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German Pages 83 Year 1892
Die
Anwesenheit Napoleons in
Düsseldorf im
Jahre
1811.
Von Dr. Otto R. Redlich. „Ast tibi n;n Mars, seä'Juppiter alims aäest"
Hierzu die Ktinstbeilage:
Einzug Napoleonsin die Stadt Düsseldorf.
Herausgegeben vom Düsseldorfer Gesehiehts-Verein.
Düsseldorf 1892 Drück und Verlag- von Ed. Lintz
(vorm. c.
Kraus).
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Vorwort. Das vorliegende Schriftchen soll in erster Linie weiter nichts sein als eine Gelegenheitsschrift, veranlasst durch das Bestreben des Geschichts-Vereins, alljährlich am 14. August, dem Tage, da Düsseldorf zur Stadt erhoben worden, seinen Mitgliedern eine kleinere Publication zur Feier jenes Ereignisses zu bieten. An solchen Tagen hätte eine Stadtgemeinde wohl Grund genug, sich darauf zu besinnen, welche Persönlichkeiten und Verhältnisse die Stadt zu dem gemacht haben, was sie jetzt ist. Und Pflicht eines Geschichts-Vereins ist es, so weit es ihm möglich, dem Gedächtniss der Stadtgemeinde nach¬ zuhelfen. Wir stehen nicht an zu behaupten, dass die An¬ wesenheit Napoleons I. für Düsseldorf ausserordentlich ■viel bedeutet und besonders für das Aeussere der Stadt von entscheidendem Einfluss gewesen ist. Somit dürfte nach unserer Ansicht die Intention des Geschichts-Vereins bezüglich der Wahl des Themas vollkommen getroffen worden sein. Vielleicht ist es aber — und das ist der zweite Gesichtspunkt — auch für die allgemeine Ge¬ schichte nicht ohne Vortheil, wenn derartige kleine Episoden möglichst erschöpfend behandelt werden, umsomehr, wenn es sich um den Mann handelt, dessen Schritten Jahre lang die Weltgeschichte folgte. Die Akten des hiesigen Staatsarchivs haben sich leider als sehr unvollständig überliefert erwiesen. Viele wichtige Stücke fehlen darin, weil im Jahre 1813 vom kaiserlichen Commissär Beugnot ein grosser Theil der Staatspapiere nach Paris geflüchtet worden ist. Beson¬ ders der Verlust des zweifellos in ausführlicher Weise
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Vorwort.
abgefassten amtlichen Protokolls über die Anwesenheit des Kaisers machte sich bald fühlbar; eine diesbezügliche Anfrage in Paris blieb leider ohne den gewünschten Er¬ folg. Der erhaltenen Antwort nach muss man annehmen, dass das Protokoll nicht mehr vorhanden ist. So waren wir in dieser Beziehung wesentlich auf die Schilderungen Beugnots (Memoiren I. 441 ff.) angewiesen, deren Zuver¬ lässigkeit umsomehr anzunehmen ist, als dem Autor die Staatspapiere in vollem Umfang zur Verfügung standen. Natürlich wird man ja nicht jedes Wort eines Memoiren¬ schreibers auf die Gold wage legen können oder die Wie¬ dergabe von Reden und Gesprächen wie stenographische Berichte werthen. Ausser dem Aktenmaterial und diesen Memoiren sind noch einige Zeitungen (Journal de l'Empire, Moniteur universel, Westphälischer Moniteur) benutzt worden und einiges wenige aus der im hiesigen Historischen Museum befindlichen Guntrum'schen Sammlung. Das beigefügte Bild ist nach einem im Besitze des um die Düsseldorfer Lokalgeschichte sehr verdienten Herrn Ferber hierselbst befindlichen Exemplar hergestellt worden. Es dürfte manchem lieb sein, diesen gut ge¬ lungenen Abdruck zu besitzen, wenn auch die Darstellung wohl den meisten Düsseldorfern bekannt sein wird. Noch sei erwähnt, dass bereits A. Kausen in einem trefflichen Vortrag die Beziehungen Napoleons zu Düssel¬ dorf dargestellt hat (Düsseldorf 1882), jedoch ohne Be¬ nutzung des Aktenmaterials und mehr das Aeussere be¬ rücksichtigend.
