Deutsches Freimaurer-Lexikon
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Reinhold Dosch

Deutsches Freimaurer-Lexikon

DIE BAUHÜTTE BONN

CIP - Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Dosch, Reinhold: Deutsches Freimaurer-Lexikon / Reinhold Dosch Bonn: DIE BAUHÜTTE, 1999

ISBN 3-930139-15-4

mit Unterstützung und Förderung durch die Freimaurerische Forschungsgesellschaft e.V. und die Forschungsloge QUATUOR CORONATI, Bayreuth

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Gesamtherstellung: Hohenloher Druck- und Verlagshaus Gerabronn Printed in Germany

© DIE BAUHÜTTE Bonn

Zum Geleit Dieses Lexikon schließt eine seit langem als schmerzlich emp­ fundene Lücke in der freimaurerischen Literatur. Ich bin sicher, dass es für viele Freimaurer aber auch für alle an der Freimaure­ rei Interessierte eine Fundgrube und eine Hilfe in ihrem Bestre­ ben nach mehr Wissen sein wird.

Dem Autor und seinen Mitarbeitern danke ich für die große Mühe und immense Arbeit, die sie im Dienste der freimaureri­ schen Idee und damit für ein weiteres Verständnis des Bundes erbracht haben. Möge diesem Lexikon eine freundliche Aufnahme und eine hohe Auflage beschieden sein, um so die Ziele und Aufgaben so­ wie die Besonderheiten der Freimaurerei einer großen Leser­ schaft nahe zu bringen.

Berlin im November 1999

Alfred F. Koska Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland

Vorwort Da seit 1932 kein Lexikon herausgekommen ist, das über freimaurerische Begriffe informiert, soll hiermit eine Lücke geschlossen werden. Dabei werden dieser Schrift Beschränkungen auferlegt, um sie nicht übermäßig auszuweiten. Und zwar wurden nicht aufgenommen: Biographien (von wenigen Ausnahmen abgesehen), ausführliche geschichtliche Darlegungen, Freimaurer-Organisa­ tionen im Ausland (soweit sie über kurze, wesentliche Hinweise hinausgehen). Ausgangspunkt war das von mir 1992 herausgegebene „Treue Lexikon, Stichwort Freimaurer“, als Sonderdruck 150 der „treue information“. Es hatte 92 Seiten und etwa 150 Stichwörter. Das jetzige Lexikon behandelt etwa 500 Stichwörter und ebenso viele Begriffe, bei denen auf andere Stichwörter verwiesen wird. Darum erscheint es sinnvoll, wenn beim Suchen nach einem bestimmten Begriff erst im alphabeti­ schen Verzeichnis (Anhang) nachgesehen wird, da ein Sachverhalt nur einmal ausführlich darge­ stellt ist.

Manche Stichwörter sind ausführlich dargestellt, andere nur kurz abgehandelt. Dies liegt daran, daß ich mich mit einigen ausführlich beschäftigt habe und aus dem Vollen schöpfen konnte, wäh­ rend ich mich mit anderen wieder weniger abgegeben habe. Ich hielt sie nicht für weniger wichtig. Aber ein menschliches Leben reicht nicht dazu aus, all das zu lesen, was es in der Literatur über fast jedes Stichwort gibt. Deshalb bitte ich ausdrücklich um Nachsicht und um berichtigende und ergänzende Hinweise für eine mögliche Neuauflage.

Obwohl der Autor versucht hat, Wertungen zu vermeiden, wird in manche Texte seine persönli­ che Meinung eingeflossen sein. Selbstverständlich billige ich einem jedem anderen seine eigene Ansicht zu. Dies braucht in einer Gemeinschaft ohne Dogmen und Lehrsätze wohl nicht besonders betont zu werden.

Der Inhalt dieser Schrift spiegelt die Gegenwart der deutschen Freimaurerei wider und versucht den verschiedenen in Deutschland wirkenden Systemen gerecht zu werden. Deshalb sind die unter­ schiedlichen Sprachregelungen der einzelnen Obödienzen gesondert aufgeführt. Von jeder deut­ schen Großloge hat ein ritualkundiger Bruder die Texte auf prinzipielle Übereinstimmung mit den Gegebenheiten seiner Großloge hin durchgesehen. Ich verzichte darauf, alle benutzten Quellen aufzuführen. Von den verwendeten Handbüchern seien hier nur genannt: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei von Lenning (3. Auflage 1901) Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff, Oskar Posner (1932) Treue Lexikon von Reinhold Dosch, unter Mitarbeit von Robert R. Grundmann (1992) Meyers Konversations-Lexikon (1885) dtv-Lexikon (F. A. Brockhaus, Ausgabe 1995) Die Bibel (i.allg. die Übersetzung von Luther)

Ich habe mir vorgestellt, dass dieses Lexikon vor allem der praktischen Arbeit in der Loge dient. So sind beispielsweise die Tätigkeiten der einzelnen Beamten der Loge ausführlich dargestellt. - Der Bruder bekommt konkrete Hinweise, um sich im freimaurerischen Alltag zurechtzufinden. Er erhält einen Überblick über die Organisation, die rituelle Bekleidung, die offiziellen Anreden, die gebräuchlichsten Abkürzungen, spezifische Übersetzungen freimaurerischer Begriffe ins Englische und Französische usw. - Beim Umgang mit Suchenden, Öffentlichkeit und Presse können Stich­ wörter wie Arbeitsfelder einer Lage, Frauen, Geheimbund, Geheimnis, Sekten, Unterscheidung der Freimaurerei von anderen Vereinen, Was ist Freimaurerei? Weltfreimaurerei, Weltbürger Hilfestellung geben. - Manche Stichwörter könnten Anregungen auch für Vorträge sein, da für fast alle Symbole ausführliche Erklärungen angeboten werden. - Aber auch Hinweise auf den teilweise verschütteten Urgrund

werden von manchen Brüdern begrüßt werden: Alchimie, Lambdoma, Tetraktys usw. Dabei werden natürlich aktuelle Begriffe nicht vergessen, wie Friedensbedrohung, Homosexualität, Internet, Vaterland, WeltGroßlogen-Konferen^. Möge diese Schrift vor allem den Freimaurer anregen, sich noch mehr als bisher mit der Freimaurerei und ihrer Umsetzung in die Alltagswelt zu beschäftigen. Dem NichtFreimaurer sollen authentische Einsichten in einen ihm doch weitgehend verschlossenen Bereich geboten werden.

Wesentliche Ermunterung für die Entstehung dieses Lexikons erhielt ich vor zwei Jahren vom damaligen Meister der Deutschen Forschungsloge „Quatuor Coronati“, Br. Klaus W. Müller. Dieser hat durch die Zusage der Abnahme einer Teilauflage für die Mitglieder der Forschungsloge die Finanzierung des Projektes erst ermöglicht. Es haben durch Hinweise, Ratschläge oder Formulierungen (teilweise mit vollständigen Stich­ wortbearbeitungen) oder mit Lektorats- und Korrekturarbeiten zum Gelingen beigetragen:

Rolf Appel, Alexander Behne, Johannes Bischoff, Herbert Bock, Hans-Jürgen Ehling, Horst G. Degner, Lothar S. Diehl, Ernst-Günther Geppert, Robert R. Grundmann, Werner Güttier, Karl Halberstadt, Klaus Hammacher, Egon Hanisch, Michael Harscheidt, Kai Hoffmeister, Matthias Hönisch, Hans-Joachim Jung, Alois Kehl, Jürgen Koska, Alfried Lehner, Ralf Melzer, Jens Oberheide, Hermann Peisert, Günther Plath, Gerd Scherm, Herbert Schneider, Werner Schwanz, Bernd Skupin, Hans Dietrich Stemmer, Klaus Jürgen Stock, Jens Westermann. Diesen allen gilt mein ganz besonderer Dank.

Reinhold Dosch

im Sommer 1999

HINWEIS: In diesem Buch werden für die Kenntlichmachung der Großlogenfolgende Kürzel verwendet:

AFAM 3 WK GLL BFG ACGL VGL

- Großloge der »Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland» = Große National-Mutterloge »7.u den drei Weltkugeln» = »Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland» = »Grand Lodge ofBritish Freemasons in Germany» - »American Canadian Grand Lodge» = »Vereinigte Großlogen von Deutschland»

ABaW Für die Freimaurer ist die Welt ein großer Tempel, der von einem göttlichen Architekten entwor­ fen und gebaut ist. Allmächtiger Baumeister aller Welten (ABaW). Dieses Symbol wurde früher in Deutschland allgemein verwendet, heute nur noch bei 3WK und einigen Logen der AFAM. Großer Baumeister aller Welten (GBaW) bei AFAM. 3fach großer Baumeister der ganzen Welt (3fach gr.B.d.g.W.) bei GLL. Auch: Großer Baumeister der ganzen Welt (Gr. Baumeister d. g. W.). The Great Architect of the Universe bei AGCL und BFG. Der Freimaurer erfaßt unter dem Symbol des ABaW, GBaW, 3f.gr.B.d.g.W. alle möglichen Gottesvorstellungen und überläßt es jedem einzelnen, dieses Sinnbild entsprechend seinem Glauben oder seinen philosophischen Vorstellungen mit Leben zu erfüllen. Die genannten Synonyme sind ein Symbol, das Christen, Juden, Muslime und nicht an eine Religionsgemeinschaft Gebundene gleichermaßen als Namen für Gott, den Weltenbaumeister oder als höchstes Prinzip anerkennen können. (> Religiosität.) Der englische Philosoph John Lacke (1632-1704) stellte eine Religionsphilosophie auf. Für den entstehenden Freimaurerbund waren besonders die aus seiner Ethik abgeleiteten Toleranzsätze wichtig. Darin verlangt er unbeschränkte, gleichmäßige Duldung gegen jede religiöse Ansicht und Gemeinschaft. Solche Gedanken findet man auch in den „Alten Pflichten“, die von seinem Schüler Jean-Theophil Desaguliers als Zug. Großmeister redigiert wurden. Locke kommt zu dem Schluß, daß ein „übergeordneter Souverän“ die Gewissensfreiheit begründet haben muß. Dies entspricht dem ABaW der Freimaurer. Allerdings erschienen 1743 die „Alten Pflichten“ in Deutschland als „Neues Constitutionen-Buch“ mit einem Anhang, der zahlreiche Einschränkungen machte: Seite 12: „Der Orden läßt nur Christen syc Außer der Christlichen Kirche kann und muß kein Freymaurer aujgenommen werden. Daher sind die Juden, Mohammedaner und Heyden als Ungläubige davon ausgeschlossen. “ (Damit war im 18. und 19. Jahrhundert das Christentum der drei Konfessionen gemeint: römisch-katholisch, lutherisch, calvinistisch. Nur diese waren als Staatsreligionen zugelassen. Und erst ab November 1918 wurde diese Bindung in Deutschland offiziell aufgehoben.). Seite 11: „Man hütet sich mit allem Fleiß, einen Atheisten oder Deisten in den Orden aufifunehmen. ... Zum Beispiel, wenn ein Mensch viele Jahre den Gottes-Dienst nach den Gebräuchen der Gemeinde, in welcher ergetauffet worden, öffentlich sp besuchen unterlassen. Diese Arten von Fehlem sind schon hinlänglich, die Ausschließung von dem Orden nach sich sqe zehen, wenn gleich die Person sonsten in der bürgerlichen Gesellschafft wegen anderer Eigenschafften hochgeschätzt würde. “Die Freimaurerei setzt den Glauben an ein höchstes Wesen voraus, tastet aber die persönlichen Vorstellungen ihrer Mitglieder nicht an. Deshalb kann ein Christ, Muslim, Jude, Bahai, Buddhist, ein Gläubiger ohne konfessionelle Bindung oder der Anhänger eines höchsten ethischen Weltprinzips aufgenommen werden. Nur ein überzeugter Atheist kann dem Freimaurerbund nicht beitreten. Aberglaube (Überglaube, falscher Glaube). Der Begriff kam im 15. Jahrhundert auf und bezeichnete die vom offiziell gelehrten christlichen Glauben abweichenden Ansichten. Der Aberglaube stellt z.B. Phä­ nomene heraus, die aus älteren Religionen übriggeblieben sind und als überwunden galten. Aber­ gläubisch ist ein Mensch, der glaubt, durch bloße Kulthandlungen Gott (oder den Teufel) zu be­ stimmten Taten oder Unterlassungen zwingen zu können (Gebetsmühlen, > Opfer, Talismane, Zaubersprüche oder -Zeichen). - Als Aberglauben wird auch eine Annahme bezeichnet, die im Wi­ derstreit zu einer wissenschaftlichen Naturauffassung steht. So gelten Kräfte und Wirkungen, die mit der gewohnten Erfahrung und den Naturgesetzen nicht übereinstimmen, als Aberglauben. Der Begriff des Aberglaubens ist schwankend; und es kommt wesentlich auf den Standpunkt des Betrachters an. Die Freimaurerei wandte sich gegen Auswüchse und Personen, die eine ok­ kultistische Freimaurerei durchsetzen wollten. Der Bund bekämpft den Aberglauben mit aller Entschiedenheit. Andererseits ist die Freimaurerei häufig selbst Objekt zahlreicher abergläubi­ scher Vorstellungen geworden. Da der Bund in früheren Jahrhunderten besonders geheimnisumwittert war, bildete -er im sogenannten Volksglauben ein besonders dankbares Opfer 9

Aberglaube für den Aberglauben. Die Phantasie von einfachen Menschen schafft sich entlastende Wunschbilder, denen sie alle Greuelvorstellungen anzuhängen bestrebt ist. Horror-, Sensations­ und Gespenstergeschichten regen die Einbildungskraft kritikloser Zuhörer oder Leser an. Die über die Freimaurer im Volksglauben verbreiteten Erzählungen ranken sich meist um die gleichen Dinge: Für die Aufnahme in den Freimaurerbund müssen bestimmte Vorbedingungen erfüllt werden: mit Blut unterschreiben, fürchterliche Eide auf den Teufel schwören. Nur reiche Menschen dürfen eintreten. Juden dürfen nicht eintreten, weil der Teufel fürchtet, von ihnen betrogen zu werden. Bei der Aufnahme werden seltsame Handlungen vorgenommen. Der Kandidat erhält zur Täuschung ein Kreuz umgehängt. Nach dem Eid bricht der Meister zwei Arme ab, so daß nur ein Winkel übrigbleibt, weil der Teufel kein Kreuz sehen kann. - Richter schwören, daß sie keinen Freimaurer verurteilen, Polizisten, daß sie keinen Freimaurer anzeigen und verhaften. In den Logenhäusern geschehen furchtbare Dinge. Der Aufzunehmende wird durch unterirdische Gänge geführt und zur Abschreckung in ein Loch gesperrt, worin die Leichen von Verrätern liegen. Ein schwarzer Pudel lebt im Logenhaus, weil der Teufel in dieser Gestalt erscheint und nicht erkannt werden will. Es werden schwarze Messen abgehalten. Jeder Freimaurer muß mit dem Teufel einen Pakt schließen. Wenn der MvSt mit seinem Hammer aus reinem Gold 3mal klopft, erscheint ein kleiner Teufel; klopft er 3 x 3mal, kommt der Oberste von den Teufeln. Freimaurer sterben keines natürlichen Todes. Es wird jährlich bestimmt oder ausgelost, wer sterben und seine Seele dem Teufel überlassen muß. Man kann sich aber loskaufen und Kinder oder Dienstmädchen als Ersatz sterben lassen. - Wenn der MvSt einen sterben lassen muß, geht er in eine dunkle Kammer. An den Wänden sind die Bilder aller Logenmitglieder. Er nimmt einen Dolch und sticht mit verbundenen Augen zu. Wen er getroffen hat, muß sterben. - Zu Johanni stellen die Logenbrüder fest, wer sterben muß. Sie stimmen mit Kugeln aus Elfenbein und Ebenholz ab. Für wen die meisten Ebenholzkugeln geworfen werden, muß sterben. Wer den mit Blut besiegelten Eid der Verschwiegenheit bricht, dem schneiden sie die Zunge/Zungenspitze ab, so daß er nicht mehr richtig sprechen kann. Geld und Gut haben alle Freimaurer, denn der Teufel muß ihnen Geld bringen, wann sie wollen. - Der Obermeister der Loge bekommt einen Ring von seinem Vorgänger. Alles, was er damit berührt, verwandelt sich in reines Gold. - Für jeden neuen Logenbruder bekommt die Loge vom Teufel Geld und kauft sich dann Häuser und Gärten. - In der Johannisnacht benutzt der MvSt eine Wünschelrute aus Gold. Diese fängt an zu glühen, wenn sie einen in der Erde verborgenen Schatz zeigt. Viele andere Geschichten der Schatzgräberei und der Goldmacherei sind bekannt. Christentum und staatliche Ordnung sollen von den Freimaurern zerstört werden; das schwören sie unter gräßlichen Eiden. Daß der Aberglaube auch in der heutigen Zeit gegen die Freimaurerei arbeitet, zeigen folgende Tatsachen: Etwa 1985 wurde die Broschüre „Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Altkreis Luckau, Niederlausitz“ von 1933 nachgedruckt. Im Schulunterricht des SED-Staates wurde nachweislich von den etwa 200 Ge­ schichten ausgerechnet die Schauergeschichte „Die Rosen der Freimaurer in Luckau“ verwendet. (Ein Dienstmädchen kommt in den Logenhausgarten und will sich heimlich ein paar Rosen abpflü­ cken. Da kommt zwischen den Blättern eine Knochenhand mit einem weißen Handschuh hervor ...) Zwei weitere Freimaurer-Geschichten sind dort verzeichnet. Ein namentlich bekannter Bruder hat folgenden Vorfall 1965 aufgezeichnet: In der Gegend von Leer in Ostfriesland kursiert das Ge­ rücht, es würden alljährlich Tabletten an die Mitglieder der Loge verteilt, von denen eine vergiftet sei. Aber niemand wisse, welche. Der angesehene Bruder A. erkrankte, gesundete aber im Herbst des Jahres 1964 wieder. Man hatte vermutet, daß er der Empfänger der vergifteten Tablette gewe­ sen sei. Als Bruder A. nach seiner Genesung einen Autounfall erlitt, entstand das Gerücht, ein Freimaurer aus Emden sei „zum Vollzug“ bestellt worden. Dieser hätte gewartet, bis das Auto des Bruders A. die Kreuzung von Hesel nach Emden Verletzungen in das Krankenhaus in Leer einge­ liefert, wo er auf der Intensivstation nur von seinen nächsten Angehörigen besucht werden durfte. Trotzdem hätte sich, so lautet das Gerücht, ein Mitglied der Loge in Leer (man sprach auch vom Stuhlmeister) Zugang zu dem Verletzten verschafft und ihm eine Tablette gegeben, an der A. ge-

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Abkürzungen gestorben sei. Die Arzte bescheinigten jedoch: Herr A. starb an den Folgen seiner Unfallverletzung. Das gegenteilige Gerücht wollte nicht verstummen. Abkürzungen Im internen freim. Schriftwechsel gebrauchte Abkürzungen: ABaW, A.B.a.W. - Allmächtiger Baumeister aller Welten (3WK). > Abkürzungen: Gottesbegriff A.F. u. A.M. v.D. (GL A.F.u.A.M.v.D.) - Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland; A. A. S. R. - Alter und Angenommener Schottischer Ritus ACGL - American Canadian Grand Lodge A.F.&A.M. in Germany A. L. - Anno Lucis (im Jahr der göttlichen Lichtgebung), besondere freimaurerische > Zeitrechnung: profane Jahreszahl + 4.000 A.L.G.d-G.A.D.L.U. - A la Gloire du Grand Architect de L’Univers (franz.: Zur Ehre des großen Baumeisters der Welt) A. U.T.O.S.A.G. - Ad Universi Terrarum Orbis Summi Architecti Gloriam (lat.: Zum Ruhme des Allmächtigen Baumeisters aller Welten), spez. beim AASR Br., Br.:, Br.'. *), Bro. (BFG, ACGL) = Bruder Brr., BBr. (GLL) *) «Brüder Hinweis: „Brr. “ist bei derGLL nicht mehr ^gelassen *) Die meisten Abkürzungen (und auch ein großer Teil der Nachfolgenden) können auch mit drei Punkten geschlossen werden, um auf denfreim. Gebrauch binquweisen: .: .'. brdl., br. « brüderlich B. d.H.G. - Buch des Heiligen Gesetzes (Bibel, Koran, Thora ...) BD « Bundesdirektorium (3WK) Comp. Companion « Br. im Royal Arch Chapter (RA) Degree - engl.: Grad, z.B.: 1”, 2nd, 3rd (1°, 2°, 3°) d.d.u.h.Z. « durch die uns heilige Zahl - 3WK-Schlußformel im Brief DM - Distriktmeister (AFAM) Dist.GM « Distriktgroßmeister (ACGL) D.o.C., D.C. (BFG, ACGL)- Director of Ceremonies (BFG)- Zeremonienmeister D. O.R. - Deutscher Oberste Rat (AASR) EA, E.A. -engl.: Entered Apprentice (BFG, ACGL) - Lehrling E. g.a. - Es geschehe also! ehrw. - ehrwürdiger ehrwst. - ehrwürdigster Erster Aufseher: 1. A., I. A. - 1. Aufseher FC, F.C. -engl: Fellow Graft (BFG, ACGL) - Geselle FM, (Frm.) - Freimaurer FRM, (Frmei) - Freimaurerei frm., freim. - freimaurerisch FO - Freimaurerorden (GLL) gel. Bruder - geliebter Bruder GHM - Großer Hamburger Meisterzirkel GL - Großloge, Grand Lodge GL BFG - Grand Lodge of British Freemasons in Germany GLL RY - Große Loge Royal York, genannt „Zur Freundschaft“ GLT = Großlogentag (AFAM) GLV - Großlogenversammlung GLL, GLL. F.v. D. - Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland GM - Großmeister, Grand Master GNML (3WK, 3W) - Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“

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Abkürzungen GO -= franz.: Grand Orient; it.: Grande Oriente (andere Bezeichnung f. Großloge) GOTTESBEGRIFF: ABaW, A. B. a.W. - Allmächtiger Baumeister aller Welten (3WK) 3fach Gr. B.d.g.W. - Dreifach Großer Baumeister der ganzen Welt (GLL) G.A.O.T.U. - Great Architect of the Universe (BFG, ACGL). Hierbei ändert sich die Bezeichnung in den Graden jeweils etwas, wobei die Bedeutung erhalten bleibt. GBaW, G.B.a.W. - Großer Baumeister aller Welten (AFAMv.D.)

Gr. - Grad (I., II., HI., 1., 2., 3. Gr.) g. u. v. L. = gerechte und vollkommene Loge HL « Hanseatisches Logenblatt hochw. = hochwürdiger (GLL) i.d.e.O. = in den ewigen Osten i.d.u.h.Z. » in der uns heiligen Zahl (AFAM, GLL) i. O., i. Or. - im Orient - Logensitz IPM - engl.: Immediate Past Master (BFG) - Altstuhlmeister; nur im Jahr unmittelbar nach der Amtsübergabe an den Nachfolger JD, J. D. = Junior Deacon (BFG) « 2. Schaffner JL = Johannisloge JW, J.W. » Junior Warden (BFG, ACGL) - 2. Aufseher Kap. = Kapitel (GLL) KK = Königliche Kunst LGM = Landesgroßmeister (GLL) L — Loge (grafisch ein Bichteck) LL = Logen (grafisch 2 ineinander verschobene Rechtecke) LM - Logenmeister (GLL) MM, M. M. = Master Mason (BFG, ACGL) - Meister Mr. - Maurer mr. - maurerisch Mrei. ■= Maurerei (grafisch Dreieck) Mstr. - Meister MvSt, M.v.St. = Meister vom Stuhl (3WK, AFAM) M. W. = Most Worshipful, Ehrwürdigster (für den GM) NGM = National-Großmeister (3WK) O*M = Ordensmeister (GLL) o.m.B. = ohne maurerische Bekleidung PM = Past Master (BFG, ACGL) - jeder Altstuhlmeister RA = Royal Arch RY = Royal York S&F - Sincerely & fraternally (Schlußformel in engl. Briefen) SD, S. D. = Senior Deacon (BFG) - 1. Ordner Schw., Sr. - Schwester Schwn., Schww., Srr. = Schwestern s.e., s. ehrw. = sehr ehrwürdiger Stwd = Steward (Schaffner) SW, S.W. = Senior Warden (BFG, ACGL) - 1. Aufseher TA I = Tempelarbeit I, Lehrlingsloge TA II = Tempelarbeit II, Gesellenloge TA III = Tempelarbeit HI, Meisterloge ti = > treue Information

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Absalom, Abzeichen TL - Tafelloge trvb. - treuverbunden UGL - United Grand Lodge of England VGLvD - Vereinigte Großlogen von Deutschland Vors. Mstr. - Vorsitzender Meister R.W. - Right Worshipful (BFG, ACGL) - sehr ehrwürdiger V. W. - Very Worshipful (BFG, ACGL) » sehr ehrwürdiger W. Bro. - Worshipful Brother (BFG, ACGL) - ehrw. Br. WM, W. M. - Worshipful Master (BFG, ACGL) - ehrw. MvSt ZK » Zirkelkorrespondenz, Monatsschrift der GLL ZM - Zeremonienmeister zug. GM, LM, MvSt - zugeordneter (abgeordneter) GM, LM, MvSt Zweiter Aufseher: 2. A., II. A. - 2. Aufseher

Absalom (hebr. - Vater des Friedens. Davids dritter Sohn). 1743 gewählter Name der ersten deutschen Loge, die am 6.12.1737 durch Charles Sarry, Buchprüfer bei der königlichen Münze in Berlin, als „Loge d’Hambourg“ mit englischer Lizenz gegründet wurde. Am 15.8.1738 wurde der Kronprinz Fried­ rich von Preußen in Braunschweig (ohne Wissen seines Vaters) durch eine Delegation dieser Loge in den Freimaurerbund aufgenommen. Das einmalige Protokollbuch Nr.l ist mit entsprechenden Eintragungen noch vorhanden. Die Hamburger Brüder halfen auch weiterhin bei der Ausbreitung der Freimaurerei in Berlin: So waren die Brüder Bielfeld und Sarry MvSt der Loge „Aux trois Globes“ in Berlin. (> Drei Weltkugeln)

Abzeichen, Ehrenzeichen, Ehrungen Abzeichen der Logen Fast jede Loge hat ein Logenabzeichen (Bijou, Mehrz.: Bijous), das zur maurerischen > Bekleidung gehört und nur zur rituellen Arbeit und zur Tafelloge getragen wird. (In der GL BFG können die Brr. das Bijou auch bei der „Ladies Night“, dem Schwesternfest tragen.). Es wird dem Bruder bei der Aufnahme übergeben und bleibt Eigentum der Loge. Es wird an der linken Brustseite angeheftet oder mit einem Band um den Hals getragen. Die Gestaltung ist der Bauhütte überlassen. Bei der GLL gilt der Meisterschlüssel, der von den Brüdern des 3. Grades (Meister) getragen wird, als gemeinschaftliches Bijou der GLL. Die einzelnen Johannislogen haben i.d.R. kein eigenes Logenabzeichen. Historisch bedingte Ausnahmen sind zugelassen. Der Meisterschlüssel ist von Knochen und 6 cm lang. Griff und Bart haben die Form von gleichseitigen Dreiecken. Der Schlüssel wird an einem azurblauen Band um den Hals getragen. Dieses Band endet in einer Kreuzschleife, an der der Schlüssel mit einer blauen Seidenschnur befestigt ist. Die > Beamten der Loge tragen während der Arbeit am blauen Band um den Hals ein Beamtenabzeichen, das auf die Funktion hinweist, die sie ausüben. Ehrenmitgliedschaft der Loge für besondere Verdienste. Verliehen durch Beschluß der Mitglieder-Versammlung der L. Ehrenmeister der Loge (Winkel mit Ehrenkranz) für gewesene MvSt und zug. MvSt wegen besonderer Leistungen für die Loge. Andere langjährig tätig gewesene verdiente Beamte können z.B. als Ehren-Aufseher geehrt werden und erhalten das Beamtenabzeichen mit Ehrenkranz. Stlberschurz nach 25- oder 40jähriger Zugehörigkeit zum Bund. Goldener Ehrenschurz nach 50jähriger Zugehörigkeit zum Bund. Abzeichen der VGLvD Die VGLv.D. verleiht folgende Ehrenzeichen auf Lebenszeit: Das Ehrenzeichen der VGLv.D. für hervorragende Verdienste um die deutsche Freimaurerei. Es ist ein goldgefaßtes, blau emailliertes Tatzen-Kreuz: ein Wappenschild zeigt das Symbol der VGLv.D. in Gold. Darunter ein geschlungenes Spruchband: „Vereinigte Großlogen von Deutschland“, mit blauem, kurzen Band, um den Hals zu tragen. Gestiftet am 29.9.1962. Das Ehrenzeichen wird für besonders erfolgreiche

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Abzeichen Amtstätigkeit in den Organen der VGLvD verliehen. Das Große Ehrenzeichen der VGL. Wie vor, jedoch über dem Wappenschild mit Helmzier (neunfach gewundener Wulst), mit einem goldenen Adler, dessen Flügel je sieben Federn haben. Es wird nur für langjährige, ganz außergewöhnliche Verdienste um die deutsche Freimaurerei verliehen, z.B. an vieljährig tätig gewesene GM, Großsekretäre, an ausländische GM mit besonderen Verdiensten um die deutsche Freimaurerei u.ä. Gestiftet am 29.9.1962. (Silberne) Paulskirchenmedaille der VGLv.D. für besondere Verdienste um die Einigkeit und Zusammenarbeit innerhalb der deutschen Freimaurerei. Auf einer runden silbernen Platte ist die Paulskirche dargestellt. Am schwarz-rot-goldenen (früher blauen) Ansteck-Band am Revers zu tragen. Gestiftet 1958. Bluntschli-Medcnlle der VGLv.D. für Verdienste um die Ritualistik in der Freimaurerei. Herausgegeben 1958 zum 50. Todestag von Johann Caspar Bluntschli. Runde 6cm-Silberplatte mit dem Relief von B. Kann nicht getragen werden. Wird nicht mehr verliehen. Silberne Bernhard-Beyer-MedaiHe der VGLv.D. für hervorragende Verdienste um die freimaurerische Forschung und Wissenschaft. 1959 zum 80. Geburtstag von Beyer herausgegeben, dem Nestor der freim. Forschung seit 1926. Runde 6-cm-Silberplatte mit dem Portrait von B. Kann nicht getragen werden. Gestiftet 1959. - Dem Br. Dr. Bernhard Beyer wurde am 31.5.1959 diese Medaille als einzigem in Gold verliehen. Matthias-Claudius-Medaille der VGLv.D. für besondere Verdienste um die deutsche Freimaurerei auf künstlerischem oder literarischem Gebiet. Runde 6-cm-Silberplatte mit dem Portrait von Claudius. Kann nicht getragen werden. Gestiftet 1960. - Am 14.1.1960 wurde dem „Urwalddoktor“ Albert Schweitzer anläßlich seines 85. Geburtstages als einzigen Nichtfreimaurer diese Medaille verliehen. Das Altstuhlmeisterabzeichen wird auf Antrag der jeweiligen Loge an Stuhlmeister verliehen, wenn sie aus dem Amt scheiden (kein Ehrenzeichen) Abzeichen der AFAM v.D. Die GL A.F.u.A.Mv.D. hat 1974 ein Ehrenzeichen gestiftet. Ein gleichseitiges Dreieck, in dessen Mitte Winkelmaß und Zirkel stehen, umgeben von kreisförmig angeordneten Kettengliedern. Die drei Seiten tragen die Inschrift: »Theodor Vogel - 19. Juni 1949 - GL A.F.u.A.M.v.D.» Ausgegeben in drei Stufen: Bronze, Silber, Gold. - 1994 wurde die Ausführung leicht geändert. Aufschrift nunmehr: Großloge - A.F.u.A.M. - v.Deutschland. Bronze. An einem blauseidenen, rotgeränderten Band an der linken Brustseite zu tragen. Silber. Am gleichen Bande um den Hals zu tragen. Gold. Wie vor. Die Ehrenzeichen werden für Leistungen verliehen, »die dem geistigen und sozialen Aufbau in Deutschland» dienen und darüber hinaus Verdienste für die Entwicklung und Förderung der AFAM darstellen. Zeichen der GL AFAM für Alt-Großlogenbeamte. Runde Silberplatte vergoldet. Prägung wie beim heutigen Ehrenzeichen. Am blauen Band zu tragen. Zeichen für Alt­ uhlmeister. Vergoldeter Winkel mit angehängter rechteckiger Platte mit Pythagoras. Am blauen Band am Revers zu tragen. Hat die Funktion eines (Alt-) Beamtenabzeichens (kein Ehreinzeich). Abzeichen der GLLFvD Das Ehrenzeichen der GILL. Siegel der Großloge auf silberner 4-cm-Platte, am blauen, gold-rotgoldgerändertem Band an der linken Brustseite zu tragen. Verleihung für Verdienste in der Johannisloge. Großehrenzeichen der GLL Vergoldeter Zirkel und Winkel als auf der Spitze stehendes Quadrat aneinandergefügt. Darauf aufgelegt goldflammendes Pentagramm, weiß emailliert mit blauem Rand und eingeschriebenem »G», am blauen, goldgeränderten Band, um den Hals zu tragen. Es wird für besondere Verdienste um die GLL verliehen. Seine Träger nehmen in der Johannisloge und in der Andreasloge im Osten Platz. Großehrenzeichen am purpurnen Band". Ausführung wie vor, jedoch an purpurnem, goldgekantetem Band. Es wird Kapitelsenioren auf Lebenszeit verliehen. Kapitelehrenzeichen-. Cremefarbiges Kreuz mit rotem Rand, innen grünes Andreaskreuz, mit violettem Band, um den Hals zu tragen. Wird für Verdienste in einem Ordenskapitel verliehen. Gestiftet 27.1.1983. „Rotes Kreuz“ für Tempelmeister, die zugleich das „Höchste Ordenskapitel“ bilden. Dessen Mitglieder wählen aus ihrer Mitte den Ordens*Meister.- Ursprünglich Orden Carls XIII. von Schweden für ausgezeichnete Mitglieder des Ordens. Das „Rote Kreuz“ als Zeichen für Mitglieder des „Höchsten Ordenskapitels“ ist (noch) kein Gradabzeichen, aber auch kein reines Ehrenzeichen mehr. Da bei der Verleihung auf Lebenszeit alle anderen Abzeichen abgelegt

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Abzeichen werden, steht es auch für eine Ehrung. - Ausgeführt als goldbordiertes Kreuz mit Armen aus rubinrotem Kristall, im runden, weißemaillierten Mittelfeld Dreieck mit eingeschriebenem, goldenem Buchstaben „B“. Kreuz überhöht mit Königskrone. Es wird mit rotem Band um den Hals getragen, und zwar in allen Ordensabteilungen. Gestiftet 1860. Die Ausführung für LGM und den Weisesten O*M weicht geringfügig ab. Abzeichen der 3WK Das Großlogenabzeichen-. In der Mitte ein Gottesauge in einem 8zackigen, strahlenden Stern auf einem Dreieck, das an den Ecken mit Weltkugeln (Globen) versehen ist, alles vergoldet. Dies auf silberner, kreisförmiger, geschuppter Schlange, die sich in den Schwanz beißt (als Uroborus Ewigkeitssymbol), an einem roten, goldgeränderten Halsband getragen. Es kann vergeben werden: a) als Verleihung ehrenhalber bis zum Tod für besondere Verdienste um die Großloge. Der Träger ist nicht stimmberechtigtes Mitglied der Großloge, b) durch Wahl der Loge zum stimmberechtigten Mitglied der GL entsprechend dem Mitgliederschlüssel. Gewählt für die Amtsperiode. Alle MvSt sind automatisch stimmberechtigte Mitglieder für ihre Amtsperiode, c) durch Wahl der GL zum stimmberechtigten Mitglied des Bundesdirektoriums. Gewählt für die Amtsperiode. Zusätzlich ist für diese Brr. noch eine zweite runde, vergoldete Platte mit Zirkel und Maßstab angesteckt. Das Ehrenzeichen der GNME „Zu den drei Weltkugeln Die auf 5 Stück begrenzten Zeichen werden für ganz besondere Verdienste um die GL bis zum Tod verliehen, insbesondere an Funktionsträger. Das 1980 gestiftete Abzeichen ist wie das verkleinerte Großlogenbijou gestaltet, wobei Zirkel und Winkel darum gefügt sind. Es ist an der linken Brustseite am roten, goldgeränderten Band zu tragen. Der Ehrenring der GNME „Zu den drei Weltkugeln“. Die 3 Ringe werden für ganz besondere Verdienste um die GL bis zum Tod verliehen, insbesondere an Brüder, die keine Ämter ausüben. Es sind goldene Siegelringe, auf deren Platte das reliefartige Großlogenabzeichen in Silber aufgesetzt ist. Abzeichen der ACGL Ehrenzeichen der ACGL: Es ist ein metallenes Hexagramm, unterlegt durch eine geprägte kreisförmige Kette. Im Mittelfeld sind Bienenkorb und freimaurerische Werkzeuge erhaben geprägt. An der Spange: „American-Canadian Prov. Grand Lodge A.F.&A.M.“. Am hellblauen Band auf der linken Brustseite zu tragen. Ausgegeben in den Stufen: Bronze / Silber / Gold. Es wird bei großen Verdiensten um die ACGL verliehen. Anerkennungsmedaille für Initiativ-Verleihungen der Großmeister ohne Urkunde, jedoch mit Namensgravur des verleihenden GM auf der Rückseite. Ausgeführt als silberfarbige geprägte Metallplatte. Kettenring, darin Zirkel, Winkel und blaues Vergißmeinnicht. Umschrift: „The Grand Master's Recognition Award“. Getragen am schwarzrot-goldenen Band. Die Medaille wird vom jeweiligen GM bei seinen Besuchen in den Logen verliehen, wenn er einen Bruder besonders ehren will. Abzeichen der BFG Order jbr Services to Masonry - BFG-OSM - (Auszeichnung für Verdienste um die Maurerei) für außergewöhnliche Verdienste um die Freimaurerei. Die runde Metallplatte in Gold trägt das Wappen der GL BFG und wird am schwarz-rot-goldenen Band auf der linken Brustseite getragen. Die Medaille wird vom GM auf Lebenszeit verliehen. Alle aufgeführten, tragbaren Abzeichen werden nur bei Tempelarbeiten getragen, ausgenommen der Ehrenring. Erkennungszeichen im profanen Leben Das gebräuchlichste Abzeichen ist Zirkel und Winkel, die am Revers oder im Knopfloch getragen werden, oft mit einem „G“ in der Mitte. Vielfach werden getragen: Ein > Vergißmeinnicht, ein Akazienblatt, Golfschläger mit zwei Bällen > Tubalkain. Mitglieder der Forschungsloge Quatuor Coronati tragen oft ein T - Tau. Vielfach werden Ringe, Manschettenknöpfe, Schlipshalter usw. mit Freimaureremblemen getragen, wie auch Krawatten und Schleifen mit Zirkel und Winkel oder mit freimaurerischen Motiven im Handel sind. Das Tragen eines solchen Erkennungszeichens ist natürlich keine Garantie für die Zugehörigkeit zum Freimaurerbund.

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ACGL, Achtungszeichen, Acting Grand Master, Adam Kadmon ACGL American Canadian Grand Lodge A.F.& A.M. Amerikanisch-Kanadische Grossloge A.F.& A.M. Sekretariat: Kruppstr. 134, 60388 Frankfurt/M. Telefon 069-410252 Fax 410413 eMail: [email protected] Geschichte: Über die Stufen Provinzialgroßloge (ab 1962) und Grand Land Lodge entwickelte sich die ACGL zur eigenständigen Großloge innerhalb der VGLvD, der sie am 23.10.1970 beitrat. Organisation: An der Spitze steht der gewählte Großmeister, der von einem Stellvertreter und den beiden Großaufsehern, dem Großschatzmeister und dem Großsekretär unterstützt wird. Sie werden jährlich gewählt und bilden gleichzeitig den Vorstand des eingetragenen Vereins „American Canadian Großloge e.V.“. Die z.Zt. 35 Logen sind zehn Distrikten zugeordnet, an deren Spitze jeweils ein Distrikt-Meister steht. Ein Distrikt davon umfaßt die Logen in amerikanischen (militärischen) Einrichtungen in Saudi-Arabien. Zusätzlich zu den auf Zeit gewählten aktiven Großbeamten können Ehren-Großbeamte ernannt werden, um so verdiente Brüder zu ehren. Ausschüsse: Unter dem Vorsitz von Distrikt-Meistern, Altgroßmeistern oder Großbeamten arbeiten ständige Ausschüsse auf verschiedenen Gebieten wie Finanzen, Ritual, Caritas usw. Sie bereiten die Entscheidungen vor, die auf den halbjährlichen Großlogentagen getroffen werden. Außerdem gibt es besondere Ausschüsse, die u.a. Themen wie „Drogen, Alkohol und Erziehung“ oder „Kontakte zu Jugendgruppen“ behandeln und Strategien erarbeiten und der Bruderschaft vorschlagen. - Koordiniert wird diese Ausschußarbeit vom Großmeisterbeirat, der sich aus den Distrikt-Meistern und hochrangigen Großbeamten zusammensetzt.

Achtungszeichen Besonders im Ausland ist es auch im profanen Umfeld üblich oder möglich, ein „Achtungszeichen“ zu machen, also die rechte Hand aufs Herz zu legen, wenn es bei feierlichen Anlässen sinnvoll erscheint: Nationalhymne, Ehrungen, Dank, Trauer, Beerdigung und bei ähnlichen Gelegenheiten. Da es ebenfalls von Profanen (z.B. Politikern) angewandt wird, ist das Ausführen einer solchen Geste keine Garantie, daß es sich um einen Bruder handelt. Die Brüder der GLL stehen während der Tempelarbeit bei „In Ordnung!“ in dieser Achtungsstellung immer dann, wenn nicht ausdrücklich das Lehrlingszeichen verlangt wird. Bei BFG und ACGL machen die Brüder das Achtungszeichen bei Gebeten, beim Auflegen und Aufheben der drei großen Lichter. Durch die Fingerstellung unterscheidet es sich etwas von anderen Zeichen. Bei AFAM und 3WK wird das Achtungszeichen nicht angewandt. Acting Grand Master (oder Pro Grand Master). Dies ist der amtierende Großmeister der UGLoE. 1782 bestimmte der Herzog von Cumberland bei seiner Wahl zum Großmeister, daß immer dann, wenn ein Prinz von königlichem Geblüt das Amt des Großmeisters der Großloge von England übernimmt, er einen Peer des Königreiches zum Acting Grand Master ernennen soll, der ihn mit allen Rechten eines Großmeisters zu vertreten hat, während der wirkliche Großmeister nur repräsentativen Charakter hat.

Adam Kadmon (hebr. = ursprünglicher Mensch). In gnostischen Religionssystemen ist Adam Kadmon der himmlisch-astrale Urmensch, der noch ohne Sünde ist. In der Kabbala ist A.K. die reine Ausstrahlung Gottes, gewissermaßen ein Vorversuch zur Schaffung des Menschen, aber auch das Ideal seiner künftigen Vollendung als Gott-Mensch. Die 10 Sephirot der Kabbala bilden in ihrer Gesamtheit als Emanation Gottes den Adam Kadmon. Der Sephirotbaum hat die „Aste“: Krone, Weisheit, Verständnis (Vernunft), Gnade (Größe), Stärke (Kraft), Schönheit, Festigkeit (Fortdauer), Klarheit (Majestät), Fundament, Reich. Reuchlin sieht ihn im Logos des Johannes-Evangeliums verkörpert. Er ist im Schrifttum der Rosenkreuzer zu finden.

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Adept, Adhuc stat, Adler, Adoptionslogen, A.F.u.A.M.v. D. Adept (Lat. adeptus - der, welcher etwas erhalten/erlangt hat). Als Adept wird in zahlreichen Mysterien, in der Alchimie, in der Esoterik der Eingeweihte bezeichnet. Damit hat er i.a. einen Grad erreicht, der die Laufbahn eines Eingeweihten als Krönung abschließt. In der Freimaurerei werden einige Hochgradstufen so bezeichnet. Dort versucht man, nach höchster Vollendung anhand eines Vorbilds (z.B.: ABaW) zu streben. Bei den Gold- und Rosenkreuzern gibt es die Stufen Adeptus exemptus (VH. Grad), Adept major (VI) und Adept minor (V).

Adhuc stat (lat. - Noch steht sie!). Im Bild ist eine im oberen Drittel abgebrochene Säule dargestellt. Sie steht wohl als Zeichen für den Templerorden, der trotz Zerstörung durch Philipp den Schönen noch weiterbestanden haben soll. In der > Strikten Observanz wurde dieses Bild als Arbeitstafel des 1. Grades verwendet. Auch in den Schottischen Hochgraden trifft man es an. Vielleicht sind auch Bezüge zum „zerbrochenen > Stein“ (3WK) vorhanden, der als Mahnung dient, die Arbeit auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben. Adler wird in der Symbolik freim. Hochgrade zur Bezeichnung verschiedener Rittergrade verwendet. Der doppelköpfige Adler ist das Abzeichen des 33. Grades des > AASR. Er entfaltet die Schwingen; beide Köpfe bedeckt eine gemeinsame Krone; in seinen Fängen hält er horizontal ein Schwert; darunter ein Spruchband: „Deus meumque Jus“ (Gott und Recht sind mit mir). Der Adler ist auch ein Symbol der Royal Arch (> Grade). Adoptionslogen Einzelne Freimaurerlogen in Frankreich gliederten ab 1ZZ5 eine Frauenloge an. Diese wurde Adoptionsloge genannt und hatte ein Ritual mit drei Graden. Im allgemeinen wirkten Brüder der patronisierenden Loge mit, die auch die Verantwortung gegenüber der Großloge hatte. Auch die berühmte Philosophenloge „Les neuf soeurs“, in die Voltaire aufgenommen wurde, hatte eine eigene Adoptionsloge. Adoptionsmaurerei hat sich nicht durchsetzen können, da sich die Frauen in reinen > Frauenlogen oder in > gemischten Logen zusammenschlossen.

A.F.u.A.M.v. D. Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland. Adresse: Emser Str. 11, 10Z19 Berlin. Telefon 030-86422034, Fax 030-86422054. Die AFAM hat (1998) etwa 9.200 Brüder in 266 Logen, davon 23 in den neuen Bundesländern. Sie ist heute die größte deutsche Großloge. Alle Tochterlogen arbeiten nur als Johannislogen in den symbolischen blauen Graden. Mit dem AASR verbindet sie ein Konkordat. Im Jahr 196Z wurde vom Ritualkollegium unter Verwendung der traditionsreichen Rituale der Mitgliedslogen ein neues einheitliches Ritual erarbeitet. Einige Traditionslogen benutzen noch ihr historisches Ritual. Organisatorischer Aufbau: Die Meister vom Stuhl werden je nach Logensatzung mit einer Amtszeit von 1 bis 3 Jahren gewählt und vertreten die Loge bei dem zweijährlichen Großlogentag. Dieser ist Gesetzgebungsorgan und wählt für 4 Jahre den Großmeister und die Großlogenbeamten. Der GM leitet mit 3 zugeordneten GM die GL. Dabei unterstützt ihn der Großlogenrat (dem neben den Großmeistern der Großkanzler, der Großschatzmeister, der Großredner und die Distriktsmeister angehören. Distrikte: BadenWürttemberg; Bayern/Sachsen; Berlin/Brandenburg; Bremen; Hamburg; Hessen/Thüringen; Niedersachsen/Sachsen-Anhalt; Nordrhein-Westfalen; Rheinland-Pfalz/Saar; SchleswigHolstein/Mecklenburg-Vorpommern. Der Großkanzler führt die administrativen Geschäfte der GL, er wird durch einen Großsekretär unterstützt. Zeitschrift der Großloge: > „Humanität - Das deutsche Freimaurer-Magazin“ Kommissionen: Rechtsausschuß, Oberes Ehrengericht, RitualKollegium, Kuratorium für die Vermögensverwaltung Einrichtungen: Stuhlmeisterseminare,

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akademie forum masonicum, Akazia______________________ > akademie forum masonicum e.V. (eigenst. Verein, der GL nahestehend). Geschichte: Vorgeschichte der deutschen Einigungsbestrebungen siehe > VGLvD. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich aus regionalen Zusammenschlüssen ein „Großmeisterverein der deutschen Großlogen“ unter Federführung des Großmeisters der „Landesgroßloge von Bayern“, Dr. Theodor Vogel. Dieser betrieb die Einigungsbestrebungen so intensiv, daß sich am 19.6.1949 in der Paulskirche in Frankfurt/M. 174 Logen zur „Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland“ feierlich zusammenschlossen. Am 12.6.1952 erfolgte die Eingliederung der Logen des „Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne“ (FzaS). Am 17.5.1958 billigte die GLLvD auf Druck der UGL und der skandinavischen Großlogen den Beitritt zu einer Neugründung, nämlich der „Vereinigten Großtogen von Deutschland, Bruderschafi der deutschen Freimaurer“, (> VGLvD). Die „Vereinigte Großloge“ verzichtete auf ihren Titel und nennt sich jetzt „Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“. akademie forum masonicum Die akademie forum masonicum wurde 1979 von deutschen Freimaurern gegründet. Sie hat die Rechtsform eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins. Die Akademie ist keine Freimaurerloge, ihre Mitglieder müssen deshalb auch nicht Freimaurer sein. Die Akademiearbeit ist jedoch der Tra­ dition und den Idealen des Freimaurertums verpflichtet. In diesem Zusammenhang bietet sie ein Forum für den Dialog zwischen Freimaurern und Nichtfreimaurern auf wissenschaftlicher Ebene. Das wichtigste Instrument der Akademiearbeit sind die öffentlichen Akademietage. Sie sind allge­ meinen den Menschen betreffenden Fragen gewidmet. Daneben veranstaltet die Akademie Semi­ nare in Kleingruppen, in denen sich die Teilnehmer mehr spezifischen -vor allem freimaureri­ schen- Gegenständen zuwenden. Das Gesamtprogramm wird jährlich vom Vorstand und einem aus 12 Wissenschaftlern bestehenden Beirat festgelegt. Die Ergebnisse der Akademietagungen werden in einem Jahrbuch veröffentlicht, das beim Verlag DIE BAUHÜTTE bezogen werden kann. > Literatur Anschrift: akademie forum masonicum, Argeianderstraße 36, 53115 Bonn

Akazia (engl. - Acacia, franz. - Cassia. Arabisch bedeutet cassia - Vollendung, Tod) ist ein Strauch oder Baum in subtropischen Ländern mit sehr hartem und widerstandsfähigem Holz, das im Altertum hoch geschätzt wurde. Die Nebenblätter bilden Dornen. (Die hiesige Robinie wird fälschlich Akazie genannt.) In Ägypten wurde das Holz dieses Baumes, der als Symbol der Überwindung des Todes galt, zu Götterstatuen verarbeitet. In hellenistischer Zeit wurde die Akazie als heiliger Baum verehrt. In der Bibel wurden z.B. die Bundeslade und die Schaubrottische aus Akazienholz angefertigt. Die Akazie ist die symbolische Pflanze der Freimaurerei. Ihre immergrünen Zweige sind ein Zeichen für die Unvergänglichkeit. Im profanen Bereich wird ein kleines Abzeichen in Form eines Akazienzweiges von den Brüdern Meistern getragen. Ein grünender Akazienzweig auf einem Erdhügel spielt in der freimaurerischen Zunftlegende eine Rolle und ist auch auf manchen Teppichen abgebildet. Der getötete Hiram lebt in jedem Freimaurer-Meister fort. Durch Wiedererweckung hat er die Unsterblichkeit erreicht. Früher wurden bei freimaurerischen Begräbnissen Akazienzweige in das offene Grab geworfen, um auf den unsterblichen Teil des Bruders hinzuweisen. Ein alter Wiedererweckungsritus der Menschheit ist das Pflanzen eines Baumes auf sein Grab. Er dient als Symbol des neuerstehenden Lebens, denn die Seele des Begrabenen geht in diesen Baum über - und in diejenigen, die den Baum berühren, ihn beschneiden, unter ihm weinen. Der allzeit grüne Baum Akazie wird als „Baum des Lebens“ angesehen und damit als Sinnbild der Unsterblichkeit. Deshalb werden auch Trauerlogen oft mit Akazienzweigen bestückt. Harze des Akazienbaumes wurden als Einbalsamierungsmittel verwendet und hielten die Verwesung, die Folge des Todes fern. Darum ist die Akazie ein Ewigkeitssymbol. ihres dauerhaften Harzes symbolisiert sie die Überwindung des Todes.

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Alchimie, Allegorie Alchimie (Alchemie, Alchymie = die Chemie) Sie stellt die Zusammenfassung verschiedener philosophischer, mystisch-religiöser und technisch­ empirischer Erkenntnisse des östlichen Mittelmeerraumes sowie religiöser Mythen zu einer Wissenschaft dar. In Ägypten wurde die Lehre von der Alchimie auf > Hermes Trismegistos zurückgeführt und darum „hermetische Kunst“ genannt. Im arabischen Raum betrachtete man die Gewinnung von Metallen aus Erzen nicht als eine Abscheidung aus den Erzen, sondern als eine tatsächliche Umwandlung der Erze in Metall. Dies ließ bald den Gedanken aufkommen, daß auch Gold - als das kostbarste Metall - durch Umwandlung eines Stoffes erzeugt werden könne. Diesen in jeder Materie enthaltenen Grundstoff bezeichnete man als „Prima Materia“ und glaubte, durch Beimengung gewisser Substanzen hieraus Gold machen zu können. Man war überzeugt, diese Um­ wandlung (Transmutation) gelänge unter dem Einfluß einer bestimmten festen oder flüssigen Substanz, die man > „Stein der Weisen“ (auch roter Löwe, großes Elixier, Magisterium, rote Tinktur) nannte. Auf das Auffinden des Steins der Weisen bzw. das Goldmachen zielten zahlreiche Versuche, die bis weit über das Mittelalter hinaus reichten. Dabei wurden durchaus konkrete chemische Ergebnisse erzielt: Entdeckung des Phosphors, des Porzellans und des Schwarzpulvers. Zunächst kannte man zwei Prinzipien: Mercurius als Typ der Metalle (meist dargestellt durch Quecksilber) und Sulfur (Schwefel) als dem des Brennbaren. Paracelsus führte als drittes das Salz, das Prinzip der Festigkeit, ein. Später vergeistigte und mystifizierte man die Vorgänge der Alchimie. „Alchimie ist die eigentliche Trägerin des Verwandlungsgeheimnisses der Mysterienbünde“ (August Horneffer). Die „Prima Materia“ ist das rohe Gewissen des Menschen. „Mercurius“ ist das Entwicklungsfähige, das einen Läuterungsprozeß (Schmelzofen) durch­ zumachen hat. Die drei Prinzipien: Mercurius, Sulfur und Salz entsprechen dem Geist, der Seele und dem Leib. Die Verwandlung (Transmutation) wurde symbolisch mit dem Erlösungswerk Christi verglichen. Die Weltschöpfung und die Wiedergeburt der Menschheit wurden als alchimistischer Prozeß aufgefaßt. Die Umwandlung des Menschen mit Hilfe des „Steins der Weisen“ machte ihn fromm, demütig und gütig und verlieh ihm Weisheit. Im ersten Jahrhunden nach Entstehung der Freimaurerei waren alchimistische Einflüsse noch stark wirksam und drangen in verschiedene freimaurerische (Hochgrad-) Systeme ein. In der Handschrift „Betrachtung über die Alten Miten“ von 1831 aus Posen wird der in einem bestimmten Hochgrad Aufzunehmende in das „geheime Zimmer der Alchimie und Magie“ geführt. In einer Skizze sieht man auf einem Tisch verschiedene chemische Gerätschaften stehen. In der Erklärung heißt es, daß sich die Großloge „zu den drei Weltkugeln“ 1778 von diesen Verbindungen losgesagt und das Falsche aus der Maurerei entfernt habe. Der Bruder werde zur Prüfung in das Zimmer geführt und könne aus den Fehlern der Geschichte lernen. Teilweise wurden dem Aufzunehmenden Schalen mit Salz und Schwefel auf den Tisch gestellt. Das Dritte, das Entwicklungsfähige, wurde durch den Suchenden selbst dargestellt. Die Gold- und Rosenkreuzer und Nachfolgeorganisationen haben dagegen mystisch­ alchimistische Gedankengänge beibehalten. „Weder die lebbaftigste Einbildungskraft, noch der schärfste Verstand hätten den Geist und die Kräfte des Menschen nachhaltiger beeinflussen können, als diese Idee (— Alchimie). Ohne sie wäre die heutige Chemie nicht entstanden. “ (Justus Liebig) Allegorie, Metapher, Symbol Die Allegorie ist die Darstellung eines abstrakten Begriffs durch ein konkretes Bild oder mit Hilfe einer Personifikation. Das konkrete, darstellende Bild enthält mehr als im abstrakten Begriff enthalten ist. Es müssen solche Bilder, Zeichen und Attribute in der Allegorie verwendet werden, die allgemein bekannt sind oder konventionelle Bedeutung erlangt haben. Sie werden dadurch eindeutig dargestellt. Beispiel: Augenbinde, Schwert und Waage bei der Allegorie der Gerechtigkeit (Justitia). Oder: Taube mit Ölzweig für Frieden. Die allegorische Darstellungsweise war im Mittelalter besonders beliebt. Damals gehörte es zur Allgemeinbildung, die allegorischen Darstellungszeichen zu kennen. Heute kennt man von den vielen Zeichen nur noch wenige, so daß die Allegorien älterer Bilder oft unverständlich bleiben. Auch in der Freimaurerei ist die Allegorie

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Allsehendes Auge, Alpina zu finden. Bekannt ist die englische Erklärung: „Die Freimaurerei ist ein eigentümliches Moralsystem, verschleiert durch Allegorien und veranschaulicht durch Symbole.“ In älteren Logenabzeichen wurden auch allegorische Figuren verwendet. So trägt das Bijou der JL „Zur Verschwiegenheit“ das Bild einer Frau mit dem erhobenen Zeigefinger vor dem Mund. Heute schon weniger verständlich ist eine ruhig sitzende Frau mit dem Palmenzweig in der Hand als Allegorie der Treue im Bijou der JL „Zur Treue“. Die Metapher fordert einen Vergleich, bei dem ein konkreter oder abstrakter Begriff durch ein anderes konkretes Bild ersetzt wird, das poetischer, glänzender, anmutiger, kräftiger ist. Beispiele: das Band der Freundschaft, der Lichtstrahl der Freude, das Gold der Sonne, ein Wald von Masten, die Rosen der Wangen. Das > Symbol verbirgt einen vielschichtigen, mehrdeutigen, abstrakten Begriff hinter einem konkreten Bild. Es kann aber niemals eindeutig „erklärt“ werden. Es bleiben immer mehrere Möglichkeiten offen. Beispiel: Der Kubus ist als Symbol in der Freimaurerei die Zielvorstellung des Bruders geworden, der in seiner Persönlichkeit sich der Vollkommenheit nähern möchte. - Der Kubus als menschliche Seele interpretiert, deutet er auf ein unvergängliche Sein hin. Allsehendes Auge (Gottesauge) Ein Auge (ohne Lid) in einem gleichseitigen (manchmal auch flachen, gleichschenkligen) Dreieck mit der Spitze nach oben, fast immer mit einem Strahlenkranz umgeben, wird als Symbol Gottes oder des A.B.a.W. angesehen. Es wird auch Auge der Vorsehung genannt. Dieses Sinnbild kommt in fast allen Logen vor: als Transparent über dem MvSt, als Behang des Altars, auf dem Teppich (bei 3WK als zentraler Punkt im Schnittpunkt der Diagonalen und der Mittellinien), im Großlogen-Zeichen der 3WK. Das Symbol soll den Menschen an die alle Geheimnisse durchdringende ewige Wachsamkeit Gottes und seine Allgegenwart mahnen. In Ägypten stellte man damit den Osiris dar. In den christlichen Kirchen findet man es vielfach am oder über dem Altar angebracht. > Dreieck

Alpina Die „Schweizerische Großloge ALPINA“ (SGLA) ist die größte Freimaurer-Dachorganisation in der Schweiz. Sie bearbeitet nur die Grade Lehrling - Geselle - Meister. Für interessierte Brüder arbeiten in der Schweiz die auch in Deutschland bekannten Hochgradsysteme. Etwa 2/3 der Mitglieder sind französisch sprechende Brüder, die anderen Logen arbeiten in deutscher oder italienischer Sprache. Für deutsche Brüder gibt es in allen Landesteilen keine Sprachschwierigkeiten. Unter der Alpina arbeiten etwa 75 Logen mit etwa 3800 Brüdern. Sitz der Kanzlei: SGLA-Alpina, Rue du Petit-Beaulieu 1, CH-1004 Lausanne Telefon: 0041-021-6483070, Fax: -6573445 E-Mail: [email protected] Internetadresse: http://www.freimaurerei.ch Zeitschrift: „Alpina“, offizielles Organ der Schweizerischen Großloge Alpina. Sie erscheint lOmal jährlich in 4500 Exemplaren auf 32 Seiten, dreisprachig. Die Zeitschrift Alpina regt zur geistigen Auseinandersetzung mit der Freimaurerei an, erhellt sie in der geschichtlichen und aktuellen Bedeutung, informiert über die Tätigkeit der Großloge sowie der ihr angeschlossenen Logen und fördert deren Zusammenhalt. Die redaktionelle Optik ist eine schweizerische, der freimaurerischen Universalität verpflichtet. Die Zeitschrift richtet sich in erster Linie an die Brüder und spricht in zweiter Linie auch die interessierte Öffentlichkeit an. Geschichte der Großloge: Die Engländer brachten die Maurerei 1736 nach Genf, von wo aus sie sich über Lausanne nach Zürich und Basel sowie schließlich in Neuenburg ausbreitete. Die Logen pflegten untereinander keinen Zusammenhalt und Versuche, sie zu vereinen, blieben erfolglos. Die Revolution von 1789 und die Besetzung der Schweiz durch französische Truppen verursachten die Einstellung der Logenarbeiten. Im Jahre 1842 gab die Berner Loge „Zur Hoffnung“ den Anstoß zur Einigung, welche 1844 in Zürich mit der Gründung der „Schweizerischen Grossloge Alpina“ verwirklicht wurde. Der erste Großmeister wurde der Historiker Johann Jakob Hottinger. Bei dieser Gelegenheit hielten Johann Caspar Bluntschli, später einer der größten Rechtslehrer, und

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Altar, Die Alten Pflichten Jonas Furrer, der erste Bundespräsident der Schweizerischen Eidgenossenschaft von 1848, grundlegende Ansprachen. Von 1850 bis 1890 verändert sich die Herkunft der Brüder, weil die Vertreter der alten Patrizierfamilien ihre Plätze den neuen, liberalen Kreisen aus Industriellen, Ärzten, Juristen usw. überließen, welche am politischen Leben aktiv mitwirkten.. Die Mitgliederzahl der SGLA erhöhte sich laufend trotz der traumatischen Auswirkungen des 1. Weltkriegs bis in die Mitte der Zwanziger Jahre. Die Krise der Dreißiger Jahre, insbesondere die Initiative Fonjallaz, die die Freimaurerei in der Schweiz verbieten wollte, was das Volk in einer Abstimmung glücklicherweise deutlich ablehnte, sowie der 2. Weltkrieg schwächten die Logen leider erheblich. Der bisher mehrheitlich aus der Oberschicht stammende Mitgliederbestand sank in 20 Jahren um die Hälfte. In der Nachkriegszeit fanden hauptsächlich Männer aus dem Mittelstand und dem Kleinbürgertum den Weg in die Logen. Die Aktivitäten und das Wachstum gewannen rasch an Schwung, und seit 1970 steigt die Zahl neuer Logen, vielfach durch Aufteilungen, stetig an, jedoch ohne eine merkliche Zunahme der Mitglieder. Die Freimaurerei in der Schweiz erfreut sich eines beachtlichen Ansehens und kann durch ihre weltoffene Einstellung häufig Brüder aus allen Ländern begrüßen Altar In nahezu allen Religionen wurde eine erhöhte Opferstätte (Opfertisch, Altar) zu Ehren der Gott­ heit aufgerichtet oder ein Räucheraltar benutzt, um > Opfer darzubringen. Diese Stätte galt als Ort der Nähe Gottes. Das alte Israel kannte den Brandopferaltar und den Räucheraltar. In der christlichen Kirche entwickelte sich im 3. Jahrhundert der „Tisch des Herrn“ zum Altar, da ja keinerlei Opfer dargebracht wurden. In der Freimaurerei kannte man zunächst nur den Meister­ tisch. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es gebräuchlich, die 3 großen > Lichter beson­ ders betont und evtl, separat aufzulegen. In deutschen Logen wurde der Meistertisch deshalb auch als Altar bezeichnet. In den anglo-amerikanischen Logen hat es sich eingebürgert, vor dem Meister­ tisch oder in der Logenmitte einen besonderen Altar aufzustellen (oft in Form eines kubischen Steins). Bei der ACGL ist dieser Altar mit den drei großen Lichtern der Mittelpunkt der Loge (heilige Mitte). Die großen Lichter werden dadurch besonders herausgehoben. Die drei kleinen Lichter stehen auch auf dem Altar oder darum. Auch dieser „Altar“ dient den Freimaurern nicht zum Opfern, zum Vorbeten, zum Spenden von Sakramenten oder sonstigen heiligen Handlungen. Die Bezeichnung „Altar“ will daran erinnern, daß die Tempelarbeiten zur Ehre des ABaW abgehal­ ten werden. Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816) führt den Begriff „Altar der Wahrheit" eia, um ihn deutlich vom religiösen Altar abzuheben.Bei allen Aufnahmen, Beförderungen, Gelöbnissen und Ehrungen wird der Bruder vor den Altar geführt. > Tempel

Die „Alten Pflichten“ Mit diesem Namen wird meist die erste „Constitution“ bezeichnet, die von den „spekulativen“ Freimaurern in London 1723 gedruckt und öffentlich verkauft worden ist: „The Constitutions of the Free-Masons. Containing the History, Charges, Regulations, &c. of that most Ancient and Fight Worshipjul FRATERNITY. For the Use of the Lodges" („Geschichte, Pflichten, Anordnungen usw. dieser alten und höchst ehrwürdigen Bruderschaft. Für den Gebrauch der Logen“). Der stellvertretende Großmeister, Br. J.T. Desaguliers widmete das Buch im Auftrag des Großmeisters, Herzog von Wharton, dem Herzog von Montagu, der im Jahr zuvor Großmeister war. Der „sehr gelehrte Verfasser“ wird zwar lobend erwähnt, jedoch nicht namentlich genannt. Es ist der Freimaurer, Reverend James > Anderson. 1738 wurde eine Neubearbeitung der „Alten Pflichten“ mit stark verändertem Text herausgebracht. Die neue deutsche Übersetzung wurde auf Grund eines Beschlusses der Großlogentages 1965 in Kassel von drei Brüdern und vier Beratern erarbeitet und 1966 veröffentlicht. Die Einteilung ist folgende: Die allgemeinen Kapitel: I. Von Gott and der Religion/II. Von der obersten and den nachgeordneten staatlichen Behörden/III. Von den Logen /IV. Von Meistern, Aufsehern, Gesellen und Lehrlingen/V. Von der Leitung der Bruderschaft bei der Arbeit/VI. Vom Betragen, nämlich: 1. in

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Alter, AASR geöffneter Lage / 2. nach geschlossener Lage, wenn die Brüder noch beisammen sind / 3. wenn Brüder ohne Profane •rusammenhommen, aber nicht in der Lage / 4. in Gegenwart von Profanen / 5. daheim und in der Nachbarschaft / 6. gegenüber einem unbekannten Bruder. Die allgemeinen Anordnungen („GeneralBegulations“) Diese werden in 39 Kapitel und eine Nachschrift ^usammengefaßt. Die „Alten Pflichten“ sind die Grundlage aller modernen freimaurerischen Verfassungen. Auch heute noch ist ihr geistiger Gehalt für uns verbindlich. Die „Alten Pflichten“ weisen den Bruder auf den Glauben an ein höheres Wesen hin, ohne den kein Kandidat (regulärer) Freimaurer werden kann. Sie verlangen einen sittlichen Lebenswandel, Achtung vor der Obrigkeit und Gehorsam gegen die Gesetze des Staates, in dem man lebt. Sie regeln die Berufung einzelner Mitglieder zur Leitung und zur Mitarbeit bei der Verwaltung. Das Verhalten des Bruders innerhalb und außerhalb der Logen wird ebenfalls genau festgelegt. Alter, freimaurerisches Wie vieles in der Freimaurerei symbolisch ist, besitzt der Bruder in manchen Systemen ein symbolisches Alter, das bei rituellen Erkennungsfragen genannt werden muß. Das Ritual des Großostens der Niederlande erklärt das Alter mit dem Ersteigen der Tempeltreppe, die 7 Stufen hat (> Jakobsleiter). Der Lehrling ersteigt nur die ersten drei, der Geselle die ersten fünf und erst der Meister alle sieben („3, 5, 7 Jahre alt“), weil er dann Zutritt in die „mittlere Kammer“ bekommt, wo er seinen Lohn empfängt. Bei AFAM wird das symbolische Alter der Lehrlinge mit „3 Jahren“ bezeichnet. Bei den 3WK kann der Maurer „unter 7“ oder „über 7“ sein. Man führt dies darauf zurück, daß die Lehrlinge früher 7 Jahre in die Lehre gehen mußten, bevor sie Gesellen wurden. „Über 7“ bedeutet dort also den gestandenen Gesellen, denn in operativen Bauhütten gab es meist nur einen Meister und in der Mehrzahl Gesellen.

Alter und Angenommener Schottischer Ritus (AASR) (Abkürzung: AASR, kurz auch „Ritus“ oder „rote Maurerei“ genannt. Engl.: „Ancient and Accepted Rite“) Dieser Orden ist das in der Welt am weitesten verbreitete Hochgradsystem. Ursprünglich kam es aus Frankreich. Der heutige Aufbau wurde 1801 zuerst in Charleston (USA) bekannt. Der AASR zählt 33 Grade. Davon werden in Deutschland nur der 4., (14.), 18., 30., 32. und 33. Grad bearbeitet. Die übrigen Grade werden übersprungen bzw. durch „historische Beförderungen“ ersetzt. Die ersten 3 Grade (Johannisgrade, blaue Loge) werden den herkömmlichen Großlogen überlassen und in Deutschland nicht vom Ritus bearbeitet. In jedem Land gibt es einen „Obersten Rat“ (in Deutschland den DOR - Deutscher Oberster Rat) mit einem Großkommandeur (33. Grad) als Vorsitzenden. Als sein Zeichen gilt der Doppel > adler. Die Gruppen und ihre Grade sind folgende: Grundgrade I. , 2., 3. Lehrling, Geselle, Meister Perfektionsgrade (Perfektionsloge): 4. Geheimer Meisterö. Vollkommener Meister 6. Geheimer Sekretär 7. Vorsteher und Richter 8. Intendant der Bauten 9. userwählter Meister der 9 10. Auserwählter Meister der 15 II. Auserwählter Ritter 12. Großarchitekt 13. Royal Arch 14. Auserwählter Vollkommener und Erhabener Maurer, (Großer Auserwählter) Kapitelgrade (Kapitel) 15. Ritter des Ostens 16. Meister von Jerusalem

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Altschottisches Heft, Altpreußische Logen 17 Ritter vom Osten und Westen 18. Ritter vom Rosenkreuz Philosophische Grade (Areopag) 19. Hoher Priester 20.Obermeister aller Logen 21. Preußischer Ritter 22. Prinz vom Libanon 23. Meister des Allerheiligsten 24. Obermeister des Allerheiligsten 25. Ritter der ehernen Schlange 26. Schottischer Trinitarier 27. Obermeister des Tempels 28. Ritter der Sonne 29. Groß-Schotte des heiligen Andreas 30. Kadosch-Ritter Venealtungsgrade (Konsistorium, Hoher Rat) 31. Groß-Richter 32. Meister des Königlichen Geheimnisses 33. General-Großinspekteur Alle Inhaber des 33. Grades bilden den Hohen Rat. Aus ihm rekrutieren sich die Mitglieder des höchstens 33 Sitze umfassenden Obersten Rat. Der Oberste Rat für Deutschland (DOR) der Freimaurer vom 33. und letzten Grad des AASR wird geleitet vom Souveränen GroßKommandeur und besteht z.Zt. aus 26 aktiven und 6 emeritierten Mitgliedern. Es gibt in Deutschland 7 Bezirks-Inspekteure. Der AASR sieht sich selbst als die „wahre“ und „echte“ Freimaurerei, sozusagen als Hochschule der Freimaurerei. Er versucht, die befähigsten Maurer der blauen Grade an sich zu ziehen, weshalb mitunter von einer „Ausblutung“ der blauen Maurerei gesprochen wird. Denn Brüder des Meistergrades betrachten es oft als eine besondere Ehre, zum Eintritt in den Ritus aufgefordert worden zu sein. Eigene Bewerbungen kennt man nicht. Da die GLL und die 3WK eigene Systeme haben, rekrutiert sich der AASR aus den Mitgliedern der AFAM. Der AASR betreibt eine freim. Akademie. Diese veranstaltet jährlich zwei „AkademieTagungen“. Außerdem wird die Zeitschrift „ELEUSIS“ herausgegeben. Hierdurch versucht er, geistige Anregungen zu geben und die Brüder zu esoterischer Vertiefung und zu spiritueller Vervollkommnung zu bringen. Neue oder „letzte“ Grundwahrheiten werden im AASR weder versprochen noch enthüllt. Eine Vertiefung und eine andere Blickrichtung kann jedoch zu mehr Verständnis des freim. Gedankenguts führen und dem Bedürfnis nachkommen, die Freimaurerei noch tiefer zu erfassen. Von den Gegnern der Freimaurerei werden vor allem die sogenannten „Rachegrade“ immer wieder und bis in die Gegenwart als Angriffspunkte herausgestellt. Dort ist von einer Vergeltung für den Tod des Templer-Großmeisters Molay und des Baumeisters Hiram die Rede. Altpreußische Logen Unter dieser Bezeichnung wurden zusammengefaßt: 1. Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, Berlin; 2. Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Berlin; 3. Große Loge Royal York, genannt zu Freundschaft, Berlin. Sie unterschieden sich von anderen deutschen Großlogen durch ihre geschichtliche Entstehung mit Schwerpunkt in Berlin und Preußen; ihren Aufbau, der nach den drei Johannisgraden die Erkenntnisstufen folgen läßt (Insgesamt bildet dies ein geschlossenes Ganzes); das Herkommen aus der christlichen Lehrart. Bis 1933 wurden nur Bekenner eines christlichen Glaubensbekenntnisses zugelassen. Die GLLvD bezeichnet sich als

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Altruismus, ...Alttestamentarische Worte christlicher Ritterorden. Nach 1946 besteht nur noch die GLLvD auf ausschließlich christlicher Grundlage. Einzelheiten undgeschichtliche Entwicklung > Preußische Freimaurerei.

Altruismus die dem Egoismus (Selbstsucht) entgegengesetzte uneigennützige Haltung. Auch der Freimaurer soll sich bemühen, die Interessen anderer wie die eigenen Interessen zu verfolgen. Der Franzose Auguste Compte (1789-1857) führte den Altruismus in seine Philosophie (Positivismus) ein, wobei er in seiner „positiven Moral“ die Selbstverwirklichung durch Sozialgebundenheit ersetzte. Altschottisches Heft Das „Altschottische Heft“ ist eine jährlich einmal im Selbstverlag der Großen National Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ erscheinende Handschrift für Brüder Freimaurer, die den Schottenmeistergrad besitzen, Es wird seit vielen Jahrzehnten als Ergänzung des > „Bundesblatts“ zum Schotten-Stiftungsfest herausgegeben Nach der „Dunklen Zeit“ erschien 1967 anläßlich des 225. Schotten-Stiftungsfestes wieder das erste Heft. Es erscheint jetzt regelmäßig mit einer Auflage von 800 Exemplaren. Interner Zweck: Das Altschottische Heft soll allen Schottenlogen der 3WK die notwendige Instruktion über das schottische Gedankengut vermitteln, gute Vorträge zugänglich machen und den personellen und sachlichen Zusammenhang der über ganz Deutschland verstreuten Schottenlogen hersteilen. Externer Zweck: Die Zeitschrift soll den anderen Obödienzen, Hochgradsystemen und Erkenntnisstufen das Lehrsystem der 3WK bekannt machen. Mit dieser Dokumentation und Information sollen die Bestrebungen für eine einträchtige Freimaurerei aufgezeigt werden, insbesondere beispielhaft am Schottenmeister- und Andreasmeistergrad der drei altpreußischen Großlogen und des AASR. Über die Schöttenstufe der 3WK > Drei Weltkugeln. Altstuhlmeister (Im englischen Raum = Past Master) Bezeichnung für den aus dem Amt ausgeschiedenen MvSt. Da er in verschiedenen Großlogen (z.B. den englischen) zu den „Hammerführenden“ gerechnet wird, kann er Tempelarbeiten und Tafellogen leiten und die Loge vertreten, wenn der MvSt ihn damit beauftragt. Die Erfahrung des Altstuhlmeisters wird oft für besondere Aufgaben nutzbar gemacht, wie z.B. Aufgaben in der Großloge, Teilnahme an Tagungen, Besuch befreundeter Logen, Instruktion von Lehrlingen und Gesellen, Logenarchiv, Öffentlichkeitsarbeit usw. Die VGLvD hat für gewesene Stuhlmeister ein Altstuhlmeister-Abzeichen geschaffen: ein Winkel mit einem angehängten „Pythagoras“ auf einer quadratischen Platte. Besonders verdiente Altstuhlmeister und frühere zug. MvSt (3WK) können auf Beschluß der Logenversammlung zum Ehren-Stuhlmeister (kurz > Ehrenmeister) ernannt werden und tragen den Stuhlmeister-Winkel mit einem Ehrenkranz. Bei den BFG hat der unmittelbare Amtsvorgänger des MvSt, der Immediate Past Master (EPM), die Aufgabe, bei der Tempelarbeit zu soufflieren, wenn einer der Beamten im auswendig vorzutragenden Ritual steckenbleiben sollte. Er darf als einziger ein Ritualbuch benutzen.

Alttestamentarische Worte Die in der freimaurerischen Ritualistik verwendeten Worte aus dem Alten Testament verleiten ihre Gegner zu der Behauptung, die Freimaurerei sei eine jüdische Einrichtung. > Ludendorff drückte das in dem Satz aus „Das Geheimnis der Freimaurerei ist überall derJude. "Mehrere Gründe führten zum Rückgriff auf alttestamentarische Worte als Paßworte und Erkennungsworte. Schon im Mittelalter war der Salomonische Tempel mit seinen beiden davor stehenden Säulen das Idealbild eines steinernen Bauwerkes für die Steinmetzen und Bauleute. Die Freimaurerei übernahm diesen Tempel, die Säulen, die Baulegende usw. Deshalb lag es nahe, daß auch andere Begebenheiten und Worte aus dem Alten Testament verwendet wurden. Die Freimaurerei von 1717 wuchs auf

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Amen, Amerikanische Präsidenten protestantischem Boden heran. Die Anglikanische Kirche betonte besonders das Alte Testament, um sich gegen die katholische Kirche Roms abzusetzen, die man mit dem Neuen Testament gleichsetzte. Deshalb bevorzugten die alten reformierten Familien Vornamen aus dem Alten Testament. Auch die Freimaurer folgten diesem Brauch der Zeit. Ohne Zweifel sind in griff man auf das Alte Testament als der gemeinsamen Grundlage aller christlichen Bekenntnisse, also auf die Vorstufe der beiden christlichen Konfessionen zurück. Man benutzte das Alte Testament nicht, weil es „jüdisch“ war, sondern weil aus dem Judentum das Christentum wie aus einem Fundament erwuchs. Die Freimaurerei wollte, wie auch andere Initiations- und die Freimaurerei auch kabbalistische Strömungen eingedrungen. Diese bauen auf der hebräischen Sprache auf (> Kabbala). Da die Freimaurerei überkonfessionell und undogmatisch sein wollte, Mysterienbünde, die geheimen Schlüsselworte in einer Sprache nennen, die sich deutlich von der Gebrauchssprache (Englisch, Französisch, Deutsch) unterschied. Es bestand das Bedürfnis, eine geheime, mysteriöse und nicht jedem zugängliche und verständliche Sprache zu haben. Dabei sollte Latein nicht verwendet werden, um sich klar von der Amtssprache der römisch-katholischen Kirche zu unterscheiden. Das Griechische war die gebräuchliche Sprache des Humanismus, der Renaissance, der Gelehrten. Die alten astrologischen, alchimistischen und medizinischen Bücher waren vielfach in Arabisch verfaßt. Die hebräische Sprache kam dagegen erst spät in Anwendung, als jüdische Gelehrte im 8. bis 13. Jahrhundert in Spanien arabische Werke übertrugen. Weiterhin wollte man die monotheistische Religion betonen; und das Christliche war durch den Rückgriff auf ihre „Vorgängerreligion“ und die Bibel gesichert.Das Zusammenspiel aller genannten Punkte weist eindeutig auf die Benutzung des Alten Testaments hin.

Amen (hebr. - Wahrhaftig, wahrlich; arabisch - wir sind sicher). Im Alten Testament ist Amen eine Bekräftigungsformel für Eid, Gelübde, Lobpreisung und Gebet. Der Segen des jüdischen Gottesdienstes wird damit bekräftigt. Im christlichen Bereich feierliche Schlußformel nach dem Gebet oder zur Bekräftigung einer Aussage im Sinn von „So möge es sein!“ oder „Es geschehe also!“ In der Freimaurerei wiederholen in der Tempelarbeit alle Brüder das Amen, wenn der MvSt ein Gebet gesprochen hat. In den > „Alten Pflichten“ wird der allgemeine Teil mit der Schlußformel „Amen so mote it be“beendet (mote - alte Form für may, hergeleitet von „motan“). In angelsächsischen Logen wird mit der Formel „ra mote it be“ geschlossen und die Worte von den Brüdern wiederholt. „Es geschehe also!“ wird als Schlußformel von Vorträgen und Aufsätzen freimaurerischer Art viel verwendet. Die hebräischen Konsonanten von AMEN haben in der Summe den Zahlenwert 91; genau wie die Zahlenwerte der Worte Jehova und Adonai. Amerikanische Präsidenten, die Freimaurer waren Name Präsidentschaft geh. -gest. Frm. seit George Washington (1.) 1789-1797 1732-1799 1752 „Die Fugenden, die den Menschen veredeln, werden in der Freimaurerei gelehrt, geehrt undgepflegt; siefördern das häusliche Leben und sind die NormenJur die höchsten Pjlichten des Staatsmannes. “ (G. W.) 1758-1831 1775 (5.) 1817-1825 James Monroe 1767-1845 1805 ( 7.) 1829-1837 Andrew Jackson 1795-1849 1820 (11.) 1845-1849 James Knox Polk 1816 1791-1868 (15.) 1857-1861 James Buchanan (17.) 1865-1869 1808-1875 1851 Andrew Johnson 1831-1881 1861 James Abram Garfield (20.) 1881 1843-1901 1865 William McKinley (25.) 1897-1901 1858-1919 1901 Theodore Roosevelt (26.) 1901-1909 „Etwas, was mir bei der Freimaurerei so angehend erschien, daß ich die Chance, Freimaurer %u werden, gerne ergriff, ist

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Amerikanische Unabhängigkeitserklärung, ...Acient Masons die Tatsache, daß hier das verwirklicht wird, was eine Refferung oft nur gelobt, nämlich jeden Menschen nach seinen Verdiensten als Mensch gu behandeln. “ (T.R.) William Howar Taft (27.) 1909-1913 1857-1930 1909 Harding (29.) 1921-1923 1865-1923 1901 „Nie bin ich in der Freimaurerei auf eine Lehre gestoßen, und niemals habe ich eine Verpflichtung aussprechen gehört, die nicht offen in der Welt kundgetan werden könnte. Mehr noch: Venn die verkünde ten Lehren beachtet, die übernommenen Verpflichtungen und das geforderte Verhalten auch wirklich von allen Menschen befolgt würden, dann wären die Begehun­ gen der Menschen untereinander unendlich bessere. “ (V. G. H.) Franklin D. Roosevelt (32.) 1933-1945 1882-1945 1911 Harry S. Truman (33.) 1945-1953 1884-1972 1908 Lyndon B. Johnson (36.) 1963-1969 1908-1973 1937 Gerald R. Ford (38.) 1974-1977 19131949

Amerikanische Unabhängigkeitserklärung Von den 56 Unterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung von 1776 sollen die meisten Freimaurer gewesen sein. 15 sind namentlich als solche nachgewiesen. Mutmaßlich sollen es aber wesentlich mehr gewesen sein als diese: Benjamin Franklin, Pennsylvania / Lymann Hall, Georgia / John Hancock, Massachusetts / Joseph Hewes, North Carolina / William Hooper, North Carolina / Thomas McKean, Pennsylvania / Thomas Nelson Jr., Virginia / Robert Treat Paine, Massachusetts / John Penn, North Carolina / Roger Sherman, Connecticut / Richard Stockton, New Jersey / Matthew Thornton, Massachusetts / George Walton, Georgia / William Whipple, New Hampshire / John Witherspoon, New Jersey. Amtsdauer Die regelmäßige Amtsdauer des MvSt und seiner Beamten beginnt und endet jeweils zum Johannisfest. Die Anzahl der Jahre, für die dieselben nach demokratischen Regeln gewählt sind, ergibt sich aus den Logen- und Großlogengesetzen (ein, zwei oder drei Jahre. > MvSt). Am Johannisfest wird der MvSt (meist durch den Großmeister oder einen Großlogenbeamten, sonst durch den „dienstältesten“ Altstuhlmeister) auf sein Amt verpflichtet. Anschließend verpflichtet der neu eingesetzte MvSt die Beamten seiner Loge. Damit übernehmen sie ihr Amt ritualmäßig von diesem Tag an. Bei GLL, ACGL und BFG wird dieser Wechsel zum Gründungsdatum (Stiftungsfest) vorgenommen.Bei den Beamten der Großlogen ist meist eine drei- oder vierjährige Amtsdauer üblich.

Anagramm Umstellung der Buchstaben eines Wortes zu einer neuen sinnvollen Lautfolge. Auch in der freimaurerischen Ritualistik in Gebrauch. So wird z.B. aus dem Namen des Tempelritters (Peter von) AUMONT, der nach der Ermordung des Großmeisters Jacob de Moley nach Schottland floh, der Name NOTUMA gebildet. Ancient Masons (Antient Masons) Neben der 1717 gegründeten Großloge von England entwickelte sich eine andere Freimaurerei, die behauptete, einen weit älteren Anspruch zu haben und sich als Altmaurer = Ancients bezeichnete. Vor 1751 sind 6 solcher Logen nachweisbar, die ihrerseits die Großloge von England Neumaurer = Modems nannten. Das Grand Committee der Ancients faßte 1751 in der Taverne „Zum Türkenkopf“ den Beschluß, sich als Großloge zu konstituieren und bezeichnete sich als „Grand Lodge of England according to the old Institutions“. Als diese Großloge inzwischen 359 Logen hatte, vereinigten sich 1813 die beiden Gruppierungen, die sich nicht gerade freundlich gegenübergestanden hatten. Von diesem Zeitpunkt an gab es in England und Wales nur noch die „Vereinigte Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer“ (UGL).

