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German Pages 84 [85] Year 2022
DEUTSCHES
WÖRTERBUCH VON
JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
IV. Bandes I. Abteilung 4. Teil 2. Lieferung GEWÜHL — GEZÄUN
19 5 8 S. HIRZEL VERLAG. LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH. BERLIN
Unveränderter Naehdruok Erschienen im S. Hinsel Verlag» Leipzig G1, SchohmachergSQchen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 8, Mohrenstrafie 39 Lizenz-Nr. 202 • 100/370/58 Offsetdruck: V E B Druckerei „Thomas Müntzer 4 ' Bad Langensalza Bestell- und Verlagsnummer: 3021/IV/I/4/2 Preis: DM 5,— Printed in G e r m a n y
GEWÜHL (2, neuerer gebrauch)
GEWÜHL (1, c buchungen)
6757
kam zu dem schönen brunnen kül desz quellen durch ir stark gewül erklangen in dem grienen walt.
(Ovtd metamcrph. 4, cap. 2) 7,165;
die gleiche betonung der verbaWititigkeit läszt sich bei einem landsmann und Zeitgenossen beobachten, dessen ge-, brauch des substantivs wieder den für wuol oben aus mittelhochdeutschen belegen gezogenen linien folgt und mit dem schwäb. gewudel übereinstimmt: von des Gargantuwalts mancherlei spiel and gewül. nach endnng des nachtimbisz . . . kauet er etlich büschlin spanischer gratias . . . darnach wescht er seine händ mit frischem •wein, stewret und grübelt in zänen mit eim kalten kalbsfusz FISCHART Gargantua (25. cap.) 258 neudr. c) die buchungen treffen mit den eben belegten bedeutungsrichtungen nur in dem einen punkte unmittelbar zusammen, dasz sie durchweg die verbalthätigkeit hervorheben. a) zunächst ist eine ältere gruppe der Überlieferung zu unterscheiden, die vom 16. in das 17. Jahrhundert reicht und die das Substantiv mit tumultus in parallele setzt — eine deutung, die sich aus dem oben beigebrachten material wohl erklären läszt: tumultus, empörung, aufrür, gewül
C H O L I N U S - F R I S I U S (1641) 814;
bosz-
tumultuatio,
lung, getöub, gwül ebenda; tumultuo, boszlen, toben, wülen, rumplen desgl.; dazu vgl.: gewüll, tumultus. . . MALER 180»; gwül, aufrur 201°; tumultus, grosz geschrei oder gebossel, gewül, wie in einer auffrur GOLIUS (1585) 24; gewül, aplop, rumor CHTTRÄUS; gewül, tumultus FRIS1U8 (1666) 2, 106 (fehlt aber unter tumultus im lat.-dtsch. theil dieser ausgabe). hier tritt ein neues moment zu tage, das auch im jetzigen gebrauch des subst. sich bemerklich macht, neben der Vorstellung einer grundrührenden, umstürzenden bewegung, wie sie im wassersprudel beobachtet wird (vgl. auch: ghewoel, gbewuel, tumultuatio, turba, scaturiga, pressura
K I L I A N 146*), tritt
die geräuschwirkung
in
den
Vordergrund, die solcher bewegung entspringt und die für den wasserwirbel viel mehr gilt als für das wühlen der schweine: tumultuosus, voll geschreis und gewüls CHOL. F R I S I U S 874; vgl. auch
unten
sp. 6760 u. a.
ß) noch enger als der beleg bei FISCHART knüpfen an mittelhochdeutsche Zeugnisse für wuol die spärlichen mundartlichen buchungen für gewtthl an: wenn einer viel ackerbau oder eine weitläuftige haushaltung hat, so sagt man: de mann heft een graut gewuhl STRODTMANN Osnabrücker idiotikon 71; vgl. ich bin in einem gewühle, obrutus sum plane negotio SERZ teutsche idiotismen 55"; vgl. auch: wuolen, giebt PICTORIDS im lexico toben, wie ein trunckener zapf unsinnig sein, schlagen, zerbrechen, h i n u n d h e r l a u f e n , b a c h a r i , t u m u l t u a r e F R I S C H 2,458°.
y) gegen ende des Vl.jährh. stockt die Überlieferung in den Wörterbüchern, STIELER merkt nur wühlen, wühlung; STEINBACH wühlen (U. wühl, aasz, cadaver), FRISCH wühlen und wühle an. dagegen setzen mit dem teutschengl. wb. feststdlungen ein, die durchaus vom verbum ausgehen: gewüle . . . das wülen, a wallomng, weltering, wooting s. wülen 779 (vgl. auch KRAMER 2, 197°); gewühle a wooting
A R N O L D 4 (1790) 427 B ;
gewühl . . . von
dem
zeitworte wühlen, ein mehrmaliges oder anhaltendes wühlen, imgleichen figürlich eine verworrene bewegung mehrerer dinge neben einander, und diese dinge selbst ADELUNG 8, 670; gewühl, Vaction de fouüler, la fouille SCHWAN 1 (1788) 75011; das gewühl eines wilden schweins le boutis, ebenda. d) die formen bieten — wenigstens seit der vorherrschend litterarischen geltung des subst. — ein einheitliches bild. a) in der stammsilbe unterliegt der vocal nur niederdeutsch qualitätsschwankungen, vgl. ghewoel neben ghewuel; auf quantitätsunterschiede weist gewüll neben gwülMAALER; frühzeitig ist nach dem vocal das h als dehnungszeichen
6758
lautenden Verbalsubstantiven gehört hierher: gemische und gewühle; gewühle und gewürge («. « . ) ; aber vgl.: gewühl und geschirre MÖRIKE 4,105 Krausz. in der gebundenen spräche ist es vor allem der versschlusz, der — namentlich im reim auf g e f ü h l e (GÖTHE 18,172 u. a. W . v . HUMBOLDT, TIEDGE, SEUME, GEIBEL) — s p i e l e (HUMBOLDT, A N N E T T E v . D R O S T E ) ; — m ü h l e ( M Ö R I K E 4,105); u. a. — ausklingenden vocal begünstigt, vgl. E w . v . K L E I S T 1, 231; SONNENBERG L, 219; P F E F F E L p o e t . vers. 5,148; MANSO L, 88; SCHILLER 14,117; GEIBEL L, 180; IMMERMANN 2, 7; innerhalb des
verses macht sich die Wirkung des versmaaszes seltener zu gunsten vollen auslautes geltend: sein kuhner geist werd' ins gewühle der gefahr ihn reissen. SCHLEGEL Shakespeare* Heinrich IV
2,1,1;
vgl. (im gewühle des sturmes) H. LINGQ 2, 207. der subjective stil wird namentlich von mundartlichen gewohnheiten beeinfluset, so wenn KÖRNER die Verbindung im rauhen gewühl des gefechts aus Schillers räubern verbreitert: gewühle (ausgabe von 1810) vgl. 2, 49. zu diesem mitteldeutschen e ist aus prosastellen zu zählen: gewühle bei LESSING 9 3 , 8 6 ; K L I N G E R 4, 61; J U N G - S T I L L I N G 8,885; EICHENDORFF I I , 124; JAHN L, 184; JEAN P A U L 27,2; GÖTHE 27, 60; 48,161; K . E . FRANZOS 145.
y) dem reim auf gefühle (gefühlen) entspringen auch die vereinzelten belege für den pluralgebrauch: warum gäbet tms, schicksal, die gefühle, nns einander in daa herz zn Eehn, um durch all die seltenen gewühle unser wahr verhältnisz auszuspähn?
GÖTHE (an frau v. Stein 1776) nachlasz «. 4, 97 Weimar u.a.; schSn ist's schätze zu vergeuden unter bettelnden gewühlen; doch allein nicht ihre freuden, ihre wen'n auch muszt du fühlen. F E . RÜCKERT (lyr. ged. 8. b. 4. reihe) 2, 828.
2) die eigenari des neueren gebrauches a) ersehlieszt sich am deutlichsten in der Zusammenstellung mit substantiven, die als bedeutungsverwandt empfunden werden. a) voran steht hier das gedränge, pressura (vgl. ob' •> sp. 20S5ff.), von dem eine reihe eigenartiger Verwendungen, früh bezeugt sind, die später auch von dem vordringenden gewühl aufgenommen werden, vgl. die beziehung auf den kämpf (in strits gedrenge man in sach Parzival 839, 7), auf das treiben der weit, des hofes, des marktes (sp. 2086); und vgl. die Übertragung auf gedanken und gefühle (s. «.). dasz für schriftmäszige darstellung unserem empfinden gewühl näher liegt als gedräng, zeigt auch die leichte änderung bei MINOR, der das bekenntnisz Schillers an Huber (ich liebe die menschen und ihr gedränge br. 1, 288 Jonas) in folgender form, zur charakterzeichnung vericerthet: er liebe die menschen wieder und also auch ihr gewühl S C H I L L E R 2, 368.
1)) auf menschenansammlungen beschränkt sich auch, soweit sie beobachtet ist, die Zusammenstellung beider Substantive; sie findet sich vor allem bei GÖTHE, der überhaupt — und hier im gegensatz zu Serder (vgl. dagegen sp. 677t) das substantiv sehr bevorzugt: wie sehn' ich mich aus dem gedränge fortl wie frommte mir ein wohlverborgner ort I in dem gewühl, in dieser menge wird mir die flur, wird mir die luft zu enge. GÖTHE (idylle) 2, 32;
wenn wir die . . . zweite tochter besuchten, deren wohnung und laden mitten im lebhaftesten gedrängtesten theile der Stadt an dem markte lag. hier sahen wir nun dem gewühl und gedränge, in welches wir uns scheuten zu verlieren, sehr vergnüglich aus den fenstern zu (dicht, u. wahrh. 1. buch) 24, 69; dazu vgl.: im vollgewflhl, in lebensregem dränge vermischte sich die th&t'ge Völkerschaar.
(epilog sit Schillers glocke) 18,169;
ich war selbst zeuge einer solchen scene, wo sie (die päbstlichen Schweizer) mit umgekehrten hellebarden auf ß) das in einzelnen buchungen für die schrifiform ge- herrn und damen losschlugen, die mit gewalt die thüre erstttrmen wollten, die zu dem saale der fuszwaschung forderte suffix (gewüle, das wühlen teutsch-engl. lex. 777) führt, einen solchen lärm, ein solches gewühl und geist im litterarischen gebrauch weniger beobachtet und wird nur unter bestimmten Voraussetzungen objectiver oder sub- dräng werde ich vielleicht nie mehr erleben GRILLPARZER (tagebuch auf d. reise n. Italien) 195, 223. jectiver stüistik begünstigt, die Verbindung mit voll ausdurchgeführt: g e w ü e l , g e w ü l nur bei MAALER, F R I S I U S , G O L I O S ; auch SONNENBERG; vgl. g e w ü l e teutsch-engl. lex.
I V . (1.) 4.
424
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G E W Ü H L
(2, a
gew. und gewimmel)
2)) die Zusammenstellung gewühl und menge {vgl. [ i . o.] GÖTHE 2, 82) ist schon bei LESSINO beobachtet: weil w i r uns in der stunde geirret h a b e n , und zu f r ü h hergek o m m e n sind; ich aber w e g e n des gewühls und der menge menschen, die auf d e m platze auf u n d nieder gehen, leicht w i e d e r zurück kehren k a n n (auszug aus d. trauerspiele Virginia 1, l ) 6 S , 73. ß) andere Zusammenstellungen sind von dem begriff des lebhaft bewegten und regellosen getragen, das sich bei solchem zuströmen von menschenmassen äuszert. 1)) bei g e w i m m e l ist schon oben {vgl. vor allem sp. 5884) der berührung mit g e w ä h l gedacht und der versuche, beide substantive abzugrenzen, während EBERHARDT-MAASS den gegensatz zwischen beiden in den logischen subjecten suchte, von denen die bewegung ausgeht, war er dort in der art der bewegung gefunden, denn thatsächlich stellt uns g e w i m m e l einen höheren grad der lebhaftigkeit vor äugen als gewühl, bei dem wir auch an die Stockungen im menschengedränge denken, im einzelnen falle mögen auch subjective neigungen und das bedürfnisz nach abwechslung beim gebrauch des subst. mitgewirkt haben, vgl.: erregt v o m volksgewiihl SCHLEGEL Antonius s, 4 (raised by your popuUms troops, v o n ihrem g e w i m m e l erregt W I E L A N D ; vgl. auch w i m melndes g e w ü h l 18, 189) gegen: alles das sich durchkreuzende g e w i m m e l . . . der zusammengedrängte h ä u f e n häuser . . . das lehnende gewübl, das rasseln der w a g e n . . . alle das gewirre K. P H . MORITZ Anton Heiser 242 Geiger; nie hat das stürmische getümmel der Ieidenschaft ihr herz aus seiner ruh geweckt . . . wie dem, der vom Olymp . . . den freien blick erstreckt, die schlacht bei Akzium ein lächerlich gewimmel von fröschen scheint . . . so wird, in dem vor ihr das unbegrenzte ganze verbreitet liegt, der erdenkinder stand und emsiges gewiihl zu Puppenspiel und tand. WIELAND (Idris 1, 79) 17, 52; und ich, der ich betäubt von dem gewimmel des drängenden gewühls, von so viel glänz geblendet, und von mancher Ieidenschaft bewegt, durch stille gänge des palasts an deiner schwester seite schweigend ging. GÖTHE (Taaao 2,1)
9,157;
diesem komischtragischen gewtthl dieser ungestümen glttkeswelle diesem possenhaften lottospiel diesem faulen fleissigen gewimmel. SCHILLER (an Weekherlin) 1,181; vgl. oben sp. 5833. vgl. auch: ihre . . . blumigen mieder leuchteten weithin i n frohem g e w i m m e l , . . . als . . . unter den b ä u m e n plötzlich das bunteste gewtihl entstand v o n gesang, j a u c h z e n und gelächter begleitet G. KELLER (grüner Heinrich 2, 18) 1, 364. 2)) mit g e w i m m e l berührt sich atich auf das engste gewirr (vgl. oben sp. 6126) und geschwirr (s. ebenda); beide treten auch mit g e w ü h l zusammen, wobei der begriff des regellosen, ungeordneten in der bewegung den Verbindungspunkt bildet, vgl.: jetzt bemerkend, dasz die Mauren nach sich an die thore drängten, sonder Ordnung, im gewühl. H E R D E R (Otd 64) 28, 517; vgl. 4, 55,-
vgl. auch (s. u.)
GÖTHE 27, 60.
a)) w a s für ein g e w ü h l und für ein gewirr es ist in dieser zeit, nicht allein in Berlin, sondern i m ganzen land G. FRENSSEN Hittigenlei 885; vgl. auch Oien-MORITZ Anton Reiser 242. M) nun erwachst du (die taschenuhr) mit geschwirr, und nun machst du gar mich irr . . . m den tlcktack mischt sich dumm verseschnickschnack reimgesumm. das gewühl hat nimmer ruh*, w i e ein mühlrad immer zu. RÖCKERT (haus u.jahr: 6,- herbst, nachlwache) 3,649; sie . . . traten i n die grosze wirtsstobe v o r n , die sich unterdessen ganz gefüllt hatte, der dampf, das g e w ü h l u n d geschwirre der gäste w a r so unmässig, dass -niemand die eintretenden bemerkte MÖRIKE (maier Nolten 2) 5,105.