Einleitendes. Erwarteter Besuch Napoleons im Jahre 1810. as bergische Land hat von dem bedeutungsvollen
15. März 1806 an, mit dem die Herrschaft des pfälzischen Hauses am Niederrhein für immer erlosch, bis die siegreichen alliirten Mächte der eisernen Paust Napoleons das Scepter ent¬ wanden und der Fremdherrschaft in deutschem Lande ein Ziel setzten, äusserlich mehrfache Veränderungen erlitten und mit den Herrschern gewechselt; in Wahrheit aber war es doch eben nur ein Wille, dem in den sieben Jahren französischer Herrschaft das Land gehorchte: der Wille Napoleons I. Mochte er auch das Herzogthum Berg sammt Cleve seinem Schwager Joachim Murat übertragen und dabei feierlich erklären, dass diese Länder nie mit der Krone Frankreich vereinigt werden sollten — er blieb doch der eigentliche Herrscher, da Murat nichts thun durfte ohne Einwilligung seines mächtigen Schwagers. Das Regiment Murats, der übrigens durch die Rhein¬ bundsakte vom 12. Juli 1806 zum Grossherzog von Berg erhoben worden war, wodurch sich denn der Begriff des Bergischen Landes auch mit auf Cleve erstreckte, dauerte nicht lange. Bereits am 15. Juli 1808 tauschte er das Grossherzogthum Berg aus gegen Neapel und Sicilien und überliess seine bergischen Unterthanen, die ihn am 24. März 1806 so begeistert aufgenommen hatten, der direkten Be¬ herrschung Napoleons. Dieser verhältnissmässig einfachere Zustand hatte für das Land nur eben wieder den Nachtheil, dass die Resi¬ denzstadt ohne Residenten war. Schon im nächsten Jahre, am 9. März 1809, nahm Napoleon eine neue Veränderung vor: er ernannte den fünfjährigen Sohn seines zum König von Holland creirten Bruders Ludwig, Napoleon Ludwig (dessen jüngerer Bruder der nachmalige Kaiser Napoleon III.
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Einleitendes. Erwarteter Besuch Napoleons im Jahre 1810.
war) zum Grossherzog von Berg und wusste dem Land dies als einen neuen Beweis seiner Huld darstellen zu lassen. Es ist ersichtlich, dass mit dieser Veränderung dem Lande vorderhand wenig genützt wurde, und man hat denn auch, ausser bei der nothwendigen offiziellen Feier jenes „Ereignisses", des kindlichen Herrschers kaum mein' gedacht und ihn auch nie zu sehen bekommen. Die Verwaltung des Landes war ganz nach franzö¬ sischem Muster eingerichtet worden. Seit dem 14. No¬ vember 1808 gliederte sich das Grossherzogthum Berg in 4 Departements (Rhein, Sieg, Ruhr, Ems), 12 Arrondissements, 78 Cantone und 1706 Gemeinden. Die Departe¬ ments standen unter Präfekten, die Arrondissements wurden von Unterpräfekten verwaltet. Düsseldorf blieb der Mittelpunkt für Verwaltung, Rechtspflege und Militärwesen, und der Sitz der Regierung. Es war ein Glück für das bergische Land, dass die Persönlichkeiten, in deren Hand die Leitung der Regie¬ rung lag, befähigt waren, die Wünsche des Volkes zu verstehen, seine Bedürfnisse und Neigungen zu kennen und die Verwaltung mit Gerechtigkeit, Sachkenntniss und Gewandtheit zu führen. Der kaiserliche Commissär, Reichsgraf Jacques Claude Beugnot, der ehemalige Finanzminister Jerömes, (übri¬ gens ein gewandter Lateiner), befreundete sich bald mit den seiner Leitung anvertrauten Unterthanen und befolgte das Prinzip, möglichst conservativ in der Reformation der Verwaltung vorzugehen. Er stand unter dem MinisterStaatssecretär Grafen Roederer (seit 24. September 1810), der jedoch nur selten das Grossherzogthum besuchte. Neben Beugnot ist in erster Linie Karl Joseph Graf Nesselrode-Reichenstein zum Stein, der frühere Erbmarschall und Director der bergischen LandtagsCommission zu nennen, ein populärer, liebenswürdiger Herr und geschäftskundiger Beamter, der das Ministerium des Innern (einschliesslich Polizei, Justiz und Krieg) zu verwalten hatte. Präfekt des Rheindepartements war in dem uns interessirenden Zeitraum Graf Borcke, Erbkämmerer des Herzogthums Cleve, eine enthusiastische, eigenartige, vielleicht etwas bizarre Persönlichkeit, besonders interessirt für das Schulwesen, auf dessen Verbesserung er auch schriftstellerisch hinzuwirken suchte,*) nicht minder begeistert für Astronomie und Malerei. *) Ktirzgefasste Darstellung' der Mängel im Landschulwesen des Herzogthums Gleve. so wie die Mittel zu dessen Verbesserung. (Dortmund 18m
Einleitendes. Erwarteter Besuch Napoleons im Jahre 1810.