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Anderson, Andreas, Anreden Anderson, James Dr. phil. und theolog., M. A. (Magister Artium), war Reverend und Prediger der schottischen Presbyterianer in London. Er war Mitglied der Logen „Horn Tavern“, Westminster, und „Lodges at Solomon’s Temple“, Hemings Row. Geboren 1678 oder 1680 in Aberdeen. Der Herzog von Montagu beauftragte ihn 1721, aus alten Unterlagen eine neue Konstitution zusammenzustellen, die nach Zustimmung der Großloge 1723 gedruckt wurde. 1738 wurde die 2. Auflage von Anderson herausgegeben. Mit den „Alten Pflichten“ wurde der spekulativen Freimaurerei eine verfassungsmäßige Grundlage gegeben. Der historische Teil ist jedoch nur der Versuch, die Entstehung der Freimaurerei auf eine sehr frühe Zeit (Adam und Eva) zu verlegen, aber geschichtlich nicht relevant. Anderson ist sonst kaum hervorgetreten und hat offenbar auch manche Anfeindungen überstehen müssen. Über sein Begräbnis berichtet die „Daily Post“ am 8.6.1739:„Gfr/fr« abend wurde in BunhiU Fields der Leichnam des Dr. Anderson, eines Dissentergeistlichen, beigesettf. Die Bahre trugen fünf Dissentergeistliche und der Reverend Desaguliers. Ihrfolgten etwa ein Dutzend Freimaurer, die das Grab umstanden. Nachdem Dr. Earl eine Rede über die Unsicherheit des Lebens gehalten hatte, ohne dabei des Verstorbenen mit einem Worte %u erwähnen, erhoben die Brüder in einerfeierlich trauernden Stellung die Arme, seufzten und schlugen dreimal %u Ehren des Verstorbenen aufihre Schurzfelle. “ Andreas (griech.: männlich, stark, mutig). Nach der Legende der ersterwählte Apostel Jesu, leiblicher Bruder des Simon Petrus. Er kam aus der Stadt Bethsaida am See Genezareth und war Fischer. Er war Schüler Johannes des Täufers. In späteren Jahren gründete er in Byzanz die christliche Kirche und erlitt in Patrae in Archaia den Märtyrertod, weil er sich weigerte, fremden Gottheiten zu opfern. Dabei wurde er an das nach ihm benannte Andreaskreuz^ (crux decussata) geschlagen, ein Kreuz mit schräg gestellten Balken in Form des griechischen X (Schrägkreuz oder Schrägen). Sein Gedächtnistag ist der 30. November. Andreas wurde der Schutzpatron Schottlands, Griechenlands und Rußlands. Der Apostel Andreas spielt in der GLL eine bedeutende Rolle und wurde in ihre Rituale aufgenommen. Die auf die blauen Grade folgenden Grade heißen Andreasgrade (Andreasloge, auch Schottische Loge) und bilden mit dem Andreaslehrling, Andreasgesellen und Andreasmeister die mittlere Abteilung der GLL (schwedische Lehrart). Die Kultlegende ist der Bau des 2. Tempels auf dem wiedergefundenen Grundstein des 1. Tempels. Unter diesem vollkommenen Kubus wird Christus verstanden. Der tiefere Sinn der Andreasloge ist der Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse, wobei die Hinwendung von Andreas zu Jesus, zum Licht, als Richtschnur dient.Von der GLL wird das Andreasfest am 30.11. gefeiert. Auch die Allgemeine Altschottische Loge der GNML 3WK feiert am 30.11. ihr Stiftungsfest, da sie am Andreastag 1742 gegründet wurde. Die Symbolfarbe der Andreasloge und Schottenloge ist grün. Anreden Im mündlichen Verkehr lm Eogenhaus gilt bei zwanglosen Gesprächen die Anrede: Lieber Bruder NN. Im Tempel und bei offiziellen, freimaurerischen Veranstaltungen werden angesprochen: Großmeister - Ehrwürdigster Großmeister! (VGLvD, AFAM - der Großmeister und in seiner Abwesenheit der zugeordnete Großmeister); Weisester Ordens*Meister! (GLL); Höchstleuch-tender Landesgroßmeister! (GLL); Ehrwürdigster Nationalgroßmeister! (3WK); Right Worshipful Grand Master! (BFG); Very Worshipful Deputy Grand Master! (BFG: zug. GM); Sehr ehrwürdiger Distriktmeister! (AFAM). MvSt - Sehr ehrwürdiger Meister! (3 WK: MvSt); Ehrwürdiger Meister! (AFAM: MvSt); Hochwürdiger (Logen-) Meister! (GLL: MvSt); Worshipful Master! -(BFG, ACGL: MvSt). Brüder und Beamte - Würdige Brüder! (-Brüder Beamte, allerdings kaum noch gebraucht); Worshipful Brother! (BFG, ACGL: alle Brüder, die MvSt sind oder waren); Geliebte Brüder! - gemeint sind alle Brüder. Brethren all! (BFG, ACGL: alle Brüder); Ehrwürdigste, sehr ehrwürdige, (bei der GLL auch

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Anthroposophie, Anti-Freimaurerei noch: hochwürdige) würdige und geliebte Brüder! - sehr korrekte, auch beute noch gelegentlich gebrauchte Anrede, wenn viele Würdenträger anwesend sind. (Engl.: Most Worshipful, Very Worshipful, Distinguished Brethren All). HINWEIS: Die Anrede gilt nicht dem Bruder, sondern dem Amt, das er ausübt. Die Brüder haben Meister und Großmeister demokratisch gewählt und stellen sich mit Überzeugung unter ihre Führung, ln der Öffentlichkeit (Straße, Büro...) in Gegenwart dritter Personen, die nicht Brüder sind, lautet die Anrede nur: Herr N. N. Ohne Profane: Lieber Bruder, geliebter Bruder N. N. Hinweis: Über den Gebrauch von „SIE“ und „Dü“ > Brüderliches Du. Telefonische Kommunikation Bei Anrufen in Dienststellen und Firmen ist meist die Vermittlung oder ein Kollege am Apparat. Es darf niemals nach dem „Bruder Müller“ oder nach „Bruder Hans-Joachim“ verlangt werden. Leider kommt das immer wieder vor. Auch muß man damit rechnen, daß in einem größeren Büro der Angerufene seinerseits nicht die Anrede „Bruder“ benutzen kann. Man sollte eigene Sätze so formulieren, daß er nicht gezwungen wird, freimaurerische Wörter auszusprechen. Briefverkehr. Siehe Stichwon Briefstil! Das flache Rechteck als Absender oder zusätzlich dazu bezeichnet den Inhalt als freimaurerisches Schriftstück.

Anthroposophie (griech. - Menschenweisheit) Eine Weltanschauungslehre, die Rudolf Steiner (1861-1925) nach seinem endgültigen Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft 1913 begründete. Welt und Mensch können sich stufenweise entwickeln und mit Hilfe der dann erreichten seelischen Kräfte in übergeordnete / übersinnliche Erkenntnisbereiche Vordringen. Im intuitiven Bewußtsein kann der Geistesforscher eins werden mit den geistig-schöpferischen Mächten des Weltalls. Die Gedanken von Goethe, der Gnostik und der Kabbala fließen mit in die anthroposophische Lehre. Steiners Gesamtwerk umfaßt über 360 Bände. Dabei behandelte er fast alle Lebensbereiche und Wissenschaftsgebiete. In Dörnach bei Basel wird von den Anthroposophen das Goetheanum unterhalten, das von ihnen „Freie Hochschule für Geisteswissenschaft“ genannt wird. Der hier gepflegte Kult hat einen freimaurerischen Einschlag, ohne mit der regulären Freimaurerei in irgendeiner Beziehung zu stehen. Besonderen Einfluß haben die Anthroposophen auf die Pädagogik genommen. Das Resultat sind die „Waldorfschulen“, „Waldorfkindergärten“ und -horte. Anti-Freimaurerei 1737 Gaston von Medici verbietet die Freimaurerei in der Toskana. Desgleichen verbietet Ludwig XV. die Freimaurerei in Frankreich. 1738 Der Hamburger Senat erläßt am 7. März ein Versammlungsverbot. Am 28. April schleudert Papst Klemens XII. die erste Bulle gegen die Freimaurerei. Am 27. Juni wird die Freimaurerei durch August HI. in Polen verboten. 1739 Die Inquisition verfolgt die Freimaurer in Florenz. 1743 Maria Theresia läßt am 17. März die Wiener Loge durch das Militär ausheben. In Lissabon werden am 21. Juni mehrere Freimaurer gefangen genommen und zu Galeerenstrafen verurteilt. 1745 Die Stadt Bern erläßt ein Freimaurerverbot. 1748 Der türkische Sultan verbietet die Freimaurerei. 1751 Papst Benedict XIV. erläßt am 28. Mai eine Bulle gegen die Freimaurerei. 1763 Der Danziger Senat verbietet die Freimaurerei. 1775 Ferdinand IV. von Neapel erläßt ein Verbot der Freimaurerei. 1779 In Aachen wird die Freimaurerei verboten. 1784 In Bayern verbietet Kurfürst Karl Theodor die Freimaurerei. 1791 Freimaurerverfolgung in Madeira. 1794 In Österreich stellen alle Logen ihre Arbeit ein. 1796 Zar Paul I. unterdrückt die Freimaurerei. 1810 Freimaurerverfolgung in Portugal.

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Anti-F reimaurerei Großherzog Leopold von Baden löst alle Logen in seinem Land auf. Bulle von Papst Pius VH. gegen die Freimaurerei In Granada werden fünf Freimaurer gehängt In Madrid werden zwei Freimaurer hingerichtet. Verbot der Freimaurerei in Rußland. In Granada werden weitere fünf Freimaurer gehängt. Leo XII. erläßt ein Breve gegen die Freimaurer. 1827-40 In den USA erzielt eine „Anti-Freimaurerei-Partei“ Stimmenanteile, ohne wirklich Bedeutung zu erlangen. 1829 In Barcelona wird ein Meister vom Stuhl hingerichtet. Papst Pius VHI. erläßt eine Enzyklika gegen die Freimaurer. 1832 Bulle Papst Gregors XVI. gegen die Freimaurerei. 1833 Freimaurerverfolgung in Spanien. 1846 Pius IX. eröffnet seine Feindseligkeiten gegen die Freimaurer mit einer Enzyklika. 1856 Der protestantische Theologe E. W. Hengstenberg greift die Freimaurerei scharf an. 1849, 1863, 1864 Erneute Enzykliken Pius IX. gegen die Freimaurerei. 1884 Papst Leo XIII. erläßt eine Bulle gegen die Freimaurer. 1892 Leo XIH. greift die Freimaurer als Verschwörung des Weltjudentums an. 1896 Antifreimaurerkongreß der Kath. Kirche in Trient. Das Deutsche Adelsblatt greift die Freimaurer heftig an. 1897 Antifreimaurertagung in Wien unter Vorsitz von Kardinal Anton Gruscha. 1919 Friedrich Wichtl beginnt seinen Feldzug gegen die Freimaurer. 1920 Die Regierung von Ungarn löst die Großloge auf. 1924 Kampfansage der Sowjets gegen die Freimaurer. Beginn der Verfolgung durch die Faschisten in Italien. 1925 Verbot der Freimaurerei in Italien; Blutnacht in Florenz. 1926 Beginn der Angriffe von Erich und Mathilde Ludendorff „gegen das verjudete Freimaurertum“. 1927 Teile der methodistischen Kirche starten eine Kampagne, die aber auch innerhalb der Kirche keinen Rückhalt gewinnt. 1933 Beginn der offenen Freimaurerfeindlichkeit durch die Nationalsozialisten. 1934 8.1.: Runderlaß des Ministeriums des Inneren (Göring) zur vereinfachten Auflösung der Logen. 1935 Endgültiges Verbot der Freimaurerei in Deutschland. 1938 Franco erklärt Freimaurerei in Spanien für illegal. Freimaurer werden verfolgt und zu Haftstrafen verurteilt. 1939/40 Verbot der Freimaurerei in den von den deutschen Truppen besetzten Staaten. 1951 Innerhalb der anglikanischen Kirche formiert sich eine Gruppe gegen die Freimau­ rerei; die Mehrheit der Gremien beschließt, die positive Einstellung beizubehalten. 1965 Ein Film der BBC zeigt Teile des freimaurerischen Rituals, allerdings verfälscht; viele Gegner sehen ihre Vorurteile bestätigt. 1970/ 1980 Die Loge P2 - „Propaganda due“ war im 19. Jahrhundert eine angesehene Loge. 1970 wurde Licio Gelli beauftragt, sie zu reorganisieren, weil sie sich im Niedergang befand. Als sie 1975 geschlossen werden sollte, hat er sie inoffiziell für private Aktivitäten fortgeführt und ihr den Titel „Serenissima Gran Loggia d’Italia del Palazzo del Gesü“ zugelegt. Er machte aus der P2 einen Geheimclub, in dem sich Bankiers, 1813 1814 1815 1819 1822 1825

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Antisemitismus Industriemanager, Politiker aus Regierung und Parlament, leitende Offizieren aller Geheimdienste trafen, einschließlich Verbindung zur Mafia und zum Vatikan. Gelli wollte die P2 zur einflußreichsten „Schaltzentrale Italiens“ machen.. Der „Grande Oriente d’Italia“ schloß Gelli 1976 aus dem Freimaurerbund aus. Trotzdem werden seine Verbrechen den Freimaurern zur Last gelegt. 1980 Im April verkündet die Deutsche Kath. Bischofskonferenz die Unvereinbarkeit, daß ein kath. Gläubiger nicht Freimaurer sein könne. 1984 Kardinal Ratzinger, Vorsitzender der Glaubenskongregation in Rom, bezeichnet gläubige Katholiken, die einer freimaurerischen Vereinigung angehören, als „im Zustand der schweren Sünde“. 1986ff Teile der anglikanischen Kirche versuchen, Beschlüsse durchzusetzen, die den Gläubigen eine Mitgliedschaft in einer Loge verbieten. Politische Gruppen in England starten eine Kampagne, Mitarbeitern der Justiz und der Polizei verbieten zu lassen, Logen anzugehören. Ein Gesetzentwurf mit gleicher Zielsetzung wird dem Europaparlament vorgelegt, aber nicht zur Beratung angenommen. 1989 In einem Teil der sowjetischen Presse wird Freimaurern und Juden die Schuld an der desolaten wirtschaftlichen Lage gegeben. 1992 Die FAZ zitiert - aus der ital. „Unita“ - angebliche Geheimdienstberichte, in denen der Freimaurerei vorgeworfen wird, insbesondere im ehemaligen Ostblock am Drogen- und Waffenhandel beteiligt zu sein und als heimlicher Arm der EG-Außenpolitik zu wirken. 1997 Der Ministerpräsident Dr. Uwe Barschei sei von Freimaurern ermordet worden, verbreitet der Journalist Werner Joachim Siegerist in Büchern. 1998 Der Innenausschuß des englischen Unterhauses verlangt im Zusammenhang mit einer Rechtsbeugung einer Kriminalpolizeieinheit die Offenlegung der Mitgliederlisten der Freimaurer. Alle neu eintretenden Richter, Polizisten und Gefängnisbeamte müssen ihre Zugehörigkeit zur Freimaurerei angeben. 1998 Die Nachrichtenagentur Reuter bezeichnet die Mitglieder des irisch-protestantischen Oranierordens als Logenbrüder, die in Logen organisiert sind. Man spricht von einer „freimaurerähnlichen Vereinigung“. 1998 Der polnische katholische Sender „Radio Maria“ verbreitet wiederholt antifreimau­ rerische Inhalte in unterschiedlichen Programmen. Meist werden sie mit antijüdischer Propaganda zeitlich und inhaltlich verknüpft. 1999 Russische Politiker, überwiegend aus der kommunistischen Partei oder rechtsextremen Gruppierungen zugehörig, lasten die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme des Landes den Freimaurern (und Juden) an. > Erkennungszeichen („Freimaurersignale in der Presse“)

Antisemitismus und Freimaurerei sind nach Wesen und Sinn des Freimaurerbundes miteinander unvereinbar. „Das ist der Weg nicht, der syt der Menschheit Höhen weist, jemanden nicht teilhaben gu lassen auf dem Wege, der gu dem Vaterhaus fuhrt, jemanden mm Bau am unsichtbaren Tempel zu Ehre des A.B.a.W. auszuschließen, weil er semitischen statt arischen Geblüts ist. Welch ein Irrweg! Der jude sei materialistisch, nicht auf das Ewige gerichtet, in seinem Charakter dem Weltlichen, dem Mammon mehr zugewandt als wir? Daß wir doch den Balken in unserem Auge sehen möchten! ... Wir sollten ... keine Rassen in die Logen aufnehmen oder ablehnen, sondern Menschen, ganze, starke, strebende, ewigkeitseingestellte. “(Br. Julius Jaeckle, Ende der zwanziger Jahre.) Die Aufnahme von Juden war satzungsgemäß möglich ab 1831 in der Großloge von Sachsen 1841 in der Großloge von Hamburg

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Anwesenheit, Anwesenheits-Buch, Arbeitsfelder 1841 - 1857 in der Großloge von Hannover 1844 im Eklektischen Bund, Frankfun 1847 in der Großloge von Bayreuth 1873 in der Großloge von Darmstadt 1872 - 1924 in der Großen Loge Royal York Die besuchsweise Zulassung von Nichtchristen erfolgte ab: 1849 bei der GNML „Zu den drei Weltkugeln“ 1854 bei der Großen Loge Royal York 1857 bei der Großen Landesloge v.D. 1872 wurde im Deutschen Reich dem jüdischen Bürger die Gleichberechtigung gebracht. Die rechtliche Stellung des Judentums als Gruppe, Religion oder als vermeintliche „Rasse“ blieb aber unklar. Wenn auch ein großer Teil der Logenbrüder entschieden gegen den Antisemitismus war, gab es doch genügend andere, die einen radikal antisemitischen Kurs einschlugen. 1925 wurde von der Hamburger Großloge ein Mitglied aus der Bruderkette ausgeschlossen, weil es mit antisemitischen Botschaften das Haupt ähnlich gesinnter Unruhestifter war. Hier kann nicht der Entstehung, der geschichtlichen Entwicklung und der verbrecherischen Explosion des Antise­ mitismus nachgegangen werden. Heute tritt kein Antisemitismus in Satzungen oder offiziellen Erklärungen der Großlogen auf. Anwesenheit Ohne triftigen Grund dürfen ortsansässige Brüder die Arbeiten ihres Grades nicht versäumen. Entschuldigung und, bei rituellen Arbeiten, Spende für die Armenkasse sind erforderlich. Bei regelmäßiger Verhinderung ist um Beurlaubung (Dispens) nachzusuchen und eine Spende beizufügen.

Anwesenheits-Buch / Anwesenheits-Liste In alten Logen verzeichnete der Schriftführer die Anwesenden im Protokollbuch. In manchen Lo­ gen trugen die Brüder ihre Namen in eine Dreieckszeichnung ein. Heute wird ein AnwesenheitsBuch / -Liste im Versammlungszimmer ausgelegt, in das sich alle anwesenden Logenbrüder und Gäste eintragen. Eine Reihe von Logen benutzen das Buch nur bei > Tempelarbeiten und Ver­ sammlungen, zu denen satzungsgemäß eingeladen wurde (z.B. Wahlen). Bei öffentlichen Veranstal­ tungen mit Profanen darf es nicht verwendet werden.

Arbeitsfelder einer Loge Womit beschäftigen sich die Logen? Was machen eigentlich die Freimaurer bei ihren Zusammen­ künften? Auf diese und ähnliche Fragen kann man mit der nachstehenden Aufzählung der üblichen Arbeitsfelder einer Loge antworten. Dabei muß man vorausschicken, daß jede Bauhütte weitge­ hend selbst ihren Arbeitsplan gestaltet. Die Brüder kommen meist einmal wöchentlich an ihrem „Logentag“ zusammen; oft finden pro Monat zwei Tempelarbeiten statt sowie ein allgemeiner Vortrag und eine sonstige Zusammenkunft (Logenversammlung, brüderliches Gespräch, Unter­ richt usw.). 1) Die rituelle Komponente: Das Erlebnis des Rituals in den Tempelarbeiten ist der entscheidende und wichtigste Teil der freimaurerischen Tätigkeit. Diese Tempelarbeiten finden grundsätzlich nur unter Brüdern statt. Die Öffentlichkeit ist hierbei nicht zugelassen. Das Ritual der 3WK und GLL wird seit etwa 200 Jahren in stets gleichbleibender Art durchgeführt; dasjenige der AFAM geht auf einige sehr alte Elemente zurück. In Wechselgesprächen zwischen dem MvSt (LM) und den beiden Aufsehern wird auf ethische Grundsätze und Verhaltensweisen hingewiesen, die für die Freimaurerei entscheidend sind. Darin eingebettet ist ein kurzer Vortrag über freim. Brauchtum und Symbolik oder naheliegende Themen. Meist umrahmen Musikstücke den Ablauf. Der

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Arbeitsfelder brüderliche Zusammenhalt wird während der Arbeit durch gemeinsame Handlungen (In-OrdnungTreten / Gesang usw.) besonders betont. Am meisten spürt man die brüderliche Zusammengehö­ rigkeit, wenn zum Schluß die Kettenbildung erfolgt. Und keine Arbeit wird ohne karitative Sammlung abgeschlossen. In der maurerischen Symbolik liegt uralte menschliche Weisheit verborgen. Einer guten Tempelarbeit gelingt es (ähnlich wie bei der Meditation in einer Gruppe), die verschütteten Kräfte der Brüder zu regenerieren. Der im täglichen Trott und Ärger verbrauchte „innere Akku“ wird wieder aufgeladen, so daß die Brüder gestärkt in den Alltag zurückkehren. Ziel ist der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite, verständnisvolle, gütige, ge­ duldige, vertrauensvolle, liebende Mensch. Das Idealbild ist allerdings nie voll erreichbar, aber an­ strebenswert. 2) Das geistige Forum: Die Auseinandersetzung mit den Zeitproblemen wird in der Loge angeregt durch öffentliche Vortragsabende mit anschließender Diskussion, wobei als Vortragende vielfach Fachleute eingeladen werden, die dem Bund nicht angehören. Außerdem werden interne > Kerzengespräche veranstaltet. Dadurch wird eine gegenwartsbezogene Weiterentwicklung jedes einzelnen und der ganzen Loge betrieben sowie geistiger Stillstand verhindert, eine umfassendere Information ermöglicht und ein besseres Verstehen der eigenen und der Weltprobleme erreicht. Umweltschutz und Friedenssicherung, Vermeidung von Krankheit und Drogensucht, Freimaurerei in der Kunst, Tabus in der Gentechnik, Jugendkriminalität und vieles andere sind einige der Themen. Uber zwei Dinge wird allerdings in der Freimaurerei seit ihrem Beginn nicht diskutiert: über Parteipolitik und über konfessionelle Glaubenssätze. Das bedeutet aber nicht, daß nicht über die Religion im allgemeinen und die Grundzüge der einzelnen Konfessionen oder über allgemeine politische Entwicklungen gesprochen werden dürfte. Die Freimaurerei will auf keinen Fall eine Volkshochschule sein oder werden. Ziel ist, sich mit den Fragen der Zeit zu befassen, um zu einer geistigen Plattform zu kommen. Selbstverständlich werden die Gegebenheiten des modernen Lebens bejaht. Wert wird aber vor allem darauf gelegt, daß der Mensch nicht zum Spielball materieller Zwänge, der Medien oder äußerer Einflüsse seiner Umgebung wird, sondern im Alltag verantwortungsbewußt und nach ethischen Prinzipien handelt. 3) Die Brüderlichkeit in geselliger Runde: Der freundschaftliche Umgang unter den Logenmitgliedern und ihren Familien führt zwangsläufig zur brüderlichen Geselligkeit. Freimaurerei kann man nicht allein für sich ausüben. Und gerade der ungezwungene brüderlichmitmenschliche Kontakt trägt zur Persönlichkeitsbildung jedes einzelnen bei. In der geselligen Runde wird Toleranz und Rücksichtsnahme auf den anderen, das Gespräch und die Diskussion sowie das dem anderen Zuhören-Können unbewußt geübt. Nach jeder ernsten rituellen Tempelarbeit kommt die frohe Geselligkeit in der Loge nicht zu kurz. Und in viele gesellschaftliche Veranstaltungen sind auch die Schwestern (wie die Frauen und Le­ bensgefährtinnen der Freimaurer genannt werden) mit eingebunden. Beim Rosenfest, bei der Vor­ weihnachtsfeier, beim jährlichen Freimaurerball (als den gesellschaftlichen Höhepunkten des Jah­ res) haben Frauen und Gäste die Möglichkeit, die Logenbrüder und das Logenleben ein wenig bes­ ser kennenzulernen und auch den Tempel zu betreten. Da die Logen in der Gestaltung ihrer Ver­ anstaltungen weitgehend autonom sind, macht die eine Loge alle vier Wochen eine Sonntagsvor­ mittagswanderung mit den Familien, die andere veranstaltet ein Erntedankfest, eine Weinprobe usw. Auch werden meist in jährlichem Rhythmus Kurzreisen innerhalb Deutschlands oder auch über die Grenzen unseres Landes hinaus unternommen. Gerade hierdurch weitet sich das Gesichts­ feld erfreulich aus. Gegenseitiges Verständnis wird gefördert, und jeder Bruder kann sich als Glied einer ideellen Weltbruderkette fühlen. 4) Die karitative Arbeit: Hierüber ist meist wenig bekannt. Sie ist auch nicht so spektakulär wie die der großen Wohlfahrtsorganisationen. Mit unseren Mitgliedsbeiträgen wird auch ein kleiner Teil an die gemeinnützigen freimaurerischen Hilfsorganisationen (Freimaurerisches Hilfswerk, Freimaurer helfen, Weltkugelstiftung und Wohltätigkeitsverein der GLL) abgeführt. Diese führen die größeren Projekte durch, während die einzelnen Logen meist im Stillen bei kleineren Vorhaben

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_________________________________________ Arbeitskalender, Archetypus tätig werden, die der Wohlfahrtspfleger ermittelt hat. Jeder Freimaurerbruder ist aufgerufen, praktische Nachbarschaftshilfe zu leisten, wenn ihm das möglich ist. Er soll ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen haben. Wir sollten uns Zeit nehmen zuzuhören, wenn ein Mitmensch von seinen Sorgen berichtet. Freundliche Worte kosten nichts, helfen einem anderen Menschen aber vielleicht. 5) Der Dienst am Bunde: Die Freimaurerloge ist im juristischen Sinne ein Verein, der alle Bedingungen des Vereinsrechts erfüllen muß und die Zustimmung der Behörden braucht. Natürlich müssen auch die Satzungen der Großloge erfüllt werden. Diese Komponente unserer Tätigkeit bezeichnen wir als Dienst am Bunde. Das fängt bei der Gründung einer Loge an: Man denke an die vielen Wiedergründungen in den neuen Bundesländern! Um einen Verein oder eine Loge in Funktion zu halten, gibt es eine ganze Reihe von Funktionen, die in jedem Verein notwendig sind: den Vorstand, den Schatzmeister, den Schriftführer oder Sekretär und solche „Beamte“, die speziell auf die Freimaurerei zugeschnitten sind, wie den Redner, den Zeremonien­ meister oder Ordner, den Armenpfleger usw. sowie die Großlogenbeamten. Alle haben im Rahmen ihrer Aufgaben bestimmte Pflichten zu erfüllen, denn ohne die Mitarbeit vieler Beteiligter läuft gar nichts. Alle Beamten werden regelmäßig demokratisch gewählt. Die Freimaurerloge ist eine Gemeinschaft von Individualisten. Sie fordert darum die Dienste ihrer Mitglieder nur, wenn diese sie freiwillig und aus eigenem Antrieb geben. Die Achtung vor uns selbst verlangt aber, daß jeder seine Loge und den Freimaurerbund nach seinen Kräften unterstützt und erhält. Besonders von den Mitgliedern, die bereits länger dabei sind, wird erwartet, daß sie nicht nur ihren Beitrag bezahlen, sondern auch etwas von ihrer Aktivität einbringen. Zu diesen Facetten der freimaurerischen Arbeit könnte man sicher noch weitere hinzufügen. Wichtig ist, daß nicht eine Komponente allein, sondern das harmonische Zusammenspiel aller die Brüderlichkeit optimiert und damit eine gut funktionierende Freimaurerloge ergibt.

Arbeitskalender Der Arbeitskalender ist ein gedruckter / vervielfältigter Arbeitsplan, der die maurerischen Veran­ staltungen monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder für das ganze Jahr zusammenfaßt. In kleine­ ren Orten gibt diesen die ortsansässige Loge heraus, in Berlin, Hamburg usw. werden die Veran­ staltungen der Logen aller Obödienzen aufgeführt. Jeder Bruder ist nach den Großlogen- oder Hausgesetzen verpflichtet, alle seinem Grad entsprechenden Veranstaltungen seiner Loge und sei­ ner Großloge zu besuchen. Gerade die GL-Veranstaltungen (z.B. Lehrlingsunterricht, Johannisfest, Trauerloge, Jahresschlußfeier) „vergessen“ leider viele. Jeder Bruder kann grundsätzlich an allen Zusammenkünften anderer Logen teilnehmen, die seinem Grad entsprechen, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. (> Besuchsregelung) Die meisten Veranstaltungen einer bestimmten Loge finden am gleichen Wochentag statt. Arbeiten mehrere Logen in einem Haus, wird durch einen Raum- oder Tempelverteilungsplan festgelegt, wann eine Loge den Tem­ pel, Tafellogenraum oder andere Räume zur Verfügung hat. Der rechtzeitig zugestellte Arbeitsplan dient dazu, den Brüdern eine Zeiteinteilung im voraus möglich zu machen. Sollte ein Bruder durch besondere Umstände verhindert sein (> Prioritätenliste), hat er sich durch einen Bruder seines Vertrauens entschuldigen zu lassen. Beim Versäumen einer Tempelarbeit sollte der Bruder durch eine Spende wenigstens der Armen gedenken. Leider geschieht das heute nur sehr selten. Die Lo­ gen der ACGL und BFG laden die Brüder zu jeder Arbeit zusätzlich ein. Dabei werden Abstim­ mungen, Aufnahmen, Beförderungen usw. mit Tagesordnung und Namensangaben genannt, damit auch die Brüder unterrichtet werden, die nicht teilnehmen können. Archetypus In der Psychologie Carl Gustav Jungs ist es ein im kollektiven Unbewußten begründetes Leitbild einer menschlichen Erfahrung, das über sehr viele Generationen hinweg gesammelt und entwickelt wurde. Seine Bewußtmachung erfolgt in Form von Symbolen bei besonderen Situationen wie

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Archive Traum, Phantasie, Vision. Im Symbol finden Inhalte aus dem kollektiven Unbewußten ihren Aus­ druck. Sie überbrücken Gegensätze zwischen Bewußtsein und Unbewußtem und haben eine transzendente Funktion. Die Summe der Archetypen und ihrer Bilder und Symbole bedeutet für Jung die Summe aller latenten Möglichkeiten der menschlichen Psyche: ein ungeheures, unerschöpfliches Material an uraltem Wissen um die tiefsten Zusammenhänge zwischen Gott, Mensch und Kosmos. Die > Einschuhigkeit ist Beispiel eines Archetypus.

Archive, freimaurerische Ab 1933 wurden die Archive der Logen und Großlogen in Deutschland beschlagnahmt oder unsy­ stematisch geplündert, zerstört, verbrannt. Einzelne Polizei- und Gestapo-Dienststellen führten unkontrollierte Kassationen durch und gaben z.B. aussagekräftige Dokumente zu Lehr- oder An­ schauungszwecken heraus. Es wurde Archiv- und Bibliotheksgut der Logen in Krefeld, Elberfeld und Stargard nach Berichten der Staatsarchive in Münster und Königsberg an Papiermühlen zur Einstampfung übergeben. Erhebliche Verluste innerhalb des Schriftgutes einzelner Logen entstan­ den dadurch, daß Archivgut durch Logenbeamte beiseite geschafft wurde, um es der drohenden Beschlagnahme durch örtliche Polizei- und Gestapo-Dienststellen zu entziehen. So wurde ein Teil der Akten der Loge „Amalia“, Weimar, durch den letzten MvSt in dessen Hause versteckt gehalten und so der Beschlagnahme entzogen. Diese Akten gelangten 1980 durch den Kauf von den Erben an das Zentrale Staatsarchiv der DDR. Weiterhin sind Verluste durch Kriegseinwirkungen sowie bei der Auslagerung und bei den Transporten entstanden. - Es wird geschätzt, daß nur 40 bis 50% aller ursprünglichen Bestände insgesamt noch vorhanden sind. Das verbliebene Schriftgut, das nach der Auflösung aller Freimaurerlogen und logenähnlichen Vereinigungen in den Jahren 1933-1935 beschlagnahmt wurde, gelangte in die Zuständigkeit des Reichssicherheitshauptamtes (Amt VH Referat CI = Gestapo-Archiv). Endgültiger Aufbewahrungsort bis zur Auslagerung war das ehe­ malige Logengebäude Emser Straße 12 in Berlin. Gegen Kriegsende wurden die Logenakten in die schlesischen Schlösser Wölfelsdorf oder Schlesiersee ausgelagert, wo sie 1945 von der Roten Armee sichergestellt und in die UdSSR überführt wurden. Für diese und die vielen anderen aus Deutsch­ land abtransportierten Akten errichteten deutsche Kriegsgefangene in der Vyborgskaja in Moskau ein Archivgebäude, das als das fünftgrößte in der Sowjetunion galt. Versprengte Teile des Gesamt­ bestandes gelangten in das Hauptarchiv aller Akten in Warschau und sind von dort aus an die DDR zurückgegeben worden. Nicht vorhanden sind die Logenarchive aus den 1918 an Polen und Dänemark abgetretenen Gebieten. Diese befinden sich wahrscheinlich noch in polnischen und dä­ nischen Archiven. 1957 übergab die UdSSR insgesamt 1400 laufende Meter Archivgut über Logen und Großlogen dem zentralen DDR-Archiv. Die aus der UdSSR und Polen zurückgekehrten Lo­ genakten lagerten zunächst im zentralen Staatsarchiv Potsdam und wurden später in das Archivde­ pot Dornburg überführt. Dort wurde eine „Konzeption zur Zuständigkeitsregelung für die archivische Überlieferung früherer jüdischer Gemeinden und Organisationen und früherer Freimaurer­ logen“ erarbeitet, nach der alle freimaurerischen Akten zentral archiviert werden sollten. Zusätz­ lich sollten Bestände dazu kommen, die noch in anderen Archiven der DDR oder in Privathand waren. Im Jahre 1974 wurde das Zentrale Staatsarchiv Merseburg mit der Erschließung der Logen­ bestände beauftragt. Hier wurde in der Folgezeit das gesamte Logenschriftgut konzentriert. 15 Jahre lang arbeiteten daran die Archivräte Renate Endler und Dr. Elisabeth Schwarze. Das Mate­ rial umfaßt die Registraturen von 14 Großlogen, etwa 1100 Einzellogen und anderen freimaureri­ schen Organisationen. Durch den Einigungsvertrag nach der Wende 1989 wurde dieses Archivma­ terial an das Preußische Geheime Staatsarchiv in Berlin-Dahlem überstellt. Dort steht es nach An­ trag jederzeit der Freimaurerei und der Forschung zur Verfügung. 1996 kamen zwei Bände heraus: Renate Endler, Elisabeth Schmarge-Neuß „Die Freimaurerbestände im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitsß, Band I Großlogen, Band II Tochterlogen, Peter Lang GmbH, Frankfurt/M.. Zwischen den drei deutschen Großlogen (federführend die Forschungsloge Quatuor Coronati) und dem Geheimen Staatsarchiv, Preußischer Kulturbesitz, kam es zu der Einigung, daß der Gesamtbestand microverfilmt wird.

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Areopag, Arkandisziplin, Astronomie Eine Ausgabe geht an das Deutsche Freimaurermuseum Bayreuth, die andere wird auf die einzelnen Logen aufgeteilt. Die Originale bleiben im jetzigen Archiv. Benutzerbenötigen das Ein­ verständnis der Großlogen. Im Zweiten Weltkrieg wurde an der Westfront die Registrierung und Sicherstellung von Archiv- und Bibliotheksbeständen von den MFA&A-Einheiten (Monuments, Fine Arts and Archives) durchgeführt, deren Zentrale für die amerikanische Besatzungszone in Wiesbaden war. Ihr unterstand auch das Offenbach Archival Depot. Hier wurden unter der Organisation von Captain Pomrenze (heute Oberst a.D. in New York) neben Devotionalien und Archiven 2,5 Millionen Bücher gesammelt und registriert. Sie wurden ihren Eigentümern zurückerstattet. Alles Material, was nicht in neuentstandenen Logen- oder Großlogenarchiven benötigt wurde, wurde dem Freimaurermuseum Bayreuth zur Verfügung gestellt. Hierzu kamen und kommen von privater Seite Schenkungen und Nachlässe, die auch in Zukunft gern gesehen sind. Der Bibliothekskatalog des Deutschen Freimaurermuseums Bayreuth von 1993 weist 16.000 Bände auf.

Areopag (griech. „Areshügel“). Ältester Gerichtshof im alten Athen auf dem Areshügel, westlich der Akropolis. Von diesem hielt auch Paulus seine berühmte Rede (Apostelgeschichte 17,19ff.). Bezeichnung des 30. Grades des AASR. Auch Verwendung in anderen Hochgraden. Arkandisziplin (Arcanum) Das Volk Israels führte die steinernen Tafeln mit den „Zehn Geboten“ in einer Bundeslade, dem „arcanum“ (- Truhe) mit sich. Dadurch wurde das Heilige vor der Profanierung geschützt. Es war für die Menschen damals ein Mysterium (von griechisch myoo = verschließen).Für den Freimaurer ist es schmerzlich, wenn seine Rituale und internen Bräuche vor die Öffentlichkeit gezerrt, nicht verstanden und vielleicht sogar verlacht werden. Deshalb verschließt er diese vor der profanen Welt und betrachtet sie als „arcanum“. Die Arkandisziplin bedeutet, das intime rituelle Erleben in sich selbst zu bewahren, nicht nach außen zu den Uneingeweihten zu tragen und gegen Angriffe zu schützen.Die Arkandisziplin ist gekoppelt mit der „Tugend der Verschwiegenheit“. Diese wurde früher so intensiv betrieben, daß sogar Ehefrauen nicht wußten, daß ihr Gatte Freimaurer war. Heute ist es wesentlich schwieriger zu entscheiden, wie weit das Kommunikationsbedürfnis, besser das Kommunikationsrecht der Öffentlichkeit geht und wie weit die freimaurerische Arkan­ disziplin. Hier steht der Vorwurf der Geheimniskrämerei auf der einen Seite gegen freimaurerische Indiskretion, Geheimnisverrat, Tabuzerstörung auf der anderen. Man kann sagen: das freimaureri­ sche Gedankengut in seiner gesamten Breite kann nicht nur, sondern soll allen Interessierten nä­ hergebracht werden. Aber die wörtlichen Ritualtexte, der detaillierte rituelle Ablauf und damit das Erlebnis der Initiation müssen dem Profanen verschlossen bleiben.

Astronomie (griech. - Sternkunde). Bezeichnung für den Teil der Naturwissenschaft, der sich mit der Erfor­ schung des Universums beschäftigt. Die Freimaurer bauen sich sozusagen ihren eigenen Kosmos auf. Die vier Himmelsrichtungen richten sich nach der Regel: Dort, wo der MvSt sitzt, ist der freim. Osten, unabhängig von der tatsächlichen Richtung. Die Himmelslichter Sonne, Mond und Sterne fehlen in keiner Loge (auf dem Teppich, durch Transparente usw.). Außerdem haben zahl­ reiche Logen ihren Tempel mit einem gestirnten Himmel ausgestattet. In Kopenhagen kann über einem Tempel die Bedachung verschoben werden, so daß der natürliche Nachthimmel die Loge bedeckt. Die Astrologi ist die Sterndeutekunst. Sie versucht, die Zukunft eines Menschen an den Konstellationen der Gestirne zu deuten. Freimaurerei und Astrologie besitzen keinen Zusammen­ hang. Trotzdem haben im 18. Jahrhundert Rosenkreuzer und die Anhänger mystischer Richtun­ gen geschichtliche Verbindungen bis zum Bau des Salomonischen Tempels konstruiert, die nicht

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Atheist, Auferstehung gegeben sind. In Gemeinschaft mit Kabbala und Alchimie tauchten auch astrologische Bezüge auf. Das Lehrgebäude der Freimaurerei steht der Astrologie fern. Atheist Unter einem Atheisten versteht man heute einen Menschen, der grundsätzlich jede Möglichkeit einer transzendenten Bindung an ein höheres Wesen oder ein übergeordnetes Prinzip leugnet und sich aktiv für diese Anschauung einsetzt. Die ehemaligen DDR-Bürger sind fälschlicherweise oft der Meinung, sie seien Atheisten, weil sie keiner Kirche oder keiner Religionsgemeinschaft angehö­ ren oder angehört haben. Deswegen sind sie noch lange keine Atheisten. Außerdem erwartet der Freimaurerbund lediglich das Anerkenntnis des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ (> ABaW), also eines höchsten sittlichen Prinzips, das der menschlichen Einflußnahme und Erfahrung nicht zugänglich ist. Jeder Mensch muß selbst entscheiden, ob er jedes höhere Wesen oder Prinzip leugnet, oder ob er sich im Grunde seines Herzens die Aufgeschlossenheit für ein religiöses Gefühl bewahrt hat. Denn nur die Atheisten als aktive Gottesleugner sind von der Aufnahme in den Freimaurerbund schon seit Bestehen der Freimaurerei ausgenommen. Die > „Alten Pflichten“ las­ sen jedermann seinen persönlichen Glauben, schließen jedoch „engstirnige Gottesleugner“ und „bindungslose Freigeister“ aus. Wer seine persönliche Glaubensvorstellung nicht unter dem völlig dogmenfreien Symbol des „Allmächtigen ¿roßen) Baumeisters aller Welten“ einbringen kann, wer also überzeugungsmäßig antireligiös ist, kann nicht als Freimaurer aufgenommen werden. Ande­ rerseits gestattet die dogmenfreie Auffassung des ABaW natürlich auch die Aufnahme streng kirch­ lich oder religiös gebundener Gläubiger. Gegen die Aufnahme von Mitgliedern der > katholischen Kirche gibt es nicht die geringsten Bedenken von Seiten der Freimaurerei. Die GLL nimmt nur christlich orientierte Herren auf. Im Gegensatz dazu steigert der > Grand Orient de France (GO) die Toleranz in Glaubensfragen bis zur Indifferenz, so daß er den Begriff des ABaW aus seinem Brauchtum gestrichen hat. Statt der Bibel wird ein Buch mit leeren Seiten aufgeschlagen. Unter anderem aus diesen Gründen wird der GO als irregulär betrachtet und von dem überwiegenden Teil der Weltfreimaurerei nicht anerkannt. Auferstehung In den Religionen, Mythen und > Mysterien gingen die Weihehandlungen meist um Tod und Auferstehung. Neben dem Beispiel des Sonnenlaufes war das Schwinden der Vegetation im Winter und die Wiederbelebung im Frühling (Ostern) für die Menschen das Beispiel für den ewigen Kreis­ lauf der Natur, für die > Unsterblichkeit der Seele und des Geistes und für die Gewißheit auch einer menschlichen Auferstehung. Es kann nicht überraschen, daß die Freimaurer sich in > Hiram eine Kultlegende wählten, die von Unsterblichkeit und dem Erheben nach dem Tod spricht. Sie knüpfen an mythische Überlieferungen an, bei denen es um die Auferstehung eines Gottes geht. Einige Beispiele sind: Adonis: Er liebt Aphrodite, wird bei der Jagd von einem Eber tödlich verletzt und verblutet in den Armen der Göttin. Aus seinem Blut wächst die Anemone (Adonisröschen), die erste Blume des Frühlings. Für jeweils eine Jahreshälfte wird Adonis aus der Unterwelt freigegeben. Attis und Kybele: Fast die gleiche Legende des Vegetationsgottes Attis wie vor. > Isis und Osiris: Isis empfängt vom toten, wiederbelebten Osiris noch den Sohn Horos. Osiris lebt als Gott der Unterwelt fort. Melissa: Sie ist Priesterin der Demeter und hütet deren Tempel. Als sie von bösen Frauen bedrängt wird, das Geheimnis des Mysteriums zu offenbaren und sich weigert, wird sie zerrissen. Demeter läßt aus ihrem Leichnam Bienen auferstehen. Damit verwandelt sie Melissa in ein höheres Leben. > Mithras: Er tötet den Stier (die tierhafte Natur in sich selbst) und erneuert damit das Leben der Welt. Nur so gelingt ihm die Wandlung, die ihn über den Tod hinaus unzerstörbar macht. Tamu^ und Ischtar Es ist die babylonisch-sumerische Version der Wiederauferstehung eines Vegetationsgottes. Das Mysterium der Auferstehung im Christentum und in anderen Hochreligionen kann als bekannt vorausgesetzt werden. Alle Anhänger eines bestimmten

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Aufklärung, Aufnahme, Aufnahmealter Kultes oder > Mysteriums erleben bei der praktischen Ausübung desselben das gleiche Schicksal wie die Gottheit und identifizieren sich mit ihr. Darum haben auch sie die Gewißheit der Auferstehung. Jeder Freimaurer-Meister steht in der Nachfolge Hirams. > Eleusis, > Tod, > Un­ sterblichkeit Aufklärung Ein im 18. Jahrhundert aufkommender Begriff, der gerichtet ist auf eine Befreiung des Erkennt­ nisprozesses von überkommenden Vorurteilen, Traditionen, Konventionen, Dogmen, Institutio­ nen, die nicht vernunftgemäß begründet werden können. Die Vernunft wird als einzige und letzte Instanz gesehen, die über Wahrheit und Irrtum jeder Erkenntnis entscheidet, auch über die Nor­ men ethischen und sozialen Handelns. Die Forderung nach freier Meinungsäußerung und Toleranz ermuntert die Kritik. Ziel der Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit“ (Kant). Es bilden sich Salons und Tischgesellschaften, die zur Bildung einer mo­ dernen bürgerlichen Gesellschaft beitragen. Die Naturwissenschaften bieten ein beweisbares mechanistisches Weltbild an. Die Freimaurerei ist ein Kind der Aufklärung.“ - Lessing gibt der To­ leranz aufklärerischen Idee in „Nathan der Weise“ klassischen Ausdruck. Freimaurer haben viel zur Verbreitung der positiven Idee der Aufklärung beigetragen. Aber: Trotz zahlreicher sozialer und humanitärer Reformen krankt die Aufklärung an der Überschätzung der menschlichen Ver­ nunft und gewinnt im Materialismus, Nihilismus, Atheismus Formen, die von der Freimaurerei abgelehnt werden. Aufnahme Die Aufnahme eines Mannes in den Freimaurerbund, auch Lichterteilung genannt, ist eine > In­ itiation. Wenn die äußeren Voraussetzungen erfüllt sind (> Eintritt), wird die Einweihung nach einem eindrucksvollen Ritual und z.T. nach jahrhundertealtem, bewährtem Gebrauchtum ze­ lebriert, an dem die ganze Loge beteiligt ist. Jeder Freimaurer behält die besonderen Umstände der Aufnahme in seinem Gedächtnis. Dieser Schritt ist gewissermaßen der Beginn eines neuen Lebens. Durch die Weihehandlung werden vor allem Herz und Gemüt angesprochen. Das sind Bereiche, die durch eine intellektuelle Überfrachtung heute oft vernachlässigt werden. Der Freimaurerbund erstrebt die Entwicklung seiner Mitglieder zu einer harmonischen Persönlichkeit, wozu Intellekt und Gefühl in gleicher Weise beitragen müssen. Da jeder eine andere innere Struktur hat, werden im Freimaurerbund Menschen zusammengeführt, die sich im Leben sonst nicht kennengelernt hät­ ten.

Aufnahmealter Durch das am 20.10.1798 von König Friedrich Wilhelm II. erlassene Edikt wurde das Aufnahmeal­ ter für Freimaurer auf 25 Jahre festgelegt. Die 3WK haben sich bis jetzt daran gehalten, während andere Großlogen ein anderes Alter festgesetzt haben: GLL, ACGL, BFG, UGL - 21 Jahre. AFAM - keine Altersangabe. Ausnahmen sind möglich, besonders für einen Lufton (= Sohn eines Freimaurers), i.a. ab einem Alter von 18 Jahren. Freimaurerische Gesinnung ist an kein Lebensalter gebunden, wenn auch eine geistige Durchdringung, ein bewußtes Gefühl eher von einem gereiften Menschen erwartet werden kann. Außerdem soll die Loge eine Gemeinschaft mitarbeitender Mit­ glieder sein. Es wird erwartet, daß jeder etwas für die Loge tut und einen Teil seiner Freizeit der Freimaurerei widmet. Also müssen diese Männer ein gesichertes Leben führen: Die Jahre der ju­ gendlichen Unruhe mit der stärkeren Hinwendung zum Sport, Aufbau eines Berufs, Gründung einer Familie, Suche nach einer Wohnung usw. sollten einen gewissen Abschluß gefunden haben. Erst dann findet sich meist Zeit für geistige Besinnung, für die selbstlose Arbeit in einer Gruppe von Menschen mit einem idealistischen Ziel. Und dann erst haben viele Menschen das Bedürfnis, außerhalb des bürgerlichen Alltagslebens nach etwas anderem zu suchen, z.B. nach dem Sinn des

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Aufseher, Augenbinde Lebens, nach dem Transzendenten; kurz, der Suchende der Freimaurerei sollte „seinen Acker be­ stellt haben“, ehe er sich diesem Bund nähert.

Aufseher (engl.: Warden, franz.: Surveillant). Die beiden Aufseher sind nach dem MvSt die höchsten Beamten der Loge und sind mit ihm die drei „Hammerführenden“. Sie vertreten den MvSt nach ihrer Reihenfolge, falls der Zugeordnete MvSt nicht vorhanden oder verhindert ist. In rituellen Arbeiten haben sie neben dem MvSt die wichtigsten Aufgaben (symbolische Hammerschläge, Wechselgespräche, Entzünden der Kerzen, rituelle Handlungen). Sie sind dafür verantwortlich, daß bei einer Tempelarbeit nur Brüder aus regulären Logen und in dem zugelassenen Grad anwesend sind. Sie sorgen für die Beachtung von Gesetz und Brauchtum von Loge und Großloge und verantworten die freimaurerische Ordnung in ihren Reihen (Kolonnen) und den störungsfreien Ablauf der geöffneten Loge. Bei Aufnahme- und Beförderungsarbeiten hat der 2. Aufseher besonders wichtige Aufgaben zu erfüllen. Er hat den Kandidaten zu führen und dabei Weisheiten zu vermitteln, die das Erlebnis der Initiation vorbereiten und vertiefen sollen. Auch außerhalb der Logenarbeiten sollen die Aufseher darauf achten, daß die Brüder sich entsprechend den freimaure­ rischen Prinzipien verhalten, damit der Loge kein Schaden erwächst. Im juristischen Sinn bilden die beiden Aufseher mit dem MvSt den Vereinsvorstand. Berichte, Anträge und Entscheidungen tragen die drei Unterschriften (3WK). Der 1. Aufseher trägt als Zeichen seines Amtes die Wasserwaage (Bleiwaage, Winkelwaage). Symbolisch wird hierduch darauf hingewiesen, daß er mit diesem Werkzeug die Arbeit der Brüder nachprüft. Der 2. Aufseher trägt als Amtszeichen das Senkblei (Lot). Hiermit prüft er den senkrechten Stand (den Lebenswandel) der Brüder. Die Auf­ seher sind einerseits für die Kontakte innerhalb der Loge verantwortlich als auch für die Betreuung von Gästen und die Beurteilung von Suchenden. Diese Aufgaben werden meist durch eine Lo­ genordnung oder ein Hausgesetz festgelegt. Als Beispiel kann dienen: Pftichtenheft des 1. Aufsehers: - Betreuung der Logenmitglieder - Veranlassung angemessener Mitarbeit in der Loge - Sorge um Abwesende, insbesondere Bemühen um kranke Brüder - Feststellen von Wissenslücken. Vermittlung freimaurerischer Literatur zur Kenntniserweiterung - Aktivierung der Proponenten - Überwachung von Beförderungen / Erhebungen - Förderung und Unterstützung von Besuchen in anderen Logen (Gesellenpaß) - Eingreifen bei Integrationsschwierigkeiten von jungen Brüdern Pflichtenheft des 2. Aufsehers: - Organisation und Durchführung der Gästeabende (Öffentlichkeitsarbeit) - Einladungen zu öffentlichen Logenveranstaltungen (Gästeliste) - Betreuung der Gäste und Suchenden (Gästekartei) - Sammeln von Eindrücken über die Suchenden aus Kontaktgesprächen aller Brüder - Veranlassen individueller Kontaktgespräche im kleinen Kreis - Feststellung des Beitrittswillens und Bestimmung eines Proponenten - Hausbesuch und Vorbereitung zur Aufnahme (Aufnahmegebühr, Mitgliedsbeitrag, Kleidung, - Begleitung bei der Aufnahme usw.) Bestimmte Aufgaben können hinqukommen oder einige dergenannten Pflichten anderen Brüdern übertragen werden. Augenbinde Das Verbinden der Augen beim Beginn der Initiation eines Neophyten (Kandidaten, Suchenden) ist uralter Brauch von Mysterienbünden. In der Freimaurerei scheint der Brauch erst im Laufe des 18. Jahrhunderts entstanden zu sein, zumal in alten Steinmetzritualen davon nicht die Rede ist. Die Binde blockiert dem Suchenden die körperliche Lichtempfindung. Sie mahnt ihn, von Leidenschaf-

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Aushang, Ausländischer Bruder, Ausscheiden aus der Loge ten, Vorurteilen und Unwissenheit abzulassen und sich mehr auf das innere Erkennen zu verlassen. Er soll die Suche nach Weisheit und Licht in seinem Innern beginnen. Wenn ihm später die Binde abgenommen und das Licht erteilt wird, soll ihm gleichzeitig das innere Licht aufleuchten, von dem er mindestens einen Funken schon immer in sich trug (Urlicht, göttlicher Funke). Goethes Faust ist auf der Höhe seiner Weisheit erblindet und spricht: „Die Nacht scheint tiefer, tief hinab^usinken; alkin im Innern leuchtet helks Licht." Andererseits wird die Hilflosigkeit des Kandidaten demonstriert. Er ist den führenden Brüdern voll ausgeliefert und muß sich vertrauensvoll von diesen leiten und schützen lassen, in der Hoffnung, bald das Licht sehen zu können. Die Binde ist also gleichzeitig ein Beweis des Vertrauens, das der Suchende dem Bund entgegenbringt. Man kann die Augenbinde nur zusammen mit dem Aufenthalt in der > „Dunklen Kammer“ und der späteren Lichterteilung betrachten: Der Suchende kommt aus dem Dunkeln (des Mutterschoßes, der Mutter Erde, der Gebärmutter, der Geburtshöhle) und wird zum Licht geführt. Oder: er kommt aus der Einsamkeit und wird in die Gemeinschaft aufgenommen. Oder auch: der Mensch durchschreitet den Weg der Schöpfung aus der Dunkelheit der Materie hin zum Licht des Geistes. Aushang Um sicherzustellen, daß möglichst viele Brüder die Möglichkeit haben, berechtigte Einsprüche ge­ gen die Aufnahme eines > Suchenden zu machen, wird sein Name bekanntgemacht. Das geschieht einmal in geöffneter Loge. Außerdem wird er an vorgesehener Stelle im Logenhaus als Aushang oder in der zuständigen Logen- / Großlogenzeitschrift mitgeteilt. Bei AFAM werden die Angaben 14 Tage vor der Kugelung den Logenmitgliedern schriftlich zugestellt. Im Verfahren der 3WK muß der Aushang von den Meistern der Loge beschlossen werden und vier Wochen hängen. Bei AGCL und BFG werden außer bei der Bekanntgabe in geöffneter Loge die persönlichen Daten eines Su­ chenden in der Einladung zu der Arbeit genannt, in der die Abstimmung erfolgt. Ausländischer Bruder „Vor der Annahme eines Bruders, der Mitglied einer unter der Jurisdiktion einer Großloge des Auslands stehenden Loge ist oder war, ist die Genehmigung der VGLvD einzuholen.“ (§6 des Mit­ gliedschaftsgesetzes der VGLvD, das von allen deutschen Großlogen anerkannt wird.) Weiterhin müssen nach §7 die VGLvD verständigt werden, wenn ausländische Staatsangehörige aufgenom­ men werden sollen. In jedem Fall wird von der VGLvD Rücksprache mit der zuständigen ausländi­ schen Großloge genommen, wobei mit einer Bearbeitungszeit von mindestens 3 Monaten zu rech­ nen ist. Auch in der „Freim. Ordnung“ der AFAM wird ausdrücklich auf die Gültigkeit der ge­ nannten Paragraphen hingewiesen. Die Nichtbeachtung des Mitgliedschaftsgesetzes kann zu erheb­ lichen Störungen der brüderlichen Beziehungen zu den betreffenden Großlogen des Auslands füh­ ren.

Ausscheiden aus der Loge Die Mitgliedschaft in der Loge endet durch: Tod: Es ist sinnvoll, wenn jeder Bruder ein freimaure­ risches Testament macht, also eine letztwillige Verfügung über seinen freim. Nachlaß getroffen hat. Ein Exemplar sollte sich in der Familie, ein zweites bei den Logenakten befinden. Die Ritual­ kommission (AFAM) hat ein Merkblatt für den Todesfall „Mein letzter Wille“ ausgearbeitet (Verlag „Die Bauhütte“). Der MvSt muß im Todesfall den Bruder mit der Rücknahme der freim. Bekleidung, Schrifttum usw. beauftragen, der den besten Kontakt zur betroffenen Familie hat. Freiwilliger Austritt (Deckung, ehrenvolk Entlassung): Der Austritt soll nur aus triftigem Grund schriftlich dem MvSt erklärt werden. Normal ist dies z.B. bei Veränderung des Lebensmittelpunktes eines Bruders. Will der Bruder ganz aus der Freimaurerei ausscheiden, so müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Der Ausgetretene muß seinen Verbindlichkeiten gegenüber der Loge nachgekommen sein und seine freim. Bekleidung, Mitgliedsabzeichen, freim. Gesetzbücher, Rituale, Katechismen und anderes, in seinem Besitz befindliche Logeneigentum zurückgegeben haben. Er erhält dann einen Entlassungsschein (Deckungsschein). Ein Bruder Freimaurer, der ehrenhaft ausgeschieden ist,

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Auswärtige Mitglieder ohne ausgeschlossen worden zu sein, kann bei seiner früheren oder einer anderen Loge um Wiederaufnahme bitten. Manche Logen / Großlogen setzen hierfür eine Frist von einem Jahr an. Streichung in den Logenlisten: Die Mitgliedschaft eines Bruders kann gestrichen werden, wenn dieser trotz schriftlicher Mahnung während mindestens eines Logenjahres (A.F.u.A.M.v.D.), bzw.zweier Jahre (3WK) bei den Arbeiten ständig unentschuldigt gefehlt hat. Oder wenn er trotz schriftlicher Mahnung unentschuldigt mehr als 12 Monatsbeiträge rückständig ist. Es ist darauf zu achten, daß die der Loge gehörenden Gegenstände (s.o.) zurückgegeben werden. Entlassung aus der Loge: Der Ehrenrat der Loge / Großloge kann die Entlassung als eine schwere Maßnahme der freimaurerischen Rechtspflege gegen einen Bruder beschließen, wenn dieser Verfehlungen began­ gen hat, die das Ansehen der Freimaurerei schädigen. Ausschluß aus dem Freimaurtrbund: Eine Loge kann einen Bruder wegen eines schwerwiegenden Verstoßes gegen die freimaurerische Ordnung als Maßnahme der freim. Rechtspflege ausschließen. Dies ist die schärfste Strafe, die gegen einen Freimaurer verhängt werden kann. Einzelheiten des Ausscheidens regeln Gesetze der Logen und Großlogen. Auswärtige Mitglieder sind solche Brüder, die nicht am Logenort oder seiner Umgebung wohnen. Sie sollten wenigstens einmal im Jahr über ihr Ergehen berichten und eine Spende beifügen. Andererseits ist es Pflicht der Loge, den Kontakt mit ihnen aufrecht zu erhalten. Die auswärtigen Mitglieder sollten sich einer Loge, wenn möglich der gleichen Lehrart, am neuen Wohnort anschließen und können dort ent­ weder ständig besuchender Bruder oder Doppelmitglied werden.

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B Babel, Turmbau von Der Turmbau von Babel hat in der Zunftsage der Bauleute Eingang gefunden. In alten MaurerHandschriften (z.B. Cooke Manuskript) wird auf ihn Bezug genommen. > Anderson führt die Verbreitung der Baukunst auf die Zerstreuung der Bauleute beim Bau des Turmes von Babel zu­ rück. In alten Logen-Patenten taucht deshalb der Turmbau als Symbol der Bauleute auf. In heuti­ gen Ritualen erscheint er nicht mehr. Baldachin Ursprünglich Seidenstoff aus Baldac (= Bagdad), später ein Stoffhimmel über einem Thron. Bei der Freimaurerei: Nur noch in wenigen alten Logen ist über dem Sitz des MvSt und dem > Altar ein Baldachin, ein Prunkhimmel, gespannt oder durch bogenförmige Gestaltung der dahinter liegen­ den Wand angedeutet. In früheren Jahrhunderten war dieser Brauch häufiger anzutreffen, um der Repräsentation des MvSt und der Bedeutung des „Ostens“ bzw. des Altars ein größeres Gewicht zu verleihen. Der Baldachin symbolisiert den Himmel, der heute durch die blaue Farbe der Decke oder der Anbringung von Sternen über der gesamten Loge ausgespannt wird. Das entspricht eher dem heutigen Verständnis der Gleichwertigkeit (> Gleichheit) aller Menschen. Der künstliche Himmel wird auch als Zeichen für die Universalität der Freimaurerei gedeutet.

Bänder Während sich die > Johannis-Freimaurerei in Deutschland einer zurückhaltenden > Bekleidung bedient, sind in manchen Hochgradsystemen oft farbenprächtige Bänder und Schärpen zu finden. Auch die Bekleidungs-Ausstattung der Großbeamten der anglo-amerikanischen Großlogen ist au­ ßerordentlich prächtig mit gold- und silberbesetzten und bestickten Halskragen, Scherpen, Arm­ stulpen und Schurzen. Letztere oft auch mit Fransen, Tatzen u.a. Dieser Schmuck und die aufge­ putzte Kleidung entspricht wenig der bei uns gewünschten eher bescheidenen und demütigen Hal­ tung des Freimaurers. Eine freim. Persönlichkeit sollte man an ihren inneren Werten und weniger an den mit der Bekleidung verbundenen Äußerlichkeiten erkennen. Andererseits soll natürlich durch Bänder usw. das Amt und nicht etwa der Amtsträger als Person hervorgehoben werden. Alle freim. Amtsträger werden auf Zeit gewählt. Aus historischer Gegebenheit werden deutsche Logen­ abzeichen oft an Halsbändern mit unterschiedlichen Farben getragen. Beamtenabzeichen hängen fast durchweg an hellblauen Halsbändern. Bei Großlogen-Abzeichen sind rote und dunkelblaue Bänder anzutreffen. Bezieht man Hochgrade und ausländische Großlogen ein, bereitet eine genaue Identifizierung der Bänder große Schwierigkeiten. Besonders im 18. Jahrhundert hat eine überrei­ che Phantasie immer wieder neue Varianten geschaffen. Banner Die Handwerksgilden hatten Banner, die bei feierlichen Anlässen vorangetragen wurden. In eini­ gen Ländern wurde diese Übung auch von Freimaurerlogen übernommen, sofern sich die Logen geschlossen in der Öffentlichkeit zeigten, wie in England, Amerika, Holland, Frankreich, Italien u.a. In Deutschland haben sich die Logen als Gruppe niemals öffentlich gezeigt. Deshalb gibt es auch keine deutschen Logenbanner oder Bannerträger. Nur bei der GLL sind Banner im Kapitel­ grad im Tempel vorhanden. Dem englischen Großmeister werden mehrere Banner der einzelnen Logen bei freim. Festkonventen, Grundsteinlegungen usw. vom Bannerträger (engl.: Standard Bearer; franz.: Porteur étendard) vorangetragen. Entsprechend haben die BFG-Logen auch Banner und Bannerträger. In USA wird bei den Paraden an den Nationalfeiertagen, Konventen usw. vor den mitmachenden Logen ihr Banner getragen.

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Baphomet, Baugedanke, Bauhüttenbruderschaften Baphomet (auch Bafomet, Baffometus u.a. Schreibweisen. Gedeutet auch als > Anagramm von Mahomet, Mohamed? Oder als Ableitung des Templerwahlspruchs „Templum omnium hominum pacis ab­ hat“ - die unterstrichenen Buchstaben rückwärts gelesen.) Baphomet ist ein angebliches Symbol der > Tempelherren (Templer), welche dieses angebetet und bei der > Initiation geküßt haben sollen. Nach Beschreibungen aus den Akten der Templerprozesse (nach 1309) handelt es sich um einen bärtigen Kopf („der magische Kopf der Templer“?). Die Beschreibungen variieren von einem Katzenkopf über einen Frauenkopf bis zu dem eines alten Mannes. Die gefolterten Templer schrieben ihm außergewöhnliche Kräfte zu, die Inquisition dämonische und satanische Eigenschaf­ ten, zumal sie nachweisen wollte, daß die Templer mit dem Teufel im Bunde stünden. Man kann heute als sicher annehmen, daß der „Götze Baphomet“ im nicht bekannten Einweihungsritual der Templer in irgendeiner Weise eine Rolle gespielt hat, vielleicht als Idol der materiellen, körperli­ chen Welt oder als Sinnbild der Naturkräfte (Elemente) - im Gegensatz zum reinen Geist des Jo­ hannis-Evangeliums, auf den die Ritter ihren Eid ablegten. Baphomet ist danach das verstofflichte Spiegelbild (Gegenbild) des Schöpfers. - Man kann sich Baphomet auch als Paßwort vorstellen oder einfach in der Art eines Talismans. Spätere Abbildungen zeigen Baphomet in ganzer Gestalt, meist mit Hörnern und Flügeln, auch mit Ziegenohren und Ziegenbart, mit Bocksfüßen oder Krallen, auch mit mehreren Köpfen, mitunter als androgynes (zweigeschlechtliches) Wesen. Oft ist das Pen­ tagramm eingezeichnet, gelegentlich alchimistische Zeichen, Symbole und Wörter. Die Bilder sind vielfach umrahmt von Sonne, Mond, Sternen und Kette. Baphomet sitzt auf einem Kubus oder be­ hauenen Stein und trägt eine Schürze. Dies erinnert manchmal an den Symbol > teppich der Frei­ maurer bzw. zeigt, daß offenbar mit einer Zusammenfassung von Symbolen auch in anderen Initia­ tionsbünden gearbeitet wurde. - Die Inquisition hatte nicht die geringste Veranlassung, etwa erklä­ rende und positive Aspekte eines solchen Rituals aufzuzeigen. In vielen Fällen ist später Baphomet mit dem Teufel gleichgesetzt worden. Taxil (Stichwort > Teufel) hat die nachher von ihm als be­ absichtigten Schwindel bezeichnete Lüge verbreitet, daß die Freimaurer Teufelsanbeter seien und dem Baphomet huldigten. Die katholische Kirche und nationalistische Kreise griffen solche Be­ hauptungen gern auf. Bis heute wird von einigen Freimaurergegnern hartnäckig verbreitet, die Freimaurerei bekämpfe jeden echten Glauben und die Kirchen und betreibe Teufelskult in schwar­ zen Messen. Baugedanke Freimaurer sehen sich als Bauleute. Die symbolische Arbeit des Freimaurers ist die Errichtung ei­ nes Tempels der Humanität (der Menschheit, der Menschenliebe). Dabei sind die Menschen selbst die Bausteine, die sich mit Hilfe des Bundes so verändern sollen, daß sie sich in das Bauwerk einfügen lassen. Beim Eintritt als Lehrling stellt der Bruder einen unbehauenen Stein dar. Je intensiver er das freim. Gedankengut verinnerlicht und verwirklicht, desto vollständiger nähert er sich dem idealen Kubus. Die freimaurerische Symbolik stützt sich wesentlich auf die Baukunst und ihre Entwicklung. Als Sinnbild steht den Bauleuten der kunstvolle Bau des > Salomonischen Tempels vor Augen. Die Gedanken des Bundes werden vielfach mit Hilfe der Werkzeuge der mittelalterli­ chen Bauhütten ausgedrückt. Die geometrischen Gesetze, nach denen der Tempelbau errichtet wurde und wird, entsprechen den sittlichen Werten und Normen, nach denen der Freimaurer sein Leben gestalten, aufbauen soll. Das Ritual wird als Bauplan des Lebens angesehen. Besonders in England wird die Anknüpfung an die alten operativen Bauhüttentraditionen und die praktischen Belange des Bauens noch intensiv gepflegt.

Bauhüttenbruderschaften und -Ordnungen Im deutschen Mittelalter traten vor allem die Mönche als Baukünstler ihrer Klöster hervor. Der Benediktinerorden hatte eine besonders rege Baubruderschaft, die Klöster und Klosterkirchen schuf und die Baukünste pflegte. Die Bauhütten nahmen zahlreiche Laienbrüder auf, die einem

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Bauhüttenbruderschaften Mönch als Parlier unterstanden. Außerdem gab es noch viele Handlanger (Oblaten) für die groben Arbeiten. Als eine solche Klosterbauhütte wird die des heiligen Aurelius an der Benediktinerabtei zu Hirschau genannt, deren Abt, Wilhelm, Pfalzgraf von Scheuern, ihr auch Regeln vorschrieb. Von 150 Mönchen der Abtei waren 12 als Planer und Zeichner tätig. Beim Übergang der romani­ schen zur gotischen Stilrichtung trat besonders der Benediktinermönch Albertus Argentinus mit überwältigenden künstlerischen und technischen Leistungen bei der Erbauung des Straßburger Münsters hervor, wodurch die Straßburger Bauhütte zum Mittelpunkt der Bauhüttengemeinden wurde. Diese hatten sich bei allen größeren Kathedralbauten gebildet, z.B. auch in Chartres, Reims, Bern, Zürich, Freiburg, Köln, Ulm, Wien und anderen Städten. Ab Mitte des 16. Jahrhun­ derts wurden die Bauhütten zunehmend weltlicher, zumal auch immer mehr profane Bauherren (z.B. die reichen Handelsstädte) Aufträge erteilten. Päpste, Könige und Kaiser zeigten sich als Gön­ ner der erfolgreichsten Bauhütten und vergaben an diese besondere Privilegien. Die erste Bauhüt­ tenordnung stammt aus dem Jahr 1275 von Kaiser Rudolf von Habsbnrg aus Regensburg. Vielleicht kam schon damals der Begriff „Königliche Kunst“ auf, weil die Steinmetzbruderschaften so hochgestellte Befürworter hatten. Die Mitglieder einer solchen Bauorganisation betrachteten sich als verschworene Bruderschaft, die ihre Werke zur Ehre Gottes errichteten („Gott zu ere vnd zum gemeynen nutz“). Die Dombauhütten waren nicht nur eine Art Baugewerkschaft, sondern auch eine Sozialgemeinschaft mit Kranken-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung. Sie unterstützten Witwen und Waisen ihrer ehemaligen Mitglieder. Sie hatten eine Ausbildungsordnung. Durch ge­ heimgehaltene Erkennungszeichen sorgten sie dafür, daß Lehrlinge, Gesellen und Meister sich auch in fremden Bauhütten als solche ausweisen konnten. Damit schützten sie die wertvollen Kenntnisse ihre Mitglieder vor Industriespionage, unqualifizierter Konkurrenz und Dumpingpreisen. Außerdem stellte die Bauhütte sittliche, moralische und ethische Forderungen an ihre Mitglieder. Die größeren Bauhütten besaßen auch die „kleine Gerichtsbarkeit“. - Im Gegensatz zu den ortsgebundenen Zünften konnten die einer Bauhütte angehörenden Steinmetzen ihren Arbeitsplatz selbst über Landesgrenzen hinweg wechseln. Das war in jener Zeit eine selten gewährte Freizügigkeit. Die straff organisierten Bauhütten unterlagen nicht der städtischen Gewerbeordnung. Diese Steinmetzordnungen der Bruderschaften der Bauhandwerker erlangten große Bedeutung. Gerstenbrein hat die Steinmetzordnungen (nach dem Internationalen Freimaurer-Lexikon von Lennhoff-Posner) folgendermaßen zusammengestellt: 1. Kaiser Rudolf von Habsburg. Erste bekannte Hüttenordnung von 1275. 2. Papst Nikolaus: Ablaßbrief vom Jahr 1275, welcher von allen seinen Nachfolgern bestätigt wurde, zuletzt von: 3. Papst Benedikt XII.: Ablaßbrief von 1334. 4. Hüttenordnung vom 22.10.1397 in Trier, aufgefunden von Dr. Reichensperger. Sie befaßt sich mit der Regelung der Angelegenheiten städtischer Steinmetzen in Trier. Sie werden als Bruder­ schaften bezeichnet. Symbolik oder Geheimnisse werden nicht erwähnt. 5. Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom 2. 8. 1412. 6. Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom 6. 7. 1430. 7. Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahr 1435. 8. Kaiser Friedrich m.: Regensburger Hüttenordnung vom 25.4.1459. Die Bauhüttenordnung wurde von Kaiser Friedrich III. privilegiert und von den Nachfolgern bestätigt, bis sie laut Reichstagsbeschluß vom 15.7.1771 aufgehoben wurde. Sie wurde auf einem Steinmetztag aufge­ stellt und ist wohl als erste ausführliche erhalten. 19 Meister aus Schwaben, Franken, Bayern, vom Oberrhein, aus der Schweiz und Österreich nahmen daran teil und vereinbarten eine enge Verbindung. Als oberste Instanz wurde der Meister der Haupthütte am Straßburger Münster (damals Jost Dotzinger aus Worms) bestimmt. Es werden Verhaltensvorschriften der Meister gegenüber dem Bauherrn, anderen Meistern und Gesellen festgelegt. Die Ordnung der Parlierer, der Gesellen und der Lehrlinge wird bestimmt. Das Gebiet wird in Hüttengaue festgelegt, denen jeweils eine Haupthütte Vorstand. Als Haupthütten waren angegeben:

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Bauhüttenbruderschaften Straßburg: „Wass abwendig der Mosel ist, undfranken lant unn an den Thüringer Wald und Pöbenburg, bis an das Bistumb gegen Aichstädt bis Ulm, von Ulm bis gen Augsputgg, dargu von Augspurg bis an den Adel Prag und biss an das Welschland, Meissnerland, Hessen und Schwabenland, diese sollen der Straßburger Ordnunggehorsamb seyn und den 10ten Pfenning reichen. “ Wien: „Die Wiener Haupthütten bei Stefan hat ihr Gebüth Ober und Nieder bayerland, auch das Tand ob der Enns, Beheimb, Mähren, Steyermarkt, Kämdten und Krain und gang_ der Donau obhin, das soll gehorsamd seyn der Haupthütten gu IFze« und den Wien Pfenning reichen.“ Köln: „Das Gebüth der Kölnischen Haupthütten hebt an, wo der Phein und Main zusammenstißen, geht abwärts bis ins Niederland, diese sollen der Haupthütte ecu Köln bei der Dom Kirche gehorsamb seyn und den Wien Pfenning reichen. “ Zürich: „Das Züricher Haupthütten Gebüth hat Bern, Basel Ludern, Schaffhausen, St. Gallen und die ganye Eidgenossenschaft, die sollen der Haupthütte ecu Zürich gehorsamb seyn und den 10ten Pfenning reichen undgibt auch die Steuer an. “ Bern: wird statt Zürich in einer Hüttenordnung auch genannt. Mit dieser Ordnung wurde die Or­ ganisation der Steinmetzbrüderschaft festgelegt und die Gebräuche, Weistümer, Erkennungs­ zeichen usw. niedergeschrieben, die teilweise auf die Freimaurer übergegangen sind. Auf die Regensburger Ordnung, die sich selbst auf früher vorhandene Vereinbarungen stützt, gehen alle späteren Hüttenordnungen der Steinmetzen zurück. 9. Kaiser Friedrich HI.: Rodlitzer Hüttenordnung von 1462. 10. Herzog Friedrich: Hüttenordnung vom Jahr 1462. 11. Kaiser Maximilian I.: Hüttenordnung vom 30. 10. 1498. 12. Papst Alexander VI.: Ablaßbrief vom 16. 9. 1502. 12a. Hüttenordnung von Regensburg 1515. Hierin wird das „Buch“ erwähnt, das Hauptrecht als Grundlage der Gesamtorganisation der Bauhütten. 13. Papst Leo X.: Ablaßbrief von 1517. 14. Kaiser Carolus: Hüttenordnung vom 15. 4. 1538. 15. Kaiser Ferdinand: Hüttenordnung vom 15. 3. 1563. Haupthütte in Straßburg. Erstmals ist die bisher rein katholische Fassung durch eine „ökumenische“ ersetzt worden, so daß man an­ nehmen kann, daß in den Hütten eine Gleichberechtigung zwischen Katholiken und Refor­ mierten bestand. (Siehe unten!) 16. Kaiser Maximilian II.: Hüttenordnung vom 15. 4. 1570. 17. Kaiser Rudolf: Hüttenordnung vom 13. 3. 1578. 18. Kaiser Mathias: Hüttenordnung von 1613. 19. Kaiser Ferdinand II.: Hüttenordnung vom 23. 11. 1626. 20. Kaiser Ferdinand III.: Hüttenordnung vom 30. 7. 1637. 21. Kaiser Ferdinand III.: Hüttenordnung von 1646. 22. Kaiser Leopold I.: Hüttenordnung von 1697. 23. Kaiser Josef I.: Hüttenordnung vom 12. 10. 1708. 24. Kaiser Karl VI.: Hüttenordnung vom 13. 10. 1713. 25. Kaiser Karl VI.: Hüttenordnung vom 8. 9. 1737. 26. Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahr 1833. 27. Wiener Urkunden über die Hüttenordnung vom Jahr 1864. Aus der Hüttenordnung von 1563 geht hervor, daß der Meister die Bauhütte leitet. Sein Vertreter war der Parlierer (Polier). Die meisten zur Bauhütte Zugelassenen waren Gesellen. Wer als Lehr­ ling aufgenommen werden wollte, wurde in der Bauhütte angeschlagen, und alle Brüder konnten mit voller Stimmfreiheit für oder gegen ihn stimmen. Er mußte einen guten Leumund haben. Der

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Bauhüttenbruderschaften Lehrling wurde als „Diener am rauhen Steinwerk“ bezeichnet und der ordnungsgemäß ausgelernte, in der Fremde gewesene (gewanderte) Geselle wurde „Kunstdiener“ genannt. Der losgesprochene Lehrling wurde in die Geheimnisse der Bauhütte durch zwei ältere Gesellen zwei Wochen lang eingeweiht. Es heißt in der Straßburger Ordnung von 1563:„ Steinmetzzeichen zuge­ teilt. Etwa 10.000 sind bekannt geworden. Die Hüttenkasse hieß „Büchse“. Über die jährlichen Gebühren, Aufnahmegelder und Unterstützungszahlungen gab es genaue Vorschriften. Die ge­ sammelten Gelder sollten dazu verwendet werden, „die Armen damit zu fördern und unser Notdurft der Ordnung damit ru versehen. “ In den alten Bauhütten gab es keine drei Lichter oder Säulen, aber drei Grundlagen für den fortschreitenden Bau: Lust (= Liebe), Notdurft (- notwendige Kenntnisse) und Stärke. Später wurde daraus: Weisheit - Wahrheit - Stärke. In unseren TagenWeisheit -: Schön45

Bauopfer, Bausteine, Beamte heit - Stärke. Der Schutzpatron der Maurer war Johannes der Täufer; als Schutzpatron der Steinmetzen galten die vier Gekrönten (Quatuor Coronati). In der Rochlitzer Urkunde wird erwähnt, daß ein Geselle „bis auf St. Johannestag in Dienst stehen solle“. Am Johannistag (24. Juni) wurde die Bauhütte mit Laub geschmückt und mit Kränzen geziert und ein Hüttenfest gefeiert. Je mehr die aktive Bautätigkeit an den Riesenbauten zurückging, um so häufiger nahmen die Bauhüt­ ten (englisch „lodges“ - Logen) Männer auf, die nur indirekt mit dem Bauhandwerk zu tun hatten oder als Sponsoren galten: Adelige, Offiziere, angesehene Bürger und Kaufleute, Künstler, Ärzte, Gutsbesitzer. Vor etwa 300 Jahren gab es die ersten Logen in England, deren Mitglieder überhaupt nicht mehr praktisch bauten, sondern nur noch geistig-philosophisch, „spekulativ“. Im Jahr 1717 schlossen sich die ersten vier spekulativen Bauhütten in London zu einer Großloge zusammen. Das war der Grundstein und Ausgangspunkt für alle heutigen Freimaurerlogen. Goethe schreibt in „Uber Kunst und Altertum in den Rhein- und Maingegenden“ über die Bauhüttenbruderschaften: „Ihre ¿roßen Vorteile: durch geheime Zeichen und Sprüche sich den Ihrigen kenntlich yu machen ... organisiert denke man sich eine unzählbare Menschenmasse durch alle Grade der Geschicklichkeit dem Meister an die Hand gehend, durch Religion begeistert, durch Kunst belebt, durch Sitte gebändigt: dann fängt man an zu begreifen, wie so ungeheure Werke konßpiert, unternommen und, wo nicht vollendet, doch immer weiter ab denkbargeführt worden ... “

Bauopfer gab es schon in frühesten Zeiten. Auf Opfervorstellungen basieren viele Bausagen. Für die endgül­ tige Vollendung des Baues und für den Bestand desselben verlangte der Götterhimmel (oder die Dämonen) ein Opfer, sonst konnte er nicht gelingen. Zuerst wurden Menschen, dann Tiere geop­ fert, später waren es nur noch Weihgaben. Und heute wird bei der Grundsteinlegung jedes größe­ ren Bauwerkes ein Behälter mit Münzen, Zeitungen und anderen aktuellen Gegenständen „geopfert“ und in die Basis oder den Grundstein eingemauert. Die Selbstopferung der Baumeister aus Scham und Verzweifelung über irgendwelche Baufehler tritt bei vielen Sagen an die Stelle des Bauopfers. Auch die Legende von Baumeister > Hiram ist eine Bauopfersage in Bezug auf den > Salomonischen Tempel. Die Freimaurer führen bei der erstmaligen Benutzung von neuen, rituellen Räumen in den meisten Fällen eine > Tempelweihe durch. Dabei wird je nach Landessitte meist Salz, Korn und Wein (oder Öl) in einem feierlichen Ritual vom Großmeister über den neu als Tempel benutzten Raum verstreut, wohl als symbolische Opferung von Speis und Trank und in Erinnerung an das weihevolle Abendmahl. Bausteine 1. Als Bausteine (Baustücke) bezeichnet man die von den Freimaurern geleisteten Arbeiten, die zum Bau des Tempels der Menschheit dienen sollen. Besonders sind die Logenvorträge (Vorträge, Baurisse, Zeichnungen) gemeint, die im Sinne der Königlichen Kunst gehalten werden. 2. Zur Finanzierung des Aufbaus von Logenhäusern wurden von den Logen und Großlogen soge­ nannte Bausteine ausgegeben, die als Nachweis eines zinslosen Kredits dienten. Die 3WK haben nach dem Zweiten Weltkrieg „Bausteine“ im Wen von je 50 Mark zum Aus- und Umbau des Lo­ genhauses in Berlin-Charlottenburg (Heerstraße 28) gedruckt, die von den Brüdern gekauft, im all­ gemeinen aber nicht eingelöst worden sind. 3. „Bausteine“ war der Titel mehrerer freim. Zeitschriften: Logenbund „Royal York zur Freund­ schaft“, 1882-1884 / Provinzial-Großloge von Hamburg, 1892 von Hermann Settegast gegründet / „Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne“ ab 1923.

Beamte Die Logen sind im juristischen Sinn Vereine, die dem deutschen Vereinsrecht unterliegen. Damit haben sie eine demokratische Stuktur und benötigen verschiedene Funktionsträger, die „Beamte“ genannt werden. Ihre Aufgaben sind in den Satzungen der Großlogen und Logen festgelegt (z.B. in den „Bundesgesetzen“ der 3WK, in der „Verfassung“ der AFAM usw.). Die Logenleitung besteht

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Beamte, Bezeichnung, Beamtenrat aus dem MvSt und den beiden Aufsehern, den sog. hammerführenden Beamten (3WK), und kann je nach Satzung weitere Funktionsträger beinhalten (z.B. Schatzmeister). Jede Johannisloge hat re­ gelmäßig wenigstens die nachfolgenden Beamten zu wählen. Die Amtsdauer beträgt: AFAM=normal 1 Jahr, je nach Hausgesetz evtl. 2 oder 3 Jahre, 3WK = 2 Jahre, GLL == 3 Jahre.

Bezeichnung und (Symbol des Beamtenabzeicbens) Meister vom Stuhl/Logenmeister (Winkelmaß. ln früheren Jahrhunderten war es der Zirkel) Zug. Meister vom Stuhl / Abgeordneter Meister (meist kleineres Winkelmaß) 1. Aufseher (Setzwaage / Bleiwaage / Wasserwaage) 2. Aufseher (Senkblei / Lot) Redner (geschlossenes Buch) Schriftführer / Korrespondierender Sekretär (2 Ledern) Protokollierender Sekretär (Schriftstück mit 1 Feder) Schatzmeister (1 oder 2 Schlüssel) Zeremonienmeister / 3WK: Ordner (2 Stäbe, 2 Degen) 1. und 2. Schaffner (2 Schajfnerstäbe, Bienenkorb) Vorbereitender Bruder / Einführender (GLL) (offenes Buch) Es können weitere Beamte (Brüder mit besonderem Auftrag) gewählt werden: Stellvertreter zu obigen Beamten, sog. > zugeordnete oder abgeordnete Beamte Wachthabender Bruder (2 Degen oder 1 Degen u. 1 Schlüssel) Musizierender Bruder / Musikpfleger (Lyra) Archivar (Pergament) Redakteur Wohlfahrtspfleger / Gabenpfleger (Füllhorn) Nur Brüder Meister können als Beamte gewählt werden (> Wahlrecht). Vereinsämter sind zu­ gleich Ämter der rituellen Arbeit. Bei den Tempelarbeiten tragen die Beamten blaue Bänder mit den obigen Symbolen um den Hals. Die Pflichten der Beamten sind in den Satzungen der Großlo­ gen und Logen festgelegt und in diesem Lexikon unter den einzelnen Stichwörtern (z.B. MvSt, Zu­ geordneter MvSt, Redner usw.) beschrieben. Ebenso sind die meisten Symbole der Beamten unter eigenen Stichwörtern zu finden (z.B. Winkelmaß, Setzwaage, Senkblei usw.). Beamtenrat Der Beamtenrat unterstützt den MvSt (LM) in der Leitung und Verwaltung der Loge. Dem Beamtenrat gehören (entsprechend der GL-Satzung) i.a. folgende Beamte an: Meister vom Stuhl, Logenmeister Zugeordnete(r) Meister vom Stuhl, Abgeordnete(r) Meister Ehrenmeister vom Stuhl (in manchen Hausgesetzen nur mit beratender Stimme) Erster Aufseher, Zweiter Aufseher Schatzmeister Redner Schriftführer/Sekretär Ordner/Zeremonienmeister Erster Schaffner Zweiter Schaffner Vorbereitender Bruder

Meist werden für die Beamten Vertreter (zugeordnete Beamte) gewählt. Jeder Beamte hat bei Ver­ hinderung seinen Vertreter rechtzeitig zur Vertretung aufzufordern oder für Ersatz zu sorgen. Der Beamtenrat kann beschließen, Brüder mit besonderen Aufgaben zu betrauen, wie Wohlfahrtspfle­ ger, Wachthabender, musizierender Bruder, Redakteur usw. Der Beamtenrat beschließt über Beför-

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Beförderung, freimaurerisches Begräbnis derungen, Erhebungen, Streichungen, Logen-Programm, karitative Vorschläge und Angelegenheiten, über die ein Beschluß des Beamtenrats beantragt oder sinnvoll ist. Bei ACGLund BFG-Logen ist der Beamtenrat (Committee) beratendes Gremium, das Beschlußvorschläge erarbeitet, die dann von allen Logenbrüdern in geöffneter Loge beschlossen werden.

