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German Pages 64 [76] Year 1868
Verlag von R. Oldenbourg in München.
Cholera-Regulativ. Den Sanitätsbehörden, Aerzten und dem Publicum vorgelegt von den Professoren W. Griesinger, Max v. Pettenkofer und C. A. Wunderlich. Zweite verbesserte Auflage. 18U7. Gr. 8°. broch. Preis 8 Ngr. oder 24 kr.
Verhandlungen der Cholera-Conferenz i n Weimar am 28. und 29. April 1867. Nach den stenographischen Aufzeichnungen redigirt von Dr. Thomas in Leipzig. Mit einem Vorworte von Dr. Max V. Pettenkofer und 2 Plänen von London und St. Petersburg. 1SG7. Gr. 8°. cartonnirt. Preis 1 Thlr. 10 Ngr. oder 2 fl. 12 kr.
Die Cholera-Verhältnisse Thüringens. Von Dr. L. Pfeiffer in W e i m a r . Mit 1 Karte über die Verbreitung der Cholera in Thüringen, 1 Karte über die täglichen Sterbefälle in den Hauptcholeraorten, 1 Stadtplan, 4 Situationsplänen und mehreren Tabellen, gr. 8°.
cartonnirt.
Preis 1 Rthlr.
10 Ngr. oder 2 fl. 12 kr.
Zeitschrift für Biologie von
L. Buhl, M. v. Pettenkofer, L. ßadlkofer, C. Voit, Professoren an der Universität München.
Jeder Band zu 4 Heften. Preis 4 Rthlr. 20 Ngr. oder 8 fl. — kr. Jährlich erscheint ein Band.
Bei Abnahme der bisher erschienenen 4 Bände auf einmal tritt ein ermässigter Preis ein.
DIE
CHOLERA IN LOBECK vox
Dr. med. E. CORDES IN
ALEXANDERSBAD.
Mit einer Karte von Lübeck und einem BodenproRI.
S e p a r a t - A b d r u c l c a u s d e r „ Z e i t s c h r i f t f ü r Diologie", B a n d I V , H e f t II.
MÜNCHEN. R.
O L D E N B O U R G .
1868.
Druck
von
C . K.
ächimch.
w enn sich zur Erforschung der, nun bereits hundertjährigen, und dennoch immer verschleierten Seuche gerade in dem letzten Jahrzehnt aller Geister eine ganz besondere Rührigkeit bemächtigt hat, wenn die Erfahrungen am Krankenbette, in den Leichen häusern, im chemischen Laboratorium, und an mühevollen botanischmikroskopischen Untersuchungstischen alle auf ein grosses Ziel steuerten, auf Lüftung des geheimnissvollen Schleiers, auf endliche Erkenntniss des Wesens und der Ursachen der Cholera, so hat sich diesen Bemühungen als eine würdige Schwester die Statistik angereiht und gerade ihr verdanken wir gewiss einen Haupttheil unseres immer positiver werdenden Wissens über jene Krankheit. Sie aber wird und kann uns nur dann haltbare Beweise liefern, wenn sie über ein gehörig geordnetes und gesichtetes Material verfügen kann, sie kann nur dann die Basis richtiger Anschauungen abgeben, wenn sie selbst nur die richtigen Thatsachen zu einer solchen nimmt. Wie dem einzelnen Forscher durch die, an einem einzelnen Exemplare gewonnene, vollkommenere und richtigere Erkenntniss oft plötzlich die genauere Bestimmung und Präcisirung der ganzen Gattung ermöglicht wird, so dürfte auch die Prüfung und Yergleichung eines einzelnen Bausteins in dem weiten Dome der Choleraforschungen zu Zeiten wissenschaftlicher Differenzen A n m e r k u n g . Auf der Karte von Lübeck sind die Todesfälle an Cholera in den einzelnen Häusern während der Epidemie von 186G durch rothe Punkte, die Todesfälle in den 11 vorausgegangenen Epidemieen durch rothe Kreuze bezeichnet, neben welchen die Zahl der Fälle steht.
1
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Die Cholera in Lübeck.
manchmal ungeahnte Anhaltspunkte gewähren, den Gesichtskreis nach einer bestimmten Richtung hin erweitern und dazu beitragen, das Mass, mit dem gemessen und das Material, mit dem gebaut werden soll immer gleichmässiger, immer solider herstellen zu können. Als einen solchen Baustein, aber auch als Nichts weiteres, möchte ich die folgende, wesentlich statistische Arbeit, über die Cholera in Lübeck betrachtet wissen; nach meiner Ansicht gewährt sie uns recht gewichtige Haltepunkte zur Constatirung einer bestimmten örtlichen und zeitlichen Disposition dieser Stadt der Seuche gegenüber und den Grund zu ihrer Veröffentlichung durch diese Zeitschrift habe ich darin gefunden, weil gerade dies Moment zuerst durch den berühmten Forscher, dessen Namen dieselbe an ihrer Spitze trägt, behauptet und in meinen Augen auch bewiesen, jetzt von vielen Seiten geleugnet wird. Mögen die nackten Zahlen, die in erschreckender Weise aus den Häusern, dem Boden und den socialen Yerhältnissen meiner Vaterstadt dem Leser entgegentreten, dazu beitragen, auch dem blödesten Auge klar zu machen, dass es mindestens einige Orte giebt, an denen eine örtliche und zeitliche Disposition nicht weggedeutelt werden kann. Nachdem ich mich schon seit dem Jahre 1859 specieller mit der Cholera und ihrem Auftreten in Lübeck beschäftigt hatte, stiftete ich im Jahre 1861 daselbst einen Verein zur Erforschung der localen Ursachen der Cholera und der Mittel gegen dieselben. Derselbe bestand ausser mir aus noch einem Arzte, einem Apotheker, einem Physiker, zweien Technikern, einem Juristen und einem Kaufmanne, und ward durch die hiesige patriotische Gesellschaft mit genügenden Geldmitteln versehen, um in ergiebiger Weise Untersuchungen anstellen zu können. Die Verarbeitung dieser Untersuchungen habe ich allein übernommen und die gewonnenen Resultate in einer bereits 1866 im Buchhandel erschienenen Brochüre, betitelt „Vergangenheit und Zukunft der Cholera in Lübeck" niedergelegt. Dieselben Resultate giebt diese Arbeit wieder, und es kamen nur noch diejenigen der letzten Cholera-Epidemie, der von 1866, hinzu. Die Arbeiten und Untersuchungen des Choleravereins haben hauptsächlich in folgendem bestanden: Zuerst wurden genaue und gründliche Tabellen aller Erkrankungs- und Todesfälle
Von E. C o r d e s .