G E W Ü H L
(2, a
gew. und getümmel)
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3)) mannigfaltig sind die berührungspunkte mit getümmel (vgl. oben sp. i510ff.), dem ebenfalls Verwendungen oben nachgewiesen wurden, die auch für gewühl kennzeichnend sind, so giebt DASYPODIUS und ihm folgend eine ganze reihe von Wörterbüchern (vgl. sp. 4577) tumultus, turba mit getümmel wieder, während CHOLINUS — FRISIUS u. a. g e w ü h l dafür buchen (s. o.; über LUTHERS Vorliebe für getümmel gegen ungestimb, aulfrur s. sp. 4577); auch die beziehung auf das kampfgewoge, das straszenleben, den marktverkehr und (übertragen) das getriebe der weit ist für getümmel im besonderen nachgewiesen vgl. 4578 ff. 4585 ff. a)) trotzdem sind beide substantiva nur selten neben einander beobachtet: wie rollt in den gassen das marktgebraus I welch ein getümmel, geblitzel . . . da tritt ein weib aus der ladenthür . . . o schau, wie durch das gewühl sie keucht, mit armen und händen und knien I sie rudert, sie windet sich — stosz auf stosz, scheltworte und fluche wie schlössen. A . v . DROSTE-HÜLSHOFF (die schwestern 2) 2, 497. doch k a u m hatte er sich in das getümmel gestürzt, so rollte er schon, v o m zufälligen widerprall geworfen . . . v e r s c h w a n d abermals i m g e w ü h l u n d kollerte z u m zweitenm a l e dahin C. SPITTELER Conrad der leutenant 144. b)) dagegen vgl. tumnlt und g e w ü h l : eine grosse ebne, w e n n nicht tumult u n d gewühl sie zertheilen . . . giebt einen frohen anblick HERDER (Kalligone 3) 22, 260; den nächtlichen verworrenen tumult in seiner eigenen seele, das gemische u n d gewühle wilder, schmerzlicher, w a h n sinniger gefühle G. P(FITZER) Seines sehr. u. tendenz s. deutsche vierteljahrsschr. 1, (1838) 176; dazu vgl.: von mehrern ein gewühl und streit, um ihm am meisten zugefallen, durchdringt sein zärtlich vaterherz. BROCKES Jahreszeiten 425. c ) ) mehrfach kommt die bei getümmel vorherrschende geräuschwirkung in Zusammenstellungen von gewühl zur geltung: w a s bedeutet denn der l ä r m u n d das gewühl in der bürg BABO Otto von Wittelsbach (L. aufz.) 4; es w a r ein allgemeines gewühl und l ä r m e n HEINSE (Ardinghetto) L, 73; viel gewühl und l ä r m EICHENDORFF (tagebücher nov. 1811) 11, 298 Kosch; beschrieb ihnen den nächtlichen rangierbahnhof, die unruhe, den lärm, . . . das g e w ä h l e und gewürge u n d w i e sie nie fertig w e r d e n H . BÖHLAU der rangierbahnhof; vgl. auch getöse und gew. G. FREYT A G 22, 246' (s. «.). 4)) eine andere seite des bildes der menschentCnsammlung wird im rahmen einer festfeier gern getroffen: welch ein schmaus und gewühl? was feierst du? etwa ein gast- oder ein hochzeitsfest? V o s s Odyssee 1, 226 (2. arugabe) gegen: w a s f ä r ein schmaus ist hier, und gesellschaft der ersten ausgäbe; als er durch die Fichtau ritt,, w a r e n schier alle, die "damals den brautzug angeschaut und ihn beneidet hatten, schon alte männer, u n d die kinder, die unbegreifend das gewühl und den prunk angestaunt hatten, w a r e n erwachsen STIFTER (Prokcrpus) erzähl, l , nAprent; vgl. auch (s.u.) g e w ä h l und lustigkeit P . HEYSE II, 4,197 u. a. y) von dem begriff lebhafter, im widerstreit der kräfte doch wieder stockender bewegung sind die zusammenStellungen getragen, die vom sinnlichen in das geistige leben- überführen: träte ein Aegypter der zeit i n eine griechische gallerie, er w ü r d e erschrecken, staunen und zuletzt vielleicht sich w e g w e n d e n a n d verachten, w e l c h g e w ü h l , w ü r d e er sagen, w e l c h e frechheitl HERDER (denkmahl Johann Winkelmanns) 8, » . 477; du hast uns lieb, du gabst uns das gefühl: dass ohne dich wir nur vergebens sinnen, durch un^eduId und glaubenleer gewühl voreilig dir niemals was abgewinnen. GÖTHE (das schicksal) an Lavater 159; wenn ich empfinde, für das gefühl, fUr das gewühl nach namen suche, keinen finde, dann durch die weit mit allen sinnen schweife, nach allen höchsten Worten greife, und diese gluth, von der ich brenne, unendlich, ewig, ewig nenne. (Fault I) 12. 159:
G E W Ü H L (2, 6 in
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GEWÜHL
einzeiligen)
und wenn des lebens riesenplagen der freude letzten keim zernagen, erliegt dem heissen menschlichen gefQhl die schwankende Vernunft und fluchet, wenn sie umsonst nach rettung suchet, frech sich und dir in dem gewtthl. J. G. SEUME (gebet) 65; vgl. auch oben (zum reim gefübl — gewtthl) sp. 6768; s. unten sp. 6774.
b) wie in dem letzten belege aus dem Faust geht unserem subst. auch sonst gern eine breitere und anschauliche darsteüung der einzelheiten zur seite, die in dem einen wort zusammengefaszt sind, selten treffen die einschlägigen belege naturbilder oder dahin zielende Übertragungen: die geister alle der natur mit sehnsuchtsvollen mienen, sie dringen sich heran, um nur zum gleichnisz dir zu dienen. ich greif in's glänzende gewtthl, und such' in tausend bildem ein unaussprechliches gefühl, mein lieben, dir zu schildern. FR. RÜCKERT (liebesfrühling 6. ntrauez 43) 1, 574; majestät der menschennatur I . . . bei wenigen... hast du . . . gewohnt, einzelne wenige zählen, die Übrigen alle sind blinde nummern, ihr leeres gewühl hüllet die trefFer blos ein. SCHILLER (majestas populi) 11,184; fast ausschlieszlich ist es der mensch, der in der bencegung erfaszt wird, im getriebe des täglichen lebhaften verkehrt, bei besonderen anlässen stürmischer erregung oder festlicher ausgelassenheit. a) denn da es (das volk) sonst nur gewohnt, sich durch einander laufen zu sehen, sich in einem gewühle ohne Ordnung und sonderliche zucht zu finden GÖTHE (ital. reise 16. 9. 86) 27, 60; denkst du des abends noch, des hellen, da mich der winde leiser zug . . . an diese stille kttste trug; da ich, ermüdet vom gewühle, das draussen treibet früh und spat, mit bang sehnsuchtigem gefühle vom hohen schiff ans ufer trat? GEIBEL (mädchen von Faros) ged. (1851) 244; auch mehrte sich die zahl der menschen und fuhrwerke, denen wir begegneten, es w a r nun schon ein gewühle, wie auf dem ringplatz in Lemberg K . E. FRANZOS ein kämpf ums recht I 4 145; und sah . . . wie drüben a n dem dorfe jetzt die letzten wagen zur kirche hinauffuhren. nach einer weile entstand dort ein gewühl, dem eine todesstille zu folgen schien . . . sie senkten wohl den sarg jetzt in die grübe TH. STORM schimmelreiter 7, 201. ß) ein grosses drängen fand ich auf dem markt, denn flücht'ges volk war eben angelangt von Orleans mit böser kriegespost. im aufruhr lief die ganze stadt zusammen, und als ich bahn mir mache durchs gewühl, da tritt ein brann Bohemerweib mich an. SCHILLER (Jungfrau v. Orleans: prolog 8) 13,178; und auf einmal welch gewühle bei der brücke, nach dem feld! horcht das feuerglficklein gellt: hinterm berg hinterm berg brennt es in der mühte I MÖRIKE (maier Nolten I) 4, 61 Krauts; von ihnen angestiftet, umwogten menschenmassen das ständehaus, sie drängten in den hausflur und den h o f . . . die abgeordneten Bassen betäubt durch das gewühl und das getöse hinter ihnen 6 . FREYTAG (Karl Mathy) 22, 246; jetzt drängen kläger sich zur halle der lichter prunkt auf hohem pfühl, indessen wogt, in grimmigem Schwalle des aufruhrs wachsendes gewühl. GÖTHE (Faust II) 41,11. y) die knaben und mädchen des dorfes brachen mais, und schmückten das haus und die ländliche diele, und begrüssten den heiligen abend vor pfingsten mit Uedem. Wilhelm floh das gewühl der beglückten fröhlichen leute. HÖLTY (.der arme Wühüm) 19 (1784); wir geriethen in's plaudern, während der tanz drausBen schleifte und schwirrte und rauschte, unser tisch war gleiohsam ein landsitz ausserhalb des stadtgewühls; denn
( 3 , a von
naturerscheinungen)
6762 *
er stand im schreibstübchen STIFTER (Jeldblumen) Studien I Sauer 76; bauernburschen, die wie taktfest stampfende maschinen vorbeiwalzten . . . angetrunkene ziegelarbeiter, die mehr taumelten als tanzten . . . zuerst war Marianne förmlich zurückgefahren vor der entsetzlichen luft und dem gewühl dieser klobigen gestalten HEGELER pastor Klinghammer (l) 101; bauernsöhne und junge handwerker aus der umgegend tanzten nnd stampfen, dass die fenster klirrten . . . das gewühl und die ungebundene lustigkeit erquickten mich nach dem seltsamen gedämpften und verschleierten bilde P . HEYSE II, 4 (Helene Merten) 197; es war auch heute in dem Wirtshaus neben der brücke lebendig genug, in einem saale wurde getanzt, in den lauben vor dem hause getrunken und geschwatzt . . . um jener sentimentalen langeweile nicht zu verfallen, die in solchem gewühl den fremden heimzusuchen liebt, bestellte ich . . . mein zimmer für die nacht und ging wieder an den flusz hinaus 189; i m gewühl des reigentanzes (mänch v. Montaudon) II, 5,227. 3) der rahmen, den die obigen Zeugnisse ziehen lassen, erweitert und belebt sich in verschiedenen richtungen je nach dem subject, auf das die einzelheiten des geumMs bezogen sind. a) unter den naturerscheinungen a) tritt noch immer das weUenspiel {vgl. oben sp. 6755) zu tage: bei der abendsonne sah ich noch den Rheinfall . . . in dem ungeheuern gewühle war das farbenspiel herrlich, vor dem grossen überströmten felsen schien sich der regenbogen immerfort herabzuwälzen, indem er in dem dunst des herunterstürzenden schaumes entstand GÖTHE (Schweizerreise von 1797) 43, 161; wer einmal am Rheinfall steht, wird sich beim anblick u n w i l l k ü r lich an die schöne strophe des tauchers erinnern, welche dies verwirrende wassergewühl malt W . v. HUMBOLDT (•vorerinnerung zum) briefwechscl mit Schiller s. 9 Leitzmann; in der tanzenden flut, wo durchs wellengewühl die sonne nur strahlt mit verdämmerndem glänz. G. KINKEL (die Windsbraut) ged. 33; das moralische klima von Paris that mir immer w o h l . . . rasch zog ich alle meine bedenklichkeiten aus und stürzte mich jubelnd in das frische wellengewühl BÖRNE briefe aus Paris (5. br.); ich hatte dieses fluthen-spiel, und ihr veränderlichs gewühl, kaum eine Zeitlang angesehn. BROCKES 7, 113 s. (heil 10, sp. 2278; bald bemüht, sich vor den wogen, deren letzte stürz" wellen die Bandhaufen trafen, zu schützen, bald durch die nacht in das wüste gewühl der hohen rollenden schäumenden flut starrend A. STERN (die letzten humanisten 1906) 6 , 61; vgl. flutgewühl th. 3, sp. 1862; desgl. H . L I N G O ged. 1, 139.
ß) nicht so häufig wie bei gewirr ist die pflanzenweit getroffen; vgl. gwühl, nimium plantarum incrementum. F R O M M AN 3, 8 6 ;
o des gewühls, wie der roggen mit grünlichem dampfe daherwogtl Voss Luise 6; ein gewühl verdorrter blätter. PFEFFEL poet. versuche 2,126; wie die winde legen sich im laubgewühl. RÜCKERT (lyr. ged. 3. buch, 6. reifte) 2, 428; dich verwirret, geliebte, die tausendfältige mischung dieses blumengewühls über den garten umher. GÖTHE (die metamcrphose der pflameri) 1, 326; vgl. blumengewühl
RADLOF
teutsch-kundl.
forschurtgen
8, 246.
y) unter den thieren, die für das subst. angezogen sind, fehlt gerade das beim verbum so viel erwähnte achwein: denn der thiere froh gewühl war von je her meine sache. GOEKINGK (an den Harz) ged. 3 (1782), 55; schmunzelnde weiblein schlichen heran, die reizende kusserhaschte beklatschend, läutender heerden gewUhl, dort hoch, hier tief um die htttten, und schönlockige melkerinnen umher im gewühle. FR. v. SONNENBERO Donatoa l , 231; durchheule die Städte! hinten vom dreiweg folg' hiziger hunde gewühl. Voss Tibull 69 (an d. thüre d. treulosen 66); m»
6763
G E W Ü H L (3, a von färben,
G E W Ü H L (3, b von
tönen)
doch bleib ich beim entschlusse stehn, dich im gewühl der menschen nicht zu sehn. Fa. STOLBERG (an Lavater in Bremen) 2, 15;
(poat agat e triviis aspera turba Canum) elegien 1, 6; ebenso Ovid (Perseus 109) 1, 245; ihn werfen Iiesz die kSnigin in den tiefen schlangenthurm . . . ein zitterleibiges gewühl, so wand sich's durcheinand, es regt im zuckenden wellenspiel schwarzwimmelnd sich grund und wand. STBACHWITZ (ein anderer Orpheus) 241; da plötzlich ans der grnft betropften wanden schieszt zischend her von schlangen ein gewUhl, und strickt im knäol sich ihm um hauch und lenden. GEIBEL (der templer) junimlieder «. 113; a u f straszen und märkten (der versunkenen ieesiadl) ungeschlacht treibt sich der fische gewühl. F R E I L I G R A T H 1, 60.
ä wunden — mael wrättum gebunden Beowulf 1532. im neueren gebrauch der Verbindung gewundene kerze, gewundenes Wachslicht dürfte im gegensatz zur mittelhochdeutschen formet, (s. sp. 6778) eine ähnliche auffassung durchbrechen: sie hatte sonst die aufgehoben« jüdische S y n a g o g e zu Gent beleuchtet, j e t z t steckte ein gewundenes buntes Wachslicht zu ehren der mutter gottes darauf ARNIM (Isabella von Aegypten) 1, 6T; ein anderer dichter hat mit dem auge des maiers scharf unterschieden: unablässig zog ich das gewundene band, rasch und doch vorsichtig, ohne einen klecks zu machen, einen stab ausschiessen zu müssen . . . und während sich die bemalten stäbe unaufhörlich häuften . . . hatte (jeder) . . . seinen bestimmten wert GOTTFRIED KELLER (grüner Beinrieh 4,6) 3, 79. für beide Vorstellungen konnte
GEWUNDEN I. (part. adj.)
6776
der dichter auf winden zurückgreifen: be- jetzt um-wun dene stäbe, das gewundene band. c)) der contrastbegriff zu umwunden führt in unumwunden auf das gebiet der Übertragung, das auch gewunden in der gewundenen rede betritt; auch hier könnte an eine erbschafl aus bewunden gedacht werden, vgl. nach der Itelen Sren pris hete er sin rede bewunden. pasi. RÖPKE 586, 87 vgl. auch 634, 85. beachtenswerth, dasz auch von dem mit winden so eng zusammengehörigen verbum riden (drehen, winden s. u.) ein ableget gleiche Verwendung entwickelt: underswanc noch underreit gevalschte dise rede nie. WOLFRAM Willehalm 5,12; freilich hat auch das lat. tortus von einer grundlage aus, die nur unserem gewunden eigen ist, Übertragetie Verwendungen entwickelt, denen die althochdeutschen glossen nachfolgen: torta vertigine... inenodabUes locutiones, giwuntinemo Emmeraner, Pariser glossen des 11. jahrh. zu PRUDENTIUS (Apoth. 202: quos texit Aristoteles torta vertigine nervös) STEINMEYER-SIEVERS 2, 457; soloecissimus, fiexuosa vel tortuosa, kiwuntanlich Hraban.-Keron. glossen s. STEINMEYER-SIEVERS L, 219. aber die Zielrichtung dieser Übertragung ist eine andere, sie geht auf das verwickelte, schiefgewickelte, nicht auf das eingewickelte, das unser übertragener gebrauch voraussetzt, auch wenn dieser jetzt durch den gegensatz von krumm und gerade von dem ursprünglichen bilde abgelenkt ist. 2)) das particip prät. ohne präfix, das in deutschen denkmälern nur zweimal belegt ist (s. GRAFF 1, 747) spielt im formelschatz der altgermanischen poesie eine besondere rolle, auf die schon JACOB GRIMM gram. 4, 751 (vgl. auch 4 A , 906) hingewiesen hat: hweder ISdiad giwundan gold te gebu hwiltkun gumSno. Beliand 554. reich an Zeugnissen ist hier die angelsächsische dichtung (vgl. auch BOSWORTH-TOLLER). WO die fahrende habe des mannes in ihrem kostbarsten zusammengefaszt erscheint, wo vom tribut der unterworfenen, vom lösegeld der gefangenen, vom gastgeschenk an die geladenen, vom löhn für Waffendienst die rede ist, zumeist erscheint das wunden gold: aehte sine beagas from Bethlem and botlgestreön welan, wunden gold wunode siddan be Jordane ge&ra maenega. CAEDMON 1923 (seine habe, kleinodien von Bethel und häuslichen reichthum, überfluss, gewundenes gold) s. 75 Bouterwek. Abraham scalde wtg tS wedde, nalles wunden gold for bis suhtrigan. (Abraham gab kämpf zum Unterpfand, keineswegs gewundenes gold) 2064 vgl. auch 2123 (s. 82). him w&s ful boren and freönd-ladu wordum bewägned and wunden gold estum gee&wed, earm-hre&de twä, hrägl and hringas heals-beaga maest. Beowulf 1194 «. a. halsringe, armringe bilden die form, in der der mann diesen seinen besitz bei sich trägt, vgl. die erzählung des SAXO GRAMMATICUS vom Starcather, der aurum, quod pro Olonis interfeccione meruerat, collo appensum gerebat (8. buch) 268 Solder. zauber, zu glück oder unheil, wird an dem gewundenen golde an sich wol kaum haften, die stelle, auf die sich JACOB GRIMM stützt (iü monna gold galdre bewunden Beowulf 3053) zeigt nicht die feste Wortverbindung mit dem particip, sondern ein loses, unter vorübergehender Voraussetzung erfolgtes zusammentreten, und auch in Verbindungen. wie w e l a n wunden gold liegt kein contrastbegriff vor, vielmehr sind die beiden substantive hier beigeordnet, es ist bezeichnend, dasz in dem kleinen denkmal, das uns ursprüngliche Züge der deutschen stabreimdichtung bewahrt hat, auch das part. wunden in seiner beziehung auf das gold nicht fehlt: want er dS ar arme cheisuringu gitän.
wuntane bougä Bildebrandalied 33;
dazu vgl. die unter dem einflusz antiker vorläge stehende beziehung des gewundenen goldes avf den hals in einer Virgilglosse s. u.
GEWUNDEN I. (1, a in den glossen)
GEWÜNDEN I. (1, a in d. mitteCh. dicht.)