Beförderung Nach der satzungsmäßig vorgeschriebenen Zeit kann ein Lehrling in der Regel auf Antrag des Pro­ ponenten (Bürgen) oder MvSt (LM) zum Gesellen befördert werden. Dabei wird in vielen Logen vorausgesetzt, daß der zu befördernde Bruder einen Vortrag gehalten (sein Gesellenstück abgelie­ fert) hat und mindestens ein Jahr als Lehrling fleißig und erfolgreich gearbeitet hat (- bei keiner Tempelarbeit ohne Entschuldigung gefehlt hat). Der Beamtenrat kann in besonderen Fällen Aus­ nahmen beschließen. Vor der Beförderung ist die Beförderungsgebühr zu entrichten. Die Beförde­ rung wird in einer Gesellenloge (TA II) vorgenommen. Der Gesellenbeförderung schließt sich i.a. ein Gesellenfrühstück oder eine Gesellenvesper an > Geselle). Begräbnis, freimaurerisches Ein rein freimaurerisches Begräbnis findet nur statt, wenn der Verstorbene (oder seine Familie) dies ausdrücklich gewünscht hat. Der Ablauf einer kirchlich-freimaurerischen Bestattung muß mit dem Pfarrer abgesprochen werden, da nicht in jeder Gemeinde Entgegenkommen vorausgesetzt werden kann. Die Brüder erscheinen in Deutschland im schwarzen Anzug mit weißem Binder (Fliege), mit weißen Handschuhen, aber ohne Schurz, ohne Abzeichen. Im allgemeinen hält der MvSt, Redner oder der mit dem Verstorbenen besonders befreundete Bruder nach dem Pfarrer eine Ansprache. Am Schluß treten alle anwesenden Brüder mit der Witwe in einen Kreis um den Sarg und fassen sich an den Händen (Kettenbildung). Der MvSt legt dann die drei freim. Rosen als letzten Gruß der Brüder auf den Sarg mit den Worten: mitunter auch: Zu Haupt die sanft Erblühende, (rosa) Zu Haupt die weiß Erblühende, (weiß) die Dunkle niederwärts, (rot) die Dunkle niederwärts, (rot) die VFeiße, ewig blühende, die ewig sanft Erblühende, (rosa) die leg ich Dir aufs Herr. die leg ich Dir aufs Hery. Das menschliche Streben (rosa) ist die Vereinigung des göttlichen Geistes mit der Materie. Die rote Rose wird auf die Füße gelegt, die das Materielle, die Erde, unter sich hatten. Die weiße Rose wird auf das Herz gelegt als dem Sitz der Seele, als dem göttlichen Funken in uns, der jetzt zum hellen Licht, zum reinen Geist, zum transzendenten Weiß eingeht (bzw. aufs Haupt, dem Sitz der Ge­ danken). Meist werden die Trauerreden in der Begräbnishalle gehalten. In den Fällen, bei denen keine Einigung mit dem Pfarrer erzielt wurde, spricht nach dem Pfarrer der MvSt ein Schlußwort am offenen Grab. In England und USA kommen oft besondere Rituale zur Anwendung, wobei die Brüder manchmal auch in voller freim. Bekleidung erscheinen. Über das erste freim. Begräbnis (Schauspieler Birkhaed vom Drury-Lane-Theater in London) wurde in „Reed’s Weekly Journal“ vom 12.1.1723 berichtet: „Die Bahre wurde von sechs Freimaurern getragen, die alle %um Drury-Lane-Theater gehörten. Die anderen Mitglieder der Loge Nr.5, der er ab Aufseher angehört hatte, und eine große Zahl anderer angenommener Maurer folgten paarweise. Sowohl die Leichenträger als auch die anderen waren mit ihren weißen Schurzfellen bekleidet. “ Uber das Begräbnis von James Anderson: Siehe > Anderson. Zum Gedächtnis und zur Ehre eines verstorbenen Bruders führt seine Loge eine Trauerloge durch, bei der die Beamten einen Trauerflor tragen und bei der oft ein Sarg in der Logenmitte aufgestellt wird. Auf diesen werden Schurz und Ehrenzeichen aufgelegt. Der Redner hält ein kurzes Gedenken. In einer gemeinsamen Trauerloge in der Großloge oder von allen Logen einer Stadt wird im November aller Brüder gedacht, die innerhalb der letzten 12 Monate gestorben (in den Ewigen Osten eingegangen) sind. Dabei werden Schurz und Bijou auf den Sarg gelegt und Worte der Erinnerung für den Bruder gesprochen.Viele Logen haben den Brauch angenommen, mit den Schwestern an einem Trauersonntag im November einige Gräber verstorbener Brüder aufzusuchen und Blumen

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Beifallszeichen, Bekleidung (evtl, die drei freim. Rosen) zur Erinnerung auf das Grab zu legen. Bei den meisten Logen werden die Witwen zu wesentlichen Veranstaltungen der Loge (z.B. Vorweihnachtsfeier) eingeladen und vom Br. > Wohlfahrtspfleger betreut. So halten die Schwestern zur Loge ihres verstorbenen Lebensgefährten auch in späteren Jahren noch Kontakt. Beifallszeichen a) Als Zustimmung zu einer Frage / Maßnahme Der MvSt (LM) kann z.B. als Zustimmung zu einer Beförderung von den Brüdern in der geöffne­ ten Loge „das Beifallszeichen“ erbitten. Dann heben alle Brüder bei Zustimmung den rechten Arm. b) Als Ehrung und Anerkennung einer Leistung In geöffneter Loge kann als Ehre, Anerkennung, Begrüßung oder Beifall das Händeklatschen mit 3x3 im bekannten Rhythmus durchgeführt werden, wenn der MvSt (LM) dazu auffordert. (Auch Batterie oder Salve genannt.) Bei der AFAM kann nach einem Vortrag, der besonders gut war, als Beifallsäußerung von den Brüdern ein Schlag mit der rechten Hand auf den Schenkel (bzw. auf den Tisch) gegeben werden. Bei der GLL und 3WK nicht üblich. Bekleidung Die unverzichtbare freimaurerische Bekleidung geht auf die Berufskleidung der operativen Maurer bzw. Steinmetzen zurück. Sie wird deshalb nur bei > Tempelarbeiten getragen. Sie besteht aus Schurz, weißen Handschuhen, Logenabzeichen und schwarzem Zylinderhut (nur bei 3WK und bestimmten Logen anderer Obödienzen). Der Schurz aus Leder diente den operativen Steinmetzen als Splitterschutz beim Behauen der Steine. Diesen übernahmen später die nur symbolisch und geistig bauenden Freimaurer als Symbol der Arbeit. Durch unterschiedliche Ausführung wurde er ein Abzeichen der erreichten Stufe. Der Schurz ist heute beim Lehrling ein rechteckiges, weißes Leinentuch mit abgerundeten unteren Ecken (früher Lammfell) mit weißer Klappe. Beim Gesellen ist eine weiße (AFAM, GLL) oder blaue (3WK) Umrandung hinzugefügt. Der Meister hat eine blaue Umrandung. Zusätzlich sind bei AE4Ai beim Gesellen 2 und beim Meister 3 „Rosen“ (Rosetten) aufgebracht, während bei JIFX nur die Klappe des Meisterschurzes aus blauem Tuch ist. BFG: Der Meisterschurz hat 2 blaue Bänder, auf denen je 7 Silberketten befestigt sind. Altmeister haben statt der Rosetten silberne Doppelwinkel. Hammerführende können zusätzlich ihre Amtszeichen und Logennamen auf dem Schurz tragen. ACGL: ähnlich BFG, jedoch Gesellen ohne Rosetten und alle Beamte mit Amtssymbolen. GLL: Gesellenschurze mit 3 weißen, Meister mit 3 blauen Doppelwinkeln aus Stoff. Andere Ausführungsformen: in Spatenform (Schröder-Ritual), Ehrenschurze bei 25-oder 40jähriger Mitgliedschaft (25 oder 40 im silbernen Ehrenkranz, oft mit silbernen Fransen), bei 50jähriger Mitgliedschaft entsprechend in Gold. Schurze aus dem 18. und 19. Jahrhundert waren oft reich mit freim. Symbolen bestickt, bemalt oder verziert. Ohne Schurz zu arbeiten, ist für den Freimaurer undenkbar. Deshalb haben die Logen meist einige Schurze in Reserve, um einem unverhofften Gast damit aushelfen zu können. Die weißen Handschuhe sind ein Teil der freim. Bekleidung und für den operativen Steinmetz ein notwendiger Bestandteil seiner Schutzkleidung. Die weiße Farbe symbolisiert das fleckenlose, saubere Fühlen und Handeln des Maurers und soll ihn zur Lauterkeit seiner Gesinnung und zur Reinheit seines Lebenswandels mahnen. Das Logenabzeichen oder Bijou (französ. - Kleinod, Juwel) wurde 1774 von den 3WK verbindlich für alle Tochterlogen eingeführt. Es ist das Abzeichen der Loge, das alle Mitglieder tragen, damit sich die Brüder verschiedener Logen bei freimaurerischen Arbeiten erkennen können. Diesem Brauch haben sich die Brüder anderer Großlogen angeschlossen. Das Abzeichen wird dem jungen Bruder bei der Aufnahme übergeben und ausschließlich bei Tempelarbeiten getragen. Die Gestaltung ist den Logen überlassen. Meist werden freim. Symbole benutzt (z.B. Dreieck, Rechteck, Sterne, Kette, roher Stein oder Kubus usw.) oder es wird durch Zeichen, Bilder oder Schrift auf den Logengründer, den Protektor, den Namen der Loge oder den Gründungsort hingewiesen. Die Abzeichen werden mit oder ohne Bandschleife auf der linken Brust getragen oder

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heiliger Bernhard, Berufe der Freimaurer______________________________ meist mit einem blauen Band um den Hals gelegt. Hierbei ist die Unterseite des Bandes oft schwarz für die > Trauerloge. Abzeichen höherer Grade und bürgerliche Orden und Ehrenzeichen werden bei Tempelarbeiten nicht getragen (Ausnahme: GLL). Alle Bijous der arbeitenden und ehemaligen Logen der 3WK sind auf 30 Farbseiten im Jubiläumsband „250 Jahre GNML ‘Zu den drei Weltkugeln’“ abgebildet. Alle Berliner Logenabzeichen aller Obödienzen sind (soweit nicht schon im vorigen Band katalogisiert) in „Freimaurerische Abzeichen aus Berlin in Farbe“ (treue information 173) niedergelegt. Der Hohe Hut (> Zylinderhut) wird verbindlich bei den 3WK getragen, in anderen Obödienzen tragen ihn nur einzelne Logen nach Logenbeschluß. Für den Anzug bei Tempelarbeiten gibt es Kleiderordnungen der Großlogen oder Hausgesetze der Logen. Im Prinzip wird der Suchende aufgenommen, ohne daß auf seinen Rock geschaut wird. Alles andere widerspräche dem Geist der Freimaurerei. Da unsere Arbeiten aber stets in festlichem Rahmen gehalten werden, andererseits eine möglichst gleichförmige Bekleidung angestrebt wird, sollte jeder Bruder in der Wahl seines Anzugs dazu beitragen. Zu Tempelarbeiten wird in Deutschland ein schwarzer, wenigstens aber dunkler Anzug mit weißem Binder oder Schleife getragen. Dazu weißes Hemd, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe. Das Bild einer einheitlich dunkel gekleideten Versammlung erhöht die feierliche Stimmung und gibt der Arbeit den erwünschten festlichen Rahmen. Eine militärische Uniform ist ebenfalls statthaft. Die Brüder der BFG, ACGL und der meisten Logen in der Welt tragen einen schwarzen Binder (z.T. mit aufgedrucktem Logensymbol). Sollte es einem Bruder einmal nicht möglich sein, sich vor der Arbeit noch umzukleiden, so sollte er deswegen die Arbeit nicht versäumen. Der Mensch ist wichtiger als der Anzug. Für herausgehobene Tempelarbeiten (Aufnahmen, Festlogen, Stiftungsfest, Johannisfest) wählen die Brüder den Smoking (in einzelnen Logen auch den Frack) mit weißer Schleife. Wer keinen Smoking hat, trägt den schwarzen Anzug. Ein Unterschied zwischen verschieden bekleideten Brüdern wird nicht gemacht. Bei Tafellogen ist (wenn nicht ausdrücklich etwas anderes angeordnet ist) von Hut und Handschuhen entbunden (bei BFG auch vom Schurz); die sonstige freimaurerische Kleidung bleibt. Bei Festveranstaltungen mit Schwestern und Gästen (Rosenfest, Erntedankfest, Vorweihnachtsfeier) wird der Smoking mit schwarzer Fliege getragen. Bei jeder öffentlichen Trauetfeier, die nach freimaurerischem Zeremoniell abläuft, bei der also die Brüder zur Kette zusammentreten, wird genauso die weiße Krawatte (oder Schleife) getragen wie bei der Trauerloge (> Begräbnis, freim.). Bernhard, heiliger Der heilige Bernhard von Clairvaux war Mitbegründer des > Tempelherrenordens fTempler) und erließ deren Ordensregel. In einem höheren Grad der GLL wird dem Kandidaten das Gebet des heiligen Bernhards nahegebracht. Eine der Strophen lautet: ß-amm Gottes, der Welt Sünde tragend! Gib, daß in den weißen Kleidern der Heiligen, gerechtfertigt durch dein Leiden und Blut, ich endlich als Überwinder der sichtbaren und unsichtbaren Feinde dir dienen und dein Angesicht schauen möge.“

Berufe der Freimaurer Obwohl im Prinzip alle Berufe bei den Freimaurern vertreten sind, wird in der Freimaurerei bei den Mitgliedern ein gewisser Bildungsstand vorausgesetzt. Dieser ist notwendig, um auch eine gei­ stige Durchdringung des freim. Gedankenguts zu ermöglichen und um andererseits den bei jeder Arbeit gehaltenen Vorträgen/Zeichnungen und den Themen bei den öffentlichen Vorträgen folgen zu können. In der anglo-amerikanischen Freimaurerei steht mehr der bruderschaftliche Gedanke im Vordergrund. Dort gibt es - im Gegensatz zur deutschen Freimaurerei - neben den normalen auch berufsständische Logen für Ärzte, Offiziere, Lehrer, Feuerwehrleute, Chemiker oder für die Mitglieder von Interessenverbänden, Schulen und anderen Gruppen. Man nennt sie Class Lodges.Um eine grobe Übersicht über die Berufsverteilung in den deutschen Logen zu erhalten, sind

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Besuch einer Loge, Besuchende Brüder, Besuchsregelung die Berufe aus der Mitgliederliste der Forschungsloge „Quatuor Coronati“ von 1995 ausgewertet worden. Danach ergibt sich folgende Berufsverteilung der deutschen Freimaurer: Angestellte, Beamte20% Ingenieure 20% Kaufleute 20% Lehrer 18% Ärzte, Heilberufe 10% Juristen 5% Handwerker 4% Künstler 3%

Besuch einer Loge Ein unbekannter besuchender Bruder wird i.a. nach Paßwon und Erkennungszeichen befragt, auch wenn er seinen Logenausweis vorzeigt. Lehrlinge sollten von einem Meister begleitet werden. Ge­ sellen sollten „wandern“, also öfter andere Logen besuchen (Gesellenpaß abstempeln lassen, wenn logenüblich). Kleidung übliche freim. Bekleidung des Grades in dem gearbeitet wird. Notfalls Straßenanzug, aber mit Schurz, ausgeliehen von der veranstaltenden Loge. Zeichen: Die in der Mut­ terloge gelehrten Zeichen sollten (BFG: müssen) beibehalten werden. Grüße: werden vom besu­ chenden Bruder von seiner Loge und seinem MvSt (LM) ausgerichtet, sobald die allgemeine Auf­ forderung erfolgt. Damit soll ein Zeichen für die Verbundenheit aller Logen gesetzt werden. Beim Besuch ausländischer Logen ist unbedingt eine Ausweiskarte der VGLvD mitzunehmen, die min­ destens 6 Wochen vorher zu beantragen ist (> In good Standing). Dabei handelt es sich grundsätz­ lich nur um Kontakte zwischen Johannislogen. Man beachte auch die > Besuchsverbote.

Besuchende Brüder Brüder einer regulären Johannisloge sind zu Arbeiten und Veranstaltungen jeder anderen gerechten und vollkommenen Johannisloge zugelassen, und zwar in dem Grad, den sie selbst besitzen (Besuchsrecht). Wenn sie sich in üblicher Weise als Freimaurer ausgewiesen haben, sind sie besu­ chende Brüder. Der besuchende Bruder hat der Logenordnung der besuchten Loge nachzukom­ men. Hinsichtlich Bekleidung und Erkennungszeichen sollte er den Regeln seiner Mutterloge fol­ gen. Von internen Beratungen über die inneren Angelegenheiten der besuchten Loge kann er aus­ geschlossen werden (> Besuch einer Loge). Antrag auf Zulassung als „ständig Besuchender“ kann von einem Bruder gestellt werden, der z.B. außerhalb des Sitzes seiner eigenen Loge wohnt. Über die Annahme eines ständig Besuchenden wird in einer Meisterversammlung gekugelt. Er hat dann die Rechte und Pflichten eines normalen Logenmitglieds. Ständig Besuchende bleiben ordentliche Mitglieder ihrer alten Loge. Besuchsregelung Zwischen den deutschen Obödienzen 3WK, GLL, RY, AASR ist eine Besuchsregelung bezüglich ihrer Erkenntnisstufen bzw. Hochgrade vereinbart worden. Aus der Tabelle geht hervor, welchen Grad ein Bruder besitzen muß, um Tempelarbeiten bestimmter Grade anderer Obödienzen besu­ chen zu können. Außerdem sind in der Aufstellung die rituellen Anreden für den leitenden Mei­ ster und für die Brüder genannt. Auch mit dem York Ritus (Brüder vom Königlichen Bogen) lie­ gen zwischen einigen Großlogen Besuchsabkommen vor. Einzelheiten sollten in den Archiven er­ fragt werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. (Tabelle Seite 52)

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Besuchsregelung Erkenntnisstufen und Hochgrade der Freimaurerei in Deutschland

Besuchsregelung

II .

'.,M||

Allg. Altschottische Loge: Andreasgrade: Altschottische Mstr. Andreas- Lehrling IV Sehr ehrw. Obermeister/ Auserwählter Bruder geliebter Bruder IV Andreas-Geselle V hochwürdiger Bruder Andreas-Meister VI leuchtender Bruder Innerer Orient: Kapitelgrade: erwählter Bruder Ritter vom Aufgang weiser Meister/ der Sonne im Osten geliebter Bruder V und Jerusalem weiser Kapitelmeister/ hochleucht. Bruder VII Geweihter des Ritter vom Westen: inneren Tempels: weiser Meister VI Ritter vom Westen Weiser Kapitelmeister/ höchstleucht. Bruder Vertäuter der Vollendung: weiser Meister/ geliebter Bruder

VH

Höchster Innerer Orient: Mitglied des Bundes­ direktoriums Ehrwürdigster NationalGroßmeister/ ehrwürdigster Bruder

Vertrauter Bruder St. Johannis: erleuchteter Bruder VIII Auserwählter Bruder St. Andreas hocherleuchteter Bruder X Höchstes Ordenskapitel: Weisester Ordensmeister Weisester Ordensarchitekt Weiser Ordensarchitekt

GNML „3WK“ - W. Schwanz - Januar 1993

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II

| Innerer Orient: Sehr ehrwürdiger Obermeister und vertrauter Bruder

IV

Innerster Orient: Oberster Meister und vertrauter Bruder V

Perfektionsloge: Geheimer Meister 3x mächtiger Meister geliebter Bruder 4. bis 14. Grad

Kapitel: Ritter vom Rosenkreuz weiser Meister/ geliebter Bruder 15. bis 18. Grad

Areopag:

Ritter Kadosch 3xmächtiger Großmeister geliebter Bruder 19. bis 30. Grad Konsistorium: Meister des königlichen Geheimnisses ehrwürdigster Großmeister/ geliebter Bruder 31. bis 32. Grad Oberster Rat Souveräner-GeneralGroß-Inspekteur 33. Grad

1

Besuchsverbot, Beurlaubung, GL BFG Besuchsverbot Es besteht in denjenigen Logen oder Großlogen Besuchsverbot, die nicht von den VGLvD aner­ kannt sind. Das gilt z.B. für den GO von Frankreich oder Winkellogen (z.B. Colmar/F: Fraternitas Europae). In keinem Fall dürfte der Besucher in einer nicht anerkannten Loge im Orient Platz nehmen oder Grußadressen austauschen. Die grenznahen Logen würden es gern sehen, wenn dieses Besuchsverbot bei manchen Großlogen und unter bestimmten Umständen gelockert würde. Zu­ ständig hierfür ist jedoch allein die VGLvD, die es jedoch auf keinen Fall zulassen kann, daß wegen der Besuche einzelner Brüder die Regularität der ganzen deutschen Freimaurerei aufs Spiel gesetzt wird. Beurlaubung (Dispens) Es können Fälle eintreten (z.B. aus beruflichen oder persönlichen Gründen), bei denen ein Bruder für eine bestimmte Zeit an der regelmäßigen Logenarbeit nicht teilnehmen kann (Ausbildung, Ver­ setzung) oder will (Denkpause). Wenn ein Bruder einen Antrag auf Beurlaubung für eine be­ stimmte Zeit stellt, kann die Logenleitung dem entsprechen.

BFG - Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG) Großloge der Britischen Freimaurer in Deutschland Geschichte: Bereits im März 1946 griffen britische Freimaurer in der damaligen Besatzungszone den Gedanken auf, für englische Soldaten und Zivilbeamte auf deutschem Boden Logen ins Leben zu rufen und regelmäßig arbeiten zu lassen. Von 1957 bis 1960 konnten die Brüder in Bauhütten arbeiten, die dem dafür eingesetzten District of British Freemasons der Vereinigten Großloge von Deutschland unterstanden. Als Interimslösung waren sie unter der Aufsicht eines von der GL A.F.& A.M. berufenen Großinspekteurs, bis dann 1962 die Provinzialgroßloge der Britischen Freimaurer in Deutschland in Arbeit gesetzt wurde, die sich am 23.10.1970 mit Unterzeichnung der Magna Charta den Vereinigten Großlogen von Deutschland unterstellte. Bereits ein Jahr später wurde aus der Provinzialgroßloge die Grand Land Lodge of British Freemasons in Germany als nunmehr eine der gleichberechtigten Partner-Großlogen unter dem Schirm der VGLvD. Ab 3.5.1980 wird aus der Grand Land Lodge die Grand Lodge. Organisation: Seit 1997 hat die Großloge, der etwa 480 Brüder in Deutschland und etwa 1200 Country-Members angehören, die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. In den 14 Logen werden die drei Johannisgrade nach dem EmulationRitual in englischer Sprache bearbeitet. Außerdem arbeiten fünf Royal Arch Chapter nach dem Aldersgate-Ritual. Dies ist kein vierter Grad, sondern die Vollendung des Meistergrades. Aus dem Einigungsvertrag der United Grand Lodge of England ist der Grundsatz bekannt, daß die reguläre und anerkannte Maurerei nur die drei Johannisgrade umfaßt „einschließlich des Holy Royal Arch“. Die enge Verknüpfung zeigt sich auch darin, daß der Großmeister meist gleichzeitig First Principal (1. Großvorsteher) des Grand Chapters ist. Allen in Deutschland aufgenommenen Brüder wird deutlich gemacht, daß sie deutsche Freimaurer sind, auch wenn sie z.B. britische Staatsbürger bleiben. Die Zugehörigkeit zur deutschen Freimaurerei zeigt sich auch im Großlogen-Wappen. Der Bundesadler hat seinen Platz neben dem englischen Löwen über Winkelmaß und Zirkel einge­ nommen. Der Großmeister wird vom Großlogentag auf drei Jahre gewählt und von seinen Groß­ beamten unterstützt. Diese haben rituelle und verwaltungsmäßige Aufgaben, wie der Sekretär, Schatzmeister, Urkundsbeamter usw. Um Brüder zu ehren und ihnen für ihre Arbeit zu danken, kann der Großmeister sie zu Alt-Großbeamten ernennen. Ausschüsse: Zwischen den halbjährlich stattfindenden Großlogentagen tagt der Ausschuß für Allgemeine Angelegenheiten, in dem alle Logen mit Sitz und Stimme vertreten sind. Der Ausschuß berät anstehende Fragen und gibt Emp­ fehlungen für den Großlogentag, ist aber, wie das Committee (Beamtenrat) der Loge auch, kein Be­ schlußgremium. Für karitative Aufgaben tragen die Brüder Mittel zusammen, die von der Groß­ loge an geeignete Empfänger gegeben werden. Darüber hinaus unterstützen die Logen jeweils örtli­ che Projekte. Die Rituale werden grundsätzlich auswendig zelebriert. Nur der unmittelbare Amts-

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Die Bibel Vorgänger des MvSt sitzt mit geöffnetem Ritualbuch in der Loge, um soufflieren zu können, falls einer der Beamten ins Stocken gerät. Auch wenn Wert darauf gelegt wird, die Texte möglichst feh­ lerfrei vorzutragen, kommt es doch in erster Linie darauf an, innerlich beteiligt zu sein. Mit den Worten, durch das richtige Betonen und Sprechen will man Verstand und Gefühl erreichen. Die Bibel (Buch des Heiligen Gesetzes) Die Bibel finden wir im Tempel auf dem Altar (Meistertisch) als das erste der großen Lichter. In den deutschen Logen ist sie beim 1. Kapitel Johannes („Im Anfang war das Wort ...“) aufgeschlagen. Auf ihr (bei GLL im Osten neben ihr) ruhen die beiden anderen großen Lichter: Winkelmaß und Zirkel. Das Auflegen der Bibel ist eine der Grundlagen für die Anerkennung der Loge. Es gibt Bauhütten (z.B. die des Grand Orient in Frankreich), die statt der Bibel ein Buch mit weißen Seiten auflegen. Diese Logen sind nicht als regulär anerkannt, Besuche sind nicht erlaubt. Die Bibel liegt nicht als christliches Religionsbuch auf dem Altar, sondern als ein Symbol der ethischen Werteskala, die jedem Maurer innewohnen soll. Genau wie Zirkel und Winkelmaß den hohen Stellenwert in der Freimaurerei nicht als praktische Bauwerkzeuge einnehmen, so ist die Bibel als Symbol der Religiosität aufzufassen. Deshalb wird sie auch Buch des Heiligen Gesetzes bzw. „Volume of the Sacred Law“ (ACGL, BFG) genannt. Ihr Wert wird dadurch nicht gemindert, die Achtung vor ihr nicht herabgesetzt. Die Bibel ist im christlichen Abendland gewachsene Tradition. Bei der Aufnahme von Brüdern anderer Glaubensrichtungen kann zusätzlich ein entsprechendes Buch aufgelegt werden, z.B. der Koran. In anderen Ländern kann nach den Gesetzen der jeweiligen Großloge ein anderes „Buch des Heiligen Gesetzes“ (oder mehrere: Türkei, Israel) bestimmt werden. In Logen der BFG erhält jeder Bruder seine persönliche Bibel. Sie liegt bei Verpflichtungen usw. unter der geöffneten Bibel auf dem Meistertisch, und mahnt zu derem Studium. Die Bibel ist fast selbstverständlich in die operativen Bauhütten gekommen, denn diese hatten im Mittelalter den Auftrag, christliche Dome und Gotteshäuser zu errichten. Auch die Stifter der spekulativen Freimaurerei waren ausschließlich Christen. Für sie war es ganz natürlich, die Bibel als Ausdruck der Religiosität und als Weisheitsbuch der Menschheit zu verwenden. Die damaligen Maurer verstanden sie nicht nur als christliches Lehr- und Religionsbuch, denn sie verwendeten nicht nur das rein christliche Neue Testament. Besonders aus dem Alten Testament, also dem mosaischen Teil, flössen viele Bezeichnungen in die Freimaurerei ein (Salomonischer Tempel, Bezeichnung der Säulen, Paßworte usw.). Die Freimaurerei will ein universeller Menschheitsbund sein und ist keine religiöse Gemeinschaft; sie möchte die Vereinigung aller Menschen guten Willens. In diesem Sinne unterbleibt von freim. Seite jede dogmatische Färbung. Die Bibel ist ein ethisches Zeugnis für den Weg des Menschen zur monotheistischen Religion. Für den Freimaurer dokumentiert sie den Glauben an eine sittliche Weltanschauung, den Glauben an ein höchstes Wesen oder Prinzip. Die Bibel regelt das Verhältnis des Menschen zum Ewigen („ordnet und richtet unseren Glauben“). Sie lenkt die Gedanken vom Irdischen zum Überirdischen, vom Niederen zum Höheren und stellt die Verbindung zum Numinosen, zum Ewigen her. Darum kann die Bibel christlichen als auch nichtchristlichen Freimaurern verehrungswürdig sein. Kein Buchstabenglaube kann aber die tätige Liebe ersetzen, zu der sich die Freimaurer verpflichtet haben. Geschichtliches (griech. biblion - Schriftrolle, Buch) 500-200 v.Chr.: 39 alttestamentliche Schriften, die über etwa 1 Jahrtausend entstanden waren, wurden von der jüdischen Gemeinde zusammengestellt. 250-100 v.Chr.: Das hebräische Alte Testament wurde in Alexandria für die griechisch sprechenden Juden ins Griechische übersetzt. Dies soll von 72 Männern in 72 Tagen durchgeführt worden sein. Deshalb „(Übersetzung der) Siebzig“ - Septuaginta. Um 100 n.Chr. entstand der erste kanonische (anerkannte) Text der Bibel, vor allem des Neuen Testaments. Um 370: Gotische Übersetzung des Wulfila.

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Bibliographie Ab 390: Lateinische Übersetzung aus dem Hebräischen durch den Heiligen Hironymus im Auftrag des Papstes Damasus I. Sie wird Vulgata (die allgemein Verbreitete) genannt. Ab 6. Jahrhundert: Die hebräische Fassung wurde durch die Masoreten (jüdische Schriftgelehrte) mit Hilfe von Strichen und Punkten über oder unter den Konsonanten lesbar gemacht, da die Juden keine Vokale schreiben. Man nennt sie den masoretischen, punktierten, vokalisierten Text. Hierauf geht unsere heutige Fassung wesentlich zurück. 1522-1934: Deutsche Übersetzung von Martin Luther. etwa 1960: Christliche Einheitsübersetzung. Der Bibel wird u.a. ein dreifacher Sinn entsprechend einer dreifachen Überlieferung nachgesagt: 1. der historische, buchstäbliche Sinn. Er entspricht dem menschlichen Körper und der Vor­ halle,bzw. dem Vorhof des Tempels. 2. der moralische Sinn. Er entspricht der Seele des Menschen und dem Heiligtum (mittlere Kam­ mer) des Tempels. 3. der esoterische (mystische) Sinn. Er entspricht dem menschlichen Geist und dem Allerheiligsten des Tempels.

Bibliographie A «■ nur noch antiquarisch erhältlich. In Bibliotheken ausleihbar. B - Im Buchhandel bestellbar DB = DIE BAUHÜTTE Verlags-KG, Argelanderstr.36, 53115 Bonn (Telefon 0228-797185, Fax -627107) * = preiswert und/oder empfehlenswert Manfred Agethen: „Geheimbund und Utopie. Illuminaten, Freimaurer u. deutsche Spätaufklärung.“ 1987. Oldenbourg, ISBN 3-486-54171-4, B, DM 48,Rolf Appel, Jens Oberheide: „Was ist Freimaurerei“, 7. Auflage, DB, DM 10,Rolf Appel, Jens Oberheide: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1986, A* Rolf Appel, Jens Oberheide: „Weisheit Stärke Schönheit“, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1998, DB*, DM 93,Rolf Appel, Herbert Vorgrimmler: „Kirche und Freimaurer im Dialog“, Knecht Verlag, 1975, A* Rolf Appel: „Die großen Leitideen der Freimaurerei“, 1996, DB, DM 19,80 Michael Baigent, Richard Leigh: „Der Tempel und die Loge. Das geheime Erbe der Templer in der Freimaurerei“. Bastei-Lübbe TB Nr.64106, DB, DM 14,90 „Beförderer der Aufklärung in Mitteleuropa und Osteuropa. Freimaurer, Gesellschaften, Clubs“. 1987, Bovier/Hobbing, ISBN 3-416-80609-3, B Giuliano di Bernardo: „Die Freimaurer und ihr Menschenbild“, DB, DM 38,— Giuliano di Bernardo: „Die neue Utopie der Freimaurerei“. 1997, Passagen, ISBN 3-85165-273-8, DB, DM 36,Hans Biedermann: „Das verlorene Meisterwort“, Hermann Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz, 1986, ISBN 3-205-05012-6, DB, DM 39,80 Dieter A. Binder: „Die Freimaurer“, 1998, ISBN 3-451-04631-8, DB, DM 29,80 Wolfgang Bittner: „Angriffe gegen die deutsche Freimaurerei 1970-1980“, Berlin 1981, Quellenkundliche Arbeit Nr.37 der QC, A Johann J. Chr. Bode: „Journal von einer Reise von Weimar nach Frankreich im Jahr 1787“. 1994, ars una, ISBN 3-89391-351-3, DB, DM 39,90Charles von Bokor: „Winkelmaß und Zirkel“, Moewig, 1982, A Klaus Borchers: „Freimaurerei - wie sie schmunzelt“, Mönchengladbach, 1980, A Wolfgang Brachvogel: „Von Maurern und Logen“, Hamburg 1979, DB, DM 3,Lovis Corinth: „Zeremonien“, 6 Drucke in Mappe, DB, 30,-

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Bibliographie „Die Alten Pflichten von 1723“ (englisch/deutsch), DB, DM 28,Michael Dierckx: „Freimaurerei - die große Unbekannte“, 1975, Hamburg, A Franz Carl Endres: „Das Geheimnis des Freimaurers“, Aufl.1999, DB*, DM 30,Franz Carl Endres: „Die Symbole des Freimaurers“, Aufl.1977, DB, DM 19,80 Johann G. Fichte: „Philosophie der Maurerei. Briefe an Constant.“ 1997, Parerga, ISBN 3-930450-15-1, DM 24,80 René Le Forestier: „Die templerische und okultistische Freimaurerei im 18. und 19. Jahrhundert“, 1994, 4 Bände, DB, DM 240,„Freimaurer. Solange die Welt besteht“, 1992, Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, ISBN 3-85202-103-0, A* Alexander Giese: „Die Freimaurer. Eine Einführung.“ 1997 (NeuaufL), Böhlau, ISBN 3-205-985982, DB, DM 39,80 Friedrich-Wilhelm Haack: „Freimaurer“, Evangelischer Presseverband, München, 1975, DB*, DM 7,50 Jürgen Holtorf: „Verschwörung zum Guten“, 1990, A* Jürgen Holtorf: „Die Logen der Freimaurer“, Heyne Sachbuch Nr. 143, 1991, DB*, DM 14,90 Jürgen Holtorf, K-H. Lock: „Stichwort Freimaurerei“, Heine Sachbuch Nr. 4020, A* Gottlieb Imhof: „Kleine Werklehre der Freimaurerei“, 3 Bd. DB 105,Alois Kehl: „Warum Dialog zwischen Katholiken und Freimaurern“, 1978, A* Herbert Kessler: „Bauformen der Esoterik“, Aurum Verlag, Freiburg i. Br., 1983,A Horst Kischke: „Die Freimaurer. Fiktion, Realität und Perspektiven.“ 1996, Ueberreuter, ISBN 3-8000-3600-2, DB, DM 39,80 Alfred Lehner: „Die Esoterik der Freimaurer“, 1995, DB, DM 28,— Eugen Lennhoff: „Die Freimaurer“, Locker Verlag, Wien, 1981 (Nachdruck von 1929), A Eugen Lennhoff, Oskar Posner: „Internationales Freimaurerlexikon“, Amalthea Verlag, Wien, 1932, Nachdruck, A* Gotthold Ephraim Lessing: „Ernst und Falk. Gespräche für Freimaurer“, DB*, 18,Erich J. Lindner: „Die königliche Kunst im Bild“, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1976, A* Karl-Heinz Lock: „Freimaurerei in Mecklenburg/Vorpommern“ DB, DM 49,50 Urs Lüthi: „Der Mythos von der Weltverschwörung. Die Hetze der Schweizer Frontisten gegen Juden und Freimaurer, am Beispiel des Berner Prozesses um die Protokolle der Weisen von Zion.“ 1992, Helbing & Lichtenhahn, ISBN 3-7190-1197-6, B, DM 57,— Alec Mellor: „Logen, Rituale, Hochgrade“, Styria Verlag, Wien, 1967, 1985, A Alec Mellor: „Unsere getrennten Brüder die Freimaurer“, Styria Verlag, Wien, 1964, A Paul von Naredi-Rainer: „Salomons Tempel und das Abendland“, DB, DM 46,Paul Naudon: „Geschichte der Freimaurerei“, Propyläen Verlag, Frankfurt/M, 1982, A Helmut Neuberger: „Freimaurerei und Nationalsozialismus“, 2 Bände, 1980, DB, DM 79,60 (Die Quellenlage war bei Herausgabe noch sehr beschränkt) Hans Ofenbach: „Briefmarken erzählen Freimaurergeschichte“, 1986, A* Jens Oberheide: „Logengläser“, Akademische Druck- und Verlagsansztalt, Graz, 1983, A* Bruno Peters: „Die Geschichte der Freimaurerei 1870-1933“, Wort-Bild-Specials Hans Peter Heinicke, Berlin, o. J., A Die Öffnung der freim. > Archive hat heute eine ganz andere Quellenlage geschaffen, die seinerzeit nicht zur Verfügung stand.) Bruno Peters: „Berliner Freimaurer“, Edition Luisenstadt, 1994, ISBN 3-89542- 068-9 Wilhelm Quenzer: „Königliche Kunst in der Massengesellschaft - Freimaurerei als Gruppenphänomen“, Information Nr. 58 der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart, 1974, A Rautenstrauch, Joest: „Männerbande, Männerbünde“, 1990, 2 Bände, Museum für Völkerkunde in der Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln, ISBN 3-923158-19X

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Bibliotheken, Bienenkorb Helmut Reinalter: „Freimaurer und Geheimbünde“, Suhrkamp, Frankfurt/M, 1983, DB, DM 24,Helmut Reinalter (Herausgeber): „Aufklärung und Geheimgesellschaften. Zur politischen Funktion der Freimaurerlogen im 18. Jahrhundert“, 1989, Oldenbourg, ISBN 3-486-54751-8, A Wolfgang Scherpe: „Das Unbekannte im Ritual“, Eigenverlag Scherpe, Ferdinandstr. 2, 38118 Braunschweig, (3. Aufl.), 1997, DM 80,-, * Carl Schneider: „Mysterien, Wesen und Wirkung der Einweihung“, DB, DM 10,— Heinz Schüler: „Mozart und die Freimaurerei. Daten, Fakten, Biographien.“, 1992, Noetzel, ISBN 3-7959-0580-X, B, DM 36,Jiri Sliva: „Die Freimaurer“, Cartoons, DB, DM 39,Harald Strebei: „Der Freimaurer Wolfgang Amade Mozart“. 1991, Rothenhäusler, ISBN 3-9079609, DB, DM 66,Werner Schwartz: „Friedrich der Große und sein Verhältnis zur Freimaurerei“, Herausgeber GNML 3 WK, 14052 Berlin, Heerstr. 28, 1988, A* Werner Schwanz: „Die Heimkehr des königlichen Bruders“, Herausgeber GNML 3 WK, 14052 Berlin, Heerstr. 28, DM 15,— Werner Schwanz, Reinhold Dosch: „250 Jahre Große National-Mutterloge 'Zu den drei Weltkugeln“’, Herausgeber GNML 3 WK, 14052 Berlin, Heerstr. 28, 1990,», DM 10,Marcel Valmy: „Die Freimaurer. Arbeit am rauhen Stein. Mit Hammer, Zirkel und Winkelmaß.“, 1988, Callwey, ISBN 3-7667-0882-1, DB*, DM 49,90 Guy Wagner: „Bruder Mozart. Freimaurer im Wien des 18. Jahrhunderts“, 1996, DB, 44,90 Bernhard Wein: „Die Bauhütten und ihre Entwicklung zur Freimaurerei“, DB, 7,50 Wenng: „Freimaurerei, eine Philosophie der Menschlichkeit“, DB, DM 9,80 Außerdem sind zahlreiche Schriften speziell für Brüder Freimaurer herausgegeben worden, die von den freim. Verlagen gegen Nachweis der Mitgliedschaft bezogen werden können. Die Forschungs­ loge gibt nur an ihre Mitglieder jedes Jahr mehrere freim. Bücher ab, die im Beitrag enthalten sind. Bibliotheken, freimaurerische Großbibliotheken existieren vor allem bei einigen Großlogen der USA und in London. In Deutschland hat die Bibliothek des Freimaurer-Museums Bayreuth die größten Bestände mit etwa 16.000 Büchern freimaurerischen Inhalts. Das Bücherverzeichnis ist 1993 als „Deutsche Freimaurer Bibliothek“ herausgegeben worden. Die Aufarbeitung besorgte Herbert Schneider. Die Herausgabe beider Bände wurde durch die Forschungsloge „Quatuor Coronati“, Bayreuth, ermöglicht. In Berlin haben die Archive der GLL, der 3WK und die Distriktsloge der AFAM große Bibliotheken. Im allgemeinen haben alle Logen eine mehr oder minder große freim. Bibliothek.

Bienenkorb, Biene In Ägypten war die Biene ein Sonnensymbol. - Bei den Griechen war sie das „priesterliche Tier“, weil sie alles Unreine meidet - Bei den Eleusinischen Mysterien hütete Melissa (- Biene) den Tem­ pel der Demeter. Böse Frauen bedrängten sie, ihnen das Geheimnis des Mysteriums zu offenbaren. Als sie dies verweigerte, wurde sie von ihnen zerrissen. Demeter ließ aus ihren einzelnen Teilen Bienen auferstehen und machte damit Melissa unsterblich. - Der Bienenkorb oder die Biene ist ein Attribut von Königen, Päpsten, Heiligen, zumal man in frühen Zeiten glaubte, daß ein Bienenkö­ nig und nicht eine Königin sein Volk regiere. Die Biene hat die symbolische Bedeutung des Fleißes, der Beharrlichkeit, der eifrigen Arbeit, der Treue und Klugheit sowie der Gemeinschaftsbildung und der Einordnung in ein geordnetes Gesellschaftswesen. Sie steht aber auch für Wiederauferste­ hung und Wiedergeburt aus Tod und Verwesung. In der älteren Freimaurerei dient der Bienenkorb (die Biene) als Symbol der eifrigen Tätigkeit, insbesondere der sozialen Gemeinschaftsarbeit. Sie wurde als solches Sinnbild u.a. verwendet: im Wappen des Eklektischen Bundes in Frankfurt und als Beamtenabzeichen des Schaffners bei den 3WK. In einem Katechismus von 1511 soll (nach Charles Hunt) stehen: „Was ist das: Ein Baumeister und doch kein Mann, macht, was kein

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B’nai B’rith, Briefstil Mann machen kann, und dient dabei Gott und Menschen?“ Antwort: „Die Biene.“ Wegen des kunstvollen Wabenbaues gilt die Biene als Vorbild des Baumeisters und Architekten.

B’nai B’rith (hebräisch = Söhne des Bundes), ist eine international vertretene jüdische Vereinigung mit frei­ maurerähnlichem Organisationsprinzip und karitativ-sozialer Zielsetzung, die sich für die Einhal­ tung von Menschen- und Bürgerrechten, gegen Diskriminierung von Minderheiten und für die Stärkung von jüdischer Identität einsetzt. Sie ist ein Bindeglied von Juden verschiedenster Her­ kunft, religiöser Ausrichtung und wirtschaftlicher Verhältnisse. B’nai B’rith wurde 1843 in New York unter Führung von Maschinenbauer Henry Jones (Heinrich Jonas aus Hamburg) von 12 ausgewanderten deutschen Juden als eine Hilfsorganisation gegründet. Die Gründer hatten in Deutschland Freimaurerlogen angehört, wodurch freimaurerische Elemente in das Gedankengut von B’nai B’rith eingeflossen sind. B’nai B’rith ist in Logen gegliedert, die Amtsbezeichnung eines gewählten Vorsitzenden einer Loge lautet Präsident. Frauen werden heute als gleichberechtigte Mitglieder aufgenommen. 1882 wurde die erste deutsche Loge unter dem Namen Bne Briss in Ber­ lin gegründet. Sie beschränkte sich auf jüdische Bürger, da diesen die Mitgliedschaft in verschiede­ nen deutschen Großlogen verwehrt wurde. (> Judenfrage“) Nicht zuletzt aufgrund immer stär­ ker werdender nationalistischer und antisemitischer Tendenzen unter den Freimaurern in Deutsch­ land, gewann B’nai B’rith auch hier schnell an Zulauf. Von 1924 bis zu ihren Zwangsauflösungen 1937 amtierte Dr. Leo Baeck als Präsident der damals 104 deutschen B’nai B’rith-Logen mit rund 14.000 Mitgliedern. 1933 schrieb er: „Wir überschätzen die Programme und unterschätzen den einzelnen Menschen; wir erhoffen zu viel von besonderen Zielsetzungen und nicht genug von der Gemeinsamkeit, in derjeder dem andereren geben will“ Heute bestehen in Deutschland acht B’nai B’rith-Logen in sechs Städten mit insgesamt rund 700 Mitgliedern. B’nai B’rith hat eine Jugendorganisation mit Namen B’nai B’rith Youth Organization (B.B.Y.O.), die auch in Deutschland vertreten ist. 1998 haben Mitglieder von B’nai B’rith den Trägerverein für das „Anti-Defamation Forum“ (ADF) ins Leben gerufen. Ziele sind die Stärkung demokratischer Strukturen, der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus sowie der interkulturelle und interreligiöse Austausch. Das Forum soll ein Forschungs-, Dokumentations- und Kommunikationszentrum sein. Briefstil, Briefverkehr Freimaurer haben, besonders in früheren Jahrzehnten, einen besonderen Schreibstil gepflegt, der durch Abkürzungen und symbolhafte Wendungen gekennzeichnet ist. Er ist historisch gewachsen und den Freimaurern vertraut. Nichtfreimaurer verstehen diese „Geheimsprache“ oft nicht und nehmen sie zum Anlaß, die Freimaurerei als Geheimbund zu bezeichnen und Vorurteile dagegen aufzubauen. Die heutige Tendenz im freimaurerischen Schrifttum geht dahin, die Wörter für frei­ maurerische Begriffe auszuschreiben, Abkürzungen zu vermeiden und keine für Uneingeweihte unverständliche Begriffe zu verwenden. Auf dem Briefumschlag an Privatadressen darf nicht ge­ schrieben werden: „An Bruder NN“ oder „An den Meister vom Stuhl NN“ oder „An die Loge NN“. Die > Anreden in offiziellen Schreiben werden, wie dort angegeben, angewandt. Bei per­ sönlicher Bekanntschaft schreibt man: „Ehrwürdigster Großmeister, lieber Bruder Ralf“ oder „Right Worshipful Grandmaster, dear Brother Les“ oder „Dear and Worshipful Brother Bob“ oder „Dear Sir and Brother“.

Die Unterschrift lautet bei AFAM und GLL: Mit herzlichen brüderlichen Grüßen i.d.U.h.7,.(in der uns heiligen Zahl* ) Dein (bzw. Ihr) trvb. Br. NN Bei 3WK: d.d.u.b.Z.jdurch die uns heilige Zahl*). Damit ist die Zahl „3“ gemeint.

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Bruder, Bruderkuß, Brüderliches DU, Brüderlichkeit Bei BFG, ACGL: Yours sincerefy andfratemally Als Hinweis, Absender (auch zusätzlich) bezeichnet ein flaches Rechteck den Inhalt als freimaurerisches Schriftstück.

Bruder Die Bezeichnung „Bruder“ wird im religiösen Bereich im übertragenen Sinn für nahestehende Per­ sonen angewandt: Bereits im Alten Testament, später in den religiösen Bruderschaften. Die Frei­ maurer haben sich von Beginn an gegenseitig als Bruder bezeichnet und ihre Gemeinschaft als eine Bruderschaft (Brüderschaft). Dies ist ein Bekenntnis der besonderen Zusammengehörigkeit und ein Symbol der Gleichheit aller Brüder. Die Grundsätze der Freimaurerei sind nach englischen Ritua­ len: Brotherfy Love, Relief and Truth (Bruderliebe, zur Hilfe kommen, Treue). Unter nahe bekannten Brüdern ist der > Bruderkuß auf beide Wangen (oder der 3fache) zur Begrüßung und zum Ab­ schied üblich. Die Bildung der > Kette am Schluß der > Tempelarbeit ist nicht nur Ausdruck der engen Verbundenheit dieser Brüder, sondern Symbol des Bruderbundes überhaupt. Bruderkuß Der Bruderkuß wird unter eng befreundeten Brüdern gegeben; und zwar der vollständige Bruder­ kuß: zuerst beugt man sich zur linken Seite (berührt also die rechte Wange des zu begrüßenden Bruders), dann rechten Seite (linke Wange berühren) und schließlich der dritte Kuß wieder nach links gewandt (rechte Wange). Dabei werden die Küsse nicht nur angedeutet, sondern echt auf die Wangen gegeben. Vielfach (besonders beim zeremoniellen Bruderkuß) ist nur der zweifache Kuß, also die beschriebenen ersten beiden Küsse üblich, die dann oft nur angedeutet werden. Hierüber gibt es keine feste Regel, das Hers? sollte sprechen. Möglicherweise kommt der Bruderkuß vom Rit­ terschlag (Tempelritter). In den ritterlichen Gebräuchen war der Schlag mit dem Schwert auf die Schulter verbunden mit einer Umarmung und einem Kuß. Brüderliches DU Das brüderliche DU ist in folgenden freim. Gruppierungen verbindlich: in den Logen der AFAM generell, auch gegenüber dem GM bei allen Mitgliedern der Forschungsloge „Quatuor Coronati“ bei allen Brüdern der 3WK, die die VH. Erkenntnisstufe erreicht haben bei 3WK und GLL duzen sich i.a. die Brüder einer Loge untereinander. Auch dem Neuaufgenommenen wird oftmals nach der Aufnahme das Du angeboten. Natürlich ist das Du zwischen Brüdern unterschiedlicher Logen und Obödienzen üblich, wenn sie sich gut ken­ nen. Die Tendenz neigt sich dem generellen brüderlichen Du zu. Allerdings bleibt im rituellen Ge­ brauch das „Sie“ bei 3WK und GLL obligatorisch. Brüderlichkeit Das Verhalten zum Mitmenschen gehört zum Schwierigsten, was uns das tägliche Leben abver­ langt. Wir berühren damit den Urgrund alles Menschlichen. In den Logen wird die Brüderlichkeit besonders gepflegt. Dabei ist sie nicht nur eine Haltung, sondern innere, tatsächliche ethische Pflicht. Ihre Erfüllung ist manchmal nicht leicht und kostet oft ein hohes Maß an Selbstüberwin­ dung. Denn wir müssen keineswegs alles im Verhalten, im Leben des anderen gutheißen. Brüder­ lichkeit bedeutet einfach die Anerkennung des Andersseins eines anderen Bruders. Wir müssen uns in seiner Wirklichkeit zurechtfinden. Die Brüderlichkeit ist nicht nur dazu da, um Wunden zu lin­ dern, die das Leben dem anderen geschlagen hat, sondern sie ist ebenso reale Grundlage unseres Lebens, ohne die jede menschliche Existenz infrage gestellt ist. Die Grundlage der Brüderlichkeit ist die gemeinsame maurerische Idee, die uns vieles erleichtert und ertragen läßt. Die Brüderlichkeit entsteht im Freimaurerbund nur durch gemeinsames Erleben, gemeinsames Handeln und Reden,

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Bruderliebe, Brudername also durch rege Teilnahme an den Logenversammlungen. Die Loge ist eine Schule der Lebensweis­ heit. Sie erfordert die Gegenwart des Schülers. Fernunterricht in der Freimaurerei gibt es nicht. Deshalb kann sich Brüderlichkeit nur in einer Loge entwickeln, wenn sie regelmäßig von allen Brüdern besucht wird. Um diese selbstverständliche brüderliche Pflicht müssen wir uns heute mehr denn je bemühen. Ein Meinungsaustausch im Internet kann kein Ersatz für ein Gespräch von Bruder zu Bruder sein. Gegenwärtig sind viele Menschen nur auf ihren Vorteil bedacht. Die Logen können dagegen einen Freiraum bilden, in dem sich die Brüder nicht unter dem Erfolgszwang des Geldverdienens und Karrieremachens befinden und in dem statt der Hackordnung des Alltags meist die Brüderlichkeit vorherrscht, die zu einer innigen Verbundenheit aller Logenmitglieder führt. Vielleicht hilft auch die Erkenntnis, daß wir Kinder eines Vaters und dadurch alle Brüder sind. Bruderliebe, Menschenliebe Bereits in den „Alten Pflichten“ lesen wir: „(Übt) brüderliche Uebe, die der Grundstein und der Schlußstein, das uns ade verbindende Band und der Ruhm unserer alten Bruderschaft ist... “ Im Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei von 1901 schreibt Lenning: „Die Bruderliebe macht den Freimaurern die Fremde ^ur Heimat, denn sie finden überall wie im Vaterhaus Brüder, die sie mit Freuden in ihren Lagen und bei ihren geselligen Versammlungen willkommen heißen, wenn sie einander auch noch nie im Leben geschaut haben. So verschieden auch die Landessitten und Sprachen, so verschieden auch die maurerischen Lehrarten sein mögen, die besuchenden Brüder werden überall freudig begrüßt und haben ein besonderes Anrecht aufErweisungen brüderlicher Liebe. Diese Bruderliebeführt notwendig auch zur allgemeinen Menschenliebe. Daher treten die Freimaurer zusammen, um mit vereinten Kräften ihren Nächsten, besonders den Notleidenden durch Gaben wohlzutun. Die Freimaurerei ist die Schule der edlen Menschlichkeit, der allgemeinen Menschenliebe hauptsächlich dadurch, daß sie in ihren Kreisen die Gegensätze der Außenwelt versöhnt und zu einhelligem Zusammenwirken verschmilzt; eben dadurch aber lehrt sie auch, daß die Liebe in der gesamten Menschenwelt endlich alle Gegensätze überwinden und alle Herzen zu sittlichem Wirken vereinigen wird, damit die Menschheit einen allgemeinen Bruderbund, eine große Familie Gottes darstelle.“ Sn der Bruderliebe findet der Maurer die Legitimation zu kraftvollem Handeln, denn die Rücksicht auf den Mitbruder, auf seine Würde, aber auch auf seine Schwächen, ist untrennbar mit dem Handeln aus freimaurerischem Empfinden verbunden. Die Bruderliebe ist der höchste Ausdruck eines Gefühls, das ein Bruder dem anderen entgegenbringen kann. > Liebe

Brudername Im Prinzip ist die Gebung eines neuen Namens (und damit das Abstreifen des „alten Adams“) ein Brauch, der in > Mysterienbünden und in christlichen Orden üblich war. In der Freimaurerei er­ hielten bei der > Strikten Observanz und bei den Gold- und Rosenkreuzern die neu aufgenom­ menen Mitglieder einen Brudernamen (Ritternamen). So trug Freiherr von Hund den Ritternamen „Charles Baron de Hund, Chevalier de lEpee" (Ritter vom Degen, Eques ab ense). Andere, meist französische oder lateinische Namen waren z.B. „Ritter vom Reißbrett“ (Eques a tabula designatoria), „Ritter vom großen Löwen des hohen Ordens der Tempelherren zu Jerusalem“ usw. Diese schön klingenden Namen zogen zahlreiche Zeitgenossen an, die damit ohne inhaltliche Grundlage oft nur ihrer Eitelkeit frönten. Heute werden bei der Aufnahme in den Freimaurerbund keine Namen vergeben - außer dem einen: Bruder. Jedes Mitglied ist stolz darauf, so genannt zu werden und sich so nennen zu dürfen. Bruderschaft Mit Bruderschaft oder Bruderbund bezeichnet sich die Gesamtheit der Brüder in einer Loge, in ei­ ner Stadt, in einem Land, in der Welt. Der offizielle Titel der Dachorganisation der deutschen Freimaurerei ist: „Vereinigte Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer“. Juristisch gesehen ist in Deutschland jede Freimaurerloge ein Verein, der dem deutschen Vereinsrecht unter­ liegt. Für die Mitglieder, die Logenbrüder, ist die Freimaurerloge jedoch eine lebendige

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Buddhismus, Bundesblatt Bruderschaft, die keine beruflichen, finanziellen oder gesellschaftlichen Erfolgsziele erstrebt. Nur das rein Menschliche ist das Motiv des Bruder-Bundes. Der Anonymität der Massengesellschaft setzt die Freimaurerloge positive Gruppenerfahrungen entgegen und versucht, durch zwischenmenschliche Zuwendung eine innere Geborgenheit in einer manchmal chaotischen Welt zu geben. Buddhismus ist eine dogmenfreie Weisheitslehre mit hohem ethischen Anspruch an Verstand und Gemüt. Auch Menschenliebe, Toleranz, Brüderlichkeit und Streben nach Selbsterkenntnis sind in der fernöstli­ chen Lehre wiederzufinden. Der Buddhist erkennt ein allgemeines Prinzip an, das die Welt be­ gründet und beherrscht. Das entspricht unserem ABaW. Das zusätzliche Auflegen von Texten Buddhas im freimaurerischen Tempel erfüllt das Erfordernis nach dem „Buch des Heiligen Geset­ zes“. Die Praxis beweist, daß in vielen asiatischen Ländern Freimaurerlogen mit buddhistischen Mitgliedern existieren. Der Aufnahme von Buddhisten steht auch in deutschen Logen nichts entge­ gen, sofern der Kandidat nicht daran Anstoß nimmt, daß als Buch des Heiligen Gesetzes als erstes in jedem Fall die Bibel aufliegt. Die Formulierung der Ritualtexte bei der GLL ist auf die Ehrfurcht vor dem göttlichen Schöpfer und der sittlichen Lehre und dem beispielhaften Handeln Jesus von Nazareths ausgerichtet. Dies bildet die kulturelle Grundlage für unseren Lebensraum. Um Mißver­ ständnissen vorzubeugen, muß ein klärendes Gespräch vor einem Aufnahmeantrag geführt wer­ den. - In begrenzterem Umfang trifft das auch für die 3WK zu.

Bundesblatt ist das offizielle Organ der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“. Seit I.Juli 1869 erschienen zunächst die ,Mittbeilungen aus dem Bunde der Großen National-Mutterloge der Freimaurer in den Preufischen Staaten, genannt Zu den drei Weltkugeln“. Ab 1. Juli 1887 trägt die Zeitschrift den heutigen Namen: „Bundesblatt“. Im Mai 193} bis März 1934 wurde sie zeitweilig in „Ordensblatt. Herausgegeben vom Nationalen Christlichen Orden Friedrich der Große in Berlin" umbenannt. Von April 1934 bis zum Verbot des Polizeipräsidenten von Berlin am 1.1.1935 wurde der Untertitel wieder in „herausgegeben von der Großen National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln“ zurückgeändert, da die Ordensbenennung von den nationalsozialistischen Behörden nicht anerkannt wurde. Seit 30.1.1946 wird das Bundesblatt wieder als regelmäßig erscheinende Zeitschrift veröffentlicht. 96 Jahrgänge liegen mittlerweile vor. Das Blatt ist Forum freimaurerischer Beiträge. Philosophische Grundfragen finden ebenso Platz wie Aufsätze zum Brauchtum und zur Symbolik. Geschichtsbezogene Beiträge vermitteln die Entwicklung der Großloge über ein Vierteljahrtausend, wie auch aktuelle Tagesthemen, die freimaurerischen Bezug haben, nicht ausgespart werden. Alle geistig führenden Brüder der 3WK waren oder sind Autoren der Beiträge oder traten als Redakteure auf. Das Blatt erscheint jetzt sechsmal jährlich und wird allen Mitgliedern der 3WK über die Logen zugestellt. Der Abonnementspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Von anderen Freimaurern kann es über das Archiv der > „Drei Weltkugeln“ bezogen werden.

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c Caritas Am Ende jeder Tempelarbeit wird der Schatzmeister (Wohlfahrtspfleger oder Armenpfleger, Gabenpfleger) aufgefordert, beim Auszug „Gaben der Liebe“ für karitative Zwecke zu sammeln. In den englischsprechenden Logen und den BFG wird noch während der Arbeit gesammelt. Das Geld diente früher der Unterstützung notleidender Brüder und deren Hinterbliebenen. Heute wird für allgemeine wohltätige Zwecke gespendet, wobei die Loge bzw. deren Wohlfahrtspfleger den genauen Verwendungszweck bestimmt. Die Caritas verbindet die ideellen freimaurerischen Ziele mit einer praktischen humanitären Hilfe. Bei der karitativen finanziellen Unterstützung dominieren heute in unserem Land natürlich die bekannten karitativen Großorganisationen und verbände mit ihren organisatorischen Möglichkeiten und umfangreichen Hilfsprogrammen. Wenn aber im konkreten Einzelfall - besonders durch persönliche Beratung und tätige Mithilfe der Brüder - Unterstützung in einer sozialen Angelegenheit oder bei kleineren Projekten gewährt werden kann, sind die Freimaurer gefordert. Nächstenliebe bleibt eine Grundsäule des Freimaurertums. In den Statuten der 3 WK von 1799 heißt es: „Der Freimaurer ist mitleidig gegen Notdürftige, er hift gern, jedoch nicht öffentlich und auf den Gassen, damit es einjeder sehe, sondern in der Stille, da, wo wahre Not ist, und ohne stolzes Gepränge.“ In früheren Jahrzehnten wurden sehr viele karitative freimaurerische Stiftungen von allen Großlogen und manchen Logen unterhalten, beispielsweise Krankenhäuser (heute noch das Elisabethstift in Hamburg), Altenheime (Victoria-Stift, Dahme), Kindergärten (Unterstützung durch die Loge in Torgau). Davon sind leider nur noch wenige erhalten. Freimaurerische Hilfsorganisationen haben den Status der Gemeinnützigkeit, können also Steuerbescheinigungen ausstellen. Wenn ein Bruder (der z.B. bei einem Jubiläum, der Silberhochzeit usw. statt irgendwelcher Geschenke eine karitative Spende erbeten hat) oder eine Loge die Spende mit einem konkreten, unterstützungswürdigen, karitativen Zweck einreicht und um eine Aufstockung bittet, wird in den meisten Fällen diesem Wunsch Rechnung getragen. Den Brüdern der einzelnen Großlogen stehen bestimmte Hilfswerke besonders nahe: Freimaurerisches Hilfswerk e.V., Welckerstr.8, 20354 Hamburg. Diese Organisation stützt sich vorwiegend auf Brüder der AFAM. Wohltätigkeitsverein der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland e.V., über Uwe Schützendübel, Kösterstr.l, 20251 Hamburg. Hier sind alle karitativen Aktivitäten der GLL konzentriert. Freimaurer helfen e.V., Wohltätigkeitsorganisation der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, Heerstr. 28, 14052 Berlin. Hier laufen die karitativen Bemühungen der 3WK zusammen. Weltkugel-Stiftung, Kurfürstenstr.52, 14467 Potsdam. Diese 1993 gegründete gemeinnützige Organisation hat von den 3WK alle rückübertragenen Immobilien in den neuen Bundesländern und Erlöse daraus geschenkt bekommen und verwaltet diese Objekte. Durch den Ausgleich von Mieten und Erlösen von noch erhaltenen zu den Aufbaukosten der sanierungsbedürftigen Gebäude und durch Aufnahme von Hypotheken usw. kann manches alte Logenhaus wieder aufgebaut werden. So ist das denkmalgeschützte Logenhaus in Luckau für etwa 1,8 Millionen DM wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt der Stadt geworden und beherbergt die dortige Loge. Satzungsgemäß werden Spenden für karitative und kulturelle Zwecke gegeben, obwohl erst in ein oder zwei Generationen mit der Ausschüttung erheblicher Mittel gerechnet werden kann.

Chiffre-Bücher Die angelsächsischen Großlogen verbieten den Druck der Rituale. Man will damit die Geheimhaltung unterstützen und gestattet allein die mündliche Weitergabe. Um das Gedächtnis zu unterstützen, sind Chiffre-Bücher in Gebrauch, worin der Text der Rituale in Abkürzungen bzw.besonderen Chiffren wiedergegeben ist. Manche Großlogen verbieten sogar die Benutzung

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Christliche Freimaurerei, Codex Juris Canonici, Comenius dieser Hefte. Damit wird vorausgesetzt, daß alle Ritualtexte auswendig gelernt werden. Die Angst, „steckenzubleiben“, zwingt die Beamten, intensiv aufzupassen und die Loge immer zu besuchen. Damit wird auch das „Hochdienen“ verständlich: vom Steward (Schaffner) über Deacon (Ordner), Junior and Senior Warden (zweiten und ersten Aufseher) zum Worshipful Master (MvSt). Auch der Redner muß die Erklärung der Arbeitstafel wortwörtlich exakt und auswendig vortragen. Während die angelsächsischen Logen besonderen Wen auf die genaue und wortgetreue Durchführung des Rituals legen, steht bei den kontinentalen Logen der Vortrag im Mittelpunkt der Tempelarbeit. Das Ritual wird bei deutschen Logen fast stets abgelesen. Christliche Freimaurerei 1. Die Freimaurerei hatte bei ihrem Beginn nur christliche Mitglieder, allerdings verschiedener Konfession. Dem Zeitgeist folgend, wurden jedoch Zugeständnisse in Bezug auf eine deistische Auffassung gemacht. In den > „Alten Pflichten“ von 1723 wird nur von der Religion gesprochen, in der alle Menschen übereinstimmen. (> Religiosität) Andererseits wird im 2. Absatz des VI. Hauptstücks von einer „Catholick Religion“ gesprochen, der die Maurer angehören. Der anschließende Satz lautet: „Unter uns findet man alle Völker, Zungen, Stämme und Sprachen“. Die Übersetzer unseres Jahrhunderts haben „Catholick Religion“ als „allgemeine Religion“ übersetzt und das Wort nicht im kirchendogmatischen, sondern im ursprünglichen Sinn verstanden. Das griechische Won bezeichnet nach seiner Ableitung kat holos das Allgemeine, das Ganze. Da Anderson protestantischer Dissentergeistlicher war, wird er bei der Niederschrift der > „Alten Pflichten“ bestimmt nicht an die katholische Kirche gedacht haben, zumal der folgende Satz sehr ins Allgemeine geht. Die weitgefaßte Formulierung der „gemeinsamen Religion“ und die pragmatische Haltung der Engländer ermöglichte es in wenigen Jahrzehnten, auch Angehörige anderer Religionsrichtungen, z.B. Moslems oder Buddhisten, mindestens formal als Freimaurer zuzulassen. 2. In Preußen entwickelte sich die Freimaurerei zunächst aus den > „Altpreußischen Logen“. Diese nahmen bis 1935 nur Christen auf, wodurch damals die Unterscheidung in „christliche Logen“ und „humanitäre Logen“ gemacht wurde. Diese Benennung war unglücklich gewählt, weil die christlichen nicht weniger humanitär wirkten. Die „humanitären Logen“ nahmen auch Suchende anderer oder keiner Glaubensbekenntnisse auf. In den freim. Grundlagen bestand zwischen den beiden Richtungen kein Unterschied. 3. Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland und die Freimaurerei in den skandinavischen Ländern gehen aus dem Vorstellungskreis des christlichen Ritterordens hervor. Daraus entwickelte sich ein Ritualsystem, das ausschließlich in den christlichen Glauben mündet. Besonders die höheren Grade sind in ihrem Lehrinhalt nur Christusbekennern zugänglich (Schwedisches oder Zinnendorfsches System). Die gesamte übrige deutsche Freimaurerei kennt keine Glaubenseinschränkung.

Codex Juris Canonici (CIC) Das kanonische Recht der katholischen Kirche ist in diesem Gesetzbuch niedergelegt. Hierin war der automatische Kirchenbann (Exkommunikation) der katholischen Freimaurer festgelegt (Canon 2335). Im Jahr 1983 ist dieser Canon außer Kraft gesetzt worden. Verboten bleibt die Freimaurerei für Geistliche und Ordensleute. > Katholische Kirche. Comenius Jan Amos Comenius (1592-1670) stammt aus Böhmisch-Mähren, wurde 1614 schon Rektor der Brüderschule in Prerau, 1616 zum Priester geweiht, 1624 wurde er aus seiner Heimat vertrieben und hatte ein wechselvolles Schicksal. Zuletzt fand er in Amsterdam eine ruhige Arbeitsmöglichkeit. 142 Schriften aus seiner Hand sind bekannt. Die Beziehung zur Freimaurerei ergibt sich durch seine weitherzige Humanitätslehre. Er trat für die friedliche Verständigung von Kirchen und Nationen ein und wollte das Menschengeschlecht durch Schulung, Verständnis und

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Comenius unmittelbare Erkenntnis der Dinge zu höheren Zwecken erziehen. Er wollte Kollegien, Genossenschaften, Brüderschaften und alle Menschen guten Willens auf dem Erdenrund zu einem Humanitätsbund zusammenführen. Seine Satzungen der „Böhmischen Brüder“ stimmen an zahlreichen Stellen mit den > „Alten Pflichten“ überein. Er spricht vom „höchsten Baumeister der Welt“ und verwendet Gedankenbilder, die sich im freim. Gedankengut wiederfinden.

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Deckung Deckung der Loge: Vor der Eröffnung einer Tempelarbeit wird von den Aufsehern geprüft, ob die Loge „von außen und innen gehörig gedeckt“ ist. Der 2. Aufseher überzeugt sich durch Augenschein, ob die Loge von außen gedeckt ist, sich also keine unliebsamen, profanen Lauscher vor der Tür befinden und das Tor des Tempels verschlossen und bewacht ist. Ist bei großen Logen ein Wachthabender vor dem Tempel aufgestellt, gibt der 2. Aufseher an der Tür von innen das Klopfzeichen des Grades, während der Wachthabende es als Antwort von außen nach innen gibt, sobald die Loge von außen in Sicherheit (gedeckt) ist. - Aus diesem Grund ist an vielen Logentüren ein beweglicher Zirkel und Winkel angebracht. - Anschließend prüft der 1. Aufseher, ob alle Anwesenden wirklich Freimaurer sind und auch den Grad besitzen, in dem die Arbeit abgehalten werden soll. Sollte ein Unberufener im Tempel sein, ruft der 1. Auseher (oder ein Bruder, der dies erkannt hat): „(Sehr) ehrwürdiger Meister, es regnet!“ Da die Loge nicht mehr gedeckt ist, bricht der Meister sofort die Arbeit ab. Man nimmt an, daß man in die frühen Logenräume von oben einstieg und der Ziegeldecker (engl.: Tyler, franz.: Couvreur) mit den letzten Ziegeln das Dach abdeckte, so daß der Logenraum nach außen vollständig abgeschlossen war. Der Name „Ziegeldecker“ wurde später die Bezeichnung des heutigen Wachthabenden. Unter Deckung bezeichnet man das (kurzzeitige) Verlassen des Tempels durch einen einzelnen Bruder. Dieser beendet aus wichtigem Grund vorzeitig oder vorübergehend die Tempelarbeit oder die Tafelloge. Auch wenn ein Bruder nach Abschluß einer Ehrung vor dem Altar steht, bedankt er sich meist durch die Worte: „Ich danke und decke (mit 3 x 3)!“ Das heißt: er beendet damit seinen Dank. Als Deckung bezeichnet man die satzungsgemäß vorgesehene Möglichkeit zum freiwilligen und ehrenvollen Austritt aus einer Freimaurerloge (ehrenvolle Entlassung). Siehe > Ausscheiden aus der Loge (Freiwilliger Austritt).

Deismus, Theismus Deismus ist ein mehr abstrakter Gottesglaube, der Gott zwar als Urgrund der Welt anerkennt, ihm aber jeden direkten, lebendigen, inneren Eingriff auf die Welt und den Menschen abspricht. Der Deismus vertritt die natürliche Religion: unabhängig von organisierten Kirchen mit ihren Dogmen kann der Mensch aus der Natur und der im Menschen angelegten Moral Gott erkennen. Religion ist nach deistischem Standpunkt eine „Anweisung nicht zum seligen, sondern zum sittlichen Leben“ (Wolfstieg). Der Deismus verlangt eine sehr hohe Toleranzbreite, die dem Freimaurertum entgegenkommt. Diese Religionsauffassung entstand seit der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert in England. Hauptvertreter waren John Locke und John Toland. Zahlreiche namhafte Freimaurer, z.B. Friedrich II. wie auch heutige Mitglieder, neigen eher dem Deismus zu, obwohl der Bund keine religiösen Statistiken führt. Im Gegensatz dazu steht der Theismus mit der Annahme eines persönlichen, außer- und innerweltlichen Gottes, der die Welt erhält und lenkt und der mit seiner Schöpfung und den Menschen in direkter Verbindung steht. Die Definition von Immanuel Kant: „Der Deist glaubt an einen Gott, der Theist glaubt an einen lebenden Gott. “

Demiurg (griech. - Handwerker, Werkmeister). Seit Platon ist es die höchste Gottheit, die als Weltenbau­ meister, Weltenschöpfer verstanden wird. Bei den Gnostikern ist der Demiurg nur der dem höch­ sten Gott (Weltenseele) untergeordnete Schöpfer der materiellen Sinnenwelt. Von den christlichen Kirchenvätern wurde er zuweilen mit dem Logos gleichgesetzt, wenn dieser als Organ Gottes bei der Weltschöpfung gedacht war. Es gibt einige Abbildungen, auf denen Gott die irdische Welt mit dem Zirkel ausmißt: 1250, Bible Moralisee: Gott mißt die Welt mit dem Zirkel 1794, William Blake: „Europa, eine Prophezeiung“; „Der Alte vom Tage“ 65

Demokratie, Demut Die Freimaurerei versteht unter dem Demiurgen den Weltenbaumeister, der dem Allmächtigen Baumeister aller Welten gleichgesetzt wird. Er führt Winkelmaß und Zirkel als „demiurgische“ Werkzeuge, die als gemeinsames Symbol als Sinnbild für das Weltganze angesehen werden und auch Lambdoma genannt wird. > Gnosis, > Lambdoma

Demokratie, demokratisch Als demokratisch wird z.B. ein Staat bezeichnet, dessen Führung und Gestaltung vom ganzen Volk mitbestimmt wird. Alle Bürger sind gleich und frei, keiner ist von der Lenkung der gemeinsamen Geschicke ausgeschlossen. Entscheidungen erfolgen durch Abstimmung (Wahlen) und werden mehrheitlich getroffen. Toleranz gegenüber den Mehrheitsbeschlüssen ist erforderlich. Rechtstaat­ lichkeit ist Voraussetzung. (> Gleichheit, > Freiheit) Im Gegensatz dazu steht das Staatswesen ei­ ner Diktatur, einer Gewaltherrschaft, eines Führerstaats. (> Diktaturen) Wenn man von der kur­ zen Zeit der > „Strikten Observanz“ absieht, sind die freim. Organisationen demokratisch aufge­ baut. In den Logen und Großlogen sind alle Brüder gleich und frei. Die Funktionsträger werden durch Wahlen bestimmt. Der demokratische Charakter der Freimaurerei wurde von allen Diktatu­ ren erkannt und durch Verbote bekämpft. Demut Die Demut wird von vielen Menschen als eine eher negative Eigenschaft angesehen, weil sie mit der Unterwerfung, der Erniedrigung gleichgesetzt wird. Diese Einstellung widerspricht vollständig der freim. Auffassung. Die Gesinnung der Demut ist das Erkennen der eigenen Geringfügigkeit ge­ genüber den Dimensionen des Weltalls, das Eingestehen der eigenen menschlichen Unvollkom­ menheit, das ehrfurchtsvolle Anerkennen eines höchsten Prinzips (des Allmächtigen Baumeisters), das Betonen des Dienens und nicht des Forderns. Demut verzichtet nicht auf Selbstachtung und menschliche Würde. Demut ist die Frucht tiefer Selbsterkenntnis über die Grenzen seines Könnens und Wissens und die Einsicht in die Vergänglichkeit jedes einzelnen Menschen. Was sind die paar Jahre eines Menschenlebens im Vergleich zu den Zeiten, die das Weltall bereits bestand und noch bestehen wird? Der hat echte Demut gelernt, der Uberhebung und Vermessenheit, der Hochmut und Überheblichkeit überwindet, seine Selbstsucht erkennt und bändigt, sich also selbst bezwingt. Er gelangt erst mit der Demut zur vollen Höhe sittlicher Freiheit. Hochmut dagegen läßt uns Menschen zu vermeintlichen Herren der Erde werden, zum eingebildeten Ebenbild Gottes. Dem Maurer darf kein Dienst zu niedrig, kein Werk zu gering sein, wenn es gilt, das Wohl seiner Mit­ menschen zu fördern. Er soll ein dienendes Glied der Loge und des Bundes sein, im Sinn des Wor­ tes „Ich bin der erste Diener meines Staates.“ (Friedrich II.) Um die Gesinnung der Demut zu be­ weisen, hast du die Aufgabe: - die Gaben, die du hast, zu nutzen. Sie sind dir zum Wohl derer gegeben, die mit dir auf der Erde leben und weben. - nach Erkenntnis der Wahrheit zu forschen. Du wirst allerdings bei deinem Erdendasein die volle Wahrheit niemals besitzen. - nach dem Guten und Schönen auf Erden zu streben und danach, den anderen Menschen Freude zu bringen. - dein Tun in dienender, tätiger Menschenliebe zu verrichten. Wer anderen Menschen hilft, ihre Lasten zu tragen, wird nicht mehr daran zweifeln können, wozu er lebt. Als Jesus beim Abendmahl seinen Jüngern die Schuhriemen löste und ihnen die Füße wusch, wollte er ihnen freiwillig und persönlich dienen. Durch diese Geste gab er seinen Jüngern und uns ein Beispiel praktischer Demut. Demut ist eine der edelsten Zierden des wahren Menschentums. Es kommt nicht auf äußerlich demütiges Verhalten an, sondern auf die innere Gesinnung, sich

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Deputationsloge, freim. Dichtung, dienende Brüder niemals hochmütig über andere Menschen zu erheben. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein unterscheide! ihn von allen Wesen, die ivir kennen. “ (Goethe) In einer Grkenntnisstufe der 3WK wird die Demut besonders herausgestellt und den Brüdern als freim. Tugend ans Herz gelegt. Deputationslogen sind Logenabordnungen einer regulären Loge, die zu einem bestimmten Zweck, beispielsweise zur Aufnahme eines Suchenden, entsandt werden. So wurde z.B. der Kronprinz Friedrich von Preußen 1738 durch eine Deputationsloge der Hamburger Loge (Loge d’Hambourg, später > Absalom) in Braunschweig in den Freimaurerbund aufgenommen. Deputationslogen können mit Zustimmung des Großmeisters gegründet werden oder die Betreuung eines Zirkels übernehmen.

Dichtung, freim. Deutschsprachige Dichter, die der Nachwelt freim. Gedanken in lyrischer, epischer oder dramati­ scher Form hinterlassen haben, sind keineswegs im Übermaß da. Dabei müssen sie nicht selbst dem Bund angehört haben. (Der russische Dichter Leo Tolstoi hat in „Krieg und Frieden“ eine Aufnahme beschrieben, ohne selbst dem Bund angehört zu haben.) Deutsche Musterbeispiele sind Goethes „Symbolon“ und Tessings „Ernst und Falk“ und sein „Nathan, der Weise“.Es wäre vermessen, zu beurteilen, wer ein freim. Dichter ist oder nicht und auch, was als freimaurerische Dichtung be­ zeichnet werden könnte. Tatsache ist, daß eine ganze Reihe von Freimaurern aus übervollem Her­ zen heraus Lieder geschrieben haben, die sich in die erste Reihe der Dichtkunst einreihen lassen, ohne daß ihr Name über ihre Loge hinaus bekannt wurde. Ein besonderes Verdienst haben sich die Brüder Rolf Appel und Jens Oberheide erworben, indem sie dichterische Zeugnisse deutscher Zunge sammelten und in zwei Bänden herausgegeben haben: „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit". Der 1986 erschienene Band bringt Zeugnisse des 18. und 19. Jahrhunderts. Da tauchen z.B. diese Namen auf: Ludwig Bechstein, Aloys Blumauer, Johann Cas­ par Bluntschli, Ludwig Börne, Johann Gottlieb Fichte, Johann Wolfgang Goethe, Adolph von Knigge, Gotthold Ephraim Lessing und manche andere. „Weisheit Stärke Schönheit" (1998, Graz, Akademische Druck- und Verlagsanstalt). Hier werden Texte von Lovis Corinth, Thomas Dehler, Reiner Kunze, Siegfried Lenz Thomas Mann, Christian Morgenstern, Carl von Ossietzky, Alfred Schmidt, Max Tau, Franz Werfel, Kurt Tucholsky und anderen gebracht. Bei der Suche nach freim. Dichtung ist jeder selbst ein wenig auf seinen Spürsinn angewiesen. Er hat dann auch die Freude, in alten Liederbüchern oder aktuellen Logeninformationen Schätze zu entdecken, die ihn begeistern.

> Bibliographie, > Lieder, > Literatur. Dienende Brüder Dies waren zuerst Logenmitglieder als Diener der adeligen Herren (1721 zuerst aufgeführt). Später waren es Brüder, die bestimmte Arbeiten in der Loge verrichteten, z.B. Vorbereiten des Tempels, Bedienung beim Brudermahl usw. Dabei hatten sie mitunter weder Stimmrecht noch Wahlrecht. In Deutschland gibt es in diesem Sinne keine solchen Brüder mehr. Falls heute ein Bruder gleich­ zeitig z.B. in der Ökonomie des Logenhauses tätig ist oder in anderer Weise aushilft, bezeichnet man ihn als „helfenden Bruder“. Er muß ordentliches Mitglied einer Johannisloge sein. Eine Dis­ kriminierung bei der Logenzugehörigkeit ist undenkbar. Seine helfende Tätigkeit wird durch einen Vertrag geregelt. Eigentlich sollte es für jeden Freimaurer ein Ehrentitel sein, sich dienender Bru­ der zu nennen, denn jeder sollte dem Bund dienen, keiner sollte es unter seiner Würde ansehen, freudig dem anderen Bruder zu dienen oder einem bedrängten Menschen zu helfen. > Demut steht jedem Freimaurer gut an.

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Diktaturen, Disziplin in der Loge Diktaturen Die Freimaurerei ist der Diktatur diametral entgegengesetzt und kann in totalitären Systemen nicht geduldet werden. Unter dem Kommunismus, dem Faschismus und dem Nationalsozialismus wurden die Logenhäuser geschlossen. Die ehemalige DDR hat ein Aufleben nach 1945 unterdrückt. In den fundamentalistisch ausgerichteten Staaten zeigt sich das gleiche Bild. Im islamischen Iran steht noch heute die Todesstrafe auf freimaurerische Betätigung. Eine unvollständige Zusammenstellung von Verboten gibt die Tabelle > „Antifreimaurerei“. Beim 4. Kongreß der kommunistischen Internationale formulierte man: „Die Freimaurerei ist die unredlichste und infamste Prellerei des Proletariats seitens eines nach der radikalen Seite neigenden Bürgertums. Wir sehen uns gesprungen, sie bis aufs äußerste spt bekämpfen.“ Die Nationalsozialisten glaubten, einer geheimen, weltweiten Verschwörung von Juden und Freimaurern gegenüberzustehen. „Hinter der We/tfreimaurerei steht der ewige Jude !“ war eines ihrer Schlagworte. Der preußische Ministerpräsident, Hermann Göring, betont am 04.01.1934 in einer Verordnung, die am 08.01.1934 an die preußischen Großlogen geschickt wurde: „... kann ich bei derjetsjgen, durch die nationale Bewegung geschaffene Einheit des deutschen Volkes jedenfalls keinerlei Bedürfnis mehr für die Erhaltung dieser Logen ... erkennen.“ Am 17.08.1935 gab der Innenminister Frick die Weisung, daß alle noch existierenden Logen aufzulösen und ihr „volks- und staatsfeindliches Vermögen“einzuziehen sei. Die Freimaurerei wurde besonders aus folgenden Gründen von den »Nazis» verfolgt: Die Diktatur war streng nationalistisch, die Freimaurerei unterstützt zwar die Bindung an Heimat und Vaterland, ist aber vom Grundsatz her international und weltoffen. Sie achtet die Würde aller Menschen auf der Welt gleich, unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Nationalität oder Herkommen. Sie verwirft jede nationalistische Ausprägung eines Staates und erstrebt eine harmonische Weltbruderkette. Lessing in „Ernst und Falk“: „Recht sehr spt wünschen, daß es injedem Staate Männergeben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären undgenau wüßten, wo Patriotismus Tugend sp sein aufhöret. “Die Nationalsozialisten forderten ein Denken und Handeln nur in der parteidogmatischen Richtung; die Freimaurerei fördert dagegen die Bildung individueller Meinungen und will den Menschen zur geistigen Freiheit führen. Die NSDAP machte jede liberale Gesinnung lächerlich. Die Freimaurerei bemüht sich, den Menschen den Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit zu ebnen. Diktaturen brauchen bedingungslos gleichgeschaltete Gefolgsleute. Die braunen Machthaber ließen nur das Führerprinzip gelten: „Führer befiehl, wirfolgen!“ DDR: „Die Partei hat immer recht!“ Die Freimaurerei ist dagegen auf demokratischer Grundlage aufgebaut und wählt die Leitung aus ihrer Mitte. „Der Totalitätsanspruch des Nationalsozialismus konnte diesen Staat im Staate nicht länger dulden.“ („Westdeutsches Freimaurer-Museum“, 1940). Die Freimaurerei betreibt keinen Persönlichkeitskult. Sie ist eine brüderliche Gemeinschaft von gleichgestellten Mitgliedern, während Diktaturen einzelne Führer als „Götter“ verehren. Hitler verlangte den Opfertod für Führer, Volk und Vaterland, die Vernichtung unwerten (Menschen-)Lebens und des minderwertigen Untermenschentums. Das freim. Streben nach Humanität und Toleranz wurde als „humanitäre Gefühlsduselei“ verächtlich gemacht.

(> Nationalsozialisten, > Dunkle Zeit)

Disziplin in der Loge In vielen Ritualen ist von „Gehorsam gegen den Bund“ und gegen die Bundesoberen die Rede. Nur in der kurzen Periode der „Strikten Observanz“ wurde dieser ohne Wenn und Aber strikt gefordert. Allerdings wird bereits in den „Alten Pflichten“ Gehorsam gegen die staatlichen Gesetze gefordert. Von Freimaurergegnern wird immer wieder die unbedingte Gehorsamspflicht gegen die Freimaurer-Organisation und seine „unbekannten Oberen“ behauptet. Von einer bedingungslosen Unterordnung (Kadavergehorsam) etwa unter Befehle des MvSt und anderer freim. Institutionen kann schon deshalb keine Rede sein, weil dem Aufzunehmenden versichert wird, daß nichts von ihm verlangt wird, was gegen den Staat, gegen seinen Glauben, gegen die Gesellschaftsmoral oder gegen sein eigenes Gewissen im Widerspruch stehen könnte. Der MvSt, der GM und alle Brüder in

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Dogma, Doppelmitgliedschaft; leitenden Funktionen sind für diese Ämter von den Brüdern demokratisch gewählt worden. Diese haben sich ohne Zwang für die bestehende Organisation und ihre auf Zeit gewählten Führer ent­ schieden, weshalb es auch gar keine diskriminiernde Unterordnung geben kann. Der MvSt ist Pri­ mus inter pares. Wozu sich der Neuaufgenommene verpflichtet, ist die freiwillige Einordnung un­ ter die freimaurerische Ordnung. In der geöffneten Loge wird die Disziplin durch die Ordnung des Rituals gewährleistet, der der MvSt ebenso unterliegt wie der Lehrling. Natürlich hat der MvSt während der Tempelarbeit die Disziplinargewalt, die ihm die Brüder durch die Wahl übertragen haben. Entsprechendes gilt für die anderen Beamten. Andernfalls würde ja der reguläre Ablauf des Rituals nicht garantiert sein. Bei einem besonders schweren Fall des Bruchs der Logendisziplin kann der MvSt den Bruder des Tempels verweisen. In den meisten Ritualen muß der neue Bruder dem Bund „Gehorsam“ geloben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Ritualtexte bis zu 200 Jahre alt sind und sich die Auffassungen über den „Gehorsam“ geändert haben. Im Militärwesen, in jeder Staatsführung, in den verschiedenen Religionen, in der traditionellen Pädagogik und in vielen an­ deren Bereichen spielt der Gehorsam eine viel größere Rolle als im Freimaurerbund. Aber genau wie im Erziehungswesen heute durch ein partnerschaftliches Verhältnis eine kritische, selbstver­ antwortliche, mündige Persönlichkeit gebildet werden soll, so hat sich auch in anderen Bereichen der Sinngehalt des Gehorsams stark verschoben. Man kann im freim. Bereich lediglich von der An­ erkennung einer Ordnung sprechen, ohne die der reguläre Ablauf in einer Gruppe von Individuali­ sten (wie die Brüder in jeder Loge sind) nicht gewährleistet sein würde. Nach Beendigung der Tempelarbeit oder der Tafelloge ist die strenge Logenordnung aufgehoben, und der MvSt ist Bru­ der unter Brüdern, bzw. er vertritt nun die Logenbelange als Vereinsvorsitzender. Dogma Verbindlich festgelegter philosophischer oder theologischer Lehrsatz bzw. Grundwahrheit, deren Richtigkeit nicht durch Beweis, sondern durch den Glauben oder durch autoritäre Erklärungen ge­ sichert wird. Der unbedingte Glaube an die Richtigkeit / Wahrheit bestimmter Aussagen (Dogmen) macht eine kritische Überprüfung überflüssig. In der katholischen Kirche ist ein Dogma eine normative Glaubensaussage (Glaubenszwang), weil es ein von Gott offenbarter Glaubenssatz ist. - Sektenführer machen oft Gebrauch von ihrer dominierenden Stellung zur Durchsetzung von Dogmen. - Auch auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet gibt es Vereinigungen auf dogmati­ scher Grundlage. Die Freimaurerei lehnt Dogmen für ihren eigenen Bereich ab. Da sie jedoch den persönlichen Glauben des Bruders nicht antastet, toleriert sie auch solche, die einer dogmatischen Glaubensrichtung angehören. Die Freimaurerei ist deshalb adogmatisch, nicht antidogmatisch. „Der Bund taste! kein kirchliches Dogma an, er macht sich keins zu eigen “ (3 WK).

Doppelmitgliedschaft Die Mitgliedschaft als vollberechtigtes - ordentliches - Mitglied zweier oder mehrerer Logen war in Deutschland eher eine Ausnahme, über die i.a. die Großlogensatzung entscheiden mußte, und beschränkte sich auf Logen regulärer Großlogen, die einander anerkannten. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und der einsetzenden Reaktivierung ehemaliger ruhender Logen in den neuen Bundesländern wird in starkem Maße von der Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften Gebrauch gemacht. Der Aufbau vollzieht sich durch eine Patenloge, deren Mitglieder Doppelmitglieder der wiederbelebten Loge werden. Hierzu bedarf es keiner Genehmigung des einzelnen Bruders. Die Großlogen haben hierzu generelle Regelungen getroffen. In England bestehen sehr viele „Class Lodges“, deren Mitglieder nur bestimmten Berufen oder Interessengebieten angehören; sie arbeiten nicht so oft. Eine Mitgliedschaft in mehreren Logen ist sehr häufig. Den Brüdern der GLL und der 3 WK ist es nicht gestattet, Mitglied eines Hochgradsystems oder weiterführender Grade anderer Obödienzen zu werden. Das schließt den Besuch entsprechender Grade anderer Systeme nicht aus (> Besuchsregelung).