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Man wird diesen Männern das Zeugniss nicht ver¬ sagen können, dass sie straff, aber ohne Härte, ihre Pflicht erfüllten; von Franzosenkriecherei kann bei Nesselrode wie bei Borcke nicht die Rede sein, wie schon der Um¬ stand beweist, dass sie sich selbst im amtlichen Ver¬ kehr fast nur der deutschen Sprache bedienten. Es kann nicht die Aufgabe der Geschichtsschreibung sein, zu Gericht zu sitzen über mancherlei Sonderbar¬ keiten, die sich kundgaben in Zeiten, welchen wir längst entwachsen sind und in die wir uns nie ganz werden versetzen können. *) Vielmehr muss der Historiker suchen, manches verständlich zu machen, was auf den ersten Blick Befremden erregen kann. Gerade das bergische Volk hatte seit Jahrhunderten bereits wenig Gelegenheit gehabt, einen starken und unüberwindlichen Patriotismus in sich auszubilden. Gewiss verdankte es, und besonders die Hauptstadt Düsseldorf, seinen Fürsten viel; aber es war eben doch noch streitiges Land. Zudem hatte seit Johann Wilhelms Tod (1716) Düsseldorf auf¬ gehört wirkliche Residenz zu sein, und der Zusammen¬ hang mit der pfälzischen Dynastie blieb fortan ein loser. Das staunenerregende Genie Napoleons, vor dessen Thaten Throne in den Staub sanken, dessen starke Hand den Dämon der Anarchie gebändigt hatte, war mit einem Glänze umgeben, der auch die klarsten Geister jener Zeit auf lange blendete. Es war keine Phrase: Napoleon galt denen, welche die Schrecken der Revolutionskriege durchgemacht hatten, wirklich als der Hort des Friedens, als der Beglücker der Völker, dessen Weisheit man die Aufhebung längst überlebter drückender Institutionen und die Schöpfung eines allgemein gültigen Gesetzbuches verdankte. Der Egoismus dieses Allgewaltigen hatte sich eben noch nicht in seiner ganzen Nacktheit gezeigt. Aber selbst von unserm Standpunkt aus, denen dieser Egoismus klar zu Tage liegt, müssen wir gestehen, dass das bergische Land und Düsseldorf insbesondere Grund genug hat, dankbar die Wohlthaten jener fremd¬ herrlichen Regierung anzuerkennen. Denn nicht allein Beseitigungen mittelalterlicher Einrichtungen, sondern die Schöpfung neuer und segensreicher verdankt das bergische Land dem grossen Kaiser. Und trotz der schweren Opfer hat das Volk dies auch nicht vergessen, wie die vielen in Stadt und Land verbreiteten Bilder Napoleons, Erinnerungen und Anekdoten beweisen. *) Goecke (Das Grossherzogthum sehr in diesen Fehler verfallen.
