stuttgart 1894. - Schloß Hubertus. Stuttgart 1895. - Das Schweigen im Walde. Stuttgart 1899. - Der Dorfapostel. Stuttgart 1900. - L. G.s gesammelte Schriften. Stuttgart 1906-1921. - Waldrausch. Stuttgart 1908. LITERATUR: Heinrich Cassimir: L. G. als Bühnendichter. Eine stilkritische Untersuchung. Diss. Erlangen 1929. Leonhard Lenk: G., L. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 60 f. Peter Mettenleiter: Destruktion der Heimatdichtung. Typologische Untersuchungen zu Gotthelf - Auerbach - G. Tübingen 1974. - Festschrift Ludwig-Ganghofer-Tage in Berchtesgaden. Berchtesgaden 1995. - Egon Guggemos (Red.): L. G. 1855-1920. Kaufbeuren 1996. - Emil Karl Braito: L. G. im Wettersteingebirge bei Leutasch und Mittenwald. Innsbruck 2001. G a n s v o n L u d a s s y , Julius, Pseud. Julius von Goose, österr. Journalist, Schriftsteller, * 13.4.1858 Wien, t 30.9.1922 Wien. Der Sohn von Moritz —»G. v. L. studierte Rechtswissenschaft, Medizin und Philosophie an den Universitäten Paris und Wien (Dr. jur. 1883) und war seit etwa 1879 als Journalist für die Periodika seines Vaters tätig. 1885 wurde er Redakteur des „Neuen Wiener Tagblatts", 1890 des , J r e m d e n blatts", 1894 Chefredakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung" und 1902 der „Neuen Freien Presse". Er verfaßte politische, nationalökonomische und wissenschaftliche Beiträge sowie Kunstkritiken. Seit 1907 freischaffender Schriftsteller, schrieb G. v. L. Lustspiele und naturalistische Milieustücke, später auch Prosa, u.a. die psychologischen Novellen Die Macht der Schatten (1914). WEITERE WERKE: Maximen. Wien 1886. - Spleen. Wien 1888. - Also sprach Confusius. Wien 1893. - Die wirtschaftliche Energie. 2 Bde., Jena 1893. - Der letzte Knopf. Wien 1900. - Der goldene Boden. Wien 1902. - Frühlingskinder. Wien/Leipzig 1903. - Der Sonnenstaat. Wien/I^ipzig 1904. - Bessere Leut'. Wien/Leipzig 1904. - Die trennende Brücke. Leipzig 1913. - Die große Stunde. Berlin/Leipzig 1915. - Der tanzende Stern. Berlin 1918. LITERATUR: Paula Kremsner: J. G. von L. Diss. Wien 1952. - Dies.: G. v. L„ J. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 65 f. G a n s v o n L u d a s s y , Moritz, österr. Publizist, Schriftsteller, * 1829 Komorn (Slowakei), f 29.8.1885 Reichenau (Niederösterreich). G. v. L. beteiligte sich an der ungarischen Revolution von 1848 und kam nach der Amnestie nach Wien. Er gründete den „Wiener Telegraph", wurde 1853 Chefredakteur der „Morgenpost", 1858 des Journals „Der Fortschritt", 1860 Korrespondent des „Sürgöny" und des „Pester Lloyd" und gründete 1864 die „Debatte" (Wien) und den „Magyar vilag" (Pest). 1868 Pressechef unter Gyula Andrässy, redigierte er 1869-78 die „Tagespresse" und arbeitete später im Pressebüro des Auswärtigen Amts. G. v. L. war einer der herausragenden zeitgenössischen Publizisten und wurde wegen seiner Verdienste um die staatsrechtliche Fortbildung der Monarchie 1867 geadelt. Er übersetzte aus dem Englischen und
Gasteiger Ungarischen und schrieb vielgelesene Schauerromane (u. a. Die Rache der Toten, 1865). G. v. L. war der Vater von Julius —» G. v. L. LITERATUR: Drei Jahre Verfassungsstreit. Beiträge zur jüngsten Geschichte Österreichs. Leipzig 1884. G a n s k e , Kurt, Verleger, * 14.1.1905 Kiel, t 20.3.1979 Eschwege. G. trat 1924 in die Lesezirkel-Firma seines Vaters Richard G. ein; binnen fünf Jahren baute er das Unternehmen zum größten Lesezirkel Deutschlands aus. 1941 erwarb er Anteile am Hoffmann und Campe Verlag in Hamburg, der bald mehrheitlich und 1950 vollständig von der Familie Ganske übernommen wurde. Nach 1945 war G. einer der großen Nachkriegsverleger. Mit den Autoren von Hoffmann und Campe (u.a. Max Tau, Siegfried Lenz, Hoimar von Ditfurth) pflegte er auf Gut Hohenhaus engen persönlichen Kontakt. 1948 gründete G. das Kulturmagazin „Merian" bei Hoffmann und Campe sowie die Frauenzeitschriften „Für Sie" und „Film und Frau" (seit 1969 „Petra"), die seit 1949 im Jahreszeiten-Verlag in Hamburg erschienen. 1956 wurde die Rhenania Buchhandlung (modernes Antiquariat und Reprints) übernommen. Es folgten Zeitschriftengründungen wie „Zuhause" (1967), „Vital" (1969), „Architektur & Wohnen" (1971), „Der Feinschmecker" (1975) und „SelberMachen" (1977). LITERATUR: Siegfried Lenz: Totenrede auf K. G. Hohenhaus 1979. - Gert Ueding: Hoffmann und Campe. Ein deutscher Verlag. Hamburg 1981. - Ein guter Verlag wächst wie ein Baum. 200 Jahre Hoffmann und Campe. Geschichte, Autoren, Programm. Hamburg 1981. - Ulrich Kienast: Hoffmann und Campe. Eine Verlagsgeschichte. In: Bücher-Markt 4 (1995) 3, S. 16-19. G a n z , Hugo, Journalist, Schriftsteller, * 24.4.1862 Mainz, t 2.1.1922 Wien. G. war 1884-88 Lehrer an einem Gymnasium in Gießen, kam 1888 als Korrespondent der .frankfurter Zeitung" nach Budapest, war Redakteur u. a. des „Pester Journals" und ging später als Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" nach Wien. Er schrieb u. a. Novellen, Romane, Schauspiele und Reiseskizzen aus Rumänien (1902). WEITERE WERKE: Der Rebell. Wien 1900. - Vor der Katastrophe. Ein Blick ins Zarenreich. Frankfurt/Main 1904. Die Preußische Polenpolitik. Unterredungen und Eindrücke. Frankfurt/Main 1907. - Der Bundesbruder. Stuttgart 1915. Welt-Wirtschaftsbund. Das letzte und einzige Mittel zur Rettung der Zivilisation. Bern 1920. LITERATUR: Dr. H. G. In: Deutsche Presse 10 (1922) 1 und 2, S. 15. - Elisabeth Barth: Die publizistische Persönlichkeit H. G. Ein Beitrag zum literarischen und politischen Journalismus der Jahrhundertwende. Diss. Wien 1989. G a s b a r r a , Felix, Schriftsteller, * 7.12.1895 Rom, t 11.11.1985 Bozen. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters lebte seit 1898 in Deutschland, studierte Rechtswissenschaft an der Univ. Bonn und trat 1921 in die KPD ein. Er redigierte die von John - » Heartfield gestaltete Zeitschrift „Der Knüppel" und schrieb Hörspiele (u. a. Der Marsch zum Salzmeer, 1931). Als einer der engsten Mitarbeiter Erwin Piscators war er an der Herausbildung von dessen Regiestil sowie an den Polit-Revuen der zwanziger Jahre (u. a. „Trotz alledem!", 1925) beteiligt und leitete ein „dramaturgisches Kollektiv", dem auch Bertolt ->Brecht, Walter -»Mehring und Franz —> Jung angehörten. Piscators Theatertheorie legte er 1929 in Das politische Theater dar (Neuausg. 1963). G. emigrierte 1934 nach Zürich, wurde Dramaturg am Schauspielhaus, verließ 1935 unter dem Eindruck der Stalinschen
„Säuberungen" die KPD, wurde Mitglied des „Partito Nazionale Fascista" und gestaltete in Rom Propagandasendungen für den italienischen Rundfunk. Nach Mussolinis Sturz Schloß er sich den Alliierten an, wurde General-Zensor der Provinz Bozen und war später als Journalist vor allem für die Zeitung „Die Dolomiten" tätig. WEITERES WERK: Schule der Planeten. Zürich 1968. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 359. G a s s e r , Adolf, schweizer. Historiker, * 25.11.1903 Burgdorf, t 15.6.1985 Basel. Im Anschluß an seine Studien an den Universitäten Heidelberg und Zürich (Promotion 1927) war G. Lehrer am Basler Gymnasium, habilitierte sich 1936 an der dortigen Univ. und erhielt 1950 eine außerordentliche Professur für allgemeine und schweizer. Verfassungsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Er war Mitarbeiter der „Nationalzeitung" in Basel, wurde 1951 wissenschaftlicher Berater des „Rats der Gemeinden Europas", 1953 Mitglied der radikal-demokratischen Fraktion im Großen Rat des Kantons Basel-Stadt und veröffentlichte u.a. Bürokratisierung und Rechtsstaat (1952). WEITERE WERKE: Geschichte der Völksfreiheit und der Demokratie. Aarau 1939. - Aufbau von unten oder Zwang von oben. Stuttgart 1947. - Für Freiheit und Recht. 1940-1945. Ausgewählte Leitartikel der Basler „Nationalzeitung". Bern 1949. - Von den Grundlagen des Staates. Stuttgart 1950. Staatlicher Großraum und autonome Kleinräume. Basel 1976. LITERATUR: Bernhard Marzetta: A. G. 1903-1985. o.O. o.J. G a s s e r , Manuel, schweizer. Journalist, Kunstkritiker, * 28.7.1909 Luzern, t 16.9.1979 Zürich. G. ging 1930 als Kulturkorrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" nach Paris. 1933 gründete er mit Karl von —»Schumacher die „Weltwoche", war 1933-46 und 1951-57 deren Redakteur für Kunst, Literatur, Film und Theater und berichtete in der Zwischenzeit aus Berlin und London. 1958-74 hatte G. die Chefredaktion der Kulturzeitschrift „Du" inne. Er pflegte Kontakte mit führenden Künstlern der Zeit wie Cocteau, Picasso, Chagall, Cartier-Bresson und Miro; zu seinem Freundeskreis gehörten Erika und Golo —» Mann, Friedrich Dürrenmatt und Jean Rodolphe de —»Salis. 1981 erschienen seine Erinnerungen und Berichte (hrsg. von Klara Obermüller). WEITERE WERKE: Das Selbstbildnis. Zürich 1961. - Welt vor Augen. Reisen und Menschen. Hrsg. v. Hugo Loetscher. Zürich 1964. - Kunstschätze in der Schweiz. Zürich 1964. Celestino Piatti. Zürich 1979. LITERATUR: 70 Jahre M. G. Red. Klara Obermüller/Monika Wyss. Zürich [1979], G a s s n e r , Franz Josef, österr. Publizist, * 14.8.1833 Omesberg-Lech (Vorarlberg), t 12.10.1896 Innsbruck. G. war nach dem Studium in Bregenz und Innsbruck zunächst Lehrer, 1862-65 Redakteur der „Innsbrucker Zeitung", 1866-89 des „Innsbrucker Tagblatts". Als Vorkämpfer der Liberalen Partei war er kommunalpolitisch und publizistisch tätig. G. veröffentlichte u.a. Die Neuschule Österreichs in ihren Licht- und Schattenseiten (1878) und Die Volksschule in Tirol in ihrem Zusammenhang mit der damaligen politischen Strömung in Österreich (1888). G a s t e i g e r , Michael, Politiker, Publizist, * 24.4.1877 Birkenstein (heute zu Fischbachau, Bayern), t 25.9.1957 Schliersee. Von Beruf Schreiner, wandte sich G. früh der kath. Arbeiterbewegung zu und war 1904-20 Redakteur der Zeitschrift „Arbeiter" des Verbandes der Süddeutschen Katholischen Arbeitervereine und 1909 Mitbegründer des Vereins für Volkswohnungen. 1914-33 gehörte er als Mitglied
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Gastl der Bayerischen Volkspartei dem Münchner Stadtrat an und war 1921-31 Direktor der Landesabteilung Bayern in der Reichszentrale für Heimatdienst. Er war Korreferent für das Wohnungswesen der Stadt München und Vorstandsmitglied der Bayerischen Bauvereinsbank. Seit 1931 leitete er die Pressestelle der kommunalen Spitzenverbände und des Caritasverbandes München. G. war 1945-49 Bürgermeister von Schliersee und 1952-57 stellvertretender Landrat von Miesbach. Neben mehreren Bänden der Reihe „Soziale Bibliothek", darunter Arbeiter und Presse (1909), schrieb er u.a. Die christliche Arbeiterbewegung in Süddeutschland (1908). Nach 1945 veröffentlichte er vor allem heimatgeschichtliche Arbeiten. WEITERE WERKE: Die gelben Gewerkschaften. Ihr Werden und ihr Wesen. München 1909. - Die deutsche Sozialdemokratie. Hamm 1913. - Die christliche Arbeiterbewegung in Geschichte und Arbeit. Hamm 1914. - Die Arbeiterwohnungsfrage in Deutschland, mit besonderer Berücksichtigung der Baugenossenschaften. München 1916. - Das Buch von Schliersee. 1200 Jahre Natur und Kultur im Schlierseer Winkel. Erlebtes, Erlauschtes, Erlesenes der Heimat. München 1951. LITERATUR: Ludwig Anderl: Die roten Kapläne. Vorkämpfer der katholischen Arbeiterbewegung in Bayern und Süddeutschland. München 21963, S. 94-99. - Peter Steinborn: Grundlagen und Grundzüge Münchener Kommunalpolitik in den Jahren der Weimarer Republik. München 1968. - Klaus W. Wippermann: Politische Propaganda und staatsbürgerliche Bildung. Köln 1976. Gastl, Franz von Paula, Verleger, Bibliothekar, * 24.11.1789 Brünn, t 25.2.1855 Brünn. G. übernahm zunächst die Olmützer Filiale der väterlichen Buchhandlung und -druckerei, 1814 die Leitung des Brünner Stammhauses, gründete dort 1831 mit 4000 Bänden die erste Leihbibliothek Mährens und erweiterte sie bis an sein Lebensende auf den Bestand von über 36000 Bänden. In seiner lithographischen Anstalt und Schriftgießerei stellte er u. a. das Prachtwerk Die mährische Landtafel 1348 bis 1480 her und verlegte die „Brünner Zeitung". Gath, (Goswin) Peter, Pseud. Schang vum Vogelsang, Schriftsteller, * 4.10.1898 Köln, f 15.10.1959 Sürth/ Rhein. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg in verschiedenen Berufen tätig, sammelte und veröffentlichte G. später volkstümliches Erzählgut (u. a. Rheinische Sagen, 1943). Er trat vor allem als Mundartdichter hervor, schrieb „Verzällchen" für den „Kölner Stadtanzeiger" sowie Gedichte (u. a. Draum un Spill, 1947) und war für den regionalen Rundfunk tätig. WEITERE WERKE: Kölner Sagen, Legenden und Geschichten. Köln 1939. - Rheinische Legenden. Köln 1955. Gathy, (Franz Servais) August, Pseud. Jordanus Bruno, Falk, Luca fa presto, Musikschriftsteller, Redakteur, * 14.5.1800 Lüttich, t 8.4.1858 Paris. G. studierte nach der Ausbildung zum Buchhändler seit 1828 Musik in Dessau und lebte 1830-41 in Hamburg. Er war Mitherausgeber des Musikalischen Conversationslexikons (1835), 1836-40 Redakteur des „Musikalischen Conversationsblatts" sowie Mitarbeiter der „Neuen Zeitschrift für Musik". 1841 ließ sich G. in Paris nieder und gab musikwissenschaftliche Schriften sowie Übersetzungen aus dem Französischen (u.a. Hector Berlioz' Musikalische Wanderung durch Deutschland, 1844) heraus. LITERATUR: Renate Federhofer-Königs: G., A. In: MGG 2 P, Bd. 7, 2002, Sp. 607 f.
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Gatterer, Claus, Journalist, Schriftsteller, * 27.3.1924 Sexten (Südtirol), t 28.6.1984 Wien. G. studierte in Padua und begann 1945 seine Laufbahn als Journalist in Bozen. 1948 wurde er in Österreich Mitarbeiter zahlreicher Tages- und Wochenzeitungen (u. a. „Tiroler Nachrichten", „Salzburger Nachrichten", „Die Presse" und „Profil"). Seit 1972 gestaltete er für das österr. Fernsehen die Sendung „Teleobjektiv", für die er mit dem Karl-RennerPreis für Publizistik ausgezeichnet wurde. G. veröffentlichte u.a. Schöne Welt - böse Leut'. Kindheit in Südtirol (1969, 3 1992). WEITERE WERKE: Im Kampf gegen Rom. Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien. Wien/Frankfurt am Main/ Zürich 1968. - Erbfeindschaft Italien - Österreich. Wien/ München/Zürich 1972. - Gedichte. Brixen 2002. LITERATUR: Der Mensch, der Journalist, der Historiker ein Symposium über C. G. Hrsg. von der Michael-GaismairGesellschaft. Bozen 1993. Gauger, Joseph, evang. Theologe, Publizist, * 2.4.1866 Winnenden (Württemberg), t 1.2.1939 Wuppertal. G. besuchte das Lehrerseminar in Esslingen, war Lehrer in Dürnau bei Bad Boll, studierte seit 1889 in Tübingen zunächst Rechtswissenschaft, später Theologie und wurde Vikar in Mägerkingen auf der Alp und Großheppach im Remstal. Seit 1898 Zweiter Inspektor der „Evangelischen Gemeinschaft" in Elberfeld, betreute er vor allem deren Zeitschriften (u. a. „Licht und Leben", 1906-34; „GotthardBriefe", 1922-36), gehörte seit 1911 dem Vorstand des Gnadauer Verbandes an und wurde 1921 Vorsitzender des Evangelischen Sängerbundes. Im selben Jahr war er Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. G., der sich auch nach 1933 öffentlich zu seinen christlich-konservativen Idealen bekannte, wurde 1934 aus der Berufsliste der Schriftleiter gestrichen und mußte wegen seiner Bemühungen um Erhaltung der Zeitschift „Licht und Leben" Hausdurchsuchungen und Verhaftungen erdulden. Im Januar wurde er 1939 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. G. veröffentlichte u.a. Vom Abendland ins Morgenland (3 Bde., 1928). WEITERES WERK: Direktor Ziegler, ein Erzieher von Gottes Gnaden. Elberfeld 1909, 2 1910. LITERATUR: Siegfried und Joachim Gauger: J. G. Sein Leben und sein Werk. Kassel, Stuttgart 1950. - Karl Halaski: G. J. In: RGG 3 , Bd. 2, 1958, Sp. 1206 - Karl Halaski: G„ J. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 97 f. Gauhe, Johann Friedrich, evang. Theologe, Historiker, * 15.3.1681 Wattersdorf bei Luckau, t 29.12.1755 Helbigsdorf. Seit 1700 Student der Theologie an der Univ. Wittenberg, war G. Hofmeister, bevor er 1715 ein Pastorat in OberNeuschönberg übernahm; 1724 wechselte er nach Helbigsdorf. Er war Mitarbeiter u. a. der „Unschuldigen Nachrichten", befaßte sich mit der Kirchen- und Reformationsgeschichte Ungarns und Siebenbürgens und veröffentlichte Des Heiligen Römischen Reichs genealogisch-historisches Adelslexikon (Tl. 1, 1719, 2 1740; Tl. 2, 1747). Gaus, Günter, Publizist, Journalist, Politiker, * 23.11.1929 Braunschweig, t 14.5.2004 Reinbek. G., Sohn eines Kaufmanns, studierte 1949-51 Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Univ. München und erhielt 1951/52 eine Ausbildung an der dortigen Journalistenschule. 1952-56 war er Redakteur bei der „Badischen Zeitung" (Freiburg/Breisgau), danach bei der „Deutschen Zeitung und Wirtschaftszeitung" (Stuttgart, seit 1957 Bonn), 1958-61 politischer Redakteur beim „Spiegel" in Hamburg und 1961-65 bei der „Süddeutschen Zeitung" in München. 1963 startete seine Interviewreihe „Zur Person"
Gebbel im ZDF. 1965 wurde G. Programmdirektor und stellvertretender Intendant des Südwestfunks, 1966 erster Moderator und Leiter des Fernsehnachrichtenmagazin „Report" aus Baden-Baden. Als Chefredakteur des „Spiegel" einer der wichtigsten journalistischen Befürworter der Ostpolitik Willy —»Brandts, wurde G. 1973 zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt ernannt. Nach dem Inkrafttreten des Grundlagenvertrags war er 1974-81 erster Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei der DDR. Zu den 17 Abkommen, die er mit der DDR aushandelte, zählten u. a. die Verkehrsverträge über den Bau einer Autobahn von Berlin nach Hamburg, der Ausbau des Teltow-Kanals und die Pauschalisierung der Straßenbenützungsgebühren im innerdeutschen Reiseverkehr. Von Januar bis zur Abwahl des SPD-Senats im Mai 1981 war G., seit 1976 Mitglied der SPD (Austritt 2001), Berliner Wissenschaftssenator unter dem Regierenden Bürgermeister Hans-Jochen Vogel. Danach verstärkt journalistisch und publizistisch tätig, wurde er im Oktober desselben Jahres deutschland- und außenpolitischer Berater der Internationalen Kommission beim SPD-Vorstand. 1984 begann seine neue Fernsehinterviewreihe im Westdeutschen Rundfunk unter dem Titel „Deutsche". Seit 1990 führte G. die Reihe „Zur Person" im Deutschen Fernsehfunk, dann beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg mit Interviews bekannter politischer Persönlichkeiten der DDR fort. 1990 wurde er auch Mitherausgeber der Wochenzeitung ,.Freitag". Im ersten Halbjahr 1991 gehörte G. dem Rundfunkbeirat der fünf neuen Bundesländer an. Er veröffentlichte u. a. Zur Person. Porträts in Frage und Antwort (1964), Bonn ohne Regierung? Kanzlerregiment und Opposition (1965), Wo Deutschland liegt. Eine Ortsbestimmung (1983), Die Welt der Westdeutschen. Kritische Betrachtungen (1986) und Deutschland im Juni. Eine Lektion über deutsch-deutsche Befindlichkeiten (1988). G. starb während der Arbeit an seinen Memoiren, die 2004 unter dem Titel Widersprüche. Erinnerungen eines linken Konservativen erschienen. WEITERE WERKE: Gespräche mit Hannah Arendt. München 1965. - Staatserhaltende Opposition oder Hat die SPD kapituliert? Gespräche mit Herbert Wehner. Reinbek bei Hamburg 1969. - Hrsg.: Zur Wahl gestellt: CDU/CSU, SPD, FDP, NPD, DKP, SDS. Interviews und Analysen. Reinbek bei Hamburg 1969. - Texte zur deutschen Frage. Mit den wichtigsten Dokumenten zum Verhältnis der beiden deutschen Staaten. Darmstadt u.a. 1981. - Deutschland und die NATO. 3 Reden. Reinbek bei Hamburg 1984. - Wendewut. Eine Erzählung. Hamburg 1990. - Über Deutschland und die Deutschen. Berlin 1990. - Deutsche Zwischentöne. Gesprächsporträts aus der DDR. Hamburg 1990. - G. G. im Gespräch mit Christa Wolf, Rolf Hochhuth, Kurt Maetzig, Wolfgang Mattheuer, Jens Reich. Berlin 1993. - Kein einig Vaterland. Texte von 1991 bis 1998. Berlin 1998. - Zur Person. Portraits in Frage und Antwort. Berlin 1998 (neue, erw. Aufl. in 5 Bänden). - Was bleibt, sind Fragen. Die klassischen Interviews. Hrsg. v. Hans-Dieter Schütt. Berlin 2000. G a u s e , Wilhelm, Maler, Illustrator, * 27.3.1854 Krefeld, t 13.6.1916 Stein/Donau (Niederösterreich). An der Kunstakademie Düsseldorf Schüler Eduard von Gebhardts, studierte G. seit 1871 in Wien und war seit etwa 1880 einer der meistbeschäftigten Illustratoren Wiens. Er war für verschiedene Zeitungen, darunter die „Leipziger Illustrierte", tätig und schuf Darstellungen gesellschaftlicher Ereignisse (u.a. Hofball, 1898), Illustrationen von Theaterstücken sowie Bilder mit Genreszenen und Typen aus dem Wiener Volksleben. 1889 ließ er sich in Stein/Donau nieder. G a y k , Andreas, Politiker, * 11.10.1893 Kiel, t 1.10.1954 Kiel. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete G„ seit 1912 Mitglied der SPD, bis 1918 als Journalist in Lüdenscheid,
1918-33 als Redakteur bei der „Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung". 1927-33 Stadtverordneter in Kiel, gab er 1934/35 in Berlin eine illegale Zeitung heraus und war später in der pharmazeutischen Industrie tätig. 1945 wurde er Ratsherr, Stadtrat und Bürgermeister, 1946 Oberbürgermeister von Kiel. Seit 1946 gehörte er dem Landtag von Schleswig-Holstein, 1948/49 dem Parlamentarischen Rat an. LITERATUR: A. G. und seine Zeit. Erinnerungen an den Kieler Oberbürgermeister. Hrsg. v. Jürgen Jensen und Karl Rickers. Neumünster 1974. - Holger Martens: A. G. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 79 (1999) S. 241-288. G e b a u e r , Christian August, Pseud. Al. Bauer, Heinrich Rebau, Schriftsteller, * 28.8.1792 Knobelsdorf (Sachsen), t 15. / 1 6 . 1 1 . 1 8 5 2 Tübingen. G. war nach dem Studium zuerst Kollaborator an der Fürstenschule in Meißen, dann Lehrer in Köln und 1818-23 Prof. der Philosophie an der Univ. Bonn. In den folgenden zwei Jahren zog er sich als Privatgelehrter nach Mannheim zurück und lebte seit 1825 in Stuttgart, seit 1831 in Karlsruhe, seit 1848 in Tübingen. G. war Herausgeber der „Morgenröthe" (1819/20), der „Rheinischen Erholungsblätter" (1821-23), der „Jugendbibliothek" (1831) und der „Christlichen Hausbibliothek" (1845ff.). Er veröffentlichte u.a. Das erste Lesebuch für Kinder (1840). WEITERE WERKE: Ein veste Burg ist unser Gott. 4 Bde., Stuttgart 1843/44. - Geschichten aus der Thierwelt. Stuttgart 1850. LITERATUR: Sigmund Schott: G., C. In: ADB, Bd. 8, 1878, S. 449. G e b a u e r , Christian Samuel, Mediziner, * 1.11.1716 Goldberg (Schlesien), t 18.9.1764 Bayreuth. G. studierte Medizin in Halle, wurde 1739 promoviert (De puerperio multorum morborum saepius initio opportuno) und ließ sich als Arzt in Liegnitz nieder, bis er 1743 einem Ruf als Prof. nach Erlangen folgte. 1747 siedelte er, zum markgräflichen Leibarzt berufen, nach Bayreuth über, wo er bis zu seinem Tod tätig war. Seine Schriften, die Wochenbetterkrankungen, Uterusblutung und verschiedene andere Bereiche der Inneren Medizin zum Inhalt haben, wurden teilweise in den „Erlanger Gelehrten Anzeigen" veröffentlicht. G e b b e l , Franz, Jurist, Journalist, * 25.7.1835 Klausenburg (Siebenbürgen), f 6.5.1877 Hermannstadt (Siebenbürgen). G. reiste 1854/55 nach Oberitalien, in die Schweiz, nach Deutschland und Belgien und kam später nach Wien, um Jura zu studieren; er beschäftigte sich auch mit Philologie, Philosophie und Pädagogik. 1862 kehrte er nach Siebenbürgen zurück, wurde Assistent beim siebenbürgischsächsischen Nationalkomitat, im folgenden Jahr Aktuar des evang. Landeskonsistoriums, 1865 Landeskirchensekretär. G. verfaßte mehrere Landeskonsistorialvorlagen und war an der Neuordnung der Rechtslage der evang. Kirche A.B. in Siebenbürgen beteiligt. 1869 wurde er zum Mitglied der Hermannstädter Kreis-Versammlung gewählt. 1868-73 hatte G. die Schriftleitung des „Siebenbürgisch-deutschen Wochenblatts" inne und war danach beim „Siebenbürgischdeutschen Tageblatt" tätig. LITERATUR: Die Fahne F. G.s. In: August Gmeiner/Wilhelm Bruckner (Hrsg.): Aus sechs Jahrzehnten. Hundert Aufsätze aus den sechzig ersten Jahrgängen des SiebenbürgischDeutschen Tageblattes. Hermannstadt 1935, S. 15-18. - Marie Klein: Zum Gedächtnis F. G.s. In: Ebd., S. 194-201.
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Gebhardt Gebhardt, Ernst Heinrich, Methodistenprediger, Liederdichter, * 12.7.1832 Ludwigsburg, t 9.6.1899 Ludwigsburg. G. war fünf Jahre lang Farmer in Chile, bevor er 1856 nach Deutschland zurückkehrte. In Ludwigsburg nahm er erstmals in seinem Leben an einem Gottesdienst der Methodistengemeinde teil. Dadurch stark beeindruckt, begann er 1859 mit dem Studium am Predigerinstitut der Methodistenkirche in Bremen. 1860-99 war er als Prediger tätig. G. leitete die methodistischen Wochenschriften „Evangelist" und „Kinderfreund", rief die Zeitschrift „Abstinenz" ins Leben, war Mitbegründer des „Christlichen Sängerbundes" (seit 1892 Präsident) und Redakteur der Zeitschrift „Sängergruß" und gab über 30 musikalische Werke heraus. Er gilt als der Förderer der Evangelisations- und Heiligungsbewegung, die 1875 in Deutschland erwachte. G. verbreitete den amerikanischen Typ des Gospelsongs, der in Deutschland als Erweckungsund Heiligungslied bekannt wurde. LITERATUR: August Johannes Bucher: Ein Sänger des Kreuzes. Bilder aus dem Leben von E. G. Basel 1912. - Walter Schulz: G., Ε. H. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 121. Gebhart, Andreas, österr. Politiker, * 12.5.1881 Stams (Tirol), t 7.2.1934 Innsbruck. G. war in der Enzenbergschen Güterverwaltung in Schwaz tätig, arbeitete in der Redaktion des „Schwazer Bezirksanzeigers" mit und übernahm später dessen Leitung. 1914 wählten ihn die Nordtiroler Städte als Gewerbevertreter in den Landtag. Seit 1918 war er Mitglied des Tiroler Nationalrats, Schloß sich dem Bauernbund an und trug wesentlich zur Organisation der Bauernschaft bei. 1920 in die Landesregierung gewählt, übernahm er das Sozialwirtschaftsreferat. Er leitete die Besitzfestigungsaktion für die Bergbauern ein, setzte sich für die Verbesserung des landwirtschaftlichen Schulsystems ein, gründete die Landwirtschaftliche Lehranstalt, die Webschule und die Haushaltungsschule in Imst und wurde Ehrenbürger von mehr als 100 Tiroler Gemeinden. Gebser, Anna, Journalistin, Historikerin, * um 1876 Heichelheim (Thüringen), t n. e. G. legte in Sondershausen das Lehrerinnenexamen ab und studierte in Leipzig und Bern Geschichte, Sprachen, Literatur, Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft. Nach mehreren Reisen arbeitete sie als Lehrerin und wurde 1897 in Heidelberg zum Dr. phil. promoviert (Die Bedeutung der Kaiserin Kunigunde für die Regierung Heinrichs II.). G. veröffentlichte in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften Beiträge zu Frauenfragen, gab 1897-1903 die „Frauenkorrespondenz" heraus und gründete den sozial-wirtschaftlichen Verein „Die deutsche Frauengenossenschaft", deren erste Vorsitzende sie wurde. 1904 enstand ihre „Frauen-Tageszeitung". Geck, (Ernst) Adolf, Politiker, Verleger, * 9.2.1854 Offenburg (Baden), t 13.4.1942 Offenburg. G., Sohn eines Gastwirts, studierte an der TH Karlsruhe Bauingenieurwesen. 1879 wurde er Parteisekretär der Deutschen Volkspartei in Frankfurt/Main, wandte sich jedoch bald der Sozialdemokratie zu. 1881 übernahm er eine Druckerei, den dazugehörigen Verlag sowie die Redaktion und gab in Offenburg die Zeitung „Der Volksfreund" heraus, die später unter dem Sozialistengesetz wiederholt verboten wurde; G. erhielt als Redakteur anderthalb Jahre Gefängnis und hohe Geldstrafen. Seit 1899 gab er die Heimatzeitung „D'r alt Offeburger" heraus. 1890 gehörte G. zur Führung der sozialdemokratischen Landesorganisation Mittelfranken. 1897-1903 und 1905-18 war er Mitglied des badischen Landtags, 1898-1912 und 1920-24 des Reichstags. G. war der erste Sozialdemokrat, der 1905/06 in das Präsidium der Zweiten Kammer des Landtags gewählt wurde. 1917 Schloß er sich der USPD an.
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LITERATUR: Jörg Schadt: G„ A. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 123 f. - Günther Haselier: A. G. als Politiker und Mensch im Spiegel seines schriftlichen Nachlasses. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 115 (1967) 1, S. 331-430. Günther Haselie: Inventar des Nachlasses A. G. im Generallandesarchiv Karlsruhe. Stuttgart 1975. - Erwin Dittler: A. G. 1854-1942. Von der „Roten Feldpost" zum Arbeiterrat. In: Die Ottenau 62 (1982) S. 212-301. - M.d.R., 31994, S. 143. Geck, Oscar, Politiker, Journalist, * 8.8.1867 Offenburg (Baden-Württemberg), t 28.5.1928 Mannheim. G. hörte juristische, volkswirtschaftliche und statistische Vorlesungen an den Universitäten Freiburg, Zürich, Straßburg und Heidelberg und war politischer Korrespondent und Mitarbeiter sozialistischer Tageszeitungen. 1901 wurde er Schriftleiter der „Mannheimer Volksstimme". Für seine redaktionelle politische Arbeit mußte er 1907/08 mehrere Freiheitsstrafen verbüßen. 1905 wurde G. Mitglied der Mannheimer Stadtverordnetenversammlung, 1914-18 des Reichstags. An der Novemberrevolution 1918 nahm er als Mitglied des Vollzugsausschusses des Mannheimer Arbeiterund Soldatenrats teil. 1919/20 gehörte er der Verfassunggebenden Nationalversammlung an, seit 1920 wieder dem Reichstag. LITERATUR: Emil Hauth: O. G. als Journalist. In: 1890. 1940. 40 Jahre Volksstimme Mannheim. Mannheim 1930. Alma Würth: Journalisten können mehr als kritisieren. In: 10 Jahre Allgemeine Zeitung. Spiegelbild der entscheidenden Epoche des Wiederaufbaus. Mannheim 1959. - M.d.R., 3 1994, S. 143. Geck, Rudolf, Redakteur, Schriftsteller, * 8.6.1868 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 14.1.1936 Frankfurt/Main. G. machte eine photographische Lehre, schrieb Beiträge für den .fränkischen Kurier" und wurde 1896 bei der .frankfurter Zeitung" Redakteur unter Fedor —> Mamroth. Nach dessen Tod übernahm G. das Feuilleton der Zeitung und prägte es die nächsten 36 Jahre. Kurz nach Beginn der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde G. als Chefredakteur abgelöst. Er veröffentlichte auch Gedichte und Erzählungen. WERKE: -ck erzählt von Tieren, Kindern und Begegnungen. Frankfurt/Main 1928. - -ck erzählt zum zweiten Male. Frankfurt/Main 1930. - So war das. Frankfurt/Main 1936. Die schönsten Geschichten von R. G. Frankfurt/Main 1962. LITERATUR: Wilmont Haacke: G., R. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 124 f. - Bergita Gradl: R. G. Theaterkritiker der .frankfurter Zeitung". Berlin 1968. Gedike, Friedrich, Schulmann, * 15.1.1754 Boberow bei Lenzen (Prignitz), t 2.5.1803 Berlin. Nach dem Studium der Theologie und der alten Sprachen in Frankfurt/Oder war G. als Privatlehrer in Berlin tätig und wurde 1776 Subrektor, 1779 Rektor des FriedrichWerder-Gymnasium. Als führender Vertreter der Berliner Aufklärung (Mitglied der Berliner „Mittwochsgesellschaft") gab er zusammen mit Johann Erich —> Biester 1783-91 die „Berlinische Monatsschrift" heraus. Seit 1784 Oberkonsistorialrat, war G. 1787 als Oberschulrat Gründungsmitglied des Oberschulkollegiums, richtete das erste schulpraktische Ausbildungsseminar ein und übernahm 1793 die alleinige Leitung des Berlinisch-Köllnischen Gymnasiums. G. war u.a. Förderer von —»Schleiermacher und machte sich als Verfasser zahlreicher pädagogisch-methodischer Schriften sowie von Lehr- und Lesebüchern neuhumanistischer Ausrichtung verdient. Seine Autobiographie wurde 1808 von Franz Horn herausgegeben. WEITERE WERKE: Gesammelte Schulschriften. 2 Bde., Berlin 1789-95. - Kinderbuch zur ersten Uebung im Lesen. Berlin 1791. - Luthers Pädagogik. Berlin 1792.
Geibel LITERATUR: Franz Horn: F. G. Eine Biographie. Berlin 1808. - Karl Richard Tränkmann: F. G. in seinem Verhältnis zu den pädagogischen Bestrebungen seiner Zeit. Leipzig 1900. - Herbert Schmitt: F. G. Diss. Halle-Wittenberg 1934. - Fritz Borinski: G., F. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 125 f. - Harald Scholz: F. G. Ein Wegbereiter der Preußischen Reform des Bildungswesens. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 13/14 (1965) S. 128-181. - Marianne Thoms: Den Menschen bilden, heißt ihn bessern. Karlsruhe 2003. Geelhaar, Anne, geb. Pelchen, Schriftstellerin, * 5.4.1914 Teichrode (Posen), t 12.4.1998 Berlin. G., Tochter eines Magistratsangestellten, kam 1921 nach Magdeburg, besuchte dort das Oberrealgymnasium und war 1932-38 Volontärin und Hilfsredakteurin einer Tageszeitung. 1950-57 Redakteurin der „ABC-Zeitung", war sie seitdem freie Schriftstellerin. G., eine bekannte Kinderbuchautorin der DDR, begann ihre schriftstellerische Tätigkeit mit Nachund Neuerzählungen (u. a. Till Eulenspiegel. Abenteuer und Erlebnisse eines Bauernsohnes, 1953) und mit Bearbeitungen von Volksbüchern für Kinder (u. a. Fortunat und seine Söhne, 1959). Sie veröffentlichte eigene Märchen und Geschichten (u. a. Die stolze Gigaka und andere Tiermärchen, 1956; Der Prinz von Hovinka, 1974), Bilderbücher (u. a. Vom Springinkel und den goldenen Kühen, 1958; Der Schneemann sucht eine Frau, 1961; Drei Hasen im Schnee, 1961) und schrieb Kindererzählungen mit historischen und aktuellen Stoffen (u. a. Es geschah in Marianow, 1968). Von ihren Kinderliedern wurden populär: Zu den Sternen laßt uns fliegen (1957, Musik von Hans Sandig) und Das Matrjoschkalied (1966, Musik von Eugen Schneider). LITERATUR: A. G. zum 70. Geburtstag. Berlin 1984. Geering, Johann Rudolf, schweizer. Verleger, Schriftsteller, * 3.9.1871 Basel, t 20.5.1958 Binningen (Schweiz). G. machte 1889-91 eine Buchhändlerlehre im väterlichen Geschäft und ging für zwei Jahre nach Genf, 1893-95 nach Berlin. Anschließend nahm er eine leitende Stelle in der Buchhandlung seines Vaters an, deren alleiniger Inhaber er später wurde. 1893 trat er der Theosophischen und einige Zeit später der Anthroposophischen Gesellschaft bei. Er war Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Basier Paracelsus-Zweiges dieser Gesellschaft und 1895 Grundungsmitglied der Sektion Basel des Schweizer Friedensvereins, dessen Vorsitz er mehrere Jahre innehatte. 1899-1919 arbeitete G. auch als Redakteur der Zeitung „Der Friede". 1927 gründete er einen eigenen Verlag und gab anthroposophisch orientierte Bücher heraus. Gehl, Julius, Politiker, Redakteur, * 4.6.1869 Bromberg, t 1945 Zoppot. Von Beruf Maurer, wurde G. 1900 Angestellter des Maurerverbandes und war 1912-19 Vorsitzender der westpreußischen Sozialdemokratie. 1917/18 arbeitete er in der Redaktion der Danziger „Volkswacht". Als Mitglied der Deutschen Nationalversammlung wurde er 1919 und 1920 zum Reichskommissar für Westpreußen ernannt. G. war Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung Danzigs sowie des ersten und zweiten Volkstages. In dieser Funktion übernahm er für einige Zeit das Amt des Präsidenten und später des Vizepräsidenten. 1925, 1926 und 1928 war G. Vizepräsident des Senats in Danzig. LITERATUR: Etwas über die vereitelte Lohnbewegung der Maurer in Berlin. Berlin 1903. Neuausg. Wildberg 1990-92.
Gehrig, Oscar Hermann, Pädagoge, Schriftsteller, * 5.4.1890 Inzlingen bei Lörrach, t 18.12.1948 Karlsruhe. Nach seinem Studium in Freiburg/Breisgau und der Promotion zum Dr. phil. war G. 1907-27 Mitarbeiter Carl -»Sonnenscheins. Nach Kriegsende ging er nach Berlin, war Kunstreferent u.a. der Zentrums-Zeitung „Germania" und der „Kölnischen Volkszeitung" und wurde 1921 Lektor an der Univ. Rostock. 1926 übernahm er den Kunstunterricht am neugegründeten Pädagogischen Institut in Rostock und wurde 1929 Prof. der Kunstwissenschaft und Didaktik. G. war Begründer und Herausgeber der „Mecklenburgischen Monographien"; er veröffentlichte u. a. Die bürgerliche Baukunst Wismars (1924). WEITERE WERKE: Mit Carl Schmaltz: Der Dom zu Güstrow in Geschichte und Kunst. Güstrow 1926. - Güstrow. Berlin 1928. - Das Bildnis in Mecklenburg von etwa 1850 bis zur Gegenwart. Rostock 1934. - Deutschland, ewiger Hort der Kunst. Bremen 1942. Gehrmann, Hermann, Publizist, Komponist, * 22.12.1861 Wernigerode, t 8.7.1916 Kassel. G. studierte 1883-89 an den Universitäten und Konservatorien Berlin und Leipzig und wurde 1892 in Berlin mit der Arbeit Johann Gottfried Walther als Theoretiker zum Dr. phil. promoviert. Seit 1897 war er Musikreferent der „Allgemeinen Zeitung" in Königsberg, 1901-11 der .frankfurter Zeitung" in Frankfurt/Main. G., der 1908 den Titel eines Kgl. Professors erhielt, verbrachte seine letzten Lebensjahre in Berlin und Kassel. Er veröffentlichte u. a. C. M. von Weber (1899) und komponierte zahlreiche Lieder sowie ein Streichquartett. Geibel, (Friedrich Wilhelm) Carl, Verleger, * 26.8.1806 Halle/Saale, t 6.10.1884 Illenau (heute zu Achern). G. durchlief eine Buchhandelslehre bei Wilhelm Lauffer in Leipzig und wurde Gehilfe der Buchhandlung Hartleben in Budapest. 1841 errichtete er dort sein eigenes Geschäft und siedelte 1850 aufgrund der politischen Verhältnisse nach Leipzig über, wo er seine Verlagsbuchhandlung unter dem Namen Karl Geibel weiterführte. G. brachte u. a. Ein Trauerspiel in Sicilien von Friedrich Hebbel heraus. 1866 übernahm er gemeinsam mit seinem Sohn Carl —> G. die Firma Duncker & Humblot (Berlin). LITERATUR: Norbert Simon (Hrsg.): Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945. Berlin 1998, S. 23-31. Geibel, (Stephan Franz) Carl, Verleger, * 19.5.1842 Budapest, t 5.11.1910 Leipzig. Der Sohn Carl —»G.s machte eine Buchhandelslehre in Leipzig und Dorpat, war als Buchhändler tätig und übernahm 1866 zusammen mit seinem Vater die Firma Duncker & Humblot, die im selben Jahr von Berlin nach Leipzig verlegt wurde. Bereits vor dem Ausscheiden seines Vaters 1874 führte er die Firmengeschäfte selbständig und erwarb später zusammen mit Leipziger Buchhändlern die Pierersche Hofbuchdruckerei, welche sein Bruder Stephan G. leitete. G. verlegte staats- und wirtschaftswissenschaftliche, juristische sowie historische Werke, u. a. die „Jahrbücher der deutschen Geschichte", die Werke Leopold von -» Rankes und Gustav Schmollers, des Mitbegründers des Vereins für Socialpolitik, dessen Schriften er herausbrachte. Auch die sozialreformerische „Soziale Praxis" übernahm er in den Verlag, ebenso wie zahlreiche juristische Werke, darunter die Juristische Encyclopaedic und das Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft. G. verlegte auch Werke der Philosophen Dilthey und Simmel und mehrerer bekannter Historiker und Geographen. Seit 1869 erschien die Allgemeine Deutsche Biographie. LITERATUR: Gustav von Schmoller: C. G. Leipzig 1911. Norbert Simon (Hrsg.): Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798-1945. Berlin 1998, S. 23-31.
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Geigenberger Geigenberger, August, Zeichner, Kunstgewerbler, * 16.6.1875 Wasserburg/Inn, t 5.3.1909 München. Der Bruder Otto —>G.s wurde an der Münchner Kunstgewerbeschule von Max Dasio ausgebildet, ließ sich in Wasserburg nieder und eröffnete zusammen mit seinem Bruder eine kunstgewerbliche Werkstätte. Er entwarf Spielzeug und Marionettenfiguren, arbeitete als Kinderbuchillustrator (u. a. Lustiger Kindergarien, 1907), malte Landschaften und war seit 1905 als Karikaturist Mitarbeiter der Münchner Zeitschrift ,Jugend". WEITERES WERK: Märchen-Buch. Kempten 1910. Geigenberger, Otto, Maler, Kunstgewerbler, * 6.6.1881 Wasserburg/Inn, t 6.7.1946 Ulm. Der Bruder August —»G.s besuchte wie dieser die Münchner Kunstgewerbeschule, zudem noch die TH München und war dann als Schnitzlehrer tätig. Zusammen mit seinem Bruder gründete er in Wasserburg eine kunstgewerbliche Werkstätte, wo er Entwürfe für Spielzeug, Marionettenfiguren sowie Kinderbuchillustrationen schuf. G. bereiste u.a. Frankreich, Italien, Belgien und Jugoslawien, war Mitglied der Münchner Sezession sowie der „Neuen Gruppe" und als Landschaftsmaler mit Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Jugend" und u. a. in der Städtischen Galerie präsent. LITERATUR: Gedächtnisausstellung O. G. Regensburg 1947. - Karl Joh. Becker-Gundahl, 0 . G„ Otto Nückel, Oskar Wolfgang Scharrer, Rudolf Schlichter. Eine Rückschau auf ihr Werk. München 1956 (Ausstellungskatalog). Geiger, Franz, eigentl. Johann Nepomuk G., Franziskaner, Theologe, * 16.5.1755 Harting bei Regensburg, t 8.5.1843 Luzern. G. trat 1772 in den Franziskanerorden ein und studierte in Regensburg und Würzburg. Nach der Priesterweihe 1779 war er kurzzeitig Hebräischlehrer in Regensburg, dann vier Jahre lang Gymnasialprofessor der Poetik und Rhetorik in Offenburg und anschließend Lektor der Philosophie in Freiburg (Schweiz). 1788 wurde er Lektor der Theologie sowie Stiftsprediger in Solothurn, 1792 Prof. der Dogmatik und Kirchengeschichte in Luzern, 1805 Weltpriester, 1807 Chorherr zu St. Leodegar. Nach der Entfernung aus dem Lehramt 1819 war G. publizistisch tätig; er schrieb eine Reihe von kleineren Schriften und gehörte zu den Begründern der „Schweizerischen Kirchenzeitung". Er war ein einflußreicher Berater der Nuntiatur. WERKE: Sämmtliche Schriften. 8 Bde., Fluelen/Altdorf 1824-39. LITERATUR: Joseph Widmer: Der selige Chorherr F. G. Laute aus dessen Leben. Luzern 1843. - Joseph Rupert Geiselmann: G., F. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 145 f. Geiger, Karl Joseph, österr. Maler, Illustrator, * 14.12.1822 Wien, t 19.10.1905 Wien. G. kam mit dreizehn Jahren an die Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er von Joseph Führich und Leopold Kupelwieser unterrichtet wurde. Er war als Buchillustrator, Historienmaler, Entwerfer von Diplomen und Huldigungsblättern, Emailmaler sowie Freskenrestaurator tätig. 1851-53 unterrichtete G. als provisorischer Lehrer der Elementarzeichnungs- und Modellierschule an der Akademie und 1853-65 als Prof. für Malerei an der Vorbereitungsschule. Zu seinen Werken zählen u.a. der Votivaltar in St. Stephan (1854) in Wien, Fresken und Grisaillen in der Wiener Börse und der Oper sowie Zeichnungen für die Zeitschrift „Humorist". Geiger, Ludwig (Moritz Philipp), eigentl. Lazarus Abraham G„ Literatur- und Kulturhistoriker, * 5.6.1848 Breslau, t 9.2.1919 Berlin. Der Sohn des Rabbiners Abraham G. studierte Geschichte und Philologie an den Universitäten Heidelberg, Göttingen,
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Bonn und Paris, wurde 1868 promoviert und ließ sich 1870 in Berlin nieder. Er lehrte an der Berliner Univ. seit 1873 als Privatdozent für Geschichte, seit 1880 als a. o. Prof. und wurde 1908 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. G. behandelte in seinen Schriften das Zeitalter des Humanismus, die Weimarer Klassik und die Spätromantik, ferner die Geschichte des deutschen Judentums. Er gab das „GoetheJahrbuch" (1880-1913, seit 1885 im Auftrag der damals gegründeten Goethe-Gesellschaft), die „Vierteljahresschrift für Kultur und Literatur der Renaissance" (1885/86) und die „Allgemeine Zeitung des Judentums" (1912 ff.) heraus und gründete 1902 die „Gesellschaft für Theatergeschichte". G. veröffentlichte u. a. Geschichte der Juden in Berlin (2 Bde., 1871) und Goethe. Sein Leben und Schaffen (1910). WEITERE WERKE: Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland. Berlin 1882. - Die deutsche Literatur und die Juden. Berlin 1910. LITERATUR: Beiträge zur Literatur- und Theatergeschichte. L. G. zum 70 Geburtstage. Berlin 1918. - Hans-Dieter Holzhausen: L. G. 1848-1919. Ein Beitrag über sein Leben und sein Werk unter dem Aspekt seiner Bibliothek und weiterer Archivalien. In: Menora 1991, S. 245-269. - Christoph König: Aufklärungskulturgeschichte. Bemerkungen zu Judentum, Philologie und Goethe bei L. G. In: Jüdische Intellektuelle und die Philologien in Deutschland 1871-1933. Hrsg. v. Wilfried Barner und Christoph König. Göttingen 2001, S. 187-202. Geiger, Theodor, Soziologe, * 9.11.1891 München, t 16.6.1952 auf der Überfahrt von Kanada nach Dänemark. G. studierte an den Universitäten München und Würzburg Jura und politische Wissenschaften, nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 zum Dr. jur. promoviert. Er arbeitete seit 1919 als wissenschaftlicher Assistent am staatlichen statistischen Büro München, gab „Die fremde Presse" (Berlin) heraus und war Mitglied der SPD, später der KPD. 1922-29 leitete G. die Berliner Arbeiterhochschule, war 1928-33 Prof. der Soziologie an der TH Braunschweig und emigrierte nach seiner Entlassung 1933 nach Dänemark. 1938-40 war er Prof. der Soziologie an der Univ. Arhus, 1943 in Uppsala, 1945-52 wieder in Arhus. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt der Rechtssoziologie und den Problemen sozialer Schichten in der modernen Industriegesellschaft. G. veröffentlichte u. a. Die soziale Schichtung des deutschen Volkes (1932) und Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel (1949). WEITERE WERKE: Soziologische Kritik der eugenischen Bewegung. Berlin 1933. - Aufgaben und Stellung der Intelligenz in der Gesellschaft. Stuttgart 1949. - Soziale Umschichtungen einer dänischen Mittelstadt. Aarhus 1951. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 363. - Gesellschaftstheorie und Normentheorie. Symposium zum Gedenken an T. G. Hrsg. v. Urs Fazis und Jochen C. Nett. Basel 1993. Siegfried Bachmann: T. G. Soziologe in einer Zeit „zwischen Pathos und Nüchternheit". Beiträge zu Leben und Werk. Berlin 1995. - Wolfram Burisch: Das Elend des Exils. T. G. und die Soziologie. Hamburg 1995. - Thomas Meyer: Die Soziologie T. G.s. Wiesbaden 2001. - Stefan Wilsmann: Kritischer Empirismus. Die Soziologiekonzeptionen T. G.s und Otto Neuraths im Kontext ihrer Zeit. Münster 2004. Geilenkirchen, Karl Theodor, Ingenieur, Unternehmer, * 6.6.1877 Eschweiler (Kr. Aachen), t 28.9.1954 Venedig. G., Sohn eines Huttendirektors, studierte 1895-99 an der TH Aachen Eisenhüttenwesen, wurde nach praktischer Tätigkeit in Hüttenwerken 1904 promoviert (Über Verwendung von kalt erblasenem Roheisen zur Flusseisen-Darstellung) und war seit 1907 als Oberingenieur, später als Direktor
Gelbhaus der Elektrostahl G m b H in Remscheid-Hasten tätig. 1922 wurde er Hauptgeschäftsführer des Vereins Deutscher Eisengießereien, hatte bereits seit 1914 die Schriftleitung des Vereinsorgans „Die Gießerei" inne und veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen Uber Elektrostahlherstellung und Gießereiwesen, u. a. Grundzüge des Eisenhüttenwesens (1911). LITERATUR: Lebensbilder aus d e m rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Jahrgang 1952-1954. Bearb. v. Fritz Pudor. Düsseldorf 1957, S. 9 3 f. G e i s e n h e y n e r , M a x , Journalist, Kritiker, * 1 1 . 1 . 1 8 8 4 Wilhelmshaven, f 2 9 . 1 2 . 1 9 6 0 Augsburg. Der Sohn eines Marineoffiziers w a r nach einer Ausbildung zum Stenographen in Erfurt, Essen und Metz für „Wolffs Telegraphen-Büro" tatig. Seit 1905 arbeitete er als TelephonStenograph für die „Königsberger Hartungsche Zeitung"; er war zunächst dort und seit 1908 bei den „Leipziger Neuesten Nachrichten" Redakteur, deren Berliner Büro er bis 1913 leitete. Anschließend war er in der Redaktion der . f r a n k f u r ter Zeitung" f ü r das „Illustrierte Blatt" zuständig; bekannt wurde er als Berichterstatter über H u g o Eckeners ZeppelinWeltreise. Seit 1937 lebte G. als Theaterkritiker der „Frankfurter Zeitung" in Berlin. N a c h 1945 schrieb er Theaterkritiken f ü r die „Allgemeine Zeitung" (Mainz). G. veröffentlichte u . a . eine m e h r m a l s aufgelegte Kulturgeschichte des Theaters (1951, 1. Neuausg. unter dem Titel Das Drama, 1967). WErTERE WERKE: Mit „Graf Zeppelin" um die Welt. Ein Bild-Buch. F r a n k f u r t / M a i n 1929. - Phantasien aus d e m Rucksack. F r a n k f u r t / M a i n 1942. - Zu den Palmen Libyens. 10000 Kilometer durch Italien und Afrika. München 1938. Das Drama. Berlin 1967. LITERATUR: M. G. gestorben. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 57 (1960) S. 88. - Johannes Mittelstadt: M . G. In: Der Journalist 10 (1960) S. 27. G e i s h a m , Johann Karl Wilhelm, auch Geisheim, Schriftsteller, Schulmann, * 6 . 9 . 1 7 8 4 Breslau, t 2 9 . 1 . 1 8 4 7 . Nach dem Philologiestudium (1803-06) an der Univ. Halle wurde G. Lehrer, zunächst an der Oelsnerschen, dann an der Reicheschen Unterrichtsanstalt, 1811 am Elisabeth-Gymnasium und war zuletzt Erster Oberlehrer. Er gab 1821-32 die Wochenzeitschrift „Der Hausfreund", 1 8 3 2 / 3 3 die Zeitschrift „Der H u m o r i s t " heraus und schrieb neben Lustspielen insbesondere Lyrik (u. a. Gedichte, 2 Bde., 1839). Zahlreiche Gedichte, darunter Nur fröhliche Leute, wurden von Breslauer Komponisten vertont. G e i s s l e r , Friedrich Adolf, Schriftsteller, Musikkritiker, * 4 . 1 0 . 1 8 6 8 Döhlen bei Dresden, t 1 2 . 4 . 1 9 3 1 Dresden. G. studierte an den Universitäten Leipzig und Freiburg/ Breisgau Jura, Musik und Literatur und war seit 1894 Musikkritiker verschiedener Zeitungen in Leipzig, dann in Bromberg und seit 1896 in Dresden. E r gab die Zeitschrift „Dresdener Kunst" heraus und war Dozent an der Orchesterschule der sächsischen Staatskapelle, musikalischer Mitarbeiter der Telegraphen-Union und Vortragskünstler. G. schrieb Dramen (u.a. Herr und Diener, 1895), R o m a n e und Novellen. WEITERE WERKE: Christrosen oder die Wanderung z u m Schneekönig. Dresden 1903. - Lieben und geliebt zu werden. Dresden 2 1910. - Beifall. Berlin/Leipzig 1912. - Das Wächterlied. Dresden 1913. - Talent. Dresden 1914. - Michel's Schicksalstunde. Dresden 1914. - Der falsche R e m brandt. B e r l i n / L e i p z i g 1914. - Glückauf! Freiberg 1914. Zwischen eisernen Mauern. Dresden 1916. - Buntfeuer. Dresden 2 1916. - Sturmvögel. Dresden 1917. - Helenas Heimat. Dresden 1917. - Johann Sebastian. Dresden 1917.
G e i ß l e r , M a x , Schriftsteller, * 2 6 . 4 . 1 8 6 8 Großenhain (Sachsen), t 2 6 . 2 . 1 9 4 5 Capri. G. war nach seinem Studium Lehrer u n d Buchhändler, 1891-99 Redakteur des . f r a n k f u r t e r Generalanzeigers" und danach kurzzeitig Redakteur in Dresden. Er ließ sich als freier Schriftsteller zunächst in Weimar, 1925 in Dresden und später auf Capri nieder. G. verfaßte über f ü n f z i g Unterhaltungsromane, Tiergeschichten, J u g e n d b ü c h e r sowie Märchen, u. a. Tom der Reimer. Eine romantische Geschichte aus alter Zeit (1904). WEITERE WERKE: Das Heidejahr. Leipzig 1911. - Nach Russland wollen wir reiten! Leipzig 1915. - Jockele und die M ä d c h e n . Berlin 1916. - Deutschland erwache! Leipzig 1933. G e l b e r , Adolf (Aron), Schriftsteller, Journalist, Shakespeare-Forscher, * 1 5 . 5 . 1 8 5 6 Podhaice (Galizien), + 6 . 2 . 1 9 2 3 Wien. D e r Gutsbesitzersohn aus Galizien studierte zunächst Jura und Philosophie in Lemberg, Czernowitz und Wien. 1881 w u r d e er Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tagblatts", dessen Redaktion er über 40 Jahre lang angehörte. G. machte sich als Shakespeare-Forscher einen N a m e n (Shakespeare'sehe Probleme. Plan und Einheit im Hamlet, 2 Bde., 1890). Seine Interpretation beeinflußte damals fast alle europäischen A u f f ü h r u n g e n des Hamlet. Durch G.s Bearbeitung kam das Stück Troilus und Cressida erstmals auf die deutsche Bühne. Er beschäftigte sich auch mit den Dichtungen des Orients ( u . a . Tausend und Eine Nacht, 1917). In s e i n e m Haus in Wien verkehrten zahlreiche Künstler, Wissenschaftler und Politiker, u. a. Maximilian —» Harden, Karl —> M a y und Martin - » B u b e r . Zu seinen Freunden zählte Josef PopperLynkeus, über den er eine Biographie schrieb (Josef PopperLynkeus. Sein Leben und sein Wirken, 1922). WEITERE WERKE: Dreihundert Jahre Shylock-Schimpf. Wien 1901. - An der Grenze zweier Zeiten. D r e s d e n / L e i p zig 1902. - Abrechnung. D r e s d e n / L e i p z i g 1902. - Auf griechischer Erde. Wien 1913. - Die Urheber des Weltkrieges. Wien 1915. - Auf polnischer Erde. Wien 1919. N e g e r m ä r c h e n . Wien u . a . 1921. - K a l m ü c k i s c h e Märchen. Wien u . a . 1921. G e l b e r , Nathan Michael, Historiker, Publizist, * 2 7 . 5 . 1 8 9 1 Lemberg (Galizien), t 2 3 . 9 . 1 9 6 6 Jerusalem. G. wuchs als orthodoxer Jude in Galizien auf und studierte an den Universitäten Berlin und Wien. Er w a r Mitarbeiter der Encyclopaedia Judaica und des Jüdischen Lexikons, 1921-31 Schriftleiter der „Wiener M o r g e n z e i t u n g " und von „Die S t i m m e " . Seit seiner Jugend in der zionistischen Bewegung engagiert, wurde er auf drei zionistischen Weltkongressen z u m Generalsekretär gewählt. 1934 emigrierte G. nach Palästina und war 1940-54 Direktor der „ K e r e n - H a j e s s o d " Zentrale (Jüdisches A u f b a u w e r k ) in Jerusalem. E r veröffentlichte über 1000 Bücher, Aufsätze und Artikel in deutscher, hebräischer, jiddischer und polnischer Sprache, u. a. Die Juden und der polnische Aufstand 1863 (1923) und Zur Vorgeschichte des Zionismus (1927). WEITERE WERKE: Berl Broder. o. O. 1913. - A u s zwei Jahrhunderten. W i e n / L e i p z i g 1924. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 216. G e l b h a u s , Si(e)gmund (Josua Samuel), jüdischer Theologe, Publizist, * um 1850 Tysmienica (Galizien), t 1 0 . 9 . 1 9 2 8 Baden (Niederösterreich). Der einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e Galiziens entstamm e n d e G. besuchte das Rabbinerseminar und die Hochschule f ü r die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Danach w a r er Rabbiner in Karlstadt, Nordhausen, Prag und Wien, w o er u . a . als Dozent an der Bildungsanstalt f ü r Reli-
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Gemmingen-Hornberg gionslehrer wirkte. Als führender Gelehrter auf dem Gebiet der Syrologie und Kabbalistik beschäftigte sich G. besonders mit Spinoza, mit dem Islam und den Minnesängern (u. a. Mittelhochdeutsche Dichtung in ihrer Beziehung zur biblisch-rabbinischen Literatur, 1893). Er war als Übersetzer aus dem Hebräischen tätig und arbeitete für zahlreiche hebräische und deutsch-jüdische Zeitschriften, u.a. „Habazaleth", „Hamagid", „Hazefira", ,Jüdisches Litteraturblatt", „Allgemeine Zeitung des Judenthums" und „Österreichische Wochenschrift". WEITERE WERKE: Über Stoffe altdeutscher Poesie. Berlin 1887. - Das Targum Scheni zum Buche Esther. Frankfurt/Main 1893. - Die Apologetik des Judenthums in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Wien 1896. - Nehemias und seine social-politischen Bestrebungen. Wien 1902. - Esra und seine reformatorischen Bestrebungen. Wien 1903. - Propheten und Psalmisten. Wien 1905. - Der alte Orient und das Auftreten und Wirken Serubabels. Wien 1909. - Religiöse Strömungen in Judäa während und nach der Zeit des babylonischen Exils. Leipzig/Wien 1912. - Die Metaphysik der Ethik Spinozas im Quellenlichte der Kabbalah. Wien/Brünn 1917. Gemmingen-Hornberg, Otto Heinrich Frh. von, Schriftsteller, * 5.11.1755 Heilbronn, t 15.3.1836 Heidelberg. G.-H. stammte aus einem alten Reichsfreiherrengeschlecht und nahm nach dem Jurastudium 1777 eine Tätigkeit als kurpfälzischer Kämmerer auf, wechselte aber schon bald zum Theater über. Als Dramaturg und Stückeschreiber machte sich der Freund Wolfgang Heribert von Dalbergs bald einen Namen. Seine Diderot-Bearbeitung Der deutsche Hausvater oder die Familie (1780), ein bürgerlichmoralisierendes Familiendrama, das auch Motive aus dem Sturm und Drang aufnahm und für —> Schillers Kabale und Liebe richtungweisend war, wurde damals häufig gespielt. Nach dem Vorbild G. E. Lessings schrieb G.-H. eine Mannheimer Dramaturgie (1780). In der Zeit der josephinischen Aufklärung ging der antiklerikal gesinnte Freimaurer 1782 nach Wien, wo er mehrere Zeitschriften gründete („Der Weltmann", 1782/83; „Magazin für Wissenschaft und Literatur", 1784/85; „Wiener Ephemeriden", 1786). 1799-1805 war G.-H. badischer Gesandter in Wien. LITERATUR: Cäsar Flaischlen: Ο. H. v. G.-H. Stuttgart 1890. - Gustav Gugitz: G., Ο. H. Frh. v. G.-H. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 179 f. Genee, (Heinrich) Rudolf, Pseud. P. P. Hamlet, Schriftsteller, * 12.12.1824 Berlin, t 19.1.1914 Berlin. G. verließ das Gymnasium ohne Abschluß, um die Holzschneidekunst zu lernen. Bald wandte er sich dem Journalismus zu, gab 1861-64 die „Coburger Zeitung" heraus und schrieb zahlreiche Bühnenwerke und -bearbeitungen. G. befaßte sich mit Shakespeare, machte sich als Rezitator seiner Werke einen Namen und wurde als Fünfzigjähriger in Jena promoviert - ohne eigentliche wissenschaftliche Ausbildung. Die Ergebnisse seiner Forschungen (u.a. Geschichte der Shakespeare-Dramen in Deutschland, 1870) waren in Philologenkreisen umstritten, trugen jedoch zur Popularisierung Shakespeares in Deutschland bei. Als Theaterhistoriker leistete G. wertvolle Arbeiten zur Bühnengeschichte Deutschlands. Dafür erhielt er 1895 den Profesorentitel. Seit 1879 in Berlin ansässig, gründete er 1894 die Mozart-Gemeinde, deren Präsident er bis zu seinem Tod war. G. veröffentlichte u. a. die Posse Müller und Schultze (1851) und das Drama Die Klausnerin (1885); seine Autobiographie Zeiten und Menschen erschien 1897.
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WEITERE WERKE: Ehestands-Exercitien. Berlin 31861. Schleicher und Genossen. Berlin 1869. - Zeiten und Menschen. Erlebnisse und Meinungen. Berlin 1868. - Das Goethe-Geheimnis. Berlin 1897. - Pro memoria. Für mich und Andere. Berlin 1913. Gentz, Friedrich, Publizist, Politiker, * 2.5.1764 Breslau, t 9.6.1832 Wien. G., Sohn des späteren Direktors der königlich-preußischen Münze in Berlin und mütterlicherseits der bedeutenden hugenottischen Predigerfamilie Ancillon entstammend, studierte 1783-85 in Königsberg, wo Kant den größten Einfluß auf ihn ausübte, und trat bereits früh in Kontakt mit Vertretern der preuß. Spätaufklärung (Christian Garve, Johann Jakob Engel). Seit 1785 preuß. Staatsbeamter, schied G. 1793 als Kriegsrat aus dem Staatsdienst wieder aus, um sich ganz der politischen Schriftstellerei zu widmen. Unter dem Einfluß der Begegnung mit Wilhelm von Humboldt, der Lektüre Montesquieus und vor allem Edmund Burkes, hatte sich G. von der Französischen Revolution wieder abgewandt und war zu einem ihrer prononciertesten und wortmächtigsten deutschen Gegner geworden; seine 1793 veröffentlichte kommentierte Übersetzung von Burkes Reflections on the Revolution in France übte starken Einfluß auf die deutsche politische Meinungsbildung der Zeit aus. Bis 1800 publizierte G. neben eigenen Arbeiten weitere Übersetzungen antirevolutionärer Schriften (Mallet du Pan, Mounter, d'Ivemois); sein hauptsächlich von der preuß. Regierung finanziertes antirevolutionäres „Historisches Journal" brachte es allerdings nur auf zwei Jahrgänge (1799/1800). G. verstand sich in seinen politischen Schriften keinesfalls als Gegenaufklärer, sondern er vertrat die Idee einer rationalen, die Idee der Kontinuität in den Mittelpunkt stellenden Reformpolitik, die jedem Umsturz und jeder Revolution vorbeugen sollte. Die „Ideen von 1789", also Menschenrechte, Volkssouveränität, allgemeine Freiheit und Gleichheit, lehnte G. als unhistorisch strikt ab. Als G. nach 1800 wegen seiner weiterhin konsequent antifranzösischen und antinapoleonischen Publizistik Schwierigkeiten mit der preuß. Regierung bekam, trat er 1802 in österr. Dienste und ging nach Wien, wo er - zeitweilig auch von London aus finanziell unterstützt - geistiger Mittelpunkt aller antinapoleonischen Kräfte wurde. Doch seine Bemühungen verfehlten mit der österr. Niederlage gegen Napoleon (1809/10) ihr Ziel. G. ging nun allerdings nicht in das zeitweilig erwogene - Exil nach England, sondern blieb in Wien, wo er seit 1810 eng mit Metternich zusammenarbeitete. Nach den Befreiungskriegen erreichte G. den Höhepunkt seiner politischen Karriere: Als Erster Sekretär leitete er die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814/15), und auch auf den späteren Monarchen- und Ministerkonferenzen der frühen Restaurationszeit spielte er als einflußreichster Diplomat Österreichs eine führende Rolle. Als politischer Publizist blieb G. ein scharfer Gegner des deutschen Frühliberalismus; seine berühmte Entgegensetzung von „ständischer" und „repräsentativer" Verfassung (die letztere lehnte er als revolutionär ab) sollte die Entwicklung des frühen deutschen Parlamentarismus in der Ära zwischen 1819 und 1848 negativ beeinflussen. In den letzten Lebensjahren schwand G.' politischer Einfluß, wofür Konflikte mit Metternich - u. a. die Einschätzung der Julirevolution von 1830 betreffend ausschlaggebend waren. WEITERE WERKE: Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Wilderich Weick. 5 Bde., Stuttgart u.a. 1836-38. - Schriften. Ein Denkmal. Hrsg. v. Gustav Schlesier. 5 Bde., Mannheim 1838-40. - Aus dem Nachlasse F.s v. G. Hrsg. v. Anton Graf Prokesch-Osten. 2 Bde., Wien 1867/68. - Tagebücher und Briefe von F. v. G. [Hrsg. v. Ludmilla Assing]. 4 Bde., Leipzig 1873/74. - Briefe von und an F. v. G. Hrsg.
George v. Friedrich Carl Wittichen/Ernst Salzer. 4 Bde., München u. a. 1909-13. - Tagebücher von F. v. G. (1829-1831). Hrsg. v. August Fournier/Arnold Winkler. Wien 1920. - Staatsschriften und Briefe. Hrsg. v. Hans von Eckardt. 2 Bde., München 1921. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Günther Kronenbitter. 7 Bde., Hildesheim 1997-99. LITERATUR: Eugen Guglia: F. V. G. Wien 1901. - Frieda Braune: Edmund Burke in Deutschland. Heidelberg 1917. Kurt Gröba: F. v. G. In: Schlesische Lebensbilder. Bd. 2., Breslau 1926, S. 132-155. - Paul R. Sweet: F. v. G. Defender of the Old Order. Madison (Wisconsin) 1941. - Golo Mann: F. v. G. Frankfurt/Main u. a. 1972. - Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Der Ausgangspunkt. Die Herausforderung durch die Französische Revolution 1770-1806. Frankfurt/Main, Berlin 1973. Jacques Godechot: La contre-revolution. Doctrine et action 1789-1804. Paris 1984. - Günther Kronenbitter: Wort und Macht. F. v. G. als politischer Schriftsteller. Berlin 1994. Hans-Christof
Kraus
Gentz, Kurt, Journalist, Redakteur, * 20.9.1901 Dresden, t 13.7.1980. Der Sohn eines Arbeiters war 1916-23 als Schlosser tätig. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der TH Dresden (1924-28) war er 1928-33 Redakteur und stellvertretender Chefredakteur der „Volkszeitung" in Bremen. Aus politischen Gründen entlassen, arbeitete er 1935-41 als Versicherungsvertreter und nahm bis 1945 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945/46 war er Chefredakteur des SPD-Blatts „Volksstimme" und 1946-49 der „Sächsischen Zeitung" in Dresden, 1949-51 der „Lausitzer Rundschau" in Cottbus und 1951-53 der „Deutschlands Stimme". Nachdem er ein Fernstudium der Gesellschaftswissenschaften abgeschlossen hatte, leitete G. 1953-61 die Abteilung der Natur- und Heimatfreunde im Bundessekretariat des Kulturbunds. Seit 1953 war er Chefredakteur der Zeitschriften „Der Falke" und „Ornithologie und Vivarienkunde", 1962-67 Chefredakteur beim UraniaVerlag. WERKE: Im Reiche der Fischreiher. Dresden 1952. - Vogelfrühling auf Hiddensee. Leipzig/Jena 1957. - Die große Drommel. Wittenberg 1965. - Mit Günter Holle/Herbert Zimpel: Streifzug durch die heimische Tierwelt. Dresden 1965. 3., veränd. Aufl. Berlin 1972. LITERATUR: Andreas Herbst: G., K. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 247 f. G e o r g , Manfred, seit 1939 M. George, urspr. M. G. Cohn, Pseud. Lucien Labarre, Lundi, Karl Herne, Journalist, Schriftsteller, * 22.10.1893 Berlin, t 30.12.1965 New York. G. schrieb während des Studiums der Philosophie und der Rechtswissenschaften in Berlin, Genf und Greifswald u.a. für die Berliner „Deutsche Montagszeitung". Seit 1917 Mitglied des Berliner zionistischen Vereins, arbeitete er bei mehreren zionistischen Zeitungen mit und gab zeitweilig das Magazin des „Keren Hajessod" heraus. 1918-20 und 1928-33 war er Zeitschriftenredakteur im Ullstein-Verlag, 1929 wurde er Feuilletonchef des „Tempo". Zwischenzeitlich war er auch im Verlag Mosse beschäftigt. G. verfaßte vor allem feuilletonistische und politische Beiträge, außerdem veröffentlichte er Novellen, Romane, Biographien (Marlene Dietrich, 1931; Theodor Herd, 1932), Theaterstücke und Hörspiele. Im Jahr 1933 emigrierte er nach Prag und arbeitete dort bis 1938 als Redakteur der „Prager Montagszeitung". 1936-38 war er Chefredakteur der Jüdischen Revue" in Mukaievo. 1938 floh G. auf Umwegen in die USA und war 1939-65 Chefredakteur der Zeitung „Aufbau". WEITERE WERKE: Der Rebell. München 1921. - Die verlorene Nacht. Berlin 1921. - Der Schrei des Hauptmann Baldus. Berlin 1922. - Aufruhr im Warenhaus. Berlin 1928. -
Der Fall Ivar Kreuger. Abenteuer des Geldes. Berlin 1932. Eine Nacht in der Hölle. Berlin 1932. - Männer, Frauen, Waffen. Locarno 1937. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 217f. - Daniel Müller: M. G. und die .Jüdische Revue". Eine Exilzeitschrift in der Tschechoslowakei 1936-1938. Konstanz 2000. G e o r g e , Stefan (Anton), auch Edmund Lorm, Rochus Herz, Lyriker, * 12.7.1868 Büdesheim bei Bingen, t 4 . 1 2 . 1 9 3 3 Minusio bei Locarno. G. stammte aus einer kath. Weingutbesitzers- und Gastwirtsfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums und im Gefolge ausgedehnter Reisen durch Europa (1888/89) entstanden Gedichte, die er 1901 unter dem Titel Die Fibel. Auswahl erster Verse in sein gedrucktes Werk aufnahm. Im März 1889 besuchte G. Paris, wo er bei Stephane Mallarmi eingeführt wurde, dessen Symbolismus ihn in seiner ästhetischen Opposition zu dem in Deutschland vorherrschenden poetischen Realismus und Naturalismus sowie in seiner kosmopolitischen Richtung bestätigte. (Programmatisch-ästhetisches Zirkular „Blätter für die Kunst", zusammen mit Carl A. Klein, 1882-1919). Eine Episode blieb die von G.s Seite leidenschaftlich gestimmte Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal, die u.a. auch an den erotischen Ansprüchen G.s gescheitert zu sein scheint. Aus dem Mitarbeiterstab der „Blätter" bildete sich seit 1892 der „George-Kreis", zunächst ein loses Bündnis junger Dichter, die G. als ihre geistige Autorität anerkannten. Im Programm der „Blätter" sollte „alles staatliche und gesellschaftliche" ausscheiden: „eine kunst für die kunst". Neben München, wo G. seit 1893 im Kreis der „Kosmiker" um Karl —» Wolfskehl, Ludwig —> Klages und Alfred Schuler eine seinen Bestrebungen aufgeschlossene Runde gefunden hatte, wurde seit 1895 Berlin zu einer der Städte, die der ohne festen Wohnsitz reisende G. regelmäßig besuchte. Mit dem Zyklus Das Jahr der Seele erschien 1897 das bedeutendste Werk seiner ersten Schaffensperiode, ein Versuch, die Naturpoesie unter den naturfeindlichen Bedingungen der Moderne zu erneuern. Mit dem Gedichtzyklus Der siebente Ring (1907) vollzog G. den Richtungswandel seines Lebens und Werks: Weniger eine neue Kunst als vielmehr ein neues Leben war nun das Ziel. Dem entsprach die Erhebung des schönen, Verse schreibenden Schwabinger Schülers Maximilian Kronberger zum Idol des Kreises. In den folgenden Jahren erweiterte sich der „Kreis" über den Dichterbund hinaus zu einer allgemeinen intellektuellen Elite. Die Wirkung des George-Kreises auf die Geisteswissenschaften wurde durch die Teilhabe bedeutender und einflußreicher Gelehrter gewährleistet, darunter Friedrich —»Gundolf, Ernst Bertram, Erich Kahler, Ernst Kantorowicz, Max Kommerell, Norbert von Hellingrath und Edgar Salin, als deren pädagogischer „Meister" G. auftrat und als deren Mentor er starken Einfluß auf die historischliterarische Traditionsbildung zugunsten der großen „Stifter" und „Künder" nahm: Dante, Shakespeare, —> Goethe, Jean Paul und Hölderlin; Kaiser Friedrich II. und Napoleon; Piaton und Nietzsche. Ihre Werke wurden hier durch Übertragungen, Editionen, Monographien und akademische Lehrtätigkeit gefördert und gefeiert. Der 1913 fertiggestellte Gedichtzyklus Stem des Bundes (1914) gibt dieser nationalpädagogischen Absicht auch lyrischen Ausdruck. Den Ersten Weltkrieg nahm G. als schicksalhaftes Zeichen kultureller Verderbtheit durch den Materialismus amerikanischer Massenkultur. Am Nationalismus dieser Jahre hatte er ebensowenig Anteil wie am Antisemitismus. Das .Jahrbuch für geistige Bewegung" (1910-12), mit dem der GeorgeKreis sich politische Geltung zu schaffen suchte, gab der „geistigen erneuerung" aus der Traditionspflege intellektueller Zirkel Priorität. Während der Weimarer Republik, der G.
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Georgi reserviert gegenüberstand, spiegelte sich das politische Spektrum der Zeit von rechts bis links auch in seinem engeren Umkreis, in dem Zionisten wie Wolfskehl, jüdische Assimilanten wie Gundolf und Antisemiten nebeneinander wirkten. Nicht zuletzt angesichts dieser Widersprüche zog sich G. immer mehr zurück. Als er 1927 erster Goethe-Preisträger der Stadt Frankfurt/Main wurde, zeigte er keinerlei Reaktion. Dieser zeitlebens gewahrten Distanz zur Öffentlichkeit und der konfliktträchtigen Entwicklung seines Kreises entsprach der Tod G.s in der Abgeschiedenheit des Tessins. G.s Anspruch, der deutschen Sprache die lyrische Ausdruckskraft der bedeutendsten weltliterarischen Tradition zu geben, findet in einem umfangreichen Ubertragungsund Nachdichtungswerk Niederschlag, das u. a. Baudelaire, Mallarme, Swinburne und Dowson, Dante und Shakespeare gewidmet ist. Die posenreiche Stilisierung des eigenen Lebens, die Inszenierung des „Kreises" als kulturelle Avantgarde und das Skandalon des erotisch-pädagogischen Männerbundes haben das lyrische Werk G.s wirkungsgeschichtlich in den Schatten gestellt. WEITERE WERKE: Ausgaben: Gesamtausgabe. 18 Bde. Endgültige Fassung. Berlin 1927-42. Neudr. Düsseldorf/ München 1964-69. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Georg Peter Landmann. Stuttgart 1982 ff. - Werke. Hrsg. v. Robert Boehringer u. a. 2 Bde., Düsseldorf 1958. Stuttgart "1984. Neudr. in 4 Bänden, München/Düsseldorf 1983. - Briefe: Briefwechsel zwischen G. und Hofmannsthal. Hrsg. v. Robert Boehringer. Berlin 1938. München/Düsseldorf 21953. S. G. - Friedrich Gundolf. Briefwechsel. Hrsg. v. Robert Boehringer u.a. München/Düsseldorf 1962. - S. G. - Ida Coblenz. Briefwechsel. Hrsg. v. Georg Peter Landmann u. a. Stuttgart 1983. LITERATUR: S.-G.-Bibliographie 1976-1997. Bearb. v. Lore Frank/Sabine Ribbeck. Tübingen 2000. - Georg Peter Landmann: S. G. und sein Kreis. Eine Bibliographie. Hamburg 2 1976. - Friedrich Gundolf: G. Berlin 1920. '1930. Neudr. Darmstadt 1968. - Friedrich Wolters: S. G. und die „Blätter für die Kunst". Berlin 1930. - Robert Boehringer: Mein Bild von S. G. 2 Bde., Düsseldorf 1951. Düsseldorf/München 2 1967. - Edgar Salin: Um S. G. Düsseldorf 1952. - Ernst Morwitz: Kommentar zu den Werken S. G.s. 2 Bde., Düsseldorf 1960-62. - Ludwig Thormaehlen: Erinnerungen an S. G. Hamburg 1962. - Robert Boehringer: Ewiger Anblick. Düsseldorf 1965. - Georg Bondi: Erinnerungen an S. G. Düsseldorf 1965. - Kurt Hildebrandt: Erinnerungen an S. G. und seinen Kreis. Hamburg 1965. - Eckhard Heftrich u.a. (Hrsg.): S. G. Kolloquium. Köln 1971. - Ernst Glöckner: Begegnungen mit S. G. Heidelberg 1972. - RalphRainer Wuthenow (Hrsg.): S. G. in seiner Zeit. 2 Bde., Stuttgart 1980/81. - Stefan Breuer: .Ästhetischer Fundamentalismus". S. G. und der deutsche Antimodernismus. Darmstadt 1995. - Gert Mattenklott (Hrsg.): „Verkannte Brüder?" S. G. und das deutsch-jüdische Bürgertum zwischen Jahrhundertwende und Emigration. Hildesheim u.a. 2001. Gert Mattenklott Georgi, Rudolf, Verleger, * 17.5.1879 Leipzig, t 17.7.1956 Berlin. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler arbeitete G., dessen Vater Oberbürgermeister in Leipzig war, im Verlag Paul Parey, den sein Bruder Arthur 1900 übernommen hatte. G. selbst wurde 1911 Teilhaber und nach dem Tod seines Bruders Geschäftsführer der Firma. Er verlegte Fachzeitschriften aus den Gebieten Volks-, Land- und Forstwirtschaft sowie Veterinärmedizin, darunter das Blatt „Wild und Hund". Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Verlagsgebäude wurde von G. nach 1945 wieder aufgebaut. Er veröffentlichte u. a. Das Verhältnis Verlag - Autor (1986). LITERATUR: Verlagsbuchhändler R. O. G. In: Der werbende Buch- und Zeitschriftenhandel 64 (1956) Heft 9, S. 310.
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Georgi, Walter (Karl Gustav), Maler, * 10.4.1871 Leipzig, t 17.6.1924 Holzhausen/Ammersee. G. studierte 1890 bei Wehle an der Leipziger Kunstakademie, 1891-92 bei Pohle in Dresden und 1893 bei Paul Hoecker an der Münchner Kunstakademie. 1899 Schloß er sich in München mit —» Münzer, —* Putz, —> Eichler und den beiden —> Erler in der Küstlervereinigung „Die Scholle" zusammen. 1908 folgte G. einem Ruf als Prof. an die Kunstakademie in Karlsruhe. Seine Werke, volkstümliche Genrebilder und Landschaften aus dem bayerischen Voralpenland, wurden vor allem in der Zeitschrift,Jugend" und im „Simplicissimus" veröffentlicht. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde sein fünfteiliger Zyklus Herbsttag ausgestellt. LITERATUR: Kunst in Karlsruhe, 1900-1950. Karlsruhe 1981 (Ausstellungskatalog). - Hans H. Hofstätter: Jugendstil - Graphik und Druckkunst. Baden-Baden/Eltville 1983. - Alexander Rauch: G., W. In: Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. Bd. 5. München 1993, S. 291-293. Georgii, Theodor Immanuel, Jurist, * 9.1.1826 Esslingen/Neckar, t 25.9.1892 Wilhelmsdorf bei Ravensburg. G. trat bereits als Jurastudent als Redner in Sachen Turnen an die Öffentlichkeit. Später ließ er sich als Rechtsanwalt in Esslingen/Neckar nieder. 1848 gehörte G. zu den Gründungsmitgliedern des Schwäbischen Turnerbundes und rief 1850 das „Turnblatt für und aus Schwaben" ins Leben, den Vorläufer der seit 1856 in Leipzig erscheinenden überregionalen „Deutschen Turnzeitung". Mit einem Aufruf zur Sammlung aller deutschen Turner initiierte er das erste deutsche Turnfest in Coburg von 1860. Das Fest galt als informeller Gründungstag der Deutschen Turnerschaft, die 1868 offiziell ins Leben gerufen wurde; G. war 1860-87 deren Vorsitzender, später Ehrenvorsitzender. WERKE: Aufsätze und Gedichte. Hof 1885. LITERATUR: Hubert Klees: T. G. München 1930. Gerhard, Adele, geb. de Jonge, Schriftstellerin, * 8.6.1868 Köln, t 10.5.1956 Köln. Die Tochter eines Kaufmanns besuchte die höhere Töchterschule sowie das Lehrerinnenseminar in ihrer Heimatstadt, betrieb autodidaktisch philosophische Studien und ging nach ihrer Heirat mit einem Rechtsanwalt 1889 nach Berlin. G. gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Gesellschaft für Ethische Kultur", stand der Arbeiter- und Frauenbewegung nahe und trat vor allem für die Genossenschaftsidee ein. Sie veröffentlichte 1895 ihre Schrift Konsumgenossenschaft und Sozialdemokratie, nachdem 1894 bereits ihre erste Novelle Du Ring an meinem Finger in der „Deutschen Revue" erschienen war. G. wandte sich nun ganz der schriftstellerischen Tätigkeit zu und schuf als Zentralgestalten ihrer ersten Romane Frauen, die durch ihre Leidenschaft in Konflikt mit den bürgerlichen Gesellschaftsnormen geraten (u. a. Die Geschichte der Antonie van Heese, 1906). Ihre nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Werke, darunter der Novellenband Die Hand Gottes weisen expressionistische Züge auf. 1938 emigrierte G. in die USA und kehrte erst ein Jahr vor ihrem Tod nach Köln zurück. 1948 veröffentlichte G. ihre Autobiographie Das Bild meines Lebens. WEITERE WERKE: Mutterschaft und geistige Arbeit. Berlin 1901. - Pilgerfahrt. Berlin 1902. - Via sacra. Berlin 1928. LITERATUR: Meta Carssen: A. G. Köln 1922. - A. G. zum 60. Geburtstag. Berlin 1928. - Das Werk A. G.s als Ausdruck einer Wendezeit. Bern u.a. 1963. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 366. Gerigk, Herbert, Pseud. Herbert Albrecht, Politiker, Musikkritiker, * 2.3.1905 Mannheim, f 20.6.1996 Dortmund. G. studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Univ. Königsberg, war 1925-28 Assistent am
Gerlach dortigen musikwissenschaftlichen Seminar und wurde 1929 bei Joseph Müller-Blattau mit der Arbeit Musikgeschichte der Stadt Elbing. Teil 1: Bis zum Ausgang der polnischen Zeit promoviert. Seit 1926 war er Musikredakteur der „Ostpreußischen Zeitung", 1931-33 Berliner Musikreferent der „Rheinisch-Westfälischen Z e i t u n g " und arbeitete seit 1933 beim Ostmarken-Rundfunk (Königsberg). 1934 wurde G., seit 1932 Mitglied der N S D A P , Kulturreferent in Danzig sowie Direktor der dortigen Landeskulturkammer und 1935 Leiter der Hauptstelle Musik innerhalb der „Dienststelle des Beauftragten des Führers zur Ü b e r w a c h u n g der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der N S D A P ' (Amt Rosenberg). 1936 habilitierte er sich an der Univ. Münster. G. war Herausgeber und Schriftleiter der parteiamtlichen Zeitschriften „Die M u s i k " (seit 1936) und „Musik im Kriege" (seit 1943) sowie treibende Kraft f ü r das Erscheinen des Lexikons der Juden in der Musik (1940 u. ö.). Im Zweiten Weltkrieg war er (u.a. als Leiter des „Sonderstabes M u s i k " seit 1940) f ü r die Erfassung bzw. Konfiszierung von Kulturgütern in den besetzten Gebieten sowie für Arbeiten der „ H o h e n S c h u l e " verantwortlich. Nach d e m Krieg wurde G. Musikkritiker (1948 Redakteur) bei den „Ruhr-Nachrichten" in D o r t m u n d . 1953 scheiterte sein - von C D U und F D P unterstützter - Versuch, Kulturdezernent der Stadt Bochum zu werden. WEITERE WERKE: Giuseppe Verdi. Potsdam 1932. - Meister der Musik und ihre Werke. Berlin 1936. - Hrsg. mit Friedrich Blume: Klassiker der Musik in ihren Schriften und Briefen. Berlin 1938. - Fachwörterbuch der Musik. M ü n c h berg 1954. LITERATUR: Reinhard Bollmus: Das A m t Rosenberg und seine Gegner. Studien zum M a c h t k a m p f im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1970. - Pamela M. Potter: Most G e r m a n of the arts. Musicology and society from the Weimar Republic to the end of Hitler's Reich. N e w H a v e n / L o n d o n 1998. Dt. Stuttgart 2000. - Willem de Vries: Sonderstab Musik. Organisierte Plünderungen in Westeuropa 1940-45. Köln 1998 (Neudr. Kunstraub im Westen 1940-45. F r a n k f u r t / M a i n 2000). - E v a Weissweiler: Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Mit Faks. der Lexikon-Ausgabe von 1940. Unter Mitarbeit von Lilli Weissweiler. Köln 1999. - Pamela M . Potter: G „ H. In: NGroveD, Bd. 9, 2 2001, S. 699. - Oliver Kopf: G „ H. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2002, Sp. 780 f. G e r l a c h , Ernst Ludwig von, Politiker, * 7 . 3 . 1 7 9 5 Berlin, t 1 8 . 2 . 1 8 7 7 Berlin. Einer typischen Familie des preuß. Beamtenadels entstammend, studierte G. zwischen 1810 und 1815 in Berlin, Göttingen und Heidelberg die Rechte; von seinen juristischen Lehrern beeinflußten ihn insbesondere die Begründer der Historischen Rechtsschule, Gustav H u g o und Friedrich Carl von Savigny. 1813-15 n a h m G., zuletzt als Offizier, an den Befreiungskriegen teil. Die seit 1806 erlebten tiefen politischen Umbrüche bestimmten ihn ebensosehr wie das Denken der Politischen Romantik und die neupietistische Erweckungsbewegung, der sich G. nach 1815 anschloß. Sein Berufsleben verbrachte G. als Jurist: nach Tätigkeiten in Berlin, Naumburg, H a l l e / S a a l e und F r a n k f u r t / O d e r amtierte er 1844-74 als Präsident des Oberlandesgerichts in Magdeburg. In den Jahren 1842-44 arbeitete er im Berliner Ministerium für Gesetzgebung z u s a m m e n mit Savigny an einer R e f o r m des preuß. Ehescheidungsrechts. Bereits 1827 hatte G. die konservative „Evangelische Kirchenzeitung" mitbegründet, und seit den dreißiger Jahren bemühte er sich intensiv u m die Sammlung einer „konservativen Partei", worunter er in dieser Zeit noch eine informelle Gesinnungsgemeinschaft christlich-antirevolutionärer Kräfte verstand. Sein Versuch, die 1831 mit der Begründung des
„Berliner politischen Wochenblatts" b e g o n n e n e Z u s a m m e n arbeit kath. und protestantischer Konservativer zu intensivieren, scheiterte bereits 1837 in der Folge des Kölner Kirchenstreits. Erst unter d e m Druck der Revolution von 1848 gelang es ihm, mit der Etablierung der „Neuen Preußischen Zeitung" („Kreuzzeitung") und der G r ü n d u n g des „Vereins für König und Vaterland" die A n f ä n g e einer konservativen Parteiorganisation in Preußen zu schaffen, die er bis E n d e er f ü n f z i g e r Jahre g e m e i n s a m mit d e m Juristen und Rechtsphilosophen Friedrich Julius Stahl dominieren sollte. 1849-52 war G. Abgeordneter der preuß. Ersten K a m m e r , 1852-58 der Zweiten K a m m e r (des späteren Abgeordnetenhauses). In diesen Jahren gehörte er, dessen Bruder Leopold von G. zu den engsten Beratern des Königs Friedrich Wilhelm IV. zählte, als Parlamentarier und Publizist (seine politischen „ R u n d s c h a u e n " in der Kreuzzeitung erschienen 1849-58 in neun Bänden) zu den einflußreichsten Politikern Preußens, wenngleich er den neoabsolutistischen Bestrebungen der Regierung Manteuffel (1850-58) kritisch gegenüberstand. D a s mehrfach an ihn ergangene Angebot des Königs, ein Ministeramt zu übernehmen, lehnte G. in Kenntnis des sprunghaften Charakters des Königs ab. Seit 1862 fungierte G. als enger Berater der Regierung Otto von Bismarcks, dessen Innenpolitik im preuß. Verfassungskonflikt (1862-66) G. juristisch zu rechtfertigen versuchte. Doch 1866 kam es z u m Bruch mit Bismarck, d a G. dessen deutsche Politik - die Sprengung des Deutschen B u n d e s und den Krieg gegen Österreich - nicht akzeptieren konnte. G. sagte sich in seinem (auch als Broschüre publizierten) Kreuzzeitungsartikel Krieg und Bundesreform im M a i 1866 öffentlich von Bismarck los und sprengte damit die Konservative Partei. N a c h der Reichsgriindung von 1871 kehrte G. als einer der entschiedensten Kritiker Bismarcks in die politische Arena zurück; er ließ sich 1873 erneut ins preuß. Abgeordnetenhaus wählen und Schloß sich, obwohl evang. Konfession, als Hospitant dem kath. Z e n t r u m an, f ü r das er kurz vor seinem Tod im Januar 1877 auch noch in den Reichstag gewählt wurde. In den Auseinandersetzungen des Kulturkampfs griff er den Reichskanzler in Wort und Schrift scharf an. Als G. deshalb 1874 von Bismarck wegen Beleidigung verklagt und verurteilt wurde, trat er von seinem A m t als Oberlandesgerichtspräsident zurück. Ideengeschichtlich gehörte G. zu den Verfechtern eines sich an vormodern-alteuropäischen Vorstellungen orientierenden Altkonservatismus, der die Welt als hierarchisch gegliederte „göttliche O r d n u n g " auffaßte. G. hielt an der traditionellen Einheit von Ethik und Politik fest; er verstand sich als christlicher Universalist, der versuchte, das Erbe des von ihm religiös wie politisch verklärten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation lebenslang fortzuführen. Den m o d e r n e n Nationalismus b e k ä m p f t e er ebenso unnachsichtig wie die Ideen der Revolution und d e r Demokratie. Nur den Verfassungsstaat vermochte er nach 1848 als echten Fortschritt zu akzeptieren. Sein politisches Lebenswerk sah er allerdings kurz vor einem Tod als gescheitert an. WEITERE WERKE: Ueber die heutige Gestalt des Eherechts. Berlin 1842. - Ueber die fernere Behandlung der Revision des preußischen Strafrechts. Berlin 1846. - Das Königreich Gottes. Berlin 1864. - Die Freiheits-Tendenzen unserer Zeit. Berlin 1866. - Die Annexionen und der Norddeutsche Bund. Berlin 1866. - Deutschland um Neujahr 1870. Berlin 1870. Das neue Deutsche Reich. Berlin 1871. - Kaiser und Papst. Berlin 1872. - D i e Civilehe und der Reichskanzler. Berlin 1874. - E. L. v. G. Aufzeichnungen aus seinem Leben und Wirken. Hrsg. v. J a k o b von Gerlach. 2 Bde., Schwerin 1903. - A u s den Jahren preußischer Not und Erneuerung. Tagebücher und B r i e f e der Gebrüder G. und ihres Kreises 1805-1820. Hrsg. v. Hans-Joachim Schoeps. Berlin 1963. - Von der Revolution zum Norddeutschen Bund.
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Gerlach Politik und Ideengut der preußischen Hochkonservativen 1848-1866. Hrsg. v. Hellmut Diwald. 2 Bde., Göttingen 1970. LITERATUR: Herman von Petersdorff: Die Gebrüder G. In: Deutscher Aufstieg. Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der rechtsstehenden Parteien. Hrsg. v. Hans von Arnim/Georg von Below. Berlin/Leipzig/Wien/Bern 1925, S. 83-104. - Hans Herzfeld: E. L. v. G. In: Mitteldeutsche Lebensbilder. Bd. 5, Magdeburg 1930, S. 275-298. Hans-Joachim Schoeps: Das andere Preußen. Berlin 1981. Robert M. Berdahl: The Politics of the Prussian Nobility. The Development of a Conservative Ideology 1770-1848. Princeton 1988. - Hans-Christof Kraus: Ε. L. v. G. Politisches Denken und Handeln eines preußischen Altkonservativen. 2 Bde., Göttingen 1994. Hans-Christof Kraus G e r l a c h , Hans, Journalist, * 10.7.1916 Frankfurt/Oder, t 10.10.1994 Köln. In den dreißiger Jahren als Schiffsjunge tätig, Schloß G. nach dem Zweiten Weltkrieg das Studium der Soziologie und Geschichte mit der Promotion ab und trat in den Redaktionsstab des „Kölner Stadt-Anzeigers" ein, wo er später rund zwanzig Jahre das politische Ressort leitete. In seinen Kommentaren setzte er sich früh für einen Ausgleich mit den Staaten Osteuropas und die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie ein. G. veröffentlichte u. a. Der Bürger und sein Staat (1977). Gerlach, Hellmut (Georg) von, Politiker, Publizist, * 2.2.1866 Mönchmotschelnitz (Schlesien), t 1.8.1935 Paris. Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte an den Universitäten Genf, Straßburg, Leipzig und Berlin Rechtswissenschaften und war bis 1892 im Staatsdienst tätig. G. entwickelte sich zum radikalen Demokraten und Pazifisten, war 1903-06 Reichstagsmitglied für den Nationalsozialen Verein und wandte sich, seit 1906 Chefredakteur der Berliner Wochenzeitung „Die Welt am Montag", in seinen Publikationen gegen das monarchische Regime und den preuß. Militarismus. 1908 gründete er mit Rudolf —» Breitscheid und Theodor —> Barth die „Demokratische Vereinigung". Während des Ersten Weltkriegs propagierte er eine Verständigungspolitik und Schloß sich der Friedensbewegung an, in der er bald eine führende Rolle spielte. 1918 gehörte G. zu den Gründern der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Friedensgesellschaft. Als Unterstaatssekretär im preuß. Innenministerium (seit 1919) setzte er sich für die deutschpolnische Aussöhnung ein, war infolgedessen heftigen Drohungen ausgesetzt und entging 1920 nur knapp einem Mordanschlag. Seit 1919 gehörte er dem Rat des Internationalen Friedensbüros an und war 1930 Gründungsmitglied der Radikaldemokratischen Partei. Seit 1931 leitete G. die „Welt am Montag" und übernahm im folgenden Jahr für den inhaftierten Carl von —»Ossietzky die politische Leitung der „Weltbühne". Anfang März 1933 ging G. ins Exil nach Frankreich. Er veröffentlichte u.a. Das Parlament (1907), Die Geschichte des preußischen Wahlrechts (1908) und Die große Zeit der Luge (1926 (Neudr. 1994). 1937 erschien postum seine Autobiographie Von rechts nach links (Neudr. 1978). WEITERE WERKE: Erinnerungen eines Junkers. Berlin 1925. - Ein Demokrat kommentiert Weimar. Die Bericht H. v. G.s an die Carnegie-Friedensstiftung in New York 1922-1930. Hrsg. v. Karl Holl/Adolf Wild. Bremen 1973. LITERATUR: Ursula Susanna Gilbert: H. v. G. 1866-1935. Stationen eines deutschen Liberalen vom Kaiserreich zum „Dritten Reich". Frankfurt am Main/Bern 1984. - Franz Gerrit Schulte: Der Publizist H. v. G. (1866-1935). Welt und Werk eines Demokraten und Pazifisten. München 1988. Thomas Kreuder: Weimarer Profile. H. v. G. In: Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte 38 (1991) H. 8, S. 756-759. -
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Karl Holl: H. v. G. Demokrat, Pazifist, Freund Frankreichs im Pariser Exil. In: Rechts und links der Seine. Hrsg. v. Helene Roussel. Tübingen 2002, S. 115-127. G e r l a c h , Otto, Maler, Illustrator, * 3.8.1862 Leipzig, t 15.8.1908 Teheran. G. erhielt seine künstlerische Ausbildung an den Kunstakademien in Leipzig und Berlin und war anschließend als Zeichner der „Leipziger Illustrierten Zeitung" tatig, in deren Auftrag er 1889 zur Weltausstellung nach Paris kam, wo er bis 1891 blieb und für „Mode illustr£" arbeitete. 1893 bereiste G. Dalmatien sowie andere Küstengebiete der Adria, weilte zur Weltausstellung in Mailand und war auch als Buchillustrator tätig (u.a. Georg Böttichers Das lustige Jena und Ferdinand Bonns Der ewige Hochzeiter). G. war ein bekannter Militärzeichner. Sein letzter Auftrag führte ihn als Spezialzeichner der „Leipziger Illustrierten Zeitung" mit der Automobilexpedition Rudolf Zabels nach Persien, wo er an Typhus starb. Gerle, (Wilhelm) Wolfgang Adolf, Pseud. Gustav Erle, Hilarius Kurzweil, Philalethes, Schriftsteller, * 9.7.1783 Prag, f 29.7.1846 Prag. Der Sohn eines Bibliothekars und Antiquars erhielt eine humanistische Bildung und unterrichtete seit 1814 Italienisch am Prager Konservatorium. Zeitweilig übernahm er die Leitung der amtlichen „Prager Zeitung" und gab seit 1822 zusammen mit Karoline von —» Woltmann, seit 1824 allein die Zeitschrift „Der Kranz" heraus. Seit 1834 war er Redakteur des „Panoramas des Universums". Mit seinen zahlreichen Possen und Lustspielen (u. a. Die beiden Nachtwächter, 1826 und Der falsche Prinz, 1831) zählte G. zu den erfolgreichsten Bühnenschriftstellern seiner Zeit. Er schrieb auch Erzählungen. G. beging Selbstmord. LITERATUR: Schramm-Macdonald: G., W. A. In: ADB, Bd. 9, 1879, S. 25 f. Gerlich, Fritz (Albert), auch Michael G., Journalist, * 15.2.1883 Stettin, f 30.6.1934 Dachau. G. studierte Naturwissenschaften und Geschichte in München und war nach der Promotion zum Dr. phil. im bayerischen Archivdienst tätig. Zunächst Schloß er sich der Nationalsozialen Partei an, war zeitweise Sekretär des Liberalen Arbeitervereins München und wandte sich während des Ersten Weltkriegs den Alldeutschen zu, deren Zielsetzungen er in der von ihm 1917 mitbegründeten Zeitschrift „Die Wirklichkeit" vertrat. Während der Räterepublik war G. an den Vorbereitungen zur Befreiung Münchens durch die „weißen" Truppen beteiligt und wurde 1920 Chefredakteur der ,,Münchner Neuesten Nachrichten". 1923 gehörte er zum Kreis des Generalstaatskommissars von Kahr. 1928 kehrte G. in den Archivdienst zurück. 1931 trat er unter dem Einfluß der stigmatisierten Therese Neumann von Konnersreuth zum kath. Glauben über, nahm den Namen Michael an und widmete sich entschieden dem Kampf gegen Hitler, u.a. in seiner 1930 erworbenen Zeitschrift „Illustrierter Sonntag", die er zu einer antinationalsozialistischen Kampfschrift umwandelte und in „Der gerade Weg" umbenannte. Nach der Machtergreifung in München wurde G. von der SA verhaftet, am 30.6.1934 nach Dachau gebracht und dort in Zusammenhang mit der Röhm-Affäre ermordet. WERKE: Die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth. München 1929. - Was wird aus Deutschland? Innsbruck 1934. - Prophetien wider das Dritte Reich. Aus den Schriften des F. G. und des Ingbert Naab. Gesammelt von Johannes Steiner. München 1946. LITERATUR: Karl Otmar Frh. von Aretin: G., F. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 307 f. - Erwein von Aretin: F. Michael G. Prophet und Märtyrer - sein Kraftquell. Zum 100. Geburtstag G.s und zur 50jährigen Wiederkehr seiner Gefangennahme und seines Todes herausgegebene Zweitauflage mit
Gerst einem zeitgeschichtlichen Kommentar. München u. a. 21983. (Erste Auflage u. d. T.: F. M. G. Ein Märtyrer unserer Tage. München 1949.) - Rudolf Morsey: F. G. (1883-1934). Publizist, Prophet, Märtyrer. Köln 1994. - Augustin Niedermeier: Ein Kämpfer für Wahrheit und Recht. F. G., ein Mann des katholischen Widerstands. St. Ottilien 1995. - Michael Schäfer: F. G. 1883-1934. Publizistik als Auseinandersetzung mit den „politischen Religionen" des 20. Jahrhunderts. Diss. München 1998. Gerling, Reinhold (Robert Oskar), Pseud. R. Dörfel, Journalist, * 30.8.1863 Posen, f 23.7.1930 Berlin. Ursprünglich zum Geistlichen bestimmt, wandte sich G. jedoch der BUhne zu und wirkte als Schauspiel-Hospitant in Berlin und Zürich, bevor er zu journalistischer Tätigkeit wechselte. Später trat G. mit hygienischen Reformvorschlägen hervor, gründete in Berlin verschiedene Vereine für Körperpflege und Hygiene und war Redakteur und Herausgeber verschiedener Fachzeitschriften, u. a. des „Hygienischen Volkskalenders". G. veröffentlichte zahlreiche populärwissenschaftliche Schriften über Hypnose, Naturheilkunde und Volkshygiene und war auch als Bühnenschriftsteller bekannt (u. a. Sataniel, 1889). WEITERE WERKE: Praktische Menschenkenntnis. Oranienburg 1912. - Der Menschenkenner. Berlin 1912. - Die wahren Ursachen der Nervosität und deren sichere, dauernde Heilung. Oranienburg 1925. - Was junge Mädchen von der Ehe wissen müssen. Oranienburg 51925. - Bub oder Mädel nach Wunsch. Wegweiser für intime Ehefragen. Spremberg 1926. LITERATUR: Walter Gerling: R. G. Oranienburg 1923. Germonik, Ludwig, österr. Journalist, Schriftsteller, * 29.11.1823 Fiume, t 7.12.1909 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Wien war G. zunächst als Staatsbeamter in Graz tätig, gehörte zu den Begründern der „Villacher Zeitung" und wurde 1851 Mitarbeiter des „Wanderers" in Wien und der „Ostdeutschen Post". 1856-57 war er Redakteur der „Klagenfurter Zeitung", danach Beamter der Studienbibliothek in Laibach. 1872 ließ er sich als Journalist in Wien nieder, leitete 1874-78 „Das Inland", später den „Patrioten" und gründete 1874 den Grillparzer-Verein, als dessen Vorstand und Verlagsleiter er lange wirkte. G. veröffentlichte eine Reihe von Gedichtbänden, Dramen und Erzählungen, darunter Die Weiber von Veldes (1878). WEITERES WERK: Alpenglühen. Lieder und Dichtungen aus Österreich. Leipzig 51886. Gerold, Carl, österT. Verleger, Drucker, * 12.6.1783 Wien, t 23.9.1854 Wien. Der Sohn des Druckers und Verlegers Josef G. durchlief eine kaufmännische Lehre in Brünn, wandte sich nach dem Tod seines älteren Bruders dem Buchdruck und Buchhandel zu und arbeitete seit 1807 in dem von seiner Mutter geführten Betrieb, den er 1813 selbständig übernahm. G. leistete Widerstand gegen die vormärzliche Zensur, führte 1816 die Lithographie in den Buchdruck ein und wurde ein Pionier des Wiener Druck- und Verlagswesens Anfang des 19. Jahrhunderts. 1811-13 hatte er die Leitung des Wiener Buchhändlergremiums inne, gehörte 1825 zu den Begründern des Börsenvereins und war 1848 Mitglied des Frankfurter Vorparlaments. In seinem Verlag erschienen u. a. „Die Ostdeutsche Post", „Der Lloyd", „Die Presse" und „Das Fremdenblatt". G. war der Vater von Moriz von —> G. LITERATUR: Carl Junker: Das Haus Gerold in Wien 1778-1925. Wien 1925, S. 31 ff. - Franz Gall: G„ C. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 316. - Firmenchronik Gerold und Co., Universitätsbuchhandlung 1867-1982. Wien 1982, S. 3 f.
Gerold, Karl, Pseud. Paul Schu(h)mann, Peter Meinhardt, Journalist, Verleger, * 29.8.1906 Giengen/Brenz, t 28.2.1973 Frankfurt/Main. Als Fabrikschlosser in Berlin, Mannheim und Friedrichshafen tätig, engagierte sich G. in der Gewerkschaftsbewegung und in der Sozialdemokratie. Seit Ende der zwanziger Jahre war er u. a. Mitarbeiter der „Volkswacht" in Freiburg/Breisgau. Nach dem Reichstagsbrand bis April 1933 in „Schutzhaft" genommen, floh er im Herbst desselben Jahres nach Basel, wo er weiterhin als Kurier und Nachrichtenbeschaffer für den Widerstand tätig war. Im Exil entstand u. a. sein Roman Die Schmuggler von Plivio (1937). Ferner war er Korrespondent schweizer. Zeitungen. Nach seiner Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg wurde G. in schweizer. Lagern interniert und 1945 von einem dortigen Militärgericht wegen Neutralitätsbruchs und nachrichtendienstlicher Tätigkeit zu einjähriger Gefängnishaft verurteilt. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und berichtete für Schweizer Zeitungen aus Wiesbaden. 1946-73 war G. Mitherausgeber und Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau". Er veröffentlichte u. a. Aus dunklen Jahren 1937-1945 (1946) und Ein Leben lang (2 Bde., 1970). WEITERE WERKE: Es lohnt sich noch. Paris 1935. - Die graue Gruft. Aarau 1945. LITERATUR: Bernd Gabler: Die andere Zeitung. Die Sonderstellung der „Frankfurter Rundschau" in der deutschen Nachkriegsrepublik. In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 146-164. Gerold, Moriz (Josef Karl) Ritter von, österr. Verleger, Drucker, * 21.11.1815 Wien, f 6.10.1884 Lindenhof bei Neuwaldegg. Der Sohn Carl ->G.s studierte am Wiener Polytechnikum, wandte sich dann jedoch ebenfalls dem Buchhandel zu und absolvierte eine Ausbildung bei Brockhaus in Leipzig sowie in Paris und London. Seit 1843 arbeitete er im väterlichen Betrieb, übernahm 1848 die Redaktion der dort verlegten „Ostdeutschen Post" und wurde im folgenden Jahr zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer. Seit 1855 führte er das Geschäft in alleiniger Leitung. G. bemühte sich um den Ausbau der Sortimentsbuchhandlung sowie um die Erweiterung des Verlags und der Druckerei. 1856 wurde er Buchdrucker der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Vorsteher der Wiener Korporation des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, 1859 Vorstand des von ihm mitbegründeten Vereins der österreichischen Buchhändler. G. wurde 1876 in den Ritterstand erhoben. LITERATUR: Carl Junker: Der Verein der österreichischungarischen Buchhändler 1859-1899. Wien 1899. - Ders.: Das Haus Gerold in Wien 1775-1925. Wien 1925. - Franz Gall: G., M. Ritter v. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 316 f. Gerst, Wilhelm Karl, Publizist, Architekt, * 28.3.1887 Frankfurt/Main, t 25.3. 1968. Nach dem Studium der Architektur war G. als Architekt in Hannover tätig und übernahm dann die Leitung der „Hildesheimischen Zeitung". Später war er Generalsekretär des Theaterkulturverbandes und des Katholischen Bühnenvolksbundes in Berlin und gehörte 1946 zu den Lizenzträgern der .frankfurter Rundschau". Nach erfolglosen Bemühungen, auch in Westdeutschland eine SED zu gründen, wurde er Mitarbeiter verschiedener Zeitungen der Sowjetischen Besatzungszone in Westdeutschland, gab einen Nachrichtenund Artikeldienst heraus und wurde 1949 Korrespondent der DDR-Nachrichtenagentur ADN in Bonn. WERKE: Gemeinschafts-Bühne und Jugend-Bewegung. Frankfurt/Main 1924. - Bundesrepublik Deutschland unter Adenauer. Berlin 1957. - Eine Abrechnung. Berlin 1960.
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Gerstäcker G e r s t ä c k e r , Friedrich (Wilhelm Christian), Schriftsteller, * 1 0 . 5 . 1 8 1 6 Hamburg, t 3 1 . 5 . 1 8 7 2 Braunschweig. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Kassel erlernte der Sohn des Sängers Samuel Friedrich G. 1835-37 die Landwirtschaft in Döben bei Grimma. 1837 ging er nach Amerika, bereiste die U S A und verdiente seinen Lebensunterhalt u. a. als Koch, Holzfäller, Silberschmied, Matrose, Schokoladenhersteller und Hotelier. Er erzielt einen ersten literarischen Erfolg mit Tagebuchaufzeichnungen, die er seiner Mutter schickte und die als Reiseschilderungen in der Zeitschrift „Rosen" veröffentlicht wurden. 1842 kehrte er nach Deutschland zurück. Weitere Reisen führten ihn 1849-51 über Südamerika und Kalifornien nach Australien, 1860 und 1 8 6 7 / 6 8 nach Süd-, Nord- und Mittelamerika, 1862 als Begleiter Herzog E m s t s von Gotha nach Ägypten und Abessinien. Sein Werk umfaßt zahlreiche Erzählungen, die meist zuerst in der „Gartenlaube" erschienen, und Rom a n e (u.a. Die Flußpiraten des Missisippi, 3 Bde., 1848, die Satire auf das Reisen Herrn Mahlhubers Reiseabenteuer, 1857) und Gold. Ein californisches Lebensbild aus dem Jahre 1849 (3 Bde., 1858). Seine Reisebücher wie Der deutschen Auswanderer Fahrten und Schicksale (1846) wurden als Ratgeberliteratur gelesen. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. 44 Bde., Jena 1872-79. - Reiseromane und Schriften. Hrsg. v. Dietrich Theden u . a . 45 Bde., Berlin 1903-10. - Ausgewählte Erzählungen und Humoresken. 12 Bde., Leipzig 1911. - Reiseschriften. 12 Bde., Berlin 1921. - Reiseromane und Schilderungen aus aller Welt. 18 Bde., Leipzig 1936-39. LITERATUR: Bernhard Jacobstroer: Die Romantechnik bei F. G. Diss. Greifswald 1911. - Erich Seyfahrt: F. G. Ein Beitrag zur Geschichte des exotischen R o m a n s in Deutschland. Diss. Freiburg/Breisgau 1930. - August J. Prahl: G. und die Probleme seiner Zeit. Diss. Baltimore 1933. - Anselm Maler: Der exotische Roman. Stuttgart 1975. - T h o m a s Ostwald: F. G., Leben und Werk. Braunschweig 1976. - Anton Zangerl: F. G. (1816-1872) - R o m a n e und Erzählungen. Struktur und Gehalt. Bern u. a. 1999. G e r s t e n b e r g e r , Liborius, kath. Theologe, Publizist, Politiker, * 1 9 . 4 . 1 8 6 4 R ö d e l s e e / K i t z i n g e n (Bayern), t 5 . 4 . 1 9 2 5 Berlin. Nach seinem Studium an der Univ. Würzburg wurde G. 1887 zum Priester geweiht und war in der Seelsorge tätig. 1893 gehörte er zu den Mitbegründern des „Christlichen Bauernvereins", fungierte als dessen Generalsekretär und wurde 1895 Redakteur des „Fränkischen Bauern". Seit 1903 war G. Chefredakteur des „Fränkischen Volksblatts" in Würzburg und gründete 1905 das „Schweinfurter Volksblatt". 1895-1918 gehörte er dem Bayerischen Landtag, 1895-1925 dem Deutschen Reichstag an. Später wurde er zum Päpstlichen G e h e i m k ä m m e r e r ernannt. Als Reiseschriftsteller veröffentlichte G. u . a . Über Island nach Spitzbergen (1913). WEITERE WERKE: Vom Steinberg zum Felsengebirg. Würz2 burg 1905. - Der Reichstagsvetter. Würzburg 1911. - In 14 Tagen um halb Europa. Würzburg 1912. - Über Island nach Spitzbergen. Würzburg 1913. LITERATUR: M.d.R., '1994, S. 149. G e r s t e n b r a n d , Alfred, österr. Maler, Karikaturist, Schriftsteller, * 1 8 . 2 . 1 8 8 4 Wien, t 7 . 1 . 1 9 7 7 Melk. G. studierte u . a . als Schüler von Felician Myrbach, Koloman —» Moser und Josef —» H o f f m a n n an der Kunstgewerbeschule in Wien und wurde 1918 Mitglied der Wiener Secession, 1939 des Künstlerhauses. E r unternahm zahlreiche Studienreisen nach Italien, Frankreich, auf den Balkan, nach Ägypten sowie 1929 und 1931 in die U S A . Bekannt wurde G. vor allem als Wiener Sittenschilderer, er schuf vorwiegend Porträts, Wiener Ansichten sowie Karikaturen für die
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Wiener „Zeit". Er veröffentlichte einige Romane mit eigenen Illustrationen, darunter Wo in Wien der Wein blüht (1923) und Verlobung in Wyoming (1948). G e r s t e n m a i e r , Eugen (Karl Albrecht), evang. Theologe, Politiker, * 25. 8 . 1 9 0 6 K i r c h h e i m / T e c k , f 1 3 . 3 . 1 9 8 6 Remagen. G „ dessen Vater in einer Klavierfabrik tätig war, absolvierte seit 1921 zunächst ein kaufmännische Lehre, holte 1931 das Abitur nach und studierte dann Philosophie, Germanistik und Theologie an den Universitäten Tübingen, Rostock und Zürich. Seit 1935 Lizentiat der Theologie ( S c h ö p f u n g und Offenbarung. Eine systematische Untersuchung des ersten Artikels, veröffentlicht 1937), w u r d e er 1936 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Außenamt der Evangelischen Kirche in Berlin. 1937 habilitierte er sich an der theologischen Fakultät der Univ. Rostock, erhielt j e d o c h aus politischen Gründen (die öffentliche Lehrprobe 1938 mißlang nach nationalsozialistischem Urteil) keine Lehrerlaubnis. Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus wurde er 1934 verhaftet, Schloß sich 1936 der Bekennenden Kirche und 1938 dem Widerstand an. Bis 1940 arbeitete er im Kirchlichen A u ß e n a m t der evang. Kirche in Berlin-Brandenburg, seit 1940 im Auswärtigen Amt. 1942 w u r d e er zum Konsistorialrat ernannt. Er gehörte zum Kreisauer Kreis um Helmuth James von Moltke und wurde nach dem 2 0 . 7 . 1 9 4 4 erneut verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. 1945 gründete G. in Stuttgart das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, dessen Leitung er bis 1951 innehatte, und gehörte 1948-73 der Synode der E K D an. 1949-69 war er Mitglied des Deutschen Bundestags, 1950-57 der Beratenden Versammlung des Europarats, 1954-69 Bundestagspräsident, 1956-69 stellvertretender Vorsitzender der C D U . Wegen eines vom Ministerium für Staatssicherheit der D D R rekonstruierten Berichts, mit dem G. „faschistische Verstrickungen" unterstellt werden sollten, geriet er unter Druck und legte 1969 sein Bundestagsmandat nieder. G. gehörte zu den Begründern und Eigentümern der seit 1946 erscheinenden Wochenzeitung „Christ und Welt". Er veröffentlichte u . a . Kirche, Volk und Staat (1937) und Neuer Nationalismus? Von der Wandlung der Deutschen (1965). WEITERE WERKE: Die Kirche und die Schöpfung. Eine theologische Besinnung zu dem Dienst der Kirche an der Welt. Berlin 1938. - Reden und Aufsätze. 2 Bde., Stuttgart 1956-62. - Streit und Friede hat seine Zeit. Ein Lebensbericht. F r a n k f u r t / M a i n 1981. LITERATUR: Jochen-Christoph Kaiser: E. G. in Kirche und Gesellschaft nach 1945. In: Protestanten in der Demokratie. Hrsg. v. Wolfgang Huber. München 1990, S. 69-92. - Andreas Meier: E. G. In: Profile des Luthertums. Hrsg. v. WolfDieter Hauschild. Gütersloh 1998, S. 185-201. - JochenChristoph Kaiser: G., Ε. K. A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 760. - Andreas Meier: G., E. In: M d B , Bd. 1, 2002, S. 256 f. G e r s t e r , Matthäus, Schriftsteller, Kritiker, * 2 . 1 2 . 1 8 8 0 Langenschemmern bei Biberach, t 2 4 . 9 . 1 9 5 3 Stuttgart. Zunächst Volksschullehrer, hielt sich G. längere Zeit in Frankreich auf und arbeitete seit 1907 an der Stuttgarter Landesbibliothek. Seit 1911 war er zudem Theaterkritiker des „Deutschen Volksblatts" und schriftstellerisch tätig; er machte sich u m die schwäbische Heimatdichtung verdient. G. veröffentlichte u. a. Das neuere schwäbische Schrifttum (1929) und die Musikernovellen Gotteskindschafi (1948). G e r s t m a n n , Adolf (Joseph), Schriftsteller, Dramaturg, * 3 1 . 7 . 1 8 5 5 O s t r o w o (Posen), t 3 0 . 1 0 . 1 9 2 1 Stuttgart. Nach dem Studium der Philosophie an der Berliner Univ. war G. 1883-88 Redakteur, Feuilletonmitarbeiter und Theaterkritiker der Berliner „National-Zeitung" und wurde an-
Gervinus schließend von L u d w i g Barnay als Dramaturg an das neugegründete Berliner Theater berufen. Seit 1891 wirkte er in gleicher Stellung a m Hoftheater in Stuttgart. G. war Herausgeber der „Theatergeschichtlichen Rückblicke" sowie einer der Leiter der „Deutschen Gesellschaft für Theatergeschichte". Neben Übersetzungen und Bühnenbearbeitungen verschiedener Werke von Turgenjew und Daudet schrieb er Novellen, R o m a n e und einige Bühnenstücke, darunter das Lustspiel Auf verbotenen Wegen (1876). WEITERE WERKE: D i e Leute von Hohen-Selchow. Leipzig 1884. - Der Kernpunkt. Berlin 1885. G e r t , Valeska, eigentl. Gertrud Valesca Samosch, Tänzerin, Schauspielerin, Kabarettistin, * 1 1 . 1 . 1 8 9 2 Berlin, t 1 5 . 3 . 1 9 7 8 K a m p e n (Sylt). N a c h ihrem Schauspielstudium trat G. 1 9 1 0 / 1 1 an den M ü n c h n e r Kammerspielen auf und w u r d e in den zwanziger Jahren durch ihre pantomimischen Tanzimprovisationen und Grotesktänze bekannt, mit denen sie in ganz Europa auftrat. Seit 1918 Tänzerin des Deutschen Theaters in Berlin sowie in Erik Charells Tanzgruppe, w a r G. u. a. in M a x Reinhardts „Schall und Rauch", in Bertolt —»Brechts „Roter R e v u e " und in Werner —> Fincks „ K a t a k o m b e " zu sehen und wirkte zudem als Filmschauspielerin, so etwa 1930 in der Dreigroschenoper. D a n e b e n gehörte sie zeitweise zu den Mitarbeitern des „Berliner Tageblatts", der „Weltbühne" und des „Querschnitts" und gründete 1932 in Berlin ihr eigenes Kabarett „Der Kohlkopp". N a c h der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt G. 1933 Auftrittsverbot, gastierte in Paris, London, Budapest, Prag und N e w York und emigrierte 1938 in die U S A , w o sie 1941-45 in der New Yorker „Beggar Bar" ein Exilkabarett betrieb. 1947 übersiedelte G. nach Zürich, e r ö f f n e t e dort das Kabarett „Valeska und ihr Küchenpersonal" und kehrte 1949 nach Westberlin zurück, um dort 1950 das Kabarettlokal „ H e x e n k ü c h e " und im folgenden Jahr in K a m p e n / S y l t den „Ziegenstall" zu gründen. 1976 wirkte sie in Volker Schlöndorffs Film Der Fangschuß mit. G. veröffentlichte eine Reihe autobiographischer Werke, darunter ihre M e m o i r e n Katze von Kampen (1973). WEITERE WERKE: M e i n Weg. Leipzig 1931. - Die Bettlerbar von New. o . O . o . J . [1950]. LITERATUR: Fred Hildenbrandt: Die Tänzerin V. G. Stuttgart 1928. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 371 f. - Frank Manuel Peter: Auf den Spuren von V. G. Eine dokumentarische Biographie. Berlin 1984. - Johannes Eglau: Ich will leben, auch wenn ich tot bin. Berlin 1992. G e r t h , Hans Heinrich, Soziologe, * 2 4 . 4 . 1 9 0 8 Kassel, t 29.12.1978 Frankfurt/Main. G. studierte seit 1927 an den Universitäten Heidelberg, London und F r a n k f u r t / M a i n , wurde dort 1933 zum Dr. phil. promoviert und war anschließend als Assistent an der Univ. Kiel tätig. 1 9 3 4 / 3 5 gehörte er zu den Mitarbeitern des „Berliner Tageblatts", war 1 9 3 6 / 3 7 für das Berliner Büro der „Chicago Daily N e w s " und der „United Press" tätig und emigrierte 1938 in die U S A . Dort wirkte G. zunächst als Assistant Professor an der University of Illinois und ging 1940 in gleicher Stellung an die University of Wisconsin, w o er 1947 Associated Professor, 1958 Full Professor der Soziologie wurde. D a n e b e n übernahm G. eine Reihe von Gastprofessuren, u. a. 1 9 5 4 / 5 5 an der Univ. F r a n k f u r t / M a i n , 1 9 6 2 / 6 3 in Tokio. Er war Mitherausgeber und Übersetzer von M a x Webers 1946 in N e w York erschienenen Essays on Sociology. WEITERE WERKE: Person und Gesellschaft. F r a n k f u r t / M a i n 1970. - Bürgerliche Intelligenz um 1800. Göttingen 1976. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 372. - Nobuko Gerth: „Between two worlds". Η. G. Eine Biographie. Opladen 2002.
G e r t s c h , M a x , schweizer. Jurist, Schriftsteller, * 1 3 . 1 . 1 8 9 3 Liestal (Kt. Baselland), t 1 8 . 5 . 1 9 7 9 Zollikerberg (Kt. Zürich). D e r aus einer Offiziersfamilie stammende G . Schloß das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. B e r n mit der Promotion ab und ließ sich als Anwalt in Zürich nieder. Daneben schriftstellerisch tätig, wurde er einer der meistaufgeführten zeitgenössischen Dramatiker der deutschsprachigen Schweiz. Zu seinen Hauptwerken zählen die D r a m e n John Law (1933), Menschenrechte (1936) u n d die K o m ö d i e Die Ehe, ein Traum (1940). 1947-51 war G. Herausgeber der Zeitschrift „Das Hühnerei". WEITERE WERKE: Der König. Wien 1933. - Diktatur. Zürich 1934. - D a s B u c h von Tabak. Zürich 1946. G e r v i n u s , Georg Gottfried, Historiker, Publizist, Politiker, * 2 0 . 5 . 1 8 0 5 Darmstadt, f 1 8 . 3 . 1 8 7 1 Heidelberg. G. entstammte einer Handwerkerfamilie und studierte nach Lehre und Tätigkeit als K a u f m a n n in Heidelberg Geschichte, vornehmlich bei Friedrich Christoph Schlosser. 1830 w u r d e er Privatdozent, 1835 a. o . P r o f . in Heidelberg. D e r erste Band seiner methodisch neuartigen Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen (5 Bde., 1835-42) brachte ihm 1836 die Berufung zum o. Prof. für Geschichte und Literaturgeschichte in Göttingen. Das Werk gilt in seiner Verknüpfung von idealistischer Geschichtsphilosophie und empirischer A u s w e r t u n g der Meisterwerke wie der Volksdichtung einer E p o c h e als die Begründung der wissenschaftlichen Literaturgeschichtsschreibung in Deutschland. In Göttingen begann die Freundschaft und enge Z u s a m m e n arbeit mit Friedrich Christoph Dahlmann, Jacob und Wilhelm G r i m m . 1837 schaltete sich G. mit den Grundzügen der Historik in die theoretische Debatte um Ästhetik und politische Urteilskraft der Historiographie ein. Als einer der „Göttinger Sieben" w u r d e G. nach deren Protest gegen den Staatsstreich des Königs von H a n n o v e r E n d e 1837 entlassen und des Landes verwiesen. Als Honorarprofessor wieder in Heidelberg, machten ihn seine zeitgeschichtlichen Vorlesungen, insbesondere „Politik auf geschichtlicher Grundlage", sowie seine politische Publizistik zu einem der f ü h r e n d e n liberal-konstitutionellen Gelehrtenpolitiker im Vormärz und während der Revolution von 1848. Ihm wurde die Chefredaktion der im Juli 1847 gegründeten „Deutschen Zeitung" übertragen, für die er über hundert Artikel selbst verfaßte. Zu Beginn der Revolution w u r d e er Mitglied im Siebzehner-Ausschuß des Deutschen Bundestags und der Frankfurter Nationalversammlung (rechtes Zentrum), allerdings gab er bereits im Juli 1848 sein M a n d a t aus politischer Enttäuschung über die herrschenden Eliten Preußens zurück. Als wissenschaftliche Reaktion auf die Revolutionsniederlage erschien E n d e 1852 die Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, G . ' berühmteste Schrift. Föderalistisches Staatsprinzip und demokratisches Gesellschaftsprinzip sind die Tragachsen dieser Universalgeschichte „politischer Entwicklungsstufen", die G. als gesetzesmäßigen Emanzipationsprozeß von den „Servituten Osteuropas" bis zu den „Sklaven Westindiens" konzipierte. M e thodisch setzte er d e m individualisierend verstehenden Historismus das „analogisierende" Erklären entgegen. Die in der Einleitung enthaltene Kritik am monarchischen Verfassungstypus hat ihm im Großherzogtum B a d e n 1853 einen Hochverratsprozeß und den Entzug der Venia legendi an der Heidelberger Univ. eingetragen. Der Einleitung folgten acht B ä n d e Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts (1855-66). Sie behandeln die europäische Stagnation als Folge des Wiener Kongresses, den Export der Französischen Revolution nach Südamerika sowie die Rückwirkungen dortiger Revolutionen auf die Iberische Halbinsel. Großen R a u m n i m m t die philhellenische B e w e g u n g ein. Das vielfach innovative
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Gerwig Werk, in d e m Volksbewegungen als Träger des sozialen Wandels verglichen werden, bricht mit der Analyse des europäischen Revolutionsjahres 1830 in Band 8 unvollendet ab. Im Jahr des innerdeutschen Staatenkriegs 1866 wurde G. zu einem der schärfsten Bismarck-Kritiker und entwarf gegen dessen Machtstaatspolitik die föderalistische Utopie eines europäischen „Kleinstaatengürtels von Skandinavien bis Sizilien". G. n a h m damit sowohl in der deutschen Wissenschaftskultur als auch im liberalen Bildungsbürgertum eine prominente Außenseiterstellung ein. WEITERE WERKE: Gesammelte kleine historische Schriften. Karlsruhe 1838. - Die Mission der Deutsch-Katholiken. Heidelberg 1845. - Die preußische Verfassung und das Patent vom 3. Februar 1847. M a n n h e i m 1847. - Hinterlassene Schriften. Hrsg. v. Victorie Gervinus. Berlin 1873. G. G . G . ' Leben. Von ihm selbst. 1860. Hrsg. v. J. Keller. Leipzig 1893. LITERATUR: Gangolf Hübinger: G. G. G. Historisches Urteil und politische Kritik. Göttingen 1984. - Michael A n sel: G. G. G.' Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. Nationbildung auf literaturgeschichtlicher Grundlage. F r a n k f u r t / M a i n 1990. - J ö r n Rüsen: Der Historiker als „Parteimann des Schicksals" - G. G. G. In: Ders.: Konfigurationen des Historismus. F r a n k f u r t / M a i n 1993, S. 157-225. - Jonathan F. Wagner: G e r m a n y ' s 19th century Cassandra. T h e liberal federalist G. G. G. New York u . a . 1995. Gangolf Hübinger G e r w i g , Max, schweizer. Jurist, * 30. 1 2 . 1 8 8 9 Basel, t 1 0 . 5 . 1 9 6 5 Basel. G. studierte an den Universitäten Basel, Heidelberg und Leipzig Rechtswissenschaften und gehörte 1919 zu den Begründern der Wochenzeitung „Der A u f b a u " . G. schlug zunächst die Richterlaufbahn ein, war Statthalter am Zivilgericht sowie Appellationsgerichtspräsident in Basel-Stadt und lehrte an der Univ. Basel; bis 1938 amtierte er als Präsident der Kuratel und hatte 1945-54 eine ordentliche Professur für Privat- und Zivilprozeßrecht inne. 1957 erschien sein Hauptwerk Schweizerisches Genossenschaftsrecht. WEITERES WERK: Naturrecht und historische Rechtsschule. Basel 1963. LITERATUR: Festgabe z u m siebzigsten Geburtstag von M a x Gerwig am 3 0 . 1 2 . 1 9 5 9 . Hrsg. von der Juristischen Fakultät der Universität Basel. Basel 1960. G e s s n e r , David, schweizer. Drucker, Verleger, * 1647,
t 1729. G. lebte als Buchdrucker in Zürich und gab vermutlich seit 1672 eine der ersten Wochenzeitungen unter dem Titel „Ordinari-Wochenzeitung" heraus, als Nachfolgerin der Zeitung gleichen Titels der Gebrüder Bodmer. Seit 1673 erschien sie als „Montägliche Wochenzeitung", hieß 1687-1718 „Montags-Zeitung" und w u r d e 1780 durch die „Zürcher Zeitung" ersetzt. G e s s n e r , Salomon, schweizer. Dichter, Maler, Kupferstecher, Verleger, * 1 . 4 . 1 7 3 0 Zürich, t 2 . 3 . 1 7 8 8 Zürich. Der einzige Sohn des Zürcher Verlegers, Buchhändlers und Ratsherrn Konrad G. sollte auf W u n s c h des Vaters bei Spener in Berlin den Buchhandel erlernen. Dieser Plan scheiterte jedoch am Widerstand G.s, der sich ganz der Kunst zu w i d m e n beschloß und seinen Lebensunterhalt durch Landschaftsmalerei und Radieren bestritt, bis er sich mit seinen Eltern aussöhnte und 1751 nach Zürich zurückkehrte, w o er - von kleinen Reisen abgesehen - bis zu seinem Tod blieb. In den folgenden Jahren bis zu seiner Heirat mit der Patriziertochter Judith Heidegger 1761 war G. dichterisch tätig. Nach d e m Prosagedicht Die Nacht (1753) und dem Hirtenroman Daphnis (1754) brachten vor allem seine Idyllen (1756) dem Autor verbreiteten R u h m ein. G. hat es
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verstanden, in den dialogischen, zwischen lyrischen Tönen und bewegter Prosa schwingenden Texten, die eine bukolische Welt spiegeln, empfindsam-moralisches Aufklärungsethos mit zivilisationskritischer Intention zu verbinden. Die kunstvoll inszenierte Naivität entwirft ein Gegenbild zu den Frivolitäten der höfischen Welt des Rokoko. Sie galt als Ideal der wiedergewonnenen Natürlichkeit und fand in Deutschland wie in vielen anderen europäischen Ländern begeisterte Nachahmer, bis diese Art der arkadischen Idyllendichtung durch kräftigere und lebensnähere, auch stärker gegenwartsbezogene Muster im Sturm und Drang abgelöst und durch —> Schillers Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung (1795) auch theoretisch in Frage gestellt wurde. Sie entsprach nämlich aufgrund ihrer Zeitabgewandtheit nicht dessen humanistischer Vorstellung der Idylle als einem in zeitgemäßer Begrenzung dargestellten Entwurf zukünftiger befreiter und versöhnter Menschheit. Die ebenfalls 1756 erschienene Prosadichtung Inkle und Yariko, eine Fortsetzung von —»Bodmers Gedicht gleichen Titels, gibt die aufklärerischen Tugendideale verstärkt in einem negativen Beispiel wieder: D e r Schiffbruch erleidende Engländer Inkle verkauft die Indianerin Yariko, die ihn gerettet hatte, in die Sklaverei. In d e m Prosaepos Der Tod (1758) aktualisiert G. einen alttestamentlichen Stoff. Das Hirtendrama Evander und Alcimna (1762) konfrontiert die als schlecht empfundene Wirklichkeit mit dem positiven idyllisch-naturhaften Gegenbild. Nach d e m auf Winckelmanns Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst zurückgehenden Brief über die Landschaftsmahlerey (1770) trat G. noch einmal mit seinen Neuen Idyllen (1772) an die Öffentlichkeit. Mittlerweile hatte G. auch im bürgerlichen Beruf Fuß gefaßt: Bis 1760 und 1772-79 redigierte er im väterlichen Geschäft, das er 1775 ü b e r n a h m , die „Montags-Zeitung". 1761 wurde er Teilhaber bei Orell, Gessner und C o m p . (1770-98 Orell, Gessne, Füssli und Comp.), 1763 Teilhaber einer Porzellanfabrik. Er war Mitglied im Großen (1765), zwei Jahre später im Kleinen Rat der Zürcher Stadtregierung und bekleidete mehrere richterliche Ämter und machte sich einen N a m e n als Verleger und Herausgeber der 1780 begründeten „Zürcher Zeitung". Mit d e m neuen Interesse an der Aufklärung ist G. aus seiner zeitweiligen Abseitsstellung wieder stärker in den Mittelpunkt der literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung gerückt. WERKE: Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Martin Bircher. 3 Bde., Zürich 1972-74. - Idyllen. Kritische Ausgabe von Ernst Theodor Voss. Stuttgart 1973, 3 1988. LITERATUR: Heinrich Wölfflin: S. G. Frauenfeld 1889. Fritz Bergemann: S. G. M ü n c h e n 1913. - Paul Leemannvon Eick: S. G. Zürich 1930. - Ernst Theodor Voss: S. G. In: Benno von Wiese (Hrsg.): Deutsche Dichter des 18. Jahrhunderts. Berlin 1977, S. 249-279. - Maler und Dichter der Idylle. S. G. 1730-1788. Ausstellungskatalog. Wolfenbüttel 1980. - Martin B i r c h e r / B r u n o Weber: S. G. Zürich 1982. Günter Häntzschel G e s s w e i n , Alfred, österr. Schriftsteller, * 6 . 1 . 1 9 1 1 Ungarisch-Altenburg, t 1 3 . 5 . 1 9 8 3 Wien. G. absolvierte eine Ausbildung zum Gebrauchsgraphiker und wandte sich dann einer literarischen Tätigkeit zu. Seine ersten Gedichte erschienen seit 1945 in der Zeitschrift „Plan" und seit 1955 im „Wort in der Zeit". 1965-72 gab er zusammen mit Alois Vogel die literarischen Jahrbücher „Konfigurationen" heraus und war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „ P o d i u m " sowie der Kleinbuchreihe „Lyrik aus Österreich" (1976 ff.). Sein erster Gedichtband erschien unter dem Titel Leg in den Wind dein Herz (1960), in dem sich G. wie auch später in den Bänden Vermessenes Gebiet (1967) und Der gläserne November (1968), der Betrach-
Geyer tung von Landschaft und Natur zuwandte. Ferner verfaßte G. zahlreiche Hörspiele, von denen insbesondere Dreiunddreißig (1971) und Keine Schonzeit (1973) bekannt wurden. G e u c k e , Kurt, Schriftsteller, * 22.6.1864 Meerane (Sachsen), t 25.12.1941 Berlin. Der Sohn eines Buchhändlers besuchte das Lehrerseminar, wandte sich dann der Bühne zu und war Charakterdarsteller und Dramaturg in Lübeck und Greifswald. 1892-95 arbeitete G. als Journalist des „Dresdner Tageblatts" sowie des „Freiberger Anzeigers" und ging 1898 nach Berlin, wo er bis 1902 Kunstgeschichte und Philosophie studierte und dann bis 1924 Standesbeamter war. Er schrieb Erzählungen, Lyrik und Bühnenstücke (u. a. das Lustspiel Der Meisterdieb, 1907). 1935 erschien sein Roman Vor der Wende. WEITERE WERKE: Nächte. Berlin 1897. - Sebastian. Berlin 1900. - Die Tochter des Loredan. Berlin 1915. LITERATUR: August Püringer: K. G. Leipzig 1924. G e w e y , Franz Xaver Karl, österr. Schriftsteller, * 14.4.1764 Wien, t 18.10.1819 Wien. Der Sohn eines Juristen studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und gründete 1787 zusammen mit Freunden ein Privattheater. 1789 trat G. in den Staatsdienst ein, arbeitete im Generalkommando, im Hofkriegsrat sowie in der Präsidialkanzlei des Landeskommandeurs von Kärnten in Klagenfurt, den er nach Holland begleitete. Seit 1795 war G. in der Hofkanzlei in Wien tätig. Bekannt wurde er als volkstümlicher Bühnendichter, dessen zahlreiche Lustspiele, darunter Die Modesitten (1796) und Der Totenansager seiner selbst (1807), vielfach aufgeführt wurden. 1813-19 war G. Herausgeber der von Joseph —» Richter gegründeten Altwiener Volkszeitschrift „Eipeldauer-Briefe" und verfaßte ferner Operntexte, Parodien und Travestien. WEITERE WERKE: Wien mit seinen Vorstädten humoristisch geschildert. Wien o.J. - Der seltene Prozeß. Schauspiel. Wien 1802. - Der hölzerne Liebesbothe oder Die Neuigkeitswuth. Oper. Eisenstadt 1807. - Pigmalion oder Die Musen bey der Prüfung. Parodie. Wien 1817. LITERATUR: ÖBL, Bd. 1, 1957, S. 433. - Gustav Gugitz: G., F. X. K. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 355. G e y e r , Anna, geb. Elbert, Journalistin, Parteifunktionärin, * 13.3.1893 Frankfurt/Main, f 2.3.1973 Detroit (USA). Die Tochter eines Bildhauers machte eine Ausbildung als Sekretärin, Schloß sich der SPD, später der USPD an und gehörte zusammen mit ihrem Ehemann Curt Theodor —> Geyer zu den Aktivisten des linken USPD-Flügels. Seit 1919 Mitglied der sächsischen Volkskammer, trat G. 1920 in die KPD ein und wurde Leiterin des Parteipressedienstes in Berlin. Nach ihrem Ausschluß aus der KPD 1921 trat sie 1922 in die Rest-USPD, Ende 1922 in die SPD ein und wurde Mitarbeiterin des „Vorwärts". 1933 emigrierte G. nach Prag, 1937 nach Frankreich. Sie war Mitarbeiterin des „Neuen Vorwärts", seit 1937 des „Pariser Tageblatts" und floh 1940 über Südfrankreich und Lissabon in die USA. 1941 wurde G. Mitglied des von Albert Grzesinski gegründeten German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism und der Association of Free Germans. Sie veröffentlichte u. a. Die Frauenerwerbsarbeit in Deutschland (1924, Neuausg. 2004). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 221. G e y e r , Curt Theodor, Journalist, Politiker, * 19.11.1891 Leipzig, t 24.6.1967 Lugano (Schweiz). Der Sohn Friedrich August —>G.s studierte 1911-14 Geschichte und Volkswirtschaft an der Univ. Leipzig, wurde promoviert (Politische Parteien und Verfassungskämpfe in Sachsen von der Märzrevolution bis zum Ausbruch des
Maiaufstandes 1848-1849) und war anschließend in der Redaktion der „Leipziger Volkszeitung" tätig. Ende 1914 wechselte er zur „Fränkischen Tagespost" nach Nürnberg, war 1915-17 Chefredakteur des .fränkischen Volksfreunds" in Würzburg und arbeitete danach erneut bei der „Leipziger Volkszeitung". G. Schloß sich der USPD an, wurde einer der Wortführer ihres radikalen Flügels und spielte im November 1918 eine maßgebliche Rolle im Leipziger Arbeiter- und Soldatenrat. Im selben Jahr war er beim Berliner Rätekongreß Fraktionsvorsitzender seiner Partei, gehörte 1919-24 der Nationalversammlung und dem Reichstag an und propagierte den Zusammenschluß von USPD und KPD sowie den Beitritt zur Kommunistischen Internationale. 1921 ging er als Vertreter der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands nach Moskau, wurde aus der Partei ausgeschlossen und trat 1922 in die SPD ein. Bis 1933 war G. Redakteur des „Vorwärts", wurde nach seiner Emigration Leiter des ,.Neuen Vorwärts" in Prag und Paris und gehörte 1938-42 dem Exilvorstand der SPD an. Seit 1939 lebte er in London und war dort 1947-63 Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung". G. war mit Anna —> G. verheiratet. WEITERE WERKE: Die USPD am Scheidewege. Berlin 1920. - Die Partei der Freiheit. Paris 1939. - Macht und Masse. Hannover 1948. - Die revolutionäre Illusion. Zur Geschichte des linken Flügels der USPD. Erinnerungen. Stuttgart 1976. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 221. - M.d.R., 3 1994, S. 151. G e y e r , Flodoard, Komponist, Musikpädagoge, * 1.3.1811 Berlin, t 30.4.1872 Berlin. G. wechselte nach anfänglichem Studium der Theologie zur Musik, studierte Komposition bei Joseph —»Marx und gründete 1842 den akademischen Männergesangverein, dessen Leitung er übernahm. G. gehörte zu den Begründern des Berliner Tonkünstlervereins, war als Musikkritiker für die „Spenersche Zeitung", die „Neue Berliner Musikzeitung" sowie den „Deutschen Reichsanzeiger" tätig und unterrichtete 1851-66 am Sternschen Konservatorium, seit 1856 als Professor. G. verfaßte 1862 eine Musikalische Kompositionslehre und komponierte mehrere Opern, das lyrische Melodrama Maria Stuart, Symphonien sowie kirchen- und kammermusikalische Werke. G e y e r , Franz Xaver, kath. Theologe, Missionsbischof, * 3.12.1859 Regen, t 2.4.1943 Banz. Als „Häuslerssohn" geboren, studierte G. in München Theologie und Rechtswissenschaft und trat im November 1880 in das Missionsinstitut „Söhne des Heiligsten Herzens" Daniele Combonis in Verona ein. 1882 zum Priester geweiht, hielt er sich bis 1896 in Afrika auf. In der Folgezeit war G. Stellvertreter des zentralafrikanischen Bischofs Sogaro, Seelsorger von Assuan am Nil und später von Suakin am Roten Meer. Zweimal unternahm er Werbereisen für die Afrikamission in Europa. 1895 betrieb er in Brixen die Einrichtung eines Missionshauses, dem er bis 1903 als Rektor und Novizenmeister vorstand. Er war Redakteur der von ihm gegründeten Missionszeitschrift „Stern der Neger". 1903 wurde er zum Apostolischen Vikar von Zentralafrika ernannt und als Titularbischof von Trocnade in München geweiht. Aufgrund der Behinderungen der Missionstätigkeit durch den Ersten Weltkrieg legte G. 1921 sein Amt nieder, kehrte 1922 nach Deutschland zurück und gründete, nachdem er u. a. auf einer zweijährigen Reise durch Nordamerika finanzielle Mittel eingetrieben hatte, 1926 die „Gemeinschaft von den heiligen Engeln", die der auslandsdeutschen Seelsorge dienen sollte. Für die Gemeinschaft erwarb G. zunächst ein Haus in Bad Godesberg und 1934 das Kloster Banz bei Lichtenfels. Er veröffentlichte u. a. Missionsbischof Daniel Comboni (1907), Handbuch für die Missionäre des Apostolischen Vikariats
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Geyer (1914) und Die deutsche Auslandsseelsorge und eine deutsche Auslandspriesteranstalt (1922). WEITERE WERKE: Durch Sand, Sumpf und Wald. Missionsreisen in Zentralafrika. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1914. - Bei den Deutschamerikanern. Godesberg 1926. G e y e r , Friedrich August, Fabrikant, Politiker, Redakteur, * 1 2 . 3 . 1 8 5 8 Großenhain (Sachsen), t 2 2 . 1 . 1 9 3 7 Tharandt. Zunächst Zigarrenarbeiter, seit 1882 Zigarrenfabrikant, war G. 1890-95 Redakteur des „Wählers" und der „Leipziger Volkszeitung", 1895-1918 des „Tabak-Arbeiters". Seit 1871 Sozialdemokrat, war er 1885-97 Mitglied der Zweiten K a m m e r des sächsischen Landtags und amtierte von N o v e m b e r 1918 bis Januar 1919 als sächsischer Finanzminister. 1 9 1 9 / 2 0 gehörte G. der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung an. Er war der Vater von Curt T h e o d o r —> G. G e y l i n g , Remigius, österr. Maler, Bühnenbildner, * 2 9 . 6 . 1 8 7 8 Wien, t 4 . 3 . 1 9 7 4 Wien. Der Sohn des Malers Rudolf G. erlernte zunächst im Familienbetrieb die Glasfenstererzeugung und Glasmalerei und absolvierte seine künstlerische Ausbildung seit 1898 an den Kunstgewerbeschulen in Wien und München. Bis 1904 hatte er zusammen mit Otto Prutscher ein Atelier für Einrichtungs- und Ausstattungsbedarf, erhielt 1905 Aufträge zur Ausstattung der Volksoper und ü b e r n a h m 1908 die Leitung der Kostümwerkstätten der Literarischen Kammerspiele. G. gehörte zu den Begründern der Zeitschrift „Die Muskete", wirkte als künstlerischer Beirat österr. S t u m m filme und war auch als Karikaturist tätig. 1909-11 sowie 1922-45 wirkte er als Ausstattungschef a m Wiener Burgtheater, w o er 1925 erstmals szenische Wechselbilder mittels Großwechselbildprojektion verwendete. 1913-22 stand G. der Gesellschaft für Bühnen- und Filmkunst vor. LITERATUR: R. G. Bühnenbildner zwischen Jugendstil und Expressionismus. Wien 1971 (Ausstellungskatalog).
Zeitung", die sich später zum offiziösen Blatt f ü r die kaiserlichen Erblande entwickelte. Seit 1722 gab G. auch die Zeitung „Mercurius" heraus. Wie sein Vater war er Hof- und Universitätsdrucker, seit 1728 auch Gemeiner Buchdrucker der Stadt Wien. LITERATUR: Franz Gall: G., J. P. van. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 365 f. G i d a l , N a c h u m Tim, eigentl. Ignaz N a c h u m Gidalewitsch, Photograph, Journalist, * 1 8 . 5 . 1 9 0 9 München, t 4 . 1 0 . 1 9 9 6 Jerusalem. G. studierte seit 1928 Geschichte, Kunstgeschichte und Nationalökonomie in München, Berlin und Basel, w o er 1935 promoviert wurde (Bildberichterstattung und Presse, gedruckt 1956). Als Photograph 1929-33 u . a . für die „Münchner Illustrierte Presse", die „Jüdische R u n d s c h a u " und die . f r a n k f u r t e r Illustrierte" tätig, schuf er nach der Emigration 1933 in die Schweiz, 1936 nach Israel, zahlreiche Photoreportagen und -essays (u.a. seit 1938 f ü r „Picture Post", „ L i f e " und „Parade"). Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg in der britischen A r m e e 1947-70 in den USA, Deutschland und der Schweiz ansässig, beschäftigte er sich neben der Arbeit als freier Photograph sowohl mit der Geschichte der Photographie als auch mit der Geschichte der Juden (u. a. Ursprung und Entwicklung des modernen Fotojoumalismus, 1972; Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik, 1988; Chronik des Lebens. Die moderne Fotoreportage, 1993). 1953-55 lehrte er an der N e w School of Social Research in N e w York und war 1971-87 Senior Lecturer für die Geschichte der visuellen Kommunikation an der Hebrew University in Jerusalem. Zu den Veröffentlichungen G.s, eines Wegbereiters der modernen Photoreportage, gehören ferner Jüdische Kinder in Eretz Israel (1936), Ewiges Jerusalem (1980) und Nachum Tim Gidal - Photographs 1929-1991 (1992). 1992 wurde G. zum Honorary Fellow der Royal Photographie Society in London gewählt. WEITERES WERK: Jüdische Kinder in Erez Israel. Ein Fotobuch. Berlin 1936. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 374.
G h e l e n , Johann van, Drucker, getauft 2 3 . 5 . 1 6 4 5 Antwerpen, f 1 3 . 5 . 1 7 2 1 Wien. Der einer ursprünglich in Westfalen beheimateten, dann in Antwerpen ansässigen Buchdruckerfamilie entstammende G. erhielt seine Ausbildung in seiner Heimatstadt, dann in Breygen bei Villvorden. E r absolvierte eine Buchdruckerlehre, kam Anfang der siebziger Jahre über Brüssel nach Wien, w o er in die Offizin Johann Baptist Hacques eintrat, heiratete 1672 die Schwägerin seines Prinzipals und übernahm 1678 die Offizin Hacque. Als Universitätsbuchdrucker errang G. bald eine bedeutende Stellung, erhielt die kaiserlic h e Konzession z u m Druck einer lateinischen und welschen Zeitung und druckte auch zahlreiche fremdsprachige Werke. Für seine Zeitungen errichtete er ein Korrespondenzbüro, druckte 1701 das erste Wiener Adreßbuch und wurde im selben Jahr zum wirklichen Hofbuchdrucker ernannt. G. war der Vater von Johann Peter van —»G. LITERATUR: Franz Gall: G., J. van. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 365. G h e l e n , Johann Peter van, österr. Drucker, * 1673 Wien, t 1 9 . 9 . 1 7 5 4 Wien. Der Sohn Johann van —»G.s studierte an der Univ. Wien und absolvierte eine Buchdruckerlehre im väterlichen Betrieb, seit 1692 eine Buchhändlerlehre in Brüssel. 1693 begab sich G. auf eine Bildungsreise durch Deutschland, Frankreich und Italien, arbeitete nach seiner Rückkehr in der Offizin seines Vaters und war vorwiegend als Redakteur des „Corriere ordinario" tätig. Nach d e m Tod Johann van G.s 1721 übernahm er die Offizin und den Buchhandel und erwarb noch im selben Jahr das „Wienerische Diarium", seit 1728 „Wiener
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G i e s b e r t s , Johann, Politiker, Gewerkschafter, * 3 . 2 . 1 8 6 5 Straelen (Kr. Geldern), t 7 . 8 . 1 9 3 8 Mönchengladbach. Im väterlichen Betrieb z u m Bäcker ausgebildet, mußte G. in anderen Berufen z u m Unterhalt der Familie beitragen. Seit 1893 in der kath. Arbeiterbewegung, nahm er 1897 an der Internationalen Arbeiterschutzkonferenz in Zürich teil, w u r d e 1899 Redakteur der „Westdeutschen Arbeiterzeitung" in München-Gladbach, war einer der Begründer der christlichen Gewerkschaftsbewegung und arbeitete zeitweise als Redakteur des „Zentralblaus der christlichen Gewerkschaften". Seit 1905 saß er als erster Arbeitervertreter des Zentrums im Reichstag, seit 1906 auch im Preußischen Landtag. Seit 1917 im Reichswirtschaftsministerum, w u r d e er im Oktober 1918 Staatssekretär im neugebildeten Arbeitsministerium und war 1919-22 Reichspostminister. 1919 gehörte G. der Weimarer Nationalversammlung an, 1920-33 wieder d e m Reichstag. 1924 erschienen seine Memoiren Aus meinem Leben. WEITERE WERKE: Die christliche Gewerkschaften in der Arbeiterbewegung. Köln 1907. - Neudeutscher Parlamentarismus. Berlin 1918. - Die Gefährdung der Gewerkschaftsbewegung. Essen 1927. LITERATUR: Joseph Joos: A m Räderwerk der Zeit. Augsburg 1951. - Ders.: S o sah ich sie. Augsburg 1958. - Helga Grebing: G., J. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 375 f. - M.d.R., 3 1994, S. 152. G i e ß l e r , Rupert, Journalist, * 2 3 . 9 . 1 8 9 6 Mannheim, t 1 5 . 1 0 . 1 9 8 0 Freiburg/Breisgau. D e r Sohn des Juristen und Politikers Franz Josef G. begann nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft
Girardet das Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie, das er 1925 an der Univ. Freiburg/Breisgau mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß. Er wurde Feuilletonredakteur bei der Freiburger „Tagespost", wo er später im politischen Ressort tätig war. 1940 erhielt er Berufsverbot, arbeitete dann beim Verlag Alsatia in Colmar und wurde 1945 Chefredakteur der „Freiburger Nachrichten". Im folgenden Jahr übernahm G. die Leitung des Feuilletons der neugegriindeten ,3adischen Zeitung", als deren verantwortlicher Redakteur er bis 1965 wirkte. 1946-52 war er Vorsitzender des neugegründeten Presseverbandes Baden, 1953-60 erster Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes und 1956-60 Sprecher des Deutschen Presserats, zu dessen Gründern er zählte. L. veröffentlichte u. a. Zehn Jahre Deutscher Presserat (1966). Gildemeister, Johann Carl Friedrich, Jurist, Diplomat, * 13.12.1779 Duisburg, t 24.9.1849 Bremen (?). G. Schloß das Studium der Rechtswissenschaften 1803 mit der Promotion ab und ließ sich als Rechtsanwalt in Bremen nieder. Später war er Agent des deutschen Verwaltungsrats in Bremen, danach zeitweise Redakteur der „Bremer Zeitung" und wurde 1816 in den Senat gewählt. 1827 reiste G. nach Brasilien, um einen Handelsvertrag zwischen den Hansestädten Hamburg und Bremen und Brasilien abzuschließen. G. war der Vater von Otto —> G. WERKE: Finks und Bergers Ermordung. o.O. 1814. - Ueber das Verhältniß der Französischen Sprache zum Deutschen Jugend-Unterrichte. Bremen 1819. Gildemeister, Otto, Pseud. Giotto, Politiker, Schriftsteller, Übersetzer, * 13.3.1823 Bremen, t 26.8.1902 Bremen. Der Sohn Johann Carl Friedrich —»G.s studierte seit 1842 Geschichte, klassische Philologie und moderne Sprachen an der Univ. Berlin und wurde bereits zu seiner Studienzeit durch die Übersetzung von Shakespeares König Lear bekannt. 1844 wechselte G. an die Univ. Bonn, brach sein Studium jedoch ab und wurde Mitarbeiter der „Weser-Zeitung" in Bremen, deren Hauptschriftleitung er 1850 übernahm. Seit 1852 Senatssekretär, wurde er 1857 in den Senat gewählt, übernahm dort die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten und vertrat seine Heimatstadt nach der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 im Bundesrat. 1871-87 amtierte G. mit Unterbrechungen als Bürgermeister in Bremen und widmete sich nach der Niederlegung seiner Ämter 1890 publizistischer Tätigkeit. Neben seiner sechsbändigen Byron-Übersetzung, die 1864/65 erschien, war er maßgeblich an der Shakespeare-Ausgabe Friedrich von —> Bodenstedts 1867-71 beteiligt und wurde mit den Übersetzungen von Ariosts Rasendem Roland und Dantes Göttlicher Komödie bekannt. Seine Essays erschienen 1896 in einer zweibändigen Ausgabe. WEITERES WERK: Aus den Tagen Bismarcks. Leipzig 1913. LITERATUR: Rudolf Thiel: O. G. als Übersetzer englischer Dichtungen. Diss. Breslau 1937. - Friedrich Prüser: G., O. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 395 f. Gillhoff, Johannes, Schriftsteller, Volkskundler, * 24.5.1861 Glaisin (Mecklenburg), t 16.1.1930 Parchim. Der zum Seminarlehrer ausgebildete G. bemühte sich in seinen literarischen Werken um eine Heimatkunst, die volkstümliche Stoffe in einfacher Form darbietet. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Roman Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer (1917, 41955), dessen realen Hintergrund Briefe bilden, die ein ausgewanderter Tagelöhnersohn als reicher Farmer an seinen ehemaligen Lehrer, den Vater G.s, schrieb. 1925-30 war G. Redakteur der „Mecklenburgischen Monatshefte". LITERATUR: Hartmut Brun: J. G. und die Mecklenburgischen Monatshefte. In: Strohkaten 2003, S. 111-122.
Girardet, Hellmut, Verleger, * 2.9.1902 Essen, t 23.5.1973 Wien. Der Sohn von Wilhelm (I) G. und Bruder von Paul —> G. studierte Volkswirtschaft an den Universitäten Heidelberg, Königsberg und Würzburg, wurde 1926 zum Dr. rer. pol. promoviert (Der Einfluß der Ruhreinbruchs vom 11. Januar 1923 auf die rheinisch-westfälische Tagespresse) und erhielt bis 1933 eine umfassende Ausbildung in verschiedenen Verlagen. 1933 trat er in die Berliner Redaktion der Girardet-Zeitungen ein und übernahm nach der Auflösung der Großverlage durch die Nationalsozialisten 1936 als Herausgeber den „General-Anzeiger" in Wuppertal. Nach seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg gab G. diese Zeitung seit 1949 wieder heraus, die bald zu den bedeutendsten deutschen Regionalzeitungen gehörte und mit zahlreichen anderen Blättern kooperierte. Seit seiner Gründung 1952 war G. Vorstandsmitglied im Verein Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger, 1962-67 dessen Vorsitzender. 1967 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. WEITERE WERKE: Rückblick und Ausblick. Die aktuellen Probleme der deutschen Tageszeitungen. Bad Godesberg 1968. - Dr. H. G. In: Ich über mich. 50 prominente Wuppertaler erzählen. Hrsg. v. Ute Lähnemann. Wuppertal 1969, S. 51-53. LITERATUR: Dr. H. G. 65 Jahre In: ADW-Union 12 (1967) S. 526 f. - Verleger Dr. H. G. 65 Jahre. In: Der neue Vertrieb 19 (1967) S. 662 f. Girardet, Paul, Verleger, * 6.12.1878 Essen, t 28.7.1970 Gut Buchberg (Oberbayern). Der Sohn Wilhelm (I) ->G.s und Bruder Hellmut ->G.s erhielt eine verlegerische Ausbildung, die er 1902 auf Reisen nach Schottland, Skandinavien und Rußland fortsetzte, und übernahm 1903 die Leitung des Düsseldorfer Verlagshauses W. Girardet. Die „Düsseldorfer Nachrichten" als Zeitung des Verlags entwickelten sich unter seiner Führung zur größten Zeitung am Niederrhein. Als 1936 das Gesamtunternehmen infolge staatlichen Drucks aufgeteilt wurde, übernahm G. als Alleininhaber den Düsseldorfer Verlag und konnte die „Düsseldorfer Nachrichten" bis 1945 herausgeben, die 1949 nach der Aufhebung des Lizenzzwangs wieder erschienen. Seit 1925 war er ungarischer Generalkonsul in Düsseldorf. LITERATUR: 1878-1963. Jubiläumsschrift zum 85. Geburtstag von General a.D. P. G. Hrsg. v. Hermann Eich. Düsseldorf 1963. Girardet, Wilhelm (I), Verleger, Unternehmer, * 14.6.1838 Lennep bei Düsseldorf, t 4.5.1918 Honnef bei Bonn. G. machte eine Buchbinderlehre im väterlichen Betrieb in Lennep, verbrachte seine Gesellenjahre auf Wanderschaft in England, Frankreich und der Schweiz und gründete 1865 eine Buchbinderei in Essen, die sich bald zur Buchdruckerei Wilhelm Girardet entwickelte. 1879 gründete er die Fachzeitschrift „Anzeiger für das Berg-, Hütten- und Maschinenwesen", 1881 errichtete er einen großen graphischen Betrieb. Seit 1882 gab G. die landwirtschaftliche Zeitschrift „Feld und Wald" heraus; bis 1906 gründete er zahlreiche Tageszeitungen, darunter den „Leipziger Generalanzeiger", die „Neue Hamburger Zeitung" und die „Düsseldorfer Nachrichten". Ferner erschienen eine Reihe von Verbandszeitschriften. 1906 zog sich G. aus der Unternehmensleitung zurück. G. war der Vater von Paul und Helmut —» G. LITERATUR: Karl Wülrath: W. G. 1838-1918. o.J. (unveröffentl. Manuskript, Archiv Giradet Verlag). - Barbara Gerstein: G„ W. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 408 f. - Girardet Essen 1865-1965. Essen 1965. - Meinolf Nowak: W. G. (1838-1918). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.):
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Girardet Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 181-192. - H a n s Wolfgang Wolter: W . G. Zur Biographie einer Unternehmerpersönlichkeit der Gründerzeit. Essen 1980. - Ders.: Generalanzeiger - das pragmatische Prinzip. Zur Entwicklungsgeschichte und Typologie des Pressewesens im späten 19. Jahrhundert mit einer Studie über die Zeitungsunternehmungen W . G.s. Boc h u m 1981. G i r a r d e t , Wilhelm (III), Verleger, Drucker, * 2 9 . 1 0 . 1 9 0 2 Zürich, t 2 6 . 5 . 1 9 9 6 Essen. Der Sohn des Verlegers und Druckereibesitzers Wilhelm (II) G. und Enkel Wilhelm (I) —> G.s studierte in Tübingen und M a r b u r g Rechtswissenschaft und wurde 1927 promoviert. N a c h mehrjähriger praktischer Ausbildung in Drucktechnik und Pressewesen in Deutschland und den U S A trat er 1931 in das elterliche Unternehmen in Essen ein u n d übernahm die Verlagsleitung der „Essener Allgemeinen Zeitung". Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 setzte G. sein Engagement im Bereich der Drucktechnik fort und m a c h t e die F i r m a zu einem der leistungsfähigsten graphischen Großbetriebe der Bundesrepublik Deutschland. 1977 schied er als persönlich haftender Gesellschafter aus. G i r n u s , Wilhelm (Karl Albert), Publizist, Philologe, * 2 7 . 1 . 1 9 0 6 Alienstein (Ostpreußen), t 1 0 . 7 . 1 9 8 5 Berlin. G. studierte seit 1925 Malerei und Kunstgeschichte an den Kunstakademien Kassel und Breslau und wechselte dann z u m Studium der deutschen und französischen Literatur an den Universitäten Breslau, Königsberg und an der Sorbonne in Paris, das er 1928 mit dem Staatsexamen f ü r das höhere Lehrfach in Berlin abschloß. Seit 1929 KPD-Mitglied, war G. bis 1933 als Kunst- und Zeichenlehrer tätig, während des „Dritten Reiches" wegen seiner politischen Gesinnung fast ständig inhaftiert, zunächst in den Zuchthäusern Brandenburg und Amberg, später in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Flossenbürg. N a c h dem Zweiten Weltkrieg trat G. wieder der K P D bei, gehörte 1946-49 als stellvertretender Intendant der Leitung des Berliner R u n d f u n k s sowie bis 1953 dem Redaktionskollegium des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland" an und war 1951-54 Mitglied der Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten. 1957-62 Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR, hatte er 1962-71 eine Professur f ü r Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin inne. 1963-81 war G. Chefredakteur der Zeitschrift „Sinn und F o r m " . Er veröffentlichte u. a. Zur Idee der sozialistischen Hochschule (1957), Essays (1961) und Wozu Literatur? Reden, Essays, Gespräch (1976). LITERATUR: Literatur in der D D R . Gespräche mit W. G. und Stefan H e y m . Hrsg. v. Andreas W. Mytze. Berlin 1974. G i r s c h n e r , Karl Friedrich (Johann), Komponist, Redakteur, * 1794 Spandau (heute zu Berlin), f Juni 1860 Libourne (Frankreich). Der Sohn eines Soldaten w u r d e zunächst als Militärmusiker im Regiment seines Vaters ausgebildet und setzte sein Musikstudium in Berlin und F r a n k f u r t / O d e r fort. 1820 übern a h m G. eine Organistenstelle an der Neuen Kirche in Berlin und leitete seit 1822 die von Johannes Bernhard Logier gegründete Musikschule. In seinen Schriften trat er f ü r das von Logier entwickelte musikpädagogische System ein, wurde jedoch von anderen Musiktheoretikern heftig bekämpft, so daß er schon bald gezwungen war, das Institut aufzugeben. 1833 gab G. die nur einen Jahrgang umfassende „Berliner Musikalische Zeitung" heraus und lebte seit 1835 als Musiklehrer in Potsdam. 1837 wurde er Musikdirektor und Chorleiter der Ziethenschen Theatergesellschaft in Danzig, 1839 Theaterkapellmeister in Aachen und war 1840-48 Organist der protestantischen Kirche und Lehrer für Orgel
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a m Konservatorium in Brüssel. G. komponierte u. a. Symphonien, eine Oper sowie Kirchenmusik. LITERATUR: Otto Elben: Der volkstümliche deutsche Männergesang. Tübingen 2 1887. - Festschrift zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Aachener Liedertafel. Bearb. v. Heinrich Savelsberg. Aachen 1932. G i r s c h n e r , Otto, Dirigent, Musikpädagoge, Redakteur, * 8 . 8 . 1 8 6 2 Langensalza, t n. e. G. besuchte das Lehrerseminar in Hildburghausen, wandte sich dann jedoch der Musik zu und wurde in Meiningen ausgebildet, w o er als Mitglied der Hofkapelle unter Hans von Bülow tätig war. 1882-84 setzte G. sein Musikstudium an der Kgl. Musikschule in Würzburg fort, ging als Dirigent der Singakademie nach Ratibor und w u r d e später Redakteur der Musikzeitung „ H a r m o n i e " in Hannover. Seit 1893 war er Lehrer f ü r Musikgeschichte, Klavier und Theorie am Städtischen Konservatorium in Dortmund. G. veröffentlichte u. a. eine Allgemeine Musiklehre. WEITERE WERKE: Juristisches Taschen-Buch zum praktischen Gebrauch für Musikdirigenten, Komponisten, MusikSchriftsteller. Bamberg 1899. - Repetitorium der Musikgeschichte. Köln 1915, 1 0 1939. G i s e k e , Nikolaus Dietrich, Dichter, * 2 . 4 . 1 7 2 4 NemesC a o o bei Güns (Westungarn), f 2 3 . 2 . 1 7 6 5 Sondershausen. N a c h dem frühen Tod seines Vaters wuchs der Pfarrerssohn in Hamburg auf, w o er zusammen mit Johann Arnold —»Ebert und B a s e d o w die Schule besuchte und von —»Brockes und —»Hagedorn in seinen dichterischen Talenten gefördert wurde. Seit 1745 studierte G. Theologie in Leipzig, freundete sich dort u. a. mit Johann Andreas —»Cramer, Karl Christian —»Gärtner, Johann Adolf - » Schlegel, Geliert und Klopstock an und arbeitete an den „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" mit, deren Redaktion er 1747 übernahm. 1 7 4 7 / 4 8 gab G. zusammen mit J. A. Cramer, J. A. Ebert und Gottlieb Wilhelm —> Rabener die moralische Wochenschrift „Der Jüngling" heraus. Seit 1748 Hauslehrer in Hannover, später in Braunschweig, w u r d e G. 1753 Prediger in Trautenstein/ Harz, trat 1754 die Nachfolge Cramers als Hofprediger in Quedlinburg an und w u r d e 1760 Superintendent und Konsistorialrat in Sondershausen. Er schrieb Gelegenheitsgedichte, Oden und Lieder, die zu seinen Lebzeiten jedoch nur vereinzelt erschienen, u . a . in der von ihm selbst als Fortsetzung der „Neuen Beiträge" herausgegebenen „Sammlung vermischter Schriften, von den Verfassern der bremischen neuen Beiträge" (3 Bde., 1748-57). WEITERE WERKE: Poetische Werke. Braunschweig 1767. Neudr. München u. a. 1994. - Das Glück der Liebe. Braunschweig 1769. Neudr. M ü n c h e n u . a . 1994. LITERATUR: Werner Lippert: N. D. G. Diss. Greifswald 1915. G i s e k e , (Heinrich Ludwig) Robert, Schriftsteller, Journalist, * 1 5 . 1 . 1 8 2 7 Marienwerder (Ostpreußen), t 1 2 . 1 2 . 1 8 9 0 Leubus (Schlesien). D e r Urenkel Nikolaus Dietrich —»G.s studierte seit 1846 an den Universitäten Breslau und Halle Theologie, Philosophie und Geschichte und w u r d e 1852 zum Dr. phil. promoviert. D a er wegen Veröffentlichungen während der Revolutionszeit nicht in den preuß. Staatsdienst eintreten konnte, wandte sich G. einer schriftstellerischen Tätigkeit zu. 1855 wurde er Redakteur der „Novellenzeitung" in Leipzig, arbeitete in den folgenden Jahren für eine Reihe von politischen Zeitungen in Dresden und veröffentlichte neben historischen Dramen vorwiegend Romane. Seit 1866 lebte G. wegen einer Gemütskrankheit in der Heil- und Pflegeanstalt in Leubus. Er stand dem Literaturprogramm des Nachmärz kritisch gegenüber und lehnte es ab, die Literatur für die Ziele der nationalen
Glaser Einigung einzusetzen. A m bekanntesten wurde sein Zeitroman Moderne Titanen (3 Bde., 1850). WEITERE WERKE: Pfarr-Röschen. 2 Bde., Bremen 1851. Carriere. Ein Miniaturbild aus der Gegenwart. 2 Bde., Leipzig 1853. - Käthchen. 4 Bde., Breslau 1864. - Dramatische Bilder aus Deutscher Geschichte. 2 Bde., Leipzig 1878. LITERATUR: Richard M . Meyer: G., R. In: A D B , Bd. 49, 1904, S. 367 f. G i s l e r , Anton, schweizer, kath. Theologe, * 2 5 . 3 . 1 8 6 3 Bürglen (Kt. Uri), f 4 . 1 . 1 9 3 2 Chur. G. wurde 1887 in R o m zum Priester geweiht und zum Dr. phil. et theol. promoviert, 1888 Kaplan und Prof. in Altdorf und war seit 1890 seelsorgerisch in Bürglen tätig. 1893 wurde er Prof. der Dogmatik und Homiletik am Priesterseminar in Chur, 1906 Domherr, 1913 Regens. G. war seit 1893 Mitherausgeber der „Schweizerischen Rundschau", seit 1900 deren Hauptredakteur. 1928 w u r d e er Koadjutor des Churer Bischofs Georg Schmid von Grüneck. G. veröffentlichte u. a. Im Kampfe gegen den Modernismus (1912). LITERATUR: Erwin Gatz: G., A. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 248 f. G i t s c h t h a l e r , Anton, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 1 . 1 . 1 8 6 8 Villach (Kärnten), t 1 6 . 7 . 1 9 3 9 Villach. Zunächst Handwerker, bildete sich G., u . a . gefördert von Peter —»Rosegger, autodidaktisch zum Literaten. 1893-95 gab er in seiner Heimatstadt die Halbmonatsschrift „JungKärnten" heraus und war 1903-33 Redakteur d e r „Grazer Tagespost". In seinen Volksstücken, Erzählungen und Humoresken schilderte G. in realistischer und humorvoller Weise die Verhältnisse der ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung. 1895 erschien sein Erzählungsband Wetterleuchten. WEITERES WERK: Lauter so Leut. Lustige Geschichten aus dem Kärntnerland. Klagenfurt 1930. G i t t e r m a n n , (Johann Christian) H e r m a n n , evang. Theologe, Schriftsteller, * 2 7 . 7 . 1 7 6 8 D u n u m (Ostfriesland), t 2 9 . 1 . 1 8 3 4 Emden. Der Pfarrerssohn studierte 1786-88 Theologie und Philosophie an der Univ. Halle und war seit 1790 Präzeptor einer Waisenhausschule in Esens. Später w u r d e er Prediger in Resterhafe, Neustadt-Gödens und 1807 in Emden. 1818 wurde er an der Univ. Halle zum Dr. phil. promoviert. G. verfaßte zahlreiche Beiträge für ostfriesische und westfälische Zeitschriften und Anthologien, gab seit 1799 die Jahreschrift „Pallas", 1813-33 das „Ostfriesische Taschenbuch" heraus und veröffentlichte verschiedene Lehr- und Kinderschriften sowie Erzählungen und Gedichte, u. a. Verse auf alle Sonnund Feiertage des ganzen Jahres (1802). G l a e s e r , Ernst, Pseud. Anton Ditschler, Erich Meschede, Alexander Ruppel, Ernst Töpfer, Schriftsteller, Redakteur, * 2 9 . 7 . 1 9 0 2 Butzbach (Hessen), t 8 . 2 . 1 9 6 3 Mainz. Der Sohn eines Amtsrichters studierte an den Universitäten Freiburg/Breisgau und M ü n c h e n Jura, G e r m a n i stik und Philosophie. Seit 1926 war er als Schriftsteller, Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung" und Dramaturg des „Deutschen Theaters" in F r a n k f u r t / M a i n tätig und leitete 1928-30 die literarische Abteilung des Südwestdeutschen Rundfunks. Wegen seiner pazifistischen und „kommunistischen" Veröffentlichungen der Kritik ausgesetzt, emigrierte er nach der Bücherverbrennung 1933 in die Schweiz. 1939 nach Deutschland zurückgekehrt, w u r d e G. Redakteur der Luftwaffen-Frontzeitungen „Adler im S ü d e n " und „Adler im Osten". Nach 1945 war G. Publizist und Kulturkritiker, jedoch wegen seiner Rückkehr ins „Dritte Reich" öffentlicher Kritik ausgesetzt. G. schrieb spannende realistische Romane, u . a . Jahrgang 1902 (1926), womit er seinen internationalen Erfolg begründete, und Glanz und Elend der Deutschen
(1960), eine kolportagehafte Darstellung der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft. WEITERE WERKE: Frieden. Berlin 1930. - Der letzte Zivilist. Zürich 1935. - Das Unvergängliche. Mainz 1948. Die zerstörte Illusion. W i e n / M ü n c h e n / B a s e l 1960. - Fazit. Ein Querschnitt durch die deutsche Publizistik. K r o n b e r g / Taunus 1977. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 378 f. - Volkmar Stein: E. G. Ein Fall. Büdingen 1991. - Martin Lindner: L e b e n in der Krise. Zeitromane der neuen Sachlichkeit. Stuttgart u. a. 1994. G l a s e r , Adolf, Pseud. Reinald Reimar, Schriftsteller, Redakteur, * 1 5 . 1 2 . 1 8 2 9 Wiesbaden, f 2 1 . 3 . 1 9 1 6 Freiburg/Breisgau. G. absolvierte eine L e h r e im Kunstverlag seines Onkels, studierte seit 1853 Philosophie und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin, w u r d e 1856 in Jena promoviert und hatte 1856-78 und w i e d e r u m seit 1881 die Redaktion von Westermanns „Illustrirten deutschen M o n a t s h e f t e n " inne. D u r c h den Vorabdruck realistischer Literatur, u. a. von S t o r m , H e y s e und Raabe, begründete er den R u h m der Zeitschrift. G. schrieb D r a m e n , Lyrik, historische R o m a n e sowie Gesellschaftsromane im Stil des Poetischen Realismus, darunter Schlitzwang. Ein Roman aus dem 8. Jahrhundert (1878), und übersetzte niederländische Prosa. WERKE: G e s a m m e l t e Schriften. 11 Bde., Leipzig 1 8 9 0 / 9 1 . LITERATUR: O s k a r Linke: A. G. Leipzig 1891. G l a s e r , Arthur, österr. Journalist, * 1 2 . 4 . 1 8 8 0 Wien, t 1 5 . 1 . 1 9 3 1 Wien. G. studierte Jura in Wien; 1905 w u r d e er z u m Dr. jur. promoviert. Bereits seit 1901 als Journalist tätig, w u r d e er 1902 Redakteur beim „ N e u e n Wiener Tagblatt". Seit 1911 war er Generalsekretär des „Vereins gegen V e r a r m u n g " und Redakteur von dessen Organ „Soziale Arbeit". G. verfaßte sozialpolitische Schriften wie Die Frau in der österreichischen Wohlfahrtspflege (1910) und Im Kampf mit dem Elend (1911). LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 2. G l a s e r , Friedrich (Carl), Ingenieur, * 2 0 . 4 . 1 8 4 3 N e u n k i r c h e n / S a a r , t 1 0 . 8 . 1 9 1 0 Berlin. G. besuchte die B e r g a k a d e m i e in Leoben, arbeitete seit 1861 in Paris als A b n a h m e - und Signalingenieur und w a r während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 technisches Mitglied einer Eisenbahn-Kommission im besetzten N o r d f r a n k reich. Nach d e m E n d e des Kriegs gründete er in Berlin 1871 ein Ingenieurbüro und e r ö f f n e t e 1877 eine Patentanwaltskanzlei. Im selben Jahr gründete G. die Zeitschrift „Annalen für G e w e r b e und B a u w e s e n " (seit 1922 „Glasers A n n a len"), die sich insbesondere Fragen des Maschinenbaus, des Eisenbahn- und Patentwesens widmete. Er war Gründungsund Vorstandsmitglied des Vereins deutscher MaschinenIngenieure und maßgeblich an der Gestaltung des deutschen Patentrechts beteiligt. G l a s e r , Georg K., auch Georges G., Schriftsteller, * 3 0 . 5 . 1 9 1 0 Guntersblum (Rheinhessen), t 1 8 . 1 . 1 9 9 5 Paris. G. riß früh von seinem kleinbürgerlichen Zuhause aus und war als Jugendlicher m e h r m a l s in Fürsorgeanstalten und Gefängnissen. Erste Erzählungen und Gerichtsreportagen veröffentlichte er in der „Linkskurve" und der „Frankfurter Zeitung". 1933 emigrierte G. über das Saarland nach Paris und geriet unter falschem N a m e n in deutsche Kriegsgefangenschaft. N a c h d e m Krieg ließ er sich wieder in Paris nieder, w o er als Kunstschmied und Erzähler tätig war. G. schrieb u. a. den autobiographischen R o m a n Geheimnis und Gewalt (2 Bde., 1951).
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Glaser WEITERE WERKE: D e r bäuerliche Schweinehalter. Bern 1946. - Schluckebier. Berlin 1979. - Jenseits der Grenzen. Düsseldorf 1985. LITERATUR: Symposion G. K. G. F r a n k f u r t / M a i n 1999. G l a s e r , Hugo, österr. Journalist, Mediziner, * 1 3 . 1 0 . 1 8 8 1 Wien, t 1 0 . 1 2 . 1 9 7 6 Wien. G., Sohn eines Eisenbahners, studierte Medizin an der Univ. Wien und arbeitete seit 1903 daneben als Hilfsstenograph für das „Wiener Tagblatt". N a c h der Promotion 1905 war er als Krankenhausarzt und zugleich ständiger freier Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tagblatts" tätig. 1910 wurde er dessen Redakteur, noch vor 1914 Leiter des Lokalressorts. Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft (1915-18) ließ er sich als praktischer Arzt in Wien nieder. Er war erneut Redakteur des „Neuen Wiener Tagblatts", bald Chef vom Dienst, dann stellvertretender Chefredakteur. 1938 entlassen, lebte er bis 1945 im Untergrund. Im April 1945 wurde G. Redakteur des „Neuen Österreich", im Oktober Präsident der Gesellschaft zur Pflege der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion. 1 9 4 5 / 4 6 war er Obmann der österr. Journalistengewerkschaft. 1946 wurde er Vizepräsident der „Concordia". G. war als Medizinhistoriker, populärwissenschaftlicher Erzähler und als Übersetzer tätig. Er veröffentlichte u. a. Dramatische Medizin. Selbstversuche von Ärzten (1959) und Verpflanzte Herzen. Hoffnungen, Möglichkeiten, Grenzen (1968). WEITERE WERKE: Österreichs große Ärzte. Wien 1935. Das kleine Doktorbuch. Wien "1954. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 545. G l a s e r , Kurt, Bibliothekar, Kunsthistoriker, * 2 9 . 5 . 1 8 7 9 Leipzig, t 2 3 . 1 1 . 1 9 4 3 L a k e Placid (USA). G. studierte 1897-07 Medizin und Kunstgeschichte an den Universitäten F r e i b u r g / B r e i s g a u , München und Berlin, wurde 1902 zum Dr. med., 1907 z u m Dr. phil. promoviert und hielt sich zu Studienzwecken ein Jahr lang in Ostasien auf. Anschließend war er Kustos a m Berliner Kupferstichkabinett, leitete von 1924 bis zu seiner Demission 1933 die Staatliche Kunstgewerbebibliothek in Berlin und emigrierte nach einer Tätigkeit als Kunstkritiker beim Berliner „BörsenCourier" im selben Jahr über die Schweiz, Frankreich und Italien in die U S A (1940). G. verfaßte zahlreiche kunstgeschichtliche Werke, u . a . Hans Holbein der Ältere (1908). G l a s e r , Rudolf, Schriftsteller, Bibliothekar, * 1 4 . 6 . 1 8 0 1 Prag, t 14. 8 . 1 8 6 8 Prag. Der Sohn eines Schauspielerehepaars wurde nach dem Juraund Philologiestudium zum Dr. phil. promoviert, war seit 1833 A d j u n k t Franz Exners und hatte seit 1837 das A m t eines Skriptors an der Prager Universitätsbibliothek inne. Er war Gründer und Herausgeber der damals führenden deutsch-böhmischen Zeitschrift „Ost und West" (1837-48), arbeitete als böhmischer Korrespondent f ü r die von Cotta verlegte Augsburger „Allgemeine Zeitung" und veröffentlichte u . a . Gedichte (1834). LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 4 f. G l a ß b r e n n e r , (George) Adolf (Theodor), Pseud. Adolf Brennglas, eigentl. Georg Adolph Glasbrenner, Schriftsteller, * 2 7 . 3 . 1 8 1 0 Berlin, t 2 5 . 9 . 1 8 7 6 Berlin. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, mußte G. mit vierzehn Jahren die Schule verlassen, absolvierte eine kaufmännische Lehre, studierte daneben bei Hegel und entschloß sich 1830, nach ersten Arbeiten f ü r den „Berliner Courier", Schriftsteller und Journalist zu werden. Er gab seit 1832 den im folgenden Jahr wegen politischer Anspielungen verbotenen „Berliner D o n Quixote", 1832-50 die Reihe Berlin, wie es ist und - trinkt (33 Hefte) und Buntes Berlin (15 Hefte, 1837-53) heraus und begründete damit
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die humoristisch-satirische Berliner Volksliteratur. Seit 1848 Führer der demokratischen Partei in Neustrelitz, w u r d e er 1850 wegen politischer Aktivitäten ausgewiesen, lebte die folgenden Jahre in Hamburg und betreute, 1858 nach Berlin zurückgekehrt, als Redakteur, seit 1868 als Verleger, das Witzblatt „Berliner Montagszeitung". G. war einer der bedeutendsten politischen Lokalhumoristen und Satiriker des Vormärz. Er schilderte typische Figuren der Straße, Genrebilder aus d e m Berliner Volksleben in Dialekt und drastischer U m g a n g s s p r a c h e sowie politische Vorgänge der deutschen und europäischen Politik. Z u seinen Veröffentlichungen zählt das gesellschaftskritische komische Epos Neuer Reinecke Fuchs (1846). WEITERE WERKE: Das heitere Brennglas. Hrsg. v. Christian Uhl. Berlin 1948. - Unsterblicher Volkswitz. Hrsg. v. Klaus Gysi und Kurt Böttcher. Berlin 1954. LITERATUR: Robert Rodenhauser: A. G. Nikolassee 1912. Heinz Gebhardt: G.s Berlinisch. Berlin 1932. - Waltraud Dübner: A. G. als Sozialer Publizist. Diss. Berlin 1942. - A. G. zum 150. Geburtstag a m 27. März. Hrsg. v. Adolf Weser und Hilde Weise. Berlin 1960. - Wilmont Haacke: G „ G. A. T. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 433-444. G l a t z , (Karl Heinrich) Eduard, Journalist, Schulmann, * 1 6 . 1 1 . 1 8 1 2 Wien, f 3 1 . 5 . 1 8 8 9 Budapest. Der Sohn des evang. Theologen und Schriftstellers Jakob G. w u r d e nach dem Theologie- und Philologiestudium 1837 Gymnasiallehrer in Teschen, 1840 Prof. in Preßburg und war seit 1845 (ausgenommen 1849) verantwortlicher Redakteur der „Pesther Zeitung", 1852-62 des Nachfolgeorgans „Pest-Ofner Zeitung". 1862-64 arbeitete er bei den „Ungarischen Nachrichten", danach als Feuilletonredakteur beim „Pester Lloyd". G. war in der Tradition seines Vaters sowie seines Freundes Tobias Gottfried Schröer Vertreter des deutschbewußten Bürgertums in Ungarn, prägte den Begriff „Deutsch-Ungar" und setzte sich, die historischen Leistungen der Deutschen in Ungarn hervorhebend, für deren gesellschaftliche Gleichstellung gegenüber der zunehmenden Madjarisierung ein. Er veröffentlichte u. a. anonym Das deutsche Element in Ungarn und seine Aufgabe (1843). Nach dem Ausgleich von 1867 war G. die Wirkungsmöglichkeit g e n o m m e n , sein Programm f ü h r t e sein Schwiegersohn E d m u n d —> Steinacker weiter. LITERATUR: Karl H a n s Ertl: E. G., 1812-1889. Beiträge zu den A n f ä n g e n der deutschen B e w e g u n g in Ungarn. M ü n c h e n 1940. - Ruprecht Steinacker: E. G., der Sprecher des deutschen Bürgertums in Ungarn vor 1848. München 1964. G l a t z e l , (James Moritz) Bruno, Physiker, * 2 4 . 9 . 1 8 7 8 Berlin, t 8 . 1 0 . 1 9 1 4 Verdun. G. studierte Mathematik und Physik in Berlin und Erlangen, w u r d e 1901 mit der Arbeit Quantitative Untersuchungen über Absorption und Reflexion im Ultraviolett promoviert und war Assistent Eilhard Wiedemanns. Er Schloß ein Elektrotechnikstudium an, arbeitete als Elektroingenieur und unternahm eine Studienreise nach England und Schottland. Seit 1908 lehrte G. als Privatdozent u . a . an der T H Berlin, war als Ingenieur bei der Carl-Lorenz-AG tätig und leitete die fernphotographische Station des Berliner „LokalAnzeigers". Durch großes experimentelles Geschick ausgezeichnet, erzielte er wichtige Fortschritte auf d e m Gebiet der Telegraphie mit schwachgedämpften Wellen, war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Firmen Lorenz & Telefunken und veröffentlichte u. a. Methoden zur Erzeugung von Hochfrequenzenergie (1913). WEITERE WERKE: Handbuch der Phototelegraphie und Telautographie. Leipzig 1911. - Elektrische Methoden der Momentphotographie. Braunschweig 1915.
Globig G l e d i t s c h , Johann Friedrich, Buchhändler, Verleger, * 1 5 . 8 . 1 6 5 3 Eschdorf bei Dresden, f 2 6 . 3 . 1 7 1 6 Leipzig. Der Bruder Johann Ludwig G.s kam nach dem frühen Tod seines Vaters, eines Pfarrers, auf Veranlassung seines Onkels Johann Christoph Nicolai nach Leipzig, durchlief eine Buchhandelslehre in Wittenberg und trat 1681 in die Buchhandlung Fritsch ein. Im selben Jahr heiratete er die Witwe des Besitzers Johann Friedrich Fritschs, eine Enkelin des Kupferstechers Matthäus Merian d. Ä., und ü b e r n a h m die Leitung des Unternehmens, welches rasch an Bedeutung gewann. G. verlegte u. a. die erste deutsche Gelehrtenzeitschrift „Acta eruditorum" (bis 1691 z u s a m m e n mit Johann —»Grosse) sowie zahlreiche juristische und theologische Werke. 1694 übergab er das 1594 von T h o m a s Schüerer, dem Urgroßvater seiner Frau, gegründete Geschäft seinem Stiefsohn T h o m a s Fritsch, gründete eine eigene Sortimentsund Verlagsbuchhandlung und verlegte theologische, genealogische, naturwissenschaftliche sowie lexikalische Werke, u . a . Johann Hübners Schulbuch Zwey mal zweyundfunfzig biblische Geschichten (1704, 1 0 8 1873) und seit 1715 das Gelehrten-Lexikon, das später von Christian Gottlieb —> Jöcher fortgeführt wurde. G. war der Vater des Buchhändlers Johann Gottlieb G. LITERATUR: Adalbert Brauer: N a c h k o m m e n des l e i p z i g e r Verlagsbuchhändlers J. F. G. Vorfahren, Verwandtschaftkreis und soziologische Strukturen. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 3 (1961) S. 77-96. - Ders.: G „ J. F. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 4 3 9 f. G l e i c h , Ferdinand, Pseud. Constantin Frh. von Giltersberg, Schriftsteller, Komponist, * 1 7 . 1 2 . 1 8 1 6 Erfurt, t 2 2 . 5 . 1 8 9 8 Langebrück bei Dresden. G. studierte in Leipzig Philologie, Philosophie und Musik, arbeitete als Dramaturg in Prag und war seit 1866 in Dresden als Schriftsteller, Komponist und Musiklehrer tätig. Er verfaßte musiktheoretische Schriften, Bühnenstücke und Romane, u. a. Die beiden Komtessen (2 Bde., 1857), war Redakteur der „Geraischen Zeitung" und der „Dresdner Theaterzeitung" sowie Musikreferent des „Dresdener Anzeigers" (1874-95). WEITERE WERKE: Charakterbilder aus der neueren Geschichte der Tonkunst. Leipzig 1863. - Aus der Bühnenwelt. 2 Bde., 1866. G l e i c h , Joseph Alois, Pseud. Bergenstamm, Adolph Blum, Ludwig Dellarosa, Alois Kramer, Heinrich Waiden, österr. Schriftsteller, * 1 4 . 9 . 1 7 7 2 Wien, t 1 0 . 2 . 1 8 4 1 Wien. G., Sohn eines Kanzleidieners, studierte kurzzeitig Philosophie, Sprachen und Kameralistik, trat 1796 als Akzessist in die Staatsbuchhaltung ein und wurde 1808 Rechnungsoffizial. 1831 trat er in den Ruhestand. Er wirkte als Theaterdichter für das Theater in der Josefstadt (1814-16 Vizedirektor) und das Theater in der Leopoldstadt und gab 1832-41 die satirische Wochenschrift „Komische Briefe des Hans-Jörgels von Gumpoldskirchen an seinen Schwager Maxel in Feselau und dessen Gespräche über verschiedene Tagesbegebenheiten in W i e n " im Stil der „Eipeldauer-Briefe" heraus. G., der bedeutendste Vertreter der Wiener Lokalposse vor Ferdinand Raimund, schrieb weit über 200 Volksstücke und Lokalpossen. Mit Die Musikanten am Hohen Markt verhalf er seinem Schwiegersohn Raimund zum Durchbruch als Komiker. In der Nachfolge von Christian Heinrich Spieß entstanden etwa 100 Ritter-, Räuber- und Geisterromane. WEITERE WERKE: Komische Theaterstücke. Wien 1820. Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Otto R o m m e l . Wien [1913], LITERATUR: Gertrud Krauß: J. A. G. als Dramatiker. Diss. Wien 1932. - Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 6. - Franz H a d a m o w s k y : G., J. A. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 443 f.
G l e i c h e n - R u ß w u r m , (Raimund August) Heinrich Frh. von, Politiker, Publizist, * 1 4 . 7 . 1 8 8 2 Dessau, f 2 9 . 7 . 1 9 5 9 Göttingen. G. studierte Rechts- und Staatswissenschaften und Schloß ein Landwirtschaftsstudium an. W ä h r e n d des Ersten Weltkriegs war er im stellvertretenden Generalstab und im preuß. Landwirtschaftsministerium tätig. Zur Ausbreitung des r e f o r m konservativen Gedankenguts leitete G. 1920-23 z u s a m m e n mit Martin Spahn das „Politische Kolleg" in Berlin; 1919 gründete er den Juniklub, 1924 den Deutschen Herrenklub und den Jungkonservativen Klub. Als Inhaber des RingVerlags (1922 gegründet) und als Herausgeber der Zeitschriften „Das G e w i s s e n " (1919-29) und „Der R i n g " (1929-33) trat er f ü r das ständische Staatsideal ein. G. veröffentlichte u . a . Freies Volk (1919), Zur Frage der Oberschicht (1924) und Staat, Opposition und Nation (1928). G l e i s s b e r g , Gerhard, Redakteur, Politiker, * 2 7 . 7 . 1 9 0 5 Breslau, t 1 9 . 2 . 1 9 7 3 Torremolinos (Spanien). G., Sohn eines K a u f m a n n s , Schloß das Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie an den Universitäten Breslau und Berlin mit der Promotion ab. Er w a r bis 1933 Mitarbeiter der „Vossischen Zeitung", nach seiner Emigration nach Prag (bis 1938) des „Sozialdemokraten". 1939 ging er nach London, w o er bis 1947 Redakteur der „Sozialistischen Mitteilungen" war und seit 1942 im Nachrichtenbüro „Exchange Telegraph" arbeitete. 1947 übern a h m G. den „Sopade-Informationsdienst" in H a n n o v e r und war seit 1948 Chefredakteur des SPD-Zentralorgans „Neuer Vorwärts", seit 1955 Chefredakteur und Mitherausgeber der Wochenschrift „Die andere Zeitung". N a c h seinem Parteiausschluß 1956 wurde er Vorstandsmitglied der „Vereinigung Unabhängiger Sozialisten". G. veröffentlichte u. a. Die Presse in England (1948). WEITERE WERKE: Zur Pressekonzentration und Meinungsmanipulierung. F r a n k f u r t / M a i n 1972. - S P D und Gesellschaftssystem. F r a n k f u r t / M a i n 1973. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 225. G l e i t , Maria, eigentl. M. H o f m a n n , geb. Herta Gleitsmann, Schriftstellerin, Journalistin, * 2 8 . 2 . 1 9 0 9 Crimmitschau (Thüringen), f 9 . 7 . 1 9 8 1 Zollikon. G. lebte bis 1934 in Berlin, war publizistisch f ü r das „Sächsische Volksblatt" (Zwickau) und das „8 Uhr-Abendblatt" (Berlin) tätig und beteiligte sich z u s a m m e n mit d e m Journalisten und Schriftsteller Walter —> Victor, den seit 1947 heiratete, a m Widerstand gegen die Nationalsozialisten. 1935 emigrierte sie in die Schweiz, 1938 nach L u x e m b u r g und über Frankreich 1940 in die U S A . N a c h d e m E n d e des Zweiten Weltkriegs kehrte G. in die Schweiz zurück und lebte in Zollikon bei Zürich. Sie schrieb R o m a n e über das Leben junger Frauen, u. a. Abteilung Herrenmode. Roman eines Warenhausmädels (1933), ferner Jugendbücher, im Exil zum Teil in englischer Sprache. WEITERE WERKE: Macht nichts, Barbara! B a s e l / L e i p z i g / Wien 1934. - Junges Weib Veronika. Berlin 1936. - Ein ganzes Mädel. B e r l i n / L e i p z i g 1937. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 382. - Barbara Asper: M. G. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3,1. Hrsg. V. John M. Spalek. Bern u. a. 2000, S. 142-154. - A n k e Heimberg: „Schreiben kann man überall, das ist das Gute an m e i n e m Beruf." Die Schriftstellerin M . G. im Exil. In: Gender - Exil - Schreiben. Hrsg. v. Julia Schöll. Würzburg 2000, S. 41-66. G l o b i g , Fritz, Parteifunktionär, * 2 5 . 1 . 1 8 9 2 Leipzig, t 2 4 . 2 . 1 9 7 0 Leipzig. G „ Sohn eines Schneidermeisters, machte eine Lehre als Chemigraph und war, seit 1908 Mitglied der S P D , in der sozialistischen Jugendbewegung aktiv. Im Januar 1916 nahm
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Glock er an der Gründungskonferenz der Spartakus-Gruppe teil und war 1 9 1 8 / 1 9 Mitglied des Zentralvorstandes der Freien Sozialistischen Jugend Deutschlands. Auch auf d e m Gründundungsparteitag der K P D gehörte er als Jugendvertreter der Programmkommission an. Seit 1921 Redakteur verschiedener Zeitungen, war er 1923-26 Chefredakteur der „ArbeiterZeitung" in Bremen und Mitglied der Bremer Bürgerschaft, 1926-29 Redakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung" in Leipzig und 1930 Redakteur der „Roten F a h n e " in Berlin. 1933 emigrierte G. in die UdSSR, wurde 1937 verhaftet und lebte als Gefangener in verschiedenen Arbeitslagern. 1955 übersiedelte G. nach Leipzig, w o er Mitarbeiter der SEDBezirksleitung wurde. WEITERE WERKE: Was wir wollen! Berlin 1919. - . . . aber verbunden sind wir mächtig. A u s der Geschichte der Arbeiterjugendbewegung. Berlin 1958. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 226. G l o c k , Karl Borromäus, Pseud. Pieter von Hatten, Carl von Albrechtsreuth, Verleger, Schriftsteller, * 2 7 . 1 . 1 9 0 5 Nürnberg, γ 3 . 1 1 . 1 9 8 5 Heroldsberg bei Nürnberg. G. besuchte die Handelshochschule in Nürnberg, w o er 1926 gemeinsam mit Viktor Lutz den Verlag Glock und Lutz gründete. Schwerpunkte des Unternehmens waren fränkische Mundartdichtung, Wanderbücher, Landeskunde und Kulturgeschichtliches. Hier erschienen außerdem die von G. herausgegebenen und redigierten Zeitschriften „Buch und L e b e n " (1935 verboten), „Die B e s i n n u n g " sowie die „Zeitschrift für Bücherfreunde". G. ging auf deutliche Distanz zu den nationalsozialistischen Machthabern und unterhielt Kontakte zu kath. Regimegegnern und Widerstandskämpfern wie Carl —¥ Muth und Alfred —> Delp. N a c h dem Krieg konnte G. den Betrieb mit amerikanischer Verlagslizenz weiterführen; 1956 zog der Verlag in das Gelbe Schloß in Heroldsberg um. Neben Essays (Wege aus dem Gestern ins Morgen, 1948) veröffentlichte G. u. a. verschiedene berufsständische Arbeiten (Betriebswirtschaftslehre des Buchhandels, 1953; Der Kampf um die Reinhaltung des katholischen Buchhandels, 1954; Der Kampf um die Existenz des katholischen Verlages, 1967), das Bühnenstück Eugenio (1946) sowie das Lustspiel Die vertauschte Herzogin (1950). 1975 erschien seine Autobiographie Das Wagnis. Rechtfertigung eines Einzelgängers. 1984 erhielt G. den päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice". WEITERE WERKE: Willibald-Pirkheimer-Bibliographie. Nürnberg 1971. - Achtzig Jahre. Begegnungen mit hundert namhaften Zeitgenossen. Heroldsberg 1985. G l ö g g l , Franz, österr. Musikpädagoge, K a u f m a n n , * 2 . 4 . 1 7 9 6 Linz, t 2 3 . 1 . 1 8 7 2 Wien. G. erhielt seine erste Ausbildung als Posaunist von seinem Vater Franz Xaver G., wurde später in Wien Schüler von Antonio Salieri und war 1830-49 Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1831-33 Lehrer für Posaune und Kontrabaß an deren Konservatorium. 1849 gehörte G. zu den Begründern der Akademie der Tonkunst, die bis 1855 bestand; er arbeitete dort als Kanzleidirigent und unterstützte die Anstalt auch in der von ihm herausgegebenen „Neuen Wiener Musikzeitung". Seit 1844 führte er eine Musikalienhandlung und verlegte u . a . Werke von Haydn, Beethoven und Carl Czerny. 1854 trat sein Sohn Anton G. als offener Gesellschafter in seine Firma ein. G. war auch Chorregent an der Paulanerkirche und Gründer der Gesangschule „Polyhymnia". LITERATUR: Othmar Wessely: Linz und die Musik. Von den A n f ä n g e n bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In.: Jahrbuch der Stadt Linz 1950. Linz 1951, S. 96-197. - Ders.: Das Linzer Musikleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1953. Linz 1954, S. 283-442. Andrea Hairandt: G „ F. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2002, Sp. 1098.
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G l o s s y , Blanka, verh. B. Schwarz-Glossy, österr. Schauspielerin, Diseuse, * 6 . 1 . 1 8 9 3 Wien, t 2 4 . 1 1 . 1 9 5 2 Wien. Die Tochter Karl —> G.s war zunächst als Graphikerin tätig, zeichnete Karikaturen für „Die Muskete", nahm dann Schauspielunterricht bei Ferdinand - > O r e g o n und erhielt 1912 ihr erstes Engagement am Burgtheater in Wien. Vom Typ der jugendlichen Liebhaberin entwickelte sie sich zur Wiener Volksschauspielerin. Z u ihrem Repertoire gehörten die Edrita in Weh dem der lügt ebenso wie die Cordelia in König Lear und die Jugend im Bauer als Millionär. Große Erfolge errang G. auch als Vortragskünstlerin moderner Chansons und Alt-Wiener Lieder. G e m e i n s a m mit Robert Haas gab sie Wiener Komödienlieder aus drei Jahrhunderten (1924) und Zärtliche und scherzhafte Lieder aus galanter Zeit (1926) heraus. Für Radiosendungen gestaltete G. Beiträge über die Wiener Musikgeschichte. Sie wirkte auch in einigen Filmen mit. Seit 1923 war G. mit H a n s Schwarz-Glossy verheiratet. G l o s s y , Karl, österr. Literaturhistoriker, Bibliothekar, Museumsdirektor, * 7 . 9 . 1 8 4 8 Wien, t 9 . 9 . 1 9 3 7 Wien. Im Alter von f ü n f z e h n Jahren schloß sich G. als Schauspieler einer Wandertruppe an, mit der er Ungarn bereiste, beendete dann aber seine Gymnasialausbildung in Krems und studierte seit 1868 in Wien Rechtswissenschaft. Nach der Promotion Magistratsbeamter der Stadt Wien, trat er 1882 als Kustos in die Wiener Stadtbibliothek ein und hatte 1890-1904 deren Leitung und die des Historischen M u s e u m s inne. Z u s a m men mit August Sauer brachte G. 1879 eine Gesamtausgabe der Werke Ferdinand Raimunds heraus und veröffentlichte zahlreiche literatur- und theaterhistorische Arbeiten, die sich durch die hier erstmals zugrundegelegten präzisen Archivforschungen auszeichnen. Als Museumsdirektor gestaltete G. u . a . Ausstellungen über Franz Grillparzer (1891) und Franz Schubert (1897). E r gehörte zu den Begründern der Grillparzergesellschaft, deren Jahrbuch er lange Zeit redigierte, und war seit 1904 Mitherausgeber der „Österreichischen Rundschau". G. war der Vater von Blanka —> G. WERKE: Literarische Geheimberichte aus dem Vormärz. Wien 1912. - Wien. 1840-1848. Eine amtliche Chronik. 2 Bde., Wien 1917-18. - K. G.s Kleinere Schriften. Z u seinem siebzigsten Geburtstage hrsg. von seinen Freunden. W i e n / Leipzig 1918. - Das Burgtheater unter seinem Gründer Kaiser Joseph II. W i e n / L e i p z i g 1926. LITERATUR: Ein Wiener Stammbuch. Wien 1898. - Wiener Studien und Dokumente. Wien 1933. - Emil Reich: K. G. und die Grillparzer-Gesellschaft. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 34 (1937) S. 1-13. G l ü c k , Guido, Schriftsteller, Dramaturg, Redakteur, * 7 . 1 . 1 8 8 2 Barca (Italien), t n. e. G. studierte in Graz und Wien, w o er 1905 zum Dr. phil. promoviert wurde, und wirkte als Gymnasialprofessor in Lundenburg und Brünn. Seit 1923 war er auch Dramaturg und Spielleiter der Vereinigten Deutschen Theater in Brünn und gab die dortigen „Theaternachrichten" sowie die „Deutschmährischen Blätter" heraus. N e b e n Theaterkritiken und literaturhistorischen Arbeiten schrieb G. dramatische Werke, Novellen und R o m a n e (u. a. Der goldene Boden, 1912). Der Gedichtband Anteil und Schicksal erschien 1928. Für den Komponisten Joseph Gustav M r a c z e k schrieb er u . a . den Operntext Ikdar (1912). G. w a r Präses des Kunstkuratoriums der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in Brünn. WEITERES WERK: Kotzebues Rudolf von Habsburg-Drama. Lundenburg 1910. G l ü c k a u f , Erich, Parteifunktionär, Journalist, * 1 2 . 9 . 1 9 0 3 Wittlich/Eifel, t 2 3 . 4 . 1 9 7 7 Berlin. Seit 1919 Berg-, Land- und Bauarbeiter, trat G. 1922 in die K P D ein und war 1924-27 Redakteur von Regionalzeitungen der KPD, danach Sekretär der KPD-Reichstagsfraktion
Gobert und Chefredakteur von deren Pressedienst. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme leitete er den KPDBezirk Niederrhein und ging 1935 über Frankreich nach Spanien, wo er die Chefredaktion des „Deutschen Freiheitssenders 29,8" übernahm. 1939-45 lebte G. in Schweden; er war zeitweise interniert, später Mitglied verschiedener antifaschistischer Organisationen und Chefredakteur einer antifaschistischen Zeitschrift. Im Dezember 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde 1946 Landtagsmitglied in Mecklenburg-Vorpommern, 1952 Leiter der Zentralen Kommission für gesamtdeutsche Arbeit beim Zentralkomitee der SED und war 1961-69 Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der westdeutschen KPD. 1971-74 arbeitete er am Institut für Marxismus-Leninismus in Ostberlin. WERKE: Begegnungen und Signale. Erinnerungen eines Revolutionärs. Berlin 1976. G l ü c k s m a n n , Heinrich, Pseud. Fortunatus, Hermann Heinrich, Schriftsteller, Kunstkritiker, Dramaturg, * 8.7.1863 Rakschitz (Mähren), t Juni 1947 Argentinien. G. besuchte die Schauspielschule des Konservatoriums und die Univ. Wien, debütierte als Schauspieler und war seit 1882 Redakteur verschiedener Budapester und Wiener Zeitungen (u.a. „Neues Pester Journal", „Wiener Allgemeine Zeitung"), 1900/01 Chefredakteur des „Wiener Tagblatts", 1903 Chefredakteur der „Neuen Zeitung". 1910 wurde er Dramaturg des Deutschen Volkstheaters in Wien, später Prof. an der Wiener Schauspielschule. Daneben trat er mit zahlreichen Vorträgen über Literatur und Kunst hervor, veröffentlichte freimaurerische Schriften und schrieb Dramen (u. a. Der blanke Hans, 1908), Lustspiele und Gedichte (u. a. Führten und Narben, 1913). 1896-1919 gab G. die freimaurerische Zeitschrift „Der Zirkel" heraus, 1919-23 die „Wiener Freimaurer-Zeitung". 1938 emigrierte er nach Argentinien. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 383. G l ü m e r , Ciaire von, Schriftstellerin, Journalistin, * 18.10.1825 Blankenburg/Harz, t 20.5.1906 Dresden. Wegen der Zugehörigkeit ihres Vaters, des Schriftstellers Karl Weddo von G., zur politischen Opposition verbrachte G. ihre Jugend mit ihrer Familie auf Wanderschaft und im schweizer, und französischen Exil. 1841 kehrte G. nach Deutschland zurück, lebte einige Zeit bei ihrem Großvater in Wolfenbüttel, dann als Erzieherin in einer Familie in Hannover und ging 1848 zusammen mit dem Vater nach Frankfurt, um für die „Magdeburger Zeitung" über die Verhandlungen in der Paulskirche zu berichten. 1851 kam sie nach Dresden, scheiterte beim Versuch, ihren nach dem Dresdner Mai-Aufstand gefangengenommenen Bruder Bodo aus dem Zuchthaus zu befreien, wurde selbst zu dreimonatiger Haft verurteilt und anschließend des Landes verwiesen. 1859 wurde ihr Bruder begnadigt, und sie durfte nach Sachsen zurückkehren. G. trat als Verfasserin von Novellen und Romanen (u. a. Fata Morgana. Ein Roman aus dem Jahre 1848, 1851) sowie Reiseberichten hervor. Mit ihren Übersetzungen von Werken Puschkins, Tolstojs, George Sands und anderer wurde sie zu einer bedeutenden Vermittlerin ausländischer Literatur. WEITERE WERKE: AUS den Pyrenäen. 2 Bde., Dessau 1854. - Alteneichen. Berlin 1877. - Aus dem Bearn. Berlin 1879. - Es giebt ein Glück. Berlin 1900. - Dönninghausen. Leipzig 1902. G l u t h , Oskar (Raoul), Pseud. Rudolf Ernsdorf, Schriftsteller, Journalist, * 16.9.1887 München, t 5.10.1955 Prien/Chiemsee. Der Sohn des Opernkomponisten und Musiklehrers Viktor G. studierte in München Philosophie und war Redakteur der
„Münchner Neuesten Nachrichten". Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er sich als Kleinbauer im bayerischen Voralpenland nieder, wurde 1940 erneut zum Kriegsdienst herangezogen und lebte anschließend in Prien/Chiemsee. G. trat vorwiegend als Erzähler hervor und nannte Ludwig —>Thoma und Dickens als seine Vorbilder. Zu seinen Romanen, die zum Teil historisch-biographische Gegenstände behandeln, zählen Der verhexte Spitzweg (1928, Neuausg. 1948) und Der Löwe und die Tänzerin. Ein Münchner Roman um Lola Montez (1950). WEITERE WERKE: Das höllische Paradies. Bamberg 1949. Wirbel in Sankt Margreit. München 1951. - Sonne über München. Bamberg 1951. - Pan im Schilf. Wilhelmshaven 1953. - Berg der Gnade. Bamberg 1953. G m ü r , Harry, Pseud. Stefan Miller, Gaston Renard, schweizer. Journalist, Schriftsteller, Politiker, * 14.5.1908 Bern (?), t 8.9.1979. Der Sohn des Juristen Max G. studierte in Bern und Leipzig Literatur, Geschichte und Nationalökonomie. 1936-38 Herausgeber der antifaschistischen Wochenzeitung „ABC" in Zürich, war G. während des Zweiten Weltkriegs für die damals illegale kommunistische Presse tätig. Nach dem Ausschluß aus der Sozialdemokratischen Partei gehörte er zu den Begründern der Partei der Arbeit, deren Fraktion er 1942-50 im Zürcher Gemeinderat anführte. Gleichzeitig war G. erster Chefredakteur des Parteiorgans „Vorwärts". Unter Pseudonym veröffentlichte er politische Reportagen in der Berliner „Weltbühne" und in schweizer. Zeitungen und schrieb mehrere Bücher über Afrika und europäische Diktaturen (u.a. Von Athen nach Istanbul). G. trat auch als Erzähler hervor. WEITERE WERKE: Thomas von Aquino und der Krieg. Leipzig 1933. - Patriotisches Großkapital? Zürich 1939. G o b a t , Marguerite, Journalistin, Pädagogin, * 23.2.1870 Delsberg (Kt. Bern), t 19.6.1937 Magglingen bei Biel. Die Tochter des Politikers Charles Albert G. war Lehrerin an der internationalen .fellowship-School" in Gland/Genfersee und leitete später ein Kinderheim in Magglingen bei Biel. Sie redigierte die Zeitschriften „Aujourd'hui" und „Der Erzieher". Als Pazifistin und Mitarbeiterin von „Pax Jugendwerk" gründete G. mit anderen den schweizer. Zweig der internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit. LITERATUR: Stephanie Lachat: M. G. Le pacifisme au feminin. In: Pacifisme(s). Prix Nobel de la Paix 1902. Preles 2002, S. 127-161. G e b e r t , Ascan Klee, Jurist, Politiker, Schriftsteller, * 19.3.1894 Hamburg, t 14.7.1967 Hamburg. Der Sohn eines Juristen studierte Rechtswissenschaften und wurde 1919 in Heidelberg promoviert. Seit 1921 war er als Versicherungskaufmann tätig. Seit 1935 schrieb G. Feuilletons für die „Frankfurter Zeitung" und das „Hamburger Fremdenblatt". Der Erzählung Glück durch Sibylle (1937) folgten weitere Erzählbände, meist im Milieu der Hamburger Großbürgerschicht um die Jahrhundertwende angesiedelt, und Heimatschriften. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde G. Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Kultursenator (1946). Er gehörte dem Aufsichtsrat des Deutschen Schauspielhauses und des Thalia-Theaters sowie dem Vorstand der Volksbühne an. Mit der Gründung der „Gesellschaft Cluny" 1947, deren Vorsitz er übernahm, setzte er sich besonders für die deutsch-französische Verständigung ein. 1951 wurde er Vorsitzender des Hauptausschusses der Freiwilligen Selbstkontrolle der deutschen Filmwirtschaft. WEITERE WERKE: Kindheit im Zwielicht. Hamburg 1946. Das Gartenfest. Lindau 1949. - Blaue Tage. Frankfurt/Main 1941. - Der Stundenplan. Hamburg 1967.
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Godal G o d a l , Erich, eigentl. Erich Jakob Josef Goldbaum, Maler, Karikaturist, * 1 5 . 1 . 1 8 9 9 Berlin, t 2 . 9 . 1 9 6 9 H a m burg. Schon während des Studiums an der Berliner Kunstakademie veröffentlichte G. 1920 den Lithographien-Band Revolution-, 1923 stellte er erstmals in der Berliner GutenbergBuchhandlung aus. Er zeichnete f ü r den „ U h u " und das „8 Uhr-Abendblatt", schuf Bilder von Theaterpremieren und Gerichtsverhandlungen und war u. a. mit Walter —> Mehring und Werner Richard H e y m a n n befreundet. G. emigrierte 1933 nach Prag, 1935 weiter in die U S A , w o er seit 1940 f ü r den deutschsprachigen „ A u f b a u " arbeitete. In den U S A der McCarthy-Ära wegen seiner sozial- und gesellschaftskritischen Blätter kritisiert, kehrte er 1954 nach Deutschland zurück und arbeitete u. a. für das „Hamburger Abendblatt" und die „Welt am Sonntag". Seine Autobiographie Kein Talent zum Tellerwäscher. Ein turbulentes Leben erschien 1969. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 383 f. G o e b b e l s , Joseph (Paul), Journalist, Politiker, * 2 9 . 1 0 . 1 8 9 7 Rheydt, f 1 . 5 . 1 9 4 5 Berlin. A u f g e w a c h s e n in katholisch-kleinbürgerlichem Milieu, nahm der Sohn eines sozialen Aufsteigers noch während des Ersten Weltkriegs, da wegen einer Gehbehinderung wehruntauglich, ein Germanistikstudium auf, das er 1921 mit der Promotion abschloß. G. dilettierte mit schriftstellerischen Versuchen, bis er 1924 in nationalsozialistische Kreise geriet. Mit der Entdeckung seines demagogischen Talents begann seine steile Karriere zum berüchtigtsten Propagandisten des 20. Jahrhunderts. Als Schriftleiter kleiner Blätter („Völkische Freiheit", „Nationalsozialistische Briefe") und Geschäftsführer in der noch unbedeutenden N S D A P im „Gau RheinlandN o r d " profilierte er sich zunächst als radikaler Wortführer des Sozialrevolutionären R ü g e i s , ordnete sich aber blindlings 1926 dem als reaktionär kritisierten Adolf Hitler unter, als er in ihm instinktiv den überlegenen Führer erkannte. Für seinen Kurswechsel erhielt er die Gauleiterstelle in Berlin, w o ihm mit einer meisterhaften Mischung aus Verführung und Terror der propagandistische Durchbruch gelang. Suggestive Reden, haßerfüllte Hetzartikel, vor allem in seinem Kampfblatt „Der A n g r i f f , publikumswirksame Inszenierungen und blutige Straßenschlachten brachten ihn und die Nationalsozialisten in die Schlagzeilen. Z u m Symbol f ü r den spektakulären Kampf gegen das „rote" Berlin und zum Märtyrer der B e w e g u n g stilisierte G. den von K o m m u nisten ermordeten Horst Wessel, dessen Lied zur nationalsozialistischen Nationalhymne wurde. 1928 w u r d e G. Reichstagsabgeordneter, 1930 Reichspropagandaleiter und als solcher einer der Hauptverantwortlichen f ü r die folgenden siegreichen Wahlkämpfe. Deshalb und wegen seiner entschiedenen Förderung des Führerkults wird ihm ein maßgeblicher Anteil an d e m Weg der Nationalsozialisten zur Macht zugeschrieben. Nach der sogenannten M a c h t ü b e r n a h m e z u m Reichsminister f ü r Volksaufklärung und Propaganda ernannt ( 1 3 . 3 . 1 9 3 3 ) , suchte G. durch politische Gleichschaltung und Selektion die nahezu unumschränkte Kontrolle sämtlicher meinungsbildenden Institutionen (Presse, R u n d f u n k , Buchwesen, Film) und allen künstlerischen und kulturellen Lebens zu gewinnen. Mißliebige Künstler, Verleger und Journalisten wurden von beruflicher Tätigkeit ausgeschlossen (u. a. durch Reichskulturkammer, Schriftleitergesetz), ihre Werke geächtet und verboten. Ein unübersehbares Fanal f ü r diesen kulturellen Aderlaß ist in der rituellen Bücherverbrennung ( 1 0 . 5 . 1 9 3 3 ) zu sehen, bei der G. eine „Feuerrede" hielt, oder in der Diffamierung der modernen Malerei, die er 1939 zum großen Teil verbrennen ließ. Bei Aktionen wie dem Boykott jüdischer Geschäfte ( 1 . 4 . 1 9 3 3 ) und der sogenannten Reichs-
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kristallnacht ( 9 . / 1 0 . 1 1 . 1 9 3 8 ) , die er vorbereiten half und nachträglich rechtfertigte, erwies er sich als radikaler Antisemit; sein N a m e ist mit antijüdischen Filmen (Jud Süß, Der ewige Jude) und mit den Judendeportationen aus Berlin verbunden. W ä h r e n d der Phase politischer Konsolidierung und kriegerischen Erfolgs war G . ' Propaganda kaum vonnöten, mit der Verschlechterung der Frontlage hatte seine Fähigkeit zur Meinungsmanipulation und Massenmobilisierung wieder Konjunktur. Seine geistige Kriegsführung stärkte Durchhaltevermögen und K a m p f m o r a l des deutschen Volkes in kriegsverlängernder Weise. Das zeigt sich vor allem in der von ihm gegründeten Zeitschrift „Das Reich" und in seiner Sportpalastrede mit der Forderung nach einem totalen Krieg ( 1 8 . 2 . 1 9 4 3 ) . Auch sein entschlossenes Handeln a m 2 0 . 7 . 1 9 4 4 trug dazu bei, daß der Widerstand der Offiziere mißlang und das nationalsozialistische Regime sich weiter halten konnte. Dankbar ernannte ihn Hitler noch im Juli 1944 zum „Generalbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz". D e s Ministers umtriebige M a ß n a h m e n konnten aber den Z u s a m m e n b r u c h Deutschlands kaum noch hinauszögern. Nach Hitlers Selbstmord Reichskanzler geworden, folgte G. i h m einen Tag später zusammen mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in den Tod. WERKE: Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern. M ü n c h e n 1929. - Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei. M ü n c h e n 1934. - Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von J. G. Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941. 14 Bde., M ü n c h e n 1997-2005. Teil II: Diktate 1941-1945. 15 Bde., M ü n c h e n 1993-96. LITERATUR: Ulrich Höver: J. G. ein nationaler Sozialist. Bonn 1992. - Ralf Georg Reuth: G. M ü n c h e n 2 2000. - Christian T. Barth: G. und die Juden. Paderborn 2003. Elke Fröhlich G o e b e l , Max, evang. Theologe, * 1 3 . 3 . 1 8 1 1 Solingen, t 1 3 . 1 2 . 1 8 5 7 Koblenz. Als Student an der Univ. Bonn (seit 1829) stand G. vor allem unter dem Einfluß von Carl Immanuel - » N i t z s c h . 1840-42 war er Pfarrer in einer psychiatrischen Anstalt in Siegburg, kam 1844 an das Konsistorium nach Koblenz und trat u. a. als Redakteur der „Monatsschrift für die evangelische Kirche der Rheinprovinz und Westphalens" f ü r die Union und die presbyterial-synodale Verfassung ein. Seine Forschungen galten dem Pietismus und der rheinisch-westfälischen Kirchengeschichte (u. a. Geschichte des christlichen Lebens in der rheinisch-westfälischen evangelischen Kirche, 3 Bde., 1849-60). WEITERES WERK: Die religiöse Eigentümlichkeit der lutherischen und der reformierten Kirche. Bonn 1837. LITERATUR: W. Krafft: G. In: A D B , Bd. 9, 1879, S. 2 9 9 f . Johann Friedrich Gerhard: G „ M. In: RGG 3 , Bd. 2, 1958, Sp. 1663. - Johann Friedrich Gerhard: M . G. In: Monatshefte f ü r evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 8 (1959) S. 1 ff. G o e b e l , (August) Theodor, Drucker, Publizist, * 1 8 . 6 . 1 8 2 9 Gelenau bei Kamenz, t 3 1 . 3 . 1 9 1 6 Stuttgart. Von Beruf Buchdrucker, bereiste G. Deutschland, Dänemark, Rußland, Großbritannien und die Schweiz und war in verschiedenen europäischen Städten als Setzer, in Leipzig als Faktor tätig. 1859-71 leitete er die Müllersche Buchdruckerei in Riga und redigierte 1871-79 das „Journal für die Buchdruckerkunst", das unter seiner Leitung für die Entwicklung der Drucktechnik in Deutschland maßgebend wurde. G. veröffentlichte u. a. Friedrich König und die Erfindung der Schnellpresse (1883) und Die graphischen Künste der Gegenwart (2 Bde., 1895-1906). LITERATUR: Vom Buchdrucker zum Schriftsteller. T. G. zum Gedächtnis. Hrsg. v. Hans Popp. M ü n c h e n 1917.
Görgen Goebeler, Dorothee, Journalistin, Schriftstellerin, * 26.10.1867 Potsdam, t 3.4.1945 Berlin. G. war Schriftleiterin der Zeitschrift „Berliner Hausfrau" und verfaßte neben Sachbüchern (u. a. Weiber. Beiträge zur Psychologie der Frau, 1902) Lebens- und Reisebilder, später überwiegend sentimentale Romane (u. a. Schatten Uber Sylvia, 1943). LITERATUR: D. G. In: Deutsche Presse 19 (1929) S. 215, 324 f. G ö c h h a u s e n , Ernst August Anton Frh. von, Publizist, * 15.7. 1740 Weimar, f 23.3.1824 Eisenach. G. war seit 1758 Page des Prinzen Heinrich von Preußen und blieb nach der Teilnahme am Siebenjährigen Krieg in der preuß. Armee. 1769 wechselte er nach Eisenach in sachsenweimarische Dienste, wo er zuletzt Kammerdiener und Geheimer Rat war. G. arbeitete 1795-98 an der antidemokratischen Zeitschrift „F.udämonia" mit und publizierte anonoym eine Reihe von Schriften, in denen seine Zugehörigkeit zur politischen Reaktion und seine Ablehnung von Aufklärung, Emanzipation und Revolution deutlich wurde (u.a. die gegen den Illuminaten-Orden und Adolph —»Knigge gerichtete Warnschrift Enthüllung des Systems der WeltbürgerRepublik, 1786). WEITERE WERKE: Naturliche Dialogen. Laut geplaudert, heimlich aufgeschrieben. o.O. 1772. - Das Werther-Fieber, ein unvollendetes Familienstück. Leipzig 1776. - Freymaurerische Wanderungen des weisen Junkers Don Quixote. Leipzig 1787. - Thorheit steckt an, wie der Schnupfen. Frankfurt 1788. LITERATUR: Gottfried Höfer: E. A. A. v. G. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg N.F. 2 (1970) S. 100-150. G o e c k i n g k , Leopold Friedrich Günther von, Schriftsteller, Beamter, * 13.7.1748 Groningen bei Halberstadt, t 18.2.1828 Deutsch-Wartenberg (Schlesien). Nach Abschluß des Studiums der Rechtswissenschaften und der Kameralistik an der Univ. Halle 1768 war G. Referendar in Halberstadt und Schloß sich dem Dichterkreis um Johann Wilhelm Ludwig Gleim an. 1770 wurde er Kanzleidirektor in Ellrich/Harz, 1786 Kriegs- und Domänenrat in Magdeburg und 1788 Kriegs-, Steuer- und Landrat der Grafschaft Wernigerode. 1789 geadelt, war er seit 1793 Geheimer Finanzrat in Berlin, wo er u. a. die Finanzverwaltung der Provinz Posen einrichtete und das Berliner Polizeiwesen reorganisierte. G. wurde mit seinen unter den - zwei Autoren vortäuschenden - Pseudonymen Amaranth und Nantchen veröffentlichten Liedern zweier Liebenden (1777) bekannt. Er war 1776-78 Redakteur des Göttinger, 1780-88 Mitherausgeber des Hamburger „Musen-Almanachs", Mitarbeiter einer Reihe von Journalen der Aufklärung sowie Gründer (1784) und Herausgeber des „Journals von und für Deutschland". G. sichtete und ordnete die literarischen Nachlässe Karl Wilhelm Ramlers und Friedrich —> Nicolais. LITERATUR: Fritz Kasch: L. F. G. v. G. Marburg 1909. G o e d s c h e , Hermann (Ottomar Friedrich), Pseud. Sir John Retcliffe, Theodor Arnim, Friedrich August Piersig, Schriftsteller, Journalist, * 12.2.1816 (1815?) Trachenberg (Schlesien), f 8.11.1878 Bad Warmbrunn (Schlesien). G. war 1833-48 im preuß. Postdienst tätig und wirkte an den Vorbereitungen zu der unter dem Namen „Kreuzzeitung" bekannt gewordenen „Neuen Preußischen Zeitung" mit. Er entwickelte das Ressort „Zuschauer", eine der Regenbogenpresse verwandte Rubrik für Skandalgeschichten und Polemiken, das er bis 1874 leitete. Als Schriftsteller zunächst Autor von Ritterromanen, später unter dem Einfluß Ludwig Bechsteins Sammler von Sagen und Märchen, fand G. die ihm gemäße Form schließlich in den Historisch-politischen Romanen aus der Gegenwart (35 Bde., 1868-80), in denen
er historische Kolportage mit aktueller politischer Agitation und exotischen Elementen publikumswirksam verknüpfte. WEITERES WERK: Historisch-politische Romane. 4 Bde., Berlin 1905-07. LITERATUR: Hermann Ottomar Friedrich Engel: Drei Jahre aus dem Leben G.s. Berlin 1851. G ö h r e , Paul, evang. Theologe, Politiker, Publizist, * 18.4.1864 Würzen (Sachsen), f 6.6.1928 Buchholz bei Ratzeburg. G. studierte evang. Theologie an den Universitäten Halle und Leipzig, trat 1888 eine Stelle als Redaktionshelfer der „Christlichen Welt" an und erlangte mit der Publikation seines Erlebnisberichts über die Lebensverhältnisse des Proletariats Drei Monate Fabrikarbeiter und Handwerksbursche (1890) Aufmerksamkeit. Er Schloß sich der christlichsozialen Bewegung an, wurde 1890 Generalsekretär des „Evangelisch-sozialen Kongresses" und führte mit Max Weber eine Erhebung über die Lage der deutschen Landarbeiter durch. 1894-97 war G. Pfarrer in Frankfurt/Oder. Gemeinsam mit Friedrich —> Naumann, den er während des Besuchs der Fürstenschule St. Afra in Meißen kennengelernt hatte, gründete er den „Nationalsozialen Verein", dessen Vizevorsitzender er seit 1897 war. G. wandte sich nach dem Hamburger Hafenstreik (1896/97) zunehmend dem Sozialismus zu, brach 1899 mit Naumann und trat 1900 in die SPD ein. Nach Eröffnung eines kirchlichen Verfahrens gegen ihn gab er das geistliche Amt auf und forderte seit 1906 zum Massenaustritt aus der Kirche aus. 1903 und 1910-18 Reichstagsabgeordneter des revisionistischen Flügels der SPD, meldete er sich 1915 zum Kriegsdienst; nach Kriegsende war er bis 1923 Staatssekretär im preuß. Innenministerium. G. gab eine Reihe von Arbeiterautobiographien heraus und veröffentlichte eigene religiöse, soziale und politische Arbeiten; seine Autobiographie Wie ein Pfarrer Sozialdemokrat wurde erschien 1906. WEITERE WERKE: Die evangelisch-soziale Bewegung. Ihre Geschichte und ihre Ziele. Leipzig 1896. - Der unbekannte Gott. Versuch einer Religion des modernen Menschen. Leipzig 1919, 2 1920. - Deutschlands weltpolitische Zukunft. Berlin-Grunewald 1925. LITERATUR: Eberhard Pikart: G., P. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 513-515. - Joachim Brenning: Christentum und Sozialdemokratie. P. G. Diss. Marburg 1980. - Daniela Dunkel: G., P. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1075 f. G ö r g e n , Hermann Matthias, Politiker, Wirtschaftshistoriker, * 23.12.1908 Wallerfangen/Saar, f 3.5.1994 Bonn. G. studierte Theologie, Kirchenrecht, Philosophie, Pädagogik und Geschichte und wurde 1933 an der Univ. Bonn zum Dr. phil. promoviert (Beiträge zur Geschichte der Ethischen Bewegung und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen und pädagogischen Ansichten Friedrich Wilhelm Försters bis zum Jahre 1904). 1933-35 war er Assistent —»Försters, seit 1935 Assistent am Forschungsinstitut für deutsche Geistesgeschichte in Salzburg. Nach dem „Anschluß" Österreichs emigrierte er in die CSR und übernahm Lehrtätigkeiten in Prag und Zürich. 1941 emigrierte er über Südfrankreich, Spanien und Portugal nach Brasilien. Seit 1950 lehrte er an der Volkswirtschaftlichen Fakultät Juiz de Fora (Minas Gerais) Philosophie der Wirtschaft und Geschichte der Wirtschaftsideen. Nach der Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland wurde er Gründer und Präsident der Deutsch-brasilianischen Gesellschaft und des Lateinamerika-Zentrums in Bonn sowie Herausgeber der „Deutsch-brasilianischen Hefte". 1954/55 war G. Generaldirektor des Saarländischen Rundfunks und gehörte 1957-61 als CSU-Abgeordneter dem Deutschen Bundestag an. 1964 wurde er Prof. an der Internationalen Universität für Sozialstudien in Rom. 1993 wurde G. der Gerechtigkeits-Orden
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Goergen des Holocaust Memorial Centers verliehen, weil er 1941 von Portugal aus 45 Flüchtlinge nach Brasilien gebracht hatte. WEITERE WERKE: Österreich und die Reichsidee. Wien 1938. - Die österreichische Frage, historisch gesehen. Zürich 1938. - Chinas Kampf. Luzern 1940. - Brasilien. Nürnberg 1971. - 500 Jahre Lateinamerika. Münster 1992. - Ein Leben gegen Hitler. Geschichte und Rettung der „Gruppe G.". Autobiographische Skizzen. Münster 1997. LITERATUR: Pieter van Hatten: H. M. G. und sein Werk. In: Besinnung 24 (1969) S. 35 f. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 228. - Η. M. G. in memoriam. Hrsg. v. Dora Schindel. Bonn 1994. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 268. G o e r g e n , Josef-Matthias, Publizist, * 20.7.1892 Eitelsbach, t 20.4.1966. G. studierte Rechtswissenschaften und Philosophie an der Philosophischen Hochschule Trier und den Universitäten Köln, Frankfurt/Main und Gießen. 1919/20 war er Chefredakteur der „Saar-Zeitung" in Saarlouis, nahm nach seiner Ausweisung sein Studium wieder auf und kehrte 1924 in seine Position als Chefredakteur zurück. 1926-42 Publizist beim Völkerbund in Genf, wurde er nach seiner Rückkehr nach Deutschland verhaftet, angeklagt und trotz Einstellung des Verfahrens vor dem Volksgerichtshof in mehreren Konzentrationslagern interniert. G. war seit 1945 wieder publizistisch tätig, 1949/50 außenpolitischer Redakteur der „Badischen Neuesten Nachrichten" und lebte später in Konstanz. Er schrieb u.a. Mensch, Staat und Krieg (1940). WEITERE WERKE: Frankreichs Fundamentalirrtum im Saargebiet. München 1927. - Das Saarexperiment des Völkerbundes. Straßburg 1934. - Friedrich Wilhelm Foersters „Erlebte Weltgeschicht" im Spiegel der Weltmeinung. Nürnberg 1955. - Pius XII., katholische Kirche und Hochhuths „Stellvertreter". Zürich 1964. G e r l i n g e r , Robert (Johann), Politiker, Verleger, * 29.7.1888 Ensheim (Saarland), f 20.2.1954 Köln. Der Sohn eines Werkmeisters belegte Kurse in Buchführung und technischem Zeichnen, war 1902-05 Arbeiter, später Werkstattschreiber einer Fabrik für elektrotechnische Bedarfsartikel in Köln und 1905-09 Angestellter einer Fahrradfabrik in Köln. 1908/09 erhielt er eine Ausbildung zum Elektromonteur. 1909 trat G. in die SPD ein, wurde Vertrauensmann im Kölner Stadtteil Ehrenfeld und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Im November 1918 wurde er Mitglied des Großberliner Soldatenrates. 1919-21 Sekretär des Kölner Metallarbeiter-Verbandes, war er 1919-33 Stadtverordneter in Köln, seit 1926 Fraktionsvorsitzender. 1923 wurde er Abgeordneter im Rheinischen Provinziallandtag. 1924-33 war er Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Obere Rheinprovinz, 1929-33 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Köln-OberThein. G. emigrierte 1933 in das Saargebiet, später nach Frankreich, wo er als Markthändler, Arbeiter in der Uhrenindustrie, Elektriker und Mechaniker tätig war. 1938/39 hatte er die Stellung eines Vertrauensmannes des Landesverbandes Frankreich der Saar-SPD inne. Nach Kriegsbeginn zweimal in französischen Lagern interniert, wurde er Wehrmachtsdolmetscher in Nevers und nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1941 von der Gestapo verhaftet. 1941-43 war er im Gefängnis, 1943-45 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1945 kehrte er nach Köln zurück, baute dort den Bezirks-Parteiverband wieder auf und war bis 1947 dessen Vorsitzender. 1946-51 war G. einer der Hauptlizenzträger der „Rheinischen Zeitung" in Köln, 1948-51 deren Verlagsleiter. Seit 1946 war er Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion Köln und Bürgermeister, amtierte 1948-51 als Oberbürgermeister von Köln und gehörte seit 1946 dem Landtag von Nordrhein-Westfalen, seit 1949 dem Deutschen Bundestag an.
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LITERATUR: Willi Eichler: R. G. zum Gedächtnis. In: Sozialdemokratischer Pressedienst 1954, Heft 34, S. 8 . BHdE, Bd. 1, 1980, S. 228. - Markus H. Kringel: G., R. In: Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen. Hrsg. v. Siegfried Mielke. Berlin 2002, S. 164-167. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 269. Görlitz, Walter, Pseud. Otto Julius Frauendorf, Historiker, Journalist, Publizist, * 24.2.1913 Frauendorf (Kr. Randow bei Stettin), f 4.10.1991 Hamburg. G. studierte 1931-36 Medizin und Geschichte an der Univ. Rostock, unternahm Studienreisen durch Europa und nach Nordafrika und war danach als historischer Schriftsteller tätig. 1941-43 leitete er die Pressestelle der Stadt Rostock und gab eine kommunalpolitische Schriftenreihe heraus. Nach dem Krieg freier Schriftsteller, veröffentlichte er 1952 eine der ersten Biographien Hitlers; seit 1954 schrieb er eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung „Die Welt", bei der er seit 1955 Redakteur und Ressortleiter für Kulturpolitik (seit 1969 Zeitgeschichte) war. G. veröffentlichte u. a. Der deutsche Generalstab (1950). WEITERE WERKE: Sechs Jahre Reichskanzlei. Berlin 1954. Die Junker. Glücksburg 1956. - Die Waffen-SS. Berlin 1960. - Adolf Hitler. Göttingen u.a. 1960. - Karl Dönitz. Göttingen u. a. 1972. - Ideen machen Weltgeschichte. Würzburg 1974. - Die Prußen. Hamburg 1980. G ö r n e r , Karl Ritter von, österr. Journalist, * 13.12.1858 Budweis, t 13.9.1924 Linz. G. Schloß das Studium an den Universitäten Prag, Wien und Berlin mit der Promotion zum Dr. phil. ab und war zunächst Mittelschullehrer. Er wurde Redakteur beim „Prager Tagblatt", 1888 bei der „Deutschen Zeitung" in Wien und war 1893-1920 Hauptschriftleiter der Linzer „Tagespost". Neben der politischen Berichterstattung widmete er sich vor allem derjenigen Uber die Kultur, unterstützte die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt Linz und gründete 1898 gemeinsam mit Hugo —> Greinz die Literatur- und Kunstgesellschaft „Pan". G. veröffentlichte u. a. Das Jahr 1848 in Linz und Ober-Österreich (1898). Görres, Guido (Moritz), Publizist, Dichter, * 28.5.1805 Koblenz, t 14.7.1852 München. Der Sohn von Joseph von —>G. und Bruder von Marie —>G. studierte in Bonn Philosophie und Geschichte und trat während umfassender Quellenstudien zu einer Biographie über Jeanne d'Arc (Die Jungfrau von Orleans, 1834) in Frankreich in Kontakt mit Freunden seines Vaters, darunter Montalembert. Später lebte G. als freier Schriftsteller und Publizist in München und war 1838 Mitbegründer der „Historisch-Politischen Blätter für das katholische Deutschland", die er seit 1848 redigierte; 1846-48 gab er das Deutsche Hausbuch heraus. In der Nachfolge Clemens Brentanos dichtete er geistliche Lieder, von denen einige (u. a. Maria Himmelskönigin) volkstümlich wurden. WEITERE WERKE: Gedichte. München 1844. - Über die Gefahren der Gegenwart und die Gründung politischer Vereine. Mit besonderer Berücksichtigung des Münchner Vereines für konstitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit, nebst seinem Programm und seinen Statuten. München 1848. LITERATUR: Otto Roegele: G„ G. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 531 f. - Irmgard Scheitler: G. G. als Volksschriftsteller. In: Görres-Studien. Festschrift zum 150. Todesjahr von Joseph Görres. Hrsg. v. Harald Dickerhof. Paderborn 1999, S. 171-213. Görres, (Johann) Joseph von, Publizist, Schriftsteller, * 25.1.1776 Koblenz, t 29.1.1848 München. Nach dem Besuch eines von aufklärerischen Jesuiten geleiteten Gymnasiums 1786-93 verschrieb sich G. - Sohn einer mittelständischen Holzhändlerfamilie - den Naturwis-
Görres senschaften, der Medizin und der Geschichte. Mit dem kath. Glauben brechend, hing er seit 1792 revolutionärem, republikanischem Gedankengut an. Schon seine frühen Schriften (Der allgemeine Friede ein Ideal, 1798; Beiträge in den Zeitschriften „Das Rothe Blatt" 1798/99 und „Der Rübezahl" 1799) lassen seine Devise erkennen, stets „die frische grüne Wahrheit ohne alle Furcht" zu sagen. G.' Ziel war die „Amalgamation" der beiden großen Revolutionen des 18. Jh., der französischen in der Politik und der deutschen in der Philosophie. So sollte jener Zustand „der höchsten Kultur" erreicht werden, „bei dem die Menschenwürde in ihrer ganzen Majestät verwirklicht, das Sittengesetz auf den Thron erhoben ist und der Verstand unbeschränkt gebietet". Im November 1799 - G. war als Beauftragter der Koblenzer Patrioten in Paris - erlebte er seine große Enttäuschung: der Staatsstreich Napoleons hatte die politische Szene verwandelt, seine Mission blieb erfolglos, die politischen Akteure sah er „entkleidet hinter den Kulissen". Für 13 Jahre verschwand G. aus der Politik. Eine Stellung als Lehrer der Naturwissenschaften an der Secondairschule Koblenz gab ihm die wirtschaftliche Basis für seine Ehe mit Katharina von Lassaulx (1801). Philosophisch geriet er in diesen zurückgezogenen Jahren unter den Einfluß Schellings (vor allem seiner Naturphilosophie), beschäftigte sich mit den Mythen und Religionen der Völker (Glaube und Wissen, 1805) (Einfluß -> Herders) und begegnete mit Achim von —»Arnim und Georg Friedrich Creuzer - Clemens Brentano kannte er bereits aus der Schulzeit - der jüngeren Romantik. 1804 begann er, auf Einladung von Johann Christoph von —>Aretin an der Zeitschrift „Aurora" mitzuarbeiten. Von 1806 bis 1808 lehrte er als Privatdozent an der Univ. Heidelberg. G. las ein breites Programm; seine Ziele waren die universale Darstellung der gesamten Geistes- und Naturwissenschaft und eine mythische Weltdeutung. „Ein einsiedlerischer Zauberer, Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft mit seinen magischen Kreisen umschreibend", so charakterisierte ihn der junge Eichendorff. Die Beschäftigung mit der altdeutschen Geschichte, den verschütteten Traditionen des katholisch geprägten Mittelalters, ließen den jakobinischen Weltbürger langsam zum deutschen Patrioten werden (es entstanden Die Teutschen Volksbücher, 1807; die Mythengeschichte der asiatischen Welt, 1810; Mitarbeit an verschiedenen Zeitschriften). Bis in die Straßburger Zeit vertrat er den Gedanken einer überkonfessionellen Universalreligion, einer katholisch-protestantischen Doppelkirche, doch ließ er 1807 seine beiden Kinder nachträglich taufen, 1808 wurde das dritte Kind getauft. Als die linksrheinischen Gebiete von der Herrschaft Napoleons befreit wurden, brach nach den Koblenzer Jahren des Wartens G.' zweites „öffentliches Leben" an. Im Januar 1814 gründete er den „Rheinischen Merkur"; das Blatt gewann rasch geistigen, politischen Einfluß - Napoleon bezeichnete es als „fünfte Großmacht". Mit beißendem Spott schrieb G. gegen Napoleon, für Deutschland forderte er eine „starke Einheit in freier Vielheit", einen friedlichen Dualismus Preußen-Österreich mit einem Haus Habsburg als Träger der Krone, warnte vor Reaktion und Liberalismus. Herausgefordert durch die schlechte ökonomische Situation der Rheinprovinz, bezeichnete G. (noch vor Baader und Wilhelm Emmanuel von Ketteier) die soziale Frage als die Zukunftsfrage des deutschen Katholizismus. Als das europäische Gleichgewicht sich wieder herstellte, die deutsche Nationalbewegung schwächer wurde, griff G. die Siegermächte heftig an, was 1816 zum Verbot des „Rheinischen Merkur" und zur Entlassung aus dem Schuldienst führte. G. antwortete mit dem Manifest Teutschland und die Revolution (1819). Diese Anklage gegen die politische Reaktion wurde zur Hauptzäsur in G.' Lebenslauf: dem Haft-
befehl der preuß. Regierung konnte er sich nur durch die Flucht nach Straßburg entziehen (Oktober 1820). Kurz darauf übersiedelte er ins schweizer. Aarau, wo er Europa und die Revolution in 27 Tagen niederschrieb; im Herbst 1821 kehrte er nach Straßburg zurück. Die acht Exiljahre sollten die Inkubationszeit des späten G., des Christen, Mystikers, Kämpfers für die kath. Sache sein. Mit der Aufnahme der Arbeit am „Katholik" im Herbst 1824, die den neuen, von der katholisch-demokratischen Bewegung Frankreichs geprägten Zusammenklang von Katholizität, Freiheitsbewegung und erneuertem publizistisch-historischem Schaffen zeigte, Schloß G. auch seine Rückkehr zur kath. Kirche ab. Im Oktober 1825 trat in Bayern Ludwig I. die Regierung an. G. wandte sich aus dem Exil mit einem Appell, der das Programm der christlichen Romantik enthielt - Kurfürst Maximilian in den Mund gelegt - an den König; dieses Lebenszeichen verfehlte seine Wirkung nicht: G.' Freunde in München, allen voran Bischof Sailer, betrieben seine Berufung an die Münchner Universität. 1827 begann G. seine Tätigkeit als „ordentlicher Professor der allgemeinen und Litterärgeschichte" in München. Das Hauptwerk der Münchner Zeit war die Christliche Mystik (4 Bde., 1836-42). G.' Haus in der Schönfeldstraße war Treffpunkt aller „legitim und katholisch gesinnten Männer"; Besucher aus halb Europa erwiesen G. ihre Reverenz. Die Gefangennahme des Kölner Erzbischofs Clemens August von Droste zu Vischering am 20.11.1837 wegen des Mischehenstreits trieb G. noch einmal zu publizistischer Aktivität; er verfaßte den Athanasius, das „erste große Dokument des politischen Katholizismus"; Kirche und Staat sollten voneinander unabhängig, doch in „höherer Ordnung der Dinge zu gemeinsamem Gedeihen verbunden sein". 1842 zog er das Fazit des Kampfes in der Schrift Kirche und Staat nach Ablauf der Kölner Irrung·, erneut betonte er, an Preußen gerichtet, daß Deutschland den Frieden unter den Konfessionen brauche, um zu Frieden und Einheit zu gelangen. 1847/48 entstand sein letztes Werk Aspecten an der Zeitwende. Zum neuen Jahre 1848, in dem er vor der Tyrannis der Zukunft - „Radikalismus, Kommunismus, Proletariat" - warnte. 1839 wurde G. von Ludwig I. geadelt. Der archimedische Punkt in G.' Leben ist sein politischer Moralismus, sein Wille zu Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Sein Standort wechselte mehrfach. Er hat stets Partei bezogen und dies auch von jedermann verlangt - denn Gott vergebe das Parteiliche, aber nicht das Geheuchelte. In der Spirale kann man das adäquate Symbol fur G.' Metamorphosen finden: er selbst sah seine aufklärerischen Anfänge am Ende seines Lebens zurückgekehrt in den Bereich des Christlichen, aus dem sie gekommen waren, das Gleiche wiedergeboren in veränderter Gestalt und auf höherer Ebene. WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Marie Görres. 1. Abt.: Politische Schriften. 6 Bde., München 1854-60. 2. Abt.: Gesammelte Briefe. Hrsg. v. Marie Görres/Franz Binder. 3 Bde., München 1858-74. - Kritische Neuausgabe: J. G. Gesammelte Schriften. Hrsg. im Auftrage der Görres-Gesellschaft v. Wilhelm Schellberg/Adolf Dyroff, fortgeführt v. Leo Just/Heribert Raab. Bd. 1-16, Köln 1926-84; Erg.-Bde. 1 und 2, Paderborn 1985-93 (in Bd. 2 eine von Albert Portmann-Tinguely bearb. Bibliographie und Ikonographie). - Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Wolfgang Frühwald. 2 Bde., Freiburg/Basel/Wien 1978 (Bibliographie). - J. G. Ein Leben für Freiheit und Recht. Auswahl aus seinem Werk, Urteile von Zeitgenossen, Einführung und Bibliographie. Hrsg. v. Heribert Raab. Paderborn 1978. LITERATUR: Bernd Wacker: Revolution und Offenbarung. Das Spätwerk (1824-48) von J. v. G. Mainz 1990. - G.Studien. Festschrift zum 150. Todesjahr. Hrsg. v. Harald Dickerhof. Paderborn 1999. Hans Maier
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Görres G ö r r e s , Marie, Publizistin, * 2 8 . 6 . 1 8 2 8 Heidelberg, t 2 0 . 5 . 1 8 7 1 München. Die Tochter von Joseph von —>G. Ubernahm nach dem Tod ihres Bruders Guido —»G. die Geschäftsleitung der „Historisch-Politischen Blätter", betreute den Nachlaß ihres Vaters und edierte seit 1854 eine Auswahl seiner politischen Schriften, seit 1858 seine gesammelten Briefe. Vor Gericht erstritt sie eine Nachbezahlung der Pensionsansprüche ihres Vaters. 1854 erschien erstmals ein von ihr zusammengestelltes Lesebuch für die deutsche Jugend. LITERATUR: Franz Binder: Erinnerungen an M. G. In: Historisch-politische Blätter 70 (1872) S. 397-419, 497-524. G o e s , Albrecht, evang. Theologe, Schriftsteller, * 2 2 . 3 . 1 9 0 8 Langenbeutingen, t 2 3 . 2 . 2 0 0 0 Stuttgart. Der aus einer schwäbischen Pfarrersfamilie stammende G. besuchte die Seminare in S c h ö n t a l / J a g s t und Urach und studierte evang. Theologie, Germanistik und Geschichte in Tübingen und Berlin, w o er 1 9 2 7 / 2 8 bei R o m a n o Guardini hörte. Bereits während seiner Ausbildungszeit war er literarisch und journalistisch tätig; er schrieb u. a. regelmäßig für die „Frankfurter Zeitung". 1930 n a h m G. eine Pfarrstelle in Unterbalzheim (Württemberg) an, wechselte 1938 als Gemeindepfarrer nach Gebersheim bei Stuttgart und erlebte den Zweiten Weltkrieg 1940-45 als Lazarettgeistlicher an der Südost- und Ostfront. Seit 1953 vom Pfarramt beurlaubt, arbeitete G. seit 1955 als freier Schriftsteller, war aber bis 1973 auch als Prediger tätig. Zu seinen schriftstellerischen Arbeiten, die in Sprache und Ton teilweise an die Werke Eduard Mörikes erinnern, zählen vor allem Gedichte, Erzählungen und Essays, aber auch volkstümliche Laienspiele nach biblischen Stoffen, Biographien, Reden, Predigten und Traktate. In seinen Veröffentlichungen setzte sich G. i m m e r wieder mit der Zeit des Nationalsozialismus und des Kriegs und seinen Opfern auseinander. Internationale Bekanntheit erlangte er mit seinen Erzählungen Unruhige Nacht (1950) der Band enthält autobiographische Z ü g e und w u r d e in neunzehn Sprachen übersetzt sowie verfilmt, und Das Brandopfer (1954). Seinen Leitbildern, neben Mörike vor allem Mozart, widmete er eine Reihe von Veröffentlichungen (u. a. Mit Mörike und Mozart. Studien aus 50 Jahren, 1988). G. war Mitglied der Deutschen A k a d e m i e für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der A k a d e m i e der Künste in Berlin. Er wurde u. a. mit dem Lessingpreis der Stadt Hamburg (1953) und der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Verse. Stuttgart 1932. - Mörike. Stuttgart 1938. - Der Gastfreund. Berlin 1958. - Hagar am Brunnen. F r a n k f u r t / M a i n 1958. - Wagnis der Versöhnung. Leipzig 1959. - Lichtschatten Du. F r a n k f u r t / M a i n 1978. - Keine Stunde schwindet - Eine Auswahl. Berlin 1988. LITERATUR: Günther W i r t h / H a n s - M a r t i n Pleßke: A. G. Der Dichter und sein Werk. Berlin 1989. - Wolfgang Frühwald: G., A. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 815. - Wo Wort ins Wesen trifft. A. G. zum 90. Geburtstag. Hrsg. v. Albrecht Esche. Grafschaft 1998. - Stefan Pautler: G „ A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1061.
und Weimar brachte ihm feste Verbindungen mit Johann - > Bode, - > M u s ä u s und - > Wieland. Wichtig wurde die Bekanntschaft mit —»Bertuch, der i h m —» Goethe zuführte, und die Freundschaft mit —»Schiller. D e r wirtschaftlich erfolgreiche Verlag - schon 1788 konnte G. das geliehene Kapital an K ö r n e r zurückzahlen - hat bis 1838, als er in den Besitz der J. G. Cottaschen Buchhandlung überging, zahlreiche Autoren herausgebracht. Neben klangvollen N a m e n wie Schiller, Goethe, Wieland, Klopstock, —»Lessing, Johann Jakob Griesbach, Friedrich August Wolf, Johann Gottfried Seume, August Wilhelm Iffland sind heute fast vergessene wie Johann Baptist von —> Alxinger, Valerius Wilhelm Neubeck, Charpentier, Thümmel, von Houwald, —»Kind, Küttner, —»Müllner vertreten. Bei ihm erschien die von Schiller begründete „Thalia" 1780-91, die „ N e u e Thalia" bis 1794, Wielands „Teutscher M e r k u r " (in Kommission), die erste rechtmäßige Ausgabe der Werke Goethes 1787-90, 1787 Schillers Don Carlos und 1802 davon der typographisch beste Druck, 1788 mit 3 0 0 0 0 Exemplaren das Noth- und Hülfs-Büchlein fir Bauersleute seines Freundes Rudolf Zacharias —»Becker, seit 1790 der „Historische Kalender f ü r D a m e n " , in dem Schillers Geschichte des Dreißigjährigen Krieges erstmals veröffentlicht wurde. Wichtigster Autor f ü r G. aber w u r d e Christoph Martin Wieland, der i h m die Ausgabe seines Gesamtwerkes anvertraut hatte; f ü r sie leistete er Bahnbrechendes. In einem langwierigen Prozeß gegen die Weidmannsche Buchhandlung, bei der zuvor 17 Einzeltitel Wielands erschienen waren, konnte die Auffassung durchgesetzt werden, daß der Autor nach Nutzung seines Manuskripts durch den Verleger sein Eigentum zurückfordern und weiter frei vergeben dürfe. Damit war für G. der Weg frei, eine auch typographisch vorbildliche Gestaltung der Sämmtlichen Werke zu erreichen. Unzufrieden mit den Leistungen Leipziger Buchdrucker, hatte er schon 1793 f ü r eine eigene Druckerei u m eine „Concession zur Erlangung einer Buchdruckerei mit lateinischen Schriften nach Didot" ersucht und sie erhalten. Die Offizin verlegte er 1797, nun mit unbeschränkter Konzession, nach Grimma. Hier gelang i h m die Ausstattung mit modernsten Pressen und M a schinen und mit einer eigenen, von Carl Ludwig Prillwitz geschnittenen klassizistischen Antiqua der Anschluß an die von William Caslon, John Baskerville und Giambattista Bodoni gefundene, klassizistisch reine F o r m der neuen Buchkunst, die nur durch typographische Mittel wirkt. Die mustergültige Gestaltung kam aber nicht nur einer Prachtausgabe 1794-1802 (250 Taler) zugute; auch die Parallelausgaben in Oktav auf Velinpapier (150 Taler), im Taschenformat auf Velinpapier zweiter Wahl (112 l h Taler) und eine einfache A u s g a b e in Oktav auf Druckpapier (27 Taler) konnten alle Käuferschichten mit vorbildlich gedruckten Ausgaben erreichen. Gleiche Sorgfalt ließ G. den Werken Klopstocks 1798-1809, ebenfalls in vier Ausstattungen, der Neuausgabe des Novum Testamentum Graece (1803-07) durch Johann Jakob Griesbach und H o m e r s /lias (1806) durch Friedrich August Wolf in einer von Prillwitz neugeschnittenen griechischen Schrift angedeihen.
G ö s c h e n , Georg Joachim, Verleger, * 2 2 . 4 . 1 7 5 2 Bremen, t 5 . 4 . 1 8 2 8 Grimma. Nach Abschluß einer Buchhandelslehre bei Johann Henrich Cramer in Bremen erhielt G. 1772 eine erste Anstellung bei der Leipziger Buchhandlung von Siegfried Leberecht Crusius, die 15 Jahre währte, ihn mit angesehenen Leipziger Familien zusammenführte und die fruchtbare Freundschaft mit Christian Gottfried —»Körner vermittelte. 1783 n a h m er eine Stelle als Faktor in der als genossenschaftliches Selbstverlagsunternehmen der Autoren gegründeten „Buchhandlung der Gelehrten" in Dessau an, schied aber 1785 wieder aus, um mit finanzieller Hilfe Körners einen eigenen Verlag zu gründen. Eine Reise 1785 nach Gotha
Seine noble Auffassung von den A u f g a b e n und Pflichten eines Verlegers faßte er 1802 in seiner Denkschrift zur Gründung eines Börsenvereins der Buchhändler ( M e i n e Gedanken über den Buchhandel und über dessen Mängel) zusammen. LITERATUR: Christian Gottlob Lorenz: Zur Erinnerung an G. J. G. G r i m m a 1861. - Karl Buchner: Wieland und G. J. G. Berlin 1871. - George Joachim Viscount Goschen: T h e Life and Time of G. J. G. L o n d o n 1903, dt. Leipzig 1905. Johann Goldfriedrich: Aus den Briefen der Göschensammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Leipzig 1918. - Gerhard Menz: G. J. G. In: Sächsische Lebensbilder. Bd. 3, Dresden 1941, S. 120-127. - Helmut Hiller: G., J. G.
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Goethe In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 541-543. - Dietmar Debes: G. J. G. Die typographische Leistung des Verlegers. Leipzig 1965. Stephan Füssel: G. J. G. Leipzig u . a . 1992. - Eberhard Zänker: G. J. G. Buchhändler, Drucker, Verleger, Schriftsteller. Ein Leben in Leipzig und Grimma-Hohnstädt. Beucha 1996. - Otto Werner Förster: G. J. G. „Ein Kaufmann, der mit den edelsten Waaren h a n d e l t . . . " . Biographische Essays. Leipzig 1999. - Stephan Füssel (Hrsg.): G. J. G. Ein Verleger der Spätaufklärung und der deutschen Klassik. 3 Bde., Berlin 1996-99. Dietmar Debes G o e s s l e r , Peter (Friedrich), Archäologe, * 1 7 . 5 . 1 8 7 2 Geislingen (Württemberg), t 1 3 . 3 . 1 9 5 6 Tübingen. G. studierte Altphilologie, Geschichte und Archäologie in Tübingen, Berlin und Paris und unternahm Studienreisen durch Südeuropa und den Vorderen Orient. 1930-46 war er Prof. der Ur- und Frühgeschichte sowie der römischgermanischen Archäologie an der Univ. Tübingen, bis 1934 auch Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen und des Württembergischen Landesamtes f ü r Denkmalpflege in Stuttgart. G. ü b e r n a h m 1946 die Leitung der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte, war 1939-47 Herausgeber der „Tübinger Blätter" und veröffentlichte u. a. Eugen Nägele. Sein Leben und Wirken (1947). WEITERE WERKE: Beiträge zur süddeutschen Münzgeschichte. Stuttgart 1927. - D e r Silberring von Trichtingen. Berlin/Leipzig 1929. - Z u s a m m e n mit Friedrich Hertlein: Die Römer in Württemberg. 2 Bde., Stuttgart 1 9 2 8 / 3 0 . LITERATUR: Oscar Paret: Schriftenverzeichnis von P. G. In: Bericht der römisch-germanischen Kommission des deutschen archäologischen Instituts 31 (1941) S. 175-197. Ders.: P. G. 70 Jahre. In: Nachrichtenblatt f ü r Deutsche Vorzeit 18 (1942) S. 129-131. - Festschrift für P. G. Stuttgart 1954. - Kurt Bittel: P. G. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Bd. 16. Hrsg. v. Robert Uhland. Stuttgart 1986. G o e t h e , Johann W o l f g a n g von, Dichter, Staatsmann, Naturforscher, * 2 8 . 8 . 1 7 4 9 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 2 . 3 . 1 8 3 2 Weimar. G. war der älteste Sohn Johann Caspar G.s und seiner Frau Catharina Elisabeth G. Der Vater, kaiserlicher Rat, entstammte einer thüringischen Handwerkerfamilie; da er ein Kapital von 90 000 Gulden geerbt hatte, konnte er sich ein berufsloses Leben als „Particulier" gestatten und später noch zu der materiellen Unabhängigkeit des Sohnes wesentlich beitragen. Die Mutter, geborene Textor, Tochter des Frankfurter Schultheißen, gehörte einer südwestdeutschen Gelehrten- und Beamtenfamilie an. Das Haus „Zu den Drei Leyern", in d e m G. zur Welt kam, scheintot zunächst, lag im Frankfurter Großen Hirschgraben. Es gehörte der Großmutter Cornelia G., die den Kindern zu Weihnachten 1753 ein Puppentheater schenkte, f ü r das G. sein erstes Schauspiel, ein Josephsdrama, verfaßte. Von den fünf nach ihm geborenen Geschwistern wuchs nur die Schwester Cornelia G. mit ihm auf. Den Elementarunterricht der Kinder übernahm zunächst der Vater, der sie dabei schon ins Italienische einführte. Bald aber überließ er den Unterricht in den Naturwissenschaften und in der Mathematik sowie im Lateinischen, Griechischen, Französischen, Englischen und Hebräischen eigenen Lehrern. Daneben lief die Unterrichtung im Zeichnen, Klavierspielen, Fechten und Reiten. G., der das Studium der Sprachen in Göttingen bevorzugt hätte, ging 1765 auf Drängen des Vaters zum Studium der Rechte nach Leipzig. Schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts hatte sich die Stadt zu einem Zentrum der Aufklärungsbewegung entwickelt: Johann Christoph —* Gottsched hielt hier Vorlesungen über eine rationalistische Poetik, Christian Fürchtegott Geliert Uber eine neue Stil- und Sittenlehre, die ständige B ü h n e Friederike Caroline Neubers bevorzugte französisch-klassizistische Dramen. G.s anfängliches Inter-
esse an den juristischen Kollegs erlahmte; bald auch stellte sich Kritik an den Gellertschen wie den Gottschedschen Vorlesungen ein. Der Einfluß der rationalistischen Poetik machte ihn unsicher und ließ ihn alle aus F r a n k f u r t mitgebrachten poetischen Arbeiten verbrennen. Er f ü h l t e sich mehr zum Bildenden Künstler berufen als z u m D i c h t e r und n a h m Zeichenunterricht bei A d a m Friedrich Oeser, d e m Lehrer Johann Joachim Winckelmanns. W i n c k e l m a n n s Geschichte der Kunst des Altertums (1764) w u r d e G . zur lebenslangen Grundlage seines Antikenverständnisses. Ostern 1766 brachte der Mittagstisch im „Gasthaus a m B r ü h l " G. mit einer R u n d e j u n g e r Erzieher z u s a m m e n , zu der auch Ernst Wolfgang Behrisch gehörte. Ihm, der bald F r e u n d und Kritiker G.s wurde, gelang es, die besten der n o c h ganz in anakreontischer Manier verfaßten Gedichte zu einem B u c h zusammenzufassen, dem der Autor den Titel Annette gab: sie waren zumeist aus der Liebe zur Wirtstochter A n n a Katharina Schönkopf entstanden. G.s Eifersucht brachte wiederholt Verzweiflung über die Liebenden. Zeugnis dieser G e f ü h l s s c h w a n k u n g e n war das Lustspiel Die Laune des Verliebten (1768). D e r plötzliche Weggang von Behrisch und die Trennung im Frühjahr 1768 von „ K ä t h c h e n " haben ihn so geschwächt, daß der Achtzehnjährige im Juli 1768 von einem blutigen Husten befallen wurde und erst an seinem Geburtstag die Heimreise nach Frankfurt w a g e n konnte. Wie ein „Schiffbrüchiger" fühlte sich G. b e i m Wiedereintritt in sein Vaterhaus. Die leichte Tuberkulose klang im Frühjahr 1769 allmählich ab. Für die langsamer heilende seelische Überreizung war eine Freundin der Mutter hilfreich: Susanna Katharina von Klettenberg, Urbild der „schönen Seele", deren Lebensbekenntnisse G. später seinem R o m a n Wilhelm Meisters Lehrjahre einfügte. Mit ihr und d e r Mutter - beide der pietistischen E r w e c k u n g s b e w e g u n g anhängend - studierte G. pansophische Schriften. Trotz der Krankheit wurden Die Mitschuldigen, eine schon in Leipzig begonnene Farce, jetzt beendet. In Straßburg, w o h i n G. im Frühjahr 1770 aufbrach, war er zu einem neuen L e b e n wie zu einem ernsthaft betriebenen Studium entschlossen. Die „Ephemerides", Eintragungen von Lesefrüchten und Buchtiteln, zeugen von einer immensen Lektüre. Wichtiger aber waren andere Eindrücke: das gotische Münster und die elsässische Landschaft. In dieser Gemütsverfassung machte die Begegnung mit Johann Gottfried —> Herder „Epoche". A u c h diesem ging es u m ein neues Erfassen des Schöpferischen. G.s Antwort darauf war eine intensive Homerlektüre, die Beschäftigung mit Ossian, den angeblich neuentdeckten gälischen Heldenliedern, die Skizzierung eines Aufsatzes über das Straßburger Münster (Von deutscher Baukunst, 1773 ausgeführt) und schließlich die A u f z e i c h n u n g von zwölf Volksliedern. Schon 1770 war ihm in Sesenheim die Pfarrerstochter Friederike Brion begegnet. A u s der Liebe zu ihr entstanden Gedichte, von denen einige zu den persönlichsten G.scher Liebeslyrik gehören. Als Lizentiat der Rechte E n d e A u g u s t 1771 wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, begann er im September seine vierjährige Anwaltstätigkeit. Z w a r w a r i h m F r a n k f u r t nach wie vor „ein leidig Loch"; dennoch fanden sich Freunde genug, um a m 14. Oktober „Shakspears N a h m e n s t a g " zu feiern, wobei G. vermutlich die R e d e Zum Shakspears Tag hielt. Wenige Wochen danach begann er mit der Niederschrift des historischen Dramas Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der Eisernen Hand, wozu ihn Shakespeare angeregt hatte. Sechs Wochen dauerte die Arbeit, dann sorgte der n e u g e w o n n e n e Freund Johann Heinrich —> M e r c k für ein rasches Erscheinen im Juni 1773. Merck g e w a n n G. und Herder zur Mitarbeit an den „Frankfurter Gelehrten Anzeigen", einem wissenschaftlichen Rezensionsorgan. - Im M a i 1772 ging G. auf Anraten des Vaters an das Reichskammergericht in Wetzlar, um als Praktikant das Verfahren des Reichspro-
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Goethe zesses kennenzulernen. In dieser Zeit entstanden, dank einer intensiven Pindarlektüre, die großen Hymnen in dem neuen, dithyrambischen Stil: u.a. Mahomets Gesang, An Schwager Kronos, Prometheus, Ganymed. Schon in seinen ersten Wetzlarer Wochen war G. der verlobten Amtmannstochter Charlotte Buff begegnet. G. Schloß Freundschaft mit beiden Brautleuten, aber die Zuneigung für Lotte wurde doch „leidenschaftlicher als billig", und so „faßte ich den Entschluß, mich freiwillig zu entfernen". - Um sich, wieder in Frankfurt, von den schmerzlichen Erfahrungen des Sommers 1772 zu befreien, brachte er 1774, in gut vier Wochen, in Form brieflicher Mitteilungen an einen Freund die Leiden des jungen Werthers zu Papier. Der Roman wurde in alle europäischen Sprachen übersetzt und war ein Welterfolg. Freunde und Fremde, u.a. der Erzieher Carl Ludwig von Knebel mit den beiden Prinzen von Sachsen-WeimarEisenach, fanden sich bald bei dem „literarischen Meteor" ein. Einladungen folgten, so auch die zu einem Konzert im Hause der Bankiersfamilie Schönemann. Mit der Tochter Anna Elisabeth (Lili) Schönemann entspann sich bald eine leidenschaftliche Beziehung; um die Ostermesse 1775 kam es zur Verlobung; um die Herbstmesse jedoch löste man sich wieder voneinander. Eine Einladung des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar kam gerade recht. G. nahm sie an und traf am 7.11.1775 nach einer Reise in die Schweiz in Weimar ein. In der Schweiz hatte G. Johann Kaspar Lavater getroffen, dessen physiognomische Studien G.s anatomischen bzw. morphologischen Überlegungen entgegenkamen. Lavaters Pietismus aber trug später zur Entfremdung der Freunde bei, vor allem seit G.s wachsender Neigung zum Spinozismus. Daß G. sich schon im Januar 1776 zu der ihm angebotenen ministeriellen Tätigkeit entschloß, war nicht unüberlegt. Er wußte wohl, daß er sich damit auf einen „Platz" stellte, von dem aus „das durchaus Scheissige dieser zeitlichen Herrlichkeit" erkennbar wurde; andererseits war es ein „Schauplatz", wo man „ein paar Herzogtümer vor sich hatte". SachsenWeimar war ein armes Land: die erste gemeinsame Unternehmung mit dem Herzog galt dem stillgelegten Ilmenauer Kupferbergbau. G. - 1776 Geheimer Legationsrat und Mitglied des Geheimen Conseils, 1779 Geheimer Rat, 1782 geadelt - übernahm den Vorsitz der neugegründeten Bergwerkskommission, bald auch den der Wegebaukommission, schließlich die Leitung der Staatsfinanzen: Aufgaben, die er sehr ernst und effektiv wahrnahm. Schon im Herbst 1776 hatte er sich des Theaters angenommen; es kamen eigene frühere Sprechstücke und Singspiele zur Aufführung (u. a. Jahrmarktsfest zu Plundersweilern, Erwin und Elmire); bald auch neu entstandene (Die Geschwister, Lila, Triumph der Empfindsamkeit, Jery und Bätely). Den Höhepunkt dieser Aufführungen bildete 1779 die Iphigenie. G.s Verhältnis zum Herzog entwickelte sich zu einer beständigen, zugleich vertrauten und respektvollen Freundschaft. Eine enge Bindung hatte sich gleich anfangs zu Charlotte von Stein geknüpft, der glücklos verheirateten Frau des Oberstallmeisters Ernst Josias von Stein. Die 1500 Briefe G.s, die bis zum August 1786 zu ihr gingen, zeugen davon. Zur inneren Entfernung kam es durch G.s auch ihr verschwiegenen Entschluß, für unbestimmte Zeit nach Italien zu gehen. In der Lebenskrise, in die er durch Arbeitsüberlastung und die einengende Liebesbindung geraten war, schien es ihm notwendig, die Basis seiner Existenz noch einmal neu zu gründen. In den zwei italienischen Jahren (September 1786 bis Mitte 1788) hat er nicht nur Rom mit seinen antiken Bauund Kunstwerken und in Neapel das Volksleben gründlich kennengelernt, nicht nur in Sizilien gewissermaßen Griechenland erfahren (ein „Nausikaa"-Drama entworfen, das Prinzip der Pflanzenbildung - das Bildungsgesetz der Metamorphose - entdeckt), sondern, in einer Art zweiter Geburt,
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sich selbst wiedergefunden. Poetische Frucht dieser Jahre war die Umsetzung der Iphigenie in Blankverse und die Vollendung des noch in Frankfurt begonnenen Egmont-Dramas. Karl August hat aus G.s Selbsteinsicht kluge Folgerungen gezogen. Der aus Italien Zurückgekehrte wurde von den laufenden Regierungsgeschäften entbunden. Erst 1791 wieder fiel ihm die Leitung des neugegründeten Hoftheaters zu, der er sich bis 1817 unterzog. Er vollendete jetzt das aus Rom mitgebrachte 7asio-Drama wie auch den wohl schon in Rom begonnenen Gedichtzyklus der Römischen Elegien. Das sinnlich-antike Lebensgefühl, aus dem sie sich nährten, erfuhr neue Belebung durch die Beziehung zu Christiane Vulpius (Goethe). Aus ihr entwickelte sich eine lebenslange Verbindung; Weihnachten 1789 kam der Sohn August G. zur Welt, jedoch erst 1806 - unter dem Eindruck des auch Sachsen-Weimar unmittelbar betreffenden Kriegs wurde die Ehe geschlossen, auch als ein bewußtes Zeichen der Anerkennung bürgerlicher Ordnungsvorstellungen. Das Mißbehagen an Freunden und Umwelt, das G. seit seiner Rückkehr nicht verloren hatte, kompensierte er durch intensive Beschäftigung mit der botanischen und zoologischen Morphologie wie mit der Farbenlehre, wobei die Aufmerksamkeit nicht mehr, wie früher, auf einzelne Phänomene gerichtet war, sondern auf das eine Prinzip, auf das sich die mannigfachen Erscheinungen zurückführen ließen. Dieser auf das Normative gerichtete Sinn war es wohl vor allem, der G. den Ausbruch der Französischen Revolution als das „schrecklichste aller Ereignisse" erfahren ließ. Dabei war er kein Anhänger des „ancien regime". Reformen waren auch nach seiner Überzeugung immer wieder nötig; aber nur innerhalb einer Verfassung, die einen Regenten, der sich als Diener seines Staates verstand, mit Untertanen verband, die frei waren innerhalb der Grenzen ihres Standes. - Es folgten unruhige Jahre: 1790 eine Reise nach Venedig, um Anna Amalia, die Mutter Karl Augusts, abzuholen, und drei weitere Reisen zur Begleitung des Herzogs: der Aufbruch ins schlesische Feldlager anläßlich der Reichenbacher Konvention 1790, die Teilnahme an der Campagne in Frankreich 1792 und an der Belagerung von Mainz 1793. 1794, auf dem Höhepunkt der Revolution in Paris, entschloß sich Friedrich —> Schiller zur Gründung der Monatsschrift „Die Hören" und bat G. um Mitarbeit. Damit begann das Jahrzehnt ihrer fruchtbaren Zusammenarbeit: die Epoche der deutschen literarischen Klassik - parallel zum Jahrzehnt der Frühromantik. Zu dem antirevolutionären Programm der „Hören", dem es gleichwohl um Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes ging, lieferte G. einen programmatischen Beitrag - nicht, wie Schiller, philosophischer, sondern poetisch-metaphorischer Art - mit dem Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. Schon um die Jahreswende 1795/96 zeichnete sich jedoch der Mißerfolg der Zeitschrift ab. Als G. und Schiller in etwa 600 Xenien, bissigen Zwei- und Vierzeilern, mit der Urteilsunfähigkeit von Kritikern und Zeitgenossen abrechneten, war „alles in Aufruhr". In der Zeit des engen Umgangs mit Schiller entstanden u. a. die Balladen Der Schatzgräber, Die Braut von Korinth, Der Gott und die Bajadere, Der Zauberlehrling, die Elegien Alexis und Dora, Amyntas, Euphrosyne, das Versepos Hermann und Dorothea, ein Welterfolg, Wilhelm Meisters Lehrjahre und dramatische Produktion (ein Teil der skizzierten Achilleis und der erste Teil der als Trilogie entworfenen Natürlichen Tochter). 1798 gründete G. mit dem Kunsthistoriker Heinrich Meyer die Zeitschrift „Propyläen", die im November 1800 eingestellt wurde. Er trug auch wesentlich zur Neugründung der ,Jenaischen Allgemeinen LiteraturZeitung" 1804 bei. - Schillers Tod im Mai 1805 war für G. ein Verlust ohnegleichen; erst nach Wochen konnte er sich wieder zur Arbeit an der Farbenlehre und auch zur Fortsetzung des fa«s/-Fragments entschließen, das, schon aus
Goethe Frankfurt mitgebracht, erst 1806 vollendet wurde. Napoleons Sieg bei Jena und Auerstedt 1806 und die harten Folgen für das Land überschatteten auch G.s literarische Tätigkeit, unterbrachen sie aber nicht. Er hat das politische System des Rheinbundes unter napoleonischem Protektorat (1805) bejaht, die Auflösung des Alten Reiches nicht bedauert. Seine Audienz bei Napoleon (Erfurter Fürstentag 1808) rechnete er zu den höchsten Augenblicken seines Lebens; der Kaiser, von dem er das Kreuz der Ehrenlegion erhielt, galt ihm als Verkörperung des Außerordentlichen und des „Dämonischen". In diesen unruhigen Jahren bereitete G. seine Selbstbiographie vor (bis 1775). Auch die poetischen Produktionen der nächsten Jahre: das Drama Pandora und der Roman Die Wahlverwandtschaften, gründen, nach G.s Worten, in dem Moment einer Krise. Im ersten Friedensjahr 1814 beschloß G., sein „freies Geburtsland" nach 17 Jahren wiederzusehen und zur Kur nach Wiesbaden zu gehen. Es war der Aufbruch zu neuer Produktivität. Mitverursacht wurde sie durch die Lektüre des persischen Dichters Hafis (14. Jh.). Schon auf der Reise nach Wiesbaden entstanden fast täglich Gedichte; als der WestÖstliche Divan 1819 erschien, war er zu zwölf Büchern angewachsen, aus denen sich das S«/eifca-Buch durch die Fülle seiner Gedichte heraushebt. Sie waren 1815 aus der Liebe zu Marianne, der Frau des befreundeten Frankfurter Bankiers Johann Jacob von Willemer, entstanden, wobei G. drei von ihr verfaßte unter die seinen aufgenommen hatte. 1816-32 brachte G. eine Zeitschrift mit ästhetisch-literarischen Originalbeiträgen, „Ueber Kunst und Alterthum", 1817-24 das Periodikum „Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie" heraus. Seit 1772 beteiligte sich G. u.a. mit Rezensionen, Literatur- und Theaterberichten und ähnlichem an Tageszeitungen, Wochen- und Monatsschriften wie „Deutsches Museum", „Isis", .Journal des Luxus und der Moden", „Morgenblatt für gebildete Stände", „Teutscher Merkur" und „Zeitung für die elegante Welt". Allgemein nahm seine Kritik am Zeitschriftenwesen seit den neunziger Jahren des 18. Jh. zu. 1816 wurde G. bei der Modernisierung der Verwaltung des zum Großherzogtum erhobenen Kleinstaates SachsenWeimar die Oberaufsicht über alle Landesanstalten für Kunst und Wissenschaft übertragen, die er - mit dem Titel eines Staatsministers - bis zu seinem Tod ausübte. Nach dem Tod Christiane von G.s (1816) zog der Sohn August von G. mit seiner Frau Ottilie —>von G., geb. von Pogwisch, in das Haus am Frauenplan, in dem G. nun selber die Haushaltsführung übernehmen mußte. August von G. starb noch vor seinem Vater 1830 in Rom. - Die Kurreisen gingen nun seit 1821 nach Marienbad, wo G. 1823 von der jungen Ulrike von Levetzow stark angezogen wurde. Der vom Großherzog überbrachte Heiratsantrag blieb erfolglos; auf der Heimreise hat G. dem Schmerz dieses Abschieds in der Marienbader Elegie Ausdruck gegeben. - Es war G.s letzte große Reise. Fortan beschäftigte ihn die Vorbereitung der vollständigen Ausgabe seiner Werke, die er 1831, unterstützt von Johann Peter Eckermann, abschließen konnte. „Hauptgeschäft" der letzten Jahre war die Fortsetzung des Faust und der Lehrjahre. 1829 erschien die neubearbeitete Fassung von Wilhelm Meisters Wanderjahren. Für die Fortsetzung des Faust knüpfte G. an die 1800 verfaßten Verse einer Helena-Dichtung an; die verbleibenden Akte konnte er wie erhofft noch vor seinem 82. Geburtstag vollenden und am 22.7.1831 in sein Tagebuch notieren: „Das Hauptgeschäft zustandegebracht". Das in 60 Jahren gewachsene Manuskript behandelte er wie sein Vermächtnis: er siegelte es ein. - Am 22. März 1832, mittags um halb zwölf, starb G. G.s Werk umfaßt die theoretische Durchdringung und praktische Ausübung von Bildender Kunst und Poesie. Er verfügt souverän über die Tradition und ihre Regeln - und befreit
sich aus deren Zwängen, indem er mit ihnen neue lyrische, epische und dramatische Formen schafft, die für die Folgezeit prägend wurden. Daneben steht das umfangreiche Corpus der naturwissenschaftlichen Schriften, die auf eine Morphologie der objektiven Naturphänomene zielen. Erfolgreich im Sinne der modernen Naturwissenschaft war die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen und der Begriff der Metamorphose der Tiere und Pflanzen, als eine vorweggenommene Evolutionslehre. Erfolglos dagegen blieben in der physikalisch orientierten Naturwissenschaft die Arbeiten zur Geologie und zur Optik. Erst in jüngster Zeit wird die G.sche Farbenlehre wieder philosophisch ernstgenommen, als eine Phänomenologie im Bezug auf das Auge. Gemeinsam ist G.s naturwissenschaftlichen Schriften der Versuch, in morphologischen Anschauungsformen, mit Begriffen wie Urphänomen, Metamorphose, Polarität und Steigerung zu den von der anorganischen Natur bis zur menschlichen Sittlichkeit waltenden einheitlichen Gesetzen vorzudringen. Dieser Universalismus weist in seinem Umfang noch einmal auf die Tradition zurück. In der Suche nach der zugrundeliegenden All-Einheit aber reagiert G. bereits auf das spezifisch moderne Bewußtsein ihres Zerbrechens. Darin gründet G.s Anerkennung durch die Zeitgenossen ebenso wie seine unvergleichliche Wirkung auf nahezu alle produktiven Geister, die freilich in Unterricht und Zitatensteinbrüchen von einer zuweilen unerträglichen Trivialisierung begleitet wird. AUSGABEN: G.s Werke. Abt. 1-4. Zusammen 133 Bde. Weimar 1887-1919. Nachdr. München 1987, nebst 3 Nachtragsbänden, hrsg. v. Paul Raabe. [Weimarer Ausg.] Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hrsg. im Auftrag der Deutschen Akademie der Naturforscher. Weimar 1947 ff. Gedenkausgabe. Hrsg. v. Ernst Beutler. 24 Bde. nebst 3 Ergänzungsbänden, Zürich 1948-71. - Werke. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1952-75. [Akademie-Ausg., abgebrochen] - Werke. Hamburger Ausgabe. Hrsg. v. Erich Trunz. Hamburg 1960-71; Neuaufl. seit 1952, seit 1972: München. - Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde., Frankfurt/Main 1985 ff. - Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. 21 in 26 Bänden, München 1985 ff. Corpus der Goethezeichnungen. Bearb. v. Gerhard Femmel. 7 Bde., München 2 1972-79. LITERATUR: Bibliographien: G.-Bibliographie. Begründet von Hans Pyritz . . . 2 Bde., Heidelberg 1965-68. - G.Bibliographie. In: Jahrbuch der G.-Gesellschaft bzw. G.Jahrbuch. - Internationale Bibliographie zur Deutschen Klassik. Weimar 1959 ff. - Biographien: Emil Staiger: G. 3 Bde., Zürich/Freiburg 1952-54. - Kurt Robert Eissler: G. Eine psychoanalytische Studie. Basel/Frankfurt 1983. Karl Otto Conrady: G. Leben und Werk. Frankfurt/Main 1987. - Dorothea Hölscher-Lohmeyer: J. W. G. München 1991. - Heinrich Meyer: G. Das Leben im Werk. Zürich 1994. - Nicholas Boyle: G. Der Dichter in seiner Zeit. Bd. 1, München 1995. - Studien: Wolfgang Schadewaldt: Goethestudien. Zürich 1963. - Ernst Beutler: Essays um G. Zürich/München 7 1980. - Albrecht Schöne: G.s Farbentheologie. München 1987. - Victor Lange: G. Stuttgart 1989. — Friedrich Sengle: Das Genie und sein Fürst. Die Geschichte der Lebensgemeinschaft G.s mit dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Stuttgart/ Weimar 1993. - G.-Handbuch. 4 Bde., Stuttgart 1996 ff. Journalismus: Joachim Wohlleben: G. als Journalist und Essayist. Frankfurt/Main u.a. 1981. - Siegfried Seifert: Zeitschrift. In: G.-Handbuch. Bd. 4.2. Stuttgart/Weimar 1998, S. 1209-1213. - Hansjürgen Koschwitz: „O Freiheit süß der Presse!" G.s kritische Sicht der zeitgenössischen Journalistik. In: Publizistik 44 (1999) S. 416-430. Dorothea
Hölscher-Lohmeyer
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Goethe Goethe, Ottilie (Wilhelmine Ernestine Henriette) von, geb. Freiin von Pogwisch, * 31.10.1796 Danzig, t 26.10.1872 Weimar. Seit ihrer Jugendzeit in Weimar ansässig, heiratete G. 1817 August von G., den Sohn des von ihr glühend verehrten Johann Wolfgang von —» G. 1829-32 gab sie die Gesellschaftszeitschrift „Chaos" heraus, an der u. a. ihre enge Freundin Adele Schopenhauer, Johann Peter Eckermann, Karl von —»Holtei und Sibylle Mertens-Schaaffhausen mitarbeiteten. 1835-66 lebte G. in Wien, war u. a. mit Franz Romeo Seligmann befreundet und führte in den dortigen Salons die Literatur des Jungen Deutschland ein. 1870 kehrte sie nach Weimar zurück. G. bildete in Weimar, Dresden, Leipzig und Wien den Mittelpunkt kulturell bedeutender Kreise. Ihrer Ehe mit August G. entstammen u. a. Walther und Wolfgang von G. WEITERE WERKE: Aus O. v. G.s Nachlass. Hrsg. v. Wolfgang von Oeningen. 2 Bde., Weimar 1912/13. - Erlebnisse und Geständnisse 1832-57. Hrsg. v. Heinrich Hubert Houben. Leipzig 1923. Nachdr. Bern 1971. - Tagebücher und Briefe von und an 0 . v. G. Hrsg. v. Heinz Bluhm. 5 Bde., Wien 1962-79. LITERATUR: O. V. G. Hrsg. v. Ulrich Janetzki. Frankfurt/ Main 1982. - Ruth Rahmeyer: O. v. G. Frankfurt/Main 1993. - Karsten Hein: O. v. G. Frankfurt/Main u.a. 2001. Göttmann, (Gustav) Adolf, Musikpädagoge und -kritiker, * 25.8. 1861 Darmstadt, t 23.9.1920 Berlin. Nach dem Besuch des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt/Main war G., Sohn eines Musikers, Sänger, später Kapellmeister an den Theatern in Coburg, Basel, St. Gallen, Köln und Stettin. 1890 ließ er sich - inzwischen ein bekannter Gesangspädagoge - in Berlin nieder. Seit 1895 war er Vorsitzender des „Berliner Tonkünstlervereins", dem auf seine Initiative hin 1899 die „Freie musikalische Vereinigung" angeschlossen wurde; 1903 erfolgte die Erweiterung zum „Centraiverband Deutscher Tonkünstler und Tonkünstlervereine". G. begründete 1902 die „Deutsche Tonkünstlerzeitung", deren Chefredakteur er 1909 wurde, veranstaltete 1906 und 1909 eine „Musikfachausstellung" in Berlin und galt als einflußreicher Kritiker. Er war 1902-20 Musikreferent der „Täglichen Rundschau" und verfaßte u. a. den Entwurf zu dem als „Kestenberg-Erlaß" bekannt gewordenen Privatmusiklehrergesetz (1925). LITERATUR: Ragnhild Harter: G., A. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 581. Goetz, Ferdinand (Hermann Wilhelm), Förderer der Turnerbewegung, Mediziner, * 24.5.1826 Leipzig, t 13.10.1915 Leipzig. G. Schloß sich als Medizinstudent (seit 1846) einer Burschenschaft an, ließ sich 1851 nach der Promotion (Nonnulla de prostitutione atque de prophylaxi et oppressione syphilidis morbi) als praktischer Arzt im sächsischen Geithain nieder und siedelte 1855 nach Leipzig-Lindenau über, wo er 1866 Anteil an der Bekämpfung der Choleraepidemie hatte. Er war seit 1858 Redakteur der „Deutschen Turnzeitung", bis 1895 Geschäftsführer, danach Vorsitzender der Deutschen Turnerschaft, deren Archiv er aufbaute. G. beteiligte sich an der Veranstaltung des „Ersten deutschen Turnund Jugendfestes" 1860 in Coburg und initiierte die 1863 gegründete „Jahnstiftung" als Pensionskasse für Turnlehrer und ihre Familien. Er trat nachdrücklich für eine unpolitische Turnbewegung ein und sprach sich in der sogenannten „Völkischen Turnfehde" gegen ein Verbot der Mitgliedschaft für Juden aus. Als nationalliberaler Abgeordneter gehörte G. seit 1887 dem Deutschen Reichstag an. 1879 gab er mit Hugo Rühl ein Handbuch der Deutschen Turnerschaft heraus.