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Dreieck, Drei-Punkte-Brüder Dreieck (triangle) Die geometrische Figur des Dreiecks entsteht durch Verbindung von drei Punkten, die nicht auf einer Geraden liegen. Da die Winkelsumme eines Dreiecks 180° beträgt, kann nur ein Winkel ein „rechter“ (90°) sein. Auf dem rechtwinkligen Dreieck baut sich der Lehrsatz des > Pythagoras auf. In der Freimaurerei tritt das gleichseitige Dreieck mit der Spitze nach oben als Idealfigur auf. Bei ihm sind die drei Seiten gleich lang. In dieser Gestalt verkörpert es die „heilige“ Zahl Drei und den ABaW. Deshalb ist es oft bei Logenabzeichen anzutreffen. Das Dreieck finden wir im GL-Abzeichen der AFAM, der 3WK und der VGLvD. Innerhalb des rituellen Ablaufs sind in der Freimau­ rerei viele Dinge als Dreieck geordnet: die drei Lichter auf dem Tisch des Meisters, die drei Säulen am Teppich, das Dreieck des Pythagoras (> Geometrie), das Dreieck in der Kelle und im Meister­ schlüssel (GLL), die Plätze des Meisters und der Aufseher und in vielfältig anderer Weise. Das Auge im Dreieck ist das Symbol des ewigen Geistes, des Guten, Wahren und Schönen. Als > „Allsehendes Auge“, als „Auge Gottes“ steht es für den Schöpfer der Welt, für das höchste Prinzip. In der christlichen Symbolik ist das Dreieck oft stumpfwinklig und i.a. von einem (neunfachen) Strahlenkranz umgeben. In der Freimaurerei gilt es als Symbol des ABaW. Bei den 3WK erscheint es auf dem Arbeitsteppich im Giebelfeld des > Salomonischen Tempels, genau im Schnittpunkt der senkrechten und waagerechten Mittellinien und auch der Diagonalen. Ebenso tritt es beim GLAbzeichen auf. In den AFAM-Tempeln hängt das Dreieck mit Gottesauge bei Lehrlingsarbeiten hinter dem Meistertisch. Bei den Logen der BFG hängt häufig ein Banner mit Dreieck und Gottesauge hinter dem Meistertisch und/oder ziert die Lehne des Meisterstuhls. Das aufrechte Dreieck mit Gottesauge wird in verschiedenen Ritualen als „Ijhrhngsstem“ angesehen, während das Fünfeck als „Gesellenstern“ und das Hexagramm als „Meisterstern“ bezeichnet wird (GLL). Das Dreieck war als religiöses Zeichen bereits in frühen Zeiten in Gebrauch, u.a. auf ägyptischen Pyramiden und Obelisken. Den alten Ägyptern symbolisierte es die Sonne, die Ewigkeit und die oberste Gottheit. Ähnliches gilt für zahlreiche Kulturen des Erdkreises. Bei den Pythagoreern war es das formbildende Prinzip des Weltalls. Im Christentum gilt es als Zeichen der Dreieinigkeit. Bei den Juden findet man im Dreieck statt des Gottesauges das Tetragrammaton, die vier Buchstaben des unaussprechlichen Gottesnamens. In der Alchimie bedeutet das gleichseitige Dreieck mit der Spitze nach oben gerichtet: Feuer, das männliche Geist-Dreieck oder das konstruktive Prinzip. Die Spitze nach unten gerichtet, bedeutet es Wasser, das weibliche Materie-Dreieck oder das destruktive Prinzip. Die Durchdringung beider bildet das > Hexagramm, ein Symbol, das uns im > Flammenden Stern als Ganzheitssymbol entgegentritt. Die drei Seiten des Dreiecks können auch als eine der Dreiheiten gedeutet werden: Weisheit-Schönheit-Stärke, Glaube-Hoffnung-Liebe, Geist-Seele-Körper, Gott-All-Mensch usw. In der Bau-Legende des Salomonischen Tempels wird berichtet: > Hiram trug das Meisterwort, auf einem goldenen Dreieck eingraviert, um den Hals. Vor seinem gewaltsamen Tod gelang es ihm, das Dreieck unbemerkt in einen tiefen Brunnen zu werfen. Als man es später wiederfand (inzwischen war das Meisterwort geändert worden), ließ König Salomo das Dreieck auf einen dreieckigen Altar legen, der sich in einem geheimen Tempelgewölbe befand, das zugemauert wurde. Nur 3x3x3 (- 27) Erwählte wußten um sein Vorhandensein. Toblerone heißt die weltbekannte, dreieckige Schokolade, die inzwischen 90 Jahre auf dem Markt ist. Dr. H. Bühler berichtet: „Der Urheber und Erfinder von Toblerone, Theodor Tobler, war Freimaurer. Für ihn spielte das Dreieck eine wichtige Rolle. Er machte das Dreieck zur Grundlage für einen weltweiten Markterfolg. „Wenn die Dreiecke sich einen Gott machen würden, würden sie ihm drei Seiten geben!“ (Montesquieu)

Drei-Punkte-Brüder Die Verwendung von drei Punkten geht auf die Pythagoreer (etwa 500 v. Chr.) zurück, die darin das Sinnbild der Erkenntnis und der Selbstbeherrschung sahen. Drei Punkte zu setzen ist ein alter Schreiber- und Setzerbrauch: hinter Abkürzungen, am Satzschluß, zum Ausfüllen eines leeren Raumes zwischen Zeilen und Absätzen. Wir finden drei Punkte in mittelalterlichen Mönchs-

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Drei Weltkugeln Schriften und klösterlichen Urkunden, in Schriften des Templer-Ordens sowie in den Werken des Comenius (1592-1670) und in alten französischen Schriften. In der Freimaurerei tauchen die drei Punkte zum ersten Mal 1764 im Mitgliederverzeichnis der Loge »La Sincérité" (- Aufrichtigkeit) in Besançon auf. Man deutet sie als Zeichen der heiligen Zahl Drei, des Dreiecks oder auch der drei Lichter. Drei Punkte werden auch heute häufig hinter Abkürzungen oder Namen in freimaurerischen Schriftstücken gesetzt (> Abkürzungen) und erinnern am sinnfälligsten an die Eckpunkte des > Dreiecks. Die Gegner der Freimaurerei sprachen verächtlich und abwertend von den „Drei-Punkte-Brüdern” (Freres-Trois-Points). Drei Weltkugeln Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ Abgekürzt: GNML „Zu den drei Weltkugeln“ oder 3WK Adresse: Heerstraße 28, 14052 Berlin (Charlottenburg), Telefon 030-3042806 (oder 3051512). FAX 030-3057106. Archiv geöffnet: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 10-14 Uhr. Die 3WK haben (1998) etwa 800 Mitglieder in 43 Tochterlogen, davon 15 in Berlin (eine arbeitet in französischer Sprache), 13 in den neuen Bundesländern, 15 in den alten. Alle Tochterlogen arbeiten als Johannislogen nur in den symbolischen blauen Graden. Die 3WK bieten jedoch allen Brüder Meistern vier weiterführende Erkenntnisstufen an. Die Allgemeine Altschottische Loge (TV. Grad) hat noch gewählte Oberbeamte, während der Innere Orient (V. bis VH. Erkenntnisstufe) als rituelle Arbeitsgemeinschaft aufgefaßt werden kann. Nur bei Bundesdirektoriumsmitgliedern und gewissen Ausschußmitgliedern ist der Durchlauf aller Erkenntnisstufen eine Voraussetzung. Organisatorischer Aufbau: Die Meister vom Stuhl der Tochterlogen werden mit einer Amtszeit von 2 Jahren von den Meistern der Loge in geheimer Wahl bestimmt. Außerdem werden von jeder Loge nach einem der Mitgliedszahl entsprechenden Schlüssel weitere Logenmitglieder gewählt, die mit dem MvSt ihre Loge in der Großlogen-Versammlung stimmberechtigt vertreten. Diese wird jährlich zweimal einberufen, um über Logen- und Großlogenangelegenheiten zu beraten und zu beschließen. Außerdem werden die Großbeamten, der Großmeister und das Bundesdirektorium alle vier Jahre von diesem Gremium gewählt. Die Großloge wird vom Bundesdirektorium (z.Zt. 8 Brüder) geleitet, dem der National-Großmeister (NGM) und zwei zugeordnete NGM vorstehen. Das Bundesdirektorium vertritt die GNML 3WK nach außen und wacht über das Brauchtum und die Gesetzgebung. Erkenntnisstufen: Auf die 3 Johannisgrade folgen 4 Erkenntnisstufen: Der IV. Grad wird kurz „Schottengrad“ oder „Schottische Maurerei“ genannt und seit 1742 in der über ganz Deutschland verbreiteten „Allgemeinen Altschottischen Loge“ bearbeitet. Er untersteht dem „Altschottischen Direktorium“, das personengleich mit dem „Bundesdirektorium“ ist. Die Schottische Maurerei wird von dem „Altschottischen Obermeister“ geleitet. Er beaufsichtigt alle Schottenlogen der 3WK. Ein Bruder Johannismeister kann nach zweijähriger Meisterschaft auf Antrag in die Schottenstufe als .Abschottischer Meister" eingeführt werden. Seit 1911 ist die Schottenloge die erste Erkenntnisstufe der 3WK. „Hochgrade“ gibt es seit dieser Zeit nicht mehr. Dieser Stufe Hegt der Gottesglaube aller Zeiten und Völker zugrunde. Sie lehrt den Schöpfer in seiner Schöpfung zu suchen und zu verehren. Die Symbolfarbe ist grün. Zur Unterrichtung und Belehrung wird für Schottenbrüder jährlich ein „Altschottisches Heft“ herausgegeben. Dem „Inneren Orient“ unter der Leitung des „Höchsten Inneren Orients“ unterstehen die Stufen V, VI, VH. Sie bilden Arbeitsgemeinschaften mit Ritualarbeit und werden von Mitgliedern des Bundesdirektoriums geleitet. Der „Höchste Innere Orient“ besteht in Personengleichheit mit dem Bundesdirektorium. Nach zweijähriger Schottenmeisterschaft können Brüder auf Antrag in die V. Stufe eingeführt werden, nach mindestens je einem weiteren Jahr in die VI. und VH. Stufe. V. Stufe: Ausenvählte Brüder. Sie lernen den Wen der Tugend der Demut zu vertiefen. Ihnen wird das Verderbliche von Hochmut und Eitelkeit vor Augen geführt und die demütige Gesinnung der Bundesoberen durch symbolische Handlungen demonstriert. VI. Stufe: Brüder Geweihte des Inneren Tempels. Es ist die Stufe

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Drei Weltkugeln der Vertiefung der Selbsterkenntnis. Die Brüder werden auf die kulturhistorischen Grundlagen der Maurerei hingewiesen und lernen die Fundamente des Bundes, insbesondere das Menschsein mit der menschlichen Selbsterkenntnis und Selbstüberwindung, kennen. VH. Stufe: Brüder Vertraute der Vollendung. Sie werden vor allem auf die Kraft der Liebe als das Höchste in unserem Leben verwiesen. Von ihnen wird Selbsterkenntnis gefordert. In der bekannten Tatsache, daß wir alle immer Suchende, immer Lehrlinge bleiben, legen sie den schmucklosen, weißen Lehrlingsschurz an. Brüder der Erkenntnisstufen haben von dieser Mitgliedschaft keinen äußeren Vorteil, können keinen zusätzlichen Einfluß auf die Johannislogen nehmen und tragen dort keine besonderen Abzeichen. Da die Brüder aus allen Johannislogen in den Erkenntnisstufen Zusammenkommen, wird damit der brüderliche Zusammenhang der Großloge gestärkt. Das Durchlaufen der Stufen wird gewünscht, ist jedoch völlig freiwillig. Archiv: Unter obiger Adresse werden alle Großlogen-Angelegenheiten bearbeitet. Das Archiv beherbergt außerdem eine umfangreiche Bibliothek und ein kleines Freimaurer-Museum. Zeitschrift der Großloge: > Bundesblatt Kommissionen: Ritualkommission, Gesetzprüfungsausschuß, Wirtschafts-Versammlung und ausschuß Karitative Organisation: Freimaurer helfen e.V., Wohltätigkeitsorganisation der GNML „Zu den drei Weltkugeln“ Stiftung: Weltkugel-Stiftung (> Caritas) Geschichte: Die 3WK sind die älteste noch arbeitende Großloge Deutschlands. - In der Nacht vom 14. auf den 15. August 1738 wurde im Kornschen Gasthof, der den Namen „Zum Schloß Salzdahlum“ führte, während der Braunschweiger Messe der Kronprinz Friedrich von Preußen von einer Delegation der „Loge d'Hambourg“ rituell in alle 3 Grade aufgenommen. 1739 gründete der Kronprinz die Hofloge in Rheinsberg. Nach der Thronbesteigung erklärte Friedrich II. im Juni 1740 öffentlich, dem Freimaurerbund anzugehören und hielt im Schloß Charlottenburg Loge. Die Haltung des Königs und seine ausdrückliche Billigung ermunterte vier Berliner Kaufleute, die bereits im Ausland Freimaurer geworden waren, die erste Stadtloge in Berlin zu gründen. Dies geschah am 13. September 1740 unter dem Namen „Aux trois Globes“. Bereits 1741 bis 1743 wurden von ihr Logen in Breslau, Meiningen, Frankfurt/Oder, Dresden, Neuchâtel (Neuenburg) und Halle gegründet. Auch wurde schon 1742 eine Schottenloge unter dem Namen „L’Union“ in Arbeit gesetzt, die anfangs ebenfalls in französischer Sprache arbeitete und sich später Allgemeine Altschottische Loge nannte. Am 12. Juni 1744 nahm die inzwischen abwechselnd in Deutsch und Französisch arbeitende Große Loge den Namen an: „Große Königliche Mutterloge zu den drei Weltkugeln“. 1766 schloß sie sich der „Strikten Observanz“ an und erhielt die Bezeichnung „Präfektur Templin der VH. Provinz“. Der Name wurde 1772 geändert in: „Große NationalMutterloge in den Preußischen Staaten“ und der Leiter als „National-Großmeister“ bezeichnet. 1782/83 verließ die Mutterloge die „Strikte Observanz“ und proklamierte ihre Selbständigkeit. 1797 nahm die Großloge dann ihren heutigen Namen an: Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln”. Die stetige Entwicklung führte zu einer Blüte der Großloge. 1930 hatten die 3WK 184 Johannislogen und 61 Zirkel mit etwa zweiundzwanzigtausend Brüdern. Damit war sie die größte deutsche Großloge. Danach begannen die Angriffe und Verfolgungen der Nationalsozialisten. Die 1933 versuchte Umwandlung in einen „Nationalen Christlichen Orden Friedrich der Große“ war eine Fehleinschätzung der politischen Lage, denn 1935 wurde die Selbstauflösung erzwungen. Durch die abgeschnittene Lage und den Sonderstatus Berlins in vier Besatzungs-Sektoren nach 1945, die Zerstörung des Großlogenhauses im Sowjetischen Sektor Berlins, den Verlust von 109 Logen sowie 91 Schottenlogen in Ost- und Mitteldeutschland und den Übertritt von 42 Logen in den westdeutschen Besatzungszonen zu anderen Obödienzen fiel der Wiederaufbau der 3WK sehr schwer. Die ersten Logen nahmen 1946 die Arbeit wieder auf. Am 23.10.1970 schlossen sich die „Drei Weltkugeln“ den VGLvD an. Nach der deutschen Wende wurden für alle Immobilien in den neuen Bundesländern Rückübertragungsansprüche geltend

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Duell, Dunkle Kammer gemacht; ein Teil der Werte wurde der Großloge zurückgegeben. Die 3WK übertrugen diese vollständig der 1993 gegründeten gemeinnützigen „Weltkugel-Stiftung“ (> Caritas), die diese verwaltet und die Erlöse für den Aufbau beschädigter Objekte benutzt und karitative und kulturelle Zwecke unterstützt. Der Name der „drei Weltkugeln“: Die Herkunft des Namens der „drei Weltkugeln“ ist nicht nachweisbar. Die wörtliche Übersetzung der ersten Logenbezeichnung „Aux trois Globes“ würde auf Erdkugel, Globus, Sphäre, Kugel, Ball deuten. Schon Platon hat die Welt als eine einzige, im Raum schwebende, harmonische und vollkommene Kugel erklärt. Auch in der sphärischen Geometrie gilt die Kugel als „idealer Körper“. Im schwerelosen Raum nehmen alle gasförmigen, flüssigen und plastischen Körper die Idealgestalt einer Kugel an. Die Bezeichnung einer Loge nach einer Kugel, der Erdkugel, erscheint nicht unwahrscheinlich. Der Gebrauch der „heiligen“ Dreizahl zur Bekräftigung war damals sehr verbreitet. Natürlich gibt es auch andere Erklärungsversuche, angefangen vom mathematisch-physikalischen „Dreikörperproblem“, das zur damaligen Zeit in Berlin viel diskutiert wurde, z.B. von Leonhard Euler, der 1741 von Friedrich II. an die Berliner Akademie der Wissenschaften berufen wurde. Manche erblicken in diesen drei Körpern (meist mit Sonne, Erde und Mond identifiziert) die drei Weltkugeln. - Aber auch die (2x) 3 Kugeln im Wappen der Medici oder die damals bekannten 3 Erdteile Europa, Asien, Afrika oder die Dreiheit Erdglobus, Himmelsglobus und Armillarsphäre (kugelförmiges astronomisches Meßgerät zur Bestimmung der Deklination und von Stundenwinkeln) wurden zur Namenserklärung herangezogen. Eine einleuchtende Erklärung der drei Welten hat Br. J. H. Müller aus Breslau 1916 gegeben: „Es ist die Welt um uns oder die Erfahrungswelt. Es ist die Welt in uns oder die Gefühlswelt. Es ist die Welt über uns oder die Gotteswelt.“ Das würde auch mit den drei großen Lichtern übereinstimmen: Der Zirkel bestimmt unser Verhältnis zur Umwelt, zu den anderen Menschen. Das Winkelmaß regelt das richtige Denken und Fühlen in uns. Die Bibel richtet unseren Glauben auf das Numinose. Eine weitere Erklärung im Stichwort > Welten. Duell Duelle stehen in krassem Widerspruch zur freim. Grundauffassung. Trotzdem blieb die Freimaurerei nicht von dieser Unsitte verschont. 1776 wurde ein Streit bei der Einweihung des ersten Londoner Freimaurertempels durch ein Duell mit tödlichem Ausgang ausgetragen. Auch später hielten vor allem Offiziere und Akademiker die Gesellschaftsunsitte des Zweikampfes höher als die freim. Ideale, so daß selbst Großmeister sich duellierten. Einige Logen reagierten mit dem Ausschluß der Streitenden aus dem Bund. Heute erscheint uns eine solch zögerliche Haltung gegen das Duellunwesen unverständlich.

Dunkle Kammer Die „Dunkle Kammer" wird auch als „Kammer des stillen Nachdenkens" oder „Kammer der verlorenen Schritte” bezeichnet. (Jeder Schritt, der vor dem Eintritt in die Bruderschaft getan wird, ist als verloren anzusehen.) Es ist der kleine Vorbereitungsraum bei einer Aufnahme. Der Kandidat wird in der dunkel gehaltenen Kammer für einige Zeit seinem Nachdenken, der Selbstbesinnung überlassen. Die auf dem Tisch stehende Kerze ist als Zeichen der Vergänglichkeit anzusehen, denn sie wird immer kleiner und erinnert an die immer geringer werdende Zeitspanne bis zu unserem Tod. In manchen Ritualen werden auch die Sanduhr und/oder der Totenschädel als Symbole der Vergänglichkeit verwendet. Oft ist eine Bibel aufgeschlagen. Die „Dunkle Kammer" ist der erste Ort, an dem der Suchende mit der Freimaurerei in eine unmittelbare symbolhafte Beziehung tritt. Psychologisch wird die Dunkle Kammer auch mit dem dunklen Mutterschoß verglichen, denn die > Initiation ist wie eine Neugeburt des Menschen. - Da die Freimaurerei auch die Lichtsymbolik betont, wird der Weg des Suchenden aus der Dunkelheit zum Licht sinnfällig durch den Beginn in der Dunklen Kammer, durch die > Augenbinde und die abschließende Lichterteilung dargestellt.

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Dunkle Zeit, Durchschnittsalter Dunkle Zeit Als „Dunkle Zeit“ bezeichnen die Freimaurer die Periode des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Der Druck der Parteiorgane auf einzelne Freimaurer, einzelne Logen und Großlogen nahm nach der „Machtergreifung“ (30.1.1933) immer mehr zu. Besonders die humanitären Logen, die auch Juden als Mitglieder hatten, wurden hart bedrängt und lösten sich teilweise als freimaurerische Vereinigungen bis Ende 1933 selbst auf. Die meisten Großlogen, besonders die „altpreußischen“, versuchten sich, in dem NS-Staat unverdächtige Orden umzuändern, weil die führenden Brüder damals glaubten, daß die Freimaurerei unter nationaler und christlicher Flagge weiter bestehenbleiben könne. Die GNML „Zu den drei Weltkugeln“ nannte sich: Nationaler Christlicher Orden „Friedrich der Große“, die „Große Landesloge von Sachsen“ wandelte sich zum „Deutsch-Christlichen Orden Sachsen e.V.“ Die „Große Loge von Hamburg“ löste sich am 11.5.1933 auf und wandelte sich zu einem nicht-freimaurerischen christlichen Verein „Deutscher Orden e.V.“ um. Es nützte nichts! Alle Anpassungsbemühungen wurden von der NSDAP nicht anerkannt. Im Frühjahr 1935 reiste der damalige Reichsfinanzminister Hjalmar Schacht im Auftrag seiner Großloge zu Hitler auf den Obersalzberg, um einen letzten Versuch zur Rettung der Freimaurerei zu machen. Hitler blieb unnachgiebig. Er erklärte, daß den altpreußischen Großlogen zwar nichts vorzuwerfen sei, er müsse jedoch im Interesse des Totalitätsanspruchs der nationalsozialistischen Bewegung auf einer Auflösung der gesamten Freimaurerei und ihrer Nachfolgeorganisationen bestehen. Den Logen „stehe es frei“, eine Selbstauflösung durchzuführen. Dies mußte in den Wochen danach durchgeführt werden. Durch den Erlaß des Innenministers wurde die Auflösung überwacht und Vermögen, Logenhäuser und Inventar enteignet. Damit war die Freimaurerei in Deutschland ab Mitte 1935 bis zum Kriegsende ausgelöscht. (> Nationalsozialismus, > Diktaturen)

Durchschnittsalter Die besonders in Deutschland gepflegte geistige Durchdringung der Freimaurerei („philosophische Freimaurerei“) als Ausdruck des reifen Mannesalters und der starke Anstieg der Lebenserwartung haben das Durchschnittsalter der Logenmitglieder in die Höhe getrieben. Globale Zahlen der Al­ tersschichtung in den Logen liegen nicht vor. Die Jahresberichte einzelner Logen enthalten jedoch häufig Angaben über das Durchschnittsalter. Dies liegt selten unter 50 Jahre, geht oft bis 60 Jahre hinauf und dürfte wohl im Schnitt bei etwa 55 bis 58 Jahren liegen. Über Nachwuchsmangel wurde schon nach dem 1. und dem 2. Weltkrieg geklagt. Die Klagen haben auch heute nicht aufge­ hört.

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E Eastern Star Rob Morris gründete 1855 den „Order of the Eastern Star“ aus dem Wunsch, die weiblichen An­ gehörigen einer Freimaurer-Familie stärker in die freim. Gemeinschaft einzubinden. Er schuf ein einstufiges Ritual, das bis heute weltweit in allen Kapiteln („Chapters“) gültig ist. Hauptsymbol ist der fünfzackige, fünffarbige Stern. Die Ritualhandlung bezieht sich auf alttestamentarische heroi­ sche Frauengestalten: Adab (Symbolfarbe Schwarz, Symbole Schwert und Schleier, Symbol-Blumen: Veilchen, repräsen­ tiert die Tochter). Vor einem Feldzug tat Jephta, Adahs Vater, das Gelübde, dem Herrn das erste zu opfern, was ihm aus der Haustür entgegenkam, wenn er siegreich sein würde. Das war sein ein­ ziges Kind Adah. Dieses ermunterte ihn, den Opfertod an ihr zu vollziehen. Sinn = Dem Recht und der Pflicht treu bleiben. Ruth (Gelb, Korngarbe, Sonnenblume, repräsentiert die Witwe). Nach dem Tod der Familienan­ gehörigen begleitete Ruth ihre Schwiegermutter nach Bethlehem, obwohl sie nicht von dort stammte. Arm kamen sie dort an. Ruth ging als Ährenleserin. = Geduldiger Fleiß wird belohnt. Esther (Weiß, Krone und Zepter, weiße Lilie, Gattin). Sie lebte als gefangene Jüdin in Persien. We­ gen ihrer Schönheit nahm der König sie zur Frau, ohne zu wissen, daß sie Jüdin war. Neider rieten dem König, alle Juden zu töten. Als Esther das erfuhr, rettete sie durch mutiges Eintreten ihren Landsleuten das Leben. - Macht soll sich mit Hoheit verbinden. Martha (Grün, gebrochene Säule, Fichtenzweig, Schwester). Sie ließ dem Herrn die Nachricht zu­ kommen, daß ihr Bruder Lazarus schwer krank sei. Dieser verstarb jedoch, bevor der Herr eintraf. Er gab Martha den Trost, daß Lazarus am Jüngsten Tag auferstehen würde. Schmerz wird durch gläubiges Vertrauen gemildert. - Ungewißheit des Lebens. Electra (Rot, Pokal - Wohltätigkeit und Gastfreundschaft, Blume - rote Rose, repräsentiert die Mutter). Stets war sie gütig und wohltätig. Sie sollte der christlichen Religion abschwören. Als sie das nicht tat, marterten die Römer sie und schlugen sie ans Kreuz. Sie verleugnete die Wahrheit nicht. Im Eastern Star werden die fünf möglichen Stationen eines Frauenlebens (Tochter, Witwe, Gattin, Schwester, Mutter) geistig und emotional verarbeitet und vergegenwärtigt. Die Frauen erleben diese Stufen ohne Rücksicht auf ihren tatsächlichen Stand und ihr Alter. Dies geschieht durch ritu­ elle Versenkung und Führung. Die Lektionen sind biblisch, die Lehren moralisch und die prakti­ schen Ziele wohltätig. Dadurch wird den Frauen Trost und Halt gegeben und eine Erziehung zum Moralischen angestrebt. Voraussetzung ist, daß das Mitglied auch tatsächlich Frau sein will und da­ von ausgeht, daß ihr Leben auf den Mann hin angelegt ist. Zielsetzung des Ordens ist es, Menschen in Not zu helfen. Im Geist der Humanität bauen die Mitglieder an einer besseren Welt für alle. Je­ dem Kapitel müssen mindestens drei Meistermaurer angehören. Die Mitglieder sind weibliche An­ gehörige von Meistermaurern (Frauen, Töchten, Mütter, Schwestern, Enkelinnen, Witwen, weibli­ che adoptierte oder Stiefangehörige. Mindestalter 18 Jahre) oder die Meistermaurer selbst. Der Or­ den ist weder eine Frauen- noch eine gemischte Loge. Er ist kein Bestandteil der Freimaurerei. Weltweit sind etwa 3 Millionen Mitglieder in 14.000 Chaptern zusammengefaßt. Leiterin eines Chapters ist die „Worthy Matron“, der ein „Worthy Patron“ (Meistermaurer) beratend und hel­ fend zur Seite steht. Die deutschen Chapter sind dem General Grand Chapter in Washington DC unterstellt und werden von diesem betreut. 1994 arbeiteten 11 Kapitel in Deutschland. Umgangs­ sprache ist Deutsch. In englischer Sprache werden Teile des Rituals vorgetragen. Einmal im Jahr wird ein großes Picknick ausgerichtet, deren Erlös karitativen Zwecken zufließt.

Edikt von 1798 1791 stifteten drei Männer den Evergeten-Orden, einen ethischen Bund mit Illuminaten-Charakter, der sich auch in politische Angelegenheiten mischte. Die Herausgabe eines „moralischen Fehmge-

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Ehelichkeit der Geburt, Ehrenmeister richts“ ließ den preußischen Staat einen Umsturzversuch befürchten. Er reagierte mit dem Edikt von 1798, betreffend die „Verhütung und Bestrafung geheimer Verbindungen, welche der allgemeinen Sicherheit nachteilig werden kannten". Friedrich Wilhelm III. (1770-1840, Regierungszeit 1797-1840) zeigte sich der Freimaurerei stets freundlich gesinnt. Von diesem Edikt wurden die drei preußischen Großlogen ausgenommen, indem es heißt: §3: „Von dem Freimaurerorden sind folgende drei Mutterlogen: die Mutterloge %u den drei Weltkugeln, die große Landesloge, die Loge Royal York de l’Amitié und die von ihnen gestifteten Tochterlogen toleriert, und sollen die Verbote von den geheimen Gesellschaften aufgedachte Logen nicht angewandt werden. “Gewissen Bedingungen mußten sich die Logen allerdings auch unterwerfen: §9 bestimmte, daß die allgemein feststehende unauflösliche Untertanenpflicht aufs neue einge­ schärft werde, daß jeder Versuch, den ein Ordensoberer oder ein Ordensmitglied und jeder andere etwa machen sollte, diesem Edikt zuwider zu handeln, sofort der obersten Polizeibehörde des Or­ tes angezeigt werden müßte. §10 verpflichtet die Vorgesetzten der Logen, daß jährlich unmittelbar an den König eine Liste sämtlicher Mitglieder einzureichen sei, die Namen, Stand und Alter enthalten sollte. Im Unterlas­ sungsfall war eine Geldbuße von 200 Talern fällig. §11: „Es soll auch gedachten tolerierten Freimaurerlogen nicht gestattet werden, jemand vor erfülltem 25. Jahre seines Alters %um Mitgliede aufzunehmen... “ § 12: „Einejede Loge ist verbunden, der Polizeibehörde des Orts ihre 'Zusammenkunft anzuzeigen, und darf bei Verlust der Duldung ihren Mitgliedern nicht gestatten, außer dem angezeigten Orte Zusammenkünfte z« halten, welche auf die Freimaurerei Beziehung haben ... “ In §13 wird jede Mutterloge verpflichtet, Mitglieder auszustoßen, die diesen Verordnungen nicht folgen. Sie wird mit Verlust des Protektorii bestraft, wenn die Vorgesetzten diese Vorschriften nicht unter schärfster Aufsicht durchführen. Trotz der uns heute recht drastisch vorkommenden Formulierungen, erfreute sich die Freimaurerei unter Friedrich Wilhelm III. der größten Toleranz. Der Staat wollte ausschließlich Verbindungen unterdrücken, die sich gegen ihn richteten und sich dabei z.B. nicht bekannten Oberen, geheimen Verpflichtungen oder Eiden bedienten u.ä. Das Edikt hatte zur Folge, daß die drei preußischen Großlogen das Monopol auf die Freimaurerei in den preußischen Staaten hatten, daß in allen preußischen Logen mindestens seit dieser Zeit jährlich Mitgliedslisten gedruckt wurden, daß außerdem als Mindest-Aufnahmealter 25 Jahre galt. Durch die Verfassung für das Königreich Preußen von 1850 wurde das Edikt formal aufgehoben, die Mo­ nopolstellung der preußischen Großlogen blieb trotzdem erhalten. Erst 1893 wurde vor dem Kö­ niglichen Oberverwaltungsgericht die Ungültigkeit des Edikts festgestellt. Erst danach war es ande­ ren Großlogen möglich, auch in Preußen Logen zu gründen. Ehelichkeit der Geburt In altenglischen Zunfturkunden wurden nur Maurer von ehelicher Geburt, also nur von ehrenhaf­ ter Herkunft aufgenommen („honest parentage“; „of good kindred“). Ein nichteheliches Kind wurde als Bastard bezeichnet. Verschiedentlich wurde diese Haltung, dem Sittenkodex der damali­ gen Zeit folgend, in die ersten Konstitutionen übernommen. Bei der späteren Freimaurerei spielt der Status der Geburt keine Rolle.

Ehrenmeister Jede Johannisloge kann einen Bruder, der ihr MvSt oder ihr Zugeordneter MvSt gewesen ist, in Anerkennung besonderer maurerischer Verdienste auf Beschluß der Meisterversammlung zum Eh­ renmeister (= Ehren-Stuhlmeister) ernennen. Als Zeichen seiner Würde trägt er den Meisterwinkel am blauen Band mit einem Ehrenkranz verziert. Die Verleihung erfolgt auf Lebenszeit. Der Eh­ renmeister hat die gleichen Ehren wie der MvSt zu beanspruchen, kann im Beamtenrat als stimm­ berechtigtes Mitglied teilnehmen und darf mit Genehmigung des MvSt eine Arbeit, Tafelloge usw. leiten. Die Würde des Ehrenmeisters geht über die des > Altstuhlmeisters hinaus. Nach Br.

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Ehrenmitgliedschaft, Ehrenrat, Eid Johannes Bischoff hat er drei prinzipielle Aufgaben: Besondere Arbeiten und Aktivitäten, die er im Rahmen der Logenarbeit bisher schon ausgeführt hat, weiter durchzuführen. Dazu können z.B. gehören: Aufgaben in der Großloge, Teilnahme an Tagungen, Besuch befreundeter Logen, Lehr­ lingsunterricht, Logenarchiv, Öffentlichkeitsarbeit, freim. Forschungsarbeit. In seinem Reden und Handeln Vorbild für die Brüder der Loge zu sein. Er muß sich darüber klar sein, daß besonders die jüngeren Brüder auf ihn mit besonderer Aufmerksamkeit schauen. Er soll in besonderem Maße das Gewissen der Loge sein und dabei positive Entwicklungen fördern, auf kritische Situationen hinweisen, um Schaden von der Loge abzuwenden, und sich für das Wohl der Loge einsetzen. In glei­ cher Weise können sehr verdiente, langjährige Beamte zu Ehrenbeamten ernannt werden: z.B.: Ehren-Aufseher, Ehren-Redner. Sie erhalten auf Lebenszeit das Beamtenabzeichen mit einem Ehren­ kranz. In einigen Logen erhalten diese nur den Titel „Ehrenmeister“. Ehrenmitgliedschaft einer Loge Die Ehrenmitgliedschaft einer Loge kann in einer feierlichen Tempelarbeit einem Bruder Meister einer anderen Loge verliehen werden, wenn er besondere Verdienste um diese Loge erworben hat. Er wird mit dem Mitgliedsabzeichen der verleihenden Loge ausgestattet. Die Mitgliederversamm­ lung der Loge muß über diese Ehrung vorher beschließen. Ehrenrat Für die freim. Rechtspflege wird ein Ehrenrat gewählt, dessen Tätigkeit durch eine „Verfahrensordnung für die freim. Rechtspflege“ geregelt wird oder durch entsprechende Satzun­ gen der Großloge. Meist besteht der Ehrenrat aus drei oder fünf Mitgliedern, die einen Vorsitzen­ den wählen. Der Ehrenrat wird auf Antrag tätig, wenn ein Bruder eines Verstoßes gegen die freim. Ordnung beschuldigt wird. Ein solcher Verstoß liegt vor, wenn ein Bruder die freim. Pflichten, die er als Mitglied oder Amtsträger übernommen hat, schuldhaft verletzt. Eine Verletzung dieser Pflichten ist auch gegeben, wenn: - ein Bruder eines anderen Bruders Ehre verletzt oder Vertrauen mißbraucht, - ein Bruder im Zusammenhang mit seiner Aufnahme falsche Angaben macht oder Tatsachen un­ terdrückt, die für die Entscheidung für seine Aufnahme oder Annahme von Bedeutung waren, - das Verhalten eines Bruders innerhalb oder außerhalb der Loge geeignet ist, das Ansehen der Bru­ derschaft in der Öffentlichkeit zu beeinträchtigen. Der Ehrenrat ist aber nicht dazu da, zivilrechtliche und strafrechtliche Auseinandersetzungen zwi­ schen Brüdern zu klären und zu beurteilen. Die Anrufung des Ehrenrates in einem solchen Fall ist unzulässig. Eid Bei der Aufnahme gibt der Kandidat eine Verpflichtungserklärung ab (Gelöbnis), was früher durch einen Eid bekräftigt wurde. Als Gelöbnis der Pflichterfüllung und der Verschwiegenheit kannte der vor 250 Jahren verwendete Eid grausame Strafandrohungen. Im Katechismus von Robert Fischer (27. Auflage 1898) wurde er abgedruckt. Es heißt nach Aufzählung der Pflichten: „Alles dieses beschwöre ich mit dem festen unerschütterlichen Entschlüsse, es zu halten ohne Unschlüssigkeit, geheimen Vorbehalt und innere Ausflucht, unter keiner geringeren Strafe, als daß meine Gutgel durchschnitten, meine Zunge bei der Wurzel ausgerissen und im Sande des Meeres zur Zeit der Ebbe eines Kabeltaues Länge vom Ufer versenkt werde, wo Ebbe und Flut zweimal in 24 Stunden wechse!t....daß mir mein Her% aus meiner nackten linken Brust gerissen und eine Speise der Laubvögel werde....daß mein Körper in zwei Teile geteilt, der eine nach Süden, der andere nach Norden gebracht werde, meine Knochen zu Asche verbrannt und die Asche durch alle vier Winde verstreut, und eines so nichtswürdigen Elenden als ich bin unter keiner Gattung von Menschen, besonders Maurern, gedacht werde. ‘Freimaurer-Gegner greifen auf den Wortlaut der alten Eide gern zurück, um die Freimaurer zu diffamieren. Folgende Gesichtspunkte sollten bei der Beurteilung dieses historischen Eids beachtet werden: Bei den Strafen handelt es sich um solche, die bei der mittelalterlichen Rechtsprechung und bei der Inquisi-

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Einfluß der FM, Einigungsbestrebungen der deutschen FM tion üblich waren und angewandt wurden. Da für den Freimaurer die in der Loge ablaufenden Vorgänge Symbole sind, deutete er die Strafen in den alten Eiden schon damals symbolisch und nicht wörtlich. Es konnte natürlich auch kein einziger Anwendungsfall den Freimaurern nachgewiesen werden. Weil der Eid des öfteren zu Mißverständnissen führte, drohen die heutigen deutschen Gelöbnisse keine Strafen an. Es wird lediglich verlangt, daß Stillschweigen über die Erkennungszeichen und die inneren Angelegenheiten der Loge gegenüber Außenstehenden bewahrt wird.

Einfluß der Freimaurerei heute Der heutige Einfluß der Freimaurerei auf die Gesellschaft ist in Deutschland vergleichsweise ge­ ring, vor allem aus folgenden Gründen: Es gibt zu wenig Freimaurer. Bei einer Mitgliederzahl von 14.000 Männern in Deutschland (1998) kann man in Bezug auf die Gesamtbevölkerung keine ent­ scheidenden Impulse erwarten. Die Freimaurer stellen 0,02% der deutschen Bevölkerung. Selbst, wenn man davon ausgeht, daß Freimaurer eher gehobene Positionen im sozialen, gesellschaftli­ chen, intellektuellen und öffentlichen Leben einnehmen, bleibt ihr Einfluß von keiner wesentli­ chen Bedeutung. Selbst bei (angenommener) fünffacher Gewichtung würde ihr Einfluß nicht über 0,1% der Bevölkerung steigen. Spitzenleute haben zu wenig Zeit. Alle Spitzenpositionen wie TopManager, Spitzenpolitiker, Verbandsleiter, Konzernchefs und High-Society können auf Grund ih­ rer beruflichen und gesellschaftlichen Überbelastung für die Freimaurerei überhaupt keine Zeit aufbringen, selbst wenn sie dies wollten oder möchten. Dadurch gibt es zwar eine ganze Reihe von Sympathisanten in diesen Kreisen, aber kaum Mitglieder. Die Freimaurerei ist eher die Domäne des mittleren Managements und des höheren Beamtentums. Es mangelt an zündenden Ideen, die von der Freimaurerei ausgehen. Die Aufklärung, der Wunsch nach humanitären Staatsformen, großangelegte Caritas-Projekte waren früher anziehende Gedanken, die die Menschen bewegten. Heute sind Menschenrechte, Menschenwürde und karitative Hilfen institutionalisiert. Mit den großen Institutionen und Verbänden kann die Freimaurerei nicht konkurrieren. Der politische Einfluß ist schon deshalb bedeutungslos, weil der Freimaurerbund durch die eigene Selbstbe­ schränkung als Vereinigung keine politischen Aktivitäten zuläßt. Die heutige Kommunikationsge­ sellschaft ersetzt das Nachdenken durch äußere Aktivitäten. Dadurch haben alle Menschen weni­ ger Zeit. Kulturelle Ereignisse werden vielfach nur noch „abgehakt“, als innerlich erlebt. Ethische WerteVorstellungen und die Beschäftigung damit werden durch materielle Erwägungen ersetzt, wie die vielen Kirchenaustritte beweisen. Die Freimaurer sind aber Bewahrer auch traditioneller Kul­ turgüter und Verfechter manchmal unbequemer ethischer Forderungen. > Friedensbedrohung, > Tagesgeschehen

Einigungsbestrebungen der deutschen Freimaurerei Die Ausbreitung der Freimaurerei auf deutschem Boden (erste Loge 1737 in Hamburg) gewann be­ sonderen Nachdruck durch die Tatsache, daß sich Friedrich II. bei seinem Regierungsantritt als preußischer König 1740 öffentlich als Freimaurer bekannte und die Berliner Loge „Aux trois Globes“ (Zu den drei Weltkugeln) zur Ausbreitung ermunterte. Aber vielleicht gerade die neue, in der Freimaurerei herrschende Geistesfreiheit und die ungewohnte Selbstbestimmungsmöglichkeit der Brüder wurde dazu benutzt, geringfügig unterschiedliche Gedankengänge und Meinungen, formale und abwicklungstechnische Gepflogenheiten und Organisationsformen in den Vordergrund zu stellen, so daß sich nicht nur andere Obödienzen ausbreiteten wie „Royal York zur Freundschaft“ und die „GLLvD“, sondern auch zahlreiche „Schottische Logen“ als Fortführung des Meistergra­ des, prunkvolle Hochgrade und viele Spielarten, die oft überhaupt nichts mit der Freimaurerei ge­ mein hatten wie das Clermontsche Kapitel, der Orden der Afrikanischen Bauherren, die Gold- und Rosenkreuzer, die Illuminaten und nicht zuletzt die > „Strikte Observanz“. Man kann von einem Chaos der Systeme sprechen, das sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ausgebreitet hatte. Neben

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Einigungsbestrebungen der deutschen Freimaurerei dem übertriebenen Individualismus der deutschen Menschen war auch die Kleinstaaterei eine Ur­ sache für die Zerrissenheit der Freimaurerei in Deutschland. Sicher trugen die persönlichen Eitel­ keiten mancher Landesfürsten dazu bei, zahlreiche Systeme entstehen zu lassen. Erst die entstan­ dene übergroße Vielgestaltigkeit der deutschen Freimaurerei brachte den einen oder anderen Ein­ sichtigen dazu, eine Vereinheitlichung anzustreben. Die Einigungsbestrebungen zielten in zwei Richtungen: Die einen wollten eine Einheits-Großloge mit einem einheitlichen Ritual, die anderen eine gewisse interne Selbständigkeit der gewachsenen Strukturen beibehalten, jedoch in möglichst vielen Punkten eine Gemeinsamkeit und Geschlossenheit schaffen. Bis zum Verbot aller Logen war allen Vereinheitlichungsbestrebungen leider kein Erfolg beschieden, weshalb den Nazis die Zerschlagung der Freimaurerei verhältnismäßig leicht fiel. 1933 bestanden in Deutschland unter sich zerstrittene 9 reguläre und 2 nicht anerkannte Großlogen. Erst in den Jahren nach der „Dunklen Zeit“ gelang es, in den > VGLvD eine gemeinsame Struktur der Freimaurerei in Deutschland zu schaffen. Trotz mancher organisatorischer Mängel und trotz Selbständigkeitsbe­ strebungen einzelner Großlogen hat sich dieser Verbund bewährt und sollte nur aufgegeben wer­ den, wenn etwas entscheidend Besseres an seine Stelle treten könnte. Die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg ist im Stichwort > Vereinigte Großlogen von Deutschland, Geschichte, be­ schrieben. 1790 gab Johann Joachim Christoph Bode in seinem Logenbund Anregungen zur Einigung. 1801 kam der Deutsche Logenverein zustande, der sich nur auf die GL von Hamburg (Friedrich Ludwig Schröder), Hannover und Royal York (Ignaz Aurelius Feßler) erstreckte. 1810 gründeten die drei altpreußischen Großlogen, alle mit Sitz in Berlin, einen Freimaurer-Verein. 1823 versandeten die Aktivitäten. 1837-1933 bestand der Großmeisterverein der drei altpreußischen Großlogen. Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich II. übernahmen das Protektorat für alle drei Altpreußen. 31.8.1845 Die Enthüllung des Denkmals für den Straßburger Dombaumeister Erwin von Steinbach in Steinbach bei Baden in Anwesenheit von 150 Freimaurern verschiedener Obödienzen gab neue Impulse zur Vereinheitlichung. 1848 Der Provinzial-Großmeister von Schlesien, Steinbeck, gibt die Parole zur Gründung einer deutschen Gesamt-Großloge aus. 1848 Franz de Paula Rosalino, Frankfurt, lädt zu einem allgemeinen deutschen Maurerkongreß ein. 1849 Die Loge in Glauchau empfiehlt die Einberufung eines allgemeinen deutschen Maurertages. 1864 Die Idee wird vom Verein deutscher Freimaurer aufgegriffen. 1865 Die GL „Zur Eintracht“, Darmstadt, regt die Bildung einer deutschen freim. Zentral­ behörde an. 1868 Der sächsische Landes-Großmeister, Gustav Heinrich Warnatz, bringt den deutschen Groß­ logentag zusammen. Dieser führte zur: 1872 Gründung Deutscher Großlogenbund. Ihm gehörten 8 deutsche Großlogen an. Ziel war ein ge­ meinsames maurerisches Zusammenwirken, vor allem durch eine nationale Einheitlichkeit nach außen hin. Immerhin hat diese lose Klammer 50 Jahre lang Bestand gehabt. Bis zum 1. Weltkrieg scheiterten alle weiteren Einigungsbestrebungen immer wieder an den partikularistischen Verhältnissen der Politik und der Gesellschaft Deutschlands. Nach dem 1. Weltkrieg griff die Spaltung zwischen den sog. „christlichen“ und sog. „humanitären“ Großlogen, zwischen „nationalen“ und „internationalen“ Großlogen um sich. Rassistische Tendenzen schlichen sich mancherorts ein. 1933 bestanden insgesamt 11 deutsche Großlogen. ab 1946 siehe Stichwort > Vereinigte Großlogen von Deutschland.

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Eisamkeit, Einschuhigkeit, Eintritt Einsamkeit Durch die Technik kann heute jeder mit jedem zu jeder Zeit kommunizieren. Trotzdem gab es noch nie so viele „Singles“ wie jetzt; und auch noch nie so viele einsame Menschen. Wer abends im Internet Kontakte findet, wird nach dem Abschalten des Computers seine Einsamkeit nur noch mehr gewahr. In früheren Zeiten wurde Einsamkeit vielfach durch die Familie aufgefangen. Eine heutige Möglichkeit ist die Loge, in der sich ein Mensch im brüderlichen Kreis geborgen fühlen kann. (> Ritual) Einschuhigkeit In einem Teil der freimaurerischen Aufnahmehandlung wird der Kandidat nur mit einem Schuh bekleidet. Der andere Fuß bleibt nackt oder wird mit einem niedergetretenen Schuh (Pantoffel) versehen. Die ungleiche Fußbekleidung gibt ihm etwas Unsicheres und Hinkendes, das ihn leicht zu Fall bringen kann, wenn nicht eine führende Hand ihn stützt. Der Ursprung dieses heute noch nicht vollständig geklärten Brauches wird einerseits auf das Hinken, andererseits auf die Ein­ schuhigkeit zurückgeführt. In verschiedenen Kulturkreisen tritt ein hinkender Schmied auf: Wie­ land in der altnordischen Sagenwelt, der biblische Noah (nach jüdischer Sage der erste Schmied), der göttliche Schmied Hephaistos, der biblische Tubalkain (der erste Arbeiter in Erz und Eisen­ werk). Auch die Verbindung zum hinkenden Saturn (Vulcanus) ist gegeben wegen dessen „stolpernder“ Umlaufzeit. Aber auch manche alte Kultbräuche, Gestalten aus der Mythologie, Handwerksbräuche, volkstümliches und kirchliches Brauchtum (z.B. Springprozession) und bibli­ sche Erzählungen sind mit dem Hinken verbunden. Nach der Psychologie von C. G. Jung ist die Bedeutung des Hinkens eine Verlagerung der schöpferischen Qualitäten des Menschen vom Kör­ perlichen in den künstlerisch-seelischen Bereich. Das Hinken kann als Opfer zur Erlangung der psychischen Ganzheit (Individuation) betrachtet werden. Die Beziehung zum Schmied zeigt uns die Läuterung des Eisens im Feuer und seine Hinführung zum Werkzeug (Pflug oder Waffe), also zur erstrebten Vollendung. Etwa analog der Wandlung durch Tod und Neugeburt bei der > In­ itiation. Die Einschuhigkeit ist offenbar ein uralter archetypischer Brauch. Von frühen Völkern wird berichtet, daß sie im Kampf einen Fuß unbeschuht ließen, um von Mutter Erde erhöhte Kraft zu erhalten. Der Einzuweihende geht den Weg zum höheren Licht, verliert aber durch den einen, symbolisch nackten Fuß nicht die Verbindung zur Erde mit ihren Aufgaben und Pflichten. Im Mittelalter war das Motiv der ungleichen Schuhe weit verbreitet und in allegorischen Bildern viel­ fach dargestellt. Die Einschuhigkeit wurde dabei gedeutet: 1) als Sinnbild der Armut oder Sündhaftigkeit. (Weltliche Armut ist eine Voraussetzung für den Weg zur Höherentwicklung.) 2) als Sinnbild einer „halben Sache“. (Zunächst ist der Mensch ein rauher Stein, also eine „halbe Sa­ che“.) 3) als Sinnbild einer übereilten und unüberlegten Handlung. (Aus dem noch unbeherrschten Menschen, der nur seine rohen Kräfte gebraucht und von seinen Affekten und Begierden geleitet wird, soll durch die Arbeit an sich selbst der besonnene, ausgeglichene Mensch werden, der das rechte Maß besitzt.) 4) als Sinnbild der Unbeständigkeit des Schicksals mit seinem Wechsel von düsteren und lichten Stunden. (Auf dem > musivischen Pflaster erheben sich die „Stufen“ (Eigenschaften), mit deren Hilfe der Mensch von der niederen Welt zur höheren Welt emporzusteigen vermag.) Für uns Freimaurer wird die Einschuhigkeit als Beginn eines möglichen Weges bezeichnet, der die Höherentwicklung des gewordenen Menschen durch Reinigung, Wandlung und Neuwerdung in seinem Innern meint.

Eintritt in den Freimaurerbund Der Eintritt in eine Johannis-Freimaurer-Loge ist nicht so schematisch und formlos möglich wie in einen Sport- oder Gesangverein. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen werden will, muß

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______________________________________ Eintritt in den Freimaurerbund einige Vorbedingungen und eine gewisse Wartezeit erfüllen. Der ernsthaft Interessierte wird Suchender genannt, bis er durch eine feierliche > Aufnahmehandlung zum Mitglied einer Loge wird. Ob er ein wirklicher Freimaurer geworden ist, zeigt sich erst durch seine weitere Lebenshaltung. Die meisten Kontakte, die zur Mitgliedschaft führen, sind Gespräche im Freundes-und Bekanntenkreis. Außerdem kann sich jeder direkt an die Vereinigten Großlogen von Deutschland wenden (Emser Straße 12-13, 10719 Berlin), an die Großlogensekretariate, an eine der 450 deutschen Logen (ihre Adressen stehen in den örtlichen Telefonbüchern) oder an einen beliebigen Logenbruder, der sicher gern Kontakte zur örtlichen Loge herstellt. Der Interessierte wird meist zu mehreren offenen Abenden der Loge eingeladen. Hierbei kann er die Brüder kennenlernen und diese ihn. Der Besuchende kann ohne Zeitdruck ein halbes Jahr oder auch zwei Jahre die ihm zugänglichen Veranstaltungen der Loge besuchen und einen Einblick in das freimaurerische Leben gewinnen. Aufgenommen werden kann nach alter Formulierung „ein freier Mann von gutem Ruf". „Frei" bedeutet, daß der Suchende ein willensfreier Mensch ist, der nicht von einengenden Zwängen abhängig ist (z.B. Alkohol, Drogen, Spielleidenschaft, wirtschaftlichen Pressionen usw.) und auch, daß der Beitrittsentschluß völlig frei und ohne Zwang und Überredung erfolgte. Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, konfessionelle Gebundenheit, politische Einstellung oder Hautfarbe spielen grundsätzlich keine Rolle. Fast ohne Bedeutung sind die wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen der Suchende lebt. Es wird lediglich erwartet, daß sie geregelt sind. Ursprünglich nahmen die Großlogen der amerikanischen Bundesstaaten keine Neger auf „als Nachkommen von Sklaven seien sie nicht frei (geboren)”. Sie wurden an die > »Prince-HallLogen» verwiesen, die allerdings von der UGL bis zum Ende des 2. Weltkriegs nicht anerkannt wurden. Bisher wurde diese Haltung von den anderen Großlogen hingenommen, um nicht die eigene Regularität zu gefährden. 1991 haben die Großlogen von Connecticut, Nebraska, Colorado, Wisconsin und Washington die Prince-Hall-Logen anerkannt. - Die UGL hat bisher nur die PrinceHall-Loge von Connecticut anerkannt. Hinsichtlich des Alters heißt es in den „Alten Pflichten“ von 1723: „Die als Mitglieder einer Loge aufgenommenen Personen müssen gute und aufrichtige Männer sein ... in reifem und gesetztem Alter." Das Aufnahmealter liegt meist bei 21 Jahren. In den 3 WK ist es auf 25 Jahre festgesetzt, kann jedoch in besonderen Fällen herabgesetzt werden. Bei Söhnen von Freimaurern kann das Eintrittsalter gesenkt werden; sie werden als „Lufton" bezeichnet. Die höhere Altersgrenze entspricht der allgemeinen Erfahrung, daß der junge Mensch zunächst seine Zeit der Berufsausbildung, der Gründung einer Familie und der Konsolidierung seines Lebensmittelpunktes widmen muß, in diesen Jahren jedoch nur wenig Zeit für die Ziele der Freimaurerei aufbringen kann. In heutiger Sprache ausgedrückt, könnte man einem Suchenden sagen: Wir erwarten einen Menschen, der selbst nachzudenken gewohnt ist und imstande ist, sich ein eigenes Urteil zu bilden; der sich neben den rationalen-geistigen Anforderungen unserer Zeit ein empfängliches Gemüt bewahrt hat; der aufrichtig und wahrhaftig ist; der bemüht ist, seinen Mitmenschen gütig, tolerant und mit Liebe entgegenzutreten. Er muß ein aufgeschlossener Mensch sein, der den Wunsch hat, sich mit Gleichgesinnten auch über Dinge zu unterhalten, die über Alltagsthemen hinausgehen. Der Suchende muß den > "Allmächtigen Baumeister aller Welten" als oberstes Ordnungsprinzip anerkennen. Da die Logen immer an einem bestimmten Wochentag arbeiten, muß der Suchende an diesem Tag der Woche Zeit haben; eine Gemeinschaft bleibt nur dann lebendig, wenn man in und mit ihr gemeinsam etwas tut und erlebt. Einige Zeit vor der Aufnahme erhält der > Suchende einen Aufnahmeantrag, in dem er seine Beweggründe und auch einen Freimaurer als Bürgen (> Proponenten, Paten) angeben muß. Der Wunsch, Freimaurer zu werden, wird dann allen Logenmitgliedern bekannt gemacht (Aushang). In einer Meisterversammlung (Mitgliederversammlung bei AFAM) der Loge wird durch > Kugelung) über die Aufnahme abgestimmt. Ablehnungen selbst einzelner Brr. müssen entsprechend der Satzung berücksichtigt werden, führen jedoch nicht unbedingt zur Zurückweisung des Suchenden. Eine Probezeit nach der Aufnahme gibt es nicht, da die Zeit vor der Aufnahme als solche betrachtet wird. Vor der Aufnahme wird eine Aufnahmegebühr erhoben, die oft einem Jahresmitgliedsbeitrag

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Eklektischer Bund, Elemente

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entspricht. Damit werden u.a. die Kosten für die "rituelle Bekleidung" gedeckt. Oft wird die Aufnahme mit einer Eheschließung verglichen, der man erst nach reiflicher Überlegung zustimmt. Beides will man nicht mehr auflösen. Die Freimaurerei wird als eine Lebensaufgabe gesehen, der man sich nicht plötzlich entziehen kann. Ein > Ausscheiden aus dem Bund ist jedoch möglich (> Deckung). Der Aufgenommene erhält erst mit seiner Meisterschaft die Vollmitgliedschaft in seiner Loge, d.h. Mitentscheidung in Logenangelegenheiten und Wahl zu Beamtenpositionen.

Eklektischer Bund Nach Abschluß des Wilhelmsbader Konvents 1782 wurde ein Jahr später ein „Eklektisches Rund­ schreiben“ von Karl Brönner („Zur Einigkeit“, Frankfurt/M.) verfaßt. Die Abkehr von der > Strikten Observanz sollte durch Abschaffung des Tempelherrensystems und seiner Auswüchse und durch die Rückkehr zu den drei Grundgraden der Maurerei erfolgen. 1786 gehörten diesem „Eklektischen Freimaurerbund“ 25 Logen an. Hieraus entwickelte sich die „Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes“ in Frankfurt/M. (ab 1823). Mit der Machtergreifung des Natio­ nalsozialismus 1933 löste sich die Großloge auf. Elemente Empedokles betrachtete vier Elemente als unveränderliche Grundbestandteile der Körperwelt: Feuer, Wasser, Luft, Erde. Aristoteles sah sie als ineinander umwandelbar an. Als fünfte Wesenheit wurde später von den Pythagoreern der Äther (als unveränderlicher Himmelsbaustoff) hinzuge­ fügt. Dieses fünfte Element wurde auch als quinta essentia (Quintessenz) bezeichnet. Auch im Mit­ telalter wurde den vier Essenzen der Alchimisten eine fünfte Essenz hinzugefügt, die Quintessenz. Dies war wegen seiner belebenden Wirkung oft der Alkohol (- Spiritus - Geist). Später verstand man unter der Quintessenz ganz allgemein den wirksamen und lebenserhaltenden Bestandteil eines Stoffes oder einer Arznei. Schon die ältesten > Mysterienkulte enthielten Elementenproben. Lucius Apuleius (125-170 n.Chr.) schreibt über die Einweihung zu den Mysterien: „Ich nahte der Gren^schetde ^wischen Leben und Tod, stieg über die Schwelle der Pnserpina (— lateinische Übersetzung von Persephone. Verbindung zu den Mysterien von > Eleusis), und nachdem ich durch alle Elemente gereist war, kehrte ich wieder zurück. “ Diese Elementenproben waren offenbar einerseits Reinigungszeremonien (besonders die von Feuer und Wasser), andererseits Prüfungen auf Standhaftigkeit, Unerschrockenheit, Ausdauer usw. Beides wurden zunächst wahrscheinlich körperlich erlitten, später mehr symbolisch aufgefaßt und als > „Reise“ betrachtet, die durch die gesamte Körper- und Sinneswelt führte, durch den ganzen Kosmos und durch die ihn darstellenden Elemente. Im englischen Initiationsritual von 1717 ist der Gang durch die Elemente unbekannt. Als es 1725 nach Frankreich kam, wurde es erweitert und ausgeschmückt. Wahrscheinlich übte der damals sehr bekannte Schriftsteller Abbe Jean Terasson durch seinen Roman „Sethos“ Einfluß auf das Ritual aus, denn darin wird der ägyptische Prinz Sethos im Innern einer Pyramide eingeweiht und erlebt eine Prüfung durch die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft. Diese Romanvorlage lieferte auch den Stoff für das Textbuch der „Zauberflöte“. Dort wird nur die Feuer- und Wasserprobe praktisch durchgeführt, obwohl es im 2. Aufzug, 28. Auftritt heißt: „Der, welcher wandelt diese Straße voll Beschwerden, wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden. “ Entsprechend dem von Hans-Josef Innen angeführten Aufnahmeprotokoll von Wolfgang Amadeus Mozart, wurden bei seiner Initiation im Jahr 1784 auch nur die Feuer- und Wasserprobe gemacht. Während die englischen Rituale auch heute noch keine Elementenreisen kennen und das dreimalige Herumführen des Kandidaten lediglich als Vorstellung desselben sehr dürftig erklärt wird, greifen fast alle kontinentalen Rituale auf die Elementenreisen der Mysterienbünde zurück, wenn auch in verschiedenen Formen; oder sie erinnern wenigstens daran. Alle Elemente erscheinen in ambivalenter Gestalt. Sie sind des Menschen Freund und Feind zugleich. Sie können Heil und Unheil bedeuten. Die Erde schenkt bodenständige Festigkeit, aber sie kann auch wanken und bersten. Erdverbundenheit und Erdgebundenheit erinnern den Menschen an seine Gebrechlichkeit und Zeitbedingtheit. „Du bist

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____________________________________________________________ Eleusis Enk und sollst Erde werden. “Andererseits wird ihm in der Bibel von Gott die Herrschaft über die Erde anvertraut. Das Feuer spendet Licht und Wärme, aber es kann auch verbrennen und verzehren. In der Bibel ist es Zeichen der göttlichen Offenbarung. Jesus; „Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer an^ünde auf Erden, was wollte ich lieber, als es brennete schon. “Zum Feuer gesellt sich der Lobpreis der > Sonne. Die Luft wird als Wind dargestellt, der als sanftes, kühlendes Säuseln auftreten kann, aber auch als Sturm, der alles fortreißt. Das Wehen des Windes wird mit dem Wehen des Geistes verglichen. „Der Wind weht, wo er will, du hörst %war sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin ergeht. “ Das Wasser reinigt und erfrischt, es kann aber auch zu Tod und Zerstörung führen, wie in der Sintflut. Regen kann in heißen Ländern zum Sinnbild göttlicher Wohltat werden. Im Christentum vermittelt das Wasser im Sakrament der Taufe den höchsten Symbolwert. Die Elemente in der Freimaurerei Während man das Element Erde in Deutschland durch das Erlebnis in der > „Dunklen Kammer“ erfüllt sieht, muß z.B. in den türkischen Logen der Kandidat in einen mit Asche/Erde gefüllten Kasten greifen; dadurch wird er sehr drastisch an seinen irdischen Tod gemahnt. Die Erde erinnert an das ewige Werden und Vergehen. Wird ein Samenkorn in die Erde versenkt, verwest es (Tod), um als neue Pflanze wiedergeboren zu werden (Wandlung, Wiedergeburt) und dem Licht entge­ genzuwachsen. So soll auch aus der Dunklen Kammer (aus dem Mutterschoß der Erde) ein neuer Mensch zu einem besseren, sittlicheren Leben hervorgehen. Das Element Feuer spürt der Kandidat durch das Anwedeln mit der Wärme einer Fackel, durch eine auflodernde Flamme, durch eine Reise im Sonnenlauf (wobei die Sonne Symbol des Feuers ist), durch den Text des Rituals. Die durch das Feuer von Schlacken gereinigte Seele des Kandida­ ten soll für ein neues Leben entbrennen. Ähnliche profane Bräuche sind uns bei der Sonnenwende mit dem Überspringen des Feuers bekannt. (> Sonnengesang) Das Element Luft wird dem Kandidaten nahegebracht durch eine Wind- und Donner-Einrichtung, durch Anwedeln mit einem Fächer, durch das Rauschen der Schurze oder durch Ritualtexte wie: .Nicht greifbar und doch spürbar durchströmt und belebt uns die Luft, Atem der Welt, Anhauch des Ewigen. "Die Luft ist wie der Geist, der Geist ist wie ein Hauch der Seele: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele. “ (1. Mose 2,7) Das Element Wasser hat reinigende Kraft. In einigen Ritualen wird eine Hand des Kandidaten mit dem Wasser in Berührung gebracht. Bei 3WK wird die Reinigung durch das Wasser nicht bei der Initiation, sondern in einer höheren Stufe durchgeführt. Wasser dient aber nicht nur zur Reini­ gung, sondern ist auch Sinnbild des Lebens (des Menschen erste Entwicklung erfolgt im Frucht­ wasser). Auch der in allen Logen präsente Mond ist ein Sinnbild des Wassers. Welches ist der Sinn der symbolischen Reisen durch die Elemente? Der Kandidat fügt sich nicht nur in die großen kos­ mischen Gesetzmäßigkeiten ein, sondern kann sich selbst als ein Teil des Universums fühlen, wenn er ein Gespür für die Zusammenhänge mitbringt.

Eleusis (heute Elefsis), griechische Kleinstadt am Golf von Ägina. Persephone/Kores, die Tochter Demeters (Göttin des Getreides und der Fruchtbarkeit) pflückte mit anderen Mädchen Blumen. Sie hatte sich von diesen entfernt, um die schönste Blüte, eine Nar­ zisse zu bekommen. Als Persephone die Hand nach der unwiderstehlichen Blüte ausstreckte, tat sich die Erde auf, und der Herrscher der Unterwelt Hades / Pluto ergriff das Mädchen und ent­ führte sie in sein Reich, um sie zur Frau zu nehmen. Niemand hatte ihre Schreie gehört. Ihre Mut­ ter Demeter suchte neun Tage lang die Erde nach ihrer Tochter ab, bis sie erfuhr, daß Zeus dieses Schicksal für Persephone bestimmt hatte. Demeter verließ den Olymp in Zorn, Trauer und Schmerz und wanderte verkleidet auf der Erde, bis sie nach Eleusis kam, wo sie die Stelle einer kö­ niglichen Amme annahm. Als ihre wahre Identität ans Licht kam, errichteten ihr die Bewohner

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Eleusis von Eleusis einen Tempel. Dort blieb sie, vernachlässigte aber aus Kummer ihre Pflichten (als Göt­ tin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit), so daß kein Getreide mehr wuchs. Bei dem Kampf um ihre Tochter bestimmte Zeus schließlich, daß Persephone zwei Drittel des Jahres zu ihrer Mutter zurückkehren dürfe und ein Drittel bei ihrem Gatten im Totenreich verbringen müsse. Symbolisch ist diese Zeitspanne die Ruhezeit des Bodens nach Getreidewuchs und Ernte. Demeter gab sich mit dieser Lösung zufrieden und ließ wieder das Getreide wachsen. Sie gab sogar dem Sohn des Königs Weizenkörner und lehrte ihn, den Boden zu bestellen. Danach erklärte sie den Führern von Eleusis die Riten, die ihr und ihrer Tochter zu Ehren jährlich abgehalten werden sollten und die als Eleusinische Mysterien bekannt wurden. Der homerische „Hymnos an Demeter“ (etwa 700 v.Chr.) ist die erste Aufzeichnung, doch ist dieser mündlich weit vorher bekannt gewesen (1800 v.Chr.?). Etwa 1000 Jahre lang wurden die Eleusinischen Mysterien durchgeführt. In diese Mysterien eingeweiht zu sein, galt damals als höchste Stufe der menschlichen Erkenntnis. Selbst die Römer Cicero und Mark Aurel waren noch Eingeweihte. Eleusis hatte eine bedeutende Burg (Akropolis). Am Fuße derselben wurde in unserer Zeit das Mysterienheiligtum freigelegt. Es war von einer Mauer umge­ ben. Das Hauptgebäude war der Mysterientempel (Telesterion), der 480 von den Persern zerstört, aber wieder aufgebaut wurde. Der Einweihungssaal war 54 m lang und 52 m breit, war überdacht und hatte für 3000 Menschen Platz. Daneben sind mehrere kleinere Tempel, Versammlungshäuser, Thermen, Theater usw. ausgegraben worden. Die Eleusinischen Mysterien waren die ältesten und berühmtesten des Altertums. Die großen Mysterien wurden in der zweiten Septemberhälfte abgehalten. Es soll eine Art Wallfahrt zwischen Eleusis und Athen und wieder zurück gegeben haben, bei der eine Reinigung im Fluß Kephysos stattfand, unter Schwierigkeiten eine Brücke überquert werden mußte, und der Adept durch Handlungsabläufe geführt wurde, die seine Standhaftigkeit prüfen sollte. Der Höhepunkt war die Durchführung des „Heiligen Dramas“. Dies war ein Nachvollzug des Suchens Demeters nach ihrer Tochter. Heute deutet man diese Handlung als Antworten auf grundlegende Fragen der Menschheit: Die Aufteilung des Lebensjahres von Persephone zwischen Ober- und Unterwelt entspricht dem jährlichen Wechsel der Jahreszeiten. Die Beschaffung und Sicherstellung von lebensnotwendigen Nahrungsmitteln (vor allem Getreide) sollte durch Gebete und Opfer an Demeter möglich gemacht werden. Das Saatkorn, in die Erde gesenkt, drängt zum Licht und bringt Frucht. Mädchen müssen schicksalsgebunden ihre Mutter bei der Heirat verlassen, was beiden Seiten Schmerz bereitet. Die streng geheimgehaltenen Mysterien können nur indirekt erschlossen werden. Sie liefen wahrscheinlich auf die Überwindung des Todes und eine Wiedergeburt im Licht hinaus. Den Eingeweihten war ein besseres Los nach dem Tod gewiß. (> Auferstehung, > Mysterien) Aristoteles schrieb: „Diejenigen, die eingeweiht werden, lernen nicht irgend etwas, aber sie erfahren eine Wirkung. Sie werden in einen besonderen Zustand versetzt und werden Ideen in Symbolen wiederfinden. Ihre religiösen Gefühle werden verinnerlicht. “ In einem Kommentar zum Lehrbuch der Seele notierte Plutarch die Wirkung des Weges von der Finsternis zum Licht: „Vordem Todfühlt die Seele die gleichen Empfindungen wie derjenige, der in die großen Mysterien eingeweiht wurde. Er läuft dem Ztrfall hinterher, macht schmerzliche Umwege, geht ängstlich und endlos durch die Finsternis. Vor dem Ende ist die Angst und die Furcht am größten. Dannfolgt ein wunderbares Licht. “Goethe drückt diesen Gedanken aus in den Zeilen: „Und solang du das nicht hast, Dieses: Stirb und Werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. “

ELEUSIS ist die Zeitschrift des > AASR, die vom Deutschen Obersten Rat herausgegeben wird. „Eleusis“ Nr. 210 ist die deutschsprachige Loge in Paris der Grande Nationale Française, die 1977 gegründet wurde. Sie arbeitet im Maison des Maçons,12, rue Christine des Pisan, F-75017 Paris. Ihr Bijou zeigt eine Getreideähre, von einer Kette umgeben.

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Elite, Emblem Elite (von lat. eligere, franz. élire - auswählen) Unter Elite versteht man eine ausgewählte Minderheit der Gesellschaft, die auf Grund bestimmter Auslesekriterien, Eigenschaften oder Haltungen zu einer führenden Gruppe gehört. Heute wird eine elitäre Gruppe eher negativ angesehen (Elite des Adels - Geburtselite, der Partei oder des Glaubens - Uberzeugungselite, , des Geldes - Machtelite). Im „Brockhaus“ steht: „elitär, einer Elite angehörend; überheblich“. Obwohl die Tendenz jetzt mehr zu „egalitär“, zur Gleichmacherei geht, kommt keine Gesellschaft ohne Eliten aus. Es gibt Elite-Einheiten bei Bundeswehr und Polizei, vor allem aber Leistungs- und Funktions-Eliten, seien es Juristen oder Mediziner, Piloten oder Orgelbauer. Die fachlichen Fähigkeiten und Leistungen von Eliten in Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft, Kunst usw. können das kulturelle und ökonomische Überleben ganzer Staaten und Völker sichern. Auch die Freimaurerei wird vielfach als elitär bezeichnet. Hierbei sollte es sich um eine Werte-Elite handeln, die durch. ihr vorbildliches Verhalten im humanitären, sozialen, charakterlichen, ethischen und geistigen Bereich Vorbildcharakter für andere Menschen hat. Der Freimaurerbund erhebt keinen Anspruch auf „Mehrsein“ oder „Bessersein“ als sonstige Menschen. Er hat von Anfang an Wert auf die Demut und auf das Dienen gelegt. Er macht hohe ethisch­ moralische Vorgaben, will Maßstäbe setzen und wirkt darauf hin, daß die Mitglieder die menschlichen Tugenden persönlich Vorleben. Tugenden wie Verantwortung in den entscheidenden Lebensfragen, vorurteilsfreies Denken und Handeln, durch eigene Meinung und selbständiges Urteil Zivilcourage zeigen, das Eintreten für die Wahrhaftigkeit auf allen Gebieten. Die Freimaurer bezeichnen sich selbst nicht als Elite, sind aber zu manchen Zeiten als solche angesehen worden. Wünschenswert wäre es, wenn Außenstehende die Freimaurer zukünftig wieder als geistig-ethischen Konzentrationspunkt, als Elite im positiven Sinn betrachten würden. Möge es von ihnen heißen (wie im Matthäus-Evangelium): „Viele sind berufen, wenige auserwählt. “

Emblem, Emblematik Die Emblematik gründet sich auf der Vorstellung, daß die Welt in all ihren Erscheinungen von heimlichen Verweisungen und verborgenen Bedeutungen erfüllt sei. Ausgangspunkt ist der „Physiologus“, der im 2. Jahrhundert n.Chr. vermutlich in Alexandrien zusammengestellt wurde. Emblem (griech.) ist im Altertum eine eingelegte Arbeit, eine Metallverzierung, die an Metallgefä­ ßen angebracht war. Bei den Römern wurde es aus Edelmetall hergestellt und bekam die Bedeu­ tung eines Kennzeichens, eines Sinnbilds, eines Symbols, z.B. eines Gottes oder eines abstrakten Gedankens (Lorbeer als Zeichen des Ruhmes, Ölzweig als Zeichen des Friedens). In der Zeit von etwa 1500 bis 1650 erschienen im Barockzeitalter die wichtigsten Emblembücher. Im Mittelalter ist das Emblem eine Kombination eines allegorisch gemeinten Bildes und des zugehörigen Textes. Grundsätzlich hat das Emblem eine dreiteilige Form: Das Wichtigste stellt natürlich das Bild dar (Pictura, Icon, Imago, Symbolon). Es ist ein Holzschnitt oder Kupferstich, der eine Pflanze, ein Tier, einen Vorgang des menschlichen Lebens oder eine historische, mythologische, bilblische Fi­ gur oder Szene zeigt. Darüber befindet sich eine lateinische oder volkssprachliche Überschrift (Inscriptio, Motto, Lemma), die oft antike Autoren, Bibelverse oder Sprichwörter zitiert. Es ist eine Sentenz, eine Devise, ein Postulat. Unter dem Bild steht die Subscriptio, eine Erklärung oder Deutung des Bildes, als Epigramm oder in Prosa. Es ist eine Lebensweisheit oder Verhaltensregel. Die drei Elemente übernehmen die Doppelfunktion des Darstellens und Deutens, des Abbildens und Auslegens. Zur damaligen Bildung der höheren Schichten gehörte die Kenntnis der mahnen­ den oder abschreckenden Lehren, die der Bildinhalt zeigt. Die Freimaurerei bediente sich z.B. bei Logenabzeichen der Emblematik zur Darstellung von Begriffen wie Wahrheit, Dankbarkeit, De­ mut, Eintracht, Treue, Weisheit, Schönheit, Stärke usw.

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Engbünde, Erhebung, ....Erkennungszeichen Engbünde Die Brr. Ignaz Aurelius Feßler (1756-1839) und Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816) bekämpf­ ten die üppig blühenden Hochgrade und versuchten, besonders interessierte Brüder Meister zu wis­ senschaftlichen Vereinigungen zusammenzuführen. Feßler führte Erkenntnisstufen (Unterrichts­ grade) ein. Schröder nannte in seiner Engbundorganisation die höchste Stufe „Engerer geschichtli­ cher Bund“, woraus sich wohl der Name „Engbund“ gebildet hat. Schröder brachte ein vierbändi­ ges Werk „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei“ heraus. 1868 verboten die deutschen Großmeister die Engbünde in der Art von besonderen Erkenntnisstufen außerhalb der Großlogensysteme. Unter der Bezeichnung Engbund blieben aber wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaften bis 1933 bestehen. Damit waren sie die Vorläufer der heutigen deutschen Forschungsloge > Quatuor Coronati.

Erhebung Als Erhebung (Bei der GLL - Beförderung) wird der Aufstieg eines Gesellen zum > Meister be­ zeichnet. Die Erhebung kann nach einjähriger (3WK - zweijähriger) Gesellenzeit durch den > Proponenten (Bürgen) beantragt werden. Verkürzungen sind u.U. möglich. Sie wird je naxch Sat­ zung im Beamtenrat oder in einer Meisterloge beschlossen und nach dem Meisterritual der GL durchgeführt. „Erkenne dich selbst!“ (griechisch = Gnothi seautön; lateinisch » nosce te ipsum). Dieser Spruch befand sich an der Stirn­ seite des 478 v.Chr. vollendeten Apollotempels in Delphi, in dem die Pythia ihre weltberühmten Orakelsprüche verkündete. Delphi war eine Stadt im alten Griechenland am Fuß des Berges Parnassos und heißt heute Kastri. Die Sentenz „Erkenne dich selbst!“ wird auch als wesentlicher An­ spruch der freimaurerischen Lebensauffassung betrachtet und ist als eine Grundforderung in man­ chen freim. Tempeln angebracht. Die Selbsterkenntnis soll von jedem Freimaurer angestrebt wer­ den, allerdings nicht als Selbstzweck, als Selbstbespiegelung, sondern mit dem Ziel, durch diese Analyse sein künftiges Verhalten zu ändern. Erst die innerliche Verarbeitung des Erkannten läßt den Menschen Einsicht gewinnen und bewegt ihn zu einer Änderung. Der Freimaurerbund und die Logenbrüder bemühen sich, hierzu brüderliche Hilfe zu leisten. Die Selbsterkenntnis kann als eine der Stufen zur > Selbstveredelung aufgefaßt werden.

Erkenntnisstufen Ignaz Aurelius Feßler (1756-1839) reformierte das Ritual der Royal York und nannte die umgestal­ teten Hochgrade Erkenntnisstufen: „Alle maurerischen Rituale sollten ihrer maurerischen Tendenz nach sein: Nicht Mittel, die Neußerde der Brüder zu unterhalten und %u spannen; nicht symbolische Vorbildungen der letzten Abschlüsse; nicht Versprechungen einst rmtzuteilender nächtiger Geheimnisse, sondern rein belehrende, auf die edleren Gefühle berechnete Darstellungen, durch welche das von dem Verstände erfaßte Wesen der Freimaurerei dem Herren nähergelegt und dasselbe daßir erwärmt und begeistert wird. “ Auch die Große National-Mutterloge „Zu den > drei Weltkugeln“ nennt die von ihr bearbeiteten, über der blauen Maurerei liegenden höheren > Grade mit Absicht nicht > Hochgrade, sondern Erkenntnisstufen. Dabei wird davon ausgegangen, daß zwar in der Johannismaurerei bereits alles enthalten ist, daß aber viele Brüder eine Vertiefung des einen oder anderen Gedankens wünschen, der ihnen in den Erkenntnisstufen näher gebracht wird. In diesem Sinne faßt die 3WK ihre Erkenntnisstufen als freim. rituelle Arbeitsgemeinschaften auf. Die GLL faßt ihr mehrstufiges System als ein geschlossenes Ganzes auf. Zur weiteren freim. Vervollkomm­ nung stehen den Mitgliedern der AFAM, ACGL und BFG verschiedene Hochgrad-Systeme zur Verfügung (> Grade, > Hochgrade). Erkennungszeichen Historisch leiten sich die Erkennungszeichen von den Steinmetzbauhütten des Mittelalters ab, die damit prüften, ob es sich bei einem zugewanderten Arbeiter um einen Gesellen oder Meister han-

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Freimaurersignale delte. Gleichzeitig wurde hierdurch sichergestellt, daß keine Außenstehenden Zutritt erhielten und sich Fachwissen und finanzielle Vorteile erschlichen. Diese Zunftgewohnheiten sind von den Bauhütten (Logen) der spekulativen Freimaurerei von Anfang an übernommen worden. Die Erken­ nungszeichen werden dem einzelnen Freimaurer bei seiner Aufnahme und den Beförderungen mitgeteilt, damit er sich als Bruder bei Eintritt in andere Logen legitimieren kann. Sie bestehen aus ZEICHEN, WORT und GRIFF, außerdem durch Klopfen und das Paßwort. In den einzelnen Graden sind sie verschieden und haben symbolischen Charakter. Sie unterliegen der Schweige­ pflicht des Maurers, besitzen heute jedoch nicht mehr den hohen Stellenwert wie früher. Nicht die Kenntnis der Erkennungszeichen, sondern ausschließlich seine humanitäre Handlungsweise macht den Freimaurer aus. Deshalb ist der beste und untrüglichste Weg, einen Freimaurer zu erkennen, sich sein Handeln gegenüber seinen Mitmenschen anzuschauen. Die ZEICHEN sind in > Verräterschriften des öfteren mitgeteilt worden, ohne daß dadurch die Freimaurerei „vernichtet“ wurde, wie z.B. > Ludendorff glaubte. Die Zeichen wurden aus Ge­ heimhaltungsgründen manchmal gewechselt und sind auch heute nicht einheitlich in den Großlo­ gen der einzelnen Länder. Sie fallen auch jetzt noch unter das Verschwiegenheitsgelübde. Man un­ terscheidet z.B. die Gutturale, das Halszeichen (guttur - Hals), Pectorale, das Brustzeichen (pectus = Brust), Stomachale, das Bauchzeichen (stomachus - Bauch). Das WORT war teilweise schon als Erkennungszeichen in den Bauhütten des Mittelalters üblich und wurde mit Beginn der spekulativen Maurerei dort allgemein eingeführt. Da auch die Hochgrade und Erkenntnisstufen diesen Brauch aufnahmen, gibt es eine Vielzahl von Worten, die meist aus dem Alten Testament (> alttestamentarische Worte) entnommen und für die einzelnen Grade verschieden sind. Außerdem müssen die Wörter in einer festgelegten Weise und nur im Zusammenspiel mit einem anderen Bruder gegeben werden. Diese Eigenart wurde schon bei Kultbräuchen des klassischen Altertums angewandt. Der GRIFF ist heute das einzige, meist erste Erkennungszeichen, mit dem der Kontakt zwischen zwei Männern beginnt, von dener einer vermutet, daß der andere Freimaurer ist. Um heute in Deutschland zu erkennen, ob jemand Freimaurer ist, bedarf es meist keiner besonderen Erkennungszeichen, denn vielfach werden spezifische Abzeichen am Revers (z.B. Winkelmaß mit Zirkel, oft mit dem Buchstaben „G“ in der Mitte; ein Akazienblatt; ein „Tau“; ein blaues > Ver­ gißmeinnicht) oder Ringe, Manschettenknöpfe, Binder und dergl. mit Freimaurersymbolen (meist Zirkel und Winkel) getragen. Viele bekennen sich offen dazu. Im allgemeinen erkennt man einen Freimaurer auch daran, daß er in manchen Fällen eine spezifische Terminologie gebraucht und ge­ naue Kenntnis von Struktur und Eigentümlichkeiten der deutschen Freimaurerei hat. Beim Eintritt in die Loge, im Ritual und an anderen Stellen wird ein besonderer Rhythmus beim > KLOPFEN angewandt. Das Klopfen des Lehrlings ist in allen deutschen Logen gleich, bei den weiteren Graden gibt es zwischen den Großlogen Unterschiede. Wahrscheinlich ist das Klopfen als ein Symbol für das Behauen des rauhen > Steins entstanden. In der Musik wird in verschiedenen bekannten Stüc­ ken der Klopfrhythmus angedeutet. Die LOSUNG oder das > PASSWORT ist für jeden Grad unterschiedlich und wird mitunter beim Eintritt in die Loge von jedem Bruder abgefragt. Mit Ausnahme des Griffs werden Erkennungszeichen grundsätzlich nie in der Öffentlichkeit gemacht, sondern dienen meist der Prüfung fremder Besucher in den Logenhäusern. Sie sind lediglich für die Großloge eines Landes verbindlich. Unterschiede treten besonders bei weiterführenden Graden auf. Das beweiskräftigste Erkennungszeichen beim > Besuch anderer Logen ist der Lichtbild-Lo­ genausweis oder bei Auslandsbesuchen eine dafür ausgestellte Karte der VGLvD. „Freimaurersignale in der Presse“ Unter diesem Titel werden (1997) von Johannes Rothkranz auf 250 Seiten hunderte von PersonenFotos gezeigt, auf denen bestimmte Gesten gemacht werden. Diese sollen „beweisen“, daß mittels solcher „Ijigen-Symboie“geheime Nachrichten, Anweisungen und „Befehle“von den „Geheimen Oberen“

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Erste deutsche Logen, Esoterik der „Satanssynagoge“ an die „Gefolgschaft“ in der ganzen Welt über die Presse gegeben werden. Die „Gefolgschaft“ sitzt in den „Schlüsselstellungen von Politik, Wirtschaft, Religion, Medien, Militär, Kultur“. Die erfüllten Voraussetzungen dafür sind, daß die „annähernd hundertprozentige Konzentration der... Presseorgane injüdischfreimaurerischer Hand“ ist und die „die sehr gutefreimaurerischjüdische Infrastruktur in der Journaille... der etablierten Presse“ funktioniert. Von den Fotos sind fast alle öffentlichen Personen betroffen: Von Kohl bis Gysi, von Lafontaine bis Schönhuber, von Herzog bis Clinton, von Bischof Lehmann bis Loriot, von Ignatz Bubis bis Beckenbauer - fast 500 Namen von „Brüdern“. Und alle machen sie auf den Fotos Gesten. Diese teilt der Autor in 12 Zeichen-Gruppen ein. Angefangen wird mit dem erhobenen Zeigefinger („Jagoda, der deutschjüdische Präsident der Bundesanstalt für Arbeit“), die Faust, die gefalteten Hände, die Hand aufs Herz, freimaurerische Blick oder Augenaufschlag, der Griff an die Brille, an die Krawatte, an den Hals, um nur einige zu nennen. Es ist erstaunlich, daß solch ein Schwachsinn auf hunderten von Seiten ausgewalzt und von manchen Käufern offenbar auch noch geglaubt wird.

Erste deutsche Logen Die deutsche Freimaurerei verzeichnet zwei Entwicklungslinien: Von der englischen Großloge breitete sich die Freimaurerei über Hamburg und Berlin aus. Uber Frankreich gelangte die Frei­ maurerei über den sächsisch-polnischen Marschall Rutowski nach Sachsen (Dresden, Leipzig). Die ersten deutschen Logen waren: Hamburg: Absalom, gegründet 6.12.1737 Dresden: Aux trois Aigles blancs (Zu den drei weißen Adlern), 1738 Berlin: Aux trois Globes (Zu den drei Weltkugeln), 13.9.1740 Bayreuth: Zur Sonne, 31.1.1741 Leipzig: Aux trois Compas (Zu den drei Zirkeln), 20.3.1741 Meiningen: Aux trois Boussoles (Zu den drei Kompassen), 7.9.1741 Breslau: Aux trois Skelettes (Zu den drei Totengerippen), 18.5.1741 Frankfurt/Oder: Zum aufrichtigen Herzen, 2.11.1741 Frankfurt/Main: L’Union (Zur Einigkeit), 13.3.1742 Altenburg: Aux trois Planches ä tracer (Zu den drei Reißbrettern), 31.1.1742 Wien: Aux trois Canons (Zu den drei Regeln), 14..9.1742 Hamburg: St. Georg, 24.9.1743 Braunschweig: Jonathan, 12.2.1744 Kopenhagen: Zorobabel, 1745 Marburg: Zu den drei Löwen, 8.4.1743 Hannover: Friedrich, 21.1.1746 Celle: Augusta, 8.7.1748 Oldenburg: Abel, 6.12.1752 Schwerin: St. Michael, 15.5.1754 Wien: Aux trois Coeurs (Zu den drei Herzen), 1754 Esoterik Darunter versteht man eine nur für einen begrenzten Kreis von Eingeweihten bestimmte Geheimlehre. Ursprünglich kommt der Begriff aus den alten Mysterien, wurde dann auf Philosophenschulen übertragen, wobei gewisse Lehren nur vertrauten Schülern mitgeteilt wurden. Als esoterischen Freimaurer bezeichnet man einen Bruder, der sich bemüht, besonders tief in die Symbolik einzudringen, die wahre Erkenntnis des freim. Gedankenguts zu erschließen und dabei auch Mysterienbünde, Gnosis, Kabbala, Alchimie usw. auf Zusammenhänge mit dem Freimaurerbund untersucht. Das wird von „konkreten“ und „modernen“ Maurern oft nicht anerkannt, die mehr auf die äußere Hülle der Lehre Wert legen. Sie möchten den Schwerpunkt vor allem auf aktuelle Probleme von heute legen, wie Umweltschutz, Geburtenregelung, Gleichstellung der Frau, Friedenssicherung usw., also auf humanitäre, soziale, soziologische und

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Esperanto, Es regnet, Evangelische Kirche karitative Aspekte. Die Freimaurerei hat jedoch einen esoterischen Kern, der den Bruder zum Verständnis seines Daseins und zum Erkennen seines Lebenssinns führen will. Nicht zustimmen kann man folgender Auffassung: Die den unteren Graden der Freimaurerei vermittelten Kenntnisse seien als exoterisch zu bezeichnen, jedoch die wahre Erkenntnis, den tiefen Sinn der Freimaurerei erschlössen nur die Hochgrade. Und nur sie seien als esoterisch zu bezeichnen. Auch mystische Spekulationen sind keine Esoterik.