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Bald freilich machten sich neben der Bewunderung des Kaisers und jener mehr oder weniger begeisterten Stimmung auch Klagen geltend über die grossen Uebelstände, Avelche mit dem neuen System verknüpft waren. Die Douane wurde mit rücksichtsloser Strenge gehand¬ habt; die hohe Besteuerung erregte auf die Dauer grösste Unzufriedenheit. Der Conscriptionen und Requisitionen Avurden von Jahr zu Jahr mehr und erweckten die Sehn¬ sucht nach ruhigeren Zeiten. Aber noch nicht so sehr legte man dies dem Monarchen zur Last als vielmehr seinen Organen. Man meinte, wenn der Kaiser selber käme und von dem und jenem Kenntniss erhielte, würde es schon anders stehen. Wirkliche Unzufriedenheit erwachte wohl am ersten in den industriellen Kreisen des bergischen Landes. Das gänzlich verfehlte gegen England gerichtete Continentalsystem traf mehr den festländischen als den bri¬ tischen Handel und rief in dem fabrikreichen Arrondissement Elberfeld Not und Mangel hervor. Man braucht nur die monatlich eingeschickten Polizeiberichte unter der Rubrik „Gewerbfleiss" anzusehen, um zu erkennen, dass es so auf die Dauer nicht weiter gehen konnte. Aus dieser Erkenntniss entsprang der Plan des gesammten Handlungs- und Manufakturstands des Grossherzogthums, aus den verschiedenen Fabrikzweigen eine Deputation zu bilden, die dem Kaiser die Bitte des Volks um völlige Vereinigung des Grossherzogtums Berg mit dem fran¬ zösischen Reich zu Füssen legen sollte. Es wäre damit wenigstens nach einer Seite hin die Schranke gefallen, die den Absatz der im Bergischen producierten Waaren verhinderte und die meisten Fabriken zum Stillstand brachte: der hohe Einfuhrzoll an der französischen Grenze. Beugnot hielt diese endliche völlige Einverleibung schon wegen der immer mehr zunehmenden Auswan¬ derung der Gewerb treibenden auf das linksrheinische (französische) Gebiet für unumgänglich nothwendig, wie er in einem an den Minister des Innern gerichteten Schreiben vom 31. März 1811 ausgeführt hat. Er be¬ währte damit einen klareren Einblick in die Verhältnisse, als Borcke, der jene Deputation für anmasslich hielt — hauptsächlich wohl deshalb, weil die Herren Kaufleute sich das Ansehen gaben, im Namen des „Volks" zu reden. Jedenfalls ist es aber falsch, jene im Frühjahr 1811 geplante Deputation als einen Akt kriechender Unter¬ würfigkeit anzusehen; es lag darin vielmehr eine Oppo-
Einleitendes. Entarteter
Besuch Napoleons im Jahre 1810.
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sition gegen Napoleons einseitige Handelspolitik und eine Wahrung der eigenen Interessen.*) Düsseldorf wurde durch solche Sorgen weniger berührt, da zu jener Zeit die Industrie hier noch ganz in den Anfängen stand. Erst durch den Luneviller Frieden (5. Februar 1801) hatte Düsseldorf aufgehört, r eine Festung zu sein und befand sich in dem folgenden Jahrzehnt begriffen in der Umwandlung zu einer offenen Stadt. Es konnte demnach von Produktion und Handel hier vorderhand kaum die Rede sein. Andere Anliegen hatte diese Stadt vor das Ohr des Kaisers *zu bringen. Der Maire, Fr eiherr von Pfeil, hat'sie im Jahre 1810 auf Veranlassung