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WEITERE WERKE: Vom rechten Turnerleben. Leipzig 1891. - Bahn frei! Deutscher Turnerhumor. Hof 1877. LITERATUR: Hugo Rühl: F. G. Ein deutsches Turnerleben. Leipzig 1921. Goetz, Fritz, Journalist, Publizist, * 2.4.1876 Breslau, t 8.3.1957 Tel Aviv. Nach Abschluß des Studiums der klassischen und orientalischen Sprachen arbeitete G. 1904-33 beim Berliner UllsteinVerlag. Er war Chefredakteur des Lokalteils der „Vossischen Zeitung", Redakteur der „Berliner Morgenpost", Dozent am Institut für Zeitungswissenschaft in Berlin und stand der „Kommunalpolitischen Pressekonferenz" in Berlin vor. Als Jude von den Nationalsozialisten 1933 zeitweilig im Konzentrationslager Dachau interniert, floh G. noch im selben Jahr nach Frankreich und emigrierte 1938 nach Palästina, wo er als Vortragsredner und Publizist tätig war. Sein Werk Toledot ha-Itonaut ha-Olamit (Weltgeschichte des Zeitungswesens) erschien 1951. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 228. Goetz, George, auch Götz, Publizist, Verbandsfunktionär, * 13.11.1892 Kopenhagen, t 15.6.1968 Kopenhagen. Seit 1897 in Hamburg ansässig, lebte G. 1917-25 als Kaufmann in Danzig und war Vorstandsmitglied der dortigen Jüdischen Gemeinde. 1925 ließ er sich in Berlin nieder und war bis 1934 Generalsekretär der „Vereinigung für das Liberale Judentum in Deutschland", 1926-38 Laienprediger an der Hermann-Falkenberg-Synagoge und an der Synagoge der Jüdischen Gemeinde. G. redigierte das „Mitteilungsblatt der jüdischen Reformgemeinde" und das „Gemeindeblatt für die jüdischen Gemeinden Preußens", löste Bruno —»Woyda als Chefredakteur der .Jüdisch-Liberalen Zeitung" ab und studierte 1933-38 an der Lehranstalt (Hochschule) für die Wissenschaft des Judentums. 1938 emigrierte er mit seiner Familie nach Dänemark und lebte anschließend als Philosophie-Dozent und Publizist in Stockholm. Nach Kriegsende kehrte G. nach Kopenhagen zurück, war 1957-68 Präsident des Internationalen Constantin-BrunnerInstituts und arbeitete für deutsche und dänische Institutionen als Berater, Dozent und Übersetzer. WERKE: Philosophie und Judentum. Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1924-1968. Hrsg. v. Hans Goetz. Husum 1991. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 228. Goetz, Richard, österr. Publizist, * 21.8.1896 Wien, t 2.2.1943 New York. G. studierte Rechtswissenschaft, Politologie, Geschichte und Kunstgeschichte an der Univ. Wien, setzte seine Studien nach dem Ersten Weltkrieg fort und wurde mit einer mediävistischen Arbeit promoviert. Später Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, war er seit 1923 Theaterkritiker für den „Wiener Tag" sowie Beiträger u.a. der „Frankfurter Zeitung", der „Danziger Neuesten Nachrichten", des „Dortmunder Generalanzeigers", der „Neuen Zürcher Zeitung" und der „Bohemia". G. war Mitarbeiter deutscher und tschechischer Radiostationen, dramaturgischer Berater am Burgtheater und Dozent an der Wiener Volkshochschule. 1936 gründete er in Wien die Kulturvereinigung Podium im Hagenbund. Nach seiner Emigration in die USA 1939 lehrte er Geschichte und Kunstgeschichte an amerikanischen Colleges und Universitäten. G. schrieb Schauspiele (u.a. Die Emigranten, 1932) und Lyrik. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 386. - Eckhart Früh (Hrsg.): R. G. in memoriam. Wien 1992. Goetz, Wolfgang (Carl Gustav), Schriftsteller, * 10.11.1885 Leipzig, t 3.11.1955 Berlin. G. studierte in Leipzig und Berlin Geschichte und Literatur, bereiste Europa und Kleinasien und verkehrte in Ber-
Coldhagen liner Literatenkreisen. 1920-29 war er Regierungsrat bei der Filmprüfstelle Berlin, wurde bald ein bekannter Theaterkritiker und stand 1936-40 der Gesellschaft für Theatergeschichte vor. G. legte eine wertvolle Autographensammlung an und engagierte sich in literarischen Fachverbänden. 1946-49 gab er die „Berliner Hefte für geistiges Leben" heraus. G. schrieb Dramen (u. a. Der Ministerpräsident, 1936) und Prosa (u.a. Mozart, 1941); seine autobiographischen Schriften Begegnungen und Bekenntnisse (1964) und Damals in Berlin (1970) erschienen postum. WEITERE WERKE: Kreuzerhöhung. Leipzig 1911. - Neidhart von Gneisenau. Leipzig 1922. - Das Gralswunder. Berlin 1926. - Robert Emmet. Berlin/Leipzig 1927. - Kuckuckseier. Berlin 1936. Götze, (Julius) Woldemar, Sozialpädagoge, * 1.1.1843 Dresden, t 14.11.1898 Leipzig. Nach einer Mechanikerlehre besuchte G. das Polytechnikum und studierte später an der Univ. Leipzig. 1870-73 unterrichtete er in Berlin und Freiberg (Sachsen), wurde 1873 Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Realschule in Leipzig und wandte sich der Idee der Arbeitsschule zu. G. übernahm 1879 den Vorsitz der „Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung der Selbstbeschäftigung und des Hausfleißes" und initiierte die Einrichtung der ersten Schülerwerkstätte in Dresden 1881 sowie des ersten Handfertigungsseminars in Leipzig. Seit 1890 redigierte er die „Blätter für Knabenarbeit" und bewirkte die Errichtung der Deutschen Lehrerbildungsanstalt für Knabenhandarbeit. WEITERE WERKE: Katechismus des Knabenhandarbeitsunterrichts. Leipzig 1892. - Der Arbeitsunterricht im Auslande und in Deutschland. Leipzig 1892. LITERATUR: Theodor Fritsch: W. G., der Vater der erziehenden Knabenhandarbeit. Langensalza 1933. Gog, Gregor, Pseud. Der Vagabundenkönig, Schriftsteller, Journalist, * 7.11.1891 Schwerin, t 7.10.1945 Ferghana (Taschkent). Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg schloß sich G., Sohn eines Tischlers, 1920 der Christ-Revolutionären Partei des Naturheilarztes Strünckmann an, war Mitherausgeber der Stuttgarter Zeitschrift „Weltwende. Kampfschrift des ChristRevolutionärs" und arbeitete seit 1927 mit der Bruderschaft der Vagabunden zusammen. 1927-29 war G. Herausgeber der Zeitschrift „Der Kunde", seit 1931 der linksgerichteten Zeitschrift „Der Vagabund" und unternahm 1932 eine Reise in die UdSSR. 1933 wurde G. verhaftet; nach seiner Freilassung emigrierte er nach Zürich, 1936 nach Moskau, wo er beim Rundfunk tätig war und eine Geschichte der Vagabundenbewegung verfaßte. Später lebte er in Ferghana. G. veröffentlichte u. a. Vorspiel zu einer Philosophie der Landstraße. Aus den Notizen eines Vagabunden (1928) und Sowjetkinder erzählen (1941). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 387. Gold, Hugo, Verleger, Publizist, * 15.10.1895 Wien, t 20.11. 1974 Tel Aviv. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft in Sibirien studierte G. am Konservatorium und an der Deutschen Univ. in Brünn, wurde 1928 zum Dr. phil. promoviert und arbeitete dort zudem seit 1919 in dem Jüdischen Buch- und Kunstverlag seines Onkels Max Hickl; 1924 übernahm er die Leitung des Verlags. Er gab u.a. die „Jüdische Volksstimme", „Hickls Illustrierten Jüdischen Volkskalender", die „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei" (1930-38) und die Familienzeitschrift „Die Welt" (1934-39) heraus. Wahrscheinlich 1939 emigrierte G. nach Palästina und konnte 1943 den Verlag unter dem Namen Olamenu Publishing House in Tel Aviv wiedereröffnen, der sich auf Bücher über mitteleuropäisches
Judentum spezialisierte. G. brachte 1964-74 die ,.Zeitschrift für die Geschichte der Juden" heraus und verfaßte u. a. eine Geschichte der Juden in Wien (1966). WEITERE WERKE: Geschichte der Juden in der Bukowina. Tel Aviv 1958-60. - Geschichte der Juden in Österreich. Wien 1971. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 229. G o l d b a u m , Wilhelm, Journalist, Schriftsteller, * 6.1.1843 Kempen (Posen), t 28.8.1912 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Berlin, das er mit der Promotion zum Dr. jur. abschloß, wandte sich G. dem Journalismus zu und trat 1869 in die Redaktion der „Posener Zeitung" ein. 1872 ging er als Feuilletonredakteur der „Neuen Freien Presse" nach Wien und arbeitete u.a. für „Westermanns Monatshefte", die „Rundschau", die „Gartenlaube", die „Nationalzeitung" und die „Wiener Mode". Seine kultur- und literaturhistorischen Essays erschienen in den Sammlungen Entlegene Kulturen (1877) und Literarische Physiognomien (1884). G. war auch als Übersetzer aus dem Polnischen tätig. WEITERES WERK: Selbstbiographie. In: Für unser Heim! Leipzig 1902, S. 86. G o l d e n b a u m , Ernst, Politiker, * 15.12.1898 Parchim, t 13.3.1990. G. arbeitete nach dem Besuch der Volksschule in der Landwirtschaft und Schloß sich 1919 der KPD an. Seit 1921 in der KPD-Bezirksleitung Mecklenburg tätig, war er 1927-33 Redakteur der KPD-Zeitung „Volkswacht" und gehörte 1924-26 und 1929-32 dem mecklenburgischen Landtag an. 1933 verhaftet, war G. seit seiner Entlassung 1934 als Landwirt in Parchim tätig, wurde jedoch nach dem 20.7.1944 erneut inhaftiert und in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert. 1945 Bürgermeister seiner Heimatstadt, wurde G. im folgenden Jahr erster Vorsitzender der Vereinigung der Gegenseitigen Bauernhilfe und erhielt 1946 vom Zentralkomitee der SED den Auftrag, die „Demokratische Bauernpartei Deutschlands" (DBD) zu gründen, als deren erster Vorsitzender er 1948-82 amtierte. 1949/50 war er Minister für Land- und Forstwirtschaft, 1949-76 Mitglied der Volkskammer, 1976-82 stellvertretender Vorsitzender des Staatsrats. WERKE: Die deutschen Bauern in Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1850. - Treue Kampfgefährten und Mitgestalter auf den Bahnen des Sozialismus. Berlin 1978. G o l d e n t h a l , Jakob, österr. Orientalist, * 23.3.1815 Brody (Galizien), t 27.12.1868 Wien. G. studierte orientalische Sprachen u. a. an der Univ. Leipzig, war seit 1843 Direktor der Israelitischen Lehranstalt in Kischinew (Bessarabien) und ging 1846 nach Wien, wo er 1849 zum a. o.Prof. der orientalischen Sprachen und Literatur an der Univ. ernannt wurde. Er veröffentlichte zahlreiche Untersuchungen zur semitischen Philologie (u. a. Kalonymi Apologia Mosis Maimonidis, 1845) und machte sich um die Edition hebräischer Werke des Mittelalters verdient. G. gründete die Zeitschriften „Das Neue Zion" (1845) und „Das Morgenland" (1858). G o l d h a g e n , Hermann, Jesuit, Theologe, * 14.4.1718 Mainz, t 8.4.1794 München. G., Sohn eines Kaufmanns, trat 1735 in die Gesellschaft Jesu ein, unterrichtete 1746-56 an einem Gymnasium in Mannheim und in Mainz und war 1756-64 Prof. für Exegese in Mainz. 1766 wurde er Provinzial und 1773 Geistlicher Rat in Mainz; 1774 war er Leiter des Noviziats. Seit 1792 lebte er in München. G. wurde dort zum kurbayerischen Rat ernannt. Er verfaßte lateinische und griechische Schulbücher, gab 1753 eine philologisch ausgezeichnete Ausgabe des Neuen Testaments heraus und veröffentlichte das dreiteilige
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Goldhammer Werk Introductio in S. Scripturam Veteris et Novi Testamenti (1765-68). 1776-91 publizierte er ein „Religionsjournal", in dem er religionsfeindliche Aufklärungsliteratur besprach. WEITERES WERK: Vindicae Harmonico-Criticae et exegeticae in S. Scripturam. 2 Bde., Mainz 1774/75. LITERATUR: Johannes Hompesch: H. G.s Religionsjournal. Diss. Köln 1923. - Anton Ph. Brück: G., H. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 605. - Karl Joseph Lesch: G„ H. In: LThK3, Bd. 4, 1995, Sp. 826. Goldhammer, Bruno, Journalist, Redakteur, Parteifunktionär, * 10.2.1905 Dresden, t 7.8.1971 Dresden. G. wandte sich 1927 einer journalistischen Tätigkeit zu und wurde 1929 Chefredakteur der „Sächsischen Arbeiterstimme" in Dresden. 1930/31 verbüßte er eine Festungshaft und war anschließend in Dresden und Chemnitz als Redakteur sowie als Parlamentsjournalist im sächsischen Landtag tätig. Als wegen illegaler Tätigkeit ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde, emigrierte G. 1933 in die CSR. Später ging er in die Schweiz, wurde Mitglied der KPD-Landesleitung und war Chefredakteur ihres Organs „Süddeutsche Informationen/Süddeutsche Volksstimme". 1940 wurde G. verhaftet, kam in verschiedene Strafanstalten und in die Internierungslager Malvaglia und Gordola und war nach seiner Entlassung 1944 Chefredakteur der Zeitung .freies Deutschland". 1945/46 gehörte er dem KPD-Landesvorstand Bayern an, Ubersiedelte 1947 in die Sowjetische Besatzungszone, wurde SED-Mitglied und war 1948/49 Chefredakteur des Berliner Rundfunks. 1950 wurde G. verhaftet, aus der SED ausgeschlossen, zum Tod verurteilt und in die UdSSR deportiert. Nach Stalins Tod zu fünfundzwanzigjähriger Zwangsarbeit begnadigt, wurde G. 1956 rehabilitiert und arbeitete als Redakteur der „Zeit im Bild" in Dresden. Goldhammer, Leo, später Goldhammer-Sahawi, Leo Aryeh, Jurist, Verbandsfunktionär, * 18.3.1884 Mihäileni (Bukowina), t 18.7.1949 Haifa. G. studierte 1902-07 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, Soziologie an der Univ. Berlin und Wirtschaftswissenschaften an der Univ. Frankfurt/Main, wurde zum Dr. jur. promoviert und war 1909-38 Rechtsanwalt in Wien. Er engagierte sich in der zionistischen Bewegung, gehörte 1907 zu den Begründern der Weltvereinigung „Poale Zion" und der zionistischen „Studentenvereinigung Theodor Herzt" und war Herausgeber der zionistischen Zeitschriften „Die Stimme" und„Die Hoffnung". G. war Vorsitzender der „Zionistischen Organisation" in Österreich, Präsident des „Jüdischen Volksheims" und der „Jüdischen Völksbibliothek" und leitete 1938/39 den Jüdischen Nationalfonds. 1939 emigrierte er nach Palästina, war stellvertretender Bürgermeister von Haifa, 1942 Mitgründer der „Alijah Chadaschah" und der „Progressive Party" und arbeitete 1941-45 bei der Zeitschrift „Hege" mit. G. veröffentlichte u. a. Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Rumänien (1910), Soziologie und Tendenzen der jüdischen Wanderung (1918), Die Juden Wiens (1927) und Die Juden Mährens (1927). LITERATUR: B H d E , B d . 1, 1980, S. 2 3 1 .
Goldmann, Nahum, zionistischer Politiker, Verleger, * 10.7.1895 Wischnewo (Litauen), f 29.8.1982 Bad Reichenhall. Der Sohn eines Schriftstellers übersiedelte mit seiner Familie um 1900 nach Frankfurt/Main, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Hamburg, Heidelberg und Berlin und unternahm 1913 seine erste Palästinareise, deren Erlebnisse er in Reisebriefen unter dem Titel Eretz Israel (1914) veröffentlichte. Während des Ersten Weltkriegs war G. Referent für jüdische Angelegenheiten im Auswärtigen Amt, wurde 1920 in Heidelberg promoviert und gründete dort 1921 zusammen mit Jakob —»Klatzkin die Zeitschrift . f r e i e
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Zionistische Blätter", 1923 in Berlin den Eschkol-Verlag. G. gab u. a. die Encyclopaedia Judaica heraus, schrieb Rezensionen u. a. für die von Martin —> Buber herausgegebene Zeitschrift „Der Jude" und war mehrere Jahre Berliner Korrespondent des „Jewish Day" (New York). Zunächst zeitweise Mitglied des Hapoel Hazair, trat G. später zum radikalen zionistischen Flügel unter Titzhak Grynbaum über und gehörte dem Hauptvorstand der Zionistischen Vereinigung für Deutschland an. 1931/32 befand er sich auf einer Vortragsreise in den USA, emigrierte 1933 in die Schweiz, organisierte von Genf aus den Jüdischen Weltkongreß und war 1935-39 dessen Repräsentant beim Völkerbund. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ging G. als Vertreter der Jewish Agency in die USA, setzte sich für die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina ein, wurde 1949 Vorsitzender der amerikanischen Sektion der Jewish Agency und organisierte 1951 die Claims Conference. G., der bis 1964 in New York lebte, ehe er nach Jerusalem übersiedelte, war 1953-77 Präsident des Jüdischen Weltkongresses, 1956-68 Präsident der Zionistischen Weltorganisation. Er veröffentlichte u. a. eine zweibändige Autobiographie Mein Leben als deutscher Jude (1979) und Mein Leben. USA - Europa - Israel (1982). WEITERE WERKE: Erez-Israel. Frankfurt/Main 1914. - Der Geist des Militarismus. Stuttgart 1915. - Deutsche und Juden. Frankfurt/Main 1967. - Staatsmann ohne Staat. Köln/ Berlin 1970. - Israel muß umdenken. Reinbek bei Hamburg 1976. - Das jüdische Paradox. Köln u.a. 1978. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 232. - Jacob Dränger: N. G. Ein Leben für Israel. 2 Bde., Frankfurt/Main 1959. Raphael Patai. N. G. Tuscaloosa 2004. Goldmann, Paul, österr. Journalist, Publizist, * 31.1.1865 Breslau, f 25.9.1935 Wien. G. Schloß das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Breslau mit der Promotion ab, wandte sich dann dem Journalismus zu und übersiedelte zu seinem Onkel, dem Journalisten Fedor -»Mamroth, nach Wien. Zusammen mit ihm leitete er die Zeitschrift ,,Αη der schönen blauen Donau", gehörte 1890-92 dem Redaktionsverband der „Neuen Freien Presse" in Wien an und war 1892-1902 Korrespondent der .frankfurter Zeitung" in Brüssel, Paris und China. Anschließend arbeitete G. als Theaterkorrespondent der „Neuen Freien Presse" in Paris und Berlin und war als Anhänger des modernen Dramas Vorkämpfer Arthur Schnitzlers, Richard Beer-Hofmanns und Hugo von Hofmannsthals. G. trat auch als politischer Publizist, Übersetzer französischer Literatur und Verfasser von Reiseberichten (u.a. Ein Sommer in China, 2 Bde., 1899) und kleinerer Bühnenstücke hervor. WEITERE WERKE: Die „neue Richtung". Wien 1903. - Aus dem dramatischen Irrgarten. Frankfurt/Main 1905. - Literatenstücke und Ausstattungsregie. Frankfurt/Main 1910. LITERATUR: Otto Tugendhat: P. G. In: Die Schaubühne 11 (1905) S. 362-365. Goldschagg, Edmund Rudolf, Redakteur, Verleger, * 11.10.1886 Freiburg/Breisgau, t 7.2.1971 München. Der Sohn eines Buchdrackereibesitzers studierte Geschichte, Nationalökonomie und Sprachen an den Universitäten München, Berlin und Heidelberg, wandte sich dem Journalismus zu und wurde Volontär bei der sozialdemokratischen „Volksstimme" in Chemnitz. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und französischer Kriegsgefangenschaft wurde G. 1920 Nachrichtenredakteur beim sozialdemokratischen Pressedienst in Berlin und 1927 leitender politischer Redakteur der sozialdemokratischen „Münchener Post". 1933 wegen seiner politischen Kommentare verhaftet, durfte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er arbeitete dann als Schriftsetzer in der Druckerei seines Bruders in Freiburg/Breisgau. 1945
Goldschmidt wurde G. Mitherausgeber und Redakteur der „Süddeutschen Zeitung", später Chefredakteur (bis 1951) und Gesellschafter der Süddeutschen Verlags G m b H . LITERATUR: Hans Dollinger: E. G. 1886-1971. Das Leben des Journalisten, Sozialdemokraten und Mitbegründers der „Süddeutschen Zeitung". M ü n c h e n 1986. - Paul Hoser: Vom provinziellen Lizenzblatt zur „ N e w York Times von Bayern". Die A n f ä n g e der „Süddeutschen Zeitung". In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e m a n n Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 121-145. G o l d s c h m i d , Theodor, schweizer, reformierter Theologe, Hymnologe, Komponist, * 1 0 . 9 . 1 8 6 7 Winterthur, t 2 2 . 2 . 1 9 4 5 Zollikon. Während des Studiums der Theologie wurde G. in Straßburg auf kirchenmusikalischem und liturgischem Gebiet entscheidend von Friedrich Spitta und Julius Smend beeinflußt. 1892-1905 war er Pfarrer in Dättlikon, 1905-14 in Pfäffikon, 1914-37 in Zürich-Wipkingen, leitete die Kirchenchöre, komponierte (u.a. die Kantate Ostermorgen, 1902) und gab Chorbücher (u. a. Passionschoräle, 1905) heraus. G. entwarf das erste einheitliche Kirchengesangbuch für die deutschsprachige Schweiz, gehörte 1896 zu den Begründern des Schweizer Kirchengesangsbundes, war bis 1937 dessen Zentralpräsident und redigierte das Verbandsorgan „Der Evangelische Kirchenchor". WEITERE WERKE: Hrsg. mit E. Stiefel: Neuer Liederkranz. Basel 1932. - Schweizerische Gesangbücher früherer Zeiten und ihre Verwertung f ü r den heutigen Chor- und Sologesang. Zürich 1917. - Entwurf zu einem allgemeinen schweizerischen Kirchengesangbuch. Zürich 1920. LITERATUR: Beat A. Föllmi: G „ T. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2002, Sp. 1251 f. G o l d s c h m i d t , Alfons, auch Lorarius, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Journalist, * 2 8 . 1 1 . 1 8 7 9 Gelsenkirchen, f 2 1 . 1 . 1 9 4 0 Cuernavaca (Mexiko). Der Sohn eines Textilkaufmanns studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München und Freiburg/Breisgau, w u r d e zum Dr. rer. pol. promoviert (Leo Tolstois soziales Problem) und war seit 1916 Dozent f ü r Nationalökonomie an der Univ. Leipzig. Daneben als politischer und Wirtschaftsjournalist tätig, war er Mitarbeiter und Herausgeber des Wirtschaftsteils des „Berliner Tageblatts", der „B. Z. am Mittag" sowie der „Weltbühne" und gab mit Philipp - » D e n g e l die „Räte-Zeitung" ( 1 9 1 9 / 2 0 ) heraus. Nach seiner ersten Studienreise in die U d S S R 1920 veröffentlichte G. sein Werk über Die Wirtschaftsorganisation Sowjet-Rußlands (1920) und sein Reisebuch Moskau (1920), das den dortigen sozialistischen Aufbau positiv bewertete. 1923-25 war er Prof. der Nationalökonomie in Cordoba (Argentinien) und in Mexiko, wurde 1929 Direktor der Internationalen Arbeiterhilfe und gründete im selben Jahr das Lateinamerikanische Wirtschaftsinstitut in Berlin. 1933 emigrierte G. Uber M o s k a u in die U S A , war Mitherausgeber des „Deutschen Volksechos" und erarbeitete 1939 als Berater der mexikanischen Regierung Richtlinien für die Einreise antifaschistischer Emigranten aus Europa. Seine Geschichte der mexikanischen Bauern vom Aztekenreich bis zum Beginn der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erschien postum unter dem Titel Tierra y libertad in Mexiko (1940). LITERATUR: Kurt Hiller: Erinnerungen an A. G. In: Ders.: Köpfe und Tröpfe. H a m b u r g / S t u t t g a r t 1950, S. 273-279. Ruth Greuner: A. G. - im Feuer der Veränderung. In: Dies.: Gegenspieler. Berlin 1969, S. 158-192. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 392 f.
G o l d s c h m i d t , Dietrich, Soziologe, * 4 . 1 1 . 1 9 1 4 F r e i b u r g / B r e i s g a u , t 2 0 . 5 . 1 9 9 8 Berlin. G., Sohn des Historikers Hans G., studierte 1933-39 M a schinenbau und Betriebswissenschaft an der T H BerlinCharlottenburg, arbeitete fünf Jahre als Ingenieur bei den D E M A G - M o t o r e n w e r k e n in Berlin und w u r d e 1944 im Zwangsarbeitslager Burg bei M a g d e b u r g interniert. 1945-49 w a r er Mitherausgeber der „Göttinger Universitätszeitung", der späteren „Deutschen Universitätszeitung". 1953 w u r d e G. an der Univ. Göttingen mit der Arbeit Die Eisen- und Stahlindustrie in der Transformation Englands promoviert, hatte 1956-63 die Professur f ü r Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Berlin inne und w a r 1963-82 Direktor a m dortigen Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. 1963 wurde er Honorarprofessor der Soziologie an der Freien Univ. Berlin. 1992-96 übernahm er L e h r a u f g a b e n an der T U Berlin im R a h m e n des Ergänzungsstudiums f ü r B e r a f s schullehrer aus der ehemaligen D D R . G., der als Pionier der Bildungssoziologie in Deutschland gilt, machte sich um die Verbindung von Ingenieur- und Sozialwissenschaften, die Umgestaltung des Bildungswesens, die Entwicklung der kulturvergleichenden Sozialisationsforschung und die internationale Vergleichsforschung des B i l d u n g s w e s e n s verdient. Er veröffentlichte u. a. Stahl und Staat. Eine wirtschaftssoziologische Untersuchung zum britischen Nationalisierungsexperiment (1956). 1986-90 war G. Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste. WEITERE WERKE: Hrsg.: Probleme der Religionssoziologie. K ö l n / O p l a d e n 1962. - Hrsg.: Erziehungswissenschaft als Gesellschaftswissenschaft. Heidelberg 1969. - D i e gesellschaftliche Herausforderung der Universität. Weinheim 1991. LITERATUR: Bekenntnis und Dienst. R e d e n zum 80. Geburtstag von D. G. Hrsg. v. Karl Ulrich Mayer. Berlin 1995. - In M e m o r i a m D. G. Berlin 1999. G o l d s c h m i d t , Harry, Musikwissenschaftler, * 1 7 . 6 . 1 9 1 0 Basel, t 1 9 . 1 1 . 1 9 8 6 Dresden. G., Sohn eines K a u f m a n n s und einer Lehrerin, studierte 1928 Dirigieren bei Felix Weingartner a m Konservatorium in Basel, 1929 bei H e r m a n n Scherchen in Königsberg; 1 9 3 0 / 3 1 besuchte er die Staatliche Musikhochschule in Berlin und 1 9 3 2 / 3 3 wieder das Konservatorium in Basel. 1934-39 war er dort Musikkritiker bei der „National-Zeitung" und studierte an der Univ. Musikwissenschaft, Ethnologie und Philosophie. 1939-45 gehörte er der S c h w e i z e r A r m e e an. 1945-47 war G. Musikkritiker des „Vorwärts" und 1947-49 Sekretär des Schweizerischen Filmarchivs. 1949 ging er nach Berlin (Ost), hatte 1 9 4 9 / 5 0 die Leitung der H a u p t a b teilung Musik am Berliner R u n d f u n k inne und w a r 1950-55 Prof. für Musikgeschichte an der dortigen Deutschen Hochschule f ü r Musik. 1 9 5 5 / 5 6 lehrte G. europäische M u s i k in der Volksrepublik China, arbeitete 1956-60 als freischaffender Musikwissenschaftler und hielt 1957 Vorlesungen an der Humboldt-Universität Berlin. 1960-65 war er Direktor des Zentralinstituts f ü r Musikforschung beim Verband deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler der D D R und seit 1965 freier Mitarbeiter an der Deutschen A k a d e m i e der Wissenschaften in Berlin. G. veröffentlichte u . a . Franz Schubert. Ein Lebensbild (1954; die 2., verbesserte und erweiterte Aufl., 1958, w u r d e als phil. Dissertation a n g e n o m m e n ; 7 1980). Er wurde 1975 mit dem Vaterländischen Verdienstorden und 1988 mit dem Stern der V ö l k e r f r e u n d s c h a f t ausgezeichnet. WEITERE WERKE: U m die Sache der Musik. Reden und Aufsätze. Leipzig 1967. 2., erw. Aufl. Leipzig 1976. Beethoven-Studien I. Die Erscheinung Beethovens. Leipzig 1974. 2., erw. Aufl. Leipzig 1985. - Beethoven. Werkeinführungen. Leipzig 1975. - Beethoven-Studien II. U m
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Goldschmidt die unsterbliche Geliebte. Eine Bestandsaufnahme. Leipzig 1977. - Mit Georg Knepler u . a . (Hrsg.): Komponisten auf Werk und Leben befragt. Internationales Kolloquium Großkochberg 1981. Leipzig 1985. - Das Wort in Beethovens Instrumentalbegleitung. Beethoven-Studien III. Hrsg. v. Hanns-Werner Heister. Köln 1999. LITERATUR: Hansjürgen Schaefer: Prof. Dr. H. G. 60. In: M u s i k und Gesellschaft 20 (1970) S. 409-411. - HannsWerner H e i s t e r / H a r t m u t Liick (Hrsg.): Musik, Deutung, Bedeutung. Festschrift für H. G. z u m 75. Geburtstag. Dortmund 1986. - G., H. In: N G r o v e D , Bd. 10, z 2001, S. 106f. Hanns-Werner Heister (Hrsg.): Kunstwerk und Biographie. Gedenkschrift H. G. Berlin 2002 (mit Schriftenverzeichnis). - Michael Baumgartner: G „ H. In: M G G 2 P , Bd. 7, 2002, Sp. 1261 f. G o l d s c h m i d t , Henriette, geb. Benas, Pädagogin, * 2 3 . 1 1 . 1 8 2 5 Krotoschin (Prov. Posen), t 3 0 . 1 . 1 9 2 0 Leipzig. Die Tochter eines K a u f m a n n s w a r seit 1853 mit Abraham M e y e r G. verheiratet, mit d e m sie 1858 nach Leipzig übersiedelte. G. gilt als eine der bedeutendsten Verfechterinnen der Ideen Friedrich Fröbels. 1865 gründete G. zusammen mit Luise —> Otto-Peters und Auguste Schmidt den „Allgemeinen deutschen Frauenverein", trat in Vorträgen und Aufsätzen (u. a. in der Zeitschrift „Neue B a h n e n " ) für den Z u g a n g der Frauen zu Bildung und öffentlichem Leben ein und wurde eine der Führerinnen der Frauenbewegung in Deutschland. Der von ihr 1871 gegründete „Verein für Familien- und Volkserziehung" baute 1911 die „Leipziger Hochschule für Frauen" auf. 1878 gründete G. in Leipzig ein „Lyzeum f ü r D a m e n " als erste Kindergärtnerinnenschule. 1882 erschien ihr Werk Ideen über weibliche Erziehung im Zusammenhange mit dem System Friedrich Fröbels ( 2 1909 unter dem Titel Was ich von Fröbel lernte und lehrte). LITERATUR: Josephine Siebe: H. G. Leipzig 1922. - Annerose Kemp: Η. G. Vom Frauenrecht zur Kindererziehung. In: Judaica Lipsiensia. Zur Geschichte der Juden in Leipzig. Hrsg. v. der Ephraim Carlebach Stiftung. Leipzig 1994, S. 33-53. G o l d s c h m i d t , Hermann, österr. Journalist, * 1 0 . 1 1 . 1 8 4 1 Böhmisch-Leipa, t 8 . 2 . 1 9 2 2 Wien. Von Beruf Kaufmann, wandte sich G. 1872 dem Journalism u s zu und wurde Mitarbeiter des „Tagesboten" sowie Korrespondent der „Neuen Freien Presse" und der „Deutschen Z e i t u n g " in Prag. 1877 ging er nach Wien und gründete das Internationale Zeitungsbüro, einen Vertrieb in- und ausländischer Zeitungen als erstes Unternehmen dieser Art, dessen Leitung er selbst übernahm. G. veröffentlichte Novellen (1868) und Erlebtes und Erzähltes (1869). LITERATUR: Hermann Faber: Festgabe zum 50jährigen Bestehen des Hauses, Buchhandlung und Zeitungsbureau H. G. Wien 1927. G o l d s c h m i d t , Leopold, Journalist, Verbandsfunktionär, * 2 9 . 1 . 1 8 9 6 Teplitz-Schönau, t 3 0 . 3 . 1 9 8 7 F r a n k f u r t / Main. N a c h seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte G., Sohn eines Sängers, Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und wandte sich dann dem Journalismus zu. Seit 1922 war er Redakteur des „Sozialdemokraten", des Zentralorgans der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ( D S A P ) in Prag, leitender Redakteur des deutschsprachigen Programms von Radio Prag und kam 1938 im Parteiauftrag zur Organisation der DSAP-Emigranten nach Paris. 1940 emigrierte G. über Südfrankreich nach Großbritannien, w o er journalistisch tätig war und bei einer Flüchtlingsorganisation mitarbeitete. 1946 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er stellvertretender Chefredakteur bei der
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„Passauer Neuen Presse", später Redakteur der „Neuen Zeit u n g " in München, 1947 Lizenzträger und Mitherausgeber der „Frankfurter Neuen Presse", deren Chefredakteur er bis 1949 war. Anschließend leitete G. bis 1950 als Chefredakteur die Frankfurter Redaktion des „Tagesspiegels", widmete sich dann ganz der christlich-jüdischen Zusammenarbeit und gehörte in den f ü n f z i g e r Jahren dem Rundfunkrat des Hessischen R u n d f u n k s an. G. war 1952-60 Mitglied des Vorstands der jüdischen Gemeinde F r a n k f u r t / M a i n . 1953 wurde er Direktoriumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, 1960 in London Vorsitzender des Internationalen Komitees für christlich-jüdische Zusammenarbeit. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 234. G o l d s c h m i t - J e n t n e r , Rudolf, Publizist, * 1 1 . 3 . 1 8 9 0 Karlsruhe, t 2 6 . 2 . 1 9 6 4 München. G.-J. studierte Rechts-, Staats- und Kulturwissenschaften an den Universitäten Straßburg, Heidelberg und Berlin und wurde in Heidelberg zum Dr. phil. promoviert. Er volontierte beim „Stuttgarter Neuen Tagblatt" und ü b e r n a h m anschließend das Feuilleton des „Heidelberger Tageblatts". Zusammen mit Gustav —> Härtung gründete G.-J. die Heidelberger Festspiele, die er bis 1929 leitete, und lehrte 1927-33 kulturelle Publizistik an der Univ. Heidelberg. Nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten mußte G.-J. seine journalistische Tätigkeit aufgeben und wandte sich ganz der Schriftstellerei zu. 1943-45 in „Schutzhaft", wurde er nach Kriegsende Lizenzträger mehrerer Verlage und Mitbegründer des „Heidelberger Tageblatts". G.-J. veröffentlichte u. a. Begegnung mit dem Genius. Darstellung und Betrachtungen (1939), Goethe. Eine Bildbiographie (1957) und Genius der Jugend. Gestalten und Werke der Frühvollendeten (1960). G o l d s t e i n , Franz, Pseud. Anatol, Dorian, Frango, Journalist, * 9 . 1 2 . 1 8 9 8 Kattowitz, t n . e . G. wurde 1923 an der Univ. Breslau mit einer Arbeit über Verlagsrecht promoviert und war anschließend als Journalist tätig, zunächst f ü r eine Wirtschaftszeitung, später auch als Literatur-, Theater- und Musikkritiker für die „Buch- und Kunstrevue". Er trat i m m e r wieder für die deutsch-polnische Verständigung ein, w u r d e 1938 trotz zahlreicher Proteste (u. a. von T h o m a s M a n n ) aus Polen ausgewiesen und emigrierte nach Wien. Beim „Anschluli" Österreichs flüchtete er nach Prag und im Herbst 1938 weiter nach Jerusalem. G. hatte bereits seit 1933 gute Kontakte zu Schriftstellern im Exil und veröffentlichte später Texte zur Literaturtheorie. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 397. G o l d s t e i n , Julius, Philosoph, Politologe, Publizist, * 2 9 . 1 0 . 1 8 7 3 Hamburg, t 2 5 . 6 . 1 9 2 9 Darmstadt. G., Sohn eines Kinderzeughändlers, studierte in Berlin und Jena Sprachen und Philosophie, wurde 1899 promoviert (Untersuchungen zum Kulturproblem der Gegenwart) und habilitierte sich 1902 an der T H Darmstadt für Philosophie (Die empiristische Geschichtsauffassung David Humes mit Berücksichtigung moderner methodologischer und erkenntnistheoretischer Probleme). Er lehrte dort sowie an den Pädagogischen Instituten in Darmstadt und Mainz und wurde 1910 Titularprofessor, 1925 a. o. Professor. 1920-25 war er Chefredakteur der regierungsamtlichen „Darmstädter Zeitung", 1925-29 Herausgeber der kulturphilosophischen Zeitschrift „Der Morgen", 1924 Gastprofessor in den USA. Der überzeugte Republikaner und Verfechter eines humanen deutschen Nationalbewußtseins wandte sich entschieden gegen den rassischen Antisemitismus und übertriebenen Nationalismus. G. veröffentlichte u . a . Wandlungen in der Philosophie der Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung des Problems von Leben und Wissenschaft (1911), Zur Soziologie des Antisemitismus (1920), Rasse und Politik
Gombosi (1921, 5 1960) und Deutsche Volks-Idee und Deutsch-Völkische Idee. Eine Soziologische Erörterung der Völkischen 2 Denkart (1927, 1928). WEITERE WERKE: Die Technik. F r a n k f u r t / M a i n o . J . [1912], - Aus d e m Vermächtnis des 19. Jahrhunderts. Philosophische Aufsätze. Berlin 1922. LITERATUR: Robert H. Schmidt: G., J. In: N D B 6, 1964, S. 621-622. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 168-175. G o l d s t e i n , L u d w i g , Schriftsteller, Redakteur, * 1 0 . 1 1 . 1 8 6 7 Königsberg, t 1943 Königsberg. Der Kaufmannssohn studierte in Königsberg Literatur- und Kunstgeschichte, Germanistik und Indologie und wurde 1897 zum Dr. phil. promoviert. E r w a r 30 Jahre lang Feuilletonredakteur der „Hartungschen Zeitung" in Königsberg und Mitarbeiter b e i m R u n d f u n k . G. beschäftigte sich mit Ästhetik, Literaturgeschichte sowie mit der Heimatkunde Ostpreußens und Königsbergs. Er veröffentlichte u. a. Moses Mendelssohn und die Ästhetik (1904). WEITERE WERKE: Der Wiederaufbau Ostpreußens. 1914 bis 1919. Königsberg 1919. - Als Hrsg.: Ostpreußen. 7 0 0 Jahre deutsches Land. Königsberg 1930. - Ein Menschenleben. Ein- und Ausfälle eines Zeitungsschreibers. Königsberg 1934. LrTERATUR: Wilhelm Matull: Erinnerungen eines alten Königsbergers z u m Gedenken an Dr. L. G. In: Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg 19 (1969) S. 305-315. G o l d s t e i n , Moritz, Pseud. Michael Osten, Inquit, Schriftsteller, Redakteur, * 2 7 . 3 . 1 8 8 0 Berlin, t 3 . 9 . 1 9 7 7 N e w York. Der aus einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e stammende G. Schloß das Studium der Philologie in Berlin 1906 mit der Promotion ab. 1907-14 gab er die „Goldene Klassiker Bibliothek" heraus, n a h m als Frontsoldat am Ersten Weltkrieg teil und war danach bis 1933 Feuilletonredakteur der „Vossischen Zeitung" in Berlin. Seit 1928 arbeitete er auch unter dem Pseudonym Inquit als Gerichtsreporter. Als Verfechter eines national-jüdischen Kulturbewußtseins deutscher Sprache regte er eine heftige literarische Diskussion an. 1933 entlassen, emigrierte G. nach Italien, w o er in einer Schule für deutsche Studenten in Florenz wirkte. 1936 eröffnete er zusammen mit seiner Frau eine Pension bei Viareggio, die er bis 1938 betrieb, bevor er interniert und ein Jahr später aus Italien ausgewiesen wurde. G. flüchtete zunächst nach Frankreich, dann nach Großbritannien, w o er seit 1941 erneut eine Pension betrieb. 1947 übersiedelte er zu seinem Sohn nach Washington, 1951 nach N e w York und war fortan als freier Journalist tätig, u . a . für die „Neue Zeitung" in München. G. schrieb Kurzgeschichten, Theaterstücke, Essays, Dramen und philosophische Abhandlungen (u. a. Der Wert des Zwecklosen, 1920). Seine Memoiren erschienen 1977 unter dem Titel Berliner Jahre 1880-1933. WEITERE WERKE: Begriff und P r o g r a m m einer jüdischen Nationalliteratur. Berlin 1912. - Die G a b e Gottes. Berlin 1919. - Katastrophe. Berlin 1927. - Die zerbrochene Erde. Berlin 1927. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 398. - Julia Beuerlein: „Er schuf sich seine eigene F o r m . " Versuch einer Biographie des Berliner Journalisten M . G. (1880-1977), der unter dem Pseudonym „Inquit" berühmt wurde. In: Medien & Zeit 8 (1993) 1. - Elisabeth Albanis: German-Jewish cultural identity. Tübingen 2002. - Irmtraud Ubbens: „ A u s meiner Sprache verbannt . . . " . M . G., ein deutsch-jüdischer Journalist und Schriftsteller im Exil. München 2002.
G o l l m i k , Walter, Parteifunktionär, * 4 . 1 0 . 1 9 0 0 Berlin, t 1 5 . 2 . 1 9 4 5 Hamburg. Der Sohn eines Maurers machte eine k a u f m ä n n i s c h e Lehre, trat 1920 in die K P D ein und w u r d e im f o l g e n d e n Jahr Stadtverordneter in Berlin. Nach einer Tätigkeit als Redakteur in Suhl (Thüringen) ü b e r n a h m er verschiedene Funktionen im Zentralkomitee seiner Partei. 1933 w u r d e G. nach Paris geschickt, w o er als Funktionär der E x i l - K P D tätig war. 1936 übersiedelte er unter d e m D e c k n a m e n Oskar L o u i s nach D ä n e m a r k und war seit 1937 Herausgeber der „Deutschlandbriefe". Nach der Besetzung D ä n e m a r k s durch deutsche Truppen 1940 stellte sich G. der dänischen Polizei, die ihn internierte und 1941 an Deutschland auslieferte. 1942 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, w u r d e er 1944 entlassen und starb 1945 unter nicht bekannten U m s t ä n d e n . G o l t z , Robert Heinrich Ludwig Graf von der, Diplomat, * 6 . 6 . 1 8 1 7 Paris, t 2 4 . 6 . 1 8 6 9 Charlottenburg (heute zu Berlin). G. studierte Jura, arbeitete am Berliner Stadtgericht und k a m nach d e m Assessorenexamen 1842 nach Düsseldorf, 1845 nach Posen. W ä h r e n d der Revolution 1848 war G. einer der Begründer der „Kreuzzeitung". 1851 schied er aus d e m Staatsdienst aus und Schloß sich der konservativ-liberalen Partei, später der Wochenblattpartei an. Seit 1854 erneut im diplomatischen Dienst, ging er als Ministerresident nach Athen, 1859 nach Konstantinopel, löste im folgenden Jahr Bismarck in St. Petersburg ab und w u r d e außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister. Seine Selbständigkeit als Botschafter in Paris (seit 1863) brachte ihn in unüberbrückbaren Gegensatz zu Bismarck. 1866 gelang es G., die französischen Bedingungen zum Abschluß des Deutschen Kriegs zu mäßigen. WERKE: Ideen über die Reorganisation des Deutschen Bundes und der deutschen Staats-Verfassung. Berlin 1848. - Ein preußisches P r o g r a m m in der deutschen Frage. Berlin 1862. LITERATUR: A r n o Dorn: R. H. Graf v. d. G . ein hervorragender Diplomat im Zeitalter Bismarcks. M a i n z 1929. - Herbert Rothfritz: Die Politik des preußischen Botschafters G r a f e n R. v. d. G. Berlin 1934. - Otto zu Stolberg-Wernigerode: R. H . Graf v. d. G. Oldenburg 1941. Nachdr. O s n a b r ü c k 1967. G o m b o s i , Otto Johannes, Musikhistoriker, Musikkritiker, * 2 3 . 1 0 . 1 9 0 2 Budapest, t 1 7 . 2 . 1 9 5 5 Lexington (USA). G., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte Musiktheorie und K o m position an der Budapester Musikakademie, danach Musikwissenschaft in Berlin. 1926 mit der Arbeit Jacob Obrecht. Eine stilkritische Studie promoviert, kehrte er nach Budapest zurück, gab seit 1928 die Zeitschrift „ C r e s c e n d o " heraus und war Kritiker bei verschiedenen Tageszeitungen. 1936 ging er nach R o m , war a m Ungarischen Institut tätig und veröffentlichte sein B u c h Der Lautenist Valentin Bakfark. Leben und Werke. Im selben Jahr hielt er Vorlesungen an der Univ. Basel. 1939 emigrierte G. in die U S A und war 1940-46 Lektor an der Univ. Seattle, 1946-48 Assistant Prof. a m Michigan College. 1948 erhielt er ein G u g g e n h e i m - S t i p e n d i u m für Europa und vertrat nach dem Tod Ernst Kurths den musikwissenschaftlichen Lehrstuhl an der Univ. Bern. 1 9 4 9 / 5 0 w a r G. Assistant Prof. an der Univ. Chicago, 1951-55 Prof. der Musikwissenschaft an der Harvard University in C a m b r i d g e . WEITERE WERKE: Mit Hans Albrecht (Hrsg.): T h o m a s Stoltzer: Sämtliche lateinische H y m n e n und Psalmen. Leipzig 1931, 2 1959. - Bakfark Bälint elete es müvei (1507-1576). Budapest 1935. - Tonarten und S t i m m u n g e n der antiken Musik. Kopenhagen 1939. - T h e Capirola Lute Book. Paris 1955. LITERATUR: H a n s Albrecht: O. G. In: Die M u s i k f o r s c h u n g 9 (1956) S. 57-61. - Ernst Waeltner: G „ O. J. In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 638 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 401. - Curt E f r a m Steinzor: O. J. G. In: American musicologists, c. 1890-1945.
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Gomperz A bio-bibliographical sourcebook to the formative period. New York 1989. - F. W. Sternfeld: G., O. J. In: NGroveD, Bd. 10, 2 2001, S. 124. - Peter Haläsz: G„ O. J. In: MGG2P, Bd. 7, 2002, Sp. 1305f. Gomperz, Theodor, österr. klassischer Philologe, * 29.3.1832 Brünn, t 29.8.1912 Baden (Niederösterreich). G., Sohn eines Großhändlers und Bankiers, studierte 1849 an der Univ. Wien Rechtswissenschaft und 1850-53 klassische Philologie. Während eines Aufenthalts in Leipzig 1854/55 schrieb er für die „Grenzboten" und schuf durch die Beschäftigung mit dem hippokratischen Corpus und den herkulanensischen Papyri die Basis für seine Habilitation an der Univ. Wien 1867. Seit 1869 a. o.Prof., war G. 1873-1900 o.Prof. an der Univ. Wien. 1869-80 leitete er eine zwölfbändige Übersetzung der Werke John Stuart Mills. Seine Arbeiten auf den Gebieten der Textphilologie und Interpretation galten Autoren wie Euripides, Demosthenes und Herodot; im Mittelpunkt standen jedoch die antiken Philosophen, denen er sein Hauptwerk Griechische Denker (3 Bde, 1896-1909, "1922-31) widmete, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. G. war seit 1901 Mitglied des österr. Herrenhauses und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. WEITERE WERKE: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer Schriftsteller. 8 Bde., Wien 1875-1905. - Platonische Aufsätze. 4 Bde., 1887-1905. - Essays und Erinnerungen. Stuttgart 1905. - Hellenika. Eine Auswahl philologischer und philosophiegeschichtlicher kleiner Schriften. 2 Bde., Leipzig 1912. - Briefe und Aufzeichnungen. Ausgewählt, erläutert und zu einer Darstellung seines Lebens verknüpft von Heinrich Gomperz. Bd. 1. Wien 1936. LITERATUR: Robert A. Kann (Hrsg.): T. G. Ein Gelehrtenleben im Bürgertum der Franz-Josefs-Zeit. Auswahl seiner Briefe und Aufzeichnungen 1869-1912. Erläutert und zu einer Darstellung seines Lebens verknüpft von Heinrich Gomperz. Wien 1974. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 235-242. Gong, Alfred, eigentl. A. Liquornik, Schriftsteller, * 14.8.1920 Czernowitz, t 18.10.1981 New York. G., Schulkamerad Paul Celans, studierte an der Univ. Czernowitz Romanistik und Komparatistik, wurde 1941 wegen seiner bürgerlichen Herkunft von der sowjetischen Besatzungsmacht relegiert, im folgenden Jahr als Jude im Ghetto interniert und in ein Konzentrationslager deportiert. Nach der Flucht aus dem Lager lebte er zunächst in Bukarest, war 1946-51 Dramaturg in Wien und gab anonym die humoristische Zeitschrift „Die Spulke" heraus. G. emigrierte 1951 in die USA und war Hörspielautor und Beiträger deutschsprachiger Zeitschriften. Er schrieb Gedichte (u. a. Manifest Alpha, 1961) und befaßte sich in Geschichten und Interviews mit seiner Wahlheimat Amerika. WEITERE WERKE: Gnadenfrist. Baden bei Wien 1980. Israels letzter Psalm. Aachen 1995. - Gras und Omega. Aachen 1997. LITERATUR: Joachim Herrmann: Zum deutsch-amerikanischen Dichter A. G. Eine biographische und bibliographische Studie bis Juli 1984. Osnabrück 1984. Gontard, Gert von, Theaterdirektor, * 24.8.1906 Berlin, t 29.9.1979 Zürich. G. studierte in Berlin Philosophie, Psychologie, Germanistik und Theaterwissenschaft. 1929-32 gab er die von ihm gegründete literarisch-politische Zeitschrift „Neue Revue" heraus. 1933 emigrierte G. in die USA und war 1938-41 Lektor für Geschichte des Theaters und der dramatischen Literatur an Max Reinhardts Workshop for Stage, Screen
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and Radio in Hollywood. 1941 übersiedelte G. nach New York und war dort als Leiter einer deutschen Theatergruppe und Produzent von Theaterstücken in deutscher Sprache tätig. Seit 1961 organisierte er, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, Gastspiele deutscher Theaterensembles in den USA, u. a. des Wiener Burgtheaters. Seit 1973 beschäftigte er sich zunehmend mit Opernproduktionen an der Metropolitan Opera in New York. WERKE: In Defense of love. New York 1940. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 402. Gopcevic, Spiridon Graf, Pseud. Leo Brenner, Journalist, Astronom, * 9.7.1855 Triest, t 1909 Wien. G. kämpfte 1875 auf der Seite Montenegros gegen die Türken und war in den folgenden Jahren als Kriegsberichterstatter für die „Wiener Allgemeine Zeitung" und das „Berliner Tageblatt" u.a. in Albanien, Bosnien und Bulgarien tätig. 1886/87 war er serbischer Attache in Berlin, 1887-90 in Wien. Seit 1890 beschäftigte sich G. mit Astronomie, begründete unter Pseudonym die Manora-Sternwarte in Lussinpiccolo und gab 1899-1907 die Zeitschrift „Astronomische Rundschau" heraus. G. entdeckte die Rotationszeiten der Planeten Venus, Merkur und Uranus. WERKE: Bulgarien und Ostrumelien. Leipzig 1886. - Makedonien und Alt-Serbien. Wien 1889. - Geschichte von Montenegro und Albanien. Gotha 1914. - Österreichs Untergang. Die Folge von Franz Josefs Missregierung. Berlin 1920. LITERATUR: Michael Heim: S. G. Leben und Werk. Wiesbaden 1966. Gordan, Paulus, Taufname: Günther Heinrich Jakob, Benediktiner, Theologe, * 21.6.1912 Berlin, t 1· 1.1999 Beuron. Der Sohn eines Stadtrats und stellvertretenden Berliner Bürgermeisters begann 1930 das Studium der Rechtswissenschaften und ging 1931 nach Rom, wo er zum Katholizismus konvertierte. Wieder in Berlin, studierte er Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, setzte seine Ausbildung in Breslau und Innsbruck fort und trat 1933 in Beuron in den Benediktinerorden ein. Wegen seiner jüdischen Herkunft mußte G. das Kloster 1938 verlassen, empfing 1939 in Monte Cassino die Priesterweihe und wirkte anschließend in Benediktinerklöstern in Brasilien, Chile und auf Martinique. 1959-68 hatte er die Schriftleitung der Zeitschrift „Erbe und Auftrag" inne. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil war er Rundfunkbeauftragter, 1968-76 Generalsekretär der Benediktinischen Konföderation in Rom und 1977-93 Obmann der Salzburger Hochschulwochen. G. veröffentlichte u.a. Freundschaft mit Bemanos (1959, 21983), Im Blickpunkt: Der Mensch (1971) und Boten Gottes. Neun Bildbetrachtungen (1978). WEITERE WERKE: Pforte des Himmels. Acht Bildbetrachtungen. Beuron 1965. - Betrachtungen zu Bildern des Stuttgarter Psalters. Beuron 1976. LITERATUR: Stephan Petzolt: G„ P. In: LThK3, Bd. 11, 2001, S. 115. Gosche, Richard, Literaturhistoriker, * 4.6.1824 Neuendorf (Niederlausitz), t 29.10.1889 Halle. G. studierte Theologie, Philologie und Orientalistik in Leipzig, seit 1844 in Berlin. Seit 1847 Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek in Berlin, begann er ein Verzeichnis der arabischen Handschriften. 1853 habilitierte sich G. für orientalische Sprachen, lehrte 1859 an der Kriegsakademie Literaturgeschichte, war seit 1860 in diesem Fach Prof. an der Berliner Univ. und wurde 1862 o.Prof. der semitischen Sprachen in Halle. Er war Mitarbeiter der „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", Gründer sowie Herausgeber des „Jahrbuchs für Literaturgeschichte" (1865) und des „Archivs für Literaturgeschichte" (seit 1870), daneben Feuilletonist der „Saale-Zeitung".
Gotthelf LITERATUR: R. G. Erinnerungsblätter für seine Freunde. Biographie und ausgewählte Werke. Hrsg. v. Albert Frankel, Georg Ebers. Halle/Saale 1890. Goslar, Hans, Publizist, Beamter, * 4.11.1899 Hannover, t 25.2.1945 Bergen-Belsen. Nach dem Besuch der Handelshochschule in Berlin wurde G. Wirtschaftsjournalist bei der nationalliberalen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". Mitglied im Berliner „HerzlKlub", schrieb er Die Krisis der jüdischen Jugend Deutschlands (1911). Nach dem Ersten Weltkrieg war er Redakteur der Wirtschaftszeitung „Plutus", seit Ende 1919 Leiter der neugegründeten preuß. Regierungspressestelle und Begründer des „Amtlichen Preußischen Pressedienstes". Als Vertrauensmann von Otto —»Braun und geistiger Führer der preuß. Pressepolitik trat er in zahlreichen Publikationen (u. a. Weimar - trotz alledem.', 1932) und Rundfunkbeiträgen für die Weimarer Demokratie ein. 1926 wurde G. zum Ministerialrat ernannt. 1928-33 saß er für „Misrachi" in der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin. Nach dem sogenanten Preußenschlag 1932 entlassen, flüchtete G. Anfang 1933 nach Amsterdam. Im November 1943 wurde er verhaftet und nach Westerbork, dann nach Bergen-Belsen deportiert. WEITERE WERKE: Jüdische Weltherrschaft - Phantasiegebilde oder Wirklichkeit? Berlin 1919. - Amerika 1922. Berlin 1922. - Du und der Staat. 6 Bde., Berlin 1928-32. Ausweg oder Irrweg? Wie Deutschland in Zukunft regiert werden soll. Berlin 1933. LITERATUR: Winfried B. Lerg: Der preußische Pressechef 1919-1932. Ein bio-bibliographischer Hinweis auf H. G. In: Publizistik 14 (1969) S. 223-227. Goth, Trudy, Tänzerin, Journalistin, * 31.5.1913 Berlin, t 12.5.1974 Florenz. Nach ihrem Tanzunterricht bei Harald Kreutzberg studierte G. Photographie in Wien, Budapest und Berlin sowie Journalismus an der Univ. Florenz. 1934 emigrierte sie nach Italien, wo sie Tourneen für das Ballett der Oper von Florenz organisierte und selbst am Maggio Musicale Fiorentino auftrat. 1939 ging G. in die USA, studierte Tanz u.a. bei Agnes de Mille und wurde Solotänzerin des New York City Ballet. An der Columbia University in New York Schloß sie das Journalismusstudium ab, war 1948-51 Pressesprecherin der Musikfeste in Venedig und schrieb Kritiken für internationale Opern- und Ballettzeitschriften. 1951-60 betreute G. die Konzertauftritte des Dirigenten Dimitri Mitropoulos und war 1960-65 Presseverantwortliche der Opernfestspiele von Wien, Berlin, Florenz und Salzburg. Seit Mitte der sechziger Jahre lebte sie in Italien. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 404. Gothein, Georg, Politiker, * 15.8.1857 Neumarkt (Niederschlesien), t 22.3.1940 Berlin. Nach dem Studium in Breslau und an der Berliner Bergakademie war G. 1885-87 Generalsekretär des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, danach Bergrevierbeamter und 1893-1901 Syndikus der Handelskammer Breslau. Seit 1889 Stadtverordneter im schlesischen Waldenburg, war G. 1893-1903 Abgeordneter der Freisinnigen im preuß. Landtag und 1901-18 Reichstagsmitglied, seit 1910 für die Fortschrittspartei. Der Gegner der Flottenrüstung war 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei, Mitglied der Nationalversammlung und Reichsschatzminister im Kabinett Scheidemann. Aus Protest gegen den Versailler Vertrag trat er noch im selben Jahr mit dem Kabinett zurück. 1920-24 gehörte er erneut dem Reichstag an. G. veröffentlichte Beiträge im „Berliner Tageblatt", in der Wiener „Neuen Freien Presse" und in der „Nation" und mehrere Bücher, u.a. China und Japan (1934).
WEITERE WERKE: Das selbständige Polen als Nationalitätenstaat. Stuttgart/Berlin 1917. - Reichskanzler Graf Caprivi. München 1917. - Warum verloren wir den Krieg? Berlin 1919. - Der große Irrtum der deutschen Lohnpolitik. Berlin 1929. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 156. Gottgetreu, Erich, Journalist, Schriftsteller, * 31.7.1903 Chemnitz, f 13.11.1981 Jerusalem. Nach Lehren im Buch- und im Textilhandel wurde G. 1923 freiberuflicher Journalist und studierte 1925/26 Theaterwissenschaft und Zeitungskunde in Berlin. 1928/29 Redakteur des „Lübecker Volksboten", war er 1930-33 stellvertretender Schriftleiter des „Sozialdemokratischen Pressedienstes" in Berlin. Inzwischen Mitglied der SPD und des Jungjüdischen Wanderbundes, veröffentlichte er den gegen den Nationalsozialismus gerichteten Roman Drittes Reich Geheim (1932) und wurde 1933 zeitweilig in Haft genommen. Im selben Jahr emigrierte G. nach Palästina, wo er für zahlreiche nationale wie internationale Zeitungen und Pressebüros arbeitete, u. a. für de Gaulles „Agence Fran^aise Independante". 1942-67 war er Korrespondent, später Leiter des Israel-Büros der US-Nachrichtenagentur Associated Press, seit 1968 freier Journalist, u. a. für deutsche, österr. und schweizer. Zeitungen. WEITERE WERKE: Haben Sie gelesen, daß? Berlin 1929. Das Land der Söhne. Wien 1934. LITERATUR: Wolfgang Schütte: G., E. In: Ders.: damals in den zwanziger Jahren. Berlin 1968, S. 328 f. Gotthardt, Joseph, kath. Theologe, Kulturhistoriker, * 18.3.1878 Oberrod bei Rennerod (Hessen), f 27.1.1927 Göttingen. G. studierte in Münster, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. 1905 empfing er die Priesterweihe und wurde 1913 Kaplan, 1922 Pfarrer in Pömbsen (Kr. Höxter). Als Mitglied des Provinziallandtags vertrat er das Zentrum. G. verfaßte apologetische und lokalgeschichtliche Schriften über den Kreis Höxter, Beiträge über Annette von —> Droste-Hülshoff, Alte und moderne Bildungsideale (2 Bde., 1913) und Bernhard Bolzano und sein Lebenswerk (3 Bde., 1917-24). Seit 1922 gab er die Zeitschrift „Der Nethegau" heraus. Gotthelf, Herta, Journalistin, Parteifunktionärin, * 6.6.1902 Breslau, t 13.5.1963 Alf/Mosel. Seit 1918 Mitglied der Spartakus-Jugend, seit 1920 der SPD, wurde G. nach dem Besuch der Frankfurter Akademie der Arbeit und einem Volontariat bei der SPD-Zeitschrift „Frauenwelt" in Berlin 1926 Mitarbeiterin von Marie Juchacz, Schriftleiterin der „Genossin" und Mitglied des SPDParteiausschusses. 1934 emigrierte sie nach Großbritannien, wo sie Heimarbeiterin, Sekretärin Ernst Tollers, Übersetzerin und 1943-46 Journalistin der BBC war. 1942 trat sie der SPD-Ortsgruppe London bei und war 1941-44 im Arbeitsausschuß der „Landesgruppe deutscher Gewerkschaften in Großbritannien" sowie in der von Fanny Blatny gegründeten Kleinen Fraueninternationale aktiv. 1946 zurück in Deutschland, wurde G. Leiterin des SPD-Frauensekretariats und war 1947-58 Mitglied des geschäftsführenden Parteivorstandes, 1950-63 Schriftleiterin der politischen Frauenzeitschrift „Gleichheit". WERKE: Für oder gegen . . . oder lieber gar nicht? Hannover 1948. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 238. - Karin Gille: „Kennen Sie H. G.?" Eine Parteifunktionärin im Schatten von Elisabeth Selben. In: Kollektives Handeln. Hrsg. v. Sylke Bartmann. Düsseldorf 2002, S. 221-238.
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Gottschalg Gottschalg, Alexander Wilhelm, Musiker, Lehrer, Redakteur, * 14.2.1827 Mechelrode bei Weimar, t 31.5.1908 Weimar. Seine musikalische Ausbildung erhielt G. 1842-47 am Lehrerseminar und bei Franz Liszt. Danach Lehrer in Tiefurt, war er 1870-81 Seminarmusiklehrer und Hoforganist, 1874-1903 Lehrer für Musikgeschichte an der Großherzoglichen Musikschule in Weimar. Seit 1865 arbeitete G. als Redakteur für die Musikzeitung „Urania" und schrieb 1885-97 für die Zeitschrift „Chorgesang". Neben Liedern und Chormusik komponierte er Klavier- und Orgelstücke. Seine Erinnerungen wurden unter dem Titel Franz Liszt in Weimar [...] (1910, hrsg. von C. R. Rene) veröffentlicht. LITERATUR: Michael von Hintzenstern: Franz Liszt und sein .legendarischer Kantor'. Zur Zusammenarbeit mit A. W. G. In: Musik und Kirche 56 (1986) Heft 3, S. 115-120. Michael Heinemann: Die Bach-Rezeption von Franz Liszt. Köln 1995. Gottschalk, Benno, Rabbiner, * Oktober 1883 Berlin, t Juli 1966 Los Angeles (USA). G. studierte in Berlin am Jüdischen Lehrerseminar und seit 1909 an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Die Prüfung über die von ihm als irrelevant angesehenen judischen Ritualgesetze verweigernd, konnte er seine Studien nicht mit dem Rabbinerexamen, sondern nur mit dem für Prediger und Religionslehrer beenden. Dennoch wirkte er an liberalen Synagogen in Könitz, Posen, Hirschberg, Berlin, Frankfurt/Main und Köln als Rabbiner. G., ein Gegner des Zionismus, verteidigte auch nach Beginn der Verfolgung durch den Nationalsozialismus die Assimilationspolitik, 1933-37 mit Beiträgen in den „Mitteilungen der Jüdischen Reformgemeinde zu Berlin". 1939 emigrierte er über Großbritannien in die USA, wo er seit 1944 in Los Angeles lebte und Rabbiner einer an den hohen Feiertagen zusammenkommenden Gemeinde war. G. veröffentlichte u. a. Ziel des Staatslebens nach der Lehre des Judentums (1917). WEITERES WERK: Gebete, Geschichten und Ausschnitte aus Veröffentlichungen. Frankfurt/Main 1930. LITERATUR: BHdE, Bd. 1,1980, S. 238. Gottschall, Rudolf (Carl) von, Pseud. Carl Rudolf, Schriftsteller, * 30.9.1823 Breslau, f 21.3.1909 Leipzig. Während des Jurastudiums 1841-44 in Königsberg wegen Betätigung bei den Liberalen relegiert, dann aus Breslau ausgewiesen, wurde G. 1846 in Berlin promoviert. Zunächst Dramaturg in Königsberg, war er nach Stationen in Hamburg, Breslau und Posen 1865-88 Herausgeber der „Blätter für literarische Unterhaltung" und der Zeitschrift „Unsere Zeit" in Leipzig. Nach literarischen Anfängen im Geist des Vormärz wurde er bald nationalkonservativer Dramatiker, Erzähler und Kritiker. 1877 wurde er geadelt. In Dramen stellte G. oppositionelle Figuren wie Ulrich von Hutten (1843) und Robespierre (1845) ins Zentrum, polemisierte in dem Lustspiel Pitt und Fox (1865) gegen den englischen Parlamentarismus, übte aber auch Sozialkritik, u. a. im Roman Das goldene Kalb (3 Bde., 1880). In seinem Erzählwerk griff er neben historischen Stoffen kirchliche Konflikte auf. G.s Autobiographie erschien unter dem Titel Aus meiner Jugend (1898). WEITERE WERKE: Dramatische Werke. 12 Bde., Leipzig 1865-80. - Im Banne des schwarzen Adlers. 3 Bde., Breslau 1876. - Späte Lieder. Breslau 1906. LITERATUR: August Silberstein: R. v. G. Leipzig 1868. Moritz Brasch: R. v. G. Berlin 1892.
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Gottsched, Johann Christoph, Literaturtheoretiker, Publizist, * 2.2.1700 Juditten (heute zu Königsberg), t 12.12.1766 Leipzig. Der Sohn eines Pfarrers studierte an der Königsberger Univ. „Albertina" Theologie und Philosophie. 1724 floh er aus seiner Heimat, um einer Aushebung als Soldat zu entgehen. Geprägt von der Philosophie Wolffs und Leibnizens, bot ihm das Buchhandelszentrum Leipzig ideale Voraussetzungen, sein kulturpolitisches und pädagogisches Reformprogramm durchzusetzen, das nicht nur auf eine deutsche Nationalsprache und Nationalliteratur abzielte, sondern auch gegen Aberglaube und Orthodoxie gerichtet war. So bildete der Leipziger Prof. der Poesie (1730) und der Logik und Metaphysik (1734) eine Allianz mit dem gering geachteten Stand der Theaterleute (Theaterreform mit Friederike Caroline und Johann Neuber) und schrieb die Regeltragödie Sterbender Cato (1732). G. bestimmte als Senior der Leipziger Deutschen Gesellschaft (1727-38) und als Zeitschriftenherausgeber (seit 1725) das literarische Leben der frühen Aufklärung. Er veröffentlichte zwei Moralische Wochenschriften („Die Vernünftigen Tadlerinnen", 1725/26; „Der Biedermann", 1727-29) und drei literaturkritische Journale („Beyträge zur Critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit", 1732-44; „Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste", 1745-50; „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit", 1751-62), die an ein bürgerliches Publikum adressiert waren. Seine Hauptmitarbeiterin und Ehefrau Luise Adelgunde Victorie G., die Tochter des Danziger Arztes Johann Georg Kulmus, arbeitete in seinem Sinne als Übersetzerin, Rezensentin und Dramenautorin. G. stand mit etwa neunhundert Gelehrten in Europa in Kontakt und initiierte bzw. unterstützte zahlreiche gelehrte Gesellschaften. Sein universalistisches (Euvre ist an den Hauptwerken, der Poetik Versuch einer Critischen Dichtkunst (1729, datiert 1730), der Philosophie Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (1733/34), der Rhetorik Ausführliche Redekunst (1736), der Grammatik Deutsche Sprachkunst (1748) und der Dramensammlung Die Deutsche Schaubühne (1741-45), ablesbar. G. gilt auch als wichtiger Vermittler und Popularisator naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Somit verbindet G. erstmals barocke Gelehrsamkeit mit aufklärerischer Breitenwirkung. Literaturhistorische Bedeutung erlangte er durch die Critische Dichtkunst, in der er eine rationalistische, auf Naturnachahmung basierende Poetik propagierte. An Miltons Paradise Lost entzündete sich der „Literaturstreit" mit den Schweizern Johann Jacob —»Bodmer und Johann Jacob —» Breitinger, in dem G. unterlag und der ihn in der Folge zum Gespött der Nachwelt werden ließ (so zum Beispiel in —>Lessings 17. Literaturbrief). G.s Leistungen hinsichtlich der „Organisation eines überregionalen Literaturbetriebes" bleiben davon unberührt. WERTERE WERKE: Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Joachim Birke/P. M. Mitchell. Berlin/New York 1968-95. - Schriften zu Theorie und Praxis aufklärender Literatur. Hrsg. v. Uwe-K. Ketelsen. Reinbek bei Hamburg 1970. - Schriften zur Literatur. Hrsg. v. Horst Steinmetz. Stuttgart 1972. - Reden, Vorreden, Schriften. Hrsg. v. Marianne Wehr. Leipzig 1974. - Der Biedermann. Hrsg. v. Wolfgang Martens. Stuttgart 1975. - Die Vernünftigen Tadlerinnen. Hrsg. v. Helga Brandes. Hildesheim 1993. LITERATUR: Theodor Wilhelm Danzel: G. und seine Zeit. Auszüge aus seinem Briefwechsel. Leipzig 1848. - Gustav Waniek: G. und die deutsche Litteratur seiner Zeit. Leipzig 1897. - Werner Rieck: J. C. G. Eine kritische Würdigung seines Werkes. Berlin (Ost) 1972. - Hans Otto Horch/ Georg-Michael Schulz: Das Wunderbare und die Poetik der Frühaufklärung. G. und die Schweizer. Darmstadt 1988. -
Gräfe Heide Hollmer: A n m u t h und Nutzen. D i e Originaltrauerspiele in G.s 'Deutscher S c h a u b ü h n e ' . Tübingen 1994. P. M . Mitchell: J. C. G. (1700-1766). Harbinger of G e r m a n Classicism. Columbia, S . C . 1995. - Gabriele Ball: Moralische Küsse. G. als Zeitschriftenherausgeber und literarischer Vermittler. Göttingen 2000. Gabriele Ball G r a b o w s k y , Adolf, Politikwissenschaftler, Jurist, * 3 1 . 8 . 1 8 8 0 Berlin, t 2 3 . 8 . 1 9 6 9 Arlesheim bei Basel. N a c h dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg/Breisgau w u r d e G. 1905 in Berlin Referendar. Er gab seit 1907 die von ihm gegründete „Zeitschrift für Politik" und 1912-23 die Zeitschrift „Das neue Deutschland" heraus. Von 1921 bis zu seiner Entlassung 1933 war G . Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. 1934 emigrierte er in die Schweiz und gründete 1937 in Basel das „Weltpolitische Archiv". 1952-65 lehrte er als Honorarprofessor an den Universitäten Marburg und Gießen. G. veröffentlichte u . a . Staat und Raum (1928), Die Politik. Ihre Elemente und ihre Probleme (1932) und Raum, Staat und Geschichte. Grundlegung der Geopolitik (1960). WEITERE WERKE: Demokratie und Diktatur. Zürich 1949. Politik im Grundriß. Freiburg/Breisgau 1952. LITERATUR: A. G. Leben und Werk. D e m Altmeister der politischen Wissenschaften als Fest- und Dankesgabe gewidmet. Hrsg. v. Hans Thierbach. Köln u. a. 1963. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 408. G r a d l , Johann Baptist, Politiker, Publizist, * 2 5 . 3 . 1 9 0 4 Berlin, t 2 . 7 . 1 9 8 8 Berlin. Der Sohn eines bayerischen Berufssoldaten und späteren Reichspostbeamten studierte nach einer Banklehre in Halle und Berlin Wirtschafts- und Staatswissenschaften, Schloß das Studium 1926 als Diplomvolkswirt ab und wurde 1930 promoviert (Die Reparations-Sachleistungen von Versailles bis zur BIZ). 1926-30 gehörte er der Redaktion der Zeitung der Berliner Zentrumspartei, „Germania", an. Seit 1931 volkswirtschaftlicher Referent der G e s c h ä f t s f ü h r u n g des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, war er 1938-45 stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Reichsgruppe Banken in Berlin. Bis 1933 Mitglied der Zentrumspartei (1926-33 Vorsitzender in Berlin-Kreuzberg), gehörte er nach Kriegsende zu den Begründern der Berliner C D U , wurde 1947 von der sowjetischen Militäradministration abgesetzt, ging nach Westberlin und half von dort aus ostdeutschen Flüchtlingen. Seit 1947 verlegte er die Zeitung „Der Tag". 1950 war er Mitgründer, 1970-87 Vorsitzender der Exil-CDU und gehörte 1954 zu den Mitgründern des Kuratoriums U n teilbares Deutschland, dessen Vorsitzender er 1973-87 war. 1953-71 im CDU-Bundesvorstand, vertrat er Berlin 1957-80 im Deutschen Bundestag. 1965 war er im Kabinett Ludwig Erhard Bundesminister f ü r Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, 1966 ü b e r n a h m er kommissarisch das Ministerium f ü r gesamtdeutsche Fragen. G. veröffentlichte u . a . Deutschland als Aufgabe (1986). WEITERE WERKE: Industriestaatliche Tendenzen im Bildungswesen der beiden Teile Deutschlands. W e i n h e i m / B e r lin 1967. - Im Interesse der Einheit. Zeugnisse eines Engagements. Stuttgart 1971. - Stets auf der Suche. Reden, Äußerungen und Aufsätze zur Deutschlandpolitik. Hrsg. v. Christian Hacke. Köln 1979. - A n f a n g unter dem Sowjetstern. Die C D U 1945-1948 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Köln 1981. LITERATUR: M u t zur Einheit. Festschrift f ü r J. B. G. Köln 1984. - Klaus Gotto: J. B. G. (1904-1988). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 8. Hrsg. v. Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1997, S. 197-211. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 274 f.
G r a d n a u e r , Georg, Politiker, * 1 6 . 1 1 . 1 8 6 6 Magdeburg, t 1 8 . 1 1 . 1 9 4 6 Berlin. G. studierte Literatur, Geschichte und Philosophie in Genf, Berlin, M a r b u r g und Halle und w u r d e 1889 promoviert. Er war Mitglied der SPD, 1891-96 Redakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung" in Dresden und schrieb 1897-1905 f ü r den „Vorwärts" in Berlin. Von 1898 bis 1918 gehörte er, mit Ausn a h m e einer Legislaturperiode, d e m Reichstag an. 1906-18 leitete G. die „Dresdner Volkszeitung" u n d w u r d e nach der Novemberrevolution Justiz-, Außen-, zeitweise auch Innenminister und Ministerpräsident in Sachsen. Als Reichstagsabgeordneter der S P D war er 1921 kurzfristig Reichsinnenminister; 1921-31 vertrat er die sächsische Regierung als Gesandter in Berlin. W ä h r e n d des Nationalsozialismus war G. aufgrund seiner jüdischen H e r k u n f t und seiner politischen Überzeugung Verfolgungen ausgesetzt u n d w u r d e 1933 und 1944 verhaftet und im Konzentrationslager Theresienstadt interniert. Er veröffentlichte u. a. Verfassungswesen und Verfassungskämpfe in Deutschland (1909) und Die deutsche Volkswirtschaft (1921). WEITERE WERKE: Das Elend des Strafvollzugs. Berlin 1905. - Die Vorgeschichte des Weltkrieges. Berlin 1929. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 157. G r a f , Walther Karl T h e o d o r , Verleger, Politiker, * 2 7 . 7 . 1 8 7 5 Bertikow (Kr. A n g e r m ü n d e ) , t 1939. G. studierte Staatswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg, w u r d e in einer Stettiner Großhandlung zum K a u f m a n n ausgebildet, arbeitete 1899-1909 als Redakteur in H a m b u r g , Prenzlau und A n k l a m und ü b e r n a h m 1910 die Leitung eines Zeitungsverlags in Anklam, 1917 in U c k e r m ü n d e . G. war seit 1913 Mitglied des preuß. Landtags und stellvertretender Vorsitzender der deutschnationalen Fraktion, gehörte 1919 der Verfassunggebenden Landesversammlung Preußen an und w u r d e Mitbegründer und f ü h r e n d e s Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. G. war Vorsitzender mehrerer Aufsichtsräte und besaß eine Buchdruckerei. WERKE: Der Z u s a m m e n s c h l u ß des Mittelstandes. Berlin 1903. - Die Kreisblattfrage und der Z u s a m m e n s c h l u ß der Kreisblattverleger. A n k l a m 1916. - Wie Preußen jetzt regiert wird. Berlin 1919. - Werden und Wollen der Deutschnationalen Volkspartei. Berlin 1924. - Völkische Mitteloder deutschnationale Rechtspartei? Berlin 1924. LITERATUR: Heinrich Walter: W. G. In: Ders.: Zeitung als Aufgabe. 60 Jahre Verein Deutscher Zeitungsverleger. Wiesbaden 1954, S. 138. G r ä f e , Heinrich (Gotthilf Adam), Pädagoge, * 3 . 3 . 1 8 0 2 Buttstädt (Thüringen), t 2 2 . 7 . 1 8 6 8 Bremen. N a c h dem Studium der Theologie und insbesondere der M a thematik 1820-23 w u r d e G. Hilfsgeistlicher und Hilfslehrer in Weimar, 1825 Rektor der Bürgerschule in Jena und 1840 auch a. o . P r o f . der Pädagogik an der dortigen Universität. 1842 wurde er Rektor der Bürgerschule Kassel. G. gehörte 1848-50 als Abgeordneter dem hessischen Landtag an. 1849 trat er in die oberste Schulbehörde des Landes ein und gab 1 8 4 9 / 5 0 das „Kurhessische Landtagsblatt" heraus. Er geriet in heftige Opposition zur Regierung und w u r d e 1851 wegen seiner Schrift Der Verfassungskampf in Kurhessen (1851) zu einem Jahr Festungshaft verurteilt. 1853 ging er in die Schweiz, lehrte in Genf und richtete 1855 in Bremen eine Bürgerschule ein. G. redigierte mehrere pädagogische Fachzeitschriften und schrieb Schulbücher auf verschiedenen Gebieten; er veröffentlichte ferner u. a. Allgemeine Pädagogik (3 Bde., 1845) und Die deutsche Volksschule oder die Burger- und Landschule nach der Gesamtheit ihrer Verhältnisse. Ein Handbuch für Lehrer und Schulaufseher (2 Bde., 1846/47).
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Gräffe LITERATUR: Zur Erinnerung an H. G. Danzig 1868. - Η. G. Der Organisator der Jenaer Schulen. Jena 1953. - Rudolf Menzel: H. G. ein „zeitgemäßer" Pädagoge der Restaurationsperiode. Jena 1956/57. G r ä f f e , Eduard, schweizer. Zoologe, * 27.12.1833 Zürich, t 23.4.1916 Laibach. G. studierte in Zürich Medizin und Naturwissenschaften, wurde 1859 mit der Arbeit Beobachtungen über Radiaten und Würmer in Nizza promoviert und setzte in München seine zoologischen Studien fort. 1861-70 unternahm er Forschungsreisen nach Samoa, auf den Tonga-Archipel und die Viti-Inseln und war für kurze Zeit Redakteur des „Journals des Museum Godeffroy". 1874 begann G. mit dem Aufbau der Zoologischen Station in Triest, die er bis 1899 leitete. Er legte zoologische Sammlungen an, veröffentlichte systematisch-zoologische Arbeiten und schrieb u. a. Abhandlungen über die Triester Fauna. WEITERE WERKE: Das Süßwasser-Aquarium. Hamburg 1861. - Reisen im Innern der Insel Viti-Levu. Zürich 1868. G r ä f f e r , Franz (Arnold), Pseud. J. L. Böttiger, F. H. Contee, F. E. Fergar, A. F. Rittgräff, D. F. Vaillant, österr. Schriftsteller, Buchhändler, * 6.1.1785 Wien, f 8.10.1852 Wien. Der Sohn des Verlegers und Buchhändlers August G. durchlief eine Buchhändlerlehre und erwarb 1816 die Kiblersche Antiquariatsbuchhandlung, die jedoch nicht erfolgreich war. G. gründete und redigierte das „Conversationsblatt" (1819-21), erarbeitete fundierte Antiquariatskataloge und führte als einer der ersten in Wien Autographenversteigerungen durch. Als sein Hauptwerk gilt die gemeinsam mit Johann Jakob Heinrich -> Czikann herausgegebene Österreichische National-Encyklopädie (6 Bde., 1835-37). G. schrieb kulturhistorische Belletristik, hauptsächlich über das Wien seiner Zeit, u. a. Kleine Wiener Memoiren (1845). Er starb verarmt in einem Irrenhaus. WEITERE WERKE: Wiener Dosenstücke. 2 Bde., Wien 1846. - Wienerische Kurzweil. Wien 1846. - Neue Wiener Lokalfresken. Linz 1847. - Zur Stadt Wien. Wien 1849. LITERATUR: Gustav Gugitz: G., F. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 714. - Barbara Roth: F. G. 1785-1852. Leben, Werk und Wirkung. Wien 1979. Gräflillger, Franz, österr. Musikschriftsteller, * 26.11.1876 Linz, t 9.9.1962 Bad Ischl. Zunächst Sängerknabe am Linzer Dom, wurde G. an sieben Instrumenten ausgebildet und war Privatschüler verschiedener Kapellmeister. 1896-99 arbeitete er als Volksschullehrer und Chormeister und trat danach in den Rechnungsdienst der Stadtgemeinde Linz ein. Seit 1900 war er nebenberuflich Musikkritiker und Musikschriftsteller für die .Amtliche Linzerzeitung" und verschiedener Tages- und Fachblätter im In- und Ausland. G. gehörte zu den Begründern des Brucknerbundes, der Internationalen Brucknergesellschaft und der Bruckner-Wochen in Linz-St. Florian. Er veröffentlichte u. a. Anton Bruckner. Sein Leben und seine Werke (1921) und komponierte Lieder, Chöre und Sonaten. WEITERE WERKE: Karl Waldeck. Linz 1905. - Die boykottierte Bruckner-Biographie. Wittenberg 1911. LITERATUR: Franz Zamazal: Prof. F. G. Leben und Werk für Anton Bruckner. In: Anton-Bruckner-Institut Linz (1994) S. 27-62. - Ders.: Göllerich - Auer - G. Konturen zu ihrem Leben und Wirken - Ihre Bedeutung für Bruckner. Wien 1997, S. 113-131. G r ä s e r , Erdmann, Pseud. E. Grond, Journalist, Schriftsteller, * 5.5.1870 Berlin, t 7.7.1937 Berlin. Nach einem Volontariat beim Ullstein Verlag war G. 1900-05 Redakteur der „Berliner Morgenpost", seit 1905 der „Berliner Illustrirten Zeitung", seit 1910 der „Berliner Allgemei-
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nen Zeitung", seit 1920 der „Vossischen Zeitung". Er schrieb über zwanzig Romane und Erzählungen, u. a. Lemkes selige Witwe (6 Bde., 1907), Koblank (1922) und Koblanks Kinder (1922). G. gilt als volkstümlicher Chronist des Lebens um die Jahrhundertwende in Berlin. WEITERE WERKE: Das schlanke, blasse Mädchen. Leipzig 1902. - Der blaue Amtsrichter. Berlin/Leipzig 1908. Der Frauenarzt. Berlin 1910. - Die Liebe in der Mansarde. Künstlerroman. Berlin 1913. Gräter, Friedrich David, Skandinavist, Lyriker, * 22.4.1768 Schwäbisch Hall, t 2.8.1830 Schorndorf (Württemberg). G. studierte Theologie, Philosophie und Philologie in Halle und Erlangen, wo er 1790 promoviert wurde. 1789 begann er als Lehrer am Gymnasium seiner Heimatstadt, wurde 1804 Prof. und Rektor und leitete seit 1818 das Gymnasium in Ulm. 1822-27 stand er der von ihm gegründeten „Gesellschaft der Dänenfreunde an der Donau" vor. Obgleich ihn aufklärerische Popularisierungsabsichten von den Begründern moderner Textkritik und Sprachforschung trennen, gilt G. als Initiator der altnordischen Philologie in Deutschland. Er machte sich verdient um die Förderung des Studiums der skandinavischen und germanischen Literatur, u.a. als Übersetzer von Götterliedern der Edda, vor allem aber mit der von ihm gegründeten Zeitschrift „Bragur" (3 Bde., 1791-93; fortgeführt unter dem Titel „Braga und Hermode", 4 Bde., 1796-1802; dann als „Neues literarisches Magazin der deutschen und nordischen Vorzeit", 1 Bd., 1812). Zu seinen Werken zählen auch ein Versuch einer Einleitung in die Nordische Alterthumskunde (2 Tie., 1829-31) und Lyrische Gedichte (1809). WEITERE WERKE: Zerstreute Blätter. 2 Bde., Ulm 1822 bis 1824. - Ueber Fulda's Leben, Studium und sein System gemeinschaftlicher Urwurz aller menschlicher Sprachen. Ludwigsburg 1831. LITERATUR: Irmgard Schwarz: F. D. G. Berlin 1935. F. D. G. Hrsg. v. Dieter Narr. Schwäbisch Hall 1968. G r a f , Georg Engelbert, Schriftsteller, Pädagoge, * 25.7.1881 Bobstadt (Hessen), t 2.12.1952 Berlin. G. studierte Geographie, Nationalökonomie und Soziologie in Berlin und Zürich, trat der SPD bei und arbeitete nach der Promotion zum Dr. phil. als Lehrer beim Zentralbildungsausschuß seiner Partei. 1919-21 leitete er die sozialistische Heimvolkshochschule Schloß Tinz bei Gera, danach das Bildungswesen im Deutschen Metallarbeiterverband und seit 1926 dessen Wirtschaftsschule in Bad Dürrenberg. 1928-33 war er Mitglied des Reichstags. 1945 wurde er Leiter der Volkshochschule Wilmersdorf und Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Berlin. G. war Redakteur der Jugendzeitschrift der USPD sowie der .Jungsozialistischen Blätter" und Herausgeber der „Jungsozialistischen Schriftenreihe". Neben wirtschaftspolitischen Abhandlungen, Jugendschriften und Märchen veröffentlichte er u.a. die Romane Der Dammbruch (1936) und Winzerfest (1943). WEITERE WERKE: Die Landkarte Europas. Berlin 1919. Sozialistische Jugend. Berlin 1931. - Britische Erdölpolitik. Berlin 1940. - Der groß-ostasiatische Raum. Amsterdam 1944. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 158. G r a f , Max, österr. Musikschriftsteller, * 1.10.1873 Wien, t 24.6.1958 Wien. G.s Vater verfaßte politische Schriften, besaß eine Druckerei und war als Zeitungsherausgeber sowie als Presseleiter des Statthalters von Böhmen tätig. G. studierte in Wien Jura und Musikwissenschaft und wurde 1896 in beiden Fächern promoviert; der Titel der musikwissenschaftlichen Arbeit lautete Die Musik der Frau in der Renaissancezeit. Er hörte u. a.
Graff Musikgeschichte bei Eduard —»Hanslick und Musiktheorie bei Anton Bruckner und lehrte seit 1902 a m Konservatorium der Gesellschaft der M u s i k f r e u n d e in Wien. 1909 wurde er Prof. der Musikgeschichte an der Staatsakademie für M u sik und darstellende Kunst in Wien. Als Korrespondent der „Frankfurter Zeitung", Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts", der „Vossischen Zeitung", des „Prager Tageblatts", der „Zukunft", der „Gesellschaft" sowie des „Boston Transcript" und Autor zahlreicher Abhandlungen und Aufsätze war G. einer der einflußreichsten und bedeutendsten Musikförderer und -kritiker des 20. Jahrhunderts. E r trat u. a. für Gustav Mahler, Richard Strauss, Arnold Schönberg, Alban Berg und Paul Hindemith ein. N a c h d e m „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich emigrierte G. in die U S A . 1947 kehrte er in seine Heimatstadt und an die Staatsakademie zurück. WEITERE WERKE: Die innere Werkstatt des Musikers. Stuttgart 1910. - F r o m Beethoven to Shostakovich. The psychology of the composing process. N e w York 1947. - Geschichte und Geist der modernen Musik. Stuttgart 1953. Jede Stunde war erfüllt. Ein halbes Jahrhundert Musik und Theaterleben. Wien 1957. LITERATUR: Dolf Lindner: D e m Andenken von M . G. In: Österreichische Musikzeitung 13 (1958) S. 351. - O t h m a r Wessely: G., M . In: N D B , Bd. 6, 1964, S. 724 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 411. G r a f , Oskar Maria, eigentl. Oskar Graf, Schriftsteller, * 2 2 . 7 . 1 8 9 4 B e r g / S t a r n b e r g e r See, t 2 8 . 6 . 1 9 6 7 New York. Neben der Arbeit in der väterlichen Bäckerei eignete sich G. autodidaktisch Werke der Weltliteratur an, floh 1911 vor d e m prügelnden Bruder nach M ü n c h e n und lebte dort von Hilfsarbeiten. Er fand Anschluß an anarchistische Kreise und die Schwabinger B o h e m e , verkehrte u. a. mit Franz Jung, Erich —»Mühsam und Georg Schrimpf und besuchte 1914 Berlin. Ende desselben Jahres zum Kriegsdienst eingezogen, wurde G. nach Befehlsverweigerung, Hungerstreik und Verbringung in Irrenanstalten 1916 aus dem Militärdienst entlassen. Er kehrte nach M ü n c h e n zurück, nahm an der Revolution und der M ü n c h n e r Räterepublik teil, konnte sich seit 1924 als freier Schriftsteller etablieren und engagierte sich literaturpolitisch. 1927 schaffte er mit dem u . a . von M a x i m Gorkij und den Brüdern M a n n begrüßten autobiographischen Zeitroman Wir sind Gefangene (Fortsetzung als Gelächter von außen, 1966) den Durchbruch. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, vor der er frühzeitig warnte, ging G. nach Wien, stellte sich nach der Bücherverbrennung mit seinem international publizierten Protest Verbrennt mich! gegen das Regime und dessen Versuch der Vereinnahmung seiner Werke und entwickelte eine rege Publikations- und Vortragstätigkeit in der österr. Arbeiterschaft. 1934 siedelte er nach Brünn über, war Mitbegründer und -herausgeber der von Wieland —»Herzfelde geleiteten „Neuen Deutschen Blätter", Mitarbeiter zahlreicher antifaschistischer Exilperiodika und bereiste als Teilnehmer eines Schriftstellerkongresses die Sowjetunion. G. emigrierte 1938 in die U S A und lebte in New York, w o er u. a. Präsident der G e r m a n American Writers Association war, Unterstützung f ü r Emigranten organisierte und sich vor jüdischen und deutsch-amerikanischen Verbänden gegen eine kollektive Beschuldigung der Deutschen wandte. G. blieb zeitlebens parteilos und wurde im Nachkriegsdeutschland zuerst nur in der D D R als proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, in der Bundesrepublik Deutschland zunächst als Heimatdichter, später als wichtiger Exilautor rezipiert. Seine meist im ländlichen bayerischen Raum angesiedelten Erzählungen und R o m a n e bieten ein realistisches, sozial engagiertes Bild seiner jüngsten Vergangenheit (u. a. Unruhe um einen Friedfertigen (1947).
WEITERE WERKE: Die Chronik von Flechting. M ü n c h e n 1925. - Das bayrische Dekameron. Wien 1928. - Bolwieser. R o m a n eines Ehemannes. Berlin 1931. - Anton Sittinger. L o n d o n 1937. - T h e life of my mother. N e w York 1940. (dt. Das Leben meiner Mutter. M ü n c h e n 1946.) - Die Flucht ins Mittelmäßige. Ein N e w Yorker R o m a n . Frankf u r t / M a i n 1959. - Gesammelte Werke in Einzelausgaben. M ü n c h e n 1985 ff. - Werkausgabe. Hrsg. v. Winfried Schoeller. F r a n k f u r t / M a i n 1982 ff. - Notizbuch des Provinzschriftstellers Ο. M . G. 1932. Erlebnisse, Intimitäten, M e i n u n g e n . M ü n c h e n 2002. LITERATUR: Heinz Swarowsky: Ο. M . G. Eine M o n o g r a phie. Potsdam 1969. - Wolfgang D i e t z / H e l m u t F. P f a n n e r (Hrsg.): O . M . G. Beschreibung eines Volksschriftstellers. M ü n c h e n 1974. - Helmut F. Pfanner: O. M . G. Eine kritische Bibliographie. Bern u. a. 1976. - Rolf Recknagel: Ein Bayer in Amerika. Ο. M. G. Leben und Werk. Berlin 1978, 3 1984. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 411 f. - Heinz L u d w i g Arnold: O. M . G. München 1986. - Gerhard Bauer: G e f a n genschaft und Lebenslust. O. M . G. in seiner Zeit. M ü n c h e n 1987. - Gerhard Mersmann: Ο. M . G. Rebellisches Exil utopische Provinz. F r a n k f u r t / M a i n 1988. - Georg Bollenbeck: Ο. M . G. mit Selbstzeugnissen und B i l d d o k u m e n t e n . Reinbek bei H a m b u r g 1989. - Barbara E s c h e n b u r g / G e o r g Schrimpf (Hrsg.): Ο. M . G. M ü n c h e n 1992 (Ausstellungskatalog). - Wolf Euba: „Mit der Wahrheit lebt man bequemer". D e r Schriftsteller Ο. M. G. M ü n c h e n 1992. - Gerhard Bauer: Ο. M . G. Ein rücksichtslos gelebtes Leben. M ü n c h e n 1994. - Wilfried F. Schoeller: Ο. M . G. O d y s s e e eines Einzelgängers. Texte, Bilder, Dokumente. F r a n k f u r t / M a i n 1994. - Ulrich Kaufmann: Ο. M. G. Rebell - Erzähler Weltbürger. Studien und Materialien. M ü n c h e n 1994. G r ä f e , Felix, österr. Schriftsteller, Übersetzer, * 9 . 7 . 1 8 8 8 Humpoletz (Böhmen), t 1 8 . 1 2 . 1 9 4 2 Wien. Nach dem Abbruch des Studiums der Philosophie und Philologie in Wien und München verdiente sich G. seinen Lebensunterhalt als Bankangestellter. In Karl - > K r a u s ' „Fackel" veröffentlichte er 1908 erste Gedichtübertragungen und Nachdichtungen (u. a. von Baudelaire, Verlaine und Wilde). 1910 erschien sein Lyrikband Idris. Anfänglich v o m französischen Symbolismus beeinflußt, brachte G. nach seiner Rückkehr nach Wien 1914 Gedichte im expressionistischen Stil (Ruit Hora. Neue Gedichte, 1916) heraus, übte sich bei seinen späteren Arbeiten aber in klassizistischer Formstrenge. 1918-20 redigierte er die Zeitschrift „Der A n bruch". Seit seiner Pensionierung 1932 lieferte G. freiberuflich Kunstgutachten f ü r das Wiener Dorotheum. 1941 wegen oppositioneller Aktivitäten verhaftet, w u r d e G. 1942 hingerichtet. WEITERES WERK: Dichtungen. Historisch-kritische gabe. Hrsg. v. Joseph Strelka. Wien 1961.
Aus-
G r a f f , Karl (Ludwig Theodor), Architekt, Kunstgewerbler, * 4 . 5 . 1 8 4 4 Grabow (Mecklenburg), t 2 5 . 2 . 1 9 0 6 Dresden. G. studierte a m Polytechnikum in H a n n o v e r sowie an der B a u a k a d e m i e in Berlin Architektur und arbeitete anschließend als Gotiker an Kirchenentwürfen und Restaurierungen u. a. der D o m e in Schwerin und Güstrow. In Wien war er an den Schlußarbeiten des Opernhausneubaus sowie an der Errichtung der H o f m u s e e n unter Semper beteiligt. E r zeichnete zahlreiche E n t w ü r f e zu Gebäuden f ü r die Wiener Weltausstellung (1870-73) und die Ausstellung österr. Kunstgewerbes. 1874 w u r d e G. Direktor der neuen Kunstgewerbeschule in Dresden, w o er einige Zeit den kunstgewerblichen Teil der „Frauenzeitung" redigierte.
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Gramberg G r a m b e r g , Gerhard Anton, Mediziner, Schriftsteller, * 5 . 1 1 . 1 7 4 4 Tettens bei Jever, t 1 0 . 3 . 1 8 1 8 Oldenburg. Der Pastorensohn studierte 1762-66 in Göttingen Medizin (Promotion 1766, De haemoptysi in genere et speciotim eius nexu cum varia adversa exhypochondriis valetudine) und ließ sich 1767 als Arzt in Oldenburg nieder. Seit 1778 Hofund Garnisonsarzt, erhielt er 1783 den Titel eines Kanzleirats und war seit 1794 Landphysikus des Herzogtums Oldenburg. Der Aufklärung verpflichtet, veröffentlichte er in den von ihm mitherausgegebenen Zeitschriften „Blätter vermischten Inhalts" (1787-97) und „Oldenburgische Zeitschrift" (1804-07) zahlreiche populärwissenschaftliche, historische, biographische, musikalische und numismatische Beiträge. G. war mit Friedrich Nicolai befreundet und Mitarbeiter an dessen „Allgemeiner deutscher Bibliothek" (1765-1805). WEITERE WERKE: Poetisches Taschenbuch. Berlin 1803. Etwas über Alarcos. Oldenburg 1803. Neudr. München u. a. 1994. - Sophonisbe. Oldenburg 1808. Neudr. München u . a . 1994. - Maßregeln gegen die Verbreitung einer PockenEpedemie. Oldenburg 1814. - Gedichte. 2 Bde., Oldenburg 1817. - „Leben und wirken Sie noch lange für Wahrheit, Wissenschaft und G e s c h m a c k ! " Briefe des Oldenburger Arztes und Schriftstellers G. A. G. an den Berliner Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai aus der Zeit zwischen 1789 und 1808. Hrsg. v. Gabriele Crusius. Oldenburg 2001. G r a n d y , Theo, Journalist, Redakteur, Intendant, * 7 . 1 0 . 1 9 1 9 Elchingen (Kr. Aalen), f 3 1 . 1 0 . 1987. G., Sohn eines selbständigen Stellmachermeisters, durchlief 1934-37 eine Lehre als Elektroinstallateur. 1938-41 war er Funker, dann Kampfflieger. 1941 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, engagierte er sich seit 1943 im „Nationalkomitee Freies Deutschland", f ü r das er seit 1944 journalistisch in Moskau tätig war. 1945 wurde G. in Berlin Redakteur der „Deutschen Volkszeitung" und 1946 des „Neuen Deutschland". Zunächst betreute er die Ressorts Wirtschaft und Jugend, seit 1947 die Innenpolitik. 1950-52 war er stellvertretender Chefredakteur, dann Chefredakteur der Schweriner „Landes-Zeitung". 1951-54 studierte er an der Parteihochschule „Karl M a r x " beim SED-Zentralkomitee. 1952 w u r d e G. Chefredakteur der „Ostsee-Zeitung" (Rostock). Es folgten seit 1953 weitere Stationen als Chefredakteur im Innenministerium der D D R , bei der DEFA und bei der „BZ am Abend", außerdem als stellvertretender Chefredakteur der „Täglichen Rundschau". 1955-57 war G. Intendant des Berliner R u n d f u n k s und 1957-61 Chefredakteur der „Berliner Zeitung". Zuletzt arbeitete er als Redakteur der „Humanitas". LITERATUR: Elke Reuter: G „ T. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 270 f. G r a n i t s c h , Georg, österr. Politiker, Publizist, * 1 . 2 . 1 8 3 3 Wien, t 1 8 . 9 . 1 9 0 3 Hadersdorf-Weidlingau (Niederösterreich). G. studierte Rechtswissenchaften, ließ sich nach der Promotion als Rechtsanwalt in Wien nieder und arbeitete seit 1861 als politischer Publizist f ü r den „Botschafter", die „Augsburger Allgemeine Zeitung", den „Pester Lloyd", die „Ostdeutsche Post" und die „Neue Freie Presse". Als führender liberaler Politiker w u r d e er 1867 in den Wiener Gemeinderat, 1868 in den niederösterreichischen Landtag und 1873 in den österr. Reichsrat gewählt. G. veröffentlichte u. a. Der Reichsratskandidat der judenliberalen Partei (1887) und Anweisung zur Errichtung von Spar- und Darlehenskassen und Vereinen nach dem System Raiffeisens in Niederösterreich (1887). LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 47.
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G r a s b e r g e r , Hans, österr. Schriftsteller, * 2 . 5 . 1 8 3 6 Obdach (Steiermark), t 1 1 . 1 2 . 1 8 9 8 Wien. G. studierte in Wien Rechtswissenschaften und trat nach kurzer Berufsausübung 1861 in die Redaktion des „Österreichischen Volksfreunds" ein. Seit 1865 Redakteur der „Presse", arbeitete er 1867-73 als Korrespondent mehrerer Blätter in R o m , anschließend zehn Jahre lang als Kunstkritiker und Feuilletonredakteur in Wien wiederum für die „Presse". Nach 1883 schrieb er noch f ü r die „Wiener Zeitung" und die „Deutsche Zeitung". G. veröffentlichte Lyrik, steirische Mundartgedichte und religiöse Erzählungen. Er gehörte zu den angesehensten Wiener Kunstkritikern seiner Zeit und war u . a . mit Peter —>Rosegger befreundet, der postum G.s Ausgewählte Werke (3 Bde., 1905-09) herausgab. WEITERES WERK: Mein Lebensgang. In: Heimgarten 5 (1891) S. 589-592. LITERATUR: Anton Bettelheim: G., H. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 2, 1900, S. 156 f. G r a s e r , Johann Baptist, Pädagoge, * 1 1 . 7 . 1 7 6 6 Eltmann (Unterfranken), t 2 8 . 2 . 1 8 4 1 Bayreuth. G., Sohn eines Wirts und Metzgers, studierte in Bamberg und Würzburg Philosophie, wurde 1786 promoviert und besuchte anschließend das Würzburger Priesterseminar. Nach der Priesterweihe 1790 arbeitete er als Präfekt am adligen Knabeninstitut Julianeum in Würzburg, seit 1793 als Erzieher a m Pageninstitut Virgilianum in Salzburg und wurde 1804 Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. Landshut. Im selben Jahr begann er als Schul- und Studienrat von Bamberg aus mit der Organisation des Schulwesens in Oberfranken. Seit 1810 Regierungs- und Kreisschulrat in Bayreuth, wurde er aufgrund seiner Heirat 1812 e x k o m m u niziert. G. erhielt 1825 seinen Abschied. Beeinflußt von der Aufklärung sowie den Ideen —> Herders, Fichtes und Schellings, beschrieb G. in Divinität oder das Prinzip der einzig wahren Menschenerziehung (1811, 3 1830) die Idee der Gottverähnlichung des M e n s c h e n als leitendes christliches Bildungsziel. Besondere Bedeutung erlangte er durch die Entwicklung der Schreib-Lese-Methode im Anfangsunterricht (Der erste Kindesunterricht, die erste Kindesqual, eine Kritik der bisher üblichen Leselehrmethoden, 1819, 3 1828) und seine Beschäftigung mit der Taubstummenbildung (Der durch Gesicht und Tonsprache der Menschheit zurückgegebene Taubstumme, 1829). 1803-05 gab er das „Archiv für Volkserziehung und Staat. Eine moralisch-politische Zeitschrift" heraus. LITERATUR: Heinrich Wieck (Bearb.): J. B. G. Langensalza 1891. - Friedrich Holzapfel: Dr. J. B. G. Die Grundlagen seiner Menschenerziehung in ihrer Beziehung zu der Philosophie seiner Zeit. Diss. Halle 1924. - Richard Jäger: J. B. G. als Volksschulpädagoge. Ochsenfurt 1932. - Bruno Schön: Menschenbild und Menschenbildung nach J. B. G. Diss. M ü n c h e n 1955. - Günter Schaper: G., J. B. In: NDB, Bd. 6, 1964, S. 745 f. - Gustav Schmidt: Dr. J. B. G. Leben und Werk. Z u m 230. Geburtstag des hervorragenden oberfränkischen Pädagogen. Bayreuth 1996. - Ludwig Hammermayer: G „ J. B. In: L M U , Bd. 1, 1998, S. 154 f. G r a s h e y , Otto, Maler, Schriftsteller, Redakteur, * 2 0 . 4 . 1 8 3 3 G ü n z b u r g / D o n a u , t 8 . 3 . 1 9 1 2 München. Der Postbeamte und leidenschaftliche Jäger begann als Autodidakt Jagdszenen und Tierbilder zu malen, die erstmals 1869 im Münchner Glaspalast ausgestellt wurden. 1878-1908 redigierte er die Zeitschrift „Der deutsche Jäger" und veröffentlichte u. a. ein Praktisches Handbuch für Jäger (1894, 3 1916) und den Hubertuskalender (1894).
Grautoff G r a s s , Carl Gotthard, Maler, Dichter, * 1 9 . 1 0 . 1 7 6 7 Serben (Livland), t 3 . 8 . 1 8 1 4 R o m . G. studierte seit 1786 in Jena Theologie, betrieb in der Folgezeit auch intensive Kunststudien, verkehrte im Kreis um Friedrich - > Schiller und konnte - » G o e t h e sein Talent als Landschaftsmaler vorstellen. 1791-94 war er Prediger, Maler und Zeichenlehrer in Riga. N a c h Jahren als Schüler des Landschaftsmalers Ludwig H e ß in Zürich und als Gast von Ferdinand von Salis in Graubünden reiste G. 1803 u. a. mit Karl Friedrich Schinkel nach Sizilien. Später ließ er sich endgültig in R o m nieder. G. schrieb u. a. für Schillers „Rheinische Thalia" und —»Cottas „Morgenblatt f ü r gebildete Stände". Er veröffentlichte Gedichte, Reiseberichte und Sicilische Reise oder Auszüge aus dem Tagebuch eines Landschaftsmalers. Nach seinem Tode herausgegeben (2 Bde., 1815). G r a s s l , Georg, Pädagoge, Redakteur, Politiker, * 2 3 . 4 . 1 8 6 3 Pantschowa (Banat), t 2 8 . 7 . 1 9 4 8 Salzburg. G. studierte in Graz, Wien und Prag Rechtswissenschaften, war nach der Promotion Hofmeister und Erzieher in Paris und unternahm anschließend Bildungsreisen durch Frankreich, Italien, die Schweiz und SUddeutschland. Nach Tätigkeiten als Staatsbeamter in Wien und bei der Landesregierung in Sarajevo, zuletzt als Leiter der Unterrichtsverwaltung für Bosnien und die Herzegowina, übernahm er 1919 die Leitung des „Deutschen Volksblatts" in Neusatz. 1920 begründete er den Schwäbisch-Deutschen Kulturbund, zu dessen Bundessekretär er gewählt wurde. Seit 1925 vertrat G. die Interessen der Banater Schwaben als Abgeordneter im Parlament Jugoslawiens; 1932 w u r d e er in den jugoslawischen Senat gewählt. WERKE: Zwei Jahre fakultativer Kmetenablösung in Bosnien und der Herzegowina. Wien 1914. - Das Schulwesen der Deutschen in Südslawien. o.O. 1928. G r a t z , Gustav, Politiker, Publizist, * 3 0 . 3 . 1 8 7 5 Göllnitz (Gelnica), + 2 1 . 1 1 . 1 9 4 6 Budapest. G. war Sohn eines evang. Pfarrers und stammte aus einer Salzburger Emigrantenfamilie. Er studierte in Budapest Staats- und Rechtswissenschaften und wandte sich nach der Promotion der politischen Publizistik zu. 1906 in das ungarische Parlament gewählt, w u r d e er 1917 Sektionschef im Wiener Außenministerium, wechselte aber noch im selben Jahr als Finanzminister in das Kabinett des ungarischen Ministerpräsidenten Moritz Graf Eszterhäzy. 1919-21 ungarischer Gesandter in Wien, amtierte er 1921 kurzzeitig als Außenminister, resignierte aber nach der Verhinderung der Rückkehr des habsburgischen Königs Karl IV. Später Mitarbeiter des „Pester Lloyd", war G. 1924-39 Präsident des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins. Seit 1926 gehörte er wieder dem ungarischen Parlament an. G. veröffentlichte u . a . Deutschungarische Probleme (1938). WEITERE WERKE: Die äußere Wirtschaftspolitik ÖsterreichUngarns. Wien 1925. - Der wirtschaftliche Zusammenbruch Österreich-Ungarns. Wien 1930. LITERATUR: Günter Schödl: Trianon-Ungarn und die deutsche Minderheitenpolitik. Zu den „Lebenserinnerungen" von G. G. In: Südostdeutsches Archiv 2 6 / 2 7 ( 1 9 8 3 / 8 4 ) S. 139-151. G r a t z , Peter Alois, kath. Theologe, Pädagoge, * 1 7 . 8 . 1 7 6 9 Mittelberg/Allgäu, t 1 . 1 1 . 1 8 4 9 Darmstadt. G. studierte seit 1788 a m Klerikalseminar in Dillingen Theologie und wurde 1792 zum Priester geweiht. Seit 1796 betreute er die Pfarrei Unterthalheim bei H o r b / N e c k a r . 1812 wurde er Prof. der neutestamentlichen Exegese in Ellwangen, 1817 in Tübingen, 1819 in Bonn. 1828-39 war er Regierungs- und Schulrat in Trier. G. gab die Zeitschrift
„Der Apologet des Katholizismus" heraus und veröffentlichte u. a. einen kritisch-historischen Kommentar über das Evangelium des Matthäus (2 Bde., 1821-23). WEITERE WERKE: Neuer Versuch, die Entstehung der drey ersten Evangelien zu erklären. Tübingen 1812. - Kritische Untersuchungen über Justins apostolische Denkwürdigkeiten. Stuttgart 1814. - Ueber Interpolationen in d e m B r i e f e Paulus an die Römer, und ihrer Veranlassung mehrerer Schwierigkeiten in diesem Briefe. Ellwangen 1814. - Ueber die Grenzen der Freiheit, die einem Katholiken in Betreff der Erklärung der heiligen Schrift zusteht. Ellwangen 1817. - Kritische Untersuchungen über Marcions E v a n g e lium. Tübingen 1818. LITERATUR: Richard Dertsch: P. A. G. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 10. Hrsg. v. Wolfgang Zorn. Weißenhorn 1973, S. 191-216. - Rudolf Reinhardt: G „ P. A. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 990. - Norbert Wolff: P. A. G. (1769-1849) und sein Verhältnis zu Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761-1851). In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 16 (1997) S. 111-125. - Ders.: P. A. G. (1769-1849). Ein T h e o l o g e zwischen „falscher A u f k l ä r u n g " und „Obscurantismus". Trier 1998. - Ders.: P. A. Gratz (1769-1849) und die Bischöfe. Biographische und systematische Aspekte. In: Salesianum 60 (1998) S. 459-478. G r a u , Rudolf Friedrich, luth. Theologe, * 2 0 . 4 . 1 8 3 5 H e r i n g e n / W e r r a , t 5 . 8 . 1 8 9 3 Königsberg. D e r Pfarrerssohn studierte 1854-57 in Leipzig, Erlangen und Marburg Theologie und war Hauslehrer, 1860 Repetent am Marburger Seminarium Philippinum. Im folgenden Jahr habilitiert, w u r d e er 1865 a. o. Prof. an der Univ. M a r b u r g und 1866 als o. Prof. des Neuen Testaments nach Königsberg berufen. G. gab seit 1865 die apologetische Zeitschrift „ B e w e i s des Glaubens", 1877-80 das Bibelwerk für die Gemeinde (2 Bde.) heraus und veröffentlichte u. a. Semiten und Indogermanen. Eine Apologie des Christentums vom Standpunkt der Völkerpsychologie (1864), Ursprünge und Ziele unserer Kulturentwicklung (1875) und Das Selbstbewußtsein Jesu (1887). LITERATUR: V D 16,1, 8, G 2324. - Otto Zoeckler: R. F. G. Gütersloh 1893. - Rudolf Kopf: G., R. In: A D B , Bd. 49, 1904, S. 513-15. G r a u m a n n , Peter Benedict Christian, Mediziner, * 2 3 . 1 1 . 1 7 5 2 Waren (Mecklenburg), t 5. 1 0 . 1 8 0 3 B ü t z o w bei Schwerin. G. studierte 1771-74 in Göttingen Medizin, unternahm Studienreisen nach Berlin, Prag und Wien und wurde 1776 in Bützow, d e m landesherrlichen Teil der Univ. Rostock, promoviert (Disp. in qua observationes suas physico-medicas, et sententias communicat). Nach kurzer Praxis in seiner Heimatstadt w a r er seit 1777 a. o . P r o f . in Bützow, seit 1779 auch praktischer Arzt in Rostock und w u r d e 1784 o. Professor. G. blieb auch nach der Wiedervereinigung der beiden A k a d e m i e n in Bützow und w a r Kreisphysikus m e h rerer Ämter sowie H o f - und Leibarzt. Neben Fachveröffentlichungen in der Medizin und Naturgeschichte (Betrachtungen über die allgemeine Stufenfolge der natürlichen Körper, 1774) gab er das „Diätetische Wochenblatt f ü r alle S t ä n d e " (1781-83) heraus. WEITERES WERK: A b h a n d l u n g über die Franzosenkrankheit des Rindviehes und die Unschädlichkeit des Fleisches solcher Thiere. Rostock 1784. G r a u t o f f , Ferdinand, Pseud. Seestern, Parabellum, Redakteur, Schriftsteller, * 10. 8 . 1 8 7 1 Lübeck, t 1 5 . 5 . 1 9 3 5 Leipzig. Der Sohn eines Buchhändlers studierte in Berlin, T ü b i n g e n und Marburg Philosophie und Geschichte. N a c h der P r o m o tion trat er in die Redaktion der „Lübeckischen Nachrichten"
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Grautoff ein, deren Chefredakteur er bald darauf wurde. Seit 1899 politischer Redakteur der „Leipziger Neuesten Nachrichten", w u r d e er deren Hauptschriftleiter und war zuletzt Chefredakteur einer technischen Zeitung in Leipzig. G. veröffentlichte u . a . 1906. Der Zusammenbruch der alten Welt (1905), Die Garibaldi-Droschke und andere lustige Geschichten (1913) und Eine Fahrt an die Westfront (1915). G r a u t o f f , Otto, Kunsthistoriker, Publizist, * 3 1 . 5 . 1 8 7 6 Lübeck, t 2 7 . 4 . 1 9 3 7 Paris. G. studierte nach einer Buchhandelslehre in Bern und Paris Kunstgeschichte und w u r d e 1904 promoviert. 1900-03 Redakteur der Z e i t s c h r i f t , J u g e n d " , arbeitete er bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Kunsthistoriker in Paris, dann für das Auswärtige A m t in Berlin. Seit 1914 dozierte er auch an der Handels- und der Lessing-Hochschule, unternahm später Vortragsreisen durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich und gründete 1927 die Deutsch-Französische Gesellschaft. 1933 emigrierte G. nach Frankreich und war bis zu seinem Tod Attache a m Institut d ' A r t et d'Archeologie der Univ. Paris. Er veröffentlichte u. a. Die französische Malerei seit 1914 (1921), Zur Psychologie Frankreichs (1922) und Das gegenwärtige Frankreich (1926). G. war mit Erna G. verheiratet; die Tochter Christiane heiratete den Dramatiker Ernst Toller. WEITERE WERKE: Die neue Kunst. Berlin 1921. - Die französische Malerei seit 1914. Berlin 1921. - Watteau. München 1925. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 414. G r a u v o g l , Friedrich L u d w i g , Journalist, Schriftsteller, Erfinder, * 1 1 . 8 . 1 8 9 4 München, t 3 0 . 4 . 1 9 6 7 München. G. studierte Medizin, Psychologie und Musik und erlernte bei Adolf von Hildebrand die Bildhauerei. Nach der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg arbeitete er als Journalist und Übersetzer, dann als Lektor im Ullstein Verlag. G. wurde Nachfolger Alfred —> Kerrs beim „Berliner Tageblatt", später Pressechef und Dramaturg bei der Tobis Filmproduktion. Im Zweiten Weltkrieg bildete er Piloten aus. Nach 1945 war G. als freier Journalist und Drehbuchautor tätig. G r e i l i n g e r , Georg, Pseud. Celadon, Seladon, Schriftsteller, * um 1620 Neunburg v o r m Walde bei Regensburg, t 1677 Hamburg. G „ der aus einer protestantischen Familie stammte, verlor früh seine Eltern und w u r d e noch als Minderjähriger durch die Rekatholisierungspolitik Kurfürst Maximilians I. aus seiner Heimat vertrieben. Zunächst in Sachsen lebend, fand er Zugang zum Leipziger Lyrikerkreis und lernte die sächsische Lieddichtung kennen. Nach Wandeljahren, die ihn u. a. nach Schlesien, Danzig und T h o r n führten, ließ er sich 1646 in Hamburg nieder, w o er als Notar, Gelegenheitsdichter, Sachbuchautor und Herausgeber der Zeitung „Nordischer Mercurius" (1665 ff.) tätig war. E r wurde in den Elbschwanenorden a u f g e n o m m e n und 1654 von Johann Rist zum Poeta laureatus gekrönt. Seine größten literarischen Erfolge erzielte G. mit seinen Liebesliedern (Seladons Beständige Liebe, 1644). Er erlangte auch als Übersetzer aus dem Französischen (Corneilles Cid, 1650) und Holländischen sowie als Chronik-Autor Bedeutung, u. a. durch sein Werk Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krieg (1657) in 4400 Alexandrinern. WEITERES WERK: Ethica complementaria. Das ist: Complementier Büchlein. H a m b u r g [1658], LITERATUR: Wolfgang von O e n i n g e n : Über G. G. von Regensburg als Dichter, Historiker und Übersetzer. Eine literarhistorische Untersuchung. Straßburg 1882. - Lutz Mackensen: Die Entdeckung der Insel Pines. Zu G. G. und seinem „Nordischen Mercurius". In: Mitteilungen aus der Deutschen Presseforschung zu Bremen 1 (1960) S. 7-47. - Elger Blühm:
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G., G. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 19 f. - Jens G i e s e l e r / E l k e Kühnle-Xemaire: Der .Nordische Mercurius' - eine besondere Zeitung des 17. Jahrhunderts? Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung der Hamburger Zeitung. In: Publizistik 4 0 (1995) S. 163-185. G r e g o r i , Ferdinand, Schauspieler, Regisseur, * 1 3 . 4 . 1 8 7 0 Leipzig, t 1 2 . 1 2 . 1 9 2 8 Berlin. G. studierte zunächst Medizin, wandte sich aber 1891 der B ü h n e zu. 1895-98 war er a m Deutschen Theater in Berlin tätig, 1898-1901 am Schillertheater engagiert. 1901 wurde er a m Wiener Burgtheater verpflichtet, an dem er auch als Regisseur arbeitete. 1910-12 ü b e r n a h m G. als Intendant das Hof- und Nationaltheater Mannheim. 1916 kehrte er nach Berlin zurück und war Schauspieler und Spielleiter a m Deutschen Theater M a x Reinhardts sowie Lehrer an der angeschlossenen Schauspielschule. 1918-23 saß er der Vereinigung künstlerischer Bühnenvorstände vor und g a b ihre Monatsschrift „Die Scene" heraus. Z u Beginn seiner schauspielerischen L a u f b a h n vor allem Heldendarsteller, spielte G. später auch Charakter- und Väterrollen. Z u seinen Hauptrollen zählten der Othello, der Hamlet, der Mephisto und Nathan der Weise. WERKE: Das Schaffen des Schauspielers. Berlin 1899. Schauspieler-Sehnsucht. G e s a m m e l t e Aufsätze. M ü n c h e n 1903. - Maskenkünste. M ü n c h e n 1913. G r e g o r o v i u s , Ferdinand (Adolf), Pseud. Ferd. Fuchsmund, Publizist, Historiker, * 1 9 . 1 . 1 8 2 1 Neidenburg (Ostpreußen), t 1 . 5 . 1 8 9 1 München. G. hat früh zu schreiben begonnen, er hat vielerlei und mit künstlerisch-leichter H a n d geschrieben, doch auch sein berühmtestes Werk, die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrhundert (8 Bde., 1859-72. Neu hrsg. v. Waldemar Kampf. München 2 1988) wäre nie entstanden, hat er bekannt, hätte er nicht schon als Kind unter dem wuchtigen Eindruck der mittelalterlichbacksteingotischen Architektur des Deutschordensschlosses gelebt, in dem die Familie des Vaters, des Kreisjustizrats Ferdinand Timotheus G., wohnte. G. lebte ganz aus der Anschauung der Dinge heraus, aus ihr erwuchsen ihm allmählich die Kategorien, mit deren Hilfe er später die geschichtliche Welt zu analysieren und darzustellen vermochte. G. entstammte einer alten ostpreußischen Theologen- und Juristenfamilie; er war das jüngste Kind seiner Eltern. Bis 1838 besuchte er das Gumbinner Gymnasium; das Studium der Theologie in Königsberg beendete er 1841 mit dem ersten kirchlichen Examen. D a er meinte, nicht zum Pfarrer zu taugen, Schloß er 1843 ein wiederaufgenommenes Philosophiestudium mit einer Dissertation über Plotin bei Karl Rosenkranz ab (veröffentlicht 1855). Noch im selben Jahr erschien aus seiner Feder (unter Pseudonym) die politische Satire Konrad Siebenhorns Hollenbriefe an seine lieben Freunde in Deutschland. Zwei Jahre danach ließ er den Roman Werdomar und Wladislav. Aus der Wüste der Romantik folgen. Im Revolutionsjahr 1848 widmete er seine Idee des Polenthums mit dem Üntertitel einer „polnischen Leidensgeschichte" dem polnischen Historiker und Freiheitskämpfer Joachim Lelewel. 1849 erschien mit Goethes Wilhelm Meister in seinen socialistischen Elementen entwickelt eine eigenwillige, aber durchaus kenntnisreiche literarhistorische Studie. Die 1851 publizierte Geschichte des römischen Kaisers Hadrian und seiner Zeit markierte G.' Durchbruch in die eigentliche Geschichte und wurde für ihn der „Wegweiser nach R o m " (so G. in der Neuauflage 1884). G., der bis dahin als Lehrer und von Arbeiten f ü r die demokratische „Neue Königsberger Zeitung", das von Robert —»Prutz edierte „Deutsche M u s e u m " und die „Hartungsche Zeitung" gelebt hatte, ging 1852 nach Italien. Vordergründige Veranlassung war die Erkrankung eines dort le-
Grellmann benden Freundes, indessen kann durchaus eine F o r m von Emigration aus den enggewordenen preuß. Verhältnissen unterstellt werden. G. blieb bis 1874 in Rom. Der publizistische Erfolg seiner die neue Gattung der historischen Landschaftsbeschreibung begründenden Reisebücher (Corsica:, 2 Bde., 1854. Neuausg. 1975; Wanderjahre in Italien, 5 Bde., 1856-77. Neuausg. 1967) sicherte seinen Unterhalt. Sein Hauptwerk wurde die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, eine an den gebildeten Laien gerichtete, aus den Quellen gearbeitete Darstellung, die vom Verfall des römischen Kaisertums bis zum Beginn des 16. Jh. reicht und die Stadtgeschichte in Beziehung zum Papsttum und zum mittelalterlichen Kaisertum setzt. D i e historischen Studien über die Grabmäler der römischen Päpste (1857) waren Vorarbeiten. In seinem letzten R o m j a h r ließ G. noch eine Monographie über Lucrezia Borgia (2 Bde., Neuausg. 1982) folgen. 1874 n a h m er seinen Wohnsitz in München, reiste aber alljährlich nach R o m , besuchte Griechenland und den Orient. Frucht dieser Reisen wurde die gewichtige Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter. Von der Zeit Justinians bis zur türkischen Eroberung (2 Bde., 1889. Neuausg. 1994). D e r Plan, auch Jerusalem darzustellen, blieb unausgeführt. 1875 wurde G. ordentliches Mitglied der Bayerischen A k a d e m i e der Wissenschaften, eine Münchner Professur hatte er schon zuvor abgelehnt. 1876 machte ihn die Stadt R o m zum Ehrenbürger. G., in seinem letzten Lebensdrittel vielgelesen und vielgeehrt, blieb bis zu seinem Tod ein überzeugter Liberaler. Die Tatsache, daß der Vatikan 1874 seine Geschichte R o m s auf den „Index librorum prohibitorum" setzte, galt weniger dem Protestanten G. als dem Freisinnigen. WEITERE WERKE: Römische Tagebücher. Hrsg. v. Friedrich Althaus. Stuttgart 1892. LITERATUR: Johannes Honig: F. G. Eine Biographie. Stuttgart 2 1943. - Friedrich Carl Scheibe: Mittelalterbild und liberaler Fortschrittsglaube in der Geschichtsschreibung von F. G. In: Archiv für Kulturgeschichte 61 (1979) S. 191-230. - F. G. und Italien. Eine kritische Würdigung. Hrsg. v. Arnold E s c h / J e n s Petersen. Tübingen 1993. Peter Schumann G r e i l , Alois, österr. Maler, Illustrator, * 2 7 . 3 . 1 8 4 1 Linz, t 1 2 . 1 0 . 1 9 0 2 Wien. Der aus einer Tiroler Künstlerfamilie stammende G. studierte 1857-61 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, w o Christian R u b e n s sein Lehrer war. Anschließend lebte er in Oberösterreich und Süddeutschland, seit 1873 erneut in Wien. Den Schwerpunkt von G.s Schaffen bilden Aquarellund Genrebilder, die häufig Szenen aus dem bäuerlichen Leben und Landschaften darstellen. G. arbeitete auch als Illustrator, u. a. f ü r die „Gartenlaube" und die „Neue Illustrierte Zeitung", und schuf die Illustrationen zu zahlreichen Gesamtausgaben von Dichtern (u.a. Ludwig —>Anzengruber, Franz Grillparzer, Peter —> Rosegger, Adalbert - » Stifter). LITERATUR: A. G. Ein Maler des Volkslebens. Hrsg. v. Hans C o m m e n d a . Linz 1961. G r e i n e r , Leo, Schriftsteller, Übersetzer, * 1 . 4 . 1 8 7 6 Brünn, t 2 1 . 8 . 1 9 2 8 Berlin. Der Sohn eines K a u f m a n n s studierte seit 1895 in M ü n c h e n Literaturwissenschaft und Ästhetik. 1901 Schloß er sich dem literarischen Kreis um Frank —» Wedekind an und begründete zusammen mit ihm und Otto Falckenberg das literarische Kabarett „Die elf Scharfrichter". Er redigierte den deutschen Teil der „Revue franco-allemande" und gab die Zeitschrift „Der Frühling" heraus. N a c h dem Ersten Weltkrieg ging er nach Berlin und war dort in der Theaterabteilung des S. Fischer Verlags tätig. G. w u r d e als Übersetzer literarischer Texte aus dem Mittelhochdeutschen, Griechischen und Chinesischen bekannt. Die von ihm herausgegebene Auswahl aus den Tagebüchern Nikolaus Lenaus (Kampf ums Licht.
Lenau, sein Leben, Lieben und Leiden, 1911) fand weite Verbreitung. G. schrieb auch eigene Gedichte und Dramen, die von den Neuromantikern u n d Neuklassikern um Paul —» Ernst beeinflußt waren. WEITERE WERKE: Das Jahrtausend. M ü n c h e n 1900. Übers.: Altdeutsche Novellen. A u s d e m Mittelhochdeutschen. Berlin 1912. - Übers.: Chinesische A b e n d e . Novellen und Geschichten. In G e m e i n s c h a f t mit Tsou Ping Shou aus der chinesischen Ursprache übertragen. Berlin 1913. LITERATUR: Wilhelm Bietak: G., L. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 39. G r e i n z , Hugo, österr. Publizist, Schriftsteller, * 3 . 6 . 1 8 7 3 Innsbruck, t 2 4 . 1 . 1 9 6 4 Salzburg. Der Bruder von Rudolf —>G. studierte in Wien, Graz und Innsbruck Jura und trat 1897 in den Staatsdienst ein. 1899 m u ß t e er diesen aus politischen G r ü n d e n quittieren. 1899-1902 gab G. die literarische Zeitschrift „ K y f f h ä u s e r " heraus. Danach war er als Redakteur f ü r m e h r e r e Zeitschriften, u. a. die Wiener „Volkszeitung", tätig. G. gab zwei N o vellensammlungen und literaturkritische Arbeiten, z u m Beispiel zu Detlev von —» Liliencron, heraus und übertrug mehrere Werke skandinavischer Dichter ins Deutsche. WERKE: H e r m a n n von Gilm. Linz 1897. - Jung-Tirol. Leipzig 1899. - Die Unvermählten. Berlin 1914. - Tirol anno neun. W i e n / L e i p z i g 1940. G r e i n z , Rudolf (Heinrich), Pseud. Kassian Kluibenschädel, österr. Schriftsteller, * 1 6 . 8 . 1 8 6 6 Pradl (heute zu Innsbruck), f 1 6 . 8 . 1 9 4 2 Innsbruck. D e r Bruder von H u g o —»G. studierte 1884-87 in Graz und Innsbruck Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte, m u ß t e sein Studium j e d o c h krankheitsbedingt abbrechen. Seit 1889 lebte er als freier Schriftsteller in Meran, später in Innsbruck und seit 1911 in M ü n c h e n . 1911-13 arbeitete er f ü r die Zeitschrift „Jugend" und veröffentlichte unter Pseudo n y m satirisch-politische Artikel. 1933 zog sich G. nach Aldrans bei Innsbruck zurück und u n t e r n a h m zahlreiche Reisen nach Italien. G. gilt als einer der führenden österr. Heimaterzähler und Mundartdichter. In seinen über 100 humoristischen Dorf- und Kleinstadtgeschichten schildert er aus einer bürgerlich-distanzierten Haltung das volkstümliche Leben in Tirol. Zu seinen erfolgreichsten Werken zählen die R o m a n e Das Haus Michael Senn (1909), Die Äbtissin Verena (1915), Die Stadt am Inn und Der Garten Gottes (1919). LITERATUR: Paul Rossi: R. G. D e r M a n n und das Werk. Leipzig 1926. - Moriz Enzinger: G., R. In: Ö B L , Bd. 2, 1957, S. 57. - Stefan Ott: G „ R. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 3 9 f. G r e l l m a n n , Heinrich Moritz Gottlieb, Historiker, * 7 . 1 2 . 1 7 5 6 Jena, t 13. 1 0 . 1 8 0 4 Moskau. G. besuchte das G y m n a s i u m in Weimar und studierte von 1776 bis 1781 Theologie in Jena. Nach der Erlangung der Magisterwürde in der Philosophischen Fakultät wechselte er an die Univ. Göttingen, w o er 1787 a. o. und 1791 o . P r o f . f ü r Philosophie und Statistik wurde. 1804 als Prof. der Statistik an die Univ. Moskau berufen, starb G. dort bereits nach wenigen Monaten. In Göttingen lebte G. zunächst im Haus des Natur- und Sprachforschers Christian Wilhelm Büttner. Nach dessen Übersiedlung nach Jena zog es G. 1783 zu —> Lichtenberg, in dessen „Göttinger Taschenkalender" er publizierte. Von Büttner hatte G. A n r e g u n g e n erhalten f ü r seine Veröffentlichung Die Zigeuner: ein historischer Versuch ueber die Lebensart und Verfassung, Sitten und Schicksale dieses Volkes in Europa, nebst ihrem Ursprung (1783), die G. berühmt machte. Eine zweite, veränderte Auflage folgte 1787; das B u c h w u r d e ins Englische (1787 bzw. 1807), Französische ( 1 7 8 8 bzw. 1810) und Holländische (1791) übersetzt. Der erste, kompilierende, ethnogra-
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Grengg phische Teil des Buches stellt die Zigeuner als ein unzivilisiertes, orientalisches Volk den Europäern gegenüber. G. beschreibt die von ihm w a h r g e n o m m e n e „moralische Verdorbenheit" der „Zigeuner" als Resultat ihrer rechtlichen und sozialen Isolation. Er hielt Verbesserung durch Assimilation für möglich, eine H o f f n u n g , die in den Ansätzen der theresianischen R e f o r m e n gründete. Im zweiten Teil des B u c h e s weist G., sich auf Büttners und Johann Christoph Rüdigers einschlägige Schrift stützend, vor allem aus sprachgeschichtlichen Gründen die H e r k u n f t der R o m a und Sinti aus Indien nach. Er interpretierte sie dann j e d o c h ethnisch als A b k ö m m l i n g e der Parias. Trotz des Erfolges blieb G.s ethnographischer Ansatz nicht unkritisiert. G.s Buch ist im 19. und 20. Jh. i m m e r wieder für rassistische Z w e c k e benutzt worden. WEITERE WERKE: Statistische Aufklärungen über wichtige Theile und Gegenstände der österreichischen Monarchie. 3 Bde., Göttingen 1795-1802. - Historisch-statistisches H a n d b u c h von Teutschland und den vorzüglichsten seiner besonderen Staaten. 2 Bde., Göttingen 1807-09. - G. schrieb rund 85 Rezensionen f ü r die „Göttingischen Gelehrten Anzeigen". LITERATUR: Katrin Ufen: A u s Zigeunern Menschen machen. Η. M . G. G. und das Zigeunerbild der Aufklärung. In: Wulf D. H u n d (Hrsg.): Zigeuner. Geschichte und Struktur einer rassischen Konstruktion. Duisburg 1986. - Claudia Breger: H. M . G. G. - Überlegungen zur Entstehung und Funktion rassistischer Deutungsmuster im Diskurs der Aufklärung. In: Historische Rassismusforschung. Ideologen, Täter, Opfer. Hrsg. v. Barbara D a n c k w o r t t / T o r s t e n Q u e r g / Claudia Schöningh. Hamburg 1995, S. 34-69. Johan van der Zcmde G r e n g g , Maria, österr. Zeichnerin, Schriftstellerin, * 2 6 . 2 . 1 8 8 9 S t e i n / D o n a u (Niederösterreich), t 8 . 1 0 . 1 9 6 3 Wien. G. besuchte die Meisterklasse Koloman - » M o s e r s an der Kunstgewerbeschule in Wien und war seit 1923 literarische und graphische Mitarbeiterin der Zeitschrift „Der getreue Eckart". Mit dem R o m a n Die Flucht zum grünen Herrgott (1930), der eine hohe Auflage erzielte, gelang ihr der schriftstellerische Durchbruch. In der Folgezeit verfaßte G. R o m a n e , Novellen und Erzählungen, die vorwiegend in ihrer niederösterreichischen Heimat spielen und häufig stark autobiographische Z ü g e tragen. Für ihre S a m m l u n g Starke Herzen (5 Bde., 1937) wurde ihr der Österreichische Staatspreis für Literatur verliehen. Nach 1945 betätigte sich G., die mit dem Nationalsozialismus sympathisiert hatte, fast ausschließlich als bildende Künstlerin, Verfasserin kunsthistorischer Essays und Jugendbuchautorin. WEITERE WERKE: Die Liebesinsel. Wien 1934. - Ein Herz brennt in der Dunkelheit. Mit biogr. Nachwort von Edith Brier. Wien 1955. - Begegnung im Grünen. Wien 1957. Kathrin und ihre Freunde. Wien 1968. LITERATUR: Gertrud Spitzenberger: „Starke Herzen" von M . G. Diss. Wien 1939. G r e u l i c h , H e r m a n n , schweizer. Politiker, * 9 . 4 . 1 8 4 2 Breslau, t 8 . 1 1 . 1 9 2 5 Zürich. A u s bescheidenen Verhältnissen stammend, erlernte G. das Buchbinderhandwerk und k a m 1865 nach Zürich. 1867 trat er in die Internationale Arbeiter-Association ein und beteiligte sich a m A u f b a u der Zürcher Sektion. Die von G. gegründete Gewerkschaft und eine von ihm ins Leben gerufene erste sozialdemokratische Partei (1870) hatten keinen Bestand. 1869-80 war er Redakteur von deren Organ „Die Tagwacht". Seit 1873 für den Schweizerischen Arbeiterbund tätig, trat G. nach dessen Auflösung 1880 eine Stelle im Statistischen A m t des Kantons Zürich an und wurde 1885 dessen Vorsteher. 1887 ü b e r n a h m er das A m t des schweizer.
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Arbeitersekretärs, das er bis zu seinem Tod innehatte. Seit 1902 war er Mitglied des Nationalrats und führte die sozialdemokratische Fraktion an. G. gilt als Pionier der G e w e r k schaftsbewegung und der Sozialdemokratie in der Schweiz. Er b e k ä m p f t e extremistische und revolutionäre Strömungen in der schweizer. Arbeiterbewegung und wandte sich mit seiner Schrift Das bolschewistische Regime (1917) gegen die Dritte Internationale. WEITERE WERKE: Der Staat v o m sozialdemokratischen Standpunkte aus. Zürich 1877. - Ueber die materialistische Geschichtsauffassung. Berlin 1897. LITERATUR: H. G. Gedenkschrift anläßlich des Hinschieds des Vorkämpfers der schweizerischen Arbeiterschaft. Hrsg. v. d. Sozialdemokratischen Partei des Kantons Zürich. Zürich 1925. - Franz Schmidt: H. G. Ein kleines Lebensbild. Bern 1934. - Ernst Nobs: H e r m a n G. Z ü r i c h / N e w York 1942. - Eduard Weckerle: H. G. ein Sohn des Volkes. Zürich 1947. - Hans Rudolf Schmid: G „ H. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 53. G r e v e n , Anton, Verleger, * 1 6 . 3 . 1 7 9 3 Köln, f 9 . 3 . 1 8 7 0 Köln. Der Sohn eines Beamten trat 1807 in den Dienst der französischen Kölner Regierung und w u r d e 1815 als Leiter des Paßund Fremdenwesens in den preuß. Staatsdienst übernommen. Vermutlich seit 1828 verlegte er das täglich erscheinende „Fremdenblatt der Stadt Köln", aus d e m später die Zeitung „Kölnischer Anzeiger und Rheinisches Handelsblatt" hervorging. Von 1831 an gab G. Greven's Kölner Adreßbuch heraus und begründete so den gleichnamigen Verlag, der später von seinen Söhnen weitergeführt wurde. LITERATUR: Goswin Peter Gath: Köln. Die Grevens und ihr Adreßbuch. Köln 1956. - Sigurd Greven: 150 Jahre Greven Verlag Köln. Köln 1978. G r i e b e n , H e r m a n n , Pseud. Roderich, Redakteur, Schriftsteller, * 8 . 2 . 1 8 2 2 Köslin (Pommern), t 2 4 . 9 . 1 8 9 0 Köln. Der Sohn eines Gymnasiallehrers studierte in Breslau Theologie, Philosophie und Geschichte und wurde 1845 mit einer Dissertation über Dantes Göttliche Komödie promoviert. Danach war er Hauslehrer, volontierte bei der „Kösliner Zeitung" und wurde 1850 Schriftleiter der „Ostsee-Zeitung" in Stettin. Nach einem kurzen Zwischenspiel in der Redaktion der „Lübeckischen Zeitung" kehrte er 1853 als Redaktionsleiter der „Pommerschen Zeitung" nach Stettin zurück und wechselte 1859 zur „Kölnischen Zeitung". G. schrieb Gedichte, Trauerspiele, Reiseberichte, war als liberaler politischer Publizist tätig und übersetzte aus dem Griechischen und dem Italienischen. WEITERE WERKE: Geschichte der Stadt Kößlin. Kößlin 1866. - Ernst Moritz Arndt von Rügen. Stettin 1869. LITERATUR: Franz Brümmer: G „ H. In: ADB, Bd. 49, 1904, S. 544 f. - Werner Bake: H. G. In: P o m m e r s c h e Lebensbilder. Hrsg. v. Adolf Hochmeister u . a . Bd. 1. Stettin 1934, S. 212-220. G r i e s e l , August Franz Wenzel, Pseud. Renat Münster, Schriftsteller, Bücherschätzmeister, * 1783 Prag, t 1 6 . 3 . 1 8 2 5 Prag. G. war zunächst Buchhändler, später Bücherschätzmeister. Er redigierte u . a . den „Kranz" und war Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und Zeitungen. G. veröffentlichte Romane, Erzählungen, Sagen und Novellen (1825), Schauspiele wie Der Tod der heiligen Euphrosyne (1820), Aoide. Zehn Lieder, in Musik gesetzt von J. M. Haydn (1807) und gab ein Märchen- und Sagenbuch der Böhmen (2 Tie., 1820) heraus. LITERATUR: Rudolf Krauß: G., Κ. T. In: ADB, Bd. 49, 1904, S. 545-547. - Marlen Hessdörfer: Schwäbische Dichter und Journalisten. Diss. München 1950, S. 101-104.
Grimm G r i e s i n g e r , Karl Theodor, Publizist, Schriftsteller, * 11.12.1809 Kirnbach bei Wolfach/Schwarzwald, t 2 . 3 . 1 8 8 4 Stuttgart. G. studierte in Tübingen Theologie, arbeitete als Pfarrvikar in Trossingen und Freudenstadt und ließ sich 1835 als freier Schriftsteller in Stuttgart nieder. Er redigierte den „Württembergischen Landboten" und den „Schwäbischen Humoristen" und gründete nach dem Revolutionsjahr 1848 das radikaldemokratische Blatt „Die Volkswehr". Als Teilnehmer der Reutlinger Volksversammlung zu Pfingsten 1849 wurde er angeklagt und zwei Jahre in der Festung Hohenasperg in Untersuchungshaft gehalten. Nach dem Freispruch wanderte er 1852 nach Nordamerika aus, kehrte aber 1857 nach Stuttgart zurück. G. veröffentlichte Geschichtsnovellen und erfolgreiche Reise- und Abenteuererzählungen sowie Kriminal- und Enthüllungsgeschichten, u. a. Im hohen Norden. Reisen und Abenteuer in den Polartändem [...] (1864) und Die alte Brauerei oder Criminalmysterien von New York. Nach dem Leben erzählt (3 Bde., 1859). WEITERE WERKE: Sämmtliche belletristische Schriften. 6 Bde., Stuttgart 1843/44. - Mysterien des Vatikans. 2 Bde., Stuttgart 1861. - Die Jesuiten. 2 Bde., Stuttgart 1866. G r i e s s e i i c h , Ernst Ludwig, Journalist, Statistiker, * 5 . 1 0 . 1 8 3 2 Karlsruhe, t 9 . 7 . 1 9 1 3 Wien. Während der österr. Feldzüge in Italien und SchleswigHolstein war G. Kriegsberichterstatter, später Korrespondent österr. und deutscher Zeitungen in Paris und Wien, vor allem der ..Leipziger Illustrierten Zeitung". Er beschäftigte sich zunehmend mit statistischen Fragen, insbesondere auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs, und entwickelte ein international beachtetes System der Fremdenstatistik. Seine Arbeit diente dem Wiener Magistrat als Grundlage städtischer Statistiken. G. veröffentlichte u.a. Die Entwicklung des Wiener Fremdenverkehrs 1874-1888 (1889) und Der Fremdenverkehr in Wien während der Jahre 1874-90 (1891). LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 61. G r i e w a n k , Karl, Historiker, * 16.8.1900 Bützow (Mecklenburg-Vorpommern), t 2 7 . 1 0 . 1 9 5 3 Jena. G. studierte in Göttingen, Leipzig und Berlin Geschichte und wurde 1922 in Rostock promoviert. Seit 1926 leitete er die Abteilung für Geisteswissenschaften und Verlagswesen in der „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler/Deutsche Forschungsgemeinschaft". 1942 in Frankfurt/Main habilitiert, wurde er 1946 a. o.Prof. in Berlin, 1947 o.Prof. der mittleren und neuen Geschichte sowie Direktor des Historischen Seminars der Univ. Jena. 1946-53 war er Hauptherausgeber der „Deutschen Literaturzeitung". G. veröffentlichte u. a. Staat und Wirtschaft im Deutschen Reich (1927), Die französische Revolution 1789-1799 (1948, 3 1967) und Deutsche Studenten und Universitäten in der Revolution von 1848 (1949). Postum erschien Der neuzeitliche Revolutionsbegriff. Entstehung und Entwicklung (1955, 2 1969). G. starb durch Selbstmord. G r i l l e n b e r g e r , Karl, Politiker, Redakteur, * 2 2 . 2 . 1 8 4 8 Zirndorf bei Nürnberg, t 19.10.1897 München. Zum Schlosser ausgebildet, blieb G., Sohn eines Volksschullehrers, nach der Wanderschaft als Handwerksbursche in Nürnberg. Dort engagierte er sich in der entstehenden Gewerkschaftsbewegung, trat der Sozialdemokratie bei und wurde Mitte der siebziger Jahre Schriftleiter der „Fränkischen Wochenpost" und Bezirksvorsitzender seiner Partei. 1881 erstmals in den Reichstag gewählt, gehörte er neben August —> Bebel zu den besten Rednern seiner Fraktion. Als Mitglied des bayerischen Landtags trat er seit 1893 vor allem für eine Reform des Wahlrechts ein. WERKE: An die Wähler Deutschlands! Nürnberg 1887.
LITERATUR: Wilhelm Bios: G., C. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. München/Leipzig 1919, S. 126-145. - Georg Gärtner: K. G. Lebensbild eines Kämpfers für Volksrecht und Völksfreiheit. Nürnberg 1930. K. G. Ein Nürnberger Sozialdemokrat auf dem Kreuzweg der Menschlichkeit. Zum 75jährigen Gedächtnis seines Todestages am 19. Oktober 1897. Nürnberg 1972 (Ausstellungskatalog). - Dieter Fricke: Sie nannten ihn „Grillo" K. G. (1848-1897). Eine biographische Skizze. In: Soziale Demokratie und sozialistische Theorie. Hrsg. v. Inge Marßolek. Bremen 1995, S. 285-305. - Franz Josef Ehrhart und K. G. Von den Anfängen der sozialdemokratischen Bewegung in der bayerischen Pfalz. In: Pfälzer Heimat 47 (1996) 2, S. 50-57. - Manfred Treml: K. G. - ein „Kämpfer für Volksrecht und Volksfreiheit". München 1997. G r i m m , Ludwig Emil, Maler, Zeichner, Radierer, * 14.3.1790 Hanau, t 4 . 4 . 1 8 6 3 Kassel. Der jüngere Bruder der Philologen Jacob und Wilhelm G. studierte seit 1805 an der Kunstakademie in Kassel und wechselte nach kurzem Aufenthalt in Heidelberg, w o er Illustrationen zu Des Knaben Wunderhorn und Achim von —> Arnims „Zeitung für Einsiedler" beisteuerte, an die Münchner Kunstakademie. Nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen 1814 und einer Italienreise kehrte er 1817 nach Kassel zurück und ließ sich als Maler, Zeichner, Radierer und Illustrator - u. a. der Kleinen Ausgabe der Kinderund Hausmärchen (1825) seiner Brüder - nieder. Er schuf Porträts, Landschaften, Genrebilder und Karikaturen. Seine Zeichnungen sind durch feinen Strich und lockere Modellierung gekennzeichnet. Seit 1832 lehrte G. als Prof. an der Kasseler Kunstakademie. Seine Autobiographie Erinnerungen aus meinem Leben (1911, hrsg. von Adolf Stoll, Neuausg. von Wilhelm Praesent, 1950) sind Uber das Biographische hinaus eine wichtige Quelle für die Lebensbedingungen eines Künstlers der Zeit sowie für die Erforschung des Kreises um die Brüder Grimm. LITERATUR: Ingrid Koschinowski: L. G. 3 Bde., Marburg 1990. - L. E. G. 1790-1863. German romantic prints. Hrsg. ν. Elisabeth Kashey. New York 2001 (Ausstellungskatalog). G r i m m , (Friedrich) Melchior Frh. von, Schriftsteller, Diplomat, * 2 6 . 1 2 . 1 7 2 3 Regensburg, t 18.12.1807 Gotha. G. stammte aus einer Pfarrersfamilie und schrieb schon als Schüler Lyrik sowie die 1748 in —»Gottscheds „Schaubühne" abgedruckte Romandramatisierung Banise. 1742-45 studierte er in Leipzig Literatur, Geschichte und öffentliches Recht. Nach drei Jahren als Hauslehrer in Regensburg übersiedelte er 1749 nach Paris, wo er mit den wichtigsten Vertretern der intellektuellen Szene, darunter Denis Diderot und Jean-Jacques Rousseau, verkehrte, Beiträge zur Encyclopedic lieferte und sich mit der Polemik Le petite Prophite de Boehmisch-Broda (1753) im damaligen Opernstreit einen Namen machte. Kurz nach Veröffentlichung dieser Streitschrift begann G. in der Nachfolge des Abbe Raynal die Correspondance litteraire, philosophique et critique [...] als vierzehntägig versandtes Periodikum mit Berichten über das künstlerische Leben der Metropole, später zunehmend auch Uber die politischen und gesellschaftlichen Zustände in Frankreich. Abonnenten waren ausschließlich europäische Fürstenhöfe. Zwar konnte G. durch die Form der Geheimkorrespondenz keine öffentliche Wirkung erzielen, aber sie ermöglichte ihm eine unzensierte Berichterstattung, die als Dokument der Geistes-, Kultur- und Sozialgeschichte des vorrevolutionären Frankreich von unschätzbarem Wert ist. 1774 überließ G. die Redaktion seiner Korrespondenz Jakob Heinrich Meister und trat in diplomatischen Dienst von Sachsen-Gotha und Katharinas II., de-
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Grimm ren Emigrantenfonds er, 1792 aus Paris geflohen und nach Deutschland zurückgekehrt, verwaltete. WEITERE WERKE: Correspondence au comte Findlater. Hrsg. v. A n d r e Cazes. Paris 1934. - Correspondance inedite de F. M. G. Hrsg. v. Jochen Schlobach. München 1972. Correspondance litteraire F. M . G. Hrsg. v. Verena von der Heyden-Rynsch. Paris 2001. LITERATUR: E d m o n d Scherer: M . G. Paris 1887, Neudr. Genf 1968. - Karl A. Georges: G. als Kritiker der zeitgenössischen Literatur. Diss. Leipzig 1904. - Andre Cazes: G. et les Encyclopedistes. Paris 1933. - Joseph R. Smiley: Diderot's relation with G. Illinois 1950. - Jeanne R. Monty: La critique litteraire de Μ . G. Genf 1961. - Leon Schwartz: Μ . G. The correspondance litteraire and the „philosophic" spirit. Los Angeles 1962. - Wilmont Haacke: G „ M . v. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 86-88. - Siegfried Jüttner: Grundtendenzen der Theaterkritik von F. M. G. Wiesbaden 1969. Jeanne C a r r i a t / U l l a Kölving: Inventaire de la Correspondance litteraire de G. et de Meister. 3 Bde., Oxford 1984. Jochen Schlobach: G. in Paris. Ein Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Deutsche in Frankreich, Franzosen in Deutschland 1715-1789. Hrsg. v. Jean Mondot. Sigmaringen 1992, S. 179-189. G r i m m , Robert, schweizer. Politiker, * 1 6 . 4 . 1 8 8 1 Wald (Kt. Zürich), t 8 . 3 . 1 9 5 8 Bern. Zunächst als Buchdruck-Maschinenmeister und Typograph in der Schweiz und im Ausland tatig, wurde G. 1905 Sekretär des Basler Arbeiterbundes. 1909-18 war er Redakteur der Berner „Tagwacht". 1909 w u r d e G. Gemeinderat in Bern, gehörte seit 1910 d e m Berner Großen Rat an und war 1918-38 Regierungsrat im Kanton Bern, 1911-55 Mitglied des Nationalrats, 1 9 4 5 / 4 6 dessen Präsident. 1946 wurde er Direktor der Lötschbergbahn. G.s Aufstieg zum Arbeiterführer begann 1906 mit der Broschüre Der politische Massenstreik. 1918 wurde er als A n f ü h r e r im Landesstreik inhaftiert. Seit 1920 Führer der schweizer. Sozialisten, gelang ihm mit der Verabschiedung des Parteiprogramms von 1935 die Wendung der Partei zur Sozialdemokratie. Als bedeutendster Sozialist der Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jh. verfaßte G. auch eine Geschichte der Schweiz in ihren Klassenkämpfen (1920, Nachdr. 1976) und eine Geschichte der sozialistischen Ideen in der Schweiz (1931, Nachdr. 1978). WEITERE WERKE: Geschichte der Berner Arbeiterbewegung. Bern 1913. - Die Wirtschaftlichkeit kommunaler Betriebe. Bern 1925. LITERATUR: Christian Voigt: R. G. eine politische Biographie. Gümlingen 1980. - R. G. Der schweizerische Weg zum Sozialstaat. Bern 1981 (Ausstellungskatalog). - Adolf M c Carthy: R. G. der schweizerische Revolutionär. Bern u. a. 1989. - Bernard Degen: R. G.(1881-1958). Ein pragmatischer Schweizer Marxist. Wien 1995. G r i n d e l , Gerhard, Redakteur, Schriftsteller, Filmproduzent, * 8 . 1 2 . 1 9 0 2 Berlin, t 7 . 8 . 1 9 6 5 Berlin. G. studierte in Berlin Theater- und Kunstgeschichte und schrieb seit 1928 Drehbücher f ü r Kultur- und Spielfilme. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft erhielt er Schreibverbot; seit 1944 mußte er Zwangsarbeit leisten. Nach dem Krieg war er Ressortchef für Kulturpolitik beim Berliner „Tagesspiegel", später Chefredakteur von „sie" und der Theaterzeitschrift „Dionysos" sowie Theaterkritiker des „Abend". Daneben verfaßte er Übersetzungen und Dramatisierungen f ü r den Hörfunk, später auch für das Fernsehen. G. veröffentlichte u. a. Märchen unter dem Titel Der leuchtende Teppich (1947) und den Essay Ethos der Freiheit (1948).
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G r o d d e c k , Gabriel, Philologe, * 1 . 7 . 1 6 7 2 Danzig, t 9 . 1 2 . 1 7 0 9 Danzig. Der Sohn des K a u f m a n n s und Reeders Albrecht G. studierte seit 1683 in Königsberg und Leipzig, w o er 1693 die Lehrbefugnis erhielt. Nach einer f ü n f j ä h r i g e n Studienreise durch Holland, Frankreich, England und Italien lehrte er ein Jahr als Prof. der orientalischen Sprachen und Assessor der Philosophischen Fakultät in Leipzig, bevor er 1699 als Prof. der Philosophie und Bibliothekar a m Akademischen G y m n a s i u m nach Danzig zurückkehrte. 1701 w u r d e G. in die Berliner A k a d e m i e der Wissenschaften a u f g e n o m m e n . Er veröffentlichte u. a. Abhandlungen über polnische Geschichte und Literatur in den „Acta eruditorum" und in den „Nova literaria maris Balthici". G. starb mit seiner Frau und seinen sechs Kindern an der Pest. G r o e b e n , Karl Graf von der, Militär, Politiker, * 1 7 . 9 . 1 7 8 8 Schrengen (Ostpreußen), f 1 3 . 7 . 1 8 7 6 Neudörfchen bei Marienwerder (Ostpreußen). G. trat 1806 in die preuß. A r m e e ein, wurde 1812 zum Generalstab kommandiert und nahm im selben Jahr seinen A b schied, um auf russischer Seite weiter gegen das napoleonische Frankreich zu kämpfen. A n den Befreiungskriegen n a h m er wieder als preuß. Offizier teil und wurde Oberstleutnant, 1842 Generalleutnant, 1843 Generaladjutant Friedrich Wilhelms IV. Als Politiker im U m f e l d des Königs gehörte G. zum konservativen Kreis des „Politischen Wochenblatts", schlug 1849 den Aufstand in B a d e n nieder und war seit 1854 Mitglied des preuß. Herrenhauses. 1858 trat er als General der Kavallerie in den Ruhestand. LITERATUR: Alexander Scharff: General Carl Graf v. d. G. und die deutsche Politik König Friedrich Wilhelms IV. In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 4 8 (1936) S. 1-47. G r ö b e r , Hermann, Maler, * 1 7 . 7 . 1 8 6 5 Wartenberg (Oberbayern), f 2 4 . 6 . 1 9 3 5 München. G. studierte 1883-86 Malerei an der Münchner Kunstakademie, unternahm Studienreisen in die Niederlande und nach Italien und hielt sich häufig in Paris auf. Seit 1907 Lehrer f ü r Aktzeichnen an der Münchner Kunstakademie, wurde er dort 1914 z u m Prof. ernannt. G. malte anfänglich in impressionistischer Auflösung, später in festerer Form vornehmlich Porträts, Landschaften und Genrebilder nach Motiven aus seiner oberbayerischen Heimat. Er war Mitarbeiter der „Jugend" und des „Simplicissimus" und Mitglied der Münchner Sezession. LITERATUR: H e r m a n n Reiner (Hrsg.): Münchner Impressionisten der zwanziger Jahre. Josef Futterer, Hans Heider, Charles Vetter, Julius Seyler, H. G., Franz Naager, M a x Zettler. Babenhausen 1981. - Heike Schmidt-Kronseder: H. G. 1865-1935. Maler und Zeichner. Wartenberg 2002 (Ausstellungskatalog). G r ö g e r , Florian, österr. Journalist, Parteifunktionär, Politiker, * 1 0 . 8 . 1 8 7 1 Oberwildgrub bei Freudenthal (Österr.Schlesien), t 1 9 . 5 . 1 9 2 7 Klagenfurt. Zunächst als Leinenweber in Ostrau tätig, kehrte G. nach vergeblichen Versuchen, in Wien, Burgenland und Oberösterreich einen eigenen Weberbetrieb aufzubauen, nach Nordmähren zurück. 1894 Schloß er sich den Sozialdemokraten an, arbeitete am „Volksfreund" (Brünn) mit und wurde 1897 Gewerkschaftssekretär. Er war vorübergehend Redakteur der Parteizeitung „Volkspresse" (Czernowitz), dann der „Wahrheit" und seit 1902 des „Böhmerwaldboten" (Komotau). 1898 w u r d e G. Krankenkassenbeamter in Mährisch-Schönberg, 1901 in Villach, dann in Klagenfurt und 1904 Leiter der Bezirkskrankenkasse in Karbitz, seit 1906 der Bezirkskrankenkasse in Aussig, w o er auch
Gross das „Volksrecht" redigierte. A b 1907 widmete er sich zunehmend der Politik. Zunächst Wahlkampfleiter der nordböhmischen Sozialdemokraten, war G. seit 1912 Mitglied des Reichsrats, 1 9 1 8 / 1 9 erster stellvertretender Landesverweser in Kärnten, seit 1919 ständiger Abgeordneter zum Nationalrat und 1921-23 Landeshauptmann von Kärnten. Er betrieb u. a. die Einführung des Pächterschutzes. G. gilt als Wegbereiter der Kärntner Volksabstimmung. Seine Autobiographie erschien 1926 unter d e m Titel Von unten auf! LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 67. G r ö g l e r , Wilhelm, Maler, Illustrator, * 1839 München (?), t 6 . 5 . 1 8 9 7 München. Seit 1870 belieferte G . Zeitschriften wie „Daheim", „Alte und neue Welt", „Illustrierte Welt" und „Über Land und M e e r " mit Illustrationen. In Wien, Breslau, Paris und M ü n c h e n stellte er Genreszenen aus dem bayerischen Hochland und dem Münchner Volksleben aus, u. a. Im Wirtsgarten. LITERATUR: Malerei der Gründerzeit. Bearb. v. Horst Ludwig. München 1977, S. 58-60. - Horst Ludwig: G., W. In: Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 2. M ü n c h e n 1982, S. 52. G r ö s s l , Franz, österr. Journalist, * 2 9 . 1 . 1 9 1 3 Wien, t Mai 1984 Wien. Nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Geschichte an der Univ. Wien war G. 1 9 3 7 / 3 8 als Journalist im Generalsekretariat der Vaterländischen Front tätig und redigierte die Monatszeitschrift „Neues Leben". Mit Schreibverbot belegt, arbeitete er in einem Eisenwerk und als Buchhalter, bis er 1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. Nach der Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft 1946 trat er in die Redaktion des 1945 als Ö V P Tageszeitung wiedergegründeten „Kleinen Volksblatts" ein und ü b e r n a h m 1947 die Leitung des Ressorts Außenpolitik. 1951-63 und von 1968 bis zur Einstellung 1970 hatte G. die Chefredaktion des Blatts inne, das seit Oktober 1962 unter d e m Titel „Volksblatt" erschien. 1963-68 war er Generaldirektor des „Österreichischen Verlags" (ÖVP), 1973-78 Mitarbeiter des Bundespressedienstes. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1989, S. 555. G r o l l , Gunter, Pseud. Sebastian Grill, Film- und Theaterkritiker, Lektor, * 5 . 8 . 1914 Liegnitz (Schlesien), t 5 . 6 . 1 9 8 2 A m m e r l a n d (Oberbayern). G. studierte an der Univ. München, gehörte zu den Begründern einer Widerstandsgruppe und wurde 1937 mit einer Dissertation über Das Gesetz des Films. Eine StilUntersuchung Uber den Film als Kunstgattung promoviert. 1946 gab er die Lyrikanthologie De profiindis mit Autoren der „inneren Emigration" heraus. Er schrieb in der „Süddeutschen Zeitung" vielbeachtete Film- und Theaterkritiken im Stil Alfred - » K e r r s , die später als Magie des Films. Kritische Notizen Uber Film, Zeit und Welt (1953) und Lichter und Schatten. Filme in dieser Zeit (1956) gesammelt erschienen. Gleichzeitig arbeitete G. als Verlagslektor und gab die Werke von Theodor Storm und Ε. T. A. H o f f m a n n heraus. WEITERE WERKE: Laterna Magica. Ein Capriccio. München 1947. - Graf Bobby und Baron Mucki. Geschichten aus dem alten Wien. München 1947. LITERATUR: G. G. Ein Buch der Freunde. Z u m 50. Geburtstag a m 5 . 8 . 1964. München 1964. G r o l l e r , Balduin, Pseud. f ü r Adalbert Goldscheider, Schriftsteller, Redakteur, * 5 . 9 . 1 8 4 8 Arad (Ungarn), t 2 2 . 3 . 1 9 1 6 Wien. An der Univ. Wien f ü r Philosophie und Rechtswissenschaften immatrikuliert, begann G. schon während der Studienzeit
sein publizistisches und schriftstellerisches Talent zu entfalten. 1871 gründete er die kurzlebige „ A l l g e m e i n e Kunstzeitung", später redigierte er u. a. die „ D e u t s c h e Schriftstellerzeitung", die „Neue Illustrierte Z e i t u n g " ( 1 8 8 6 - 9 2 ) und das „Neue Wiener J o u r n a l " (seit 1895); daneben war er redaktioneller Vertreter der Zeitschriften „Die G a r t e n l a u b e " und „ Ü b e r Land und Meer". D e r Feuilletonist u n d humoristische Erzähler veröffentlichte mehr als dreißig B ä n d e Novellen und R o m a n e , u. a. Detektiv Dagoberts Taten und Abenteuer. Ein Novellenzyklus (6 Bde., 1910-12). G. w a r Vizepräsident des Journalisten- und Schriftstellerverbandes „Concordia" sowie Mitglied der K u n s t k o m m i s s i o n des österr. Kultusministeriums. WEITERE WERKE: Weltliche Dinge. N e u e Geschichten. Leipzig 1883. - Leichtlebiges Volk. L e i p z i g / D r e s d e n 1889. - Wenn man j u n g ist. D r e s d e n / L e i p z i g 1891. - Wie man Weltgeschichte macht. D r e s d e n / L e i p z i g 1902. - Sportgeschichten von B. G. Leipzig 1913. LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 25. G r o n e r , Auguste, Pseud. Olaf Björnson, A. von der Paura, M . Renorga, Metis, österr. Schriftstellerin, * 1 6 . 4 . 1 8 5 0 Wien, t 1 9 . 9 . 1 9 2 9 Wien. Die Tochter eines R e c h n u n g s b e a m t e n besuchte die Malschule des Wiener K u n s t g e w e r b e m u s e u m s sowie eine Lehrerinnenbildungsanstalt und war 1876-1905 städtische Volksschullehrerin. 1894 begründete sie die „Österreichische Jugendzeitung" und die „Österreichische Jugendbibliothek". Als vielgelesene Jugend- und Volksschriftstellerin erhielt sie mehrere staatliche Auszeichnungen. G. schrieb Geschichtserzählungen, Heimatromane, Jugendliteratur und Kriminalr o m a n e sowie die heimatkundliche Schrift So war mein Wien. Skizzen über alte Straßen, Plätze, Höfe in Wien (1926). Sie war mit Richard —> G. verheiratet. WEITERE WERKE: Geschichten aus Alt-Wien. Wien 1891. A u s unserer Vaterstadt. Wien 1892. - E v a B a u e r n f e i n d . Eine Wiener Patriziergeschichte aus d e m 17. Jahrhundert. Leipzig 1911. LITERATUR: A. G. (1850-1929). Eine illustrierte Bibliographie. Hrsg. v. Gerhard Lindenstruth. Glessen 1992. - Mary W. Tannert: A. G . ' s mystery and detective fiction. Ann Arbor, Michigan 1992. G r o n e r , Richard, österr. Beamter, Journalist, Historiker, * 3 . 1 0 . 1 8 5 3 Wien, t 1 5 . 6 . 1 9 3 1 Wien. G. w u r d e 1871 Beamter der österr. Staatsbahnen, war daneben seit 1875 Redakteur des „Familienblatts", redigierte seit 1881 das „Interessante Blatt" und gründete 1889 mit L u d w i g —»Eisenberg das biographische Jahrbuch „Das geistige Wien". Er veröffentlichte u . a . das topographischlexikalische Werk Wien wie es war (1919, 6 1966), das einen enzyklopädischen Überblick über die Geschichte der Stadt seit dem Wiener Kongreß ermöglicht. G. w a r mit Auguste —>G. verheiratet. G r o s s , Babette (Lisette), Publizistin, * 1 6 . 7 . 1 8 9 8 Potsdam, t 8 . 2 . 1 9 9 0 Berlin. Die Tochter eines Braumeisters und Schwester der Publizistin Margarete B u b e r - N e u m a n n besuchte ein Lehrerinnenseminar und legte 1919 das E x a m e n ab. 1920 trat sie in die K P D ein. 1924-33 war G. G e s c h ä f t s f ü h r e r i n des Neuen Deutschen Verlags in Berlin. Sie floh nach Paris und leitete bis 1936 den Verlag Editions du Carrefour ihres Lebensgefährten Willi —» Münzenberg. 1937 brach sie mit der K P D . 1940 wurde G. kurzzeitig interniert, konnte aber über Portugal nach Mexiko fliehen. 1947 nach D e u t s c h l a n d zurückgekehrt, ließ sie sich in F r a n k f u r t / M a i n nieder, gehörte 1949 zu den Begründern der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und w a r bis 1951 Mitglied von deren Geschäftsleitung. G. veröffentlichte Werke zur politischen Zeitgeschichte, u . a .
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Groß Die Volksfrontpolitik in den dreißiger Jahren (1962) und Willi Münzenberg. Eine politische Biographie (1967, 2 1968). WEITERE WERKE: Frankreichs Weg zum K o m m u n i s m u s . Zürich 1971.
Groß, Emil,
Verleger, * 6 . 8 . 1 9 0 4 Bielefeld, t 1 9 . 2 . 1 9 6 7 Bielefeld. Der Sohn eines Eisendrehers engagierte sich schon während seiner kaufmännischen Lehre bei der Sozialistischen Arbeiterjugend und war seit 1924 hauptamtlicher Funktionär der S P D Ostwestfalen. Nach dem Besuch der Heimvolkshochschule Tinz in Thüringen bestand er die Zulassungsprüfung zum Studium o h n e Reifezeugnis und studierte 1930-33 in Berlin Staatswissenschaften. Seit 1931 Vorsitzender der Sozialistischen Studentenschaft an Berliner Hochschulen, emigrierte er 1933 nach Amsterdam. Als Mitbegründer und Herausgeber der Emigrantenzeitschrift „Freie Presse" und Organisator sozialdemokratischen Widerstands im Ruhrgebiet ging er nach der Besetzung des Landes in den Untergrund, wurde 1941 verhaftet und in Deutschland zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. N a c h d e m Zweiten Weltkrieg beteiligte sich G. als Bezirkssekretär, Parteivorstands- und Parteiratsmitglied am Wiederaufbau der SPD, f ü r die er in den nordrhein-westfälischen Landtag und in die Stadtverordnetenversammlung von Bielefeld gewählt wurde. 1946 gründete G. den Zeitungsverlag Freie Presse Bielefeld und den Phoenix Verlag und hatte als Mitbegründer und Aufsichtsratsmitglied der Nachrichtenagentur „ d p a " sowie als Präsident und Vorstandsmitglied nationaler und internationaler Zeitungsverlegerverbände wesentlichen Anteil an der Neuorganisation des Pressewesens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Zeitungsverleger E. G. In: Der Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 61 (1964) S. 270. - Verleger E. G. am 1 9 . 2 . 1 9 6 7 gestorben. In: A D W - U m s c h a u 12 (1967) S. 153f. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 2 4 3 f . - Michael Pörtner: E. G. und die , f r e i e Presse". Mag.-Arb. Bielefeld 1992. G r o s s , Ferdinand, Pseud. Piccolo, österr. Journalist, Schriftsteller, * 8 . 4 . 1 8 4 9 Wien, t 2 1 . 1 2 . 1 9 0 0 Wien. G. begann eine Beamtenausbildung bei der österr. Südbahn, wandte sich bald dem Journalismus zu und schrieb schon 1869 für Zeitungen wie die „Morgenpost". Später arbeitete er in der Redaktion des „Pester Journals" und des „Prager Tagblatts", 1879-81 bei der „Frankfurter Zeitung". Nach Österreich zurückgekehrt, veröffentlichte er Beiträge im „Neuen Wiener Tagblatt", im „Wiener Fremdenblatt" und in der „Wiener M o d e " , gab die „Extrapost" heraus und gründete 1886 eine Monatsschrift mit dem programmatischen Namen „Der Frauenfeind". G. veröffentlichte seine Feuilletons gesammelt u . a . unter dem Titel Kleine Münze (1878) und Nichtig und flüchtig (1880). Er schrieb auch Lyrik (Lieder aus dem Gebirge, 1888) und Lustspiele (Die neuen Journalisten, 1880, mit Max —»Nordau). WEITERE WERKE: Mit dem Bleistift. Leipzig 1881. - A u s der Bücherei erzählt. Wien 1883. - Blätter im Winde. Wien 1884. LITERATUR: Sigmund Schott: G., F. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 5, Berlin 1903, S. 57-59.
Groß,
Johann Gottfried, Journalist, * 8 . 1 0 . 1 7 0 3 Uehlfeld bei N e u s t a d t / A i s c h (Mittelfranken), f 1 2 . 7 . 1 7 6 8 Erlangen. G. studierte in Halle und Leipzig evang. Theologie, Philosophie, Philologie, Statistik und Politik. Er war Hauslehrer, Prediger und Lehrer in Kothen, Bergen bei Magdeburg und Halle und wurde 1740 Prof. an der Erlanger Ritterakademie. 1741 gründete er in Erlangen das Periodikum „Auszug der neuesten Weltgeschichte", für das er fast sämtliche
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Beiträge selbst verfaßte. Als eine der ersten Zeitschriften im Sinne des modernen Journalismus mit Unterhaltungsartikeln, Anekdoten, politischen Berichten sowie klar und selbständig urteilenden Kommentaren fand sie ihre Leserschaft auch im europäischen Ausland und in den U S A ; sie erreichte die damals sehr hohe Auflage von bis zu 18 0 0 0 Exemplaren. Für einige Zeit wich G. mit seiner Zeitschrift nach Nürnberg aus, betätigte sich dort auch als politischer Agent Maria Theresias und kehrte 1753 nach Erlangen zurück. E r war auch ein engagierter Förderer der Landesgeschichte. WERKE: Kurzgefaßte Geschichte des Jahres. Enthaltend die merkwürdigsten politischen, Kirchen-, Gelehrten-, auch Handlungs- und Natur-Begebenheiten. Als Handbuch der neuesten Historie f ü r Gelehrte und Ungelehrte eingerichtet. Christian-Erlangen 1741. LITERATUR: Anton Ernstberger: J. G. G. Maria Theresias politischer Agent bei der Reichsstadt Nürnberg. 1703-1768. M ü n c h e n 1962. - Ders.: G., J. G. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 141 f.
Gross, Johannes, Journalist, Publizist, * 6 . 5 . 1 9 3 2 Neunkhausen, f 2 9 . 9 . 1 9 9 9 Köln. G. studierte Philosophie und Rechtswissenschaften, wurde 1959 Bonner Korrespondent der „Deutschen Zeitung", 1961 deren Ressortchef f ü r Politik, wechselte 1962 zum Deutschlandfunk in Köln und war seit 1968 Chefredakteur bei der Deutschen Welle. 1974 ü b e r n a h m er die Chefredaktion des Wirtschaftsmagazins „Capital", dessen Herausgeber er 1980 wurde. G. war auch Leitartikler der . f r a n k furter Allgemeinen Zeitung" und Moderator von Fernsehsendungen wie der „Bonner R u n d e " (seit 1977) und „Tacheles" (1996). Z u seinen Veröffentlichungen gehören Die Deutschen (1967), Absagen an die Zukunft (1970, erw. Aufl. 1974), Unsere letzten Jahre. Fragmente aus Deutschland (1980), Notizbuch (1985, korrigierte Ausg. 1988), Das neue Notizbuch 1985-1990 (1990), Wie das Wunder in die Jahre kam. Essays zu Deutschland (1993), Begründung der Berliner Republik (1994) und Tacheles gesprochen. Notizbuch 1990-1995 (1996). G. wurde u . a . mit dem „Bambi"Fernsehpreis 1983 und d e m Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik 1986 ausgezeichnet. G r o s s , Karl, Pseud. Carlo Dolce, Schriftsteller, Journalist, * 2 4 . 5 . 1 8 3 8 Budapest, t 2 8 . 8 . 1 9 1 6 B a d e n (Niederösterreich). Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete G. seit 1870 als Direktionssekretär der ungarischen Staatsbahnen, wandte sich aber bald dem Journalismus zu. Seit 1874 war er in Wien Mitarbeiter des „Illustrierten Wiener Extrablatts" und der „Wiener Allgemeinen Zeitung", seit 1880 auch der „Wiener Zeitung". Daneben übersetzte und bearbeitete er D r a m e n Shakespeares sowie französische und ungarische Werke. 1857 erschien der Lyrik- und Novellenband Die Schwalben. G . ' Lustspiele (u.a. Ein Feuilletonist, 1863; Unser Patient, 1889) wurden vor allem am Wiener Hofburgtheater aufgeführt.
Groß, Nikolaus
(Franz), Gewerkschafter, * 3 0 . 9 . 1 8 9 8 N i e d e r w e n i g e r n / R u h r , t 2 3 . 1 . 1 9 4 5 Berlin-Plötzensee. Der Sohn eines Schmiedemeisters trat nach einer Handwerkslehre der kath. Gewerkschaftsbewegung bei. Seit 1922 war er als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in Niederschlesien, dann im Ruhrgebiet tätig. 1927 wurde er Redaktionsmitglied der „Westdeutschen Arbeiterzeitung". Als diese durch die „Ketteler-Wacht" abgelöst wurde, übernahm G. deren Schriftleitung. In zahlreichen Leitartikeln k ä m p f t e er auch noch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung gegen den Machtanspruch des diktatorischen Regimes. Im Z u s a m m e n h a n g mit dem Attentat auf Hitler am 2 0 . 7 . 1 9 4 4 wurde G. verhaftet und A n f a n g 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Großhut LITERATUR: Günter B e a u g r a n d / H e i n e r Budde: N. G. Zeuge und Bekenner im Widerstand der K A B 1933-1945. Augsburg 1989. - Vera Bücker: N. G. politischer Journalist und Katholik im Widerstand des Kölner Kreises. Münster 2003. G r o ß , Otto, österr. Essayist, Publizist, Psychiater, * 1 7 . 3 . 1 8 7 7 Feldbach (Steiermark), t 1 3 . 2 . 1 9 2 0 Berlin. Der Sohn des Strafrechtsprofessors H a n s G. studierte Medizin (Promotion in Heidelberg 1895, Ueber die Trepanation des Schädels bei traumatischer Epilepsie), interessierte sich f r ü h f ü r Psychoanalyse und war seit 1906 Privatdozent f ü r Psychopathologie in Graz. 1913 ließ sein Vater den Drogensüchtigen zwangseinweisen und entmündigen. Freunde wie Maximilian —> Harden und Erich —> M ü h s a m kämpften öffentlich f ü r seine Freilassung. C. G. Jung behandelte ihn in seiner Zürcher Klinik. G. verkehrte in anarchistischen Kreisen und veröffentlichte in den expressionistischen Zeitschriften „Die A k t i o n " und „Revolution" psychoanalytische Sozial- und Kulturkritik in Vorwegnahme der Analysen Wilhelm Reichs und Herbert Marcuses, die in Reflexion seiner eigenen Problematik vor allem den Autoritäts- und Vaterkonflikt thematisieren und erst in den späten siebziger Jahren wiederentdeckt wurden (Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe. Ausgewählte Schriften, 1980, hrsg. von Kurt Kreiler). G. starb, verwahrlost und durch Hunger und Erfrierungen geschwächt, 1920 in Berlin. LITERATUR: Emanuel Hurwitz: O. G. Paradies-Sucher zwischen Freud und Jung. F r a n k f u r t / M a i n 1 9 7 9 , 2 1 9 8 8 . - Martin Green: O. G. Freudian psychoanalyst 1877-1920. Lewinston, New York 1999. G r o ß - H o f f i n g e r , Anton Johann, Pseud. A. J. Groß, Hans N o r m a n n , österr. Schriftsteller, * 2 2 . 5 . 1 8 0 8 Wien, f nach 1873. G.-H. studierte in Wien und M ü n c h e n Rechtswissenschaften und lebte als Journalist, politischer Lyriker, Biograph und Erzähler in verschiedenen Orten in Deutschland. Er begründete in Halberstadt gemeinsam mit der Brüggemannschen Buchhandlung ein Neuestes Konversationslexikon und war 1833 in Stuttgart Herausgeber der „Austria. Zeitschrift f ü r Österreich und Deutschland", 1837 in Wien der Zeitschrift „Der Adler", die 1844 unter d e m Titel „Vindobona" erschien. Erst 1857 ließ sich G.-H. endgültig in seiner Heimatstadt nieder. Er veröffentlichte u. a. Der Roman Napoleons. Bilder und Scenen aus seinem Leben und seiner Zeit (3 Bde, 1848) und Die Hölle auf Erden (2 Bde., 1873). WEITERE WERKE: Der Kahlenberg. Wien 1832. - Österreich, wie es ist. Leipzig 1833. - Lebens- und Regierungsgeschichte Josephs Zweiten. 4 Bde., Stuttgart 1835-37. - Fürst Metternich. 2 Bde., Leipzig 1846. - Ungarische Portefeuille. 2 Bde., Leipzig 1846. LITERATUR: Gertraud Metzker: A. G.-H. Leben und Werk als Publizist des Vormärz. Diss. Wien 1965. G r o s s e , Andreas, österr. Journalist, Parteifunktionär, * 1 1 . 9 . 1 8 4 0 Leibnitz (Mähren), t 3 0 . 1 1 . 1 9 1 7 Wien. Nach einer Ausbildung z u m Miedermacher wurde der Sozialdemokrat G. um 1880 O b m a n n des Arbeiterbildungsvereins. Er gab die Arbeiterblätter „Die Freiheit", „Proletarier" und „ Z u k u n f t " heraus. 1889-91 war er Mitherausgeber der „Sozialdemokratischen Monatsschrift" und 1890 Mitbegründer des politischen Vereins „Wahrheit". G. gehörte dem niederösterreichischen Landesausschuß der Sozialdemokraten an. LITERATUR: L u d w i g Brügel: Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. Wien 1922-25. - Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 77.
G r o s s e , Ernst L u d w i g , Redakteur, Schriftsteller, * 2 . 8 . 1 8 0 2 Mühlhausen (Thüringen), t nach 1832 wahrscheinlich London. D e r Sohn eines Gerichtsdieners studierte in Göttingen und Leipzig Rechtswissenschaften und ließ sich nach der Promotion in Dresden als Schriftleiter nieder. Seine F a u s t - B e a r b e i t u n g Graf Gordo (1822) w u r d e von —> G o e t h e abgelehnt. Seit 1829 war G. Mitarbeiter der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" sowie Schriftleiter der „Bayerischen Blätter" und der „Bayerischen C h r o n i k " in A u g s b u r g , M ü n c h e n und Kempten. I m Revolutionsjahr 1830 w u r d e er aus politischen Gründen aus Bayern ausgewiesen und floh nach London. Neben revolutionären Schriften wie Offener Brief eines Braunschweiger Bürgergardisten (1830) veröffentlichte G. einen Band Gedichte, herausgegeben zum Besten der Griechen (1823, mit Heinrich Stieglitz). LITERATUR: Rolf Hecker: E. L. G. M ü n c h e n 2001. G r o s s e , Johann, Buchhändler, * 2 2 . 6 . 1 6 3 3 Leipzig, t 1 3 . 1 2 . 1 6 9 1 Leipzig. Der Enkel des Buchhändlers Henning G . studierte Rechtswissenschaften in Leipzig und Jena und ü b e r n a h m 1661 die G e s c h ä f t e der familieneigenen B u c h h a n d l u n g . Mit seiner Wahl z u m Ratsherrn von Leipzig 1664 begann G.s k o m munalpolitische Karriere, die ihm Ä m t e r als Stadthauptmann des Halleschen Viertels 1665, Deputierter auf der Stadtwaage 1668, Stadtbaumeister 1681 und Deputierter zur Schloßstube 1683 eintrug. Als seine bedeutendste verlegerische Leistung ist die Begründung der ersten gelehrten Zeitschrift in Deutschland, der „Acta eruditorum", anzusehen, die er 1682-91 gemeinsam mit Johann Friedrich —»Gleditsch vertrieb. LITERATUR: Adalbert Brauer: G., J In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 148. G r o s s e , Julius (Waldemar), Pseud. Otfried von der Ilm, Schriftsteller, * 2 5 . 4 . 1 8 2 8 Erfurt, t 9 . 5 . 1 9 0 2 T o r b o l e / Gardasee. G., Sohn eines Predigers und Lehrers, brach die Schule ab und ließ sich in Halle als Feldmesser ausbilden. N a c h kurzer Beamtentätigkeit holte er in Berlin die Hochschulreife nach und begann 1849 in Halle ein Jurastudium. Er wandte sich der Literatur und dem Theater zu, rezensierte für den „Hallischen Kurier" und schrieb das an Shakespeares Königsdramen orientierte Trauerspiel Cola di Rienzi (1851). Durch Erbschaft finanziell unabhängig geworden, ging G. 1852 nach M ü n c h e n , Schloß sich bald den literarischen Kreisen u m Paul H e y s e und Emanuel Geibel an und entfaltete als epigonaler Lyriker, Prosaautor und D r a m a t i k e r sowie als Feuilletonist der „Neuen M ü n c h e n e r Z e i t u n g " und der „Bayerischen Z e i t u n g " große Produktivität. 1870 w u r d e er Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung, mit d e r er 1890 nach Weimar übersiedelte. G.s A u t o b i o g r a p h i e Ursachen und Wirkungen erschien 1896. WERKE: A u s g e w ä h l t e Werke. 3 Bde. Hrsg. v. A n t o n i e Grosse. Berlin 1 9 0 8 / 0 9 . LITERATUR: Oswald Brenner: J. G. als Dramatiker. Diss. W ü r z b u r g 1924. - H e r m a n n Gerstner: Studien Uber J. G. Würzburg 1928. - Fritz Martini: G., J. W . In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 149 f. G r o ß h u t , Friedrich Sally, Schriftsteller, * 1 6 . 7 . 1 9 0 6 Wiesbaden, t 7 . 1 0 . 1 9 6 9 North Bergen ( N e w York). Der Sohn eines polnischen Antiquitätenhändlers studierte 1925-29 in F r a n k f u r t / M a i n Rechtswissenschaften, w u r d e 1932 promoviert und emigrierte 1933 nach Palästina. Dort gründete er 1936 mit seiner Frau ein deutsches B u c h a n tiquariat, das bald literarisches Zentrum f ü r deutschjüdische Schriftsteller wie Arnold —»Zweig, Else —» Lasker-Schüler und M a x —»Brod wurde. 1941 / 4 2 gab G. mit A r n o l d Z w e i g
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Grossmann die Zeitschrift „Orient" heraus. 1948 arbeitete er als Journalist in Schweden, bevor er sich 1949 endgültig in New York niederließ, w o er im Handtaschen- und Schmuckgeschäft seiner Frau mitarbeitete. G. schrieb historische Novellen und R o m a n e wie Standarte BG (2 Bde., 1947) sowie Staatsnot, Recht und Gewalt (1962). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 422. G r o s s m a n n , Kurt Richard, Pseud. H e r m a n n Walter, Felix Burger, Kurt Randloff, Publizist, * 2 1 . 5 . 1 8 9 7 Berlin, t 2 . 3 . 1 9 7 2 St. Petersburg (Florida, U S A ) . N a c h einer kaufmännischen Lehre, der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und mehreren Tätigkeiten in der freien Wirtschaft wurde G. 1926 Generalsekretär der Deutschen Liga f ü r Menschenrechte. G., der der S P D angehörte, publizierte Beiträge in in- und ausländischen Zeitungen und trat als überzeugter Demokrat gegen die reaktionären Tendenzen in der Weimarer Republik auf. 1933 flüchtete er nach Prag, leitete die „Demokratische Flüchtlingsfürsorge" und emigrierte 1938 nach Paris, 1939 in die U S A . Seit 1943 Mitglied des Jüdischen Weltkongresses, w i d m e t e er sich bis Kriegse n d e der europäischen Flüchtlingsproblematik, danach der deutsch-jüdischen Aussöhnung. A u ß e r d e m war er seit 1952 als Experte der amerikanischen Sektion der Jewish Agency in Wiedergutmachungsfragen tätig. G. veröffentlichte u . a . Deutschland am Hakenkreuz (1933), Ossietzky. Ein deutscher Patriot (1963) und Emigration. Geschichte der HitlerFlüchtlinge (1969). Als Korrespondent war er u . a . f ü r den „Neuen Vorwärts" und den „Rheinischen M e r k u r " tätig. WEITERE WERKE: Ten years American federation of j e w s f r o m central Europe. N e w York 1952. - Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen. Berlin 1957. - Die Ehrenschuld. Kurzgeschichte der Wiedergutmachung. F r a n k f u r t / M a i n 1967. - Juden in den USA. Frankf u r t / M a i n 1971. LITERATUR: Lothar Mertens: Unermüdlicher Kämpfer f ü r Frieden und Menschenrechte. Leben u n d Wirken von K. R. G. Berlin 1997. G r o ß m a n n , Stefan, österr. Publizist, Schriftsteller, * 1 8 . 5 . 1 8 7 5 Wien, t 1 3 . 1 . 1 9 3 5 Wien. Mit 17 Jahren verließ der aus d e m jüdischen Kleinbürgertum stammende G. die Schule, lebte in Paris, Berlin und Brüssel und wurde 1897 Redakteur der „Wiener Rundschau". Später arbeitete er f ü r die „Schaubühne", die „Zuk u n f t " und die „Arbeiter-Zeitung". 1906 gründete G. die „Freie Wiener Volksbühne", deren künstlerischer Leiter er wurde. 1913-33 verfaßte er in Berlin Beiträge f ü r die „Vossische Zeitung". 1920 bzw. 1923 gründete er mit Leopold - > Schwarzschild die Zeitschriften „Das Tage-Buch" und „Der Montag-Morgen". G. schrieb Sozialreportagen, Dram e n und Novellen. Der Vorleser der Kaiserin (1914) gilt als erste deutsche Antikriegsnovelle. N a c h d e m Ersten Weltkrieg veröffentlichte er Schlüsselromane über die Wiener Sozialdemokratie (Die Partei, 1919) und den Journalismus seiner Zeit sowie die als Zeitzeugnis bedeutende Autobiographie Ich war begeistert (1930, Neuausg. 1979). WEITERE WERKE: Die Gasse. Geschichten. Berlin 1904. Der Vogel im Käfig. Berlin 1917. - D e r Hochverräter Ernst Toller. Berlin 1919. - Die Partei. Berlin 1919. - Chefredakteur Roth führt Krieg. Berlin 1928. - Die beiden Adler. Berlin / Wien / Leipzig 1931. LITERATUR: Wien - Berlin. Mit einem Dossier zu S. G. Hrsg. v. Bernhard Fetz und H e r m a n n Schlösser. Wien 2001. G r o s z , George, eigentl. Georg Ehrenfried Groß, Maler, Graphiker, Schriftsteller, * 2 6 . 7 . 1 8 9 3 Berlin, f 6 . 7 . 1 9 5 9 Berlin (West). G. wurde als Sohn eines Gastwirts geboren und verbrachte seine Jugend in Stolp (Pommern) und im Berliner Wedding.
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1909-11 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Dresden, seit d e m U m z u g nach Berlin 1912 an der dortigen Kunstgewerbeschule, w o er Schüler Emil —> Orliks war. I m selben Jahr begann er mit der Ölmalerei. 1910 konnte G. seine erste Karikatur in der Zeitschrift „ U l k " unterbringen, seit 1913 erschienen Zeichnungen von ihm auch in den „Lustigen Blättern". W ä h r e n d eines mehrmonatigen Aufenthalts in Paris 1913 vervollkommnete er im Atelier Colarossi seine zeichnerischen Fertigkeiten. G., der sich im N o v e m b e r 1914 als „Kriegsfreiwilliger" meldete, wurde im M a i 1917 als „dauernd dienstunbrauchbar" aus dem Heer entlassen. Die Erschütterung, die der Krieg brachte, änderte G.s Selbstverständnis als Künstler: die Kunst soll opponierenden Charakter haben - „Brutalität. Klarheit, die wehtut!" Z u den Zeichnungen, die thematisch um Zirkus und Variete, Mord und Verbrechen kreisten, kamen Zeichnungen, die das Elend der Menschen im Krieg darstellen, und Zeichnungen mit Motiven der Großstadt, die als Krawall der Irren (1915), aber auch als Pandämonium ( 1 9 1 5 / 1 6 ) erscheint. G. wählte eine einfache, direkte Bildsprache. Vor allem in Gedichten (u. a. in Gesang auf die Welt, 1916) feierte er bald Amerika als L a n d der unbegrenzten Möglichkeiten, begehrte bald gegen die Zivilisation als Chaos auf. Eine seiner Hauptaufgaben sah G. in bildjournalistischer Arbeit. E r wirkte an der Gestaltung der Zeitschriften „Die Pleite" (1919-24), . J e d e r m a n n sein eigener Fußball" (1919) und „Der blutige E r n s t " ( 1 9 1 9 / 2 0 ) mit. Einen großen Teil der seit 1918 entstandenen Zeichnungen veröffentlichte er bis 1923 in einer dichten Folge von M a p p e n und Büchern (u.a. Das Gesicht der herrschenden Klasse, 1921; Abrechnung folgt!, 1923; Ecce Homo, 1923), die alle im MalikVerlag erschienen, dessen Programm und Buchgestaltung er von A n f a n g an mitbestimmte. 1918 trat G. in die K P D ein (nach einer Reise in die Sowjetunion 1922 verließ er die Partei 1923) und w u r d e 1924 Vorsitzender der „Roten G r u p p e " in Berlin. Bis 1925 war er für kommunistische Zeitungen als Illustrator tätig („Die Rote Fahne", 1921-28, „Der Knüppel", 1923-27). G. entlarvte die sozialen Mißstände der Weimarer Republik und richtete seine Angriffe gegen Kapitalismus, Bourgeoisie, Kirche und Militarismus. Mehrmals stand er wegen Gotteslästerung, Angriff auf die öffentliche Moral und Beleidigung der Reichswehr vor Gericht und wurde zu Geldstrafen verurteilt. In Zusammenarbeit mit John Heartfield entstanden Bühnenbildentwürfe (u. a. für Inszenierungen Erwin Piscators und M a x Reinhardts) und wurde die Technik der Collage und Photomontage weiterentwickelt. 1918 gehörte G. zu den Begründern der Berliner DadaGruppe. Bei der von Raoul —> Hausmann, Heartfield und G. 1920 in Berlin veranstalteten „ E r s t e n Internationalen Dada-Messe" lag auch G.s M a p p e Gott mit uns (1920) aus. G. illustrierte Zeitschriften und Bücher zeitgenössischer Autoren, u. a. von H u g o Ball, Bertolt - > Brecht, Richard —> Huelsenbeck, Franz —> Jung, Ernst Toller und Hermann Kesten. Zu G.s wichtigen Gemälden zählen Deutschland, ein Wintermärchen (1917-19; verschollen), Bildnis Max Hermann-Neiße (1925), Stützen der Gesellschaft (1926) und Selbstporträt als Wamer (1926). Neben Otto Dix wurde G. Hauptvertreter der veristischen Richtung der Neuen Sachlichkeit. G.s Werke seit Mitte der zwanziger Jahre hatten zum großen Teil nicht mehr die bisherige Schärfe der Aussage; seine Absicht war eine allgemeine sozialkritische Schilderung bürgerlicher Zustände. Neben Illustrationen und mehreren Porträts entstanden Landschaften, Städteansichten, Stilleben und Aquarelle (Genrebilder). Von 1925 und bis seiner Emigration brachte G. vier Sammelbände heraus (Der SpießerSpiegel, 1925; Die Gezeichneten, Das neue Gesicht der herr-
Grothe sehenden Klasse und Über alles die Liebe, alle drei 1930). 1926-32 zeichnete er f ü r den „Simplicissimus". Reisen führten ihn u. a. nach Frankreich, Großbritannien, in die Niederlande, nach Italien und in die Schweiz. 1932 nahm G. f ü r einige M o n a t e eine Gastdozentur an der Art Students League in N e w York an und siedelte mit seiner Familie A n f a n g Januar 1933 in die U S A über. Insgesamt 285 Arbeiten des 1933 Ausgebürgerten wurden aus deutschen Museen und Galerien entfernt und 20 davon (u.a. Metropolis, 1 9 1 6 / 1 7 ) in die Ausstellung „Entartete K u n s t " 1937 in M ü n c h e n a u f g e n o m m e n . Die Lehrtätigkeiten an der N e w Yorker Art Students L e a g u e (1933-36, 1940-46 und 1950-55), an der N e w Yorker Sterne-Grosz School (seit 1933), an der eigenen Privatschule in Douglaston, L o n g Island (seit 1936) und an der C o l u m b i a University (seit 1941) befriedigten ihn nur teilweise. 1938 w u r d e G. amerikanischer Staatsbürger; 1946 ließ er sich in Hilaire F a r m , Huntington, Long Island nieder. In den U S A malte G. neben „apokalyptischen" oder „Höllen-Bildern 1 1 vor allem Landschaften, A k t e und Stilleben. 1947-49 entstand die Stickmen-Serie (Ölbilder und Aquarelle). G. kehrte im Juni 1959 nach Berlin zurück und starb wenige Wochen später. WEITERE WERKE: A Little Yes and a Big No. The Autobiography of G. G. New York 1946. - Ein kleines J a und ein großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. H a m burg 1955. Neuausg. Reinbek bei H a m b u r g 1974. - Briefe 1913-1959. Hrsg. v. Herbert Knust. Reinbek bei H a m b u r g 1979. - Ach knallige Welt, du Lunapark. G e s a m m e l t e G e dichte. Hrsg. v. Klaus Peter Dencker. M ü n c h e n / W i e n 1986. LITERATUR: Lothar Lang: G. G.-Bibliographie. In: Marginalien, Heft 30, 1968, S. 1-42. - Kjeld Bülow: G. G. A bibliography and other check lists. Kopenhagen 1993. - U w e Μ. Schneede: G. G. Der Künstler in seiner Gesellschaft. Köln 1975. - Alexander Dückers: G. G. Das druckgraphische Werk. F r a n k f u r t / Berlin/ Wien 1979. - M . Kay Falvell: G. G. A Biography. N e w H a v e n / L o n d o n 1988. - G. G. Berlin - New York. Hrsg. v. Peter-Klaus Schuster. Berlin 1994. - Barbara MacCloskey: G . G. and the communist party. Art and radicalism in crisis. 1918 to 1936. Princeton 1997. Bruno Jahn G r o s z , Karl, Pseud. Carlo Dolce, österr. Journalist, Jurist, * 2 4 . 5 . 1 8 3 8 Pest (heute zu Budapest), t 2 8 . 8 . 1 9 1 6 Wien. Nach dem Studium der Rechte in Pest trat G. in den staatlichen Eisenbahndienst ein. 1870-74 war er Direktionssekretär der königlich-ungarischen Staatseisenbahnen, danach Sekretär des Theaters an der Wien. 1876 wurde er Redakteur im Theaterressort des „Illustrierten Wiener Extrablatts", später der „Wiener Allgemeinen Zeitung" (bis 1880) und der „Wiener Zeitung". G. war auch als Schriftsteller und Übersetzer (u. a. von Shakespeare) tätig. Er veröffentlichte u. a. Schwalben (1857, Gedichte und Novellen) und Ein Feuilleton (1863, Lustspiel). LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 78. G r o t e , Hermann, Numismatiker, * 2 8 . 1 2 . 1 8 0 2 Hannover, t 3 . 3 . 1 8 9 5 Limmer (heute zu Hannover). G. studierte in Göttingen Geschichte und Staatsrecht und übernahm 1833 die Redaktion der „Hannoverschen Landesblätter". 1834 gründete er die „Numismatische Zeitung" (später „Blätter für Münzfreunde"), die bis 1839 erschien. 1844-51 war er Konservator des Königlichen Münzkabinetts in Hannover. 1855 setzte G. seine Publikation unter dem Titel „Münzstudien" fort und redigierte 1 8 6 8 / 6 9 den „Numismatischen Anzeiger", später die „Blätter f ü r M ü n z kunde". Seine Stammtafeln (1877) waren ein bedeutendes Handbuch für numismatische und historische Studien. G.s annähernd 1 0 0 0 0 Stück umfassende S a m m l u n g mittelalter-
licher M ü n z e n erwarb 1880 das Königliche Münzkabinett Berlin. Eine Autobiographie G.s erschien in Band 7 seiner „Münzstudien". LITERATUR: H. G. 1802-1895. Münster 1952. G r o t h , Ernst Johann, Pseud. Ulrich Groden, Kulturhistoriker, Dramatiker, * 1 5 . 8 . 1 8 5 9 Lauenburg ( P o m m e r n ) , t nach 1935 Leipzig. G. studierte in Berlin, Greifswald und Paris. Nach der Promotion war er Lehrer an höheren Schulen in Lauenburg und Danzig, später Gymnasialprofessor und seit 1891 -direktor in Leipzig. G. veröffentlichte u . a . Vorträge, kulturhistorische Essays, eine Deutsche Bürgerkunde. Kleines Handbuch des politisch Wissenswerten für jedermann (1894, mit G. H o f f m a n n ) , Übersetzungen, Erzählungen und Schauspiele wie Roswitha von Gandersheim. Dramatisches Kulturbild in zwei Aufzügen (1901) und war an der Redaktion der „Grenzb o t e n " beteiligt. WEITERE WERKE: Stürmische Zeiten. B i e l e f e l d / L e i p z i g 1896. - Deutsches Frauenleben. Leipzig 1896. G r o t h , Otto, Zeitungswissenschaftler, Journalist, * 2 . 7 . 1 8 7 5 Schlettstadt (Elsaß), t 1 4 . 1 1 . 1 9 6 5 München. Der Sohn des Kristallographen und Mineralogen Paul Heinrich von G. studierte in M ü n c h e n bei L u j o Brentano und M a x Weber Staatswissenschaften und war seit 1899 Journalist und Redakteur demokratischer Zeitungen in Stuttgart und Ulm. Als einer der ersten betrieb er die wissenschaftliche Erforschung seines M e d i u m s und w u r d e 1915 mit einer Dissertation über Die politische Presse Württembergs in Tübingen promoviert. Sein enzyklopädisches Hauptwerk Die Zeitung (4 Bde., 1928-33) w u r d e z u m Standardwerk der sich etablierenden Presseforschung. Wegen seiner j ü d i s c h e n A b s t a m m u n g wurde G. 1933 von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt. N a c h d e m Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich als Vorsitzender des Verbandes der Bayerischen Berufsjournalisten und Dozent f ü r Zeitungswissenschaft in München a m Wiederaufbau der demokratischen Presse in Deutschland. G. gehörte zu den Begründern der deutschen Zeitungswissenschaft. WEITERE WERKE: Die Geschichte der deutschen Zeitungswissenschaft. Probleme und Methoden. M ü n c h e n 1948. Die unerkannte Kulturmacht. 7 Bde., Berlin 1960-72. Mit Wolfgang Langenbucher (Hrsg.): Vermittelte Mitteilung. Ein journalistisches Modell der M a s s e n k o m m u n i k a tion. M ü n c h e n 1995. LITERATUR: Günter Kieslich (Red.): Festschrift für O. G. Bremen 1965. - Peter Glotz: O. G. t . In: Publizistik 11 (1966) S. 65 f. G r o t h e , (Albert Louis) Hugo, Geograph, Orientalist, Volkskundler, * 1 5 . 8 . 1 8 6 9 Magdeburg, t 2 8 . 1 2 . 1 9 5 4 Starnberg/Oberbayern. G. studierte Geographie, Orientalistik und Rechtswissenschaften in Leipzig, Berlin, M ü n c h e n und Wien und w u r d e in Rostock zum Dr. jur. promoviert. Seit 1896 unternahm er als Auslandskorrespondent der „Kölnischen Zeitung" Reisen durch Nordafrika, Kleinasien, Ost- und Südosteuropa. G. gründete 1900 in M ü n c h e n die Orientalische Gesellschaft, gab seit 1912 das „Orientalische Archiv für Völkerkunde und Kunstgeschichte" in Leipzig heraus und baute dort die Deutsche Kulturpolitische Gesellschaft und das Institut für Auslandskunde auf. Später widmete er sich z u n e h m e n d der Erforschung und Unterstützung der deutschen Volksgruppen im Ausland. 1916 habilitierte sich G. in Stuttgart für Geographie; 1938 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Er veröffentlichte u. a. Der amerikanische Roman und sein Weg in die Welt (1951) und die Autobiographie Weckrufe der Zeiten (1954).
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Grotthuß WEITERE WERKE: M e i n e Vorderasien-Expedition von 1906 und 1907. 2 Bde., Leipzig 1 9 1 1 / 1 2 . - Die deutsche Sprachinsel Gottschee in Slowenien. Münster 1931. LITERATUR: Wolf Benicke: G., A. L. H. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 168 f. G r o t t h u ß , (Jeannot) Emil Frh. von, Publizist, * 5 . 4 . 1 8 6 5 Riga, t 3 1 . 8 . 1 9 2 0 Berlin. Der Sohn eines Rittmeisters studierte in Berlin Philosophie, Geschichte und Literatur, trat in die Redaktion des „Deutschen Adelsblatts" ein und w u r d e 1886 Herausgeber der „Deutschen Post". Seit 1891 freier Schriftsteller, gründete er 1898 die Zeitschrift „Der Türmer. Monatsschrift f ü r G e m ü t und Geist", die bald eine der wichtigsten kulturpolitischen Publikationen der Zeit wurde. Im Sinn eines konservativ-autoritären Staats- und rassistischen Volksverständnisses attackierte G. den literarischen Naturalismus ebenso wie die Sozialdemokratie und die gesellschaftlichen Begleiterscheinungen der Entwicklung zur Industriegesellschaft. G. schrieb auch Essays, Gedichte (Gottsuchers Wanderlieder, 1898) und R o m a n e (Segen der Sünde, 1897). WEITERE WERKE: Heinrich Heine als deutscher Lyriker. Stuttgart 1894. - Probleme und Charakterköpfe. Stuttgart 1898. - Die Halben. Stuttgart 1900. - Aus deutscher D ä m m e r u n g . Stuttgart 1909. LITERATUR: Peter Glotz: G „ J. E. Frh. v. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 171. G r u b b e , Peter, eigentl. Klaus Peter Volkmann, Journalist, * 1 0 . 1 2 . 1 9 1 3 Alienstein (Ostpreußen), t 2 9 . 1 . 2 0 0 2 . G., Sohn eines Generalstabsoffiziers, studierte in Tübingen, M ü n c h e n , Berlin und Göttingen Rechtswissenschaften. E r publizierte militärisch-historische Artikel u. a. in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Seit 1933 Mitglied der N S D A P , seit 1935 der SS, trat er 1940 als Assessor eine Stelle in der deutschen Verwaltung des Generalgouvernements in Polen an. 1941 wurde G. zum kommissarischen Kreishauptmann in der ostgalizischen Stadt Kolom e a ernannt, w o er f ü r die Durchsetzung der Kennzeichnungspflicht f ü r Juden mit d e m Davidstern verantwortlich war. Seit 1943 Kreishauptmann in Lowitsch (Lowicz), leitete er die Auswahl von Zwangsarbeitern für die deutsche Rüstungsindustrie. N a c h d e m Zweiten Weltkrieg schrieb G. u. a. f ü r die „Süddeutsche Zeitung", die antifaschistische Jugendzeitung „ B e n j a m i n " und seit 1948 von London aus als ständiger Auslandskorrespondent für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung". 1953-63 arbeitete er auch für die „Welt", von 1963 bis zum W e g g a n g von Henri —>Nannen für den „Stern" sowie f ü r „Die Zeit", den „Merkur" und das „Allgemeine Deutsche Sonntagsblatt". Seit Mitte der achtziger Jahre war G. als freier Publizist tätig. Er produzierte bis 1992 rund 50 Dokumentarfilme, schrieb Beiträge f ü r den Rundf u n k und veröffentlichte B ü c h e r wie Die Trommeln verstummen. Begegnung mit den erwachenden Völkern Ostafrikas (1957), Im Schatten des Kubaners. Das neue Gesicht Lateinamerikas (1961) und Der Untergang der Dritten Welt. Der Krieg zwischen Nord und Süd hat begonnen (1991). LITERATUR: Ulrich Völklein: Die verweigerte Schuld. Gespräche mit einem Täter. Wie aus dem NS-Kreishauptmann Claus Volkmann der linksliberale Publizist P. G. wurde. H a m b u r g 2000. - Friedemann Siering: Zeitung f ü r Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e m a n n Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35-86. G r u b e , Carl, auch Grube-Templin, Schauspieler, Regisseur, * 1 0 . 3 . 1 8 6 6 Hamburg, f n. e. G. erhielt Schauspielunterricht bei Leopold Teller, wirkte seit 1884 a m Hoftheater in Meiningen und nahm an Tourneen,
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u. a. nach Rußland, Schweden und in die Niederlande, teil. 1890-93 spielte er in den U S A ; wechselnde Engagements führten ihn anschließend nach Zürich, Wiesbaden und an das Deutsche Landestheater in Prag. Seit 1897 Regisseur und Dramaturg a m Hoftheater in Weimar, lebte G. später als Chefredakteur der „Ostdeutschen R u n d s c h a u " in Berlin. Zu seinen Bühnendichtungen zählt das 1896 verfaßte Lustspiel Leonorens Zopf, außerdem veröffentlichte er Novellen und Gedichte. G r u b e n , Franz Joseph Frh. von, Pseud. Joseph Albertus Justus Eremita, Jurist, * 1 3 . 2 . 1 8 2 9 Düsseldorf, t 23. / 2 4 . 1 0 . 1 8 8 8 Regensburg. G. w u r d e nach dem Studium in Berlin und Bonn in Gießen zum Dr. jur. promoviert, trat 1858 in den Dienst des Hauses T h u m und Taxis und hatte seit 1871 die Leitung der fürstlichen Verwaltung inne. Seit 1881 gehörte er als Mitglied der Zentrumspartei dem Reichstag an. G. war Mitarbeiter der „Christlich-sozialen Blätter" und veröffentlichte u. a. Österreichs innere Politik. Eine Studie Uber die sozialpolitischen und wirtschaftlichen Fragen der Gesamtmonarchie (1879). WEITERE WERKE: Abhandlungen über Gegenstände des öffentlichen Rechts des deutschen Bundes und des Staatsrechts der Bundes-Staaten. 2 Bde., Stuttgart 1 8 3 5 / 3 6 . - Sozialpolitik der Kirche. Geschichte der sozialen Entwickelung im christlichen Abendlande. Regensburg 1881. LITERATUR: Heinz Wilfried Sitta: F. J. Frh. v. G. Ein Beitrag zur politischen Geschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Würzburg 1953. G r u b e r , Edmund, Journalist, * 5 . 9 . 1 9 3 6 München, t 8 . 1 1 . 1 9 9 6 München. Bereits während des Studiums der Volkswirtschaft 1956-60 an der Univ. M ü n c h e n war G. als Redakteur und Reporter f ü r die „Süddeutsche Zeitung" tätig. 1963 wurde er Redakteur beim Bayerischen Fernsehen. 1 9 6 6 / 6 7 f ü r das Z D F in M a i n z tatig, war er 1967-73 ARD-Korrespondent in Tel Aviv, 1973-78 in London und seit 1978 in Washington. 1981-88 Chefredakteur von „ARD-aktuell", seit 1983 auch der „Tagesschau" und der „Tagesthemen", wurde er 1988 Intendant des Deutschlandfunks, dessen Programmschwerpunkt er bis zu seiner A b w a h l 1992 auf aktuelle Information verlegte. G r u b e r , Johann Gottfried, Pseud. Adolph Grimm, Joseph aus der Grube, Lexikograph, * 2 9 . 1 1 . 1 7 7 4 N a u m b u r g / Saale, f 7 . 8 . 1 8 5 1 Halle/Saale. N a c h polyhistorischen Studien an der Univ. Leipzig wurde G. 1793 Magister, verzichtete zunächst auf eine akademische L a u f b a h n und lebte als Publizist und Schriftsteller. 1803 habilitiert, ging er 1805 nach Weimar und Schloß sich insbesondere Christoph Martin —> Wieland an, dessen Herausgeber (Sämmtliche Werke, 53 Bde., 1818-28), Interpret und Biograph er wurde. Während der Napoleonischen Kriege arbeitete er u. a. f ü r die „Allgemeine Literatur-Zeitung" und verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Werke. 1811 wurde G. Prof. der historischen Hilfswissenschaften in Wittenberg. Als Unterhändler der preuß. Regierung bewies er taktisches Geschick bei den Verhandlungen zur Zusammenlegung der Universitäten Wittenberg und Halle. Seit 1815 lehrte er an der Univ. H a l l e / S a a l e , deren Rektorat er 1817-21 innehatte. G. war seit 1815 lexikographischer Mitarbeiter an —> Brockhaus' Konversationslexikon, seit 1818 neben Johann Samuel —> Ersch Mitherausgeber, f ü r die Bände 28-54 alleiniger Herausgeber der Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (168 Bde., 1818-50), des zum damaligen Zeitpunkt umfangreichsten, alle Wissensgebiete umfassenden Nachschlagewerkes. G.s Interesse galt insbesondere universalhistorischen Studien (u. a. Geist und Geschichte aller Religionen. Ein Lehrbuch, 1806). Er schrieb auch Romane.
Grünewald WEITERE WERKE: Amor und Hymen oder romantische Szenen der Liebe und Ehe. Leipzig 1794. - Die Hölle auf Erden. Leipzig 1800. - Poetische Anthologie der Deutschen, für Frauenzimmer. 2 Bde., Rudolstadt 1808. - Wörterbuch der altclassischen Mythologie und Religion. 3 Bde., Weimar 1810. LITERATUR: Hans Lülfing: J. G. G. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 182f. - Reinhard Markner: J. G. G. oder Die Ordnung des Wissens. In: Zwischen Narretei und Weisheit. Hrsg. v. Gerald Härtung. Hildesheim u.a. 1997, S. 289-318. G r ü n , Karl (Theodor Ferdinand), Pseud. Ernst von der Haide, Schriftsteller, Publizist, * 30.9.1817 Lüdenscheid, t 18.2.1887 Wien. G. studierte Theologie in Bonn, seit 1838 Philologie und Philosophie in Berlin und wurde 1839 zum Dr. phil. promoviert. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer in Colmar war er, von junghegelianischem Gedankengut geprägt, seit 1842 Redakteur radikaldemokratischer Zeitschriften, u. a. der „Mannheimer Abendzeitung" und der „Trierschen Zeitung". G. zählte neben Moses —»Hess und Hermann —»Püttmann zu den Wortführern des „wahren Sozialismus" und wurde aufgrund seiner politischen Gesinnung im Herbst 1842 aus Baden, 1843 aus der Pfalz und 1847 aus Frankreich ausgewiesen. In Paris hatte er Kontakt zu den französischen Frühsozialisten, insbesondere zu Proudhon. Seit 1848 Mitglied der preuß. Nationalversammlung und des preuß. Abgeordnetenhauses, wurde G. als Rädelsführer des Trierer Volksaufstandes verhaftet, jedoch 1850 freigesprochen. 1850-61 lebte er in Brüssel, 1862-65 als Prof. der Musik und Kultur an der Höheren Gewerbeschule in Frankfurt/Main, dann in Heidelberg und ließ sich 1867 in Wien nieder. G. veröffentlichte zahlreiche Schriften politischen, philosophischen und kulturhistorischen Inhalts, u. a. Die sociale Bewegung in Frankreich und Belgien (1845) und Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts (2 Bde., 1880). WEITERE WERKE: Meine Ausweisung aus Baden. Zürich 1843. - Glückliches Wien! Wien 1869. LITERATUR: Friedrich Wilhelm Reinhardt: Κ. T. F. G. Diss. Gießen 1924. - Wilhelm Sauerländer: Κ. T. F. G. und der „wahre Sozialismus". Lüdenscheid 1958. - K. G. In: Sie redigieren und schreiben die Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland. Frankfurt/Main 1960, S. 19. - Wolfgang Schieder: G., K. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 186 f. Grfinbeck, Max, Zeitungswissenschaftler, Politiker, * 18.2.1907 Stutgartt, t 29.2.1984 Friedrichshafen. G. studierte 1926-30 an der Univ. München Volkswirtschaftslehre, beschäftigte sich auch mit Zeitungswissenschaft (Karl —> d'Ester) und wurde 1934 mit der Arbeit Die Presse Großbritanniens. Ihr geistiger und wirtschaftlicher Außau (veröffentlicht 2 Bde., 1936, 2 1939) promoviert. 1930 übernahm er die Leitung der 1929 gegründeten studentischen „Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung München". Zunächst freier Wissenschaftler, zeitweise auch für die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes tätig, wurde er 1936 dort angestellt und 1944 zum Legationsrat ernannt. 1948 als Kandidat der Freien Wählergemeinschaft zum Bürgermeister von Friedrichshafen gewählt, war G. seit 1951 fast 29 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt. Seit 1959 gehörte er dem Verwaltungsrat des Südwestfunks an, dessen stellvertretender Vorsitzender er 1973-80 war. WEITERES WERK: Das Werden der modernen britischen Presse. Leipzig 1936. LITERATUR: Arnulf Kutsch: M. G. (1907-1984). In: Publizistik 29 (1984) S. 576-580 (Auswahlbibliogr.). G r ü n b e r g , Karl, Schriftsteller, * 5.11.1891 Berlin, t 1.2.1972 Berlin. Der Sohn eines sozialdemokratischen Schuhmachers war zunächst Gelegenheitsarbeiter, besuchte 1910 eine Arbeiter-
fortbildungsschule und wurde dann als Chemielaborant ausgebildet. Seit 1911 Mitglied der SPD, trat er 1920 der KPD bei. Er arbeitete als Schriftsteller und Redakteur von Parteizeitungen, u. a. der „Roten Fahne", und beschäftigte sich mit der Schulung von Arbeiterkorrespondenten. 1928 gehörte G. zu den Gründungsmitgliedern des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller. 1933 wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt; im selben Jahr war G. kurzzeitig interniert. Seit 1945 war er Amtsgerichtsdirektor in Berlin-Pankow, danach freier Schriftsteller. G. schrieb neben politischen Broschüren und Agitpropstücken vor allem sozialistisch-realistische Erzählungen und Dramen; er wurde insbesondere durch den Roman Brennende Ruhr (1929) bekannt, das erste literarische Dokument aus der Zeit des Kapp-Putsches. WEITERE WERKE: Episoden. Sechs Jahrzehnte Kampf um den Sozialismus. Berlin 1960. - Von der Taiga bis zum Kaukasus. Halle/Saale 1970. - Werke in Einzelausgaben. Berlin 1980 ff. LITERATUR: Festschrift für K. G. Zum 70. Geburtstag. Leipzig 1932. G r ü n d o r f , Karl, österr. Schauspieler, Dramatiker, * 1.5.1830 Riegersburg (Steiermark), t 2 6 . 7 . 1 9 0 6 Wien. Der Sohn eines fürstlich-liechtensteinischen Verwaltungsbeamten studierte 1849 Philosophie und Jura in Graz, begann jedoch 1850, als Schauspieler und Regisseur an Provinztheatern zu arbeiten. 1856 wurde er Theaterdichter am Carl-Theater in Wien, 1858 Theaterdichter und Schauspieler am Theater in der Josefstadt. Seit 1860 war G. im publizistischen Büro der Westbahn beschäftigt und arbeitete nach seiner Pensionierung 1883 als Lektor und Bibliothekar des Raimundtheaters. G. schrieb, angeregt von Ludwig —> Anzengruber, zahlreiche Volksstücke, Lebens- und Charakterbilder (u.a. Trau-schau-wem?! Charaktergemälde mit Gesang in drei Akten, 1876) und war Herausgeber der humoristisch-satirischen Zeitschrift „Hans-Jörgel". WEITERE WERKE: Ein Nihilist. Wien 1861. - Ueberall Protection! Wien 1891. G r ü n e i s e n , Carl, evang. Theologe, * 17. 1. 1802 Stuttgart, t 28.2.1878 Stuttgart. G. studierte in Tübingen und Berlin Theologie und wurde 1825 von König Wilhelm I. von Württemberg zum Hofkaplan und Feldprediger bestellt. Seit 1835 Hofprediger, Oberkonsistorialrat und Feldpropst, wurde er 1846 Oberhofprediger, 1848 Stuttgarter Prälat, 1851 Präsident der deutschen evang. Kirchenkonferenz. G. übernahm 1857 den Vorsitz des „Vereins für christliche Kunst in der evangelischen Kirche Württembergs" und war 1858-77 Mitherausgeber und Redakteur des Stuttgarter „Christlichen Kunstblatts für Kirche, Schule und Haus". Er veröffentlichte u. a. Über Gesangbuchreform (1839), Abriß einer Geschichte der religiösen Gemeinschaften in Württemberg (1841) und Christliches Handbuch in Gebeten und Liedern (1846, 7 1887). LITERATUR: Julius Hartmann d. Ä.: G., C. In: ADB, Bd. 10, 1879, S. 36 f. G r ü n e w a l d , Armin, Journalist, * 28.12. 1930 Löwenberg (Schlesien), t 9.8.1993 Aachen. Nach dem Besuch der Ecole Polyglotte des Langues in Montreux studierte G. 1952-55 Volkswirtschaft in Kiel und arbeitete anschließend am Kieler Institut für Weltwirtschaft, wo er 1957 zum Dr. sc. pol. promoviert wurde. Im selben Jahr ging er als Wirtschaftsredakteur zur „Stuttgarter Zeitung", wechselte 1961 als Wirtschaftskorrespondent nach Bonn und leitete 1972 die Bonner Redaktion der „Stuttgarter Zeitung". 1973-80 war G. Stellvertretender Sprecher der Bundesregierung und leitete seit 1981 die Abteilung Auslandshandelskammern beim Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT).
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Grünstein Grünstein, Joseph (Rudolph), österr. Journalist, Schriftsteller, * 1.1.1841 Wien, t Dezember 1926 Schwerin. G. trat in die österr. Marine ein und arbeitete dann als Redakteur und Journalist in Wien und Berlin, u. a. als Theaterkritiker für die „Berliner Börsenzeitung" sowie als Dramaturg am Wallnertheater. Darüber hinaus machte er sich als Lyriker und Dramatiker einen Namen und veröffentlichte u. a. Maidenspeech. Eine Plauderei (1876). WErTERE WERKE: Tragische Conflicte. Berlin o. J. - Ballabend. Berlin 1889. Grünwald, Alfred, österr. Schriftsteller, * 16.2.1886 Wien, t 25.2.1951 New York. Der Sohn eines Hutfabrikanten arbeitete in einem Pelzgeschäft und war Chorsänger, Komparse am Theater und Theaterkritiker für das „Neue Wiener Journal". Er schrieb, teilweise zusammen mit Julius Brammer, später mit Fritz —> Löhner, zahlreiche Libretti für Operetten, u. a. Die Rose von Stambul (1916) von Leo Fall, Gräfin Maritza (1924) und Die Zirkusprinzessin (1926), beide von Emmerich Kälmän, und Eine Frau, die weiß, was sie will (1932) von Oscar Straus. Zu G.s bekanntesten Liedern zählen Das Lercherl von Hernais und A klane Drahrerin. 1938 emigrierte er nach Frankreich, 1940 in die USA und ließ sich in New York nieder. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 429. - Henry Grunwald: Ein Walzer muss es sein. A. G. und die Wiener Operette. Wien 1991. G r u n d , Franz (Joseph), auch Francis G., Journalist, * 1804 Prag, t 29.9.1863 Philadelphia (USA). Der Sohn eines Finanzbeamten studierte 1822-24 am Polytechnischen Institut der Univ. Wien, verließ Österreich und unterrichtete 1825 Mathematik an der Kriegsschule in Rio de Janeiro. 1826 ging er in die USA, erwarb das Bürgerrecht und lehrte an der Bostoner Chauncy Hall School Mathematik. Seit 1833 betätigte er sich journalistisch und politisch; seine sozialkritischen Schriften, u. a. Die Amerikaner (1837) und Die Aristokratie in Amerika (1839), wurden auch in Deutschland beachtet. G. schrieb für deutsche und amerikanische Zeitungen, u.a. für die „Augsburger Allgemeine Zeitung" und andere Zeitungen des Stuttgarter CottaVerlags, und hatte in den USA den Ruf, Begründer des amerikanischen Sensationsjournalismus zu sein. Politisch zwischen der Republikanischen und der Demokratischen Partei schwankend, hatte er seit 1841 (Konsul in Bremen) diplomatische Positionen inne, zuletzt als Konsul in Le Havre (1860/61). G. veröffentlichte u. a. Martin van Buren (1835), Handbuch und Wegweiser für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten (1843, 21846) und Thoughts and reflections on the present position of Europe and its probable consequences to the US (1860). WEITERE WERKE: Elements of natural philosophy. Boston 1832, 21835. - Elements of chemistry. Boston 1833. LITERATUR: Eckhart G. Franz: G„ F. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 218 f. Grundemann, (Peter) Reinhold, evang. Theologe, * 9.1.1836 Bärwalde (Neumark), t 3.5.1924 Beizig. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen, Halle/Saale und Berlin wurde G. 1858 zum Dr. phil. promoviert und war Pfarrer in verschiedenen Orten Deutschlands, u. a. in Frankfurt/Oder (1863) und in Mörz bei Beizig (seit 1869). 1865-69 arbeitete er in der Kartographischen Anstalt von Justus Perthes in Gotha. G., erster deutscher Missionskartograph und Mitbegründer der Missionswissenschaft, bearbeitete dort den Allgemeinen Missionsatlas nach Originalquellen (1867-71); das Kartenmaterial hierzu sammelte er auf Reisen 1860-68 nach Norwegen, Großbritannien, in die USA und die Niederlande. Zusammen mit Gustav Warneck gab er seit 1874 die „Allgemeine Missionszeitschrift"
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heraus, war Mitarbeiter der Zeitschrift „Dornen und Ähren vom Missionsfelde" (1886-99) und verfaßte zahlreiche wissenschaftliche und volkstümliche Abhandlungen. LITERATUR: Hans Bardtke: G., P. R. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 221 f. - Werner Raupp: G., P. R. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 1306 f. Gruner, Ferdinand, österr. Journalist, Schriftsteller, * 24.9.1873 Freudenthal (Österr.-Schlesien), t 27.5.1920 Trautenau (Böhmen). Der Bauernsohn trat zum Theologiestudium in den DeutschOrdens-Priester-Konvent in Troppau ein, mußte jedoch aus Krankheitsgriinden die Ausbildung abbrechen. Er wandte sich dem Journalismus zu, schrieb für verschiedene schlesische Zeitungen und war Redakteur der .freien Schlesischen Presse", seit 1895 des „Trautener Wochenblatts". G. wurde auch als Erzähler und Dramatiker (u.a. Liebesopfer, 1898) bekannt. Grunow, Hans, auch Johannes G., Verleger, * 11.10.1845 Leipzig, t 1.4.1906 Leipzig. G. durchlief eine Buchhandelslehre in Heidelberg, Stuttgart und London und arbeitete seit 1870 im väterlichen Geschäft in Leipzig. Nach dem Tod des Vaters 1879 übernahm er die Leitung der Verlagsbuchhandlung und war zusammen mit Gustav Wustmann Herausgeber der Zeitschrift „Grenzboten", die als Sprachorgan der politischen Äußerungen Bismarcks diente. G. verlegte auch zahlreiche dänische Autoren und gab ein Grammatisches Nachschlagebuch (1905) heraus. LITERATUR: Carl Jentsch: Erinnerungen an Johannes G. In: Die Grenzboten 65 (1906) S. 231-235. - Otto Kaemmel: H. G. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 11. Berlin 1906, S. 36-39. Grunsky, Karl, Schriftsteller, * 5.3.1871 Schornbach bei Schorndorf, t 2.8.1943 Stuttgart. G. wurde nach Abschluß seines Studiums 1893 zum Dr. phil. promoviert und war zunächst als politischer, dann als musikwissenschaftlicher Schriftsteller und Journalist tätig. 1895-1908 arbeitete er als Musikreferent des „Schwäbischen Merkurs" in Stuttgart und hatte 1904/05 die Musikredaktion des „Kunstwart" in München inne. G. war Vorsitzender des „Württembergischen Brucknerbundes", initiierte die ersten „Bruckner-Tage der Stadt Bochum" (1921). Er veröffentlichte u. a. Die Technik des Klavierauszugs. Entwickelt am dritten Akt von Wagners „Tristan" (1911), Warum Hitler? Eine Antwort nach seinem Kampfbuch (1933) und Volkstum und Musik (1934). WEITERE WERKE: Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Leipzig 1902. - Musikästhetik. Leipzig 1907. - Anton Bruckner. Berlin 1908. - Geistesleben und Judentum. Hamburg 1920. Gruppe, Otto Friedrich, klassischer Philologe, Publizist, * 15.4.1804 Danzig, t 7.1.1876 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie und klassischen Philologie an der Univ. Berlin war G., Sohn eines Branntweinbrenners, seit 1835 Leiter des literarischen Feuilletons der „Preußischen Staatszeitung". Seit 1842 im preuß. Kulturministerium tätig, wurde er 1844 a. o. Prof. der Philosophie und Geschichte, 1862 Sekretär der Akademie der Künste in Berlin. G. gab den „Deutschen Musenalmanach auf die Jahre 1851-55" heraus und verfaßte zahlreiche Werke auf philologischem (u. a. Ariadne. Die tragische Kunst der Griechen in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange mit der Volkspoesie, 1834) und philosophischem Gebiet. In Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels entstanden Antäus. Ein Briefwechsel über speculative Philosophie in ihrem Conflict mit Wissenschaft und Sprache (1831) und Wendepunkt der Philosophie im neunzehnten Jahrhundert
Gülden (1834). G. schrieb auch zahlreiche Dichtungen (u.a. Gedichte, 1835; Firdusi, 1856; Drei Biblische Gesänge, 1857) und veröffentlichte Leben und Werke deutscher Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den 3 letzten Jahrhunderten (5 Bde., 1863-70, 2 1872). WEITERE WERKE; Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit. Berlin 1842. - Die kosmischen Systeme der Griechen. Berlin 1851. - Gegenwart und Zukunft der Philosophie in Deutschland. Berlin 1855. LITERATUR: Hans Simonis: Die Sprachphilosophie O. F. G.s und G. Gerbers nach ihrer Bedeutung für die Erkenntnistheorie. Diss. Bonn 1959. - Jürgen von Kempski: G., 0 . F. In: NDB 7, 1966, S. 325-326. - Hermann-Josef Cloeren: O. F. G. und die sprachanalytische Philosophie. Diss. Münster 1967. - Olaf Briese: Die .Leerheit abstracter Begriffe'. O. F. G.s Sprachkritik im Spannungsfeld von Hegelianern und Schelling. In: Ders.: Konkurrenzen: philosophische Kultur in Deutschland 1830-1850. Porträts und Profile. Würzburg 1998, S. 131-146. G r y p h i u s , Christian, auch Diensthold, Schriftsteller, Gelehrter, * 29.9.1649 Fraustadt (Wschowa, Polen), t 6.3.1706 Breslau. G. studierte Jura in Breslau und Straßburg, unterrichtete seit 1674 Griechisch und Latein am Elisabeth-Gymnasium in Breslau und wechselte 1686 an das Magdalenen-Gymnasium, wo er auch Rektor und seit 1699 Bibliothekar war. G. gab die Werke seines Vaters Andreas G. sowie die von Martin Opitz heraus; beider Dichtungen nahm er zum Vorbild für sein literarisches Schaffen. Er schrieb Gelegenheitsdichtung sowie geistliche Lyrik, u. a. Poetische Wälder (1698, 3 1718, Nachdr. 1985), und Trauerspiele. Darüber hinaus veröffentlichte er zahlreiche Nachschlagewerke, darunter Kurtzer Entwurf der Geist- und Weltlichen Ritter-Orden (1679, 2 1709), und war Mitarbeiter der „Acta eruditorum", der „Miscellanea Lipsiensia" sowie der „Nova litteraria Germaniae alliorumque Europae regnorum collecta Hamburgi". WEITERE WERKE: Gedächtnis-Schriften. Leipzig 1702. Der Deutschen Sprache unterschiedene Alter und nach und nach zunehmendes Wachsthum. Breslau 1708. Nachdr. Bern 1985. - Apparatus sive dissertatio isagogica de scriptoribus historiam seculi XVII illustrantibus. Leipzig 1710. - Vitae selectae quorundam eruditissimorum virorum. Breslau 1711. LITERATUR: James N. Hardin: C. G.-Bibliographie. Bern 1985. - Paul Moser: C. G. Würzburg 1936. - Franz Heiduk: Der Dichter der galanten Lyrik. Bern 1971. - Dietrich Eggers: Das Breslauer Schultheater unter C. G. In: Stadt Schule - Universität - Buchwesen. München 1976. G r z i m e k , Bernhard (Klaus Maria), Veterinärmediziner, Zoologe, * 24.4.1909 Neisse (Schlesien), t 13.3.1987 Frankfurt/Main. G. studierte Veterinärmedizin und Zoologie an der Univ. Leipzig, wurde 1932 zum Dr. med. vet. promoviert (Das Arteriensystem des Halses und Kopfes, der Vorder- und Hintergliedmaßen von Gallus domesticus) und war zunächst als Tierarzt in Berlin tätig. Als Sachbearbeiter im Reichsernährungsministerium hatte er große Erfolge bei der Bekämpfung von Geflügel- und Rinderkrankheiten; 1945 übernahm er die Leitung (bis 1974) und den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Zoos in Frankfurt/Main. Neben dieser Tätigkeit beschäftigte sich G. mit tierpsychologischen Forschungen an Raubtieren, Menschenaffen, Pferden und Elefanten, deren Ergebnisse er zum Teil als Dompteur im Zirkus selbst vorführte. Er wurde durch zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher, Fernsehsendungen (u. a. Ein Platz für Tiere, seit 1956) und Filme (u. a. Serengeti darf nicht sterben, 1959) einer breiten Öffentlichkeit bekannt. G. war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Das Tier" (1960 ff.) und Herausgeber von Grzimeks Tierleben (13 Bde., 1967-77). Er
engagierte sich herausragend für den Tier-, seit den siebziger Jahren auch für den Umweltschutz. WEITERE WERKE: Einsatz für Afrika. Neue Erlebnisse mit Wildtieren. München 1980. - Vom Grizzlybär zur Brillenschlange. München 1980. - Unsere Menschenaffenkinder. Hannover 1984. - Tiere, mein Leben. Erlebnisse und Forschungen aus 5 Jahrzehnten. Frankfurt/Main 1988. LITERATUR: G.-Festband. B. G. zur Vollendung des 60. Lebensjahres. Leipzig 1970. G s c h n i t z e r , Franz, österr. Jurist, Politiker, * 19.5.1899 Wien, t 19.7.1968 Innsbruck. G. Schloß sein Studium in Innsbruck, Wien und Tübingen 1921 mit der Promotion zum Dr. jur. ab und habilitierte sich 1925. 1927 wurde er a. o., 1928 o.Prof. für römisches und modernes Privatrecht an der Univ. Innsbruck, deren Rektor er 1946-48 war. 1945 wurde G. auch Präsident des Obersten Gerichtshofs des Fürstentums Liechtenstein. Seit November 1945 ständiger Mitarbeiter an den „Tiroler Nachrichten", verfaßte er vor allem Leitartikel. G. gehörte 1945-62 dem österr. Nationalrat (ÖVP) und 1962-65 dem Bundesrat an. Als Staatssekretär im Außenministerium (1956-61) befaßte er sich vor allem mit der Südtirol-Frage und zeichnete für das österr. Memorandum von 1956 verantwortlich. Neben juristischen Fachbüchern (Kommentar zum Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch, 1948 ff.; Lehrbuch des österreichischen bürgerlichen Rechts, 6 Bde., 1963-68, Nachdr. 1971) veröffentlichte G. auch einige Romane, Erzählungen und Theaterstücke. WEITERE WERKE: Tirol. Geschichtliche Einheit. Wien 1957, 3 1959. - Mißhandelte Ortsnamen in Südtirol. Wien 1959. Der Geist Tolomeis. 40 Jahre italienische Politik in Südtirol. Innsbruck 1960. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. Frankfurt/Main u.a. 1989, S. 557. G u b i t z , Friedrich Wilhelm, Graphiker, Publizist, Schriftsteller, * 27.2.1786 Leipzig, f 5.6.1870 Berlin. G. studierte 1801-04 Theologie an der Univ. Jena, wurde daneben von seinem Vater, einem Holz- und Stahlschneider, in der Holzschnitt-Technik ausgebildet und folgte 1805 einem Ruf an die Berliner Kunstakademie, wo er sich um die Erneuerung der deutschen Holzschnittkunst verdient machte. Gleichzeitig war G. als Publizist und Verleger tätig, 1807-20 Mitarbeiter des „Morgenblatts", 1812/13 Theaterkritiker der „Spenerschen Zeitung" und gründete 1807 die Zeitschrift „Feuerschirme, oder Das Vaterland". 1817/18 gab er die Zeitschrift „Gaben der Milde", 1817-48 die Zeitschrift „Gesellschafter" heraus, die Beiträge zeitgenössischer Autoren, darunter Heinrich -> Heine und Adelbert von Chamisso, veröffentlichte. Seit 1823 war G. Theaterkritiker der „Vossischen Zeitung". In seiner 1822 in Berlin gegründeten Vereinsbuchhandlung verlegte er zahlreiche illustrierte Bücher, Kalender und Taschenalmanache, u. a. das „Jahrbuch der deutschen Bühnenspiele" (1832-66) und den „Deutschen Volkskalender" (1835-69). G. schrieb ferner Gedichte, Erzählungen und etwa siebzig Theaterstücke. WEITERE WERKE: Gedichte. 2 Bde., Berlin 1860. - Wirklichkeit und Phantasie. Gesammelte Erzählungen. 2 Bde., Berlin 1861. - Erlebnisse. 3 Bde., Berlin 1868/69. LITERATUR: Friedrich Pruskil: Der Theaterkritiker F. W. G. Berlin 1938. - Eberhard Marx: F. W. G. und die Wiederbelebung des deutschen Holzschnitts im 19. Jahrhundert. Diss. Berlin 1955. - Ders.: G., F. W. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 247 f. G ü l d e n , Josef, kath. Theologe, * 24.8.1907 Neuwerk (heute zu Mönchengladbach), t 23.1.1993 Leipzig. G. studierte seit 1927 Theologie in Innsbruck und Bonn, empfing 1932 die Priesterweihe und gehörte seit 1934 den
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Gülzow Oratorianern in Leipzig an. Er wirkte an der Liebfrauengemeinde als Seelsorger, gehörte zu den Teilnehmern am f ü n f t e n Unionskongreß in Velehrad und w a r seit 1936 Leiter des Neudeutschland-Älterenbundes und Redakteur der „Weikblätter". Seit 1940 Mitglied einer Liturgiekommission der deutschen Bischöfe und 1962-65 Teilnehmer am Zweiten Vatikanischen Konzil, war G. vor allem für A u f bau und Entwicklung des kath. Verlags- und Pressewesens in der D D R von herausragender Bedeutung: 1951 gehörte er zu den Gründern des St.-Benno-Verlags in Leipzig und der Kirchenzeitung „Tag des Herrn"; 4 0 Jahre lang war er Herausgeber des Liturgiekalenders Von Advent zu Advent und des kath. Hausbuchs Jahr des Herrn. G. veröffentlichte u. a. Volksliturgie und Seelsorge (1942), In den Tagen des Alters (1980) und Wovon wir Menschen leben (1982). WEITERE WERKE: Parochia. Kolmar 1943. - Lehre uns beten. Regensburg 1947. - E m m a u s w e g e . Freiburg/Breisgau 1948. - Johann Leisentritts pastoralliturgische Schriften. Leipzig 1963. LITERATUR: Hans-Friedrich Fischer: G., J. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 1100. G ü l z o w , Gerhard (Martin Ernst), evang. Theologe, * 2 8 . 1 0 . 1 9 0 4 Liepgarten (Vorpommern), t 8 . 1 2 . 1 9 8 0 Lübeck. G., Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1923 Theologie in Greifswald und Leipzig. 1930 ordiniert, w u r d e er Pastor in Kallies (Kr. Dramburg), 1934 Pfarrer in St. Marien in Danzig und hatte 1937-40 gleichzeitig das A m t des Landesjugendpfarrers inne. 1940 w u r d e er in das neu eingerichtete Konsistorium des Kirchengebiets Danzig-Westpreußen berufen und mit der Vertretung des Bischofs und der geistlichen Leitung beauftragt. N a c h Kriegsende ging er nach Lübeck und war bis 1970 Pastor an der Lutherkirche; seine Tätigkeiten f ü r das Konsistorium Danzigs setzte er fort. G. war Vorsitzender des auf seiner Initiative beruhenden Hilfskomitees Evangelischer aus Danzig-Westpreußen, stellvertretender Vorsitzender des Konvents der zerstreuten evangelischen Ostkirchen, 1946 stellvertretender Vorsitzender und 1951-73 Vorsitzender des Ostkirchenausschusses der Evangelischen Kirche Deutschlands sowie Mitglied des Ostdeutschen Kulturrats und Mitarbeiter in verschiedenen Flüchtlingsorganisationen. Seit 1954 gab er „Der Remter. Zeitschrift für Kultur und Politik in Osteuropa" heraus. Persönliche Erinnerungen erschienen 1968 unter d e m Titel Kirchenkampf in Danzig 1934-1945 (1968). LITERATUR: Rainer Hering: G., G. In: R G G 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1331.
F a h n e " und der „Linkskurve". 1932 folgte G. einem Ruf in die Internationale Vereinigung revolutionärer Schriftsteller nach Moskau, wirkte bis 1933 als Herausgeber der „Internationalen Literatur" und war seit 1936 u. a. für die Organe „Der G e g e n - A n g r i f f und die „Deutsche Volkszeitung" in Paris und die „Deutsche Zentralzeitung" in Moskau tätig. 1936 wurde er entlassen und nach Wladiwostok gebracht, w o er zwei Jahre später starb. 1935 veröffentlichte G. in Moskau sein Werk Der Herren eigner Geist. Die Ideologie des Nationalsozialismus. WEITERES WERK: In Sachen gegen Bertram. Kiew 1936. G ü n t h e r , Herbert, Schriftsteller, * 2 6 . 3 . 1 9 0 6 Berlin, t 19.3.1978 München. Der Sohn eines Fabrikanten studierte seit 1924 Literaturund Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin, Marburg und München, w o er u. a. Schüler Artur Kutschers war. 1928 absolvierte G. eine schauspielerische Ausbildung, war anschließend bis 1929 als Schauspieler in Leipzig tätig und arbeitete daneben beim Rundfunk. 1929 kehrte er zur Fortsetzung seiner Studien nach Berlin zurück, war bis 1930 Verlagslektor, seit 1931 freier Schriftsteller und bis zu seinem Schreibverbot 1936 Theaterkritiker der „Frankfurter Zeitung" in Berlin. Nach seiner Rückkehr aus französischer und englischer Kriegsgefangenschaft lebte G. seit 1946 in München, heiratete im folgenden Jahr die Pianistin Elena Glasunow und übersiedelte 1948 nach Paris, w o er sich publizistisch um die deutschfranzösische Verständigung bemühte. Seit 1961 lebte er wieder in München. 1929 gab G. eine vielbeachtete Anthologie der Literatur der zwanziger Jahre, Hier schreibt Berlin, heraus. G. schrieb Lyrik, Erzählungen, Biographien, Essays und Reisebücher. Zu seinen Werken zählen Franken und die Bayerische Ostmark (Reisebericht, 1936), Magisches Schicksal (Erzählungen, 1942), Der Funke (Gedichte, 1953), Drehbühne der Zeit (Erinnerungen, 1957), Joachim Ringelnatz (1964) und Das unzerstörbare Erbe. Dichter der Weltliteratur (1973). WEITERE WERKE: Zwei Skizzen in Schwarz und Rosa. Ein Selbstporträt. In: Welt und Wort 13 (1958) S. 269. - Goethe. Mühlacker 1966. LITERATUR: H. G. kosmopolitischer Schriftsteller und Freund Frankens. Nürnberg 1971 (Ausstellungskatalog). G ü n t h e r , Joachim, Pseud. Johann Siering, Schriftsteller, * 1 3 . 2 . 1 9 0 5 Hofgeismar, t 1 4 . 6 . 1 9 9 0 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin war G. während des „Dritten Reiches" als Journalist tätig und schrieb vorwiegend Literaturkritiken und Essays für Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für das „Berliner Tageblatt", die „Deutsche Allgemeine Zeitung" und die „Deutsche Rundschau". 1950-54 studierte er evang. Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin und gründete 1954 zusammen mit Paul —> Fechter die Zeitschrift „Neue deutsche Hefte", die er seit 1963 allein herausgab und seit 1966 als Vierteljahresschrift in seinem Berliner Selbstverlag publizierte. G. schrieb Erzählungen und Essays (Das sehr ernste Märchen von Gott, 1971) und Aphorismen (Findlinge, 1976).
G ü n t h e r , Alfred, Verlagslektor, Schriftsteller, * 5 . 3 . 1 8 8 5 Dresden, t 1 7 . 1 2 . 1 9 6 9 Stuttgart-Degerloch. G. absolvierte eine Lehre in einer Maschinenfabrik, wandte sich dann einer literarischen Tätigkeit zu und war seit 1914 Feuilletonredakteur bei den „Dresdner Neuesten Nachrichten". 1929 wurde er Chefredakteur des „Universum" im Reclam Verlag in Leipzig, w o er bis 1934 arbeitete. Im folgenden Jahr erhielt er Schreibverbot, w u r d e später Lektor im Rowohlt-Verlag und war nach dem Zweiten Weltkrieg Cheflektor der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart. Daneben war G. als Lyriker und Essayist tätig, schrieb Bühnenstücke (u.a. Philipp Maenz, 1935) und arbeitete als Übersetzter. 1965-67 erschien seine zweibändige Biographie William Shakespeare.
WEITERE WERKE: Das verwechselte Schicksal. Hamburg 1948. - Die z a h m e Sphinx. Witten 1954. - Die Möwenstadt. Witten 1955. - Es ist j a wie verreist. Berlin 1982. Seestücke. H a m b u r g 1985.
G ü n t h e r , Hans, Publizist, * 8 . 9 . 1 8 9 9 B e r n b u r g / S a a l e , t 1 0 . 1 0 . 1 9 3 8 Wladiwostok. Der Sohn eines Tischlers wurde nach d e m Studium 1923 an der Univ. Frankfurt zum Dr. jur. und wahrscheinlich im folgenden Jahr zum Dr. rer. pol. promoviert. 1930 Schloß er sich der K P D an und publizierte seit 1931 in der „Roten
G u e n t h e r , Johannes (Ferdinand) von, Schriftsteller, * 2 6 . 5 . 1 8 8 6 Mitau (heute Jelgava, Lettland), f 2 8 . 5 . 1 9 7 3 Kochel (Oberbayern). Deutschbaltischer Abstammung, wandte sich der Sohn eines kaiserlich russischen Kollegienrats schon früh der Schriftstellerei zu und ging nach dem Abitur nach Dresden,
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Gütersloh anschließend nach München, w o 1906 sein erster, noch stark unter Stefan —> Georges Einfluß stehender Gedichtband Schatten und Helle entstand, dem später u. a. die Anthologie Neuer russischer Pamaß (1911) folgte. 1908 übersiedelte G. nach St. Petersburg, verkehrte dort vorwiegend in den Künstlerkreisen der Symbolisten und gehörte 1909-13 der Redaktion der literarischen Monatszeitschrift „Apollon" an. Auf seinen zahlreichen Reisen durch Rußland pflegte er U m g a n g mit der künstlerischen Avantgarde. 1914 m u ß t e G. Rußland verlassen, ließ sich in M ü n c h e n nieder und wurde Mitarbeiter der Zeitschrift „Hochland". 1916-18 leitete er den Verlag Georg Müller, gründete 1919 den Musarion Verlag und w a r 1927-29 Mitarbeiter des Grethlein & C o . Verlags. Daneben arbeitete er als freier Schriftsteller, veröffentlichte 1918 eine Bearbeitung des Lustspiels Don Gil von den grünen Hosen von Tirso de Molina und verfaßte eine Reihe historischer Romane, darunter 1939 sein auflagenstärkstes Werk Rasputin. G. übersetzte zahlreiche russische Klassiker, die z u m Teil erstmals in umfangreicheren deutschen Werkausgaben erschienen, und war Herausgeber mehrerer Anthologien russischer Literatur. 1969 erschienen seine Erinnerungen Ein Leben im Ostwind. Zwischen Petersburg und München. WEITERE WERKE: Stefan George. M ü n c h e n 1910. - Fahrt nach Thüle. München 1916. - Der Kreidekreis. Ein Spiel in sechs Bildern nach d e m Chinesischen. Potsdam 1941. Alexander Block. Der Versuch einer Darstellung. M ü n c h e n 1948. - Von Rußland will ich erzählen. D e r dramatische Lebenslauf der russischen Literatur. M ü n c h e n 1968. LITERATUR: Festgabe J. v. G. zum 80. Geburtstag. M ü n c h e n 1966 (Bibliogr.). - R. D. Kluge: J. v. G. als Übersetzer und Vermittler russischer Literatur. In: Die Welt der Slaven 12 (1967) S. 77 f. - Heinrich von Guenther: J. v. G. 1886-1973. Ein Leben im Ostwind. Eglharting 1973. - „Ein Leben im Ostwind". Hrsg. v. Heinz Setzer. Tübingen 1996 (Ausstellungskatalog). G ü n t h e r , Walther (Franz Gustav), Pädagoge, * 1 . 7 . 1 8 9 1 Zeitz, t 4 . 1 0 . 1 9 5 2 Bonn. Der Sohn eines Tischlermeisters war zunächst Volksschullehrer in Mühlhausen (Thüringen) und studierte nach d e m Ersten Weltkrieg Geschichte, Pädagogik, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an der Univ. Berlin. Seit 1920 war er Lehrer an einer Privatschule und w u r d e Assistent bei der Gesellschaft für Volksbildung sowie Leiter der neugegründeten Berliner Film- und Bildarbeitsgemeinschaft. D a n e b e n war er Mitarbeiter des dortigen Zentralinstituts f ü r Erziehung und Unterricht, leitete den Deutschen Bildspielbund und gab die Zeitschrift „Bildwart" (1923 ff.) heraus. Seit 1928 Direktor des Städtischen Film- und Bildamtes Berlin und Präsident der Internationalen Lehrfilmkammer, w u r d e G. im folgenden Jahr an der Univ. Berlin zum Dr. rer. pol. promoviert und war seit 1923 Beisitzer der Filmprüfstelle und der Oberfilmprüfstelle in Berlin. 1934 wurde er Leiter der Landesbildstelle Berlin-Brandenburg und baute nach 1945 das Kinderheim Friesland des Deutschen Roten Kreuzes in Breddewarden bei Wilhelmshaven auf. G ü n t h e r - N a u m b u r g , Otto, Maler, * 1 9 . 5 . 1 8 5 6 N a u m burg/Saale, t 1 6 . 6 . 1 9 4 1 Berlin. G.-N. besuchte 1873-77 als Schüler Albert Hertels und Christian Wilbergs die Kgl. Kunstakademie in Berlin, w o er z u m Landschafts- und Architekturmaler ausgebildet wurde. Seit 1892 Privatdozent für Aquarellmalerei und Federzeichnung an der T H Berlin, wurde er dort 1897 zum Prof. ernannt. Auf zahlreichen Studienreisen durch Süddeutschland, Tirol, die Schweiz und Italien sammelte G.-N. die Motive für seine Werke. Neben Wandgemälden, darunter ein Panorama der Stadt im Potsdamer Rathaus, schuf er zahlreiche illustrative Beiträge für Zeitschriften, u . a . für die „Gartenlaube" und die „Leipziger Illustrierte Zeitung".
G u e r b e r , Joseph, Pseud. Bernhard, kath. Theologe, Schriftsteller, * 2 3 . 9 . 1 8 2 4 Weißenburg (Elsaß), f 1 0 . 7 . 1 9 0 9 Straßburg. Nach dem Studium der Theologie in Straßburg und Bonn unternahm G. Studienreisen durch Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien, England und Irland. 1848 z u m Priester geweiht, war er Seelsorger in H a g e n a u , Straßburg und Mutzig. 1881 wurde er Kanonikus und Superior der B a r m h e r zigen Schwestern in Straßburg und war zuletzt E h r e n d o m herr. G. leitete seit 1846 das „Kirchen- und Schulblatt", war 1858-73 Redakteur des Straßburger „Volksfreundes", seit 1866 auch des „Volksboten" und veröffentlichte Erzählungen und Gedichte, u . a . Elsäßer Erzählungen (4 Bde., o. J.). 1874-1903 war er Mitglied des deutschen Reichstags. LITERATUR: Henri Cetty: J. G. M u l h o u s e 1910. G ü r t l e r , Josef, Pseud. Karl Herdach, Karl Spectator, österr. Publizist, * 2 . 2 . 1 8 6 2 Persenbeug (Niederösterreich), t 5 . 1 . 1 9 4 7 Ossiach (Kärnten). G. brach das Theologiestudium ab, u m sich einer journalistischen Tätigkeit zuzuwenden, u n d war seit 1886 Redakteur der „Oesterreichischen Volks-Zeitung" in Warnsdorf (Böhmen), zuletzt deren Chefredakteur. 1888 gründete er die kath. Familienzeitschrift „ I m m e r g r ü n " als erste ihrer Art in Österreich. Als Leiter der 1898 von ihm begründeten populären Broschürenreihe „Volksaufklärung", die bis 1922 in über 200 Einzelheften religiöse und soziale Probleme behandelte, g e w a n n er großen Einfluß. G „ der als Wegbereiter des kath. Pressewesens in Österreich gilt, veröffentlichte u. a. Katholik und Presse oder praktische Preß/örderung (1890). G u e t e r m a n n , Erika, geb. Mitz, Journalistin, Lyrikerin, * 2 . 7 . 1 8 9 5 Hamburg, f 2 5 . 5 . 1 9 8 8 Locarno. Nach einer musikpädagogischen Ausbildung a m Konservatorium in Hamburg studierte G. Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie an der dortigen Univ. und arbeitete seit 1919 für die Bereiche Film, Theater und Kunst bei verschiedenen Hamburger Zeitungen. Erste Gedichte wurden in Zeitungen veröffentlicht. 1933 mit Berufsverbot belegt, 1 9 3 5 / 3 6 in Fuhlsbüttel inhaftiert, emigrierte G. 1938 in die U S A , wurde 1944 amerikanische Staatsbürgerin und lebte seit 1950 in N e w York. 1966 erschien ihr erster Gedichtband Maschine und Magnolia, d e m 1979 nach ihrer Übersiedlung nach Ascona eine zweite Lyriksammlung Von Alpha bis Romeo folgte. G ü t e r s l o h , Albert Paris, eigentl. Albert Conrad Kiehtreiber, österr. Schriftsteller, Maler, * 5 . 2 . 1 8 8 7 Wien, t 1 6 . 5 . 1 9 7 3 Baden (Niederösterreich). Von seinem Vater, einem Textilkaufmann, zum Priester bestimmt, besuchte G. geistliche Schulen in Melk und Bozen, brach j e d o c h seine Studien 1904 a b und nahm Schauspielund Malunterricht in Wien. Unter d e m Künstlernamen Albert Matthäus spielte er seit 1906 an verschiedenen Provinzbühnen und wandte sich zugleich seiner bildnerischen Tätigkeit zu. G. Schloß sich d e m Kreis um Gustav Klimt und Egon Schiele an, zeigte 1909 erstmals Zeichnungen auf der Internationalen Kunstschau in Wien und arbeitete als Bühnenbildner und Regisseur unter M a x Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Seit 1899 trat er auch als Schriftsteller hervor und veröffentlichte 1911 den R o m a n Die tanzende Törin, der als Pionierwerk des literarischen Expressionismus bezeichnet wird. Seit 1911 Kunstberichterstatter der „Budapester Presse" in Paris, arbeitete G. während des Ersten Weltkriegs im Kriegspressequartier und lernte dort Franz —>Blei kennen, mit dem er 1918-20 die Zeitschrift „Die Rett u n g " herausgab. 1919 war G. Oberregisseur am M ü n c h n e r Schauspielhaus, zudem als Bühnenbildner und Restaurator tätig. 1922 wurde er u . a . f ü r sein Werk Der Lügner unter Bürgern mit dem Theodor-Fontane-Preis ausgezeichnet.
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Gütt 1925-29 lebte G. als Maler in Cagnes-sur-mer (Südfrankreich), übernahm 1931 eine Professur an der Wiener Kunstgewerbeschule, die er bis 1938 innehatte, erhielt aber nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich Berufsverbot. Seit 1945 lehrte er als Prof. an der A k a d e m i e für bild e n d e Künste in Wien und teilte längere Zeit die Wohnung mit Heimito von Doderer, der ihn schon 1930 mit der Schrift Der Fall Gütersloh gefördert hatte. G. gilt als der geistige Vater der „Wiener Schule des phantastischen Realismus". 1952 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst, 1962 den f ü r Dichtkunst. 1962 erschien sein R o m a n Sonne und Mond, der als die S u m m e seines literarischen Schaffens angesehen wird. G.s Sohn Wolfgang Hutter war Gründungsmitglied der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. WEITERE WERKE: S o n n e und M o n d . München 1962. - D e r Lügner unter Bürgern. M ü n c h e n 1964. - Eine sagenhafte Figur. M ü n c h e n 1985. LITERATUR: A. P. G. Autor und Werk. M ü n c h e n 1962. Felix Thurner: A. P. G. Studien zu seinem Romanwerk. B e r n 1970. - Allegorie und Eros. Texte von und über Α. P. G. Hrsg. v. Jeremy Adler. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1986. - Senta Radax-Ziegler: Labyrinthe der Liebe. A. P. G. und Milena Hutter. Wien u. a. 1988. G ü t t , Dieter, Journalist, * 2 4 . 2 . 1 9 2 4 Marienwerder (Ostpreußen), t 2 8 . 1 . 1 9 9 0 Hamburg. Der Sohn des Mediziners und Rassenpolitikers Arthur G. studierte nach seiner Teilnahme a m Zweiten Weltkrieg und anfänglichen medizinischen Studien Journalismus und Publizistik an den Universitäten Berlin, Kiel, Mainz und Köln. Er w u r d e Mitarbeiter der Berliner „Weltbühne", später Korrespondent der Kölner „Welt der Arbeit" und des Berliner „ T e l e g r a f in Bonn und arbeitete seit 1956 als Rundfunkredakteur beim Westdeutschen R u n d f u n k ( W D R ) in Köln, w o er schließlich stellvertretender Chefredakteur des Fernsehens wurde. Seit 1967 war G. politischer Koordinator der A R D und bis 1972 in der Programmdirektion in München tätig, bevor er 1973 als Korrespondent für H ö r f u n k und Fernsehen zu den Vereinten Nationen nach N e w York ging. 1978 kehrte G. als Chefredakteur und Leiter des Ressorts „ARDaktuell" zurück, war seit 1981 wieder Redakteur beim W D R und 1983-86 stellvertretender Chefredakteur bei dem Hamburger Magazin „stern". 1969 erschien seine Kommentarsammlung Es spricht Dieter Gütt. WEITERES WERK: W ä h l e n - aber wen? Schriftsteller über Deutschland vor der Wahl. H a m b u r g 1986. G u f l e r , Josef, österr. Journalist, * 6 . 5 . 1 8 7 2 Meran (Südtirol), t 2 . 1 0 . 1 9 3 0 Innsbrack. G. studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Innsbruck, wandte sich dann d e m Journalismus zu und wurde Redakteur, 1906 Chefredakteur der „Tiroler Stimmen", die 1919 mit d e m „Tiroler Anzeiger" vereinigt wurden. 1921 übern a h m er die Leitung der „Bozener Nachrichten". Nach der Unterdrückung dieser Zeitung arbeitete er vorübergehend bei den „Dolomiten", kehrte dann nach Innsbruck zurück und Schloß sich dem Bauernbund an. Seit 1929 war G. Chefredakteur der „Tiroler Bauernzeitung" und wurde im folgenden Jahr Opfer eines Raubüberfalls in der Nähe von Schloß Ambras. Er gilt als Vorkämpfer für eine Wiedervereinigung Tirols. G u g g e n b ü h l , Adolf, schweizer. Publizist, * 2 1 . 6 . 1 8 9 6 Zürich, f 2 1 . 1 . 1 9 7 1 Zürich. N a c h d e m Studium an den Universitäten Zürich, Bern, Berlin und Montpellier, das er mit der Promotion zum Dr. rer. pol. abschloß, gründete G. 1925 zusammen mit seiner Frau und deren Bruder in seiner Heimatstadt die Zeitschrift „Schweizer Spiegel", die er selbst leitete. G. propagierte
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eine politische und kulturelle Eigenständigkeit der Schweiz und veröffentlichte u. a. Zerfall und Erneuerung der Gemeinschaften (1936) und Kein einfach Volk der Hirten (1956). WEITERE WERKE: Glücklichere Schweiz. Zürich 1949. Schweizerdeutsche Sprichwörter. Zürich 1950. - Die Schweiz - Land und Leute. Zürich 1951. - Der schweizerische Knigge. Zürich 1954. LITERATUR: Dr. A. G. In: Schweizer Reklame 1956, Nr. 4 / 5 , S. 130. G u g g e n h e i m , Kurt, schweizer. Schriftsteller, * 1 4 . 1 . 1 8 9 6 Zürich, t 5 . 1 2 . 1 9 8 3 Zürich. Als einziger Sohn eines K a u f m a n n s absolvierte G. eine Ausbildung zum Kolonialgroßwarenhändler, arbeitete seit 1920 als Handelsvolontär in G e n f , A m s t e r d a m und L e Havre und ü b e r n a h m 1925 die väterliche Firma, die nach Krisenjahren liquidiert werden mußte. Anschließend war er Verleger, Antiquar und Redaktionsassistent des „Schweizer Spiegel", bevor er sich 1935 ganz dem Beruf des Schrifstellers widmete. I m selben Jahr erschien sein von der Presse hochgelobtes Erstlingswerk Entfesselung. Doch erst mit sein e m dritten R o m a n Riedland (1938) gelang ihm der literarische Durchbrach. W ä h r e n d des Zweiten Weltkriegs schrieb G. Drehbücher und Dialoge zu erfolgreichen Filmen wie Der Schuß von der Kanzel (nach Conrad Ferdinand Meyer), später auch Theaterstücke, und wandte sich als Chronist der romanhaften Darstellung der jüngeren schweizer. Geschichte zu (u. a. Wir waren unser vier, 1949; Alles in allem, 4 Bde., 1952-55). Sein Alterswerk ist bestimmt von der literarischen Schilderung seiner Jugendliebe zu der Biologin E v a WeltiHug. G. war seit 1939 mit der Lyrikerin Gerda Seemann verheiratet. WERKE: Werke in Einzelausgaben. Hrsg. v. Charles Linsenmayer. 2 Bde., Frauenfels 1 9 8 9 / 9 0 . LITERATUR: Alfred Hauswirth: K. G. Die R o m a n e und autobiographischen Bücher. Zürich 1971. G u g g e n h e i m , Willy, schweizer. Schriftsteller, Journalist, * 2 8 . 1 2 . 1 9 2 9 Zürich, f 5 . 5 . 1 9 9 4 Zürich. Der Sohn der Historikerin Florence G., die auch mit Forschungen zum Jiddischen hervortrat, wurde 1953 in Zürich mit seiner Dissertation Zur Soziologie der Einwanderung in Israel (1953) zum Dr. phil. promoviert. 1956 übersiedelte er nach Israel und war bis 1961 Presse-Verbindungsmann der Jewish Agency in Jerusalem, zugleich Israel-Korrespondent verschiedener schweizer. Zeitungen und des Schweizer Radios. N a c h Tätigkeiten in Tunesien f ü r die Auswanderung der dortigen Juden nach Israel wurde G. 1964 Auslandsredaktor der „Weltwoche" (bis 1969), 1971 Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. Er veröffentlichte u . a . die m e h r f a c h aufgelegte Reportagesammlung 30mal Israel (1973). WEITERES WERK: Hrsg.: Juden in der Schweiz. Küsnacht/ Zürich 1983. G u g g e n h e i m e r , Walter Maria, Schriftsteller, Redakteur, * 8 . 1 . 1 9 0 3 München, t 1 6 . 6 . 1 9 6 7 Frankfurt. N a c h dem Studium der Volkswirtschaft an den Universitäten Berlin und München, das er mit der Promotion abschloß, war G. vor allem in Italien und auf dem Balkan für die deutsche Industrie tätig. 1935 emigrierte er als Mitarbeiter der M A N nach Persien, w o er sich während des Zweiten Weltkriegs den französischen freien Streitkräften de Gaulles anschloß. Mit ihnen k ä m p f t e er in Nordafrika, Italien und Frankreich. Seit 1945 lebte er als freier Schriftsteller in M ü n c h e n und war K o m m e n t a t o r beim Bayerischen Rundfunk. 1947 wurde er leitender Redakteur des Kulturteils der „Frankfurter H e f t e " sowie Lektor und Übersetzer (u. a. Mar-
Gumbert guerite Duras, Armand Gatti) beim Suhrkamp-Verlag. G. schrieb Theaterkritiken für die „Süddeutsche Zeitung". Er veröffentlichte u.a. Kommentare (1955) und Alles Theater (1966). Guglia, Eugen, österr. Historiker, Publizist, * 24.8.1857 Wien, t 8.7.1919 Graz. G. studierte Geschichte und Philologie an der Univ. Wien, wurde 1882 zum Dr. phil. promoviert und unterrichtete seit 1885 als Mittelschullehrer in Prag und Währing. 1893-1901 war er Prof. der Geschichte und deutschen Literatur am Wiener Theresianum, dann bis 1909 Chefredakteur der „Wiener Zeitung". Seit 1902 lehrte G. auch an der Kriegsschule, wurde 1909 zum Hofrat ernannt und habilitierte sich 1910 für allgemeine neuere Geschichte an der TH Wien. 1919 folgte er einem Ruf an die Univ. Graz. G. veröffentlichte eine Geschichte der Stadt Wien (1892), Wien. Ein Führer durch Stadt und Umgebung (1908), ferner Biographien, Novellen und Dramen. WEITERE WERKE: Leopold von Rankes Leben und Werke. Leipzig 1893. - Die Wiener Stiftungen. Wien 1895. - Nachtwandler. Wien 1903. - Das Theresianum in Wien. Wien 1912. - Maria Theresia. München/Berlin 1917. LITERATUR: Wilhelmine Mach: E. G. als Historiker. Diss. Wien 1964. Guillemin, Bernard, Schriftsteller, * 6.9.1898 Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße), t 31.10.1984 Sonoma (Kalifornien, USA). Als Sohn einer deutsch-französischen Familie geboren, zog G. mit dieser 1913 nach Beiancon. 1916 in die französische Armee einberufen, desertierte er im darauffolgenden Jahr in die Schweiz und schrieb erste zeitkritische Artikel für die Zeitschrift „La Nation". 1919 nach Deutschland zurückgekehrt, war er 1920-23 Nachrichtenredakteur bei Ullstein in Berlin, 1924-26 Mitarbeiter am „Berliner Börsen-Courier" und 1925 Mitbegründer der „Gruppe 25", zu der u. a. auch Johannes R. —» Becher, Bertolt —> Brecht, Kurt —> Tucholsky und Robert Musil gehörten, dessen Werke er besonders schätzte. 1927/28 leitete G. das Feuilleton der „Magdeburgischen Zeitung" und arbeitete anschließend als freier Schriftsteller an wechselnden Wohnorten. Zwischen 1925 und 1934 erschienen zahlreiche Aufsätze und literaturkritische Beiträge in Zeitungen wie „Die literarische Welt", „Nürnberger Zeitung", „Vössische Zeitung" und „Frankfurter Zeitung". G. gehörte zu den wichtigsten Kulturkritikern der Weimarer Republik; seine literarischen Besprechungen enthielten seit 1930 zunehmend auch politische Anspielungen. 1934 verließ G. Deutschland und erreichte nach Aufenthalten in Zagreb und auf der Insel Bracs in Dalmatien 1944 die USA. Nach mehreren Ortswechseln ließ er sich 1948 in Kalifornien nieder und schrieb an einem Buch Uber den russischen Philosophen Nikolaj F. Fedorov. Seine Kritiken aus der Zeit der Weimarer Republik liegen bisher nicht gesammelt vor. G. war Mitverfasser des Buches von Helmut Fahsel, Gespräche mit einem Gottlosen (1931), und übersetzte Werke von Pierre Dominique (Frankreich und Ludendorff, 1924) und Andre Gide, (Die Pastoral-Symphonie, 1925) ins Deutsche. Gulbransson, Olaf (Leonhard), Maler, Zeichner, * 26.5.1873 Kristiana (heute Oslo), t 18.9.1958 Tegernsee (Oberbayern). G. besuchte 1885-93 die kgl. norwegische Zeichenschule in Christiana und veröffentlichte mit sechzehn Jahren Illustrationen in den Blättern „Tyrihans", „Trangviksposten" und „Karikaturen". 1900 unternahm er eine Studienreise nach Paris und folgte 1902 einem Ruf des Verlegers Albert —»Langen als Karikaturist für dessen satirische Zeitschrift „Simplicissimus" nach München, für den er bis zum
letzten Jahrgang tätig war. Die Jahre 1923-27 verbrachte G. wieder in Norwegen, ließ sich 1929 in Tegernsee nieder und wurde im selben Jahr in die Akademie der bildenden Künste in München aufgenommen und zum o. Prof. ernannt. G.s Blätter erschienen u. a. im Karikaturenalbum Berühmte Zeitgenossen (1905) und in seinem Erinnerungsband Es war einmal (1934). Als Buchillustrator arbeitete er u. a. mit Ludwig —>Thoma zusammen. WEITERES WERK: Sprüche und Wahrheiten. Berlin 1940. LITERATUR: Inge Feuchtmayr: O. G. 1873-1958. München 1962. - Friedrich Ahlers-Hestermann: G., O. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 300 f. - O. G. Überblick über das Werk des Künstlers. München 1971 (Ausstellungskatalog). - Dagny Björnson Gulbransson: Das O.-G.-Buch. München/Wien 1977. - Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift. München 1896-1944. München 1978 (Ausstellungskatalog). - Ludwig Veit: O. G. Werke und Dokumente. München 1980. - Ders.: O. G. in seinem Museum zu Tegernsee. München 1986. Larissa van Look: Die Malerei von O. G. Diss. Freiburg/ Breisgau 1999. Gumbel, Emil (Julius), Mathematiker, Statistiker, Publizist, * 18.7.1891 München, f 10.9.1966 New York. Der Sohn eines Privatbankiers studierte seit 1910 Mathematik und Nationalökonomie an der Univ. München und wurde 1916 mit der Arbeit Über die Interpolation des Bevölkerungsstandes promoviert. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und Schloß sich, zum Pazifisten gewandelt, der USPD, später der SPD und der Deutschen Liga für Menschenrechte an. Als Vortragsredner bei pazifistischen Veranstaltungen und in Artikeln, u. a. für die Zeitschrift „Die Menschenrechte", behandelte er Themen wie Fememorde und rechtsradikale Geheimbündelei und schrieb 1922 die Dokumentation Vier Jahre politischer Mord. 1923 habilitierte sich G. für Statistik an der Univ. Heidelberg und war dort zunächst Privatdozent, 1930-32 o. Professor. Wegen seiner antimilitaristischen Haltung wurde G. von nationalsozialistischer Seite vielfach bedroht, 1932 relegiert; 1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Über Lyon und Paris emigrierte G. 1940 in die USA, wo er Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten erhielt, u. a. in New York, Stanford und Washington, und in zahlreichen antifaschistischen Kommitees mitarbeitete. In den fünfziger Jahren übernahm er mehrmals Gastprofessuren in Berlin. G. war Autor mehrerer wichtiger Werke zur Extremwerttheorie; die Tennessee-Regulierung beruht auf der praktischen Anwendung seiner Berechnungsmethoden. WEITERE WERKE: Verschwörer. Zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde 1918-1924. Wien 1924. - Einführung in die mathematische Philosophie. München 1930. - Vom Fememord zur Reichskanzlei. Heidelberg 1962. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 434 f. - Christian Jansen: E. J. G. Portrait eines Zivilisten. Heidelberg 1991. Gumbert, Ferdinand, Sänger, Komponist, Gesangspädagoge, * 22.4.1818 Berlin, f 6.4.1896 Berlin. Zunächst als Buchhändler tätig, machte G. eine musiktheoretische und stimmliche Ausbildung und begann 1839 seine Bühnenlaufbahn als Bariton in Sondershausen. Nach einem Engagement am Stadttheater von Köln (1840-42) gab er auf Anraten des Kölner Kapellmeisters Conradin Kreutzer seine Sängerkarriere zugunsten der Komposition auf und arbeitete als Gesangslehrerund Komponist. Seit 1881 war er Musikreferent der „Täglichen Rundschau" in Berlin. Bekannt wurde G. vor allem durch seine über 400 volkstümlichen Lieder und seine Liederspiele wie Die schöne Schusterin und Die Kunst geliebt zu werden. Ferner übertrug G. verschiedene französische Opernlibretti ins Deutsche.