ß) für das pari, prät. mit dem präfix ge sind ungewöhnlich reich an Zeugnissen die althochdeutschen glossen, denen sich aus gleicher zeit nur wenige litterar. belege anschlieszen. schon das vocabular des heiligen Gallus führt unter den fachwörtern der deutschen bausprache das particip 'n Verbindung mit bedeutungsverwandten und contrastbegriffen auf: rectus rechti, curvus crump, curvatus gapogan, Ct)ortus garidan, volutus gawuntan S T E I N M E Y E R - S I E -
wirkt in die von gedreht, gedrechselt über, die schon im Beowulf (wunden-heals vom schiffe 298, wanden stefna 220)
6777
6778
dargeboten ist. in diesen kreis führt auch schon eine glosse zur bibel, die mitten unter mannigfachen synoymen die gewundene
stiege (Wendeltreppe) einführt,
die
den
späteren gebrauch des part. lange beherrscht: cocleas, gewuntenan stiegun, cocleum sneckinhus Tegernseer,
berger, Monseer glossen 11. jahrh., zu
Wind-
könige 6, 8 S T E I N V E R S S, 1. M E Y E R - S I E V E R S 1 , 4 3 4 (kiridana [«. 0 . ] stiega Oberaltaicher 1)) die gleichung gewunden, volutus ist jedoch unter den glossen des 10. jahrh. s. 1, 443; wentilstein Benediktbeurer, Zeugnissen die wenigst ergiebige, dagegen steht sie im grenz- St. Emmeraner Weingartner des 11. jahrh., und si stigen gebiet von bewunden (s. o.): involutum zisamanegiwuntanag auff durch einen sohnecken MENTEL U. a.; das m a n durch Tegernseer glossen des 11. jahrh. zu Gregors homilien s. Wendelstein hinauff gieng L U T H E R ) ; vgl. auch Schnecke STEINMEYER-SIEVERS 2, 296 (zu Jöh. 20, 7 vgl.: inti thag theil 9, sp. 1215; schnecken-stiege-treppe sp. 1221. s w e i g l a c h a n . . . biwuntan in eina stat Tatian 220,4; ebenso y) dieser fülle von belegen steht die mittelhochdeutsche O T F R I D 6, 5,18. gewunden cod. Tepl., z u s a m m engewicklet dichtung dürftig gegenüber (zu ansätzen, deren WeiterentAugsburger bibel und L U T H E R ) ; dazu vgl. die späteren wicklung erst neuhochd. belegt ist, vgl. sp. 6788). buchungen: involutum eingewunden oder verbunden CHO1)) am ehesten drängt sie das particip in das gebiet von L I N U S - F R I S I U S (1541) 490°, volutus gewunden F E L B I N G E R bewunden vor, vgl. oben die stellen zu Lucas 2, 12 (sp. 6775) nomenclat. (1646) 74 und den goltgewunden spiesz im Bolandsliede (ebenda), 2)) andererseits drängt sich für gewunden die gleichung dagegen gehört nicht hierher die gewundene kerze, bei der mit tortus und seinen Weiterbildungen auf, und während nicht an die heute viel übliche decorative umwindung (vgl. garidan immer mehr in die parallele mit crispus abgedrängt oben zu A R N I M ) , sondern an das drehen des dochtes zu wird (vgl. G R A F F 2, 478; mhd. wb. 2„ 696b), wird gewunden denken ist: von Melchinor wart do enzunt in den glossen — namentlich zu Vergil — schon in drei manic gewunden kertze gro;. hauptrichtungen für tortus eingesetzt, die noch heute im JOH. v. WÜRZBUBG Wilhelm, v. Oesterreich 6009 Segel; gebrauch von gewunden hervortreten. a)) für geflochtenes und gedrehtes; vgl. torqueri widari BÜ (die geiszier) hettent ir kostbersten fanen u m semetkiwuntan wesan Junische, Beichenauer glossen zu 2. Mos. düchern . . . der hettent sü vil lihte 10 oder 8 oder 6 8.
39, 3 (und sehlug das gold und schneits zu f a d e n , das m a n s künstlich wircken k u n d t e LUTHER; fugt z ü s a m m e n M E N T E L ) ; S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 1,298; vgl. turtum kidrat,
und vil lihte alse manig gewünden kertzen CLOSENER
purtifadama).
dem vgl.: denn das Job de tortuoso serpente oder gewundenen schlangen eben in disem capitel redet, verstehen die gierten auch von gengen und ertzen MATb T H E S I U S Sarepta (8. predig) 44 ; vgl. auch gewundener schlang, gekrümbt, serpentes torti M AALER 181"; vgl dazu schon N O T K E R Mart.CapeUa (gewundener draohe) s. G R A F F
s. dtsch. städtechron. 8, 105. vgl. auch gewunden kertz, funale oder kerzentacht vocab. theut. (Nürnberg 1482) M 5. kiwuntan Junische glossen d. 9. jahrh. und Reichenauer 2)) bemerkenkwerth ist ein zeugnisz für Übertragung, das des 10. jahrh. zu Judith 1 6 , 9 s. S T E I N M E Y E R - S I E V E R S vielleicht eher an lat. Verwendungen von tortiis (s. o.) als I, 293; verbere torto, giwuntanero willun Tegernseer glossen an die berührung mit bewunden anzulehnen wäre: qui in des 10. jahrh. zu Vergils georg. 8,106 (Uli instant verbere vioesima nona l u n a ooncipitur, si masculus est, curiosus torto et proni dant lora) S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 2 , 687; erit et gewundene mores et gestus habebit et novos mores vgl. auch obtorti giwuntanes, flexilis gipoganer (flexilis in vestitu . . . atque novoB et instabiles homines diligit obtorti per Collum circulus auri 6 , 659; den hals um- anweisung zur horoskcpstellung in den causae et curae windend, ein reif des gedreheten goldes V o s s ) STEINder heil. Hildegard (18. jahrh.) 241 (5. buch) Kaiser. M E Y E R - S I E V E R S 2, 655. vgl. (s. sp. 6776) die belege für überS) der bibdübersetzung lagen (vgl. auch oben sp. 6775.77) tragene Verwendung. mehrfache anknüpfungspunkte für das particip vor, sie b)) für pflanzen und baumwuchs : tortus, giwuntanero sind aber nur wenig ausgenützt worden, auch an den mannigTegernseer glossen d. 10. jahrh. zu Vergils georgicon (4,121 fachen steUen, an denen goldene Spangen und ketten ertortusque herbam cresceret in ventrem cucumis S T E I N wähnt sind (vgl. 1. Mos. 41, 42; Dan. 5, 29; richtet 8, 26; M E Y E R - S I E V E R S 2 , 648; giwuntanero (guercu) zu 1, 849 Sesekiel 1 6 , 1 1 u. a.) nicht. L U T H E R wendet sich hier ge(quam Cereri torta redimitus tempora quercu det motus legentlich nach anderen versuchen wohl auch dem particip incompositas) 2, 629. zu: und zwo gewunden keten von lautterm golde 2. Mos. c)) auch für kSrperbewegung tritt das particip in einer 28, 14 (von der gesammtausgabe [1533] ab; vorher: die gelid stibstantivbildung hier schon ein: tortus gewuntannussida an einander hengend; es sind in einander geflochtene ringe Tegernseer glossen des 11. jahrh. zu Vergils Aends 5, 276 vgl. henck si züsamen die du fugest zü dem nusslin (nequiquam longos fugiens dat corpore tortus, mit dem M E N T E L ) ; desgl. 28, 22. 24 (vgl. auch: seine h ä n d e sind leibe sich windet Voss) S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 2, 655; vgl. wie gewunden gold D I E T E N B E R G E R hohes lied 5 , 1 4 ; wie auch recessus, varti. glossen zu Prudentius (hymnen: güldene ringe L U T H E R ) , eine andere stelle führt in die baujejun. 124 recessus tortilis ventris) 2, 421. spracke (anders jedoch die gewundenen Säulen s. «.) über: die zwo seulen mit den beuchen und kneuffen oben auff S)) mannigfache gleichungen entspringen in den glossen beiden seulen, und beide gewunden reiffe zu bedecken, der erst besprochenen beziehung des part. auf das wirkbeide beuche der kneuffe oben auff den seulen, und die und flechtwerk. vier hundert granatepflel a n den beiden gewunden reiffen, a)) bratea flla, giwundana fadama Züricher glossen des 9. jahrh. (desgl. St. GaUer d. 10., Münchener und Florentiner zwo rigen granatepflel a n jglichem reiffe, zu bedecken des 11. jahrh.) zu A L D H E L M de laudibus virginum 141, 5 beide beuche der kneuffe, so oben auff den seulen waren s. S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 2 , 1 4 ; 2 , 1 8 (dort als synonym: L U T H E R 2. chron. 4 , 1 2 . 18 (desgl. D I E T E N B E R G E R ) ; auszerb)) exstructos cyrros, gewuntuniu Wiener glossen des II. jahrh. zu Prudentius (psychomachia 184: turritum tortis Caput accumularat in altum crinibus, exstructos augeret et addita eirros congeries, celsumque apicem frons ardua ferret) s. S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 2, 898; vgl. dazu wunden feax Beowulf
1401; wunden-heorde 8158.
c)) plectas, gewundan, giwuntun Beichenauer, Zioiefalter glossen (10. jahrh.) zu 1. könige 7, 29 (es war das geßtüle also gemachet, dass et> selten h a t t e zwischen leisten und an den Seiten zwischen den leisten waren lewcn . . . und die Seiten . . . hatten leisten oben und unten und füsslin daran LUTHER) STEINMEYER-SIEVERS 1,430; vgl. dazu plecta, lista 1, 437; plecta, kiflehetidun 1, 443.
4)) mit der'beziehung auf festeres material, wie sie die letzte gleichung zeigte, geht die bedeutung geflochten, ge-
a. a. 0. b) die Wörterbücher nehmen reichlich kenntniaz von dem sonderleben des part. prät. im gegensatz zu dessen übrigen verbalformen. a) für die begriffsbestimmung kommt die gleichung mit volutus kaum in betracht (s. 0. sp. 6777, vgl. aber die parallele mit volubilis in der spräche der botanik sp. 6783), maaszgebend ist vielmehr die mit tortus, an das sich auch neusprachliche buchungen anlehnen, daneben machen sich nexue und neuerdings ableitungen von Bpira geltend: gewunden, tor-
425*
6779
GEWUNDEN I. (1, b in Wörterbüchern)
Ulis, intortus, pravus, tortus
M A A L E R 181»; gwunden unnd krumm, gar vast geträyet, praetortus 203b; vgl. tortus ... tortilis, krnmh, gewunden C H O L I N U S - F R I S I U S (1641) 862; ghewonden tortilis, intortus, convolutus K I L I A N 147*; tortilis ... tortus gewunden K Ö N I G gazoph. lat. (1668) 1184 (tortuosus, krumm) ; gewunden, nexilis, nexus, tortuosus, tortilis M A T T H I A S (1749) 18a b ; (tortus ...) N E M N I C H dtsch.
GEWUNDEN I. (1, c formen)
6780
c)) ebenso gewinnt das part. in der neueren technik der
feuerwaffen bedeutung: gewundene züge, sind die eingeschnittene reiffen, innwendig in den kugel-büchsen, welche just einmahl herumgehen müssen, wenn sie scharff und accurat sohiessen sollen GROSSKOPFforst-, jagd-undwaidwerkslex. (1758) 140; Verminderung des spielraums vermehrt daher die Sicherheit des treffens, und dies leisten wb. d. naturgesch. 193; gewunden, tors ou tordu . . . v. die zUge . . . die geraden laufen vom bodenlauf bis zur winden D U E Z (1684) 200»; tors, torse R O N D E A U 2, Ou 4 » ; mündung parallel in allen punkten gleich weit von eintordu, tortillé, entortillé S C H W A N 1 (1783) 750b ; gewunden ander entfernt — die krummen winden sich von unten bis oben spiral — oder schraubenförmig — in die höhe — (mech.) en boudin, spiral B E I L technol. wb. 243. ß) auch unter den gebuchten Verbindungen knüpfen nurdie geraden sind fast gar nioht mehr im gebrauoh, weil wenige an die tippe von volvere an: volumen, zugewundener die kugel duroh die gewundenen züge . . . eine drehung brieff C H O L I N U S - F R I S I U S (1541.8°) I123B ; g e w u n d e n e stücke, um sich — um ihre axe erhält, die sie auch ausser volumina G . M A T T H I A S 182 B ; K I R S C H 2, 162B. die meisten demselben beibehält, die Iuft sohraubenmässig durchgehen aus parallelen mit torquere und seinen ableitungen schneidet, und so dem gegendruok derselben mehr widerhervor: gewundene arbeit machen, faire de la torse steht Unterricht über den bau . . . des gewehrs . . . den
desgl. S C H W A N . landtcehrmännern und freywilligen gewidmet (1813) 13; vgl. B B H L E N 8, 440; gewundener oder bandlauf (des gewehrs) 1)) von den beiden alten Ttauptgruppen ist die bearbettung des metalls gegenüber demflechticerknur spärlich bedacht :8 , 440; gewundene flintenläufe KARMARSCH L, 599; ge-
RONDEAU ;
o)) torques gewundner halszring,
CHOLINUS-FRISIUS
(1541. 8 ° )
1067»
torques (bei
miniatus
DASYPODIUS:
torques ... ein halszkette, halszband lat. dtsch. theil Pp 2»);
vielleicht gehört hierher auch $o/*ßot, turbo, runde gewundene schal N I C Ö D . F R I S C H L I N nomenclat. (1586) 67». b)) gewunten kertz, geflochten kertz oder wantelkertz,
torticium vocab. theut. (Nürnberg 1482) M 6» u. a. (s. o.)
wundene züge 689; vgl. gezogen,
c) formen: a) die tenuis des dentale ist in den älteren oberdeutschen glossen auch nach dem nasal gewahrt; einzelne Zeugnisse reichen bis in das 12.jahrh. herab und sind namentlich an formen beobachtet, die im prüfte schon gutturale media
zeigen: gewuntan im vocab. des heil. Gallus, kiwuntan tortus, gezwungen... krumm... (funes) gewunden KÖNIG Junische glossen des 9. jahrh., Beichenauer des 10. jahrh. 1180 (aber: torulus ein gedreht stricklein ebenda); spira, zu Judith; giwuntana St. Galler (10. jahrh.) zu A L D H E L M , wird ein gewundener craysz oder circul genennet... zum Tegernseer zu Vergils georgica; aus dem 11. jahrh.: giexempel die schiff- oder ancker-seit, so rund zusammenwuntane Münchener zu A L D H E L M (gewuntaniu), Wiener gewunden SPERANDER ala mode sprach (i"12.i) (,"12* \ gersten- zu Prudentius; dazu vgl. giwuntan Zunefalter glossen zncker... nennen die Franzosen auch sucre tors... ges. S T E I N M E Y E R - S I E V E R S L, 430. die form gewunden JINRFEI wundenen zucker CHOMEL 4,951; eine gewundene sohnur sich auszer im Heliand, auch in Züricher glossen des iortil SCHWAN; gewundenes kreutz, seilkreuz (schiffs9. jahrh. zu A L D H E L M : giwundana. dazu vgl. giwundanan kreuz) BUCHER reallex, d. kunstgewerbe 140; vgl. SPEin Beiehenauer glossen des 10. jahrh. S T E I N M E Y E R - S I E V E R S
345. L, 430; giwundine Florentiner glossen des LL. jahrh. zu ALD2)) daran lehnen sich Übertragungen auf organische ge-H E L M ; gewundenen N O T K E R und seitdem ohne ausnähme. bilde: ila, der gewundene darm J. F E L B I N G E R nomenclat. ß) zur mittel- und niederdeutschen färbung des stammlat. germ. (1646) J4»; der gewundene darm, krummdarm, voeals vgl. ghewonden K I L I A N ; vgl. auch den, reim gel'iléon S C H W A N ; vgl. auch H Ö F L E R 91; gehörgang, sonst wonden auf gebunden bei Mone schausp. L, 169; vgl. auch auoh die krümme des stein-beines, oder der schneckengewännen für gewunden noch in M U R N E R S Bearbeitung gang, oder der gewundene gang CHOMEL 4, 788; vgl. gedes niederdeutschen ülenspiegels 108 Lappenberg. wundene schneokenhtluser 1069. y) steigerungsformen sind kaum beobachtet, werden auch S)) unter den neueren buchungen tritt durch den bedeutungsgehalt des part. wenig begünstigt; o)) die bearbeitang von stein und holz innerhalb der vgl. jedoch: bedenkt man daneben, dasz z. b. die einfahrt attributiven Verbindungen vor. so wird die in der bau- in den Heverstrom naob Husum volle 6 meilen auf dem UANN
kunst des barockstils emporkommende gewundene säule
gewundensten pfade durch die watten führt K. MÜLLER
in französisch-deutschen Wörterbüchern zuerst beachtet, die der durchstich der holsteinschen landwege (natur 13) 7B auch in deutsehen fachaörterbüchern räum beansprucht:(1864). gewundene säule, colonne torse R O N D E A U S, U U É » (einen 2) aus den belegen für den neueren litterarischen gesäulenschaft gewunden maohen, torser), ähnl. S C H W A N ; brauch werden vor allem die in den buchungen gewonnenen gewundene säule ist eine solche, deren stamm spiralgruppen von attributiven Verbindungen bestätigt und erförmig, bald ausgebogen, bald eingezogen gefertigt wird, gänzt; in neuer entuicklung leben auch ältere typen wieder so dasz das profil ein wellenförmiges ansehen erhält auf. die freie Stellung nach art der apposition ist im (zur entwicklungsgeschichte, die auszerhalb der 'reineren gegensatz zur attributiven Verbindung kaum beobachtet: architektur' gesucht wird, ist der vergleich der säule mit fand es (st. Johannes haupt) in einem leinen blutigen einem baumstamm und der gegensatz des knorrigen baum- thuch gewunden D E M E R I N G E N übers, des Montevilla 103; stamms gegen den glatten angezogen) H E L F F T wb. d. die, wiesenblflmchen gleich,
landbaukunst 147; schraubenartig gewundene Säulen an der fusz des wanderen zertritt und knickt, möbeln K A R M A R S C H - F I S C H B R handbuch d. mech. technol. znm kränz gewunden um der gSttin haupt. GRILLPARZBR (meeres und d. liebe wellen 1) 7*, 7; II (2) 685; s. gewundendreohseln: gewundene oder gewindelte stufen HELFFT 147; gewundene decken und auch die winden, dir gewunden, fussböden ebenda; gewunden, gebräuchlich: l) für Säulen blQhn sie auch nur wenig stunden, wollen freude dir verleih'n. mit spiralgedrehtem Schafte; 2) für treppenatufen, deren HOFFMANN V. FALLERSLEBEN (am Kochelsee 7) 2, 41. auftritt von verschiedener breite ist; 8) für stabwerkveizierung an mittelalterlichen bauten WEINBRENNER in die attributiven Verbindungen tritt das particip vor-
in Luegers lex. d. ges. technik 4, 522; vgl. auch gewundener stab, gewunden mit holzkehle H . A . M Ü L L E R lex. d. bildenden künste 853; desgl. W . S P E M A N N kunstlexOton 845. b)) auch die spräche der heraldik ist hieran betheiligt, indem sie an. die gewundene oder Schraubenlinie (dica linea M A A L E R 181») anknüpft: gewunden, curvata, courbée ist ein gekrümter löwen-schwantz S C H U M A C H E R teutsehe wapenkunst (1694) 76; gewunden ([terme de blason), tortillant, câblé, gewunden kreuz, une croix câblée R O N D E A U 8, Un 4»; eingewunden oder bewunden — croix câblé SCHWAN.