des Präfekten aufgezeichnet. Er dachte durch die Errichtung einer KlassenLotterie die nöthigen Mittel zur Einrichtung und Dotirung eines Kranken- und Irrenhauses, zur Verlängerung des Werftes oberhalb des Schlosses bis zum Hafen und zur Erbauung eines neuen Schauspielhauses zu gewinnen und wünschte Uebertragung der Cameral-Hofmühle sowie des alten Schlosses und Galleriegebäudes an die Stadt; das Carmelitessenkloster wollte er in ein Waisenhaus verwandelt sehen und hielt es wegen der häufig im Zuchthaus entstehenden Seuchen für nothwendig, dieses an einen andern Ort zu verlegen.**) Diese Aufzeichnung hatte ihren Anlass in der im August 1810 als nahe bevorstehend geglaubten Reise des Kaisers nach Düsseldorf und Holland. Durch eine Aeusserung des Herzogs von Bassano (Maret) hatte sich dies Gerücht rasch im Grossherzogthum verbreitet, und alle Behörden setzten sich in eifrige Thätigkeit, um den Empfang des Kaisers würdig zu ge¬ stalten. Man beschäftigte sich mit Herstellung der Strassen, Bildung von Ehrengarden und allen Vorberei¬ tungen zur Sicherung der Reise des Kaisers und zu seinem Aufenthalt. In Wesel hatte der Maire schon alle Reden und Denkschriften fertig und zur grössten Zufrie¬ denheit des Präfekten eine Ehrengarde gebildet. In Düsseldorf baute man vor dem Bergerthor einen Triumph¬ bogen und that alles, um die nach der Beschiessung Düsseldorfs im Jahre 1794 arg verwüsteten und ausge¬ brannten Säle des alten Schlosses wiederherzustellen. Der Maire verfasste, wie gesagt, eine Denkschrift, und *) Vgl. hierzu besonders: W. Harless, Beiträge zur Kennt¬ nis» der Vergangenheit des Bergischen Landes in Skizzen zur Ge¬ schichte von Amt und Freiheit Hückeswagen (Düsseldorf 1890) S. 46 f. **) Wir gieben diese Denkschrift vollständig iinter den Beilagen, da sie immerhin für die Stadtgeschichte von einiger Bedeutung ist.
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eine Ehrenkompagnie unter dem Befehl des Postinspek¬ tors Maurenbrecher harrte der Weisung, den grossen Kaiser an der Grenze des Departements zu empfangen. Es war aber eben nur ein Gerücht gewesen. Der Kaiser reiste gar nicht fort, da seine junge Gemahlin, die Oesterreicherin Maria Louise, ihrer Niederkunft entgegensah. Bekanntlich hatte Napoleon aus politischen Gründen eine Heirath mit einer legitimen Prinzessin für nöthig befunden und seiner geliebten Josephine den Ab¬ schied gegeben. Die Heirath mit der Erzherzogin sollte Oesterreich ihm für immer sichern und damit sowohl seinen Eroberungen als auch seiner Person grössere Festigkeit und Weihe verleihen. Die Werbung fand Gehör und am 1. April 1810 wurde die Hochzeit vollzogen. Am 20. März 1811 erblickte der „König von Rom" das Licht der Welt und nun schien diese Dynastie für immer gegründet und die Garantie gesicherter Zustände zu bieten. In diesem Vollgefühle seiner Macht und Sicherheit unternahm es Napoleon im Herbste 1811 mit seiner Ge¬ mahlin zusammen, die - Huldigungsreise durch das eben mit Frankreich vereinigte Holland zu machen und bekundete die Absicht, dann rheinaufwärts zu gehen und bei dieser Gelegenheit auch das Grossherzogthum Berg einer Inspektion zu unterziehen.
II.