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nach amtlichen Quellen angefertigt, wozu uns bereits die Schrift des Collegen Dr. L ü b s t o r f f über die öffentlichen Gesundheitsverhältnisse Lübecks aus dem Jahre 1862 ein genügendes und schön geordnetes Material bot. Dann wurden die sämmtlichen Todesfälle in einen Grundriss der Stadt mit verschiedenen Farben und Zeichen eingetragen und so eine chartographische Uebersicht gewonnen. Die Höhenverhältnisse der Stadt, von 5 Fuss zu 5 Fuss gemessen, wurden demselben Stadtplane einverleibt. Yon verschiedenen Ingenieuren Hessen wir 6 möglichst verschieden geartete Häuservierecke, nachdem wir aus dem Grundplane die Anschauungen gewonnen hatten, j e nach ihren Höhenverhältnissen, Bauart, Abfuhrverhältnissen, Grösse, Licht- und Luftbeschaffenheit, kurz nach allen etwa ihre Insalubrität begünstigenden Momenten Haus für Haus und Stockwerk für Stockwerk untersuchen, um so ein möglichst verschiedenartiges und vielgegliedertes Material zu erhalten. Diese fi Vierecke enthalten alle Repräsentanten jeder Art der in Lübeck vorkommenden Wohnhäuser von jeder Beschaffenheit; wenn uns also in dieser Weise keine Abart menschlicher Wohnstätten entgangen ist, so liessen wir die sämmtlichen übrigen Häuser der Stadt auch noch überdem in Bezug auf ihre Grösse, Beschaffenheit und Lage in Augenschein nehmen. Zur Ermittelung der Beschaffenheit des Bodens und des Grundwassers wurden Bohrungen angestellt und in 9 verschiedenen, von der Trave bis zur Wakenitz queer durch die Stadt verlaufenden Bohrlinien, an 60 verschiedenen Stellen, theilweise bis zu einer Tiefe von 80 Fuss, der Bodenbefund aufgenommen und nach ihm colorirte Queerprofile der Stadt mit Angabe der Bodenbeschaffenheit angefertigt. Die aus verschiedenen Theilen der Stadt in verschiedener Tiefe entnommene Erde wurde ebenso wie das Trinkwasser chemisch untersucht. Endlich wurden die auf der hiesigen Navigationsschule sehr sorgfältig geführten Witterungstabellen studirt und versucht, einen möglichst genauen Einblick in die socialen Yerhältnisse, den Stand und die Beschäftigung, sowie das Alter der gestorbenen Personen, in die Yerkehrsverhältnisse zu Cholerazeiten, in die Wasserverhältnisse der Flüsse etc. etc. zu gewinnen. Das gesammte Material ward theilweise in Tabellen, theilweise in colorirten Karten (von denen ich zwei 1*
Die Cholera in Lübeck.
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beifüge), welch letztere mannigfach die Ueb ersieht erleichterten, gruppirt und ist in Folgendem enthalten. Alle Berechnungen, Tabellen und Angaben beziehen sich hier nur auf die Epidemieen von 1832—59. Diejenige des Jahres 1866, die letzte, ist überall gesondert behandelt, auch beziehen sich die Tabellen ausschliesslich auf die Todesfälle in der Stadt, jedoch inclusive der am Bord von Schiffen-Gestorbenen. "Vorn Jahre 1832 bis 1859, also innerhalb der ersten beiden grösseren Invasionen in Europa (1830—38 und 1847—59) ist die Cholera in Lübeck l l m a l aufgetreten und zwar: Jahr.
D a u e r.
1832 1848 1849 1850 1853 1854 1855 1850 1857 1858 1859
vom 14. Juni bis zum 22. Oktober ii 16. November 11 18. Sept. „ ? vom 16. Juli bis zum 21. September » ii n »i 22. October ii 16. November ii 21. Oct. „ 1. November ii 11 28. Juli „ 6. October 8. Juli „ ii 11 9. November ii 11 14. Sept.,, i» 21. October 11 19. Sept. „ 5. October 26. Juli „ ii 1»
Es kommt Zahl der Zahl 1 Todesfall Erkrank- der Todesauf Einungen. fälle. wohner 1431 571 ? 1017 352 11 85 707 152 45 347
782 300 8 504 186 8 60 314 82 22 173
37 98 3685 58 163 3785 504 96 374 1396 177
In der dritten europäischen Invasion ist die Seuche bis jetzt nur im Jahre 1866 in Lübeck erschienen und zwar: 1866 Dauer vom 15. September bis zum 9. October Zahl der Erkrankungen 64 „ „ Todesfälle 32 Es kommt 1 Todesfall auf 997 Einwohner. Die folgende Tabelle giebt unter Berücksichtigung der einschlägigen Verhältnisse in Bezug auf die Höhenlage der Strassen und Gänge, auf die Bewohnerzahl derselben, die Grösse und Beschaffenheit der Häuser, sowie die ungefähre Grösse des auf die einzelnen Häuser und auf den einzelnen Kopf fallenden Boden-Areals die Choleramortalität procentweise berechnet für die einzelnen Strassen an. (Tab. I.)
Von E. C o r d e s .
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In Bezug auf diese Tabelle verweise ich für die, bei den Höhenangaben gewählten Bezeichnungen (z. B. -j- 10 -f- 5, 0 — 5 —15 etc.) auf die weiter unten in gleicher Weise, wie bei den zur Angabe der Häusergrössen und Häuserbeschaffenheit gewählten Ziffern I — Y I I erfolgende nähere Erklärung dieser Bezeichnungen. Unter „Gängen" sind meist sehr enge Sackgassen zwischen einzelnen grösseren Häusercomplexen, und unter „Sälen" grössere, meist eine Treppe hoch gelegene Stockwerke mit einer Reihe von "Wohnungen für Leute der untersten Classe zu verstehen. Buden nennen wir die in den Gängen befindlichen einstöckigen kleinen Häuschen. Die folgende Tabelle (Tab. II) gibt die procentweise Durchschnittsmortalität der 11 Epidemieen von (1832 — 59) in den einzelnen Strassen an und gestattet einen Vergleich mit der usuellen Sterblichkeit an folgenden Krankheiten: Typhus, Lungenschwindsucht, Masern, Scharlach und Keuchhusten, sowie mit der Häufigkeit der in ihnen vorkommenden Todtgeburten und Zahl der im ersten Lebensjahre gestorbenen. Zur Berechnung dieser Ziffern wurden 20 Jahre gewählt, in denen die Cholera nicht herrschte und ist die letztere von Dr. L ü b s t o r f f stammende Berechnung gleichfalls eine procentige.
Die Cholera in Lübeck.
G
Tabelle II. Durchschnittliche Choleramortalität aus den 11 ersten Epidemieen, verglichen mit der jährlichen nach 2 0 cholerafreien Jahren auf je 1 0 0 Bewohner berechneten Sterblichkeit unter den Bewohnern der einzelnen Strassen und Strassentheile im Allgemeinen und an Typhus und Lungenschwindsucht im Besondern, Sterblichkeit in den .Epidemieen von Masern ( 1 8 6 0 ) , Scharlach (1828 ä 5 9 )
Aegidien-Kirchhof Aegidienstrasse . .
Alfstrasse . . . . Aisheide Grosse Altefähre Kleine Altefähre St. Annenstrasse Altes Waisenhaus Aegidien-Convent Alter Posthof . . . Balauerfohr Grosser Bauhof Kleiner Bauhof Beckergrube Obere
G. H. K. H. G H. und
H G. H. K.