wiegend dllein ein; die bestimmungen, die dem freien gebrauch des verbums erwachsen, werden aber doch mehrfach mitgenommen: selbst die künstlichen um die handgelenke gewundenen armgehänge fehlten nicht E.TH.A. HOFFMANN (Iibenteuer der sylvestemacht) 1, 846 Maassen; da sitzt sie denn nun, die 'lange Latte'... mit ihrem um den kleinen kopfgewundenen zöpflein G U T Z K O W zauberer von Bom
(1. buch 2) 1, LL;
was weisst du von des nackens stolzem bau, der breit sich anschliesst reichgewundnen flechten. GRILLPARZEB (meeres U. d. liebe wellen) 7 ' , 34;
6781
GEWUNDEN L (2, neuerer gebrauch)
ebenso (s. U.) G. KINKEL ged. 187; der grosse schlangenförmig gewundene canal (in Venedig) weicht keiner strasse in der weit, dem räum vor dem Marcusplatze kann wohl nichts a n die seite gesetzt werden GÖTÖE (ital. reise 29.9. 86) 87,103; die schmal gewundene Eorbengasse H. KÖNIG die clubisten in Mainz 1, 272; eine schwerfällige, ganz bunte k u h ; die hatte grosze, wunderschön gewundene hörner G. FRENSSEN Hilligenlei 270. vgl. auch die belege in a, a, 2)), b)). anders die poetische zusammendrängung in die dorngewundene kröne SCHUBART, vgl. oben th. 1 sp. 191. a) in der gruppe der auf menschliche hand- und kunstfertigkeit bezüglichen Verbindungen läszt die litterarische Überlieferung tc) die eigentlichen gebrauchsgegenstände mehr zurücktreten, als dies im wirklichen leben wohl der fall ist. 1)) vor aUem gilt dies für das flechtwerk: nehmt von uns allen hin für eure werthe hand ein zeugnllsz nnsrer gunst dies schlecht gewundne band SIMON DACH 952
Oesterley;
anders (s. o.) GOTTFR. KELLER (grüner Heinrich) 8, 79; hier schleuderte der junge mann in übermüthiger lust stück für stück der kleider von sich, und als er frei war von all' den gewebten, gewundenen fäden, die ihn noch mit der caltur verbunden hatten, sprang er kopfüber . . . in die wellen ROSEGGER Haidepeters Gabriel ( 2 : ein schatten im sonnigen tag) 282; anders (von winden im sinne von wringen ausgehend)-, diese zieht so ein langes gewundenes leintuoh ganz saohte aus dem seifenwasser, fraa Irmel nachzuäffen, und macht ein paar äugen gegen uns MÖRIKE (der schätz) 6, SB Krausz. 2)) dagegen rücken arbeiten aus edelmetaU, horn und holz wieder in den Vordergrund. a)) so die für die altgermanische poesie (s. o.) bezeugte, bei LUTHER in anderer form (sp. 8778) wieder angezogene goldarbeit: naoh gethoner predig gab man uns zesamen; ich gab ir ein ring gewunden für 8 cronen FELIX PLATTER 176 Fechter; vgl. G. FREYTAG 19, 235; beohern, ketten und anderen Sachen, theils rund, ablänglich, schräg, gewunden aufzählung der kostbarkeiten im grünen gewdlbe bei A. WECK churfürsü. Dresden (1680) 38"; anders E. TH. A. HOPPMANN (S. O. sp. 6780); dagegen vgl.: und wie da so ein schmiedeisernes, gewundenes gitter, als gerichtsschranke, gezeichnet wäre GEORG HERMANN Jettchen Gebert8 320; die s t a d t z i n k e n i s t e n . . . arme schlucker mit langgestrecktem und gewundenem messingblech AUERBACH dorfgesch. 4 (Diethelm 23), 125. J)) da, wackerer Hüon, nimm diesz horn ans meinen händen, . . . ertönt mit lieblichem ton von einem sanften hauch sein Schnecken gleich ge-vuedner banch, und dräuten dir mit Schwert und Ianzen zehn tausend mann, sie fangen an zu tanzen. WIELAND (Oberon 2, 49) 22, 82; ganze häufen von edelsteinen lagen aufgethürmt um sie herum, dazwischen alte krönen, seltsam gewund'ne hörner. HEBBEL ^gehörnte Siegfried) Krumm; vgl. dazu: G. FRENSSEN Hilligenlei 270 (s. o.). kennst du das wesen . . . das durch das künstlioh gewundene Sprachrohr melodische töne von sich giebt, indem es aufruhr hinein ruft BONAVENTURA nachtwachen (10) 91 Michel. c)) an der früher weissen hauptwand des Zimmers stand auf gewundenen füssen eine art von schreibpult GAUDY (Luwiga) 5,160; mUssig schau ich zu. der armstuhl hier mit den gewund'nen füssen die alten bilder — alles will mich grossen. GBIBEL junitulieder: daheim; der schwere nussbaumtisch auf seinen gewundenen füssen war mit einem weiszen damasttuche gedeckt GOTTFR. KELLER (grüner Heinrich 4, 6) 3,107. ß) die letzten Verwendungen stehen im Zusammenhang mit dem barockstil und dessen nachwirkungen. l)) auch andern stilformen waren ähnliche Wendungen nicht ganz fremd, vgl. die gewundenen reifen oben bei LUTHER; die erfindung der gewundenen Säulen ist sehr alt, in dem die ersten so viel man weisz von dem tempel Salomonis herkommen sind, davon einige heut zu tage noch in der S. Peters kirche stehen . . . da man gewundene
GEWUNDEN I. (2, a gew. säule, treppe)
6782
säulen unterschiedlicher art sehen kan L . C. STURM Verdeutschung von DAVILERS franz. Übersetzung des Vignda (1699) 118 (wie man die gewundenen Säulen machet)-, wenn wir selbst kolossale plastische figuren an den gewölben schwebend sehen, so werden wir nur selten über ihre haltbarkeit beängstigt sein, wie eher über die gewundenen fialen eines spätgothischen altars C. GURLITT gesch. d. barockstils in Italien 5,1,227; vgl. zur dritten decoration hatte ich solche gewundene und gezierte säulen componirt und transparent mahlen lassen, wie sie in den Raphaelischen cartons, bei der heilung des lahmen, in einer Vorhalle des tempels stehn GÖTHE br. 11, 25. 2)) im besonderen aber ist die gewundene säule doch für das barock kennzeichnend und wurde in engerer anlehnung an Bernini bald gepriesen, bald heftig getadelt: der cavalier Bernini ist hiebei baumeister gewesen, es tragen über diesen altar 4 freistehende gewundene säulen den ausgeschnitzten himmel STURM Verdeutschung von Davilers übers, des Vignola 120. B e r n i n i . . . der in der skulptur die gewaltsamsten und verrenktesten Stellungen aufbrachte, wusste in der baukunst das edele maasz noch weniger zu achten, bekannt sind seine gewundenen säulen, aber dieser geschmack a m geschwungenen und gedrehten, g r i f f . . . in allen theilen der architektur . . . um sich 0 . F . GRUPPE über die neuere deutsche kunst s. Büchners deutsches taschenbuch (auf 1837) s. 79. dazu k a m eine geschichtliche erinnerung, nämlich die, dass die noch heute meist erhaltenen säulen, welche den alten, aus dem 8. jahrh. stammenden holzaltar schmückten, gewundene waren, mithin eine ähnliche gestaltung a m neubau doppelt erwünscht schien, die form der gewundenen säulen war demnach a n sioh keine neuerung. sie war es auch nicht für die renaissance. schon Rafael wendete sie in einer seiner gobelinentwürfe an . . . VIGNOLA gab in seinem lehrbuche die regeln ihrer konstruktion GURLITT 5 , 1 , 349. nun denke man sich solch riesige säulen (beim tabemakel in der Peterskirche) etwa im geschmack der renaissance, das ganze wäre unsagbar plump geworden. Bernini wählte vier gewundene säulen. diese Windungen verschneitem die Iinienbewegung, heben das ganze leichter und geben dem auge die grössere Sicherheit des tragens; wie wir j a auch bei der schraube mehr Sicherheit empfinden wie beim glatten nagel . . . ferner war diese gewundene form bei der antike schon gebräuchlich, selbst der alte hochaltar der Peters-Basilica trug sie schon . . . diese vier gebauchten, geblümten und gewundenen säulen tragen einen geschwungenen bronzebaldachin FRIEDR. POLLAK Lorenzo Bernini (1909) s. 5 7 / . ; ein einfaches einstöckiges bürgerhaus, über dessen niedrigem portal, von zwei gewundenen hölzernen Bänlen und barockem gesims eingerahmt, ein madonnenbild in der nische thronte P. HEYSE (Andrea Delfin) II, 1, 161; dazu vgl. die Übertragung: dem und jenem Schlund aufwirbelten viel tausend wilde flammen . . . durch fernen räum gewundner feüersäulen sah ich bewegt der Völker lange Zeilen, sie drängten sich im weiten kreis heran. GÖTHE (Faust II) 41, 62. y) einen breiten räum, unter den litterarischen belegen nimmt neuerdings die gewundene treppe ein, vgl. dazu: wo aber Wendeltreppen um sehr grosse spindel gehen oder in der mitte einen grossen offenen platz duroh eine gewundene spindel einfassen (L. G. STURM) anweisung von bürgert. Wohnhäusern (1720) B l s ; vgl. und gelangte mittelst einer kleinen gewundenen steintreppe hinab in eine a l t e r graue saoristei KOOELaEüjugenderinnerungen (e, l der dorn) s. 326; schlösser, zu welchen hoch hinauf kühn gewundene steintreppen Ä j o u r gefasst springen LAUBE neue reisenovellen 453; im innern des gebäudes öffnete Wendel eine verborgene thür und führte seine begleiterauf gewundener steintreppe hinab in ein groszes gewölbe G. FREYTAG (soll und haben 3, 3) 4, 433; durch ein steinpförtchen . . . betraten sie den thurm . . . er musste, während sie die gewundene treppe betraten, wie gebannt immer nur auf die kleinen füsse sehen, die hurtig voranstiegen PAUL HEYSE (anfang und ende) II, 3, 236; die breite gewundene treppe mit ihren ausgetretenen stufen GEORG REICHE das grüne huhn 241; ohne den blick zu erheben, lüftete
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GEWUNDER I. (2, b gew. haar, hände)
GEWUNDEN I. (2, b gew. kränz, pflanze)
er die mütze . . . und stieg die schmale gewundene holztreppe in die höhe G. ENGEL Mann Klüth 137; dazu vgl. auch: man führte uns eine grosse steinerne treppe hinauf und dann durch einen langen gewundenen gang über gewölber SCHILLER (geisterseher) 4, 203. 4) einzelne gruppen von Verbindungen, die in der älteren spräche nur durch glossen zu Vergil erschlossen waren, sind in der neueren litteratur reichlich entwickelt. a) voran steht hier die beziehung auf das pflanzenleben. 1)) weniger ergiebig ist die form, die menschliehe handfertigkeit der pflanze giebt: kränze w a r e n i m m e r ein angenehmes symbol der belohnung. hier ist einer . . . aus eichenlaub gewunden, dem realen Verdienste gewidmet GÖTHE br. 23, 256, vgl. oben sp. 6780;
dein von des größten kaysers hand gewundner ehren-crantz. MENANTES ged.
1,49;
trat nun das . . . Mühlenhannchen aus der haustür, in der einen hand einen eiligst gewundenen, noch im herauskommen flink zurecht gezupften' kränz von grUnem buchsbaum H. SOHNREY im grünen klee 12. 2)) dagegen fallen die formen ins geicicht, die die pflanze aus sich heraus organisch entuickelt. a)) gewunden, volubüis, sind pflanzen mit sehr langem, dünnem und biegsamem Stengel oder stamm, wenn sie an anderen pflanzen spiralförmig in die höhe gehen, ohne wurzeln zu schlagen BEHLEN 3, 440 (das geisblatt); unbeschädigt sonst, verhehlt er des hanptes entehrung bald mit weidenem Iaub' und bald mit gewundenem rohr. Voss Ovid {Achtlous 283) 2,126; gewundene riesenblumen, füllhom jegliche. GÖTHE ( P a n d o r a ) 4 0 , 5 0 5 ;
vgl. auch ein weingart ausz lauter goldt. . . mit gewundenen reben, die bletter und trauben ausz lauter golt ADAM R E I S S N E R
Jerusalem
(1565) 2, 70".
b)) diesen erscheinungsformen wendet sieh zu beginn des 19. jahrh. die wissenschaftliche forschung mit besonderem eifer zu, dem auch GÖTHE seine theilnahme schenkt: da das spiralsystem eigentlich das nährende ist, . . . so folgt daraus, dasz übermässige nahrung demselben zugeführt, ihm das übergewicht über das verticale gibt, wodurch das ganze seiner stütze, gleichsam seines knochenbaues beraubt (wird) . . . so z. b. hab' ich die geplatteten, gewundenen eschenzweige . . . niemals an ausgewachsenen hohen bäumen gefunden GÖTHE {über die spiraltendenz der Vegetation) 55, 101; {vgl.: sogar starke bäume werden im alter von solcher richtung ergriffen; hundertjährige castanienbäume findet man an der Belvedere'schen Chaussee stark gewunden 121); herr . . . von Fritsch äusserte . . . als die spiraltendenz zur spräche kam, dasz unter den kiefern fälle vorkämen, wo der stamm von unten bis oben eine gedrehte gewundene Wirkung annehme 125; schon die pflanzen, deren gewundener theil eine der windungsrichtung entgegengesetzte torsion erhält, mussten die Mohlsche ansieht stürzen F. G. KOHL beitr. z. kenntnisz des windens der pflanzen {Marburger hab. sehr. 1884) 83; als 'nicht gedreht' ist demnach nicht ein gewundener stengel zu bezeichnen, bei dem durchgehends die nemliche kante auf der aussenseite der Windungen verläuft 35 (sonst dafür: windende stengel, vgl. s. U u. a.). c)) wo das bedürfnisz einer kennzeiehnung der ort der windung durchgreift, folgen die entsprechenden bestimmungen durchweg den forderungen der verbalform; das partiexp ist hier also nicht im bereich des adjectivs isoliert: wenn die zierathen hingegen frei bleiben sollen, wie u m stecken gewundene blätter L. C. STÜRM Verdeutschung dea Davüer s. 264 («. o.); ich fand die pflanze auf einem sehr sonnigen hügel . . . und hielt sie auf den ersten anblick wegen ihrer gegen die spitze zu gewundenen form . . . für Asclepias nigra L. H. PALM über das winden der pflanzen (1827) 41; so dass man also einen stengel, der in der richtung von west durch süd nach ost gewunden ist, einen links gewundenen stamm {caulis sinistrórsum volubüis) heiest, und den in entgegengesetzter richtung gewundenen, einen rechts gewundenen (caulis dextrorsum volubüis) HUGO MOHL über den bau und das winden von ranken (1827) s. 125; ein dünner spiralförmig gewundener körper PALM 45.
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3)) mitdiesenerscheinungsformenberührensich: muscheln an dem strande . . . gewundene und gerade, flach und tief STIFTER {der waldgänger 1) erzähl. 2, 44; vgl. auch («. o.)
HOFFMANN V. FALLERSLEBEN 2, 41;
vgl.
harn-
canälchen . . . zerfallen in . . . gewundene und gerade harncanälchen, tübüli contorti et recti H. E. ZIEGLER zooleg. wb. (1907) 259«.