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Gumppenberg WEITERES WERK: Hrsg.: Musik. Gelesenes und Gesammeltes. Berlin 1860. LITERATUR: Linda Maria Koldau: G„ F. In: MGG 2 P, Bd. 8, 2002, Sp. 272 f. G u m p p e n b e r g , Hanns (Theodor Karl Wilhelm) Frh. von, Pseud. Jodok, Prof. Immanuel Tiefbohrer, Schriftsteller, Journalist, * 4.12.1866 Landshut, t 29.3.1928 München. Nach dem Studium der Literaturwissenschaften an der Univ. München war der Sohn des Beamten und Schriftstellers Karl von G. 1901-09 Redakteur und Theaterkritiker bei den „Münchner Neuesten Nachrichten" und lebte dann als freier Schriftsteller und Übersetzer in München. G. veröffentlichte 1886 das Versdrama Odysseus auflthaka und verfaßte in den folgenden Jahren auch philosophische Schriften, u. a. den Essay Kritik des Wirklich-Seienden (1892). Bekannt wurde er als eine der dominierenden Figuren der literarischen Kreise der Münchner Vorkriegszeit. Zusammen mit Otto Falckenberg, Frank —> Wedekind, Ernst von - » Wolzogen und anderen gründete G. 1901 das Kabarett „Die elf Scharfrichter" und hatte seine größten Erfolge mit literaturkritischen Parodien naturalistischer und symbolistischer Autoren. 1901 erschien unter Pseudonym sein vielfach aufgelegter Parodienband Das teutsche Dichterroß, in allen Gangarten vorgeritten. WEITERE WERKE: Überdramen. Berlin 2 1902. - Grundlagen der wissenschaftlichen Philosophie. München 1903. - Herzog Philipps Brautfahrt. München 1904. - Schauen und Sinnen. Gedichte. München/Leipzig 1913. - Philosophie und Okkultismus. München 1921. - Lebenserinnerungen. Berlin 1929. LITERATUR: Edgar Krausen: Urkunden-Regesten der Archive der Freiherren von G. zu Pöttmes und Peuerbach. In: Oberbayerisches Archiv 76 (1950) S. 81-142 und 77 (1952) S. 141-202. - Ders.: G„ H. Frh. v. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 311. - Carl-Ludwig Reichert: Der fünfte Prophet. H. v. G. und der Münchner Okkultismus. München 1993. G u m p r e c h t , Otto, Jurist, Musikkritiker, * 4.4.1823 Erfurt, t 6.2.1900 Meran. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Breslau, Halle und Berlin, das er 1846 mit der Promotion abschloß (De jure principi in bona cameralia competente), wandte sich G. seit 1846 ausschließlich musiktheoretischen Studien zu und übernahm 1849 das musikalische Feuilleton der „National-Zeitung" in Berlin. Er galt als einer der angesehensten Musikkritiker seiner Zeit und veröffentlichte u. a. Musikalische Charakterbilder (1869) und Unsere klassischen Meister (2 Bde., 1883-85). Früh erblindet, lebte G. seit 1890 in Meran, wo er sich musikwissenschaftlichen Arbeiten widmete. WEITERE WERKE: Dissonanzen. Stoßseufzer eines Berliner Musikkritikers. Berlin 1864. - Richard Wagner und sein Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen". Leipzig 1873. G u n d e r t , Hermann, evang. Missionar, Indologe, * 4.2.1814 Stuttgart, t 25.4.1893 Calw. Der Sohn Ludwig G.s, des Mitbegründers der Württembergischen Bibelanstalt, besuchte 1827-31 das Seminar in Maulbronn und wurde nach seinem Studium in Tübingen 1835 zum Dr. phil. promoviert. Im folgenden Jahr ging G. zusammen mit dem englischen Missionar Groves als Erzieher von dessen Söhnen nach Madras (Indien), Schloß sich dem im Dienst der englischen Kirchenmission stehenden Missionar Karl Rhenius an und trat 1838 in die Basler Mission in Malabar ein. 1853 wurde er Generalsekretär für die indische Mission und trat 1857 als Schulinspektor der Provinz Malabar und Kanara in den englischen Regierungsdienst ein, kehrte aber 1859 nach Deutschland zurück, wo er später die Leitung des Calwer Verlagsvereins übernahm. 1865-74 redi-
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gierte G. das „Evangelische Missions-Magazin" und leistete mit seiner Erforschung der drawidischen Sprachen Pionierarbeit für die Indologie, deren Ergebnisse er in seinem Werk A Malayalan and English Dictionary (1871/72) veröffentlichte. G. war der Großvater Hermann Hesses. WEITERE WERKE: Die evangelische Mission, ihre Länder, Völker und Arbeiten. Calw 1881, "1903. - Hermann Mögling. Ein Missionsleben in der Mitte des Jahrhunderts. Calw 1882. LITERATUR: Gerhard Rosenkranz: G., H. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 315 f. - H. G. Quellen zu seinem Leben und Werk. Hrsg. v. Albrecht Frenz. Ulm 1991. - H. G. Brücke zwischen Indien und Europa. Hrsg. v. Albrecht Frenz. Ulm 1993. Werner Raupp: G., H. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1331 f. G u n d l a c h , Karl, Schauspieler, Jurist, * 12.9.1852 Springstille bei Schmalkalden, t 18.12.1931 Heldenbergen (heute zu Nidderau). Der PfarTerssohn war im Justizdienst tätig, wandte sich dann aber einer Bühnenkarriere zu und spielte an den Theatern von Aachen, Heidelberg, Freiburg/Breisgau und St. Gallen. Später wanderte er in die USA aus und trat in Philadelphia, Milwaukee, Louisville und Chicago auf. Seit 1905 Redakteur bei der „Westlichen Post" in St. Louis, kehrte er 1921 nach Deutschland zurück. G. trat auch als Bühnenschriftsteller hervor und veröffentlichte u. a. das Schauspiel Kolumbus und die Entdeckung Amerikas (1882) und das Trauerspiel Der Schatz von Tenochtitlan (1895). Gundlillg, Nicolaus (Hieronymus), Philosoph, Jurist, * 25.2.1671 Kirchensittenbach (Mittelfranken), t 9.12.1729 Halle/Saale. G. studierte Theologie an den Universitäten Altdorf, Jena und Leipzig und erwarb 1695 in Altdorf das theologische Lizentiat. Anschließend Predigeramtskandidat in Nürnberg, ging er 1699 als Hofmeister nach Halle, wo er unter dem Einfluß von Christian —>Thomasius Rechtswissenschaften und praktische Philosophie studierte und 1703 zum Dr. jur. promoviert wurde. Seit 1705 a. o.Prof. der Philosophie in Halle, übernahm er 1707 dort die Professur der Eloquenz, später die des Natur- und Völkerrechts und wurde zum Konsistorialrat und preuß. Geheimen Rat ernannt. In Anlehnung an die naturrechtlichen Gedanken des Thomasius trat G. zunächst als kritischer Journalist hervor und verfaßte 1702 anonym seine „Neuen Unterredungen", die vermutlich als Fortsetzung der Thomasischen „Monatsgespräche" konzipiert waren, jedoch bald wieder eingestellt werden mußten. Daneben gehörte er zu den führenden Mitarbeitern der „Observationes selectae ad rem litterariam spectantes" (1700-05) und leitete einige Jahre die „Neue Bibliothek". G. veröffentlichte u.a. Historia philosophiae moralis (Teil 1, 1706), Abriß zu einer rechten Reichs-Historie (1708, 2 1724) und Iurisprudentia sive Jus naturae et gentium (1715, 2 1728). WEITERE WERKE: Dissertatio de statu naturali Hobbesii. Halle 1706. - Gundlingiana [...] allerhand zur Jurisprudentz, Philosophie, Historie, Critic, Litteratur und übrigen Gelehrsamkeit gehörige Sachen. 45 Stücke, Halle 1715-32. Historie der Gelahrtheit. Hrsg. v. Christian Friedrich Hempel. 3 Tie., 1734-46. - Umständliches Leben und Schriften, Collegia, Studia, Inventa und eigene Meinungen. Hrsg. v. Christian Friedrich Hempel. Frankfurt 1736 (Biogr.). Collegium historico-literarium. 2 Bde., Bremen 1738-42. Rechtliche Ausarbeitungen. Hrsg. v. Carl Ferdinand Hommel. 2 Bde., Halle 1772/73. LITERATUR: Herbert Eichler: Von Ludewig und G. zur Romantik. In: Historische Vierteljahrsschrift 25 (1931) S. 214 ff. - Rolf Lieberwirth: G„ Ν. H. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 318 f. - Conrad Grau: Professor in Halle, Präsident in Berlin. Annäherungen an die Brüder Ν. H. G. und
Gurschner Jacob Paul G. In: Erich Donnert (Hrsg.): Europa in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Günter Mühlpfordt. Bd. 5: Aufklärung in Europa. Weimar u.a. 1999, S. 241-254. Daniela Fischer: N. H. G. 1671-1729. Diss. Trier 2002. Gundolf, Friedrich (Leopold), eigentl. F. L. Gundelfingen Literaturwissenschaftler, * 20.6.1880 Darmstadt, t 12.7.1931 Heidelberg. Der Sohn eines Mathematikers studierte als Schüler Erich Schmidts und Gustav Roethes Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten München, Berlin und Heidelberg, wurde 1903 promoviert (Caesar in der deutschen Literatur) und habilitierte sich 1911. 1916 wurde er a. o., 1920 o.Prof. der deutschen Literaturgeschichte an der Univ. Heidelberg. Seit 1899 Mitglied des George-Kreises, veröffentlichte er erste Dichtungen in den von Stefan —> George herausgegebenen ,Blättern für die Kunst" und gab 1910/11 zusammen mit Friedrich -»Wolters das „Jahrbuch für geistige Bewegung" heraus, das die kulturpolitischen Gedanken des George-Kreises propagierte. In seinen literaturwissenschaftlichen Arbeiten vertrat G. eine neue, geistesgeschichtlich orientierte Literaturbetrachtung, in der die lebensphilosophisch geprägte Erfassung des Dichters im Mittelpunkt steht. Die großen Künstler sah er als Symbolgestalten ihrer Epoche, die Darstellung des Künstlers und die Wirkung seines Werks war das Ziel seiner wissenschaftlichen Forschung. G.s Habilitationsschrift Shakespeare und der deutsche Geist (1911) bildete einen Wendepunkt innerhalb der Germanistik. In seiner -> Goethe-Monographie (1916, "1930, Nachdr. 1963) radikalisierte er die Prinzipien seiner Gestaltsbetrachtung. G. wurde 1917 mit dem Jakob-Minor-Preis und 1929 mit dem Lessing-Preis ausgezeichnet. Er war Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. LITERATUR: Viktor Schmitz: G. F. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 319-321. - Clemens Neutjens: F. G. Ein biobibliographischer Apparat. Bonn 1969. - Ernst Osterkamp: F. G. (1880-1931). In: Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts. Hrsg. v. Christoph König, HansHarald Müller und Werner Röcke. Berlin/New York 2000, S. 162-175. Gurian, Waldemar, Publizist, Soziologe, * 13.2.1902 St. Petersburg, t 26.5.1954 South Haven (Michigan, USA). G., Sohn eines Kaufmanns, konvertierte 1914 vom jüdischen zum kath. Glauben, besuchte das Collegium der Dominikaner in Venlo (Niederlande) und studierte Philosophie und Geschichte an den Universitäten Köln, Breslau, München und Berlin. 1923 wurde er in Köln bei Max Scheler promoviert. G. Schloß sich der kath. Jugendbewegung Quickborn an, wurde von Romano Guardini beeinflußt und lebte nach einer kurzen Tätigkeit als Redakteur der „Kölnischen Volkszeitung" seit 1924 als freier Publizist in Godesberg. Er wurde Mitarbeiter einer Reihe von kath. Blättern und galt als einer der führenden Interpreten des politischen Katholizismus seiner Zeit. 1934 emigrierte G. in die Schweiz, gründete im selben Jahr die „Deutschen Briefe" und folgte 1937 einem Ruf an die kath. Univ. Notre Dame/Indiana in die USA, wo er seit 1943 Prof. der politischen Wissenschaften war. Seit 1939 gab er die Zeitschrift „Review of Politics" heraus. G. veröffentlichte u. a. Marxismus am Ende? Schicksal einer Bewegung (1936). WEITERE WERKE: Die deutsche Jugendbewegung. Habelschwerdt 1923. - Der katholische Publizist. Augsburg 1931. - Bolschewismus als Weltgefahr. Luzern 1935. - Der Kampf um die Kirche im Dritten Reich. Stuttgart 1936. LITERATUR: W. G. In: The review of politics 17 (1955) S. 3-81. - Heinz Hürten: W. G. Ein Zeuge der Krise unserer Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mainz 1972. BHdE, Bd. 1, 1980, S. 255.
Gurk, Eduard, österr. Maler, Kupferstecher, * 17.11.1801 Wien, t 31.3.1841 Jerusalem. Der Sohn eines Bibliotheksbeamten und Flötenuhrbauers erhielt seine erste künstlerische Ausbildung bei seinem Vater, unternahm mit ihm eine Kunstreise durch Europa und besuchte nach seiner Rückehr nach Wien die Akademie der bildenden Künste, an deren Ausstellungen er sich seit 1822 beteiligte. 1823 veröffentlichte G. zusammen mit seinem Vater, Sigmund Ferdinand von Perger und Tranquillo Mollo eine Folge von etwa achtzig handkolorierten Stichen unter dem Titel Wiens vorzüglichste Gebäude und Monumente, 1825 das Album Wiens Umgebung. Seit 1835 Hofkammermaler, unternahm G. 1840/41 eine Studienreise nach Syrien und Palästina, wo er an Typhus starb. 1841 wurden seine brieflichen Berichte über diese Orientreise von der „Wiener Theaterzeitung" veröffentlicht. LITERATUR: Albertina, Biedermeier und Vormärz. Die Kammermaler Matthäus Loder 1781-1828 und E. G. 1801-1841. Hrsg. v. Walter Koschatzky. Wien 1978 (Ausstellungskatalog). Gurland, Arcadius, auch Arkadij G., Sozial- und Politikwissenschaftler, * 1.9.1904 Moskau, t 27.3.1979 Darmstadt. G., Sohn eines Diplomingenieurs, der 1941 im Getto Wilna ermordet wurde, studierte 1922-24 Mathematik, Physik, Philologie und Geschichte an der Univ. Berlin, wandte sich dann in Leipzig den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zu und wurde 1929 zum Dr. phil. promoviert (Produktionsweise Staat - Klassendiktatur; 1930 erschienen unter dem Titel Marxismus und Diktatur). Er war Mitglied der SPD, gehörte dem sogenannten „Klassenkampf-Kreis" an, dessen Organ „Marxistische Tribüne für Politik und Wissenschaft" er redigierte, und arbeitete 1931/32 in der Redaktion der „Sozialistischen Presse-Korrespondenz". Seit 1932 stellvertretender Chefredakteur der „Volksstimme" in Chemnitz, emigrierte G. 1933 über Belgien nach Paris, wo er, teilweise unter Pseudonym, an verschiedenen Zeitschriften mitwirkte, und ging 1940 in die USA. 1940-45 arbeitete G. am Institute of Social Research in New York und kehrte 1950 als Leiter des Instituts für Politische Wissenschaft nach Berlin zurück (bis 1954). Von 1962 bis zu seiner Emeritierung 1972 lehrte er als o. Prof. der Wissenschaftlichen Politik an der TH Darmstadt. G. veröffentlichte u.a. Die geistigen Strömungen im modernen Sozialismus (1929), Das Heute der proletarischen Aktion (1931) und Political Science in Westem Germany. Thoughts and Writings 1950-52 (1952). WEITERE WERKE: Faktoren der Machbildung. Wissenschaftliche Studien zur Politik. Berlin 1952. - Die CDU/ CSU. Ursprünge und Entwicklung bis 1953. Frankfurt/Main 1980. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 255. - Dieter Emig/ Rüdiger Zimmermann: A. G. (1904-1979). „Praktisches Leitziel im Kampf um den Sozialismus: die Liebe zur Partei". In: Peter Lösche/Michael Scholing/Franz Walter (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 81-98. Gurschner, Alice, Pseud. Paul Althof, geb. Pollack, österr. Schriftstellerin, Journalistin, * 8.10.1869 Wien, t 26.3.1944 Wien. Nach dem Studium der bildenden KUnste in Italien und Paris wandte sich G., Tochter eines Bankiers, dem Journalismus zu und schrieb unter Pseudonym für verschiedene inund ausländische Zeitungen (u. a. „Wiener Tageblatt", „Wiener Fremdenblatt", „Neue Freie Presse", „Wiener Journal", „Deutsche Zeitung", „Berliner Börsen-Courier"). Daneben veröffentlichte sie Romane, Novellen und dramatische Gedichte. 1914 erschien ihr Roman Semiramis.
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Gutjahr WEITERE WERKE: Die schlafende Seele. Berlin 1897. - Das verlorene Wort. Stuttgart/Berlin 1907. - Die wunderbare Brücke. Stuttgart/Berlin 1908. - Der heilige Kuß. Stuttgart 1911. LITERATUR: Eberhard Würzl: Vom Ringstraßenpalais in die innere Emigration. Zum 50. Todestag von A. Pollack-G. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 50 (1994) S. 173-190. Gutjahr, Franz Seraph, österr. kath. Theologe, * 13.9.1854 Preding (Steiermark), t 4.6.1929 Graz. G. studierte seit 1873 Theologie und Philosophie an der Univ. Graz, empfing 1877 die Priesterweihe und wurde 1886 zum Dr. phil., 1893 zum Dr. theol. promoviert. 1877-93 unterrichtete er klassische Philologie am bischöflichen Gymnasium in Graz und war seelsorgerisch tätig. 1886 gründete er dort den „Literarischen Anzeiger für das katholische Österreich", dessen Leitung er lange innehatte. 1893 wurde G. o. Prof. des neutestamentlichen Bibelstudiums an der Univ. Graz, wo er bis zu seiner Emeritierung 1925 lehrte. 1907-28 war er Regens des dortigen Priesterseminars. G. veröffentlichte u.a. eine Einleitung zu den heiligen Schriften des Neuen Testaments (1897, 71923). Gutkind, Erwin (Anton), Architekt, * 20.5.1886 Berlin, t 7.8.1968 Philadelphia (USA). G. studierte Architektur, Stadtplanung, Geschichte, Kunstgeschichte und Soziologie an der TH und der Univ. Berlin, wurde 1915 zum Dr.-Ing. promoviert (Raum und Materie. Ein baugeschichtlicher Darstellungsversuch der Raumentwicklung) und war während des Ersten Weltkriegs als Regierungsberater in Berlin tätig. Später war er Dezernent im Reichsarbeitsministerium sowie im preuß. Wohlfahrtsministerium und arbeitete als selbständiger Architekt und Städteplaner. G. baute zahlreiche Wohnhäuser in Berlin, führte verschiedene Bebauungspläne aus und war Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts" sowie der Fachzeitschrift „Die Baugilde". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt er Berufsbeschränkung und emigrierte noch im selben Jahr nach Frankreich. Seit 1935 lebte G. in London, wo er zunächst Assistent des Arbeits- und Planungsministeriums, 1940-43 Direktor der neugegründeten Demographic Survey Organization war. 1945-47 gehörte G. der Britischen Kontroll-Kommission für Deutschland an. 1956 ging er in die USA und lehrte dort bis 1968 als Prof. der Städteplanung an verschiedenen Universitäten. G. veröffentlichte u. a. Neues Bauen. Grundlagen zur praktischen Siedlungstätigkeit (1919). LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 438 f. - Rudolf Hierl: E. G. 1886-1968. Architektur als Stadtraumkunst. Basel 1992. - Piergiacomo Bucciarelli: E. A. G. 1886-1968. Un Outsider nell'architettura berlinese degli anni venti. Berlin 1998. Guttenberg, Karl Ludwig Frh. von, Publizist, * 22.5.1902 Salzburg ob Bad Neustadt/Saale, t 23./24.4.1945 Berlin. Der Sohn des Reichsrats Karl Theodor von und zu G. studierte seit 1922 Rechtswissenschaften und Geschichte an der Univ. München, wo er sich Karl Alexander von —»Müller und dem .Jungadel" des Freiherrn von Leonrod anschloß, und setzte seine Studien an den Universitäten Erlangen und Würzburg fort. G. gehörte zu den Kreisen der „konservativen Revolution", für die er 1930 in Würzburg die Arbeitsstelle für konservatives Schrifttum gründete. 1931 wurde er in Würzburg promoviert Die zeitgenössische Presse Deutschlands über Lenin). Seit 1932 war er Herausgeber der „Zeitschrift für deutsche Tradition: Die Monarchie"; nach deren Verbot 1934 gab er die „Zeitschrift für Geschichte, Tradition und Staat: Weiße Blätter" heraus. Seit 1939 gehörte G.,
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durch seine Schwester mit Claus Graf Schenk von Stauffenberg verschwägert, zum deutschen Widerstand um Ludwig Beck und Ulrich von Hassell, war im Zweiten Weltkrieg Reserveoffizier in der Abwehr unter Wilhelm Canaris und Hans von Dohnanyi und hatte auch Verbindungen zum Kreisauer Kreis. Nach dem Attentat am 20.7.1944 wurde G. verhaftet und höchstwahrscheinlich ohne Gerichtsurteil ermordet. LITERATUR: Johannes Bischoff: G. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 352. - Anton Ritthaler: K. L. Frh. v. und zu G. Ein politisches Lebensbild. Würzburg 1970. - Maria Theodora von dem Bottlenberg-Landsberg: Die „Weissen Blätter" des K.-L. Frh.n v. und zu G. Zur Geschichte einer Zeitschrift monarchistisch-religiöser Opposition gegen den Nationalsozialismus 1934-1943. Berlin 1990. - Dies.: K. L. Frh. v. und zu G. Ein Lebensbild. Berlin 2003. Guttmann, Bernhard, Publizist, * 24.7.1869 Breslau, t 21.1.1959 Buchenbach/ Schwarzwald. Nach dem Studium der Geschichte wurde G. 1895 Redakteur der .frankfurter Zeitung" und war bis 1930 als Leiter des Auslandsressorts, als Korrespondent in London und zuletzt als Leiter des Berliner Büros tätig. Während des „Dritten Reiches" lebte er wegen seiner jüdischen Herkunft zurückgezogen in Buchenbach/Schwarzwald und war nach dem Zweiten Weltkrieg mit Robert —»Haerdter und Benno —> Reifenberg Gründungsherausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart", die bis 1958 erschien. Zentrales Thema seiner Publikationen sind die politischen und moralischen Grundlagen des Liberalismus. G. veröffentlichte u.a. England im Zeitalter der bürgerlichen Reform (1923). WEITERE WERKE: Tage in Hellas. Frankfurt/Main 1924. Die neue Majestät. Berlin 1930. - Schattenriß einer Generation 1888-1919. Stuttgart 1950. LITERATUR: Eckhard Heftrich: B. G. - Porträt eines Publizisten. Frankfurt/Main 1965. Gutzkow, Karl (Ferdinand), Pseud. E. L. Bulwer, Schriftsteller, Publizist, * 17. 3.1811 Berlin, t 16.12.1878 Frankfurt/Main. Der Sohn eines Bereiters am preuß. Hof studierte Theologie und Philosophie an der Univ. Berlin, u. a. bei -»Schleiermacher und Hegel, und gründete 1831 die Zeitschrift . f o r u m der Journal-Litteratur". G. wurde von Wolfgang —»Menzel, dem Redakteur des „Literaturblatts," als Mitarbeiter nach Stuttgart geholt und verfaßte 1832 seinen Roman Briefe eines Narren an eine Närrin, der anonym erschien (Neuausg. hrsg. von Herbert Kaiser, 2001). Im Anschluß an eine 1833 zusammen mit Heinrich —»Laube unternommene Reise nach Oberitalien und Österreich übersiedelte er nach Leipzig, wo er für das „Morgenblatt", die „Allgemeine Zeitung" und den badischen „Freisinningen" arbeitete. Sein 1835 erschienener Roman Wally, die Zweiflerin löste wegen des offenen Diskurses über religiöse Glaubensfragen durch eine weibliche Figur und einer erotischen Szene einen Skandal aus. G. wurde deshalb zu zweieinhalb Monaten Gefängnishaft verurteilt. Zudem erging ein Druck- und Schreibverbot für ihn und das gesamte „Junge Deutschland" in Preußen sowie innerhalb des Deutschen Bundes. Nach seiner Freilassung lebte G. in Frankfurt/Main, gab die „Frankfurter Börsenzeitung" sowie deren Beiblatt .frankfurter Telegraph" heraus und übersiedelte 1837 nach Hamburg, wo er bis 1842 Redakteur des von Julius Campe verlegten „Telegraph für Deutschland" war. In den folgenden Jahren war er mit Stücken wie dem Künstlerdrama Richard Savage, Sohn einer Mutter (1839) und dem Lustspiel Zopf und Schwert als Dramatiker erfolgreich. 1847-50 war er Dramaturg am Dresdner Hoftheater. 1849-51 erschien sein Zeitroman Die Ritter vom Geiste (9 Bde.). 1852 veröffentlichte er seine Erinnerungen Aus der Knabenzeit. Im selben Jahr gründete G., der einer der führenden Kritiker seiner Zeit geworden war,
Gysi die Wochenschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd", die sich an Charles Dickens' „Household Words" orientierten und die er bis 1862 herausgab. 1861-64 war er Generalsekretär der Schillerstiftung in Weimar, verbrachte dann infolge eines Nervenzusammenbruchs ein Jahr in einer Heilanstalt und lebte zuletzt vereinsamt in Frankfurt/Main. WEITERE WERKE: G.s Werke und Briefe. Kommentierte digitale Gesamtausgabe hrsg. vom Editionsprojekt K. G. Münster 2001 ff. - Beiträge zur Geschichte der neuesten Literatur. 2 Bde., Stuttgart 1936. - Aus der Zeit und dem Leben. Leipzig 1844. - Aus der Knabenzeit. Frankfurt/Main 1852. - Rückblick auf mein Leben. Berlin 1875. LITERATUR: Magdalene Capelle: Der junge G. Diss. Berlin 1951. - Wilmont Haacke: G., K. F. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 354-357. - Eitel Wolf Dobert: K. G. und seine Zeit. Bern/München 1968. - Joachim Jendretzki: K. G. als Pionier des literarischen Journalismus. Frankfurt/Main u.a. 1988. - Wolfgang Rasch: Bibliographie K. G. (1829-1880). 2 Bde., Bielefeld 1998. - K. G. Liberalismus, Europäertum, Modernität. Hrsg. v. Roger Jones und Martina Lauster. Bielefeld 2000. - G. lesen! Beiträge zur Internationalen Konferenz des Forum Vormärz Forschung vom 18. bis 20. September 2000 in Berlin. Hrsg. v. Gustav Frank und Detlev Kopp. Bielefeld 2001. - Armin Gebhardt: K. G. Journalist und Gelegenheitsdichter. Marburg 2003. - Ute Promies: K. G. Romanautor und kritischer Pädagoge. Bielefeld 2003. G w e r d e r , Alexander Xaver, schweizer. Schriftsteller, * 11.3.1923 Thalwil bei Zürich, t 14.9.1952 Arles. Der Arbeitersohn erhielt 1938-42 in Zürich eine Ausbildung zum Buchdrucker und arbeitete dort nach dem Besuch der Rekrutenschule 1947-52 als Offset-Kopist. G. schrieb Gedichte, die seit 1949 in der Zürcher Zeitung „Die Tat" veröffentlicht wurden. 1951 erschien sein Lyrikband Blauer Eisenhut. G. beging Selbstmord. Seine Prosatexte, in denen er seine gesellschaftskritische Haltung deutlicher als in der Lyrik zum Ausdruck brachte, wurden postum 1957 unter dem Titel Möglich, daß es gewittern wird veröffentlicht. WERKE: Gesammelte Werke und ausgewählte Briefe. Hrsg. v. Roger Perret. 3 Bde., Zürich 1998. LITERATUR: Dieter Fringeli: Die Optik der Trauer. Α. X. G. Wesen und Wirken. Bern 1970. - Roman Bucheli: Α. X. G. Untersuchungen zur Lyrik. Zürich 1994. Gysae, Otto, Schriftsteller, Redakteur, * 19.4.1877 Serkowitz bei Dresden, t 8.8.1947 Riedering (Oberbayern). G. studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Leipzig und München, wurde 1897 Marineoffizier, wandte sich dann einer literarischen Tätigkeit zu und lebte als freier Schriftsteller in Berlin. Dort leitete er 1920-23 das Feuilleton der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" und war 1923-30 Geschäftsführer des Volksverbandes der Bücherfreunde. 1933 ließ sich G. in Riedering (Oberbayern) nieder. Nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft veröffentlichte er nichts mehr. Zu seinen Werken zählen der Roman Die silberne Tänzerin (1908) und das Drama Höhere Menschen
(1910), das in Köln und München aufgeführt wurde. 1930 erschien sein letzter Roman unter dem Titel Die Bilanz der Terborgs. WEITERE WERKE: Das Gesetz. Berlin 1920. - Schräge Strahlen. Berlin 1923. - Abrechnung. Berlin 1924. Gysi, Fritz, schweizer. Musikwissenschaftler, Musikkritiker, * 18.2.1888 Zofingen (Kt. Aargau), t 5.3.1967 Zürich. G. studierte Kunst, Literatur und Musikwissenschaft an den Universitäten Zürich, Bern und Berlin, setzte sein Studium in Florenz und Rom fort, besuchte daneben das Basler Konservatorium und wurde 1913 mit der Dissertation Zur Entwicklung der kirchlichen Architektur in der deutschen Schweiz im 17. und 18. Jahrhundert zum Dr. phil. promoviert. 1921 habilitierte er sich mit der Arbeit Mozart in seinen Briefen (3 Bde., 1919-21) an der Univ. Zürich für Musikgeschichte, wurde 1931 zum Titularprofessor ernannt und wirkte als Dozent an der Volkshochschule und an der Musikakademie in Zürich. G. war erster Musikreferent beim dortigen „Tages-Anzeiger" und musikalischer Mitarbeiter der Basler „National-Zeitung". WEITERE WERKE: Max Bruch. Zürich 1922. - Claude Debussy. Zürich 1926. - Richard Wagner und die Schweiz. Frauenfeld 1929. - Hans Georg Nägeli. Zürich 1936. LITERATUR: Jürg Stenzl: G„ F. In: NGroveD, Bd. 10, 2 2001, S. 622 f. - Beat A. Föllmi: G., F. In: MGG2P, Bd. 8, 2002, Sp. 328-330. Gysi, Klaus, Politiker, Diplomat, Verleger, * 3.3.1912 Berlin, t 6.3.1999 Berlin. G., Sohn eines Arztes, studierte Germanistik an den Universitäten Frankfurt/Main, Berlin, Innsbruck und Paris. 1928 Schloß er sich dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands an und trat 1931 in die KPD ein. 1939/40 in einem französischen Lager interniert, arbeitete er danach illegal für die KPD in Deutschland. 1945 wurde er Bürgermeister in Berlin-Zehlendorf, übernahm wenig später als Chefredakteur die Leitung der kulturpolitischen Zeitschrift „Aufbau" und wechselte 1948 als Sekretär in die Leitung des „Kulturbundes für die demokratische Erneuerung Deutschlands", dessen Präsidium er 1957-77 angehörte. 1949-54 und 1967-90 war er Mitglied der Provisorischen Volkskammer bzw. der Volkskammer der DDR, 1952-57 Abteilungsleiter im Verlag „Volk und Wissen" und leitete 1957-66 den Aufbau-Verlag in Berlin. 1959-66 stand er dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vor. 1966-73 war G. Kulturminister, 1973-78 erster DDR-Botschafter in Rom und 1979-88 Staatssekretär für Kirchenfragen in der DDR. LITERATUR: Helmut Müller-Enbergs/Bernd-Rainer Barth: G., K. In: Helmut Müller-Enbergs/Jan Wielgohs/Dieter Hoffmann (Hrsg.): Wer war wer in der DDR? Berlin 22001, S. 297 f. - K. G. Staatssekretär für Kirchenfragen 1979-1988. Dokumente, Selbstzeugnisse, Interviews und Kommentare. Hrsg. v. Horst Dohle. Berlin 22003.
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Η Haarhaus,
Julius Rüttger, Buchhändler, Herausgeber, Schriftsteller, * 4 . 3 . 1 8 6 7 B a r m e n (heute zu Wuppertal), t 1 9 . 8 . 1 9 4 7 Leipzig. H. war Buchhändler in Bonn und Leipzig; zeitweise war er auch Lektor von Reclams Universal-Bibliothek und gab die „Grenzboten" in Leipzig heraus. H. veröffentlichte zahlreiche Novellen und Romane, vor allem historische R o m a n e sowie Jagd- und Tiergeschichten (u. a. Der Birschknecht von Hambach, 1919). WEITERE WERKE: Christnachtphantasien. Leipzig 1893. Johann Wolfgang von Goethe. Leipzig 1899. - Blattschüsse. Ziemlich wahre Jagdgeschichten. Leipzig 1923.
Haas,
Adolf, Jurist, Verleger, Politiker, * 1 7 . 6 . 1 8 4 4 N e u b u r g / D o n a u , f 4 . 1 1 . 1 9 0 8 Augsburg. H. war zunächst als Jurist im bayerischen Staatsdienst tätig, verließ diesen im Zuge des Kulturkampfes und w u r d e 1871 Redakteur der „Augsburger Postzeitung" und der „Neuen Augsburger Zeitung". Später ü b e r n a h m er die Leitung des Verlags und baute diesen zu einem der größten kath. Zeitungsunternehmen aus. H. gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Zentrumspartei in Schwaben und war bis zu seinem Tod Vorstandsmitglied. LITERATUR: H. R i n k / A u g u s t Vetter: Dr. M a x Huttier, Α. H. und Joseph Grabherr. In: Augsburger Postzeitung und Neue Augsburger Zeitung im neuen Heim. Sonderausgabe 1913, S. 22-25.
Haas, Albert,
Pseud. Harry Fiedler, Publizist, Diplomat, * 2 1 . 3 . 1 8 7 3 Herzberg, t 1935 Buenos Aires. H. studierte in Berlin, Bonn, Freiburg/Breisgau, Genf und Paris. Z u m Dr. phil. promoviert, lehrte er 1898-1904 a m Bryn M a w r College in Pennsylvania. N a c h einer Tätigkeit bei den Ältesten der K a u f m a n n s c h a f t von Berlin 1 9 0 4 / 0 5 wurde er 1905 Redakteur des „Berliner Tageblatts" und übernahm 1907 die Leitung der „Neuen Hamburger Börsenhalle". Seit 1910 Chefredakteur des „Berliner BörsenCouriers", wechselte er 1916 in gleicher Eigenschaft zur Transocean-Gesellschaft. Seit 1924 stand er als Attache der Deutschen Gesandtschaft in Buenos Aires in diplomatischen Diensten. H. veröffentlichte u. a. rechts- und staatswissenschaftliche Schriften sowie mehrere Monographien über Argentinien (Argentinien, seine Weltstellung und Weltanschauung, 1921).
Haas, Ernst,
österr. Photograph, * 2 . 3 . 1 9 2 1 Wien, t 1 2 . 9 . 1 9 8 6 N e w York. Nach seiner Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien machte H. 1944 seine ersten Photodokumentationen über die Zerstörungen in der österr. Hauptstadt. Seine Photos von der A n k u n f t der ersten österr. Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft (1949) fanden weltweit Beachtung. H. w u r d e Mitarbeiter der Zeitschriften „ M a g n u m " und „Life" und ging 1950 in die U S A , wo er zu den ersten Photographen gehörte, die mit Farbphotos arbeiteten. Er veröffentlichte mehrere Bildbände. 1962 wurde ihm als erstem Photographen eine Einzelausstellung im N e w Yorker M u s e u m of Modern Art gewidmet. LITERATUR: Ε. H. M ü n c h e n 1984. - Freddy Langer: Ε. H. Hamburg 1992.
Haas,
Georg Emanuel, österr. Publizist, Schriftsteller, * 1 3 . 2 . 1 8 2 1 Wien, t 4 . 5 . 1 8 9 5 R o m . Seit 1841 bei der niederösterreichischen Landesregierung tätig, studierte H., Sohn eines K a u f m a n n s , Philologie und Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und w u r d e 1850 zum Dr. phil., 1853 zum Dr. jur. promoviert. Anschließend w a r er bei der österr. G e s a n d t s c h a f t in M ü n c h e n tätig. 1866 ü b e r n a h m H. dort die Leitung des süddeutschen Korrespondenzbüros. Nach Wien zurückgekehrt, redigierte er seit 1872 die „General-Correspondenz" und arbeitete u . a . bei den Wiener „Historisch-politischen Blättern" mit. 1879 siedelte er nach Gloggnitz über und war vorwiegend als freier Schriftsteller tätig. In seinen zeit- und gesellschaftskritischen Schriften zeigte sich H. als überzeugter Katholik und Patriot (Giftblüten am Lebensbaum des Volkes, 1891). N e b e n Essays gehören Gedichte und R o m a n e zu seinen Werken. WEITERES WERK: Politische Kampflieder. Wien 1848. LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1957, S. 117 f.
Haas,
Paul, Jurist, Verleger, * 1 . 1 1 . 1 8 7 6 Augsburg, t 1 0 . 9 . 1 9 5 1 Augsburg. H. w a r Stipendiat des M a x i m i l i a n e u m s und studierte an der Univ. M ü n c h e n die Rechte. Später trat er in den Gerichts- und Verwaltungsdienst ein und w u r d e 1906 A n walt a m Land- und Oberlandesgericht in M ü n c h e n . 1924 wechselte H. an das Landgericht A u g s b u r g und ü b e r n a h m die alleinige G e s c h ä f t s f ü h r u n g des Literarischen Instituts Haas & Grabherr. Unter seiner Leitung entwickelte sich die „Neue Augsburger Z e i t u n g " zur f ü h r e n d e n kath. Tageszeitung in Süddeutschland; auch die „ A u g s b u r g e r Postzeitung" gestaltete H. neu. 1924 gründete er die „Süddeutsche Woche", 1927 das „Katholische Sonntagsblatt für die Diözese Augsburg". H. war Vorsitzender des Schwäbischen Zeitungsverleger-Vereins. LITERATUR: Felix Hardt: P. H. In: P r e s s e k u n d e 5 ( 1 9 3 1 / 3 2 ) S. l f .
Haas,
Willy, Pseud. Caliban, Essayist, Kritiker, Lektor, Herausgeber, * 7 . 6 . 1 8 9 1 Prag, t 4 . 9 . 1 9 7 3 H a m b u r g . W ä h r e n d seiner Schulzeit in Prag b e f r e u n d e t e sich H. mit Franz Werfel, Paul —»Kornfeld, M a x —>Brod u n d Franz K a f k a . Als Jurastudent an der dortigen Univ. rief er 1911 die literarische Zeitschrift „Die Herder-Blätter" ins Leben und beteiligte sich an der G r ü n d u n g des Herder-Vereins, in dem u . a . H u g o von H o f m a n n s t h a l und K a f k a Lesungen abhielten. Durch Vermittlung Werfeis erhielt H. 1914 eine Stelle als Lektor im Leipziger Kurt Wolff Verlag, meldete sich aber bei Kriegsbeginn als österr. Leutnant an die Balkanfront. Seit 1920 lebte H. als Filmkritiker (u.a. für die Tageszeitung „Filmkurier") und D r e h b u c h a u t o r in Berlin und begründete 1925 z u s a m m e n mit Ernst - » R o w o h l t die Zeitschrift „Die literarische Welt". N a c h der nationalsozialistischen M a c h t ü b e r n a h m e kehrte H. nach Prag zurück und floh 1939 über Italien nach Indien, w o er englischsprachige Drehbücher für indische Filme verfaßte. N a c h einem Aufenthalt in London 1 9 4 7 / 4 8 als Mitarbeiter des „Central European Observer" kehrte er nach Deutschland zurück und w u r d e Theater- und Literaturkritiker der Tageszeitung „Die Welt". H. veröffentlichte zahlreiche Essays sowie ein Erinnerungsbuch unter dem Titel Die literarische Welt (1957).
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Haase WEITERE WERKE: Calibans Weitblick. Hamburg 1957. Fragmente eines Lebens. Frankfurt/Main 1960. - Calibans Panoptikum. Düsseldorf 1963. LITERATUR: Karin Sandfort-Osterwald: W. H. Hamburg 1969. - Wolfgang Jacobsen/Karl Prümm/ Benno Wenz (Hrsg.): W. H. Der Kritiker als Mitproduzent. Texte zum Film 1920-1933. Berlin 1991. Haase Edler von Wranau, Andreas, Drucker, Verleger, Fabrikant, * 30.8.1804 Prag, t 26.6.1864 Prag. Nach Abschluß einer Setzerlehre in Brünn trat H. in die Druckerei seines Vaters Gottlieb H. ein, zu der eine Papierhandlung, eine Schriftgießerei und eine Buchhandlung gehörten. Seit 1827 war er Herausgeber der offiziellen „Prager Zeitung" und der neugegründeten „Unterhaltungsblätter", die später in „Bohemia" umbenannt wurden; ferner publizierte er Kalender in hohen Auflagen. H. wendete als erster in Österreich den Mehrfarben-Öldruck an und sicherte den Schriftgießereien des Familienunternehmens eine führende Stellung. Die 1837 um eine Papiermühle erweiterte Firma expandierte auch auf dem Gebiet des Verlagsund Sortimentsbuchhandels. H. war stellvertretender Bürgermeister von Prag und Präsident der Handels- und Gewerbekammer. LITERATUR: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 3 (1865) S. 19 f. - Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. Beiträge zur einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Bd. 2. Berlin 1903. S. 354 f. - Hans Walter: H., A. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 383. Haase, Theodor Karl, evang. Theologe, Publizist, * 14.7.1834 Lemberg, t 27.3.1909 Teschen (Östeir.Schlesien). Der Sohn Adolf Theodor H.s studierte seit 1852 Theologie und Philologie in Wien, Göttingen, Berlin und Rostock. 1856 in Rostock promoviert, erhielt er 1857 eine Stelle als Religionslehrer in Wien und ging 1859 als Pfarrer nach Bielitz. Dort rief er mehrere karitative und pädagogische Einrichtungen ins Leben, u. a. eine Kinderbewahranstalt (1862) und eine evang. Lehrerbildungsanstalt (1867). H., der 1865-82 Senior des schlesischen Seniorats Augsburgischen Bekenntnisses war, wechselte 1876 als Pfarrer nach Teschen, wo er 1892 das evang. Krankenhaus gründete. An der Leitung der evang. Kirche Österreichs hatte H. als Mitglied des Synodalausschusses (1877-1907) und als Präsident der Generalsynode in Wien (1895) Anteil. Als Mitglied der DeutschFortschrittlichen Partei gehörte er 1873-1905 dem Abgeordnetenhaus und anschließend bis 1909 dem Herrenhaus an. H. war auch als Redakteur und Herausgeber (1865-69, „Neue Protestantische Blätter") tätig und gründete das evang. Wochenblatt „Nowy Czas". WERKE: Licht und Liebe. Predigten und Reden, mit einer Darstellung seines Lebens und Wirkens. Hrsg. v. Wolfgang Haase. Wien 1929. LITERATUR: Harald Zimmermann: Η., Τ. K. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 382 f. - Oskar Wagner: Mutterkirche vieler Länder. Wien/Köln/Graz 1978. - Herbert Patzelt: Geschichte der evangelischen Kirche in Österreich-Schlesien. Dülmen 1989. - Karl Schwarz: Η., Τ. K. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 1360. Habbel, Josef, Verleger, Politiker, * 8.1.1846 Soest (Westfalen), t 20.12.1916 Regensburg. H. machte eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Paderborn und ließ sich 1865 in Mainz als Buchhändler nieder. 1868 trat er in den Regensburger Verlag Pustet ein, dessen Amberger Filiale - samt der kath. „Amberger Volks-Zeitung" er seit 1869 leitete. H. war 1875-89 Vorsitzender des Gemeindekollegiums der Stadt Amberg. 1884 organisierte er
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den dort stattfindenden Deutschen Katholikentag. 1889 siedelte H. nach Regensburg über, um sich dem Ausbau des Buchverlags zu widmen. Als Publizist und Kommunalpolitiker (Zentrumspartei) setzte sich H. für kath. Interessen ein. 1904 übernahm er die Organisation des Deutschen Katholikentags in Regensburg. 1908 wurde H. in den Regensburger Stadtrat gewählt, 1910 zum Kommerzienrat ernannt. WERKE: Habbels Geographisches Handbuch. Regensburg 1915. - Hrsg.: Die Donau in Bayern und Österreich. Landschaft und Kultur. Regensburg 1963. - Hrsg.: Der Heilige Berg Andechs. Regensburg 1967. LITERATUR: Zum 25. Jahrestage des Verlagshauses J. H. Die Mitarbeiter von 1910-35. Regensburg 1935. - J. H. ein Mann der Tat. In: Zeitungsgeschichte Zeitgeschichte. Beiträge zur Regensburger Pressegeschichte. Regensburg 1959, S. 41-46. Habe, Hans, bis 1941 Jänos Bekessy, auch Hans Bekessy, Pseud. Antonio Corte, Frank Richard, Hans Wolfgang, österr. Schriftsteller, Journalist, * 12.2.1911 Budapest, t 29.9. 1977 Locarno. Der Sohn des Journalisten Imre Bekessy begann 1929 als Redakteur der „Wiener Sonn- und Montagspost" seine journalistische Laufbahn. 1930/31 studierte er in Wien und Heidelberg Rechtswissenschaften und Germanistik. Anschließend redigierte er Zeitungen der Reichswehr, wurde 1933 Chefredakteur der Wiener Zeitung „Der Morgen" und war 1935-39 Völkerbundberichterstatter und Korrespondent verschiedener Zeitungen in Genf. 1937 veröffentlichte H. den antifaschistischen „Emigrationsroman" Drei über die Grenze. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich wurden seine Bücher verboten. H. emigrierte 1939 nach Frankreich und kämpfte als Freiwilliger in der französischen Armee. Nach deutscher Kriegsgefangenschaft und Flucht kam er 1940 in die USA. Als Major der amerikanischen Armee wirkte H. nach Kriegsende beim Wiederaufbau des Pressewesens in der amerikanischen Besatzungszone mit. Zu seinen zahlreichen Zeitungsgründungen zählt die „Neue Zeitung" in München, die er bis 1946 als Chefredakteur leitete. 1946-53 war H. auch als Drehbuchautor in Hollywood tätig; später lebte er als freier Schriftsteller und Journalist in Österreich, seit 1960 in Ascona (Schweiz). H. wurde insbesondere als Kolumnist bekannt. Seine polemischen, gegen linksliberale Autoren wie Max Frisch oder Friedrich Dürrenmatt gerichteten Artikel, die vor allem in der „Welt am Sonntag" erschienen, führten zu spektakulären Prozessen. H.s Gesellschafts- und Familienromane (Off Limits, 1954) fanden eine zahlreiche Leserschaft. 1986 erschien seine Autobiographie Ich stelle mich. H. erhielt 1942 die Jerusalem-Medaille, 1972 den Theodor Herzl-Preis, 1976 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1977 den Konrad Adenauer-Preis. Er war Ehrensenator der Univ. Boston, Gouverneur der Univ. Haifa und Präsident des Deutschen Autorenrats. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. München u. a. 1983 ff. - Leben für den Journalismus. 4 Bde., München/Zürich 1976. LITERATUR: Robert C. Jespersen: Η. H. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933. Bd. 1: Kalifornien. Hrsg. v. John M. Spalek und Joseph Strelka. Bern/München 1976, S. 393-413. BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 446. - Simone Barden: Η. H. Journalist ohne Heimat - „Lehrmeister der Deutschen". Diplomarbeit Eichstätt 2000. - Marita Krauss: Η. H. - ungarischer Jude, amerikanischer Presseoffizier, deutscher Erfolgsautor. München 2002.
Hackenschmidt Haber, Hermann, Kaufmann, Zeitungsverleger, * 18.11.1840 Breslau, t 10.2.1897 Breslau. Als Inhaber der alten Wollfirma Julius Haber war H. nicht nur ein anerkannter Industrieller, sondern als einflußreiches Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, Handelsrichter und seit 1876, als Nachfolger seines Vaters Julius H., als Kurator der Fraenckelschen Stiftung in Breslau bekannt. Er war bis zu seinem frühen Tod Herausgeber der 1820 gegründeten „Breslauer Zeitung". Obgleich H. nur wenige Jahre mit der Zeitung verbunden war, hatte er einen wesentlichen Einfluß auf ihre Entwicklung. 1894 wurde die Zeitung von einer Gruppe fortschrittlicher, meist jüdischer Persönlichkeiten erworben. H. war Führer der Freisinnigen Volkspartei in Schlesien und 1869 Mitglied des Gründungsvorstands des Humboldt-Vereins für Volksbildung in Breslau. LITERATUR: Kurt Schwerin: Die Juden im wirtschaftlichen und kulturellen Leben Schlesiens. In: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 25 (1984) S. 148. Haber, Sigmund, Publizist, Schriftsteller, * 11.9.1835 Neisse (Schlesien), t 27.2.1895 Berlin. Nach einer Tätigkeit als Handlungsgehilfe und Kontorist in Breslau kam H. 1870 nach Berlin und beteiligte sich mit Rudolf -»Mosse an der Gründung des „Berliner Tageblatts", dessen humoristische Beilage „Ulk" er konzipierte und als Chefredakteur redigierte. Er schrieb Schwänke und Lustspiele (u.a. Ein Stündchen auf dem Comptoir, 1872) und war Verfasser humoristischer Erzählungen aus dem Berliner Milieu. Habermann, (Hans) Max, Gewerkschafter, * 21.3.1885 Altona (heute zu Hamburg), t 30.10.1944 Gifhorn/Aller. H. arbeitete als Lehrling und Gehilfe im Buchhandel, wurde 1904 Mitglied des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes (DHV), 1907 hauptamtlicher Mitarbeiter in dessen Sozialpolitischer Abteilung und übernahm 1911 die Schriftleitung der „Deutschen Handelswacht", des Zentralorgans des Verbandes. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich H. am Wiederaufbau des DHV und war seit 1922 Leiter der Abteilung Jugend, Berufsbildung und Allgemeinbildung, zunächst in Spandau, dann in Hamburg. 1928 wurde er Vorsitzender des „Internationalen Bundes christlicher Gewerkschaften". Zur Verwirklichung seiner wirtschaftspolitischen Ziele (Stand und Staat, 1931) suchte er den Kontakt zu Heinrich Brüning. 1933 von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern entlassen, engagierte sich H. in der gewerkschaftlichen Widerstandsgruppe um Jakob Kaiser und Wilhelm Leuschner. Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20.7.1944 wurde H. von der Gestapo verhaftet. Im Gefängnis Gifhorn nahm er sich das Leben. WEITERE WERKE: Versicherungsgesetz für Angestellte. Leipzig 1911. - Die neue Ordnung von Kapital und Arbeit. Vortrag. Hamburg 1921. - Stand und Staat. Eine Rede an die junge Mannschaft des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands. Hamburg u.a. 1931. LITERATUR: Jakob Kaiser: Μ. H. Zu seinem Todestag am 30.10.1944. In: Neue Zeit vom 30.10.1947. - Iris Hamel: Völkischer Verband und nationale Ordnung. Hamburg 1967. - Jochen-Christoph Kaiser: Η., Η. M. In: RGG4, Bd. 3, 2000, Sp. 1364 f. Haberstich, Samuel, Pseud. Arthur Bitter, schweizer. Schriftsteller, * 20.10.1821 Ried bei Schloßwil (Kt. Bern), t 24.2.1872 Bern. Der Sohn eines Schmieds arbeitete seit 1839 als Schreiber beim Finanzdepartement des Kantons Bern und besuchte juristische und philosophische Vorlesungen an der dortigen Universität. Seit 1846 war er als freier Journalist und
Schriftsteller tätig. Nach seiner Teilnahme am Sonderbundskrieg gründete er 1849 die humoristisch-satirische Wochenschrift „Schweizerisches Charivari", die von der Berner Regierung verboten wurde. 1850 aus dem Kanton ausgewiesen, hielt sich H. 1853-55 in Zürich auf. 1856 nach Gümlingen bei Bern zurückgekehrt, ging H. 1857 als Redakteur nach Langnau, 1860 nach Thun. Seit 1862 lebte er wieder in Bern und schrieb u. a. für das Feuilleton der „Basler Nachrichten" und der „Neuen Zürcher Zeitung". H. veröffentlichte 1848 seine Erlebnisse aus dem Sonderbundfeldzug. Neben einigen Gedichten verfaßte er zahlreiche Novellen und Erzählungen, die 1876 in einer fünfzehnbändigen Ausgabe erschienen. WEITERES WERK: Frühlingsgruß. Mit einer biographischen Skizze von Johann Christian Ott. Bern 1872. LITERATUR: A. Schumann: H., S. In: ADB, Bd. 10, 1879, S. 280-282. - Nold Haber: H„ S. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803-1957. Aarau 1958, S. 284-286. Habicher, Theodor, Schriftsteller, Publizist, * 2.9.1859 Schwaz (Tirol), t 13.7.1913 Augsburg. Der Sohn eines Mechanikers besuchte die Handelsakademie und war als Kaufmann tätig. Nach fünfjährigem Dienst in der Fremdenlegion ließ er sich 1873 als Buchhändler in Augsburg nieder. H. war Schriftleiter der Zeitschrift „Der Krieger- und Veteranenfreund" sowie der Reisezeitung „Der Wanderer". Außerdem trat er als Erzähler und Reiseschriftsteller an die Öffentlichkeit. Ein Teil seiner Publikationen ist Schwaben und insbesondere Augsburg gewidmet; seine Zeit in der Fremdenlegion ist Thema der Briefe aus der französischen Fremdenlegion (1894, 3., veränderte Aufl. 1913). Habicht, Ludwig, Schriftsteller, * 23.7.1830 Sprottau (Schlesien), t Ende Dezember 1908 Amalfi (Italien). Seit 1845 Angestellter in einem Rechtsanwaltsbüro, bildete sich H. autodidaktisch weiter. Seit 1857 widmete er sich ganz der schriftstellerischen Tätigkeit. Zunächst in Dresden ansässig, übersiedelte H. 1862 nach Berlin, wo er zeitweise Redakteur des „Deutschen Magazins" war. Später lebte er in Sagan, bis er sich 1881 in Italien niederließ. Von Karl -> Gutzkow entdeckt, veröffentlichte H. 1865 seinen ersten historischen Roman Der Stadtschreiber von Liegnitz (3 Bde.). Es folgten vor allem Zeitromane, Schmugglergeschichten und Kriminalerzählungen (Das Haus des Unfriedens, 1877). WEITERE WERKE: Irrwege. Erzählungen und Novellen. 2 Bde., Breslau 1866. - Zwei Höfe. 3 Bde., Berlin 1870. Schein und Sein. 5 Bde., Jena 1878. - Im Sonnenschein. 3 Bde., Breslau 1885. Hack, Bertold, Antiquar, Redakteur, * 22. 8.1925 Hamburg, f 9.9.1994 Freiburg/Breisgau. Zum Antiquar ausgebildet, war H. 1951-64 Redakteur beim „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" in Frankfurt. 1952 übernahm er zusätzlich die Redaktion der Bücherzeitschrift „Die Barke", 1956 wurde er mit der Herausgabe des „Archivs für Geschichte des Buchwesens" betraut. 1975-92 war H. Mitglied, zeitweise stellvertretender Vorsitzender der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Er veröffentlichte einen Bibliographischen Arbeitsbericht 1948-1985 (1985). Hackenschmidt, Karl, evang. Theologe, Schriftsteller, * 14.3.1839 Straßburg, t 10.11.1915 Straßburg. Der Sohn eines Korbmachermeisters studierte in Straßburg und Erlangen Theologie, wurde 1869 zum Lie. theol. promoviert und erhielt im folgenden Jahr eine Pfarrstelle in Jaegerthal bei Niederbronn (Elsaß). 1882 kehrte er als Gefängnisseelsorger in seine Heimatstadt zurück und wurde 1885 Pfarrer an Jung St. Peter. H. veröffentlichte zahlreiche theologische Schriften (u. a. Die Kirche im Glauben des evang. Christen, 1881; Der Prophet Jeremia, 1912, 2 1922)
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Hackländer und verfaßte elsässische Heimatliteratur. Seit 1879 gab er den christlichen Volkskalender „Der gute Bote" heraus. WEITERE WERKE: Vaterlandslieder eines Elsässers. Straßburg 1871. - Der christliche Glaube. Calw/Stuttgart 1901. Der Prophet Daniel. Gütersloh 1914. - Der Krieg und die Lüge. Vorträge. Straßburg 1915. LITERATUR: Otto Michaelis: Κ. H. Ein deutscher Sänger und Prophet des Elsasses. Straßburg 1916. Hacklällder, Friedrich Wilhelm Ritter von, Schriftsteller, * 1.11.1816 Burtscheid (heute zu Aachen), t 6.7.1877 Leoni/Starnberger See. Der Lehrerssohn wuchs, früh verwaist, in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete als Lehrling in einem Elberfelder Textilgeschäft. 1832 trat er als Freiwilliger in die preuß. Artillerie ein, kehrte aber bald zu seiner kaufmännischen Tätigkeit zurUck. 1840 siedelte H. nach Stuttgart über und versuchte vergeblich, im Buchhandel und beim Theater Fuß zu fassen. Er konnte aber seine ersten Erzählungen in -> Cottas „Morgenblatt" veröffentlichen. Nach einer Orientreise als Begleiter des Oberstallmeisters Wilhelm von Taubenheim erhielt H. eine Stelle als Volontär bei der Hofkammer und wurde 1843 zum Hofrat, Sekretär und Reisebegleiter des württembergischen Kronprinzen ernannt, mit dem er 1844-46 Italien, Belgien, Österreich und Rußland bereiste. 1849 schied H. bei vollem Gehalt aus dem Hofamt aus und betätigte sich als Kriegsberichterstatter in den Hauptquartieren Radetzkys beim Feldzug in Piemont und des Prinzen Wilhelm von Preußen beim Badischen Feldzug (Bilder aus dem Soldatenleben im Kriege, 2 Bde., 1849). Nach Stuttgart zurückgekehrt, gründete H. 1850 die Künstlergesellschaften „Die Glocke" und „Bergwerk", an denen u.a. Franz Liszt und Emanuel von Geibel teilnahmen. Außerdem war H. Mitgründer der „Hausblätter" (1855) und des Familienblatts „Über Land und Meer" (1857). Seit 1859 Bauund Gartendirektor König Wilhelms, beteiligte sich H. u. a. an der Gestaltung der Stuttgarter Schloßparkanlagen, bis er sich 1865 als freier Schriftteller nach Leoni am Starnberger See zurückzog. Er war als Verfasser von Romanen, humoristischen Erzählungen und Lustspielen erfolgreich. Seine Autobiographie Der Roman meines Lebens (2 Bde.) wurde postum 1878 veröffentlicht ( 2 1879). WERKE: Erste Gesamt-Ausgabe. 60 Bde., Stuttgart 1855-73. LITERATUR: Hans Peter Siebel: F. W. H. Eine Bibliographie. Heidelberg 1997. - Fritz Martini: H., F. W. Ritter v. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 412 f. - Manfred Altner: F. W. H. in seiner Zeit. Diss. Jena 1968. - Erich Edler: Die Anfänge der sozialen Novelle in Deutschland. Frankfurt/Main 1977. Jutta Bendt (Hrsg.): F. W. H. (1816-1877). Marbach/Neckar 1998. H a d w i g e r , Victor, Schriftsteller, * 6.12.1878 Prag, t 4.10.1911 Berlin. Der Sohn eines oberösterreichischen Oberstabsarztes studierte seit 1899 Germanistik und Philosophie in Prag, u. a. bei August Sauer und Adolf Hauffen. In der literarischen Gruppe „Jung-Prag" befreundete er sich u. a. mit den Schriftstellern Paul Leppin und Oskar Wiener und dem Maler und Graphiker Richard Teschner. Nach dem Bruch mit seinem Vater 1902 zog H., ohne Studienabschluß und finanzielle Mittel, nach Berlin, wo er als Kritiker bei der „Vossischen Zeitung" arbeitete und Kontakte zu Kabarettisten und Schriftstellern fand. 1903 veröffentlichte er seinen zweiten Gedichtband unter dem Titel Ich bin. Zu H.s Werken, die als früheste Zeugnisse des Expressionismus gelten, zählen auch Erzählungen und Romane (.Abraham Abt, postum 1912). WEITERE WERKE: II Pantegan. Berlin 1919. - Blanche. Berlin 1 920. - Des tragischen Affen Jogo Liebe und Hochzeit. Berlin 1920.
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LITERATUR: Ferdinand Josef Schneider: V. H. 1878-1911. Halle/Saale 1921. - Paul Raabe: Η., V. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 419 f. H a e c k e r , Theodor, Schriftsteller, * 4.6.1879 Eberbach (heute zu Mulfingen, Hohenlohekreis), t 9.4.1945 I t t e r s bach (Kr. Augsburg). H., Sohn eines Ratsschreibers, machte 1894-98 eine kaufmännische Lehre bei einer Esslinger Wollfirma und begann 1901 ein geisteswissenschaftliches Studium in Berlin, das er in München fortsetzte, wo ihn besonders Max Scheler beeinflußte. Nach Abschluß des Studiums arbeitete er im Verlag seines Freundes Ferdinand Schreiber als dessen Stellvertreter. Seit 1911 veröffentlichte er Aufsätze, Satiren und Polemiken in den „Meggendorfer Blättern" sowie in den Zeitschriften „Hochland" und „Der Brenner". 1921 zum Katholizismus konvertiert, bemühte sich H. in seinen Schriften um die Entwicklung einer christlichen Philosophie in Übereinstimmung mit den Lehrsätzen der kath. Kirche. Zu seinen Hauptwerken gehören Christentum und Kultur (1927), Vergil, Vater des Abendlandes (1931, 7 1952) und Der Geist des Menschen und die Wahrheit (1937). H. übersetzte Werke von Vergil, Kierkegaard und Kardinal John Henry Newman. 1935 wurde H. von den Nationalsozialisten mit Redeverbot, 1938 mit Publikationsverbot belegt, hielt aber seine Eindrücke von der Diktatur in privaten Aufzeichnungen fest (Tag- und Nachtbücher. 1939-1945, postum 1947, Neuausg. 1989). Nach dem Tod Ferdinand Schreibers 1942 übernahm er als Geschäftsführer die Leitung von dessen Verlag. H. stand dem Widerstandskreis um die „Weiße Rose" nahe. WEITERE WERKE: Satire und Polemik. 1914-1920. Innsbruck 1922. - Was ist der Mensch? Leipzig 1933. - Schöpfer und Schöpfung. Leipzig 1934. - Der Christ und die Geschichte. Leipzig 1935, 2 1949. - Opuscula. München 1949. Metaphysik des Fühlens. München 1950, 2 1955. - Werke. 5 Bde., München 1958-67. LITERATUR: Günther Böhme: Der Schriftsteller H. und die Philosophie der Gnade. Diss. München 1953. - Eugen Blessing: Τ. Η. Gestalt und Werk. Zürich 1959. - Walter Schnarweiler: H.s christliches Menschenbild. Frankfurt/ Main 1962. - Karin Masser: Τ. H. - Literatur in theologischer Fragestellung. Frankfurt u.a. 1986 (Bibliogr.). Τ. H. 1879-1945. Bearb. v. Hinrich Siefken. Mit einer Bibliographie von Eva Dambacher. Marbach 1989. - Florian Mayr: Τ. H. Eine Einführung in sein Werk. Paderborn u. a. 1994. - Τ. H. Leben und Werk. Texte, Briefe, Erinnerungen, Würdigungen. Zum 50. Todestag am 9. April 1995. Hrsg. v. Bernhard Hanssler und Hinrich Siefken. Esslingen/Sigmaringen 1995. - Daniela Dunkel: Η., T. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1372. - Τ. H. (1879-1945). Verteidigung des Bildes vom Menschen. Hrsg. v. Gebhard Fürst/Peter Kastner/ Hinrich Siefken. Stuttgart 2001. H a g e l e , Joseph Matthias, Lehrer, Schriftsteller, Publizist, * 24.2.1823 Zizenhausen bei Stockach, t 1892 (?) Freiburg/Breisgau. H. studierte Theologie, dann Philosophie, Geschichte und Philologie in Freiburg/Breisgau und Heidelberg. Im Zuge der Revolutionsereignisse wurde er 1848 verhaftet und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. 1852 begnadigt, wurde er Gymnasiallehrer. Seit 1854 arbeitete H. im Freiburger Herder-Verlag, bis er 1859 eine Tätigkeit als Registrator in der dortigen erzbischöflichen Kanzlei aufnahm. 1865-67 war er Schriftleiter des „Freiburger Boten". H. veröffentlichte Erzählungen und politische Essays, u. a. Die Revolution und die moderne Gesellschaft (1869). WEITERE WERKE: Erfahrungen in einsamer und gemeinsamer Haft samt unmaßgeblicher Gedanken über das
Häpe Gefängnißwesen. Leipzig 1857. - Der m o d e r n e Fortschritt und die arbeitenden Klassen. F r a n k f u r t / M a i n 1865. - Die katholischen Feiertage und das goldene Kalb mit seinen Hornisten. Freiburg/Breisgau 1869. H ä g l s p e r g e r , Franz Seraph, kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 . 1 0 . 1 7 9 6 H u b (Bayern), t 5 . 1 1 . 1 8 7 7 Egglkofen bei N e u m a r k t / R o t t . H., Sohn eines wohlhabenden Einödbauern, wurde 1827 Pfarrer, später Dechant in E g g l k o f e n . 1827 begann er mit der Herausgabe der von Johann Michael Hauber begründeten .Jugendbibliothek", die er bis 1844 fortführte. H. redigierte die Zeitschrift „Timotheus" f ü r den seelsorgenden Klerus und verfaßte selbst zahlreiche Erbauungsschriften. H.s Werke sind der Priesterschule Johann Michael Sailers verpflichtet (u.a. Festabende im priesterlichen Leben, 3 Bde., 1828-30). WEITERE WERKE: Die Pilgerfahrt nach der Heimath. München 1823. - Das Leiden des Herrn. Sulzbach 1829. Früchte aus dem Garten der Geschichte. München 1830. Sommerrosen. M ü n c h e n 1834. LITERATUR: Peter H a m a n n : Geistliches Biedermeier im altbayerischen Raum. Regenburg 1954. - M a n f r e d Eder: F. S. H. (1796-1877). Dekan und Pfarrer in Egglkofen. In: Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Hrsg. v. Georg Schwaiger. 2. Teil. Regensburg 1989, S. 611-619. H a e g y , Franz Xaver, Publizist, Politiker, * 2 . 1 2 . 1 8 7 0 Hirsingen/Sundgau, t 1 1 . 5 . 1 9 3 2 Colmar. H. Schloß das Studium der Theologie in M ü n c h e n und Würzburg mit der der Promotion ab u n d w u r d e Vikar in Thann (Elsaß). Anschließend ü b e r n a h m er die Schriftleitung des „Mülhauser Volksblatts", später die des „Elsässer Kuriers" und wurde Geschäftsführer des Verlagskonzerns „Alsatia". 1911-18 Mitglied des Deutschen Reichstags, engagierte sich H. als Wortführer elsässischer Autonomiebestrebungen. Seit 1929 gehörte er dem oberelsässischen Generalrat an. LITERATUR: Im Dienst der Kirche und des Volkes. Festschrift zum 60. Geburtstage des A b b e Dr. X. H. Colmar 1930. H a e n i s c h , (Benno Fritz Paul Alexander) Konrad, Politiker, Journalist, * 1 4 . 3 . 1 8 7 6 Greifswald, t 2 8 . 4 . 1 9 2 5 Wiesbaden. H., der wegen „sozialistischer U m t r i e b e " v o m Gymnasium relegiert worden war, arbeitete zunächst in einer Buchhandlung in Leipzig und hörte an der dortigen Univ. volkswirtschaftliche und historische Vorlesungen. Nach einem Volontariat bei der „Leipziger Volkszeitung" war er Redakteur sozialistischer Zeitungen in Ludwigshafen, Dresden, Dortmund und Leipzig. Als Chefredakteur der „Dortmunder Arbeiterzeitung" wurde er 1905 wegen „Pressevergehens" zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. 1911 übernahm H. die Leitung der Flugblattzentrale der S P D in Berlin. Seit 1900 gehörte er dem preuß. Abgeordnetenhaus an. H., der 1915-19 die sozialistische Zeitschrift „Die G l o c k e " redigierte, setzte sich als preuß. Kultusminister 1918-21 für die Einheitsschule, ein. 1919 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung, 1921-24 dem preuß. Landtag an. 1924 wurde H. Regierungspräsident in Wiesbaden. Er veröffentichte u. a. Neue Bahnen der Kulturpolitik (1921). WEITERE WERKE: Staat und Hochschule. Berlin 1920. Ferdinand Lassalle. Leipzig 1925. LITERATUR: Wolfgang H o f m a n n : Η., B. F. P. Α. K. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 442-444. - Matthias John: Κ. H. „und von Stund an ward er ein anderer". Berlin 2002.
H a e n l e , Siegfried, Jurist, * 2 8 . 6 . 1 8 1 4 Heidingsfeld bei Würzburg, t 3 0 . 9 . 1 8 8 9 Ansbach. H., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte seit 1834 Philosophie und Rechtswissenschaft in M ü n c h e n und W ü r z b u r g . A n schließend als Journalist in Paris, L o n d o n und W ü r z b u r g tätig, ü b e r n a h m er 1841 die Schriftleitung der liberal ausgerichteten „Neuen Würzburger Zeitung". Seit 1848 w a r er als Rechtsanwalt tätig und e r w a r b sich einen N a m e n als S c h w u r gerichtsverteidiger. 1854 v o m Judentum z u m Protestantism u s übergetreten, wirkte er 1855 als A n w a l t in Feuchtwangen, 1858 in Ansbach. H. gehörte d e m Vorstand des Bayerischen Anwaltvereins an, w a r Mitbegründer des Deutschen Anwaltvereins und w u r d e 1872 Schriftleiter der „Juristischen Wochenschrift". H. veröffentlichte lokalhistorische Schriften, insbesondere zu A n s b a c h und seiner U m g e b u n g , u . a . Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstentum Ansbach (1867). WEITERE WERKE: Würzburg und seine U m g e b u n g e n . Würzburg 1844. Nachdr. W ü r z b u r g 1980. - H a n d b u c h f ü r Reisende auf dem Maine. Würzburg 1843, 2 1845. LITERATUR: Adolf Bayer: H., S. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 4. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1930, S. 219-223. H ä n t z s c h e l , Kurt (Emil Richard), Jurist, Beamter, * 1 3 . 7 . 1 8 8 9 Berlin, f 1941 Brasilien. H „ Sohn eines Professors an der T U Berlin, studierte 1908-11 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten Heidelberg, Leipzig, Grenoble, O x f o r d und Berlin und w u r d e 1912 in Leipzig promoviert ( L u f t r a u m und Grundeigentum). Nach Kriegsdienst und Referendariat ging er 1919 als Stellvertreter des Handelsattaches an die deutsche Gesandtschaft in Stockholm. 1920 wurde H. preuß. Regierungsrat, 1929 Ministerialdirigent und Leiter der Politischen Abteilung des Reichsministeriums des Innern. H. war Mitglied der Demokratischen Partei Deutschlands und Mitglied des Parteiausschusses. Seit 1929 lehrte er als Dozent f ü r Presserecht an der Univ. Berlin. 1933 aus d e m Reichsdienst entlassen und vorübergehend inhaftiert, emigrierte H. nach Wien, w o er 1 9 3 4 / 3 5 b e i m Verlag „Neues Wiener Journal" tätig war. 1937 ging er nach Säo Paulo. In Rolandia (Parana) erwarb er mit seinem jüngeren Bruder eine Urwaldparzelle, auf der er 1941 erschossen wurde. H. zählte zu den f ü h r e n d e n Presserechtlern der Weimarer Republik und hatte großen Einfluß auf den A u f b a u des R u n d f u n k s in den zwanziger Jahren, dessen Bedeutung als d e m o k r a tisches M e d i u m er früh erkannte. Er war Vorsitzender der Presserechtskommission der Federation Internationale des Journalistes. E. veröffentlichte u . a . Reichspreßgesetz und die übrigen preßrechtlichen Vorschriften des Reichs und der Länder (1927) und Das deutsche Pressrecht (1928). Mit Viktor - > Bruns gab er 1928-31 „Die Preßgesetze des E r d b a l l s " heraus. WEITERES WERK: Die Verordnungen gegen politische Ausschreitungen. Berlin 1932. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 262. - Jürgen Wilke: Im Dienst von Pressefreiheit und R u n d f u n k o r d n u n g . Zur Erinnerung an Κ. H. aus A n l a ß seines hundertsten Geburtstages. In: Publizistik 34 (1989) S. 7-28. - Ders.: Bibliographie Κ. H. (1912-1933). In: Ebd., S. 190-194. H ä p e , H u g o , Jurist, Stenograph, * 2 3 . 5 . 1 8 1 8 Ebersdorf (Reuß), t 8 . 1 0 . 1 9 0 2 Dresden. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und der Philosophie in Leipzig war H. seit 1845 als Berichterstatter f ü r das Ministerium des Innern in Leipzig tätig. E r arbeitete als Redakteur des „Dresdner Tagblatts", bis er aus politischen Gründen den Journalismus aufgeben m u ß t e und sich 1849 in Dresden als Rechtsanwalt niederließ. 1853
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Haerdter wurde Η. zum Regierungsrat und Vortragenden Rat im sächsischen Innenministerium ernannt. 1854 übernahm er zusätzlich die kommissarische Leitung des Kgl. Stenographischen Instituts in Dresden. H. beteiligte sich an der Gründung des „Correspondenzblatts des Königlichen Stenographischen Instituts zu Dresden". Im Innenministerium blieb H., seit 1860 Geheimer Regierungsrat, bis 1894 tätig. Er veröffentlichte u.a. Die Stenographie als Unterrichtsgegenstand (1863). LITERATUR: Max Fröhliger: Η. H. und seine Beziehungen zur Stenographie. Dresden 1893. - Robert Fuchs: Η., H. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 7, 1905, S. 248-250. H a e r d t e r , Robert, Publizist, * 25.5.1907 Mannheim, t 3.4.1995 Stuttgart. H. studierte Geschichte und Soziologie an den Universitäten Berlin, Wien und Heidelberg, wo er promoviert wurde. 1933/34 war er Redakteur der „Vossischen Zeitung", 1935 bei der Deutschen Buchgemeinschaft und 1936-43 bei der „Frankfurter Zeitung". Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg gehörte er mit Bernhard —> Guttmann und Benno —> Reifenberg zu den Gründern der Zeitschrift „Die Gegenwart", deren Mitherausgeber er bis 1958 war. 1959-65 war er Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung" und dann Mitarbeiter u. a. der „Stuttgarter Nachrichten" und des Süddeutschen Rundfunks. H. verfaßte vor allem Reportagen, Kommentare und Essays (u. a. Spanisches Capriccio. Bilder einer Reise, 1957; Signale und Stationen, 1945-1973, 1974) sowie Erzählungen (Der Schuß auf dem See, 1943). WEITERE WERKE: Wirtschaftsgeist und Politik. Frankfurt/ Main 1936. - Tagebuch Europa. München 1967. Hättenschwiller, Alphons (Oskar), schweizer. Jurist, Publizist, * 1.8.1875 Goldach bei St. Gallen, t 1.6.1944 Luzern. H. studierte an den Universitäten Freiburg (Schweiz), München, Berlin und Basel Rechtswissenschaften und Nationalökonomie, wurde 1899 zum Dr. jur. und Dr. rer. pol. promoviert und unternahm Studienreisen durch Europa. In die Schweiz zurückgekehrt, arbeitete er zunächst bei Ernst —> Feigenwinter in Basel und ließ sich anschließend als Rechtsanwalt in Rapperswil nieder. 1906 wurde H. zum ersten Generalsekretär der Zentralstelle des Schweizer Katholischen Volksvereins gewählt, dessen Direktion er bis 1940 innehatte und dessen Jahrbuch er bis 1925 redigierte. 1901-18 war er Vertreter der Katholiken im Arbeiterbund, 1919-37 Vorstandsmitglied des Christlichsozialen Arbeiterbundes der Schweiz. 1912 gehörte er zu den Gründern der Schweizerischen Konservativen Volkspartei, deren Vorstand er bis 1944 angehörte. 1914-22 war er Redakteur des „Schweizer Katholiken". H. veröffentlichte zahlreiche Schriften zu kirchlichen und gesellschaftspolitischen Fragen, u. a. Die Erziehung zum Staatsbürger (1916). WEITERE WERKE: Aufgaben und Ziele der gewerblichmittelständischen Arbeitsgemeinschaft. Bern 1931. - 2 5 Jahre Zentralschweizerischer Presseverein. Luzern 1937. Grundfragen der Wirtschaftspolitik. Luzern 1944. - Rückkehr zum Menschen in der amerikanischen Wirtschaft. Zürich 1950. Häusser, Ludwig, Historiker, Staatsmann, * 26.10.1818 Kleeburg (Elsaß), t 17.3.1867 Heidelberg. H. studierte in Heidelberg zunächst Philologie und anschließend Geschichte. 1839 promoviert, wurde er nach kurzer Tätigkeit als Gymnasiallehrer Privatdozent, 1845 a. o. und 1849 o. Prof. der Geschichte an der Univ. Heidelberg. H. beteiligte sich 1847 an der Gründung der liberalen „Deutschen Zeitung", die er 1848 zusammen mit Georg Gottfried —* Gervinus herausgab. 1848 gehörte er dem Vorparlament und der Badischen Kammer an; 1850 war er Mitglied
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des Unionsparlaments in Erfurt. 1850 zog sich H. aus der Politik zurück, gehörte aber 1859 wieder zu den führenden Verfechtern einer preußisch-kleindeutschen Lösung. Er war Mitgründer der „Süddeutschen Zeitung", 1862 an der Gründung des Deutschen Abgeordnetentags beteiligt und erneut Mitglied der Zweiten Badischen Kammer. H. veröffentlichte u. a. Deutsche Geschiche vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des Deutschen Bundes (4 Bde., 1854-57). WEITERE WERKE: Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen. Heidelberg 1845. - Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des deutschen Bundes. 4 Bde., Berlin 1854-57. - Gesammelte Schriften. 2 Bde., Berlin 1869-70. - Geschichte der französischen Revolution. Berlin 1877. LITERATUR: Karl Hillebrand: L. H. In: Ders.: Unbekannte Essays. Berlin 1955, S. 242-273. Anneliese Kaltenbach: L. H. historien et patriote (1818-1867). Paris 1965. - Peter Fuchs: H., L. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 456-459. - Peter Fuchs: L. H. 1818-1867. In: Pfälzer Lebensbilder. Hrsg. v. Kurt Baumann. Bd. 2. Speyer 1970, S. 215-256. H a f f n e r , Alex, Industrieller, Publizist, * 2.8.1883 Münsingen (Württemberg), t 2.7.1969 Stuttgart. Der aus einer Beamtenfamilie stammende H. studierte in Tübingen und Berlin und wurde 1908 zum Dr. rer. pol. promoviert (Das Notenbankwesen in der Schweiz, in England und Deutschland). Zunächst Zweiter Syndikus der Handelskammer in Magdeburg, trat er 1914 als Direktionsassistent in die Schuhfirma Salamander in Kornwestheim bei Stuttgart ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Direktor und 1924 Generaldirektor des Unternehmens. Seit 1948 war er Mitglied des Wirtschaftsrats des Vereinigten Wirtschaftsgebiets in Frankfurt/Main und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses in diesem Gremium. 1949 war H. an der Gründung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" beteiligt, deren Verwaltungsrat er dann angehörte. Er veröffentlichte u.a. Aufzeichnungen (1966). LITERATUR: Friedemann Siering: Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35-86. H a f f n e r , Karl, eigentl. Karl Schlächter, Schriftsteller, * 8.11.1804 Königsberg, t 29.2.1876 Wien. H. Schloß sich 1820 einer wandernden Schauspielertruppe an. 1830 wurde er Theaterdichter in Pest, wo er u.a. das Trauerspiel Bathorys Tod verfaßte. 1841 erhielt er die Stelle des „Hausdichters" am Theater an der Wien, später am Josefstädter Theater, und war Schriftleiter der satirischen Wochenschrift „Böse Zungen". H. schrieb Volksstücke, Possen, Romane (u.a. Nestroy, 3 Bde., 1864-66) und das Textbuch zur Fledermaus von Johann Strauß Sohn. LITERATUR: Joseph Kürschner: Η., K. In: ADB, Bd. 10, 1879, S. 319 f. H a f f n e r , Paul Leopold, kath. Theologe, Bischof von Mainz, * 21.1.1829 Horb/Neckar, t 2.11.1899 Mainz. H., Sohn eines Arztes, studierte seit 1847 an der Univ. Tübingen und wurde 1852 zum Priester geweiht. Nach der Promotion zum Dr. phil. wurde er 1854 Repetent am Tübinger Wilhelmsstift und Privatdozent für Philosophie. 1855-76 Prof. der Philosophie in Mainz, lehrte er seit 1864 auch Apologetik am dortigen bischöflichen Seminar. Seit 1866 Domkapitular, wurde H. 1886 zum Bischof von Mainz gewählt, nachdem der Bischofsstuhl infolge des Kulturkampfes neun Jahre lang nicht besetzt gewesen war. Er war Mitbegründer
Hagedorn der Görres-Gesellschaft, erster Vorsitzender ihrer philosophischen Sektion, Leiter des 1864 gegründeten „Katholischen Broschürenvereins" und Herausgeber der . f r a n k f u r t e r zeitgemäßen Broschüren" (1879-86). H. veröffentlichte u . a . Grundlinien der Philosophie als Aufgabe, Geschichte und Lehre zur Einleitung in die philosophischen Studien (2 Bde., 1881-84). WEITERE WERKE: Die deutsche Aufklärung. Mainz 1864. Der Materialismus in der Kulturgeschichte. M a i n z 1865. S a m m l u n g zeitgemäßer Broschüren. F r a n k f u r t / M a i n 1887. LITERATUR: T h o m a s Ball: P. L. H. als Philosoph. Diss. Mainz 1949 (Bibliogr.). - Ludwig Lenhart: P. L. H. Der schwäbische Philosoph auf dem M a i n z e r Bischofsstuhl. In: Jahrbuch f ü r das Bistum M a i n z 8 ( 1 9 5 9 / 6 0 ) S. 11-117. - Ludwig Lenhart: H., P. L. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 463. - Anton Brück: H., P. L. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 276-278. - Friedhelm Jürgensmeier: H „ P. L. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 1139. H a f f n e r , Sebastian, eigentl. Raimund Pretzel, Historiker, Publizist, * 2 7 . 1 2 . 1 9 0 7 Berlin, t 2 . 1 . 1 9 9 9 Berlin. Der Sohn eines aus Groß-Tychow (Kr. Belgard, Hinterpommern, heute Polen) stammenden Schulrektors und späteren Regierungsdirektors und Bruder des Germanisten Ulrich Pretzel studierte Rechtswissenschaften, wurde 1933 Gerichtsassessor und 1935 bei Martin Wolff zum Dr. jur. promoviert. Schon früh hatte H. nebenbei zu schreiben begonnen, zunächst f ü r die „Vossische Zeitung", nach 1933 u . a . auch für die „Berliner Zeitung". Bis 1936 im Staatsdienst tätig, wandte sich H. z u n e h m e n d dem Journalismus zu. 1938 emigrierte er mit seiner späteren ersten Frau, Erika Hirsch, die nach den Nürnberger Gesetzen als „Volljüdin" eingestuft war, nach Großbritannien. In London war H. seit 1940 als Redakteur einer deutschsprachigen Emigrantenzeitung tätig. Im Jahr zuvor hatte er unter dem später beibehaltenen Pseudonym „Sebastian H a f f n e r " (nach Johann Sebastian Bach und einer Mozart-Symphonie) sein erstes politisches Buch verfaßt: Germany: Jekyll & Hyde, das 1940 in L o n d o n erschien (dt., leicht gekürzt: 1996). In diesem Werk - das T h o m a s M a n n 1940 als eine „vorzügliche Analyse" lobte - b e m ü h t e sich H., die Alliierten über die inneren Verhältnisse Deutschlands aufzuklären. Neben typologischen Charakterisierungen der verschiedenen politischen Einstellungen der deutschen Bevölkerung („Naziführer" und „Nazis", „loyale" und „nichtloyale Bevölkerung", „Opposition" und „Emigranten") ist es vor allem die Charakterisierung der Person Hitlers als eines ,,potentielle[n] Selbstmörder[s] par excellence", die das Werk bis heute über seinen reinen Quellenwert hinaushebt. Über diese Studie stellte sich der Kontakt zum „Observer" her, f ü r den H. auch nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1954 bis 1961 als Korrespondent tätig blieb. N a c h d e m er sich mit dem „Observer" über die Haltung zum Berliner Mauerbau überworfen hatte, schrieb H. nun auch vermehrt f ü r deutsche Zeitungen, so zunächst für die „Welt", die er aufgrund der Reaktionen auf die „Spiegel-Affäre" bald wieder verließ, f ü r „Christ und Welt" und seit 1962 vor allem für den „Stern". Neben aktuellen Kommentaren schrieb H. größere Essays und Fortsetzungsserien mit überwiegend historischen Themen. Während der sechziger und siebziger Jahre arbeitete er auch für H ö r f u n k und Fernsehen. Entsprechend seiner Überzeugung, daß es die A u f g a b e des Journalisten sei, zu dramatisieren und zuzuspitzen, gab H. i m m e r wieder Anlaß zu Kontroversen. Das breite historisch-politische Interesse H.s spiegelt sich sowohl in biographischen Arbeiten - u. a. über den von ihm persönlich bewunderten Churchill (Winston Churchill, 1947, 1 4 1997) - als auch in Analysen der F o r m e n des modernen Krieges (einleitender Essay zu Mao Tse-Tung: Theorie des Guerillakrieges, 1966).
N a c h seinem Ausscheiden aus der aktiven journalistischen Tätigkeit 1975 schrieb H. mehrere, teils wirkungsvolle Bücher, vor allem die Anmerkungen zu Hitler (1978). Darin unternahm er es, in sieben kurzen Kapiteln die äußeren Bedingungen f ü r den Aufstieg Hitlers zu dessen persönlichcharakterlichen Anlagen in Beziehung zu setzen, und Schloß im Gegensatz zu zahlreichen anderen Hitler-Deutungen mit der Feststellung, daß dieser „in keiner deutschen Tradition" stehe, „am wenigsten in der protestantisch-preußischen". Schon bei Erscheinen vielfach von der Kritik anerkannt, gilt dieses Buch inzwischen als „eines der wenigen absoluten Meisterwerke der historiographischen Literatur des zuende gehenden Jahrhunderts" (U. Raulff). Es folgte das aus einer Artikelserie hervorgegangene B u c h Preußen ohne Legende (1979), der Versuch einer Gesamtdarstellung preuß. Geschichte. H.s letzte M o n o g r a p h i e Von Bismarck zu Hitler (1987) thematisiert mit den schicksalhaften Weichenstellungen der jüngeren deutschen Geschichte auch die ihn selbst zeitlebens bestimmenden A u s g a n g s p u n k t e . WEITERE WERKE: D i e deutsche Revolution 1 9 1 8 / 1 9 : W i e war es wirklich? Bern u . a . 1979. - Überlegungen eines Wechselwählers. M ü n c h e n 1980. - Z u r Zeitgeschichte. 36 Essays. M ü n c h e n 1980. - I m Schatten der Geschichte. Historisch-politische Variationen aus zwanzig Jahren. M ü n c h e n 1987. - Der Vertrag von Versailles. Frankf u r t / M a i n 1988. - Der Teufelspakt. Die deutsch-russischen Beziehungen v o m Ersten zum Zweiten Weltkrieg. Zürich 1989. - Zwischen den Kriegen. Essays z u r Zeitgeschichte. Berlin 1997. - Preußische Profile. Berlin 1998 (mit Wolfgang Venohr). - Geschichte eines Deutschen. Die Erinnerungen 1914-1933. S t u t t g a r t / M ü n c h e n 2000, veränderte Neuausg. M ü n c h e n 2000. - A l s Engländer maskiert. Ein Gespräch mit Jutta Krug über das Exil. S t u t t g a r t / M ü n c h e n 2002. LITERATUR: U w e Soukop: Ich bin nun mal Deutscher. S. H. Eine Biographie. Berlin 2001. Michael Hänel H a g e d o r n , Friedrich von, Schriftsteller, * 2 3 . 4 . 1 7 0 8 Hamburg, t 28.10.1754 Hamburg. H. schrieb bereits als Kind Gedichte, die noch der 1722 verstorbene Vater veröffentlichte. Trotz dürftiger Vermögenverhältnisse ermöglichte ihm seine Mutter den Besuch des Akademischen Gymnasiums, w o ihn besonders Michael —»Richey beeinflußte. 1726 beteiligte sich H . an der Zeitschrift „Der Patriot". 1 7 2 6 / 2 7 war er an d e r Univ. Jena zum Studium der Rechtswissenschaften und der Literatur eingeschrieben; Schulden z w a n g e n ihn j e d o c h , den Aufenthalt abzubrechen. H. war 1729-31 Privatsekretär eines dänischen Gesandten in London und n a h m anschließend eine Stelle als Hofmeisters an. Seit 1733 Sekretär a m English Court, einer englischen Handelsgesellschaft in H a m b u r g , fand er daneben Zeit für seine Studien, dichterischen Projekte und gesellschaftlichen Kontakte. H. w a r ein von Horaz, englischen (u. a. Prior, Gay, Shaftesbury), später französischen (vor allem La Fontaine) Autoren inspirierter anakreontischer Lyriker und Fabeldichter. Er reformierte die literarische Sprache und beschwor in seinen Werken bürgerliche Freiheit und Lebensfreude. H. schrieb zahlreiche Gelegenheitsgedichte und Epigramme. Er gilt als B e g r ü n d e r des literarischen R o k o k o in Deutschland und hatte großen Einfluß auf —> Lessing und den jungen - > Goethe. Z u H.s Werken zählen Versuch einiger Gedichte (1729), Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen (1738), Sammlung Neuer Oden und Lieder (3 Bde., 1742-52, Nachdr. 1974) und Moralische Gedichte 2 (1750, 1753). WEITERE WERKE: Sämmtliche Poetische Werke. 3 Bde., H a m b u r g 1757. - Poetische Werke. 5 Bde., H a m b u r g 1800. Gedichte. Hrsg. v. Alfred Anger. Stuttgart 1968. LITERATUR: Gottfried Stix: F. v. H. Menschenbild und Dichtungsauffassung. R o m 1961. - Kurt W ö l f e l : H „ F. v. In:
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Hagelstange N D B , Bd. 7, 1966, S. 466 f. - Alan Menhennet: H. and the development of G e r m a n poetic style. In: Lessing Yearbook 16 (1984) S. 179-192. - Reinhold Münster: F. v. H. Dichter und Philosoph der fröhlichen Aufklärung. M ü n c h e n 1999. Steffen Martus: F. v. H. - Konstellationen der Aufklärung. Berlin 1999. - Reinhold Münster: F. v. H. Personalbibliographie. Würzburg 2001. H a g e l s t a n g e , Rudolf, Schriftsteller, * 1 4 . 1 . 1 9 1 2 Nordhausen, t 5. 8 . 1 9 8 4 Hanau. H. studierte 1931-33 Germanistik und Sport in Berlin und lebte anschließend auf dem Balkan. Seit 1935 journalistisch tätig, wurde er 1937 Volontär, später Feuilletonredakteur der „Nordhäuser Zeitung". Als Soldat wurde er als Redakteur von Soldatenzeitungen eingesetzt: 1940-43 in Paris, danach in R o m , Verona und Venedig, w o der erste Teil seines Sonett-Zyklus Venezianisches Credo entstand, durch dessen Publikation 1946 er schnell berühmt wurde. H. bereiste ganz Deutschland zu Lesungen, wurde in Ost- und Westdeutschland umworben und ließ sich nach kurzer Tätigkeit im „Kulturbund zur demokratischen E r n e u e r u n g " in der Sowjetischen Besatzungszone endgültig im Westen nieder. Als begabter Redner und Organisator spielte er bis Ende der sechziger Jahre eine führende Rolle im westdeutschen Literaturbetrieb und veröffentlichte Reiseimpressionen, Übersetzungen und erfolgreiche R o m a n e (u. a. Spielball der Götter, 1959), die von der Kritik wegen ihres verharmlosenden U m gangs mit der deutschen Geschichte der Zeit des Nationalsozialismus j e d o c h verrissen wurden. 1977 erschien die autobiographische Schrift Tränen gelacht - Steckbrief eines Steinbocks (1977). WEITERE WERKE: R e n e e Sintenis. Berlin 1947. - Lied der Jahre. F r a n k f u r t / M a i n 1961. - Sport. Gelnhausen 1963. Deutscher Sport. Dortmund 1967. LITERATUR: Karl Krolow: Man erfindet nichts Neues, man findet das Vorhandene. Z u m Tode R. H.s. In: Der Literat 226 (1984) S. 230. H a g e m a n n , (Christian) Carl, Intendant, Theaterwissenschaftler, * 2 2 . 9 . 1 8 7 1 Harburg (heute zu Hamburg), t 2 4 . 1 2 . 1 9 4 5 Wiesbaden. H. brach das Studium des Bauingenieurwesens an der T H Hannover ab und studierte an den Universitäten Rostock, Berlin (bei M a x Herrmann) und Heidelberg, w o er 1900 mit einer theaterwissenschaftlichen Dissertation promoviert wurde. Seit 1901 Redakteur der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung", wurde er 1906 ohne Bühnenpraxis Intendant des M a n n h e i m e r Nationaltheaters und wechselte 1910 als Direktor an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. 1913 b e g a b er sich auf eine als theaterwissenschaftliche Weltreise geplante Studienfahrt, übernahm nach seiner Rückkehr 1915 erneut die M a n n h e i m e r Intendanz und ging 1920 in gleicher Position nach Wiesbaden. H. lehrte seit 1930 am Theaterwissenschaftlichen Institut der Univ. Berlin und war 1945 a m kulturellen Wiederaufbau in Wiesbaden beteiligt. Er veröffentlichte u. a. Die Kunst der Bühne (1923). WEITERE WERKE: M o d e r n e Bühnenkunst. 2 Bde., Berlin 3 1916. - Deutsche Bühnenkünstler u m die Jahrhundertwende. F r a n k f u r t / M a i n 1940. LITERATUR: Hans-Jürgen Bengsch: C. H. und die Szenenr e f o r m der Schauspielbühne. Diss. M ü n c h e n 1951. - H a n s Knudsen: H., C. C. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 468. H a g e m a n n , Walter, Kommunikationswissenschaftler, * 1 6 . 1 . 1 9 0 0 Euskirchen (Rheinland), f 1 6 . 5 . 1 9 6 4 Potsdam. Seit der Promotion bei Friedrich Meinecke in Berlin 1922 war H. publizistisch tätig und unternahm 1925-55 mehrere Weltreisen. 1928 wurde er außenpolitischer Mitarbeiter der d e m Zentrum nahestehenden Tageszeitung „Germania", war
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1934-38 Chefredakteur des Blatts und gab bis 1945 einen Pressedienst heraus. 1 9 4 5 / 4 6 war er Redakteur der „Neuen Zeitung" in M ü n c h e n und ü b e r n a h m 1946 den Lehrstuhl f ü r Zeitungswissenschaft an der Univ. Münster. Er n a h m regen Anteil an der Entwicklung der neuen Massenmedien und engagierte sich gegen atomare Rüstung. H. war Mitglied der C D U u n d wurde, nachdem er sich öffentlich gegen unkritischen Amerikanismus und übertriebenen Antibolschewismus aussprach, aus der Partei ausgeschlossen. In der Folge seiner aufsehenerregenden R e d e vor dem Nationalrat der D D R , in der er für die Wiedervereinigung Deutschlands eintrat, w u r d e er wegen politischer und sittlicher Verfehlungen seines Lehrstuhls enthoben. H. entzog sich einem Strafverfahren durch Übersiedelung in die D D R 1961. Er erhielt den Lehrstuhl f ü r Wirtschaftsgeschichte des Imperialismus an der Humboldt-Universität in Ostberlin. Er verfaßte Schriften u . a . zur internationalen Politik (u.a. Das erwachende Asien, 1926) und zur Kommunikationswissenschaft (u.a. Vom Mythos der Masse, 1951) und war Herausgeber wissenschaftlicher Periodika und Handbücher. WEITERE WERKE: Fernhören und Fernsehen. Heidelberg 1954. - Die deutsche Zeitschrift der Gegenwart. Münster 1957. LITERATUR: W . H. f . In: Publizistik 9 (1964) S. 148-150. Wilmont Haacke: H., W. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 468 f. Rudolf Stöber: Emil Dovifat, Karl d ' E s t e r und W. H. Die Wiederbegründung der Publizistik in Deutschland 1945. In: Medien und Zeit 17 (2002) 2 / 3 , S. 67-84. H a g e m e i s t e r , Johann Gottfried Lucas, Schauspieler, Dichter, * 1 5 . 1 . 1 7 6 2 Greifswald, f 4 . 8 . 1 8 0 6 Anklam. Seit der Schulzeit in Greifswald u . a . mit Christian Wilhelm Ahlwardt und Andreas Christian Niz befreundet, studierte H. 1779-81 englische und französische Literatur an der Univ. seiner Heimatstadt, 1782-84 Geschichte, Hebräisch und Ästhetik an der Univ. Halle. 1784 kam er als Lehrer alter und neuer Sprachen nach Berlin, war 1 7 8 5 / 8 6 Mitherausgeber der Wochenschrift „Lehrreiche Nebenstunden f ü r die Jugend beiderlei Geschlechts" und lebte seit 1789 als freier Schriftsteller in Berlin. H. unternahm Reisen nach Hamburg und Weimar und betätigte sich als Schauspieler und Dramatiker. Seit 1792 lebte er auf Rügen, wurde später promoviert und war seit 1798 Konrektor, seit 1802 Rektor in Anklam. Seine Dramen (u.a. Das große Laos, 1791) befassen sich häufig mit antiken T h e m e n und weisen H. als Republikaner aus. WEITERE WERKE: Johann von Prodica. Berlin 1791. Nachdr. M ü n c h e n 1994. - Dramaturgisches Wochenblatt f ü r Berlin und Deutschland. Berlin 1792. H a g e n , (Ernst) August, Schriftsteller, Kunsthistoriker, * 1 2 . 4 . 1 7 9 7 Königsberg, t 1 6 . 2 . 1 8 8 0 Königsberg. Der Sohn des Pharmazeuten Carl Gottfried H. studierte zunächst Medizin, später auf Fürsprache seines Schwagers Friedrich Wilhelm Bessel Kunst- und Literaturgeschichte, habilitierte sich 1823 in Königsberg und erhielt 1825 als Nachfolger Karl L a c h m a n n s den dortigen Lehrstuhl für Germanistik. 1830 wurde f ü r ihn in Königsberg die erste kunsthistorische Professur an einer preuß. Univ. geschaffen, die er bis an sein Lebensende innehatte. H. war an der Gründung zahlreicher kultureller Institutionen Königsbergs maßgeblich beteiligt (darunter der städtischen Gemäldegalerie, des Kunstvereins [1832], der Kunstakademie [1845] und der „Altertumsgesellschaft Prussia") und richtete größtenteils aus eigenen Mitteln das Kupferstichkabinett der Univ. ein. Er redigierte 1846-57 die „Preußischen Provinzialblätter", verfaßte historische Studien (u. a. Geschichte des Theaters in Preußen, 1854) und schrieb Lyrik, Dramen und Prosa, darunter die Novellensammlung Norica (2 Bde., 1829).
Hahn WEITERE WERKE: Gedichte. Königsberg 1822. - KünstlerGeschichten. 4 Bde., Leipzig 1833. - D e r D o m zu Königsberg in Preußen. Königsberg 1835. LITERATUR: Bruno Henrad: Ε. Α. H. in seinen Beziehungen zur schönen Literatur. Diss. Königsberg 1926. - Ernst Heinrich von Hagen: Α. H. Eine Gedächtnißschrift zu seinem hundertsten Geburtstage. Berlin 1897. - Fritz Gause: Η., E. A. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 4 7 0 f . H a g e n , Ernst, eigentl. E. Hackensöllner, österr. Schauspieler, Journalist, Schriftsteller, * 7 . 2 . 1 9 0 6 Prag, t 1 . 3 . 1 9 8 4 Wien. H. besuchte die A k a d a m i e f ü r Musik und darstellende Kunst in Wien, erhielt Schauspielunterricht und trat an verschiedenen deutschen und österr. Bühnen auf. Gemeinsam mit Johann Sklenka gründete er 1931 die Kleinkunstbühne „ A B C " in Wien. Seit etwa 1932 hauptberuflich als Journalist tätig, war H. freier Mitarbeiter und zeitweise Redakteur beim „Neuen Wiener Tagblatt", bei der „Muskete", beim „ M o c c a " und dem „Abendblatt". 1940 w u r d e er zur Wehrmacht eingezogen. Ende 1945 w u r d e H. Lokalredakteur des „Wiener Montag", später Ressortleiter für Lokales bei der „Welt am Montag". Er gestaltete 1 9 4 6 / 4 7 das P r o g r a m m für „Literatur am Naschmarkt" und produzierte erfolgreiche Stücke, darunter Cafe Österreich. H. leitete die Kulturressorts der „Weltpresse" und des „Bild-Telegraf' und wurde 1959 Pressereferent der Wiener Fremdenverkehrsstelle. 1968-84 moderierte er den „Seniorenclub" im österr. Fernsehen, mit dem er einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. H. schrieb Romane, Feuilletons und Hörfunkreihen (u. a. Hotel Sacher, 1976). WEITERE WERKE: Senioren-Lexikon. Wien 1974. - Senioren-Buch. Wien 1977. LITERATUR: Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 561 f. H a g e n a u e r , Arnold, österr. Schriftsteller, Journalist, * 2 0 . 1 1 . 1871 Linz, t 2 5 . 6 . 1 9 1 8 Wien. H. studierte Naturwissenschaften an der Univ. Wien und w u r d e Redakteur des literarischen Teils der „Ostdeutschen Rundschau". Er war Mitarbeiter einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften. In seinen literarischen Versuchen vor allem als Erzähler, aber auch als Lyriker und Dramatiker wurde er u. a. von Detlev von —> Liliencron unterstützt. 1906 erschien H.s autobiographischer R o m a n Gottfrieds Sommer. WEITERE WERKE: Historische Novellen. Villach 1918. Das Ende der Salome. Hannover 1916. - Der Knabe Leonhard. Salzburg 1930. H a g e n b a c h , Karl Rudolf, auch Hagenbach-Geigy, schweizer, reformierter Theologe, * 4 . 3 . 1 8 0 1 Basel, t 7 . 6 . 1 8 7 4 Basel. H. studierte seit 1815 Philosophie, seit 1818 Theologie an der Univ. Basel und setzte seine Studien seit 1820 bei Friedrich L ü c k e in Bonn sowie bei —»Schleiermacher und —»Neander in Berlin fort. 1823 habilitierte er sich f ü r Kirchen- und Dogmengeschichte an der Univ. Basel und wurde im folgenden Jahr a. o., 1829 o.Professor. H. gründete das „Kirchenblatt für die reformierte Schweiz" und rief gemeinsam mit Martin Leberecht de Wette den Protestantisch-kirchlichen Hilfsverein der Schweiz ins Leben, den er 1842-74 leitete. Er war ein führender Vertreter der Vermittlungstheologie. H. veröffentlichte u. a. eine Encyclopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften (1833) und eine Kirchengeschichte von der apostolischen ältesten Zeit bis zum 19. Jahrhundert (7 Bde., 1869-72). Er schrieb auch Gedichte (2 Bde., 1846). LITERATUR: Ernst Staehlin: Η., K. R. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 4 8 6 f. - Kurt Guggisberg: K. R. H.s Darstellung und Deutung der Reformation. In: M a x Geiger (Hrsg.): Gottesreich
und Menschenreich. Ernst Staehlin zum 80. Geburtstag. Basel 1969, S. 467-494. - Markus Schröder: Η., K. R. In: R G G 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1373 f. H a g e r , E d m u n d , Benediktiner, Theologe, * 3 1 . 5 . 1 8 2 9 Straßwalchen (Salzburg), t 2 4 . 1 0 . 1 9 0 6 Innsbruck. Seit der Priesterweihe 1853 war H. Seelsorger an verschiedenen Orten, trat 1863 in die Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg ein und legte 1867 die Profeß ab. 1868-71 war er Bibliothekar und Bruderschaftssekretär, anschließend Extraordinarius am Nonnberg, seit 1874 K ä m m e r e r und Generaldirektor des Kindheit-Jesu-Werkes f ü r Österreich. Mit seinen der Jugendseelsorge gewidmeten G r ü n d u n g e n sozialer Einrichtungen (Bruderschaften, Erziehungsanstalten und Büchervereine) galt er als „Don Bosco Österreichs". H. redigierte seit 1884 die Monatsschrift „Der christliche Kind e r f r e u n d " und veröffentlichte u. a. Die Mission der Kinder (1873, »1892). LITERATUR: Andreas Wittmann: Ρ. Ε. H. der „ D o n Bosco Österreichs". Innsbruck 1910. H a g e r , Kurt (Leonhard), Politiker, * 2 4 . 7 . 1 9 1 2 Bietigheim, t 1 8 . 9 . 1 9 9 8 Berlin. H., Sohn eines Herrschaftsdieners, trat 1930 in die K P D ein, arbeitete als Journalist und wurde nach der M a c h t e r g r e i f u n g durch die Nationalsozialisten zeitweilig inhaftiert. Danach emigriert, n a h m er 1937-39 als Journalist auf Seiten der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil und lebte dann in Frankreich und Großbritannien. 1946 kehrte er nach Berlin (Ost) zurück, war bis 1948 stellvertretender Chefredakteur des „Vorwärts" und w u r d e 1949 o. Prof. der Philosophie an der Humboldt-Universität. H. war seit 1954 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der S E D , w u r d e 1955 Sekretär f ü r Wissenschaft und Kultur, 1963 Mitglied des Politbüros und war seit 1976 Mitglied des Staatsrats. Als Leiter (seit 1958) der Ideologischen K o m m i s s i o n , der Schulkommission und der Ärztekommission b e i m Politbüro war er einer der einflußreichsten Kulturpolitiker der D D R und wurde 1966 Präsidiumsmitglied des Forschungsrats der D D R . 1989 schied er aus seinen Ämtern aus und w u r d e 1990 aus der S E D / P D S ausgeschlossen. H. veröffentlichte u. a. Der dialektische Materialismus - die theoretische Grundlage der Politik der SED (1958), Humanismus und Wissenschaft (1961), Wissenschaft und Technologie im Sozialismus (1974), Die Gesellschaftswissenschaft vor neuen Aufgaben (1981) und Erinnerungen (1996). LITERATUR: Gerhard N a u m a n n : Chruschtschow und das Parteiprogramm der S E D von 1963. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 37 (1995) S. 69-78. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 263. - Joachim A c k e r m a n n : Κ. H. Ein guter M e n s c h ? In: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat (1997) S. 45-49. H a h n , Diederich (Christian), Politiker, Landwirt, * 1 2 . 1 0 . 1 8 5 9 O s t e n / O s t e (Prov. Hannover), t 2 4 . 2 . 1 9 1 8 Basbeck bei Hamburg. Als Student der Geschichte, Geographie, Geologie und Germanistik in Leipzig und Berlin Mitbegründer des Vereins Deutscher Studenten, war H., Sohn eines Schleusenbauers, bei der K y f f h ä u s e r - K u n d g e b u n g 1881 deren Wortführer. 1886 kam er als Archivar zur Deutschen Bank nach Berlin, war Mitarbeiter von Georg von Siemens u. a. a m Bagdadbahn-Projekt und setzte daneben das Studium der Nationalökonomie und der Rechtswissenschaft fort. H. w u r d e 1893 Abgeordneter im hannoverschen Provinziallandtag, im preuß. Abgeordnetenhaus (bis 1912) und i m Reichstag (bis 1918) und setzte sich u . a . f ü r das Verbot von Getreideterminhandel an der Börse ein. Im Bund der L a n d w i r t e w u r d e er 1897 Vorsitzender der Provinz Hannover, im folgenden
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Hahn Jahr Direktor der niederdeutschen Bauern. H. w a r Vorstandsmitglied der von i h m mitbegründeten „Deutschen Tageszeitung". Seit 1912 realisierte er seinen Jugendplan, die Rekultivierung eines ca. 500 ha großen, seit dem Dreißigjährigen Krieg wüst gelegenen Familienbesitzes auf M o o r und Heide. WERKE: Dat Dieckrecht der Oldendorper Schowinge. In: Archiv des Vereins für Geschichte und Altertumskunde der Herzogtümer Bremen und Verden 11 (1886) S. 1-145. LITERATUR: Robert Wiebalck: D. H. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 2. Hrsg. v. Otto Heinrich M a y und Edgar Kalthoff. Hildesheim u . a . 1954. S. 97-107. - Alfred Vagts: D. H. Ein Politikerleben. In: Jahrbuch. M ä n n e r vom Morgenstern. Heimatbund an Elb- und W e s e r m ü n d u n g 46 (1965). Heinz Haushofer: H „ D . In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 503 f. G u n d a Sossinka: D. H. Direktor des Bundes der Landwirte, sein Beitrag zur Diskussion um die Agrarpolitik des wilhelminischen Reiches. Diss. Göttingen 1974. H a h n , Georg, Maler, Graphiker, * 1 2 . 7 . 1 8 4 1 Nürnberg, t 1 . 1 0 . 1 8 8 9 München. H. studierte bei Johann Leonhard Raab, Julius Cäsar Thaeter und Wilhelm von —>Diez und war 1860-64 sowie seit 1871 in München tätig. Er schuf Stiche und Radierungen nach eigenen Entwürfen (u. a. Innenansicht der Werkstätte der Kgl. Erzgießerei München während des Gusses der Bavaria, 1860) sowie nach denen von Zeitgenossen, war als Mitarbeiter u. a. der „Fliegenden Blätter" und der „Münchener Bilderbogen" vor allem für seine Kinderdarstellungen bekannt und malte Landschaften, Genrebilder und Historiengemälde (u. a. Szene aus dem Dreißigjährigen Krieg). LITERATUR: Hyacinth Holland: H „ G. In: A D B , Bd. 49, 1904, S. 779 f. H a h n , Rudolf, Schauspieler, * 2 2 . 3 . 1 8 1 5 Dresden, t 2 0 . 1 0 . 1 8 8 9 Berlin. Zu Ludwig Tiecks Zeiten a m Dresdner Hoftheater, erhielt H. dort seine Ausbildung zum Schauspieler, spielte seit 1834 in Magdeburg, Olmütz, Altenburg, Dessau und am Königstädtischen Theater in Berlin und w u r d e dort Dramaturg a m Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater, der KrollOper und dem Viktoriatheater. Später in Breslau tätig, war er zuletzt Redakteur der „Märkischen Z e i t u n g " in Neuruppin. H. schrieb zahlreiche Theaterstücke, u . a . Die Pikarde in Berlin (in: Liebhabertheater, 2 Bde., 1855). H a i b ö c k , Lambert, österr. Publizist, * 7 . 7 . 1 9 0 5 Wien, t 2 5 . 1 1 . 1 9 7 6 Wien. N a c h dem Studium in Wien (Dr. phil. 1944 in Berlin) wurde H. Bibliothekar a m Historischen Seminar der Univ. Wien, wechselte 1935 zur Staatsdruckerei und war dort Redakteur, später Leiter der „Wiener Zeitung". 1939 wurde er von den Nationalsozialisten der Konsularakademie zugewiesen, ü b e r n a h m nach dem Zweiten Weltkrieg deren Leitung sowie die Direktion der Katholischen Pressezentrale „KathPress" und wurde 1947 Pressechef im Bundesministerium f ü r Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung. H. kehrte 1950 an die Österreichische Staatsdruckerei zurück und wurde 1956 Verlagsleiter. Seit 1964 lehrte er Geschichte und Praxis des Verlagswesens an der Univ. Wien. H. veröffentlichte R o m a n e (u.a. Fast ein Märchen, 1953), Künstlermonographien und Ausstellungskataloge, organisierte Kunstausstellungen in der Staatsdruckerei und war führendes Mitglied des Künstlerhauses. H a i d v o g e l , Carl Julius, österr. Schriftsteller, * 1 3 . 9 . 1 8 9 1 Wien, f 2 5 . 1 2 . 1 9 7 4 Wien. H. war seit 1912 Standesbeamter der G e m e i n d e Wien und betätigte sich daneben als Lektor der Wiener Urania und als Dramaturg an der „Bühne der Jungen". Seine ersten literarischen, häufig gegen den Krieg gerichteten Arbeiten veröffentlichte er seit 1918 in den Zeitschriften „Revolution" und
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„Ver!". H. schrieb seit dem E n d e der zwanziger Jahre Romane im Sinne der Zurück-zur-Natur-Bewegung (u. a. Soldat der Erde, 1939); sein in der österr. Beamtenschaft angesiedelter Roman Der Reiter auf zwei Pferden oder Wem Gott ein Amt gibt (1954) gilt als stark autobiographisch. H. war u . a . mit Josef Weinheber und Karl Heinrich Waggerl befreundet. WEITERE WERKE: D e r treue Diener. Wien 1957. - In die Wolke geschrieben. Wien 1961. - Mensch nach siebzehn Uhr. Graz 1964. - B o m m . Wien 1969. - Hand aufs Herz. Wien 1972. H a i n d l , Friedrich, Fabrikant, * 6 . 8 . 1 8 4 9 Augsburg, t 2 5 . 1 0 . 1 9 2 9 Augsburg. H. erhielt seine Ausbildung in Westfalen und erweiterte seine Kenntnisse auf Studienreisen. Sein Vater Georg —> H. hatte 1849 eine Papierfabrik gegründet, die Zeitungsverlage mit „endlosem" Papier versorgte und deren Leitung H. übernahm. Er war Mitglied des Aufsichtsrats der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A G und der Augsburger Lokalbahn. 1925 w u r d e H. der Titel eines Geheimen Rats verliehen. H a i n d l , Georg, Fabrikant, * 1 5 . 1 1 . 1 8 1 6 Augsburg, t 1 1 . 5 . 1 8 7 8 Augsburg. Der älteste Sohn eines Zollbeamten erhielt nach dem Besuch der Volks- und Lateinschule in Regensburg seit 1833 eine Ausbildung z u m Buchhändler und wurde 1836 Gehilfe in der Buchhandlung von Friedrich Pustet. Im Auftrag Pustets baute er seit 1838 in Alling an der Laber eine Papierfabrik auf. 1849 kaufte er die Seibersche Papierfabrik in Augsburg und wurde zum Gründer der Haindlschen Papierfabriken, die mit Hilfe des Druckauftrags der Cottaschen .Allgemeinen Zeitung" rasch expandierten. H.s Unternehmen zeichnete sich durch frühzeitige soziale Wohlfahrt für die Angestellten aus. 1853 w u r d e eine betriebseigene Krankenkasse eingerichtet; H.s Witwe, Elisabeth H., begründete die „Georg und Elise Haindlsche Stiftung", die den Arbeitern der Fabrik Wohnmöglichkeiten zur Verfügung stellte. Sein ältester Sohn Friedrich —t H. führte das Unternehmen weiter. LITERATUR: Hundert Jahre G. Haindlsche Papierfabriken. München 1949. - Karl Alexander von Müller: Die Familie H. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 1. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1952, S. 371-394. H a k e l , Hermann, österr. Schriftsteller, * 1 2 . 8 . 1 9 1 1 Wien, t 2 4 . 1 2 . 1 9 8 7 Wien. H. brach das Studium der Kunstgeschichte ab, spielte auf Wiener Vorstadtbühnen, ging 1929 nach Berlin und war als freier Schriftsteller tätig. A n f a n g der dreißiger Jahre bereiste er Europa, war 1935-37 Lektor des Anzengruber-Verlags und gab die Reihe „Neue Dichtung" heraus. 1939 floh er vor der Gestapo nach Italien, war dort 1940-43 interniert und lebte anschließend bis 1945 in Süditalien, dann bis 1947 in Palästina. H. kehrte 1948 nach Wien zurück und widmete sich der Förderung j u n g e r Autoren. In der von ihm begründeten Zeitschrift „Lynkeus", die er 1948-51 und 1979-86 herausgab, veröffentlichte u. a. Ingeborg Bachmann erste Texte. H. war 1948-50 Vorstandsmitglied des Österreichischen PEN-Zentrums, 1953 Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Schau" und 1954 des „Jüdischen Echos". E r schrieb überwiegend Lyrik (u. a. Wirkliches. Geträumtes, 1986) und gab Viennensia, Judaica und Übersetzungen aus dem Jiddischen heraus. WEITERE WERKE: Neue Dichtung. 9 Bde., W i e n / L e i p z i g 1936-38. - Jiddische Geschichten aus aller Welt. T ü b i n g e n / Basel 1967. LITERATUR: Gerhard Amanshauser (Hrsg.): Ein besonderer Mensch. Erinnerungen an Η. H. Wien 1988.
Hallberg-Broich H a i b e r t , Awrum Albert, eigentl. Abra(ha)m Halberthal, Pseud. Albert Ganzert, Journalist, Schriftsteller, * 1 6 . 9 . 1 8 8 1 Botuschani (Bukowina), t 1 5 . 1 0 . 1 9 6 5 Hamburg. N a c h Universitätsstudien in Marburg, Leipzig und Berlin wurde H. Chefredakteur der Zeitschrift „Nord und Süd", Redakteur der M o n a t s s c h r i f t , J > e r B r i e f ' und Herausgeber der Zeitschriften „Kritik der Kritik" und „Die Kultur der Ehe". Er war Mitglied im Allgemeinen Schriftstellerverband und veröffentlichte R o m a n e und D r a m e n sowie kulturkritische und geistesgeschichtliche Studien (u. a. Die Katastrophe unserer Kultur, 1912). 1933 emigrierte H. in die Schweiz und lebte bis 1954 in Zürich, danach in Küsnacht. Er redigierte die Zeitschrift „Frau und Familie" und schrieb u. a. das international erfolgreich gespielte Stück Die Grenze (1936). H. kehrte 1960 nach Deutschland zurück und lebte bis 1964 in Baden-Baden. WEITERE WERKE: Das Rätsel: Jude. Berlin 1904. - Lebensfieber. M ü n c h e n / L e i p z i g 1909. - Die Katastrophe unserer Kultur. Leipzig 1912. - Praktische Reklame. H a m b u r g 1927. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 452. H a l b r i t t e r , Kurt, Illustrator, Zeichner, Karikaturist, * 2 2 . 9 . 1 9 2 4 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 1 . 5 . 1 9 7 8 Sligo (Irland). H. machte eine Lehre als Chemigraph, n a h m a m Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1944-47 in Frankreich in englischer Kriegsgefangenschaft. 1948-52 besuchte er die Werkkunstschule in O f f e n b a c h / M a i n und war seit 1952 als freier Illustrator, Zeichner und Karikaturist tätig. H. war zeichnerischer Chronist der Adenauer-Ära; er setzte sich auch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit (Adolf Hitlers Mein Kampf, 1969) und dem Militarismus (Disziplin ist alles, 1954) auseinander. Mit Halbritters Tier- und Pflanzenwelt (1975) zeigte er sich von der humoristischen Seite. H . war Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift „pardon" und der Wochenzeitung „Vorwärts". WEITERE WERKE: Die Wacht am Rhein. F r a n k f u r t / M a i n 1957. - Z u s a m m e n mit Hans Herder: H e i m a t deine Zwerge. F r a n k f u r t / M a i n 1959. - Girls, G e r m a n e n und Gespenster. Berlin 1961. LITERATUR: Friedrich Bohne (Hrsg.): Κ. H. Zeichnungen 1966-1976 (Ausstellungskatalog). Hannover 1976. - Robert Gernhardt (Hrsg.): M a n n unter Strom. Die wilden Sechziger Jahre des Zeichners Κ. H. (Ausstellungskatalog). F r a n k f u r t / Main 1999. H a l e m , Gerhard Anton von, Historiker, Schriftsteller, Jurist, * 2 . 3 . 1 7 5 2 Oldenburg, t 4 . 1 . 1 8 1 9 Eutin. H. studierte 1768-70 Rechtswissenschaften an der Univ. F r a n k f u r t / O d e r , wurde in Kopenhagen 1770 promoviert und übernahm nach seiner Kavalierstour die väterliche Advokatur. 1775 wechselte er in den oldenburgischen Staatsdienst, wurde Assessor, später Kanzleirat, und war 1807-11 Direktor der Justizkanzlei und des Konsistoriums in Oldenburg. Danach Mitglied des kaiserlich-französischen Gerichtshofs in Hamburg, wurde H. 1813 als Regierungsrat nach Eutin versetzt. Als einer der herausragenden Vermittler aufklärerischen Gedankenguts in Nordwestdeutschland gründete er 1779 die „Literarische Gesellschaft" in Oldenburg, gab mehrere Zeitschriften ( u . a . „Blätter vermischten Inhalts", 1787-97) heraus und f ü h r t e einen umfangreichen Briefwechsel mit Persönlichkeiten seiner Zeit. H.s Schriften, darunter historische Epen und Dramen, Lyrik und theologische Abhandlungen, weisen häufig einen didaktischen Z u g auf. Als seine bedeutendsten Werke gelten die Blicke auf einen Teil Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs, bei einer Reise im Jahre 1790 (1791), mit d e m radikalen Republikanertum sympathisierende Augenzeugenberichte, und die historiographischen Arbeiten, u . a . eine Geschichte des Herzogthums Oldenburg (3 Bde., 1794-96).
LITERATUR: Christian Friedrich Strackerjan (Hrsg.): G. A. v. H . ' s Selbstbiographie. Oldenburg 1840. Nachdr. B e r n 1970. - Gerhard Lange: G. A. v. H. Leipzig 1928. - M u t zenbecher: H „ G. A. v. In: A D B , Bd. 10, 1879, S. 407 f. Karsten Witte: Reise in die Revolution. G. A. v. H. und Frankreich im Jahre 1790. Stuttgart 1971. - Im Westen geht die Sonne auf. Justizrat G. A. v. H. auf Reisen nach Paris 1790 und 1811. Bearb. und Red. Klaus-Peter M ü l l e r / K a r l Heinz Ziessow. 2Bde., Oldenburg 1990. H a i i r s c h , Friedrich L u d w i g , Pseud. Κ. E. Waller, österr. Schriftsteller, Kritiker, * 7 . 3 . 1 8 0 2 Wien, f 1 9 . 3 . 1 8 3 2 Verona. H. studierte in B r ü n n und Wien, w a r seit 1823 B e a m t e r im Hofkriegsrat und wurde 1831 nach Mailand, im folgenden Jahr nach Verona versetzt. 1819 war er Mitbegründer der Zeitschrift „Die Cicade", schrieb 1823-31 f ü r die „Wiener Theaterzeitung" die Burgtheaterkritiken und veröffentlichte Balladen und D r a m e n , u . a . Der Morgen auf Capri (1829). H. war mit Johann Gabriel —» Seidl befreundet. WEITERES WERK: L. H . ' s literarischer Nachlaß. Hrsg. v. Johann Gabriel Seidl. Wien 1840. LITERATUR: Anton Schlossar: H „ F. L. In: A D B , Bd. 10, 1879, S. 411 f. H a l l b e r g - B r o i c h , (Karl) T h e o d o r (Maria Hubert Isidor) Frh. von, Pseud. Eremit von Gauting, Schriftsteller, * 8 . 9 . 1 7 6 8 Broich bei Duisburg, f 1 7 . 4 . 1 8 6 2 H ö r m a n n s dorf bei Landshut (Niederbayern). Als Zehnjähriger floh H.-B. aus der Schule und unternahm seine erste abenteuerliche Reise. Später kurpfälzischer Leutnant in Jülich, Schüler der Militärakademie Metz und Student der Medizin in Heidelberg, Göttingen, Oxford, Paris und Wien, trat er 1793 das väterliche Erbe an und setzte seine Reisen nach Skandinavien, Rußland, Nordafrika und dem Nahen Osten fort. H.-B., der eine allgemeine Volksb e w a f f n u n g propagierte, w u r d e mehrfach gefangengesetzt, darunter acht M o n a t e in Paris und sechs M o n a t e in L o n don. Mit 6 0 0 0 Soldaten des Bey von Tunis versuchte er Italien zu erobern. 1813 stellte er f ü r Preußen 3 0 0 0 0 M a n n Landsturm auf. 1814 w u r d e er Leiter der alliierten Polizei im eroberten Paris und veröffentlichte mit seinem Bruder die Flugschrift Das politische Kochbuch oder die vornehme Küche für Leckermäuler und Guippons, ' 1 8 1 9 . 1819 ließ sich H.-B. im oberbayerischen Gauting nieder und verfaßte unter Pseudonym monarchistische Flugschriften. 1824 erhielt er von König Maximilian I. Joseph von Bayern eine große Fläche Brachland (Erdinger Moos), die er mit staatlicher Hilfe kultivierte (Hallbergmoos). Noch in seinen letzten Lebensjahren bereiste er Persien, Nordafrika und Rußland. Der wegen seiner karnevalesken Erscheinung und exzentrischer Lebensweise auch „bayerischer M ü n c h h a u s e n " genannte H.-B. war Mitarbeiter mehrerer Münchner Zeitungen und Zeitschriften. Er verfaßte politische, historische, ökonomische, staats- und militärwissenschaftliche Schriften und Reiseberichte (u. a. Reise durch Deutschland, Rußland, Kaukasus und Persien, 2 Bde., 1844). WEITERE WERKE: Reise durch Skandinavien im Jahr 1817. Leipzig 1818. - Reise-Epistel durch den Isar-Kreis. A u g s burg 1822. - S t a m m b u c h der eisernen Hand des Götz von Berlichingen. M ü n c h e n 1828. - Ueber den Rhein-DonauKanal und den alten H a n d e l s w e g nach Indien. Augsburg 1831. LITERATUR: Kriegsgeschichten, Reisen und Dichtungen. Hrsg. v. M . Baron Künßberg-Thurnau. Landshut 1862. Dietmar N. Schmidt: H.-B., T. v. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 538 f. - Bernhard Setzwein: Der Eremit von Gauting. Ein Porträt des Schriftstellers (Κ.) T. Frh. v. H.-B. M ü n c h e n 1990. - Alois J. Weichslgartner: Bayerische Originale ernst und heiter. Dachau 1998, S. 15-23.
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Hellberger H e l l b e r g e r , (Georg) Eduard von, Verleger, * 2 9 . 3 . 1 8 2 2 Stuttgart, t 2 9 . 8 . 1 8 8 0 T u t z i n g / S t a r n b e r g e r See. Der Sohn Ludwig Wilhelm Friedrich H.s ging nach der Ausbildung in der väterlichen Verlagsbuchhandlung auf Wanderschaft und gründete nach seiner Rückkehr 1848 einen eigenen Verlag. 1853 erschien erstmals die Zeitschrift „Illustrirte Welt" (später in bis zu 1 0 0 0 0 0 Exemplaren gedruckt), 1858 erstmals die von Friedrich Wilhelm - » H a c k l ä n d e r herausgegebene erfolgreiche Zeitschrift „Uber Land und Meer'*, mit der der Aufstieg des Verlags begann. H. gründete 1871 eine Filiale in Leipzig, vereinigte 1873 sein Unternehmen mit der väterlichen Verlagsbuchhandlung, brachte im Musikverlag Klassikerausgaben heraus und wurde vor allem durch die Edition von Prachtbänden bekannt. Bei seinem Tod ging nach einer E m p f e h l u n g des Verstorbenen das Unternehmen samt den angeschlossenen Papierfabriken in die Deutsche Verlags-Anstalt A G Uber. LITERATUR: Paul Lindau: Ε. H . o. O. 1880. - Hermann Vietzen: Η., E. v. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 539. - Felix Berner: Louis und Ε. H. die Gründer der Deutschen Verlags-Anstalt. Stuttgart 1983. H a l l e g e r , Kurt, Bühnenbildner, Maler, * 8 . 7 . 1 9 0 1 Mährisch-Schönberg, t 1 0 . 1 0 . 1 9 6 3 München. H. studierte 1919-26 an den Kunstakademien Breslau, Wien und Prag, erhielt 1926 den Rompreis und lebte 1927-45 als Porträt-, Landschafts- und Freskenmaler in Prag. In diesen Jahren entstanden vereinzelt Bühnenbilder f ü r das N e u e Deutsche Theater Prag sowie Illustrationen für die Zeitschriften „Simplicissimus" und „Querschnitt". H. beschickte die Ausstellungen d e r Prager Sezession und unternahm Reisen nach Italien, Frankreich, Griechenland und Marokko. Seit 1947 war er als Bühnenbildner in Nürnberg, M ü n c h e n (Bayerisches Staatsschauspiel und Kammerspiele 1 9 4 7 / 4 8 - 1 9 6 2 / 6 3 ) , Düsseldorf, Hannover, Göttingen, F r a n k f u r t / M a i n , M a n n h e i m , Stuttgart, Wien, Istanbul, Zürich und Amsterdam tätig (u.a. Die Perser, München, 1961/62). LITERATUR: Helmut Grosse: Η., K. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 5 4 0 f. H a l l e r , Albrecht von, schweizer. Mediziner, Dichter, Naturforscher, Staatsmann, * 1 6 . 1 0 . 1 7 0 8 Bern, t 1 2 . 1 2 . 1 7 7 7 Bern. Aus einer seit 1550 zur Stadtbürgerschaft von Bern gehörenden Familie stammend, studierte H. in Tübingen, später in Leiden bei H e r m a n Boerhaave und Bernhard Siegfried Albinus Medizin und w u r d e 1727 z u m Dr. med. promoviert (Experimenteι et dubia circa duetum salivalem novum Coschwizianum). Nach einer Studienreise nach London, Paris und Basel praktizierte er 1729-36 in Bern als Arzt, betrieb Anatomie und Botanik und w u r d e Stadtbibliothekar. 1736 als Prof. der Anatomie, Botanik und Chirurgie nach Göttingen berufen, trug H. durch seine Lehr-, Forschungs- und Publikationstätigkeit maßgeblich zum A u f s c h w u n g der neugegründeten Univ. bei, u. a. durch die „Königliche Gesellschaft (später Akademie) der Wissenschaften" (1751), deren erster Präsident er war. 1753 kehrte H. nach Bern zurück, um die Stelle eines R a t h a u s a m m a n n s anzunehmen. 1758-64 leitete er die bernischen Salinen in Roche (Kt. Waadt). Eine erneute Berufung nach Göttingen lehnte H. ab, als er 1769 zum „Assessor perpetuus" des bernischen Sanitätsrats ernannt wurde. In seinen letzten Lebensjahren litt er an einer schmerzhaften Harnwegserkrankung und an den Folgen der Behandlung mit Opium. Kaiser Franz I. erhob ihn 1749 in den erblichen Adelsstand. 1750 erfolgte die A u f n a h m e in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina. H. war dreimal verheiratet und hatte elf Kinder.
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In der 1. Hälfte des 18. Jh. war H. einer der meistgelesenen deutschen Dichter (Versuch Schweizerischer Gedichten, 1732, bis 1777 elf Auflagen). E r verband prägnanten sprachlichen Ausdruck mit eigenständiger Beobachtung und Gedankentiefe (u.a. im Versepos Die Alpen, 1729). Als Mediziner und Naturforscher legte H. besonderes Gewicht auf wiederholt durchgeführte eigene Beobachtungen und Experimente sowie auf gründliche Kenntnis der wissenschaftlichen Literatur. D a n k umfangreichem AutopsieMaterial stellten seine anatomischen Abbildungen erstmals den typischen Verlauf der Arterien im menschlichen Körper dar ilcones anatomicae, 1743-54). Die Physiologie (Lehre von Lebensvorgängen) verstand H. als belebte Anatomie („animata anatome"). Zunächst Boerhaave folgend und dessen Schriften herausgebend, verfaßte H. 1747 ein eigenes Lehrbuch, das bis z u m E n d e des 18. Jh. große Verbreitung fand (Primae lineae physiologiae). Als Forscher wies H. mit Hilfe zahlreicher Tierversuche den Sitz biologischer Elementarkräfte bestimmten Strukturen zu: die Sensibilität den Nerven, die Irritabilität (Reizbarkeit) den M u s keln (De partibus corporis humani sensilibus et irritabilibus, 1752). Weitere Studien galten der Strömung des Blutes und der Embryonalentwicklung (Bildung des Herzens, der Knochen, Entstehung der Mißbildungen). Das ganze anatomischphysiologische Wissen bis auf seine Zeit stellte H. kritisch sichtend in einem monumentalen Werk (Elementa physiologiae corporis humani, 8 Bde., 1757-66) dar, das f ü r die weitere Entwicklung der Physiologie grundlegend wurde. Als Botaniker gab H. die bisher vollständigste Schweizer Flora heraus (Enumeratio methodica stirpium Helvetiae indigenarum, 1742, überarbeitet 1768). Systematische Arbeitsweise und außerordentliche Schaffenskraft befähigten ihn zu ausgedehnter Korrespondenz und immenser Lektüre, die in über 9000 Buchbesprechungen (meist in den „Göttingischen Anzeigen von Gelehrten Sachen") ihren Niederschlag fand, ebenso in den Bibliothecae (1771-88), in denen er die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft anhand des Schrifttums von den A n f ä n g e n bis auf seine Zeit würdigte. Im Alter verteidigte H. in seinen Staatsromanen die aristokratisch-republikanische Staatsform gegen die Angriffe der Neuerer (Vsong, 1771; Alfred, 1773; Fabius und Cato, 1774). Hatte er in seiner Jugend der frühen Aufklärung nahegestanden, so trat er nun in Briefen über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung (1772) den Freigeistern entgegen. WEITERE WERKE: Opuscula botanica. Göttingen 1749. Opera minora [anatomica], 3 Bde., Lausanne 1763-68. Bibliotheca botanica. 2 Bde., Zürich 1 7 7 1 / 7 2 . - Bibliotheca chirurgica. 2 Bde., Basel 1 7 7 4 / 7 5 . - Bibliotheca anatomica. 2 Bde., Zürich 1774-77. - Bibliotheca medicinae practicae. 4 Bde., Bern 1776-88. - Beiträge zu den Supplementbänden der Encyclopedie von Paris und Yverdon. Herausgeber: H. Boerhaave: Praelectiones academicae [ . . . ] . 7 Bde., Göttingen 1739-44. - Ders.: Methodus studii medici. Amsterdam 1751. LITERATUR: Zusammengestellt bis 1966 in: Christoph Siegrist: A. v. H. Stuttgart 1967. - Susanna LundsgaardHansen-von Fischer: Verzeichnis der gedruckten Schriften A. v. H.s. Bern 1959. - Bibliographia Halleriana. Verzeichnis der Schriften von und über A. v. H. Hrsg. v. Hubert Steinke und Claudia Profos. Basel 2004. - Letizia Pecorella Vergnano: II Fondo Halleriano della Biblioteca Nazionale Braidense di Milano. Milano 1965. - Maria Teresa Monti (Hrsg.): Catalogo del F o n d o Haller della Biblioteca Nazionale Braidense di Milano. 13 Bde., Milano 1983-94. - Erich Hintzsche (Hrsg.): A. H.s Tagebuch seiner Studienreise nach London, Paris, Straßburg und Basel 1727-1728. B e r n / S t u t t gart 2 1968. - Ders.: A. H.s Tagebücher seiner Reisen nach Deutschland, Holland und England 1723-1727. B e r n / S t u t t -
Haller g a r t / W i e n 2 1971. - Ders.: A. v. H.s Briefe an A. Tissot. B e r n / S t u t t g a r t / W i e n 1977. - Otto Sonntag (Hrsg.): T h e correspondence between A. v. Η. and Charles Bonnet. B e r n / Stuttgart/Wien 1983. - Ders.: T h e correspondence between A. v. H. and H.-B. de Saussure. B e r n / S t u t t g a r t / T o r o n t o 1990. - Heinz Balmer': A. v. H. Bern 1977. - Franz R. Kempf: A. v. H.s R u h m als Dichter. N e w Y o r k / B e r n / F r a n k furt 1986. - Maria Teresa Monti: Congettura ed esperienza nella fisiologia di Haller. Firenze 1990. - Urs Böschung (Hrsg.): Η. in Göttingen 1736-1753. B e r n 1994. - Frank William Peter Dougherty (Ed.): Christian Gottlob H e y n e ' s correspondence with A. and Gottlieb Emanuel v. H. Göttingen 1997. - Hubert Steinke (Hrsg.): Der nützliche Brief. Die Korrespondenz zwischen Α. ν. Η. und Christoph Jakob Trew 1733-1763. Basel 1999. - Otto Sonntag (Ed.): John Pringle's correspondence with A. v. Η. Basel 1999. - Maria Teresa Monti: A. v. H., Commentarius de f o r m a t i o n e cordis in ovo incubato, edizione critica. Basel 2000. - Repertorium zu A. v. H.s Korrespondenz, 1724-1777. Hrsg. v. Urs Böschung, Barbara Braun-Bucher, Stefan Hächler, A n n e Kathrin Ott, Hubert Steinke und Martin Stuber. Basel 2002. Urs
Böschung
H a l l e r , Carl L u d w i g von, schweizer. Staatstheoretiker, Publizist, Politiker, * 1 . 8 . 1 7 6 8 Bern, t 2 0 . 5 . 1 8 5 4 Solothurn. H. entstammte einer alteingesessenen und angesehenen Berner Patrizierfamilie, er war der Enkel Albrecht von —> H.s. 1786 trat er in den Staatsdienst des Kantons Bern ein, f ü r den er bald auch diplomatisch tätig wurde. Wenig später betätigte er sich ebenfalls als Publizist und Schriftsteller; 1798 redigierte er - nach der französischen Invasion in der Schweiz - für ein Jahr die oppositionellen „Helvetischen A n nalen". 1799 floh H. nach Süddeutschland und Österreich, w o er als Mitglied der Kanzlei des Erzherzogs Karl in Wien tätig war. 1806 kehrte er nach B e r n zurück und w u r d e aufgrund seiner Publikationen, obwohl er niemals ein Universitätsstudium absolviert hatte, an die dortige A k a d e m i e als Prof. f ü r allgemeines Staatsrecht, vaterländische Geschichte und Kameralistik berufen. 1814 gab H. die Professur auf und widmete sich - nach der Wahl in den Großen Rat der Stadt Bern - der Ausarbeitung seines theoretischen H a u p t w e r k s Restauration der Staats-Wissenschaft, das in sechs Bänden zwischen 1816 und 1834 erschien. Im Oktober 1820 konvertierte H. heimlich zum Katholizismus; seine Konversion wurde aber bald bekannt, und er verteidigte sich 1821 in einer vielgelesenen Broschüre. N o c h im selben Jahr ging H., dessen Stellung im protestantischen Bern unhaltbar geworden war, nach Paris, w o er sich als Publizist der ultraroyalistischen Presse betätigte; 1824 wurde er „Publiciste attache au Ministere des Affaires etrangeres". Im Mai 1830 zum Prof. an der Ecole des Chartes berufen, mußte er nach der Julirevolution das Land verlassen, kehrte in die Schweiz zurück und lebte fortan bis zu seinem Tod in Solothurn als konservativer Publizist und Schriftsteller. H.s politisches Denken, das er - mit vielen Wiederholungen und zuweilen ermüdender Umständlichkeit - in seinem Hauptwerk und in vielen kleineren Schriften entwickelte, geht von der Grundthese aus, daß der „Naturzustand" unter den Menschen nicht durch einen Herrschafts- oder Gesellschaftsvertrag beseitigt worden sei, sondern unvermindert andauere und alle politischen Verhältnisse unmittelbar bestimme. Alle Rechtsverhältnisse sind nach H. privatrechtlicher Natur; ein sich hiervon abhebendes Staatsrecht kann es nicht geben. Das „Naturgesetz" der Herrschaft des Stärkeren über den Schwächeren ist gottgewollt, jeder Herrscher ist Statthalter Gottes und regiert von Gottes Gnaden. Dennoch ist das Recht des Herrschers kein absolutes Recht: Er ist durch Gottes Gesetz zur Unterstützung und zum Schutz der Schwachen verpflichtet und besitzt auch nicht das Recht,
gegen die göttliche Moral- und Wertordnung zu verstoßen. Daher ist der gegen H. vielfach erhobene Vorwurf, er habe einem „krassen Machtnaturalismus" den Weg gebahnt, unzutreffend. Gegen jeden Herrscher, der gegen Gottes Gesetze verstößt, hat der Untertan, so H.s Lehre, ein Widerstandsrecht. Von B e d e u t u n g f ü r die weitere Entwicklung des deutschen Konservatismus wurde H.s Lehre v o m Patrimonialstaat. Danach entsteht j e d e r Staat aus der Familie: Weil nur die unabhängigen Familienhäupter freie L a n d e i g e n t ü m e r sein können, entwickelt sich aus ihrer Herrschaft mit der Zeit die M o n a r c h i e als „naturgemäße" Staatsform. - In den weiteren Bänden seines Hauptwerkes entwickelte H. eine Typologie der verschiedenen Staatsgattungen; er unterscheidet hier neben d e m Patrimonialstaat die Militärstaaten, die Priesterstaaten (womit die reine Theokratie gemeint ist) sowie die Republik. H.s Theorie wurde - vor allem infolge seiner Verkennung der Tatsache des modernen Staates - von den meisten zeitgenössischen politischen D e n k e r n und Juristen als schon im Ansatz veraltet abgelehnt; zu seinen schärfsten Kritikern zählte Hegel. Andererseits gingen von H. starke und wichtige Anregungen auf fast alle führenden konservativen Politiker, Denker und Publizisten seiner E p o c h e aus - so etwa auf Carl Ernst —» Jarcke, Ernst L u d w i g von —> Gerlach und Carl Wilhelm von Lancizolle. Er verfügte über vielfältige Kontakte und Verbindungen in ganz Europa und kann gewissermaßen als Zentrum einer „Internationale der Ultras" in der Ära zwischen 1815 und 1848 angesehen werden. WEITERE WERKE: Geist und G a n g der letzten Pariser Revolution oder: Was ist von derselben für den Frieden zu hoffen oder zu fürchten? Erlangen 1800. - H a n d b u c h der allgemeinen Staatenkunde, des darauf gegründeten allgemeinen Staatsrechts und der allgemeinen Staatsklugheit nach den Gesetzen der Natur. Winterthur 1808. - Politische Religion oder biblische Lehre über die Staaten. Winterthur 1811. Ueber die Constitution der Spanischen Cortes, ο. Ο. 1820. Nachdr. F r a n k f u r t / M a i n 1970. - Satan und die Revolution. Ein Gegenstück zu den Paroles d ' u n croyant. Luzern 1834. - Geschichte der kirchlichen Revolution oder protestantischen R e f o r m des Kantons Bern und umliegender Gegenden. A u g s b u r g / L u z e r n 1836. - M e l a n g e s d e droit public et d e haute politique. Bd. 1-2, Paris 1839. - Die Freymaurerey und ihr Einfluß in der Schweiz. S c h a f f h a u s e n 1840. Staatsrechtliche Prüfung des vereinigten Preußischen Landtags nebst redlichem Rath an den König zur Behauptung seines guten Rechts. Schaffhausen 1847. - Satan und die Revolution und andere Schriften. Hrsg. v. Jean-Jacques Langendorf. W i e n / L e i p z i g 1991. LITERATUR: Ewald Reinhard: K. L. v. H. - Ein Lebensbild aus der Zeit der Restauration. Köln 1915. - Wilhelm Hans von Sonntag: Die Staatsauffassung C. L. v. H.s, ihre metaphysische Grundlegung und ihre politische Formung. Jena 1929. - Ewald Reinhard: K. L. v. H., der „Restaurator der Staatswissenschaft". Münster 1933. - Kurt Guggisberg: C. L. v. H. F r a u e n f e l d / L e i p z i g 1938. - Ewald Reinhard: Der Streit um K. L. v. H.s „Restauration der Staatswissenschaft". In: Zeitschrift f ü r die gesamte Staatswissenschaft 111 (1955) S. 115-130. - Herbert R. Liedke: T h e G e r m a n Romanticists and K. L. v. H.s Doctrines of European Restauration. In: T h e Journal of English and G e r m a n i c Philology 57 (1958) S. 371-393. - Christoph Pfister: D i e Publizistik Κ. L. v. H.s in der Frühzeit 1791-1815. B e r n / F r a n k f u r t 1975. Hans-Christof
Kraus
H a l l e r , Josef, Publizist, * 5 . 1 0 . 1 8 1 0 Scheinfeld (Franken), f 2 8 . 1 1 . 1 8 8 6 München. Nach Abschluß philologischer Studien an der Univ. Würzburg w u r d e H. Erzieher in Bamberg und w a r Assistent an der dortigen Studienanstalt. 1836 w u r d e er an der Univ. Erlangen promoviert, im selben Jahr Rektor der Bezirksschule
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Halpern in Muri (Kt. Aargau), kehrte jedoch bald als Chefredakteur des „Fränkischen M e r k u r " nach Bamberg zurück. Seit 1839 studierte H . in Paris neuere Sprachen, w u r d e Berichterstatter, u . a . der „Augsburger Allgemeinen Zeitung", und war Mitbegründer, Sekretär und Vizepräsident des „Deutschen Hülfsvereins". Reisen führten ihn durch Europa und nach Nordafrika. 1848 ging er nach England. H. kehrte als Chefredakteur der „Neuen Münchener Zeitung" nach Deutschland zurück und widmete sich seit 1855 philologischen und historischen Studien. Er publizierte u. a. Altspanische Sprüchwörter (2 Bde., 1883). LITERATUR: Hyacinth Holland: H., J. In: A D B , Bd. 49, 1904, S. 786-788. H a l p e r n , M o s e Leib, Schriftsteller, Journalist, * 2 . 1 . 1 8 8 6 Zloczöw (Ostgalizien), f September 1932 New York. Seit der Kindheit in Wien ansässig, trat H. erstmals 1907 mit deutschen Gedichten an die Öffentlichkeit, schrieb später jiddische Lyrik für das „Togblatt" und den J i d d i s c h e n Arbeter" in Lemberg und malte expressionistische Bilder. 1908 wanderte er in die U S A aus, wurde Mitarbeiter u. a. der humoristischen Zeitschriften „Der Kibitzer", „Der jüdische G a s l e n " und „Der Kunds", beteiligte sich an der Edition von Sammelbänden der Jugendbewegung und wurde später einer der wichtigsten Beiträger der kommunistischen „Freiheit". H.s Gedichte erschienen u. a. 1919 unter dem Titel In New York. WEITERES WERK: Di goldene Pawe. N e w York 1954. H a l s t e n b e r g , Armin, Journalist, * 1 6 . 4 . 1 9 4 0 , t 1 4 . 9 . 1 9 9 3 Hannover. N a c h dem Studium der Philosophie, Literatur und Politik in Berlin w u r d e H. 1967 Feuilletonchef beim „Kölner StadtAnzeiger". 1975 wechselte er z u m Norddeutschen Rundfunk und machte dort das Kulturjournal „Texte und Zeic h e n " zum wichtigsten Radio-Feuilleton in der Bundesrepublik Deutschland. Sein besonderes Engagement galt den Literaturen und dem Kino Lateinamerikas, Afrikas und Indiens. H a m a n n , Elisabeth Margareta, Pseud. Ε. M. Harms, Journalistin, Schriftstellerin, * 1 8 . 1 2 . 1 8 5 3 H a n s ü h n (Holstein), t 2 1 . 5 . 1 9 3 1 Scheinfeld (Franken). H. leitete 1902-05 die Zeitschrift „Die christliche Frau" und war Mitherausgeberin der Zeitschrift „Haus und Welt". Sie schrieb Essays, Novellen und Biographien neuerer Dichter ( u . a . von Emilie Ringseis) und gab Kalender und Almanache heraus. Sie verfaßte auch einen Abriß der Geschichte der deutschen Literatur (1895), der in zahlreichen Auflagen 7 ( 1918) weite Verbreitung fand. WEITERE WERKE: Angelika K a u f f m a n n . Limburg 1904. Friedenfinder. Saarlouis 1911. - Emilie Ringseis. Freiburg/ Breisgau 1913. LITERATUR: Ε. Μ. H. z u m Gedächtnis. Münster 1932. H a m a n n , Johann Georg d. Ä „ Schriftsteller, * zwischen 10.7. und 1 5 . 1 1 . 1 6 9 7 Wendisch-Ossig (Oberlausitz), t 1 4 . 7 . 1 7 3 3 Hamburg. H. studierte 1719-27 in Leipzig Rechtswissenschaft und ließ sich vermutlich anschließend in Hamburg nieder, w o er bis zu seinem frühen Tod als Schriftsteller lebte. E r war Hauslehrer in der Familie von Hagedorn, gab mehrere Moralische Wochenschriften, u. a. die „Hamburgischen Auszüge aus den neuen B ü c h e r n " ( 1 7 2 8 / 2 9 ) , heraus und war 1 7 3 1 / 3 2 Redakteur des „Hamburgischen unparteiischen Correspondenten". H. schrieb Oden und Operntexte, zu denen Georg Philipp Telemann die Musik komponierte, Kirchenlieder und (anonym) Fortsetzungen zu Barockromanen. Als sein bekanntestes Werk gilt das Poetische Lexicon (1725, 4 1765), das
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in Abgrenzung zu ähnlichen Unternehmungen anderer A u toren neben der Barock- auch die zeitgenössische Literatur berücksichtigte. WEITERE WERKE: Kurzgefasstes mythologisches Wörterbuch. Leipzig 1724. - Die Matrone. Hamburg 1728-30. - Johann Christoph Krüsike. Latein. Gedichte. Hamburg 1730. Der Alte Deutsche. H a m b u r g 1730-32. - Der vernünftige Träumer. Hamburg 1732. LITERATUR: Eva Lüders: D i e A u f f a s s u n g des Menschen im 17. Jahrhundert an Hand der Poetischen Wörterbücher. Düsseldorf 1934. H a m a n n , Otto, österr. Schriftsteller, Orthopäde, * 4 . 9 . 1 8 8 2 Michaelnbach (Oberösterreich), f 1 3 . 2 . 1 9 4 8 Michaelnbach. Von Beruf praktischer Arzt, ü b e r n a h m H. 1910 die väterliche Praxis in Michaelnbach, bildete sich im Ersten Weltkrieg als Militärarzt in Süddalmatien zum Orthopäden aus und ließ sich als solcher in Linz nieder. Seit 1920 propagierte er in Vorträgen und Publikationen eugenische Maßnahmen, die Abkehr v o m Rationalismus und die Rückkehr zu einem naturnahen Leben. 1920-25 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Der Wächter", in der auch A u s z ü g e aus seiner Lebensgeschichte Zwischen Abendland und Morgenland erschienen. In Linz gründete und leitete H. mehrere Verbände, darunter den Eichendorffbund f ü r Österreich (1919), die Linzer Urania (1924) und den oberösterreichischen Schriftstellerverband (1930). 1937 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er veröffentlichte u. a. Biologie deutscher Dichter und Denker (1923). WEITERE WERKE: Entwicklungslehre und Darwinismus. Jena 1892. - Die A b s t a m m u n g des Menschen. Godesberg 1909. H a m b u r g e r , Martin, Journalist, Schriftsteller, * 2 3 . 1 . 1 8 7 6 Berlin, t 1 2 . 2 . 1 9 6 2 Berlin. H. w u r d e in den USA, in Großbritannien und Frankreich zum Journalisten ausgebildet. Er schrieb u. a. für das „Berliner Tageblatt" und die „Dresdner Zeitung", war 1930-33 Chefredakteur der „Berliner Illustrierten Nachrichten" und danach mit Berufsverbot belegt. Zwischenzeitlich im Konzentrationslager Buchenwald interniert, gelang ihm später die Flucht nach Schanghai, w o er bis 1947 für die „North China Daily News", die „Gelbe Post" und den „Shanghai Jewish Chronicle" tätig war. Seit seiner Rückkehr nach Berlin 1947 war er Mitarbeiter u. a. des „ T e l e g r a f , der „Nachtdepesche" und der „Stuttgarter Zeitung". H. veröffentlichte u . a . den Prosaband Endstation Shanghai (1940). H a m e l , Richard, Journalist, * 1 2 . 9 . 1 8 5 3 Potsdam, t 7 . 9 . 1 9 2 4 Oldenburg. H. studierte Germanistik, Philosophie und Naturwissenschaften an den Universitäten Göttingen, München Zürich, Bern und Rostock, wurde 1878 promoviert und ging im selben Jahr als Lehrer ins finnische Helsingfors. 1880 kehrte er nach Deutschland zurück, versuchte sich als freier Schriftsteller und war seit 1882 Mitarbeiter von Zeitungen in Görlitz, F r a n k f u r t / O d e r , Halle und Hannover. Als politischer Redakteur verfolgte er eine nationalkonservative, seit der Machtübernahme Wilhelms II. nationalliberale Politik. H. wurde 1897 Feuilletonredakteur des „Hannoverschen Kuriers", war bald für seine Theaterkritiken bekannt (Hannoversche Dramaturgie, 1900) und arbeitete 1903-22 in gleicher Position bei den „Nachrichten für Stadt und L a n d " in Oldenburg. WEITERE WERKE: Aus Nacht und Licht. Görlitz 1885. Aus Fürst Bülows diplomatischer Werkstatt. Berlin 1916.
Hammer H a m e r l i n g , Robert, eigentl. Rupert (Johann) H a m m e r ling, österr. Schriftsteller, * 2 4 . 3 . 1 8 3 0 Kirchberg a m Walde (Niederösterreich), t 1 3 . 7 . 1 8 8 9 Stifting bei Graz. Aus einfachen Verhältnissen stammend, war H. 1840-44 Sängerknabe im Stift Zwettl, kam später nach Wien, studierte an der Univ. und unterrichtete 1852 in Wien, 1853 am Gymnasium in Graz und 1854-66 in Triest. Er war Theaterkritiker der „Triester Zeitung", veröffentlichte Beiträge in Journalen und nahm regen Anteil an der deutschen Einigungsbewegung, die er 1872 in d e m Festspiel Teut feierte. Neben Gedichten und D r a m e n schrieb er vor allem historische R o m a n e und Epen, u. a. Ahasverus in Rom (1865) und Amor und Psyche (1882). Seine Autobiographie Stationen meiner Lebenspilgerschaft erschien 1889. WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. 16 Bde., Leipzig 1922. LITERATUR: Karl Erasmus Kleinen: R. H. Berlin 1889. Peter Rosegger: Persönliche Erinnerungen an R. H. Wien 1891. - Tezelin Haiusa: R. H. ein Literaturbild aus Oesterreich. H a m m 1901. - Karl Wache: Dichterbildnisse aus Altund Neu-Wien. Wien 1969, S. 37-51. - T h o m a s Kracht: R. H. sein Leben - sein Denken z u m Geist. Dornach 1989. H a m m , Eduard, Politiker, * 1 6 . 1 0 . 1 8 7 9 Passau, t 2 3 . 9 . 1 9 4 4 Berlin. H. trat nach dem Jurastudium in den bayerischen Staatsdienst ein, wurde Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und war 1919-22 bayerischer Minister für Handel, Industrie und Verkehr. 1 9 2 2 / 2 3 unter Wilhelm C u n o Staatssekretär in der Reichskanzlei, war er 1923-25 Reichswirtschaftsminister, 1925-33 Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstags und des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats. H. gab 1925-33 die „Deutsche Wirtschaftszeitung" heraus, in d e r er u. a. das Wirtschaftsprogramm der N S D A P kritisierte, wurde 1933 in den Ruhestand versetzt und war als Rechtsanwalt tätig. E r nahm Kontakte zur Widerstandsbewegung (u. a. zu Otto Geßler und Franz Sperr) auf, wurde nach dem Attentat v o m 2 0 . 7 . 1944 verhaftet und beging im Gefängnis Selbstmord. H. veröffentlichte Die wirtschaftspolitische Interessenvertretung (1929). WEITERES WERK: Rationalisierung der privaten und öffentlichen Wirtschaft. Ihre W e g e und Möglichkeiten. Berlin 1928. LITERATUR: Karlheinrich Rieker: Η., E. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 5 8 6 f . - Michael Westerholz: Reichsminister a . D . Dr. Ε. H. In: Alt- und Jung-Metten 56 ( 1 9 8 9 / 9 0 ) S. 235 f. Peter Steinbach: Ε. H., ein liberaler Widerstandskämpfer. In: Nachrichten und Berichte. Hrsg. von der Universität Passau 62 (1990) S. 16 f. H a m m , Harry, Journalist, * 9 . 1 2 . 1 9 2 2 Amsterdam, t 1 8 . 4 . 1 9 7 9 Bonn. Der Sohn deutscher Eltern studierte Volkswirtschaft an der Univ. Amsterdam, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach der Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft 1949 studierte er politische Wissenschaften und Soziologie an der Univ. F r a n k f u r t / M a i n , in Perugia und Montpellier, war 1955-59 Mitarbeiter der „Welt" und der „Deutschen Zeitung und Wirtschafts-Zeitung" und wurde 1959 Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". 1961 bereiste H. als erster Korrespondent einer westdeutschen Zeitung Albanien, berichtete 1962 aus der Mongolischen Volksrepublik, später u. a. aus Afghanistan und hielt sich m e h r m a l s in China auf. Zu seinen selbständig erschienenen Werken gehört China öffnet seine Tore (1972). WEITERE WERKE: Rebellen gegen Moskau. Köln 1962. Das rote Schisma. Köln 1963. - Die Volksrepublik China. Stuttgart 1977.
H a m m a n n , Otto, Beamter, Publizist, * 23. 1.1852 Blankenhain bei Weimar, t 1 8 . 6 . 1 9 2 8 Berlin. H., der Sohn eines Fabrikbesitzers, studierte Rechtswissenschaft in Leipzig, Heidelberg und Jena, wurde 1875 p r o m o viert und betätigte sich nach der Referendarzeit als freier Schriftsteller. Seit den achtziger Jahren überwiegend politischer Publizist, schrieb er Artikel für ausländische Zeitungen, leitete zeitweilig einen Korrespondenzdienst und arbeitete in der Redaktion des „Deutschen Tageblatts". 1893 ernannte ihn Reichskanzler L e o Graf von Caprivi zum Leiter der Presseabteilung im Auswärtigen Amt. Daneben war er persönlicher Pressereferent der jeweiligen Reichskanzler. 1916 schied H. aus dem A m t aus. Seine Erinnerungen erschienen in drei Teilen (Der neue Kurs, Zur Vorgeschichte des Weltkrieges, 1918; Um den Kaiser, 1919). WEITERE WERKE: Der mißverstandene Bismarck. Berlin 1921. - Bilder aus der letzten Kaiserzeit. Berlin 1922. Deutsche Weltpolitik 1890-1912. Berlin 1925. LITERATUR: Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode H „ O. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 589-591. H a m m e l , Claus, Schriftsteller, * 4 . 1 2 . 1 9 3 2 Parchim (Mecklenburg), t 1 2 . 4 . 1 9 9 0 Ahrenshoop-Althagen. H. studierte zunächst G e s a n g , widmete sich seit 1950 kulturpolitischen Aktivitäten in der „Freien Deutschen J u g e n d " und betrieb theatergeschichtliche Studien und Pressearbeit. 1955-57 Theaterkritiker des „Neuen Deutschland", anschließend Redakteur der „Neuen Deutschen Literatur", w a r er 1958-68 Mitarbeiter des „Sonntag", danach des Volkstheaters Rostock. M e h r m a l s bereiste er Lateinamerika. Er schrieb zunächst durchaus selbständige dramatische Adaptationen von Prosawerken (u. a. Frau Jenny Treibet oder Wo sich Herz zu Herzen find't, 1964, nach Theodor —»Fontane), später problemorientierte Gegenwartsstücke und zuletzt h u m o r volle Komödien um historische Figuren (u. a. Die Preußen kommen, 1981). WEITERE WERKE: U m neun an der Achterbahn. Berlin 1966. - Ein Yankee an König Artus' Hof. Berlin 1967. Morgen k o m m t der Schornsteinfeger. Berlin 1968. LITERATUR: Gottfried Fischborn: Stückeschreiben. C. H., Heiner Müller, Armin Stolper. Berlin 1981. H a m m e r , Christian Friedrich, Kartograph, * 10.12. 1760 Neunstetten (Baden), t 7 . 9 . 1 8 3 8 Nürnberg. Ausgebildet z u m praktischen Verwaltungsdienst, war H. seit 1774 in Wertheim, Breitenlohe und Burghaslach tätig und wurde 1791 Rentmeister in Lothringen. Später Quartiermeister beim wertheimischen Jägerkorps, blieb er nach d e m holländischen Feldzug 1794 als Intendanturoffizier in N ü r n berg, war dort seit 1797 Kreiskassier und wurde 1808 als bayerischer M a j o r verabschiedet; 1814-16 leitete er das Quartierwesen in Nürnberg. Η legte seit 1795 eine Reihe von Karten über Franken an, die er jeweils fortführte. O b gleich noch o h n e Verwendung trigonometrischer M e t h o d e n entstanden, galten sie als außergewöhnlich zuverlässig, waren in den Napoleonischen Kriegen von Bedeutung und wurden erst seit etwa 1830 ersetzt. H. war Mitbegründer der Zeitung „Korrespondent von und für Deutschland". LITERATUR: E m m a Reinsch: H., C. F. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 3. Hrsg. v. A n t o n Chroust. Würzburg 1927, S. 191-199. H a m m e r , Franz, Pseud. F. R. Böcklin, Schriftsteller, * 2 4 . 5 . 1 9 0 8 Kaiserslautern, t 1 0 . 4 . 1 9 8 5 Tabarz (Thüringen). Als begabtes Arbeiterkind erhielt H. eine Freistelle in der Realschule, bildete sich in der Gewerkschaftsbibliothek weiter, Schloß sich später einer linksorientierten Wehrtemplerloge der J u g e n d b e w e g u n g an und wurde Jugendpfleger. Er studierte Germanistik und Philosophie und war als Reisender für Bausparkassen gelegentlicher Mitarbeiter u. a. der
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Hammer „Neuen Bücherschau" und der „Weltbühne". 1933 kurzzeitig interniert, trat er erst nach Kriegsende wieder an die Öffentlichkeit. Er wurde Mitglied der KPD, beteiligte sich wesentlich am kulturellen A u f b a u in Thüringen, war 1946-50 Verlagslektor und danach freier Schriftsteller. Neben Erzählungen und Biographien entstand die Autobiographie Traum und Wirklichkeit (1975), die u. a. die Lebensbedingungen von Jugendlichen aus der Unterschicht bis 1933 dokumentiert. WEITERE WERKE: Die Enthüllung. Weimar 1947. - Das Lied der Freiheit. Weimar 1949. - Theodor Neubauer. Weimar 1956. - Rings um den Inselsberg. Weimar 1958. LITERATUR: Bernhard Igel: F. H. Bad Langensalza 1959. Hans Jürgen Geerdts: Über das S c h ö n e und das Schwierige in einem Leben. In: N e u e Deutsche Literatur 33 (1985) 4, S. 138-141. H a m m e r , (Friedrich) Julius, Schriftsteller, Journalist, * 7 . 6 . 1 8 1 0 Dresden, f 2 3 . 8 . 1 8 6 2 Pillnitz. H. studierte seit 1831 zunächst Rechtswissenschaften an der Univ. Leipzig, widmete sich aber bald, darin von Theodor Hell und Ludwig Tieck bestärkt, ausschließlich literarischen Neigungen. Er wurde Mitarbeiter der „Zeitung für die elegante Welt", der Zeitschrift „Das Nordlicht" und redigierte 1851-59 das Feuilleton der „Constitutionellen Zeitung". H.s umfassende Literaturkenntnis f a n d ihren Niederschlag u. a. in d e m „osmanischen Liederbuch" Unter dem Halbmond (1860). Einem weiten Leserkreis wurde er durch seine didaktischen Gedichte bekannt (u. a. Schau um dich und schau in dich, 1 8 5 1 , 2 3 1 8 7 6 ) . LITERATUR: Christian Gottlob Ernst A m E n d e : J. H. als Mensch und Dichter. Nürnberg 1872. H a m m e r , Walter, eigentl. Walter Hösterey, Schriftsteller, Verleger, * 2 4 . 5 . 1 8 8 8 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 9 . 1 2 . 1 9 6 6 Hamburg. Als eines der führenden Mitglieder der Freideutschen Jugend seit 1912 gründete H. 1920 die Zeitschrift „Junge Menschen", die er bis 1927 herausgab, und begründete den Fackelreiterverlag, der bald zu den führenden Verlagen bündischer und pazifistischer Literatur zählte. Er war Mitglied und Begründer republikanischer Organisationen und Organe, gehörte 1924 mit Carl von —»Ossietzky zu den Spitzenkandidaten der Republikanischen Partei Deutschlands und wurde 1926 Ehrenmitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte. 1932 trat er f ü r eine antifaschistische Einheitsfront ein, war 1933 kurzzeitig verhaftet und baute eine Tarnorganisation auf. E n d e des Jahres floh H. nach Amsterdam, nahm 1934 mit Ludwig —>Quidde an der Weltfriedenskonferenz in Locarno teil und schleuste aus Kopenhagen die „Deutschen Freiheitsbriefe" nach Deutschland. 1940 an die Gestapo ausgeliefert, w u r d e er 1942 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und 1945 von der Roten A r m e e aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen befreit. H. leitete seit 1948 das Forschungsinstitut Brandenburg des Landesarchivs Potsdam und siedelte, nachdem die S E D seine Arbeit unterband, 1950 nach H a m b u r g über, w o er sich dem Aufbau des Walter-Hammer-Archivs widmete. Er schrieb u. a. Hohes Haus in Henkers Hand (1956). WEITERE WERKE: Lebensreform und Politik. Berlin 1910. Die Gefahr der Fleischüberschätzung. Elberfeld 1915. Bücher an die Front. Elberfeld 1917. - Hrsg.: Junge Republik. Bausteine zum neuen Werden. 10 Bde., Werther bei Bielefeld 1922-24. LITERATUR: Die bleibende Spur. Ein Gedenkbuch für W . H. 1888-1966. Hamburg 1967. - Hamburg 1967. - Gerhart Werner: H., W . In: Wuppertaler Biographien. Hrsg. vom Bergischen Geschichtsverein. Bd. 7. Wuppertal 1967, S. 47-55. - Walther G. Oschilewski: Darstellung zur Biographie W. H. In: Junge Menschen. Monatshefte für Politik,
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Kunst, Literatur und Leben aus dem Geiste der j u n g e n Generation der zwanziger Jahre. 1920-1927. Hrsg. v o m WalterHammer-Kreis. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Jürgen Kolk: W. H. und Deutschland. Berlin 1995. H a m m e r , Wilhelm Arthur, österr. Schriftsteller, * 4 . 7 . 1 8 7 1 Wien, f 1 2 . 4 . 1 9 4 1 Wien. Zunächst Eisenbahnbeamter, stand H. nach germanistischen und romanistischen Studien an der Univ. Wien als Prof. der deutschen und französischen Sprache und Literatur 1895-32 im Mittelschuldienst. E r redigierte 1 8 9 3 / 9 4 die „Blätter f ü r deutsche D i c h t u n g " und als Schriftleiter des Scheffel-Bundes eine Reihe von „Scheffel-Jahrbüchern" und „Scheffel-Kalendern". H. war als Lyriker, Epiker, Herausgeber und Übersetzer tätig. H a m m e r - P u r g s t a l l , Joseph Frh. von, eigentl. J. von H a m m e r , österr. Orientalist, * 9 . 6 . 1 7 7 4 Graz, t 2 3 . 1 1 . 1 8 5 6 Wien. H.-P. besuchte 1787-96 die Orientalische Akademie in Wien und trat mit orientalisierenden Dichtungen (u. a. im „Neuen teutschen Merkur") im Stil Christoph Martin —»Wielands an die Öffentlichkeit. 1799 an die österr. Internuntiatur nach Konstantinopel entsandt, n a h m er am britischen Feldzug in Ägypten 1801 teil, wurde 1802 Legationssekretär f ü r Konstantinopel und sammelte arabische, türkische und persische Handschriften. 1806 wurde H.-P. Generalkonsul des Fürstentums M o l d a u , kam 1807 an die Wiener Hofkanzlei und wurde 1811 Hofkanzleirat, 1817 Hofrat. Durch seine Heirat mit einer Bankierstochter 1814 und das Erbe der Herrschaft Hainfeld der kinderlosen Gräfin Purgstall 1835 finanziell unabhängig geworden, schied er 1839 aus dem Staatsdienst aus und widmete sich ausschließlich seinen Studien. H.-P. gab 1809-18 die Zeitschrift „Fundgruben des Orients" heraus, übersetzte zahlreiche orientalische Dichtungen, darunter Märchen der Geschichten aus tausend und einer Nacht aus dem Arabischen ins Französische (1828). Mit seinen enzyklopädischen Werken, u. a. der Enzyklopädischen Übersicht der Wissenschaften des Orients (1804) und der Geschichte des Osmanischen Reiches (10 Bde., 1827-35), gilt er als Pionier der neueren Islamforschung in Österreich. H. setzte sich f ü r die Gründung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ein, deren erster Präsident er 1847-49 war. Seine Hafis-Übersetzung regte —> Goethes West-östlichen Divan an. H.s Erinnerungen aus meinem Leben 1774-1852 erschienen 1940. WERKE: Werke. 10 Bde., Graz 1828-35. LITERATUR: Ingeborg H. Solbrig: H.-P. und Goethe. „ D e m Zaubermeister das Werkzeug". Bern u. a. 1973. - Baher M o hamed Elgohary: J. Frh. v. H.-P. (1774-1856). Ein Dichter und Vermittler orientalischer Literatur. Stuttgart 1979. H a m m e r d ö r f e r , Karl, Schriftsteller, * 1758 Leipzig, t 1 7 . 4 . 1 7 9 4 Jena. Nach d e m Studium an der Univ. Leipzig lebte H. dort bis 1787 als freier Schriftsteller, siedelte anläßlich seiner Beruf u n g zum a. o. Prof. der Philosophie nach Jena über, wurde dort j e d o c h aus ungeklärten Gründen nicht in sein A m t eingeführt und lebte zuletzt in A r m u t . 1 7 8 7 / 8 8 Mitarbeiter der „Allgemeinen Politischen Zeitung" in Halle, war er Mitherausgeber der „Historischen und geographischen Monatsschrift" (1788), übersetzte aus dem Französischen und Russischen und verfaßte historische und geographische Abhandlungen in unterhaltsamer F o r m . Sein Leben Friedrichs IL, des Großen (1786) erschien auch in schwedischer und französischer Übersetzung. WEITERE WERKE: Fragmente zur Philosophie des achtzehnten Jahrhunderts. Frankfurt am M a i n / L e i p z i g 1782. - Allgemeine Weltgeschichte von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten. H a l l e / S a a l e 1789-91. - Die Familie Wendelheim. Leipzig 1792.
Hammerstein-Equord H a m m e r i c h , Johann Friedrich, Buchhändler, Verleger, * 7 . 7 . 1 7 6 3 Quern (Angeln), t 1 6 . 9 . 1 8 2 7 Altona (heute zu Hamburg). Der Sohn eines Pastors wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters bei einem Onkel auf, bis er bei dem Buchhändler Johann Christoph Körte in Flensburg eine Lehre begann. Nach Kortes Tod heiratete er 1789 dessen Witwe und gründete im selben Jahr in Altona eine Buchhandlung und einen Verlag. H. verlegte pädagogische, historische, politische und theologische Werke sowie aufklärerisch-liberale Zeitschriften, darunter „Der Genius der Zeit" (1794-1800) und „Annalen der leidenden Menschheit" (1795-1801). 1815 erwarb er eine Buchdruckerei in Altona und verkaufte seine Buchhandlung 1819 an Otto Karl Theodor Busch. Der nach H.s Tod von W . Β. T. Lesser weitergeführte Verlag erfuhr vor allem durch das seit 1834 publizierte Staats-Lexikon von Karl von —> Rotteck und Karl Theodor —> Welcker Uberregionale Beachtung. WERKE: Verzeichnis der sämmtlichen Verlags- und C o m missions-Bücher von J. F. H. [ . . . ] . Leipzig 1802. H a m m e r s c h l a g , Peter, österr. Schriftsteller, Kabarettist, * 2 7 . 6 . 1 9 0 2 Wien, t 1942 (?) Auschwitz. Aufgewachsen in großbürgerlichen Verhältnissen, besuchte H. die Wiener Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und kam in Berlin als Mitarbeiter von Werner —»Fincks „Kat a k o m b e " zum Kabarett. 1931 wurde er Hausdichter der im selben Jahr gegründeten Wiener Kellerbühne „Der liebe Augustin" von Stella K a d m o n und erlangte Berühmtheit durch seine improvisierten Parodien auf offener Bühne. H. veröffentlichte Beiträge u . a . im „Simplicissimus", im „Querschnitt" und in der „Vossischen Zeitung" und schrieb seit 1936 u. a. f ü r das Kabarett „Literatur a m Naschmarkt". 1942 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet, Uber Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und vermutlich dort ermordet. 1972 erschien erstmals eine S a m m l u n g seiner Texte unter dem Titel Der Mond schlug grad halb acht. WEITERE WERKE: Grotesk-Gedichte. Eine Auswahl. Wien 1991. - Die Wüste ist aus gelbem Mehl. Wien 1997. - Die Affenparty. Wien 2001. LITERATUR: Kringel, Schlingel, Borgia. Materialien zu P. H. Hrsg. v. Monika Kiegler-Griensteidl. Wien 1997. H a m m e r s c h m i d t , Helmut, Medienmanager, Intendant, * 2 8 . 5 . 1 9 2 0 Cottbus, t 4 . 3 . 1 9 9 8 München. H., Sohn eines Rechtsanwalts, studierte in Berlin an der T H und an der Univ. Chemie und Medizin. Während des Zweiten Weltkriegs war er dort wissenschaftlicher Betriebsassistent einer Arzneimittelfirma, für die er seit 1943 einen Ausweichbetrieb in Wien aufbaute. 1946 w u r d e H. Leiter des Ressorts Innenpolitik beim Münchner „Echo der Woche", 1947 verantwortlicher Redakteur und Lizenzträger des Parteiverlags der C S U , schrieb er 1949-53 politische Sendereihen für den Bayerischen Rundfunk, leitete dort anschließend die Aktuelle Abteilung bis 1957 und w u r d e dann stellvertretender Chefredakteur des Fernsehens beim Bayerischen R u n d f u n k . 1961 ging er als Chefredakteur für das Fernsehen des Süddeutschen R u n d f u n k s nach Stuttgart, war 1965-77 Intendant des Südwestfunks, leitete danach das Institut für Fernsehzuschauerforschung „teleskopie" in Bonn und übernahm im Journalistischen Seminar der Univ. M a i n z die Abteilung für elektronischen Journalismus. H. veröffentlichte u . a . Der Rundfunkreporter (1957) und Zur kommunikationspolitischen Diskussion. Reden und Aufsätze 1965-1976 (1978). WEITERE WERKE: Hrsg.: Zwanzig Jahre danach. Eine deutsche Bilanz 1945-1965. M ü n c h e n u . a . 1965. - Freiheit und Verantwortung des Rundfunks. Stuttgart 1972.
H a m m e r s c h m i d t , Karl Eduard, auch Abdullah Bey, österr. Naturforscher, Mediziner, * 1 2 . 6 . 1 8 0 1 Wien, t 3 0 . 8 . 1 8 7 4 Konstantinopel. H. studierte seit 1818 an d e r Univ. Wien zunächst Philosophie, später Rechtswissenschaft (Dr. jur. 1827) und lebte anschließend als E n t o m o l o g e und Herausgeber der „Landwirtschaftlichen Zeitung" in Wien. 1833 w u r d e H. in die Deutsche A k a d e m i e der Naturforscher Leopoldina gewählt. Er n a h m regen Anteil an den politischen Ereignissen von 1848, mußte Wien verlassen und k a m über Ungarn, w o er an den Revolutionskämpfen teilnahm, nach Konstantinopel. Dort schuf er sich unter türkischem N a m e n als Arzt, Prof. an der Medizinischen Schule und naturwissenschaftlicher Schriftsteller eine neue Existenz und engagierte sich für humanitäre Ziele u. a. im Sinn der G e n f e r Konvention. WERKE: Helminthologische Beiträge. Beschreibung einiger neuer in Insekten entdeckten Oxyuris-Arten. Wien 1847. Beschreibung eines neuen mexicanischen Schmetterlinges. Wien 1847. LITERATUR: Gabriela Schmidt: N a c h österreichischen Quellen. Dr. Κ. Ε. H. alias Dr. Abdullah Bey. Ein vergessener Pionier der Äthernarkose in der Zahnmedizin. In: Acta Turcica Historiae Medicinae. Bd. 2. Verhandlungen des V. Symposions über österreichisch-türkische medizinische Beziehungen, 5. Oktober 1994. Hrsg. v. Arslan Terzioglu und Erwin Lucius. Istanbul 1995, S. 45-5. - Werner F. List/ Alois K e r n b a u e r / T o m a s Kenner: Κ. Ε. H. Humanist, Naturwissenschaftler und Narkosepionier. In: Anaesthesist 4 7 (1998) (1) S. 65-70. H a m m e r s t e i n , L u d w i g Frh. von, Jesuit, Theologe, Jurist, * 1 . 9 . 1 8 3 2 Gesmold bei M e l l e (Hannover), f 1 5 . 8 . 1 9 0 5 Trier. H., Vetter Wilhelm von > Hammerstein-Gesmolds, studierte an den Universitäten Heidelberg, M ü n c h e n und Göttingen Rechtswissenschaften und war seit 1854 Gerichtsauditor in Lüneburg, Hameln und Hannover. Anläßlich der Bonifatiusfeier 1855 in Fulda konvertierte er zur kath. Kirche, trat nach dem Assessorexamen 1859 in M ü n s t e r in die Gesellschaft Jesu ein und studierte in M a r i a Laach Theologie. 1868 zum Priester geweiht, w u r d e er 1870 Prof. des kanonischen Rechts in Maria Laach, später in Ditton Hall (bis 1874). Seit 1871 Mitarbeiter, seit 1875 Redakteur der „Stimmen aus Maria-Laach", war er seit 1877 ausschließlich schriftstellerisch tätig. H. veröffentlichte u. a. Erinnerungen eines allen Lutheraners (1882, 5 1904), Winfried oder das soziale Wirken der Kirche (1889, "1895) und Charakterbilder aus dem Leben der Kirche (3 Bde., 1897-1902). WEITERES WERK: Kirche und Staat v o m Standpunkte des Rechtes aus. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1883. LITERATUR: Joseph Listl: H., L. Frh. v. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 1167. H a m m e r s t e i n - E q u o r d , L u d w i g von, Journalist, Intendant, * 1 7 . 1 1 . 1 9 1 9 Berlin, t 2 6 . 2 . 1 9 9 6 Berlin. Der Sohn des Militärs Kurt von H.-E. w u r d e nach dem Abitur Offizier in einem Potsdamer Infanterieregiment. Im Zweiten Weltkrieg war er O r d o n n a n z von Olbricht und Schenk von Stauffenberg. Wie sein Vater Schloß er sich dem militärischen Widerstand an und w a r a m 20. Juli 1944 an der E n t w a f f n u n g der SS im Bendler-Block beteiligt. N a c h dem Scheitern des Aufstands entkam H.-E. und tauchte in Berlin unter. 1946-49 war er Korrespondent und Redakteur bei der „Welt", 1950-60 Pressereferent im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, 1961-73 stellvertretender Intendant des Norddeutschen R u n d f u n k s und 1974-84 Intendant von R I A S Berlin.
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Hammerstein-Gesmold H a m m e r s t e i n - G e s m o l d , Wilhelm (Joachim August Karl Alexander Emil) Frh. von, Politiker, * 2 1 . 2 . 1 8 3 8 Retzow (Mecklenburg), f 1 6 . 3 . 1 9 0 4 Charlottenburg (heute zu Berlin). H.-G., Vetter von Ludwig von —»Hammerstein, bewirtschaftete seit 1863 das väterliche Gut Schwartow. Er gehörte 1876-93 d e m preuß. Abgeordnetenhaus, 1881-90 und 1892-95 dem Reichstag an. Neben Adolf - > S t o e c k e r war er einer der Führer des antisemitisch-christlichen Flügels der Deutschkonservativen Partei und leitete 1881-95 die Redaktion ihres Organs, der „Kreuz-Zeitung". Im Kulturkampf geriet H.-G. in Gegensatz zur Politik Bismarcks und zum agrarischen Flügel seiner Partei, war führend an den kirchenpolitischen Friedensgesetzen von 1882 beteiligt und setzte beim Tivoli-Parteitag 1892 ein antisemitischchristlich-soziales Parteiprogramm durch. Als er wegen betrügerischer Finanzmanipulationen 1896 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, schied Stöcker aus der Deutschkonservativen Partei aus, der antisemitisch-christliche Flügel verlor seinen Einfluß. WERKE: Kontrovers-Katechismus. Trier 1896. - Ausgewählte Werke. Trier 2 1899. LITERATUR: Hans Leuss: W. Frh. v. H. Berlin 1905. - F. Laudiert: H., W. Frh. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 10, 1907, S. 263-264. - Heinrich Heffter: Die Kreuzzeitungspartei und die Kartellpolitik Bismarcks. Leipzig 1927. - Wolfgang H o f mann: H.-G., W. Frh. v. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 597. Grit Koch: Adolf Stoecker 1835-1909. Ein Leben zwischen Politik und Kirche. Erlangen 1993. - Martin Laube: H., W. Frh. v. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1403. H a n d , Ferdinand (Gotthelf), klassischer Philologe, Philosoph, * 1 5 . 2 . 1 7 8 6 Plauen (Vogtland), t 1 4 . 3 . 1 8 5 1 Jena. Der Sohn des Superintendenten Johann Christian H. studierte in Leipzig und Jena Philologie und Philosophie, wurde 1807 z u m Dr. phil. promoviert und habiliterte sich 1809 mit der Arbeit Observationes in Catulli Carmina. Seit 1810 unterrichtete er a m Weimarer Gymnasium und wurde 1817 a. o., später o. Prof. der Philosophie und der griechischen Literatur an der Univ. Jena. H. war Mitdirektor des Philologischen Seminars in Jena, Mitherausgeber der „Neuen Jenaischen Literaturzeitung" (1804 ff.) und Verfasser zahlreicher philologischer, philosophischer und musikwissenschaftlicher Schriften. Bekannt w u r d e er durch die Ästhetik der Tonkunst (2 Bde., 1837-41). WEITERES WERK: Lehrbuch des lateinischen Stils. Jena 1833. LITERATUR: (Carl Dahlhaus): H „ F. G. In: M G G 2 P , Bd. 8, 2002, Sp. 507-509. H a n d e l - M a z z e t t i , Enrica (Lodovica Maria) Freiin von, österr. Schriftstellerin, * 1 0 . 1 . 1 8 7 1 Wien, t 8 . 4 . 1 9 5 5 Linz. H.-M., Tochter eines adligen kath. Offiziers, erhielt bei ihrer Mutter, einer adligen Protestantin, Privatunterricht, besuchte 1 8 8 6 / 8 7 das St. Pöltener Institut der Englischen Fräulein und studierte anschließend an der Wiener Univ. Deutsch, Französisch und Literatur. Seit 1888 veröffentlichte sie vor allem in kath. Zeitschriften und der „Wiener Zeitung". H.-M. hielt sich 1905-17 in Steyr auf und übersiedelte dann nach Linz. Nach dramatischen und novellistischen Versuchen waren ihre R o m a n e Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr (1900) und Jesse und Maria (2 Bde., 1906) erfolgreich. H.-M. behandelte in F o r m des breitangelegten historischen Romans, vor allem die Zeit des Barocks und der Gegenreformation thematisierend, die Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Protestantismus. Sie bekannte sich zum Fortbestand eines kath. Habsburgerreiches, bemühte sich jedoch in ihrem Werk um konfessionelle
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Verständigung und christliches Humanitätsdenken. 1914 erhielt H.-M. den Ebner-Eschenbach-Preis. Seit 1951 wird der Handel-Mazzetti-Preis verliehen. Ihre zahlreichen historischen Romane und Novellen erschienen bis in die sechziger Jahre in zum Teil hohen Auflagen. WEITERE WERKE: Erzählungen und Skizzen. Hrsg. v. Johannes Eckhardt. Kevelaer 1909. - Das Rosenwunder. 3 Bde., München 1924-26. - Johann Christian Günther. München 1927. - Die Heimat meiner Kunst. Saarlouis 1934. - Graf Reichard. 2 Bde., M ü n c h e n 1939/40. LITERATUR: Johannes M u m b a u e r : Der Dichterinnen stiller Garten. Maria von Ebner-Eschenbach und Ε. v. H. Bilder aus ihrem Leben und ihrer Freundschaft. Freiburg/Breisgau 1918. - Kurt Vancsa: H.-M., E. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 605 f. - Bernhard Doppler: Katholische Literatur und Literaturpolitik. Ε. v. H. Königstein/Taunus 1980. - Carl Hans Watzinger: Michael Blümelhuber, E. v. H.-M., Moriz Enzinger. Steyr 1982. H a n d k e , Georg, Politiker, * 2 2 . 4 . 1 8 9 4 Hanau, t 7 . 9 . 1 9 6 2 Berlin. H., Sohn eines Schlossers, wurde 1910-13 zum Industrieund B a n k k a u f m a n n ausgebildet und trat 1917 der USPD, 1918 der K P D bei. Als Mitglied des Zentralkomitees der K P D gehörte er bis 1933 dem Reichstag an und u . a . als Chefredakteur der „Arbeiterzeitung" tätig. H. wurde 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und 1945 befreit. Er übernahm zunächst das Bürgermeisteramt von Zwickau, wurde Regierungspräsident, trat 1946 der S E D bei und war Vizepräsident, dann Präsident der Zentralverwaltung für Handel und Wirtschaft; nach Bildung der Wirtschaftskommission (1948) leitete er die Ressorts Interzonen- und Außenhandel, Materialversorgung und Verkehr. 1953 w u r d e H. erster Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. WERKE: Unsere A u f g a b e n im Jahre 1961. o.O. 1961. H a n n , Friedrich, Jurist, Redakteur, * 8 . 6 . 1 8 1 7 Marktschelken (Siebenbürgen), t 6 . 1 2 . 1 8 5 2 . H., Sohn eines Predigers, gehörte nach dem Studium der Rechtswissenschaft dem Siebenbürger Landtag (1841-43, 1 8 4 6 / 4 7 ) an und lehrte 1844-48 als Prof. der Rechte in Hermannstadt. Seit 1845 war er Redakteur des „Siebenbürger Boten". 1849 wechselte H. als Beamter in das Handelsministerium nach Wien und redigierte dort das volkswirtschaftliche Blatt „Austria". LITERATUR: Friedenfels: H „ F. In: A D B , Bd. 10, 1879, S. 5 2 0 f. H a n n a k , Jacques, eigentl. Johann Jakob H., österr. Journalist, * 1 2 . 3 . 1 8 9 2 Wien, t 1 4 . 1 1 . 1 9 7 3 Wien. H., Sohn eines Angestellten, wandte sich nach dem Jurastudium, der Promotion zum Dr. jur. und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg d e m Journalismus zu. Seit 1920 war er Redakteur der „Arbeiter-Zeitung", 1920-28 Mitarbeiter der Zeitschrift „Der K a m p f , 1921-34 Chefredakteur der Zeitung „Arbeit und Wirtschaft". 1 9 3 4 / 3 5 war H. Redaktionsleiter des „Nachrichten-Diensts" der Revolutionären Sozialisten Österreichs und 1935-38 Redakteur der „Wiener Schachzeitung". Nach d e m „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich von den Nationalsozialisten verhaftet, wurde er in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald verbracht (bis 1939). Über Belgien (1939) und Frankreich (1940), w o er bis Februar 1941 in L e Vernet interniert war, emigrierte H. in die USA, w o er als kaufmännischer Angestellter in einer Kleiderfabrik und einem Meinungsforschungsinstitut tätig war. Seit 1942 arbeitete er im Advisory Board des Austrian Labor Committee und an der Austrian L a b o r Information mit, 1943-45 in der Rundfunkabteilung des Office of War In-
Hanstein formation in N e w York mit. 1 9 4 5 / 4 6 schrieb er Berichte f ü r die Wiener „Arbeiter-Zeitung", deren freier Mitarbeiter und Leitartikler er nach seiner Rückkehr nach Österreich 1946-61 war. H. veröffentlichte u. a. Im Sturm des Jahrhunderts (1952) und gab die Schriften Oskar Helmers und Adolf Schärfs heraus. WEITERES WERK: Männer und Taten. Zur Geschichte der österr. Arbeiterbewegung. Wien 1963. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 268. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 571. - Ursula Moriggl: J. H. - ein Sozialdemokrat, ein Journalist. Dipl.-Arb. Wien 1994. H a n s e m a n n , Ferdinand, Politiker, Publizist, * 1 0 . 9 . 1 8 6 1 Berlin, t 3 . 1 0 . 1 9 0 0 Berlin. Der Sohn des Bankiers Adolph von H. Schloß das Jurastudium in Berlin mit der Promotion ab und verwaltete seit 1888 mit der Fideikommißherrschaft P e m p o w o (Posen) einen Teil des väterlichen Grundbesitzes. H., Befürworter einer aktiven deutschen Nationalitätenpolitik in der Provinz Posen, gründete z u s a m m e n mit H e r m a n n Kennemann und Heinrich von Tiedemann auf Seeheim den „Deutschen Ostmarkenverein" (1894). 1895 initiierte er die Gründung der Berliner Landbank, redigierte 1 8 9 6 / 9 7 das Vereinsblatt „Die O s t m a r k " und setzte sich 1900 f ü r eine Erweiterung deutschen Grundbesitzes in Posen, u. a. durch Enteignung polnischen Grundbesitzes, ein. LITERATUR: Quante: H., F. v. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 5. Berlin 1903, S. 247-251. - Dieter Hertz-Eichenrode: H., F. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 630. H a n s e n , Gottfried, Militär, * 8 . 1 1 . 1 8 8 1 Rendsburg, t 1 6 . 7 . 1 9 7 6 Gockels bei Itzehoe. H., Sohn eines Pastors, trat 1897 als Seekadett in die Reichsmarine ein, war während des Ersten Weltkriegs Admiralstabsoffizier und zuletzt K o m m a n d a n t der Marinestation der Ostsee. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er einen Luftwaffen-Lehrstab (1941-43) und gab den „Nauticus" heraus (1937-44). Seit 1950 stand H. dem „Verband Deutscher Soldaten" vor. H a n s e n , Werner, urspr. Wilhelm Heidorn, Gewerkschafter, Politiker, * 3 1 . 7 . 1 9 0 5 R e t h e m / A l l e r , t 1 5 . 6 . 1 9 7 2 Düsseldorf. Nach einer kaufmännischen Lehre und dem Besuch der Handelsschule war H., Sohn eines Postbeamten, seit 1932 als kaufmännischer Angestellter tätig. Als Mitglied der S P D seit 1926 im Internationalen Sozialistischen K a m p f b u n d (ISK), gehörte er 1931-33 d e m Vorstand der Ortsverwaltung Bremen des Zentralverbandes der Angestellten an und schrieb u. a. für die Parteizeitungen „isk" und „Der Funke". 1937 emigrierte er zunächst nach Frankreich, dann nach Großbritannien und war Mitverfasser des gewerkschaftlichen Deutschlandprogramms sowie der 1945 in London herausgegebenen Programmvorschläge für „Die Neue Gewerkschaftsbewegung". 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, beteiligte sich H. z u s a m m e n mit Hans - » B ö c k l e r im sogenannten Siebenerausschuß a m Neuaufbau der Gewerkschaften und leitete 1947-56 als Erster Vorsitzender den nordrhein-westfälischen Gewerkschaftsbund. 1956-69 war er Mitglied des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1953-57 des Deutschen Bundestags und des Parteipräsidiums der SPD. H. veröffentlichte u. a. Re-making Germany (1945). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 269. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 305 f.
H a n s g i r g , Karl Ritter von, österr. Schriftsteller, * 5 . 8 . 1 8 2 3 Pilsen (Böhmen), t 2 3 . 1 . 1 8 7 7 Joachimsthal (Böhmen). Der N e f f e Karl Egon von Eberts, dessen Adel 1873 auf ihn überging, studierte in Wien und Prag Rechtswissenschaften. Er war seit 1846 im politischen Verwaltungsdienst an verschiedenen Orten B ö h m e n s tätig und w u r d e 1868 Bezirkshauptmann in St. Joachimsthal. H. gründete die Pilsener Zeitschrift „Westbahn" und schrieb Lyrik und R o m a n e , u. a. Orient und Okzident (1876). WEITERES WERK: Glockenstimmen. Gedichte. Pilsen 1871. H a n s l i c k , Eduard, österr. Musikwissenschaftler, Musikkritiker, * 1 1 . 9 . 1 8 2 5 Prag, t 6 . 8 . 1 9 0 4 B a d e n (Niederösterreich). H. erhielt bei seinem Vater Josef H. und Wenzel Johann Tomaschek 1843-47 Musikunterricht, studierte seit 1844 Jura in Prag, w u r d e 1849 zum Dr. jur. promoviert und trat in den Staatsdienst ein. Seit 1846 in Wien publizistisch tätig, schrieb er zunächst als Musikreferent f ü r die „Wiener M u sikzeitung", dann die „Wiener Zeitung" und als Musikkritiker 1855-64 f ü r „Die Presse", seit 1864 f ü r die „ N e u e Freie Presse". 1856 an der Univ. Wien f ü r Ästhetik und Geschichte der Musik habilitiert, wurde er 1861 a. o., 1870 o . P r o f e s s o r . Als Musikkritiker und A n h ä n g e r der W i e n e r Klassik übte er entscheidenden Einfluß auf das Wiener M u sikleben aus. H., Verehrer von Johannes B r a h m s und Gegner Richard Wagners, wandte sich in seiner Habilitationsschrift Vom Musikalisch-Schönen. Ein Beitrag zur Revision der Ästhetik der Tonkunst (1854, , 6 1966) gegen die Gefühlsästhetik und verfocht einen f o r m a l e n Stilbegriff, der die Identität von musikalischer F o r m und geistigem Gehalt impliziert. Er schuf eine kultursoziologische Betrachtungsweise von Musikleben und -geschichte und beeinflußte die musikästhetische Auffassung (u.a. H a n s —»Mersmann, T h e o d o r W . —»Adorno, Carl —»Dahlhaus). Z u seinen Werken zählen f e r n e r Geschichte des Concertwesens in Wien (2 Bde., 1 8 6 9 / 7 0 ) , Die moderne Oper (9 Bde., 1875-1900) und die Autobiographie Aus meinem Leben (2 Bde., 1894, Neudr. 1987). WERKE: Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Dietmar Strauss. 4 Bde., Wien 1993-2002. LITERATUR: Rudolf Bockholdt: Η., E. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 637 f. - Carl Dahlhaus: Musikästhetik. Köln 1967, bes. S. 79-86. - Dorothea Glatt: Zur geschichtlichen Bedeutung der Musikästhetik E. H.s. M ü n c h e n 1972. - Werner Abegg: Musikästhetik und Musikkritik bei Ε. H. Regensburg 1974. — Jitka Ludvova: Zur Biographie E. H.s. In: Studien zur Musikwissenschaft 37 (1986) S. 37-46. - Christoph Khittl: E. H.s Verhältnis zur Ästhetik. In: Friedrich C. Heller (Hrsg.): Biographische Beiträge zum Musikleben Wiens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Leopoldine Blahetka, Ε. H., Robert Hirschfeld. Wien 1992, S. 81-109. - T h o m a s Grey: Η., E. In: N G r o v e D , Bd. 10, 2 2001, S. 827-833. - Werner Abegg: H „ E. In: M G G 2 P , Bd. 8, 2002, Sp. 667-671. H a n s t e i n , (Ludwig) Adalbert von, Pseud. L u d w i g Bertus, Literarhistoriker, * 2 9 . 1 1 . 1 8 6 1 Berlin, t 1 1 . 1 0 . 1 9 0 4 Hannover. Der Sohn des Botanikers Johannes von H. studierte in Berlin und B o n n Naturwissenschaften, Geschichte und Literatur und wurde 1886 promoviert. Er verfaßte zunächst Theaterkritiken und war seit 1893 Feuilletonredakteur des „Berliner Fremdenblatts" und Mitarbeiter der Zeitschrift „ M o d e r n e und Haus". Seit 1896 Dozent an der H u m b o l d t - A k a d e m i e in Berlin, lehrte H. nach der Habilitation (1900) Ästhetik und Literaturgeschichte (seit 1903 als Prof.) an der T H H a n n o v e r . E r schrieb Lyrik, Dramen und Erzählungen sowie die erste z u s a m m e n f a s s e n d e Darstellung der naturalistischen Literatur
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Hantzsch in Deutschland (Das jüngste Deutschland. Zwei Jahrzehnte miterlebte Literaturgeschichte, 1900). WEITERE WERKE: Menschenlieder. Berlin 1887. - Der Vikar. Berlin 1897. LITERATUR: Kurt Küchler: A. v. H. H a n n o v e r / L e i p z i g 1904. - Franz B r ü m m e r : H., L. A. v. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd. 9, 1906, S. 3 1 9 f . H a n t z s c h , (Gustav Robert) Viktor, Geograph, * 1 0 . 5 . 1 8 6 8 Dresden, t 1 2 . 1 1 . 1 9 1 0 Dresden. N a c h dem mit der Promotion (1898) abgeschlossenen Studium der Geographie und Geschichte w u r d e H. mit der Ordnung und Katalogisierung der Kartenbestände der Kgl. Bibliothek in Dresden beauftragt. Er leitete diese Kartensammlung, bis er 1902 aus Krankheitsgründen in den Ruhestand ging. H. war auf dem Gebiet der historischen Geographie und Kartographie führend tatig, arbeitete am „Literarischen Zentralblatt für Deutschland" mit und verfaßte eine M o nographie über Sebastian Münster. Sein Werk Landkartenbestände der kgl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden, nebst Bemerkungen über die Einrichtung und Verwaltung von Kartensammlungen erschien 1904. WEITERE WERKE: Deutsche Reisende des sechzehnten Jahrhunderts. Leipzig 1895. - Die deutschen Geographen der Renaissance. In: Geographische Zeitschrift 3 (1897) S. 507-515, 557-567, 619-625. - Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder. Leipzig 1905. H a r b u r g e r , Edmund, Maler, * 4 . 4 . 1 8 4 6 Eichstätt, t 5 . 1 1 . 1 9 0 6 München. H. studierte seit 1866 an der TH M ü n c h e n und Malerei an der Akademie der bildenden Künste, u. a. als Schüler Wilhelm Lindenschmits. Neben seiner Tätigkeit als Maler zeichnete er politische Karikaturen f ü r die „Gartenlaube", seit 1870 für die „Fliegenden Blätter" rund 1500 Illustrationen. 1871 hielt sich H. zu Interieurstudien in Tirol auf und kopierte 1 8 7 6 / 7 8 alte Meister in Venedig. Er malte insbesondere Genrebilder und Interieurs und stellte u . a . seit 1871 im Münchner Glaspalast, in der Berliner Akademie und 1882-84 im Pariser Salon aus. WERKE: Ε. H. Album. M ü n c h e n 1909.
H a r d e k o p f , Ferdinand (Wilhelm Emil), Pseud. Stefan Wronski, Dichter, Übersetzer, * 15.12. 1876 Varel (Oldenburg), t 2 4 . 3 . 1 9 5 4 Zürich. H. erhielt eine kaufmännische Ausbildung, studierte in Berlin und Leipzig Philosophie und arbeitete bis 1916 als amtlicher Stenograph, u. a. beim Reichstag. Seit 1899 Theaterund Literaturkritiker vor allem der „Schaubühne", wurde er im Kreis der Berliner B o h e m e des „ C a f e des Westens", der Bars und Cabarets bekannt; zu seinen Freunden zählten u. a. Rene —> Schickele und Franz —> Pfemfert. H. schrieb Gedichte und kurze Prosastücke, die in den Zeitschriften „Jugend" und „Die A k t i o n " (1911-16) abgedruckt wurden. 1916 zog er, der deutschen Kriegspropaganda überdrüssig, in die Schweiz, trat bei Dadaisten-Soireen auf, kehrte gemeinsam mit seiner Frau Sita Staub 1921 f ü r kurze Zeit nach Berlin zurück und hielt sich dann in Frankreich und der Schweiz auf. H. trat als Lyriker (Gesammelte Dichtungen, 1963, hrsg. von E m m y Moor-Wittenbach), Essayist und Übersetzer französischer Werke (u. a. A n d r e Gide) hervor. Er starb völlig verarmt und drogensüchtig in einer Nervenheilanstalt. WEITERE WERKE: Der Abend. 1913. - Lesestücke. Berlin 1916.
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Ein
Gespräch.
Leipzig
H a r d e n , Maximilian (Felix Ernst), eigentl. M. F. E. Witkowski, Pseud. Apostata, Kent, Publizist, Schriftsteller, * 2 0 . 1 0 . 1 8 6 1 Berlin, t 3 0 . 1 0 . 1 9 2 7 Montana-Vermala (Kt. Wallis). H. wurde von seinem Vater, einem jüdischen Seidenhändler, mit dreizehn Jahren aus der Schule g e n o m m e n und zur Kaufmannslehre gezwungen; er floh zunächst zu seiner Mutter und Schloß sich dann einer Wandertruppe an, mit der er zehn Jahre lang durch Deutschland zog. Seit 1888 schrieb er für deutsche und ausländische Zeitungen, u. a. f ü r das „Berliner Tageblatt", das „Deutsche Montagsblatt" sowie unter dem P s e u d o n y m Apostata in der „Gegenwart". 1889 beteiligte sich H. als Kenner und Befürworter des modernen europäischen Theaters an der Errichtung des Vereins „Freie B ü h n e " in Berlin und an der des „Deutschen Theaters" und beriet M a x Reinhardt in künstlerischen Angelegenheiten. 1892 gründete er eine eigene politische Wochenzeitschrift „Die Z u k u n f t " , die sich unter seiner Herausgebertätigkeit und Hauptautorenschaft (bis 1922) zu einer der einflußreichsten Zeitschriften des wilhelminischen Deutschland entwickelte. Anfänglich konservativer Monarchist, trat H. später in Opposition zu Kaiser Wilhelm II. und führte harte Polemiken gegen ihn und dessen Berater Philipp Fürst zu —> Eulenburg, die in drei Skandalprozessen (1907-09) gipfelten. Mit dem Vorwurf der Homosexualität wollte H. Eulenburg seines politischen Einflusses berauben. Karl —» Kraus griff diese Vermischung von Politik und Sexualität in der „Fackel" scharf an. Vor dem Ersten Weltkrieg den deutschen Imperialismus vertretend, wurde H. während des Kriegs Pazifist und G e g n e r des Nationalismus. 1922 bei einem Attentat rechtsradikaler Kreise schwer verletzt, verbrachte er seine letzten Lebensjahre in der Schweiz. WERKE: Apostata. Berlin 1892. - Berlin als Theaterhauptstadt. Berlin 1898. - Köpfe. 4 Bde., Berlin 1910-25. Neu ausgewählt v. Hans Jürgen Fröhlich. Hamburg 1963. - Krieg und Friede. Berlin 1918. - Von Versailles nach Versailles. Hellerau 1927. LITERATUR: Μ . H. z u m 29. Oktober 1921. Berlin 1921. Helmuth Rogge: Holstein und H. Politisch-publizistisches Zusammenspiel zweier Außenseiter des Wilhelminischen Reiches. München 1959. - Helmuth Rogge: Aus M. H.s politischer Publizistik 1912-1922. In: Publizistik 6 (1961) S. 301-337. - Harry F. Young: Μ. H „ Censor Germaniae. The critic in opposition from Bismarck to the rise of nazism. Den Haag 1959. Dt. M ü n s t e r / W e s t f a l e n 1971. Helmuth Rogge: Η., M . F. E. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 647-651. - Björn U w e Weller: Μ. H. und die „Zukunft". Bremen 1970. - B. U w e Weiler: Imperialismus und Resignation. M . H.s politische Publizistik 1910-1914. Publizistik 15 (1970) S. 319-334. - Hans Joachim Goebel: Μ. H. als politischer Publizist im Ersten Weltkrieg. Frankfurt am M a i n / Bern 1977. - Sabine Armbrecht: Verkannte Liebe. M. H.s Haltung zu Deutschtum und Judentum. Oldenburg 1999. Helga N e u m a n n / M a n f r e d Neumann: Μ . H. (1861-1927). Ein unerschrockener deutsch-jüdischer Kritiker und Publizist. Würzburg 2003. H a r d e n b e r g , Georg L u d w i g von, Hymnologe, * 8 . 6 . 1 7 2 0 Wolfenbüttel, t 2 8 . 5 . 1 7 8 6 Halberstadt. H. trat 1742 als Inhaber einer Minorpräbende in das Domkapitel in Halberstadt ein und rückte hier bis zum Domdechanten auf. 1785 war er Direktor der Literarischen Gesellschaft. Dort erschienen die von ihm initiierten „Halberstädter Gemeinnützigen Blätter zum Besten der A r m e n " (1785-91). Bekannt wurde H. durch das hymnologische Werk, das in alphabetischer Reihenfolge, bezugnehmend auf die Bibliothek des Grafen Christian Ernst zu Stolberg in Wernigerode, alle evang. Kirchenlieder sowie die evang. geistlichen Gesänge verzeichnete.
Harring H a r d e n b e r g , Henriette, eigentl. Margarete Rosenberg, Schriftstellerin, * 5 . 2 . 1 8 9 4 Berlin, f 2 6 . 1 0 . 1 9 9 3 London. Die Tochter eines Berliner Rechtsanwalts veröffentlichte 1913 ihre ersten Gedichte in Franz —»Pfemferts Zeitschrift „Die Aktion", 1918 erschien das Lyrikbändchen Neigungen. H. behielt zeitlebens ihren v o m Expressionismus geprägten Stil bei. Zu ihren Künstler- und Dichterfreunden zählten u. a. Rainer Maria Rilke, Claire Göll und Ernst Toller. 1916-30 war sie mit d e m Dichter Alfred Wolfenstein verheiratet, nach ihrer Emigration nach L o n d o n (1937) mit d e m Architekten und Schriftsteller Kurt Frankenschwerth. H., die in Großbritannien u . a . als Privatsekretärin arbeitete, w u r d e erst nach der Veröffentlichung ihrer gesammelten Dichtungen (1988, hrsg. von Hartmut Vollmer) als Schriftstellerin wiederentdeckt. LITERATUR: Marina Krug: Imaginationen im Gedichtzyklus „Neigungen" von Η. H. Freiburg/Breisgau 1994. H a r d e r , Agnes (Marie Luise Gabrielle), Schriftstellerin, * 2 4 . 3 . 1 8 6 4 Königsberg, t 7 . 2 . 1 9 3 9 Berlin. Nach dem Besuch des Lehrerinnenseminars in Elbing (1881-83) unterrichtete H. mehrere Jahre im Schuldienst und lebte dann als freie Schriftstellerin in Stargard und Berlin. Sie bereiste Großbritannien, Frankreich, Italien und den Vorderen Orient und veröffentlichte Eindrücke von diesen Reisen im Feuilleton der „Magdeburger Zeitung". 1891 begann H., Romane, Novellen, Erzählungen und Jugendbücher zu schreiben, die bis zum E n d e des Zweiten Weltkriegs weite Verbreitung fanden. Sie thematisierte Frauen-, Familien-, Land- und Kleinstadtleben ihrer ostpreußischen Heimat, u. a. in dem Roman Neue Kinder aller Erde (1933). Ihre Jugenderinnerungen Die kleine Stadt. Aus meinen Kindertagen in Ostpreußen erschienen 1927. WEITERE WERKE: Das brennende Herz. Berlin 1922. Schlumski. Eine Hunde- und Menschengeschichte. Leipzig 1933. - Das Liebe Leben. Leipzig 1937. - Das unschuldige Blut. Leipzig 1937. H a r d t , (Friedrich Wilhelm) Ernst, Schriftsteller, * 9 . 5 . 1 8 7 6 Graudenz (Westpreußen), t 3 . 1 . 1 9 4 7 Ichenhausen bei Günzburg. H., Sohn eines Offiziers, besuchte in Berlin-Lichterfelde die Kadettenschule, hielt sich 1893-97 in Griechenland, Spanien und Portugal auf und war 1897-1900 Feuilletonredakteur der „Dresdner Zeitung". Er veröffentlichte Lyrik und Prosa im „Simplicissimus" und in den „Blättern für die Kunst". Bis 1907 lebte H. als freier Schriftsteller und Übersetzer abwechselnd in Griechenland und Berlin, dann in Weimar, w o er Mittelpunkt eines Künstlerkreises und 1919-24 Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters war. 1924 übersiedelte H. nach Köln und übernahm 1926 die künstlerische Leitung der Westdeutschen Funkstunde Köln; 1933 wurde er entlassen. 1935-43 hielt er sich unter schwierigen finanziellen Bedingungen in Berlin auf und verbrachte die letzten Jahre zurückgezogen in Ichenhausen. H.s literarisches Schaffen stand anfangs unter dem Einfluß des George-Kreises, später des jungen H u g o von Hofmannsthal; er schrieb Lyrik, Novellen und lyrische Dramen, u. a. die Tristan-Episode Tantris der Narr (1907). WEITERES WERK: Gudrun. Leipzig 1911. LITERATUR: Harry Schumann: Ε. H. und die Neuromantik. Lotzen 1913. - Dietmar N. Schmidt: H. ,F. W . E. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 667 f. - Susanne Schüssler: Ε. H. Eine monographische Studie. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. H a r d u n g , Viktor, Schriftsteller, Journalist, * 3 . 1 1 . 1 8 6 1 Essen, t 2 . 7 . 1 9 1 9 St. Gallen. H. war zunächst als Landwirt und in der Salinenwirtschaft tätig, studierte dann in Straßburg und Zürich Philosophie sowie Philologie und wurde z u m Dr. phil. promoviert.
1899-1916 war er Feuilletonredakteur des „St. Galler Tagblatts". Als Lyriker, Dramatiker und Erzähler behandelte H. religiöse, mythologische und historische Themen. Zu seinen Werken zählt das D r a m a Die Kreuzigung Christi (1889). WEITERE WERKE: R o m a n c e i r o Portuguez. 2 Bde., Leipzig 1877. - Sälde. Frauenfeld 1903. - Godiva. Zürich 1911. H a r l , Johann Paul Ritter von, österr. Kameralist, * 9 . 7 . 1 7 7 2 / 7 3 Hof bei Salzburg, f 2 7 . 1 1 . 1 8 4 2 Nürnberg. H. war nach dem Theologiestudium Priester und Pädagogiklehrer in Salzburg, gab diese Stellung jedoch bald auf und ging nach Berlin, w o er Philosophie und Kameralwissenschaft studierte. 1805 erhielt er einen Ruf als Prof. der Philosophie und K a m e r a l w i s s e n s c h a f t nach Erlangen. H., von d e m bayerischen Minister Maximilian Joseph von Montgelas gefördert, erhielt den Hofratstitel. E r war Herausgeber d e r Zeitschrift „ C a m e r a l - C o r r e s p o n d e n t " (1805-12), gründete die „Kameralistisch-ökonomische Gesellschaft" (1808) und schrieb u. a. ein Vollständiges Handbuch der Kriegspolizeiwissenschaft und Militärökonomie (2 Bde., 1812). H. starb durch Selbstmord. WEITERES WERK: Beitrag zur Geschichte des teutschen Steuerwesens im A n f a n g des 17ten Jahrhunderts oder SteuerOrdnung einer teutschen Hauptstadt vom Jahr 1606. Erlangen 1812. LITERATUR: Franz J. Scheppler: Biographie des Herrn Dr. J. P. H., Professors der Philosophie und KammeralWissenschaften an der königlich baierischen Universität zu Erlangen. Nürnberg 1812. - Durch Thatsachen beurkundete Biographie des Dr. J. P. H. Ein nothwendiger Beitrag zur endlichen gerechten W ü r d i g u n g der Talente, Kenntnisse und Verdienste. Erlangen 1818. H a r n a c k , Otto, Literarhistoriker, * 2 3 . 1 1 . 1 8 5 7 Erlangen, t 22.3.1914. Der Sohn des Theologen Theodosius H. und Bruder des Theologen Adolf H. studierte Geschichte in Dorpat und Göttingen, w u r d e 1880 z u m Dr. phil. promoviert und war seit 1882 Oberlehrer in Dorpat, seit 1887 in der von ihm gegründeten Schule in Wenden. 1889-91 Beiträger der „Preußischen J a h r b ü c h e r " in Berlin, arbeitete er danach als Journalist und Sekretär an der Deutschen Künstlervertretung in Rom. 1896 w u r d e er o. Prof. der Literatur und Geschichte an der T H Darmstadt, 1904 an der T H Stuttgart. H. arbeitete vorwiegend über die E p o c h e der Klassik, machte sich als —> Goethe-Forscher einen N a m e n und veröffentlichte u. a. Goethe in der Epoche seiner Vollendung (1887, J 1905), Deutsches Kunstleben in Rom im Zeitalter der Klassik (1896) und Schiller (1898, 3 1905). Zu seinen literarischen Werken zählt das Drama Ulrich (1912). H. starb durch Selbstmord. WEITERE WERKE: Die klassische Ästhetik der Deutschen. Würdigung der kunsttheoretischen Arbeiten Schiller's, Goet h e ' s und ihrer Freunde. Leipzig 1892. - Essais und Studien zur Literaturgeschichte. Braunschweig 1899. - Wilhelm von Humboldt. Mit einer Relief- und einer Briefnachbildung. Berlin 1913. H a r r i n g , Harro Paul (Kasimir), Pseud. Hamlet, Harro, Harro-Harring, Hazimierowicz, Hopfer, Jarr, John Felleisen, Johnes, Kasimirowicz, Rhongar, Robert Johns, Schriftsteller, * 28. 8 . 1 7 9 8 Wobbenbüll bei Husum, t 1 5 . 5 . 1 8 7 0 St. Helier (auf Jersey, Großbritannien). H., Sohn eines Deichgrafen, studierte seit 1817 in Kopenhagen, Kiel und Dresden Malerei, Schloß sich dem radikalen Flügel der Burschenschaften an und geriet nach den Karlsbader Beschlüssen in die Demagogenverfolgung. Seit 1820 unternahm er ausgedehnte Reisen durch Europa und Nordund Südamerika; er nahm u . a . 1821 an den Aktionen der Philhellenischen Legion im griechischen Unabhängigkeitskrieg teil. H. arbeitete als Theaterdichter in München, als
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Hart Dramaturg am Theater an der Wien ( 1 8 2 6 / 2 7 ) und ging nach der Ausweisung nach Prag. Seit 1828 diente er in Warschau als Junker in einem russischen Regiment, kehrte 1830 nach Sachsen und Thüringen zurück und veröffentlichte Memoiren über Polen unter russischer Herrschaft (1831). Wegen revolutionärer Umtriebe erneut ausgewiesen, wechselte er nach Straßburg und w u r d e Mitarbeiter des „Constitutionellen Deutschland". H. nahm am Hambacher Fest teil (1832) und hielt sich anschließend in Frankreich und der Schweiz auf, w o er nach der Beteiligung a m „SavoyerFeldzug" (1834) seines Freundes Giuseppe Mazzini in Solothurn inhaftiert wurde. Er floh über England und die U S A nach Brasilien, kehrte 1848 nach Hamburg zurück und gab dort die Zeitschrift „Das Volk" heraus. Die wiederholte Ausweisung führte H. ins norwegische Exil, dann nach London; dort war er Mitglied von Mazzinis Europäischem demokratischen Nationalkomitee und griff Karl —> Marx publizistisch an. 1856-70 wechselte er mehrfach zwischen Brasilien und der Insel Jersey. H. starb durch Selbstmord. Er machte sich als Erzähler, Dramatiker, Lyriker und Herausgeber einen N a m e n , schrieb u . a . das D r a m a Der Wildschütze (1825), politisch-revolutionäre Gedichte (Splitter und Balken, 1832; Die Möwe, 1835, Nachdr. 1994) und die in dänischer Sprache verfaßte Autobiographie Mit Levnet (1863). WEITERE WERKE: Der Wildschütze. Luzern 1825. - Serenaden und Phantasien eines friesischen Sängers. München 1828. - Der Pole, 3 Bde., Bayreuth 1831. LITERATUR: Thusnelda Kühl: Η. H., der Friese. Glückstadt 1906. - Kurt Koszyk: Η., H . P. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 7 0 2 f. - Hans-Ulrich H a m e r : Die schleswig-holsteinische Erhebung im Leben von Η. H. Heide 1998.
H a r t , Heinrich, Schriftsteller, * 3 0 . 1 2 . 1 8 5 5 Wesel, t 1 1 . 6 . 1 9 0 6 Tecklenburg. H., Sohn eines Rechnungsrats, studierte seit 1875 Geschichte, Philosophie und neuere Sprachen in Halle, M ü n c h e n und Münster und war journalistisch in Bremen und seit 1877 in Berlin tätig. Als Gymnasiast hatte er die Schülerzeitung „Herz und Geist" herausgegeben; 1877 veröffentlichte er z u s a m m e n mit seinem Bruder Julius —>H. und Peter Hille die literarische Zeitung „Deutsche Dicht u n g " und gaben die „Deutschen Monatsblätter" ( 1 8 7 8 / 7 9 ) sowie den „Deutschen Literaturkalender" (seit 1879) heraus, den seit 1884 Joseph —> Kürschner redigierte. Durch das zus a m m e n mit seinem Bruder veröffentlichte Literaturorgan „Kritische W a f f e n g ä n g e " (1882-84) wurde H. zu einem der führenden Wegbereiter des Naturalismus. 1887 gehörten die Brüder neben Gerhart Hauptmann der literarischen Gesellschaft „Durch" an, ferner d e m „Friedrichshagener Kreis", und waren 1889 Mitbegründer der „Freien Bühne". H. wirkte dann in Berlin vor allem als Theaterkritiker, Übersetzer und Herausgeber. Von d e m auf 24 Bände angelegten kulturphilosopischen Epos Das Lied der Menschheit schrieb er nur die drei Bände Tul und Nahila (1888), Nimrod (1888) und Mose (1896). WEITERE WERKE: Mit Julius H.: Vom höchsten Wissen. Vom Leben im Licht u . a . Leipzig 1900. - Die neue Gemeinschaft, ein Orden vom wahren Leben. Leipzig 1901. Peter Hille. Berlin u. a. 1904. LITERATUR: Leo Hans Wolf: Die ästhetische Grundlage der Literaturrevolution der achtziger Jahre. Die Kritischen Waffengänge der Brüder H. Ratibor 1922. - Kurt Tillmann: Die Zeitschriften der Gebrüder H. Leipzig 1923. - Dietmar N. Schmidt: Η., H. In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 706 f. H a r t , Julius, Schriftsteller, * 9 . 4 . 1 8 5 9 Münster, t 7 . 7 . 1 9 3 0 Berlin. Nach dem Jurastudium in Berlin war H. kurzzeitig als Theaterkritiker in Bremen tätig; seit 1881 lebte er in Berlin und
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gab zusammen mit seinem Bruder Heinrich —> H. Literaturzeitschriften heraus. Seit 1887 schrieb er Kritiken für die „Tägliche Rundschau", seit 1900 f ü r den „Tag". H. gehörte wie sein Bruder der literarischen Gesellschaft „Durch" sowie d e m „Friedrichshagener Kreis" an. 1900 gründete er die sozialreligiöse Vereinigung „Neue G e m e i n s c h a f t " in Friedrichshagen. H. war als Lyriker, Kritiker und Herausgeber tätig, veröffentlichte neben den gemeinsam mit seinem Bruder herausgegebenen Schriften pantheistische Gedankenlyrik, u . a . Sansara (1879); später tendierte er zum Symbolism u s und Expressionismus. Seine dramatischen Werke blieben erfolglos, das philosophische Hauptwerk Die Vernunft als Quelle des Obels ungedruckt. WEITERE WERKE: Don Juan Tenorio. Rostock 1881. - Der Rächer. Leipzig 1884. - Geschichte der Weltliteratur und des Theaters. 2 Bde., N e u d a m m 1894-96. LITERATUR: Curt Tillmann: Die Zeitschriften der Gebrüder H. M ü n c h e n 1923. - Ingeborg Jürgen: Der Theaterkritiker J. H. Berlin 1956. - Dietmar N. Schmidt: H „ J. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 706 f. H ä r t e l , Sebastian, österr. Verleger, * 1742 Wien, t 1 3 . 7 . 1 8 0 5 Mödling (Niederösterreich). H. war neben dem Buchhändler Grund einer der bedeutendsten Verleger der Wiener Aufklärungsperiode. Er verlegte 1780-90 rund 800 meinungsbildender Flugschriften, die sogenannte „Broschürenliteratur". Diese Broschüren behandelten das Tagesgeschehen sowie alle gesellschaftlichen und politischen Ereignisse. Zeitgenössische Schriftsteller setzten sich seit 1785 gegen diese F o r m der Literatur zur Wehr, Leopold II. stellte das Erscheinen der Broschüren durch das „Pressegesetz" ein.
H a r t e n a u - T h i e l , Gert, Journalist, Theaterdirektor, * 1 1 . 9 . 1 8 6 5 Nikolsburg, t 2 8 . 1 2 . 1 9 3 6 Neubabelsberg bei Potsdam. H.-T. studierte in Berlin und München und bereiste als Korrespondent im Auftrag englischer, französischer und italienischer Zeitungen Indien, China und Sumatra. N a c h seiner Rückkehr gründete er 1911 das Naturtheater in Potsd a m und wurde 1919 Direktor des Kleinen Theaters, 1921 des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin. H.-T. schrieb D r a m e n und R o m a n e , u . a . Im Schatten indischer Zaubermächte. Roman nach Erlebnissen (1936). WEITERE WERKE: I m Reiche des Königstigers. Leipzig 3 1930. - Die drei roten Striche. Werdau 1935. - Sabine Berger. Hamburg 1936.
H a r t l e b e n , (Conrad) Adolf, Verleger, Buchhändler, * 2 6 . 8 . 1 7 7 8 Mainz, f 5 . 4 . 1 8 6 3 Wien. D e r Sohn des Juristen Franz Joseph H.s trat 1793 als Kadett d e m kurmainzischen Regiment bei, studierte 1797 in Wien Rechtswissenschaft und wurde in der Universitatsbrigade zum Offizier befördert. Nach A u f g a b e der militärischen Laufbahn 1798 gab er u . a . die „Malerischen Darstellungen aus Österreich" (1801) heraus. 1802 erwarb er eine Buchhandlung in O f e n und gründete eine Buchhandlung sowie einen Verlag (1804) in Budapest. H. brachte in seinem schnell prosperierenden Unternehmen schöngeistige und wissenschaftliche Literatur in deutscher und ungarischer Sprache, darunter illustrierte Werke wie Panorama der österreichischen Monarchie und Bilder-Magazin der Weltkunde, sowie das „Belletristische Lese-Cabinet" heraus. 1844 verlegte er seinen Firmensitz nach Wien. LITERATUR: Walter Rob: Η., Α. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 720.
Hartmann H a r t l i e b , Wladimir Frh. von, österr. Schriftsteller, * 19.2. 1887 Görz (Gorizia, Italien), t 2 . 9 . 1 9 5 1 Werfen (Salzburg). Der Sohn eines Offiziers verbrachte seine Kindheit in verschiedenen Garnisonen der Donaumonarchie, studierte in Wien und wurde 1911 z u m Dr. jur. promoviert. N a c h kurzer Tätigkeit im Staatsdienst lebte er als freier Schriftsteller und unternahm viele Reisen. In den dreißiger Jahren schrieb er u. a. als Theaterkritiker für das „Neue Wiener Tageblatt". Politisch zu den „nationalen" Autoren zählend, setzte er sich f ü r den Nationalsozialismus und den „ A n s c h l u ß " Österreichs an das Deutsche Reich ein. H. war als Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Essayist und Übersetzer tätig; er veröffentlichte u. a. Parole: Das Reich. Darstellung der politischen Entwicklung in Österreich von März 1933 bis März 1938 (1939). WEITERE WERKE: Die Stadt im Abend. Wien 1910. - A n i m a Candida. Dichtungen. Wien 1913. - Chaos. Wien 1920. Fortschritt ins Nichts. M ü n c h e n 1928. - Das Haus einer Kindheit. B e r l i n / W i e n / L e i p z i g 1936. H a r t m a n n , (Karl) Alfred (Emanuel), schweizer. Schriftsteller, * 1 . 1 . 1 8 1 4 Schloß Thunstetten (Kt. Bern), t 1 0 . 1 2 . 1 8 9 7 Solothurn. H. studierte in München, Heidelberg und Berlin, kehrte nach Solothurn zurück und gründete 1836 die Zeitschrift „Der Morgenstern, eine Zeitschrift für Litteratur und Kritik", 1841 das literarische Jahrbuch „Alpina", das er mit Franz —> Krutter und G. Schlatter herausgab. Seit 1845 redigierte er den literarischen Teil des „Wochenblatts f ü r Freunde der Litteratur und vaterländischen Geschichte", leitete 1845-75 die humoristisch-satirische Zeitschrift „Der Postheiri" und war seit 1875 Feuilletonredakteur des Berner „Bundes". H. gehörte zu den Begründern der solothurnschen „Töpfergesellschaft", die er 1857-89 leitete. Er veröffentlichte u . a . Kiltabendgeschichten (2 Bde., 1852-54). LITERATUR: Walter von Arx: Α. H. Solothurn 1902. - M a x Burckhardt: Α. H. 1883-1960. Zürich 1960. H a r t m a n n , (Christian) Ferdinand, Maler, * 1 4 . 7 . 1 7 7 4 Stuttgart, t 6. 1. 1842 Dresden. Der Sohn des Schriftstellers und Kameralisten Georg H. n a h m zunächst in Stuttgart Malunterricht, 1794-98 in R o m und Neapel. 1799 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde in Stuttgart Mitglied der Akademie der bildenden Künste. 1803 ging H. nach Dresden, hatte dort Kontakt zu Philipp Otto R u n g e und Caspar David Friedrich und engagierte sich f ü r die neue romantische Malerei. 1 8 0 8 / 0 9 arbeitete er an der von Heinrich von —> Kleist herausgegebenen Zeitschrift „Phöbus" mit und lehrte seit 1810 als Prof. an der Dresdner Akademie der bildenden Künste, deren Leitung er 1825 neben der der Meißner Zeichenschule übernahm. H a r t m a n n , Fritz, auch Friedrich H„ Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 8 6 6 F r a n k f u r t / M a i n , t 2 7 . 6 . 1 9 3 7 Lenglern bei Göttingen. H. studierte in Berlin und Heidelberg Geschichte, Philosophie und Literatur, w u r d e 1890 zum Dr. phil. promoviert und war seit dem folgenden Jahr Redakteur der „Braunschweigischen Landeszeitung". Seit 1907 politischer Redakteur des „Hannoverschen Kuriers", gehörte er 1913-16 der Berliner Redaktion an und war dann bis zu seiner Pensionierung Chefredakteur in Hannover. H. schrieb Dramen sowie Werke zur Literatur- und Theatergeschichte, u. a. Sechs Bücher Braunschweigischer Theatergeschichte. Nach den Quellen bearbeitet (1905). LITERATUR: Kurt Voß: F. H. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd. 1. H i l d e s h e i m / L e i p z i g 1939, S. 195-204.
H a r t m a n n , Johann David, Pseud. Selmar, Lyriker, Pädagoge, * 1 . 6 . 1 7 6 1 Aschersleben, t 4 . 1 2 . 1801 Holzminden. H . wurde nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Helmstedt und Halle Kollaborator an der D o m s c h u l e in Halberstadt, 1790 Prof. und Direktor des G y m n a s i u m s in Bielefeld. 1794 ging er in gleicher Funktion nach Herford, 1798 an die Kloster- und H o h e Stadtschule H o l z m i n d e n und war dort zugleich Prior des Klosters A m e l u n g s b o r n . H., der der „Literarischen Gesellschaft Halberstadt" angehörte, veröffentlichte Gedichte in den „Halberstädter gemeinnützigen Blättern" (1791) und im „Berliner M u s e n a l m a n a c h " (1792). Z u seinen philologischen und pädagogischen Schriften zählt die Abhandlung Über die ältesten Lehrdichter der Griechen, nebst der metrischen Ubersetzung eines Solonischen Fragments (1794). WEITERE WERKE: K o m i s c h e Erzählungen in Versen. Berlin 1785. - Merkwürdige Lebensgeschichte eines niedersächsischen Edelmanns. Berlin 1789. - Ueber die moralische Bild u n g der Jugend auf Schulen. Berlin 1790. - Versuch einer Kulturgeschichte der vornehmsten Völkerschaften Griechenlands. 2 Bde., Leipzig 1796-1800. H a r t m a n n , Johann Melchior, Orientalist, Schriftsteller, Bibliothekar, * 2 0 . 2 . 1 7 6 4 Nördlingen, f 1 6 . 2 . 1 8 2 7 Marburg. H. studierte seit 1786 an der Univ. Jena T h e o l o g i e und orientalische Sprachen, wurde 1788 Hauslehrer und setzte sein Studium an der Univ. Göttingen fort. 1793 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie und der orientalischen Sprachen an die Univ. Marburg, w o er 1794 z u m Dr. phil. promoviert wurde. Seit 1819 war H . Zweiter, seit 1825 Erster Bibliothekar an der M a r b u r g e r Universitätsbibliothek. Er arbeitete an Johann Gottfried E i c h h o r n s „Allgemeiner Bibliothek der biblischen Litteratur" mit, w a r seit 1807 Mitherausgeber des „ M u s e u m s für biblische und orientalische Litteratur" und veröffentlichte u. a. eine Commentatio de geographia Africae Edrisiana (1792). H. gehörte seit 1800 der „Gesellschaft der Alterthümer" in Kassel, seit 1817 der Marburger „Gesellschaft zur Beförderung der gesammten W i s s e n s c h a f t e n " an. WEITERES WERK: A n f a n g s g r ü n d e der hebräischen Sprache. Marburg 2 1819. H a r t m a n n , Moritz, Pseud. P f a f f e Maurizius, österr. Schriftsteller, * 1 5 . 1 0 . 1 8 2 1 Duschnik bei Pribram (Böhmen), t 1 3 . 5 . 1 8 7 2 Oberdöbling (heute zu Wien). H. begann 1838 ein Medizinstudium in Prag, ging 1840 nach Wien und lebte dort als freier Schriftsteller; seinen Lebensunterhalt verdiente er als Hofmeister. Er hatte Kontakt zu den Literaten Leopold —> Kompert, Alfred Meißner und Josef —>Rank, hielt sich seit 1844 in Leipzig auf und veröffentlichte 1845 seinen ersten Gedichtband Kelch und Schwert. A u f g r u n d der revolutionären Inhalte dieses B u c h e s polizeilich verfolgt, ging H. nach Paris, w o er u. a. Heinrich —> Heine traf. Nach seiner Rückkehr w u r d e er 1848 v o m Wahlkreis Leitmeritz in das Frankfurter Parlament gewählt; dort Schloß er sich der äußersten Linken an. H . n a h m aktiv an der Wiener Revolution und d e m Badischen Aufstand teil und flüchtete schließlich wieder nach Paris. Er war Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" und lebte u. a. in der Schweiz, in Großbritannien sowie im Orient. Seit 1862 w a r H. Chefredakteur der Wochenausgabe der „Allgemeinen Zeitung" in Stuttgart und kehrte 1868 als Feuilletonredakteur der „Neuen Freien Presse" nach Wien zurück. Zunächst durch politische Dichtung bekannt geworden, u. a. durch die Verssatire Reimchronik des Pfaffen Maurizius (1849), schrieb er später Romane, Novellen und Reisebeschreibungen, darunter Erzählungen eines Unstäten (2 Bde., 1858).
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Hartmann WERKE: Gesammelte Werke. Hrsg. v. L u d w i g B a m b e r g e r / Wilhelm Vollmer. 10 Bde., Stuttgart 1873-74. - Briefe von Μ . H. Hrsg. v. Rudolf Wolkan. Wien 1921. LITERATUR: Otto Wittner : M . H.s Leben und Werk. 2 Bde., Prag 1 9 0 6 / 0 7 . - Hans Laß: Μ . H. H a m b u r g 1963. - Margarita Pazi: Μ . H. Der Reimchronist des Frankfurter Parlaments. In: Jahrbuch des Instituts f ü r deutsche Geschichte 2 (1973) S. 239-266. - Wilmont Haacke: Η., M . In: N D B , Bd. 7, 1966, S. 737 f. H a r t m a n n , Siegfried, Ingenieur, Journalist, * 2 5 . 3 . 1 8 7 5 Dresden, t 6 . 9 . 1 9 3 5 Berlin. H. studierte an der T H Berlin und in Heidelberg und war viele Jahre lang als Ingenieur in der Industrie tätig, u. a. in den Siemens-Schuckert-Werken in Danzig und im Strebelwerk in Mannheim. Während des Ersten Weltkriegs zunächst Frontoffizier, wurde er später in das W a f f e n - und Munitionsbeschaffungsamt versetzt. Seit 1919 war er Redakteur der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Berlin; er bearbeitete die Ressorts Technik und Naturwissenschaften und betreute die Beilagen „Weltverkehr" und „Kraft und S t o f f . H. erwarb sich Verdienste um die populärwissenschaftliche Vermittlung von Fachwissen und imitierte die Gründung der „Technisch-Literarischen Gesellschaft" (TELI, 1929). Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlichte er u. a. Naturwissenschaftlich-technische Plaudereien (1908). WEITERES WERK: Technik und Staat von Babylon bis heute. Stuttgart 1929. LITERATUR: Willy Möbus: H „ S. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 5. H a r t m a n n , Walther G(eorg), Schriftsteller, * 1 7 . 7 . 1 8 9 2 Strelitz (Mecklenburg), t 1 8 . 1 0 . 1 9 7 0 Freiburg/Breisgau. H., Sohn eines Arztes, verbrachte seine Jugend in Dresden und studierte Germanistik und Philosophie in Freiburg/ Breisgau, M ü n c h e n und Leipzig. Er Schloß Freundschaft mit Franz Werfel und Walter —» Hasenclever. Er n a h m am Ersten Weltkrieg teil, war seit 1918 Redakteur der Zeitschrift „Deutsche J u g e n d " und schrieb für verschiedene Zeitschriften, u . a . für das . f o r u m " (1918), „Die H ö r e n " (1927) und die „Europäische R e v u e " (1940). 1920-43 lebte H. in Berlin; während des Zweiten Weltkriegs leitete er das Auslandsamt im Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes und war 1950-59 dessen Generalsekretär in Bonn. Er schrieb expressionistische Lyrik (Wir Menschen, 1920), R o m a n e und Novellen, u. a. die Erzählung Die überschlagenen Seiten (1960). WEITERE WERKE: Der begeisterte Weg. Dresden 1919. Die Erde. Berlin 1921. - Die Tiere der Insel. Dresden 1923. Schicksal, Andacht, Liebe. Freiburg/Breisgau 1924. - Die Engelbotschaft. Leipzig 1936. - Anderes Ich - Anderes Du. Bremen 1943. H a r t m e y e r , (Heinrich) Emil, Verleger, Journalist, * 9 . 6 . 1 8 2 0 Hamburg, t 1 1 . 2 . 1 9 0 2 Hamburg. H. studierte in Heidelberg Rechtswissenschaft, wurde 1844 promoviert und trat in die Redaktion der Zeitschrift „Hamburger Nachrichten" ein, die seinem Vater Heinrich A m b r o sius H. gehörte. Nach dessen Tod ü b e r n a h m er 1855 die Zeitung, die er fast fünfzig Jahre lang als Chefredakteur betreute. Die „Hamburger Nachrichten" erlangten überregionale Bedeutung, als H. Bismarck nach dessen Entlassung (1890) seine Zeitung uneingeschränkt als F o r u m der politischen Diskussion zur Verfügung stellte und damit dessen drohende publizistische Isolation verhinderte. LITERATUR: Martin Glaubrecht: Η., E. In: N D B , Bd. 8 , 1 9 6 9 , S. 6. H ä r t u n g , Georg Friedrich, Verleger, * 1 8 . 1 2 . 1 7 8 2 Königsberg, t 1 9 . 4 . 1 8 4 9 Königsberg. H. erlernte 1797-99 im Geschäft seines Vaters Gottlieb Lebrecht - > H . die Buchdruckerei, studierte dann Philosophie
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und Jura an der Univ. Königsberg u n d arbeitete seit 1801 im väterlichen Betrieb. G e m e i n s a m mit seiner Mutter gelang es ihm, Druckerei, Verlag und Zeitung auszubauen; seit 1817 leitete er selbständig das Unternehmen. Seit 1807 stand die „Kgl. privilegierte Preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung" unter dem Einfluß des Generalgouverneurs Ernst von Rüchel; 1813-16 redigierte - > Kotzebue das Blatt. Seit 1830 auf Schnellpressen gedruckt, erschien die Zeitung seit 1831 täglich. H. verlegte darüber hinaus insbesondere Gesang- und Schulbücher. Er gründete die „Stadtrat Hartungsche Sophienstifung", die der Unterstützung ehemaliger Buchdrucker seiner Druckerei diente. 1848 übergab er das Geschäft an H e r m a n n Johann Friedrich H. LITERATUR: Kurt Forstreuter: G. F. H. (1782-1849). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 102-110. H ä r t u n g , Gottlieb Lebrecht, Verleger, Drucker, * 1 2 . 8 . 1 7 4 7 Königsberg, t 2 9 . 1 1 . 1 7 9 7 . H., der aus der zweiten Ehe seines Vaters Johann Heinrich —»H. stammte, war seit 1759 Lehrling im väterlichen Betrieb und wurde 1763 freigesprochen. Er übernahm dessen Geschäft erst nach dem Tod seines älteren Bruders und seines Stiefvaters, 1766 die Buchhandlung und 1774 die Druckerei. Seit 1771 besaß H. die v o m König übertragenen Druckprivilegien. Es gelang ihm, den Betrieb zu sanieren und der Konkurrenz Johann Jakob —> Kanters zu begegnen, dessen Buchhandlung er 1787 übernahm. Dies führte zu einer wesentlichen Erweiterung des Verlagsgeschäftes, j e d o c h auch zu einer finanziellen Überanstrengung. Nach seinem Tod sanierte seine Witwe Sophia Charlotte H. das Unternehmen, indem sie die Buchhandlung an die Firma Göbbels und Unzer verkaufte, Verlag, Druckerei und Zeitung weiterleitete, bis ihr Sohn Georg Friedrich —>H. 1817 die Firma übernahm. LITERATUR: Bernhard Härtung: Die Buchdruckerfamilie H. und ihre Tätigkeit als Herausgeber der Königsberger Hartungschen Zeitung. Königsberg 1913. - Botho Rehberg: Geschichte der Königsberger Zeitungen und Zeitschriften. Königsberg 1942 (Alt-Königsberg, Bd. 3). H ä r t u n g , Gustav (Ludwig), eigentl. M a y , Theaterleiter, Regisseur, * 3 0 . 1 . 1 8 8 7 Bartenstein (Ostpreußen), t 1 4 . 2 . 1 9 4 6 Heidelberg. Zunächst Kritiker, Lustspielautor und Herausgeber der „Deutschen Theater-Zeitschrift", absolvierte H. eine Schauspielerausbildung bei M a x Reinhardt. 1 9 1 3 / 1 4 war er Regisseur am Bremer Schauspielhaus, dann a m Schauspielhaus in F r a n k f u r t / M a i n und übernahm 1920 die Intendanz, 1922 die Generalintendanz des Hessischen Landestheaters in D a r m stadt. 1 9 2 4 / 2 5 leitete H. das Kölner Schauspielhaus und die Kammerspiele, 1926 die Heidelberger Festspiele. In den folgenden Jahren in Berlin, u. a. am Lessing-Theater und am Deutschen Künstler-Theater, und in Düsseldorf tätig, kehrte er 1929 als Direktor an das Hessische Landestheater nach Darmstadt zurück, w o er 1931 wieder als Generalintendant wirkte. 1933 emigrierte er in die Schweiz, arbeitete in Zürich und Basel und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Heidelberg zurück. H. inszenierte u. a. Uraufführungen von Stücken Carl Sternheims, Fritz von Unruhs und Ferdinand Bruckners. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 4 6 2 f. H ä r t u n g , Hugo, Pseud. N. Dymion, Schriftsteller, * 1 7 . 9 . 1 9 0 2 Netzschkau (Vogtland), t 2 . 5 . 1 9 7 2 München. H., Sohn eines Gaswerksdirektors, studierte in Leipzig, Wien und München Theaterwissenschaft und Literaturgeschichte, wurde 1928 z u m Dr. phil. promoviert (Friedrich Huchs epischer Stil) und war 1928-31 Dramaturg sowie Schauspieler an der Bayerischen Landesbühne. Er schrieb in freier
Hasenclever Mitarbeit für verschiedene Zeitschriften (u.a. „Simplicissim u s " und „Querschnitt") sowie Hörspiele für den Münchner Rundfunk. 1936 erhielt H. Schreibverbot und wirkte zunächst am Staatstheater Oldenburg, dann an den Städtischen Bühnen Breslau als Dramaturg. Später lebte er in Thüringen, Potsdam, Berlin (seit 1950) und München (seit 1960). H. verfaßte R o m a n e , Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele, Filmdrehbücher und Dramen. Zu seinen ersten wichtigen epischen Werken gehört der R o m a n vom Kampf um Breslau 1940 Der Himmel war unten (1951); am erfolgreichsten wurden seine heiteren Romane, u. a. Ich denke oft an Piroschka (1951). WEITERE WERKE: Woher des Wegs? Wohin? Selbstporträt. In: Welt und Wort 7 (1952). - Schlesien 1944/45. Aufzeichnungen und Tagebuch. M ü n c h e n 1956. - Wir Wunderkinder. Düsseldorf 1957. - Deutschland, deine Schlesier. Hamburg 1970. - Wir Meisegeiers. H a m b u r g 1971. - Die Potsdamerin. München 1979. H ä r t u n g , Johann Heinrich, Verleger, Drucker, * 1 7 . 8 . 1 6 9 9 Erfurt, t 5 . 5 . 1 7 5 6 Leipzig. H., dessen Vater als Branntweinbrenner, dann als Bötther, Orgelbauer und Instrumentenmacher tätig war, arbeitete nach der Ausbildung z u m Buchdrucker in Erfurt und Leipzig, wechselte 1727 nach Königsberg zu Johann Stelter und heiratete dessen Tochter. N a c h dem Tod seines Schwiegervaters übernahm er 1734 die Druckerei, erhielt 1745 ein Buchhändlerprivileg und kaufte 1746 die Buchhandlung Christoph Gottfried Eckarts. 1751 erwarb H. die privilegierte Druckerei Johann Reusners und damit die 1640 gegründete Zeitung, die unter wechselnden Namen, zuletzt als „Königsberger Hartungsche Zeitung" (KHZ) bis 1933 bestand. H. hatte eine fast monopolartige Stellung im Königsberger Buch- und Verlagsgeschäft; neben zahlreichen deutschen Werken erschienen Bücher in lateinischer, lettischer, litauischer und polnischer Sprache. N a c h seinem Tod führte zunächst seine Witwe, dann sein Sohn Gottlieb Lebrecht —> H. die Firma weiter. LITERATUR: Bernhard Härtung: Die Buchdruckerfamilie H. und ihre Tätigkeit als Herausgeber der Königsberger Hartungschen Zeitung. Königsberg 1913. - Botho Rehberg: Geschichte der Königsberger Zeitungen und Zeitschriften. Königsberg 1942 (Alt-Königsberg, Bd. 3). - Kurt Forstreuter: H., J. H. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 9. H a s c h k a , Lorenz Leopold, österr. Schriftsteller, * 1 . 9 . 1 7 4 9 Wien, t 3 . 8 . 1 8 2 7 Wien. Seit 1765 Jesuit, unterrichtete H., Sohn eines Beamten, im Jesuitenkollegium Krems Grammatik, lebte seit der Aufhebung des Ordens 1773 in Wien und w u r d e Privatsekretär bei Franz Sales von Greiner. Durch seine Freundschaft mit Michael Denis kam er zur Bardenlyrik und sicherte sich als Initiator des (später von Karoline Greiner, verh. Pichler weitergeführten) literarischen Salons im H a u s e Greiner eine führende Stellung im Wiener Literaturbetrieb. H.s Oden mit politischem, teils antiklerikalem Inhalt - erschienen als Einzeldrucke sowie in den führenden Wiener und deutschen Periodika. Während H. noch A n f a n g der achtziger Jahre als republikanisch gesinnt galt, w u r d e er später Mitarbeiter der reaktionären „Wiener Zeitschrift" sowie des „Magazins der Kunst und Literatur" und etablierte sich mit der von Joseph Haydn vertonten Volkshymne Gott! erhalte Franz den Kaiser (1797) als offiziöser Dichter der Restaurationsära in Österreich. 1797 w u r d e er Kustos an der Wiener Universitätsbibliothek, 1798 Prof. der Ästhetik am Theresianum (bis 1822). H. führte eine umfangreiche Korrespondenz, u. a. mit Klopstock, —> Wieland und Lavater. WEITERE WERKE: Die Ehre der Tonkunst, bey der Rückkunft des Ritters von Gluck aus Frankreich. Wien 1775. -
O d e an Joseph II. gesungen im Ostermonde. Wien 1782. LITERATUR: Gustav Gugitz: L. L. H. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 17 (1907) S. 3 2 - 1 2 7 (Bibliogr.). H a s e l b e r g , Peter von, Journalist, * 1 4 . 1 1 . 1 9 0 8 Wilhelmshaven, t 1 6 . 1 0 . 1 9 9 4 . H. studierte in Berlin, Köln und F r a n k f u r t / M a i n Philosophie, Jura und Nationalökonomie, u . a . 1931-33 bei Theodor W . —> A d o r n o . Als Mitglied des Vorstandes des Sozialistischen Studentenbundes in Frankfurt w u r d e er von den Nationalsozialisten relegiert. H. w u r d e außenpolitischer Redakteur der „Vossischen Zeitung" in Berlin (bis 1934), dann der „Frankfurter Z e i t u n g " (bis 1936), in d e r er über den Spanischen Bürgerkrieg berichtete. 1937 emigrierte er nach Argentinien, w o er in verschiedenen B e r u f e n arbeitete. H. kehrte E n d e 1949 nach Deutschland zurück, w a r als freier Schriftsteller tätig und beteiligte sich a m A u f b a u des Nachtp r o g r a m m s des H a m b u r g e r und Kölner R u n d f u n k s . 1952-54 war er Redaktionsgeschäftsführer der F r a n k f u r t e r Universitätszeitung „Diskus". H. war zeitweilig auch Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung anläßlich d e r sogenannten Gruppenstudie. Später arbeitete er als literarischer Lektor der Deutschen B u c h - G e m e i n s c h a f t in Darmstadt. H. übersetzte und kommentierte das Werk des N a t i o n a l ö k o n o m e n Thorstein Vehlen. H a s e n c l e v e r , Walter (Georg Alexander), Pseud. H a n s Vecleer, Axel Kjellström, Schriftsteller, * 8 . 7 . 1 8 9 0 Aachen, f 2 2 . 6 . 1 9 4 0 Aix-en-Provence. H. sollte nach dem Willen des Vaters, eines Sanitätsrats, an den Universitäten Oxford, Lausanne und Leipzig Jura studieren, wandte sich j e d o c h der Germanistik und Philosophie zu. In Leipzig (1909-14) war er u . a . mit Kurt —>Pinthus, Kurt —> Wolff und Franz Werfel befreundet, arbeitete f ü r Zeitschriften, u. a. „Die Aktion", und fand A n s c h l u ß an den literarischen Expressionismus. Als Freiwilliger 1914 zunächst zurückgestellt, w u r d e H. nach Fronterfahrungen bald z u m Kriegsgegner, ließ sich in ein Sanatorium einweisen und w u r d e 1917 aus d e m Heeresdienst entlassen. I m selben Jahr erhielt er den Kleist-Preis f ü r seine Antikriegs-Tragödie Antigone. Bis Kriegsende wirkte er für eine Politisierung des Literaturbetriebs, wandte sich anschließend unter dem Einfluß der F r e u n d s c h a f t mit Paul Wegener mystischen und okkultistischen Studien zu und gab 1 9 2 0 / 2 1 mit Heinar —> Schilling „Menschen. Zeitschrift neuer K u n s t " heraus. H. lebte in Dresden, Berlin und im Erzgebirge, schrieb als Pariser Korrespondent des Berliner „8 U h r - A b e n d b l a t t s " 1924-28 zahlreiche Feuilletons und Essays, war mit Kurt —»Tucholsky und Jean Giraudoux befreundet und kehrte 1929 nach Berlin zurück. Reisen führten ihn durch Europa und N o r d a f r i k a sowie als Drehbuchschreiber für MetroG o l d w y n - M a y e r nach Hollywood. 1933 v o m nationalsozialistischen Deutschland verfemt und 1938 ausgebürgert, lebte er in Jugoslawien, England, Italien und Südfrankreich und wurde m e h r m a l s interniert. Beim A n m a r s c h der deutschen Truppen auf das Lager Les Milles bei Aix-en-Provence n a h m sich H.das Leben. H. verfaßte seit etwa 1908 neuromantisch geprägte Lyrik, später expressionistische D r a m e n (u. a. Der Sohn, 1914), übertrug Werke des schwedischen Mystikers Emanuel Swedenborg ins Deutsche, wandte sich in Paris der K o m ö d i e zu und schrieb zuletzt überwiegend Prosa, u. a. die autobiographischen R o m a n e Irrtum und Leidenschaft (1969; entstanden 1934-39) und Die Rechtlosen (1963; entstanden 1939/40). WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Dieter B r e u e r / B e r n d Witte. 5 Bde. Mainz 1990-97. - Briefe in zwei B ä n d e n 1907-1940. Hrsg. v. Bert Kasties. Mainz 1994. LITERATUR: Miriam Raggan: W. H. Leben und Werk. Hildesheim 1973. - Bert Kasties: W. H. Eine Biographie der
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Hasenclever deutschen Moderne. Tübingen 1994. - W . H. 1890-1940. Hrsg. v. Dieter Breuer. Aachen 1996. - Christa Spreizer: From expressionism to exile. T h e works of W . H. 1890-1940. Columbia 1999. H a s e n c l e v e r , Wilhelm, Politiker, * 1 9 . 4 . 1 8 3 7 Arnsberg (Westfalen), t 3 . 7 . 1 8 8 9 Berlin. Von Beruf Lohgerber, befaßte sich H. auf der Wanderschaft mit der sozialen Frage und wurde 1862 Redakteur der demokratischen „Westfälischen Volkszeitung" in Hagen. Seit 1866 war er Mitglied und Sekretär des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins", 1871-75 dessen Präsident. H. wurde 1869 in den Norddeutschen Reichstag gewählt und war Mitarbeiter, zum Teil Herausgeber zahlreicher Periodika, u . a . seit 1876 gemeinsam mit Karl Liebknecht des „Vorwärts". Er war Reichstagsabgeordneter für Altona, später Breslau und Berlin, 1 8 7 5 / 7 6 Vorstandsmitglied der „Vereinigten sozialdemokratischen Arbeiterpartei" und leitete seit 1878 den von ihm mitbegründeten „Berliner Arbeiterbund". Seit 1888 lebte er in geistiger Umnachtung. H. veröffentlichte Gedichte, politische Schriften und Erlebtes (1877). WERKE: Reden und Schriften. Hrsg. v. Ludger Heid. Bonn 1989. LITERATUR: Hans W o l f r a m von Hentig: H., W. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 31. - A n n e Roerkohl: W . H. Münster 1991. Hans-Albert Schwarz: W. H. Berlin 2000. H a s e n k a m p , Gottfried, Schriftsteller, Verlagsleiter, * 1 2 . 3 . 1 9 0 2 Bremen, t 2 . 9 . 1 9 9 0 Münster (Westfalen). H. studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Münster, Tübingen und Bonn, w u r d e 1923 in Münster promoviert (Hölderlins Anschauung vom Beruf des Dichters) und war seit 1924 beim Verlag Aschdorff und als Schriftleiter des „Münsterischen A n z e i g e r s " tätig. Nach der M a c h t ü b e r n a h m e durch die Nationalsozialisten wurde er zeitweilig entlassen und nahm 1939-45 a m Zweiten Weltkrieg teil. 1946 war er an der G r ü n d u n g der „Westfälischen Nachrichten" beteiligt, deren Verlagsleiter er wurde. Als engagierter kath. Autor steht H. in der Tradition der christlich-erbaulichen Literatur; er war u . a . von Hölderlin, Annette von —» Droste-Hülshoff und Paul Claudel beeinflußt. E r veröffentlichte vor allem Lyrik (u. a. Hymnen, 1924; Salzburger Elegie, 1932; Carmina in nocte. Gedichte aus den Jahren 1942-1945, 1946; Das brennende Licht. Ein kleines Gebetbuch in Versen, 1946; Das Morgentor. Gedichte aus drei Jahrzehnten, 1956; Neue Salzburger Elegie, 1962) und geistliche B ü h n e n w e r k e (Die Magd, 1923; Das Spiel vom Antichrist, 1 9 3 3 , 5 1 9 6 1 ; Der Brautbrecher. Ein Marienspiel, 1952) sowie Religion und Kultur. Bemerkungen zur geistigen Situation des deutschen Katholizismus (1926), Eine Romfahrt im Heiligen Jahr (1950, 3. A u f l a g e unter dem Titel Römische Pilgerwoche. Ein kleines Buch für Romfahrer dieser Zeit, 1959), Der Kardinal. Taten und Tage des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen ( 1 9 5 7 , 5 1 9 9 4 ) und Es kommt dein Tag. Dichtungen und Schriften (1988). LITERATUR: Dr. G. H. zum siebzigsten Geburtstag. o.O. 1972. H a s n e r , Leopold Ritter von Artha, österr. Jurist, Staatsmann, * 1 5 . 3 . 1 8 1 8 Prag, t 5 . 6 . 1 8 9 1 Bad Ischl (Oberösterreich). H . studierte an der Univ. Prag Philosophie und Rechtswissenschaft und war nach der Promotion 1842-48 Beamter bei der Hofkammerprokuratur in Wien. 1 8 4 8 / 4 9 Redakteur der „Prager Zeitung", habilitierte er sich 1849 an der Univ. Prag f ü r Rechtsphilosophie und war dort 1851-63 o. Prof. der Nationalökonomie. Seit 1861 Mitglied des Böhmischen Landtags, später des Reichstags, Schloß er sich der Liberalen Partei an, war 1863-65 Präsident des Unterrichtsrats im Staatsministerium und kehrte als o. Prof. der politischen
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Ökonomie an die Univ. Prag zurück. H . war seit 1867 Herrenhausmitglied, schuf als Minister f ü r Kultus und Unterricht mehrere Gesetzeswerke und begründete u. a. die Medizinische Fakultät der Univ. Innsbruck. A n f a n g 1870 wurde er als Ministerpräsident mit einer Regierungsneubildung beauftragt, trat jedoch wenig später zurück. H. veröffentlichte u. a. System der Politischen Ökonomie (1860). Seine autobiographischen Denkwürdigkeiten wurden 1892 von seinem Bruder herausgegeben. LITERATUR: Gustav Bahr: L. v. H. Diss. Wien 1948. - Hanns Leo Mikoletzky: H. Ritter ν. Α., L. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 38. H a s s a u r e k , Friedrich, Publizist, * 9 . 1 0 . 1 8 3 2 Wien, t 3 . 1 0 . 1 8 8 5 Paris. H. nahm an den Revolutionskämpfen 1848 in Wien teil, wanderte 1849 in die U S A aus, ließ sich 1857 als Advokat in Cincinnati nieder und gründete dort die Zeitschrift „Hochwächter". Von Präsident Lincoln zum Gesandten in Ecuador ernannt, legte H. 1865 das A m t nieder, kehrte nach Cincinnati zurück und wurde Herausgeber, später Eigentümer des „Cincinnati Volksblatts". Er veröffentlichte auch Gedichte und R o m a n e (u.a. Hierarchie und Aristokratie, 1855) sowie Vier Jahre unter Spanisch-Amerikanem (1887, engl. 1868). H a s s e , (Traugott) Ernst (Friedrich), Publizist, * 1 4 . 2 . 1 8 4 6 Leulitz bei Würzen, t 1 2 . 1 . 1 9 0 8 Leipzig. H. studierte Volkswirtschaft in Leipzig und wurde 1875 Direktor des dortigen Statistischen Büros. Seit 1886 lehrte er als a. o . P r o f . an der Univ. Leipzig Statistik, seit 1888 deutsche Kolonialpolitik. Als einer der Initiatoren der deutschen Kolonialbewegung begründete er 1878 den „Leipziger Verein für Handelsgeographie und Colonialpolitik", war Vorstandsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft und Mitbegründer des „Alldeutschen Verbands", dessen Vorsitzender er 1893 wurde. H. veröffentlichte eine Reihe nationalistischer Schriften in den „Alldeutschen Blättern" und war 1893-1903 nationalliberaler Reichstagsabgeordneter. Als sein Hauptwerk gilt Deutsche Politik (2 Bde., 1905-08). WEITERES WERK: Heimatpolitik. 4 Bde., München 1905-07. LITERATUR: Hans-Günther Zmarzlik: Η., Τ. E. F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 3 9 f . H a s s e , Friedrich Christian August, Historiker, Schriftsteller, * 4 . 1 . 1 7 7 3 Rehfeld bei Herzberg, t 6 . 2 . 1 8 4 8 Leipzig (?). Nach dem Jurastudium an der Univ. Wittenberg unternahm H. eine Kavalierstour durch Europa, war zeitweise Reisebegleiter eines j u n g e n Adligen und lehrte 1803-28 als Prof. der Moral und Geschichte a m Dresdner Kadettenhaus. 1828-48 war er Prof. der historischen Hilfswissenschaften an der Univ. Leipzig, 1831-46 Chefredakteur der . l e i p z i g e r Zeitung". Nach dem Tod von Friedrich Arnold —> Brockhaus 1823 redigierte er die N e u e Folge des Conversationslexikons sowie dessen sechste und siebte Auflage. H. veröffentlichte u . a . Die Gestaltung Europas seit dem Ende des Mittelalters [...] (4 Bde., 1826-28). H a s s e l b l a t t , Arnold, Archivar, Publizist, * 4 . 3 . 1 8 5 2 Pastorat C a m b y (Livland), t 8 . 1 1 . 1 9 2 7 Dorpat. Nach Abschluß historischer Studien an den Universitäten Dorpat und Göttingen wurde H. 1876 Redakteur und war 1888-1914 Chefredakteur der „Neuen Döptschen Zeitung". 1915 wurde er Stadtkassierer in Dorpat und war 1918-20 Chefredakteur der „Dorpater Zeitung", 1920-26 Stadtarchivar in Dorpat. E r gehörte der „Gelehrten estnischen Gesells c h a f t " an und war 1885-97 Sekretär, 1 9 1 9 / 2 0 Präsident. H. veröffentlichte u. a. ein Album Academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat (1889, mit G. Otto).
Hauer H a t t l e r , Franz (Seraph), Jesuit, Schriftsteller, * 11.9.1829 Anras (Tirol), t 13.10.1907 Innsbruck. H. trat 1852 in die Gesellschaft Jesu ein, wurde 1860 Priester und war seit 1865 Mitarbeiter, 1882-87 Schriftleiter des „Sendboten des göttlichen Herzens Jesu". Seine volkstümlichen Erbauungsschriften, u. a. Blumen aus dem katholischen Kindergarten (1879, "1922), waren weit verbreitet. WEITERE WERKE: Die neun Liebesdienste des göttlichen Herzens Jesu. Regensburg 1867, 5 1903. — Katholischer Kindergarten. Freiburg/Breisgau 1877, 7 1911. - Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit. 2 Bde., Düsseldorf 1883/84. Großes Herz-Jesu-Buch. Regensburg 1897, 3 1901. H a t v a n i , Paul, eigentl. Hirsch, Schriftsteller, Chemiker, * 16.8.1892 Wien, t 9.11.1975 Kew bei Melbourne. Seit seinem zwölften Lebensjahr an einer ungarischen Schule in Budapest ausgebildet, begann H. 1911, Chemie und Mathematik in Wien zu studieren, und publizierte daneben Skizzen, Essays, Aphorismen und Gedichte in expressionistischen Zeitschriften (u. a. Versuch Uber den Expressionismus, in: Die Aktion 7, Nr. 11/12, 1917). Er befaßte sich intensiv mit dem Werk von Karl —> Kraus, war mit Hermann —> Broch befreundet und arbeitete seit dem Ende des Ersten Weltkriegs in der Textilindustrie. H. emigrierte 1939 nach Australien und war dort als Chemiker tätig. Seit den sechziger Jahren trat er mit literatur- und kulturkritischen Essays in deutschen und Wiener Zeitschriften („Akzente", „Literatur und Kritik", „Neues Forum") erneut an die Öffentlichkeit. WEITERES WERK: Die Ameisen. Hrsg. und mit einem Nachwort von Silke Hesse. Siegen 1994. LITERATUR: B H d E , B d . 2 . 1 , 1 9 8 3 , S. 4 6 5 .
H a t z f e l d , Wilhelm (Ludwig Karl), Landwirt, * 2 0 . 4 . 1 8 8 7 Driedorf /Westerwald, t 18.12.1945 Driedorf. Nach einem landwirtschaftlichen Praktikum ließ sich H. 1911 als Bauer in seinem Heimatort nieder und arbeitete im selben Jahr erstmals im Westerwald mit Kunstdünger und einer Mähmaschine, 1927 erstmals mit einer Melkmaschine. 1931 gründete er die Viehverwertungsgenossenschaft für den Dillkreis, war 1931/32 Mitglied der Landwirtschaftskammer Wiesbaden und regte die Rurbereinigung für Driedorf an, die 1935-37 unter seinem Vorsitz durchgeführt wurde und als Vorbild für Flurbereinigungsmaßnahmen in Preußen diente. H. wurde 1945 in den Ackerbau-Ausschuß in Frankfurt/ Main berufen. Er schrieb zahlreiche Artikel für die „Nassauer Bauernzeitung". H a u b a c h , Theodor, Politiker, Widerstandskämpfer, * 15.9.1896 Frankfurt/Main, t 2 3 . 1 . 1 9 4 5 Berlin-Plötzensee. Nach dem Ersten Weltkrieg Mitherausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Die Dachstube", studierte H. an der Univ. Heidelberg Philosophie, Soziologie und Staatswissenschaft und wurde nach der Promotion 1923 Assistent am Institut für Außenpolitik in Berlin. 1924 ging er als außenpolitischer Redakteur zum „Hamburger Echo", wurde SPD-Mitglied und Erster Vorsitzender des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" in Hamburg, später dessen Zweiter Vorsitzender im gesamten Reichsgebiet. H. wurde 1929 Pressechef des Innenministers -> Severing, 1930 des Berliner Polizeipräsidiums und mußte nach dem Staatsstreich —>Papens 1932 sein Amt niederlegen. Als Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten stand er dem Kreisauer Kreis nahe, war u. a. mit Julius —> Leber und Carlo —»Mierendorff befreundet und wurde mehrmals interniert. Nach dem 20.7.1944 wurde er verhaftet, zum Tod verurteilt und hingerichtet. H. veröffentlichte u. a. Wider die Politik (in: Das Tribunal 1, 1919); eine Reihe philosophischer Manuskripte wurde im Krieg zerstört.
LITERATUR: Τ. H. zum Gedächtnis. Hrsg. v. Walter Hammer. Frankfurt/Main 1955. - Emil Henk: Η., T. In: NDB; Bd. 8, 1969, S. 68 f. - Barbara Beuys: Verteidigung der Republik. Der sozialdemokratische Reformer Τ. H. Hamburg 2000. Günter Brakelmann: Die Kreisauer. Folgenreiche Begegnungen. Biographische Skizzen zu Helmuth James von Moltke, Peter Yorck von Wartenburg, Carlo Mierendorff und Τ. H. Münster 2003. - Peter Zimmermann: Τ. H. (1896 - 1945) eine politische Biographie. München u. a. 2004. H a u b r i c h , Josef, Pseud. Dr. Ludwig Josef, Kunstsammler, * 1 5 . 6 . 1 8 8 9 Köln, t 5 . 9 . 1 9 6 1 Münstereifel. H. wurde 1913 an der Univ. Rostock zum Dr. jur. promoviert, war seit dem Ersten Weltkrieg Mitinhaber einer Gemeinschaftskanzlei in Köln und verwendete den Gewinn des erfolgreichen Unternehmens zum Ankauf moderner Kunst. Er erwarb Bilder, u. a. von Emil Nolde, James Ensor, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka und Vlaminck, war mit Marc Chagall befreundet und stellte 1924 in Paris dessen große Kölner Einzelausstellung zusammen. Unter Pseudonym schrieb er Kunstkritiken für die sozialdemokratische „Rheinische Zeitung". Im „Dritten Reich" vergrößerte er seine Sammlung von Kunstwerken, die damals als „entartet" diffamiert wurden, und war Repressionen ausgesetzt; seine Frau nahm sich 1944 vor einem GestapoVerhör das Leben. H. schenkte seine fast vollständig gerettete Sammlung 1946 der Stadt Köln, die sie in das 1957 eingeweihte Wallraf-Richartz-Museum eingliederte, und erweiterte sie um Ankäufe zeitgenössischer Kunst. Er war seit 1946 Kölner Stadtverordneter, seit 1956 stellvertretender Oberbürgermeister und schrieb u. a. Kunstliebendes Köln (1957). LITERATUR: J. H. Sammler und Stifter. Kunst des 20. Jahrhunderts in Köln. Hrsg. v. Peter Fuchs. Köln 1959. H a u e n s t e i n , Fritz, Publizist, * 27.9. 1896 Kandel (Pfalz), t 12.1.1979. H. nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, studierte an der Univ. München, wurde zum Dr. rer. pol. promoviert und war als Redakteur in München, Stuttgart und Berlin tätig. 1933-45 redigierte er den Wirtschaftsteil der „Kölnischen Zeitung" und nahm Verbindung zu wirtschaftspolitisch engagierten Widerstandskreisen in Freiburg/Breisgau auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart" sowie des Börsen- und Wirtschaftshandbuchs, des früheren Börsen- und Wirtschaftskalenders der „Frankfurter Zeitung", später Mitarbeiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". LITERATUR: F. H. In: Sie redigieren und schreiben die Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland. Frankfurt/ Main 1960, S. 20 f. H a u e r , (Jakob) Wilhelm, Indologe, Religionshistoriker, * 4 . 4 . 1 8 8 1 Ditzingen (Kr. Leonberg, Württemberg), t 18.2.1962 Tübingen. H. wurde seit 1900 im Basler Missionshaus ausgebildet und lehrte seit 1907 an einer indischen Missionsschule. 1911 bezog er die Univ. Oxford, wurde 1917 promoviert und habilitierte sich 1921 an der Univ. Tübingen für Sanskrit und Religionsgeschichte. 1925 wechselte er an die Univ. Marburg und kehrte 1927 an die Univ. Tübingen zurück. H. begründete 1920 den freireligiösen „Bund der Köngener", den er bis 1934 leitete, gab die Zeitschrift „Unser Weg" (1920-27) und „Die kommende Gemeinde" (1928-33) heraus und bekannte sich seit 1933 zu einer „deutschgläubigen" Religionsgemeinschaft. Gemeinsam mit Ernst Graf zu —>Reventlow gründete er im selben Jahr die „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Glaubensbewegung", die das Christentum als .jüdische Fremdreligion" bekämpfte, leitete sie bis 1936 und gab ihre Zeitschrift „Deutscher Glaube" heraus.
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Hauff Nach Kriegsende seiner Professur enthoben und interniert, setzte er seine Aktivitäten in der „Arbeitsgemeinschaft für freie Religionsforschung und Philosophie", seit 1955 in der „Freien Akademie" fort. H. veröffentlichte u. a. Werden und Wesen der Anthroposophie (1922). WEITERE WERKE: Die Anfänge der Yogapraxis im alten Indien. Eine Untersuchung über die Wurzeln der indischen Mystik. Berlin 1922. - Ein monotheistisches Traktat Altindiens. Gotha 1931. LITERATUR: Hans Jürgen Rieckenberg: H., J. W. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 83 f. - Margarete Dierks (Hrsg.): J. W. H. Leben, Werk, Wirkung. 1881-1962. Heidelberg 1986. - Horst Junginger: Von der philologischen zur völkischen Religionswissenschaft. Stuttgart 1999, S. 340-344 (Schriftenverzeichnis). - Hubert Cancik: H., J. W. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1471 f. H a u f f , Hermann, Redakteur, * 22.8.1800 Stuttgart, t 16.8.1865 Stuttgart. Der Bruder Wilhelm —»H.s wurde 1823 an der Univ. Tübingen zum Dr. med. promoviert und praktizierte 1823-25 als Stadtarzt in Schwaigern bei Heilbronn, 1826 in Stuttgart. 1827 vermittelte ihm sein Bruder die Stelle des Privatsekretärs des Verlegers Johann Friedrich von —»Cotta. Nach Wilhelms Tod im selben Jahr übernahm er dessen Position als Redakteur des „Morgenblaus für gebildete Stände", das er bis an sein Lebensende, zunächst unter Johann Friedrich, seit 1832 unter dessen Sohn Johann Georg von —> Cotta leitete. Neben Essays, die er in verschiedenen Zeitschriften des Verlags publizierte, schrieb H. u. a. Skizzen aus dem Leben und der Natur (2 Bde., 1840). Er betätigte sich auch als Herausgeber und Übersetzer. LITERATUR: Sabine Peek: Η., H. In: NDB, Bd. 6, 1969, S. 84 f. H a u f f , Wilhelm, Pseud. H. Clauren, Schriftsteller, * 29.11.1802 Stuttgart, t 18.11.1827 Stuttgart. Der Bruder Hermann —»H.s besuchte das niedere Theologische Seminar Blaubeuren, studierte 1820-24 Theologie, Philosophie und Philologie in Tübingen und wurde 1825 an der Philologischen Fakultät promoviert. Als Mitglied der studentischen „Feuerreiter" und seit 1822 des Tübinger Burschenvereins veröffentlichte er 1824 anonym die Anthologie Kriegs- und Volks-Lieder, die sechs eigene Gedichte H.s enthielt. Seit 1824 Hauslehrer in Stuttgart, schrieb er Romane und Novellen, brachte den ersten seiner Maehrchen-Almanache für Söhne und Töchter gebildeter Stände (3 Jahrgänge, 1825-27) heraus , wurde durch den Prozeß um seinen unter dem Pseudonym des populären Romanciers Carl Heun (Heinrich —»Clauren) publizierten Roman Der Mann im Mond (2 Tie., 1826) bekannt und konnte sich als freier Schriftsteller etablieren. H. gab 1826 die Hofmeisterstelle auf und unternahm eine Bildungsreise zu den literarischen Zentren Frankreichs, der Niederlande sowie Mittel- und Norddeutschlands. In Berlin nahm er an Sitzungen der Mittwochs-Gesellschaft teil und traf in Dresden mit Ludwig Tieck zusammen. 1827 übernahm er die Redaktion des „Morgenblatts für gebildete Stände" und die Herausgabe des „Taschenbuchs für Damen" in Johann Friedrich von —> Cottas Verlag. Neben den bis in die Gegenwart populären Märchen, darunter Kalif Storch und Das kalte Herz, war im 19. Jh. vor allem sein historischer Roman Lichtenstein (1826) bekannt. WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Hermann Fischer. 6 Bde., Stuttgart 1885/86. - Werke. Hrsg. v. Hermann Engelhardt. 2 Bde., Stuttgart 1961/62. LITERATUR: Hans Hofmann: W. H. Frankfurt/Main 1902. Agnes Jaschek: W. H. Darmstadt 1957. - Ulrich Kittstein (Hrsg.): W. H. Aufsätze zu seinem poetischen Werk. St. Ingbert 2002. - Stefan Neuhaus: Das Spiel mit dem Leser.