0.811 1,930 1,885 2,820 1,997 3,932 0,639 1,946 1,740 3,134 2,356 1,794 2,392 2,650 2,297 2,005 6,886 2,387 1,970 3,334 2,820 9,338 2,992 1,548 1,790 2,381 1,723
H. G. Mittlere H. (Nr. 196—206 u. 123—136.) G. 2,083 Untere 0,951 Blocksdwasstrasse 2,348 Böttcherstrasse 1,766 Braunstrasse 1,275 Breitenstrasse H. 0,980 K. 1,255 Hinter der Burg 2,725
0,286 0,135 0,566 1,410 0,238 0,209 0,242 1,411 0,088 0,132 0,063 0,624 0,257 0,331 — 2,300 —
—
— —
0,150 —
0,058 0,154 0,023 0,324— 0,157 0,022 0,119 0,014 0,137 —
—
0,014 0,271 0,213 0,337 0,129 0,592 — — —
0,158 0,318 (.»,092 0,549 0,079 0,632 — 0,666 —
0,161 0,139 0,216 0,227 — —
—
— — —
0,158 0,495 —
0,215 0,011 0,327 0,684 — 0,134 — 0,618 0,419 2,444 0,744 0,581 0,378 —
—
0,041 0,283 0,OOG 0,269 — 0,152 0,137 0,398 0,074 0,419 0,136 0,436 —
0,022 0,023 0,209 0,067 0,004 — —
0,224 0,251 0,353 0,508 0,104 0,177 0,129 0,847
—
0,048 0,023 0,049 0,070 0,079 — —
0,053 0,022 0,023 0,171 0,260 0,154 0,129 0,717
An ScharlachJ I An Keuchhusten.
i An Masern, j
An Lungen- j schwindsucht.'
An Typhus, j
Einjährige. |
Strassen.
i Todtgeborne. j 1 1
Sterblichkeit ' im Ganzen. ;
und Keuchhusten (1835 ä 3 6 und 1846), Häufigkeit der Todtgehurten und der Todesfälle von Einjährigen (letztere nach Dr. L ü b s t o r f f ) . Anmerkung. H. = Häuser. G. ~ Gänge. K. = Keller. SS e— ÍUBV OOH.S
W4 ao 3
0,956 0,457 ) ' —— 0,624 — — 16,666 1,515 0,250 0,258 0,326 — 2,469 — 0,517 — 0,349 0,174 0,349 — 0,734 — 0,778 — — 0,966 0,777 2,762 — — — 0,259 — — 0,232 — — — 0,395 0,896 0,602 0,729 0,703 — —
—
—
—
0,624 2,500
5,882 —
—
—
—
—
—
—
—
—
—
-
—
—
0,484 1,264 —
—.
—
—
—
—
—
0,406
—
—
—
—
—
—
—
—
0,132
0,380 —
— —
—
—
—
—
—
—
1,735 0,271 0,232 0,351 0,921 0,882 0,186 0,160 0,263 0,x 0,471 0,178 0,337 0,747 0,145 0,062 1,298 —
Von E .
o -M ja a .2 3
Strassen.
P ^ „ -S a Crosse B u r g s t r a s s e .
Kteine B u r g s t r a s s e .
H. G. Burg ' ' H! G.
Burgtreppe Cleirenstwiete Dankwärtsgrube Obere H. ( N r . G 4 1 —1 7 u. 6 4 2 — 6 3 . ) Untere Depenau
H. G. H. G.
Dom K i r c h h o f . . . . Dwasstrasse, d ü s t r e . gerade . „ „ krumme „ lichte . „ lichte . „ siebente Düvekenstrasse . . . . Effengrube
Ellerbrock
1,678 1,5 2,766 2,096 1,593 1,241 2,282 1,491 2,755 2,267
H. G.
Engelsgrube Obere H. ( N r . 5 3 5 — 5 8 u. 5 3 4 — 5 0 9 . ) G. K. Untere H. G. Engelswisch H. G. Fegefeuer Fischergrube Obere H. ( N r . 3 4 7 — 7 6 u. 3 4 6 — 2 2 . ) G. Untere Fischstrasse
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i i> n B 15,3 n ii ii C 12,9 u in dem Bezirke, der Wasser direct aus der Wakenitz schöpfte 8,8 in dem Bezirke, der Wasser direct aus der Trave schöpfte 5,8. Wenn ich nun zwar glaube, dass die ebenbeschriebenen Wasserverhältnisse gewiss mit eine Einwirkung auf die Localisation gehabt haben mögen, so ist aber doch immer dabei zu beachten, dass es erstlich manche Strassen giebt, die von einer schlechten Wasserleitung versorgt wurden und eine günstige Choleramortalität aufweisen, wie eben so oft das Gegentheil hiervon bemerkbar wird, und zweitens durchaus nicht alles Trinkwasser aus diesen Wasserleitungen allein entnommen wurde, sondern sich auch einige, wenn auch nicht allzuviele, an zerstreut liegenden Orten, oft auf Privatboden vorkommende Grundbrunnen mit hartem Wasser finden, die sehr viel, namentlich von der besseren Classe, zum Trinken benützt werden, so z. B. liegt gerade in der ungesundesten Niederung, der S.-W.-Travenniederung, die beste harte, öffentliche Quelle, die Lübeck besitzt. Ferner ist es mir ganz unmöglich gewesen, einen Beweis der Einwirkung des Trinkwassers auf die Cholera und deren Localisation beizubringen, was wohl dem unschwer zu begreifen sein wird, der bedenkt, wie viele Jahre über die hier beschriebenen Epidemieen, von denen die erste in mein drittes Lebensjahr fällt, hingelaufen sind. Obwohl ich nun also einen Einfluss des Trinkwassers auf die Cholera vermuthe, so kann ich ihn eben doch nicht beweisen und muss dieses Capitel mit dem bekannten ärztlichen Ausdrucke schliessen: post hoc ist noch nicht propter hoc. Eine genauere Durchsicht der compendiösen und sorgfältigen Witterungsnachrichten, wie sie auf der Navigationsschule geführt wurden, ergab ebenfalls so wenig positive und so bekannte Anhaltspuncte, dass es kaum der Mühe lohnt, sie anzuführen. Positiv festgestellt ward nur, dass die Cholera, wie zumeist überall, so auch hier, ausschliesslich im Sommer und Spätsommer erschien; ferner, dass sie mit der Kälte nachzulassen pflegte, beim Gefrierpunct ver-
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schwand und beim Zunehmen der Wärme in den meisten Jahren auch eine Zunahme der Krankheitsfälle eintrat. Die Barometerstände schwankten.
In den Jahren 1848, 50 und 59 war kurz vor Anfang
der Krankheit ein hoher Barometerstand, in den Jahren 1853 und 57 und 58 fand das Umgekehrte statt, ein gleiches Schwanken des Barometers war in den verschiedenen Jahren zur Zeit der meisten Erkrankungen vorhanden.