(!) auch das menschliche haar bietet verwandte erscheinungen {zur thierischen mährte s. sp. 6777); hier hatte das ältere synonymon reit die einbürgerung unseres partieips lange zurückgehalten: im hiengen sine locke reit gewunden üf sin achselbein. KONR. v. WÜRZBURG troj. krieg 3047 Keller; vgl. andererseits aus dem niederd.: de schal hebben openbare wol ghewundene kruse hare. meister STEPHAN schachbuch 4681 Schlüter; dagegen vgl. nun aus neuerer zeit: man hat niemals einer dorischen säule einen hämisch a n g e l e g t . . . aber die weiblichen Ordnungen hat man längs herunter eingekerbt . . . ihre capitäler mit wirbeln geschmückt, um die gewundenen haare vorstellig zu machen A. G. KÄSTNER {commentar zu einer ode) 2, 9; wenn man die stiele des löwenzahns an einem ende aufschlitzt, die beiden Seiten des hohlen röhrchens sachte von einander trennt, so rollt sich jede in sich nach auszen und hänget in gefolg dessen als eine gewundene locke spiralförmig zugespitzt herab GÖTHE {über die spiraltendenz in der Vegetation) 55, 127; mit lichten blumen war durchwoben der schSn gewundnen flechten pracht. G. KINKEL (Otto der schütz 3) ged. 9 , 1 8 7 ; desgl. (S. O.) GRILLPARZER 7 5 , 84; GUTZKOW zauberer v. Rom 1, ll. y) unter den bewegungserscheinungen am menschlichen körper war 1)) die gebärde des händeringens {vgl. auch theil 4, 2 sp. 885) zunächst mit anderen formen des verbums gekennzeichnet worden: al weinde sie die hende want. WOLFRAM Parztval 318, 6 ; vgl. auch händewinden theil 4, 2 a. a. o. in attributiven Verbindungen hatte aber die mittelhochd. zeit noch an dem part. des präs. festgehalten: si stuonden al gemeine mit windender hant. Gudrun 906, 1, desgl. klage 510; wan mit wintenden handen ir j&mer und ir anden klagtehs alle gemeine. klage 1836, desgl. Gudrun 919, 4. 934, i u. a. ; vgl. GRIMM gramm. 4, 65 zur actionsart dieses part. erst die neuhochdeutsche zeit läszt hier das part. des prät. belegen: det mit zu des reichen schreibstueben nehen darin pei eim Wachslicht der reich mit gwunden henden -sas, gelb und erplichen wie ein leich. HANS SACHS /ab. u. schw. 5, 8. 2)) der turnsprache entstammt eine andere Verbindung: der gewundene jungfernsprung. kehrschwung links auf das kreuz; das r. b. macht die nadel, das 1. b. absitzen zum jungfernsprung F. L. JAHN 2,1, 50. 8)) allgemeiner vgl.: ihre {der schwarzen) glieder erschienen merkwürdig lang, ihre bewegungen waren merkwürdig glatt und gewunden G. FRENSSEN Peter Moors fahrt nach Südwest (8) 87; dazu vgl. aus der thierweit; liegt nicht in diesen gewundenen spiralförmigen drehungen der ausdruck der verstellten freundlichkeit E.TH. A. HOFFMANN {hund Braganza) l, 115 Maassen; mit seinem (des marders) gewundenen krummrückigen gang TSCHUDI thierweit 147. c) ohne Vorbilder in der älteren spräche — auch in den buchungen nicht angemerkt — ist die beziehung auf landschaftsbilder. a) vom himmel stritten die steme, aus ihren reihen stritten sie mit Siszra, die bäche Kison rollten sie weg, die gewundnen ströme, der Kison. HERDER {br. d. Studium d. theologie betr. 1) 10, 8 5 ; linke Neckarsteinach und der gewundene Neckar, gegenüber der Dillsberg J. v. EICHENDORFF 11, 218 Kosch-Sauer; vgl. oben GÖTHE 27, 103; von den bergen am horizont zog
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G E W U N D E N I. (2, c gew. w e g )
ein kleiner bach in gewundenem lauf dem fernen flusse zu G. FREYTAG (verlorene handschr. 1, i, S) 6, 42; und wenn dann die Tauber so eilig in ihrem gewundenen bette hinfliesst P. HEYSE (glück v. Rothenburg) 2,10, LLL; dieweil jener in aussergesetzlicher zeit die auslese des am gewundenen hügelufer des Rheins prangenden rebgartens . . . trank SCHEFFEL (Ekkehard) 1 (1888) 25. ß) o denk an jenen berg, der hoch und schlank . . . der Hohenstaufen alte Stammburg trägt! und weit umher in milder sonne glänz ein grllnend fruchtbar land, gewundne thäler von strömen schimmernd . . . UHLAND Konradin, fragment; ein fremder ging . . . durch ein gewundnes felsenthal, in dem das echo siebenmal die worte wiedergab. PKEFFEL (der reisende) poet. verbuche 10,28; gleichniss vom entsetzlichen waidbrande, wo der stürm im dürren gebirg durch die gewundenen thäler die flammenwirbel herumtreibt, GÖTHE (Ilias 20. ges.) 41,1, 815; Weimar; es war eine colorirte Zeichnung; ein tiefes gewundnes thal, mit weiszen langen gebäuden besetzt IMMERMANN (epig. l, 11) 5,101; das gewundene thal mit d e n . . . frisch beackerten feldern lag im silbernen dämmer P. HEYSE (glück v. Rothenburg) II, 10, 123. y) vor dem gewundenen stufenwege an der mauer des collegiatstiftgartens H. KÖNIG die clubisten in Mainz 1, 64; vgl. 272; auf einem grünen platze hinter dem parke, von dem ein gewundener weg zu der anhöhe führte IMMERMANN (epig. 4, i) 6,25; als ich durch die gewundenen, mit kies reinlich gefesteten wege des parkartigen gottesackers ging . . . (epig. 2, 2) 5, 86; durch gewundene hohlwege herab kommen alle möglichen truppengattungen der Oesterreicher H. LAUBE Paris (15) 200: an dem tage zeichnete der Russi in einen grossen plan gewundener wege einen neuen mit scharfen grenzen ein ERNST ZAHN herrgottsfaden (21. cap.) 232; indem sie den gewundenen hauptweg hinaufschritten G. REICKE das grüne huhn 174; in einen ort hinab, dessen gewundene einseitige strasse mit den wahllos gebauten einfachen häusehen an einer bahnstrecke entlang lief 398; von hier sodann lud ein kurzer gewundener pfad zur sogenannten sohönen grotte ein MÖRIKE (maier Nolten 1. th.) 4, 106 Kraust; deutlich markiert sich überall das gewundene helle band der schön gemauerten strasse O. BIERBAUM mit der kraß, 127; aber er hatte der stunden noch zweimal zwSIfe zu wandeln durch der erde gewundenes ohr, wo ihn Lolegrim heimlich führete, bis er die schatten ersah, die, luftig und schwebend, dämmernde räume bewohnen. MÖRIKE marchen v. sicheren mann. d) die übertragenen Verwendungen zielen wesentlich auf die gewundene rede; nur in einzelnen belegen zeigen sich andere ansätze: wie kamst du (Hegel) zu deiner spielerischen dreieinigkeit, deinem kraus gewundenen Staate, was hat deine kategorie mit allerlei arabesken zu schaffen? LAUBE neue reisenovellen s. 389; vgl. auch: des unverständlich krummgewundnen lebens SCHILLER braut v. Messina, s. ffiett 6, sp. 2462; vgl. gewundene vyrda (verschlungene geschicke) im angels. Sal. 332. für die gewundene rede sind die vergleiehungspunkte, soweit solche überhaupt zu fassen sind, zwiespältig: die anlehnung an bewunden, umwunden (». o.) tritt mehr in jüngeren belegen vor; in anderen macht sich die parallele zu geschraubt, (vgl. oben sp. 3963) geltend, mit dem es sich auch mehrfach verbindet: und was für köpfe setzt der diohter voraus bei dieser zumuthung, da seine geschraubte und gewundene erzählung bei dem zuhörer wahrhaftig kein bild in der seele zurücklassen wird LENZ sehr. 2, 339 Tieck; erst naoh langen . . . Verhandlungen , . . kam ein geschraubtes und gewundenes rundsohreiben zu stände TREITSCHKE dtsch. gesch. 5, 39. a) denn alles bttcken, bejah'ndes nicken, gewundene phrasen. GÖTHE (Faust II) 41, 31 J jeder suchte sich mit einer gewundenen redo aus dem handel zu ziehen P. HEYSE (trag, novellen l: die rächerin) II, 14,119; so brauch' ich gewaltl klang aus seiner gewundenen rede heraus (frauenbilder 1: märtyrerin d.
GEWUNDEN I I - G E W U N D E R
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Phantasie) II, 17, 218; dazu vgl.: Eszlinger von Frankfurt erklärt seine ablehnung immer noch einigermaszen gewunden GOLDFRIEDRICH gesch. d. dtschen. buchhandels2,226. ß) dennoch will ich die heimische art nicht von mir abthun; redlich will ich bleiben in liebe und hasz, die gewundenen gedanken und die kalte list des kaisers Friedrich kann ich nicht loben und ich will keinen theil daran haben G. FREYTAG (ahnen 3, 12) 10, 307; das war nun eine probe des gewundenen denkens, das Hann sich angewöhnt hatte G. ENGEL Hann Klüth 135. y ) zur annäherung an die bedeutung von umwunden vgl.: der lehrer. . . antwortete mit einem vorsichtigen, gewundenen tone v. OMPTEDA Sylvester v. Geyer L5, 108; vgl. auch: dort realistisch-sachlicher ausdruck, hier neben sehr nüchternem gereimsei die gewundene ziersprache der preziösen O. HAUSER einleitung zur übers, von Molieres Don Garcia. 3) die Substantivierung ist wenig beobachtet: schon die nachfolger Corregios geriethen ins kleinlich gebrochene, gewundene, krause, bauschige und geradezu schnörkelhafte O. F. GRUPPE über die neuere deutsche kanst 82. GEWUNDEN II, verstärktes wunden (s. d.) in der bedeutung von verwunden (s. d). 1) die althochdeutsche zeit (s. GRAFF 1, 898) Visit das präfix hier nur am part. des prät. belegen (s. d.); im gegensatz zu ULFILAS und dem angels. vgl.: i|> eis jah {>ana gawondondans uswaurpun ULFILAS Lucas 20, 12; and hi done on heafde gewundodun angels. Marcus 12, 4 (s. BOSWORTH-TOLLER 471 mit weiteren belegen); vgl. dagegen: den dritten, den verwundten si, und würfen in aus cod. Tepl. Lucas 20,12 (desgl. LUTHER); ebenso Marcus 4, 12 (zeworffen den kopff LUTHER). 2) aus der mittelhochdeutschen zeit und dem Übergang zur neuhochdeutschen liegen vereinzelt auch Zeugnisse für andere verbalformen vor: dreimol schosz er starck uff in hin, noch mocht er nicht gewunden in, wiewol er stundt mit blosser brüst. WICKRAM (Ovid metamorph. 12, cap. 3, 197) 8,137 Balte. GEWUNDENDRECHSELN, n., zusammenziehung der Wortverbindung (s. o.): schraubenartig gewundene säulen an möbeln werden durch ein verfahren hergestellt, welches man das gewunden-drechseln nennt KARMARSCHFISCHER handb. d. mech. technol. II (2) 685. GEWUNDENHEIT, f., substantivbildung wie geschraubtheit (s. oben sp. 3963): hier die volle und offene entschiedenheit der ablehnung und dort die zagende . . . diplomatische gewundenheit, die den glauben erwecken muss, als gereute es inzwischen den minister seiner früheren bestimmten Stellungnahme Berliner neueste nachrichten 2. april 1896. GEWUNDER, n. u. masc., verstärktes wunder (s. d), in den einschlägigen belegen aber zumeist auf eine verbalthätigkeit zielend, entgegen dem gemeingebrauch des subst. wunder, der das geschehnisz zusammenfaszt, auf das die verbalthätigkeit reagiert; vgl. auch gewunderig, wo sich die gleichen erscheinungen von breiterer grundlage abheben. 1) in einzelnen belegen liesze sich daher an eine spätere substantivbildung zum verbum wundern denken, so im folgenden, wo überdies das genus unsicher bleibt: vele ghinghen vor de döre stan mit gewunders late spreken: 'wat deid god noch vele tekenl' Braunschweiger schichtspiel 2207 «. dtsch. städUchran. 16,172. 2) anders in dem regen gebrauch der Schweizer mundart, die rieben formen mit dem präfix auch solche ohne dieses in einer und derselben bedeutung verwendet und die in den meisten sicheren fällen überdiesz das masc. aufweist: wunder, m., neugier, wofür auoh das gewunder, die wundergierigkeit STALDER 2, 458; gwönder m., (ohne mehrzahl), die neugierde (gewünder): er werd no för de gwönder oberchob, er wird noch für die neugierde genug bekommen TOBLER 248; der g'wunder, die neugier SEILER Basler mda. 157; 'es nimmt mich wunder, wie die näohste wähl ausfallen wird' . . . eine ausdehnung der bedeutung, die sicher ungerechtfertigt ist H. BLÜMNER zum schweizerischen Schriftdeutsch s. 54. auch aus dem sütttichm Schwaben ist genau das gleiche bezeugt: ge-
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GEWUNDER
GEWUNDERER-GEWUNDERIG
wunder M., neugierde der fürwitz H. FISCHER schwäb. wb. 3, 640; vgl. auch die formen ohne prüfix der wunder (aus Lirer) bei SCHMELLER 2 2 , 956 und für den wunder,
GEWUNDERER, m. s. das folgende GEWUNDERIG, adjectivbildung mit frühen buchungen und reichlichen Zeugnissen schon aus der litteratur des 16. jahrh., greift landschaftlich viel weiter aus als das subst. gewunder und erscheint auch an punkten, die oben nur mit formen ohne präfix belegt waren, solche scheinen für unsere adjectivbildung weniger belegt (nur wundrig,
a u s neugierde MARTIN-LIENHART 2, 839*.
überraschen könnte die bedeutung, die hier nicht das erstaunen über etwas geschehenes, das der gemeingebrauch v. wundern z. 6. voraussetzt, sondern die Spannung zum ausdruck bringt, mit der man dem zukünftigen und dunklen entgegensieht, doch ist diese gleiche nebenbedeutung auch innerhalb des bedeutungsumfangs von lat. mirari und griech. 9avfia£,eiv beobachtet und kehrt in den entsprechenden germanischen bildungen wieder, vgl. got. sildaleikjan, ahd. wuntarön: Pilatus wuntrota, oba her iu entoti, inti gihalotemo waltambahte frageta in an oba her iu entoti Tatian 212, 5 (Pilatus autem mirabatur Marcus 15, 14; Peilatus sildaleikida ei ie jufian gaswalt ULFILAS i&avfiaasv; Pilatus wundert sich, ob er ieczunt wer tot cod. Tepl.). erst LUTHER verwandelte die abhängige frage in einen einfachen objectsatz und hob damit auch den nachklang der alten bedeutung des verbums auf, die auch im folgenden gilt: was sie lila wuntar zin ther ewarto dualeti so harto.
Otfrid 1,4, 71
(mirabantur,
quod tardaret
Lucas
1, 21);
'ich hett mit ttch ze reden ain klain' so m&cht si das wunder fressen, was die alt vergessen, und spricht: 'sag an was dir sig im sinn'.
tevfelmetz 10378 Barack;
dazu vgl. die mhd. Verbindungen mioh hät, mich nimt wunder (s. mhd. wb. 8, 818 B ; LEXER 8, 987), die nicht nur auf vollzogene und bekannte ereignisse, sondern auch auf das zukünftige und unbekannte zielen, das gleiche läszt sich — ebenfalls an formen ohne präfix — auch aus heutigen mundarten weit über den oben gezogenen kreis hinaus nachweisen, aus dem elsässischen vgl.: wundern, das schicksal befragen MARTIN-LIENHART 2, 839 b ; wunderlich in der nebenbedeutung von neugierig ebenda; ich bin im wunder, wies gehn wird 839'; dazu vgl.: mich frisst der wunder VILMAR 4SI; es soll mich mal wundern ob das . . . eintritt aus dem bergischen nach SANDERS, das subst. mit präfix ist vor allem bei 1. GOTTHELF viel belegt und — wol nicht ganz ohne dessen Vorbild — auch in neuerer, rein mundartlicher litteratur. meist erscheint es in Verbindung mit präpositionen (durch, us) oder ähnlichen bindungen (voll gewunders). bald giebt ein indefiniter satz die Zielrichtung der verbalthätigkeit an, bald giebt der absolute gebrauch dem subst. mehr das gepräge einer Charakterisierung: a) es nimmt mi numme ds tüfels wunder, wie es denn einist gah soll, wenn da nicht mehr da bist, . . . das ist ein sprach, mit welchem man schon viele hundert dienste von ihren plätzen weggesprengt hat. es reitet sie der teufel immermehr durch den gewunder, wie es dann gehe, wenn sie nicht mehr da sind J. GOTTHELF Uli der knecht (6. cap.) 64 Vetter; Uli war ganz voll g'wunder, was er im stübli solle, und stellte sich an der thüre auf (11. cap.) 161; (es stach sie auch der gwunder, w a s . . . ) geld und geist 35 (1852); vgl.: wo d' fraa doktor, us gwunder, was er ächt gha heig, seit: 'mei mannli los, wie hesch du . . . ' . J . BKEITENSTBIN 'S Vreneli 78.
b) nun nahm mich gewaltig wunder, was mir noch geblieben sei, aber ich armer teufel konnte den gwunder nicht so schnell stillen, als ich wünschte J . GOTTHELF {leiden u.freuden eines schulmeisters 1,9) 5,94 (1856); Käthi die groszmutter 2,145 (d. gw. liesz ihr keine ruhe); ob sie gekommen aus g'wunder geld und geist 180; die . . . gerne kam, aus g'wunder und der leute wegen (18) 17s; mängis blibt si stoh voll gwunder und gUggelet ine.