Esperanto („der Hoffende“). Eine von dem polnischen Arzt Ludwig Zamenhof 1887 geschaffene Welthilfssprache mit 28 Buchstaben, 80.000 Wörtern und 16 Grammatikregeln, gebildet aus der englischen und den romanischen Sprachen. Esperanto wurde als ein Weg zur internationalen Völkerverständigung und -Versöhnung betrachtet und von einigen Freimaurern gern aufgenommen, die sich 1905 zu einer Vereinigung zusammenschlossen. Aus dieser entstand die „Universala Framasona-Ligo“ - Universelle Freimaurer-Liga (> UFL). 1913 fand in Bern die erste ganz in Esperanto abgehaltene Tempelarbeit statt. Bis heute ist dieser Kunstsprache ein Durchbruch versagt geblieben. Es regnet Ausruf eines Bruders, wenn er in einer Freimaurer-Versammlung feststellt, daß Profane anwesend sind und Vorsicht geboten ist. Eine rituelle freim. Handlung muß sofort unterbrochen werden. (> Deckung) In manchen Logen wird ein kleiner Regenschirm auf den Tisch gestellt. Damit weiß jeder Bruder in der Runde, daß „es regnet“, daß also Profane anwesend sind. Evangelische Kirche Zwischen Vertretern der Evangelischen Kirchen in Deutschland und den VGLvD fanden drei offi­ zielle Gespräche statt (12.1972, 5.1973 und abschließend 13.10.1973 in Tutzing). Seitens der EKD waren beteiligt: Präsident Hugo Schnell vom Luth. Kirchenamt VELKD; Dr. Alfred Burgsmüller, Theolog. Referent in der Kirchenkanzlei der EKU und der Geschäftsstelle der Arnoldshainer Kon­ ferenz; Pfr. Friedrich-Wilhelm Haack, Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evang.-Luth. Kirche in Bayern (im Auftrag der VELKD); Pfr. Ekkehard Hieronymus (im Auftrag der VELKD); Dr. Dr. Gottfried Niemeier, Vizepräsident der Kirchenkanzlei der EKD; Dr. Wil­ helm Quenzer, Wiss. Referent der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EKD). Im Auf­ trag des Senats der VGLvD waren Gesprächspartner: Altgroßmeister Dr. Ing. Theodor Vogel; Rolf Appel; Dr. Heinz Luther; Ludwig Peter Freiherr von Pölnitz, Leiter der Forschungsloge Quatuor Coronati; Altgroßmeister Hans Werner Schneider; Dipl.-Ing. Reinhold Schweickert. Die Vertreter der Evangelischen Kirche faßten das Ergebnis folgendermaßen zusammen (im Auszug; vollständig z.B. in „Una Sancta“ Heft 1/1981): 1. ) Das Fmmaurertum versteht sich nicht als Religionsgemeinschaft, die mit den christlichen Konfessionen oder anderen Religionen in Konkurrent treten will. Andererseits istfür das Freimaurertum die Andersonsche Konstitution von 1723 in Geltung... 2. ) Bei der Freimaurerei handelt es sich nach ihrem eigenen Verständnis um einen Bruderbund igur ethischen Vervollkommnung des Menschen. Diesem Ziel dienen auch diefreimaurerischen Rituale und Symbole. 3. ) ln ihrem Gottverständnis und in ihrem ethischen Wollen steht die Freimaurerei in keinem ausschließenden Gegensatt tum Christentum. Sie beteichnet in den abendländischen Logen die Bibel ab das „erste große Ucht“. 4. ) Weil die Freimaurer unterschiedlichen Religionen und Konfessionen angehören, gibt es keine die Freimaurer insgesamt bindende Interpretation des Gottesglaubens im biblischen Verständnis. ... 3.) Es war für die kirchlichen Gesprächspartner nicht möglich, sich über das Ritual in seiner Bedeutung und in seiner Erlebnisqualität eine abschließende Meinung tu bilden... Sie haben es den freimaurerischen Gesprächspartnern abgenommen, daß das Ritual nach seiner Intention und seiner Gewichtigkeit weder Ersattfür den Gottesdienst und das Sakrament ist, noch dem evangelischen Glauben entgegensteht.

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Ewiger Osten, Ex libris 6. ) Ein genereller Einwand gegen eine Mitgliedschaft evangelischer Christen in der Freimaurerei kann nach Meinung der evangelischen Gesprächsteilnehmer nicht erhoben werden. Die Entscheidung über die Mitgliedschaft in der Freimaurerei muß demfreien Ermessen des einzelnen überlassen werden. 7. ) Falls es in einzelnen evangelischen Landeskirchen Ordnungen geben sollte, die diesen Feststellungen entgegenstehen, sollten sie aufgehoben werden. 9.) Die evangelischen Teilnehmer baten die Freimaurer, in geeigneter Weise davu beivutragen, daß ein höheres Maß von Information vermittelt wird, um Vorurteile ab^ubauen. Eine ganze Reihe evangelischer Pfarrer sind Brüder des Freimaurerbundes in Deutschland. Es be­ stehen also zwischen den evangelischen Kirchen und der Freimaurerei weder Gegensätze noch Be­ rührungsängste. Die Freimaurer fühlen sich mit anderen „Menschen guten Willens“ aufgerufen, ihre Mitmenschen von der rein materialistischen zu einer humanitären Ausrichtung zu bringen.

Ewiger Osten Der Freimaurer glaubt, daß der Tod eine Wandlung darstellt und ein Teil der menschlichen Persönlichkeit nicht der Sterblichkeit unterliegt. Der Bund überläßt jedoch jedem einzelnen die genaue Vorstellung davon. Von dem Bruder, der gestorben ist, sagt man: „Er ist in den ewigen Osten (i. d. e. O.) eingegangen“ oder ihm sind „die irdischen Werkzeuge aus der Hand genommen“. Er ist „zu höherer Arbeit abberufen“. Als ewiger Osten wird symbolisch der Ort bezeichnet, an dem Freimaurer ihre verstorbenen Brüder wähnen und ihrer gedenken können. > Unsterblichkeit

Ex libris (lat.: aus den Büchern). Eigentumszeichen von Büchersammlern, die sie in ihre Bücher einkleben. Es handelt sich um individuell gestaltete graphische Darstellungen. Da zahlreiche Freimaurer Bi­ bliotheken besitzen, gibt es unter Freimaurern auch Sammler von Ex libris, speziell von freim. Ex libris.

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F Farbsymbolik BLAU, speziell Himmelblau, Hellblau, ist die eigentliche Freimaurerfarbe. Sie ist die Farbe des Himmels (Azur), der Luft, der zeit- und grenzenlosen Ewigkeit. Blau ist die Farbe der Treue und Beständigkeit, der Harmonie und Freundschaft, des Friedens und Vertrauens. Seit 1745 ist es die Grundfarbe der Johannis-Maurerei. Deshalb sind im Tempel Wände, Bezüge, Sitze blau gehalten. Die Gesellen und Meisterschurze haben blaue Verzierungen, Beamtenabzeichen und viele Logenbijous werden an blauen Bändern getragen. Die Tafelloge schmückt ein blaues Band. Bucheinbände, Briefpapier usw. sind in Blautönen gehalten. Im alten Ägypten war blau die Farbe der Unsterblichkeit. - Im jüdischen Kulturbereich war die Gottesfarbe blau, die heiligen Geräte waren in blaue Tücher gehüllt. Vom 5. bis 9. Jahrhundert war blau die Farbe Christi. Im 9. Jahrhundert wurde blau die Farbe von Gott Vater und Sohn. Maria wird mit einem blauen Mantel dargestellt. GRÜN ist die Symbolfarbe der Schottenloge. Es ist die Symbolfarbe der Religion. Sie symbolisiert Johannes den Evangelisten, die Apostel, Mohammed und ist die heilige Farbe des Islam. Sie steht für neues Leben (frisches, sprießendes Grün). Es ist auch die Farbe der Hoffnung, der Barmherzigkeit, der Neuerweckung und des Heiligen Geistes. - Ursprünglich war Grün die Farbe der Großloge von Schottland. WEISS ist die Farbe der Reinheit, der göttlichen Weisheit und des ewigen Lichts. Der Lehrlingsschurz sowie die Handschuhe sind fleckenlos weiß - genau wie der weiße Schurz des Großmeisters und der Brüder der VII. Erkenntnisstufe der 3 WK und des Kapitels der GLL. Weiß (evtl, mit farbigem Rand) waren in England laut Farbordnung von 1731 die Logenbänder vom MvSt, während der Großloge blaue Bänder Vorbehalten waren. Die Mitglieder der Mysterienbünde hatten weiße Gewänder, Priester verschiedener Religionen trugen weiße Umhänge, der Papst ist weiß gekleidet. Nach alter Symbolik ist die Trauer zuerst schwarz, dann grau und schließlich weiß. Damit ist das Weiß das Symbol der Erhebung der Seele aus dem dunklen Grab zur Unsterblichkeit. Weiß wäre eigentlich die „richtige“ Meisterfarbe. ROT ist die Symbolfarbe der Liebe. 1731 wurde in der englischen Großloge in einer Bekleidungsordnung den Stewards Rot als Farbe der Schurze und Bänder zugestanden. Seither gilt Rot als alte Freimaurerfarbe und wurde vielfach zur Kennzeichnung Schottischer Grade benutzt. Als rote Maurerei werden Hochgradsysteme bezeichnet, besonders das des > A.A.S.R. (Alten und Angenommenen Schottischen Ritus), weil deren Symbolfarbe rot ist. In Rot mit goldenem Rand ist das Band für das Großlogenabzeichen der 3 WK gehalten. In den Andreas-Logen (zusammen mit Grün) und den Kapiteln der GLL und im Royal Arch Chapter ist diese Farbe ebenfalls von besonderer Bedeutung. Das rote Abzeichen der Kreuzfahrer hat das Rot in die freim. Rittergrade hineingetragen. VIOLETT ist eine magische Farbe. Es ist die Farbe der Buße, der Demut und der Besinnung. Sie ist im RA Chapter zu finden. Die deutsche Großloge „Zur Humanität“ - Bund freimaurerisch arbeitender Frauen - trägt violette Schärpen als einzige Symbolfarbe zu ihren schwarzen Kleidern. SCHWARZ ist als Farbe der Trauer dominierende Farbe im 3. Grad in verschiedenen Ritualen. Bei einigen ''Templergraden" (z.B. Knights Templar) ebenfalls. GOLD ist die Farbe der Offenbarung und der Sonne, des Tages, des strahlenden Lichts, der Wärme, der Beständigkeit und der Macht. Gold ist eine männliche Farbe. Der > Meister ist gekleidet in Gold und Azur (blau). Er hat also die dem Blau zugeschriebenen Eigenschaften, und darüber hinaus erscheint im Vergleich mit der Sonne noch das Gold. SILBER symbolisiert die Nacht, die Kühle, das Eingebundensein in den Rhythmus der Natur. Silber ist die Farbe des wechselnden und gebärenden Lebens. In der Symbolfarbe Silber wird der Mond auf dem Arbeitsteppich dargestellt und beim 3WK-Großlogenabzeichen auch die Ewigkeits­

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Feldloge, Fernsehen schlänge, die sich in den Schwanz beißt (> Abzeichen). Im 3WK-Ritual werden die zwei Aufseher mit dem Mond verglichen, wobei die Zahl 2 ebenso als weiblich angesehen wird wie die Farbe Silber. Weitere Farben (z. B. Rotabstufungen, Kombinationen rot/blau in diversen Tönungen, die Farben des Regenbogens) werden in verschiedenen „Seitengraden“ (Mark Master Masons, Royal Ark Mariner usw.) und beim > Eastern Star verwendet.

Feldlogen, deutsche, im ersten Weltkrieg Bialystok: Deutsche Säule in Litauen Brüssel: Stern von Brabant Bukarest: Carmen Sylva zur deutschen Treue Chauny: Freim. Vereinigung „Victoria im Felde“ Kattowitz: Zur Wacht an den Grenzen Kowno: Deutsche Wacht an der Memel Libau: Anker und Schwert Lüttich: Zum Eisernen Kreuz Metz: Moselwacht in Metz Mitau: Zum deutschen Schwert im Osten Riga: Hanseatentreue St. Quentin: Zum aufgehenden Licht an der Somme Warschau: Zum Eisernen Kreuz im Osten Westerland-Sylt: Frisia zur Nordwacht Wilna: Wilna zum flammenden Schwert Nach dem 1. Weltkrieg griff besonders > Ludendorff die Feldlogen als „Brutstätten des Vaterlandverrats“ an. Das in seinen Schriften verbreitete Foto zeigt neben den Soldaten einen Zivilisten in der Loge. Dies sei ein Franzose gewesen, behauptet er. Nachweislich ist es jedoch der Fotograf Sparr aus Cuxhaven. Logen, die sich in anderen Kriegen gebildet haben, werden Militärlogen genannt. So wurde z.B. 1821 in Luxemburg die Militärloge „Blücher von Wahlstatt“ gegründet, die sich 1867 in eine stehende Loge in Berlin umgewandelt hat. Fernsehen und Film, freim. Beiträge Es kommen immer wieder Zweifel darüber auf, was in Film- und Fernsehaufzeichnungen gezeigt werden darf und was nicht. Um einem möglichen Bruch der freim. Verschwiegenheitspflicht und Verletzung der Arkandisziplin zu begegnen, wurden 1988 von der VGLvD die nachfolgend aufgeführten Grundsätze bekräftigt und für alle Mitgliedslogen der VGLvD zu verbindlichem freimaurerischem Recht erklärt: 1. ) Foto- und Filmaufnahmen im Tempel von freim. Arbeiten in Anwesenheit der versammelten Brüder sind nicht sprgtlassen. 2. ) Tempelbesichtigungen und Fotos sind erlaubt. Allerdings darf der Tempel nur als Versammlungsraum, nicht als freimaurerische Einrichtunggesfrgt werden. 3. ) Die drei großen Lichter (Bibel, Winkelmaß und Zirkel) dürfen in ritueller Anordnung nicht auf dem Altar liegen. 4. ) Der Teppich (Arbeitstafel) darf nicht im Tempel aufliegen. 5. ) Die rituellen Werkzeuge aller Grade sind aus dem Tempel %u entfernen. 6. ) Für Film-, Foto- und Tonaufnahmen, die ausschließlich tger internen Dokumentation bestimmt sind, bedarf es der vorherigen Genehmigung des Großmeisters der betreffenden Mitgliedsgroßloge. Dieses Material darf nicht in profane Hände weitergegeben werden. Verstöße sind ehrengerichtlich gu ahnden. Ein Verstoß kann Patentent^ug durch die VGLvD tytr Folge haben. Obwohl in wenigen Fernsehfilmen gegen diese Festlegungen verstoßen wurde, sind disziplinäre Maßnahmen nicht ergriffen worden. Zum 275. Jubiläum der Großloge von England öffnete diese den Tempel und ließ unter der Leitung des Herzogs von Kent als Großmeister den Ablauf der Ar­ arbeit aufzeichnen. Hierauf werden sich natürlich spätere Abtrünnige berufen. Trotzdem ist nicht

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Fernsehen einzusehen, warum es notwendig sein sollte, die Loge und die Brüder in einer laufenden Tempelarbeit zu filmen. Da die Sendungen über die Freimaurer nicht zentral gesammelt werden, ist eine vollständige Übersicht darüber nicht möglich. Als Beispiele mögen dienen: MDR (etwa 30 Minuten) 1994 Laut Denken mit dem Freunde. Das Geheimnis der Freimaurer. Buch und Redaktion: Martina Klemz Eine geschickte Rahmenhandlung umklammert das Ganze: Ein Vorleser sitzt vor dem flackernden Kamin und trägt die Aufnahmehandlung vor, die Tolstoi in seinem Buch „Krieg und Frieden“ beschreibt. Bekleidete Brüder betreten einen Tempel und stellen sich zu beiden Seiten der Säulen auf. Die „Dunkle Kammer“ mit der üblichen Ausrüstung wird gezeigt. Wir lernen die alten freim. Einrichtungen in Schloß Kuckuckstein kennen. Der frühere Rittersaal war auch der ehemalige Tempel. Ein junger Dresdener Bruder und später der MvSt („Zu den drei Schwertern“) kommen zu Wort. Obwohl vor der Aufnahme nicht alles mitgeteilt wird, geschieht dabei nichts, was die Würde des Menschen verletzt. Man erfährt einiges, was für einen Interessierten notwendig ist. Die Arbeit der Steinmetzen in der operativen Bauhütte mit Zeichen, Wort und Fragespiel wandelt sich zu einem Menschheitsbund, in dem die Steine die Menschen sind und die Arbeit am rauhen Stein das Wichtigste ist. Toleranz ist der Mörtel, der den Bau fest verbindet. Die durch den Vorleser deutlich sichtbar gemachte Ringparabel führt zum Glauben an den ABaW. Natürlich werden auch die Frauen und das Geheimnis angesprochen. Jeder freie Mann von gutem Ruf kann Freimaurer werden. Dabei kann die Freimaurerei nicht durch Selbststudium erworben werden, sondern ist nur innerhalb der brüderlichen Gemeinschaft möglich. Das freim. Geheimnis ist das Erleben des Rituals. Auch Mozart war Freimaurer und in seiner „Zauberflöte“ läßt er seine Gefühle für die Maurerei anklingen. Es ist eine sehrgute Sendung mit vielen praktischen Hinweisen. WDR (etwa 30 Minuten) Oktober 1993 Unter Brüdern. Das Geheimnis der Freimaurerei. Ein Film von Rüdiger Oppers Schauplatz ist die Loge „Zur deutschen Burg“ in Duisburg. Die meist alten (!) Brüder bereiten sich zur Arbeit vor, Kerzen werden angezündet, der Ordner überbringt die Einladung, die Brüder bekleiden sich, Einzug in den Tempel. Der Beginn des Rituals, die Kettenbildung, das Singen des Bundesliedes und der rituelle Schluß werden gefilmt. Warum dann noch gezeigt wird, daß jeder Bruder beim Eintritt in den Tempel das (nicht genannte) Paßwort sagen muß, bleibt unerfindlich. Der historische Rückblick auf die Mysterienbünde in Ägypten und die mittelalterlichen Bauhütten zeigt den Weg von den Werkmaurern zu Freimaurern mit der Arbeit am unbehauenen Stein, also am eigenen Charakter. Der freim. Weg beginnt in der „Dunklen Kammer“ mit Totenkopf und Stundenglas. Seit 1717 haben sich die Zeremonien nicht geändert. Sie sind erlebbar, aber nicht darstellbar. Goethe, Mozart, Wilhelm I. und Stresemann waren Freimaurer. Der heutige Aufbau der VGLvD mit den fünf Säulen wird dargestellt. Bei der Loge „Zur Rose am Teuteburger Wald“, Detmold, sehen wir den aufgedeckten Teppich in Großaufnahme, genauso wie die großen Lichter. 250 Jahre ist die Loge „St. Georg“, Hamburg, alt. Und der Große Tempel der Großloge von England wird zur 275-Jahr-Feier geöffnet. Durch Karlheinz Böhm wird Caritas und Humanität betont: „Die Freimaurerei hat mir die humanitäre Zielrichtung gegeben“. Die Geheimhaltung hält Br. Böhm heute nicht mehr für notwendig. Ebenso glaubt er, für die heutige Zielsetzung der Maurerei auf Rituale verzichten zu können. Er möchte Veränderungen durchgeführt sehen. Hans Herrmann Höhmann antwortet auf die Frage: „Kann man die Königliche Kunst im Alltag ausüben?“ „Man kann sie nicht nur anwenden, man muß sie anwenden. Toleranz, Verantwortung, Hinhören auf den anderen - das ist machbar. Die Freimaurerei steht und fällt mit der Möglichkeit, sie im Alltag umzusetzen.“ Werner Güttier fordert die Freimaurer eindringlich auf: „Geht hin in die Welt! Bewährt euch als Freimaurer. Wehret dem Unrecht, wo es sich zeigt! Kehrt niemals der Not und dem Unrecht den Rücken!“ Es wäre fast ein guter Film geworden, aber müssen unbedingt Teile der Tempelarbeitgezeigt werden? Und muß man Br. Böhm alles das sagen lassen? Nicht empfehlenswert!

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Fernsehen 3 Sat (etwa 20 Minuten) 1989. Im Rahmen der Reihe „Schatzhaus Österreich“ Elisabeth Orth führt durch das Freimaurer-Museum Rosenau. Es beginnt und endet mit Musik und Spiel aus Mozarts Zauberflöte. Dann lernen wir das Schloß Rosenau und die in den Fresken erhaltene Symbolwelt der Freimaurer kennen. Wir erfahren, daß das Dombauen ein Ende hatte, aber die Ideale in einem esoterischen Bund weiter gepflegt wurden. Der Tempel Salomos wurde zum Tempel der Menschheit, wobei die Steine die Menschen sind. Zu den Aufnahmebedingungen gehört ein gutes Einkommen, um den Mitgliedsbeitrag und die karitativen Verpflichtungen bezahlen zu können. Mitglieder rekrutierten sich vor allem aus dem Adel. Sie bewirkten viele Veränderungen, wie die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Abschaffung der Folter usw. Frauen dürfen nicht teilnehmen und durften auch diese Räume nicht betreten, solange dies Logentempel waren. Obwohl die „Dunkle Kammer“ noch voll eingerichtet ist, wird sie uns von Frau Orth gezeigt. Totenkopf und Sanduhr sollten nachdenklich stimmen. Natürlich werden auch Schurz und der viele „Klimbim“ gezeigt, der abschreckend wirke. Verschiedene Symbole, wie die drei großen Lichter, der Hammer, der rauhe und behauene Stein, der Symbolteppich und die kleinen Lichter werden gezeigt und erklärt. Obwohl Graf Schallenberg, der dies alles einrichtete, katholisch und Freimaurer war, wurde er nicht exkommuniziert, wie das die katholische Kirche sonst tat. In Österreich gibt es jetzt 46 Logen mit 2000 Mitgliedern. Mit dem Symbolum endet dieser gut aufgebaute Film, der exzellente kunstbistoriscbe Betrachtungen, zahlreiche ironische Spitzen, aber keine praktischen Hinweise bringt, ade man Freimaurer wird. Bedingt empfehlenswert! SAT 1 (etwa 16 Minuten) 1990, in der Reihe: Wir in Berlin 250jähriges Jubiläum der Drei Weltkugeln Zu Beginn die bewährte Publikumsbefragung: Was sind Freimaurer? Bessere Leute! / Eine Religion! / Eine Sekte! / Bonzen! / Der Alte Fritz B’ar aUi'h e'Mr-1 Und schon sind wir beim Thema: Er war es nämlich, der als König Friedrich II. die Freimaurerei in Preußen aus der Taufe gehoben hat. Wir springen in das Gebrauchtum: Die Tische für eine Tafelloge gedeckt, Schurze, Logenabzeichen, Protokollbücher, aber auch der Schulungsbrief der NSDAP gegen die Freimaurer. Schließlich den großen Tempel der 3WK ohne Brüder und mit abgedecktem Teppich. Mit dem National-Großmeister Karl-Heinz Baumert folgt nun ein Interview im Studio. Was ist Freimaurerei? Es folgt eine Erklärung aus einem guten Lexikon. Sind die Freimaurer ein Geheimbund? Nein, denn sie sind im Vereinsregister gemeldet; dort sind auch die Satzungen niedergelegt. Der Reporter: Als wir Sie heute morgen besuchten, hatten die Herren nichts zu verbergen. Dann wurde die Finanzierung, die Frage der weiblichen Wesen und die Nachwuchssorgen in Großstädten angesprochen, um Schluß wurde klargestellt, daß es in 53 Orten auf dem Gebiet der ehern. DDR Logenhäuser der 3WK gab, aber im Augenblick noch nicht zu übersehen sei, welche Logen wo wiederbelebt würden. Insgesamt eine sachliche, informierende Sendung. Empfehlenswert! RIAS TV (etwa 25 Minuten), 1991 Die Königliche Kunst. Freimaurer in Berlin. Film von Dirk Jungnickel, Redaktion Harro Zimmer Zu Beginn werden Passanten vor dem Berliner Logenhaus Emser Straße über die Freimaurer befragt und geben negative Kommentare: Sie lassen sich nicht in Karten gucken! Sie sitzen in allen Geschäften drin und bestimmen das Schicksal Berlins. Während die Freimaurer in den Berliner 3WK-Tempel in der Heerstraße einziehen, werden Äußerungen eingeblendet und vorgelesen: Die Freimaurerei ist dergeheime Herd der Weltrevolution. (Jesuiten-Schrift) Die Freimaurerei ist ein Weg, die Menschen als Glieder der Gesellschaft höher zu bilden, sie tugendhafter, wohltätiger zu machen. (Friedrich der Große Die Freimaurerei ist nichts Willkürliches, sondern etwas Notwendiges, das im Wesen der Menschen und der bürgerlichen Gesellschaft gegründet ist. (Hessing) Die Freimaurerei ist die Synagoge des Satans, eine verdammte, abscheuliche Sekte des Verderbnisses. (Papst Pius IX.) Die Tempeltüren schließen sich. Kommentar: Ein bißchen elitär wirken sie schon, die Herren in Schwarz

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Fernsehen Die Freimaurerei ist die unredlichste und infamste Prellerei des Proletariats... Wir sehen uns geswungen, sie bis atrfs äußerste sgu bekämpfen. (4. Kongreß der kommunistischen Internationale) Dann werden die „nachweisbaren“ Zusammenhänge mit den Dombauhütten des Mittelalters und die „hypothetischen“ mit den Tempelrittern oder gar mit den Mysterienbünden erläutert. Man erfährt, daß die Steinmetzen geheime Zeichen, Paßworte und Frage- und Antwortspiele hatten, um sich in fremden Bauhütten ausweisen zu können: Der rohe Stein ist Symbol für den Lehrling als Stufe der Selbsterkenntnis. Der behauene Stein mit dem Spitzhammer steht für den Gesellen als Stufe der Selbstbeherrschung. Zirkel und Winkel symbolisieren den Meister als Stufe der Selbstveredlung. Nach einer Darstellung des idealen Tempels Salomos blicken wir in den leeren 3WK-Tempel, sehen freim. Zeremonien in den bekannten Kupferstichen und bekommen als Höhepunkt eine Aufnahmehandlung „von Schauspielern nachgestellt“ in historischen Kostümen geboten. Die Steinmetzen nehmen immer häufiger berufsfremde Männer auf, vor allem Adelige, die als „angenommene Maurer“ bezeichnet werden. Die Londoner Gaststätte „Zur Gans und zum Bratrost“, der erste Großmeister, die Constitution von James Anderson und ein Logenteppich von 1760 erscheinen im Bild. Starke Anziehungskraft übte die Freimaurerei auf viele Persönlichkeiten aus: Lessing / Friedrich II. / Claudius / Herder / Haydn / Goethe / Mozart / Fichte / Heine / Puschkin / Garibaldi / Dickens / Tolstoi (war allerdings keiner!) / Twain / Churchill / Stresemann. Der Großsekretär Klaus W. Müller macht mit dem Aufbau der deutschen Freimaurerei bekannt. Nachdem die Berliner Logenhäuser der GLL und der 3WK gezeigt worden sind, sehen wir die Brüder der englischen Großloge bei ihrem Einzug in den Tempel und ein paar amerikanische Präsidenten, die Freimaurer waren. Der Landesgroßmeister und einige Brüder der GLL geben im Berliner Logenhaus, Peter-Lenne-Straße, Auskunft darüber, daß sie sich zum christlichen Glauben bekennen, wie er in der Bergpredigt vorgezeichnet ist. Die Loge ist in dieser hektischen Zeit der ruhende Pol. Wir begleiten auch die Brüder der AFAM bis zum Tempeltor. Das Brauchtum mit den drei Säulen, drei Rosen, Schurze, Beamtenabzeichen, Bijous rücken ins Bild. Der Freimaurer muß probieren, die freim. Ideale in die Praxis umzusetzen. Eins der Tätigkeitsfelder ist die Caritas: Wohltätigkeitskonzert, Unterstützung der Multiple-Sklerose-Einrichtungen, Spastikerhilfe usw., der Rixdorfer Weihnachtsmarkt. Der kolorierte Kupferstich, auf dem zu sehen ist, wie Friedrich II. Loge hält, wird gezeigt. Der National-Großmeister Ralf Sotscheck erläutert, daß fast immer ein Angehöriger des preußischen Königshauses Mitglied oder Protektor der Freimaurer war: Kaiser Wilhelm L, Kaiser Friedrich HI. Nach der „dunklen Zeit“ erfolgt der Wiederaufbau, z.B. der Loge Minerva in Potsdam. Der Film schließt mit Goethes Symbolum „...Wir heißen Euch hoffen!“ und dem Bundeslied. IPf»» man von den negativen Urteilen ojt Beginn absieht, bringt der Film einen guten, sehr vielfältigen Einblick in die Freimaurerei. Alle drei Lehrarten kommen sru Wort, was vielleicht etwas verwirrend wirkt. Empfehlenswert! SAT 1 (N3) (etwa 7 Minuten), 1991 Das Hauptstadtmagazin vom 1.8.1991: Die GNML 3WK nimmt Abschied von Friedrich dem Großen. Nach der Totenmaske Friedrich des Großen ist sein einfacher Sarg in der Christuskapelle der Burg Hechingen zu sehen. Was nicht jeder wußte: Friedrich II. war Freimaurer. Die altpreußischen Logen nehmen jetzt endgültigen Abschied von ihrem Bruder und binden ihn zum letzten Mal in ihre „Kette“ ein. Der NGM Ralf Sotscheck weist auf den reinen und weißen Schurz hin, der bei dieser Zeremonie auf dem Sarg liegt. Man sieht das Bijou der Loge „Friedrich der Große“ mit seinem Bild und die drei freim. Rosen ¡Glaube, Hoffnung, Liebe. Alle Brüder singen zum Schluß das Kettenlied. Die schlichte geistliche Trauerfeier wurde von Bruder und Pastor Eckelt im Beisein von Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen durchgeführt. Nachdem der Sarg von Potsdam gegen Ende des zweiten Weltkriegs in ein Thüringer Bergwerk verlagert, dann von den Amerikanern nach Marburg verbracht wurde und schließlich in Hechingen bis zur Wiedervereinigung aufbewahrt worden ist, kommt er nun nach Sanssouci, wo er auf Grund des Testaments schon immer ruhen sollte. Das Logenhaus der 3WK in Berlin und sein leerer Tempel werden gezeigt

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Fernsehen sowie der kolorierte Kupferstich, der Friedrich II. bei der Aufnahmehandlung für seinen Schwager, den Markgrafen von Bayreuth, zeigt. Friedrich der Große hat auf die Ausbreitung der Freimaurerei in Preußen und in Deutschland ganz wesentlichen Einfluß ausgeübt. Der schlichte Abschied der Logenbrüder war bestimmt ganz in seinem Sinn. Der Beitrag ist sachlich, informativ undfür die Freimaurereipositiv gehalten. Sehr empfehlenswert! ORF, Wien (35 Minuten), 1990 Die diskrete Gesellschaft. Eine Geschichte der Freimaurerei. Buch: Dieter A. Binder (Ein Nichtmaurer, der Bücher über die Freimaurerei geschrieben hat.) Wir erleben eine freim. Beerdigung mit. Auf dem Sarg liegen Schurz und Bijou. Die Rosen: Licht, Liebe, Leben werden mit den bekannten Sprüchen dazu gelegt. Die Brüder bilden die Kette und binden den Verstorbenen darin ein - Symbol der Bruderliebe. Zustimmende und negative Äußerungen werden gesagt: ,Freimaurerei ist ein lendenlahmer Synagogenersats>Jür Kleingärtner!“ Dian erklärt der Großmeister von Österreich, daß die Freimaurerei kein Geheimbund sei. „Es ist unsere Absicht, Männer um uns ?u sammeln, für die die Begriffe wie Menschlichkeit, Toleranz Gleichheit etwas bedeuten und die sie im täglichen Leben umsetsyn wollen. kann man sich über die Freimaurerei informieren? Am besten im Museum von Schloß Rosenau. Don wird nun von Lessings „Ernst und Falk“ ein gutes Stück der Freimaurergespräche von Schauspielern in historischen Kostümen dargestellt. „Bist Du ein Freimaurer? ... “ Ein Professor der Ethik belehrt uns, daß die Freimaurerei in Österreich vor allem in der Welt der Kunst und Wissenschaft eine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen habe und mehr sei als ein Club der Persönlichkeiten. Jetzt kommen auch die Freimaurer zu Wort: Jeder Bürger hat Anspruch auf Gleichbehandlung. Der Bund tritt für das Gute ein, für die Wohltätigkeit und das soziale Engagement. Er enthält sich jeder politischen Einflußnahme. Jeder einzelne soll versuchen, die Grundsätze in der Praxis zu verwirklichen. Während wir den Schauspieler-Kandidaten in der „dunklen Kammer“ sitzen sehen, wird uns ein Teil des Rituals vorgelesen: „IFarum nennen wir uns Freimaurer? ... Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit sind der Mörtel des Tempelbaus ...“Wir tauchen in die „verwtrrende Symbolwelt“ ein. Sie wird uns an Hand von Teppichen, Handwerkszeugen, reichverzierten Schurzen und der Publikationsflut (einschl. der „Verräterschriften“) gezeigt. Aus den Handwerkslogen entwickelt sich bis 1717 die erste Großloge in England. Die Freimaurerei breitet sich schnell in der ganzen Welt aus. Der Generalsekretär der englischen Großloge erklärt, daß diese die älteste und wohl größte in der Welt sei und darum die Regeln festgelegt habe. Die Freimaurerei begann historisch als Männerbund; und das blieb so. Eine Entwicklung von den Zusammenkünften in den Wirtshäusern bis zur Freemason Hall. Die Brüder ziehen in den Londoner großen Tempel ein. - Ein Logenhaus in New York, ein Tempel, die amerikanischen Präsidenten, die Freimaurer waren. Politisch war die Freimaurerei im „Grand Orient“, aber auch in der italienischen Loge „Propaganda“, bis sie 1926 von den Faschisten aufgelöst wurde. Die nach 1945 neu gegründete Loge „P2“ hatte nichts mehr mit den Freimaurern zu tun und wurde deshalb aufgelöst. Sowohl das englische Königshaus auch die deutschen Fürsten standen meist der Freimaurerei vor. So war auch Friedrich II. der erste Freimaurer seines Staates. Wir erleben jetzt mit historisch bekleideten Schauspielern sehr ausführlich die Aufnahme eines Lehrlings nach einem (österreichischen? historischen? nachempfundenen?) Ritual. Die drei Reisen, der Gang durch die Elemente, die Lichterteilung, die Brüder mit den Degen, die rituelle Einkleidung. Uns wird die zentrale Baulegende und das sich daraus ergebende Mysterienspiel an Hand von Kupferstichen über die Erhebung erklärt. Die Freimaurer streben durch rituelle Formen zum wahren Menschentum. Die Initiationsriten prägen auch Mozarts „Zauberflöte“, aus der wir Szenen sehen. Die Freimaurer sammeln kein konkretes Wissen, was kein anderer wissen darf, sondern streben nach dem Licht, sind Lichtsucher. Der englische Großsekretär: ,Fs gibt wenige Fragen, die ich Ihnen nicht beantworten kann. “ Der Ethik-Professor erläutert als gläubiger Katholik, was das Freimaurertum unvereinbar mit der katholischen Kirche macht: die agnostische Haltung, die Relativierung der Wahrheit und des Gottesbildes und die sakramentsähnlichen Teile des Rituals. Andererseits weist der Katholik Vorgrimmler darauf hin, daß im neuen Codex die Freimaurer nicht mehr erwähnt werden. Das

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____________________________________________ Feste, Flammender Stern Geheimnisvolle zieht zwar auch Menschen an, mit der Symbolik wird aber eine Sprache gesprochen, die auf den Grund des freim. Ethos vordringt. Die schauspielerische Nachempfindung einer Aufnahme nimmt dem Interessierten sehr viel von dem Erlebnis einer echten Aufnahmefort. Mindestensfür Suchende und Interessierte ist der Film deshalb trotg_ aller Professionalität nicht empfehlenswert. Facit:: Es gibt gute und schlechte Fernsehfilme über die Freimaurer. Dem Autor sind nur die vorstehenden bekanntgeworden. Wäre es nicht möglich, die guten auf einem Video zusammenzustellen und in breiter Öffentlichkeit zu vertreiben? Allerdings kann damit höchstens Interesse geweckt werden, denn der persönliche Kontakt zu den Brüdern einer Loge kann durch keine Technik ersetzt werden.

Feste der Freimaurer Höchstes Fest aller Freimaurer ist das > Johannisfest am 24. Juni. An diesem Tag wurde im Jahr 1717 die spekulative Freimaurerei gegründet. Es ist der Tag Johannes des Täufers, des Schutzpatrons aller Freimaurer. Das wesentliche Fest für jede einzelne Loge ist das > Stiftungsfest, also der Tag, an dem einer Loge die Stiftungsurkunde (Charter, Logenpatent) ausgestellt wurde. Diese wird am Stiftungsfest verlesen. Darin wird die Rechtmäßigkeit und die gesetzmäßige Einsetzung der Loge durch eine Großloge dokumentiert. Der 27. Dezember wird in England und in der Schwedischen Lehrart als Festtag für Johannes, den Evangelisten, gefeiert, der ebenfalls seine schützende Hand über die Freimaurer hält. In Schottland und in den Andreaslogen des Schwedischen Systems wird der Andreastag am 30. November gefeiert. Am 22. März, dem Tag der Hinrichtung des Großmeisters des Ordens der Tempelritter, Jakob de Molay, begehen die Kapitel des Schwedischen Systems das große Ordensfest. Diese rituellen Veranstaltungen werden nur intern von den Brüdern durchgeführt. Andere Feste sind rituell nicht vorgeschrieben. Profane Veranstaltungen werden je nach den Gebräuchen der Großloge und der Aktivität der einzelnen Bauhütte begangen, im allgemeinen immer mit Schwestern und Gästen. Üblich sind: Das Rosenfest (Schwesternfest) zum Ende des Maurerjahres und die Vorweibnachtsfeier in der Adventszeit. (Mitunter sind stattdessen auch Jahresabschluß- oder Neujahrsfeiern üblich.) Für diese Gelegenheiten haben sich logenspezifische Zeremonielle herausgebildet. Grundsätzlich wird hierbei keine rituelle Bekleidung getragen. Während die Erntedankfeier meist ebenfalls einen zeremoniellen Rahmen hat, sind Logenball, Faschingsfest, Weinfest usw. rein gesellschaftliche Ereignisse.

Flammender Stern Der „Flammende Stern“ ist das höchste Symbol des Transzendenten (des Numinosen, des göttlichen Waltens) in der Freimaurerei. Er kann als Pentagramm (Fünfstern) oder Hexagramm (Sechsstern) ausgebildet sein. Er ist auf allen deutschen Logen-Teppichen abgebildet und befindet sich oft über dem Meister vom Stuhl an der östlichen Tempelwand. In der Mitte ist ein > „G“ eingeschrieben oder ein Punkt eingezeichnet. Im Lehrlingsgrad wird er in Deutschland nicht erklärt, im Gesellen- und Meistergrad und in einigen Hochgraden und Erkenntnisstufen wird er als Symbol verwendet. Der „Flammende Stern“ ist das Licht, das dem Maurer auf seinem Weg auch in der tiefsten Finsternis scheint. Es erleuchtet des Bruders Herz und soll ihn zum Licht der Wahrheit führen. Sein Dasein verdankt dies Symbol dem > ABaW. Es ist das Licht, das den Tempel (Salomonis / der Menschheit / der Humanität) erleuchtet. Die mittlere Kammer des Tempels bekommt ihr Licht vom ewigen Licht, dessen Symbol der „Flammende Stern“ ist. Dieser ist also kein realer Stern, sondern das Lichtsymbol der Freimaurerei. Und es ist unbedeutend, wieviel Spitzen oder Strahlen er hat. Schon sehr früh erscheint er auf einem Teppich, wahrscheinlich erstmalig 1720 und wird 1735 als Einrichtung einer Loge genannt. Zunächst stellte die Symbolik nur Sonne und Mond (umgeben von mehreren Sternen) heraus. Charakteristisch für den

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Flammender Stern „Flammenden Stern“ sind aber die zwischen den Spitzen herausbrechenden Flammen (Strahlen, Geistessymbol) und der im Mittelpunkt eingeschriebene Buchstabe (oder Punkt). Beides steht miteinander in einem ursächlichen Zusammenhang. 1730 hat er bei Samuel Prichard fünf Zacken. Bei den 3 WK ist der Stern in allen Graden ein Hexagramm, genau wie in der englischen Großloge. Bei der GLL erscheint im Gesellengrad erst ein Pentagramm und im Meistergrad das Hexagramm. Das eingeschriebene „G“ wird weltweit verwendet. In einem alten französischen Fragestück wird die Bedeutung des > „G“ so erklärt: „Es sind 3 Dinge: Gloire (Ruhm) für Gott, Grandeur (Ehre) für den Meister der Lehre und Geometrie für die Brüder“. In den Ritualen wird auf jeder Stufe eine unterschiedliche Bedeutung genannt. Früher wurde mitunter der hebräische Buchstabe „Jod“ als Anfangsbuchstabe des Gottesnamens eingeschrieben. Das Hexagramm kann man sich aus zwei innig verflochtenen > Dreiecken zusammengesetzt denken: dem (weiblichen) Erddreieck und dem (männlichen) Geistdreieck. In der Loge bilden die drei „Hammerführenden Meister“ mit ihrem Hammer (Doppelaxt - Sonne) als Lichtsymbol das nach Osten weisende Licht- oder Geist-Dreieck (Ex Oriente lux!). Das weltliche Dreieck besteht aus den Beamten der irdischen Ordnung und Lehre: Redner - Schriftführer/Sekretär - Zeremonienmeister/Ordner. So wird in der freim. rituellen Sitzordnung im Hexagramm das Oben mit dem Unten harmonisch verbunden. Das Hexagramm war in der Steinzeit bekannt im skandinavischen Raum, aber auch in Ägypten und in Indien. Und die Griechen haben damit die Weltschöpfung in Verbindung gebracht. Für sie stand das mit der Spitze nach unten weisende Dreieck für Wasser (Hydor) oder für irdische Materie und das aufwärts gerichtete Dreieck für Feuer, Flamme (Phlogiston) oder für Geist und Immaterielles. Diese eigentlich nicht zu vereinbarenden Gegensätze verschmelzen zum Hexagramm. - Das Hexagramm war das Zeichen des Götterboten Hermes (Merkur), der als Seelenführer zwischen dem Lichtreich der Götter und dem Dunkelreich der Unterwelt vermittelte und verband. Andere alte Kulturen drückten damit die Harmonie im Weltall und im menschlichen Handeln als Überwindung der Dualität aus. - Die Bibel berichtet von sechs Tagen, in denen die Welt erschaffen wurde. Das sind die aktiven sechs Spitzen. Der im Hexagramm eingetragene Buchstabe oder auch Punkt erinnert an den göttlichen Funken, ohne den die Welt keinen Anfang genommen hätte. Daß der Funke gezündet hat, beweisen die aus den sechs Ecken herauslodernden Flammen oder Strahlen. Sie sind Symbol des göttlichen Geistes. Die sechs Spitzen werden mit dem einen göttlichen Funken zur heiligen Siebenzahl. - Die Alchimie verbindet die Naturelemente mit dieser geometrischen Figur. Sie bedeutet für sie den Makrokosmos. Im jüdischen Kult hatte das Hexagramm die Bedeutung des Siegels Salomos. Hitler verhalf dem „Davidstern“ zu einer sehr unrühmlichen Bedeutung. Ab 1942 mußten alle Juden in Deutschland den Judenstern tragen. Erst 1948 wurde das Hexagramm in die Staatsflagge Israels aufgenommen. Die Freimaurer haben sich also keinewegs den „Judenstern“ als Symbol genommen, sondern Judentum und Freimaurerei haben beide das Hexagramm als Erbe ihrer geistesgeschichtlichen Entwicklung übernommen. Im 15. Jahrhundert war das Hexagramm ein Zunftzeichen der Bierbrauer in Franken, wohl weil zum Brauen Wasser und Feuer (Rösten des Malzes) gehören. Das Pentagramm (Pentalpha = aus 5 Alphas gebildet. Auch Pentakel, Pentagrammaton, Pentageron genannt.) gilt in der GLL und bei den AFAM als Symbol des Gesellengrades. Bei den Pythagoreern findet es sich als Sinnbild der Gesundheit. An die 5 Spitzen wurden 5 Buchstaben geschrieben, die bedeuteten: „Sei gesund!“ Das Pentagramm findet sich häufig auf griechischen Münzen. Auch bei gnostischen Sekten hat es eine hohe Bedeutung. Später ist es ein zauberkräftiges Zeichen geworden, mit dem man Böses abwenden konnte. Der Drudenfuß hielt die Geister fern und galt als deren Fußspur (Albfuß, Mahrfuß oder Albkreuz genannt). Leonardo da Vinci hat eine häufig dargestellte Proportionsfigur gezeichnet, in der der Mensch mit dem Kopf und den ausgestreckten Händen und gespreizten Beinen in ein Pentagramm eingeschrieben ist. Agrippa von Nettesheim und Johannes Reuchlin identifizierten den idealen Menschen mit dem Pentagramm. Das Pentagramm ist das Zeichen des Adam Kadmon, des mit Gott einigen Menschen. Die Verbindung des Fünfsterns zum Menschen sah man auch in den 5 Fingern der Hand, den 5 Sinnen, den 5 Körperteilen usw. Damit wurde

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Form u. Inhalt, Forschungsloge dieses geometrische Zeichen mit seiner Fünfzahl Symbol für den Zugang des Menschen zur geistigen, transzendentalen Welt. In der Esoterik bedeutet das Pentagramm den Mikrokosmos. Sowohl Pentagramm (Drudenfuß) wie Hexagramm dienten den Mysterienpriestern und Mystagogen (Faust), Zauberern und Abergläubigen als Schutzzeichen und Symbol der Gewalt über alle bösen Geister (z.B. auf die Türschwelle gezeichnet). Bei der deutschen freim. Tempelordnung haben 5 Ritualbeamte vor sich Lichter stehen; diese bilden ein Pentagramm. Form und Inhalt (Kult und Sinn) „Ebenso wie edler Wein in ein angemessenes Glas gehört, ebenso me ein kostbarer, aber inhaltsloser Kelch nichts weiter wäre als ein nutzloser Staubfänger, ebenso bedarf die Königliche Kunst der wohlgeordneten Handlungsfolgen unserer Riten und unserer ehrwürdigen Symbole. Eines kann, ja sollte ohne das andere nicht bestehen, insbesondere nicht die Form ohne den ihren Wert begründenden Inhalt. “ (Karl Halberstadt) Die Freimaurerei bemüht sich um ein harmonisches Verhältnis zwischen Form und Inhalt. Des­ halb faßt sie die kultische Form als ein Mittel, nicht als den Zweck auf. Ohne jeden formalen Kult würde die Freimaurerei keinen Bestand haben und vielleicht ein selbstgefälliger philosophischer Debattierklub sein. Eine nur auf äußerlichen Kult, auf Titel, Bänder und äußeres Gepränge ausge­ richtete Freimaurerei hätte keinen Bestand und würde in engstirnigem Formalismus erstarren. Aus diesem Grund lehnt die Freimaurerei eine Dogmatisierung ihres Inhalts ab und läßt die individu­ elle Deutung ihrer Symbole zu. Die Wirkung der freim. Arbeit (besonders der Tempelarbeit) ge­ schieht rein psychologisch und hat keinerlei sakramentalen oder magischen Charakter. Sie entsteht durch das äußerlich Formale der Gruppe, das jedem Mitglied einen inneren Halt gibt, und durch das geistig Freie, das die Individualität bis zur Bildung einer reifen Persönlichkeit unter den Leitge­ danken der Freimaurerei fördert.

Forschungsloge Die erste freimaurerische Forschungsloge „Quatuor Coronati No. 2076“ wurde 1884 in London gegründet. Brüder aus regulären (Groß-)Logen, die bedeutende Forschungsarbeit geleistet und darüber veröffentlicht haben, können eingeladen werden, beizutreten. Jährlich wird ein Buch herausgegeben („ARS QUATUOR CORONATUM“). 1887 entstand der „Quatuor Coronati Correspondence Circle“, der bis heute Brüdern aus aller Welt die Möglichkeit gibt, den 'Service' der Forschungsloge zu nutzen und selbst Beiträge (auch in der jeweiligen Muttersprache) einzureichen. „Local Secretary“ des „Correspondence Circle“ für deutschsprachige Brüder ist: Robert R. Grundmann, Rembrandtstr. 6, 59174 Kamen). Unter gleichem Namen „QC“ wurde 1951 eine deutsche Forschungsloge mit Sitz in Bayreuth ins Leben gerufen, die auf älteren Forschungseinrichtungen aufbauen konnte. Jetzt hat diese (selbst nur selten rituell arbeitende) Loge, die unmittelbar den VGLvD unterstellt ist, etwa 2000 Mitglieder aus den VGLvD-Großlogen und anderen Logen in Europa und Ubersee. In Deutschland arbeiten unter Zirkelmeistern folgende QC-Zirkel, die selbst nicht rituell tätig werden können: Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Franken, Frankfurt/M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Leipzig, München, Stuttgart, Trier. Die QC gibt jährlich eine Reihe von Schriften, die Zeitschrift „Tau“ und ein Jahrbuch heraus, die sämtlich im Mitgliedsbeitrag enthalten sind. Die deutsche QC beruft ihre Mitglieder zweimal jährlich zu einer Versammlung ein, die mit kulturellen und anderen freim. Veranstaltungen verbunden wird. Die örtlichen Zirkel tagen meist zweimal im Jahr. Ziel der QC ist vor allem die Erforschung von Geschichte, Symbolik und Brauchtum sowie die Zukunftsplanung der Freimaurerei. Die > Quatuor Coronati (Erinnerungstag ist der 8.11.) sind die vier gekrönten Märtyrer, die als Schutzheilige der Steinmetzverbände gelten. Die Legende berichtet von vier Steinmetzen, die sich weigerten, ein Götterbild in Menschengestalt (Bild des Kaisers) anzufertigen. Der Kaiser verurteilte die Christen zum Tode und ließ sie in der Donau ertränken. Als weitere freim. Forschungsloge ist von Mitgliedern der GLL dieForschungsvereinigung „Frederik“ gegründet worden, die Mitglied der QC ist. > Quatuor Coronati

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Fortschritt, Frauen Fortschritt Unter Fortschritt versteht man eine Weiterentwicklung zu einem immer höheren Vollkommen­ heitsgrad. Während man im 18. Jahrhundert vorwiegend die fortschreitende Aufklärung der Menschen und die Veredelung der Sitten als Fortschritt ansah, betrachtet man im Industriezeitalter als Fortschritt die Vermehrung des rationalen Wissens und damit die Erfolge von Technik und Wissenschaft. Der Marxismus wurde von der Idee des Fortschritts und der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse getragen. Im Kapitalismus glaubte man, den Fortschritt vor allem in der Erhöhung der Lebensqualität des einzelnen zu sehen. Die Freimaurerei glaubt dagegen an den Fortschritt im Sinne einer im Laufe der Jahrhunderte ansteigenden ethischen Vervollkommnung des Menschen und einer positiven Weiterentwicklung seiner sozialen und humanitären Anlagen. Endziel ist etwa eine tolerante, weltverbundene, gewaltfreie, ohne Existenzsorgen lebende Menschheit, die ein hohes Bildungsniveau mit großen sittlichen Ansprüchen verbindet. In diesem Sinne haben alle freim. Dichter und Denker, wie Goethe, Lessing, Herder, Fichte, den menschlichen Fortschritt in ihren Werken vertreten. Würde man den Fortschritt leugnen, wäre jede geistige Arbeit und jedes Bemühen um mehr Menschlichkeit sinnlos.

Frauen Die Stellung der Frau in der Freimaurerei wird von Profanen vielfach zu einem „Problem“ entwickelt und wird von Gegnern vielfach als Angriffspunkt gegen den Bund gesehen. Im Mittelalter gab es keine weiblichen Steinmetzen. Die Freimaurerei, als Nachfolger der Steinmetzbruderschaften, war bei ihrer Gründung bis heute ein Männerbund. Dies ist die historische Entwicklung. Aus diesem Grund sind die verwendeten Symbole und das seit 250 Jahren praktizierte Ritual vor allem auf die Psyche des Mannes zugeschnitten. (Man denke an die Ritterlichkeit, an Schwert und Degen.) In der ersten „Constitution“ der Freimaurer von 1723 wird der Zusammenschluß bereits als „Männerbund“ festgeschrieben. Bis heute ist die Tatsache des Männerbundes in den Satzungen praktisch aller Freimaurer-Großlogen stehengeblieben. Die Logen sind eine demokratische Einrichtung, in der die Mitglieder den Kurs bestimmen. Die satzungsgemäße Mehrheit der Mitgliederversammlung dieses eingetragenen Vereins „Loge“ kann jederzeit den Beschluß fassen, sich als gemischte Loge umzuorganisieren. Solche Anträge sind ganz selten einmal gestellt, aber stets abgelehnt worden. Ein reiner Männerbund zu sein, ist also der legitime Wunsch der Mitglieder. Die Männer sind meist technisch-rational eingestellt, während die Frauen von Natur aus stärkere Gemütskräfte besitzen. Deshalb brauchen Männer den Freimaurerbund wesentlich nötiger, denn der Bund bemüht sich, neben dem Geist vor allem das Gemüt weiter zu entwickeln. Damit wird den Männern Herzenswärme und gefühlsmäßiges Empfinden nahezubringen versucht, was die Frauen bereits in stärkerem Maße besitzen. Ein Mann zeigt sich in Gegenwart von Frauen meist anders. Nicht umsonst spricht man von „Gockelgehabe“. Der Mann öffnet sich im reinen Bruderkreis wesentlich mehr. Warum sollte dem Mann der wöchentliche Abend im Männerkreis genommen werden, wenn er ihn wünscht? So läßt Herder in seinen „Freimaurergesprächen“ Frau Caroline sagen: „Der Mann bedarf eines Aufschwunges, und wir gönnen ihm solchen gern. Er muß sich zuweilen erweitern und erheben, daß er, der Mann, mit Männern lebe, sonst wird er bei aller Müh und Liebe selbst alltäglich." Im Lauf der letzten 100 Jahre ist die Emanzipation der Frau in vielen Bereichen verwirklicht worden. Dies wird selbstverständlich auch in der Freimaurerei berücksichtigt. - In den meisten Ehen werden Entscheidungen gemeinsam getroffen. Deshalb wird kein Mann aufgenommen, dessen Frau die Zustimmung zum Beitritt ihres Mannes verweigert. Der höchsten Achtung durch die Loge kann sich die Lebensgefährtin gewiß sein. Bei der Aufnahme eines neuen Mitglieds wird diesem seit altersher ein Paar weiße Frauenhandschuhe geschenkt, um die Verbundenheit der Loge mit der neuen Schwester auszudrücken. Hierüber schrieb Goethe am 23. 6. 1780 an seine Geistesfreundin Frau von Stein: »Ein geringes Geschenk, dem Aussehen nach, wartet auf Sie, wenn Sie wiederkommen. Es hat aber das Merkwürdige, daß ich's nur einer und nur ein einziges Mal in meinem Eeben schenken kann.» In manchen Logen ist es üblich, daß der Ehefrau / Lebenspartnerin ein Rosen-

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Freier Mann von gutem Ruf, Freiheit Strauß übergeben wird, wenn der Proponent (Bürge) den Kandidaten zur Aufnahme abholt. Der Schwester (so wird die Ehefrau oder Lebensgefährtin des Freimaurers genannt) bleiben nur die rituellen Arbeiten und die internen Beratungen verschlossen. Dagegen ist es üblich, daß die Schwestern bei den (in vielen Logen alle vier Wochen stattfindenden) öffentlichen Vorträgen eingeladen werden. Das Rosenfest (auch „Schwesternfest“ genannt), die Weihnachtsfeier usw. wären ohne die Frauen und Töchter gar nicht denkbar. Auch der „Tempel“ öffnet sich den Schwestern bei diesen Veranstaltungen. Je nach ihrer Aktivität veranstalten die Logen auch monatliche Sonntagswanderungen, einen Freimaurerball, eine Weinprobe, ein Faschingsfest und andere gemeinsame Aktivitäten. - Bei Logenreisen ins In- und Ausland sind Schwestern und Familienangehörige dabei. - Darüber hinaus engagieren sich die Schwestern oft bei karitativen Aufgaben. Die Vielfalt der Möglichkeiten gestattet es den Frauen heute, am freimaurerischen Leben ihres Mannes aktiv teilzunehmen, wenn sie es wünschen. Die weiteren freimaurerischen Aktivitäten der Schwestern können recht vielfältig sein: Die Schwestern mancher Logen bilden einen Schwesternkreis, in dem die interessierten Frauen sich meist monatlich zwanglos oder mit thematischem Programm zusammenfinden. Die Logenarbeit des Mannes ohne Mithilfe der Schwestern und ohne die Toleranz, die sie für den Zeit- und Arbeitsaufwand ihres Mannes aufbringen, wäre sehr erschwert und wenig zeitgemäß. Wenn die weiblichen Mitglieder aus der Familie eines Freimaurers (also Frauen, Schwestern, Töchter usw.) an die Denkungsart des Freimaurertums und an die praktische Nächstenliebe herangeführt werden sollen, steht dafür der Orden des > »Eastern Star» zur Verfügung. Da die freim. Denkungsart, also vor allem Humanität und Toleranz die Frauen ebenso anspricht wie die menschliche Verbundenheit in einer Gruppe, das Eindringen in die freim. Symbolwelt oder die karitative Tätigkeit oder die Bemühungen zur Persönlichkeitsentwicklung, ist nicht einzusehen, warum den Frauen die freim. Arbeit verwehrt werden sollte. Aufgeschlossene Frauen (keineswegs immer nur Frauen der Brüder) haben deshalb eine eigene freimaurerische Organisation in Deutschland aufgebaut: Großloge »Zur Humanität - Bund freimaurerisch arbeitender Frauen-», Emser Str. 12-13, 10719 Berlin, mit Logen in Berlin, Düsseldorf, Wetzlar, Mannheim, Köln, Wiesbaden, Reutlingen, München, Hannover, Fürth und Osnabrück. Sogenannte > gemischte Logen, die gleichzeitig Männer und Frauen als Mitglieder haben, sind nach freimaurerischen Grundsätzen von der regulären Freimaurerei nicht anerkannt, existieren jedoch: „Droit Humain“ und „Humanitas“. Es gibt also auch für Frauen zahlreiche Möglichkeiten, sich der Freimaurerei in der einen oder anderen Form zu nähern. Jede Frau hat auch auf dem Gebiet der Freimaurerei die Möglichkeit, sich ein Tätigkeitsfeld zu wählen, das ihren Neigungen entspricht. Es kann also keine Rede davon sein, die Frauen seien ausgeschlossen.

Freier Mann von gutem Ruf In die spekulative Freimaurerei konnte von Anfang an nur ein „freier Mann van gutem Ruf (iree man of good report) aufgenommen werden. So steht es in der Constitution von 1723 (> „Alte Pflichten“). Zunächst verstand man darunter ,free born“, also frei geboren. Der Bund nahm keine Sklaven und Leibeigene und Abkömmlinge davon auf. Außerdem wurden keine Bastarde zugelassen (> Ehelichkeit der Geburt). 1887 wurde diese Bedingung in „free man“ geändert. Also konnte nun ein Mann aufgenommen werden, der möglichst frei von Vorurteilen und Leidenschaften ist, der selbständig denkt und handelt und wirtschaftlich gesichert ist. Trotzdem wurden bis zum Ende des 2. Weltkriegs keine Schwarzen in den USA aufgenommen (> Prince Hall Logen). > Freiheit

Freiheit Dieser Begriff taucht schon in den frühesten Aufnahmebedingungen auf. Nur „ein freier Mann von gutem Ruf konnte Freimaurer werden. Dies wurde damals wohl so verstanden, daß keine Sklaven,

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Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit_________________________________ Abkömmlinge von Sklaven, Leibeigene oder ihnen Gleichgestellte aufgenommen werden durften. Dies führte später leider dazu, daß in Amerika die farbigen Menschen als Mitglieder abgelehnt wurden und in Deutschland Bedienstete von hochgestellten, meist adeligen Persönlichkeiten mit minderen Rechten als „Dienende Brüder“ zur Bedienung ihrer Herren aufgenommen wurden. Im Mittelalter lebten die Menschen noch in den Fesseln erstarrter und autoritärer Herrschaftsstruktu­ ren. Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung wurden immer breitere Volksgruppen in den Kreis der „freien Männer“ einbezogen. Freiheit wird i.a. definiert als Unabhängigkeit von Zwang und Willkür. Dabei muß es sich nicht nur um Freiheit gegen äußere staatliche Unterdrückung handeln, sondern es kann ebenso Freiheit gegen Hunger und Not sein. Jede Freiheit bewegt sich in einem gewissen Spielraum, der dem einzelnen Menschen im Handeln und Denken der realen Welt ver­ bleibt. Jeder gehört mehreren Gemeinschaften an: der Familie, der Berufsgruppe, der Glaubensge­ meinschaft, dem einen oder anderen Verein, dem Volk. Für jede dieser Gruppierungen gibt es Ge­ setze, Ordnungen, Richtlinien. Jede unbeschränkte Freiheit trägt den Keim der Anarchie in sich. Jede zu weit gehende Ordnung trägt den Keim der Despotie in sich. Unser Spielraum der äußeren Freiheiten ist schon stark eingeengt. Wie weit ist für uns Freiheit überhaupt noch möglich, wenn wir außerdem gefesselt sind an die Gesetze von Natur und Umwelt, an Sitten, Gebräuche, Vorur­ teile und Traditionen, an unser Erbgut und an die vom Unbewußten gelenkte Psyche? Wir stehen immer in einem Wechselbad zwischen Freiheit und Bindung. Heute verstehen wir Freimaurer, die wir in einer uns zeitgemäßen Demokratie leben, unter Freiheit eine innere Entscheidungsfreiheit, die zwischen Verantwortung und Gewissen einerseits und den notwendigen Beschränkungen ande­ rerseits wählt, die uns durch unsere Lebenseinstellung auferlegt sind. Wir können das Chaos wäh­ len, aber wir wollen es nicht. Wahre Freiheit kann nicht ohne tiefgreifende Bindungen bestehen. Die Freimaurerei erstrebt Glaubens- und Gewissensfreiheit und bemüht sich in ihrem eigenen Be­ reich um Dogmenfreiheit. Schon die Zehn Gebote weisen uns an, unseren Naturtrieben zu wider­ stehen und moralisch-sittlich bewußt zu handeln. Der Maurer soll Freiheit von seinen Leidenschaf­ ten und Neigungen erringen: von Alkohol, Arbeitssucht, Sektenhörigkeit, Geldsucht, Geiz, Spiel­ leidenschaft, Fernsehsucht usw. Der Maurer soll für die Freiheit der Berichterstattung und gegen ein Monopol der Massenmedien kämpfen, für die Einhaltung demokratischer Gesetze und gegen einen Selbstbedienungsstaat von hochrangigen Politikern usw. Als ein markantes Sinnbild der menschlichen Freiheit sieht man die weltberühmte Freiheitsstatue im Hafen von New York an. Ihr Grundstein wurde von der Großloge von New York 1886 gelegt. Die 46m hohe Statue stellt die römische Göttin Libertas (= Freiheit) dar und ist in Bronze getrieben. Es schuf sie der französische Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi (1834-1904). Er war Mitglied der Loge „Alsace-Lorraine“. Der Br. Thomas Dehler (1897-1967, aktiver Gegner des NS-Regimes, 1944 in ein Zwangsarbeitsla­ ger eingewiesen, 1949-1953 Bundesjustizminister, von 1960 an Vizepräsident des Deutschen Bun­ destages) schrieb in Euro Mason im Juni 1963: „Der Mensch soll auf allen Gebieten, geistig, politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, ein Höchstmaß an freier Entfaltung und Eigenverantwortung haben. Das ist das Geheimnis der Freiheit. “ Und an anderer Stelle: „Ich sage, die freie Welt hat eine Idee, die groß und wirksam ist: die Idee der Freiheit, der Freiheiten. Sie ist der Niederschlag von 3000 Jahren europäischer Geschichte. Das sind die Freiheiten, denen die Freimaurer verpflichtet sind. “ Der Freimaurerbund bietet uns vielleicht auch eine Erziehung an, unsere Bindungen an die irdische Welt soweit zu überwinden, daß wir schließlich einmal zu einer totalen und endgültigen Freiheit in den ewigen Osten eingehen.

Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit Liberté - égalité - fraternité. Diese Dreizahl (ternaire) war die Devise des französischen Volkes seit der französischen Revolution 1789-1799. Der Wahlspruch wurde zuerst in Pariser Freimaurerlogen des 18. Jahrhunderts ausgesprochen. Er prägt noch heute die Bruderschaft. Ohne die Umsetzung dieser drei Ideale ist Freimaurertum nicht möglich. Es ergibt sich trotz eifrigen Suchens der Gegner kein Beweis dafür, daß die französischen Freimaurer als Institution die französische Revolution ausgelöst haben. Da sich unter den Opfern der Guillotine viele Freimaurer befanden, ist der Wahr-

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Freimaurer heitsgehalt einer solchen Behauptung sehr unwahrscheinlich. > Brüderlichkeit, > Freiheit, > Gleichheit

Freimaurer (Worterklärung) (engl.: Freemason). Die Worterklärung beschränkte sich zunächst darauf, der Freemason habe den Freestone (frei herausragenden, künstlerisch bearbeiteten Stein) behauen, während sich der rough Mason mit dem gewöhnlichen Baustein begnügen mußte. Überzeugender ist folgende Erklärung: Die ortsansässigen Maurer verlangten, daß kein Arbeiter am Bau beschäftigt werden sollte, der nicht Lehrling in der Zunft (Gilde) der Stadt gewesen war. Die Mitglieder der Dombauhütten ant­ worteten dagegen, daß ihre „Alten Pflichten“ sie verpflichteten, für jedes Mitglied ihrer Bruder­ schaft Arbeit zu finden. Die örtlichen städtischen Gesetze und Regeln gingen sie nichts an, zumal ihnen von höchster Stelle die entsprechenden Privilegien zugesprochen worden waren. Sie seien Framaurer, also frei von der örtlichen Aufsicht, frei von örtlichen Gesetzen und Regeln. Sie seien also eben Freimaurer. Die Vorsilbe Frei (free) bedeute also das Freisein vom Zunftzwang und örtlichregionalen Bestimmungen. Freimaurer, bekannte Einige der bekanntesten Freimaurer waren die nachfolgenden. Ausführlicher dargestellt in: Bruno Peters: „Berliner Freimaurer“, Edition Luisenstadt, 1994, ISBN 3-89542-068-9 Günther Plath: „Freimaurer - Gestern und heute“, 1997, Den Brüdern der Loge „Zu den drey Balken“, Münster, gewidmet Herbert Schneider: „Hamburger Freimaurer Porträts“, Verzeichnis der Kupferstich-Sammlung „Herbert Bock“ ehemals Alfred Buß, 1975, Hamburg

ALT, Otmar (geb.1940), farbintensiver Maler und Bildhauer ARMSTRONG, Louis, „Satchmo“ (1900-1971), amerikanischer Jazzmusiker ARMSTRONG, Neil, Astronaut, der erste Mensch auf dem Mond. Außerdem sind folgende Astronauten als Freimaurer bekannt: ALDRIN, Edwin (geb. 1930), zweiter Mensch auf dem Mond COOPER, Leroy Gordon (geb. 1927) EISELE, Don F. (geb. 1930), Apollo VII GLENN, John Herschel (geb. 1921), umkreiste als erster Mensch die Erde 3mal GRISSOM, Vergil Ivan (1926-1967), durch Verbrennung der Raumkapsel umgekommen SCHIRRA, Walter (1923-1998), Apollo 7 SHEPARD, Alan Bartlett (geb. 1923), Mercury-Programm STAFFORD, Thomas (* 1930) ARNOLDI, Ernst Wilhelm (1778-1841), entwickelte die deutsche Versicherungswirtschaft ATATÜRK, Mustafa Kemal Pascha (1881-1938), Vater der modernen Türkei BASIE, Count, amerikanischer Jazzmusiker BECHSTEIN, Ludwig (1801-1860), Märchendichter BENESCH, Dr. Eduard (1884-1948), Begründer der Tschechoslowakei BERLIN, Irving (1888-1989), Musical-Komponist BINDER, Theodor, Amazonas-Hospital in Peru BLÜCHER, Gebhard L. von Wahlstadt (1742-1819), preuß. Feldmarschall BLUM, Robert (1807-1848), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, trat für die Volkssouveränität ein, standrechtlich erschossen BÖHM, Karlheinz (geb. 1926), Schauspieler, gründete die Stiftung „Menschen für Menschen", die Hungernde in Afrika unterstützt, besonders in Äthiopien Hilfe zur Selbsthilfe gewährt BÖRNER, Holger (geb. 1931), SPD-Politiker, Ministerpräsident von Hessen BOLIVAR, Simon (1783-1830), südamerikan. Unabhängigkeitskämpfer

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Freimaurer BRAUN, Alfred (1888-1978), bekanntester Chefsprecher und Leiter der aktuellen Abteilung des Berliner Rundfunks in den zwanziger Jahren BREHM, Alfred (1829-1884), „Brehms Tierleben" BROCKHAUS, Friedrich Arnold (1772-1823), Verleger: „Konversationslexikon“ BRUNDAGE, Avery (1887-1975), Präsident des Intern. Olympischen Komitees BÜCHNER, Georg (1813-1837), deutscher Dramatiker BÜRGER, Gottfried August (1747-1794), Dichter (Balladen), Übersetzer BYRD, Richard E. (1888-1957), Polarforscher und Admiral CHAGALL, Marc (1887-1985), russisch-französischer Maler CHAMISSO, Adalbert (1781-1838), Dichter („Peter Schlemihl") CHAPLIN, Charles Spencer („Charlie“) (1889-1977), Filmkomiker, Regisseur CHODOWIECKI, Daniel (1726-1801), Maler und Kupferstecher in Berlin CHURCHILL, Sir Winston (1874-1964), britischer Premierminister CITROEN, André (1878-1935), französischer Autoindustrieller CLAUDIUS, Matthias (1740-1815), Dichter („Der Wandsbeker Bothe“) CORINTH, Lovis (1858-1925), Maler („Freimaurerische Zeremonien“) COSTER, Charles de (1827-1879), flämischer Dichter („Tyl Ulenspiegel“) „COTTA“ » Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832), bedeutender Verleger u.a. von Schiller und Goethe DANTON, Georges Jaques (1759-1794), französischer Revolutionär DEHLER, Dr. Thomas (1897-1967), FDP-Politiker, Bundesminister für Justiz DEVRIENT, Karl August (1797-1872), Berliner Schauspieler DIDEROT, Denis (1713-1784), Schriftsteller und Philosoph DISNEY, Walt (1901-1966), Erfinder der Micky Maus u.a., Disneyland DISRAELI, Benjamin (1804-1881), brit. Ministerpräsident (Wahlrechtsreform) DOYLE, Sir Arthur Conan (1859-1930), engl. Schriftsteller („Sherlock Holmes") EIFFEL, Gustave (1832-1923), Erbauer des Pariser Eiffelturms zur Weltausstellung 1889 ELLINGTON, Duke, Jazzmusiker (Klassischer Swing) Englische Könige, beispielsweise: Augustus Frederick GEORG IV. (1762-1830), Henry WILLIAM IV. (1765-1837), Albert EDWARD VH. (1841-1910), EDWARD VIII. (1894-1872), Albert GEORG VI. (1895-1952) Weiterhin sind Könige von Schweden, Norwegen, Belgien, Griechenland u.a. Freimaurergewesen. FALL, Leo (1873-1925), österr. Komponist FELIXMÜLLER, Conrad (1897-1977), deutscher expression. Maler („Brücke“) FICHTE, Johann Gottlieb (1762-1814), Philosoph („Reden an die deutsche Nation“, „16 Briefe an Constant über Philosophie und Freimaurerei“) FLEMING, Sir Alexander (1881-1955), Entdecker des Penicillins FORD, Henry (1863-1947), Gründer der Ford-Werke (Modell Tin Lizzy, Fließband) FRANKLIN, Benjamin (1706-1790), amerikan. Politiker, erfand den Blitzableiter FRANZ I, (1708-1765) Kaiser von Österreich FREILIGRATH, Ferdinand (1810-1876), Dichter FRIEDRICH, Caspar David (1774-1840), Maler FRIEDRICH n, der Große (1712-1786), preuß. König FRIEDRICH DI. (1831-1888), deutscher Kaiser FRÖBEL, Friedrich (1782-1852), deutscher Pädagoge (Fröbelhaus) GABLE, Clark (1901-1960), amerikan. Filmschauspieler GARIBALDI, Guiseppe (1807-1882), italienischer Freiheitsheld GNEISENAU, August Neidhardt, Graf von (1760-1831), Generalfeldmarschall GOETHE, Johann Wolfgang, von (1749-1832), großer deutscher Dichter GROCK - Adrian Wettach (1880-1959), Schweizer Musikclown

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Freimaurer HAHNEMANN, Samuel Christian (1755-1843), Begründer der Homöopatie HARDENBERG, Karl August, Fürst von (1750-1822), preuß. Staatsmann HAYDN, Josef (1732-1809), österreichischer Komponist HEINE, Heinrich (1797-1856), deutscher Dichter HERDER, Johann Gottfried (1744-1803), Pfarrer, deutscher Philosoph HILTON, Charles C., Hotelier HOFFMANN, Heinrich (1809-1894), Mediziner, Humanist, Schriftsteller („Struwwelpeter“) HOGARTH, William (1697-1764), engl, gesellschaftskritischer Kupferstecher HOOVER, Edgar J. (1895-1972), Direktor des FBI HUFELAND, Christoph Wilhelm (1762-1836), Arzt und Forscher in Berlin HUGO, Victor (1802-1885), französischer Dichter HUSSEIN II. (geb. 1935), König von Jordanien IFFLAND, August-Wilhelm (1759-1814), deutscher Schauspieler JUAREZ, Carlo Benito (1806-1872), mexikanischer Freiheitsheld KIPLING, Joseph Rudyard (1865-1936), Schriftsteller („Dschungelbuch") KNIGGE, Adolph von (1752-1796), „Über den Umgang mit Menschen" KOSSUTH, Lajos von (1802-1894), ungar. Politiker, Freiheitskämpfer KRESSMANN, Willy (1907-1986), unbequemer und volkstümlichster Bürgermeister von BerlinKreuzberg LESSING, Gotthold Ephraim (1729-1781), Dichter („Nathan der Weise") LEUSCHNER, Wilhelm (1890-1944), Gewerkschaftsführer, Widerstandskämpfer LINDBERGH, Charles (1902-1974), Flugpionier (1. Atlantik-Alleinüberquerung) LISZT, Franz (1811-1886), ungarischer Komponist LLOYD, Harald (1894-1971), amerikanischer Schauspieler LORTZING, Albert (1801-1851), Komponist LOEWE, Carl (1796-1869), Komponist („Die Uhr“) LUCKNER, Felix, Graf von (1881-1966), Seeoffizier, Schriftsteller MARK TWAIN (Samuel Clemens) (1835-1910), amerikan. Schriftsteller MARSHALL, George Catlett (1880-1959), „Marshall-Plan“, Friedensnobelpreis MASARYK, Jan G.(1886-1948), tschechischer Politiker MAYO, Charles Horace (1865-1939), Chirurg, Begründer der Mayo-Klinik (auch der Vater, der Sohn und der Enkel waren Freimaurer) MONTESQUIEU, Charles de Secondat, Baron de La Brede et de M. (1689-1755), franz. Schriftsteller und Staatstheoretiker (Gewaltenteilung) MONTGOLFIERE, Joseph (1740-1810) und Etienne (1745-1799), erster Heißluftballon „Montgolfiere“ MOZART, Wolfgang Amadeus (1756-1791), Komponist MULIAR, Fritz (* 1919), Schauspieler NELSON, Horatio, Lord Herzog von Bronte (1758-1805), engl. Admiral, „Trafalgar“ NICOLAI, Friedrich (1733-1811), Berliner Schriftsteller, Verleger OERSTED, Hans Christian (1777-1851), dänischer Physiker, begründete den Erdmagnetismus OSSIETZKY, Carl von (1889-1938), Journalist („Weltbühne") PEARY, Robert E. (1856-1920), Entdecker des Nordpols 1909 PRINZ PHILIP, Herzog von Edinburgh (geb. 1921), Prinzgemahl PUSCHKIN, Alexander (1799-1837), russischer Dichter RECLAM, Anton Phillip (1807-1896), Verlagsbuchhändler (Reclam-Hefte) RINGLING-Brothers: Albert C., Alfred T., August, August C., Charles E., Henry, John, Otto: Zirkus-Dynastie, 1890/91 aufgenommen ROOSEVELT, Franklin Delano (1882-1945), amerikan. Präsident ROOSEVELT, Theodore (1858-1819), amerikan. Präsident

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F reimaurermorde ROTHSCHILD, Nathan Mayer (1777-1836), Bankier. Außerdem James R. (1792-1863), Anselm R. (1803-1874), Ferdinand R. (1839-1899) RÜCKERT, Friedrich (1788-1861), deutscher Dichter SALZMANN, Christian Gotthilf (1744-1811), dtsch. Pädagoge (Schnepfenthal) SCHADOW, Johann Gottfried (1764-1850), Berliner Bildhauer (Quadriga des Brandenburger Tores) SCHARNHORST, Gerhard David von (1755-1813), Generalstabschef SCHENKENDORF, Max von (1783-1817), Lyriker („Freiheit, die ich meine ...“) SCHLIEMANN, Heinrich (1822-1890), Archäologe (Troja) SCHULZE-DELITZSCH, Hermann (1808-1883), Land-, Reichstagsabgeordneter (Genossenschaftswesen) SCHURZ, Carl (1829-1906), amerikan. Politiker deutscher Herkunft SCOTT, Walter (1771-1832), schottischer Dichter SEMPER, Gottfried (1803-1879), Baumeister (Hamburg, Dresden „Semperoper“) SIBELIUS, Jan (1865-1957), finnischer Komponist SPRINGER, Axel Caesar (1912-1985), Verleger, Aufnahme 1958 Hamburg STEIN, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom und zum (1757-1831), preußischer Staatsmann und Reformer STEPHAN, Heinrich von (1831-1897), Schöpfer der Reichspost STEUBEN, Friedrich Wilhelm, Freiherr von (1730-1794), preußischer Offizier, amerikan.General STINDE, Julius (1841-1905), Schriftsteller („Familie Buchholz") STRESEMANN, Gustav (1878-1929), Staatsmann, Außenminister SWIFT, Jonathan (1667-1745), irischer Schriftsteller („Gulliver's Reisen") TAU, Max (1897-1976), Schriftsteller, Friedenspreis d.dtsch. Buchhandels 1950 THORVALDSEN, Bertel (1770-1844), dänischer Bildhauer TOBLER, Theodor, Schokoladenfabrikant, Erfinder der dreieckigen „Toblerone“ TUCHOLSKY, Kurt (1890-1935), Journalist, Schriftsteller VOLTAIRE, François Marie Arouet (1694-1778), franz. Philosoph WASHINGTON, George (1732-1799), 1. Präsident der USA WIELAND, Christoph Martin (1733-1813), deutscher Dichter WILDE, Oscar (1854-1900), engl. Schriftsteller WILHELM I. (1797-1888), deutscher Kaiser Siehe auch: > Amerikanische Präsidenten, > Nobelpreisträger Freimaurermorde Viele politische Morde und Attentate wurden und werden (!) von unterschiedlichen Autoren den Freimaurern angelastet. Besonders taten sich dabei Dr. Friedrich Wichtl, Gregor Schwartz-Bostunitsch, Erich Ludendorff und seine Frau Mathilde hervor. Oft werden Opfer und Täter zu Mit­ gliedern des Freimaurerbundes gemacht, um die Behauptungen wahrscheinlicher zu machen. Es handele sich um Ritualmorde, weil die Betreffenden freim. Geheimnisse verraten haben; oder aber, um geplante Weltmachtansprüche durchzusetzen. Es wurden sogar Faksimiles von angeblichen „freim. Todesuneilen“ abgedruckt. Aus der Zahl der angeblichen „Mordopfer“ seien nur einige he­ rausgegriffen: 1792 wurde König Gustav III. von Schweden von Anckerström auf einem Maskenball ermordet. 1792 wurde Prinzessin Lamballe ermordet. 1801 wurde Paul L, Kaiser von Rußland, ermordet. 1805 starb Friedrich Schiller (kein Freimaurer). Es soll nach Mathilde Ludendorff ein Ritualmord mit Wissen Goethes gewesen sein. 1815 General Quesnet ermordet.

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Freundschaft, Friedensbedrohung 1833 wurde an vier italienischen Emigranten in Marseille ein politischer Mord verübt, der von Freimaurern ausgeführt sein soll. 1848 fiel der französische Gesandte Rossi in Rom einem Attentat zum Opfer. 1870 Marschall Prim wird in Madrid Opfer eines Attentats. 1875 Garcia Moreno, Präsident von Ecuador wird ermordet. 1914 Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand wird in Sarajewo ermordet. Wichtl schiebt den Mord und die Kriegsschuld ausschließlich den Freimaurern zu. Dafür gibt er die Nichtmitglieder Wilson, Poincare, Lenin, Clemenceau, Lloyd George u.a. als Freimaurer aus und konstruiert geheime Absprachen zwischen den Freimaurern zur Vernichtung der Monarchien. 1997 Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Dr. Uwe Barschei, erlag keinem Unfall, sondern wurde von Freimaurern ermordet, behauptet der „Journalist“ Werner Joachim Siegerist.

Auch die angeblich zahlreichen Morde an Kindern oder Dienstmädchen werden dadurch erklärt, daß die Freimaurer-Brüder diese dem Teufel als Ersatz für ihre eigenen Seelen geopfert haben. Aus dem > Aberglauben stammt auch die Mär, daß ein Geschäftsmann, der Freimaurer ist, zweimal in Konkurs gehen kann. Der Bund hilft ihm dann. Aber beim dritten Mal muß er sich selbst umbringen. Darüber, daß diese erfundenen Mordgeschichten selbst heute noch geglaubt werden, kann man sich nur wundern. Freundschaft wird in der Konstitution von Anderson (> „Alte Pflichten“) als Zweck der Vereinigung bezeichnet. In der Weltbruderkette ist jedes Mitglied des Freimaurerbundes der Bruder des anderen. Jeder Bruder kann vom anderen eine brüderliche Behandlung und ein entsprechend menschliches Entgegenkommen erwarten. In den einzelnen Logen wird ein höheres Maß an Verbundenheit erreicht. Die Toleranz gebietet den Brüdern, sich für den Mitbruder, besonders in der eigenen Loge, einzusetzen. Trotzdem „kann“ es ein Bruder mit dem einen besser als mit dem anderen. Ein Freimaurer wird aber immer bestrebt sein, keinem Bruder seine mögliche Abneigung in Wort und Tat spüren zu lassen. Über die brüderlichen Beziehungen hinaus werden sich zwischen einigen Brüdern der Loge oder des Bundes besonders herzliche Beziehungen entwickeln, die in eine Freundschaft einmünden. Die Freundschaft zweier Brüder geht über die Bruderschaft hinaus und stellt eine überragend enge Bindung zwischen zwei Menschen und Brüdern dar. Im Idealfall besteht die gesamte Loge aus Freunden und Brüdern, die sich in > Bruderliebe zugetan sind. Bei den Logenmitgliedern sind die Jugendfreundschaften meist schon verblaßt. In der Loge bahnen sich die echten Freundschaften zwischen Männern an, die sich zum Erreichen eines höheren Ziels zusammengeschlossen haben. Die Freundschaft beruht auf gegenseitiger Achtung, gegenseitigem Verstehen und brüderlicher Liebe zueinander. In den Logennamen wird die Freundschaft oft betont: „Die vereinigten Freunde an der Nahe“ (Bad Kreuznach), „Zur Freundschaft an der Haardt“ (Neustadt), „Zur Freundschaft an der Saale“ (Bad Kissingen), „Zur Freundschaft“ (Kassel) heißen einige deutsche Logen.

Friedensbedrohung „Es gehört zu den Aujgaben der Freimaurerei, auf allen Gebieten des menschlichen Lebens ausgleichend und versöhnend ?u wirken, also auch dahin zu wirken, daßjedes tjvilisierte Volk die Eigenart der anderen Völker verstehen und z« beachten sich bemüht und die unvermeidlichen Gegensätze zwischen ihnen soweit ab möglich einen friedlichen Ausgleich finden. Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind sowohl die Logen wie die einzelnen Brüder berufen. “ (Erklärung d. Großen Mutterloge des Eklektischen Bundes, Frankfurt/M., etwa 1930) Daß die Freimaurerei sich (fast) immer für den Frieden zwischen den Ländern und Volksgruppen eingesetzt hat, geht aus der großen Zahl von Friedens-Nobelpreisträgern hervor, die Freimaurer

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F riedensbedrohung waren (> Nobelpreis). Friedrich II. hat im Text des Protektoriums von 1774 den Endzweck des freim. Ordens bestimmt: „Das Wohl und Wehe der menschlichen Gesellschaft zu btfördern“. Viele der damals aktuellen Ziele sind erreicht worden. Dafür sind aber durch die Wandlung der Gesellschaft ganz neue Probleme aufgetreten, die auch eine Bedrohung des Friedens sind. Diese friedensbedrohenden Ursachen müssen erkannt, angegangen und beseitigt werden. Dazu zählen u.a.:

Arbeitsmangel, der vor allem durch Automaten, Roboter und Computer sowie durch die Globali­ sierung entstanden ist. Die Arbeitslosigkeit ist ein zentrales Problem. Das fast unbegrenzte Bevölkerungswachstum, besonders in den wenig entwickelten Ländern. Hungerkatastrophen, die die anwachsende Bevölkerung ganzer Erdteile zur Verzweifelung treiben können. Soziale Probleme, die durch Gegensätze von arm und reich, von Nord und Süd, von Industrienation und Agrarland hervorgerufen werden. Überkommunikation. Eine Überflutung von Reizen bricht täglich über uns herein. Dutzende von TVProgrammen und Rundfunksendern, Zeitschriften und Tageszeitungen versuchen, uns po­ litisch oder werblich zu beeinflussen. Durch Handys und im Internet ist fast jeder Mensch zu jeder Minute und an jedem Ort erreichbar und störbar, mindestens während seiner beruflichen Tätigkeit. Übertriebener Nationalismus, angestachelt durch politische Völkerverhetzer und zur Macht stre­ bende Diktatoren. Religiöser Fanatismus, der die Fundamentalisten gegen die ökumenischen Bewegungen aufbringt. Umweltschäden können zum Ruin ganzer Staaten führen: Hurrikans in Mittelamerika, Versteppung durch Brandrodung. Oder sie bedrohen die ganze Erde: Ozonloch, Klimäerwärmung, Atomkraftwerksunfälle usw. Möglicher Energiemangel in zwei bis drei Generationen, wenn Kohle, Öl und Erdgas knapp werden, Atomkraftwerke abgeschaltet sind und andere Energieformen (Wind, Wasser, Sonne) nicht ausreichen. Überhandnehmen von Seuchen (z.B. Aids) in wenig entwickelten Ländern. Alle diese Punkte und viele andere liefern Konfliktstoffe zwischen den Staaten und bedrohen den Frieden der Welt. Aber auch der Frieden jedes einzelnen Menschen ist bedroht durch die Krankheitssymptome unserer heutigen Gesellschaft. Dies sind u.a.: Egozentrizität. Jeder will sich nur selbst verwirklichen, ohne auf Familie, Freunde, Nachbarn und Gesellschaft Rücksicht zu nehmen. Die Aussteiger-Mentalität nimmt zu. Wegen Staatsmüdigkeit, Gesellschaftsverdrossenheit, Unbehagen an der Kultur halten sich viele von sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben fern, ziehen sich in sich selbst zurück, begehen Wirklichkeitsflucht. Die Unehrlichkeit zeigt sich überall: nicht nur Politiker sind bestechlich, Lüge und Doppelzüngigkeit sind an der Tagesordnung. Selbst der „kleine Mann“ betrügt seine Versicherung. Vereinsamung und Vereinzelung. Die Zahl der Singles steigt. Die Zahl der Scheidungen nimmt zu. (In den USA wird jede zweite Ehe geschieden.) Scheu vorder Verantwortung steigt bis zur Verantwortungslosigkeit. Immer weniger gehen eine Ehe ein. Immer mehr wollen sich nicht binden: an andere Menschen, an den Beruf, an den Wohnort. Wenn in Sichtweite ein Verbrechen geschieht, werden die Augen zugemacht. Immer weniger greifen ein, um ein Kind, eine Frau zu retten, sie zu schützen. Der Abstand von der MitmenschlichkeifwirA größer durch Gleichgültigkeit und Herzensträgheit. Die Zukunftsängste werden größer, weil weder der Staat, ein bestimmter Beruf, die Mitmenschen eine Garantie für die Zukunft geben können. Die bisherigen religiösen Hilfestellungen werden nicht mehr angenommen oder versagen. Das Konsumdenken zwingt die Menschen, sich einer bestimmten Erwartungshaltung zu beugen. Der materielle Gewinn hat die größte Faszination. Die Werbung ist für viele eine Geißel, die sie zu

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Furcht, Fürchterlicher Bruder bestimmten Handlungen zwingt. Nur wenige setzen gegen werbeverseuchte Kollegen, Nachbarn oder Freundin ihre eigenen Vorstellungen durch. Die Vermassung ist damit verbunden. Was viele tun, kaufen, denken ist der Maßstab dessen, was „man“ auch machen muß. „Man“ hat die Meinung des Fernsehens, der Zeitung. Selber denken und entscheiden ist unbequem. Die Orientierungslosigkeit nimmt zu. Da eine eigene Meinung oft nicht mehr gebildet, durchdacht, erarbeitet wird, werden viele Menschen ein Spielball der Medien, Vereine, Parteien. Eine geistige Verarmung macht sich breit. Echte Gespräche zwischen den Menschen werden weniger. Man verläßt sich auf die Halbbildung des Fernsehens und verlernt, selber zu denken. Die Instrumentalisierung der Welt greift um sich. Viele glauben, Geschäftigkeit und äußeres Funktionieren wären schon wirkliche menschliche Aktivität und Dynamik des Lebens, obwohl tatsächlich die echte, ins Transzendente reichende Denk- und Erlebnisfähigkeit immer mehr amputiert wird. Eine ganz erhebliche Hilfestellung gegen die Krankheitssymptome der Menschen der heutigen Gesellschaft bietet die Freimaurerei. Schon die brüderliche Gemeinschaft und Verbundenheit verhindert viele der genannten Sym­ ptome. Wer sich von kirchlichen Institutionen abgewandt hat, kann durch den Bund neue ethische Ziele erhalten. Dieser fordert die Brüder zu selbständigem Denken und Handeln auf und gibt ih­ nen eine Zukunftsvision: Alle Menschen werden Brüder! (> Tagesgeschehen, > Einfluß der Freimaurerei heute)

Furcht, Angst Furcht ist ein Gefühl des Bedrohtseins von konkreter Gefahr, Angst aber vor unbestimmtem Un­ heil. Der verständliche Wunsch, dem zu entgehen, wurde und wird von zahlreichen Religionen, Sekten und esoterischen Gruppen ausgenutzt, um Anhänger und Mitglieder anzuwerben und an sich zu binden. Man verbreitet Furcht vor Strafen, droht mit Schreckensbildern wie der Hölle. Man fördert die Angst vor dem Schicksal und dem Weltgericht. Es werden Schuldgefühle erzeugt. Dem angesprochenen Menschen oder der ganzen Menschheit wird große Gefahr suggeriert, die nur abgewendet werden kann, wenn die Anordnungen der Sekte, der Gruppe, des Staates befolgt wer­ den. Die Furcht vor dem Brechen eines geleisteten Eides (z.B. Fahneneid in der Diktatur) wird er­ zeugt. Mit dem Ausmalen von Lebens-, Existenz- und Gewissensangst werden die Mitglieder zur uneingeschränkten Unterstützung, zur finanziellen Beihilfe und zum willenlosen Sklaventum mo­ tiviert und getrieben. Die heutige Freimaurerei ist dagegen eine lebensbejahend und positiv einge­ stellte Gemeinschaft. Sie beschwört keine Furcht oder Gefahr herauf, sondern versucht im Gegen­ teil, ihre Mitglieder von jeder Angst und Furcht zu befreien. Sie versucht z.B. durch Einwirkung des Rituals die Angst vor dem Tod zu nehmen oder durch das brüderliche Miteinander die Exi­ stenz- oder Lebensangst des einzelnen im Geborgensein der Gruppe zu kompensieren oder durch Ausbildung der Persönlichkeit und Verstärkung der Fähigkeiten des einzelnen dem Menschen durch eine dem Leben zugewandte Einstellung die Schwierigkeiten im täglichen Lebenskampf zu mildern und überwinden zu helfen.