Die Abnahme der Krankheit
erfolgte
bei einem höheren Barometerstande: 1848, 50, 56, 57, 58 und 59, bei einem tieferen 1853 und 55.
Die Thermometerstände
waren
vor dem Anfange der Krankheit 1848, 50 und 53 niedriger als der mittlere, gültige Stand, heit höher.
und wurden gegen Anfang der Krank-
1855 blieben sie die mittleren, 1856 waren sie tiefer
vor und bei dem Anfange; 1857, 58 und 59 waren sie vor und bei dem Anfange höher.
Die meisten Krankheitsfälle erfolgten 1848,
50, 53, 55, 56, 58 und 59 nach einer höheren Temperatur, wohingegen 1857 dieselbe dabei unter dem mittleren Stande war.
Die
Krankheit verschwand 1848, 50, 53, 55 und 58 bei einem tieferen Thermometerstande,
1856, 57 und 59 aber bei einem
Ziemlich allgemein verschwand die Cholera bei
höheren.
einem östlichen
Winde, mit dem aber auch hier eine Erniedrigung der Temperatur einzutreten pflegt.
Man sieht, wie wenig positive Resultate!
Wenig Positives ergaben ebenfalls die Untersuchungen über die Verbreitung der Cholera durch den Verkehr, hier liegt aber die Mangelhaftigkeit der Resultate an der Mangelhaftigkeit der vorhandenen Aufzeichnungen. Bei dem innigen Handelsverkehre, in dem Lübeck mit Gegenden steht, die stets vorzugsweise und oft besonders stark von der Cholera ergriffen wurden, wie z. B. Russland,
die Ostseehäfen
Königsberg, Stettin, Danzig, Schweden und Dänemark, Mecklenburg und Hamburg ist nur die öftere Immunität zu bewundern, die sich die Stadt den offenbar unausbleiblichen Einschleppungen gegenüber häufig zu conserviren gewusst hat.
Denn nicht nur ist Lübeck in
einigen Jahren, in denen die Krankheit in Russland, Hamburg und anderswo herrschte, gänzlich frei ausgegangen, sondern es ist auch die Cholera oft erst spät und lange nachher, nachdem sie in unserem, uns eng verbundenen Handelsgebiete schon lange gewüthet 4*
52
Die Cholera in Lübeck.
hatte, in Lübeck erschienen, während mit dem genannten Gebiete der Verkehr ein inniger, zu Lande und zu Wasser ein täglicher (mit Hamburg ein sechsmaliger täglich) und ein durch keine Controlle gehemmter war. Leider habe ich kein irgendwie brauchbares Material über die Einschleppung resp. die ersten Fälle auftreiben können. In die Verkehrsverbreitung im Innern der Stadt haben wilden Versuch gemacht, Einblicke zu gewinnen. Um für den Leser einen einigermassen erleichterten Ueberblick zu gewähren, will ich die Stadt in vier Theile theilen. Die Breitenstrasse einerseits mit ihren Ausläufern, der Burgstrasse und Mühlenstrasse, welche in ungefährer Richtung von S. nach N. durch die Stadt sich ziehen, wie die Mengstrasse und Johannisstrasse, welche von W. nach 0 . verlaufen, scheiden die Stadt in diese, annähernd ganz gleich beschaffenen vier Abtheilungen. Nicht nur entspricht diese Eintheilung ziemlich gut den Bodenverhältnissen, indem jedes Viertel einen ungefähr sich gleichbleibenden Theil des Hügels, sowie eine Niederung enthält, sondern es bleibt sich auch die Bewohnerzahl in diesen vier Abtheilungen einigermassen gleich. Ich bemerke hier, dass die Bewohnerverhältnisse überhaupt innerhalb der beschriebenen Cholerajahre äusserst wenig Veränderungen erlitten haben, sicherlich keine, die irgend einen Einfluss auf die beschriebene Localisation und auf irgend eine bestimmte Art der Verbreitung durch den Verkehr gehabt hätten. So wohnen denn in jedem der genannten Quartiere eine annähernd gleiche Anzahl Reiche, Mittelstandsleute und Arme und zwar ziemlich gleichmässig durcheinander. Keineswegs wohnen die Reichen und unser durchaus wohlhabender Mittelstand allein in den höheren oder allein in den tieferen Stadtgegenden, oder zeichnet sich etwa ein Quartier durch Prävalenz eines dieser Stände aus, und wenn auch wirklich die ärmere Classe in den tieferen Gegenden ein Uebergewicht hat, so wird dieses theilweise eben durch das natürliche numerische Uebergewicht der ärmeren Classe überhaupt wieder ausgeglichen. Nach jener angedeuteten Scheidung in Quartiere (die beiläufig auch eine communale ist) bezeichne ich das Terrain, begränzt von der Mengstrasse, Breitenstrasse, Burgstrasse und Trave bis zum Burgthor hin als Quartier N.-W. (6543 Einwohner), das Terrain
Von E . C o r d e s .
53
begrenzt von Johannisstrasse, Breitenstrasse, Burgstrasse und W a k e nitz
bis zum Burgthore
hin als Quartier N.-O (Gl74 Einwohner),
das Terrain begränzt von der Mengstrasse, strasse
und Trave
(7451 Einwohner) Breitenstrasse,
bis zum Mühlenthore und das Terrain,
Mühlenstrasse,
Breitenstrasse, Mühlenhin als Quartier
begränzt von Johannisstrasse,
Krähenteich
Quartier S.-O. ( 7 0 8 1 Einwohner).
S.-W.
und Mühlenteich
mit
Die folgenden Tabellen ergeben
nun die "Verbreitung der Cholera innerhalb dieser Quartiere in den einzelnen J a h r e n ,
sie weichen deshalb etwas von den übrigen ab,
weil es besser erschien, den Tag der Erkrankung zu rubriciren als den Todestag,
da
eben
viele Personen
gestorben sind, an dem sie erkrankten.
nicht an demselben
Orte
Im Uebrigen sind nur die
wirklichen Todesfälle aufgeführt und ist auf die Höhenlage, conform mit den Besprechungen
im Anfange
nommen, wozu die Bezeichnungen: worden
sind.
Die
dieser Arbeit, Rücksicht
ge-
Hoch, Mittel und T i e f gewählt
erste bezeichnet alle Wohnungen
bis 20 Fuss
über dem Wakenitzspiegel, die zweite bis 5 Fuss über demselben, die letzte alle darunter liegenden. A. B . (Am Bord) bezeichnet die auf Schiffen
vorgekommenen
Erkrankungen und Ub. (Unbekannt)
diejenigen, wo der Ort der Erkrankung unbekannt geblieben ist.
Tabelle V. Cholera-Epidemie N-W.-Quart.
N.-O.-Qnart.
S.-W.-Quart.
1832. S.-O.-Quart A R Ub.
hocb Mitt.l tief hoch Mitt. tief hoch Mitt. tief hoch Mitt. tief 1 1 1 Vorläufer 1. Woche o 3. •i-
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1
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3 —
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1
1 — —
8 729
23 31
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Die Cholera in Lübeck.