J. BREITENSTEIN der herr Ehrli 27;
dazu vgl.: auch bin ich im stände . . . lieber auf der stelle Schweizer bürger zu werden, so sehr gefallen mir die leute, die wissen was sie wollen und ohne geschrei und gewunder einer für alle stehen 0 . RIBBECK br. aus Bern (1857) s. bild seines lebens in briefen 261.
gwünderig STALDER 2, 459; vgl. auch
6788
H. FISCHER a. a.
0.;
sonst dafür wunderlich, s. das folgende). 1) avidus, gwünderig FRISIUS (1556) 142"; gwünderig und begirig etwas zehoren, aures avidae MAALER 201 ä ; neuer dingen gwünderig, der gern etwas neuwes hört, avidus novitatis ebenda; gwonderig, wundergierig TOBLER 248 (vgl. auch der gwonderer, ein neugieriger ebenda); g'wunderig, neugierig SEILER 157; dazu vgl. gewunderig H. FISCHER schwäb. wb. 8, 640 und gewunderig, wundergeren SCHMELLER9 2, 956; gewunderig, neugierig UNGERKHULL 291*; dagegen vgl.: ich bin wunderlich, ob . . . ich möchte gern wissen, o b . . . MARTIN-LIENHART 2, 839. 2) auch in den litterarischen belegen überwiegt durchaus die bedeutung von neugierig, nur bei AUERBACH scheint das adjectiv hier auszuweichen: wenn die ahne in alten Zeiten gelebt hätt', wer weiss, ob sie nicht verbrannt wäre', sie hat oft so gewundrige Sachen an sich (dorfgesch.: Luzifer) 8, 160; vgl. aber 4, 68. indefinite Sätze und entsprechende Zielbestimmungen sind hier entgegen dem subst. selten, vgl. aus jüngerer Schicht: sie sollten . . . von tag zu tag gwunderiger werden nach meinem aufenthalt GOTTHELF leiden u. freuden 1,101. a) in der älteren Schicht überwiegen beim absoluten gebrauch des adjectivs attributive Verbindungen: a) die nachtigall ist ein torrechter und gwündriger vogel HENSLIN Qesners vogelbuch (1557) 18l a ; ein gewünderig thier sol der hirg sein, einfaltig, so leichtlich erstaunet FORER Oesners thierbuch (1583) 81"; dannen h&r si anfencklichs nit vil nachfragens gehebt habend nach unseren landen, zeerfaren ob auch leut darinn siend oder nit. aber Europa hat allzeit ein gewünderig unr&wig volk gehebt, das . . . keinen teil der erden mit waaffen unbesücht gelassen J. STUMPF Schweitzerchronik (1, cap. 9) 811 (1548; in der ausg. v. 1585: gwünderig; in der neubearbeitung durch H. J. R. STUMPF von 1606 durch fürwitzig ersetzt); dazu vgl.: da fiel dieser ein, dass der vater mit Uli allein sein wolle, um mit ihm zu reden, und dass er deswegen alles fortschicke, damit die g'wundrigen jungfrauen nicht ihre spitzigen ohren an orten hätten, wo sie nicht sollten J. GOTTHELF XJli der knecht (2) 16 Vetter: vgl. auch 13, 7. ß) Diogenes sprach: wie kumpt, das jr nit mer den jüngling, sonder ietz dan mich beschouwend. wolt jnen ir gwündrige und ungemeisterte natur anzeigen Diogenes (.Zürich 1551) E 4 k ; dazu vgl.: Anna Mereili machte g'wunderige äugen, es ahnte etwas, das es gerne gehört hätte J. GOTTHELF (geld u. geist) 13,157; (1857) dazu vgl. gewundernase s. u. b) unmittelbare Verbindungen mit verbis gehören der jüngeren Schicht der belege an: a) aber mehr zu sagen schickte es sich nicht, es wurde natürlich darüber g'wanderig und endlich gelang es ihm, von der einen magd . . . zu vernehmen, wie die abrede gewesen J . GOTTHELF Uli der kriecht (14. cap) 202 Vetter; dazu vgl.: 'wie willst es dann machen?' frug die begreiflich gwundrig gewordene frau (der oberamtmann) 7, 252; man hat euch g'wundrig gemacht, und von Engländern und Russen, hohen und gemeinen leuten in allen ländern könnt ihr lesen, wie sie sind, was sie treiben 1, V (bauernspiegel). ß) 'was für e schuel war das' — so fragt si gwünderig weiter J. RREITENSTEIN 'S Vreneli 18; die kinder . . . hören immer davon und sehen das ganze jähr die spritze nicht, und da sind sie gewunderig froh, wenn sie das einmal am hellen tag . . . sehen AUERBACH (Diethelm v. Buchenberg) dorfgesch. 4, 68. c) nur vorübergehend ist hier die Substantivierung beobachtet: disz aber mag ein gwunderiger erfaren, so er dise stück (schaf und wolfshaut) zesamen legt HENSLIN Gesners vogelbuch 2".
6789
GEWUNDERLICH-GEWUNDET
6790
GEWUND
haupt, oder dag eg sein beschaidenhait verleust, wenne eg gewundet wirt oder hart geslagen vorn an dag haupt KONRAD V. MEGENBERG buch d. natur 5, 9. ß) in ermangelung flexivischer anhaltspunkte sind einige andere, namentlich syntaktische zu beachten. 1)) so die Verbindung mit bestimmungen, die dem verbum zukommen, vgl, aus dem älteren niederdeutschen: de mit der suke is ghewunt meister STEPHAN'S schachbueh 4006; vgl. auch: worde dot ghewunt 5186. 2)) hierher gehört auch die Zusammenstellung mit sicheren partidpien: ungemach ist dirre vrowen gesehen, dag ir man verhowen ist unde gewunt unde gewatschart ist; ERMISCH Freiberger stadtrecht 30, 4 s. 191; ouch klagint sie, dag irre fründe knechte . . . gewünt und geslagin wurden in dem rechten friden, do man den dag leistede zu sente Victore klagschrift der alten geschlechter (1332) zu Mainz s. dtsch. städtechroniken 17, 359. besonders bemerkenswerth ist das folgende, wo an stelle des zweiten particips nachher das entsprechende adjectiv (ohne präfix) gesetzt wird, während gewundt in anlehnung an ein drittes partieip bleibt: wo imandes getott, gewundt ader sust daruf (auf der landstrasze) fallen ader . . . ligen bieben, so megen die von Erfurdt dieselben toten, gewundt ader sust an den strassen gefunden ufheben, begraben und die gewundte zum artzte bringen rote buch v. Weimar (v. 1483) 133 Frank. L, 79. y) der gegensatz der Schreibung: gewundt gegen gewunt 2) neuere belege wurzeln in der Schweizer mundart und kann schon nach dem obigen nicht ohne weiteres zur abstehen im engsten Zusammenhang zu der bei gewunder, grenzung von partieip und adjectiv herangezogen werden, gewunderig besprochenen sonderbedeutung. das verbum zumal nicht für mittelhochdeutsche belege, bei denen einerentbehrt eines reflexivpronomens bei medialer färbung: seits der gegensatz voller und zusammengezogener formen gwondera, neugierig sein TOBLER 248; SEILER 157. die stark von metrischen und rhythmischen Verhältnissen belitterarischen belege sind spärlicher, doch vgl. (ohne präfix): dingt ist (vgl. auch: unverwundet stän Nibel. 1977, l ; undann aber steckten die weiber die nasen zusammen und verwundet hä.r pass. 261, 65), während andererseits die zusammengezogenen formen durchweg den dental vereinfacht wunderten . . . die männer . . . fragten: was hat er zeigen, vgl. gewunt Lamprechts Alexander 4757 u. a. wieder gewollt ERNST ZAHN herrgottsfäden215; (mitpräfix:) im hause war noch lange lärm, es schien ihm auch nachts do was her Herman der Rode keine Ordnung da zu sein und alle ?u machen, was de gewont was zo dem dode. GOTFR. HAGEN Kölner reimchron. ihnen beliebe, er war aber zu m&de zu g'wundern t. dtech. städtechron. 12, 51; GOTTHELF (Hans Joggelt) L, 10;
GEWUNDERLICH, verstärktes wunderlich in der oben (aus dem elsäss.) bezeugten nebenbedeutung: g'wunderlig, wunderfiz, neugierige person SEILER Basler mundart 157; •vgl. auch gwönderlisuppe TOBLER 248. GEWUNDERN, verb., verstärktes wundern (s. d.), trotz der dürftigkeit der belege in den verschiedensten richtungen des grundverbums bezeugt, über die es gelegentlich auch hinausgreift. 1) am ausgang der althochdeutschen pericde (vgl. GRAFF 1, 904) 0) bietet NOTKER ein beispiel für den reflexiven gebrauch entsprechend dem gemeingebrauch von wundern, verwundern: ziu dag so fare in gotes riche, der al weig, al gemag . . . das nemag sih nioman follfin gewunderön noch keehlagön (nec ammirari, nec conqueri) NOTKER Boethius s. Hattemer 3, 162*; vgl. die Variante wola gewunderön (der Einsiedler handschr.) zu WILLIRAM 106, 6 (volle wunteran) 47 Semüller; dazu vgl. die unpersönliche Wendung aus dem ende der mittelhochd. zeit: mich wil niemer gewundern, das sant Gregorius sprichet . . . SEUSE (groszes briefbuch 3. br.) 418 Biehlmeyer. b) dem gegenüber knüpft ein vereinzelter faditiver gebrauch bei BERTHOLD V. REGENSBURG unmittelbar an das neutr. wunder im sinne von wunder-that, -werk an: wan aller der wunder groeste, diu got ie gewunderte, das ist dag wunder, swenne got einen sünder bekiret
lueg so gwundere d' lüf und urthlen und briehte si zsämme. J. BREITENSTEIN «' Vreneli 3; wo dä. her das kh&rt, se lost er und gwundert erst recht. der herr Ehrli 164.
die gleiche form auch Alsfelder pass. 5854; dagegen gewunt Theophilus s. 32 Petsch; desgl. s. 67. die prosa der Übergangszeit begnügt sich nur noch selten mit dem einfachen dental, vgl. gewunt SCHILTPERGER 8; Bremers sprachbuch 23, 7 und auffallend im Ulmer DeGEWUNDERNASE, f., aus GOTTHELF in der oben für gewundrige äugen u. a. besprochenen sonderbedeutung cameron, das neben auslautenden Zeugnissen (der ander schwerlich gewunt doch bei leben beleihe l l l KeUer; (sp. 6780) belegt: es wollte der bäurin fast vor den athem gewunt 112) auch im inlaut die tenuis zeigt: dem gekommen, wenn der Johannes die zweite lampe anzündete, wunten, des gewunten 112. hierfür tritt in der Frankdamit ein knecht im kalender lesen könnte, müssen doch furter ausgabt von 1580 die doppelschreibung dt ein, die in an vielen orten knechte ohne licht ins bett, und jetzt gab ihnen Johannes eins nur so für die gwundernase Uli der • RUPRECHT V. FREYSINGS rechtsbuch (gewundtz viech) zuknecht (7. cap.) 92 Vetter; so wird die Zusammensetzung zum erst beobachtet wird und in der späteren prosa (Fierrabras, Liviusübers., bei BRAUNSCHWEIG U. a.) durchaus überrufnamen für personen: vgl.: dass sie nicht zeit hätten, wiegt: der gewundt patron 1,89"; mit dem gewundten, sich lassen z' kinderlehren und jeder gwundernase bericht ebenda, aber auch die volle flexion der participalform zu geben J. GOTTHELF geld u. geists 146; g'wundernase, tritt an die stelle: der ander schwerlich gewundet doch der g'wunderchratte SEILER 167; vgl. wunderfiz. bei leben blieb l, 89°; also bald desz gewundeten freund GEWUNDET, GEWUND, gewundt, gewunt, participiales dasz vernommen 89b. denselben Wechsel zwischen einfachem adjectiv zu wunden, gewunden (s. o.), mit dem sich verdental (aber in der media), doppelschreibung und voller stärkte formen zum alten adjectiv (s. wunt GRAFF 1, 897; flexionsform vgl. auch in: lieff der Westendorffer, ain vgl. haubif> wundan brahtedun ULFILAS Marc. 12, 4; vgl. kauffmann Jergen von Argen an und schlög in wund, ungiwunter GRAFF O. O. O.) kreuzen. also wist Jerg von Argen auff und zuckt und verwundt 1) anhaltspunkte für die abgrenzung geben den Westendorffer in sein glingen arm . . . er starb am a) zu gunsten des particips, dem im mhd. wb. 3, 8241 10 tag . . . und e der Westendorffer starb, erfür sich ain und bei LEXER 3, 987 die belege alle eingeordnet sind, rat, dasz er Jergen von Argen angelauffen het und in a) die vollen flexionsformen in mehreren älteren Zeuggewundt het CL. SENDER S. dtsch. städtechron. 23, NO (bei nissen : WALTHER: schlug in w u n d t . . . wundet den kaufman . . . mit thin ward filu harto selb tber widarwerto het in gewundet). die doppelschreibung dringt nun auch giwuntot joh firdamnot rumo in ewinigan not I OTFRID 5, 2 , 1 6 ; da vor, wo die mittel- und niederdeutsche färbung des stammvocals (vgl. oben zu HAGEN U. Alsfelder pass.) beiebenso (in gleicher Zusammenstellung mit einem zweiten behalten ist. gegen: dat einer haue den andern dotlichen part.prät.) 11,25; dazu vgl.: doh siu mit arbeitim sii gewont Werler urkunde von 1482 bei Seibertz urk.b. v. gawuntöt, injuriis lacessita Monsecr fragmente 30, 6 Hench; Westphalen 8,164. vgl.: ghewondt, ghewondhet, vulnedazu vgl. sautiatur giwuntot Freisinger glossen S.jahrh. ratus, saucius, sauciatus KILIAN I47A. s. STEINMEYER-SIEVERS 2,170 (zu Gregors curapast. 8,15); dag herz' unt sei gewandet wirt so tougen. b) für das adjectiv wund mit verstärkendem präfix minne«. ti. d. Sagen 3, 486b; lieszen sich ältere belege anfuhren, bei deren einem das dar umb sieht man oft, dag ein mensch sein gedaechtversmaasz eher die volle form des particips begünstigt nüss verleust, wenne eg s€r gewunt wirt hinden in dag hätte, vgl.: IV. 1.(4.)
426
6791
GEWÜNSCHT
GEWUNKEN-GEWÜNSCHEN
di dä gewunt wären di fürten si heim in ire lant.
LAMPRECHT Alexander
gegen:
gewunden unde slren.
4767
follan gotes ensti wares inti guates
OTFRID 2, 2, 37; vgl.
Pilatus vorr.;
Langmantel;
und hanget jemmerlichen dort an eim crucz als ein diepp. o we herczeliebes kintl sein hercze ist em zu tode gewont. Altfelder auch
G . HAGEN,
pauionsspiel
5854
drein;
LAMPRECHT.
b) länger hält sich gewandt gegen verwundet. a ) in attributiven Verbindungen: so sol einer sein gewundtzs viech behalten unntz es gesandt wird RUPRECHTS
v. FREYSING
stadtbuch
(cap. 141) 163
84;
vgl.
MARTIN
H. BLÜMNER
z u m Schweiz. Schriftdeutsch
U. L I E N H A R T elsäss. wb. 2, 840;
s.
KEHREIN
Volkssprache in Nassau 163; jewunken, gewinkt; 'wird nischt jewunken'I d. i. das gibts nicht HANS MEYER der richtige Berliner* 53; vgl. auch FRISCHBIER preusz. wb. 8, 471. bemerkenswert, dasz beim letzteren die gleiche Übertragene-redensart erwähnt ist, die auch das elsässische wb. anführt: er hat ihm eins gewunken, vgl. dem han ich gewunken; ich han ihm mit eime bengel ne par gewunken
MARTIN-LIENHART.
die starken formen beschränken sich hauptsächlich auf das part. prät.; doch vgl. auch das vereinzelte'mittelhochd.prät. ind. (einer hanc der ander wanc WIGAMUR 1887) s. LEXER 8,907; vgl. den conj. prät. I wunk, winket bei SCHMELLER; as he mi . . . wunk ostfries. mda. s. FROMMANN 4, 275. anhaltspunkte, um dieses starke prät. weit zurückzuführen, fehlen (doch vgl. das subst. wank); so wird es sich um eine neubildung zum schwachen winken handeln. GEWÜNSCHE,
n.