Empfangsvorbereitungen in Stadt und Land. Die Stadt Düsseldorf, wie sie heute ist, lässt uns kaum noch ahnen, wie sie im Jahre 1811 ausgesehen haben mag. Der Stadttheil, in dem heute das regste Leben pulsirt, der uns jetzt als der eigentliche Mittelpunkt erscheint, war noch kaum vorhanden, ja gehörte gar nicht zur eigentlichen Stadt Düsseldorf. Diese erstreckte sich damals nur vom Rhein bis zur Alleestrasse, von der jetzigen Kunstakademie bis zum Bergerthor und Bastionsstrasse; alle ausserhalb dieser Grenze liegenden, aus damaliger Zeit etwa noch erhaltenen Häuser gehörten zu den Dörfern Buk, Oberbilk, Fliugern, Pempelfort oder Derendorf. Allerdings fielen ja nun, wie schon erwähnt, die engen Schranken; die Ausdehnung der Stadt nach den drei Seiten hin sollte nicht mehr durch Festungswälle und Mauern gehemmt werden; aber ehe alle diese Zeichen einer vergangenen Zeit dahinschwanden, verstrichen viele Jahre, und damals hatte man noch nicht die nöthigen Geldmittel zur Verfügung, um sogleich alle Festungs¬ gräben auszufüllen, Mauern und Thore zu beseitigen. Immerhin gingen aber doch grade im Jahre 1811 die Verschönerungsarbeiten rüstig vorwärts. So war es z. B. nothwendig geworden, den im Sommer 1810 vor dem Bergerthor errichteten Triumphbogen wegzuräumen, da inzwischen dort die Stadtgräben ausgefüllt worden waren und dadurch die Richtung der Strasse und somit auch die Stellung des Bogens sich nicht mehr rechtfertigen liess. Diese Verschönerungsarbeiten lagen vornehmlich in der Hand des Staatsraths Jacobi, und dieser sorgte denn auch dafür, dass der Triumphbogen nun an der Elberfelderstrasse aufgestellt wurde. Wie unser Einzugsbild zeigt, war er in sehr einfachem Styl gehalten; die Inschrift ,,Divo Napoleoni, Magno Imperatori et Regi, Victori Invicto Gentiumque Protectori"*) war, wie sich das für jene Zeit ja von selbst versteht, um so pomphafter. *) Dem göttlichen Napoleon, dem grossen Kaiser und Könige, dem unbesiegten Sieger und Schirmherrn der Völker.
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Empfangsvorbereitungen in Stadt und Land.
Wie für diesen Triumphbogen, so war auch für die Herstellung der Gallerie-Säle im alten Schlosse schon im Vorjahre gesorgt worden. Es wurde schon erwähnt, wie sehr sie im Jahre 1794 gelitten hatten; sie verlangten demnach eine umfassende Herstellung. Graf Beugnot hatte hierfür mit dem Architekten v. Vagedes die Pläne entworfen, denen zufolge drei Säle einer gründlichen Reparatur unterzogen wurden. Die Maler Petersen und Pose übernahmen die Ausmalung der drei Säle und die Marmorirung des Treppenraumes. Die noch vorhandenen Entwürfe zur Decorirung der Wände sind vornehm und geschmackvoll. Der Entree-Saal stellte eine Orangerie -Halle vor, von der aus durch die offenen Bögen sich Gartenansichten präsentirten. Die Architektur war im italienischen Styl und befand sich in Uebereinstimmung mit der bereits gemalten Decke. Der Grund sollte silberfarbig grauer Marmor werden, die Verzierungen golden. Der Durchgangs-Saal erhielt dem Plane nach orangefarbenen Grund, über demselben einen grünen Fries und dunkelrothe Felder mit Arabesken, unter denen ein Band für die Anbringung der Lichter herlief. Unter diesem Bande sollte sich ringsherum eine etrurische Ver¬ zierung von Akanthoskanten und -Blumen hinziehen. Im Tanz-Saal wurden Eichenfestons und andere Verzierungen gemalt, ringsherum lief eine gelbe Draperie und grosse Spiegel vollendeten die Decoration. Ausserdem war ein Thron von rothem Sammet errichtet worden. Wie die vorhandenen Rechnungen ausweisen, blieb die Ausführung der erstgenannten Säle hinter dem Plane zurück. Im Ganzen beliefen sich die Kosten auf 3049.25 Francs. *) Beugnot liess es sich überhaupt angelegen sein, die staatlichen Gebäude wohnlicher und vornehmer zu ma¬ chen. Er klagt einmal in einem Bericht an Roederer darüber, in welcher Nacktheit er die Düsseldorfer Häuser anfangs (1808) gefunden habe. Das jetzige RegierungsPräsidial-Gebäude, die damals sogenannte „Residenz", war Beugnot's Wohnung. Sie genügte nach seiner Meinung nicht einmal den bescheidnen Ansprüchen einer bürger¬ lichen Wohnung. Ueberall seien Oefen gewesen, die den Kopf erhitzten, ohne wirklich das Zimmer zu wärmen, Fensterscheiben, die kaum das Licht durchliessen, grosse *) Vage des schlug vor, zur Deckung der Kosten die Säle zu den WiuterbHllen, Concerten etc. zu vermieten.
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