C h o l e r a - E p i d e m i e 1848.
1 1
N.-W.-Quart.
N.-O.-Quart.
S.-W.-Quart.
S.-O.-Qnart.
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A.B. Ub.
hoch Mitt. tief hochMitt. tief hoch Mitt. tief hochlMitt.1; tief I i i
1. Woche 2„ 3. * 4- Tf 5Jf 6. , >•
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—
1 1 1
4 4 19 8
— — — —
—
—
3
3 8 8 3 4
—
38
2 1 1 —
—
—
—
—
26
41
103
—
10 27 70 96 46 19
2 4 278
30
C h o l e r a - E p i d e m i e 1850. 1. Woche 2. „ 3» 4. „ 5. » 6. , 7, Ausläufer
4 3 1 3 1
— — — — — —
—
27 95 23 4 5 1 —
—
—
—
12 155
—
2 — —
4 —
1 7
167
1 4 13 16 14 6
—
—
2 3 1 5 3
—
2 7 1 3 1
—
—
—
54
14
14
75
—
4 5 5 7 1
16 33 26 32 12 8 1 — 22 128
1
— —
—
1 3 — —
—
4
164
5 10 6 6 1 2 31
33 135 1 96 — 72 — 80 — 30 9 5 — 1 460
—
2
— —
1 2 1 -
—
5 4 2 1
—
—
1 13
—
14
40
C h o l e r a - E p i d e m i e 1853. 1. "Woche 2. , 3„ 4. , 5. , 6. , 7. , 8„ 9, Ausläufer
10 8 27 18 6 3 1 1 1 4 79
—
1 3 2 1 2 4
— —
—
—
—
—
1 1
1 1 25
7 1 23
1
3 2 1 7
2 3 9 9 4 36 49
1 3 1 —
1 6 81
— — — — — — — — —
— —
—
1 5 2 2 2 3 1 1 1 18 19
—
—
—
—
—
—
—
—
2
1
— —
1
—
—
—
—
—
2
— —
1
—
—
1
—
—
1
—
1
—
4
4 8
10 11 38 25 16 22 22 13 18 7 182
Von E . C o r d e s .
55
N.-W.-Quart.
N.-O.-Quart.
S.-W.-Quart.
S.-O.-Quart.
A B Ub.
hochjMitt. tief hoch|>iitt. tief hoch Mitt. tief hoch Mitt j tief i
„
Vorläufer 1. Woche 3. „ 4. , 5. „ 6. „ 7» 8. „ Ausläufer
—
_
—
—
1 1
—
3 —
—
— —
— —
—
—
—
—
3
2 4 5 8 22 7 3 5 3 2
—
4 8 9 15 7 7 3 1
—
—
—
2 2 1 1 —
1
2 | 61
—
—
3 —
2 4 2
3 —
— —
1 —
— —
1
— —
—
1
—
1 8 10 7 6 6 5 1 1 2
— — — —
1 — —
—
—
3
1
48
2
—
3 72
1 6 12 14 7 4 1
58
1 —
1 1
1 2 3
— —
— — — —
—
—
—
—
—
1
2 1
—
— —
—
—
10
6 25 39 50 58 29 20 16 6 9 258
10
52
C h o l e r a - E p i d e m i e 1857. 2 1
—
—
21 4
—
6 4
—
—
—
—
-
3
—
—
—
5
—
—
—
—
—
—
—
—
1 2
-
9
1. Woche 3. „ ) 4. „ S 5. „ Ausläufer
—
2
7
66
„
1 1
—
Total, i
C h o l e r a - E p i d e m i e 1856.
—
—
3 1
—
2 —
29
—
—
—
1
1
2
29
20
3
—
—
-
1 1
2 2
32 14
1
12
—
2
—
—
4
—
—
—
—
—
—
—
—
—
1 1
—
8
—
2
—
8
10
12 4 5
74 *
7
C h o l e r a - E p i d e m i e 1859. Vorläufer 1. Woche 2. » 3. » i. 5. , Ausläufer
„
—
—
—
—
—
—
—
—
1
— —
—
—
—
—
—
5
1 —
2 1
—
1
—
—
—
1 — — —
1 —
4
2
—
1 — 1 — 1 — — 3 3 — 3 1 12 — 14
—
1 5 2 1 1
—
1 6 5 2 —
5 23 12 19 7
—
—
—
10
14
66
90
— —
1 —
1 — —
2
5 2 9 13 3 2 3 37 39
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
1 3 2 1
—
7
— — —
1 1 1 —
5 11 46 36 35 18 7
3 168 10
56
Die Cholera in Lübeck.
Diese Tabellen beweisen nun, dass die Cholera weder von e i n z e l n e n P u n c t e n (z. B. Schiffen) s t e t s a u s g e g a n g e n i s t n o c h a u c h b e s t i m m t e S t a d t t h e i l e z u e r s t h e i m g e s u c h t hat. Es können weder einzelne Häuser noch einzelne Stadttheile als Quelle der steten "Wiederkehr und Ausbreitung der Krankheit bezeichnet werden. Im Einzelnen ergeben diese Tabellen Folgendes: 1832 traten die ersten vereinzelten Fälle in nicht aufeinander folgenden Daten, am 14. Juni in der Schwönkendwasstrasse N.-W.-Quartier und am 19., 23. und 25. Juni in der ßosenstrasse 492 N.-O.-Quartier auf. Ihnen folgte am 2. Juli in der düsteren Dwasstrasse S.-W.-Quartier ein Fall, dem wieder ßosenstrasse 492 N.-O.-Quartier am 3. Juli zwei Fälle folgten. Auffallender Weise wurde das N.-O.-Quartier nicht gleich besonders Sitz der Epidemie, sondern in der zweiten Woche das S.-W.-Quartier stark befallen und erst in der dritten Woche zeigte das N.-O.-Quartier und zugleich das S.-O.-Quartier eine starke Erkrankungszahl, während die Gefahr im S.-W.-Quartier blieb. Die 4., 5,, 6. und 7. Woche aber hielt sich die Epidemie hauptsächlich im N.-O.-Quartier, während die anderen Quartiere, namentlich auch das sonst so schlechte S.-W.-Quartier nur kleine Zahlen aufwiesen. Im Jahre 1848 kamen die ersten 8 Fälle rasch im S.-W.-Quartier der, und zwar 5 in der Kiesau bei der Depenau Nr. 428, je 1 in vor Dankwärtsgrube, Pagönnienstrasse, Depenau; einer endlich schon in der Fischergrube N.-W.-Quartier. Die beiden anderen Quartiere zeigten auch einzelne Fälle in der 2. Woche, allein in dieser, der 3. und 4. Woche wurden S.-W.-Quartier und N.-W.-Quartier besonders befallen, während gegen Ende das N.-O.-Quartier eine grössere Mortalität zeigte. Die Epidemie von 1850, die grösste nach 1832 und eine solche, welche sich mehr als jene durch stete Wiederkehr zu hohen täglichen Erkrankungszahlen während vier Wochen auszeichnete, begann gleich im Anfange heftig im N.-W.-Quartier, hielt sich hier noch in der 2. Woche, in der sie aber schon eine Vorliebe für das S.-W.Quartier documentirte. Dieses Quartier bietet dann in den späteren 5 Wochen die höchsten Zahlen, während im anfänglich so stark
Von E. C o r d e s .