Verbalsubstantiv
zu
ULRICH V. WINTERSTETTEN 2,10 Minor; vgl. RBINPRIED v . BRAUNSCHWEIG 2344 B. ;
nu enmac ich noch enwil gewunschen dan d a ; ich ein erat« were. spiel von den 10 Jungfrauen v. 379 Becken; ach, dag ich nit gewünschen mag, d a j 05 ward nimmer lichter tag, so läg ich noch in heldes arm verpunden. HXTZLERIN 1, 3, 76
wünschen:
ei
sapperment! ist das nun nioht ein gewänsche und ein wohlgegehen da CHR. REUTER der frau Schlampampe krankh. (1, 7) 103. G E W U N S C H E N , 8. gewünscht. G E W Ü N S C H E N , verb., verstärktes wünschen (s. d.), früh bezeugt und bis in die neuhochdeutsche periode beobachtet; vgl.:
Haitaut;
(solde ich . . . gewunschen) RUD. V. EMS Willehalm 13751 Junk; und wer es das ich Wunsches gewalt hette, ich kfinde sin anders mit begeren noch gewunschen MERSWIN von den 9 felsen 180 C. Schmidt; alle dise ding solt ich geren tün und ich hab füglicher ende das ze verbringen dann ir gewünschen möcht TJlmer Decameron 503 Keller (gewündschen Frankf. ausgabe 2, 108B). 2) dagegen liegt in der richtung auf einen anderen ein keim zu weiterer entuncklung, der namentlich beim particip (s. w.) fruchtbar wird, vgl. anwünschen, verwünschen: ir herren ü j dem forste, ob ich gewunschen torste, so wünscht ich, d a ; ir weret rieh.
Meurer;
fürwar wer der gewant patron nit mit seinem grossen piten gewesen TJlmer Decameron 112 Keller. ß) vor allem aber in substantivierter form; vgl. oben z. Pilatus, zum buch der Maccab.; vgl. ob aber dir zükumpt ein gewundter BRAÜNSCHWEIG chirurgia 85»: die gewandten Livitis 14* (1562); mit dem gewunten ab dem schiffe in ein herber ginge Ulmer Decameron 112 Keller; desz gewendeten (Frankf. 1580) l, 89B; dar zü blieben die gewandten al( zü Mantribel, bisz sie gesandt wurden Merrabras (1538) H l 6 ; so waren die andern das mehrer theil so hart verwandt . . . da das Tarquinius ersähe, nam er den selben tag auch nit weitters gegen inen für . . . die gewandten . . . versehen und die t.odten . . . vergraben würden Livius deutsch (Straszburg 1862) 14*. dasz diese gebrauchsform an sich noch nicht für das adjectiv gegen das particip spricht, zeigt auch: dat men de krancken, de unghesunden, de ghewundeden unde de lamen dar in brengen sal J. VEOHE Jostes 211, 12. G E W U N K E N , mundartliches starkes part. prät. neben dem schriftsprachlichen gewinkt zu winken, die belege, die vor allem den oberdeutschen Süden umfassen, greifen weit ins mitteldeutsche — namentlich auch nach ästen — über und sind durch neuere dialectforschungen sicher zü ergänzen, zum bairischen vgl. SCHMELLER 2*, 960; zum regen gebrauch im Schwäbischen fehlen noch angaben, dagegen
mhd. wb. 3, 822*>; L E X E R I , 978; nachtr. 210.
1) wo der wünsch dem eigenen ergehen gilt, hält sich die Zusammensetzung ganz im rahmen des einfachen verbums: tSren reht ist vil gewunschen, des er niht enhät.
2) aus düm gegensatz von prädicat und attribut lassen eich sehlässe in dieser richtung kaum ziehen. a) die prädicative Verbindung mit verbis gehört mehr der älteren schickt an: arcz wildu erzneien die wunten dem der gewunt ist (o chosta che ferido) Bremers sprachbuch 23, 7; da was ich hart gewunt, wann ich het drei wunden, das sie sich besorgten, ich ward sterben HANS
vgl.
(selb so man giwunsgtil) joh druhtines gimuates.
Kimel.
vil gewunder (verwundeter) vielen besit, Antiochus behielt do sit die stete gemuret darus. buch der Maccabäer 1375 Helm.
SCHILTPERGER 8
6792
SBIFRIBD HELBLINO 6,162
Seemüller;
ich enwart nie rehte selic wan von ir. swes ich ir gewünschen kan, des gan si mir. steleclich e j mir ergie, dO mich diu schoene in ir genäde vie. RBINMAR VON HAGENAU m.t.fr.
182, 31;
Ion und genedigen solt gibt ir der milte loner aller trewen soldner. allerreichster herrel tu ir genedig, wenn ich ir nicht bessers kan gewunschen ackermann aus Böhmen 15, 11 Knieschek. habent wider mich gebrtlevet ein Sicherheit . . . dO st sich des ruomten, st getaeten mir ein Ieit. tille und offenbar habent st den ruom bewecret. ich gewttnsche in nimmer d a ; ir keiner wol gevar. NBIDHART 46,20 GEWÜNSCHT,
GEWUNSCHEN,
participiales
(Keim); adjectiv
mit theils vorübergehenden, theils heute noch lebenskräftigen Verwendungen, die über den bereich des verbums hinausgreifen. 1) dieses bezeugt sich der litterarischen Überlieferung gegenüber zunächst spröde: gotische, altsächs, belege fehlen ganz, angels. fallen spät, und althochdeutsche sind dürftig. a) im besondem gilt das für das particip, dem aber mit. dem Übergang zur mittelhochdeutschen zeit um so reichlichere belege zuwachsen, in denen sich namentlich ursprünglichere Verhältnisse und auffassungen erschlieszen, die der heutige gebrauch verdunkelt hat; vgl. GRAFF 1, 905; mhd. wb. 3, 821*; L E X E R 3, 999.
a) die wiUensrichtung auf ein bestimmtes ziel, die den heutigen gebrauch des verbums beherrscht, kommt zwar in dem ersten zeugnisz für selbständige Verwendung des partieips zum ausdruck: taz ist sälig töd, ter in lustsamSn zlten nechamet unde in IeitsamSn gewunstir netuelet (vocata venit mestis) NOTKER Boethius s. 8, 16» Sattemer; vgl. auch: adeptio gewunischit Münchener handschr. d. 18.jdhrh. zu den glossen Salom. s. STEINMEYER-SIEVERS 4, 166 iygl. dagegen giwnst, gunst in andern handschr, s. 1, 29); sonst nimmt aber gerade das ältere particip hieran weniger theil, es ist im gründe nur in ßnlehnung an die lateinischen formen adoptare, adoptatus, adoptativus also mit aufgezwungener bedeutung bezeugt; vgl. adoptivus zogewnscit, zwgewünscht, zügewnster u. a. glossen zum summarium Heinrici s. STEINMEYER-SIEVERS 3, 66; vgl. auch
D I E F E N B A C H 18*;
vgl.
JACOB
GRIMM
rechtsalter-
thümer L1, 638, der die anscheinend 'steife nachahmung' doch auch im angels. bdegt und an bildungen wie wunsohkind, wunschmutter erinnert; vgl. diu frouwe handelte diu kindelfn sam si ir sune Sölten sin . , . si wunsete ir ze kinden, ir erbes bieg si sich underwinden, als noch der sit ze Chriechen ist. kaiserchronik 1462 E. Sehroeder;
6793
GEWÜNSCHT (1, c formen)
GEWÜNSCHT (1, a gewünschet wib)
vgl. do nam er Maximianum, der ouch Hercelos hies, ze einem gewunsten sun machet in ouch keiser Züricher
chronik 8 Dierauer (quellen Wunschet, adoptivas G R A F F ß) eine andere bedeutung bindungen der mittelhochd.
z. Schweiz. gesch. 18, 8); er-
l, 106.
erschlieszt sich in festen Verdichtung:
vil zarte sfisse ufi iemer wo] gewünschet wib. W E N Z E L e. Heidelberger liederhandechr. 13 Pfaff;
König vgl. dazu:
wan so gar des Wunsches gunst lag an in mit grosser kun.st, doch was ir alles schöne áin wint unj a n Wilhelmes kint . . . als es gewunschet solte sin.
RUD. v. EMS Willehalm 3163 Junk;
ein gewunschet kindelin.
v. HOLLE Crane 3719 («. mhd. vib. a. a. o.); was freu den richer freuden jar hant die do mit gote sint. ei, sie gewünschten gotes kint. HEINR. v. NEUSTADT gottes Zukunft 7693 Singer.
BERTHOLD
seltener sind Verbindungen mit unpersönlichen substantiven, die dagegen bei erwünscht (s. theil 8 sp. 1072) reichlich belegt sind: übt ob mich got noch sehen lat ir gewünschtes antlfitz. Joh. v. WÜRZBURG Wilhelm v. Oesterreich 11913; ein gewunschet leben. KONRAD V. WORZBURG troj. krieg
22940;
vgl. auch: ein vogel der zuht . . . ein gewünschtes; vag der saelde H E R M A N N D A M E N minnes. s, 1 6 9 B v. d. Hagen;
in solchen Verbindungen tritt die beziehung auf den einzelfall, auf einen geäuszerten oder angedeuteten wünsch zurück, dagegen eröffnen sich andere beziehungen und anlehnungen an fremdes und einheimisches: einerseits wird der allgemeinere hinweis auf mögliche fälle, den das part. prät. in engerer anlehnung an lat. gebrauch zum ausdruck bringen kann, von manchen Wendungen auch hier nahe gelegt, in denen gewünscht im sinne von wunschlich (s. L E X E R 3 , 999) auftritt, vgl. auch die entsprechende entwicklung von erwünscht, von hier aus liesze sieh die eigenartige negationspartikel im folgenden als steigerungsmittel auffassen (ungewünscht, unwünschbar, was man sich in dieser Vollendung gar nicht erwünschen kann); ain schone wib dü hatte so gar ungewtlnschten lib das ir ciar wiplich bilde was ein wunder über wilde das nieman möchte schowen ain so schone frowen.
{von der weiter leichtsinn) Laszbergs liedersaal 2, 627;
vgl. dagegen-.
si heten gar gewünschten Iip.
ULRICH V. ESCHENBACH Alexander 2 2 1 3 1 ; vgl. Jelinek a. a. o. anderseits ist aber auch auf das übernatürliche gewicht zu legen, das im subst. wünsch deutlicher zum avisdruck kommt und das in einer andern participialform mit präfix (verwunschen) sicher zu fassen ist. unter diesem gesiehtspunkt fällt auch auf bestimmte Voraussetzungen licht, an die der ältere gebrauch des verbums gebunden ist, auf die ausrufform, wie sie in der parallele mit vocata bei N O T K E R erkenntlich ist, auf das anrufen höherer mächte; vgl.:
sin was man allo worolti
deutlicher
wird diesz im folgenden
zi gote wunsgenti. OTFRID 1 , 1 1 , 3 3 ;
s6 wegoe mannoltch sinen íienden sus wola wunsce in N O T K E R psalm 69, 3 t (s. Sattemer 2, 241 ), ico das anwünschen und die beschwörungsformel durchklingt, und auch der blick in die Zukunft, der dem, gemeingebrauch des verbums innewohnt, erhält in zusammenhängen wie wunschendo dero chumftigön dingo diü er fore sach.
b) auch im Übergang zur neuhochdeutschen periode läszt a) die bibelübersetzung L U T H E R S beide richtungen be-
legen, vgl.: ah mein ausserwelter, ah du son meins leibs, mein gewündBchter son L U T H E R Sprüche Salom. 31, 2; gegen: also meine lieben und gewündschte brüder Philipper 4, l (cod.Tepl. allerliebsten bruder und begerlichsten).
ß) aus den Wörterbüchern ist einiges zu gewinnen: 1)) anfänglich wird dempartieip wenig beachtung geschenkt C H O L I N U S - F R I S I U S (i<) führt es nur unter expectatus (lang
6794
gewartet und gewünscht 342 ) und optatus (gewünscht BIS*) e
an;
dagegen vgl. adoptivus,
erweiter sun 52 a ;
optabilis,
wünschlich, wünschenswerth 616 e ; opportunus .. . komlich, nach wünsch, gschickt, füglich 6l4 a ; dazu stimmen: gewünscht, begärt, optatus, desideratus M A A L E R I80 b ; gewünscht, exoptatus, desideratus H E N I S C H 1610; dazu vgl. gewünscht bei K Ö N I G (gazophyl. lat. 1668) unter optatus
{s. 800), exspectatus (gew. gehofft 425), cupitus (299) und adoptatus 34. 2)) anfangs vereinzelt, häufiger in neusprachlichen buchungenerscheintdiesonderbedeutung,dieobenmit lat, gebrauch zusammengestellt wurde, und mit der sich auch verdunkelte heimische Verwendungen kreuzen, vgl. schon: gewünscht, optato... das gewünscht wird, optabilis D A S Y P O D i u S deutschlat. S 6" ; vgl. gewünscht souhaité désiré, qui vient à souhait, optatus, desideratus, exoptatus, peroptatus—gewünscht, das ihm einerwünschtoderwünschen möchte, souhaitable, desirable, optabilis, exoptabilis D U E Z dict. germ. gall. ( 1 6 6 4 ) 2 0 0 ' ; gewünscht, desiderabile, desiderable, souhaitable, desirable R Ä D L E I N 3 8 5 ' ; gewünscht, souhaité, souhaitable, désirable, agréable, avantageux, favorable S C H W A N 1 (1783) 7 5 0 B ; vgl. auch gewünscht. . . opportunus (neben optatus, exspectatus u. a.)
erwünscht
G. MATTHIAS
(1749) L 8 2 B .
3)) die vereinzelten hinweise auf Verbindungen Vierden doch mehreren richtungen gerecht: optato advenis, du kömpst mir als ein gewündschtpr gast B . F A B E R thes. erud. (1622) 323;
eine gewünschte sach und gelegenheit, une
souhaitée, souhaitable,
occasion a souhait, res optata
chose
DUEZ;
gewünschte tage haben, gewenschte dagen hebben, na zyns harten lust leeven K R A M E R 2, 9I e . erst spät wird
der adoptivsohn angezogen: adoptivus, angewünschtes kind, erkohrnes kind, wahlkind S P E R A N D E R a la mode sprach (1727) 16«.
c) unter den formen ist a) bei wünschen, wie bei winken, die starke flexion des part. prät. aus mundarten bezeugt: gewunschen, gewünscht (Bayern) A . v. K L E I N deutsches provinzialwörterbuch (1792) 1 7 5 ; vgl. S C H M E L L E R 2 S , 9 6 1 ; der kommt grad
wie gewunschen MARTIN « . LIENHART 2, 961; de chunsch wie g'wuntsche S E I L E R Basler mda. 319; gewunschen K E H R E I N volksspr. in Nassau 1, 1 6 3 ; gewunsche für gewünscht A S K E N A S Y Frankfurter mda. 106. auch in die
Schriftsprache
greift die mundartliche form über: dem ohn-
geachtet konnte ich doch nicht ruhen, mit eben derselben, dieses 1745. jähr einen neuen versuch anzustellen, und da erhielte ich endlich, was ich so lange schon gewunschen A . J . B Ö S E L insectenbelustigung (Nürnberg 1746)
1. nachtvögel 8. classe s. 37. angenommen von der Schriftsprache ist diese form nur bei dem isolierten verwunschen s. d. (zu erwünschen s. den ältesten beleg bei S C H M E L L E R a. a. o.). ß) in der stammsilbe 1)) gehen vom Spiranten bemerkenswerthe Schreibungen aus : a)) auf die Vorstufe einer lautverbindung weisen hier die ältesten Schreibungen: gewunsget, gewunscit (s. sp. 6 7 9 2 ) ; doch vgl, ebenda auch schon giwunischit. die Schreibung s für sk, die in formen des prät. — vor allem des part. — auftritt, giebt noch keinen sicheren anhaltspunht für die einheittichkeit des neuen lautes, da sie auch als Verkürzung beim zusammenstosz dreier consonanten (vgl. B R A U N E ahochd. gramm. § 99. anm. 3) sich rechtfertigt; vgl. gew u n s t ê r bei N O T K E R , g i w u n s t S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 4 , 1 6 6 ;
aus späterer zeit kommen schwäbisch-alemannische Zeugnisse in betracht: gewunsten sun Züricher chronik 8; gewinst (optato) Straszburger Terenz (1499) 4 * ; vgl. haben die . . . gewainet . . . und gewinst, dasz das hellisch feur darein schlag S E N D E R S. dtsch. städtechron. 28, 3 4 2 ; ir gewünsten
EBERLIN
V . G Ü N Z B U R O 2, 44.
b)) ein übergangslaut zwischen dem nasal und dem Spiranten wird erst vom 16. jahrh. ab in der Schrift gekennzeichnet und ist in den Wörterbüchern meist gemieden, vgl.
gewünscht
U. a.
bei
CHOLINUS-FRISIUS,
MAALER,
KÖNIG,
gegen: gewündscht B A S I L . F A B E R thesaur. erud. (1662) 325. reichlich dagegen ist die litteratur hieran betheiligt: gewündscht L U T H E R spr. Sal. 3 1 , 1 ; Philippen, l. vgl. auch die predigtnachschr. v. R Ö R E R S. 34, II, 5 4 4 gegen gewünscht in beiden fassungen 104; desgl. gewündscht O P I T Z 2, 7. 12. 50. 53. 59. 60. 8 7 ; 3, 2 6 1 ; 4, 283 u. a. (gegen DUEZ
•426*
6795
G E W Ü N S C H T (1, c
GEWÜNSCHT (2, a d. ist ein gew. handel für mich) 6796
steigerungsformm)
gewünscht 2, 81. 3, 264; L, 92); desgl. FLEMING (». 89. 232. 237. 253. 363. 386. 606); seltener GRYPHIUS S. 862. 371 (gegen gewünscht 20. 380. SM. 109. 465 u. a.) Palm, dagegen durchgängig bei ZESEN, PAUL GERHARDT, REICHEL, BUTSCHKT. 2)) die umlautbezeichung ist noch mittelhochdeutsch vereinzelt; vgl. auch gewunsten Züricher ehr. 8 Dierauer, ein gewünscht mensch KANTZOW 314; vgl, LUTHER 84, II, 104 (gegen 544). y) unier den steigerungsmitteln sind beide formen, die Verbindung mit Partikeln, wie die flexivische Steigerung reichlieh vertreten. 1)) mit dermassen ungedultigen verlangen . . . w e i l w i r eines so gewünschten anschawens musten beraubt sein OPITZ Sidneys Arkadia (2) S92; desgl. (so gewünscht) RACHEL sat. ged. 32; SIMON DACH 563 Österley, ABRAH. A S. CLARA Judas l, 4; C. C. L u c i u s an Geliert s. 224 (s. u.); ach komm, ach komm du sehr gewünschter tag. OPITZ teutsche poem. 145 neudr.; dass er . . . sich selbst mit einer art von bitterm trotz diesz i h m so naheliegende und so sehr gewünschte glück versagte K. PH. MORITZ Anton Reiser 261 Geiger; vgl. (s. « . ) gar gewünscht TAT. ALPINUS 25»; diser fund ging mehr als gewündscht von statten ZESEN adriat. Rosemund 80 neudr.; er schwimmt in einer see mehr denn gewünschter wonne. GRYPHIUS (Stuardus 1,4) trauersp. 30 Palm; vgl. auch 370. 2))
o höchst gewünschtes glück.