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W. H. Werk und Wirkung. Göttingen 2002. - Bernhard Zeller: H„ W. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 85 f. - Ernst Osterkamp u. a. (Hrsg.): W. H. oder die Virtuosität der Einbildungskraft. Göttingen 2005. H a u g , (Johann Christoph) Friedrich, Pseud. Friedrich Hophthalmos, Frauenlob d.J., Schriftsteller, * 9.3.1761 Niederstotzingen bei Ulm, f 30.1.1829 Stuttgart. Der Sohn des Schriftstellers Balthasar H. studierte gemeinsam mit seinem Jugendfreund Friedrich —»Schiller 1775-83 an der 1781 zur Hohen Karlsschule erhobenen Militärakademie Rechtswissenschaft, Philologie und Philosophie, wurde anschließend Sekretär des herzoglichen Kabinetts und war seit 1792 Träger der württembergischen Hof- und Pfalzgrafenwürde. 1793-1816 war er Sekretär des Geheimen Rats, wurde 1816 unter Ernennung zum Hofrat Bibliothekar an der Öffentlichen Bibliothek in Stuttgart, redigierte 1807-17 das Cottasche „Morgenblatt für gebildete Stände" und betätigte sich als Herausgeber von Anthologien. H. versuchte sich in zahlreichen poetischen Kleinformen und wurde vor allem durch seine satirischen Sinngedichte bekannt (u. a. Epigrammen und vermischte Gedichte, 2 Bde., 1805). Jean Paul nannte ihn den „reichsten Martial der Deutschen". LITERATUR: Frieda Höfle: Cottas Morgenblatt für die gebildeten Stände und seine Stellung zur Literatur und zur literarischen Kritik. Berlin 1937, S. 114-121. - Adolf Beck: H., J. C. F. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 89 f. H a u p t , Erich, evang. Theologe, * 8.7.1841 Stralsund, t 19.2.1910 Halle. Seit 1858 Student der Philologie und Theologie an der Univ. Berlin, unterrichtete H. seit 1864 in Kolberg, seit 1866 in Treptow/Rega am Gymnasium und leitete das Alumnat. Er holte theologische Examina nach, veröffentlichte theologische Abhandlungen und wurde 1878 Laienmitglied der pommerschen Provinzialsynode und Nachfolger Theodor Zahns als Prof. der neutestamentlichen Exegese an der Univ. Kiel. 1883 wechselte er an die Univ. Greifswald, wurde 1884 Stettiner Konsistorialrat und kam 1888 an die Univ. Halle, deren Rektor er 1902 war. H. vertrat die „Evangelische Vereinigung" auf Provinzialsynoden und der Generalsynode, gehörte seit 1902 dem Magdeburger Konsistorium an und war führendes Mitglied des Gustav-Adolf-Vereins und 1901-08 Herausgeber der „Deutsch-evangelischen Blätter". Er veröffentlichte u. a. Die Kirche und die theologische Lehrfreiheit (1881). WEITERE WERKE: Der Sonntag und die Bibel. Hamburg 1877. - Zum Verständnis des Apostolats im Neuen Testament. Halle/Saale 1896. - Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Halle/Saale 1903. H a u s e n s t e i n , Wilhelm, Pseud. Johann Armbruster, Kunsthistoriker, Diplomat, * 17.6.1882 Hornberg/ Schwarzwald, t 3.6.1957 München. H. studierte 1900-1905 Philosophie, Philologie, Geschichte, Nationalökonomie und Kunstgeschichte an den Universitäten Heidelberg, Tübingen und München und ließ sich als Kunsthistoriker und Publizist in München nieder. 1907-19 gehörte er der SPD an. H. war Mitherausgeber u.a. der Zeitschriften „Der neue Merkur" (1919-22) und „Ganymed" (1921-25), seit 1917 Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung" und 1934-43 Redakteur der Literatur- sowie der Frauenbeilage. 1936 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, 1938 wurde seine Kunstgeschichte (1928) eingestampft, da er eine Neubearbeitung in nationalsozialistischem Sinn ablehnte. Seit dem Verbot jeglicher journalistischer Betätigung 1943 widmete sich H. u. a. der Übersetzung von Schriften Baudelaires und der Essayistik. 1950-55 war er Generalkonsul und erster deutscher Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Paris und förderte wesentlich die
Hauser deutsch-französische Aussöhnung. Diese Zeit schilderte er in den Pariser Erinnerungen (1961). H. wurde 1950 Präsident der Akademie der Schönen Künste in München. Als sein Hauptwerk gilt Lux perpetua. Summe eines Lebens aus dieser Zeit (1947, Neuausg. 1972). WEITERE WERKE: Vom Geist des Barock. München 1924. Das Werk des Vittore Carpaccio. Stuttgart u. a. 1925. - Die Welt um München. München 1929. - Liebe zu München. München 1958. LITERATUR: W. H. Wege eines Europäers. Bearb. v. Walther Migge. Marbach/Neckar 1967 (Ausstellungskatalog). - Robert Minder: H., W. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 113-115. - Dorothea Baumer: „Eine Liebe zu München". Der Kunstschriftsteller W. H. München 1990. - Ulrich Lappenküper: W. H. Adenauers erster Missionschef in Paris. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 43 (1995) S. 635-678. Laurence Blanc: W. Η. (1882-1957) un mediateur culturel et politique entre l'Allemagne et la France. Paris 1997. Heinz Friedrich: Wer war W. H.? In: Jahrbuch. Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München 13 (1999) S. 664-670. - W. H. als Wegbereiter der deutschfranzösischen Beziehungen. W.-H.-Symposium 1998. Hrsg. v. Dieter Jakob. München 2000. H a u s e r , Arnold, Schriftsteller, * 31.3.1929 Bra§ov (Kronstadt), t 31.12.1988 Bukarest. Zunächst Schlosser, redigierte H. 1951-60 den Umbruch der Zeitung „Neuer Weg" und holte daneben den mittleren Schulabschluß nach. 1960 wurde er Redakteur, 1985 Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Literatur". Studienreisen führten ihn in beide deutsche Staaten und nach Österreich. H. schrieb zunächst autobiographisch geprägte, in der Nachkriegszeit angesiedelte Skizzen und Erzählungen, später zunehmend fiktive Prosawerke, u. a. den Roman Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns (1968). WEITERE WERKE: Kerben. Bukarest 1962. - Eine Tür geht auf. Bukarest 1964. - Leute, die ich kannte. Bukarest 1965. Neuschnee im März. Bukarest 1968. H a u s e r , Bodo (Hugo), Journalist, * 23.2.1946 Krefeld, t 22.7.2004 Krefeld. Während des Studiums der Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg, Lausanne, Cambridge und Bonn (1968-72) war H., Sohn eines Krawattenfabrikanten, als freier Mitarbeiter der „Westdeutschen Zeitung" tatig. 1973-76 war er ständiger freier Mitarbeiter des Bonner ZDF-Studios und 1976-78 Korrespondent im Studio Düsseldorf. 1978 wurde er stellvertretender Leiter des „Länderspiegels" in Mainz, 1981 ZDFKorrespondent in Bonn und Moderator der „Bonner Perspektiven". 1984 hielt er sich als Stipendiat des German Marshall Fund in Harvard auf. 1988-93 leitete und moderierte G. „Studio 1" (ZDF), seit 1991 auch „Frontal" (3 SAT). „Frontal" wurde seit 1993 im ZDF-Hauptprogramm ausgestrahlt, während die Parallelsendung auf 3 SAT in „Streitfall" umbenannt wurde und bis 2001 lief. H. moderierte „Frontal" im Doppel mit Ulrich Kienzle (bis 2000), mit dem er 1995 Noch Fragen Kienzle? Ja Hauser! Der offizielle deutsche Meinungsführer veröffentlichte. Die Show „Hauser & Kienzle und die Meinungsmacher" (1997) wurde bald eingestellt. 2001 wechselte H. als Programmgeschäftsführer zum Dokumentarkanal „Phoenix". 2002 moderierte er die ZDFSendung „Nachtduell" und seit demselben Jahr mit Tina Hassel die Talkshow „Unter den Linden" (Phoenix). WEITERE WERKE: Bitte recht feindlich! Schöner leben und streiten im nächsten Jahrtausend. Hamburg 1998. - Total Frontal. Sprüche und Widersprüche aus 7 TV-Jahren. München 1999.
H a u s e r , Harald, Schriftsteller, * 17.2.1912 Lörrach (Baden), t 6.8.1994. H. studierte in Freiburg und Berlin Jura. 1933 emigrierte er und kämpfte als Generalsekretär des Komitees Freies Deutschland an der Seite der Resistance im besetzten Frankreich gegen die Nationalsozialisten. Unter großen Gefahren und Schwierigkeiten wirkte er als Hauptredakteur der illegalen Zeitung „Volk und Vaterland", die unter Wehrmachtsangehörigen verteilt wurde. Nach der Rückkehr in das befreite Deutschland wurde H. in der DDR zum literarischen Chronisten dieser Zeit. Seine Erlebnisse schilderte er in dem Tatsachenroman Wo Deutschland lag. Salut Germain war eine populäre Fernsehserie, die vor allem Jugendliche mit den Formen des antifaschistischen Widerstandes bekannt machen sollte. Am Ende der Nacht (1955) war das erfolgreichste Stück des Dramatikers H., der 1959 den Lessing-Preis und 1960 den Nationalpreis der DDR erhielt. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 275. H a u s e r , Heinrich, Schriftsteller, Journalist, * 27.1.1901 Berlin, t 25.3.1955 Dießen/Ammersee. H. trat in den letzten Wochen des Ersten Weltkriegs als Seekadett in die kaiserliche Marine ein, studierte nach Kriegsende Jura in Freiburg/Breisgau, arbeitete in verschiedenen Berufen und war seit 1920 als Schriftsteller tätig. 1926 wurde er Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung", erlangte 1928 mit dem Roman Brackwasser den literarischen Durchbruch und befaßte sich bis zu seiner Emigration in die USA 1938 in seinen Reportagen und Romanen vor allem mit dem technischen und industriellen Fortschritt, ferner mit Reiseund Abenteuerbeschreibungen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1948 war er u. a. Redakteur der Illustrierten „Stern". Seine konservativ motivierte Opposition gegen den Nationalsozialismus legte er u. a. in The German talks back (1945) dar. WEITERE WERKE: Donner überm Meer. Berlin 1929. - Die letzten Segelschiffe. Berlin 1930. - Feldwege nach Chicago. Berlin 1931. - Notre Dame von den Wogen. Jena 1937. Time was. New York 1942. - After the years of locust. Chicago 1947. LITERATUR: Uwe Schultz: Η., Η. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 117 f. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 467. - Grith Graebner: Η. H. - Leben und Werk. Aachen 2001. H a u s e r , Johann Nepomuk, österr. Politiker, * 24.3.1866 Kopfing (Oberösterreich), t 8.2.1927 Linz. Nach der Priesterweihe 1889 in der Seelsorge tätig, später zum päpstlichen Hausprälaten und Konsistorialrat ernannt, war H. in den neunziger Jahren Sekretär beim „Oberösterreichischen Volkskredit" und Redakteur des „Linzer Volksblatts". 1899 für die Christlichsoziale Partei in den Oberösterreichischen Landtag gewählt, war er 1908-27 Landeshauptmann von Oberösterreich und setzte sich für die Förderung der Landwirtschaft ein. 1914-18 war H. Klubobmann seiner Partei, wurde Vizepräsident der Provisorischen Nationalversammlung und verantwortete in dieser Position die Proklamation der Republik Deutschösterreich 1918 mit. LITERATUR: Josef Honeder: J. Ν. H. 1866-1927. Linz 1973. H a u s e r , Otto, Pseud. Ferdinand Büttner, österr. Schriftsteller, * 22.8.1876 Dijanes bei Vrboves (Kroatien), t 26.5.1944 Blindendorf bei Wiener Neustadt (Niederösterreich). Seit der Jahrhundertwende in Wien ansässig, studierte H. ohne Abschluß zunächst an der TH, später evang. Theologie und orientalische Sprachen an der Universität. Er wurde literarisch von Theodor —»Herzl gefördert, war als Soldat im Ersten Weltkrieg seit 1916 u.a. Redakteur der „Belgrader Nachrichten" und lebte danach als freier
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Haushofer Schriftsteller in Wien, Weimar und bei Danzig. Η. war Mitarbeiter der „Politisch-Anthropologischen R e v u e " Ludwig —»Woltmanns, widmete sich in zahlreichen Publikationen der Verbreitung des sogenannten „Rassegedankens", gründete Jugendgruppen, darunter „Jung-Wiking", und war 1926-33 Herausgeber der Zeitschrift „Die Botschaft". 1924 erschienen seine „Briefe und A u f z e i c h n u n g e n " unter dem Titel Die Blauen. WEITERE WERKE: Genie und Rasse. Weimar 1922. - Rasse und Politik. Weimar 1922. - Rasse und Kultur. Brauns c h w e i g / H a m b u r g 1924. H a u s h o f e r , Marlen, geb. Frauendorfer, eigentl. Marie Helene H., österr. Schriftstellerin, * 1 1 . 4 . 1 9 2 0 Frauenstein (Oberösterreich), t 2 1 . 3 . 1 9 7 0 Wien. H. beendete ihr Studium der Germanistik in Wien und Graz nach ihrer Heirat 1941 ohne Abschluß und lebte seit 1947 in Steyr. Gefördert u. a. durch H a n s —>Weigel und Hermann —> Hakel, veröffentlichte sie erste Erzählungen in den Zeitschriften „Lynkeus", „Neue Wege" und „stimmen der gegenwart", erhielt in den fünfziger Jahren mehrere Förderpreise und schrieb neben erfolgreichen Kinderbüchern (u. a. Schlimm sein ist auch kein Vergnügen, 1970) R o m a n e (u.a. Die Wand, 1962). WEITERE WERKE: Das f ü n f t e Jahr. Wien 1952. - Eine Handvoll Leben. Wien 1955. - Wir töten Stella. Wien 1958. Brav sein ist schwer. Wien 1965. - Himmel, der nirgendwo endet. Gütersloh 1966. LITERATUR: A n n e Duden (Hrsg.): Oder w a r da manchmal noch etwas anderes? F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Daniela Strigl: Μ . H. die Biographie. München 2000. - Liliane Studer (Hrsg.): Die Frau hinter der Wand. A u s dem Nachlaß der Μ . H. München 2000. H a u s m a n n , M a n f r e d (Georg Andreas), Schriftsteller, * 1 0 . 9 . 1 8 9 8 Kassel, t 6 . 8 . 1 9 8 6 Bremen. H. studierte nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg Philologie, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Göttingen, München und Heidelberg (Dr. phil. 1922), absolvierte eine k a u f m ä n n i s c h e Ausbildung und war 1 9 2 4 / 2 5 Feuilletonredakteur der Bremer „Weserzeitung". Seit 1927 selbständiger Schriftsteller, war er 1929-33 und 1945-50 als SPD-Mitglied Gemeinderat in Worpswede bei Bremen. Unter dem Einfluß der Schriften Karl Barth s und Kierkegaards wandte er sich seit den dreißiger Jahren einem christlichen Existentialismus zu. H. war 1945-52 verantwortlicher Feuilletonleiter des „Weserkuriers". Zahlreiche Reisen führten ihn nach Amerika, durch die Mittelmeerländer und durch Skandinavien. Seit 1950 in Bremen ansässig, wurde er 1967 Altestenprediger an der protestantischen Kirche in Bremen-Rönnebeck. H. schrieb Prosa (u. a. den Roman Abel mit der Mundharmonika, 1932), Lyrik, Mysterien- und Legendenspiele sowie die Autobiographie Kleine Begegnungen mit großen Leuten (1973). WERKE: Gesammelte Werke. 20 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1983-85. LITERATUR: Karl Brinkel: W o kein Sinn mehr ist. Das Lebensproblem in der Dichtung M. H.s. Berlin 1953. - Siegfried Hajek: Μ . H. Wuppertal 1953. - Gerhard H. Fröhlich: T h e development of religious consciousness in the works of Μ . H. Ann Arbor, Michigan 1967. - Μ . H. Eine Würdigung des Schriftstellers nebst einer Bibliographie. Hrsg. v. d. Humboldt-Gesellschaft f ü r Wissenschaft, Kunst und Bildung e.V. M a n n h e i m 1978. - Karlheinz Schauder: Μ. H. Neukirchen-Vluyn 2 1979. - Ulrich Kriehn: Zwischen Kunst und Literatur - M. H.s Werk im Spannungsfeld von Literatur und Theologie. Hagen 2003.
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H a u s m a n n , Raoul, Photograph, Dichter, * 1 2 . 7 . 1 8 8 6 Wien, f 1 . 2 . 1 9 7 1 Limoges. Η. kam 1900 nach Berlin, studierte Malerei und Bildhauerei und wurde 1912 Mitarbeiter der Zeitschrift „Der Sturm", 1916 der Zeitschriften „Freie Straße" und „Die Aktion". 1 9 1 7 / 1 8 gründete er gemeinsam mit Richard —> Huelsenbeck und Franz —>Jung den politisch-aktivistisch akzentuierten „Club Dada", war als „Dadasoph" dessen treibende Kraft und gab seit 1919 die Zeitschrift „Der D a d a " heraus. H. schuf die ersten Plakatgedichte (u. a. fmsbw, vertont von Kurt - » S c h w i t t e r s als Ursonate), schuf gemeinsam mit Hannah Hoch die ersten Photomontagen und schrieb Lautgedichte. U m 1923 wandte er sich dem Konstruktivism u s zu, befaßte sich mit Wahrnehmungsforschung und Photographie. 1933 emigrierte er über Prag, Paris und Barcelona nach Ibiza und ließ sich 1940 in Limoges nieder. H. kritisierte aus einer antibürgerlichen Haltung heraus die bestehenden Lebensmuster (Der deutsche Spießer ärgert sich, 1920) und vertrat ein uneingeschränktes Eigenbestimmungsrecht des Menschen. Sein autobiographischer R o m a n Hyle. Ein Traumsein in Spanien wurde 1969 teilweise veröffentlicht. WEITERE WERKE: Material der Malerei. Berlin 1918. - Siebensachen. Stutgart 1961. - Melanographie. Paris 1968. R. H. Kamerafotografien. 1927-57. Hrsg. v. Andreas Haus. M ü n c h e n 1979. - Texte bis 1933. Hrsg. v. Michael Erlhoff. 2 Bde., München 1982. LITERATUR: Michael Erlhoff: R. H. - Dadasoph. Hannover 1982. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 4 6 7 f . - Timothy O. Benson: R. H. and Berlin Dada. Ann Arbor, Michigan 1987. - „Wir wünschen die Welt bewegt und beweglich." R a o u l - H a u s m a n n - S y m p o s i u m der Berlinischen Galerie. Hrsg. v. Eva Züchner. Berlin 1994. - Kurt Bartsch (Hrsg.): R. H. Graz 1996. - Cornelia Frenkel: R. H. Künstler, Forscher, Philosoph. St. Ingbert 1996. - Corinna Hübner: R. H. Grenzgänger zwischen den Künsten. Bielefeld 2003. H a u ß , Karl, Politiker, Publizist, * 3 . 1 . 1 8 7 1 Brumath bei Straßburg, t 3 0 . 1 . 1 9 2 5 Straßburg. Von Beruf Bankbeamter, später Angestellter der Reichseisenbahnen, war H. seit 1894 Redakteur des „Elsässers" und gehörte als Abgeordneter der elsässischen Zentrumspartei 1898-1903 und 1907-19 dem Reichstag, seit 1903 dem Landesausschuß und seit 1911 dem Elsässischen Landtag an. Im Kabinett des Prinzen M a x von Baden war er Staatssekretär f ü r Elsaß-Lothringen. H. zog sich später von der Politik zurück und betrieb eine Druckerei. Er schrieb u. a. Der Weg Elsaß-Lothringens zur Verfassung (1871-1911) (2 Bde., 1912). H a u ß l e i t e r , August, Politiker, * 5 . 2 . 1 9 0 5 Nürnberg, t 8 . 7 . 1 9 8 9 München. H. studierte Theologie und Philosophie in Erlangen und war bis 1933 Mitglied der Deutschen Volkspartei. Seit 1928 Redakteur des „Fränkischen Kuriers" in Nürnberg, setzte der NSDAP-Gauleiter Julius - > Streicher 1940 H.s Entlassung durch. N a c h der Rückkehr aus der Gefangenschaft zunächst Lehrer in Oberfranken, war H. 1946 Mitbegründer der C S U , wurde Landtagsabgeordneter und 1948 stellvertretender Landesvorsitzender der Partei. Er w a r an der Gründung der „Deutschen U n i o n " 1949 beteiligt, trat aus der C S U aus und gründete die „Deutsche Gemeinschaft", für die er 1950 in den Landtag einzog und die er 1965 mit der „Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher" (AUD) vereinigte. Die A U D beteiligte sich an der Gründung der Partei „Die G r ü n e n " 1 9 7 9 / 8 0 , H. wurde 1980 Mitglied des Bundesvorstandes, trat kurz darauf zurück und leitete die Wochenschrift „Die Grünen". 1 9 8 6 / 8 7 war er erneut Abgeordneter im Bayerischen Landtag.
Haym WERKE: An der mittleren Ostfront. Ein deutsches Korps im Kampf gegen die Sowjets. Nürnberg 1942. - Mit Wolfgang Prechtl: Kulturpolitik der Union. Warum Bekenntnisschule? Würzburg 1946. H a u ß m a n n , Conrad, Pseud. Heinrich Hutter, Politiker, * 8 . 2 . 1 8 5 7 Stuttgart, t 1 1 . 2 . 1 9 2 2 Stuttgart. Der Sohn Julius —»H.s studierte Rechtswissenschaft in Zürich, München, Berlin und Tubingen und führte seit 1883 mit seinem Zwilligsbruder Friedrich eine Anwaltskanzlei in Stuttgart. Als Mitglied der Deutschen Volkspartei wurde H. 1889 in den Württembergischen Landtag, 1890 in den Reichstag gewählt. 1907 war er mit L u d w i g - » T h o m a , Albert —> Langen und H e r m a n n Hesse an der Gründung der Zeitschrift „ M ä r z " beteiligt. H. strebte außenpolitisch eine Verständigung mit den europäischen Nachbarn an, wirkte 1917 im Reichstag an der Friedensresolution mit und war im Kabinett Max von B a d e n s Staatssekretär o h n e Geschäftsbereich. Als Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts" betrieb er eine wissenschaftliche Klärung der Kriegsschuld und förderte gemeinsam mit Friedrich von Payer die Gründung der Deutschen Demokratischen Partei in Württemberg. H. wirkte als Vizepräsident der Nationalversammlung und Vorsitzender ihres Verfassungsausschusses (1919) maßgeblich an der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung mit. WERKE: Das Arbeitsprogramm der Fortschrittlichen Volkspartei. Berlin 1911. - Aus C. H.s politischer Arbeit. Hrsg. v. seinen Freunden. F r a n k f u r t / M a i n 1923. - Schlaglichter. Reichstagsbriefe und Aufzeichnungen. Hrsg. v. Ulrich Zeller. F r a n k f u r t / M a i n 1924. LITERATUR: Klaus Simon: Die württembergischen D e m o kraten. Ihre Stellung und Arbeit im Parteien- und Verfassungssystem in Württemberg und im Deutschen Reich 1890-1920. Stuttgart 1969. - Lothar Albertin: H., C. (Ps. Heinrich Hutter). In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 130f. - James Clark Hunt: T h e p e o p l e ' s party in Württemberg and Southern Germany 1890-1914. T h e possibilities of democratic politics. Stuttgart 1975. - Karin Rabenstein-Kiermaier: C. Η. (1857-1922). Leben und Werk eines schwäbischen Liberalen. F r a n k f u r t / M a i n 1993. - M.d.R., 3 1994, S. 173. H a u ß m a n n , (Friedrich) Julius, Politiker, Publizist, * 2 7 . 7 . 1 8 1 6 Ludwigsburg, t 2 9 . 7 . 1 8 8 9 Stuttgart. Das Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen beendete H. ohne Abschluß und trat in die väterliche Apotheke in Ludwigsburg ein. Er engagierte sich für politische Individualrechte sowie k o m m u n a l e und staatliche Selbstbestimmung, beteiligte sich 1849 f ü h r e n d an der Reutlinger Pfingstversammlung, die eine Beschleunigung der inneren Reformen forderte, und mußte in die Schweiz fliehen. Nach seiner freiwilligen Rückkehr w u r d e er zu mehrjähriger Festungshaft verurteilt, 1854 j e d o c h vorzeitig entlassen. Gemeinsam mit Karl —> Mayer und L u d w i g —> Pfau war H. Redaktionsmitglied des Stuttgarter „Beobachters" und beteiligte sich seit 1864 maßgeblich am A u f b a u der schwäbischen, später süddeutschen Volkspartei. Er war der Vater von Conrad —> H. LITERATUR: Lothar Albertin: H „ F. J. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 130. H a v e m a n n , Hans, Pseud. Jan van Mehan, Schriftsteller, Journalist, Philosoph, * 5 . 5 . 1 8 8 7 G r a b o w (Mecklenburg), t 2 3 . 9 . 1 9 8 5 Berlin. H. studierte Philosophie in Berlin, M ü n c h e n und Jena und wurde 1911 mit der Arbeit Der erkennlnistheoretische Standpunkt Condillacs promoviert. Anschließend als freier Schriftsteller und Journalist tätig, Schloß er sich in Hannover den Dadaisten an, war 1924-38 Redakteur im Feuilleton der „Westfälischen Neuesten Nachrichten" in Bielefeld und
ging 1943 als Kulturschriftleiter nach Berlin. H. veröffentlichte D r a m e n (u.a. Die Not in Calais, 1923), Nachdichtungen von Werken Charles Baudelaires ( D e r Verworfene, 1920) und philosophische Arbeiten, darunter Das Bild des Menschen. Mensch und All im Lichte einer Philosophie des Raumes (1937). WEITERE WERKE: Der polare Mensch. H a n n o v e r 1923. Das Bild des Menschen. Jena 1937. LITERATUR: Hartmut Pätzke: Η. H. (1887-1985). Autor, Journalist, Naturphilosoph. In: A u s d e m Antiquariat, Nr. 9 (2001) S. A 5 3 9 - A 543.
Hawel,
Rudolf, österr. Schriftsteller, * 1 9 . 4 . 1 8 6 0 Wien, t 2 3 . 1 1 . 1 9 2 3 Wien. A u s einfachen Verhältnissen stammend, besuchte H. das Lehrerseminar, war 1879-1916 Volksschullehrer und w u r d e wegen seiner freisinnigen Gesinnung gemaßregelt. Seit der Jahrhundertwende trat er mit Volksstücken an die Öffentlichkeit ( M u t t e r Sorge, 1902); später entstanden neben feuilletonistischen Beiträgen (u. a. für die „Ostdeutsche R u n d s c h a u " , „Neubauer R e v u e " und „Zeit") R o m a n e (Kleine Leute, 1904) und Novellen. H. begründete die H a w e l - R u n d e im 1960 abgerissenen Lagerwald-Gasthaus in der Wiener Burggasse. WEITERE WERKE: D i e Politiker. Wien 1904. - D a s Eselshirn und andere G e s c h i c h t e n / W i e n 1906. - D e r Krieg. Wien 1913. - Dr. T h o r n s Lebensabend. Wien 1947.
Haxthausen, August (Franz L u d w i g M a r i a ) Frh. von, Philologe, Historiker, * 3 . 2 . 1 7 9 2 Bökendorf bei Brakel (Kr. Höxter), t 3 1 . 1 2 . 1 8 6 6 Hannover. H. studierte seit 1808 Geologie und Mineralogie in Clausthal und war an der M ä r c h e n s a m m l u n g der B r ü d e r G r i m m beteiligt. 1816-19 studierte er Rechtswissenschaft an der Univ. Göttingen, gründete u. a. gemeinsam mit seinem späteren Schwager August von - > A r n s w a l d t „Die Poetische Schusterinnung an der Leine" sowie die Zeitschrift „Die W ü n s c h e l r u t h e " (1818) und sammelte Volkslieder (Geistliche Volkslieder, 1850). Seit 1819 wandte er sich u. a. agrarhistorischen Studien zu und bereiste 1830-37 im A u f t r a g des Kronprinzen Friedrich Wilhelm die preuß. Provinzen zur Ausarbeitung von Ländermonographien, deren erster und einziger Band Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und Westpreußens 1839 erschien. In einem ähnlichen A u f t r a g des Zaren bereiste er 1843 / 4 4 Rußland. H. gründete später den „Petersverein" mit und f ü h r t e auf Schloß U l l e n hausen den m e h r f a c h literarisch thematisierten Lebensabend eines Sonderlings. WEITERE WERKE: Studien über die inneren Zustände, das Volksleben und insbesondere die ländlichen Einrichtungen Russlands. 3 Bde., H i l d e s h e i m / H a n n o v e r 1847-52. Nachdr. Hildesheim 1973. - Transkaukasia. Leipzig 1956. Nachdr. Hildesheim 1985. - Die ländliche Verfassung Russlands. Leipzig 1866. Nachdr. Münster 1993. LITERATUR: Bibliographie von und über A. v. H. Paderborn 1987. - A. Frh. v. H. (1792-1866). S a m m l e r von M ä r c h e n , Sagen und Völksliedern, Agrarhistoriker und Russlandreisender aus Westfalen. Bearb. v. Peter H e s s e l m a n n (Ausstellungskatalog). Münster 1992.
Haym,
Rudolf, Publizist, Philologe, * 5 . 1 0 . 1 8 2 1 Grünberg (Schlesien), f 2 7 . 8 . 1 9 0 1 St. A n t o n / A r l b e r g (Tirol). H. brach sein Theologiestudium in H a l l e / S a a l e zugunsten der klassischen Philologie ab und war nach der Promotion und dem Staatsexamen 1843 vorübergehend Gymnasiallehrer. Als G e g n e r der orthodoxen Kirchenpolitik des preuß. Königs konnte er eine Habilitation in Halle 1845 nicht abschließen und ließ sich als politischer Publizist in Berlin nieder. Unter d e m Einfluß M a x —»Dunckers Schloß er sich in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 d e m rechten
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Heartfleld Zentrum an. Η. habilitierte sich 1850 an der Univ. Halle. Als Redakteur der „Constitutionellen Zeitung" wurde er aus Berlin ausgewiesen. 1858 gründete er die „Preußischen Jahrbücher", die er bis 1864 herausgab und redigierte; in ihnen veröffentlichte er zahlreiche politische und historische Essays. H. wurde 1860 a. o., 1868 o.Prof. der Literaturgeschichte in Halle und war 1866/67 liberales Mitglied des Abgeordnetenhauses. Zu seinen Hauptwerken zählen Die romantische Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes (1870) und Herder nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt (2 Bde., 1880-85, Neudr. 1954, 2 1958). H.s Erinnerungen Aus meinem Leben wurden 1902 aus dem Nachlaß herausgegeben. WEITERE WERKE: Wilhelm von Humboldt. Lebensbild und Charakteristik. Berlin 1856. - Hegel und seine Zeit. Vorlesungen über Entstehung und Entwicklung, Wesen und Wert der Hegeischen Philosophie. Berlin 1857. - Das Leben Max Dunckers. Berlin 1891. - Gesammelte Aufsätze. Berlin 1903. - Zur deutschen Philosophie und Literatur. Ausgew., eingel. und erl. v. Ernst Howald. Zürich 1963. LITERATUR: Hugo Bieber: R. H. In: Schlesische Lebensbilder. Bd. 2. Breslau 1926, S. 263-271. - Hans Rosenberg: Die Jugendgeschichte R. H.s. Leipzig 1928. - Ders.: R. H. und die Anfänge des klassischen Liberalismus. München 1933. Wolfgang Harich: R. H. und seiner Herderbuch. Beiträge zur kritischen Aneignung des literaturwissenschaftlichen Erbes. Berlin 1955. - Ernst Howald: H„ R. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 152 f. - Margot Krohn: R. H. der Politiker und Herausgeber der Preußischen Jahrbücher. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität 15 (1970) S. 92-145. Hildegard Herricht: R. H. 1821-1901. Kurzbiographie und bibliographische Übersicht. Halle/Saale 1992. H e a r t f i e l d , John, eigentl. Helmut Franz Josef Herzfeld, Maler, Bühnenbildner, * 19.6.1891 Berlin, t 26.4.1968 Berlin. Der Sohn des Schriftstellers Franz Herzfeld studierte an der Münchner Kunstgewerbeschule und der Kunst- und Handwerkerschule in Berlin-Charlottenburg. Zusammen mit seinem Bruder Wieland —> Herzfelde gründete er 1916 die antimilitaristische Zeitschrift „Neue Jugend" und den MalikVerlag. Aus Protest gegen die Englandfeindschaft nahm er in dieser Zeit den Namen Heartfield an. Seit 1918 Mitglied der KPD, Schloß er sich künstlerisch den Dadaisten an, deren Berliner Kreis er mitbegründete. Gemeinsam mit George —> Grosz entwickelte H. seine Form der Photomontage, die er bei Buchumschlägen des Malik-Verlags sowie als Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und bei Plakaten zur politischen Agitation einsetzte. Die von ihm angewandte Technik der verfremdenden Kombination von Zeichnung und Photo hatte maßgeblichen Einfluß auf die sowjetische Photomontagekunst. 1920-30 war H. auch als Bühnen- und Kostümbildner für Erwin Piscator und Max Reinhardt tätig. 1933 flüchtete H. vor den Nationalsozialisten nach Prag, setzte dort seine 1930 begonnene Arbeit für die „Arbeiter-Illustrierten Zeitung" fort und ging 1938 nach London. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und wirkte in Leipzig und seit 1957 in Berlin als freischaffender Plakat- und Buchkünstler. Für Bertolt —> Brechts Berliner Ensemble und Wolfgang —> Langhoffs Deutsches Theater schuf er zahlreiche Bühnenbilder. Als „Formalist" in der DDR anfänglich abgelehnt, erhielt er seit 1958 zahlreiche Auszeichnungen und stellte seine Werke international aus. WERKE: Photomontagen zur Zeitgeschichte. Zürich 1945. LITERATUR: Wieland Herzfelde: J. H. Leben und Werk. Dresden 1962. - HerzHHerJ. H. Dokumentation. Hrsg. v. Hans-Jürgen Diehl u. a. Berlin 1968-70. - J. H. Ausstellung der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (Ost) ergänzt durch den Württembergischen Kunstverein. Hrsg. v. Marina
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Schneede-Sczesny/Uwe M. Schneede. Stuttgart 1969. - Michael Töteberg: J. H. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1978. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 470f. - J. H. Hrsg. v. Peter Pachnicke/Klaus Honnef. Köln 1991. H e b e n s t r e i t , Wilhelm, Journalist, Schriftsteller, * 2 4 . 5 . 1 7 7 4 Eisleben, t 17.4.1854 Gmunden (Oberösterreich). H. studierte in Göttingen, ging 1811 nach Wien und wurde 1816 Redakteur der „Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur". Später war er beim „Sammler" und als Theaterkritiker beim „Wiener Conversationsblatt" tätig und veröffentlichte einen mehrfach wiederaufgelegten Reiseführer mit dem Titel Der Fremde in Wien und der Wiener in der Heimath (1829). Nach H.s Übersiedelung nach Gmunden 1836 entstand sein Hauptwerk, die Wissenschaftlich-literarische Encyklopädie der Aesthetik. Ein etymologisch-kritisches Wörterbuch der 2 ästhetischen Kunstsprache (1842, 1847, Nachdr. 1978), ein populärwissenschaftliches Lexikon ästhetischer Grundbegriffe. LITERATUR: Josef Leitner: W. H. und die Wiener Theaterkritik. Wien 1930. H e c k m a n n , Gustav, Physiker, Philosoph, * 2 2 . 4 . 1 8 9 8 Voerde/Niederrhein, f 8 . 6 . 1 9 9 6 Hannover. H., Sohn eines Sparkassendirektors, studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen, Marburg und Berlin (u.a. bei Leonard Nelson) und wurde 1924 bei Max Born promoviert (Über die Elastizitätskonstanten der Kristalle). Seit 1927 war er Lehrer am Landeserziehungsheim Walkemühle bei Melsungen des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) und arbeitete an der ISK-Zeitschrift „Der Funke" mit. Nach Schließung der Schule 1933 durch die Nationalsozialisten emigrierte er mit Minna Specht nach Dänemark und war an der Weiterführung der Kinderabteilung an verschiedenen Orten beteiligt; 1938 ging H. mit der Schule nach Wales, 1940 nach Somerset. Seit 1942 für die britische Admiralität in der Minenabwehr tätig, kehrte er 1946 nach Deutschland zurück und hatte 1947-82 eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Hannover inne, deren Direktor er 1956-58 war. 1947-53 saß er dem Niedersächsischen Lehrerverband vor. Nach L. Nelson bereicherte H. das „Sokratische Gespräch" um neue Aspekte (Das Sokratische Gespräch, 1981, Neuausg. 1993). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 277. - Vernunft, Ethik, Politik. G. H. zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Detlef Horster und Dieter Krohn. Hannover 1983. - Gisela RaupachStrey: Die Sokratische Methode nach Leonard Nelson/G. H. - eine philosophische Gesprächsmethode zwischen Alltag und Wissenschaft. In: Kommunikation und Humanontogenese. Hrsg. v. Karl-Friedrich Wessel und Frank Naumann. Bielefeld 1994, S. 560-568. - Detlef Horster: Zum Tode von G. H. am 8. Juni 1996. In: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 18 (1996) S. 223-225. - Ute Siebert: Das Sokratische Gespräch. Darstellung seiner Geschichte und Entwicklung. Kassel 1996. - Gisela RaupachStrey: Sokratische Didaktik. Die didaktische Bedeutung der Sokratischen Methode in der Tradition von Leonard Nelson und G. H. Münster u. a. 2002. H e c k m a n n , Herbert, Schriftsteller, * 2 5 . 9 . 1 9 3 0 Frankfurt/Main, t 18.10.1999 Bad Vilbel. H. studierte an der Univ. Frankfurt Philosophie, Germanistik und Geschichte und wurde 1956 mit der Arbeit Elemente des barocken Trauerspiels. Am Beispiel des „Papinian" von Andreas Gryphius (als Buch erschienen 1959) promoviert. Erste literarische Arbeiten (Gedichte, Kurzgeschichten, Essays) erschienen in der studentischen Literaturzeitschrift „Diskus", deren Feuilleton er drei Jahre lang leitete. H. hatte wichtigen
Heer Anteil an der Konzeption, A u s w a h l und Glossierung der von Walter —> Höllerer herausgegebenen Anthologie Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte (1956), die den Standort der deutschen Nachkriegslyrik festmachte. Der Erzählband Das Porträt (1958) machte H. als Autor bekannt. 1958-63 war er wissenschaftlicher Assistent mit Lehrauftrag an den Universitäten Münster und Heidelberg, 1965-67 Gastdozent an der Northwestern University in Evanston (Illinois, USA). Danach als freier Schriftsteller in B a d Vilbel lebend, arbeitete H. für Zeitschriften, R u n d f u n k und Fernsehen (vor allem f ü r den Hessischen R u n d f u n k ) . 1963-67 war er Mitherausgeber der „Neuen Rundschau". 1962 erschien, lange erwartet, sein R o m a n Benjamin und seine Vater (Neuausg. 1992), eine mit Z ü g e n des Surrealen und Fabelhaften versehene Analyse der jüngsten Vergangenheit, zwei Jahre später der Erzählband Schwarze Geschichten. Danach wandte er sich dem Kinderbuch und der Sammlung von Kindergedichten zu (u. a. Der kleine Fritz, 1968; Kommt, Kinder, wischt die Augen aus, es gibt hier was zu sehen. Die schönsten deutschen Kindergedichte, hrsg. mit Michael Krüger, 1974; Die Blechbüchse, 1985; Kasperls Aufstand, 1989). Die amerikanischen Erfahrungen verarbeitete H. in dem R o m a n Der große Knockout in sieben Runden (1972), dessen Wirkung durch die Zeitumstände ausbleiben mußte. 1980-95 war er Prof. an der Hochschule f ü r Gestaltung in Offenbach, w o er mit bildenden Künstlern zusammenarbeitete. 1984-96 war H. Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ihm gelang es auf einzigartige Weise, Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler zu einem Kreis sich wechselseitig literarisch fördernder Freunde zusammenzuschließen und zugleich die Beziehung zu den Nachbarliteraturen zu vertiefen. Bis zu seinem Tod war er Mitglied des deutsch-französischen Kulturrats. Seine unpathetisch-ausdrucksmächtige Erscheinung ist aus dem Entwicklungsgang der Nachkriegsliteratur nicht wegzudenken. Durch seine Tod blieb die Autobiographie unvollendet, deren erster Band Die Trauer meines Großvaters (1994) die Frankfurter Kindheit während des „Dritten Reic h e s " eindringlich vergegenwärtigt hat. H. erhielt zahlreiche Preise, darunter den Bremer Literaturpreis (1962). Norbert
Miller
H e d e l e r , Walter, eigentl. W. Gehrt, Redakteur, Bibliothekar, Funktionär, * 1 7 . 1 1 . 1 9 1 1 Leipzig, t 1 1 . 5 . 1 9 9 4 . H., Sohn eines Buchbinders und einer Kontoristin, erhielt 1928-30 eine Ausbildung im Waldorf-Verlag (Stuttgart) und besuchte 1 9 3 1 / 3 2 die Buchhändlerlehranstalt in Leipzig. Seit 1929 Mitglied der KPD, w u r d e er 1933 Organisationsleiter der KPD-Bezirksleitung Württemberg. 1935 von den Nationalsozialisten verhaftet, konnte er in die Tschechoslowakei und weiter in die U d S S R flüchten. Dort belegte er 1935-37 Kurse an der Parteischule und war 1 9 3 7 / 3 8 als Parteiorganisator für den deutschen Sektor zuständig. 1 9 3 8 / 3 9 war er Redakteur und stellvertretender Leiter der Auslandsabteilung der „Deutschen Zentralzeitung". Seit 1939 arbeitete er für das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale. Als Sprecher und Redakteur beim Deutschen Volkssender in U f a 1942 nach einer Verleumdungskampagne entlassen und aus der K P D ausgeschlossen, verrichtete H., seit 1941 sowjetischer Staatsbürger, Gelegenheitsarbeiten in Tomsk, wo er 1946-55 Hauptbibliothekar der Universitätsbibliothek war. 1955 ging er in die DDR, wurde rehabilitiert und in die S E D a u f g e n o m m e n . 1 9 5 5 / 5 6 war er stellvertretender Chefredakteur, 1957-59 Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung", seit 1960 Redakteur der „Einheit" und 1961-75 Mitarbeiter der Prager Zeitschrift „Probleme des Friedens und des Sozialismus". H. gehörte zeitweise der SED-Bezirksleitung Leipzig an. LITERATUR: Peter Erler: H „ W . In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 321.
H e e r , Friedrich, Pseud. H e r m a n n Gohde, österr. Historiker, Publizist, * 1 0 . 4 . 1 9 1 6 Wien, f 1 8 . 9 . 1 9 8 3 Wien. Der G r o ß n e f f e des schweizer. Schriftstellers Jakob —»H. studierte in Wien Kunstgeschichte und Germanistik und w u r d e nach 1948 Redakteur der Zeitschrift „Die Furche". 1950 habilitierte sich H. und lehrte danach als Privatdozent, seit 1962 als a. o. Prof. an der Univ. Wien Geistesgeschichte. Seit 1961 war er Chefdramaturg a m Burgtheater. Der engagierte, weltoffene Linkskatholik erwarb sich durch historische und kulturkritische Schriften, durch zahlreiche Vortragsreisen sowie seinen konsequenten K a m p f gegen den Antisemitismus internationales Ansehen. Z u seinen Hauptwerken zählen Der Aufgang Europas (2 Bde., 1949), Die Tragödie des Heiligen Reiches (1952), Europäische Geistesgeschichte (1953), Gottes erste Liebe (1967) und Der Kampf um die österreichische Identität (1981). Unter P s e u d o n y m veröffentlichte er den R o m a n Der achte Tag (1950). Erst allmählich erschließt sich aus der Publikation von D o k u m e n t e n vieler Zeitgenossen, mit denen er in Verbindung stand, die ganze Dimension seiner Wirkung. WEITERE WERKE: Der G l a u b e des Adolf Hitler. M ü n c h e n / Esslingen 1968. - Abschied von Höllen und H i m m e l n . M ü n c h e n / E s s l i n g e n 1970. LITERATUR: Adolf Gaisbauer: H., F. Eine Bibliographie. W i e n / K ö l n 1990. - E v e l y n A d u n k a : F. H. (1916-1983). Eine intellektuelle Biographie. Innsbruck 1995. - Adolf Gaisbauer: H „ F. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 1238. - W o l f g a n g Ferdinand Müller: Die Vision des Christlichen bei F. H. Salzburger Theologische Studien. Bd. 19. Innsbruck 2002. H e e r , Gottlieb Heinrich, Schriftsteller, * 2 . 2 . 1 9 0 3 Ronchi (Italien), f 2 3 . 1 0 . 1 9 6 7 Zürich. Der N e f f e Jakob - > H . s w u c h s in Winterthur auf und studierte in Zürich und B e r n Deutsch und Kunstgeschichte. Nach der Promotion 1930 und mehreren Auslandsreisen lebte er als freier Schriftsteller in Ermatingen und seit 1936 in Rüschlikon, w o er auch als Journalist und Redakteur der „Schweizer Bücherzeitung" tätig war. 1947 übersiedelte H. nach Zürich, war Mitarbeiter der „Neuen Zürcher Z e i t u n g " und widmete sich seinem schriftstellerischen Werk. Seine handlungsreichen R o m a n e und Erzählungen schöpfen aus der schweizer. Landschaft und Geschichte. Genannt seien die historischen R o m a n e Die Königin und der Landammann (1936) und Thomas Platter (1937). WEITERE WERKE: Der Getreue. Zürich 1927. - Fest im Grünen. Zürich 1939. - Junker Diethelm und die Obristin. Zürich 1942. - Verlorene Söhne. Zürich 1951. - Bergland Graubünden. Bern 1960. - A m S a u m der Schweiz. Zürich 1962. - Die rote Mütze. Zürich. 1963. H e e r , Jakob (Christoph), schweizer. Schriftsteller, * 1 7 . 7 . 1 8 5 9 Töss bei Winterthur, t 2 0 . 8 . 1 9 2 5 Zürich. H. besuchte das Lehrerseminar in Küsnacht und w u r d e 1882 Lehrer in Oberdürnten a m Bachtel. Sein Reisebericht Ferien an der Adria (1888) verschaffte ihm eine Stelle als Berichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung", deren Feuilletonredakteur er 1892 als Nachfolger von Carl —> Spitteier wurde. 1898 erschien H.s R o m a n An heiligen Wassern, der ihn schlagartig berühmt machte und später mehrfach verfilmt wurde. Mit seinem zweiten Hochgebirgsroman Der König der Bernina (1900, ebenfalls verfilmt) vermochte H. diesen Erfolg noch zu steigern und w u r d e zum meistgelesenen Vertreter des Schweizer Heimatromans. 1899-1902 Mitarbeiter der „Gartenlaube" in Stuttgart, lebte H. bis 1922 als freier Schriftsteller in der Schweiz, anschließend in Oberrode bei Bad Hersfeld und seit 1923 wieder in der Schweiz. Als Zeitdokumente von bleibender B e d e u t u n g gelten H.s autobiographisches Buch Tobias Heider (1922) und seine Erinnerungen (1930).
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Hegenbart WEITERE WERKE: R o m a n e und Novellen. Gesamtausgabe. 10 Bde., Stuttgart/Berlin 1927. LITERATUR: Gottlieb Heinrich Heer: J. C. H. Frauenfeld u. a. 1927. - Margarete Maria Kulda: J. C. H . Wien 1956. - Margrit Gsell-Heer: H „ J. C. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 193 f. H e g e n b a r t , Fritz, Maler, Bildhauer, Graphiker, * 1 5 . 9 . 1 8 6 4 Salzburg, t 2 9 . 1 0 . 1 9 4 3 Bayerisch Gmain. Ursprünglich zum Musiker bestimmt - sein Vater war Cellolehrer in Prag - wandte sich H. 1886 der bildenden Kunst zu und studierte in Prag, M ü n c h e n und F r a n k f u r t / M a i n , w o er Schüler von Frank Kirchbach war. Aus gesundheitlichen Gründen lebte H. einige Zeit in Salzburg, München und Dinkelsbühl, ging dann nach Darmstadt, w o ihm der Großherzog von Hessen ein Atelier zur Verfügung stellte, und wirkte später wieder in Salzburg und München, w o er auch Mitarbeiter der Zeitschrift „ J u g e n d " war. In seinen graphischen Arbeiten, überwiegend Radierungen in zum Teil mit Aquatinta gemischter Technik, lehnte sich H. anfänglich an Max Klinger an, verließ aber bald die illustrative Richtung. H e g e n b a r t h , Josef (Franz), Maler, Zeichner, Illustrator, * 15.6. 1884 Böhmisch-Kamnitz, t 2 7 . 7 . 1 9 6 2 Dresden. H. war in Dresden Schüler seines Vetters Emanuel Η. und bezog 1908 die Kunstakademie, w o Gotthardt Kuehl sein wichtigster Lehrer wurde. B e k a n n t wurde H. besonders durch seine Illustrationen f ü r die . J u g e n d " und den „Simplicissim u s " (1924-44). Daneben schuf er Einzelblätter und Mappenwerke in verschiedenen Techniken zu Werken der Weltliteratur (u. a. Strindberg-Phantasien, Radierungen, 1929), seit 1936, als ihn die Nationalsozialisten als „entartet" diffamierten, zu Märchen und Fabeln. 1946-49 war H. Prof. und Leiter einer Graphikklasse der Hochschule für Bildende Künste in Dresden sowie Mitarbeiter des „Ulenspiegel". E r illustrierte u . a . —»Goethes Faust I und II (1959-61). LITERATUR: Johannes Reichelt: J. H. Essen 1925. - Fritz Löffler: H „ J. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 226 f. - Ders.: F. H. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Der Illustrator J. H. 1884-1962. Hrsg. v. Ulrich Zesch. O f f e n b a c h 1987. - J. H. - Zuschauer des Lebens. Werke von 1915 bis 1962 im grafischen Kabinett der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle. Hrsg. v. Bärbel Zausch. H a l l e / S a a l e 1996 (Ausstellungskatalog). H e g e r , Franz, österr. Geologe, * 4 . 1 0 . 1 8 5 3 Brandeis/ Adler (Böhmen), t 2 3 . 7 . 1 9 3 1 Wien. H. studierte an der T H und der Univ. Wien Geologie und Paläontologie und arbeitete seit 1878 zunächst a m Naturhistorischen H o f m u s e u m Wien. 1884 wurde er Direktor der Anthropologisch-Ethnographischen Abteilung, die er wesentlich erweiterte und damit die Grundlage für das spätere Völkerkundemuseum schuf. Ausgedehnte Reisen führten H. durch Europa, Transkaukasien, Turkestan, nach Hinterindien, Indonesien und Südamerika. Er war Vizepräsident der Anthropologischen Gesellschaft und seit 1899 Redakteur ihrer „Mitteilungen". WERKE: Die wichtigsten Fragen der modernen Urgeschichtsforschung. Wien 1882. - Die Z u k u n f t der ethnographischen Museen. Berlin 1896. - Die archäologischen und ethnographischen S a m m l u n g e n aus Amerika im Κ. K. Naturhistorischen H o f m u s e u m in Wien. Leipzig 1908. LITERATUR: Emil Böhm: F. H. Ein Leben f ü r Österreich. Ried im Innkreis 1980. H e g e w i s c h , Franz (Hermann), Pseud. Franz Baltisch, Mediziner, Publizist, * 1 3 . 1 1 . 1 7 8 3 Kiel, t 2 7 . 5 . 1 8 6 5 Kiel. Der Sohn des Historikers Dietrich Hermann H. studierte in Kiel, Göttingen und Würzburg Medizin und wurde Hausarzt des Grafen Friedrich zu Reventlow in Emkendorf. Seit 1810 lehrte er als a. o . P r o f . der Medizin in Kiel, w o er auch als praktischer Arzt wirkte. 1860 wurde H. in die Deutsche
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Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. In zahlreichen politischen Schriften (u. a. in den „Kieler Blättern" und den „Kieler Beiträgen") setzte sich H. für ein ungeteiltes Schleswig-Holstein ein und k ä m p f t e zusammen mit seinem Schwager Friedrich Dahlmann gegen dänische Übergriffe, hielt aber an der Idee des dänischen Gesamtstaats fest. Als Altliberaler trat H. f ü r eine gemäßigte Verfassungsr e f o r m ein und wies in seinem politischen Testament von 1856 (Politische Anmerkungen eines Siebzigjährigen, anon y m ) nachdrücklich auf das englische Vorbild einer erblichen konstitutionellen Monarchie hin. H. konnte beim dänischen König den Bau der Eisenbahnlinie Kiel-Altona durchsetzen. WEITERE WERKE: Versuch über die Bedingung und die Folgen der Volksvermehrung. Altona 1807. - Eigenthum und Vielkinderei, Hauptquellen des Glücks und des Unglücks der Völker. Kiel 1846. LITERATUR: Denkschrift zur Jubelfeier des 50jährigen Doctorats des Staatsraths und Leibarztes F. Η. H. Hamburg 1855. - Volquart Pauls (Hrsg.): U w e Jens Lorensens Briefe an F. Η. H. Schleswig 1925. - Heinz Röhrich: H., F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 231. H e g i , Franz, schweizer. Kupferstecher, Zeichner, * 1 6 . 4 . 1 7 7 4 Lausanne, t 1 4 . 3 . 1 8 5 0 Zürich. Der Sohn eines Goldschmieds ging bei dem Kupferstecher Matthias Pfenninger in Zürich in die Lehre und stach 1796-1802 für den Verleger und Kunsthändler Peter Birm a n n in Basel vor allem Kopien nach alten Meistern und Landschaften. Auch nach H.s Rückkehr nach Zürich bildeten Darstellungen schweizer. Landschaften und historischer Gegenstände Schwerpunkte seines Schaffens. H.s Illustrationen für die „Helvetischen A l m a n a c h e " (1805-22), die „Alpenrosen" (1811-30), die „Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich" u. a. besitzen durch ihre Genauigkeit bleibenden Wert f ü r die Topographie. LITERATUR: Heinrich Appenzeller: Der Kupferstecher F. H. von Zürich. Zürich 1906. - Maria Gertrud Dönz-Breimaier: F. H. und sein Kreis. Chur 1944. - Hans A. Lüthy: H., F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 231 f. H e i b e r g , Hermann, Redakteur, Schriftsteller, * 1 7 . 1 1 . 1 8 4 0 Schleswig, t 1 6 . 2 . 1 9 1 0 Schleswig. H. machte eine Lehre als Buchhändler, war Leiter eines Schulbuchverlags in Schleswig und stand seit 1870 an der Spitze der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", später der „Spenerschen Zeitung" in Berlin. Er trat dann in die Direktion der Preußischen Bankanstalt in Berlin ein und bereiste zunächst in deren Auftrag, später als Selbständiger das Inund Ausland, um Finanzunternehmungen einzuleiten. E r war zeitweise als chinesischer Bevollmächtigter in London tätig und widmete sich von 1881 an der Schriftstellerei. H. schrieb Die Plaudereien mit der Herzogin von Seeland (1881) und R o m a n e (u.a. Apotheker Heinrich, 1885; Ein Weib, 1887). WERKE: Gesammelte Werke. 18 Bde., Leipzig 1885-96. LITERATUR: Asta Heiberg: Erinnerungen aus meinem Leben. Berlin 1887. - Hans Merian: Η. H. Leipzig 1891. - Olaf Klose: Η., H. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 238. H e i d e , (Alexander) Walther, Publizist, Zeitungswissenschaftler, * 2 3 . 4 . 1 8 9 4 Iserlohn, September 1945 aus Berlin verschleppt nach Rußland (für tot erklärt durch das Amtsgericht Berlin-Tiergarten 2 2 . 1 1 . 1 9 5 7 ) . H. studierte in Marburg, Berlin und Münster Geschichte, Germanistik, Philosophie, Vokswirtschaft und Zeitungswissenschaft und wurde nach dem Ersten Weltkrieg und der Promotion 1920 (Soziale Zustände und Sozialpolitik in Dortmund bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts) Chefredakteur einer Korrespondenz für Auslandspolitik und Propaganda (bis 1922). Danach leitete er bis 1927 die Landesabteilung Hannover der Reichszentrale für Heimatdienst und
Heilbut gehörte 1927-33 der Presseabteilung der Reichsregierung an. Als stellvertretender Pressechef der Reichsregierung leitete er 1933 deren Presseabteilung und wurde im selben Jahr zum Honorarprofessor f ü r Zeitungswissenschaften an der T H Berlin ernannt. Er gab „Zeitungswissenschaft. M o natsschrift für internationale Zeitungsforschung" heraus und war Mitglied des Präsidialrats der Reichspressekammer. H. veröffentlichte u. a. Zeitungssammlungen und -sammelsteilen in Deutschland. Eine inhaltliche und bibliothekstechnische Übersicht (1928) und Die älteste gedruckte Zeitung (1931). WEITERE WERKE: Hrsg.: Handbuch der deutschsprachigen Zeitungen im Ausland. Berlin u. a. 1935. - Hrsg.: Handbuch der Zeitungswissenschaft. 1940-43. LITERATUR: Wilmont Haacke: H „ A. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 241 f. - Hans B o h r m a n n / A r n u l f Kutsch: Der Fall W. H. Zur Vorgeschichte der Publizistikwissenschaft. In: Publizistik 1 9 / 2 0 ( 1 9 7 4 / 7 5 ) S. 805-808 (mit Auswahlbibliographie). H e i d e g g e r , Gotthard, auch Winckelriedt, schweizer, reformierter Theologe, Pädagoge, * 5 . 8 . 1 6 6 6 S t e i n / R h e i n , t 2 2 . 5 . 1 7 1 1 Zürich. H. besuchte seit 1681 das Alumnat in Zürich, ging 1688 als Pfarrer nach Langrickenbach (Kt. Thurgau) und wurde Pfarrer in St. Margarethen im Rheintal. 1696 w u r d e er wegen eines Schreibens gegen den Kapuziner Rudolf Gasser von seinem A m t abberufen. 1705 w u r d e H. Inspektor des Alumnats in Zürich. Er führte seit 1710 die Redaktion d e r Monatsschrift „Mercurius Historicus" und verfaßte mehrere Lehrbücher. H. schrieb Abhandlungen zur Gesundheitslehre wie Heilsame und unverwerfliche Kunst-Regeln (1703) und humanistische Lehrwerke (u.a. Apophoreta moralia, 1707), ferner die Polemik gegen die Romanliteratur Mythoscopia romantica oder Discours von den so benannten Romans (1698, Neuausg. 1969). WEITERES WERK: G. H.s kleinere Schriften. Hrsg. v. Johann Jacob Bodmer. Zürich 1732. LITERATUR: V D 17. - Ursula Hitzig: G. H. 1666-1711. Winterthur 1954. - Ursula Villiger: H „ G. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 243 f. H e i d e n , Konrad, Pseud. Argus, Klaus Bredow, Schäfer, Journalist, Publizist, * 7. 8 . 1 9 0 1 M ü n c h e n , t 1 8 . 7 . 1 9 6 6 N e w York. H. studierte 1920-23 Jura und Wirtschaftswissenschaften in München und war seit 1922 Vorsitzender der Republikanischen Studenten-Union. Als Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" in M ü n c h e n berichtete er 1923-30 vom Aufstieg der Nationalsozialistischen Partei und ging 1930 nach Berlin, um einen Pressedienst zur Information über die nationalsozialistische Propaganda zu organisieren. 1933 floh er in das Saargebiet, 1935 nach Paris, w u r d e 1940 interniert und emigrierte im selben Jahr in die U S A . H. veröffentlichte u. a. Geschichte des Nationalsozialismus (1932), Geburt des Dritten Reiches (1934), Adolf Hitler: Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit. Eine Biographie (1936), Les Vepres hitleriennes (1939) und Der Fährer. Hitler's Rise to Power (1944). WEITERE WERKE: Europäisches Schicksal. Amsterdam 1937. - Ein M a n n gegen Europa. Zürich 1937. - The new inquisition. N e w York u . a . 1939. LITERATUR: Werner Maser: Η., K. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 2 4 8 f . - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 4 7 4 f . H e i d e n r e i c h , Carl L., österr. Musikschriftsteller, Kritiker, Komponist, * 1 5 . 1 0 . 1 8 7 9 Wien, t n . e . H. studierte an den Universitäten Wien und Berlin Musikwissenschaften und Germanistik und ü b e r n a h m 1900 die Musikkritik in der Kunstzeitschrift „Die Lyra" in Wien. Er
war Kritiker bei der Leipziger „Musik-Woche" und Mitarbeiter sowie künstlerischer Beirat der Berliner „MusikVolksbibliothek". 1902 w u r d e H. leitender Redakteur der Wiener „Musik-Blätter", 1903 Mitarbeiter an M a x Hesses „Deutschem Musikerkalender" in Berlin, 1908 an Degeners Lexikon Wer ist's und war 1909-15 Musikkritiker des Wiener „Montags-Journals", danach des „Tagesboten". Bis 1922 arbeitete er an Kürschners „Deutschem Literaturkalender" mit. H. schrieb u. a. Die Verdeutlichung und Erläuterung der musiktechnischen Kunstausdrücke (1912). H e i d t m a n n , Günter, evang. Theologe, * 1 7 . 6 . 1 9 1 2 Düsseldorf, t 1 . 6 . 1 9 7 0 Stuttgart. H. studierte in Tübingen, Berlin, Bonn und Marburg. Er war Mitglied der . j u n g e n B r ü d e r " der Bekennenden G e m e i n d e , Hilfsprediger in Berlin-Nikolassee und 1939-50 Pfarrer in Potsdam. Er wirkte als Schriftleiter der „Potsdamer Kirche", seit 1954 als Hauptschriftleiter des rheinischen Sonntagsblattes „Der Weg". 1955 wurde H . Landespressepfarrer der rheinischen Kirche in Düsseldorf und unterstützte besonders die Zeitschrift „Kirche in der Zeit". 1967 übernahm er die Chefredaktion der „Evangelischen Kommentare. M o natsschrift zum Zeitgeschehen in Kirche und Gesellschaft" in Stuttgart. LITERATUR: Joachim Beckmann: G. H. In: Evangelische Kommentare 3 (1970) S. 317 f. H e i g e l , Karl August, Bibliothekar, Schriftsteller, * 2 5 . 3 . 1 8 3 5 M ü n c h e n , f 6 . 9 . 1 9 0 5 Riva. Der Sohn des Schauspielers August H. studierte seit 1854 in M ü n c h e n Philosophie, ging 1863 nach Berlin und war 1865-75 literaturkritischer Redakteur der Modezeitschrift „Der Bazar". 1875 ließ er sich, angeblich auf Bitten von König Ludwig II. von Bayern, in der U m g e b u n g von M ü n c h e n nieder. Er war Mitglied des M ü n c h n e r Dichterkreises. Seit 1886 lebte er in Riva. H.s Werke handeln zumeist von tragischen A f f ä r e n zwischen Bürgerlichen und Adligen. E r schrieb u. a. das Drama Bar Cochba. Der letzte Judenkönig (1857) sowie die Biographien Karl Stieler (1891) und König Ludwig II. von Bayern (1892). WEITERE WERKE: Der Theaterteufel. Leipzig 1878. - Die Weifen auf Hohenschwangau. M ü n c h e n 1884. - Mosaik. Leipzig 1886. - Die nervöse Frau. Berlin 1900. LITERATUR: L u d w i g Schrott: Der vergessene „Königsdichter". In: Unser B a y e r n 21 (1972). H e i l b o r n , Ernst Friedrich, Kritiker, Literarhistoriker, * 1 0 . 6 . 1 8 6 7 Berlin, t 1 6 . 5 . 1 9 4 2 Berlin. H. studierte Germanistik und Geschichte an der Univ. Berlin, wurde 1890 promoviert, ging als Redakteur zu der Zeitschrift „Die F r a u " und leitete 1896-98 den deutschen Teil der Revue „Cosmopolis". 1901 schrieb er Theaterkritiken f ü r die „Frankfurter Zeitung", gab 1911-33 die Zeitschrift „Das literarische E c h o " heraus, w u r d e danach zunächst von der nationalsozialistischen Regierung in seiner schriftstellerischen Tätigkeit behindert und erhielt 1936 Schreibverbot. H. reiste nach Palästina, kehrte j e d o c h 1937 nach Deutschland zurück und wurde 1942 bei einem Fluchtversuch in die Schweiz verhaftet. Er veröffentlichte u . a . den R o m a n Der Samariter (1901), die kritische Schrift Novalis, der Romantiker (1901) und die Biographie Ε. T.A. Hoffmann (1926). LITERATUR: B e n n o Reifenberg: Η., E. F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 257 f. H e i l b u t , Emil, Pseud. Hermann Helferich, Kunstschriftsteller, * 2 . 4 . 1 8 6 1 Hamburg, f 1 6 . 2 . 1 9 2 1 Montreux. H. betätigte sich zunächst als Maler von Landschaften in impressionistischem Stil, wurde Kunsthändler und arbeitete schließlich unter d e m P s e u d o n y m H e r m a n n Helferich als Kunstschriftsteller. Er schrieb in d e r „Nation" über die französischen Impressionisten und war 1902 unter den
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Heilbut Begründern der Berliner Zeitschrift „Kunst und Künstler". H. wirkte auch an den Zeitungen „Tag" und „Neue Runds c h a u " mit. WEITERE WERKE: Die Impressionisten. Berlin 1903. H e i l b u t , Iven George, urspr. Ivan, Pseud. Jan Helft, Schriftsteller, * 1 5 . 7 . 1 8 9 8 Hamburg, t 1 5 . 4 . 1 9 7 2 Bonn. H. verfaßte 1923-33 Feuilletons, Kurzprosa und lyrische Texte für M a g a z i n e und Zeitungen und schrieb u. a. f ü r den „ S t u r m " expressionistische Gedichte. Er veröffentlichte 1930 den R o m a n Kampf um Freiheit und wanderte 1933 nach Paris aus, w o er f ü r die Basler „National-Zeitung" als Kulturkorrespondent tätig war. 1940 interniert, emigrierte H. nach der Entlassung 1941 in die U S A und war dort u. a. f ü r „Das N e u e Tage-Buch" und den „ A u f b a u " tätig. 1943 veröffentlichte er den R o m a n Birds of Passage über die Lage im Frankreich der Jahre 1 9 3 9 / 4 0 . Seit 1945 war H. am Hunter College in N e w York Dozent f ü r Literatur. WEITERE WERKE: D i e öffentlichen Verleumder. Die „Protokolle der Weisen von Z i o n " und ihre A n w e n d u n g in der heutigen Weltpolitik. Zürich 1937. - Liebhaber des Lebens. Berlin 1949. - H ö h e r als Mauern. Icking bei München 1965. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 476. H e i l e , Gerhard Gottfried Ludolf, Publizist, * 2 2 . 3 . 1 8 7 7 S c h n a c k e n b u r g / E l b e , t 2 . 9 . 1 9 4 7 Bassum (Kr. Grafschaft Hoya). H. studierte an den Universitäten M ü n c h e n und Rostock Geschichte, Philosophie, Musikwissenschaft und Volkswirtschaft und wurde 1900 zum Dr. phil. promoviert. 1901-03 w a r er für die Vertretung des „Hamburgischen Conrespond e n t e n " in Berlin und auf der Journalistentribüne des Reichstags journalistisch tätig, gehörte 1903-06 der innenpolitischen Redaktion des „Dresdner Anzeigers" an und leitete 1906-14 verantwortlich das politische Ressort der „Neuen Hamburger Zeitung". 1914-18 war H. Chefredakteur und Direktor des „Bremer Tagblatts" und ü b e r n a h m 1918 in der neugegründeten Zeitungsgesellschaft „Weser-Zeitung" die Leitung. 1929 trat er im Z u s a m m e n h a n g mit einem Verlagswechsel von seiner Stelle zurück und ging 1930 nach Hamburg, wo er die „Altonaer Nachrichten" leitete. Als Freimaurer blieb ihm während der nationalsozialistischen Herrschaft lediglich eine Notexistenz o h n e jegliche publizistische Tätigkeit. H. war Gründungsmitglied des Reichsverbandes der Deutschen Presse und besuchte von Mai bis Juni 1922 als erster bürgerlicher Publizist nach dem Rapallo-Vertrag Leningrad und Moskau. LITERATUR: Wilhelm Heile: H., G. G. L. In: Bremische Biographie 1912-1962. B r e m e n 1969, S. 2 2 0 f . H e i l e , Paul, Redakteur, * 2 5 . 1 2 . 1 8 8 4 Diepholz bei Hannover, t 1958 Hamburg. H. wurde nach dem Studium der Staatswissenschaften promoviert, ging als Redakteur an das „Berliner Tageblatt" und arbeitete für das Wirtschaftsarchiv in Hamburg. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten in Haft g e n o m m e n und aus seiner Stellung entlassen. 1945 war H. eines der Gründungsmitglieder der „Hamburger Freien Presse". E r hatte einen Sitz in der Hamburger Bürgerschaft als Angehöriger der F D P und engagierte sich besonders beim A u f b a u der Verlegerorganisationen in Deutschland nach d e m Krieg. H e i l e , Wilhelm, Politiker, * 1 8 . 1 2 . 1 8 8 1 Diepholz bei Hannover, t 1 7 . 8 . 1 9 6 9 Diepholz bei Hannover. H. studierte an der T H Hannover Maschinenbau, leitete 1 9 0 4 / 0 5 die Studentenschaft im Kampf gegen die akademische Freiheit und gab 1906-08 die Zeitschrift des Verbandes der Deutschen Hochschule heraus. Danach betätigte er sich als politischer Schriftsteller, gehörte seit 1912 der Redaktion der Zeitschrift „Hilfe" an und gründete 1918
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die Staatsbürgerschule. H. hatte einen Sitz in der Weimarer Nationalversammlung, 1920-24 im Reichstag. Er war Vorsitzender des Österreichisch-Deutschen Volksbundes, Vizepräsident der Internationalen Entente der demokratischen Parteien und geschäftsführender Präsident des Verbandes für europäische Verständigung. 1933 wurde er aus allen Ämtern entlassen und in der Folgezeit wiederholt verhaftet. H. war 1945-48 Landrat der Grafschaft Hoya, 1946 Mitbegründer und Präsident der Freien Demokratischen Partei und 1946-51 Mitglied des Landtags von Hannover bzw. Niedersachsen. 1 9 4 8 / 4 9 gehörte er d e m Parlamentarischen Rat an. H. veröffentlichte u . a . Stammesfreiheit und Einheitsstaat (1919). WEITERE WERKE: Die deutsche Hochschule. Berlin 1906. Europäische Cooperation. Berlin 1929. - Das Problem gerechter Grenzen zwischen den Staaten. Berlin 1929. LITERATUR: L u d w i g Luckemeyer: W . H. 1881-1981. Föderativer liberaler Rebell in D D P und F D P . Wiesbaden 1981. M . d . R . , 3 1 9 9 4 , S. 174f. H e i l e m a n n , Ernst, Maler, Zeichner, * 8 . 8 . 1 8 7 0 Berlin, t n.e. H. erhielt Unterricht an der Kunstakademie in Berlin und erweiterte seine Kenntnisse auf Reisen nach Italien, Frankreich, England und Nordamerika. Er zeichnete f ü r die „Lustigen Blätter", den „Simplicissimus" und die „Jugend" Illustrationen z u m Berliner Leben, übernahm nach dem Tod Emil Nikolaus von Rezniceks dessen Rollenfach und wandte sich später der Porträt- und Landschaftsmalerei sowie dem Malen von Stilleben zu. Im Februar 1901 und im März 1912 stellte er bei Eduard Schulte in Berlin aus, 1918 waren seine Bilder im Künstlerhaus zu sehen, und seit 1893 nahm er regelmäßig an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. H. veröffentlichte u. a. das A l b u m Die Berliner Pflanze (1908). WEITERE WERKE: Hinter den Kulissen der Weltstadt. Berlin 1909. - Der R o m a n eines Modells. Berlin 1910. - Die Herren Leutnants. Berlin 1910. H e i l e r , A n n e Marie, geb. Ostermann, Politikerin, * 2 1 . 3 . 1 8 8 9 B r a c k w e d e bei Bielefeld, f 1 7 . 1 2 . 1 9 7 9 Marburg. H. erhielt eine Ausbildung als Volksschul- und Gymnasiallehrerin und studierte an den Universitäten Halle, Berlin und Marburg Philosophie, Theologie und Germanistik. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Zeitschrift „Die Hochkirche", die ihr E h e m a n n Friedrich —> H. herausgab. H. war 1945 Mitbegründerin der C D U in Marburg, 1946 des „Überparteilichen Frauenverbandes Marburg", wurde 1946 sowie 1948 zur Stadtverordneten und 1949 in den Deutschen Bundestag gewählt. Sie war Leiterin des Marburger Jugendamtes. WERKE: Übertragen und erläutert: Mystik deutscher Frauen im Mittelalter. Berlin 1929. - Hrsg.: Inter Confessiones. Beiträge zur Förderang des interkonfessionellen und interreligiösen Gesprächs. Friedrich H. zum Gedächtnis. Marburg 1972. LITERATUR: A n t j e Gaedt: „Dein Reich k o m m e " . Α. Μ . H. In: Ich bin was ich bin. Hrsg. v. Esther Röhr. Gütersloh 1997, S. 187-222. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 320. - Hannelore Sachs: Α. Μ . H. Nicht denken, grübeln, reden - sondern handeln! Mag.-Arb. Oldenburg 2003. H e i l e r , (Johann) Friedrich, Theologe, Religionshistoriker, * 3 0 . 1 . 1 8 9 2 München, t 2 8 . 4 . 1 9 6 7 München. H. studierte kath. Theologie, Philosophie, Psychologie, Religionsgeschichte und orientalische Sprachen an der Univ. M ü n c h e n und war seit 1918 Privatdozent für Religionswissenschaft an der dortigen Philosophischen Fakultät. Auf einer Vortragsreise nach Schweden fand er engen Kontakt zu Erzbischof Nathan Söderblom und nahm in Vadstena am luth. Abendmahl teil, blieb jedoch offiziell in der kath. Kirche. H. vertrat eine z u m Teil durch Söderblom beeinflußte
Heilmann „evangelische Katholizität", deren A n h ä n g e r er seit 1929 in der Hochkirchlichen Vereinigung Zusammenschloß. Er war auch Herausgeber der Zeitschrift „Die Hochkirche" dieser Vereinigung. 1920 w u r d e er a. o . P r o f . an der Univ. Marburg, 1922 o . P r o f . der Religionsgeschichte und Religionsphilosophie auf einem für ihn gegründeten Lehrstuhl. 1934 wurde H. in die Philosophische Fakultät nach Greifswald versetzt, kehrte 1935 an die Philosophische Fakultät nach Marburg zurück und lehrte seit 1947 wieder an der Theologischen Fakultät. 1954 w u r d e er Direktor der Religionskundlichen Sammlung in Marburg, 1960 emeritiert und war seit 1962 Lehrbeauftragter an der Univ. München. Zu H.s Hauptwerken zählen seine Dissertation Das Gebet (1918, 5 1923, Neudr. 1969), seine Habilitationsschrift Die buddhistische Versenkung (1918, 2 1922), Evangelische Katholizität (1926), Urkirche und Ostkirche (1937, neu bearb. unter dem Titel Die Ostkirchen, 1971) und Erscheinungsformen und Wesen der Religion (1961, 2 1979). Z u s a m m e n mit anderen Autoren veröffentlichte er Die Religionen der Menschheit in Vergangenheit und Gegenwart (1950, 3 1980). WEITERE WERKE: Sadhu Sundar Singh, ein Apostel des Ostens und des Westens. M ü n c h e n 1924, 4 1926. - Christlicher Glaube und indisches Geistesleben. München 1926. LITERATUR: Kurt Goldammer: Die Frühentwicklung der allgemeinen Religionswissenschaft und der A n f ä n g e einer Theologie der Religionen. F. H.s Beitrag zur Methodik der Religionsgeschichte und der Religionswissenschaft und zur „Religionstheologie". In: Saeculum 18 (1967) S. 181-198. Ernst D a m m a n n : Η., I. F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 259 f. A n n a Marie Heiler (Hrsg.): Interconfessiones. F. H. z u m Gedächtnis. M a r b u r g / L a h n 1972, S. 154-196 (Bibliogr.). Kurt Goldammer: F. H. In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Marburg 1977, S. 153-168. - Günter Lanczykowski: H „ F. In: TRE, Bd. 14, 1985, S. 638-641. - Annette Klement: Versöhnung des Verschiedenen. F r a n k f u r t / M a i n 1997. Martin Kraatz: H „ F. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1527. H e i l f r o n , Eduard, Jurist, * 3 0 . 7 . 1 8 6 0 T h o r n , t 1 9 . 5 . 1 9 3 8 Berlin-Wilmersdorf. H. studierte an den Universitäten Heidelberg, Leipzig und Berlin, wurde 1894 Amtsrichter und war seit 1904 Prof. an der kgl. Akademie Posen. Seit 1906 lehrte er als Prof. der Rechtswissenschaft an der Handelshochschule, von 1919 an auch an der Berliner Verwaltungsakademie. H. schrieb mehrere Bücher über verschiedene Bereiche des Privatrechts sowie über deutsche und römische Rechtsgeschichte und arbeitete als juristischer Redakteur der „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Zu seinen Werken zählen Geld- und Börsenrecht (1911) und ein Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts (1912). WEITERE WERKE: Römische Rechtsgeschichte. Berlin 1894, 7 1920. - Deutsche Rechtsgeschichte. Berlin 1894, "1920. Bürgerliches Recht. 4 Bde., Berlin 1897 ff., 5 1 9 1 2 f f . - Z i v i l prozeß und Konkurs. 2 Bde., Berlin 1913, "1927. - Grundriß des bürgerlichen Rechts. Berlin 1 9 1 3 , 6 1 9 2 8 f f . - Staatsund Verwaltungsrecht. Berlin 1914, 4 1919. - Handelsrecht. 2 Bde., Berlin 1919 f., 2 1 9 2 8 f . LITERATUR: Eugen Schiffer (Hrsg.): Festschrift f ü r Ε. H. Berlin u . a . 1930. H e i l i g , Bruno, österr. Journalist, Übersetzer, * 2 6 . 4 . 1 8 8 8 Hohenau, t August 1968 Berlin. H. studierte 1908-10 Jura in Wien und war dort seit 1909 als Journalist und Korrespondent einer ungarischen Nachrichtenagentur tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg war er bis 1923 Redakteur einer ungarischen Zeitung und wurde 1924 Korrespondent einer deutschen Zeitung. 1928 mußte er Österreich wegen politischer Betätigung verlassen und arbeitete bis 1933 als Journalist in Berlin, danach wieder in Wien für die Zeitungen „Der Wiener T a g " und „Der Morgen".
1 9 3 8 / 3 9 inhaftiert, floh H. nach seiner Freilassung über Italien nach Großbritannien. Dort w u r d e er Mitarbeiter von „Land and Liberty" und trat d e m Diskussionsforum „Austria T o m o r r o w " und der Vereinigung „Free Austrian M o v e m e n t " bei. 1947 kehrte er nach Berlin zurück, war für den Council for War Crimes tätig und trat später der S E D bei. H. arbeitete als Redakteur f ü r Zeitungen und R u n d f u n k und war seit 1952 freier Journalist und Übersetzer. Er schrieb u. a. Nicht nur die Juden geht es an . . . (1936). WEITERES WERK: M e n crucified. London 1942. H e i l i g , Karl, Maler, Illustrator, * 2 5 . 8 . 1 8 6 3 Karlsruhe, t 1 3 . 1 1 . 1 9 1 0 Karlsruhe. H. erhielt seine Ausbildung an der Karlsruher Kunstakademie unter Ferdinand Keller und war danach als freier Maler und Illustrator tätig. Er war Vorstand des Künstlervereins und zeichnete Märchendarstellungen f ü r die J u g e n d " und die „ M e g g e n d o r f e r Blätter". H. malte vor allem Gnomen-, Waldzwergen-, Elfen- und Wichtelmännchenbilder und zeigte seine Werke im Münchner Glaspalast ( 1 8 9 8 / 9 9 , 1904), in der Großen Berliner Kunstausstellung (1904, 1906) sowie auf Ausstellungen in Düsseldorf und Baden-Baden. H e i l m a n n , Ernst, Publizist, Politiker, * 1 3 . 4 . 1 8 8 1 Berlin, t 3 . 4 . 1 9 4 0 Konzentrationslager Buchenwald. H. studierte 1900-03 Jura an der Univ. Berlin, w u r d e als Mitglied der S P D nicht zum Referendariat zugelassen und arbeitete 1903-09 als Parlamentsberichterstatter für die sozialdemokratische Presse, 1909-17 als Chefredakteur bei der „Chemnitzer Volksstimme". 1 9 1 7 / 1 8 w a r er Leiter der „Internationalen Korrespondenz", seit 1918 gab er die „Sozialistische K o r r e s p o n d e n z " und die „Politischparlamentarischen Nachrichten" im eigenen Verlag heraus. 1919 gehörte H. der Weimarer Nationalversammlung, seit 1928 dem Reichstag an. 1919-33 w a r H. Mitglied des preuß. Landtags, seit 1924 Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1933 w u r d e er verhaftet und in das Konzentrationslager Oranienburg, später nach Buchenwald überführt, w o er 1940 starb. H. veröffentlichte u. a. Die Geschichte der Chemnitzer Arbeiterbewegung (1912). LITERATUR: Annelore Leber: Ε. H. In: Das Gewissen steht auf. B e r l i n / F r a n k f u r t am M a i n 1954, S. 8 3 f. - Klaus M a lettke: Η., E. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 2 6 0 f. - Zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie 1871 bis 1945. A u s Anlaß des 100. Geburtstages von Ε. H. Berlin 1982. - Horst Möller: Ε. H. Ein Sozialdemokrat in der Weimarer Republik. In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte, Tel Aviv 11 (1982) S. 261-294. - Peter Lösche: Ε. H. (1881-1940). Parlamentarischer Führer und Reformsozialist. In: Peter L ö s c h e / M i c h a e l S c h o l i n g / F r a n z Walter (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. L e b e n s w e g e Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 99-120. - M.d.R., 3 1994, S. 175 f. H e i l m a n n , Friedrich (Wilhelm), auch Fritz H., Politiker, * 1 . 3 . 1 8 9 2 Berlin, t 3 0 . 6 . 1 9 6 3 Berlin. H., Sohn eines Schuhmachers und einer Köchin, erlernte den Beruf des Vergolders und w u r d e 1907 Mitglied des „Vereins jugendlicher Arbeiter und Lehrlinge". 1910 trat er der Sozialdemokratischen Partei, 1916 dem SpartakusBund bei. Nach Kriegsende w u r d e H. Generalsekretär der Freien Sozialistischen Jugend und Verlagsleiter der „Jungen Garde", 1922 Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. 1923-29 war er Chefredakteur der Parteiorgane „Arbeiter-Zeitung" (Mannheim), „Freiheit" (Düsseldorf) und „Thüringer Volksblatt" (Gotha). 1929-33 gehörte er d e m Landtag von Thüringen an, seit 1930 als Vorsitzender der kommunistischen Fraktion. H. emigrierte 1933 in die U d S S R und war seit E n d e 1936 Sprecher deutschsprachiger Sendungen von „Radio M o s k a u " , 1938-43 Redakteur im Verlag f ü r
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Heim fremdsprachige Literatur, Deutschlehrer an sowjetischen Offiziersschulen und Verfasser von Agitprop-Material, 1943-45 Redakteur und Sprecher des Senders . f r e i e s Deutschland". Nach Deutschland zurückgekehrt, war er 1946-52 Mitglied des Landtags von Thüringen, 1947-50 dessen Vizepräsident, 1949-52 Mitglied der Provisorischen bzw. Länderkammer der D D R . LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 279. - Peter Erler: H „ F. W. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 325 f. H e i m , Georg, Politiker, * 2 4 . 4 . 1 8 6 5 Aschaffenburg, t 1 8 . 8 . 1 9 3 8 Würzburg. H., Sohn eines Posamenters, studierte 1 8 8 5 / 8 6 in Würzburg und 1886-89 in M ü n c h e n englische und französische Philologie, daneben auch Geschichte, Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Pädagogik. Nach d e m Tod der Eltern gezwungen, sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, arbeitete er als Handelsjournalist und Redakteur der Fachzeitschrift „Das Goldland", die über die Goldminenindustrie und südafrikanische Diamantenfelder berichtete. 1889 trat H. in die Zentrumspartei ein. 1890 ging er als Lehramtsassistent nach Freising und wurde 1892 Redakteur des „Freisinger Tagblatts". Politische Äußerungen H.s hatten seine Versetzung nach Wunsiedel zur Folge. Er schrieb u. a. f ü r die „Münchner Allgemeine Zeitung". 1893 wurde er nach autodidaktischem Studium der Nationalökonomie in M ü n c h e n bei L u j o Brentano mit der Arbeit Ist eine Abnahme der Goldproduktion zu befürchten? Eine Vorfrage zur Währungsfrage zum Dr. oec. publ. promoviert. Seit demselben Jahr gründete H. Darlehenskassen- und Raiffeisenvereine, 1894 die Fichtelgebirgs-Verkaufsgenossenschaft und 1895 den Oberpfälzischen christlichen Bauernverein. Im folgenden Jahr wurde er als Realschullehrer nach Ansbach versetzt. 1897-1912 war H., Wortführer der bäuerlichen Zentrumswähler, Mitglied des Bayerischen Landtags und vertrat im selben Zeitraum den Wahlkreis Oberpfalz im Reichstag. 1898 war er Mitgründer und 1910-13 Vorsitzender des Bayerischen Christlichen Bauernvereins; 1899 gründete H. die Landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft des Bayerischen Bauernvereins f ü r Ein- und Verkauf e.G.m.b.H. Nach d e m Rückzug von der Politik 1911 widmete sich H. Genossenschaftsfragen und im Ersten Weltkrieg Ernährungsproblemen. 1916 erhielt er den Titel eines Geheimen Landesökonomierats. Nach der Revolution 1918 gründete H. mit Sebastian Schlittenbauer die Bayerische Volkspartei. 1919 erhielt er einen Sitz in der Nationalversammlung und vertrat 1920-24 im Reichstag die bayerisch-partikularistischen Interessen. Als einziger seiner Fraktion enthielt er sich bei der Abstimmung über den Versailler Vertrag und stimmte gegen die Weimarer Verfassung. A u s Protest gegen den zentralistischen Kurs Matthias Erzbergers hatte er zuvor die Zentrumspartei verlassen. Mit seinem Eintreten für die Wahl des Protestanten Hindenburg z u m Reichspräsidenten gegen den Zentrumskandidaten und Katholiken Marx entschied er letztlich diese Wahl. N a c h der Wahl Heinrich —»Heids zum Ministerpräsidenten legte H. seine Parteiämter nieder. Seit 1920 Präsident der bayerischen Landesbauernkammer, w u r d e er 1925 nicht wiedergewählt. 1927 zog er sich aus dem Vorstand der Christlichen Bauernvereine zurück. Als sich H., der 1924 den Bayerischen Heimat- und Königsbund gegründet hatte, mit seinem Vorschlag, durch die Wiedereinführung der Monarchie den Nationalsozialismus zu verhindern, in der Bayerischen Volkspartei nicht durchsetzen konnte, trat er aus der Partei aus. 1933 mußte H. seine anderen Ämter und Funktionen aufgeben. WEITERE WERKE: Geschäftliches Handbuch für den Landmann. Regensburg 1903, 8 1927. - U m der Gerechtigkeit willen! Regensburg 1913. - Heitere Geschichten. K e m p t e n / M ü n c h e n 1924. - Im Kampf um die Wahrheit. Regensburg 1932.
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LITERATUR: H e r m a n n Renner: G. H. als Agrarpolitiker bis zum E n d e des ersten Weltkriegs. Diss. München 1957. Ders.: G. H., der Bauerndoktor. Lebensbild eines „ungekrönten Königs". M ü n c h e n u . a . 1 9 6 0 , 2 1 9 6 1 . - Leonhard Lenk: G. H. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 3. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg 1969, S. 347-382. - Hermann Renner: H „ G. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 267 f. - Hannsjörg Bergmann: G. H. - der , 3 a u e r n d o k t o r " (1865-1938). In: Berühmte Regensburger. Hrsg. v. Karlheinz Dietz und Gerhard H. Waldherr. Regensburg 1997, S. 289-298. H e i m a n , Eric, Verleger, Journalist, * 2 3 . 1 . 1 8 9 2 Berlin, t 1 7 . 1 0 . 1 9 5 9 Genf. H. studierte in Deutschland und Lausanne, wurde 1912 in Würzburg promoviert, bereiste anschließend Europa und ließ sich in Paris nieder. Z u m T h e m a Luftverkehr verfaßte er 1 9 2 7 / 2 8 einen dreisprachigen Führer (Behörden, staatliche Vorschriften und Einrichtungen f ü r Flieger). 1933 gründete er den Verlag Interavia S. A. in Genf, in dem die „Interavia Korrespondenz" als erste weltweite A u s g a b e von Nachrichten aus der Luftfahrt erschien. Seit 1935 gab H. das „Interavia A B C " , das erste internationale Adreßbuch des Luftverkehrs, heraus, nach Kriesgsende auch die Monatsschrift „Interavia Querschnitt" in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache. LITERATUR: Gert Behrsing: Η., E. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 2 6 9 f. H e i m a n n , Moritz, Pseud. Hans Pauli, Tobias Fischer, Schriftsteller, * 1 9 . 7 . 1 8 6 8 Werder bei Rehfelde (Mark Brandenburg), + 2 2 . 9 . 1 9 2 5 Berlin. H. studierte 1886-1890 Philosophie und Literatur in Berlin. 1895 kam er durch Gerhart Hauptmann und Otto —> Brahm in Kontakt mit dem Fischer Verlag, wurde dessen einflußreicher Cheflektor und förderte u. a. T h o m a s Mann, Hermann Hesse, Oskar —»Loerke und Jakob —»Wassermann. Zwischen 1895 und 1922 verfaßte er Beiträge f ü r die „Neue Rundschau", die „Zeit" und „Das Theater". H. schrieb zunächst Bühnenwerke (u. a. Der Weiberschreck, 1896; Die Liebesschule, 1905) und erzählende Prosa (u. a. Novellen, 1913), später vor allem Essays, in denen er jüdische, christliche und liberale politische Ideen zu neuer kultureller Einheit zu verbinden suchte. WEITERE WERKE: Prosaische Schriften. 5 Bde., Berlin 1918-26. - Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte. Essays. F r a n k f u r t / M a i n 1966. - Kritische Schriften. Hrsg. v. Helmut Prang. Zürich/Stuttgart 1969. LITERATUR: Wilhelm Lehmann: Μ. H. Wiesbaden 1960. Ernst Stein: Η., M. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 273. - Marcel Reich-Ranicki: Μ. Η. Der träumende Praktiker. In: Ders.: Die Anwälte der Literatur. Stuttgart 1994, S. 94-166. H e i m b u r g , Wilhelmine, eigentl. Bertha Behrens, Erzählerin, * 7 . 9 . 1 8 5 0 Thale, t 9 . 9 . 1 9 1 2 Kötzschenbroda. H. debütierte mit dem Stück Aus dem Leben meiner alten Freundin 1878 als Autorin in der Zeitschrift „Gartenlaube" und w u r d e nach dem Tod von Eugenie —» Marlin beauftragt, deren Roman Eulenhaus fertigzustellen. Seit 1886 war sie ständige Mitarbeiterin dieser Familienzeitschrift. H. veröffentlichte mehrere R o m a n e , u. a. Lumpenmüllers Lieschen ( 1 8 7 9 , 8 1 9 1 2 ) , Ein armes Mädchen (1886) und Trotzige Herzen (1897). WERKE: Gesammelte R o m a n e und Novellen. 9 Bde., Leipzig 1896. H e i m e r a n , (Georg Arthur) Ernst, Verleger, * 1 6 . 6 . 1 9 0 2 Helmbrechts (Oberfranken), t 3 1 . 5 . 1 9 5 5 Starnberg. H., Sohn eines Fabrikbesitzers, gab bereits als Schüler 1 9 1 7 / 1 8 eine Zeitschrift unter dem Titel „Der Zwiestrolch. Eine Zweimonatsschrift der Unmündigen f ü r Literatur, Musik und Originalgraphik" heraus. Er machte eine Lehre als
Heine Schlosser, studierte Kunstgeschichte und Philosophie und wurde 1925 promoviert. 1928 veröffentlichte er z u s a m m e n mit Ernst Penzoldt das Faschingsblatt „Die K u h h a u t " und wurde daraufhin als Feuilletonist bei den „Münchner Neuesten Nachrichten" eingestellt. Bis 1933 bearbeitete er im „Simplicissimus" und in der . J u g e n d " den Feuilletonteil, wurde 1933 durch die Nationalsozialisten seiner Position enthoben und baute einen eigenen Verlag auf. Dort erschien u. a. die Tusculum-Reihe mit zweisprachigen Editionen antiker Schriftsteller. N a c h 1945 wurde H. zum Vorsitzenden des bayerischen Verlegerverbandes gewählt. Als A u t o r veröffentlichte er u . a . Der Vater und sein erstes Kind (1938) und Lehrer, die wir hatten (1954). WEITERE WERKE: Unfreiwilliger Humor. Ein K o m p e n dium unfreiwilliger Komik. M ü n c h e n 1935. - D a s stillvergnügte Streichquartett. M ü n c h e n 1936. - Büchermachen. Geschichte eines Steckenpferdes. M ü n c h e n 1947, 4 1972. LITERATUR: Annemarie Meiner: 25 Jahre Ε. H. Verlag. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Frankfurter Ausgabe 3 (1947) S. 466. - Karl Meißner: Der Individualverlag. A m Beispiel des Verlags Ε. H. Diss. München 1953. - Ders.: In memoriam Ε. H. In: Verlagspraxis 2 (1955). - Lothar Rossipaul: Von und bei Ε. H. In: Börsenblatt f ü r den deutschen Buchhandel. Leipziger A u s g a b e 122 (1955) S. 502 f. - Wilmont Haacke: H „ G. Α. E. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 275 f. Georg Schneider: Ε. H. 1902-1955. In: Fränkische Klassiker. Hrsg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg 1971, S. 723-732. H e i n e , Fritz, eigentl. Friedrich H., nach 1933 auch B(edrich) F. H., Politiker, Verleger, * 6 . 1 2 . 1 9 0 4 Hannover, t 5 . 5 . 2 0 0 2 Z ü l p i c h / E i f e l . H., Sohn eines Orgelbauers, besuchte 1 9 1 9 / 2 0 die Handelshochschule in Hannover, durchlief 1920-23 eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann und arbeitete bis 1925 im erlernten Beruf. 1922 trat er in die SPD ein und begann 1925 ein Volontariat beim SPD-Parteivorstand, f ü r den er seit 1929 die Technische Leitung der Werbeabteilung übernahm. Bereits 1931 war H. am A u f b a u von zwei Untergrundsystemen f ü r eine illegale Parteileitung beteiligt und führte zeitweise auch Waffen-, Personen- und Materialtransporte im Untergrund durch. 1933 emigrierte er nach Prag, von w o aus er sozialdemokratische Widerstandsgruppen im Deutschen Reich organisierte und koordinierte. 1938 ließ sich H. in Paris nieder, wurde als Vorstandsmitglied der SPD in der Emigration gewählt und übernahm die Verlagsleitung des „Neuen Vorwärts". Aus einem Internierungslager floh er 1940 nach Marseille, w o er in Z u s a m m e n arbeit mit dem „Emergency Rescue-Komitee" zahlreichen Emigranten zur Flucht verhalf. 1941 gelangte er über Lissabon nach London, gehörte dort dem Exil-Parteivorstand an und arbeitete beim Political Intelligence Department mit. 1946-58 gehörte H. dem SPD-Parteivorstand an, verantwortlich für die Bereiche Presse und Propaganda, Auslandsabteilung, Ostbüro und Archiv. 1958-74 war er G e s c h ä f t s f ü h rer des SPD-Presseverbundes, der „Konzentration G m b H " in Bonn und Mitherausgeber u. a. der „Hannoverschen Presse" und des „Neuen Vorwärts" sowie Gesellschafter einiger Verlagsunternehmen. 1987 w u r d e H. v o m Staat Israel mit dem Titel „Gerechter der Völker" geehrt. Die Univ. Oldenburg verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft und richtete eine nach ihm benannte Stiftung ein, die die Förderung von Studierenden und Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften zum Ziel hat. H. veröffentlichte u . a . Kurt Schumacher (1970). WEITERES WERK: Zeitgeschichte im Zeitungsbild. Hannover 1964. LITERATUR: F. H. Presse, Politik und Werbung. Mit Glückwünschen und Würdigungen zum 60. Geburtstag. Berlin 1964. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 280 f. - Festschrift f ü r F. H. zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Horst Ueberhorst. Bonn 1989.
H e i n e , Heinrich, Schriftsteller, * 1 3 . 1 2 . 1 7 9 7 Düsseldorf, t 1 7 . 2 . 1 8 5 6 Paris. H.s Kinder- und Jugendjahre in der rheinischen Residenzstadt Düsseldorf waren geprägt von drei Grunderfahrungen: dem weltoffenen, unorthodoxen jüdischen Elternhaus, der sorgfältigen Schulbildung und den schnell wechselnden Lebensbedingungen im politischen U m b r u c h p r o z e ß der napoleonischen Zeit. Die familiäre A t m o s p h ä r e war bestimmt v o m leichtlebigen Naturell des Vaters Samson H., der als K a u f m a n n 1819 Bankrott machte, und den ehrgeizigen Berufsplänen der Mutter Betty H., geb. van Geldern, f ü r ihren ältesten Sohn. H.s Ausbildung sollte nach d e m Besuch von G y m n a s i u m und Handelsschule durch eine L e h r e als Bankk a u f m a n n im H a u s des Millionärsonkels Salomon Η. in H a m b u r g ergänzt werden. D i e s scheiterte ebenso wie die G r ü n d u n g eines M a n u f a k t u r w a r e n g e s c h ä f t s und die erste große Liebe zu Amalie, der Tochter des Onkels. 1819 begann H. in Bonn ein Jurastudium, d a s er in Göttingen ( 1 8 2 0 / 2 1 ) und Berlin (1821-23) fortsetzte und 1825 wiederum in Göttingen mit der Promotion abschloß. W ä h r e n d des Studiums eignete sich H., beeinflußt von —»Arndt, Welcker, A. W . —» Schlegel und vor allem Hegel, neben juristischen auch u m f a s s e n d e philosophische und literarische Kenntnisse an. In Berlin verschaffte er sich über den Salon und die Protektion Rahel —> Varnhagens Zugang zur literarischen Szene. Seit 1817 publizierte er erste Lyrik; 1822 erschienen die Gedichte, 1823 Tragödien und erste feuilletonistische Arbeiten, 1824 die Harzreise. Kurz vor Studienabschluß ließ sich H. taufen, u m mit diesem „Entreebillett zur europäischen Kultur" im Staatsdienst oder als A d v o k a t unterzukommen. Doch diese Berufspläne scheiterten. H. begann unter den schwierigen Bedingungen der Metternichschen Restauration, sich als Journalist und Schriftsteller zu etablieren. Die Verbindung zu den Blättern des angesehenen Cotta-Verlags und die B e k a n n t s c h a f t mit d e m für die j u n g e Literatur engagierten Verleger Julius C a m p e (1826), bei dem H.s gesamtes Werk erschien, schufen günstige Startbedingungen f ü r eine Existenz als Berufsschriftsteller. 1826-31 publizierte er die Reisebilder, Band 1-4, 1827 das Buch der Lieder, das seit E n d e der dreißiger Jahre seinen Siegeszug antrat. Die französische Julirevolution von 1830 setzte die erste große Zäsur in H.s Schriftstellerleben. Er verließ das biedermeierliche, politisch unterdrückte Deutschland und emigrierte ins Z e n t r u m der Revolution, nach Paris (1831). Hier lebte er seit 1834 mit seiner Frau Mathilde, hier entstanden zwei Drittel seines Lebenswerks. Innerhalb des ersten Pariser Jahrzehnts gelang H. die Integration; v o m mittellosen Emigranten stieg er auf zur anerkannten Persönlichkeit des kulturellen Lebens und, seit 1836, zum E m p f ä n g e r einer französischen Staatspension. H. verkehrte in den Zirkeln der deutschen Emigranten, mit —> Börne, —> Engels und —» Marx ebenso wie in den Häusern jüdischer Bankiers wie Fould, Furtado und Rothschild und in den Salons der Pariser Gesellschaft; bei den Saint-Simonisten ebenso wie in Künstlerkreisen, u. a. mit Meyerbeer, Liszt, Rossini und Chopin, mit George Sand, Balzac, H u g o und dem älteren D u m a s . Als Korrespondent von Cottas „Allgemeiner Zeitung", dem bedeutendsten deutschsprachigen Blatt, machte H. es sich zur Aufgabe, literarisch zwischen Deutschland und Frankreich zu vermitteln. Die Artikel gab er gesammelt in den vier Bänden des Salon (1836-40) heraus, darunter die Französischen Zustände sowie die Essays Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Die romantische Schule, Memoiren des Herren von Schnabelewopski und Florentinische Nächte. Der Bundestag stellte H.s und der Jungdeutschen Schriften mit d e m Verbot von 1835 im Hauptabsatzgebiet Preußen unter verschärfte staatliche Kontrolle. H. sah sich dadurch um den materiellen und ideellen Ertrag seines Schreibens und
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Heine die Grundlagen seiner Existenz gebracht. Er reagierte mit einem öffentlich ausgetragenen „ D r e i f r o n t e n k a m p f ' gegen Staat, literarische Vermittlungsinstanzen und schriftstellerische Konkurrenz, der in der polemischen Deutschlandkritik des Bömebuchs (1849) gipfelt. Den durch die Selbstzensur ausgelösten krisenhaften Schreibkonflikt überwand H. mit der Lyrik der mittleren Periode. Die Neuen Gedichte (1844) feiern die „Emanzipation des Fleisches"; die Versepen Atta Troll und Deutschland. Ein Wintermärchen (beide 1844), entstanden nach den beiden Deutschlandreisen aus dem freiwilligen Exil ( 1 8 4 3 / 4 4 ) , setzen sich satirisch mit der politischen Rückständigkeit des Vaterlandes auseinander. Der körperliche Z u s a m m e n b r u c h im Mai 1848, den H. in Verbindung zur gescheiterten Revolution setzte, markierte das E n d e der zweiten, glücklichsten Phase dieser Biographie. Die Krankheit, lange als myatrophe Lateralsklerose (Muskelschwund) diagnostiziert, w u r d e von H. selbst und seinen Zeitgenossen als Spätfolge einer Syphilis verstanden. D e facto handelte es sich wohl u m eine Lues cerebrospinalis, eine Hirn- und Rückenmarkssyphilis. Sie verwandelte den geistreichen Spötter auf der H ö h e seines R u h m s in eine Leidensgestalt, gebunden f ü r immer an die vielzitierte „Matratzengruft". Halb gelähmt und auf ständige H i l f e angewiesen, von Schmerzen nur zeitweise durch M o r p h i u m befreit, schuf H. sein Spätwerk: den erfolgreichen dritten Lyrikband Romanzero (1853), die Gedichte (1853) und 1854 die Vermischten Schriften in drei Bänden mit den gesammelten Feuilletons Lutezia und dem autobiographischen Fragment Geständnisse. A m 1 7 . 2 . 1 8 5 6 starb H. und wurde auf dem Friedhof Montmartre begraben. Als einer der ersten deutschsprachigen Autoren verstand sich H. als freier Schriftsteller, der beanspruchte, vom Ertrag seiner literarischen Arbeit leben zu können. Dieses Selbstverständnis wirkte zurück auf sein Werk. In der Prosa verwendete H. häufig journalistische Z w e c k f o r m e n wie Reisebericht, Feuilleton, Essay, Rezension, Vor- und Nachwort und offenen Brief; in der Lyrik bevorzugte er kontrastierende Stilmittel wie Satire und Karikatur, drastische Bilder und den poetologischen Kanon innovativ sprengende Versf o r m e n . Durchgängig ist die Schärfe des Witzes und der intellektuellen Argumentation in elegant-geschmeidigem Stil eine „göttliche Bosheit", wie Nietzsche bewundernd f o r m u lierte. Den biographischen Zäsuren entsprechen drei Phasen im literarischen Werk. In der Liebeslyrik des Frühwerkes und teils auch in der feuilletonistischen M i s c h f o r m der Reisebilder dominiert der ironisch gebrochene Ton des romantischzerrissenen Jünglings; im mittleren Werk des heiteren, aber verletzlichen Spötters die intellektuelle Auseinandersetzung mit der politischen Gegenwart, entsprechend H.s literaturtheoretischer These von der Einheit des Lebens und Schreibens nach d e m E n d e der klassizistischen Kunstperiode. H.s oppositionelle Position propagiert den Fortschritt als bürgerliche Emanzipation und universelle Demokratie, in der jeder Nationalismus überwunden ist: „Es gibt in Europa keine Nationen mehr, sondern nur noch Parteien". H.s Sozialism u s trägt utopische Züge. Das Spätwerk ist gekennzeichnet durch die erneute Auseinandersetzung mit der Religion. Fern jeder Abgeklärtheit und Altersmilde, mit kontrastiver Vehem e n z vorstoßend zu exotisch-bizarren Bilderwelten, kehrte H. - antiklerikal bis zuletzt - auf der Suche nach einer Symbiose zwischen Christentum und Judentum am Ende seines Lebens zurück zur Idee von einem persönlichen Gott. Umstritten blieb H.s Werk auch nach seinem Tod. Die deutsche H.-Rezeption ist mehr die Geschichte einer politischen Verhinderung denn die einer literarischen Aneignung. Breite Akzeptanz, besonders beim bürgerlichen Lesepublik u m des 19. Jh., fand der Liederdichter. Zahllose Vertonungen, u . a . von Schubert, —»Schumann, Mendelssohn Bar-
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tholdy, B r a h m s und Liszt, machten vor allem die Jugendlyrik bekannt. Prototypisch f ü r diesen Aneignungsprozeß ist das Gedicht von der Loreley. D u r c h Friedrich Silchers Melodie w u r d e es so populär, daß m a n es im Dritten Reich, in d e m H.s gesamtes Werk verfemt war, nicht aus den Liederbüchern auszumerzen wagte und es deshalb zum Volkslied unbekannter Herkunft deklarierte. Solcher Antisemitism u s hatte in der H.-Rezeption Tradition. Er gründete seit dem „Platenstreit" nach d e m Erscheinen des dritten Bandes der Reisebilder und den Auseinandersetzungen um das Börnebuch auf den Vorwurf des „Undeutschen" und „Zersetzenden" im brillanten Stil und die auf die Person zielende Polemik des kritischen Intellektuellen und politischen Schriftstellers. Hochkonjunktur hatte die H.-Kritik im Wilhelminismus, zum Beispiel bei Treitschke, und im Nationalsozialismus. Charakteristisch für die Polarisierung, die H.s Werk in Deutschland bewirkte, war der immer wieder aufflammende Streit um die H.-Denkmäler. Er entzündete sich anläßlich H.s hundertstem Geburtstag an einem Denkmalsprojekt seiner Vaterstadt und spaltete die kulturelle Öffentlichkeit in H.-Gegner (wie Karl - » K r a u s und Stefan —»George) und H.-Anhänger (darunter die Kaiserin Elisabeth von Österreich, H. —» M a n n , —> Tucholsky, —> Kerr), bis die ,Ausbürgerung' durch das nationalsozialistische Regime den Streit unrühmlich beendete. Mit der Teilung Deutschlands nach 1945 setzte sich die Polarisierung auf anderer politischer Ebene fort. Die D D R pflegte H.s Werk selektiv als Teil des frühsozialistischen kulturellen Erbes. In der Bundesrepublik Deutschland begann die erneute Aneignung nur zögernd; sie konnte sich erst nach 1968 durchsetzen. In Konkurrenz zwischen Ost und West entstanden zwei historisch-kritische H.-Gesamtausgaben, H.-Denkmäler wurden in Düsseldorf (1981) und Hamburg (1982) errichtet, ein H.-Institut fördert Werk und Wirkung. Die Düsseldorfer Univ. w u r d e 1989 schließlich nach H. benannt - Zeichen der späten Wiedereinbürgerung eines lange verfemten Autors, der in seinem Werk als „ein deutscher Dichter" weiterleben wollte. WEITERE WERKE: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Hrsg. v. Manfred Windfuhr. Hamburg 1973 ff. (= Düsseldorfer H.-Ausgabe). - Säkularausgabe. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar und Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. B e r l i n / P a r i s 1970ff. (= H.-Säkularausgabe). - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Klaus Briegleb. 6 Bde., München 1968-76. LITERATUR: Gottfried W i l h e l m / E b e r h a r d Galley: H.-Bibliographie. 2 Bde., Weimar 1960. - Siegfried Seifert: H.Bibliographie 1954-64. B e r l i n / W e i m a r 1968. - Siegfried S e i f e r t / A l b i n a A. Volgina: H.-Bibliographie 1965-82. Berl i n / W e i m a r 1986. - Fortlaufende Bibliographie in: H.Jahrbuch. Hamburg 1962 ff. - L u d w i g Marcuse: Η. H. Ein Leben zwischen Gestern und Morgen. Berlin 1932. Hans Mayer: Außenseiter. F r a n k f u r t / M a i n 1975. - Manfred Windfuhr: Η. H. Revolution und Reflexion. Stuttgart 1969. 1976. - Begegnungen mit H. Berichte der Zeitgenossen. Hrsg. v. Michael Werner. 2 Bde., Hamburg 1973. Jürgen B r u m m a c k (Hrsg.): Η. H. Epoche - Werk - Wirkung. M ü n c h e n 1980. - Eberhard G a l l e y / A l f r e d Estermann (Hrsg.): H. H.s Werk im Urteil seiner Zeitgenossen. Hamburg 1981 ff. - Wolfgang Hädecke: Η. H. Eine Biographie. M ü n c h e n 1985. - Klaus Briegleb: O p f e r H.? Versuche über Schriftzüge der Revolution. F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Gerhard Höhn: H.-Handbuch. Stuttgart 1987, 2 1997. - Edda Ziegler: Η. H. Leben - Werk - Wirkung. Text-Bild-Monographie. Z ü r i c h / M ü n c h e n 1993. - Jan-Christoph Hauschild/Michael Werner: Η. H. „Der Z w e c k des Lebens ist das Leben selbst." Eine Biographie. Köln 1997. Edda Ziegler
Heinrich H e i n e , T h o m a s Theodor, eigentl. T h o m a s David H., Zeichner, * 2 8 . 2 . 1 8 6 7 Leipzig, t 2 6 . 1 . 1 9 4 8 Stockholm. H., Sohn eines Fabrikanten, w u r d e an der Düsseldorfer Akademie ausgebildet, war für Peter Janssen tätig und bezog kurzzeitig die Akademie in München. N a c h einem erneuten Aufenthalt in Düsseldorf k a m er 1889 wieder nach München. Mit impressionistischen Landschaftsbildern wie Der Angler und die Blume des Bosen erregte er 1892 Aufsehen. 1 8 9 3 / 9 4 zeichnete er für die „Fliegenden Blätter", seit 1896 f ü r den „Simplicissimus", dessen Inhalt er, besonders nach dem Tod Albert —» L a n g e n s 1909, bis zu seinem Ausscheiden 1933 wesentlich mitbestimmte. Einige seiner Arbeiten wurden als Bilder aus dem Familienleben (1898), Thorheiten (1903) und Die bösen Buben z u s a m m e n g e f a ß t herausgegeben. H. versuchte sich auch in der Gestaltung von Plakaten, Gobelins und Plastiken sowie im Entwurf von Möbeln und Bucheinbänden. Er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste Dresden und ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der KUnste. 1933 floh er nach Prag und emigrierte über Oslo nach Stockholm, w o er 1947 die schwedische Staatsbürgerschaft erhielt. H. schrieb Ich warte auf Wunder (1942). WEITERE WERKE: Seltsames geschieht. Braunschweig 1950. - Die Märchen. A m s t e r d a m 1935. Nachdr. Berlin 1978. - Die Wahrheit ist oft unwahrscheinlich. Τ. T. H.s Briefe an Franz Schoenberner aus d e m Exil. Hrsg. v. Thomas Raff. Göttingen 2004. LITERATUR: Der Zeichner Τ. Τ. H. Freiburg/Breisgau 1955. - Armin Trübenbach: Τ. Τ. H. Leben und Werk im Hinblick auf sein karikaturistisches Schaffen und publizistisches Wollen. Diss. Berlin 1956. - Friedrich AhlersHestermann: Η., T. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 295 f. - Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift. M ü n c h e n 1896-1944. M ü n c h e n 1978 (Ausstellungskatalog). - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 478 f. - Τ. Τ. H. Hrsg. v. Lothar Lang. Berlin 2 1984. - Timothy W. Hiles: Τ. Τ. H. Fin-de-siecle Munich and the origins of „Simplicissimus". N e w York u. a. 1996. - Annette Cremer: Τ. Τ. H. In: Persönlichkeiten im alten Schwabing. Hrsg. von der Evangelisch-Lutherischen Erlöserkirche München-Schwabing zu ihrem 100-jährigen Bestehen. Red. Lothar Altmann. München 2000, S. 77-87. T h o m a s Raff: Τ. Τ. H. als Buchgestalter. In: Librarium 44 (2001) S. 164-172. - Toni Wappenschmidt: Τ. Τ. H. In: Kunstchronik 54 (2001) S. 296-300. H e i n e n , Reinhold, Verleger, Redakteur, * 7 . 1 . 1 8 9 4 Düsseldorf, t 2 3 . 7 . 1 9 6 9 Köln. H. studierte in Königsberg, Bonn und Breslau Sozialund Staatswissenschaften und w u r d e 1919 zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. 1 9 1 7 / 1 8 war er Chefredakteur des „Oberschlesischen Kuriers" in Königshütte und leitete 1 9 1 8 / 1 9 als Direktor die „Oberschlesische Volkszeitung" in Ratibor. H. w u r d e 1919 Chefredakteur des Aachener „Volksfreundes", war 1921-33 Generalsekretär und Geschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung des Zentrums und gab die „Kommunalpolitischen Blätter" heraus. 1930 erhielt er einen Lehrauftrag für Kommunalwissenschaften an der Univ. Köln. Zwischen 1933 und 1 9 4 1 / 4 2 wurde H. zweimal f e s t g e n o m m e n und im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangengehalten. Nach 1945 zählte er zu den Freunden Konrad Adenauers und Begründern der C D U . 1 9 4 5 / 4 6 war H. Landrat von Monschau, danach Chefredakteur und Gesellschafter der „Kölnischen Rundschau". Er arbeitete als Übersetzer aus dem H ä m i s c h e n und als Schriftsteller und veröffentlichte u. a. Das Heimbacher Gnadenbild (1912).
H e i n i g , Kurt, Journalist, Politiker, * 1 9 . 1 . 1 8 8 6 Leipzig, t 2 1 . 5 . 1 9 5 6 Stockholm. H. arbeitete zunächst als Lithographengehilfe in Leipzig, M ü n c h e n und Berlin und war seit 1906 als sozialdemokratischer Schriftsteller und Redner tätig. Von 1908 an gab er Wirtschaftsinformationen für die sozialdemokratische und freie gewerkschaftliche Presse heraus und f ü h r t e 1 9 1 3 / 1 4 als Abteilungsleiter den „Verein für soziale Kolonisation". 1918-20 war H. als Beauftragter f ü r das preuß. Finanzministerium tätig, gehörte 1920-22 der politischen Redaktion des „Vorwärts" an und leitete seit 1923 die wirtschaftspolitische Abteilung des Deutschen Werkmeisterverbandes. 1927 erfolgte die Wahl in den Reichstag. Seit 1934 arbeitete H. an den „Deutschland-Berichten" der Exil-SPD (Sopade) mit, floh 1940 nach Stockholm und wurde 1943 N a c h f o l g e r von Emil Stahl als Landesvertreter des L o n d o n e r Parteivorstandes. 1943-47 g a b er die „Information" heraus und schrieb nach Kriegsende u. a. f ü r den „ T e l e g r a f in Berlin. H. veröffentlichte u . a . Finanzskandale des Kaiserreichs (1928). WEITERE WERKE: Der Osthilfe-Skandal. Berlin 1933. D e r schwedische Mittelweg. Hamburg 1947. - D a s Budget. 3 Bde., Tübingen 1948-51. - Nationalökonomie des Alltags. H a m b u r g 1948. - E i n f ü h r u n g in die Volkswirtschaft. Hannover 1954. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 182. H e i n r i c h , Johann Baptist, kath. Theologe, * 1 5 . 4 . 1 8 1 8 Mainz, f 9 . 2 . 1 8 9 1 Mainz. H. studierte Jura in Gießen, wandte sich nach seiner Habilitation (1840) der Theologie zu, ging zum Studium nach T ü b i n gen und F r e i b u r g / B r e i s g a u und empfing 1845 in M a i n z die Priesterweihe. Seit 1851 lehrte er als Prof. der D o g m a t i k an der wiedereröffneten Philosophisch-Theologischen Fakultät des Mainzer Priesterseminars. H. wurde 1855 Domkapitular, 1867 D o m d e k a n und 1869 Generalvikar und stieg z u m einflußreichsten Berater von Bischof Wilhelm E m m a n u e l von Ketteier auf, mit d e m z u s a m m e n er das d a m a l i g e geistigreligiöse Leben des kath. Deutschland entscheidend prägte. Z u s a m m e n mit Christoph —»Moufang redigierte H. 1850-90 die Monatsschrift „Der Katholik" und gehörte 1 8 7 4 / 7 5 zu den Begründern und Förderern der „Görres-Gesellschaft". E r veröffentlichte u . a . Die kirchliche Reform (1849), Die Beweise für die Wahrheit des Christentums und der Kirche (1863, 2 1885) und Dogmatische Theologie (Bd. 1-6, 1873-91, 2 1881-1900; Bd. 7-10 fortgesetzt von Constantin Gutberiet, 1898-1900). LITERATUR: L u d w i g Lenhart: H „ J. B. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 4 3 2 f. - Anton Brück: H „ J. B. In: Gatz, B i s c h ö f e ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 300. H e i n r i c h , Karl Borromäus, Pseud. Karl Borromäus, Redakteur, Erzähler, * 2 2 . 7 . 1 8 8 4 Hangenham (Oberbayern), t 2 5 . 1 0 . 1 9 3 8 Einsiedeln. H. studierte in M ü n c h e n , Heidelberg, Genf, Paris und Erlangen u. a. Literatur und Philosophie, aber auch Theologie, und w u r d e 1908 in Erlangen promoviert ( N i e t z s c h e s Stellung zur Geschichte). 1909-12 war er Redakteur des „Simplicissimus". 1912 w u r d e er Lektor im Albert-Langen-Verlag und arbeitete auch bei der Zeitschrift „Der B r e n n e r " mit ( 1 9 1 3 / 1 4 ) , in der er seine kulturphilosophischen Betrachtungen veröffentlichte. Georg Trakl, dessen Lektor H. war, w i d m e t e ihm die Gedichte Untergang und Gesang des Abgeschiedenen. Nach Auslandsaufenthalten und einer Tätigkeit als Attache der deutschen Botschaft in der Schweiz Schloß sich der zur S c h w e r m u t neigende H. mit seiner Frau als Weltoblate der Benediktinerabtei Einsiedeln an. Unter seinen eigenen erzählerischen Werken befinden sich einige R o m a n e und mehrere Heiligenlegenden. WEITERE WERKE: Karl Asenkofer. Geschichte einer Jugend. M ü n c h e n 1907. - Menschen von Gottes Gnaden.
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Heinse München 1910. - Maria im Volk. Mönchengladbach 1927. Κ. Β. Η. Eine Auswahl seiner Werke. Einführung von Eduard Schröder. M ö n c h e n g l a d b a c h 1927. LITERATUR: Richard Detsch: Die Beziehungen zwischen Κ. Β. H. und Georg Trakl. In: M o d e r n Austrian Literature 16 (1983) 2, S. 83-104. H e i n s e , (Johann Jakob) Wilhelm, eigentl. J. J. W. Hein(t)ze, Schriftsteller, * 1 5 . 2 . 1 7 4 6 Langewiesen bei Ilmenau (Thüringen), t 2 2 . 6 . 1 8 0 3 Aschaffenburg. H. studierte in Jena und Erfurt Jura, w i d m e t e sich vorrangig jedoch seinen literarischen Interessen und nahm, gefördert von Johann Wilhelm Ludwig Gleim, 1772 eine Hofmeisterstelle in Halberstadt an. 1774 ging H. als Mitherausgeber der Zeitschrift „Iris" nach Düsseldorf, w o er im Haus der Brüder Johann Georg und Friedrich Heinrich Jacobi lebte und mit dem Sturm-und-Drang-Autor Friedrich Maximilian Klinger befreundet war. Von nachhaltiger Wirkung waren die 1 7 7 6 / 7 7 in —> Wielands „Teutschem M e r k u r " veröffentlichten Briefe Über einige Gemälde der Düsseldorfer Galerie, in denen H., u. a. an Rubens, die Zeitbedingtheit des Schönheitsideals erläutert und eine Abkehr von der durch Johann Joachim Winckelmann bewirkten klassizistischen Normen einleitet. Prägend f ü r H.s Kunstauffassung und Werk war eine 1780-83 u n t e r n o m m e n e Italienreise, auf der er in R o m mit Friedrich (Maler) Müller zusammentraf. Nach seiner Rückkehr wurde er Vorleser, dann (zusammen mit Georg —»Förster) Bibliothekar des Mainzer Erzbischofs Friedrich Karl von Erthal und Ubersiedelte unter dessen Nachfolger Carl Theodor von Dalberg 1795 mit dem kurfürstlichen Hof und der Bibliothek nach Aschaffenburg. Bereits in seinem ersten Roman Laidion oder die Eleusinischen Geheimnisse (1774, 2 1799) geht H. über sein Vorbild Wieland hinaus. Seine von einem „pantheistischen Vitalismus" bestimmte Weltanschauung und seine Sprachgewalt zeigen sich besonders in seinem als Briefroman angelegten Hauptwerk Ardinghello und die glückseeligen Inseln (2 Bde., 1787, 1794; kritische Studienausgabe von M a x L. Baeumer, 1975), dem ersten deutschen Künstlerroman, der, von den Klassikern abgelehnt, bei Hölderlin und den Romantikern eine intensive Rezeption fand. Bleibende Bedeutung für die Musikgeschichte erlangte der R o m a n Hildegard von Hohenthal ( 1 7 9 5 / 9 6 ; neu hrsg. von Werner Keil, 2002) aufgrund der inmitten einer dürftigen Handlung enthaltenen Ausführungen zur Geschichte der italienischen Oper und der Gesangskunst. Einen Einblick in H.s weitgespannte Interessen und seine antiklerikalen und libertinen Anschauungen bieten die 1925 in der Gesamtausgabe herausgegebenen „Aphorismen", tagebuchartige Aufzeichnungen aus den Jahren 1774 bis 1803. WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Carl Schüddekopf und Albert Leitzmann. 10 Bde., Leipzig 1902-25. LITERATUR: Albert von Lauppert: Die Musikästhetik W . H.s. Diss. Greifswald 1912. - Elfriede Nikifeld: H. als Musikschriftsteller und Musikästhetiker. Diss. Wien 1937. - Manfred Koller: Die poetische Darstellung der Musik im Werk W. H.s. Diss. Graz 1968. - Claudio Magris: W. H. Undine 1968. - Erich Hock: H „ W . In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 438-440. - Rita Terras: W. H.s Ästhetik. München 1972. Jürgen Schramke: W . H. und die Französische Revolution. Tübingen 1986. - Shelley Davis: H., W. In: NGroveD, Bd. 11, 2 2001, S. 330. - Werner Keil: H „ J. J. W. In: M G G 2 P , Bd. 8, 2002, Sp. 1218-1221.
H e i n z e l , Max, Dichter, Redakteur, * 2 8 . 1 0 . 1 8 3 3 Ossig (Kr. Striegau, Schlesien), t 1 . 1 1 . 1 8 9 8 Schweidnitz (Schlesien). Ursprünglich f ü r den geistlichen Beruf bestimmt, wurde H. nach dem Besuch des G y m n a s i u m s in Breslau Hauslehrer und war seit 1867 in Berlin als Theaterkritiker und Journalist
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tätig. Gleichzeitig veröffentlichte er einen ersten Gedichtband (Aus Herzensgrund, 1867). Sein eigentliches Schaffensgebiet und öffentlichen Erfolg fand H. erst 1875 mit den Gedichten Vögerle flieg aus! in der Dialektpoesie. Besonders mit der 1888 folgenden Sammlung Maiglöckel gehörte H. zu den beliebtesten und bedeutendsten Vertretern der schlesischen Mundartdichtung. H „ der bis zu seinem 60. Lebensj a h r auf die journalistische Tätigkeit angewiesen blieb, trat auch als Herausgeber des Volkskalenders „Der gemittliche Schläsinger" hervor. LITERATUR: Dietmar N. Schmidt: Η., M . In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 449 f. H e i n z e n , Karl (Peter), Publizist, * 2 2 . 2 . 1 8 0 9 Grevenbroich bei Düsseldorf, t 1 2 . 1 1 . 1 8 8 0 Boston (Massachusetts, USA). Nachdem H. sein 1827 in Bonn begonnenes Medizinstudium nach zwei Jahren abbrechen mußte, da er wegen politischer Betätigung von der Univ. relegiert wurde, leistete er in Holland und in Preußen Militärdienst und war anschließend acht Jahre als Verwaltungsbeamter tätig. Seine kritische Schrift Die preußische Bureaukratie (1845, recte 1844) und Artikel u . a . in der „Leipziger Allgemeinen Zeitung" zwangen ihn 1844 zur Flucht nach Belgien. Mit Ferdinand —»Freiligrath ging er 1846 in die Schweiz, später in die U S A , k a m aber 1848 nach Deutschland zurück und beteiligte sich am Badischen Aufstand. 1850 emigrierte H. endgültig nach Amerika, war dort Redakteur verschiedener Zeitschriften und gründete 1853 den „Pionier", den er bis 1879 herausgab. In diesem Blatt sowie in Vorträgen und Theaterstücken vertrat er seine radikal-demokratischen, antiklerikalen und sozial fortschrittlichen Positionen. H.s Gesammelte Schriften (5 Bde.) erschienen 1858-72. LITERATUR: H a n s Huber: Κ. H. (1809-1880). Seine politischen Entwicklung und publizistischer Wirksamkeit. Bern 1932. - Carl Wittke: Against the current. The life of Κ. Η. Chicago 1954. - Helmut Hirsch: Η., Κ. P. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 4 5 2 f. H e i s e , Carl Georg, Kunsthistoriker, * 2 8 . 6 . 1 8 9 0 Hamburg, f 1 1 . 8 . 1 9 7 9 Hamburg. H. studierte in Freiburg/Breisgau, Halle, München, Berlin und Kiel Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft, wurde Assistent an der Hamburger Kunsthalle und 1920 Direktor des M u s e u m s St. A n n e n in Lübeck. Hier setzte sich H. für Emil Nolde und Edvard M u n c h ein und k ä m p f t e 1930 für die Beauftragung Ernst —»Barlachs mit dem Figurenschmuck für St. Katharinen. 1933 von den Nationalsozialisten entlassen, war H. bis 1945 als Kunstkritiker der . f r a n k f u r t e r Zeitung" und als Verlagslektor tätig. 1945 wurde H. zum Direktor der Hamburger Kunsthalle ernannt, w o er bis 1955 durch glückliche Neuerwerbungen die m o d e r n e Abteilung rasch neu aufbaute. Er veröffentlichte u . a . Norddeutsche Malerei (1918) und Overbeck und sein Kreis (1928) und war Herausgeber der Schriftenreihe „Der K u n s t b r i e f ' (nach 1945 als „WerkMonographien zur bildenden Kunst" in Reclams UniversalBibliothek fortgesetzt). WEITERES WERK: Der gegenwärtige Augenblick. Reden und Aufsätze aus vier Jahrzehnten. Hrsg. v. Paul Ortwin Rave. Berlin 1960. LITERATUR: Eine Gabe der Freunde f ü r C. G. H. Hrsg. v. Erich Meyer. Berlin 1950. H e i s e l e r , Bernt von, Schriftsteller, * 1 4 . 6 . 1 9 0 7 Brannenb u r g / I n n (Oberbayern), t 2 4 . 8 . 1 9 6 9 Brannenburg. Der Sohn Henry von —»H.s studierte Geschichte und Theologie in München und Tübingen, unternahm Reisen durch Westeuropa, Italien und Amerika und ließ sich anschließend als freischaffender Schriftsteller in seinem Heimatort nieder. Seit der Mitte der zwanziger Jahre trat H. als Dramatiker,
Helbok Erzähler, Lyriker, aber auch mit Bearbeitungen und als Herausgeber der Werke seines Vaters hervor. H. gab 1 9 4 3 / 4 4 die Zeitschrift „Corona" heraus. N a c h d e m Zweiten Weltkrieg schrieb er geistliche Spiele. H.s Werke sind geprägt von einer konservativ-vaterländischen Gesinnung, christlic h e m Ethos und einer vom George-Kreis beeinflußten, ästhetisierenden Kunstanschauung. Zu seinen Werken zählt der R o m a n Versöhnung (1953). 1971 erschien seine Autobiographie Haus Vorderleiten. WEITERE WERKE: Die gute Welt. M ü n c h e n 1938. - Der Tag beginnt um Mitternacht. Gütersloh 1956. Nachdr. Wuppertal 1968. - Lebenswege der Dichter. Gütersloh 1958. Sinn und Widersinn. Gütersloh 1958. - Till Eulenspiegel und die Wahrheit. Gütersloh 1963. - Das verschwiegene Wort. Stuttgart 1964. - Briefwechsel. Reinhold Schneider, Β. v. H. Stuttgart 1965. LITERATUR: Diethelm Brüggemann: Β. v. H. In: Tribüne 6 (1967) S. 2340 f. - Eberhard Völker: Β. v. H. als Novellendichter. In: Süddeutsches Vierteljahresblatt 19 (1970) S. 175 f. H e i s e l e r , Henry (August Kaspar) von, Schriftsteller, Übersetzer, * 2 3 . 1 2 . 1 8 7 5 St. Petersburg, f 2 5 . 1 1 . 1 9 2 8 Vorderleiten bei B r a n n e n b u r g / I n n (Oberbayern). H. entstammte einer deutsch-russischen Familie, studierte in St. Petersburg und ging 1898 als Volontär einer Versicherungsgesellschaft nach München. Dort lernte er 1901 Stefan —»George kennen, wurde 1903 Mitarbeiter der „Blätter f ü r die Kunst" und veröffentlichte Gedichte. In seinen Dramen verarbeitete er vor allem russische T h e m e n (u. a. Peter und Alexej, 1912). Seit 1906 in Haus Vorderleiten bei Brannenb u r g / I n n lebend, w u r d e H. bei einem Besuch in Rußland vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht, mußte in der russischen und später in der Roten A r m e e dienen und konnte erst 1922 nach Deutschland fliehen. In Vorderleiten schrieb er das Trauerspiel Die Kinder Godunolfs (Uraufführung 1930) und vollendete seine Übersetzungen von Dostojewski, Leskow und Turgenjew, die (ebenso wie die 1913 abgeschlossenen Nachdichtungen Puschkins) H.s Rang als Vermittler russischer Literatur belegen. Er war der Vater von Bernt von —> H. WEITERE WERKE: Die magische Laterne. München 1919. Die drei Engel. München 1926. - Wawas Ende. München 1933. - Iskender. München 1935. - Übers.: Russische Erzähler. Jena 4 1947. - Zwischen Deutschland und Russland. Briefe von Η. v. H. Hrsg. v. Bernt von H. Heidelberg 1969. LITERATUR: Andre von Gronicka: Η. ν. Η. Α R u s s o - G e r m a n writer. Diss. New York 1944. - Berat von Heiseler: Lebenswege der Dichter. Gütersloh 1958. - Erich Franz Sommer: . . . doch diesmal k o m m t von osten nicht das licht. Stefan George und Η. v. H. Das geistige M e d i u m des alten Rußland im Freundeskreis des Dichters. In: Russische Spuren in Bayern. Hrsg. v. M I R e.V., Zentrum Russischer Kultur in München. Idee und Konzept: Tatjana Lukina. München 1997, S. 99-114. H e i ß , Kurt, Intendant, Redakteur, Funktionär, * 1 3 . 8 . 1 9 0 9 Mannheim, f 2 6 . 1 1 . 1 9 7 6 Berlin. H. studierte Jura in Berlin und Heidelberg. 1932 wurde er Redakteur einer kommunistischen Zeitung. 1933 aus politischen Gründen inhaftiert, floh er nach Frankreich. Er war vorübergehend Redakteur im Saarland, arbeitete seit 1935 f ü r Radio Moskau und nahm als Brigadist am Spanischen Bürgerkrieg teil. 1947 w u r d e H. K o m m e n t a t o r und Abteilungsleiter beim Berliner R u n d f u n k . 1 9 4 8 / 4 9 war er Intendant des Mitteldeutschen R u n d f u n k s in Leipzig, 1949-51 Intendant des Berliner R u n d f u n k s und des DeutschlandSenders. Als Generalintendant des D D R - R u n d f u n k s (seit 1951) hatte H. 1952-56 den Vorsitz des Staatlichen Rundfunkkomitees inne. 1959-61 war er Chefredakteur der
„Ostsee-Zeitung" (Rostock), danach der Zeitschrift „ H u m a nitas". LITERATUR: Bernd-Rainer Barth: Η., K. In: Wer war w e r in der D D R ? , 2001, S. 330. H e l b l i n g , Hanno, schweizer. Journalist, Schriftsteller, Übersetzer, * 1 8 . 8 . 1 9 3 0 Zuoz, t 8 . 2 . 2 0 0 5 R o m . H., Sohn eines Gymnasiallehrers, der später als a. o. Prof. an der Ε Τ Η Zürich lehrte, studierte seit 1948 Geschichte, Germanistik und Komparatistik an der Univ. Zürich. N a c h der Promotion zum Dr. phil. 1953 (Leopold von Ranke und der historische Stil) hielt er sich zu weiteren Studien in Neapel, München und R o m auf. 1956-58 w a r H. Verlagslektor und seit 1958 Redakteur f ü r Ausland und Kultur der „Neuen Zürcher Z e i t u n g " (NZZ), deren Feuilletonredaktion er 1973-92 leitete. Seit 1995 lebte er als freier Mitarbeiter der N Z Z in Rom. E r ü b e r n a h m L e h r a u f t r ä g e an der Univ. Zürich und an der University of Southern California in Los Angeles. Neben historiographischen Arbeiten (Saeculum humanuni. Ansätze zu einem Versuch über das spätmittelalterliche Geschichtsdenken, 1958) und Werken zur Geschichte (Schweizer Geschichte, 1963, 2 1982; Politik der Päpste. Der Vatikan im Weltgeschehen 1958-1978, 1981; Katharina von Siena, 2000) verfaßte er u. a. Reiseberichte, Essays (Die Zeit bestehen, 1983, 2 1990) und R o m a n e (Die beiden, 1982; Tristans Liebe, 1991). H. veröffentlichte auch zahlreiche Übersetzungen aus dem Lateinischen (—»Ekkehard IV. von St. Gallen), Französischen (Ch. F. Ramuz, M . Proust), Englischen (W. Shakespeare, W . H. Auden) und vor allem aus d e m Italienischen (G. Leopardi, E. Montale, G. Ungaretti, G. Caproni). Er war seit 1981 Mitglied der Deutschen A k a d e m i e f ü r Sprache und Dichtung. H. w u r d e u. a. mit dem JohannHeinrich-Voß-Preis (1978), d e m Petrarca-Übersetzer-Preis (1987), dem Katholischen Medienpreis (1996) und d e m Prix lemanique de traduction (1997) ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Goten und Wandalen. Wandlung der historischen Realität. Zürich 1954. - Mit Gotthard Schuh: Tage in Venedig. Zürich 1965 - Das zweite Vatikanische Konzil. Ein Bericht. Basel 1966. - U m g a n g mit Italien. Gestalten und Gedanken. Ölten 1966. - Kirchenkrise. Eine Skizze. Basel 1969. - D e r M e n s c h im Bild der Geschichte. Berlin 1969. - Dauerhaftes Provisorium. Kirche aus der Sicht eines Weltchristen. Zürich 1976. - Hrsg.: Religionsfreiheit im 20. Jahrhundert. Zürich 1977. - Erinnertes Leben. Marcel Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit". F r a n k f u r t / M a i n 1988. - Arrigo Boito. Ein Musikdichter der italienischen Romantik. M ü n c h e n / M a i n z 1995. - Rhythmus. Ein Versuch. F r a n k f u r t / M a i n 1999. LITERATUR: Martin Meyer: Horizont und Nähe des Denkens. Z u m Tod von Η. H. In: N e u e Zürcher Zeitung, 11.2. 2005. H e l b o k , Adolf, österr. Historiker, Volkskundler, * 2 . 2 . 1 8 8 3 Hittisau (Vorarlberg), t 2 9 . 5 . 1 9 6 8 Götzens (Tirol). H. studierte in Innsbruck und Wien, wurde 1908 promoviert und habilitierte sich 1919 an der Univ. Innsbruck f ü r Geschichte und Volkskunde. 1924 wurde er a. o.Prof., 1934 Gastprofessor in Berlin, 1935 o. Prof. in Leipzig und Direktor des Instituts f ü r deutsche Landes- und Volksgeschichte sowie des Instituts für Heimat- und Volksforschung. Als o . P r o f . der Volkskunde 1941 nach Innsbruck zurückgekehrt, wurde er 1945 seines A m t e s enthoben. H. war Mitherausgeber u . a . der Zeitschrift „Volk und Rasse", befaßte sich mit historischen und volkskundlichen Forschungen vor allem zu Vorarlberg und veröffentlichte u . a . Die Ortsnamen im Deutschen (1939, 2 1944). WEITERE WERKE: Volkskunde Vorarlbergs. L e i p z i g / W i e n / Prag 1927. - Siedlungsgeschichte und Volkskunde. Dresden 1928. - Deutsche Geschichte auf rassischer Grundlage.
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Held H a l l e / S a a l e 1939. - Erinnerungen. Innsbruck 1963. - Deutsche Volksgeschichte. T ü b i n g e n 1967. LITERATUR: Anneliese Garschagen: Univ.-Prof. Dr. Α. H. In: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 1957, S. 360-374. H e l d , (Johann) Friedrich Wilhelm (Franz), auch Heidt, Journalist, Schriftsteller, * 1 1 . 8 . 1 8 1 3 Neisse (Schlesien), t 2 6 . 3 . 1 8 7 2 Berlin. A u f g e w a c h s e n im kgl. Waisenhaus zu Potsdam, war H. einige Jahre Offizier in Saarbrücken und mit Wanderbühnen unterwegs. Nach Veröffentlichung der Prinz Wilhelm von Preußen gewidmeten Bändchen Preußens Helden (6 Tie., 1841) als Renegat verlacht, publizierte er seit Herbst 1842 bei Philipp Reclam j u n . in Leipzig sein journalistisches Hauptwerk „Leipziger Locomotive. Volksblatt f ü r tagesgeschichtliche Unterhaltung". Bei einer Auflage von 1 2 0 0 0 Exemplaren wurde sie sechs Monate später verboten; trotz Gefängnishaft gab H. das Blatt unter dem Titel „Locomotive" auch 1843 heraus. Nach erneuter H a f t teilte er das unterdrückte Material in der Schrift Censuriana oder Geheimnisse der Censur (1844) mit. Weder die 1848 neugegründete „ L o c o m o t i v e " noch Plakate und Volksreden verhalfen ihm 1848 zu der erhofften politischen Stellung in Berlin. In Wochen härtester Verfolgung brachte er sich mit Laternamagica-Vorführungen und tagesaktuellen Puppenkomödien durch, bevor er unter- und bei Freienwalde als kgl. Torfinspektor wieder auftauchte, was den Verdacht nährte, er sei ein agent provocateur. D e r R o m a n Die Justizmörder (3 Bde., 1867) war seine letzte Buchpublikation. Seit 1863 vertrat er in der „Berliner Staatsbürger-Zeitung" die Interessen der Arbeiter und gründete 1871 eine eigene, sozialistisch orientierte „Staatsbürger-Zeitung". WEITERE WERKE: Preußens Helden. 6 Bde., Erfurt 1841. L ö s u n g der socialen Frage. Berlin 1848. - Berlin von der Revolution bis zur Verfassung oder Geschichte der Berliner Revolutions-Epoche. Berlin 1849. - Deutschlands Lehrjahre oder Deutsche Revolutions-Geschichten 1848-1850. Berlin 1859. - Der Justizmörder. 3 Bde., Berlin 1867. LITERATUR: Karl Griewank: F. W. H. und der vulgäre Liberalismus und Radikalismus in Leipzig und Berlin 1842-1849. Diss. Rostock 1922. - Kurt Koszyk: Das Bild des Demagogen im Berliner tollen Jahr 1848. F. W . H.s publizistische Tätigkeit während der Märzrevolution. In: Ders.: Publizistik und politisches Engagement. Lebensbilder publizistischer Persönlichkeiten. Hsrg. v. Walter Homberg, Arnulf Kutsch und Horst Pöttker. Münster 1999, S. 129-151. H e l d , Heinrich, Politiker, * 6 . 6 . 1 8 6 8 E r b a c h / T a u n u s , t 4 . 8 . 1 9 3 8 Regensburg. Nach dem Rechts-, Wirtschafts- und Geschichtsstudium in Straßburg und M a r b u r g ging H. 1897 als Journalist nach Heidelberg. 1899 w u r d e er Chefredakteur des „Regensburger Morgenblatts", 1900 des „Regensburger Anzeigers". 1907-33 gehörte er dem bayerischen Landtag an, zuerst als Mitglied des Zentrums, seit 1918 der von ihm mitgegründeten Bayerischen Volkspartei; 1914-24 war er Fraktionsvorsitzender. Nach Rücktritt des Generalstaatskommissars Gustav von Kahr w u r d e H. 1924 Ministerpräsident. Verfechter einer entschieden föderalistischen Politik, setzte er sich für die Reichsreform ein und veröffentlichte Abgrenzung der Zuständigkeilen zwischen Reich und Ländern in Gesetzgebung und Verwaltung mit besonderer Berücksichtigung der Auftragsverwaltung (1929). 1925 erreichte H. im Landtag die A n n a h m e des Konkordats mit dem Vatikan. N a c h einer Abstimmungsniederlage 1930 im Landtag blieb er bis zum gewaltsamen Sturz der Regierung im März 1933 geschäftsführend im A m t . H. war der Vater von Josef —> H.
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WEITERE WERKE: Der allgemeine deutsche Cäcilienverein. Regensburg 1901. - Das preußisch-deutsche Problem. M ü n c h e n 1929. LITERATUR: Hellmuth Auerbach: Η., H . In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 4 6 3 f. - Klaus Schönhoven: Η. H. (1868-1938). In: Rudolf Morsey (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. M a i n z 1973, S. 220-235. - Barbara Pöhlmann: Η. H. als bayerischer Ministerpräsident (1924-1933). M ü n c h e n 1995. - Η., H. In: Winfried Becker u. a. (Hrsg.): Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland. Paderborn 2002, S. 269 f. (Lit.). H e l d , Josef, Verleger, * 1 0 . 6 . 1 9 0 2 Regensburg, t 3 0 . 9 . 1 9 6 4 Regensburg. H., Sohn Heinrich - » H . s , studierte Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte in M ü n c h e n und Erlangen, w o er 1925 zum Dr. jur. promoviert wurde ( D e r Reichsrat, seine Geschichte, seine Rechte und seine Stellung nach der Reichsverfassung vom 11. August 1919). Nach einer Ausbildung im Buch- und Zeitungsverlag seines Vaters war er 1926-33 Redakteur bei „Die freie Donau", einem Blatt f ü r Verkehr und Wirtschaft. 1930 wurde H. als Rechtsanwalt in München und 1932 in Regensburg zugelassen. 1932 übernahm er die Geschäftsführung der Gebr. Held G m b H , die den „Regensburger Anzeiger" produzierte. Nach d e m Tod seines Vaters w u r d e H. 1938 Hauptgesellschafter des Unternehmens. Die unter den Nationalsozialisten verlorene Zeitungslizenz des Verlags erhielt er 1945 wieder. In diesem Jahr erfolgte die Neugründung der Verlag TagesAnzeiger G m b H und des „Tages-Anzeigers" durch H. und seinen Bruder Philipp H. Vor 1933 Mitglied der Bayerischen Volkspartei, zählte H. nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Gründungsmitgliedern der C S U . LITERATUR: Heinrich Walter: Dr. J. H. In: Ders.: Zeitung als Aufgabe. Wiesbaden 1954, S. 184. H e l f r i c h , Carl, Journalist, Redakteur, * 1 3 . 8 . 1 9 0 6 Lamp e r t h e i m / R h e i n , t 3 1 . 5 . 1 9 6 0 Bonn. H., Sohn eines Reichsbahnsekretärs, studierte in Heidelberg und Gießen, w o er 1935 zum Dr. phil. promoviert wurde (Die Bedeutung des Typusbegriffs im Denken der Geisteswissenschaften). Anschließend Mitarbeiter des Auswärtigen Amts, wurde er 1942 als Agent des sowjetischen Nachrichtendienstes G R U verhaftet und bis 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Mauthausen interniert. Nach d e m Zweiten Weltkrieg arbeitete H. als Redakteur bei der „Berliner Zeitung". Von 1945 bis zu seiner Entlassung 1948 war er Chefredakteur des „Kurier" und 1948-51 des „Sonntag". Nach einer Station als Redakteur bei „Deutschlands S t i m m e " ging H. 1952 in die Bundesrepublik und arbeitete f ü r den Hessischen R u n d f u n k , zuletzt als stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Bonner Büros des Senders. LITERATUR: Helmut Müller-Enbergs/Bernd-Rainer Barth: H., C. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 332. H e l l e r , Fred, eigentl. Alfred H., österr. Kritiker, Dramatiker, * 1 6 . 4 . 1 8 8 9 Ober-Siebenbrunn (Niederösterreich), t 1 2 . 4 . 1 9 4 9 Montevideo (Uruguay). Bis 1933 Journalist und Theaterkritiker bei der Wiener Tageszeitung „Der Tag", veröffentlichte H. seit den zwanziger Jahren Gedichte, Novellen und Lustspiele (gemeinsam mit T. Graan und Adolf Schütz), u. a. Der Vorhang fällt (1937). 1938 emigrierte er über Italien nach Uruguay, w o er Beiträge für die in Buenos Aires herausgegebenen Zeitungen „Argentinisches Tageblatt" und . J ü d i s c h e Wochenschrift" schrieb. Er war einer der Gründer des Emigrantentheaters „Die K o m ö d i e " und besorgte die Zusammenstellung von Emigrantenschicksalen in Das Leben beginnt noch einmal (1945). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 484.
Hellmer H e l l e r , Isidor, österr. Journalist, Schriftsteller, * 5 . 5 . 1 8 1 6 Jungbunzlau (Böhmen), t 2 9 . 1 2 . 1 8 7 9 Arco (Italien). Nach dem Studium in Prag und kurzem Dienst in der französischen Fremdenlegion wurde H. Mitarbeiter an Rudolf —> Glasers Unterhaltungsblatt „Ost und West" sowie Erzieher bei jüdischen Familien in Iglau und Wien. 1846-48 arbeitete er als Redakteur in Pest und ging dann nach Berlin, wo er 1852 wegen seines „Sendschreibens eines Österreichers an die deutsche Nation" ausgewiesen wurde. Zuvor Privatsekretär des Ministers Karl Ludwig von Bruck, gründete er 1859 in Wien die Zeitschrift „Fortschritt" und 1864 mit anderen das „Neue Fremdenblatt". Danach lebte er zurückgezogen, leidend und in armen Verhältnissen. Neben Prager Ghettogeschichten, jüdischen Sagen und der Denkschrift Österreichs Lage und Hilfsmittel (1852) schrieb H. den R o m a n Die Alliierten der Reaktion (2 Bde., 1852) und veröffentlichte die Memoiren des Baron Bruck (1877). H e l l e r , Josef, österr. Komponist, Musikkritiker, * 4 . 6 . 1 8 7 6 Budapest, t 4 . 1 0 . 1 9 3 2 Wien. Nach dem Musikstudium bei Robert Fuchs und Richard —>Heuberger in Wien wirkte H. seit 1896 als Kapellmeister. 1917 wurde er Musikkritiker beim „Wiener Fremdenblatt" und bei der „Wiener Mittags-Zeitung", seit 1920 schrieb er für das „Wiener Tagblatt". H., verheiratet mit einer Opernsängerin, komponierte neben Liedern die burleske Operette Der Schwimmlehrer (1910) und das Singspiel Frauenlist (1917), schrieb aber auch das Drama Prozeß gegen Gott (1921). H e l l e r , Leo, Schriftsteller, * 1 8 . 3 . 1 8 7 6 Wien, f u m 1949. Nach vierjähriger Tätigkeit bei der Böhmischen Union-Bank in Prag und zweijähriger Mitarbeit beim Prager „Deutschen Abendblatt" ging H. 1901 nach Berlin. Dort lebte er als freier Schriftsteller und war seit 1917 Kritiker der „NationalZeitung", bis er 1933 nach Teplitz-Schönau zurückkehrte, w o er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte. Danach verlieren sich seine Spuren. H. schrieb Gedichte, Plaudereien und Erzählungen, Bunte Lieder (1903), Aus Pennen und Kaschemmen (1921) und Auf der Polizeiwache (1927). H e l l e r , Otto, österr. Schriftsteller, Parteifunktionär, * 1 4 . 1 2 . 1 8 9 7 Brünn, t 2 4 . 2 . 1 9 4 5 Konzentrationslager Ebensee. Nach kurzem Studium in Wien und Prag wurde H „ Sohn eines Prokuristen, 1919 Vorstandsmitglied der Sozialistischen Jugend im nordböhmischen Teplitz-Schönau sowie Leiter der Parteischule der Deutschen Sozialistischen Arbeiterpartei der CSR in Teplitz. Dort 1921 Gründungsmitglied der Kommunistischen P a r t e i / D e u t s c h e Sektion, war er bis zur Ausweisung 1926 Kreissekretär in Reichenberg sowie Redakteur des „Vorwärts". H. ging nach Berlin, w o er für mehrere Zeitungen arbeitete. 1933 in die Schweiz emigriert, wirkte er seit 1934 in Moskau, Frankreich und Spanien. 1 9 3 9 / 4 0 in Südfrankreich interniert und 1941 erneut verhaftet, war er nach der Flucht 1942 unter einem Decknamen Dolmetscher der Wehrmacht in Lille und zugleich Mitglied der Resistance. 1943 wurde er verhaftet und in die Konzentrationslager Auschwitz, Mauthausen und zuletzt Ebensee deportiert, w o er u m k a m . H. schrieb Studien zur Arbeiterbewegung, Reisereportagen (u. a. Sibirien, ein anderes Amerika, 1930) und Der Untergang des Judentums (1931). WEITERE WERKE: Wladiwostock. Berlin 1932. - Das Geheimnis der Mandschurei. H a m b u r g / B e r l i n 1932. - Die rote Fahne am Pazifik. Moskau 1933. - Auf zum Baikal! Moskau 1933. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 283.
H e l l e r , Seligmann, österr. Dichter, Kritiker, * 8 . 7 . 1 8 3 1 Raudnitz (Böhmen), t 8 . 1 . 1 8 9 0 Wien. H. studierte 1853-56 in Wien Philologie, Philosophie, Geschichte und Recht. Ein schweres Augenleiden z w a n g ihn zum A b b r u c h des Studiums und zur Rückkehr auf das Landgut seines Vaters, w o große Teile des E p o s Ahasverus (1866) entstanden. 1858 ging er nach Leitmeritz und leitete ein Pensionat. 1866 wurde H. in Prag an der H a n d e l s a k a d e m i e Prof. der Literaturgeschichte und Theaterkritiker der Zeitschrift „Bohemia". Seit 1872 in Wien, w a r er kurze Zeit Feuilletonist der „Deutschen Zeitung", bis er auch hier als Prof. an der Handelsakademie lehrte. Durch sein E p o s , das D r a m a Die letzten Hasmonäer (1865) und einen Gedichtband (1872) zu A n e r k a n n u n g gelangt, wandte er sich der Nachdichtung mittelalterlicher hebräischer Poesie zu; postum erschienen sie unter dem Titel Die echten hebräischen Melodien (1893, hrsg. von David Kaufmann). LITERATUR: Elazar Benyoetz: H „ S. In: N D B , B d . 8, 1901, S. 130 f. H e l l e r v o n H e l l w a l d , Friedrich Anton, österr. Schriftsteller, * 2 9 . 3 . 1 8 4 2 Padua, f 1 . 1 1 . 1 8 9 2 Bad Tölz (Oberbayern). Der Sohn des Militärs und Militärhistorikers Friedrich Jakob Η. v. H. trat 1858 in den Militärdienst ein, den er j e d o c h 1864 wieder quittierte, um sich populärwissenschaftlichen Studien w i d m e n zu können. Nach der Teilnahme am Krieg von 1866 trat er der Redaktion der „Österreichischen Militärischen Zeitschrift" in Wien bei. 1872 ü b e r n a h m Η. v. H. die Schriftleitung des Stuttgarter Wochenblatts „Das Ausland" und ging nach Cannstatt. D a er für die D a r w i n s c h e Evolutionstheorie und den M o n i s m u s eintrat, m u ß t e er 1881 die Redaktion abgeben; 1887 zog er sich nach Bad Tölz zurück. Η. v. H. verfaßte zahlreiche Werke, in denen er vor allem kulturhistorische, anthropologische, geographische und ethnographische Themen behandelte, u. a. Die Naturgeschichte des Menschen (2 Bde., 1882-84) u n d Kulturbilder (2 Bde., 1894, hrsg. von G. H. Möller). WEITERE WERKE: Skizze des Feldzuges 1859 in Italien. Wien 2 1859. — Erinnerungen aus den Freiheitskriegen. Stuttgart 1864. LITERATUR: Viktor Hantzsch: H, F. Α. Η. v. H. In: A D B , Bd. 50, 1905, S. 173-181. H e l l m a n n , C. August, Lehrer, Politiker, * 5 . 6 . 1 8 7 0 H a m b u r g , t 7 . 8 . 1 9 3 9 Hamburg. Nach dem Besuch des Lehrerseminars und des Akademischen Vorlesungswesens in Hamburg w u r d e H. dort 1891 Volksschullehrer. In Lehrervereinen wie in der pädagogischen Fachpresse propagierte er die Einheitsschule und die H e b u n g der Volksbildung. 1 8 9 6 / 9 7 H e r a u s g e b e r der ,Jugendschriftenwarte", übernahm er Organisations- und Lehrtätigkeiten im Arbeiterbildungswesen und in der Arbeiterjugendbewegung. 1916-18 wirkte H. in K o w n o als Lehrer und Lehrerausbilder für deutsche, polnische, litauische sowie j ü d i s c h e Schulen. 1 9 1 9 / 2 0 gehörte H., Mitglied der sozialdemokratischen Partei, der Nationalversammlung, seit März 1919 der Hamburgischen Bürgerschaft und 1920-23 d e m Reichstag an. Inzwischen stellvertretender Direktor des Hamburger Jugendamtes, wurde er 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des B e r u f s b e a m t e n t u m s entlassen. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 183. - Jan H e l l m a n n : C. Α. H. (1870-1939). Ein Lehrer zwischen Schule, Arbeiterbewegung und außerschulischer Jugendarbeit. Diplomarbeit Hamburg 1997. H e l l m e r , E d m u n d von, österr. Jurist, Schriftsteller, * 2 8 . 6 . 1 8 7 3 Wien, t 2 8 . 1 1 . 1 9 5 0 Wien. Nach seinem Studium an der Univ. Wien kam H., Bruder Johann Karl von —»H.s, 1898 an das Bezirksgericht Wieden, w u r d e Richter und führte den Vorsitz in Schöffen-
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Hellmer und Schwurgerichtsverhandlungen. Zuletzt Präsident des Straflandesgerichts, wurde er 1938 in den Ruhestand versetzt. 1911-38 war er auch Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse". Mit H u g o —» Wolf freundschaftlich verbunden, veröffentlichte H. u. a. Gesammelte Aufsätze Uber Hugo Wolf (2 Tie., 1898/99), Hugo Wolf, eine Persönlichkeit in Briefen [...] (1912) und Hugo Wolf. Erlebtes und Erlauschtes (1921). Er war Mitbegründer des Hugo-Wolf-Vereins und veranlaßte die Errichtung des D e n k m a l s auf Wolfs Ehrengrab durch seinen Vater, den Bildhauer E d m u n d von H. 1938-45 war er Präsident des Goethe-Vereins und konnte dessen Selbständigkeit bewahren. H e l l m e r , Johann Karl von, österr. Journalist, * 2 9 . 3 . 1 8 8 0 Wien, t 2 5 . 2 . 1 9 5 0 Graz. H., Sohn des Bildhauers E d m u n d von H. und Bruder des Juristen und Schriftstellers E d m u n d von —»H., studierte Germanistik und Philosophie und besuchte die Akademie der Künste in Wien. 1 9 1 8 / 1 9 war er Sekretär im Staatssekretariat für Heerwesen, anschließend Bildungs- und Kulturreferent der Arbeiterkammer. H. schrieb Musikkritiken für den „Arbeiterwillen" (Graz) und redigierte nach 1945 das Feuilleton der „Neuen Zeit". LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 265. H e l l m u t h , Otto, Dentist, Politiker, * 2 2 . 7 . 1 8 9 6 Markt Einersheim (Unterfranken), f 19. / 2 0 . 4 . 1 9 6 8 Reutlingen. Nach freiwilliger Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte H., Sohn eines Eisenbahnmeisters, Zahnheilkunde in Freib u r g / B r e i s g a u und Würzburg, w o er 1922 promoviert w u r d e ( D a s Keloid). 1919 n a h m er beim Volkswehrregiment „ W ü r z b u r g " am Kampf gegen die Räteregierung, 1922 an Hitlers Marsch durch Coburg teil. 1920 gründete er den völkischen Bund Frankenland, trat 1922 der N S D A P bei und gehörte zu den Gründern der Ortsgruppe Würzburg. Seit 1926 NSDAP-Stadtrat in Marktbreit, war er seit 1928 Gauleiter von Unterfranken und Herausgeber verschiedener Zeitungen, darunter der „Mainzeitung" und der „Mainfränkischen Zeitung". 1928-33 war er Mitglied des bayerischen Landtags, 1933-45 des Reichstags und 1934-45 Regierungspräsident in Würzburg. 1935-45 Gauleiter des Gaus Mainfranken, flüchtete H. 1945 nach Tirol und konnte dort aus amerikanischer Gefangenschaft fliehen. Danach praktizierte er unter falschem Namen bei einer Zahnärztin in Bremen, wurde 1947 verhaftet und zum Tod verurteilt, später zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe begnadigt und 1955 aus der Haft entlassen. Er ließ sich 1958 als Zahnarzt in Reutlingen nieder. LITERATUR: Karl Höffkes: Hitlers politische Generale. Die Gauleiter des Dritten Reiches. Tübingen 2 1997, S. 133-135. - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 223 f. - Herm a n n Rumschöttel/Walter Ziegler (Hrsg.): Staat und Gaue in der NS-Zeit. Bayern 1933-1945. M ü n c h e n 2004. H e l m , Theodor (Otto), österr. Musikkritiker, Musikschriftsteller, * 9 . 4 . 1 8 4 3 Wien, f 2 3 . 1 2 . 1 9 2 0 Wien. H., früh verwaist, studierte auf Wunsch seines Vormunds an der Univ. Wien Rechtswissenschaften und trat 1865 in den Staatsdienst ein. Zwei Jahre danach schrieb er erste musikkritische Beiträge für das Wiener „Neue Fremdenblatt", dessen Musikressort er 1869-76 hauptamtlich leitete. Daneben arbeitete er seit 1868 freiberuflich für die in Leipzig erschienene Zeitschrift „Die Tonhalle", 1870-1905 beim „Musikalischen Wochenblatt", bis 1920 f ü r das „Wiener Salonblatt" und verantwortete 1884-1901 bei der „Deutschen Zeitung" in Wien das Musikreferat. In heftigen Kontroversen über die Kompositionen von Anton Bruckner und Johannes Brahms engagierte sich H. publizistisch für deren Werke. Seine Lebenserinnerungen 50 Jahre Wiener Musikleben (1866 bis 1916) erschienen 1915-20 in der Zeitschrift „Der Merker".
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WEITERE WERKE: Johannes Brahms. Wien 1883. - Beethovens Streichquartette. Versuch einer technischen Analyse dieser Werke im Z u s a m m e n h a n g mit ihrem geistigen Gehalt. Leipzig 1885. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1921. Walluf 1971. LITERATUR: Gaynor G. Jones: Η., T. O. In: N G r o v e D , Bd. 1 1 , 2 2 0 0 1 , S. 352 f. - Michael Krebs: Η., T. In: M G G 2 P , Bd. 8, 2002, Sp. 1266 f. H e l m o l t , Hans (Ferdinand), Historiker, Redakteur, * 8 . 7 . 1 8 6 5 Dresden, f 1 9 . 3 . 1 9 2 9 Berlin. H. Schloß sein Studium in Bonn und Leipzig 1891 mit der Promotion ab. 1 8 9 3 / 9 4 war er Mitarbeiter Karl Lamprechts bei der Herausgabe rheinischer Urbare, danach bis 1906 Verlagsredakteur am Bibliographischen Institut in Leipzig. Seit 1908 politischer Redakteur in Dresden und München, leitete er 1912-17 die „Weserzeitung" in Bremen und war von 1922 bis zu seinem Tod Chefredakteur der „Frankfurter Nachrichten". H. vertrat eine geographisch-anthropologische Geschichtsauffassung, die den A u f b a u der von ihm herausgegebenen Weltgeschichte (9 Bde., 1899-1907, 2 1913-22) bestimmte. Er gab die Briefe Liselottes von der Pfalz (2 Bde., 1 9 0 7 / 0 8 ) heraus und schrieb mehrere Biographien, zuletzt über Hindenburg (1926). WEITERE WERKE: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges. Leipzig 1914. - Das Ehrenbuch des deutschen Volkes. K ö n i g s t e i n / T a u n u s 1923. LITERATUR: Herbert Heibig: Η., H. F. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 502 f. H e l p h a n d , Alexander (Israel Lasarewitsch), Pseud. Parvus, Politiker, * 2 7 . 8 . 1 8 6 7 Beresina bei Kiew, t 1 2 . 1 2 . 1 9 2 4 Berlin. H. wuchs in Beresina und Odessa auf, studierte seit 1887 in Basel Volkswirtschaft und ging nach der Promotion 1891 nach Berlin. Dort trat er, schon vorher von Plechanow beeinflußt, der S P D bei und arbeitete für die Zeitschrift „Neue Zeit" sowie 1896-98 f ü r die „Sächsische Arbeiterzeitung". Er k ä m p f t e gegen den „Revisionismus" in der Partei und entwickelte zentrale Elemente einer Theorie der „permanenten Revolution". 1899 gründete H. in München einen Verlag zur Verbreitung russischer Autoren in Deutschland. In der russischen Revolution von 1905 leitete er den Petersburger Arbeiterrat, wurde nach dem Scheitern mit Trotzki nach Sibirien verbannt und schrieb nach der Flucht In der russischen Bastille während der Revolution (1907). In der SPD zunehmend isoliert, lebte H. 1910-14 in der Türkei, erwarb vor allem in den Balkankriegen ein großes Vermögen und vermittelte im Ersten Weltkrieg Gelder des deutschen Auswärtigen A m t e s an die russischen Bolschewiki. E r war erheblich daran beteiligt, Lenin die Rückreise nach Rußland zu ermöglichen. Seit 1920 lebte H „ nunmehr deutscher Staatsbürger und Berater u . a . Friedrich —>Eberts, sehr aufwendig in Berlin. Zuletzt schrieb er Aufbau und Wiedergutmachung (1921). WEITERE WERKE: Die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie. Dresden 1896. - Der Klassenkampf des Proletariats. 6 Bde., Berlin 1908-10. LITERATUR: Winfried Scharlau: Freibeuter der Revolution. P. H., eine politische Biographie. Köln 1964. - Ders.: Η., A. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 506 f. H e m a l a , Franz, österr. Gewerkschafter, Politiker, * 1 7 . 1 1 . 1 8 7 7 Brünn, t 1 7 . 1 0 . 1 9 4 3 Wien. Der Sohn eines Schuldieners studierte in Wien Jura und wurde 1902 promoviert. 1904-31 Beamter der niederösterreichischen Landesregierung, engagierte sich H. schon früh in der christlichen Gewerkschaftsbewegung als enger Mitarbeiter von Leopold —> Kunschak. Er war Redakteur u. a. der „Christlichen Arbeiterzeitung" und gehörte 1909-38 dem
Hennings Vorstand der Zentralkommission christlicher Gewerkschaften Österreichs an. 1919/20 saß er als Abgeordneter im niederösterreichischen Landtag, 1920-34 im österr. Bundesrat. H. veröffentlichte u.a. Warum christliche Gewerkschaften? (1924). WEITERE WERKE: D i e G e w e r k s c h a f t e n . W i e n 1 9 2 1 . -
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schichte der Gewerkschaften. Wien 1922. H e n g e l e r , Adolf, Maler, Illustrator, * 11.2.1863 Kempten, t 4 . 1 2 . 1 9 2 7 München. Nach einer Lithographenlehre wechselte H. 1881 an die Kunstgewerbeschule in München, seit 1885 studierte er an der dortigen Kunstakademie. Schon in seiner Studienzeit war er Mitarbeiter der „Riegenden Blätter", für die er im Laufe der Zeit mehrere tausend Zeichnungen anfertigte, vorwiegend humorvolle Karikaturen, aber auch Tierdarstellungen. Seit der Jahrhundertwende befaßte er sich zunehmend mit der Malerei, im Stil beeinflußt von Franz von Lenbach, Carl —> Spitzweg, Arnold Böcklin und Franz von —> Stuck. Seine idyllisch-unbeschwerten Darstellungen von Fabelwesen, Tieren und Menschen in der Natur (in meist warmen Brauntönen) waren beliebt und in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. H. war auch als Dekorationsmaler tätig (Häuserfresken in Murnau, Rathaussaal in Freising) und lehrte seit 1912 als Prof. an der Münchner Kunstakademie. WERKE: AUS einem Tagebuch 1914. München 1914/15. LITERATUR: Max Offner: Α. H. Ein Lebensbild. Kempten 1925. H e n g s t e n b e r g , Ernst Wilhelm (Theodor Herrmann), luth. Theologe, * 20.10.1802 Fröndenberg (Grafschaft Mark), t 2 8 . 5 . 1 8 6 9 Berlin. H. war Pfarrerssohn und erhielt bei seinem Vater Hausunterricht, bevor er 1819 an die Univ. Bonn ging. Seine Studien der Philosophie, Orientalistik und Theologie Schloß er 1823 mit der Promotion ab. Danach war er kurzzeitig in Basel als Privatlehrer tätig, habilitierte sich 1824 in Berlin und wurde 1825 zum Lie. theol. promoviert. 1826 erfolgte die Ernennung zum a. o., 1828 zum o. Prof. des Alten Testaments. In Berlin kam H. mit der preuß. Erweckungsbewegung in Berührung, die er bald in streng konservative, lutherischorthodoxe Bahnen lenkte. Als Diskussionsforum gründete H. 1827 die „Evangelische Kirchenzeitung", deren Schriftleiter er bis zu seinem Tod war. In ihr veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze, in denen er sich heftig gegen den aufgeklärten Rationalismus und jegliche Art von Liberalismus (u. a. gegen —> Schleiermacher und Hegel) wandte. Als Verfechter einer „Thron-und-Altar"-Theologie hatte H. kirchenpolitisch zeitweise großen Einfluß. Er veröffentlichte u. a. Christologie des Alten Testaments (3 Bde., 1829-35), Commentar über die Psalmen (4 Bde., 1842-45) und Geschichte des Reiches Gottes unter dem alten Bunde (2 Bde., 1869-71). WEITERE WERKE: Einige Worte über die N o t w e n d i g k e i t der Überordnung des äußeren Wortes über das innere, nebst Stellen aus Luthers Schriften. Berlin 1825. - Vorlesungen über die Leidensgeschichte. Leipzig 1875. LITERATUR: Anneliese Kriege: Geschichte der Evangelischen Kirchen-Zeitung unter der Redaktion E. W. H.s. Diss. Bonn 1958. - Johannes Bachmann: E. W. H. Sein Leben und Wirken nach gedruckten und ungedruckten Quellen. 3 Bde., Gütersloh 1876-92. - Karl Kupisch: H., W. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 522 f. - Wolfgang Kramer: E. W. H. Die Evangelische Kirchenzeitung und der theologische Rationalismus. Diss. Erlangen-Nürnberg 1972 (Lit.). - Marshall K. Christensen: E. W. H. and the Kirchenzeitung faction. Ann Arbor, Michigan 1980. - Joachim Mehlhausen: Η., E. W. In: TRE, Bd. 15, 1986, S. 39-42. - Friedrich Wilhelm Graf: Η., E. W. In: LThK 3 , Bd. 4, 1995, Sp. 1421 f. - Ders.: Η., E. W. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1624 f.
H e n k e l s , Walter, Publizist, * 9 . 2 . 1 9 0 6 Solingen, t 8 . 6 . 1 9 8 7 Schmallenberg (Sauerland). Der Scherenschleifersohn arbeitete nach dem Besuch der Verwaltungsakademie in Köln als Beamter in seiner Heimatstadt Solingen, wechselte 1936 in die Presseabteilung des Landesverkehrsverbandes Rheinland und wurde Reiseschriftsteller. Seit der Gründung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" 1949 dort Mitarbeiter, spezialisierte er sich auf Porträts Bonner Politiker (u. a. Zeitgenossen - 50 Bonner Köpfe, 1953; 99 Bonner Köpfe, 1963). Ferner schrieb er mehrere Anekdotenbände über Adenauer, darunter Der Kanzler hat die Stirn gerunzelt (1984). Seine Reportagen aus der Trümmerzeit bündelte H. in dem 1969 erschienenen Band Kohlen für den Staatsanwalt. Die sagenhafte Stunde Null. Seine Memoiren erschienen 1982 unter dem Titel Die Lage war immer so ernst. Ein Chronist erinnert sich. WEITERES WERK: Die leisen Diener ihrer Herren. Regierungssprecher von Adenauer bis Kohl. Düsseldorf/Wien 1985. H e n n e c k e , Hans, Literaturkritiker, Übersetzer, * 3 0 . 3 . 1 8 9 7 Betheln bei Gronau, t 2 1 . 1 . 1 9 7 7 Gröbenzell bei München. Der Pfarrerssohn studierte seit 1918 in Berlin, Heidelberg und Göttingen Germanistik, Philosophie, Anglistik und Romanistik. 1930-39 war er in Berlin für verschiedene Verlage tätig und ging 1946 nach München, wo er bis 1948 die ersten beiden Jahrgänge der Zeitschrift „Die Fähre" herausgab. Danach arbeitete er als freier Kritiker für Zeitungen und Zeitschriften und erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, u. a. 1969 den Übersetzerpreis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1962-68 lehrte H„ der sich vor allem um die Verbreitung zeitgenössischer angloamerikanischer Literatur (James Joyce, Ezra Pound, Τ. S. Eliot u. a.) in Deutschland verdient machte, als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in den USA und in Kanada. Er bemühte sich nachdrücklich um eine Poetik des Übersetzens und wies immer wieder auf die Bedeutung der im Nationalsozialismus verbotenen und in Vergessenheit geratenen Dichter für die Entwicklung der deutschen Literatur im 20. Jh. hin. Er veröffentlichte u. a. Dichtung und Dasein. Gesammelte Essays (1950) und Kritik. Gesammelte Essays zur modernen Literatur (1958). WEITERE WERKE: Englische Gedichte von Shakespeare bis W. B. Yeats. Einführung, Urtexte, Übertragungen. Berlin 1938. Erw. Neuaufl. unter dem Titel: Gedichte von Shakespeare bis Ezra Pound. Wiesbaden 1955. LITERATUR: Hans Egon Holthusen: Die Lust am Englischen. In: Hochland 49 (1956/57) S. 475-479. - Karl Korn: Gedenkwort für Η. H. In: Jahrbuch der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1977 (1978) S. 168-170. - Ulrich Weisstein: Η. H. In: Yearbook of Comparative and General Literature 27 (1978) S. 128f. H e n n i n g s , (Adolph Friedrich) August von, Publizist, * 19.7.1746 Pinneberg, f 17.5. 1826 Rantzau. H. studierte seit 1763 in Göttingen Jura, wurde 1766 promoviert und begleitete 1768 Ernst von Schimmelmann, Sohn des dänischen Schatzmeisters, nach Kopenhagen, wo er 1771 Archivsekretär der Rentenkammer wurde. 1772 ging er als Legationssekretär der dänischen Gesandtschaft nach Berlin, kam dort in Verbindung mit Moses —»Mendelssohn und war 1774-76 als Charge d'affaires in Dresden am sächsischen Hof tätig. Danach ließ er sich wieder in Kopenhagen nieder und stieg bis 1784 zum Kammerherrn im Commerzcollegium auf. H., der als Anhänger einer aufklärerischen und frühliberalen Strömung politisch unbequem geworden war, mußte Dänemark verlassen und war seit 1787 Amtmann in Plön, seit 1807 Administrator der Grafschaft Rantzau. Er veröffentlichte u. a. Vorurtheilsfreie Gedanken
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Henrichs Uber Adelsgeist und Aristokratism (1792, Neudr. 1977) und wurde durch die Herausgabe mehrerer Zeitschriften (u.a. „Der Genius der Zeit", 1794-1800), in denen er für Pressefreiheit eintrat, zu einem der wichtigsten und häufig - u. a. durch —> Goethe - angefeindeten politischen Publizisten seiner Zeit. WEITERE WERKE: Olavides. Kopenhagen 1779. - Philosophische Versuche. 2 Tie., Kopenhagen 1779. - Philosophische und statistische Geschichte des Ursprungs und Fortgangs der Freiheit in England. Kopenhagen 1783. - Über die wahren Quellen des Nationalwohlstandes. Kopenhagen/ Leipzig 1785. LITERATUR: Joachim Hild: Α. H. Ein schleswig-holsteinischer Publizist um die Wende des 18. Jahrhunderts. Erlangen 1932. - Heinz Moenkemeyer: Α. H. als Kritiker Goethes. In: Goethe-Jahrbuch N.F. 23 (1961) S. 299-325. Hans Wilhelm Ritsehl: Α. A. F. v. H. Hamburg 1978. Rolf Schempershofe: Α. H. und sein Journal „Genius der Zeit". In: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 10 (1981) S. 137-167. - Erika Süllwold: Der Genius der Zeit. Köln 1985. H e n r i c h s , Helmut, Kritiker, Regisseur, Intendant, * 13.4.1907 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 1.10.1975 München. Nach dem Studium der Literatur-, Kunst- und Theaterwissenschaft war H. 1930-32 Regieassistent am Düsseldorfer Schauspielhaus. 1932-37 Theaterkritiker bei der Zeitung „Der Mittag", 1938 Hauptschriftleiter der „Deutschen Theaterzeitung", wurde er 1940 Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin, 1942 Oberspielleiter am Staatstheater in Stuttgart, 1950 am Deutschen Theater in Göttingen. 1953-58 war er Generalintendant in Wuppertal, 1958-72 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels in München. H e n s c h k e , Erich, Journalist, Redakteur, * 23.1.1907 Danzig, f 22. 12. 1988 Berlin. Der Sohn eines Kaufmanns war seit 1928 Mitglied der KPD. 1934 emigrierte er in die Sowjetunion, besuchte bis 1936 die Internationale Lenin-Schule, nahm als Brigadist am Spanischen Bürgerkrieg teil und wurde 1939 Leiter der deutschsprachigen Abteilung beim Radiosender der spanischen Republik. Nach einem Aufenthalt in Frankreich ging H. als Mitglied der Exilführung der KPD nach London. Seit 1946 arbeitete er in Deutschland für die Presseabteilung beim Vorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, bis er 1949 Leiter der Presseabteilung der Deutschen Wirtschaftskommission wurde. 1950-55 war H. stellvertretender Chefredakteur und 1955-57 Chefredakteur der „Berliner Zeitung". 1958 wechselte er zum Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) und berichtete 1958-61 als Korrespondent von ADN und „Berliner Zeitung" aus Peking. 1962-77 war er Mitarbeiter des DDR-Fernsehens. 1954 war er vorübergehend Berliner Stadtverordneter. H. wurde 1977 mit dem Vaterländischen Verdienstorden (1982 Ehrenspange) und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 284. - Bernd-Rainer Barth: Η., E. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 338. H e n s e l , Georg, Theaterkritiker, Schriftsteller, * 13.7.1923 Darmstadt, t 17.5.1996 Darmstadt. Der Sohn eines Lokomotivführers erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg eine journalistische Ausbildung beim „Darmstädter Echo" und war dort Theaterkritiker und Leiter des Feuilletons bis 1974, 1975-89 für das Theater zuständiger Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Als Schriftsteller debütierte er 1949 mit der Erzählung Nachtfahrt, 1968 schrieb er eine Monographie über das dramatische Werk von Samuel Beckett ( 2 1977).
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Aus H.s zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Theater ragt der Spielplan heraus, ein Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart, der seit 1966 vielfach neu aufgelegt wurde. H. war seit 1984 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1982 mit dem Julius-Bab-Kritikerpreis und der Carl-Zuckmayer-Medaille, 1983 für eine Reportage über die eigene Herzoperation mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und 1995 mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen. Seine Autobiographie Glück gehabt erschien 1994. WEITERE WERKE: Etappen. Viernheim 1956. - Stierkampf. Darmstadt 1970. - Wider die Theaterverhunzerei. Zürich 1972. - Das Theater der siebziger Jahre. Stuttgart 1980. Theaterskandale und andere Anlässe zum Vergnügen. Stuttgart 1983. H e n s e l , Walther, eigentl. Julius Janiczek, Volksliedforscher, Chorleiter, Musikpädagoge, * 8.9.1887 Mährisch-Trübau, t 5.9.1956 München. H. stammte aus einer musikalischen Bauernfamilie und studierte Philologie und Tonsatz in Wien, Freiburg (Schweiz) und Prag. 1911 wurde er in Freiburg mit der Arbeit Der Vokalismus der Mundarten in der Schönhengster Sprachinsel promoviert und arbeitete anschließend in Prag als Lehrer. Er war Mitbegründer des deutsch-böhmischen und mährisch-schlesischen „Wandervogels". 1923 veranstaltete H. im Schönhengster Finkenstein eine erste Singwoche; daraus entstand der „Finkensteiner Bund", der große Wirkung auf die musikalische Jugendbewegung hatte und in vielen in- und ausländischen Orten weitere Singwochen anregte. 1925 wurde H. Jugendmusikpfleger und Leiter der Jugendmusikschule am Städtischen Konservatorium in Dortmund. 1930 eröffnete er in Stuttgart eine eigene Schule und wechselte 1938 wieder in seine Heimat, wo er sich vorwiegend als Sammler sudetendeutscher Volkslieder betätigte. Weitere Sammlungen galten dem alpenländischen und finnischen Liedgut. 1946-50 wirkte er als wissenschaftlicher Berater der städtischen Musikbücherei München. H., der 1923-34 die Volksliedzeitschrift „Die Finkensteiner Blätter" herausgab, schrieb u. a. Auf den Spuren des Volksliedes (1944). WEITERE WERKE: Grundfragen der Schulmusik. Leipzig 1931. - Musikalische Grundlehre. Kassel 1936. LITERATUR: Klaus-Peter Leitner: Fritz Jöde und W. H. Zwei Wege der Jugendmusikbewegung. In: Musik in Baden-Württemberg 1 (1994) S. 41-71. - Christoph Richter/(Karl Michael Komma): H„ W. In: MGG 2 P, Bd. 8, 2002, Sp. 1316 f. H e n z , Rudolf, Pseud. R. Miles, österr. Schriftsteller, * 10.5.1897 Göpfritz an der Wild (Niederösterreich), t 12.2.1987 Wien. Der Sohn eines Volksschullehrers studierte in Wien Kunstgeschichte und Germanistik, wurde 1923 promoviert und betätigte sich danach als freier Journalist und Volksbildner. 1925 gründete er eine „christliche Volkshochschule", wandte sich jedoch bald schon dem neuen Medium Radio zu. Seit 1931 Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, später Direktor der Rundfunkgesellschaft RAVAG, gehörte H., der u. a. den Schulfunk und die geistliche Stunde im Radio einführte, zu den Rundfunkpionieren Österreichs. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde H., Anhänger des politischen Katholizismus, fristlos entlassen. Die Zeit bis 1945 überbrückte er als Versicherungsagent sowie als Mitarbeiter des Denkmalamtes und spezialisierte sich auf die Restaurierung von Glasbildern. 1945-57 war er wieder als Programmdirektor des österr. Rundfunks, seit 1955 in derselben Funktion auch beim österr. Fernsehen tätig. 1951 veröffentlichte er das Versepos Der Turm der Welt (Neuausg. 1983), das den politischen Totalitarismus kritisiert, und gab seit 1955 die Zeitschrift „Wort in der Zeit" heraus. Heimatverbundenheit und christlich-katholische Frömmigkeit zeich-
Herder nen Gedichtbände, R o m a n e und D r a m e n sowie die Autobiographie (Fügung und Widerstand, 1963) aus. WERKE: Gesammelte Werke. Graz 1985 ff. LITERATUR: Viktor Suchy (Hrsg.): Dichter zwischen den Zeiten. Festschrift für R. H. z u m 80. Geburtstag. Wien 1977. - Theodor Venus: R. H. - Versuch über einen katholischen Medienpolitiker. In: Medien & Zeit 1 (1986) 1 / 2 . Erika Wögerer: Innere Emigration und historische C a m o u f lage in Österreich. Z u m Widerstandspotential in den Historischen Romanen des R. H. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 2004. H e r a l d , Heinz, eigentl. Georg Pinner, 1920 Georg-Heinz herald, in den U S A auch George Heinz Herald, Theaterintendant, * 2 4 . 1 0 . 1 8 9 0 Birnbaum (Schlesien), t 2 2 . 7 . 1 9 6 4 Kreuth (Bayern). Nach dem Studium an der Univ. Berlin wirkte H. als Dramaturg am Theater bei M a x Reinhardt. 1918-20 gab er mit Arthur —>Kahane „Das Junge Deutschland. Monatsschrift f ü r Literatur und Theater" heraus. 1919 gründete H. zusammen mit M a x Reinhardt das literarische Kabarett „Schall und Rauch". Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er seiner Ämter enthoben und emigrierte über Frankreich und England in die U S A . 1935-53 schrieb H. zahlreiche Drehbücher für Filme; f ü r das Drehbuch zu Dr. Ehrlich's Magic Bullet erhielt er 1941 den „Oscar". Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1953 war er Schriftsteller in West-Berlin und künstlerischer Berater an den Münchner Kammerspielen. 1956-60 lebte H. in den U S A , danach in der Bundesrepublik Deutschland. WEITERE WERKE: M a x Reinhardt. Ein Versuch über das Wesen der modernen Regie. Berlin 1915. - Das Große Schauspielhaus. Berlin 1920. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 493. H e r b e r i c h , Johann Michael, Pädagoge, * 6 . 1 2 . 1 8 4 5 Stadtprozelten (Unterfranken), t 2 1 . 9 . 1 9 3 0 G e m ü n d e n / Main. Der Bürgermeisterssohn wurde 1865 Hilfslehrer am Taubstummeninstitut in Würzburg, unterrichtete 1869-74 in Wiensentheid und war 1874-82 Redakteur der „Katholischen Schulzeitung" in Donauwörth. 1882 gründete H. die Schwachsinnigen-Anstalt St. Josephshaus in G e m ü n d e n / Main, die er als Erziehungs-, Lehr- und Ausbildungsstätte bis 1920 leitete. Später wurde sie als St.-Josephs-Stiftung f ü r Geistig Behinderte e. V. Eisingen weitgeführt. H e r b s t , (Friedrich Ludwig) Wilhelm, Pädagoge, Historiker, * 8 . 1 1 . 1 8 2 5 Wetzlar, f 2 0 . 1 2 . 1 8 8 2 Halle. Der Sohn eines Bürgermeisters studierte 1844-47 klassische Philologie und Geschichte an den Universitäten Bonn und Berlin, wurde 1850 zum Dr. phil. promoviert und war anschließend Gymnasiallehrer in Köln, Dresden, Elberfeld und Kleve. Seit 1859 amtierte H. als Direktor der Gymnasien in Köln, Bielefeld, Magdeburg und Schulpforta und übernahm 1880 eine Professur der Pädagogik an der Univ. Halle. H. veröffentlichte eine Reihe von Schriften zur Geschichte und Literaturwissenschaft, war 1866 Mitherausgeber eines Historischen Quellenbuchs zur alten Geschichte und begründete 1878 das „Deutsche Literaturblatt". H e r c h e n h a h n , Johann Christian, Redakteur, Diplomat, Historiker, * 3 1 . 5 . 1 7 5 4 Coburg, f 2 3 . 4 . 1 7 9 5 Wien. Der Sohn eines Ratsherrn studierte 1777-79 an der Univ. Jena, kam anschließend als Erzieher nach Wien und übernahm die Redaktion der „Wiener Realzeitung", ein Organ der Josephinischen Aufklärung. Seit 1772 Reichshofratsagent, begann er 1789 seine diplomatische Laufbahn als Legationsrat für Sachsen-Meiningen und SchwarzburgRudolstadt, starb aber bereits wenige Jahre später. H. veröffentlichte u. a. eine Geschichte der Entstehung, Bildung und
gegenwärtigen Verfassung des kaiserlichen nebst der Behandlungsart der bei demselben Geschäfte (3 Bde., 1 7 9 2 / 9 3 ) .
Reichshofrathes, vorkommenden
H e r c h e n r ö d e r , Jan, auch Christian G. Langen, Schriftsteller, Journalist, * 5 . 4 . 1 9 1 1 Langen (Hessen), t 1 3 . 8 . 1 9 8 6 Lübeck. H. veröffentlichte mit 17 Jahren seinen ersten Beitrag für die „Frankfurter Zeitung", f ü r die er nach seinem Abitur journalistisch tätig war, und publizierte z u d e m in der „Kölnischen Zeitung" sowie der „Vossischen Zeitung". W ä h r e n d des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Kriegsberichtserstatter in einer „ P r o p a g a n d a - K o m p a n i e " und wurde deswegen zu einer mehrjährigen H a f t in russischen Lagern und in der D D R verurteilt, aus der er erst 1952 nach Westdeutschland zurückkehrte. 1961-78 w a r H. Leiter des Feuilletons der „Lübecker Nachrichten" und machte sich auch als Schriftsteller einen N a m e n . Neben d e m R o m a n Mein Strandkorb hat ein Loch (1957) entstanden u . a . die mehrfach aufgeführte Revue Du seltsame Schöne (1983) sowie einige Satiren, Komödien und Reiseführer. H. gehörte 1965 zu den Begründern der Deutschen T h o m a s - M a n n - G e s e l l s c h a f t und redigierte seit 1981 deren Jahreshefte. WEITERES WERK: Quer durch die Zeit. Feuilletons, Stories, Glossen. Offenbach 1972. LITERATUR: J. Μ . H. und sein Werk. Das St.-Josefshaus in Gemünden a m Main. Zusammengestellt von Robert Kümmert. Eisingen 1983. - Erhard S c h e n k / A l f r e d Nickel: Das Josefshaus. Von der Glashütte zur Behindertenanstalt. G e m ü n d e n / M a i n 1992. - Ernst Pfeifer: 1882 wurde in G e m ü n d e n das „Sankt-Josefs-Haus" gegründet. In: Spessart 87 (1993) 1, S. 8-12. H e r d e r , Benjamin, Verleger, * 3 1 . 7 . 1 8 1 8 Freiburg/ Breisgau, t 10. 11. 1888 F r e i b u r g / B r e i s g a u . N a c h dem Tod seines Vaters Bartholomä H. ü b e r n a h m H. die Leitung des Verlagsunternehmens, das er bis 1855 zusammen mit seinem Bruder Karl Raphael führte. H. gab das kostspielige Kartenunternehmen sowie den Kunstverlag auf und plante bereits 1841 die Herausgabe des Kirchenlexikons oder Enzyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften (1847-56), in dem alle f ü h r e n den deutschen kath. Gelehrten schreiben sollten. Es erschien 1846-56 unter dem Titel Kirchenlexikon oder Encyclopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften (9 Bde.). 1853 brachte H. das erste Herdersche Conversationslexikon in fünf Bänden heraus und gewann mit seinem Verlag, der in seiner theologischen Richtung neuscholastisch, historisch-kirchengeschichtlich und volkspädagogisch orientiert war, bald internationale Anerkennung. Er gab auch eine Reihe von Zeitschriften heraus, u. a. „Stimmen der Zeit" und „Literarische Rundschau", und gründete neue Filialen in Straßburg, M ü n c h e n , St. Louis ( U S A ) und Wien. Nach seinem Tod ü b e r n a h m sein Sohn H e r m a n n H. die Geschäftsführung. LITERATUR: Julius Dorneich: Matthias Joseph Scheeben und Β. H. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1936. - Albert Maria W e i ß / E n g e l bert Krebs: Im Dienst am Buch. Bartholomä Η., Β. H., Hermann H. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1951. - Julius Dorneich: Η., B. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 6 0 4 f. H e r d e r , Johann Gottfried, evang. Theologe, Philosoph, Schriftsteller, * 2 5 . 8 . 1 7 4 4 M o h r u n g e n (heute Mor^g, Polen), t 1 8 . 1 2 . 1 8 0 3 Weimar. Sohn eines Kantors und Lehrers, gab sich H. früh extensiver Lektüre der Bibel, griechischer und römischer Klassiker sowie zeitgenössischer Dichter hin. 1762 begrüßte er mit einem a n o n y m gedruckten, hebraisierenden Gesang an den Cyrus, seiner ersten literarischen Äußerung, den Wechsel auf dem
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Herder Zarenthron. Von einem Arzt der nach der Besetzung Ostpreußens 1758-62 abziehenden russischen Truppen wurde er zum Studium der Medizin nach Königsberg eingeladen. Sofort zur Theologie wechselnd, konzentrierte sich H. auf die philosophischen Vorlesungen Immanuel Kants, der ihm auch Gedanken von David Hume und Jean-Jacques Rousseau vermittelte. Mag an der Theologischen Fakultät der luth. Apologet Theodor Christoph Lilienthal sein wichtigster Lehrer gewesen sein, so war für ihn von weit größerer Bedeutung die Bibelwissenschaft, wie sie der Göttinger Orientalist Johann David Michaelis mit seinen Schriften betrieb. Ein Gegengewicht zum akademischen Studium war seit 1764 H.s Freundschaft mit Johann Georg Hamann, die bis zu dessen Tod andauern sollte (Briefwechsel). In zwei frühen Manuskripten setzte sich H. kritisch sowohl mit Kants erkenntniskritischer Rationalität als auch mit Hamanns offenbarungsgläubiger Irrationalität auseinander, indem er die spezifische Evidenz menschlicher Existenzerfahrung zu interpretieren und mit den Charakteristika aufgeklärter Kultur zu korrelieren suchte (1764/65, Erstdrucke 1936 bzw. 1909). Von November 1764 bis Mai 1769 war H. Lehrer an der Domschule zu Riga, seit Juli 1767 auch Pastor an zwei Vorstadtkirchen. Neben einigen Essays und zahlreichen Rezensionen entwarf H. in dieser Zeit zunächst eine Geschichte der Dichtung der Antike in universalgeschichtlichem Horizont, bevor er als „Beilage" zu den von Gotthold Ephraim —> Lessing, Moses —» Mendelssohn, Thomas Abbt, Friedrich —> Nicolai und anderen 1759-65 geschriebenen Briefen, die neueste Literatur betreffend seine kommentierenden „Fragmente" Über die neuere deutsche Literatur (1766/67) veröffentlichte. Dieses erste Hauptwerk setzte sich von anderen zeitgenössischen Vorstellungen über eine Verbesserung der deutschen Literatursprache ab, indem es die Sprache einer Dichtung entwarf, die, wo sie an der Antike Maß nimmt, nicht kultivierte Nachahmung, sondern aktueller, wesentlicher Ausdruck von Empfindung und Welterschließung sein sollte. Ergänzt wurden diese „Fragmente" durch Kritische Wälder, die eine Diskussion von Lessings Laokoon sowie Attacken auf den Hallenser klassischen Philologen Christian Adolf Klotz enthielten. Umfangreiche Manuskripte zur Sprachtheorie und Ästhetik sowie zur orientalischen - in H.s Augen der menschheitlich ältesten - Poesie in der Bibel (Gen 1-11) blieben ungedruckt für spätere Umarbeitungen liegen (Erstdrucke 1805, 1846, 1993). Im Mai 1769 brach H. zu Schiff zu einer Reise nach Deutschland auf, die ihn dort für sein weiteres Leben festhalten sollte. Er begleitete zunächst einen befreundeten Kaufmann nach Nantes, wo er einen viermonatigen Aufenthalt für ausgreifende Lektüre der französischen Aufklärer und die Abfassung eines Reisejournals nutzte (Journal meiner Reise im Jahr 1769, Erstdruck 1846). In diesem skizzierte er Gedanken über die Konstruktion einer universalen Ideengeschichte und ihre Transformation in pädagogische und verfassungsrechtliche Konzeptionen. Bis März 1770 führte ihn die von seinem Verleger Johann Friedrich Hartknoch finanzierte Reise weiter über Paris, Brüssel, Antwerpen, Leiden, Amsterdam und Hamburg nach Eutin. Blieb H. in Paris in kritischer Reserve gegenüber dem französischen Kunstleben und dem Kreis der Enzyklopädisten, so begeisterte ihn in Hamburg die Begegnung mit Lessing. Im Dienst des Fürstbischofs von Lübeck sollte H. dessen Sohn auf seiner „grand tour" begleiten, verließ jedoch die Reisegesellschaft im September 1770 in Straßburg, nachdem er in Darmstadt die Bekanntschaft mit Johann Heinrich —> Merck und mit seiner späteren Frau Karoline Flachsland (1750-1809) gemacht hatte. 1771 gewann er mit seiner Abhandlung Uber den Ursprung der Sprache einen von der Berliner Akademie der Wissenschaften ausgesetzten Preis.
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Das Werk verfocht eine historische Auffassung der Sprache und befreite die Theorie des Sprachursprungs vom Offenbarungsbegriff der kirchlichen Orthodoxie, hielt aber die Möglichkeit einer Offenbarungsreligion als eine Dimension der Anthropologie offen und diente insofern zugleich der Kritik der französischen Aufklärung. Seine Beschäftigung mit Dichtungen des Orients, Griechenlands und Nordeuropas, mit Shakespeare und mit Volkspoesie wurde durch die Freundschaft des jungen —»Goethe für die deutsche Literatur bedeutsam. Von April 1771 bis September 1776 war H. Konsistorialrat des Grafen von Schaumburg-Lippe in Bückeburg, eine Stellung, die ihm im Mai 1773 zu heiraten erlaubte. In seiner Sammlung Von deutscher Art und Kunst (1773), die seine emphatischen Deutungen von Ossian und Shakespeare enthielt, formulierte er ein Kunstideal der starken Leidenschaft, das im „Sturm und Drang" wirksam wurde, von ihm selbst jedoch nur mit einer Ausgabe eigener Nachdichtungen von europäischen Volksliedern aus verschiedensten Anthologien weiter verfolgt wurde (Manuskript 1774, Druckfassung 1778/79). Trotz seiner Freundschaft mit Christian Gottlob —»Heyne in Göttingen trug H. in einer Serie von Rezensionen und Werken 1772-76 seine geschichtsphilosophischen und theologischen Gedanken mit solch vehementer Polemik gegen zeitgenössische Gelehrte und Konsistorialräte (u.a. August Ludwig von —»Schlözer , J. D. Michaelis, Johann Joachim Spalding) vor, daß eine Berufung als Prof. der Theologie an die Univ. Göttingen scheiterte. Schöpfungstheologie auf den Ursprung der Kultur der Menschheit hin interpretierend, wollte H. die biblische Tradition und damit die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes gegen den säkularen Fortschrittsoptimismus und die auf Moral zentrierte Funktionalisierung der Kirche verteidigen. Sein Buch Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (4 Tie., 1774-76), ein Werk, das exegetisch mit einer poetischen Deutung von Gen 1-6 eine Leistung der Aufklärung, religionsgeschichtlich aber dem Erbe des Barock verpflichtet war, begleitete er deshalb mit zwei Pamphleten: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit und An Prediger. Fünfzehn Provinzialblätter. Indem er von einer Hermeneutik des Historischen forderte, die jeweilige, sich aus ihren Traditionslinien heraus entfaltende Eigenheit bestimmter Epochen und Kulturen anzuerkennen, gab er hier seine kritische Antwort auf Philosophen europäischen Ranges wie Voltaire, Rousseau und Hume. Mit einer weiteren Schrift näherte sich H. dem Problem der in seine universalgeschichtlichen Untersuchungen verflochtenen Anthropologie von Seiten einer psychologischen Erkenntnislehre (Vom Erkennen und Empfinden der Menschlichen Seele, Manuskript 1774/75, Druckfassung 1778). Im Oktober 1776 wurde H. durch Vermittlung Goethes Generalsuperintendent des Herzogtums Sachsen-Weimar. Bis 1783 war die erste Phase seiner Weimarer Autorschaft überwiegend theologischen Arbeiten gewidmet, die über Johann Gottfried Eichhorn erheblichen Einfluß auf die Bibelwissenschaft ausüben sollten (Briefe, das Studium der Theologie betreffend, 1780/81; Vom Geist der Ebräischen Poesie, 1782/83). Daneben gewann er 1778 einen Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit einem Essay Über die Wirkung der Dichtkunst auf die Sitten der Völker, sodann mit einem Essay Vom Einfluß der Regierung auf die Wissenschaften 1780 ein weiteres Mal den Preis der Berliner Akademie, die ihn 1787 zu ihrem auswärtigen Ehrenmitglied ernannte. In diese Zeit fielen der Abbruch seiner Korrespondenz mit Johann Caspar Lavater, aber auch Besuche bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Matthias —»Claudius und Friedrich Gottlieb Klopstock. In der zweiten Phase bis 1788 entstanden, in einer nach Spannungen vorerst erneuerten Freundschaft mit Goethe, die
Herdlicka ersten drei Teile von H.s berühmtestem Werk, den Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Aus einer als Naturgeschichte entworfenen Kosmologie entwickelte H. hier die Grundbestimmung des M e n s c h e n zu Humanität und Religion, die er durch B e z u g auf die biblische Tradition absicherte (1. und 2. Teil, 1 7 8 4 / 8 5 ) . Von Kant wurde er f ü r dieses Projekt in zwei Rezensionen scharf kritisiert. Dennoch machte gerade der hier und da kontemplative oder appellative Ton die Ideen zu einem wirkungsmächtigen Buch. Mit seinem Zentralbegriff „Humanität" gelang es H., v o m Menschen so zu sprechen, daß er für die individuelle Ausbildung der menschlichen B e s t i m m u n g eine Orientierung fand, die den Menschen einerseits in die Gesellschaft einwies, andererseits aber auch zur Transzendenz hin öffnete. Die religionsphilosophischen Implikationen des Werkes führte H. in seinem Beitrag zu dem von Friedrich Heinrich Jacobi angestoßenen Streit um Spinoza und den Pantheismus weiter aus (Gott. Einige Gespräche, 1787). Mit dem dritten Teil der Ideen (1787) legte er universalgeschichtlich orientierte Reflexionen Uber die Völker der Antike vor. Nach einer Italienreise von August 1788 bis Juli 1789 erschien ein bis zum Mittelalter führender vierter Teil der Ideen (1791), während H. die Darstellung der neueren europäischen Geschichte, nicht zuletzt wegen politischer Differenzen in Weimar im Urteil über die von ihm zunächst offen begrüßte Französische Revolution, aufgab. Mit publizistischem Geschick beteiligte sich H. vorwiegend in der dritten Phase seiner Weimarer Jahre an der literarischen Konversation der Zeit mit sechs Sammlungen Zerstreuter Blätter (1785-97), poetischer, philosophischer und historischer Beiträge. Weitere Werke dieser Art waren die Briefe zu Beförderung der Humanität (1793-97) und die Zeitschrift „Adrastea" (1801-03), die Literaturkritik und kulturgeschichtliches Bildungsgut miteinander verbanden und mit aufgeklärt-moralischem Impetus durchdrangen. Als Theologe veröffentlichte er Schriften zu Traditionen und zum Wesen des Christentums sowie zur Evangelienkritik in fünf Teilen Christlicher Schriften (1794-98). Mißtrauen gegenüber der Rezeption der Philosophie Kants veranlaßte H. zu umfassender, aber unkonzentrierter Kritik (Metakritik, 1799; Kalligone, 1800). Populär w u r d e seine Nachdichtung eines spanischen Romanzenepos des 16. Jh., Der Cid. Geschichte des Don Ruy Diaz, Grafen von Bivar ( 1 8 0 2 / 0 3 ) . Im 19. Jh. waren H.s Werke in der Gesamtausgabe (1805-20) weit verbreitet, und er galt als ein Wegbereiter des Historismus. Die Rezeption H.s geriet jedoch zeitweilig in den Sog eines gegenaufklärerischen Nationalbewußtseins, das die intellektuelle Weite und die anthropologische Ausrichtung seines Denkens nicht mehr nachvollziehen konnte. Daneben wurde im Bild von H. als einem Weimarer Klassiker, der die christliche Theologie in ein säkulares Humanitätschristentum aufgelöst habe, die theologische Fundierung seines Werkes übersehen. Die heutige Forschung legt neues Gewicht auf H.s frühe Schriften aus Riga und Bückeburg und rekonstruiert durch die Analyse seiner Auseinandersetzungen mit der philosophischen Tradition und seiner A u f n a h m e von Einflüssen der Zeitgenossen den zuweilen unter einem Predigergestus verborgenen Beitrag H.s z u m Diskurs der europäischen Aufklärung über Sprachphilosophie und Ästhetik, Geschichtsphilosophie und Religionsphilosophie. Damit gewinnt H.s Humanitätsbegriff ein Profil, das ihn im Spannungsfeld von Universalismus und Pluralität, von Säkularität und Fanatismus den Anspruch aufgeklärter Vernunft und die Kraft poetischer E m p f i n d u n g zur Geltung bringen läßt. WEITERE WERKE: Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Bernhard Suphan u . a . 33 Bde., Berlin 1877-1913. Nachdr. Hildesheim 1967. - Briefe 1763-1803. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Wilhelm D o b b e k / G ü n t e r Arnold. 10 Bde., Weimar 1977-96. - Briefe 1763-1803. Kommentar. Bearb. v. Günter Arnold. Weimar
2001 ff. - Werke (kommentierte Ausgabe). Hrsg. v. Wolfgang P r o ß / P i e r r e Penisson. 3 Bde., M ü n c h e n 1984-2002. Werke (kommentierte Ausgabe). Hrsg. v. Ulrich Gaier u. a. 10 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1985-2000. LITERATUR: Gottfried G ü n t h e r / A l b i n a A. V o l g i n a / S i e g f r i e d Seifert (Hrsg.): H.-Bibliographie. B e r l i n / W e i m a r 1978. Doris Kühles: H. Bibliographie 1977-1992. Stuttgart/ Weimar 1994. - H.-Jahrbuch/Yearbook. Hrsg. v. Wilfried Malsch u . a . Stuttgart/Weimar 1992-2002. Heidelberg 2004 ff. (mit Fortsetzungen der Bibliographie). - Christoph Bultmann: Herderforschung 1985-2000. In: Theologische Rundschau 67 (2002) S. 35-60. - Rudolf H a y m : H. nach seinem Leben und seinen Werken. 2 Bde., Berlin 1877-85. Nachdr. Osnabrück 1978. - Hugh Barr Nisbet: H. and the philosophy and history of science. C a m b r i d g e 1970. - Wulf Koepke: J. G. H. Boston 1987. - Gerhard Sauder (Hrsg.): J. G. H. 1744-1803. Hamburg 1987. - Günter Arnold: J. G. H. Leipzig 1988. - Ulrich Gaier: H.s Sprachphilosophie und Erkenntniskritik. S t u t t g a r t / B a d Cannstatt 1988. Kurt Mueller-Vollmer (Hrsg.): H. today. B e r l i n / N e w York 1990. - Hans Adler: Die Prägnanz des Dunklen. H a m b u r g 1990. - Pierre Penisson: J. G. H. La raison dans les peuples. Paris 1992. - Martin Bollacher (Hrsg.): J. G. H.: Geschichte und Kultur. Würzburg 1994. - T h o m a s Zippert: Bildung durch Offenbarung. Marburg 1994. - Michael F. Möller: Die ersten Freigelassenen der S c h ö p f u n g . Frankf u r t / M a i n 1998. - Christoph Bultmann: Die biblische Urgeschichte in der Aufklärung. Tübingen 1999. - Isaiah Berlin: Three critics of the Enlightenment. L o n d o n 2000. - Hans Dietrich Irmscher: J. G. H. Stuttgart 2001. - Regine O t t o / John H. Z a m m i t o (Hrsg.): Vom Selbstdenken. Heidelberg 2001. - Michael Zaremba: J. G. H. Köln 2002. - M a r k u s B u n t f u ß : Die Erscheinungsform des Christentums. Berlin 2004. - Sabine G r o ß / G e r h a r d Sauder (Hrsg.): Der f r ü h e und der späte H. Kontinuität u n d / o d e r Korrektur? Heidelberg 2005. - Martin Keßler/Volker Leppin (Hrsg.): J. G. H. Aspekte seines Lebenswerkes. Göttingen 2005. Christoph Bultmann H e r d e r - D o r n e i c h , Theophil, Verleger, * 3 1 . 1 2 . 1 8 9 8 Freiburg/Breisgau, t 11.2.1987 Freiburg/Breisgau. Der Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters des Herder Verlags verheiratete sich 1925 mit der Tochter des Enkels des Verlagsgründers Bartholomä Herder und Schloß das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Freiburg mit der Promotion zum Dr. jur. ab, bevor er sich einer buchhändlerischen Ausbildung in seiner Heimatstadt widmete. 1937 ü b e r n a h m H.-D. die Verlags- und Geschäftsleitung und erweiterte nach 1945 das aus theologischen, philosophischen und historischen Gebieten bestehende Verlagsprogramm um die Bereiche Jugend- und Sachbücher. Ferner gab er eine Reihe von Zeitschriften heraus, u . a . „Christ in der Gegenwart", „Herder-Korrespondenz" sowie „kontraste", und gründete 1957 die Taschenbuchreihe „Herder-Taschenbücherei". 1962 übergab H.-D. die Leitung des Freiburger S t a m m hauses seinem Sohn. LITERATUR: In memoriam T. H.-D. Hrsg. v. H e r m a n n H.-D. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1987. H e r d l i c k a , Theodor, Pseud. Theodor Taube, österr. Publizist, Bühnendichter, * 2 3 . 2 . 1 8 4 0 Wien, t 3 . 7 . 1 9 0 4 Wien. Der f r ü h verwaiste H. war zunächst als Goldschmied tätig, wandte sich aber bald der Schriftstellerei zu und w u r d e Mitarbeiter der humoristisch-politischen Zeitschriften „Die Geißel" und „Kikeriki". Seit 1891 war er E i g e n t ü m e r und Redakteur des Wiener Witzblatts „Figaro". H. w a r auch als Bühnendichter tätig und schrieb zahlreiche Possen, Singspiele sowie O p e r n - und Operettenlibretti. 1877 erschien sein Schauspiel Schöne Helene, 1898 die Posse Susanna im Wasser.
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Herfurth H e r f u r t h , (Julius) Edgar, Verleger, * 2 1 . 1 0 . 1 8 6 5 Leipzig, t 2 1 . 5 . 1950 Marktredwitz (Oberfranken). Der Sohn eines K a u f m a n n s absolvierte in Berlin und Heidelberg eine Ausbildung im Buch- und Zeitungswesen, bereiste das Ausland und ü b e r n a h m 1882 z u s a m m e n mit seinem Bruder die 1860 von dem Buchdruckereibesitzer Guido Reusche gegründeten „Leipziger Nachrichten", die sie unter dem Titel „Leipziger Neueste Nachrichten" fortführten. Das Blatt w u r d e dank einer Reihe n a m h a f t e r Redakteure zur verbreitetsten Zeitung in Mitteldeutschland. 1898 führte H. als erster deutscher Zeitungsverleger die Linotype-Setzmaschine ein und stellte 1909 die erste vierundsechzigseitige ZwillingsRotationsmaschine in Europa auf. Auf seine Anregung hin errichtete Karl —> Bücher 1916 das erste deutsche Institut für Zeitungswissenschaft an der Univ. Leipzig, das H. finanziell unterstützte. Nach 1945 übersiedelte er nach Westdeutschland. LITERATUR: Adalbert Brauer: Η., E. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 607 f. H e r g e t , Anton, Pädagoge, * 6 . 1 1 . 1 8 7 5 G a b h o r n bei Tepl (Böhmen), t 17. 5. 1944 Prag. H. besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Eger und wurde Supplent an der Lehrerbildungsanstalt in Leitmeritz. Anschließend folgte er einem Ruf als Prof. der Erziehungslehre und Psychologie an die k. k. Lehrerbildungsanstalt in Komotau und wurde Leiter der Musikpädagogischen Abteilung der Deutschen Musikakademie in Prag. 1921 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. an der Univ. Prag. H. veröffentlichte u. a. Die wichtigsten Strömungen im pädagogischen Leben der Gegenwart (2 Bde., 1 9 1 4 / 1 5 ) , und war Redakteur der Jugendbeilage der deutschen Prager Zeitung „Bohemia". WEITERE WERKE: Logik und Unterrichtslehre. P r a g / W i e n / Leipzig 1917. - Pädagogik für Musiklehrer. Berlin 1929. H e r i n g , Gerhard (Friedrich), Regisseur, Theaterleiter, Schriftsteller, * 2 8 . 1 0 . 1 9 0 8 Rogasen (heute Rogozno, bei Posen), t 1 2 . 4 . 1 9 9 6 Darmstadt. H. studierte Philosophie, Soziologie, Germanistik sowie Kunst- und Musikgeschichte an den Universitäten Berlin und Heidelberg, w o er 1932 promoviert wurde (Persius. Geschichte seines Nachlebens und seiner Übersetzungen in der deutschen Literatur). 1934-37 war er Feuilletonchef der „Magdeburgischen Zeitung", 1937-41 der „Kölnischen Zeitung"; vom nationalsozialistischen Regime wurde er zur Berufsaufgabe gezwungen. Nach d e m Zweiten Weltkrieg war H. Chefdramaturg und Regisseur bei Heinz Hilpert in Konstanz, gab 1947-49 die Zeitschrift „Vision" heraus und hatte 1949-51 die Leitung der FalckenbergSchauspielschule in M ü n c h e n inne. 1951-53 war er Chefdramaturg und Regisseur am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, 1959-61 Leiter des W D R - S t u d i o s Kultur in Düsseldorf, 1961-71 Intendant des Landestheaters in Darmstadt. H. lehrte als Honorarprofessor der Theaterwissenschaft an der Univ. Gießen. Er veröffentlichte u . a . Grabbe und Shakespeare (1941), Porträts und Deutungen (1948), Klassische Liebespaare (1948), Gerhart Hauptmann (1956) und Ein großer Herr. Das Leben des Fürsten Pückler (1968). WERKE: Ausgewählte Schriften. Darmstadt 1998. LITERATUR: Vita Huber-Hering: Das Theater G. F. H.s. Landestheater Darmstadt 1 9 6 1 / 6 2 - 1 9 7 0 / 7 1 . Darmstadt 2001. H e r i n g , Richard, Jurist, Musikschriftsteller, Komponist, * 2 7 . 6 . 1 8 5 6 Bautzen, t 2 0 . 6 . 1 9 4 3 Baden-Baden. H., Sohn des Komponisten und Organisten Karl Eduard H., studierte 1878-82 Rechts- und Staatswissenschaften an der Univ. Leipzig, wurde 1883 Referendar und widmete sich 1 8 8 4 / 8 5 dem Studium der Musik a m Leipziger Konservatorium. Seit 1891 Assessor, gehörte H. 1892-95 zur Redaktion
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des „Dresdner Journals" und praktizierte dann als Rechtsanwalt in Dresden. Er komponierte Lieder (u. a. Trauungsgesang, 1895), die Ballade Sturmentßhrung (1902) und den Liederzyklus Liebeshochgesang. LITERATUR: Lothar Hoffmann-Erbrecht: H., R. In: M G G , Bd. 6, 1957, Sp. 218. - Carl Gottlieb, Karl Eduard und R. H. - drei Generationen sächsischer Musiker. Red. Hagen Schulz. Bautzen 1999. H e r l i n , Hans, Schriftsteller, * 2 4 . 1 2 . 1 9 2 5 Stadtlohn (Westfalen), f 2 1 . 1 2 . 1 9 9 4 Autun. H. w u r d e im Zweiten Weltkrieg zum Luftwaffenpiloten ausgebildet, flüchtete 1944 in die Schweiz und kehrte nach Kriegsende nach Deutschland zurück. Nach einem Germanistikstudium absolvierte er eine Buchhandels- und Verlagslehre und war f ü r die Illustrierte „Stern" tätig. Zu seinen ersten Bucherfolgen gehörten Udet - eines Mannes Leben (1958) und Verdammter Atlantik (1960), sein erster großer R o m a n Freunde (1974) erschien in 18 Ländern in einer Gesamtauflage von mehr als einer Million Exemplaren, sein R o m a n Die Belmonts w u r d e f ü r das Fernsehen verfilmt. Zuletzt lebte H. in Burgund. WEITERE WERKE: Funkreporter Piet. Recklinghausen 1954. - Die Sturmflut. H a m b u r g 1982. Nachtgeschichten. Bergisch-Gladbach 1985. H e r l o ß s o h n , Karl (Borromäus Sebastian), eigentl. Georg Karl Reginald Herloß, Pseud. auch Heinrich Clauren, Eduard Forstmann, Schriftsteller, Journalist, * 1 . 9 . 1 8 0 2 oder 1804 Prag, t 1 0 . 1 2 . 1 8 4 9 Leipzig. H. stammte aus einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Schneiderfamilie und begann 1820 das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Prag, setzte es an der Univ. Wien fort und war nach seinem Studienabbruch 1822 zunächst Hauslehrer in Drewitz und Prag, bevor er 1825 nach Leipzig übersiedelte. Sein literarisches Debüt gab H. bereits 1820 mit der Novelle Treu bis in den Tod, wandte sich in Leipzig ganz einer schriftstellerischen Karriere zu und wurde Redakteur sowie Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften. Bekannt wurde er durch einen Prozeß mit dem Erfolgsautor Carl Heun, unter dessen Pseudonym „Clauren" H. 1827 Parodien auf Heuns Romane veröffentlicht hatte. Den Durchbruch als einflußreicher Publizist erreichte er 1830 mit der Gründung der belletristischen Zeitschrift „Der Komet", die er, ausgenommen die Jahre 1840-45, bis 1848 herausgab. H. gab u . a . das DamenConversations-Lexikon (10 Bde., 1834-38), das Allgemeine Theater-Lexikon (7 Bde. 1839-42) sowie die Zeitschrift „Der Morgenstern" heraus und veröffentlichte einige historische Romane, darunter Wallensteins erste Liebe (3 Bde., 1844). WERKE: Gesammelte Schriften. 12 Bde., Prag 1865 ff. LITERATUR: Theodor Thomas: Carl H. Biographische Skizze. Leipzig 1850. - Ernst Kelchner: H., G. K. R. In: A D B , Bd. 12, 1880, S. 118-120. H e r m a n n , Bernhard Anton, Theaterdirektor, Publizist, Schriftsteller, * 1 8 . 1 0 . 1 8 0 6 Hamburg, t 2 9 . 5 . 1 8 7 6 Hamburg. Der Kaufmannssohn war zunächst als Leihbibliothekar und Papierhändler tätig, gab 1828 den „Wandsbecker Boten" und seit 1829 den „Hamburger Courier" heraus und wurde 1856 Bürochef des Stadttheaters in Hamburg, dessen Direktor er 1862-66 war. 1 8 6 8 / 6 9 lebte H. als Theaterdirektor in Riga, 1871-73 in gleicher Stellung erneut in Hamburg und übersetzte daneben zahlreiche französische Bühnenstücke. Er schrieb auch eine Reihe von Komödien, u . a . die Posse Ein bengalischer Tiger (1866). WEITERE WERKE: Neuestes Theater des Auslandes. Hamburg 1839. - Er weiß nicht, was er will. Berlin 1854. - Der Ball des Gefangenen. Berlin 1869.
Herrmann H e r m a n n s , Will (Peter Josef), Journalist, Zeitungswissenschaftler, Schriftsteller, * 2 5 . 8 . 1 8 8 5 Aachen, t 1 6 . 1 0 . 1 9 5 8 Aachen. H. studierte an den Universitäten Berlin, M ü n c h e n und Bonn, w o er 1913 z u m Dr. phil. promoviert wurde. N a c h dem Ersten Weltkrieg war er zunächst Redakteur, später Hauptschriftleiter des „Bonner General-Anzeigers" und schließlich Verlagsdirektor beim „Politischen Tageblatt" in Aachen, ehe er sich 1927 f ü r Zeitungswissenschaft habilitierte und im folgenden Jahr als Leiter des Presseamtes und des Internationalen Zeitungsmuseums in den Dienst der Stadt Aachen trat. 1935 w u r d e er zum außerplanmäßigen Prof. der Zeitungswissenschaft an der T H Aachen ernannt. Neben fachwissenschaftlichen Publikationen schrieb H. Gedichte, BUhnenwerke und Erzählungen, teilweise in Aachener Mundart, u. a. die Schelmengeschichte Der Öcher Üllespejjel (1925). LITERATUR: Der schöne deutsche Rhein. Berlin 1930. - Das Rathaus zu Aachen. Aachen 1937. - Erzstuhl des Reiches. Ratingen 1951. - Aachener Sprachschatz. Aachen 1970. H e r m e s , Karl Heinrich, Journalist, * 1 2 . 2 . 1 8 0 0 Kaiisch (Prov. Posen), t 1 9 . 1 0 . 1 8 5 6 Stettin. H. studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Berlin und Breslau, w o er 1822 promoviert wurde, und war seit 1824 als Journalist für verschiedene Publikationen des Cotta-Verlags in Stuttgart, u . a . für die Zeitschriften „Britannia", „Inland" und „Ausland", tätig. 1828 habilitierte er sich an der Univ. M ü n c h e n , mußte j e d o c h aufgrund seiner kritischen Beiträge über Bayern im „Inland" sowie eines Theaterskandals das L a n d verlassen und arbeitete 1832-40 in Braunschweig f ü r die „Deutsche Nationalzeitung aus Braunschweig und Hannover". 1840 wechselte er zur „Kölnischen Zeitung", wurde aber aufgrund seiner Abkehr v o m Liberalismus entlassen und arbeitete in der Folge für mehrere konservative, regierungsnahe Blätter, u. a. f ü r den Berliner „Staatsanzeiger" und die „Norddeutsche Zeitung". H „ bis zu seinem politischen Gesinnungswandel ein gemäßigt-liberaler Publizist, verfaßte zahlreiche Bücher, u . a . Blicke aus der Zeit ßr die Zeit (1843). WEITERE WERKE: Ueber Shakespeare's Hamlet und seine Beurtheiler Göthe, A. W . Schlegel und Tieck. Stuttgart/ M ü n c h e n 1827. - Die Gründe und Folgen des Verfalls und Untergangs von Polen. M ü n c h e n 1831. - Geschichte der letzten f ü n f u n d z w a n z i g Jahre. 3 Bde., Braunschweig 1845-48. LITERATUR: Ludwig Salomon: Geschichte des deutschen Zeitungswesens. Bd. 3. L e i p z i g / O l d e n b u r g 1906. - Wilhelm Lempfrid: Die A n f ä n g e des parteipolitischen Lebens und der politischen Presse in Bayern unter Ludwig I. (1825-1831). Straßburg 1910. - Wilmont Haacke: Η., K. H. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 6 7 2 f. H e r r i g , Hans, Redakteur, Dramatiker, * 1 0 . 1 2 . 1 8 4 5 Braunschweig, t 4 . 5 . 1 8 9 2 Weimar. D e r Sohn eines K a m m e r m u s i k u s kam nach dem Tod seines Vaters zu seinem Onkel, dem Philologen Ludwig H., nach Berlin und begann dort 1865 das Studium der Rechtswissenschaften, das er an der Univ. Göttingen fortsetzte, und wurde 1868 in Berlin z u m Dr. jur. promoviert. H. war Gerichtsreferendar a m Berliner Stadtgericht, wandte sich dann dem Journalismus zu und w u r d e 1881 Redakteur beim „Deutschen Tageblatt". Er trat auch als Dramatiker hervor und machte sich insbesondere mit seinem Festspiel Luther (1883) einen Namen, das die G r ü n d u n g eines Festspielhauses in Worms initiierte. H. setzte sich f ü r die Werke Richard Wagners und Arthur Schopenhauers ein. Er lebte seit 1888 in Weimar. WERKE: Gesammelte Schriften. Berlin 1890.
H e r r m a n n , Alfred, Historiker, Journalist, * 2 6 . 1 2 . 1 8 7 9 Hohensalza (Posen), f 1 9 . 1 1 . 1 9 6 0 Berlin. Das Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Breslau und M ü n c h e n Schloß H . 1903 mit der Promotion z u m Dr. phil. ab. 1906 habilitierte er sich für mittlere und neuere Geschichte, w a r Privatdozent an der Univ. Bonn und erhielt 1913 einen Ruf als Prof. an die A k a d e m i e nach Posen, nach deren Auflösung 1919 er in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde. W ä h r e n d des Ersten Weltkriegs leitete H . die Presseabteilung b e i m stellvertretenden G e n e r a l k o m m a n d o in Posen und w a r 1920-24 Hauptschriftleiter und Verlagsdirektor der „Oldenburger Landeszeitung" und der „Kieler Zeitung", 1 9 2 4 / 2 5 Lehrbeauftragter f ü r Zeitungswesen sowie Land- und Seekriegsgeschichte an der Univ. Kiel. 1926-32 sowie 1947-49 lehrte er als H o norarprofessor neuere deutsche Geschichte, Zeitungswesen und Politik an der Univ. Hamburg. 1933 ü b e r n a h m er für zwei Jahre das A m t des Hauptgeschäftsführers des Reichsverbandes der Deutschen Presse, war 1935-44 Verlagsdirektor in Dresden und Berlin und 1949-54 Ordinarius f ü r neuere Geschichte und Politik an der T H Berlin. WEITERE WERKE: Der Aufstieg Napoleons. Berlin 1912. H a m b u r g und das Hamburger Fremdenblatt. H a m b u r g 1928. - Berliner Demokraten. Berlin 1948. LITERATUR: A l f r e d Milatz: Η, A. In: N D B , B d . 8, 1969, S. 687. H e r r m a n n , Hugo, Publizist, * 2 3 . 6 . 1 8 8 7 MährischTrübau, f 1.1. 1940 Jerusalem. H. studierte seit 1906 Germanistik und Romanistik an der Deutschen Univ. in Prag, w u r d e wahrscheinlich zum Dr. phil. promoviert und arbeitete dann bei der Prager zionistischen Wochenschrift „Selbstwehr". 1913 übersiedelte er nach Berlin, gab 1 9 1 3 / 1 4 die „Jüdische R u n d s c h a u " heraus, 1919-22 das . J ü d i s c h e Volksblatt" und engagierte sich vorwiegend f ü r den Zionismus. H. emigrierte 1934 nach Palästina und ließ sich in Jerusalem nieder. E r veröffentlichte u. a. Eine werdende Welt. Reiseeindrücke aus Palästina (1925), Neue Generalk/irte Palästinas (1934) und Palästina heute - Licht und Schatten (1935). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 496. H e r r m a n n , Joachim, Politiker, Redakteur, * 2 9 . 1 0 . 1 9 2 8 Berlin, t 3 0 . 7 . 1 9 9 2 Berlin. H. arbeitete 1945-49 zunächst als Redaktionsvolontär, später als Redakteur bei der „Berliner Zeitung", w u r d e 1946 S E D Mitglied und war 1949-52 stellvertretender sowie 1954-60 Chefredakteur der „Jungen Welt". 1960-62 Mitarbeiter im Zentralkomitee der SED, übernahm er 1962 die C h e f r e daktion der „Berliner Zeitung", war anschließend Staatssekretär f ü r gesamtdeutsche Fragen und w u r d e 1971 C h e f r e dakteur des „Neuen Deutschland" (bis 1978). H. war seit 1971 Mitglied des Zentralkomitees der S E D , seit 1978 Mitglied des Politbüros, seit 1976 Sekretär des Zentralkomitees und seit 1976 Mitglied der Volkskammer. 1989 w u r d e er seiner Ämter enthoben und 1990 aus der S E D / P D S ausgeschlossen. H e r r m a n n , Klaus, Schriftsteller, * 4 . 8 . 1 9 0 3 Guben, t 2 2 . 4 . 1 9 7 2 Weimar. Das Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Germanistik absolvierte der Fabrikantensohn an den Universitäten Jena und Berlin. 1927-30 war er Redakteur der literarischen Monatsschrift „Die neue B u c h e r s c h a u " sowie Verlagslektor und Rundfunkredakteur und lebte seit 1931 als freier Schriftsteller. 1949 übersiedelte H. in die D D R und wirkte 1959-71 als Generalsekretär der Deutschen SchillerStiftung. Nach einer Reihe von erfolglosen Bühnenstücken schrieb er historische Romane, u. a. Babylonischer Sommer (1948), sowie Erzählungen (u. a. Ankunft der Sieger, 1970).
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Herrmann WEITERE WERKE: Die ägyptische Hochzeit. Weimar 1951. — Der Brand von Byzanz. Weimar 1955. - Der Erbe. Weimar 1956. - Der Sommer nahm kein Ende. Weimar 1958. Schatten im März. Weimar 1959. H e r r m a n n , Louis, Schriftsteller, Dramaturg, * 3 . 1 1 . 1 8 3 6 Schwerin/Warthe, f 9.11. 1915 Berlin. Zunächst als Buchhändler tätig, arbeitete H. später als Redakteur bei der „Täglichen Rundschau" in Berlin und wandte sich dann einer schriftstellerischen Tätigkeit zu. Er schrieb zahlreiche Volksstücke und Possen, u.a. Das Paradies (1886 aufgeführt), Unser Doktor und Der Rosenonkel (1887 aufgeführt). 1890-92 war H. Dramaturg am Berliner Wallnertheater, anschließend bis 1914 am FriedrichWilhelmstädter Theater. WEITERES WERK: Berliner Singsang. Berlin 1910. H e r r m a n n , Ludolf, Journalist, * 17.9.1936 Hirschberg/ Riesengebirge, f 10.2.1986 Bonn. Der Lehrerssohn war nach dem Studium an der Univ. Bonn 1962-67 als freier Journalist tätig, wirkte als politischer Berater und Leiter des Büros des Generalsekretärs der CDU, Bruno Heck, und leitete seit 1972 das politische Ressort der Wochenzeitung „Deutsche Zeitung/Christ und Welt", dessen Chefredakteur er 1973 wurde. 1980 übernahm H. die Redaktionsleitung des neuen Blatts „Rheinischer Merkur/Christ und Welt", wurde jedoch noch im selben Jahr Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „Capital" und war zudem Redaktionsleiter der CDU-Zweimonatsschrift „Die politische Meinung". WERKE: Die Familie, Partner des Staates. Stuttgart 1978. Die neue Zuversicht. Stuttgart 1986. LITERATUR: Bruno Heck: L. H. zum Gedächtnis. Osnabrück 1986. H e r r m a n n - N e i ß e , Max, eigentl. Max Herrmann, Schriftsteller, Kritiker, * 2 3 . 5 . 1 8 8 6 Neisse (Schlesien), t 8.4.1941 London. Der Kaufmannssohn wandte sich früh einer schriftstellerischen Tätigkeit zu und veröffentlichte bereits 1906 erste Gedichte unter dem Titel Ein kleines Leben. Seit 1905 studierte H.-N. Literatur- und Kunstgeschichte an den Universitäten München und Breslau, kehrte 1909 in seine Heimatstadt zurück und arbeitete dort als Theaterkritiker für das „Neisser Tageblatt". Seit 1911 pflegte er Kontakte zu den Expressionisten, veröffentlichte Gedichte in Franz —» Pfemferts „Aktion" und Alfred —> Kerrs „Pan" und widmete Kerr den Lyrikband Porträte des Provinztheaters (1913). 1914 entstand der pazifistische Roman Cajetan Schaltermann, der erst 1920 erscheinen konnte; ihm folgten zeitkritische Artikel in den Zeitschriften „Die Weißen Blätter" und „Sirius". 1917 ging H.-N. nach Berlin, trat 1919-22 auch als Bühnenautor hervor und verfaßte 1919 sein erfolgreichstes Stück Joseph der Sieger. In den zwanziger Jahren schrieb er Buch- und Theaterkritiken, u. a. für den „Berliner BörsenCourier" und die „Literarische Welt". H.-N. wurde 1924 mit dem Eichendorff-, 1927 mit dem Gerhart-Hauptmann-Preis ausgezeichnet. 1933 emigrierte er über Zürich und Paris nach London. Im Exil entstand 1936 nur noch der Gedichtband Um uns die Fremde. WERKE: Gesammelte Werke. 9 Bde., Frankfurt/Main 1986-89. LITERATUR: Festgabe der Gesellschaft für Deutsche Literatur zum siebzigsten Geburtstag ihres Vorsitzenden Μ. H N. Langensalza 1935. - Friedrich Grieger: M. H.-N. Eine Einführung in sein Werk und eine Auswahl. Wiesbaden 1951. - Rosemarie Lenz: M. H.-N. Stuttgart 1966. - Dies.: H.-N., M. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 692 f. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 497. - Klaus Völker (Hrsg.): M. H.-N. Künst-
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ler, Kneipen, Kabaretts - Schlesien, Berlin, im Exil. Berlin 1991. - Jutta Kepser: Utopie und Satire. Die Prosadichtung von M. H.-N. Würzburg 1996. H e r r n s t a d t , Rudolf, Pseud. R. E. Hardt, Politiker, Journalist, * 18.3.1903 Gleiwitz, t 2 8 . 9 . 1 9 6 8 Halle/Saale. Der Sohn eines Juristen studierte 1921/22 Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg, arbeitete bis 1924 als Praktikant in den Zellstoffwerken in Krappitz und war 1925-27 Lektor in verschiedenen Berliner Verlagen. 1928-36 war H. Redakteur und Auslandskorrespondent des „Berliner Tageblatts" in Prag und Warschau, trat 1929 in die KPD ein und wurde Anfang der dreißiger Jahre Mitarbeiter des sowjetischen militärischen Nachrichtendienstes. 1939 floh er in die Sowjetunion, gehörte 1943 wahrscheinlich zu den Begründern des Nationalkomitees Freies Deutschland, deren Organ er redigierte, und kehrte 1945 als Mitglied der Gruppe Sobottka nach Deutschland zurück. H. war Mitbegründer und bis 1949 Chefredakteur der „Berliner Zeitung", Leiter des Berliner Verlags, 1949-53 Chefredakteur des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland". 1950 wurde er Mitglied des Zentralkomitees und Kandidat des Politbüros der SED, 1953 jedoch zusammen mit Wilhelm —>Zaisser als Gegner Walter Ulbrichts entmachtet und 1954 aus der SED ausgeschlossen. H. war danach wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Zentralarchivs in Merseburg. WERKE: Der Weg in die Deutsche Demokratische Republik. Berlin 1950. - Die Entdeckung der Klassen. Berlin 1965. LITERATUR: Hartmut Zimmermann: H„ R. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 693-695. - Helmut Müller-Enbergs: Der Fall R. H. Berlin 1991. - Andrea Görldt: R. H. und Wilhelm Zaisser. Ihre Konflikte in der SED-Führung im Kontext innerparteilicher Machtsicherung und sowjetischer Deutschlandpolitik. Frankfurt/Main u. a. 2002. H e r s c h , Eugen, Maler, Graphiker, * 2 1 . 8 . 1 8 8 7 Charlottenburg (heute zu Berlin), t 30.9.1967 Großbritannien. Der Sohn des Dramatikers Hermann H. studierte an der Kunstschule sowie an der Kunstakademie in Berlin, u. a. als Meisterschüler Arthur Kampfs, und hielt sich 1910-12 als Inhaber des Michael-Beer-Preises in Rom auf. Während des Ersten Weltkriegs war H. zunächst als Maler in der Armee, später als Lehrer im Generalstab in Berlin tätig und arbeitete 1924-29 als Illustrator und Pressezeichner, u. a. für die „Gartenlaube", den „Berliner Lokal-Anzeiger", den „Tag" sowie für die Ufa. Neben Bildnissen schuf er Stilleben und dekorative Malerei, darunter Bettler und Hund und Die Fischer. H e r t z , Paul, Politiker, * 23.6.1888 Worms, t 23.10.1961 Berlin. Der einer rheinisch-jüdischen Kaufmannsfamilie entstammende H. war seit 1906 als Angestellter des Zentralverbandes der Handlungsgehilfen tätig, bevor er seit 1910 an den Universitäten München und Tübingen Volkswirtschaft studierte (Dr. rer. pol. 1914). Seit 1905 SPD-Mitglied, nahm er 1914-17 am Ersten Weltkrieg teil, schloß sich dann der USPD an und war 1918-22 politischer Redakteur ihres Zentralorgans „Freiheit" in Berlin. H. trat 1920 zunächst für eine selbständige USPD ein und stimmte 1922 für einen Zusammenschluß mit der SPD. 1919-25 war er Berliner Stadtverordneter, 1920-33 Mitglied des Reichstags, Fraktionssekretär und finanzpolitischer Sprecher seiner Partei. 1933 emigrierte H. nach Prag, war bis 1938 Mitglied des Exilvorstandes der SPD in Prag und Paris und ging 1939 in die USA, wo er als Wirtschaftsprüfer arbeitete. Auf Wunsch Ernst —> Reuters kehrte H. 1949 nach Deutschland zurück und war 1951-53 Senator für Marshallplan und Kreditwesen in Westberlin, von 1955 bis zu seinem Tod Senator für Wirtschaft und Kredit. WERKE: Dr. P. H. hat das Wort. Ausgewählte Reichstagsreden. Berlin 1962.
Herzberg-Fränkel LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 287 f. - Ursula LangkauAlex: P. H. (1888-1961). Realpolitiker im Dienste der sozialdemokratischen Utopie. In: Peter L ö s c h e / M i c h a e l Schol i n g / F r a n z Walter (Hrsg.): Vor d e m Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 145-169. - M.d.R., 3 1994, S. 192-194. H e r t z b e r g , Gustav (Friedrich), Historiker, Publizist, * 19.1.1826 Halle/Saale, t 16.11.1907 Halle/Saale. H. studierte Geschichte, Altphilologie, Theologie und orientalische Sprachen an den Universitäten Halle und Leipzig, wurde 1848 in seiner Heimatstadt zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich dort 1851 f ü r alte Geschichte. Seine Ernennung zum Honorarprofessor erfolgte 1889. H., der der Nationalliberalen Partei angehörte, w a r f ü r die preuß. Regierung als Redakteur des „Preußischen Wochenblattes zur Besprechung politischer Tagesfragen" tätig (1858-60). 1866-71 war er Redakteur des nationalliberalen „Halleschen Tageblatts". H. veröffentlichte u. a. eine Geschichte Griechenlands unter der Herrschaft der Römer (3 Bde., 1866-75). WEITERE WERKE: August H e r m a n n Francke und sein Hallisches Waisenhaus. H a l l e / S a a l e 1897. - Geschichte des Altertums. Berlin 1910. LITERATUR: Heinrich Hertzberg: G. F. H. In: Mitteldeutsche Lebensbilder. Bd. 5. Magdeburg 1930, S. 404-414. Gerhard Grimm: H „ G. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 717 f. H e r t z k a , Theodor, Nationalökonom, * 1 3 . 7 . 1 8 4 5 Budapest, t 2 2 . 1 0 . 1 9 2 4 Wiesbaden. H. studierte Nationalökonomie an den Universitäten Wien und Budapest und war anschließend als Publizist tätig. 1872-79 Redakteur des wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Teils der „Neuen Freien Presse" in Wien, leitete er seit 1880 die von ihm gegründete „Wiener Allgemeine Zeitung", die er jedoch später verkaufte. Seit 1896 gab er die „Zeitschrift f ü r Staats- und Volkswirtschaft" heraus. H. gehörte seit 1901 in Budapest zu den Herausgebern des „Magyar hirlap" und veröffentlichte zahlreiche nationalökonomische Schriften. Er zählte zu den entschiedenen Verfechtern einer liberalen Wirtschaftspolitik und gründete 1874 die Gesellschaft der österreichischen Volkswirte. Bekannt w u r d e H. vor allem durch seinen mehrfach Ubersetzten utopischen R o m a n Freiland. Ein soziales Zukunftsbild (1890), in dem er ein genossenschaftliches Gesellschaftsmodell entwickelte, dessen Verwirklichungsversuch in Kenia mißlang. WEITERE WERKE: Das internationale Währungsproblem und dessen Lösung. Leipzig 1892. - Das Problem der Gütererzeugung. Berlin 1897. - Das soziale Problem. Berlin 1912. LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 294. H e r w e g h , Georg (Friedrich Rudolf T h e o d o r Andreas), Dichter, Publizist, * 3 1 . 5 . 1 8 1 7 Stuttgart, t 7 . 4 . 1 8 7 5 Lichtental (heute zu Baden-Baden). Der Sohn eines Kochs wurde nach d e m Besuch des Theologischen Seminars in Maulbronn in das Tübinger Stift aufgenommen, jedoch im selben Jahr wegen Insubordination relegiert. 1837 begann er das Studium der Rechtswissenschaften ebenfalls in Tübingen, das er bald wieder abbrach, um in Stuttgart in die Redaktion von August —> L e w a i d s Zeitschrift,.Europa. Chronik der gebildeten Welt" einzutreten. Wegen eines Streits mit einem Offizier floh H. vor der drohenden strafweisen Einberufung in die Schweiz, w o er sich in Zürich niederließ. Dort erschienen seine Übersetzungen der Werke Alphonse de Lamartines und 1841-43 die Gedichte eines Lebendigen (2 Bde.), die H. mit ihren Forderungen nach Freiheit und Einheit schnell berühmt machten. Nach einer erfolgreichen Reise durch Deutschland 1842 wurde er wegen eines Protestbriefs an den preuß. König gegen das Verbot seiner geplanten Zeitschrift „Deutscher Bote
aus der S c h w e i z " aus Preußen ausgewiesen, ging dann erneut in die Schweiz und 1844 nach Paris. Von hier aus k a m Η. 1848 den badischen Aufständischen als Führer eines revolutionären Komitees mit einem Arbeiter-Freikorps zu Hilfe, w u r d e bei S c h o p f h e i m geschlagen und lebte bis 1849 wieder in Paris. Seit 1851 war er in Zürich u. a. für den Bieler „Handelscourier" und das „Zürcher Intelligenzblatt" tätig, konnte 1866 infolge einer Amnestie nach Deutschland zurückkehren und ließ sich in B a d e n - B a d e n nieder. Von Ferdinand —> Lassalle beeinflußt, Schloß sich H. der Arbeiterbewegung an und wurde Bevollmächtigter des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, f ü r den er 1873 das Bundeslied schrieb, das sich zwar gegen die „Arbeitermarseillaise" nicht behaupten konnte, aber in vielen sozialdemokratischen Liederbüchern enthalten ist. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in ärmlichen Verhältnissen und arbeitete an Shakespeare-Übersetzungen. WEITERE WERKE: Gedichte. Winterthur 1843. - N e u e Gedichte. Zürich 1877. - D e r Freiheit eine Gasse. Hrsg. v. B r u n o Kaiser. Berlin 1948. - Werke. Hrsg. v. Hans-Georg Werner. Berlin 1967. - Hrsg.: Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz [ Z ü r i c h / W i n t e r t h u r 1843]. Neu hrsg. v. Ingrid Pepperle mit zwei ungedruckten Briefen H.s. Leipzig 1989. LITERATUR: Agnes Ziegengeist: D i e Literaturkritik des jungen G. H. Diss. Berlin 1965. - Martin Glaubrecht: H „ G. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 723-726. - Wolfgang Büttner: G. H., ein Sänger des Proletariats. Berlin 1 9 7 0 , 2 1 9 7 6 . - Sylvia Peuckert: Freiheitsräume. G. H. und die Herweghianer. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1985. H e r w i g , Franz, Schriftsteller, Publizist, * 2 0 . 3 . 1 8 8 0 Magdeburg, t 1 5 . 8 . 1 9 3 1 Weimar. H. begann zunächst eine k a u f m ä n n i s c h e Lehre, wandte sich dann aber d e m Journalismus zu und war 1900-03 Feuilletonleiter der „Danziger Neuesten Nachrichten". Er hielt sich dann in M ü n c h e n , Berlin und Münster auf, war seit 1908 ständiger Mitarbeiter der von Carl —» Muth herausgegebenen Monatsschrift „ H o c h l a n d " und lebte seit 1912 in Weimar, w o er 1922-25 die „Hausschatzbücherei" und 1925-27 die kath. Zeitschrift „Der Bunte G a r t e n " herausgab. Als Anhänger der Heimatkunstbewegung entsprach er in seinen historischen Dramen und R o m a n e n , u . a . Herzog Heinrich (1904) und Jan van Werth (1913), der Forderung nach der Rückkehr zur deutschen Geschichte in der Literatur. 1921 erschien sein Anti-Berlin-Roman Sankt Sebastian vom Wedding. WEITERE WERKE: Das Schlachtfeld. Stuttgart 1920. - Dunkel über Preußen. Leipzig 1920. - Das Sextett im H i m melreich. M ü n c h e n 1921. - Das märkische Herz. Stuttgart 1923. - Die Eingeengten. M ü n c h e n 1926. - H o f f n u n g auf Licht. M ü n c h e n 1929. - Der große Bischof. M ü n c h e n 1930. - Tim und Clara. Breslau 1932. LITERATUR: Arthur Friedrich Binz: F. H. Würzburg 1922. Lore Lawmik: F. H. N a c h persönlichen Erinnerungen, Briefen und seinen Werken. M ü n c h e n 1932. - Agnes H e r k o m mer: Erinnerungen an F. H. Weimar 1932. - Hubert Spee: F. H. als Dichter und Kritiker. Graz 1938. - Karl Schaezler: H „ F. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 7 2 6 f. H e r z b e r g - F r ä n k e l , Leo, österr. Redakteur, Schriftsteller, * 1 9 . 9 . 1 8 2 7 Brody (Galizien), t 5 . 6 . 1915 TeplitzSchönau (Böhmen). H.-F. wandte sich f r ü h d e m Journalismus zu und k a m um 1849 nach Wien, w o er Mitarbeiter von Moritz —> Saphirs „Humorist" und Adolf - » Bäuerles „Wiener Theaterzeitung" wurde. Später war H.-F. Redakteur der „Österreichischen Reichszeitung" und des „Lloyd", arbeitete als politischer Korrespondent u. a. f ü r die „Neue Freie Presse" und n a h m an der Seite Adolf Fischhofs an der Feiheitsbewegung teil. 1854 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und wirkte dort bis 1896 als Sekretär der Handelskammer. H.-F. war
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Herzfeld auch schrifstellerisch tätig und veröffentlichte vorwiegend Erzählungen und Skizzen aus dem Leben der galizischen Juden, u . a . Ghettogeschichten (1889). WEITERE WERKE: Polnische Juden. Wien 1867. - Abtrünnig. Berlin 1889. H e r z f e l d , Friedrich (Karl), Dirigent, Musikschriftsteller, * 1 7 . 6 . 1 8 9 7 Dresden, f 1 9 . 9 . 1 9 6 7 GarmischPartenkirchen. Seine musikalischen Studien, die er 1918 beendete, absolvierte H. an der Münchner Akademie der Tonkunst sowie an der dortigen Univ., u . a . als Schüler von Anton Beer-Walbrunn, Ernst Riemann, Anton Walch und Theodor —»Kroyer, und w u r d e noch im selben Jahr Solorepetitor an der Staatsoper Dresden. 1919 ging er als Kapellmeister an das Landestheater nach Altenburg, wirkte 1921-24 als Chordirektor und späterer erster Kapellmeister an den Städtischen Bühnen in Aachen und anschließend bis 1930 in Freiburg /Breisgau, w o er auch Symphoniekonzerte dirigierte. Seit 1930 lebte er in Berlin, um sich dort vorwiegend seiner Tätigkeit als Musikkritiker und -schriftsteiler zu widmen, und war 1939-42 Chefredakteur der „Allgemeinen Musikzeitung" sowie seit 1940 Pressechef der Berliner Philharmoniker. 1951-60 arbeitete H. als Musikkritiker der „Berliner Morgenpost". Seit 1934 war er mit der Koloratursoubrette Thea Eckstein verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tänzerin und spätere Primaballerina assoluta und Ballettchefin der Münchner Staatsoper, Konstanze Vernon. Seinen Ruf als Musikschriftsteller begründete H. mit seiner Biographie Wilhelm Furtwängler. Weg und Wesen (1941). WEITERE WERKE: Das Lexikon der Musik. Berlin 1957. Kleine Musikgeschichte für die Jugend. Berlin 1959. - Magie der Oper. Die Welt der Musik, der B ü h n e und der großen Komponisten. Berlin 1970. H e r z f e l d , Marie, Pseud. Η. M . Lyhne, Marianne Niederweiden, österr. Literaturkritikerin, Herausgeberin, Übersetzerin, * 2 0 . 3 . 1 8 5 5 Güns (Ungarn), t 2 2 . 9 . 1 9 4 0 Mining (Oberösterreich). H. studierte um 1884 skandinavische Sprachen und Literatur in Wien und wurde Mitarbeiterin der Zeitschriften „Wiener M o d e " , „Die Gesellschaft", „ M o d e r n e R u n d s c h a u " und der „Zeit". Sie stand in e n g e m Kontakt mit dem literarischen „Jung-Wien", insbesondere mit H u g o von Hofmannsthal, und war nach 1890 eine wichtige Vermittlerin der skandinavischen Literatur im deutschsprachigen Raum; sie edierte u. a. die erste deutsche Gesamtausgabe der Werke Jens Peter Jacobsens. Seit 1900 trug H. unter der Mitarbeit zahlreicher namhafter Autoren, u . a . Paul Heyses, mit Übersetzungen und Textausgaben im Verlag Eugen Diederichs zur Wiederentdeckung der italienischen Renaissanceliteratur bei. 1904 wurde sie f ü r ihre Darstellung Leondardo da Vinci, der Denker, Forscher und Poet (1904, "1925) mit dem BauernfeldPreis ausgezeichnet. H e r z f e l d e , Wieland, eigentl. W . Herzfeld, Publizist, Verleger, Schriftsteller, * 1 1 . 4 . 1 8 9 6 Weggis (Schweiz), t 2 3 . 1 1 . 1 9 8 8 Berlin. Nach dem frühen Tod seiner Eltern übersiedelte H. 1913 nach Berlin, studierte Germanistik und Medizin an der dortigen Univ. und gab 1916 in Berlin die Zeitschrift „Neue J u g e n d " heraus, um seine oppositionelle Haltung gegen den Ersten Weltkrieg und seine künstlerischen Ziele darzulegen. Nach deren Verbot gründete er 1917 zusammen mit seinem Bruder John —>Heartfield und in Zusammenarbeit mit G e o r g e —>Grosz den Malik-Verlag, der sich zu einem Sprachrohr der Literatur der revolutionären Linken und des Dadaismus entwickelte. Neben den satirischen Zeitschriften „Jedermann sein eigener Fußball" (1919) und „Die Pleite" ( 1 9 1 9 / 2 0 ) , die beide verboten wurden, verlegte H. auch sowjetische Autoren und machte sich durch Werkausgaben von
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Tolstoj und Gorki einen N a m e n . 1933 emigrierte er nach Prag, führte den Verlag von dort aus weiter und gab 1933-35 mit A n n a —> Seghers und Oskar Maria —> Graf die Exilzeitschrift „Neue deutsche Blätter" heraus. 1939 floh H. über Zürich und London nach N e w York, w o er 1945 zusammen mit Ernst Bloch, Bertolt - > Brecht, Alfred - » D ö b l i n , Lion —>Feuchtwanger und Heinrich —»Mann den Aurora-Verlag gründete. 1949 wurde er Prof. der Literatursoziologie an der Univ. Leipzig. H. wirkte auch als Übersetzer und schrieb Gedichte, Erzählungen und Essays sowie autobiographische Prosa, u. a. Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen Waisenknaben (1949). WEITERE WERKE: Schutzhaft. Berlin 1919. - Tragigrotesken der Nacht. Berlin 1920. - Gesellschaft, Künstler und K o m m u n i s m u s . Berlin 1921. - Die Kunst ist in Gefahr. Berlin 1925. - Im Gehen geschrieben. Berlin 1956. - Unterwegs. Berlin 1961. - Blau und Rot. Leipzig 1971. - Zur Sache. B e r l i n / W e i m a r 1976. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 501. - Jo Hauberg u . a . (Hrsg.): Der Malik-Verlag 1916-47. Kiel 1986. - Frank H e r m a n n : Malik. Zur Geschichte eines Verlages 1916-47. Düsseldorf 1989. - G e r m a i n e Stucki-Volz: Der Malik-Verlag und der Buchmarkt der Weimarer Republik. Bern u. a. 1993. H e r z f e l d e r , Henriette, österr. Frauenrechtlerin, * 1 6 . 4 . 1 8 6 5 Wien, f 1 4 . 6 . 1 9 2 7 Wien. H. war 1905-18 Herausgeberin der Zeitschrift des Bundes österreichischer Frauenvereine, „Der Bund", in der sie zahlreiche Aufsätze über Frauen- und Jugendprobleme veröffentlichte. H. arbeitete als Sekretärin der Zentralstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge sowie als Redakteurin der Zeitung der Zentralstelle. Sie saß im Vorstand des Frauenstimmrechtskomitees und war 1911-18 Redakteurin der „Zeitschrift f ü r Frauenstimmrecht" sowie Leiterin der Pressekommission des Bundes österreichischer Frauenvereine. WERKE: Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter. Leipzig 1907. - Die organisierte Mütterlichkeit. Gautzsch 1914. Schule und Wehrkraft. Wien 1916. LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 298. H e r z l , Theodor, Dramatiker, Feuilletonist, Publizist, * 2 . 5 . 1 8 6 0 Pest (heute zu Budapest), t 3 . 1 . 1 9 0 4 Edlach (Niederösterreich). D e r Sohn wohlhabender jüdischer Eltern erwarb die M a tura a m evang. G y m n a s i u m in Budapest. Von 1878 an studierte er an der Juridischen Fakultät der Univ. Wien, w o er 1884 promoviert wurde. In den folgenden Jahren entfaltete H. sein literarisches Talent. Elf seiner insgesamt 19 Bühnenstücke wurden a m Burgtheater aufgeführt, hatten j e d o c h kein Nachleben. Als Feuilletonist und Essayist verband H. seine schriftstellerische Tätigkeit mit seiner beruflichen: von 1891 bis 1895 w a r er Pariser Korrespondent, von 1895 bis zu seinem Tod Feuilletonredakteur der „Neuen Freien Presse", der von Moritz —»Benedikt geleiteten Zeitung des überwiegend jüdischen Wiener Kultur- und Bildungsbürgertums. Auch diese Tätigkeit als schöngeistiger H o m m e de lettres hätte ihn nicht vor der Vergessenheit bewahrt; erst die Hinwendung zu seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der Propagierung der zionistischen Idee und der Gründung der zionistischen Bewegung, die einen eigenen Judenstaat, womöglich in Palästina, anstrebte, machte ihn zu einer historischen und prophetischen Figur. Schon während seiner Pariser Zeit gewann H. unter dem Eindruck des antisemitischen Dreyfus-Prozesses die Überzeugung, daß dem europäischen Judentum ein großes Unheil bevorstehe, d e m rechtzeitig entgegengewirkt werden müsse. Doch fand H. weder bei der „Neuen Freien Presse", in der er nicht f ü r seine Ideen wer-
Herzog ben durfte, noch bei der Mehrheit der Wiener Juden, die in der gelungenen Assimilation die Lösung der jüdischen Frage erblickten, Gegenliebe. Karl —> Kraus, selbst eine prophetische Erscheinung jüdischer Herkunft, goß in seinem Pamphlet Eine Krone für Zion Hohn und Spott über H. aus, der sich in seiner 1896 erschienenen Schrift Der Judenstaat für die Lösung der jüdischen Frage durch eine Staatsgründung eingesetzt hatte. Auch das Haus Rothschild mit seiner Finanzmacht stand den Plänen H.s ablehnend gegenüber und erkannte nicht den Ernst der heraufziehenden Lage. U m so m e h r Anklang fand H. - angesichts der P o g r o m e in Rußland - bei den armen jüdischen Massen Osteuropas und Rußlands, die ihn als Retter in der Not, j a zum Teil als den verheißenen Messias begrüßten. 1897 konstituierte sich in Basel der Erste Internationale Zionistenkongreß. Im selben Jahr wurde die Zeitschrift „Die Welt" gegründet. Noch zu Lebzeiten H.s, der sich durch sein rastloses Engagement frühzeitig verzehrte und mit nur 44 Jahren starb, fanden sechs solcher Kongresse statt. In dem zwei Jahre vor seinem Tod in Leipzig herausgegebenen R o m a n Altneuland verfolgte H. die Idee des Judenstaates in literarischer Form weiter. Das Motto dieses programmatischen Romans, „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen", verwirklichte sich historisch, wenn auch erst nach den fürchterlichen U m w e g e n und Aderlässen des Holocaust. Der Staat Israel erkennt in H. mit Recht seinen literarischen Vorkämpfer und prophetischen Gründer, als einen der wenigen Utopisten der Geschichte, dessen Idee einen konkreten Raum der Verwirklichung gefunden hat, wenn der Staat Israel auch in mancher Hinsicht nicht den Vorstellungen H.s entspricht. So hielt er u. a. die in Israel tatsächlich erfolgte Revitalisierung des Hebräischen als Landessprache nicht für möglich. WEITERE WERKE: Ausgaben: Zionistische Schriften. BerlinCharlottenburg 1905. - Tagebücher 1895-1904. 3 Bde., Berlin 1922/23. - Gesammelte zionistische Werke. 5 Bde., Berlin 1 9 3 4 / 3 5 . - The Complete Diaries of Τ. Η. N e w York 1960. - Briefe und Tagebücher. Berlin 1983 ff. Einzeltitel: Das neue Ghetto. Wien 1898. - Philosophische Erzählungen. 2 Berlin 1 9 0 0 , 1 9 1 9 . - Feuilletons. 2 Bde., Wien 1903. LITERATUR: Alex Bein: Τ. H. Wien 1934. Neuausg. mit Vorwort v. Golda Meir. Wien 1974. - Arnos Elon: Τ. H. Eine Biographie. Wien 1974. - Julius H. Schoeps: Τ. H. Göttingen 1975. - Klaus Dethloff (Hrsg.): Τ. H. oder Der M o s e s des Fin de siecle. Wien 1986. - Norbert Leser (Hrsg.): Τ . H. und das Wien des Fin de siecle. Wien 1987. - Julius H. Schoeps: Τ. H. 1860-1904. Text-Bild-Monographie. Wien 1995. Norbert
Leser
H e r z o g , Albert, Redakteur, Schriftsteller, * 2 6 . 3 . 1 8 6 7 Barmen (heute zu Wuppertal), t 8. 8 . 1 9 5 5 Baden-Baden. Der aus einer ursprünglich in der Steiermark ansässigen Familie stammende ältere Bruder des Schriftstellers Rudolf —>H. übte zunächst einen kaufmännischen Beruf aus, trat mit achtzehn Jahren mit einem Drama sowie Gedichten und Vorträgen hervor und wandte sich dann dem Journalismus zu. Er wurde Chefredakteur des „Generalanzeigers für Elberfeld-Barmen", leitete seit 1890 die Berliner Redaktion des „Frankfurter Journals", vertrat die Moskauer „Deutsche Zeitung" und war 1892 Direktor des Literarischen Büros des Deutschen Schriftstellerverbandes. Im folgenden Jahr übernahm H. die Chefredaktion der „Badischen Presse" in Karlsruhe und wirkte 1920-32 in gleicher Stellung bei der „Barmer Zeitung". Nach seiner Versetzung in den Ruhestand lebte er in Baden-Baden. Zu seinen literarischen Veröffentlichungen zählt Das Alexanderlied. Historischer Roman aus den Tagen Bertolds des Fünften von Zähringen (1906). WEITERE WERKE: Sulamith. Berlin 1892. - Germaniens Huldigung. Karlsruhe 1895. - Vaterland. Krefeld 1913.
H e r z o g , Jakob, österr. Journalist, Dramatiker, * 1 7 . 5 . 1 8 4 2 Mißlitz (Mähren), t 1 0 . 4 . 1 9 1 5 Wien. H. studierte zuerst Chemie, später Nationalökonomie und Literaturgeschichte an den Universitäten Graz, Brünn und Wien, wandte sich dann dem Journalismus zu und arbeitete seit 1862 als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen, seit 1872 bei der „Ostdeutschen Post". 1870 gründete er mit Michael —» Klapp die politisch und kulturell einflußreiche Wochenzeitung „Montags-Revue", die er von 1877 bis zu seinem Tod als alleiniger Herausgeber betreute. Seit den achtziger Jahren machte sich H. auch als Dramatiker einen N a m e n und schrieb u. a. das Lustspiel Der Fischer von Helgoland (1885) sowie das Trauerspiel Der Prinz von Asturien (1894). Er war der Vater von Reginald Oliver H. WEITERE WERKE: Der K a u f m a n n aus Tirol. Wien 1893. Die Rose. Wien 1893. LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 301. H e r z o g , Rudolf, Schriftsteller, Journalist, * 6 . 1 2 . 1 8 6 9 B a r m e n (heute zu Wuppertal), t 3 . 2 . 1 9 4 3 Rheinbreitbach (Kr. Neuwied). Der Sohn eines Buchdruckereibesitzers und B r u d e r Albert —>H.s absolvierte eine kaufmännische Lehre und war als Farbentechniker in Düsseldorf und Wuppertal tätig, bevor er sich 1891 an der Univ. Berlin d e m Philosophiestudium zuwandte. Anschließend war H. zunächst freier Schriftsteller, dann Journalist, wurde 1894 Feuilletonredakteur bei der Monatsschrift „Schwarz-Rot" in Darmstadt und ü b e r n a h m 1897 die Chefredaktion der „Hamburger Neuesten Nachrichten". 1899-1903 war er Feuilletonchef der „Berliner Neuesten Nachrichten". Inzwischen hatte H. erste Erfolge mit seinen historischen Unterhaltungsromanen, u . a . Die vom Niederrhein (1903, Neudr. 1953) und Die Wiskottens (1905, Neudr. 1953). 1908 kaufte er die Obere Burg in Rheinbreitbach, die er zu seinem Wohnsitz machte. H. sah sich als Sprecher eines nationalgesinnten Bürgertums und schrieb 1934 eine Geschichte des deutschen Volkes und seiner Führer. Seine Dramen wurden häufig aufgeführt. H.s literarisches Engagement für die nationalsozialistische B e w e g u n g kulminiert im R o m a n Elisabeth Welsers Weggenossen (1938). WERKE: G e s a m m e l t e Werke. 18 Bde., Stuttgart/Berlin 1920-25. LITERATUR: Felix Leo Göckeritz: R. H. Leipzig 1919. Heinz Wolff: R. H. In: Wuppertaler Biographien. 2. Folge. Wuppertal 1960, S. 59-69. - Johann Georg Sprengel: R. H.s Leben und Dichten. Stuttgart 1919. - Walter Schmähling: H., R. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 741. - Hans Thies L e h m a n n : „Die Stoltenkamps und ihre F r a u e n " von R. H. In: Marianne Weil (Hrsg.): Werwolf und Biene M a j a . Berlin 1986, S. 165-178. - H i l l e s h e i m / M i c h a e l , 1993, S. 238-246. H e r z o g , Wilhelm, Pseud. Julian Sorel, Publizist, Schriftsteller, * 1 2 . 1 . 1 8 8 4 Berlin, t 1 8 . 4 . 1 9 6 0 M ü n c h e n . Nach dem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin wurde H. mit einer Biographie Heinrich von —»Kleists bekannt, die 1911 erschien. E r wandte sich dem Journalismus zu, gab 1 9 1 0 / 1 1 z u s a m m e n mit Paul —»Cassirer die Zeitschrift „Pan" heraus und leitete 1 9 1 2 / 1 3 die Wochenschrift „März". Als überzeugter Pazifist gründete H. 1914 die Zeitschrift „Das F o r u m " , die 1915 verboten wurde, und zeichnete in den folgenden Jahren z u s a m m e n mit Walther C. F. Hirth als Herausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltliteratur". N a c h der Novemberrevolution 1918 setzte er sein Bemühen u m die Völkerverständigung in der sozialistischen Tageszeitung „Die R e p u b l i k " fort. Seit 1929 hielt sich H. als Jude wegen der zunehmenden antisemitischen Kampagnen vorwiegend in Frankreich und der Schweiz auf, machte die Bekanntschaft des französischen Dichters Romain Rolland, dessen Werke er ins Deutsche übersetzte, und schrieb u . a . 1929 z u s a m m e n mit H a n s Jose
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Hesekiel Rehfisch das D r a m a Die Affaire Dreyfus. Nach Kriegsausbruch wurde H. in Frankreich interniert, 1941 auf der Flucht in die U S A verhaftet und vier Jahre auf Trinidad interniert, bevor er schließlich in die U S A einreisen konnte. 1947 kehrte H. in die Schweiz zurück und lebte seit 1952 in München. 1959 erschienen seine Essays Menschen, denen ich begegnete. WEITERE WERKE: Heinrich von Kleist: Sein Leben und sein Werk. M ü n c h e n 1911. - Barthou. Zürich 1938. - H y m n e n und Pamphlete. 30 Jahre Arbeit und Kampf. Paris 1939. LITERATUR: Stefanie M e n k e / H e i n k e W u n d e r l i c h / G i s e l a Klemt: W. H. und Alice H. In: Sanary-sur-Mer. Bearb. v. Heinke Wunderlich. Stuttgart u. a. 1996, S. 102-107. - Claudia Müller-Stratmann: W . H. und „Das Forum". „LiteraturPolitik" zwischen 1910 und 1915. Ein Beitrag zur Publizistik des Expressionismus. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1997. - Carla Müller-Feyen: W. H. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3.2. Hrsg. v. John M. Spalek. Bern u . a . 2001, S. 160-183. H e s e k i e l , (Johann) George (Ludwig), Journalist, Schriftsteller, * 12. 8 . 1 8 1 9 H a l l e / S a a l e , t 2 6 . 2 . 1 8 7 4 Berlin. H. studierte 1839-42 Geschichte und Philosophie an den Universitäten Jena, Halle und Berlin und lernte in Halle Friedrich —>Fouque kennen, der seine frühen Dichtungen beeinflußte. Nach einer längeren Frankreichreise 1 8 4 2 / 4 3 versuchte er als Schriftsteller und Journalist Fuß zu fassen, arbeitete seit 1845 am Piererschen Universallexikon mit, veröffentlichte patriotische Lyrik (Preussenlieder, 1846-48), gab die belletristische Zeitschrift „Rosen" heraus und gründete 1848 in Zeitz das konservative Volksblatt „Der Patriotische Hausfreund". Seit E n d e dieses Jahres war H. Redakteur der „Neuen Preußischen Zeitung" („Kreuz-Zeitung") in Berlin, w o er bis zu seinem Tod f ü r die Berichterstattung aus Frankreich zuständig war. Später war H. zudem Mitarbeiter der „Romanzeitung" und der Zeitschrift „Daheim". Neben Gedichten und Dramen veröffentlichte er zahlreiche Zeitromane, historische Romane und Novellen, die an der ideologischen Linie der „Kreuz-Zeitung" orientiert waren, u. a. Faust und Don Juan. Aus den weitesten Kreisen unserer Gesellschaft (3 Bde., 1846). Sein Buch vom Grafen Bismarck (1869) wurde die erste Biographie des späteren Reichskanzlers. H. gehörte der Vereinigung „Tunnel über der Spree" an und war mit T h e o d o r —» Fontane befreundet. WEITERE WERKE: Die Bastardbrüder oder Geheimnisse von Altenburg. Altenburg 1845. - Deutsche Helden in deutschen Erzählungen. Leipzig 1846. - N e u e s Berlinisches Historienbuch. Berlin 1851. - Soldatengeschichten. Leipzig 1851. Patronentaschen. Berlin 1854. — Gegen die Franzosen. Berlin 1870. - Das Siebenkönigbuch. Berlin 1874. LITERATUR: Otto Neuendorff: G. H. Berlin 1932. - Ders.: H „ J. G. L. In: N D B , Bd. 8, 1969, S. 744 f.
Hespers, T h e o d o r (Franz Maria), Politiker, Widerstandskämpfer, * 1 2 . 1 2 . 1 9 0 3 Mönchengladbach, f 9 . 9 . 1 9 4 3 Berlin-Plötzensee. Der Sohn eines Textilkaufmanns übte ebenfalls diesen Beruf aus und war 1917-27 Mitglied der kath. Jugendorganisation „Quickborn". Später Schloß sich H. der Pfadfinderschaft Westmark und der Christlich-Sozialen Bewegung an, emigrierte 1933 in die Niederlande und half bis Mitte 1934 beim Transport kommunistischer Schriften nach Deutschland. 1936-40 lebte er in Eindhoven und war beim kath. Flüchtlingskomitee Oldenzaal sowie für Friedrich —> M u c k e r m a n n s Zeitschrift „Der deutsche Weg" tätig. H. gehörte zu den Begründern des Arbeitskreises Bündische Jugend, setzte sich 1937 f ü r den Z u s a m m e n s c h l u ß der bündischen und kath. Jugendverbände im Exil ein und verbreitete seit Ende 1939 im Auftrag des Central European Joint Committee um Fritz Demuth in L o n d o n Druckschriften in 444
Deutschland. Er bemühte sich um militärische Nachrichtenbeschaffung für den britischen Geheimdienst und arbeitete bis zu seiner Verhaftung im Februar 1942 im Untergrund. H. wurde 1943 vom Volksgerichtshof z u m Tod verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 291 f. H e ß , Heinrich, auch Hess, österr. K a u f m a n n , Alpinist, * 2 9 . 1 2 . 1 8 5 7 Wien, t 7. 3. 1944 Wien. H. besuchte die Wiener Handelsakademie, arbeitete dann als kaufmännischer Angestellter und machte sich später als Inhaber einer Perlmutter-Exportfabrik sowie einer A r m a turenfabrik selbständig. Er w u r d e ein bekannter Alpinist, war Vorkämpfer des führerlosen Bergsteigens und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Österreichischen Alpenklubs. H. gründete die alpinen Gesellschaften „Preintaler" und „d'Ennsthaler", war 1878-88 Schriftleiter der „Österreichischen Alpenzeitung" und redigierte 1889-1919 die Mitteilungen, 1895-1919 die Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. 1894-1900 gab er zusammen mit L u d w i g Purtscheller das mehrbändige Führerwerk Der Hochtourist heraus, das er bis 1926 in mehreren Auflagen allein bearbeitete. Daneben entstanden zahlreiche weitere Alpenführer. LITERATUR: Eduard Pichl: Wiens Bergsteigertum. Wien 1927. - Fritz Schmitt: Η., H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 6 f. H e s s , Johann Jakob, schweizer. Jurist, Bürgermeister von Zürich, Redakteur, * 16. 2 . 1 7 9 1 Zürich, t 1 9 . 1 0 . 1 8 5 7 Zürich. H. war der Sohn des Metzgers und Malers Ludwig H., der früh starb. Zunächst Lehrling im Eisenwarengeschäft seiner Mutter, machte er eine Lehre in Lausanne. 1809 w u r d e er Stabssekretär in der Armee. Nach dem Studium der Rechte in Heidelberg 1811-13 kehrte er als Suppleant am Stadtgericht nach Zürich zurück. 1816 w u r d e H. Sekretär der Justizkommission, 1818 Sekretär a m Obergericht und Dozent a m Politischen Institut Zürich und 1828 Mitglied des Obergerichts. Mit Artikeln zur Rechtspflege u . a . f ü r die „Neue Zürcher Zeitung" (NZZ), den „Schweizerboten", die „Appenzeller Zeitung", den „Eidgenossen" und —»Cottas „Morgenblatt", begann er seine publizistische Tätigkeit. Seit 1830 gehörte er dem Großen Rat an. Nach dem Tod Paul —> Usteris 1831 wurde H. geschäftsführender Chefredakteur der N Z Z . Seit 1832 war er Zweiter Bürgermeister des Standes Zürich und Mitglied im Regierungsrat, seit 1833 auch Amtsbürgermeister, 1833 und 1839 Präsident der eidgenössischen Tagsatzung. Nach d e m Zürcherputsch trat er 1840 von seinen Ämtern zurück. 1839-57 gehörte er dem Vorstand der Zürcher Bank an. Politisch stand H. ursprünglich auf der Seite der Aristokraten, wandelte sich jedoch seit 1828 unter dem Einfluß Usteris, dem er in der „Gemeinnützigen Gesellschaft" begegnete, zu einem Anhänger der Reformpartei. H.s liberale Tendenzen brachten ihm die Gegnerschaft des reaktionären H. Hirzel ein. H. befürwortete Gewerbefreiheit, Zehntenloskauf und die G r ü n d u n g von Universität, Lehrerseminar und Kantonsschule in Zürich. LITERATUR: Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 97-101. - Emil Spiess: J. J. H. In: Der Briefwechsel von Landammann G. J. Baumgartner, St. Gallen, mit Bürgermeister J. J. H., Zürich (1831-1839). Bd. 1. St. Gallen 1972, S. 11-50. H e ß , Jonas Ludwig von, Publizist, Arzt, Politiker, * 8 . 7 . 1 7 5 6 Stralsund, t 2 0 . 2 . 1 8 2 3 Hamburg. Sein Geburtsort steht nicht eindeutig fest; H. könnte, älteren Angaben nach, auch in Stockholm das Licht der Welt erblickt haben. E b e n s o sind die Nachrichten Uber sein Leben bis zum ersten Auftreten in H a m b u r g (1780) dürftig. Wegen
Hess eines unglücklich verlaufenen Duells habe er als Offizier die schwedische A r m e e verlassen müssen, hieß es später. Die von H. offenbar selbst behauptete Blutsverwandtschaft mit dem Schriftsteller Heinrich L u d w i g von Heß läßt sich kaum mehr nachweisen. Auch ist sein Adelsprädikat von einiger Fragwürdigkeit. Es verwundert heute noch, daß dieser so gut wie unbekannte, allerdings über ein beträchtliches Vermögen verfügende M a n n sehr schnell in die hamburgische Gesellschaft Aufnahme fand. M a n sah ihn gern in der Familie des liberal gesinnten G r o ß k a u f m a n n e s Georg Heinrich Sieveking. Einer breiteren Öffentlichkeit w u r d e er spätestens zu A n f a n g des Jahres 1786 bekannt, als er begann, mit dem .Journal aller Journale" eine deutsche wie internationale Periodika auswertende Zeitschrift herauszugeben. Ein zweiter publizistischer Erfolg H.s war die zwischen 1787 und 1792 edierte hamburgische Sozialtopographie ( H a m b u r g topographisch, politisch und historisch beschrieben), in der er in drei Bänden mit großer Sorgfalt ermittelte Angaben über die Bauten der Stadt, über die Bevölkerung, Uber Handel, Gewerbe und Handwerk und vieles andere ausgebreitet hatte. Die Arbeit erschien 1 8 1 0 / 1 1 erweitert in zweiter Auflage. H., der erst 1801 das hamburgische Bürgerrecht erwarb, war ein Anhänger der Stadtrepubliken. E n d e der achtziger Jahre begann er eine Wanderung, die ihn in f ü n f z e h n Freie Reichsstädte führte, deren soziale und politische Befindlichkeit er kennenzulernen wünschte. Das Ergebnis legte er unter d e m Titel Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich zwischen 1789 und 1797 in sieben Bänden vor. Sie offenbaren seine Vorliebe f ü r alle Formen städtisch-bürgerlicher Selbstverwaltung, entbehren aber auch nicht kritischer Kommentare. H., der im S o m m e r 1792 in Paris gewesen war und zu den deutschen Anhängern der Französischen Revolution gehört hatte, schrieb 1797 und 1800 unter dem Titel Versuche zu sehen zwei Bände, in denen er den revolutionären Terror ebenso kritisch sah und verurteilte wie die Taten der reaktionären Gegenseite. Er blieb entschiedener Republikaner. 1800 ließ sich H. an der Univ. Königsberg einschreiben und legte binnen Jahresfrist eine medizinische Doktorarbeit vor. In Königsberg lernte er Kant kennen. Ein Jahr später kam er nach Hamburg zurück. Als Arzt arbeitete er k a u m , von „unentgeltlicher Hilfe für A r m e " (Joist Grolle) abgesehen. 1805 heiratete er Thusnelda Hudtwalcker, die erst einundzwanzigjährige Tochter Johann Michael Hudtwalckers, der wie H. zum Kreis aufgeklärter hamburgischer Stadtbürger zählte. Die Turbulenzen während und nach der sogenannten „Franzosenzeit" in Hamburg, die sich bis in den Mai 1813 hinzogen und während derer sich H. einer „Bürgergarde" als K o m m a n d a n t zur Verfügung gestellt hatte, zwangen ihn zur Flucht. H. ging nach London und sammelte Unterstützung f ü r eine „Hanseatische Legion", die sich an der Seite von Preußen und Russen am Kampf gegen Napoleon beteiligen sollte. Zugleich verfaßte er eine ein Jahr später in Deutsch und Englisch publizierte Schrift, die den Werth und die Wichtigkeit der Freiheit der HanseStädte behandelte, 1815 d e m Wiener Kongreß vorlag und die Unabhängigkeit von H a m b u r g , Lübeck und Bremen sichern half. Schon in einem noch während seiner englischen Zeit verfaßten Manuskript hatte H. die Meinung vertreten, daß man 1813 in Hamburg die Chancen zu einer hamburgischen Verfassungsreform verpaßt habe. Als das B u c h (Agonien der Republik im Frühjahr 1813) 1815 erschien, kam es zu einer kontroversen Diskussion. Doch H. blieb loyaler hamburgischer Bürger und diente der Stadt vier Jahre lang als ihr Interessenvertreter in Paris. Vor seinem Tod verfügte er die Errichtung eines W o h n h e i m s für augenkranke oder blinde Mädchen, eine wohltätige Stiftung, die seine Frau, die ihn um dreiundvierzig Jahre überlebte, weiterführte.
LITERATUR: Otto Beneke: H. In: A D B , B d . 12, 1880, S. 292 ff. - Joist Grolle: Eine Republik wird besichtigt. Das Hamburg-Bild des Aufklärers J. L. v. H. In: Zeitschrift des Vereins f ü r hamburgische Geschichte 7 9 (1993) S. I f f . Ders.: Republikanische Wanderungen. Die Fußreisen des J. L. v. H. aus H a m b u r g durch die „Freien deutschen Reichsstädte" 1789-1800. In: Zeitschrift des Vereins f ü r hamburgische Geschichte 83 (1997) S. 2 9 9 f f . - Ders.: H. In: H a m b u r g i s c h e Biographie. Personenlexikon. Bd. 1. H a m burg 2002, S. 132 ff. Peter Schumann H e ß , (Maria) Joseph (Aloysius), auch Hess, Politiker, Pädagoge, * 1 3 . 5 . 1 8 7 8 Köln, t 4 . 2 . 1 9 3 2 Berlin. D a s Studium d e r Philologie an den Universitäten M ü n s t e r und Bonn Schloß H. mit der Promotion z u m Dr. phil. ab, w a r Oberlehrer in Köln, M ü h l h e i m / R h e i n und Beuthen und w u r d e 1906 Kreisschulinspektor in Wipperfürth, 1911 in Ahrweiler. Seit 1920 Oberregierungsrat in der Regierung in Koblenz, w u r d e er 1931 in das Innenministerium berufen und übersiedelte nach Berlin. Als Zentrumsmitglied (seit 1908) gehörte H. 1919-21 der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung sowie 1921-32 d e m preuß. Landtag an und setzte sich u. a. f ü r das Z u s t a n d e k o m m e n des Konkordats zwischen d e m Vatikan und Preußen ein. 1903-06 w a r er Redakteur der „Unitas", des Organs des Verbandes der wissenschaftlichen kath. Studentenvereine, und veröffentlichte schulpolitische Schriften. WERKE: D e r K a m p f f ü r die Schule in Preußen. Köln 1912. D i e Schulfrage. Köln 1913. - Die Schulgesetzgebung in Deutschland. Düsseldorf 1913. - Deutsche L e b e n s f r a g e n . Düsseldorf 1914. H e ß , Mendel, auch Hess, jüdischer Theologe, * 1 7 . 3 . 1 8 0 7 Lengsfeld, t 2 1 . 9 . 1 8 7 1 Eisenach. D e r einer Rabbinerfamilie entstammende H. w a r einer der ersten deutschen Rabbiner, die ein Universitätsstud i u m absolvierten. 1827 wurde er Landesrabbiner des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, b e f ü r w o r t e t e eine extrem-radikale R e f o r m und setzte, trotz Widerstands in seinen G e m e i n d e n , das Regierungsdekret v o m 2 0 . 6 . 1 8 1 3 durch, das den ausschließlichen Gebrauch des Deutschen als Gebetssprache in den Synagogen verlangte. 1839-48 g a b H. die Zeitschrift „ D e r Israelit des 19. Jahrhunderts. Ein M o natsblatt f ü r die Kenntnis des israelitischen Lebens, besonders in religiös-kirchlicher B e z i e h u n g " heraus. WERKE: Predigten, Confirmations-, Trau- und SchulE i n f ü h r u n g s - R e d e n . 3 Sammlungen. Eisenach 1839-48. LITERATUR: Hans-Joachim Schoeps: H., M . In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 10 f.