Fürchterlicher Bruder (franz.: Frère terrible) Er wurde erst durch französische Rituale in die Freimaurerei eingeführt, da diese Erscheinung in England unbekannt war. Der Vorbereitende Bruder vermummt sich zu einer Schreckensgestalt und zeigt sich dem Neophyten in der Dunklen Kammer, um dessen Standhaftig­ keit, Unerschrockenheit und Charakterstärke zu prüfen. Nach den heutigen Denkgewohnheiten ist die Art einer solchen Prüfung (oder auch in ähnlicher Art) für einen Neuaufgenommenen nicht zeitgemäß. In Deutschland ist die Funktion des Fürchterlichen Bruders nur bei der GLLvD üblich gewesen, wird aber heute nicht mehr in der früher bekannten erschreckenden Form durchgeführt. (> Furcht)

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„G“ Der Buchstabe „G“ steht im Mittelpunkt des > Flammenden Sterns und bildet mit ihm zusammen eines der höchsten freimaurerischen Symbole. Im Lehrlingsgrad wird die Bedeutung des „G“ nicht erklärt, erst vom Gesellengrad an. In den einzelnen Graden und Systemen wird das „G“ unter­ schiedlich gedeutet. Wenn man einmal von der rituellen Bedeutung absieht, kann das eingeschrie­ bene „G“ fast unendlich viele Bedeutungen annehmen. Z.B.: Ganzheit / Gebet / Gebot / Geburt und Grab / Gedanke / Geheimnis / Geist / Gelöbnis / Gemeinschaft / Genauigkeit / Genesis / Geometrie / Geradheit / Gerechtigkeit / Gesetz / Gewissen / Glaube / Gleichheit / Gloire / Glück / Gnade / Gnosis / Gott / Größe (Grandeur) / Gunst. Bei den Rosenkreuzern: Generatio (= Zeugung), bei der Strikten Observanz: Gottfried (von Bouillon). Da der Flammende Stern ein immaterielles Lichtsymbol ist, bedeutet das „G“ darin sozusagen den göttlichen Funken. Die Ein­ führung des „G“ ist erst nach 1717 erfolgt. Es wird in der ersten Auflage von Prichard 1730 nicht erwähnt, jedoch in der zweiten. Damals war das „G“ die Essenz der Gesellenloge, und die Freimau­ rer-Gesellen wurden auch als „G-men“ bezeichnet. Die Übertragung auf den Meistergrad und an­ dere Grade erfolgte erst später. Außer im Flammenden Stern erscheint das „G“ auch zwischen den Schenkeln des übereinandergelegten Zirkels und Winkels, manchmal als dekoratives Element, häu­ fig als Anstecknadel, an der man ein Mitglied des Freimaurerbundes erkennt. Gebet Nach dem Gebrauch in den Maurergilden wurde das Gebet auch in viele freim. Rituale übernommen. Es ist hier die unkonfessionelle Anrufung des > ABaW als Bitte, Lob oder Dank. Das Gebet wird vom MvSt gesprochen (in England vom Chaplain - Kaplan). Der ABaW umschließt dabei alle Deutungen des Gottesbegriffs. Während des Gebets wird der „hohe Hut“ abgenommen. Das Gebet endet mit der Bekräftigung > „Amen“ (hebräisch - wahrhaftig, wahrlich) und dies wird von den Brüdern gemeinsam wiederholt. Stattdessen wird auch die Formel „Es geschehe also!“ gebraucht. In England: „So mote it be!“ Bei den 3WK wird zu Beginn und Ende der Tempelarbeit ein Gebet gesprochen, das im Wortlaut nicht vorgeschrieben ist. Nur bei der Aufnahme wird eine Bitte für den neuen Bruder in Form des „alten Gebetes der Freimaurer“ ausgesprochen: O Herr, Gott, Du großer allmächtiger Baumeister der Welt und Schöpfer des Menschen, Deines Tempels! Sei mit uns, o Herr, wie Du verheißen hast, wenn ?wei oder drei in Deinem Namen versammelt sind, wolltest Du mitten unter ihnen sein. Sei mit uns, und segne alle unsere Unternehmungen, undgib, daß dieser unser Freund ein treuer Bruder werde. Laß Gnade und Friede ihm vermehrt werden, undgib, o Herr, daß er seine Hand aufgelegt hat auf Dein heiliges Wort, er sie ausstrecken möge, seinem Bruder %u helfen, nie aber ihn und die Seinigen egu verletzen. O Herr Gott, gib, daß wir in unserem Glauben geigen Tugend, in der Tugend Erkenntnis, in der Erkenntnis Mäßigung

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Gebet in der Mäßigung Geduld, in der Geduld Gottseligkeit, in der Gottseligkeit Bruderliebe und in der Bruderliebe allgemeine Liebe, undgib, o Herr, daß die Maurereigesegnet sei in derganzen Welt, und Dein Friede sei über uns!

In der Freimaurerei werden nur allgemeingültige, möglichst über den Religionen stehende Gebete gesprochen. Sie sollen das Gemeinsame verschiedener Glaubensrichtungen betonen. Typisch dafür ist: Möge der, welcher „UNSER FATER“für die Christen ist, JEHO l ’A für die Juden, AU AHfür die Muselmanen, AHURA MAZDA für die Zarathustrier, AARHATfür die Dschainas, BUDDHA für die Buddhisten, BRAHMA für die Hindus. Möge dieses allmächtige und allwissende Wesen, das wir alle als GOTT anerkennen, den Menschen den Frieden geben und unsere Herren in einergeistigen Bruderschaft vereinen. Vivekanada (1862-1902), Apostel des Hinduismus

Es sei auch auf den > Sonnengesang des Königs Echnaton und des hl. Franziskus von Assisi hin­ gewiesen. Im Gebet soll der Mensch sich als Wesen seines Schöpfers erblicken. Er soll seine wahre Mitte erkennen. Und aus der Kraft dieser Mitte heraus kann er sein Leben gestalten und zur Sin­ nerfüllung führen. Der Beter schöpft aus dem Gebet eine befreiende Kraft und nähert sich der Gottheit mit dem Herzen. Der harmonische Ablauf im Universum und die Vielgestaltigkeit der Natur und die geistige Durchdringung aller Dinge sind für ihn Beweise der göttlichen Weisheit. Man kann das Beten vielleicht auf die Mysterienbünde zurückführen, die schon lange vor dem Christentum versuchten, einen Kontakt mit der Gottheit herzustellen. Diese Bünde hatten als ihr höchstes Ziel die geistige und emotionale Vereinigung mit der Gottheit durch Anrufung, Medita­ tion und besondere Handlungen, die das Schicksal der Gottheit nachspielten. Dieses Einswerden mit dem Höchsten war die sogenannte „unio mystica“. Dabei ist es gleichgültig, ob man sich einen Gott oder ein höchstes geistiges Prinzip vorstellt. Wenn man sich eins fühlt mit dem ganzen Uni­ versum, in dem das höchste Prinzip herrscht, ist es das gleiche, als wenn man mit einem personali­ sierten Gott verschmilzt. In diesem Sinne haben die Freimaurer das Gebet übernommen, um zu versuchen, eine gedankliche Vereinigung mit dem Kosmos, mit dem höchsten Prinzip, mit Gott zu erreichen. Die Freimaurer sollten religiösen Sinnes sein. „...Fragt man mich, ob es in meiner Natur sei, ihm anbetende Ehrfurcht spt erweisen, so sage ich: durchaus! Ich beuge mich vor ihm als der göttlichen Offenbarung des höchsten Prinsjps der Sittlichkeit. Fragt man mich, ob es in meiner Natur sei, die Sonne sp verehren, so sage ich abermals: durchaus! Denn sie ist gleichfalls eine Offenbarung des Höchsten, und zwar die mächtigste, die uns Erdenkindern wahrsunehmen vergönnt ist. Ich anbete in ihr das Licht und die fugende Kraft Gottes, wodurch allein wir leben, weben und sind, und alle Pflanzen undTiere mit uns. Fragt man mich aber, ob ich geneigt sei, mich vor einem Daumenknochen des ApostelsPetri oder Pauli spt bücken, so sage ich: verschont mich und bleibt mir mit eueren Absurditäten vom Leibe!“ (Gespräche mit Goethe, notiert von Eckermann am Sonntag, dem 11. März 1832)

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Gebote, Geheimbund, freimaurerisches Geheimnis Gebote für Freimaurer Aus der freim Zeitschrift „Humanität“ von Oktober 1993: 10 Gebote für Freimaurer 1. ) Du sollst deinen Mitmenschen - unbeschadet seiner Rasse, Religion, Nationalität, seines Standes und seiner Lebensgewohnheiten - als deinen Nächsten und Bruder ansehen. 2. ) Du sollst das Recht, die Freiheit und die Würde einesjeden Menschen achten. 3. ) Du sollst deinen Mitmenschen ausreden lassen, ihm zuhören und ihn z» verstehen suchen. 4. ) Du sollst die religiösen, veitanschaulichen undpolitischen Überzeugungen andererachten. 5. ) Du sollst gegen niemanden Zwang oder Gewalt anwenden undjeder Gewaltanwendung entgegentreten. 6. ) Du sollst dein Eigentum immer auch zum allgemeinen Wohl nutzen, ohne anderen Menschen Schaden zuzufügen. 7. ) Du sollst dich über die Angelegenheiten des Gemeinwesens informieren, für deine Überzeugungen eintreten und bei der Lösung von Problemen selbst mit anpacken. &.) Du sollst an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen. 9. ) Du sollst dich verweigern und Protest erheben, wann immer der Staat die Menschenrechte oder das allgemeine Völkerrecht mißachtet. 10. ) Du sollst gegen jeden Widerstand leisten, der die Ordnung unseres Grundgesetzes, insbesondere die Grundprinzipien der Demokratie zu beseitigen unternimmt.

Geheimbund Ein Geheimbund ist eine Vereinigung von Personen, deren Namen, deren Tätigkeit und deren Ziele geheim gehalten werden. Das Ziel ist meist fanatisch-religiös, politisch-umstürzlerisch oder verbrecherisch. Die Freimaurerei ist und war nie ein Geheimbund, denn ihre humanitären Ziele, ihre Verfassung, Tätigkeit und Gebräuche sind bekannt. Noch heute kann man die Protokolle und Mitgliederverzeichnisse seit der Gründung der ersten deutschen Loge in Hamburg 1737 und der ersten preußischen Loge in Berlin 1740 nachlesen. Durch das „Edict wegen Verhütung und Bestrafung geheimer Verbindungen“ vom 20. 10. 1798, das König Friedrich Wilhelm Hl. erließ, wurden die preußischen Großlogen ausdrücklich bestätigt und nur aufgefordert, jährlich ihre Beamten- und Mitgliederliste der Behörde einzureichen, während alle geheimen Verbindungen verboten wurden. Mindestens seit dieser Zeit existieren für alle deutschen Logen die jährlichen Beamten- und Mitgliederlisten. Dadurch ist die Struktur der deutschen Freimaurerei glasklar durchsichtig. (> Edikt) Heute müssen die Logen bzw. Großlogen nach dem deutschen Vereinsrecht ihre Verfassungen (Satzungen) und den jeweiligen Vorstand dem zuständigen Amtsgericht melden. Die Logenhäuser sind bekannt, und die Zusammenkünfte werden durch den > Arbeitskalender bekanntgegeben. Die Freimaurerei ist eine geschlossene Gesellschaft, die lediglich den Wortlaut des bei Tempelfeiern verwendeten Rituals der Schweigepflicht ihrer Mitglieder unterwirft. Die Definition als „geschlossene Gesellschaft“ im Gegensatz zur „geheimen Gesellschaft“ geht auf Feßler zurück, der ihr im 1797 verfaßten „Grundvertrag“ der Großloge von Preußen Ausdruck verlieh. Im übrigen wird die Verschwiegenheit als eine freimaurerische Tugend bewertet. Das, was ein Bruder dem anderen anvertraut, bleibt unter ihnen ein > „Geheimnis“. Geheimnis, freimaurerisches Von Beginn an nichts Geheimnisvolles Als die Freimaurerei in Berlin und Preußen (und damit in Deutschland) begann, gab es überhaupt nichts Geheimnisvolles. In den veröffentlichten Aufzeichnungen eines Augenzeugen1 heißt es über den 20. Juni 1740, also kurz nach der Thronbesteigung Friedrichs II.: „Der König hat sich öffentlichfür einen Freimaurer erklärt und vor einigen Tagen eine überaus herrliche Loge gehalten. Ich habe alle Veranstaltungen dazu gemacht und das Amt des Oberaufsehers verwaltet. Seine Majestät aber haben den Meisterstuhl selbst eingenommen. Wir haben Seine Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm, den Herrn Markgrafen Car! und den Herzog von Holstein aufgenommen. “ 1 „Des Freiherrn von Bielfeld freundschaftliche Briefe“, Danzig und Leipzig 1770.

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freimaurerisches Geheimnis Am 15. Juli 17742 stellte die Mutterloge zu den drei Weltkugeln fest: „Ew. Königl. Majestät geruhten Allergnädigst gleich hei dem Antritte Dero glorreichen Regierung öffentlich bekannt machen zH lassen, dass Sie den Orden der Freimaurer mit Dero Allerhöchstem Schutze begnadigten. Solche Bekanntmachung geschah durch die hiesigen öffentlichen Blätter, besonders die französische Hofzeitung vom 2. Juli 1740, und in dem folgenden Stück vom 9. desselben Monats wurden die allhier aufgenommenen Mitglieder desselben angezeigt. Hierauf bat der Geheime Rath Jordan, als ein Mitglied, Namens einiger Personen, eine Loge in der Stadt anlegen zu dürfen. Derselbe erhielt dazu mündlich die allergnädigste Erlaubniss.... “ Aus den damaligen Logenprotokollen gehen nicht nur Namen und Stand der Mitglieder hervor (am 10.11.1740 waren es 20 Brüder, Ende 1741 bereits 95), sondern auch Einzelheiten, wie Mitgliedsbeitrag (1740: 12 Taler jährlich), Aufnahmegebühr (12 Dukaten) und andere Einzelheiten. Die Enthüllung der Geheimnisse erfolgte bereits Schon 1730 veröffentlichte Samuel Prichard in England die erste sogenannte Verräterschrift: „Masonry dissected“ (Zergliederte Freimaurerei), die den ganzen Wortlaut des Rituals abdruckt und bald ins Deutsche übersetzt wurde. Der ehemalige General Erich Ludendorff gab 1927 seine Kampfschrift „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse“ heraus, in der er die Zeichen, Paßworte usw. veröffentlicht. Diese Schrift wurde in 182.000 Exemplaren gedruckt ist noch in manchen Antiquariaten anzutreffen. Auch heute findet man in verschiedenen öffentlichen Bibliotheken aktuelle Rituale. Und für wissenschaftliche Arbeiten stehen 1400 Meter Archivmaterial „Freimaurerbestände“ im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem zur Verfügung, ein Teil dessen, was einst Hitler bei der Auflösung der Logen konfiszieren ließ, und was der Krieg nicht vernichtet hat. Obwohl man praktisch alles nachlesen kann, haben diese Offentlichmachungen in keiner Weise die Freimaurerei beeinträchtigt. Das „Geheimnis“ als Waffe bei der Bekämpfung der Freimaurerei Als Angriffspunkt gegen die Freimaurerei spielte das sogen, freim. Geheimnis eine bedeutende Rolle. Damit wurden machtpolitische und konfessionelle Gründe bemäntelt. Bereits in der ersten päpstlichen Bulle 1738 „In Eminenti“ gegen die Freimaurer wurde diesen das „Stillschweigen über das Geschehen in ihren Versammlungen“ vorgeworfen. Im Laufe der Jahrhunderte benutzten Freimaurergegner immer wieder das „Geheimnis“ als Vorwand für ihre Angriffe. IPkr ist aber nun wirklich amfreimaurerischen Geheimnis dran? Das Suchen nach dem Geheimnis steckt im Menschen Manche esoterischen Bünde und andere Vereinigungen, wie die häufig mit den Freimaurern verwechselten Rosenkreuzer und Illuminaten, haben verkündet, im Besitz der „wahren (oder verborgenen) Geheimnisse“ zu sein und wollen sie ihren Mitgliedern vermitteln, in früheren Jahrzehnten oft, um Gold zu machen oder den Stein der Weisen zu finden. Die angeblichen geheimen Überlieferungen wurden Leichtgläubigen meist gegen hohe Beitragszahlungen angeboten. Solche Geheimnisse haben und vermitteln Freimaurer grundsätzlich nicht. Im Gegenteil halten sie es für vermessen und überheblich, wenn sich ein Mensch im Besitz der absoluten oder letzten > Wahrheiten zu befinden glaubt. Daß sich im Laufe der Geschichte mitunter auch Freimaurer in diesem Wahn befanden (z.B. während der Zeit der „Strikten Observanz“, etwa 1755-1782), kann man nur bedauern. Die Geheimniskrämerei Es ist eine Tatsache, daß vor 100 Jahren von manchen Brüdern um viele Dinge der Freimaurerei eine Geheimniskrämerei gemacht wurde. So wußte mitunter noch nicht einmal die Ehefrau (oder Familie), wohin ihr Mann an einem Abend der Woche ging. Diese völlig ungerechtfertigte Einstellung hat dem Bund manchen Schaden zugefügt. Eine solche Haltung ist im heutigen kommunikativen Zeitalter völlig undenkbar.

2 Immediatgesuch (an die höchste Behörde gerichtet). Beide Zitate entnommen aus “Geschichte der Grossen National-Mutterloge in den Preussischen Staaten genannt zu den drei Weltkugeln“, Berlin 1903.

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Geheimschrift______________________________________________________ Die Verschwiegenheit Tatsächlich gilt die Verschwiegenheit für die Freimaurerbrüder als eine der erstrebenswerten Tugenden, die sie üben sollen. Der neu Aufgenommene gelobt Verschwiegenheit über die inneren Angelegenheiten der Loge und des Bundes. Es geht nicht darum, etwas zu verheimlichen. Aber die Einzelheiten des internen Brauchtums, über die der Maurer Verschwiegenheit gelobt, haben vor allem Traditionswert und symbolische Bedeutung. Sie sollen auch deshalb der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt werden, weil sie - aus dem Zusammenhang gerissen - mißverständlich oder lächerlich wirken können. Dagegen empfindet der Außenstehende die Verschwiegenheit des Freimaurers über Erkennungszeichen und den Wortlaut des Rituals als Geheimnis und vermutet oft wirtschaftliche, politische und Weltmachtprobleme dahinter. Für den Freimaurer ist es selbstverständlich, daß er das, was ein Bruder ihm (vielleicht sogar in seelischer Not) anvertraut, ganz allein für sich behält und darüber schweigt. Die gleiche Verschwiegenheit beobachtet der Maurer gegenüber den Dingen, die ihm in der Loge im Venrauen mitgeteilt werden. Das Unaussprechliche Das tatsächliche Geheimnis der Freimaurerei ist ganz anderer An. Jeder weiß um die Schwierigkeit, das anrührende Erlebnis eines Musikvortrages in Worte zu kleiden. Oder kann man das Aufkeimen und Bewahren einer Liebesbeziehung durch äußerliches Beschreiben ersetzen? Bestimmt nicht! Etwas, was sich in unserem Innern abspielt, was Gemüt und Gefühl bewegt, ist rational nicht zu erfassen.Der Freimaurer versteht unter dem „Geheimnis“ die persönliche innere Erfahrung, die er während einer Tempelarbeit subjektiv erlebt. Dieses Erlebnis einer gemeinsamen weihevollen Handlung, dieses innere Angerührtwerden, kann man nicht in Worte bringen. Dieses „Geheimnis“ ist nicht aussprechbar und kann darum auch nie „verraten“ werden. Eine Voraussetzung muß allerdings gegeben sein: Der Freimaurer muß empfänglich für intuitive Eindrücke sein und muß bereit sein, sein Inneres zu öffnen. Schon Goethe sagte hierzu: Niemand soll und wird es schauen, Was einander wir vertraut. Denn aufSchweigen und Vertrauen Ist der Tempel aufgebaut. Das Wissen kann sich jeder aneignen, das Erleben und Empfinden sind den Eingeweihten Vorbehalten. Was wird in der Öffentlichkeit nicht gesagt oder gezeigt? Der Freimaurer muß immer abwägen zwischen dem Gebot der Verschwiegenheit und dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit am Brauchtum des Bundes. Die freim. Grundsätze verbieten Bekanntgabe und Veröffentlichung von: Erkennungszeichen (Zeichen, Wort und Griff). Wörtliche Ritualtexte, die über ein kurzes Zitat hinausgehen. Bild und Tonaufnahmen von rituellen Arbeiten. Offenlegung des Tempels, der zur Tempelarbeit eingerichtet ist und dessen Teppich nicht abgedeckt ist. Namen von anderen Freimaurer-Brüdern, sofern sie nicht selbst ihre Mitgliedschaft offenlegen. Geheimschrift ist ein System von Buchstaben, Zahlen oder Zeichen, mit deren Hilfe ein Text so verschlüsselt werden kann, daß ihn nur der Kenner des Schlüssels lesen kann. Schon von den alten Juden, Griechen und Römern sind Geheimschriften bekannt. Im Mittelalter kamen Geheimschriften besonders in Mode. Die Chiffre der Illuminaten benutzte einen Zahlencode. Bei den Rosenkreuzern hatte sogar jeder Grad eine besondere Geheimschrift. Die Freimaurerei benutzte vor allem ein magisches Quadrat mit 9 Feldern, woraus die Quadratschrift entstand, „der Schrift durch das Winkelmaß“: Wenn man die äußeren Umgrenzungslinien des Quadrats fortläßt, entstehen 9 unterschiedliche rechtwinklige Figuren, in die die Buchstaben des Alphabets eingeschrieben

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Geistesfreiheit, Gemeinsinn, Gemischte Logen werden. Im einfachsten Fall werden die Buchstaben auf die 9 Felder verteilt und bei doppelter (dreifacher) Belegung ein (zwei) Punkt(e) hineingesetzt. Altere freim. Schriftstücke, besonders aus der Zeit der Strikten Observanz liegen noch in Geheimschrift (Quadratschrift) vor. Seit 100 Jahren hat die Geheimschrift in der Freimaurerei keine Bedeutung mehr. Geistesfreiheit Was den Menschen gegen jede andere Kreatur auszeichnet, ist der Geist und vor allem die Freiheit seines Geistes. Selbst unter leiblichen Drangsalen und geistiger Bevormundung bleibt die Freiheit des menschlichen Geistes bestehen. Der Mensch besitzt über das Sinnenhaftige und Materielle hin­ aus eine andere Seite seines Wesens, die ihn nicht nur denken, sondern durch seine Vernunft Schlußfolgerungen ziehen läßt, die ihm die Möglichkeit geben, zum immateriellen Teil der Wirk­ lichkeit vorzudringen und an einer transzendenten Welt teilzunehmen. In dieser Welt gibt es keine Grenzen, soweit sie sich in den Gedanken der Menschen abspielen. Der Mensch befindet sich je­ doch in einer Umwelt, die ihn oft durch Gesetz oder materielle Einflußnahme dazu zwingt, be­ stimmte Handlungen auszuführen und geistige Prinzipien anzuerkennen, die im Gegensatz zu sei­ ner inneren Überzeugung stehen. Dagegen vertritt die Freimaurerei ohne Einschränkung die Gei­ stesfreiheit. Bruder Voltaire erklärte einmal, daß er mit der Meinung eines anderen nicht einver­ standen sei, aber immer dafür eintreten würde, daß dieser seine Ansicht frei vertreten könne. Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit sind den Freimaurern höchstes Gut. Freie Meinungsäuße­ rung im Rahmen der freim. Ordnung ist Voraussetzung freim. Arbeit. Die Denkfreiheit jedes Bru­ ders ist nicht nur anerkannt, sondern erwünscht. Die Freimaurerei will keine Geistessklaven, son­ dern eigenständig denkende Menschen. Deshalb wird auch erwartet, daß jeder Bruder die freim. Symbole nach eigener Erkenntnis auslegt, daß der Bruder beim Gesellen- und Meisterstück seine eigenen Gedanken formuliert, daß er in der Loge eigenständig mitarbeitet. > Freiheit

Gemeinsinn ist Verständnis und verantwortliches Eintreten für das Gemeinwohl einer Gruppe, der man angehört. Der Freimaurer fühlt sich zunächst natürlich seinem Bund und dessen ethisch-sittlichen Forderungen und karitativen Bestrebungen verpflichtet. Das bedeutet, daß er nicht etwa nur an sich selbst denkt, sondern an die Gemeinschaften, in die er gestellt ist. In seinem gesamten Umfeld, also in seiner Familie, im Berufsverband, im Verein, im örtlichen Gemeinwesen, im Staat nimmt der Freimaurer Verantwortung auf sich und engagiert sich uneigennützig. Seine Fähigkeiten und Kenntnisse, sein Zeitplan und seine Gesundheit bestimmen im einzelnen, in welchem Maße er sein Engagement für das Gemeinwohl realisieren kann. Er zeigt dabei Tatkraft und Zivilcourage, fühlt sich immer seiner humanitären Gesinnung verpflichtet und läßt sich von seinem Gewissen leiten. > Caritas Gemischte Logen (- androgyne Logen, Co-Masonry in England und USA) Bezeichnung für die freimaurerähnlichen Gruppierungen, die gleichberechtigt Männer und Frauen aufnehmen. Weltweit bekannt ist der Droit Humain, die Catena und der Grand Orient (Groß-Orient von Deutschland). Die gemischten Logen haben keine Verbindung mit der regulären Freimaurerei und werden von dieser (genau wie die reinen Frauenlogen > Frauen) nicht anerkannt. Soweit es sich heute beurteilen läßt, geht die Tendenz langfristig dahin, reine Frauenlogen vielleicht in einigen Jahrzehnten anzuerkennen, gemischte Logen dagegen nicht. Den Mitgliedern der regulären deutschen Freimaurerei, die in den > VGLvD organisiert sind, ist die Mitglied- oder Doppelmitgliedschaft in einer „gemischten Loge“ nicht gestattet. LE DROIT HUMAIN (D.H.) (Ordre Mafonique Mixte International „Le Droit Humain“). Der Orden wurde 1893 in Paris gegründet und nimmt gleichberechtigt Männer und Frauen auf. Es ist die älteste freim. Institution, die Männer und Frauen in einer Loge zusammenführen will. Heute

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Geometrie_________________________________________________________ gibt es „Le Droit Humain“ in mehr als 60 Ländern der Erde. Das Ritualschema ist einheitlich das des AASR, wenn auch die einzelnen nationalen Verbände der Freimaurerei des betreffenden Landes angeglichen sind und in den Landessprachen arbeiten. Uber den Grundgraden bestehen die Hochgrade 4 bis 33 (Perfektionslogen, Kapitel, Areopage). Die Delegierten der verschiedenen Länder wählen auf dem internationalen Konvent einen Obersten Rat, dessen Aufgabe es ist, die Organisation und Einheit des Ordens zu sichern. Von dem Orden werden drei Merkmale herausgestellt: Die gemischte Freimaurerei (Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen) Die weltweite Verbreitung (bei förderativer Autonomie) Der initiatorische Charakter (ausgedrückt in der undogmatischen Suche nach persönlicher Entwicklung und der allgemeinen Förderung menschlicher Werte) 1963 verselbständigte sich der deutsche Zweig zu einer deutschen Großloge „Le Droit Humain“. 1961 spaltete sich der „Universale Freimaurer Orden Humanitas“ ab (s.u.). CATENA („International Masonic Union CATENA“) (latein.: Kette), Dachverband für Logen und Großlogen von Männern und Frauen, die in souveränen nationalen Logen und Großlogen ar­ beiten. Geschichtlicher Ursprung war ein Kooperationsbeschluß der „Nederlandse Grootloge der Gemengde Vrijmetselarij“ (NGGV) und der deutschen Großloge „Universaler Freimaurer-Orden HUMANITAS“ sowie der österreichischen „Großloge HUMANITAS AUSTRIA“ im Juli 1961 in Frankfurt/ Main, eingetragen im Vereinsregister Mainz. Konstitutionell nimmt CATENA Logen und Großlogen auf, die „universell“ arbeiten, also Männer und Frauen zulassen, ohne gleichge­ schlechtlich besetzte Bauhütten auszuschließen, die sich ferner bekennen zur Anerkennung „einer Höheren Wirklichkeit, in der wir leben, in der wir uns bewegen und in der unsere Existenz begründet ist. “ Leitende Prinzipien: 1) Einigkeit und Gleichheit, 2) Linderung der Leiden, 3) Wahrheit und Selbsterkenntnis. CATENA bearbeitet keine politischen und religiösen Themen und erwartet die Emanzipation des Mitglieds als dogmenfreies, tolerantes Wesen, und zwar schwerpunktmäßig im philosophischen und esoterischen Bereich. Organisatorisch trifft sich CATENA jährlich zu einem Festival (Sommer-Johannisfest) und zur herbstlichen Delegierten-Versammlung (Curatorium), wo situative und perspektivische Beschlüsse erfolgen. Die deutsche GL HUMANITAS basiert z.Zt. auf 6 Logen: Frankfurt und München, je 2 in Hamburg und Karlsruhe. International ist CATENA in Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich, Schweden, Tschechien und USA vertreten. Assoziiertes Mitglied ist Bolivien. Das Generalsekretariat wechselt mit dem Sitz des 1. Sekretärs (z.Zt. in Rom). Großorient von Deutschland - Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (GOvD / FzaS) Die Großloge wurde 1995 in Anlehnung an den Grand Orient de France durch unzufriedene Brüder der regulären Freimaurerei gegründet. Sie setzt sich aus Unterorganisationen zusammen, die Logen genannt werden. An der Spitze steht der Großmeister. Die jährliche Hauptversammlung der Logen wird Konvent genannt. Der Vorstand (Großmeister/in, Großsekretär/in, Großschatzmeister/in) muß jährlich bestätigt werden. Als Zweck des Vereins wird die Förderung der Humanität im Sinne der Völkerverständigung und des wissenschaftlich-kulturellen Austausches angegeben. Die Vereinigung bezeichnet sich selbst als adogmatische Reformmaurerei. Die Mitgliedversammlung der einzelnen Logen entscheidet über die Mitgliedschaft eines neuen Mitgliedes, das männlich oder weiblich sein kann. Einen Schöpfergeist (ABaW) kennt die Großloge nicht. Es wird statt der Bibel ein Buch mit leeren Seiten aufgeschlagen. In Duisburg existiert die Loge „Laïcité - Einigkeit in Gleichheit“, die nur maskuline Mitglieder haben möchte, obwohl sie als Gäste auch Maurerinnen willkommen heißt. Gemischte Logen existieren in Bonn und Mannheim.

Geometrie Die Geometrie ist das Teilgebiet der Mathematik, das sich mit der räumlichen (dreidimensionalen) oder ebenen (zweidimensionalen) Gestalt von Körpern und Flächen und deren Berechnung be-

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gerechte u. vollkommene Loge schäftigt. > Pythagoras (etwa 570-497 v. Chr.) entdeckte rationale Zahlenverhältnisse in der Na­ tur. Diese führten ihn zu der Erkenntnis: Das Wesen der Wirklichkeit ist die Zahl. Die Ordnung des Alls ist mathematisch und beruht auf der Zahlenharmonie. Er stiftete einen ethisch-philosophischen Bund (Pythagoreer), der den Zahlen eine mystisch-magische Bedeutung zulegte. Außerdem wird ihm der pythagoreische Lehrsatz zugeschrieben (der „Pythagoras“): In einem rechtwinkligen Dreieck ist das Quadrat über der Hypotenuse flächengleich der Summe der Quadrate über den beiden Katheten a2 + b2 - c2. Die Pythagoreer waren ein Orden, der Gehorsam, Treue, Verschwiegenheit und ein geordnetes Leben verlangte: Er strebte die harmonische Ausbildung der ganzen Menschennatur an und sah in Maß (Zahl) und Harmonie die Grundprinzipien der Welt. Der Orden besaß auch geheime Erkennungszeichen. Diese Gedanken beeinflußten den Neoplatonismus, das Urchristentum, die Mystik, Kabbala, Alchimie und den Humanismus. Elemente sind auch in der Freimaurerei feststellbar. Etwa 300 v. Chr. hatte Euklid schon eine umfassende Geometrie zusammengestellt (Euklidische Geometrie). Der Lehrsatz von Pythagoras spielt in der angelsächsischen Freimaurerei als 47. Problem des Euklids als Symbol des Stuhlmeisters eine Rolle. Der „Pythagoras“ ist schon im Titelkupfer des Andersonschen Konstitutionenbuchs von 1723 abgebildet und heute als Anhänger des Winkels eines Altstuhlmeisters in Gebrauch. Die Zahlensymbolik und die Geometrie spielen im Ritual und Brauchtum der Freimaurerei eine wichtige Rolle.- Etwa um 420 erwähnte Martianus Capelia von Karthago in seinem Buch „Septem artes liberales“ erstmalig die Geometrie als eine der sieben freien Künste. Isidor von Sevilla nennt diese die Grundlage der Wissenschaften. Die Werkmaurer benutzten die Geometrie als Hilfsmittel zur Errichtung ihrer Bauwerke. Die Freimaurer gaben von Anfang an der Geometrie nicht nur eine praktische Bedeutung, sondern erkannten darin eine Zahlenharmonie und Zahlenmystik als Bauplan der Welt, nicht nur der Dome und Kathedralen. Die Geometrie ist bis heute das Symbol einer sinnvoll geordneten Welt, an die die Freimaurer glauben. Speziell dem Gesellengrad wird die Geometrie zugeordnet (> Geselle). Inzwischen hat die Physik feststellen müssen, daß sich nicht mehr alle Phänomene mit der euklidischen Geometrie darstellen lassen. Die Relativitätstheorie und andere Erscheinungen lassen sich nur mit einer nichteuklidischen vier- oder mehrdimensionalen Geometrie erklären, so daß also auch in Zukunft die Geometrie eine wesentliche Rolle bei der Beschreibung einer vollkommenen Welt spielen wird.

Gerechte und vollkommene Loge Dieser freimaurerische Wertbegriff hat sich als Standard herausgebildet. Eine Loge gilt nur dann als gerecht und vollkommen, wenn sie "gerecht" (d.h. rechtmäßig nach ihrer Einsetzung) und "vollkommen" (nach ihrer Einrichtung) ist. Eine rechtmäßig eingesetzte Loge ist durch mindestens sieben bzw. neun (3WK) Freimaurermeister gegründet und durch eine reguläre Großloge anerkannt worden. Zur vollkommenen Einrichtung gehören mindestens die drei "Großen Lichter" (Bibel, Winkelmaß und Zirkel). Außerdem gelten folgende Bedingungen: die Bearbeitung von mindestens drei Graden (Lehrling, Geselle, Meister), die politische und konfessionelle Neutralität, das Gelöbnis der Verschwiegenheit über das Ritual, die Ausschließlichkeit eines Männerbundes. > Regularität Geschäftsmaurerei In den meisten Aufnahmeanträgen wird die Frage gestellt, ob der Suchende sich geschäftliche Vorteile verspricht (ähnliche Formulierungen sind bei allen Großlogen üblich). Es wird erwartet, daß die Antwort NEIN lautet. Wenn Brüder miteinander in geschäftliche Beziehung treten, so geschieht das besonders deshalb, weil sie einander vertrauen. Hierbei die Grundsätze eines ehrli-

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Geschichte der Freimaurerei, Geselle chen Kaufmanns zu beachten, ist für einen Freimaurer genauso selbstverständlich wie im Umgang mit anderen Geschäftspartnern. Manchmal findet der endgültige Abschluß eines Geschäfts vor den Richtern statt. Manche Freundschaft endet hier, Brüder bezichtigen einander der Unbrüderlichkeit. Daher sollte jeder Freimaurer-Bruder bei Geschäften mit einem anderen Bruder äußerste Vorsicht walten lassen und besser völlige Abstinenz üben. Dies gilt besonders bei Geldgeschäften. Wer wirtschaftliche Vorteile erwartet, betreibt Geschäftsmaurerei und gehört nicht in den Freimaurerbund. Geschichte der Freimaurerei, kurze Die Bauhüttengemeinschaft der wirklichen, operativen Werkmaurer, Steinhauer, Steinmetze und Zimmerleute in England nahm um 1700 vermehrt auch Geistliche, Adelige, Söhne der Handwerker, Gelehrte und andere Bürger als Mitglieder an. Nachdem in vier Bauhütten (Lodges / Logen) diese nur geistig, symbolisch, spekulativ tätigen Maurer in der überwiegenden Überzahl waren, schlossen sie sich 1717 in London zu einer Großloge der spekulativen Maurer zusammen. Die Logen nannten sich nach den Gasthäusern, in denen sie tagten: „Zur Gans und zum Bratrost" („Goose and Gridiron"), „Zum Römer und zur Traube", „Zur Krone" und „Zum Apfelbaum”. Am 24. Juni 1717 (Johannistag) fand in der erstgenannten Taverne die Wahl des ersten Großmeisters Anthony Sayer statt. Die Ideen der Aufklärung unterstützten die rasche Ausbreitung der Freimaurerei. England ist das Mutterland der Freimaurerei und beansprucht bis heute das (ungeschriebene) Recht, darüber zu entscheiden, ob eine Loge oder Großlöge regulär ist. (> Regularität) Jährlich wurde ein Großmeister gewählt, 1721 erstmals ein Adeliger, der Herzog von Montague. Dieser gab dem Reverenden James > Anderson den Auftrag, aus alten Akten eine neue Konstitution zu erarbeiten. Sie wurde 1723 veröffentlicht und enthielt die „Pflichten" (> Alte Pflichten) der Freimaurer. In Hamburg wurde 1737 von Charles Sarry die erste deutsche Loge mit einem englischen Patent gegründet. Man nannte sie „Loge d' Hambourg“, später „Absalom“. Sie arbeitet noch heute unter dem Namen „Absalom zu den drei Nesseln“. - Von einer Abordnung dieser Loge wurde auch der Kronprinz von Preußen 1738 aufgenommen, der als König Friedrich II. die Verbreitung der Freimaurerei in Preußen ab 1740 unterstützte und der Schirmherr der späteren und heutigen Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ wurde. Durch das königliche Vorbild breitete sich die Freimaurerei in Preußen schnell aus. Neben dieser rein englischen Linie kam die Freimaurerei andererseits über Frankreich und den sächsisch-polnischen Marschall Rutowski nach Sachsen und Böhmen (1738 Logengründung in Dresden). Die damalige Kleinstaaterei mit bis zu 37 größeren politischen Gebilden (Königreiche, Herzog-, Fürstentümer usw.) ist eine der Ursachen für das Nebeneinander verschiedener Lehrarten (Großlogen) und die Zersplitterung der deutschen Freimaurerei, die dem Nationalsozialismus keine Widerstandskraft entgegensetzen konnte. Erst mit der Gründung der > Vereinigten Großlogen von Deutschland 1958 (ursprünglich gedacht als die eine Vereinigte Großloge v. D.) wurde das verbindende Dach geschaffen, das die gemeinsame nationale Repräsentanz der heutigen fünf deutschen Großlogen bildet. Die ausführliche Geschichte der Freimaurerei ist in anderen Werken nachzulesen. > Einigungsbestrebungen in Deutschland, > Wurzeln der Freimaurerei

Geselle, Gesellenbeförderung Geselle ist der zweite Freimaurer-Grad, in den ein Bruder Lehrling in ritueller Arbeit befördert werden kann, wenn er regelmäßig an den Arbeiten und dem Lehrlingsunterricht teilgenommen hat. Die Gesellenzeit beträgt zwei Jahre (3 WK), ein Jahr (AFAM, GLL). Bei ACGL und BFG kann sie noch kürzer sein. Danach kann der Bruder den Antrag auf Erhebung zum Meister stellen. Kein Bruder hat Anspruch auf Beförderung innerhalb einer festen Zeit. In den meisten Logen muß der Lehrling vorher ein „Gesellenstück“ (Vortrag in der Lehrlingsloge) ablegen. Im Gegensatz zu den eindrucksvollen Initiationen bei der Aufnahme zum Lehrling und der Erhebung zum Meister vermittelt die Gesellenbeförderung keine eigentliche Initiation, weil sie eine Wanderung durch das

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Geselligkeit Leben im hellen Licht darstellt und damit in der Zeitlichkeit bleibt. Im Gegensatz dazu stehen die großen Initiationen der Schöpfung. Bei der Aufnahme: Das bewußte Erleben des Eintritts in das Leben, in die irdische Zeit, in die Schöpfung. - Das Verlassen des Lebens und der irdischen Zeit bei der Erhebung. Während der Lehrling im Vorhof verweilen muß, ist der Blick des Gesellen schon auf die „mittlere Kammer“ gerichtet. Dem Gesellen entspricht bei AFAM und GLL das Pen­ tagramm, während in den 3WK in allen Graden das Hexagramm der Leitstern ist, der dem Gesel­ len voranleuchtet. (> Flammender Stern.) Die Geometrie gilt als die dem Gesellen zugewiesene Wissenschaft. In den Ritualen werden unterschiedliche Bilder gebraucht: Die Kornähre. Die einzelne Ähre wird vom Wind geknickt, während das Ährenfeld dem Sturm standhält. Dies entspricht der brüderlichen Gemeinschaft und Solidarität, die von der Loge und dem Freimaurerbund angestrebt wird. Das Paßwort ist aus diesem Bereich gewählt (Buch der Richter, 12.Kapitel, Vers 5 und 6). Das Bündel Stäbe. Ein einzelner, herausgezogener Stab kann jederzeit zerbrochen werden. Bei einem ganzen Bündel gelingt das nicht. Der > Spiegel. In einem Text heißt es, wenn der Kandidat in den > Spiegel schaut: „Bruder, bedenke, was du erschaust, ist nur die trügerische Schönheit einer vergänglichen ErdenhüUe. Kann sie dir helfen, wenn einst, in der Stunde der ]/ollendung/ der Tod die Hülle gerbncht, dein Geist den Körper verlassen muß?“ Bei der Gesellenbeförderung wird die brüderliche Gemeinschaft, die Freude, der Frohsinn hervor­ gehoben. Der Geselle schaue um sich! Er soll „wandern“ und bekommt in vielen Logen einen Gesellen-Wanderpaß, in dem er von anderen Logen Eintragungen vorweisen soll, die er besucht hat. Er soll dabei möglichst auch andere Lehrarten kennenlernen. Zum Abschluß der Gesellenbeförde­ rung wird ein „Gesellenfrühstück“ (Gesellenvesper) veranstaltet, wobei es Flaschenbier gibt. Ob­ wohl dabei kein Tafelritual zelebriert wird, trinken sich die Gesellen gegenseitig zu. Das Offnen der Flaschen mit Hebelverschluß soll mit einem „Plopp“ erfolgen. Der Toast ist folgender: Die Fla­ schenhälse werden schräg seitlich aneinander gestoßen. 1. Geselle: „Nicht über dirl“ Der Zutrinkende stößt seine Flasche am Flaschenboden des anderen an. 2. Geselle: „Nicht unter dirl“ Die Flaschen werden mit den Bäuchen zusammengestoßen. Beide Gesellen: „Sondern mit dir/“ Geselligkeit Diese ist nur eine Komponente der freim. Aktivitäten. In den > Arbeitsfeldern einer Loge betont sie die praktizierte Brüderlichkeit in geselliger Runde. Sie stellt gewissermaßen das ausgleichende Gegengewicht zum strengen Ritual dar. In alten englischen Logen wurden die Arbeiten in Wirts­ häusern abgehalten; dadurch ergab sich ganz natürlich, daß der Arbeit (Labour) die gesellige Erho­ lung (Refreshment) folgte. Auch heute sitzen die Brüder nach einer besinnlichen Tempelarbeit in zwangloser Runde gesellig beisammen. Dadurch entwickelt sich ein engerer menschlicher Kontakt zwischen den Logenbrüdern. Während früher Ehefrauen, Lebensgefährtinnen und Familienmit­ glieder weitgehend vom Logenleben ausgeschlossen waren, ist inzwischen ihre Integration weit fortgeschritten: öffentliche Abende, gemeinsame Feste, Logenwanderungen, Logenreisen, freim. Tagungen mit besonderem Damenprogramm usw. schweißen nicht bloß die Brüder, sondern auch die Familien zu einer festen Gemeinschaft zusammen. Allerdings soll es einige Logen geben, die die gesellschaftliche Geselligkeit in den Vordergrund stellen, wie es auch einzelne Brüder gibt, die vor­ zugsweise nur bei festlichen Gelegenheiten auftauchen („Feierbrüder“). In vielen der meist im 2. Weltkrieg zerstörten größeren Logenhäuser fand man Kegelbahnen, Bierstuben, Musikzimmer u.ä. zur Pflege der Geselligkeit. In USA werden von einigen (der dort sehr großen) Logen Sportstätten und Camps unterhalten. Vielfach findet man gesellige Veranstaltungen mit karitativen Zielen ver­ knüpft. Die angloamerikanischen Logen veranstalten jährlich die „Ladies Night“ und den „Masonic Ball“ i.a. als Wohltätigkeitsveranstaltungen. - Einige Berliner Logen backen für und verkaufen auf

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freimaurerische Gesinnung, Gestalt der Loge, Gewissensfreiheit dem „Rixdorfer Weihnachtsmarkt“ gemeinsam Lebkuchenhäuser, um nur ein Beispiel aus deut­ scher Sicht zu nennen. Gesinnung, freim. Gesinnung ist eine durch sittlich-ethische Werte bestimmte innere Einstellung eines Menschen ge­ genüber Ideen und Personen. Sie wirkt bei ihm als Motivation für seine Handlungen und Urteile. Bei der Beurteilung eines Kandidaten, der im Freimaurerbund aufgenommen werden soll, wird vor allem auf seine Gesinnung geachtet. Die Richtung seines Denkens und Fühlens muß im Grunde schon mit dem übereinstimmen, was die Freimaurerei anstrebt. Die freimaurerische Gesinnung drückt sich in einem Bündel von Eigenschaften aus, deren wichtigste sind: Das Streben nach Tole­ ranz, das Suchen nach Wahrheit, der Versuch, überall die brüderliche Liebe und die allgemeine Menschenliebe anzuwenden. Die Freimaurerei wird auch als eine Gesinnungsgemeinschaft be­ zeichnet. > Was ist Freimaurerei?, > Wissen und Wirken der Freimaurerei

Gestalt der Loge Die Loge hat die Gestalt eines länglichen Vierecks. Ihre Länge wird vom Aufgang bis zum Nieder­ gang der Sonne (von Osten bis Westen) angegeben. Ihre Breite von Mittag bis gegen Mitternacht (von Norden bis Süden) und ihre Höhe bis an die Wolken. In einigen Ritualen wird gefragt, womit die Loge bedeckt ist: Mit einer himmelblauen Decke, bestreut mit goldenen Sternen. - Einige Fra­ gebücher wollen auch die Tiefe der Loge wissen: Sie reicht bis zum Mittelpunkt der Erde. - Mit all diesen Angaben und auch mit den auf dem Arbeitsteppich vermerkten Himmelsrichtungen soll angedeutet werden, daß zwar die Freimaurer auf der ganzen Welt zerstreut sind, aber dennoch zu­ sammen nur eine Loge bilden. - Uber die Richtung bzw. Lage einer Loge wird angegeben, daß sie nach Osten ausgerichtet sein soll. Das „längliche Viereck“, das Rechteck also, stellt die Erde, das ir­ dische Leben und die menschliche Vollkommenheit dar. Im Gegensatz dazu symbolisiert das Qua­ drat die göttliche Vollkommenheit, weshalb auch das „Allerheiligste“ bei den Juden (z.B. im > Sa­ lomonischen Tempel) oder die Kaaba bei den Moslems ein Kubus mit quadratischen Flächen ist. Die Begriffe „Loge“ und „Arbeitstafel“ (Teppich) gingen ineinander über. Auf vielen alten engli­ schen Arbeitstafeln stehen die Buchstaben „HG“. Sie bedeuten „Holy Ground“ - „Heiliger Raum“. Sich einen solchen Heiligen Raum zu schaffen, war ein Ur-Anliegen der Menschen vom Beginn ihrer Existenz an. Dort konnten sie mit dem Göttlichen, Numinosen, Uberweltlichen in Verbindung treten. Der Mensch war bestrebt, solche Räume abzugrenzen, einzugrenzen, wie wir aus vielen Heiligtümern wissen, die durch Pfähle, große Steine, Menhire, Säulen, Stelen, Steinhau­ fen umgrenzt wurden. Später waren Zelte, Häuser, Tempel, Kirchen die heiligen Räume. Und sie durften nur von bestimmten Menschen, Schamanen, Druiden, Priestern betreten werden. Auch die Loge und/oder die Arbeitstafel wird abgegrenzt und darf nicht von allen betreten werden. Es wird der Versuch gemacht, sie zeitweilig als den kosmischen Mittelpunkt der Welt anzusehen und als die Möglichkeit, sich mit dem Kosmos zu identifizieren. Micea Eliade: „Der religiöse Mensch empfindet ein tiefes Heimweh nach der ‘göttlichen Welt’, er sehnt sich nach einem Haus, das dem Haus der Götter’ gleicht, wie es die Tempel und Heiligtümer taten, ln diesem religiösen Heimweh drückt sich der Wunsch aus, in einem Kosmos %u leben, der rein und heilig ist, so wie er es im Anfang war, als er aus den Händen des Schöpfers henorging. “ Gewissensfreiheit Der von den Freimaurern vielfach übernommene Wahlspruch der französischen Revolution „Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit“ bezieht sich hinsichtlich der „Freiheit“ vor allem auf die Glaubens- und Gewissensfreiheit, die jeder Maurer undogmatisch anstreben soll. Mit dem „Senkblei“ lotet er bei seinen Entscheidungen sein Gewissen aus. Er beurteilt sein Handeln nach dem sittlich-ethischen Wert. Der Glaube des einzelnen Bruders wird dabei in keiner Weise angeta­ stet oder beeinflußt. Denn konfessionelle Streitgespräche sind grundsätzlich ausgeschlossen. Die

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Glaube, Glaubensgemeinschaft, Gleichheit Gewissensentscheidung eines Bruders wird respektiert. Kein Bruder wird gezwungen, gegen sein Gewissen zu handeln. Jeder Bruder hat seine Gewissens-Entscheidungen nur vor sich selbst und dem Allmächtigen Baumeister aller Welten zu verantworten. Der nur kurze Zeit regierende deut­ sche Kaiser Friedrich HI. (1831-1888) war lange als Freimaurerbruder der Protektor der altpreußi­ schen Großlogen. Bei einem Logenbesuch in Straßburg am 12.9.1886 sagte er: „Zwei Grundsätze be­ zeichnen vor allem unser Streben: Gewissensfreiheit und Duldung. An ihnen lassen Sie uns festhalten mit unserer ganzen Kraft! Daß dieselben bei uns immer vollkommener werden, dazu lassen Sie uns allezeit mithelfen. Nicht nur loben wollen wir diese Tugenden, sondern sie auch fleißig üben. Wenn wir also wirken, dann wird es wohl mit uns, wohl um die Freimaurerei stehen. Dazu helfe uns der große Baumeister aller Welten. “

Glaube Der Glaube ist das Überzeugtsein von der Richtigkeit eines Sachverhalts; im religiösen Sinn eine innere Gewißheit, die nicht durch wissenschaftliche Erkenntnis gewonnen werden kann, sondern durch unmittelbare Selbsterfahrung. Der Glaube stellt das persönliche Verhältnis des Menschen zum Transzendenten, Übersinnlichen dar. Die Voraussetzung, um in den Bund als Freimaurer auf­ genommen zu werden, ist der Glaube an das Walten einer sittlich schöpferischen Kraft im Weltall. Diese verehrt der Freimaurer unter dem Namen des > ABaW. Der persönliche Glauben des ein­ zelnen Bruders und seine > Religion werden dabei nicht angetastet und kann vom unbedingten christlichen Gottesglauben bis zur Anerkennung des ABaW als mehr philosophisches Symbol rei­ chen (> Religiosität). Bei rechter Weisheit des Menschen besteht kein Widerspruch zwischen Ver­ nunft und Glauben. Die Freimaurerei ist nie glaubensfeindlich gewesen, weshalb auch ein prakti­ zierender > Atheist nicht Mitglied des Freimaurerbundes werden kann. Der GO de France hat jede Glaubensformel aus seiner Verfassung gestrichen und ist deshalb im Sinne der weltweiten freim. Grundsätze irregulär. Der Freimaurer erstrebt gegen Andersgläubige eine tolerante Haltung, verurteilt aber fanatische Fundamentalisten aller Glaubensrichtungen. Die Trias Glaube - Hoff­ nung - Liebe bildet auch die Grundlage der freim. Weltanschauung und wird besonders von höhe­ ren Stufen und Graden aufgegriffen. Dabei soll der dem einzelnen überlassene Glaube dem Men­ schen Trost und Hilfe bringen, seinem Gemüt die innere Ruhe und seinem Herzen Frieden geben.

„Sitzen drei transzendental Besserwissis vor der Hütte. Kommt ein Heide vorüber, fröhlich pfeifend Tuscheln die Grundhaber sich lächelnd zu: Der wird sich schön wundem, wenn der mal stirbt.' Sie klopfen sich auf den Bauch ihrer Frömmigkeit, denn sie haben einen Fahrschein. Der Heide aber hat keinen, und er weiß es nicht einmal... So verschieden ist es im menschlichen Leben. “ Frei nach Tucholsky Glaubensgemeinschaft Die Freimaurer bilden keine Glaubensgemeinschaft oder Religion. Sie sind aber durch ihr gemein­ sames Streben nach humanitärer Geisteshaltung miteinander verbunden. Sie sehen im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewußtsein des Menschen ein göttliches Wirken voll Weis­ heit, Schönheit und Stärke. Dies verehren sie unter dem Symbol des Allmächtigen Baumeisters al­ ler Welten (3WK) / Großen Baumeisters aller Welten (AFAM) / Dreifach großen Baumeisters der ganzen Welt (GLL). „Die Freimaurerei ist keine Glaubensgemeinschaft, sondern eine Gemeinschaft von Glaubenden. “ (Pater Dr. Alois Kehl) Gleichheit An die Gleichheit aller Brüder mahnt uns das Symbol der Wasserwaage. Der Freimaurerbund stellt alle Menschen bezüglich der äußeren und inneren Umstände gleich. Allen Menschen billigt er glei-

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Glocke, Gnosis che Rechte, gleiche Bildungschancen und Entwicklungsmöglichkeiten, gleiche Behandlung und gleiche Würde zu. Er setzt bei allen Menschen die Gleichheit in Freude und Trauer, Liebe und Schmerz voraus. Trotzdem betont der Bund die Individualität und die persönliche Entwicklung je­ des Menschen, denn er widersteht sowohl der Gleichförmigkeit als auch der Gleichmacherei. Er fördert die Stärken und Begabungen eines Mannes und versucht andererseits, seine Schwächen hilf­ reich auszugleichen. Bei der Geburt und im Tod sind alle Menschen gleich, im Leben aber sollte jeder die Aufgabe optimal zu erfüllen versuchen, die seinem Tatendrang, seiner Schaffenskraft, sei­ nem Erkenntnisvermögen, seiner Kreativität, seiner Reife, seinem Einfühlungsvermögen, seiner Wahrheitsfindung, seiner Kunstbesessenheit voll entspricht. Als praktische Konsequenz: Titel, Ämter und äußere Würden sollten im Freimaurerbund abgelegt werden. In rein freimaurerischen Veranstaltungen und freim. Schriften sollen Doktor-, Professorentitel und andere Ranghinweise („Minister“ Stresemann) nicht genannt und auch nicht in Klammern gedruckt werden. Z.B.: Br. (Prof. Dr.) NN. Rudyard Kipling schreibt in seinem Gedicht „Meine Mutterloge“:

„Draußen: Herr! Wachtmeister! Ein dienstbeflissen Gesicht! Doch drinnen nur. Mein Bruder! Mit Bang- und Titelvermht! Die Waage und der Winkel macht alles Ungleiche gleich. “ Glocke Die Glocke wird als Symbol in der Andreasloge der GLL verwendet. An deren Pforte wird durch ihren Schall der Andreasmeister angemeldet. Die Glocke symbolisiert die Stimme des Gewissens, die den Bruder ermahnt, sich Gott zu nähern. Die Glocke wird aber auch an Stelle des Hammers benutzt und bedeutet dann in der Hand des Meisters das göttliche Wort und in den Händen der Aufseher dessen Widerhall in der Welt. Gnosis (griech. = Kenntnis, Erkenntnis) Gnosis ist Wissen und Erkenntnis um die letzten Geheimnisse der Welt und des Lebens hervorgehend aus dem Menschen selbst und nicht aus einer Offenbarung. Im Grunde war dies auch das Ziel der Mysterien, die in der Zeit der Gnostiker von etwa 200 v.Chr. bis 300 n.Chr. noch immer starken geistig-esoterischen Einfluß ausübten. Ausgangspunkt war für die Gnostiker die Bibel, die nicht im Wortsinn verstanden wurde, sondern als Buch, in der sich letzte philosophische Wahrheiten verbargen. Die Gnostiker sahen den „Glauben“ als eine niedere Stufe der vollen „Erkenntnis“ (Gnosis) an. Sie versuchten, eine Brücke zwischen Christen (Altes Testament, Paulus, Evangelisten, vor allem Johannes) einerseits und den Philosophen-Schulen (Plato, Mysterien) zu schlagen. Man glaubte nicht an die Schöpfung aus dem Nichts, sondern hatte die Vorstellung von einem Ausfließen allen Seins (Emanation) aus dem höchsten Sein der Gottheit. Man verwandte als Bild dafür das Ausströmen des Lichts von einem Urlicht. Dem Schöpfer ist die materielle Welt völlig fremdartig. Besonders das Mangelhafte und Böse darin entspricht in keiner Weise seiner Vollkommenheit. Das Endziel der Gnosis ist die endgültige Erlösung des Menschen für eine Lichtwelt und die Überwindung alles Bösen. In der alexandrinischen Gnosis steht die Fülle des göttlichen Lebens des Erlösers, des Lichtmeers (Pieroma) dem Wesenlosen und Leeren der Materie völlig entgegen. Diese materielle Welt geht deshalb nicht auf die höchste Gottheit, sondern auf einen untergeordneten Weltbildner, dem > Demiutgen, zurück. Der in der Materie verhaftete Mensch hat aber von Gott den Geist als einen Lichtfunken mitbekommen. Dieser göttliche Funke wird von der materiellen Sinnenwelt unterdrückt und gefangen gehalten, kann sich aber lösen und erlöst werden. Die Zusammenschau von Makrokosmos (dem Weltall) und Mikrokosmos (dem

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Goldmacherei Menschen mit dem göttlichen Kern oder Funken) und der in der Bibel niedergelegten christlichen Anschauung bildet die Grundlage der gnostischen Weisheit. Im 2. Jahrhundert n. Chr. hatte die Gnosis ihren Höhepunkt. Der bedeutendste Gnostiker dieser Zeit ist Valentinus (136-165) in Alexandrien. Im ägyptischen Nag Hammadi wurde 1945 eine koptisch-gnostische Bibliothek gefunden, die den gesamten Erfahrungsschatz der Menschen in Bezug auf transzendentale Erkenntnis zusammenfaßt und zu einem neuen, nicht an unsere sinnenhafte Erscheinungswelt gebundenen Bewußtsein verhelfen will. Aus der Offenbarung des Dositheus über die drei Stelen des Seth seien nur wenige Zeilen herausgenommen, um einen Eindruck dieser Texte zu vermitteln. Aus der ersten Stele: , Jchpreise dich, Vater... Du hist Licht, du siehst Licht, du ließest Licht in Erscheinung treten. Du kamst in Güte und offenbartest dich, du offenbartest Güte. Du bist es, der in Wahrheit ist; deswegen offenbartest du alle, die wahrhaft sind Du bist ein Wesen ganz anderer Art, erhaben über (dieses) Geschlecht. Du bist barmherzig, denn du bist ewig. Du hast erlöst, du hast erlöst, du hast uns erlöst, Bekrönter, Bekrönender. Wirpreisen dich bis in Ewigkeit. Wirpreisen dich, die wir erlöst sind, wir, die vollkommen gewordenen... Du willst, daß erlöst werden alle, die dessen würdig sind. Du bist vollkommen, du bist vollkommen, du bist vollkommen. “ („Erlöser und Erlösung“, Texte aus Nag Hammadi, neu formuliert und kommentiert von Konrad Dietzfelbinger, 1990, O&R Dingfelder Verlag, Andechs) Ab etwa 200 n.Chr. setzte sich die autoritative kirchlich-dogmatische Richtung mehr und mehr durch und verdammte schließlich alle gnostischen Anschauungen. In den freimaurerischen Erkenntnisstufen und Hochgraden erscheinen auch heute noch Elemente der Gnosis als Symbol und Ausdruck höchster menschlicher Weisheit. Goldmacherei Die > Alchimie beschäftigt sich u.a. mit dem Problem, aus unedlen Materialien Gold zu machen. Ende des 18. Jahrhunderts drang die Alchimie auch in die kontinentalen Freimaurerlogen ein. Es bildeten sich besondere Orden wie der der Gold- und Rosenkreuzer, der der Asiatischen Bauherren u.a. Dabei kann man nicht immer unterscheiden, ob tatsächlich entsprechende Logen eine „Goldkocherei" betrieben oder das Verfahren nur als eine symbolische Umschreibung für die Veredelung des Menschen verwendet wurde und dabei das angebliche oder praktische Goldmachen ein Lockmittel oder auch eine Verschleierung war. Die Wiener Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ hatte jedenfalls um 1780 folgende Vorschriften: „Das Laboratorium soll abgelegen, räumlich licht, von dichtem Gemäuer, mit gutem Zug und einer Requisitenkammer versehen seyn, ferner soll darin ein Schmelzy, Reververier-, Calcinir-, Capeltir- und Destillir-Ofen, nebst einem Balneo Mariae angelegt werden. So müssen auch Retorten, Recipienlen, Kolben, Helme, Circulir- und Zucker-Gläser, auch Separir- und Filtrir-Gefäße, imgleichen Tiegel, Treib-Scherben, Capellen, Zangen, Eintrag-Löffel, Rühr-Stangen und Güß-Buckel vorhanden seyn. ...Es können anfänglich unterschiedliche Curiosa und kleine Labores vorgenommen werden, um nur denen Brüdern hierdurch unterschiedliche Handgriffe beyzytbringen, und sie in der Feuer-Arbeit zu exerzfren. Allein die Hauptnothwenitigkeit ist, daß sie die Radical- und Universal-Menstrua wohl undgutt z» machen lernen, damit, wenn sie ad Philosophiam gehen, sogleich qum Werk schreiten können. Wir wissen, daß die alten Ägyptischen Meister die Ewigkeit mit einem Circu! ohne Punct ab den Inbegrieff aller Vollkommenheiten bezeichnet haben, daß sie aber solches Zeichen anderen Dingen mehr, ab den Metallen, Mineralien, auch Universalien und fordersamt dem Golde und der Sonnen zugeeignet, ist nicht ohne Ursache geschehen: denn hierdurch haben sie vieler sichtbarer und greiflicher Dinge Beschaffenheit, Nutzbar- und Würdigkeit zyt erkennen geben wollen, und zwar, daß gleichwie die himmlische Sonne, aus denen übrigen Planeten derfiirtreflichste, abo auch in aller Wahrheit die irdische Sonne oder das Gold unter denen Metallen das Edelste ist. Dieses sollen wir aus dem Geheimnisvollen Punct, welcher uns sonsten die Gottheit, hier aber ein unverweslich reines Wesen anzfiget, erkennen. Daß aber das Gold eine Ausgeburth der Sonnen und concentrirtes Feuer sey, ist allen wahren Philosophen der hermetischen Wissenschaft bekannt. Warum aber das reine Gold, wie die andere Metalle vom Feuer nicht verzehret, sondern darinnen ständig bleibet, und verschönert wird, das können

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Gott, Grade nur diejenigen begreifen, welche seine 3 Principia naturgemäß zu scheiden und nach der Übereinstimmung des reinsten Pondus naturae ihre Betrachtungen anzustellen wissen. Uns aber soll dermalen die Erkenntnis der Ursache seines Caracters genug seyn, da wir dann auch in der Folge sehen werden, daß alles Unvollkommene aus einem Vollkommenen hervorgebracht, gleich wie das Vollkommene Selbsten aus dem Vollkommenensten gezßget worden ist. “

Gott In den „Basic Principles“ (neueste Fassung der UGL von 1989) wird von einem Freimaurer ver­ langt, daß er „an ein höchstes Wesen glauben“ mu&. Damit sind auch andere Gottesvorstellungen möglich. In heutiger Sicht ist durchaus nicht nur der Gott der Christen gemeint. In dem freimaure­ rischen Symbol des > ABaW drückt sich die freim. Vorstellung viel besser aus, denn darunter kann sowohl ein personalisierter Gott, als auch ein weit unpersönlicherer höchster Weltengeist verstanden werden. Obwohl in den > „Alten Pflichten“ der Name „Gott“ nicht ein einziges Mal erwähnt ist, bestand kein Zweifel darüber, daß für die damaligen Freimaurer Gott die Grundlage ihres Glaubens bildete. Der deutsche Großlogentag (von 8 Großlogen) gab 1878 aus Anlaß der Streichung „des Glaubens an Gott“ in den Ritualen des > GO in Frankreich folgende Erklärung ab: „Der Freimaurerbund ist sich bewußt, daß die Menschen je nach ihrer Eigenart und Bildung sehr mannigfaltige Vorstellungen von Gott haben, die nur unvollkommene Bilder des ewigen Geistes sein können. Aber die freimaurerischen Symbole und die freimaurerischen Pdtuale weisen nachdrücklich auf Gott hin und wären ohne Gott unverständlich und unsinnig. Die Prinzipien und die Geschichte der Freimaurerei lehren und bezeugen Gott. Die Freimaurer verehren Gott in dem Bilde des Baumeisters des Weltalls. Der deutsche Großlogentag spricht daher im Namen des deutschen Freimaurerbundes die Überzeugung aus, daß eine Freimaurerloge, welche die Existenz Gottes bestreiten oder verleugnen wollte, nicht als eine gerechte und vollkommene Loge anzusehen sei..." > ABaW, > Regularität, > Religion, > Religiosität Grade, Hochgrade, freim. Die Entwicklung zum Freimaurer vollzieht sich in verschiedenen Stufen oder Graden. Man erlangt sie vor allem durch eigene Arbeit an sich selbst. An der Schwelle zu jedem Grad steht ein Einweihungsritual, das zu einem schrittweisen Eindringen in die freimaurerische Erkenntnis führen soll. In der > Johannismaurerei wird der freimaurerische Lehrinhalt in den Graden Lehrling, Geselle und Meister vermittelt. Das gesamte Grundwissen ist in diesen 3 Stufen enthalten. Alle weiterführenden Systeme sind deshalb nicht unbedingt notwendig, manche sogar umstritten. Die VGLvD übt die Jurisdiktion nur in diesen 3 Graden aus. Die Frage der Anerkennung stellt sich also nicht. Die UGLoE schließt jedoch darin den„Holy Royal Arch“ als Ergänzung des Gesellen- und Meistergrads ausdrücklich ein und toleriert eine Reihe von Seitenund Hochgraden bzw. Erkenntnisstufen. Die Erkenntnisstufen (Seiten- und Hochgrade) bieten für Interessierte Brr. Meister eine Vertiefung und Auffaltung des Inhalts der 3 Johannisgrade an. Im Laufe der Jahrhunderte hat es nicht an Versuchen gemangelt, Hochgradsysteme aufzubauen, die vorgaben, „letzte Geheimnisse" in weiteren oder besonderen Stufen vermitteln zu können. Die Erwartungen in solche Systeme (z.B. der > „Strikten Observanz") konnten nicht erfüllt werden. Grundsätzlich haben in Deutschland folgende Großlogen ihr historisch gewachsenes, durchgängiges Stufensystem beibehalten: Große Loge > Royal York (GL RY), nach 1946 in die AFAM eingegliedert, besitzt als eine der altpreußischen Großlogen auch heute die z.Zt. wenig bearbeiteten Erkenntnisstufen: IV. Innerer Orient, V. Innerster Orient. > Große Landesloge von Deutschland Der Freimaurerorden bietet ein durchgängiges Stufensystem mit insgesamt 10 Graden. Nach Lehrling, Geselle und Meister (Johannisloge) folgen Andreas-Lehrling, -Geselle und -Meister (Andreas-Loge) und die 4 Stufen der Kapitel-Loge sowie die Ehrenstufe der Tempelmeister. Die GLL ist ordensähnlich, hierarchisch strukturiert, mit einem Weisesten Ordensmeister an der Spitze.

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Grand Orient de France Große National Mutter-Loge „Zu den drei Weltkugeln“ Sie kennt nach den 3 Johannisgraden noch 4 Erkenntnisstufen, also insgesamt 7 Stufen. > Drei Weltkugeln. Als weiterführende freimaurerische Körperschaften, die auf den drei Johannis-Graden aufbauen, arbeiten heute in Deutschland (und in der Welt): > A.A.S.Ä. (Alter und Angenommener Schottischer Ritus), das in der Welt und in Deutschland am weitesten verbreitete Hochgradsystem. Von den 33 Graden werden vom Deutschen Obersten Rat (D.O.R.) die ersten 3 Grade in Deutschland der Johannismaurerei überlassen; rituell bearbeitet werden nur die Pfeilergrade: 4, (14), 18, 30, 32, 33. > York-Ritus von Deutschland, York Rite, Orden vom Königlichen Bogen von Deutschland Es werden bearbeitet: „Kapitelgrade", „kryptische Grade" und „Rittergrade". Zwischen den beiden vorgenannten Systemen bestehen keine Besuchsabkommen. Die Inhaber der höchsten Grade beider Systeme finden sich jedoch gemeinschaftlich zusammen in den Sbriners (Ancient Arabic Order of the Nobles of the Mystic Shrine - AAONMS = Alter arabischer Orden der Edlen vom mystischen Schrein) Vereinigung von (amerikanischen) Hochgradmaurern, die entweder den 32. Grad des AASR oder den 10. Grad des York Rite innehaben. Das Ziel ist Wohltätigkeit. Es erfolgt eine rituelle Aufnahme. Als weitere Seiten- oder Hochgrade arbeiten: The District Grand Lodge of Mark Master Masons in Germany (> Mark-Meister-Maurer) Seit 1856 werden Brüder Meister in den Markmeister-Grad befördert und können dann in die angegliederte Stufe der Royal Ark Mariner befördert werden. Die Rituale vertiefen die Erkenntnisse des 2. bzw. 3 Grades der Johannismaurerei. Rektifizierter Ritus Dieses Hochgradsystem entstand 1778 auf dem Nationalkonvent der französischen Templer in Lyon und hat eine christliche und ritterliche Ausrichtung und betrachtet die Caritas als Hauptan­ liegen. Es hat neben den drei klassischen Graden den Schottengrad, den Novizengrad und den sehr exklusiven Grad des Ritters der Wohltätigkeit. Dieses System arbeitet seit Mitte 1980 nicht mehr in Deutschland, ist jedoch noch in der Schweiz, in Frankreich und in Portugal vertreten. Hinweis zu „Royal Arch“ Ein Hemmnis, die Hochgradsysteme zu durchschauen, ist die Tatsache, daß Stufen oder Grade in unterschiedlichen Systemen gleiche Namen tragen. Besonders verwirrend ist dies bei der Stufe des Royal Arch. Es gibt sie in Deutschland: RoyalArch - 13. Grad des AASR Royal Arch Mason (Maurer vom Königlichen Bogen) - 7. Stufe des York Ritus v.D. Royal Arch Mariner als zweite Stufe der Mark-Meister-Maurer in Deutschland Holy Royal Arch Templar Priests (Tempelritter-Priester des Heiligen Königlichen Bogens). Eine eigenständige freim. Körperschaft, die von einem über 30 Stufen umfassenden System nur diesen einen Grad bearbeitet. Auch in Deutschland existiert ein „Tabernacle“ (Bauhütte). > AASR, >Drei Weltkugeln, > Erkenntnisstufen, > GLL, > Hochgrade, > Mark-Meister-Maurer, > York Ritus Grand Orient de France (GO) Irreguläre französische Großloge. Offizielle Besuche und Kontakte aller der VGLvD angehörenden Logen, auch im grenznahen Bereich, sind nicht gestattet. Die Irregularität begann durch die Ab­ schaffung des ABaW und Auflegen eines weißen Buches statt der Bibel. Dadurch können auch Atheisten beitreten. Außerdem verstößt das politische Engagement des GO in Frankreich gegen die von der Weltfreimaurerei anerkannten Regeln. (> Regularität) Der dritte wesentliche Verstoß ist die Anerkennung von Frauen in den Logen, also von gemischten Logen. Der GO als weltweit kleine Gruppierung (obwohl die größte in Frankreich) hat bisher jedes Abweichen von seiner Linie

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Große Landesloge von Deutschland strikt abgelehnt. Die UFL beharrt ebenfalls auf ihrem Standpunkt, obwohl einige Großlogen we­ nigstens Gespräche tolerieren würden. Erschwerend kommt hinzu, daß der GO versucht, seine Organisation auch auf andere Länder auszudehnen, z.B. auch auf Deutschland (> Gemischte Lo­ gen). Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD, umgangssprachlich auch: FO - Freimaurer-Orden) Adresse: Großsekretariat: Peter-Lenne-Str. 1/3, 14195 Berlin Telefon: 030-8311877 (oder 841716-0), Telefax: 030-841716-17 Die GLL hat (1998) etwa 3500 Brüder in 99 Logen, hiervon 18 in den neuen Bundesländern. Sie ist ordensähnlich hierarchisch strukturiert und bietet ein durchgängiges einheitliches System von 10 Graden an. Den Mitgliedern ist ein Pflichtenkatalog, „Ordensregel“ genannt, auferlegt, der sie dazu anhält, nach Kräften bemüht zu sein um die Verwirklichung der Menschenrechte und der Men­ schenwürde sowie des Friedens und der Eintracht in der Welt. Andersdenkenden gegenüber sollen Ordensmitglieder duldsam sein. Schwache, Unterdrückte und Leidende sollen sie zu schützen su­ chen. Von ihnen wird Demut im Glück, Geduld im Leiden, Mäßigkeit und Standhaftigkeit erwar­ tet. Die Ordenslehre betont den Charakter eines christlichen Ritterordens. Dieses System gründet sich auf die Lehre Jesu und betrachtet die Bibel nicht nur als Symbol, sondern als Höchstes Licht. Christus als Obermeister vereinigt die Ritterbruderschaft in ihrer Gotteskindschaft. Der christliche Glaubenshintergrund ist deshalb unbedingte Voraussetzung zur Mitgliedschaft in der GLL. Sie hebt sich dadurch von allen anderen Obödienzen ab. Gradsystem: Johannisloge I. Grad: Arbeitsamer Johannes-Lehrling* II. Grad: Eifriger Johannes-Geselle*) HI. Grad: Würdiger Johannes-Meister*) Andreasloge IV.V. Grad: Auserwählter Hochwürdiger Schottischer Andreaslehrling/Geselle*) VI. Grad: Leuchtender Schottischer Andreasmeister*) Kapitel VH. Grad: Höchstleuchtender Ritter vom Osten**) Vm. Grad: Höchstleuchtender Ritter vom Westen**) IX. Grad: Vertrauter Bruder der Johannisloge**) X. Grad: Hocherleuchteter Auserwählter Bruder Vertrauter der Andreasloge**) Ehrenstufe Höchsterleuchteter Bruder mit dem Roten Kreuz (Tempelmeister) (Ritter-Kommandeur)**) *) Die GLL als Verwaltungsträger, geleitet vom Landesgroßmeister (auf 3 Jahre gewählt), wobei ihm die Provinzialmeister helfen. Für die Grade I bis VI ist der Landesgroßmeister (LGM) zu­ ständig (Johannis- und Andreaslogen). Provinziallogen in: Niedersachsen/ Hessen/ SchleswigHolstein/ Nordrhein-Westfalen/ Baden-Württemberg/ Bayern/ Bremen-Oldenburg/ Bran­ denburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen/ Mecklenburg-Vorpommern **) Untersteht dem Ordensrat mit dem Weisesten Ordens+Meister an der Spitze (dieser wurde bis jetzt auf Lebenszeit gewählt). Für die Kapitelgrade (ab VH) führt der Ordens+Meister mit dem Kapitelrat die Aufsicht. Um leitender Logenmeister zu werden, muß der Bruder den VUL Grad ereicht haben. Zeitschrift der GLL: > Zirkelkorrespondenz Kommissionen: Großbeamtenrat, Rechnungsprüfer Gesetzbuchausschuß. Ehrenräte: Ehrenrat, Höchster Ehrenrat, Großehrenrat. Informationsabteilung.

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Großer Baumeister aller Welten, Großloge Einrichtungen: Freimaurer-Museum der GLL FvD in Meldorfer Str.2, 25693 St. Michaelisdonn; Verein zur Förderung des Freimaurermuseums St. Michaelisdonn e.V.; Forschungsvereinigung „Frederik“, Flensburg; Meisterseminar der GLL Caritas: Wohltätigkeitsverein der GLL FvD, Zinnendorf-Stiftung, Erich-Mathing-Stiftung, Viktoria-Stiftung Geschichte: Die freim. Persönlichkeit, der Generalstabsarzt Johann Wilhelm Kellner von Zinnen­ dorf (1731-1782), wurde 1765 zum MvSt der Großen Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ ge­ wählt und betrieb deren Übergang zur > Strikten Observanz. Hiervon wurde er enttäuscht, trat aus und bemühte sich um eigene Logengründungen. 1766 kaufte er von dem schwedischen Kanz­ leirat Karl Friedrich Eckleff Unterlagen für Rituale und Ordenslehre (die sogenannten Eckleffschen Akten) und begründete 1770 die GLL FvD nach der schwedischen Lehrart. 1773 erkannte die GL von England die GLL an. 1774 folgte das Protektorium Friedrichs II. Die GLL hatte 1933 173 Logen mit 22300 Brüdern und nannte sich dann „Deutsch-christlicher Orden“, bis sie sich 1935 auflösen mußte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Arbeit in einigen Logen bereits 1945 wieder aufgenommen. Die GLL billigte am 17.5.1958 die > „Magna Charta“ und trat den „Vereinigten Großlogen von Deutschland“ bei, ohne ihre innere Struktur und Selbständigkeit aufzugeben. Großer Baumeister aller Welten abgekürzt: G.B.a.W., von der AFAM verwendet für ABaW. Die Großlogen haben unterschiedliche Bezeichnungen, die synonym für das gleiche Symbol > ABaW verwendet werden.

Großloge Eine Großloge vereinigt als höchste freimaurerische Organisationsstufe die Logen eines Landes. Im allgemeinen arbeiten alle Bauhütten einer Großloge nach dem gleichen Ritual-System. Solche Ritualbünde werden auch Obödienzen (Obedienzen) genannt. In Deutschland gab es vor 1933 folgende 11 Großlogen: Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" (Berlin, gegründet 1740) Große Loge von Hamburg (Hamburg, 1740) Großloge "Zur Sonne" (Bayreuth, 1741) Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (Berlin, 1770) Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes (Frankfurt/M., 1783) Große Loge von Preußen genannt „Zur Freundschaft" (Berlin, 1798) Große Landesloge von Sachsen (Dresden, 1811) Große Freimaurerloge „Zur Eintracht“ (Darmstadt, 1846) Großloge „Deutsche Bruderkette" (Leipzig, 1924) Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (Nürnberg 1906) Symbolische Großloge von Deutschland (Berlin, 1930) Letztere wurde damals von mehreren Obödienzen als irregulär betrachtet und bestand nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten im damaligen Palästina weiter als „Symbolische Großloge von Deutschland im Exil". (> Lichtbewahrung) Nach 1945 bildeten sich mehrere Großlogen, die die > „Vereinigten Großlogen von Deutschland" organisatorisch aufbauten. 1963 trat zuletzt auch die GNML 3 WK unter Anerkennung der > „Magna Charta” dieser Dachorganisation bei. Damit haben die VGLvD fünf Mitgliedsgroßlogen. Die Großloge wacht über das freimaurerische Gedankengut, bemüht sich um eine Einheitlichkeit der rituellen Arbeiten, gibt den Logen Hilfe und Anregung und regelt die Verwaltung. Sie ist für den Verkehr nach außen zuständig und wird von einem gewählten Großmeister geleitet. Die Außenvertretung der deutschen Freimaurer ist den > VGLvD Vorbehalten. Je Staat wird jeweils nur eine Großloge als regulär anerkannt und kann Beziehungen zu anderen regulären Großlogen pflegen. In einigen romanischen Ländern heißt die Großloge „Groß-Orient“. Die Großlogen der einzelnen Länder stehen in einem System gegenseitiger Anerkennung (> Großvertreter). Eine übergeordnete Weltorganisation gibt es nicht.

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Großvertreter, Gründung Großvertreter Die anerkannten Großlogen der Welt tauschen nach langjährigem internationalem Brauchtum untereinander „Großvertreter“ aus, deren Aufgabenbereich demjenigen von Botschaftern im internationalen Dienst entspricht. Es gibt: 1. Großvertreter einer ausländischen Großloge bei der VGLvD 2. Großvertreter der VGLvD bei einer ausländischen Großloge 1. Die GroßVertreter der ausländischen Großlogen bei der VGLvD vertreten die ausländische Großloge, ihre Logen und Einzelmitglieder bei der VGLvD. Sie sind jedoch nicht zuständig für Logen und Brüder innerhalb der VGLvD. Die Namen dieser Großvertreter sind im Jahrbuch der VGLvD veröffentlicht. 1999 gab es 129 Großvertreter bei der VGLvD. 2. Die Großvertreter der VGLvD bei ausländischen Großlogen stehen im Jahrbuch der VGLvD unter den entsprechenden ausländischen Großlogen. Sie sprechen i.a. neben der Landessprache auch die deutsche Sprache. Deutsche Logen und Brüder wenden sich immer erst an das Großmeisteramt der VGLvD und nicht an den GroßVertreter, wenn es sich um Auskünfte über Reisen in das Land der entsprechenden Großloge handelt. 1999 gab es 100 Großvertreter bei ausländischen Großlogen. Gründung einer Loge Eine vollkommene und gerechte Johannisloge kann von mindestens 9 Freimaurer-Meistern (AFAM = 7 Meister und 2 Mitglieder) oder durch Teilung einer Loge gegründet werden. Alle Gründer müssen selbst Mitglieder einer gerechten und vollkommenen Loge sein oder gewesen sein. Die Gründung unterliegt dem deutschen Vereinsrecht. Der Vorstand muß notariell vereinsrecht­ lich eingetragen werden. Die Loge muß Mitglied einer der fünf deutschen Großlogen sein. Ihr An­ trag muß von den VGLvD anerkannt werden und bekommt von diesen die Matrikel-Nummer.

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H Hamburger Logenblatt / Hanseatisches Logenblatt (abgekürzt HL). Es wurde auf Anregung eines neuen „Absalom“-Bruders im Jahre 1867 gegründet, und im selben Jahr erschien auch die erste Ausgabe. Herausgeberin war die „Große Loge von Hamburg“. Das Blatt stellte im Mai 1935 sein Erscheinen ein. Br. Alfred Buß kam aus Magdeburg und sah die Nachkriegsnot: es fehlte freim. Literatur. So gründete er den Akazien Verlag Alfred Buß, der am 1.6.1948 die erste Ausgabe des HL nach dem Krieg wieder herausbrachte. Seitdem erscheint die Zeitschrift in ununterbrochener Folge bis heute. Als Br. Buß, damals prominentes Mitglied des AASR, zu viele Berichte und Einladungen zu diesem Hochgradsystem abdruckte, gab es Unzufriedenheit, denn das Blatt sollte weiter von der freim. Auffassung der Großen Loge von Hamburg bestimmt sein, also nur Sprachrohr für die drei blauen Grade bleiben. Die damalige „Distriktsgroßloge von Hamburg“ kaufte ihm die Rechte ab. Seit diesem Zeitpunkt heißt die Schrift „Hanseatisches Logenblatt“, weil auch die Lübecker Logen - neben anderen - es beziehen. Die Zeitschrift bringt neben freim. Artikeln und Berichten über freim. Aktivitäten im Raum Hamburg die Arbeitspläne der Logen in Hamburg, Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern sowie die Zu- und Abgänge der Brüder. Redakteure des Blattes waren nach 1948 die Brüder Buß, Holtorf, Zickler, Appel, Zeitz, Grimm, Kröber, Westermann, Kreyer. Das Blatt erscheint monatlich und hat einen Umfang von 40 Seiten. Hammer Der Meister vom Stuhl sowie der 1. und 2. Aufseher benutzen in geöffneter Loge (> Tempelarbeit) als symbolisches Arbeitswerkzeug T-förmig gestaltete Hämmer. Als „Hammerführende" leiten sie die Arbeiten und bilden, vereinsrechtlich, die Logenleitung (3 WK, AFAM). Der Hammer ist Zeichen der Würde, der Verantwortung und der Ordnungsaufgaben des Meisters vom Stuhl und der beiden Aufseher bei rituellen Arbeiten. Er symbolisiert die oberste Gewalt über die Loge. Tritt der Großmeister in den Tempel, wird ihm der Meisterhammer angeboten bzw. übergeben als Zeichen der Treue zur Großloge. Ist ein neuer Meister vom Stuhl gewählt worden, wird er durch den feierlichen Akt der Hammerübergabe in sein neues Amt eingeführt (3 WK, AFAM zum Johannisfest; GLL, ACGL, BFG jeweils zum Stiftungsfest, bei ACGL, BFG in einem besonderen Ritual innerhalb der Arbeit, zu dem nur amtierende und frühere MvSt zugelassen sind). Durch einen Hammerschlag kann sich der Meister (oder ein Aufseher) jederzeit Ruhe und Ordnung verschaffen, denn seiner Weisung ist ohne Widerspruch Folge zu leisten. Manche Hammerschläge werden im Tempel je nach Grad in einem bestimmten Klopfrhythmus gegeben und dienen zur Einleitung oder zur Beendigung bestimmter Ritualabschnitte. Der Dreiklang des MvSt und der beiden Aufseher regelt die Arbeit jeder Freimaurerloge. Der Hammer entstammt der Werkmaurerei und dient in der Freimaurerei zur symbolischen Bearbeitung des Rauhen > Steins. Der Spitzhammer wird dem Lehrling zugeordnet. Der Meisterhammer ist meist zweiköpfig und künstlerisch gestaltet; vielfach aus Holz, aber auch aus Elfenbein und anderen Materialien. Berühmt ist der Hammer Friedrichs des Großen. - Die Loge „Zu den drey Balken“, Münster, benutzt den aus Holz geschnitzten „Blücher-Hammer“, mit dem General Blücher als MvSt dieser Loge von 1802-1806 die Arbeiten geletet haben soll. Auch in vielen Berufen und in der Mythologie wird der Hammer als Symbol verwendet, z.B. der Hammer des nordischen Gottes Thor (Donar). Siehe hierüber auch das Stichwort > Tau.

Handauflegen In der freim. Symbolik wird bei höheren Graden der GLL und bei Erkenntnisstufen der 3WK das Handauflegen als Bekräftigung einer Weihehandlung verwendet. Der leitende Meister überträgt Geist und Kraft der entsprechenden Stufe auf den zu Weihenden und bekräftigt das Gelingen des Vorhabens (gibt seinen Segen dazu). Dieser Brauch wurde wahrscheinlich aus der kirchlichen Symbolik übernommen. Das Handauflegen ist rechtssymbolisch ein Zeichen der Besitzergreifung.

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Handschenk, Häresie, Harpocrates, Hermes, Hermetik Handschenk Zu den Erkennungszeichen der Bauleute gehörte ein Handgriff (Handschlag), der in besonderer Weise gegeben wurde und an dem sich die Gildenmitglieder erkannten. Er wurde früher die Handschenk genannt. Erstmalig ist er in der Steinmetzordnung (> Bauhüttenbruderschaften) der Straßburger Haupthütte 1563 erwähnt (eingeführt?) worden und war nur den ehrbaren Gesellen bekannt. Die Handschenk findet sich im Lehrlings-, Gesellen- und Meistergriff der Freimaurer wieder.

Häresie ist eine Lehre, die dem kirchlichen Dogma widerspricht und deshalb von der Kirche als Irrlehre oder Ketzerei verurteilt wird. Der Freimaurerbund wurde in verschiedenen päpstlichen Bullen der Häresie beschuldigt (> Katholische Kirche).