(3) 404;
ist nichts gewünschtere jhm gewesen, weder die reuter auszerlesen und die artzneikunst zu ergründen. JOH. SPRENG Aeneis (12 &.) 252 6 ;
wesshalben einem reisenden nichts gewünschteres, als ein gutes wirthshaus, worinn er den hunger und durst stillen . . . kan ABRAHAM A S. CLARA etwas für alle L (1699) 617; gleich als ob . . . die verdrossene ungedult gewünschtem erfolg zu hoffen hette, als die freimütige fürsichtigkeit ERASMUS FRANCISCI der höllische Proteus (1695) 807; vgl. auch (S. « . ) S. DACH 897; FLEMINQ 363; nicht der gewünschteste botb ailvaters. DENIS lieder Sineds 200; desgl. (s. «.)
schausp. engl, comöd. 248; das kreuz schafft mir die gewünschteste ruhe. F. D. SCHUBART (d. bild d. religion) 8, 325;
er (Mephistopheles) reitet kein lebendiges pferd . . . auch hat er e3 nicht vonnöthen; denn schon sein wollen bew e g t ihn in der gewünschtesten schnelle GÖTHE (ZU Eckermann) gespr. 5 , 322 Biedermann; vgl. auch (s. «.) STIFTER 1, 5 Sauer. 2) für den neuhochdeutschen gebrauch kommen im wesentlichen attributive Verbindungen in betracht, von denen einzelne formen der Substantivierung abzweigen, vorübergehend war auch eine adverbiale Verwendung beliebt, die in ihre/n ersten belegen an lat. Vorbild (optato s. o) anknüpft: red gwinst, nach wünsch (optato loquere) Verdeutschung des Terenz (Heautont. 8, 3) 77" (Straszburg 1499); dazu vgl. ebendort die anmerkung: red g w i n s t . . . das ist bisz mir nit mit dinen Worten wider red wag ich geren hör. es mag ouch also ston . . . was du wilt. darnach scheint das partieip in dieser Verbindung dem Sprachgefühl des Deutschen nicht so leicht einzugehen als in der verbreiteten und auch oben gebuchten formiel: gewinst herzü kumpst (optato advenis Andria 3, 3, L—3) 24*; (bei VAL. BOLTZ: du bekompst mir so erwünscht 27"); vgl. auch: da komt mir eben einer gewünscht schausp. engl, comöd. (unzeitiger Vorwitz 4, 4) 299; kennzeichnend ist die auflösung der Verbindung IEI LESSING : gewünscht! da kömt er I (Philotas 7) 23. die einbürgerung des part. neben kommen mag dadurch erleichtert sein, dasz es sich hier ebenso gut als freier Zusatz zum subject auffassen Ulszt, nicht also adverbial genommen werden mttsz. das gleiche gilt für: ich find euoh höchst gewünscht GRYPHIUS (Karolus Stuardus 8) trauersp. 404 Palm; so wird nnfall, angst und leiden sich von deinem hause scheiden, alles wird gewttnschet stehn. SIMON DACH (hochzeüsschertz) 815 Österley;
den heiligen sabbat, welcher gewünscht erschien den arbeitseligen menschen. KOSEGARTBN (Jucunda 2) 2, 68. der heutige gebrauch würde für gewünscht in solchen Verbindungen, je mehr sie sich der apposition zuneigen, erwünscht einsetzen, ebenso wie in der Verbindung mit dem verbum subst.: der gehofften sonnen schein kan zur see nach rauhen wehen leuten so gewünscht nicht sein, als . . . mich deine gegenwart erfreut. SIMON DACH 563 Österley; anders: der tag ist w i e gewünscht GÖTHE br. 5, I i i ; die ausgesprochen adverbiale Verwendung würde jetzt durch nach wünsch oder andere ausdrucksmittel gedeckt; vgl. aber: und sich gewündscht entzieh der rasenden gewalt. GRYPHIUS (Karl. Stuardus 1) trauersp. 371 ; das wetter, so uns sehr erschreckt, hast du gewünscht vertrieben. SIMON DACH 215 Österley; vgl. auch (s. o.) ZESEN adriat. Rosem. 86; was bessere ist zu finden, als dasz zwei hertzen sich gewünscht und inniglich auff glück und fall verbinden? SIMON DACH in B. Albert» arten neudruck s. 289. a) auch innerhalb der attributiven Verbindungen verengt das partieip seinen verwendungskreis mit dem fortschreiten neuerer Sprachentwicklung; mehr und mehr werden die Verbindungen abgestoszen, die in das gebiet des ausgesprochenen adjectivs übergreifen, dafür breiten sich in immer neuer lebenskraft die formen aus, die den Zusammenhang mit dem verbum festhalten, die grenzlinie zeigt sich am besten im verhalten einzelner pronominalbestimmungen, deren rection wechselt, je nachdem sie enger an ein adjectiv oder an eine verbalform angelehnt sind. zum zweiten gehören: und in zwischen des allerhöchsten gewaltigen schütz zu allem fürstl. selbst gewünschten wolergehen, in dero beharrliche fürstl. gnade aber mich in aller demuth empfehlen WILH. MICRANDER an Ludwig v. Anhalt (1648) s. Krause (fruchtbring, gesettsch. ertzschrein) 637; Mohammed . . . wolle diese trückene abwenden mit einem allgewünschten regen ABRAHAM A S. CLARA (auf auf) 3, 260 Strigl; so waren die v o m kurfürsten gewünschten herstellungen an den festungswerken auf dem plane mit rothen linien bald umrissen H. KÖNIG die clubisten in Mainz 1, 868; ioh gebe diese von dem herrn Vorredner gewünschte erklärong BISMARCK (reichstag des nordd. bundes 2. 4. 1868) 4, 11 Kohl; wenn der kaiser damals den von mir zur herstellung der Übereinstimmung mit der reichstagsmajorität gewünschten eintritt Bennigsens g e n e h m i g t . . . hätte ged. u. er. (26. cap.) 2,85; k a m immer erst in die richtige, von seiner umgebung gewünschte Stimmung, wenn man aus dem gefühlvollen offen und ehrlich in die direkten heiterkeiten übergieng FONTANE (quitt) I, 6, 216. zur ersten gruppe gehören: das war nun ein gewünschter handel für mich AEG. ALBERTINUS landstörtzer Gusman (cap. 52) 443; ganz ähnlich (s. u.) 76; dan er hätte schohn einen gewünschten auf-enthalt fohr si angetroffen ZESEN adriat. Rosemund 40 neudr.; ists nicht ein gewünschtes thun für einen hoffmann . . . wann er mit so guten ehren eine barucke, seinen blöden kopff zu beschirmen . . . auffsetzen . . . darff wiedererst. Simpl. 3, 93; ich will wissen: ob die hand meiner schwester ein gewünschtes glück für sie wäre S. v . LA ROCHE frl. v. Sternheim 82 Ridderhoff; sie lesen überall die besten blumen ein, dass mein gewünschtes grab kan desto schöner sein. OPITZ poet. viälder (4) 153; also nahm dieser erste tag des königlichen festes sein gewünschtes ende ZESEN Assenat (1672) 160; dem Brandano schien es nunmehro zeit zu sein, seine l&ngstgewttnsohte räche auszuüben HAPPEL academ. roman (1741) IIS; weniger sicher führen Partikeln und ähnliche Bestimmungen, weil sie nicht alle mit dem adjectiv so unvereinbar sind wie: o nie gewünschte post! o nie verlangtes schreiben 1 davon die nachrioht mir so hertz als seele drückt. GÜNTHER ged.' 666;
6797
GEWÜNSCHT (2, a der gew. port)
GEWÜNSCHT (2, a der gew. held)
gegenüber von: der advocat hatte . . . mit dieser post ungewünschte eröffnungen verbunden IMMERMANN (epigonen 2, 8) 5, 90 (anders: ungewünscht sp. 6793). immerhin tragen solche bestimmungen dazu bei, den Verbalcharakter des particips auch in solchen Verbindungen zu heben und aufzufrischen, in denen gewünscht sonst mehr •und mehr zum adjectiv geworden ist (s. « . ) : die schrillten z u rechter zeit einbringen . . . damit sie nur dieses j e t z o gewüntschte end und auszgang dieser Sachen und rechtfertigung bald erlangen AYRER Processus juris (2, 10) 776 (1660); noch hab' ich den tag erlebet, den so oft gewünschten tag, an dem der, der oben schwebet, der die w e i t umfassen mag, h a t . . . seinen werthen eid bedacht.
GRYPHIUS (.dominus respexit) lyr. ged. 224 Palm; ganz ähnlich
(s. « . ) J. C. GÜNTHER nachl. 160; dieweil uns aber ist erschienen die langgewilnschte gnadenzeit, so lasset uns dem herren dienen in demuth und gerechtigkeit.
RIST (lobges. d. pr. Zacharias) himl. lieder 133 (1652); desgl. (s. u.) FLEMING 606; (lang gew. tag) ZESEN adriat. Rosemund 214; (nacht) HAPPEL academ. rom. 89; (stund) wieder erst. Simpl. 883; (Zusammenkunft) OPITZ Sidneys Arkadia ( 1 ) 8 7 ; ( g e n u s s ) M A T T H L S S O N 5 , 8 9 ; ( s p i e l S.«p.6797) G R Y P H I U S
trauersp. 20; und dann v o m abendessen an, bis zum Schlafengehen, war es der gedanke an die bald bevorstehende sehnlich-gewünschte ruhe, der nun über d a s . . . mühsame der arbeit, wieder seinen tröstlichen Schimmer verbreitete K . PH. MORITZ Anton Reiser 49 Geiger; {desgl. tag) 121; endlich, kam auch der so heftig gewünschte und ersehnte tag heran, w o er . . . die räuber in . . . Mannheim darstellen sah A. STREICHER Schillers flucht 29 neudr. a) die beziehung auf einen ausgesprochenen oder doch leicht zu ergänzenden wünsch beherrscht die attributiven Verbindungen, die bis in die neueste spräche lebendig sind und die sich immer miedet unmittelbar vom verbum her — neu bilden können. 1)) persönliche träger des attributs sind hier naturgemäsz wenig begünstigt, ausnahmen ergeben sich aus besonderen Voraussetzungen wie sie oben besprochen wurden, vgl.: der alt künig in Ungarn, als er sterben solt, berüfft seinen gewünschten und angenomen sun Albanum ALBRECHT V. ETB dtsch. sehr. 1 {ehebüchlein) 92 Herrmann; (s. 0.) anders: bedeut es dem vatter, der kinder begeret, dass sein gewünschter söhn zu rechtem alter solle erzogen werden RYFF traumbuch Artemidori S5B; der lang vorher geweissagte und gewünschte helt aus norden {Gustav Adolph) Frankfurt 1633; w i r singen dir in deinem heer aus aller krallt lob, preis und ehr, dass du, o langgewUndschter gast dich nunmehr eingestellet hast. P A U L GERHARDT wir singen dir, Immanuel
«. Fischer u. Tümpel 3, 326.
die neuere spräche meidet solche Verbindungen im allgemeinen, kehrt aber in besonderen fällen doch wieder zu ihnen zurück: da man bei dem gewünschten lehrervor allen andern dingen ein mathematisches fundament voraussetzt, weil seine Zöglinge zum militär bestimmt sind GÖTHE br. 24, 266; wenn der gewünschte teilnehmer an dieselbe vermittelungsanstalt angeschlossen ist, nennt der rufende t e i l n e h m e r . . . die nummer der verlangten sprechstelle anweisung zur benutzung der fernsprechanschlüsse {Berlin 1912) und so oft. 2)) um so näher liegen concreto, unter denen begreiflicherweise die naturgebilde als gegenständ eines Wunsches hinter den gebrauchserzeugnissen zurücktreten, vgl.: wenn der treffliche freund Banks ihm unverhofft einen lange gewünschten menschenschädel zusendet MATTHISSON (umrisse von Italien) 5, 89; ein freier, achl zuletzt erscheint, der's redlicher, als jener, meint, der reicht' ihr die gewünschte hand und zog ihr an das brautgewand.
PLATEN (heimkehr) 1, 341 Redlich; der gewünschte Schimmel oder Hans und Grete auf der thier- und producten-schau zu Dresden, vgl. das quellenverzeichnisz bei MÜLLER-FRAUREUTH eirä. s. X. gegen:
6798
ein fassnachtspiel von Fritz Dölla mit seiner gewünschten geigen {der geige, die sich F. D. gewünscht hatte) AYRER 2829
Keller; das reutzeug, die gewünschte zierde, wird diesem füllen aufgelegt. GELLERT {das füllen) 1,13;
drang er hinein und raubte ohne widerstand das gewünschte kleinod A. J. F. KÖHLER das leben Fausta (1791) 147; ich würde nicht einen augenblick anstehen, die gewünschte summe von soo römischen thalern . . . zu offerieren GAUDY {tageb. eines schneidergesellen 16. juni) 1, 212; 'das is was für sie, herr Stappenbeck; ein groschen, aber ich nehm' auch zwei' . . . Stappenbeck gab dem krüppel die gewünschte doppelte löhnung TH. FONTANE (vor dem stürm cap. 88) I , l , 881; weil keine der gewünschten gläser sich vorfinden GÖTHE br. 42, 281 u. oft; m a n wird mich i m verlauf dieser reise schiffbrüchig, in groszen filzschuhen, den mantel statt des gewünschten Schlafrocks umschlagend, auf einem sandigen eilande liegen sehen LAUBE neue reisenoveUen l, 93; als der junge vikar ihr die gewünschten kissen in den rücken schob, dankte sie i h m mit ihrem zärtlichsten lächeln VIEBIG schlafende heer 42; die gewünschte figur wird mit spiritus auf das gewebe gezeichnet S. G. v. VOGEL 14; d e r . . tochter Käthe werde ich die gewünschte Photographie gelegentlich zuschicken GOTTFR. KELLER 8, 543 Bächtold; desgl. 3, 89. 3)) einen gegensatz zwischen älterem und neuerem sprachempfinden — gelegentlich auch wohl zwischen individuellem und allgemeinerem gebrauch — erschlieszen räum und zeitbegriff als träger attributiver Verbindungen. a)) eine örtlichkeit läszt sich nur selten als näheres object zum verbum wünschen stellen, eine solche kann man gelegentlich wohl herbeiwünschen, meist aber wünscht man sich selbst in einen räum hinein, attributive Verbindungen des particips mit einem raumbegriff erwachsen also nicht so sehr einer verbalen fügung als der analogie mit andern substantiven, wie vielleicht in: du ostnordost nur schicke dich ihn an gewünschten port zu fuhren... SIMON DACH {absclUedelied) 721 Österley.
doch braucht das partieip hier nicht in der einseitigen richtung auf einen bestimmten ort, dem der abreisende zustrebt, eingeschränkt zu sein, es kann auch einen gröszeren kreis erschlieszen, dessen beliebige punkte wunschgemäsz, günstig sich zeigen sollen {s. «.). dagegen richten sieh die folgenden Wendungen deutlich auf ein bestimmtes erstrebtes ziel: so setzten beide nun nach dem gewünschten port den ritterlichen zug, so gut sie konnten, fort.
WIELAND Oberon 4, 31 (Hcmpel);
zuweilen gelanget einer eher mit stürm, an den gewünschten ohrt, als durch gut wetter BUTSCHKY Pathmos {nr. 840) 456; das bringet ihn m i t treuer hand in sein gewünschtes Vaterland. SIMON DACH 919
Österley;
w i e wohl und sicher ists dem wandrer in der kleinen herberge, dem Seefahrer in dem gewünschten hafen C. PH. MORITZ reisen eines Deutschen in England 8 zur Linde; da stSsset kein nachen v o m sichern Strand, der ihn setze an das gewünschte land. SCHILLER (bürgscha/t) 11, 286.
näher liegen unserem Sprachgefühl dagegen allgemeinere begriffe, in denen die räumliche Vorstellung zurücktritt, vgl.: w i e er nach solcher gestalte das gewünschet ziel erreichet RYFF traumbuch Artemidori 9 B ; dass sie das gewünschte ziel mit ihren eignen füssen oder lauffe . . . erroiohen 55; drumb w i l l sie, dasz auch eben der, welcher lieben will, i m finsteren soll streben, nach dem gewünschten ziel.
OPITZ teutsche poemata 97 neudr.;
insonderheit die proereationskraft bis zu dem gewünschten ziel zu erhöhen HUFELAND kunst das menschl. leben zu verlängern l 2 , 40; in dem er der gäntzlichen hoffnung lebte, es hätte alles sein gewünschte endschafft erreicht theatrum Europäi 6 her. v. J.