Hess,
Moses, eigentl. Moritz H., Publizist, Philosoph, Politiker, * 2 1 . 1 . 1 8 1 2 Bonn, f 6 . 4 . 1 8 7 5 Paris. H. trat 1825 in das väterliche Handelskontor in Köln ein, w a n d t e sich 1837 d e m Studium der Philosophie an der Univ. B o n n zu und veröffentlichte im selben Jahr a n o n y m die Schrift Die heilige Geschichte der Menschheit. Von einem Jünger Spinoza 's, in der er - neben Spinoza auch von H e gel beeinflußt - den Weg zu einer künftigen sozialistischen Gesellschaftsordnung als Notwendigkeit der Geschichte darlegte. 1841 gehörte er zu den Begründern der „Rheinischen Z e i t u n g " in Köln, f ü r die er 1 8 4 2 / 4 3 z u s a m m e n mit Karl —»Marx als Redakteur und Korrespondent tätig war, und brachte 1 8 4 5 / 4 6 in Elberfeld die sozialkritische Zeitschrift „Gesellschaftsspiegel" heraus. 1845-48 wirkte H. in den deutschen kommunistischen Gruppen in Brüssel und Paris, arbeitete zunächst mit Marx und Friedrich —> Engels zusammen, die sich aber noch vor 1848 von i h m trennten, f ü h r t e 1 8 5 0 / 5 1 in Genf die Sektion des Bundes der K o m m u n i s t e n (Fraktion Willich-Schapper) und ließ sich 1853 in Paris nieder. Infolge einer 1861 erlassenen Amnestie konnte er wie-
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Hesse der deutschen Boden betreten, wurde 1863 Bevollmächtigter des von Ferdinand —> Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Köln und lebte danach als Korrespondent verschiedener Blätter in Paris. Seit 1869 wandte er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu. H. gilt als Hauptvertreter des sogenannten philosophischen Sozialismus, der die idealistische klassische deutsche und die materialistische Philosophie Feuerbachs für die sozialistische Theorie dienstbar zu machen suchte. Seit der ersten Hälfte der fünfziger Jahre beschäftigte er sich auch mit philosophischen Fragen der Naturwissenschaften. In seinem Werk Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätsfrage (1862) f o r m u lierte H. eine frühe sozialistische F o r m des Zionismus. WEITERE WERKE: Die europäische Triarchie. Leipzig 1841. Amsterdam 1971. - Die letzten Philosophen. Darmstadt 1845. - Jugement dernier du vieux m o n d e social. Genf 1851. - Dynamische Stofflehre. I. Kosmischer Theil. Paris 1877. - Jüdische Schriften. Hrsg. und eingeleitet v. Theodor Zlocisti. Berlin 1905. - Briefwechsel. Hrsg. v. Edmund Silberner. 's-Gravenhage 1959. - Philosophische und sozialistische Schriften 1837-50. Eine Auswahl. Hrsg. und eingeleitet v. Auguste Cornu und Wolfgang M ö n k e . Berlin 1961. Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Horst Lademacher. Köln 1962. - Ökonomische Schriften. Hrsg. v. Detlef Horster. Darmstadt 1972. LITERATUR: E d m u n d Silberner: The works of Μ. Η. An inventory of his signed and a n o n y m o u s publications, manuscripts and correspondence. Leiden 1958. - Horst Stuke: Philosophie der Tat. Studien zur „Verwirklichung der Philosophie" bei den Junghegelianern und den Wahren Sozialisten. Stuttgart 1963, bes. S. 189-244. - Edmund Silberner: Zur H.-Bibliographie. In: Archiv für Sozialgeschichte 6 / 7 ( 1 9 6 6 / 6 7 ) S. 241-314. - T h e o d o r Zlocisti: Μ. H., der Vorkämpfer des Sozialismus und des Zionismus (1821-1875). Berlin 1921. - E d m u n d Silbener: Μ. H. Geschichte seines Lebens. Leiden 1966. - Isaiah Berlin: The life and opinions of Μ . Η. N e w York 1969. - Horst Lademacher: Μ. Η. in seiner Zeit. Bonn 1977. - Shlomo N a ' a m a n : Emanzipation und Messianismus. Leben und Werk des Μ. H. F r a n k f u r t / M a i n 1982. - S h l o m o Avineri: Μ . H., Prophet of c o m m u n i s m and Zionism. N e w York u. a. 1985. - Zvi Rosen: Μ. H. und Karl Marx. Ein Beitrag zur Entstehung der Marxschen Theorie. Hamburg 1983. - Michael Brenner: Η., M. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1705. H e s s e , Ferdinand, Redakteur, Schriftsteller, * 6 . 8 . 1 8 8 2 Braunschweig, t n. e. N a c h einer Tätigkeit als Redakteur in Döbeln 1 9 0 4 / 0 5 und Zittau 1906-17 bereiste H. 1913 als Korrespondent verschiedener Berliner Zeitungen den Balkan, 1922 die Tschechoslowakei und arbeitete 1923-31 als Journalist und Verleger in Hirschberg. Danach wirkte er als freier Schriftsteller, zuletzt in Ebersbach (Sachsen). 1911 gründete H. das Oybiner Waldttheater und im folgenden Jahr das Freilichttheater bei der Stadthalle in Görlitz. Neben Erzählungen und Gedichten schrieb er u . a . die R o m a n e Die weißen Berge (1928) und Der Heimatapostel (1932) sowie das Lustspiel Die Silberhaube (1939).
Hesse,
Hermann Albert, reformierter Theologe, * 2 2 . 4 . 1 8 7 7 Weener, t 2 6 . 7 . 1 9 5 7 Velbert. Nach seiner theologischen Ausbildung (1901 Lie. theol., Tübingen) Pfarrer in Meiderich, B r e m e n und Elberfeld, war H „ Sohn eines K a u f m a n n s , 1918-28 Redakteur der „Reformierten Kirchenzeitung". H. leitete das Reformierte Predigerseminar in Elberfeld, war Dozent an der Theologischen Schule Elberfeld und Moderator des Reformierten Bundes. Während des Kirchenkampfes wurde er in das Drei-MännerKollegium berufen, das im A u f t r a g des Deutschen Evangelischen Kirchen-Ausschusses die evang. Kirche ordnen sollte.
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Unter dem Einfluß Karl Barths w u r d e H. zu einem führenden Mitglied der Bekennenden Kirche. 1943 wurde er zusammen mit seinem Sohn Helmut verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht, w o sein Sohn am 2 4 . 1 1 . 1 9 4 3 ermordet wurde. Seit 1945 war H. maßgeblich a m A u f b a u der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Reformierten Bundes beteiligt. Er veröffentlichte u . a . Dogmenfreies Christentum oder geistliche Bibelgeltung? (1922) und Die Judenfrage in der Verkündigung heute (1948). LITERATUR: T h e o d o r Langenbruch: Η. Α. H. Reformierter Theologe und führender Mann der Bekennenden Kirche. In: Wuppertaler Biographien. 17. Folge. Hrsg. v. Hans Joachim de Bruyn-Ouboter. Wuppertal 1993, S. 85-103. - Sigrid Lekebusch: Die Reformierten im Kirchenkampf. Köln 1994. - Gottfried Abrath: Η., Η. A. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 66. - Hans-Georg Ulrichs: Η., Η. A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1706 f.
Hesse, Johannes, evang. Missionar, * 2 . 6 . 1 8 4 7 Weißenstein (Estland), t 8 . 3 . 1 9 1 6 Korntal bei Stuttgart. H. erhielt seit 1865 eine Ausbildung zum Missionar am Missionshaus in Basel, w u r d e 1868 in Heilbronn zum Missionsprediger ordiniert und trat 1869 seinen Dienst in Indien an. Infolge seines schlechten Gesundheitszustandes mußte H. 1873 seine Tätigkeit a m Predigerseminar in Managulur aufgeben, kehrte in sein Elternhaus zurück und wurde noch im selben Jahre Gehilfe des Leiters des Calwer Verlagsvereins. Seit 1881 war er Herausgeber des „Evangelischen Missionsmagazins" in Basel, w o er auch deutsche Sprache und Literatur a m dortigen Missionshaus unterrichtete. Seit 1886 arbeitete H. wieder beim Calwer Verlagsverein, dessen Leitung er 1893 übernahm. Aufgrund seiner Erblindung mußte er seine Arbeit 1905 aufgeben und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Korntal. H. veröffentlichte u. a. Aus Hermann Gunderts Leben ( 1 8 9 4 , 2 1 9 0 7 ) . Er war der Vater des Schriftstellers H e r m a n n H. WEITERE WERKE: Korntal einst und jetzt. Stuttgart 1910. Sind wir noch Christen? Calw 1914. - Lao-tse, ein vorchristlicher Wahrheitszeuge. Basel 1914. LITERATUR: Erik Thomson: J. H. Ein Missionar aus d e m Baltenland. Metzingen 1957.
Hesse,
M a x Rene, Schriftsteller, Mediziner, * 1 7 . 7 . 1 8 8 5 Wittlich/Mosel, t 1 5 . 1 2 . 1 9 5 2 Buenos Aires. H. studierte Medizin, Rechts- und Geisteswissenschaften, lebte anschließend in Köln und Berlin und war 1910-27 als Arzt in Argentinien tätig. N a c h seiner Rückkehr ließ er sich zunächst in Berlin nieder, übersiedelte 1933 nach Wien und ging 1943 als Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" nach Madrid. 1944 kehrte er nach Argentinien zurück. H. schrieb gesellschaftskritische Romane, u. a. die beiden Zyklen Morath schlägt sich durch/Morath verwirklicht einen Traum (1932-35) und Dietrich Katlenburg (3 Bde., 1937-49). WEITERES WERK: Dietrich und der H e r r der Welt. Berlin 1937. H e s s e , Otto Ernst, Pseud. Michael Gesell, Redakteur, Dramatiker, * 2 0 . 1 . 1 8 9 1 Jeßnitz (Anhalt), t 1 6 . 5 . 1 9 4 6 Berlin. Der Lehrerssohn studierte Philosophie, Geschichte, Literatur und Rhetorik an den Universitäten Freiburg/Breisgau, München und Leipzig, wurde zum Dr. phil. promoviert und war seit 1915 Dozent für Vortrage- und Redekunst an der Univ. Königsberg. 1917 kam H. als Feuilletonredakteur an die „Königsberger Allgemeine Zeitung", ging 1925 in gleicher Stellung zur „Vossischen Zeitung" nach Berlin und war dort seit 1932 Feuilletonchef und Theaterkritiker der „ B . Z . am Mittag". Seit 1941 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, veröffentlichte Gedichte und Erzählungen und machte
Heuberger sich vor allem als Dramatiker einen N a m e n . Zu seinen Werken zählen Komödien wie Der Bigamist (1921) und das Kammerspiel Nordstrand (1927). WEITERE WERKE: Mörderin und Mutter Zeit. Dessau 1914. - Im friderizianischen Potsdam. Berlin 1920. - Lebendige Sprache. Karlsruhe 1926. - Bengalische Zukunft. Berlin 1938. LITERATUR: Ο. Ε. H. Schriftsteller und Dramatiker. In: Dichter in Anhalt. H a l l e / S a a l e 2002, S. 190-192. H e s s e - W a r t e g g , Ernst von, Diplomat, Schriftsteller, * 2 1 . 2 . 1 8 5 4 Wien, t 8. oder 1 9 . 5 . 1 9 1 8 Tribschen bei Luzern. H.-W. war 1891-1918 Konsul der Vereinigten Staaten von Venezuela für die Schweiz, G e h e i m e r Hofrat und Generalkonsul. Er unternahm seit seiner Jugend Reisen in die ganze Welt, die er in zahlreichen volkstümlichen Reiseberichten beschrieb (vielfach in der „Kölnischen Volkszeitung"). H.W . verfaßte u. a. Mexiko, Land und Leute. Reisen auf neuen Wegen durch das Aztekenland (1890). Er war Ehrenmitglied sowie korrespondierendes Mitglied zahlreicher Geographischer Gesellschaften. H.-W. war mit Minnie Hauk verheiratet. WEITERE WERKE: Nord-Amerika. Seine Städte und Naturwunder. 4 Bde., Leipzig 1880. - Tunis. Land und Leute. Wien 1882. - Zwischen Anden und Amazonas. Stuttgart/ Berlin/Leipzig 1914. - Die Wunder der Welt. Stuttgart 1927. H e s s e l , Franz (Siegmund), Pseud. Fürchtegott Hesekiel, Hesekiel, Schriftsteller, * 2 1 . 1 1 . 1 8 8 0 Stettin, t 6 . 1 . 1 9 4 1 Sanary-sur-Mer. Der Sohn eines jüdischen Getreidehändlers und späteren Bankiers studierte Literaturgeschichte an der Univ. München, schloß sich der dortigen literarischen Boheme an und brachte 1904 zusammen mit Franziska zu —»Reventlow den „Schwabinger Beobachter" heraus. 1906 ließ sich H. in Paris nieder, w o er bis 1914 fast ständig lebte, und arbeitete nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1924-33 als Lektor bei Rowohlt in Berlin. W ä h r e n d dieser Zeit entstand der größte Teil seiner literarischen Arbeiten, u. a. Pariser Romanze. Papiere eines Verschollenen (1920, Neuausg. 1985), der Erziehungsroman Heimliches Berlin (1927, Neuausg. 1982), sein bekanntestes Buch Spazieren in Berlin (1929, Neuausg. unter dem Titel Ein Flaneur in Berlin, 1984) sowie eine Reihe kleiner Prosaskizzen. H. trat auch als Übersetzer, u. a. von Stendhal, Balzac und Proust, hervor. 1923 übertrug ihm Ernst Rowohlt die Redaktion und Herausgabe der neu gegründeten literarischen Monatsschrift „Vers und Prosa", die jedoch bereits nach einem Jahr wieder eingestellt wurde. Nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten erhielt er Schreibverbot, war jedoch noch heimlich für Rowohlt tätig und emigrierte 1938 nach Paris. 1940 wurde H. in einem französischen Internierungslager bei Aixen-Provence inhaftiert; er starb nach seiner Freilassung an den Folgen der Lagerhaft in Sanary-sur-Mer. WEITERE WERKE: Verlorene Gespielen. Gedichte. Berlin 1905. - Laura Wunderl. M ü n c h n e r Novellen. Berlin 1908. Neuausg. hrsg. v. Dirk Heißerer. M ü n c h e n 1998. - Der Kramladen des Glücks. R o m a n . F r a n k f u r t / M a i n 1913, 3 " 6 1923. Neuausg. F r a n k f u r t / M a i n 1983. - Von den Irrtümern der Liebenden. Eine Nachtwache. Berlin 1922. Neuausg. München 1969. Paderborn 1994. - Marlene Dietrich. Berlin 1931. Neuausg. Berlin 1992. - Ermunterung z u m Genuß. Kleine Prosa. Hrsg. v. Karin Grund und Bernd Witte. Berlin 1981. - Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hrsg. v. Hartmut Vollmer und Bernd Witte. Oldenburg 1999. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 505. - Jugend eines Flaneurs. F. H. und München. M ü n c h e n 1987. - Letzte Heimkehr nach Paris. F. H. und die Seinen im Exil. Hrsg. v. M a n f r e d Flügge. Berlin 1989. - F. H. Nur was uns anschaut,
sehen wir. Ausstellungsbuch. Erarb. v. Ernest Wichner und Herbert Wiesner. Berlin 1998. - Fran9oise Borie: F. H. un fläneur d e deux rives. Saint-Denis 1999. - Über F. H. Erinnerungen - Porträts - Rezensionen. Hrsg. v. Gregor Ackermann. Oldenburg 2001. H e s s l e i n , Paul (Leonhard), auch Pablo H., Journalist, * 3 0 . 4 . 1 8 8 6 Bamberg, t 3 0 . 6 . 1 9 5 3 Bad Godesberg. H., Sohn eines K a u f m a n n s , studierte Volkswirtschaft, war seit 1920 als Zentrumsabgeordneter Mitglied des sächsischen Landtags, später Generalsekretär der Partei in Sachsen und w u r d e 1927 Vorstandsmitglied und Pressechef des Demokratischen Klubs in Berlin. Er war Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts", Pressechef des Deutschen Beamtenbundes und gab 1929-32 ein eigenes Nachrichtenblatt unter dem Titel „Der Warte- und Ruhestandsbeamte" heraus. Seit 1931 zeichnete H. als Herausgeber der „Wirtschaftspolitischen Information", m u ß t e 1938 emigrieren und ging zunächst nach Großbritannien, 1939 nach Santiago d e Chile, w o er 1 9 3 9 / 4 0 als Angestellter des Dachverbandes d e r chilenischen Wirtschaft tätig war. H. gab die Monatsblätter „Wirtschaftliche Privatinformationen für Chile und Südamerika" (seit 1939) und die „Politischen Briefe" (seit 1944) heraus. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück und w u r d e Redakteur der Südamerika-Ausgabe der „Deutschen Korrespondenz für die Auslandspresse" sowie Herausgeber des „Wirtschaftspolitischen Konjunkturdienstes". H. veröffentlichte u . a . Öffentliche Meinung und Beamtenschaft (1931). LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 292. H e s s l e r , Ferdinand, österr. Physiker, * 2 3 . 2 . 1 8 0 3 Regensburg, t 1 1 . 1 0 . 1 8 6 5 Wien. H. lebte seit 1825 in Wien, studierte an der dortigen Univ. Physik und supplierte seit 1826 Physik und C h e m i e a m Grazer Joanneum. 1828 promoviert, w u r d e er 1830 o . P r o f . der Physik und angewandten Mathematik an der Univ. Graz, 1835 an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag. Seit 1844 war H. Ordinarius a m Polytechnischen Institut in Wien, w o er 1845 die Supplierung der Lehrkanzel f ü r Physik an der Univ. erhielt. Seit 1841 war er Herausgeber der „Enzyklopädischen Zeitung". H. w u r d e 1848 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen A k a d e m i e der Wissenschaften. Er veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der technischen Physik (5 Hefte, 1842-52, 3 1866). H. starb durch Selbstmord. H e u b e r g e r , Jakob, schweizer. Jurist, * 1 2 . 9 . 1 8 4 1 Bozen (Kt. Aargau), t 1 4 . 5 . 1 9 1 2 Aarau. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion ließ sich H. als A n w a l t in Muri nieder, unterrichtete als Rechtskundelehrer an der dortigen Landwirtschaftsschule und redigierte daneben 1870-73 den „Schweizerboten". Später praktizierte er als Rechtsanwalt in Zurzach, Brugg, zuletzt in Aarau. Schon früh Mitglied des Großen Rats und 1 8 8 7 / 8 8 dessen Präsident, w u r d e er 1890 zum Oberrichter in Aarau gewählt und amtierte 1893-95 sowie 1901-03 als Präsident des Obergerichts. H. war als Mitglied und zeitweiliger Präsident der Gesetzgebungskommission des Kantons mit der Vorbereitung der Gesetzesentwürfe befaßt und entwarf u. a. ein neues Strafgesetzbuch ( S t r a f g e setzbuch für den Kanton Aargau, 1892). Seine wichtigsten Publikationen (u. a. Rechtskunde nach dem schweizerischen Zivilgesetzbuch für Kaufleute und Gewerbetreibende, 1912) galten dem Wirtschaftsrecht. H e u b e r g e r , Richard (Franz Joseph), österr. Musiker, Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller, * 1 . 6 . 1 8 5 0 Graz, t 2 8 . 1 0 . 1 9 1 4 Wien. Nach einem Studium an der T H und der Staatsprüfung arbeitete H., Sohn eines Messerschmieds und chirurgischen Instrumentenmachers, als Bahningenieur, wandte sich aber schon 1876 endgültig der Musik zu. Als Dirigent mehrerer
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Heubner Wiener Chöre, Lehrer am Konservatorium (1902-07) und Musikkritiker des „Neuen Wiener Tagblatts", der „Neuen Freien Presse" sowie der „Neuen musikalischen Presse" spielte er eine entscheidende Rolle im Wiener Musikleben um die Jahrhundertwende. H. komponierte Opern, eine Operette ( D e r Opernball, 1898), Ballette, Lieder, Chöre, Suiten und Ouvertüren. Er schrieb u. a. Musikalische Skizzen (1901) und Franz Schubert (1902, 3 1920). WEITERE WERKE: Im Foyer. Gesammelte Essays über die Opernrepertoires der Gegenwart. Leipzig 1901. - Erinnerungen an Johannes Brahms. Tagebuchnotizen aus den Jahren 1875-97. Hrsg. v. Kurt Hoffmann. Tutzing 1971. LITERATUR: Karl M. Pisarowitz: H., R. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 37 f. - Heinz Schöny: R. H. Musikschriftsteller und Komponist. In: Genealogie 33 (1984) S. 1-7. - Andrew Lamb: H„ R. In: NGroveD, Bd. 1 1 , 2 2 0 0 1 , S. 4 6 6 f. - Peter Grunsky: H., R. In: MGG 2 P, Bd. 8, 2002, Sp. 1488-1490. H e u b n e r , Friedrich (Leonhard), Maler, Radierer, Graphiker, * 2 4 . 1 2 . 1 8 8 6 Dresden, t 2 6 . 9 . 1 9 7 4 München. H. war Schüler von Julius —> Diez an der Münchner Kunstgewerbeschule, zeichnete Karikaturen für die Zeitschrift „Jugend" und gehörte der Arbeitsgemeinschaft der „6" an, die eine Erneuerung der Werbegraphik anstrebte. Seine Radierungen wurden seit 1912 auf Ausstellungen in München, Berlin und Dresden gezeigt. 1932-40 Prof. für Freie Graphik an der Nürnberger Staatsschule für angewandte Kunst, lehrte er danach an der Akademie für angewandte Kunst in München. H. illustrierte u.a. Defoes Robinson Crusoe (1922) und Christian Dietrich Grabbes Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (1927). H e u f e l d , Franz, österr. Schriftsteller, Theaterdirektor, * 1 3 . 9 . 1 7 3 1 Insel Mainau/Bodensee, t 2 3 . 3 . 1 7 9 5 Wien. Nach dem Schulbesuch in Konstanz studierte H. seit 1748 Philosophie und Rechtswissenschaften in Wien und arbeitete seit 1754 in verschiedenen Stellungen als Sekretär und Rat. Er schrieb, bearbeitete und übersetzte Schauspiele für das Theater und war Mitarbeiter der Wochenschrift „Die Welt" und der Zeitschrift „Der Mann ohne Vorurteil" und war einige Zeit Theaterdirektor sowie Mitglied der Theaterkommission. H. bearbeitete Stücke von Rousseau und Shakespeare sowie den Roman Tom Jones von Fielding für die deutschsprachige Bühne. Seine Lustpiele (u.a. Die Haushaltung nach der Mode, 1765) gehören zum Wiener Volkstheater. H e u k e l u m , Gerhard van, Politiker, * 1 5 . 1 . 1 8 9 0 Bremerhaven, t 5 . 5 . 1 9 6 9 Bremerhaven. Der gelernte Schiffbauer war seit 1913 in der Gewerkschaftsbewegung tätig; 1922-27 hatte er den Vorsitz des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bremerhaven inne. Seit 1919 Stadtverordneter (SPD) und Stadtrat für Bremerhaven, vertrat er seine Partei 1927-33 in der Bremischen Bürgerschaft. 1924 wurde H. Redakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung „Norddeutsche Volksstimme". Von den Nationalsozialisten mehrmals inhaftiert, zeitweilig auch in Konzentrationslagerhaft, verdiente er sich bis 1945 seinen Lebensunterhalt als Handelsvertreter und Angestellter. A m 2 5 . 5 . 1 9 4 5 wurde H. Bürgermeister und Stellvertreter von Oberbürgermeister Helmuth Koch. Unter H.s Ägide als Oberbürgermeister von Bremerhaven fand der Anschluß Wesermündes (seit 1947 Bremerhaven) an das Land Bremen statt. 1948-59 war er Senator für Gesundheit und Arbeit in Bremen und 1959-63 ehrenamtlicher Stadtrat für Gesundheit in Bremerhaven. H. gehörte auch dem Frankfurter Wirtschaftsrat an. LITERATUR: Burchard Scheper: G. v. H. 1890-1969. In: Niedersächsische Lebensbilder. Hrsg. v. Otto Heinrich M a y / Edgar Kalthoff. Bd. 8. Hildesheim 1978, S. 134-145.
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H e u l e r , Raimund, Komponist, Musiklehrer, Musikschriftsteller, * 2 . 1 1 . 1 8 7 2 Speicherz (Bayern), t 2 5 . 1 1 . 1 9 3 2 Würzburg. H. besuchte das Lehrerseminar und die Musikschule in Nürnberg, unterrichtete drei Jahre in Kitzingen und wurde 1899 Musiklehrer in WUrzburg. Als Leiter einer Zentralmusikschule, Chordirigent und Herausgeber der Zeitschriften „Sonde" und „Allgemeine deutsche Schulgesangsreform" entwickelte er dort in den folgenden Jahrzehnten eine engagierte musikpädagogische und kompositorische Tätigkeit. In Fortbildungskursen für Schulgesangslehrer und mehreren Veröffentlichungen setzte sich H. besonders für die Tonwortmethode von Carl Eitz ein. H. veröffentlichte u. a. Über Reinheit der Tonkunst (1907). WEITERE WERKE: Chorgesangschule zur Heranbildung von Männerchören. Berlin 1918. - Ein neues Schulsingbuch. München 1926. H e u s l e r , Andreas, schweizer. Jurist, * 8 . 3 . 1 8 0 2 Basel, t 1 1 . 4 . 1 8 6 8 Basel. H. studierte seit 1821 in Jena und Tübingen Rechtswissenschaften, wurde 1826 promoviert und kehrte nach zweijährigem Studienaufenthalt in Paris, London und Cambridge in seine Heimatstadt zurück. 1830 zum o. Prof. des römischen Rechts und schweizer. Staatsrechts berufen, verließ er den Lehrstuhl im folgenden Jahr wieder, um als Mitglied des Kleinen Rats die Verantwortung für das Erziehungswesen der Stadt zu übernehmen. 1831 gründete H. die „Basier Zeitung" als politisches Organ der Konservativen. Seit 1850 lehrte er als Ordinarius Bundes- und Kantonalstrafrecht. H. veröffentlichte u.a. Die Rechtsfrage zwischen Schwyz und Habsburg (1839) sowie Die Trennung des Kantons Basel (2 Bde., 1839-42). LITERATUR: Wilhelm Vischer: H., A. In: A D B , Bd. 12, 1880, S. 337-339. - Eduard His: Ratsherr Α. H. und seine Politik in der „Basier Zeitung". In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 28 (1929) S. 249-317. H e u s s , Theodor, Publizist, Politiker, * 3 1 . 1 . 1 8 8 4 Brackenheim, t 1 2 . 1 2 . 1 9 6 3 Stuttgart. Der Sohn eines Regierungsbaumeisters studierte 1902-05 in München und Berlin Nationalökonomie und wurde bei Lujo Brentano mit einer Dissertation über den Weingärtnerstand seiner Heimatstadt Heilbronn promoviert. H., der sich selbst humorvoll als .vergnügten Dilettanten' bezeichnete, führte zeitlebens ausgedehnte Briefwechsel, war literarisch und künstlerisch vielseitig interessiert, ein passionierter Zeichner und Meister des historischen Feuilletons. Angeregt von seinem Vorbild Friedrich —> Naumann, begann er eine journalistische Tätigkeit und wurde 1905 Mitarbeiter an dessen Wochenblatt „Die Hilfe", 1912 Chefredakteur der „Neckar-Zeitung", 1918 in Berlin der von Paul —> Rohrbach begründeten Zeitschrift „Deutsche Politik". Im Kreis um Naumann hatte er seine Frau Elly Heuss-Knapp kennengelernt, die er 1908 heiratete. Ihre Trauung in Straßburg nahm Albert Schweitzer vor. Bereits seit 1903 Mitglied der Freisinnigen Vereinigung, seit 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei, gehörte H. 1918 zu den Begründern der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), für die er 1924-28, 1930-32 und 1 9 3 2 / 3 3 in den Reichstag gewählt wurde. Neben seiner Lehrtätigkeit an der von Ernst - > Jäckh begründeten Deutschen Hochschule für Politik in Berlin war er Geschäftsführer des Deutschen Werkbundes. Obgleich H. in der Schrift Hitlers Weg (1932) eine kritische Analyse der Ursachen und Methoden des Nationalsozialismus vorgelegt hatte, stimmte er am 2 3 . 3 . 1 9 3 3 für das „Ermächtigungsgesetz" Hitlers. Zur Erklärung hat er später auf Informationen Heinrich Brünings Uber dem Zentrum gegebene Zusicherungen der neuen Regierung verwiesen und sich zu der resignierten Überzeugung bekannt, daß der Abstimmung angesichts
Heym der Machtverhältnisse ohnehin keine praktische Bedeutung mehr zugekommen sei. Von den Machthabern noch 1933 aus der Politik verdrängt und 1936 zur A u f g a b e der Chefredaktion der „Hilfe" gezwungen, emigrierte H. nicht wie sein Freund Gustav —» Stolper; er gehörte auch nicht zum aktiven Kern des Widerstandes. Dank der Berufstätigkeit seiner Frau konnte H. im „Dritten R e i c h " als unpolitischer Journalist und freier Schriftsteller überleben. Es entstanden die großen Biographien Naumanns, Anton D o h r n s und Robert Boschs, dem er ebenfalls persönlich verbunden war, sowie kleinere Bücher über Justus von Liebig und H a n s Poelzig. Essays aus dieser Zeit wurden 1947 unter dem charakteristischen Titel Schattenbeschwörung. Randfiguren der Geschichte zusammengefaßt. Nach Kriegsende war H. Kultminister ( 1 9 4 5 / 4 6 ) im Kabinett von Reinhold Maier und Abgeordneter im Landtag Württemberg-Badens (1946-49). Mit der Gründung der Demokratischen Volkspartei/Freien Demokratischen Partei ( D V P / F D P ) gelang ihm die Vereinigung des rechten und linken Flügels des westdeutschen Liberalismus, während die 1947 mit der Bildung der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD) erreichte Verbindung zu den Liberalen in der Sowjetischen Besatzungszone um Wilhelm —»Külz bereits 1948 wieder verloren ging. Im Parlamentarischen Rat hatte H. maßgeblichen Anteil an der Formulierung des Grundgesetzes, vor allem der Präambel und der Grundrechte. A m 1 2 . 9 . 1 9 4 9 wurde er gegen Kurt —»Schumacher zum ersten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt, ein Amt, das H., 1954 ohne Gegenkandidat wiedergewählt, bis 1959 auf eindrucksvolle Weise ausgefüllt und geprägt hat. Besondere Höhepunkte waren seine Staatsbesuche 1958 in Großbritannien, Kanada und den U S A . Nur selten geriet er noch in Konflikte wie bei dem vergeblichen Versuch, das Deutschlandlied durch eine andere Nationalhymne zu ersetzen. Neben d e m gelassenen, jovialen Auftreten, das überall Vertrauen fand, stehen gerade im Jahr 1949 Worte von ambivalenter Wirkung. S o erklärte H., die Deutschen seien 1945 auf tragische, paradoxe Weise „erlöst und vernichtet in einem gewesen". O f t zitiert worden ist die Bemerkung, es gebe zwar keine deutsche .Kollektivschuld', aber eine .Kollektivscham' darüber, daß hier die „kalte Grausamkeit der rationalen Pedanterie" den Holocaust ermöglicht habe. Ausdrücklich wandte sich H. gegen das Recht auf Kriegsdienstverweigerung, denn „die allgemeine Wehrpflicht ist das legitime Kind der Demokratie". I m Unterschied z u m polarisierenden Realpolitiker Konrad Adenauer eine klassische Integrationsfigur, verkörperte H. mit Takt, Kompetenz und W ü r d e die landesväterliche Autorität, so daß Margret —» Boveri schon 1954 feststellen konnte, es sei ihm gelungen, „das Symbol einer Gemeinsamkeit zu werden, an der es so lange gefehlt hat". Dazu trugen seine Liebe zum anekdotischen Detail und seine schwäbische Herkunft bei. „In ihm schien der Dialekt unmittelbar Träger des H u m a n e n " (Theodor W . - » A d o r n o ) . Mit besonderer Sorgfalt widmete sich H. der Pflege kultureller und wissenschaftlicher Traditionen. Er veranlaßte die Wiedererrichtung der Friedensklasse des Ordens Pour le merite, gab zusammen mit Hermann Heimpel und Benno —> Reifenberg die Sammlung Die großen Deutschen heraus und schrieb seine Reden selbst. Es gibt zwar noch keine u m f a s s e n d e H.-Biographie, aber zahlreiche Auswahlbände der Reden und des publizistischen Werks, die Erinnerungen aus der Zeit bis 1933, Korrespondenzen mit seiner Braut, mit K. Adenauer und mit Freunden im In- und Ausland. Sie belegen den weiten Horizont eines Lebens, das über alle politischen Verwerfungen hinweg in seiner Kontinuität die Einheit von Geist und Politik zu wahren vermochte. LITERATUR: Margret B o v e r i / W a l t e r Prinzing: Τ. H. Stuttgart 1954 (Bibliogr.). - Τ. H. Der M a n n , das Werk, die Zeit.
Eine Ausstellung. S t u t t g a r t / M a r b a c h 1967 (Auswahlbibliographie). - Hildegard H a m m - B r ü c h e r / H e r m a n n Rudolph: Τ. H. Eine Bildbiographie. Stuttgart 1983. - Τ. H. Politik und Publizistik. A u f s ä t z e und Reden. Hrsg. v. Martin Vogt. Tübingen 1984. - Jürgen C. Heß: ,Die deutsche L a g e ist ungeheuer ernst g e w o r d e n . ' Τ. H. vor den Herausforderungen des Jahres 1933. In: Jahrbuch zur Liberalismusforschung 6 (1994) S. 65-136. - Reiner Burger: Τ. H. als Journalist. Münster 1999. Michael Matthiesen H e v e s i , Ludwig, Pseud. Onkel Tom, österr. Journalist, Schriftsteller, * 2 0 . 1 2 . 1 8 4 3 H e v e s (Ungarn), f 2 7 . 2 . 1 9 1 0 Wien. Nach medizinischen und philologischen Studien in Wien arbeitete der Arztsohn seit 1866 als Feuilletonredakteur b e i m „Pester L l o y d " und seit 1875 b e i m Wiener „Fremden-Blatt". H.s Bedeutung liegt vor allem in seinem einflußreichen Eintreten für die Malerei der ersten Sezessionisten und des Wiener Jugendstils u m Gustav Klimt. Seine kunstkritischen Aufsätze erschienen z u s a m m e n g e f a ß t als Acht Jahre Secession (1906) und Altkunst - Neukunst (1909). Er schrieb auch Novellen, H u m o r e s k e n und Reisebilder wie Sonne Homers. Heitere Fahrten durch Griechenland und Sizilien (1905). H. starb durch Selbstmord. WEITERE WERKE: N e u e s Geschichtenbuch. Stuttgart 1885. Österreichische Kunst im 19. Jahrhundert. Leipzig 1903. LITERATUR: Philip Nikiaus Ursprung: „Und manche erspriessliche Idee ist aus Feuilletons in Vorlesungen und Handbücher übergegangen . . . " . L a relation entre la critique d e Γ art ä Vienne ä exemple d e L. H. Genf 1989. H e y m , Stefan, eigentl. H e l m u t Flieg, Schriftsteller, * 1 0 . 4 . 1 9 1 3 Chemnitz, f 1 6 . 1 2 . 2 0 0 1 Tel Aviv. H. stammte aus einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e und wurde im September 1931 wegen eines antimilitaristischen Gedichts („Exportgeschäft") in der Chemnitzer „Volksstimme" vom Staatsgymnasium verwiesen. N a c h d e m Abitur an der Heinrich-Schliemann-Schule in Berlin im F r ü h j a h r 1932 begann er ein Studium der Philosophie, Geschichte und Literatur, emigrierte im M ä r z 1933 nach Prag und k a m in Kontakt mit exilierten Autoren und Künstlern wie Wieland —> Herzfelde, John —> Heartfield, F. C. - > Weiskopf und Ernst —> Ottwalt. 1935 floh H. in die U S A , studierte an der University of Chicago Germanistik und machte einen Magisterabschluß mit einer Arbeit über Heinrich —» Heine. Vom Februar 1937 bis z u m Hitler-Stalin-Pakt 1939 war er C h e f redakteur der antifaschistischen N e w Yorker Wochenzeitung „Deutsches Volksecho". Nach dem Schauspiel Die Hinrichtung (1935) und zahlreichen Gedichten mit politisch b e k e n n e n d e m Gestus erschien in der März-Ausgabe der von Bertolt —» Brecht, Lion —»Feuchtwanger und Willi —»Bredel in M o s k a u herausgegebenen Monatszeitschrift „Das Wort" 1937 H.s Stück Gestern - Heute — Morgen. Deutschamerikanisches Festspiel. Der erste Roman Hostages (1942, dt. Der Fall Glasenapp, 1958) wurde wie die Hollywood-Verfilmung ein Bestseller. Die literarische Darstellung bereits der frühen Texte war durch H.s Grundmotiv bestimmt, den „Wunsch, zu wirken [ . . . ] literarisch und politisch". 1943 trat H. in die U S A r m e e ein und war als Sergeant in der Psychologischen Kriegsführung 1944 an der N o r m a n d i e - O f f e n s i v e beteiligt. 1944 publizierte e r d e n Kriegsroman Of Smiling Peace; 1948 folgte The Crusaders (in der D D R : Kreuzfahrer von heute·, 1950, Bundesrepublik: Der bittere Lorbeer, 1950), der zu den ersten gewichtigen Darstellungen des Zweiten Weltkriegs gehörte. In The Eyes of Reason (1951; dt. Die Augen der Vernunft, 1955) war die Tschechoslowakei des Jahres 1948 Schauplatz der Handlung, in der H. über die Familiengeschichte von drei B r ü d e r n die politischen Auseinandersetzungen in den Nachkriegsjahren gestaltete. Mit Golds-
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Heymann borough (1953) kehrte er auf den amerikanischen Schauplatz zurück, stellte den Bergarbeiterstreik von 1 9 4 9 / 5 0 ins Zentrum und zeichnete durch die Verbindung von Politischem und Privatem die sozialen Konfliktlagen unterprivilegierter Schichten nach. H., der sich damals z u n e h m e n d kommunistisch orientierte, verließ 1 9 5 1 / 5 2 die U S A und siedelte in die D D R über. Einschneidend für ihn war dort die Erfahrung des 17. Juni 1953. Er publizierte eine Reihe von Kritiken, Kolumnen ( O f fene Worte. So liegen die Dinge, 1953; Im Kopf - sauber. Schriften zum Tage, 1954) und Reportagen (Forschungsreise ins Herz der deutschen Arbeiterklasse, 1953; Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, 1954). Der R o m a n über den 17. Juni, der 1958 in der D D R nicht erscheinen konnte, w u r d e in seiner Konzeption mehrfach überarbeitet und unter dem Titel 5 Tage im Juni 1974 in der Bundesrepublik veröffentlicht. Hinter der Darstellung stand die Vision eines demokratischen Sozialismus, die er in den R o m a n e n Die Papiere des Andreas Lenz (1963, Bundesrepublik; Lenz oder Die Freiheit, 1965), Lassalle (1969) und Radele (1995) literarisch umsetzte. Durch Erfahrungen in der D D R beeinflußt, brachte H. in Die Schmähschrift oder Königin gegen Defoe (1970) und Der König David Bericht (1972) erneut ein Grundproblem von (,real-sozialistischer') Gegenwart zur Sprache, das Verhältnis von Geist und Macht. Im Erscheinungsjahr des Romans Collin (1979) wurde H. wegen Verstoßes gegen das D D R Devisengesetz verurteilt und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, in den er erst gegen E n d e 1989 wieder aufg e n o m m e n wurde. D e r R o m a n Ahasver (1981, DDR: 1988) erteilte einem erstarrten Denken eine Absage. H. plädierte f ü r ein .Prinzip Lebendigkeit', forderte Veränderung, Dialektik ohne D o g m a und Selbstbestimmung des Individuums. Sein Interesse an einer sozialistischen Utopie unterstrich er auch mit dem R o m a n Schwarzenberg (1984). 1988 erschien H.s Autobiographie Nachruf. H. gehörte zu jenen Persönlichkeiten, die mit der Protestkundgebung auf dem Alexanderplatz am 4. November 1989 den Demokratieprozeß in der D D R einleiteten. Auf der Liste der P D S - obwohl nie Mitglied einer Partei - kandidierte er 1994 für den Bundestag, gewann ein Direktmandat und eröffnete mit einem angefeindeten Redebeitrag als Alterspräsident die 13. Parlamentsperiode. E n d e Oktober 1995 legte H. aus Protest gegen eine geplante Diätenerhöhung der Mitglieder des Bundestages sein Mandat nieder. Neben verschiedenen kritischen Beiträgen über die Bundesrepublik (u. a. Filz. Gedanken über das neueste Deutschland, 1992) schlugen die sehr erfolgreichen Geschichten Immer sind die Weiber weg und andere Weisheiten (1997) und Immer sind die Männer schuld (2002) einen neuen Ton an. H. wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u . a . 1953 mit dem Heinrich-Mann-Preis, 1959 mit d e m Nationalpreis II. Klasse für Kunst und Literatur und 1993 mit dem Jerusalem-Preis für die Freiheit der Menschen in der Gesellschaft. WEITERE WERKE: Tom Sawyers großes Abenteuer. Jugendstück nach Mark Twain in sechs Bildern. Gemeinsam mit Hanus Burger. Berlin 1952. - Die Kannibalen und andere Erzählungen. Leipzig 1953. - Schatten und Licht. Geschichten aus einem geteilten Land. Leipzig 1960. - Atta Troll. Versuch einer Analyse. München 1983. - Märchen für kluge Kinder. M ü n c h e n 1984. - Stalin verläßt den Raum. Politische Publizistik. Hrsg. v. Heiner Henniger. Leipzig 1990. - Der Winter unseres Mißvergnügens. Aus den Aufzeichnungen des O V Diversant. München 1996. - Pargfrider. M ü n c h e n 1998. - Die Architekten. München 2000. LITERATUR: Reinhard Zachau: S. H. M ü n c h e n 1982. M e g Tait: Taking Sides. S. H.s Historical Fiction. Oxford 2001. - A n j a Reuter: Die Frömmigkeit des Zwei-
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fels. Biblisch-messianische Motive und deren sozialkritische Funktion im R o m a n „ A h a s v e r " von S. H. F r a n k f u r t / M a i n 2001. - Hermann Gellermann: S. H. - Judentum und Sozialismus. Berlin 2002. - H a n s W o l f s c h ü t z / M i c h a e l Töteberg: S. H. In: KLG. Carsten Gansei H e y m a n n , Berthold, Politiker, * 2 5 . 7 . 1 8 7 0 Posen, t 6 . 9 . 1 9 3 9 Zürich. Z u m K a u f m a n n ausgebildet, arbeitete H „ Sohn eines Inspektors, als Handlungsgehilfe und wurde früh Mitglied der SPD. 1897 in die Redaktion des Braunschweiger „Volksfreunds" eingetreten, wechselte er 1901 zu der Zeitschrift „Der Wahre J a k o b " in Stuttgart. Dort wurde er 1906 in den württembergischen Landtag gewählt, d e m er 1920-33 ständig angehörte. Von November 1918 bis Juni 1920 leitete H. die Landesministerien f ü r Kultus und Inneres. H. war Mitglied der württembergischen Landesversammlung 1919, des württembergischen Staatsgerichtshofs und des Reichsrats. Seit 1926 war er Mitarbeiter der Stuttgarter „Sonntagspost". N a c h der nationalsozialistischen M a c h t ü b e r n a h m e emigrierte er in die Schweiz. H. war mit der Tochter des Sozialdemokraten Ignaz —> Auer verheiratet. LITERATUR: B H d E , Bd. I , 1980, S. 293. H e y m a n n , Friedrich, Journalist, Schriftsteller, * 2 8 . 8 . 1 8 9 7 Bocholt, t nach 1943 Konzentrationslager Auschwitz. Nach Teilnahme a m Ersten Weltkrieg und Mitgliedschaft in einem Freikorps studierte H. Literatur- und Rechtswissenschaft und wurde zum Dr. jur. promoviert. 1927 trat er als Redakteur in die „Düsseldorfer Lokal-Zeitung" ein, schrieb aber auch für die „Vossische Zeitung". 1933 emigrierte er wegen seiner jüdischen A b s t a m m u n g in das Saargebiet und arbeitete dort f ü r die antinationalsozialistische Zeitung „Westland". 1935 flüchtete H. über Paris in die Niederlande, w o er 1940 von der Gestapo verhaftet wurde. Neben Übersetzungen veröffentlichte er Der Chevalier von Geldern. Eine Chronik vom Abenteuer der Juden (1937, Neuauflage 1963). H. wurde 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. WEITERE WERKE: Das Recht des Londoner Getreidekontraktes und der Krieg. Heidelberg 1923. - Tod oder Taufe. Die Vertreibung der Juden aus Spanien und Portugal im Zeitalter der Inquisition. Hrsg. v. Julius H. Schoeps. F r a n k f u r t / Main 1988. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 293.
Heymel,
Alfred Walter von, Pseud. Spectator Germanicus, Alfred Demel, eigentl. Walter Hayes Misch, Schriftsteller, Verleger, * 6 . 3 . 1 8 7 8 Dresden, t 2 6 . 1 1 . 1 9 1 4 Berlin. H., dessen Vater unbekannt ist, wurde von einem Bremer K a u f m a n n adoptiert. In Bremen in engem Kontakt mit seinem Vetter Rudolf Alexander —> Schröder aufgewachsen, begann er 1898 in München Rechtswissenschaften zu studieren, hörte aber mit größerem Interesse kunstgeschichtliche Vorlesungen. Mit d e m Erreichen der Volljährigkeit konnte er über eine große Erbschaft verfügen, die ihm ein finanziell unabhängiges Leben als Kunstförderer, Verleger und Autor ermöglichte. Seine Lyrik war epigonal, bedeutend dagegen seine Tätigkeit als Verleger und Herausgeber, etwa der Zeitschrift „Die Insel", aus der 1900 der Insel-Verlag hervorging, sowie der „Süddeutschen M o n a t s h e f t e " und des „Hyperion". Befreundet war H. u. a. mit Otto Julius —> Bierbaum, Richard Dehmel, Harry Graf Kessler und H u g o von Hofmannsthal, nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1912 verkehrte er u . a . mit M a x Liebermann, Richard Strauss und Annette Kolb. WERKE: Der Tod des Narzissus. Mit Musik aus Gluck'schen Motiven. Zsgest. v. Felix Mottl. Bremen 1898. - In der Frühe. Gedichte und Sprüche. Bremen 1898. - Ritter Ungestüm. Eine Geschichte. L e i p z i g / B r e m e n 1900.
Hilbig LITERATUR: Gerhard Hay: H „ A. W . v. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 91. - T h e o Neteler: Verleger und Herrenreiter. Das ruhelose Leben des A. W . H. Göttingen 1995. - Briefwechsel mit A. W. H. 1900-14. Hrsg. v. Werner Volke. F r e i b u r g / Breisgau 1998. H e y n e , Christian Gottlob, klassischer Philologe, Bibliothekar, * 2 5 . 9 . 1 7 2 9 Chemnitz, t 1 4 . 7 . 1 8 1 2 Göttingen. Nach juristischen und altphilologischen Studien an der Univ. Leipzig wurde der Sohn eines Leinewebers 1752 promoviert und trat 1753 als Kopist in die Brühische Bibliothek in Dresden ein. Dort traf er mit Johann Joachim Winckelmann zusammen, von dessen Kunsttheorie er sich j e d o c h bald abkehrte, und machte in den folgenden Jahren mit Editionen von Tibull und Epiktet auf sich aufmerksam. In den Wirren des Siebenjährigen Kriegs verlor H. 1757 seine Stellung und arbeitete als Hofmeister und Gelegenheitsübersetzer, bis er 1763 als Nachfolger von Johann Matthias Gesner zum Prof. der Poesie und Beredsamkeit, Direktor des Philologischen Seminars und Bibliothekar der Universitätsbibliothek nach Göttingen berufen wurde. Seit 1770 auch Sekretär der Göttinger Akademie und Redaktor der „Göttinger gelehrten Anzeigen", trug er wesentlich zum Ruf der jungen Universiät bei. Unter seiner Leitung wuchs die Bibliothek auf etwa 200 000 B ä n d e an. Unter H. wurde durch benutzerfreundliche Organisation in Göttingen die m o d e r n e Bibliotheksentwicklung eingeleitet. Als einer der bedeutendsten klassischen Philologen seiner Zeit gab er mit seinen vor allem auf textliche Authentizität gerichteten Editionen antiker Werke der geistigen B e w e g u n g des N e u h u m a n i s m u s entscheidende Anstöße; sein reiches Werk umfaßt auch ausgedehnte Korrespondenzen und zahlreiche Rezensionen für den „Anzeiger". Mit seinen Archäologie-Vorlesungen (seit 1767) verankerte H. die neue Disziplin an der Universität. LITERATUR: C. G. H. zum 250. Geburtstag. Sechs akademische Reden. Göttingen 1981. - Fee-Alexandra Haase: C. G. H. (1729-1812). Ein begriffsgeschichtlicher Beitrag zur Philologie im 18. Jahrhundert zur wissenschaftlichen Kritik. In: Aufklärung und Kritik 7 (2000) Heft 2, S. 135-145.
H e y n i c k e , Kurt, Schriftsteller, * 2 0 . 9 . 1891 Liegnitz (Schlesien), t 1 8 . 3 . 1 9 8 5 Merzhausen bei Freiburg/Breisgau. Aus einer Arbeiterfamilie stammend, war H. nach dem Volksschulbesuch als Handlungsgehilfe und Bank- und Versicherungsangestellter tätig und n a h m am Ersten Weltkrieg teil. Herwarth —»Waiden veröffentlichte im „ S t u r m " erste Gedichte von H. 1917 erschien die Gedichtsammlung Rings fallen die Sterne. Für seinen dritten Gedichtband Das namenlose Angesicht (1919) erhielt er den Kleist-Preis. Die expressionistische Lyrik des j u n g e n H., die der charakteristischen provokativen Elemente des Stils entbehrte, war geprägt von pantheistischer, anthroposophischer Weltfrömmigkeit. In den zwanziger Jahren arbeitete H. als Dramaturg in Düsseldorf, seit 1932 bei der U f a in Berlin. 1943 zog er sich in den Schwarzwald nach Merzhausen zurück. H. schrieb Hörspiele und Drehbücher für Film, Funk und Fernsehen und erlangte mit Komödien, alemannischen Volksstücken und heiteren Romanen Popularität. 1969 erschien der Gedichtband Alle Finsternisse sind schlafendes Licht. WEITERE WERKE: D e r Kreis. Berlin 1920. - Der Weg zum Ich. Prien 1922. - Herz, w o liegst du im Quartier? Stuttgart 1938. - Rosen blühen auch im Herbst. Stuttgart 1942. - Das lyrische Werk. 2 Bde., Worms 1974. LITERATUR: Alles Gelebte ist Leihgab. Κ. H. zum 90. Geburtstag. Hrsg. v. Ulrich Keicher und Werner F. Bonin. Leonberg 1981. - Wolfgang Heidenreich: Der letzte einer Generation. In: Freiburg. A l m a n a c h 37 (1986) S. 7-9.
H e y s s l e r , Moritz, österr. Jurist, * 2 5 . 1 0 . 1 8 1 4 Wien, t 2 1 . 3 . 1 8 8 2 Wien. H. studierte 1832-36 Rechtswissenschaften in Wien, trat 1837 als Konzeptspraktikant in die H o f - und niederösterreichische Kammerprokuratur ein und w u r d e 1838 promoviert. Seit 1845 Prof. des Vernunft- und österr. Kriminalrechts am Wiener Theresianum, erhielt er 1849 einen Lehrauftrag f ü r Enzyklopädie, M e t h o d o l o g i e und Rechtsphilosophie an der Univ. und w u r d e dort 1864 o . P r o f . der Rechtsphilosophie. In der Revolutionszeit 1 8 4 7 / 4 8 redigierte er die „Wiener Zeitung", später war er Vizepräsident der Staatsprüfungskommission und Mitglied des Reichsgerichts und gehörte dem Unterrichtsrat an. H. veröffentlichte u. a. ein Handbuch für die Geschworenen im österreichischen Strafverfahren (1850) und Das Civilunrecht und seine Formen. Zur Theorie des juristischen Unrechts (1870). LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 311. H i c k e l , (J.) Karl, österr. Schriftsteller, Dramaturg, * 1 1 . 9 . 1 8 1 1 B ö h m e n , t 2 8 . 9 . 1 8 5 5 Wien. N a c h dem Besuch des G y m n a s i u m s in Wien schlug H. zunächst die militärische L a u f b a h n ein und war 1831-36 Kadett bzw. Kürassierleutnant unter J o h a n n J o s e p h Wenzel Graf Radetzky. Später wandte er sich dem Theater zu, w u r d e Dramaturg a m Ständischen Theater in Prag, w o er die schöngeistige Zeitung „Der Salon" gründete, und ging 1852 in gleicher Stellung an das Theater in der Josefstadt in Wien. H. schrieb lyrische und dramatische Gelegenheitsdichtung, u . a . Österreichische Kaiserlieder (1855). H i l b e r s h e i m e r , Ludwig, Architekt, * 1 4 . 9 . 1 8 8 5 Karlsruhe, f 6 . 5 . 1 9 6 5 Chicago. N a c h dem Architekturstudium an der T H Karlsruhe 1906-11 war H. als freier Architekt in Berlin und 1920-26 als Kunstkritiker der „Sozialistischen M o n a t s h e f t e " tätig. 1924 Schloß er sich der Architekturvereinigung „Der Z e h n e r r i n g " an, die sich seit 1926 „Der R i n g " nannte. Seit 1925 gehörte H. dem Deutschen Werkbund an, lehrte seit 1929 am Bauhaus in Dessau und befaßte sich vor allem mit Städteplanung. 1933 wurde er entlassen, arbeitete wieder als freier Architekt in Berlin und emigrierte 1938 in die U S A , w o er Prof. der Stadt- und Regionalplanung am Illinois Institute of Technology in C h i c a g o wurde. Seit 1955 war er Direktor des Chicago Department of City and Regional Planning. Z u seinen wenigen Bauten gehört ein H a u s der Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927). H. vertrat eine sozial ausgerichtete Städteplanung, die er in seinen zahlreichen Publikationen (u. a. Großstadtarchitektur, 1927; Internationale neue Baukunst 2 1928) darlegte. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 508. H i l b i g , Klaus, Redakteur, Funktionär, * 1 0 . 2 . 1 9 3 0 Leipzig, f 1 6 . 3 . 1 9 8 6 Berlin. H., Sohn eines Hufschmieds und einer Arbeiterin, studierte bis 1951 in Jena. 1951-60 war er C h e f r e d a k t e u r von „Der Junge Pionier" bzw. „Die T r o m m e l " , 1 9 6 0 / 6 1 Aspirant am Institut für Gesellschaftswissenschaften beim SEDZentralkomitee und 1962-65 Aspirant an der A k a d e m i e für Gesellschaftswissenschaften des Zentralkomitee der K P d S U in Moskau. Zwischenzeitlich w u r d e er zum Dr. phil. promoviert ( D a s sittliche Ideal in der marxistisch-leninistischen Ethik). 1965-72 war H. Chefredakteur des „ F o r u m s " und 1969-72 Mitglied der Zentralen Parteileitung im Verlag Junge Welt. 1972 wurde er Bereichsleiter und 1974 Chefredakteur für Kulturpolitik beim D D R - F e r n s e h e n ; 1 9 7 5 / 7 6 war er Mitglied der Zentralen Parteileitung und Mitglied des Staatlichen Komitees f ü r Fernsehen. W ä h r e n d seiner Tätigkeit als Chefredakteur begründete H. u. a. das „Kulturmagazin". Nach einem Wechsel an die Parteihochschule „Karl M a r x " beim SED-Zentralkomitee leitete er 1 9 8 4 / 8 5 die Publikationsabteilung. H. veröffentlichte u. a. Was ist das - der
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Hildebrand Klassenstandpunkt? (1968). 1975 erhielt er den Kunstpreis der FDJ und 1979 den Vaterländischen Verdienstorden. LITERATUR: Bernd-Rainer B a r t h / U l r i k e Schuster: Η., K. In: Wer war wer in der D D R ? , 2001, S. 357 f. H i l d e b r a n d , Dietrich von, Pseud. Peter Ott, Philosoph, * 1 2 . 1 0 . 1 8 8 9 Florenz, t 2 6 . 1 . 1 9 7 7 New Rochelle (New York, U S A ) . Der Sohn des Bildhauers Adolf von H. studierte Philosophie an den Universitäten M ü n c h e n und Göttingen (u. a. als Schüler E d m u n d Husserls) und wurde 1913 zum Dr. phil. promoviert (Die Träger des Sittlichen innerhalb der Handlung). 1914 konvertierte er vom jüdischen zum kath. Glauben. 1918-24 lehrte er als Privatdozent (Habilitationsschrift: Sittlichkeit und ethische Werterkenntnis, 1921, 3 1982), 1924-33 als a . o . P r o f . der Philosophie an der Univ. München. 1933 ging er als entschiedener politischer Gegner der Nationalsozialisten nach Österreich, w a r Mitbegründer der Wochenzeitschrift „Der Christliche Ständestaat" und w u r d e Honorarprofessor an der Univ. Salzburg. 1935-38 lehrte H. als o. Prof. an der Univ. Wien, trat häufig als Redner auf legitimistischen politischen Veranstaltungen auf und emigrierte nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich über die Tschechoslowakei nach Frankreich, w o er 1 9 3 9 / 4 0 a . o . P r o f . am Institut Catholique in Toulouse war. 1940 übersiedelte er in die U S A und war von 1941 bis zu seiner Emeritierung 1960 Prof. an der F o r d h a m University in N e w York. Überzeugt von der Existenz und Erkennbarkeit der objektiven Wahrheit, entwickelte H. eine an Max Scheler orientierte, christlich-katholisch geprägte materielle Wertethik. Er war ein Verfechter der Phänomenologie im Sinne Adolf Reinachs und Alexander Pfänders, Gegner des späten Husserl und aller Transzendentalphilosophie. H. veröffentlichte u . a . Christian ethics (1953, 2. Aufl. unter dem Titel Ethics, 1972; dt. Christliche Ethik, 1 9 5 9 , 2 1 9 7 3 ) , True morality and its counterfeits (mit Alice Jourdain, 1955; 2. Aufl. unter dem Titel Morality and situation ethics, 1966; dt. Wahre Sittlichkeit und Situationsethik, 1957, 2 1973) und What is philosophy? ( 1 9 6 0 , 2 1 9 7 3 ; dt. Was ist Philosophie?, 1976). WEITERE WERKE: Metaphysik der Gemeinschaft. Augsburg 1930. Regensburg 2 1955. - Die Umgestaltung in Christus. Über christliche Grundhaltung. E i n s i e d e l n / K ö l n 1940, 4 1955. - Die Menschheit am Scheideweg. Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Hrsg. v. Karla Mertens. Regensburg 1955. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. der Dietrich von Hildebrand Gesellschaft. 10 Bde., Regensburg/Stuttgart 1971-84. - D. v. H. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 2. H a m b u r g 1975, S. 77-127. - Memoiren und Aufsätze gegen den Nationalsozialismus. 1933-1938. Hrsg. v. Ernst Wenisch. Mainz 1994. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 295. - Adolf Preis: D. v. H. Bibliographie 1989. [Liechtenstein] 1989. - Wahrheit, Wert und Sein. Festgabe f ü r D. v. H. z u m 80. Geburtstag. Hrsg. v. Balduin Schwarz. Regensburg 1970. Damian P. Fedoryka: D. v. H.s Philosophie der Person. Salzburg 1970. - Josef Seifert: D. v. H. (1889-1977) und seine Schule. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M . Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u . a . 1990, S. 172-200. - Ders.: D. v. H. und die Philosophie der Gegenwart. Stuttgart 1990. - A l d o Vendemiati: Fenomenologia e realismo. Introduzione al pensiero di D. v. H. Napoli 1992. - Truth and value. The philosophy of D. ν. Η. (= Aletheia 5). Bern u. a. 1992. - Josef Seifert (Hrsg.): D. v. H.s Kampf gegen den Nationalsozialismus. Heidelberg 1998.
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H i l d e b r a n d , Rudolf, Germanist, Pädagoge, * 1 3 . 3 . 1 8 2 4 Leipzig, t 2 8 . 1 0 . 1 8 9 4 Leipzig. Der Sohn eines Schriftsetzers studierte Philologie an der Univ. Leipzig und war 1848 in der Redaktion der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" tätig, bevor er im selben Jahr eine Stelle als Gymnasiallehrer an der Thomasschule antrat, die er bis 1868 innehatte. Daneben war er Mitarbeiter und zeitweiliger Leiter des Deutschen Wörterbuchs der Brüder G r i m m . 1869 wurde H. z u m a. o., 1874 zum o . P r o f . f ü r neuere deutsche Literatur und Sprache an der Univ. Leipzig ernannt. Mit seiner 1867 erschienenen Schrift Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt wirkte er richtungweisend für die Erneuerung des Deutschunterrichts. 1887 gründete er mit Otto Lyon die „Zeitschrift f ü r den deutschen Unterricht", die später unter dem Titel „Zeitschrift f ü r Deutschkunde" erschien. H. gilt als der Begründer der Wortkunde. LITERATUR: Forschungen zur deutschen Philologie. Festgabe f ü r R. H. Leipzig 1894. - Georg Berlit: R. H. Ein Erinnerungsbild. Leipzig 1895. - Richard M . Meyer: H., R. In: A D B , Bd. 50, 1905, S. 322-327. - Erich Westermann: Grundlinien der Welt- und Lebensanschauung R. H.s. Jena 1912. - R. H. Sein Leben und Wirken. Hrsg. v. Zentralinstitut für Erziehung und U n t e m c h t . Langensalza 1924. H e d w i g Hildebrand: Persönliche Erinnerungen an unseren Vater. Langensalza 1932. - Brigitte Mehrens: R. H. als Germanist. Ann Arbor, Michigan 1969. H i l d e n b r a n d t , Fred, eigentl. Alfred H „ Pseud. Hermann T h i m m e r m a n n , Journalist, Schriftsteller, * 2 7 . 4 . 1 8 9 2 Stuttgart, t 4 . 3 . 1 9 6 3 Koblenz. Ursprünglich Volksschullehrer, k a m H. nach einer Verw u n d u n g im Ersten Weltkrieg als Feuilletonredakteur zu den . f r a n k f u r t e r Nachrichten" und war anschließend bei den „Braunschweiger Neuesten Nachrichten" tätig. 1921-32 hatte er die Leitung des Feuilletons des „Berliner Tageblatts" inne. 1925 veröffentlichte er eine Sammlung seiner Feuilletons unter dem Titel Tageblätter und arbeitete später als freier Schriftsteller. Unter P s e u d o n y m erschien u. a. eine Reihe heroischer Erlebnisberichte über den Ersten Weltkrieg. Später schrieb H. für die Wehrmacht und soll auch f ü r Parteiblätter der Nationalsozialisten tätig gewesen sein. Nach d e m Zweiten Weltkrieg lebte er in ärmlichen Verhältnissen in F r a n k f u r t / M a i n und verfaßte populärwissenschaftliche Artikel. Seine Memoiren Ich soll dich grüßen von Berlin. Erinnerungen 1922-32 erschienen postum 1966 ( 7 1990). WEITERE WERKE: Kleine Chronik. Gesammelte Aufsätze. P o t s d a m / B e r l i n 1926. - Großes schönes Berlin. Berlin 1928. - Tänzerinnen der Gegenwart. Z ü r i c h / L e i p z i g 1931. H i l d e s h e i m e r , Israel, auch Esriel H., jüdischer Theologe, * 1 1 . 5 . 1 8 2 0 Halberstadt, t 1 2 . 6 . 1 8 9 9 Berlin. H. besuchte seit 1835 die Talmudhochschule des Rabbiners Jakob —»Ettlinger in Altona, studierte seit 1840 Philosophie und semitische Philologie an den Universitäten Berlin und Halle und wurde 1844 zum Dr. phil. promoviert. Anschließend w a r er Sekretär der jüdischen Gemeinde Halberstadt, k a m 1851 als Rabbiner nach Eisenstadt (Burgenland) und gründete dort eine Rabbinerlehranstalt, an der auch allgemeine Fächer unterrichtet wurden. 1869 folgte H. einem Ruf in gleicher Stellung an die orthodoxe Gemeinde Adass Jisroel nach Berlin. 1870 gründete er dort die Wochenschrift „Die Jüdische Presse" (mit Gustav - » Karpeles) und 1873 ein Rabbinerseminar zur Ausbildung orthodoxer Rabbiner, als dessen Rektor er bis zu seinem Tod wirkte. Auch hier wurden neue Studienfächer wie hebräische Grammatik, jüdische Geschichte, Religionsphilosophie und Homiletik aufgen o m m e n . H. gehörte neben Samson Raphael —»Hirsch und Marcus —» Lehmann zu den Neubegründern der Orthodoxie.
Hiller WERKE: Gesammelte Aufsätze. F r a n k f u r t / M a i n 1923. Rabbiner Ε. H. Briefe. Hrsg. v. Mordechai Eliav. Jerusalem 1965.
LITERATUR: Mathilde Uhlirz: Η., I. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 134 f. - David Ellenson: Rabbi Ε. H. and the creation of modern orthodoxy. Tuscaloosa, A l a b a m a 1990. - Andreas Brämer: Η., E. In: R G G 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1735. H i l f e r d i n g , Rudolf, Pseud. Richard Kern, Politiker, Nationalökonom, Publizist, * 1 0 . 8 . 1 8 7 7 Wien, t 1 1 . 2 . 1 9 4 1 Paris. Nach seiner Promotion zum Dr. med. an der Univ. Wien war der Kaufmannssohn 1901-07 als Kinderarzt in seiner Heimatstadt tätig. H „ der bereits in seiner Jugend in enger Beziehung mit führenden österr. Sozialisten stand, gab 1904-23 mit M a x —> Adler die „Marx-Studien" heraus. Seit 1902 veröffentlichte er Beiträge in der „Neuen Zeit", w u r d e 1906 Lehrer an der sozialdemokratischen Parteischule in Berlin, mußte diese Stellung j e d o c h wegen der Ausweisungsandrohung der preuß. Polizei wieder aufgeben und arbeitete danach als Redakteur des „Vorwärts". In seinem Hauptwerk Das Finanzkapital (1910, Neudr. 1968) deutete H. den Imperialismus als Spätphase des Kapitalismus und beeinflußte damit maßgeblich die Imperialismustheorie Lenins. 1916-18 Feldarzt, Schloß er sich nach dem Ersten Weltkrieg als deutscher Staatsbürger der U S P D an und war bis 1922 Chefredakteur ihrer Zeitschrift „Freiheit". Seit 1922 gehörte H. der SPD an, amtierte 1923 und 1928-29 als Reichsfinanzminister und war 1924-33 Reichstagsabgeordneter sowie Herausgeber der theoretischen Zeitschrift „Die Gesellschaft". 1925 verfaßte er mit Karl —> Kautsky das Heidelberger Programm. 1933 emigrierte H. nach Zürich, war 1933-36 Redakteur der in Karlsbad erscheinenden „Zeitschrift f ü r Sozialismus" und ging 1938 nach Paris, w o er unter P s e u d o n y m f ü r den „Neuen Vorwärts" schrieb. Nach seiner Flucht vor den deutschen Truppen nach Südfrankreich wurde H. von der französischen Polizei an die Gestapo ausgeliefert und kam im Pariser Gestapo-Gefängnis La Sante unter ungeklärten Umständen zu Tode. LITERATUR: Alex Möller: I m Gedenken an Reichsfinanzminister R. H. Bonn 1971. - M i n o r a Kurata: R. H. Bibliographie seiner Schriften, Artikel und Briefe. In. Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 10 (1974) S. 328-346. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 295 f. - Walter Euchner: R. H. (1877-1941). Kühne Dialektik und verzeifeltes Zaudern. In: Peter L ö s c h e / Michael S c h o l i n g / F r a n z Walter (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 170-192. - M.d.R., 3 1994, S. 204-206. - F. Peter Wagner: R. H. theory and politics of democratic socialism. Atlantic Highlands 1996. - William Smaldone: R. H. Tragödie eines deutschen Sozialdemokraten. Bonn 2000. H i l g a r d , Heinrich, später Henry Villard, Journalist, Unternehmer, * 1 0 . 4 . 1 8 3 5 Speyer, t 1 2 . 1 1 . 1 9 0 0 Thorwood, Dobbs Ferry on H u d s o n (New York). H., dessen Vater Präsident des Bezirksgerichts in Zweibrücken, dann Rat am Oberappellationsgericht in München war, begann das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Würzburg und ging 1853 o h n e Wissen seiner Eltern nach Amerika, w o er zunächst als Gerichts- und Kanzleidiener tätig war. 1856 wandte er sich dem Journalismus zu und arbeitete als Redakteur und Korrespondent deutschsprachiger Zeitungen. 1864 gründete H. die Nachrichtenagentur Chicago Daily Tribüne und war weiterhin als Korrespondent in Washington und Boston tätig, bevor er sich als Sekretär der American Social Science Association dem Studium des öffentlichen und korporativen Finanzwesens, der Banken und des Eisenbahnwesens zuwandte. In den folgenden Jahren vermittelte er als Manager und Repräsen-
tant selbstgegründeter oder ü b e r n o m m e n e r Eisenbahngesellschaften vorwiegend deutsches Kapital in amerikanische U n ternehmen und hatte seit 1 8 8 0 / 8 1 die Kontrolle über die Northern Pacific. H. gründete ferner die Oregon Improvement C o m p a n y , resignierte in der allgemeinen Krise 1883-85 als Präsident der von ihm gegründeten Gesellschaften, lebte 1884-86 in Berlin und kehrte 1886 im A u f t r a g deutscher Banken in die U S A zurück, w o er seine f r ü h e r e Stellung bald wiedererlangte. 1893 zog sich H. ganz von seinen Geschäften zurück. WERKE: A j o u r n e y to Alaska. N e w York 1899. - JugendErinnerungen, 1835-1853. N e w York 1902. - Lebenserinnerungen. Ein Bürger zweier Welten. 1835-1900. Berlin 1906. LITERATUR: Martin Schumacher: Η., H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 139 f. - Alexandra Villard de Borchgrave: Villard. The life and times of an American titan. N e w York 2001. H i l l a r d , Gustav, eigentl. G. Steinbömer, Dramaturg, Kritiker, Schriftsteller, * 2 4 . 2 . 1881 Rotterdam, t 3 . 7 . 1 9 7 2 Lübeck. Der Sohn eines deutschen K a u f m a n n s übersiedelte als Schüler nach Lübeck, schlug nach dem Abitur 1900 die Offizierslaufbahn ein und gehörte bis zum E n d e des Ersten Weltkriegs dem Großen Generalstab an, zuletzt als M a j o r . 1918 folgte H. einem Ruf M a x Reinhardts als D r a m a t u r g und Direktionsstellvertreter an das Deutsche Theater in Berlin, w o er sein vor d e m Krieg begonnenes S t u d i u m der Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und Archäologie 1924 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß. H. war Dozent an Reinhardts Schauspielschule und an der LessingHochschule in Berlin. Seit 1950 lebte er als freier Schriftsteller in Lübeck. H. veröffentlichte Literatur- und Theaterkritiken, Essays und Vorträge (u. a. in den „Neuen Deutschen H e f t e n " und im „Merkur"), ferner eine Reihe von N o vellenbänden, darunter Der Smaragd (1948). 1954 erschien seine Autobiographie Herren und Narren der Welt. WEITERE WERKE: Politische Kulturlehre. H a m b u r g 1933. Soldatentum und Kultur. Hamburg 1936. - D e r Brand im Dornenstrauch. H a m b u r g 1948. - Recht auf Vergangenheit. Hamburg 2 1970. LITERATUR: G. H. Bibliographie. Eingel. v. Klaus Matthias und Eduard R o s e n b a u m . H a m b u r g 1970. - Hesperus. Festschrift f ü r G. H. Steinbömer zum 90. Geburtstag. H a m b u r g 1971. H i l l e r , Ferdinand von, Komponist, Dirigent, Musiker, * 2 4 . 1 0 . 1 8 1 1 F r a n k f u r t / M a i n , f 1 1 . 5 . 1 8 8 5 Köln. H., Sohn eines K a u f m a n n s , gab mit zehn Jahren sein erstes öffentliches Konzert, studierte seit 1825 bei J o h a n n N e p o m u k H u m m e l in Weimar, den er 1827 nach Wien begleitete, und veröffentlichte dort seine erste Komposition, ein Klavierquartett. Anschließend kehrte er in seine H e i m a t stadt zurück, Schloß Freundschaft mit Felix M e n d e l s s o h n Bartholdy und lebte 1828-35 als erfolgreicher Pianist in Paris. 1 8 3 6 / 3 7 war H. als Dirigent in F r a n k f u r t / M a i n tätig, wirkte seit 1839 a m G e w a n d h a u s in Leipzig und ü b e r n a h m 1 8 4 3 / 4 4 die Leitung der Gewandhauskonzerte. Später dirigierte er in Dresden u. a. die Liedertafel, w u r d e 1847 städtischer Kapellmeister in Düsseldorf und ging 1850 in gleicher Stellung nach Köln, w o er zudem bis 1884 dem Konservatorium vorstand. 1 8 5 2 / 5 3 leitete er das Theatre Italien in Paris. Zwischen 1853 und 1883 hatte H., der der N e u d e u t s c h e n Schule gegenüber abgeneigt war, elf Mal die Leitung der Niederrheinischen Musikfeste inne. Er war Mitarbeiter der „Kölnischen Zeitung", Musikschriftsteller und schuf ein umfangreiches kompositorisches Werk, darunter Klavierstücke, sechs Opern (u. a. Romilda, Uraufführung 1839 in Mailand) und das 1840 uraufgeführte Oratorium Die Zerstörung Jerusalems.
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Hiller WEITERE WERKE: Die Musik und das Publicum. Köln 1864. - Ludwig van Beethoven. Gelegentliche Aufsätze. Leipzig 1871. - Musikalisches und Persönliches. Leipzig 1876. - Künstlerleben. Köln 1880. - Erinnerungsblätter. Köln 1884. LITERATUR: Reinhold Sietz: Aus F. H.s Briefwechsel. 7 Bde., Köln 1965-70. (Bd. 5: Beiträge zu einer Biographie). - Rudolf Bockholdt: H „ F. v. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 152 f. - Gerhard Puchelt: F. H. Zu seinem 100. Todestag am 10. Mai 1985. In: Musica 39 (1985) S. 259-264. - Ursula Kramer: „Bier, Rheinwein und viel zu essen." Giuseppe Verdi und seine Beziehung zu Deutschland. Die Freundschaft mit F. H. In: Festschrift Christoph-Hellmut Mahling zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Axel Beer, Kristina PfaiT und Wolfgang Ruf. Bd. 1. Tutzing 1997, S. 701-720. - Reinhold Sietz/Matthias Wiegandt: H., F. In: N G r o v e D , Bd. 11, *2001, S. 509-511. - Klaus Wolfgang Niemöller: H „ F. In: M G G 2 P , Bd. 8, 2002, Sp. 1581-1587. H i l l e r , Kurt, Publizist, Schriftsteller, * 1 7 . 8 . 1 8 8 5 Berlin, t 1 . 1 0 . 1 9 7 2 Hamburg. H. studierte seit 1903 Rechtswissenschaften und Philosophie in Freiburg/Breisgau und Berlin und wurde 1908 in Heidelberg promoviert. Anschließend ließ er sich als freier Schriftsteller in seiner Heimatstadt nieder, wurde Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften (u.a. „Pan", „Die Weltbiihne", „Die Aktion", „Neue Rundschau") und gehörte 1909 zu den Gründern des „Neuen C l u b s " in Berlin, aus dem 1911 das literarische Kabarett „ G n u " hervorging. 1912 veröffentlichte H. die erste expressionistische Anthologie Der Kondor, gründete 1913 die Zeitschrift „Die Weisheit der Langweile" und w u r d e Wortführer eines radikalen Pazifismus sowie Mitbegründer des literarischen Aktivismus, dessen Publikationsorgan „Das Ziel. Jahrbücher f ü r geistige Politik" er 1916-24 herausgab. Seit 1920 war er Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft, amtierte 1926-33 als Präsident der Gruppe revolutionärer Pazifisten und arbeitete bis zu ihrem Verbot f ü r die „Weltbühne". 1933 wurde H. von den Nationalsozialisten verhaftet, im Konzentrationslager Brandenburg fast zu Tode geprügelt und floh 1934 nach Prag, w o er für die „Neue Weltbühne" tätig war. Seit 1938 lebte H. im Londoner Exil, kehrte 1955 nach Deutschland zurück und ließ sich in H a m b u r g nieder. 1956 gründete er den Neusozialistischen Bund. Seine zweibändige Autobiographie Leben gegen die Zeit erschien 1969-73. WEITERE WERKE: Taugenichts - Tätiger Geist - T h o m a s Mann. Eine Antwort von Κ. H. Berlin 1917. - Aufbruch zum Paradies. M ü n c h e n 1922. - Verwirklichung des Geistes im Staat. Leipzig 1925. - D e r Sprung ins Helle. Leipzig 1932. Profile. Prosa aus einem Jahrzehnt. Paris 1938. - K ö p f e und Tröpfe. Profile aus einem Vierteljahrhundert. H a m b u r g / Stuttgart 1950. - Radioaktiv. Reden 1914-64. Wiesbaden 1966. LITERATUR: Horst H. W. Müller: Κ. H. Hamburg 1969. Lewis D. Wurgaft: T h e activista. Κ. H. and the politics of action on the G e r m a n left 1914-1933. Philadelphia 1977. Juliane Habereder: Κ. H. und der literarische Aktivismus. Zur Geistesgeschichte des politischen Dichters im frühen 20. Jahrhundert. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Κ. H. Z u m 100. Geburtstag am 17. August 1985. Fulda 1985. - Κ. H. Ein Leben in Hamburg nach Jahren des Exils. Hrsg. v. Rolf von Bockel. Hamburg 1990. - Κ. H. Erinnerungen und Materialien. Hrsg. v. Rolf von Bockel und Harald Lützenkirchen. Hamburg 1992. H i l l e r , Paul, Sänger, Regisseur, Kritiker, * 1 . 5 . 1 8 5 3 Paris, t 2 4 . 1 . 1 9 3 4 Köln. Der Sohn eines Organisten war nach d e m Besuch des Kölner Konservatoriums und einer Gesangsausbildung bei Julius Stockhausen in F r a n k f u r t / M a i n 1 7 7 6 / 7 7 als Bariton am
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Hoftheater in Schwerin tätig. Es folgten Engagements in verschiedenen deutschen Städten, bevor H. als Oberregisseur in Ulm, Nürnberg, St. Gallen, Reichenberg und Kassel wirkte. Später lebte er als Musikschriftsteller sowie Theater- und Musikkritiker in Köln und gehörte 1903-27 zu den Mitarbeitern der „Rheinischen Zeitung". H. gab u. a. Verdis Troubadour und Rigoletto neu heraus und schrieb Die deutschen Opem seit 1900 (1923). H i l l e r n , Wilhelmine von, Schauspielerin, Schriftstellerin, * 1 1 . 3 . 1 8 3 6 M ü n c h e n , t 1 5 . 1 2 . 1 9 1 6 Hohenaschau (Oberbayern). Die Tochter der Schauspielerin und Dramatikerin Charlotte Birch-Pfeiffer wandte sich ebenfalls dem Bühnenfach zu, debütierte 1853 a m Gothaer Hoftheater und trat anschließend in Berlin, F r a n k f u r t / M a i n , H a m b u r g und M a n n h e i m auf. N a c h ihrer Heirat mit einem Hofgerichtsdirektor 1857 war H. ausschließlich schriftstellerisch tätig und veröffentlichte 1865 ihren ersten R o m a n Doppelleben (2 Bde.). D e n größten Erfolg hatte sie mit d e m R o m a n Die Geyer-Wally. Eine Geschichte aus den Tyroler Alpen, der zuerst in der „Deutschen R u n d s c h a u " abgedruckt wurde, 1875 in Buchf o r m (2 Bde.) erschien und vielfach übersetzt und verfilmt wurde. WEITERE WERKE: Ein Autographensammler. Berlin 1868. Die Augen der Liebe. Leipzig 1878. - Aus eigener Kraft. N e w York 1882. - A m Kreuz. 2 Bde., Stuttgart u . a . 1890, 30 1934. Nachdr. Stuttgart 1989. LITERATUR: Maire Walshe: T h e life and works of W . ν. Η. 1836-1916. Diss. Buffalo, N e w York 1988. - Carin Adolph: Die „Geierwally" der W. v. H. Ein R o m a n und seine Autorin. M ü n c h e n 1990. - Gisela Ebel: Das Kind ist tot, die Ehre ist gerettet. Ein Briefwechsel aus dem 19. Jahrhundert zwischen Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868), Dichterin kitschiger Dramen, ihrer Tochter M i n n a v. H., Verfasserin der „Geier-Wally", und dem K a m m e r j u n k e r und H o f g e richtsrat H e r m a n n v. H. über ein zur Unzeit geborenes Kind. F r a n k f u r t / M a i n 1985. H i l l i s c h e r , Josef Hermann, Pseud. J. H. Hillisch, österr. Journalist, Lyriker, * 1 9 . 3 . 1 8 2 5 Wien, t 2 3 . 4 . 1 8 9 7 Linz. Z u m Setzer ausgebildet, gründete H. 1848 die „Österreichische Typographia. Journal für Arbeiter von Arbeitern" und war 1849-55 als Leitartikler, Redakteur, Setzer und Drucker des Linzer „Bürgerblatts" tätig. Anschließend wirkte er bis 1882 als erster Badeverwalter des neueröffneten Kurhauses in Bad Hall und ließ dort 1871 ein hölzernes Sommertheater erbauen, in d e m Lustspiele und Operetten aufgeführt wurden. Seit 1882 war er Landhausinspektor in Linz. H. machte sich als Lyriker und als einer der ersten Arbeiterdichter einen Namen. Seine Gesammelten Gedichte erschienen 1851. LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, S. 318. H i l s c h e r , Joseph Emanuel, Dichter, Übersetzer, * 2 2 . 1 . 1 8 0 6 Leitmeritz (Böhmen), t 2 . 1 1 . 1 8 3 7 Mailand. H. schlug die militärische L a u f b a h n ein, war seit 1822 Soldat in Laibach und stand seit 1831 als Feldwebel im Kanzleidienst. Nach einer Tätigkeit als Lehrer im Erziehungshaus seines Regiments w u r d e er 1832 nach Lombardo-Venetien versetzt und war später Kanzlist und Fourier beim Generalquartiermeisterstab. H. arbeitete auch als Redakteur beim „Deutschen Mailänder Echo", leitete Theateraufführungen und trat selbst als Schauspieler auf. Er machte sich als Lyriker und Übersetzer (u. a. Byrons hebräische Gesänge, 1833) einen N a m e n . WEITERES WERK: Dichtungen. Pest 1840. Nachdr. München u . a . 1994. LITERATUR: ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 319.
Hinneberg Hiltl, Georg, Schauspieler, Schriftsteller, * 16.7.1826 Berlin, f 16.11. 1878 Berlin. H. schlug die Bühnenlaufbahn ein, trat zunächst am Liebhabertheater Urania auf, ging 1843 zusammen mit dem Schauspieler Theodor Döring nach Hannover und folgte 1845 dem Ruf Karl Theodor von Küstners nach Berlin, wo er 1854-61 auch als Lustspielregisseur wirkte. Daneben Direktor der Waffensammlung Prinz Karls von Preußen, wurde er 1878 Zweiter Direktor der Ruhmeshalle in Berlin. Seit 1875 war er Redakteur der von ihm gegründeten historisch-belletristischen Zeitschrift „Der Bär". H. schrieb Romane (u.a. Die Bank des Verderbens, 4 Bde., 1870) sowie volkstümliche Geschichtswerke (Der Böhmische Krieg, "1873) und trat als Bühnenschriftsteller hervor. W E I T E R E W E R K E : Die Jagd nach der Witwe. Berlin 1855. Die Kelter. Berlin 1865. Hiltl, Nora, eigentl. Eleonora H., österr. Frauenpolitikerin, Publizistin, * 2 1 . 6 . 1 9 0 5 Wien, t 2 . 1 . 1 9 7 9 Wien. H. arbeitete 1919-35 in Jugendorganisationen in Innsbruck, wurde 1933 Mittelschullehrerin, ging 1935 nach Wien und war dort auch als Kulturreferentin bei den Organisationen „Ostmärkische Sturmscharen" und „Neues Leben" tätig. 1939/40 wurde sie von den Nationalsozialisten inhaftiert. H. war 1945-69 Landtagsabgeordnete sowie Wiener Landesleiterin in der ÖVP-Frauenbewegung Österreichs. 1946 wurde sie Leiterin der Abteilung Allgemeine Frauenbildung im Unterrichtsministerium, war Gründerin der Wochenschrift „Frau von Heute" und hatte die Wiener Landesleitung des Österreichischen Frauenbewegung inne. 1959 gründete H. die Zeitschrift „Die Frau in Wien", deren Chefredakteurin sie war. In späteren Jahren studierte H. Theaterwissenschaften. H i l t y , Hans Rudolf, schweizer. Schriftsteller, * 5. 12. 1925 St. Gallen, f 5 . 7 . 1 9 9 4 auf Iona. H. studierte in Zürich und Basel Germanistik und Geschichte, wurde bei Emil Staiger promoviert und unterrichtete als Lehrer in St. Gallen. 1953-57 war er Redakteur der „Politischen Rundschau", 1965-72 der Zürcher Tageszeitung „Volksrecht", seit 1972 freier Schriftsteller und Journalist. H. gab 1951-64 die Zeitschrift für neue Dichtung „hortulus", 1959-64 „Die Quadrat-Bücher" heraus. Neben Gedichtbänden (u.a. Nachtgesang, 1948) und Prosatexten (u.a. Mutmaßungen über Ursula, 1970) entwickelte er in den späten siebziger Jahren ein Verfahren der „erzählerischen Recherche", in der historische Figuren durch die Sicht des Betrachters eine perspektivische Brechung erhalten (u. a. Risse, 1977; Bruder Klaus oder Zwei Männer im Wald, 1981). H. war Herausgeber zeitgenössischer Literatur und von Übersetzungen aus dem Französischen (u.a. Carl Ferdinand Ramuz, Jean-Pierre Monnier). W E I T E R E W E R K E : Parsifal. München 1962. - Zu erfahren. Bern 1969. LITERATUR: H. R. H. Hrsg. v. Benedikt Zäch. St. Gallen 1988. H i m i o b e n , Heinrich Joseph, kath. Theologe, Publizist, * 19.1.1807 Mainz, f 2 7 . 1 2 . 1 8 6 0 Mainz. H. studierte Theologie in Mainz und Bonn, empfing 1830 die Priesterweihe und wurde 1834 Subregens im Mainzer Priesterhaus. Seit 1843 Pfarrer von St. Christoph in Mainz, wurde er 1857 zum Domkapitular ernannt. H. war journalistisch tatig und redigierte 1842-60 als entschiedener Bekämpfer des Deutschkatholizismus die „Katholischen Sonntagsblätter". Er war einer der ersten kath. Publizisten und einer der wichtigsten Vertreter der Mainzer Theologenschule. H. veröffentlichte u.a. Die Idee des katholischen Priestertums (1840).
W E R K : Hrsg.: Die Schönheit der katholischen Kirche in ihren äußeren Gebräuchen in und außer dem Gottesdienst. Einsiedeln 1841, 26 1903. L I T E R A T U R : Reusch: H „ H. J. In: ADB, Bd. 12, 1880, S. 434 f.
WEITERES
H i m m e l s t e i n , Franz Xaver, Theologe, * 14.9.1811 Würzburg, t 4 . 4 . 1 8 8 9 Würzburg. Nach der Priesterweihe (1835) wurde H. zum Dr. theol. und zum Dr. phil. promoviert. Anschließend unterrichtete er Religion an der Würzburger Lateinschule. 1836 wurde er Stadtkaplan in Aschaffenburg, später Domkaplan in Würzburg. Seit 1844 Stadtpfarrer in Schweinfurt, ging er 1849 als Domprediger zurück nach Würzburg. Seit 1860 war er dort Domkapitular, 1860-71 auch Dompfarrer, seit 1871 Dompropst und 1875-78 Kapitularvikar. H. wurde zum päpstlichen Hausprälaten ernannt. Als Nachfolger von Johann Valentin Reißmann wollte ihn das Domkapitel zum Bischof wählen; H. konnte sich aber nicht gegen Widerstand aus München durchsetzen. 1841-43 war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Allgemeiner Religions- und Kirchenfreund", 1853-57 Herausgeber der „Katholischen Wochenschrift". H. veröffentlichte neben einer Abhandlung Die Bischöfe von Würzburg (1843) auch Bände mit Bußpredigten (1853), historischen Erzählungen (1869) und Marien-Legenden (1876-83). WEITERES WERK: Jugendschriften. 20 Tie., Würzburg 1879-88. H i n d e r e r , August, evang. Theologe, * 8. 8.1877 Weilheim an der Teck, t 2 7 . 1 0 . 1 9 4 5 Kirchheim unter Teck. Der Lehrerssohn besuchte seit 1891 die Theologischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren und studierte seit 1895 Theologie an den Universitäten Tübingen, Greifswald und Halle. Nach seiner zweiten theologischen Dienstprüfung 1907 wurde H. Leiter der literarischen Abteilung in der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, leitete seit 1908 das „Evangelische Gemeindeblatt für Württemberg" und wurde 1916 Direktor des Evangelischen Preßvereins für Württemberg, 1918 Direktor des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland in Berlin, deren Organe er in den folgenden Jahren ausbaute. H. schuf den „Evangelischen Pressedienst", 1924 das wöchentlich erscheinende „Evangelische Deutschland", gründete im selben Jahr die „Evangelische Reichsarbeitsgemeinschaft für Rundfunk" und leitete seit 1925 den „Evangelischen Preßverband für Deutschland". 1927 wurde er in Berlin Honorarprofessor der evang. Publizistik. H. wirkte an der 2., erweiterten Auflage des Handbuchs der evangelischen Presse (1929, bearb. von Gerhard Kauffmann) mit. Was zur Tat wurde. Bilder aus der inneren Mission in Württemberg. Stuttgart 1910. - Der Zeitungsspiegel. Stuttgart 1912. - Meine Heimat, du! Stuttgart 1917. - Pfarrer und Redakteur. Hamburg 1920. L I T E R A T U R : Walter Schwarz: Α. H. Leben und Werk. Stuttgart 1951. - Gerhard Meier-Reutti: H„ A. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1758. WEITERE WERKE:
H i n n e b e r g , Paul, Publizist, * 16.3.1862 Felchow bei Angermünde, t 2 0 . 6 . 1 9 3 4 Berlin. Das Studium der Staatswissenschaften und Philosophie an der Univ. Berlin Schloß H. 1888 mit der Promotion an der Univ. Halle ab. Seit 1885 war er Mitarbeiter Leopold von —»Rankes und gab 1886 den siebten Band von dessen Weltgeschichte heraus. Seit 1892 war er Herausgeber der „Deutschen Literaturzeitung" (DLZ) und initiierte die Edition einer Enzyklopädie unter dem Titel Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicklung und ihre Ziele, die vierzigbändig konzipiert
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Hipler war und deren erster Band 1906 erschien. Der Erste Weltkrieg verhinderte einen Abschluß dieses Werks. LITERATUR: Ingeborg Goltdammer: P. H. und die Deutsche Literaturzeitung 1880 bis 1900. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte in Deutschland. Berlin 1966. H i p l e r , Franz, kath. Theologe, * 1 7 . 2 . 1 8 3 6 Alienstein (Ostpreußen), t 1 7 . 1 2 . 1 8 9 8 Frauenburg (Ostpreußen). Nach dem Theologiestudium in Breslau, Leipzig und Braunsberg wurde H. 1858 z u m Priester geweiht und setzte seine Studien in Münster und M ü n c h e n fort, w o er 1861 bei Johann Joseph Ignaz Döllinger promoviert wurde. Anschließend wurde er Kaplan in Königsberg, 1863 Präfekt in Braunsberg und wirkte dort als Privatdozent. Seit 1870 Regens und Prof. am kgl. Lyzeum Hosianum in Braunsberg, w u r d e er theologischer Berater des Bischofs Philipp Krementz, 1886 D o m h e r r in Frauenburg. H. gründete das „Pastoralblatt der Diözese Ermland", das er selbst redigierte, förderte die ermländische Kirchenhistorie und veröffentlichte u . a . Die christliche Geschichtsauffassung (1884). WEITERE WERKE: Jacobi Balde carmina. Münster 1856. Meister Johannes Marienwerder. Braunsberg 1865. - Die Vorläufer des Nikolaus Copernicus, ο. Ο. 1882. - Monumenta Cromeriana. Braunsberg 1892. LITERATUR: Karl L o b m e y e r : H., F. In: A D B , Bd. 50, 1905, S. 3 6 0 f. H i r s c h , Jenny, Pseud. Fritz Arnefeldt, Franz von Busch, Publizistin, Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, * 2 5 . 1 1 . 1 8 2 9 Zerbst, f 1 0 . 3 . 1 9 0 2 Berlin. Die Kaufmannstochter gründete 1857 eine Privatelementarschule in ihrer Heimatstadt, die sie bis 1860 leitete, ging dann nach Berlin und arbeitete bis 1864 als Redakteurin der Frauenzeitung „Der Bazar". Später war sie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin tätig und nahm Anteil an der Frauenbewegung. 1865 trat H. auf dem ersten Frauentag in Leipzig als Wortführerin hervor, war 1866-83 Schriftführerin des Lette-Vereins, redigierte 1870-84 den „Frauenanwalt" und war Mitarbeiterin der von Lina —> Morgenstern geleiteten „Deutschen Hausfrauenzeitung" (1887-92). Sie schrieb Haus und Gesellschaft in England (1878, mit Mary Wall), ferner Erzählungen und Romane, u. a. Die Juwelen der Tante (1898). WEITERE WERKE: Der Väter Schuld. Berlin 1882. - Eine Gedankensünde. Berlin 1897. - Camilla Feinberg. Berlin 1901. - Der Sohn des Sträflings. Berlin 1902. LITERATUR: Marianne Büning: J. H. (1829-1902). Frauenrechtlerin, Redakteurin, Schriftstellerin. Beetz 2004. H i r s c h , Julius, österr. Journalist, * 1820 oder 1821 Eidlitz (Böhmen), t 9 . 1 0 . 1 8 8 1 Wien. Nach dem Studium der Mathematik und Physik an der Univ. Prag wandte sich H. d e m Journalismus zu und wurde 1848 Redakteur der „Deutschen Zeitung" in Prag. Seit 1854 lebte er in Wien und war dort vor allem als Wirtschaftsjournalist f ü r das „Fremdenblatt", „Die Presse" und die Wochenschrift „Neueste Erfindungen" tätig, deren Miteigentümer er wurde. H., der zu den populärsten Wiener Journalisten seiner Zeit gehörte, machte sich auch als Gründer der dortigen Asylhäuser einen Namen. H i r s c h , (Friedrich) Julius, österr. Journalist, * 5 . 4 . 1 8 7 4 Troppau (Schlesien), t 1 8 . 1 1 . 1 9 4 2 Konzentrationslager Theresienstadt. H. wandte sich früh d e m Journalismus zu, war seit 1895 Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" in Wien und wurde im Ersten Weltkrieg Kriegsberichterstatter in Luxemburg. 1919 ging er als Theaterdirektor des Rotter Theaters nach Berlin, war später auch an M a x Reinhardts Deutschem Theater tätig und wirkte 1921-33 als Sekretär des Deutschen Bühnenvereins. Nach seiner Entlassung 1933 arbeitete H. als
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freier Journalist für das Berliner Büro der Associated Press (AP), emigrierte 1935 nach Wien und arbeitete dort bis 1938 am Theater; danach organisierte er Kindertransporte nach Großbritannien. 1942 w u r d e H. in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. WERKE: A u s der M a p p e eines Kriegsberichterstatters. Im deutschen Großen Hauptquartier und bei der Westarmee. Leipzig 1915. - Die eiserne Front im Westen. A u s der M a p p e eines Kriegsberichterstatters. Leipzig 1916. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 514. H i r s c h , Karl Jakob, Pseud. Karl Böttner, Joe Gassner, Maler, Graphiker, Bühnenbildner, * 1 3 . 1 1 . 1 8 9 2 Hannover, t 8 . 7 . 1 9 5 2 München. Der Sohn eines Arztes erhielt seine künstlerische Ausbildung 1909-12 an der Malschule Debschitz in München, setzte seine Studien in Paris, W o r p s w e d e und Berlin fort und war 1918-22 als Ausstattungschef an der Berliner Volksbühne tätig. Seit 1926 Bühnenbildner an der Jungen B ü h n e im Lessingtheater, war er zugleich Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und Zeitungen (u.a. „Die Aktion", „Vossische Zeitung") und trat mit graphischen Arbeiten (u. a. einer M a p p e Original-Steinzeichnungen zu den Symphonien Gustav M a h lers, 1920) und expressionistischen Gemälden hervor. 1933 emigrierte H. in die Schweiz, 1936 in die USA, war Filmund Theaterkritiker der „Neuen Volks-Zeitung" in N e w York und arbeitete 1942-47 beim Civil Service. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück; in M ü n c h e n war er als Illustrator und Maler, vor allem jedoch als Essayist, Kunstkritiker und Erzähler tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u . a . der pazifistische Roman Kaiserwetter (1931) und Deutsches Tagebuch (1949). WEITERE WERKE: Acht Radierungen zu Liedern Gustav Mahlers. Dresden 1921. Neuausg. Lilienthal 1980. - Heimkehr zu Gott. Briefe an meinen Sohn. M ü n c h e n 1946. Hochzeitsmarsch in Moll. Bad Homburg 1986. - Quintessenz meines Lebens. Hrsg. v. Helmut F. Pfanner. Mainz 1990. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 515. - Herzliche Glückwünsche K. J. H. zum 100. Geburtstag. Red. Cornelia Töpelmann. München 1992 (Ausstellungskatalog). Peter Elze: K. J. H. Das druckgraphische Werk. Lilienthal 1994. - Jennifer Taylor: K. J. H. In: Exil ( F r a n k f u r t / M a i n ) 16 (1996) S. 50-58. - K. J. H. - expressionistische Grafik. Stationen im Leben eines deutsch-jüdischen Künstlers. H a m burg 2002 (Ausstellungskatalog). - E v a Chrambach: „Niem a n d verstand meine Sprache". K. J. H. zum 50. Todestag. In: Unser Bayern 51 (2002) S. 85-87. H i r s c h , Louis, Unternehmer, * um 1828, t 1 9 . 4 . 1 9 0 5 Berlin. Bald nachdem die ersten Telegraphenlinien privat genutzt werden konnten, sammelte H . Nachrichten aus dem Bereich des öffentlichen Lebens, die er an Interessenten verkaufte. 1862 gründete er in Berlin das Unternehmen „Louis Hirsch Telegraphisches Büro", eine Nachrichtenagentur, die sich zunächst vor allem mit der Handelsberichterstattung befaßte, dann auf den Bereich der Lokal- und Provinzberichterstattung ausgedehnt wurde. Später richtete H. auch einen politischen Dienst ein. Die F i r m a wurde von seinen Söhnen weitergeführt. LITERATUR: Friedrich Fuchs: Telegraphische Nachrichtenbüros. Eine Untersuchung über die Probleme des internationalen Nachrichtenwesens. Berlin 1919, S. 145. - Stefi Jersch-Wenzel: H „ L. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 216. H i r s c h , Marie, Pseud. Adalbert Meinhardt, Schriftstellerin, * 1 2 . 3 . 1 8 4 8 Hamburg, t 1 7 . 1 1 . 1 9 1 1 Hamburg. Die Kaufmannstochter erhielt ihre Erziehung nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei ihren Geschwistern und unternahm seit 1870 Studienreisen nach Frankreich, England,
Hirsch Italien, Griechenland und Spanien. Seit 1877 erschienen ihre Übersetzungen spanischer Dichter auf Vermittlung Paul Heyses in der „Süddeutschen Presse" und d e m „Literarischen Echo". H. trat auch mit eigenen Werken hervor und veröffentlichte u . a . Reisenovellen (1885), ferner Gedichte und Essays. WEITERE WERKE: Das blaue Buch. Berlin 1892. - Norddeutsche Leute. Berlin 1896. - Mädchen und Frauen. Berlin 1903. - Frau Antje. Berlin 1910. - Aus vieler Herren Länder. Leipzig 1912. H i r s c h , Max, K a u f m a n n , Politiker, * 3 0 . 1 2 . 1 8 3 2 Halberstadt, t 2 6 . 6 . 1 9 0 5 Bad H o m b u r g v . d . H . H. ließ sich nach dem Studium der Volkswirtschaft, das er mit der Promotion abschloß, als K a u f m a n n in Magdeburg nieder. Er begann dort seine politische und publizistische Tätigkeit für die Deutsche Fortschrittspartei und die liberalen Arbeiterbildungsvereine, ging 1867 nach Berlin und unternahm im folgenden Jahr eine Reise nach England und Schottland, w o er sich mit der Organisation der Trade Unions befaßte. 1868 gründete er nach deren Vorbild zusammen mit Franz —»Duncker Gewerkvereine, die sich 1869 als Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine konstituierten. 1869-1905 wirkte H. als Verbandsanwalt und Herausgeber ihres Organs „Der Gewerkverein" und gehörte 1869-93, mit Unterbrechungen, als Mitglied der Fortschrittspartei bzw. der Deutschfreisinnigen Partei d e m Reichstag an. I m Sinne von H e r m a n n Schulze-Delitzsch war er um den Ausbau der Selbsthilfe der Arbeiter bemüht. WERKE: Tätigkeit und der Deutschen Gewerkvereine und ihres Verbandes. Berlin 1892. LITERATUR: Wilhelm Gleichauf: Geschichte des Verbandes der Deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker). Berlin 1907. - Gustav Hartmann: 50 Jahre Deutsche Gewerkvereine Hirsch-Duncker 1868-1918. Jena 1918. - Helga Grebing: Η., M. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 205 f. - Michael Schneider: Kleine Geschichte der Gewerkschaften. Bonn 1989, 2 2000, S. 4 7 f. H i r s c h , Rudolf, österr. Schriftsteller, Komponist, * 1 . 2 . 1 8 1 6 Napajedl (Mähren), t 1 0 . 3 . 1 8 7 2 Wien. H. studierte 1833-36 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, erhielt auch eine musikalische Ausbildung und war 1840-43 Redakteur des „ K o m e t " in Leipzig, w o er 1841 das „Album für G e s a n g " gründete, von dem vier Jahrgänge erschienen. 1843 trat er in den österr. Staatsdienst ein, war seit 1850 in Wien tätig und w u r d e 1852 Hofkonzipist der k. k. obersten Polizeihofstelle sowie Leiter der Amtsbibliothek. 1861-70 wirkte er als Ministerialsekretär. H. war Musikreferent der „Wiener Zeitung", komponierte zahlreiche Lieder und veröffentlichte neben Balladen u. a. ein Buch der Sonette (1841) und den Lyrikband Irrgarten der Liebe (1850). WEITERE WERKE: Galerie lebender Tonkünstler: Güns 1836. - Rafaele. Wien 1836. - Mozarts Schauspieldirektor. Leipzig 1859. LITERATUR: Ö B L , Bd. 2, 1959, S. 331. H i r s c h , Rudolf, Verleger, * 2 2 . 1 2 . 1 9 0 5 Berlin, t 19.6.1996 Frankfurt/Main. Der Sohn eines Arztes studierte zunächst Medizin, später Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie in Berlin und Wien, wurde bei Julius von Schlosser mit einer Dissertation über Lorenzo Ghiberti zum Dr. phil. promoviert und arbeitete dann über Nicolas Poussin und Paul Cezanne. 1933 emigrierte H. wegen seiner jüdischen Herkunft in die Niederlande, lebte dort im Untergrund und war 1948-50 Cheflektor der Verlagsgesellschaft B e r m a n n - F i s c h e r / Q u e r i d o in Amsterdam. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und wirkte als Verlagsleiter und Geschäftsführer des S.-FischerVerlags in F r a n k f u r t / M a i n , in dem er zusammen mit Joachim —> Maass die „Neue Rundschau" herausgab. H. machte
sich vor allem um das Werk H u g o von H o f m a n n s t h a l s verdient und betreute als Nachlaßverwalter und Hauptherausgeber die historisch-kritische Edition von dessen Werken. 1995 erschienen seine Beiträge zum Verständnis Hugo von Hofmannsthals. LITERATUR: Für R. H. Z u m siebzigsten Geburtstag a m 22. D e z e m b e r 1975. Hrsg. v. Joachim Hellmut Freund. Frankf u r t / M a i n 1975. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 516. H i r s c h , Rudolf, Journalist, Schriftsteller, * 1 7 . 1 1 . 1 9 0 7 Krefeld, t 7 . 6 . 1 9 9 8 Berlin. H., Sohn eines selbständigen K a u f m a n n s , erhielt 1924-28 eine k a u f m ä n n i s c h e Ausbildung, war 1928-31 als kaufmännischer Angestellter tätig und ü b e r n a h m 1931 das Schuhgeschäft des Vaters. Im selben Jahr trat er in die K P D ein. 1933 in die Niederlande emigriert, w u r d e er nach Belgien abgeschoben. 1934-37 lebte H. illegal in Deutschland, 1939-49 als Schuhfräser in Palästina. 1949 ging er nach OstBerlin, w o er als Gerichtsreporter arbeitete. H. schrieb seit 1950 für die „Tägliche R u n d s c h a u " und seit 1954 f ü r die „Wochenpost". Seine Gerichtsreportagen erschienen in gesammelter Form u . a . in Das Leben - was sonst ( 1 9 9 0 / 9 1 ) . H. verfaßte auch Hörspiele, Kinderbücher und R o m a n e wie Das gefälschte Logbuch (1956) und Patria Israel (1983). 1996 erschien sein Buch Der Markus-Wolf-Prozeß. H. erhielt 1980 den Heinrich-Heine-Preis und 1987 den Goethe-Preis. WEITERE WERKE: Zeuge in Ost und West. Gerichtsreportagen. Berlin 1966. - Ausgesuchte Sündenfälle. D e r Reporter in eigener Sache. Berlin 1997. LITERATUR: Karin H a r t e w i g / B e r n d - R a i n e r Barth: H., R. In: Wer w a r wer in der DDR?, 2001, S. 361. H i r s c h , Samson Raphael, Pseud. Ben Usiel, jüdischer Theologe, Schriftsteller, * 2 0 . 6 . 1 8 0 8 H a m b u r g , t 31.12.1888 Frankfurt/Main. Von seinen Eltern ursprünglich z u m K a u f m a n n bestimmt, w a n d t e sich H. einer rabbinischen L a u f b a h n zu. Er besuchte die Talmud-Hochschule Jakob —»Ettlingers in Mannheim, bevor er 1829 das Studium der Philologie, Geschichte und Philosophie an der Univ. Bonn begann. 1830 w u r d e er Landesrabbiner in Oldenburg, 1841 Distriktsrabbiner der hannoverschen Bezirke Aurich und Osnabrück in E m d e n und ü b e r n a h m 1846 das Oberrabbinat von M ä h r e n und Österr.Schlesien in Nikolsburg. Seit 1849 im mährischen Landtag, setzte er sich für die Emanzipation der österr. Juden ein. 1851 ging H. als Rabbiner der orthodoxen „Israelitischen Religionsgemeinschaft" nach F r a n k f u r t / M a i n , die sich unter seiner Leitung zu einer der führenden jüdischen Gemeinden entwickelte. Neben einer jüdischen Volks- und Realschule gründete er dort 1885 die „Freie Vereinigung f ü r die Interessen des orthodoxen Judentums", an der auch sein Sohn Naphtali H. mitwirkte, und war 1854-70 Herausgeber der Monatsschrift „Jeschurun". H. gilt als B e g r ü n d e r der jüdischen Neuorthodoxie gegen das R e f o r m j u d e n t u m ; er trat für die Bewahrung der traditionellen jüdischen Kulturformen ein. Die 1836 erschienenen Neunzehn Briefe über das Judentum zählen zu seinen Hauptwerken. WERKE: Gesammelte Schriften. 6 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1902-12. LITERATUR: Pinchas Grünewald: H., S. R. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 2 1 0 f . - Mordechai Breuer: Jüdische Orthodoxie im Deutschen Reich. F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Michael Graetz: H „ S. R. In: TRE, Bd. 15, 1986, S. 394-396. - Klaus Samuel Davidowicz: H „ S. R. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 153. Andreas Brämer: H „ S. R. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1787 f. H i r s c h , Wilhelm, Handelskammersyndikus, Politiker, * 2 2 . 8 . 1 8 6 1 Goslar, t 1 . 1 0 . 1 9 1 8 Essen. H., Sohn eines Kaufmanns, studierte Staatswissenschaften an den Universitäten Berlin und Leipzig, w a r volkswirtschaftlicher Sekretär des Centraiverbandes Deutscher Industrieller
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Hirschberg und wurde 1897 Geschäftsführer der Handelskammer in Essen. Seit 1911 wirkte er als Syndikus der Vereinigten Handelskammer für die Kreise Essen, M ü l h e i m und Oberhausen sowie als Syndikus der Vereinigung der Handelskammern des niederrheinisch-westfälischen Industriebezirks. 1917 erwarb H. den „Deutschen Kurier" und die „Berliner Neuesten Nachrichten". Seit 1901 nationalliberales Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, wurde er 1916 in den Deutschen Reichstag gewählt, dem er bis 1918 angehörte. 1912-17 war H. Mitglied des Zentralvorstandes der Nationalliberalen. Er veröffentlichte u. a. Wirtschafts- und Verkehrsfragen im Kriege (1915). LITERATUR: Nachruf in: Stahl und Eisen 4 1 (1918). - Hartwig Thieme: Nationaler Liberalismus in der Krise. Die nationalliberale Fraktion des Preußischen Abgeordnetenhauses 1914-1918. B o p p a r d / R h e i n 1963. - H a n s Jaeger: H „ W . In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 220 f. H i r s c h b e r g , Herbert, Theaterwissenschaftler, Dramaturg, Dramatiker, * 1 9 . 1 . 1 8 8 1 Gnesen, t 1 1 . 5 . 1 9 2 9 Berlin. Nach dem Studium der Geschichte, der Literaturwissenschaften und der Philosophie in Berlin, Breslau und Halle, das er 1905 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß, arbeitete H. 1906-08 als Dramaturg und Regisseur am Neuen Schauspielhaus in Berlin und ging anschließend in gleicher Stellung an das dortige Lustspielhaus. Seit 1909 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, war Dozent f ü r Theatergeschichte und gab den „Geistigen Arbeiter" heraus. H. schrieb mehrere Dramen, u . a . das Trauerspiel Mascha (1905) und die K o m ö d i e Der Kaiserflieger (1918). WEITERE WERKE: Fehler. Straßburg 1906. - A u s der M a p p e eines Dramaturgen. Berlin 1908. - Harry Waiden, ein Künstlerleben. Berlin 1909. - Geschichte des Herzoglichen Hoftheaters zu Coburg und Gotha. Berlin 1910. - Fatznarr. Berlin 1914. - Die deutsche Tragödie. Berlin 1924. H i r s c h b e r g , M a x , Jurist, * 1 3 . 1 1 . 1 8 8 3 München, t 2 1 . 6 . 1 9 6 4 N e w York. H., dessen jüdische Eltern ein Sportmodengeschäft in München betrieben, studierte in Berlin, Leipzig und München Jura und wurde 1910 promoviert (Die Schutzobjekte der Verbrechen speziell untersucht an den Verbrechen gegen den Einzelnen). Der frühe Warner vor den Nationalsozialisten verteidigte 1922 Kurt —»Eisners ehemaligen Sekretär Felix —>Fechenbach und 1925 im sogenannten Dolchstoß-Prozeß den Redakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung „Münchner Post", Martin Gruber. Als „Dr. Siegbert G e y e r " stellt H. eine Hauptfigur in Lion —> Feuchtwangers R o m a n Erfolg dar. Nachdem H. im M ä r z 1933 für fünf Monate in „Schutzhaft" gen o m m e n worden war, emigrierte er 1934 nach Italien und 1939 nach N e w York. Die Univ. M ü n c h e n entzog ihm 1939 die Doktorwürde. Nach E r w e r b der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1944 richtete H. eine Fachpraxis für deutsche Rückerstattungs- und Entschädigungsfälle ein. Er veröffentlichte u. a. Das Fehlurteil im Strafprozeß. Zur Pathologie der Rechtsprechung (1959, mehrere Übersetzungen) und Das amerikanische und deutsche Strafverfahren in rechtsvergleichender Sicht (1963). Die Weisheit Rußlands. Meisterwerke der russischen Literatur (1947) fand den Beifall von Thomas Mann und Albert Einstein. Seine Lebenserinnerungen wurden 1998 unter dem Titel Jude und Demokrat. Erinnerungen eines jüdischen Münchener Rechtsanwalts 1883 bis 1939 ediert. WEITERES WERK: Der Fall Fechenbach. Tübingen 1924. LITERATUR: Heinrich Hannover: Μ . H. (1883-1964). Der Kritiker des Fehlurteils. In: Streitbare Juristen. Hrsg. v. Thomas Blanke. Baden-Baden 1988. - Douglas G. Morris: Justice imperiled the anti-Nazi lawyer Μ . Η. in Weimar, Germany. Ann Arbor, Michigan 2005.
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H i r s c h f e l d , H a n s (Emil), Journalist, * 2 6 . 1 1 . 1 8 9 4 Harburg (heute zu Hamburg), t 1 0 . 4 . 1 9 7 1 Muri (Kt. Bern). Der Arztsohn Schloß sein Studium an den Universitäten Berlin, Kiel, Göttingen und Hamburg 1920 mit der Promotion zum Dr. phil. ab und wandte sich dem Journalismus zu. Nach einer Tätigkeit als Redakteur, u . a . bei der „Fränkischen Tagespost" und dem „Sozialdemokratischen Pressedienst", wurde H. 1924 Pressereferent und Ministerialrat im preuß. Innenministerium. 1933 emigrierte er in die Schweiz und wurde dann nach Frankreich abgeschoben, w o er u. a. für die Zeitschrift „Deutsche Freiheit" in Paris arbeitete. Seit 1940 lebte H. in den USA, war bis 1949 als Research Assistant tätig und kehrte auf Veranlassung Ernst —»Reuters nach Deutschland zurück. 1950-60 war er Leiter des Presse- und Informationsamtes in Berlin, 1957-60 Leiter der Senatskanzlei und trat 1960 als Ministerialdirektor in den Ruhestand. 1961-70 war H. Vorsitzender des Berliner Presse-Clubs. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 302. - Barbara Burmeister: „Nur die F r e m d e hier ist mir nicht zur Heimat geworden". Der Sozialdemokrat Η. Ε. H. im Exil. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin. Berlin 1992, S. 121-153. H i r s c h f e l d , Kurt, Dramaturg, Regisseur, Theaterleiter, * 1 0 . 3 . 1 9 0 2 Lehrte (Niedersachsen), t 8 . 1 1 . 1 9 6 4 Tegernsee (Oberbayern). Bereits als Schüler publizierte H. erste Essays und Gedichte in verschiedenen Zeitschriften; nach d e m Studium der Nationalökonomie, Philosophie, Soziologie, Germanistik und Kunstgeschichte in F r a n k f u r t / M a i n , Heidelberg und Göttingen wurde er Mitarbeiter des „Berliner Börsen-Couriers" und des Berliner R u n d f u n k s und war freier Lektor bei verschiedenen Verlagen. Seit 1929 arbeitete er als Dramaturg und Regisseur bei Gustav —> Härtung am Hessischen Landestheater in Darmstadt, mußte 1933 emigrieren und wirkte zunächst als Dramturg am Schauspielhaus in Zürich, bevor er 1935 als Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" nach Moskau ging, w o er zeitweise als Regieassistent W. E. Meyerholds tätig war. 1938 kehrte H. nach Zürich zurück, war im selben Jahr Mitbegründer der „Neuen Schauspiel A G " als neuer Rechtsträgerin des Zürcher Schauspielhauses und wurde ihr erster Dramaturg. Seit 1946 Vizedirektor, übernahm er 1961 die künstlerische Leitung und die Direktion dieses Theaters. H. inszenierte die Uraufführungen von Bertolt —> Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti (1948) und M a x Frischs Andorra (1961). Er veröffentlichte Bestiarium theatrale (1943) und Theater, Meinungen und Erfahrungen (1945). LITERATUR: Theater - Wahrheit und Wirklichkeit. Freundesgabe z u m 60. Geburtstag von Κ. H. a m 10. März 1962. Zürich 1962. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 302. - Κ. H. Zur Erinnerung. A u s Anlaß der Benennung des K.-H.-Forums am 8. November 1985. Lehrte 1985. H i r s c h f e l d , Ludwig, österr. Redakteur, Schriftsteller, * 2 1 . 5 . 1 8 8 2 Wien, f 8 . 5 . 1 9 4 5 Wien. Der K a u f m a n n s s o h n besuchte zunächst die TH Wien, wandte sich dann d e m Journalismus zu und wurde Redakteur der „Neuen Freien Presse" in Wien sowie Chefredakteur der illustrierten Halbmonatsschrift „ M o d e r n e Welt". H. war Übersetzer von Bühnenstücken, Erzähler und Verfasser von Lustspielen (Die Frau, die jeder sucht, 1928) und Operetten (u. a. Die silberne Tänzern, 1924, mit Julius Bittner). Seit 1910 hatte er zusammen mit Ferdinand Grünecker die Leitung des Possentheaters „Max und Moritz" inne. WEITERE WERKE: Die Puderquaste. Wien 1910. - Die verflixte Liebe. Wien 1914. - Der berühmte Gabriel. Leipzig 1916. - Ein Jahr ohne Liebe. Berlin 1923. - Die D a m e mit den zwei Herzen. Wien 1925.
Hitzig H i r s c h f e l d , M a x , Pseud. M a x Feder, Schriftsteller, * 1 3 . 8 . 1 8 6 0 Kaukehmen bei Tilsit, t 4 . 1 0 . 1 9 4 4 Berlin. N a c h seinem Studium in Königsberg und Berlin, das er mit der Promotion z u m Dr. phil. abschloß, ließ sich H. in Berlin nieder und war seit 1891 als Mitarbeiter humoristischer Zeitschriften wie der „Fliegenden Blätter" tätig. 1898 gründete er die Zeitschrift „Die Feder", 1900 den Allgemeinen Schriftstellerverband in Berlin. Neben Erzählungen und Humoresken veröffentlichte H. R o m a n e , u . a . Die Tänzerin (1919). H i r s c h f e l d , Robert, österr. Journalist, Musikkritiker, Musikpädagoge, * 1 7 . 9 . 1 8 5 7 Großmeseritsch (Mähren), t 2 . 4 . 1 9 1 4 Salzburg. Der Sohn eines Rabbiners studierte seit 1876 Rechtswissenschaft an der Univ. Wien, seit 1878 klassische Philologie und nahm 1880 das Studium der Musikwissenschaft auf, das er 1883 mit der Promotion zum Dr. phil. beendete (.Johann de Muris und seine Werke). 1878-80 besuchte er das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, an der er 1884 außerordentlicher Lehrer für Ästhetik der Tonkunst wurde und 1891-1900 o. Prof. in diesem Fach war. Er gehörte dem Kuratorium der k. k. A k a d e m i e für Musik und darstellende Kunst sowie der ständigen Kunstkommission des k. k. Ministeriums f ü r Kultus und Unterricht an. H., der sich um die musikalische Volksbildung verdient machte, war Mitglied des Gründungskomitees des Wiener Konzertvereins und zählte von der G r ü n d u n g im Jahr 1900 bis zu seinem Tod zu dessen Vorstandsmitgliedern. 1884 begründete er die „Renaissance-Abende", die später von den im Rahmen der Arbeitersinfoniekonzerte stattfindenden „Historischen Abend e n " abgelöst wurden. 1890-1913 war H. Musik- und Theaterreferent verschiedener in- und ausländischer Zeitungen, u. a. der „Abendpost", des „Neuen Wiener Tagblatts" und der „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung". 1913 wurde er als fachlicher Beirat und Schulinspektor des Mozarteum in Salzburg bestellt, dann mit der Leitung der Schule betraut. H. veröffentlichte Das kritische Verfahren Eduard Hanslicks ( 1 8 8 4 , 2 1 8 8 5 ) , bearbeitete Opern (u. a. von Schubert), übern a h m im Auftrag der Berliner Gesellschaft für Musikforschung die Herausgabe der Lieder von Oswald von Wolkenstein und verfaßte seit 1896 „Programmbücher der Philharmonischen Conzerte". In seinen Publikationen setzte er sich besonders für Richard Wagner, Anton Bruckner, Johannes B r a h m s und H u g o —> Wolf ein. WEITERE WERKE: Saronsrosen. Erzählungen und Gedichte. Berlin 1903. - Libanon. Dichtungen f ü r das jüdische Haus. Berlin 1908. - Geschichte der Gesellschaft der Musikfreunde. 2. Abt. 1870-1912. Wien 1912. LITERATUR: Elisabeth Riz: R. H. Leben - Wirken - Bedeutung. In: Friedrich C. Heller (Hrsg.): Biographische Beiträge zum Musikleben Wiens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Leopoldine Blahetka, Eduard Hanslick, R. H. Wien 1992, S. 1-79. H i r t h , Georg, Publizist, Verleger, * 13.7. 1841 Gräfentonna bei Gotha, t 2 8 . 3 . 1 9 1 6 Tegernsee. H. mußte seinen Besuch des G y m n a s i u m s wegen der schlechten finanziellen L a g e seines Vaters abbrechen und setzte seine Ausbildung in der Geographischen Anstalt von Bernhard Perthes fort. 1858 begann er seine schriftstellerische Tätigkeit mit Beiträgen für „Westermanns Monatshefte", veröffentlichte 1859 sein erstes Werk Friedrich Schiller als Mann des Volkes im Selbstverlag und betrieb geographische, politische und wissenschaftliche Studien an der Univ. Jena, w o er 1863 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1863-66 leitete er die „Deutsche Turnzeitung" in Leipzig, trat 1867 in das Statistische Seminar in Berlin ein und wurde 1 8 7 0 / 7 1 politischer und Handelsredakteur der „Allgemeinen Zeitung" in Augsburg. 1875 gründete H. zusammen mit seinem Schwager eine Buchdruckerei in München, war f ü r
die „Münchner Neuesten Nachrichten" seines Schwiegervaters Julius —>Knorr tätig, deren Leitung er 1881 ü b e r n a h m , und machte sie zu einer führenden liberalen Zeitung. H. w a r maßgeblich an der Gründung der M ü n c h n e r Sezession 1892 beteiligt, gründete 1896 die Zeitschrift „ J u g e n d " als „Experimentierfeld f ü r m o d e r n e Kunst und Literatur" und gehörte 1899 zu den Gründern des Goethebundes z u m Schutz freier K u n s t und Wissenschaft. Er förderte die Wiederentdeckung der deutschen Renaissance und gab zahlreiche preiswerte Kunstpublikationen heraus. WEITERE WERKE: A u f g a b e n der Kunstphysiologie. 2 Bde., M ü n c h e n 1891, 2 1897. - Hrsg.: Meister-Holzschnitte aus vier Jahrhunderten. M ü n c h e n 1893. - Der Stil in den bildenden Künsten und Gewerben. 3 Bde., M ü n c h e n 1898-1902. W e g e zur Heimat. M ü n c h e n 1909. LITERATUR: Franz Carl Endres: G. H. Ein deutscher Publizist. M ü n c h e n 1921. - Erich Ramstöck: D a s theoretische u n d praktische Wirken G. H . ' s 1841-1916. Diss. M ü n c h e n 1957. - Leonhard Lenk: H „ G. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 239-241. - Ludger Heid: G. H. (1841-1916). In: HeinzDietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei M ü n c h e n 1975, S. 193-204. Clelia Segieth: Zwischen Historismus, Secession und Jugend. H., ein Kunstagitator der Jahrhundertwende. In: Friedrich P r i n z / M a r i t a Krauss (Hrsg.): M ü n c h e n . Musenstadt mit Hinterhöfen. Die Prinzregentenzeit 1886-1912. M ü n c h e n 1988, S. 253-256. — Dies.: Im Zeichen d e s „Secessionism u s " - die A n f ä n g e der Münchner „Jugend". Ein Beitrag z u m Kunstverständnis der Jahrhundertwende in M ü n c h e n . Diss. M ü n c h e n 1994. - Michael Skasa: Die „Jugend". G. H. und der M ü n c h n e r Stil. In: Gehört, gelesen 4 3 (1996) S. 4-14. H i t s c h m a n n , Hugo, Pseud. H. von Kanitz, österr. Landwirt, Publizist, Verleger, * 2 8 . 4 . 1 8 3 8 Kanitz (Mähren), t 1 7 . 4 . 1 9 0 4 Wien. A u s einer alten mährischen Landwirtsfamilie stammend, besuchte H., dessen Vater als Zentralbuchhalter des Fürsten von Dietrichstein tätig war, die H ö h e r e Landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg und w a r dort 1862-64 Lehramtsassistent und in der landwirtschaftlichen Praxis tätig. 1866 w u r d e er Redakteur der von der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft herausgegebenen „Allgemeinen landund forstwirtschaftlichen Zeitung", deren Titel in „Wiener Landwirtschaftliche Zeitung" geändert wurde. 1869 übertrug ihm die Landwirtschaftsgesellschaft diese und die 1868 gegründete Zeitschrift „Der praktische L a n d w i r t " als Eigentümer; daneben gab er eine Reihe weiterer Fachblätter heraus, u. a. „ O e k o n o m " (seit 1878) und „ A l l g e m e i n e Weinzeitung" (seit 1884). Im Selbstverlag brachte er das „Archiv f ü r Landwirtschaft" heraus. H. gilt als Begründer des modernen land- und forstwirtschaftlichen Z e i t u n g s w e s e n s in Österreich. WERKE: H.s Vademecum für die Forst und Holzwirtschaft. Wien 1928-1930. LITERATUR: Carl Junker: Das Haus Gerold in Wien 1775-1925. Wien 1925, S. 55-58. - Heinz H a u s h o f e r : Η., H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 266. H i t z i g , Julius Eduard, bis 1799 Isaak Elias H., Jurist, Verleger, * 2 6 . 3 . 1 7 8 0 Berlin, t 2 6 . 1 1 . 1 8 4 9 Berlin. D e r Sohn eines Lederfabrikanten begann seine juristische L a u f b a h n nach dem Studium in Halle und Erlangen 1799 als Auskultator bei der Regierung in Warschau, w o er Zacharias Werner kennenlernte. 1801 w u r d e H. Referendar am Berliner Kammergericht und gehörte zu den B e g r ü n d e r n des literarischen „Nordsternbundes", aus dessen Kreis der von Adelbert von C h a m i s s o und Karl August —> Varnhagen von Ense herausgegebene „Grüne M u s e n a l m a n a c h " hervorging. 1804 kehrte er als Regierungsassessor nach Warschau
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Hlubek zurück, machte dort die Bekanntschaft Ε. T. A. H o f f m a n n s und absolvierte eine Buchhändlerlehre bei Georg Andreas Reimer, nachdem er sein A m t durch den Sieg Napoleons 1807 verloren hatte. 1808 gründete H. einen eigenen Verlag, in dem u. a. Heinrich von —> Kleists , 3 e r l i n e r Abendblätter" erschienen. 1814 verkaufte er den Verlag, u m in den preuß. Staatsdienst zurückzukehren, und war 1827-35 Direktor a m Kammergerichtsinquisitoriat. H. bestimmte das literarische Leben Berlins in den Jahren 1815-40 entscheidend mit, gründete 1824 die „Mittwochsgesellschaft", der auch Joseph von Eichendorff angehörte, und schrieb u . a . Biographien von Ε. T. A. H o f f m a n n , Werner und Chamisso. 1842-47 gab er mit Willibald —> Alexis den „Neuen Pitaval. Eine S a m m lung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit" heraus. LITERATUR: Adalbert Eischenbroich: H., J. E. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 274-276. - Nikolaus Dorsch: J. Ε. H. literarisches Patriarchat und bürgerliche Karriere. Eine dokumentarische Biographie zwischen Literatur, Buchhandel und Gericht der Jahre 1780-1815. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1994. H l u b e k , Franz Xaver Ritter von, österr. Agrarwissenschaftler, * 1 1 . 9 . 1 8 0 2 Chabitschau (Österr.-Schlesien), t 1 0 . 2 . 1 8 8 0 Graz. Der Gutsbesitzerssohn studierte in Brünn und Wien Philosophie, Mathematik, C h e m i e und Landwirtschaft und unterrichtete seit 1830 als Prof. der Landwirtschaft in Wien, seit 1832 in Lemberg und seit 1834 a m Lyzeum in Laibach. 1840 übersiedelte H. nach Graz, hatte dort bis 1865 eine Professur f ü r Land- und Forstwirtschaft am Joanneum, dann bis 1867 an der T H inne und leitete seit 1840 auch den von Erzherzog Johann gegründeten landwirtschaftlichen Versuchshof in Graz. 1850-74 war er Sekretär der Steirischen Landwirtschaftsgesellschaft, gab deren Wochenblatt „Landwirtschaftliche Mitteilungen" heraus und veröffentlichte 1839 eine Statik des Landbaues. 1846 erschien sein zweibändiges Hauptwerk, eine Landwirtschaftslehre in ihrem ganzen Umfang ( 2 1853). 1848 war H. Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, 1861-67 im steirischen Landtag. WEITERES WERK: Die Runkelrübe. Ihr Anbau und die Gewinnung des Zuckers. Laibach 1839. LITERATUR: F. A. Rüder: Ueber die Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues in Bezug auf die gekrönte Preisschrift des H. Leipzig 1843. H o b b i n g , Reimar, Verleger, * 5 . 4 . 1 8 7 4 E m d e n , t 1 4 . 1 2 . 1 9 1 9 Berlin. Ausgebildet im Stuttgarter Verlag eines Verwandten, wurde H., Sohn eines Gymnasiallehrers, später Geschäftsführer des Verlags W. Vobach & Co. und gründete 1902 einen eigenen Verlag in Leipzig, den er im folgenden Jahr nach Berlin überführte. Er begann mit der Edition von Periodika, darunter der Zeitschrift „Das deutsche Volksblatt für Stadt und Land", erweiterte sein Verlagsprogramm seit 1910 auch auf Bücher und brachte vor allem politische, historische und biographische Werke sowie Schriften zum Verkehrswesen heraus. 1917 übernahm er die Norddeutsche Buchdruckerei und Verlagsanstalt und ihre „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", die er zur „Deutschen Allgemeinen Zeitung" ausbaute. LITERATUR: Paul Fechter: An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen. Gütersloh 1949. - Annemarie Wacker: H „ R. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 279 f. H o b e r g , Gottfried, kath. Theologe, * 1 9 . 1 1 . 1 8 5 7 Heringhausen (Westfalen), f 1 9 . 1 . 1 9 2 4 Freiburg/Breisgau. H. studierte in Münster, Dillingen und Bonn, wurde 1881 zum Priester geweiht, habilitierte sich 1886 in Bonn und lehrte 1887-90 Exegese des Alten Testaments in Paderborn. 1890 wurde er Prof. des Neuen Testaments an der Univ. Freiburg, übernahm dort 1893 den Lehrstuhl für Altes Testament
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und war seit 1903 Konsultor der Päpstlichen Bibelkommission. H. stand als konservativer Theologe in Opposition zu Thesen von Friedrich Delitzsch. Er gab bis 1894 die „Theologische Rundschau f ü r das katholische Deutschland" heraus und war 1895-1905 Schriftleiter der „Literarischen Rundschau", seit 1895 Mitherausgeber der „Biblischen Studien" und seit 1910 der „Freiburger theologischen Studien". H. veröffentlichte u. a. Die Fortschritte der biblischen Wissenschaft in sprachlicher und geschichtlicher Hinsicht (1902), 2 Jesus Christus (1908, 1911) und Katechismus der biblischen Hermeneutik (1914). WEITERE WERKE: M o s e s und der Pentateuch. Freiburg/ Breisgau 1905. - Bibel oder Babel. M ü n c h e n 1907. H o b o h m , Martin, Historiker, * 1 1 . 9 . 1 8 8 3 Friesdorf/ Harz, t 2 5 . 1 1 . 1 9 4 2 Freiburg. Nach dem Studium an den Universitäten Heidelberg, München, F r e i b u r g / B r e i s g a u , Berlin und Göttingen wurde H. 1912 Mitarbeiter am Berliner Zeughaus, habilitierte sich 1913 an der Univ. Berlin und ging 1914 als Privatdozent nach Kiel. 1915 trat er in den Dienst des Auswärtigen Amtes. H. übernahm 1920 einen Lehrauftrag f ü r Geschichte und Kriegswesen an der Univ. Berlin, wurde 1921 Reichsarchivrat, 1923 a. o. Professor. 1 9 2 0 / 2 1 sowie seit 1926 gehörte er als Sachverständiger dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuß an ( U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß und Dolchstoßlegende, 1926). H. war Herausgeber der „Deutschen Korrespondenz" ( 1 9 1 7 / 1 8 ) , seit 1918 der Schriftenreihen „Tag der Deutschen" und „Volksaufklärung" und publizierte pazifistische Schriften. WEITERE WERKE: Machiavellis Renaissance der Kriegskunst. 2 Bde., Berlin 1912. - Wir brauchen Kolonien. Berlin 1918. - Chauvinismus und Weltkrieg. 2 Bde., Berlin 1918/19. H o c h , Gustav, Politiker, Publizist, * 10. 1. 1862 Neubrück (Prov. Posen), t 4 . 1 0 . 1 9 4 2 Konzentrationslager Theresienstadt. H. studierte in Berlin, Königsberg und Zürich, war 1890-94 Redakteur der „Volksstimme" in F r a n k f u r t / M a i n , 1891-1916 der „Deutschen Dachdeckerzeitung" und lebte 1894-1919 als Arbeitersekretär und Stadtverordneter (1902-08, 1910-19) in Hanau. 1898-1903 und 1907-18 gehörte er als Mitglied der S P D dem Deutschen Reichstag an, 1 9 1 9 / 2 0 der Nationalversammlung und danach bis 1928 erneut dem Reichstag. H. trat in der Weimarer Republik als sozialpolitischer Publizist hervor. Er veröffentlichte u. a. Die internationale Regelung der Sozialversicherung (1930). Von den Nationalsozialisten 1933 inhaftiert, später als Zwangsarbeiter eingesetzt, wurde H. wegen seiner jüdischen Herkunft 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und ermordet. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 207. H o c h b a u m , Werner (Paul Adolf), Regisseur, Produzent, * 7 . 3 . 1 8 9 9 Kiel, t 1 5 . 4 . 1 9 4 6 Potsdam. Zunächst Schauspieler und Dramaturg, schrieb H. seit 1927 gelegentlich Filmkritiken und Artikel f ü r das sozialdemokratische „Hamburger E c h o " und plante eigene Filmprojekte, orientiert an den Arbeiten von Bela Bälazs, Charles Chaplin und Sergej M. Eisenstein und anderen. Er gründete eine Filmproduktions G m b H und realisierte 1929 in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und der SPD drei Filme, die vor allem von der sozialdemokratischen Kritik beachtet und gefeiert wurden. H. ließ sich nach Auflösung der Firma 1932 in Berlin nieder, wurde nach dem internationalen Erfolg seines Films Die ewige Maske (1934) von der U f a engagiert und inszenierte in der Folge mehrere Filme in Berlin und Wien. Aufgrund eines früheren Prozesses wegen „versuchten Hochverrats" zugunsten Frankreichs, in dem er aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden war, wurde H.
Hock 1939 aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen. Anschließend zur Wehrmacht eingezogen, der er bis 1941 angehörte, erkrankte H. an Tuberkulose, an deren Folgen er während der Vorbereitungen zu seinem ersten Filmprojekt nach dem Krieg, Der weg im Dunkeln, starb. Nach Kriegsende war H. Mitbegründer der Demo-Film GmbH, die u. a. die Kurzdokumentation Befreite Musik ( 1 9 4 5 ) produzierte. L I T E R A T U R : W. H. Filme 1 9 2 9 - 1 9 3 9 . Viennale-Retrospektive 1976. Hrsg. v. Peter Spiegel. Wien 1986. - Die Filme von W. H. 22. März bis 1. April 1996. Viennale. Hrsg. v. Alexander Horwath. Wien 1996. Hochdorf, Max, Journalist, Schriftsteller, * 18.3.1880 Stettin, t Februar/März 1948 Brüssel. Von Beruf Kaufmann, studierte H. Komparatistik und Slawistik an den Universitäten München, Berlin und Genua, wurde 1920 an der Univ. Freiburg (Schweiz) promoviert und bereiste den Balkan und den Nahen Osten. 1918-33 war er Theaterkritiker des sozialdemokratischen „Vorwärts", zwischenzeitlich Korrespondent des „Berliner Tageblatts" in Brüssel und Paris sowie außenpolitischer Redakteur, u. a. des „Acht Uhr Abendblatts". H. war Pressechef der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und Chefredakteur ihrer Zeitschrift „Der neue Weg". Er griff in seinem 1932 erschienenen Buch Die große Trommel den Nationalsozialismus an und floh 1933 nach Brüssel. 1936 ließ er sich in Ancona nieder, war Mitarbeiter führender Exilperiodika, u. a. des „Neuen Tage-Buchs" und des „Pariser Tageblatts", und lebte während der deutschen Besetzung 1941-44 unter falschem Namen in Brüssel. Nach Kriegsende war er Mitarbeiter des „Aufbau". H. veröffentlichte Übersetzungen aus dem Französischen und schrieb Sachbücher, Biographien und Romane. W E I T E R E W E R K E : Dunkelheiten. Berlin 1908. - Die Leiden der Simoni. Berlin 1910. - Die Erleuchteten. Zürich 1919. Die deutsche Bühnengenossenschaft. Potsdam 1921. Hocheder, Franz von Paula, Pseud. Emmerich Norus, Philologe, * 23.3.1783 Roßdorf (Oberbayern), f 3.5.1844 Roßdorf. H. studierte 1803-07 in Salzburg Philologie und Rechtswissenschaften. Als Anwalt vorübergehend in Salzburg tätig, ging er als Hofmeister nach Vallendar. Nach dem Staatsexamen 1811 wurde er Lehrer, 1815 Gymnasialprofessor in München, ging 1819 als Rektor des Gymnasiums nach WUrzburg und kehrte 1824 als Rektor des Neuen Gymnasiums nach München zurück. 1842 erhielt H. eine Professur für Philologie und Ästhetik an der Univ. München. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. H. schrieb Beiträge für das „Stuttgarter Morgenblatt", für „Eos" und „Aurora", gab Sophoklos' Oedip auf Kolonos (1826) und eine Bearbeitung der Briefe des Horaz (1831) heraus und veröffentlichte unter seinem Pseudonym den Roman Ferienliebe (1810). L I T E R A T U R : Franz Steiniger: Zur Erinnerung an F. v. P. H. München 1856. - Karl Halm: H„ F. v. P. In: ADB, Bd. 12, 1880, S. 519 f. Hochheimer, Henry (Chajim), Rabbiner, * 3.10.1818 Ansbach, t 25.1.1912 Baltimore (Maryland, USA). H. stammte aus einer Rabbinerfamilie, erhielt ersten Unterricht durch seinen Großvater Moses H. und setzte seine Ausbildung bei den Rabbinern Guggenheimer in Kriegshaber bei Augsburg und Hirsch Aub in München fort, von dem er 1845 als Rabbiner autorisiert wurde. Gleichzeitig studierte er seit 1839 an der an der Univ. München und wurde 1844 promoviert. 1844-49 assistierte H. seinem Vater in Ichenhausen und verfaßte Aufsätze für jüdische Zeitschriften, wie „Der Orient". Er schrieb außerdem für die „Zeitung für die elegante Welt" und für „Der Grenzbote". Wegen seiner 1848/49 veröffentlichten politischen Äußerungen war er
1849 gezwungen, Deutschland zu verlassen und wanderte in die USA aus. Dort übernahm er das Rabbinat der ältesten jüdischen Gemeinde in Baltimore, der Nidche Jisrael Congregation. 1859 wurde er Rabbi der Fell's Point (Hebrew Friendship) Congregation. Einige seiner Predigten- und Gelegenheitsreden wurden veröffentlicht. Zusammen mit Benjamin Szoid und Marcus Jastrow gab er 1871 das revidierte Gebetbuch Awodath Jisrael für Baltimore heraus. H.s Sohn Lewis war ein bekannter Anwalt in Baltimore und Verfasser des Buches H.s Criminal Law (1899). Hochstetter, Gustav, Redakteur, Schriftsteller, * 12.5.1873 Mannheim, t 26.7.1944 Konzentrationslager Theresienstadt. H. studierte Geisteswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Berlin, war zehn Jahre als Kaufmann tätig und redigierte 1903-23 die „Lustigen Blätter". Er war Prof. der Literatur an der Univ. Brüssel. H. schrieb überwiegend Humoristisches, während des Ersten Weltkriegs vor allem patriotische Unterhaltungsliteratur und veröffentlichte zuletzt den Schwank Der Nasenprofessor (1932). Seit Ende der zwanziger Jahre lebte er als freier Schriftsteller in einem brandenburgischen Dorf. H. wurde von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. W E I T E R E WERKE: Gaudeamus! Berlin 1907. - Mein buntes Berlin. Berlin 1911. - Die Heiratsjagd. Berlin 1912. Hexchen. Berlin 1918. Hock, Karl (Ferdinand) Frh. von, österr. Volkswirt, Politiker, Publizist, * 18.3.1808 Prag, t 2.1.1869 Wien. H. studierte Philosophie (Promotion 1828) und Rechtswissenschaft an der Univ. Wien und trat 1830 in den Staatsdienst ein. Seit dem Studium gehörte er einem Kreis um Anton Günther an, publizierte 1832 das philosophisch-satirische Werk Cholerodea und war 1833/34 Redakteur des Wochenblatts „Der Jugendfreund". Als Direktor der Hauptzollämter Salzburg (1837) und Wien (1847) befaßte er sich zunehmend mit Nationalökonomie, gab 1848 die „Constitutionelle Donauzeitung" heraus und wurde im selben Jahr stellvertretender Direktor der Generaldirektion der Eisenbahnen. 1849 folgte er der Berufung ins Handelsministerium, war 1855 Präsident der Kommission für die Pariser Weltausstellung, wechselte als Vizepräsident der Zollkommission ins Finanzministerium und wurde dort 1856 Sektionschef. Als Verfechter des Freihandels wandte er sich zunächst gegen das nationale System Friedrich Lists. Η. wurde 1859 in den Freiherrenstand erhoben, gehörte seit 1867 dem Herrenhaus an und wurde 1867 Präsident des Obersten Rechnungshofes, ständiges Mitglied der österr. Delegation bei den Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn und Mitbegründer und Präsident des Volkswirtschaftlichen Vereins. Neben philosophischen und belletristischen Werken verfaßte er wirtschaftspolitische und -historische Schriften, u. a. Der österreichische Staatsrat 1760-1848 (4 Tie., 1866-79). Die Finanzverwaltung Frankreichs. Stuttgart 1857. - Die Finanzen und Finanzgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Stuttgart 1867. L I T E R A T U R : Herbert Matis, Η., K. Frh. v. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 294 f.
WEITERE WERKE:
Hock, Stefan, österr. Regisseur, Literaturhistoriker, * 9.1.1877 Wien, t 18.5.1947 London. Der Sohn des Ophthalmologen Jakob H. studierte Germanistik an der Univ. Wien, wurde 1900 promoviert und habilitierte sich dort 1905 für neuere deutsche Literaturgeschichte. Er nahm eine führende Stellung im Wiener kulturellen Leben ein, war 1901 Mitbegründer des „Akademischen Vereins für Kunst und Literatur", der die erste deutsche Aufführung von Ibsens Peer Gynt veranstaltete, und als Journalist u.a. bei „Wissen für Alle" tätig. 1919 wurde H.
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Hocke von Albert Heine als Dramaturg an das Wiener Burgtheater geholt und schuf Neuübersetzungen und -bearbeitungen von Shakespeare-Dramen. Seit 1921 stellvertretender Direktor und Mitarbeiter M a x Reinhardts am Deutschen Theater in Berlin, kehrte er mit ihm 1923 an das Theater in der Josefstadt nach Wien zurück, w o er seit 1926 überwiegend als Regisseur tätig war. G e m e i n s a m mit Paul Barnay Ubernahm er 1934 die Leitung des Wiener Raimundtheaters. H. übersetzte Dramen aus dem Englischen, Französischen, Italienischen und Russischen, schrieb literaturhistorische Biographien (u.a. Anastasius Grün, 1907) und edierte u . a . Grillparzers Werke (7 Bde., 1911-13). Wegen seiner jüdischen H e r k u n f t mußte H. 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen und lebte dann als Schauspiellehrer in Großbritannien. H o c k e , Gustav Rene, Journalist, Schriftsteller, * 1.3. 1908 Brüssel, f 1 4 . 7 . 1 9 8 5 G e n z a n o bei Rom. Der Sohn deutsch-belgischer Eltern studierte europäische Literatur, Kunst und Philosophie an den Universitäten Berlin, Paris und B o n n und w u r d e nach der Promotion bei Ernst Robert Curtius 1934 Literaturredakteur bei der „Kölnischen Zeitung", für die er bald als Nachfolger M a x —> Rychners die Sonntagsbeilage „Geist der G e g e n w a r t " herausgab. 1940-43 Italienkorrespondent der „Kölnischen Zeitung", ging H. anschließend in die U S A und gab dort 1944-46 die Kriegsgefangenenzeitung „Der R u f heraus. 1946 in London Herausgeber der Zeitschrift „Die Brücke", kehrte er als Literaturredakteur der Münchner „Neuen Zeitung" nach Deutschland zurück und nahm 1948 seinen dauernden Aufenthalt in Italien. H. war Auslandskorrespondent niederländischer, deutscher und schweizer. Zeitungen, Mitherausgeber der deutschen Zeitschrift in italienischer Sprache „ D u e m i l o " sowie Herausgeber und Autor von Essays (u. a. Der Manierismus in der Literatur, 1959) und Romanen. WEITERE WERKE: Die Welt als Labyrinth. Hamburg 1957. Das europäische Tagebuch. Wiesbaden 1963. - Verzweifelung und Zuversicht. Z u Kunst und Literatur am Ende unseres Jahrhunderts. M ü n c h e n 1974. LITERATUR: H o m m a g e ä G. R. H. - die Welt als Labyrinth. Hrsg. v. Jutta Busch. Viersen 1989. H o d d i s , Jakob van, eigentl. H a n s Davidsohn, Lyriker, * 1 6 . 5 . 1 8 8 7 Berlin, t Mai 1942 Bctzcc, C h e t m n o oder Sobibor (Polen). Der Arztsohn studierte zunächst Architektur, später Griechisch und Philosophie, trat seit dem Tod des Vaters 1909 unter P s e u d o n y m auf und gründete im selben Jahr gemeinsam mit Erwin L o e w e n s o n und Kurt —»Hiller den „Neuen Club", der zur Keimzelle des literarischen Expressionismus in Deutschland wurde. H. wurde mit seinem Gedicht Weltende (1910, in: „Der Demokrat", 1 1 . 1 . 1 9 1 1 ) schlagartig berühmt; die Verse gelten als Stilmuster expressionistischer Lyrik und als eines ihrer Hauptwerke. H. veröffentlichte seine Gedichte vor allem in den Zeitschriften „Die Aktion" und „Der Sturm", lebte in den Kreisen der Münchner und Berliner B o h e m e und galt seit 1912 als psychisch auffällig. E n d e 1912 gewaltsam in eine Nervenheilanstalt verbracht, konnte er nach gelungener Flucht wieder publizieren und trat im Mai 1914 letztmals öffentlich auf. Bis 1933 in privater Pflege, lebte H. zuletzt in der israelitischen Kuranstalt Sayn bei Koblenz, aus der ihn 1942 die Nationalsozialisten deportierten und in ein Vernichtungslager nach Polen brachten. WERKE: J. v. H. Dichtungen und Briefe. Hrsg. v. Regina Nörtemann. Zürich 1987. LITERATUR: Helmut Hornbogen: J. v. H. Die Odyssee eines Verschollenen. M ü n c h e n u. a. 1986, 2. veränd. Aufl. 2001. - Tristitia ante. Zu Leben und Werk des Dichters J. v. H. Hrsg. v. Jürgen Seim. Gütersloh 1987. - Bernd Läufer: Entdecke dir die Hässlichkeit der Welt. Frankfurt/
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M a i n 1996. - Fritz Bremer: In allen Lüften hallt es wie Geschrei. Bonn 1996. - Wandern über dem Abgrund. J. v. H. nachgegangen. Hrsg. v. Wulf Kirsten. Bucha 1999. - All meine Pferde rangen mit der Nacht. J. v. H. Hrsg. v. Irene Stratenwerth. F r a n k f u r t / M a i n 2001 (Ausstellungskatalog). Anne-Christin Nau: Schizophrenie als literarische Wahrnehmungsstruktur am Beispiel der Lyrik von Jakob Michael Reinhold Lenz und J. v. H. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 2003. H o d e n b e r g , (Karl Iwan) B o d o Frh. von, Pseud. Theophilus, Politiker, * 8 . 9 . 1 8 2 6 Lilienthal bei Bremen, t 2 0 . 1 0 . 1 9 0 7 Hudemühlen (Kr. Fallingbostel). Im Anschluß an das Studium in Heidelberg, Berlin und Göttingen trat H. 1849 in den königlich-hannoverschen Staatsdienst ein, kam 1855 in den Auswärtigen Dienst und war seit 1860 Ministerresident in Den Haag. Dort fand er Kontakt zur niederländischen Erweckungsbewegung, wurde 1865 als Kultusminister nach Hannover berufen und verabschiedete kurz vor dem preuß. Einmarsch die Synodalverfassung. H. hielt sich zunächst in der U m g e b u n g König Georgs V. auf und zog sich später als freier Schriftsteller auf sein Gut Hudemühlen zurück. E r rief zur konfessionellen Erneuerung auf, war führend in der Deutsch-Hannoverschen Partei tätig und beteiligte sich an der Gründung ihres Organs, der „Deutschen Volkszeitung". H. veröffentlichte u. a. Luthers Philosophie (1870). WEITERE WERKE: Die alternde Menschheit und der Kampf des Lebens mit dem Tode. Erlangen 1869. - Erlanger Theologie. Hannover 1899. LITERATUR: Dieter Brosius: Β. v. H. - Ein hannoverscher Konservativer nach 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 38 (1966) S. 159-184. H o e b e r , Karl, Publizist, * 8 . 2 . 1 8 6 7 D i e t z / L a h n , t 5 . 1 1 . 1 9 4 2 Köln. Nach geisteswissenschaftlichen Studien an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Heidelberg und Straßburg war H. 1892 Hilfslehrer, 1893-1905 Oberlehrer in Straßburg und ging 1905 als Direktor des Kaiserlichen Lehrerseminars nach Metz. E r war 1891-1923 Redakteur der „Akademischen Monatsblätter", wurde 1907 Chefredakteur der „Kölner Volkszeitung" und gehörte 1908 zu den Gründern des Vereins „Kölner Presse". Seit 1919 hatte er einen Lehrauftrag für Geschichte und Aufgaben der Presse an der Handelshochschule und der Univ. Köln. H. war seit 1920 Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholikentage, seit 1927 Vorsitzender des Landesverbandes Mittelrhein des „Vereins f ü r das Deutschtum im A u s l a n d " und seit 1929 Erster Vorsitzender des „Augustinervereins zur Pflege der Katholischen Presse". Er verfaßte kulturhistorische Schriften, darunter mehrere Biographien (u. a. Erwin Hensler, 1936). WEITERE WERKE: Friedrich Wilhelm Weber. Paderborn 1894. - Krieg und Kultur. Mönchengladbach 1915. - Die Rückkehr aus dem Exil. Düsseldorf 1926. - Volk und Kirche. Essen 1935. H ö b l i n g , Franz, österr. Schauspieler, Sänger, * 9 . 9 . 1 8 8 6 Wien, t 1 4 . 2 . 1 9 6 5 Wien. Zunächst Postbediensteter, wandte sich H. später einer künstlerischen Laufbahn zu und studierte 1904-06 an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Nach einem ersten Engagement am Berliner Neuen Schauspielhaus 1906-09 kam er 1910 an die Wiener Jarno-Bühne, 1911 ans Burgtheater, wurde Hofschauspieler und trat auch als Opernsänger (Bariton) auf. Daneben spielte er an der H o f - und Volksoper sowie in Stummfilmen (u. a. Alle Räder stehen still), nach Kriegsende auch in Tonfilmen (u.a. Mädchenjahre einer Königin, 1955) und gastierte in Hamburg, Paris, Berlin und Leipzig. Zu seinen Hauptrollen zählten Karl M o o r und Mephisto. H. war Mitarbeiter des „Neuen Wiener Journals" und schrieb Gedichte.
Höfler H ö c k e r , Paul Oskar, Schriftsteller, * 7 . 1 2 . 1 8 6 5 Meiningen, t 5 . 5 . 1 9 4 4 Rastatt. Der Sohn des Schauspielers und Schriftstellers Oskar H. studierte zunächst Komposition an der Musikhochschule Berlin, wandte sich nach kurzer Tätigkeit als Kapellmeister jedoch der Schriftstellerei zu. H. schrieb zunächst Lustspiele und nach des Vaters Vorbild Jugendbücher, später Kriminalromane, Berichte über seine zahlreichen Auslandsreisen und Beiträge für Berliner Zeitschriften und Zeitungen. Als Herausgeber von „Velhagen und Klasings M o n a t s h e f t e n " (1905-35) publizierte er Schriften H e r m a n n Hesses, Ina Seidels und anderer. H. leistete seit 1914 Kriegsdienst, schrieb „Feldpostbriefe" für den „Berliner Lokal-Anzeiger" und war Gründer (1914) und Herausgeber der „Liller Kriegszeitung". Als Romancier w a r er Bestsellerautor; zahlreiche seiner Unterhaltungsromane wurden dramatisiert, verfilmt und übersetzt (u. a. Die Sonne von St. Moritz, 1910). In seinen letzten Lebensjahren wandte sich H. von aktuellen Themen ab und verfaßte historisch-biographische R o m a n e . Seine Lebenserinnerungen eines 75-jährigen erschienen 1940. WEITERE WERKE: Die Olympier. Leipzig 1894. - Die Weihnachts-Ronde. Berlin 1898. - Sekt. Stuttgart 1900. Volk in Waffen. Berlin 1914. - Der Kapellmeister. Berlin 1944. H o e f e r , E d m u n d , Schriftsteller, * 1 5 . 1 0 . 1 8 1 9 Greifswald, t 2 2 . 5 . 1882 Cannstatt (heute zu Stuttgart). H. studierte 1839-42 Philologie und Geschichte an den Universitäten Greifswald, Heidelberg und Berlin und wurde 1854 an der Univ. Jena promoviert. Er legte eine umfangreiche Sammlung apologischer Sprichwörter an, schrieb Gedichte und übersetzte aus dem Französischen. Seit 1845 veröffentlichte er Erzählungen in Cottas „Morgenblatt", mit denen er bald bekannt wurde. H. ließ sich 1854 in Stuttgart nieder, war mit Ferdinand Freiligrath und Wilhelm Raabe befreundet und w u r d e Kritiker und Schriftleiter der neugegründeten „Hausblätter". Seit 1860 wandte er sich dem Genre des Romans zu (u.a. Pap Kuhn, 1878). WEITERE WERKE: Erzählende Schriften. 12 Bde., Stuttgart 1865. - Aus alter und neuer Zeit. Stuttgart 1854. - Deutsche Herzen. Prag 1860. - Treue siegt. Stuttgart 1874. - Das Pfarrhaus zu Wudnik. Jena 1879. LITERATUR: Al. Reifferscheid: Η., E. In: A D B , Bd. 5 0 , 1 9 0 5 , S. 387-392. - B r u n o Sauer: Ε. H. Greifswald 1922. - Erich Gülzow: Ε. H. und seine Heimat. Grimmen 1938. - Bruno Sauer: Ε. H. In: P o m m e r s c h e Lebensbilder. Bd. 3. Stettin 1939, S. 297-307. - B r u n o Sauer: Ε. H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 308. H ö f e r , Werner, Journalist, Publizist, * 2 1 . 3 . 1 9 1 3 Kaisersesch (Kr. Cochem-Zell), t 2 6 . 1 1 . 1 9 9 7 Köln. H. studierte in Köln Philosophie, Geschichte, Theater- und Zeitungswissenschaft, trat 1933 der N S D A P bei und war als Redakteur in Köln und Berlin (u. a. „Koralle", „B. Z. am Mittag", „12-Uhr-Blatt") tätig. 1946-61 arbeitete er für den Nordwestdeutschen bzw. Westdeutschen R u n d f u n k in Köln, danach für die „ N e u e Illustrierte". 1964 kehrte er als Programmdirektor zum W D R zurück und gestaltete als dessen Fernsehdirektor 1972-77 einen Großteil des Programms der A R D mit (u.a. „Tagesthemen"). Seit 1953 moderierte H. die sonntägliche journalistische Diskussionsrunde „Der Internationale Frühschoppen", deren Leitung er 1987 nach der erneuten öffentlichen Diskussion um seine journalistische Tätigkeit während der nationalsozialistischen Herrschaft aufgab. Er veröffentlichte u. a. Welt im Doppelspiel (1966), So wird man was beim Fernsehen (1971) und Spätlese. Echo der Jahre (1983). WEITERES WERK: Hrsg.: Verwöhnt in alle Ewigkeit? W i e n / Düsseldorf 1976.
LITERATUR: Otto Köhler: Wir Schreibmaschinentäter. Journalisten unter Hitler - und danach. Köln 1989, S. 7-20. - Peter E p s / U w e H ä r t u n g / S t e f a n D a h l e m : Enthüllungsbeiträge und ihre publizistischen Folgen. Journalistische Konsensbildung im Fall W . H. In: Publizistik 4 1 (1996) S. 203-223. U w e K a m m a n n : Spätschoppen. Der Fall W . H. In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e m a n n Siering: Die Herren Journalisten. D i e Elite der deutschen Presse nach 1945. M ü n c h e n 2002, S. 213-237. H ö f k e n , Gustav Ritter von, Beamter, Publizist, * 1 4 . 6 . 1 8 1 1 H a t t i n g e n / R u h r , f 1 4 . 7 . 1 8 8 9 Wien. H „ Sohn eines Großhändlers und Exporteurs, besuchte die preuß. Ingenieur- und Artillerieschule und trieb volkswirtschaftliche Studien. Wegen journalistischer Betätigung geriet er m e h r m a l s in Konflikt mit der preuß. Justiz, war seit 1841 Mitarbeiter mehrerer Zeitungen und habilitierte sich 1848 an der Univ. Heidelberg f ü r Sozialökonomie. H. w u r d e in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, folgte der A u f forderung Karl Ludwig von Brucks, in den österr. Staatsdienst zu treten, und wurde Ministerialsekretär, 1850 Sektionsrat im österr. Handels-, später im Finanzministerium. Er war maßgeblich an der Lösung der österr. F i n a n z p r o b l e m e beteiligt, w u r d e 1855 Verwaltungsratsmitglied der „CreditAnstalt" und der galizischen Carl-Ludwig-Bahn und war Redakteur der Zeitschrift „Austria". Η. galt als Sprachrohr Brucks, verlor nach dessen Tod 1860 an Bedeutung und wurde bei seiner Pensionierung 1867 nobilitiert. Er schrieb u. a. Die Principien der Steuerreform in Österreich (1875). WEITERE WERKE: Tiricinium eines deutschen Officiers in Spanien. 4 Bde., Stuttgart 1841. - Englands Zustände, Politik und Machtentwicklung. 2 Bde., Leipzig 1846. - Deutsche A u s w a n d e r u n g und Kolonisation im Hinblick auf Ungarn. Wien 1850. LITERATUR: Karl Bachinger: H., G. v. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 311 f. - Kurt Koszyk: G. H . Ein Lebensbild aus d e m 19. Jahrhundert. In: Ders.: Publizistik und politisches Engagement. Lebensbilder publizistischer Persönlichkeiten. Hsrg. v. Walter Homberg, Arnulf Kutsch und Horst Pöttker. Münster 1999, S. 39-107. H ö f l e r , Heinrich, Politiker, Verbandsfunktionär, * 1 6 . 2 . 1 8 9 7 Schwetzingen, t 2 1 . 1 0 . 1 9 6 3 Bonn. N a c h der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und dem Studium der Geschichte, Staats- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Heidelberg war H., Sohn eines Schlossers, 1921-31 Redakteur, zuletzt Chefredakteur des der Zentrumspartei nahestehenden „Pfälzer B o t e n " in Heidelberg. Bis z u m Verbot durch die Nationalsozialisten 1941 Pressereferent und Chefredakteur der Zeitschrift „Caritas" in der Zentrale des Deutschen Caritas-Verbandes in Freiburg, baute er im Auftrag der deutschen kath. B i s c h ö f e die „Kirchliche Kriegshilfe" zur Soldaten- und Kriegsgefangenenbetreuung auf und leitete sie 1939-44. Seit 1944 politischer Gefangener in Moabit, organisierte er 1945-49 die „Caritashilfe für Kriegsgefangene, H e i m k e h r e r und freie Arbeiter" und betreute in dieser Funktion auch deutsche Untersuchungshäftlinge im Ausland. H. war von 1949 bis an sein L e b e n s e n d e für die C D U Mitglied des Deutschen Bundestags, ferner langjähriger Direktor der Zentrale des Deutschen Caritas-Verbandes, dessen Zentralvorstand er angehörte. LITERATUR: Caritas 64 (1963) H e f t 8. Festschrift Η. H. - Peter Hammerschmidt: Die Wohlfahrtsverbände im NS-Staat. Die N S V und die konfessionellen Verbände Caritas und Innere Mission im G e f ü g e der Wohlfahrtspflege des Nationalsozialismus. Opladen 1999. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 348 f. H ö f l e r , Konstantin Ritter von, Historiker, * 2 6 . 3 . 1 8 1 1 M e m m i n g e n , t 2 9 . 1 2 . 1 8 9 7 Prag. Nach rechtswissenschaftlichen und historischen Studien in M ü n c h e n , Göttingen und R o m w u r d e Η. 1836 Redakteur der
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Höflich „Münchner Politischen Zeitung", habilitierte sich 1838 an der Univ. München und w u r d e 1839 a. o., 1841 o. Professor. 1847 in Verbindung mit der A f f ä r e u m L o l a Montez seines Lehrstuhls enthoben, ging er als Vorstand des Staatsarchivs nach Bamberg, befaßte sich dort mit der Edition fränkischer Geschichtsquellen (u. a. Quellensammlung für fränkische Geschichte, 4 Bde., 1849-52) und folgte 1851 der Beruf u n g als Ordinarius an die Univ. Prag. H. gründete 1862 den Verein f ü r die Geschichte der Deutschen in B ö h m e n , wurde 1865 Mitglied des böhmischen Landtags, 1872 des österr. Herrenhauses in Wien und war 1871 Rektor der Univ. Prag. Er betrieb die Aufspaltung der Prager Hochschulen in nach Nationen getrennte Einrichtungen. WEITERE WERKE: Die deutschen Päpste. 2 Bde., Regensburg 1839. - Baiern, sein Recht und seine Geschichte. Regensburg 1850. - Magister Johannes H u ß und der Abzug der deutschen Professoren und Studenten aus Prag 1409. Prag 1864. Nachdr. Vaduz 1985. - Über die Luxemburgische Periode der deutschen Könige und Kaiser, o. O. 1865. LITERATUR: Anton Dürrwächter: Κ. v. H. und die fränkische Geschichtsforschung. Zu seinem 100. Geburtstage. München 1912. - Josef Hemmerle: C. v. H. In: Lebensbilder aus d e m Bayerischen Schwaben. Bd. 2. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1953, S. 376-395. - Harald Bachmann: C. v. H. 1811-1897. In: N e u e Österreichische Biographie ab 1815. Bd. 15. Wien u . a . 1963, S. 82-89. - T h o m a s Brechenmacher: C. H. In: Ders.: Großdeutsche Geschichtsschreibung im neunzehnten Jahrhundert. Berlin 1996, S. 132-145. Alois Tippelt: Der Historiker Dr. C. v. H. (1811-1897). In: Aussiger Bote 4 9 (1997) S. 78 f.
er sich dem „Kreis Sozialistischer Widerstandskämpfer" um Kurt —»Schumacher an. 1939-44 arbeitete er wieder in seinem erlernten Beruf. N a c h d e m 20. Juli 1944 war er drei Wochen im Konzentrationslager Flossenbürg interniert. H. kehrte nach Kriegsende in den Stadtrat seiner Geburtsstadt zurück, wurde SPD-Bezirksvorsitzender in N i e d e r b a y e r n / Oberpfalz und war 1949-69 Mitglied des Deutschen Bundestags. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 350 f.
H ö f l i c h , Eugen, auch M o s h e h Ya'aqov Ben-Gavriel, Schriftsteller, Journalist, * 1 5 . 9 . 1 8 9 1 Wien, t 1 7 . 9 . 1 9 6 5 Jerusalem. N a c h dem Besuch der Wiener Handelshochschule begann H., Arabisch an der Univ. Wien zu studieren, wurde jedoch mehrmals wegen sozialistischer Betätigung relegiert. Später Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft und freier Schriftsteller, wurde er 1914 Soldat, nach schwerer Verwundung 1915 Offizier und kam 1917 als K o m m a n d a n t einer österr. K o m p a n i e nach Jerusalem. Kurz darauf wurde er wegen pansemitischer Propaganda aus Palästina ausgewiesen und führte in Wien während der Revolution die Jüdische Legion. H. versuchte sich als Herausgeber jüdischer Monatsschriften („Esra", 1919; „Das Zelt", 1924), kehrte 1927 nach Jerusalem zurück und w u r d e Offizier der jüdischen Untergrundbewegung Haganah. Im Zweiten Weltkrieg zur britischen A r m e e abkommandiert, war er in Palästina und Ägypten stationiert und lebte seit 1948 als freier Schriftsteller und Journalist in Jerusalem. Ausgehend von seiner Vorstellung des Pansemitismus als Vorstufe des Panasiatism u s (u. a. Pforte des Ostens, 1923) thematisierte er in seiner erzählenden Prosa die jüdisch-arabische Freundschaft (u. a. Der Mann am Stadttor, 1960). 1963 veröffentlichte er den „autobiographischen Bericht" Die Flucht nach Tarschisch. WEITERE WERKE: Kumsits. Geschichten aus der Wüste. Berlin 1956. - Israel. Wiedergeburt eines Staates. München 1957. - Das Haus in der Karpfengasse. Nürtingen 1996. Tagebücher 1915 bis 1927. Hrsg. v. Armin A. Wallas. Wien u . a . 1999.
H ö l l e r e r , Walter, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, * 1 9 . 1 2 . 1 9 2 2 Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz), t 2 0 . 5 . 2 0 0 3 Berlin. H., Sohn eines Volksschullehrers, wurde 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Erst nach seinem Tod wurde bekannt, daß er in diesem Jahr auch in die N S D A P eingetreten war. A u s der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studierte er seit Herbst 1945 in Erlangen, Göttingen und Heidelberg zunächst Theologie, dann Philosophie, Geschichte, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft und wurde 1949 mit der Arbeit Gottfried Kellers „Leute von Seldwyla" als Spiegel einer geistesgeschichtlichen Wende. Eine Studie zur Geschichte der Novelle im 19. Jahrhundert zum Dr. phil. promoviert. 1954-59 hatte er Lehraufträge an den Universitäten F r a n k f u r t / M a i n und Münster und habilitierte sich 1958 mit der Studie Zwischen Klassik und Moderne. Lachen und Weinen in der Dichtung einer Übergangszeit. 1959-87 lehrte H. als o. Prof. für Deutsche Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der T U Berlin. 1960 ü b e r n a h m er eine Gastprofessur an der University of Wisconsin, 1973 und 1988 an der University of Illinois (USA). In seinen literaturwissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte sich H. u . a . mit der Dichtung des 19. Jh. und der Moderne, mit Marcel Proust und anderen komparatistischen T h e m e n .
Höhne,
Franz, Politiker, * 1 3 . 6 . 1 9 0 4 Regensburg, t 1 6 . 1 1 . 1 9 8 0 Regensburg. H., Sohn eines Arbeiters, durchlief eine Maschinenschlosserlehre, arbeitete für die Reichsbahn und w u r d e 1934 aus politischen Gründen entlassen. 1922 trat er in die SPD ein, war bis 1933 Mitglied des Regensburger Stadtrats und verbreitete nach der M a c h t ü b e r n a h m e durch die Nationalsozialisten illegal den „Neuen Vorwärts" in Bayern. 1934 verhaftet und nach zwei Jahren Gefängnis wegen Hochverrats in das Konzentrationslager Dachau überstellt, Schloß
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H Ö I l e i n , Emil, Politiker, Publizist, * 8 . 2 . 1 8 8 0 Eisfeld (Sachsen-Meiningen), t 18. 8 . 1 9 2 9 Berlin. Über die Mittelschulbildung hinaus Autodidakt, war H. zunächst Handwerker, 1904-15 Sprachlehrer und nach dem Ersten Weltkrieg politischer Redakteur der „Neuen Zeit u n g " in Jena. Seit 1919 als KPD-Mitglied Abgeordneter des Landtags von Sachsen-Weimar, seit 1920 desjenigen von Großthüringen, zog er 1920 in den Reichstag ein und gehörte seit 1921 d e m Zentralkomitee der K P D an. Bekannt wurde H. mit einer öffentlichen R e d e in Paris gegen den französischen Einmarsch ins Ruhrgebiet. Er w u r d e verhaftet, des Hochverrats angeklagt und aus Frankreich ausgewiesen. H. veröffentlichte politische, volkswirtschaftliche und sozialhygienische Schriften, u. a. Gegen den Gebärzwang! Der Kampf um die bewußte Kleinhaltung der Familie (1927, 3., erweiterte Auflage unter d e m Titel Gebärzwang und kein Ende, 1930). LITERATUR: Hannelore Freundlich: Ε. H. Lebensbild eines Revolutionärs. In: Beiträge zur Geschichte Thüringens 2 (1970) S. 178-185. - M.d.R., 3 1994, S. 209.
H.s 1952 veröffentlichter Gedichtband Der andere Gast (Neuausg. 2000) entstand unter dem Einfluß Gottfried Benns und der Naturlyrik (u.a. von Georg —»Britting), von der er sich jedoch unter dem Eindruck der amerikanischen Lyrik der „Beat generation" löste. Als Impuls für das Schreiben von Gedichten bezeichnete er, den Dadaisten und den französischen Lyrikern des Surrealismus nahestehend, „Ungelegenheiten" (Gedichte. Wie entsteht ein Gedicht?, 1964). Neue Wege nach dem „Kahlschlag" zeigte die von H. herausgegebene und mit Randnotizen versehene Anthologie Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte (1956) auf. Der zunehmenden Konzentration auf das einzelne Wort in einer „hermetischen Lyrik" abgeneigt, plädierte er Mitte der sechziger Jahre - gegen die „erzwungene Preziosität des kurzen Ge-
Hölzlhuber dichts" - f ü r ein neues, langes Gedicht („längere Sätze und längere Zeilen"), das von der poetologischen und weltanschaulichen „Festgelegtheit" befreit ist ( A u ß e r h a l b der Saison, 1967; Systeme. Neue Gedichte, 1969). Seine programmatische Forderung einer Ö f f n u n g zur Alltagssprache wies auf die politische Lyrik der sechziger Jahre und die spätere Alltagslyrik voraus. U m Sprache als „Versuchsmittel verschiedener Art der Orientierung" geht es in H.s Zeitroman Die Elephantenuhr (1973, gestraffte Fassung 1975). Sein spielerisches Verhältnis zur Sprache bestimmte auch die Komödie Alle Vögel alle (1978, Neuausg. 1980), die 1982 im Schiller-Theater in Berlin uraufgeführt wurde. Der auf „Fortgang" bedachte H „ der 1954 zur Gruppe 4 7 stieß und dort zunehmend die Kritikerrolle übernahm, war Initiator und Förderer vieler literarischer Unternehmungen. Seit 1958 gab er mit Kurt M a y die Buchreihe „Literatur als Kunst" heraus. 1963 gründete er das (auch mit einer Filmabteilung ausgestattete) Literarische Colloquium Berlin, 1965 das Institut f ü r Sprache im technischen Zeitalter und 1977 das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg. 1972 organisierte er die Ausstellung „Welt aus S p r a c h e " in der Berliner Akademie der Künste. G e m e i n s a m mit H a n s Bender gab H. 1954-67 die Literaturzeitschrift „Akzente. Zeitschrift f ü r Dichtung" heraus. Seit 1961 w a r er auch Herausgeber der Zeitschrift „Sprache im technischen Zeitalter" (seit 1973 mit Norbert Miller, 1981-87 mit Wieland Schmied und seit 1987 mit Joachim Sartorius).
Schloß das Studium mit der Promotion ab. Für seinen Vater, mittlerweile Direktor des Comödienhauses, inszenierte er eine Reihe von Theaterstücken und ü b e r n a h m g e m e i n s a m mit ihm die Leitung des Stadttheaters Brünn und des Theaters von Teplitz-Schönau. In den zwanziger Jahren ging H. nach Berlin, w o er eine Anstellung bei der Ullstein-Gruppe f a n d und f ü r die „Berliner Zeitung a m Mittag" schrieb, zuletzt als Chefredakteur. N a c h d e m H. 1931 eine Reihe von G e h e i m d o k u m e n t e n der Nationalsozialisten in der Zeitung veröffentlicht hatte, w u r d e er seines Postens enthoben. Er ging f ü r ein Jahr als Amerikakorrespondent des UllsteinVerlags in die U S A und w u r d e nach seiner Rückkehr nach Berlin Herausgeber der Tageszeitung „Das 12 Uhr Blatt" sow i e der Wochenzeitung „ M o n t a g M o r g e n " . 1933 m u ß t e er aus Deutschland fliehen, ging zuerst nach Prag, w o er für mehrere Zeitungen als Journalist arbeitete, und emigrierte 1938 in die U S A . W ä h r e n d des Zweiten Weltkriegs betreute H. R u n d f u n k s e n d u n g e n f ü r Hörer in Deutschland, arbeitete als Übersetzer und Kritiker und schrieb die R o m a n e The Defenders (1940) und Furlough (1944). 1950 kehrte H. nach Deutschland zurück, übersetzte amerikanische D r a m e n und war als Drehbuchautor an den Filmen Scampolo (1959) und Mädchen in Uniform (1965) beteiligt. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 306. - Eduard Höllering: Georg und F. H. und die sudetendeutschen Bühnen. Regensburg 1998.
H. wurde u. a. mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin (1966), dem Kulturpreis der Stadt Sulzbach-Rosenberg (1974), dem Johann-Heinrich-Merck-Preis (1975), dem Horst-Bienek-Preis (1993) und dem Friedrich-Bauer-Preis (1997) ausgezeichnet. Er war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, und der Akademie der Künste, Berlin. 1993 w u r d e er z u m Ehrenmitglied der TU Berlin ernannt. WEITERE WERKE: Movens. D o k u m e n t e und Analysen zur Dichtung, bildenden Kunst, Musik, Architektur. In Zusammenarbeit mit W. H. und M a n f r e d d e la Motte, hrsg. v. Franz Mon. Wiesbaden 1960. - Junge amerikanische Lyrik. Hrsg. mit Gregory Corso. M ü n c h e n 1961. - Thesen zum langen Gedicht. In: Akzente, 1965, H e f t 2, S. 128-130. Hrsg.: Theorie der modernen Lyrik. Dokumente zur Poetik. Reinbek 1965. Aktualisierte und um einen zweiten Teil ergänzte Ausgabe, hrsg. v. Norbert Miller und Harald Härtung. 2 Bde., M ü n c h e n 2003. - Dramaturgisches. Ein Briefwechsel mit M a x Frisch. Berlin 1969. - Berlin. Übern D a m m und durch die Dörfer. Fotografien von Renate von Mangoldt. 12 Essays von W. H. Berlin 1977. - Gedichte 1942-1982. F r a n k f u r t / M a i n 1982. - Mit Gerald Bisinger u. a. (Hrsg.): Autoren im Haus. Zwanzig Jahre Literarisches Colloquium Berlin. Berlin 1982. - W. H.s Oberpfälzische Weltei-Erkundungen. Hrsg. v. Werner Gotzmann. Weiden 1987. - Zurufe, Widerspiele. Aufsätze zu Dichtern und Gedichten. Hrsg. v. Michael Krüger, Norbert Miller und Siegfried Unseld. Berlin 1992.
H o l z e l , Ed(uard), österr. Verleger, * 8 . 1 0 . 1 8 1 7 Prag, t 2 2 . 1 2 . 1 8 8 5 Salzburg. Ausgebildet in den großen Buchhandelszentren Deutschlands, unterhielt H., Sohn eines K a u f m a n n s und Eisenhändlers, seit 1844 eine Buch- und Kunsthandlung in Olmütz, betätigte sich seit 1848, zunächst mit dem politischen Tagblatt „Die neue Zeit", später mit reich illustrierten Sachbüchern ( u . a . Die Eichen Europas und des Orients, 1862), als Verleger und gründete eine Reihe von Zweigfirmen in den Ländern der Donaumonarchie. Er produzierte bevorzugt f ü r die B e d ü r f n i s s e der Schulen, vor allem des Geographieunterrichts ( u . a . Blasius Kozenn, Geographischer Schulatlas, 9 7 1969), und begründete 1861 in Wien das erste private „Geographische Institut". Darüber hinaus war sein Ü n t e r n e h m e n f ü h r e n d in der Herstellung farbiger Reproduktionen als Wandbilder und produzierte erstmals in Österreich Kunstdrucke im Öldruckverfahren. LITERATUR: 125 Jahre Ε. H. Wien 1969. - Rudolf Kinauer: Η., E. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 340 f. - Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Berl i n / E b e r s w a l d e 1902-08. Nachdr. H i l d e s h e i m / N e w York 1979, S. 491-493. - Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938. Bd. 1. Wien u . a . 1985, S. 66. Anton Durstmueller d. J.: D i e österreichischen graphischen G e w e r b e zwischen Revolution und Weltkrieg 1848-1918. In: Ders.: 500 Jahre Druck in Österreich. Bd. 2. Wien 1986.
LITERATUR: W. H. (65). Hrsg. v. Ulrich Janetzki, Karl Riha und Lutz Z i m m e r m a n n . Berlin 1987. - Bausteine zu einer Poetik der Moderne. Festschrift f ü r W . H. Hrsg. v. Norbert Miller, Volker Klotz und Michael Krüger. München 1987. - W. H. zu Ehren. Berlin 1994. - Barbara BaumannEisenack: W. H.: zu seinen Gedichten und seiner LyrikAnthologie .Transit'. Sulzbach-Rosenberg 2002. - Dies.: W . H. In: KLG. - Intern. Germanistenlexikon, Bd. 2, 2003, S. 766-768. Bruno Jahn H o e l l e r i n g , Franz, urspr. Höllering, Schriftsteller, * 7 . 9 . 1 8 9 6 Baden (Niederösterreich), + 1 1 . 1 . 1 9 6 8 München. H., Sohn eines Musikers, nahm am Ersten Weltkrieg teil, studierte anschließend Rechtswissenschaften in Wien und
H ö l z l h u b e r , Franz, österr. Sänger, Komponist, * 2 2 . 9 . 1 8 2 6 Gründberg bei Steyr (Oberösterreich), t 4 . 2 . 1 8 9 8 Wien. Von Beruf Lehrer, unterrichtete H. seit 1845 in Leonstein und Bad Hall, w u r d e Staatsbediensteter beim Pflegegericht Leonstein, seit 1850 beim Bezirksgericht Linz und w a n d t e sich schließlich d e m Theater zu. 1852 sang er als Bariton am Josefstädter Theater in Wien, lebte während der S o m m e r monate als Landschaftsmaler, während der Wintermonate als Konzertsänger in Österreich und Schloß 1855 einen Vertrag als Kapellmeister in M i l w a u k e e (Wisconsin). H. konnte diese Stelle nicht antreten, w u r d e Bäcker, Sänger, Organist, Opernkomponist (Das neue Donaureich), Musik- und Zeichenlehrer und kehrte 1860 nach Europa zurück. 1861 n a h m er am Nürnberger Sängerfest teil, war 1862 f ü r Österreich
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Hönig an der Weltausstellung in L o n d o n tätig und ging mit dem von ihm gemalten Wandelnden Panorama von Bremen bis zu [...] den Urwäldern Canadas (1863) auf Reisen. 1867 trat H. in den staatlichen österr. Eisenbahndienst ein, lebte 1872-87 in Steyr und war zuletzt Bibliothekar des Wiener Eisenbahnmuseums. Seine Reiseskizzen Von Linz nach Amerika erschienen 1856 in der „Linzer Zeitung 1 '. H ö n i g , Johannes, Schriftsteller, Politiker, * 1 5 . 1 . 1 8 8 9 Tschiefer (Kr. Freystadt), t 1 9 . 4 . 1 9 5 4 Havelberg. H., Sohn eines Lehrers und Kantors, veröffentlichte 1907 mit dem Epos Vater Martin sein erstes Werk, studierte seit 1908 in Breslau Philologie und w u r d e 1913 mit der Arbeit Ferdinand Gregorovius als Dichter promoviert. Er war als Lehrer am dortigen Kurfürstlichen Orphanotropheum tätig und legte 1914 in den Fächern Deutsch, Propädeutik und Latein das Staatsexamen ab. I m Ersten Weltkrieg 1916 schwer verwundet, wirkte er seit 1917 als Studienrat an der Landwirtschaftsschule in Liegnitz. H. zählte zu den ersten Mitgliedern des 1918 gegründeten Logaubundes, in dem sich Kulturschaffende trafen. Er veröffentlichte Gedichte (u.a. Der Heimweg. Ein Gedicht in acht Gesängen, 1925) sowie den literaturtheoretischen Band Dichtung und Weltanschauung, Wege und Ziele der deutschen Dichtung mit besonderer Berücksichtigung des katholischen Geisteslebens (1923, 2 1924). Seit 1921 Vorsitzender der Zentrumspartei im Regierungsbezirk Liegnitz, zog er 1930 in den Preußischen Landtag ein und konnte sein M a n d a t bei den Landtagswahlen 1932 verteidigen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 mußte er seine politische Tätigkeit aufgeben, war in Liegnitz wieder als Studienrat tätig und veröffentlichte 1944 die gänzlich überarbeitete Neuauflage des 1921 erstmals erschienenen, Werks Ferdinand Gregorovius. Eine Biographie. Nach d e m Attentat auf Hitler 1944 vorübergehend inhaftiert, floh H. 1945 nach Gnissau, kehrte jedoch nach Kriegsende nach Liegnitz zurück und arbeitete als Redakteur für die von der Roten A r m e e herausgegebene „Deutsche Zeitung". 1947 ging er nach Havelberg. H o e n s b r o e c h , Paul Graf von, Publizist, * 2 9 . 6 . 1 8 5 2 Haag bei Geldern, t 2 9 . 8 . 1923 Berlin. Nach rechtswissenschaftlichen Studien an den Universitäten Bonn, Göttingen und Würzburg seit 1876 im preuß. Staatsdienst, trat H. 1878 in die Gesellschaft Jesu ein. In Feldkirch und Stonyhurst ausgebildet, wurde er 1886 zum Priester geweiht und widmete sich anschließend als Mitarbeiter der „Stimmen aus M a r i a - L a a c h " der Kirchen- und Papstgeschichte. Nach wissenschaftlichen Studien in Brüssel und Berlin trat er 1892 aus d e m Orden aus, konvertierte 1895 zur evang. Kirche und heiratete. H. veröffentlichte u . a . Mein Austritt aus dem Jesuitenorden (1893), Der Ultramontanismus, sein Wesen und seine Bekämpfung (1897, 2 1898), 14 Jahre Jesuit (2 Tie., 1 9 0 9 / 1 0 ) und Das Wesen des Christentums (1920). Er war zeitweise Vorstandsmitglied des „Evangelischen B u n d e s " und Herausgeber der „Täglichen Rundschau"; 1902-07 gab er „Deutschland. Monatsschrift f ü r die gesamte Kultur" heraus. LITERATUR: Karl Kupisch: H „ P. Graf v. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 347. H ö n t s c h ( - H a r e n d t ) , Ursula, Schriftstellerin, Historikerin, Journalistin, * 1 2 . 9 . 1 9 3 4 Frankenstein (Schlesien), t 29.2.2000. H. durchlief 1949-52 eine L e h r e als Industriekauffrau und besuchte 1958-64 die Fachschule f ü r Journalistik in Leipzig. 1968-72 studierte sie Geschichte an der HumboldtUniversität in Berlin. Sie arbeitete später als Lektorin und schrieb als freie Journalistin u. a. f ü r den „Freitag". H. veröffentlichte die R o m a n e Wir Flüchtlingskinder (1986; 6., erw. Aufl. 1991) und Wir sind keine Kinder mehr. Die Geschichte einer Jugend (1990).
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WEITERE WERKE: Hrsg.: Die Stunde Null. Tatsachenberichte über Erlebnisse aus den letzten Tages des 2. Weltkrieges. Berlin 1966. - Hrsg.: Mir bleibt mein Lied. Schlesisches Lesebuch. Berlin 1992. LITERATUR: Elke Mehnert: Braucht ein Autor ein Vaterland? Zu U. H.s „Wir sind keine Kinder mehr" und „Die Geschichte einer Jugend". In: Flucht und Vertreibung in der deutschen Literatur. Hrsg. v. Sascha Feuchert. F r a n k f u r t / M a i n 2001, S. 213-218. H ö p k e r , Wolfgang, Journalist, Schriftsteller, * 8 . 2 . 1 9 0 9 Bromberg, t 6 . 3 . 1 9 8 9 Bonn. H. studierte Nationalökonomie, Soziologie und Geopolitik, wurde 1934 an der Univ. Jena promoviert und w a r danach politischer Redakteur der „Münchener Neuesten Nachrichten". 1 9 4 6 / 4 7 Herausgeber des „Union-Pressedienstes" in Hamburg, war er 1948 Mitbegründer der Wochenzeitung „Christ und Welt", seit 1958 deren Bonner Korrespondent und nach ihrer Fusion mit d e m „Rheinischen Merkur" 1980 außenpolitischer Kommentator des „Rheinischen M e r k u r / C h r i s t und Welt". H . unternahm Reisen durch alle europäischen Länder, in den Mittelmeerraum, nach Asien, Amerika und Afrika. Als geopolitischer Publizist befaßte er sich mit der strategischen Bedeutung der Meere und Ozeane, mit der Entwicklung Afrikas, deutscher Ostpolitik und der Geographie der Städte und Metropolen (u. a. Aktionsfeld Pazifik, 1979). WEITERE WERKE: Das Mittelmeer - ein Meer der Entscheidungen. Berlin 1961. - Weltmacht zur See. Stuttgart 1971. - Stoßrichtung Atlantik. Stuttgart 1973. - Wetterzone der Weltpolitik. Stuttgart 1975. H ö r b i g e r , Paul, österr. Schauspieler, * 2 9 . 4 . 1 8 9 4 Budapest, t 5 . 3 . 1 9 8 1 Wien. Der Sohn des Ingenieurs Hanns H. widmete sich nach dem Ersten Weltkrieg der Schauspielerei. H. besuchte die Theaterschule Otto, trat seit 1919 u . a . in Reichenberg und Prag auf und wurde 1926 von M a x Reinhardt an das Deutsche Theater nach Berlin geholt. Dort spielte er an verschiedenen Bühnen (bis 1940) und wirkte an zahlreichen S t u m m - und Tonfilmen mit. 1940 kehrte er auf Einladung Lothar Müthels nach Wien zurück und war bis 1943 Mitglied des Burgtheaters. A n f a n g 1945 w u r d e er wegen Hochverrats verhaftet. Mit anderen gründete er im April 1945 die Zeitung „Neues Österreich. Organ der demokratischen Einigung" und wurde Präsident des Fußballclubs Vienna. Η. spielte insgesamt in rund 300 Filmen (u. a. Der Engel mit der Posaune, 1948), bevorzugt mit Hans Moser, aber auch mit Rudolf Carl, Fritz Imhoff und Leo Slezak. Als Darsteller von Dienstmännern und Kellnern, von Hofräten und Erzherzögen sowie Regenten und Künstlern war H. einer der populärsten Schauspieler des Wiener Films. 1965 kehrte er an das Burgtheater zurück und spielte zuletzt Franz Nadler in Elias Canettis Komödie der Eitelkeit. H. erneuerte als Sänger die Tradition des Wienerlieds und war bekannt besonders durch Raimund- und Nestroy-Rollen. Seine Erinnerungen Ich habe für euch gespielt erschienen 1979. LITERATUR: Michael Horowitz: P. Η. Wien 1993. H ö r m a n n , Leopold, österr. Schriftsteller, Kritiker, * 2 6 . 1 0 . 1 8 5 7 Urfahr (Oberösterreich), f 1 9 . 6 . 1 9 2 7 Linz. H. besuchte eine Zeichenschule, absolvierte 1870-75 eine Lehre als Bildhauer, ließ sich als Bildhauer in Linz nieder und betätigte sich als Schriftsteller und Theaterkritiker am Linzer „Morgenblatt". 1888-1915 Mitarbeiter des „Ersten allgemeinen Beamtenvereins der österreichisch-ungarischen M o n a r c h i e " in Wien, Schloß er sich dort dem „Verein der Literaturfreunde" an und leitete 1891-1920 die „Wiener Mitteilungen literarischen Inhalts". H. schrieb kritische Aufsätze über Mundartdichtung für verschiedene Wiener Zeitungen,
Hövel kehrte als Pensionist 1915 nach Linz zurück und war dort nach dem Ersten Weltkrieg Magistratsbibliothekar. Seine eigenen Mundartgedichte und -geschichten (u.a. 's Nullerl, 1885) wurden zum Teil mehrfach aufgelegt. Der erste Band seiner Autobiographie Mein Weg erschien 1921 unter dem Titel Andenka an Dahoam. WEITERE WERKE: Schneekaderln und Himmelschlüssln. Großenhain/Sachsen 1886. - Im Lodenrock. Wien 1890. Spatobst. Wien 1919. LITERATUR: L. H. zum 60. Geburtstage von seinen Freunden. Hrsg. v. Wilhelm Arthur Hammer. Wien 1917. - Karl Mayer-Freinberg: L. H. Ein Beitrag zur Würdigung seiner Persönlichkeit. Linz 1927. - ÖBL, Bd. 2, 1959, S. 365 f. H o e r n l e , Edwin, Pseud. Oculi, Georgi, Spartacus, Publizist, Politiker, * 11.12.1883 Cannstatt (heute zu Stuttgart), t 2 1 . 7 . 1 9 5 2 Bad Liebenstein (Thüringen). H. studierte 1904-08 Theologie in Berlin und Tübingen, brach 1909 mit seiner Familie und der Kirche und wurde 1910 SPD-Mitglied. 1912 stellvertretender Chefredakteur der „Schwäbischen Tagwacht", wurde er 1914 Chefredakteur des Stuttgarter „Sozialdemokrat" und war nach dem Krieg Arbeiter- und Soldatenrat in Stuttgart, Chefredakteur der „Roten Fahne", Mitbegründer und Vorsitzender des württembergischen KPD-Landesverbandes. Unter dem Pseudonym Oculi veröffentlichte er in der Zeitschrift „Lichtstrahlen" politische Fabeln. H. begründete mehrere Periodika und befaßte sich mit kommunistischer Pädagogik ( G r u n d f r a g e n der proletarischen Erziehung, 1927). 1924-32 gehörte er dem Reichstag an. 1933 emigrierte er in die Sowjetunion und war 1933-38 Abteilungsleiter beim Internationalen Agrarinstitut in Moskau, seit 1938 Mitarbeiter des Instituts für Weltwirtschaft und später Lehrer für deutsche Kriegsgefangene. Nach Berlin zurückgekehrt, war H. als Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Land- und Forstwirtschaft (1945-49) der führende Agrarreformer in der Sowjetischen Besatzungszone, wurde 1949 Prof. an der Agrarpolitischen Fakultät und Vizepräsident der Deutschen Verwaltungsakademie Forst Zinna. Er schrieb u. a. Deutsche Bauern unterm Hakenkreuz (1939). WEITERE WERKE: Aus Krieg und Kerker. Gedichte. Stuttgart 1918. - Grundfragen der proletarischen Erziehung. Berlin 1929. - Die Bodenreform. Ein Weg zu Demokratie und Frieden. Berlin 1946. LITERATUR: Wolfgang Mehnert: Ε. H. Berlin 1963. - Ε. H. ein Leben für die Bauernbefreiung. Hrsg. v. Nathan Steinberger u.a. Berlin 1965. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 307. Heinz Elsen: Ε. H. Berlin 1983. - Zum hundertsten Geburtstag E. H.s. Kolloquium. Berlin 1984. - M.d.R., 3 1994, S. 213. H o e r s c h e l m a n n , Fred von, Schriftsteller, * 16.11.1901 Hapsal (Estland), t 2 . 6 . 1 9 7 6 Tübingen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Dorpat und München und mehreren Studienreisen lebte H. 1927-36 als freier Schriftsteller in Berlin und kehrte anschließend nach Estland zurück. Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in das besetzte Polen umgesiedelt, war 1942-45 Soldat und ließ sich dann in Tübingen nieder. H. publizierte seit 1927 erste Kurzgeschichten im „Berliner Tageblatt", in der „Vossischen Zeitung" und im „Simplicissimus", setzte sich später jedoch vor allem als Autor von Hörspielen durch (u. a. Das Schiff Esperanza, 1953). Darüber hinaus schrieb er Schauspiele, Fernsehspiele und Erzählungen. WEITERE WERKE: Amtmann Enders. Baden-Baden 1949. Eine Stunde Aufenthalt. Stuttgart 1952. - Sabab und Illah. Stuttgart 1952. - Ich höre Namen. Stuttgart/Hamburg 1954. - Sieben Tage, sieben Nächte. München 1963. - Die schweigsame Insel. Stuttgart 1985.
H o e t z s c h , Otto, Historiker, Politiker, * 1 4 . 2 . 1 8 7 6 Leipzig, t 27. 8.1946 Berlin. H. Schloß seine Studien an den Universitäten Leipzig und München 1900 mit der Promotion ab, spezialisierte sich früh für osteuropäische und russische Geschichte und habilitierte sich 1906 an der Univ. Berlin. Seit 1904 war er Mitglied des Reichsvorstandes des Alldeutschen Verbandes. H. war 1906-13 Prof. an der Kgl. Akademie Posen, kehrte 1913 als a. o.Prof. der Geschichte an die Univ. Berlin zurück und war 1920-28 o.Prof. und Inhaber des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte. Daneben lehrte er an der Preußischen Kriegsakademie, der Deutschen Hochschule für Politik und hielt Kurse im Auswärtigen Amt. H. gewann früh die Überzeugung, Rußland, später auch die Sowjetunion, sei der gegebene Verbündete des deutschen Weltmachtstrebens gegen Großbritannien. Er war 1914-24 außenpolitischer Kommentator der „Kreuzzeitung", 1926-28 des „Tag", gab seit 1925 die Zeitschrift „Osteuropa" heraus und war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas (1913). 1920-30 gehörte er als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei dem Reichstag und dessen außenpolitischem Ausschuß an. H. schrieb u. a. Osteuropa und der deutsche Osten (1934). WEITERE WERKE: Deutschlands Weltlage. Berlin 1921. Die Geschichtswissenschaft in Sowjet-Rußland 1917-1927. Berlin/Königsberg 1928. - Grundzüge der Geschichte Russlands. Stuttgart 1949. LITERATUR: Ο. H. Selbstbiographie. In: Deutscher Selbstbiographie. Hrsg. Hans von Arnim. Berlin u.a. 1925, S. 489-492. - Friedrich Kuebart: Ο. H. - Historiker, Publizist, Politiker. Eine kritische biographische Studie. In: Osteuropa 25 (1975) S. 603-621. - Gerd Voigt: Ο. H. 1876-1946. Wissenschaft und Politik im Leben eines deutschen Historikers. Berlin (Ost) 1978. - U w e Liszkowski: Osteuropaforschung und Politik. Ein Beitrag zum historischpolitischen Denken und Wirken von Ο. H. 2 Bde., Berlin 1988. - M.d.R., 3 1994, S. 214. H ö v e l , Friedrich Frh. von, Beamter, Mineraloge, * 16.4.1766 Herbeck bei Hagen, t 8 . 1 1 . 1 8 2 6 Münster. H. studierte 1785-89 Rechtswissenschaft in Münster und Göttingen und hielt sich 1795/96 zum Studium der Mineralogie in Freiberg (Sachsen) auf. Seit 1790 engagierte er sich in der märkischen Ritterschaft, wurde 1797 Landrat des Kreises Wetter und war seit 1805 Kammerpräsident in Minden. Als Präfekt des Departements Leine in Göttingen (Königreich Westphalen) machte er sich vor allem um Erhalt und Ausbau der Univ. verdient und wechselte 1808 als Staatsrat nach Kassel, zog sich jedoch bereits im folgenden Jahr auf seine Herrschaft Herbeck zurück. Während der Befreiungskriege organisierte er die Landwehr im Kreis Hagen. H. war Mitglied des ersten westfälischen Provinziallandtags und leitete dessen Ausschuß für Handel und Gewerbe. Er publizierte Beiträge vor allem im „Westfälischen Anzeiger" und im „Hermann" und war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften. Als Mineraloge veröffentlichte H. u. a. Geognostische Bemerkungen Uber die Gebirge in der Grafschaft Mark (1806). WEITERES WERK: Hinterlassene Schriften. Hrsg. v. Friedrich Harkort und August Rauschenbusch. Elberfeld 1832. LITERATUR: Adolf Sellmann: F. Frh. v. H. Der große Sohn unserer Heimat. Ein Lebensbild. Hagen 1936. - Helmut Richtering: F. A. v. H. Lebensbild eines märkischen Adligen, Verwaltungsbeamten und Publizisten. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 66 (1970) S. 5-43.
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Höxter H ö x t e r , John, Publizist, Graphiker, * 2.1. 1884 Hannover, t 1 6 . 1 1 . 1 9 3 8 Berlin. Bereits als Jugendlicher publizierte H. eigene Schriften in der „Deutschen Theater-Zeitschrift"; später gehörte er zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Berliner B o h e m e und wurde u. a. von Else —> Lasker-Schüler als literarische Figur verewigt (in Mein Herz, 1912). H. war einer der ersten Mitarbeiter der „Aktion", des „Neuen C l u b s " und des „Neopathetischen Cabarets" und begründete 1919 die Zeitschrift „Der blutige Ernst", die von Carl —> Einstein und George —> Grosz fortgeführt wurde. Er publizierte u. a. eine M a p p e mit eigenen Graphiken und schrieb Essays, Gedichte sowie die Erinnerungen So lebten wir. 25 Jahre Berliner Boheme (1929). H., der einer jüdischen Familie entstammte, n a h m sich nach der nationalsozialistischen Pogromnacht vom 9 . 1 1 . 1 9 3 8 das Leben. WEITERE WERKE: Streifzüge ins Leben. Berlin 1909. - Gedichte und Prosa. Siegen 1984. LITERATUR: Alfred Bergmann: J. H. Ein Denkstein. Detmold 1971. H o f b a u e r , Josef, auch Peppi H„ österr. Publizist, * 2 0 . 1 . 1 8 8 6 Wien, t 2 3 . 9 . 1 9 4 8 F r a n k f u r t / M a i n . Von Beruf Schriftsetzer, war H., Sohn eines Arbeiters, 1904 Mitbegründer des Verbandes jugendlicher Arbeiter Österreichs, w u r d e 1910 vom sudetendeutschen Sozialistenführer Josef Seliger in die Redaktion der Zeitschrift „Freiheit" nach Teplitz-Schönau berufen und beteiligte sich dort am A u f b a u sozialistischer Jugendverbände. Nach der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg kehrte er als Chefredakteur der „Freiheit" nach Teplitz-Schönau zurück, ü b e r n a h m 1921 die Schriftleitung der Zeitschrift „Sozialistische J u g e n d " und war 1924-38 Redakteur beim Prager „Sozialdemokrat" und den Zeitschriften „Gleichheit" und „Frauenwelt". H. war Mitglied des Parteivorstandes der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, emigrierte nach d e m Einfall Deutschlands in die Tschechoslowakei 1939 nach Schweden und wurde Mitarbeiter von Exilperiodika. 1948 ließ er sich in Frankf u r t / M a i n nieder und wurde Chefredakteur der „Sozialistischen Tribüne". Er schrieb Biographien Seligers und Tomas G. Masaryks sowie Lyrik und erzählende Prosa (u.a. Der Marsch ins Chaos, 1930). WEITERE WERKE: Der Kampf um Deutschböhmen. Leipzig 1919. - Was will der Sozialismus? Teplitz-Schönau 1925. Im roten Wien. Prag 1926. - Josef Seliger. Prag 1930. Dorf in Scherben. Bratislava 1937. - Der große alte Mann. Bratislava 1938. - Späte Ernte. Gedichte. Stuttgart 1973. LITERATUR: Helmut Müssener: Exil in Schweden. Politische und kulturelle Emigration nach 1933. München 1974, S. 390-392. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 308. H o f e r , Klara, eigentl. Höffner, geb. Gutsche, Schriftstellerin, * 1 3 . 5 . 1 8 7 5 Bromberg, t 1 . 9 . 1 9 5 5 Pilsach bei Neumarkt (Oberpfalz). Die Tochter eines Schulrats besuchte eine höhere Mädchenschule und folgte nach ihrer Heirat 1897 mit dem Pfarrer Johannes H ö f f n e r diesem über Cottbus nach Berlin. Anläßlich eines Preisausschreibens der von ihrem Mann herausgegebenen Zeitschrift „Daheim" begann sie, unter Pseudonym, Romane und Erzählungen zu schreiben, und lebte danach als freie Schriftstellerin in Berlin, seit A n f a n g der zwanziger Jahre auf Schloß Pilsach. H. verfaßte vor allem historischbiographische Romane (u. a. Alles Leben ist Raub. Der Weg Friedrich Hebbels, 1913) in gründerzeitlich-gemütvollem Stil. WEITERE WERKE: Weh dir, daß du ein 1912. - Der Lebende hat Recht. Stuttgart Jahr. R o m a n um Theodor Körner. Berlin LITERATUR: Ingrid Mittenzwei: Η., K. In: S. 381 f.
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Enkel bist. Berlin 1914. - Das letzte 1934. N D B , Bd. 9, 1972,
H o f e r i c h t e r , Ernst, Schriftsteller, * 1 9 . 1 . 1 8 9 5 M ü n c h e n , t 3 . 1 1 . 1 9 6 6 München. H. studierte Medizin, Psychologie, Philosophie und Literaturgeschichte an den Universitäten München und Freib u r g / B r e i s g a u , wandte sich, von M a x Halbe und Ludwig —>Thoma gefördert, 1918 dem Theater zu und trat in M ü n c h e n an den Kammerspielen und am Nationaltheater sowie gemeinsam mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt am „Germania-Brettl" auf. Er war Mitarbeiter am „Simplicissim u s " und an der . J u g e n d " , schrieb Essays und Erzählungen und betätigte sich als Graphologe. 1923-33 bereiste er die fünf Kontinente, lebte danach in München und w u r d e 1945 Feuilletonmitarbeiter der „Neuen Zeitung". H.s Werke schildern seine Reiseerfahrungen sowie das Leben seiner Heimatstadt (u. a. Vom Prinzregenten bis Karl Valentin, 1966). WEITERE WERKE: Das mondsüchtige Limonadenfräulein und andere Vorstadtgeschichten. M ü n c h e n 1924. - Fünf Erdteile als Erlebnis. München 1950, 2 1954. Nachdr. M ü n c h e n 2002. - M ü n c h e n , Stadt der Lebensfreude. München 1958. Jahrmarkt meines Lebens. Zwischen Herrenhöfen und Palästen. M ü n c h e n u. a. 1963. - Weiß-blauer Föhn. M ü n c h e n u . a . 2 1966. LITERATUR: Richard W . Sheppard: „Der Schauspieler greift in die Politik". Five actors and the German Revolution 1917-22. In: M a s k e und Kothurn 3 9 (1997) S. 23-60. - Karl Ude: Geburtstagsgruss an den Schwager in Schwabing. Ε. H. feiert heute den fünfundsechzigsten. Eine Münchner Rarität. In: Ders.: Schwabing von innen. München 2002, S. 42-44. H o f f a c k e r , Karl, Architekt, * 1 . 7 . 1 8 5 6 Darmstadt, t 2 6 . 5 . 1 9 1 9 Karlsruhe. An der T H Karlsruhe zum Ingenieur ausgebildet, trat H. vorübergehend in den badischen Staatsdienst ein, war 1 8 8 1 / 8 2 Assistent, seitdem Dozent a m Berliner Kunstgew e r b e m u s e u m und lehrte 1886-97 an der dortigen Kunstschule. 1884-89 war er Direktor der Zeichenschule des Berliner Lette-Vereins, ging 1901 als Direktor der Kunstgewerbeschule nach Zürich und wechselte noch im gleichen Jahr als Direktor der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums nach Karlsruhe. H. redigierte 1895-1905 das „Kunstgewerbeblatt". Zu seinen Hauptwerken zählt das Berliner Künstlerhaus in der Bellevuestraße ( 1 8 9 7 / 9 8 ) . Darüber hinaus schuf er u. a. die Ausstattungen der deutschen Abteilungen bei den Internationalen Kunstausstellungen Wien und Melbourne sowie den Weltausstellungen in Chicago, Paris und St. Louis. H o f f m a n n , Adolf, Politiker, Journalist, * 2 2 . 3 . 1 8 5 8 Berlin, t 1· 12.1930 Berlin. Aus armen Verhältnissen stammend, konnte H. nur wenige Jahre die Schule besuchen und wurde später Maler und Vergolder. 1876 Schloß er sich den Berliner Sozialdemokraten an, ging nach Sachsen und wurde leitender Redakteur des von ihm gegründeten „Zeitzer Volksboten". Seit 1893 war er Buchhändler und Eigentümer des A. H o f f m a n n Verlags in Berlin. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er mit seiner Schrift Die zehn Gebote und die besitzende Klasse (1891, 1 5 1920) bekannt. H. war 1900-21 Berliner Stadtverordneter, 1904-06 und 1920-24 Reichstagsabgeordneter und 1908-19 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. Ende 1918 w a r er als Vertreter der U S P D zwei Monate neben Konrad —»Haenisch preuß. Kultusminister. Seine Maßnahmen, u. a. die A b s c h a f f u n g des Religionsunterrichts in den Schulen, wurden später zurückgenommen. H. zog 1921 f ü r die K P D in den preuß. Landtag ein, kehrte jedoch bald darauf zur S P D zurück. LITERATUR: Wolfgang H o f m a n n :H., A. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 402. - M.d.R., 3 1994, S. 215.
Hoffmann H o f f m a n n , Anton von, Maler, Illustrator, * 10.4.1863 Bayreuth, t 26.1.1938 München. Der Sohn eines Militärbeamten leistete seit 1880 Militärdienst bei der bayerischen Feldartillerie und zeichnete gleichzeitig für die „Fliegenden Blätter". 1890 quittierte er, ermutigt von Karl von Piloty und Heinrich Lang, den militärischen Dienst und widmete sich der Malerei. Bis 1895 studierte er bei Gabriel Hackl und Wilhelm von —> Diez an der Münchner Akademie. 1896 nahm er an einer Ausstellung mit Darstellungen von Szenen des Feldzugs von 1871 teil. Seitdem war er im Rahmen der Münchner Künstlergenossenschaft aktiv und war mehrmals bei Ausstellungen im Glaspalast vertreten. H. war als Illustrator für die Zeitschrift „Das Bayerland" und den Oldenbourg-Verlag tätig, dessen Schulbücher er gestaltete. Als Historienmaler schuf er Gemälde wie Ulanenattacke, Bauemschlacht und Germanenzug. Daneben verfaßte er historische Studien über die Uniformen des bayerischen Heeres und Die Eroberung von Mexiko (1918). H o f f m a n n , Camill, Schriftsteller, Journalist, * 31.10.1878 Kolin (Böhmen), t November 1944 Konzentrationslager Auschwitz. Der aus einer jüdischen Familie stammende H. war nach dem Besuch des Altstädter Deutschen Gymnasiums in Prag und der Handelsschule seit 1902 Redakteur bei der Wiener Zeitung „Die Zeit", seit 1911 Feuilletonredakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten". 1918 wurde er vom tschechischen Staatspräsidenten Tomas G. Masaryk zum Aufbau der „Prager Presse" in die Tschechoslowakei zurückberufen und 1920 als Presseattache an die tschechoslowakische Botschaft nach Berlin entsandt. H. blieb bis zum Abschluß des Münchener Abkommens 1938 in dieser Position. 1942 wurde er mit seiner Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt und Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. H. schrieb Gedichte (u. a. Adagio stiller Abende, 1902), gab Deutsche Lyrik aus Österreich seit Grillparzer (1912) heraus und übersetzte aus dem Französischen und Tschechischen, u. a. Charles Baudelaires Gedichte (1902) zusammen mit Stefan Zweig und Masaryks Weltrevolution. Erinnerungen und Betrachtungen 1914-1918 (1925). WEITERE WERKE: St.-Moritz-Bad. Zürich 1895. - Politisches Tagebuch. 1932-1939. Hrsg. v. Dieter Sudhoff. Klagenfurt 1995. LITERATUR: Elias Hurwicz: Erinnerung an C. H. In: Berliner Hefte 2 (1947) S. 952f. - Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wien/Hamburg 1987, S. 218-229. H o f f m a n n , Carl, Verleger, Buchhändler, * 2.6.1802 Bernburg, t 29.12.1883 Stuttgart. Der Sohn eines Amts- und Oberwundarztes erlernte den Buchhandel in Leipzig, war Gehilfe in Leipzig, Mannheim und seit 1825 in der Franckh'sehen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart. 1826 erwarb er hier eine eigene Buchhandlung mit Leihbücherei, Schloß ihr bald einen Verlag an und widmete sich seit 1833 ausschließlich diesem Unternehmenszweig. H. verlegte eine von Franckh übernommene Romanbibliothek, erfolgreiche populärwissenschaftliche Werke in Lieferungen und erweiterte seinen Betrieb um eine Druckerei und eine lithographische Anstalt. Er rief u. a. die belehrende Illustrierte „Buch der Welt" (1842-71) sowie die erste Handarbeitszeitschrift ins Leben und betätigte sich zuletzt als Verfasser botanischer Werke (u. a. Botanischer Bilderatlas, 1883). H. war Mitbegründer der „Süddeutschen Buchhändlerzeitung" und des Stuttgarter und des Süddeutschen Buchhändlervereins. LITERATUR: Kurt Hoffmann: H„ C. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 432.
H o f f m a n n , Christoph, evang. Theologe, * 2.12.1815 Leonberg (Württemberg), f 8.12.1885 Rephaim bei Jerusalem. Der Sohn des Pietisten Gottlieb Wilhelm H. studierte Theologie, Philosophie und Geschichte am Tübinger Stift und war bis 1853 Lehrer an der von seinen Schwägern Philipp und Immanuel Paulus gegründeten Erziehungsanstalt auf dem „Salon" bei Ludwigsburg. H. gab seit 1845 das christlichkonservative Wochenblatt „Warte des Tempels" heraus und wurde 1848 vom Bezirk Ludwigsburg in das Frankfurter Parlament abgeordnet, aus dem er sich jedoch nach der Ablehnung seiner Anträge auf Trennung von Kirche und Staat sowie von Schule und Kirche zurückzog. Seine Ziele verfolgte er zunächst noch im Evangelischen Verein. Seit 1856 sammelte er am Kirschenhardthof bei Marbach PalästinaSiedler um sich und unternahm 1858 eine Erkundungsreise nach Palästina. Nach dem Ausschluß aus der Kirche 1859 erklärten die „Jerusalems-Freunde" 1861 selbst ihren Kirchenaustritt, nannten sich „Deutscher Tempel" und wanderten 1868 nach Palästina aus. Bis 1873 entstanden landwirtschaftliche Siedlungen in Haifa, Jaffa, Sarona und Rephaim. H. schrieb u. a. Über die Grundlage eines dauerhaften Friedens (1870) sowie seine Erinnerungen Mein Weg nach Jerusalem (2 Bde., 1881-84). LITERATUR: Wilhelm Hoffmann: H. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 392 f. - Alex Carmel: H„ C. In: TRE, Bd. 15, 1986, S. 473-475. - Burkhard Neumann: H., C. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 197 f. - Alex Carmel: Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina. Stuttgart 1973, 2 1997. Ders.: H„ C. In: RGG 4 , Bd. 3, 2000, Sp. 1820. H o f f m a n n , Ernst Emil, Politiker, * 17.1.1785 Darmstadt, t 22.5.1847 Darmstadt. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Hamburg und Mannheim gründete H. 1805 ein eigenes Unternehmen und erwarb ein bedeutendes Vermögen, das er zur Unterstützung der politischen Freiheitsbewegungen in Deutschland und Griechenland, später für Katastrophenopfer im In- und Ausland verwendete. Als einer der Wortführer der freiheitlichen Partei in Hessen wirkte er am Zustandekommen der Hessischen Verfassung mit und wurde 1826 in die Zweite Kammer der Landstände gewählt. Durch verschiedene Anklagen gelang es der Regierung, den unbequemen Politiker bis 1829 von der Übernahme des Mandats abzuhalten und es ihm seit 1835 ganz zu entziehen. H. wirkte 1828-42 als Darmstädter Gemeinderat und gab 1832/33 das „Hessische Volksblatt" heraus, das 1833 verboten. LITERATUR: Heppe: Η., Ε. E. In: ADB, Bd. 12, 1880, S. 583 f. - Rudolf Schäfer: Η., Ε. E. In: Hessische Biographien. Bd. 2. Darmstadt 1921, S. 97-106. - Ε. Ε. H. 1785-1847. In: Vom Geist einer Stadt. Ein Darmstädter Lesebuch. Darmstadt 1956, S. 158 f. H o f f m a n n , Hans, Schriftsteller, * 27.7.1848 Stettin, t 11.7.1909 Weimar. Seine philologischen und philosophischen Studien an den Universitäten Bonn, Berlin und Halle Schloß der Pfarrerssohn 1871 mit der Promotion ab und war anschließend Gymnasiallehrer in Stettin, Rom, Stolp, Danzig und Berlin. Seit 1879 widmete er sich ausschließlich der Schriftstellerei, bereiste Italien und Griechenland und ließ sich 1882 in Berlin nieder, wo er 1884-86 die „Deutsche Illustrirte Zeitung" leitete. H. lebte später in Freiburg/Breisgau, Bozen, Potsdam, Wernigerode und Weimar, wohin er 1902 als Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung berufen wurde. Er war überwiegend Novellist (Im Lande der Phäaken, 1884), schrieb aber auch Romane, Märchen und Lyrik, darunter die autobiographischen Gedichte Vom Lebenswege (1893). WEITERE WERKE: Der feige Waldemar. Leipzig 1883. Von Frühling zu Frühling. Berlin 1889. - Ostseemärchen.
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Hoffmann Leipzig 1897. - Spätglück-Sturmwolken. Wiesbaden 1901. D a s Sonnenland und andere Erzählungen. M ü n c h e n 1911. LITERATUR: Otto Ladendorf: Η. H. Sein Lebensgang und seine Werke. Berlin 1908. - Walther Vulpius: H. H.s letzte fröhliche Fahrt. Weimar 1910. - Walter Baetke: Zu H. H.s Tode. Stettin 1910. - Rudolf H o f f m a n n : Η. H. In: Pommersche Lebensbilder. Bd. 2. Stettin 1936, S. 323-339. H o f f m a n n , Heinrich, Pseud. Reimerich Kinderlieb, Heinrich Kinderlieb, Peter Struwwel, Heulalius von Heulenburg, Polycarpus Gastfenger, Zwiebel, Schriftsteller, Psychiater, Neurologe, * 1 3 . 6 . 1 8 0 9 F r a n k f u r t / M a i n , t 20.9.1894 Frankfurt/Main. Der Sohn eines Architekten Schloß das Medizinstudium an den Universitäten Heidelberg und Halle 1833 mit der Promotion ab {De phlegmasia alba), bildete sich in Paris zum Chirurgen weiter und ließ sich nach dem Staatsexamen 1834 als Arzt und Leicheninspektor in seiner Heimatstadt nieder. Er war Mitbegründer einer Armenklinik, 1845-51 Anatomiedozent am Senckenbergischen Institut und leitete 1851-88 eine „Anstalt für Irre und Epileptische", deren neues Gebäude auf d e m Affenstein er entwarf (1864). H. erwarb sich Verdienste vor allem um die Entwicklung der Jugendpsychiatrie. Er gehörte dem Frankfurter „Vorparlament" an und nahm rege a m gesellschaftlichen Leben seiner Zeit teil. H. gründete Vereine, darunter die „Gesellschaft der Tutti Frutti" (1845-50), der u. a. Ferdinand —> Freiligrath angehörte, gab 1851 / 5 2 den „Wahren und ächten Hinkenden B o t e n " heraus und schrieb Gedichte, Lieder und politische Satiren (u. a. Heulerspiegel, 1849). Berühmt wurden die von ihm geschriebenen und gezeichneten Kinderbücher, vor allem die Lustigen Geschichten und drolligen Bilder für Kinder von 3-6 Jahren (1844), seit der dritten Auflage (1846) unter dem Titel Der Struwwelpeter, ein Werk, das zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern zählt und den Beginn einer Kinderbilderbuchliteratur in Deutschland markiert. WEITERE WERKE: Ueber Hallucinationen. F r a n k f u r t / M a i n 1851. - Beobachtungen über Seelenstörung und Epilepsie in der Irrenanstalt zu Frankfurt. F r a n k f u r t / M a i n 1859. „Struwwelpeter-Hoffmann" erzählt aus seinem Leben. Lebenserinnerungen H. H.s. F r a n k f u r t / M a i n 1926. Neudr. F r a n k f u r t / M a i n 1985. LITERATUR: Gustav Α. E. Bogeng: D e r Struwwelpeter und sein Vater. Potsdam 1939. H o f f m a n n , Heinrich, Photograph, * 1 2 . 9 . 1 8 8 5 Fürth, t 1 6 . 1 2 . 1 9 5 7 München. H. ergriff den Beruf des Vaters und ließ sich nach Aufenthalten in der Schweiz, England und Frankreich 1908 als selbständiger Photograph in M ü n c h e n nieder. Im Ersten Weltkrieg Kriegsberichterstatter, w u r d e er später mit einer Edition von Bildberichten über die Bayerische Räterepublik, die eine hohe Auflage erzielte, bekannt. Seit 1919 mit Hitler befreundet, der bei H. seine spätere Geliebte Eva Braun kennenlernte, erhielt er später das alleinige Recht, Photographien von Hitler anzufertigen und zu veröffentlichen, und lebte 1933-45 ständig in dessen unmittelbarer Umgebung. Seit 1920 Mitglied der N S D A P , gehörte er 1926 zu den Gründern des „Illustrierten Beobachters" und wurde 1929 Mitglied des Oberbayerischen Kreistages; 1929-33 war er Stadtrat in München. H. begründete einen eigenen Bildverlag (u. a. Das Antlitz des Führers, 1939), mit d e m er ein beträchtliches Vermögen erwirtschaftete. 1938 w u r d e er zum Prof. ernannt und war Mitglied der „Kommission zur Verwertung der beschlagnahmten Werke entarteter Kunst". Seit 1940 war der Schwiegervater Baidur von —> Schirachs Reichstagsmitglied. 1945 verhaftet, w u r d e er 1947 von einer Münchner Spruchkammer als Hauptschuldiger zu zehn Jahren Arbeitslager und Vermögensentzug verurteilt; die Strafe wurde 1948 auf drei Jahre Arbeitslager reduziert, 1950 wieder auf fünf
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Jahre verlängert. Die Strafe galt durch die Haft als verbüßt; weitere Spruchkammerverfahren zogen sich bis in die fünfziger Jahre. WEITERE WERKE: Hrsg.: Der Parteitag des Sieges. 100 Bilder vom Reichsparteitag zu Nürnberg 1933. Berlin 1933. Hrsg.: Hitler wie ihn keiner kennt. 100 Bilddokumente aus dem Leben des Führers. Berlin [1935], - Mussolini erlebt Deutschland. Ein Bildbuch. München 1937. - Hrsg.: Der große deutsche Feldzug gegen Polen. Eine Chronik des Krieges in Wort und Bild. Wien 1939. - F ü r Hitler bis Narvik. M ü n c h e n 1941. - Hrsg.: Deutscher Osten. Land der Zukunft. M ü n c h e n 1942. - Hitler was my friend. London 1955. Dt.: Hitler wie ich ihn sah. Aufzeichnungen seines Leibfotografen. München 1974. LITERATUR: H. & Hitler. Fotographie als Medium des Führer-Mythos. M ü n c h e n 1994 (Ausstellungskatalog). - Statisten in U n i f o r m , 2004, S. 256 f. H o f f m a n n , Heinrich, Politiker, * 8 . 1 . 1 8 9 9 Schleswig, t 23.12.1979. Von Beruf Friseur, w a r H. Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterjugend, ihr erster Vorsitzender in SchleswigHolstein und trat 1920 in die SPD ein. Bis 1933 war er Bundessekretär des „Reichsbanners" sowie des Bundes der Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen, seit 1927 Redakteur des Thüringer SPD-Organs „Das Volk". Er betätigte sich bis 1935 illegal und wurde Angestellter einer Versicherung. 1945 trat er als Regierungsrat im thüringischen Innenministerium in den Staatsdienst ein, war 1946 Landesvorsitzender der S P D , 1946-48 Paritätischer Landesvorsitzender, bis 1949 Landesvorsitzender der S E D in Thüringen. 1946-50 war er Mitglied des Thüringer Landtags und 1948 der Deutschen Wirtschaftskommission für die Sowjetzone. 1948-50 gehörte er d e m Deutschen Volksrat bzw. der Provisorischen Volkskammer der D D R an. H. wurde 1949 als Generalstaatsanwalt nach Mecklenburg berufen. Er schrieb u. a. Zur Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung (1947). WEITERE WERKE: D e r Weg zum Sozialismus. Weimar 1946. - Die große Lehre. Weimar 1948. H o f f m a n n , Johann Adolf, Schriftsteller, * 2 6 . 8 . 1 6 7 6 Zarpen bei Lübeck, t 1 7 . 1 1 . 1 7 3 1 Hamburg. H. studierte nach d e m Besuch des Lübecker Katharineums 1698-1701 Theologie, Philosophie und Philologie an der Univ. Wittenberg, seit 1702 an der Univ. Kopenhagen und reiste als Hofmeister einige Jahre durch Europa. Anschließend ließ er sich als Kunst- und Juwelenhändler in Amsterdam nieder, trieb daneben private Studien und kam 1719 nach Hamburg, w o er 1723 Mitglied der ersten Patriotischen Gesellschaft wurde. H.s der Frühaufklärung verpflichtete Schriften (u. a. Zwey Bücher von der Zufriedenheit nach den Gründen der Vernunft und des Glaubens, 1722, 10 1766) zählten zu den am weitesten verbreiteten popularphilosophischen Werken der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er befaßte sich auch mit volkswirtschaftlichen Theorien und schrieb Beiträge für die moralische Wochenschrift „Der Patriot". WEITERES WERK: Politische A n m e r k u n g der wahren und falschen Staatskunst. H a m b u r g 1758. LITERATUR: H a n s M . Wolff: Die Weltanschauung der deutschen Aufklärung in geschichtlicher Entwicklung. Bern 1949, 2 1963, S. 46-60. H o f f m a n n , Johannes, Politiker, * 2 3 . 1 2 . 1 8 9 0 Landsweiler-Reden (Saarland), t 2 1 . 9 . 1 9 6 7 Völklingen. H., Sohn eines Bergmanns und Kassenrendanten, studierte Philosophie und Volkswirtschaft in Innsbruck, Freiburg und Berlin, war seit 1920 Journalist in Berlin und Süddeutschland und Schloß sich der Zentrumspartei an. 1929-34 Chefredakteur der „Saarbrücker Landeszeitung", gründete er
Hofmann nach seiner von den Nationalsozialisten betriebenen Entlassung die „Neue Saarpost" sowie gemeinsam mit Heinrich —»Imbusch den „Volksbund für christliche und soziale Kultur", mit dem er unter dem Schlagwort „Gegen Hitler für Deutschland" (gegen den erklärten Willen der Bischöfe von Trier und Speyer) die Eingliederung des Saarlandes in das nationalsozialistische Deutschland verhindern wollte. Nach der Abstimmung Anfang 1935 emigrierte H. nach Frankreich, wurde bei Kriegsbeginn interniert und konnte später nach Brasilien fliehen, wo er 1941-45 für die kanadische Gesandtschaft tätig war. Seit 1945 Mitherausgeber der „Saarbrücker Zeitung", seit 1946 Chefredakteur der „Saarländischen Volkszeitung" sowie Vorsitzender, später Ehrenvorsitzender der Christlichen Volkspartei (CVP), war H. 1947-55 Ministerpräsident des Saarlandes. Er verwirklichte u. a. die Wirtschaftsunion mit Frankreich. Nach der Niederlage bei der Abstimmung über die Autonomie und Europäisierung des Saarlandes 1955 trat er als Regierungschef zurück. H. veröffentlichte u. a. Das Ziel war Europa (1963) und das autobiographische Werk Am Rande des Hitlerkriegs (1948). LITERATUR: BHdE, Bd. 1,1980, S. 209 f. - Winfried Becker: J. H. (1890-1967). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Hrsg. v. Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher. Bd. 10. Münster 2001, S. 163-177. H o f f m a n n , Josef, österr. Architekt, Kunsthandwerker, * 15.12.1870 Pirnitz bei Iglau (Mähren), t 7 . 5 . 1 9 5 6 Wien. H. studierte 1892-95 bei Carl von Hasenauer und Otto Wagner an der Wiener Kunstakademie, errang den Rompreis und war nach seiner Rückkehr aus Italien gemeinsam mit Joseph Olbrich im Atelier Otto Wagners beschäftigt. 1897 Mitbegründer der Wiener Sezession, wurde er Mitarbeiter an deren Zeitschrift „Ver Sacrum" und gestaltete Ausstellungsräume für die Sezession. H. gehörte zu den herausragenden Ausstellungsarchitekten und Innenausstattern Wiens um die Jahrhundertwende. 1899-1937 war er Prof. der Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule. Gemeinsam mit Koloman —»Moser und Fritz Wärndorfer gründete er 1903 die „Wiener Werkstätte", die u.a. 1925 den österr. Pavillon der Kunstgewerbeausstellung in Paris gestaltete und bis 1932 bestand. Neben kunstgewerblichen Entwürfen und Innenausstattungen schuf H. mehrere bedeutende Bauten, u. a. das Sanatorium Purkersdorf bei Wien (1904) und vor allem das Palais Stoclet in Brüssel (1905-11). Er förderte junge Architekten und Maler und wies in seinen Arbeiten auf das spätere „Neue Bauen" voraus.
in Wien" (1782-84), heraus. Seit 1785 Prof. der deutschen Sprache an der Univ. Pest, gründete er das „Pester Wochenblatt" und wurde 1790 durch Kaiser Leopold II. an die Univ. Wien berufen. H. war 1791-93 Herausgeber der „Wiener Zeitschrift" und agitierte als einer der schärfsten Gegner der Aufklärung. Nach dem Tod seines kaiserlichen Gönners zog er sich nach Wiener Neustadt zurück. Zu seinen belletristischen Werken zählt das Lustspiel Das Werther-Fieber (1785). LITERATUR: Josef Fried: L. Α. H. Diss. Wien 1930. - Marianne Lunzer-Lindhausen: L. Α. H. - Wiener Publizistik im Schatten der Reaktion. In: Wiener Geschichtsblätter 15 (1960) S. 104-109. - Ingrid Fuchs: L. Α. H. Wien 1963. Bernhard M. Hoppe: Wöchentliche Wahrheiten für und Uber die Prediger in Wien. Ein Periodikum des Josephinischen Zeitalters. Diss. München 1989. H o f f m a n n , Werner G„ Verleger, * 2 9 . 1 . 1 9 0 7 Görlitz (Schlesien), t 7 . 8 . 1 9 8 8 Königstein/Taunus. Der Sohn des Verlegers Gustav H. studierte Jura an der Univ. Breslau. Als Kommanditist und Miteigentümer der Firma Hoffmann & Reiber in Görlitz gab er den „Neuen Görlitzer Anzeiger" heraus. H. wirkte in Görlitz bis 1945. Nachdem „Hoffmann & Reiber" enteignet worden war, wurde H. Direktor bei der Zellstoff-Fabrik Waldhof in Mannheim. 1949 gehörte er zu den Begründern der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung", deren Verlagsgesellschaft er 1950-72 als Vorsitzender vorstand. 1969-74 war H. Vorsitzender der Deutschen Presse-Agentur.
LITERATUR: Eduard Franz Sekler: H„ J. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 429-431. - Ders.: J. H. The architectural work. Monograph and catalogue of works. Princeton, New Jersey 1985. - Hildegund Amanshauser (Hrsg.): J. H. Variationen. Wien 1987 (Ausstellungskatalog). - Peter Noever/Oswald Oberhuber (Hrsg.): J. H. 1870-1956. Ornament zwischen Hoffnung und Verbrechen. Die Sammlungen des Österreichischen Museums für Angewandte Kunst, der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien, mit Objekten aus dem Historischen Museum der Stadt Wien. Wien 1987. - Markus Kristan (Hrsg.): J. H. Bauten & Interieurs. In zeitgenössischen Photographien. Wien 2002.
H o f m a n n , Albert, Verleger, Theaterdirektor, * 8 . 3 . 1 8 1 8 Berlin, t 19.8.1880 Berlin. H.s Vater Johann H.s gründete in Berlin die Verlagskunsthandlung „Magazin für Kunst, Geographie und Musik", die nach geringem Erfolg nach seinem Tod aufgelöst wurde. H. war 1832-40 Mitarbeiter einer Berliner Buch- und Kunsthandlung und wurde um 1838 Mitarbeiter der Zeitschriften „Unser Planet" (Grimma) und „Der Humorist" (Wien). Seit 1841 redigierte, verlegte und vertrieb er das „Allgemeine Organ für die Interessen des Kunst- und Landkartenhandels" in Berlin und versuchte sich daneben erfolgreich als Schauspieler. Nach 1842 assoziierte er sich mit der Meyerschen Kunsthandlung zur Firma „Meyer & Hofmann" und begründete 1845 den Verlag „A. Hofmann & Comp.", den er seit 1847 allein leitete. Als Verleger, Mitbegründer und Mitarbeiter der satirischen Wochenschrift „Kladderadatsch", durch die sein Verlag bekannt wurde, zählte H. zu den exponierten Gegnern der politischen Reaktion. Er gab seit 1852 die „Sammlung von Klassikern des In- und Auslandes" heraus; die hier bis 1870 erschienenen 77 Titel zählten zu den ersten preisgünstigen Klassiker-Reihen. Seit 1853 edierte er die illustrierte Wochenschrift „Berliner Feuerspritze" (seit 1856 „Berlin") und rief in den siebziger Jahren den „Allgemeinen Verein für deutsche Litteratur" ins Leben. H. erwarb 1872 zunächst mit einem Konsortium, bald darauf allein das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater in Berlin, das unter seiner Direktion u. a. Gastspiele des Meininger Ensembles (1874-78) auf dem Spielplan führte. LITERATUR: Eckhard Schulz: Η., A. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 445 f.
H o f f m a n n , Leopold Alois, österr. Schriftsteller, Publizist, * 2 9 . 1 . 1 7 6 0 Niederwittig bei Kratzau (Nordböhmen), t 2 . 9 . 1 8 0 6 Wiener Neustadt (Niederösterreich). H. studierte kurze Zeit in Breslau und Wien Philosophie und Rechtswissenschaft, ließ sich 1777 in Prag nieder und veröffentlichte Gedichte und Zeitschriftenartikel im Sinne der josephinischen Aufklärung. Seit 1782 in Wien ansässig, gab er aufklärerische Zeitschriften und Broschüren, darunter „Wöchentliche Wahrheiten für und über die Prediger
H o f m a n n , Andreas Joseph, Politiker, * 14.7.1752 Zell bei Würzburg, t 6 . 9 . 1 8 4 9 Winkel (Rheingau). Nach Abschluß seiner Studien an den Universitäten Würzburg, Mainz und Erlangen wurde H. Dozent an der Univ. Wien, erhielt eine Professur an der Univ. Lemberg, wurde jedoch vor deren Antritt wegen seiner aufklärerischen politischen Schriften des Landes verwiesen. 1784 folgte er einem Ruf als Prof. der philosophischen Geschichte an die
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Hofmann Univ. Mainz, hielt seit 1791 auch Vorlesungen über Naturrecht und übernahm nach dem Einmarsch der Revolutionsarmee 1792 als „Klubist" eine führende politische Rolle in Mainz. 1793 war er Präsident des rheinischen Nationalkonvents, floh nach der Kapitulation von Mainz nach Frankreich und reiste im Dienst der Revolutionsregierung 1 7 9 3 / 9 4 und 1 7 9 4 / 9 5 nach England. 1798-1803 war er GeneralEinnehmer beim französischen Departement Donnersberg. H. gab 1 7 9 2 / 9 3 die Wochenschrift „Der fränkische Republikaner" heraus und schrieb u. a. Über Fürstenregiment und Landstände (1792). WEITERE WERKE: Sätze aus der Philosophie. Mainz 1786. - Sätze aus der Staatsklugheit. Mainz 1786. - Der Aristokraten-Katechismus. Wien 1792. LITERATUR: Karl Friedrich Richard Reuter: Erinnerung an A. J. H. Wiesbaden 1884. - Wolf Heino Struck: Η., A. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 446. H o f m a n n , Carl, Ingenieur, Publizist, * 3 . 3 . 1 8 3 6 Karlsruhe, t 1 7 . 7 . 1 9 1 6 Berlin. H., Sohn eines Kaufmanns, studierte Maschinenbau am Karlsruher Polytechnikum, später Chemie an der Univ. Heidelberg und war Maschineningenieur in Brüssel und Paris. 1 866 wanderte er nach Nordamerika aus und übernahm Führungspositionen in der Papierindustrie, zuletzt in der Papierfabrik der Tageszeitung „Public Ledger" in Elkton (Philadelphia). H. veröffentlichte A Practical Treatise on the Manufacture of Paper in all its Branches (1873, dt. 1875), das erste Handbuch dieser Art, und kehrte als in der Fachwelt berühmter Autor nach Deutschland zurück. 1876 erschien die erste Ausgabe seiner „Papierzeitung" in Berlin, die er bis an sein Lebensende leitete. H. regte Neuerungen der Branche, Rationalisierung und Vereinheitlichung an, war Mitarbeiter des Berliner Patentamtes, internationaler Ausstellungen und der Fachverbände. 1906 wurde das von ihm errichtete Berliner „Papierhaus" von der „Papierzeitung" und den wichtigsten Einrichtungen der Papierindustrie und -technik bezogen. LITERATUR: Albert Haemmerle: H., C. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 444. H o f m a n n s t h a l , Emil(io) Edler von, österr. Jurist, * 3 0 . 1 2 . 1 8 8 4 Wien, t 1 2 . 1 1 . 1 9 7 1 . H. studierte Rechtswissenschaft und Philosophie an der Univ. Wien, wurde 1907 promoviert, engagierte sich für Studienreformen und begründete (1905) und präsidierte der aufsehenerregenden Akademischen Antiduell-Liga. 1908 begründete er den Verständigungsverein der österr. Nationen, vertrat die Österreichische Friedensgesellschaft auf internationalen Kongressen und ließ sich 1914 als Rechtsanwalt, spezialisiert auf Eherecht und Aktiengesetzgebung, in Wien nieder. 1919 repräsentierte sein Land auf der Völkerbundskonferenz über Österreich in Bern, war später literarischer und juristischer Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" sowie Gründer und Vizepräsident der österr. Abteilung der International Law Association. 1937 emigrierte er nach London, 1939 nach Argentinien und vermutlich 1942 nach New York, w o er neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer mit konservativ-bürgerlichen und legitimistischen österr. Emigranten zusammenarbeitete. H. publizierte Arbeiten in deutscher, spanischer und englischer Sprache, u. a. Das Recht der Aktie (1918). LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 311. H o f m i l l e r , Josef, Kritiker, Schriftsteller, * 2 6 . 4 . 1 8 7 2 Kranzegg/Allgäu, t 1 1 . 1 0 . 1 9 3 3 Rosenheim. H. studierte zunächst Theologie, seit 1892 Philologie an der Univ. München, war nach der Promotion 1901 Lehrer in München und Freising, seit 1925 in Rosenheim und blieb dort trotz ehrenvoller Berufungen als Kritiker nach Berlin
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und als Prof. der Romanistik nach Köln. Seit 1894 Theater-, Literatur- und Musikkritiker der „Allgemeinen Zeitung" und der „Zukunft", war er 1903 Mitbegründer der „Süddeutschen Monatshefte", in denen er bis an sein Lebensende Essays und Kritiken publizierte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde H. ständiger Mitarbeiter u. a. der „Münchener Neuesten Nachrichten" und des „Kunstwart", übersetzte aus dem Französischen und gab pädagogische, historische und politische Abhandlungen sowie Anthologien deutscher und fremdsprachiger Dichtungen heraus. Seine Essays (erstmals 1909 unter dem Titel Versuche) beeinflußten den Literaturbetrieb ihrer Zeit. WEITERE WERKE: Zeitgenossen. München 1910. - Franzosen. München 1928. - Bayernbüchlein. München 1936. Revolutionstagebuch 1 9 1 8 / 1 9 . Aus den Tagen der Münchner Revolution. Leipzig 1938. - Wanderbilder und Pilgerfahrten. Dessau 5 1942. - Einkehr bei J. H. Lindau 1948. LITERATUR: Franz Kretzdorn: J. H. als Publizist. Diss. München 1940. - Karl Pörnbacher: J. H. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 12. Hrsg. v. Adolf Layer. Weißenhorn 1980, S. 258-281. - J. H. Kritiker, Übersetzer, Essayist. Bearb. v. Werner Volke. Marbach 1986. - Josef Strasser: J. H. zum Gedächtnis. 2 6 . 4 . 1 8 7 2 - 1 1 . 1 0 . 1 9 3 3 . In: Straubinger Kalender 397 (1993) S. 155-166. - Hermann Kornacher: Vom rechten Wandern . . . Eine Erinnerung an J. H. In: Das schöne Allgäu 60 (1997) S. 63-66. H o h e n h a u s e n , Elise (Philippine Amalie) Frfr. von, geb. von Ochs, Schriftstellerin, * 4 . 1 1 . 1 7 8 9 Waldau bei Kassel, t 2 . 1 2 . 1 8 5 7 Frankfurt/Oder. Seit ihrer Heirat 1809 - gefördert von ihrem Mann Leopold - literarisch tätig, kam H. über Münster und Minden 1820 nach Berlin und fand dort Kontakt zu literarischen Zirkeln. In ihrem eigenen literarischen Salon hielt sie seit 1822 „ästhetische Teeabende" ab, an denen u.a. Karl Leberecht Immermann, Heinrich —> Heine, Karl Simrock, Karl August und Rahel —> Varnhagen von Ense, Adelbert von Chamisso und Joseph von Eichendorff teilnahmen. 1824 kehrte die Familie nach Minden zurück, w o H. regelmäßige und maßgebliche Mitarbeiterin des „Mindener Sonntagsblatts" (1817-34) wurde. Vor allem mit ihren Übersetzungen aus dem Englischen und Amerikanischen (u. a. von Byron und Walter Scott) ernährte sie die Familie; ferner schrieb sie Gedichte und Reiseerinnerungen. Nach dem Selbstmord ihres Sohns 1834 veröffentlichte sie die Biographie Carl von Hohenhausen. Untergang eines Jünglings von achtzehn Jahren. Zur Beherzigung für Eltern, Erzieher, Religionslehrer und Ärzte (1836) und wandte sich später religiöser Erbauungsschriftstellerei zu. H. gilt als Entdeckerin (1819) und Förderin Heines; bis an ihr Lebensende stand sie mit ihm und anderen Schriftstellern in Kontakt. Sie war die Mutter von Elise von —»H. WEITERE WERKE: Frühlingsblumen. Gedichte. Münster 1816. - Natur, Kunst und Leben. Altona 1820. - Novellen. 3 Bde., Braunschweig 1829. LITERATUR: Fritz Hackenberg: Ε. v. H. Diss. Münster 1913. - Markus Haensel: Ε. v. H. 1789-1857. Übersetzerin, Dichterin und Mutter. Frankfurt/Main u.a. 1984. H o h e n h a u s e n , Elise (Friederike Felicitas) Frfr. von, verh. Rüdiger, Schriftstellerin, * 7 . 3 . 1 8 1 2 Eschwege, t 3 1 . 1 . 1 8 9 9 Berlin. Die Tochter Elise von —>H.s wurde früh im Salon ihrer Eltern mit der literarischen Welt vertraut, schrieb zunächst Skizzen und Novellen und veröffentlichte Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen in den von ihrem Vater gegründeten „Sonntagsblättern". Sie war mit Annette von —> Droste-Hülshoff befreundet. 1831 heiratete sie den Oberingenieur Karl Friedrich von Rüdiger. Nach dessen Tod 1862
Holitscher veröffentlichte sie umfangreiche Anthologien und biographische Romane, u. a. Berühmte Liebespaare (4 Bde., 1870-84), Der Roman des Lebens (2 Bde., 1876) und Aus Goethes Herzensleben (1884). LITERATUR: Annelinde Esche: E. Rüdiger geb. v. H. E m s detten 1939. H o h e n l o h e - W a l d e n b u r g - B a r t e n s t e i n , Josef Christian Franz Fürst von, Fürstbischof von Breslau, * 6 . 1 1 . 1 7 4 0 Bartenstein, t 2 1 . 1 . 1 8 1 7 Schloß Johannesburg. H.-W.-B., Sohn des Reichsfürsten Karl Philipp von H. W.B., schlug wie viele seiner Vorfahren eine geistliche Laufbahn ein und erhielt 1748 die Tonsur. 1751 w u r d e er Domizellar, später Domkapitular in Köln, Straßburg und Salzburg und 1787 Koadjutor des Fürstbischofs von Breslau, Philipp Gotthard Graf von Schaffgotsch. 1788 z u m Priester, 1789 zum Bischof geweiht und als Titularbischof von Lerus eingesetzt, übernahm H.-W.-B. nach dem Tod seines Vorgängers 1795 das A m t des Fürstbischofs von Breslau, das er bis zu seinem Tod innehatte. Er zeigte sich offen gegenüber Reformen und bemühte sich um eine Neugestaltung des kirchlichen Lebens. Hierzu rief er alljährlich stattfindende Archipresbyteratskonvente ins Leben, die dem Klerus eines Dekanats Gelegenheit boten, sich auszutauschen und sich über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren. 1803 gründete er das „Diözesanblatt". Weitere Neuerungen betrafen 1 8 0 0 / 0 1 die schlesischen Gymnasien und die Univ. Breslau, insbesondere die theologische Fakultät, für die eine neue Studienordnung erlassen wurde. LITERATUR: Erwin Gatz: H.-W.-B., J. C. F. Prinz zu. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 3 2 0 f . H o h l b a u m , Robert, österr. Schriftsteller, Bibliothekar, * 2 8 . 8 . 1 8 8 6 Jägerndorf (Österr.-Schlesien), t 4 . 2 . 1 9 5 5 Graz. Während seiner germanistischen Studien an den Universitäten Graz und Wien Mitglied deutschnationaler Burschenschaften, trat H. 1910 in den Dienst der Wiener Universitätsbibliothek und Schloß sich dem Kreis um die satirische Wochenschrift „Die M u s k e t e " an. Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte er sich u . a . in der Großdeutschen Volkspartei und w u r d e eine der zentralen Figuren des politisch rechts orientierten Literaturbetriebs in der Ersten Republik. Er pflegte Kontakte zu nationalsozialistischen Kulturfunktionären, n a h m 1937 die deutsche Staatsbürgerschaft an und wurde Direktor der Stadtbibliothek in Duisburg; 1942-44 war er Leiter der Landesbibliothek Weimar, 1950 kehrte er nach Österreich zurück. H. zählte zu den meistgelesenen österr. Autoren der Zwischenkriegszeit. Er widmete sich zunächst kulturgeschichtlichen Themen, wandte sich mehr und mehr der Zeitgeschichte zu und betrieb zuletzt unverhülllte politische Agitation in seinen R o m a n e n und Pamphleten (u. a. Romantrilogie Volk und Mann: König Volk, 1931; Der Mann aus dem Chaos, 1933; Stein, 1935). Darüber hinaus verfaßte er Künstlernovellen und -romane sowie die Autobiographie Mein Leben (1936). WEITERE WERKE: Ein Leben. Leipzig 1909. - Österreicher. Leipzig 1914. - Künstlernovellen. 2 Bde., Leipzig 1 9 2 3 / 2 4 . - Die Raben des Kyffhäuser. Leipzig 1927. - Der König von Österreich. Graz 1956. LITERATUR: Wilhelm Kosch: R. H. Ein Dichter des Deutschtums. Breslau 1926. - Johann Sonnleitner: Die Geschäfte des Herrn R. H. Die Schriftstellerkarriere eines Österreichers in der Zwischenkriegszeit und im Dritten Reich. Wien u . a . 1989. I l o h o f f , Wilhelm, kath. Theologe, Soziologe, * 9 . 2 . 1 8 4 8 Medebach bei Brilon (Westfalen), t 1 0 . 2 . 1 9 2 3 Paderborn. Seit seiner Priesterweihe 1871 Pfarrer in Petershagen, trat H. vor allem als sozialpolitischer Publizist an die Öffentlichkeit.
E r war Mitarbeiter der „Christlichsozialen Blätter" und der „Monatsschrift für christliche Sozialreform", erschloß erstmals die Gesellschaftskritik von Karl —> M a r x für die kath. Sozialethik und stand mit seinen Thesen u. a. dem Historiker Johannes Janssen nahe (u. a. Protestantismus und Sozialismus, 1881). Z u s t i m m u n g fand H. u . a . bei Bischof Wilhelm E m m a n u e l von Ketteier. WEITERES WERK: Die B e d e u t u n g der Marxschen Kapitalkritik. Paderborn 1908. LITERATUR: H. J. Platt: W . H. In: Jürgen Aretz u . a . (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 3. Mainz 1979, S. 123-135 (Lit.). - Albrecht Langner: H., W . In: LThK 3 , Bd. 11, 2001, Sp. 130 f. H o l e k , Wenzel, Publizist, Erzieher, * 2 0 . 1 . 1 8 6 4 Schönhof (Nordböhmen), t 2 . 1 . 1 9 3 5 Berlin. Als Wanderarbeiter Schloß sich H. der tschechischen sozialistischen Arbeiterbewegung an. Seit 1904 in Dresden ansässig, engagierte er sich im Arbeiter-Leser-Beirat der Freien Öffentlichen Bibliothek Dresden-Plauen; er befaßte sich mit Volksbildung, schrieb Beiträge, u . a . f ü r die Zeitschrift „Der Bibliothekar", und ließ sich 1912 in Leipzig nieder. Danach war er hauptamtlich in der Erwachsenenund Jugendbildungsarbeit tätig, gab u . a . die Zeitschrift „Volksheim-Nachrichten" heraus und w u r d e 1916 Mitarbeiter der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin Ost". Seine beiden Erinnerungsbände Lebensgang eines deutschtschechischen Handarbeiters (1909) und Vom Handarbeiter zum Jugenderzieher (1921) zählen zu den frühen deutschsprachigen Arbeiterautobiographien. LITERATUR: Walter H o f m a n n : Auf d e m Weg zum Arbeiter. Erinnerungen an W. H. und Albert G o l d a m m e r . In: Bücherei und Bildung 4 (1952) S. 330-341, 675-685. - Gerhard Heilfurth: W . H. Ein Arbeiterschicksal im Kontaktbereich von B ö h m e n und Sachsen. In: Festschrift f ü r Walter Schlesinger. Hrsg. v. Helmut B e u m a n n . Köln u . a . 1973, S. 608-631. H o l i t s c h e r , Arthur, österT. Schriftsteller, * 2 2 . 8 . 1 8 6 9 Budapest, t 1 4 . 1 0 . 1 9 4 1 Genf. A u s einer jüdischen K a u f m a n n s f a m i l i e stammend, wurde H . Bankangestellter in Budapest, F i u m e und Wien, lebte 1 8 9 4 / 9 5 als Journalist und freier Schriftsteller in Paris und lernte dort Albert —»Langen kennen, in dessen „Simplicissimus"-Redaktion er seit 1897 tätig war. Er unternahm weite Wanderungen durch Europa, studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Brüssel und Heidelberg und lebte in Rom, Florenz und seit 1907 in Berlin, w o er wie bereits in München engen Kontakt zur B o h e m e pflegte und Lektor im Verlag Cassirer war. I m Ersten Weltkrieg Journalist in Ostpreußen, w u r d e H. Mitarbeiter der „Aktion", des „Berliner Tageblatts" und der Wiener „Neuen Freien Presse" und betätigte sich im pazifistischen Bund „Neues Vaterland". 1918 war er Beauftragter des Arbeiter- und Soldatenrats sowie Mitglied des Berliner „Rats Geistiger Arbeit e r " und 1919 Mitbegründer des „Bundes f ü r Proletarische Kultur". Reisen führten ihn nach Kanada (1911), in die Sowjetunion (1920 und öfter), nach Palästina (1921), Indien, C h i n a und Japan ( 1 9 2 5 / 2 6 ) , Südwesteuropa (1927) und in die U S A (1929). Seine gesellschaftskritischen Reportagen zählen neben denen von E g o n Erwin —> Kisch zu den herausragenden Werken dieser Gattung (u. a. Wiedersehen mit Amerika, 1930). H.s B ü c h e r wurden 1933 von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt. Er floh über Wien, Budapest und Paris - w o er versuchte, sich das Leben zu nehmen - 1939 in die Schweiz und starb dort fast blind, einsam und verarmt. H. schrieb zwei Autobiographien (Lebensgeschichte eines Rebellen, 1924; Mein Leben in dieser Zeit. 1907-25, 1928). Sein D r a m a Der Golem (1908) w u r d e durch den gleichnamigen expressionistischen Stummfilm von Paul Wegener (1920) bekannt.
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Holl WEITERE WERKE: Charles Baudelaire. Berlin 1905. - Leben mit Menschen. Berlin 1906. - Es geschieht in Berlin. Berlin 1931. - Reisen. Ausgewählte Reportagen und autobiographische Berichte. Hrsg. v. Frank Beer. Berlin 1973. Ansichten. Essays, Aufsätze, Notizen, Reportagen 1904-38. Hrsg. v. Frank Beer. Berlin 1979. LITERATUR: Ruth Greuner: Α. H. Unterwegs zur Revolution. In: Dies.: Gegenspieler. Berlin 1969, S. 50-88. - Marianne Bruchmann: Α. H. Ein Dichter zwischen Literatur und Politik. Diss. Graz 1972. H o l l , Karl, Musikwissenschaftler, * 1 5 . 1 . 1 8 9 2 Worms, t 3.10.1975 Frankfurt/Main. N a c h dem Studium bei Adolf Sandberger und Theodor —»Kroyer in M ü n c h e n sowie bei Ludwig Schiedermair in Bonn (Promotion 1913, Carl Ditters von Dittersdorfs Opern für das wiederhergestellte Johannisberger Theater) wurde H. Musiklehrer an der freien Schulgemeinde Odenwaldschule. Seit 1918 Musikreferent, seit 1922 Musikschriftleiter der „Frankfurter Zeitung", w u r d e er 1943 Intendant der Frankfurter Oper und w a r 1946-58 Leiter des Referats Theater, Musik und Film im hessischen Kultusministerium. H. schrieb musikhistorische Abhandlungen und Biographien, u. a. Rudi Stephan. Studie zur Entwicklungsgeschichte der Musik am Anfang des 20. Jahrhunderts (1920, 2 1922) und 3 Verdi (1939, 1947). LITERATUR: Wilfried Brennecke: Η., K. In: M G G , Bd. 6, 1957, S. 622. H o l l a e n d e r , Felix, Schriftsteller, Theaterkritiker, * 1 . 1 1 . 1 8 6 7 Leobschütz (Oberschlesien), t 2 9 . 5 . 1 9 3 1 Berlin. H. war Mitbegründer einer Berliner Jugendzeitschrift und begann, Germanistik, Philosophie und Volkswirtschaft zu studieren. Nach dem Erfolg seiner ersten R o m a n e brach er das Studium ab, unternahm Reisen durch Europa, kehrte 1894 nach Berlin zurück und gründete die Zeitung „Welt a m Montag", an der u. a. Kurt —t Eisner, die Brüder Heinrich und Julius —» Hart, Gustav —> Landauer und Alfred Kerr mitarbeiteten. 1902 w u r d e H. Dramaturg bei M a x Reinhardt, 1913 Intendant des Frankfurter Schauspielhauses, bereiste Italien und Amerika, hatte 1920-24 die Leitung der drei Berliner Reinhardt-Bühnen inne und war anschließend Theaterkritiker des „8 Uhr-Abendblatts". H. schrieb naturalistische Novellen und sozial engagierte Romane, die zu seiner Zeit weite Verbreitung fanden, u. a. den autobiographischen R o m a n Unser Haus (1911) sowie Dramen. Mit Arthur —»Kahane gab er die „Blätter des Deutschen Theaters" heraus. WERKE: G e s a m m e l t e Werke. 6 Bde., Rostock 1926. LITERATUR: Rudolf Novak: Das epische Werk F. H.s. Diss. Wien 1970. H o l l ä n d e r , Ludwig, Jurist, Publizist, * 5 . 8 . 1 8 7 7 Berlin, t 9 . 2 . 1936 Berlin. Als Jurastudent bereits Mitglied einer patriotischen Verbindung deutscher Studenten jüdischen Glaubens, wurde H. später Rechtsanwalt in M ü n c h e n und war seit 1908 Syndikus, seit 1921 Direktor des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Er war Mitbegründer des Verlags „Philo-Verlag und -Buchhandlung" (1919), w o seit 1925 die Zeitschrift „Der M o r g e n " erschien. H. publizierte im Central-Vereins-Organ „Im deutschen R e i c h " (seit 1922 „Central-Vereins-Zeitung"), deren langjähriger Chefredakteur er war. Er schrieb ferner Deutsch-jüdische Probleme der Gegenwart (1928). LITERATUR: Gedenkheft f ü r L. H. Berlin 1936. - Alfred Hirschberg: L. H. In: Leo Baeck Institute Yearbook 7 (1962) S. 39-74.
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H o l l a n d , Hyacinth, Pseud. Reding von Biberegg, Literatur- und Kunsthistoriker, * 1 6 . 8 . 1 8 2 7 Obermedlingen bei M ü n c h e n , f 6 . 1 . 1 9 1 8 München. H. studierte an der Univ. München, zuletzt Literatur- und Kunstgeschichte, wurde 1853 in Würzburg promoviert und war danach freier Mitarbeiter zahlreicher bayerischer Zeitschriften und Zeitungen sowie Privatlehrer, u. a. von Mitgliedern der Familien Arco-Valley und Wittelsbach. 1861-1911 unterrichtete er a m Ascherschen Erziehungsinstitut, seit 1878 als Prof. am Max-Joseph-Stift. Bekannt wurde H. vor allem als Autor zahlreicher Biographien und Nachrufe f ü r die . A l l g e m e i n e deutsche Bibliographie" und das „Biographische Jahrbuch"; darüber hinaus entstanden selbständig erschienene Werke zur bayerischen Kunst und Geschichte (u.a. Entwickelung des deutschen Theaters im Mittelalter und das Ammergauer Passionsspiel, 1861). WEITERE WERKE: Kaiser Ludwig der Bayer und sein Stift zu Ettal. Ein Beitrag zur Kunst- und Sagengeschichte des Mittelalters. M ü n c h e n 1860. - Moritz von Schwind. 1804-1871. M ü n c h e n 1911. - Schlachtenmaler Albrecht A d a m und seine Familie. M ü n c h e n 1915. - Lebenserinnerungen eines 90jährigen Altmüncheners. Hrsg. v. Alois Dreyer. M ü n c h e n 1920. LITERATUR: Wilhelm Zils (Hrsg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. M ü n c h e n 1913. - Martin Glaubrecht: Η., H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 538 f. H o l l a n d e r , Waither (Georg Heinrich) von, Schriftsteller, * 2 9 . 1 . 1 8 9 2 B l a n k e n b u r g / H a r z , t 3 0 . 9 . 1 9 7 3 Ratzeburg. Nach dem Studium in Berlin, Heidelberg und Jena (Dr. phil. 1914) war H. Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg, ließ sich 1918 in M ü n c h e n nieder und war dort Lektor beim Georg-Müller-Verlag und Herausgeber der Wochenzeitung „Süddeutsche Freiheit". 1920 aus Bayern ausgewiesen, zog er nach Worpswede, später nach Berlin und war dort bis 1924 Buchhändler, anschließend freier Schriftsteller. H. war Mitarbeiter u. a. der „Weltbühne" und der „Vossischen Zeitung", Mitbegründer der Gruppe 25 und 1929-33 Schriftführer des PEN-Clubs. Er schrieb zunächst gesellschaftskritische Rom a n e mit aktuellen Bezügen bis hin zum kritisch kommentierten Aufstieg der Nationalsozialisten ( S c h a t t e n f ä n g e r , 1932), wandte sich nach 1933 Liebes- und Schicksalsromanen zu und schrieb im „Dritten Reich" wie auch nach 1945 unterhaltende Filmdrehbücher (u. a. Mädchen im Vorzimmer, 1940). Bekannt wurde er als Autor weit verbreiteter Ratgeberliteratur (u.a. Der Mensch über vierzig, 1938). Nach Kriegsende betätigte sich H. als Zeitschriftenkolumnist und Berater in Lebensfragen beim R u n d f u n k . WEITERE WERKE: Gegen Morgen. Berlin 1914. - Alle Straßen führen nach Haus. Berlin 1933. - Der Gott zwischen den Schlachten. Berlin 1942. - Fibel für Erwachsene. Hamburg 1945. - M o d e r n e Eheprobleme. Flensburg 1951. Der Mensch neben Dir. Gütersloh 1960. - Perlhuhnfedern. Hamburg 1966. LITERATUR: Werner Kayser: W. v. H. Hamburg 1971. H o l l i t z e r , Carl Leopold, österr. Maler, Karikaturist, * 1 1 . 3 . 1 8 7 4 Bad Deutsch-Altenburg (Niederösterreich), t 1 . 1 2 . 1 9 4 2 Rekawinkel (Niederösterreich). H. besuchte 1897-1900 die Wiener Kunstgewerbeschule, lebte als B o h e m i e n in Wien und wurde vor allem als Karikaturist und Porträtist von Mitgliedern der Wiener Gesellschaft bekannt. Im Ersten Weltkrieg war er im Kriegspressequartier tätig. Er war Ausstatter bei Film und Theater (u. a. Feuersnot von Richard Strauss an der Volksoper) und trat als Karikaturist und Bänkelsänger (u. a. Der arme Konrad) in den Kabaretts „Nachtlicht" und „Fledermaus" auf. H. unterhielt freundschaftliche Beziehungen u . a . zu Egon —> Friedell, H u g o von Hofmannsthal, Max Reinhardt
Holtz-Baumert und Arthur Schnitzler und besaß eine der größten MilitariaSammlungen Europas, die 1934 versteigert wurde. Er war Gründer und Präsident der Künstlervereinigung „Jungbund", die später im „ H a g e n b u n d " aufging. LITERATUR: Ida Olga Höfler: In memoriam. C. L. H. In: Helikon 5 (1993) Heft 4 / 5 . H o l m , Korfiz, Schriftsteller, Verleger, * 2 1 . 8 . 1 8 7 2 Riga, t 5 . 8 . 1 9 4 2 München. H „ Sohn eines Eisenbahndirektors, k a m 1892 nach Lübeck, studierte Rechtswissenschaft in Berlin und M ü n c h e n und veröffentlichte erstmals 1896 Gedichte im neugegründeten „Simplicissismus". Im selben Jahr trat er in den Verlag Albert Langen als Redakteur des „Simplicissimus" ein, wurde 1898 Prokurist, nach Albert - > Langens Tod 1909 Kurator und 1919 Miteigentümer. Seit der Fusion mit d e m GeorgMüller-Verlag 1932 war er Mitgeschäftsführer des Unternehmens. H. widmete sich als Verleger vor allem skandinavischen Autoren (u. a. Hamsun, Lagerlöf) sowie den Schriften Frank —> Wedekinds, M a x Dauthendeys und anderer Zeitgenossen. Zu seinen eigenen Werken zählen R o m a n e (u. a. Herz ist Trumpf, 1917), Dramen und Erzählungen, die beiden autobiographischen Anekdotensammlungen ich kleingeschrieben (1932) und Farbiger Abglanz (1940) sowie Übersetzungen aus d e m Russischen (u. a. von Gogol). WEITERE WERKE: T h o m a s Kerkhoven. M ü n c h e n 1906. Die Sünden der Väter. M ü n c h e n 1906. - Hundstage. München 1911. - Mehr Glück als Verstand. H a m b u r g 1936. LITERATUR: T. Klein, in: Die neue Literatur 33 (1932) S. 341-344. - Herbert Göpfert: Η., K. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 546 f. H o l s t , H e r m a n n (Eduard) von, Historiker, * 1 9 . 6 . 1 8 4 1 Fellin (Livland), t 2 0 . 1 . 1 9 0 4 Freiburg/Breisgau. Nach dem Studium in Dorpat und Heidelberg (1860-65) Hauslehrer in St. Petersburg, emigrierte H. 1867 in die U S A , war seit 1869 Mitherausgeber eines DeutschAmerikanischen Konversationslexikons und Korrespondent f ü r die „Kölnische Zeitung", den „New Englander" und die „Nation". Seit 1872 a. o . P r o f . der amerikanischen Geschichte und Verfassungsgeschichte an der Univ. Straßburg, seit 1874 o . P r o f . der neueren Geschichte an der Univ. Freiburg/Breisgau, war er seit 1881 Mitglied der badischen Ersten Kammer. H . ging 1892 als Prof. der Geschichte an die Univ. Chicago, wurde 1899 aus Gesundheitsgründen emeritiert und kehrte 1900 nach Freiburg zurück. Sein Hauptwerk Verfassung und Demokratie der Vereinigten Staaten von Amerika (5 Bde., 1873-91) blieb unvollendet. WEITERE WERKE: Das Staatsrecht der Vereinigten Staaten von Amerika. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1885. - John C. Calhoun. Boston, N e w York 1897. LITERATUR: Hans-Günter Zmarzlik: Η. Ε. v. H. In: Johannes Vincke (Hrsg.): Freiburger Professoren des 19. und 20. Jahrhunderts. F r e i b u r g / B r e i s g a z 1957, S. 21-76. H o l t e i , Karl von, Schriftsteller, Schauspieler, * 2 4 . 1 . 1 7 9 8 Breslau, t 1 2 . 2 . 1 8 8 0 Breslau. Aus einer Offiziersfamilie stammend, war H. zunächst Landwirtschaftseleve, studierte später Rechtswissenschaft und betätigte sich daneben als Schauspieler. Er unternahm eine Kunstreise als Deklamator, lernte in Dresden L u d w i g Tieck kennen und w u r d e 1821 Theaterdichter und -Sekretär a m Breslauer Theater. 1822 gab der den „Obernigker B o t e n " heraus, anschließend die „Deutschen Blätter für Poesie, Litteratur, Kunst und Theater" und begründete das . J a h r buch deutscher Nachspiele" (1822-24), das spätere „Jahrbuch deutscher Bühnenspiele". 1823 kam er über Prag, Wien und Hamburg nach Berlin, schrieb zahlreiche Stücke für das dortige Hoftheater und errang Anerkennung als Vorleser von Shakespeare-Dramen. H. wurde 1825 Direktionssekretär, Theaterdichter und Regisseur am Königsstädtischen
Theater zu Berlin und schrieb während seines SchlesienAufenthalts 1826 Mundartgedichte (Schlesische Gedichte, 1830). N a c h kurzem Engagement in D a r m s t a d t 1830 kehrte er 1831 nach Berlin zurück, unternahm, da sich seine H o f f nung auf eine Anstellung (sein Lebenstraum war, Vorleser des preuß. Königs zu werden) nicht erfüllte, seit 1833 Tourneen nach Hamburg, Leipzig, M ü n c h e n u n d Wien und w u r d e 1837 Direktor des Theaters in Riga. Später leitete er kurzzeitig Theater in Grafenort und Breslau und zog sich 1864 mit einer kgl. Pension ins Kloster d e r Barmherzigen Brüder nach Breslau zurück. H. schrieb auch zahlreiche Rom a n e aus dem Theaterleben (u. a. Die Vagabunden, 4 Bde., 1852; Der letzte Komödiant, 3 Bde., 1863) sowie die kulturhistorisch wertvollen Erinnerungen Vierzig Jahre (8 Bde., 1843-50) und Noch ein Jahr in Schlesien (2 Bde., 1864). WEITERE WERKE: Festspiele, Prologe und Theaterreden. Breslau 1823. - Christian L a m m f e l l . 5 Bde., Breslau 1853. Erzählende Schriften. 41 Bde., Breslau 1861-66. - Theater. 6 Bde., Breslau 1867. - Nachlese. Erzählungen und Plaudereien. 3 Bde., Breslau 1870. LITERATUR: M a x Kurnik: Κ. v. H. Ein Lebensbild. Breslau 1880. - M a x Back: H.s Stellung zu den politischen Strömungen seiner Zeit. Diss. Münster 1914. - Jürgen Hein: K. v. H. als Mittler zwischen Wien und Berlin. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 31 (1990) S. 167-178. - Κ. v. H. Ein schlesischer Dichter zwischen Biedermeier und Realismus. Hrsg. v. Christian Andree. Würzburg 2005. H o l t z , Gottfried, evang. Theologe, * 1 6 . 1 . 1 8 9 9 Penzlin bei Neubrandenburg, t 1 0 . 7 . 1 9 8 9 H a l l e / S a a l e . Der Pastorensohn war nach d e m Theologiestudium zunächst Leiter einer Bauernhochschule, dann seit 1927 Pastor in mehreren mecklenburgischen L a n d g e m e i n d e n . I m Juni 1934 war er Hauptangeklagter im ersten Prozeß gegen evang. Geistliche, die sich der nationalsozialistischen Kirchenpolitik widersetzten, und wurde zu sechs M o n a t e n Gefängnis auf B e w ä h r u n g verurteilt. A u c h weiterhin war er, nunmehr als Pastor des pommerschen D o r f e s Wutzig, Vorkämpfer der Bekennenden Kirche, setzte sich aber zugleich f ü r Volksnähe der kirchlichen Arbeit ein - eine Forderung, die er u. a. als Herausgeber der Zeitschrift „Die D o r f k i r c h e " (1937-41) publizistisch vertrat. 1949-63 wirkte H. als Prof. der praktischen Theologie an der Univ. Rostock. E r veröffentlichte u. a. Die Kirchen auf dem Lande. Dorfkirchen von Mecklenburg (1953), Die Pastoralbriefe (1965) und Die Faszination der Zwänge. Aberglaube und Okkultismus (1984). LITERATUR: Kirche - Theologie - Frömmigkeit. Festgabe f ü r G. H. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Heinrich Benckert. Berlin 1965. - Niederdeutsch als Kirchensprache. Festgabe für G. H. Hrsg. v. Dieter Andresen. Göttingen 1980. H o l t z - B a u m e r t , Gerhard, Schriftsteller, Redakteur, * 2 5 . 1 2 . 1927 Berlin, f 17. 1 0 . 1 9 9 6 Heinrichsfelde bei Gran see. Der Arbeitersohn erlebte die letzten Kriegsjahre als H a k helfer, dann als Soldat, desertierte und geriet in amerikanische Gefangenschaft. 1947-49 w u r d e er Funktionär der Freien Deutschen Jugend, 1949 stellvertretender Direktor des Hauses der Kinder in Berlin und absolvierte 1 9 5 0 / 5 1 ein Fernstudium zur Lehrerausbildung. Anschließend arbeitete er als Chefredakteur der Kinderzeitschriften „ABCZeitung" und „Schulpost", e h e er 1958 sein Studium a m Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig und mit einem Fernstudium für Journalistik fortsetzte. Seit 1962 war H.-B. Chefredakteur der „Beiträge zur Kinder- und Jugendliteratur". Seit 1947 Mitglied der SED, gehörte er 1971-90 der Volkskammer an und war 1981-89 Mitglied des Zentralkomitees der SED. Seit 1977 war er Vizepräsident des DDR-Schriftstellerverbandes. Neben theoretischen
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Holtzbrinck Veröffentlichungen machte sich Η.-Β. mit Titeln wie Alfons Zitterbacke (1958) und Der kleine Trompeter und sein Freund (1959) auch als Verfasser von Kinder- und Jugendbüchern einen Namen, in denen er Realitätsnähe und sozialistische Parteinahme in eine enge Beziehung zur pädagogischen A u f g a b e der Kinder- und Jugendliteratur zu rücken suchte. WEITERE WERKE: Drei Frauen und ich. Berlin 1973. Trampen nach Norden. Berlin 1975. - Die pucklige Verwandtschaft. Berlin 1985. LITERATUR: G. H.-B. zum 50. Geburtstag. Literaturzusammenstellung. Erarb. v. Christa Runkel. Berlin 1977. - Uta Morgenstern: G. H.-B. Diss. Halle-Wittenberg 1986. H o l t z b r i n c k , Georg von, Verleger, * 1 1 . 5 . 1 9 0 9 Schöpplenberg bei Hagen (Westfalen), t 2 7 . 4 . 1 9 8 3 Stuttgart. Als Student der Rechtswissenschaft in Köln und Bonn warb H. seit 1931 f ü r die „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens" der Deutschen Verlagsgesellschaft, wurde vom Verlag mit d e m Vetrieb der Reihe betraut und gab sein Studium auf, als er Werbeleiter und schließlich Vorstandsmitglied des Verlags wurde. Mit der Auflösung des Unternehmens 1937 übernahm er die „Bibliothek" auf eigene Rechnung, gründete nach dem E n d e des Zweiten Weltkriegs die „Stuttgarter Hausbücherei" und führte 1954 das System des Quartalskaufs ein. 1956 gliederte er einen Schallplattenklub an, erwarb 1957 den „Deutschen B ü c h e r b u n d " v o m Droste-Verlag und übernahm 1960 diesen N a m e n für seine Buchgemeinschaft, d e m die Tochterfirmen „Deutsche Hausbücherei", „Deutscher B u c h c l u b " und „Evangelische B u c h g e m e i n d e " angehörten. H. beteiligte sich am „Handelsblatt" (1968), an der „Saarbrücker Zeitung" (1970) und am „Südkurier" (1979). Darüber hinaus hielt er bis 1979 die Mehrheit der Anteile an der „Deutschen Z e i t u n g / C h r i s t und Welt". Im Bereich Buchverlage beteiligte sich die Verlagsgruppe Holtzbrinck u . a . an den Verlagen S. Fischer, Fischer-Taschenbuch, Wolfgang Krüger, Coren, D r o e m e r / Knaur, Rowohlt und Kindler. Ergänzend besaß sie Druckanstalten, Großbuchbindereien und andere Unternehmen. H. blieb bis 1980, als der Jahresweltumsatz die Milliardengrenze bereits erreichte, Vorsitzender der Geschäftsführung der Holding Verlagsgruppe G. von Holtzbrinck G m b H , Stuttgart. WERKE: Hrsg.: Münchner Bilderbogen. Alte und neue Münchner Geschichten. Erzählte Kleinkunst. Stuttgart 1942. LITERATUR: Wilfried Setzier: Die Holtzbrincks. Stuttgart 1979. - H. L. Schulz: Ein Riese, weise und weiß. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 39 (1983) S. 1127. R. Keller: Ein Herr. In: Ebd., S. 1158 f. H o l z , A r n o (Hermann Oscar Alfred), Pseud. Bjarne P. Holmsen, H a n s Volkmar, Schriftsteller, * 2 6 . 4 . 1 8 6 3 Rastenburg (Ostpreußen), t 2 6 . 1 0 . 1 9 2 9 Berlin-Wilmersdorf. Seit 1875 in Berlin ansässig, trat H. nach d e m Abitur (1881) mit den Brüdern - » H a r t und ihrem literarischen Verein „Durch" in Verbindung, war erster Schriftleiter der „Freien Bühne", zog sich j e d o c h zunehmend als Einzelgänger zurück und geriet in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, die er nur vorübergehend durch nichtliterarische Arbeit, Unterstützung von Freunden und M ä z e n e n sowie zwei Arbeitsstipendien der Augsburger Schillerstiftung lindern konnte. A u s der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Johannes Schlaf 1887-92 entstanden unter d e m gemeinsamen Pseudonym Bjarne P. Holmsen u . a . die Skizzen und Erzählungen Papa Hamlet (1889), mit denen beide entscheidend zur Entstehung des deutschen Naturalismus beitrugen. Als H.' Lebenswerk gilt Phantasus. Das ursprüngliche Gedicht von 1886 wurde 1 8 9 8 / 9 9 in zwei Heften um jeweils 50 reimlose, in der F o r m unkonventionelle Gedichte vermehrt und
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1 9 2 4 / 2 5 erstmals als Gesamtausgabe (3 Bde.) veröffentlicht. H. schrieb auch dramatische Skizzen, Dramen und literarische Komödien. In d e m parodistisch angelegten Dafnis (1904) ahmte er vortrefflich barocke Lyrik nach. Seine Erinnerungen Kindheitsparadies erschienen 1924. WERKE: Das Werk. Gesamtausgabe. 10 Bde., Hrsg. v. Hans W . Fischer. Berlin 1 9 2 4 / 2 5 . - Werke. Hrsg. v. Wilhelm Emrich und Anita Holz. 7 Bde., N e u w i e d / B e r l i n 1961-64. LITERATUR: Helmut Motekat: Α. H. Persönlichkeit und Werk. Kitzingen 1953. - Hans-Georg Rappl: Die Wortkunstlehre von Α. H. Diss. Köln 1957. - Helmut Scheuer: Α. H. im literarischen Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts. M ü n c h e n 1971. - Gerhard Schulz: Α. H. Dilemma eines bürgerlichen Dichterlebens. M ü n c h e n 1974. - R o b Burns: The quest for modernity. T h e place of A. H. in modern german literature. F r a n k f u r t / M a i n u. a. 1981. - A. H. M ü n c h e n 1994. H o l z e r , Rudolf, österT. Schriftsteller, Journalist, * 2 8 . 7 . 1 8 7 5 Wien, t 1 7 . 7 . 1 9 6 5 Wien. Nach d e m Studium an der T H und der Univ. Wien (Philosophie, Kunstgeschichte, Archäologie) trat H. 1898 in den Staatsdienst ein und redigierte das handelspolitischkonsularische Monatsblatt „Austria" des Handelsministeriums. I m selben Jahr wurde er von Hermann —»Bahr in die Redaktion der „Zeit" a u f g e n o m m e n . Seit 1900 war H. ständiger Mitarbeiter, dann Redakteur der „Wiener Zeitung", 1924-33 deren Chefredakteur. 1900-21 war er zudem ständiger Mitarbeiter der „Wiener Abendpost", 1917-19 Pressereferent der Salzburger Festspiele und 1933-38 Burgtheaterreferent des „ T e l e g r a f . 1920-37 schrieb er Feuilletons für das „Neue Wiener Tagblatt" und 1923-27 für die „Reichspost". Seit September 1945 war H. ständiger Mitarbeiter der „Wiener Zeitung", 1946-48 Leiter des Feuilletonteils der „Presse" und 1949-53 von deren Feuilletonsressort. Er war Mitbegründer (1900) und Präsident (1900 bis zur Auflösung 1938 und 1945-58) der „Concordia" sowie 1951-60 Präsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes. H. schrieb überwiegend D r a m e n (u. a. Der liebe Gott geht durch den Wald, 1960), ferner Romane, Novellen und Essays sowie kulturhistorische Abhandlungen (u. a. Die Wiener Vorstadtbuhnen, 1951). WEITERE WERKE: Hans Kohlhase. W i e n / L e i p z i g 1905. Das Feuerchen des häuslichen Herds. Salzburg u . a . 1937. Wiener Volks-Humor. Wien 1947. - Der Himmel voller Geigen. Wien 1948. LITERATUR: Richard Emele: R. H. Ein Leben und Wirken f ü r das Theater. Wien 1950. - Hildegard Röhn: R. H. Ein Beitrag zur österreichischen Pressegeschichte. Wien 1866. Fritz Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 588. H o l z h a m m e r , Josef, österr. Politiker, * 2 3 . 1 1 . 1 8 5 0 Absam (Tirol), t 2 2 . 5 . 1 9 4 2 Innsbruck. Von Beruf Schlosser, gründete H. 1877 die Allgemeine Arbeiterkranken-Unterstützungskasse für Tirol und Vorarlberg. 1928 wurde sie aufgelöst und in die Gebietskrankenkasse eingegliedert. H. war Mitbegründer der S P Ö in Tirol, er b e k ä m p f t e das Notschulwesen und trat f ü r die Ratifizierung des Reichsvolksschulgesetzes in Tirol ein. H. war Mitbegründer und Mitarbeiter der sozialdemokratischen „Volkszeitung", 1908 Reichsratsabgeordneter und 1919 Tiroler Landtagsabgeordneter sowie Mitglied der Tiroler Landesregierung, in der er als Pionier der Sozialversicherung in Tirol f ü r Sozialversicherung, Krankenhauswesen und Arbeitsrecht zuständig war. LITERATUR: Walter Nigg: D e r Gründervater J. H. In: Sozialdemokratie in Tirol. Hrsg. v. Rainer H o f m a n n . Krailing 2003, S. 77-88.
Horneffer Honay,
Karl, österr. Politiker, * 2 2 . 1 1 . 1 8 9 1 Wien, t 5 . 6 . 1 9 5 9 Wien. Bereits während seiner Lehre zum Feinmechaniker Schloß sich H. der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung an. Auf Veranlassung Victor —»Adlers erhielt er eine Anstellung an der Wiener Arbeiterkrankenkasse. Im Ersten Weltkrieg Leiter des Verbandes der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend, organisierte er seit 1919 das kommunalpolitische Büro und den Pressedienst der Stadt Wien und w u r d e 1920 Mitglied des Landtags von Wien-Niederösterreich. H. war Sekretär des Österreichischen Städtebundes und redigierte die „Österreichische Gemeinde-Zeitung". Seit 1932 Stadtrat, wurde er nach dem Schutzbundaufstand 1934 im Lager Wollersdorf gefangengehalten. H. betätigte sich bis 1945 im Versicherungsgewerbe und war 1939 und 1 9 4 4 / 4 5 in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau interniert. Nach Kriegsende kehrte er in den Wiener Stadtrat zurück und wurde 1947 VizebUrgermeister. LITERATUR: Proletarische Jugendorganisation und Politik. Wien 1918. H o n e g g e r , Klara, schweizer. Frauenrechtlerin, * 2 8 . 5 . 1 8 6 0 Zürich, t 1 2 . 4 . 1 9 4 0 Zürich. H. lernte in England die dortige Frauenbewegung kennen und nahm an internationalen Frauenkongressen teil. In der Schweiz im Verein der Freundinnen j u n g e r M ä d c h e n und im Frauenverein zur H e b u n g der Sittlichkeit zunächst fürsorgerisch tätig, befaßte sie sich als Mitbegründerin der Union für Frauenbestrebungen in Zürich und als Redakteurin der Zeitschrift „Schweizer Frauenblatt" mit Bildungs- und Rechtsfragen sowie mit politischer Gleichberechtigung. H. war Mitbegründerin (1899) und Präsidentin (1911-16) des Bundes schweizerischer Frauenvereine, gehörte zu den Initiatorinnen des Schweizerischen Verbandes f ü r Frauenstimmrecht und war seit 1914 Mitglied der Zürcher Frauenzentrale. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sie sich an der Gründung einer Schweizer G r u p p e der Internationalen Frauenliga für Friede und Freiheit und w a r langjähriges Vorstandsmitglied der Zentralstelle f ü r Friedensarbeit.