57
ergriffenen N.-W.-Quartier sparsame Fälle erscheinen. Die N.-O.und S-W.-Quartiere müssen nur als im Verhältnisse zu der Stärke der Epidemie befallen bezeichnet werden. Die Epidemie von 1853 zog sich sehr lange mit geringen täglichen Erkrankungsziffern hin, brach im S.-W.-Quartier aus, hielt sich in demselben anfangs hoch und ging erst in der zweiten Hälfte vorzüglich auf das N.-O.-Quartier über. 1856 herrschte wieder eine tödtliche Epidemie, die gleich über alle Quartiere ihre Fälle zerstreute, besonders zahlreiche Opfer aber im N.-O.-Quartiere forderte. Die kleine Epidemie von 1857 kann als Beispiel für die übrigen kleinen, nicht aufgeführten Epidemieen, wie 1849, 1854, 1855, 1858 gelten, wo ein Quartier rasch eine Anzahl von Opfern giebt und gleichzeitig die anderen Quartiere eine kleine Anzahl von Fällen aufweisen. Die Epidemie von 1859 nahm ihren ersten Ursprung im S.-O.Quartier von der unteren Wahmstrasse. Diesem ersten Falle schlössen sich vier Fälle in ziemlicher Nähe bei St. Johannis, Fleischhauerstrasse und Mauer bei der Fleischhauerstrasse in demselben Quartiere an. Es folgten in der ersten Woche zwei Fälle noch im S.-O.-Quartier, die sieben anderen aber im S.-W.-Quartier und die zwei letzten im N.-O.-Quartier, während das N.-W.-Quartier noch verschont blieb. Ganz nach dem Bilde dieser ersten Woche suchte die Krankheit in der ganzen Epidemie hauptsächlich das S.-O.-Quartier (44 Fälle) und S.-W.-Qartier (90 Fälle), wenig das N.-O.-Quartier (13 Fälle) und fast gar nicht das N.-W.-Quartier (5 Fälle) heim. So haben wir also Beispiele von Epidemieen, die ihren Gang vorzugsweise von Quartier zu Quartier nahmen, in dem einen gründlich aufräumten und dann erst auf ein anderes übergingen; wir haben Beispiele von Epidemieen, die vorzugsweise nur ein Quartier ergriffen, während nur vereinzelte Fälle in anderen vorkamen; wir fanden endlich solche, wo eine allgemeine Gleichmässigkeit der Verbreitung zu Tage trat. Wie, wo und wie lange der menschliche Verkehr auf die eben scizzirte Verbreitung der Cholera in Lübeck
Die Cholera in Lübeck.
58
influirte, das lässt sich bei dem mangelhaften Material und nachdem über
ein Vierteljahrhundert
verflossen, nicht gut
mehr
beweisen,
dass aber ein Einfluss des Verkehrs innerhalb der Stadt überhaupt obwaltete, kann ebensowenig einem Zweifel unterliegen. tere,
beiläufig
wohl
über jeden
Zweifel
Die letz-
erhabene Erfahrung
ist
übrigens für die Zwecke dieser Arbeit auch eine bei weitem weniger wichtige, als die auch aus diesen Tabellen wieder gewonnene Constatirung der Thatsache, d a s s , licheVerkehr
wie
i m m e r auch der
mensch-
die C h o l e r a über die S t a d t v e r b r e i t e t e ,
d e n n o c h a u c h in j e d e r e i n z e l n e n n o c h s o k l e i n e n grossen
Epidemie
Stadt waren, die
immer
wieder
die vorzugsweise
dieselben
Orte
zu l e i d e n h a t t e n ,
es
oder der
nämlich
Niederungen. Um
winnen,
auch nach stelle
dieser Hinsicht
noch
eine Uebersicht
zu ge-
ich die Total-Resultate der aus den Tabellen über
die Verkehrsverhältnisse
gewonnenen Ziffern in der folgenden Ta-
belle zusammen. N.-W.-Quartier
S. -O.-Quartier
S.-W.-Quartier
N. -0.-Quartier
hoch Mitt. tief Tot. hoch Mitt tief Tot. hoch Mitt. tief Tot. hoch Mitt. tief Tot. 1832 1848 1850 1853 1856 1857 1859 Tot.
3 — —
1 3 — —
7
15 73 91 5 41 46 12 155 167 1 23 25 2 61 66 — 29 29 1 4 5
26 157 7 38 7 54 7 36 7 54 2 18 2 12
40 223 13 58 14 75 6 49 11 72 — 20 14 —
19 6 14 1 7 1 10
27 195 241 16 81 103 22 128 164 1 79 81 3 48 58 — 9 10 14 66 90
5 134 3 38 4 31 — 18 2 47 — 8 2 37
4 143 41 5 40 1 19 3 52 — 8 29 —
36 386
58 369
84
58
83 606
16 313
13
429
Die Tabellen
nach den
511
mussten in
ihren
Resultaten
weil auch nicht einmal annähernd einzelnen Jahren
die Zahl
der
342
747
Ständen und Berufsarten
zusammengetragenen
gänzlich
bekannt
—
war,
einem bestimmten
werthlos
bleiben,
wie gross in den Stande
angehö-
rigen Individuen war, mithin nur Trugschlüsse zu Tage gekommen sein würden. Ich glaube mit dem Vorstehenden die Angaben über die V e r breitung der Cholera in Lübeck
während
der 11 Epidemieen von
1832—59 erschöpft zu haben und wende mich nun zu der Beschrei-
59
Von E. C o r d e s .
bung der Epidemie aus dem Jahre 1866. Die Gründe, warum ich diese gesondert behandle, sind die folgenden: erstlich konnte wegen ihrer Kleinheit und leichteren Uebersicht ein Vergleich mit den schon vorhandenen, im Obigen niedergelegten Beobachtungen nach jeder Hinsicht besser gezogen werden, zweitens aber dürfte diese Epidemie vor allen anderen wegen ihres höchst eigenthümlichen Verlaufes geeignet sein, aus ihr Rückschlüsse auf die vergangenen zu machen und uns Aufklärungen über dieselben mindestens näher zu bringen. Die Epidemie des Jahres 1866 dauerte: vom 1. September bis zum 9. October. Erkrankt sind Gestorben sind
. .
. .
. .
. .