Harpocrates (griechische Bezeichnung des jungen Horus, Horos), Sohn von > Isis und Osiris, ägyptischer Licht- und Sonnengott, meist in der Gestalt eines Falken abgebildet; seine Augen sind Sonne und Mond. Er offenbart sich in der Person des jeweils regierenden Königs. Seine wichtigste Kultstätte ist Edfu in Oberägypten, wo im alten Ägypten jährlich ein Kultspiel mit Horus als Sieger stattfand. Harpocrates wurde bei den Griechen und Römern sehr verehrt und befriedigte die damals große Neigung zu Mysterien. Er wurde oft dem griechischen Apoll gleichgesetzt. Um den jungen Horus/Harpocrates vom älteren zu unterscheiden, stellten ihn die Ägypter in seiner Jugend mit dem Finger auf dem Mund dar, was damals ein Zeichen des kindlichen Alters war. Dies wurde von den Griechen mißverstanden, die aus ihm ein Gott des Schweigens und des geheimen Mysteriums machten. In der GLL wird H. rituell als „Figur des Schweigenden“ (oder „seltsame Figur“) dargestellt und spielt auch im esoterischen Teil der Hochgrade des AASR eine Rolle. > Isis- und Osiris-Mysterien, > Verschwiegenheit Hermes Trismegistos der dreifach größte (= allergrößte) Hermes, griechischer Name des ägyptischen Mondgottes der Schrift und der Gelehrsamkeit, also der Weisheit (Thot). Er repräsentiert die Ordnung und das Gesetz der Welt und galt als Erfinder der Alchimie. Ihm wurden im 2. Jahrhundert v.Chr. 42 Werke in griechischer Sprache zugeschrieben. In der Literatur der > Hermetik spielt er die Rolle des Weisen und Gesetzgebers. Diese Schriften wurden in der Renaissance (Paracelsus) wieder einem größeren Kreis zugänglich, wobei die > Alchimie als Geheimlehre weitergegeben wurde und H.T. als der größte Zauberer galt. In der Legende des Cooke-Manuskriptes (1430-1440, Handschrift der mittelalterlichen, englischen Bauleute) findet H.T. nach der Sintflut eine der beiden Säulen, in die vor dem großen Wasser das gesamte menschliche Wissen von Lamechs Söhnen eingegraben worden war. (Pythagoras findet später die andere Säule.) H.T. wird damit der erste Lehrer der Menschheit, der „Vater aller Weisheit“. Die Tabula Smaragdina (Smaragdene Tafel) des H.T. galt als das Rezept, nach dem der Stein der Weisen gebrannt werden mußte. Über diese Handschrift, über die Hermetik und über die Alchimie kam Hermes Trismegistos in die Freimaurerei, besonders in die Hochgrade. Hermetik, hermetische Freimaurerei Unter Hermetik versteht man platonisch, pythagoreisch und gnostisch beeinflußte philosophische Aussagen, insbesondere zur Kosmologie und Anthropologie. Sie gilt als Offenbarungs- und Geheimlehre, als deren Verfasser > Hermes Trismegistos angesehen wurde. Einflüsse stammen u.a. von ägyptischen und orphischen Mysterien. Heute wird der Begriff Hermetik etwa mit Esoterik gleichbedeutend verwendet. Die hermetische Freimaurerei lehnt sich an die hermetische Philosophie an und benutzt die Alchimie als Symbolgrund für ihre Rituale. Die Alchimie wurde

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Hiram, Historische Aufnahme auch als hermetische Kunst bezeichnet. Der rauhe, unwissende, sittlich noch unreife Mensch wird zum veredelten, geläuterten Menschen gewandelt. Dies konnte durch die alchimistischen Prozesse der Metallwandlung (Blei in Gold) symbolisch nachvollzogen werden. Die „Dunkle Kammer“ galt als „philosophisches Ei der Alchimisten“, die Elementprüfungen wurden alchimistisch übertragen (die Feuerprobe z.B. als Kalzination). Nach bestandenen Prüfungen wird der Suchende zum philosophischen Stein (Festen), zum vollkommen gereinigten Salz, das Merkur (=■ Quecksilber) koagulieren kann, um es zu einem hochaktiven Sulfur (= Schwefel, innere Kraft) zu fixieren. Der Umwandlungsprozeß des Freimaurers setzt sich bis zum Meistergrad fort. Besonders im 18. Jahrhundert gab es viele Lehrarten und Seitenzweige, die sich der hermetischen Freimaurerei bedienten, z.B. die Gold- und Rosenkreuzer. Hiram Die Zunftlegende der Freimaurer rankt sich um den Bau des ersten > Salomonischen Tempels und greift dabei auf die Bibel zurück (2. Buch der Chronik, Kapitel 2, 3 ...). Der König Hiram von Tyrus lieferte dem König Salomo zum Tempelbau Zedern des Libanons als Bauholz im Austausch gegen Weizen, Gerste, Ol und Wein. Außerdem sandte er ihm einen Baumeister, „Sohn einer Witwe“ mit folgendem Schreiben: „So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand hat, Huram, meinen Meister, der ein Sohn ist eines Weibes ans den Töchtern Dans, und dessen Vater ein Tyrer gewesen ist; der weiß %u arbeiten an Gold, Silber, Er% Eisen, Steinen Hofy rotem und blauem Purpur, köstlicher weißer Heinwand und Scharlach und ein^ugraben allerlei und allerlei kunstreich zu machen, was man ihm aujgibt..." (Luther-Ubersetzung). Dieser bei Luther Huram genannte, fand bei den Freimaurern als Baumeister Hiram (oder Hiram Hbijj) in die Rituale Eingang. Er wurde von der GLL irrtümlicherweise Adoniram oder Adoram genannt, der in der Bibel aber Rentmeister und Aufseher war. Die Bausage (Zunftlegende der Maurer/Freimaurer) ist auf den Meistergrad konzentriert. Ihr Inhalt ist etwa folgender: Drei unzufriedene Gesellen wollten den Meisterlohn erhalten und bedrängten den Baumeister Hiram, ihnen das Meisterwort zu sagen, das für die Lohnzahlung als Ausweis diente. Da er dies nicht preisgab, wurde er von den drei Gesellen erschlagen. (Je nach Lehrart sind unterschiedliche Werkzeuge dazu verwendet worden.) Dieser symbolische Opfertod entspricht dem > „Bauopfer“ für den Salomonischen Tempel. Die drei Gesellen gaben der Menschenwürde drei Todesstöße: Freiheit, Recht und Bruderliebe werden verletzt. Bei der Auffindung des toten Hiram spielt ein > Akazienzweig eine besondere Rolle. Diese Legende (deren Ursprung und erstmalige Einführung in die Freimaurerei nicht hinreichend geklärt sind) wird im Ritual eindrucksvoll dargestellt und mit Leben erfüllt. Dabei wird der Bruder in die dramatische Handlung mit einbezogen, was bei ihm eine Wende im Leben, eine Wandlung seiner inneren Persönlichkeit auslösen und zur Gewißheit des ewigen Lebens führen kann, sofern er die Lehren des Psychodramas annimmt. Hiram lebt als Symbolfigur in allen Freimaurern weiter. Die einzelnen Lehrarten verwenden etwas unterschiedliche Versionen der Legende, wobei das Wesentliche gleich bleibt. Die verschiedenen Ritualvarianten der Obödienzen vermitteln Anregungen, Einsichten und Aussichten und lassen andere und neue Bewußtseinsschichten lebendig werden. Die Ausweitung und Fortsetzung der Legende wird in der GLL und in manchen Hochgraden vorgenommen.

Historische Aufnahme, historische Beförderung oder historische Erhebung kann man als eine illegale Einführung in die Freimaurerei bezeichnen. Da die rituelle Initiation dabei fehlt, kann der Betreffende niemals das Erlebnis einer solchen Handlung nachempfinden. In früheren Zeiten sollen solche ProformaEinführungen besonders bei „hochgestellten“ Persönlichkeiten vorgekommen sein. In der heutigen Freimaurerei würden wohl deratige Vorkommnisse nicht mehr geduldet. Einzig in dem > Hochgrad-System des AASR werden beim Überspringen einiger Grade historische Beförderungen noch durchgeführt.

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Hochgrade, Hoffnung, Homosexualität_______________________________ Hochgrade Im allgemeinen besteht die Ansicht, daß der gesamte Lehrinhalt der Freimaurerei in den ersten drei symbolischen Graden enthalten ist. Deshalb bezeichnen auch die 3WK die daran anschließenden Stufen ihrer Lehrart als Erkenntnisstufen, die eine Vertiefung einiger Gesichtspunkte ermöglichen, ohne etwas grundsätzlich Neues hinzuzufügen. Verfechter der Hochgrade meinen dagegen: Die drei symbolischen Grade (Lehrling, Geselle, Meister) seien die Elementarschule, die Hochgrade seien die Hochschule der Freimaurerei und glauben, daß die Angehörigen der Hochgrade eine Auslese der Freimaurer sind und tiefer in die philosophischen Aspekte des Bundes eingedrungen sind. Früher wurden die Brüder damit gelockt, daß ihnen in den Hochgraden besondere Erkenntnisse und Lebens-Geheimnisse vermittelt werden würden. Abgesehen vom Nymbus des Geheimnisvollen wurden Hochgrade in vergangenen Jahrhunderten in den meisten Fällen durch Geltungsbedürfnis, persönliche Eitelkeiten, geistigen Hochmut, Drang nach äußerlichem Prunk und dekorativer Ausgestaltung hervorgerufen und durch hochklingende Namen, Titel mit weitverzweigter Hierarchie, Bänder, Orden, Uniformen befriedigt. Das wurde vielfach noch mit mystischen, alchimistischen, kabbalistischen und gnostischen vermeintlichen Geheimnissen umkleidet. Inhaltlich wurde oft an das Rittertum, die Templerlegende und den Tod des Großmeisters de Molay angeknüpft. Auch die Legenden um das verlorene Meisterwort und den Bau des zweiten Tempels werden fortgeführt. Wenn die Brüder auch heute meist erhöhtes Interesse an der Freimaurerei zum Eintritt in die Hochgrade bewegt, gelten mitunter auch jetzt noch ähnliche Beweggründe für den Eintritt wie oben ausgeführt. In das manche Systeme und Stufen kann man nicht von sich aus gelangen, sondern man wird dazu „berufen“. > Erkenntnisstufen, > Grade, freim. Hoffnung Die Hoffnung ist die innere Erwartung, daß sich zukünftig bestimmte gewünschte Zustände einstellen werden. Sie richtet den niedergedrückten Menschen auf, belebt und kräftigt ihn. Und das nicht nur bei Zielen, die auf der irdischen Lebensbahn zu erreichen sind, wie z.B. die eigene Vervollkommnung. Die Hoffnung geht über das Grab hinaus und sehnt sich nach der Unsterblichkeit des Geistes und dem Eingehen in den „Ewigen Osten“. Nicht jedem ist es gegeben, durch seinen Glauben die feste Zuversicht darauf zu haben. Die „Zuversicht wider alles Erwarten“ (Röm 4,18) gründet sich auf Gottes Verheißung auf eine heilvolle Zukunft. Luther drückt das so aus: „Und wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, ich pflanffe doch heute noch einen Baum. “ Die Johanneische Dreiheit >Glaube - Hoffnung - >Ltebe bildet in einigen Hochgradsystemen bzw. Erkenntnisstufen die drei Säulen (Flammen), auf denen der Menschheitstempel aufgebaut sein soll. Die freim. Lehre ist keine Religion. Sie gibt aber durch das sehr weit gefaßte Symbol des ABaW für manchen Bruder trotzdem die Zuversicht, nach dem Tod in ein Reich des Lichts eingehen zu können. Der Anker ist das christliche Symbol der Hoffnung. Er findet sich zusammen mit der > Jakobsleiter auf den Arbeitstafeln des 1. Grades der BFG, der UGL und verwandter Logen. Er wird auch in einigen Seitenzweigen der Freimaurerei verwendet, z.B. im Royal Ark Mariner.

Homosexualität Die Freimaurerei als Organisation pflegt Interessenten weder nach ihrer politischen Gesinnung, noch nach ihrer Religion oder gar nach sexuellen Anlagen oder Vorlieben zu fragen. Dies alles gehört der Intimsphäre des einzelnen an. Es sind persönliche Einstellungen, die für die Aufnahme in den Bund keine Diskussionspunkte sind. Allerdings darf ein Interessent nicht erwarten, in der Loge für sich neue Sexual-Partner zu finden. Sowenig es einem Bruder gestattet ist, in der Loge für eine Partei oder eine Weltanschauungsgemeinschaft zu werben, sowenig würde es die Bruderschaft tolerieren, wenn sexuelle Vorlieben eines Bruders mit Vorbedacht in die Loge getragen würden. Die Brüder können in der Homosexualität eine besondere Ausprägung der Persönlichkeit sehen,

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Humanitäre Freimaurerei, Humanität, Humanitätsbegriff die sie nicht daran hindert, diesen Brüdern die gleiche Achtung und brüderliche Zuneigung entgegenzubringen wie allen anderen auch.

Humanitäre Freimaurerei In den Jahren bis 1933 waren in Deutschland zahlenmäßig die preußischen „christlichen" Großlogen bestimmend. Die Gruppe der anderen Großlogen sah sich veranlaßt, sich davon sprachlich abzuheben und verwendete den Begriff „humanitäre" Freimaurerei. Die Bezeichnung wurde deshalb gewählt, weil diese einen Unterschied nach dem Glaubensbekenntnis nicht machten, also auch Juden und Muslime aufnahmen. Da der Begriff der Humanität natürlich bei allen Freimaurern dominiert, war die Bezeichnung „humanitäre Freimaurerei" unglücklich gewählt und führte und führt heute noch zu manchen Mißverständnissen. Heute werden weltweit und in den deutschen Großlogen Menschen jeden Glaubens aufgenommen (also auch bei den früher als „christlich" bezeichneten 3 WK und RY), lediglich in der GLL wird das Bekenntnis „zur reinen Lehre Jesu Christi" vorausgesetzt. „Humanität“ „HUMANITÄT“, ist das offizielle Organ der Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland. Gegründet 1975 von Hubert Kopp als „Zeitschrift für Gesellschaft, Kultur und Geistesleben“ ist die HUMANITÄT - im Magazin-Format reich bebildert und lesefreundlich gestaltet - auch für Brüder anderer Großlogen und für Außenstehende konzipiert. Das redaktionelle Konzept entspricht der liberalen, weltoffenen Ausrichtung der Großloge und enthält vor allem freimaurerische Beiträge zur Kultur, zu geistesgeschichtlichen und zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Da die Großloge aufgrund ihrer besonderen Geschichte von Ritualvielfalt ausgeht (neben dem A.F.u.A.M.-Ritual werden Traditionsrituale ehemaliger und gegenwärtiger deutscher Großlogen bearbeitet), fehlen spezielle Beiträge zu Ritual und Symbolik. Neben Nachrichten aus dem Logenleben und der Welt­ bruderkette bilden Leserbriefe ein offenes Forum zum Gedankenaustausch. Vorgeschichte: Ab 19.6.1949 erschienen die „Mitteilungen der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutsch­ land“. Hieraus ging ab 1950 die Zeitschrift „Die Vereinigte Großloge“ hervor. 1958 wurde daraus „Die Bruderschaft“ als Organ der VGLvD und ab 1964 ein „Mitteilungsblatt“ der AFAM. Diese übernahm 1968 die „Zeitschrift deutscher Freimaurer“ (Euro Mason) als Publikationsorgan. Ab Ja­ nuar 1975 erschien „Die Bruderschaft“, nunmehr als „Zeitschrift der Freimaurer in Deutschland der GL A.F.u.A.M.“ Im Mai 1975 wurde „Das deutsche Freimaurer Magazin - Humanität“ als Zweimonatszeitschrift der Großloge A.F.u.A.M.v.D. ins Leben gerufen. Die Zeitschrift erscheint jetzt sechsmal jährlich und schließt in unregelmäßigen Abständen eine spezielle Ausgabe für die Öffentlichkeitsarbeit der Logen mit leicht faßlichen freimaurerischen Themen und teilweise farbi­ ger Gestaltung mit ein. Die HUMANITÄT, jetzt herausgegeben von Jens Oberheide, wird über Einzelversand jedem Mitglied der Großloge zugestellt, der Abonnementspreis ist im Mitgliedsbei­ trag enthalten. Die Zeitschrift kann auch von Außenstehenden abonniert werden (Printware Verlagsges.mbH, Carl-Zeiss-Str. 32, 47445 Moers). Gesamtauflage etwa 10.000 Exemplare pro Heft.

Humanitätsbegriff Der Begriff der Humanitas ist bereits aus dem Altertum (Cicero) bekannt. Im Mittelalter bezeich­ neten sich im Gegensatz zu den Scholastikern (die die theologische Wahrheit begründeten, deute­ ten und systematisierten) jene Persönlichkeiten als Humanisten, die sich aus der Beschäftigung mit den wiederentdeckten Schätzen der antiken Kunst- und Geisteswissenschaften eine Wiedergeburt, die 'Renaissance, erhofften. Der Mensch soll Vernunft und Verstand, aber auch seine Freiheit ge­ brauchen. Albert Schweitzer: „Humanität besteht darin, daß nie ein Mensch einem Zweck geopfert wird..... Gut ist, Leben erhalten und Leben fördern, böse ist, Leben vernichten und Leben hemmen.“ Die > freimaurerische Humanität stellt den Menschen und seine Wertung als Individuum in den Mittelpunkt, also die Anerkennung jedes einzelnen ohne die Zufälligkeiten der Geburt, des Standes und der Konfession.

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Humanitätsbegriff_______________________________ Uber dem Eingang der 3WK-Logenhäuser in Berlin (Splittgerbergasse bis 1935 und Heerstraße ab 1958) steht die Inschrift „humanitati“. Damit wird die Geisteshaltung aller Freimaurer bekräftigt und die Zielrichtung ihrer Betätigung aufgezeigt. Die Freimaurer versuchen, die Welt menschlicher zu gestalten. Hierzu gehört zunächst Selbsterziehung zu Menschenliebe und Toleranz; sodann das Bemühen, beides im Bruder- und Familienkreis zu praktizieren; und drittens der Versuch, die freimaurerische Humanität, also die Menschlichkeit, in alle Bereiche zu tragen, mit denen der Maurer in Berührung kommt. Zur Verwirklichung gehört die Wahrung der Menschenwürde und der Menschenrechte, die Forderung nach Gedanken- und Gewissensfreiheit, menschliche Anerkennung ohne Rassen- und Geburtsschranken, tätige Hilfe in der Not. „Das von hoher Gesinnung angestrebte Gleichgewicht ¡paschen Pflicht und Recht, ¡paschen Freiheit und selbstgewähltem Vergebt, ¡paschen Selbstbewußtsein und kraftvoller Demut, ¡paschen Individuum und Gemeinschaft - das ist Humanität; und sie muß Völker verbinden, und dem dienen die Freimaurer, wie Lessing es ihnen schon aufgiebnete.“ (Br. Rolf Appel) Wilhelm von Humboldt sagte: „Wenn wir eine Idee bezeichnen wollen, die durch die gang Geschichte hindurch in immer mehr erweiterter Gestalt sichtbar wird, so ist es die Idee der Humanität, das Bestreben, die Grenzen, die Vorurteile und einseitigen Ansichten aller Art, die sich feindselig ¡paschen die Menschen gestellt haben, aufipheben und die gang Menschheit ohne Rücksicht auf Nation, Religion und Farbe als einen großen, nahe verbrüderten Stamm, als ein gtr Errichtung eines Zweckes der freien Entwicklung innerlicher Freßt bestehendes Gangs ¡p begichnen."

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I Illuminaten-Orden („Die Erleuchteten“). 1776 in Bayern von dem Ingolstädter Rechts-Professor und Jesuiten-Zögling Adam Weishaupt gegründet. Der Orden wollte eine „Geheime Weisheitsschule“ sein, eine „Pflanzschule“, um die Menschen sittlich zu veredeln. Anfangs gehörten zahlreiche Freimaurer dieser Vereinigung an (z.B. Goethe, Knigge), weil vorzugsweise nur Freimaurermeister aufgenommen wurden. Weishaupt bemühte sich, ganze Logen abzuwerben. Die innere Struktur war an die des Jesuiten-Ordens angelehnt: Berichte über die eigene Entwicklung und die der anderem Mitglieder mußten an Obere eingereicht werden. „Beförderungen“ in höhere Stufen fanden nur statt, wenn diese Berichte und Aufsätze zu verschiedenen philosophisch-ethischen Fragen positiv beurteilt wurden. Die 9 Stufen waren: Lehrling/ Geselle/ Meister/ Illuminatus major oder Schottischer Novize/ Illuminatus dirigens oder Schottischer Ritter/ Priestergrad/ Regentengrad/ Magnus/ Rex. Ein Teil der Hochgrade wurde von Knigge ausgearbeitet. Sie sind wohl kaum bearbeitet worden, da dieser austrat und der Orden 1784 durch kurfürstlichen Erlaß als staatsfeindlich verboten wurde, wobei zahlreiche Intrigen mitspielten. 1785 erloschen. 1906 wurde der Orden in Berlin neu gegründet. Unter Verwendung antiquarischer Schriften versuchte man, die alten Riten wiederzubeleben. 1933 fand die Auflösung unter den Nationalsozialisten statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine nochmalige Neugründung in Zürich als „Weltbund der Illuminaten“ (Ordo Templi Orientis - O.T.O.), der auch nach Deutschland übergegriffen hat. Die Organisation hat 10 Grade und eine Ehrenstufe und nimmt Männer und Frauen auf. O.T.O will hermetische Wissenschaft und verborgenes Wissen lehren und behauptet, die Weisheit und das Wissen zahlreicher esoterischer Organisationen zu besitzen. Es werden ihr sexual-magische Praktiken nachgesagt. Durch die frühere gleichzeitige Mitgliedschaft bei den Illuminaten und Freimaurern, durch die Bezeichnung „Loge“ und durch den Anspruch mehr und besser zu sein als die Freimaurer, sind häufig Verwechslungen entstanden. Diese dauern auch jetzt noch an, weil in zahlreichen aktuellen Anti-Freimaurer-Pamphleten von den Illuminaten als einer Oberbehörde der Freimaurer gesprochen wird. Tatsächlich bestehen nicht die geringsten Verbindungen dazu. (> Weltfreimaurerei) Index, katholischer (Index librorum prohibitorum). Kirchenamtlich geltendes Verzeichnis der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher, die dem Glauben und der kirchlichen Lehre Widerstreiten. Es bestand die Gewissensverpflichtung, die indexierten Schriften weder herauszugeben, zu lesen, aufzubewah­ ren, zu übersetzen, noch zu verkaufen. Praktisch stand das gesamte freim. Schrifttum auf dem In­ dex. Dieser Index und die Gewissensverpflichtung der Einzelschriften wurde 1966 ersetzt durch das Bücherverbot des katholischen Kirchenrechts: Allgemeines Verbot, gegen Glaubens- und Sitten­ lehre gerichtete Schriften zu veröffentlichen oder zu vertreiben.

In good Standing (In good masonic Standing). Angloamerikanischer Ausdruck dafür, daß ein Freimaurer seinen fi­ nanziellen Verpflichtungen der Loge gegenüber nachgekommen ist und die Rechte eines aktiven Mitglieds besitzt. Weil hierauf im Ausland sehr großer Wert gelegt wird, gibt das Großmeisteramt der VGLvD entsprechende Zertifikate aus. Diese sind mindestens 6 Wochen vor der Reise zu bean­ tragen. Initiation (Einweihung) Wir kennen die Initiation aus den ältesten > Mysterien-Bünden des Altertums. Nachweisbar sind solche bis etwa 10.000 v.Chr. Die Initiation drängt den Neophyten (Initiand) durch das innerliche Aufrütteln zu einer Umkehr und dem Neubeginn seines Lebensweges. Dabei macht er Reisen zur

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In Ordnung, Inquisition Reinigung und zur Prüfung der Beständigkeit durch die Naturelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Initiation verläuft meist in drei Phasen. Der Initiand stirbt und erleidet in drastischer Weise symbolisch den Tod. Er macht eine Wandlung durch und erlebt seine anschließende Wiedergeburt. Damit tritt er in einen neuen Lebensabschnitt ein. Die Initiation war wesentliches Element vieler Gemeinschaften: Pubertätsweihungen, Mysterien, Aufnahmen und Weihungen in religiöse Orden oder in Geheimbünde, Berufsinitiationen usw. Heute kennt man die Initiation nur noch im Freimaurerbund. In jedem Fall geht es um eine Bewußtseinserweiterung und Wandlung des Menschen zu einer Höher- und Weiterentwicklung. Auch in den heutigen freimaurerischen Ritualen finden sich Teile dieses Schemas. „Die Wirkung der Einweihung kann nicht durch Worte beschrieben werden!“ sagte schon Dante. Damit die Aufnahme eine wirkliche Initiation, ein inneres Erlebnis wird, muß der Suchende die nötige Aufgeschlossenheit zeigen. Die Beamten der Loge müssen andererseits bereit und in der Lage sein, ein echtes Erlebnis zu vermitteln und nicht nur eine Formalität ablaufen zu lassen. Dann wird der Aufgenommene die Initiation bei der Aufnahme als Abstreifen einer alten Hülle, als Tod des alten Adam und als Neugeburt empfinden. Man kann die freim. Initiation auch als einen Weg aus dem Dunkeln zum Licht auffassen, dem Aufzunehmenden „wird das Licht erteilt“. (> Aufnahme) Eine weitere freim. Initiation ist die Meistererhebung, die an Tod und Wiedergeburt erinnert, an das Sterben und Wiederauferstehen, an das Eingehen in das ewige Licht. Geburt und Tod waren schon Themen der Initiationen in den Mysterienbünden. Man vermittelte den Neophyten das Verständnis dafür und weckte ihre innere Bereitschaft durch das Nachspielen und Nachempfinden eines Psychodramas, das die Geschichte der Gottheit darstellte. In ähnlicher Weise vermittelt auch der Freimaurerbund seinen Brüdern das Geschehen von Leben und Tod durch das Schicksal von > Hiram. Damit erreicht er eine seelische Akzeptanz, die zu einer inneren Ausgeglichenheit und zur Stärkung der Persönlichkeit des Initiierten führt. Wer diese Initiation selbst erlebt und mitempfunden hat, ist für den Lebenskampf besser gerüstet.

In Ordnung! Aufforderung des MvSt in geöffneter Loge in das Zeichen des jeweiligen Grades zu treten. Im allgemeinen wird dies durch einen Hammerschlag begleitet. Durch den Ordnungsruf werden die Brüder daran erinnert, daß sie sich in einer besonderen Zeit, in einem besonderen Raum, zu einem besonderen Tun versammelt haben und ihre Gedanken den Worten des Rituals bzw. des Meisters anpassen sollen - all dies losgelöst vom normalen Tagesgeschehen. Auch ein Hammerschlag allein bedeutet, daß sich die Brüder von den Plätzen erheben und ins Zeichen, „in Ordnung“, treten sollen. Geistige Hintergründe in > „Steinmetzgrund, gerechter“. Inquisition Am 25.6.1737 veranlaßte die Sacra congregatio inquisitionis eine Konferenz, in der der Papst mit den drei Kardinälen der päpstlichen Kanzleien und dem Inquisitor des heiligen Offiziums über die Freimaurerei beriet. Die Berliner „Vossische Zeitung“ Nr 85 brachte vom 30.6.1737 einen Bericht aus der Lombardei, wonach das heilige Amt der Inquisition geurteilt habe, daß unter der Freimaurerei „ein geheimer Molinismus oder Quietismus verborgen seyn müsse“. Die Verfolgung sei aufgenommen und verschiedene Personen verhaftet worden. Am 28.4.1738 erließ Papst Clemens XII. die Bulle „In eminenti“ gegen die Freimaurer. Am 14.1.1739 erließ der Kardinalstaatssekretär Firrao ein Edikt, das die päpstliche Bulle „unter Androhung der Exkommunikation, Konfiskation der Güter und selbst des Todes gegen freim. Versammlungen unnachläßlich und ohne Hoffnung auf Begnadigung“ bekanntgab. Die Häuser, in denen derartige Versammlungen abgehalten und geduldet würden, seien niederzureißen, die zum Beitritt Geworbenen hätten bei einer Strafe von 1000 Goldtalern oder sogar Einkerkerung die Namen der Anwerber anzuzeigen. 1740 war der Florentiner Dichter Tommaso Crudeli das erste Opfer des Kampfes der italienischen Inquisition gegen die Freimaurerei. Durch die Beichte eines Freundes,die der Priester sofort weitergab, wurde er eingekerkert, gefoltert und so an seiner Gesundheit geschä-

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INRI, Installation, Instruktion, Internet digt, daß er zwar wieder freigelassen wurde, aber fünf Jahre später an den Folgen starb. In Spanien, Portugal und Italien wütete die Inquisition besonders eifrig. Es ist hier nicht die Gelegenheit, die Unterdrückung der Freimaurerei detailliert zu schildern. Noch 1825 wurden in Granada sieben Freimaurer hingerichtet. 1826 starb dort Antonio Caro mit dem Ruf „Es lebe die Freimaurerei!“ Nach seiner Tötung schnitt man ihm die rechte Hand ab. > Katholische Kirche, > AntiFreimaurerei INRI - IESUS NAZARENUS REX IUDAEORUM (Jesus von Nazareth, König der Juden). SpottInschrift, die Pontius Pilatus ans Kreuz anschlagen ließ. Es gibt auch andere Deutungen der Buchstabenkombination. Z.B. die hebräischen Namen der vier Elemente: lammin (- Wasser) / Nour (= Feuer) / Ruach (- Luft) / Jebuscha (- Erde). Bei den Rosenkreuzern werden die Buchstaben auf fünf Ebenen unterschiedlich interpretiert; auf der mentalen Ebene beispielsweise: Igne Natura Renovatur Integra (Durch Feuer wird die Natur erneuert). Ebenso wird diese Buchstabenfolge bei einigen Hochgraden angewandt. > Jehova, > Tetraktys Installation Feierliche Einsetzung des MvSt in sein Amt. Sie wird i.a. durch einen Großbeamten vorgenommen. In angelsächsischen Logen geschieht die Einsetzung nach einem besonderen Ritual. Auch die Neueinsetzung einer Loge wird so bezeichnet (> Lichteinbringung). Instruktion Besondere Lehrveranstaltungen für Lehrlinge und Gesellen, die ihnen Aufklärung über die frei­ maurerische Symbolik, über Formen, Verhalten und Brauchtym der Freimaurer geben (Instruktions- oder Unterrichtslogen, Lehrlings- und Gesellenunterricht). Für den Meistergrad ist der Besuch der Erkenntnisstufen bzw. Hochgrade und der Arbeiten anderer Lehrarten/Obödienzen als weiterführende Instruktionsveranstaltung sehr hilfreich. Historisches Wissen, Eindringen in die ethischen, philosophischen und symbolischen Grundlagen und praktische Nutz­ anwendungen sind die Arbeitsgebiete des freim. Unterrichts. Das spezielle freim. Wissen ist in Ka­ techismen (für Lehrlinge, Gesellen, Meister) niedergelegt, die vor allem das Symbolverständnis der Brüder fördern.

Internet Historische Entwicklung der deutschen Freimaurerei im Internet Die Loge „Friedrich zu den drei Quellen“ in Bad Pyrmont präsentierte sich im März 1996 als erste deutsche Loge im Internet. Die Webseiten wurden schnell erweitert und auch in Englisch zur Ver­ fügung gestellt. Im Herbst des gleichen Jahres folgte der Internet-Auftritt der ersten großlogen­ übergreifenden Seiten durch „Pegasus - freimaurerischer Verein für Kunst und Kultur“. Seit Mai 1997 präsentiert sich die VGLvD mit einem umfangreichen Angebot im weltweiten Netz. Dabei spielen auch interaktive Seiten, die einen Dialog mit dem Publikum herstellen, eine große Rolle. Der Themenbereich „Fragen und Antworten zur Freimaurerei“ ist die am häufigsten besuchte Einzelseite des VGLvD-Angebots. Die schnell wachsende Zahl freimaurerischer Internet-Seiten be­ legen auch die Ergebnisse von Anfragen bei sog. Suchmaschinen: 1995: weltweit 250 Einträge (nur in englisch!) 1997: nur bei einem einzigen Suchdienst - Alta Vista: Stichwort „Freimaurer“ (deutsch): 230 Einträge Stichwort „freemasonry“: 9767 Einträge Stichwort „masonic“: 20877 Einträge 1998: Stichwort „Freimaurer“ (deutsch): 842

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Internet Dabei sind auch Einträge antimasonischen Charakters und Beiträge, die sich irgendwie mit Frei­ maurerei beschäftigen, die Mehrzahl der Einträge ist jedoch freimaurerischen Ursprungs. Inzwi­ schen sind alle unter dem Dach der VGLvD vereinten Großlogen mehr oder weniger umfangreich im Internet vertreten und kontaktierbar. Dazu fast alle freimaurerischen Einrichtungen in Deutschland: forum masonicum, die beiden Freimaurer-Museen, das Jugendwerk, das Hilfswerk, der Phila-Masonica-Ring die QC und Pegasus. Im März 1998 wurde für die Domain < freimaurer.org > erstmals die Zahl von 10 000 besuchten Einzelseiten pro Woche überschritten. Erklärung der Internet Spezialbegriffe Online - Zustand, wenn der Computer über Telefonleitung kostenpflichtig mit einem Großrech­ ner (Server) verbunden ist. Offline - Betrachten, Lesen und Ausdrucken von Internetseiten oder eMails, die auf dem eigenen Computer gespeichert sind, es besteht keine Außenverbindung über Telefon. WWW = World Wide Web - weltweites Netz, das verschiedene Dienste beinhaltet, z.B. Internet, eMail, Datenbanken, Btx, News Groups, Foren usw. Internet = weltweites Netz von Großrechnern (Server) und Personalcomputern (PC), die über das öffentliche Fernsprechnetz ständig oder zeitweise miteinander verbunden sind. In dieses Netz kann man sich mit jedem PC mit Internetanschluß (Nutzer, User, Surfer) einwählen und die auf dem gewählten Rechner hinterlegten Informationen abrufen. Falls die Adresse unbekannt ist, helfen Suchmaschinen weiter. Homepage = eine oder mehrere Seiten im Internet, z.B. Darstellung der VGLvD oder von einzelnen Logen. Logenseiten sollen folgende Angaben enthalten: Großloge, Name der Loge, Matrikelnummer, Orient, Bijou und/oder Siegel, eMail des Ansprechpartners, Logengeschichte, evtl. Besonderheiten der Loge, öffentliche Veranstaltungen, aktuelle Informationen. Link = Ein auf der Homepage besonders markiertes Element, das Verbindung zu einer anderen Internet-Adresse schafft. URL - Uniform Ressource Locator = weltweit einmalige Adresse im Internet, vergleichbar mit einer Telefonnummer. Es bedeuten: http:// - hyper text transfer protocoll, dieses Kürzel zeigt an, daß es sich bei der nachfolgenden Eingabe um eine Internet-Adresse handelt. Die Endungen einer Adresse haben ebenfalls eine Bedeutung: .org = Adresse einer nicht kommerziellen Organisation .de = allgemein, in Deutschland beheimatete Seiten (ch - Schweiz, jp - Japan) .com = kommerzielle Seiten .edu = wissenschaftliche Einrichtungen .gov = Regierungsbehörden Die Adresse muß immer ohne Zwischenräume eingegeben werden. Domain - gemieteter Rechnerplatz, der unter einer Hauptadresse, z.B. freimaurer.org, zur Verfügung steht. Provider - Firma, die Rechnerplatz vermietet. Besucher = Gezählte Benutzer, die eine bestimmte URL besuchen. Hits « Zahl der Besucher eMail = elektronische Postanschrift. Voraussetzung Telefonanschluß und Computer mit Modem oder ISDN-Karte. Die eingehende Post wird wie bei einem Postfach beim Provider gesammelt und vom Benutzer nach Belieben „abgeholt“. html « hyper text marked language = weltweite Standard-Programmiersprache für InternetDokumente. ftp = file Suchmaschine = meist kostenlose Service-Einrichtung, die nach Vorgaben das Internet nach Stichwörtern durchsucht. transfer protocoll = Datentransferprotokoll, dieses ist nötig, um Webseiten im Internet verfügbar zu machen (Upload).

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Irrtum Upload - das Plazieren von Daten auf dem Internet-Rechner, der diese dann weltweit und rund um die Uhr zur Verfügung stellt. Webspace - zur Verfügung stehender Speicherplatz auf dem Rechner. Mailinglisten - Diskussionsforen, bei denen eingeschriebene Teilnehmer über eMail alle Beiträge aller erhalten, eine elektronische Variante von Rundschreiben. Es werden inzwischen etliche dieser Mailinglisten angeboten. Für die Freimaurerei existiert zum einen die „offene Mailingliste“, in die sich jedermann einschreiben kann. Diese umfaßt derzeit (Stand Juli 1998) ca. 150 Teilnehmer, da­ von ein Viertel Freimaurer, die hier von Interessierten befragt werden können. Zum anderen gibt es eine „geschlossene Mailingliste“, an der nur Brüder Freimaurer teilnehmen können. Die Bestäti­ gung erfolgt durch ein im Internet bereitgestelltes Formular, das von der jeweiligen Loge gestem­ pelt und vom Sekretär unterschrieben werden muß. Hier lernen sich Brüder kennen, die sich im realen Leben vielleicht niemals begegnet wären. FAQ - Frequently Asked Questions. Im FAQ-Bereich werden „häufig gestellte Fragen“ gesammelt. Anfang 1998 wurden 20 A4-Seiten angeboten, die quer durch alle Themen laufen. Wie kommt die Loge ins Internet? Unter dem VGLvD-Dach http://freimaurer.org können sich Logen im Internet präsentieren. Dies hat den Vorteil, daß die Logenadresse nicht vom Wohlwollen eines einzelnen Bruders abhängt. Die Adresse würde lauten: http://freimaurer.org/name_der_loge, die eMail-Adresse: [email protected] A nsprechpartner: Webmaster VGLvD: Gerd Scherm, Binzwangen 12, 91598 Colmberg, Tel.: 09803-94160, Fax -94161, eMail: [email protected] Webmaster GL AFAM: Jost Schaper, An der Stadtkirche 4, 31812 Bad Pyrmont, Tel.: 05281-93040, Fax -930470, eMail: [email protected] Listmaster (für Mailinglisten): Christian Strupp, Friedrichstr. 62, 44137 Dortmund, Tel.: 0231-9143003, Fax -9143005, eMail: [email protected] Kosten (Stand 1998) Grundkosten pro Loge 60,- DM im Jahr: 100 KB Webspace und Betreuung, voller ftp-Zugang, einschl. einer eMail-Adresse, eigenem Zähler und Gästebuch. Weitere eMail-Adressen 5,- DM pro Monat. Weiterer Webspace bis 1 MB 10,- DM pro Monat. Layout, HTML-Programmierung und Upload einmalig (nach Aufwand) ca. 150 bis 250 DM. Irrtum Beim Irrtum wird unbewußt etwas als richtig angenommen, was dem wirklichen Sachverhalt nicht entspricht. Die Freimaurerei geht davon aus, daß der Mensch dem Irrtum unterliegen kann und wird, so lange er lebt. Im Ritual der Beratungsloge der 3WK wird der Bruder aufgefordert, die Meinung des anderen ruhig anzuhören, die eigene mit Mäßigung auszusprechen und „den fremden Irtum freundlich qu berichtigen und den eigenen Irrtum nach erlangter besserer Einsicht gern aufipgeben. “ Im Ritual einer der Erkenntnisstufen der 3WK wird der Initiand nicht nur auf die Irrtümer der Menschen im Verlauf der Weltgeschichte hingewiesen, sondern auch auf Irrwege der Brüder des Bundes. Es heißt: „Sogar aus den Irrtümern, in die unser Bund sich verstrickte, lassen sich nützliche Lehren ziehen. Darum sind Sie heute an Irrwege erinnert worden, die unsere Großloge im 18. Jahrhundert eingeschlagen hat. Es sind Irrungen, die sich oft wiederholen, die für uns, den Irrtum unterworfenen Menschen, bezeichnend sind ... " Immer wieder steht man verwundert vor Irrtümern und Irrwegen der Freimaurer. So verbot die Großloge von New Jersey der deutschsprachigen Schiller-Loge im ersten Weltkrieg die Benutzung der deutschen Sprache. Als Irrtum muß man es wohl auch bezeichnen, daß die bis Ende des 2. Weltkrieges verbotene Beziehung der „weißen“ US-Maurerei zu der „schwarzen“ Prince-Hall-Maurerei auch jetzt noch nicht in allen US-Bundesstaaten legalisiert ist. Dem nachdenklichen Maurer werden sicher weitere

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Isis, Islamische Welt Ungereimtheiten oder Irrtümer einfallen, der die heutige Freimaurerei noch unterliegt. Isis- und Osiris-Mysterien Der Erdgott Geb (Keb) und die Himmelsgöttin Nut zeugten die vier göttlichen Kinder: Osiris, Isis, Seth und Nephtys. Die Geschwister Osiris und Isis heiraten einander und beginnen eine wohltätige Königsherrschaft. Osiris fällt einem tödlichen Anschlag zum Opfer: Seth hat seinen Bruder ermor­ det, um den Thron an sich zu reißen. Isis macht sich auf die Suche nach Osiris’ Leichnam und fin­ det ihn schließlich (oder einen Teil davon) in Abydos. Nach einem Erzählstrang hat Seth den Kör­ per zerstückelt und verteilt. Durch ihre starke Liebe und ihre Zauberkräfte gelingt es der Isis, alle Teile von Osiris zu finden, zusammenzusetzen und nicht nur wiederzubeleben, sondern auch mit ihm den Sohn Horus zu zeugen, der den Mord rächen soll. Osiris muß als König des Jenseits in die Unterwelt. Mit dem Wunder seiner Auferstehung von den Toten verbindet sich die Hoffnung auf ein ewiges Fortleben nach dem Tode (in der Unterwelt) und der Begrüßung des Wiederauferstandenen durch die Götter. Horus muß nun um sein Recht, die Krone Unter- und Oberägyptens, kämpfen. In der Kulthandlung erscheint Seth als Nilpferd, das durch 10 Harpunen erlegt wird, die jeweils einen bestimmten Körperteil treffen. Es endet mit der vollständigen physischen Vernichtung und Zerteilung Seths, also dem Sieg durch das Gute über das Böse. Diese Handlungen lagen auch den Mysterien um Osiris zugrunde, in denen der Neophyt die Gewißheit der Unsterblichkeit und den Tod als Beginn eines neuen Lebens erlebte. Kultische Rituale zu Ehren Osiris’ wurden nachweislich unter Pharao Sesostris III. (1878-1841 v.Chr.) abgehalten, wahrscheinlich schon viel früher. Die wesentlich späteren Mysterien der Isis breiteten sich auch auf Griechenland und das römische Impe­ rium aus. Der letzte Isistempel auf der Nilinsel Philae wurde 560 auf Befehl Justinians geschlossen. Soweit aus literarischen Quellen geschlossen werden kann, handelte es sich auch hier um Tod und Wiedergeburt. Plutarch: „Im Sterben widerfährt der Seele dasselbe wie denen, welche in die großen Weihen eingejuhrt werden ... “ In der Freimaurerei, soweit sie überhaupt davon Gebrauch macht, werden die beiden Mysterien zu einem gemeinsamen ägyptischen Mythos zusammengefügt, nicht zuletzt durch Mozarts „Zauberflöte“: „Oh, Isis und Osiris“ (Priesterchor) und die damalige Neigung zu ägyptischem Gepräge. Man stattete auch Tempel im ägyptischen Stil aus (ein sehr schönes Beispiel ist der Tempel in Bayreuth). Maßgebend war sicher der Anklang der Mysterienspiele an freim. Rituale.

Islamische Welt und Freimaurerei Die von Saudi-Arabien gegründete und finanzierte „Islamische Welt-Liga“ lud die internationalen moslemischen Organisationen vom 8. bis 10.4.1974 nach Mekka zu einem ersten islamischen Welt­ konzil ein. Ziel der Liga war es, die moslemischen Organisationen gegen die sogenannten „zionistischen Kräfte“ abzuschotten. Am 10.4.1974 wurde einstimmig eine Deklaration verab­ schiedet, in der die Unvereinbarkeit von Islam und Qadianismus (Ahmadiyya), Baha’ismus, Frei­ maurerei, Zionismus, Rotary, Lions-Club, Jehovas Zeugen, „missionarischem“ Christentum und Säkularismus festgeschrieben wurde. Der Abschnitt über die Freimaurer lautet: „Die Freimaurerei ist eine geheime und subversive Organisation, die eng mit dem Zionismus verbunden ist und ihren eigenen Zwecken dient. Sie verbirgt sich hinter irreführenden Schlagworten (Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit), von denen viele moslemische Führer und Intellektuelle verführt worden sind; unwissentlich, aber manchmal auch wissentlich. Die Freimaurerei war ursprünglich von der katholischen Kirche mit dem Bann belegt, eine Maßnahme, die der gegenwärtige Papst aufgehoben hat. Es ist die Pflicht aller moslemischen Organisationen, diese geheimen und subversiven Kräfte gu entlarven: 1) Alle Moslems sollen, im Bewußtsein der vom Baha’ismus und der Freimaurerei ausgehenden Gefahr, diese Geheimorganisationen verlassen; 2) ein Moslem, der weiterhin in Verbindung mit dieser Geheimorganisation steht, sollte kein islamisches Amt mehr bekleiden dürfen; 3) moslemische Länder sollten die Tätigkeit der Freimaurerei mit dem Bann belegen und ihre Zentren und Zellen schließen; 4) ein Mitglied dieser Organisation darfnicht im Staatsdienst tätig sein;

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Islamische Welt 5) die genannten Organisationen sollten durch entsprechende Publikationen enttarnt werden. Dabei sollte besonders auf ihre Verbindung ?um Zionismus hingewiesen werden. Die Publikationen sollten sytm Selbstkostenpreis verteilt werden; 6) es sollte eine Liste aller Preimaurertempel in den einzelnen moslemischen Ländern erstellt werden. Auch sollte die Tätigkeit führender Freimaurer überwacht werden. Deren Veröffentlichungen und Matrikel sollten der ,Islamischen Welt-Liga“gemeldet werden; 7) die nachfolgend aufgeführten Vereinigungen sollten in gleicher Weise behandelt werden: Der Freimaurerclub, Rotary, Lions und die Zeugen Jehovas. “ Mit Ausnahme von Jordanien, Libanon und Türkei haben die moslemischen Staaten den vorste­ henden Beschluß in Gesetzesform gegossen, die entsprechenden Organisationen und Institutionen verboten und beteiligen sich am Kampf gegen die Freimaurer. Die von Moslems verfaßte und ver­ breitete Literatur versucht, sich einerseits den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben, ande­ rerseits werden nur wüste Behauptungen und Anschuldigungen zusammengestellt, die klar er­ kennbare Anleihen aus der NS-Propaganda-Literatur („Stürmer“, Ludendorff usw.) aufweisen. Ein Beispiel: Das Buch „Freimaurerei“ von Muhammad Safwat al-Saqqa Amini und Sa’di Abu Habib wurde vom Bund der Islamischen Welt in Saudi Arabien 1980 herausgegeben, 1982 in englischer und 1983 in deutscher Sprache gedruckt. Die deutsche Ausgabe trägt den Eindruck: „Geschenk des Attachés für islamische Angelegenheiten der Botschaft von Saudi-Arabien, Bonn“. Damit ist dieses Pamphlet in einen offiziellen diplomatischen Status gehoben worden. (Eine Nachfrage des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit der VGLvD bei der Bonner Botschaft ist nicht beantwortet worden!) Der Haß der moslemischen Führungsschicht in den nah- und fernöstlichen Ländern wird verständlich, wenn man den von den Kolonialmächten jahrhundertelang ausgeübten Eurozentrismus und die vielfache Ablehnung der Moslems in den Freimaurerlogen der eroberten und besetzten Länder be­ trachtet. Der Koran bietet allerdings für diese Feindseligkeiten keine Basis. Die Mehrheit der mos­ lemischen Intellektuellen und Wissenschaftler in der Bundesrepublik stehen den freimaurerischen Ideen mit Sympathie gegenüber. Kurzangaben über diefreim. Entwicklung in einigen islamischen Ländern: Afghanistan: 1880/81 arbeitete in Kabul eine englische Loge. 1907 wurde der Emir von Afghani­ stan, Habibullah Khan, in der Concordia Lodge in Kalkutta zum Freimaurer aufgenommen. Die Afghanische Großlogengründung scheiterte am Widerstand der sunnitischen Geistlichkeit. Bis zum Zweiten Weltkrieg existierten zwei unter schottischer, zwei unter englischer Jurisdiktion stehende Logen. Ägypten: Erste Logengründung durch den Grand Orient de France in Alexandria. Außerdem arbeiteten die GLL von England, Schottland, Griechenland, Italien. 1872 wurde der Großorient von Ägypten, 1876 die Nationale Großloge gegründet. Vor dem Verbot arbeiteten mehr als 80 Logen in Ägypten. 1964 löste die Regierung alle Freimaurerlogen auf. Ihre Vermögen wurden beschlagnahmt. Algerien: Erste Logengründung 1832 in Algier. Vor der Auflösung arbeiteten 20 Logen des „Grand Orient de France“ und eine der „Grand Loge de France“. Moslems hatten keinen Zutritt. Bahrein: Die Loge Bahrein St. Andrew Nr. 1431 wurde 1948 von der Großloge von Schottland errichtet. Der Herrscher zeigte großes Interesse an der freim. Tätigkeit in seinem Land. Bangladesh: Vor dem Verbot eine englische Loge in Chittagong. Indonesien: Erste Logengründung 1764. 1899 Provinzialgroßloge von Niederländisch-Ostindien. Vor dem Verbot im Jahr 1961 gab es 21 Logen mit 1500 Mitgliedern. Iran: Erste nachweisbare Logengründung 1919 in Schiraz durch die GL von Schottland. 1969 Gründung der ersten nationalen GL, die zuletzt 30 Logen umfaßte. Mitglieder waren vor allem Anhänger der Baha’i-Religion. Die Gründung der „Islamischen Republik“ setzte der Entwicklung ein gewaltsames Ende. Auf Ausübung der Freimaurerei steht die Todesstrafe. Irak: Erste Logengründung in Basra 1918 durch Offiziere unter englischem Schutz. Vor dem Verbot 11 Logen unter der UGL von England, eine schottische, eine ägyptische Loge. Bei der Revolution wurden die Archive der Logen beschlagnahmt und die MvSt ins Gefängnis geworfen.

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Islamische Welt 1975 wird das Strafgesetzbuch erweitert: Freimaurer können mit dem Tod bestraft werden. 1989 reichte „amnesty international“ eine Liste mit Namen von 14 Freimaurern ein und bemühte sich um Freilassung. Jemen: Erste Logengründung 1850 durch die GL von Schottland. Zuletzt zwei Logen. Jordanien: 9 Logen unter GL von Jordanien. Kuwait: Zuletzt 2 englische, 1 schottische Loge. Libyen: Mehrere Logen des Grande Oriente dTtalia gab es früher. Marokko: Erste Logengründung 1891 in Tanger. Zuletzt arbeiteten 24 Logen. Sie nahmen keine marokkanischen Staatsbürger auf. 1959 wurden die Logen verboten. Oman: Es hat eine englische Loge auf Sharjah gearbeitet. Pakistan: 1843 erste Logengründung. Vor dem Verbot arbeiteten 19 Logen unter englischer Aufsicht, 11 schottische und 1 irische Loge. 1500 Mitglieder. 1973 wurde die Freimaurerei verboten und die Logengebäude beschlagnahmt. Saudi-Arabien: Die sogenannten ARAMCO-Logen können in Ölarbeitercamps mit Sonderge­ nehmigung arbeiten. Sie sammeln in Dharan, Dschidda und Ras Tanura etwa 250 ausländische Mitglieder unter der Jurisdiktion der ACGL im Verband der VGLvD. Trotzdem wurden 1977 alle Mitglieder der „Red Sea Lodge Nr. 919“ in Jeddah verhaftet, weil sie staatsfeindlicher Umtriebe be­ schuldigt wurden.Nach 30tägiger Haft und Verhören wurden die Brüder freigelassen. Für Einhei­ mische ist die Freimaurerei seit mindestens 1978 verboten. Sudan: Erste Loge 1901 in Khartum durch GL von England. 23 Logen waren vorhanden. Drei Logen nahmen nur britische Staatsbürger auf. Syrien-Libanon: Logengründung 1748 in Aleppo. 11 Logen bis zum Ende. Tunesien: Erste Logengründung 1881 in Sousse. Zuletzt 4 Logen der Grand Loge de France mit 1000 Mitgliedern. Moslems wurden nicht aufgenommen. Türkei: 1748 erste Logengründung der GL von Schottland. 1859 schlossen sich drei türkische Lo­ gen zur GL der Türkei zusammen. Der Regularitätsstreit ist bis heute nicht ausgeräumt. Heute 58 Logen mit 3000 Mitgliedern. Die Situation der Freimaurerei in der Türkei ist schwierig, obwohl es kein Logenverbot gibt. Vielfach werden die Freimaurer als „Staatsfeinde und Knechte des Zionis­ mus“ bezeichnet. Von der Schließung der Logen in der islamischen Welt, der Konfiszierung der Gebäude und Lie­ genschaften sind etwa 20.000 Freimaurer betroffen. (Die Angaben sind unvollständig. Hauptquelle: Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland e.V., Soest)

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Jahrbuch der VGLvD Es wird unter der Redaktion des Großmeisteramtes jährlich herausgegeben und ist eine interne Publikation der Vereinigten Großlogen von Deutschland - Bruderschaft der Freimaurer e.V. (Emser Straße 12-13, 10719 Berlin). Es enthält alle Angaben über die VGLvD und die fünf deut­ schen Großlogen mit ihren Einrichtungen und Funktionsträgern. Es sind alle deutschen Logen, deutschsprechende ausländische Logen und alle regulären Großlogen aufgeführt, mit denen die VGLvD partnerschaftliche Beziehungen unterhält. Bei den deutschen Logen ist Gründungsjahr, Mitgliederzahl, Versammlungsort, MvSt, Schriftführer (Sekretär), Schatzmeister und Obödienz an­ gegeben. Außerdem sind die > Großvertreter der einzelnen Länder und für die einzelnen Länder aufgeführt. Es enthält den Text der Magna Charta sowie die Gesetze über den Konvent, die Mit­ gliedschaft, die Gründung und den Beitritt von Logen, das Oberste Gericht, das Ehrengerichtsver­ fahren sowie die Geschäftsordnungen der einzelnen Gremien. Das Jahrbuch wird über die Schriftführer/Sekretäre der Logen bestellt.

Jakobsleiter / Himmelsleiter Die Bibelerzählung (1. Mose, Kapitel 28) Nachdem Jakob seinem Bruder Esau die Erstgeburt für ein Linsengericht abgekauft und den Segen seines Vaters erschlichen hatte, floh er nach Aram (Haran). Unterwegs legte er sich, als die Sonne untergegangen war, auf einen Stein und hatte einen Traum: Eine Leiter stand auf der Erde, und die Engel stiegen daran auf und nieder. Oben aber stand Jahwe, gab sich ihm zu erkennen, verhieß ihm Landbesitz und Vermehrung und segnete ihn und auch alle Völker der Erde. Diese Gottesoffenba­ rung veranlaßte Jakob zur Erklärung: Jahwe soll mein Gott sein! Außerdem salbte er den Stein und versprach aus Dankbarkeit, hier in Bethel ein Heiligtum zu errichten und von allem, was Gott ihm geben würde, ihm davon den Zehnten zu geben. Historisches Die ältesten Spuren, die die Archäologen in Bethel fanden, reichen bis in die mittlere Bronzezeit (2000-1600 v.Chr.). Bei der Übersetzung „Leiter“ muß man an eine lange Rampe denken, wie sie bei den babylonischen Tempeltürmen (Zikkurat) aufgeführt und als Band zwischen Himmel und Erde verstanden wurden. (Das hebräische Wort für die Leiter kommt von „aufschütten“.) Einige Folgerungen aus der Erzählung Gott offenbart sich als alleiniger (monotheistischer) Gott. Gott spendet selbst dem flüchtigen Betrüger sein Gnadenwort. Gott gibt die Zusicherung, daß er uns trotz unseres menschlichen Fehlverhaltens nicht verläßt. Gott schüttet seinen Segen auf die ganze Erde aus, nicht nur auf Jakob und sein zukünftiges Volk. Gott verlangt nichts, aber regt uns/Jakob zur Dankbarkeit an. Es gibt ein Band zwischen Himmel und Erde, das aber nicht jedem Menschen zu knüpfen gelingt. Beziehungen zur Freimaurerei Die Jakobsleiter wurde in der Kunst als richtige Leiter meist mit sieben Sprossen dargestellt. Was hat nun diese Himmelsleiter mit der Freimaurerei zu tun? In den ersten freim. Darstellungen der Arbeitstafeln, der Teppiche, von Urkunden, Meisterbriefen usw. findet man die Jakobsleiter mit sieben Sprossen abgebildet. Oft findet sich an der Spitze statt einer Abbildung des Gottes der flammende Stern oder das „G“. Später erscheint mitunter statt der Leiter eine Wendeltreppe. Nach englischer Auffassung stand diese im Salomonischen Tempel und hatte 3, 5 und 7 Stufen, die die Lebensabschnitte oder auch die freim. Grade symbolisieren. Eine Wendeltreppe ist spiralförmig. Eine Spirale führt in ständigen Kreisbewegungen in immer höhere Regionen. So wie auch der Freimaurer schon als Lehrling das ganze Gedankengebäude der Maurerei gezeigt bekommt, es aber mit jedem neuen Grad besser und tiefer versteht. Die vertikale Spirale verläßt nicht den Schauplatz des Geschehens, betrachtet die Dinge jedoch von einer immer höheren Stufe aus. Der Mensch ge­ langt bei fortgesetzten Bemühungen zu immer größeren Erkenntnissen. Schließlich wurden die

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Jakobsleiter 7 Sprossen der Leiter in 7 Stufen einer Treppe verwandelt. (> Alter, freim.) In dieser oder äquiva­ lenten Gestalt finden wir sie heute auf allen deutschen Arbeitsteppichen: 3WK=> 7 Stufen zum Tempel Salomonis (und zur Tür der mittleren Kammer). AFAM= 7 Stufen, ohne daß die Zeichnung einen Tempel zeigt. In Gedanken kann man diesen aber hinzufügen. GLL“ Keine Stufen, aber 7 Streifen des musivischen Pflasters Dabei wurden und werden die 7 Stufen oft mit den 7 freien Künsten und Wissenschaften (artes liberalis) gleichgesetzt, die jahrhundertelang die Richtlinien für die Ausbildung auf den Lateinschu­ len und Universitäten waren. Nachstehend sind diese Stufen aufgeführt (in Klammern die vermit­ telten Fähigkeiten), dahinter das erstrebte Bildungsideal nach Lobkowicz: Die Stufen des Lehrlings: 1. ) Grammatik (Es wurde das Studium alter Handschriften betrieben.) Sie lehrt uns, aufrichtig zu sprechen und wahrhaft zu schreiben. 2. ) Rhetorik (Es wurden vor allem die Reden Ciceros studiert.) Sie lehrt uns offen zu sprechen, in Feinheit und Harmonie des Ausdrucks. 3. ) Dialektik (Disputationen üben, um scharfsinniges Denken mit dialektischer Gewandtheit zu verbinden.) Sie lehrt uns, Wahrheit und Falschheit zu unterscheiden und zu erkennen. Die Stufen des Gesellen: 4. ) Arithmetik (Die damals wegen der römischen Zahlzeichen schwierigen Manipulationen von Multiplikation und Division zu erlernen.) Sie lehrt uns, zu erklären und zu rechnen mit Zahlen allerlei Art. 5. ) Geometrie (Die philosophisch-symbolische Erfassung der Geometrie.) Sie lehrt uns, die Erde und alle Dinge zu wägen und zu messen. Mit ihrer Hilfe können wir Höhen ausmessen und uns ihnen annähern. Die Geometrie gilt als die Grundlage des Gesellengrades. Die Stufen des Meisters: 6. ) Musik (Übung des liturgischen Gesangs.) Sie lehrt uns des Gesanges und der Stimme Wohllaut. Sie belehrt uns über das Spiel der Harfe, der Psalter, der Posaune, der Trommel und allerlei Saiteninstrumente und das harmonische Zusammenspiel aller Instrumente, deren vornehmstes aber die menschliche Stimme ist. 7.) Astronomie (Kalenderberechnungen, Anschauungen über das Weltall, Astrologie.) Sie unterrichtet uns über den Lauf der Sonne, des Mondes und aller Sterne. Stufen Die Stufen auf den Arbeitsteppichen haben aber weniger die Bedeutung bestimmter Fähigkeiten. Sie deuten auf die notwendige Entwicklung jedes Maurers hin und weisen den Weg aus dem irdi­ schen Dasein in den immer mehr vergeistigten, transzendenten Bereich. Die Stufen ermahnen uns, nicht nur fortzuschreiten, sondern hinaufzuschreiten zu immer größerer Erfahrung, Einsicht, Er­ kenntnis. So spricht man auch von den 7 Abschnitten des Menschenlebens. Dagegen muß man bei den geistig-ethischen Stufen nicht an eine zeitliche Abfolge denken, sondern an ein gleichzeitiges Eindringen, was zu immer höheren Schritten der Durchdringung führt, beispielsweise den 7 Kar­ dinal > tugenden, den 7 Gaben des heiligen Geistes (> Zahlen, „7“). Da man an diesen archetypi­ schen Urgrund der Stufen nicht mehr dachte, wurden freim. Arbeitstafeln mit drei Stufen (Lehrling, Geselle, Meister) oder auch mit fünf oder neun angefertigt, statt mit sieben. Sonstige Deutungen Der > AASR kennt eine „Mystische Leiter“ mit 2x7 Sprossen. Die eine Stufenreihe sind die vorstehenden alten Wissenschaften; die andere lehrt: Gerechtigkeit, Güte, Demut, Treue, Arbeit, Pflicht, Edelmut (mit Einsicht) und Klugheit. Auch in anderen Kulturkreisen ist die Siebenzahl ein Ausdruck der Vollendung. Besonders in den Mysterienkulten ist die Leiter ein Symbol zur Höherentwicklung der Seele zum wahren Licht. In der Legende vom Buddha wird berichtet: Die 7 Schritte (auch 7 Stockwerke eines Tempels, die außerdem den 7 Planeten entsprechen) bringen den

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Jehova, Jesuiten Buddha zum Gipfel der Welt. - Die Brahma-Mysterien und der > Mithraskult kennen ebenfalls die 7stufige Leiter.

Jehova, JHVH, Jahwe, Gottesnamen Jehovah (hebräisch = der da ist, der da war und der da sein wird) ist die spätere Aussprache des he­ bräischen Gottesnamens. Sie wurde durch den um 1500 lebenden Franziskaner Galatin aufgebracht und dann in der protestantischen Kirchensprache gebräuchlich. Die Juden hielten den im alten Te­ stament mit den vier Konsonanten JHVH bezeichneten Gottesnamen so heilig, daß sie ihn nie aussprachen (3.Mose 24,16). Nur der Hohepriester durfte ihn einmal im Jahr am Versöhnungstag über die Lippen bringen. Wo in den heiligen Schriften der Gottesname vorkam, las der gläubige He­ bräer „Adonai“ (- Plural majestaticus von Adon - der Herr). Es dient als Ersatzwort für den „unaussprechlichen“ Namen Gottes. Er setzte die Vokale von Adonai A O AI (Im Hebräischen na­ türlich von rechts nach links geschrieben, also AI O A — E O A) zwischen die Konsonanten JHVH, wodurch JEHOVAH entstand. Der vierbuchstabige heilige Name Gottes bei den Juden (JHVH) kommt im Alten Testament 6700mal vor und wird Tetragrammaton genannt. Adonai ist in einigen Hochgradsystemen ein Erkennungswort. Die wahre Aussprache des Wortes ist nicht be­ kannt. Die andere, aus dem Tetragrammaton sich ergebende Schreibweise JAHWE, ist wahrschein­ lich eine sehr frühe Ausspracheform. Das Geheimnis um die wahre Aussprache des JHVA führte zu der Vorstellung, daß ihre Kenntnis besondere Kräfte verleihe. Wenn im Text bereits Adonai steht, wird das hebräische Wort „Elohim“ (= Götter) verwendet. Der verwendete Plural des Wor­ tes (Pluralis majestaticus) soll die Majestät Gottes andeuten. In der Kabbalah stellt Elohim die sie­ benfache Emanation Gottes dar. Er ist der erste Gottesbegriff in der Bibel. Die Vielzahl der Got­ tesnamen, die Suche nach dem richtigen Wort und der richtigen Aussprache beflügelte schon früh die ins Magische abgleitenden Vorstellungen. In der Kabbala werden 72 Namen Gottes manife­ stiert. Der unaussprechliche Gottesname wurde nie offenbart, soll sich aber im Pentateuch ver­ schleiert wiederfinden. Sehr viele Völker der Welt drücken eigenartigerweise den Namen Gottes mit vier Buchstaben aus (Deus, Gott, Dieu...). In einem römischen Buch von 1654 sind 71 Gottes­ namen in den unterschiedlichsten Sprachen mit 4 Buchstaben aufgeführt. Auch das INRI der Christen ist hier zu nennen. In der Freimaurerei, besonders in den Hochgradsystemen (in den un­ aussprechlichen Graden), ist Jehova symbolisch der „unaussprechliche Name“ Gottes und wird öf­ ter in den Ritualen und Gesängen für Gott gesetzt und auch als Paßwort verwendet. > INRI, > Tetraktys

Jesuiten Die „Gesellschaft Jesu“ (lateinisch: „Societas Jesu“, abgekürzt „SJ“), meist Jesuiten-Orden genannt, ist der bedeutendste geistliche Orden der römisch-katholischen Kirche. Er wurde 1534 von Ignatius von Loyola gegründet und will den katholischen Glauben durch Mission, Unterricht, Erziehung und wissenschaftliche Arbeit in zeitgemäßer Form ausbreiten und befestigen. Johann Joachim Christoph Bode hat 1780 erstmalig schriftlich geäußert, daß die kontinentale Freimaurerei von den Jesuiten maßgeblich beeinflußt würde, wenn diese nicht sogar die Gründung vorgenommen hätten. Auch Knigge u.a. vertraten diese Meinung. Einige Brüder erklärten das gesamte freim. Brauchtum nach jesuitischer Sichtweise: Drei Schläge - Dreieinigkeit / Fünf Punkte der Meisterschaft = fünf jesuitische Fundamentalsätze / Zwei Säulen-Bezeichnungen - Jesuiten und Benediktiner usw. Einige glaubten, daß die Freimaurer nur dazu da seien, den katholischen Stuarts zum Thron und damit der katholischen Religion in England zum Sieg zu verhelfen. Als Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden 1773 auflöste (Wiederherstellung 1814), traten zahlreiche Exjesuiten dem Freimaurerbund bei. Dadurch bekam die Legende neue Nahrung. Nationalsozialisten und Luden­ dorff haben sich begeistert auf obige Thesen gestürzt und behauptet, die Weltverschwörung und Unterdrückung alles Nationalen ginge von den international operierenden Juden, Jesuiten und

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Jesus-Christus, Johannes, Johannisfest_________________________________ Freimaurern gemeinsam aus. Bis heute hat sich aber nicht die geringste Verbindung zwischen der Freimaurerei und dem Jesuiten-Orden nachweisen lassen.

Jesus Christus 3WK: Wie die Bibel als Symbol für das freim. Sittengesetz gilt, sehen die Freimaurer Jesus als Sym­ bol für die praktische Nächstenliebe. Während die Johannismaurerei auf Jesus keinen Bezug nimmt, erscheint er in den Erkenntnisstufen als dieses Symbol. Er wird dort „Meister von Naza­ reth“ genannt und gilt als Vorbild für die Überzeugung, daß uns ein Gott der Liebe umfängt. Jesus Christus ist die Personifikation der Nächstenliebe. Für die Brüder gilt es, ihm im Geist und in der Wahrheit nachzustreben. GLL: Christus, hier „Obermeister“ genannt, ist der Führer zum Bewußt­ sein der Gotteskindschaft. Mit seiner Person und Lehre ist die endgültige Gottesoffenbarung gege­ ben. Johannes 1. Johannes der Täufer war ein asketisch lebender Bußprediger kurz vor der Zeit Jesu, der in der Wüste Juda und am unteren Jordan predigte und Jünger um sich sammelte. Er verkündete das Kommen des Gottesreiches und forderte die Menschen zur Buße und zur Umkehr auf („Ändert Eueren Sinn!1}. Als deren sichtbares Symbol vollzog er die Wassertaufe. Diese verstand er zusammen mit der inneren Wandlung als Reinigung von den Sünden. Er taufte auch Jesus mit Jordanwasser. Herodes Antipas ließ ihn enthaupten, weil die sensibilisierten Volksmassen ihm unbequem zu werden drohten. Daß Salome sein Haupt forderte und bekam, wie in der Kunst vielfach dargestellt, ist legendär. Jesus erklärte ihn für seinen Vorläufer. Johannes der Täufer war schon lange der Schutzpatron der Steinmetzgilden (später auch der Zimmerleute). Schon 1136 wird er in einer In­ schrift der Monrose-Abtei als solcher bezeichnet. Am Johannistag 24.6.1717 wird die erste Groß­ loge der Freimaurer gegründet; seitdem wird an diesem Tag von den Freimaurern das > Johannis­ fest gefeiert. Das Geburtsfest Johannes des Täufers zur Sommer-Sonnenwende ist in zahlreichen christianisierten Volksbräuchen erhalten geblieben. So ist im Johannisfeuer das germanische Son­ nenwendfeuer erhalten gebheben. Das Johannisbad erinnert an die Wasserreinigung in Mysterien­ bünden. In der Johannisnacht werden die Wirkungen übernatürlicher Kräfte erwartet. 2. Johannes der Evangelist, der Apostel, ist einer der Lieblingsjünger Jesu. Bevor er ihm nachfolgte, war er mit seinem Bruder Jakobus galiläischer Fischer. Er soll nach Jesu Tod nach Ephesus übergesiedelt sein, das Martyrium erlitten haben und vermutlich auf der Insel Patmos verstorben sein. Ihm wird das Johannis-Evangelium zugeschrieben. Dessen Symbol ist der Adler (oder die Taube). Sein Gedenktag ist der 27. Dezember und fällt mit dem Fest der WinterSonnenwende zusammen. In der Freimaurerei wird bei Eröffnung der > Johannislogen die Bibel beim 1. Kapitel Johannis aufgeschlagen: „Am Anfang war das Wort..."

Johannisfest Johannes der Täufer ist der Schutzpatron der > Johannis-Freimaurerei. Deshalb wird an seinem Geburtstag, jeweils am 24. Juni, das Johannisfest in allen Logen der Welt gefeiert. Es ist das größte gemeinsame Fest der Freimaurerei. In Deutschland ist es mit seinem Rosensymbol (> Rosen) zugleich das Fest der Liebe und des freudig bejahten Lebens, wobei man sich auf die zur Mittsommerzeit voll erwachte Natur bezieht. Die drei Johannisrosen, mit denen der Freimaurer sich und seine Arbeitsstätte schmückt, versinnbildlichen in ihren Farben weiß-rosa-rot seine Lebensauffassung: Licht - Liebe - Leben. Die Gründungsversammlung der ersten englischen Großloge fand am Johannistag 1717 in der Taverne „Zur Gans und zum Bratrost“ in London statt. In den allgemeinen Satzungen, den „Constitutions“ (Verfassung) von 1723, heißt es: „Die Brüder aller Logen innerhalb und außerhalb von London und Westminster sollen zu einem Jahrestreffen und -fest an einem geeigneten Platz Zusammenkommen, am Tag von St. Johann dem Täufer oder sonst am Tag St. Johann des Evangelisten... “ Der Tag des Johannisfestes wird durch eine besonders feierliche Logenarbeit gewürdigt. Oft werden am

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_________________ Johannesmaurerei, Die „Judenfrage“ Johannistag der neu gewählte Meister vom Stuhl und die anderen Beamten eingesetzt und Ehrungen ausgesprochen. Die 3 WK veranstalten das Johannisfest gemeinsam mit allen am Ort befindlichen Logen in einer Festarbeit. Die Logen feiern neben dem Johannisfest oft auch das „Rosenfest“. Dies wird mit Schwestern und Gästen begangen und besteht aus einem (bei AFAM festgelegten) Zeremoniell im Tempel und einem anschließenden zeremoniellen Essen. Bei der Feier werden besonders die Schwestern/ Frauen/ Lebensgefährtinnen geehrt. Dabei bedeuten symbolisch: weiße Rose - Frau als Mutter, rosa Rose - Frau als Tochter, rote Rose = Frau als Gattin. Meist werden an die Schwestern Rosen verteilt. Besonders in Schottland besteht der Brauch des Winter-Johannis-Festes, das zur Zeit der Wintersonnenwende am 27.12., dem Tag Johannes des Evangelisten, gefeiert wird. Es besteht ein innerer Zusammenhang mit dem Kreislauf in der Natur, dargestellt durch den Sonnenlauf mit dem kürzesten und längsten Tag des Jahres (Sommer- und Wintersonnenwende). Für die Freimaurer als „Lichtsucher“ ist der Tag mit der größten Lichtfülle ein besonderes Symbol. Dieses Brauchtum reicht weit in die vorchristliche Zeit zurück.

Johannismaurerei (Blaue Maurerei) Die Johannismaurerei leitet sich von der Gründung der spekulativen (symbolischen, philosophischen) Freimaurerei her, die am Johannistag, 24. Juni 1717, durch Bildung der ersten Großloge in London erfolgte. Der Lehrinhalt der Maurerei ist in den 3 Johannisgraden (Lehrling, Geselle, Meister - blaue Grade) vollständig enthalten. Die symbolische Grundfarbe ist seit 1745 blau (> Farbsymbolik). Deshalb spricht man von der „blauen Maurerei“. Bei Tempelarbeiten wird die Bibel beim ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums aufgeschlagen: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war bei Gott...“ Jedes Jahr wird das > Johannisfest gefeiert. Die Logen, die die ersten 3 Grade bearbeiten (und sich diesem Brauchtum angeschlossen haben, das im wesentlichen auf die > „Alten Pflichten“ von 1723 zurückgeht), werden wegen des Gründungstages und des Schutzpatrons Johannislogen genannt. Br. Hans Bankl: „Dem Lehrling wird die Tür ?u seiner eigenen Seele aufgeschlossen, dem Gesellen die Augen für die Umwelt und die Mitmenschen geöffnet; der Meister wird an die letzte Pforte geführt, an die Grenze des menschlichen Seins. Das Leitmotiv des dritten Grades heißt: „Stirb und werde!“ Es geht um die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Todes. Der Suchende findet in der Atfnahme in den Bund gleichsam einen Geburtsakt. Atf der Suche ,$f"b Erkenntnis und Wahrheit kann er als Lehrling ttu einem neuen Leben heranwachsen. Der Geselle sollte mit dem nötigen Rüstzeug für das Leben versehen sein, um in der Gemeinschaft %u handeln; er ist der Ausführende, er setrf die Erkenntnis in handelnde Krcfit um. Der erfahrene Meister plant, leitet und lehrt; er strebt nach der Meisterschaft des Denkens und Lebens. Zwar steht er dem Tod am nächsten, spendet aber den Lehrlingen und Gesellen das Licht, damit sie als künfttge Meistermaurer ihre Aufgabe erfüllen können. “ > Erkenntnisstufen, > Grade

Die Judenfrage“ Nichtchristen durften in den altpreußischen Logen bis 1933/35 nicht aufgenommen werden. Begründet wurde diese Haltung mit der Forderung des christliches Bekenntnisses. Ebenso großes Gewicht hatte die allgemeine gesellschaftliche, rechtliche und politische Ausgrenzung und Nichtanerkennung der Juden in den verschiedenen deutschen (Klein-)Staaten. Zunächst wurden in der deutschen Freimaurerei nur einzelne Juden in einzelnen Logen aufgenommen. Bekannt geworden sind z.B.: 1803: Gründung der Loge „Die vereinigten Freunde“ in Mainz. In ihr wurden von Anfang an Juden aufgenommen. 1807: Gründung der Loge „Zur aufgehenden Morgenröte“ in Frankfurt. Für sie gilt das gleiche. 1816: Die Loge „Zur Beständigkeit und Eintracht“ in Aachen schloß sich den 3WK an. Die jüdischen Mitglieder der Loge brauchten beim Anschluß nicht ausgeschlossen zu werden. Erst 1850 mußte die Loge ihre jüdischen Brüder an die Loge „La Perseverance“ abgeben, durfte sie aber weiter als besuchende Brüder empfangen.

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Jugendwerk der Freimaurer Die „humanitären“ Großlogen beendeten diese Diskriminierung der Juden wie folgt: Folgende GL ließen Juden nach ihren Satzungen %u, beginnend mit dem Jahr 1831: GL von Sachsen 1841: GL von Hamburg 1841: GL von Hannover (1857 wird die Zulassung widerrufen) 1844: Eklektischer Bund, Frankfurt 1847: GL von Bayreuth 1872: GL Royal York (nur bis 1924) 1873: Große Freimaurerloge „Zur Eintracht“ in Darmstadt Folgende GL gewährten Nichtchristen das Besuchsrecht ab dem Jahr: 1849: 3WK. Anträge von Brüdern, die sich für die Aufnahme von Juden eingesetzt hatten, wurden u.a. 1874 und 1876 abgelehnt, weil die notwendige 2/3-Mehrheit nicht erreicht wurde. Von Abstimmung zu Abstimmung vergrößerte sich die Stimmenzahl für die Zulassung. 1857: GLL (nur in den ersten drei Graden) Trotz zunehmender gesetzlicher Rechte der jüdischen Bürger, hatten sie Schwierigkeiten, diese auszuüben, weil ihnen persönliche Antipathien aus der Gesellschaft und Antisemitismus von Teilen einiger Gruppen (Nationalisten, Katholiken, Adel, Miltär) entgegenschlug. Antisemitische Hetzschriften kamen schon sehr früh auf, z.B.: 1855: Gobineau: „Versuch über die Ungleichheit der Rassen“ 1879: Heinrich v. Treitschke (im preußischen Jahrbuch): „Die Juden sind unser Unglück“ 1881: Eugen Dühring: „Die Judenfrage als Rassen-, Sitten und Kulturfrage“ Der Aufschwung des Nationalismus nach 1870/71, der Ausgang des 1. Weltkriegs und die Nationalsozialisten verstärkten im besonderen Maße die antisemitische (und antifreimaurerische) Tendenz. Seit 1946 nehmen die Großlogen der VGLvD auch Nichtchristen auf, nur die GLL aus religiösen Gründen nicht.

Jugendwerk der Freimaurer Die Gründung des Vereins „Jugendwerk der Freimaurer e.V. wurde 1982 auf dem Konvent der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) beschlossen und unter der Schirmherrschaft des GroßmeisterscDA Ernst Walter 1983 ins Leben gerufen. Vereinszweck ist: „... die Verständigung der Menschen verschiedener Nationen, Rassen und Religionen, Bekenntnisse durch Jugendaus­ tausch und internationale Begegnung zu verbessern“. Grundlage ist hierbei das freimaurerische Ge­ dankengut. Brüder und auch Logen können Mitglieder werden. Da der Verein als gemeinnützig an­ erkannt ist, können Spenden steuerlich geltend gemacht werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 30,DM jährlich. Kinder haben Reiselust, Eltern sorgen sich vor dem „ersten Mal“ ins Ausland. Das Jugendwerk der Freimaurer vermittelt Gasteltern im Ausland, die den gleichen Idealen anhängen. Dabei sollten die Kinder circa 15 bis 20 Jahre alt sein und aus einem freimauerischen Umfeld kommen. Die Kosten für einen Austausch sind gering, denn auf Gegenseitigkeit heben sich Kost und Logis auf. Lediglich Transportkosten und Taschengeld sind aufzubringen. Deutschland ist ei­ nes der wenigen Länder, das eine derartige Jugendorganisation besitzt. Regelmäßiger Jugendaus­ tausch findet mit Frankreich, der Schweiz und Israel statt. Auch mit einer Reihe anderer Länder hat das Jugendwerk Austauscherfahrungen gemacht. Zunächst gab es nur den Jugendaustausch, es hat sich bald gezeigt, daß es immer einen „unvermittelbaren Rest" von Jugendlichen gibt. So standen beispielsweise einmal 25 Anträgen aus Israel 58 Austauschgesuche aus Deutschland gegenüber. Das erste freimaurerische Jugendlager wurde so aus der Not 1987 in Israel geboren. Es folgten regelmäßige internationale Gruppenaktivitäten, mit denen sich der Satzungszweck ideal verfolgen ließ: mehrere Gruppenreisen nach Israel, mehrere Gruppenreisen nach Togo, eine Fahrradtour durch Italien, ein Zeltlager in Finnland, mehrere Jugendlager in Deutschland: in Bremen, in Berlin, auf der Vogelschutzinsel Norderoog im Wattenmeer und in Brandenburg. Die Aktivitäten wurden jeweils von Brüdern geleitet und durchgeführt. Das Jugendwerk versucht, junge Menschen aus den verschie-

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Jugendwerk der Freimaurer densten Ländern zu integrieren: in Bremen waren 5 Schwarzafrikaner aus Elfenbeinküste und Togo, 8 Türken und 5 Israelis mit je 8 Deutschen und Franzosen zusammen. In Berlin gab es eine dreiköpfige brasilianische Delegation inmitten von Schweizern, Franzosen, je einer Österreicherin, Schwedin, Italienerin und einigen Türken (neben diversen Deutschen). Auf der Vogelschutzinsel Norderoog waren es 7 Russen, 3 Ukrainer, 5 Franzosen und einige Deutsche. Man kann sich auch sprachlos sehr nah sein! Regelmäßig stattfindende Nachtreffen der „Ehemaligen“ haben ein festes Band zwischen den Jugendlichen geschmiedet. Zusätzlich zu diesen Reiseaktivitäten organisiert das Jugendwerk der Freimaurer andere karitative Hilfsaktionen: 1997 z.B. hat das Jugendwerk der Freimaurer 25 gebrauchte PCs (inklusive Monitor, Drucker etc.) an Schulen in Berlin und St. Petersburg gespendet und den Transport organisiert. Informationen: Matthias Hönisch, Hubertusstr.8, 12163 Berlin

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K Kabbala (hebräisch = Überlieferung, empfangene Lehre) ist zunächst die neben dem jüdischen Gesetz einhergehende Tradition und Überlieferung in mündlicher Form. Seit dem 13. Jahrhundert ist es der Name der jüdischen Mystik und mystischen Religionsphilosophie, die aus der älteren Geheimlehre hervorging und sich zu einem eigenen System ausbildete. Die Kabbala glaubt, die tiefste Deutung der Bibel geben zu können. Sie benutzt dabei die Buchstabendeutung und Zahlenmystik, um in jedem Satz, Wort oder Zeichen der Bibel einen verborgenen Sinn aufzuspüren. Entsprechend den Besonderheiten des hebräischen Alphabets ruht die Buchstabensymbolik vor allem auf der Kunst, mit Hilfe der Zahlenwerte der Buchstaben den geheimen Sinn der Texte zu entschlüsseln, neue Worte aus Anfangs- und Endbuchstaben der gegebenen Worte zu bilden, durch Versetzung einzelner Buchstaben eines Wortes ein neues Wort zu bilden. Darüber hinaus ist es eine Hauptaufgabe, die Namen Gottes zu kennen, zu deuten und sie anzuwenden. An drei Beispielen sei die Methodik des ersten Punktes gezeigt: Abraham schlägt den König Kedor-Laomor (Gen. XIV, 14) mit Hilfe von 318 Knechten. Warum gerade 318? Weil 318 der Zahlenwert des Namens Elieser ist. Dieser Elieser war aber mehr als ein Knecht des Abraham. Sein Name bedeutet nämlich: „Gott hilft!“ Schlußfolgerung: Also Gott selbst hat dem Abraham beim Streite geholfen. Das hebräische Wort für Jahr“ heißt „Schanah“. Es wird nur mit drei Buchstaben geschrieben SN-H, weil Vokale nur durch Punkte und Striche angedeutet werden. Diese Buchstaben haben den Zahlenwert 300+50+5 = 355. Nach dem biblischen Kalender hat ein „vollständiges Gemeinjahr“ 355 Tage! Was war zuerst da? Die Zahl der Tage, 355 oder das Won Schanah? Hiob lebte im Land „Uz“. Man findet es auf keiner Landkane, aber ... Uz wird mit den hebräischen Buchstaben Ayin-U-Z geschrieben, die den Zahlenwert 166 haben. Das bekannte Zion wird mit den Buchstaben Z+I+I+U+N geschrieben, die ebenfalls den Zahlenwert 166 haben. Folgerung: Uz ist ein Deckname für Zion. Warum das verborgen bleiben sollte, weiß keiner. Ein weiteres kabbalistisches Beispiel im Stichwort > „Salomonische Säulen“ unter Bäume. Das Hauptwerk für die Kabbalistik ist das Buch Sohar (= Glanz, Licht). Es enthält die Lehre von den 10 Grundkräften (Sephirot), die zwischen dem göttlichen Urlicht (Urwille, Uridee) und der Schöpfung vermitteln und zur Entfaltung und Manifestation Gottes führen. Es sind dies: Krone/ Weisheit! Vernunft/ Größe/ Kraft/ Schönheit! Fortdauer/ Majestät/ Fundament/ Reich. Der von Gott geschaffene Urmensch ist > Adam Kadmon, gewissermaßen der Vorversuch zur Schaffung des Menschen, aber auch das Ideal seiner zukünftigen Vollendung als Gott-Mensch. Seit Ende des 15. Jahrhunderts fand die Kabbala auch das Interesse christlicher Humanisten. Man wollte den schemahaften Formalismus (Scholastik) überwinden und bis zu den Urgründen des Seins Vordringen. Besonders herausragende christliche Kabbalisten sind: Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) mit seiner Florentiner Akademie. Er lehrte, daß Worte Wunder wirken könnten. Johannes Reuchhn (1455-1522, Pforzheim), Gründer der „Academia secretissima philosophiae“. Er schrieb „De verbo mirifico“ (Vom Wort, das Wunder wirkt) und „De arte cabbalistica“, lehrte neben Latein das Griechische und Hebräische. Ihm schwebte eine geheime, christliche Gesellschaft vor, die das heilige Wort kennt, buchstabiert und syllabiert und damit dessen Wirkung sichtbar macht. Auf Reuchlin wird die Dreiheit Weisheit - Stärke (Kraft) - Schönheit zurückgeführt, die in den 10 Sephirot, den Grundkräften, den Ausströmungen Gottes, ihren Ursprung hat. Diese Dreiheit spielt in der Freimaurerei eine bedeutende Rolle. (> Lichter, kleine) Affippa von Nettesheim (1486-1535, Köln) schrieb „De occulta philosophia“. Er war Vorbild für Goethes „Nostradamus“. Albrech/ Dürer (1471-1528, Nürnberg) schreibt: „Ein rechtes Maß gibt eine gute Gestalt, und nicht allein im Gemälde, sondern in allen Dingen. "Die Zeichen und Symbole seiner Bilder „Melancholia“, „Hyronymus im Gehäuse“ und „Drei apokalyptische Reiter“ sind bis heute nicht voll ausgedeutet.

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Kapelle, Katechismus, Katholische Kirche In der Spätzeit sank die Kabbala zu einer Buchstaben- und Zahlenmagie, zu einer Kabbalistik im heutigen Sinne ab. Die Kenntnis, das Aussprechen und die praktische Anwendung heiliger Namen (allein 72 Gottesnamen!), Worte aus dem Alten Testament, denen besondere Wirkungen zugeschrieben wurden, das Amulettwesen, Geisterbeschwörungen, Zaubersprüche usw. öffneten den Scharlatanen und ihren mystischen Gruppierungen viele Türen. Kabbalistische und alchimistische Gedankengänge bildeten auch den Kern der Geheimwissenschaft der Gold- und Rosenkreuzer. Über diese Vereinigung, deren Mitglieder auch vielfach Mitglieder der Freimaurerei waren, gelangte die Kabbala in die Freimaurerei. Erst gegen Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts konnte sich die Freimaurerei von der Kabbalistik und Alchimie lösen, doch sind auch heute noch manche Relikte der Kabbala in ihrem Brauchtum erhalten geblieben. Man denke nur an Paßworte, das verlorene Meisterwort u.ä. Kapelle (eigentlich Ordenskapelle, auch Rittersaal). Bezeichnung des Tempels des höchsten Grades der GLL. Die Einrichtung ähnelt einer kleinen Kirche. Katechismus, freim. jeweils für Lehrlinge, Gesellen, Meister. Ein Lehrbuch oder -heft über das freim. Ritual, das in Fragen und Antworten abgefaßt ist. Beim Beginn der Freimaurerei enthielt es wohl ausschließlich die zwischen dem Meister vom Stuhl und den Aufsehern gewechselten Reden und Gegenreden, wie die „Verräterschriften“ zeigen. Später entwickelte jede Großloge eigene Katechismen. Durch die Katechismen sollen den Neuaufgenom­ menen oder Beförderten die Inhalte und die Symbole der betreffenden Grade nahegebracht wer­ den. Vor der Beförderung in die nächste Stufe wird die Kenntnis des rituellen Inhalts der durchlau­ fenen Stufe vorausgesetzt.