Hopf, Florian,
Journalist, Regisseur, * 14. 8 . 1 9 3 9 Nürnberg, f 1 5 . 8 . 1 9 8 9 Südfrankreich. H. begann seine journalistische Ausbildung als Volontär der „Nürnberger Nachrichten", f ü r deren Feuilleton er jahrelang tätig war. In den siebziger Jahren Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten, arbeitete er an der Novellierung des Filmförderungsgesetzes mit und setzte u. a. Verbesserungen für den Autorenfilm durch. Als Synchronautor und -regisseur bearbeitete er Filme von Jean-Luc Godard, Stanley Kubrick sowie zuletzt Alain Resnais' I want to go home (1989). WEITERES WERK: Alles über „Der letzte Tango in Paris". München 1973.
Horlacher,
Michael, Politiker, * 1 8 . 1 . 1 8 8 8 Pottenstein (Oberfranken), t 1 2 . 1 0 . 1 9 5 7 Bad Tölz. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Rechtswissenschaft an der Univ. M ü n c h e n wurde H., Sohn eines Ingenieurs und Bauunternehmers, 1913 mit einer Arbeit über die Bodenpreisbewegungen in Bayern promoviert. Er war Mitarbeiter des Bayerischen Statistischen Landesamtes in München, seit 1916 des Statistischen Reichsamtes in Berlin und 1 9 1 7 / 1 8 volkwirtschaftlicher Schriftleiter der „München-Augsburger Abendzeitung". 1918 wurde er Geschäftsführer der handelspolitischen Vereinigung landwirtschaftlicher Körperschaften Bayerns einschließlich Müllerei und Mälzerei. 1920-33 war H. Direktor der Bayerischen Landesbauernkammer. Als Mitglied der Bayerischen Volkspartei gehörte er 1920-24 dem Bayerischen Landtag, 1924-33 dem Reichstag an. 1933 mit Berufsverbot belegt,
lebte H. in Bad Tölz. Im August 1945 w u r d e er K o m m i s sarischer Leiter der ländlichen Waren-Genossenschaften. Im September desselben Jahres gehörte H. zu den B e g r ü n d e r n der C S U u n d des Bayerischen Bauernverbandes. 1945-50 war er Staatskommissar f ü r das ländliche G e n o s s e n s c h a f t s wesen. H. w u r d e 1945 Direktor des Bayerischen Raiffeisenverbandes, später des Bayerischen F r e m d e n v e r k e h r s v e r bandes. 1946-57 gehörte er d e m C S U - L a n d e s v o r s t a n d an. 1946 w u r d e er Präsident der Verfassunggebenden Landesversammlung. 1946-50 war H. Präsident des Bayerischen Landtags, 1948-52 stellvertretender Landesvorsitzender der C S U und 1949-57 Mitglied des Deutschen Bundestags. E r hatte zahlreiche Verwaltungsrats- und Aufsichtsratsmandate inne und schrieb u. a. eine Einführung in die Agrarpolitik (1951). WEITERE WERKE: Die Überseeinteressen B a y e r n s . M ü n c h e n 1917. - Kriegswirtschaft und Lebensmittelteuerung im Inund Ausland. Stuttgart 1917. - Der W i e d e r a u f b a u der deutschen Volkswirtschaft. Eine Denkschrift über Deutschlands finanzielle und wirtschaftliche Not. Dießen 1919. - Der Wert der P f a l z f ü r Bayern. Dießen 1920. - D i e Erhaltung der Landwirtschaft. M ü n c h e n 1924. - Mit E u g e n G r i m m i n g e r : Landwirtschaftliche Genossenschaften und Wirtschaftsordnung. Erlangen 1950. LITERATUR: M.d.R., 3 1994, S. 216. - Hilde Balke: D i e Präsidenten des Bayerischen Landtags. Von 1946 bis 1994. M ü n c h e n o . J . [ 2 0 0 1 ] , S . 1 0 - 8 7 . - M d B , Bd. 1 , 2 0 0 2 , S. 3 6 2 f .
Horn,
U f f o (Daniel), Schriftsteller, * 1 8 . 5 . 1 8 1 7 Trautenau (Böhmen), t 2 3 . 5 . 1 8 6 0 Trautenau. N a c h d e m Jurastudium in Prag und Wien erzielte H. erste E r f o l g e mit dramatischen Versuchen und ließ sich 1839 als freier Schriftsteller und Journalist in H a m b u r g nieder. E r w a r Mitbegründer der „Zeit" und Mitarbeiter des „Telegraphen" und veröffentlichte Broschüren über Österreich. Seit 1842 in Prag ansässig, war er Mitbegründer und bis 1858 Mitarbeiter des Taschenbuchs „Libussa". H. reiste 1845 nach Oberitalien; 1848 n a h m er Partei für die tschechische N a tionalbewegung. Später kam er über Dresden nach Schleswig, n a h m als Freiwilliger am Deutsch-Dänischen Krieg teil (Von Idstedt bis zum Ende, 1851) und lebte danach wieder in Trautenau. H. veröffentlichte Gedichte und Erzählungen in Periodika. Sein D r a m a König Otakar (1845) arbeitete er nach den Ereignissen der Märzrevolution auch inhaltlich um (König Ottokar, 1851). WEITERE WERKE: B ö h m i s c h e Dörfer. Novellen. 2 Bde., Leipzig 1850. - Gallert im Karlsbade. Prag 1901.
Horneffer, Ernst,
Philosoph, * 7 . 9 . 1 8 7 1 Stettin, t 5 . 9 . 1 9 5 4 Iserlohn. H. studierte klassische Philologie und Philosophie in Göttingen und Berlin, w u r d e 1896 promoviert (De Hippia maiore qui fertur Piatonis) und lebte anschließend als freier Publizist und Vortragsredner in München. E r befaßte sich vor allem mit Friedrich Nietzsche, hielt 1900 dessen G r a b r e d e und w u r d e von der Schwester des Philosophen, Elisabeth Förster-Nietzsche, zur Herausgabe des N a c h l a s s e s herangezogen. In M ü n c h e n hielt er religionsphilosophische Vorträge als Dozent des Kartells der Freiheitlichen Vereinigung, erteilte konfessionslosen M o r a l u n t e m c h t , veranstaltete weltlic h e Sonntagsfeiern und gab 1909-13 die M o n a t s s c h r i f t „Die Tat" heraus. 1918 habilitierte er sich an der Univ. Gießen und w u r d e 1920 a. o . P r o f . der Metaphysik. H. konnte während des Nationalsozialismus zunächst noch publizieren, w u r d e dann j e d o c h seiner Professur enthoben. Er w a r Mitglied der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland und hielt bei deren Wiedergründung 1949 in der F r a n k f u r t e r Paulskirche den Festvortrag. H. veröffentlichte u. a. Philosophie an der Zeitenwende (1954).
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Hornik WEITERE WERKE: Nietzsches letztes Sehaffen. Jena 1907. Mit August Horneffer: Das klassische Ideal. Leipzig 1906, 3 1909. - Erkenntnis. Die Tragödie des deutschen Volkes. Seine Wiedergeburt. 3 Bde., 1919, 3 1921. - Der Platonism u s und die Gegenwart. M ü n c h e n 1 9 2 0 , 3 1 9 2 7 . - Nietzsche als Vorbote der Gegenwart. Düsseldorf 1 9 3 4 , 2 1 9 3 5 . - Vom starken Leben. Ein Evangelium der Tat. Leipzig 2 1912. LITERATUR: Jörg-Peter Jatho: „Gern beugen sich die Männer des Geistes vor den M ä n n e r n der Macht". Ε. H., zur politischen Biographie des Gießener Philosophieprofessors. Gießen 1998. H o r n i k , Anna, geb. Ströhmer, österr. Politikerin, Redakteurin, * 1 3 . 5 . 1 8 9 1 Wien, t 8 . 3 . 1 9 6 6 Wien. H. war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, gehörte im Ersten Weltkrieg d e m geheimen Aktionskomitee der Linksradikalen an und trat 1916 in den „Verein Karl M a r x " ein. 1918 n a h m sie a m Januarstreik teil, betreute, seit 1918 Mitglied der K P Ö , die Flüchtlinge der niedergeschlagenen ungarischen Räterepublik und wurde 1919 Leiterin der Frauenarbeit der K P Ö sowie Chefredakteurin der Zeitschrift „Die Arbeiterin". H. w u r d e 1921 Mitglied des Parteivorstandes, 1927 des Zentralkomitees der K P Ö und war nach 1933 illegal im Genossenschaftswesen tätig. I m Zweiten Weltkrieg lebte sie in Großbritannien, kehrte 1946 nach Österreich zurück und w u r d e Wiener Vorsitzende des Bundes demokratischer Frauen und Redakteurin der Zeitschriften „Stimme der Frau" und „Die Arbeit" sowie des Parteiorgans „Volksstimme". H. schrieb u. a. This is Austria. The Story of a Beautiful Country (1942). H o r o v i t z , Markus, jüdischer Theologe, * 5 . 3 . 1 8 4 4 Ladany bei Tokay (Ungarn), t 2 7 . 3 . 1 9 1 0 F r a n k f u r t / M a i n . Η. studierte Philosophie und orientalische Sprachen an den Universitäten Wien, Budapest, Berlin und Tübingen (Promotion 1871), wurde 1870 Lehrer an der Berliner Lehranstalt Israel —» Hildesheimers und war Mitbegründer der Wochenschrift „Die jüdische Presse". 1871 k a m er als Rabbiner nach Lauenburg (Pommern), 1874 nach Gnesen, w o er 1876 und 1878 Rabbinerversammlungen organisierte. H. stand der Austrittsbewegung des Rabbiners Samson Raphael —»Hirsch ablehnend gegenüber und w u r d e 1878 Rabbiner der allgemeinen Gemeinde in F r a n k f u r t / M a i n . Er gründete die Hauptsynagoge am Börneplatz und zwei weitere Synagogen, ein Tauchbad, eine Religionsschule und eine Jeschiwa, zwei Jugendorganisationen sowie den Verein f ü r jüdische Geschichte und Literatur. H. engagierte sich in der Bnai Brith Loge, rief 1896 die Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner ins Leben, war Vorsitzender des Allgemeinen Rabbinerverbandes in Deutschland und schrieb u. a. die Responsensammlung Mateh Levi (2 Tie., 1891-1932). LITERATUR: Baruch Horovitz: H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 342 f. H o r s t , Karl August, Schriftsteller, Übersetzer, * 1 0 . 8 . 1 9 1 3 Darmstadt, t 3 0 . 1 2 . 1 9 7 3 Ried bei Benediktbeuern. Nach dem Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie in Berlin, München, Göttingen und Bonn nahm H. a m Zweiten Weltkrieg teil und wurde 1945 Assistent seines Lehrers Ernst Robert Curtius (Promotion 1948). Er ließ sich in München, später in Starnberg nieder und lebte zuletzt in Ried. Nach wenig erfolgreichen Prosaversuchen wandte sich H. der Literaturkritik zu und w u r d e Mitarbeiter der Zeitschriften „ M e r k u r " und „Wort und Wahrheit" sowie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der „Neuen Zürcher Zeitung". Er verfaßte Essays und literaturwissenschaftliche Werke zur deutschen Gegenwartsliteratur (u.a. Das Spektrum des modernen Romans, 1962) sowie Übersetzungen aus dem Englischen, Spanischen, Französischen und
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Italienischen. Viele Schriften von Jorge Luis Borges übersetzte H. erstmals ins Deutsche. WEITERE WERKE: Wesen und Werk. Stuttgart 1956. Führer durch die deutsche Literatur der Gegenwart. München 1962. - Das Abenteuer der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert. München 1964. - Die Reduktion des Begriffs Wirklichkeit in der inneren erzählenden Literatur. Mainz 1972. LITERATUR: Heinrich Schirmbeck: Nachruf auf Κ. Α. H. In: Jahrbuch d e r Deutschen A k a d e m i e für Sprache und Dichtung. Darmstadt 1974. - Clara M e n c k : In m e m o r i a m Κ. Α. H. In: Jahresring ( 1 9 7 4 / 7 5 ) . H o r v ä t h , Ö d ö n von, eigentl. E d m u n d von H., Schriftsteller, * 9 . 1 2 . 1 9 0 1 Susak bei Fiume (heute Rijeka), t 1 . 6 . 1 9 3 8 Paris. H., Sohn eines königlich-ungarischen Diplomaten, besuchte das Räkoczianum (Erzbischöfliches Internat) in Budapest und seit 1913 ein G y m n a s i u m in M ü n c h e n , in dem er erstmals der deutschen Schriftsprache begegnete. Nach Aufenthalten in Preßburg und Budapest legte er in Wien die Matura ab; im Herbst 1919 wurde er an der Univ. München immatrikuliert und studierte bis z u m Wintersemester 1 9 2 1 / 2 2 Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie. Sein erstes literarisches Werk, Das Buch der Tänze (1922), eine Art lyrischer Pantomime, schrieb H. auf Anregung des Komponisten Siegfried Kallenberg; 1926 k a u f t e H. die Auflage auf und vernichtete sie. Erste dramatische Versuche ( D ö s a , Mord in der Mohrengasse) blieben in der Schublade liegen. Scharfblick für gesellschaftliche Neuentwicklungen bewies H. erstmals mit den seit 1924 im „Simplicissimus" und verschiedenen Zeitungen veröffentlichten Sportmärchen (als Buch unter dem Titel Rechts und Links. Sportmärchen, 1969). Entscheidend f ü r den literarischen Erfolg des jungen Autors w u r d e j e d o c h seine Übersiedlung nach Berlin, dem Zentrum der kulturellen Avantgarde. Eine Tätigkeit im Büro der „Deutschen Liga f ü r Menschenrechte" lenkte sein Interesse auf akute soziale Probleme; es entstand das erste, einen Arbeitskonflikt thematisierende und von der Kritik abgelehnte Volksstück Revolte auf Cdte 3018 (Uraufführung Hamburg 1927, überarbeitete Fassung 1929 unter dem Titel Die Bergbahn). Mit der A u f f ü h r u n g des Fememord-Stücks Sladek der schwarze Reichswehrmann, einer „Historie aus dem Zeitalter der Inflation", verschärften sich die Angriffe der rechten Kritik auf die „Hetzdramatik" H.s. Seine Erlebnisse während einer Reise zur Weltausstellung in Barcelona im September 1929 gestaltete er im ersten Teil des Romans Der ewige Spießer (1930), der kleinbürgerliche Verhaltensweisen rekonstruiert und „Beiträge zur Biologie" dieses Menschentyps liefern will. Z u m ersten großen Bühnenerfolg wurde das Völksstück Italienische Nacht (Uraufführung Berlin, März 1931; erschienen 1931), dem mit der Verleihung des Kleist-Preises im Herbst 1931 auch die Anerkennung der Kritik folgte. Mit der U r a u f f ü h r u n g der Geschichten aus dem Wiener Wald (November 1931, Deutsches Theater Berlin; erschienen 1931), dem „bitterbösesten Stück neuerer Literatur" (Kurt Pinthus), erreichte H.s Erfolg als Dramatiker einen Höhepunkt. Unter dem Motto „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die D u m m h e i t " und a m Exempel einer alltäglichen Handlung versteht er es, Verlogenheit, Zynismus und Grausamkeit einer skrupellosen, von materiellen Interessen bestimmten Welt sichtbar zu machen. Seinen Kampf gegen „Dummheit und L ü g e " setzte H. mit den Volksstücken Kasimir und Karoline (Uraufführung Leipzig 1932; erschienen 1972) und d e m „kleinen Totentanz" Glaube Liebe Hoffnung (1973) fort; die Aufführung dieses Stücks mußte 1933 auf Befehl der nationalsozialistischen Machthaber unterbleiben. H. verließ Deutschland und ging nach Wien. Trotz
Hoverbeck seiner erbitterten Gegnerschaft zum Nationalsozialismus unternahm er aus nicht ganz geklärten Beweggründen einige Versuche, auch im „Dritten Reich" arbeiten zu können (Beitritt zum Reichsverband Deutscher Schriftsteller 1934); nach Entzug der Aufenthaltserlaubnis übersiedelte H. im September 1935 endgültig nach Wien. Kaum beachtet und nur in kleinem Freundeskreis (Franz Theodor Csokor, Franz Werfel, Carl Zuckmayer) verkehrend, schrieb er hier zahlreiche weitere Stücke, u. a. die Komödie Figaro läßt sich scheiden (Uraufführung Prag 1937; erschienen 1959) und das Schauspiel Der jüngste Tag (Uraufführung Mährisch-Ostrau 1937; erschienen 1955), in denen zunehmend ethische und metaphysische Aspekte die sozialkritische Dimension ersetzen. Zu einem letzten großen Erfolg wurde der Roman Jugend ohne Gott (entstanden 1937; erschienen 1938), dessen Thema die Vereinnahmung des Menschen durch den faschistischen Staat ist. Am 16.3.1938, knapp nach dem „Anschluß" Österreichs an Deutschland, verließ H. Wien und ging ins Exil nach Paris, wo er im selben Jahr auf den Champs Elysdes durch einen herabstürzenden Ast getötet wurde. Während H. in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nur vereinzelt aufgeführt wurde und umstritten war, fanden in den fünfziger Jahren zunächst seine späten, existentialistisch gelesenen Stücke Interesse. Zu einem „Klassiker" der Moderne wurde er Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre, als der kritische, aufklärerische Impetus seiner Volksstücke auf begeisterte Zustimmung zu stoßen begann und durch eine reiche Editionstätigkeit sein Werk erstmals umfassend zugänglich wurde. AUSGABEN: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt. 4 Bde., Frankfurt/Main 1970/71. з., verbesserte Aufl. 1978. - Kommentierte Werkausgabe in Einzelbänden. Hrsg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. 15 Bde., Frankfurt/Main 1983-88. - Gesammelte Werke. 4 Bde., Frankfurt/Main 1988. Bd. 5 (Kommentar), 1990. - Die großen Dramen und Romane. 7 Bde., Frankfurt/Main 1995. LITERATUR: Hajo Kurzenberger: H.s Volksstücke. München 1973. - Dieter Hildebrandt: Ö. v. H. Reinbek bei Hamburg 1975. - Siegfried Kienzle: Ö. v. H. Berlin 1977. 2 1984. Wolfgang Lechner: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ö. v. H.s. Stuttgart 1978. - Traugott Krischke: Ö. v. H. Kind seiner Zeit. München 1980. Ders. (Hrsg.): Ö. v. H. Frankfurt/Main 1981 (mit Auswahlbibliographie). - Johanna Bossinade: Vom Kleinbürger zum Menschen. Die späten Dramen Ö. v. H.s. Bonn 1988. - Traugott Krischke: H. auf der Bühne (1926-1938). Eine Dokumentation. Wien 1990. - Ingrid Haas: Ö. v. H. FassadenDramaturgie. Frankfurt/Main 1995. - Kurt Bartsch: Ö. v. H. Stuttgart 2000. - Ö. v. H. Hrsg. v. Klaus Kastberger. Wien 2001. Johannes Sachslehner Hotho, Heinrich Gustav, Kunsthistoriker, * 22.5.1802 Berlin, t 24.12.1873 Berlin. H. studierte 1820-22 Rechtswissenschaft in Berlin und Breslau, anschließend Philosophie in Berlin, wurde 1826 promoviert und habilitierte sich dort 1827 für Kunstgeschichte und Ästhetik. Seit 1829 war er a. o.Prof., seit 1860 auch Direktor des Kupferstichkabinetts der Berliner Museen. H. befaßte sich auf dem Gebiet der philosophischen Ästhetik vor allem mit Hegel, schrieb Beiträge für das „Morgenblatt für gebildete Stände" und andere Zeitschriften und veröffentlichte и.a. Vorstudien für Leben und Kunst (1835, Nachdr. 1994) sowie eine Geschichte der deutschen und niederländischen Malerei (3 Bde., 1840-43). LITERATUR: E l i s a b e t h Z i e m e r : H. G. H. ( 1 8 0 2 - 1 8 7 3 ) . E i n
Berliner Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Philosoph. Berlin 1994.
Hotzel, Curt, Journalist, Schriftsteller, * 20.4.1894 Leipzig, t 10.8.1967 Berlin. Von Beruf Bankkaufmann, studierte H. seit 1913 an der Handelshochschule Berlin, später Philosophie an der dortigen Univ. und seit 1919 Literaturwissenschaft an der Univ. Heidelberg. 1921 ließ er sich als Journalist und Redakteur in Berlin nieder, war u. a. Chefredakteur der satirischen Zeitschrift „Kladderadatsch" bis zu ihrer Einstellung 1944 und lebte seit Kriegsende als freier Schriftsteller im Westteil der Stadt. H. schrieb vor allem unterhaltende, auch kritische Prosa sowie Bühnenstücke. In der teilweise autobiographischen Erzählung Germaine oder der Irrtum von Locarno (1956) legt er selbstkritisch Rechenschaft über seine politische Loyalität zum nationalsozialistischen Regime ab. WEITERE WERKE: Blutweihe. München 1919. - Der Eselskopf. Berlin 1938. - Das ungewisse Herz. Berlin 2 1958. Houben, Heinrich Hubert, Literaturhistoriker, * 31.3.1875 Aachen, t 27.7.1935 Berlin. Nach dem Studium in Bonn, Berlin und Greifswald (Promotion 1897, Studien über die Dramen Karl Gutzkows) zunächst Redakteur, u. a. bei den „Düsseldorfer Neuesten Nachrichten", war H. 1898-1905 Dozent an der Humboldt-Akademie und an der Max-Reinhardt-Schule, gehörte 1907-19 dem literarischen Beirat des Verlags F. A. Brockhaus an und war 1921-23 Direktor des Deutschen Verlags in Berlin. Danach lebte er als freier Kritiker und Publizist in Berlin. Mit seinem Entwurf einer deutschen Bibliographie (1902) wurde er zum Initiator der im selben Jahr gegründeten Deutschen Bibliographischen Gesellschaft. Als Literaturwissenschaftler übte H. Einfluß auf die Zeitgenossen aus; er veröffentlichte Aufsätze und Editionen zur Goethezeit (u. a. Eckermanns Gespräche mit Goethe, 1909, 25 1959), gab u. a. die Werke Karl -> Gutzkows heraus (1908) und setzte sich mit Urheberrecht und Zensur auseinander (u. a. Der gefesselte Biedermeier, 1924; Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart, 2 Bde., 1925-28, Neudr. 1965). H. veröffentlichte außerdem Zeitschriften der Romantik (1904, Nachdr. 1969) und Zeitschriften des Jungen Deutschlands (2 Bde., 1906-09, Nachdr. 1970). WEITERE WERKE: Gutzkow-Funde. Berlin 1901. - Emil Devrient. Sein Leben, sein Wirken, sein Nachlaß. Frankfurt/ Main 1903. - Heinrich Laubes Leben und Schriften. Leipzig 1906. - Jungdeutscher Sturm und Drang. Leipzig 1911. — Hier Zensur - wer dort? 2 Bde., Leipzig 1918. LITERATUR: Gerhard Rudolph: Η., Η. H. In: NDB, Bd. 9, 1972, S. 658 f. Hoverbeck, Leopold Frh. von, Politiker, * 25.7.1822 Nickelsdorf (Kr. Alienstein, Ostpreußen), f 12. 8.1875 Gersau (Schweiz). Nach rechtswissenschaftlichen Studien in Königsberg und Berlin besuchte H. die Landwirtschaftliche Akademie in Regenwalde. 1862 wurde er Landschaftsdirektor für das Departement Mohrungen. Seit 1848 politisch engagiert, war H. seit 1858 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, schied jedoch bald aus der liberalen Fraktion aus und war Mitglied der sogenannten „Junglitauischen Gruppe", die zu den Gründern der Deutschen Fortschrittspartei 1861 zählte. Als Berichterstatter der Budgetkommission für den Militäretat trat er im preuß. Heeres- und Verfassungskonflikt 1862-66 für die Rechte des Abgeordnetenhauses ein und war führendes Mitglied auch des Nationalvereins und 1867-75 Mitglied des Reichstags. H. schrieb volks- und landwirtschaftliche Aufsätze, u. a. für die „Osteroder Dorfzeitung" und die „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau". LITERATUR: Julius Möller: Der verewigte ReichstagsAbgeordnete Frh. L. v. H. Königsberg 1875.
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Howard H o w a r d , Walt(h)er (Otto Hermann), Musikpädagoge, * 8 . 5 . 1 8 8 0 Leipzig, t 1 6 . 3 . 1 9 6 3 Wenum bei Apeldoorn (Niederlande). Η. studierte 1900-03 an der Univ. und am Konservatorium in Leipzig. 1903-05 bereiste er China, sammelte chinesische Musik und studierte ostasiatische Philosophie und Psychologie. Neben seiner Tätigkeit als Gesangspädagoge in Jena 1909-13 leitete er den großen Chor der Firma Zeiss und hörte an der Univ. Jena medizinische und pädagogische Vorlesungen. H. war Mitarbeiter einer Reihe von Musikzeitschriften, unterrichtete 1925-36 in Berlin u. a. an der Ersten Volksmusikschule und der Volkshochschule und war 1933-36 Vorsitzender des Bundes Deutscher Musikpädagogen. Seit 1927 veranstaltete er mit d e m Walther Howard-Bund, seit 1933 im R a h m e n der Walther Howard-Gesellschaft Ausstellungen, Konzerte und Vortragsabende. H. emigrierte 1 9 3 6 / 3 7 über die Schweiz in die Niederlande und lebte während der Besatzungszeit zurückgezogen in Wenum. Er war Herausgeber der Zeitschrift „Auf d e m W e g e " (1930-36) und schrieb u. a. eine vierbändige Musikvorschule (Notenbilderbuch, 1951; Das Buch der Klavier-Bilder, 1953; Das Buch der Schüttelübungen, 1954; Das Buch Rhythmik Metrik, 1974). WEITERE WERKE: Die Psycho-Pädagogik. Haarlem 1940. Ästhetik und Musik. W e n u m bei Apeldoorn 1947. - Musique et culture. Paris 1963. LITERATUR: Irmgard A u r a s (Hrsg.): Material zu einer W. H.-Biographie. Presse- und Briefurteile über den Künstler. Apeldoorn 1951. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 544. H u b e r , Adolf, Pseud. Frater Militans, österr. Journalist, * 2 2 . 9 . 1 8 7 4 Görz, t 7 . 6 . 1 9 0 8 L i n z / D o n a u . Nach Abschluß seines Studiums an der Univ. Graz mit der Promotion zum Dr. phil. w u r d e H. Mittelschulprofessor in Triest und wandte sich dann dem Journalismus zu. Er war Redakteur der „Marburger Zeitung", seit 1900 der „Tagespost" in Linz und leitete den politischen Teil der Zeitschrift „Der K y f f h ä u s e r " (seit 1902). H., radikal antiklerikal und deutschnational eingestellt, nahm aktiv an der „Losv o n - R o m - B e w e g u n g " teil und gehörte zu den Mitverfassern der Schrift Der Glaube an unser Volk. Nationale Briefe aus Deutsch-Österreich (1901). WERKE: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Maurice Reinhold von Stern. Leipzig 1909. H u b e r , Eugen, schweizer. Jurist, * 1 3 . 7 . 1 8 4 9 Oberstammheim (Kt. Zurich), t 2 3 . 4 . 1 9 2 3 Bern. H. studierte in Zürich und Bern, wurde mit der Arbeit Die schweizerischen Erbrechte in ihrer Entwicklung seit der Ablösung des alten Bundes vom Deutschen Reich (1872) promoviert, habilitierte sich 1873 und ging als Redakteur zur „Neuen Zürcher Zeitung", deren Chefredakteur er 1 8 7 6 / 7 7 war. Seit 1881 lehrte er Bundesstaatsrecht und kantonales Zivilrecht in Basel, wechselte 1888 als o . P r o f . nach Halle/ Saale und Ubernahm 1892 in Bern den Lehrstuhl f ü r Rechtsgeschichte und Privatrecht. H.s umfassende wissenschaftliche Arbeit System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts (4 Bde., 1886-93) bildete eine zentrale Grundlage f ü r die schweizer. Privatrechtsvereinheitlichung. Im Auftrag des Bundesrats schuf er gemeinsam mit einer Expertenkommission als Mitglied des Nationalrats (1903-11) das schweizer. Zivilgesetzbuch ( Z G B ) und nahm maßgebend Einfluß auf der Revision des schweizer. Obligationenrechts (1912). WEITERE WERKE: D i e historische Grundlage des ehelichen Güterrechts der Berner Handfeste. Basel 1884. - Die Bedeutung der Gewere im deutschen Sachenrecht. Bern 1894. Recht und Rechtsverwirklichung. Basel 1921. LITERATUR: August Welti: Ε. Η. als politischer Journalist. Frauenfeld 1932. - Fritz Wartenweiler: H. Spannungen und Wandlungen im Werden und Wirken. Zürich 1953. Dominique Manai': Ε. H. - jurisconsulte charismatique.
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Bäle 1990. - Jan Schröder: Ε. H. In: Gerd K l e i n h e y e r / J a n Schröder (Hrsg.): Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. 4., neubearb. und erw. Aufl., Heidelberg 1996, S. 199-203. H u b e r , Franz Xaver, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 0 . 1 0 . 1 7 5 5 Beneschau (Böhmen), f 2 5 . 7 . 1 8 1 4 Mainz. H. arbeitete als Journalist und Publizist zunächst in Prag, seit 1781 in Wien und war Mitbegründer einer Reihe liberaler Zeitschriften (u. a. „Religion und Priester", „Wiener Chronik", „Pfeffer und Salz", „Auszug aller europäischen Zeitungen" und „Das politische Sieb"). Für Beethoven, mit d e m er seit der Heirat mit Caroline Willmann freundschaftlich verbunden war, verfaßte er den Text des Oratoriums Christus am Ölberg (1803). 1809 sah sich H. nach seiner Parteinahme f ü r Napoleon in seiner Zeitschrift „Der Morgenb o t h e " und dem Angriff auf das Haus Habsburg zur Flucht nach Bayern gezwungen; sein weiterer Lebensweg ist weitgehend unbekannt. Er schrieb neben populären Lust- und Singspielen Operntexte und satirische Romane; seine zeitkritischen Kommentare, insbesondere sein Beytrag zur Characteristik und Regierungsgeschichte der Kaiser Joseph II., Leopold II. und Franz I I . . . (1797) beeinflußten die Wiener A n h ä n g e r des literarischen Jakobinismus. WEITERE WERKE: Religion und Priester. P r a g / W i e n 1780-82. - Der blaue Esel. Leipzig 1786. - D e r Richter über den Herrn Schlendrian. Berlin 1787. LITERATUR: Peter Liver: H „ E. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 690-92. H u b e r , Johannes, österr. Politiker, Journalist, * 2 2 . 2 . 1 8 7 7 Donnerskirchen (Burgenland), f 1 3 . 1 2 . 1 9 4 5 Ödenburg. H. studierte am Priesterseminar von Raab Theologie, anschließend Rechtswissenschaft und Philosophie an der Univ. Budapest. Nach der Priesterweihe 1901 war er in deutschen Gemeinden der Raaber Diözese tätig. 1906 ü b e r n a h m er die Redaktion des „Westungarischen Volksblatts" in Ödenburg (ungarisch Sopron), 1908 die Leitung des „Christlichen Volksblatts" (seit 1912 „Christlich-soziales Volksblatt") in Budapest, w o er seit 1907 als Zentralsekretär der deutschen Sektion des Katholischen Volksvereins tätig war. Seit 1917 redigierte H. die Zeitung „Neue Post". 1920 wurde er auf der Liste der Deutsch-Christlichen Wirtschaftspartei als Abgeordneter des Bezirks Neusiedl / S e e in das ungarische Parlament gewählt. 1921 wurde H. Domherr des Kollegiatkapitels in Ödenburg. 1925 trat er an die Spitze der Ödenburger Ortsgruppe des „Ungarländischen Volksbildungsvereins". H u b e r , Lorenz, kath. Theologe, * 3 1 . 3 . 1 8 6 2 München, t 7 . 1 1 . 1 9 1 0 München. Der Sohn eines Landgerichtsrats studierte in München Theologie, wurde 1886 in Freising z u m Priester geweiht und 1889 als Kaplan an die St. Michaels-Hofkirche in München berufen. 1892 war er Benefiziat an der Altöttinger Kapelle am Gasteig. Seit 1890 Präses des Katholischen ArbeiterVereins München Innere Stadt, wurde H. bei Gründung des Süddeutschen Verbandes Katholischer Arbeitervereine 1891 z u m ersten Verbandspräses bestimmt, eine Funktion, die er 1 8 9 1 / 9 2 , 1894-99 und 1901-03 innehatte. Seit 1903 war er Ehrenvorsitzender des Verbandes. H. gründete 1897 die Zeitschrift „Arbeiter" und später das „Sonntagsblatt f ü r die katholische Familie", w u r d e Geschäftsführer der Münchner Zentrums-Zeitung G m b H und stieg zu einem der größten Förderer der katholischen Arbeitervereine und der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Süddeutschland auf. Das erste Arbeitsamt in M ü n c h e n wurde auf seine Anregung hin errichtet; 1894 gehörte er zu den Begründern des dortigen ersten Katholischen Arbeiterinnenvereins. H. förderte auch die Baugenossenschaft und hatte Anteil an der G r ü n d u n g
Hubmann des Arbeiterwahlvereins der Zentrumspartei. 1900 wurde er päpstlicher Ehrenkämmerer. LITERATUR: Carl Schirmer: Msgr. L. H. und seine Zeit. Aus dem Leben eines sozialen Priesters und Arbeiterführers. M ü n c h e n 1931. - L u d w i g Anderl: Die roten Kapläne. Vorkämpfer der katholischen Arbeiterbewegung in Bayern und Süddeutschland. M ü n c h e n 2 1963, S. 36-41. H u b e r , Ludwig Ferdinand, Schriftsteller, * 1 4 . 9 . 1 7 6 4 Paris, f 2 4 . 1 2 . 1 8 0 4 U l m . Der Sohn des Sprachlehrers und Übersetzers Michael H. wuchs in Paris und Leipzig auf, w o er seit 1782 in Verbindung zu Christian Gottfried —> Körner, Dora und Minna Stock (Anna Maria Jakobine Körner) und —> Schiller stand, unter dessen Einfluß er das Drama Das heimliche Gericht (1790) verfaßte. 1788 ging er als sächsischer Legationssekretär nach Mainz, wurde 1789 Ministerialresident und lernte Georg —»Forster und dessen Schwester Therese (—> Huber) kennen. Als Befürworter der Französischen Revolution geriet H. in den Verdacht der Konspiration und zog, inzwischen mit Therese Forster liiert (Heirat 1794), in die Schweiz. Während des Aufenthalts in Neuchätel und Böle war er als Übersetzer tätig und gab u. a. die Zeitschrift „Friedens-Präliminarien" (1794-96) heraus. N a c h Deutschland zurückgekehrt, wirkte er seit 1798 als Redakteur von Cottas „Neuester Weltkunde" in Tübingen und redigierte bis zu seinem Tod das Nachfolgeorgan „Allgemeine Zeitung" in Stuttgart. 1804 ü b e r n a h m H. das A m t des Landesdirektionsrats der Provinz Schwaben in der Schulabteilung. Als Dramatiker wenig erfolgreich, hatte er als literarischer Kritiker und politischer Publizist Bedeutung. Er war der Vater von Victor Aime —»H. WEITERE WERKE: Vermischte Schriften. 2 Bde., Berlin 1793. - Neues französisches Theater. 3 Bde., Leipzig 1795-97. - Sämmtliche Werke seit dem Jahr 1802. 4 Bde., Tübingen 1806-19. LITERATUR: Therese Huber: Biographie. In: Sämmtliche Werke seit dem Jahr 1802. Bd. 1, Tübingen 1806, S. 1-246. - Rudolf Elvers: H „ L. F. In: ADB, Bd. 13, 1881, S. 236-240. - Richard Luerzer-Zehendtal: L. F. H. Diss. Wien 1933. - Sabine D. Jordan: L. F. H. (1764-1804). His life and works. Diss. Stuttgart 1978. H u b e r , Paul, Verleger, * 2 . 6 . 1 8 7 5 Kempten, t 1 3 . 7 . 1 9 1 1 Kempten. Η. arbeitete mehrere Jahre in der väterlichen Firma, Schloß ein Studium in Wien, Heidelberg, Straßburg und Leipzig an und wurde zum Dr. phil. promoviert. 1902 gründete er gemeinsam mit Carl —> Muth die Zeitschrift „Hochland", die sich bald zum Mittelpunkt des geistigen kath. Deutschland entwickelte. Seit 1907 war H. Besitzer der Josef Köselschen Buchhandlung in Kempten. H u b e r , (Marie) Therese (Wilhelmine), geb. Heyne, verwitwete Forster, Pseud. Ludwig Ferdinand H., Schriftstellerin, Redakteurin, * 7 . 5 . 1 7 6 4 Göttingen, t 1 5 . 6 . 1 8 2 9 Augsburg. Die Tochter des klassischen Philologen Christian Gottlob —»Heyne eignete sich in ihrer Jugend, trotz fehlender systematischer Schulbildung, umfangreiches historisches und philosophisches Wissen an. 1784 heiratete sie in erster Ehe den Naturwissenschaftler Georg —> Forster und lebte mit ihm in Wilna, Göttingen und 1788-92 in Mainz. Dort lernte sie Ludwig Ferdinand —> H. kennen, den sie nach längerer Beziehung nach dem Tod Forsters 1794 heiratete. A u s beiden Ehen gingen insgesamt zehn Kinder hervor, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten, u. a. Victor A i m e —>H. Seit 1792 in der Schweiz ansässig, unterstützte H. ihren zweiten E h e m a n n bei Übersetzungen und veröffentlichte unter P s e u d o n y m R o m a n e und Erzählungen. 1798
übersiedelte die Familie nach Tübingen, dann nach Stuttgart, 1803 nach U l m ; nach d e m Tod ihres zweiten Ehem a n n s lebte sie u. a. in Günzburg. H. etablierte sich als Berufsschriftstellerin und leitete seit 1816 die Redaktion des „Kunstblatts", seit 1817 die des „Morgenblatts f ü r gebildete Stände", dessen inhaltliche Neuorientierung von einem biederen Organ zu einem allen Wissenschaften aufgeschlossenen Journal mit der Folge drastischer Auflagenerhöhung sie bewirkte. Sie stand in Verbindung mit L u d w i g —> Börne, den Brüdern Humboldt, Jean Paul, L u d w i g Uhland u. a. In ihrem umfangreichen schriftstellerischen Werk thematisierte sie den Konflikt zwischen Vernunft und G e f ü h l , individueller Neigung und gesellschaftlicher Forderung, u . a . in d e m R o m a n Die Ehelosen (1826). WEITERE WERKE: Erzählungen. Hrsg. v. Viktor A i m e Huber. 6 Bde., Leipzig 1930-34. - Die reinste Freiheitsliebe, die reinste Männerliebe. Ein Lebensbild in Briefen und Erzählungen [ . . . ] . Hrsg. v. A n d r e a Hahn. Berlin 1989. - Rom a n e und Erzählungen. Hrsg. v. M a g d a l e n e Heuser. 12 Bde., Hildesheim 1989 ff. LITERATUR: Ludwig Geiger: Τ. H. 1764-1829. Leben und Briefe einer deutschen Frau. Stuttgart 1901. - Gerhard Hay: Η., T. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 686-688. - B a r b a r a BekkerCantarino: T. Forster-H. und Polen. In: Festschrift Marian Szyrocki. Amsterdam 1988, S. 53-66. H u b e r , Victor Aime, Literaturhistoriker, Sozialpolitiker, * 1 0 . 3 . 1 8 0 0 Stuttgart, t 1 9 . 7 . 1 8 6 9 N ö s c h e n r o d e (heute zu Wernigerode). D e r Sohn Ludwig Ferdinand und Therese —>H.s studierte Medizin, wurde 1820 promoviert, bereiste Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Großbritannien und widm e t e sich danach historisch-sprachwissenschaftlichen Studien. Seit 1828 unterrichtete er Geschichte und neuere Sprachen in Bremen, ging 1832 als a. o . P r o f . d e r neueren Geschichte und abendländischen Sprachen nach Rostock, 1836 nach Marburg und wurde, durch Friedrich Wilhelm IV. berufen, 1843 Prof. der Literaturgeschichte in Berlin. 1845-48 g a b er die Zeitschrift „Janus. Jahrbücher deutscher Gesinnung, Bildung und Tat" heraus und war 1848 Mitbegründer der Preußischen Konservativen Partei, aus der er 1851 wieder austrat. 1851 legte H. seine Professur nieder und setzte sich in der Folge nachhaltig f ü r die E i n f ü h r u n g von Genossenschaften nach englischem Vorbild ein. Sein Anliegen war die Integration der Arbeiterschaft in die bürgerliche Gesellschaft, u. a. durch Konsumgenossenschaften, korporative Organisationen und Verbreitung der genossenschaftlichen Idee in christlich-sozialen Kreisen. WEITERE WERKE: Über die Elemente, die Möglichkeit oder Notwendigkeit einer konservativen Partei in Deutschland. M a r b u r g 1841. - Über innere Colonisation. Berlin 1846. Staatshilfe, Selbsthilfe und Sparen. Wein 1868. - Ausgewählte Schriften über Sozialreform und Genossenschaftswesen. Hrsg. v. Karl Mundig. Berlin 1894. LITERATUR: Rudolf Elvers: V. Α. Η. 2 Bde., Bremen 1872-74. - Ingwer Paulsen: V. Α. Η. als Sozialpolitiker. Leipzig 1931. Berlin 2 1956. - Helmut Faust: V. Α. H. Ein Bahnbrecher der Genossenschaftsidee. H a m b u r g 1952. Hans-Joachim Schoeps: Η., V . A. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 688 f. H u b m a n n , Hanns, Photograph, * 2 1 . 6 . 1 9 1 0 KleinFreden bei Hannover, t 8 . 5 . 1 9 9 6 U l m . H. arbeitete zunächst als freier Journalist, dann f ü r die „ M ü n c h n e r Illustrierte" und seit 1936 f ü r die „Berliner Illustrierte". Im Zweiten Weltkrieg photographierte er als Kriegsberichterstatter f ü r die Zeitschrift „Signal" des Oberk o m m a n d o s der Wehrmacht. N a c h 1945 w a r er f ü r „Stars and Stripes", später für „ L i f e " tätig. 1948 gehörte er zu
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Huch den Begründern der ersten deutschen Nachkriegsillustrierten „Quick", deren Chefreporter er bis 1980 war. H., der zu den ersten Bildjournalisten gehörte, gilt als ein Wegbereiter der Nachkriegsphotographie. 1988 stellte er seine gesamten Photographien dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin zur Verfügung. WERKE: Die Adenauer-Zeit. München 1983. - Die HitlerZeit. München 1984. H u c h , Emilie, geb. Jüttner, Schriftstellerin, * 2 2 . 9 . 1 8 5 2 Dürrkamitz (Schlesien), t 7 . 1 2 . 1 9 1 4 Breslau. Die Tochter eines Rittergutsbesitzers besuchte eine höhere Töchterschule und heiratete 1873 den Journalisten Franz H., an dessen Zeitschrift „Volksfreund für Stadt und L a n d " sie mitarbeitete. H. schrieb apologetische Schriften (u. a. Im Schatten der Kirche. Christliche Unterhaltungen, 5 Bde., 1895-99), die weite Verbreitung fanden. Papst Leo XIII. zeichnete sie mit d e m Orden „Pro Ecclesia et Pontifice" aus. WEITERE WERKE: Tod oder L e b e n ? Innsbruck 1906. - Des Jünglings Weg zum Glück. Freiburg/Breisgau 1910. LITERATUR: Friedrich Schwager: Ε. H. Aachen 1920. H u c h , Friedrich, Schriftsteller, * 1 9 . 6 . 1 8 7 3 Braunschweig, t 1 2 . 5 . 1 9 1 3 München. H. studierte seit 1893 Philosophie und Philologie in Paris, M ü n c h e n und Berlin, wurde zum Dr. phil. promoviert und lebte anschließend einige Jahre als Erzieher in Hamburg und Leipzig. U m 1895 lernte er L u d w i g —»Klages und den „Münchner Kreis", darunter Stefan —> George, kennen. 1904 ließ er sich endgültig in München nieder, arbeitete als Redakteur der Zeitschrift „Jugend" und widmete sich seinem schriftstellerischen Schaffen. H. verfaßte neben psychologisch einfühlsamen Romanen Philistersatiren, u. a. Pitt und Fox. Die Liebeswege der Brüder Sintrup (1909). WEITERE WERKE: Geschwister. Berlin 2 1903. - Mao. Berlin 1907. - Wandlungen. Berlin 1915. - Der Gast. M ü n c h e n 1922. LITERATUR: N a d i a Jollos: Das Werk F. H.s. Diss. Zürich 1930. - Rolf Denecke: F. H. und die Problematik der bürgerlichen Welt in der Zeit ihres Verfalls. Diss. Braunschweig 1936. - Helene Hütter: Der Schriftsteller F. H. Studien zu Literatur und Gesellschaft um die Jahrhundertwende. Diss. M ü n c h e n 1974. - Jan Röhls: F. H. In: Persönlichkeiten im alten Schwabing. Red. Lothar Altmann. M ü n c h e n 2000, S. 105 f. H ü c h e l , Peter, eigentl. Helmut H., Schriftsteller, * 3 . 4 . 1 9 0 3 Berlin, t 3 0 . 4 . 1 9 8 1 S t a u f e n / B r e i s g a u . D e r Sohn eines Beamten wuchs auf dem Bauernhof seines Großvaters in der Mark Brandenburg auf und untern a h m nach dem Philosophie- und Literaturstudium in Berlin, Freiburg/Breisgau und Wien Reisen durch Frankreich und den Balkan. H. Schloß Freundschaft mit Ernst Bloch, Alfred —> Kantorowicz und Willy —» Haas, f ü r dessen Zeitschrift „Die literarische Welt" er seit 1930 arbeitete. H. schrieb seit 1924 Gedichte und erhielt 1932 den Lyrikerpreis der Zeitschrift „ K o l o n n e " für den Gedichtband Der Knabenteich, den er kurz vor Drucklegung zurückzog, um einer Vereinnahmung als „Blut-und-Boden-Dichter" zu entgehen. 1945-48 arbeitete H. als Lektor, Chefdramaturg und Sendeleiter des Ostberliner R u n d f u n k s und ü b e r n a h m anschließend das A m t des Chefredakteurs der literarischen Zeitschrift „Sinn und F o r m " der Deutschen Akademie der Künste. Nach wiederholten Vorwürfen der SED, u. a. auf der Bitterfelder Literaturkonferenz 1959, legte er 1962 seine Tätigkeit nieder, verließ 1971 die D D R und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Staufen. H., der zwischen 1933 und 1945 nur einige Hörspiele und Funkkantaten (u.a. die Puppenspieladaption Dr. Faustens Teufelspakt und Höllenfahrt, Ursendung 1933) geschrieben hatte, verfaßte nach 1945 zeitbezo-
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gene, auch politisch interpretierbare Naturlyrik, u. a. Chausseen, Chausseen (1963). Er erhielt f ü r sein lyrisches Werk zahlreiche Auszeichnungen, u . a . 1971 den Österreichischen Staatspreis f ü r Europäische Literatur. WERKE: G e s a m m e l t e Werke. Hrsg. v. Axel Vieregg. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1984. LITERATUR: Otto F. Best (Hrsg.): H o m m a g e f ü r P. H. M ü n c h e n 1968. - Hans Mayer (Hrsg.): Über P. H. Frankf u r t / M a i n 1973. - Axel Vieregg: D i e Lyrik P. H.s. Berlin 1976. - Ders. (Hrsg.): P. H. - Materialien. F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Ian Hilton: P. Η. Plough a lonely furrow. Dundee 1986. - P. H. Leben und Werk in Texten und Bildern. Hrsg. v. Peter Walther. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1996. - Stephen Parker: P. H. A literary life in the 20th-century Germany. Bern u. a. 1998. - H u b Nijssen: Der heimliche König. Leben und Werk von P. H. Würzburg 1998. H u c k , August, Verleger, * 2 4 . 2 . 1 8 4 9 Offenbach, t 1 4 . 7 . 1 9 1 1 B l a n k e n b e r g ! » (Belgien). H. wandelte 1888 die väterliche Schriftgießerei und M a schinenbaugesellschaft in eine Aktiengesellschaft um und betätigte sich als Zeitungsverleger in F r a n k f u r t / M a i n . N a c h der G r ü n d u n g des „Nürnberger Generalanzeigers" (später „Nürnberger Zeitung") etablierte er 1888 den „Breslauer Generalanzeiger" (seit 1917 „Breslauer Neueste Nachrichten"), der die damals hohe Auflage von 1 6 0 0 0 0 Exemplaren erreichte. H. begründete ferner die „Dresdner Neuesten Nachrichten" (1893), die „Münchner Nachrichten", die „Stettiner A b e n d p o s t " (1902), die „Bayerische Zeitung"(1905), die „Württemberger Zeitung" und die „Kasseler Neuesten Nachrichten". 1906 übernahm er die „Leipziger Abendzeit u n g " (später „Leipziger Zeitung"), 1910 den „Generalanzeiger für Halle und den Saale-Kreis" (später „Hallesche Nachrichten"). H. unterstützte als M ä z e n die Bühnen M a x Reinhardts. Erbe des Zeitungsimperiums wurde H.s Sohn Wolfgang —»H. LITERATUR: Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Berlin 1959, S. 169 ff. Überarb. und erw. Ausg. F r a n k f u r t / Main 1982. - Kurt Wessel: H „ A. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 709. H u c k , Wolfgang, Verleger, * 1 3 . 9 . 1 8 8 9 Offenbach, t 2 2 . 1 . 1 9 6 7 München. H. studierte Volkswirtschaft, Staatsrecht und Geschichte, wurde 1914 in Heidelberg zum Dr. phil. promoviert (Die kleine Anzeige, ihre Organisation und volkswirtschaftliche Bedeutung) und übernahm nach dem Tod seines Vaters August —»H. die Leitung des Zeitungskonzerns. Er baute das Unternehmen aus, indem er neue Zeitungen, u . a . die „Neue Mannheimer Zeitung", hinzufügte. Während des Ersten Weltkriegs w a r er ehrenamtlicher Berater für das Zeitungswesen im Auswärtigen Amt. 1935 wurde H. zum Verkauf der Hälfte seiner Zeitungen und Zeitungsbeteiligungen an die N S D A P genötigt, 1943 wurden seine übrigen Zeitungen mit Erscheinungsverbot belegt. Nach dem E n d e des Zweiten Weltkriegs nahm H. die Druckerei des M ü n c h ner Zeitungsverlags wieder in Betrieb; 1953 fusionierte die Firma mit d e m Verlag des „Münchner Merkur". H. wirkte als Seniorchef dieses Unternehmens bis zu seinem Tod. Seit 1945 war er auch Gesellschafter der Graphischen Kunstanstalten F. Bruckmann und gehörte zu den Förderern der Alten Pinakothek und der Münchner Opernfestspiele. LITERATUR: Kurt Wessel: H., W. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 709 f. - B. U w e Weller: W. H. (1889-1967). In: HeinzDietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei M ü n c h e n 1975, S. 348-355. H u e , Otto, eigentl. Konrad, Gewerkschafter, Redakteur, * 2 . 1 1 . 1 8 6 8 H ö r d e (Westfalen), t 1 8 . 4 . 1 9 2 2 Essen. Der frühverwaiste Sohn eines Walzmeisters arbeitete nach Abschluß einer Schlosserlehre als Zechenschlosser und
Hügli lernte die soziale Lage der Bergarbeiter kennen. Er Schloß sich A n f a n g der neunziger Jahre der sozialistischen Arbeiterbewegung an und war seit 1895 Redakteur der „Bergund Hüttenarbeiterzeitung" in B o c h u m , des Organs des „Alten Bergarbeiterverbandes". Nach d e m Streik 1889 baute er den Verband neu auf und Ubernahm die eigentliche Leitung. 1 9 1 8 / 1 9 wirkte er als Beigeordneter im preuß. Handelsministerium, gehörte der Sozialisierungskommission an, wurde 1919 Reichskommissar f ü r die Kohleversorgung und nahm als Sachverständiger f ü r Kohlefragen an internationalen Konferenzen teil. Politisch in der SPD engagiert, war er 1903-11 und 1919-22 Mitglied des Reichstags, 1903-18 des preuß. Abgeordnetenhauses. H. veröffentlichte u. a. Die Bergarbeiter (2 Bde., 1910-13; Neuaufl. in einem Band, 1921). LITERATUR: Nikolaus Osterroth: Ο. H. Bochum 1922. Johann Mugrauer: Ο. H. In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 1. Münster 1931, S. 160-175. Helga Grebing: Ο. H. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 710 f. M.d.R., 3 1994, S. 218. H u e b e r , Anton, österr. Gewerkschafter, * 2 8 . 9 . 1 8 6 1 Pilsen (Böhmen), f 1 2 . 7 . 1 9 3 5 Wien. Von Beruf Drechsler, wurde H. 1895 Schriftführer des Österreichischen Gewerkschaftskongresses und war Herausgeber der Zeitschrift „Die Gewerkschaft". Seit 1919 gehörte er dem Nationalrat an und erwarb sich gemeinsam mit Ferdinand Hanusch Verdienste um die sozialpolitische Gesetzgebung. 1928 wirkte H. entscheidend am Zusammenfassen der Einzelgewerkschaften im Bund der Freien Gewerkschaften Österreichs mit, dessen Vorsitzender er bis 1934 war. H u e b n e r , Friedrich Markus, Schriftsteller, Übersetzer, * 1 2 . 4 . 1 8 8 6 Dresden, t 2 4 . 5 . 1 9 6 4 Amsterdam. H. studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Lausanne, Heidelberg, Berlin und Straßburg, wurde zum Dr. phil. promoviert und ließ sich anschließend in den Niederlanden nieder, w o er als Schriftsteller und Privatgelehrter wirkte. Er war Mitarbeiter vieler Zeitschriften (u. a. „Cicerone", „Weltkunst" und „Kunst"), schrieb Romane, Gedichte und Essays und machte sich als Übersetzer der Werke Felix Timmermans einen N a m e n . Von H.s neoromantischer Schrift Zugang zur Welt. Magische Deutungen (1929) wurden Autoren wie Peter —» Hüchel, Oda —»Schaefer, Günter Eich und Horst —»Lange beeinflußt. WEITERE WERKE: Nichts ist ganz wahr. Heidelberg 1927. Peregrina. Maastricht. 1932. - Zeichensprache der Seele. Kampen 1933. - Satan im Tulpenfeld. Berlin 1935. - Seelische Wetterkunde. M ü n c h e n 1962. H ü b n e r , Lorenz, Jesuit, Theologe, Publizist, * 2 . 8 . 1 7 5 1 Donauwörth, t 9 . 2 . 1 8 0 7 München. H. Schloß das Theologiestudium mit der Promotion ab und empfing 1774 die Priesterweihe. Seit 1775 unterrichtete er Französisch und Italienisch in Burghausen und wurde dort Prof. der Rhetorik. 1779 ü b e r n a h m H. die Redaktion der „Münchner Staatszeitung" und die der „Münchner gelehrten Beiträge". Während der Illuminatenverfolgung unter Kurfürst Karl Theodor von Bayern übersiedelte er nach Salzburg und leitete seit 1784 die „Oberteutsche Staatszeitung", das „Physikalische Tagebuch f ü r Freunde der Natur" (bis 1788) und seit 1791 das „Räsonnierende Magazin des Wichtigsten aus der Zeitgeschichte". Darüber hinaus betreute er die Redaktion der „Oberteutschen Allgemeinen LiteraturZeitung", die als bedeutsamstes Organ der deutschen kath. Aufklärung galt. 1799 ließ er sich als Publizist wieder in München nieder, war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und verfaßte neben Dramen u. a. eine Beschreibung der kurbaierischen Haupt- und Residenzstadt München und ihrer Umgebungen, verbunden mit ihrer Geschichte (1805).
WEITERE WERKE: Abhandlung von dem L u x u s . Burghausen 1776. - Der philosophische Geist unsers Jahrhunderts. M ü n c h e n 1780. - An Verführer und Verführte. M ü n c h e n u. a. 1781. - Hainz von Stain der Wilde. M ü n c h e n 1782. LITERATUR: Friederike Steinbacher: L. H. (1751-1807) und die bayerische Publizistik seiner Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der kirchlichen A u f k l ä r u n g in B a y e r n . Diss. M ü n c h e n 1923. - Heide Ruby: L. H. (1751-1807). Leben und Werk als Publizist, Topograph und Historiker in Salzburg. Diss. Wien 1965. - Dorette Hildebrand: Das kulturelle L e b e n Bayerns im letzten Viertel des 18. Jahrhundert im Spiegel von drei bayerischen Zeitschriften. M ü n c h e n 1971, S. 43-51. - M a n f r e d Brandl: H „ L. In: N D B , Bd. 9, 1972, S. 721 f. H ü b s c h e r , Arthur, Philosoph, Schriftsteller, * 3 . 1 . 1 8 9 7 Köln, t 1 0 . 4 . 1 9 8 5 F r a n k f u r t / M a i n . H. studierte deutsche und romanische Philologie, Philosophie und Geschichte an der Univ. M ü n c h e n und wurde 1921 mit einer Arbeit über die N e u k i r c h s c h e S a m m l u n g promoviert. Seit 1924 war er R e d a k t e u r der „Süddeutschen Monatshefte", die 1936 verboten w u r d e n , seit 1928 auch der „Münchner Neuesten Nachrichten". 1950-62 gehörte er der Redaktion der „Bayerischen Staatszeitung" an. H. erw a r b sich vor allem Verdienste um Arthur Schopenhauers Werk, das er in verschiedenen A u s g a b e n veröffentlichte ( u . a . Sämtliche Werke, 7 Bde., 1937-41; Der handschriftliche Nachlaß, 6 Bde., 1966-75; Gesammelte Briefe, 1978). Er ü b e r n a h m 1936 den Vorsitz der Schopenhauer-Gesellschaft, den er bis 1982 innehatte, und war 1937-83 Herausgeber des „Schopenhauer-Jahrbuchs". D a n e b e n arbeitete H. über Hölderlin und Piaton, gab 1929 das Münchner Dichterbuch, 1952 ein Brevier der Lebenskunst. Aphorismen der Welt3 literatur ( 1970) heraus und schrieb u . a . Hundertßnfzig Jahre F. A. Brockhaus. 1805-1955 (1955) und Von Hegel zu Heidegger. Gestalten und Probleme (1961). 1962 ging er nach F r a n k f u r t / M a i n , w o er die Leitung d e s SchopenhauerArchivs übernahm. Seine 1966 erschienene Autobiographie trägt den Titel Leben mit Schopenhauer. WEITERE WERKE: Arthur Schopenhauer. Ein Lebens2 bild. Leipzig 1938, 1949. - Philosophen der Gegenwart. M ü n c h e n 1949. - Schopenhauer. Biographie eines Weltbildes. Stuttgart 1952. - Die große Weissagung. Texte, Geschichte und Deutung der Prophezeiungen von den biblischen Propheten bis auf unsere Zeit. M ü n c h e n 1952. - Denker unserer Zeit. 2 Bde., M ü n c h e n 1 9 5 6 / 5 7 , z 1958-61. Erlebt - gedacht - vollbracht. Erinnerungen an ein Jahrhundert. B o n n 1983. LITERATUR: Von der Aktualität Schopenhauers. Festschrift z u m 75. Geburtstag A. H.s. Hrsg. v. Ewald Bucher, Eric F. J. Payne und Karl O. Kurth. F r a n k f u r t / M a i n 1972 (= Schopenhauer Jahrbuch 53) (Bibliogr.). - Wolfgang Schirmacher (Hrsg.): Zeit der Ernte. Studien z u m Stand der Schopenhauer-Forschung. Festschrift f ü r Α. H. z u m 85. Geburtstag. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982 (Bibliogr.). - Jochen Stollberg: Α. H. (1897-1985). Ein Leben f ü r Schopenhauer. F r a n k f u r t / M a i n 1997. H ü g l i , Emil, schweizer. Redakteur, Schriftsteller, * 9 . 9 . 1 8 7 3 Bern, f 7 . 4 . 1 9 5 6 Chur. H. studierte in Dresden, Berlin und B e r n , w u r d e zum Dr. phil. promoviert und arbeitete anschließend als Redakteur des „Bundes", 1900-23 des „Freien Rätier". Danach als freier Schriftsteller und Journalist in C h u r lebend, verfaßte er Beiträge für verschiedene Zeitungen und schrieb Lyrik, Erzählungen und Dramen, u . a . Verführtes Volk (1942). WEITERE WERKE: Rita Roselli. Schkeuditz 1911. - Heimetland. Bern 1919. - Der Landvogt von Zernez. C h u r 1925.
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Hülle H ü l l e , Hedwig, geb. Hoffmeier, Pseud. Ludwig März, Schriftstellerin, * 2 5 . 1 . 1 7 9 4 Ovelgönne bei Oldenburg, t 1 . 8 . 1 8 6 1 Varel. Die Tochter eines Rechtsanwalts heiratete 1815 den Gewürzhändler H., lebte nach dessen Tod 1830 längere Zeit in Bremen und war zwischenzeitlich als Lehrerin tätig. H. gab die Zeitschrift „Der Bremer Jugendfreund. Blätter zur Fortbildung und Unterhaltung der J u g e n d " (1833-37) heraus, schrieb Lyrik und Erzählungen und eine die HomerBearbeitung Irrfahrten des Odysseus in vier und zwanzig Gesängen. Freie Nachdichtung in gereimten Strophen nach Homer (2 Bde., 1826). WEITERE WERKE: Erstlinge des Frühlings. Bremen 1822. Seraphine. Bremen 1830. H ü l s e n , Hans von, eigentl. Johannes Bruno, Journalist, Schriftsteller, * 5 . 4 . 1 8 9 0 Warlubien bei Danzig, t 1 4 . 4 . 1 9 6 8 Rom. Der aus einer Pfarrersfamilie stammende H. studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte und wandte sich anschließend dem Journalismus zu. 1915-30 war er mit Ilse —>Reicke verheiratet. Nach mehreren Auslandsreisen arbeitete H. u. a. als Feuilletonredakteur der „Vossischen Zeitung", seit 1918 als politischer Redakteur von „Wolffs Telegraphen-Büro" ( W T B ) sowie als Korrespondent, insbesondere skandinavischer Zeitungen (u. a. „Dagens Nyheter"), in Berlin. Seit 1933 vorwiegend als freier Schriftsteller tätig, lebte H. zunächst im Riesengebirge und in Oberbayern, nach 1945 in R o m , u . a . auch als Rundfunkkorrespondent. Zu seinem Freundeskreis gehörten T h o m a s Mann, Maximilian Kolbe und Gerhart Hauptmann. H. gestaltete in seinen Romanen (u. a. Zeus-Vater der Götter und Menschen, 1966) historische und biographische Stoffe; er schrieb ferner Erzählungen, Lyrik und Essays. Autobiographische Z ü g e finden sich in den Büchern Die Wendeltreppe (1941), Der Kinderschrank (1946) und Zwillings-Seele (2 Bde., 1947). Anders als H.s Dichtungen erreichten seine archäologischen Sachbücher ( u . a . Römische Funde, 1960) breite Wirkung. WEITERE WERKE: Das aufsteigende Leben. München 1911. - Der Kelch und die Brüder. Leipzig 1925. - Torlonia, Krösus von Rom. M ü n c h e n 1940. H u e l s e n b e c k , (Karl) Richard, Pseud. Charles R. Hulbeck, Schriftsteller, Mediziner, * 2 3 . 4 . 1 8 9 2 Frankenau (Hessen), t 2 0 . 4 . 1 9 7 4 Minusio (Kt. Tessin). D e r Sohn eines Apothekers studierte in München, Paris, Zürich, Greifswald und Berlin Literatur, Kunstgeschichte und Medizin, wurde zum Dr. med. und zum Dr. phil. promoviert und befaßte sich mit Psychotherapie und Psychoanalyse. 1914 veröffentlichte er erste Gedichte in Franz —>Pfemferts „Aktion", hielt sich seit 1916 in der Schweiz auf und gehörte neben Hans Arp, H u g o —»Ball und Tristan Tzara zu den Initiatoren des Dadaismus im „Cabaret Voltaire" in Zürich. Nach Berlin zurückgekehrt, begründete H. 1917 mit Raoul —»Hausmann und George —»Grosz den Dadaismus in der Berliner Sezession. Er wirkte mit den Schriften En avant Dada (1920) und Dada siegt (1920) sowie als Herausgeber des „ D a d a - A l m a n a c h s " als Wortführer der Dada-Bewegung. 1923-33 vorwiegend publizistisch und als Schiffsarzt nach Ostasien und A f r i k a tätig, emigrierte H. 1936 in die USA. Dort ließ er sich in N e w York als Psychiater und Psychoanalytiker nieder. 1970 kehrte er in die Schweiz zurück. H. war Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Essayist, engagierte sich seit den vierziger Jahren auch im Bereich der bildenden Kunst und stellte zum Teil gemeinsam mit seiner Frau Beate Wolff in N e w York aus. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören auch die autobiographischen Schriften Mit Witz, Licht und Grütze (1957) und Reise bis ans Ende der Freiheit (postum 1984).
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WEITERES WERK: Weltdada Huelsenbeck. Eine Biographie in Briefen und Bildern. Innsbruck 1996. LITERATUR: Richard Sheppard. R. H . Hamburg 1982. - Karin Füllner: R. H. Texte und Aktionen eines Dadaisten. Heidelberg 1983. B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 545. - Reinhard Nenzel: Der frühe R. H. kleinkarierte Avantgarde. Zur Neubewertung des deutschen Dadaismus. Bonn 1994. H ü l s k a m p , Franz, kath. Theologe, Schriftsteller, * 1 4 . 3 . 1 8 3 3 Essen (Oldenburg), f 1 0 . 4 . 1 9 1 1 Münster. Der Sohn eines Webers studierte in Münster, M ü n c h e n und Bonn Theologie, wurde 1856 zum Priester geweiht und lebte als Hilfsgeistlicher in Münster, d a die Sektion für Kultus und öffentlichen Unterricht des preuß. Innenministeriums seine Promotion zum Dr. theol. (1868) für eine weitere Hochschullaufbahn nicht anerkannte. G e m e i n s a m mit H e r m a n n R u m p gründete er das erste kritische Literaturblatt für das kath. Deutschland, den „Literarischen Handweiser" (1862). Darin informierte er über kath. und ausgewählte nichtkatholische Neuerscheinungen. Als Verfasser kirchengeschichtlicher Werke wurde er durch die Papstbiographie Piusbuch (2 Bde., 1870) allgemein bekannt. H. war langjähriger Sekretär und wiederholt Erster Präsident des Ständigen Komitees der Deutschen Katholikentage. Politisch engagierte sich H. f ü r die von ihm mitbegründete Zentrumspartei, deren „Soester P r o g r a m m " er verfaßte. WEITERE WERKE: Die Siege der Kirche im 13. Jahrhundert. Münster 1871. - Album der jetzt regierenden Erzbischöfe und Bischöfe des Deutschen Reiches. Düsseldorf 2 1873. LITERATUR: Erich Garhammer: H., F. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 315. H ü n l i c h , Oskar (Hermann), Redakteur, Politiker, * 2 8 . 1 1 . 1 8 8 7 Neugersdorf (Sachsen), t 2 . 2 . 1 9 6 3 Wilhelmshaven. Der Sohn eines Eisendrehers w a r von Beruf Buchdrucker und wurde 1912 Redakteur des „Norddeutschen Volksblatts". Seit 1919 Bezirkssekretär der SPD, gehörte er als Fachmann f ü r Wehr- und Verkehrsfragen 1920-33 dem Reichstag an. 1933 emigrierte H. in die Tschechoslowakei, später nach Dänemark und 1939 nach Schweden, w o er als Buchdrucker tätig war. 1946 nach Wilhelmshaven zurückgekehrt, widmete er sich dem Wiederaufbau des Verlags „Paul Hug & C o . " und war Chefredakteur der seit 1947 erscheinenden SPD-Zeitung „Nordwestdeutsche Rundschau". LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 318. - M.d.R., 3 1994, S. 219. H ü r l i m a n n , Martin, schweizer. Verleger, Publizist, * 1 2 . 1 1 . 1 8 9 7 Zürich, t 4 . 3 . 1 9 8 4 Zollikon (Kt. Zürich). Der Sohn eines Brauereibesitzers Schloß das Studium der Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte in Zürich, Berlin und Leipzig 1925 mit der Promotion ab. Nach einer Weltreise trat er in den Kunstverlag Wasmuth ein, bereiste in dessen Auftrag zahlreiche Länder und war Herausgeber der Reihe „Orbis Terrarum", in der eigene Photographien erschienen. 1929 gründete H. in Leipzig die Kulturzeitschrift „Atlantis", (seit 1964 vereinigt mit der Zeitschrift „Du"), 1930 in Berlin den „Atlantis-Verlag", den er nach der Übersiedlung in die Schweiz in Zürich 1939 weiterführte. Das Verlagsprogramm u m f a ß t e neben dem Themenkreis „Länder, Völker, Reisen" vor allem Kunst- und Musikliteratur sowie das Ressort Kinderbücher, das von H.s Frau Bettina H. gestaltet wurde. H. veröffentlichte u. a. Wiedersehen mit Asien (1959) und eine Autobiographie Zeitgenosse aus der Enge (1977). WEITERE WERKE: Hrsg.: R o m in hundert Bildern. Zürich 1950. 4., neubearb. Aufl. unter dem Titel: R o m und seine
Hugenberg Baudenkmäler in hundertneun Bildern. Zürich 1961. - Ricarda Huchs Vermächtnis. Vortrag. Braunschweig 1964. Hrsg.: 37 Jahre Atlantis Verlag. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen 1930-1966. Zürich, Freiburg/Breisgau 1967. - Zeitgenosse aus der Enge. Erinnerungen. Freiburg/Breisgau, Frauenfeld 1977. - Berlin. Königsresidenz, Reichshauptstadt, Neubeginn. Zürich, Freiburg/Breisgau 1981. - Hrsg.: Musiker-Handschriften aus fünf Jahrhunderten. Von Monteverdi bis Britten. Zürich 1984. LITERATUR: Wilhelm Schöppe (Hrsg.): Meister der Kamera erzählen. Halle 1935, 4.-6. Tsd. 1937. - Μ. H. zum 70. Geburtstag. Zürich, Freiburg/Breisgau 1967. - 60 Jahre unterwegs. Zürich 1978 (Ausstellungskatalog). Httsgen, Eduard, Jurist, Redakteur, * 3.10.1848 Weißenberg (heute zu Neuss), t 20.10.1912 Düsseldorf. Nach Abschluß der rechtswissenschaftlichen Studien in Bonn mit der Promotion zum Dr. jur. wurde H. 1871 Referendar am Düsseldorfer Landesgericht. Nach der wegen Mitarbeit an einem Zentrumsblatt erfolgten Entlassung aus dem preuß. Justizdienst trat er in die Redaktion der „Kölnischen Volkszeitung" ein und war seit 1875 Chefredakteur des „Düsseldorfer Tageblatts". H. gründete gemeinsam mit Hermann-Joseph —»Schmitz und Karl Wilhelm Zeck 1877/78 den „Augustinusverein zur Pflege der katholischen Presse", dessen Erster Vorsitzender er seit 1909 war. Er verfaßte einige historische Schriften, u. a. eine Chronik der Gegenwart 1883-1885. Huesmann, Fritz, Gewerkschafter, Politiker, * 19.9.1873 Leopoldsthal (Kr. Lippe), f 13.4.1935 Lager Esterwegen. Der Sohn eines Steinhauers erlernte das Steinmetz- und Maurerhandwerk und war seit 1891 in Bielefeld Vertrauensmann im Fachverband der Maurer. 1892 ging er in das Ruhrgebiet und wurde Bergmann und Mitglied des Bergarbeiterverbandes. Nach Ableistung seines Militärdienstes war er seit 1900 Kreisvertrauensmann des Bergarbeiterverbandes für Dortmund und Korrespondent der „Dortmunder Arbeiterzeitung". 1918 wurde er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats in Bochum, 1919 als Nachfolger Otto -»Hues Erster Vorsitzender des Bergarbeiterverbandes. Er wurde in den Verfassunggebenden Landtag und 1924 als Referent für Bergbaufragen in den Reichstag gewählt. H. gehörte dem Aufsichtsrat des Ruhrkohlensyndikats an. Während des Nationalsozialismus mehrfach von der SA inhaftiert, wurde er 1935 nach erneuter Verhaftung erschossen. Huffzky, Hans, eigentl. Johannes Oswald H., Pseud. Hans Hofer, Redakteur, Herausgeber, * 3.4.1913 Dresden, t 5.12 1978 Hamburg. H.s Vater, gelernter Feilenhauer, der sich zum kleinen Angestellten hochgearbeitet hatte, starb früh. H. war bereits als Schüler freier Mitarbeiter des „Sächsischen Kurier". Als Mitglied der Sächsischen Jungenschaft im Bund der Deutschen Freischar nahm er an Fahrten zu Deutschen, die sich in Südosteuropa angesiedelt hatten, teil. Über eine dieser Fahrten schrieb er als Sechzehnjähriger das Buch Wir durchstreiften Bulgarien. Zehn deutsche Pfadfinder auf abenteuerlicher Großfahrt (1931, mit einem Begleitwort von Walter von Molo). 1929-33 veröffentlichte er Reisereportagen über den Balkan, Schweden und England in Tageszeitungen und Zeitschriften. 1930-34 war er Sprecher bei verschiedenen Rundfunkgesellschaften (Hamburg, Frankfurt/ Main, Breslau, Berlin, Stuttgart). Nach einem einjährigen Volontariat in der Redaktion der „Frankfurter Illustrierten" wurde H. Mitglied der Frankfurter Redaktion der „Frankfurter Zeitung" (FZ) und schrieb für das ebenfalls im Societäts-Verlag erscheinende Massenblatt „Die Neueste Zeitung". Im Herbst 1933 wechselte H. in die Berliner „FZ"Redaktion. Seit 1937 als freier Journalist tätig, publizierte
er Feuilletons, Erzählungen und Reportagen u.a. im „Berliner Tageblatt" und in der Wochenzeitung „Deutsche Zukunft" sowie in Frauenzeitschriften wie „Die Dame", „Die junge Dame" und „Hella". 1939 übernahm er die Leitung der Redaktion der im Verlag John —»Jahrs erscheinenden .Jungen Dame". 1940 als Soldat eingezogen, wurde er nach fünf Monaten als Kriegsberichter zu einer Propagandakompanie versetzt. Er nahm bis zum Juli 1943 am Rußlandfeldzug teil; 1942-44 war er Hauptschriftleiter der wöchentlichen „Armee-Zeitung". 1946 war er vorübergehend Chefredakteur der monatlichen Illustrierten für Jugendliche, „Der Strom", danach freier Mitarbeiter für den Nordwestdeutschen Rundfunk und für die Frauenzeitschrift „Lilith". Seine bedeutendsten Erfolge erzielte H. in den beiden ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Er entwickelte u. a. die Konzepte für die Frauenzeitschriften „Constanze" (1948), „Brigitte" (1957) und „petra" (1964) des Hamburger Constanze-Verlags. 1947-57 war er Chefredakteur der „Constanze", 1957 vorübergehend der „Brigitte" und 1957-59 Redaktionsdirektor beider Zeitschriften. 1964 wurde er Herausgeber sowie Mitglied der Geschäftsleitung für redaktionelle Fragen der „petra", die 1969 vom Hamburger Jahreszeiten-Verlag übernommen wurde. Im selben Jahr ging „Constanze" in „Brigitte" auf. Nach seinem Ausscheiden aus dem Verlag 1970 war H. als Berater für Verlage und Werbegesellschaften tätig. 1972 trat er in die DKP ein. WEITERES WERK: Drei trampen nordwärts. Eine Jungenfahrt durch Schweden. Mit einem Begleitwort von Sven Hedin. Leipzig 1934. LITERATUR: Sylvia Lott: Die Frauenzeitschriften von Η. H. und John Jahr. Zur Geschichte der deutschen Frauenzeitschriften zwischen 1933 und 1970. Berlin 1985. Hufnagel, Wilhelm Friedrich, evang. Theologe, Schulreformer, * 15.6.1754 Schwäbisch Hall, t 7.2.1830 Frankfurt/Main. H. studierte in Altdorf und Erlangen Theologie, legte 1778 das Magisterexamen ab und wurde im folgenden Jahr a. o. Prof. der Philosophie in Erlangen. Seit 1782 o. Prof. der Theologie und zugleich Universitätsprediger, wurde er 1791 Senior des Predigerseminars in Frankfurt/Main. H. bemühte sich gemeinsam mit Friedrich Maximilian von Günderrode um eine Neugestaltung des Schulwesens, was 1813 zur Eröffnung der ersten städtischen Volksschule in Frankfurt führte. Er unterstützte die Union beider evang. Kirchen und die Herausgabe eines gemeinsamen Gesangbuchs. H. redigierte die Zeitschrift „Für Christentum, Aufklärung und Menschenwohl" (seit 1787) und veröffentlichte u.a. Die Schriften des Alten Testaments nach ihrem Inhalt und Zweck bearbeitet für Leser aus allen Ständen (1784) sowie ein Handbuch der biblischen Theologie (1785). WEITERE WERKE: Ueber den ersten Religionsunterricht nach den zehen Gebothen. Erlangen 1784. - Der Cherubhim Anfang und Ende im Paradiese, nicht Anfang und Ende des Cherubs. Frankfurt/Main u.a. 1821. LITERATUR: Erinnerungsblätter an W. F. H. Hrsg. v. Wilhelm Stricker. Frankfurt/Main 1851 (mit Werkverzeichnis). - Hans Jürgen Rieckenberg: H., W. F. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 7. Hugenberg, Alfred, Wirtschaftsführer, Verleger, Politiker, * 19.6.1865 Hannover, t 12.3.1951 Kükenbruch (heute zu Extertal, Kr. Lippe). Der Sohn eines Schatzrats und Mitglied des preuß. Landtags wurde nach juristischen und volkswirtschaftlichen Studien 1888 promoviert und beteiligte sich 1891 an der Gründung des Alldeutschen Verbandes. 1894-99 war er Regierungsassessor in der kgl. preußischen Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen, 1900-03 Verbandsdirektor der Raiffeisengenossenschaft in Posen, danach Vortragender Rat
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Huggenberger und Leiter des Referats für Genossenschaftswesen und Ostfragen im preuß. Finanzministerium. 1907-09 Direktor der Berg- und Metallbank in Frankfurt/Main, war er 1909-18 Vorsitzender des Direktoriums der Firma Krupp, seit 1913 Präsident der Industrie- und Handelskammer Essen und Mitglied des Vorstandes und des Ausschusses der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Durch das Zusammenfassen großer Tageszeitungen, des Scherl-Verlags, von Nachrichtenagenturen (u. a. der „Telegraphen-Union"), Anzeigenunternehmungen und Filmgesellschaften (Ufa) schuf H., der im Krieg eine strikt annexionistische Politik betrieb, seit 1916 einen marktbeherrschenden Medienkonzern (Hugenbergkonzern), den er seit 1918 politisch gegen das parlamentarisch-demokratische System der Weimarer Republik einsetzte. Bei Krupp ausgeschieden, gehörte H. 1918 zu den Begründern der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und war 1919/20 Mitglied der Nationalversammlung, seit 1920 des Reichstags. Als Vorsitzender der DNVP (1928-33) führte er seine Partei in der sogenannten „Harzburger Front" in enge Zusammenarbeit mit der NSDAP, was u. a. zur Aufhebung der innenpolitischen Isolierung, jedoch nicht zur Änderung der Politik Hitlers führte. H. war in der Regierung Hitler von Januar bis Juni 1933 Reichs- und preuß. Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung. Bis 1945 gehörte er, jedoch ohne politischen Einfluß, dem Reichstag an; mit der Auflösung seiner Partei wurde er zum Rücktritt gezwungen. H. war in zahlreichen Aufsichtsräten Vorsitzender (Ostdeutsche Privatbank AG, Deutsches Gewerbehaus GmbH, Mutuum Darlehns-AG, Ostbank für Handel und Gewerbe Berlin), mußte im Laufe der Jahre jedoch große Teile seines Medienkonzerns verkaufen, 1937 ζ. B. die Ufa an das Deutsche Reich abgeben, 1944 auch den Scherl-Verlag. Obgleich bei der Entnazifizierung als „Entlasteter" eingestuft, gilt H. als einer der Wegbereiter der Machtergreifung Hitlers. WERKE: Innere Colonisation im Nordwesten Deutschlands. Straßburg 1891. - Bank- und Kreditwirtschaft des deutschen Mittelstandes. München 1906. - Streiflichter aus Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1927. - Die soziale Frage in Deutschland. 1932. - Die neue Stadt. Berlin 1935. LITERATUR: Valeska Dietrich: Α. H. Ein Manager in der Publizistik. Berlin 1960. - Klaus Peter Hoepke: Η., A. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 10-13. - Heinz-Dietrich Fischer: Α. H. (1865-1951). In: Ders. (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 294-308. - Georg Honigmann: Kapitalverbrechen oder der Fall des Geheimrats H. Berlin 1976, 2 1978. - Heidrun Holzbach: Das „System H.". Die Organisation bürgerlicher Sammlungspolitik vor dem Aufstieg der NSDAP. Stuttgart 1981. - Klaus Wernecke/Peter Heller: Der vergessene Führer. Α. H. Hamburg 1982. - Henry Ashby Turner jr.: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Berlin 1985. M.d.R., 31994, S. 220. - Friedrich-Wilhelm Henning: H. als politischer Medienunternehmer. In: Geschäft mit Wort und Meinung. Medienunternehmer seit dem 18. Jahrhundert. Hrsg. v. Günther Schulz. München 1999, S. 101-127. - Statisten in Uniform, 2004, S. 267 f.
Huggenberger, Alfred, schweizer. Schriftsteller, Landwirt, * 26.12.1867 Bewangen (heute zu Bertschikon, Kt. Zürich), t 14.2.1960 St. Katharinental bei Diessenhofen (Kt. Thurgau). Der Sohn eines Kleinbauern war zeit seines Lebens in der Landwirtschaft tätig und besaß keine weiterführende Schulbildung. 1896 übernahm er den väterlichen Bauernhof, den er 1908 mit einem kleineren in Gerlikon vertauschte, um mehr Zeit für seine literarische Tätigkeit zu haben. Als Autodidakt schrieb er zunächst Gedichte und zum Teil in Dialekt gehaltene Balladen, danach Bauernkomödien, historische Schauspiele, Romane und Novellen. Im gesamten
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deutschen Sprachgebiet bekannt wurde H. durch den Gedichtband Hinterm Pflug. Verse eines Bauern (1907). Durch Hermann Hesse, Ludwig —>Thoma und Josef —> Hofmiller gefördert, erschienen seine Erzählungen und Gedichte in verschiedenen Zeitungen, u. a. im „März" und „Simplicissimus". H.s bäuerliche Romane, darunter Die Frauen von Siebenacker (1925), sind von unmittelbarer Authentizität und starker Eigenwilligkeit; sie fanden eine große Leserschaft. Während des Nationalsozialismus ließ sich H. zum Vorbild der „Blut-und-Boden-Literatur" stilisieren und wurde 1942 Ehrensenator der Deutschen Akademie in München. LITERATUR: Die Stille der Felder. Neue Gedichte. Leipzig 1913. - Dorfgenossen. Neue Erzählungen. Leipzig 1914. Der Hofbauer. Erzählung. Konstanz 1915. - Autobiographie. Leipzig 1937. LITERATUR: Fritz Wartenweiler: Α. H. 1867-1960. Elgg 1967. - Hermann Wahlen: Α. H. In ders.: Dichter und Maler des Bauernstandes. Bern 1973. - Christine Schaller: Α. H. Aufarbeitung des Nachlasses. Frauenfeld 1987. H u g o , Otto (Wilhelm), Politiker, * 22.4.1878 Bad Essen bei Osnabrück, t 1.2.1942 Osnabrück. H. arbeitete nach dem Abitur auf einer Zeche im Ruhrgebiet, studierte anschließend Chemie und Naturwissenschaften und wurde 1905 promoviert. Im selben Jahr trat er in die Nationalliberale Partei ein und war Parteisekretär für die Provinz Hannover. 1912-16 Chefredakteur des „Hannoverschen Kuriers", übernahm er danach die Geschäftsleitung der Nationalliberalen Partei Deutschlands. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte H. zu den Gründern der Deutschen Völkspartei (DVP) und war Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung, des vorläufigen Reichwirtschaftsrats (bis 1923) und des Reichstags, dem er bis 1933 angehörte. Nach der Auflösung der DVP trat er 1938 der NSDAP bei, wurde jedoch kurze Zeit später aus der Partei ausgeschlossen. 1935-38 war H. Hauptgeschäftsführer der Dortmunder Industrie- und Handelskammer. LITERATUR: M.d.R., 31994, S. 220. - Statisten in Uniform, 2004, S. 269 f. Huldermann, Bernhard, Reeder, * 10.2.1872 Meppen, t 5.5.1922 Hamburg. H., Sohn eines Domänenpächters, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in einem Hamburger Import- und Exportgeschäft, wurde 1895 Handelsredakteur des „Hamburger Correspondent" und wechselte später zur „Hamburger Börsenhalle". Seit 1906 Syndikus des „Vereins Hamburger Reeder", ging er 1908 als Generalsekretär zur Reederei „Hamburg-Amerikanische Packetfirma AG" (Hapag), wo er 1909 Prokurist und 1913 ordentlicher Direktor und Vorstandsmitglied wurde. 1918 übernahm H. die Leitung der Reederei; es gelang ihm, die nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte Reduzierung der Hapag-Flotte innerhalb weniger Jahre wieder auszugleichen. WERKE: Geschäftslage und Entwicklung der Seeschiffahrt 1911-1913. Vortrag. Berlin 1913. - Die Seeinteressen der Mittelmächte. Hamburg 1917. LITERATUR: Hans Jaeger: Η., Β. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 29. - Susanne und Klaus Wiborg: Unser Feld ist die Welt. Hapag-Lloyd: 1847-1997. Hamburg 1997. H u m m , Rudolf Jakob, schweizer. Schriftsteller, * 13.1.1895 Modena (Italien), t 27.1.1977 Zürich. Der Sohn eines Aargauer Kaufamnns wuchs in Modena auf und studierte seit 1915 in München, Göttingen, Berlin und Zürich theoretische Physik und Nationalökonomie. 1922 ließ er sich ohne Studienabschluß als freier Schriftsteller, Journalist und Übersetzer in Zürich nieder; er war u. a. Mitarbeiter der „Weltwoche", seit 1930 auch sozialdemokratischer und kommunistischer Zeitungen. H. gehörte zu den Begründern
Hussong der Gesellschaft „Das Neue Rußland". Seine W o h n u n g im Zürcher „Rabenhaus" entwickelte sich z u m Treffpunkt zahlreicher exilierter deutscher Schriftsteller und junger schweizer. Literaten (u.a. Friedrich Glauser, Albin —>Zollinger). Seit 1936 nicht mehr parteipolitisch engagiert, behielt H. eine durchaus gesellschaftskritische Haltung bei, was u. a. in seiner „Einmannzeitschrift" „Unsere M e i n u n g " (seit 1948) Ausdruck fand. Er schrieb u. a. Das Unsengericht. Analysen eines Empfindsamen (1928) und R o m a n e (Die Inseln, 1936, Neuausg. 1990). H.s Memoiren erschienen unter d e m Titel Bei uns im Rabenhaus. Aus dem literarischen Zürich der Dreissigerjahre (1963). WEITERE WERKE: Glimmer und Blüten. Herrliberg 1945. Die vergoldete Nuss. Basel 1951. - D i e Schule des Herrn Lang. Zürich 1953. - Kleine Komödie. Zürich 1958. - Die Nelke oder Freut euch des Lebens. Zürich 1962. - Der Wicht. Zürich 1976. H u m m e l , Hermann, Politiker, Wirtschaftsfunktionär, * 2 2 . 6 . 1 8 7 6 Lahr (Baden), t 1 3 . 9 . 1 9 5 2 Krefeld. H „ Sohn eines Lehrers, studierte Ingenieurwesen an den Technischen Hochschulen Karlsruhe und Stuttgart, danach Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Freiburg/Breisgau und Straßburg und wurde 1906 Realschullehrer in Karlsruhe. Seit 1909 gehörte er als Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei dem badischen Landtag an und war 1 9 1 8 / 1 9 Stellvertreter des Ministers f ü r militärische Angelegenheiten, 1919-22 badischer Minister für Unterricht und Kultus und badischer Staatspräsident und 1924-30 Mitglied des Deutschen Reichstags. 1922 wurde H. Direktor in der Badischen Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen und beteiligte sich a m A u f b a u der I. G. Farbenindustrie. 1924-30 vertrat er den Wahlkreis Magdeburg f ü r die Deutsche Demokratische Partei im Reichstag. Seit 1933 versuchte H „ u . a . durch finanzielle Unterstützung der „Frankfurter Zeitung", die Opposition gegen die Nationalsozialisten zu stärken. 1939 in die U S A emigriert, kehrte er 1951 nach Krefeld zurück. WERKE: Die volksparteiliche Fraktion im Landtag des Jahres 1911/12. Ein politisches Handbuch. M a n n h e i m / L e i p z i g 1912. - Baden und die Eisenbahngemeinschaft. Karlsruhe 1912. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 319. - M.d.R., 3 1994, S. 221. - Werner Abelshauser (Hrsg.): Die BASF. Eine U n ternehmensgeschichte. München 2002. H u m m e l a u e r , Franz von, Jesuit, Theologe, * 1 4 . 8 . 1 8 4 2 Wien, t 1 2 . 4 . 1 9 1 4 s'Heerenberg (Niederlande). Der Sohn eines Diplomaten trat 1860 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte in Münster und Maria Laach Rhetorik, Philosophie und Theologie. Seit 1877 lebte er als exegetischer Schriftsteller und Seelsorger in Großbritannien, Belgien, 1895-1908 in Valkenburg (Niederlande) und anschließend in Berlin und wieder in den Niederlanden. H. war Sachbearbeiter der „Stimmen aus Maria-Laach", Mitbegründer und Mitarbeiter des „Cursus Scripturae Sacrae" (seit 1884) und wurde 1903 Konsultator der päpstlichen Bibelkommission. Seine Schriften, u. a. Exegetisches zur Inspirationsfrage (1904), lösten zum Teil heftige Diskussionen aus. WEITERE WERKE: Der biblische Schöfpungsbericht. Freiburg/Breisgau 1877. - Nochmals der biblische Schöpfungsbericht. Freiburg/Breisgau 1898. - Das vormosaische Priestertum in Israel. Freiburg/Breisgau 1899. LITERATUR: P. Steinig: Theologie im Zeitalter wissenschaftlicher Autonomie. Das systematische Anliegen des Exegeten F. v. H. In: Georg Schwaiger (Hrsg.): A u f b r u c h ins 20. Jahrhundert. Göttingen 1976, S. 43-55. - Peter Walter: H., F. v. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 334.
H u p p e r t , H u g o , österr. Schriftsteller, * 5 . 6 . 1 9 0 2 BielitzBiala (Österr.-Schlesien), t 2 5 . 3 . 1 9 8 2 Wien. Der aus einer B e a m t e n f a m i l i e s t a m m e n d e H. studierte in Wien Staatswissenschaften und Nationalökonomie, w u r d e 1925 zum Dr. rer. pol. promoviert und ging z u m Soziologiestudium nach Paris. 1927 wurde er als Mitglied der K P Ö in Wien verhaftet. 1928 in die Sowjetunion emigriert, arbeitete er dort a m Marx-Engels-Institut in M o s k a u , wirkte u. a. an der Edition der Marx-Engels-Gesamtausgabe mit und absolvierte anschließend ein Literatur- und Publizistikstudium. Gleichzeitig w a r er Redakteur der „Deutschen Zentral-Zeitung" und der „Internationalen Literatur. Deutsche Blätter" und wirkte seit 1939 als Dozent a m M a x i m Gorki-Institut f ü r Weltliteratur in Moskau. Später f ü r die sowjetische A r m e e publizistisch tätig, kam er 1945 nach Wien und arbeitete für die „Österreichische Zeitung". 1949-56 lebte H. w i e d e r u m in der Sowjetunion und kehrte dann endgültig nach Wien zurück. Sein literarisches Schaffen wurde anfangs von Karl —»Kraus beeinflußt, seit den zwanziger Jahren von der realistischen Schreibweise sozialistischer Autoren. H.s Werk u m f a ß t Reisebeschreibungen, Essays und Lyrik sowie eine Autobiographie (Die angelehnte Tür, 1976; Wanduhr mit Vordergund, 1977; Schach dem Doppelgänger, 1979). G r o ß e Beachtung fanden seine Übersetzungen der Werke W l a d i m i r Majakowskis. WEITERE WERKE: Werke in Einzelausgabe. Hrsg. v. Martin Reso. 3 Bde., H a l l e / S a a l e 1975-78. - Einmal M o s k a u und zurück. Stationen meines Lebens. Ausgew. v. Martin Reso. Wien 1987. LITERATUR: Johann Holzner: Geglückte Integration in der UdSSR. In: W o l f g a n g F r ü h w a l d / W o l f g a n g Schieder (Hrsg.): Leben im Exil. H a m b u r g 1981, S. 122-130. - B H d E , B d . 2.1, 1983, S. 546. - Fritz Hausjell: Journalisten gegen D e m o k r a tie oder Faschismus. Teil 2. F r a n k f u r t / M a i n 1989, S. 600. H u r t e r , Friedrich (Emanuel) von, reformierter und kath. Theologe, Historiograph, * 1 9 . 3 . 1 7 8 7 Schaffhausen, t 2 7 . 8 . 1 8 6 5 Graz. Der aus einer konservativen Patrizierfamilie s t a m m e n d e H. studierte 1804-06 in Göttingen Theologie und wirkte zunächst als Landpfarrer, seit 1824 als Pfarrer am Münster in Schaffhausen. Er trat gegen theologischen Rationalismus wie politischen Liberalismus ein und verfocht als Redakteur (1816-36) des „Schweizerischen Correspondenten" die Unabhängigkeit der kath. Kirche. Er pflegte freundschaftlichen Kontakt u. a. zu Carl L u d w i g von - > Haller und G u i d o —>Görres, an dessen „Historisch-Politischen Blättern" er mitarbeitete. 1841 trat H. von allen Ämtern zurück, konvertierte 1844 in R o m z u m kath. Glauben und wurde 1845 von Metternich als Hofhistoriograph nach Wien berufen, 1852 dort nobilitiert. Er veröffentlichte u . a . Geschichte des ostgotischen Königs Theoderich und seiner Regierung (2 Bde., 1 8 0 7 / 0 8 ) , Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen aus meinem Leben in Blick auf die Kirche (3 Bde., 1845, 4 1 8 4 7 ) und Geschichte Kaiser Ferdinands II. (11 Bde., 1858-62). H. arbeitete an der kath. „Wiener Litteraturzeitung" mit. WEITERE WERKE: Roxane. o. O. 1815. - Reden und Predigten. Schaffhausen 1844. - Maria, Erzherzogin zu Österreich. Schaffhausen 1860. LITERATUR: H e r m a n Η. Schwedt: Η., F. Ε. v. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 339. H u s s o n g , Friedrich, Journalist, Schriftsteller, * 1 5 . 5 . 1 8 7 8 Webenheim (Saarland), t 2 9 . 3 . 1 9 4 3 Berlin-Zehlendorf. Der Sohn eines Lehrers w u r d e 1900 Mitarbeiter der nationalliberalen Berliner Zeitung „Tägliche Rundschau", übernahm 1910 das innenpolitische Ressort und betreute während des Ersten Weltkriegs deren Auslandsausgabe. 1919 wechselte H. zum Scherl-Verlag und arbeitete vor allem an
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Hutter den Tageszeitungen „Der Tag" und dem „Berliner LokalAnzeiger" mit. Seit 1921 Chefredakteur der „Täglichen Rundschau", kehrte er jedoch 1922 nach deren Verkauf an den Stinnes-Konzern als Mitarbeiter und Chefredakteur zum Scherl-Verlag zurück. H. hielt aufgrund der konservativen, deutschnationalen Grundhaltung in seinen häufig demagogisch-polemischen Artikeln die antidemokratische Stimmung wach. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehört Mathias Erzbergers Wege und Wandlungen (1918). WEITERE WERKE: Das russische Ei. Berlin 1924. - Hirsewenzel. Berlin 1925. LITERATUR: Joachim Pohls: H., F. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 90 f. - Andr£ Zwiers: F. H. - die dunkle Seite des Weimarer Journalismus. In: Journalismus in Theorie und Praxis. Hrsg. v. Ulrich Schäfer. Konstanz 1999, S. 39-60. Hutter, Theodor, Schriftsteller, * 20.9.1860 Hermsdorf (Böhmen), t 5.9.1932 Reichenberg (Böhmen). Nach einem kurzen Noviziat im Benediktinerorden in Prag arbeitete H. als Lehrer und Journalist. 1885 wurde er Redakteur der „Deutschen Volksschrift" in Bilin und gründete 1889 die „Prager deutsche Presse". Seit 1891 lebte er in Reichenberg. H. war Archivar, Verfasser heimatgeschichtlicher Studien, Erzähler und Lyriker und veröffentlichte u. a. Aus der Jugendzeit (1874) und Die Karlsbrücke in Prag. Ihre Geschichte, Beschreibung und Sagen (1890). WEITERE WERKE: Ostmark-Klänge. Berlin 1895. - Das schwarze Buch von Reichenberg. Reichenberg 1897. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 19 f.
Huttier, Max, Drucker, * 12.5.1823 München, t 1.12.1887 Augsburg. Zunächst Lehrer und Redakteur, wurde H. 1858 Verleger der „Augsburger Postzeitung" und Eigentümer der „Neuen Augsburger Zeitung". 1872 gliederte er den „Bayerischen Kurier" an und gründete 1874 in München eine Kunstdruckerei mit angeschlossenem Verlag (1877).
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H. druckte vor allem kirchlich-religiöse Werke; die Kanontafeln (1880/81) und das Catholicum Romanum (1882) galten zu seiner Zeit als vorbildhaft für die Buchherstellung kath. Werke. Zu seinen Schrifttypen gehörte u.a. die „Reißsche Missaltype". WEITERE WERKE: Die Religions-Philosophie des Raymundus von Sabunde. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie. Augsburg 1851. - Practische Bemerkungen zu der Schrift des Domcapitular Dr. W. Molitor in Speyer Uber Die Organisation der katholischen Tagespresse. Mit besonderer Beziehung auf die „Augsburger Postzeitung". Augsburg 1867. - Sind die Benediktinerklöster den Anforderugen unserer Zeit entsprechend? Mit Beziehung auf die früheren und gegenwärtigen Verhältnisse des Stiftes St. Stephan in Augsburg beantwortet. Augsburg 1852. LITERATUR: Annemarie Meiner: Μ. H. 1823-1887. Ein Lebensbild. In: 100 Jahre Manz. München 1930, S. 65-81. Paul Hoser: Μ. H. als Zeitungs- und Buchverleger (1823-1887). In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Hrsg. v. Helmut Gier. Wiesbaden 1997, S. 1019-1032. H y m m e n , Friedrich Wilhelm, Pseud. Reinhard Rebensburg, Journalist, Schriftsteller, * 8.6.1913 Soest, t 25.3.1995 Würzburg. H., Sohn eines evang. Theologen, studierte Germanistik und Geschichte in Münster und Berlin und besuchte 1936 die Reichspresseschule in Berlin. 1937 wurde er Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Wille und Macht" und war als freier Schriftsteller tätig. 1949 wurde H. Pressereferent des Kriegsblindenbundes, initiierte 1951 den Hörspielpreis der Kriegsblinden, dessen Jury er bis 1995 leitete, und war 1958-78 Chefredakteur des Informationsdienstes „Kirche und Rundfunk" beim Evangelischen Pressedienst. H. veröffentlichte Novellen, Dramen (u. a. Der Vasall, 1937; Beton, 1938; Die Petersburger Krönung, 1940; Die sieben Schönsten, 1944) und Briefe an eine Trauernde. Vom Sinn des Soldatentodes (1942) sowie die Sachbücher Das Kabel - Fakten und Illusionen (1975, 2 1976) und Kirche und Neue Medien (1981).
I I b e n , Heinrich Janßen, evang. Theologe, * 2 9 . 1 0 . 1 8 6 4 Wichtens (Oldenburg), t 3 1 . 1 2 . 1 9 4 7 Rastede (Niedersachsen). I. studierte 1885-88 Theologie an den Universitäten Tübingen, Greifswald und Marburg und war danach seelsorgerisch tätig. 1895-1910 war er Herausgeber des „Oldenburger Kirchenblatts", 1925-35 des „Oldenburger Sonntagsblatts", das eng mit der Inneren Mission zusammenarbeitete. 1910 wurde I. Hofprediger und Mitglied des Oberkirchenrats, d e m er bis zu seiner Pensionierung 1933 angehörte. Nach 1933 Schloß er sich der Bekennenden Kirche an. I. verfaßte eine Evangelische Kirchenkunde Niedersachsens ( 2 1938). WEITERE WERKE: Die Prediger des Herzogtums Oldenburg seit der Reformation. 2 Bde., Oldenburg 1909-41. - Wie unsere Väter das Gedächtnis der Reformation gefeiert haben. Oldenburg 1917. - Vom Ringen um den Dienst der Kirche an der heutigen Menschheit. Lage 1936. LITERATUR: H u g o H a r m s : Geschichte des Kirchenkampfes in Oldenburg. 4 Bde., Jever 1963. I g l e r , Gustav, österr. Maler, * 1 5 . 5 . 1 8 4 2 Ödenburg (heute Sopron, Ungarn), t 2 2 . 1 . 1 9 3 8 München. I. wurde 1858 Schüler Ferdinand Georg Waldmüllers in Wien, besuchte 1868-71 die Malklasse Arthur Georg von Rambergs an der Akademie der bildenden Künste in M ü n c h e n und war seit 1888 Prof. an der Kgl. Kunstakademie in Stuttgart, w o er 1896 die zweite Internationale Gemäldeausstellung leitete. I. malte Genrebilder, vorwiegend mit humorvollen Motiven aus dem Kinderleben (u. a. Der verunglückte Steeple-chase, 1929), die häufig in Zeitschriften wie der „Illustrierten Zeitung" und der „Gartenlaube" reproduziert wurden. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 26. - Bernd Müllers c h ö n / T h o m a s Maier: G. I. 1842 O d e n b u r g / U n g a r n - 1 9 3 8 München. In: Dies: Die Schwäbische Malerei um 1900. Stuttgart 2000, S. 87-96. I h e r i n g , Herbert (Georg Albrecht E. Gustav), auch Jhering, Publizist, Dramaturg, * 2 9 . 2 . 1 8 8 8 Springe bei Hannover, t 1 5 . 1 . 1 9 7 7 Berlin. I. war nach germanistischen Studien in Freiburg, M ü n c h e n und Berlin seit 1909 Theaterkritiker bei der „Schaubühne" und der „Vossischen Zeitung" und - nach einer Tätigkeit als Dramaturg und Regisseur an der Volksbühne Wien - 1918-33 Feuilletonredakteur beim „Berliner BörsenCourier". 1934 trat er beim „Berliner Tageblatt" die Nachfolge Alfred —»Kerrs an. Nach I.s Ausschluß aus der Reichspressekammer 1936 arbeitete er als Besetzungschef bei der Filmgesellschaft Tobis, ehe er 1942 als Dramaturg an das Wiener Burgtheater berufen wurde. 1945-54 wirkte er als Chefdramaturg am Deutschen Theater Berlin. Seit 1955 leitete er das Theater- und Filmreferat von „Sinn und Form", gab dieses jedoch nach dem Mauerbau und der Revisionismusdebatte um diese Zeitschrift auf, schrieb aber noch bis in die siebziger Jahre f ü r verschiedene ost- und westdeutsche Periodika. I. war zusammen mit seinem Kontrahenten Alfred Kerr der bedeutendste Theater- und Filmkritiker der Weimarer Republik. Als Anhänger des Neuen Realismus und der Neuen Sachlichkeit förderte er j u n g e Dramatiker, darunter Bertolt —> Brecht und Ernst - » B a r l a c h . Seine gesammelten Kritiken aus den Jahren 1909-32 erschienen unter dem Titel Von Reinhardt bis Brecht. Vier Jahrzehnte Theater und Film
(1958-61). I. war außerdem Verfasser zahlreicher Essays und Streitschriften zu Fragen des Theaters (u. a. Der Kampf ums Theater, 1922). WEITERE WERKE: Regisseure und Bühnenmaler. Berlin/ Dresden 1921. - Aktuelle Dramaturgie. Berlin 1924. - Die getarnte Reaktion. Berlin 1930. - Von Josef Kainz bis Paula Wessely. Heidelberg u. a. 1942. - Berliner Dramaturgie. Berlin 1947. - Vom Geist und Ungeist der Zeit. Berlin 1947. Die zwanziger Jahre. Berlin 1948. - B e g e g n u n g e n mit Zeit und Menschen. Berlin 1963. - Theater der produktiven Widersprüche. B e r l i n / W e i m a r 1967. LITERATUR: Edith Krull: Η. I. Berlin 1964. - Ursula Krechel: Information und Wertung. U n t e r s u c h u n g e n z u m theater- und filmkritischen Werk von Η. I. Diss. Köln 1972. Joachim Biener: Alfred Kerr und Η. I. - ein Beitrag zur Geschichte der neueren Theaterkritik. Diss. Β. Berlin 1973. I h r e r , E m m a , Gewerkschafterin, * 3 . 1 . 1 8 5 7 Glatz (Schlesien), t 8 . 1 . 1 9 1 1 Berlin. I., die seit 1881 in Berlin lebte, k a m ü b e r die bürgerlic h e F r a u e n b e w e g u n g zur Sozialdemokratie und w u r d e zu einer der ersten sozialdemokratischen G e w e r k s c h a f t s f ü h r e rinnen Deutschlands. 1885 gründete sie den Verein zur Vertretung von Interessen der Arbeiterinnen u n d war nach dessen Auflösung in mehreren Organisationen, u. a. der Generalkommission der G e w e r k s c h a f t e n Deutschlands, tätig. Zus a m m e n mit Clara —> Zetkin n a h m I. 1889 als Delegierte am Internationalen Arbeiterkongreß in Paris teil. 1890 gab sie die politische Frauenzeitschrift „Die Arbeiterin" heraus, die seit 1892 unter dem Titel „Die Gleichheit" erschien. WEITERE WERKE: Hrsg.: Die Organisation der Arbeiterinnen Deutschlands, ihre Entstehung und Entwicklung. Berlin 1893. - Die Arbeiterinnen im Klassenkampf. A n f ä n g e der Arbeiterinnen-Bewegung, ihr Gegensatz zur bürgerlichen Frauenbewegung und ihre nächsten Aufgaben. Hamburg 1898. Nachdr. Wildberg 2004. LITERATUR: Wally Zepler: Ε. I. In: Sozialistische Monatsh e f t e 1 5 / 1 7 (1911) 2, S. 114-117. - Klaus Malettke: I., E. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 129. - A r n o Herzig: Proletarische H e r k u n f t - proletarisches Bewußtsein. D a s Beispiel Ε. I. (1857-1911). In: Figuren und Strukturen. Historische Essays f ü r Hartmut Z w a h r z u m 65. Geburtstag. Hrsg. v. Manfred Heuling, U w e Schirmer und Susanne Schötz. M ü n c h e n 2002, S. 443-449. I l b e r g , Werner, Schriftsteller, * 2 0 . 7 . 1 8 9 6 Wolfenbüttel, t 3 0 . 1 2 . 1978 Berlin. Z u m Textilkaufmann ausgebildet, arbeitete I. später als Buchhändler, Schriftsteller und Kritiker. 1925 trat er der S P D bei, w u r d e j e d o c h schon bald als K o m m u n i s t ausgeschlossen. Nach zweimaliger Verhaftung emigrierte I. 1933 in die Tschechoslowakei und Schloß sich dort der K P D an. 1939 floh er vor den Nationalsozialisten nach London und w u r d e Mitarbeiter mehrerer deutschsprachiger antifaschistischer Zeitschriften (u. a. „Das Wort", „Freie deutsche Kultur"). 1947 kehrte er nach Wolfenbüttel zurück, siedelte jedoch 1956 in die D D R über und lebte als freier Schriftsteller in Ostberlin. I.s Hauptwerk, der R o m a n Die Fahne der Witwe Grasbach (1948), beschreibt das Leben in Deutschland unmittelbar vor 1933 und den K a m p f der Sozialisten und Kommunisten gegen den Nationalsozialismus.
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Ilg WEITERE WERKE: Rastlose Jahre. Berlin 1948. - Traum und Tat. Romain Rolland in seinem Verhältnis zu Deutschland und zur Sowjetunion. H a l l e / S a a l e 1950. - Unsere Heine. Eine kritische Würdigung. Berlin 1952. - Der schwere Weg. Leben und Werk Romain Rollands. Schwerin 1955. - Hans Marchwitza. Leipzig 1971. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 550. I l g , Paul, schweizer. Schriftsteller, * 1 4 . 3 . 1 8 7 5 Salenstein (Kt. Thurgau), t 1 5 . 6 . 1 9 5 7 R o m a n s h o r n / B o d e n s e e (Kt. Thurgau). Der Sohn einer Arbeiterin begann mehrere Lehren, Schloß sie jedoch nicht ab und war zunächst als K a u f m a n n in der Schweiz tätig. 1899 zog er nach Berlin, w o er 1900-02 als Redakteur der „ W o c h e " arbeitete. 1902 begann I., der sich seine literarische Bildung als Autodidakt erworben hatte, eigene literarische Werke zu veröffentlichen. Seit 1904 lebte er, zeitweise unterstützt von der Schriftstellerin Annemarie von Nathusius als freier Schriftsteller in Berlin und in der Schweiz. I. schrieb vor allem autobiographisch geprägte gesellschaftskritische Romane, darunter die mehrfach aufgelegte Tetralogie Das Menschlein Matthias, deren erster Teil 1913 erschien, und den antimilitaristischen Roman Der starke Mann (1916). WEITERE WERKE: Gedichte. Berlin 1907. - Der starke M a n n . Eine schweizerische Offiziersgeschichte. Frauenfeld 1917. Nachdr. Zürich 1981, 2 1984. - Der rebellische Kopf. Skizzen und Satiren. Frauenfeld 1927. - Grausames Leben. R o m a n aus einer kleinen Stadt. St. Gallen 1944. LITERATUR: Franz Larese (Hrsg.): P. I., ein Thurgauer Dichter. Bischofszell 1943. - Dora Gerber: Studien zum Problem des Künstlers in der modernen deutschschweizerischen Literatur. Carl Spitteier, Walther Siegfried, P. I., Albert Steffen. o . O . 1948. - Verena Bodmer-Gessner: I., P. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 132 f. I l l e , Eduard (Valentin Joseph Karl), Maler, Illustrator, Dichter, * 1 7 . 5 . 1 8 2 3 München, t 1 7 . 1 2 . 1 9 0 0 München. Der Sohn eines B e a m t e n studierte seit 1842 unter Julius Schnorr von Carolsfeld und Moritz von —> Schwind an der Münchner Akademie. Als Maler von Altarbildern ohne großen Erfolg, betätigte er sich zunehmend als Illustrator. I. illustrierte u. a. Ludwig Bechsteins Deutsches Sagenbuch (1853), arbeitete f ü r den „Punsch" und die „Illustrierte Zeit u n g " und zeichnete Karikaturen f ü r die „Münchner Leuchtkugeln", die „Münchener Bilderbogen" und die „Fliegenden Blätter", deren Redakteur er 1863 wurde. I. gilt als Erfinder der beweglichen Bilderbücher. Sein ursprüngliches Interesse an der religiösen Malerei verfolgte er in Holzschnittserien wie Die sieben Todsünden (1861) weiter. 1865 malte er f ü r Ludwig II. einen Aquarellzyklus für Schloß Berg sowie 1870 Wandmalereien für das kgl. Ankleidezimmer auf Schloß Neuschwanstein. 1868 erhielt I. den Professorentitel. Der passionierte Kunstsammler schrieb auch Dramen wie Kaiser Josef II. (1850) und Verse f ü r die „Fliegenden Blätter". Aus I.s Feder stammt ebenfalls d e r Text zur Oper Friedet mit der leeren Tasche (1859), deren Bühnendekoration er gestaltete. WEITERES WERK: Der Maskenball der Tiere. München 1878. Nachdr. Leipzig 1982. LITERATUR: Hyacinth Holland: I., E. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 5. Berlin 1903, S. 48-50. I m b u s c h , (Johann) Heinrich, Gewerkschafter, * 1 . 9 . 1 8 7 8 Oberhausen, t 1 6 . 1 . 1 9 4 5 Essen. I., Sohn eines Tagelöhners, war 1892-1905 Bergarbeiter im rheinisch-westfälischen Kohlenrevier. 1897 trat er dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands bei,
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war 1905-19 als Redakteur des Verbandsorgans „Der Bergknappe" tätig und wurde zu einer der führenden Persönlichkeiten der christlichen Gewerkschaftsbewegung. 1919 an die Spitze des Gewerkvereins gewählt, Ubernahm er 1929 als Nachfolger A d a m Stegerwalds den Vorsitz des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Dachverbandes der christlichen Angestellten- und Beamtengewerkschaften. 1920-33 war I. Mitglied des Deutschen Reichstags, w o er als Vertreter des linken Flügel des Zentrums f ü r den Ausbau der Sozialversicherung eintrat und maßgeblich an der Entstehung des Reichsknappschaftsgesetzes von 1923 beteiligt war. 1933 emigrierte I. in das Saargebiet und k ä m p f t e dort gegen die Rückgliederung dieser Region in das nationalsozialistische Deutschland. N a c h d e m er 1935 nur knapp einem Entführungsversuch durch die S A entgangen war, floh er nach Luxemburg, später nach Belgien und Frankreich. 1942 kehrte er illegal nach Essen zurück und lebte dort im Verborgenen. I. war Verfasser zahlreicher Schriften zur Lage der Arbeiter im Bergbau sowie zu Fragen des Knappschaftswesens und der christlichen Gewerkschaftsbewegung (u. a. Arbeitsverhältnisse und Arbeitsorganisation im deutschen Bergbau, 1908, Nachdr. 1980). WEITERE WERKE: Das deutsche Knappschaftswesen. Köln 1910. - Die Saararbeiterbewegung 1 9 1 2 / 1 3 . Köln 1913. Arbeiterinnen im Bergbau. Essen 1917. - Unsere zukünftigen Aufgaben. Essen 1920. - Verstaatlichung des Bergbaus. Essen 1932. - Für Freiheit, Gerechtigkeit und Fortschritt. Essen 1932. LITERATUR: Dieter Schuster: I., H. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 144 f. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 320 f. - Michael Schäfer: Η. I. Ein christlicher Gewerkschaftsführer und Widerstandskämpfer. München 1990. - M.d.R., 3 1994, S. 225-227. - Η. I. und die deutsche Bergarbeiterbewegung. Festschrift. Red. Dieter Pougin. B o c h u m 1995. I m m e r , Karl, reformierter Theologe, * 1 . 5 . 1 8 8 8 Manslagt (Ostfriesland), t 6 . 6 . 1 9 4 4 Bad M e i n b e r g / L i p p e . I., Sohn eines Missionars, wurde 1925 Pastor in Rysum (Ostfriesland) und wenig später Direktor des Erziehungsvereins Neukirchen/Niederrhein, ehe er 1927 sein Amt als Pastor der Reformierten Gemeinde in B a r m e n - G e m a r k e antrat, das er bis zu seinem Tod versah. 1933 Schloß sich I. der Bekennenden Kirche an und wandte sich entschieden gegen die „Deutschen Christen". 1934 war er maßgeblich am Zustandekommen der ersten freien Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in B a r m e n - G e m a r k e beteiligt. I. war Herausgeber der „Coetus-Briefe", die über die Eingriffe des Staates und der Partei in das Kirchenleben berichteten und in ganz Deutschland Verbreitung fanden. Er initiierte die Wochenzeitschrift „Unter dem Wort" und arbeitete bis zu deren Verbot 1936 an ihr mit. 1937 wurde er festgenommen und in Berlin inhaftiert. I. veröffentlichte u . a . Heimatlicht auf den Weg junger Menschen (1934, 1 0 1961) und Die Lebensordnungen einer nach Gottes Wort erneuerten Kirche (1935). Im Strahlenbrief berichtete I. über seine Verhaftung und Gefängniszeit. WEITERE WERKE: Bekennende Kirche im Kampf. Vorträge, Berichte, Entschließungen. Wuppertal 1934. - Gemeinde in der Versuchung. Wuppertal 1934. - Reformation oder Restauration. Wuppertal 1935. LITERATUR: Robert Steiner: I., K. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 158f. - Tut um Gottes Willen etwas Tapferes! Κ. I. im Kirchenkampf. Hrsg. v. Bertold Klappert und Günther van Norden. Neukirchen-Vluyn 1989. - Johann Friedrich Gerhard Goeters: Κ. I. und der A u f b r u c h der Bekennenden Kirche im Westen. In: Reformierte Kirchenzeitung 136 (1995) S. 33-40. - Heinz Schütte: I., Κ. I. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 433. - Carsten Nicolaisen: I., K. In: RGG 4 , Bd. 4, 2001, Sp. 60. - Hans-Walter Krumwiede: Ein Briefwechsel
Isolani (1939) zwischen d e m reformierten bekennenden Pfarrer Κ. I. und d e m lutherischen Landesbischof August Marahrens. In: Jahrbuch der Gesellschaft f ü r niedersächsische Kirchengeschichte 101 (2003) S. 299-317. I n g e l h e i m , Anselm Franz von, Fürstbischof von Würzburg, * 1 2 . 1 1 . 1 6 8 3 , t 9 . 2 . 1 7 4 9 Würzburg. I., Sohn eines kurmainzischen A m t m a n n s und kaiserlichen Kammergerichtspräsidenten, erhielt 1692 die Tonsur. 1693 wurde er Domizellar in Bamberg und 1695 in Mainz, bevor er eine Reihe von P f r ü n d e n in Würzburg erhielt. Dort wurde er 1695 Domizellar, 1709 Subdiakon, 1720 Domkapitular, 1726 Diakon, 1728 D o m k a n t o r und Priester. 1703-05 studierte er in R o m Kirchenrecht. In Mainz wurde I. 1714 Propst und Kanonikus, 1728 auch Kapitular am Kollegiatstift Aschaffenburg. 1746 als Nachfolger Friedrich Karl von Schönborns zum Fürstbischof von Würzburg gewählt, erhielt I. 1747 die Bischofsweihe. E r stärkte die Finanzen seines Bistums, indem er Truppen gegen Geld an die Niederlande verlieh. Gleichzeitig gab er durch sein Interesse an Alchemie große S u m m e n für Scharlatane und Experimente aus. I. förderte den Kirchengesang in deutscher Sprache und veranlaßte eine Straffung des Philosophie-Studiums und der Gerichtsprozesse. Unter ihm erschienen seit 1747 der „Würzburger Hof- und Staatskalender" und seit 1749 das Wochenblatt „Wöchentliche Frag und Anzeige". LITERATUR: Egon Johannes Greipl: I., A. F. Reichsfreiherr v. In: Gatz, B i s c h ö f e (1648-1803), 1990, S. 202 f. I n g r i m , Robert, eigentl. Franz Robert Klein, österr. Publizist, * 20. (?) 6 . 1 8 9 5 Wien, f 4 . 3 . 1 9 6 4 Chardonne (Schweiz). I. studierte Rechtwissenschaften an der Univ. Wien und arbeitete nach seiner Promotion zum Dr. jur. zunächst als Industrieberater. 1926 trat er in die Redaktion der Zeitung „Der Österreichische Volkswirt" ein und war in der Folge als Mitarbeiter und Korrespondent für mehrere österr., deutsche und schweizer. Zeitungen in Europa und Nordamerika tätig. Als Mitbegründer des Austrian C o m m i t t e e in N e w York (1941) und Herausgeber und Leiter der legitimistischen Zeitschrift „Voice of Austria" trug I. heftige Auseinandersetzungen mit Richard Redler und anderen Vertretern des Austrian National Committee aus. 1946 erwarb er die amerikanische Staatsbürgerschaft, kehrte j e d o c h im folgenden Jahr nach Europa zurück und lebte in der Folge als Journalist in Meggen (Kt. Luzern). Als Publizist nahm I. aktiv am politischen Geschehen in Deutschland und Österreich teil. Nach 1945 setzte er sich für ein Bündnis der Westmächte mit Deutschland und eine Politik der Stärke gegenüber der Sowjetunion ein. Z u seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen Der Griff nach Österreich (1938) und After Hitler Stalin? (1946; dt. Von Talleyrand zu Molotow, 1947). WEITERE WERKE: D e r Griff nach Österreich. Zürich 1938. Bündnis oder Krieg. M ü n c h e n 1955. - Hitlers glücklichster Tag. Stuttgart 1962. I s e l i n , Isaak, schweizer. Philosoph, * 1 7 . 3 . 1 7 2 8 Basel, t 1 5 . 6 . 1 7 8 2 Basel. I., Sohn des reformierten Theologen und Historikers Jacob Christoph I., studierte seit 1742 an der Philosophischen Fakultät in Basel, w o er 1745 den Grad eines Magister artium erwarb, dann dort und in Göttingen Rechtswissenschaften. Er lernte Albrecht von —»Haller, während eines Aufenthalts in Paris auch Rousseau und Β uffon kennen. 1755 wurde I. zum Dr. beider Rechte promoviert. Seit 1754 war er Mitglied des Großen Rats in Basel und arbeitete von 1756 bis zu seinem Tod als Ratsschreiber. Er gehörte 1761 zu den Begründern der Helvetischen Gesellschaft, rief 1777 in Basel die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen ins Leben, der er einen
Teil seines Vermögens vermachte, und gab die „ E p h e m e riden der Menschheit", eine Zeitschrift f ü r „Sittenlehre und Politik" heraus (1776-82, von Rudolf Zacharias —»Becker bis 1786 fortgesetzt), die bald zu den f ü h r e n d e n Zeitschriften im deutschsprachigen Raum zählte. In seinen Schriften setzte sich I. vor allem mit Rousseau auseinander, zunächst in der 1755 a n o n y m erschienenen Arbeit Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes ( 2 1784), und trat f ü r die humanistisch-philanthropische Linie der A u f k l ä r u n g sowie f ü r pädagogische, religiöse und sozialpolitische R e f o r m e n ein. Seine Philosophischen Muthmaßungen Uber die Geschichte der Menschheit (2 Bde., 1764, ? 1791, Nachdr. 1976), die —»Herder als Vorarbeit dienten, stellten die Geschichte als fortwährende Entwicklung des M e n schen zur Humanität dar. I., hochgeschätzt u. a. von M o s e s —» Mendelssohn, war ein Freund und Förderer Johann Heinrich Pestalozzis. WEITERE WERKE: Philosophische und Politische Versuche. Zürich 1760, 2 1767. - Vermischte Schriften. 2 Tie., Zürich 1 7 7 0 , 2 1 7 8 7 . - Einige Briefe Uber das B a s e d o w s c h e E l e m e n tarwerk ( z u s a m m e n mit Lavater). Zürich 1771. - Pädagogische Schriften. Hrsg. v. H u g o Göring. Langensalza 1882. Pariser Tagebuch 1752. Bearb. v. Ferdinand Schwarz. Basel 1919. - Profile der Aufklärung. Friedrich N i c o l a i - 1 . 1 . Briefwechsel (1767-1782). Hrsg. v. Holger Jacob-Friesen. Bern 1997. LITERATUR: August von Miaskowski: I. I. Basel 1875. Meinrad Alois Regli: I. I.s „Geschichte d e r Menschheit". Eine Vorarbeit zu Johann Gottfried Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit"? Borna-Leipzig 1919. - Martin Schuler: I. I.s pädagogischen Wollen und Wirken. Langensalza 1933. - Ulrich I m Hof: 1.1. Sein Leben und die Entwicklung seines Denkens bis zur A b f a s s u n g der „Geschichte der Menschheit" von 1764. 2 Bde., Basel 1947 (Bibliogr.). - Ders.: 1.1. und die Spätaufklärung. B e r n 1967 (Bibliogr.). - Holger Jacob-Friesen: Profile der Aufklärung: Friedrich Nicolai - 1.1., Briefwechsel (1767-1782). Edition, Analyse, Kommentar. Bern u. a. 1997. - A n d r e a s Urs S o m mer: Geschichte als Trost. I. I.s Geschichtsphilosophie. Basel 2002. I s l e r , Ernst, schweizer. Musiker, Musikkritiker, * 3 0 . 9 . 1 8 7 9 Zürich, t 2 6 . 9 . 1 9 4 4 Zürich. I. besuchte seit 1895 die Zürcher M u s i k s c h u l e und die Kgl. Hochschule f ü r Musik in Berlin, wurde 1901 in Basel mit der Arbeit Beiträge zur Kenntnis der Nemertinen promoviert und wirkte danach als Organist an der Kirche in E n g e (1903-18) und am Fraumünster (1913-42) in Zürich. Seit 1902 war er auch als Musikschriftsteller tätig. Als Leiter des Musikreferats der „Neuen Zürcher Zeitung" (1902-44) und der Redaktion der „Schweizerischen Musikzeitung" (1910-29) zählte I. zu den f ü h r e n d e n und einflußreichsten Musikkritikern in der deutschsprachigen Schweiz und setzte sich insbesondere für j u n g e Komponisten (u. a. M a x Reger und Paul Hindemith) ein. Vor allem in jungen Jahren schuf I. einige Orgelwerke und eine Orgelbearbeitung von Mozarts Allegro und Andante f ( K V 608). WEITERE WERKE: Mit Leonhard Steiner: Carl Attenhofer. Zürich 1915. - M a x Reger. Zürich 1917. - H a n s Huber. Zürich 1923. - D a s zürcherische Konzertleben seit der E r ö f f nung der neuen Tonhalle 1895. Zürich 1935. LITERATUR: Ε. I. zum Gedächtnis. Zürich 1944. - Willi Schuh: I., E. In: M G G , Bd. 6, 1957, Sp. 1448 f. - R o b B o w man: I., Ε. In: N G r o v e D , Bd. 1 2 , 2 2 0 0 1 , S. 6 1 2 f. I s o l a n i , Eugen, eigentl. Isaacsohn, Pseud. E g o n Noska, Albert Frick, Journalist, Schriftsteller, * 2 1 . 1 0 . 1 8 6 0 Marienburg (Westpreußen), t 1 6 . 1 0 . 1 9 3 2 Berlin. Der Sohn eines K a u f m a n n s war zunächst im väterlichen Beruf tätig, leitete seit 1884 das „Dresdner Stadtblatt" und
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Isolani wurde dann Feuilletonist bei den „Dresdner Neuesten Nachrichten". Seit 1900 lebte I. als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte u. a. Romane (Die aus der Vorstadt, 1896, 2 1909; Ein Heiratsschwindler, 1906), Erzählungen und Lebensbilder (Thomas A. Edison, 1906; Josef Kainz, 1910). I. war der Vater von Gertrud —> I. WEITERE WERKE: Der rote Schlafrock. Neurode 1910, 2 1919. - Das Bild der Mutter. Neurode 1912, 2 1920. - Im Donner der Schlachten. Neurode 1915. Isolani, Gertrud, geb. Issacsohn, verh. Sternberg, Pseud. Ger Trud, Schriftstellerin, * 7.2.1899 Dresden, t 19.1.1988 Riehen (Kt. Basel). Die Tochter Eugen —>I.s heiratete 1921 den Fabrikanten B. Sternberg. I. arbeitete seit 1916 als Journalistin und Radiosprecherin in Berlin, mußte jedoch als Jüdin 1933 die Arbeit beim Rundfunk aufgeben und emigrierte im selben Jahr nach Paris, wo sie erneut journalistisch tätig war. 1940 wurde sie im Frauenlager Gurs interniert, konnte jedoch entfliehen und lebte in der Folge im Untergrund, ehe ihr 1942 die Flucht in die Schweiz gelang, wo sie wieder als Jour-
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nalistin, u.a. für die „Basler Nachrichten" und die „Neue Zürcher Zeitung", arbeitete. I. schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen. Ihren größten Erfolg errang sie mit Stadt ohne Männer (1945, '1979), in dem sie ihre Erlebnisse im Lager Gurs schilderte. 1985 erschien unter dem Titel Kein Blatt vor dem Mund der erste Band ihrer Memoiren. WEITERE WERKE: Der Donor. Biel 1949. - Nacht aller Nächte. Roman des Erzvaters Abraham. Hamburg 1957. Maitressen. Erzählung. Rothenburg/Tauber 1969. - Der Jünger des Rabbi Jochanan. Erzählungen. München 1967. Golda Me'ir, Israels Mutter Courage. Ein Lebensbild. Basel 1970. - Schwiegermütter! Schwiegermütter! Basel 1975. Briefe, Gespräche, Begegnungen. Teil 1: Berlin, Frankreich, Schweiz. Köln 1985. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 553 f. - Anja Clarenbach: G. I. und Heinrich Eduard Jacob. Korrespondenz über „Stadt ohne Männer". In: Exil 14 (1994) 2, S. 37-50. Lisa A. Bilsky: Adrienne Thomas, G. I., and Gabriele Tergit. German Jewish women writers and the experience of exile. Diss. Univ. of Wisconsin, Madison 1995.
J J a c o b , Berthold, eigentl. Berthold Jacob Salomon, Publizist, * 1 2 . 1 2 . 1 8 9 8 Berlin, t 2 6 . 2 . 1 9 4 4 Berlin. Nach einer kaufmännischen Lehre n a h m J., Sohn eines Kunsthändlers und Seifenfabrikanten, 1 9 1 7 / 1 8 als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wandte sich danach der Friedensbewegung zu und w a r seit 1920 als Journalist tätig. 1921-24 schrieb er f ü r die „Berliner Volks-Zeitung". 1924 war J. Gründungsmitglied der „Republikanischen Partei Deutschlands". Er arbeitete f ü r „Das andere Deutschland", für die Beilage „Warte f ü r Menschenrechte", 1925-28 auch für die „Weltbühne". 1929 wurde J. im sogenannten „Feme-Prozeß" mit Carl von —> Ossietzky verurteilt. 1 9 2 8 / 2 9 verbüßte er nach dem sogenannten Ponton-Prozeß eine achtmonatige Festungshaft wegen versuchten Landesverrats. J. trat der SPD, 1931 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands ( S A P D ) bei und emigrierte 1932 nach Straßburg. 1935 von der Gestapo nach Deutschland verschleppt, kehrte er nach der Freilassung nach Frankreich zurück, w o er 1939 im Lager L e Vernet interniert wurde. J. floh 1941 nach Spanien, w u r d e im selben Jahr erneut nach Berlin verbracht und 1944 aus der H a f t in das Jüdische Krankenhaus Berlin eingewiesen. Er veröffentlichte u. a. Weltbürger Ossietzky (1937). WEITERE WERKE: Wer? Aus d e m Arsenal der Reichstagsbrandstifter. Straßburg [1934], - D i e Hindenburg-Legende. Straßburg [1934], - Das neue deutsche Heer und seine Führer. Paris 1936. LITERATUR: Ruth Greuner: B. J. - Weggefährte Ossietzkys. In: Dies.: Gegenspieler. Profile linksbürgerlicher Publizisten aus Kaiserreich und Weimarer Republik. Berlin 1969, S. 313-343. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 322 f. J a c o b , Hans, Pseud. Jean-Jacques, Schriftsteller, Übersetzer, * 2 0 . 1 1 . 1 8 9 6 Berlin, t 6 . 3 . 1 9 6 1 Paris. J. studierte an den Universitäten Berlin und München Romanistik und schrieb Beiträge f ü r das „Berliner Tageblatt" und die „Vossische Zeitung". 1927-33 arbeitete er als Dolmetscher für das Auswärtige Amt, w a r 1 9 3 3 / 3 4 für das „Pariser Tageblatt" tätig, wurde 1935 als Simultanübersetzer bei den Reden von Hitler und Mussolini eingesetzt und ging 1936 als Übersetzer und Sprecher zu R a d i o Straßburg. 1941-45 lebte J. als Radiokommentator in N e w York und wurde 1948 Chefdolmetscher der U N E S C O in Paris. Er veröffentlichte u . a . Leben des Dichters Jean-Arthur Rimbaud (1921) und Briefe an meine Tochter (1949). Seine Lebenserinnerungen Kind meiner Zeit erschienen postum 1962. WEITERE WERKE: Heimkehr. Schauspiel. Potsdam 1921. J a c o b , Heinrich Eduard, Pseud. Eric-Jens Petersen, Henry J., Publizist, Schriftsteller, Dramatiker, * 7 . 1 0 . 1 8 8 9 Berlin, t 2 5 . 1 0 . 1 9 6 7 Salzburg. Nach dem Studium der Literatur, der Musikwissenschaften, der Geschichte und Philosophie wandte sich J., Sohn eines jüdischen Bankdirektors, der Schriftstellerei zu. 1921-24 gab er das literarische Monatsmagazin „ D e r Feuerreiter" heraus und arbeitete 1927-33 als Chefkorrespondent für das „Berliner Tageblatt" in Wien. 1 9 3 8 / 3 9 war er in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald interniert, seine Bücher wurden verboten. Dank amerikanischer Intervention konnte J. 1939 in die U S A emigrieren, w o er als Autor und Journalist bis bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 1953 lebte.
E r war mit T h o m a s M a n n und Stefan Z w e i g befreundet. J. war Dramatiker, Lyriker, Erzähler, Biograph und Übersetzer und veröffentlichte u. a. die R o m a n e Jacqueline und die Japaner (1928) und Ein Staatsmann strauchelt (1932). Mit Sage und Siegeszug des Kaffees (1934) und 6000 Jahre Brot (1954, zuerst amerikan. 1944) w u r d e er z u m Begründer des modernen Sachbuchs. WEITERE WERKE: Das Leichenbegängnis der G e m m a Ebria. Novellen. Berlin 1912. - Reise durch den belgischen Krieg. Ein Tagebuch. Berlin 1915. - D e r Zwanzigjährige. Ein symphonischer R o m a n . M ü n c h e n 1918. - Untergang von dreizehn Musiklehrern. Stuttgart u. a. 1924. - D ä m o n e n und Narren. Drei Novellen. F r a n k f u r t / M a i n 1927. - Johann Strauss, Vater und Sohn. Die Geschichte einer musikalischen Weltherrschaft (1819-1917). H a m b u r g 1953. LITERATUR: Η. E. J. 75 Jahre alt. In: Der Journalist 14 (1964) 11, S. 36 f. - Martin Glaubrecht: J„ Η. E. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 217 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 556. - H a n s Jörgen Gerlach: Η. E. J. Between t w o worlds. Berlin 1994. A a c h e n 1997. - J e f f r e y B. Berlin: „War unsere (KZ) G e f a n g e n s c h a f t ein Einzelfall, etwas Monströs-Zufälliges oder w a r sie die natürliche Folge natürlicher G e g e b e n h e i t e n ? " T h e unpublished exile correspondence between Η. Ε. J. and Raoul A u e r n h e i m e r (1939-1943). In: G e r m a n i s c h - R o m a n i s c h e Monatsschrift 4 9 (1999) S. 209-241. - A n j a Clarenbach: Finis libri. Der Schriftsteller und Journalist Η. Ε. J. (1889-1967). Diss. H a m b u r g 2000. J a c o b i , Johann Georg, Schriftsteller, * 2 . 9 . 1 7 4 0 Düsseldorf, t 4 . 1 . 1 8 1 4 F r e i b u r g / B r e i s g a u . Das 1758 in Göttingen b e g o n n e n e Studium der Theologie entsprach ebenso wenig J.s literarischen Neigungen wie das Jurastudium, zu dem er 1761 nach Helmstedt wechselte. Nach Düsseldorf zurückgekehrt, machte ihn sein Bruder Friedrich Heinrich J. mit der neueren französischen Literatur bekannt. Seit 1762 wieder in Göttingen, wandte er sich unter d e m Einfluß von Christian Adolph Klotz den schönen Wissenschaften zu. 1766 erhielt J. in Halle eine Professur f ü r Philosophie und Beredsamkeit. Im selben Jahr lernte er —» Wieland und Gleim kennen; letzterer zog ihn in den Halberstädter Dichterkreis und verschaffte ihm eine Stelle als Kanonikus. 1774 gründete J. in Düsseldorf die Zeitschrift „Iris" (1803-13 unter dem Titel „Iris. Ein Taschenbuch f ü r Frauenzimmer"), zu der —»Goethe Beiträge lieferte. 1784 w u r d e er zum Prof. der schönen Wissenschaften in Freib u r g / B r e i s g a u ernannt. Der Lyriker J. dichtete im Stil der Anakreontik unter dem Einfluß von Wieland und Gleim sowie englischer und französischer Vorbilder. So sind in Winterreise (1769) und Sommerreise (1770) A n k l ä n g e an Technik und Komposition Laurence Sternes unverkennbar. Von den Stürmern und D r ä n g e r n w u r d e J. verspottet, Friedrich —> Nicolai bezeichnete ihn im Sebaldus Nothanker als „Herr von Säugling". WERKE: S ä m m t l i c h e Werke. 3 Tie., Halberstadt 1770-74. 2. Aufl. in 7 Bdn. Zürich 1807-13, 3 1819. 8. Bd. Zürich 1822. LITERATUR: Otto M a n t h e y - Z o r n : J. G. J.s Iris. Zwickau 1905. - Ursula Schober: J. G. J.s dichterische Entwicklung. Breslau 1938. - Adalbert Eischenbroich: J., J. G. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 224-226. - J. G. J. in Freiburg
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Jacobi und sein oberrheinischer Dichterkreis. Red. A c h i m Auernhammer. Freiburg/Breisgau 2 2001 (Ausstellungskatalog). Briefe der Brüder J. G. und Friedrich Heinrich J. Red. Bernd Kortländer. Berlin 2004. J a c o b i , Werner (Rudolf Fritz), Jurist, Politiker, * 1 8 . 1 . 1 9 0 7 Dortmund, t 5 . 3 . 1 9 7 0 Köln. J., dessen Vater zeitweise Bürgermeister in Langendreer war, studierte seit 1926 Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg/Breisgau, Heidelberg, Berlin und Bonn. Nach d e m Eintritt in den Staatsdienst wurde er 1923 Mitglied der SPD, gehörte 1927 zu den Gründern des DeutschRepublikanischen Studentenbundes, verlor 1933 seine Stelle und arbeitete danach in der Metallindustrie. 1937 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" inhaftiert und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. 1940 kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen, 1941 in das Vernichtungslager Groß-Rosen, aus dessen Außenlager Hersbrück bei Nürnberg ihm am 1 1 . 4 . 1 9 4 5 die Flucht gelang. 1945 war J. Landrat, 1946-48 Oberbürgermeister und bis 1950 Mitglied des Rates der Stadt Iserlohn. 1946-48 leitete er als stellvertretender Chefredakteur die „Westfälische Rundschau" in Dortmund, gehörte d e m Provinziallandtag von Westfalen, 1946-50 dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an und war Vorsitzender des Verfassungsausschusses. 1947-50 amtierte er als Staatskommissar gegen Korruption und Mißwirtschaft in Nordrhein-Westfalen, w u r d e 1949 Mitglied des Deutschen Bundestags und war 1950-56 Beigeordneter der Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Städtetags. 1956 wurde er Hauptgeschäftsführer des Verbandes k o m m u n a l e r Unternehmen. J. veröffentlichte u. a. Die Vereinfachung der Verwaltung (1947). WEITERES WERK: Mit M a x Adenauer: Ordnungsprobleme der kommunalen Wirtschaft. Köln 1964. LITERATUR: W. J. Oberbürgermeister 1946-1948. Hrsg. v. SPD-Stadtverband Iserlohn. Iserlohn [1986]. - M d B , Bd. 1, 2002, S. 379 f. J a c o b o w s k i , Ludwig, Schriftsteller, * 2 1 . 1 . 1 8 6 8 Strelnow, f 2 . 1 2 . 1 9 0 0 Berlin. J. studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Berlin und Freiburg/Breisgau und gründete 1890 gemeinsam mit Richard —»Zoozmann die Berliner Zeitschrift „Der Zeitgenosse". 1891 wurde er promoviert. J. gab im Verlauf seines Lebens drei weitere Zeitschriften, u. a. seit 1898 die „Gesellschaft" heraus. Er arbeitete im „Verein zur A b w e h r des Antisemitismus" und war Gründer des Berliner Klubs „Die K o m m e n d e n " , d e m Schriftsteller und Künstler angehörten. Er veröffentlichte u. a. den Gedichtband Aus bewegten Stunden (1888) und 1892 in zweiter Fassung Werther der Jude. WEITERE WERKE: A u f t a k t zur Literatur des 20. Jahrhunderts. Briefe aus dem Nachlaß von L. J. Hrsg. v. Fred B. Stern. 2 Bde., Heidelberg 1974. - Gesammelte Werke in einem Band. Hrsg. v. Alexander Müller. Oldenburg 2000. LITERATUR: Friedrich H e r m a n n : L. J. Ein modernes Dichterbild. Berlin 1901. - M a r i e Stona (Hrsg.): L. J. im Lichte des Lebens. Breslau 1901. - Richard M . Werner: J., L. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 5, 1903, S. 28-31. - Fred B. Stern: L. J. Persönlichkeit und Werke eines Dichters. Darmstadt 1966 (Bibl., Lit.). - Renate Heuer: J„ L. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 240 f. J a c o b s , Monty, eigentl. M o n t a g u e Jacobsohn, Theaterkritiker, Publizist, * 5 . 1 . 1 8 7 5 Stettin, t 2 9 . 1 2 . 1 9 4 5 London. J. studierte an den Universitäten M ü n c h e n , Berlin und Heidelberg deutsche Philologie und Literaturgeschichte und w u r d e 1897 zum Dr. phil. promoviert. Erste journalistische Kenntnisse erwarb er bei der „Berliner Morgenpost" und der „Berliner Zeitung", bevor er 1903 als Theaterkritiker
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z u m „Berliner Tageblatt" ging. 1919 wechselte er zur „Vossischen Zeitung", war dort seit 1921 Chef des Feuilletons, wurde 1933 dieser Position enthoben und 1934 entlassen. 1937 mit Schreib- und Veröffentlichungsverbot belegt, emigrierte J. 1938 nach L o n d o n , w o er 1 9 4 1 / 4 2 f ü r „Die Zeit u n g " tätig w a r und 1943 f ü r die „Freie Tribüne" schrieb. Er verfaßte u . a . Deutsche Schauspielkunst (1913, neu hrsg. von E v a Stahl, 1954). WEITERE WERKE: Maeterlinck. Eine kritische Studie zur E i n f ü h r u n g in seine Werke. Leipzig 1901. - Ibsens Bühnentechnik. Dresden 1920. - Jonathan Swift. Berlin 1948. LITERATUR: Rudolf Pechel: M . J. In: Die Gegenwart 1 (1946) 1 0 / 1 1 , S. 36. - Joachim-Werner Preuß: Der Theaterkritiker M . J. (1875-1945). Ein Beitrag zur Geschichte der neueren Theaterkritik. Berlin 1965. - Rolf Badenhausen: J., M . In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 244 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 559.
J a c o b s o h n , Siegfried, Theaterkritiker, Publizist, Redakteur, * 2 8 . 1 . 1 8 8 1 Berlin, t 3 . 1 2 . 1 9 2 6 Berlin. Der aus einer wenig begüterten Kaufmannsfamilie stamm e n d e J. studierte seit seinem 15. Lebensjahr als Gasthörer an der Univ. Berlin Germanistik, gehörte vom 13. bis zum 20. Lebensjahr beiden Freien Volksbühnen an und begann 1901, als Theaterkritiker an der „Welt a m M o n t a g " mitzuarbeiten. Nach Reisen nach Österreich, Italien und Frankreich gründete er 1905 in Berlin die Wochenschrift „ S c h a u b ü h n e " (seit 1918, nach Erweiterung der T h e m e n kreise, „Die Weltbühne"). In ihr veröffentlichten u. a. Kurt —»Tucholsky und Lion —>Feuchtwanger Beiträge. Von 1907 an w a r J. auch als Berliner Theaterkorrespondent für die Wiener „Zeit" tätig, von 1910 an als Theaterkritiker f ü r die deutsche „Montagszeitung" Berlin. J., der sich für naturalistische Autoren einsetzte, schrieb u. a. Das Theater der Reichshauptstadt (1904), Max Reinhardt (1910; völlig veränderte 4. und 5. Aufl., 1921) und Das Jahr der Bühne (10 Bde., 1911-21). WEITERE WERKE: Der Fall J. Berlin 1913. - Jahre der Bühne. Theaterkritische Schriften. Hrsg. v. Walther Karsch. Reinbek 1965. - Briefe an Kurt Tucholsky 1915-1926. Hrsg. v. Richard von Soldenhoff. M ü n c h e n / H a m b u r g 1989. Antworten. Eine Auswahl 1905-1918. Hrsg. v. Andreas Schätzke. Bonn 1998. LITERATUR: Kurt Tucholsky: Gedenken an S. J. In: Die Weltbühne (Charlottenburg) 23 (1927) 48, S. 810-812. Nachdr. in: Ebd. (Berlin) 20 (1965) 5, S. 152-155. - Wolfgang Steinke: Der Publizist S. J. als Theaterkritiker. Berlin 1960. - Rolf Schulze: Der Theaterkritiker S. J. Diss. Leipzig 1964. - Ruth Greuner: S. J. Im Schwerefeld der Politik. In: Dies.: Gegenspieler. Profile linksbürgerlicher Publizisten aus Kaiserreich und Weimarer Republik. Berlin 1969, S. 89-126. - Rolf Badenhausen: J„ S. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 245 f. - Rolf Michaelis: Von der Bühnenwelt zur Weltbühne. S. J. und die Schaubühne. Königstein/ Taunus 1980. - Marcel Reich-Ranicki: S. J. Der solide Schwärmer. In: Ders.: Die Anwälte der Literatur. Stuttgart 1994, S. 203-216. - Stefanie Oswalt: S. J. Ein Leben für die Weltbühne. Gerlingen 2001.
J a c o b s o n , Leopold, Redakteur, Schriftsteller, * 3 0 . 6 . 1 8 7 8 Czernowitz, t 2 3 . 2 . 1 9 4 3 Theresienstadt. J. schrieb als Journalist für die „Deutsche Zeitung", wechselte dann zum „Neuen Wiener Journal" und ging als dessen Korrespondent nach Berlin. N a c h einer Periode als erster Redakteur der „Berliner Morgenpost" kehrte er als Theaterkritiker des „Neuen Wiener J o u r n a l s " nach Wien zurück, w o er
Jäckh zum Chefredakteur des Blatts aufstieg. J. schrieb Bühnenwerke und Operettenbücher wie Walzerlraum (1907) oder Auf Befehl der Kaiserin (1914). LITERATUR: J., L. In: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft (1929) S. 280 f. J a c o b y , Johann, Politiker, Mediziner, * 1.5.1B05 Königsberg (Preußen), t 6 . 3 . 1 8 7 7 Königsberg. Nach dem Studium der Medizin in Königsberg und der Promotion 1827 (De natura delirii trementis) ließ sich J. 1830 dort als selbständiger Arzt nieder. In einer 1833 veröffentlichten Streitschrift setzte er sich f ü r die volle Gleichstellung der Juden ein und versammelte seit 1839 eine Anzahl liberal Gesinnter um sich. In dem 1841 zunächst a n o n y m herausgegebenen Schreiben Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen forderte J. u. a. eine allgemeine Volksvertretung. Wegen Majestätsbeleidigung angeklagt, wurde er in zweiter Instanz freigesprochen. J. hatte einen Sitz im Vorparlament, war stellvertretender Abgeordneter in der preuß. Nationalversammlung und w u r d e 1849 Mitglied der Zweiten Kammer. Nach deren Auflösung wurde er Mitglied der Deutschen Nationalversammlung. Eine Klage wegen Hochverrats endete 1849 mit einem Freispruch. Seit 1859 gehörte J. dem Deutschen National verein an, seit 1861 der Deutschen Fortschrittspartei. 1863-70 vertrat er den 2. Berliner Wahlbezirk im Abgeordnetenhaus. J. gründete 1867 die Tageszeitung „Die Z u k u n f t " und setzte sich seit 1868 vermehrt f ü r die Arbeiterbewegung ein. Eine Wahl in den Reichstag 1874 lehnte er ab. WEITERE WERKE: Politisches Büchlein für Deutsche. Altenburg 1833. - Der freie Mensch. Rück- und Vorschau. Berlin 1866. - Gesammelte Schriften und Reden. 2 Bde., Hamburg 1872, 2 1877. - Briefwechsel 1816-1849. Hrsg. v. E d m u n d Silberner. Hannover 1974. - Briefwechsel 1850-1877. Hrsg. v. Edmund Silberner. Bonn 1978. LITERATUR: Peter Schuppan: J. J. und seine politische Wirksamkeit innerhalb der bürgerlich-demokratischen B e w e g u n g des Vormärz. Diss. Berlin 1963. - E d m u n d Silberner: J., J. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 254 f. - Ders.: J. J. Politiker und Mensch. Bonn-Bad Godesberg 1976. - Berat Engelmann: Die Freiheit! Das Recht! J. J. und die A n f ä n g e unserer Demokratie. Berlin 1984. - Rolf Weber: Das Unglück der Könige. J. J. 1805-1877. Berlin 1987. Neuausg. unter dem Titel: J. J. Köln 1988. - Gabriele Schneider (Hrsg.): Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen. Unbekannte Briefe der Schriftstellerin Fanny Lewald an den liberalen jüdischen Politiker J. J. aus den Jahren 1 8 6 5 / 6 6 . F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1996. J a c q u e s , Norbert, Schriftsteller, * 6 . 6 . 1 8 8 0 Luxemburg, t 1 6 . 5 . 1 9 5 4 Koblenz. J. arbeitete nach dem Studium an der Univ. Bonn in der Redaktion der „Oberschlesischen Zeitung", danach in der Berliner Redaktion der „Frankfurter Zeitung". Er ließ sich am Bodensee als Landwirt nieder und bereiste Europa, China und Afrika. Später lebte er zeitweise in Hamburg. J. schrieb u. a. Die Frau von Afrika (1921) und Das Erbe auf Sumatra (1949), die Biographien Der Trommler Barnum (1943) und Der Stemenrechner Behaim (1946) sowie die Autobiographie Mit Lust gelebt. Mehrere seiner Romane, u. a. Dr. Mabuse, der Spieler, wurden verfilmt. WEITERE WERKE: Landmann Hai. Berlin 1919. - Der Bundschuhhauptmann Joß. Berlin 1936. - Leidenschaft. Ein Schiller-Roman. Berlin 1939. Neu hrsg. v. Sibylle Fuchs. Blieskastel 2001. - D e r Bodensee h i n t e n h e r u m . . . 33 kulturhistorische Skizzen. Hrsg. v. Josef Hoben. Uhldingen 1995. LITERATUR: N. J. In: Der Journalist 4 (1954) 6, S. 25. Günter Scholdt: Der Fall N. J. Über Rang und Niedergang eines Erzählers (1880-1954). Stuttgart 1976. - Josef Hoben: N. J. (1880-1954). Uhldingen 1994.
J a e c k , Heinrich, Ordensname: Joachim, Zisterzienser, Bibliothekar, * 3 0 . 1 0 . 1 7 7 7 B a m b e r g , t 2 6 . 1 . 1 8 4 7 Bamberg. J., Sohn eines Wirts und Bierbrauers, trat 1796 in das Kloster L a n g h e i m ein. Er studierte Theologie, Philosophie, Philologie, Geschichte und Rechtswissenschaft. 1797 legte er die Profeß ab und empfing 1801 die Priesterweihe. Nachd e m L a n g h e i m niedergebrannt war, ü b e r n a h m J. 1802 als Klosterbibliothekar die N e u o r d n u n g der Bibliothek. 1803 vorübergehend an der Univ. Erlangen tätig, trat er in den Staatsdienst ein. Mit Alexander Schmötzer u n d Konrad Frey w u r d e er als Kustos damit betraut, die Bibliotheken der aufgelösten Klöster und Stifte in die B a m b e r g e r Kurfürstliche (seit 1806 Königliche) Bibliothek einzugliedern. J. leitete die Bibliothek seit 1815 allein u n d lehrte seit 1803 Englisch a m B a m b e r g e r Lyzeum. 1832 w a r er Mitbegründer des „Bamberger Tagblatts". Er veröffentlichte u. a. Geschichte der Provinz Bamberg vom Jahre 1006 bis 1803 ( 1 8 0 9 / 1 0 ) , Betrachtung Uber die römisch-katholische Kirche mit ihren Jesuiten (1819), Galerie der vorzüglichsten Klöster Deutschlands (1831-33) und Wie können die Geistlichen die Achtung der Weltlichen wiedererlangen? (1833). LITERATUR: Hans Fischer: J., H. J. In: L e b e n s l ä u f e aus Franken. Bd. 1. Hrsg. v. Anton Chroust. M ü n c h e n / L e i p zig 1919, S. 214-234. - Ferdinand Geldner: J., H. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 261. - Karl Klaus Walther: J. H. J. Kulturstifter, Wissenschaftler, Bewahrer von B a m b e r g s literarischem Erbe. In: Philobiblon 4 0 (1996) 4, S. 325-337. Wilhelm Schleicher: H. J. J. und die Königliche Bibliothek zu Bamberg. Eine biographische Skizze. In: B a m b e r g wird bayerisch. Hrsg. v. Renate Baumgärtel-Fleischmann. B a m berg 2003, S. 259-262. J ä c k h , Ernst, Politologe, Publizist, * 2 2 . 2 . 1 8 7 5 Urach (Württemberg), t 1 7 . 8 . 1 9 5 9 N e w York. Nach d e m Studium der Literatur, Sprachwissenschaften, Nationalökonomie und Geschichtsphilosophie in Heidelberg, Genf, Breslau und M ü n c h e n w u r d e J. C h e f r e d a k t e u r der Stuttgarter Zeitung „Schwabenspiegel". 1902-12 arbeitete er f ü r die „Neckar-Zeitung" in Heilbronn, danach in Berlin für die Wochenblätter „Deutsche Politik" und „Der Staat seid Ihr". 1914 w u r d e er als Prof. für türkische Geschichte an die Berliner Univ. berufen. J. war g e s c h ä f t s f ü h r e n d e r Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, B e g r ü n d e r und Präsident der Deutsch-Türkischen Vereinigung und Herausgeber der „Deutschen Orientbücherei". 1918 w u r d e er stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Liga im Völkerbund und war 1926-33 geschäftsführender Vorsitzender der von ihm gegründeten Hochschule f ü r Politik in Berlin sowie der Friedensakademie. Nach Vortragsreisen 1926 und 1932 nach A m e r i k a und 1935 in die Türkei gründete er dort die N e w C o m m o n w e a l t h Organisation. Als Prof. an der C o l u m b i a University in N e w York leitete er ein Institut f ü r den Nahen und Mittleren Osten. J. schrieb u. a. Werkbund und Mitteleuropa (1916), Politik als Wissenschaft (1930), Geschichte der Deutschen Hochschule für Politik (1952, mit Otto Suhr) und die Autobiographie Der goldene Pflug (1954). WEITERE WERKE: Der aufsteigende H a l b m o n d . Beitrag zur türkischen Renaissance. Berlin-Schöneberg 1911. Stuttgart 6 1916. - Deutschland, das Herz Europas. Stuttgart 1928. A m e r i k a und wir. Stuttgart 1929. Neuaufl. 1951. - Weltsaat. Erlebtes und Erstrebtes. Stuttgart 1960. LITERATUR: Reinhard Opitz: Ideologie und Praxis des deutschen Sozialliberalismus 1917-1933. Untersucht unter besonderer Berücksichtigung von Paul Rohrbach, E. J., Theodor Heuss, Walter Rathenau und Erich Koch-Weser. Marb u r g / L a h n 1973. - Walter M o g k : J„ E. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 264-267.
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Jaeckle J a e c k l e , Erwin, schweizer. Schriftsteller, Literaturkritiker, * 1 2 . 8 . 1 9 0 9 Zürich, t 2 . 1 0 . 1 9 9 7 Zürich. Das Studium der Philosophie und Germanistik Schloß J. 1936 an der Univ. Zürich mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Rudolf Pannwitz, eine Darstellung seines Weltbildes). Anschließend arbeitete er als Verlagslektor und war 1943-71 Chefredakteur der von ihm mitbegründeten Zeitung „Die Tat", 1962-77 als Nachfolger von M a x —»Rychner auch Redakteur der „Literarischen Tat". 1942-50 Mitglied des Rats von Zürich, war er 1 9 4 4 / 4 5 dessen Präsident und gehörte 1947-62 d e m Nationalrat an. J.s vielfältiges Werk umfaßt zahlreiche Bände Lyrik (u.a. Die Trilogie Pan, 1934; Glück in Glas, 1957; Eineckgedichte, 1974), Essays (u.a. Bürgen des Menschlichen, 1945; Evolution der Lyrik, 1972) und Sachbücher über philosophische und religiöse Themen (u. a. Phänomenologie des Lebens, 1951; Die Osterkirche, 1970) sowie mehrere Erinnerungsbücher (u. a. Die Zürcher Freitagsrunde. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte, 1975; Meine alamannische Geschichte, 1976). WEITERE WERKE: Gedichte aus allen Winden. Zürich 1956. - Das himmlische Gelächter. Zürich 1962. - Zirkelschlag der Lyrik. Zürich 1967. - Schattenpfad. Frühe Erinnerungen. Zürich 1978. - Niemandsland der Dreissigerjahre. M e i n e Erinnerungen 1933-1942. Zürich 1979. - Vom sichtbaren Geist. Naturphilosophie. Stuttgart 1984. LITERATUR: Willem Enzinck, Eduard Stäuble: E. J. in Porträt und Selbstporträt. Lahnstein 1993. J ä g e r , Eugen, Verleger, Publizist, * 2 7 . 8 . 1 8 4 2 Annweiler, t 7 . 5 . 1 9 2 6 Speyer. In M ü n c h e n zum Dr. phil. promoviert, studierte J. Naturwissenschaften und Ingenieurwesen in Karlsruhe, München und Zürich. Seit 1871 als Redakteur tätig, wurde er 1886 Eigentümer der 1849 begründeten „Pfälzer Zeitung" sowie der F i r m a ,Jägersche Buchdruckerei und Buchhandlung, Speyer und Ludwigshafen". 1887-1911 war er Mitglied des Bayerischen Landtags, seit 1898 auch des Deutschen Reichstags (Zentrum) und der Bayerischen Nationalversammlung. J. beschäftigte sich vorwiegend mit sozialen Themen, der Agrarfrage und dem Genossenschaftswesen sowie der Kirchenpolitik und veröffentlichte u . a . Der moderne Sozialismus (1873) und Die Agrarfrage der Gegenwart (4 Bde., 1882-93). WEITERE WERKE: Geschichte der socialen B e w e g u n g und des Socialismus in Frankreich. Berlin 1876. - Das Genossenschaftswesen und die R e f o r m des Genossenschaftsgesetzes. Berlin 1884. - Die Wohnungsfrage. 2 Bde., Berlin 1 9 0 2 / 0 3 . - Krieg und Kriegsziele. Regensburg 1917. - Erinnerungen aus der wilhelminischen Zeit. Augsburg 1926. LITERATUR: Dr. E. J . t In: Der Zeitungs-Verlag 27 (1926) Nr. 20, Sp. 1179 f. - E. J. und die deutsche Genossenschaftsbewegung. Red. Rainer W i e l a n d / K a r l - M a r k u s Ritter. Speyer 2004. - R u d o l f Morsey: E. J. (1842-1926). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 11. Münster 2004, S. 11-22. J ä g e r , Gustav, österr. Unternehmer, Alpinist, * 2 . 2 . 1 8 1 5 Villach (Kärnten), t 7 . 4 . 1 8 7 5 Wien. N a c h dem Studium der Mineralogie am k. k. Polytechnikum übernahm J. 1840 das H a m m e r w e r k Hohenmauthen, 1849 eine lithographische Anstalt in Wien. 1868-75 gab er die Zeitschrift „Der Tourist" heraus, gründete 1869 den Österreichischen Touristenclub und leitete 1871 die touristische Erstbesteigung des Wischbergs. 1873 präsentierte er auf der Wiener Weltausstellung eine touristisch alpine Kollektion. J. veröffentlichte mehrere Monographien und Touristenführer, u. a. Das Stuhleck bei Spital am Semmering (1868). LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 55.
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J a e g e r , H a n s (Heinrich Ferdinand), Publizist, * 1 0 . 2 . 1 8 9 9 Berlin, t 1 2 . 1 0 . 1 9 7 5 London. J., Sohn eines Bildhauers, studierte 1919-22 Geschichte, Germanistik, Philosophie und Volkswirtschaft in Berlin, F r a n k f u r t / M a i n und Köln und war Privatlehrer und Redakteur. Seit 1918 gehörte er d e m Spartakusbund an, danach der K P D . Bis 1925 war er Leiter des W o l f F s e h e n Telegraphenbüros in Köln, wurde 1925 Mitglied des Instituts für Sozialforschung in F r a n k f u r t / M a i n und führte bis 1929 den dortigen Marx-Engels-Verlag. Er schrieb für mehrere Zeitschriften und übernahm 1929 die Leitung des Marx-EngelsVerlags in Berlin. 1933 emigrierte J. nach Prag, trat 1935 aus der K P D aus und arbeitete in der Folgezeit f ü r die Periodika „Volksrecht" (Zürich), „Der Deutsche in Polen" und „Freies Deutschland". 1937 w a r er Gründungsmitglied der Deutschen Front gegen das Hitlerregime. 1939 floh J. nach Polen und wurde 1 9 4 0 / 4 1 interniert. 1942 gründete er den „Klub Kunstruktivisten" und gab seit 1949 das „Bulletin on G e r m a n Questions" heraus, seit 1971 auch die „Afro-Asian Latin-American Information". J. veröffentlichte u. a. Staatsallmacht und Bürokratismus in der Sowjetunion (1953) und The Reappearance of the Swastika (1961). WEITERES WERK: Essays on G e r m a n literature 1935-1962. Bloomington, Indiana 1968. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 327 f. J a e g e r , Henry, eigentl. Karl-Heinz Jäger, Schriftsteller, * 2 9 . 6 . 1 9 2 7 F r a n k f u r t / M a i n , t 4 . 2 . 2 0 0 0 Ascona (Schweiz). Der Sohn eines Kupferschmieds war nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft als Laborant tätig und bemühte sich in Abendkursen um die Hochschulreife. 1956 wegen gemeinschaftlicher Raubüberfälle zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, wurde J. 1963 begnadigt und trat in die Redaktion der „Frankfurter R u n d s c h a u " ein. 1965 ließ er sich als freier Schriftsteller in der Schweiz nieder. 1962 mit dem R o m a n Die Festung einem breiten Publikum bekannt geworden, veröffentlichte J. mit Die Rebellion der Verlorenen (1963) und Die bestrafte Zeit (1964) zwei weitere Romane, in denen er mit genauen, zum Teil drastischen Milieuschilderungen die Situation sozialer Randgruppen als ausweglos und zwangsläufig zu Gewalt und Kriminalität führend beschreibt. Die meisten weiteren R o m a n e von J., der auch Fortsetzungsromane schrieb, sind der Trivialliteratur zuzugerechnen (u.a. Das Freudenhaus, 1966; Onkel Kalibans Erben, 1981; Glückauf Kumpel oder Der große Beschiss, 1988). Autobiographisch ist sein Nachruf auf ein Dutzend Gauner (1975). LITERATUR: H. J . t In: Fachdienst Germanistik 18 (2000) 4, S. 11. J ä g e r , Josef, schweizer. Politiker, * 1 . 1 2 . 1 8 5 2 Säckingen, t 1 9 . 7 . 1 9 2 7 Baden (Kt. Aargau). Nach d e m Studium der Germanistik und Nationalökonomie in Genf, Zürich und Tübingen war J. Lehrer und Rektor der Bezirksschule in Aarau. 1884 begründete er die „Schweizer Freie Presse" und übernahm deren Leitung. Er gehörte dem Verfassungsrat an, der zuständig war f ü r die neue Staatsgrundlage von 1885, vertrat die demokratische Partei im Großen Rat und gründete den Aargauischen Bauernbund. 1889 w u r d e J. Stadtrat, 1910 Stadtammann von Baden und hatte 1896-1922 einen Sitz im Nationalrat. LITERATUR: Otto Hunziker: Nationalrat J. J„ der Stadtammann von Baden 1852-1927. Zürich/Leipzig 1935. J ä n e c k e , Waither, Verleger, * 8 . 7 . 1 8 8 8 Hannover, t 2 0 . 1 0 . 1 9 6 5 Walchensee bei Kochel. N a c h juristischen Studien in Grenoble, Freiburg und Göttingen w u r d e J. 1912 in Heidelberg mit einer Arbeit über Die Handelsbücher im Prozeß promoviert. Nach Ende des Ersten
Jahr Weltkriegs, den er als Reserveoffizier an der Front mitgemacht hatte, übernahm er die Verlagsleitung des „Hannoverschen Kuriers". 1926 w u r d e er in den Vorstand berufen und wenige Jahre später zum stellvertretenden Leiter des Reichsverbandes deutscher Zeitungsverleger bestellt. J„ Mitglied der Deutschen Volkspartei, gehörte dem Provinziallandtag für Hannover und dem Reichsrat an; die Ereignisse des Jahres 1933 zwangen ihn zur A u f g a b e dieser Ämter. Nach 1945 war er um neue Organisationsformen f ü r die Zusammenarbeit der Zeitungsverleger bemüht. Nach Überwindung der Finanz- und Lizenzierungsschwierigkeiten erfolgte 1949 die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Pressefragen" (später „Verein Deutscher Zeitungsverleger"), deren Vorsitzender J. wurde. Seit 1954 amtierte er als Bevollmächtigter des Präsidiums des neugegründeten Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. J. gehörte auch dem Präsidium des Zentralausschusses der Werbewirtschaft und 1951-57 dem Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur an. WEITERE WERKE: Mit Heinrich Walter: Zeitung als Aufgabe. 60 Jahre Verein Deutscher Zeitungsverleger, 1894-1954. Wiesbaden 1954. LITERATUR: Fritz Hartmann: Festschrift zum fünfundsiebzigjährigen Bestehen des Hannoverscher Kuriers a m 1. Januar 1924. Hannover 1923. J ä n i c k e , Johannes, evang. Theologe, Landesbischof von Sachsen, * 2 3 . 1 0 . 1 9 0 0 Berlin, t 3 0 . 3 . 1 9 7 9 H a l l e / S a a l e . Während seiner Studien in Berlin und Basel war J. Schüler u. a. von Adolf von H a r n a c k und Adolf Deißmann, später übten Christoph Blumhardt und vor allem Karl Barth entscheidenden theologischen Einfluß auf ihn aus. 1 9 2 5 / 2 6 Stadtvikar in Berlin, ü b e r n a h m er in den folgenden Jahren seelsorgerische A u f g a b e n in Luckenwalde, Halle und Palmnicken (Ostpreußen). 1930-33 war J. Herausgeber des Kirchenblatts „Mut und Kraft", gehörte während der Zeit des Nationalsozialismus der Bekennenden Kirche an und arbeitete in der Leitung des Ostpreußischen Bruderrats mit. Nach Kriegsende war er kommissarischer Pfarrer in BerlinSchlachtensee, 1 9 4 8 / 4 9 Direktor des Burckhardthauses und bis 1955 Propst zu Halle und Merseburg, ehe er zum Landesbischof der Provinz Sachsen gewählt wurde. 1968 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück. J a h n , H a n s Edgar, Jurist, Politiker, Publizist, * 2 1 . 1 1 . 1 9 1 4 Neustettin ( P o m m e r n ) , f 2 1 . 4 . 2 0 0 0 Bonn. J., Sohn eines Schmiedemeisters, leistete 1933-38 Wehrdienst bei der Marine und studierte seit 1939 an der Univ. Berlin Geschichte, Geographie, Geopolitik, Außenwirtschaft und Völkerrecht. 1939 vorübergehend eingezogen, nahm er seit 1942 am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte. Seitdem betätigte sich J. als Journalist und Publizist. 1951-63 war er PR-Berater von Konrad Adenauer, 1958-70 Verleger und Herausgeber der Monatsschriften „Politische Welt" und „Politische I n f o r m a t i o n e n " sowie des „Taschenbuchs für Wehrfragen". J. gehörte zu den Begründern der politisch umstrittenen Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise (ADK), die er 1951-57 leitete; von 1957 bis zu ihrer Auflösung 1969 war er ihr Präsident. 1954 wurde er Mitglied des Institute of Public Relations (IPR) in London. 1957 gründete er die Studiengesellschaft f ü r Public Relations e. V. und w u r d e deren Geschäftsführender Vorsitzender. 1 9 5 8 / 5 9 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Graz, w o er 1959 mit der Arbeit Der Bagdadpakt und seine wirtschaftspolitische Integrationsproblematik zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. 1962-95 war J. Präsident der Pommerschen Abgeordnetenversammlung, seit 1995 deren Ehrenpräsident, seit 1964 Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen, 1967-74 dessen Vizepräsident und 1967-76 Präsident der Ostdeutschen Landesvertre-
tungen. Er war zeitweise auch Vizepräsident der PaneuropaUnion Deutschland e. V. 1970-77 w a r J„ seit 1947 Mitglied der C D U , Vorsitzender des C D U - L a n d e s v e r b a n d e s Braunschweig, zu dessen Ehrenvorsitzendem er 1977 ernannt wurde. E r gehörte d e m Landesvorstand der C D U Niedersachsen und d e m Bundesausschuß der C D U an. 1965-80 w a r J. Mitglied des Deutschen Bundestages, 1970-79 Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Leiter des I n f o r m a tionsausschusses, außenpolitischer Sprecher der christlichdemokratischen Fraktion und Vizepräsident des Ausschusses für Umweltschutz, Volksgesundheit u n d Verbraucherschutz sowie des Assoziationsausschusses EG-Türkei. Er veröffentlichte u. a. Gesellschaft und Demokratie in der Zeitwende (1955, 2 1957), Weltpolitische Wandlungen vom Ausgang des Mittelalters bis zum Beginn des Atomzeitalters (1956), Türkei (1963), Pommersche Passion (1964), Die deutsche Frage von 1945 bis heute. Der Weg der Parteien und Regierungen (1985) und An Adenauers Seite. Sein Berater erinnert sich (1987). WEITERE WERKE: Vertrauen, Verantwortung, Mitarbeit. Eine Studie über public relations Arbeit in Deutschland. Oberlahnstein 1953. - Rede, Diskussion, Gespräch. Frankfurt am Main 1954. - Kultur- und Informationsarbeit der westlichen Demokratien. Darmstadt 1955. - L e b e n d i g e Demokratie. Die Praxis der politischen Meinungspflege in Deutschland. Frankfurt a m Main 2 1956. - Für und gegen den Wehrbeitrag. A r g u m e n t e und Dokumente. Köln 1957. Hrsg. mit Kurt Neher: Die Bundeswehr. Bonn 1957. - Wir und die Welt. F r a n k f u r t / M a i n 1958. - Mit A r m i n Roth: Spionage in Deutschland. Preetz 1962. - Vom B o s p o r u s nach Hawai. 14 Stationen einer Weltreise. 14 H e r a u s f o r d e rungen des weißen Mannes. M ü n c h e n 1962. - Vom Feuerland nach Mexiko. Lateinamerika am Scheideweg. M ü n c h e n 1962. - 10 Jahre nach Stalins Tod. Wandel in der S o w j e t union? M ü n c h e n 1964. - Hrsg.: C D U und M i t b e s t i m m u n g . D e r Weg zur M i t b e s t i m m u n g s f o r m e l der C D U auf d e m Parteitag 1968. Stuttgart 1969. - Ostpommern. M a n n h e i m 1987. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 3 8 6 f. J a h r , John, Verleger, * 2 9 . 4 . 1 9 0 0 Hamburg, t 8 . 1 1 . 1 9 9 1 Hamburg. Nach einer k a u f m ä n n i s c h e n Lehre (seit 1916), der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg (1918) und einem Volontariat bei d e m neugegründeten H a m b u r g e r „Sport Extra-Blatt" (1920) arbeitete J., Sohn eines gelernten Z i m m e r m a n n s und späteren Feuerwehrmanns, 1920-24 als Sportredakteur f ü r die „Hamburger Nachrichten", ehe er 1924 mit d e m Magazin „Sport-Chronik" den Einstieg ins eigene Verlagsgeschäft wagte. N a c h der Trennung vom Sportchronik-Verlag erw a r b er 1926 den Autoadressen- und Sportverlag Dr. von Arnim & Co. und w u r d e gleichzeitig Leiter eines Anzeigenbüros, das 1929 im Gefolge der Weltwirtschaftskrise schließen mußte. 1928 ü b e r n a h m J. exklusiv für Deutschland die Bildauswertung der Olympischen Spiele in A m s t e r d a m und verlegte Sportbände. Er erhielt die Generalvertretung für die Anzeigen der Wochenschrift „Arbeiter-Illustrierte Zeitung" und der Frauenzeitschrift „Weg der Frau", die beide zum M ü n z e n b e r g - K o n z e r n gehörten. Nach dem Verbot der Blätter 1933 und der von den Nationalsozialisten e r z w u n g e nen Niederlegung der G e s c h ä f t s f ü h r u n g im Verlag Dr. von Arnim übersiedelte J. nach Berlin, wurde im Mai desselben Jahres Mitglied der N S D A P , vermarktete W e r b u n g f ü r die Olympischen Spiele 1936 in Berlin und produzierte für die Reichssportführung einen Olympia-Kalender. 1937 gründete er den Buchverlag „Die Heimbücherei John J a h r " und erwarb die Zeitschrift „Die j u n g e D a m e " , zu deren C h e f r e dakteur Hans —>Huffzky berufen wurde. Im Herbst 1944 wurden alle Unternehmen liquidiert. Nach H a m b u r g zurückgekehrt, erhielt J. im Oktober 1947 mit Axel —»Springer die Lizenz N u m m e r 150 f ü r die
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Jaksch Herausgabe der Frauenzeitschrift „Constanze" (1969 eingestellt), die zum Vorbild vieler Frauenzeitschriften wurde. 1960 schied Springer, der seit 1955 nur noch 25 Prozent hielt, aus der Constanze-Verlags G m b H aus. 1950-62 war J. mit 50 Prozent an der Spiegel-Verlag Rudolf Augstein G m b H & C o . beteiligt. 1957 ü b e r n a h m er die „Brigitte" vom Ullstein-Verlag, die 1971 eine verkaufte Auflagevon 1,4 Millionen erreichte und damit zur größten Frauenzeitschrift Europas wurde. Seit 1960 erschien die „Constanze"Beilage „Schöner W o h n e n " als eigenständige Zeitschrift, seit 1964 „Petra" (1969 an den Jahreszeiten-Verlag verkauft). Im selben Jahr gründete J. in Berlin die Constanze- (später John Jahr-) Verwaltungs- und Druckgesellschaft m b H und beteiligte sich mit zwei Dritteln am 1961 von Adolf Theobald ins Leben gerufenen Wirtschaftsmagazin „Capital". 1960 wurde er Repräsentant einer Gruppe von Verlegern im Gesellschafterausschuß Freies Fernsehen G m b H , die ein privates, zweites Fernsehen vorbereitete; die Idee eines Verlegerfernsehens scheiterte jedoch am Verfassungsgericht. 1965 gründete J. (32,25 Prozent) mit dem Druckereibesitzer Richard Gruner (39,5 Prozent) und Gerd —»Bucerius (28,25 Prozent ) mit der Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr G m b H & Co. den zweitmächtigsten Pressekonzern der Bundesrepublik Deutschland, in den neben dem ConstanzeVerlag auch der Verlag Henri N a n n e n mit der Illustrierten „Stern" einging. 1969 gab Gruner 14,5 Prozent seines Anteils an Bucerius und J. ab. Die mit der Übertragung der restlichen 25 Prozent auf die Bertelsmann-Gruppe (Reinhard Mohn) einhergehende Änderung der Gesellschafterstruktur bezeichnete J. später als eine Fehlentscheidung. 1969 übernahm Gruner + Jahr 90 Prozent des Münchner Kindler & Schiermeyer Verlag G m b H ( . J a s m i n " , „Eltern" „twen") und beteiligte sich 1971 mit 24,75 Prozent am Spiegel-Verlag („Der Spiegel"). Im selben Jahr zog sich J. aus dem aktiven Verlagsgeschäft in den neugeschaffenen Verwaltungsrat zurück; nach der U m w a n d l u n g des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft 1972 war er bis 1987 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats. Nachdem Bucerius 1973 ermöglicht hatte, daß die Bertelsmann AG mit 60 Prozent Mehrheitsgesellschafter wurde, senkte J. 1974 seinen Anteil auf eine Sperrminorität von 25,1 Prozent ab. Das 1971 gegründete Familienunternehmen John Jahr Verlag KG wurde 1976 in Jahr-Verlag KG umbenannt. LITERATUR: Die Jahre mit J. D e m Verleger J. J. zum 80. Geburtstag. H a m b u r g 1980. - Sylvia Lott: Die Frauenzeitschriften von H a n s H u f f z k y und J. J. Z u r Geschichte der deutschen Frauenzeitschriften zwischen 1933 und 1970. Berlin 1985. - Hans-Jürgen J a k o b s / U w e Müller: Augstein, Springer & Co. Deutsche Mediensynsastien. Z ü r i c h / W i e s b a d e n 1990, S. 221-250. - Wolf Schneider: Die Gruner + Jahr Story. Ein Stück deutsche Pressegescichte. München 2000. Bruno
Jahn
J a k s c h , Friedrich, Pseud. F. Bodenreuth, Redakteur, Schriftsteller, * 4 . 4 . 1 8 9 4 Budweis, t 1 8 . 2 . 1 9 4 5 Buchenwald. Nach dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Prag war J. 1 9 1 9 / 2 0 Dramaturg b e i m Vereinigten Theater Aussig-Teplitz-Schönau und zeitweilig Redakteur der Zeitschrift „Die Bühne". Anschließend ü b e r n a h m er die Leitung des Sudetendeutschen Verlags in Reichenberg und die der Reichenberger Freilichtspiele. 1923 gründete er in Reichenberg die „Bücherei der Deutschen in der Tschechoslowakei" und gab als deren Direktor das Lexikon sudetendeutscher Schriftsteller und ihrer Werke für die Jahre 1900-1909 (1929) heraus. Unter P s e u d o n y m veröffentlichte er Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland (1937). WEITERE WERKE: Wellen und Wogen. Gedichte. Prag 1918. - Mütter! Der Menschheit ein Oster-Evangelium. Reichenberg 1920. - Eros-Licht. W e g e eines Ringenden. Rei-
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chenberg 1922. - Das Haus mit den Steinfiguren. Schweidnitz 1926. - A m m e Ise. Reichenberg 1930. - Sonne über Böhmen. Breslau 1934. - Gott stellt die Zeiger. Das Schicksal eines Volkes. Breslau 1935. LITERATUR: Lucie Ceravolä: F. J. - der Märchenprinz. Sein Leben und sein Werk. O l o m o u c 1999. J a m e s o n , Egon, bis 1933 E. Jacobsohn, Journalist, Schriftsteller, * 2 . 1 0 . 1 8 9 5 Berlin, t 2 3 . 1 2 . 1 9 6 9 London. J. trat 1916 ein Volontariat im Ullstein Verlag an und ging 1918 als Mitarbeiter an die „Berliner Morgenpost". 1920-23 war er Herausgeber der Zeitschrift „Filmhölle. Unabhängige Blätter für und gegen den F i l m " und arbeitete 1922-33 für die Zeitung „ A m Mittag". 1934 emigrierte J. nach London, w o er während des Zweiten Weltkriegs für die B B C und den Soldatensender Calais tätig war. N a c h 1945 kurzzeitig Kolumnist bei dem Münchner Blatt „Die Neue Zeitung", kehrte er nach L o n d o n zurück, w o er für deutsche und schweizer. Zeitschriften schrieb. J. veröffentlichte humoristische Erzählungen und Anekdoten, u. a. A propos Jungfrau ... Ein neues Witz-Lexikon (1927) und die Autobiographie Wenn ich mich recht erinnere (1963). WEITERE WERKE: 1000 curiosities of Britain. L o n d o n 1937. - 10 Downing Street. T h e r o m a n c e of a house. London 1946. - E. J . ' s Knigge. O f f e n b a c h 1953. - Mit Günther L. Schwill: So macht man Millionen. Die erfolgreichsten Leute unserer Zeit. München 1955. - Der Zeitungsreporter. Garmisch-Partenkirchen 1958. - Leben - eine Kunst. Erfahrungen und Einsichten erfolgreicher Menschen. Gütersloh 1959. - Kleine Weltgeschichte(n) der Frau. F r a n k f u r t / M a i n 1963. - A B C der dümmsten Sätze. Reinbek 1965. LITERATUR: E. J. f . In: Der Journalist 20 (1970) 1, S. 29. BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 564. J a n c k e , Oskar, Schriftsteller, * 3 . 2 . 1 8 9 8 Aachen, t 2 5 . 2 . 1 9 5 7 Stuttgart. J. studierte seit 1916 Germanistik, neuere Sprachen, Philosophie, Kunstgeschichte und Geschichte in Heidelberg und wurde 1921 promoviert (Das analytisch-kritische Schaffenselement im Werke Thomas Manns). Bis 1930 war er als Dramaturg und Spielleiter, danach als freier Schriftsteller tätig. 1950 w u r d e J. in das Präsidium der „Deutschen A k a d e m i e f ü r Sprache und Dichtung" gewählt und war Chefredakteur der von der A k a d e m i e veröffentlichten Zeitschrift „Neue Literarische Welt". Zu seinen Werken gehören Glossen der deutschen Sprache (3 Bde., 1936) und Der widerrufliche Fußweg (1940). WEITERE WERKE: Vom Rätsel des Rätsels. Eine Betrachtung über Sinn und Wert des Rätsels. M ü n c h e n / B e r l i n 1944. - Deutscher Humor. Gereimtes und Ungereimtes aus alter und neuer Zeit. München 1947. J a n i t s c h e k , Maria, geb. Tölk, Pseud. Marius Stein, Schriftstellerin, * 2 2 . 6 . 1 8 5 9 Mödling (Niederösterreich), t 2 8 . 4 . 1 9 2 7 München. In ärmlichen Verhältnissen in Ungarn aufgewachsen, heiratete J. 1882 den Kunsthistoriker Hubert J., mit dem sie zunächst in Straßburg und seit 1892 in Leipzig lebte. N a c h dessen Tod übersiedelte sie 1894 nach Berlin und ließ sich 1902 in M ü n c h e n nieder. Nach ersten Lyrikveröffentlichungen ( u . a . Gesammelte Gedichte, 1892) und der Mitarbeit an verschiedenen Zeitschriften (u.a. „Moderne Dichtung" und „ M o d e r n e Rundschau") wandte sie sich mit ihrem 1902 erschienenen Werk Die neue Eva dem emanzipatorischen Frauenroman zu und schrieb zahlreiche Liebes- und Eheromane, deren freizügige Schilderungen ihr teilweise heftige Kritik eintrugen. WEITERE WERKE: Legenden und Geschichten. Berlin 1885. - Amazonenschlacht. Leipzig 1897. - Aus alten Zeiten. Leipzig 1900. - Mimikry. Leipzig 1903. - Lustige Ehen. Leipzig 1911. - Dinas Erweckung. Berlin 1914.
Janßen LITERATUR: Isolde Wernbacher: M. J. Persönlichkeit und dichterisches Werk. Diss. Wien 1950. - Margarete Volsansky: Die Lyrik M . J.s. Diss. Wien 1951. - Heinz Rieder: J„ M . In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 334. - Theresia Klugsberger: Wider die Eindeutigkeit. M. J. In: Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de siecle. Hrsg. v. Karin Tebben. Darmstadt 1999, S. 181-196. J a n k , Angelo, Maler, Illustrator, * 3 0 . 1 0 . 1 8 6 8 München, t 9 . 1 0 . 1 9 4 0 München. Der Sohn des Malers und Radierers Christian J. studierte 1891-96 als Schüler von Ludwig von L ö f f t z und Paul Hoecker an der Münchner Kunstakademie. Seit 1896 stellte er regelmäßig in der Münchner Sezession aus. Z u s a m m e n mit Fritz —»Erler, Leo —»Putz und anderen gründete J. 1899 die Künstlergemeinschaft „Die Scholle" und war Illustrator der Münchner Zeitschrift . J u g e n d " . 1899-1907 war er Lehrer an der Damenakademie des Münchner Künstlervereins und seit 1907 Prof. an der Akademie f ü r bildende Künste. J. trat vorwiegend mit Reiterbildnissen und Jagdbildern in impressionistischem Stil hervor, darunter Kaiser Wilhelm IL und Hinter der Meute, und schuf u . a . Freskogemälde für den Schwurgerichtssaal des Münchner Justizpalastes. LITERATUR: Erwin Stiglmaier: Der Maler A. J. 1868-1940. In: Jahresbericht. Hrsg. v. Wilhelmsgymnasium München 1 9 9 5 / 9 6 (1996) S. 132-138. J a n k e , Otto, Verleger, * 9 . 1 2 . 1 8 1 8 Berlin, t 7 . 1 2 . 1 8 8 7 Berlin. N a c h Lehrjahren in Leipzig, Posen und Berlin erwarb J. 1842 die Buchhandlung C. C. Horvath und führte sie seit 1850 unter dem eigenen N a m e n als Verlag weiter. Dort erschienen u . a . Werke von Willibald —»Alexis, Karl —»Gutzkow, Albert Emil —»Brachvogel und Wilhelm Raabe, so daß J. zu einem der erfolgreichsten Romanverleger des 19. Jh. wurde. Er war auch der Erstverleger von Joseph Viktor von Scheffels Ekkehard und brachte Die letzte Reckenburgerin (1871) von Louise von —»Francois heraus. Die „Collection belletristischer Romane zu wohlfeilen Preisen" umfaßte mehr als 4 0 0 Bände und erfreute sich großer Beliebtheit. Bis 1883 betreute J. als Herausgeber die 1864 von ihm gegründete „Deutsche Roman-Zeitung", die einen wichtigen Bestandteil des Verlags bildete. WEITERES WERK: Mein Wirken als deutscher Verleger 1843-1868. Verlags-Katalog von O. J. in Berlin. Ausgegeben am 5. Januar 1868, nach 25jährigen Bestehen der Velagsbuchhandlung. Berlin [1868]. LITERATUR: Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. B e r l i n / E b e r s w a l d e 1902-08. Nachdr. Hildesheim 1979, S. 510-514. - Regina Mahlke: Berlin als Verlagsort. Tendenzen und Entwicklungen nach 1825. Köln 1982, S. 131-133. - Georg Jäger (Hrsg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 1: Das Kaiserreich 1871-1918. F r a n k f u r t / M a i n 2003. J a n k o f s k y , Heinz, Pressezeichner, Illustrator, * 2 8 . 9 . 1935 Berlin, t 2 . 5 . 2 0 0 2 Uckermark. N a c h einer Schlosserlehre war J. bis 1968 Lokomotivschlosser bei der Deutschen Reichsbahn. Danach war er als freiberuflicher Pressezeichner, Karikaturist, Comic-Zeichner und Illustrator von Kinderbüchern tätig. J. arbeitete u. a. für den „Eulenspiegel", die „Wochenpost", die „Ostsee-Zeitung" und die „Berliner Zeitung". WERKE: Das dicke J.-Buch. Hrsg. v. S o n j a Schnitzler. Berlin 1994. LITERATUR: Michael F. Scholz: J„ H. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 392.
J a n o w i t z , Hans, Schriftsteller, * 2 . 1 2 . 1 8 9 0 Podebrady (Böhmen), t 2 5 . 5 . 1 9 5 4 New York. N a c h dem Besuch des G y m n a s i u m s in Prag übersiedelte J. als Angestellter einer Getreidefirma nach M ü n c h e n und studierte dort Geschichte und Soziologie. Anschließend arbeitete er als Regieassistent am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. N a c h d e m bereits erste expressionistische Arbeiten in den „Herder-Blättern" und in „ A r k a d i a " erschienen waren, gründete J. nach d e m Ersten Weltkrieg die Wilde B ü h n e in Berlin, w o seine Asphaltballaden (1924) gesungen wurden, und war Mitautor des Drehbuchs f ü r den expressionistischen Film Das Kabinett des Dr. Caligari (1920). 1924 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, um die väterlic h e Ölmühle zu übernehmen, veröffentlichte 1927 den neusachlichen R o m a n Jazz. Er emigrierte 1939 nach N e w York. Dort war J. als Parfümhersteller tätig und schrieb neben d e m R o m a n So wie die andern Gedichte und Kurzprosa. WEITERES WERK: R e q u i e m der brüderlichen Bruderschaft. Prag 1928. LITERATUR: Rolf Riess: H. J. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3. U S A . Hrsg. v. John M . Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. Hawrylchak. Teil 1. B e r n / M ü n c h e n 2000, S. 258-282. J a n s s e n , Arnold, kath. Theologe, Stifter d e r Steyler Mission, * 5 . 1 1 . 1 8 3 7 Goch (Rheinland), t 1 5 . 1 . 1 9 0 9 Steyl (Niederlande). D e r Landwirtssohn studierte seit 1855 zunächst Mathematik und Naturwissenschaften in Münster und Bonn, 1859-61 Theologie in Münster und war nach der Priesterweihe (1861) bis 1873 Lehrer und Konrektor an der höheren Bürgerschule in Bocholt und seit 1869 auch Direktor des Gebetsapostolats in der Diözese Münster. 1873 gab J. den Lehrberuf auf, um sich ausschließlich kirchlichen Interessen zu widmen, gab seit 1874 die Missionszeitschrift „Kleiner Herz-Jesu-Bote" heraus und gründete 1875 in Steyl das Seminar St. Michael als Ausgangspunkt der ersten deutschen kath. Missionsgesellschaft. Er stiftete die Gesellschaft des Göttlichen Wortes („Steyler Missionare"), 1889 auch die Gesellschaft der Dienerinnen des heiligen Geistes („Steyler Missionsschwestern") und wurde 1885 Generalsuperior auf Lebenszeit. J. g a b außerdem die Familienzeitschrift „Stadt Gottes" und den „Steyler Michaelskalender" heraus. Die Gesellschaft, die 1901 die päpstliche G e n e h m i g u n g , 1910 die endgültige Approbation der Konstitutionen erhielt, errichtete Missionsstationen in Afrika, Asien und in Nord- und Südamerika. 1975 erfolgte J.s Seligsprechung. LITERATUR: Fritz B o r n e m a n n : A. J., der Gründer des Steyler Missionswerkes 1837-1909. Nettetal 1969. - Inquisitio Historica. R o m 1971. - Fritz B o r n e m a n n (Hrsg.): Erinnerungen an P. A. J. R o m 1974. - Heinrich Kroes: J., A. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 341 f. - Karl Josef Rivinius: J„ A. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 745 f. - Josef Alt: A. J. Lebensw e g und Lebenswerk des Steyler Ordensgründers. Nettetal 1999. - Ders.: J., A. In: R G G 4 , Bd. 4, 2001, Sp. 372. J a n ß e n , Hinrich, Lyriker, Landwirt, * 1 7 . 3 . 1 6 9 7 Eckwarden (heute zu Budjadingen), f 1 9 . 7 . 1 7 3 7 Eckwarden. Von seinen Eltern für ein Studium bestimmt, besuchte der Bauernsohn zunächst die gelehrten Schulen in Jever und Quedlinburg, mußte aber 1717 seinen Bildungsweg abbrechen, nachdem Deichbrüche das L a n d B u d j a d i n g e n zerstört hatten, und ü b e r n a h m den elterlichen Hof. Beeinflußt von Johann Christoph —> Gottsched, Martin Opitz, Barthold Hinrich —»Brockes und Paul Fleming schrieb J. zahlreiche Gedichte. 1732 erschien in der „Leipziger gelehrten Zeitung" unter d e m Titel Leid-Cypressen und Freuden-Psalmen sein Ehrengedicht auf den dänischen König Christian VI. Er verfaßte auch Satiren.
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Janssen WEITERE WERKE: O d e auf den kunstreich singenden Papageyen des Herrn H a n s Hinr. v. Stöcken. Oldenburg 1736. — H. J.s, eines Niedersächsischen Bauers, sämtliche Gedichte. Hrsg. v. Johann Hinrich Janßen [Sohn], Stade 1768. LITERATUR: Leif L u d w i g Albertsen: J., H. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 342 f. J a n s s e n , Wilhelm, Gewerkschafter, * 1 9 . 5 . 1 8 7 2 Stockholm, t 1 . 8 . 1 9 2 3 Stockholm. J. wurde 1896 in H a m b u r g Mitglied des Allgemeinen Deutschen Gärtnervereins. Seit 1902 Mitglied des Hauptvorstandes und Redakteur des Verbandsorgans, wurde er nach d e m Anschluß des Verbandes an die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands 1905 zweiter Redakteur des „Correspondenzblatts", des Zentralorgans der Freien Gewerkschaften. 1919 wurde J. von der schwedischen Regierung zu ihrem Sozialattachi in Berlin ernannt. Er schrieb auch für die „Sozialistischen Monatshefte", die „Neue Zeit" und die „Soziale Praxis" über allgemeine politische Ereignisse und über deutsche und skandinavische Gewerkschaften. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde J. 1915 durch die im Auftrag der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands herausgegebene Schrift Arbeiterinteressen und Kriegsergebnis. Ein gewerkschaftliches Kriegsbuch. WEITERE WERKE: Bearb.: Die Zustände im deutschen Fabrikwohnungswesen. Berlin 1910. - Revolution und Sozialismus. Berlin [1914], - Gemeinschaftsarbeit im neudeutschen Wirtschaftsleben. Berlin 1919. LITERATUR: Ursula Hüllbüsch: J„ W. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 345 f. J a n s t e i n , Elisabeth von, Schriftstellerin, Journalistin, * 1 9 . 1 0 . 1 8 9 3 Iglau, t 3 1 . 1 2 . 1 9 4 4 Winchcombe (Großbritannien). J. stammte aus einer Offiziersfamilie und gehörte in Wien, w o sie als Telephonistin arbeitete, zum Kreis um die Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald. Von Emil Lucka, Felix —> Braun und Emil Alphons Reinhardt gefördert, unternahm sie erste lyrische Versuche; ihre Gedichte erschienen in den expressionistischen Zeitschriften „Die Aktion" und „Der Friede". In den zwanziger Jahren wurde sie Gerichtsreporterin f ü r den „Abend", dann Korrespondentin der „Neuen Freien Presse", für die sie aus Paris und Brüssel über Politik, Kultur und Gesellschaft berichtete. 1 9 3 5 / 3 6 war J. Vizepräsidentin der Federation Internationale des Journalistes. Nach Kriegsbeginn emigrierte sie nach England. Ihr schmales literarischen Werk, ein Gedichtband Gebete um Wirklichkeit (1919) und die Prosatexte Die Kurve (1920), gehört dem österr. Spätexpressionismus an. WEITERES WERK: Die Landung. Gedichte. München 1921. J a r c k e , Carl Ernst, Jurist, politischer Publizist, * 1 0 . 1 1 . 1 8 0 1 Danzig, t 2 8 . 1 2 . 1 8 5 2 Wien. Ursprünglich zum K a u f m a n n bestimmt, studierte J. Rechtswissenschaften in Bonn und Göttingen, wurde 1822 promoviert und habilitierte sich im folgenden Jahr für Strafrecht in Bonn, w o er eine Anstellung als unbesoldeter a. o. Prof. erhielt. 1824 trat er unter dem Einfluß des Philosophen Karl Windischmann zum Katholizismus über, ging im selben Jahr als a. o. Prof. nach Berlin und verfaßte dort sein wissenschaftliches Hauptwerk, das dreibändige Handbuch des gemeinen deutschen Strafrechts (1827-30). Nach dem Ausbruch der Julirevolution 1830 wandte er sich der Politik zu, arbeitete seit 1831 als Redakteur des „Politischen Wochenblatts" und w u r d e 1832 von Metternich als k. k. Rat und Staatskanzleipublizist an die Wiener Staatskanzlei berufen. Unter dem Einfluß Carl Ludwig von —> Hallers in Preußen einer der entschiedensten Vertreter der Restauration geworden, b e k ä m p f t e J. in Österreich den Josephinism u s und gehörte zu den Verfechtern des Ultramontanismus.
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1839 gründete er zusammen mit Joseph von —»Görres die „Historisch-Politischen Blätter für das katholische Deutschland" in München, wohin J. nach seiner Beurlaubung infolge der Revolution 1848 zog, kehrte jedoch nach deren Niederschlagung wieder nach Wien zurück. WEITERE WERKE: Versuche einer Darstellung des Censorischen Strafrechts der Römer. Beiträge zur Geschichte des Criminalrechts. Bonn 1824. - Bemerkungen über die Lehre vom unvollständigen Beweise in Bezug auf außerordentliche Strafen. H a l l e / S a a l e 1825. - Über die spätere Geschichte des deutschen Strafprozesses mit Rücksicht auf Preußen. Halle/ Saale 1826. - Die L e h r e von der A u f h e b u n g der Zurechnung durch unfreie Gemüthszustände. Z u m Gebrauch für Richter und Gerichtsärzte. Berlin 1829. - Vermischte Schriften. 4 Bde., M ü n c h e n 1839-54. - Principienfragen. Politische Briefe an einen deutschen Edelmann nebst gesammelten Schriften von C. E. J. Paderborn 1854 (mit Nekrolog). LITERATUR: Johann Jakon Hansen: K. E. J. In: Lebensbilder hervorragender Katholiken des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 3. Paderborn 2 1905, S. 294-301. - Frieda PetersSaurenhaus: C. E. J . ' s Staatsanschauung und ihre geistigen Quellen. Köln 1926. - Gisela Schoeler: Die A n f a n g e der konservativen Publizistik in Deutschland. Diss. Berlin 1945, S. 93-95. - Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 80. - Eduard Winter: J., Κ. E. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 353 f. J a r i s c h , Anton Hieronymus, Theologe, Pädagoge, Schriftsteller, * 2 3 . 9 . 1 8 1 8 Böhmisch-Leipa, f 1 . 1 . 1 8 9 0 Komotau (Böhmen). Nach dem Studium der Philosophie in Prag und der Theologie in Leitmeritz erhielt J. eine Ausbildung am Präger Taubstummeninstitut und war seit 1843 Seelsorger in Hainspach. Seit 1849 wirkte er als Taubstummenlehrer in Wien, unterrichtete dann am Wiener Taubstummeninstitut und wurde 1855 Landesschulrat sowie Real- und Volksschulinspektor für die Steiermark. Seit 1861 war J. Stadtpfarrer von Komotau. 1852-62 gab er den „Illustrierten katholischen Volkskalender" heraus und veröffentlichte neben Schriften für den Taubstummenunterricht Mundartgedichte, Dramen und volkstümliche religiös gefärbte Werke, u . a . Heimatklänge (1853). J a r n a c h , (Raphael) Philipp, Komponist, Musikpädagoge, * 2 6 . 7 . 1 8 9 2 Noisy-le-Sec bei Paris, t 1 7 . 1 2 . 1 9 8 2 Börnsen bei Hamburg. Der Sohn des katalanischen Bildhauers Esteban J. verbrachte seine Jugend in Frankreich und trat elfjährig als Pianist auf. Seit 1907 studierte er bei Edouard Rislers und Albert Lavignac a m Pariser Konservatorium, lebte seit 1914 als Schüler Ferruccio Busonis in Zürich und unterrichtete 1918-21 am dortigen Konservatorium. 1921 übersiedelte J. nach Berlin, arbeitete als Musikkritiker beim „Berliner Börsen-Courier" und hatte mit seinem Streichquartetts op. 10 bei dem ersten Donaueschinger Kammermusik-Fest großen Erfolg. N a c h dem Tod Busonis 1924, dem er sich eng verbunden fühlte, komponierte J. den Schlußmonolog zu dessen unvollendeter Oper Doktor Faust, setzte sich bereits 1925 mit der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs auseinander und wurde 1927 Prof. für Komposition an der Rheinischen Musikhochschule in Köln. 1949-59 war er Direktor der Musikhochschule in Hamburg und dann dort noch bis 1970 als Kompositionslehrer tätig. Zu seinen bekanntesten Schülern zählten Kurt Weill und Wilhelm Maler. J.s kompositorisches Werk umfaßt vor allem Kammermusik, Lieder und Klavier- und Orchesterwerke, u. a. das Morgenklangspiel, das Wilhelm Furtwängler 1926 in Leipzig und Berlin uraufführte. WEITERES WERK: Schriften zur Musik. Mit Einführungen und Werkverzeichnis. Hrsg. v. Norbert Jers. Kassel 1994.
Jasser LITERATUR: P. J. z u m 60. Geburtstag a m 26. Juli 1952. Gewidmet von der Staatlichen Hochschule f ü r Musik in H a m burg. Hamburg 1952. - Stefan Weiss: Die Musik P. J.s. Köln 1996. - Tamara Levitz: J., P. In: N G r o v e D , Bd. 12, 2 2001, S. 897. - Stefan Weiss: J„ P. In: M G G 2 P , Bd. 9, 2003, Sp. 947-951. J a s p e r s , Karl (Theodor), Philosoph, Psychiater, * 2 3 . 2 . 1 8 8 3 Oldenburg, t 2 6 . 2 . 1 9 6 9 Basel. A u s gutsituierten bürgerlichen Verhältnissen kommend, begann J. 1 9 0 1 / 0 2 mit d e m Studium der Jurisprudenz in Heidelberg (später in M ü n c h e n ) , das er j e d o c h enttäuscht vorzeitig abbrach, um sich 1 9 0 2 / 0 3 in Berlin f ü r das Medizinstudium einzuschreiben. 1908 w u r d e er mit dem T h e m a Heimweh und Verbrechen z u m Dr. med. promoviert. Nach seiner Approbation als Arzt arbeitete J. seit 1909 als Volontärassistent an der Heidelberger Psychiatrischen Klinik. In diesem Jahr begegnete er M a x Weber. 1910 ehelichte er Gertrud Meyer, die sein Leben und Werk mittrug. Nach der Habilitation bei Wilhelm Windelband (Allgemeine Psychopathologie, 1913, ' 1 9 7 3 ) w u r d e J. 1916 Extraordinarius f ü r Psychologie in Heidelberg. Der für sein philosophisches Denken entscheidende Begriff der Grenzsituation findet sich bereits 1919 in der Psychologie der Weltanschauungen (61971), einer Schrift, die den Übergang zur Philosophie markiert. 1920 - J. Schloß Freundschaft mit Martin Heidegger - wurde er a. o.Prof., 1922, ebenfalls in Heidelberg, Ordinarius für Philosophie. In Heidelberg gehörte auch Hannah —»Arendt zu seinen Schülern. „Den Menschen an sich selbst zu erinn e r n " (Die geistige Situation der Zeit, 1931), das spezifisch Zeitbedingte der menschlichen Daseinsordnung reflektierend zu erhellen, wird von J. als die eigentliche A u f g a b e philosophischen Denkens betrachtet. Damit reihte sich J. in das Projekt einer Existenzphilosophie ein. Sein opus magnum, die dreibändige Philosophie (1932, 4 1973), zeichnet den Weg eines sich vergewissernden Verstehens menschlicher Existenz: als „philosophische Weltorientierung", Erkenntnis der Unmöglichkeit wissenschaftlich gesicherter Existenzerfahrung, als „Existenzerhellung", Erfahrung des Umgreifenden in den Grenzsituationen des Lebens und als „Metaphysik", Lesbarkeit der C h i f f r e n der Transzendenz im Leben. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sahen sich J. und seine jüdische Frau durch die ständig wachsende Gefahr einer Deportation und eines gewaltsamen Todes bedroht. 1933 wurde er aus allen Universitätsämtern ausgeschlossen, 1937 seines A m t e s enthoben und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Emigrations- und Suizidbereitschaft - J.' Frau wurde eine Ausreise verweigert - kennzeichnen die ausweglose Situation bis 1945. Mit der Wiedereinsetzung in sein A m t und der Ernennung zum 1. Senator der Univ. erfolgte die öffentliche Rehabilitierung. 1945-49 wirkte J. an der Herausgabe der Zeitschrift „Die Wandlung" mit. 1947 erschien der erste Band einer vierbändig projektierten Philosophischen Logik mit dem Titel Von der Wahrheit. Der Ruf an die Univ. Basel 1948 veranlaßte die Umsiedlung dorthin. J. widmete sich zunehmend philosophiegeschichtlichen T h e m e n : Vom Ursprung und Ziel der Geschichte (1949), Einführung in die Philosophie (1950), Schelling (1955) und Die großen Philosophen (1957). Als kritischer Diagnostiker aktueller politischer Entwicklungen geschätzt - Die Atombombe und die Zukunft des Menschen (1957): Wohin treibt die Bundesrepublik? (1966) - , als umfassend Forschender und Lehrender geachtet, wurden ihm u. a. zahlreiche Auszeichnungen zuteil: Goethepreis der Stadt Frankfurt (1947), Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1958), Erasmuspreis (1959), Orden Pour le merite (1964), Internationaler Friedenspreis der Stadt Lüttich (1965). 1969 erwarb J. das Basler Bürgerrecht. Trotz lebenslanger Krankheit - die Diagnose (Bronchiektasen) stellte einen frühen Tod in Aussicht - hinterließ J.
ein u m f a n g r e i c h e s wissenschaftliches Werk, das Psychiatrie, Psychologie, Philosophie, Kunst und Religionsgeschichte z u m Gegenstand weitverzweigter Untersuchungen machte. WEITERE WERKE: Der philosophische Glaube. M ü n c h e n 1948. - R e c h e n s c h a f t und Ausblick. R e d e n und Aufsätze. M ü n c h e n 1951, 2 1958. - Lionardo als Philosoph. Bern 1953. - Die Frage der Entmythologisierung. M ü n c h e n 1954 (mit Rudolf Bultmann). - Schicksal und Wille. Hrsg. v. H a n s Saner. M ü n c h e n 1967. - Chiffren der Transzendenz. M ü n c h e n 1970. - Philosophische Autobiographie. M ü n c h e n 1977. - Briefe: H a n n a h Arendt und K. J. B r i e f w e c h s e l 1926-1969. Hrsg. v. Lotte Köhler und H a n s Saner. M ü n c h e n 1986. - Martin Heidegger und K. J. Briefwechsel 1920-1963. Hrsg. v. Walter Biemel und H a n s Saner. F r a n k f u r t / M a i n 1990. LITERATUR: Gisela G e f k e n / K a r l Kunert: K. J. Eine Bibliographie. Bd. 1: Die Primärbibliographie. Oldenburg 1978. N e u bearbeitet und fortgeführt bis 1996 von Christian Rabanus. Tübingen 2000. - Klaus Piper (Hrsg.): K. J. Werk und Wirkung. M ü n c h e n 1963. - Jeanne Hersch: K. J. M ü n c h e n 1980. - H a n s Saner: Κ. J. Reinbek bei H a m b u r g 2 1984. Franz-Peter Burkard: K. J. Würzburg 1985. - Kurt Salamun: K. J. M ü n c h e n 1985. - Dietrich Harth (Hrsg.): K. J. Denken zwischen Wissenschaft, Politik und Philosophie. Stuttgart 1989. - Richard W i s s e r / L e o n a r d H. Ehrlich (Hrsg.): K. J. Philosoph a m o n g Philosophers. Philosoph unter Philosophen. Würzburg 1993. - Richard Wisser: K. J. Philosophie in der Bewährung. Würzburg 1995. - Reiner W i e h l / D o m i n i c Kaegi (Hrsg.): K. J. - Philosophie und Politik. Heidelberg 1999. Andreas Hochholzer J a s s e r , M a n f r e d , österr. Journalist, * 2 1 . 8 . 1 9 0 9 Graz, t 1 7 . 1 0 . 1 9 9 2 Ladendorf (Niederösterreich). Nach dem Abschluß des Studiums der Germanistik mit der Promotion zum Dr. phil. in Graz (Geschichte des Alt-Wiener Zauberstückes) Schloß sich J„ Sohn eines K a u f m a n n s , 1933 der N S D A P an. Bis 1938 berichtete er f ü r deutsche Zeitungen wie die „Essener Nationalzeitung" und die „ M ü n c h n e r Neuesten Nachrichten" aus Österreich, wobei er für einen Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich plädierte. 1938 w u r d e er kommissarischer Hauptschriftleiter der „Kleinen Zeitung" und des „Grazer Volksblatts", dann Hauptschriftleiter der „Grazer Tagespost", der NSDAP-Parteizeitung für den Gau Steiermark. Nach Klagen über seinen Führungsstil und Auseinandersetzungen mit dem Gauleiter 1940 entlassen, wechselte J. zum „Neuen Wiener Tageblatt", w o er zum Chef vom Dienst aufstieg. 1945 floh er vor der Roten A r m e e aus Wien und geriet vorübergehend in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Seit Herbst 1947 schrieb J. K o m m e n t a r e f ü r den „Alpenländischen H e i m a t r u f ' in Graz, die ihm eine Klage wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung einbrachten und zu einem Verbot der Zeitung durch die Alliierten fühlten. N a c h Einstellung des Verfahrens konnte J. seine Tätigkeit unter Pseudonym, aber ohne weitere Einschränkungen fortsetzen. Mit Unterstützung des österr. Bundeskanzlers Julius Raab w u r d e J. 1953 Chefredakteur des Österreichischen Wirtschaftsverlags; daneben schrieb er Feuilletons für die Grazer „Südost-Tagespost" und die „Kronen-Zeitung". Zu seinen Publikationen zählt u. a. Tag in der Zeit. Betrachtungen über das Leben heute, gestern, morgen (1968). WEITERE WERKE: Mit Ernst von D o m b r o w s k i : Die D u m m heit und das Glück. 18 Ausflüge in die menschliche Natur. M ü n c h e n 1971. - H o c h vom Dachstein an oder SteirerBrevier. W i e n / B e r l i n 1977. LITERATUR: Ernst von Dombrowski: Festgabe f ü r M. J. Salzburg 1969. - Festschrift M . J. z u m 70. Geburtstag. Hrsg. vom Kulturbund Weinviertel. Mistelbach 1979. - U w e Mauch: Schriftleiter J. Die fortgesetzten Karrieren eines N S Journalisten. Wien 1999.
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Jastrow J a s t r o w , Ignaz, Nationalökonom, Historiker, * 1 3 . 9 . 1 8 5 6 Nakel (Prov. Posen), t 2. 5 . 1 9 3 7 Berlin. D e r Sohn eines Getreidehändlers studierte Geschichte und Rechts- und Staatswissenschaften in Breslau und Berlin, w u r d e 1878 in Göttingen zum Dr. phil. promoviert und unterstützte 1 8 7 9 / 8 0 Leopold von —»Ranke bei den Vorbereitungen zu seiner Weltgeschichte. 1885 habilitierte sich J. in Berlin für Geschichte, 1892 auch f ü r Staatswissenschaft und wurde 1905 zum a. o. Prof. ernannt. 1906 gehörte er zu den Gründern der Berliner Handelshochschule, als deren Rektor er 1906-09 amtierte, und war 1920-24 o.Prof. der Staatswissenschaft an der Univ. Berlin. 1895-97 gab er die Zeitschrift „Soziale Praxis" heraus und veröffentlichte 1932 sein Hauptwerk Weltgeschichte. J. gilt als Vorkämpfer der Sozialreform in Deutschland. WEITERE WERKE: Geschichte des deutschen Einheitsraum e s und seiner Erfüllung. Berlin 1885, 4 1891. - Deutsche Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen. 2 Bde., Stuttgart 1897-1901. - Handelspolitik. Berlin 1912, s 1 9 2 3 . - Sein und Sollen oder die Frage nach der wissenschaftlichen Berechtigung praktischer Nationalökonomie. Berlin 1914. - Geld und Kredit. Berlin 1914, 5 1923. - Völkerrecht und Wirtschaftskrieg. Breslau 1917. - Die R e f o r m der staatswissenschaftlichen Studien. M ü n c h e n 1920. LITERATUR: Fritz Redlich: Academic education for business. Ist development and the contribution of I. J. (1856-1937). In: T h e Business History Review 31 (1957) S. 35-91. - Emil Kauder: J., I. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 3 6 6 f. J a u s l i n , Karl, schweizer. Maler, Illustrator, * 2 1 . 5 . 1 8 4 2 Muttenz (Kt. Basel-Landschaft), t 1 3 . 1 0 . 1 9 0 4 Muttenz. N a c h einer Lehre bei einem Dekorationsmaler besuchte J. die Zeichenschule in Basel und war 1 8 7 0 / 7 1 als Illustrator der deutsch-französischen Schlachten f ü r die Zeitschriften „Über Land und M e e r " und „Deutsche Kriegszeitung" tätig, bevor er seine Ausbildung 1871-75 an der Stuttgarter Kunstschule fortsetzte. Nach einem Aufenthalt in Wien 1876 kehrte J. in seine Heimat zurück u n d arbeitete dort an Illustrationen u. a. für die Schweizergeschichte in Bildern und für E m m a Krons Bilder aus dem Basler Familienleben. Ferner schuf er die G e m ä l d e Schlacht bei Grandson und Die Ernte des Todes auf dem Schlachtfeld f ü r die Friedensmuseen in Luzern und St. Louis (USA). J e d l i c k a , Gotthard, schweizer. Kunsthistoriker, * 6 . 5 . 1 8 9 9 Zürich, t 9 . 1 1 . 1 9 6 5 Duisburg. Der Sohn eines Malermeisters w u r d e in Zürich, Grenoble und Paris zum Sekundarlehrer ausgebildet und betrieb während seiner Lehrtätigkeit in Zürich kunstgeschichtliche, archäologische und philologische Studien. Seit 1925 arbeitete er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen (u.a. „Kunst und Künstler", . f r a n k f u r t e r Zeitung") sowie f ü r Verlage in Paris, wurde in Zürich mit seiner Dissertation über Toulouse-Lautrec (1928) z u m Dr. phil. promoviert und habilitierte sich dort 1934. 1939 wurde J. a . o . P r o f . der Kunstgeschichte an der Univ. Zürich, 1945 o.Professor. 1932-45 arbeitete er auch f ü r die Zeitschrift „Galerie und Sammler", w a r ständiger Mitarbeiter der „Neuen Zürcher Zeitung" und verfaßte zahlreiche Künstler-Monographien, darunter Henri Matisse (1930), Picasso (1934) und Pieter Bruegel (1938). J. schrieb u. a. Zur schweizerischen Malerei der Gegenwart (1947). WEITERE WERKE: Begegnungen. Künstlernovellen. Basel 1933. - Pariser Tagebuch. Berlin 1953. - Auf einer Landstrasse. Erzählung. St. Gallen 1954. - Wege zum Kunstwerk. Begegnungen mit Kunst und Künstlern. M ü n c h e n 1960. D e r Fauvismus. Zürich 1961. - B e g e g n u n g mit Wilhelm Gimmi. Zürich 1961. - Macht der Farbe in der Malerei des 20. Jahrhunderts Stuttgart 1 9 6 2 , 2 1 9 6 6 .
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LITERATUR: G. J. Eine Gedenkschrift. Beiträge zur Kunstgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Eduard Hüttinger und H a n s A. Lüthy. Zürich 1974. - Hans A. Lüthy: J., G. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 383 f. J e h l y , Georg, österr. kath. Theologe, Redakteur, * 2 6 . 1 . 1 8 4 8 Bozen (Südtirol), t 1 . 1 2 . 1 9 0 6 Innsbruck. Der Sohn eines Schmieds studierte an der Univ. Innsbrack und am Priesterseminar in Trient, w u r d e 1872 zum Priester geweiht und wandte sich dann dem Journalismus zu. 1875-80 und 1889-1906 hatte er die Leitung der katholischkonservativen Tageszeitung „Neue Tiroler Stimmen" und des von ihm 1878 gegründeten volkstümlichen Wochenblatts „Andreas H o f e r " inne; außerdem war er seit 1882 als Kaplan an der A n i m a in R o m , w o er 1884 zum Dr. theol. promoviert wurde. 1883 gründete J. das Volksblatt „Der Burggräfler" in Meran. In seinen Schriften setzte er sich vehement für die katholisch-konservative Sache ein. LITERATUR: Oswald Gschließer: J„ G. In: ÖBL, Bd. 3 , 1 9 6 5 , S. 93. J e i t t e l e s , Alois (Isidor), Pseud. Fatalis, österr. Mediziner, Schriftsteller, * 2 0 . 6 . 1 7 9 4 Brünn, f 1 6 . 4 . 1 8 5 8 Brünn. Der Sohn eines hebräischen Druckers studierte an den Universitäten Prag, Brünn und Wien Philosophie und Medizin, wurde 1819 zum Dr. med. promoviert und ließ sich nach ausgedehnten Studienreisen 1821 als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt nieder. 1818 gründete er zusammen mit seinem Vetter Ignaz —> J. das Wochenblatt f ü r Israeliten, „Siona", und war von 1848 bis zu seinem Tod Schriftleiter der „Brünner Zeitung". Neben einem von Mauro Giuliani vertonten Liederzyklus An die ferne Geliebte (um 1816) schrieb er einige Bühnenstücke, darunter häufig gespielte Lustspiele wie die Parodie auf die Schicksalstragödie Der Schicksalsstrumpf (1818). LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 94. - Heinz Rieder: J„ A. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 388. J e i t t e l e s , Ignaz, später Julius Seidlitz, österr. Schriftsteller, * 6 . ( 1 3 . ? ) 9 . 1 7 8 3 Prag, t 1 9 . 6 . 1 8 4 3 Wien. J., Sohn eines Talmudgelehrten und medizinischen Fachschriftstellers, studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Prag, erhielt seine literarischen Anregungen von August Gottlieb Meißner, der dort Ästhetik und klassische Literatur lehrte, und trat 1804 mit dem Gelegenheitsgedicht Seiner Majestät Franz dem Zweiten hervor. Er übersiedelte dann als Teilhaber eines Handelshauses nach Wien, war daneben als Journalist tätig und verfaßte als Kritiker und Satiriker zahlreiche Beiträge f ü r Wiener Zeitschriften und Taschenbücher. Z u s a m m e n mit seinem Vetter Alois —»J. redigierte er seit 1819 das Wochenblatt „Siona". In seinem Hauptwerk Ästhetisches Lexikon. Ein alphabetisches Handbuch zur Theorie der Philosophie des Schönen und der Schönen Künste (2 Bde., 1835-37, 2 1839, Nachdr. 1978) erweist sich J. als konservativer Theoretiker der Restauration. WEITERE WERKE: D i e Poesie und die Poeten in Österreich im Jahre 1836. G r i m m a 1837. - Eine Reise nach Rom. Mit einer biographischen Skizze von August Lewald. Wiesbaden 1844. LITERATUR: Karl Glossy: Literarische Geheimberichte aus dem Vormärz. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 21 (1912) S. I-CLV, 1-153, 162-188, bes. S. 71. - Heinz Rieden J., I. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 388. - Herbert Seidler: Österreichischer Vormärz und Goethezeit. Wien 1982. - S., J. In: ÖBL, 56. Lfg, 2003, S. 132 f. J e l l i n e k , H e r m a n n , österr. Publizist, * 2 2 . 1 . 1 8 2 2 Drslawitz bei Ungarisch Brod (Mähren), t 2 3 . 1 1 . 1 8 4 8 Wien. J. studierte Philosophie, Theologie, Natur- und Rechtswissenschaften an den Universitäten Prag und Leipzig, w o er
Jensen 1847 zum Dr. phil. promoviert wurde. Wegen seiner Beteiligung an politischen und kirchlichen Parteikämpfen wurde er aus Leipzig, dann auch aus Berlin ausgewiesen und ging schließlich nach Wien. D o r t schrieb er 1848 f ü r die „Österreichische Allgemeine Zeitung" sowie für „Der Radikale" und gab die Zeitschrift „Kritischer Sprechsaal" heraus. Während der Märzrevolution wurde J. wegen seiner publizistischen Tätigkeit verhaftet und standrechtlich erschossen. Zu seinen Publikationen zählt u. a. Die religiösen, socialen und literarischen Zustände der Gegenwart (1847). WEITERE WERKE: An die Wiener Bürger und Studenten! Meine Befreiung aus der literarischen Gefangenschaft zu Ungbrod [ . . . ] . Wien 1848. - Ansprache an die Leipziger, Berliner und Schwaben! Wien 1848. - Der Ruin der alten Diplomatie. Wien 1848. - D i e A u f g a b e der katholischen Geistlichkeit in Österreich. Wien 1848. LITERATUR: Berthold Bretholz: J., H. In: ADB, Bd. 50, 1905, S. 649 f. - Julius Marx: J., H. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 102. J e l u s i c h , Mirko, eigentl. Vojmir Jelusic, Schriftsteller, Theaterkritiker, * 1 2 . 1 2 . 1 8 8 6 Semil (Nordböhmen), t 2 2 . 6 . 1 9 6 9 Wien. Der Sohn eines Kroaten und einer Sudetendeutschen studierte seit 1906 Philosophie, historische Hilfswissenschaften, Slawistik und Sanskrit an der Univ. Wien, wurde 1912 zum Dr. phil. promoviert und n a h m am Ersten Weltkrieg teil, den er im Vaterunser 1914 (1914) begrüßte. Als Student machte er die Bekanntschaft des antisemitischen Schriftstellers Arthur Trebitsch, der ihn entscheidend beeinflußte. 1923 wurde J. Theaterkritiker an der rechtsextremen „Deutschösterreichischen Tageszeitung" und Schloß sich E n d e der zwanziger Jahre dem Nationalsozialismus an. Seit 1923 Mitglied des „ K a m p f b u n d e s f ü r deutsche Kultur", dessen Vorsitz er später übernahm, setzte er seine Propagandatätigkeit auch nach dessen Verbot 1933 fort und baute u . a . 1936 den „Bund deutscher Schriftsteller Österreichs" auf. 1938 wurde er kommissarischer Leiter des Wiener Burgtheaters, trat aber nach Differenzen mit —»Goebbels noch im selben Jahr zurück, setzte sich j e d o c h publizistisch weiter f ü r das Regime ein. J. schrieb u . a . den R o m a n Caesar (1929), eine verschlüsselte Verherrlichung Mussolinis, dem weitere Werke um heroische Führergestalten folgten (u.a. mit Bezug auf Hitler Cromwell, 1933). 1945 von den sowjetischen Besatzern als Hochverräter angeklagt, wurde er 1946 freigesprochen und war danach wieder schriftstellerisch tätig. WEITERE WERKE: Caesar. Wien 1929. - Don Juan. Wien 1931, 4 8 1952. - Hannibal. Wien 1934. - Geschichten aus dem Wienerwald. Wien 1937. Neuausg. Wien 1963. LITERATUR: Dietmar Goltschnigg: J„ M . In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 398. - H i l l e s h e i m / M i c h a e l , 1993, S. 257-262. J e n i s c h , Daniel, evang. Theologe, Polyhistor, * 2 . 4 . 1 7 6 2 Heiligenbeil (Ostpreußen), t 9 . 2 . 1 8 0 4 (?) Berlin. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie (u.a. bei Kant) in Königsberg und dem E r w e r b des Grades eines Magisters ging J. 1786 nach Berlin, w o er 1788 dritter Prediger an der Marienkirche wurde. Seit 1792 vierter Diakon an St. Nicolai, ü b e r n a h m er im folgenden Jahr die Professuren für Altertümer an der Berliner Akademie der bildenden Künste, f ü r Geschäftsstil an der Bauakademie und für deutsche Literatur a m Französischen Gymnasium. J. veröffentlichte zahlreiche theologische, philosophische, philologische und historische Schriften, übersetzte englische und französische Werke ins Deutsche und publizierte Beiträge in Berliner Zeitschriften der Spätaufklärung sowie im „Teutschen M e r k u r " und im „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde". 1794 erschien sein Preußenepos über Friedrich II. Borussia in 12 Gesängen, 1 8 0 0 / 0 1 Geist und Charakter des 18. Jahrhunderts, politisch, moralisch, ästhetisch
und wissenschaftlich betrachtet (3 Tie.), 1802 seine Theorie der Lebensbeschreibung, 1804 seine Kritik des dogmatischen, idealistischen und hyper-idealistischen Religionsund Moral-Systems. Ungesichert ist, ob sich J., vermutlich in einem Anfall von S c h w e r m u t , in die Spree stürzte. WEITERE WERKE: Ueber Grund und Werth der Entdeckungen des Herrn Professor Kant in der Metaphysik, Moral und Aesthetik. Berlin 1786. Neudr. Brüssel 1973. - T h r e n o d i e auf die französische Revolution. Leipzig 1794. - DiogenesLaterne. Leipzig 1799. - Universalhistorischer Überblick der Entwickelung des Menschengeschlechts, als eines sich fort bildenden Ganzen. Eine Philosophie der Kulturgeschichte. 2 Bde., Berlin 1801. LITERATUR: Gerhard Sauder: Popularphilosophie und KantExegese: D. J. In: Christoph J a m m e / G e r h a r d Kurz (Hrsg.): Idealismus und Aufklärung. Kontinuität und Kritik der A u f k l ä r u n g in Philosophie und Poesie u m 1800. Stuttgart 1988, S. 162-178. J e n n y , Rudolf Christoph, österr. Redakteur, Dramatiker, * 2 3 . 5 . 1 8 5 8 Stuhlweißenburg (Ungarn), t 1 8 . 2 . 1 9 1 7 Graz. Der früh verwaiste J. w u c h s bei einem Bauern in Südtirol auf und schlug die militärische L a u f b a h n ein, die er j e d o c h 1886 aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgeben mußte. Er war dann vorübergehend als Schauspieler in Linz tätig, studierte an der Univ. Prag und schrieb D r a m e n ( u . a . das Volksstück Not kennt kein Gebot, 1894), die mit großem Erfolg am Innsbrucker Stadttheater aufgeführt wurden. Seit 1898 war J. Redakteur der „Innsbrucker Nachrichten", gab seit 1900 die in Mundart verfaßte humoristisch-satirische Wochenschrift „Der Tiroler Wastl" heraus und lebte zuletzt als Schriftsteller und Buchdruckereibesitzer in Innsbruck. 1907 erschien seine Autobiographie Auf steinigen Wegen. WEITERE WERKE: Auszug aus der allgemeinen Weltgeschichte. Prag 1891. - D e r Nornengünstling. Ein Märchenspiel. Innsbruck 2 1905. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 107. J e n s c h i k , Anton, österr. Publizist, * 3 0 . 5 . 1 8 8 4 H e r n a i s (heute zu Wien), f 6 . 7 . 1 9 6 9 Wien. J. Schloß sich als Schriftsetzerlehrling der Arbeiterbewegung an, wurde 1904 O b m a n n des Verbandes jugendlicher Arbeiter und förderte als Redakteur des „Jugendlichen Arbeiters" sozialistische Schriften und Bücher. Seit 1912 arbeitete er als Angestellter einer Krankenkasse. 1927 war er zusammen mit Julius —> Braunthal an der G r ü n d u n g des „Kleinen Blatts" beteiligt, dessen Chefadministrator er wurde. 1934 w u r d e er aus politischen Gründen im Anhaltelager Wollersdorf interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war J. im Zentralparteisekretariat der S P Ö tätig und gründete erneut die Wochenzeitschrift „Das Kleine Blatt". Später ü b e r n a h m er die Leitung des Vorwärts-Verlags. J e n s e n , Christian, evang. Theologe, Missionsdirektor, * 2 0 . 1 . 1 8 3 9 Lütt Jenswarft (Kirchspiel Fahretoft, Schleswig), f 2 3 . 3 . 1 9 0 0 Breklum. J. studierte Theologie in Kiel und Erlangen, war in der Seelsorge tätig und wurde 1867 Pastor in Uelvesbüll, 1873 Pastor in Breklum bei H u s u m . E r initiierte mehrere auf die Reevangelisierung Schleswig-Holsteins zielende Projekte. 1870 gründete er das „Breklumer Sonntagsblatt fürs H a u s " und eine Druckerei sowie 1875 die Christliche Buchhandlung. Im folgenden Jahr rief J. z u s a m m e n mit anderen die „Schleswigholsteinische evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft" ins Leben, sandte Missionare nach Indien, später auch nach Afrika und China, und gab seit 1876 ein Missionsblatt heraus. 1879 eröffnete er eine Brüderanstalt für Missionare in der Heimat, die 1882 vornehmlich für j u n g e Pastoren in Amerika als Predigerseminar und Brüderanstalt neugegründet wurde und aus der das Nordelbische Z e n t r u m f ü r
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Jensen Weltmission und Kirchlichen Weltdienst hervorging. J. veröffentlichte u . a . Die neue Hauspostille (1888), Jesus, der Sünder Heiland (1894) und Tägliche Andachten (1894). LITERATUR: Walter Göbell: J., C. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 0 8 f. - Hartmut Schmidt: Kirche in Bewegung: Das Verhältnis von äußerer und innerer Mission bei Wilhelm L ö h e und C. J. Diss. Heidelberg 1977. - Ders. (Hrsg.): C. J. Die Geschichte seiner Breklumer Gründungen. 2 Bde., Ammersbek 1998. - T h e o Ahrens: J„ C. In: RGG 4 , Bd. 4, 2001, Sp. 413. J e n s e n , Wilhelm (Hermann), Schriftsteller, Redakteur, * 1 5 . 2 . 1 8 3 7 Heiligenhafen (Holstein), t 2 4 . 1 1 . 1 9 1 1 München. I., unehelicher Sohn des Kieler Bürgermeisters, studierte seit 1856 Medizin in Kiel, Würzburg, Jena und Breslau, brach das Studium der Medizin j e d o c h ab, um sich ganz seinen literarischen widmen zu können, und wurde 1860 in Breslau zum Dr. phil. promoviert. Auf Anraten Emanuel Geibels ging er 1862 nach München, w o er in der „Gesellschaft der Krokodile" zahlreiche Mitglieder des Münchner Dichterkreises kennenlernte, ohne ihr j e d o c h beizutreten. Nach seiner Heirat mit der Tochter des Schriftstellers Moritz - > Brühl zog J. 1865 nach Stuttgart, ü b e r n a h m 1866 die Redaktion der „Schwäbischen Volkszeitung" und lernte im folgenden Jahr in Schleswig Theodor Storm kennen, als dessen Schüler er sich fortan verstand. 1872 erschien die Erzählung Karin von Schweden. 1869-72 leitete J. die Redaktion der „Norddeutschen Zeitung" in Flensburg, ging dann nach Kiel, 1876 nach Freiburg/Breisgau und lebte seit 1888 in M ü n c h e n und P r i e n / C h i e m s e e . Neben Gedichten und Dramen schrieb J. vielgelesene historische R o m a n e (u. a. Versunkene Welten, 2 Bde., 1882) und Novellen im Stil des Poetischen Realismus. WEITERE WERKE: Magister Timotheus. Schleswig 1866, Neudr. 1928. - Gedichte. Stuttgart 1869. - Unter heißerer Sonne. Braunschweig 1869. - Lieder aus dem Jahre 1870. Berlin 1870. 2. Aufl. unter dem Titel: Lieder aus Frankreich. Berlin 1873. - Minatka. 2 Bde., Braunschweig 1871. - Nirwana. Drei Bücher aus der Geschichte Frankreichs. 4 Bde., Breslau 1877. Berlin 3 1901. - Der Kampf f ü r ' s Reich. Freib u r g / B r e i s g a u 1884. - Jenseits des Wassers. 2 Bde., Leipzig 1892. - Gradiva. D r e s d e n / L e i p z i g 1903. - Unter der Tarnkappe. Ein schleswig-holsteinischer R o m a n aus den Jahren 1848-50. 2 Bde., Dresden 1906. - Briefwechsel Raabe - J. In: Wilhelm Raabe: Sämtliche Werke. Erg.-Bd. 3. Bearb. v. Else Hoppe und Hans O p p e r m a n n . Göttingen 1970. LITERATUR: Gustav Adolf E r d m a n n : W . J. Sein Leben und Dichten. Leipzig 1907. - Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume in W. J.s „Gradiva". L e i p z i g / W i e n 1907. Nachdr. Nendeln 1970. - Wilhelm A r m i n i u s (d. i. Wilhelm Hermann Schultzer): W. J. Leipzig 1908. - Otto Fraaß: W. J. Zu seinem Gedächtnis. M ü n c h e n 1912. - Karl Schorn: W. J. Der Mensch, seine Weltanschauung und seine Kunst. Diss. Bonn 1923. - Wilhelm Fehse: R a a b e und J., Denkmal einer Lebensfreundschaft. Berlin 1940. - Adalbert Eischenbroich: J„ W. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 404-06. - Horst Denkler: Wilhelm Raabe. Tübingen 1989, S. 100-110. J e n t e , Martin, Fernsehproduzent, Schauspieler, Kabarettist, * 6 . 1 . 1 9 0 9 Görlitz (Schlesien), t 1 4 . 2 . 1 9 9 6 Wiesbaden. Der Sohn eines Architekten machte 1 9 2 9 / 3 0 eine kaufmännische Lehre, besuchte die Staatliche Schauspielschule in Berlin, erhielt privaten Schauspielunterricht und war Eleve am Deutschen Theater bei M a x Reinhardt. 1931-38 Rundfunksprecher, gründete er 1945 das Kabarett „Die Hinterbliebenen" in Bad Reichenhall, an dem er bis 1949 wirkte, und trat dann als Charakterkomiker u . a . an der Kleinen Komödie in Hamburg, a m Bernhard-Theater in Zürich und
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am Theater Die K o m ö d i e in F r a n k f u r t / M a i n auf. Daneben auch als Journalist tätig (u. a. b e i m Hessischen R u n d f u n k und bei der „Frankfurter Neuen Presse"), produzierte er 1956-70 zahlreiche Unterhaltungssendungen f ü r das Fernsehen (u. a. „Einer wird gewinnen", in der J. als Butler Martin neben Hans-Joachim Kulenkampff auftrat, und „Der Blaue Bock"). J e n t s c h , Karl, altkath. Theologe, Publizist, * 8 . 2 . 1 8 3 3 Landeshut (Schlesien), f 2 8 . 7 . 1 9 1 7 Bad Ziegenhals (Oberschlesien). Nach dem Theologiestudim wurde J. 1856 in Breslau zum Priester geweiht und war anschließend in der Seelsorge tätig. Er trat zum Altkatholizismus über, worauf er 1875 exkommuniziert wurde. J. wirkte als altkatholischer Pfarrer in Offenbach und Konstanz, war 1 8 7 7 / 7 8 Redakteur des altkatholischen Organs „Deutscher M e r k u r " in München und kehrte schließlich als Seelsorger nach Schlesien zurück, w o er in Neiße tätig war. Bis 1888 arbeitete J. ferner als Redakteur der l i b e r a l e n Neißer Zeitung", veröffentlichte Aufsätze in den Leipziger „Grenzboten" und lebte dann als freier Schriftsteller. Er veröffentlichte u. a. Geschichtsphilosophische Gedanken. Ein Leitfaden durch die Widersprüche des Lebens (1892) und Grundbegriffe und Grundsätze der Volkswirtschaft (1913; 8., veränderte Aufl. unter dem Titel Volkswirtschaftslehre, 1926). Seine Lebenserinnerungen erschienen unter dem Titel Wandlungen (2 Bde., 1896-1905). WEITERE WERKE: Wird das Elend siegen? Leipzig 1891. Weder K o m m u n i s m u s noch Kapitalismus. Leipzig 1893. Betrachtungen eines Laien über unsere Strafrechtspflege. Leipzig 1894. - Sozialauslese. Kritische Glossen. Leipzig 1898. - Die Agrarkrisis. Leipzig 1899. - Drei Spaziergänge eines Laien ins klassische Altertum. Leipzig 1900. - Sexualethik, Sexualjustiz, Sexualpolizei. Wien 1900. - Hellenentum und Christentum. Leipzig 1903. - Die Zukunft des deutschen Volkes. Berlin 1905. - Der Weltkrieg und die Zukunft des deutschen Volkes. Berlin 1915. LITERATUR: C. J. Von ihm selbst, nach seinen Werken. Eine Lese hrsg. v. Alois M ü h l a n und Anton Heinrich Rose. Leipzig 1918. - Anton Heinrich Rose: C. J. und die Grenzboten. In: Die Grenzboten 77 (1918) 6, S. 164-170. - Johannes Hönig: C. J. In: Hochland 17 (1920) 5, S. 551-567. - Heinz Starkulla: J., K. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 4 1 2 f . - Gerhard Berndt: Der Alte von Neiße. D a s Leben des Dr. h. c. C. J. (1833-1917). Lübeck 1975. J e r s c h k e , Oskar, Dramatiker, Lyriker, * 1 7 . 7 . 1 8 6 1 Lähn (Schlesien), t 2 4 . 8 . 1 9 2 8 Berlin. J. studierte Rechtswissenschaften in Straßburg und Berlin, w o er das Organ der Vereine deutscher Studenten, die „Kyffhäuserzeitung", redigierte, und ließ sich dann als Anwalt am Landgericht in Straßburg nieder. Nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Elsaß ausgewiesen, übersiedelte er nach Berlin. Von A r n o —»Holz ermutigt, mit d e m er seit seiner Jugend befreundet war, wandte sich J. einer literarischen Tätigkeit zu und veröffentlichte 1884 zusammen mit Holz den Gedichtband Deutsche Weisen sowie mehrere Dramen, von denen das 1904 uraufgeführte und später verfilmte Stück Traumulus das bekannteste wurde. 1916 schrieb er ein Schauspiel mit dem Titel Mein deutsches Vaterland. J e r u s a l e m , Friedrich Albert, später Fritz Jensen, österr. Mediziner, Redakteur, * 2 6 . 1 2 . 1903 Prag, f 11.4. 1955 bei Singapur. Nach d e m Medizinstudium an der Univ. Wien arbeitete J. als Sekundararzt in einem dortigen Krankenhaus, Schloß sich 1929 der K P Ö an und n a h m 1934 an den Februarkämpfen teil. Er wurde verhaftet, ins Lager Wollersdorf gebracht und war nach seiner Entlassung 1935 wieder als Arzt tätig. 1936 ging J. als Arzt der Internationalen Brigaden nach
Jöcher Spanien, wurde 1939 in Frankreich kurzzeitig interniert und emigrierte dann nach London. Anschließend Arzt des Chinesischen Roten Kreuzes, kehrte er 1948 über die Schweiz nach Wien zurück und wurde Redakteur der „Volksstimme", als deren Fernost-Korrespondent er 1953 erneut nach China ging. J. starb auf dem Flug zur ersten Afro-Asiatischen Konferenz in Bandung an den Folgen eines Bombenanschlags. 1955 erschien sein Buch Erlebtes Vietnam. WEITERE WERKE: China siegt. Wien 1949. - Die Brücke von Berlin nach Peking. Berlin 1951. - Opfer und Sieger. Nachdichtungen, Gedichte und Berichte. Berlin 1955. LITERATUR: Eva Barilich: Fritz Jensen. Arzt an vielen Fronten. Wien 1991. J e s s e n , Hans, Historiker, Bibliothekar, Zeitungswissenschaftler, * 8 . 5 . 1 8 9 7 München, t 1 4 . 7 . 1 9 7 9 Bremen. Der Sohn des Direktors des Wolffschen Telegraphenbüros studierte Geschichte, Germanistik, Latein und Philosophie in Berlin und Greifswald und w u r d e 1921 mit der Arbeit Die Wirkungen der augustinischen Geschichtsphilosophie auf die Weltanschauung und Geschichtsschreibung Liudprands von Cremona promoviert. Anschließend Volontär an der Berliner Universitätsbibliothek, w u r d e J. 1924 Bibliotheksassessor und 1928 in Greifswald z u m Bibliotheksrat ernannt. 1937 ging er als Leiter der Presseabteilung an die Preußische Staatsbibliothek Berlin und war seit 1944 f ü r die Verwaltung ausgelagerter Bestände in Hirschberg (Riesengebirge) verantwortlich. Nach Kriegsende zunächst an der Universitätsbibliothek Göttingen, ging er nach Marburg und 1951 an die Staatsbibliothek Bremen, die er seit 1961 kommissarisch leitete. J. wurde vor allem als Presseforscher bekannt. Er veröffentlichte u. a. 200 Jahre Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau, 1732-1932 (1932) und Drei Jahrhunderte Schlesien im Spiegel der Schlesischen Zeitung (1935). 1954-61 schuf er in Bremen den Standortkatalog der deutschen Presse, erschloß historische deutsche Zeitungen auf Mikrofilm, überarbeitete 1977 den dritten Band der Bibliographie der Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes bis 1900 (hrsg. v. Joachim Kirchner) und initiierte 1957 in Bremen die Gründung der Deutschen Presseforschung, zunächst als Abteilung der Staatsbibliothek, seit 1972 als Einrichtung der Universität. 1964-73 war er außerdem Mitherausgeber der Forschungen zur bremischen Kirchengeschichte „Hospitium ecclesiae". WEITERE WERKE: Mit Karl Oswin Kurth: Grundzüge der friderizianischen Nachrichtenpolitik. Berlin 1941. - Der Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenberichten. Düsseldorf 1963, 3 1965. - Die Deutsche Revolution 1 8 4 8 / 4 9 in Augenzeugenberichten. Düsseldorf 1968. LITERATUR: Symbola H. J. oblata. Red. Günter Schulz. Würzburg 1967. - Klaus Bender: Z u m 80. Geburtstag von H. J., dem Historiker, Bibliothekar und Zeitungswissenschaftler. In: Publizistik 22 (1977) S. 1 8 9 f . - Ders.: Abschied von H. J. In: Ebd. 24 (1979) S. 4 0 4 f. J e t t m a r , Rudolf (Bernhard), österr. Maler, Graphiker, * 1 0 . 9 . 1 8 6 9 Zawodzie (Galizien), t 2 1 . 4 . 1 9 3 9 Wien. J. studierte an der Wiener A k a d e m i e der bildenden Künste, seit 1892 in Karlsruhe und arbeitete 1894 kurze Zeit als Dekorationsmaler in Leipzig, bevor er 1895 nach Dresden ging. Er hielt sich dann mit einem Stipendium in R o m auf, kehrte 1897 nach Wien zurück und besuchte dort die Meisterschule f ü r Graphik, wo er sich besonders der Radierung zuwandte. Seit 1898 Mitglied der neugegründeten Künstlervereinigung „Wiener Secession", wurde J. wenig später Lehrer an der Kunstschule für Frauen und Mädchen und war 1910-28 o. Prof. an der Akademie f ü r bildende Künste im Bereich der allgemeinen Malschule, deren Leitung er 1925-27 innehatte. 1918-36 leitete er die Meisterschule f ü r graphische Künste. J. schuf Fresken, Ölgemälde (u. a. ein Selbstbildnis, 1896) und Radierungen ( u . a . den Zyklus Kain, 1 9 1 9 / 2 0 ) ,
war Buchillustrator und arbeitete für die Zeitschriften . J u g e n d " und „Ver sacrum". LITERATUR: Eduard Josch: J „ R. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 113. - Z d r a w k a Ebenstein: J „ R. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 428 f. - H a n s H. Hofstätter: R. J. Monographie. Wien 1984. - R. J. (1869-1939). Bilder von hellen und dunklen Mythen. Red. H a n s Bisanz. Wien 1989 (Ausstellungskatalog). J i r g a l , Ernst, österr. Schriftsteller, Pädagoge, * 1 8 . 1 . 1 9 0 5 Stockerau (Niederösterreich), t 1 7 . 8 . 1 9 5 6 Wien. J. war Gymnasiallehrer f ü r Deutsch und Geschichte in Wiener Neustadt und leitete nach 1945 das Tivoli-Internat in Wien. 1947 veröffentlichte er die Erzählung Erinnertes Jahr, der Kurzprosa u n d einige Gedichtbände (u. a. Schlichte Kreise, 1955) folgten. D a n e b e n war J. als Redakteur der Zeitschrift „ P l a n " tätig und hatte damit Anteil am Wiederaufleben der Wiener Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. 1950 w u r d e er mit d e m Österreichischen Staatspreis f ü r Lyrik ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Die Wiederkehr des Weltkrieges in der Literatur. W i e n / L e i p z i g 1931. - Landschaften. W i e n / L e i p zig 1937. - Theseus. Innsbruck 1950. - N o m a d e n a b e n d . Hrsg. v. Herbert Eisenreich. M ü n c h e n / W i e n 1989. LITERATUR: Nikolaus Britz: Der Dichter E. J. Wien 1965. Marieluise Bonaparte: „Wir sind nur ein A t e m " . Ist E. J. vergessen? In: M o r g e n 9 (1985) S. 384-386. - H e r m a n n Schreiber: E. J. (1905-1956). In: Literatur und Kritik (1998) Nr. 3 2 3 / 3 2 4 , S. 105-110. J o c h n e r , Georg Maria von, Archivar, * 7 . 9 . 1 8 6 0 Wohmbrechts bei Lindau, t 3 . 5 . 1 9 2 3 Niederaudorf (heute zu Oberaudorf, Kr. Rosenheim). Der Arztsohn studierte seit 1879 zunächst Medizin, später klassische Philologie in M ü n c h e n , wurde 1884 in Tübingen zum Dr. phil. promoviert und ging 1885 nach R o m , um bei der Fertigstellung der Vatikanischen Akten zur deutschen Geschichte in der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern mitzuwirken. Nach d e m Archivarexamen (1887) war J. Kreisarchivsekretär in A m b e r g und stieg von 1889 bis 1916 z u m Direktor, seit 1920 Generaldirektor des Reichsarchivs in M ü n c h e n auf. J. betreute seit 1903 als Mit-, seit 1914 als Alleinherausgeber die „Historisch-Politischen Blätter für das katholische Deutschland", setzte 1918 die Unterstellung der bayerischen staatlichen Archive unter das Außenministerium durch und erreichte 1921 die Z u s a m m e n f a s s u n g des A r c h i v w e s e n s zu dem neugeschaffenen Bayerischen Hauptstaatsarchiv. WEITERES WERK: Zur Geschichte des Türkenkrieges im Jahre 1683. B a m b e r g 1885. LITERATUR: Otto Riedner: J., G. M . In: Deutsches Biographisches Jahrbuch, Bd. 5, 1930, S. 202-205. - Adolf Bürke: G. M . v. J. Solothurn 1961. - Bernhard Löffler: Franz Ludwig von B a u m a n n , G. v. J. und Georg von H e u l i n g . A n m e r kungen zur Politik- und Wissenschaftsgeschichte B a y e r n s im Kaiserreich. In: Historisches Jahrbuch 116 (1996) S. 72-101. J ö c h e r , Christian Gottlieb, Polyhistor, Lexikograph, * 2 0 . 7 . 1 6 9 4 Leipzig, t 1 0 . 5 . 1 7 5 8 Leipzig. Der K a u f m a n n s s o h n studierte seit 1712 an der Univ. Leipzig, erwarb 1714 den Magistergrad und war seit 1716 Baccalaureus der Theologie. 1717 erhielt er als Anhänger Christian Wolffs einen Lehrauftrag an der dortigen Philosophischen Fakultät. Seit 1730 o . P r o f . der Philosophie, w u r d e er 1732 o. Prof. der Geschichte und 1735 z u m Dr. theol. promoviert. 1742 erhielt er die Oberaufsicht der Universitätsbibliothek. Seit 1720 gab J. die „Teutschen Acta eruditorum" heraus und unterstützte Johann Burkhard —> Mencke bei Edition der lateinischen „Acta eruditorum". 1725 gab er die zweite A u f lage des von M e n c k e begründeten Compendiösem Gelehrten Lexikons heraus, das 1750 in abschließender vierter A u f l a g e
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Jöhlinger erschien und unter dem Titel JOchers Allgemeines Gelehrten Lexikon bekannt wurde. WEITERE WERKE: Philosophia haeresium obex. Leipzig 1732. - Trauer-Reden. Leipzig 1733. LITERATUR: Notker Hammerstein: J., C. G. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 4 5 2 .
J ö h l i n g e r , Otto, Nationalökonom, Publizist, * 1.12.1883 Köln, t 29.8.1924 Berlin. Vom Vater zum Kaufmann bestimmt, studierte J. an der Kölner Handelshochschule und absolvierte ein Praktikum bei einer Importfirma. Er wandte sich dann dem Journalismus zu und wurde Mitarbeiter der „Kölnischen Zeitung", 1907 Handelsredakteur des „Berliner Tageblatts". 1918 in Breslau zum Dr. rer. pol. promoviert, war er bis 1920 Leiter des Wirtschaftsteils der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Berlin und wurde 1920 zum Ministerialrat im preuß. Handelsministerium ernannt. 1922 gründete J. das Seminar für Zeitungskunde und Zeitungspraxis, aus dem später das Institut für Zeitungswissenschaft an der Univ. Berlin hervorging. Er veröffentlichte u. a. Bismarck und die Juden (1921). WEITERE WERKE: Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonien. Berlin 1910. - Mit Erich Ewer: Die Praxis des Getreidegeschäftes an der Berliner Börse. Berlin 1910. Der britische Wirtschaftskrieg und seine Methoden. Berlin 1918. - Zeitungswesen und Hochschulstudium. Jena 1919. LITERATUR: Walter Schöne: Karl Bücher contra O. J. Leipzig 1925. - Karl Jaeger: Von der Zeitungskunde zur publizistischen Wissenschaft. Jena 1926, S. 116. - Hans Traub: J., O. In: Handbuch der Zeitungswissenschaft. Hrsg. v. Walther Heide. Bd. 2. Leipzig 1941-43, Sp. 1953-1955. Walter Braeuer: J„ O. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 453 f. J ö r d e n s , Gustav, auch G. Iden, A. Clauren, Erzähler, * 12.8.1785 Berlin, t 1834. Der Sohn des Pädagogen udn Lexikographen Karl Heinrich J. war nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Berlin, Görlitz und Glogau im Staatsdienst tätig und lebte von 1821 bis zu seinem Selbstmord als freier Schriftsteller in Dresden und Leipzig. Seine zahlreichen Erzählungen publizierte er in Unterhaltungsblättern, Zeitschriften und Almanachen (u.a. ,.Zeitung für die elegante Welt", —>Gubitzens „Gaben der Milde"). Ferner schrieb er, teilweise unter Pseudonym, dabei den Namen des bekannten Schriftstellers Heinrich —> Clauren mißbrauchend, Romane (u. a. Das Labyrinth der Liebe, 1825) und Lichtenbergs Ideen, Maximen und Einfülle (2 Bde., 1827-30). WEITERE WERKE: Morgana. Erzählungen und Märchen. 2 Bde., Leipzig 1820. Nachdr. Wildberg 1989/90. - Lanzelot vom See. Leipzig 1822. Nachdr. München 1994. - Die Vermählung. Ein Nachtstück. Leipzig 1822. - Hrsg.: Bunte Bilder. 2 Bde., Leipzig 1823/24. - Amalfried der Thüringer. Leipzig 1828. J ö r g , Joseph Edmund, Archivar, Historiker, Politiker, * 23.12.1819 Immenstadt, t 18.11.1901 Landshut. J., Sohn eines Glasermeisters und Landgerichtsoberschreibers, studierte zunächst Philosophie und Theologie an der Univ. München, wechselte dann zur Geschichte und arbeitete an dem Werk seines Lehrers Johann Joseph Ignaz von Döllinger über die Reformation mit. Seit 1847 Archivpraktikant am Reichsarchiv in München, ging er später in den Archivdienst nach Neuburg/Donau und Landshut. 1852-1901 redigierte er die einflußreichen „Historischpolitischen Blätter für das katholische Deutschland" und veröffentlichte eine Reihe von Werken zur Zeitgeschichte, u. a. Die neue Ära in Preußen (1860). 1866 wurde J. zum Vorstand des Archivkonservatoriums und zum Schloßverwalter auf der Trausnitz in Landshut ernannt. Große Verdienste erwarb er sich um den Aufbau und die Erschließung der
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Archivbestände (Jörgscher Zettelkatalog). 1865-81 war J. Abgeordneter der bayerischen Patriotenpartei im Landtag, 1867-71 Mitglied des deutschen Zollparlaments und 1874-78 als Zentramsabgeordneter Reichstagsmitglied, wo er sich besonders gegen Bismarcks Außenpolitik wandte. 1871 hatte er den Eintritt Bayerns in das Deutsche Reich abgelehnt. Resigniert zog sich J. 1881 aus der Politik zurück, führte aber bis zu seinem Lebensende kritisch die Herausgabe der ,31ätter" weiter. WEITERES WERK: J. E. J. Briefwechsel 1846-1901. Bearb. v. Dieter Albrecht. Mainz 1988. LITERATUR: M. Doeberl: J., J. E. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd. 6, 1904, S. 429-433. Maria Poll: J. E. J. Paderborn 1936. - Heinz Gollwitzer: J. E. J. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 15 (1949) S. 125-148. - Bernhard Zittel: J. E. J. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 4. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. München 1955, S. 395-429. - Victor Conzemius: Ignaz von Döllinger und E. J. Analyse einer Freundschaft und ihres Zerfalls. In: Festschrift für Max Spindler zum 75. Geburtstag. München 1969, S. 743-765. - KarlHermann Lucas: J. E. J. Köln 1969. - Karl Friedrich Roth: Der einsame Seher und Prophet aus dem Allgäu. Immenstadt 1976. - J., J. E. In: LThK3, Bd. 5, 1996, Sp. 995. J o h a n n s e n , (Elsa-)Christa (Betti Luise), Schriftstellerin, * 17.11.1914 Halberstadt, f 10.4.1981 Magdeburg. Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. arbeitete J. als Dozentin an der Fachschule für Bauwesen in Blankenburg/Harz und wurde 1957 Mitarbeiterin der „Neuen Zeit". Später war sie als freischaffende Schriftstellerin tätig und wurde 1974 mit dem Lion-Feuchtwanger-Preis ausgezeichnet. In ihren Werken beschreibt J. häufig Kindheits- und Jugenderlebnisse und befaßt sich mit Schicksalen jüdischer Menschen während des „Dritten Reiches". Später erschienen die biographischen Werke Leibniz. Roman seines Lebens (1966) und Zeitverschiebungen (1979, 21981). Der zweite Roman stellt Leben und Werk Albert Einsteins dar. WEITERE WERKE: Im Schatten des Minotaurus. Berlin 1965, 2 1967. - Flug nach Zypern. Berlin 1969. LITERATUR: C. J. Bearb. v. Jutta Schultze und Doris Frommhold. Magdeburg 1983. - Heinz Kruschel: In memoriam. C. J. In: Der Fährmann 8 (1984) S. 13-15. J o h n , George Friedrich, Jurist, Dichter, Kritiker, * 3.5. 1741 Schmoditten bei Preußisch-Eylau, t 10.5.1800 Königsberg. Der Pfarrerssohn studierte seit 1758 Rechtswissenschaften und Philosophie an der Univ. Königsberg, wurde 1765 Kreisaktuarius und wirkte 1770 als Justizamtmann. Wenig später schied er aus dem Justizdienst aus, nahm ihn jedoch 1777 als Sekretär am Kammergericht zu Berlin wieder auf und wurde zum wirklichen Expedienten ernannt. Daneben war J. lange Zeit Rezensent und Theaterkritiker der Königsberger literarischen Zeitschriften und trat auch mit eigenen poetischen Arbeiten hervor, die in Zeitschriften und Anthologien erschienen. 1775 und 1782 zeichnete er als Herausgeber der Preußischen Blumenauslese, in der er auch eigene Gedichte publizierte. WEITERES WERK: Über das Aufbrausen der Völker gegen die Fürsten und Landesverfassungen. Königsberg 1790. LITERATUR: Helmut Motekat: J., G. F. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 582. J o k l , Anna Maria, Schriftstellerin, Psychotherapeutin, * 23.1.1911 Wien, t 21.10.2001 Jerusalem. Die aus einer jüdischen Familie stammende J. war Tochter eines Kaufmanns und einer Lehrerin. 1928 ging sie nach Berlin und arbeitete nach einer Ausbildung zur Rezitatorin bei Erwin Piscator als Rundfunksprecherin des Deutschlandsenders und als Dramaturgin für die Ufa. Sie schrieb
Jordan Hörspiele und Drehbücher sowie Beiträge f ü r die „Vossische Zeitung". 1933 emigrierte J. nach Prag, w o sie für verschiedene Zeitungen tätig war und dem von Franz Carl —> Weiskopf und Wieland —> Herzfelde gegründeten BertBrecht-Club angehörte. 1939 mußte sie abermals fliehen und gelangte mit Hilfe eines PEN-Club-Visums über Polen nach London. In England engagierte sie sich bei der Einrichtung eines Heims für Flüchtlingskinder, schrieb Stücke f ü r Kindertheater (u. a. Where do you come from, French Scene) und führte zahlreiche davon mit der Gruppe „Young Czechoslovakia" auf. 1945 begann J. in London ein Studium der Tiefenpsychologie, das sie 1 9 4 8 / 4 9 am C. G. Jung-Institut in Zürich fortsetzte. 1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, um die Verfilmung ihres Buches Die Perlmutterfarbe für die D E F A zu betreuen. Aus der D D R ausgewiesen, ließ sie sich als Psychotherapeutin im Westteil der Stadt Berlin nieder, publizierte nebenberuflich weiterhin in R u n d f u n k und Presse und übersetzte Werke aus dem Englischen und Jiddischen ins Deutsche. 1965 verlegte J. ihren Wohnort nach Jerusalem. Nach ihren autobiographischen Erinnerungen Essenzen (1993) veröffentlichte sie Die Reise nach London. Wiederbegegnungen (1999). WEITERE WERKE: Die wirklichen Wunder des Basilius Knox. Zürich 1948. Berlin 2 1950. Neuausg. F r a n k f u r t / M a i n 1997. - Essenzen. F r a n k f u r t / M a i n 1997. - Z w e i Fälle zum T h e m a „Bewältigung der Vergangenheit". F r a n k f u r t / M a i n 1997. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 572. - Nachruf Α. M . J. (1911-2001). In: Fachdienst Germanistik 19 (2001) 12, S. 9 f. J o n a s , Emil (Jakob), Pseud. Graf Löwenbalk von Hohenthal, Redakteur, Schriftsteller, * 1 4 . 7 . 1 8 2 4 Schwerin, t 6 . 1 . 1 9 1 2 Berlin. J. war seit 1845 Redakteur der „Flensburger Zeitung", ging 1847 nach Kopenhagen und gab dort bis zum Ausbruch des Dänisch-Deutschen Kriegs 1863 die Zeitung „Intellig e n z " heraus. Er w u r d e 1851 Kammerassessor und zugleich Privatsekretär König Friedrichs VII. und war 1852-63 Kammerrat im Holsteinischen Ministerium. Seit 1866 lebte J. als Privatgelehrter und Schriftsteller in Berlin, arbeitete als Übersetzer skandinavischer Literatur und verfaßte neben einigen belletristischen Schriften (u.a. der Kriminalnovelle Ein englischer Chorinsky, 1869) weit verbreitete Reise- und Sprachführer für Skandinavien. WEITERE WERKE: Illustrirtes Reise- und Skizzenbuch für Schweden. Berlin 1869, 2 1875. - Schweden und seine Entwicklung in volkswirthschaftlicher und geistiger Beziehung während des letzten Jahrzehnts. Berlin 1875. - Nordische Diamanten. Berlin 1890. LITERATUR: E. J. In: 100 jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern. Red. Frank Schröder (Ausstellungskatalog). Rostock 2003, S. 86. J o o s , Joseph, kath. Journalist, Arbeiterführer, Politiker, * 1 3 . 1 1 . 1 8 7 8 Wintzenheim (Elsaß), t 1 3 . 3 . 1 9 6 5 St. Gallen. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende, zum Tischler ausgebildete J. wuchs früh in die kath. Sozialbewegung hinein. Seit 1905 war er Chefredakteur der „Westdeutschen Arbeiterzeitung" und trat publizistisch f ü r die kath. Erziehungsund Bildungsarbeit ein. I m und nach dem Ersten Weltkrieg unterstützte er die Linie Matthias Erzbergers. 1920-33 war J. Mitglied des Reichstags und seit 1928 stellvertretender Vorsitzender der Zentrums-Fraktion. Er setzte sich f ü r die deutsch-französische Aussöhnung ein und war seit 1928 Präsident der „Katholischen Arbeiterinternationale". J. veröffentlichte u. a. Die sozialdemokratische Frauenbewegung in Deutschland (1912), Die katholischen Arbeitervereine (1913) und Geschichte und Wesen des Sozialismus (1917,
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1919). Im „Dritten R e i c h " wurde er 1938 als Elsässer ausgebürgert und war 1941-45 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert; diese Zeit hat er in d e m B u c h Leben auf Widerruf ( 1 9 4 6 , 2 1 9 4 8 ) geschildert. 1951 erschien Am Räderwerk der Zeit. Erinnerungen aus der katholischen und sozialen Bewegung und Politik. WEITERE WERKE: Krisis in der Sozialdemokratie. M ö n chengladbach 1911. - Die katholische Arbeiterschaft und die nationale Bewegung. M ü n c h e n 1925. - U m das neue Deutschland. F r a n k f u r t / M a i n 1925. - Arbeiterschaft und B o d e n r e f o r m . Berlin 1928. - S o sah ich sie. M e n s c h e n und Geschehnisse. Augsburg 1958. LITERATUR: Oswald Wachtling: J. J. (1887-1965). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Hrsg. v. Rudolf Morsey und Jürgen Aretz. Bd. 1. Mainz 1973, S. 236-250. - Joachim Giers: J., J. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 595 f. - Oswald Wachtling: J. J. Journalist, Arbeiterführer, Zentrumspolitiker. Politische Biographie 1878-1933. M a i n z 1974. M.d.R., 3 1994, S. 234-236. - Albrecht Langner: J„ J. In: LThK 3 , Bd. 5, 1996, Sp. 990. J o r d a n , Jan PtStr, Slawist, Publizist, K a u f m a n n , * 1 5 . 2 . 1 8 1 8 Zieschkowitz (Oberlausitz), t 2 0 . 5 . 1 8 9 1 Wien. Der Sohn eines Gärtners wurde 1831 Zögling des sorbischen Priesterseminars in Prag, w u r d e j e d o c h Journalist und publizierte als begeisterter Panslawist in der Zeitung „Ost und West". Seit 1842 Lektor der Slawistik an der Univ. Leipzig, wurde er zum Dr. phil. promoviert und w a r später als Privatdozent tätig. J. setzte sich f ü r den A u f b a u eines nationalen Kulturlebens der Lausitzer Sorben ein, gründete die erste sorbische belletristische Zeitschrift „Jutrniczka" und gab 1843-48 in Leipzig die „Jahrbücher f ü r slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft" als erste deutschsprachige slawistische Zeitschrift heraus. Wegen der Vorbereitung des Präger Slawenkongresses 1848 verlor er sein L e h r a m t in Leipzig, ging nach Prag und wirkte dort 1848-50 als Herausgeber der „Slawischen Zentralblätter". Infolge der einsetzenden Reaktion mußte J. 1860 nach Wien übersiedeln, w o er als Kaufm a n n und Industrieller tätig war. WEITERE WERKE: G r a m m a t i k der wendisch-serbischen Sprache in der Oberlausitz. Prag 1841. - D i e Vorläufer des Husitenthums in B ö h m e n . Leipzig 1846. - Geschichte der russischen Literatur. Leipzig 1846. - Chronologische Übersicht der Geschichte B ö h m e n s . Leipzig 1847. - Vollständiges Taschenwörterbuch der böhmischen und deutschen Sprache. Leipzig 1847. LITERATUR: Milos Schmidt: Dr. J. P. J. Bautzen 1962. Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 131. J o r d a n , Wilhelm, Schriftsteller, Politiker, * 8 . 2 . 1 8 1 9 Insterburg (Ostpreußen), t 2 5 . 6 . 1 9 0 4 F r a n k f u r t / M a i n . D e r Pfarrerssohn studierte seit 1818 Theologie, dann Philosophie in Königsberg, w u r d e 1842 promoviert und studierte dann Naturwissenschaften in Berlin. Dort lebte er als freier Schriftsteller, w u r d e 1843 wegen seiner Schriften und Reden f ü r politische Freiheit aus Berlin ausgewiesen und ließ sich in Leipzig nieder, gab 1 8 4 5 / 4 6 die Zeitschrift „Die beflissene Welt" heraus, mußte aber auch Sachsen wegen seiner politischen Gesinnung verlassen. 1848 ging J. als Korrespondent der „Bremer Zeitung" nach Paris. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde er in die Deutsche Nationalversammlung gewählt. Hier Schloß er sich erst der Linken, dann der Erbkaiserlichen Partei an, plädierte für ein deutsches Reich unter preuß. Führung und war zuletzt Marinerat im Reichshandelsministerium. Neben seinem lyrischen Werk und Übersetzungen von Shakespeare, H o m e r und Sophokles verfaßte er das episch-dramatische M y s t e r i u m Demiurgos (3 Tie., 1852-54) und das Stabreim-Epos Nibelunge (1868).
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Josef WEITERE WERKE: Schaum. Leipzig 1846. Nachdr. M ü n c h e n 1994. - Der epische Vers der G e r m a n e n und sein Stabreim. F r a n k f u r t / M a i n 1867. Nachdr. M ü n c h e n 1994. - Strophen und Stäbe. F r a n k f u r t / M a i n 1871. Nachdr. München 1994. - Epische Briefe. F r a n k f u r t / M a i n 1876. Nachdr. M ü n c h e n 1994. - Die Sebalds. 2 Bde., Stuttgart 1885. Nachdr. München 1994. - Episteln und Vorträge. F r a n k f u r t / M a i n 1890. - Deutsche Hiebe. F r a n k f u r t / M a i n 1891. LITERATUR: M a u r i c e Reinhold von Stern: W. J. Ein deutsches Dichter- und Charakterbild. F r a n k f u r t / M a i n 1910, 3 1911 - - W . J. Sechs Aufsätze zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages. Hrsg. v. Paul Vogt. F r a n k f u r t / M a i n 1919. Alfred Günther: W . J. als Freiheitssänger und Politiker. Diss. Münster 1920. - Clifford Albrecht Bernd: J„ W . In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 6 0 5 f. J o s e f , Carl, österr. Maler, Zeichner, * 1 7 . 5 . 1 8 7 7 Wien, t n. e. J. studierte seit 1893 an der Wiener A k a d e m i e der bildenden Künste und an der Prager Kunstakademie, kehrte 1898 in seine Heimatstadt zurück und arbeitete vorwiegend als Porträtmaler. Seit 1901 war er auch als Illustrator für Wiener Tageszeitungen und Witzblätter tätig und wurde durch seine Karikaturen in der Wochenschrift „Die M u s k e t e " bekannt. 1909 unternahm J. eine Reise nach Japan und machte unterwegs die Bekanntschaft mit dem Herausgeber der „Times of India", f ü r die er 1 9 1 2 / 1 3 als Zeichner in B o m b a y arbeitete. N a c h seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er Mitarbeiter verschiedener Wiener Journale und veröffentlichte 1923 den Karikaturenband Die Parteien. J o s e p h , David (Dagobert), Architekt, Kunsthistoriker, * 4 . 7 . 1 8 6 3 Königsberg, t 1 9 . 8 . 1 9 2 2 Berlin. J. studierte an den Technischen Hochschulen und Universitäten Berlin und Heidelberg und war seit 1888 Architekt in Berlin. 1890 ging er als Prof. der Archäologie und Geschichte an die neue Univ. und Polytechnische Schule in Brüssel, w u r d e 1894 in Heidelberg z u m Dr. phil. promoviert und war seit 1896 Dozent für Kunstgeschichte an der Univ. Brüssel. 1898 kehrte J. nach Berlin zurück und wurde Chefredakteur der „Internationalen Revue für Kunst, Kunstgewerbe und Technik". In Berlin baute er Wohn- und Geschäftshäuser und Villen im Stil der italienischen Renaissance. Er veröffentlichte u. a. eine Geschichte der Baukunst vom Altertum bis zur Neuzeit (2 Tie., 1902, 2 1912). WEITERE WERKE: Die Paläste des Homerischen Epos mit Rücksicht auf die Ausgrabungen Heinrich Schliemanns. Berlin 1893. - Die Parochialkirche in Berlin 1694-1894. Berlin 1894. J o s t , Eduard, Redakteur, Schriftsteller, * 2 1 . 7 . 1 8 3 7 Trier, t 1 5 . 3 . 1 9 0 2 Neustadt (Pfalz). Zunächst an verschiedenen Theatern (u. a. in Kleve und Löbau) als Sänger und Schauspieler tätig, wandte sich J. dem Journalismus zu und war 1864-67 Redakteur der „Trierischen Volkszeitung". Anschließend arbeitete er beim „Dürkheimer Anzeiger", seit 1870 beim Landauer „Eilboten" und gründete 1884 in Kaiserslautern die pfälzische Wochenschrift „Die Heimat". Seit 1886 in Leipzig ansässig, ging er 1892 nach N a u m b u r g / S a a l e und redigierte zuletzt die „Neustädter Zeitung". J. trat auch als Erzähler hervor, war der Verfasser des Pfälzerliedes (1877) und veröffentlichte 1895 seine Lebenserinnerungen unter dem Titel Vor fünfundzwanzig Jahren. WEITERE WERKE: Christlich oder Päpstlich? Landau 1876. - Landstuhl und Ebernburg. Geschichtliche Erzählungen. Kaiserslautern 1885. - S i c k i n g e n ' s letzte Tage. Kaiserslautern 1900. LITERATUR: Franz B r a m m e r : J., E. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Bd. 7. Berlin 1905, S. 2 2 0 f . -
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Minna Günther: Das Pfälzerlied von E. J. Bad Dürkheim 1927. J o s t , Heinrich, Typograph, * 1 3 . 1 0 . 1 8 8 9 Magdeburg, t 27.9.1948 Frankfurt/Main. Nach seiner Buchhändlerlehre absolvierte J. eine Ausbildung zum Graphiker an der von Paul Renner und Emil Preetorius gegründeten Schule f ü r Illustration und Buchgewerbe in München und arbeitete dann für verschiedene dort ansässige Verlage. Seit 1917 künstlerischer Berater und Mitarbeiter f ü r Graphikfragen der „Münchner Neuesten Nachrichten", übernahm er 1918 die künstlerische Leitung der Münchner Verlage Hanfstaengl, Drei-Masken und Georg Müller und war gleichzeitig u . a . für C. H. Beck, Callwey und Albert Langen tätig. 1923 übersiedelte J. als künstlerischer Leiter der Bauerschen Gießerei nach F r a n k f u r t / M a i n , widmete sich dort der Schriftherstellung und der typographischen A n wendung für R e k l a m e und Buchgestaltung und entwarf u. a. die Auszeichnungsschrift Atrax und die Werbetype Beton. J. gestaltete auch die bibliophilen H a u s d r u c k e der Bauerschen Gießerei, u. a. —» Goethes Schrift Von deutscher Baukunst, die 1923 in der Bodoni-Antiqua erschien. LITERATUR: Konrad F. Bauer: H. J. t In: Der Druckspiegel 3 (1948) 11, S. 2 f. - M a x Waibel: J„ H. In: NDB, Bd. 10, 1975, S. 628. - Gustav Stresow: Gedenkblatt für H. J. In: Philobiblon 33 (1989) S. 218-226. J o s t , Isaak Markus, Historiker, Pädagoge, * 2 2 . 2 . 1 7 9 3 Bernburg (Anhalt), t 2 0 . 1 1 . 1 8 6 0 F r a n k f u r t / M a i n . Nach dem Besuch der Wolfenbütteler Samsonschule und des Braunschweiger G y m n a s i u m s studierte J. seit 1813 in Göttingen und Berlin und übernahm 1816 die Leitung einer Privatschule, bevor er 1835 an das Philanthropin in Frankf u r t / M a i n berufen wurde, eine Schule, die sich zu einem Zentrum jüdischer Reformbestrebungen entwickelte. J. gab 1839-42 die Wochenschrift „Israelitische Annalen" heraus, gehörte 1855 zu den Gründern des „Instituts zur Förderung der israelitischen Literatur" und setzte sich 1845 für die Beibehaltung des Hebräischen im Gottesdienst ein. Als einer der ersten versuchte er eine Gesamtdarstellung der jüdischen Geschichte und veröffentlichte 1820-28 eine neunbändige Geschichte der Israeliten seit der Zeit der Maccabäer bis auf unsere Tage, nach den Quellen bearbeitet, der weitere Gesamtdarstellungen folgten. WEITERE WERKE: Legislative Fragen, betreffend die Juden im Preußischen Staate. Berlin 1842. - Geschichte des Judenthums und seiner Secten. 3 Bde., Leipzig 1857-59. LITERATUR: Heinrich Zirndorf: I. M . J. und seine Freunde. Leipzig 1886. - Heinz M o s c h e Graupe: J., I. M. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 628-630. J u c h , Ernst, Maler, Karikaturist, * 2 5 . 4 . 1 8 3 8 Gotha, t 5 . 1 0 . 1 9 0 9 Wien. Z u m Porzellanmodelleur ausgebildet, arbeitete J. in der Porzellanfabrik Plaue (Thüringen), bis er 1859 auf Wanderschaft ging und über Passau nach Wien gelangte. Dort war er anfangs als Modelleur und Zeichner in der Industrie tätig. 1864 begann er als Karikaturist bei der Wochenzeitung „Grader Michel", deren humoristischer Teil seit 1867 unter dem Titel „Das Reibeisen" erschien. Seit 1868 gestaltete er über 40 Jahre lang als Illustrator das Wiener Witzblatt „Figaro" sowie dessen Beiblatt „Wiener L u f t " . Eine seiner bekanntesten Karikaturen ist die Generalprobe in Versailles, die zur Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs entstand. Bekannt wurde J. auch durch zahllose, selbstillustrierte Postkarten an die Mitglieder der Künstlerrunde „Anzengrube", der er seit 1879 angehörte. Er schuf mit dieser später vielfach nachgeahmten Idee die Grundlage f ü r die m o d e r n e Ansichtskarte. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 140.