Männer 34 16
Frauen 30 16
Total 64 32
Die Höhe der Epidemie fällt in die Zeit vom 15. September bis 24. September, einen erneuten kleinen Aufschwung nahm dieselbe am 4. October, um dann rasch wieder zu sinken. Nachdem bereits Anfangs August auf einem von Abo kommenSchiffe zwei Matrosen an der asiatischen Cholera erkrankt und in das hiesige Krankenhaus gebracht worden waren, woselbst der eine von ihnen starb, traten bis zum 1. September keine weiteren Fälle auf, obgleich wir im beständigen und lebhaften Verkehr mit dem inficirten Russland und Schweden standen, auch der Verkehr mit dem gleichfalls seit lange inficirten Hamburg ein achtmaliger täglich war. Der erste weitere Fall ereignete sich in der unteren Fischergrube in einem mangelhaft desinficirten Hause, bei einem Schiffszimmergesellen, der nach Aussage seiner Wittwe mit einem Manne zusammengekommen war, der in Petersburg die Cholera überstanden hatte. Eine Uebertragung bleibt hier wenigstens möglich. Im Uebrigen hatte auch dieser Fall keine weiteren Folgen auf jene, sonst so stark zur Cholera geneigte Nachbarschaft seiner Behausung. Erst aus Hamburg wurde uns vier Tage später durch einen persönlichen Freund von mir die § Cholera von Neuem importirt. Derselbe bekam in Hamburg einen starken Durchfall, besuchte nachgewiesener Maassen daselbst viele verschiedene Abtritte, kam am 3. Sep-
60
Die Cholera in Lübeck.
tember Abends nach Lübeck zurück und verstarb in seiner Behausung. Diese
letztere
liegt
nun
in d e r
schlimmsten
Niederung
d e r S t a d t , in d e r S . - W . - N i e d e r u n g und z w a r an e i n e m
der
s c h l i m m s t e n P l ä t z e dieser N i e d e r u n g , an der T r a v e
bei
der
Depenau
504.
Der
einer u n m i t t e l b a r stossenden
an
nächste
Fall
ereignete
sich
den A b t r i t t des g e n a n n t e n
Gangbude
nach
dem
eben beschriebenen F a l l e .
Y o n nun an v e r b r e i t e t e
sich
die K r a n k h e i t
hielt
epidemisch mit
und
r a p i d e r und
in d i e
anderen
geringen Ausnahmen,
liessen,
strenge
schlimmsten,
zwar
innerhalb
oben
näher
sechs sich,
Stadttheile
die stets
des Jahres 1866
ohne wie
des R a y o n s
dieser
charakterisirten
unserer
lehrt, in
und in die Augen fallender "Weise angegeben sind.
zu-
Niederung,
deshalb in besonders
dort sich findenden Ausnahmen betreffen
früher
überzugreifen,
eine E r k l ä r u n g
wie dies ein Blick auf den beigegebenen Plan die Todesfälle
Tage
in
Hauses
welchem
prägnanter
Die wenigen
entweder (wie vor den
Thoren) Herumtreiber, also Obdachslose, oder es sind nachweisbar verschleppte Fälle, oder sie sind, wie z. B . in der Johannisstrasse Nr. 34 von Neuem, nachweisbar, von Hamburg importirt.
In dieser
Niederung hielten sich die Todesfälle, wie man sieht, ebenfalls unter den Höhenlinien — 5 ' bis — 1 5 ' mit alleiniger Ausnahme von zwei Häusern in der Mariesgrube und in der Holstenstrasse.
Während
das erste nach Angabe des dort practicirenden Arztes (ein Wirthshaus) einen auffallend hohen Grad von Unreinlichkeit gezeigt hat, ist in das zweite
die Cholera nachweisbar eingeschleppt
worden.
In die übrigen Stadttheile ist die Cholera im J a h r e 1866 mindestens viermal eingeschleppt worden, darunter zweimal in Niederungen, die ganz besonders heftig zu leiden pflegen, und hat dennoch dort keine Ausbreitung gewinnen können.
Diese ganz besonders strenge L o -
calisirung der Cholera, so wie die Resistenz bestimmter früher nie immuner Stadttheile forderte zu recht genauen Untersuchungen auf. Da von einem Vereine patriotischer Männer im J a h r e 1866 zuerst eine Desinfection
ins Leben
gerufen wurde, so richtete ich mein
Augenmerk in dem Glauben, j e n e Niederung wäre vielleicht besonders schlecht desinficirt worden, zuerst auf diese.
Die Resultate
Von E. C o r d e s .
61
lassen sich genau übersehen und ergeben, dass jene Niederung zwar nur mittel massig, jedoch nicht schlecht desinficirt wurde, da die Desinfection in anderen Stadttheilen eine noch schlechtere war. Ebensowenig haben sich die übrigen Verhältnisse in der Niederung sowohl, wie auch in den übrigen Stadttheilen mit Ausnahme eines einzigen gleich zu erwähnenden Umstandes verändert. Mag auch die Einwohnerzahl der ganzen Stadt sich um etwa 1—2000 vermehrt haben, so ist das von gar keinem Belang, da diese Vermehrung nicht jene Niederung allein betrifft, sondern sich vollkommen gleichmässig über die ganze Stadt vertheilt, durch eine doppelt so grosse Vermehrung übrigens auch noch keine Uebervölkerung der einzelnen Häuser eintreten würde. Bauart, Grösse, Lage, Beschaffenheit der Häuser haben sich ebensowenig, wie Zahl, Stand, Beschäftigung, Lebensweise und Verkehrsverhältnisse der Bewohner geändert; Alles verhielt sich im Jahre 18C7 im Ganzen ebenso wie 1832 —1859 b i s a u f d i e B o d e n v e r h ä l t n i s s e . Wie ich eben angegeben habe, schreitet die Stadt seit den fünfziger Jahren mit der Legung eines ganz vortrefflichen Canalnetzes vor. Dasselbe besteht aus Steingutröhren, welche b e h u f s d e r D r a i n i r u n g d e r S t r a s s e n d e r S t a d t m i t e i n e r L a g e K i e s (der einfachsten und ursprünglichsten Drainirungsart) u m g e b e n w e r d e n . Diese Drainage wirkte denn auch so g u t , dass, wie von uns angestellte Versuche mit daneben gelegten thönernen Drainröhren ergeben haben, der Kies alles Wasser aus den Strassen entfernte, während die letzten kein Wasser mehr gaben. Während nun andere Stadttheile sich entweder seit vielen Jahren schon einer solchen Drainage erfreuen, oder überhaupt noch gar keine Siele und Drainage haben, wurden gerade alle diejenigen Strassen der S.-W.-Niederung, in denen die Cholera 1866 hauste mit Ausnahme der Dankwärtsgrube (die schon 1864 Siele erhielt), im Jahre 1865 mit Sielen und also auch mit Drainage versehen. Die Folge davon musste also eine Trockenlegung des Bodens sein, der in seinen sonstigen Eigenschaften sich ebenso verhielt wie von 1832—59, namentlich können innerhalb kaum eines Jahres die gerade in dieser Niederung massenhaft abgelagerten organischen Verunreinigungen nicht plötzlich aus ihr entfernt worden sein. Wenn
62
Die Cholera in Lübeck.