Jünger J ü n g e r , Ernst, Schriftsteller, * 2 9 . 3 . 1 8 9 5 Heidelberg, t 1 7 . 2 . 1 9 9 8 Riedlingen (Oberschwaben). Der Sohn eines C h e m i k e r s und späteren Apothekenbesitzers floh 1913 aus d e m G y m n a s i u m in die Fremdenlegion, wurde aber durch väterliche Intervention nach Deutschland zurückgeholt. Als Kriegsfreiwilliger von 1914, später Berufsoffizier, erhielt der mehrfach verwundete J. für Tapferkeit den Orden Pour le merite. Die Verarbeitung seiner Kriegserlebnisse in den Tagebüchern In Stahlgewittern (1920), in Essays wie Der Kampf als inneres Erlebnis (1922) und in der Erzählung Sturm (1923) bestimmte fortan auch J.s Bild in der öffentlichen Wahrnehmung. Nach dem Krieg in die Reichswehr ü b e r n o m m e n und 1923 ausgeschieden, begann der passionierte Insektensammler ein Studium der Zoologie in Leipzig und Neapel, das er 1925 ohne Abschluß beendete. Seit 1925 profilierte sich J. publizistisch in Zeitschriften wie „Arminius" und „Stahlhelm" als Wortführer der nationalrevolutionären Rechten. Auf diese antirepublikanische Polemik folgte mit Das abenteuerliche Herz (1929; Zweite Fassung 1938) ein erzählerisches Werk, dessen oft als „surrealistisch" interpretierte Erzählweise J.s Beschäftigung mit Traum-, Rausch-, und Todeserfahrungen literarisch umsetzte. Sein Essay Der Arbeiter (1932) reflektierte die Entzauberung und Entheroisierung des Lebens im Zeichen zunehmender Vermassung und Mechanisierung. Zu J.s Bekanntenkreis, der das weite politische Spektrum der Weimarer Republik abdeckt, gehörten u. a. der Anarchist Erich —» Mühsam, der Nationalbolschewist Ernst —> Niekisch, der Philosoph H u g o Fischer (der „Magister") und der Jurist Carl Schmitt. Auf die nationalsozialistische Machtergreifung reagierte J. mit Distanz und lehnte die Mitgliedschaft in der „Akademie f ü r deutsche Dichtkunst" ab. Aus Berlin zog er sich nach Goslar zurück, w o die E s s a y s a m m l u n g Blätter und Steine (1934) und die Geschichte seines Legionärsabenteuers Afrikanische Spiele (1936) vollendet wurden. Reisen nach Norwegen und Südamerika fanden später ihren Niederschlag in Myrdun. Briefe aus Norwegen (1943) und Atlantische Fahrt (1947). Mit der Übersiedlung nach Überlingen am Bodensee 1936 vertiefte sich der seit jeher enge Kontakt mit seinem Bruder Friedrich Georg —>J.; diese Konstellation spiegelt sich im Protagonistenpaar seines R o m a n s Auf den Marmorklippen (1939). Die von J. beschriebene Zerstörung einer alten Kultur durch die barbarischen Horden des „Oberförsters" und seine „Schinderhütten" wurde vielfach als Parabel auf das „Dritte Reich" und seine Konzentrationslager verstanden. Bei Kriegsbeginn w u r d e J., der A n f a n g 1939 nach Kirchhorst bei Hannover gezogen war, als Hauptmann eingezogen. Den „Sitzkrieg" und den anschließenden Einmarsch nach Frankreich beschrieb er in seinem Tagebuch Gärten und Straßen (1942), das später den ersten Teil der Strahlungen (1949) bildete. 1941 in den Stab des deutschen Militärbefehlshabers nach Paris versetzt, verkehrte er sowohl in Kreisen, die an der Verschwörung v o m 20. Juli 1944 teilnahmen, als auch mit französischen Intellektuellen und Künstlern wie Louis-Ferdinand Celine, Marcel Jouhandeau und Pablo Picasso. Sein Erstes und Zweites Pariser Tagebuch bilden das Kernstück der Strahlungen. Die Begegnungen mit Paris prägten J.s Leben bis in die in späten Aufzeichnungen festgehaltenen Träume. Unterbrochen wurde sein Aufenthalt in Paris durch die Kommandierung an die Ostfront im Winter 1943/44, die er in den Strahlungen als Kaukasische Aufzeichnungen festhielt. E n d e 1944 wurde J. aus der Wehrmacht entlassen. Nach Kriegsende bis 1949 mit Publikationsverbot belegt, setzte J. zunächst seine Tagebuchaufzeichnungen fort. Auf Vorwürfe, die ihm eine Mitschuld an den Verbrechen des
„Dritten R e i c h e s " gaben, reagierte er in den Strahlungen mit der Feststellung „Nach dem Erdbeben schlägt man auf die Seismographen ein". Die R o m a n e Heliopolis (1949) und Eumeswil (1977) wie auch die Erzählung Gläserne Bienen (1957) inszenierten, wie bereits Auf den Marmorklippen, den Konflikt zwischen Macht und Geist auf einer metahistorischen Bühne, was diesen Büchern e b e n s o utopischen wie entschieden epigonalen Charakter verleiht. D e r demokratischen Politik und der Nachkriegsliteratur in Deutschland stand J., der 1949 nach Ravensburg und 1950 ins oberschwäbische Wilflingen zog, in gewollter Distanz gegenüber. Essays w i e Der Waldgang (1951), die Verarbeitung von LSD-Erlebnissen in der Erzählung Besuch auf Godenholm (1952) und später in dem Essay Annäherungen. Drogen und Rausch (1970) markierten ein hochstilisiertes Selbstverständnis, das er in die Begriffe des „ A n a r c h e n " und des „Solitärs" faßte. I m Dialog mit Martin H e i d e g g e r suchte er nach einem neuen metaphysisch fundierten Weltbild ( Ü b e r die Linie, 1950). 1965 begann J. mit seinem letzten Tagebuchprojekt, das als Siebzig verweht zunächst 1980 und 1981 erschien und unter demselben Titel bis 1997 fortgesetzt wurde. Zahlreiche Reisen als E n t o m o l o g e (Subtile Jagden, 1967), T r ä u m e und in den letzten Jahren die Archivierung des eigenen L e b e n s prägen diese Tagebücher, die auch Einblicke in J.s umfangreiche und bislang nur in Ansätzen erschlossene Korrespondenz gewähren. Endzeitstimmung, die Erwartung globaler Umwälzungen von naturgeschichtlichmythologischem A u s m a ß grundieren die A u f z e i c h n u n g e n , in denen sich der Beobachter J. als Z e u g e von A r t e n s c h w u n d und z u n e h m e n d e r Verzifferung des Lebens sieht. Als Schriftsteller des 20. Jh. verkörpert J. in singulärer Weise die Verbindung von militärischer „vita activa" und der „vita contemplativa" des Autors und Sammlers. Sein Versuch, das m o d e r n e Leben nach metahistorischen und vielfach mythologisch fundierten Kategorien zu deuten, seine S u c h e nach absoluten Autoritäten verbindet den W u n s c h des verunsicherten m o d e r n e n Intellektuellen nach festen Orientierungspunkten mit d e m nur ansatzweise eingelösten Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Der scharfe Beobachter J. liegt dabei im ständigen Widerstreit mit dem dezisionistischen Denker, der auch Rausch- und Traumerlebnisse in seine Weltdeutung einzubeziehen sucht. Von den frühen Kriegstagebüchern, den A u f z e i c h n u n g e n über Drogen und Rausch bis hin zu den späten Tagebuchaufzeichnungen bleiben dabei der Tod und die auf vielerlei Weise sublimierte Todesangst von zentraler Bedeutung für J. Seit den f ü n f z i g e r Jahren setzte im In- u n d Ausland eine Reihe von Ehrungen und Würdigungen ein, deren H ö h e punkt, die Verleihung des Goethepreises 1982, noch von öffentlichen Protesten begleitet wurde. In der Ära Kohl w u r d e J. zum Gast und Gastgeber deutsch-französischer Staatsbesucher. Obgleich weiterhin kontrovers diskutiert, w u r d e J., der 1996 zum Katholizismus konvertierte, zunehm e n d als Zeitzeuge und Jahrhundertschriftsteller anerkannt, dessen Tagebücher das Kernstück seines W e r k s ausmachen. WERKE: Sämtliche Werke. 22 Bde., Stuttgart 1978-99. E. J., Carl Schmitt: Briefwechsel. Hrsg. v. H e l m u t h Kiesel. Stuttgart 1999. LITERATUR: Horst Mühleisen: Bibliographie der Werke E. J.s. Erweiterte Neuausgabe. Stuttgart 1996. - Hans-Harald Müller: D e r Krieg und die Schriftsteller. D e r Kriegsroman der Weimarer Republik. Stuttgart 1986. — H e i m o Schwilk: E. J. Leben und Werk in Bildern und Texten. Stuttgart 1988. - E. J. Hrsg. v. Heinz L u d w i g A r n o l d . M ü n c h e n 1990 (Text + Kritik. Heft 1 0 5 / 1 0 6 ) . - Martin Meyer: E. J. M ü n c h e n 1990. - Hans-Harald M ü l l e r / H a r r o Segeberg (Hrsg.): E. J. im 20. Jahrhundert. M ü n c h e n 1995. - Paul Noack: E. J. eine Biographie. Berlin 1998. Ulrich Baron
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Jünger J ü n g e r , Friedrich Georg, Schriftsteller, * 1 . 9 . 1 8 9 8 Hannover, t 2 0 . 7 . 1 9 7 7 Ü b e r l i n g e n / B o d e n s e e . Gleich seinem Bruder Ernst —>J. n a h m J. als Offizier am Ersten Weltkrieg teil, aus d e m er schwer verwundet heimkehrte. Nach dem Krieg studierte er Jura an den Universitäten Leipzig und Heidelberg, w o er zum Dr. jur. promoviert wurde. Den Anwaltsberuf übte er j e d o c h nur für kurze Zeit aus. Als freier Schriftsteller lebte und arbeitete er seit 1926 in Berlin. Zwischen 1928 und 1935 stand er in loser Verbindung zu d e m nationalbolschewistischen Kreis um Ernst —> Niekisch, in dessen Zeitschrift „Widerstand" er erste Essays und politische Glossen veröffentlichte. Zunächst mit dem Nationalsozialismus sympathisierend, distanzierte sich J. später von den neuen M a c h t h a b e r s 1934 erhielt er wegen der Elegie Der Mohn vorübergehendes Publikationsverbot und zog sich zwei Jahre später nach Überlingen am Bodensee zurück. Sowohl als Lyriker als auch als Essayist und Romanautor zeichnete sich J. durch starkes Traditionsbewußtsein und Affinität zum Lebensgefühl der Antike aus. Während seine Gedichte, deren Metrik den antikisierenden Vorbildern Klopstocks und Hölderlins folgt, eine fast magische Naturverbundenheit zum Ausdruck bringen, verurteilte er in verschiedenen Essays die Inhumanität des technischen Denkens. Großes Aufsehen erregte seine 1946 erschienene Abhandlung Die Perfektion der Technik ( 2 1949). Seit 1950 wandte sich J. verstärkt der erzählenden Prosa zu. Neben den Autobiographien (Grüne Zweige, 1951; Spiegel der Jahre, 1958) schrieb er R o m a n e ( Z w e i Schwestern, 1956) und Erzählungen (Dalmatinische Nacht, 1950; Kreuzwege, 1960). J. wurde f ü r sein schriftstellerisches Werk mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. WEITERE WERKE: Der Taurus. H a m b u r g 1937. - Der Missouri. Leipzig 1940. - Griechische Mythen. F r a n k f u r t / M a i n 1947. - Orient und Okzident. H a m b u r g 1948. - Maschine und Eigentum. F r a n k f u r t / M a i n 1949. - R h y t h m u s und Sprache im deutschen Gedicht. Stuttgart 1952. - Heinrich March. Stuttgart 1979. LITERATUR: Benno von Wiese: F. G. J. z u m 60. Geburtstag. Privatdruck 1958 (Bibliogr.). - Anton H. Richter: A thematic approach to the works of F. G. J. Bern 1982. J ü n g s t , Ernst, Nationalökonom, * 3 . 5 . 1 8 7 2 Biedenkopf, t 7 . 4 . 1 9 3 3 Essen. J. studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Philosophie und wurde 1898 in Erlangen promoviert. Er arbeitete zunächst als Auslandskorrespondent der „Frankfurter Zeitung" und war danach an den H a n d e l s k a m m e r n in Magdeburg und Berlin tätig. 1901 wurde J. volkswirtschaftlicher Mitarbeiter des Vereins für die bergbaulichen Interessen in Essen. In den folgenden Jahren führten ihn Studienreisen nach Großbritannien, in die U S A , nach Frankreich und Belgien. Während des Ersten Weltkriegs Leiter verschiedener deutscher Dienststellen in Brüssel, war J. 1918 als wirtschaftlicher Referent des Kriegsamtes in Düsseldorf u. a. für Reparationslieferungen an die Siegermächte zuständig. Wegen seiner internationalen Erfahrungen wurde er 1930 als Vertreter des deutschen Kohlenbergbaus an das Internationale Arbeitsamt in Genf entsandt. Zu J.s Publikationen zählen u. a. Wirtschaftsfragen des Ruhrbergbaus (1929) und Das Vordringen der Braunkohle im deutschen Wirtschaftsleben (1933). Als Leiter des Wirtschaftsteils der Zeitschrift „ G l ü c k a u f veröffentlichte er zahlreiche Artikel zu wirtschaftlichen und sozialen Aspekten des Steinkohlenbergbaus. WEITERE WERKE: Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier. Essen 1903. - Entwicklungstendenzen im Ruhrbergbau. Essen 1910. LITERATUR: Werner Kroker: J., E. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 645 f.
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J ü t t n e r , Franz, Maler, Illustrator, * 2 3 . 4 . 1 8 6 5 Lindenstadt bei Birnbaum (Posen), t 1 . 5 . 1 9 2 6 Wolfenbüttel. J. war zunächst als Zeichner im Kreisbüro Birnbaum tätig. 1880 übersiedelte er nach Berlin, w o er als Dekorationsmaler und reproduzierender Vorzeichner in einer lithographischen Anstalt Beschäftigung fand. Nachdem er sich mit Hilfe Ludwig Burgers zum Illustrator weitergebildet hatte, arbeitete er f ü r verschiedene Witzblätter, u. a. für die „Berliner Wesp e n " und den „Kladderadatsch". Eine seiner erfolgreichsten Zeichnungen war der Auszug der Nörgler, der einen Ausspruch Kaiser Wilhelms II. karikierte. J. illustrierte auch Jugendbücher und R o m a n e . Er hinterließ zahlreiche Ölbilder und Aquarelle sowie Buntstift- und Federzeichnungen. Seine Arbeiten wurden 1912 in einem A l b u m veröffentlicht (Er, Sie, Es) und mehrfach ausgestellt. J u n g , Franz, Schriftsteller, * 2 6 . 1 1 . 1 8 8 8 Neisse (Schlesien), t 2 1 . 1 . 1 9 6 3 Stuttgart. J„ Sohn eines Uhrmachers, studierte Jura und Nationalökonomie, brach das Studium aber 1912 ab. A l s Journalist und politischer Schriftsteller war er zunächst in München, seit 1913 in Berlin tätig. Er hatte Kontakt zu expressionistischen anarchistischen Kreisen, u . a . zu George —»Grosz, Franz —> Pfemfert, Gustav —> Landauer und Erich —» M ü h s a m und arbeitete für die expressionistischen Zeitschriften „Die Aktion" und „Der Sturm". Z u Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich zu Agitationszwecken als Freiwilliger, desertierte 1915 und w u r d e verhaftet. Wieder freigelassen, arbeitete er für die Spartakus-Gruppe in Berlin und beteiligte sich aktiv an der Novemberrevolution. 1920 war er Gründungsmitglied der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) und wurde 1921 wegen seiner Beteiligung am Märzaufstand im Mansfeldischen in die Sowjetunion abgeschoben, w o er bis 1924 in der Internationalen Arbeiterhilfe als Wirtschaftsfachmann tätig war. Nach seiner Rückkehr nach Berlin zog sich J. zunächst von der direkten politischen Arbeit zurück, trat nach der Machtergreifung Hitlers erneut in Kontakt zu Widerstandsorganisationen, u . a . z u m Kreis u m Wilhelm Canaris. Zwischen 1936 und 1945 wurde er dreimal verhaftet, 1944 in Budapest zum Tod verurteilt. J. konnte fliehen, w u r d e festgenommen und bis Kriegsende im Konzentrationslager Bozen interniert. 1948 emigrierte er in die USA, kehrte 1960 nach Deutschland zurück. Zu seinen Werken gehören Das Trottelbuch (1912), Opferung (1916), Saul (1916) und Proletarier (1921). E r verfaßte mehrere Werke über die Sowjetunion (u. a. Reise in Rußland, 1920). 1961 erschien seine Autobiographie Der Weg nach unten. Aufzeichnungen aus einer großen Zeit. WERKE: Werke. 12 Bde. und Suppl., H a m b u r g 1982-90. LITERATUR: Kurt Pinthus: Geschichte eines Außenseiters. In: Aufbau 29 (1963) S. 19. - Martin Glaubrecht: J„ F. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 671 f. - Arnold Imhof: F. J. Leben, Werk, Wirkung. Bonn 1974. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 337 f. Wolfgang Rieger: Glückstechnik und Lebensnot. Leben und Werk F. J.s Freiburg/Breisgau 1987. - Lutz Schulenburg (Hrsg.): Der Torpedokämpfer. H o m m a g e ä F. J. Hamburg 1988. - Jennifer E. Michaels: F. J. Expressionist, Dadaist, revolutionary and outsider. N e w York u. a. 1989. - Ernst Schürer: F. J. Leben und Werk eines Rebellen. New York 1994. - Fritz Mierau: Das Verschwinden von F. J. Stationen einer Biographie. Hamburg 1998. - Walter Fähnders (Hrsg.): Vom „Trottelbuch" zum „Torpedokämpfer". F. J. in der Literaturkritik 1912-1963. Bielefeld 2003. - Peter Jung: Emigrantenkind. Über meinen Vater F. J. In: Sinn und F o r m 56 (2004) 1, S. 115-129. J u n g , Georg, Jurist, Politiker, Publizist, * 2 . 1 . 1 8 1 4 Rotterdam, f 8 . 1 0 . 1 8 8 6 Berlin. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin war J. am Kölner Landgericht tätig. Er gehörte
Jungk zum Kreis der Junghegelianer und war 1842/43 an der Gründung der „Rheinischen Zeitung", dem wichtigsten Oppositionsblatt des Vormärz, beteiligt. Stark beeinflußt durch die Freundschaft mit Karl —> Marx und Moses —»Hess, entwickelte er sich zum Radikaldemokraten und Sozialisten. Seit 1846 wieder in Berlin tätig, distanzierte er sich von kommunistischen Positionen, trat aber als Präsident des Politischen Klubs und als Vertreter des linken Flügels in der preuß. konstituierenden Versammlung für eine demokratische Verfassung ein. Nach dem Scheitern der Revolution zog er sich zunächst aus der Politik zurück, kehrte 1863 jedoch als Abgeordneter der Deutschen Fortschrittspartei ins preuß. Parlament zurück, dem er, seit 1867 als Vertreter der Nationalliberalen, bis 1876 angehörte. LITERATUR: Dieter Dowe: J., G. In: NDB, Bd. 10, 1974, S. 6 7 4 f. Jung, Johann Baptist, schweizer, kath. Theologe, * 5.11.1861 Niederhelfenschwil (Kt. St. Gallen), t 25.5.1922 St. Gallen. J. empfing 1887 die Priesterweihe, war seit 1892 als Religionslehrer in St. Gallen tätig und gründete dort 1899 die ersten kath. Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine sowie die Christliche Gewerkschaft. Er war ein entschiedener Verfechter des Frauenstimmrechts und gründete eine Reihe von Selbsthilfeorganisationen, u.a. die Christlichsoziale Krankenkasse, die Buchdruckerei Konkordia in Zürich und Winterthur als christlich-soziale Pressezentrale für die Verbandsblätter und die Tageszeitung „Hochwacht" sowie eine Pensionskasse in Form einer VolksversicherungsGenossenschaft. 1915 wurde J. Kanonikus und Domkatechet. LITERATUR: Alois Scheiwiler: J. B. J. St. Gallen 1922. - Joseph Scherrer: Kanonikus J. B. J. und sein Werk. St. Gallen 1953. Jung, Peter, Lyriker, Journalist, * 3.4.1887 Hatzfeld (Rumänien), t 24.6.1966 Hatzfeld. Der Sohn eines Arbeiters aus dem Banat übte verschiedene Berufe in Budapest aus, bildete sich nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg autodidaktisch weiter und war seit 1919 Redakteur an der „Hatzfelder Zeitung". 1950-53 war J. als Beamter tätig. Aufgrund seiner beiden Gedichtbände Heidesymphonie (1961) und Das Land, wo meine Wiege stand (postum 1980) gilt er als einer der bedeutendsten rumäniendeutschen Dichter. Jung-Stilling, Johann Heinrich, eigentl. J. H. Jung, Mediziner, Kameralist, Schriftsteller, * 12.9.1740 Grund bei Hilchenbach (Kr. Siegen), f 2.4.1817 Karlsruhe. Nach enttäuschenden beruflichen Anläufen als Junglehrer und Schneidergeselle (1755-62), Kaufmannsgehilfe und Verwalter (1763-70) studierte der vielseitig begabte, autodidaktisch gebildete Sohn einer armen Kleinbauernfamilie noch als Dreißigjähriger Medizin in Straßburg, wo er mit —»Goethe und —> Herder Bekanntschaft Schloß. In Elberfeld als Arzt glücklos und hochverschuldet, erlangte er als Prof. der Kameralwissenschaft in Kaiserslautern (1778), Heidelberg (1784) und Marburg (1787-1803) berufliche Anerkennung, zumal als Autor von elf fachwissenschaftlichen Lehrbüchern. Einem breiteren Leserkreis machte er sich durch zwei moralische Zeitschriften und vier religiös getönte Romane bekannt, am eindrücklichsten aber durch seine anschaulich und zugleich idealisierend erzählende, von dem festen Glauben an die göttliche Vorsehung und Fügung seines Lebenswegs getragene Autobiographie Heinrich Slillings Jugend (1777), Jünglingsjahre, Wanderschaft (1778), Häusliches Üben (1789) und Lehr-Jahre (1804), deren erstes Bändchen Goethe redigierte und ohne Wissen des Autors zum Druck brachte. 1794-96 erschien J.-S.s
Bildungsroman Das Heimweh (4 Bde.). Von Jugend auf im evangelisch-reformierten Bekenntnis erzogen und vom Pietismus geprägt, in seinen mittleren Lebensjahren von der Aufklärung berührt und bedrängt, stellte J.-S. seit der Französischen Revolution, die er als böse Frucht gottlosen Denkens und Auftakt zu der biblisch verbürgten endzeitlichen Unterdrückung des Christentums beurteilte, seine Schriften, insbesondere Das Heimweh (1794-96) und Die Siegsgeschichte der christlichen Religion (1799), in den Dienst der Erweckung. Aus seinem Lehramt in Marburg berief ihn Karl Friedrich von Baden nach Heidelberg (1803) und Karlsruhe (1807) mit dem besonderen Auftrag, durch „Briefwechsel und Schriftstellerey Religion und praktisches Christenthum zu befördern" - für J.-S. die höchste, seine Lebensarbeit krönende Aufgabe. Die vier erwecklichen Zeitschriften dieser Spätphase waren von der Erwartung des von Johann Albrecht Bengel auf 1836 berechneten - Anbruchs des Tausendjährigen Reiches und, mehr noch, vom beständigen Aufruf zur Umkehr bestimmt. Freunde, voran Max von —» Schenkendorf, und glcichgcsinntc Leser legten dem frommen Mahner den Ehrentitel eines „Patriarchen der Erweckung" bei. J.-S.s Theorie der Geister-Kunde (1808; Neudr. 1980) steht im Kontext des zeitgenössischen Okkultismus und entspricht seinem Verständnis von Kants Kritik der reinen Vernunft, die J.-S. zufolge nicht die Unmöglichkeit metaphysischer Aussagen, sondern die Unmöglichkeit von Vernunfteinwänden gegen solche erwiesen habe. AUSGABEN: J. H. Jung's gen. Stilling sämmtliche Schriften. 13 Bde. und Ergänzungsband. Stuttgart 1835-38. Neudr. Hildesheim 1979. - J. H. J.-S. Briefe. Hrsg. v. Gerhard Schwinge. Gießen 2002. LITERATUR: Max Geiger: Aufklärung und Erweckung. Beiträge zur Erforschung J. H. J.-S.s und der Erweckungstheologie. Basel 1963. - Gerd Propach: J. H. J.-S. (1740-1817) als Arzt. Köln 1983. - Otto W. Hahn: J.-S. zwischen Pietismus und Aufklärung. Frankfurt/Main 1988. Gerhard Merk: J.-S. Ein Umriß seines Lebens. Kreuztal 1989. - J.-S. Hrsg. von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Karlsruhe 1990. - Blicke auf J.-S. Hrsg. v. Michael Frost. Kreuztal 1991. - J.-S.s Welt. Das Lebenswerk eines Universalgelehrten in interdisziplinärer Perspektive. Hrsg. v. Hans Günter Krüsselberg/Wolfgang Lück. Krefeld 1992. - Gerhard Schwinge: J.-S. als Erbauungsschriftsteller der Erweckung. Göttingen 1994. - Rainer Vinke: J. H. J.-S. und Gerhard Tersteegen. In: Rainer Braun/Wolf-Friedrich Schäufele (Hrsg.): Frömmigkeit unter den Bedingungen der Neuzeit. Darmstadt 2001, S. 169-186. Gustav Adolf Benrath Jungk, Robert, bis 1950 Robert Baum, Pseud. Jean Pierhai, F. Lefevre, Bert Oz, A. de Stael, österr. Publizist, Zukunftsforscher, * 11.5.1913 Berlin, t 14.7.1994 Salzburg. Der Sohn des jüdischen Schauspielers David Baum, dessen Pseudonym J. übernahm, engagierte sich 1923 in der deutsch-jüdischen Jugendbewegung und wurde Mitglied der Widerstandsgruppe um Harro —> Schulze-Boysen. 1933 kurzzeitig verhaftet, emigrierte er nach Paris, studierte dort bis 1935 an der Sorbonne, arbeitete journalistisch und als Dokumentarfilmer und kehrte 1936 illegal nach Deutschland zurück, wo er im Untergrund für eine Presseagentur tätig war. Nach der Flucht in die Tschechoslowakei gab er dort den gegen die Nationalsozialisten gerichteten Pressedienst „Mondial Press" heraus. 1939-45 nahm J. seine Studien in Zürich wieder auf und schrieb unter einem Decknamen für die „Weltwoche", 1944 war er Korrespondent des Londoner „Oberserver" geworden. Nach Kriegsende führte ihn seine journalistische Arbeit rund um die Welt. Der Atombombenabwurf von Hiroshima wurde ihm zum prägenden Ereignis; im Gegensatz zur Fortschrittseuphorie der fünfziger Jahre wurde er zum Gegner sowohl der Atombewaffnung wie
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Junker auch der zivilen Nutzung der Kernenergie. 1964 gründete J. in Wien das Institut f ü r Z u k u n f t s f r a g e n , war seit 1970 Honorarprofessor an der T U Berlin und erhielt 1986 den „alternativen Nobelpreis". Mit zahlreichen Protesten engagierte sich J. gegen Tendenzen der modernen Techniken, die er als enthumanisierend ansah. Werke wie Die Zukunft hat schon begonnen (1952), Strahlen aus der Asche (1959) und Der Atomstaat (1977) fanden auch bei politischen Gegnern starke Beachtung. Bei den österr. Bundespräsidentenwahlen 1992 war J. Kandidat der Grünen. WEITERE WERKE: Heller als tausend Sonnen. Bern 1956. Die große Maschine. Bern 1966. - Der Jahrtausendmensch. München 1973. - Menschenbeben. München 1983. - Und Wasser bricht den Stein. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1986. - Projekt Ermutigung. Berlin 1988. LITERATUR: BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 577. - Mathias Greff r a t h / D i e t e r Kerbs: R. J. Berlin 1988. - Die Triebkraft Hoffnung. R. J. zu Ehren. Red. Weert Canzler. Weinheim 1993. Maria Rennhofer: R. J. Philosophen und Querdenker. In: Parnaß (1991) 2, S. 84 f. J u n k e r , Carl, östeir. Buchhändler, Journalist, * 1 0 . 8 . 1 8 6 4 Wien, t 2 9 . 3 . 1 9 2 8 Wien. J., Sohn eines Architekten, studierte an der Univ. Wien Rechts- und Staatswissenschaften. 1896 nahm er an der Gründungstagung des Institut International de Bibliographie teil, als dessen Sekretär f ü r Österreich er fortan wirkte. Seit 1897 war er Syndikus des Vereins der Österreichungarischen Buchhändler und der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. J. beschäftigte sich u . a . mit Fragen des Urheberrechts und der Konzessionspflicht und setzte sich f ü r die E i n f ü h r u n g der Dezimalklassifikation ein. Mit A. Jellinek gab er 1899-1901 die „Österreichische Bibliographie" heraus, um deren Weiterführung sie sich vergebens bemühten. Er verfaßte mehrere grundlegende Arbeiten zur Geschichte des österr. Buchhandels, u . a . Vom Buchführer zur Aktiengesellschft. 200Jahre Wiener Buchhändlergeschichte (1926). 1 9 0 2 / 0 3 und seit 1921 war J. journalistisch für in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften tätig. WEITERE WERKE: Über den Stand der Bibliographie in Österreich. Wien 1897. - Der Verein der österreichischungarischen Buchhändler 1859-1899. Wien 1899. - Die Berner Convention zum Schutze der Werke der Literatur und Kunst in Österreich-Ungarn. Wien 1900. - Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler 1807-1907. Wien 1907. - Die geschichtliche Entwicklung des Buchhandels in Österreich. Wien 1926. - Z u m Buchwesen in Österreich. Gesammelte Schriften (1896-1927). Hrsg. v. Murray G. Hall. Wien 2001. LITERATUR: Wilhelm Bauer: Nachruf in: Neues Wiener Tageblatt Nr. 90, 3 0 . 3 . 1 9 2 8 . - F. Schiller: Nachruf in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 80 ( 3 . 4 . 1 9 2 8 ) . - Salomon Frankfurter: C. J. z u m Gedächtnis. In: Zentralblatt f ü r Bibliothekswesen 45 (1928) S. 371-373. - Oskar Maurus Fontana: 100 Jahre Hauptverband der Österreichischen Buchhändler im Spiegel der Zeit. Wien 1960. - Helmut Dolezal: J„ C. In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 6 9 3 f. - Karl Megner: C. J. (1864-1928). Biographisches und Bibliographisches. Wien 1980. J u n k e r , Hermann, Maler, * 1 8 . 9 . 1 8 3 8 F r a n k f u r t / M a i n , t 10.2.1899 Frankfurt/Main. N a c h seiner Ausbildung zum Lithographen bei Bernhard Dondorf war J. 1855-60 Schüler von Jakob Becker und Eduard Steinle am Städelschen Institut in Frankfurt. In Paris und Amsterdam vervollständigte er seine Ausbildung (1862-64) und ließ sich danach endgültig in Frankfurt nieder, w o er als Zeichenlehrer an der Musterschule (1873-76) und Illustrator der „Kleinen Presse" wirkte. J. malte Genrebilder
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in Öl (u. a. vier Bilder aus dem altjüdischen Leben) sowie Aquarelle und Tuschezeichnungen, die häufig den DeutschFranzösischen Krieg von 1 8 7 0 / 7 1 zum T h e m a haben. Von J. stammt auch ein Zyklus von 12 Zeichnungen Aus Goethes Leben. J u n k h e i m , Johann Zacharias Leonhard, auch Jungkheim, Junckheim, luth. Theologe, Philologe, Liederdichter, * 8 . 9 . 1 7 2 9 Ansbach, t 1 7 . 8 . 1 7 9 0 Ansbach. J., Sohn eines Mundschenken und Kammerdieners, studierte in Göttingen zunächst Rechtswissenschaft, dann Theologie. Nach vorübergehender Tätigkeit als Hofmeister w u r d e er 1755 Vikar an der Stadtkirche in Ansbach, 1757 Konrektor und 1760 Rektor des dortigen Gymnasiums. Seit 1764 war er Pastor in Unterschwaningen, seit 1775 Oberhofprediger und Konsistorialrat in Ansbach und seit 1775 Generalsuperintendent für die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. J. unterstützte die Reformen der Univ. Erlangen. Durch Lesegesellschaften und Pfarrsynoden intensivierte er die Fortbildung der Pastoren. 1781 gab J. zusammen mit Johann Peter U z das Neue Anspachische Gesangbuch ( 2 1782) heraus. Er war Mitherausgeber der Ansbacher Wochenschrift „Der F r e u n d " (1754-56), übersetzte zusammen mit U z und dem H o f b e a m t e n Georg Ludwig Hirsch die Werke des Horaz (3 Bde., 1773-75, 2 1785) und schrieb u . a . Von dem Übernatürlichen in den Gedankenwürkungen (1775). WEITERES WERK: Programma d e fiducia futuris praeceptoribus necessaria. Ansbach 1761. LITERATUR: Dieter Wölfel: Nürnberger schichte (1524-1971). Nürnberg 1971.
Gesangbuchge-
J u n k m a n n , Wilhelm, Dichter, Publizist, Historiker, * 2 . 7 . 1 8 1 1 Münster, t 3 . 1 1 . 1 8 8 6 Breslau. J. studierte Geschichte in Münster und Bonn. 1 8 3 4 / 3 5 w u r d e er in den Burschenschaftsprozeß verwickelt und für fast zwei Jahre inhaftiert. Nach seiner Entlassung blieb ihm die akademische L a u f b a h n zunächst verwehrt; er arbeitete als Lehrer und trat als westfälischer Heimatlyriker hervor. 1836 wurden seine an Hölty und Klopstock orientierten Elegischen Gedichte veröffentlicht. J. war befreundet mit Annette von —> Droste-Hülshoff und Christoph Bernhard Schlüter. Nach der Promotion und Habilitation 1847 in Bonn war er u . a . Mitherausgeber des „Katholischen Magazins" und wurde 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, in der er konservativ kath. und großdeutsche Ziele vertrat. 1848-50 gehörte er der Zweiten K a m m e r in Berlin an. 1850 nahm J. seine wissenschaftliche Arbeit wieder auf und lehrte als Privatdozent f ü r Geschichte an der Akademie zu Münster und am Jesuitenkolleg Braunsberg, bis er 1855 als o . P r o f . nach Breslau berufen wurde. LITERATUR: Josefine Nettesheim: W. J. und Annette von Droste-Hülshoff. Münster 1964. - Dies.: W. J. Dichter, Lehrer, Politiker, Historiker. Münster 1969. - Dies.: J., W . In: N D B , Bd. 10, 1974, S. 697 f. J u r e n d e , Karl Josef, österr. Schriftsteller, Publizist, * 2 3 . 4 . 1 7 8 0 Spachendorf bei Freudenthal (Österr.-Schlesien), f 2 4 . 1 . 1 8 4 2 Brünn. Der aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen stammende J. bildete sich autodidaktisch. 1806 wurde er Erzieher an der Anstalt der Gräfin Maria von Truchseß-Waldburg-Zeil in Kunewald im Kuhländchen, w o er nach den Grundsätzen Pestalozzis wirkte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst der Gräfin ging J. nach Brünn, w o er fortan als Heimat- und Volksschriftsteller arbeitete. Er war Herausgeber des Kalenders „Mährischer Wanderer", der seit 1814 unter dem Titel „Vaterländischer Pilger" erschien, und der Zeitschrift „Moravia" (1815), die mit ihren Beiträgen zur Vaterlandskunde ein mährisches Volksblatt werden sollte, aber schon nach acht Monaten wieder eingestellt werden mußte. J. bemühte
Justi sich um Volksbildung im Sinne der kath. Aufklärung. In seinem Geburtsort stiftete er eine Schulbibliothek und legte eine Baumschule an. LITERATUR: Richard Saliger: K. J. J. In: Sudetendeutsche Lebensbilder. Hrsg. v. Erich Gierach. Bd. 3. Reichenberg 1934, S. 76-80. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 155 f. Justi, Karl Wilhelm, luth. Theologe, Historiker, Schriftsteller, * 14.1.1767 Marburg, t 7.8.1846 Marburg. Der aus einer Theologenfamilie stammende J. studierte 1782-88 Theologie in Marburg und Jena, war als Hofmeister in Wetzlar tätig und wurde 1790 Subdiakon an der luth. Pfarrkirche in Marburg. Seit 1801 Archidiakon, wurde er 1802 Ekklesiastes und Superintendent der luth. Gemeinden Oberhessens, 1814 Oberpfarrer, 1822 Konsistorialrat. Aufgrund der kurfürstlichen Lizenz für Doktoren und Magistri konnte er seit 1791 an der Univ. Marburg lehren und wurde dort 1793 o.Prof. der Philosophie, 1822 auch der Theologie.
J. veröffentlichte an Friedrich Gottlieb Klopstock und Gottfried August Bürger orientierte Lyrik in Zeitschriften und Anthologien und verfaßte zahlreiche historische und kunsthistorische Beiträge, die auch in den von ihm herausgegebenen „Hessischen Denkwürdigkeiten" (5 Bde., 1799-1805) und „Die Vorzeit" (10 Bde., 1820-28 und 1838) erschienen. 1809 gab J. seine Übersetzung hebräischer Poesie unter dem Titel Blumen althebräischer Dichtkunst (3 Bde.) heraus. 1827 erschien sein Grundriß der Geschichte der Universität (1827).
WEITERE WERKE: Elisabeth die Heilige. Zürich 1797. - Gedichte. Marburg 1808. - Amalie Elisabeth. Gießen 1812. Teutonias Nacht und Neuer Morgen. Marburg 1813. - Gedichte. Neue Sammlung. Marburg 1834. LITERATUR: F. Justi: J„ K. W. In: ADB, Bd. 14, 1881, S. 753-757. - Ingeborg Schnack: K. W. J. In: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck. Hrsg. v. Ingeborg Schnack. Bd. 6. Marburg 1958, S. 136-176.
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κ K a e s e r , Hildegard Johanna, geb. Zander, Publizistin, Schriftstellerin, Übersetzerin, * 4 . 4 . 1 9 0 4 Berlin, t 2 6 . 3 . 1 9 6 5 Norviken (Stockholm). Bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 als Journalistin und Herausgeberin der Zeitschriften „Der heitere Fridolin" und „ T e m p o " beim Ullstein Verlag in Berlin tätig, mußte K. im selben Jahr Deutschland wegen ihrer jüdischen Herkunft verlassen, emigrierte über Frankreich nach Dänemark und ging 1935 nach Schweden, w o sie bis zu ihrem Selbstmord lebte, o h n e j e wieder nach Deutschland zurückgekehrt zu sein. K. veröffentlichte zehn Rom a n e (u.a. Junker und Gefährte, 1944) sowie Biographien ( u . a . zu Johann Heinrich Pestalozzi und Harriet Beecher Stowe). 1937-57 schrieb sie eine Reihe von Kinderbüchern, die mehrfach übersetzt wurden, und wirkte als Übersetzerin der schwedischen Schriftstellerin D a g m a r Edqvist ins Deutsche. WEITERE WERKE: Das unsichtbare Band. Zürich 1945, 4 1953. - Verwehte Spur. Roman. Zürich 1960. - Geliebte Frauen. Β Lebensgeschichten. Zürich 1964. LITERATUR: Inger Lundmark: H. J. K. Eine Autorin im Exil in Schweden. Stockholm 1973. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 579. K ä s t n e r , Abraham Gotthelf, Mathematiker, Schriftsteller, * 2 9 . 9 . 1 7 1 9 Leipzig, t 2 0 . 6 . 1 8 0 0 Göttingen. Auf Wunsch seines Vaters, eines Professors der Rechtswissenschaften, studierte K. zunächst Jura an der Univ. Leipzig. Gleichzeitig verfolgte er naturwissenschaftliche und literarische Interessen. Nach Abschluß des Jurastudiums (1737) widmete er sich hauptsächlich der Mathematik. In diesem Fach erwarb er 1739 den Doktorgrad, die Voraussetzung f ü r seine Tätigkeit als Universitätslehrer. Er hielt mathematische, philosophische und juristische Vorlesungen und wurde 1746 zum Prof. ernannt. Zehn Jahre später folgte er einem Ruf auf eine Professur an der Univ. Göttingen, w o er 1763 auch die Leitung der Sternwarte übernahm. In seinem umfangreichen Schriftenverzeichnis halten sich mathematisch-naturwissenschaftliche und literarisch-poetische Veröffentlichungen die Waage. A u s seinen Vorlesungen gingen die Mathematischen Anfangsgründe hervor, ein an den Lehrbüchern von Christian Wolff orientiertes, siebenbändiges Lehrbuch der reinen und angewandten M a thematik (1758-91); dazu kamen zahlreiche Schriften z u r Astronomie und ein vierbändiges wissenschaftshistorisches Werk (Geschichte der Mathematik seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts, 1796-1800). K.s physikalische Publikationen und Rezensionen waren ein wichtiger Beitrag zur Newton-Rezeption in Deutschland. Als Schriftsteller und Poet wurde er vor allem durch Lehrgedichte und, zum Teil zugespitzte und boshafte, E p i g r a m m e bekannt, die sein B e m ü h e n um die Verbindung von Literatur, Wissenschaft und Sprachpflege dokumentieren (Philosophisches Gedichte von den Kometen, 1744). K., der in Leipzig die Vorlesungen —> Gottscheds besucht hatte, b e k ä m p f t e wie dieser die Zurücksetzung der deutschen Sprache gegenüber dem Lateinischen und d e m Französischen. Insbesondere in den Naturwissenschaften propagierte er den Gebrauch des Deutschen (Über den Vortrag gelehrter Kenntnisse in der deutschen
Sprache, 1787). K. war ein überaus fruchtbarer Übersetzer philosophischer und naturwissenschaftlicher Werke aus verschiedenen Sprachen; seine bekanntesten Übersetzungen galten Montesquieus Esprit des lois (1753) und den A b handlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften (seit 1749). Dazu kam eine intensive Herausgebertätigkeit; er redigierte u. a. das „Hamburgische M a g a z i n " und die von seinem Freund Christlob —>Mylius begründeten „Physikalischen Belustigungen". In seiner Vielseitigkeit (wenn auch nicht in seiner Originalität) ist K. mit Albrecht von —> Haller und Jean d ' A l e m b e r t vergleichbar. Als herausragender Vertreter der deutschen Spätaufklärung stand er bei seinen Zeitgenossen in h o h e m Ansehen; da seine Leistungen j e d o c h weder genial noch einzigartig waren, „umfaßt das Nachleben A. G. Kästners und seiner Werke zuvörderst die Geschichte eines Vergessensprozesses" (R. Baasner). F ü r K. als Naturwissenschaftler gilt das bis heute; seine literarischen und philosophischen Texte dagegen finden in der neueren, sozialgeschichtlich orientierten Germanistik z u n e h m e n d Beachtung. Ironie und Anerkennung sprechen aus dem Urteil des Mathematikers Carl Friedrich Gauß: „Kästner w a r unter den Dichtern seiner Zeit der beste Mathematiker, unter den Mathematikern seiner Zeit der beste Dichter." WEITERE WERKE: G e s a m m e l t e poetische und schönwissenschaftliche Werke. Berlin 1841. Nachdr. 1971. LITERATUR: Wolfgang Schimpf: K.s Literaturkritik. Göttingen 1990. - Rainer Baasner: A. G. K., Aufklärer (1719 bis 1800). Tübingen 1991. Andreas Kleinen K ä s t n e r , Erich, Pseud.: Bertold Bürger, Peter Flint, Melchior Kürzt, Robert Neuner, Schriftsteller, Journalist, Kabarettist, * 2 3 . 2 . 1 8 9 9 Dresden, t 2 9 . 7 . 1 9 7 4 München. D e r aus einfachen, kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende K. verbrachte Kindheit und Jugend in Dresden. D a s Abitur konnte er erst ein Jahr nach d e m Militärdienst 1 9 1 7 / 1 8 ablegen. Er studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaften in Leipzig, Rostock und Berlin und wurde 1925 mit einer Arbeit über Friedrich den Großen und die deutsche Literatur promoviert. Seit 1922 arbeitete K. bei der „Neuen Leipziger Zeitung"; 1927 ging er nach Berlin und schrieb als freier Mitarbeiter u . a . f ü r die „Weltbühne", die „Vossische Zeitung" und das „Berliner Tageblatt". Neben den journalistischen Arbeiten entstanden in Berlin seine ersten großen literarischen Arbeiten, die ihm den nationalen und internationalen Durchbruch brachten. K. bewegte sich in allen Gattungen. Seine Literatur ist von einem moralischen Impetus getragen; sie schließt an aufklärerische Positionen an. D a s Pathos der Vervollkommnung des M e n schengeschlechts verliert sich jedoch. Der Einsatz satirischer Mittel ist in diesem Kontext mit pädagogischen Absichten verbunden; zugleich zeichnet die Satire bei K. die Grenzen der Aufklärungsbereitschaft der Menschen nach. Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (1931) schildert im neusachlichen Duktus das Großstadtleben. Exemplarisch wird anhand der Hauptfigur eine Debatte um eine pessimistische Sicht auf die Z u k u n f t des M e n s c h e n in der M o d e r n e und ein an utopischen Idealen orientiertes politisches Handeln geführt. Die Gedichtproduktion verstand K. im Sinne einer
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Käutner „Gebrauchslyrik". Die ersten Gedichtbände zeigen die zunehmende Resignation des Autors, ohne daß er seine humoristische Ader verlieren würde. K.s Werke wurden O p f e r der Bücherverbrennung; der Autor erhielt 1933 Schreibverbot, das bis 1943 f ü r Publikationen im Ausland und die Arbeit a m Drehbuch zum Film Münchhausen gelockert, danach jedoch endgültig wurde. Die Kinderbücher Emil und die Detektive (1928), Pünktchen und Anton (1930), Das fliegende Klassenzimmer (1933), Die Konferenz der Tiere (1949) oder Das doppelte Lottchen (1949) zeigen, daß K. die Welt der Kinder als einzigen Ort der Verbesserung sozialer Zustände verstand. Die Helden dieser Bücher verfügen über Tugenden, die den erwachsenen Figuren in den R o m a n e n fehlen. Es k o m m e darauf an, so K., die Kinder nicht w i e die Erwachsenen werden zu lassen. Daraus speiste sich sein didaktischer Impuls, den er auch in der Unterstützung einer Jugendbibliothek zum Ausdruck brachte. Nach 1945 lebte K. in München. Er leitete zunächst das Feuilleton der „Neuen Zeitung", gab die Jugendzeitschrift „Pinguin" heraus und setzte sich, seit 1951 auch als Präsident des deutschen P.E.N. Zentrums (West), f ü r die D e m o kratisierung Deutschlands ein. In einem Band mit Texten für das Kabarett „Die kleine Freiheit" (1952) zog er ein erstes Zwischenfazit: „Die große Freiheit ist es nicht g e w o r d e n , / die kleine Freiheit - vielleicht". 1966 zog sich K. weitgehend ins Privatleben zurück. WERKE: Werke in neun Bänden. Hrsg. v. Franz Josef Görtz. M ü n c h e n / W i e n 1998. LITERATUR: Helmuth Kiesel: Ε. K. München 1981. - Stefan Neuhaus: Das verschwiegene Werk. E. K.s Mitarbeit an Theaterstücken unter Pseudonym. Würzburg 2000. Ε. K. Jahrbuch, 2000 ff. - Klaus Doderer: Ε. K. Lebensphasen - politisches E n g a g e m e n t - literarisches Wirken. Weinh e i m / M ü n c h e n 2002. - Franz Josef G ö r t z / H a n s Sarkowicz/ A n j a Johann: Ε. K. Eine Biographie. Aktualisierte Neuausg. München 2003. - Sven Hanschuek: „Keiner blickt dir hinter das Gesicht". Das Leben E. K.s. München 2003. Waldemar
Fromm
K ä u t n e r , Helmut, Regisseur, Schauspieler, * 2 5 . 3 . 1 9 0 8 Düsseldorf, t 2 0 . 4 . 1 9 8 0 Castellina in Chianti (Italien). Der Kaufmannssohn besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf und wechselte 1928 an die Univ. München, w o er Germanistik, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft studierte. Daneben schrieb K. f ü r die bayerische „Hochschulzeitung", trat im Münchner Kabarett „ S i m p l " auf und war 1932-35 Texter und Regisseur des Studentenkabaretts „Die vier Nachrichten", bis sich dieses wegen Schwierigkeiten mit den nationalsozialistischen Behörden auflösen mußte. 1936-38 war er Schauspieler und Regisseur am Schauspielhaus Leipzig, arbeitete anschließend an den Münchner Kammerspielen sowie am Theater a m S c h i f f b a u e r d a m m , an der K o m ö d i e und a m Kabarett der Komiker in Berlin und spielte 1942-44 am Berliner Schauspielhaus. Seit 1938 wandte sich K. verstärkt dem Film zu, machte sich als Drehbuchautor bekannter Filme wie Romanze in Moll einen N a m e n und drehte 1939 mit dem Lustspiel Kitty und die Weltkonferenz seinen ersten Film, der jedoch kurz nach der Premiere von —> Goebbels verboten wurde. Mit seinen nächsten, publikumswirksamen Filmen (u. a. Kleider machen Leute und Wir machen Musik) konnte er den Balanceakt zwischen Filmkunst und nationalsozialistischen Unterhaltungsvorstellungen behaupten, seine Große Freiheit Nr. 7 durfte allerdings nicht m e h r erscheinen und konnte erst nach 1945 fertiggestellt werden. Nach Kriegsende trat K. zunächst am Deutschen Schauspielhaus Berlin und an den Kammerspielen in Hamburg auf, unternahm Tourneen durch Deutschland, Österreich und die
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Schweiz und war als Gastregisseur an verschiedenen deutschen Buhnen tätig. Seinem 1954 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichneten Film Die letzte Brücke folgten zahlreiche bekannte Filmwerke und Fernsehproduktionen, in denen er teilweise selbst mitwirkte. K. schrieb und inszenierte bis Ende der Siebziger Jahre. LITERATUR: Rüdiger Koschnitzki: Filmographie Η. K. Wiesbaden 1978. - Peter Cornelsen: Η. K. Seine Filme, sein Leben. M ü n c h e n 1980. - Hans Dieter Schäfer: M o d e r n e im Dritten Reich. Kultur der Intimität bei Oskar Loerke, Friedo L a m p e und Η . K. Stuttgart 2003. K a f f k a , Johann Christoph, eigentl. Engelmann, Schauspieler, Regisseur, Dramatiker, * 1754 Regensburg, t 2 9 . 1 . 1 8 1 5 Riga. Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, w u r d e K. 1773 Novize bei den Zisterziensern, arbeitete dann jedoch als Kanzleipraktikant in Regensburg und wandte sich gleichzeitig der Schauspielerei zu. 1775 ging er als Musikdirektor an das Deutsche Theater in Prag, trat als Schauspieler in verschiedenen deutschen (u. a. in Leipzig, Dresden und Berlin) und österr. Städten auf. Seit 1801 lebte er als Buchhändler in Riga. 1803-09 war K. Herausgeber der Zeitschrift „Nordisches Archiv". 1812 ging er über Stockholm und Kopenhagen nach Graz, w o er als Regisseur a m dortigen Theater wirkte. Zuletzt lebte K. wieder in Riga. Mit zahlreichen Bühnenstücken wie dem Lustspiel Sechs Freier und keine Braut (1787) und d e m Trauerspiel Die Tempelherren (1796) trat er auch als Dramatiker hervor. WEITERE WERKE: D e r Aepfeldieb oder Der Schatzgräber. Leipzig 1779. - Ruinen der Vorzeit. B r e s l a u / L e i p z i g 1793. Das Reich des Unmöglichen. Riga 1805. K a f k a , Eduard Michael, Pseud. Siegwin Freimuth, österr. Publizist, * 1 1 . 3 . 1 8 6 4 Wien, t 3 . 8 . 1 8 9 3 Brünn. K. besuchte zunächst die Webereischule in Brünn, studierte dann Staatswissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie und war seit 1888 publizistisch tätig. Z u m Kreis Jung-Wien gehörend, stand er in Verbindung mit H e r m a n n —> Bahr und war 1 8 8 9 / 9 0 Begründer und Redakteur der Monatsschrift „Moderne Dichtung" in Brünn, die später unter dem Titel „Moderne R u n d s c h a u " in Wien erschien. Von 1892 bis zu seinem Tod lebte er wieder in Brünn. Als Kultur- und Gesellschaftskritiker sah sich K. im Naturalismus bestätigt und warnte vor einem „Kultus der Nerven", w a r aber daneben auch Vorkämpfer des Impressionismus und setzte sich insbesondere f ü r die Werke Maurice Maeterlincks ein. 1891 erschien seine Schrift Der Individualismus. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 170. - Heinz Rieder: Κ., Ε. M . In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 1. K a f k a , Hans (John), Pseud. Walter Gundacker, Schriftsteller, * 2 6 . 1 2 . 1 9 0 2 Wien, t 5 . 2 . 1 9 7 4 München. K. studierte in Wien erst Medizin, später Philosophie und Jura, nahm ohne Abschluß eine Anstellung bei einer Bank an und bestritt seit 1925 seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben. In Berlin arbeitete er als Rezensent, Theaterund Filmkritiker für mehrere Zeitungen, veröffentlichte einen Band mit Erzählungen ( D a s Grenzenlose, 1927) und floh nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 über die Tschechoslowakei nach Wien. 1936 erschien sein erster R o m a n (Die Geschichte einer großen Liebe). Noch im selben Jahr emigrierte K. nach London, w o er erste Erfahrungen als Drehbuchautor sammelte, ging 1937 nach Paris und wanderte 1940 in die U S A aus. Seine Drehbücher wurden in Hollywood erfolgreich verfilmt (u. a. They Met Bombay mit Clark Gable, Rosalind Russell und Peter Loire). K. schrieb für die Zeitung „ A u f b a u " eine regelmäßig erscheinende „Hollywood"-Kolumne f ü r die aus Europa emigrierten Schriftsteller, Musiker, Film- und Theaterleute. Nachdem
Kain 1949 mit Sicilian Street sein zweiter Roman herausgekommen war, wurden in den folgenden Jahren f ü r K. die Verdienstmöglichkeiten in den U S A immer schwieriger, bis er 1959 als Kulturkorrespondent f ü r das N e w Yorker Magazin „Variety" nach Deutschland ging, um von dort über Film, Fernsehen, Theater, Oper und Musik zu berichten. Gesundheitlich stark geschwächt nahm er sich 1974 das Leben. WEITERE WERKE: H a n s Albers. Das Märchen einer Karriere. Wien 1931. - Welt und Kaffeehaus. Eine nicht ganz ernste und andere Geschichten. Berlin 1958. - Verzauberung in Manhattan. R o m a n . Hamburg 1960. - Hollywood calling: die A u f b a u - K o l u m n e z u m Film-Exil. Ausgewählt und eingeführt von Roland Jaeger. H a m b u r g 2002. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 579 f. K a h a n e , Arthur, Dramaturg, Schriftsteller, * 2 . 5 . 1 8 7 2 Wien, f 7 . 1 0 . 1 9 3 2 Berlin. Nach dem Studium der Literatur und Philosophie wandte sich K. dem Theater zu, arbeitete seit 1902 mit M a x Reinhardt zusammen und war 1905-32 Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin. Er dokumentierte diese Jahre in seinem 1927 erschienenen Tagebuch des Dramaturgen. Gemeinsam mit Felix —>Hollaender gab K. die „Blätter des Deutschen Theaters" (1911-14) heraus, mit Heinz —»Herald die M o natsschrift „Das j u n g e Deutschland" (1918-20). Neben Essays und Erzählungen schrieb er u. a. die R o m a n e Willkommen und Abschied (1919) und Der Schauspieler (1924). LITERATUR: ÖBL, B d . 3, 1965, S. 173. - Renate Heuer: K „ A. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 20 f.
Kahl, Willi,
Musikwissenschaftler, * 1 8 . 7 . 1 8 9 3 Zabern (Elsaß), t 3 . 1 0 . 1 9 6 2 Köln. K., Sohn eines Professors der Pädagogik, studierte seit 1911 Musikwissenschaft, Philosophie, klassische Philologie und Germanistik an den Universitäten Freiburg/Breisgau, München und Bonn, w o er nach seiner Teilnahme a m Ersten Weltkrieg 1919 mit der Arbeit Das lyrische Klavierstück zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1800 bis 1830) und seine Vorgeschichte im 17. und 18. Jahrhundert promoviert wurde. Anschließend arbeitete K. als Musikkritiker der „Kölnischen Zeitung", habilitierte sich 1923 mit der Arbeit Studien zur Geschichte der Klaviermusik des 18. Jahrhunderts an der Univ. Köln f ü r Musikwissenschaft und trat 1923 in den Bibliotheksdienst ein. Seit 1928 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1958 wirkte K. als Bibliotheksrat an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. 1938 erfolgte seine Ernennung zum apl. Prof. an der dortigen Universität. Seit 1949 war K. Dozent am Bibliothekarlehrinstitut für Nordrhein-Westfalen in Köln. Im Mittelpunkt seiner musikwissenschaftlichen Schriften stehen die Geschichte der Klaviermusik, die Schubert-Forschung und die Musikbibliographie. 1948 veröffentlichte K. sein Werk Selbstbiographien deutscher Musiker des 18. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: Repertorium der Musikwissenschaft. Kassel u. a. 1953. - Studien zur Kölner Musikgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Köln 1953. - Das Charakterstück. Köln 1955. - Bilder und Gestalten aus der Musikgeschichte des Rheinlands. Köln 1964. LITERATUR: Festgabe zum 60. Geburtstag von W. K. Köln 1953. - Karl Gustav Feilerer: K „ W . In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 22. - Hugh Cobbe: K „ W. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 312 f. - Klaus Wolfgang Niemöller: K„ W. In: M G G 2 P , Bd. 9, 2003, Sp. 1370 f.
Kahle,
Maria, geb. Keßler, Publizistin, Schriftstellerin, * 3 . 8 . 1 8 9 1 W e s e l / N i e d e r r h e i n , t 1 5 . 8 . 1 9 7 5 Olsberg (Westfalen). Die Tochter eines Eisenbahnbeamten besuchte die Volksund Handelsschule und folgte 1913 einer Einladung von Verwandten nach Brasilien, w o sie zunächst für die deutschsprachige Zeitung „Der Urwaldbote" in Blumenau arbeitete.
Anschließend war K. bis 1919 als Auslandskorrespondentin in R i o de Janeiro und Säo Paulo tätig. N a c h ihrer R ü c k k e h r nach Deutschland war sie 1924-26 Redakteurin an der Tageszeitung „Der Jungdeutsche" in Kassel und veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Zentrales T h e m a ihrer zahlreichen Werke ist die Problematik des A u s l a n d s d e u t s c h t u m s (u.a. Deutsche Heimat jenseits der Grenzen, 1934). WEITERE WERKE: Akkordarbeiterin. A u s m e i n e m Tagebuch. Gladbach-Rheydt 1930. N e u a u s g . Wildberg 2004 ( C D - R O M ) . - D i e deutsche Frau und ihr Volk. Warendorf 1934, "1941. - Mädchen im Urwald. Freiburg 1953, 5 1963.
Kahn,
Ernst, Bankier, Wirtschaftsfachmann, * 7 . 3 . 1 8 8 4 Augsburg, t 1 9 . 2 . 1 9 5 9 Jerusalem. Nach d e m Besuch der Berliner Handelshochschule und einer technischen und k a u f m ä n n i s c h e n Ausbildung in Deutschland, Großbritannien und den U S A w a r K., Sohn eines Textilindustriellen, 1908-20 Handelsredakteur der „Frankfurter Z e i t u n g " und seit 1924 Teilhaber des Investitions- und Privatbankhauses Lazard Speyer-Elissen K G in Frankfurt. 1926 gehörte er zu den G r ü n d e r n der F r a n k f u r t e r Gesellschaft f ü r Konjunkturforschung, w a r Aufsichtsratsmitglied zahlreicher Wirtschaftsunternehmen und bis 1933 Dozent f ü r Nationalökonomie, Statistik und W o h n u n g s w e s e n (Lehrauftrag f ü r A u f b a u und Betrieb der Handelspresse und für Bankgeschäft) an der Univ. Frankfurt. 1 9 2 8 / 2 9 wirkte er als ehrenamtlicher Stadtrat in der sozialdemokratischen Fraktion im Magistrat der Stadt F r a n k f u r t / M a i n . 1933 emigrierte K., seit 1917 Zionist, nach Großbritannien, 1934 in die U S A und arbeitete 1 9 3 4 / 3 5 als Regierungsberater. 1935 übersiedelte er nach Palästina, gründete den PIA-Investment-Trust und war in der Geschäftsleitung der Textilfabrik ATA tätig; zuletzt war K. privater Wirtschaftsberater. Für die „Frankfurter Zeitung" entwickelte er einen Index der Großhandelspreise, aus d e m später das Fachorgan „Die W i r t s c h a f t s k u r v e " hervorging, das er 1922-34 herausgab. 1921 veröffentlichte K. z u s a m m e n mit Fritz —> Naphtali das H a n d b u c h Wie liest man den Handelsteil einer Tageszeitung? (115 Tsd. 1933). WEITERE WERKE: Der Krieg und die amerikanische Wirtschaft. 2., erw. Aufl. F r a n k f u r t / M a i n 1916. - Unsere Valutasorgen. Ursachen, Wirkungen und Heilmittel. Leipzig 1917. - Zwischen Waffenstillstand und Frieden. Ein wirtschaftlicher Ausblick und Rückblick. F r a n k f u r t / M a i n 1920. - Die Indexzahlen der Frankfurter Zeitung. F r a n k f u r t / Main 1920. - Der internationale Geburtenstreik. F r a n k f u r t / Main 1930. - Möglichkeiten und Grenzen der M i e t s e n k u n g in den N e u b a u w o h n u n g e n . F r a n k f u r t / M a i n 1932. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 343. - B e r n d Kulla: Κ., E. In: Biographisches H a n d b u c h der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Hrsg. v. Harald H a g e m a n n und Claus-Dieter Krohn. Bd. 1. M ü n c h e n 1999, S. 3 0 0 f.
Kain, Franz, Pseud. Frans Damasin, österr. Schriftsteller, Journalist, * 1 0 . 1 . 1 9 2 2 Posern bei Goisern (Oberösterreich), t 2 7 . 1 0 . 1 9 9 7 Linz. K., Sohn eines Bauarbeiters und einer Köchin, trat 1936 dem kommunistischen Jugendverband ( K J V ) B a d Ischl bei und w u r d e wegen des Verteilens von Flugblättern zu zwei M o n a t e n H a f t verurteilt. Nach einer Z i m m e r m a n n s l e h r e als Forstarbeiter in Bad Goisern und Bad Ischl tätig, wurde er 1941 wegen seiner illegalen Arbeit f ü r den K J V erneut verhaftet und 1942 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im selben Jahr k a m er zum Strafbataillon 9 9 9 der Wehrmacht und befand sich seit 1943 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. K.s erste journalistische Beiträge erschienen in den Zeitschriften „PW. Halbmonatsschrift deutscher Kriegsgefangener", „Der R u f und „Austro A m e r i c a n Tribune". Seit 1946 war er Berichterstatter f ü r die „ N e u e Zeit" in
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Kaisen Linz, 1948-53 und 1955-57 deren verantwortlicher Redakteur, bis 1982 Chefredakteur. Außerdem schrieb K. für die „Mühlviertler Heimatblätter" und war 1953-56 Korrespondent der „Österreichischen Volksstimme" in Ost-Berlin, wo er in Kontakt mit Bertolt —»Brecht, Anna —»Seghers, Johannes R. —»Becher und Arnold —»Zweig stand. 1969-83 gehörte er dem Zentralkomitee der KPÖ, 1977-86 dem Gemeinderat Linz an. 1988 erhielt er den Preis der Stadt Linz, 1994 den Adalbert-Stifter-Preis. K. veröffentlichte u.a. Die Donau fließt vorbei (1961), Der Föhn bricht ein (1962, Neuausg. 1995) und Der Weg zum Ödensee (1973, Neuausg. 1995). WEITERE WERKE: Romeo und Julia an der Bernauerstraße. Berlin 1955. - Die Lawine. Berlin 1959. - Das Ende der ewigen Ruh. Berlin 1978. Neuausg. Wien 1997. - Das Schützenmahl. Berlin/Weimar 1986. - In Grodek kam der Abendstern. Weitra/Linz 1994. LITERATUR: Judith Gruber: F. K. Diss. Wien 1985. - F. K. Porträt. In: Die Rampe. Hefte für Literatur (1994). K a i s e n , Wilhelm, Politiker, * 2 2 . 5 . 1 8 8 7 Hamburg, t 19.12. 1979 Bremen. Zunächst als Stukkateur tätig, bildete sich K. im Abendstudium weiter und Schloß sich der Sozialdemokratie an. Nach dem Besuch der Parteischule arbeitete K. 1919/20 als Redakteur der „Bremer Volkszeitung", wurde 1921 Mitglied der Bremer Bürgerschaft und war 1927-33 Bremer Senator für Volkswohlfahrt. 1933-45 lebte er nach mehrfachen Verhaftungen zurückgezogen als Siedler und Kleinlandwirt. 1945-65 Senatspräsident und Bürgermeister von Bremen, führte er, der auch in bürgerlichen Schichten hohes Ansehen genoß, die SPD in Bremen zur absoluten Mehrheit. Seit 1946 gehörte er dem Parteivorstand der SPD an. 1967 erschienen seine Erinnerungen unter dem Titel Meine Arbeit, mein Leben. WEITERE WERKE: Bereitschaft und Zuversicht. Reden. Bremen 1947. - Zuversicht und Beständigkeit. Eine Dokumentation. Hrsg. und eingeleitet von Hans Koschnick. Bremen 1977. LITERATUR: Moritz Thape (Bearb.): W. K. 75 Jahre: 1887-1962. Bremen 1962. - Renate Meyer-Braun: W. K. In: Walter Mühlhausen und Cornelia Regin (Hrsg.): Treuhänder des deutschen Volkes. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen. Politische Porträts. Melsungen 1991, S. 163-180. Georg Schmidt: K. und Borgward: wie zwei Hamburger berühmte Bremer wurden. Bremen 1997. - Karl-Ludwig Sommer: W. K. Eine politische Biographie. Bonn 2000. K a l b e c k , (Julius) Max (Heinrich), eigentl. Karpeles, Pseud. Jeremias Deutlich, Musikschriftsteller und -kritiker, Dichter, * 4 . 1 . 1 8 5 0 Breslau, t 4 . 5 . 1 9 2 1 Wien. K., Sohn eines Oberpostkommissars, studierte Rechtswissenschaften und Philosophie an den Universitäten Breslau und München, wo er sich bald dem Musikstudium zuwandte, und arbeitete nach seiner Rückkehr nach Breslau seit 1875 als Direktionsassistent am Schlesischen Museum. Nachdem er bereits 1870 als Lyriker an die Öffentlichkeit getreten und seit 1875 als Musikkritiker der „Schlesischen Zeitung" tätig geworden war, wandte sich K. ganz dem Journalismus zu und kam 1880 nach Wien, wo er Musikkritiker der „Wiener Allgemeinen Zeitung" wurde. Später schrieb er für die „Neue Freie Presse" und die „Wiener Montags-Revue", vertrat in seinen Rezensionen die Geisteshaltung des bürgerlichen Liberalismus und nahm vehement gegen die Vertreter der „Neudeutschen Schule" Stellung, besonders gegen Richard Wagner, Anton Bruckner und Hugo -»Wolf. Dagegen war er mit Johann Strauß Sohn und Johannes Brahms befreundet, zu dem K. eine vierbändige Biographie (1898-1912)
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verfaßte. Zahlreiche seiner Gedichte erschienen in Sammlungen, u. a. Zur Dämmerzeit (1882). K. war der Vater von Paul Johannes K. WEITERE WERKE: Humoresken und Phantasien. Wien 1896. - Opern-Abende. Beiträge zur Geschichte und Kritik der Oper. 2 Bde., Berlin 1898. LITERATUR: Florian Kalbeck: Κ., M. In: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 187. - Othmar Wessely: K., M. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 4 6 f . - Uwe Harten/Salome Reiser: Κ., M. In: MGG 2 P, Bd. 9, 2003, Sp. 1386-1389. K a l c h e g g e r v o n K a l c h b e r g , Johann (Nepomuk) Ritter von, österr. Schriftsteller, * 15. 3.1765 Pichl im Mürztal (Steiermark), f 3.2.1827 Graz. Der Sohn eines landständischen Gutsbesitzers besuchte das Grazer Seminar, betrieb dort auch literarische, historische und juristische Studien und war 1785-88 als Jurist in Graz tätig. 1791 und 1796 wirkte Κ. v. K. als ständischer Ausschußrat und wurde 1810 und 1816 zum zweiten, 1817 zum ersten Verordneten des Ritterstandes in der Steiermark gewählt. Seit 1796 widmete er sich ausschließlich seinen politischen, vor allem kulturpolitischen Aufgaben in verschiedenen Deputationen und Kommissionen. Κ. v. K. war MitCurator des Erziehungsinstituts Joanneum, Mitbegründer des Steiermärkischen Lese- und Musikvereins und Mitherausgeber der „Steiermärkischen Zeitschrift". Er verfaßte Arbeiten zur Geschichte der Steiermark (u.a. Ursprung und Verfassung der Stände Steiermarks, 1800) und historische Dramen (u.a. Die Tempelherren, 1788; Die deutschen Ritter in Accon, 1796). Κ. v. K. war ferner Mitherausgeber des Musenalmanachs „Früchte vaterländischer Musen. Herausgegeben zum Besten der leidenden Menschheit" (2 Bde., 1789/90) und gehörte seit 1793 der Deutschen Gesellschaft in Jena an. Seine Szenen aus dem Leben Kaiser Heinrichs IV. erschienen 1793 in —» Schillers „Neuer Thalia". WEITERE WERKE: J. Ritters v. K.s gesammelte Schriften. Ausgewählt nach den Handschriften und besten Quellen revidiert, mit literarisch-historischen Einleitungen, Anmerkungen und der Biographie K.s. Hrsg. v. Anton Schlossar. 4 Bde., Wien 1880. LITERATUR: Josef Fleck: J. Ritter v. K. 1765-1827. Ein Lebensbild aus der Zeit der Aufklärung. Diss. Univ. Graz 1951. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 189f. - Dietmar Goltschnigg: K„ J. Ritter v. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 49. K a ^ k o , Mascha, eigentl. M. Aufen-Engel, Schriftstellerin, * 7.6.1907 Chrzanow (Galizien), t 2 1 . 1 . 1 9 7 5 Zürich. Die Tochter russisch-jüdischer Emigranten flüchtete 1914 mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie zunächst in Frankfurt/Main und Marburg, seit 1918 in Berlin lebte. K. absolvierte eine Lehre bei der Arbeiterfürsorge der jüdischen Organisationen Deutschlands, besuchte Abendkurse in Philosophie und Psychologie an der Humboldt-Akademie und heiratete 1928 den Journalisten Saul Kaleko. Seit 1929 wurden ihre ersten Gedichte in der „Vossischen Zeitung", dem „Berliner Tageblatt" und der „Welt am Montag" veröffentlicht, 1933 erschien ihre erste Lyriksammlung Das lyrische Stenogrammheft. K. gehörte zum Kreis des Romanischen Cafes, dem Treffpunkt der literarischen Boheme, in dem auch —»Klabund und Kurt —»Tucholsky verkehrten. 1935 fielen ihre Werke der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer, 1938 emigrierte sie mit ihrem zweiten Mann, dem chassidischen Musiker Chemjo Vinaver und ihrem Sohn nach New York, wo sie für die Exilzeitschrift „Aufbau" und als Werbetexterin arbeitete. 1960 übersiedelte K. nach Jerusalem und unternahm von 1956 bis 1974 Lesereisen nach Deutschland. Ihre späteren Gedichtbände (u. a. Verse in Dur und Moll, 1967) spiegeln die Erfahrungen des
Kallmann Exils wider, blieben j e d o c h von der Kritik weitgehend unbeachtet. WEITERE WERKE: Verse f ü r Zeitgenossen. Cambridge, Mass. 1945. Neuausg. H a m b u r g 1958, 1 8 2003. - In meinen Träumen läutet es Sturm. Gedichte und E p i g r a m m e aus dem Nachlass. Hrsg. und eingeleitet von Gisela Zoch-Westphal. M ü n c h e n 1977 , 2 3 2003. - Der Stern, auf dem wir leben. Verse für Zeitgenossen. Hrsg. v. Gisela Zoch-Westphal. Reinbek bei H a m b u r g 1984. - Gisela Zoch-Westphal (Bearb.): Aus den sechs Leben der Μ . K. Biographische Skizzen, ein Tagebuch und Briefe. Mit 19 Dokumenten. Berlin 1 9 8 7 , 2 1 9 8 8 . - Die paar leuchtenden Jahre. Mit einem Essay von Horst Krüger. Hrsg. und eingeleitet von Gisela ZochWestphal München 2 0 0 3 , 2 2 0 0 4 . LITERATUR: Sigrid Bauschinger: Κ., M . In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 55. - Irene Astrid Wellershoff: Vertreibung aus dem ..kleinen Glück". Das lyrische Werk von Μ . K. Diss. Techn. Hochsch. Aachen 1982. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 586 f. Birgit Lermen: Deutsche Dichterinnen jüdischer Herkunft: Μ . K., Hilde Domin. Aachen 1990. - Kirsten Meyer: Die Lyrikerin Μ. K. Untersuchungen zum sprachlichen Wandel in ihrem Werk. Mag.-Arb. Univ. Münster 1997. - Andreas Nolte: „Mir ist zuweilen so als ob das Herz in mir zerbrach". Leben und Werk M . K.s im Spiegel ihrer sprichwörtlichen Dichtung. Bern u. a. 2003. K a l e n t e r , Ossip, eigentl. Johannes Burckhardt, Schriftsteller, * 1 5 . 1 1 . 1 9 0 0 Dresden, f 1 4 . 1 . 1 9 7 6 Zürich. Der Industriellensohn studierte Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Heidelberg und Leipzig und war anschließend Mitarbeiter und Korrespondent der „Frankfurter Zeitung", des „Berliner Tageblatts" und der „Vossischen Zeitung". Seine ersten Gedichtbände Der seriöse Spaziergang (1920) und Sanatorium (1921) waren noch vom Expressionismus geprägt. 1924-34 lebte K. als freier Schriftsteller in Italien, ging dann als Mitarbeiter des „Prager Tagblatts" nach Prag und floh 1939 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz, w o er sich in Zürich niederließ. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er vor allem als Journalist und Übersetzer, veröffentlichte 1951 seine Prosaminiaturen Solißr Füllfeder mit obligater Oboe und wurde durch seine Stadt- und Reisebilder (u. a. Von irdischen Engeln und himmlischen Landschaften, 1955) bekannt. WEITERE WERKE: Ein gelungener Abend. Komische Geschichten. Zürich/Stuttgart 1955. - Olivenland. ItalienMiniaturen. Zürich/Stuttgart 1960. LITERATUR: Franz Menges: K., O. In: N D B , Bd. 11, S. 56. Norbert Weiß (Hrsg.): Ο. K. zum hundertsten Geburtstag. Der seriöse Spaziergänger, Arabesken. Dresden 2000. K a i i s c h , David, auch D. J. Schalk, Schriftsteller, Publizist, * 2 3 . 2 . 1 8 2 0 Breslau, t 2 1 . 8 . 1 8 7 2 Berlin. Der einer aufgeklärt-liberalen jüdischen Kaufmannsfamilie entstammende K. absolvierte nach dem frühen Tod des Vaters eine kaufmännische Ausbildung und ging 1844 nach Paris, w o er verschiedene Stellungen innehatte und Interesse am Boulevardtheater fand. 1846 kam er nach Berlin, hatte dort mit seiner 1847 am Königstädtischen Theater uraufgeführten Posse Einmalhunderttausend Thaler! durchschlagenden Erfolg und w u r d e einer der meistgespielten deutschen Bühnenautoren. 1848 erschien die erste N u m m e r seiner politisch-satirischen Zeitschrift „Kladderadatsch" (bis 1944), deren Redaktion außer K. Ernst - » D o h m , Rudolf —> Löwenstein und Wilhelm —> Scholz angehörten, dessen Illustrationen maßgeblich zur Popularität des Blattes beitrugen. Nach der Schließung des Königstädtischen Theaters 1851 wurde K. Hausautor des späteren Wallner-Theaters und feierte große Erfolge mit Stücken wie Berlin, wie es weint und lacht (1858). 1857-66 erschienen seine Couplets unter dem Titel Berliner Leierkasten (3 Bde.).
WEITERE WERKE: Berliner auf der Wache. Berlin 1848. Die B u m m l e r von Berlin. Berlin 1854. - Berliner Leierkasten. Couplets. Berlin 1858, ' 1 8 6 1 . - Hunderttausend Taler. Altberliner Possen 1849-1851. Hrsg. v. M a n f r e d Nobel. Berlin 1988. LITERATUR: M a x Ring: D. K., der Vater des Kladerradatsch und Begründer der Berliner Posse. Ein Erinnerungsblatt. Berlin 1873. - Renate Heuer: K., D. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 58 f. - Urs Helmensdorfer: „Berlin wird Weltstadt": D. K. - ein preußischer Nestroy? Versuch einer A n n ä h e r u n g . In: Nestroyana 21 (2001) 3 / 4 , S. 132-149. K a i i s c h , Ludwig, Schriftsteller, * 7 . 9 . 1 8 1 4 PolnischLissa (Posen), t 3 . 3 . 1 8 8 2 Paris. K. studierte seit 1835 Medizin in Heidelberg und M ü n c h e n , veröffentlichte 1836 eine Sammlung von Balladen, Liebesund Freiheitsgedichten unter dem Titel Barbiton oder Stunden der Muse und übersiedelte 1840 nach M a i n z , w o er sich als freier Schriftsteller und Privatlehrer niederließ. Seit 1843 war er Redakteur, seit 1844 auch Herausgeber der Mainzer Karnevalzeitung „Narrhalla", wurde 1847 nach dem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften an der Univ. Gießen zum Dr. phil. promoviert und gab 1848 die Zeitung „Der D e m o k r a t " als Sprachrohr des D e m o k r a t i s c h e n Vereins und des Mainzer Arbeiterbildungsvereins heraus. I m M a i / Juni 1849 war er Mitglied der provisorischen Regierung der Pfalz, floh nach dem Scheitern der Revolution nach Paris und wurde 1851 in Abwesenheit z u m Tod verurteilt. In Paris arbeitete K. als Lehrer, Übersetzer und Korrespondent. Neben satirischen Schriften (u.a. Buch der Narrheit, 1845) mit o f t bissiger politischer Polemik veröffentlichte er 1872 seine Erinnerungen Bilder aus meiner Knabenzeit. LITERATUR: Josef Heinzelmann: K., L. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 59 f. - Josef Heinzelmann: L. K. - die Revolution der Narren, die Emigration der Revolutionäre und die Emanzipation der Juden als die Emanzipation der M e n s c h heit. In: Hans Berkessel (Red.): M a i n z und Rheinhessen in der Revolution von 1 8 4 8 / 4 9 . Mainz 1999, S. 125-138. Julius H. Schoeps: An der Seite der Unterdrückten. D e r Demokrat L. K. (1814-1882) im Vormärz, in der Revolution von 1848 und im französischen Exil. In: Ders. (Hrsg.): Die mißglückte Emanzipation. Wege und Irrwege deutsch-jüdischer Geschichte. Berlin 2002, S. 121-146. - Anton Maria Keim: L. K. Karneval und Revolution. Ingelheim 2003. K a l k s c h m i d t , Eugen, Redakteur, Kunsthistoriker, * 1 0 . 1 2 . 1 8 7 4 Memel, t 1 . 2 . 1 9 6 2 München. 1890-96 im Buchhandel tätig, besuchte K. anschließend das Konservatorium in Dresden und arbeitete dann als Schauspieler in Leipzig, Hamburg und Berlin. Später war er Redakteur und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, u . a . als Referent f ü r Theater, Kunst und Literatur der „Frankfurter Z e i t u n g " in M ü n c h e n , w o er seit 1909 lebte. E r war dort auch Mitarbeiter der Zeitschrift „Kunstwart" sowie 1918-23 Chefredakteur der Zeitschrift „Jugend" und wandte sich zunehmend der Kunstbiographie zu. Er schrieb u. a. Werke über Ludwig Richter, Moritz von —> Schwind und Carl Spitzweg und seine Welt (1945). Seine Erinnerungen Vom Memelland bis München erschienen 1948. WEITERE WERKE: Oskar von Miller. Ein Führer deutscher Technik. Stuttgart 1924. - Deutsche Freiheit und deutscher Witz. Ein Kapitel Revolutions-Satire aus der Zeit von 1830-50. H a m b u r g u . a . 1928. - Biedermeiers Glück und Ende. M ü n c h e n 1957. LITERATUR: Ε. K. 85 Jahre. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 56 (1959) 24, S. 1482. K a l l m a n n , Hans Jürgen, Maler, * 2 0 . 5 . 1 9 0 8 Wollstein (Posen), f 6 . 3 . 1 9 9 1 Pullach im Isartal. Der Sohn eines Dermatologen begann ein Medizinstudium an der Univ. Halle, das er j e d o c h nach d e m Phy-
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Kalmar sikum abbrach, u m sich autodidaktisch z u m Maler auszubilden. Zunächst bestritt K. seinen Lebensunterhalt mit der Illustration von Zeitungsannoncen, w u r d e dann aber bald mit Porträts von Schauspielerinnen w i e Tilla Durieux und Elisabeth Bergner bekannt und übersiedelte zweiundzwanzigjährig nach Berlin, w o er u . a . Kontakte zu Max Sievogt, Emil Nolde und M a x L i e b e r m a n n hatte. K. porträtierte in den folgenden Jahren zahlreiche Schauspieler, arbeitete an Illustrationen f ü r die „Vossische Zeitung" und schuf Plakatentwürfe. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten galten seine Bilder als „entartete" Kunst und wurden 1937 zwischen Franz Marc und Edvard M u n c h auf der „Entarteten"-Ausstellung 1937 in München gezeigt. 1949 ging K. als Lehrer an die A k a d e m i e von Caracas, wo er drei Jahre tätig war. N a c h seiner Rückkehr in Pullach ansässig, wurde er einer der bekanntesten Porträtmaler Deutschlands. 1956 saß ihm T h e o d o r - » H e u s s Modell, 1963 Konrad Adenauer, des weiteren zahlreiche Künstler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. 1980 erschien seine Autobiographie Der verwundbare Stier. LITERATUR: Horst Keller: H. J. K. oder das Prinzip des Unbeirrbaren. München 1972. - Gerda Haddenhorst: Natur und Phantasie in den Bildern von H. J. K. M ü n c h e n 1989. Robert Lebeck: Zeitgeschichte im Porträt. Ausstellung zum 90. Geburtstag von H. J. K. Hallbergmoos 1998. - H. J. K. Malerei, Zeichnung, Pastell. Ismaning 2002. K a l m a r , Rudolf, österr. Journalist, * 2 . 1 2 . 1 8 7 0 Wien, t 7 . 1 1 . 1 9 3 9 Wien. Zunächst als Beamter tätig, wandte sich K. der Presse zu und schrieb Feuilletons f ü r verschiedene Zeitungen. Er wurde Redaktionsmitglied der „Deutschen Zeitung", 1916 Redakteur des „Deutschen Volksblatts" und nach dessen Einstellung 1922 Leiter der „Österreichischen Sonntagszeitung". Seit 1925 war er Chefredakteur bzw. Chef v o m Dienst der „Wiener Neuesten Nachrichten". K. amtierte als Vizepräsident des Deutsch-österreichischen Schriftstellerverbandes und der Organisation der Wiener Presse. Einem breiten Publikum wurde er durch seine Wiener Skizzen und Lokalgeschichten unter d e m Titel Vater Ramsauer (1919) bekannt. Er war der Vater von Rudolf —> K. LITERATUR: Roswitha Geyer: R. K. Ein Beitrag zur Geschichte der Wiener Journalistik. Diss. Univ. Wien 1967. K a l m a r , Rudolf (Heinrich), österr. Journalist, * 1 8 . 9 . 1 9 0 0 Wien, t 1 8 . 1 . 1 9 7 4 Wien. Der Sohn Rudolf —>K.s schlug nach d e m Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Univ. Wien, das er mit der Promotion zum Dr. rer. pol. abschloß, die journalistische Laufbahn ein und arbeitete zunächst beim „Deutschen Volksblatt". 1932-38 war er Redakteur, seit 1934 nicht-politischer Chefredakteur der linksliberalen Zeitung „Der Wiener Tag" und des Montagsblatts „ D e r Morgen". N a c h dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 war K. bis zum Kriegsende als politischer Häftling im Konzentrationslager Dachau interniert. Nach seiner Freilassung trat er in den Redaktionsstab der Tageszeitung „Neues Österreich" ein, deren Chefredaktion er 1947 übernahm, und w a r auch Mitarbeiter des Rundfunks. 1957-60 wirkte K. als Feuilletonredakteur der „Presse", wurde anschließend Pressechef der Bundestheaterverwaltung und w a r seit 1958 Präsident des Presseclubs Concordia. Seine Erlebnisse im Konzentrationslager schilderte er in Zeit ohne Gnade (1946). LITERATUR: Präsident des Presseclubs Dr. R. K., Wien, 65. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 6 2 (1965) 3 9 / 4 0 , S. 1830. K a l m e r , Josef, bis 1947 Kalmus, Journalist, Schriftsteller, * 1 7 . 8 . 1 8 9 8 Nehrybka (Polen), t 9 . 7 . 1 9 5 9 Wien. K. betrieb 1 9 1 7 / 1 8 ethnologische und sinologische Studien an der Univ. Wien, schrieb erste Gedichte und arbeitete seit
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1922 als Journalist, Herausgeber und Übersetzer in Wien. 1938 emigrierte er in die Tschechoslowakei, war für verschiedene deutschsprachige Zeitungen in Prag tätig und ging 1939 nach Großbritannien. Während des Zweiten Weltkriegs war er u . a . Londoner Korrespondent des „Argentinischen Tagblatts", kehrte 1945 nach Wien zurück und wurde 1949 Redakteur der Zeitschrift „Kleines Blatt". K. veröffentlichte u. a. den Gedichtband Flug durch die Landschaft (1927). WEITERES WERK: Mit Ludwig Huyn: Abessinien. Afrikas Unruhe-Herd. Salzburg 1935. LITERATUR: J. K „ Wien, gestorben. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 56 (1959) 17, S. 870. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 589. K a l t e n b r u n n e r , Karl A d a m , österr. Schriftsteller, * 3 0 . 1 2 . 1 8 0 4 Enns (Oberösterreich), f 6 . 1 . 1 8 6 7 Wien. Einer der ältesten Sensenschmiedefamilien des Kremstales entstammend, trat K. 1823 als Beamter in die Staatsbuchhaltung in Linz ein. Als Theaterkritiker des „Bürgerblatts" und Herausgeber von Gedichtsammlungen wurde er bald zum Mittelpunkt des literarischen Lebens in Oberösterreich. 1842-67 arbeitete er in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien, an der er seit 1859 als Vizedirektor wirkte. In Wien wandte sich K. der Dialektdichtung zu und wurde u. a. mit den Lyrikbänden Obderennsische Lieder (1845), Alm und Zither (1846) und Oberösterreichische Feldlerchen (1857) ein e m breiten Publikum bekannt. 1862 w u r d e sein Volksstück Die drei Tannen am Wiener Carltheater uraufgeführt. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 203 f. - U w e Baur: Κ., K. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 7 3 f. K a m o s s a , Käthe, Lyrikerin, * 1 5 . 1 2 . 1 9 1 1 Berlin, t 8 . 7 . 1 9 8 9 Berlin. Aus einer ostpreußischen Klavierbauerfamilie stammend, verbrachte K. ihre Kindheit in Königsberg und ging 1925 nach Berlin, w o sie zeitweise in Buchhandlungen und Verlagen arbeitete. K. n a h m dann Schauspielunterricht und trat in kleineren Rollen an Berliner Bühnen, u . a . an der Volksbühne, auf, zuletzt 1969 in Ostrowskis Wölfe und Schafe. Durch Gustav Stolze angeregt und gefördert, schrieb sie seit Beginn der dreißiger Jahre Gedichte, die zunächst im ,.Berliner Lokal-Anzeiger" gedruckt wurden. 1934 erschien ihr erster Lyrikband Aufbruch. Während des „Dritten Reic h e s " war K. durch ein schwebendes politisches Verfahren wegen pazifistischer Äußerungen bedroht. 1949 veröffentlichte sie ihr Kinderbuch Kathrinchen. Als Stipendiatin der Berliner Akademie der Künste hielt sich K. mehrmals in Italien auf. WEITERE WERKE: Katrinchen. Berlin 1949. - Es. Gedichte. Darmstadt 1978. K a m p f f m e y e r , Paul, Politiker, Publizist, * 2 9 . 1 1 . 1 8 6 4 Berlin, f 1 . 2 . 1 9 4 5 Berlin. D e r Sohn eines Buchhändlers studierte Nationalökonomie in Zürich und wandte sich den Ideen des Naturalismus und des Sozialismus zu. Beide waren Mitbegründer der Freien Volksbühne (1890) und der „Neuen Freien Volksbühne" (1892) und wurden dort Mitglieder eines Freundeskreises aus Literaten, Sozialisten und Anarchisten, dem auch Wilhelm —»Bölsche und Gustav —> Landauer angehörten. K. arbeitete bei der „Berliner Volks-Tribüne" und der „Berliner Arbeiter-Bibliothek" und wurde 1890 Redakteur der „Magdeburger Volksstimme". Er wurde zum revisionistischen Reformer, setzte sich für eine soziale Gesetzgebung ein, wurde Arbeiter-Sekretär und war 1907-21 politischer, später Chefredakteur der „Münchner Post" und literarischer Berater des Dietz-Verlags in Berlin. Er veröffentlichte u . a . biographische Schriften über Fritz Ebert (1924) und Lassalle (1925) und war Mitarbeiter der „Sozialistischen Monatshefte".
Kannegießer WEITERE WERKE: Geschichte der modernen Gesellschaftsklassen in Deutschland. Berlin 1896, 3., verb, und verm. Aufl. 1921. - Die Sozialdemokratie im Lichte der Kulturentwicklung. Berlin 1904, 5. verb. Aufl. 1920. - Deutsches Staatsleben vor 1789. Z u m Verständnis deutscher Gegenwartspolitik. Berlin 1925. LITERATUR: Karl August Kutzbach: K., P. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 91 f. K a m p m a n n , Gustav, Maler, Graphiker, * 3 0 . 9 . 1 8 5 9 B o p p a r d / R h e i n , t 1 2 . 8 . 1 9 1 7 B a d Godesberg. Der Arztsohn besuchte seit 1879 die Karlsruher Kunstschule und wandte sich als Meisterschüler von H e r m a n n Baisch der Landschaftsmalerei zu. 1884 ließ er sich in München nieder, unternahm von dort aus Studienreisen durch Oberbayern, Holland, Holstein und Ostpreußen, hielt sich 1 8 8 7 / 8 8 in Lübeck auf und lebte seit 1890 in Schloß Augustenburg in Grötzingen, das sein Schwager, der Maler Otto Fikentscher erworben hatte. Zu seinen bekanntesten Gemälden gehören Fallende Blätter (1895) und Nach Sonnenuntergang (1902). Nach der Gründung des Karlruher Künstlerbundes 1894, dessen Mitglied K. wurde, widmete er sich der Lithographie und arbeitete als Graphiker f ü r die Zeitschrift „Pan". LITERATUR: Richard Bellm: K., G. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 93 f. - Gerlinde Brandenburger: G. K. (1859-1917). Ein Beitrag zur deutschen Landschaftskunst um 1900. Frankf u r t / M a i n u . a . 1991. - Rudolf Theilmann (Bearb.): G. K. 1859-1917. Zeichnungen aus d e m Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe 1994 (Ausstellungskatalog). K a n e h l , Oskar, Lyriker, Publizist, Regisseur, * 5 . 1 0 . 1 8 8 8 Berlin, f 2 8 . 5 . 1 9 2 9 Berlin. Der Sohn eines Lehrers studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Würzburg und Greifswald, w o er 1912 promoviert wurde (Der junge Goethe im Urteile des jungen Deutschland), und gab seit 1913 die literarisch-politische Monatsschrift „Wiecker B o t e " heraus, die nach Kriegsausbruch verboten wurde. Zudem veröffentlichte K. antimilitaristische Gedichte in der „Aktion". Er übersiedelte nach Berlin und wurde später eingezogen. A n der Front vertrieb er Gedichte und Flugblätter gegen den Krieg, war 1 9 1 8 / 1 9 kurze Zeit KPD-Mitglied und trat f ü r die „Allgemeine ArbeiterUnion, Einheitsorganisation" und den „Spartakusbund Nr. 2 " ein. Bis zu seinem Selbstmord arbeitete K. als Regisseur und Dramaturg an den Berliner Rotter-Bühnen. Mit seiner antimilitaristischen Lyrik (u. a. Die Schande. Gedichte eines dienstpflichtigen Soldaten aus der Mordsaison 1914-18, 1922) und seinen Agitations- und Kampfgedichten aus der Sammlung Steh auf, Prolet! (1920) gehörte er zu den ersten Vertretern sozialistischer Agitations- und Kampflyrik. WEITERE WERKE: Die Schande. Gedichte eines dienstpflichtigen Soldaten aus der Mordsaison 1914-18. Berlin 1922. Straße frei! Gedichte. Berlin 1928. Nachdr. Reutlingen 1979. LITERATUR: Wolfgang Emmerich: K „ O. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 101 f. - Ute Druvins: Ο. K. ein politischer Lyriker der expressionistischen Generation. Bonn 1977. - Gunnar Müller-Waldeck: Ο. K. - „Der Wiecker Bote". In: Ders.: Literarische Spuren in Greifswald. Greifswald 1990, S. 105-107, 149. K a n i t z , Otto Felix, österr. Pädagoge, * 5 . 2 . 1 8 9 4 Wien, t 2 9 . 3 . 1 9 4 0 Konzentrationslager Buchenwald. Von Beruf Installateur, Schloß sich K. f r ü h den Sozialdemokraten an und wurde nach dem Ersten Weltkrieg Funktionär des „Arbeitervereins Kinderfreunde in Niederösterreich". 1919 errichtete er in G m ü n d die erste „Kinderrepublik" Österreichs, ein Ferienlager für Arbeiterkinder, und eröffnete zugleich die Erzieherschule samt Kinderheim im Schloß Schönbrunn, an der u. a. Victor und Friedrich
—»Adler, losef Luitpold —>Stern und Wilhelm Jerusalem eine sozialistische Pädagogik lehrten. Nach autodidaktischen philosophischen und pädagogischen Studien wurde K. 1922 zum Dr. phil. promoviert, w a r 1921-34 Redakteur der neugegründeten Monatsschrift „Die sozialistische E r z i e h u n g " und gehörte 1932-34 d e m Bundesrat an. 1938 w u r d e er von den Nationalsozialisten verhaftet und starb im Konzentrationslager Buchenwald. K. schrieb u . a . Das proletarische Kind in der bürgerlichen Gesellschaft (1925). WEITERE WERKE: Unsere Arbeit. H a n d b u c h f ü r die Tätigkeit in der sozialistischen J u g e n d b e w e g u n g . Wien 1928. K ä m p f e r der Z u k u n f t . Eine systematische Darstellung der sozialistischen Erziehungsgrundsätze. Wien 1929. LITERATUR: Viktor Fadrus: K., O. F. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 216. - Henriette Kotlan-Werner: O. F. K. und der Schönbrunner Kreis. Die Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Erzieher 1923-1934. Wien 1982. - Klassiker der sozialistischen Erziehung. Kurt Löwenstein, O. F. K., E d w i n Hoernle, Otto Rühle, A n n a Siemsen. Hrsg. vom Bundesvorstand der Sozialistischen J u g e n d Deutschlands - die Falken. Bonn 1989. - B e r n d D o b e s b e r g e r / T o v e Raiby (Hrsg.): Vom Risiko, heute j u n g zu sein. O. F. K. zur Erinnerung. M a r b u r g 1991.
K a n n e , Friedrich August, Komponist, Schriftsteller, * 8 . 3 . 1 7 7 8 Delitzsch (Sachsen), t 16.12. 1833 Wien. Nach anfänglichen theologischen und medizinischen Studien in Wittenberg und Leipzig w a n d t e sich K., Sohn eines Juristen, der Musik zu und übersiedelte 1809 nach Wien. Seit 1817 redigierte er die „ A l l g e m e i n e musikalische Z e i t u n g " sowie den von Ignaz Franz —»Castelli gegründeten „Musikalischen Anzeiger" und schrieb Musikkritiken für die „Wiener Theaterzeitung" und den „ S a m m l e r " . 1822 schrieb K. das vaterländische Schauspiel Die Spinnerin am Kreuz, das viele Jahre am Theater an der Wien gespielt wurde. Sein k o m p o sitorisches Werk u m f a ß t e neben Singspielen, Messen, Klavierwerken und Liedern auch O p e r n (u.a. Orpheus, 1807; Mirandola, 1811). LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 217. - Peter Branscombe: K., F. A. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 353 f. - Axel B e e r / T h o r s t e n Hindrichs: K., F. A. In: M G G 2 P , Bd. 9, 2003, Sp. 1454 f. K a n n e g i e ß e r , Karl Friedrich Ludwig, Schriftsteller, Übersetzer, Literaturwissenschaftler, * 9 . 5 . 1 7 8 1 Wendemark (Altmark), t 14.9. 1861 Berlin. Der Pfarrerssohn studierte Theologie und Philosophie in Halle, wurde 1808 in Erlangen z u m Dr. phil. promoviert und war anschließend Gymnasiallehrer in Berlin und Prenzlau. 1822 ging er nach Breslau, w o er als Gymnasialdirektor und Dozent f ü r neuere Literatur an der Univ. tätig war, bevor er sich 1843 ins Privatleben nach Berlin zurückzog. Neben literaturwissenschaftlichen Aufsätzen verfaßte K. eigene E p e n und Dramen ( u . a . Dorothea, 1829; Isenbart, 1843) und gab 1810 zusammen mit Johann Gustav Gottlieb —>Büsching drei Bände der Zeitschrift „ P a n t h e o n " heraus. Sein Hauptverdienst liegt in der Vermittlung fremdsprachiger Literatur. Seit 1803 trat K. als Übersetzer aus dem Griechischen, Lateinischen, Englischen, Dänischen, Schwedischen, Französischen und vor allem aus dem Italienischen hervor. 1809-21 erschien seine Übersetzung von Dantes Göttlicher Komödie, der in Z u s a m m e n a r b e i t mit Karl Witte 1827 die Lyrischen Gedichte und 1845 die Prosaischen Schriften Dantes folgten. WEITERE WERKE: Gedichte. 2 Bde., Breslau 1824-27. Abriss der Geschichte der deutschen Literatur. Bunzlau 1838. - Isenbart, der erste Graf von Hohenzollern. D r a m a in 5 A u f z ü g e n . Berlin 1843. - Der deutsche Redner, oder
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Kanner chronologisch geordnete Beispiel und Mustersammlung der deutschen Beredsamkeit von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Mit einer rhetorischen Einleitung. Leipzig 1845. LITERATUR: Theodor W . Elwert: K „ K. F. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 107 f.
Kanner,
Heinrich, Publizist, * 9.11.1864 Galatz (Rumänien), t 1 5 . 2 . 1 9 3 0 Wien. Das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien Schloß K. mit der Promotion ab, wandte sich dann dem Journalismus zu und arbeitete 1890-92 als Redakteur der „Frankfurter Zeitung", als deren Korrespondent er nach Wien ging. Dort gründete er 1894 z u s a m m e n mit Isidor Singer und Hermann —»Bahr die Wochenschrift „Die Zeit", die er bis 1903 leitete und in eine Tageszeitung umwandelte. 1917 trat K. von ihrer Leitung zurück, lebte zunächst als freier Schriftsteller in der Schweiz und kehrte 1919 nach Wien zurück. Seit 1928 war er Herausgeber der Berliner Monatsschrift „Der Krieg". 1926 erschien sein Werk Der Schlüssel zur Kriegsschuldfrage. WEITERE WERKE: Die neuesten Geschichtslügen. W i e n / Leipzig 1921. - Kaiserliche Katastrophenpolitik. Ein Stück zeitgenössische Geschichte. Leipzig 1922. LITERATUR: Robert A. Kann: Kaiser Franz Joseph und der Ausbruch des Weltkrieges. Eine Betrachtung über den Quellenwert der Aufzeichnungen von Dr. Η. K. Wien u . a . 1971. K a n t e r , Johann Jakob, Buchhändler, * 2 4 . 9 . 1 7 3 8 Königsberg, t 1 8 . 4 . 1 7 8 6 Königsberg. Seine buchhändlerische Ausbildung absolvierte K., dessen Vater als Buchbinder, Buchhändler und Verleger tätig war, in Leipzig und eröffnete 1760 mit einem Privileg der russischen Besatzungsbehörde, das 1763 von Friedrich II. von Preußen bestätigt wurde, eine Buchhandlung mit Buchverlag in Königsberg, der er 1765 eine Leihbücherei angliederte. Seit 1764 g a b er die „Königsbergischen gelehrten und politischen Zeitungen" heraus. K. gründete Filialen in Elbing und Mitau, wurde 1769 auch Lotteriedirektor und errichtete 1772 eine Hofbuchdruckerei, später eine Schriftgießerei in Marienwerder. 1775 erwarb er das Gut Trutenau mit dazugehöriger Papiermühle und baute dort eine Preßspanfabrik, m u ß t e jedoch 1781 seine Buchhandlung aus finanziellen Gründen verkaufen. LITERATUR: A . Hagen: Die Buchhändler K. und Nicolovius in Königsberg. In: N e u e Preußische Provinzial-Blätter 5 (1850) S. 232-252. - C. R. Dreher: Der Buchhandel und die Buchhändler zu Königsberg in Preußen im 18. Jahrhundert. In: Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels 18 (1896) S. 149-219. - D. Leube: K. und Hartknoch. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 22 ( 2 1 . 1 2 . 1 9 6 6 ) 102. - Herbert G. Göpfert: K., J. J. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 125 f. K a n t o r o w i c z , Alfred, Pseud. Helmuth Campe, Publizist, Literaturwissenschaftler, * 1 2 . 8 . 1 8 9 9 Berlin, t 2 7 . 3 . 1 9 7 9 Hamburg. N a c h seiner Teilnahme a m Ersten Weltkrieg studierte K. 1920-23 Rechtswissenschaften und Literaturgeschichte in Berlin, Freiburg/Breisgau, München und Erlangen, wurde 1923 in Erlangen zum Dr. jur. promoviert und war anschließend als Literaturkritiker und später als Pariser Kulturkorrespondent der „Vossischen Zeitung", Redakteur und Theaterkritiker der „Neuen Badischen Landeszeitung" sowie anderer Ullsteinblätter tätig. 1929 kehrte er nach Berlin zurück, schloß sich 1931 der K P D an und arbeitete nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten im Untergrund. 1933 emigrierte K. nach Frankreich, war dort Generalsekretär des „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller im Exil", begründete mit Romain Rolland, Andre Gide, H. G. Wells und Heinrich —» M a n n die „Deutsche Freiheitsbibliot h e k " und n a h m 1936-38 als Offizier der Internationalen
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Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil ( S p a n i s c h e s Tagebuch, 1948, Neuausg. 1979). N a c h seiner Rückkehr wurde er in Frankreich interniert, konnte 1941 in die U S A fliehen seine Flucht schilderte Anna —»Seghers in ihrem R o m a n Transit - und wurde dort Chef der Abteilung Auslandsnachrichten bei Columbia Broadcasting System (CBS). Seit 1946 lebte K. in Ostberlin, gab dort die Zeitschrift „Ost und West" heraus, die 1949 verboten wurde, und folgte 1949 einem Ruf als Prof. der neuesten deutschen Literatur und Direktor des Germanistischen Instituts an die Humboldt-Universität in Berlin (Ost). 1957 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland und lebte bis zu seinem Tod in Hamburg. K. machte sich vor allem als Erforscher der Exilliteratur und Herausgeber der Werke Heinrich Manns (12 Bde., 1951-56) einen N a m e n . Neben anderen autobiographischen Aufzeichnungen veröffentlichte er 1971 sein Buch Exil in Frankreich. Merkwürdigkeiten und Denkwürdigkeiten. WEITERE WERKE: Vom moralischen Gewinn der Niederlage. Artikel und Ansprachen. Berlin 1949. - Heinrich und T h o m a s M a n n . Die persönlichen, literarischen und weltanschaulichen Beziehungen der Brüder. Berlin 1956. - Deutsche Schicksale. Intellektuelle unter Hitler und Stalin. Wien u . a . 1964. - Nachtbücher. Aufzeichnung im französischen Exil 1935 bis 1939. Hrsg. v. Ursula Büttner. H a m b u r g 1995. LITERATUR: Heinz-Joachim Heydorn: Wache im Niemandsland. Z u m 70. Geburtstag von Α. K. Köln 1969. - Ursula Büttner: Α. K. sein Beitrag zum geistigen Widerstand. In: Ulrich Walberer (Hrsg.): 10. Mai 1933. Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. F r a n k f u r t / M a i n 1983, S. 199-220. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 593. - Wolfgang Gruner: Α. K. (1899-1979). Ein deutsches Schicksal. Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. H a m b u r g 1999 (Ausstellungskatalog). Ralph Giordano: Bemerkungen zu Α. K. In: A u s k u n f t 20 (2000) 1, S. 12-19. - W o l f g a n g Gruner: Α. K.: Wanderer zwischen Ost und West. In: Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Zwischen den Stühlen? Remigranten und Remigration in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit. H a m burg 2002, S. 294-315.
K a n t o r o w i c z , Gertrud, Pseud. Gertrude Pauly, Kunsthistorikerin, Lyrikerin, * 9 . 1 0 . 1 8 7 6 Posen, t 1 9 . 4 . 1 9 4 5 Theresienstadt. Das Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie Schloß K. 1904 in Zürich mit der Promotion zum Dr. phil. ab, nahm als Rotkreuzschwester am Ersten Weltkrieg teil und lebte seit 1918 in Herrlingen (Württemberg). Sie gehörte zum Kreis u m Stefan —»George, der 1900 ihre Gedichte in den „Blättern f ü r die Kunst" unter ihrem Pseudonym veröffentlichte, und lernte 1903 den Soziologen und Philosophen Georg Simmel kennen, mit dem sie eine gem e i n s a m e Tochter hatte. Nach dessen Tod gab sie seine Fragmente und Aufsätze aus dem Nachlaß (1923, Nachdr. 1967) heraus. K. war auch als Übersetzerin tätig, u. a. von Henri Bergson. Nach dem vergeblichen Versuch, in die Schweiz zu fliehen, wurde sie 1942 von den Nationalsozialisten verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, w o sie bis kurz vor ihrem Tod Gedichte schrieb. Ihre Verse aus Theresienstadt wurden 1948 von ihrem Bruder herausgegeben. Das kunsthistorische Werk Vom Wesen der griechischen Kunst erschien 1961. LITERATUR: Barbara Paul: G. K. (1876-1945). Kunstgeschichte als Lebensentwurf. In: Barbara Hahn (Hrsg.): Frauen in den Kulturwissenschaften. Von Lou AndreasSalome bis Hannah Arendt. M ü n c h e n 1994, S. 96-109 und 310-316. - Petra Zudrell: Der abgerissene Dialog. Die intellektuelle Beziehung G. K. - Margarete Susman oder die Schweizer Grenze bei H o h e n e m s als Endpunkt eines Fluchtversuchs. Innsbruck u . a . 1999.
Kapp K a n t o r o w i c z , H e r m a n n (Ulrich), Pseud. Gnaeus Flavius, Jurist, * 1 8 . 1 1 . 1 8 7 7 Posen, | 1 2 . 2 . 1 9 4 0 Cambridge (Großbritannien). Der Bruder des Zahnmediziners Alfred K. studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Genf und München, w u r d e 1904 in Heidelberg promoviert und widmete sich anschließend rechtshistorischen Studien. 1907 habilitierte er sich in Freiburg/Breisgau, lehrte dort seit 1908 Strafrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsgeschichte und wurde 1913 z u m tit. a. ο. Prof., 1923 z u m a. ο. Prof. der juristischen Hilfswissenschaften ernannt. 1929 folgte K. einem Ruf als o . P r o f . des Strafrechts nach Kiel als Nachfolger seines Freundes Gustav Radbruch, wurde j e d o c h nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten entlassen und emigrierte noch im selben Jahr in die U S A , w o er zunächst an der N e w School for Social Research in N e w York tätig war. 1935-40 wirkte er als Assistant Director of Research in Law in C a m b r i d g e (Großbritannien). K. war einer der führenden Rechtsgelehrten auf dem Gebiet der Geschichte des mittelalterlichen Rechts. Er veröffentlichte u . a . Albert Gandinus und das Strafrecht der Scholastik (2 Bde., 1907-26) und Studies in the Glossators of Roman Law (1938). K. war auch als politischer Publizist tätig und schrieb u. a. für das „Tagebuch" und die „Friedenswarte". WEITERE WERKE: D e r Kampf um die Rechtswissenschaft. Heidelberg 1906. Nachdr. mit einer Einführung von Karlheinz Muscheler Baden-Baden 2002. - Bismarcks Schatten. Freiburg/Breisgau 1921. - Tat und Schuld. Zürich u . a . 1933. - Rechtswissenschaft und Soziologie. Ausgewählte Schriften zur Wissenschaftslehre. Hrsg. v. T h o m a s Würtenberger. Karlsruhe 1962. - Gutachten zur Kriegsschuldfrage 1914. Aus dem Nachlaß hrsg. und eingeleitet von Imanuel Geiss. F r a n k f u r t / M a i n 1967. - Rechtshistorische Schriften. Hrsg. v. Helmut Coing und Gerhard Immel. Karlsruhe 1970. LITERATUR: T h o m a s W ü r t e m b e r g e jun.: Κ., H. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 127f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 594. - Ulrich Schrömbges: Die soziologische Rechtskonzeption von Η. K. Diss. Univ. Bonn 1984. - Karlheinz Muscheler: Relativismus und Freiheit. Ein Versuch über Η. K. Heidelberg 1984. - Ders.: H. U. K. Eine Biographie. Berlin 1984. - M o nika Frommel: Η. K. (1877-1940). Ein streitbarer Relativist. In: T h o m a s Blanke (Hrsg.): Streitbare Juristen. Eine andere Tradition. Baden-Baden 1988, S. 243-253. - Dies.: H. U. K. (1877-1940). Ein Rechtstheoretiker zwischen allen Stühlen. In: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. Hrsg. v. Helmut Heinrichs u . a . München 1993, S. 631-641. - Jan Schröder: Η. K. In: Gerd K l e i n h e y e r / J a n Schröder (Hrsg.): Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. 4., neubearb. und erw. Aufl., Heidelberg 1996, S. 227-230. - Vivian Grosswald Curran: Rethinking Η. K. Free law, American legal realism and the legacy of anti-formalism. In: Anneliese Riles (Hrsg.): Rethinking the masters of comparative law. Oxford 2001, S. 66-93. - Sebastian Silberg: Η. K. und die Freirechtsbewegung. Berlin 2004. K a p f i n g e r , Johannes, Verleger, * 2 7 . 1 2 . 1902 Adldorf (Niederbayern), t 2 8 . 7 . 1 9 8 5 Passau. Der Sohn eines Postschaffners studierte Philosophie, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in München, wurde 1927 zum Dr. phil. promoviert und war dann bis 1933 Redakteur und Chefredakteur der „Straubinger Zeitung". Während des „Dritten Reiches" war er Vertriebs-, Anzeigenund Werbeleiter in Coburg, Bamberg, Lichtenfels, Leipzig und Berlin, arbeitete seit Juli 1945 für die Berliner Zeitung und kehrte im selben Jahr nach Bayern zurück. 1946 erhielt K. die Lizenz zur Gründung der „Passauer Neuen Presse", deren Herausgeber er auch nach seinem Rücktritt als Chefredakteur 1960 blieb. 1 9 6 1 / 6 2 gab er in München das Nachrichtenmagazin „Aktuell" heraus.
LITERATUR: Erich Kuby: Im Fibag-Wahn oder Sein Freund, der Herr Minister. Reinbek 1962. - Dr. H a n s K. und seine Zeit. Ein Lebensbild des Gründers, Verlegers und Herausgebers der „Passauer Neuen Presse". Passau 1984. - Astrid Freudenstein: Ein Provokateur aus Überzeugung. Die Verlegerfamilie K.-Diekmann und die „Passauer N e u e Presse". In: Tradition verpflichtet. Hrsg. v. Karl Jörg Wohlhüter. Regensburg 1999, S. 114-122. K a p p , Friedrich, Jurist, Publizist, Historiker, * 1 3 . 4 . 1 8 2 4 H a m m (Westfalen), t 2 7 . 1 0 . 1 8 8 4 Berlin. K. studierte seit 1842 Rechtswissenschaften und Philosophie in Berlin und Heidelberg, machte die Bekanntschaft mit L u d w i g Feuerbach, dem er lebenslang freundschaftlich verbunden blieb, und arbeitete anschließend als Referendar a m Oberappellationsgericht in H a m m . N a c h Ausbruch der Revolution 1848 schied er aus dem Staatsdienst aus, Schloß sich den linksrepublikanischen Kreisen Westfalens an und setzte sich politisch und journalistisch für die Errichtung einer demokratischen Republik ein. Infolge des Septemberaufstandes zur Flucht gezwungen, ging K. zunächst nach Paris und lebte seit 1850 als Anwalt in N e w York. Er veröffentlichte u . a . Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten (1854, 2 1858) und war u . a . Korrespondent der „Kölnischen Zeitung". Kurz vor der Reichsgründung 1870 kehrte K. nach Berlin zurück, gehörte 1872-77 und 1881-84 als Nationalliberaler dem Reichstag an und Schloß sich nach der sogenannten „Sezession" von 1880 der Freisinnigen Partei an. Von K.s Geschichte des deutschen Buchhandels erschien der 1. Band postum 1886; das Werk (Bd. 2-4) w u r d e von Johann Goldfriedrich vollendet. WEITERE WERKE: Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika. H a m b u r g 1861. - Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika. Berlin 1864, 2., verm Aufl. 1874. - Geschichte der Deutschen Einwanderung in Amerika. Bd. 1. Leipzig 1868 (mehr nicht erschienen). Aus und über Amerika. Thatsachen und Erlebnisse. 2 Bde., Berlin 1876. - Die Deutschen im Staate N e w York während des achtzehnten Jahrhunderts. N e w York 1884. - Vom radikalen Frühsozialisten des Vormärz zum liberalen Parteipolitiker des Bismarckreichs. Briefe 1843-1884. Hrsg. und eingeleitet von Hans-Ulrich Wehler. F r a n k f u r t / M a i n 1969. LITERATUR: Edith Lenel: F. K. 1824-1884. Ein Lebensbild aus den deutschen und den nordamerikanischen Einheitskämpfen. Leipzig 1935. - Horst Dippel: K., F. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 134 f. - Matthias Meyer: Realisierung statt Annihilierung des Protestantismus. Eine transatlantische Zusammenarbeit von Ludwig Feuerbach und F. K. über die Herrnhuter. In: Dietrich M e y e r (Hrsg.): Pietismus, Herrnhutertum, Erweckungsbewegung. Festschrift für Erich Beyreuther. Köln u . a . 1982. - W o l f g a n g Hinners: Exil und Rückkehr. F. K. in Amerika u n d Deutschland 1824-1884. Stuttgart 1987. K a p p , (Johann) Gottfried, Schriftsteller, * 27. 3. 1897 Mönchengladbach, t 2 1 . 1 1 . 1 9 3 8 F r a n k f u r t / M a i n . Der Sohn eines Eisengießers besuchte die Lehrerseminare in Odenkirchen und Linnich, w o er 1916 i n f o l g e einer Ordnungswidrigkeit entlassen wurde, und lebte nach d e m Ersten Weltkrieg in Lippstadt, seit 1923 als freier Schriftsteller in Berlin. Dort arbeitete K. f ü r die Zeitschrift „ G e r m a n i a " und ging 1934 nach einem einjährigen Aufenthalt in Italien nach K r o n b e r g / T a u n u s . Wegen seiner Kontakte zu Juden von den Nationalsozialisten als Volksfeind eingestuft, wurden 1938 seine Tagebücher von 1933 bis 1938 beschlagnahmt, in denen er sich gegen Völkerhaß und Nationalismus geäußert hatte. K. starb während eines Verhörs der Gestapo. In seinen ersten Werken, dem Drama Kain (1915) und der Erzählung Melkisedek (1924), verband er religöse Thematik mit orien-
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Kapp talischen Motiven. In seinen R o m a n e n Das Loch im Wasser (1929) und Peter van Laac (1931) setzte K. seine Idee des ungeschichtlichen Helden um und übernahm die Struktur des Entwicklungsromans. K a p p , Julius (Kaspar), Musikschriftsteller, Dramaturg, * 1 . 1 0 . 1 8 8 3 Steinbach (Baden), f 1 8 . 3 . 1 9 6 2 Sonthofen. K. studierte Musik- und Naturwissenschaften und Philologie in Marburg, Berlin und München, wurde 1907 mit der Arbeit Versuche Uber das Verhältnis Kappa der spezifischen Wärmen eines Gasgemisches zum Dr. phil. promoviert und leitete 1904-07 den „Literarischen Anzeiger" in Marburg. Als freier Schriftsteller widmete er sich anschließend Musiker-Biographien und schrieb u. a. Wagner und Franz Liszt (1908), Richard Wagner (1910) und Das Dreigestirn: Berlioz - Liszt- Wagner (1920). 1921 gründete K. als Organ der Berliner Staatsoper die „Blätter der Staatsoper", gehörte ihr 1921-45 als Dramaturg an und arbeitete 1948-54 in gleicher Stellung an der Städtischen Oper. Von ihm stammen zahlreiche Opernneubearbeitungen, u. a. Die Trojaner nach Hector Berlioz (1930). WEITERE WERKE: Paganini. Berlin 1913. Tutzing , 5 1969 (unter dem Titel: Niccolo Paganini). - Weber. Stuttgart 1922. Völlige Neuausg. unter dem Titel: Carl Maria von Weber. Eine Biographie. Berlin 5 1931, l 5 1944. - Meyerbeer. Berlin 1920, 8 1932. Nachdr. der 1. Aufl. Schaan/Liechtenstein 1982. - Lexikon der Oper. Neu bearbeitet und ergänzt von Renate Reher und Frank D. Geck. E l t v i l l e / R h e i n 1991. LITERATUR: H u g h Cobbe: K., J. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 360. - Richard Schaal: K „ J. K. In: M G G 2 P , Bd. 9, 2003, Sp. 1467-1469. K a p p , Wilhelm, evang. Theologe, Zeitungswissenschaftler, Publizist, * 1 6 . 9 . 1 8 6 5 Bischweiler (Elsaß), t 1 . 6 . 1 9 4 3 Freiburg/Breisgau. Nach dem Theologiestudium war K. als Pfarrer in verschiedenen elsässischen Gemeinden tätig, wechselte 1906 als Gymnasiallehrer in den Schuldienst und redigierte als Vorsitzender der „Elsaß-Lothringischen Vereinigung" seit 1908 in Straßburg deren antifranzösisches Organ „ElsaßLothringische Heimatstimmen". 1918 deswegen ausgewiesen, folgte er 1920 einem Ruf als Lehrbeauftragter für wissenschaftliche Zeitungskunde nach Freiburg/Breisgau, w o er 1922 ein Seminar für Publizistik und Zeitungswissenschaft errichtete und 1924 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Seine antifranzösische Politik setzte K. als Herausgeber der „Alemannischen Kulturberichte" fort. Er veröffentlichte u. a. Die Predigt der Sündenvergebung nach ihren religiös-sittlichen Beziehungen (1903) und Die Westmark des Deutschen Reiches in Vergangenheit und Gegenwart (1916). LITERATUR: Hans Amandus Münster: Prof. Dr. h . c . Lie. Theol. W. K. - ein Pionier der deutschen Zeitungswissenschaft - 70 Jahre! In: Zeitungswissenschaft 10 (1935) 9, S. 2-8. - M a x Hildebert Boehm: Der Eckart des deutschen Elsaß. Z u m Tode von W. K. In: Nation und Staat 16 (1943) 1 1 / 1 2 , S. 304-307. - Wilmont Haacke: Prof. W . K. z u m Gedächtnis: In: Zeitungswissenschaft 18 (1943) 6 / 7 , S. 281-284. - Ders.: K „ W. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 137 f. - Alfried Große: W . K. und die Zeitungswissenschaft. Geschichte des Instituts f ü r Publizistik und Zeitungswissenschaft an der Universität Freiburg i. Br. (1922-1943). Münster u . a . 1989. K a p p u s , Franz Xaver, Pseud. Luzifer, Franz Xaver, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 7 . 5 . 1 8 8 3 Temesvär, t 1 0 . 1 . 1 9 6 6 Berlin. Der Sohn eines Magistratsrats studierte an der Militärakademie in Wiener Neustadt, war seit 1903 Leutnant in Wien, Preßburg und Süd-Dalmatien und wurde dann Hauptmann des Literarischen Büros im Wiener Kriegsministe-
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rium. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er als Kriegsberichterstatter, seit 1919 als Journalist in Brünn und Temesvär und war seit 1925 f ü r den Ullstein-Verlag in Berlin tätig. 1945 gehörte er zu den Gründern der LiberalDemokratischen Partei. K. schrieb zahlreiche Romane, u. a. Ball im Netz (1925) und Flucht in die Liebe (1949). WEITERE WERKE: Das vertauschte Gesicht. Roman. Berlin/ Leipzig 1926. - R a m m e n d e Schatten. Roman. Berlin 1941. LITERATUR: Felix Milleker: F. X. K. Ein moderner deutscher Dichter aus d e m Banat. Wrschatz 1926. K a p r i , Rudolf Frh. von, österr. Redakteur, Lyriker, * 9 . 1 . 1 8 8 7 Neumarkt (Steiermark), f 3 1 . 8 . 1 9 4 6 Graz. K. studierte Philosophie in Graz und Wien, wandte sich dem Journalismus zu und arbeitete 1912-20 als Redakteur der „Zeit" in Wien. Er war Pressechef der Grazer Messe (1921-23) und Mitarbeiter der „Grazer Tagespost", deren Chefredakteur er 1945 wurde. K. schrieb Gedichte, u. a. Armenische Madonna (1923) und Der bunte Vogel (1946). LITERATUR: Anton Klein: K., R. Frh. von. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 226 f. K a p s , Alfons, Parteifunktionär, Widerstandskämpfer, * 3 . 4 . 1 9 0 1 Neustadt (Oberschlesien), f März 1944. Der in Wuppertal lebende K. Schloß sich 1923 der K P D an und emigrierte nach der Zerschlagung der örtlichen KPDGruppe durch die Gestapo 1934 in die Niederlande. Dort wurde er von der Roten Hilfe unterstützt und war seit 1937 in der KPD-Abschnittsleitung West tätig. 1938 illegal in Düsseldorf, konnte K. Kontakte in verschiedenen Betrieben knüpfen. Er stellte u. a. die Untergrundzeitschrift „Freiheit" her, die zur Gründung von Arbeiter-, Soldaten- und Friedenskomitees aufrief. 1943 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und nahm sich in der H a f t das Leben. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 348. K a r d o r f f , Katharina von, auch Kardorff-Oheimb, geb. van Endert, Politikerin, Frauenrechtlerin, Publizistin, * 2 . 1 . 1 8 7 9 N e u ß / R h e i n , t 2 2 . 3 . 1 9 6 2 Düsseldorf. Die Fabrikantentochter studierte Kultur und Malerei in Düsseldorf. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete K. den Nationalverband deutscher Männer und Frauen, trat 1918 der Deutschen Volkspartei (DVP) bei und wurde 1920 als eine der ersten Frauen in den Reichstag gewählt, dem sie bis 1924 angehörte. 1925 trat sie aus der D V P aus, war kurze Zeit Mitglied der Wirtschaftspartei, die sie 1927 nach ihrer Heirat mit dem DVP-Politiker Siegfried von K. wieder verließ, und gründete 1930 die Nationale Arbeitsgemeinschaft. Daneben hielt K. politische Ausbildungskurse, war Leiterin der „Hochschule der Frau" an der Lessing-Hochschule und arbeitete auch an der Hochschule f ü r Politik in Berlin. Nach 1933 trat sie politisch in den Hintergrund. 1945 w u r d e K. Bürgermeisterin in Ahrensdorf (Uckermark) und Schloß sich der Liberal-Demokratischen Partei an, aus der sie 1947 wieder austrat. 1 9 4 7 / 4 8 hatte K. einen Lehrauftrag f ü r Europakunde an der Hochschule für Politik in Berlin inne. Daneben war sie als Publizistin tätig, gab seit 1924 die „Allgemeine Bilderzeitung" heraus und setzte sich besonders für die politische Emanzipation der Frau ein. 1965 erschien postum ihr Buch Politik und Lebensbeichte. WEITERE WERKE: Mit Ada Beil: Gardinenpredigten. Berlin 1929. - Brauchen wir eine Frauenpartei? Berlin-Frohnau 1931. K a r d o r f f , Ursula von, Journalistin, Schriftstellerin, * 1 0 . 1 0 . 1 9 1 1 Berlin, f 2 5 . 1 . 1 9 8 8 München. Die Tochter des Malers Konrad von K. wandte sich nach dem Studium dem Journalismus zu und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs als Feuilletonredakteurin an der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Berlin, w o sie auch
Karpath Kontakt zu Kreisen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus hatte. 1945 ging K. nach Augsburg und ließ sich dann in München nieder. Dort war sie bis zu ihrem Tod als Journalistin der „Süddeutschen Zeitung" und als Schriftstellerin tätig. 1962 erschienen ihre Berliner Aufzeichnungen. Aus den Jahren 1942-45. WEITERE WERKE: Man m u ß sich nur zu helfen wissen. M ü n c h e n 1954. - Durch meine Brille gesehen. Impressionen zur Gegenwart. M ü n c h e n 1965. - Paris. Köln 1976. LITERATUR: Cornelia Matzen: Lebenssituationen und Reaktionen. Deutschsprachige Journalistinnen in der Zeit des Nationalsozialismus. Mag.-Arb. Univ. Hamburg 1994. - Claudia Moisel: U. v. K. als Journalistin im „Dritten Reich". Mag.-Arb. Univ. M ü n c h e n 1996. - Birgit Schindlbeck: U. v. K. als Journalistin. Dipl.-Arb. Univ. Eichstätt 2002. K a r g - E l e r t , Sigfrid, eigentl. Siegfried T h e o d o r K „ Komponist, Musiktheoretiker, * 2 1 . 1 1 . 1 8 7 7 O b e r n d o r f / N e c k a r , t 9 . 4 . 1 9 3 3 Leipzig. K.-E., dessen Vater Redakteur des „Schwarzwaldboten" war, übersiedelte 1883 mit seinen Eltern nach Leipzig und sollte nach dem Tod seines Vaters Lehrer werden, brach jedoch seine Präparandenjahre in G r i m m a ab, u m seine musikalischen Kenntnisse autodidaktisch zu erweitern und wurde schließlich in die Stadtpfeiferei Markranstädt aufgenommen. 1896 begann er sein Musikstudium am Leipziger Konservatorium, w o K.-E. zum Pianisten ausgebildet wurde, und übernahm nach ersten Konzertreisen 1902 eine Klavierklasse am Konservatorium in Magdeburg. Die Bekanntschaft mit Edvard Grieg 1904 verschaffte ihm die Verbindung mit bedeutenden Musikverlagen. Seine Kompositionen f ü r Harm o n i u m und Orgel fanden bald große Anerkennung und Verbreitung, vor allem in England, den U S A und Australien. 1919 wurde K.-E. Nachfolger M a x Regers als Theorieund Kompositionslehrer a m Leipziger Konservatorium und verfaßte u. a. eine Polaristische Klang- und Tonalitätslehre (1932). WEITERES WERK: Die theoretischen Werke. Vorw. von Thomas Lipski. Paderborn 2004. LITERATUR: Walter Kwasnik: S. K.-E. Sein Leben und Werk in heutiger Sicht. Nister 1971. - Anton Würz: K.-E., S. T. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 154-156. - H e r m a n n F. Bergmann: Harmonie und Funktion in den Klavierwerken von S. K.-E. (1877-1933). Erörterungen musiktheoretischer Ansichten unter Berücksichtigung eines Legitimationsversuchs f ü r das Fach Musiktheorie an Hochschulen. Diss. Univ. Münster 1991. - Alwin Wollinger: Die Flötenkompositionen von S. K.-E. (1877-1933). F r a n k f u r t / M a i n 1991. - Thomas Schinköth (Hrsg.): S. K.-E. und seine Leipziger Schüler. Die Referate des Kolloquiums der K.-E.-Gesellschaft in Leipzig vom 1. bis 3. N o v e m b e r 1996. Hamburg 1999. Günter Hartmann: K.-E.s Harmonologik. Vorstufen und Stellungnahmen. Bonn 1999. - Frank Conley: K.-E., S. T. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 377-379. - Johannes Matthias Michel: K.-E.-Bibliographie. Discographie, Nachträge zum Werkverzeichnis. M ü n c h e n / B e r l i n 2001. - Günter Hartmann: S. K.-E. und seine Musik für Orgel. 2 Bde., Bonn 2002. - Jörg Strodthoff: K.-E., S. In: M G G 2 P , Bd. 9, 2003, Sp. 1494-1498. K a r i o n , Alois, österr. kath. Theologe, Politiker, * 1 . 2 . 1 8 3 5 Trofaiach (Steiermark), t 9 . 2 . 1 9 0 2 Graz. K. studierte 1855-58 Theologie an der Univ. Graz und w u r d e 1858 zum Priester geweiht. 1864-67 war er Kaplan an der deutschen Nationalkirche A n i m a in R o m , danach Subdirektor des fürstbischöflichen Priesterhauses in Graz und wurde 1881 D o m h e r r und 1901 Dompropst. 1867 gründete K. das „Grazer Volksblatt" als Organ der katholisch-konservativen Partei, dessen Chefredakteur sein Bruder Johann —>K. wurde. 1869 initiierte er den ersten
österr. Katholikentag in Graz, dessen Ergebnis die G r ü n d u n g des Katholischen Preßvereins war, und trat 1873 als einer der Organisatoren der ultramontanen Opposition in den Reichsrat ein. Bis 1896 gehörte K. dem Steirischen L a n d e s a u s s c h u ß an. LITERATUR: Karl Schwechler: Sechzig Jahre Grazer Volksblatt. Graz 1926. - Josef Bierbauer: Priesterpolitiker Prälat Α. K. Beitrag zu seinem Leben und Wirken mit einer Bibliographie seiner R e d e n im Alltag. Dipl.-Arb. Univ. Graz 1984. K a r l o n , Johann, österr. kath. Theologe, Redakteur, * 4 . 1 2 . 1 8 2 4 Trofaiach (Steiermark), t 1 4 . 1 0 . 1 8 9 1 Graz. Der Bruder Alois —> K.s w u r d e nach d e m Theologiestudium in Graz 1848 zum Priester geweiht und wirkte anschließend als Kaplan in Pöllau. 1849-68 w a r er Kuratbenefiziat in Vordernberg, 1868-87 Chefredakteur des „Grazer Volksblatts", 1871-91 des „Sonntagsboten" und 1872-91 des „Christlichen Feierabend". Z u s a m m e n mit seinem Bruder ermöglichte er 1883 die Wiederbesiedlung des e h e m a ligen Augustiner-Chorherren- und D o m s t i f t s Seckau durch Beuroner Benediktiner. LITERATUR: Karl Schwechler: Sechzig Jahre Grazer Volksblatt. Graz 1926. - Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 2 4 3 . K a r l w e i s , Carl, eigentl. Karl Weiß, österr. Schriftsteller, * 2 3 . 1 1 . 1 8 5 0 Wien, t 2 7 . 1 0 . 1 9 0 1 Wien. N a c h d e m er sich in j u n g e n Jahren als Schauspieler versucht hatte, trat K. 1868 als Beamter in den Dienst der Österreich-ungarischen Staatseisenbahn und war seit 1869 als Oberoffizial in Graz tätig. 1879 w u r d e er Sekretär im Präsidialbüro der k. k. privaten Südbahnen und 1891 Inspektor. D a n e b e n wirkte K. bereits in Graz als Theaterreferent und m a c h t e sich mit zahlreichen Komödien, Lustspielen und Volksstücken auch als Bühnenautor einen N a m e n . Für sein 1894 uraufgeführtes satirisches Volksstück Der kleine Mann w u r d e er 1896 mit d e m Raimund-Preis ausgezeichnet. Ferner schrieb er den Volksroman Wiener Kinder (1897) und die N o v e l l e n s a m m l u n g Geschichten aus Dorf und Stadt (1889). 1893 wurde sein g e m e i n s a m mit Hermann —> Bahr verfaßtes Volksstück Aus der Vorstadt uraufgeführt. K. w a r Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse" sowie der Zeitschrift „Gegen den S t r o m " und gehörte den Wiener literarischen Zirkeln der Jahrhundertwende an. LITERATUR: A n n e m a r i e Gruber: C. K. Diss. Univ. Wien 1949. - Katharina Drbohlav: C. K.' dramatische Werke bis zum ersten großen Erfolg 1894 und seine Prosaschriften. Diss. Univ. Wien 1950. K a r p a t h , Ludwig, österr. Musikschriftsteller, Redakteur, * 2 7 . 4 . 1 8 6 6 Pest (heute zu Budapest), t 8 . 9 . 1 9 3 6 Wien. Nach dem Studium a m Prager Konservatorium wollte K. O p e r n s ä n g e r werden und unternahm mit dem Wiener Männergesang-Verein eine Amerikatournee. 1894 ließ er sich in Wien nieder, war bis 1921 Musikreferent des „Neuen Wiener Tageblatts" und redigierte 1914-17 den „Merker". Seit 1932 war K. Konsulent f ü r die Bundestheater im Unterrichtsministerium. Er stand in freundschaftlicher B e z i e h u n g zu Johannes B r a h m s , M a x Reger, Felix Mottl und Richard Strauss, der ihm 1924 sein Ballett Schlagobers widmete. K. gehörte zu den einflußreichsten Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens, förderte j u n g e Talente und w a r maßgeblich an der G r ü n d u n g der Volksoper und der Errichtung des Konzerthauses beteiligt. E r gab 1924 die Briefe Richard Wagners an Hans Richter heraus. WEITERE WERKE: Siegfried Wagner als M e n s c h und Künstler. Leipzig 1902. Berlin 2 1906. - Begegnung mit d e m Genius. Wien u . a . 2 1934. LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1965, S. 247.
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Karpeles K a r p e l e s , Gustav, Literaturhistoriker, Publizist, Schriftsteller, * 11.11.1848 Eiwanowitz (Mühren), t 21.7.1909 Bad Nauheim (Hessen). Der Sohn des Rabbiners Elias K. übersiedelte 1866 nach Deutschland, trat im selben Jahr in das Breslauer Rabbinerseminar ein und studierte Philosophie und Literaturwissenschaft an der dortigen Universität. 1869 zum Dr. phil. promoviert, ging er als Journalist nach Berlin, gründete 1870 mit dem Rabbiner Israel —» Hildesheimer die Wochenschrift „Die Jüdische Presse", deren Redakteur K. einige Jahre war, und arbeitete seit 1871 bei der literarischen Zeitschrift „Auf der Höhe". 1872 kehrte er nach Breslau zurück, war bis zu ihrer Einstellung Feuilletonredakteur der „Breslauer Zeitung" und ging 1877 erneut nach Berlin, wo er 1878-82 zusammen mit Friedrich —> Spielhagen „Westermanns Monatshefte" herausgab. 1890-1909 war er Redakteur der „Allgemeinen Zeitung des Judentums". K. gehörte zu den Gründern des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus". 1886 veröffentlichte er eine Geschichte der Jüdischen Literatur und trat vor allem als Heinrich-Heine-Forscher hervor (u. a. Heinrich Heine und das Jahrhundert, 1868). WEITERE WERKE: Essays und Skizzen. Leipzig 1878. Hrsg.: Heinrich Heine's Gesammelte Werke. Kritische Gesammtausgabe. 9 Bde., Berlin 1887, 2 1893f. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 248. - Gerhard Winkler: K„ G., In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 295 f. K a r s c h , Waither (Karl Ernst), Publizist, * 11.10.1906 Dresden, t 16.10.1975 Berlin. K. studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Berlin, wandte sich dem Journalismus zu und schrieb seit 1928 für die „Friedenswarte", die „Neue Generation" und die „Weltbühne". Von 1930 bis zu ihrem Verbot 1933 war er Redakteur der „Weltbühne", arbeitete nach seinem Berufsverbot 1933 als kaufmännischer Angestellter und nahm seit 1940 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde K. Mitherausgeber sowie Literatur- und Theaterkritiker der Zeitung „Der Tagesspiegel" in Berlin und war u. a. Vorsitzender des Verbandes der deutschen Kritiker und Vizepräsident der Vereinigung der deutschen Schriftstellerverbände. Er gab u. a. die Sammelbände Prosa 1960 und Prosa 1962/63 heraus. LITERATUR: Zeitungsverleger W. K. 60 Jahre. In: ZV+ZV. Zeitschrift für Medien und Werbung 63 (1966) S. 2234.
Karst von Karstenwerth,
Franz, Pseud. Fleming, österr. Journalist, Schriftsteller, * 10.12.1832 Znaim (Mähren), t 2 4 . 1 . 1 9 0 0 Wien. Κ. v. K. nahm an der Revolution von 1849 teil, war zunächst Sänger an der Wiener Hofoper, mußte dieses Engagement jedoch wegen Lampenfiebers aufgeben und wurde Redakteur der Zeitung „Sport" und Berichterstatter für den Sportteil der „Neuen Freien Presse". Er zeichnete ferner als Herausgeber des „Armeeblatts" und besaß eine Druckerei in Wien. Κ. v. K. schrieb Erzählungen und Romane, u. a. Vier Novellen und Erzählungen (1893) und Alles für andere (1895).
eines Preisausschreibens des Verlags Cassirer schrieb, folgten Erzählungen, Essays und Gedichte, darunter Totentanz und Gedichte zur Zeit (1947), die ganz unter dem Eindruck der Kriegserfahrung standen, während sich in den folgenden Werken Zukunftsmusik (1950) und dem Zyklus Ewige Stadt (1952) eine zunehmende Tendenz zum Dialog des lyrischen Ichs mit der Gegenwart zeigt. 1948/49 war K. Mitherausgeberin der Zeitschrift „Die Wandlung". In ihrem Spätwerk nahmen essayistische Aufzeichnungen und autobiographische Schriften eine zentrale Stellung ein. Nach den römischen Aufzeichnungen Engelsbrücke (1955) erschienen u.a. Das Haus der Kindheit (1956) und Steht noch dahin. Neue Prosa (1970), in dem das Ich die Wirklichkeit und die eigene Identität zunehmend in Frage stellt. Seit den fünfziger Jahren wandte sich K. verstärkt dem Hörspiel zu. 1955 wurde sie mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet und war 1960 Gastdozentin für Poetik an der Univ. Frankfurt/Main. WEITERE WERKE: Zwischen immer und nie. Gestalten und Themen der Dichtung. Frankfurt/Main 1971. Neuausg. Frankfurt/Main 1993. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Christian Büttrich und Norbert Miller. 7 Bde., Frankfurt/Main 1981-89. LITERATUR: Elsbeth Linpinsel: K.-Bibliographie. Hamburg/ Düsseldorf 1971. - Anneliese Kuchinke-Bach: K. v. W., M. L. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 313-315. - Elsbeth Pulver: M. L. K. München 1984. - Uwe Schweikert (Hrsg.): M. L. K. Frankfurt/Main 1984. - Theodor E. Dohle: M. L. K. im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Diss. München 1989. - Dagmar von Gersdorff: M. L. K. Eine Biographie. Frankfurt/Main 1992. - Dirk Göttsche (Hrsg.): „Für eine aufmerksamere und nachdenklichere Welt". Beiträge zu M. L. K. Stuttgart/Weimar 2001. - „Ein Wörterbuch anlegen". M. L. K. zum 100. Geburtstag. Hrsg. v. Ulrich Ott. Marbach 2001 (Ausstellungskatalog).
Käser,
Norbert Conrad, Schriftsteller, * 19.4.1947 Brixen (Südtirol), f 2 1 . 8 . 1 9 7 8 Bruneck (Südtirol). Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, trat K. 1968 in das Kapuzinerkloster in Bruneck ein, verließ dieses jedoch bereits im folgenden Jahr und begann in Wien das Studium der Kunstgeschichte. 1971 kehrte er in seine Heimat zurück und unterrichtete bis 1976 an Bergschulen. 1976 wurde K. Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens. Seit 1968 veröffentlichte er Texte in Zeitschriften und Anthologien, die Südtirol als autonome Provinz zum Thema hatten. Bekannt wurden vor allem die 1975-77 in der Zeitschrift „skolast" erschienenen Prosatexte Stadlstiche sowie die 1977/78 in der Tageszeitung „Alto Adige" erschienenen kritischen Glossen zu politischen Themen. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Hans Haider. 3 Bde., Innsbruck 1988-1991, h l 9 9 1 f. - Das KaserLesebuch. Eine Auswahl aus Lyrik, Prosa und Briefen. Hrsg. v. Hans Haider. Innsbruck 1993. LITERATUR: Benedikt Sauer: N. C. K. Eine Biografie. Innsbruck 1997.
LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1965, S. 250.
Kast, Kaschnitz,
Marie Luise, eigentl. Freifrau Kaschnitz von Weinberg, geb. von Holzing-Berstett, Schriftstellerin, * 31.1.1901 Karlsruhe, t 10.10.1974 Rom. Die Tochter eines Generalmajors wurde nach dem Abitur in Weimar zur Buchhändlerin ausgebildet und arbeitete anschließend in einem Münchner Verlag und einem Antiquariat in Rom. 1925 heiratete sie den Archäologen Guido von Kaschnitz-Weinberg, mit dem sie zahlreiche Reisen nach Frankreich, Italien und Griechenland unternahm und abwechselnd in Rom, Königsberg, Marburg und Frankfurt/ Main lebte. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich auf das Familiengut in Bollschweil bei Freiburg/Breisgau zurück. Ihrem ersten Roman Liebe beginnt (1933), den K. anläßlich
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Peter, eigentl. Karl Preißner, Redakteur, Schriftsteller, * 1.8.1894 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 2 3 . 5 . 1 9 5 9 Berlin. K. absolvierte eine Lehre als Kunstschlosser, nahm als Matrose der kaiserlichen Flotte am Ersten Weltkrieg teil und wurde gegen Kriegsende wegen Insubordination mehrere Monate inhaftiert. 1918 Schloß er sich dem Spartakusbund an, war als Delegierter im Arbeiter- und Soldatenrat von Emden tätig und wurde Mitglied der KPD. Mit seinen während der Reise zur ersten Internationalen Spartakiade in Moskau verfaßten Reiseskizzen, die 1928 in der „Roten Fahne" erschienen, erzielte K. seinen ersten literarischen Erfolg und wurde Redaktionsmitglied der Zeitung. Ende 1932 floh er vor den Nationalsozialisten nach Prag, 1935 nach Moskau
Katz und k ä m p f t e seit 1936 bei den Internationalen Brigaden in Spanien. Seit 1939 in Frankreich interniert, konnte K. 1941 in die Schweiz fliehen, kehrte 1946 nach Berlin zurück und arbeitete dort in der Kulturredaktion des „Vorwärts". Seit 1951 lebte er als freier Schriftsteller in Ost-Berlin. In seinem R o m a n Das Geschenk (1954) schildert K. seine Erlebnisse der Flucht aus dem besetzten Frankreich in die Schweiz. WEITERE WERKE: Wie ich zum Denken und Schreiben kam. In: H a m m e r und Feder Berlin. Deutsche Schriftsteller aus ihrem Leben und Schaffen. Red.: Karl Grunberg. Berlin 1955, S. 227-246. - Zwanzig Gewehre. Erzählungen. Berlin 1958, 2 1960. - Der Millionenschatz v o m Müggelsee. Roman. Berlin 1962. - Erlebnisse auf weiter Fahrt. Aus dem Nachlaß. Hrsg. v. Lutz Heller und Helga Hoeffken-Kast. Berlin 1963. LITERATUR: Ρ. Κ. 1. Aug. 1894-23. M a i 1959. In: N e u e Deutsche Literatur 7 (1959) 6, Vorspann. - Dirk Krüger: P. K. (eigtl. Karl Preissner), Schriftsteller, Journalist, Widerstandskämpfer. Eine Erinnerung. In: Geschichte im Wuppertal 11 (2002) S. 79-91. K a t a n n , Oskar, österr. Bibliothekar, * 1 8 . 1 . 1 8 8 5 Wien, t 2 2 . 4 . 1 9 6 7 Wien. N a c h dem Germanistikstudium an der Univ. Wien, das er 1909 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß, trat K. in den Dienst der Stadt Wien und ü b e r n a h m bald die Leitung der Handschriftenabteilung der Stadtbibliothek. 1917-21 war er Mitarbeiter der Monatsschrift „Der Gral", leitete 1920-22 die von ihm gegründeten „Katholischen Volkshochschulkurse" und gab seit 1924 die „Grillparzerstudien" heraus. 1924-38 redigierte er die Schriften der Leo-Gesellschaft. K., der seit 1936 Direktor der Stadtbibliothek war, wurde 1938 von den Nationalsozialisten zwangspensioniert. Nach Kriegsende kehrte er in sein A m t zurück (bis 1950). K. veröffentlichte literarhistorische Werke, u. a. Gesetz im Wandel. Neue literarische Studien (1932). WEITERE WERKE: Ästhetisch-literarische Arbeiten. Wien 1918. - Aufbau. Bausteine zur sozialen Verständigung. W i e n / L e i p z i g 1933. - Katholische Literaturbetrachtung. Wesen und Genesis. Wien 1934. K a t s c h e r , Berta, Pseud. Ludwig Ungar, Albert Kellner, Ludwig Koelle, Ludmilla Koelli, Schriftstellerin, * 1 2 . 6 . 1 8 6 0 Trentschin (Slowakei), t 16.9. 1903 Budapest. Ihre Jugend verbrachte K. in Ungarn und der Türkei und lebte nach ihrer Heirat mit ihrem Vetter Leopold —> K. 1881 in London, Berlin, Wien und Baden bei Wien, seit 1897 ständig in Budapest. Sie trat zunächst als Jugendschriftstellerin hervor, arbeitete dann als Journalistin f ü r deutsche und österr. Zeitungen und Zeitschriften und übersetzte aus d e m Englischen. Ihre R o m a n e (u. a. Die Studentin, 1900; Die Stychows, 1903), Novellen und Skizzen (u. a. Fremdartige Geschichten, 1902) schildern das gesellschaftliche Leben Österreichs um die Jahrhundertwende. WEITERE WERKE: Hermann Vamberg's Leben und Reiseabenteuer. T e s c h e n / W i e n 1892. - Herzensschläge. Berlin 1899. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 263. - Jörg Meier: Deutschsprachige Schriftstellerinnen des 18. bis 20. Jahrhunderts aus dem Gebiet der heutigen Slowakei. In: Petra Hörner (Hrsg.): Vergessene Literatur. Ungenannte Themen deutscher Schriftstellerinnen. F r a n k f u r t / M a i n 2001, S. 241-262. K a t s c h e r , Leopold, Journalist, Schriftsteller, * 30. 8 . 1 8 5 3 Tschakowa bei Temesvär, f 2 5 . 2 . 1 9 3 9 Luzern. K. studierte Medizin, Rechtswissenschaften, Literaturgeschichte und Volkswirtschaft an den Universitäten Wien, Budapest und London und war anschließend als Publizist in Paris, Berlin, Budapest, Wien und zuletzt in der Schweiz tätig.
Er war Herausgeber mehrerer Zeitschriften (u. a. „Die N o velette", „Hauptstädtische Plaudereien", beide Berlin; „Politische Briefe", Bern), in denen er sich vor allem f ü r den Pazifismus und soziale Ideen einsetzte. 1886 gründete er den Deutschen Schriftstellerverband in Berlin, 1895 die Ungarische Friedensgesellschaft und 1913 das Europäische Komitee f ü r Sozialreform. 1890 erschien seine Schrift Frieden! Frieden! Frieden! Zeitgemäße Bemerkungen und Hinweise. K „ der mit Berta —>K. verheiratet war, arbeitete auch als Übersetzer englischer und französischer Literatur. WEITERE WERKE: Hrsg.: Friedensstimmen. Eine Anthologie. Leipzig 1894. - Hrsg.: Mit, nicht gegen einander! Zeitgemäße und wichtige H i n w e i s e f ü r Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dresden 1905. - Soziale und andere interessante Gemeinwesen. Dresden 1906. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 263. K a t z , Albert, jüdischer Theologe, Publizist, * 1 7 . 7 . 1 8 5 8 Lodz (Polen), t 1 6 . 1 2 . 1 9 2 3 Berlin. K. studierte an der Jeschiwa in Wilna und Lublin, seit 1881 an der Hochschule f ü r die Wissenschaft des Judentums in Berlin und war seit 1883 Lehrer und Prediger in Fürstenwalde (Brandenburg). 1 8 8 6 / 8 7 arbeitete er in gleicher Stellung in Berlin, w a r seit 1883 Mitarbeiter der „Jüdischen Presse", seit 1886 der „Allgemeinen Zeitung des J u d e n t u m s " und gehörte 1886 zu den G r ü n d e r n der Berliner Monatsschrift „Serubabel". 1893 war K. Mitgründer des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur und redigierte 1898-1922 das „Jahrbuch f ü r Jüdische Geschichte und Literatur". 1928 erschien postum sein Werk Der Chassidismus. WEITERE WERKE: Die Juden in China. Berlin 1900. - Biographische Charakterbilder. A u s der jüdischen Geschichte und Sage. Berlin 1905, 3 1922. - Israels Feste und Gedenktage. Betrachtungen. Leipzig 1921. K a t z , Erich, Pseud. Eric M . Cates, Musikwissenschaftler, * 3 1 . 7 . 1 9 0 0 Posen, t 3 0 . 7 . 1 9 7 3 Santa Barbara (Kalifornien, USA). K. studierte 1918-21 an der Musikhochschule in Berlin, hörte 1919 Vorlesungen an der dortigen Univ. und erhielt Privatunterricht bei Curt Sachs. Seit 1920 absolvierte er als Schüler und Assistent Wilibald Gurlitts das Studium der Musikwissenschaften an der Univ. F r e i b u r g / B r e i s g a u , wurde 1926 mit der Arbeit Die musikalischen Stilbegriffe des 17. Jahrhunderts promoviert, arbeitete 1926-33 als Musikkritiker für die „Freiburger Z e i t u n g " und war 1928-33 Lehrer am Musikseminar der Stadt Freiburg. 1933-39 wirkte K. als Organist der Freiburger Synagoge, unterrichtete an der dortigen Volkshochschule und emigrierte 1939 nach England, w o er als Musiklehrer tätig war. 1943 übersiedelte K. in die U S A , war bis 1945 Privatmusiklehrer in N e w York und wurde 1946 Prof. der Komposition a m N e w York College of M u sic. Seit 1949 Leiter des dortigen Musicians' Workshop, w a r K. zudem 1943-49 Musikdirektor der American Recorder Society und lehrte 1959 bis zu seinem Tod am Santa Barbara City College. Er komponierte Musik f ü r Instrumente des Mittelalters und der Renaissance. WEITERE WERKE: Hrsg.: Das neue Chorbuch. 2 Bde., Mainz 1930. - Die Musik der G e g e n w a r t im Unterricht. Leipzig u . a . 1933. LITERATUR: Michael Michalski: Κ., E. In: M G G , Bd. 16, 1979, Sp. 924 f. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 600. - Constance Μ. Primus: Κ., E. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 413. K a t z , Henry William, eigentl. Herz Wolff, Schriftsteller, * 3 1 . 1 2 . 1 9 0 6 R u d k y (Galizien), f 6 . 6 . 1 9 9 2 Deerfield Beach (Florida, U S A ) . Von jüdischer H e r k u n f t , flüchtete K. als Kind mit seinen Eltern aus Galizien, w u c h s in Gera auf und arbeitete seit 1932 als Redakteur der liberalen Wochenzeitung „Welt a m M o n tag". 1933 emigrierte er nach Lyon, ließ sich 1937 in Paris
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Katz nieder und w i d m e t e sich dort einer literarischen Tätigkeit. 1938 erhielt K. f ü r seinen das Schicksal einer ostjüdischen Flüchtlingsfamilie in einer deutschen Kleinstadt schildernden R o m a n Die Fischmanns, der bei Allert de Lange in A m s t e r d a m erschien, den ersten Heinrich-Heine-Preis des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller im Exil. Der zweite Teil dieser Saga, Schloßgasse 21, erschien zunächst in englischer Übersetzung (1940, dt. 1986). 1941 floh K. über Lissabon nach N e w York und arbeitete sich dort v o m Fabrikarbeiter zum Direktor hoch. Zuletzt lebte er in Deerfield Beach (Florida). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 601. K a t z , Leo, Pseud. Joel Ames, Journalist, Schriftsteller, * 2 2 . 1 . 1 8 9 2 Unter-Synoutz (Bukowina), t 9 . 8 . 1 9 5 4 Wien. Das Studium der Geschichte und Philosophie an der Univ. Wien Schloß K. 1920 mit der Promotion zum Dr. phil. ab und lebte nach einem dreijährigen Aufenthalt in den U S A seit 1925 als Journalist und freier Mitarbeiter sowjetischer Zeitungen und Zeitschriften in Wien. 1930 ging er nach Berlin, Schloß sich der K P D an und gehörte bald zu den festen Mitarbeitern der „Roten Fahne". 1933 emigrierte K. nach Paris, w a r 1936-38 Waffeneinkäufer der spanisch-republikanischen Regierung und wurde deswegen aus Frankreich ausgewiesen. Seit 1940 im mexikanischen Exil, hatte er maßgeblichen Anteil am A u f b a u der antifaschistischen Mexikoemigration und der deutschen KPD-Parteigruppe und war Mitarbeiter der Zeitschrift „Freies Deutschland" sowie des Exilverlags „El Libro Libre", die beide 1942 gegründet wurden. Hier erschien 1944 sein R o m a n Totenjäger. Seit 1949 lebte K. wieder in Wien und schrieb Kinderbücher und historische Romane. WEITERE WERKE: Die Welt des Columbus. Berlin 1954. Brennende Dörfer. R o m a n . Wien 1993. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 352. - Wolfgang Kießling: L. K., ein Kommunist im Zwiespalt. In: Annette L e o / P e t e r Reif-Spirek (Hrsg.): Helden, Täter und Verräter. Helden, Täter und Verräter. Studien zum D D R Antifaschismus, Berlin 1999, S. 93-108. K a t z , Richard, Journalist, Schriftsteller, * 2 1 . 1 0 . 1 8 8 8 Prag, f 8 . 1 1 . 1 9 6 8 Locarno. Κ. studierte Rechtswissenschaften an der Deutschen Univ. Prag, wandte sich dann d e m Journalismus zu und wurde Redakteur beim „Prager Tagblatt". N a c h seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg arbeitete er als Prager Korrespondent der „Vossischen Zeitung" in Berlin, wurde deren Sonderberichterstatter, u. a. in Ostasien, und leitete 1924-26 die Leipziger Verlagsdruckerei. 1928 übersiedelte K. als Prokurist der Ullstein A G nach Berlin und gründete dort die „Grüne Post", die bald Millionenauflage erreichte. Seit 1930 wirkte er als freier Schriftsteller, emigrierte 1933 über die Schweiz nach Brasilien und lebte später im Tessin. K. schrieb zahlreiche Reisebücher, Erzählungen sowie Jugend- und Tierbücher, die z u m Teil vielfach übersetzt wurden, u . a . die Reiseskizzen Funkelnder Ferner Osten (1930) und Zickzack durch Amerika (1931). 1958 erschien seine Autobiographie Gruß aus der Hängematte. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 602. K a t z , Rudolf, Jurist, Politiker, * 3 0 . 9 . 1 8 9 5 Falkenburg (Pommern), t 2 3 . 7 . 1 9 6 1 Baden-Baden. D e r Lehrerssohn studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Kiel, nahm a m Ersten Weltkrieg teil, wurde 1920 promoviert (Die Stellung des deutschen Reichspräsidenten im Vergleich zu der der Präsidenten Frankreichs und der Vereinigten Staaten von Amerika) und war als Syndikus in Lübeck tätig. Seit 1924 Rechtsanwalt, seit 1929 auch Notar in Altona, wurde K. 1929 Stadtverordneter und Mitglied
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des Schleswig-Holsteinischen Städtetags. 1933 emigrierte er nach China, wirkte dort bis 1935, als Delegierter des Völkerbundes, als Berater der chinesischen Regierung in Nanking und war gleichzeitig Mitglied des Nationalen Wirtschaftsrats. 1935 ging K. nach N e w York, war bis 1938 Assistent am Institut für Verwaltungswissenschaften der Columbia University und arbeitete dann bis 1946 als Redakteur der deutschsprachigen „Neuen Volks-Zeitung". Er war Sekretär der zur American Federation of Labor (AFL) gehörenden G e r m a n Labor Delegation in den U S A , kehrte 1946 als AFLDelegierter nach Deutschland zurück und amtierte 1947-50 als Justizminister Schleswig-Holsteins. 1 9 4 8 / 4 9 war K. Mitglied des Parlamentarischen Rats; 1951 wurde er Richter und Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts. WEITERES WERK: Zur Stellung der Dritten Gewalt. Bonn 1956,21957. LITERATUR: R. K. gestorben. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 58 (1961) 22, S. 1085. - H a n s Rupp: K „ R. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 334 f. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 353. K a t z e n b e r g e r , H e r m a n n , Diplomat, Publizist, * 2 0 . 4 . 1 8 9 1 M a n n h e i m , t 2 3 . 1 1 . 1 9 5 8 Heidelberg. Das Studium an den Universitäten Heidelberg, Berlin und Greifswald Schloß K. mit der Promotion zum Dr. phil. (1916), zum Dr. jur. (1918) ab. 1918 wurde er Direktor des Akademischen Hilfsbundes. Seit 1920 Reichsgeneralsekretär des Zentrums, w u r d e er 1922 Direktor des Verlags ihres Organs „ G e r m a n i a " in Berlin und ü b e r n a h m dann die Leitung der Presseabteilung der Reichsregierung. K. wurde 1927 Oberregierungsrat im preuß. Staatsministerium, 1928 Vortragender Legationsrat im Auswärtigen A m t und war dort bis 1933 tätig. Nach Kriegsende war er Mitbegründer der C D U , Gründer und Leiter der „Neuen Zeit" in Berlin und schließlich Ministerialdirigent und Pressechef der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Seit 1949 Direktor des Sekretariats des Bundesrats, war K. 1951-56 erster Gesandter der Bundesrepublik Deutschland in Dublin. LITERATUR: Geheimrat Dr. Η. K. in Heidelberg verstorben. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 55 (1958) 24, S. 1227. K a t z e n s t e i n , Simon, Publizist, Politiker, * 1 . 1 . 1 8 6 8 Gießen, t 2 8 . 3 . 1 9 4 5 Solna (Schweden). K., Sohn eines Holzfabrikanten, studierte 1885-90 Geschichte, Philosophie, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Gießen, Leipzig und Zürich und wurde 1893 wegen seiner Mitgliedschaft in der S P D aus dem hessischen Justizdienst entlassen. Danach arbeitete er als politischer Journalist in Leipzig, Mainz und Berlin. 1915-18 Stadtverordneter, wurde K. 1925 Bezirksverordneter in Berlin-Charlottenburg und gehörte 1 9 1 9 / 2 0 der Nationalversammlung an. 1928-33 war er Herausgeber der Zeitschrift des „Arbeiter-Abstinentenbundes", anschließend sozialpolitischer Mitarbeiter des „Vorwärts" sowie der Zeitschriften „Deutsche Freiheit" und „Westland". 1935 emigrierte K. über Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark nach Stockholm und war dort Beisitzer im Vorstand der Gruppe Stockholm der Sozialdemokraten im Exil (Sopade) sowie Mitglied der sogenannten Emigrantengemeinschaft. 1908 erschien sein Werk Anarchismus und Arbeiterbewegung. LITERATUR: S. K. (1868-1945) In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1. Hannover 1960, S. 154. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 354. K a u f m a n n , Fritz Mordechai, Publizist, * 1 3 . 1 2 . 1 8 8 8 Eschweiler, t 2 . 3 . 1 9 2 1 Berlin. Der Kaufmannssohn studierte seit 1908 Medizin in Genf, seit 1909 Geschichte in München, unternahm dann eine
Kautsky Studienreise nach Italien und setzte seine Studien in Marburg und Leipzig fort, w o er erstmals mit dem Zionismus in Berührung kam. Unter dem Einfluß Nathan —»Birnbaums wurde er jedoch Anhänger einer „alljüdischen B e w e g u n g " , schrieb seit 1912 f ü r die „Jüdische R u n d s c h a u " und gründete 1913 die alljüdische Zeitschrift „Die Freistatt" (bis 1914). 1920 Ubernahm K. die Leitung des Arbeiterfürsorgeamtes der jüdischen Organisationen Deutschlands in Berlin. 1920 gab er die Anthologie Die schönsten Lieder der Ostjuden (Neuausg. 2001) heraus. K. beging Selbstmord. WEITERE WERKE: Vier Essays über ostjüdische Dichtung und Kultur. Berlin 1919. - Das jüdische Volkslied. Ein Merkblatt. Berlin 1919. - G e s a m m e l t e Schriften. Hrsg. und eingeleitet von L u d w i g Strauß. Berlin 1923. K a u f m a n n , Harald, österr. Musikwissenschaftler, * 1 . 1 0 . 1 9 2 7 Feldbach (Steiermark), f 9 . 7 . 1 9 7 0 Graz. K. studierte Rechts- und Musikwissenschaft an der Univ. Graz, w o er zum Dr. phil. ( M e t h o d e n der philosophischen Interpretation, 1948) und zum Dr. jur. promoviert wurde. Seit 1947 war er als Musikkritiker, seit 1961 als Kulturredakteur der Tageszeitung „Neue Zeit" tätig. 1967 gründete er das Institut für Wertungsforschung an der Grazer Musikakademie, dessen Leitung K. innehatte und initiierte ferner die Schriftenreihe Studien zur Wertungsforschung, die seit 1968 herausgegeben wird. Er veröffentlichte u. a. Neue Musik in der Steiermark. Ein kritisch-chronistischer Versuch (1957) und Fingerübungen. Musikgesellschqft und Wertungsforschung (1970). WEITERE WERKE: H a n s Erich Apostel. Eine Studie. Wien 1965. - Spurlinien. Analytische Aufsätze über Sprache und Musik. Wien 1969. - Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik. Hrsg. v. Werner Grünzweig. H o f h e i m 1993. LITERATUR: Werner Grünzweig: Κ., H. In: N G r o v e D , Bd. 1 3 , 2 2 0 0 1 , S. 422. K a u f m a n n , Herbert, Journalist, Schriftsteller, * 2 4 . 8 . 1 9 2 0 Köln, t 2 7 . 1 1 . 1 9 7 6 Köln. Zunächst in der Industrie tätig, hielt sich K. seit etwa 1950 häufig in Afrika auf, begann dann ein Studium der Völkerkunde, Geographie und Soziologie, das er 1960 mit der Promotion abschloß, und arbeitete dann als Auslandskorrespondent deutscher Rundfunkanstalten und Zeitungen in Afrika. Er verfaßte zahlreiche Reiseberichte, Jugendromane und Sachbücher, in denen er sich um eine authentische Vermittlung afrikanischer Geschichte, Kultur und Mentalität bemühte. Für seinen 1957 entstandenen R o m a n Roter Mond und heiße Zeit w u r d e K. 1958 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Der Teufel tanzt im Ju-Ju-Busch. Graz 1956. - Die Stadt unter dem Wüstensand. Graz 1957. K a u s , Gina, Pseud. Andreas Eckbrecht, eigentl. ZirnerKranz, Schriftstellerin, * 21. 1 1 . 1 8 9 4 Wien, t 2 3 . 1 2 . 1 9 8 5 Los Angeles. Die Kaufmannstochter wurde nach dem Tod ihres ersten Mannes, der 1915 im Ersten Weltkrieg fiel, von dem Bankier und Großindustriellen Josef Kranz adoptiert und fand gegen Kriegsende Z u g a n g zu den Wiener literarischen Kreisen, w o sie u. a. mit Franz Werfel, Robert Musil, H e r m a n n —> Broch und Franz —>Blei verkehrte; von Blei w u r d e sie als Autorin entdeckt und gefördert. Bereits ihr erstes Stück Diebe im Haus w u r d e 1919 a m Wiener Burgtheater aufgeführt, und für ihre erste Novelle Der Aufstieg erhielt sie den Theodor-Fontane-Preis. 1920 heiratete sie in zweiter Ehe Otto K., wurde 1926 von ihm geschieden, und lebte in den folgenden Jahren in Wien und Berlin. K. schrieb Erzählungen und Kurzgeschichten, u. a. für die „Vossische Zeitung" und die Wiener „Arbeiter-Zeitung", und veröffentlichte 1932
den Bestseller Die Überfahrt, dem weitere erfolgreiche und vielfach übersetzte R o m a n e folgten. 1938 emigrierte sie über die Schweiz nach Paris, 1939 in die U S A , arbeitete zeitweise als Drehbuchautorin in Hollywood und lebte seit 1940 als freie Schriftstellerin in Los Angeles. 1979 erschien ihre A u tobiographie Und was für ein Leben. WEITERE WERKE: Der Aufstieg. Eine Novelle. M ü n c h e n 1920. - Katharina die Grosse. L e i p z i g / W i e n 1935. Neuausg. H a m b u r g 1966. Esslingen 1977. - Von Wien nach Hollywood : Erinnerungen. F r a n k f u r t / M a i n 1990. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 607. - A m e l i e Heinrichsdorff: „Nur eine Frau?". Kritische Untersuchungen zur literaturwissenschaftlichen Vernachlässigung der Exilschriftstellerinnen in L o s Angeles. Ruth Berlau, Marta Feuchtwanger, G. K. und Victoria Wolff Diss. Univ. of California, L o s Angeles 1998. - Andrea Capovilla: E n t w ü r f e weiblicher Identität in der Moderne: Milena Jesenskä, Vicki B a u m , G. K., Alice Rühle-Gerstel. Studien zu L e b e n und Werk. Oldenburg 2004. K a u s e n , Armin, Publizist, * 1 0 . 1 . 1 8 5 5 N e u ß / R h e i n , t 1 5 . 3 . 1 9 1 3 München. Der K a u f m a n n s s o h n war nach d e m Studium der Rechtswissenschaften in Bonn als Gerichtsreferendar in Düsseldorf tätig und wurde 1883 promoviert, w a n d t e sich dann j e d o c h d e m Journalismus zu und ü b e r n a h m im selben Jahr die Redaktion der , f u l d a e r Zeitung". Seit 1884 leitete K. den „Badischen Beobachter" in Karlsruhe und 1889-91 das „Münchner Fremdenblatt", gründete die „Bayerische TageskotTespondenz" und redigierte 1897-1904 die Monatsschrift „Wahrheit". Seit 1904 hatte er die Redaktion der kulturpolitischen Wochenschrift „Allgemeine R u n d s c h a u " in M ü n c h e n inne. K. gab Festbücher und Anthologien heraus, u. a. die Gedichtsammlung Auf Höhenpfaden (1909). WEITERE WERKE: Prinz L u d w i g von Bayern als R e d n e r und Politiker. M ü n c h e n 1899. - Im K a m p f e gegen Pornographie und Pornokunst. M ü n c h e n [1900]. LITERATUR: Α. K. Ein Buch des A n d e n k e n s an seine Persönlichkeit, sein Leben und sein Wirken. M ü n c h e n 1928. K a u t , Josef, österr. Journalist, Politiker, * 1 6 . 2 . 1 9 0 4 Salzburg, t 8 . 6 . 1 9 8 3 Salzburg. Der einer Eisenbahnerfamilie e n t s t a m m e n d e K. trat in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ein und w a r 1929-34 als Kulturredakteur des „Arbeiterwillen" in Graz tätig. Nach den Februarkämpfen 1934 wegen Hochverrats verhaftet, emigrierte er nach seiner Freilassung nach Prag, war dort bis Kriegsende in der Schallplattenindustrie und im Verlagswesen tätig und wirkte 1945-56 als C h e f r e d a k t e u r des „Demokratischen Volksblatts" in Salzburg. 1956-69 war K. als SPÖ-Landesrat Mitglied der Salzburger Landesregierung und hier u. a. f ü r das Ressort Kultur zuständig. Er gehörte d e m Präsidium der Salzburger Festspiele an, war maßgeblich am Ausbau Salzburgs zu einem internationalen Festspielund Kulturzentrum beteiligt und ü b e r n a h m 1971 die Leitung der Salzburger Festspiele, die er bis zu seinem Tod innehatte. K. veröffentlichte u. a. Der steinige Weg. Geschichte der sozialistischen Arbeiterbewegung im Lande Salzburg (1961) und Die Salzburger Festspiele. Bilder eines Welttheaters (1973). WEITERE WERKE: Die Sonne gehört uns. R o m a n . Salzburg 1940, 3 1941. - Schöpferischer Sozialismus. Wien 1960. Wegweiser durch die Kulturkrise. Kultur im Überfluß überflüssige Kultur? Wien 1962. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 357. K a u t s k y , Benedikt, österr. Politiker, * 1 . 1 1 . 1 8 9 4 Stuttgart, t 1 . 4 . 1 9 6 0 Wien. Der Sohn Karl —>K.s wuchs in Berlin auf, w u r d e 1917 eingezogen, desertierte und flüchtete nach Wien, w o er
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Kautsky zunächst Mitarbeiter Victor —> Adlers, dann Privatsekretär Otto —> Bauers wurde. 1920 kehrte K. nach Deutschland zurück, w u r d e in Berlin zum Dr. oec. promoviert und war 1921-38 Sekretär der Wiener Arbeiterkammer sowie Redakteur der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft". 1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und war bis Kriegsende in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Auschwitz interniert. 1945-50 lebte K. als freier Schriftsteller in Zürich und leitete 1950-57 die Wirtschaftsschule der Arbeiterkammer Graz. Nach der Habilitation 1954 wirkte er als Dozent an der Univ. Graz, seit 1958 an der Univ. Wien. 1958 wurde er stellvertretender Generaldirektor der Creditanstalt Bankverein. K. war entscheidend an der Ausarbeitung des Programms der österr. Sozialdemokratie 1958 beteiligt. Er veröffentlichte u. a. Teufel und Verdammte. Erfahrungen und Erkenntnisse aus sieben Jahren in deutschen Konzentrationslagern (1948). WEITERE WERKE: Reparationen und Rüstungen. W i e n / Leipzig 1931. - Willst Du Marxist werden? Kleiner Wegweiser durch die sozialistische Literatur. Wien 1933. - Deutschland und England vor d e m Weltkrieg. Historische Parallelen. Wien 1936. - Amerikas Arbeiter im Vormarsch. Vom Wesen und Werden der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung. Graz u . a . 1951. LITERATUR: Thape, Ernst: In Erinnerung an Β. K. In: Sozialdemokratischer Pressedienst (1960) 79, S. 4 f . - Norbert Leser: Κ., B. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 373. K a u t s k y , Karl, sozialistischer Theoretiker, Politiker, * 1 8 . 1 0 . 1 8 5 4 Prag, t 1 7 . 1 0 . 1 9 3 8 Amsterdam. K., Sohn des Malers und Theaterdekorateurs Jan K. und der Schauspielerin und Schriftstellerin M i n n a —>K., war in den Jahren von 1866 bis 1870 tschechischer Nationalist. Seit 1863 lebte er in Wien; an der dortigen Univ. studierte er Geschichte, Philosophie und Nationalökonomie, aber ohne Studienabschluß. A n f a n g 1875 wurde er Mitglied der österr. Sozialdemokratie und war 1880-82 in Zürich Mitarbeiter des sozialreformerisch gesinnten Karl Höchberg. Bis zum „Revisionismusstreit" war K. mit dessen damaligem Privatsekretär und späteren Redakteur der Zeitschrift „Sozialdemokrat", Eduard —> Bernstein, befreundet. Nach eigener Angabe „von 1880 a n " begann K.s „Entwicklung zu konsequentem, methodischem Marxismus, angeregt durch Friedrich —> Engels' .Antidühring' und gefördert durch E. Bernstein" (K.). Von 1883 bis 1917 w a r K. Herausgeber der wichtigsten theoretischen Zeitschrift der deutschen Sozialdemokratie - und seit 1889 auch der „II. Internation a l e " - „Die neue Zeit". Nach Engels' Tod (1895) wurde K. zum international anerkannten Interpreten des „Marxismus", zum „Papst des M a r x i s m u s " („Roter Papst"). Seine popularisierende Fassung des —» Marxschen Kapital erzielte h o h e Auflagen; sie wurde in viele Sprachen übersetzt. - Auf das umstrittene Problem des sogenannten „Kautskyanismus" kann nur hingewiesen werden. D e r theoretische Teil des sogenannten „Erfurter Programms" der S P D (1891) wurde von K. entworfen; seitdem wurde er z u m theoretischen Wortführer des sogenannten „marxistischen Z e n t r u m s " u m August —» Bebel in der SPD-Führung. K. vertrat einen „materialistischen Evolutionismus"; für ihn war der dialektische Materialismus eine „Methode der Erforschung der unendlichen Welt mit den Mitteln und innerhalb der Grenzen des beschränkten menschlichen Erkenntn i s v e r m ö g e n s als M e t h o d e eines endlosen Erkenntnisprozesses". Bereits 1893 hatte er in der „Neuen Zeit" geschrieben: „Die Sozialdemokratie ist eine revolutionäre, nicht aber eine Revolutionen machende Partei." Obgleich er Bernstein 1896 die Gelegenheit gegeben hatte, seine revisionistischen Auffassungen in der „Neuen Zeit" zuerst darzulegen, wurde K. zum scharfen Kritiker des seiner
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Ansicht nach „eklektizistischen" Revisionismus. Auf dem Dresdner SPD-Parteitag 1903 setzte sich die von ihm, Bebel u. a. vertretene Richtung durch. Fortan sah er - wie Bebel seine A u f g a b e darin, das sogenannte „marxistische Z e n t r u m " zwischen den linken und rechten Parteiflügeln zu stärken. 1899 beschäftigte er sich auch mit der Agrarpolitik der Sozialdemokratie, 1902 erschien seine programmatische Schrift Die soziale Revolution. 1905-10 bereitete er die Edition der Marxschen Theorien über den Mehrwert vor. Bereits 1904 hatte in der „Neuen Zeit" eine Generalstreikdebatte begonnen; K. wollte - so P. Nettl - eine „aggressive Strategie" der SPD ausarbeiten. Während der russischen Revolution von 1905 näherte er sich Rosa —> L u x e m b u r g und anderen „Linken", geriet aber damit in einen Gegensatz zu den Freien Gewerkschaften und zum Teil auch zum Parteivorstand. Etwa seit dieser Zeit nahm er eine Art Mittelposition zwischen der Parteiführung und den „Linken" ein. Spätestens seit 1914 schwand seine Autorität in der deutschen und internationalen Sozialdemokratie. Er vertrat einen gemäßigten Antikriegsstandpunkt. 1917 Schloß er sich der U S P D an, w o er dem rechten Flügel zuzuordnen war. Im Winter 1 9 1 8 / 1 9 war er beigeordneter Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Vorsitzender der Sozialisierungskommission. Nach der Oktoberrevolution in Rußland bekämpfte er die kommunistische Herrschaft (siehe Die Diktatur des Proletariats, 1918; Terrorismus und Kommunismus, 1919); er beschäftigte sich intensiv mit dem Problem von Demokratie und Staat. 1 9 2 0 / 2 1 hielt er sich im damals menschewistischen Georgien auf. 1922 trat er wieder zur S P D über; er verfaßte den Grundsatzteil des Heidelberger Programms (1925). 1927 publizierte er Die materialistische Geschichtsauffassung, 1932 Krieg und Demokratie und 1937 Sozialisten und Krieg. K. ist oft als der bedeutendste Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie in ihrer „marxistischen Ära" vor dem Ersten Weltkrieg bezeichnet worden; als politisch Handelnder ist er aber k a u m aufgetreten. Es kann H.-J. Steinberg zugestimmt werden, daß K. „ganz offensichtlich eine Tradition in der Geschichte des Sozialismus [verkörpert], die verschüttet ist". Von 1885 bis 1890 lebte K. in London, danach bis 1897 in Stuttgart, bis 1924 in Berlin, schließlich bis zu seiner Emigration in die Niederlande 1938 in Wien. Verheiratet war er von 1883 bis 1888 mit Louise Strasser, später Freyberger; seit 1890 mit Luise Ronsperger (gest. 1944 in Auschwitz). LITERATUR: Bibliographien: Werner Blumenberg: K. K.s literarisches Werk. Eine bibliographische Übersicht. 's-Gravenhage 1960. - Ergänzungen in der Rezension von Bert Andreas in: Annali, 4. Jg., Milano 1961, S. 689-976. - Der literarische Nachlaß von K. befindet sich im Internationalen Institut f ü r Sozialgeschichte (IISG), Amsterdam. - Korrespondenzen: Victor Adler: Briefwechsel mit August Bebel und Κ. K. Hrsg. v. Friedrich Adler. Wien 1954. Friedrich Engels' Briefwechsel mit Κ. K. Hrsg. v. Benedikt Kautsky. Wien 2 1955. - Κ. K. und die Sozialdemokratie Südosteuropas. Korrespondenz 1883-1938. Hrsg. v. Georges H a u p t / J ä n o s J e m n i t z / L e o van Rossum. F r a n k f u r t / N e w York 1986. - Studien: Walter Holzheuer: K. K.s Werk als Weltanschauung. M ü n c h e n 1972. - M . Waidenberg: II papa rosso Κ. Κ. 2 Bde., R o m a 1980. - Reinhold Hünlich: Κ. K. und der Marxismus der II. Internationale. Marburg 1981. Peter Lübbe: K. gegen Lenin. B e r l i n / B o n n 1981. - Massimo L. Salvadori: Sozialismus und Demokratie. Κ. K. 1880-1938. Stuttgart 1982. - Hans-Jürgen Mende: Κ. K. - vom Marxisten zum Opportunisten. Berlin 1985. - Leo van Rossum u. a.: M a r x ' vergessener Meisterschüler: Κ. K. Amsterdam 1988. - Gary P. Steenson: Κ. K. 1854-1938. Marxism in the Classical Years. Pittsburgh 2 1991. Siegfried Bahne
Keerl K a u t s k y , Minna, eigentl. Wilhelmine, geb. Jaich, Schauspielerin, Schriftstellerin, * 1 1 . 6 . 1 8 3 7 Graz, t 2 0 . 9 . 1 9 1 2 Berlin. Die Tochter des Theatermalers Anton Jaich übersiedelte 1845 mit ihrem Vater nach Prag und wandte sich dort der Schauspielerei zu. Sie trat zunächst an Laienbühnen auf, heiratete 1854 den Maler Jan K. und spielte bis 1862 an verschiedenen Theatern in Olmütz, Prag und Berlin. Nachdem sie ihre Bühnenkarriere wegen eines Lungenleidens aufgegeben hatte, lebte sie seit 1863 als Schriftstellerin in Wien und w u r d e 1885 Vizepräsidentin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen. K. schrieb f ü r die sozialistische Tagespresse „Neues L e b e n " und „Die N e u e Welt" und gehörte zu den Mitarbeitern des „Österreichischen Arbeiterkalenders". Sie veröffentlichte u. a. die R o m a n e Stefan vom Grillenhof (2 Tie., 1881), Herrschen oder Dienen (2 Bde., 1882) und Helene (1894) K. war die Mutter von Karl - > K . WEITERE WERKE: Die Alten und die Neuen. R o m a n . 2 Bde., Leipzig 1885. - Auswahl aus ihrem Werk. Hrsg. v. Cacilia Friedrich. Berlin 1965. LITERATUR: Cacilia Friedrich: Μ . K. Beitrag zur Entstehungsgeschichte der sozialistischen deutschen Literatur. Diss. Univ. H a l l e / S a a l e 1963. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 275 f. - Wolfgang E m m e r i c h : Κ., M. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 375 f. - Lilo Weber: „Fliegen und Zittern". Hysterie in Texten von T h e o d o r Fontane, H e d w i g D o h m , Gabriele Reuter und Μ. K. Bielefeld 1996. - Stefan Riesenfellner: Μ. K. Beiträge zum literarischen Werk. Wien 1996. K a y s e r , Max, Politiker, * 9 . 5 . 1 8 5 3 Tarnowitz (Oberschlesien), f 2 9 . 3 . 1 8 8 8 Breslau. K., Sohn jüdischer Eltern, durchlief E n d e der sechziger Jahre eine kaufmännische Lehre in Berlin und hörte Vorlesungen in Nationalökonomie an der dortigen Universität. Anschließend war er als Journalist tätig, trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, w u r d e 1871 Redakteur der Berliner „Demokratischen Zeitung", arbeitete seit 1873 bei der „Süddeutschen Volksstimme" in Mainz und wechselte 1874 zum „Dresdner Volksboten" (seit 1877 „Dresdner Volkszeitung"). Nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes 1878 „als politisch vorbestrafte P e r s o n " aus Dresden ausgewiesen, konnte er im selben Jahr als erster sozialdemokratischer jüdischer Abgeordnete in den Reichstag einziehen, dem er bis 1887 angehörte. Seit 1881 w u r d e K. von der Polizei systematisch verfolgt, konnte sich an keinem Ort mit Wohnsitz niederlassen und hatte allein die Möglichkeit, sich während der Reichstagssession in Berlin aufzuhalten. Insgesamt verbrachte er mehr als 18 M o n a t e in Gefängnissen. Schwer erkrankt, wurde ihm schließlich auch die medizinische Behandlung erschwert. LITERATUR: Κ., M. In: „Vaterlandslose Gesellen". Kurze Biographien der verstorbenen hervorragenden Sozialisten des 19. Jahrhunderts. Stuttgart 1901, S. 57 f. - Theodor Müller: Μ . K. In: Ders.: 45 Führer aus den A n f ä n g e n und den Heldenzeiten der Breslauer Sozialdemokratie. Breslau 1925, S. 67-69. - A r n o Herzig: Μ . K. (1853-1888). Der erste jüdische Abgeordnete der deutschen Arbeiterbewegung. In: Bert B e c k e r / H o r s t L a d e m a c h e r (Hrsg.): Geist und Gestalt im historischen Wandel. Facetten deutscher und europäischer Geschichte 1789-1989. Festschrift für Siegfried Bahne. Münster u . a . 2000, S. 105-111. K a y s e r , Rudolf, Pseud. Anton Reiser, Germanist, Literaturkritiker, Essayist, * 2 8 . 1 1 . 1 8 8 9 Parchim, t 5 . 2 . 1 9 6 4 New York. K. studierte seit 1910 Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin, M ü n c h e n und Würzburg, wurde 1914 zum Dr. phil. promoviert und arbeitete als Lehrer in Berlin. Seit 1919 im S. Fischer Verlag tätig, ü b e r n a h m er 1922 die
Redaktion der „Neuen R u n d s c h a u " und w a r daneben D r a m a turg an der Berliner Volksbühne. 1933 w u r d e er aller seiner A u f g a b e n enthoben. K. emigrierte zunächst in die Niederlande, 1935 in die U S A , wirkte dort u . a . a m Hunter College sowie an der N e w School for Social Research in N e w York und lehrte 1951-57 als Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der Brandeis University in W a l t h a m (Massachusetts). 1911-14 schrieb er Literaturessays und -kritiken f ü r die „Aktion", publizierte später u. a. in den Zeitschriften „Der N e u e M e r k u r " und „Zeit E c h o " und veröffentlichte 1923 den Essayband Teit ohne Mythos. Bekannt w u r d e K. vor allem als Biograph; sein Hauptwerk ist Stendhal oder Das Leben eines Egoisten (1928). WEITERE WERKE: Spinoza. Bildnis eines geistigen Helden. Wien 1932. - Kant. Wien 1935. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 608. - W o l f g a n g Kaelke: R. K. In: Ders.: Parchimer Persönlichkeiten, Bd. 2. Parchim 1997, S. 4 0 f. - R. K. In: 100 jüdische Persönlichkeiten aus M e c k l e n b u r g - V o r p o m m e r n . Ein Begleiter zur Ausstellung des M a x - S a m u e l - H a u s e s , 22. Mai bis 22. N o v e m b e r 2003. Red. Frank Schröder. Rostock 2003, S. 9 9 f. K a z n e l s o n , Siegmund, Jurist, Verleger, * 1 7 . 5 . 1 8 9 3 Warschau, t 2 0 . 3 . 1 9 5 9 Jerusalem. Als f r ü h e s Mitglied der zionistischen B e w e g u n g arbeitete K. 1913-17 als Redakteur der zionistischen Wochenschrift „Selbstwehr" in Prag, schrieb Beiträge für „Die Welt", studierte Rechtswissenschaften an der Deutschen Univ. in Prag und w u r d e 1919 promoviert. 1918 gehörte er zu den Gründern des Jüdischen Nationalrats der Tschechoslowakei, wurde 1920 G e s c h ä f t s f ü h r e r des Jüdischen Verlags in Berlin und redigierte seit 1923 die Zeitschrift „ D e r Jude". 1931 gründete er als Zweigstelle des Jüdischen Verlags T h e Jewish Publishing H o u s e Ltd. in Palästina. K., der 1920-37 bedeutende Judaica ( u . a . Weltgeschichte des Jüdischen Volkes, 10 Bde., 1925-29; Jüdisches Lexikon, 5 Bde., 1927-30) herausgab, emigrierte nach einem Veröffentlichungsverbot 1937 nach Palästina, w o er bis 1959 als Herausgeber und Schriftsteller wirkte. 1957 w u r d e der Jüdische Verlag in Berlin wiedereröffnet. WEITERE WERKE: Z i o n i s m u s und Völkerbund. Berlin 1922. - Hrsg.: Juden im deutschen Kulturbereich. Berlin 1935, 3 1962. - Hrsg.: Jüdisches Schicksal in deutschen Gedichten. Eine abschließende Anthologie. Berlin 1959. Königs t e i n / T a u n u s 1980. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 358. K e e r l , Johann Heinrich, Schriftsteller, * 4 . 2 . 1 7 5 9 Heidenheim (Mittelfranken), t 2 2 . 1 . 1 8 1 0 A n s b a c h . Der Sohn des Klosterverwalters in Heidenheim studierte Rechtswissenschaften in Erlangen, wurde H o f - und Regierungssekretär in A n s b a c h und stieg 1795 z u m Konsistorialassessor auf. N a c h d e m die Markgrafschaft 1806 an B a y ern gefallen war, brachte es K. im bayerischen Staatsdienst bis zum Appellationsgerichtspräsidenten. Als bayerischer Spätaufklärer entfaltete er im fränkischen R a u m eine intensive schriftstellerische und publizistische Tätigkeit. E r schrieb ein Trauerspiel, Gelegenheitsgedichte, pädagogische, juristische und kulturgeschichtliche Abhandlungen sowie m e h r m a l s aufgelegte Lieder und Gesänge (1794). K. war Mitherausgeber des „Fränkischen Archivs" und der „Ansbachischen Monatsschrift". Seine Tochter Amalie heiratete den Archäologen A n s e l m von Feuerbach und war Mutter des Malers Anselm Feuerbach. WEITERE WERKE: Atabaliba oder der Sturz des Inkas. N ü r n berg 1788. - Neapel und Sizilien. Ein A u s z u g aus dem großen und kostbaren Werke „Voyage pittoresque d e N a p l e s
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Kegel et Sicile de Mr. de N o n . " Gotha 1789 ff. - Harfentöne eines Barden von Hainenkamp. Ansbach 1791. - Empfindungen, Entschlüsse und Beschäftigungen gutgearteter Kinder. Ansbach 1794. K e g e l , Gerhard, Diplomat, Politiker, Journalist, * 1 6 . 1 1 . 1 9 0 7 Preußisch Herby, t 1 6 . 1 1 . 1 9 8 9 . K. absolvierte 1926-28 eine Lehre als B a n k k a u f m a n n , studierte Staats- und Rechtswissenschaften an der Univ. Breslau und trat 1931 in die K P D ein. Als Agent f ü r die Sowjetunion trat er in die N S D A P ein und erreichte eine Anstellung bei der deutschen Botschaft in Warschau. Er arbeitete in der deutschen Botschaft in M o s k a u und im Reichsaußenministerium in Berlin und lief zwei Jahre später zur Roten A r m e e über. In der Sowjetischen Besatzungszone und der frühen D D R war K. stellvertretender Chefredakteur der „Berliner Zeitung" und des „Neuen Deutschland", Leiter des Berliner Verlags, Direktor des Verlags „Die Wirtschaft" und Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Die Wirtschaft". Nach 1955 führte er die D D R als Mitglied des Zentralkomitees der S E D sowie Botschafter und ständiger Beobachter der D D R bei der U N O (1973-76) aus ihrer außenpolitischen Isolation. Seine Autobiographie erschien 1983 unter dem Titel In den Stürmen unseres Jahrhunderts ( 3 1987). WEITERES WERK: Ein Vierteljahrhundert danach. Das Potsdamer A b k o m m e n und was aus ihm geworden ist. Berlin 1970. K e i l , Ernst, Verleger, Herausgeber, * 6 . 1 2 . 1 8 1 6 Langensalza, t 2 3 . 3 . 1 8 7 8 Leipzig. Der Sohn eines Gerichtsdirektors absolvierte in Weimar eine Buchhandelslehre, kam als Buchhandelsgehilfe nach Leipzig und gab dort seit 1838 die Zeitschrift „Unser Planet" heraus. Er förderte die literarischen und politischen Vorstellungen des „Jungen Deutschland", gründete 1845 ein eigenes Verlagsgeschäft und gab darin das Monatsblatt „Der Leuchtt u r m " heraus. In den folgenden drei Jahren mußte er aus politischen Gründen sechsmal den Verlagsort wechseln, bis er im Revolutionsjahr 1848 schließlich nach Leipzig zurückkehren konnte. Wegen seines entschiedenen Eintretens f ü r die Revolution w u r d e K. 1852 als „Staatsverbrecher" zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt. Wieder in Freiheit, gründete er 1853 die Zeitschrift „Die Gartenlaube", die als erste illustrierte Zeitschrift die Presselandschaft revolutionierte und aufgrund ihres ungeheuren Auflagenerfolgs normbildend auf das Leseverhalten und die Allgemeinbildung der Deutschen wirkte. Nach K.s Tod ging die Verlagsbuchhandlung in die H ä n d e der Brüder Paul und Adolf —»Kröner über, den Buchverlag ü b e r n a h m teilweise die Union Deutsche Verlagsgesellschaft. LITERATUR: Gerhard Menz: Ε. K. In: Sächsische Lebensbilder. Bd. 1. 1931, S. 169-179. - Hazel Ε. Rosenstrauch: Z u m Beispiel „Die Gartenlaube". In: Annemarie Rucktäschel/ Hans Dieter Z i m m e r m a n n (Hrsg.): Trivialliteratur. München 1976, S. 169-189. - Gerd Schulz: Κ., E. In: N D B , Bd. I I , 1977, S. 402 f. - Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker. 1979, S. 530- 534. - H. Pressler: Ε. K. Ein liberaler Verleger in Leipzig. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 158 (1991) S. A87-A94. - Faycal Hamouda: Ε. K. und die „Gartenlaube" In: Jahrbuch der Interessengemeinschaft Marlitt 4 (2003) S. 29-31. K e i l , Wilhelm, Politiker, Journalist, * 2 4 . 7 . 1 8 7 0 Helsa bei Kassel, t 5 . 4 . 1 9 6 8 Ludwigsburg. Nach einer Drechslerlehre in Kassel b e g a b sich K. auf Wanderschaft und w u r d e 1888 in H a n n o v e r Mitglied der Gewerkschaft, zwei Jahre später in M a n n h e i m Mitglied der SPD. 1896 trat er in die Redaktion der in Stuttgart erscheinenden „Schwäbischen Tagwacht" ein und wurde 1900
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erstmals f ü r seine Partei in den württembergischen Landtag gewählt. Zehn Jahre später auch Reichstagsabgeordneter, gehörte er beiden Parlamenten bis zur nationalsozialistischen M a c h t ü b e r n a h m e an. 1919 war K. Mitglied und Präsident der verfassunggebenden württembergischen Landesversammlung. 1921-23 gehörte er als Arbeitsminister der Landesregierung an. 1945 wiederum Mitinitiator einer neuen Landesverfassung, wurde er kurze Zeit später in den neuen württembergisch-badischen Landtag gewählt, dessen Präsident er bis 1952 war. K. beschrieb sein Leben unter dem Titel Erlebnisse eines Sozialdemokraten (2 Bde., 1947/48). LITERATUR: Klaus Achenbach: K., W . In: NDB, Bd. 11, 3 1977, S. 407. - M.d.R., 1994, S. 248. - Jürgen Mittag: W . K. (1870-1968): sozialdemokratischer Parlamentarier zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Eine politische Biographie. Düsseldorf 2001. - Boris Schwitzer: W . K. als sozialdemokratischer Finanzpolitiker im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. M a n n h e i m 2002. K e i l s o n , M a x , Graphiker, Redakteur, * 7 . 9 . 1 9 0 0 H a l l e / Saale, t 9 . 1 1 . 1 9 5 3 Berlin. K. absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler und Gebrauchsgraphiker, trat 1919 in die U S P D ein, wechselte 1920 zur K P D und begann im selben Jahr ein Studium an der Berliner Kunstgewerbeschule. Seit 1924 freischaffender Graphiker und Journalist, w u r d e er in die Abteilung Agitation-Propaganda des Zentralkomitees der K P D aufgen o m m e n , leitete seit 1926 das Zentrale Atelier für Bildpropaganda und gründete 1928 die Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (Asso). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verhaftet, konnte er später über Prag nach Paris und Moskau emigrieren. K. kehrte 1945 in die Sowjetische Besatzungszone zurück, beteiligte sich dort als stellvertretender Chefredakteur der „Volkszeitung" und Chefredakteur des „Vorwärts" am Aufbau des Pressewesens und ü b e r n a h m nach Gründung der D D R A u f g a b e n als Abteilungsleiter im Außenministerium. LITERATUR: Walter Franze: Μ . K. In: Neue Deutsche Presse 20 (1966) 1, S. 18. - BHdE, Bd. 1, 1980, S. 358. K e i n , Ernst (Aloysius), österr. Schriftsteller, * 2 7 . 1 1 . 1 9 2 8 Wien, t 21. 1.1985 Wien. Als Sechzehnjähriger in den letzten Kriegsmonaten bei der Fliegerabwehr eingesetzt, studierte K. nach Kriegsende Theaterwissenschaften, Publizistik und Psychologie in Wien. Kurz vor dem Abschluß brach er das Studium ab und arbeitete im Kreis um die Zeitschrift „Neue Wege" seit 1951 als Feuilletonist. 1955 ließ er sich als freier Schriftsteller nieder. Zusammen mit H. C. Artmann und Gerhard Rühm gilt K. als der Begründer einer neuen Wiener Dialektdichtung. K.s populäre Weana Schbrüch (1990) ließen seine Lyrik wie Die dritte Art der Raserei. Visuelle Gedichte (1988) weitgehend in Vergessenheit geraten. WEITERE WERKE: Alltagsgeschichten. Wien 1959. - Wohnhaft in Wien. W i e n / M ü n c h e n 1976. - Strasse des Odysseus, Gesammelte hochsprachige Lyrik. A u s d e m Nachlaß hrsg. v. Andreas Okopenko. Wien 1994. - Kein Buch. Sprüche, Lieder und Geschichten. Hrsg. und mit einem Nachw. Versehen von Maria Fialik. Wien 1998. K e i s c h , Henryk, Pseud. Claude Chaillet, Schriftsteller, * 2 4 . 2 . 1 9 1 3 Moers (Rheinland), f 2 . 7 . 1986 Berlin. K. studierte seit 1932 in Köln Literatur- und Theaterwissenschaften und floh im folgenden Jahr vor den Nationalsozialisten nach Paris. Er setzte dort seine Studien fort, arbeitete als Übersetzer und Sprachlehrer und schrieb für die antifaschistische Exilpresse sowie f ü r deutschsprachige Zeitschriften in der Schweiz. K. k ä m p f t e als Freiwilliger in der französischen Armee, gehörte seit 1940 zur Resistance und wurde 1944 f ü r kurze Zeit verhaftet. 1946-50 schrieb er als
Keller Deutschlandkorrespondent u. a. für „Liberation" in Berlin, danach übernahm er die Chefredaktion der Zeitschrift „Friedenswacht". 1953-59 war er Redakteur und Chefredakteur der „Neuen deutschen Literatur" s o w i e Theaterkritiker des „Neuen Deutschland", danach arbeitete er als freier Schriftsteller. K. schrieb Film-, Fernseh- und Hörspiele, Erzählungen, E p i g r a m m e {Darauf einen Vierzeiler. Neue Epigramme, 1970), Gedichte und Kinderbücher. 1974-85 war er Generalsekretär des P E N - Z e n t r u m s der D D R . WEITERE WERKE: Der H a u p t m a n n von Köln. Eine satirische Filmkomödie. Berlin 1956. - Denk-Zettel und B e w e g Gründe. 2 χ 100 neue E p i g r a m m e betreffend Kollegen X. Berlin 1983. - Der Karpfen wollte ein Hai sein. Tiergeschichten in 4 Zeilen. Berlin 1 9 8 5 , 2 1 9 8 7 . LITERATUR: Κ , H. In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 282-284. K e i t e r , Ernst, österr. Journalist, Schriftsteller, * 2 8 . 1 0 . 1 8 4 3 Graz, t 3 0 . 1 0 . 1 9 0 7 Wien. K. besuchte einige Wirtschaftskurse an der Grazer T H und trat in den Dienst der Österreichischen Südbahn, später in den der Ungarischen Westbahn. Seine während der Dienstfahrten niedergeschriebenen Reiseschilderungen wurden in verschiedenen Tageszeitungen gedruckt. Später wurde K. Redakteur beim „Wiener Fremdenblatt". Er veröffentlichte u . a . Dorfgeschichten aus Steiermark (1866) und Künstlergeschichten aus drei Jahrhunderten (1888). LITERATUR: Anton Klein: Κ., E. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 284. K e i t e r , Heinrich, Pseud. Georg K a m p f m u t h , Schriftsteller, Literaturhistoriker, * 1 7 . 6 . 1 8 5 3 Paderborn, t 3 0 . 8 . 1 8 9 8 Regensburg. K. absolvierte eine Buchhändlerlehre und veröffentlichte 1874 mit Per aspera ad astra! seinen ersten Roman. Später arbeitete er als Redakteur b e i m „Westfälischen M e r k u r " und leitete den „Deutschen Hausschatz". 1891 begründete er den „Katholischen Literaturkalender". N e b e n dem frühen Versuch einer Theorie des Romans und der Erzählkunst veröffentlichte er zahlreiche Studien und Lebensbilder der deutschen Literatur aus dezidiert kath. Blickwinkel, u . a . Zeitgenössische katholische Dichter Deutschlands (1884). Seine Autobiographie erschien 1894 unter d e m Titel Aus dornenreicher Jugendzeit. Erzählungen aus dem Leben eines Knaben. WEITERE WERKE: Annette von Droste-Hülshoff. Ein Lebensbild. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1890. - Joseph von Eichendorff. Sein Leben und seine Dichtungen. Köln 1887. - Die Kunst Bücher zu lesen. Hrsg. v. Franz Hülskamp. Essen 5 1905. - Mit Tony Kellen: D e r R o m a n . Theorie und Technik des Romans und der erzählenden Dichtung, nebst einer geschichtlichen Einleitung. Essen 4 1912. LITERATUR: Theo Hamacher: Der Paderborner Schriftsteller Η. K. In: Ders.: Aufsätze zur Geschichte und Kultur insbesondere des Paderborner Raumes. Paderborn 1986, S. 353-356. K e l l e r , Emanuel Gottfried, schweizer. Lehrer, Redakteur, Verleger, * 1 5 . 5 . 1 8 4 7 Hottwil (Kt. Aargau), t 4 . 4 . 1 9 1 6 Aarau. K. war wie sein Vater als Lehrer tätig, gründete 1875 das „Aargauer Schulblatt" und redigierte daneben das „Zofinger Tagblatt". Seit 1880 lebte er als Buchdrucker, Verleger des „Aargauer Anzeigers" und freisinniger Politiker in Aarau. 1 8 8 3 / 8 4 gab K. die „Revisionszeitung" als Meinungsorgan zugunsten erweiterter Volksrechte heraus. Seit 1911 verlegte er die „Aargauer Nachrichten".
K e l l e r , Franz Carl, österr. Ornithologe, Schriftsteller, * 1 0 . 1 0 . 1 8 4 7 Winsau bei Dornbirn (Vorarlberg), t 1 8 . 5 . 1 9 0 7 L a v a m ü n d (Kärnten). N a c h d e m B e s u c h des Lehrerseminars unterrichtete K. als Volksschullehrer in Vorarlberg und Kärnten, w o er 1906 als Oberlehrer in den Ruhestand versetzt wurde. D a n e b e n war er seit 1882 als Redakteur der Zeitung „Waidmannsheil" tätig, betrieb Vogelstudien und u n t e r n a h m Jagdreisen in verschiedene europäische Länder. Neben Erzählungen (u. a. Edelweiß. Geschichte aus den Bergen, 1885) veröffentlichte er wichtige ornithologische Arbeiten wie Ornis Carinthiae. Die Vögel Kärntens (1890). WEITERE WERKE: Red.: Jäger-Latein. Aus 120 ConcurrenzArbeiten. 2 Serien, Klagenfurt 1 8 8 6 / 8 7 . - Die G e m s e . Ein monografischer Beitrag zur Jagdzoologie. Klagenfurt 1887. Der waidgerechte Jäger Österreichs. Ein H a n d b u c h f ü r Jäger und Jagdfreunde. Klagenfurt 1 9 0 0 , 2 1 9 1 2 . LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 287. K e l l e r , Luk, schweizer. Unternehmer, * 7 . 9 . 1 9 1 5 Manila, t 2 4 . 1 1 . 1 9 9 4 Zürich. Nach d e m Jurastudium und ausgedehnten Lehr- und Wanderjahren in Übersee ü b e r n a h m K. die Leitung der von seinem Großvater gegründeten Eduard Keller A G und Holding und baute das Handelshaus zu einem breitgefächerten Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen aus. Er gehörte d e m Verwaltungsrat der Schweizerischen Kreditanstalt, der Swissair und der Nationalbank an. 1971-86 präsidierte er der Zürcher H a n d e l s k a m m e r und war 1969-73 Verwaltungsratspräsident der „Neuen Zürcher Zeitung". Sportlich engagierte sich K. nach aktiven Erfolgen als G ö n n e r und Mäzen bei den Grasshoppers Zürich. WERKE: 100 Jahre Züricher Handelskammer. 18. M a i 1973. Festansprache. Zürich 1973. K e l l e r , Paul, Publizist, Schriftsteller, * 6 . 7 . 1 8 7 3 A r n s dorf (Kr. Schweidnitz, Schlesien), f 2 0 . 8 . 1 9 3 2 Breslau. Der Sohn eines Maurers besuchte 1887-93 die Präparandenanstalt in L a n d e c k sowie das Lehrerseminar in Breslau und unterrichtete anschließend als Volksschullehrer in Jauer, Schweidnitz und Breslau. Schon seit der Schulzeit schrieb und veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Stücke. 1908 schied er aus d e m Schuldienst aus und arbeitete erfolgreich als freier Schriftsteller. K. war Herausgeber und Redakteur der illustrierten Wochenschrift „Der Guckkasten" sowie der illustrierten Familienmonatsschrift „Die Bergstadt" und gehörte zu den meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Seine B ü c h e r erreichten bereits 1931 eine A u f lage von über fünf Millionen und variierten hauptsächlich das T h e m a „ H e i m a t " mit den bekannten, teils konservatividyllischen, teils sentimentalen Facetten, aber auch mit tief e m p f u n d e n e r Sehnsucht nach H a r m o n i e und Versöhnung. A m bekanntesten wurden Waldwinter (1902), Die Heimat (1903) und Der Sohn der Hagar (1907), mehrfach verfilmt wurde der R o m a n Ferien vom Ich (1916). LITERATUR: H e r m a n n Wentzig. P. K. Leben und Werk. München 1954. - August Teuber: P. K. zu seinem f ü n f u n d zwanzigsten Todestag a m 20. August 1957. In: Schlesien 2 (1957) 2, S. 122-124. - Eva-Suzanne Bayer-Klötzer: Κ., P. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 4 6 5 f. K e l l e r , (August Paul) Robert, Redakteur, Politiker, * 1 2 . 6 . 1 9 0 1 Trebbin bei Teltow, t 6. 12.1972 F r a n k f u r t / Main. Mit 19 Jahren der S P D beigetreten, engagierte sich K. seit 1921 bei den Jungsozialisten, schrieb für die „Jungsozialistischen Blätter" und arbeitete im Sekretariat der Reichstagsfraktion. Seit 1926 hauptamtlicher Funktionär in Kiel, ging er 1928 nach Eisleben. In den Wochen der nationalsozialistischen M a c h t e r g r e i f u n g 1933 beteiligte sich K. an verschiedenen Widerstandshandlungen, bevor er im September
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Keller des Jahres in die Tschechoslowakei emigrierte. Über Frankreich gelangte er 1941 in die U S A und arbeitete dort seit 1942 als Speditionsbuchhalter. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück, übernahm die Chefredaktion der SED-Zeitung „Vorwärts" und wurde 1949 stellvertretender Chefredakteur des „Neuen Deutschland". 1953 ließ sich K. in der Bundesrepublik Deutschland nieder. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 359. K e l l e r , Rudolf, Verleger, Biochemiker, * 2 6 . 4 . 1 8 7 5 Schlackenwerth bei Karlsbad, f Mai 1964 N e w York. K. studierte an der Deutschen Univ. Prag Naturwissenschaften und w u r d e durch Einheirat Mitbesitzer sowie Herausgeber mehrerer Zeitungen, darunter des „Prager Tagblatts" und des „Aussiger Tagblatts". Als Privatgelehrter widmete er sich weiterhin der Biochemie und gehörte zu den Begründern und Mitarbeitern der biologischphysikalischen Arbeitsgemeinschaft Prag. K. emigrierte 1939 über Großbritannien in die U S A , w o er später als Direktor des Labors der M a d i s o n Foundation for Biochemical Research in N e w York arbeitete. Er veröffentlichte u . a . Elektrizität in der Zelle (1918). WEITERES WERK: Neue Versuche über mikroskopischen Elektrizitätsnachweis. Wien 1919. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 359. K e l l e r , Samuel, Pseud. Ernst Schrill, evang. Theologe, * 1 5 . 3 . 1 8 5 6 St. Petersburg, t 1 4 . 1 1 . 1 9 2 4 Freiburg/Breisgau. Als Sohn eines Schweizer Lehrers und Waisenhausvaters in St. Petersburg aufgewachsen, studierte K. an der Univ. Dorpat Theologie und w u r d e Hilfsprediger in St. Petersburg und 1880 Pastor in Granau (Dnjepropetrowsk). Vier Jahre später auf die Krim versetzt, betreute er dort Deutsche, Esten und Angehörige anderer Völksgruppen in Sewastopol, Simferopol, Jalta und in zahlreichen anderen Orten. 1891 ging er als Generalsekretär des Deutschen Sittlichkeitsbundes nach Berlin, 1892 als Gemeindepfarrer nach Düsseldorf. Sechs Jahre später legte er sein Seelsorgeamt nieder, um in freier Tätigkeit von F r e i b u r g / B r e i s g a u aus als Evangelist zu wirken; er sprach auf über 6000 Versammlungen. K. gab Predigtsammlungen sowie das Monatsblatt „Auf Dein Wort" heraus und veröffentlichte Andachtsbücher, aber auch Novellen, Erzählungen und R o m a n e . Er galt als einer der wirkungsvollsten Volksmissionare seiner Zeit. K. veröffentlichte u. a. Aus meinem Leben (2 Bde., 1917-22). WEITERE WERKE: Sein Eigen. Ein Lebensbuch für j u n g e Männer. H a g e n / W e s t f a l e n 2 1906. Meiringen 18 1944. - Ein Höhenweg. Erzählung für j u n g e M ä d c h e n . H a g e n / W e s t f a len 3 1906. Meiringen l 4 1944. - Mein Abendsegen. Betrachtungen für jeden Abend nach einem biblischen Text. Hag e n / W e s t f a l e n 1910. Basel , 3 1977. - Die Auferstehung des Fleisches. Berlin 1913. - Im bombensichern Unterstand. Feldpostgrüße. Freiburg/Breisgau 1915. - Meine Minuten. Meiringen u . a . 1918. - Sonnige Seelsorge. Meiringen u . a . 1918. - In der Furche. Meiringen u . a . 5 1927. LITERATUR: Ernst Bunke: S. K. Gottes Werk und Werkzeug. Gießen 2 1949. - Harry Schneider: Schweizer Theologen im Zarenreich (1700-1917). Auswanderung und russischer Alltag von Theologen und ihren Frauen. Zürich 1994, S. 236-246. K e l l e r , Walther, Verleger, * 3 0 . 4 . 1 8 6 4 Stuttgart, t 3 0 . 3 . 1 9 5 2 Stuttgart. K., Sohn eines K a u f m a n n s , durchlief in Stuttgart eine Buchhändlerlehre, bildete sich in Nürnberg und Paris weiter und erwarb 1893 z u s a m m e n mit Euchar Nehmann die Franckh'sche Verlagshandlung in Stuttgart. Zu A n f a n g behielt er die literarische Ausrichtung des Verlags bei, nach der Gründung der „Kosmos-Gesellschaft der Naturfreunde"
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(1903) und der Herausgabe des „ K o s m o s " (1904) j e d o c h widmete er sich ausschließlich den Naturwissenschaften. Der Erfolg der Zeitschrift, die die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte breiten Kreisen verständlich machen wollte, war außerordentlich. Bereits 1912 gab es m e h r als 1 0 0 0 0 0 Abonnenten. 1939 zählte der Verlag Franckh über 300 Mitarbeiter, die die Freunde des „ K o s m o s " u . a . mit Selbstbaufernrohren, Mikroskopen sowie verschiedenen Kosmos-Baukästen und -Lehrspielzeugen versorgten. Nach 1945 konnte K. noch den Wiederaufbau und -aufstieg des im Krieg zerstörten Verlags erleben. LITERATUR: Hans-Erich Binder: F r a n c k h ' s c h e Verlagshandlung Stuttgart. Stuttgart 1952. - F r a n c k h ' s c h e Verlagshandlung Stuttgart. Ein altes Verlagshaus mit jungem Geist. Stuttgart 1957. - Helmut M. Braem: 150 Jahre Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart 1822-1972. Stuttgart 1972. - Adalbert Brauer: K„ W . In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 4 6 8 f . K e l l e r , Werner, Pseud. N o r m a n Alken, Schriftsteller, * 1 3 . 8 . 1 9 0 9 Gut Nutha bei Zerbst (Sachsen-Anhalt), t 2 9 . 2 . 1 9 8 0 Ascona (Kt. Tessin). K. studierte zunächst Medizin und Maschinenbau, dann Rechtswissenschaften in Berlin, Rostock, Zürich, Genf und Jena und wurde 1933 zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Referendariat am Berliner Kammergericht wandte er sich der Publizistik zu und veröffentlichte in der Folgezeit populärwissenschaftliche Artikel über kulturhistorische Themen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bearbeitete er diesen Themenkreis in H a m b u r g u. a. für den Nordwestdeutschen R u n d f u n k ( N W D R ) , die „Welt" und die „Zeit". Später ließ er sich als freier Schriftsteller im Tessin nieder. Sein größter Erfolg und eines der erfolgreichsten Sachbücher der Nachkriegszeit war Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die historische Wahrheit (1955). WEITERE WERKE: Ost minus West gleich Null. D e r A u f bau Russlands durch den Westen. M ü n c h e n / Z ü r i c h 1960. Und wurden zerstreut unter alle Völker. Die nachbiblische Geschichte des jüdischen Volkes. München 1966. - Denn sie entzündeten das Licht : Geschichte der Etrusker - die Lösung eines Rätsels. M ü n c h e n 1970. - Was gestern noch als Wunder galt. Die Entdeckung geheimnisvoller Kräfte des Menschen. Zürich 1973. K e l l n e r , Georg Christoph, Pädagoge, Schriftsteller, * 1 1 . 6 . 1 7 6 5 Kassel, t September 1808 Kassel. Der Sohn eines Organisten studierte seit 1784 in Rinteln und Göttingen Theologie, Philosophie und Literatur, gründete 1787 eine freie Schule in Konstanz und unterrichtete nach deren Schließung durch das Konsistorium 1789 als Hauslehrer in Mannheim. 1794 kehrte K. auf der Flucht vor den Franzosen nach Mannheim zurück und übernahm dort 1803 eine Stelle als Organist an der luth. Kirche. K. begann mit empfindsamen Romanen wie Familiengeschichte der Rosenbusche [...] (4 Tie., 1 7 8 9 / 9 0 ) , veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zu gesellschaftlichen und historischen T h e m e n im „Deutschen Magazin" und schrieb, zunehmend unter dem Einfluß Immanuel Kants, philosophische Abhandlungen in belletristischer F o r m ( M o l l y und Urania, 1790). WEITERE WERKE: Die Edlen der Vorwelt. Hamburg 1793. Edle Griechen in den Revolutionszeiten des alten Syrakus. 2 Tie., I x i p z i g 1 8 0 0 , 2 1 8 0 2 . - Der schöne Bund. Ein kleiner R o m a n für das neue Jahrhundert. Göttingen 1801. - Die Launen der Liebe. Ein R o m a n . 2 Bde., Leipzig 1802. LITERATUR: Steffen Stolz: G. C. K. Grundzüge seines Lebens und Werks im Kontext der deutschen Spätaufklärung. Mag.-Arb. Univ. Kassel 1998. K e l l n e r , Leon, Pseud. Leo Raphaels, Anglist, * 1 7 . 4 . 1 8 5 9 Tarnow (Polen), t 5 . 1 2 . 1 9 2 8 Wien. K. studierte seit 1880 Germanistik, Anglistik und Romanistik an der Univ. Wien und wurde 1883 mit einer Dis-
Kernstock sertation Zur Syntax des englischen Verbums mit besonderer Berücksichtigung Shakespeares (1885) promoviert. Anschließend unterrichtete er als Hilfslehrer und schrieb Feuilletons für die „Presse", bis er sich 1890 für englische Philologie habilitierte. Seit 1891 Lehrer in Troppau, wechselte er 1894 als Lehrer an die Staats-Oberrealschule in Wien und nahm seine Dozententätigkeit an der dortigen Univ. wieder auf. 1904-14 lehrte er als Ordinarius an der Deutschen Univ. Czernowitz. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte er nach Wien zurück, las dort an der TH und gab u. a. Abendkurse an der Volkshochschule. Ein Ordinariat in Wien blieb ihm wegen seines aktiven Bekenntnisses zum Zionismus verwehrt. Neben zahlreichen Monographien, Fachartikeln und literaturhistorischen Arbeiten (Geschichte der Nordamerikanischen Literatur, 2 Bde., 1913, J 1927) sind seine grundlegenden Historical Outlines of English Syntax (1892) hervorzuheben. WEITERE WERKE: Shakespeare. Leipzig 1900. - Die englische Literatur im Zeitalter der Königin Viktoria. Leipzig 1909. Veränd. Neuaufl. 1921 unter dem Titel: Die englische Literatur der neuesten Zeit von Dickens bis Shaw. English Fairy Tales. Leipzig 1917, 3 1921. - Restoring Shakespeare. A critical analysis of the misreadings in Shakespeare's works. Leipzig 1925. LITERATUR: Anna Kellner: L. K. Sein Leben und sein Werk. Wien 1936. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 290f. - Hannah Arnold: K„ L. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 477 f. K e r a u s c h , Josef, Pseud. Sepp Heimfelsen, Schriftsteller, Mundartdichter, * 19.8.1859 Imst (Tirol), t 12.11. 1934 Innsbruck. K. trat 1879 in den österr. Militärdienst ein, wurde 1881 zum Kaiserjägerleutnant befördert und unterrichtete seit 1889 als Lehrer an Kadettenschulen in Innsbruck, Linz und Preßburg. 1900 schied er aus dem Militär aus, unternahm ausgedehnte Reisen und ließ sich 1904 in Riva am Gardasee nieder. 1906-08 Schriftleiter der „Gardasee-Post", wechselte er 1909 als Redakteur des „Sarajevoer Tagblatts" nach Sarajevo. Nach Ende des Ersten Weltkriegs ließ sich K. als freier Schriftsteller in Innsbruck nieder. Schon als Offizier veröffentlichte er Erzählungen, Stücke und Mundartgedichte wie Was ich sang und sann (1925). Seine Lebenserinnerungen Auf Irr- und Kreuzwegen erschienen postum 1935. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 296 f. K e r c k h o f f , Susanne, Schriftstellerin, * 5.2.1918 Berlin, t 15.3.1950 Berlin. Die Tochter des Literaturhistorikers Walter Harich und der Musikwissenschaftlerin Margarethe Harich-Schneider studierte in Berlin Philosophie und half als überzeugte Sozialistin während des Nationalsozialismus rassisch und politisch Verfolgten. Ihr Romandebüt Tochter aus gutem Hause (1939) wurde von der Ufa verfilmt. Weitere Romane sowie Lyrik (Das innere Antlitz, 1946) folgten. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete K. für kurze Zeit als Dolmetscherin in Hannover. Seit 1948 war sie Redakteurin der „Berliner Zeitung". K. beging Selbstmord. Ihr Roman Die verlorenen Stürme schildert die Zeit um 1933 mit stark autobiographischen Bezügen. WEITERE WERKE: Das zaubervolle Jahr. Roman. Berlin 1942. - Berliner Briefe. Berlin 1948. - Vor Liebe brennen. Lyrik und Prosa. Hrsg. v. Monika Melchert. Berlin 2003. LITERATUR: Heinz Lüdecke (Hrsg.): Zeit, die uns liebt. Ein Gedenkbuch für S. K. Mit Beiträgen von Arnold Zweig und Paul Rilla. Halle/Saale 1950. Kerer, Johann, österr. Jurist, Politiker, * 2.10.1808 Bruneck (Südtirol), t 9. 8.1867 Obernberg am Brenner (Tirol). K. studierte in Innsbruck Rechtswissenschaften und lehrte seit 1846 politische Wissenschaften sowie politische Gesetzeskunde, seit 1847 als Ordinarius auch europäische und
österr. Statistik. 1849/50 und 1860/61 war er Rektor der Universität. Als Mitglied des „Katholischen Vereins" wurde K. 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. 1861-65 vertat er den Tiroler Landtag als konservativer Abgeordneter im Reichsrat und gehörte 1865-67 dem Landtag an. K. war Mitherausgeber des „Volksblatts für Tirol und Vorarlberg" sowie zeitweilig Direktor des Innsbrucker Musikvereins. LrTERATUR: Oswald Gschließer: K., J. In: ÖBL, Bd. 3,1965, S. 298. K e r n e c k , Heinz, Journalist, * 3.3.1912 Jena, t 19.4.1968 Badenweiler. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete K. bis 1933 im Genossenschaftsbereich und freiberuflich als Journalist und war danach Angestellter der Reichsbahn und des Mitteleuropäischen Reisebüros. Aus britischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, wurde er Redakteur des SPDPressedienstes in Hannover, Parlamentsberichterstatter des Deutschen Presse-Dienstes beim Frankfurter Wirtschaftsrat und der Deutschen Presse-Agentur beim Bundestag und Bundesrat. Seit 1953 leitender Redakteur und Chef der Nachrichtenredaktion bei der Deutschen Welle, wurde er 1957 Intendant von Radio Bremen. K. war Vorsitzender der Bremer Journalistenvereinigung. Er veröffentlichte u. a. Hört! Hört! 300 ebenso lustige wie überwiegend wahre Anekdoten aus der deutschen Nachkriegspolitik (1957). LITERATUR: Gerhard Ludwig Milau: Η. K. In: Der Journalist 18 (1968) 6, S. 39. - Notwendigkeiten, Möglichkeiten. Porträt eines Journalisten. Red. Hans Abich. Bremen 1969. K e r n e r , Johann (Georg), Journalist, * 9 . 4 . 1 7 7 0 Ludwigsburg, t 7.4.1812 Hamburg. Der Sohn einer württembergischen Honoratiorenfamilie studierte seit 1779 an der Hohen Karlsschule in Stuttgart Medizin und ging 1791 nach der Promotion Uber Straßburg nach Paris. Von der Revolution begeistert, Schloß er sich dort der Gironde an, wurde 1794 selbst auf eine Haftliste gesetzt, konnte jedoch in die Schweiz entkommen. 1795 ging K. als Privatsekretär des französischen Gesandten bei den Hansestädten, Karl Friedrich von Reinhard, nach Hamburg. Dort kritisierte er in zahlreichen Artikeln, u. a. für die „Hamburgischen Adreß-Comtoir-Nachrichten", die Terrorherrschaft der Jakobiner sowie Napoleons Verrat der republikanischen Idee, verbreitete aber in der von ihm mitbegründeten „Philanthropischen Gesellschaft" weiter die demokratischen Ideale. 1801 schied K., resigniert über Napoleons Alleinherrschaft und Machtpolitik, aus französischen Diensten aus und arbeitete bis zu seinem Tod als Armenarzt in Hamburg. WERKE: Reise über den Sund. Tübingen 1803. - Jakobiner und Armenarzt. Reisebriefe, Berichte, Lebenszeugnisse. Hrsg. v. Hedwig Voegt. Berlin 1978. LITERATUR: Hans-Werner Engels: G. K. (1770-1812) und die Philanthropische Gesellschaft in Hamburg. Ein Beitrag zum Thema Hamburg zur Zeit der Französischen Revolution. In: Quatuor Coronati 25 (1988) S. 193-207. - Andreas Fritz: Georg Kerner (1770-1812): Fürstenfeind und Menschenfreund. Eine politische Biographie. Frankfurt/Main 2002. K e r n s t o c k , Ottokar, Taufname Otto, AugustinerChorherr, Dichter, * 25.7. 1848 Marburg/Drau, t 5.11.1928 Festenburg (Steiermark). Nach zwei Semestern Jurastudium trat der Sohn eines Finanzbeamten in das Augustiner-Chorherrenstift Vorau ein, wurde 1871 zum Priester geweiht und betreute seit 1872 Bibliothek und Archiv des Stifts. Nach einer Tätigkeit als Kooperator in St. Lorenzen am Wechsel (1877-83) und Dechantskirchen (1883-87) wurde K. 1889 Pfarrvikar auf der Festenburg, wo er bis an sein Lebensende wirkte.
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Kerr Seit 1878 veröffentlichte er in den M ü n c h n e r „Fliegenden Blättern" dem Mittelhochdeutschen n a c h e m p f u n d e n e Minnelyrik. Seine erste Gedichtsammlung erschien 1901 unter dem Titel Aus dem Zwingergärtlein. Kaisertreue und Chauvinismus führten ihn zu Kriegshetzerei und Heldenverklärung während des Ersten Weltkriegs (Steirischer Waffensegen, 1916, mit Peter —»Rosegger). Die von ihm 1919 gedichtete Österreichische Volkshymne war 1931-38 offizielle Staatshymne, zu singen auf die Melodie des Liedes Gott erhalte Franz den Kaiser. WEITERE WERKE: Turmschwalben. M ü n c h e n 1908. - Aus der Festenburg. G e s a m m e l t e Aufsätze und Gelegenheitsgedichte. Graz 1911. - Schwertlilien aus dem Zwingergärtlein. Graz 1915. - Gedichte. Hrsg. und eingeleitet v. Rainer Rudolf. Graz 1968. LITERATUR: Wilhelm Arthur H a m m e r / E . Aschauer (Hrsg.): Festbuch zum 65. Geburtstage 0 . K.s. Teschen u . a . 1913. Oswald Floeck: Der Sänger auf der Festenburg. Sein Leben und Werk. Mit einem Geleitwort von Peter Rosegger. G r a z / W i e n 1915. - Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 305 f. - Hellmuth H i m m e l : K., O. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 531 f. K e r r , Alfred, eigentl. A. Kempner, Theaterkritiker, Essayist, Schriftsteller, * 2 5 . 1 2 . 1 8 7 6 Breslau, t 1 2 . 1 0 . 1 9 4 8 Hamburg. K. stammte aus einer jüdischen Familie - sein Vater war Weinhändler - , studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Breslau und Berlin und wurde mit einer Arbeit über Clemens Brentano promoviert (Godwi. Ein Kapitel deutscher Romantik, 1898). Mit Schilderungen des Berliner Alltags begann er seine schriftstellerische Tätigkeit und arbeitete u . a . für die „Vossische Zeitung", die „Neue Rundschau" und die „Breslauer Zeitung" sowie f ü r den „Pan", den er mitbegründete und 1912 durch Kauf übernahm. 1917 erschienen sein erster Gedichtband Die Harfe und die erste Reihe der gesammelten Schriften in fünf Bänden Die Welt im Drama. Von 1919 bis 1933 schrieb er f ü r die wichtigsten theaterkritischen Organe, für das „Berliner Tageblatt" und die „Frankfurter Zeitung". Er engagierte sich für Otto —>Brahm und dessen Ensemble, später auch f ü r Leopold Jessner, und würdigte das politische Engagement von Erwin Piscator. Distanziert und skeptisch stand er dem Theater M a x Reinhardts gegenüber und übte heftige Kritik a m wilhelminischen Theater. Ibsen und Strindberg, - » W e d e k i n d , Shaw und Schnitzler gehörten zu j e n e n Autoren, für deren Bühnenwerk sich K. einsetzte. Sein bedingungsloses Engag e m e n t galt Gerhart Hauptmann. Erschütterung, Sehnsucht, H o f f n u n g und kathartisches Erleben sind die Schlüsselbegriffe in K.s Hauptmann-Verständnis. Über Bertolt —> Brecht urteilte er zwiespältig und hielt dessen Werk f ü r überschätzt. Er sah in Brecht einen Epigonen, der seinen Kriterien von Originalität und Individualität nicht entsprach. In den zwanziger Jahren kam es wegen dieser Einschätzung K.s zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kritiker-Antipoden Herbert —> Ihering. A u c h gegen Maximilian —> Harden und Karl —»Kraus polemisierte K. überaus heftig. Er vertrat die Ansicht, daß Kritik Kunst sei, und proklamierte die Theaterkritik als eigenständige Kunstform, die sich durch die Verwendung originärer Stilmittel und Strukturen auszeichnen müsse. Aggressive, knapp-pointierte Hauptsätze, h ä m m e r n d e r Rhythmus, die Verwendung von Dialekt- und Fremdwörtern, lyrische Wendungen und Leseranrede kennzeichnen seine Kritiken, die die geistige Originalität und die Unverwechselbarkeit von Werk und Künstler in den Vordergrund stellten. Neben Theaterkritiken und Prosaskizzen schrieb K. Reisefeuilletons. In Zeitungsartikeln warnte er vor den Nationalsozialisten und einem neuen Kriegsausbruch. 1933 floh K. über Prag, Wien und Zürich nach Paris. 1935 ging er nach London und wurde britischer Staatsbürger. Den Kampf gegen die Nationalsozialisten setzte K. neben
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seiner theaterkritischen Tätigkeit in vielen Artikeln, A u f r u fen und Flugblättern fort. In Die Diktatur des Hausknechtes (1934) warnte er eindringlich vor der faschistischen Gefahr. Diese Publikation stellte auch eine Absage an frühere Freunde und Kollegen dar, u. a. an Gerhart Hauptmann, der, wie K. meinte, mit den neuen Machthabern in Deutschland paktierte. N a c h 1945 beteiligte sich K. aktiv an der demokratischen Literatur- und Theaterentwicklung sowie an der PEN-Bewegung. Die monographischen Darstellungen, Essays und Gedichte, die kritischen Schriften und Theaterkritiken weisen K. bei aller Selbstsucht, Eitelkeit und stilistischer Eigenwilligkeit als einen Publizisten aus, der kunstästhetische Anschauungen mit politischer Haltung verband. Er hat die deutsche Theaterentwicklung über vier Jahrzehnte kritisch begleitet. In seinem Werk sind die großen Theaterereignisse des 20. Jh. dokumentiert. K. ergriff stets eindeutig Partei, seine Kritiken waren nie bloß Berichte über A u f f ü h r u n g e n und Wiedergaben des Geschehens. Bühneninszenierungen gaben ihm vielmehr Anlaß zu Feststellungen über Zeiterscheinungen, über das Theater, das Werk und seinen Schöpfer. Eigenwillig und kämpferisch, war K. der meistbewunderte und meistgehaßte Kritiker. Ausgeprägter Subjektivismus, der ihn bisweilen historisch-kritische Maßstäbe vergessen ließ, prägte seine Kritiken, in denen sich beißender Spott und kalter Zynismus paaren. Eine Sammlung seiner wichtigsten Kritiken erschien unter d e m Titel Mit Schleuder und Harfe (1982). LITERATUR: Günther Rühle: Theater für die Republik. 2 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1967. - Isabella Herskovics: Α. K. als Kritiker des Berliner Tageblattes. Diss. Berlin 1990. Lothar Schöne: Neuigkeiten v o m Mittelpunkt der Welt. Darmstadt 1994. Brigitte Marschall K e r s c h b a u m , Hans, österr. Schriftsteller, Redakteur, * 2 0 . 7 . 1 8 8 7 Wien, t 7 . 2 . 1947 Wien. K. studierte 1907-11 an der Univ. Wien Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und volontierte daneben seit 1908 in der Redaktion des „Neuigkeits-Welt-Blatts", der er 1911 als Parlamentsberichtserstatter beitrat. Seit 1913 Chefredakteur der Zeitschrift, mußte er nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich j e d o c h ausscheiden. Nach 1945 wurde er als Vertreter der Ö V P in die Redaktion der Zeitung „Neues Österreich" berufen. K. war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Wiener Presse-Organisation. WERKE: Bergheimat. Kärntner Erzählungen. Klagenfurt 1921. - Der Ulrichsberg - der Kärntner Berg. Klagenfurt 1934. LITERATUR: Marceil Klang: Κ., H. In: Ders.: Die geistige Elite Österreichs. Wien 1936, S. 448 f. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 307. K e r s c h e k , Dieter, Redakteur, Funktionär, * 1 3 . 1 2 . 1 9 2 8 Berlin, t 2 0 . 5 . 2 0 0 3 Berlin. N a c h der Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zunächst Landwirtschaftsgehilfe in Templin, wurde K., Sohn einer Schneiderin und eines Elektromonteurs, 1950 Redakteur des „Pionierleiters". 1 9 5 2 / 5 3 studierte er Gesellschaftswissenschaften in Moskau. 1953-60 w a r er stellvertretender Chefredakteur, danach Chefredakteur der „Jungen Welt" und wechselte 1966 in gleicher Position zur „Wochenpost". 1 9 6 7 / 6 8 war er stellvertretender Leiter der West-Abteilung beim Zentralkomitee der SED, 1968-72 stellvertretender Chefredakteur und 1972-89 Chefredakteur der „Berliner Zeitung". K„ seit 1946 Mitglied der SED, w a r 1 9 4 7 / 4 8 Jugendsekretär im SED-Kreisverband Templin, 1948-50 Sekretär im Landesvorstand der F D J Brandenburg, 1961-67 Mitglied des FDJ-Zentralrats und 1974-89 Mitglied der SEDBezirksleitung Berlin. 1990 Schloß er sich der PDS an. Zeit-
Kiaulehn weise war Κ. auch Mitglied des Zentralvorstands des Verbands Deutscher Journalisten. LITERATUR: Klaus Polkehn: Das war die „Wochenpost". Berlin 1997. - Bernd-Rainer Barth: K., D. In: Wer war wer in der DDR?, 2001, S. 420. K e r s t e n , Kurt, Pseud. Georg Forster, Schriftsteller, Publizist, * 1 9 . 4 . 1 8 9 1 Wehlheiden (heute zu Kassel), t 1 8 . 5 . 1 9 6 2 N e w York. Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte seit 1910 in München und Berlin Germanistik und Geschichte und wurde 1914 mit einer Dissertation über Voltaires Henriade in der deutschen Kritik vor Lessing promoviert. N a c h drei Jahren Kriegsdienst lebte er 1919-33 als freier Schriftsteller in Berlin, arbeitete dort für die expressionistische Zeitschrift „Die Aktion" und die „Rote Fahne" und war Mitglied des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller. 1934 floh K. vor den Nationalsozialisten über Zürich nach Prag und Paris, 1940 weiter nach Casablanca und Martinique. 1946 ließ er sich in New York nieder. K. schrieb dort f ü r die Exilzeitschrift „Aufbau", veröffentlichte in internationalen und westdeutschen Zeitungen und Zeitschriften und arbeitete u. a. f ü r den Westdeutschen Rundfunk ( W D R ) . Von bleibender Bedeutung sind vor allem seine historischen Biographien wie Georg Forster 1754-1794 (1921) und Bismarck und seine Zeit (1930). WEITERE WERKE: 1848. Die deutsche Revolution. Berlin 1933. Neuausg. Weimar 1948. - Peter der Große. Vom Wesen und von den Ursachen historischer Größe. Amsterdam 1935. Neuausg. N ü r n b e r g 1951. LITERATUR: Martin Rector: Κ., Κ. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 539. - Peer Schröder: Heimat - Identität - Fremdsein: kulturelle F o r m e n der Verarbeitung von Exilerfahrung a m Beispiel der Briefe von Κ. K. Mag.-Arb. Univ. Göttingen 1990.
K e s s l e r , Eric, schweizer. Journalist, Diplomat, * 2 8 . 4 . 1 8 9 7 Winterthur, t 2 2 . 1 2 . 1 9 8 1 Aubonne. K. studierte in Zürich, Genf, Paris, Berlin und Göttingen und wurde zum Dr. phil. promoviert. Seit 1924 journalistisch tätig, war er 1929-40 Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" in London. 1940 w u r d e er Presseattache der dortigen schweizer. Gesandtschaft, 1945 Legationsrat in Washington, 1950 ständiger schweizer. Geschäftsträger in Rumänien und 1953 Missionschef in Irland. 1957-62 vertrat er die Schweiz als Botschafter in der Türkei. K e s s l e r , Gerhard, Nationalökonom, * 2 4 . 8 . 1 8 8 3 Großwilmsdorf (Ostpreußen), f 1 4 . 8 . 1 9 6 3 Kassel. K. studierte seit 1901 in Berlin und Leipzig Geschichte, wurde 1905 promoviert und war in den folgenden Jahren Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Soziale Praxis" sowie neben Theodor —» Heuss Assistent von Friedrich —> Naumann. 1911 an der T H Braunschweig f ü r Wirtschafts- und Sozialwissenschaften habilitiert, w u r d e er 1912 a. o., 1919 o . P r o f . f ü r Sozialpolitik in Jena und folgte 1927 einem Ruf nach Leipzig, w o er 1933 die gegen die Nationalsozialisten gerichtete Schrift Kampf und Aufbau veröffentlichte, die einige Monate später zu seiner Suspendierung und Verhaftung führte. Aufgrund persönlicher Intervention Hindenburgs zugunsten des Mitbegründers der Deutschen Winterhilfe aus der Haft entlassen, emigrierte er in die Türkei. 1950 zurückgekehrt, wurde er Gastprofessor, später Honorarprofessor in Göttingen und lehrte seit 1958 in Kassel. K. gehörte der jüngeren Historischen Schule der Nationalökonomie an, die sich gesellschaftspolitisch für die Demokratie und eine aktive Sozialpolitik engagierte und meist dem fortschrittlichen Liberalismus nahestand. Während der Weimarer Republik war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. K. veröffentlichte u. a. Die Siedlung der Heimstättengenossenschaft zu Jena (1919).
WEITERE WERKE: Die deutschen Arbeitgeber-Verbände. Leipzig 1907. Nachdr. Vaduz 1990. - D e r N e u a u f b a u des deutschen Wirtschaftslebens. Jena 1920. - D e r Student in der neuen deutschen Gesellschaft. Berlin 1929. - Hrsg.: Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik. Leipzig 1932. LITERATUR: Gerhard Lüpkes: K „ G. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 5 4 9 f. - Orhan Tuna: Prof. Dr. G. K.s Persönlichkeit und Werke. Istanbul 1964. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 616. Andreas Hänlein: G. K. - ein deutscher Sozialpolitiker im türkischen Exil. In: Winfried Boecken (Hrsg.): Sozialrecht und Sozialpolitik in Deutschland und Europa. Festschrift f ü r B e r n d Baron von Maydell. Neuwied 2002, S. 253-267. K e t t l e r , H e d w i g (Johanna), geb. Reder, Pseud. Gotthard Kurland, Pädagogin, * 1 9 . 9 . 1 8 5 1 Harburg (heute zu H a m burg), t 5 . 1 . 1 9 3 7 Berlin. D i e Tochter eines Regierungsbaurats besuchte die höhere Töchterschule in Osnabrück und heiratete 1880 den Journalisten Julius K. Sie gründete die Zeitschrift „Frauenberuf. Monatsschrift f ü r die Interessen der F r a u e n f r a g e " , die nur Beiträge von ihr enthielt, 1887 folgte die „Bibliothek der F r a u e n f r a g e " . K. forderte die S c h a f f u n g von M ä d c h e n g y m nasien, Zulassung zum Abitur und z u m S t u d i u m sowie die Erlaubnis zur Ausübung wissenschaftlicher Berufe. 1888 gründete sie als F o r u m dieser Forderungen in Weimar den Deutschen Frauenverein R e f o r m . 1893 e r ö f f n e t e der von ihr geleitete Verein Frauenbildungsreform in Karlsruhe das erste M ä d c h e n g y m n a s i u m , bis 1900 folgten M ä d c h e n g y m n a s i e n in Berlin, Köln, Breslau, Hannover, Leipzig und B r e m e n . K. veröffentlichte u . a . Was wird aus unseren Töchtern? (1889) und Was ist Frauenemanzipation? (1890). LITERATUR: H u g o Willich: Κ., H. In: N D B , B d . 11, 1977, S. 558. - Martina Nieswandt: Η. K. (1851-1937). In: Elke Kleinau (Hrsg.): Erziehung und B i l d u n g des weiblichen Geschlechts. Eine kommentierte Q u e l l e n s a m m l u n g zur Bildungs- und Berufsbildungsgeschichte von M ä d c h e n und Frauen. Mit K o m m e n t a r e n von A n n e Conrad. Bd. 1. Weinh e i m 1996, S. 123-127. K h u e n b e r g , Sophie von, verh. Kleinen, verh. Valduga, österr. Schriftstellerin, * 3 1 . 1 . 1 8 6 3 Graz, t 1 4 . 9 . 1 9 3 7 Villach. K. heiratete 1883 den Schriftsteller und Kunstkritiker Karl Erasmus —»Kleinert, der auch Redakteur der Grazer „Tageszeitung" war. Sie w u r d e nach ihren ersten dichterischen Versuchen von Peter —>Rosegger und Robert —>Hamerling z u m Schreiben ermutigt. Sie lebte in Wien, Graz, B r ü n n und Linz, war Mitarbeiterin der Zeitschrift „ M o d e r n e D i c h t u n g " und des Witzblatts „Der liebe Augustin". K. schrieb neben Lyrik auch B ü h n e n s t ü c k e und Prosa; u. a. veröffentlichte sie Der Heldenmaler (1914). In zweiter E h e w a r sie mit Oberst Valduga verheiratet. WEITERE WERKE: Frost und Flammen. Gedichte. Leipzig 1884. - Psyche. N e u e Gedichte. H a m b u r g 1897. - Die Hundsgräfin. D e r R o m a n einer Salzburgerin. Graz 1934. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 318. K i a u l e h n , Walter (Felix), auch Walther K., Pseud. Lehnau, Kulturkritiker, Schauspieler, * 4 . 7 . 1 9 0 0 Berlin, t 7 . 1 2 . 1 9 6 8 München. Der Sohn eines Steinsetzers absolvierte eine Ausbildung z u m Elektromonteur, war in diesem Beruf bis 1924 bei der F i r m a O s r a m in Berlin tätig und begann dann seine journalistische Arbeit als Gerichtsberichterstatter des „Berliner Tageblatts". Seit 1930 in der Feuilletonredaktion der „ B . Z . am Mittag", erhielt er 1933 u . a . aufgrund seines Essaysbandes Lehnaus Trostfibel und Gelächterbuch (1932) Berufsverbot. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete K. als Nachrichtenoffizier, Kunstmaler und zeitweilig als S p r e c h e r der UfaWochenschauen. Nach 1945 ließ er sich in M ü n c h e n nieder,
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Kienböck schrieb gemeinsam mit Erich —> Kästner für die „Neue Zeit u n g " und begann, 1946 von dem Regisseur Paul Verhoeven als komödiantisches Talent entdeckt, eine Karriere als Theater- und Filmschauspieler. K. wirkte in zahlreichen Filmen (u.a. Das verlorene Gesicht, 1946) mit und spielte an verschiedenen Münchner Bühnen. Seit 1950 war er Theaterkritiker und Leitender Redakteur des „Münchner Merkur". K. verfaßte anschauliche und unterhaltende, zum Teil kulturkritische Literatur, u . a . Die eisernen Engel. Geburt, Geschichte und Macht der Maschinen von der Antike bis zur Goethezeit (1935) und das vielbeachtete B u c h Berlin Schicksal einer Weltstadt (1958). WEITERE WERKE: Feuerwerk bei Tage. Stuttgart 1948. Oberbayrisches Bilderbuch. Berlin 1955. - Mein Freund, der Verleger. Ernst Rowohlt und seine Zeit. Reinbek bei Hamburg 1967. - Berlin - L o b der stillen Stadt. Feuilletons. Berlin 1989. LITERATUR: Trauer u m W . K. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 65 (1968) 5 1 / 5 2 , S. 2494. - EvaSuzanne Bayer-Klötzer: K., W. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 573. K i e n b ö c k , Viktor, österr. Jurist, Politiker, * 1 8 . 1 . 1 8 7 3 Wien, t 2 3 . 1 1 . 1 9 5 6 Salzburg. Der Sohn eines Rechtsanwalts studierte Rechtswissenschaft, trat nach der Promotion 1896 in die väterliche Kanzlei ein und wurde durch eine Reihe großer Prozesse bekannt. K. Schloß sich der kath. Arbeiterbewegung an, hatte engen Kontakt zu Karl Lueger und war 1908-14 Mitglied des „Sozialpolitischen Arbeiterrats". Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg wirkte er als Anwalt und schrieb für die „Reichspost". Als Abgeordneter der Christlichsozialen Partei gehörte K. seit 1918 dem Wiener Gemeinderat an und wurde 1920 Mitglied des Bundesrats, später des Nationalrats. 1922-24 und wieder 1926-29 w a r er Bundesminister f ü r Finanzen im Kabinett Seipel; in seine Amtszeit fielen die Abwicklung der Genfer Anleihe, die Konsolidierung der Österreichischen Nationalbank, durchgreifende Reformen im Verwaltungs- und Steuerwesen und die Einführung der Schillingwährung. 1932 z u m Präsidenten der Österreichischen Nationalbank ernannt, wurde er 1938 nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich aller Ämter enthoben. 1945-52 war K. Berater der Österreichischen Nationalbank und 1952-56 deren Vizepräsident. E r veröffentlichte u . a . Das österreichische Sanierungswerk (1925). LITERATUR: Franz Landertshammer: V. K. (1873-1956). In: Neue Österreichische Biographie ab 1815. G r o ß e Österreicher. Bd. 11. Zürich 1957, S. 190-206. - Gustav Otruba: Κ., V. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 583 f. - Martin Kienböck: V. K. Sein Leben und sein Wirken für Österreich. Dipl.-Arb. Wirtschaftsuniv. Wien 1991. K i e n z l , Hermann, österr. Redakteur, Schriftsteller, * 2 2 . 6 . 1 8 6 5 Graz, t 1 3 . 5 . 1 9 2 8 Berlin. K. studierte in Graz, Innsbruck und Berlin Philosophie und Germanistik und arbeitete seit 1889 als Kunstkritiker und Redakteur zunächst in Wien, dann in Berlin. Anschließend in den Redaktionen des „Grazer Tagblatts" und des „Wiener deutschen Volksblatts" tätig, hatte er 1897-1904 die Chefredaktion des „Grazer Tagblatts" inne. Seit 1905 lebte K. als freier Schriftsteller, Theaterkritiker und Dramatiker in Berlin. Er verfaßte u. a. Dramen der Gegenwart. Betrachtet und besprochen (1905). LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 3 2 4 f. K i e r z e k , Heinrich, Verleger, * 6 . 7 . 1 9 0 9 Duisburg, t 1 6 . 2 . 1 9 7 5 Fulda. Nach einer kaufmännischen Lehre war K. 1926-28 als Korrespondent, dann als Pressestenograph und Hilfsredakteur in Aachen tätig. 1931 wurde er Lokalredakteur, später stellvertretender Chefredakteur des „Echos der Gegenwart", eines
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Organs der Zentrumspartei (bis 1933). Seit 1936 kaufmännischer Angestellter, w u r d e er 1940 aus politischen Gründen inhaftiert. Nach Kriegsende war K. Chefredakteur und Herausgeber der . f u l d a e r Volkszeitung", die 1974 eingestellt wurde. Daneben w a r er 1. Vorsitzender des Verbands hessischer Zeitungsverleger und Mitglied des hessischen Landesvorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. K. veröffentlichte u. a. Im Land der Gegensätze (1955). K i e s e l , Otto, Pseud. Ulrich Pfingst, Schriftsteller, Redakteur, * 7 . 1 1 . 1 8 8 0 Hamburg, f 2 1 . 8 . 1 9 5 6 Hamburg. Der Sohn eines Schneiders ergriff zunächst den väterlichen Beruf, bildete sich autodidaktisch weiter und trat 1903 in die Redaktion der „Hamburger Nachrichten" ein. Nach einem zweijährigen Universitätsstudium in Kiel und Lausanne kehrte er zu den „Hamburger Nachrichten" zurück, wechselte 1910 zum „Hamburger Fremdenblatt" und übernahm bald die Leitung des Ressorts Lokales. Seit 1930 war K. Chefredakteur der „Hamburger Illustrierten" und lebte seit 1945 als freier Schriftsteller. Sein literarisches Werk umfaßt Dramen und Erzählungen, u. a. den Novellenband Ebbe und Flut. Hamburger Geschichten (1904). WEITERE WERKE: Der Golfstrom. R o m a n . Braunschweig 1923. - In der Heimat, in der Heimat. Roman. Hamburg 1935. - Wieder a m Winde. Roman. Berlin 1938. LITERATUR: Ο. Ε. K. gestorben. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 53 (1956) 18, S. 646. K i e s g e n , Laurenz, Pseud. Elise Kronberg, Karl Lorenz, Pittjüppche, Schibbeleutche, Lehrer, Schriftsteller, * 3 . 1 2 . 1 8 6 9 Köln, t 1 9 . 2 . 1 9 5 7 D a t t e n f e l d / S i e g . K. unterrichtete nach dem Besuch des Lehrerseminars seit 1890 als Grundschul- und später als Mittelschullehrer. Er war Herausgeber der Jugendzeitschrift „Jung-Köln", der Monatsschrift „Der Wächter für die Jugendschriften" (1910-20) und der „Münchner Jugendschriften". Darüber hinaus wirkte K. als Literaturhistoriker, Erzähler, Lyriker und Mundartdichter; er veröffentlichte u. a. Goethe, der Dichter. Bilder aus Goethes Leben der deutschen Jugend erzählt (1932). WEITERE WERKE: Martin Greif. Ein deutscher Lyriker. Leipzig 1906. - Hrsg.: Rheinischer Volkshumor. Essen 1941. K i e s l i c h , Günter, Zeitungswissenschaftler, * 2 4 . 1 . 1 9 2 4 Breslau, t 9 . 1 2 . 1 9 7 1 Salzburg. Nach Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft studierte K. 1950-54 in Münster Publizistik und war nach der Promotion 1955-59 Assistent Walter —> H a g e m a n n s am Institut für Publizistik sowie Redakteur der neugegründeten Zeitschrift „Publizistik", deren geschäftsführender Herausgeber er seit 1967 war. 1960 wechselte K. zu Emil —»Dovifat nach Berlin, bevor er 1962 Pressereferent der Kultusministerkonferenz in Bonn wurde. 1964-68 gehörte er dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft an, die er mitbegründet hatte. 1968 erhielt K. einen Ruf als o. Prof. für Publizistik und Kommunikationstheorie an die Univ. Salzburg und war zugleich Leiter des Deutschen Instituts f ü r publizistische Bildungsarbeit in Düsseldorf. 1 9 7 0 / 7 1 leitete er die Abteilung für Kommunikationswissenschaft a m Internationalen Forschungszentrum Salzburg und war Mitglied der Gemischten Kommission für Fragen der journalistischen Aus- und Fortbildung des Deutschen Presserates. K. wirkte an der dritten Ausgabe des Handbuchs Deutsche Presse (1961) mit und veröffentlichte u . a . Das „Historische Volkslied" als publizistische Erscheinung (1958), Publizistik als Wissenschaft (1960) und Kommunikationskrisen in der Wissenschaft (1969). WEITERE WERKE: Freizeitgestaltung in einer Industriestadt. Dortmund 1956. - Hrsg.: Die Struktur der österreichischen Tagespresse. Salzburg 1970. LITERATUR: Bernhard Wittek u.a.: Erinnerungen G. K. In: Publizistik 17 (1972) S. 7-67.
Kinkel K i l l i n g e r , Karl (August) Frh. von, Pseud. K. von Kreling, Anglist, Übersetzer, * 2 3 . 1 1 . 1 8 0 2 Heilbronn, t 1 . 3 . 1 8 6 8 Karlsruhe. N a c h Abschluß der juristischen Studien arbeitete K. als Rechtspraktikant in Karlsruhe, verließ 1832 den Staatsdienst und widmete sich anglistischen Studien. Mit Ludwig Uhland freundschaftlich und verwandschaftlich verbunden, erhielt er von diesem entscheidende Anregungen zur Entdeckung der englischen Literatur. K. war Verfasser und Mitarbeiter von Lehr- und Wörterbüchern, journalistisch für deutsche und englische Blätter (u.a. „Das Ausland", 1828ff.; „Karlsruher Zeitung", 1838-67) tätig und Herausgeber der Englischen Bibliothek. Eine fortlaufende Auswahl des Anziehendsten und des Neuesten aus englischen Taschenbüchern und Zeitschriften in sorgfältig bearbeiteten Übersetzungen (6 Bde., 1834-36). Ferner übersetzte er R o m a n e und Reiseberichte. Mit Erin (6 Bde., 1847-49) veröffentlichte er irische Erzählungen, Sagen und Legenden. LITERATUR: Friedrich Wielandt: Κ., K. Frh. v. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 608. K i l l i s c h v o n H o r n , Theodor H e r m a n n Karl Julius, Verleger, * 1 5 . 6 . 1 8 2 1 Bromberg, t 2 3 . 1 1 . 1 8 8 6 Berlin. Der Sohn eines Kanzleirats Schloß das Studium der Rechte in Berlin, währenddessen er f ü r die „Vossische Zeitung" schrieb, mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Seit 1855 war Κ. v. H. Verleger und Chefredakteur der von ihm gegründeten „Berliner Börsen-Zeitung", die er wahrscheinlich aus eigenen Mitteln finanzierte, nachdem er geheiratet hatte. Seine Zeitung stellte aktuelle Informationen für den zunehmend expandierenden Kapitalmarkt zur Verfügung und unterhielt bald ein ausgedehntes Korrespondentennetz. Aufgrund der steigenden Absatzzahlen seiner Zeitung erschienen seit 1856 eine Morgen- und eine Abendausgabe, letztere mit Börsenschwerpunkt, während erstere sich auf politische Angelegenheiten konzentrierte. Κ. v. H. s. Adelstitel ist zweifelhaft. LITERATUR: Hubertus Grote: Τ. Η. K. J. Κ. v. H. (1821-1886). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 141-150. K i n d , (Johann) Friedrich, Pseud. Oscar, Schriftsteller, Librettist, * 4 . 3 . 1 7 6 8 Leipzig, f 2 5 . 6 . 1843 Dresden. K. stammte aus einer sächsischen Juristenfamilie, studierte in Leipzig Jura und nahm nach der Promotion 1790 eine Volontärsstelle im Justizamt von Delitzsch an. 1793 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Dresden, die er bis 1814 führte. Neben seinem Beruf schriftstellerisch tätig, veröffentlichte K. a n o n y m Lenardos Schwaermereyen (2 Bde., 1 7 9 3 / 9 4 ) , eine Sammlung von Gedichten, dramatischen Bildern und Prosaerzählungen. Seit 1814 gehörte er der literarischen Vereinigung „Dichter-Thee" an, aus der der „Dresdner Liederkreis" hervorging, gab 1816 seine Kanzlei auf und entwickelte als führender Vertreter der „Dresdner Pseudoromantik" eine umfassende literarische Tätigkeit. K. redigierte 1815-32 Wilhelm Gottlieb Beckers „Taschenbuch z u m geselligen Vergnügen", war Mitherausgeber der Dresdner „Abend-Zeitung" (1817-26) und schrieb Gedichte, Erzählungen, Dramen sowie Opernlibretti. A u s der Zusammenarbeit mit Carl Maria von Weber entstand das Libretto zu dessen Oper Der Freischütz (1822) nach einer Erzählung von Johann August Apel. Er schrieb auch das Libretto zu Conradin Kreutzers Oper Das Nachtlager von Granada (1834). WEITERE WERKE: Tulpen. 7 Bde., Leipzig 1806-10. - Roswitha. 4 Bde., Leipzig 1811-16. Neuausg. Wildberg 1 9 8 9 f . Erzählungen und kleine R o m a n e . 5 Bde., Leipzig 1820-27. Neuausg. Wildberg 1989 f. - Sagen, Erzählungen und Novellen. 2 Bde., Leipzig 1829. LITERATUR: H e r m a n Anders Krüger: Pseudoromantik. F. K. und der Dresdener Liederkreis. Ein Beitrag zur Geschichte
der Romantik. Leipzig 1904. - Wilhelm P f a n n k u c h : K., F. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 6 1 2 f . - H e r m a n n F. Weiss: „Ich w a r nie der Knopf an Fortunas Hute". Unbekannte D o k u mente zur Beziehung zwischen Carl Maria von Weber und F. K. In: Joachim V e i t / F r a n k Ziegler: Weber-Studien. Bd. 3. M a i n z u. a. 1996. - John W a r r a c k / J a m e s Deaville: K., F. In: N G r o v e D , Bd. 18, 2 2001, S. 600. - Joachim Reiber: K., F. In: M G G 2 P , Bd. 10, 2003, Sp. 110-112. K i n d e r m a n n , Joseph Karl, österr. Geograph, Kartograph, * 4 . 3 . 1 7 4 4 Z s ä m b e k (dt. Schambeck, bei Budapest), t 1 5 . 1 0 . 1 8 0 1 Wien. Auf Wunsch seines Vaters begann K. 1760 in Wien mit d e m Medizinstudium; seine baldige H i n w e n d u n g zur M a t h e m a tik und Physik f ü h r t e z u m Bruch mit dem Elternhaus. 1768 verließ er Österreich und reiste im Dienst der Niederländischen Ostindischen K o m p a n i e nach Südafrika. In Kapstadt w u r d e er Sekretär des Gouverneurs Joachim van Plettenberg, betrieb daneben u m f a s s e n d e naturwissenschaftliche Studien und belieferte u. a. den französischen Naturforscher Georges Louis Leclerc d e B u f f o n mit exotischen Vögeln. 1774 kehrte K. nach der A u s s ö h n u n g mit seiner Familie nach Österreich zurück und lebte, wissenschaftlich tätig, in der Steiermark. Er veröffentlichte u. a. einen Historischen und Geographischen Abriß des Herzogtums Steiermark (1779, 3 1787) sowie das zwölfblättrige Kartenwerk Die Provinz Innerösterreich (1789-97). K. w a r Redakteur der „Grätzer Zeitung" (1787-1800) und des Atlas des Österreichischen Kaiserthums (seit 1801). WEITERE WERKE: Geographisches H a n d b u c h von Frankreich nach der neuesten Verfassung und Zergliederung dieses Reiches. Grätz 1791. - Repertorium der Steyermärkischen Geschichte, Geographie, Topographie, Statistik und Naturhistorie. Grätz 1798. LITERATUR: Johannes Dörflinger: K., J. K. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 618 f. K i n k e l , (Johann) Gottfried, Dichter, Politiker, * 1 1 . 8 . 1 8 1 5 Oberkassel (heute zu Bonn), t 13.11. 1882 Unterstraß bei Zürich. K., Sohn eines evang. Pfarrers, studierte Theologie in Bonn und Berlin und habilitierte sich 1837 in Bonn. Er war dort Dozent für Kirchengeschichte. 1840 gründete er mit seiner späteren Frau J o h a n n a K. den spätromantischen Dichterbund „ M a i k ä f e r " (1840-47). Dieser Vereinigung gehörten u . a . Ernst A c k e r m a n n , J a c o b —>Burckhardt und Alexander K a u f m a n n an. Wegen der Heirat mit einer Katholikin (1843) verlor K. seine Stellen. E r habilitierte sich in die Philosophische Fakultät um, lehrte seit 1846 als a. o. Prof. Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn. Als Redakteur der „Bonner Zeit u n g " engagierte er sich für die demokratische B e w e g u n g , gehörte 1848 als Abgeordneter der preuß. Zweiten K a m m e r an und beteiligte sich nach deren Auflösung a m badischpfälzischen Aufstand. K. w u r d e g e f a n g e n g e n o m m e n , zu lebenslänglicher H a f t verurteilt und 1850 von Carl —> Schurz befreit. Nach der Flucht nach Großbritannien wirkte er als Dozent der deutschen Sprache und Literatur in London sowie als Journalist f ü r das Emigrantenblatt „ H e r m a n n " . 1866 folgte K. einem Ruf als Prof. der Archäologie und der Kunstgeschichte an das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich. Zu seinen literarischen Arbeiten gehören u. a. das von seiner Frau vertonte Versepos Otto der Schütz (1846, 8 8 1909) und Der Grobschmied von Antwerpen (1872). WEITERE WERKE: Gedichte. Stuttgart 1843, 7 1872. - M o saik zur Kunstgeschichte. Berlin 1876. - Gegen die Todesstrafe und das Attentat, sie in der Schweiz wieder einzuführen. Vortrag. Zürich 1879. - G. K.s Selbstbiographie. 1838-1848. Hrsg. v. Richard Sander. Bonn 1931.
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Kirchbach LITERATUR: Edith Ennen: K., G. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 6 2 3 f. - Wolfgang Beyrodt: G. K. als Kunsthistoriker. Darstellung und Briefwechsel. Bonn 1979. - H e r m a n n RöschS o n d e r m a n n : G. K. als Ästhetiker, Politiker und Dichter. Bonn 1982. - Angelika Berg: G. K. Kunstgeschichte und soziales Engagement. Bonn 1985. - Klaus Schmidt: Gerechtigkeit - das Brot des Volkes: Johanna und G. K. Eine Biographie. Stuttgart 1996. - Matthias Manke: „ . . . daß ich Sie unter allen Umständen Freund w ü r d e nennen dürfen". Die Briefe von T h e o d o r S c h w a r z an G. K. 1851-1862. In: Mecklenburgische Jahrbücher 117 (2002) S. 311-375. K i r c h b a c h , Wolfgang, Schriftsteller, * 1 8 . 9 . 1 8 5 7 London, t 8 . 9 . 1 9 0 6 Bad Nauheim. Der Sohn eines Kunstmalers studierte seit 1877 in Leipzig Philosophie und Geschichte, zog 1879 nach München und gehörte dort zum Kreis um Michael Georg —» Conrad. 1882 verbrachte er in Italien und hielt sich seit 1887 als Redakteur und Theaterkritiker in Dresden auf, w o er u. a. das „Magazin f ü r Literatur" redigierte und f ü r die „Dresdner Nachrichten" schrieb. 1897 übersiedelte K. nach Berlin und engagierte sich f ü r die Wandervogel- und Volksbildungsbewegung. Neben D r a m e n und Lyrik verfaßte er, dem poetischen Realism u s verbunden, u. a. den Novellenzyklus Kinder des Reiches (1883) und den R o m a n Das Leben auf der Walze (1892). LITERATUR: K., W. In: Richard W r e d e / H a n s von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin. Bd. 1. Berlin 1897, S. 2 4 2 f . M a r i e L. B e c k e r / K a r l von Levetzow (Hrsg.): W. K. in seiner Zeit. Briefwechsel und Essays aus dem Nachlaß. München 1910. - Friedrich Pietsch: W . K. als Dramatiker. Breslau 1921. K i r c h m a n n , Julius H e r m a n n von, Jurist, Politiker, Philosoph, * 5 . 1 1 . 1 8 0 2 Schafstädt bei Merseburg, t 2 0 . 1 0 . 1 8 8 4 Berlin. Der Sohn eines kursächsischen Offiziers studierte Rechtswissenschaft in Leipzig und Halle und trat in den Staatsdienst ein. 1829 w u r d e er Assessor am Oberlandesgericht in Naumburg, 1833 Strafrichter in Halle, 1834 Direktor des Stadt- und Landgerichts in Querfurt, 1839 Direktor des Landgerichts in Torgau, 1846 (leitender) Staatsanwalt beim Kriminalgericht in Berlin, 1848 beim dortigen Kammergericht. Seiner liberalen Haltung wegen wurde er jedoch im selben Jahr als Vizepräsident an das Oberlandes-, später Appellationsgericht Ratibor versetzt, w o er 1 8 4 9 / 5 0 Mitherausgeber der „Demokratischen Blätter" war. 1867 erfolgte nach mehrmaligen Disziplinarmaßnahmen der preuß. Regierung aufgrund seines Vortrags Über den Communismus der Natur (1866, ' 1 8 8 2 ) im Berliner Arbeiterverein K.s endgültige Amtsenthebung; danach war er als philosophischer Schriftsteller und Politiker in Berlin tätig. 1848 gehörte K. für das linke Z e n t r u m der preuß. Nationalversammlung, 1861-70 und 1873-76 als Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei d e m preuß. Abgeordnetenhaus und 1867-77 dem Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstag an. In der Rechtslehre machte sich K. u. a. durch seine Erläuterungen zum Preußischen Zivilprozeßgesetz, die Propädeutik Die Grundbegriffe des Rechts und der Moral (1869, 2 1873, Nachdr. 1970) sowie den aufsehenerregenden Vortrag Über die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft 1847 (1848, Neudr. zuletzt 1988) einen Namen. Als Philosoph war er Befürworter des „naiven Realismus" (u.a. Über das Prinzip des Realismus, 1875). Besondere Verdienste erwarb er sich durch die G r ü n d u n g und Herausgabe der „Philosophischen Bibliothek" (seit 1868) mit übersetzten und kommentierten Texten von Aristoteles, Descartes, Spinoza, Hobbes und anderen. 1872 w u r d e K. Mitglied, 1878 Präsident der Berliner „Philosophischen Gesellschaft".
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WEITERE WERKE: Die Philosophie des Wissens. Bd. 1: Die Lehre v o m Vorstellen als Einleitung in die Philosophie. Berlin 1864. - Die Lehre vom Wissen als Einleitung in das Studium philosophischer Werke. Berlin 1868. Leipzig 3 1878. Ü b e r das Prinzip des Realismus. Leipzig 1875. - Katechism u s der Philosophie. Leipzig 1877, "1897. - Ueber die Anwendbarkeit der mathematischen Methode auf die Philosophie. Halle 1883. - Aesthetik auf realistischer Grundlage. 2 Bde., Berlin 1888. LITERATUR: Eduard von Hartmann: J. H. v. K.'s erkenntnistheoretischer Realismus. Ein kritischer Beitrag zur Begründung des transcendentalen Realismus. Berlin 1875. Adolf Lasson: J. Η. v. K. als Philosoph. Halle 1885. - Theodor Sternberg: J. Η. v. K. und seine Kritik der Rechtswissenschaft. B e r l i n / L e i p z i g 1908. - Paul-Hermann Opitz: J. H. v. K.s rechtstheoretische Ansichten. Diss. Marburg 1954. Friedbert Holz: K „ J. v. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 654 f. Herbert Berger: Begründung des Realismus bei J. Η. v. K. und Fr. Ueberweg. Diss. Bonn 1958. - Rainer Bast (Hrsg.): J. Η. v. K. (1802-1884) Jurist, Politiker, Philosoph. Hamburg 1993. - Günter Spendel: J. Η. v. K. Zugleich ein Stück preußischer Justizgeschichte. In: Franz Josef Düwell (Hrsg.): Recht und Juristen in der deutschen Revolution 1 8 4 8 / 4 9 . Baden-Baden 1998, S. 179-199. K i r c h n e r , Eugen, Maler, Graphiker, * 2 0 . 2 . 1 8 6 5 H a l l e / Saale, t 8 . 3 . 1 9 3 8 München. K. besuchte seit 1883 die A k a d e m i e der bildenden Künste in Berlin, ging 1888 nach München und arbeitete dann vorwiegend als Landschaftsmaler. Er gehörte der Münchner Sezession an und w u r d e 1893 Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter", zu deren beliebtesten Illustratoren er zählte. K. machte sich als Karikaturist und Landschaftszeichner einen N a m e n , u. a. mit seinen Landschaftsstudien Landschaft mit Bäumen (1895), und schuf darüber hinaus Gouachen, Radierungen sowie einige Ölbilder. Er beschickte neben den Ausstellungen der Münchner Sezession die des Münchner Glaspalastes sowie die G r o ß e Berliner Kunstausstellung. LITERATUR: Hermann Esswein: Ε. K. München u . a . 1904. K i r s c h , August, österr. Verleger, * 2 . 6 . 1 8 6 2 Wien, t 1 7 . 2 . 1 9 3 1 Wien. Nach d e m Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien trat K. in die Redaktion des von seinem Onkel F. Hummel gegründeten „Neuigkeits-Welt-Blatts" ein und wurde nach dem Tod des Onkels Eigentümer und Herausgeber (1888). Seit 1908 verlegte er auch die „Wiener Illustrierte Wochenschau". K. war Vizepräsdident des „Zentralvereins der Zeitungsunternehmungen Österreichs" und gehörte als Vorstandsmitglied der „Vereinigung der österreichischen Tageszeitungen" an. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 344. K i r s c h b a u m , Engelbert, Jesuit, Kunsthistoriker, * 6 . 1 . 1 9 0 2 Köln, t 2 8 . 3 . 1 9 7 0 Rom. K. trat 1921 in die Gesellschaft Jesu ein, absolvierte die philosophisch-theologische Ausbildung an der Ordenshochschule in Valkenburg und studierte seit 1926 an der Univ. München. 1929 zum Dr. phil. promoviert (Deutsche Nachgotik. Ein Beitrag zur Geschichte der kirchlichen Architektur von 1550-1800), empfing er in Valkenburg 1931 die Priesterweihe und setzte seine Studien am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in R o m fort. Nach Beendigung seiner Ordensausbildung in München wirkte K. an der Hochschule St. Georgen in F r a n k f u r t / M a i n , war anschließend Redakteur der „Stimmen der Zeit" in München und ging 1939 als Prof. der Kunstgeschichte und christlichen Archäologie an die Gregoriana in R o m . 1949-58 war er Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft. In Esplorazioni sotto la Confessione di San Pietro in Vaticano (2 Bde., 1951)
Kisch versuchte er, die Existenz des Petrusgrabes nachzuweisen. Er war Mitherausgeber des Lexikons der christlichen Ikonographie (8 Bde., 1968-76). WEITERE WERKE: Mit Ludwig Hertling: Die römischen Katakomben und ihre Märtyrer. Wien 1950, 2 1955. - Die Gräber der Apostelfürsten. Frankfurt/Main 1957, 3 1974. LITERATUR: Heinrich Pfeiffer: Κ., E. In: NDB, Bd. 11,1977, S. 673 f. - Ernst Dassmann: Κ., E. In: LThK3, Bd. 6, 1997, Sp. 105. Kirschmann, Emil, Politiker, * 13.11.1888 Oberstein/ Nahe, t 11.4. 1948 New York. Zunächst als Handlungsgehilfe tätig, war K , Sohn eines Dosenmachers, 1919-26 Redakteur der „Rheinischen Zeitung" in Köln. 1924-33 gehörte er als SPD-Mitglied dem Deutschen Reichstag an und war 1926-32 Ministerialrat im Preuß. Innenministerium. Nach der Entlassung ging er nach Saarbrücken, war dann einer der Leiter der „Beratungsstelle für Saarflüchtlinge" in Forbach, für die er gemeinsam mit Johanna Kirchner ein Informationsblatt (1936) herausgab. K. zählte zu den sozialdemokratischen Befürwortern einer Einheitsfront mit der KPD, war im französischen Exil Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft für sozialistische Inlandsarbeit" und emigrierte 1940 in die USA. Dort engagierte er sich im Exekutivkomitee des „German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism". LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 364 f. - Axel Redmer: Wer draußen steht, sieht manches besser. Biographie des Reichstagsabgeordneten Ε. K. Birkenfeld 1987. - M.d.R., 3 1994, S. 252-254. Kirschner, Lola, eigentl. Aloisia, Pseud. Ossip Schubin, Schriftstellerin, * 17.6.1854 Prag, t 10.2.1934 Schloß Koschatek (Böhmen). K. verlebte ihre Kindheit auf dem Gut Lochkow (Böhmen) und unternahm später gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, der Malerin Marie Louise K., Reisen nach München, Brüssel, Paris, Rom und Kairo. Sie ließ sich schließlich auf dem elterlichen Gut bei Prag nieder. K. hatte Kontakt zu Turgenjew, George Sand und Karl Meißner, die zum Teil als schriftstellerisches Vorbild dienten. Sie schrieb zahlreiche Romane und Novellen, in denen sie meist die österr. Offiziers- und Adelskreise darstellte, sich aber auch mit dem slawischen Dorfleben und mit sittlich-religiösen Fragen beschäftigte. Weite Verbreitung fanden ihre Werke durch die Veröffentlichung in Familienzeitungen, wie „Schorers Familienblatt" und „Deutsche Rundschau". K. verfaßte sechzehnjährig die Novelle Verkannt und verfehlt, ferner die Romane Auf Ehre (1884) und Ο du mein Österreich (3 Bde., 1890). WEITERE WERKE: „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht". Novellen. Berlin 21888. Neuausg. Wilberg 1989 f. - Gebrochene Flügel. Roman. Stuttgart u.a. 1894. Berlin δ 1922. Die Heimkehr. Roman. 2 Bde., Stuttgart 1897. - Refugium peccatorum. Roman. Berlin 1903. Kirschweng, Johannes, Schriftsteller, * 19.12.1900 Wadgassen (Kr. Saarlouis), t 22.8.1951 Saarlouis. Der aus einer Glasmacherfamilie stammende K. besuchte das Priesterseminar in Trier (1918-24) und empfing 1924 die Priesterweihe. Anschließend war er Kaplan, u.a. in Bernkastel-Kues und Bad Neuenahr, und studierte in Freiburg/Breisgau und Bonn. Aus Krankheitsgründen 1933 vom Priesteramt beurlaubt, widmete er sich der Schriftstellerei. Bereits mit seiner ersten Novelle Der Überfall der Jahrhunderte (1928) hatte er Anerkennung bei der Kritik gefunden. In den folgenden Jahren war er Literaturredakteur führender kath. Zeitschriften (u. a. „Hochland", „Literarischer Handweiser"). K. engagierte sich für die Wiedereingliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich. Grundthemen seiner Romane und Novellen sind Verständigung zwischen Deutschen
und Franzosen, Heimatliebe und eine christlich-katholische Lebenshaltung. Er veröffentlichte u. a. Feldwache der Liebe (1936), Der Neffe des Marschalls (1939) sowie die Bekenntnisschrift Bewahrtes und Verheißendes (1946), die zum Teil als geistiger Vorläufer des saarländischen Separatismus angesehen wurde. LITERATUR: Franz-Josef Reichert: K„ J. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 677 f. - Peter Neumann (Hrsg.): J. K. Bilder und Dokumente. Saarbrücken 1980. - Frank Steinmeyer: „Weil über allem Elend dieser Zeit die Heimat steht". Literatur und Politik im Werk von J. K. St. Ingbert 1990. Kirst, Hans Hellmut, Schriftsteller, * 5.12.1914 Osterode (Ostpreußen), t 23.2.1989 Bremen. Der Sohn eines Polizeibeamten besuchte das Gymnasium sowie die Handels- und Höhere Handelsschule in Osterode. 1933-45 war er Berufssoldat und Lehrer an Luftkriegsschule in Königsberg. Nach dem Krieg u.a. als Gärtner, Dramaturg und Gemeindeschreiber tätig, war K. 1947-72 Redaktionsmitglied beim „Münchner Mittag" (später „Münchner Merkur"). Seit 1968 verfaßte er für das ZDF Beiträge zur Sendung „Ratschlag für Kinogänger" und schrieb 1972-75 als Kolumnist für die Münchner „Abendzeitung". In seinen oft von Krieg und Soldatenschicksalen handelnden Unterhaltungsromanen versuchte K., seine eigene Vergangenheit zu bewältigen (08/15, 1954; Die Wölfe, 1966). Seine späteren Werke verstehen sich als Zeit- und Gesellschaftskritik (Fleisch ist wie Heu, 1979). 1985 veröffentlichte K. seine Autobiographie Schaf im Wolfspelz. WERKE: Gesammelte Werke in Einzelausgaben. 7 Bde., München 1965-71. LITERATUR: Heinz Puknus (Red.): Η. Η. K. Der Autor und sein Werk. Information, Zeugnis, Kritik. München 1979. Kisch, Egon Erwin, Pseud. Innozenz Scheerwink, Mathias Brunhauser u.a., Journalist, Schriftsteller, * 29.4.1885 Prag, t 31.3.1948 Prag. Der Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers, der u. a. die Offiziere der k. u. k. Armee belieferte, studierte 1903/04 ein Semester Ingenieurswissenschaften an der Deutschen TH Prag, dann Geschichte und Philosophie an der dortigen Universität und besuchte 1904/05 die Journalistenschule Richard —»Wredes in Berlin. 1905 wurde er Volontär beim „Prager Tagblatt", 1906 Lokalreporter der Tageszeitung „Bohemia" und 1910 Feuilletonist der unregelmäßig erscheinenden „Prager Streifzüge". 1912 erschien eine erste Sammlung von Reportagen unter dem Titel Aus Prager Gassen und Nächten, der Prager Kinder (1913) und Die Abenteuer in Prag (1920) folgten. Nach Aufdeckung der Spionageaffäre Oberst Red) (Der Fall des Generalstabschefs Redl. 1924) kehrte K. nach Berlin zurück und wurde Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts". 1914 veröffentlichte er seinen einzigen Roman Der Mädchenhirt. Im Juni desselben Jahres wurde K. erster Dramaturg am Berliner Künstlertheater. Im Ersten Weltkrieg wurde K. an der russischen Front 1915 verwundet (Soldat im Prager Korps, 1922, Neuaufl. unter dem Titel Schreib das auf, Kisch!, 1930). Nach anderthalbjährigem Etappendienst (u. a. in Gyula und Or§ova) trat er als Requisiteur und Zensor im Mai 1917 den Dienst im k. u. k. Kriegspressequartier in Wien an. Dort beteiligte er sich im Januar 1918 an der Gründung des „Arbeiter- und Soldatenrats", war zeitweilig Kommandant der „Roten Garde" und nahm eine führende Position in der „Föderation Revolutionärer Sozialisten .Internationale'" ein. 1919 arbeitete K. an Karl F. -> Kocmatas neuer Zeitschrift „Revolution" mit. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutsch-Österreichs und trat in die Redaktion der Wiener Tageszeitung „Der Neue Tag" ein. Inhaftiert und dann in die CSR abgeschoben, wo er vorübergehend für das Theater arbeitete, ging K. 1921 nach Berlin
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Kitir und schrieb als einer der führenden sozialistischen Journalisten u.a. für den „Berliner Börsen-Courier", das „Tagebuch", die „Weltbühne" und die „Rote Fahne". 1924 wurde er Mitglied des Schutzverbands der deutschen Schriftsteller (SDS) und 1925 der KPD. 1927-29 war er Redakteur der „Neuen Bücherschau" und 1928 Mitbegründer des Bunds proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, dessen Leitung er seit 1932 angehörte. 1930 nahm er an der Internationalen Konferenz der revolutionären Schriftsteller in Charkow teil und lehrte an der dortigen Journalistenfakultät. Maßgeblich an der Entwicklung des Genres Reportage zur literarischen Form beteiligt, verfaßte K. u.a. Hetzjagd durch die Zeil (1926) und Wagnisse in aller Welt (1927). Er unternahm Reisen durch Europa und Afrika (1922-24), in die Sowjetunion (1925/26; Zaren, Popen, Bolschewiken, 1927), die USA (1928/29, illegal; Paradies Amerika, 1930) und nach Zentralasien, China und Japan (1932; Asien gründlich verändert, 1932; China geheim, 1933). Einen Tag nach dem Reichstagsbrand 1933 verhaftet, wurde K. auf Intervention u. a. der Regierung der CSR als tschechischer Staatsbürger im März nach Prag abgeschoben, wo er mit Bruno —>Frei die Zeitschrift „Der Gegen-Angriff' gründete. In Paris wurde er Vizepräsident und Organisator des SDS im Exil. 1934 reiste er als Delegierter des „Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus" nach Melbourne (.Landung in Australien, 1937), gehörte beim Pariser „Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur" 1935 neben Heinrich —»Mann zum Präsidium und nahm 1937/38 als Berichterstatter der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil. Ende Mai 1938 wurde er über die Wahlliste der KP in Abwesenheit in den Prager Stadtrat gewählt, dürfte diese Funktion aber nie übernommen haben. Nach Kriegsbeginn emigrierte K. von Frankreich aus in die USA, im Herbst 1940 weiter nach Mexiko. Er beteiligte sich an der Gründung und der Herausgabe der Zeitschrift . f r e i e s Deutschland" (1941) sowie an der Gründung des Verlags El Libro Libre (1942), in dem sein in Frankreich begonnenes Erinnerungsbuch Marktplatz der Sensationen (1942) sowie die Entdeckungen in Mexico (1945) erschienen. K. war Vizepräsident des Heinrich-Heine-Klubs. 1946 kehrte er nach Prag zurück. Seinen Anspruch an Journalismus formulierte K., der 1923 mit Klassischer Journalismus. Die Meisterwerke der Zeitung (Neuausg. 1974) eine Sammlung von Pamphleten, Flugschriften, Artikeln und Rezensionen von Luther bis Zola vorgelegt hatte, u. a. im Vorwort zur 1924 erschienenen Reportagensammlung Der rasende Reporter. „Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Er war der Ansicht, Reportagen müßten nicht nur informieren, sondern auch unterhalten. K. entwickelte diese literarische Form kontinuierlich weiter. Gegenüber der noch 1920 formulierten Definition: „Der Reporter hat keine Tendenz, hat nichts zu rechtfertigen und hat keinen Standpunkt" forderte er später Parteilichkeit in dem Sinne, daß der Reporter nicht davon absehen könne, „den Unterdrückten und Entrechteten durch seine ungeschminkte Zeugenaussage zu nützen und zu helfen". Ohne soziale Erkenntnis könne keine wahre Reportage Zustandekommen. 1935 sprach K. von der „Reportage als Kunstform und Kampfform". WEITERE WERKE: Eintritt verboten. Paris 1934. - Geschichten aus sieben Ghettos. Amsterdam 1934. - Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. v. Bodo Uhse und Gisela Kisch, ab Bd. 8 fortgeführt v. Fritz Hofmann und Josef Poläcek. 10 Bde., Berlin 1960-85. - Briefe an den Bruder Paul und an die Mutter 1905-1936. Hrsg. v. Josef Poläcek. Berlin/Weimar 1978. - Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. v. Bodo Uhse. 12 Bde., Berlin 1992/93. - Mein
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Leben für die Zeitung. Journalistische Texte. 2 Bde., Berlin 1993. LITERATUR: Emil Utitz: Ε. Ε. K. Der klassische Journalist. Berlin 1956. - Dieter Schlenstedt: Die Reportage bei Ε. Ε. K. Berlin 1959. - Christian Ernst Siegel: Ε. Ε. K. Reportage und politischer Journalismus. Bremen 1973. - Hans Kronberger: Ε. Ε. K. Seine politische und publizistische Entwicklung vom bürgerlichen Journalisten zum Schöpfer der literarischen sozialistischen Reportage. Diss. Wien 1979. - Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Ε. Ε. K. München 1980 (Text + Kritik 67). - Dieter Schlenstedt: Ε. Ε. K. Leben und Werk. Berlin 1985. - Fritz Hofmann: Ε. Ε. K. Der rasende Reporter. Berlin 1988. - Hans-Albert Walter: Ein Reporter, der keiner war. Rede über Ε. Ε. K. Stuttgart 1988. - Marcus G. Patka: Ε. Ε. K. Stationen im Leben eines streitbaren Autors. Wien u. a. 1997. - Ders. (Hrsg.): Der rasende Reporter Ε. Ε. K. Eine Biographie in Bildern. Berlin 1998. - Karin Ceballos Betancur: Ε. Ε. K. in Mexiko. Die Reportage als Literaturform im Exil. Frankfurt/Main u. a. 2000. Bruno Jahn Kitir, Joseph, Pseud. Edwin Flug, österr. Lyriker, * 11.2.1867 Aspang (Niederösterreich), t 23.7.1923 Wien. Als Sohn eines Forstmeisters verbrachte K. seine Kindheit im Wechselgebiet, besuchte eine Ackerbauschule und studierte Jura an der Univ. Wien. Anschließend hielt sich K. einige Zeit als Journalist in München auf, wurde dann Beamter in Wien, wo er seit 1889 als freier Schriftsteller lebte. Er war Mitherausgeber der „Poetischen Flugblätter" (1898 ff., mit Karl Maria —»Klob) und des „Neuen Musenalmanachs. Deutsche Poesie zu Beginn des 20. Jahrhunderts" (1901). K., von Pierre —»Ramus als „österr. Verlaine" bezeichnet, veröffentlichte 1899 Ausgewählte Gedichte. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 358. Kittner, Alfred, Schriftsteller, Übersetzer, Literaturkritiker, * 24.11.1906 Czernowitz (Bukowina), t 14.8.1991 Düsseldorf. Der Sohn eines Beamten war bis 1942 Redakteur beim „Czernowitzer Tagblatt". 1942-44 im Konzentrationslager Bug interniert, arbeitete er danach bis 1958 in Bukarest als Bibliotheksdirektor und Rundfunksprecher und war dann bis zur Übersiedlung in die Bundesrepublik 1980 als freier Schriftsteller und Übersetzer tätig. K. zählte zum Bukowiner Dichterkreis um Paul Celan und Rose Ausländer. Er schrieb u. a. Wolkenreiter (1938), Hungermarsch und Stacheldraht (1956), Flaschenpost (1970), Schattenschrift (1988, 2 1994) und gab u. a. Werke von Alfred —> Margul-Sperber heraus. 1996 erschienen seine Erinnerungen 1906-1991. LITERATUR: Natalia Shchyhlevska: Deutschsprachige Autoren aus der Bukowina. Die kulturelle Herkunft als bleibendes Motiv in der Identitätssuche deutschsprachiger Autoren aus der Bukowina. Frankfurt/Main u. a. 2004. Kiwitz, Heinz, Pseud. N. Marceau, Graphiker, Illustrator, * 4.9.1910 Duisburg-Ruhrort, t 1938 Spanien. Der Sohn eines Buchdruckers besuchte als Schüler Karl Rössings die Buchkunstklasse der Essener Folkwang-Schule; anschließend bereiste er Italien und Frankreich und lebte 1931-33 in Berlin. Dort entstanden erste politisch-satirische Holzschnitte für die „Arbeiter-Presse" und Illustrationszyklen, u. a. für Grimmelshausens Der abenteuerliche Simplicissimus sowie zu Büchern Oscar Wildes, Selma Lagerlöfs und Felix Timmermans. K. war Mitglied der KPD, wurde 1933 von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern interniert und setzte nach seiner Freilassung die Tätigkeit als Illustrator fort, seit 1935 auch für den Rowohlt Verlag. 1937 emigrierte er über Kopenhagen nach Paris, von wo aus er unter dem Pseud. N. Marceau Comics in deutschen Zeitungen, darunter der „Deutschen Volkszeitung", veröffent-
Kläber lichte. Er fiel als Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. WEITERE WERKE: III: Hans Fallada: Märchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog. Berlin 1935. Neuausg. Berlin 1991. - Enaks Geschichten. Erzählung in Holzschnitten. Mit einem Vorwort von Hans Fallada. Berlin 1936. Neuausg. Berlin 1991. LITERATUR: Paul Bender: Η. K. Holzschnitte. Duisburg 1963. - Rudolf H. Hintermayer (Red.): Verfemt und ausgesperrt! Η. K. und die Kunst um 1930. Wien 1973. BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 624. - Martina Ewers-Schultz: Η. K. Druckgraphik. Duisburg 1992 (Ausstellungskatalog). K l a a r , Alfred, eigentl. Aaron Karpeles, Literaturhistoriker, Kritiker, * 7.11.1848 Prag, t 4. I I . 1927 Berlin. K. studierte an den Universitäten Prag und Wien Germanistik, Philosophie und Jura. Seit 1873 arbeitete er in Prag im Theaterreferat der „Bohemia" und als Leitartikler beim „Morgenblatt aus Böhmen". In den folgenden 25 Jahren entfaltete er eine rege publizistische Tätigkeit als Theaterkritiker und Literaturhistoriker, die ihm große gesellschaftliche Anerkennung verschaffte. K. spielte eine bedeutende Rolle im Prager Vereinsleben. Als Vorsitzender des Vereins deutscher Schriftsteller „Concordia" setzte er sich für die Förderung junger Nachwuchstalente wie Rainer Maria Rilke und Hugo —»Salus ein. Mehrere Abhandlungen über das Werk Grillparzers, u.a. Franz Crillparzer als Dramatiker (1891), trugen ihm den Ruf eines Experten ein. 1898 wurde K. als a. o. Prof. der deutschen Literaturgeschichte an die TH Prag berufen. Nach seiner zweiten Heirat mit der Schauspielerin Paula Eberty gab K. seine Stellung in Prag auf und ließ sich 1899 in Berlin nieder, wo er seit 1922 wieder eine leitende Position bei der „Vossischen Zeitung" innehatte. WEITERE WERKE: Schauspiel und Gesellschaft. Eine Studie. Berlin 1902. - Ludwig Fulda. Leben und Lebenswerk. Stuttgart 1922. - Spinoza. Sein Leben und seine Lehre. Berlin 1926. LITERATUR: Reiner Antoine: Α. K., Theaterkritiker der Vossischen Zeitung. Berlin-Dahlem 1963. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 362. - Renate Heuer: K„ A. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 696 f. K l a a r , Ernst, Schriftsteller, * 25.12.1861 Chemnitz, t 13.10.1920 Dresden. Der Sohn eines Webers ging nach einer Schriftsetzerlehre in Chemnitz auf Wanderschaft im In- und Ausland, ließ sich 1884 in Dresden nieder und Schloß sich hier noch während der Geltung der Sozialistengesetze der Sozialdemokratie an, in deren Blättern er seine ersten literarischen Versuche veröffentlichte. Seit 1888 war K. ausschließlich als freier Publizist und Schriftsteller für das Feuilleton des „Süddeutschen Postilion" und seit 1910 des „Wahren Jakob" tätig. Er veröffentlichte u. a. Knute und Bombe. Lieder und Gesänge für ein freies Rußland (1905). LITERATUR: Κ., E. In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 288 f. Klabund, eigentl. Alfred Henschke, Schriftsteller, * 4.11.1890 Crossen/Oder, t 14.8.1928 Davos. Der mit 16 Jahren an Tuberkulose erkrankte K., Sohn eines Apothekers, lebte nach dem Studium der Philosophie und Literatur als freier Schriftsteller in München, Berlin und in der Schweiz, häufig in Sanatorien. Gezeichnet durch seine schwere Krankheit, entwickelte er sich zu einem rastlos Schreibenden. Er war Mitarbeiter der Zeitschriften .Jugend", „Simplicissimus" und seit 1921 der Zeitschrift „Die Weltbühne". Seit 1912 veröffentlichte K. 76 Bücher, darunter Gedichtbände, Romane, Dramen und Nachdichtungen fernöstlicher Lyrik. Stilistisch oszillieren seine Werke zwischen Naturalismus, Impressionismus und Expressionismus.
Von romantischen Natur- und Liebesgedichten ging K. zu satirischen, grotesk-komischen Versen im Stil F r a n c i s Villons und Heinrich —»Heines über, in denen er häufig soziale Mißstände anprangerte. Seine sozialkritische Haltung sowie seine Vorliebe für erotische Themen machten ihn zwar zu einem der populärsten Dichter seiner Zeit, setzten ihn aber auch massiver Kritik aus. 1913 wurde er wegen der Veröffentlichung angeblich unsittlicher Texte angeklagt; nach dem Ersten Weltkrieg stand er wegen „Vaterlandsverrats" und „Majestätsbeleidigung" vor Gericht. In seinen expressionistischen, nicht minder zeitkritischen Kurzromanen griff K. häufig auf historische Stoffe zurück, wie ζ. B. in dem in der Reformation angesiedelten Eulenspiegelroman Bracke (1918). Als Dramatiker wurde er vor allem durch seine Bearbeitung des chinesischen Dramas Der Kreidekreis (1925) bekannt, die Bertolt —»Brecht als Vorlage für seinen Kaukasischen Kreidekreis diente. K.s einfühlsame Nachdichtungen chinesischer, persischer und japanischer Texte machten fernöstliche Lyrik erstmals in Deutschland populär. WEITERE WERKE: Werke. Hrsg. v. Christian von Zimmermann. 8 Bde., Heidelberg 1998-2003. - Sämtliche Werke. Leitung: Hans-Gert Roloff. Amsterdam u.a. 1998ff. - Das Leben lebt. Gedichte. Hrsg. v. Joseph Kiermeier-Debre. München 2003. LITERATUR: Rüdiger Frommholz: Η., A. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 557-559. - Matthias Wegner: K. und Carola Neher. Eine Geschichte von Leben und Tod. Berlin 1996. - Kurt Wafner: Ich bin K. - macht Gebrauch davon! Leben und Werk des Dichters. Frankfurt/Main 2003. - Klabautermann und Vagabund. Eine Einführung in Leben und Werke K. s (1890-1928). Berlin 2003 (Ausstellungskatalog). K l a b u n d e , Erich, Journalist, * 20.2. 1907 Hamburg, t 21.11.1950 Bad Pyrmont. Der Sohn eines Buchdruckers wandte sich nach dem Studium an der Univ. Hamburg dem Journalismus zu, wurde Redakteur beim „Hamburger Anzeiger" und Schloß sich der SPD an. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 durfte K. seinen Beruf nicht mehr ausüben und war dann u.a. 1939 als Geschäftsführer des Revisionsverbandes der Baugenossenschaften in Hamburg tätig. Seit 1945 erster Vorsitzender der neugegründeten Berufsvereinigung Hamburger Journalisten, wurde er 1946 Vorsitzender der SPD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft und war seit 1949 Mitglied des Bundestags. 1949 erfolgte seine Wahl zum Vorsitzenden der gesamtdeutschen Journalistenvereinigung. Von K. stammt der Entwurf zum ersten Bundespressegesetz. LITERATUR: Karl Schiller: Ε. K. zum Gedächtnis. In: Neues Hamburg 6 (1951) S. 64 f. - Erich Lüth: Ε. K. Journalist und Politiker der ersten Stunde. Hamburg 1971. - MdB, Bd. 1, 2002, S. 421. K l ä b e r , Kurt, Pseud. Kurt Held, Schriftsteller, * 4.11.1897 Jena, f 9.12.1959 Sorengo bei Lugano. K. absolvierte eine Lehre als Schlosser, zog mit der Wandervogelbewegung durch Deutschland und Europa und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Als Mitglied des Spartakusbundes, später der KPD, war er an der Novemberrevolution beteiligt. Nach einer einjährigen Reise durch die USA 1923 arbeitete er als Bergmann, Redakteur und Leiter der Arbeiterhochschule in Bochum. Innerhalb der kommunistischen Literaturbewegung nahm er seit 1927 eine führende Stellung ein. 1928 war er Mitbegründer des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller und 1929-32 Mitherausgeber und Redakteur der Zeitschrift „Die Linkskurve". K. veröffentlichte mehrere Prosa- und Gedichtsammlungen, die der proletarisch-revolutionären Literatur zuzurechnen sind (Barrikaden an der Ruhr, 1925). 1930 bereiste er die Sowjetunion. 1933 wurde er für kurze Zeit verhaftet, konnte da-
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Klages nach aber in die Schweiz emigrieren. Nach seinem Austritt aus der KPD (1938) schrieb er seit 1941 unter dem Pseudonym Kurt Held erfolgreich sozialkritische Jugendbücher, u. a. Die rote Zora und ihre Bande (1941, Nachdr. 2000). WEITERE WERKE: Empörer! Empor! Gedichte, Skizzen, Reiseberichte. Berlin 1925. - Passagiere der III. Klasse . Roman aus dem Arbeiterleben. Berlin 1928. - Matthias und seine Freunde. Aarau 1950. LITERATUR: Lisa Tetzner: Das war Kurt Held. 40 Jahre Leben mit ihm. Aarau, Frankfurt/Main 1961. - BHdE, Bd. 2.1, 1983, S. 624. - Bettina Herre: Kinderbuchproduktion im politischen Exil 1933-1945: Lisa Tetzner und Κ. Κ. (K. Held). Mag.-Arb. Univ. Hamburg 1989. - Erich Eberts: „... die einzige Wahrheit ist unsere Phantasie" (Κ. K. in einem Brief an Brecht, 29. März 1956). Κ. Κ. (K. Held) - vergessener denn je? Zum 100. Geburtstag des „Vaters" der „Roten Zora" (4. November 1897 in Jena). In: Fundevogel (1997) 125, S. 25-38. - Susanne Koppe: Κ. Κ. - K. Held: Biographie der Widersprüche? Zum 100. Geburtstag des Autors der „Roten Zora". Aarau u.a. 1997 (Ausstellungskatalog). - Erich Eberts: Κ. K. - der Arbeiterdichter unter dem Pseudonym K. Held. In: Volker Otto/Erhard Schlutz (Hrsg.): Erwachsenenbildung und Emigration. Biographien und Wirkungen von Emigrantinnen und Emigranten. Bonn 1999, S. 87-94. Klages, Ludwig, Philosoph, Psychologe, * 10.12.1872 Hannover, t 29.7.1956 Kilchberg bei Zürich. K„ Sohn eines Kaufmanns, studierte Chemie und Physik in Leipzig und München, wo er 1900 mit einer experimentalchemischen Arbeit promoviert wurde. Daneben studierte er Psychologie und Philosophie, vor allem bei Theodor Lipps. In München Schloß er sich dem Kreis um Stefan —»George an, in dessen „Blättern für die Kunst" er zwischen 1894 und 1904 Gedichte und Prosa veröffentlichte, und war 1899 Mitbegründer der „Kosmologischen Runde". Nach Auflösung dieser Verbindungen widmete sich K., der bereits 1896 die „Deutsche Graphologische Gesellschaft" mitbegründet hatte, ganz psychologischen Forschungen; 1900-1908 gab er die „Graphologischen Monatshefte" heraus. Zu den Teilnehmern seines „Psychodiagnostischen Seminars" (seit 1905), das er nach seiner Übersiedlung in die Schweiz (1915) seit 1920 in Kilchberg als „Seminar für Ausdruckskunde" weiterführte, gehörte auch Karl —» Jaspers. K. gilt als Begründer der wissenschaftlichen Graphologie, der Charakterkunde und der Ausdruckslehre. Seine auf diesen Gebieten veröffentlichten Standardwerke Die Probleme der Graphologie (1910), Prinzipien der Charakterologie (1910, ab 4 1926 unter dem Titel Die Grundlagen der Charakterkunde, "1989), Ausdrucksbewegung und Gestaltungskraft (1913, ab 51936 unter dem Titel Grundlegung der Wissenschaft vom Ausdruck, lo 19820), Handschrift und Charakter (1917, 29 1989) erlebten zahlreiche Auflagen. In seinen lebensphilosophischen Ansichten wurde K. besonders von Melchior Palägyj, Henri Bergson und Johann Jakob Bachofen angeregt. Von der Bewußtseinswissenschaft, der anders genannten Erkenntnistheorie, handelt seine 1921 erschienene Schrift Vom Wesen des Bewußtseins. In seinem Essay Vom kosmogonischen Eros (1922, s 1981) bestimmt K. den Eros als eine die Seele vom Geist befreiende Ekstase, in der Lebensvergewisserung stattfindet. Sein philosophisches Hauptwerk ist Der Geist als Widersacher der Seele (3 Bde., 1929-32, 61981). Die antike Lehre der Dreiteilung von Geist-Seele-Leib wiederaufnehmend, ging er von einem Antagonismus zwischen dem Geist auf der einen und dem Leib und der Seele auf der anderen Seite als untrennbar zusammengehörenden Polen der „Lebenszelle" aus. WEITERE WERKE: Die psychologischen Errungenschaften Nietzsches. Leipzig 1926. Bonn 5 1989. - Goethe als Seelenforscher. Leipzig 1932. Bonn 41971. - Geist und Leben. Berlin 1934. Bonn 42000. - Vom Wesen des Rhythmus. Jena
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1934. - Rhythmus und Runen. Leipzig 1944. - Die Sprache als Quell der Seelenkunde. Zürich 1948, 2 1959. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Ernst Frauchinger u. a. 8 Bde., Registerband und 3 Ergänzungsbände. Bonn 1964-92. LITERATUR: Max Bense: Anti-Klages oder Von der Würde des Menschen. Berlin 1937. - Herbert Hönel (Hrsg.): Erforscher und Künder des Lebens. Festschrift zu L. K.' 75. Geburtstag. Linz 1947. - Hans Eggert Schröder: L. K. Die Geschichte seines Lebens. 3 Bde., Bonn 1966-92. - Hans Kasdorff: L. K. Werk und Wirkung. 2 Bde., Bonn 1969-74. Hans Eggert Schröder: L. K. Berlin 1972. - Hans Kasdorff: L. K. im Widerstreit der Meinungen. Bonn 1978. - Konrad Eugster: Die Befreiung vom anthropozentrischen Weltbild. L. K.' Lehre vom Vorrang der Natur. Bonn 1989. Hestia. Jahrbuch der Klages-Gesellschaft. Bonn 1964 ff. Friedbert Holz: K., L. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 700-702. Michael Großheim: L. K. und die Phänomenologie. Berlin 1994. - Franz Tenigl: L. K. Vorträge und Aufsätze zu seiner Philosophie und Seelenkunde. Bonn 1997. - Thomas Behnke: Naturhermeneutik und physiognomisches Weltbild. Die Naturphilosophie von L. K. Regensburg 1999. - KarlHeinz Kronawetter: Die Vergöttlichung des Irdischen. Die ökologische Lebensphilosophie von L. K. im Diskurs mit der christlichen Theologie. Bonn 1999. - Perspektiven der Lebensphilosophie. Zum 125. Geburtstag von L. K. Hrsg. v. Michael Großmann. Bonn 1999. - Tobias Schneider: Ideologische Grabenkämpfe. Der Philosoph L. K. und der Nationalsozialismus 1933-1938. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 49 (2001) 2, S. 275-294. - Reinhard Falter: L. K. Lebensphilosophie als Zivilisationskritik. München 2003. Klagges, Friedrich, Verleger, * 16,(?)7.1880 Wiemeringhausen (Westfalen), t 2.1.1961 Bochum. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete K. als Geschäftsführer, Lokalredakteur und Prokurist in einem Zentrumsverlag, bis er sich 1909 selbständig machte. Mit seinem Schwager Max Schürmann gründete er eine Offene Handelsgesellschaft, Buchdruckerei und Verlag, in dem die dem Zentrum nahestehende „Neue Bochumer Volkszeitung" erschien. 1911 wurde das Blatt durch die Übernahme der Märkischen Vereinsdruckerei mit der „Westfälischen Volkszeitung" verschmolzen. K. war Vorsitzender des Verbandes Katholischer Kaufmännischer Vereinigungen Deutschlands, Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken Deutschlands und gehörte 1919-30 als Vertreter des Zentrums dem Magistrat der Stadt Bochum an. Er wurde mit der päpstlichen Medaille in Gold, „Pro ecclesia et pontifice", ausgezeichnet. LITERATUR: Trauer um Verleger F. K. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 58 (1961) 2, S. 80. Klahr, Alfred, auch Klaar, Pseud. Rudolf, Ph. Gruber, österr. Parteifunktionär, * 16.9.1904 Wien, t Juli 1944 Warschau. K., Sohn eines Angestellten der jüdischen Gemeinde in Wien, studierte dort Staatswissenschaften und wurde 1928 zum Dr. rer. pol. promoviert. 1930-32 war er Vertreter des Kommunistischen Jugendverbandes Österreichs beim Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugend-Internationale in Moskau, dann Chefredakteur des KPÖ-Zentralorgans „Die Rote Fahne" in Wien. Im Frühjahr 1934 verhaftet, ging er nach der Entlassung 1934 nach Prag und wurde Mitglied des Zentralkomitees der illegalen KPÖ. Seit 1935 in Moskau, war K. bis 1938 Leiter der österr. Abteilung der LeninSchule. In mehreren Aufsätzen vertrat er 1937 die Meinung, daß die großdeutsche Idee, die die österr. Arbeiterbewegung insgesamt geprägt hätten, historisch überholt sei. Seine Auffassung, daß Österreich eine eigene Nation bilde, setzte sich nach anfänglichen Widerständen in der KPÖ rasch durch. Anfang 1938 nach Prag zurückgekehrt, ging er nach dem Münchner Abkommen nach Brüssel, wurde Leiter der
Klatzkin dortigen KPÖ-Parteigrappe, war Chefredakteur der „Roten Fahne" und nahm 1939 an der sog. Berner Konferenz der K P D teil. 1940 floh er nach Südfrankreich, war beteiligt an der Organisation der österr. Abteilung der Travail AntiAllemand in der Resistance und b e g a b sich 1941 mit einem sowjetischen P a ß in die Schweiz. In Zürich verhaftet, an die Vichy-Behörden, nach der Internierung in L e Vernet 1942 an die Gestapo ausgeliefert, wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz verbracht. I m Juni 1944 gelang ihm die Flucht nach Warschau, w o er kurz vor d e m Warschauer Aufstand von einem deutschen K o m m a n d o erschossen wurde. WERKE: Zur österreichischen Nation. Mit einem Beitrag von Günther Grabner hrsg. von der Kommunistischen Partei Österreichs. Wien 1994. - Gegen den deutschen Chauvinismus. Beigefügt zu: Marx und Engels über das reaktionäre Preußentum. Offenbach 1997.
und Nürnberg auf und w u r d e 1792 Vikar im Unterelsaß. Seit 1793 arbeitete er f ü r die Zeitschrift „Argos, oder der M a n n mit hundert A u g e n " , legte die Priesterwürde infolge der Religionspolitik des K o n v e n t s von 1793 nieder und heiratete. 1794 w u r d e K. in Straßburg verhaftet und in Paris eingekerkert, dann j e d o c h freigesprochen. Später w a r er vermutlich in Straßburg literarisch tätig, arbeitete 1798 als G e m e i n d e schreiber und war 1805-08 Friedensrichter in R o c k e n h a u sen. K. veröffentlichte u . a . die Bearbeitung einer älteren Geschichte des Hochstifts Würzburg.
LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 366 f. - H a n s Hautmann (Hrsg.): Die A.-K.-Gesellschaft und ihr Archiv. Beiträge zur österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wien 2000.
K l a s i n g , August, Buchhändler, Verleger, * 8 . 1 0 . 1 8 0 9 Bielefeld, t 5 . 8 . 1 8 9 7 Bielefeld. Nach einer Buchhändlerlehre in Chemnitz arbeitete K., Sohn eines K n o c h e n h a u e r m e i s t e r s und Kornhändlers, als Geselle in Leipzig, Mainz und Bonn. 1835 stieg er als Teilhaber in die B u c h h a n d l u n g seines Freundes August —» Velhagen ein. Die F i r m a Velhagen & Klasing, der auch eine Druckerei angegliedert war, verlegte vor allem Schulbücher und religiöse Schriften. 1864 w u r d e eine Niederlassung in Leipzig gegründet, in der die Familienzeitschrift „ D a h e i m " erschien. Das konservativ-christliche Blatt war als Pendant zur Keilschen „ G a r t e n l a u b e " geplant und wurde seit 1886 unter d e m Titel „Velhagen & Klasings M o n a t s h e f t e " fortgeführt. D e r Leipziger Niederlassung w u r d e 1873 die Geographische A n stalt Velhagen & Klasing angegliedert. Sie erreichte ihren größten Erfolg mit d e m von Richard Andree herausgegebenen und weltweit vertriebenen Allgemeinen Handatlas der Erde (1880). Bei seinem Tod hinterließ K. einen der größten in Privatbesitz befindlichen Buchverlage im deutschsprachigen R a u m .
K l a i b e r , Theodor, Literarhistoriker, * 2 3 . 2 . 1 8 7 0 Rohrdorf bei Nagold, t 1 6 . 1 . 1 9 2 1 Stuttgart. K. studierte evang. Theologie in Tübingen und wurde 1893 promoviert. Er wirkte zunächst als Vikar und Pfarcverweser in verschiedenen Gemeinden, bis er 1902 eine eigene Pfarrei in Grafenberg bei Nürtingen Ubernahm. 1907 gab K. den Pfarrerberuf auf, um sich ganz seinen literaturgeschichtlichen Interessen zu widmen. Er arbeitete als Schriftleiter am „Staatsanzeiger f ü r W ü r t t e m b e r g " und erforschte die Entwicklungsgeschichte des deutschen R o m a n s und des deutschen Briefs. Dabei galt sein besonderes Interesse der Persönlichkeit des jeweiligen Literaten. K. gehörte zu den besten Kennern der schwäbischen Literatur und stand in Verbindung mit H e r m a n n Hesse. Sein Hauptwerk ist Die deutsche Selbstbiographie (1921). WEITERE WERKE: Deutsche Briefe. Bielefeld 1906. - Gottfried Keller und die Schwaben. Stuttgart 1919. - Friedrich Theodor Vischer. Eine Darstellung seiner Persönlichkeit und eine Auswahl aus seinen Werken. Stuttgart 1920. LITERATUR: Franz Menges: Κ., T. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 702 f. K l a p p , Michael, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 5 . 2 . 1 8 3 4 Prag, t 2 5 . 2 . 1 8 8 8 Wien. K. studierte Philosophie an der Univ. Prag und ging 1855 nach Wien, w o er 1859-66 Feuilletonredakteur der „Ostdeutschen Post" war. 1867 berichtete er als Auslandskorrespondent der „Gartenlaube" über die Pariser Weltausstellung und war danach f ü r die „Neue Freie Presse" in Spanien tätig. Nach seiner R ü c k k e h r gründete er 1870 mit Jakob —»Herzog die „Montags-Revue", die er bis 1877 selbst leitete. Er schrieb Lebens- und Sittenbilder und war als Lustspielautor erfolgreich; Rosenkranz und Güldenstem (1878) wurde über siebzigmal allein a m Wiener Burgtheater aufgeführt und an fast allen deutschen Bühnen gespielt. K. war Mitbegründer der „Concordia". WEITERE WERKE: Pilgerfahrt. Zürich 1876. - Die Bankgrafen. R o m a n aus der Schwindelzeit. 2 Bde., Bern 1877. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 368. K l a r m a n n , Georg (Adam), kath. Theologe, Schriftsteller, * 2 2 . 8 . 1 7 6 1 E l t m a n n / M a i n , t 19. oder 2 1 . 4 . 1 8 4 0 Rockenhausen (Pfalz). Der Sohn eines Ratsherrn studierte 1786-89 Theologie, anschließend Rechtswissenschaften in Würzburg, wurde 1791 Instruktor bei Geheimrat Sartorius und war Mitarbeiter a m „Journal von und f ü r Franken". Wegen des Verdachts der Kritik am zeitgenössischen Kirchenwesen mußte er im selben Jahr aus Würzburg fliehen, hielt sich dann in Erlangen
LITERATUR: Johann L u d w i g Klarmann: A. G. K. aus Eltmann a.M. Ein Bild aus der fränkischen A u f k l ä r u n g s - und französischen Revolutionszeit. D e t t e l b a c h / M a i n 1917. - Josef Gass: D e r fränkische Schriftsteller und elsässische K o n stitutionspriester G. K. Straßburg 1917.
LITERATUR: H e r m a n n Klasing: Beiträge zur Geschichte der Familie Klasing. Bielefeld 1930. - 100 Jahre Velhagen und Klasing 1835-1935. Bielefeld 1935. - H a n n s Klasing: Α. K. Lebensbild eines deutschen B u c h h ä n d lers. In: Archiv f ü r Geschichte des B u c h w e s e n s 3 (1961) S. 989-1012. - Gerd Schulz: K „ A. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 710. - Horst M e y e r : Velhagen & Klasing. E i n h u n d e r t f ü n f zig Jahre 1835-1985. Berlin 1985. - Martin Tabaczek: Α. K. (1809-1897). In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Bd. 14. Münster 1991, S. 111-125. - Dieter Barth: D a s „ D a h e i m " und sein Verleger Α. K. Eine kultur- und zeitgeschichtliche Untersuchung über ein deutsches Familienblatt des 19. Jahrhunderts. In: Hanns Klasing (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Familie K. N e u e Folge. Bielefeld 2002, S. 117-182. K l a t z k i n , Jakob, Publizist, Verleger, * 1 0 . 3 . 1 8 8 2 Kartusskaja Bereza (Rußland), t 2 6 . 3 . 1 9 4 8 Vevey (Schweiz). K „ Sohn eines Rabbiners, studierte in M a r b u r g (bei Hermann C o h e n ) und B e r n Philosophie. 1909-11 war er Schriftleiter des zionistischen Zentralorgans „Die Welt". 1912 w u r d e er in B e r n mit der erkenntnistheoretischen Studie Das Problem der Bewegung in methodischer Bedeutung promoviert und ü b e r n a h m die Leitung des Hauptbüros des Jüdischen Nationalfonds in Köln. 1912-15 gab er die „Freien Zionistischen Blätter" heraus. Als Schriftleiter war K. 1915-19 f ü r das „Bulletin J u i f in Lausanne tätig, arbeitete 1 9 2 1 / 2 2 f ü r die „Zionistischen Blätter" in Heidelberg. Mit N a h u m —»Goldmann gründete er 1923 in Berlin den Eschkol-Verlag, in d e m er seit 1928 als C h e f r e d a k t e u r der Encyclopaedia Judaica (10 deutsche B ä n d e 1928-34 und zwei hebräische B ä n d e 1929 und 1934) wirkte. K. übersetzte
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Klausberger u. a. Werke Spinozas ins Hebräische und schrieb philosophische Essays (u. a. Probleme des modernen Judentums, 1918; 3., ergänzte Aufl. 1930). Eine nationale jüdische Identität war f ü r ihn nur in einem jüdischen Staat und nicht in der Diaspora realisierbar. 1933 emigrierte K. in die Schweiz und wanderte 1941 in die U S A aus. 1947 kehrte er in die Schweiz zurück. Bleibende Bedeutung um die neuhebräische Philosophie erwarb sich K. durch seinen Thesaurus philosophicus linguae Hebraicae et veteris et recentioris (4 Bde., 1926-34). WEITERE WERKE: H e r m a n n C o h e n . Berlin 1919. 2., erw. Aufl. 1921. - Krisis und Entscheidung im Judentum. 2., erg. Aufl. Berlin 1921. - Die Judenfrage der Gegenwart. Vevey 1935. - Der Erkenntnistrieb als Lebens- und Todesprinzip. Zürich 1935. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 367. K l a u s b e r g e r , Maria Leopoldine, österr. Journalistin, Frauenrechtlerin, * 2 . 1 2 . 1 8 8 8 Oberhollabrunn (Niederösterreich), t 2 1 . 1 . 1 9 4 4 Wien. K. besuchte juristische Vorlesungen an der Univ. Wien und arbeitete viele Jahre als angesehene Redakteurin des „Österreichischen Volkswirts". K. war Vorsitzende der Vereinigung arbeitender Frauen und Vizepräsidentin der Zentralstelle f ü r weibliche Berufsberatung. Als Mitglied der Kommission f ü r Frauenarbeit im Sozialministerium wandte sie sich gegen die nach dem Ersten Weltkrieg einsetzende Verdrängung der weiblichen Industriearbeiter. Für die Rechte der Frauen setzte sie sich auch publizistisch ein. 1930 wurde ihr das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. LITERATUR: ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 371 f. K l a u s n e r , M a x Albert, Journalist, Schriftsteller, * 2 4 . 1 1 . 1 8 4 8 Kobylin (Posen), t 7 . 9 . 1 9 1 0 Berlin. Der aus gebildetem Haus stammende K. wuchs in Halle auf und studierte Mathematik, Astronomie, Geschichte und Germanistik. E r war zunächst Herausgeber der „Fortschrittlichen Korrespondenz" und arbeitete danach als politischer Redakteur für den „Berliner Börsen-Courier". Seit 1901 leitete er die „Israelitische Wochenschrift". K. stand in Verbindung mit einflußreichen Politikern und wandte sich gegen den zunehmenden Antisemitismus. E r war Geschäftsführer der von ihm mitbegründeten Deutschen Konferenzgemeinschaft „Alliance Israelite Universelle" (1906). Bekannt wurde K. auch als Übersetzer biblischer Poesie. 1901 erschienen Gedichte der Bibel. K l e e , Hans, Jurist, Politiker, * 3 . 1 1 . 1 9 0 6 Berlin, t 2 2 . 5 . 1 9 5 9 Zürich. Der Sohn des Juristen und Politikers Alfred K. studierte Jura und setzte sich als Mitglied des Zentralausschusses der Zionistischen Vereinigung f ü r Deutschland, des Preußischen Landesverbandes jüdischer G e m e i n d e n sowie im Vorstand von Makkabi für die Ziele der zionistischen B e w e g u n g ein. Er arbeitete als Redakteur der Zeitschrift „Der jüdische Wille" und war Mitglied der Jüdischen Volkspartei. Nach seiner Emigration in die Schweiz 1934 war er insbesondere in der Flüchtlingshilfe tätig. 1945-50 führte er den Vorsitz der Flüchtlingsvertretung in der Schweiz. K. war Präsident des Verbandes der Allgemeinen Zionisten in der Schweiz (seit 1947), Vizepräsident der europäischen Exekutive der World Confederation of Zionists und Redakteur des „Israelitischen Wochenblatts f ü r die S c h w e i z " (1953-59). Er veröffentlichte u. a. Wir Juden und die deutsche Schuld (1946). LITERATUR: B H d E , Bd. l , 1980, S. 368. K l e e , Paul, Maler, * 1 8 . 1 2 . 1 8 7 9 Münchenbuchsee bei Bern, t 9 . 6 . 1 9 4 0 Muralto bei L o c a r n o . Κ., Sohn eines Lehrers, w u c h s in Bern auf. 1886-98 besuchte er dort die Schulen bis zum Abitur. Schon als Kind zeigte er musikalische Begabung, was ihm erlaubte, mit 11 Jahren als
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außerordentliches Mitglied im Städtischen Orchester mitzuwirken. Von frühen literarischen Versuchen ist eine Reihe von Gedichten erhalten. Das bedeutendste schriftliche Dokument sind die Tagebücher, die K. von 1897 bis E n d e 1918 führte. Im Oktober 1898 reiste er zur Ausbildung nach München. E r besuchte bis 1900 die private Zeichenschule von Heinrich Knirr als Vorbereitung auf die Kunstakademie; 1 9 0 0 / 0 1 studierte er f ü r ein halbes Jahr bei Franz von —»Stuck. Nach einem sechsmonatigen Studienaufenthalt in Italien ( 1 9 0 1 / 0 2 ) verbrachte K. die folgenden Jahre in der Abgeschiedenheit des Elternhauses in Bern. Hier verfolgte er systematisch seine Selbstausbildung zum Künstler. Erst 1903, mit dem Beginn der Radierungsfolge Inventionen, glaubte er, an einer ersten Werkgruppe von Bedeutung zu arbeiten. Parallel dazu zeichnete K. Figurenstudien, meist freie Erfindungen, in denen er, ausgehend von den Aktzeichnungen Rodins eine freiere A n w e n d u n g der Linie erarbeitete. Seit 1905 experimentierte er mit der Hinterglasmalerei. 1906 heiratete K. die Pianistin Lily Stumpf und übersiedelte nach M ü n c h e n . Nach der Geburt des Sohnes Felix K. (1907) übernahm er dessen Pflege, während seine Frau den Lebensunterhalt für die Familie verdiente. Das Jahr 1910 markiert den Abschluß von K.s Frühwerk, jener Phase der einzelgängerischen Ausarbeitung des persönlichen Stils. Seine erste Einzelausstellung im K u n s t m u s e u m Bern im August dieses Jahres und die beginnende Freundschaft mit Alfred Kubin waren das Signal f ü r die allmählich wachsende Bekanntheit K.s und der Beginn seiner Beziehungen zu Künstlern der europäischen Avantgarde. Im Februar 1911 faßte K. den Entschluß, einen Werkkatalog seiner bisherigen Arbeiten, einschließlich der Kinderzeichnungen, anzulegen. Damit schuf er nicht nur ein Hilfsmittel zur Überwachung, Klassifizierung und Ordnung seiner künstlerischen Produktion, sondern n a h m auch eine Wertung dessen vor, was er f ü r seine künstlerische Entwicklung als bedeutsam erachtete. Die Katalogisierung seiner künstlerischen Produktion setzte er mit größter Akribie bis an sein Lebensende fort. Im M a i 1911 begann K. mit den Illustrationszeichnungen zu Voltaires R o m a n Candide ou l'optimisme. Er schuf damit einen neuen, schemenhaften Figuren-Typus. Die Jahre 1911 und 1912 brachten K. Begegnungen, die seine künstlerische Biographie in entscheidender Weise prägen sollten. 1911 lernte er August M a c k e und Wassily Kandinsky, 1912 Robert Delaunay (in Paris), Hans Arp, Franz Marc und Herwarth - > Waiden kennen. Die zweite Reise nach Paris im April 1912 vertiefte K.s Auseinandersetzung mit dem Kubismus, die Begegnung mit den Mitgliedern des „Blauen Reiters" verstärkte sein Interesse f ü r Kinderzeichnungen. Auch mit der Avantgarde in der Schweiz, die sich in der Künstlergruppe „Der M o d e r n e B u n d " organisierte, zu der auch Hans A r p gehörte, trat K. in engeren Kontakt. 1 9 1 1 / 1 2 schrieb er f ü r die Schweizer Monatsschrift „Die A l p e n " Kunstkritiken, in denen er als Vermittler und Befürworter der neuen „expressionistischen" Kunst auftrat. Im April 1914 reiste K. zusammen mit Louis Moilliet und August M a c k e nach Tunesien. Der nur vierzehntägige Aufenthalt löste eine der fruchtbarsten Schaffensphasen aus. Er dokumentierte die Reise ausführlich im Tagebuch und feierte sie als seinen „Durchbruch zur Farbe". Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte er seine Weltabkehr, die er im Tagebuch und im Briefwechsel mit Franz Marc programmatisch festhielt, in direkten Bezug zum Weltkrieg, dessen Sinnlosigkeit er so weit als möglich zu ignorieren suchte. Nicht zuletzt dank der während der Tunisreise gemachten Erfahrungen wurden die Jahre 1914 und 1915 zu den bis dahin fruchtbarsten in K.s Schaffen. 1916 wurde er als Soldat eingezogen. Nach seiner Versetzung zur bayerischen Fliegerschule in Gersthofen im Januar 1917 konnte er neben d e m Dienst in einem eigens dafür gemieteten Zimmer malen. In
Klein den Kriegsjahren stellten sich die ersten materiellen und publizistischen Erfolge ein (1917 Ausstellung in der Galerie „Der Sturm" in Berlin). In verschiedenen Besprechungen wurde K., am nachhaltigsten durch den Schriftsteller Theodor Däubler, als große Entdeckung gefeiert. Ende 1918 mietete K. ein Atelier im Schlößchen Suresnes in München; hier widmete er sich zum ersten Mal intensiv der Ölmalerei. Im Frühjahr 1919 engagierte er sich kulturpolitisch in der Münchner Räterepublik. Nach deren Zusammenbruch flüchtete er in die Schweiz. Hier lernte er Tristan Tzara sowie andere Vertreter der Zürcher Dada-Bewegung kennen. Die Bemühungen von Oskar Schlemmer und Willi Baumeister, K.s Berufung an die Stuttgarter Kunstakademie durchzusetzen, scheiterten. A m 1 . 1 0 . 1 9 1 9 Schloß K. einen Generalvertretungsvertrag mit dem Münchner Kunsthändler Hans Goltz ab. Im Mai 1920 wurde die bisher größte Ausstellung mit 363 Werken in der Galerie Neue Kunst Hans Goltz in München eröffnet. Im selben Jahr wurde K. von Walter Gropius als Prof. an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Mitte April 1921 übernahm K. als Formmeister die Buchbinderwerkstätte; 1922/23 leitete er das Atelier für Glasmalerei, nach der Übersiedlung der Schule nach Dessau 1925 auch eine freie Malklasse. Im Herbst 1925 erschien das Pädagogische Skizzenbuch von K„ eine Kurzfassung seiner Vorlesungen für das erste Semester. In seinem Aufsatz exacte versuche im bereich der kunst in der Zeitschrift „bauhaus" (1928) verteidigte er seine Kunstauffassung gegen die rationalistischen Tendenzen am Bauhaus unter dem neuen Direktor Hannes Meyer. Zum 1.4.1931 löste K. seinen Vertrag mit dem Bauhaus und nahm im Oktober an der Düsseldorfer Akademie seinen Unterricht in Maltechnik auf. In beiden Städten verfügte K. über Ateliers, in denen er einen unterschiedlichen Stil pflegte. In Düsseldorf arbeitete er intensiv an den Bildern mit pointillistischem Farbauftrag; das berühmteste ist das Gemälde Ad Parnassum (1932). Nach der Machtergreifung Hitlers veranlaßten die Nationalsozialisten im März 1933 eine Hausdurchsuchung in K.s Dessauer Wohnung. Er flüchtete daraufhin vorübergehend in die Schweiz. Am 2 1 . 4 . 1 9 3 3 wurde er „mit sofortiger Wirkung" von seinem Lehramt beurlaubt und später entlassen; im Dezember 1933 emigrierte er in die Schweiz. Das Jahr 1933 wurde künstlerisch sein bis dahin fruchtbarstes. Er registrierte in seinem (Euvrekatalog insgesamt 482 Werke, davon 314 Zeichnungen. Die erzwungene Rückkehr nach Bern war der gewaltsamste Einschnitt in seiner Biographie. In den Jahren 1934 bis 1936 verstärkten sich die Anzeichen einer künstlerischen Krise. Im Herbst 1935 erkrankte K. schwer. Die Krankheit, die später als progressive Sklerodermie diagnostiziert wurde, lahmte seine künstlerische Arbeit bis zum Frühjahr 1936 vollständig. Nach der Stabilisierung seiner gesundheitlichen Verfassung setzte seine letzte, intensivste Schaffensperiode ein, in deren Verlauf er seine Produktion regelmäßig steigerte: 1937 entstanden 264 Werke, 1938 489 und 1939 1253. K. fand zu einem lapidaren zeichnerischen Spätstil aus linearen Formelementen, der das Publikum noch Jahre nach seinem Tod befremden sollte. Im Zuge einer umfassenden Beschlagnahme von Werken „entarteter Kunst" wurden 1937 über 100 Werke K.s aus deutschen Museen entfernt. Im Februar 1940 zeigte das Kunsthaus Zürich aus Anlaß von K.s 60. Geburtstag eine große Ausstellung mit Werken der Jahre 1935-40. Es war die einzige von K. selbst konzipierte Präsentation seines Spätwerks. Die in seinem (Euvrekatalog registrierte Zahl von 366 Werken im Schaltjahr 1940 hat Symbolgehalt, war sie doch die wörtliche Umsetzung seines Leitspruchs „nulla dies sine linea". K. starb am 9 . 6 . 1 9 4 0 während eines Kuraufenthalts in Locarno-Muralto. WEITERE WERKE: Pädagogisches Skizzenbuch. Hrsg. v. Hans M. Wingler. Mainz 1965. - Schriften, Rezensionen und
Aufsätze. Hrsg. v. Christian Geelhaar. Köln 1976. - Beiträge zur bildnerischen Formlehre. Bd. 1: Faksimilierte Ausgabe des Originalmanuskripts von P. K.s erstem Vortragszyklus am Staatlichen Bauhaus, Weimar, 1921/22. Hrsg. v. Jürgen Glaesemer, Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern; Bd. 2: Anhang zum faksimilierten Originalmanuskript von P. K.s erstem Vortragszyklus am Staatlichen Bauhaus, Weimar, 1921/22. Transkription und Einleitung von Jürgen Glaesemer. Basel/Stuttgart 1979. - Tagebücher 1898-1918. Hrsg. von der P.-K.-Stiftung, Kunstmuseum Bern. Textkritische Neuedition. Bearb. v. Wolfgang Kersten. Stuttgart/Teufen 1988. LITERATUR: Eberhard W. Kornfeld: Verzeichnis des graphischen Werkes von P. K. Bern 1963. - Jürgen Glaesemer: Handzeichnungen. 3 Bde., Bern 1973-84. - Jürgen Glaesemer: P. K. Die farbigen Werke im Kunstmuseum Bern. Gemälde, farbige Werke, Hinterglasbilder und Plastiken. Bern 1976. - P. K. Das Werk der Jahre 1919-1933. Gemälde, Handzeichnungen, Druckgraphik. Ausstellungskatalog Kunsthalle Köln. 1979. - Jim M. Jordan: P. K. and Cubism. Princeton, Ν. J. 1984. - Richard Verdi: K. and Nature. London 1984. - P. K. Leben und Werk. Ausstellungskatalog. Hrsg. von der P.-K.-Stiftung. Kunstmuseum Bern und dem Museum of Modern Art, New York. Stuttgart/Teufen 1987. - Otto K. Werckmeister: The Making of P. K.'s Career 1914-1920. Chicago/London 1989. - Marcel Franciscono: P. K. His Work and Thought. Chicago/London 1991. - Marianne Vogel: Zwischen Wort und Bild. Das schriftliche Werk P. K.s und die Rolle der Sprache in seinem Denken und in seiner Kunst. Diss. München 1992. P. K. Im Zeichen der Teilung. Die Geschichte zerschnittener Kunst P. K.s 1883-1940. Ausstellungskatalog, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1995. Josef
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K l e f f e i , Arno, Dirigent, Musikpädagoge, Komponist, * 4 . 9 . 1 8 4 0 Pößneck (Thüringen), f 15.7.1913 Berlin. K. wurde bei Moritz Hauptmann ausgebildet und war 1863-67 Dirigent der Musikalischen Gesellschaft in Riga. In den folgenden Jahren wirkte er als Theaterkapellmeister an mehreren Bühnen, u. a. am Stadttheater von Köln. Seit 1904 unterrichtete er am Sternschen Konservatorium in Berlin und wurde 1911 Leiter der Opernschule an der Kgl. Hochschule für Musik. K. schrieb als Musikreferent für den „Berliner Lokal-Anzeiger" und komponierte u.a. die 1865 in Riga uraufgeführte Oper Des Meermanns Harfe, Musik zu —> Goethes Faust sowie verschiedene Chorwerke. LITERATUR: Hermann Müller: Α. K. (1840-1913). Mit Anmerkungen, Ergänzungen, Abbildungen und einem Werkverzeichnis. Neuaufl. hrsg. v. Gerhard Helzel, Hamburg 2000. Harald Hintze: Α. K. - ein Leben für die Musik. Zum 90. Todestag eines großen Künstlers. In: Pößnecker Heimatblätter 9 (2003) 2, S. 24-29; 3, S. 32-37. K l e i n , Fritz, Journalist, * 1.9.1895 Weißkirch bei Bistritz (Siebenbürgen), t 8 . 5 . 1 9 3 6 Liegnitz. K. studierte an den Universitäten Wien, Klausenburg und Debrezin und arbeitete 1919-21 als Redakteur für die „Deutsche Tagespost" in Hermannstadt. Nach seiner Promotion (1921) war er als Leiter des außenpolitischen Ressorts seit 1922 für die „Deutsche Allgemeine Zeitung" in Berlin tätig. 1925 zum Chefredakteur befördert, nahm er als Berichterstatter an der Konferenz von Locarno sowie an den Versammlungen des Völkerbundes in Genf teil. K. war Vorstandsmitglied verschiedener Verbände und Vereinigungen, u. a. des Deutsch-Österreichischen Volksbundes und des Vereins für das Deutschtum im Ausland. Nachdem ihm die Nationalsozialisten 1933 die Leitung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" entzogen hatten, gründete er zusammen mit Paul —> Fechter die Wochenzeitschrift „Deutsche Zukunft",
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Klein die sie bis 1939 herausgaben. Als ehemaliger österr. Offizier trat K. freiwillig in die Reichswehr ein und kam durch einen Reitunfall während einer militärischen Übung zu Tode. WERKE: Auf die Barrikaden? H a m b u r g / B e r l i n 1931. Warum Krieg um Abessinien? Leipzig 1935. LITERATUR: Berthold Neff: F. K. (1895-1936). Der Weg eines Journalisten und konservativen Publizisten aus der Weimarer Republik ins Dritte Reich. Eine Biographie. Dipl.-Arb. Univ. M ü n c h e n 1992. K l e i n , Hans, Journalist, Politiker, * 1 1 . 7 . 1 9 3 1 MährischSchönberg, t 2 6 . 1 1 . 1 9 9 6 Bonn. K. kam nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nach Wallerstein bei Nördlingen, 1946 nach Heidenheim an der Brenz und erhielt 1950 ein Stipendium für Volkswirtschaft und Geschichte a m University College in Leicester (England). 1953 wurde er Redakteur der „Heidenheimer Zeitung", 1955 Chefredakteur eines deutsch-englischen Wochenblatts, 1956 Bonner Korrespondent von „ D I M I T A G " (Dienst mittlerer Tageszeitungen), vertrat dann das „Hamburger Abendblatt" und schrieb auch für die schweizer. „Weltwoche". 1959 trat K. in den Auswärtigen Dienst ein und war Presseattache an den Botschaften in Jordanien, Syrien, Irak und Indonesien. 1965 wurde er pressepolitischer Referent im Bundeskanzleramt und 1968 Pressechef der Olympischen Spiele 1972 in München. Seit 1972 Mitglied der C S U , wurde K. 1976 in den Deutschen Bundestag gewählt und war seit 1982 außenpolitischer Sprecher der C D U / C S U - F r a k t i o n . 1987 wurde er Bundesminister f ü r wirtschaftliche Zusammenarbeit, 1989 Bundesminister f ü r besondere Aufgaben als Sprecher der Bundesregierung sowie Chef des Presseund Informationsdienstes und war 1990-96 Bundestagsvizepräsident. K. war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft f ü r Asienkunde, Präsident der Fernseh-Akademie Mitteldeutschland und stellvertretender Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Er veröffentlichte u. a. CSU Phänomen? Provokation? Volkspartei (1976), Es begann im Kaukasus (1991) und Die Bundeskanzler (1993, 4 2000). LITERATUR: Karl H u g o Pruys: H. Johnny K. Journalist, Diplomat, Politiker. Eine Biographie. Starnberg-Percha 1990. M d B , Bd. 1, 2002, S. 4 2 3 f.
K l e i n , Hugo, österr. Journalist, Schriftsteller, * 2 1 . 7 . 1 8 5 3 Szegedin (Ungarn), t 2 9 . 6 . 1 9 1 5 Karlsbad. Nach dem Studium der Philosophie an der Univ. Budapest arbeitete K. als Redakteur für den „Ungarischen Lloyd" und das „Neue Pester Journal". Als Theaterdichter, Kunstkritiker, Feuilletonist, Schriftsteller und Übersetzer wirkte er seit 1883 in Wien, w o er seit 1904 das Familienblatt „An der schönen blauen D o n a u " herausgab. K. wurde vor allem durch seine Lustspiele bekannt. Er schrieb u. a. Das Rendezvous in Monaco (1883). LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 380. K l e i n , Julius Leopold, Dramatiker, Literarhistoriker, * 1808 Miskolc (Ungarn), t 2 . 8 . 1 8 7 6 Berlin. K. studierte Philosophie, Geschichte, Naturwissenschaften und Medizin in Wien und Berlin. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Griechenland und Italien arbeitete er 1838 als Schriftleiter f ü r die „Baltischen Blätter" in Wismar. Seit Anfang der vierziger Jahre war er als Theaterkritiker und freier Schriftsteller in Berlin tätig. Während seinen historischen und sozialkritischen D r a m e n (u. a. Kavalier und Arbeiter, 1850) kein Erfolg beschieden war, fand K. große Anerkennung mit der unvollendet gebliebenen Geschichte des Dramas (13 Bde., 1865-76). WEITERE WERKE: Die Herzogin. Lustspiel in 5 Akten. Berlin 1848. - Voltaire. Lustspiel in fünf Akten. Berlin 1862. J. L. K.s Dramatische Werke. 7 Bde., Leipzig 1871 f.
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LITERATUR: M a x Glatzel: J. L. K. als Dramatiker. Stuttgart 1914. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 383. - Franz Menges: K., J. L. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 743. K l e i n , Karl Kurt, Sprachforscher, Literatur- und Kulturhistoriker, * 6 . 5 . 1 8 9 7 Weißkirch (Siebenbürgen), t 1 0 . 1 . 1 9 7 1 Innsbruck. K. studierte Germanistik, Altphilologie und evang. Theologie in Debrecen, Klausenburg und Marburg. Nach der Promotion 1921 arbeitete er als Gymnasiallehrer und Redakteur der „Deutschen Tagespost" in Hermannstadt. Seit 1923 war er als Assistent an der Univ. Jassy tätig, w o er sich 1926 habilitierte und 1932 zum a. o. Prof. der Germanistik ernannt wurde. Als Ordinarius f ü r deutsche Sprache und Literatur wechselte K. 1939 nach Klausenburg. Im S o m m e r 1944 flüchtete er nach Österreich und nahm seine Lehrtätigkeit 1946 an der Univ. Innsbruck wieder auf. 1956 w u r d e er zum o. Prof. ernannt. K., der seiner siebenbürgischen Heimat zeit seines Lebens stark verbunden blieb, beschäftigte sich vor allem mit der Sprache, Literatur, Geschichte und Kultur der deutschen Volksgruppen in Siebenbürgen. Als sein bedeutendstes Werk gilt die 1939 erschienene Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, Schrifttum und Geistesleben der deutschen Volksgruppen im Ausland vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Nachdr. 1979). N a c h d e m Krieg war er Mitbegründer der Südostdeutschen Historischen Kommission und Herausgeber der „Südost-Forschungen" (Bde. 11-29, 1946 und 1952-70). WEITERE WERKE: Die deutsche Dichtung Siebenbürgens im A u s g a n g e des 19. und im 20. Jahrhundert. Drei Jahrzehnte auslanddeutscher Literaturgeschichte. Jena 1925. Rumänisch-deutsche Literaturbeziehungen. 2 Studien aus dem A u f g a b e n - und Arbeitskreis der Deutschforschung an den rumänischen Universitäten. Heidelberg 1929. - Die A n f ä n g e der deutschen Literatur. Vorkarlisches Schrifttum im deutschen Südostraum. M ü n c h e n 1954. - Κ. Κ. K. 1897-1997: corespondenta. Bearb. v. loan Dordea. ClujNapoca 1997. LITERATUR: Franz Menges: Κ., Κ. K. In: N D B , Bd. 11, 1977, S. 744-746. - Eugen Thurner: Κ. Κ. K. Forscher, Lehrer, Politiker. In: Südostdeutsches Archiv 15 (1971) S. 1-8. H e r m i n e Pilder-Klein: Κ. Κ. K. Ein Gelehrtenleben im Umbruch der Zeit. Versuch einer Darstellung. Jassy 1997. - Peter Motzan (Hrsg.): Κ. Κ. K. (1897-1971). Stationen des Lebens - Aspekte des Werkes - Spuren der Wirkung. M ü n c h e n 2001. K l e i n , Ludwig, österr. Politiker, Redakteur, * 2 4 . 1 1 . 1 9 0 0 Wien, t 2 . 5 . 1 9 5 9 Wien. K. w a r als Gemeindebeamter in Wien tätig, wurde 1920 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ( S D A P ) und wirkte als Vertrauensmann und Betriebsrat. 1938 emigrierte er nach Zürich, w o er Mitglied des Schweizerischen Hilfskomitees f ü r ehemalige Österreicher und der Demokratischen Vereinigung für ein freies unabhängiges Österreich wurde. Z u s a m m e n mit anderen baute K. seit 1942 Kontakte zu katholisch-konservativen Widerstandsgruppen in Österreich auf. K. vermittelte auch den Kontakt zwischen sozialistischen Oppositionsgruppen in Österreich und den österr. Sozialisten in Großbritannien. Nach Kriegsende engagierte er sich im Schweizerischen Hilfskomitee für Österreicher und kehrte bereits 1945 in seine Heimat zurück, um sich der S P Ö anzuschließen. I m N o v e m b e r desselben Jahres wurde er Redaktionsleiter der sozialistischen „Volkszeitung" in Innsbruck. 1945-53 gehörte er d e m österr. Bundesrat an. Seit 1951 leitete K. die Austria-Presseagentur. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 369.
Kleinschmidt Klein, Tim, Journalist, Schriftsteller, * 7.1.1870 Fröschweiler (Elsaß), t 27.4.1944 Planegg bei München. K. studierte Philologie an den Universitäten Straßburg und München und wurde 1902 promoviert. Er arbeitete viele Jahre als Lehrer in Burtenbach bei Augsburg sowie in Straßburg. Seit 1918 war er als leitender Redakteur für die „Münchner Neuesten Nachrichten" tätig, deren Unterhaltungsbeilage „Einkehr" er seit 1920 redigierte. In den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem der führenden Theaterkritiker Münchens. Mit Otto Gründler und Friedrich —»Langenfaß gab er seit 1924 die Kulturzeitschrift „Zeitwende" heraus. Nachdem ihm die Nationalsozialisten 1933 die journalistische Tätigkeit untersagt hatten, widmete sich K. ausschließlich seinen schriftstellerischen Arbeiten. Neben einigen Dramen verfaßte der strenggläubige Protestant vor allem Biographien und Dokumentationen, u.a. Luther. Deutsche Briefe, Schriften, Lieder und Tischreden (1917). Sein publizistisches Werk weist K. als einen konservativen Humanisten aus, der sich gegen das materialistische Fortschrittsdenken seiner Zeit wandte und die Selbstbestimmung des Menschen aus sittlichem Zweck forderte. WEITERE WERKE: Wieland und Rousseau. Berlin 1903. Die Befreiung 1813, 1814, 1815. Urkunden, Berichte, Briefe mit geschichtlichen Verbindungen. Ebenhausen 1913. - Luther der Reformator. Lübeck 1934. - Lebendige Zeugen. Deutsche Gestalten im Gefolge Christi. Berlin 51949. LITERATUR: Hermann Bahr: Der schaffende Spiegel, Τ. K. als Kritiker und Dichter. In: Münchner Neueste Nachrichten v. 7.1.1930, S. f. - Eva-Suzanne Bayer-Klötzer: Κ., T. In: NDB, Bd. 11, 1977, S. 747. Klein-Löw, Stella, geb. Herzig, österr. Pädagogin, Politikerin, * 28.1.1904 Przemysl (Galizien), t 7.6.1986 Wien. K.-L. studierte Germanistik, klassische Philologie und Psychologie an der Univ. Wien und wurde 1928 promoviert. Sie Schloß sich der sozialdemokratischen Studentenbewegung an und wurde 1922 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Nach abgebrochener Ausbildung zur Psychoanalytikerin arbeitete sie seit 1932 als Mittelschullehrerin, bis sie 1939 nach Großbritannien emigrierte. 1941-46 war sie an einer Londoner Anstalt für schwer erziehbare Knaben tätig. Mit ihrem zweiten Ehemann Moses Low kehrte sie 1946 nach Wien zurück, wo sie seit 1950 als Mittelschuldirektorin wirkte. Neben ihrer Lehrtätigkeit gehörte K.-L. als Mitglied der SPÖ u. a. dem Frauen-Zentralkomitee an und war 1959-70 Nationalratsabgeordnete. Sie leitete die Redaktion der „Sozialistischen Erziehung" und war Mitglied des Bundesvorstandes der Österreichischen Kinderfreunde. WERKE: Menschen um mich. Mit einem Vorwort von Bruno Kreisky. Wien 1982. - Bruno Kreisky, Ein Portrait in Worten. Wien u.a. 1983. - Von der Vision zur Wirklichkeit von der Wirklichkeit zur Vision. Betrachtung über sechzig Jahre Tätigkeit in der sozialistischen Bewegung Österreichs. Mit einem Vorwort von Herbert Moritz und einem Nachwort von Peter Pelinka. Wien 1985. LITERATUR: BHdE, Bd. 1, 1980, S. 369. - Traude Bollauf: Flucht und Zuflucht. Als Dienstmädchen nach England. Am Beispiel dreier Frauen aus Wien. In: L'homme 15 (2004) 2, S. 195-215. Kleinert, Karl Erasmus, österr. Journalist, Schriftsteller, * 14.3.1857 Wien, t 17.2.1933 Wien. K. studierte Kunstgeschichte an der Univ. Wien, wandte sich auf Anraten Robert —> Hamerlings jedoch bald dem Schriftstellerberuf zu. Zunächst Redakteur der Grazer „Tagespost", wurde er Chefredakteur des „Hamburger Tagblatts", später der „Grazer Zeitung". 1894-98 und 1905-10 war er für „Wiener Zeitung" tätig. Neben seiner journalistischen Tätigkeit schrieb er Novellen, Gedichte und Essays und war als
Vortragskünstler erfolgreich. K. war Präsident des Deutschen Schriftstellerverbandes (Landesgruppe Österreich) und wurde mit dem Titel eines Kaiserlichen Rats (1904) sowie mit dem Franz-Joseph-Orden (1908) ausgezeichnet. LITERATUR: Maria Stona (Hrsg.): Ein Alt-Österreicher Κ. Ε. K. Sein Leben und seine Werke. Troppau 1933. ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 387. Kleinmayr, Ferdinand Josef von, österr. Verleger, * 28.3.1801 Seisenberg (Krain), t 5.10.1863 Klagenfurt. K„ Sohn Ignaz Josef von K.s und Bruder von Ignaz von —»K. (geb. 1795), übernahm 1826 von Matthias K. einen Verlag, eine Buchdruckerei und eine Buchhandlung in Klagenfurt, wo er 1828 das Bürgerrecht erhielt. Er betrieb die Expansion der von seinem Vater gegründeten „Klagenfurter Zeitung", die er zeitweise selbst redigierte. 1835 war K. Mitbegründer der Kärntner Sparkasse, 1836-45 deren Kurator. 1848 vertrat er Klagenfurt im Ständigen Ausschuß. K. führte den Titel eines Offiziers der Nationalgarde. Er war der Vater von Ignaz von —> K. LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1965, S. 3 8 9 .
Kleinmayr, Ignaz von, österr. Verleger, * 12.6.1795 Seisenberg (Krain), t 19.9.1874 Laibach. K., Bruder von Ferdinand Josef von —»K., übernahm 1817 von seiner Mutter Thekla die Familiendruckerei in Laibach und verlegte bis 1849 erfolgreich die „Laibacher Zeitung". In der Nachfolge des , .Laibacher Wochenblatts" gab er 1818-49 das „Illyrische Blatt" heraus, das zu einem zentralen Publikationsorgan slowenischer Literaten wurde. Die Beilage „Blätter aus Krain" (1857-65) versammelte lokalhistorische Beiträge. K. war Mitglied des Gemeinderats von Krain, 1835-48 Direktor der dortigen Sparkasse und geschäftsführendes Mitglied der philharmonischen Gesellschaft in Laibach. LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1965, S. 3 9 0 .
Kleinmayr, Ignaz von, österr. Verleger, * 10.10.1830 Klagenfurt, f 13.3.1865 Klagenfurt. K., Sohn Ferdinand Josef von —> K.s, erhielt eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler bei Sollinger in Wien (1847), bei Haase in Prag (1848) und bei Brockhaus in Leipzig (1849). Danach war er im Betrieb des Vaters tätig, den er seit 1859 leitete. 1862-74 führte er die Redaktion der „Klagenfurter Zeitung". Daneben war er Gemeinderat in Klagenfurt und 1864/65 Mitglied der Kärntner Sparkasse. LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1965, S. 3 9 0 .
Kleinmichel, Friedrich Julius (Theodor), Maler, Illustrator, * 5.3.1846 Rodzonne bei Graudenz, t 12.8.1892 München. Nach dem Studium an der Kunstakademie in Königsberg zog K. zunächst nach Berlin und ließ sich 1873 in Düsseldorf nieder. Als künstlerischer Leiter des „Daheim" sowie als Mitarbeiter der „Deutschen Jugend" war er seit 1878 in Leipzig tätig. Seit 1881 gab er mit großem Erfolg eigene Kinderbilderbücher heraus, u.a. Im Flügelkleide (1881). Nach seiner Übersiedlung nach München 1882 arbeitete er auch für die „Fliegenden Blätter" und malte in Öl. LITERATUR: Hyacinth Holland: K„ F. J. In: ADB, Bd. 51, 1906, S. 189 f. - Horst Ludwig: K„ J. In: Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Bd. 2. München 1982, S. 316. Kleinschmidt, Karl, evang. Theologe, Publizist, * 26.4.1902 Hannover, t 13.8.1978 Schwerin. Nach dem Theologiestudium in Jena und München war K. 1927-33 Pfarrer in Weißenbach und Eisenberg (Thüringen), wurde Mitglied des Bundes religiöser Sozialisten und trat 1928 in die SPD ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 verhaftet, trat aus Protest gegen die Gleichschaltung der Kirche aus dem thüringischen
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Kleist Kirchendienst aus und war 1933/34 künstlerischer Mitarbeiter Werner —>Fincks im Berliner Kabarett „Die Katakombe". Seit 1934 Domprediger in Schwerin, wurde er 1939 zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 nahm K. seine Tätigkeit in Schwerin wieder auf und war Mitbegründer des Kulturbundes in Mecklenburg. 1946 Schloß er sich der SED an und begründete die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes mit. 1949-54 Mitglied des Deutschen Volksrats bzw. der Volkskammer, arbeitete K. 1954-58 als Kolumnist der „Berliner Zeitung" und war seit 1955 Mitherausgeber der Monatsschrift „Glaube und Gewissen". 1958 gehörte er zu den Begründern des Bundes der Evangelischen Pfarrer in der DDR, in der sich die kleine Gruppe der das Regime bejahenden Pfarrer organisierte, wurde 1959 verantwortlicher Redakteur des „Evangelischen Kirchenblatts" und war 1961-73 Mitglied des Regionalausschusses der Christlichen Friedenskonferenz in der DDR. 1968 wurde K. aus gesundheitlichen Gründen emeritiert. Er veröffentlichte u.a. Thomas Müntzer (1952), Martin Luther (1953) und Ulrich von Hutten (1955). K l e i s t , (Bernd) Heinrich (Wilhelm) von, Dichter, * 18. (oder 10.) 10.1777 Frankfurt/Oder, t 21.11.1811 Wannsee bei Berlin. K. entstammte einem pommerschen Adelsgeschlecht, dessen Angehörige über Jahrhunderte hinweg dem brandenburgischpreußischen Staat Beamte und Offiziere stellten. K., ältester Sohn Joachim Friedrich von K.s, trat mit fünfzehn Jahren ins Heer ein, nahm 1793 an der Belagerung von Mainz teil und kehrte nach dem Friedensschluß 1795 nach Potsdam zurück. Seit 1798 trieb er dort mit seinen Freunden Otto August Rühle von Lilienstern und Ernst von Pfuel mathematische und philosophische Studien. Zunehmende Distanzierung vom Militär brachte K. dazu, seinen Abschied einzureichen, um sich seiner wissenschaftlichen Bildung zu widmen. Im April 1799 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Univ. Frankfurt/ Oder immatrikuliert, wo er Physik, Mathematik, Kulturgeschichte und Naturrecht hörte. Neben dem Studium erteilte K. den Töchtern des Frankfurter Kompaniechefs August Hermann von Zenge Privatunterricht. Die persönliche Beziehung zu Wilhelmine von Zenge führte im Frühjahr 1800 zur Verlobung. Noch im Sommer 1800 brach K. nach drei Semestern sein Studium ab. Die fluchtartig angetretene Reise, die ursprünglich nach Wien führen sollte, fand nach Aufenthalten in Berlin, Leipzig und Dresden ihr Ende in Würzburg. Über Sinn und Zweck seines dortigen Aufenthalts ist mangels Dokumenten viel gerätselt worden, ohne daß bis heute wirklich Klarheit eingetreten wäre. Zurückgekehrt nach Potsdam, bewarb sich K. um eine Hospitantenstelle bei der Technischen Deputation, die ihm auch bewilligt wurde. Im April 1801 bereits nahm er schriftlich Urlaub und reiste, nach einem längeren Aufenthalt in Dresden, in Begleitung seiner Schwester Ulrike nach Paris. Dieser Aufenthalt, der sein Bild der Französischen Revolution beeinflußte, währte bis Mitte November. Auf der Rückreise trennte sich K. in Frankfurt/Main von seiner Schwester und zog mit dem Maler Heinrich Lohse in die Schweiz, wo er Ende des Jahres in Bern eintraf. Von dem Kreis um Heinrich —» Zschokke, Ludwig Wieland und dem Verleger Heinrich Gessner freundschaftlich aufgenommen, plante K., wohl unter dem Einfluß Rousseauschen Gedankenguts, sich dauernd in der Schweiz niederzulassen und ein Landgut am Thuner See zu kaufen. Aufgrund der politisch unsicheren Lage gab er diesen Plan jedoch bald wieder auf und bezog vorerst ein gemietetes Haus auf einer Insel im Thuner See. Aus dieser Zeit datiert der letzte Brief K.s an Wilhelmine von Zenge, mit dem er seine Verbindung endgültig aufkündigte. Im Spätherbst 1803 schon begab sich K. auf die Rückreise nach Deutschland und hielt sich im November und Dezember in Weimar auf, u.a. um Kontakte zur
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literarischen Gesellschaft zu knüpfen. Weihnachten feierte er auf Christoph Martin —> Wielands Gut Oßmannstedt (bei Weimar), wo seine eben in Bern und Zürich bei Gessner anonym erschienene Familie Schroffenstein Anlaß für kunsttheoretische Gespräche gegeben haben dürfte. Bezeugt ist für diesen Aufenthalt, der sich bis Ende Februar 1803 erstreckte, die Arbeit am Robert Guiskard. Das weitere Jahr hindurch reiste K. unruhig durch Europa: Leipzig, Dresden, Bern, Thun, Bellinzona, Mailand, Paris (wo er das Manuskript des Robert Guiskard verbrannt haben soll) waren die Stationen. In St. Omer versuchte K. vergeblich, ins französische Heer einzutreten und an der geplanten Invasion Englands teilzunehmen. Ein gegen ihn erhobener Spionageverdacht zwang ihn zur Rückreise nach Deutschland, wo er in Mainz (oder in Kreuznach) nach einer schweren Erkrankung mehrere Monate lang gepflegt werden mußte. Zurückgekehrt nach Berlin, führte er das ganze Jahr 1804 hindurch Verhandlungen über eine Anstellung im Zivildienst und erhielt Anfang 1805 eine Ausbildung im Finanzdepartement (mit der Aussicht auf spätere Anstellung in Ansbach), die er im Mai 1805 als Diätar an der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg fortsetzte. Dort besuchte er Vorlesungen u. a. bei Christian Jakob Kraus, einem prominenten Vertreter der Ideen Adam Smiths. Die Königsberger Zeit, die sich bis in den Januar 1807 erstreckte, ist für K.s dichterische Produktion von großer Bedeutung gewesen. Viele seiner in den folgenden Jahren publizierten Werke (u. a. Der zerbrochne Krug und Amphitryon) scheinen hier zu einem Abschluß gekommen zu sein. Gesundheitliche Probleme und die politischen Verhältnisse brachten K. dazu, auch diesen Versuch einer Existenzgründung aufzugeben. Kurz nachdem Hof und Verwaltung des preuß. Staats sich im Oktober 1806 nach Königsberg zurückgezogen hatten, brach K. - vielleicht in amtlichem Auftrag - von Königsberg nach Dresden auf. Auf dem Weg dorthin wurde er im französisch besetzten Berlin (30.1.1807) unter Spionageverdacht verhaftet und zunächst in die Jura-Festung Fort de Joux bei Pontarlier, dann in das Kriegsgefangenenlager Chälons-surMarne verbracht, wo er bis Juli 1807 interniert war. Ohne Mitwirkung K.s an der Drucklegung erschien Anfang Mai in Dresden sein Amphitryon. Nach der Freilassung wandte er sich nach Dresden. Dort traf er seine Freunde Rühle von Lilienstern und Pfuel wieder und lernte Adam —»Müller kennen, der den Amphitryon herausgegeben hatte. Daneben gelang es ihm, Anschluß an die Dresdner Salonwelt zu finden, in der er Diplomaten, Literaten (u. a. Gotthilf Heinrich Schubert, Friedrich Gottlob -»Wetzel) und Maler kennenlernte (u. a. Caspar David Friedrich). Im September erschien eine erste Erzählung K.s im Druck, Jeronimo und Josephe. Eine Scene aus dem Erdbeben zu Chili vom Jahr 1647. Im Oktober wurde K. im Haus des österr. Botschaftsvertreters Josef von Buol-Mühlingen mit dem Dichterlorbeer gekrönt: Ausdruck einer wachsenden Akzeptanz seiner schriftstellerischen Produktion, die ihm den Entschluß nahelegte, sich auf Dauer in Dresden zu etablieren. Zur finanziellen Absicherung wurde gemeinsam mit Rühle, Müller und Pfuel beschlossen, eine Buchhandlung zu gründen, die K.s Arbeiten, aber auch den „Code Napoleon" verlegen sollte. Die Intervention konkurrierender Buchhandlungen vereitelte jedoch diesen Plan. Übrig blieb der im Eigenverlag hergestellte „Phöbus", eine Monatsschrift, die K. mit Müller zusammen herausgab und deren erste Lieferung (Januar 1808) von K. das Organische Fragment aus dem Trauerspiel: Penthesilea enthielt. Nach zwölf Lieferungen, in denen K. u. a. Die Marquise von Ο , Bruchstücke aus Michael Kohlhaas, Robert Guiskard, Das Käthchen von Heilbronn und, als Reaktion auf eine mißglückte Weimarer Aufführung unter —»Goethes Leitung, Fragmente des Zerbrochnen Krugs publizierte, mußte das „Phöbus"-Projekt Mitte März 1809
Kleist-Retzow aus finanziellen Gründen eingestellt werden. D a s zunächst ebenfalls im Eigenverlag gedruckte Trauerspiel Penthesilea wurde schon früh Cotta zum Vertrieb angeboten und erschien im S o m m e r 1808. Desgleichen bemühte sich K. um Publikation und Aufführungen f ü r die Stücke Das Käthchen von Heilbronn und Herrmannsschlacht, ein Drama, das - im Kontext der politischen Schriften und der Kriegslyrik des Frühjahrs 1809 - von einer Politisierung seines Schreibens zeugt. Die Verbindungen, die er über den österr. Legationssekretär Buol-Mühlingen knüpfen konnte, gaben K. H o f f n u n g , auf österr. Boden F u ß fassen zu können. Die Niederlage Napoleons bei Aspern schien die Möglichkeit zu bieten, publizistisch auf die Wiener Politik einwirken zu können. Die von seinen Dresdner Kontaktpersonen unterstützten Versuche, in Prag ein antinapoleonisches Blatt („Germania") herauszugeben, zerschlugen sich jedoch rasch; E n d e des Jahres war K. wieder in Berlin. K. verkehrte in den Berliner Salons u. a. mit Müller, —* Arnim, Brentano, —> Fouque, Rahel Levin (—»Varnhagen von Ense) und Altenstein. Die Beziehung zum Verleger Georg Andreas Reimer ermöglichte 1810 den Druck des Käthchen von Heilbronn (Uraufführung im Theater an der Wien im M ä r z 1810) und eines B a n d e s von Erzählungen (Michael Kohlhaas, Die Marquise von Ο Das Erdbeben in Chili). Kurz darauf erschien, herausgegeben von K., mit dem 1 . 1 0 . 1 8 1 0 die erste Lieferung der „Berliner Abendblätter", einer Tageszeitung, die als Chronik der Berliner Geschichte jener Zeit angesehen werden kann. Mit ihrer Mischung aus poetischen Texten, politischen Diskussionen (etwa der künftigen Finanz- und Agrarpolitik), Theater- und Kunstkritik und Berichten von lokalen Tagesereignissen war sie im ersten Quartal ihres Bestehens ein Publikationsorgan, das wegen seiner Aktualität - die Zeitung erschien täglich außer sonntags - auch finanziell ein Erfolg wurde. Beiträger waren, neben K., Arnim, Müller, Brentano, Wetzel, Ludwig Beckedorff, Fouque, Christian Freiherr von Ompteda und Friedrich Schulz. Von K. selbst erschienen u. a. Das Bettelweib von Locarno und Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik sowie der einzige erhaltene Druck von Über das Marionettentheater. N a c h d e m einige Artikel, in denen sich die konservative Opposition gegen Hardenberg zu Wort gemeldet hatte, zu einer Verschärfung der Zensuraufsicht geführt hatten und A n f a n g Dezember der Abdruck von Theaterberichten und Theaterkritiken gänzlich untersagt worden war, sank das Interesse des Publikums rapide. Mit einem neuen Verleger starteten K.s „Abendblätter" ins Jahr 1811. Sie konnten allerdings nur noch wenige Originalbeiträge publizieren; und K. mußte fast drei Viertel der Beiträge aus anderen Blättern übernehmen. Immer wieder unternommene Versuche, f ü r das Blatt eine staatliche Unterstützung zu erhalten, scheiterten, so daß sich K. mit der letzten M ä r z n u m m e r des Jahres 1811 gezwungen sah, die Einstellung seiner Zeitung bekanntzugeben. Von Erlösen wie für das A n f a n g Februar erschienene Lustspiel Der zerbrochne Krug oder den zweiten Band der Erzählungen (Die Verlobung in St. Domingo, Das Bettelweib von Locarno, Der Findling, Die heilige Cäcilie, oder die Gewalt der Musik, Der Zweikampf·, erschienen A n f a n g August) konnte K. nicht leben; so zogen sich wie ein roter Faden durch K.s letztes Lebensjahr Bittbriefe an hochgestellte Personen (Hardenberg, Prinz Wilhelm von Preußen, Friedrich Wilhelm II.) um eine feste Anstellung. Ein handschriftliches Widmungsexemplar des Schauspiels Prinz Friedrich von Homburg w u r d e der Prinzessin Marianne von Preußen überreicht. Auf einer Audienz beim König, die K. schließlich am 9 . 9 . 1 8 1 1 gewährt wurde, sagte man ihm im Fall eines Kriegs eine Wiedereingliederung ins Heer zu; K. war indes nicht in der Lage, Geld für die militärische Ausrüstung aufzutreiben. Demütigende Bittgänge zu seinen Geschwi-
stern und Gesuche an Hardenberg blieben erfolglos. Irg e n d w a n n im Herbst 1811 wird K. den Entschluß gefaßt haben, seinem Leben ein E n d e zu setzen. Die in diese Zeit fallende Bekanntschaft mit der gleichaltrigen, krebskranken Adolphine Sophie Henriette Vogel, geb. Keber, die ebenfalls an Freitod dachte, m a g ihn darin bestärkt haben. A m Nachmittag des 2 0 . 1 1 . 1811 trafen Henriette Vogel und K. im Neuen K r u g a m Kleinen Wannsee ein, w o sie gemeinsam die N a c h t verbrachten. A m nächsten Tag, gegen 16 Uhr, erschoß K. Henriette Vogel und sich selbst. Von den Zeitgenossen nur wenig beachtet, begann die Wirk u n g von K.s Werk erst durch die von L u d w i g Tieck besorgten Ausgaben der Hinterlassenen Schriften (1821) und der Gesammelten Schriften (3 Bde., 1826); Goethes Ablehnung hatte trotz Wielands A n e r k e n n u n g die Rezeption verzögert. D e r Z u s a m m e n h a n g zwischen der seelischen Not des Einzelnen und der Gesellschaft mit brüchigen Ordnungen im Thematischen, die Verlegung von H a n d l u n g aus der A n schauung in die Sprache selbst als . S p r a c h h a n d l u n g ' im Formalen machen die vorausweisende Modernität des K.schen Werks aus. Goethe sah darin etwas ihn selbst Bedrohendes angerührt und verschloß sich dem Neuen bei K., während f ü r viele Autoren von der Klassischen M o d e r n e bis zur Gegenwart (u. a. Christa Wolf und Herbert Rosendorfer) darin ihre besondere Affinität zu K. begründet ist. AUSGABEN: Sämtliche Werke und Briefe. In 4 Bänden. Hrsg. v. Ilse-Marie Barth u . a . F r a n k f u r t / M a i n 1986ff. Brandenburger Ausgabe. Kritische Edition sämtlicher Texte . . . Hrsg. v. Roland R e u ß / P e t e r Staengle. B a s e l / F r a n k furt 1988 ff. - Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. v. Helmut Sembdner. 2 Bde., M ü n c h e n 9 1993. LITERATUR: Katharina M o m m s e n : K.s K a m p f mit Goethe. F r a n k f u r t / M a i n 1979. - Η. v. K. Text + Kritik. Sonderband. M ü n c h e n 1993. Darin Bibliographie und ausführliche Chronik. - Gerhard Gönner: Von „zerspaltenen H e r z e n " und der „gebrechlichen Einrichtung der Welt". Stuttgart 1981. H e r m a n n F. Weiss: F u n d e und Studien zu Η. v. K. Tübingen 1984. - Bettina Schulte: Unmittelbarkeit und Vermittlung im Werk H. v. K.s. G ö t t i n g e n / Z ü r i c h 1988. - H. v. K.s Lebensspuren. Hrsg. v. Helmut Sembdner. F r a n k f u r t / M a i n und Leipzig 6 1992. Roland Reuß K l e i s t - R e t z o w , Hans H u g o von, Politiker, * 2 5 . 1 1 . 1 8 1 4 Kieckow (Pommern), t 2 0 . 5 . 1 8 9 2 K i e c k o w . Nach dem Studium der Rechts- u n d Staatswissenschaften trat K.-R. 1840 in den preuß. Staatsdienst ein. 1844 w u r d e er Landrat in Belgard. Er gehörte zu den Wortführern der Reaktion während der Revolutionsjahre 1 8 4 8 / 4 9 und war Mitbegründer der „Kreuzzeitung" sowie Vorsitzender des sogenannten „Junkerparlaments". 1849-52 vertrat er die äußerste Rechte im preuß. Abgeordnetenhaus, seit 1851 bemühte er sich als Oberpräsident der Rheinprovinz um die U n terdrückung des rheinischen Liberalismus. Zu Beginn der Neuen Ära 1858 aus seinem A m t entlassen, beschränkte er seine politische Tätigkeit vorübergehend auf die Führung der Fraktion Stahl im preuß. Herrenhaus. Mit Bismarck verband ihn eine freundschaftliche Beziehung, bis es 1872 durch den Kulturkampf zum B r u c h zwischen d e m streng gläubigen Protestanten und dem Kanzler k a m . Seit 1877 gehörte K.-R. dem Reichstag als Abgeordneter der Deutschkonservativen an. WERKE: Der Adel und die Kirche. Berlin 1866. - Bismarck' s Briefwechsel mit K.-R. Hrsg. v. H e r m a n von Petersdorff. Stuttgart/Berlin 1919. LITERATUR: Hermann von Petersdorff: K.-R. Ein Lebensbild. Stuttgart/Berlin 1907. - Günter Richter: K.-R., H. v. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 28 f.
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Klemke K l e m k e , Werner, Graphiker, Illustrator, * 1 2 . 3 . 1 9 1 7 Berlin, t 2 6 . 8 . 1 9 9 4 Berlin. K. arbeitete 1937-39 als Trickfilmzeichner, 1951 wurde er Dozent an der Hochschule f ü r bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, 1956-82 w a r er dort Professor. Er wurde bekannt durch Illustrationen von Werken der Weltliteratur wie H o m e r s Ilias, Voltaires Candide und T h o m a s M a n n s Felix Krull sowie mit seinen humorvollen Titelillustrationen f ü r die Zeitschrift „Magazin". K. war Mitglied der A k a d e m i e der Künste Berlin-Brandenburg. 1962 erhielt er den Gutenberg-Preis. WERKE: III.: Fred Rodrian: Das Wolkenschaf. Ein Bilderbuch. Berlin 1958. Nachdr. W e i n h e i m / B a s e l 2004. - III.: M u n r o Leaf: Ferdinand, der Stier. Berlin 1 9 6 5 , 6 1 9 8 1 . - III.: Gunter Spang: Ein Teufel namens Fidibus. Eine Bilderbuchgeschichte. Berlin 1970. Neuausg. W e i n h e i m / B a s e l 2004. Kathleen Krenzlin/Horst-Jörg L u d w i g (Bearb.): W. K. Ausstellung der A k a d e m i e der Künste der Deutschen Demokratischem Republik. Berlin 1987 (Ausstellungskatalog). LITERATUR: Horst K u n z e / H e i n z Linke (Hrsg.): Kietz und Welt. W. K. zum 70. Geburtstag. Berlin 1987. - Hartmut Pätzke (Red.): W . K. 1917-1994. Wie man Bücher durch Kunst (un-?)brauchbar machen kann. Berlin 1999 (Ausstellungskatalog). - Horst Kunze: W. K. Lebensbild und Bibliographie seines buchkünstlerischen Werkes. Rudolstadt 1999. K l e m m , Heinrich, Verleger, * 1 9 . 9 . 1 8 1 9 Altfranken bei Dresden, t 2 8 . 1 1 . 1 8 8 5 Dresden. Im Anschluß an eine Schneiderlehre gründete K. 1844 in Leipzig ein Zeicheninstitut für Kleidermacher, schrieb ein Vollständiges Lehrbuch der modernen Zuschneidekunst der Herrenkleider (1846) und gab seit 1851 die „Europäische M o d e z e i t u n g " im eigenen Verlag in Dresden heraus. Daneben widmete er sich seiner druckgeschichtlichen S a m m lung, die 1884 vom sächsischen Staat angekauft und 1886 d e m neugegründeten B u c h g e w e r b e m u s e u m in Leipzig als Gründungsbestand zur Verfügung gestellt wurde. Das Buchg e w e r b e m u s e u m wurde 1950 als Deutsches Buch- und Schriftenmuseum der Deutschen Bücherei eingegliedert. WEITERE WERKE: Johann Gutenbergs erste BuchdruckPresse vom Jahre 1441. Wieder a u f g e f u n d e n bei einem Neubau im ehemaligen Gutenberg'schen Druckhaus zu Mainz a m 22. März 1856. Dresden 1884. LITERATUR: Viktor Hantzsch: K „ H. In: A D B , Bd. 51, 1906, S. 204-208. LITERATUR: C. Hebig: Η. K. und seine Bedeutung für die Buchkunde. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 102 (1988) S. 166-169. - Dies.: Schneider, Verleger und Bibliophile. In: Marginalien 115 (1989) H e f t 3, S. 6-15. Dies.: Ein bedeutender Bibliophile des 19. Jahrhunderts. In: Biblos 39 (1990) S. 75-83.
K l e m m , Josef, österr. Buchhändler, Verleger, * 2 4 . 4 . 1 8 2 1 Wiener Neustadt, t 2 8 . 2 . 1 8 8 2 Wien. K. erlernte in Wien das Buchhändlergewerbe und trat während der Revolution 1848 als einer der zwölf frei gewählten Deputierten hervor. 1854 übernahm er die Wallishausersche Buchhandlung, in der er bereits zwei Jahre als Geschäftsführer gearbeitet hatte. Er war Herausgeber und Verleger verschiedener Zeitschriften, u. a. der „Monatsschrift f ü r Theater und M u s i k " und von „A. Hugos Jagdzeitung". Als Liberaler gehörte er 1861-74 d e m Wiener Gemeinderat und 1870-78 dem niederösterreichischen Landtag an. K. war Mitbegründer der Wiener Schriftstellervereinigung „Concord i a " und engagierte sich in mehreren Wohltätigkeitsvereinen. LITERATUR: Moritz B e r m a n n / F r a n z Evenbach: Die neuen Väter der G r o ß k o m m u n e Wien. Wien 1861, S. 43, 45. Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 396.
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K l e m m , Wilhelm, Pseud. Felix Brazil, Verleger, Lyriker, * 1 5 . 5 . 1 8 8 1 Leipzig, f 2 3 . 1 . 1 9 6 8 Wiesbaden. K. studierte Medizin und w u r d e 1906 promoviert. Als er 1909 die väterliche Kommissionsbuchhandlung in Leipzig übernahm, gab er den Arztberuf auf, wurde aber während des Ersten Weltkriegs als Militärarzt an der Westfront eingesetzt. 1922 ü b e r n a h m er die Leitung des Leipziger Verlags seines Schwiegervaters A l f r e d —> Kröner, 1927 auch der Dieterichschen Verlagsbuchandlung, die er seit 1945 in Wiesbaden weiterführte. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit trat K. als Lyriker in Erscheinung. Seine Gedichte wurden u . a . im „Simplicissimus" und in Franz —>Pfemferts „Aktion" veröffentlicht. Während sein Frühwerk noch d e m Jugendstil und der Neuromantik verhaftet ist, sind die seit 1914 unter dem Eindruck der Erlebnisse an der Front enstandenen Antikriegsgedichte d e m Expressionismus zuzurechnen. Sein erster Lyrikband erschien 1915 unter dem Titel Gloria! Gedichte aus dem Feld. Seit 1922 veröffentlichte K. nicht mehr; erst 1964 erschien wieder eine kleine Lyriksammlung. WEITERE WERKE: Aufforderung. Gesammelte Verse BerlinWilmersdorf 1917. Neuausg. Wiesbaden 1961. - Entfaltung. Gedichtfolge. F r a n k f u r t / M a i n 1918. Nachdr. Nendeln 1973. - Ergriffenheit. Gedichte. M ü n c h e n 1919. Nachdr. Nendeln 1973. - Geflammte Ränder. Darmstadt 1964. Ich lag in f r e m d e r Stube. G e s a m m e l t e Gedichte. Hrsg. und mit einem Nachwort von Hanns-Josef Ortheil. München u. a. 1981. LITERATUR: W . K. Ein Lyriker der „Menschheitsdämmerung". Stuttgart 1979. - Gerd Schulz: K „ W. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 33. - Georg Philipp Rehage: „Wo sind Worte f ü r das Erleben". Die lyrische Darstellung des Ersten Weltkrieges in der französischen und deutschen Avantgarde (G. Apollinaire, J. Cocteau, A. Stramm, W. K.). Heidelberg 2002. K l e p p e r , Otto, Jurist, Verbandsfunktionär, Politiker, * 1 7 . 8 . 1 8 8 8 Brotterode bei Schmalkalden, t 2 . 5 . 1 9 5 7 Berlin. K., Sohn eines Oberlandesgerichtsrats, studierte Jura in Marburg, Berlin und Münster, n a h m a m Ersten Weltkrieg teil. 1921 wurde er Leiter der Rechtsabteilung des Reformbundes der Gutshöfe, 1923 geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Domänenpächterverbandes und 1924 Vorstandsvorsitzender der neugegründeten Deutschen Pächter-Kreditbank. Seit 1928 wirkte er als Präsident der Preußischen Generalgenossenschaftskasse und wurde 1931 preuß. Finanzminister. Seine Ablehnung des Nationalsozialismus zwang ihn 1933 zur Flucht aus Deutschland. Bis 1935 wirkte er als Finanzberater der chinesischen Regierung, wurde jedoch aufgrund deutscher Intervention entlassen. Nach Aufenthalten in den U S A und Spanien lebte er seit 1937 in Paris, floh 1942 nach M e x i k o und fand dort Anstellung als Rechtsanwalt. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland 1947 arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar in F r a n k f u r t / M a i n . K. war stellvertretender Vorsitzender der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft und Mitbegründer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". WERKE: Vorfragen des Friedens. Die Kunst des Möglichen. Zwei Aufsätze über die Vorbereitung einer neuen deutschen Politik. F r a n k f u r t / M a i n 1948. - Die bittere Wahrheit. Nachdenkliches zur deutschen Frage. Stuttgart 1952. - Bildung und Ethos als Voraussetzung des politischen Handelns. F r a n k f u r t / M a i n 1952. LITERATUR: Martin Schumacher: K., O. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 49-51. - Ders.: Der U m s c h w u n g in Deutschland 1933 eine unbekannte Artikelfolge des preußischen Staatsministers Ο. K. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 31 (1983) S. 146-177. - Astrid von Pufendorf: Ο. K. (1888-1957). Deutscher Patriot und Weltbürger. M ü n c h e n 1997. - Friedemann Siering: Zeitung f ü r Deutschland. Die
Klingemann Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz H a c h m e i s t e r / F r i e d e m a n n Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. M ü n c h e n 2002, S. 35-86. K l e y , Heinrich, Maler, Zeichner, * 1 5 . 4 . 1 8 6 3 Karlsruhe, t 8 . 2 . 1 9 4 5 München. K. studierte an den Kunstakademien in Karlsruhe und München, w o er sich 1909 endgültig niederließ. Zunächst als Genre- und Landschaftsmaler sowie als Historienmaler tätig, wandte er sich seit der Jahrhundertwende verstärkt der Industriemalerei zu. D e m Stil seiner Zeit entsprechend nahm K. das Industriemotiv als Ausgangspunkt f ü r impressionistische Licht- und Luftdarstellungen, in denen der Mensch in den Hintergrund tritt. In einigen Werken (Die Elemente hassen, 1910) deuten sich mit der Dämonisierung der Technik auch surreale Motive an. K. arbeitete viele Jahre am „Simplicissimus" mit (1908-44), illustrierte Bücher und hinterließ Sammelmappen und Werbegraphiken. WEITERE WERKE: L e u t ' und Viecher. Album. München 1912. - Sammel-Album. Alte und neue Zeichnungen. M ü n c h e n 1923. - The drawings of Η. Κ. N e w York 1961. Scharfe Striche. Die Skizzenbücher. 2 Bde., Nördlingen 1986. LITERATUR: H e d w i g Schmücker: Das Industriemotiv in der deutschen Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Diss. Münster 1930. - T h e drawings of Η. Κ. N e w York 1961. Gedächtnisausstellung Η. Κ. Aquarelle, Skizzen, Zeichnungen aus dem Nachlaß. M ü n c h e n 1962 - Brigitte Lohkamp: Κ., H. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 61 f. - Rolf Kunkel: Η. K. Eine Untersuchung seiner Zeichnungen f ü r den „Simplicissimus". Mag.-Arb. Univ. M ü n c h e n 2004. K l i e t s c h , Karl, auch Karel Klic, Pseud. C. Meixner, Sperrhaken, Karikaturist, Publizist, Erfinder, * 3 0 . 5 . 1 8 4 1 Arnau bei Hohenelbe (Böhmen), t 1 6 . 1 1 . 1 9 2 6 Wien. K. studierte 1857-59 an der Wiener und anschließend bis 1861 an der Prager A k a d e m i e der bildenden Künste. 1862-66 arbeitete er in d e m photographischen Atelier seines Vaters; außerdem veröffentlichte er Karikaturen und humoristische Erzählungen in verschiedenen Zeitungen und redigierte kurzfristig das Blatt „Vesele Listy". N a c h einer zweijährigen Tätigkeit als Karikaturist f ü r ein Budapester Witzblatt wurde K. 1869 Mitarbeiter der Zeitung „Der F l o h " in Wien. 1872 gründete er dort eine eigene satirische Zeitschrift unter dem Titel „Humoristische Blätter". Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber, Karikaturist und Illustrator (24 Illustrationen, 1882) beschäftigte sich K. mit Drucktechniken und führte 1878 wesentliche Verbesserungen beim Verfahren der Heliogravüre ein. 1889 siedelte K. nach Großbritannien über, w o ihm als Mitarbeiter von Druckereien in Acrington und Lancaster die Erfindungen des Inlaid-Linoleums sowie des Rotationstiefdrucks (1890) gelangen. 1895 w u r d e K. Teilhaber der „Rembrandt Intaglio Printing Co. Ltd." in Lancaster. 1897 kehrte er nach Wien zurück. LITERATUR: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 4 0 0 f . - Florian Hufnagl: Κ., K. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 67 f. K l i n i s c h , Robert, österr. kath. Theologe, Publizist, * 2 6 . 4 . 1 8 6 7 Oberferlach (Kärnten), t 3 0 . 6 . 1 9 2 0 Wolfsberg (Kärnten). K. besuchte das Priesterseminar in Klagenfurt und empfing 1890 die Priesterweihe. Nach einer Tätigkeit als Kaplan in Feldkirchen studierte er 1891-93 in R o m und wurde zum Dr. phil. promoviert. Anschließend wirkte K. als Prediger, Katechet und Religionslehrer in Klagenfurt. 1894 übernahm er die Schriftleitung der „Kärntner Zeitung" und beteiligte sich an der Gründung der „St.-Josef-Bücherbruderschaft", deren leitender Sekretär und Direktor er wurde (bis 1913). K. begründete die Vierteljahresschrift „Glück ins
H a u s " , 1 9 0 7 / 0 8 die „Mädchenzeitung" und bald darauf die „Katholische Frauenzeitung". 1913 gab er seine publizistische Tätigkeit wegen eines Augenleidens auf und ging nach Wolfsberg, w o er bis zu seinem L e b e n s e n d e als Stadtpfarrer und Dechant tätig war. K. publizierte religiöse E r b a u u n g s schriften (u. a. Gottes Herrlichkeit und des Himmels ewige Freuden. Ein Buch des Trostes und der Freude, 1916, 2 1919) und Reiseschilderungen (u. a. Italiens berühmteste Städte, 1912). WEITERES WERK: Leben die Toten? S i n d Verstorbene z u r ü c k g e k o m m e n und k ü m m e r n sie sich um uns? Graz 1919. E u p e n 1 0 1962. LITERATUR: Johann Ploner: K „ R. In: Ö B L , Bd. 3, 1965, S. 408. K l i n c k o w s t r ö m , A g n e s Gräfin von, Schriftstellerin, * 2 1 . 9 . 1 8 5 0 H o h e n f e l d e (Ostpreußen), t 1 5 . 1 1 . 1 9 0 9 München. D i e Tochter des Gutsbesitzers Graf Viktor von K. veröffentlichte ihre erste Novelle in den „ H a m b u r g e r Nachrichten". Von Paul —> Lindau und d e m Stuttgarter Verlagsbuchhändler —> Hallberger unterstützt, war K. zunächst in Königsberg u n d seit 1896 in M ü n c h e n schriftstellerisch tätig. Ihre Rom a n e (Die Insel des Friedens, 2 Bde., 1901), Novellen und Erzählungen fanden zahlreiche Leser. WEITERE WERKE: D e r Zugvogel. D r e s d e n / L e i p z i g 1900. D i e vier Glocken des Herrn von Perna. D r e s d e n / L e i p z i g 1902. - Sonderbare Leute. Berlin 1907. - Jugendzauber. Berlin 1909. - Der rechte Weg. Dresden 1911. - D e r Schatz im Großen Bären. Dresden 1912. - Durch Zufall. Berlin 1914. Unbekanntes Land. Dresden 1914. - Fehde. Dresden 1917. Z u m Paradies. Dresden 1918. K l i n c k o w s t r ö m , Carl Graf von, Kultur- und Technikhistoriker, * 2 6 . 8 . 1 8 8 4 Potsdam, t 2 9 . 8 . 1 9 6 9 M ü n c h e n . K. studierte in M ü n c h e n und Erlangen bis 1914 Literaturgeschichte, Philosophie und Physik. Seit 1911 trat er mit Publikationen zur Technikgeschichte sowie über die W ü n s c h e l r u t e hervor. Seit 1913 redigierte er gemeinsam mit Franz Strunz die Reihe „Klassiker der Naturwissenschaften und Technik"; 1914 begann er mit Franz Maria Feldhaus die Geschichtsbibliothek für Technik, Industrie und Gewerbe, von der bis 1927 elf B ä n d e erschienen. Nach seiner Teilnahme a m Ersten Weltkrieg lebte K. weiterhin als Privatgelehrter und Publizist in M ü n c h e n , w o er 1934-45 einem kulturgeschichtlichen Archiv vorstand. Er arbeitete an verschiedenen Zeitschriften mit, seit 1951 insbesondere am „Börsenblatt f ü r den deutschen Buchhandel". Zu seinen Veröffentlichungen gehört eine Geschichte der Technik (1959). WEITERE WERKE: H a n d b u c h der Wünschelrute. Geschichte, Wissenschaft, A n w e n d u n g . M ü n c h e n 1931. - Die Z a u b e r kunst. M ü n c h e n 1954. LITERATUR: Rudolf Adolph: C. Graf v. K. - 75 Jahre. Frankf u r t / M a i n 1959. - Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: K „ C. Graf v. In: N D B . Bd. 12, 1980, S. 74. - Volker Husberg: Technikgeschichte als Kulturgeschichte C. Graf v. K. In: Burkhard Dietz (Hrsg.): Technische Intelligenz und „Kulturfaktor Technik". Kulturvorstellungen von Technikern und Ingenieuren zwischen Kaiserreich und f r ü h e r Bundesrepublik Deutschland. Münster u . a . 1996, S. 133-154. K l i n g e m a n n , (Ernst) August (Friedrich), Pseud. Bonaventura, Schriftsteller, Regisseur, Theaterdirektor, * 3 1 . 8 . 1 7 7 7 Braunschweig, f 2 5 . 1 . 1 8 3 1 Braunschweig. Seit 1798 Student der Rechtswissenschaften an der Univ. Jena, kam K. in Kontakt mit August Wilhelm —> Schlegel und seinem Kreis. 1800 gründete er mit C l e m e n s Brentano die Zeitschrift „ M e m n o n " , von der nur ein Band erschien. 1801 in seine Heimatstadt Braunschweig zurückgekehrt, w u r d e K. freier Mitarbeiter der „Zeitung für die
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Klinger elegante Welt" und widmete sich seiner 1895 begonnenen schriftstellerischen Tätigkeit als Bühnen- und Romanautor. Er verfaßte die 1804 unter Pseudonym erschienenen Nachtwachen des Bonaventura. Beachtung beim zeitgenössischen Publikum fanden seine historischen Schauspiele (Heinrich von Wolfenschießen, 1806). Seit 1806 arbeitete er außerdem als Registrator, bis er 1810 Oberregisseur und 1814 Mitdirektor der Walterschen Gesellschaft wurde. Seit 1818 wirkte K. als Direktor des neugegründeten Braunschweiger Nationaltheaters (seit 1826 Hoftheater), an dem 1829 unter seiner Regie die erste öffentliche Aufführung von —> Goethes Faust stattfand. In K.s dreibändigem, autobiographische Notizen enthaltenden Werk Kunst und Natur (1819-28) stehen dramaturgische Fragen im Vordergrund. WEITERE WERKE: Theater. 3 Bde., Tübingen 1808-20. Dramatische Werke. 2 Bde., Braunschweig 1817. LITERATUR: Valentin Hauck: Ε. Α. K. als Dramatiker. Diss. Univ. Würzburg 1927. - Hans Geiseler: A. K.s Anschauung über die Funktionen des Theaters, dargestellt an seinem theoretischen Hauptwerk „Kunst und Natur". Clausthal-Zellerfeld 1929. - Hugo Burath: Α. K. und die deutsche Romantik. Braunschweig 1948. - Jost Schillemeit: K„ A. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 78 f. - Lothar Baus: Goethes „Schattenehe" mit Charlotte von Stein: die wahren Eltern des romantischen Dichters und Theaterdirektors Α. K. (1777-1831). Homburg/Saar 1 9 8 9 , 5 2 0 0 1 . K l i n g e r , Julius, österr. Maler, Graphiker, * 2 2 . 5 . 1 8 7 6 Wien, t n. e. Nach einem dreijährigen Studium am Technologischen Gewerbemuseum in Wien erhielt K. 1895 eine Stelle im Zeichenatelier der „Wiener Mode". Von Koloman —> Moser an die „Meggendorfer Blätter" empfohlen, ging K. nach 1896 München. Seit 1897 Mitareiter des Verlags Eisler in Berlin, zeichnete K. Illustrationen für die „Lustigen Blätter" sowie für das „Kleine Witzblatt" und begründete durch seine Plakate seinen Ruf als Graphiker. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete K. in Wien ein Atelier für Plakatkunst. Er gestaltete Theater- und Ausstellungsplakate sowie Werbeplakate für Firmen, entwarf eigene Schriften („Klinger-Type") und beschäftigte sich mit Ornamentik, so in dem mit Hanns Anker herausgegebenen Tafelwerk Die Grotesklinie und ihre Spiegelvariation im modernen Ornament (1903). K. nahm u. a. an der Plakatausstellung der Wiener Sezession von 1912 teil. LITERATUR: Anita Kühnel: J. K. Plakatkünstler und Zeichner. Berlin 1997. K l i n k o w s t r ö m , Friedrich (August) von, Pseud. Friedrich Kindmann, Militär, Pädagoge, Schriftsteller, Maler, * 3 1 . 8 . 1 7 7 8 Ludwigsburg bei Greifswald, t 4 . 4 . 1 8 3 5 Wien. K. stand 1793-1802 in preuß. Militärdiensten und widmete sich anschließend der Malerei. Er war Schüler Caspar David Friedrichs und mit Philipp Otto Runge bekannt. Nach Studienaufenthalten in Holland, Frankreich und einer Fußreise durch die Schweiz nach Rom kam K. 1811 nach Wien. 1813 wurde er mit der Bildung eines sächsischen Freikorps betraut und nahm an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Seit 1814 in Wien ansässig, veröffentlichte K., der 1814 zum Katholizismus konvertierte, Aufsätze in den „Friedensblättern" und redigierte 1818-21 die Zeitschrift „Sonntagsblätter". Bis 1834 leitete er eine von ihm gegründete Erziehungsanstalt. K., der zu führenden Kreisen der Wiener kath. Romantik gehörte, verfaßte pädagogische Abhandlungen und Jugendbücher (u.a. Neues ABC-Buch, um 1820). WEITERE WERKE: Vater Heinz. Eine Sammlung Erzählungen und Mährchen. Wien 1833, 2 1837. LITERATUR: Hans Ulbrich : F. A. v. K. Ein pommerscher Junker, Künstler, Schriftsteller und Pädagoge. In: Pommern
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16 (1978) 3, S. 34-37. - Matthias Graf von Schmettow: K , F. v. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 7 4 f. - Hanns InamaStemegg: Der Romantiker F. A. v.K. 1778-1835. Offizier, Maler, Schriftsteller und Pädagoge. Bozen 1986. K l i t z s c h , Ludwig, Verleger, Generaldirektor der Ufa, * 1 6 . 9 . 1 8 8 1 Halle/Saale, t 7 . 1 . 1 9 5 4 Bad Wiessee. Zunächst Angestellter in verschiedenen Verlagen, gründete K. zweiundzwanzigjährig die Zeitschrift „Die Brücke zur Heimat", mit der er von dem Oldenburger Buchverlag von Halem an den Leipziger Verlag J. J. Weber wechselte, und wurde dort schließlich Direktor der „Leipziger Illustrierten Zeitung". Während des Ersten Weltkriegs wurde er auf Betreiben Alfred —»Hugenbergs kaufmännischer Direktor des Deutschen Überseedienstes und baute als solcher den Ausland-Verlag auf, dem die Deutsche Lichtspielgesellschaft und die Deulig-Film-Gesellschaft angegliedert wurden. Seit 1919 wirkte K. als Generaldirektor der Firma Scherl und als Aufsichtsratsmitglied der Filmgesellschaften sowie des Ausland-Verlags und war maßgeblich an der der Umgestaltung des „Tag" und des „Berliner Lokal-Anzeigers" beteiligt. Ferner initiierte er den Erwerb der Majorität der UniversumFilm AG durch den Scherl-Verlag, deren Generaldirektor er wurde. Mit Beginn des Tonfilms wurde K. zum Generaldirektor der Ufa ernannt; er ließ die Anlagen in Neubabelsberg und eine Reihe großer Filmtheater in Berlin errichten. Während des „Dritten Reiches" war K. Mitglied der Reichsfilmkammer, der Reichskulturkammer und der Reichspressekammer. LITERATUR: L. K. t . In: Zeitungs-Verlag und ZeitschriftenVerlag 51 (1954) 1, S. 41. K l o b , Karl Maria, Pseud. Wolfgang Karlob, Hans auf der Mauer, österr. Schriftsteller, Publizist, * 1 8 . 5 . 1 8 7 3 Olmütz (Mähren), t 1 . 1 0 . 1 9 3 2 Wien. Nach einer technischen Ausbildung trat K. in den Sparkassendienst seiner Heimatstadt. 1898 gab er diese Stellung zugunsten seiner schriftstellerischen Tätigkeit auf und ließ sich in Wien nieder. Zusammen mit Joseph —> Kitir gründete er die „Poetischen Flugblätter"; 1901-03 redigierte er mit Oskar Pach die „Deutschen Literaturbilder". K„ der auch die Zeitschrift „Neue Bahnen" herausgab, verfaßte Dramen, Erzählungen, Biographien (Schubart. Ein deutsches Dichterund Kulturbild, 1908), Musikkritiken und musikalische Abhandlungen. WEITERE WERKE: Kritische Gesänge. 2 Bde., Ulm 1909. Die Oper von Gluck bis Wagner. Ulm 1913. - Homunculus. Epos. Leipzig 1919. - Geschlechtlichkeit, Urtrieb und Sittlichkeitswahn. Berlin 1931. LITERATUR: Ö B L , B d . 3, 1 9 6 5 , S. 4 1 5 f.
K l o c k e n b r i n g , Friedrich Arnold, Beamter, * 3 1 . 7 . 1 7 4 2 Schnakenburg, f 1 2 . 6 . 1 7 9 5 . K., Sohn eines Predigers, studierte in Salzwedel, Braunschweig, Leipzig und Göttingen u.a. Rechte und ging 1767 nach Hannover, w o er zunächst als Hauslehrer tätig und seit 1769 für Verwaltung und Redaktion der „Hannoverschen Anzeigen" und des „Hannoverschen Magazins" verantwortlich war. 1771 unternahm K. eine Bildungsreise durch Deutschland, Holland, die Schweiz und Frankreich, ging als Stadtschulz, Stadtvogt und Koloniekommissar nach Hameln, wurde 1772 als geheimer Kanzleisekretär an das Regierungskollegium nach Hannover berufen und richtete dort u.a. die Lotterie neu ein. Seit 1776 unterstand ihm das Polizei- und Städtedepartement im Calenbergischen, bis er 1790 durch August von —> Kotzebues Pasquill Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn diffamiert wurde und psychisch erkrankte. Er begab sich für drei Jahre in Behandlung bei dem Arzt Samuel Hahnemann, gesundete, konnte seine alte Stelle aber nicht wieder antreten und verstarb kurze Zeit später.
Klotz Er hinterließ ein schrifstellerisches Werk, das neben Rezensionen in der „Allgemeinen deutschen Bibliothek" vor allem eine Reihe von Aufsätzen zu unterschiedlichen Inhalten umfaßte. Diese waren ursprünglich im „Hannoverschen M a gazin" erschienen und wurden 1787 als Aufsätze verschiedenen Inhalts in zwei Bänden zusammengefaßt. 1793 besorgte er mit „Großbritanniens Staatswirtschaft, Policey und Handlung" die deutsche, mit eigenen A n m e r k u n g e n versehene Übersetzung von Arthur Youngs ursprünglich auf englisch erschienen Werk. K l ö c k n e r , Florian, Industrieller, Politiker, * 4 . 1 0 . 1 8 6 8 Koblenz, t 1 0 . 5 . 1 9 4 7 Dortmund. K., Sohn eines Schiffbaumeisters, durchlief eine Banklehre in Koblenz, ehe er 1891 in die Duisburger Niederlassung der Koblenzer Eisenhandelsfirma Spaeter eintrat. Er wurde Teilhaber des Handelsgeschäfts Klöckner & Co., das sein Bruder Peter K. 1906 gegründet hatte. Nach d e m Ersten Weltkrieg gehörte K. Aufsichtsräten von U n t e r n e h m u n g e n seines Bruders an. Seit 1920 war er außerdem stellvertretender Vorsitzender der Zentrumspartei und Reichstagsabgeordneter. K. beteiligte sich 1921 an der G r ü n d u n g der Zeitschrift „Das Zentrum", gehörte zu den Hauptaktionären der kath. Berliner Tageszeitung „Germania". Sein Reichstagsmandat legte er 1933 nieder, kurz bevor sich die Zentrumspartei auflöste. Nach dem Tod seines Bruders 1940 ü b e r n a h m K. den Vorsitz in den Aufsichtsräten der Klöckner-Werke A G und der Klöckner-Humboldt-Deutz A G . LITERATUR: Kurt Koszyk: Die Deutsche Presse 1914-1945. Berlin 1972. - Nekrologe aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Jahrgang 1935-1951. Bearb. v. Fritz Pudor. Düsseldorf 1955, S. 144. - Gustav Goldbeck: K., F. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 105. - M.d.R., 3 1994, S. 255. K l o e p p e l , Peter, Jurist, * 1 . 7 . 1 8 4 0 Köln, t 5 . 3 . 1 9 0 2 Weißer Hirsch bei Dresden. Nach Abschluß des Jurastudiums in Bonn arbeitete K. 1865-72 als Anwalt am Landgericht in Koblenz und am Oberappellationsgericht in Köln. 1871-73 redigierte er die „Rheinische Zeitung" und war 1875-78 Redakteur der „Nationalzeitung". Als Abgeordneter der Fortschrittspartei gehörte er 1873-76 dem preuß. Abgeordnetenhaus und 1874-77 dem Reichstag an. Seit 1880 war er am Kammergericht und seit 1881 am Oberlandesgericht Jena tätig, seit 1887 auch am Reichsgericht. K., der bereits mit mehreren j u ristischen Publikationen hervorgetreten war, habilitierte sich 1882 in Jena. 1883 erfolgte seine E r n e n n u n g zum Kaiserlichen Justizrat. Neben zahlreichen juristischen Abhandlungen verfaßte K. sozialreformerische Programmschriften, u. a. Staat und Gesellschaft (1887). LITERATUR: Joachim Quittnat: P. K. (1840-1902). Das System eigener Rechte. Eigenes Recht und Befugnis. K ö l n / Berlin 1973. - Rudolf Bruns: Der „Wille des Gesetzgebers" und der rechtsgeschäftliche Wille der Person. Die Kritik des normativen „Willens" bei Oskar Bülow und P. K. Athenes u . a . 1978. - D e r s . : Κ., P. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 112f. K l ö ß , Hermann, Lyriker, Dramatiker, * 2 6 . 9 . 1 8 8 0 Mediasch, f 3 . 6 . 1 9 4 8 Hermannstadt. K. studierte Theologie und Germanistik in Marburg, Klausenburg, Berlin und Jena, arbeitete 1904-08 als Redakteur beim „Siebenbürgisch-deutschen Tageblatt" und unterrichtete dann am Theologisch-Pädagogischen Seminar in Hermannstadt. 1911-17 wirkte er als Pfarrer in Pretai, anschließend bis 1934 in Hermannstadt. K. war Lyriker und Dramatiker und veröffentlichte u. a. den Gedichtband Unsere Liebe, In Liedern (1913) sowie die Stücke Die Braut von Urwegen (1914) und Untergang (1920).
K l o p f e r , Karl Eduard, Pseud. Martellus, österr. Schauspieler, Journalist, Schriftsteller, * 2 9 . 4 . 1 8 6 5 Wien, t 2 . 1 1 . 1 9 3 7 Wien. Von den Eltern z u m K a u f m a n n bestimmt, entschied sich K. jedoch für die Theaterlaufbahn und nahm Schauspielunterricht in Wien. 1881 debütierte er in Kaschau, spielte dann eine Saison am Danziger Stadttheater und anschließend a m Meininger Hoftheater. Dort bald entlassen, gab er den Schauspielerberuf auf und arbeitete als Journalist in Wien, Leipzig und schließlich in Berlin, w o er 1 8 8 5 / 8 6 das h u m o ristische Wochenblatt „Der Schalk" redigierte. 1887 kehrte K. nach Wien zurück und ließ sich dort nach einem A u f e n t halt in M ü n c h e n 1890-96 d a u e r h a f t nieder. 1899 gründete er die „Wiener Tägliche Theater- und Fremdenzeitung". K. publizierte mehrere Lustspiele und Unterhaltungsromane, u. a. Der Schuß im Nebel (1919). WEITERE WERKE: D a s Soldatenweib und andere Humoresken. Berlin 1899, Neuausg. 1916. - D e r Selige. Roman. Berl i n / E i s e n a c h 1900. K l o p p e n b u r g , Heinrich Ferdinand Otto, genannt Heinz, evang. Theologe, * 1 0 . 5 . 1 9 0 3 Elsfleth (Wesermarsch), t 1 8 . 2 . 1 9 8 6 Bremen. Der Sohn eines Kapitäns der Handelsmarine durchlief 1919-22 eine k a u f m ä n n i s c h e Lehre in Bremen, studierte seit 1925 Theologie in Marburg, Göttingen, Münster und B o n n und wurde 1932 Pfarrer in Rüstringen. 1934 nahm K. an der Barmer Synode teil, war 1935-37 Vorsitzender der Oldenburger Bekenntnissynode und begründete und leitete den Pfarrernotbund in Oldenburg, dessen überregionalem engerem Vorstand er seit 1937 angehörte. Im selben Jahr w u r d e er seines A m t e s als Pfarrer enthoben und mit Redeverbot belegt. Seit 1940 Vakanzprediger in Wiefelstede, w u r d e er Vorsitzender der K o n f e r e n z der Landesbruderräte der evang. Kirche. Nach Kriegsende Oberkirchenrat in Oldenburg, w a r K. 1947-50 Sekretär in der Flüchtlingsabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf und Mitbegründer der Konferenz Europäischer Kirchen. Er unterstützte H a n s Joachim Iwand bei der G r ü n d u n g des Flüchtlingshilfswerks Beienrode, war in der europäischen Versöhnungs- und Friedensbewegung aktiv und setzte sich f ü r die Überwindung des Ost-West Konfliktes ein. 1953-61 war er Synodalbeauftragter der Kreissynode D o r t m u n d für katechetische und soziologische Fragen und stand 1959-71 der Zentralstelle f ü r Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen vor. 1953-78 g a b er die Zeitschrift „Junge Kirc h e " heraus. K. veröffentlichte u. a. Der Aufstand der Gewissen gegen die Atombombe (1959) und Ist unsere deutsche Gewissensnot schon Uberwunden? (1959). LITERATUR: Versöhnung und Friede. Η. K. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Hans Gressel. Dortmund 1968. - Hartmut Ruddies: K „ H. In: R G G 4 , Bd. 4, 2001, Sp. 1448. K l o t z , Helmut, Schriftsteller, Publizist, * 3 0 . 1 0 . 1 8 8 4 Freiburg/Breisgau, t 3 . 2 . 1 9 4 3 Berlin. K. nahm a m Ersten Weltkrieg teil, studierte 1 9 1 9 / 2 0 Staatswissenschaften in Rostock, F r e i b u r g / B r e i s g a u und Frankf u r t / M a i n und war anschließend schriftstellerisch tätig. E n d e 1922 Schloß er sich der N S D A P an, n a h m 1923 am HitlerPutsch teil und w u r d e bis 1924 in Haft g e n o m m e n . E n d e des Jahres aus der Partei ausgeschlossen, trat K. 1929 in die SPD-Organisation „Reichsbanner" ein. Seit 1930 redigierte er die „Antifaschistische Korrespondenz" in Berlin, bis er 1933 über Prag nach Paris flüchtete. K. engagierte sich im „Weltkomitee gegen Krieg und Faschismus" sowie im „Ausschuß zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront" unter Heinrich —»Mann. K. schrieb über die Entwicklung des deutschen Faschismus und Militarismus (So wurde Hitler, 1933). 1 9 3 9 / 4 0 arbeitete er als Berater für das französische Kriegsministerium. K. w u r d e im Juni 1940 festgenom-
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Klotz men, in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und 1942 v o m Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. WEITERE WERKE: Hitlers Sozialismus. Berlin 1931. - Der neue deutsche Krieg. Paris 1937. K l o t z , Leopold, Verleger, * 5 . 1 2 . 1 8 7 8 Stuttgart, t 2 5 . 1 . 1 9 5 6 Gotha. K., Sohn eines Revisors, erhielt eine buchhändlerische Ausbildung in Stuttgart und Berlin und arbeitete anschließend bei B. G. Teubner in Leipzig. 1914 ü b e r n a h m er die Leitung des Verlags Friedrich Andreas Perthes, der 1922 mit der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart fusionierte. K. rief 1925, die theologische Produktion des Perthes Verlags übernehmend, einen eigenen Verlag ins Leben; seit 1937 leitete er außerdem den Leipziger J. C. Hinrichs Verlag. Das K.sche Verlagsprogramm u m f a ß t e in erster Linie liberale theologische Schriften, die zum Teil in Reihen wie „Die Christliche Welt" und „Theologische Studien und Kritiken" erschienen. Ferner verlegte K. die „Zeitschrift f ü r Kirchengeschichte" sowie die von Friedrich Siegmund-Schultze redigierte Zeitschrift „Die Eiche". Nach d e m Zweiten Weltkrieg brachte der Leopold Klotz-Verlag eine Ausgabe der Werke Luthers heraus. Ferner publizierte K. u. a. Die Kirche und das Dritte Reich (1932). WEITERE WERKE: Hrsg.: Deutsche Dichter-Kriegsgabe. Gotha 1914. - Hrsg.: Das deutsche Weihnachtsbüchlein. Gotha 1914. S t u t t g a r t 5 1 9 5 1 . - Hrsg.: Ströme der Liebe. Ein Briefwechsel zwischen H e d w i g Heyl und Eugen Vinnai. Gotha 1936. LITERATUR: Otto Hauser: K „ L. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 127 f. K l ü g e l , Georg Simon, Mathematiker, Physiker, * 1 9 . 8 . 1 7 3 9 Hamburg, f 4 . 8 . 1 8 1 2 H a l l e / S a a l e . Der Sohn eines Maklers studierte seit 1760 an der Univ. Göttingen zunächst Theologie, wandte sich dann aber unter d e m Einfluß A b r a h a m Gotthelf —»Kästners der Mathemathik zu. 1763 mit der Arbeit Conatuum praecipuorum theoriam parallelarum demonstrandi recensio promoviert, arbeitete K. vier Jahre lang als Redakteur des „Hannoverischen Magazins", ehe er 1767 als o . P r o f . der Mathematik an die Univ. Helmstedt berufen wurde. Er war seit 1778 o. Prof. der Mathematik und Physik in Halle, seit 1788 auch Direktor der dortigen Sternwarte. K.s naturwissenschaftliche Überblickswerke, insbesondere sein Mathematisches Wörterbuch (3 Bde., 1803-08), fanden weite Verbreitung. Seine Encyklopädie oder zusammenhängender Vortrag der gemeinnützigen Kenntnisse (3 Bde., 1882-84) wurde mehrfach neu aufgelegt. WEITERE WERKE: A n f a n g s g r ü n d e der Astronomie, nebst der mathematischen Geographie, Schifffahrtskunde, Chronologie und Gnomonik. Berlin 1793. - Philosophischmathematische Abhandlungen. Halle 1807. LITERATUR: Jaroslav Fulta: K „ G. S. In: D S B , Bd. 7, 1973, S. 4 0 4 f. - Eberhard Knobloch: K „ G. S. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 135 f. - M a n f r e d Durner: G. S. K. als Rezensent von Schellings „Ideen zu einer Philosophie der Natur" (1797): Ein Kapitel in Schellings Auseinandersetzung mit der „Allgemeinen Literatur-Zeitung". In: Archiv für Geschichte der Philosophie 81 (1999) 1, S. 78-94. K l i i h s , Franz, Redakteur, * 5 . 5 . 1 8 7 7 Neuenkirchen/ Rügen, t 7 . 1 . 1 9 3 8 Berlin. K., Sohn eines Briefträgers, erhielt eine Ausbildung zum Schriftsetzer. 1900 wurde er Redakteur der „Breslauer Volkswacht", 1906 der „Märkischen Volksstimme" (Forst bzw. Cottbus), 1907 der „Volksstimme" in Magdeburg und 1920 des „Vorwärts" in Berlin, der 1933 verboten wurde. Von der Gestapo verhaftet und 1934 wegen „Vorbereitung
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z u m Hochverrat" zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, starb K. zwei Jahre nach der Entlassung an den Folgen der Haft. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Der Aufstieg. Führer durch die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (1921, 3 1930), August Bebel. Der Mann und sein Werk (1923) und Werden und Wachsen der sozialistischen Bewegung (1929). WEITERE WERKE: Hrsg.: Terror. Dokumente über Terrorism u s und Verruf im wirtschaftlichen und politischen Kampf. Magdeburg o. J. (1912). - Werdet Menschen! Ansprachen zur Jugendweihe an j u n g e Menschenkinder als Geleitworte fürs Leben. Leipzig 1924. LITERATUR: Kurt Koszyk: F. K. - Redakteur des „Vorwärts". In: Ders.: Publizistik und politisches Engagement. Lebensbilder publizistischer Persönlichkeiten. Hsrg. v. Walter Homberg, Arnulf Kutsch und Horst Pöttker. Münster 1999, S. 403-420. K l u t e n t r e t e r , Wilhelm, Zeitungswissenschaftler, * 2 . 3 . 1 9 0 8 Trier, t 3 0 . 1 . 1 9 8 6 Bonn. K. studierte seit 1927 Volkswirtschaft, Soziologie und Zeitungswissenschaft an den Universitäten Köln und München und legte 1931 das E x a m e n als Diplomvolkswirt ab. Nach zweijähriger journalistischer Tätigkeit, u. a. als Lokal- und Sportredakteur der „Godesberger Tageszeitung" kehrte er an die Univ. zurück, ü b e r n a h m 1935 die Leitung der Zeitungswissenschaftlichen Vereinigung in Köln und wurde im selben Jahr mit der Arbeit Presse und Volksgemeinschaft. Eine soziologisch-zeitungswissenschaftliche Studie Uber das Verhältnis von Presse, Volk und Staat in Deutschland promoviert. Seit 1937 Assistent von Karl —> d'Ester in München, n a h m er 1 9 4 0 / 4 1 am Kölner Zeitungswissenschaftlichen Institut einen Lehrauftrag wahr. 1942 zur Wehrmacht eingezogen, geriet er 1945 in britische Gefangenschaft, aus der er zum E n d e desselben Jahres entlassen wurde. Nach d e m Scheitern des Habilitationsverfahrens 1954 wegen seiner Tätigkeit im „Dritten R e i c h " (die Arbeit erschien, vermehrt um einen Dokumententeil, 1966 unter dem Titel Die Rheinische Zeitung von 1842/43 in der politischen und geistigen Bewegung des Vormärz) wurde K. 1955 Mitarbeiter im Archiv der Katholischen Nachrichten-Agentur. Seit 1956 leitete er Bibliothek und Archiv des Katholischen Büros in B o n n und hatte seit 1958 die gleiche Funktion beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken inne. WEITERES WERK: Ubers, (mit Wilhelm Niedermeier und Margot Lindemann): N a b o r Urbain d e Voider: Soziologie der Zeitung. Stuttgart 1959. LITERATUR: Arnulf Kutsch: W . K. (1908-1986). In: Publizistik 31 (1986) S. 429-434 (Auswahlbibliogr.). K l u t h e , Hans Albert, Redakteur, Verleger, * 1 5 . 7 . 1 9 0 4 Schwelm (Westfalen), t 1 3 . 1 2 . 1 9 7 0 Eschwege. Während des Studiums der Rechts- und Staatswissenschaften in München, Berlin und Köln (1923-28) engagierte sich K. in der liberalen Studentenbewegung. Er war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und gehörte bis 1933 zum Vorstand der Jungliberalen Internationale. 1928-34 arbeitete K. in der Rechtsabteilung des Reichsbundes der Wirtschaftsleiter und anschließend als Bezirksgeschäftsführer der Hanseatischen Versicherungsgesellschaft. Als ihm wegen illegaler politischer Tätigkeit die Verhaftung drohte, floh er 1936 nach Großbritannien, w o er bis 1947 als Redakteur der „Neuen Auslese" tätig war. Politisch war er in der Deutschen Freiheitspartei aktiv und gab 1938-40 deren Organ „Das Wahre Deutschland" mit heraus. 1947 zurückgekehrt, ü b e r n a h m K. das „Eschweger Tageblatt", das er in „WerraR u n d s c h a u " umbenannte und bis zu seinem Tod redigierte.
Knecht Seit 1948 verlegte er auch die „Frankfurter Illustrierte". K., der auch Mitinhaber der Frankfurter Societätsdruckerei war, war Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger. LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 372 f. K n a b , Franz Joseph, kath. Theologe, Publizist, * 9 . 1 2 . 1 8 4 6 Passau, f 2 7 . 6 . 1 8 9 9 München. Nach der Priesterweihe 1870 w a r K., Sohn eines Bäckermeisters, in der Seelsorge in M ü n c h e n tätig und leitete 1873-76 das von Georg —»Ratzinger neugegründete Blatt „Der Volksfreund". Während des Kulturkampfs w u r d e er wegen Majestätsbeleidigung zu Festungshaft verurteilt, kam dann als Regierungsrat zur offiziösen Presse nach Wien und war katholisch-konservativer Abgeordneter im Landtag von Niederösterreich. Nach d e m Tod seines Bruders, des Teilhabers des Verlags G. Schuh & Co. und Herausgebers des „Neuen Münchner Tagblatts", übernahm K. 1890 selbst die Leitung des Blatts, dem er zu großem A u f s c h w u n g verhalf. K. war auch Vorstandsmitglied des Münchner Schriftstellerund Journalistenvereins und veröffentlichte u. a. ein Nekrologium der Kirchenprovinz München-Freising (1894). LITERATUR: L u d w i g Fränkel: K „ F. J. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 4. Berlin 1900, S. 244 f. - Ludwig Anderl: Die roten Kapläne. Vorkämpfer der katholischen Arbeiterbewegung in Bayern und Süddeutschland. M ü n c h e n 2 1963, S. 28-31. K n a c k f u ß , Hermann, Maler, Illustrator, * 1 1 . 8 . 1 8 4 8 W i s s e n / S i e g , t 1 7 . 5 . 1 9 1 5 Kassel. Nach dem Studium an der Düsseldorfer A k a d e m i e der bildenden Künste n a h m K. als Freiwilliger am DeutschFranzösischen Krieg 1 8 7 0 / 7 1 teil. Seit 1870 erschienen seine Zeichnungen von Kriegsszenen in der „Gartenlaube". In den folgenden Jahren schuf K. f ü r zahlreiche bedeutende deutsche Zeitschriften Illustrationen und machte sich darüber hinaus als Historien- und Landschaftsmaler einen N a m e n . 1874 erhielt er f ü r seine G e m ä l d e Eine byzantinische Gesandschaft überreicht der Gemahlin Attilas Geschenke und Odysseus und die Sirenen den Großen Staatspreis und lebte mit dem damit verbundenen Stipendium 1875-78 in Rom. 1880 ging K. als Lehrer f ü r Anatomie und Kunstgeschichte (seit 1890) an die Kasseler A k a d e m i e der bildenden Künste. Er unternahm ausgedehnte Reisen nach Italien, Griechenland, Spanien, Kleinasien, Ägypten und im Gefolge Kaiser Wilhelms II. nach Palästina (1898). K. schrieb die „KünstlerMonographien" Michelangelo und Raffael sowie eine Deutsche Kunstgeschichte (2 Bde., 1888). Er schuf zahlreiche Wandgemälde, darunter zwei Fresken in der Eingangshalle des Straßburger Bahnhofs, historische Staffeleibilder und einige Porträtstudien. LITERATUR: Christa Stolz: Η. K. Monographie über einen im 19. Jahrhundert in Wissen geborenen Künstler. Wissen 1975. - Brigitte L o h k a m p : Κ., H. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 149 f. K n a p p , Fritz, Verleger, * 3 . 1 2 . 1 8 8 0 Worms, t 8.11.1962 Frankfurt/Main. K., Sohn eines Gärtners, absolvierte seine Lehrzeit in den Verlagen August Scherl in Berlin und Alexander Koch in Darmstadt und wurde 1908 Geschäftsführer des Verlags Bensheimer in M a n n h e i m . Dieser verlegte u. a. wissenschaftliche Literatur, insbesondere juristische Kommentare sowie Handbücher, und gab die „Neue Badische Landeszeitung" heraus. Nach A u f g a b e des Verlags während des Nationalsozialismus übernahm K. die Geschäftsführung der „Mannheimer Stadtreklame" und gründete 1935 in F r a n k f u r t / M a i n den Verlag „Naturkunde und Technik", w o u . a . - richtungweisend f ü r seine spätere verlegerische Tätigkeit - das Handbuch für das gesamte Kreditwesen (1935) erschien.
1949 eröffnete er nach zwischenzeitlicher Tätigkeit als verlegerischer Berater der französischen Militärregierung seinen Verlag gemeinsam mit seinem Bruder M a x K., Volkmar Muthesius und Alfons Binz in F r a n k f u r t / M a i n neu. K. etablierte die „Zeitschrift für das gesamte K r e d i t w e s e n " (seit 1948) und gab als bedeutendste Verlagsunternehmung das Enzyklopädische Lexikon für das Geld-, Bank- und Börsenwesen (2 Bde., 3 1 9 6 7 / 6 8 ) heraus. LITERATUR: Woldemar K l e i n / V o l k m a r Muthesius: Eine Freundesgabe f ü r F. K. zum 3 . 1 2 . 1 9 5 5 . Stuttgart 1955. Volkmar Muthesius: K., F. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 154. K n a p p s t e i n , Karl Heinrich, Diplomat, * 1 5 . 4 . 1 9 0 6 Bochum, t 6 . 5 . 1 9 8 9 Bad Homburg. K. studierte Rechts- und Sozialwissenschaften und Volkswirtschaft in Köln, Bonn, Berlin, Genf und Cincinnati und w a r journalistisch tätig, zunächst bei der „Rhein-MainZeitung", 1936-43 bei der „Frankfurter Zeitung". 1946 gehörte er zu den Gründern der C D U in Hessen, w u r d e Referent im dortigen Landesarbeitsministerium und ü b e r n a h m 1948 die Leitung der Presseabteilung des Zweizonenverwaltungsrats. Seit 1950 leitete K. das deutsche Generalkonsulat in Chicago, wurde 1956 deutscher Botschafter in Madrid und 1958 stellvertretender Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Seit 1960 Beobachter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in N e w York, ü b e r n a h m er 1962 das A m t des deutschen Botschafters in Washington und trat 1968 in den Ruhestand. WERKE: Die versäumte Revolution. Wird das Experiment der „Denazifierung" gelingen? In: Die Wandlung 2 (1947) S. 663-677. - Die Beziehungen zwischen Presse und Behörden. Bericht über eine Arbeitstagung. F r a n k f u r t / M a i n 1950. - T h e projected European Union and the question of G e r m a n unity. In: James Clyde Charlesworth (Hrsg.): T h e new Europe. Implications for the United States. Philadelphia 1963, S. 73-81. LITERATUR: Journalist K. wurde deutscher Botschafter in U S A . In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 5 9 (1962) 18, S. 883. K n a u f , Erich, Redakteur, * 2 1 . 2 . 1 8 9 5 M e e r a n e (Sachsen), t April 1944 Berlin. D e r Arbeitersohn erlernte den Beruf des Schriftsetzers, begab sich dann auf Wanderschaft nach Italien, in die Türkei und nach Griechenland und war nach seiner Teilnahme a m Ersten Weltkrieg 1922-28 Redakteur der „Sozialdemokratischen Volkszeitung" bzw. der „Tribüne" in Plauen. Anschließend arbeitete K. bis 1933 als Lektor der BUchergilde Gutenberg, w u r d e dann in den Konzentrationslagern Oranienburg und Lichtenburg interniert, war nach seiner Entlassung kurze Zeit als Pressechef der Terra-Filmkunst tätig und w u r d e von den Nationalsozialisten wegen „defätistischer" Ä u ß e r u n g e n z u m Tod verurteilt. LITERATUR: Lothar Lang: Ε. K. - Leben und Werk. Versuch einer Biographie. Burgk 1985 (Ausstellungskatalog). K n e c h t , Friedrich Justus, kath. Theologe, Pädagoge, * 7 . 1 0 . 1 8 3 9 Bruchsal, t 3 1 . 1 . 1 9 2 1 Karlsruhe. K. Schloß das Theologiestudium mit der Promotion z u m Dr. theol. ab, empfing 1862 die Priesterweihe und wirkte anschließend als Seelsorger. Seit 1888 Pfarrer in Schuttertal, w u r d e er 1892 Domkapitular in F r e i b u r g / B r e i s g a u , 1894 dort Weihbischof und 1896 D o m d e k a n . K. redigierte das „Magazin f ü r Pädagogik", war Mitherausgeber des „Süddeutschen Katholischen Wochenblatts" und Mitbegründer der „Bibliothek der katholischen Pädagogik". Er verfaßte eine Reihe methodischer Schriften zum Unterricht, u . a . den lange Zeit maßgebenden Praktischen Kommentar zur biblischen Geschichte (1882).
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Knecht WEITERE WERKE: Die Freiheit des Unterrichts. Freiburg/ Breisgau 1875. - Biblische Geschichte für Schule und Haus. Freiburg/Breisgau 1907. Neudr. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1945. LITERATUR: Wolfgang Langer: Moralpädagogische Bibelinterpretation. Münster 1977, S. 48-55. - Erwin Gatz: K., F. J. In: Gatz, Bischöfe ( 1 7 8 5 / 1 8 0 3 - 1 9 4 5 ) , 1983, S. 393 f. - Hans-Peter Fischer: Die Freiburger Erzbischofswahlen 1898 und der Episkopat von T h o m a s Nörber. Freib u r g / B r e i s g a u 1997. - Rafael Frick: K „ F. J. In: LThK 3 , Bd. 6, 1997, Sp. 154. K n e c h t , Josef, Verleger, * 1 5 . 1 1 . 1 8 9 7 Eisenbach (Unterfranken), t 1 2 . 6 . 1 9 8 0 Freiburg/Breisgau. Das Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Staatswissenschaft in Würzburg Schloß K. mit der Promotion zum Dr. rer. pol. ab und w u r d e dann Privatsekretär Friedrich - > Dessauers, der ihm die Verlagsleitung der „RheinMainischen Volkszeitung" übertrug. Nach der Einstellung der Zeitung durch die Nationalsozialisten 1934 wurden Dessauer und K. verhaftet, ihre Vermögen beschlagnahmt. K. fand eine n e u e Anstellung im Verlag Herder, w o er bald als Finanzdirektor Mitglied der Geschäftsleitung wurde. Während des Zweiten Weltkriegs hatte er die alleinige Verlagsleitung inne, verhinderte m e h r m a l s die drohende Schließung und widmete sich nach 1945 d e m Wiederaufbau des Herder Verlags. Er war maßgeblich an der Gründung des Badischen Verlags in Freiburg/Breisgau und der „Badischen Zeitung" beteiligt, zu der er 1945 die Verlage Herder, Rombach und Poppen & Ortmann zusammenführte. K. wirkte als Geschäftsführer dieses Unternehmens, dessen Aufsichtsratsmitglied er bis zu seinem Tod war, und hatte auch als Mitinhaber und Geschäftsführer des als Verlag Josef Knecht, Carolus Druckerei G m b H firmierenden Druckhauses in Frankf u r t / M a i n großen Einfluß. 1951-53 war er Vorsteher des Börsenvereins Deutscher Verleger und Buchhändler. LITERATUR: Johannes C z a j a (Red.): 50 Jahre Verlag Josef Knecht Frankfurt am Main. F r a n k f u r t / M a i n 1996. - KarlHeinz Neeb: Dr. K. aus Eisenbach. In: Spessart 141 (2000) S. 9-14. K n e i p , Jakob, Schriftsteller, * 2 4 . 4 . 1 8 8 1 Morshausen, t 1 4 . 2 . 1 9 5 8 Mechernich. Der Sohn eines Bauern besuchte das G y m n a s i u m in Koblenz und das Priesterseminar in Trier und studierte dann Philologie, Philosophie sowie Germanistik in Bonn, Paris und London. Anschließend wirkte K. als Gymnasiallehrer und ging 1919 nach Berlin, w o er als Korrespondent verschiedener Zeitungen tätig war. 1921-29 unterrichtete er a m Kölner Humboldt-Gymnasium und lebte dann als freier Schriftsteller in Pesch. 1912 begründete er mit Josef Winckler und Wilhelm Vershofen den Bund „Werkleute auf Haus Nyland" und war Mitherausgeber der Vierteljahresschrift „Quadriga" (1912-14, später „Nyland", 1919/20), die u. a. unter Bejahung des technologischen Fortschritts den Erhalt der europäischen Kultur forderte. 1946 etablierte er das „Rheinische Kulturinstitut", dem er als Präsident vorstand. K.s literarisches Werk wurde durch Verbundenheit mit der Landbevölkerung und ihrer Umwelt, Religiosität und positives Fortschrittsdenken bestimmt. E r schrieb Lyrik (u. a. Bekenntnis, 1912) und R o m a n e (Hampit der Jäger, 1927). Als Hauptwerk gilt die stark autobiographisch gefärbte Romantrilogie Porta Nigra oder die Berufung des Martin Krimkorn (1932), Feuer vom Himmel (1932) und Der Apostel (1932). LITERATUR: Franz Menges: K., J. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 173 f. - H a j o Knebel: J. K. Koblenz 1982. K n i e f , Johann, Politiker, * 2 0 . 4 . 1 8 8 0 Bremen, t 6 . 4 . 1 9 1 9 Bremen. K. unterrichtete seit 1901 als Grundschullehrer in Bremen, Schloß sich 1906 der S P D an und wurde Redakteur der
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„Bremer Bürgerzeitung". Seit 1915 führte er den Bund der „Bremer Linksradikalen" und gab mit Paul —> Frölich die Zeitschrift „Arbeiterblatt" heraus. K., der Kontakte zu Lenin hatte, gehörte zu den Anhängern eines radikalrevolutionären K o m m u n i s m u s ; als Wortführer der „Bremer Linksradikalen", die sich 1918 in „Internationale Kommunisten Deutschlands" (IKD) umbenannten, stimmte er schließlich der Vereinigung mit d e m „Spartakusbund" zur K P D (1918) zu. WERKE: Briefe aus dem Gefängnis. Berlin 1920. LITERATUR: Gerhard Engel: Volksschullehrer, Journalist, revolutionärer Arbeiterfunktionär: J. K. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 12 (1970) S. 981-989. - Hermann Weber: K „ J. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 1 8 0 f . K n i g g e , Adolph Frh., Schriftsteller, * 1 6 . 1 0 . 1 7 5 2 Gut Bredenbeck bei Hannover, t 6 . 5 . 1 7 9 6 Bremen. Der einzige Sohn des Hofgerichtsrats Philipp Carl von K. (1723-1766) wuchs auf den elterlichen Gütern Bredenbeck und Pattensen auf und wurde zeitweise von Johann Adolf —> Schlegel unterrichtet. Der Vater hinterließ bei seinem Tod 1 0 0 0 0 0 Rth. Schulden, seine Güter kamen in Zwangsverwaltung. Der j u n g e K. studierte 1769-71 Jura in Göttingen und trat dann als H o f j u n k e r und Assessor in den Dienst des hessischen Landgrafen in Kassel. E r heiratete 1773 die Hofd a m e Henriette von B a u m b a c h (1749-1808), im folgenden Jahr wurde die einzige Tochter, die spätere Schriftstellerin Philippine Frf. von Reden (1774-1841), geboren. N a c h d e m K. 1775 wegen Intrigen am Kasseler Hof seinen Abschied g e n o m m e n hatte, versuchte er vergeblich, eine angemessene Stellung am preuß. Hof zu erhalten. Herzog Karl A u gust von Sachsen-Weimar-Eisenach verlieh ihm 1776 zwar den Titel eines Kammerherrn, n a h m ihn aber nicht in seine Dienste. Im Sommer 1776 siedelte die Familie nach Hanau über. A m Hof des Erbprinzen Wilhelm von Hessen gründete K. 1 7 7 7 / 7 8 ein Liebhabertheater, organisierte Feste und widmete sich der Freimaurerei. E r übersetzte französische Theaterstücke, schrieb seit 1779 Rezensionen f ü r Friedrich —> Nicolais „Allgemeine deutsche Bibliothek" und zog 1780 nach F r a n k f u r t / M a i n . Hier erschien 1780-82 sein Roman meines Lebens, in d e m er heftige Kritik des Lebens an den Fürstenhöfen vortrug. Er Schloß sich dem Illuminatenorden an, den er nach seiner Bekanntschaft mit A d a m Weishaupt reformieren wollte. 1782 n a h m er an dem Wilhelmsbader Freimaurerkonvent teil. Ein Jahr später k a m es zum Bruch mit Weishaupt: K. gab 1784 seine Ordenstätigkeit auf, über die er 1788 in seiner Schrift Philos endliche Erklärung [...] seine Verbindung mit dem Orden der Illuminaten betreffend öffentlich Rechenschaft ablegte. Seit 1783 erschienen weitere Romane, in denen K. sein aufklärerisches Weltbild darstellte (Geschichte Peter Clausens, 1783-85; Geschichte des armen Herrn von Mildenburg, 1 7 8 9 / 9 0 u. a.). Sein komischer Roman Die Reise nach Braunschweig (1792) wurde ein großer Erfolg. In der H o f f n u n g , seine sequestrierten Güter zurückzuerhalten, siedelte K. mit seiner Familie 1787 nach Hannover Uber. Dort erschien 1788 die erste Auflage seines Umgangs mit Menschen, in dem er Lebensregeln für den gesellschaftlichen Verkehr aufstellte. Das Buch, das den Autor berühmt machte, erschien zu Lebzeiten in fünf Auflagen und nach seinem Tod in vielen gekürzten und verfälschten Ausgaben: aus einem Aufklärungsbuch wurde ein Handbuch mit Anstandsregeln, „der Knigge", der mit dem Original nichts mehr gemein hatte. In H a n n o v e r gab K. eine Theaterzeitschrift („Dramaturgische Blätter", 1 7 8 8 / 8 9 ) heraus. Seine satirischen Schriften gegen Johann Georg Z i m m e r m a n n und Johann Caspar Lavater trugen ihm Feindschaft und Verleumdungen der konservativen Zeitgenossen ein. I m November 1790 wurde K. zum Kurfürstlich-Braunschweigischen (Hannoverschen)
Knöfel Oberhauptmann in B r e m e n ernannt. Diese Jahre in halbwegs gesicherter finanzieller Position waren trotz zunehmender schwerer Krankheit die glücklichste Zeit des für Freiheit und Toleranz eintretenden Schriftstellers. Er hatte die Französische Revolution begrüßt und trat in seinen politischen Schriften ( B e n j a m i n Noldmanns Geschichte der Aufklärung in Abyssinien, 1791; Schaafskopfs hinterlassene Papiere, 1792; Josephs von Wurmbrand politisches Glaubensbekenntnis, 1792) f ü r gesellschaftliche R e f o r m e n ein. Im Alter von 4 3 Jahren starb K. Er w u r d e im Bremer D o m beigesetzt. K. war ein typischer Vertreter der Spätaufklärung, der auf der Grundlage des Fürstenstaats f ü r eine demokratische Lebensf o r m eintrat und nach —> Lessings Vorbild zeitlebens f ü r die Erziehung des Menschengeschlechts wirkte. Die Nachwelt hat ihn bis in unser Jahrhundert als Jakobiner und Volksverführer geschmäht. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde er rehabilitiert. WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Paul Raabe. 24 Bde., München 1 9 9 2 / 9 3 . - A. Frh. K. in Bremen. Texte und Briefe. Hrsg. und kommentiert von Michael Rüppel und Walter Weber. Bremen 1996. LITERATUR: Joseph Popp: Weltanschauung und Hauptwerke des Frh. Α. K. Leipzig 1931. - Barbara Zaehle: K.s Umgang mit Menschen und seine Vorläufer. Heidelberg 1933. O b Baron K. auch wirklich todt ist? Ausstellungskatalog. Wolfenbüttel 1977. - Pierre A n d r e Bois: A. Frh. K. D e la „nouvelle religion" aux Droits d e l ' h o m m c . Wiesbaden 1990. - A n k e B e t h m a n n / G e r h a r d Dongowski: A. Frh. K. an der Schwelle der M o d e r n e . Hannover 1994. - Karl-Heinz Göttert: K. oder: Von den Illusionen des anständigen Lebens. München 1995. - Ernst August Frh. Knigge: K.s Werke. Bibliographie. Göttingen 1996. - A. Frh. K. Neue Studien. Hrsg. v. Harro Z i m m e r m a n n . B r e m e n 1997. - Martin Rector: Zwischen Weltklugheit und Moral: Der Aufklärer A. Frh. K. Göttingen 1999. - Paul Raabe: in mein Vaterland zurückgekehrt". A. Frh. K. in Hannover 1787-1790. Göttingen 2002. Paul Raabe K n i g h t , Max, bis 1941 Kühnel, Pseud. Peter Fabrizius, Schriftsteller, * 8 . 6 . 1 9 0 9 Pilsen, t 3 1 . 8 . 1 9 9 3 Berkeley (Kalifornien, USA). K. war ein Kind jüdischer Eltern; sein Vater war KursMakler an der Wiener Börse. N a c h d e m Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, das er 1933 mit der Promotion abschloß, begann er z u s a m m e n mit Joseph Fabry unter dem P s e u d o n y m Peter Fabrizius (nach d e m niederländischen Maler Barent Fabritius) an die 200, meist humorvolle Kurzgeschichten, Liebes- und Abenteuergeschichten, zu schreiben, die nicht allein in Österreich (u. a. in „Der Tag", „Neues Wiener Tagblatt", „Wiener Illustrierte" und „Neue Freie Presse"), sondern auch in Deutschland und der Schweiz veröffentlicht und zum Teil in 14 Sprachen übersetzt wurden. Gemeinsam mit Ernst Friese verfaßte er die Vorlage für die erfolgreiche K o m ö d i e Lisa, benimm' dich (unter gleichem Titel erschienen: Ernst Friese, Lisa, benimm' dich, 1947). 1938 emigrierte K. zuerst nach England, später über Shanghai in die U S A , w o er 1941 eintraf. Während dieser Zeit schrieb er weitere Kurzgeschichten und Artikel und arbeitete in Shanghai auch als Universitätsdozent. Zusammen mit Fabry, der ebenfalls in die U S A geflohen war, gründete K. die „Pacific Features Agency", für die sie Artikel über die amerikanische Westküste verfaßten. 1948 war er für drei Jahre Mitarbeiter des RADIR-Projekts (Revolution and Development of International Relations) des Hoover Instituts. Die Ergebnisse seiner Studien dort veröffentlichte er in The German Executive (1952). 1951-76 war K. Lektor der University of California Press und leitete das Übersetzungsprogramm des Verlags, zuletzt als Chefredakteur. Besondere Verdienste und Anerkennung erwarb
er sich durch die Übersetzungen österr. Literatur und deutscher Dichtkunst ins Englische. Hierzu gehörten u . a . der Briefwechsel zwischen Stefan Zweig und Richard Strauss, K o m ö d i e n von Johann Nestroy und vor allem eine Übertragung der Galgenlieder von Christian —» Morgenstern. N a c h seinem Ausscheiden aus d e m Berufsleben half K. j ü d i s c h e n Überlebenden der Konzentrationslager beim Schreiben ihrer M e m o i r e n . Z u s a m m e n mit Fabry veröffentlichte er das autobiographische Werk One and One Make Three: The Story of a Friendship (1988). Die unter d e m P s e u d o n y m Peter Fabricius verfaßten Geschichten sind veröffentlicht in Der schwarze Teufel (1942), Der Komet (1942), Siebzehn Kamele (1949), Wer zuletzt lacht... ( 1 9 5 2 ) , . . . lacht am besten (1957) und Α Peter Fabricius Reader (1994). LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 633 f. - Johannes F. Evelein: Μ . K. (Max Kühnel). In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3: U S A . Hrsg. v. John M . Spalek, Konrad Feilchenfeldt und Sandra H. H a w r y l c h a k . Teil 2. B e r n / M ü n c h e n 2001, S. 234-244. K n o b l o c h , Heinz, Schriftsteller, Journalist, Publizist, * 3 . 3 . 1 9 2 6 Dresden, t 2 4 . 7 . 2 0 0 3 Berlin. K., Sohn eines Photographen, begann 1942 eine L e h r e als Verlagskaufmann, m u ß t e seit 1943 als Soldat Kriegsdienst leisten, desertierte und b e f a n d sich seit 1944 in Kriegsgef a n g e n s c h a f t in England und den U S A , aus der er 1948 zurückkehrte. Er arbeitete anfangs als Hilfskraft in einem Büro, seit e i n e m Volontariat 1949 bei der „Berliner Z e i t u n g " als Journalist und seit 1953 als Redakteur im Feuilleton der „ W o c h e n p o s t " in Berlin (Ost). Nach einem JournalistikFernstudium in Leipzig (1954-60) verfaßte K. weiterhin Beiträge für die „Wochenpost" (1968-88 die wöchentliche Feuilletonrubrik „Mit beiden Augen"), veröffentlichte S a m m l u n g e n von Feuilletonbeiträgen (u.a. Herztöne und Zimmermannssplitter, 1962; Berliner Grabsteine, 1987) und beschäftigte sich mit den theoretischen Grundlagen des Feuilletons ( V o m Wesen des Feuilletons, 1962). E r schrieb Kurzgeschichten, Erzählungen und biographische R o m a n e (Herr Moses in Berlin, 1979). K. zählte zu den b e k a n n testen Feuilletonisten der D D R und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, u . a . mit d e m Heinrich-Heine-Preis (1965), dem Goethe-Preis der Stadt Berlin (1979) und d e m LionFeuchtwanger-Preis (1986). K. war seit 1980 Mitglied und 1 9 8 9 / 9 0 Präsident des P E N - Z e n t r u m s der D D R . WEITERE WERKE: Berliner Fenster. Feuilletons. H a l l e / Saale 1981, "1987. - Eine Berliner Kindheit. Z w i s c h e n O l y m p i a und Luftschutzkeller. Berlin 1999. K n ö b e l , Friedrich Wilhelm, Redakteur, Pädagoge, * 3 . 3 . 1 8 0 2 Kirchheimbolanden (Pfalz), t 8 . 1 1 . 1 8 7 1 Biel. D e r Lehrerssohn studierte evang. Theologie in Heidelberg und Erlangen, w a r dann Mitarbeiter an —> Wirths „Deutscher Tribüne" und n a h m a m H a m b a c h e r Fest teil. Er gehörte zu den aktivsten F ü h r e r n des frühen pfälzischen Liberalismus, war Mitglied des Zentralkomitees des Preß- und Vaterlandsvereins in F r a n k f u r t / M a i n und flüchtete nach d e m gescheiterten Frankfurter Attentat 1833 in die Schweiz. D o r t wirkte er als Lehrer in Zürich, Reinach und Lenzburg, w u r d e 1842 Rektor der Bezirksschule in Zofingen, 1847 in S c h ö f t l a n d und trat 1860 wegen seiner Taubheit in den Ruhestand. LITERATUR: E d g a r Süß: K., F. W. In: Ders.: Die Pfälzer im „Schwarzen Buch". Heidelberg 1956, S. 77-80. K n ö f e l , (Gottlieb) Robert, Schuhmacher, * 5 . 2 . 1 8 3 4 Wilsdruff bei Dresden, f 1 4 . 6 . 1 8 8 4 Wien. K. erlernte bei seinem Vater das S c h u h m a c h e r h a n d w e r k , ging auf Wanderschaft und arbeitete anschließend f ü n f J a h r e lang in Weimar, w o er auch Unterricht in Zeichnen, G e o m e trie und A n a t o m i e nahm. N a c h Ablegung der M e i s t e r p r ü f u n g
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Knötel in Dresden I860 gründete er einen „Arbeiterbildungsverein", in dem er jungen Berufsgenossen die Fächer Zeichnen, Geometrie, Anatomie und Buchführung vermittelte. K. hielt Vorträge in ganz Deutschland, nahm 1873 am „Kongreß der österreichisch-ungarischen Schuhmachermeister" teil und ließ sich in Wien nieder. Er begründete die „Wiener Schuhmacherzeitung" mit, 1875 die „Neue Wiener Schuhmacherzeitung" und eröffnete 1876 eine private „Wiener Schumacher-Lehranstalt", für die er 1879 die behördliche Genehmigung erhielt. K. entwickelte das sogenannte „Winkel-System" zur Anfertigung von Schnittmustern und beeinflußte mit Lehr- und Fachbüchern (u. a. Lehrbuch der Fußbekleidungskunst, 1872) entscheidend die Entwicklung des Schuhmacherhandwerks in ganz Europa. WEITERE WERKE: Die zweckmäßigste Form der Fußbekleidung. Wien 1876. - Maßbuch für Schuhmacher, Schuhfabrikanten und Schuhhändler. Wien 1877. - Der menschliche Fuß und seine Bekleidung. Leipzig 1878. - Die Construction der Schnittmuster nach geometrischen Verhältnissen. Wien 1882. LITERATUR: Neue Wiener Schuhmacherzeitung 10 (1884) S. 116 f., 123. - R. K. und seine Fachzeitung. In: Neue Wiener Schumacher-Zeitung 25 (1899) 1, S. 16-19. - Der österreichische Schuhmachermeister (1954) S. 71. - ÖBL, Bd. 3, 1965, S. 445. - Hans Jaeger: Κ., R. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 200.
Knötel,
Richard, Maler, Illustrator, * 12. 1.1857 Glogau, t 2 6 . 4 . 1 9 1 4 Berlin. K., Sohn eines Oberlehrers, erhielt von seinem Vater Augustin K. früh Zeichenunterricht, studierte seit 1880 an der Berliner Akademie der bildenden Künste und beschäftigte sich eingehend mit der Geschichte des Militärs. Nach seiner Ausbildung wurde er als Illustrator der Zeitschriften „Illustrirte Zeitung", „Daheim", „Über Land und Meer" und Zeichner für den „Berliner Kalender" und den „Verein für die Geschichte Berlins" bekannt. Durch das Studium des militärischen Lebens angeregt, illustrierte K. zahlreiche militärische Werke, veröffentlichte die Abhandlung Die preußische Armee von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (1883) und gab das Quellenwerk Uniformenkunde (18 Bde., 1890 ff.) heraus. Daneben leitete er viele Jahre die „Deutsche Gesellschaft für Heereskunde" (seit 1898). Er malte u. a. Friedrich der Große im Gefecht bei Reichenbach, das braune Husarenregiment heranführend. LITERATUR: Kurt-Gerhard Klietmann: K„ R. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 206.
LITERATUR: Lothar Perlitt: Professoren der Theologischen Fakultät in Göttingen als Äbte von Bursfelde. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 83 (1985) S. 2 7 0 ff.
Knorr, Hermann, Journalist, Verleger, * 1 6 . 9 . 1 8 9 7 Neckargemünd, f 2 . 1 . 1 9 7 6 Heidelberg. Der Kaufmannssohn trat nach dem Ersten Weltkrieg in das väterliche Textilgeschäft ein und war daneben als freier Journalist tätig. Seit 1926 gehörte K. als SPD-Mitglied dem Stadtrat in Neckargemünd an, war 1 9 3 2 / 3 3 Mitglied des badischen Landtags und ging nach einer vorübergehenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten 1933 in die Schweiz. Seit 1934 leitete er wieder seine Firma, wurde jedoch 1944 erneut verhaftet und für mehrere Monate im Konzentrationslager Dachau interniert. Nach Kriegsende erhielt er zusammen mit Theodor —»Heuss die Lizenz zur Herausgabe der „Rhein-Neckar-Zeitung". Später übernahm K. den Verlag zu 50 Prozent und war Herausgeber und Chefredakteur der Zeitung. 1946-52 gehörte er dem württembergisch-badischen Landtag an. 1972 trat K. infolge ständiger Auseinandersetzungen aus der Partei aus. LITERATUR: Zeitungsverleger Dr. Η. K., Heidelberg, 70 Jahre. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag 6 4 (1967) 3 8 / 3 9 , S. 1594.
Knorr,
Julius, Verleger, * 3 . 3 . 1 8 2 6 München, t 2 8 . 7 . 1 8 8 1 München. Nach kurzem Jurastudium war K., Sohn eines Kaufmanns, als Essig- und Spirituosenfabrikant tätig. Er gehörte dem demokratischen Verein und dem Verein für Volksrecht an und zählte zu den Begründern des Volks- und Arbeiterbildungsvereins in München. 1862 erwarb K. die 1848 von Karl Robert —> Schurich gegründete Zeitung „Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik". In dieser bald bedeutendsten bayerischen Tageszeitung verbreitete er gemeinsam mit seinem Redakteur August Vecchioni liberale Ansichten, u. a. zur Lösung der Deutschen Frage, dem Schutzzoll und dem Sozialistengesetz. Politisch gehörte er seit 1860 dem Nationalverein an, beteiligte sich an der Gründung der bayerischen Fortschrittspartei und vertrat diese 1869-71 als Abgeordneter im Landtag. K. war der Vater von Thomas -> K. LITERATUR: Friedrich Trefz (Hrsg.): 75 Jahre Münchner Neueste Nachrichten 1848-1922. München 1922. - Charlotte Harrer: Die Geschichte der Münchner Tagespresse 1870-1890. Würzburg 1940. - Anneliese Köhler: Die Pressepolitik der „Münchner Neuesten Nachrichten". Ein Beitrag zur liberalen Publizistik in Bayern. Diss. Wien 1964. - Franz Menges: K„ J. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 217 f.
Knoke,
Karl, evang. Theologe, * 1 5 . 1 0 . 1 8 4 1 Schmedenstedt bei Hannover, t 2 2 . 1 0 . 1920 Göttingen. Nach dem Theologiestudium wirkte K. zunächst als Hauslehrer, kam 1867 als Stadtschuldirektor nach Walsrode und wurde 1875 Direktor des Lehrerseminars in Wunstorf. Er war Mitbegründer des „Evangelisch-lutherischen Vereins der Provinz Hannover" und gab dessen Organ „Die Volkskirche" 1877-82 heraus. 1882 folgte K. einem Ruf als o.Prof. der praktischen Theologie an die Univ. Göttingen. Er veröffentlichte u. a. einen Praktisch-theologischen Kommentar zu den Pastoralbriefen des Apostels Paulus (2 Bde., 1887-89). WEITERE WERKE: Grundriß der Praktischen Theologie. Göttingen 3 1892. - Grundriß der Pädagogik und ihrer Geschichte seit dem Zeitalter des Humanismus. Vom evangelischen Standpunkte. Berlin 1 8 9 4 , 2 1 9 0 2 . - Recht und Pflicht der evangelischen Kirche hinsichtlich der religiösen Unterweisung ihrer heranwachsenden Jugend. Gütersloh 1912. Niederdeutsches Schulwesen zur Zeit der französischwestfälischen Herrschaft 1803-1813. Berlin 1915. - Heimat und Jugendzeit. Erinnerungen eines Siebzigjährigen an die Zeit um 1850. Hildesheim 1948.
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Knorr,
Thomas, Verleger, * 9 . 8 . 1 8 5 1 München, t 1 3 . 1 2 . 1 9 1 1 München. K. war bereits früh als Nachfolger seines Vaters Julius —>K. in der Leitung des Verlags der Münchner „Neuesten Nachrichten" bestimmt. Daneben beschäftigte er sich mit der Förderung von Malern, Musikern, Literaten, besonders von Künstlern der Münchner Sezession, und errichtete eine Galerie, in der wichtige Maler der Münchner Schule zu finden waren. 1875 etablierte K. mit seinem Schwager Georg —> Hirth die Buchdruckerei „Knorr & Hirth", w o neben den „Neuesten Nachrichten" zahlreiche preiswerte kunstgeschichtliche Werke erschienen. Seit 1881 übte Hirth zunehmend Einfluß auf Gestaltung und Inhalt der Zeitung aus; u. a. erfolgte eine Vergrößerung des Zeitungsformats, die Einführung von Rotationsmaschinen sowie die Umbenennung der Zeitung in „Münchner Neueste Nachrichten" (1887). 1894 fusionierte die Buch- und Kunstdruckerei „Knorr & Hirth" mit dem Verlag zu einer GmbH; Nachfolgerin der „Münchner Neuesten Nachrichten" wurde 1946 die „Süddeutsche Zeitung".
Kobell LITERATUR: Friedrich Tretz (Hrsg.): 75 Jahre Münchner Neueste Nachrichten 1848-1922. M ü n c h e n 1922. - Anneliese Köhler: Die Pressepolitik der „Münchner Neuesten Nachrichten". Ein Beitrag zur liberalen Publizistik in Bayern. Diss. Wien 1964. - Fritz von Ostini (Hrsg.): Die Galerie T h o m a s Knorr in München. M ü n c h e n 1901. - Franz Carl Endres: Georg Hirth. Ein deutscher Publizist. M ü n c h e n 1921. Franz Menges: Κ., T. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 218. K n o r t z , Karl, Schriftsteller, Kulturhistoriker, * 2 8 . 8 . 1 8 4 1 Garbenheim bei Wetzlar, t 2 7 . 7 . 1 9 1 8 North Tarrytown bei New York (USA). Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Philologie ging K. 1863 nach London und 1864 in die U S A . Er unterrichtete deutsche Sprache und Literatur in Detroit, Oshkosh und Cincinnati. Seit 1873 gab er die Zeitschrift „Der deutsche Pionier" heraus, redigierte anschließend die „Indiana-Deutsche Zeitung" in Indianapolis und ließ sich 1882 als freier Schriftsteller und Kritiker in N e w York nieder. 1892 übersiedelte er nach Evansville (Indiana), w o er Deutsch unterrichtete, und 1905 nach North Tarrytown. K. übersetzte Walt Whitman und Henry W . Longfellow und schrieb u. a. eine Geschichte der nordamerikanischen Literatur (2 Bde., 1891). WEITERE WERKE: Das Deutschthum der Vereinigten Staaten. Hamburg 1898. - Die Insekten in Sage, Sitte und Literatur. Annaberg 1910. - Reptilien und Amphibien in Sage, Sitte und Literatur. Annaberg 1911. - Die Vögel in Geschichte, Sage, Brauch und Literatur. M ü n c h e n 1913. Amerikanischer Aberglaube der Gegenwart. Ein Beitrag zur Volkskunde. Leipzig 1913. - D i e Deutschfeindlichkeit Amerikas. Leipzig 1915. LITERATUR: Horst Frenz: Κ. K „ Interpreter of American Literature and Culture. In: T h e A m e r i c a n - G e r m a n Review 13 (1946) 2, S. 27-30. - Eleonore Schamschula: A pioneer of American folklore. Κ. Κ. and his collections. M o s c o w , Idaho 1996. K n o t h e , Wilhelm (Willy), Politiker, * 1 . 5 . 1 8 8 8 Kassel, t 2 0 . 2 . 1952 Bonn. K. war zunächst als kaufmännischer Angestellter tätig, nahm am Ersten Weltkrieg teil und gehörte 1918-20 d e m Arbeiterund Soldatenrat an. Seit 1906 Mitglied der SPD, seit 1920 sozialdemokratischer Parteisekretär, leitete er 1920-33 die Sozialistische Arbeiterjugend in Hessen-Nassau und war 1921-24 Stadtverordneter, 1924-33 Kreistagsabgeordneter in Wetzlar. Nach 1933 illegal arbeitend, wurde er 1934 verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 1938 war er als kaufmännischer Angestellter tätig, arbeitete seit 1940 illegal im „Arbini-Kreis" in F r a n k f u r t / M a i n und floh nach erneuter Verhaftung 1944 aus dem Polizeigefängnis. Nach 1945 wirkte K. als Herausgeber der „Frankfurter Rundschau". 1945 war er Erster Vorsitzender der SPD in Frankfurt, Landesvorsitzender der SPD in Hessen, 1 9 4 6 / 4 7 Zweiter Vorsitzender der S P D und Mitglied des SPD-Hauptvorstandes und seit 1947 Bezirksvorsitzender der SPD Hessen Süd. 1945 war er Mitglied des Stadt- und Bürgerrates in Frankfurt, 1946 Mitglied der verfassungsberatenden Landesversammlung und 1946-49 Mitglied des Hessischen Landtags. Seit 1949 war K. Mitglied des Deutschen Bundestags. WERKE: Im Kampf für eine neue Verfassung. Programmatische Reden von W. K. und Ludwig Bergsträsser. Hrsg. v. Christian Stock. F r a n k f u r t / M a i n 1946. - Die Politik der SPD in der Gegenwart. Programmatische Rede. F r a n k f u r t / Main 1947. LITERATUR: M d B , Bd. 1, 2002, S. 433.
K n u d s e n , Hans, Theaterwissenschaftler, * 2 . 1 2 . 1 8 8 6 Posen, t 4 . 2 . 1 9 7 1 Berlin. K. studierte in Berlin und Greifswald D e u t s c h e und Klassische Philologie, w u r d e promoviert und unterrichtete anschließend als Studienrat. 1918 trat er in den Vorstand der „Vereinigung künstlerischer B ü h n e n v o r s t ä n d e " ein und redigierte die Zeitschrift „Die Scene". Seit 1920 wirkte K. als Theaterkritiker und R e z e n s e n t verschiedener Zeitungen, darunter der „Preußischen Jahrbücher", der „RheinischWestfälischen Zeitung" und der „Deutschen Tageszeitung". 1923-31 war er Assistent M a x H e r r m a n n s a m neugegründeten Theaterwissenschaftlichen Institut der Berliner Univ. und w u r d e 1938 a. o., 1948 o . P r o f . der Theaterwissenschaft. K. gab die Reihe „Theater und D r a m a " (34 Bde., 1929-65) heraus, redigierte die Zeitschrift „Die B ü h n e " (1935-38) und schrieb u . a . eine Deutsche Theatergeschichte (1959, 2., erweiterte Aufl. 1970). WEITERE WERKE: Heinrich Beck. Ein Schauspieler aus der Blütezeit des M a n n h e i m e r Theaters im 18. Jahrhundert. L e i p z i g / H a m b u r g 1912. Nachdr. Nendeln 1978. - Goethes Welt des Theaters. Ein Vierteljahrhundert Weimarer Bühnenleitung. Berlin 1949. - Theaterwissenschaft. Werden und Wertung einer Universitätsdisziplin. Berlin 1950. - Methodik der Theaterwissenschaft. Stuttgart 1971. LITERATUR: Professor Dr. phil. Η. K., Freie Universität Berlin. In: Rolf Seeliger (Hrsg.): B r a u n e Universität. Deutsche Hochschullehrer gestern und heute. Dokumentenreihe. Bd. 4. M ü n c h e n 1966, S. 53-70. - Z w a n z i g Jahre Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin bei Professor Dr. Η. K. (1948-1968). Berlin 1968. - Ralf Badenhausen: K., H. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 228 f. K o b b e , Theodor (Christian Cay) von, Jurist, Schriftsteller, * 8 . 6 . 1 7 9 8 Glückstadt (Holstein), t 2 2 . 2 . 1 8 4 5 Oldenburg. D e r aus einer hannoverschen Adelsfamilie s t a m m e n d e K. studierte 1817-20 Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Kiel, trat in den oldenburgischen Justizdienst ein und wurde 1820 Auditor in Oldenburg. Später wirkte er als Assessor b e i m dortigen Landgericht. Daneben war K. seit 1822 schriftstellerisch tätig und veröffentlichte seit 1830 zahlreiche Erzählungen, Gedichte, Schauspiele, den historischen R o m a n Die Schweden im Kloster zu Uetersen (1830) sowie ausführliche Reiseberichte und autobiographische Schriften ( H u m o r i s t i s c h e Erinnerungen aus meinem akademischen Leben in Heidelberg und Kiel 1817-19, 2 Bde., 1840). 1838-45 w a r K. Herausgeber der Wochenschrift „Humoristische Blätter", deren Beiträge er vorwiegend selbst verfaßte. LITERATUR: Adolf Stahr: Τ. v. K. Oldenburg 1845. - Heinrich Schwarz: Τ. v. K. Oldenburg 1913. K o b e l l , Franz Ritter von, Mineraloge, Schriftsteller, * 1 9 . 7 . 1 8 0 3 München, t 1 1 . 1 1 . 1 8 8 2 M ü n c h e n . K. studierte 1820-22 Naturwissenschaften am Lyzeum in M ü n c h e n und seit 1823 Mineralogie an der Univ. Landshut und w u r d e Ende 1823 Adjunkt, später Konservator bei der Mineralogischen Staatssammlung in M ü n c h e n . 1824 wurde K. in Erlangen promoviert und 1826 zum a. o., 1834 zum o. Prof. der Mineralogie in M ü n c h e n ernannt. Seit 1827 außerordentliches, wurde er 1842 ordentliches Mitglied der A k a d e m i e der Wissenschaften in M ü n c h e n . Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten auf d e m Gebiet der Mineralogie (u. a. Charakteristik der Mineralien, 2 Bde., 1 8 3 0 / 3 1 ; Geschichte der Mineralogie. Von 1650- 1860, 1861, auch 1864) und erfand u. a. ein Photoverfahren. K. verkehrte im Kreise König L u d w i g s I. und Maximilians II. Joseph und trat hier als Gelegenheitslyriker in bayerischer Mundart hervor. Seit 1847 schrieb er Volksstücke und Singspiele, die a m Münchner Hoftheater aufgeführt wurden, und Dialekterzählungen wie
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Koch Die G'Schicht von' Brandner-Kasper (1871) als sein bekanntestes Werk. Seit 1847 gehörte K. zu den Mitarbeitern der „Fliegenden Blätter". 1857 wurde K. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. WERTERE WERKE: Die Mineralogie. Nürnberg 1847. Leipzig 5 1878. Engl. Philadelphia 1867, 2 1885. Frz. Paris 1872, 2 1875. - Skizzen aus dem Steinreiche, geschrieben f ü r die gebildete Gesellschaft. M ü n c h e n 1850. - Über Pflanzensagen und Pflanzensymbolik. M ü n c h e n 1875. — Ausgewählte Werke. M ü n c h e n 1991. LITERATUR: Karl Haushofer: F. v. K. Eine Denkschrift. M ü n c h e n 1884. - Aloys Dreyer: F. v. K. Sein Leben und seine Dichtungen. M ü n c h e n 1904. - Karl Pörnbacher: K „ F. V. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 238-240. - Angelika Jung-Hüttl: F. v. K. (1803-1882) als Naturwissenschaftler. Ein Beitrag zur Geschichte der Mineralogie in Bayern. Diss. Technische Univ. M ü n c h e n 1991. - Franz Strunz: Der „Brandner-Kasper" machte ihn berühmt: ein Gedenkblatt auf F. v. K. In: Literatur in Bayern (2001) 64, S. 48-57. - Karlheinz Schauder: Pfälzer und Bayer gleichermaßen. Z u m 200. Geburtstag des Mundartdichters und Mineralogen F. v. K. In: Die Pfalz 54 (2003) 3, S. 8 f.
Koch,
Alexander, Verleger, * 9.11.1860 Köln, t 5 . 1 . 1 9 3 9 Darmstadt. K., Sohn eines Gesangspädagogen, wuchs in Stuttgart auf, arbeitete nach dem Besuch der Handelsschule in einer Schriftgießerei sowie als Volontär in der Stuttgarter Vereinsdruckerei und trat nach seiner Heirat in die Tapetenfabrik seiner Schwiegereltern ein. 1887 gründete er die Verlagsanstalt Alexander Koch, die seit 1888 die „TapetenZeitung" herausgab. K. befaßte sich z u n e h m e n d mit Architektur, Malerei und Kunsthandwerk und gab seit 1898 die Kunstzeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration" heraus sowie seit 1890 die Zeitschrift „Innendekoration", an der der belgische Architekt Henry van de Velde mitarbeitete. Ferner verlegte er Monographien und Kunstbildbände. 1898 förderte K. die Gründung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt und konzipierte im selben Jahr die erste Darmstädter Kunstausstellung. 1932 verlegte er seinen Verlag nach Stuttgart. LITERATUR: M a x Fengler: Κ., A. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 256 f. - Sigrid Randa-Campani: Α. K. Publizist und Verleger in Darmstadt. R e f o r m e n der Kunst und des Lebens um 1900, Worms 1990.
Koch,
Matthias, österr. Schriftsteller, Publizist, * 3 . 1 1 . 1 7 9 8 Wien, t 2 7 . 4 . 1 8 7 7 B a d e n (Niederösterreich). Der Sohn eines Handwerkers war 1830-35 Kabinettssekretär des Erzherzogs Maximilian Joseph von Österreich-Este, wirkte anschließend als Privatbibliothekar der Erzherzogin Beatrix und widmete sich nach seiner frühen Pensionierung einer Tätigkeit als freier Schriftsteller und Korrespondent der „Allgemeinen Zeitung". 1848 b e k ä m p f t e K. die Revolution vehement mit Zeitungsartikeln, Flugschriften und Plakaten. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehörten Die Donaureise von Linz bis Wien (1838) und Wien und die Wiener (1842). WEITERE WERKE: Genesis der Wiener Revolution. Wien 1850. - Geschichte des Deutschen Reiches unter der Regierung Ferdinands III. Nach handschriftlichen Quellen. 2 Bde., Wien 1865 f. LITERATUR: Reinhold Lorenz : Κ., M . In: Ö B L , Bd. 4 , 1 9 6 9 , S. 19 f.
Koch, Werner, Schriftsteller, Journalist, * 4 . 8 . 1926 M ü l h e i m / R u h r , f 3 1 . 3 . 1 9 9 2 Köln. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie wandte sich K. dem Journalismus zu und wurde 1948 Feuilletonredakteur der „Rheinischen Zeitung". 1956-61 562
wirkte er als Dramaturg und Regisseur bei den Bühnen der Stadt Köln, leitete seit 1961 das erste deutsche Fernsehmagazin „Spektrum" beim Westdeutschen R u n d f u n k ( W D R ) und w u r d e dort 1965 Leiter der Programmgruppe Kultur und verantwortlicher Redakteur f ü r die Bereiche G e s c h i c h t e / Zeitgeschichte. K. produzierte zahlreiche Kultur- und Dokumentarfilme f ü r das Fernsehen. Z u d e m war er schriftstellerisch tätig und verfaßte Werke zu religionsgeschichtlichen Themen, darunter seinen vielfach übersetzten R o m a n Pilatus (1959). WEITERE WERKE: Der Prozess Jesu. Köln 1966. - SeeLeben I. F r a n k f u r t / M a i n 1973, " 1 9 9 4 . - Wechseljahre, oder See-Leben II . F r a n k f u r t / M a i n 1975, «1994.
Koch-Gotha, Fritz, Graphiker, Illustrator, * 5 . 1 . 1 8 7 7 Eberstädt bei Gotha, t 1 6 . 6 . 1 9 5 6 Rostock. D e r Sohn eines Offiziers konnte, 1888 durch einen Unfall fast taub geworden, dem Wunsch seines Vaters, ebenfalls die militärische Laufbahn einzuschlagen, nicht n a c h k o m m e n und wandte sich einer künstlerischen Tätigkeit zu. Seine Ausbildung begann K.-G. an der Kunstakademie in Leipzig, setzte diese seit 1897 als Schüler Hans T h o m a s und Leopold von Kalckreuths an der Karlsruher Kunstakademie fort und kehrte 1899 als freier Künstler nach Leipzig zurück, w o er f ü r einen Postkartenverlag zeichnete. 1902 übersiedelte K.G. nach Berlin, arbeitete f ü r das Witzblatt „Lustige Blätter" und wurde 1904 fester Mitarbeiter der „Berliner Illustrirten Zeitung". 1908-10 lebte er in Paris, illustrierte während des Ersten Weltkrieg Frontberichte und wandte sich später ganz der Buchillustration zu. Bekannt wurden vor allem seine Zeichungen zu der Gesamtausgabe der Werke Fritz —> Reuters und die Gestaltung vieler Kinderbüchern. K.-G. war einer der bekanntesten und beliebtesten Karikaturisten seiner Zeit. WERKE: III.: Die Häschenschule. Ein lustiges Bilderbuch. Leipzig 1924, 5 4 I936. Neuausg. Esslingen 2004. - III.: O, welche Lust, Soldat zu sein! Ein lustiges Soldatenbilderbuch. Leipzig 1 2 1 9 3 7 . - F. K.-G. Hrsg. v. Regine Timm. Berlin 1971. LITERATUR: Paul Fechter: F. K.-G. In: Ders.: An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen. Gütersloh 2 1949, S. 224-238. - F. K. G „ 1877-1956. Hrsg. von der Kunsthalle Ristock. Rostock 1977 (Ausstellungskatalog). - EvaSuzanne Bayer-Klötzer: K.-G., F. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 279 f. K o c m a t a , Karl F(ranz), Pseud. Karl Franz Heiding, österr. Redakteur, Schriftsteller, * 1 6 . 1 . 1 8 9 0 Wien, t 2 9 . 1 1 . 1 9 4 1 Wien. Der Arbeitersohn verfaßte schon als Handelslehrling erste Aufsätze und Abhandlungen f ü r die Presse. 1912 gründete er in Wien den Adria-Verlag und gab seit 1916 die Zeitschrift „Neue Bahnen" heraus; 1917-19 veröffentlichte er im neugegründeten „Verlag des Ver!" die Zeitschrift „Ver!". 1919 nannte K., inzwischen Soldatenrat und vorübergehend inhaftiert, den Verlag des Ver! in Verlag der Revolution um, in d e m seit 1919 die Wochenschrift „Revolution. Organ der Wiener Anarchisten" erschien. Seit 1921 gab er die Schriftenreihe Stimmen aus der Zeit. Flugschriften des Ver! heraus, die er mit seiner Publikation Der Sumpf von Wien. Bilder des Niederganges eröffnete. 1925 gab er „Das Gesindel. Zeitschrift für Menschlichkeit" heraus. WEITERE WERKE: Dr. Viktor Adler und die österreichische Arbeiterbewegung. Wien 1912. - Hermann Bahr. Österreichs Breitmäul. Wien 1916. - Karl Kraus, der Krieg und die Ausgeräucherten. Wien 1919. - Drei Monate Haft zur Kriegszeit im Wiener Landesgericht. Wien 1919. - Ausgewählte Dichtungen. 1909-1919. Wien 1920. - Die Prostitution in Wien. Wien 1925.
Kölwel K ö b e r l e , Georg, Publizist, Dramatiker, Theaterdirektor, * 2 1 . 3 . 1 8 1 9 N o n n e n h o r n / B o d e n s e e , t 7 . 6 . 1 8 9 8 Dresden. Der Bauernsohn studierte kurze Zeit bei den Jesuiten in R o m , dann in M ü n c h e n und publizierte seit 1845 antikatholische Streitschriften in Leipzig. 1848 vertrat er als Publizist die äußerste Linke, war später in München und Stuttgart fast ausschließlich als Dramatiker tätig und lebte 1853-56 als Theaterdirektor in Heidelberg. Er verfaßte Schriften zur Theaterfrage, u. a. die Reformschrift Die Theater-Krisis im neuen Deutschen Reich (1882), die ihm einen Ruf als Leiter des Hoftheaters nach Karlsruhe einbrachte, w o er j e d o c h nicht lange blieb. K. war Mitarbeiter des Organs der Allgemeinen Deutschen Bühnengesellschaft, „Deutsche Dramaturgie". Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Wien und Dresden. N e b e n zahlreichen Dram e n (u. a. dem Trauerspiel Heinrich der Vierte von Frankreichi, 1851) erschien 1871 der dreibändige Roman Alles um ein Nichts. WEITERE WERKE: Der Volkstribun. Leipzig 1848. - M a x Emanuels Brautfahrt. Stuttgart [um 1870]. - Berliner Leimruthen und deutsche Gimpel. Leipzig 1875. - Dramaturgische Gesänge. Leipzig 1880. LITERATUR: H e r m a n n Arthur Lier: K. In: A D B , Bd. 51, S. 282-289. K ö c h y , Karl (Georg Heinrich Eduard), Dramatiker, Regisseur, * 2 6 . 1 0 . 1 8 0 0 Braunschweig, t 1 1 . 5 . 1 8 8 0 Leipzig. K. studierte Kunst und Philosophie und Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin, wurde 1823 zum Dr. phil. und z u m Dr. jur. promoviert und war anschließend als Rechtsanwalt tätig. Durch den freundschaftlichen Verkehr mit Heinrich —> Heine und Christian Dietrich G r a b b e beeinflußt, widmete er sich schließlich ganz seiner Theaterleidenschaft. 1830 gründete K. die „Rheinische Theaterzeitung" in Mainz, w u r d e im folgenden Jahr Theaterdichter und Sekretär in Braunschweig und war dort seit 1842 Leiter des Schauspiels sowie seit 1843 Intendanturrat. Seit 1874 lebte er in Weimar, Coburg und Leipzig. Seine 1832 erschienenen Poetischen Werke enthalten u. a. das Frühlingsspiel Phantasus und die Novelle Die Schauspielerin. 1855 verfaßte er zusammen mit Wilhelm Floto das Schauspiel Das Haus Holberg. K ö h l e r , Hanns Erich, Graphiker, Karikaturist, * 1 7 . 4 . 1 9 0 5 Tetschen-Bodenbach, t 7 . 1 1 . 1 9 8 3 H e r r s c h i n g / A m m e r s e e (Oberbayern). K. besuchte die Dresdner Kunstgewerbe-Akademie, arbeitete dann als Zeichner in einem graphischen Werbeatelier in München und studierte anschließend an der Kunstgewerbeschule in Wien. Später lebte er als Gebrauchsgraphiker in Prag, veröffentlichte dort seine ersten Karikaturen und übersiedelte 1938 nach Reichenberg, später nach Berlin. Seit 1943 bis Kriegsende lehrte K. als Prof. a m Deutschen Hochschulinstitut f ü r bildende Kunst in Prag, lebte seit 1945 als Maler in Riedenburg und arbeitete seit 1949 als erfolgreicher Karikaturist für die „Nürnberger Nachrichten" und die „Deutsche Zeitung". 1953 zog er nach Herrsching a m Ammersee, zeichnete seit 1954 für den wiedergegründeten „Simplicissimus" und war seit 1958 vorwiegend f ü r die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" tätig, in der K. zeitkritisch-politische Karikaturen publizierte. Er veröffentlichte seine Arbeiten auch in einigen Büchern, darunter Gezeichnete Zeitgenossen (1975). Z u d e m wirkte K. für verschiedene Verlage als Illustrator. WEITERE WERKE: Wer hätte das von uns gedacht! 10 Jahre Bundesrepublik Deutschland. B o p p a r d / R h e i n 1959, ' 1 9 6 1 . - Ο heiliger Bürokratius! Karikaturen rund um die Steuer. Freiburg/Breisgau 1982. LITERATUR: Karikaturen, Interpretationen. Ausstellungskatalog Karl-Ernst-Osterhaus-Museum, Hagen. Hagen 1973.
K o e h l e r , Mela, eigentl. Melanie K., österr. Graphikerin, Malerin, * 1 8 . 1 1 . 1 8 8 5 Wien, t 1 5 . 1 2 . 1 9 6 0 Stockholm. K. besuchte als Schülerin Koloman —»Mosers u n d Berthold Löfflers die Kunstgewerbeschule in Wien, anschließend die Modeklasse der A k a d e m i e der bildenden K ü n s t e und war dann als Werbegraphikerin, Malerin, Aquarellistin und Buchillustratorin tätig. Sie war Mitglied der Wiener Werkstätte und des Werkbunds sowie Mitarbeiterin der Zeitschrift „Wiener M o d e " und n a h m mit ihren Porträts der Damen der Wiener Gesellschaft Einfluß auf die zeitgenössische M o d e . Seit 1930 gehörte K. der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs an und n a h m regelmäßig an den Ausstellungen der Wiener Sezession teil. 1934 emigrierte sie nach Schweden. K ö h l e r , Philipp, Landwirt, Politiker, * 5 . 8 . 1859 Langsdorf (Oberhessen), t 1 0 . 1 . 1 9 1 1 Langsdorf. Nach dem B e s u c h des G y m n a s i u m s in D a r m s t a d t war K., Sohn eines Landwirts und K a u f m a n n s , 1874-95 Landwirt in Langsdorf und Bettenhausen und Mitbegründer des Mitteldeutschen Bauernvereins (seit 1899 Hessischer Bauernbund), dem er seit 1894 vorstand. K. war Mitherausgeber des Verbandsorgans „Deutsche Völkswacht" und gehörte seit 1894 der Zweiten K a m m e r des Hessischen Landtags an, seit 1897 als Mitglied der Reformpartei, 1899 der Freien Wirtschaftlichen Vereinigung und seit 1902 d e r Hessischen Volkspartei. 1905 amtierte K. als zweiter Präsident der K a m mer, war seit 1908 fraktionslos und saß 1893-1903 und 1907-11 als Abgeordneter verschiedener Parteien im Reichstag. E r war Initiator der L a n d w i r t s c h a f t s k a m m e r f ü r das Großherzogtum Hessen(-Darmstadt). LITERATUR: Wilfried Schlau: Politik und Bewußtsein. Köln 1971, S. 385-415. - Ders.: Die bäuerliche Führungschicht in Hessen im 19. und 20. Jahrhundert. In: D e u t s c h e Führungsschichten in der Neuzeit 7 (1974). - Ders.: K „ P. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 3 1 0 f . K o e l s c h , Adolf, Biologe, Schriftsteller, * 7 . 7 . 1 8 7 9 B u c h am A h o r n (Baden), t 3 . 2 . 1 9 4 8 Rüschlikon (Kt. Zürich). D e r Pfarrerssohn beendete sein Studium 1900 in Heidelberg mit der Promotion, übersiedelte 1904 nach Zürich und w u r d e dort als Verfasser populärer biologischer, vor allem zoologischer Werke bekannt. Als Feuilletonist schrieb K. zahlreic h e K o l u m n e n in der „Neuen Zürcher Z e i t u n g " (als B u c h u . a . unter dem Titel Der Herr der Welt inkognito, 1947). E r verfaßte zahlreiche Romane und Erzählungen, u. a. die R o m a n - B i o g r a p h i e William T h o m a s M o r t o n s Narkose. Der Roman vom Kampf gegen den Schmerz (1938). WEITERES WERK: Spielwerk des Lebens. RüschlikonZürich 1949. LITERATUR: Kathi Gockhausen 1993.
Zollinger-Streiff:
Α.
K.
1879-1948.
K ö l w e l , Gottfried, Schriftsteller, * 16.10. 1889 B e r z hausen (Oberpfalz), t 3 1 . 3 . 1 9 5 8 München. Der Sohn eines K a u f m a n n s und Färbereibesitzers studierte Literaturgeschichte und Philosophie an der Univ. M ü n c h e n , unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und lebte seit 1912 als freier Schriftsteller in Gräfelfing bei M ü n c h e n . N a c h ersten Gedichtveröffentlichungen in der Zeitschrift „ C h a r o n " erschien 1910 der Lyrikband Frühschrot. K. w u r d e von Martin —»Buber gefördert und trat 1914 mit seinen Gesängen gegen den Tod hervor. 1913-20 publizierte er vorwiegend Prosa in Zeitschriften wie „Die A k t i o n " und „Wieland". In seinen R o m a n e n (u.a. Der verlorene Krug, 1944) schilderte er das Dorfmilieu und die ländliche Kleinstadt, die auch in den Erinnerungen Das Jahr der Kindheit (1935) dargestellt werden. WEITERE WERKE: Der geheimnisvolle Wald. R o m a n . Berlin 1938. - Die heitere Welt von Spiegelberg. Wien 1940. -
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Koenen Das glückselige Jahr. Die Geschichte einer Kindheit. Wien 1941. - Gesichter der Liebe. Erzählungen. München u . a . 1982. LITERATUR: G. K. z u m 70. Geburtstag a m 16. Oktober 1959. Hrsg. v. Kuratorium zur Pflege des dichterischen Werkes von G. K. Kempten 1959. - Das Menschenleben und die Jahreszeiten. Eine Betrachtung des lyrischen Werks von G. K. Ottawa 1977. - Otto Heuscheie: K „ G. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 327 f. - Eberhard D ü n n i n g e r / V e r e n a Verheyden: Vergessene bayerische Autoren. G. K. M ü n c h e n 1982. - Ingrid Girlinger: G. K. Studien zu seinem erzählerischen und dramatischen Werk. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 1991. - Joachim Pöppl: G. K. Ein Schriftsteller zwischen Beratzhausen und München. Hemau 2002. K o e n e n , Wilhelm, Politiker, * 7 . 4 . 1886 Hamburg, t 1 9 . 1 0 . 1 9 6 3 Berlin. K., Sohn eines Tischlers und SPD-Funktionärs, erhielt eine kaufmännische Ausbildung, trat 1903 in die S P D ein und arbeitete 1904-07 als Handlungsgehilfe in der Kieler Volksbuchhandlung. 1 9 1 0 / 1 1 besuchte K. die Zentrale Parteischule in Berlin, war 1911-19 Redakteur des „Volksblatts" in Halle und wurde 1917 U S P D - sowie 1920 KPD-Mitglied. 1920-32 war er Abgeordneter des Deutschen Reichstags, 1926-32 Mitglied des preuß. Staatsrats sowie Stadtverordneter in Berlin und gehörte seit 1929 d e m Z K der K P D an. 1933 emigrierte K. nach Frankreich, leitete seit 1935 die KPD-Emigration in der Tschechoslowakei und ging 1938 über Paris nach England. Nach Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück, war 1946-49 Landesvorsitzender der K P D bzw. S E D in Sachsen und 1946-49 Abgeordneter im sächsischen Landtag. Seit 1949 Sekretär des Deutschen Volksrats, hatte er 1949-58 die Leitung des Sekretariats der Volks- und Länderkammer inne und war 1958-63 Vorsitzender des Volkskammerausschusses f ü r Allgemeine Angelegenheiten. WERKE: Einheit des Volkes, Garantie des Sieges. Berlin 1986. LITERATUR: Horst N a u m a n n : W. K. Leipzig 1977. - B H d E , Bd. 1, 1980, S. 379 f. - M.d.R., 3 1994, S. S. 258 f. K o e n i g , Friedrich (Gottlob), Erfinder, * 1 7 . 4 . 1 7 7 4 Eisleben, f 1 7 . 1 . 1 8 3 3 Oberzell bei Würzburg. N a c h einer Buchdrucker- und Setzerlehre in der Leipziger F i r m a Immanuel Breitkopf 1790-94 und autodidaktischen Studien in Mathematik und Mechanik war K., Sohn eines Ackerbürgers, 1798-1802 Gasthörer an der Univ. Leipzig und begann, sich theoretisch und praktisch mit der Verbesserung der Druckerpresse zu beschäftigen, insbesondere mit der Steigerung der Druckgeschwindigkeit. Aus Mangel an geeigneten Geldgebern übersiedelte er 1806 nach London und Schloß im folgenden Jahr mit d e m Buchdrucker Thomas Bensley einen Vertrag über die g e m e i n s a m e Verwertung seiner Erfindung, dem sich 1809 zwei weitere Drucker anschlossen. Z u s a m m e n mit dem ebenfalls in London lebenden Stuttgarter Mechaniker Andreas Friedrich Bauer entwickelte K. 1810 die patentierte Tiegeldruckmaschine; 1811 kam es zur Herstellung des ersten maschinell gedruckten Buches. Die erste maschinell gedruckte Zeitung „The Times" erschien 1814. Es folgten eine Zylinderpresse, eine dampfbetriebene Zylinderdoppelmaschine und eine Presse für beidseitigen Druck. Nach Auseinandersetzungen mit seinen Partnern kehrte K. 1817 nach Deutschland zurück, kaufte im selben Jahr das ehemalige Prämonstratenserkloster Oberzell und gründete mit Bauer die Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer, die später von seinen Söhnen weitergeführt wurde. 1821 / 22 konnten erste Maschinen nach Berlin verkauft werden. 1 8 2 8 / 2 9 errichtete K. unter Beteiligung von Cotta Papierfabriken in Oberzell und Schwarzach.
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WERKE: Koenigs Schnellpresse. In: B e n j a m i n Krebs (Hrsg.): Handbuch der Buchdruckerkunst. F r a n k f u r t / M a i n 1827, S. 562-614. - Mit Andreas Friedrich Bauer: Die ersten Druckmaschinen erbaut in L o n d o n bis zu dem Jahre 1818. Leipzig 1851. Nachdr. o. O. [1975]. - Die Pumpen. Eine Darstellung ihrer Theorie, Construktion und Wirkungsweise. Für Maschinenfabrikanten, Ingenieure, Techniker, Brunnenbauer und Landwirthe. Jena 1869. LITERATUR: Alfred Bolza: K „ F. In: Lebensläufe aus Franken. Bd. 3. Hrsg. v. Anton Chroust. Würzburg 1927, S. 297-323. - Ders.: F. K. Der Erfinder der Druckmaschine, ein Pionier der deutschen Maschinenindustrie. Berlin 1933. Helfried Barnikel: F. K „ ein führender Industriepionier in Bayern. Diss. M ü n c h e n 1965. - Hans B. Bolza-Schünemann: F. K. und die Erfindung der Druckmaschine. In: Technikgeschichte 34 (1967) S. 79-89. - Hans B. Bolza-Schünemann: F. K „ sein Leben und Werk. Z u m 200. Geburtstag des Erfinders der Druckmaschine am 17. April. Leipzig 1967. - Festschrift zum 150. Jubiläum der Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer. Stuttgart 1967. - Hans Jaeger: K „ F. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 336-338. - M a x Rößler: F. K. Der Erfinder der Schnellpresse. Würzburg 1982. - Hubert Kiesewetter: Erfinder o h n e Fortune. F. K.s Englandaufenthalt 1806-1817. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 37 (1992) S. 75-100. - T h o m a s Keiderling: Johannes Gutenberg und F. K. - zwei Pioniere des Druckmaschinenbaus. Zur Methodik der vergleichenden Biographie- und Innovationsforschung. In: Figuren und Strukturen. Historische Essays f ü r Hartmut Z w a h r z u m 65. Geburtstag. Hrsg. v. M a n f r e d H e t t l i n g / U w e S c h i r m e r / S u s a n n e Schötz. München 2002, S. 335-354. K ö n i g , Friedrich, österr. Maler, Graphiker, Kunstgewerbler, * 2 0 . 1 2 . 1 8 5 7 Wien, t 1 1 . 3 . 1 9 4 1 Wien. Im Anschluß an den Besuch der Kunstgewerbeschule des Österreichischen M u s e u m s studierte K. 1878-83 unter Christian Griepenkerl an der Wiener Akademie der bildenden Künste und setzte seine Ausbildung in M ü n c h e n fort. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt arbeitete er als Buchillustrator für das Monumentalwerk Die österreichischungarischen Monarchie in Wort und Bild, war in den neunziger Jahren ein führendes Mitglied der sogenannten HagenGesellschaft und Gründungsmitglied der Wiener Sezession, der er bis zu seinem Tod angehörte. Er publizierte zahlreiche seiner Druckgraphiken in der Zeitschrift „Ver sacrum" und schuf Treibarbeiten im Sezessionsstil sowie einige Landschaften und figurale Kompositionen in Öl, darunter das Gemälde Der stille Teich (1899). LITERATUR: Selma Krasa-Florian: K., F. In: ÖBL, Bd. 4, 1969, S. 34. - F. K. Aquarelle und Zeichnungen. Hrsg. Antiquariat Ingo Nebehay. Wien 1986. K ö n i g , Heinrich (Joseph), Schriftsteller, Kulturhistoriker, * 1 9 . 3 . 1 7 9 0 Fulda, f 2 3 . 9 . 1 8 6 9 Wiesbaden. Früh Halbwaise geworden, arbeitete K., Sohn eines Soldaten, nach dem Besuch des G y m n a s i u m s als Hilfsschreiber beim Stadtmagistrat. Seit 1813 Distriktskontrolleur für das A m t Burghaun, w u r d e er 1816 Regierungssekretär der Finanzen und übersiedelte 1819 als solcher nach Hanau, wo er mehrmals in den Landtag gewählt wurde. 1839 erfolgte gegen seinen Willen seine Versetzung als Obergerichtssekretär nach Fulda. A u c h nach seiner Pensionierung 1847 war K. politisch tätig und lebte seit 1860 in Wiesbaden. Mit den Wortführern des Jungen Deutschland verbunden, publizierte er seine literarischen Arbeiten in deren Zeitschriften, u . a . im „Freihafen", in der „Europa", in —»Laubes „Zeitung f ü r die elegante Welt" und in - > Gutzkows „Deutscher Revue", im „Telegraph" und im „Literaturblatt zum Phönix". K. verfaßte historische R o m a n e (u. a. Williams Dichten und
Koeppen Trachten, 2 Bde., 1839), literaturhistorische Arbeiten und autobiographische Schriften (u. a. Aus meinem Leben, 1840). LITERATUR: Günther H o h m a n n : Η. K.: Leben und Werk des Fuldaer Schriftstellers (1790-1869). Fulda 1965. - HansWolf Jäger: Κ., H. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 339 f. K ö n i g , Johannes (Hans), Diplomat, Politiker, * 2 . 4 . 1 9 0 3 Arnstadt (Thüringen), t 2 2 . 1 . 1 9 6 6 Prag. A u s einer Arbeiterfamilie stammend, absolvierte K. eine Gerberlehre, trat 1919 der Freien Sozialistischen Jugend bei und wurde 1923 hauptamtlicher Mitarbeiter der K P D in Gotha. 1925-30 arbeitete er als Redakteur verschiedener kommunistischer Zeitungen, w u r d e 1930 verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem halben Jahr Festungshaft verurteilt und war nach seiner Freilassung erneut als Chefredakteur in Chemnitz tätig. N a c h 1933 wurde K. verhaftet und saß bis 1939 fast ununterbrochen im Gefängnis. 1939 emigrierte er nach China, arbeitete in der dortigen K P sowie für die sowjetische Nachrichtenagentur TASS und kehrte 1947 nach Deutschland zurück, w o er die Chefredaktion der „Sächsischen Z e i t u n g " in Leipzig übernahm. 1950-53 leitete er die Diplomatische Mission der D D R in China, war dort 1953-55 Botschafter sowie zugleich 1954-55 Botschafter in der Demokratischen Republik Vietnam. 1955-59 wirkte K. in gleicher Funktion in der UdSSR, zudem 1955-58 in der Mongolei und amtierte 1959-65 als stellvertretender Außenminister der D D R . 1966 wurde er Botschafter in der C S S R . LITERATUR: B H d E , Bd. 1, 1980, S. 381. K o e n i g , Otto, österr. Journalist, Schriftsteller, * 1 2 . 5 . 1 8 8 1 Wien, t 1 5 . 9 . 1 9 5 5 Klosterneuburg (Niederösterreich). Nach dem Studium der Germanistik an der Univ. Wien wandte sich K. dem Journalismus zu und w u r d e 1908 Mitarbeiter der „Arbeiter-Zeitung", deren Feuilletonredaktion er nach dem Ersten Weltkrieg leitete. Z u d e m war er bis 1934 auch Lehrer bei den Schulungskursen f ü r Bibliothekare der Arbeiterbibliotheken, erhielt 1934 aus politischen Gründen Berufsverbot. 1945 wurde er im Ministerium Ressortchef f ü r Kunst und Kultur; 1945 50 w a r er Mitglied der Leitung der Jugendkommission im Bundesministerium f ü r Unterricht. K. veröffentlichte Lyrik, Prosa und Essays, ferner Mächte und Menschen (1947) und Wien und Niederösterreich (1948). Er war der Vater des Zoologen und Verhaltensforschers Otto K. K ö p k e n , Friedrich von, Lyriker, Übersetzer, Publizist, * 9 . 1 2 . 1 7 3 7 Magdeburg, t 4 . 1 0 . 1 8 1 1 Magdeburg. Der Sohn eines Magdeburger Kanonikus studierte 1756-59 Rechtswissenschaften in Halle, w u r d e 1761 Advokat in Magdeburg und wirkte hier später auch als Syndikus. Literarisch umfassend gebildet, gründete K. 1760 u . a . zusammen mit August Friedrich Wilhelm Sack und Johann Wilhelm Ludwig Gleim den Gelehrten Club, der später in Mittwochsgesellschaft umbenannt wurde, seit 1775 Litterarische Gesellschaft hieß und bald eine bedeutende Stellung im Magdeburger literarischen Leben einnahm. K. veröffentlichte seit 1760 Rezensionen sowie kleine poetische und prosaische Schriften, vorwiegend Übersetzungen, in der Wochenschrift „Der Greis" und verfaßte erst seit 1792 einige, für seine Freunde bestimmte, lyrische Sammlungen, die neben seinem Hauptwerk, dem Singstück Hymnus auf Gott geistliche Lieder, Gedichte, poetische Episteln und Trinklieder enthalten. 1787-97 schrieb er Beiträge f ü r den „Teutschen M e r k u r " und übersetzte französische Komödien für das Magdeburger Theater. LITERATUR: Franz Muncker: K., F. In: A D B , Bd. 16, 1 8 8 2 / 1 9 6 9 , S. 675-678.
K o e p p e n , Wolfgang, Schriftsteller, * 2 3 . 6 . 1 9 0 6 Greifswald, t 1 5 . 3 . 1 9 9 6 München. K., uneheliches Kind einer Näherin und eines Arztes, lebte mit seiner Mutter seit 1908 bei einem Onkel in T h o r n und Orteisburg (Ostpreußen), seit 1919 wieder in Greifswald. E r verließ vorzeitig die Mittelschule, begann eine L e h r e und arbeitete, nach k u r z e m Gastspiel a m Theater in Wismar, 1 9 2 6 / 2 7 als Dramaturg in Würzburg. 1927 ging er nach Berlin und stand in Verbindung mit den Mitgliedern des „Dramaturgischen Kollektivs" an der Piscator-Bühne. Von Herbert - » I h e r i n g w u r d e er 1931 als Redakteur z u m Berliner „Börsen-Courier" geholt, f ü r den er Feuilletons, Kritiken und Berichte verfaßte. W ä h r e n d eines Aufenthalts in Italien A n f a n g 1934 schrieb er seinen ersten R o m a n Eine unglückliche Liebe (1934); er stellt darin Lebenserfahrungen aus d e m Jahr 1933 dar, als er Verbindung zu Erika - > M a n n s Kabarett „Die P f e f f e r m ü h l e " in Zürich hatte. Mitte 1934 emigrierte er in die Niederlande; dort entstand, auf Initiative von M a x Tau, der zwischen Heimatroman und Kritik a m totalitären Staat changierende R o m a n Die Mauer schwankt (1935). 1938 nach Deutschland zurückgekehrt, verfaßte er bis 1942 Drehbücher und Filmentwürfe f ü r die UFA und die „Bavaria" und arbeitete an einem Romanprojekt. 1943 zog er von Berlin nach Feldafing a m Starnberger See; nach Kriegsende lebte er bis zu seinem Tod in M ü n c h e n . K. publizierte nach d e m Krieg zunächst a n o n y m den authentischen Bericht eines M ü n c h n e r Juden über die Flucht vor den Nationalsozialisten seit 1938 ( J a k o b Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, 1948; erstmals unter d e m N a m e n K.s 1992). In den frühen f ü n f z i g e r Jahren folgten rasch hintereinander die R o m a n e Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953) und Der Tod in Rom (1954), die seinen R u h m als Erzähler begründeten. K., der früh schon im B a n n e des Expressionismus gestanden und die literarische Avantgarde von Franz K a f k a über J a m e s Joyce und Alfred —> Döblin bis zu Robert Musil rezipiert hatte, zeigte sich in der Verwendung avancierter Erzählstrategien - mit Simultaneität, R e i h u n g und Innerem M o n o l o g , mit Zitatmontagen, Stilparodien und Kolportageelementen - m o d e r n wie sonst nur A r n o Schmidt. E b e n s o unzeitgemäß w a r der Versuch einer k o m p r o m i ß l o s kritischen, literarischen B e s t a n d s a u f n a h m e der politischen und kulturellen Lage in d e r Bundesrepublik Deutschland A n fang der f ü n f z i g e r Jahre. In den R o m a n e n K.s lebt der überwunden geglaubte F a s c h i s m u s in veränderter Gestalt weiter, erscheint sogar, wie im Tod in Rom, als historisch wiederholbar. Nach der Veröffentlichung von drei auf R u n d f u n k e s s a y s basierenden literarischen Reisebüchern ( N a c h Rußland und anderswohin, 1958; Amerikafahrt, 1959; Reisen nach Frankreich, 1961) kehrte K. mit d e m zwischen Dichtung und Wahrheit angesiedelten .fragmentarischen' Prosatext Jugend (1976) in die Welt seiner Kindheit und Jugend u n d z u m prägenden politischen Erfahrungsraum von Wilhelminismus und Weimarer Republik zurück. In achronologisch geordneten kürzeren Erzählabschnitten werden, in einer stark rhythmisierten, wieder auf den Expressionismus verweisenden Sprache, die Traumatisierungen eines durch Gewaltanwendungen verstörten Ich-Erzählers und dessen Entwicklung zu einem Außenseiter thematisiert. Die Erfahrungskrise des Subjekts in der M o d e r n e spiegelt sich in diesem Text (wie schon in der Romantrilogie) ebenso wie das Mißtrauen des Melancholikers und N o n k o n f o r m i s t e n K„ dem das Schreiben zum Akt fortgesetzter ästhetischer und politischer O p position gegenüber allen Ordnungssystemen wurde. Erst seit d e m Erscheinen von Jugend rückte K. in die erste Reihe der deutschen Nachkriegsautoren auf, ohne j e d o c h in den folgenden Jahren den hochgespannten E r w a r t u n g e n seines Verlegers und der literarischen Öffentlichkeit an einen
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Körber großen Roman noch entsprechen zu wollen. - Er erhielt zahlreiche Literaturpreise und Auszeichnungen, u. a. 1962 den Georg-Büchner-Preis, 1965 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1982 den Kulturellen Ehrenpreis der Stadt M ü n c h e n , 1984 den Arno-SchmidtPreis, 1990 die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald und 1994 die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt. WEITERE WERKE: R o m a n i s c h e s Cafe. F r a n k f u r t / M a i n 1972. - Die elenden Skribenten. Aufsätze. Hrsg. v. Marcel Reich-Ranicki. F r a n k f u r t / M a i n 1981. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Marcel Reich-Ranicki. 6 Bde., F r a n k f u r t / M a i n 1986. - Es war einmal in Masuren. F r a n k f u r t / M a i n 1991. Ich bin gern in Venedig warum. F r a n k f u r t / M a i n 1994. W. K. „Einer der schreibt". Gespräche und Interviews. Hrsg. v. Hans-Ulrich Treichel. F r a n k f u r t / M a i n 1995. - Auf dem Phantasieroß. Prosa. A u s d e m N a c h l a ß hrsg. v. Alfred Estermann. F r a n k f u r t / M a i n 2000. - Die Jawang-Gesellschaft. Ein R o m a n . Mit einem N a c h w o r t von Alfred Estermann. Frankf u r t / M a i n 2001. LITERATUR: Alfred Estermann: Bibliographie. In: Eckart Oehlenschläger (Hrsg.): W . K. F r a n k f u r t / M a i n 1987. Dietrich Erlach: W. K. als zeitkritischer Erzähler. Uppsala 1973. - Ulrich Greiner (Hrsg.): Über W. K. F r a n k f u r t / M a i n 1976. - Hans-Ulrich Treichel: Fragment ohne Ende. Eine Studie über W. K. Heidelberg 1984. - Martin Hielscher: W. K. München 1988. - Ders.: Zitierte Moderne. Poetische Erfahrung und Reflexion in W . K.s Nachkriegsromanen und in .Jugend'. Heidelberg 1988. - David Basker: Chaos, control, and consistency. T h e narrative vision of W . Κ. Bern u . a . 1993. - Andrea Beu: W . K. .Jugend'. Beiträge zu einer Poetik der offenen Biographie. Essen 1994. - Gunnar Müller-Waldeck (Hrsg.): „Nach der Heimat g e f r a g t . . . " Texte von und über W . K. Berlin 1995. - Marcel ReichRanicki: W. K. Aufsätze und Reden. Zürich 1996. - Josef Quack: W . K. - Erzähler der Zeit. Würzburg 1997. Christoph Haas: W . K. - eine Lektüre. Würzburg 1998. Gunnar M ü l l e r - W a l d e c k / M i c h a e l Gratz (Hg.): W . K. mein Ziel war die Ziellosigkeit. H a m b u r g 1998. - Jahrbuch der Internationalen Wolfgang-Koeppen-Gesellschaft, Bd. I f f . München 2001 ff. - Jörg Döring: „ . . . ich stellte mich unter, ich machte mich klein . . . " W. K. 1933-1948. F r a n k f u r t / M a i n u . a . 2001. - Matthias Kußmann: Auf der Suche nach dem verlorenen Ich. W . K.s Spätwerk. Würzburg 2001. - Jakob Littner: Mein Weg durch die Nacht. Mit Anmerkungen zu W. K.s Textadaption. Hrsg. v. Roland Ulrich und Reinhard Zachau. Berlin 2002. - Tilmann Ochs: Kulturkritik im Werk W . K.s. M ü n s t e r 2004. Wilhelm
Haefs
K ö r b e r , Lili, Journalistin, Schriftstellerin, * 2 5 . 2 . 1 8 9 7 Moskau, f 1 1 - 1 0 . 1 9 8 2 N e w York. Die Tochter eines österr. K a u f m a n n s und einer Polin verbrachte ihre Kindheit in Moskau, bis die Familie 1915 über Berlin in die Schweiz emigrierte, und begann 1917 das Studium der Literaturgeschichte in Wien, das sie 1925 in Frankf u r t / M a i n mit der Promotion z u m Dr. phil. abschloß. Danach kehrte sie nach Wien zurück, arbeitete dort als Journalistin und Schriftstellerin und gehörte dem Bund proletarischrevolutionärer Schriftsteller Österreichs an. 1938 mußte sie wegen ihrer jüdischen H e r k u n f t emigrieren, kam über die Schweiz nach Paris, w o sie als Deutschlehrerin und für Exilzeitschriften („Pariser Tageblatt", „Pariser Tageszeitung") arbeitete. 1941 ging K. nach N e w York, w o sie lange als Krankenschwester tätig war. N a c h ihrem 1932 erschienenen Reportageroman Eine Frau erlebt den roten Alltag veröffentlichte K. 1934 ihr aufsehenerregendes Buch Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland, in d e m sie die Auswirkungen des nationalsozialistischen Terrors auf eine jüdische Schauspielerin schilderte.
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LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 640. - Ute Lemke: L. K.: von M o s k a u nach Wien. Eine österreichische Autorin in den Wirren der Zeit (1915-1938). Siegen 1999. K ö r n e r , Christian Gottfried, auch Koerner, Jurist, Schriftsteller, * 2 . 7 . 1 7 5 6 Leipzig, t 1 3 . 5 . 1 8 3 1 Berlin. Der Sohn eines Theologen studierte nach dem Besuch der Nicolai- und Thomasschule in Leipzig und der Fürstenschule in G r i m m a seit 1772 Philologie, Philosophie, Rechtswissenschaften und Kameralistik sowie Mathematik und Technologie in Leipzig und Göttingen und wurde 1778 in seiner Heimatstadt z u m Magister artium und 1779 zum Dr. jur. promoviert. Nach der Habilitation f ü r Rechtswissenschaften hielt K. Vorlesungen über Naturrecht, politische Ökon o m i e und Technologie und wurde 1781 zum Konsistorialadvokat, 1783 zum Oberkonsistorialrat ernannt. Literarisch interessiert, k n ü p f t e er 1784 Kontakt zu —»Schiller, der sich 1785 bei ihm aufhielt, w a r 1785-87 Gesellschafter des Göschen-Verlags und übersiedelte 1785 z u s a m m e n mit seiner Frau Anna Maria Jakobine K. nach Dresden, w o sein H a u s bald ein geistiger T r e f f p u n k t wurde. Hier verkehrten u . a . - » G o e t h e , Wilhelm von Humboldt, Heinrich von —»Kleist, die Brüder —»Schlegel und Novalis. Seit 1790 Kurfürstlich Sächsischer Appellationsrat, setzte sich K. f ü r die preuß. Interessen ein und w u r d e 1813 zum Gouvernementsrat in Dresden ernannt. Er verließ Sachsen j e d o c h wegen d e r Restituierung Friedrich Augusts II. und wechselte in das preuß. Bildungsministerium nach Berlin. Auf Schillers A n r e g u n g hin widmete er sich einer schriftstellerischen Tätigkeit, verfaßte Aufsätze und Kritiken für die Zeitschriften „Thalia" und „Hören" und veröffentlichte 1808 die Aufsatzsammlung Ästhetische Ansichten. K. schrieb 1811 eine erste verläßliche Schillerbiographie als Vorwort zu seiner ersten Schiller-Gesamtausgabe (1812-15). Von literaturhistorischer Bedeutung ist auch der Briefwechsel zwischen Schiller und Koerner (4 Bde., 1893). K. war der Vater des Dichters Theodor K. LITERATUR: Wolfgang Seifert: C. G. K. Ein Musikästhetiker der deutschen Klassik. Regensburg 1960. - Albert James Camigliano: Friedrich Schiller and C. G. K.: A critical relationship. Stuttgart 1976. - Franz Menges: K., C. G. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 377 f. - Franziska Nentwig: C. G. K.: Sein Wirken und seine Bedeutung f ü r die Entfaltung der bürgerlichen Musikkultur in Dresden während der Jahre 1785 bis 1815. Diss. Dresden 1992. K ö r n e r , Gotthilf Wilhelm, Komponist, Verleger, * 3 . 9 . 1 8 0 9 Teicha bei H a l l e / S a a l e , t 3 . 1 . 1 8 6 5 Erfurt. Nach der Ausbildung am Lehrerseminar in Erfurt unterrichtete K., Sohn eines Kantors und Lehrers, an verschiedenen Orten als Schul-, Musik- und Hauslehrer und richtete 1837 eine musikalische Leihanstalt in Halle ein. Im folgenden Jahr gründete er einen Buch- und Musikverlag in Erfurt, dem sich K., nachdem er die Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung verkauft hatte, ganz widmete. K. spezialisierte sich vor allem auf Orgelmusik, gab zahlreiche Studienwerke und Sammlungen, darunter Der Orgel-Freund sowie die Zeitschrift „Urania" heraus. Z u d e m verlegte er Neuausgaben der Orgelwerke berühmter Komponisten sowie theoretische Werke über das Orgelspiel. Sein eigenes kompositorisches Werk u m f a ß t e vorwiegend Orgelmusik. WEITERE WERKE: Hrsg.: D e r wohlgeübte Organist. Auswahl von Nachspielen verschiedener Meister aus den gewöhnlich vorkommenden Tonarten. Leipzig 1840. Hrsg.: Der praktische Organist. Enthält 646 kurze OrgelCompositionen in den gebräuchlichsten Dur- und MollTonarten. Leipzig 1890. LITERATUR: T h o m a s - M . Langner: K., G. W. In: M G G , Bd. 7, 1958, Sp. 1387-1390. - Ders.: K „ G. W. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 382 f.
Kogon Körner, Theodor, Politiker, * 21.12.1863 Lauffen/ Neckar, t 29.4.1933 Herrenberg (Württemberg). Nach dem Besuch der kaufmännischen Fachschule gründete K. eine Druckerei in Stuttgart und übernahm 1895 die Geschäftsleitung des neugegründeten Bundes der Landwirte in Württemberg, die er auch nach dessen Umwandlung in den Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund 1919 bis 1933 beibehielt. K. gab eine Fachzeitschrift und die beiden Tageszeitungen „Schwäbische Tageszeitung" (seit 1913) und „Gäubote" (seit 1919) heraus. 1907-18 gehörte er der konservativen Fraktion in der württembergischen Abgeordnetenkammer an, saß 1920-28 als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei im Reichstag und war 1924-28 Landtagspräsident. LITERATUR: M.d.R., 31994, S. 260. Kösel, Joseph, Drucker, Verleger, * 15.7.1759 Kempten, t 17.5.1825 Kempten. K. arbeitete zunächst als Faktor bei der Typographischen Gesellschaft in der Reichsstadt Kempten, erwarb diese Druckerei 1786, verkaufte sie jedoch bereits 1794 und wurde im folgenden Jahr Faktor in der Typographia Ducalis Campidunensius, dem Zweitältesten Verlag Deutschlands. Seit 1795 gab K. hier erstmals die Zeitung „Stifft-Kemptisches Wochenblatt" heraus. 1802 firmierte der Verlag nach der Säkularisation des Stifts als Churbayerische Buchhandlung Joseph Kösel, die er 1805 ersteigerte. 1807 erwarb K. die Papiermühle in der Hegge und errichtete 1810 eine Steindruckerei. Er verlegte vorwiegend liturgische, aszetische und homiletische Texte und schuf 1807 mit der fünfbändigen Ausgabe sämtlicher Briefe Gregors des Großen die erste Kirchenväter-Edition dieses Verlags. LITERATUR: Martin Kellenberger: Geschichte der Josef Köselschen Buchhandlung ehemals Typographia Ducalis Camidonensis 1593-1920. Kempten 1923. - Jubiläumsalmanach des Verlags Josef Kösel & Friedrich Pustet KG. München 1926. - Adolf Layer: Die Druckerei der Fürstabtei in Kempten im 18. Jahrhundert. In: Gutenberg-Jahrbuch 37 (1962) S. 303-307. - Heinrich Wild (Hrsg.): Nachrichten aus dem Kösel-Verlag. Gedruckt zum 375jährigen Bestehen von Druckerei und Verlag. Kempten 1968. - Karl Schaezler: K„ J. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 403. Köster, Adolf, Politiker, Diplomat, * 8.3.1883 Verden/ Aller, t 18.2.1930 Belgrad. Nach dem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft, das er mit der Promotion 1907 in Erlangen abschloß (Die Ethik Pascals), war K. 1911-13 Privatdozent der Philosophie an der TH München und arbeitete während des Ersten Weltkriegs als Berichterstatter für den „Vorwärts" an der Westfront. In der Novemberrevolution wurde er Referent in der preuß. Staatskanzlei, leitete 1919/20 als preuß. Staatskommissar und deutscher Beauftragter bei der Internationalen Kommission für die Abstimmungsgebiete die deutschen Abstimmungsvorbereitungen in Schleswig-Holstein und war 1920 Reichsaußenminister im ersten Kabinett H. -»Müller. 1921-24 gehörte K. für die SPD dem Reichstag an und wirkte 1921/22 als Reichsinnenminister im zweiten Kabinett Wirth. 1922 war er am Zustandekommen des Gesetzes zum Schutze der Republik beteiligt. 1923 ging K. als deutscher Gesandter nach Lettland, 1928 in gleicher Stellung nach Belgrad und starb hier an den Folgen einer Blutvergiftung. LITERATUR: Kurt Doß: Reichsminister Α. K. 1883-1930. Ein Leben für die Weimarer Republik. Düsseldorf 1978. M.d.R., '1994, S. 260. Koestler, Arthur, auch A. Costler, Redakteur, Schriftsteller, * 5.9.1905 Budapest, t 3.3.1983 London. Aus einer österreichisch-ungarischen jüdischen Kaufmannsfamilie stammend, wuchs K. in Budapest und Wien auf und
begann ein Studium der Ingenieurwissenschaften in Wien, das er jedoch abbrach, um 1926 als Zionist nach Palästina zu gehen. Seit 1927 Ausländskorrespondent für Ullstein in Jerusalem, arbeitete er seit 1929 für diesen Verlag in Paris und Berlin, zuletzt als wissenschaftlicher Redakteur, und wurde 1931 Mitglied der KPD. 1932/33 unternahm er eine Reise in die Sowjetunion, hielt sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Paris und Zürich auf und war 1936/37 Korrespondent des liberalen englischen „News Chronicle" im Spanischen Bürgerkrieg. 1937 wurde er verhaftet und zum Tod verurteilt. Auf britische Intervention hin wurde K. ausgetauscht. Er ging nach Frankreich, trat 1938 aus der KPD aus und lebte zunächst in Paris. 1938 war K. Chefredakteur der im selben Jahr gegründeten, von Willi —> Münzenberg herausgegebenen Zeitschrift „Die Zukunft". 1940 konnte er vor der Gestapo nach London fliehen, wurde Kriegsberichterstatter in der britischen Armee und arbeitete später als Korrespondent für englische und amerikanische Zeitungen. 1940 erschien als Abrechnung mit dem Kommunismus sein vielfach übersetzter und aufgelegter Roman Darkness at noon (dt. unter dem Titel Sonnenfinsternis, 1946). Seit 1955 schrieb K. fast ausschließlich über anthropologische, biologische, psychologische und physikalische Themen. Seinen Lebensweg hielt er in mehreren autobiographischen Berichten fest, u. a. Spanish Testament (1937), Scum of Earth (1941) und Arrow in the Blue (1951). Κ. beging Selbstmord. WEITERE WERKE: Der Mensch - Irrläufer der Evolution. Die Kluft zwischen unserem Denken und Handeln. Eine Anatomie menschlicher Vernunft und Unvernunft. Bern/ München l 21978. - Als Zeuge der Zeit. Bern/München 1983. LITERATUR: Iain Hamilton: K. A biography. London 1982. Mark Levene: Α. K. New York 1984. - David Cesarani: Α. K. The homeless mind. New York 1999. - Christian Buckard: Α. K. Ein extremes Leben 1905-1983. München 2004. K o g o n , Eugen, Publizist, Politikwissenschaftler, * 2.2.1903 München, t 24.12.1987 Falkenstein/Taunus. Der einem streng kath. Elternhaus entstammende K. studierte Nationalökonomie und Soziologie in München, Florenz und Wien, wo er 1927 zum Dr. phil. promoviert wurde, und war dann bis 1937 Redakteur der katholischkonservativen Wochenzeitschrift „Schönere Zukunft" in Wien. Zu dieser Zeit war K. auch Berater der Zentralkommission der Christlichen Gewerkschaften und gehörte dem Kreis um den Soziologen Othmar Spann an. 1934 übernahm er die Vermögensverwaltung des Hauses SachsenCoburg-Gotha, wurde in Deutschland zweimal wegen antinationalsozialistischer Agitation inhaftiert und nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 als Gegner des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Buchenwald interniert. 1945 ließ sich K. in Frankfurt/Main nieder und schrieb für die amerikanische „Psychological Warfare Division" sowie in Zusammenarbeit mit anderen Häftlingen einen Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald, auf dem sein 1946 erschienenes und seither vielfach aufgelegtes Buch Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager basiert: die früheste deutsche Analyse dieses Systems. Seit 1946 gab er mit Walter —> Dirks die Monatsschrift für Kultur und Politik, „Frankfurter Hefte", heraus. 1949-53 war er erster Präsident der Europa-Union in Deutschland und lehrte 1951-68 als Prof. der politischen Wissenschaften an der TH Darmstadt. K. leitete 1963/64 das Fernsehmagazin „Panorama", 1968 die Sendung „Perspektive". WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Michael Kogon und Gottfried Erb. 8 Bde., Weinheim/Berlin 1995-98.
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Kohl LITERATUR: Karl Priimm: Walter Dirks und Ε. K. als katholische Publizisten der Weimarer Republik. Heidelberg 1984. - Walter Jens (Hrsg.): Plädoyers f ü r die Humanität. Z u m Gedenken an Ε. K. M ü n c h e n 1988. - Hans-Otto Kleinmann: Ε. K. (1903-1987). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Hrsg. v. Jürgen A r e t z / R u d o l f M o r s e y / A n t o n Rauscher. Bd. 9, Münster 1999, S. 223-242. - Franz H. Schräge: Weimar, Buchenwald: Spuren der nationalsozialistischen Vernichtungsgewalt in Werken von Ernst Wiechert, Ε. K., Jorge Semprun. Düsseldorf 1999. - Das M a ß aller Dinge. Zu E. K.s Begriff der Humanität. Darmstadt 2001. K o h l , Johann Georg, Schriftsteller, Geograph, Historiker, * 2 8 . 4 . 1 8 0 8 Bremen, t 2 8 . 1 0 . 1 8 7 8 Bremen. Der Sohn eines Weinhändlers studierte in Göttingen, Heidelberg und M ü n c h e n Jura o h n e Abschluß und war seit 1830 als Hauslehrer tätig, zunächst in Kurland bei deutsch-baltischen Adelsfamilien, anschließend in St. Petersburg im Hause Stroganov. Er begleitete die Familie auf ausgedehnten Reisen im Zarenreich. In St. Petersburg f a n d er auch die Förderung Karl Ernst von Baers. 1838 nach Deutschland zurückgekehrt, ließ er sich in Dresden nieder, w o er u. a. mit d e m Übersetzer Wolf Graf von Baudissin U m g a n g pflegte. Er w u r d e Mitarbeiter an Cottas „Morgenblatt" und der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" und veröffentlichte die ersten seiner vielgelesenen und -übersetzten Reisebeschreibungen: Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen (2 Bde., 1841) und Reisen im Inneren von Rußland und Polen (3 Bde., 1841). N a c h weiteren Reisen folgten u. a. die Bücher Reisen in Irland (2 Bde., 1843), Land und Leute der britischen Inseln (3 Bde., 1844), Alpenreisen (1849) und Reise nach Istrien, Dalmatien und Montenegro (1851). K.s wissenschaftliches Hauptwerk Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen in ihrer Abhängigkeit von der Gestalt der Erdoberfläche (1841, 2 1850) gilt als Gründungsurkunde der modernen Verkehrs- und Siedlungsgeographie. A m Beispiel der Stadt M o s k a u legte er eine mathematisch formulierte Theorie zur kugelförmigen Entwicklung von Städten vor und sagte Wolkenkratzer und unterirdische Einkaufszentren voraus. Ähnlich grundlegend f ü r die theoretische Geographie w u r d e auch sein Alterswerk Die geographische Lage der Hauptstädte Europas (1874). Gefördert von Alexander von H u m b o l d t und Carl Ritter, der ihn vergeblich für den geographischen Lehrstuhl an der Univ. Graz zu gewinnen suchte, bemühte sich K., die Geschichte der amerikanischen Halbkontinente durch eine S a m m l u n g von Nachzeichnungen historischer Karten zu dokumentieren. Er widmete diesem sogenannten „Codex A m e ricanus Geographicus" mehrere Studienaufenthalte in den großen Kartensammlungen in Berlin, Paris, O x f o r d und London. 1854 reiste er in die U S A , w o er v o m Kongreß den A u f t r a g erhielt, f ü r den U. S. Coast Survey die Geschichte der Entdeckung der West-, Süd- und Ostküste aus den kartographischen und sonstigen Quellen zu erarbeiten. Daraus erwuchs bis 1858 die heute in der Library of Congress (Washington, D. C.) verwahrte Kohl Collection von fast 1000 kommentierten Nachzeichnungen von Karten des 15. bis 19. Jahrhunderts. In Washington und Harvard erwarb sich K. die Freundschaft vieler Literaten (u.a. Henry W. Longfellow, Ralph W. Emerson, Washington Irving) und Gelehrter (u. a. George Bancroft, Charles Deane, Louis Agassiz). K.s Buch Reisen in Canada und durch die Staaten von New-York und Pennsylvanien (1856) wird noch immer f ü r sprachgeschichtliche Studien zum Pennsylvania Dutch herangezogen. 1858 kehrte K. nach Bremen zurück, w o er die Leitung der Stadtbibliothek übernahm. Er veröffentlichte neben lokal- und kulturgeschichtlichen Essays Kitschi-Gami (1859, Neudr. 1970, engl. Ausg. 1859), eine bis heute
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geschätzte Darstellung zu Leben und Kultur der OjibwaIndianer a m Oberen See, ferner eine populäre Geschichte der Entdeckung Amerika's (1861), die - nicht romantisierend und nicht europa-zentriert - auch die negativen Auswirkungen auf die amerikanischen Völker hervorhebt. Einer Geschichte des Golfstroms (1868) folgte 1869 eine umfassende History of the Discovery of the East Coast of North America, particularly the Coast of Maine. Für diese Studie verlieh das B o w d o i n College (Brunswick, Maine) K. 1869 die Ehrendoktorwürde, mit der ihn im selben Jahr auch die Univ. Königsberg auszeichnete. LITERATUR: Hans-Albrecht K o c h / M a r g r i t B. Krewson (Hrsg.): Progress of Discovery. J. G. K. Graz 1993. Hans-Albrecht Koch K o h l , Johann Peter, Polyhistor, Übersetzer, * 1 0 . 3 . 1 6 9 8 Kiel, t 9 . 1 0 . 1 7 7 8 Altona (heute zu Hamburg). K. studierte seit 1716 vorwiegend Theologie in Kiel und Rostock und ging 1725 als Prof. der Kirchengeschichte und der schönen Wissenschaften an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. 1728 wurde er dort auf eigenen Wunsch entlassen und lebte anschließend als Privatgelehrter in Hamburg, seit 1768 in Altona. K. befaßte sich mit T h e m e n der Geschichte, Theologie und Literaturgeschichte und machte sich mit seiner Introductio in historiam et rem liberariam Slavorum imprimis sacram (1729) um die frühe slawische Geschichte und Literaturgeschichte verdient. 1731 übernahm er für ein Jahr die Redaktion der in Hamburg erscheinenden „Niedersächsischen Nachrichten von Gelehrten neuen S a c h e n " und gab selbst drei periodische Schriften heraus, die viele seiner eigenen Aufsätze über klassische und neuere Literaturgeschichte enthielten. Zu seinen Editionen gehörten auch der Barthold Hinrich —»Brockes gewidmete, zu Ehren seines verstorbenen Sohnes herausgegebene Band Ueber den Sarg eines Tugend-begabten Jünglings ausgestreute Cypressen (1732), an d e m zahlreiche zeitgenössische Autoren mitwirkten. LITERATUR: R. Hoche: K „ J. P. In: A D B , Bd. 16, 1882, S. 425. K o h l v o n K o h l e n e g g , Leonhard, Pseud. Poly Henrion, österr. Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, * 1 3 . 1 2 . 1 8 3 4 Wien, t 1 . 5 . 1 8 7 5 Saalfeld (Thüringen). Der Sohn des Militärs und Malers Lorenz Κ. v. K. sollte ursprünglich auch die militärische L a u f b a h n einschlagen, wandte sich jedoch der B ü h n e zu und gab 1848 sein Schauspieldebüt an einem Wiener Theater. 1860 spielte er am Thaliatheater in Hamburg, anschließend am Hoftheater in Stuttgart und ging 1862 als Regisseur und Schauspieler nach Mainz. Seit 1867 unternahm Κ. v. K. Gastspielreisen nach F r a n k f u r t / M a i n , Prag, Pest, Würzburg, Königsberg und Wien, w o bereits einige seiner eigenen Bühnenstücke erfolgreich aufgeführt worden waren. In seiner Heimatstadt war er vorwiegend als freier Schriftsteller tätig, veröffentlichte u . a . 1872 Gesammelte dramatische Blüten (2 Bde.) und redigierte im selben Jahr kurze Zeit die „Dresdener Presse". WEITERE WERKE: D i e Königin ist verliebt. o . O . 1857. M o d e r n e Sirenen. Roman und Actualität. 3 Bde., Leipzig 1871. Nachdr. Wildberg 1 9 8 9 / 9 0 . - Kleine Indiscretionen über grosse Leute. Miniaturmemoiren. München 1872. LITERATUR: Valerie Hanus: Κ. v. K., L. In: ÖBL, Bd. 4, 1969, S. 60 f. K o h l b r e n n e r , Johann Franz Seraph, Publizist, * 1 7 . 1 0 . 1 7 2 8 Traunstein (Oberbayern), t 6 . 1 . 1 7 8 3 München. Zunächst im bayerischen Salzwesen tätig, erhielt K. 1753 die Mitaufsicht über die Registratur der kurfürstlichen H o f k a m mer in München und leitete daneben die Arbeiten und Verhandlungen im bayerischen Salinen- und Forstwesen. 1773
Kola wurde er zum Wirklichen Hofkammer- und Kommerzienrat ernannt und 1778 in den Reichsritterstand erhoben. Große Bedeutung erlangte K. als Herausgeber des „Churbayerischen Intelligenzblatts" (seit 1776), das sich zum führenden kritisch-aufklärerischen Organ des 18. Jh. in Bayern entwickelte und mit wirtschaftlichen, agrikulturellen, statistischen und pädagogischen Themen befaßte. K. trat auch als politischer Publizist hervor. WERKE: Materialien für die Sittenlehre, Litteratur, Landwirtschaft. München 1773. - Materialien zum Dienste des Landmannes. Zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse. München 1774. - Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. Landshut 1777. - Beyträge zur L a n d w i r t s c h a f t . München 1783. LITERATUR: Lorenz von Westenrieder: Leben des J. F. S. Edlen v. K. München 1783. - Fritz Lindenberg: J. F. S. v. K. In: Jahrbuch. Hrsg v. Historischen Verein für den Chiemgau zu Traunstein 8 (1996) S. 105-111. K o h n , Hans, Soziologe, * 15.9.1891 Prag, t 16.3.1971 Philadelphia. 1910-14 gehörte K. zu den führenden Mitgliedern der jüdischen Hochschulvereinigung Bar Kochba in Prag und arbeitete als Redakteur der Prager „Selbstwehr". 1915 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1919 zurückkehrte. 1920/21 war er Sekretär des Comite des delegations juives bei der Pariser Friedenskonferenz, 1921-29 Leiter der Propagandaabteilung des Keren Hajessod in London und Jerusalem und übersiedelte 1931 in die USA, wo er als Prof. an verschiedenen Universitäten lehrte, zuletzt am City College in New York. K. war Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften, u. a. Korrespondent der Berliner „Weltbühne" und der „Frankfurter Zeitung", und veröffentlichte Werke zu historisch-politischen, soziologischen und philosophischen Themen, insbesondere zum Problem des Nationalismus, u. a. Die Idee des Nationalismus. Ursprung und Geschichte bis zur Französischen Revolution (1950). Seine Autobiographie Bürger vieler Welten erschien 1966. Innerhalb der zionistischen Bewegung war er Mitbegründer der Berit-SchalomBewegung. LITERATUR: Orbis special issue dedicated to Η. Κ. Hrsg. v. Robert Strausz-Hupe. In: Orbis 10 (1967) 4, S. 987-1368. K o h n , Pinchas, Pseud. Kopi, Sanon, jüdischer Theologe, * 1867 Klein-Nördlingen (Bayern), t Juni (Juli?) 1941 Jerusalem. K. studierte bei Selig Auerbach in Halberstadt und Israel Hildesheimer am Rabbinerseminar in Berlin sowie an der dortigen Universität. 1896-1916 war er Bezirksrabbiner in Ansbach (Bayern), 1913-20 Redakteur der orthodoxen „Jüdischen Monatshefte", 1916-18 Abgeordneter der Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums in Warschau und Mitbegründer eines dortigen Waisenhauses. 1919-38 war K. Leiter des Wiener Zentralbüros der Agudat Israel World Organization und gehörte dem Vorstand des Reichsbundes gesetzestreuer jüdischer Gemeinden in Deutschland sowie dem Verband orthodoxer Rabbiner Deutschlands an. 1938 emigrierte er nach Palästina, wo er für die Agudat Israel in Jerusalem arbeitete. WERKE: Rabbinischer Humor aus alter und neuer Zeit. Eine Sammlung von Anekdoten und .Guten Wörtchen'. Berlin 1915. Frankfurt/Main 2 1930. LITERATUR: B H d E , B d . 1, 1 9 8 0 , S. 3 8 2 .
K o h u t , Adolph, Redakteur, Schriftsteller, * 10.11.1847 oder 1848 Mindszent (Ungarn), f 22.9.1917 Berlin. K. besuchte 1866-68 das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau, studierte neue Philologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Jena, wo er 1878 zum Dr. phil. promoviert wurde, und wandte sich dann dem Journalismus
zu. Nach Tätigkeiten in der Redaktion der „Breslauer Nachrichten" und der „Düsseldorfer Zeitung" wurde K. 1878 Redakteur der Berliner „Tribüne" und redigierte seit 1879 die „Berliner Zeitung" und das „Deutsche Heim". 1884 aus Preußen ausgewiesen, lebte er in den folgenden Jahren in Dresden, bis er 1889 nach Berlin zurückkehrte. 1910 erfolgte seine Ernennung zum kaiserlichen Rat. K. verfaßte zahlreiche Aufsätze und Werke zu historischen, kultur- und musikhistorischen sowie biographischen Themen, u. a. Friedrich der Große als Humorist (1907). Er war mit der Opernsängerin Elisabeth Kohut-Mannstein verheiratet und Vater von Oswald -> K. LITERATUR: Valerie Hanus: Κ., A. In: ÖBL, Bd. 4, 1969, S. 67 f. - Fritz Bose: K„ A. In: MGG, Bd. 7, 1958, Sp. 1397 f. K o h u t , Oswald, Redakteur, Verleger, Schriftsteller, * 9 . 8 . 1 8 7 7 Düsseldorf, t 2 5 . 1 0 . 1 9 5 1 Berlin. Der Sohn von Adolph —» K. und Elisabeth Kohut-Mannstein studierte Literatur und Kunstgeschichte in Rostock, Bonn und Berlin, wandte sich dann einer journalistischen Tätigkeit zu und wurde Redakteur des „Potsdamer IntelligenzBlatts". In den folgenden Jahren arbeitete er bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. 1899-1921 war er Chefredakteur und Besitzer des „Grunewald-Echos", 1904-21 der Zeitschrift „Die höfische und herrschaftliche Küche". K. verfaßte Novellen, Essays und Biographien, gab das vierbändige Werk Ein Jahrhundert deutsches Dichten und Denken (1921) heraus und war auch als Filmautor tätig. K o i g e n , David, Philosoph, Soziologe, * 2 7 . 1 0 . 1 8 7 9 Wachniaki (Ukraine), f 7 . 3 . 1 9 3 3 Berlin. Der Sohn eines Gutspächters studierte 1896-1900 Philosophie in Bern, Zürich, München, Berlin und Paris, wurde 1900 in Bern promoviert (Zur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialismus in Deutschland) und lebte bis 1913 als Privatgelehrter in München und Berlin. 1913 legte er die Magisterprüfung an der Univ. St. Petersburg ab, wurde Feuilletonredakteur des Kadettenblatts „Denj" und gab 1917/18 den „Boten für Kultur und Politik" heraus. Seit 1918 lehrte K. als Prof. der Philosophie und Soziologie an der Univ. und der Handelshochschule in Kiew, kehrte 1921 nach Berlin zurück und war seit 1928 Honorarprofessor in Hamburg. Seine Jahre in Kiew und seine Flucht nach Deutschland schilderte er in seinem Buch Apokalyptische Reiter (1925). K. war Begründer und Mitherausgeber der Vierteljahresschrift für Soziologie, Geschichts- und Kulturphilosophie „Ethos" (1925-27) und veröffentlichte u.a. Aufbau der sozialen Welt im Zeitalter der Wissenschaft. Umrisse einer soziologischen Strukturlehre (1929). WEITERE WERKE: Der moralische Gott. Berlin 1922. - Das Haus Israel. Aus den Schriften von D. K. Hrsg. v. Ernst Hoffmann. Berlin 1934. LITERATUR: Franz Menges: K., D. In: NDB, Bd. 12, 1980, S. 437 f. K o l a , Richard, österr. Bankier, Schriftsteller, Verleger, * 12.8.1872 Wien, t 11.3.1939 Wien. Der Kaufmannssohn trat 1889 als Volontär in ein Wiener Bankhaus ein, wurde dort 1895 Prokurist und Leiter der Börsenabteilung und hatte später bis 1904 die Leitung des Unternehmens inne. Anschließend arbeitete K. in der Bank seines Bruders, wurde 1906 in die Länderbank berufen und gründete 1909 ein eigenes Bankhaus. 1922 vereinigte er die Wiener Filiale der Britisch-ungarischen Bank mit dem Großteil der Agenden der Firma Kola & Co. zur Britisch-österreichischen Bank, deren Vizepräsident er wurde. Nachdem der wirtschaftliche Erfolg seines Unternehmens infolge der Einführung des Schilling-Kurses stark
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Kolb zurückging, w a n d t e sich Κ. der Schriftstellerei zu und arbeitete für die „Wiener Mode". Sein 1889 erschienenes Lustspiel Ledige Frauen wurde 1891 am Sulkowski-Theater aufgeführt. K. war lange Zeit für das Burgtheater-Referat der „Wiener Mittags-Zeitung" zuständig. 1920 gründete er die Rikola-Verlags A G , die die Aktienmehrheit des Münchner Musarion Verlags erlangte und vorwiegend Belletristik herausgab. WEITERE WERKE: Die Gusti. Wiener R o m a n . Wien 1906. Rückblick ins Gestrige. Erlebtes und E m p f u n d e n e s . Wien 1922. - Puppentragödien. Ernste und heitere Geschichten. Wien 1923. LITERATUR: Ö B L , Bd. 4, 1969, S. 70 f. K o l b , Alois, Maler, Radierer, Lithograph, * 2 . 2 . 1 8 7 5 Wien, t 5 . 4 . 1 9 4 2 Leipzig. K. begann seine Ausbildung 1896 an der Kunstschule Friedrich Fehrs und L u d w i g Schmid-Reuttes in München, studierte 1897-1900 an der dortigen A k a d e m i e der bildenden Künste und erlernte autodidaktisch die Radierkunst. 1901-05 lebte K. in Ebersberg (bei München) und M u r n a u (Oberbayern), arbeitete als Gebrauchsgraphiker und Illustrator f ü r die „ J u g e n d " und schuf zahlreiche Radierungen, darunter Tod und Wunder (1904). 1905-07 war er als Lehrer für figürliches Zeichnen an der Magdeburger Kunstschule tätig und folgte 1907 einem Ruf als Lehrer für Graphik und Buchkunst an die Leipziger Akademie, w o er bis zu seinem Tod die Radierklasse leitete. K. illustrierte u . a . Ibsens Kronprätendenten (1911), Heinrich von - > Kleists Michael Kohlhaas (1913) sowie die bibliophilen Ausgaben der Ilias (1921) und der Odyssee (1922). Z u seinen bekanntesten Radierungen zählen Nacht (1903), Wanderer und Tod (1904) und Sphinx (1904). K o l b , Georg Friedrich, Publizist, Politiker, * 1 4 . 9 . 1 8 0 8 Speyer, t 1 6 . 5 . 1 8 8 4 München. Der Sohn eines Zeitungsverlegers arbeitete bei der von seinem Vater gegründeten liberalen „Neuen Speyerer Zeitung", deren Redaktion er nach dessen Tod übernahm. Als Ergebnis umfangreicher Studien erschien 1843 seine zweibändige Geschichte der Menschheit und Kultur. Seit 1838 Mitglied des Stadtrats von Speyer, wurde K. 1848 zum Bürgermeister gewählt, gehörte dem Frankfurter Vorparlament und der Nationalversammlung an und trat für ein Staatswesen mit republikanischen Institutionen ein. 1848 wurde er in den bayerischen Landtag gewählt, mußte auf Druck der Reaktion M ü n c h e n j e d o c h bald wieder verlassen und wurde in Speyer verhaftet. 1853 floh K. vor dem drohenden Prozeß nach Zürich, veröffentlichte ein Handbuch der vergleichenden Statistik (1856) und kehrte 1859 nach Frankfurt zurück, w o er für die „Frankfurter Zeitung" arbeitete, der er als verantwortlicher politischer Redakteur eine demokratische Richtung gab. Nach der Besetzung der Redaktion durch preuß. Truppen 1866 übersiedelte K. nach Stuttgart; zuletzt lebte er in München. WEITERE WERKE: Allgemeine Übersicht von Asien, Afrika, Amerika und Australien. Speyer 1825. - Das Leben Friedrich des Einzigen. Speyer 1828. - Abriß der Erd-, Völkerund Staatenkunde oder Lehrbuch der Erdbeschreibung. Speyer 1829. - Darstellung der französischen Gesetzgebung von 1787-1815. Geschichte der französischen Revolution und Napoleons nach der Gesetzgebung . . . beurtheilt. Speyer 1834. - Lebenserinnerungen eines liberalen D e m o kraten 1808-1884. Hrsg. v. Ludwig Merckle. Freiburg 1976. LITERATUR: Elmar Krautkrämer: G. F. K. 1808-1884. Würdigung seines journalistischen und parlamentarischen Wirkens im Vormärz und in der deutschen Revolution. Ein Beitrag zur pfälzischen Geschichte des 19. Jahrhunderts und zur Geschichte des deutschen Frühliberalismus. M e i s e n h e i m / G l a n 1959. - Walter Braeuer: K „ G. F. In:
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N D B , Bd. 12, 1980, S. 441 f. - Hannes Ziegler: Historische Streifzüge. Pfälzer Portraits aus d e m 19. Jahrhundert. L a n d a u / P f a l z 1992. K o l b , Gustav Eduard, Journalist, * 6 . 3 . 1 7 9 8 Stuttgart, t 1 6 . 3 . 1 8 6 5 Augsburg. K. arbeitete zunächst als Schreiber der städtischen Stiftsverwaltung in Stuttgart, ging 1818 z u m Studium der Kameralwissenschaften nach Tübingen und wandte sich dann dem Journalismus zu. 1821 u n t e r n a h m er im Auftrag der „Neckarzeitung" eine Italienreise, geriet bei seiner Rückkehr in der Schweiz in Kontakt mit Geheimbündlern und gründete den „Bund der Jungen". 1822 kehrte K. in seine Heimatstadt zurück, war dort als städtischer Steuerkommissar tätig und wurde 1825 wegen seiner Mitgliedschaft in dem Geheimbund verhaftet und bis 1826 auf d e m Hohenasperg inhaftiert. Nach seiner Freilassung übersiedelte er nach Augsburg und wurde Korrektor und Übersetzer, später Redakteur der „Allgemeinen Zeitung", deren Leitung er 1837 übernahm. LITERATUR: Thea Lethmair: K., G. E. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 7. Hrsg. v. Götz Frh. von Pölnitz. M ü n c h e n 1959, S. 390-405. - Brigitte Duczek: Redakteur zwischen den Revolutionen. Der Leiter der Allgemeinen Zeitung G. K. (1798-1865). Diss. Univ. Düsseldorf 1987. K o l b , Richard, Rundfunkintendant, * 2 9 . 6 . 1 8 9 1 Bamberg, f 1945 Bad Reichenhall. K. nahm 1923 am Marsch der Nationalsozialisten auf die Münchner Feldherrnhalle teil, arbeitete seit 1924 als Rundfunkkritiker und wurde 1930 Schriftleiter der „Bayerischen Radio-Zeitung". 1932 kam er als Sendeleiter zur „Berliner Funkstunde", stieg nach der M a c h t ü b e r n a h m e der Nationalsozialisten z u m Intendanten auf, w u r d e wenige Monate später nach M ü n c h e n versetzt und verlor Ende 1933 wegen seiner Zugehörigkeit zum Strasser-Flügel der Partei seine Stelle. Seit 1938 war er a. o . P r o f . der Wehrwissenschaft in Jena. K. entwickelte eine Hörspieltheorie (u. a. Horoskop des Hörspiels, 1932), die im Gegensatz z u m Theater Suggestion und Verinnerlichung zu Grundbedingungen der Hörspielkunst machte; sie bildete bis weit in die sechziger Jahre die Basis für einen Großteil der deutschen Hörspielproduktion. K. starb durch Selbstmord. WEITERES WERK: Hrsg.: R u n d f u n k und Film im Dienste nationaler Kultur. Düsseldorf 1933. K o l b e n h o f f , Walter, eigentl. W. H o f f m a n n , Schriftsteller, * 2 0 . 5 . 1 9 0 8 Berlin, t 2 9 . 1 . 1 9 9 3 G e r m e r i n g bei München. Der aus einer Arbeiterfamilie stammende K. absolvierte eine Lehre als Chemigraph und zog nach der Gesellenprüfung 1926 mehrere Jahre als Gelegenheitsarbeiter durch Europa, Nordafrika und Kleinasien. Seit 1929 Mitglied der KPD, war er freier Mitarbeiter der „Roten Fahne", schrieb seit 1930 Reportagen f ü r den „Vorwärts" und andere Berliner Zeitungen und Zeitschriften. 1933 emigrierte er nach Kopenhagen, w o sein R o m a n Untermenschen (1933) entstand, den sein Freund Wilhelm Reich herausgab. Trotz seines Ausschlusses aus der K P D folgte K. deren A u f r u f , nach Deutschland zurückzukehren, wurde 1942 Wehrmachtssoldat und geriet 1944 bei M o n t e Cassino in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er verbrachte die folgenden Jahre in Internierungslagern in den U S A , w o er Alfred —>Andersch und Hans Werner —» Richter kennenlernte. K. arbeitete an beider Lagerzeitschrift „ D e r R u f mit, beendete den Roman Von unserm Fleisch und Blut (1947) und war nach seiner Rückkehr nach Deutschland bis 1949 Redakteur der „Neuen Zeitung" in München. Er war auch ständiger Mitarbeiter der neugegründeten Zeitschrift „Der R u f , engagierte sich u. a. für den A u f b a u eines demokratisch-sozialistischen Deutschland und war Mitbegründer der Gruppe 47. Seit 1949 war
Kombst Κ. als freier Schriftsteller, Lektor und Übersetzer tätig. 1984 erschien seine Autobiographie Schellingstraße 48. Erfahrungen mit Deutschland. WEITERE WERKE: Der K o p f j ä g e r . M ü n c h e n 1960. - Das Wochenende. Ein Report. F r e i b u r g / B r e i s g a u 1970. - Bilder aus einem Panoptikum. Hrsg. v. Gerhard Hay. F r a n k f u r t / M a i n 1988. LITERATUR: Gabriele Schultheiß: Die M u s e als Trümmerfrau. Untersuchung der Trümmerliteratur am Beispiel W . K.s. Diss. F r a n k f u r t / M a i n 1982. - B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 645. - Marita Müller: Kontinuität engagierter Literatur vor und nach 1945. Z u m Werk. W . K.s In: Jost H e r m a n d (Hrsg.): Nachriegsliteratur in Westdeutschland. Bd. 2. Berlin 1984, S. 4 1 ff. - Susanne Haist: W. K. Wirkungsgeschichtliche Stationen eines vergessenen Erfolgsautors. Mag.-Arb. Univ. Stuttgart 1993. - H a n s Werner Richter: Aus den Anfängen der Gruppe 47. Günter Eich und W. K. In: liberal (1985) S. 2 7 ff. - Gerhard H a y (Hrsg.): W. K. Germering 1994 (Ausstellungskatalog). - Helmut Peitsch: Vom „Realismus" eines Kriegsromans - „unmittelbar", „ m a g i s c h " oder „tendenziös"? W. K.: Von unserem Fleisch und Blut (1947). In: Von Boll bis Buchheim. Hrsg. v. H a n s Wagener. Amsterdam u . a . 1997, S. 63-90. K o l i s c h , Sigmund, Schriftsteller, * 2 1 . 9 . 1 8 1 6 Koritschan (Mähren), t 2 7 . 1 2 . 1 8 8 6 Göding (Mähren). Nach dem Studium der klassischen Philologie an der Univ. Wien wurde K. Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften sowie Mitherausgeber des Blatts „Der Radikale", nahm als solcher eine revolutionäre Haltung ein und floh nach seiner Verurteilung durch ein Preßgericht und ein Militärgericht 1848 über Breslau nach Leipzig. 1849 von dort ebenfalls ausgewiesen, ging er nach Paris, w o er für französische und deutsche Zeitungen tätig war. 1867 amnestiert, kehrte K. 1868 nach Wien zurück und arbeitete vorwiegend als Feuilletonist und Theaterkritiker f ü r die „Neue Freie Presse". 1875 übersiedelte er nach Göding. K. war Erzähler, Lyriker und Dramatiker und veröffentlichte u . a . den dreibändigen Roman Ludwig Kossuth und Clemens Metternich (1850) und das Trauerspiel Die Christin (1875). K o l l i s c h , Margarethe, geb. Moller, Lyrikerin, * 9 . 1 2 . 1 8 9 3 Wien, t 1 1 . 1 0 . 1 9 7 9 N e w York. N a c h dem Studium der Germanistik und Anglistik in Wien war K. als Lehrerin und Journalistin tätig und veröffentlichte erste Texte in österr. Zeitungen und Zeitschriften, u. a. in „Die B ü h n e " und „Der Tag". 1939 emigrierte sie in die USA, arbeitete dort als Heilmasseurin und Therapeutin und Schloß sich dem österr. literarischen Exilkreis um Mimi Grossberg an. K.s Gedichte, die teilweise von H e r m a n n Hesse und Rainer Maria Rilke beeinflußt sind, wurden in verschiedenen Exil-Anthologien veröffentlicht. 1960 erschien ihr Lyrikband Wege und Einkehr, 1981 postum der Band Rückblendung. LITERATUR: Gert Niers: Μ . K. In: Frauen schreiben im Exil. F r a n k f u r t / M a i n 1988, S. 9-60. K o l l m a n n , Ignaz, österr. Schriftsteller, Maler, * 1 6 . 1 . 1 7 7 5 Graz, f 1 6 . 3 . 1 8 3 7 Graz. Der Sohn eines Armenhausverwalters bildete sich während eines längeren Studienaufenthalts in Italien zum Kunstkenner aus und war Verwalter auf verschiedenen steirischen Herrschaften, bevor er als Sekretär des Fürsten Franz Seraphin Porcia nach Italien ging. Anschließend arbeitete K. als Magistratsbeamter in Triest, wurde 1811 Skriptor a m neugegründeten Joanneum in Graz und gründete 1812 als Redakteur der „Grätzer Zeitung" deren schöngeistige Beilage „Der A u f m e r k s a m e " , die er bis zu seinem Tod leitete und in der er auch seine eigenen literarischen Arbeiten veröffentlichte. K. schrieb Gedichte, Novellen, Skizzen, Erzählungen
und Dramen, u. a. das Trauerspiel Maximilian (1819). Er trat auch als M a l e r hervor und schuf G e m ä l d e f ü r Grazer Kirchen. LITERATUR: Anton Schlossar: Κ., I. In: A D B , Bd. 16, 1 8 8 2 / 1 9 6 9 , S. 4 8 0 f. - Anton Klein: Κ., I. In: Ö B L , Bd. 4, 1969, S. 91. K o l p i n g , Adolph, kath. Theologe, Schriftsteller, * 8 . 1 2 . 1 8 1 3 Kerpen, t 4 . 1 2 . 1 8 6 5 Köln. D e r Sohn eines Schäfers und Kleinlandwirts Schloß eine Schuhmacherlehre mit der Gesellenprüfung ab, besuchte 1837-41 mit Unterstützung von D o r f k a p l ä n e n das Marzellengymnasium in Köln und begann nach d e m Abitur das TTieologiestudium in München. 1842 bezog er die Univ. Bonn und geriet hier in Gegensatz zur Richtung des rheinischen Hermesianismus, einer theologisch-praktischen Strömung, die von kirchenamtlicher Seite als zu aufgeklärt angesehen wurde. 1845 empfing er in Köln die Priesterweihe und trat eine Kaplansstelle in Elberfeld an. Hier lernte er einen von d e m Lehrer Johann Gregor Breuer gegründeten „Gesellenverein" kennen und setzte sich f ü r die soziale Betreuung der Handwerksgesellen ein. 1849 w u r d e er auf eigenes Drängen als D o m v i k a r an die Minoritenkirche nach K ö l n berufen und baute den Gesellenverein auf (Der Gesellenverein, 1848), d e r obdachlos g e w o r d e n e n Gesellen eine Zufluchtsstätte f ü r die fehlende Haus- und Familiengemeinschaft anbot. Die Initiative entsprach einem echten B e d ü r f n i s der Zeit, fand großen Anklang unter den Gesellen und U n terstützung im kath. Klerus. 1853 w u r d e in Köln das erste Gesellenhospiz gegründet. Seit 1858 war K. Generalpräses der rasch sich verbreitenden Vereine; in s e i n e m Todesjahr gab es in deutschsprachigen Ländern 24 6 0 0 Mitglieder der Gesellenvereine in 418 Vereinen. K. w a r b auf Katholikentagen und auf Reisen für seine Idee. A n e r k e n n u n g g e w a n n er auch als erfolgreicher Volksschriftsteller und „Kalenderm a n n " . 1850-54 redigierte er das „Rheinische Kirchenblatt", seit 1854 die „Rheinischen Volksblätter" s o w i e populäre Kalender. K. war kein Theoretiker der sozialen Frage, sondern Sozialpädagoge, f ü r den die Familie tragendes F u n d a m e n t in Staat und Gesellschaft war. Durch seinen Einsatz auf diesen Problemfeldern hat K. im Industriezeitalter weite kirchliche Kreise für die soziale Frage sensiblisiert; das Kolpingwerk (etwa 2 7 0 0 0 0 Mitglieder, Sitz Köln) fördert heute Lebens-, Bildungs- und Berufsaufgaben von H a n d w e r k e r n , Arbeitern und Angestellten. K. wurde a m 2 7 . 1 0 . 1 9 9 1 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. WEITERE WERKE: Schriften. Kölner A u s g a b e . 6 Bde., Köln 1976-87. LITERATUR: Victor Conzemius: Α. K. und Ignaz von Döllinger. In: Annalen des Historischen Vereins f ü r den Niederrhein 164 (1962) S. 118-191. - Ders.: Α . K. Der Gesellenvater aktuell. Freiburg ( S c h w e i z ) / H a m b u r g 1982. - Michael Schmolke: Α. K. als Publizist. M ü n s t e r 1966. - HansJoachim Kracht: Α. K. Priester, Pädagoge, Publizist im Dienste christlicher Sozialreform. Freiburg 1993. Victor Conzemius K o m b s t , Heinrich Christian Gustaf von, schweizer. Diplomat, Redakteur, * 1806 Lübeck, f 1846 Edinburgh. K „ Sohn eines preuß. Kanzleibeamten, studierte Rechtswissenschaft in Berlin, M ü n c h e n und Jena. 1831 w u r d e er Sekretär bei der preuß. Gesandtschaft am F r a n k f u r t e r Bundestag. 1 8 3 3 / 3 4 war er Redakteur der „Basier Zeitung". Nach einem Intermezzo als Chefredakteur der „Neuen Zürcher Z e i t u n g " im Juni 1834 war er bis D e z e m b e r beim „Schweizerischen Republikaner" tätig. Danach edierte er eine S a m m lung von Akten des Deutschen Bundes mit d e m Ziel, diesen zu diffamieren. Die 1 8 3 5 / 3 6 erschienene A u s g a b e f ü h r t e zu einer Anklage K.s wegen Hochverrats in Berlin. Er flüchtete nach Frankreich, kehrte 1836 in die Schweiz zurück und
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Komorzynski f a n d Zuflucht bei Georg —> Fein. Im selben Jahr ausgewiesen, zog K. mit falschen Pässen bis 1838 durch Europa und lebte u. a. als Korrespondent in London. Seit 1842 gab er in Edinburgh die Arbeiterzeitung „The N e w Moral World" heraus und gründete einen Arbeiterbildungsverein, den er international ausdehnen konnte. Er war f e r n e r Mitarbeiter der Augsburger „Allgemeinen Zeitung". Als überzeugter Demokrat, der sein Adelsprädikat ablegte, war K. Gegner des schweizer. Bundesstaats und Anhänger eines stark föderativen Modells. Als Publizist erlangte er u. a. mit Was wollen die deutschen Republikaner? (1838) Bekanntheit. LITERATUR: Leo Weisz: Die Redaktoren der Neuen Zürcher Zeitung bis zur Gründung des Bundesstaates. 1780-1848. Zürich 1961, S. 169-189. K o m o r z y n s k i , Egon von, österr. Literatur- und Musikhistoriker, * 7 . 5 . 1 8 7 8 Wien, t 1 8 . 3 . 1 9 6 3 Wien. D e r Sohn Ludwig von —»K.s studierte in Wien, Würzburg, Breslau, München, Leipzig und Berlin deutsche und klassische Philologie sowie Kunst- und Musikgeschichte, wurde 1900 mit der Arbeit Versuch einer Biographie Emanuel Schikaneders zum Dr. phil. promoviert und war 1904-34 Prof. f ü r Deutsch und Geschichte des Altertums an der Handelsakademie in Wien. Er war Musikreferent der Wiener „Volkszeitung", trug zur Aufklärung der Entstehungsgeschichte der Zauberflöte bei und schrieb u. a. Emanuel Schikaneder, der Vater der Zauberflöte (1951, Neuausg. 1990), Mozarts Kunst der Instrumentation (1906) und Mozart (1941, 2 1955). WEITERE WERKE: Pamina. Mozarts letzte Liebe. Berlin 1941. Neuausg. B e r l i n / W u n s i e d e l 1957. - Das Erbe des alten Ägypten. Wien 1965. LITERATUR: Hellmut Federhofer: Κ., E. v. In: M G G , Bd. 7, 1958, Sp. 1423. - Peter Branscombe: Κ., E. Ritter v. In: N G r o v e D , Bd. 13, 2 2001, S. 768 f. K o m o r z y n s k i , L u d w i g von, österr. Publizist, * 2 0 . 8 . 1 8 4 4 Wien, t 1 1 . 1 0 . 1 8 9 9 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Wien wandte sich K. dem Journalismus zu und wurde Mitarbeiter mehrerer Wiener sowie Korrespondent verschiedener ausländischer Zeitungen. Seit 1875 Redakteur der Wiener Tageszeitung ,.Deutsche Zeitung", w u r d e er 1886 ihr Herausgeber, 1887 ihr Eigentümer; als Chefredakteur (seit 1892) befaßte er sich vorwiegend mit wirtschaftspolitischen Problemen und Innenpolitik. N a c h dem Verkauf der Zeitung war er Chefredakteur des politischen Teils des Wiener „Fremdenblatts", redigierte lange Zeit auch die „BeamtenZeitung" und war Korrespondent der „Linzer Tagespost", der „Münchner Neuesten Nachrichten" und der „Neuen Zürcher Zeitung". K. war der Vater von E g o n von —» K. LITERATUR: Egon Komorzynski: K., L. v. In: ÖBL, Bd. 4, 1969, S. 103. K o m p e r t , Leopold, österr. Schriftsteller, * 1 5 . 5 . 1 8 2 2 Münchengrätz (Böhmen), t 2 3 . 1 1 . 1886 Wien. Der Sohn eines Wollhändlers begann 1838 ein Philosophiestudium in Prag, das er j e d o c h wegen der finanziellen Probleme seines Vaters bald wieder aufgeben mußte, und war anschließend in Wien und Preßburg als Hofmeister tätig. Seit 1840 schrieb K. f ü r die „Preßburger Z e i t u n g " und für die Wiener „Sonntagsblätter". 1847 begann er in Wien das Studium der Medizin, das er ebenfalls abbrach, um sich seit 1848 ganz seiner Tätigkeit als Feuilletonredakteur des „Österreichischen L l o y d " zu widmen. 1852 n a h m K. eine Stelle als Erzieher in Pest an und war seit 1857 ausschließlich als freier Schriftsteller tätig. Er trat vor allem mit Schilderungen des Lebens im jüdischen Ghetto hervor und hatte bereits mit seinem ersten Erzählband Aus dem Ghetto (1848)
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großen Erfolg. 1875 erschien sein dreibändiger Roman Zwischen Ruinen. K. w a r Mitglied der Schrifstellervereinigung „Concordia". WERKE: L. K.: Eine Auswahl aus seinen Schriften. Berlin 1936. LITERATUR: Gerhard Winkler: K „ L. In: N D B , Bd. 1 2 , 1 9 8 0 , S. 484. - Maria Wittemann: Draußen vor dem Ghetto: L. K. und die „Schilderung jüdischen Volkslebens" in Böhmen und Mähren. Tübingen 1998. - Maria Wittemann: „ D e m deutschen Volke schrieb ich zu Dank . . . " D i e späte Wiederentdeckung des böhmisch-jüdischen Autors L. K. (1822-1886). In: Stifter-Jahrbuch 16 (2002) S. 64-94. K o n t a , Robert, österr. Komponist, Musikpädagoge, * 1 2 . 1 0 . 1 8 8 0 Wien, t 1 9 . 1 0 . 1 9 5 3 Zürich. K. studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, wurde 1905 promoviert, w a n d t e sich als Schüler Viteslav Noväks der Musik zu und lehrte seit 1911 Musiktheorie am Neuen Wiener Konservatorium. Er war Musikkritiker der „Wiener Allgemeinen Zeitung", des „Wiener Extrablatts" und der „Mittagszeitung" und komponierte neben Liedern und einer Symphonie die Oper Das kalte Herz (1908, revidierte Fassung unter dem Titel Kohlenpeter, 1916) und die Tanzpantomine Der bucklige Geiger (1909). 1938 emigrierte K. in die Schweiz, w o er als Musiklehrer und Organisator von Musikfestspielen tätig war. LITERATUR: B H d E , Bd. 2.1, 1983, S. 648. K o p p , Josef, österr. Jurist, Politiker, * 1 3 . 4 . 1 8 2 7 Wien, t 2 2 . 1 . 1 9 0 7 Wien. K. studierte seit 1845 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und an der Theresianischen Ritterakademie, wurde 1854 zum Dr. jur. promoviert und war 1862-1902 als Hofund Gerichtsadvokat in Wien tätig. Seit 1867 Mitglied des niederösterreichischen Landtags, war er 1870-97 Referent f ü r Gemeinde- und Verfassungsangelegenheiten im Landesausschuß und gründete 1869 den Deutschen Verein, aus dem der Deutsche Schulverein und die 1871 gegründete „Deutsche Zeitung" hervorgingen. Seit 1873 deutsch-liberaler Reichsratsabgeordneter, gehörte K. zu den Gründern und Führern des Fortschrittsklubs im Reichsrat. Er setzte sich besonders für eine R e f o r m der Strafprozeßordnung, des Preßgesetzes und der österr. Zivilprozeßordnung ein. LITERATUR: Der Politiker Dr. J. K. Ein Beitrag zur Geschichte der Verfassungspartei. Diss. Wien 1949. - Doris Ströher: K „ J. In: Ö B L , Bd. 4, 1969, S. 118 f. K o p p , Martin, Filmfabrikant und -Verleiher, * 1875 Stadlern (Oberpfalz), t 1 2 . 1 2 . 1 9 5 2 München. K. begann vor d e m Ersten Weltkrieg, Filme in Münchner Bierhallen vorzuführen und machte damit das Medium Film populär. Seit 1910 war er hauptberuflich als Filmunternehmer tätig und m a c h t e erste A u f n a h m e n von Grotesken mit Karl Valentin. 1913 stellte er die Filmvorführungen ein, erlebte den Ersten Weltkrieg als Kameramann an der Front und gründete die „Münchner Wochenschau". K o r a c h , Alfred George, Mediziner, * 1 7 . 7 . 1 8 9 3 Königsberg, t 4 . 6 . 1 9 7 9 Männedorf bei Zürich. Das Medizinstudium in München, Freiburg/Breisgau, Königsberg, Straßburg, Rostock und Berlin Schloß K. nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1920 in Königsberg mit der Promotion ab und arbeitete 1919-21 als Assistent beim Städtischen Untersuchungsamt für ansteckende Krankheiten in Berlin. 1 9 2 1 / 2 2 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Medizinischen Abteilung des preuß. Ministeriu m s für Wohlfahrt und anschließend bis 1933 Stadtarzt am Prenzlauer Berg in Berlin. 1918 trat K. in die SPD ein, war 1921-33 Vorstandsmitglied des Demokratischen Ärztevereins sowie Mitglied der Pressekommission des „Vorwärts" und gehörte 1928-33 der Berliner Ärztkammer an. 1930-33
Korn war er Mitherausgeber der „Sozialärztlichen Rundschau", 1931-33 Berliner Stadtrat. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verhaftet und entlassen, floh K. im selben Jahr über die U d S S R nach Großbritannien, lebte dann in Paris, Moskau, Stockholm und ging 1937 in die U S A , w o er 1939-63 an der Univ. Cincinnati lehrte. 1964 übersiedelte K. in die Schweiz. E r veröffentlichte u. a. Uber die Kommunalisierung der Prostituiertenfürsorge in Berlin (1922). K o r d t , Walter, Regisseur, Redakteur, Schriftsteller, * 1 3 . 1 0 . 1 8 9 9 Düsseldorf, t 1 8 . 6 . 1 9 7 2 Düsseldorf. Der Sohn eines Architekten studierte nach Kriegsende in Frankfurt, M ü n c h e n und Köln, w u r d e z u m Dr. phil. promoviert, wandte sich dann dem Theater zu und w a r seit 1922 Dramaturg und Hilfsregisseur a m Düsseldorfer Schauspielhaus. Anschließend arbeitete K. als Regisseur in Neuß, Aachen und Godesberg, war dann bis 1933 Theaterkritiker in seiner Heimatstadt und 1939-44 Oberspielleiter in Münster. Seit 1949 war er Gastregisseur in Trier, Wuppertal und M ü n c h e n und Intendant der Städtischen Bühnen in Aachen. Seit 1950 lebte er als freier Schriftsteller in Linz / R h e i n . K. war Mitherausgeber der Zeitschrift „Die N e u e Stadt" und bearbeitete u . a . 1946 Hölderlins Empedokles für die B ü h n e . K o r f f , Hermann August, Literaturhistoriker, * 3 . 4 . 1 8 8 2 Bremen, f 1 1 . 7 . 1 9 6 3 Leipzig. Der Sohn des Industriellen August K. studierte seit 1902 Germanistik in Heidelberg und Bonn, w u r d e 1907 bei M a x von Waldberg in Heidelberg promoviert (Scott und Alexis. Eine Studie zur Technik des historischen Romans) und war bis 1909 Redakteur des „Rheinischen Merkur". 1913 legte K. an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in F r a n k f u r t / M a i n seine Habilitationsschrift vor (Voltaire als klassizistischer Autor im literarischen Deutschland des 18. Jahrhunderts), war seit 1914 Privatdozent der neueren deutschen Literatur an der neugegründeten Univ. F r a n k f u r t / Main und wurde dort nach der Teilnahme a m Ersten Weltkrieg 1921 zum a. o . P r o f . ernannt. 1923 ging er als o . P r o f . nach Gießen und 1925 nach Leipzig, w o er 1954 emeritiert wurde. K. war der wichtigste Vertreter der geistes- und ideengeschichtlichen Richtung der deutschen Germanistik. Er veröffentlichte u . a . Voltaire im literarischen Deutschland des 18. Jahrhunderts (2 Bde., 1917), Geist der Goethezeit (5 Bde. und Registerband, 1923-57) und Die Liebesgedichte des west-östlichen Divans (1947). Κ. erhielt 1932 die Goethe-Medaille und 1953 die Herder-Medaille der D D R . LITERATUR: Gestaltung, Umgestaltung: Festschrift zum 75. Geburtstag von Η. Α. K. Hrsg. v. Joachim Müller. Leipzig 1957. - Joachim Müller: Κ., H. A. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 585 f. - Markus Bauer: Κ., Η. A. In: Internationales G e r manistenlexikon 1800-1950, Bd. 2, 2003, S. 987-989. K o r i t s c h o n e r , Franz, österr. Politiker, * 2 3 . 2 . 1 8 9 2 Wien, t 8. (?) 6 . 1 9 4 1 Konzentrationslager Auschwitz. K. studierte Rechtswissenschaften in Wien, war bereits f r ü h in der sozialistischen Jugend tätig und 1 9 1 5 / 1 6 f ü h r e n d e s Mitglied des geheimen Aktionskomitees der Linksradikalen. Seit 1917 Mitglied des neugebildeten illegalen Arbeiterrats, spielte K. eine führende Rolle im Januarstreik von 1918 und wurde verhaftet. Nach seiner Freilassung gehörte er dem Zentralkomitee der KPÖ an, wurde 1924 verantwortlicher Redakteur der Zeitung „Die R o t e G e w e r k s c h a f t " und war seit 1926 in der Gewerkschaftsinternationale in M o s k a u tätig. 1937 wurde K. verhaftet, 1941 an die Gestapo ausgeliefert und noch im selben Jahr im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. LITERATUR: Herbert Steiner: K „ F. In: Ö B L , Bd. 4, 1969, S. 128. - Hans Schafranek: F. K „ 1892-1941. In: Jahrbuch f ü r historische K o m m u n i s m u s f o r s c h u n g 1995, S. 239-261.
K o r n , Friedrich, Pseud. f ü r Josef Ferdinand Friedrich Kohn, Schriftsteller, Mythologieforscher, * 2 6 . 4 . 1 8 0 4 Prag, t 1 6 . 1 0 . 1 8 5 0 Teplitz-Schönau (Böhmen). Der Sohn eines Leinenhändlers widmete sich neben seiner Tätigkeit im väterlichen G e s c h ä f t alt- und neuphilologischen Studien und schrieb satirische Dichtungen, u . a . das satirische Lehrgedicht Die Wege zum Reichtum (1828). Seine Erzählungen, A u f s ä t z e und E p i g r a m m e erschienen u. a. in der „Berliner Schnellpost", im „Courier" und in der Zeitschrift „Hebe". K. errichtete in Halle eine Leihbibliothek. Er hielt sich in Pest, Wien, Prag, Dresden und C o n n e w i t z bei Leipzig auf, o h n e j e d o c h seßhaft werden zu können, d a er keinen gültigen P a ß besaß. K. starb auf einer Fahrt von Leipzig nach Wien. K o r n , Heinrich von, Verleger, * 6 . 4 . 1 8 2 9 Breslau, t 2 0 . 3 . 1 9 0 7 Breslau. K. ü b e r n a h m 1850 die Leitung des Familienunternehmens Buchhandel und Verlag - , das er ganz auf Berlin und die preuß. Tradition ausrichtete. 1850 kaufte K. die G r o p i u s ' s c h e Kunsthandlung in Berlin und gründete 1851 z u s a m m e n mit Wilhelm Ernst den Verlag Ernst & Korn. N a c h der G r ü n d u n g des Deutschen Reiches stellte er den polnischen Verlag bis auf die Schulbücher ein und baute den deutschen Schulbuchverlag aus. Z u d e m förderte K., der 1882 in den preuß. Adel erhoben wurde, die Herausgabe der Zeitungen, von denen vor allem die „Schlesische Z e i t u n g " nach dem Krieg von 1866 großen Absatz fand. LITERATUR: Otto Röse: Η. v. K. In: Schlesische Lebensbilder. Bd. 1. Hrsg. v. Friedrich Andreae u . a . Breslau 1922. Sigmaringen 1985, S. 22-27. - H a n s Jessen: 2 0 0 Jahre Wilhelm Gottlieb Korn, 1732-1932. Breslau 1932. - Adalbert Brauer: K „ H. v. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 587 f. - Ulrich Schmilewski: Verlegt bei Korn in Breslau. Kleine Geschichten eines bedeutenden Verlages von 1732 bis heute. Würzburg 1991. K o r n , Johann Jacob, Buchhändler, Verleger, getauft 2 0 . 7 . 1 7 0 2 Neustadt bei C o b u r g , f 1 6 . 1 2 . 1 7 5 6 Breslau. Nach einer Buchhändlerlehre in Coburg ließ sich K., Sohn eines Rotgerbermeisters, 1729 als selbständiger Buchhändler in Berlin nieder und heiratete 1732 die Tochter des dortigen Buchhändlers und Zeitungsverlegers Johann Andreas Rüdiger. Im selben Jahr erwarb er das Breslauer Bürgerrecht und eröffnete ein Buchgewölbe. K. entwickelte sich in kurzer Zeit zum führenden Verleger Breslaus, bekam 1737 die Erlaubnis zur H e r a u s g a b e eines Intelligenzblatts und besaß eine eigene Buchlotterie. 1741 erhielt er das Privileg, j ä h r lich vier Bucherauktionen in Schlesien zu veranstalten, w a r alleiniger Verleger aller amtlichen Drucksachen und gab mit der „Schlesischen Privilegierten Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung" die einzige Zeitung Schlesiens heraus. K. verlegte Werke aller bedeutenden schlesischen evang. Theologen, Ärzte und Juristen und spezialisierte sich auf Polonica. 1762 ü b e r n a h m sein Sohn Wilhelm Gottlieb —»K. den Verlag. LITERATUR: Catalogus von chymisch und alchyimistischen Büchern, welche zu haben sind bey J. J. K., Buchhändler in Breßlau. Breslau 1755. - Adalbert Brauer: K., J. J. In: N D B , Bd. 12, 1980, S. 586 f. - Aleksandra M e n d y k o w a : Kornowie (Die Korns). Wroclaw 1980. - Helmut Scheuerich: J. J. K., ein „königlicher Buchhändler" aus Neustadt. In: Blätter zur Geschichte des Coburger Landes 5 (1976) S. 26-30. - A. G. Swierk: Die Korns. In: Börsenblatt f ü r den deutschen Buchhandel ( F r a n k f u r t / M a i n ) 1988, S. Β 55 Β 59. - Ulrich Schmilewski: Verlegt bei Korn in Breslau. Würzburg 1991.
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Korn Korn, Karl (Johannes Robert), Publizist, Schriftsteller, * 20.5.1908 Wiesbaden, t 10.8.1991 Bad Homburg v.d.H. Nach dem 1931 mit der Promotion zum Dr. phil. abgeschlossenen Studium in Frankfurt/Main wurde K. 1932 Lektor für Deutsch an der Univ. Toulouse und wandte sich dann dem Journalismus zu. 1934-37 war er literarischer Redakteur am „Berliner Tageblatt", 1938-40 verantwortlicher Redakteur der Monatsschrift „Neue Rundschau" und 1940 einige Monate Feuilletonredakteur der Wochenzeitung „Das Reich". Nach seiner fristlosen Entlassung erhielt K. Berufsverbot und wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Heimkehr zunächst freier Schriftsteller, seit 1948 Feuilletonredakteur der „Allgemeinen Zeitung" in Mainz, war er 1949-73 Mitherausgeber und Leiter des kulturellen Teils der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". K. verfaßte zeit-, sprach- und kulturkritische Betrachtungen, u. a. Zola in seiner Zeit (1980). Seine Autobiographie Lange Lehrzeit. Ein deutsches Leben erschien 1975. LITERATUR: Erika Martens: Zum Beispiel „Das Reich". Zur Phänomenologie der Presse im totalitären Regime. Köln 1972, S. 135-143. - Otto Köhler: Wir Schreibmaschinentäter. Journalisten unter Hitler - und danach. Köln 1989, S. 260-271. - Friedemann Siering: Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen". In: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering: Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München 2002, S. 35-86. Korn, Wilhelm Gottlieb, Verleger, * 26.12.1739 Breslau, t 4.9.1806 Breslau. K. übernahm 1762 den von seinem Vater Johann Jacob —>K. gegründeten Breslauer Verlag, der sich zunehmend zu einem Spezialverlag für polnische Literatur entwickelte, und gab u. a. die „Breslauischen Nachrichten von Schriften und Schriftstellern", das „Theologische Wochenblatt" (1772) und die „Ökonomischen Nachrichten" (1773-84) der patriotischen Gesellschaft in Schlesien heraus. 1790 zog sich K. von der Geschäftsleitung zurück, die er seinem Sohn Johann Gottlieb K. übergab. LITERATUR: Hans Jessen: W. G. K. (1739-1806). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 48-54. - Aleksandra Mendykowa: Kornowie (Die Korns). Wroclaw 1980. - A. G. Swierk: Die Korns. In: Börsenblatt für den deutschen Buchh