hierzu auch die Siele, die ein geschlossenes Röhrensystem darstellen, nach und nach das Ihrige beitragen werden, so kann ihr Einfluss sich erst nach vielen Jahren sehr gradatim bemerkbar machen. Dass aber eine solche Trockenlegung auch in Wirklichkeit stattgefunden hat, mit anderen "Worten, d a s s d a s G r u n d w a s s e r w i r k l i c h g e f a l l e n i s t , davon findet sich in der oberen Hartengrube ein auffallendes Beispiel, i n d e m d i e d o r t s e i t J a h r h u n d e r t e n e r g i e b i g s p r u d e l n d e , oben bereits erwähnte Q u e l l e (hartes Grundwasser) nach der Siellegung, trotzdem, dass man sie durch Zwischenlagerung eines Walles von wasserdichtem Thon im Innern des Erdbodens zu sichern versucht hatte, p l ö t z l i c h v e r s i e g t e . Dies Ereigniss erregte damals das Staunen der ganzen Stadt, die gewohnt war, dort ihren besten Wasserbedarf zu schöpfen; uns gewährt es ganz andere Anhaltspuncte. Es kann nach dem Gesagten wohl keinem Zweifel unterliegen, dass durch die Trockenlegung der S.-W.-Niederung die Zersetzung der gerade hier besonders reichlich vorhandenen organischen Producto eingeleitet und befördert wurde, und dass so der Boden, nachdem durch einen Cholerakranken der Keim der Krankheit in ihm deponirt worden war, der Weg wurde, auf dem sie weiter geleitet ward. Z u m m i n d e s t e n l i e g t d i e T h a t s a c h e v o r , dass die r a s c h s t a t t g e f u n d e n e A u s t r o c k n u n g das e i n z i g e C r i t e r i u m i s t , w a s d i e s e N i e d e r u n g von d e n ü b r i g e n N i e d e r u n g e n im J a h r e 1866 u n t e r s c h i e d . Recapitulire ich nun zum Schlüsse alles über die Choleraverhältnisse in Lübeck Gesagte, so bleibt die s t r e n g e L o c a l i s a t i o n immer das Interessanteste. Die Cholera hat sich hier bisher stets strenge in bestimmten Gegenden localisirt und wird sich nach meiner Ueberzeugung auch bei einem ferneren Auftreten immer in denselben Gegenden localisiren. Diese Gegenden sind die in den vier Ecken der Stadt nach S.-W. und N.-W. an der Trave, nach S.-O. und N.-O. an der Wakenitz befindlichen Niederungen. Diese vier Niederungen eignen sich hauptsächlich aus folgenden Gründen zur Localisirung der Cholera:
Von E. C o r d e s .
63
1) vermöge ihrer Bodenbeschaffenheit, die begünstigt durch die in ihr sich vorfindenden Erdarten die Niederungen im Laufe der Jahrhunderte zu wahren Morasten gemacht hat; 2) wegen ihrer Niveauverhältnisse, die das "Wasser und den Unrath der ganzen übrigen Stadt zwangsweise in sie herabführen und dort hauptsächlich durch muldenförmiges Terrain, durch poröse Bodenarten, sowie durch eigenthümliche Krümmüngen der Flüsse aufstauen. Wenn in diesen Niederungen nun die ärmere Classe numerisch überwiegt, und gleichfalls die Zahl der Gänge eine grössere ist, so bilden diese Umstände zwei weitere Hülfsfactoren zur Localisirung der Cholera in den Niederungen. Als weitere Hülfsursachen zur Verbreitung der Cholera in Lübeck müssen mit Bestimmtheit die schlechte Beschaffenheit der Häuser, namentlich der Buden, das mangelhafte Entwässerungssystem, sowie das Abtritts- und Abfuhrsystem angeführt werden; wahrscheinlich haben auch die Trinkwasserverhältnisse einen Einfluss auf die Ausbreitung der Cholera gehabt. Die l e t z t g e n a n n t e n S c h ä d l i c h k e i t e n genügen nirg e n d s a l l e i n zur E r k l ä r u n g der m e r k w ü r d i g e n L o c a l i s a t i o n , e i n e s o l c h e wird a b e r ü b e r a l l und i m m e r g e w o n n e n , w e n n m a n die e i n s c h l ä g i g e n B o d e n v e r h ä l t n i s s e zur E r klärung herbeizieht. Wenn mir für meine Person nach den Vorkommnissen der 1866er Epidemie es keinem Zweifel mehr unterliegt, dass es in meiner Vaterstadt nicht nur eine örtliche, sondern auch eine zeitliche Disposition für die Cholera giebt, und ich die letztere mit ganz bestimmten Bodenverhältnissen in Verbindung bringe, so möchte ich zum Schlüsse noch darauf hinweisen, wie ich die Hoffnung hege, dass durch das von Jahr zu Jahr weiter fortschreitende ganz vortreffliche Canalisationssystem hieselbst der Cholera wesentlich Abbruch geschehen wird. Wenn sämmtlicher Unrath der Stadt erst gezwungen sein wird, seinen Weg durch die inwendig glasirten, also absolut impermeablen Röhren zu nehmen, so kann nichts mehr davon in den Erdboden dringen, wir ähneln dadurch also einigermaassen einer
64
Die Cholera in Lübeck.
Von E. C o r d e s .
Stadt, die auf Granit gebaut ist. Andererseits trägt die mit der Siellegung verbundene Drainage dazu bei, den Wasserstand in den von ihr erreichbaren Bodenschichten immer so ziemlich auf demselben Standpunkte zu erhalten. Trockenlegung des Bodens und Abhaltung aller Verunreinigung von demselben werden also durch die neue Ganalisation angestrebt; dass durch sie in Zukunft die wesentlichsten der schädlichen Potenzen entfernt werden, kann nach meiner Ansicht keinem Zweifel unterliegen.
Tabel Z a h l
Name der Strassen.
der
é-S
Höhenlage. M
« a« W
a> id 02
k'-S m © JaO ® E » M .
Aegidienkirchhof Aegidienstrasse Alfstrasse . . Aisheide . . Altefähre, grosse Altefähre, kleine St. Annenstrasse Balauerfohr . . Bauhof, grosser Bauhof, kleiner Beckergrube Blocksdwasstrasse BStteherstrasse Braunstrasse Breitenatrasse . Burg, hinter der Burgstrasse, grosse Burgstrasse, kleine Burgtreppe . . . Clemenstwite . Dankwärtsgrube . Depenau . . . . Domkirehhof . . Düstere Dwasstrasse Düvekenstrasse Effengrube . . . Ellerbrock . . . Engelsgrube . . Engels wisch . . Fegefeuer . . . Fischergrube . . Fischstrasse . . . Fleischhauerstrasse Fünfhausen . . . Grade Dwasstrasse Glockengiessers trasse Gröpelgrube, grosse Gröpelgrube, kleine Hartengrube . . Holstenbrücke . . Holstenstrasse . Hüxstrasse . . . Hüxterthorbrücke Hundestrasse Jacobikirchhof . .
+10 -j-10 — 5 —10
: : : :
+15 +30 +25 — 5
—10 +10 — 5 —15 — 10 0 —10 — 5 --20 --30 --25 --15 -- 5
: 15
—10 : 0 — 10 : 0
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