Katholische Kirche Der Kampf der katholischen Kirche gegen die Freimaurerei begann 1738 und zeichnete sich durch 17 Verurteilungen durch die Päpste aus. Am 28.4.1738 veröffentlichte der Heilige Stuhl die Bulle „IN EMINENTI“ unter dem 86jährigen, seit sechs Jahren erblindeten, bettlägerig kranken und mit Gedächtnisverlust behafteten Papst Klemens XII. Sein Neffe, Kardinal Neri Corsini II., hatte fünf seiner Günstlinge am 30.7.1730 zu einer außerordentlichen Kongregation eingeladen und war Initiator der Bulle. Diese ist weder vom Papst, noch von den Kardinälen unterschrieben worden und trägt nur die Unterschrift eines J.B.Eugenius, vielleicht des Kalligraphen. Damit ist diese Bulle eigentlich ungültig! Ihr Inhalt: Die Freimaurer werden exkommuniziert, der Bund verboten, die Bischöfe und die Inquisition angewiesen, die Freimaurer der gerechten Strafe zuzuführen, da sie der Ketzerei verdächtig sind. Als Begründung werden in der Bulle genannt: Der Freimaurerbund nimmt unterschiedslos Menschen aller Religionen und Sekten auf. Die Mitglieder verpflichten sich durch Eid zum Stillschweigen über das Geschehen in ihren Versammlungen; und andere, „nicht aufgeftihrte Gründe, die nur der Papst kennt, die aber gerecht und vernünftig sind“. Wie wir heute vermuten, handelte es hierbei um die politische Unterstützung des katholischen, schottischen Prätendenten, Charles Edward Stuart und den Kampf gegen das Haus Oranien und die anglikanische Kirche. In Spanien, Portugal, Florenz und Polen wurde die Inquisition aktiv, die ersten freimaurerischen Märtyrer waren zu beklagen: sie wurden gefangengenommen, gefoltert, zur Galeere verurteilt oder hingerichtet. In vielen anderen Ländern wurde die Bulle nicht bekannt gemacht und trat deshalb nicht in Kraft: z.B. in den Niederlanden, in Frankreich, in Preußen und anderen Staaten. Der Kardinal Nicolo Firrao erließ am 14.1.1739 ein Edikt mit gleichem Text der Bulle IN EMINENTI, jedoch mit verschärften Strafen. Laut Dekret vom 2.7.1751 wurden alle Freimaurer in Spanien ohne Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt. Papst Benedikt XIV. veröffentlichte

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Katholische Kirche am 28.5.1751 die Bulle „PROVIDAS“. Darin wird die Bulle „IN EMINENTI“ noch einmal wörtlich wiederholt. Am 13.9.1821 erließ Papst Pius VH die Bulle „ECCLESIAM“, in der die Carbonari verurteilt wurden. Das waren Bünde von Freiheitskämpfern; die Freimaurer unterschied man nicht davon. Papst Leo XII. erließ am 13.3.1825 das Breve „QUO GRAVIORA MALA“, das sich gegen alle geheimen Gesellschaften richtete und auch gegen die Freimaurer angewandt wurde. In der Enzyklika „QUI PLURIBUS“ verurteilte der Papst Pius IX. am 9.11.1846 alle geheimen Gesellschaften. Er nannte die Freimaurer als erster „Synagoge des Satans“. Der gleiche Papst verurteilte die Freimaurer außerdem in folgenden Dokumenten: Allokution „QUIBUS QUATISQUE“ vom 20.4.1849 Enzyklika „NOSCITIS ET NOBISCUM“ vom 8.12.1849 Allokution „SINGULARI QUADAM“ vom 9.12.1854 Enzyklika „QUANTO ONFICIAMUR MAERORE“ vom 10.8.1863 Enzyklika „QUANTA CURA“ vom 8.12.1864. In dieser Bulle werden moderne Irrtümer aufgelistet: Freie Religionswahl, andere Religionen führen zum Heil, sich nach menschlicher Vernunft zu richten usw. Als Urheber dieser falschen Auffassungen werden die Freimaurer verurteilt. Papst Leo XIII. veröffentlichte am 20.4.1884 die Bulle „HUMANUM GENUS“, in der die Freimaurer als „unreine Seuche“ und als „Reich des Satans“ bezeichnet werden. In dieser Schrift wird den Freimaurern vorgeworfen, daß sie in den Logen Verräter oder Gegner umbringen („Tatsächlich wird die Todesstrafe häufig verhängt!“). Ein angeblicher Weltherrschaftsanspruch des Freimaurerbundes wird angeprangert und behauptet, daß er die Systeme der Staaten vernichten wolle. Nur Frankreich und USA protestierten gegen diese Verleumdungen. Am 11.8.1898 erschien ein von Leo XIH. persönlich erlassenes Dekret unter dem Fischerring, welches für das Sprechen eines von dem Jesuiten de Benaze verfaßten Gebets gegen die Freimaurerei einen Ablaß von 100 Tagen zubilligte. (Abdruck des Gebets in Singer „Kampf Roms gegen die Freimaurerei“, S.178.) Der gleiche Papst ließ 1892 und 1902 zwei Schreiben an die Bischöfe folgen, in dem er die Freimaurerei als tödliche Infektion und als Verschwörung des Weltjudentums anprangerte. Codex Juris Canonici (CIC) = Gesetzbuch der katholischen Kirche. Auf Anordnung von Papst Pius X. ab 1904 erarbeitet, ab 1918 in Kraft getreten, verurteilt die Zugehörigkeit eines Katholiken zum Freimaurerbund mit der automatischen Exkommunikation. Johannes XXHL setzte ab 1963 eine Kardinalskommission zur Reformierung des CIC ein. Mit dem II. Vatikanischen Konzil (Eröffnung 11.10.1962) hatte sich der Heilige Stuhl unter Papst Johannes XXHL „zu einem Dialog mit allen Menschen guten Willens“ aufgemacht. Als Ziel wurde erklärt: „Immer größer wird die Zahl der Männer und Frauenjeder gesellschaftlichen Gruppe und Nation, die sich dessen bewußt sind, selbst Gestalter und Schöpfer der Kultur ihrer Gemeinschift vu sein. Immer mehr wächst in der ganzen Welt der Sinn Jur Autonomie und zugleich für Verantwortlichkeit, was ohne Zweifelfür die geistige und sittliche Reifung der Menschheit von größter Bedeutung ist. Diese tritt noch deutlicher in Erscheinung wenn wir uns die Einswerdung der Welt und die uns auferlegte Aufgabe vor Augen stellen, eine bessere Welt in Wahrheit und Gerechtigkeit außubauen. So sind wir Zeuge eines neuen Humanismus, in dem der Mensch sich vor allem von der Verantwortlichkeitfür seine Brüder und die Geschichte her versteht. “ Ende 1967 trat der Heilige Stuhl durch den Consultor des Sekretariats für die Nichtglaubenden und apostolischen Protonotar Mgr. Dr. Giovanni B. de Toth an Altgroßmeister Dr. Ing. Theodor Vogel heran, um anzufragen, ob die Freimaurer in Deutschland zu einem offiziellen Dialog bereit wären. Br. Vogel hat die Anfrage dem Senat der VGLvD vorgelegt. Dieser bestimmte die Brüder Vogel und die beiden Senatsmitglieder Rolf Appel (AFAM), Ernst Walter (GLL) und Altgroßredner Prof. Dr. Karl Hoede (als historischen Berater) als Dialogpartner von deutscher Seite. Br. Vogel hat darüber England und USA informiert und von dort moralische Unterstützung erhalten, den Dialog zu führen. Auf seine Information bei den Großlogen der Schweiz und Österreichs hat man dort eine offizielle Beteiligung abgelehnt, aber Beobachter benannt. Dies waren für die schweizerische Großloge Alpina: Altgroßsekretär Dr. Alfred Roesli und MvSt Franco Fumagalli; für die Großloge von Österreich: Altstuhlmeister Prof. Dr. Ferdinand Cap,

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Katholische Kirche deput. Großmeister Dr. Kurt Baresch und Altstuhlmeister Rüdiger Vonwiller. (Br. Baresch führte außerdem private Gespräche mit dem Wiener Kardinal König.) Das Ergebnis der genannten Kommission war eine Erklärung, die am 5.7.1970 auf Schloß Lichtenau von allen Teilnehmern unterzeichnet und darum „Lichtenauer Erklärung“ genannt wurde. Br. Appel hatte sie verfaßt. Sie wurde von der Glaubenskongregation gebilligt und führte zur Korrektur des Kirchenrechts (Codex Juris Canonici). Die Erklärung beginnt: „ln Ehrfurcht vor dem großen Baumeister des Universums erklären wir: Die Freimaurer haben keine gemeinsame Gottesvorstellung. Denn die Freimaurerei ist keine Religion und lehrt keine Religion. Freimaurerei verlangt dogmenlos eine ethische Lebenshaltung und erzieht dazu durch Symbole und Rituale. ... “ Und sie endet: „Wir sind der Auffassung, daß die päpstlichen Bullen, die sich mit der Freimaurerei befassen, nur noch eine geschichtliche Bedeutung haben und nicht mehr in unserer Zeit stehen. Wir meinen dies auch von den Verurteilungen des Kirchenrecbtes, weil sie sich nach dem Vorhergesagten gegenüber der Freimaurerei einfach nicht rechtfertigen lassen von einer Kirche, die nach Gottes Gebot lehrt, den Bruder zu lieben." Der Lichtenauer Erklärung wurde allerdings von katholischer Seite aus nie ein offiziell verbindlicher Charakter zugesprochen. Am 18.7.1974 schreibt Kardinal Seper auf Grund mehrerer Anfragen an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen (u.a. an Kardinal Höffner), „daß der gesamte Canon 2335 nur diejenigen Katholiken betrifft, die Vereinigungen beitreten, welche wirklich gegen die Kirche arbeiten. ... “ Im kirchlichen Gesetzbuch „Codex Juris Canonici“ (CIC) war im Canon 2335 der automatische Kirchenbann für katholische Freimaurer festgelegt. Im neuen, ab 1983 geltenden CIC wird die Freimaurerei nicht mehr wörtlich erwähnt, doch heißt es im Canon 1374: „Wer einer Vereinigung beitritt, die gegen die Kirche Machenschaften betreibt, soll mit einer gerechten Strafe belegt werden; iver aber eine solche Vereinigung fordert oder leitet, soll mit dem Interdikt bestraft werden. “ Offizielle Gespräche zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und den vom Senat der VGLvD berufenen Brüdern wurden am 20.11.1974, am 8.2.1975, am 31.5.1975, am 8.12.1978 und am 30.6.1979 durchgeführt. Daran nahmen von katholischer Seite teil: Bischof Dr. Josef Stimpfle, Prof. Dr. A. Scheuermann, Prof. Dr. E. Biser, Prof. Dr. Dr. J. Liball, Dr. J. Dollinger, Bischöflicher Referent im deutschen Lokalsekretariat für die Nichtglaubenden. Vom Senat der VGLvD wurden beauftragt: Altgroßmeister Dr. Theodor Vogel; Rolf Appel; Dr. Heinz Luther; Ludwig Peter Freiherr von Pölnitz, Vorsitzender der Freimaurerischen Forschungsloge Quatuor Coronati; Altgroßmeister Hans Werner Schneider und (nach dem Tode von Dr. Luther) Otto Wolfskehl. Den geschulten Theologie-Professoren saßen von freim. Seite theologische Laien gegenüber, die meist sogar noch evangelisch waren. Der freim. Wunsch nach Beteiligung evangelischer Pfarrer war von katholischer Seite von Anfang an ausgeschlossen worden. Als die Freimaurer einen katholischen Priester hinzuziehen wollten, wurde dies brüsk abgelehnt. Beiderseitiges Zielunverständnis war vorprogrammiert. Unerwartet und gegen die Abmachung gab am 12.5.1980 die Deutsche Bischofskonferenz einseitig eine Erklärung heraus, in der es in der Einleitung u.a. heißt: ... „Es besteht demzufolge ein Verhältnis der Nähe zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei. “ Die lange Erklärung endet jedoch mit dem Satz: „Die gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zur Freimaurerei ist ausgeschlossen. ‘Sie wirft der Freimaurerei vor: „ln den Thesen 2000’ ... ist die objektive Geltung der geoffenbarten Wahrheit grundsätzlich verneint und durch ... Indifferentismus eine Offenbarungsreligion vom Prinzip her ausgeschlossen. Schon die ... These besagt: 'Systeme weltanschaulich-religiöser Art, die alleinige Verbindlichkeit beanspruchen können, gibt es nicht. Es ist immerhin erstaunlich, daß eine offizielle katholische Kommission mit den ‘Thesen auf das Jahr 2000’ argumentiert, die auch in der Freimaurerei stark umstrittenen sind, die stets nur als persönliche Interpretation der Brüder Gerhard Grossmann und Alfred Schmidt veröffentlicht wurden und von denen heute keiner mehr spricht. In der Erklärung heißt es u.a. weiter: „Die katholische Kirche weiß sich heute ZP gemeinsamem Handeln mit anderen Retigions- und Weltanschauungsgemeinschaften verbunden, wenn es sich um die Verwirklichung humanitärer und caritativer Ziele handelt.

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Katholische Kirche Insoweit solche Ziele bei den Freimaurern im Vordergrund stehen, ist die katholische Kirche zy gemeinsamem und unterstützendem Handeln bereit.... Die Freimaurerei hat sich in ihrem Wesen nicht gewandelt. Eine Zugehörigkeit stellt die Grundlagen_der christlichen Existenz in Frage... Die gleichzeitige Zugehörigkeit zyr katholischen Kirche und zyr Freimaurerei ist unvereinbar. “ Die Gründe für die Unvereinbarkeit werden in der Erklärung (darum kurz „Unvereinbarkeitser­ klärung“ genannt) ausführlich dargestellt. Die Ausführungen der katholischen Kirche können hier nur verkürzt wiedergegeben werden. Hinter die Unvereinbarkeitsgründen sind Kurzantworten aus freimaurerischer Sicht gesetzt, (in gewisser Anlehnung an den ausführlichen Artikel von Pater Dr. Alois Kehl in der Zeitschrift „Una Sancta“, Heft 1/1981): 1. ) „Die Weltanschauung der Freimaurer. Der Relativismus gehört zyr Grundüberzeugung der Freimaurer. ... Ein Subjektivismus dieser Art läßt sich mit dem Glauben an das geoffenbarte und vom Lehramt der Kirche authentisch ausgelegte Gotteswort nicht in Einklang bringen." Andererseits heißt es: „Einegemeinsame verbindliche Ideologie ist nicht festzystellen. “ Wenn dem aber so ist, kann also auch der gläubige Katholik seine Anschauung bewahren und dem Vorstellungsrahmen der Freimaurerei einfügen. 2. ) „Der Wahrheitsbegriff der Freimaurerei. Von den Freimaurern wird die Möglichkeit objektiver Wahrheitserkenntnis verneint. “... Die Freimaurerei hat gar keinen eigenen Wahrheitsbegriff. Der einzelne Freimaurer kann sich dem philosophischen System anschließen, das ihm beliebt. Die Freimaurerei kennt keine Dogmen, nimmt aber die Anhänger der verschiedenen religiösen Dogmen auf; sie ist adogmatisch, aber nicht antidogmatisch. 3. ) „Der Religionsbegriff der Freimaurer. Das Religionsverständnis ist relativistisch: alle Religionen sind (für die Freimaurer) konkurrierende Versuche, die letzlich unerreichbare Gotteswahrheit auszusagen. Der Religionsbegrff der Freimaurer „impliziert eine relativistische Reltgionsauffassung die sich mit der Grundüberzeugung des Christentums nicht Zyr Deckung bringen läßt. “ Der in den > Alten Pflichten geforderte Begriff einer Religion, in der alle Menschen übereinstimmen, ist im Sinne des kleinsten gemeinsamen Nenners zu verstehen: Katholiken, Protestanten, Juden, Moslems, Hindus, Gottgläubige stimmen alle darin überein, daß sie an ein göttliches Wesen glauben, wobei die Freimaurerei jedem seine besondere Überzeugung beläßt. 4. ) „Der Gottesbegrff der Freimaurer. “ Der > ABaW (GBaW) „ist eine deistischgeprägte Konzeption", während die katholische Kirche nur einen personalen Gottesbegrffduldet. Die Freimaurerei lehrt weder einen deistischen, noch einen theistischen Gottesbegriff (> Deismus). Denn die Freimaurerei selbst hat keinen Gottesbegriff, nur der einzelne Freimaurer hat einen. 5. ) „Die Gottesvorstellung der Freimaurerei läßt den Gedanken an eine Selbstoffenbarung Gottes nicht zu. “ Da, wie vorher schon dargelegt, nicht die Freimaurerei, sondern der einzelne Freimaurer eine Gottesvorstellung hat, wäre es ganz unwahrscheinlich, wenn unter den vielen christlichen Freimaurern nicht auch viele von der Selbstoffenbarung Gottes überzeugt wären. 6. ) „Bei den Freimaurern herrscht auch die Toleranz gegenüber Ideen,“ während der Katholik unter Toleranz ”^le ^en Menschen gegenübergeschuldete Duldsamkeit“ sieht. Die Freimaurerei läßt gegensätzliche Auffassungen nicht deshalb zu, weil sie gleichgültig sind oder die Wahrheit doch nicht zu erkennen ist, sondern aus Respekt vor der persönlichen Überzeugung des anderen. Das entspricht auch genau der Tolerenzidee des II. Vatikanischen Konzils. 7) „Diese Ritualhandlungen“ (der Freimaurer) ZFgen „einen sakramentsähnlichen Charakter. Sie erwecken den Anschein, als würde hier unter Symbolhandlungen objektiv etwas den Menschen Verwandelndes bewirkt." Die freimaurerischen Rituale wirken nicht magisch oder religiös-sakramental, sondern psycholo­ gisch. Das im Symbol Ausgedrückte wird dem Bruder sinnfällig erlebbar. 8.) „Die Vervollkommnung des Menschen. Es geht in der Freimaurerei letztlich um eine ethische undgeistige Optimierung des Menschen. “... Die katholische Kirche hegt Bedenken, daß ethische Vervollkommnung „von der Gnade gelöst wird“. Die Freimaurerei sagt nirgendwo, daß sie die Gnade von ihrem Bemühen um sittliche Vervoll­ kommnung ausschließt. Da sie auf religiöse Lehren verzichtet, kann die Freimaurerei sich zur

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Katholische Kirche Frage der Gnade nicht äußern. 9. ) „Die Spiritualität zier Freimaurer. Die Freimaurerei stellt... einen Totalitätsanspruch, der eine Zugehörigkeit auf Lehen und Tod abfordert. “ In den freimaurerischen Großlogen-Satzungen heißt es: „Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit sind den Freimaurern höchstes Gut.“ Darum ist z.B. auch der ehrenvolle Austritt aus dem Bund möglich, wenn auch nicht normal oder üblich. 10.) „Unterschiedliche Richtungen innerhalb der Freimaurerei.“ Hier wird als Beispiel der als „atheistisch“ bezeichnete Grand Orient de France aujgefuhrt. Dieser stellt für die deutschen Freimaurer eine irreguläre Großloge dar. Es gibt keine deutsche Freimaurerloge, die den ABaW nicht anerkennt und nicht die Bibel als heiliges Buch des Gesetzes achtet und auflegt. 11. ) Selbst bei den der katholischen Kirche wohlgesonnenen Freimaurern „mußten die unüberwindlichen Schwierigkeiten festgestellt werden. “ Der oben zitierte Brief des Präfekten der Glaubenskongregation vom 18.7.1974 stellt ausdrücklich fest, daß dem Katholiken nur die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft unter Strafe verboten ist, die sich als Institution gegen die katholische Kirche betätigt. Bei der „Unvereinbarkeitserklärung“ setzt die katholische Kirche voraus, daß die Freimaurerei eine Religionsgemeinschaft ist. Dieser Irr­ tum konnte durch die wenigen gemeinsamen Sitzungen und die überraschende einseitige Erklärung der deutschen Bischöfe nicht ausgeräumt werden. Damit bleiben für die Katholiken folgende Vor­ würfe gegen die Freimaurer erhalten: Die Freimaurerei betrachtet alle Religionen als gleichwertig, hat einen deistischen Gottesbegriff, huldigt dem philosophischer Relativismus, verneint die Mög­ lichkeit objektiver Wahrheitserkenntnis, führt sakramentsähnliche Rituale durch, fordert von der Gnade gelöste ethische Vervollkommnung, lehnt einen Dogmenglauben und die Selbstoffenbarung Gottes ab und betreibt einen Totalitätsanspruch an die Mitglieder. In der Stellungnahme der VGLvD zur „Unvereinbarkeitserklärung“ der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz durch den Großmeister Jürgen Holtorf heißt es u.a.: „Die katholische Kirche hat sich mit ihrem II. Vatikanischen Konzil - nach eigenem Bekunden - „aufgemacht zgum Dialog mit allen Menschen guten Willens“. Diesem Dialog ... hat sich die deutschsprachige Freimaurerei bereits in den Jahren 1967-1972 bereitwillig gestellt. Dieser erste Dialog endete mit einer gemeinsamen Erklärung („IJchtenauer Erklärung“) . Die VGLvD betonen, daß die Gesetze der Freimaurerjedem Katholiken gestatten, Freimaurer gu werden und pwar ohne jede Beeinträchtigung oder Beeinflussung in der Ausübung seines Glaubens! Die deutschen Freimaurer bekennen sich unverändert gum Grundsatz^ der Glaubens- und Gewissensfreiheit und verwerfen jeden Zwang der diese Freiheit bedroht. Sie achten und schütztenjedes aufrichtige Glaubensbekenntnis undjede auf rechtsstaatlichen Grundlagen beruhende politische Überzeugung. Sie treten der Diskriminierung Andersdenkender entgegen. Die Gesetze der Großlogen untersagen ausdrücklich jede Einmischung in konfessionelle Streitfragen. Die aujgestellte Behauptung die Zugehörigkeit zgum Freimaurerbund stelle „die Grundlagen der christlichen Existenz^ in Frage“, muß als Anmaßung zeirückgewiesen werden. Der weitaus größte Teil der über 6 Millionen Freimaurer in derfreien Welt bekennen sich gum Christentum.. “ Am 11.2.1981 gab der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (früher Inquisition genannt), Josef Kardinal Ratzinger, eine Erklärung ab, in der es heißt, daß katholische Freimaurer weiter exkommuniziert sind und die katholische Kirche das Verbot der Zugehörigkeit zur Freimaurerei unverändert aufrecht erhält; die Änderungen im Kirchenrecht hätten nur redaktionellen Charakter. Im übrigen befänden sich die Freimaurer im Zustand schwerer Sünde. Am 26.11.1983 erklärte Kardinal Ratzinger im Namen der Kongregation für die Glaubenslehre noch dazu: Die Nichterwähnung des Begriffes Freimaurer habe keine Bedeutung, „weil sie (die Freimaurer und andere Organisationen) in breitere Kategorien eingegliedert sind - Das negative Urteil der Kirche über die freimaurerischen Vereinigungen bleibt also unverändert, weil ihre Prinzipien immer als unvereinbar mit der Lehre der Kirche betrachtet wurden und deshalb der Beitritt gu ihnen verboten bleibt. Die Gläubigen, die freimaurerischen Vereinigungen angehören, befinden sich also im Stand der schweren Sünde und können nicht die heilige Kommunion empfangen.“ ... „Papst Johannes Paul II. hat diese Erklärung bestätigt und ihre Veröffentlichung angeordnet.“ Ratzingers Erklärungen sind als dessen persönliche Meinung anzusehen. Der Professor für Kirchenrecht, Reinhold Sebott, SJ, kommt zu dem Schluß: ..... ein Logeneintritt eines -Katholiken ist nurin-

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Kelle soweit verboten, als er dessen eigenen Glauben und den seiner Mitkatholiken gefährdet, “ Am 22.4.1983 schreibt der Erzbischof von Wien, Kardinal König, an Dr. Baresch, stellv. GM der GL von Österreich: „...Das neue Kirchenrecht, der neue CIC, welches vom Papst am 25.1.198} unterzeichnet wurde, erlangt am 22. November 198} Rechtskraft. Daraus ergibt sich, daß im neuen CIC die bisher in Geltung befindliche Exkommunikation für Mitglieder der Freimaurerei nicht mehr enthalten und damit außer Kraft gesetzt ist. - Ich freue mich, Ihnen dies mitteilen zu können im Wissen, daß damit auch für Sie eine langjährige Arbeit zu einem positiven und erfreulichen Abschlußgekommen ist. “ Offensichtlich besteht zwischen den katholischen Institutionen der einzelnen Länder und von Konstitutionen oder Meinungen des Hl. Stuhls in Rom die Möglichkeit unterschiedlicher Interpre­ tation bestehender Gesetze, wie aus den vorstehenden Erklärungen katholischer Würdenträger hervorgeht. So hat die Bischofskonferenz der katholischen Kirche der skandinavischen Länder 1968 mit Zustimmung des Hl. Stuhls beschlossen, daß „zum Katholizismus konvertierte Freimau­ rer weiterhin Mitglied ihrer Loge bleiben“ können. Auf ausdrückliche Nachfrage von gläubigen katholischen Freimaurern beim Berliner Bischofsamt wurde eine beschwichtigende Antwort erteilt, aber keinerlei reglementierenden Maßnahmen ergriffen. Für Rom lohnt es sich offensichtlich nicht, für vielleicht 3000 deutsche katholische Freimaurer die Zeit für weitere Grundsatzdebatten aufzubringen und besondere Maßnahmen zu ergreifen. Da in anderen Ländern, wie z.B. in den nordischen Staaten, ein weniger verkrampftes Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Freimaurerei besteht, ist zu vermuten, daß in einigen Jahren auch in Deutschland ein Modus vivendi gefunden wird. „Ein guter Katholik kann immer auch ein guter Freimaurer sein. Aber ein schlechter Freimaurer kann nie ein guter Katholik sein. “ Kelle In einem Ritual wird nach den Bausteinen für den Tempel der Humanität gefragt. Die Antwort:

„Die Steine, deren wir bedürfen, sind die Menschen. “ „Welcher Mörtel ist notwendig um diese Bausteine zu einem lebendigen Tempel z» verbinden?" „Brüderlichkeit, Toleranz un^ allumfassende Menschenliebe. “

Dieser ausgleichende Mörtel wird mit der Kelle aufgetragen. Darum gilt diese als Symbol der Brüderlichkeit und der verbindenden, festigenden Arbeit. Die Kelle wird von der AFAM und der GLL als wesentliches Werkzeug betrachtet. So gut auch Lehrling und Geselle gearbeitet haben mögen, es sind immer noch Risse und Unebenheiten zwischen den einzelnen Bausteinen vorhanden. Die 3WK verwenden dieses Symbol allerdings überhaupt nicht. Alle Brüder der GLL tragen eine kleine Kelle auf der linken Brust. Das Blatt ist ein gleichseitiges Dreieck und weist auf Weisheit, Stärke, Schönheit hin (oder auf die Dreieinigkeit). Die Lehrlinge der GLL erhalten sie in Mattsilber. Sie ist an einem ledernen Riemen befestigt, damit sie sicher verwahrt werden kann. Sie ist unpoliert, damit sie durch fleißige Anwendung ihren Glanz bekommt. Gesellen erhalten sie in poliertem Silber an weißem Stoffband; Meister in poliertem Gold an blauer Stoffschleife. Die Brüder sollen (laut Logenbuch) die Spalten und Risse ihrer Herzen gegen die Angriffe des Lasters vermauern und verkitten. Das Herz soll so gut, so tugendhaft und rein sein, daß kein Bruder zu fürchten braucht, dem anderen sein ganzes Herz aufzuschließen. Die Väter der GLL hielten sich bezüglich der > Bibel an die „Vulgata“ und übersetzten Arnos 7,7 u. 8: „Folgendes ließ mich der Herr schauen: Siehe, der Herr stand auf einer übertünchten Mauer und hatte eine Maurerkelle in der Hand. Und der Herr sprach zp m,r: Was siehst du, Arnos? Ich antwortete: Eine Maurerkelle. Da sprach der Herr: Siehe, ich ¡ege die Kelle nieder inmitten meines Volkes Israel, nicht werde ich es ferner übertünchen. “ Die Väter schlossen daraus, daß die Kelle hier als Symbol für die Reinheit der religiösen Empfindungen zu werten ist. Bei der Aufnahmehandlung wird die Kelle auf die Zunge des Kandidaten gedrückt, um den Bund mit dem neuen Bruder zu besiegeln und um das Schweigegebot zu bekräftigen (Siegel Salomons). > Dreieck

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Kerze, Kerzengespräch, Kette, Kettenlied Kerze In der Tempelarbeit spielen Kerzen eine wesentliche Rolle. Auf dem Meistertisch/Altar brennen drei Kerzen als Sinnbild der großen > Lichter. In Erinnerung an erloschene Traditionslogen wird beim Stiftungs- oder Johannisfest eine weitere Kerze angezündet. Das Anzünden und Löschen der drei kleinen > Lichter wird während der Arbeit mit entsprechenden Sinnsprüchen vorgenommen. Wenn die Kerzen angezündet sind, ist die Loge „erleuchtet“. Es soll auch in jedem Bruder immer wieder das Licht der Freimaurerei entzündet oder zum Leuchten gebracht werden. So wird von ei­ nem Bruder nach der Aufnahme gesagt: ihm ist das Licht erteilt worden. Eine Logenneugründung wird durch eine Lichteinbringung feierlich begangen. Wenn eine Loge ihre Arbeit einstellen muß, werden „die Lichter gelöscht“. Siehe auch > Lichtbewahrung während der „Dunklen Zeit“.

Kerzengespräch Das Kerzengespräch ist eine Logenveranstaltung, die wie folgt abläuft: Die Brüder sitzen an einer großen, gemeinsamen Tafel. Der Raum ist abgedunkelt. Vor dem Meister vom Stuhl steht eine brennende Kerze. Dann nennt dieser ein Thema, das meist nicht vorher bekannt ist, und spricht einige einleitende Sätze. Anschließend gibt er die Kerze an seinen Nachbarn. Dieser sagt zu diesem Thema das, was ihm am Herzen liegt oder spontan einfällt. Wenn er seine Gedanken geäußert hat, reicht er die Kerze an seinen Nachbarn weiter - bis diese schließlich wieder beim Meister vom Stuhl ankommt und dieser ein Schlußwort spricht. Folgende Regeln sind zu beachten: Nur der Bruder, bei dem die Kerze steht, darf sprechen; und zwar solange, wie er möchte. Alle anderen müssen schweigen. Falls ein Bruder nichts sagen will, gibt er die Kerze seinem Nachbarn weiter. Manchmal kann es zweckmäßig sein, die Kerze eine zweite Runde wandern zu lassen. Kerzengespräche sind besonders sinnvoll, wenn in der Loge unterschwellig Probleme kontrovers betrachtet, aber nicht ausgesprochen werden. Die Möglichkeit, daß jeder wirklich unbeeinflußt zu Wort kommt (und nicht nur die Vielsprecher), gibt ein sehr zutreffendes Meinungsbild der Brüder. Kette Der Freimaurerbund bezeichnet sich als Bruderkette. Jeder Bruder ist ein Glied dieser Kette. Am Schluß jeder > Tempelarbeit bildet die Loge als Teil des Rituals eine Kette (AFAM, 3WK). Alle Brüder und der MvSt treten zu einem geschlossenen Kreis zusammen, fassen sich gegenseitig an den Händen und bilden eine geschlossene Kette, wenn möglich eine enge Kette, wobei jeder Bruder die Arme über Kreuz hält (linker über den rechten Arm) und damit mit den danebenstehenden Brü­ dern eng verschlungen ist. In diesem Zustand wird das > Kettenlied gesungen. Von vielen Brüdern wird dieser Augenblick, der besonders feierlich und eindrucksvoll ist, als stärkste Kraftquelle der Tempelarbeit empfunden. Die Kette ist das Symbol der Gemeinschaft aller Brüder. In einer Kette erkennt jedes Glied, daß es zum Ganzen gehört. Der Bruder fühlt sich als Teil der Loge. In der bruderschaftlichen Kette entsteht ein gemeinsames „Wir-Gefühl“. Jeder Bruder, jedes Kettenglied ist als Mensch gleichwertig. Denn nur die Gleichwertigkeit der Kettenglieder garantiert den festen Halt der Kette. Ein Bruder erkennt den anderen an und stützt ihn, wenn er Hilfe bedarf. Ein me­ chanische Kette bricht, wenn ein Kettenglied bricht. Da aber eine Bruderkette ein lebendiger Or­ ganismus ist, hat er auch die Fähigkeit, sich zu regenerieren, wenn einmal ein Kettenglied durch Tod oder andere Umstände bricht. Die verbleibenden Glieder schließen diese Lücke wieder zu­ sammen, meist noch fester, als die Kette vorher war. > Uroborus, > Weltbruderkette

Kettenlied Text - Alois Blumauer (1755-1798, österr. Dichter), Melodie = Nold Wirfolgen dem schönsten der Triebe, der Menschen mit Menschen verband, und reichen sytr Kette in Liebe als Brüder einander die Hand*)

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Kirche Ehrt unsere Kunst! Sie verbindet die Herren der Maurer allein. **) Auf. Schlinget die Kette und mndet die Rasen der Freude hinein. Ihr suchet das Ende vergebens, ¡vir brechen die Kette nicht ab. Sie reichet vom Osten des Lebens bis hingegen Westen ans Grab.

Dieses Lied wird in vielen Logen am Schluß der Tempelarbeit unter Bildung der Kette gesungen. Text nach alten Liederbüchern (z.B. 3WK). *) Originaltext Blumauer: uns herzlich einander die Hand

**) Originaltext Blumauer: Wir dienen der Freundschaft. Sie bindet die Herren der Maurer allein, Sie schlinget die Kette und ahndet uns Rosen der Freude hinein. Die GLL singt:

Wir ehren den Orden, er bindet die Herren, die Hand nicht allein.

Kirche, Konfession Die Freimaurerei ist weder eine Religion noch ein Religionsersatz. Sie schreibt ihren Mitgliedern keine genau definierte Religion vor, wobei es schon in den „Alten Pflichten“ von 1723 heißt: „...heute hält man esjedoch für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Überzeugung selbst pu belassen“. Die Freimaurerei ist vor allem eine diesseitige Lebenshilfe. Sie will den Brüdern die Kunst vermitteln, ihr irdisches Leben besser, sinnvoller, erfüllter zu gestalten. Sie benutzt dafür keine religiösen oder kirchlichen Weihen, Verpflichtungen, Sakramente, Gnadenspendungen. Die Stellung der Freimaurerei zur Religion kann wie folgt formuliert werden: Die Freimaurerei ist nicht religionsfeindlich. Die Aufnahme eines Suchenden wird nicht abhängig gemacht von einem religiösen Bekenntnis. Der Bund ist der Boden für alle Glaubensbekenntnisse. Die zentrale Idee jedes Glaubens ist eine Gottesvorstellung. Der Maurer faßt die verschiedenen Überzeugungen seiner Brüder im Symbol des > „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ zusammen, ohne die Intimsphäre des persönlichen Glaubens zu berühren. Im allgemeinen sind die Religionen institutionalisiert. Dabei stehen die Institutionen der Freimaurerei am nächsten, die die wenigsten Dogmen haben und ihren Mitgliedern die größte Toleranz geben. Die typische Freimaurerhaltung zeigt „Nathan der Weise“ in Lessings gleichnamigem Drama in der „Ringparabel“. Im AFAM-Aufnahmeritual wird ausdrücklich festgestellt, daß der Suchende nicht nach seiner Religion gefragt worden und diese Frage auch nicht zulässig sei. Bei den 3 WK wird zwar bei der Aufnahme nach alter Sitte immer noch gefragt: „Zu welcher Religion bekennen Sie sich?“, doch begnügt man sich mit Antworten wie: „Ich bin gottgläubig!“ oder „Ich bin religiös!“ Nach den 3WK-Satzungen von 1946 und 1972 kann auch ein Muslim, Jude oder Andersgläubiger aufgenommen werden. ACGL und BFG kennen die Frage nach der Religionszugehörigkeit im Ritual nicht. Im Gespräch vor der Aufnahme wird das Bekenntnis zum Glauben an ein Höheres Wesen („Supreme Being") gefordert. Nur die GLL wünscht als einzige in Deutschland ein christliches Bekenntnis: „Bekennen Sie, daß Sie in Jesus Christus unseren Obermeister sehen?“ Im Aufnahmegesuch wird das Bekenntnis zur „reinen Lehre Jesu“ gefordert, „wie sie, unbeeinflußt von der jeweiligen Zeit, in der Heiligen Schrift geoffenbart

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Kleinod, Klopfen ist“. Die Stellung der einzelnen Kirchen siehe: > Katholische Kirche > Evangelische Kirche > Islamische Welt und Freimaurerei Das Verhältnis der anglikanischen Kirche zur Freimaurerei ist offen und wohlwollend. Pfarrer und Bischöfe sind Logenmitglieder und bekennen sich auch öffentlich dazu. Das Judentum zeigt sich gegen die Freimaurerei neutral. In Israel existieren zahlreiche Logen, in denen auch Muslime und Christen (zusammen mit Juden) Mitglieder sind. Grundsätzlich kann man feststellen, daß sog. 'fundamentalistische' oder 'orthodoxe' Kirchen und Religionsgemeinschaften der Freimaurerei ablehnend bis feindlich gegenüberstehen.

Kleinod, Kleinodien Als Kleinod wird das Logenabzeichen oder Bijou bezeichnet, das fast alle Bauhütten zur Kennzeichnung als Mitglied dieser Loge tragen. Als Kleinodien und Zierate bezeichnet die GLL und A.F.u.A.M. bestimmte Symbole. Die unbeweglichen Kleinodien: rauher Stein, kubischer Stein, Reißbrett. Sie liegen während der Tempelarbeit fest, sind also „unbeweglich“. Sie symbolisieren den Lehrling, Gesellen und Meister. Als bewegliche Kleinodien gelten die drei symbolischen Werkzeuge: Winkelmaß, Bleiwaage (Wasserwaage) und Senkblei. Das sind die Amtszeichen des Logenmeisters, des 1. und 2. Aufsehers. Da sie von diesen getragen werden, sind sie „beweglich“. Davon werden die Zierate unterschieden. Dies sind nach herkömmlichem Brauch: Der Flammende Stern, das Vereinigungsband („Franzen“, > Knotenschnur) und das musivische Pflaster („der rautige Fußboden“).

Klopfen Das Behauen des rauhen Steins ist eine wesentliche symbolische Tätigkeit des Freimaurers. Es lag darum nahe, die Schläge des Klopfens symbolisch einzubinden. Das freim. Brauchtum enthält vielfach das Klopfen oder die Abgabe von bestimmten Schlägen. Dazu eignen sich besonders die Hämmer des MvSt und der beiden Aufseher sowie der Stab des Ordners und der Schaffner. Außerdem ist an den Tempeltüren oft ein bewegliches Winkelmaß mit Zirkel angebracht, das zum Klopfen geeignet ist. Mit einem oder drei gleichmäßigen Schlägen können sich die Beamten Aufmerksamkeit und Gehör verschaffen oder die Brüder „in Ordnung“ rufen. Mit einem starken/harten Hammerschlag beendet der MvSt das alte und beginnt das neue Maurerjahr. Die Rituale schreiben an bestimmten Stellen das Klopfen mit einer festgelegten Anzahl von Schlägen und in einem bestimmten Rhythmus vor. Anzahl und Rhythmus ist von Grad zu Grad unterschiedlich. Dabei deuten die schnellen (geschwinden) Schläge auf Arbeitseifer und Strebsamkeit, während die langsamen (festen) Schläge auf die Beständigkeit und Beharrlichkeit hinweisen. Als Erkennungszeichen dient das Klopfen besonders dann, wenn während einer laufenden Arbeit Einlaß in den Tempel begehrt wird. In manchen Ritualen klopft der Suchende mit drei starken/harten Schlägen an die Tempeltür, wobei der Bibelspruch Matth.7,7 angeführt wird: Bitte/, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihrfinden; klopfet an, so wird euch aujgetan. Dieser Spruch wird dem Suchenden auch in anderem Zusammenhang mit auf den Weg gegeben, denn der Suchende muß selbst aktiv werden, um zur Freimaurerei zu gelangen. Ohne sein Suchen, Bitten und Anklopfen kann er kein Freimaurer werden. In manchen Ritualen versinnbildlichen drei Schläge: Natur, Religion, Stärke. Ein dreifaches (oder 3x3faches) Klopfzeichen findet sich auch in Musikstücken mit freim. Inhalt oder Anklang. Beispiel: In der Ouvertüre zu Mozarts „Zauberflöte“ sind 3x3 Bläserakkorde als Andeutung für den Lehrlingsgrad.

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Knie, Knotenschnur Knie, Knien Das Niederknien (eigentlich das Berühren der Erde) mit entblößtem Knie war schon im Altertum eine Handlung, um in Kontakt mit der Gottheit zu treten. Durch alle Zeiten hindurch war das Beugen des Knies eine Geste, die in Erwartung einer feierlichen Handlung durchgeführt wurde: z.B. beim Erhalt des Ritterschlags, beim Empfang eines besonderen Segens (Eheschließung). Deshalb wurde beim Eintritt in eine operative mittelalterliche Steinmetzbauhütte das rechte Knie entblößt und niedergekniet. Auch die Freimaurerei hat diese Geste für den Höhepunkt der Aufnahmehandlung übernommen. Das „nackte“ Knie wird allerdings oft durch ein umgebundenes weißes Tuch dargestellt. Es ist selbstverständlich, daß der Kandidat nicht etwa vor dem MvSt kniet, sondern vor dem, zu dessen Ehre die Handlung durchgeführt wird: dem Allmächtigen Baumeister.

Knotenschnur (Vereinigungsband, rote Schnur, Quastenseil, Strick, Cable-Tow) Wahrscheinlich fließen mehrere Symbolstränge zusammen, ohne daß man eine Entscheidung zwischen ihnen treffen kann, aus welcher Quelle unser heutiges Symbol herrührt. Der Strick als uraltes Rechtssymbol und Zeichen der Unterwerfung wurde bei einigen angelsächsischen und romanischen freim. Ritualen angewandt: der Kandidat erhielt bei der Einführung in die Loge zu seiner Aufnahme einen Strick um den Hals gelegt; ursprünglich wohl als Ausdruck des blinden Vertrauens gegenüber der Loge. Das Cable-Tow (Kabeltau, Seil) erscheint schon in den ersten englischen Ritualen und bedeutete grundsätzlich die bindende Kraft der Königlichen Kunst. In der Hilfsverpflichtung heißt es: „If within the length of your Cable-Tow.“ Der Bruder soll innerhalb seines „Kabeltaus“ in der Loge erscheinen und in diesem Umkreis auch seine Hilfe nicht versagen (also, mit anderen Worten, alles im Bereich seiner Möglichkeiten tun). Auch in den Texten der alten Eide ist von der Länge eines Kabeltaus die Rede. Diese wird etwa 3 bis 5 Meilen betragen haben. Die englischen Arbeitstafeln zeigen ein „Cable-Tow“, das mit vier Quasten an den Ecken (- die vier Kardinal > tugenden) alle Symbole umschließt. Heute ist auf allen deutschen Arbeitsteppichen ein Vereinigungsband (Knotenschnur) abgebildet, das nur noch zwei Quasten hat und auch nur noch den östlichen Teil des Teppichs umschließt. Dafür sind mehrere Knoten in das Band geschlungen und davon auch welche in Form einer liegende Acht. Br. Otto Hieber (18901930) deutet es so: „Er ist das heilige Band der Liebe, das nicht nur die Menschen mit der Gottheit, sondern auch untereinander verbindet, ja, das alle Dinge in der Natur miteinander verknüpft und so aus der Zersplitterung ein einiges großes Ganges herstellt, das vom Geiste der Liebe durchweht wird. “ Br. Hermann Peisert: „ Wir verstehen darunter die symbolische Verbindung aller Freimaurer, die Bruderkette, die den Erdball umschlingt. Es ist das Sinnbild des Bundes, das alle Bruder verbindet und in derganzen Welt su einergroßen Familie crusammenfaßt - das einigende Band. “ Man kann dazu ergänzen, daß die Schnur auch das Sinnliche mit dem Übersinnlichen, das IrdischMenschliche mit dem Ewig-Göttlichen verknüpfen soll. Eine geknotete Schnur bedeutete schon in alten Zeiten, daß böse, feindliche Mächte dingfest gemacht, also gebunden werden sollten. Das Binden und Lösen von Knoten war eine wichtige Handlung in der Magie. Der besondere Knoten in Form einer Acht wird auch Liebesknoten genannt (französisch: lacs d’amour = Liebes-Seen), in alten Kultur-Kreisen auch Isis-Knoten bzw. Herakles-Knoten, und durchweg mit einer Lemniskate verwechselt. Die Lemniskate ist eine geschlossene mathematische Kurve, eine der Cassinischen Kurven (Cassinoide, von Dominique Cassini entwickelt). Es handelt sich im Extremfall um eine Ellipse, die sich in der kürzeren Symmetrieachse zusammenschnürt, bis sie sich zu einer liegenden Acht wandelt. Diese Lemniskate (Schleifenlinie) ist ein Sonderfall der Cassinischen Kurven. Für diese besteht das mathematische Gesetz: Wenn man von irgendeinem Punkt der Kurve (z.B. der Ellipse oder der Lemniskate) zu den beiden Brennpunkten derselben eine Gerade zieht, dann ist das Produkt dieser beiden Strecken unveränderlich. - Die Mittellinien jeder Kurve teilen diese Figur in vier symmetrische Stücke. Die Lemniskate ist das mathematische Zeichen für UNENDLICH. In der Natur kommen Cassinische Kurven (also auch die Lemniskate) als Achsenbilder (Interferenzfiguren) von optisch zweiachsigen Kristallen vor. In der Seefahrt ist der „Achtknoten“

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Knotenschnur eine durch Reibung haltende Verschlingung im Tauwerk; er bleibt unverrutschbar an seiner Stelle, ist aber lösbar. Das Allerheiligste wurde sowohl im alten Ägypten wie auch im Salomonischen Tempel der Juden durch einen Vorhang verhüllt, der mit einer roten Schnur (Quastenschnur) verschlossen war (also auch Knoten haben mußte). Die purpurrote Färbung entstand durch Verwendung der Mittelmeer-Seemuschel und der Purpurschnecke. - Auch die Kirche verwendete bei sakralen Anlässen rote Schnüre zur Abgrenzung des profanen Bereichs vom heiligen Bezirk. Die beiden Säulen im Würzburger Dom „J“ und „B“ (oft auch als „Knotensäulen“ bezeichnet) werden von geknoteten Schnüren umschlungen: „J“ achtmal umschlungen, einmal geknotet; „B“ viermal umschlungen, zweimal geknotet. - Der Vatikan führt als Wappen und auf seiner Flagge die beiden Schlüssel Petri - die Macht zu binden und zu lösen. Die Schlüssel sind mit einer roten Schnur verknotet, die an beiden Enden Quasten hat. - Notarielle Verträge werden seit alters her mit einer roten Quasten- oder Kordelschnur zusammengebunden, und das Siegel auf den geschürzten Knoten gesetzt. Ein weiterer Erklärungsstrang ergibt sich mit der Meßschnur, die nicht nur im Altertum, sondern bis heute von den Bauleuten verwendet wird. Wir kennen die „geschlossene Knotenschnur“ der alten Ägypter mit 13 Knoten und 12 gleichlangen Teilabschnitten als Meß-, Winkel- und Zirkelschnur. In der altägyptischen Bautechnik gab es den Harpedonapten (= Seilspanner), der mit der 12teiligen Knotenschnur alle drei Seiten des sogenannten „ägyptischen Dreiecks“ ausmaß (3+4+5=12 Teile des rechtwinkligen, pythagoräischen Dreiecks). Er gehörte der Priesterkaste an. Die liegende 8, das ägyptische Chen, galt als Symbol für das ewige Leben der Götter. Eine Legende berichtet: Zwischen den zum Himmel erhobenen Armen der Göttin Nut, der großen Himmelsmutter, erschien die Hieroglyphe Chen dreifach. In einem Einweihungsfragment heißt es: „Nut ist die Zeit, in ihren göttlichen Händen hält sie die Schnur und bindet mit Chen (dem Knoten) den Samen an die Ernte, den Himmel an die Erde und die Erde an den Himmel. “ Da die Freimaurer alles symbolisch auffassen, ist es verständlich, daß sie einen Achtknoten in dem Vereinigungsband als einen Anklang an das Ewigkeitszeichen Chen der Ägypter oder an das mathematische Zeichen „Unendlich“, also an die Ewigkeit und damit als eine Verknüpfung des Menschlichen mit dem Göttlichen auffassen und (eigentlich falsch) als Lemniskatenknoten oder Lemniskate bezeichnen. Im Mittelalter benutzte man die „offeneJlnotenschnur“ mit 9 Knoten und 8 gleichlangen Abschnitten. Auch damit kann durch zweimaliges Umlegen der Schnur der rechte Winkel hergestellt werden: Die erste Aufgabe ist „das Osten“ der Schnur, die OrienÄemag, mit 4 Abschnitten der Schnur. Wenn man jetzt die 8 Teile der Schnur an die Enden der 4teiligen Grundlinie legt, bekommt man wieder ein rechtwinkliges Dreieck mit den Seitenlängen 4-3-5. Mit dieser Methode kann auch der freim. Arbeitsteppich konstruiert werden. Um die Knotenschnur im Staub von Sand, Stein und Mörtel besser erkennen zu können, färbte man sie rot. In alter Zeit erkannten sich Bauleute an der meist um die Hüfte geschlungenen Knotenschnur. In dem Gedicht „Bauplan des Lebens“ steht Alfried Lehner vor dem Lehrlingsteppich: Ich hebe die Augen auf, um wetterzuschreiten, da sehe ich Quasten auf beiden Seiten - die Enden einer Kmtenschnur. Sie locken mich auf neue Spur: Zur Transzendenz ZKjenem Andern, dem alle wir entgegenwandem. Als Knoten lassen Eemniskaten Unendlichkeiten dort erraten. Unendlich sei denn auch gespannt der Rruderkette Vereinigungsband.

Die Knotenschnur verbindet aber nicht nur die Brüder untereinander und verknüpft sie mit dem Transzendenten, sondern bindet auch und eliminiert damit gleichzeitig alles Unharmonische und Bedrohliche. Die Knotenschnur läuft in zwei Quasten aus. An den Quasten (Endknoten, Fransen) 161

Königliche Kunst, Konvent,.....Kreuz erkennt man, daß die Schnur aus einer Vielzahl einzelner Fäden geflochten ist. Jeder einzelne Faden symbolisiert ein Glied unserer Bruderkette. Die Endknoten verhindern, daß die Schnur sich in einzelne Fäden auflöst.

Königliche Kunst (K.K., KK) Schon 1723 in den »Alten Pflichten» wird der Begriff „Royal Art“ gebraucht. Das bezog sich damals wohl auf die Legende des Baumeisters Hiram, der auf Weisung des Königs Salomo den Tempel in Jerusalem baute. Im Laufe ihres Bestehens konnte sich die Freimaurerei in vielen Ländern und zu vielen Zeiten des königlichen Wohlwollens und Schutzes erfreuen. In Preußen war fast immer ein Mitglied des königlichen Hauses Protektor der Freimaurerei. Die operativen Dombauhütten wurden seinerzeit von den Königen mit besonderen Privilegien ausgestattet: eigene Gerichtsbarkeit, Freizügigkeit in der Wahl des Aufenthaltsortes. In symbolischer Hinsicht bezeichnet sich die Freimaurerei als königliche Kunst, weil sie höchste, krönende Lebenskunst ist: die Kunst ernster Selbsterkenntnis, strenger Selbsterziehung, harmonischer Lebensführung und die Kunst, in der eigenen Seele dem Ewigen eine Wohnstatt zu errichten; es ist die Kunst, deren Ausübung zur Verwirklichung der Humanität führt und deren höchstes Gebot die Liebe ist. 1900 formulierten die Großlogen von Bayreuth, Frankfurt und Hamburg: „Die Freimaurerei ist die Kunst, das menschliche lieben harmonisch ?u gestalten, die Kunst, sich selbst in das richtige Verhältnis ytm Nebenmenschen sjt setzen. Freimaurerei ist Febenskunst."

Konvent Als Konvent wird die Großlogenversammlung der > VGLvD genannt, die alle drei Jahre in Berlin Zusammentritt. Jede Loge einer der fünf Mitglieds-Großlogen hat eine Stimme, die i.a. vom MvSt oder Logenmeister wahrgenommen wird. Der Konvent wählt den Großmeister und seinen Stell­ vertreter auf Vorschlag des Senats. Er darf sich nicht in Dinge der Lehrart, des Rituals oder der in­ neren Ordnung einer der Mitglieds-Großlogen mischen. Die Konvente der Strikten Observant^ waren Zusammenkünfte zur Regelung gemeinsamer Ordensfragen. Historisch bedeutsam war 1782 der Konvent von Wilhelmsbad, der praktisch das Ende der > Strikten Observanz brachte.

Körperliche Unversehrtheit Die Handwerksordnungen vieler Zünfte schrieben vor, daß nur Männer mit geraden Gliedern und geeignetem Körperbau aufgenommen werden konnten. Anderson übernahm die körperliche Un­ versehrtheit in die ersten Konstitutionen und forderte einen Freimaurer-Lehrling „ohne körperlichen Mangel und Gebrechen, die ihn unjahig machen könnten, die Kunst gu erlernen, seines Meisters Bauherrn ?u dienen. “ In England konnten Blinde, Taube, Lahme und Verkrüppelte lange nicht aufgenommen werden. Noch 1910 glaubte man in New York, andernfalls gegen die „Alten Landmarken“ zu verstoßen. Da aber 1857 der blinde König Georg V. von Hannover aufgenommen wurde, hatte sich damit diese Frage für die kontinentale Freimaurerei erledigt. Wir sehen heute nicht ein, daß eine Freimaurerei, die ausschließlich geistig-philosophisch baut, in diesem Punkt nicht auch nur die geistig-philosophischen Anlagen eines Mannes für ausschlaggebend halten sollte. Kränzchen eine aus Brüdern meist verschiedener Logen zusammengesetzte Vereinigung. Diese entsteht meist an Orten, an denen es bisher keine Loge gibt und noch nicht genug Mitglieder zur Logenbildung vorhanden sind. Ein Kränzchen ist meist die Vorstufe zur Logenbildung. Heute wird oft ein Verein zur Vorbereitung einer Loge gebildet. Kreuz Das römische Kreu%, (lateinisches Kreuz, Passionskreuz, crux immissa) ist höchstes Symbol des Christentums, denn es erinnert an Christus und seinen Tod am Kreuz, durch den er die Schuld der

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Krieg Menschheit auf sich genommen hat. Es wird in den blauen Graden der Freimaurerei praktisch nicht verwendet, erscheint aber in höheren Graden und Erkenntnisstufen (z.B.: 3WK im Schotten­ grad). - Es läßt sich - auseinandergeklappt - auch aus den sechs Flächen eines Kubus bilden (Knights Templar) und ist zusammengefaltet als freim. Schmuckstück (Kugel) bekannt. Das griechische Kreuz mit gleichlangen Schenkeln wird im 18. Grad des AASR (Ritter vom Rosenkreuz) mit einer Rose verwendet. Dies gleichschenklige Kreuz ist auch das Schweizer Kreuz als Staatswappen und eben­ falls das daraus entstandene „Rote Kreuz“ als humanitäre Hilfsorganisation. Das Henkelkreuz (ägyptisches Kreuz, Ankh-Zeichen oder -kreuz, crux ansata) ist das Zeichen für (ewiges) Leben und unvergängliche Lebenskraft. Es wird im Royal Arch verwendet. Das Andreaskreuz (crux decussata) in Form eines „X“ findet in den Schottengraden und im Schotti­ schen Ritus (29. Grad) Verwendung. Das Pontifikalkreuz (Kreuz von Salem) mit drei Querbalken wird vom Großmeister der Knights Templar getragen und als Zeichen des Großkommandeurs des AASR verwendet. Das PatriarchenkreuzmA zwei Querbalken entspricht dem 33. Grad des AASR. Das Templerkreuz'tst in der GLL als „Rotes Kreuz“ das Abzeichen der Tempelmeister. Das achtspitzige Malteserkreuz erscheint in den höheren Graden der GLL. Das Tau-Kreuz in Form eines „T“ (Galgenkreuz) ist das sichtbare Zeichen der deutschen For­ schungsloge Quatuor Coronati. > Tau Das Teutonische Kreuz (vierfaches T) mit doppelköpfigem Adler ist das Abzeichen der Kadosch-Ritter (30. Grad) des AASR.

Krieg Der Krieg widerspricht dem freim. Selbstverständnis nach Ausgleich, Versöhnung und Frieden. Die Freimaurerei wird immer gegen den Beginn und die Fortsetzung des Krieges sein. Sie wird aber in jedem Fall versuchen, den Krieg in möglichst humane Bahnen zu lenken. Deshalb entstan­ den im ersten Weltkrieg auch in den Logenhäusern Lazarette, die von Freimaurer-Brüdern und Schwestern betrieben wurden. Kriegsschuldlüge Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Frage nach dem Schuldigen der Katastrophe gestellt. Der deutschnationale Politiker Friedrich Wichtl soll 1917 den Auftrag bekommen haben, den Freimau­ rern die Kriegsschuld nachzuweisen. Er schrieb „Weltfrieden, Weltrevolution, Weltrepublik. Eine Untersuchung über Ursprung und Endziele des Weltkriegs“. Hierzu erhielt er Unterlagen vom deutschen Auswärtigen Amt. Wichtl versuchte zu „beweisen“, daß mit einem „Freimaurermord“ des Thronfolgers in Sarajevo der Anlaß zum Ersten Weltkrieg gegeben war. Dies sei aber schon lange das minutiös geplante Ziel der Weltfreimaurerei gewesen. Zur Errichtung der Weltrepublik hätte man die deutsche und österreichische Monarchie zerschlagen müssen. „Die Weltfreimaurerei ist es, die den Vernichtungskrieg gegen Deutschland und Österreich seit Jahren heraufbeschworen hat, ... die Weltfreimaurerei gab dem Krieg seine ungeheuere Ausdehnung, und die Weitfreimaurerei war es auch, die jeden Versuch einer friedlichen Beilegung in verbrecherischer Weise niedergeschlagen hat. “ Der noch vor Kriegsende entlassene General Ludendorff baute die Theorie der Kriegsschuld der Freimaurer noch weiter aus und verband die Weltfreimaurerei mit dem Weltjudentum. Seine Hetzschriften und die seiner Epigonen verdrehten und veränderten die Tatsachen so stark, daß eine ernsthafte Beschäftigung damit weder möglich noch sinnvoll ist. Auch die Nationalsozialisten erklärten die Weltfreimaurerei und das Weltjudentum für die Urheber des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Friedenssicherung 1932 schrieben Lennhoff-Posner (in ihrem Lexikon): „Die Tat des Freimaurers nach außen kann heute nur die ArbeitJur den Frieden sein. ... HerJahre lang haben Millionen Menschen einander zerfleischt. Man sollte glauben, daß ihnen bei dieser fürchterlichen S elbstvemichtung die Augen weit aufgegangen, ihre Seelen ein für die Idee der Humanität empfänglicher Boden geworden wären. Das Gegenteil ist der Fall! Kampf und Haßinstinkte werden immer mehr an die trübe Obeifläche geschwemmt. ... “

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Kubus, Kugel, Kugelung Freimaurer im Krieg Der preußische Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819) hielt am 18.9.1813 in der Loge in Bautzen folgende Ansprache: „Ich habe von Jugend auf die Waffen für mein Vaterland geführt und bin darin grau geworden; ich habe den Tod in seinerfürchterlichsten Gestalt gesehen und sehe ihn noch täglich vor Augen; ich habe Hütten rauchen und ihre Bewohner nackt und bloß davongehen sehen, und ich konnte nicht helfen. So bringt es das Treiben und Toben der Menschen in ihrem leidenschaftlichen Zustande mit sich. Aber gerne sehnt sich der bessere Mensch aus diesem wilden Gedränge heraus, und segnendgrüße ich die Stunde, wo ich mich im Geiste mitguten, treuen Brüdern injene höheren Regionen versetzen kann, wo ein reines, helles Licht uns entgegenstrahlt. Heilig ist mir daher die Maurerei, der ich bis gum Tode treulich anhängen werde, undjeder Bruder wird meinem Hergen stets teuer und wert sein. “ Kubus Der Kubus oder Würfel ist ein von 6 kongruenten Quadraten begrenzter regelmäßiger Körper (Hexaeder), die in 12 gleichlangen Kanten aneinander stoßen und von denen je 3 in 8 Ecken senk­ recht aufeinandertreffen. In der Freimaurerei gilt der kubische Stein als Idealbild eines Bausteins, der sich lückenlos in ein Bauwerk einfügt und nur in intensiver Arbeit aus dem unbehauenen Stein entstehen kann. Der Bruder Freimaurer betrachtet sich als den noch nicht fertig behauenen Stein. Er weiß: den idealen Kubus kann er in seiner irdischen Laufbahn nie erreichen. Er soll aber immer bestrebt sein, das „Bild der Vollkommenheit in der Vollendung“ (Hieber) zu erreichen. In der GLL wird der kubische Stein auch dafür verwendet, die (geistigen) Werkzeuge daran zu schleifen. Dieser „Quadrat-Stein“ wurde in der Emblematik als „des Weisen Gemüte“ bezeichnet, denn dieser Stein (man mag ihn wenden und werfen, wohin man will) kommt allzeit fest auf seinen Fuß zu stehen. So wie der Weise alle Dinge mit völlig gleichem Gemüt erträgt, sich von ihnen nicht überwinden läßt, sondern sie in Stille und Gleichmut überwindet. Das endzeitliche Jerusalem wird als Wohnort Gottes in der Bibel als Kubus beschrieben:... und die Stadt ist im Viereck angelegt ihre Länge und Breite und Höhe sind gleich.“ (Apk.21,12-16) Auch das Allerheiligste in der Stiftshütte und im Salomonischen Tempel wird als Kubus beschrieben. Ebenso verehrt der Islam in der kubischen Kaaba (- Würfel) zu Mekka seinen Gott. Kugel Mathematisch ist die Kugeloberfläche die Menge aller Punkte eines dreidimensionalen Raumes, für die die Entfernung von einem festen Punkt (=* Mittelpunkt) gleich der festen Länge r (= Radius) ist. - Physikalisch hat die Kugel von allen Körpern gleicher Oberfläche den größten Inhalt bzw. umgekehrt: Im schwerelosen Raum nimmt ein Flüssigkeitstropfen (und eine Seifenblase) die Form einer Kugel an, weil die Oberflächenspannung die Oberfläche auf den Minimalwert (den negativen Extremwert) zusammenzieht. Bei den Ägyptern stand der Kugeldreher, der Scarabäus, in göttlicher Verehrung und galt als Glücks- und Heilsbringer, weil seine Kugeln als ein Abbild der Sonne aufgefaßt wurden. Der Scarabäus war auch Symbol der Polarität von Sonne und Mond, weil beide Kugelgestalt haben. Die Bantus verehrten in der Kugel die Ewigkeit, denn ihre Oberfläche hat keinen Anfang und kein Ende, kein Oben und kein Unten. In der Kugel wohnt die Kraft der Ordnung. In der Freimaurerei tritt die Kugel im Namen und Symbol der > „drei Weltkugeln“, als Kugel auf. Ebenso finden wir sie oft auf dem Stab des Zeremonienmeisters/Ordners oder auch in Logennamen: „Zur goldenen Kugel“. Kugelung (Ballotage) In einem Abstimmungsverfahren wird von den Meistern der Loge (AFAM, BFG von allen Brü­ dern) in geheimer Wahl über die Zulassung eines Suchenden zur Aufnahme entschieden. Dabei werden weiße und schwarze Kugeln verwendet. Weiß bedeutet Zustimmung, schwarz Ablehnung. Die schwarzen „Kugeln“ sind oft Würfel, damit der Bruder verdeckt fühlen kann, welche „Kugel“ er ergreift und verdeckt in die „Wahlurne“ legt. Ergibt die Auszählung nur weiße Kugeln, nennt

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Kultur man das Ergebnis der Kugelung „hell leuchtend*. Wenn ein, zwei oder drei schwarze Kugeln geworfen wurden, wird das Ergebnis als „trüb“ bezeichnet, bei mehr als drei schwarzen Kugeln als „dunkel. Um Irrtümer zu vermeiden, wird in manchen Großlogen die Kugelung wiederholt, wenn schwarze Kugeln vorhanden sind. Enthaltung ist bei der Stimmabgabe nicht zulässig. Die Satzungen der Großlogen bestimmen, wie bei wenigen schwarzen Kugeln zu verfahren ist. Im allgemeinen können bis drei schwarze Kugeln nur dann das Ergebnis beeinflussen, wenn die Urheber der schwarzen Kugeln dem MvSt innerhalb einer Frist ihre Wahl als gerechtfertigt begründen können. Im allgemeinen wird die Kugelung über einen Suchenden erst dann vorgenommen, wenn er den Brüdern der Loge bereits gut bekannt ist und entsprechende Stufen des Aufnahmeverfahrens durchlaufen hat. Der Brauch der Kugelung ist sehr alt, denn in Ovids Metamorphose XV., 41 heißt es: ,.Alter Brauch u/ar's, mit schwarten und weißen Steinchen schuldig tu sprechen die einen, die andern von Schuld tjt befreien. “

Kultur ist das Ergebnis der menschlichen Fähigkeiten, sich gegenüber der Natur in immer höherem Maße abzuheben und sich zu vergeistigen. Es ist der Weg von einer triebhaften tierischen Horde zu einer beseelten Gesellschaft. Das führt einmal zur Zivilisation, also der technischen Unterwerfung und Gestaltung der Erde zugunsten der Bequemlichkeit des Menschen; zum anderen führt es zur geisti­ gen Durchdringung der Welt mit ethisch-sittlichen Wertevorstellungen. Technik und Wissenschaft werden aber nicht nur zur Vervollkommnung der Menschen eingesetzt, sondern auch zur Unter­ drückung anderer Gruppen von Menschen, die in der Entwicklung der Technik noch nicht so weit fortgeschritten sind. Und außerdem zur Ausbeutung der Natur. Verantwortungslos angewandte Technik und rigorose Machtstrukturen mancher Menschengruppen kann zur Selbstzerstörung der Menschheit führen, denn die Menschen mit hohen sittlichen Postulaten sind leider nicht immer diejenigen, die ihre idealen Vorstellungen auch durchsetzen können. Die Freimaurerei fördert die Kultur in Bezug auf die geistig-ethische Seite der Menschen und versucht auch, diese Seite bei ihren Mitgliedern emporzubringen. Die gemeinnützige Weltkugelstiftung (> Caritas) unterstützt bei­ spielsweise neben karitativen auch kulturelle Projekte. > Pegasus

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L Laizismus Laizismus ist eine Auffassung, die für die absolute Trennung von Staat und Kirche eintritt. Andererseits versteht man darunter eine nur auf das Diesseits bezogene Einstellung und Handlungsweise, die eine jenseitsbezogene Anschauung, vor allem einen dogmatischen Gottesglauben ablehnt. Der Laizismus war einer der Vorwürfe, die die katholische Kirche der Freimaurerei machte. Natürlich bemüht sich die Freimaurerei um die praktische Verbesserung der menschlichen Verhältnisse im sozial-humanitären Bereich. Sie fordert aber außerdem die Anerkennung des > ABaW, also den Glauben an eine überirdische Welt. Seit der Aufklärung orientieren sich die Menschen in zunehmender Weise am Diesseits und tendieren heute immer mehr zu Materialismus, Nihilismus, Atheismus. Diesen Weg geht die Freimaurerei nicht mit; sie setzt gegen die irdischen Güter ihre ethisch-sittlichen Wert vorstellungen. Lambdoma Die Pythagoreer benutzten ein Saiteninstrument als Tonmeßgerät, welches aus einem Resonanzkasten mit einer darüber gespannten Saite bestand, die durch einen verschiebbaren Steg mathematisch teilbar war. Dieses Ordnungsschema für die 7 Grundtöne wurde auf mehrere Saiten, also auch auf die Obertöne und Untertöne, erweitert. Von der oberen Ecke aus entstand ein rechtwinkliger Zirkel, in dessen Innenraum parallel zu den beiden Schenkeln in gleichen Abständen Linien gezogen wurden. Dieses rautenartige Gitter mit den sich kreuzenden Linien diente mit den schneidenden Saiten der harmonikalen Forschung. Da diese mehrsaitige Form dem griechischen Buchstaben Lambda ähnelt, bezeichnete man dies Netzwerk als Lambdoma. Die untere Begrenzung dieses Schemas nannten die Pythagoreer Gnomon (= Winkelmaß). Dieses Netzwerk in Gestalt einer quadratischen oder rhombischen Raute diente dazu, in der unbelebten und belebten Natur als Urschema, Urbild, „Weltformel“ oder „kosmisches Netz“ andere Systeme (z.B. Kristalle) zu beschreiben und zu entschlüsseln. Schon bei den alten Sumerern war das Lambdoma ein Sinnbild der vollkommenen Welt. Im China der Chang-Zeit war es Symbol der totalen Welt mit ihren polaren Aspekten. Die im Lambdoma dargestellten Umrißlinien können auch als ein zusammengefügter Zirkel mit Winkelmaß gedeutet werden. Das mythische Urkaiserpaar im alten China (Fu hi und Nü kua) wurde mit Zirkel und Winkelmaß in den Händen dargestellt. Die zu einem Symbol zusammengefügten Werkzeuge Zirkel und Winkelmaß wurden auch als Lambdoma bezeichnet und als Arbeitsgeräte des Weltenbaumeisters oder Demiurgen als Sinnbild für das Weltganze angesehen. So kennt das Christentum Darstellungen, wie Gott als > Demiurg die Welt ausmißt. Auch in der Freimaurerei liegen des Weltenbaumeisters „demiurgische“ Werkzeuge für die Weltschöpfung im Osten auf dem Altar beim MvSt. Dagegen sind die Elementarsymbole der irdischen Welt: das Senkblei für die Bewahrung der Senkrechten und die Setzwaage für die Waagerechte den Aufsehern zugeordnet. Das Doppelsymbol Zirkel und Winkelmaß hat also nicht nur auf Grund der Steinmetz-Vergangenheit des Freimaurerbundes höchste Bedeutung, sondern auch wegen der Rückführungsmöglichkeiten auf das menschlich-kosmische, archetypische Ursymbol Lambdoma.

Landmarken Die „Alten Landmarken“ wurden 1723 von James Anderson erstmals erwähnt. Er empfahl, sie sorgsam zu schützen. Uber das, was unter den „landmarks“ zu verstehen sei, machte er keine An­ gaben. Aus diesem Grunde haben zahlreiche Freimaurer geglaubt, einen Katalog aufstellen zu müssen, in dem die Landmarken einzeln aufgeführt sind. Manche Autoren geben nur wenige, andere bis zu 53 an und verfallen dabei einem Irrtum: die Freimaurerei zu numerieren, heißt, sie zu dogmatisieren. Wolfstieg sagt von den „Alten Landmarken“, sie seien „in der Freimaurerei begründete Rechtsgrundsätge, die unverrückbar sind me die Menschenrechte“. Um einen Begriff davon zu geben, was

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Legende einzelne Maurer darunter verstehen, seien hier folgende Versuche genannt: Johann Gabriel Findel stellte 9 Landmarken zusammen: 1. ) Die Verpflichtung auf die allgemeine Religion, in der alle Menschen übereinstimmen. 2. ) Die Aufhebung der Schranken der Geburt, der Rasse, Nationalität, Hautfarbe und der politischen Partei. 3. ) Die Angehörigkeit jedes Aufgenommenen zum ganzen Bund (Besuchsrecht). 4. ) Aufnahmebedingungen: geistige Freiheit, Bildung, reifes Alter, sittliche Grundsätze, tadelloser Lebenswandel, guter Ruf. 5. ) Gleichheit aller Maurer. Vorrang stützt sich nur auf den wahren inneren Wert. 6. ) Alle Streitigkeiten nur innerhalb des Bundes austragen. 7. ) Gebot der Eintracht und Bruderliebe. Verbot, politische und religiöse Streitfragen in die Loge zu tragen. 8. ) Die Verschwiegenheitspflicht, Geheimhaltung der Erkennungszeichen und des Gebrauchtums. 9. ) Das Recht jedes Maurers, an der maurerischen Gesetzgebung teilzunehmen, das Wahlrecht und das Recht, in der Großloge vertreten zu sein. Der amerikanische Jurist Roscoe Pound begnügte sich mit 7 Landmarken: 1. ) Der Glaube an Gott. 2. ) Glaube an die Fortdauer der Persönlichkeit. 3. ) Die Bibel (Buch des heiligen Gesetzes) ist unverzichtbar in der Loge. 4. ) Die Legende des dritten Grades. 5. ) Das Geheimnis. 6. ) Die Symbole aus dem Bauhüttengebrauch. 7. ) Männerbund, freie Geburt und gehöriges Alter. Da die „landmarks“ aber nirgendwo im einzelnen überliefert sind, sah sich die UGL veranlaßt, im Jahre 1926 die „Basic Principles“ zu formulieren, die 1989 nochmals neu gefaßt wurden („Humanität“ 5/1989, > Regularität). Wahrscheinlich sind die „Alten Landmarken“ mit Absicht nicht im Wortlaut übermittelt worden. Denn den archetypischen Grund der Freimaurerei können und wollen wir nicht verändern. Wir müssen ihn aber immer wieder neu interpretieren. „Verrücke nicht die uralten Grenzsteine („landmarks“), die deine X7äter errichtet haben. “ (Altes Testament, Sprüche 22; 28) Jeder Generation steht jedoch eine neue, aktuelle Definition offen. Die Forderung, die „Alten Landmarken“ einzuhalten, bedeutet für uns die Verpflichtung, den Urgrund der freimaurerischen Traditionen zu bewahren, ohne uns von ihm dogmatisieren zu lassen; und offen zu sein für Änderungen, die die Entwicklung der Menschheit verlangt. Legende Im Konstitutionsbuch von Anderson ist auch eine „Legend of the Craft“, also die erste Zunftlegende aufgenommen, die als Geschichte der Steinmetz-Zunft, des Freimaurer-Handwerks dargestellt ist. Sie beginnt bei Adam, dem „die Geometrie ins Herzgeschrieben war“, und wird wird über viele Zwischenstationen bis zum Berichtstag fortgeschrieben. Diese Legende (Geschichte) wurde lange Zeit allen Neuaufgenommenen vorgetragen und bildete einen Bestandteil des Rituals. Es kam Anderson nicht auf die historische Treue an, sondern er wollte beweisen, daß die Freimaurerei „schon immer“ war, also bis zur Erschaffung der Welt zurückverfolgt werden könne. Wenn ihm auch manche eine „Geschichtsklitterung“ vorwerfen, so kann man die damalige Legende nicht mit heutigen wissenschaftlichen Forschungsmethoden analysieren. Es ist einfach eine bilderreiche Sprache, die auf die lange Entwicklungsgeschichte der Freimaurerei hinweisen sollte. Etwa vergleichbar mit Lessings Angabe in der Ringparabel von „1000, 1000 Jahren", was auch nur „sehr lange“ und keine konkrete Zahl von Jahren bedeuten soll. Wir sollten diese Geschichts-Legende genauso zur Kenntnis nehmen wie andere Legenden unseres Bundes, zumal sie heute nicht mehr vorgetragen wird. Die bekannteste freim. Legende ist die Zunftlegende vom Schicksal des Baumeisters > Hiram, die jeder Freimaurermeister kennt. Auch sie wird nicht auf geschichtlich

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Lehrart, Lehre der Freimaurerei, Lehrling beweisbare Daten zurückgeführt, sondern gehört als dramatischer Ritualteil zur Meistererhebung. In vielen Hochgraden hat sich jeder einzelne Grad eine Legende zur Untermauerung seines Lehrinhalts genommen. So wird beispielsweise die Legende von den vier gekrönten Märtyrern (> Quatuor Coronati) erzählt. Lehrart Der Begriff Lebrart (System, Ritus) ist die charakteristische Art und Weise, wie der Inhalt der Freimaurerei den Brüdern vermittelt und überliefert wird, z.B. Schrödersche Lehrart. Dabei geht der Begriff mehr ins Allgemeine und umfaßt mitunter auch mehrere Großlogen wie z.B. bei der christlichen oder humanitären Lehrart (> Christliche Freimaurerei, > Humanitäre Freimaurerei). Etwa sinngleich ist der Begriff Obödienz (Obedienz, von latein. oboedire = einfügen, einordnen), obwohl er konkreter auf eine Großloge bezogen wird. Eine Loge unterstellt sich einer Großloge und übernimmt die Verpflichtung zur Befolgung der Satzung. Im allgemeinen wird die Großloge meist selbst als Obödienz bezeichnet bzw. die Gesamtheit der unter ihr arbeitenden Logen. Die Obödienz hat eine einheitliche Lehrart mit gleichem Ritual und gleicher Rechtspflege. In Ausnahmefällen können historisch gewachsene Rituale von den Großlogen zugelassen werden (Schröder, Royal York). Wenn die Rechtstellung einer Großloge im Vordergrund steht, spricht man eher von Jurisdiktion. Denn die Großloge hat die Befugnis zur Ausübung der juristischen Gewalt und der Rechtspflege. Daß es in Deutschland durch die historische Entwicklung besonders zahlreiche Lehrarten gibt, kommentiert Br. Werner Güttier: „Unsere Uehrarten sind die Facetten des Juwels Freimaurerei, ohne die dieser Stein nicht tpm inneren Feuchten ¿ehracht werden kann. “ Lehre der Freimaurerei Freimaurerei ist eine Lebenseinstellung. Sie zu begreifen, ist mehr eine Frage der Gesinnung als des Wissens. Ihre Methode ist die Anwendung von Symbolen und Ritualen. Grundlage aller Lehrinhalte ist, die Bedeutung von Ritualen und Symbolen zu kennen. Die ethischen Ziele werden bildhaft umschrieben: Arbeiten am rauhen Stein, Bau am Tempel der Menschheit usw. Die rituellen Arbeiten dienen auch dazu, die freim. Lehre zu festigen, und zwar mit Hilfe von Symbolen, Lehrtafeln (Teppich) und Lehrszenen (Lichterteilung, „Reisen“, Kettenbildung usw.). Vor allem im gemeinsam erlebten Ritual wird der Lehrinhalt des Bundes vermittelt. Jedes > Symbol ist ein Lehrbild, das in knapper Form Forderungen an den Freimaurer stellt. Vor allem durch die stets in gleicher Form wiederholten Ritualtexte prägen sich die Lehrinhalte besonders deutlich ein. Um die freimaurerischen Anschauungen den Mitgliedern näherzubringen, werden außerdem Instruktionen oder Unterrichtslogen abgehalten, > Kerzengespräche geführt, > Vorträge (Zeichnungen) gehalten. Für jeden Grad gibt es einen > Katechismus: in Frage und Antwort wird dem Lehrling, Gesellen oder Meister das Verständnis des neu erworbenen Grades und seiner Symbolik nahegebracht. Jede Großloge hat ihren eigenen Katechismus entwickelt bzw. vergleichbare Erläuterungen herausgegeben. Lehrling Der Suchende wird in einer Aufnahmearbeit (Tempelarbeit, TA I) als Johannis-FreimaurerLehrling in die Loge aufgenommen. Dies ist der I. Grad der Freimaurerei. Der Lehrling muß Wesen und Brauchtum des Bundes sowie die Art zu arbeiten erst kennenlernen. Darum hat er in manchen Großlogen (3 WK, ACGL) kein Stimmrecht, kann nicht zum Beamten gewählt oder ernannt werden und muß sich im Tempel (außer BFG) jeder Wortmeldung enthalten. Andere Logen soll er nicht ohne Begleitung eines Meisters besuchen. Der Lehrling darf nur an Arbeiten des 1. Grades teilnehmen. Symbolisch arbeitet der Lehrling mit dem Spitzhammer am > rauhen Stein, also an sich selbst. Er hat genügend Zeit, sich kennenzulernen und sich mit sich zu beschäftigen. „Schau in Dich!“ und „Frkenne Dich selbst!“ sind dafür bekannte Weisheitssprüche. Nach einem Jahr kann er den Antrag auf Beförderung zum > Gesellen stellen. In den meisten Logen erhält er

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___________________________________________ Leidender, Leitsätze, Licht Gelegenheit, in einem „Gesellenstück“ den Fortschritt seiner freim. Einstellung unter Beweis zu stellen. > Aufnahme, > Bekleidung, > Eintritt, > Erkennungszeichen, > Initiation, > Johannis-Maurerei

Leidender Bei der Aufnahmehandlung wird der Neophyt im Ritual der GLL eine bestimmte Zeit „Leidender“ genannt. Leitsätze des Freimaurers Jeder Bruder Freimaurer sollte sich an drei Leitsätze halten: Schau in Dich l „Erkenne dich selbst!“ Bleibe dein Leben lang ein Suchender. Aber versuche, mit dir selbst in Harmonie zu leben und durch Selbsterziehung zur Selbsterkenntnis zu kommen. Schau um Dich ! Erkenne die zwangsläufige Abhängigkeit der Menschen untereinander. Offne dich deinen Mitmenschen. Strebe nach Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit. Habe Vertrauen zu der ideellen weltumspannenden Bruderkette und baue selbst an ihrer Tragfähigkeit mit. Schau über Dich ! Sieh nicht in dir selbst die höchste Instanz. Erkenne demütig dein Eingebundensein in einen allumfassenden, harmonischen Kosmos. In dem Bewußtsein, Teil einer unzerstörbaren geistigen Welt zu sein, gelingt es dir vielleicht, dich selbst zu verwirklichen. > Was ist Freimaurerei?, > Wesen und Wissen des Freimaurers

Licht, Lichtsymbolik Die Lichtsymbolik versinnbildlicht vor allem die Wiedergeburt. Darum sind die alten > Mysterien ebenso Lichtkulte. - „Es wächst das Licht!“ jubelten in vorchristlicher Zeit die nordischen Völker an ihren heiligen Stätten, wenn Wintersonnenwende war. - Die Bibel sieht Gott im „Reich des ewigen Lichts“. - Obwohl in den operativen Dombauhütten und bei den Logen der Gründungszeit Lichter in der heutigen Form und auch die Binde vor den Augen des Suchenden nicht üblich waren, fanden sich bald viele Symbole, die die Freimaurer als Lichtsucher kennzeichnen. Die Mysterienkulte versuchten, das Gegensätzliche zur Einheit zu verschmelzen. Das quälendste Lebensrätsel war der Gegensatz von Tag und Nacht, von Licht und Finsternis, von Leben und Tod. Diesen Widerspruch glaubten die Mysterienbünde aufgehoben zu haben: Tod ist zugleich Leben; Finsternis zugleich Licht. Natürlich ist es ein anderes höheres Leben als das irdische; und statt des äußeren Lichts wird im Menschen ein inneres Licht entzündet. Goethes blind gewordener Faust erkennt: „... allein im Innern leuchtet helles Licht!“ Auch Freimaurer sind Lichtsucher. Das Licht ist für sie ein Symbol von höchster Bedeutung. In ihnen wird bei der Initiation ein immaterielles Licht angezündet, ein solches Licht geschenkt, das auch weiterleuchtet, wenn ringsherum alles in Dunkel versinkt. Freimaurer wissen um das Leben nach dem Tode. Sie gehen den Weg von der Dunkelheit der Materie zum Licht des Geistes. Dieser Sachverhalt wird durch die freimaurerische Symbolik bewußt gemacht: Der Suchende wandert aus dem Dunkeln dem Licht zu. Er wird aufgenommen, indem ihm die Binde abgenommen und das Licht gegeben wird. - Die Loge ist symbolisch nach Osten ausgerichtet, weil von dort am Morgen der erste Sonnenstrahl, also das Licht, kommt: Ex Oriente lux. Der Meister vom Stuhl sitzt im Osten. Nach dem Tod geht der Bruder in den „ewigen Osten“ ein. - Eine Loge ist nur vollkommen, wenn die drei großen „Lichter“ aufliegen. - Die Loge wird eröffnet, nachdem die drei kleinen „Lichter“ angezündet sind. - Das Maurerjahr wird am Tag des höchsten Lichtes begonnen und gefeiert (> Johannisfest). - Der Schutzpatron der Logen, Johannes der Täufer, war Verkünder des „wahrhaften Lichtes, das alle Menschen erleuchtet“ (Johannes 1.9). Natürlich hängt die Lichtsymbolik mit der Sonnensymbolik zusammen, doch kann man sich das „Urlicht“ als direkt vom Schöpfer ausgehend denken, während erst später der Sonnengott mit Tag und Nacht die Polarität des Lichtes (und der Menschen) bringt. Selbstverständlich nimmt sich auch die Christussymbolik des Lichtkultes an {„Ich bin das Licht der Welt!“). Die Auferstehung im ewigen Licht ist das Ziel. In der Freimaurerei wird

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Lichtbewahrung der MvSt mit der Sonne verglichen, die Aufseher mit dem Mond und die Sterne mit den Meistern und Gesellen der Loge. Sonne, Mond und Sterne gelten als die himmlischen „Lichter“. Sonne und Mond finden wir auf dem Arbeitsteppich und vielfach als beleuchtete Transparente im Osten der Loge. Die (meist neun) Sterne sind auf dem Teppich und oft an der Decke der Loge abgebildet. Der als Lichtsucher bezeichnete Freimaurer geht seinen Weg zum Licht nach alter Tradition: Der Lehrling sieht das Licht; der Geselle geht gum Licht; der Meisterfindet das Licht. Herders Spruch: .dacht - Liebe Leben“ heißt auch: Das Licht bringt erst das Leben in den Tempel und macht den Bruder zur Liebe fähig. Deshalb schauen die Maurer in Demut auf das Licht. Das Kerzenlicht im Tempel ist ein Symbol der Liebe, ohne die wir das Leben nicht bestehen können. Erst Licht und Liebe geben dem Menschen die Hoffnung und machen ihn lebensfähig. Etwas, das einmal im Kosmos entstanden ist, kann nicht wieder vergehen. Jedes Lichtquant bedeutet gleichzeitig Neubeginn, Geburt, Auferstehung, Leben, Wahrheitssuche und auch ewige Dauer. Wer das wahre Licht in sich aufnimmt, dem wird Licht werden. Was das Licht für die Augen, ist die Wahrheit für den Geist.

Lichtbewahrung Während der > „Dunklen Zeit“ des Nationalsozialismus wurde das freimaurerische Licht in Palästina / Israel und in Chile bewahrt. Bruder Leo Müffelmann (1881-1934), Großmeister der „Symbolischen Großloge von Deutschland“, gründete bereits am 31.3.1931 die deutschsprachige Tochterloge „Zur Quelle Siloah“ in Jerusalem. Nach Hitlers Machtergreifung wurde Müffelmann in „Schutzhaft“ genommen. Er notiert in sein Tagebuch: „Großloge versprengt und verschlagen. Lhre und Würde als Mensch verprügelt und vernichtet. Körperlich verletvf. Wirtschaftlich ruiniert. Zu falschen, unwahren Erklärungen gevwungen. So geschehen im ersten Jahr des neuen deutschen Leiches. “ Mit seiner Inhaftierung 1933 mußten sich die Logen der „Symbolischen Großloge“ in Deutschland auflösen, nur die Jerusalemer Loge bestand weiter. Wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1934 konnte Leo Müffelmann eine Mittelmeerreise buchen und gelangte so insgeheim über Ägypten nach Palästina. Der Großmeister konstituierte dort die „Symbolische Großloge von Deutschland im Exil“ und setzte persönlich den Br. Emmanuel Propper als Großmeister ein. Damit konnte diese deutsche Großloge die NaziDiktatur überleben und 15 Jahre lang das deutsche freim. Licht hüten. Das freimaurerische Licht wurde am 19. Juni 1949 in der Frankfurter Paulskirche von Israel in die gerade gegründete Vereinigte Großloge von Deutschland zurückgebracht, und zwar durch den MvSt der Loge „Zur Erkenntnis“, Br. Adolph Bünger, ehemaliger Großschatzmeister der Symbolischen Großloge v. D. Großmeister, Br. Theodor Vogel, nahm es in einer feierlichen Arbeit entgegen. Br. Adolph Bünger schrieb im Oktober 1949 im Hamburger Logenblatt: „Zunächst (wurden) die 1933 nach Chile bvw. nach Jerusalem ins Exil gebrachten Lichter der Großen Loge von Hamburg und der Symbolischen Großloge von Deutschland, die im Exilfür Deutschland leuchtend erhalten wurden, in feierlicher Lrovession durch die Brüder Arnemannfür die Große Loge von Hamburg und Bünger für die Symbolische Großloge von Deutschland, eingebracht und diese Lichter auf dem Altar für immer mit dem Licht der neuen Großloge vereinigt... “ Die Mission der Symbolischen Großloge von Deutschland im Exil war damit erfüllt. Ihre 5 deutschsprachigen Tochterlogen gingen mit der Gründung des Staates Israel in die Obödienz der GL des Staates Israel über. Ebenso wurde am 12.6.1951 die Loge „Drei Ringe“ offiziell aus dem Verband der Großen Loge von Hamburg entlassen, um sich der Großloge von Chile anzuschließen. Folgendermaßen war es bei der Großen Loge von Hamburg. Hier wollte man den Grundbesitz in Deutschland (Logenhaus Welckerstraße und Freimaurer-Krankenhaus) erhalten und versuchte dies durch eine Umgründung in „Deutscher Orden (e.V.), Sitz Hamburg“, aber ohne Ritualänderung. Der mit guten Kontakten zu Chile stehende Hamburger Kaufmann und MvSt der Loge „Ferdinand zum Felsen“, Otto Arnemann, hatte schriftlich die Übertragung des Lichts vorbereitet. Großmeister Bröse leitete 1933 die letzte Arbeit der Großen Loge von Hamburg - in Gegenwart von zwei Gestapo-Beamten - und übergab das Licht einem chilenischen Bruder, damit es dann in Santiago - Loge „Zu den drei Ringen“ weiterbrennen konnte. Die „Große Loge von Hamburg“ besaß bis 1933 in Chile vier Logen, in denen in deutscher Sprache nach dem Schröder-Ritual gearbeitet wurde. Am 19.5.1933 schrieb

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Lichteinbringung, Lichter Großmeister Richard Bröse an den MvSt Carlos O. Hepp: „Vielleicht wählen Sie für die von Ihnen angegebene Gemeinschaft, in die unsere Freunde in Buenos Aires, Rosario, Concepción, Südafrika und Kopenhagen einbe^pgen werden könnten, den Namen, den wir bisher in Hamburg führten und der durch unsere Umstellung frei geworden ist. Auf diese VCeise würden unsere Freunde yu Hütern des alten, hochgeachteten Namens, der uns allen so unendlich viel bedeutet ..." Um den Brüdern in Deutschland keine politischen Schwierigkeiten zu bereiten, wurden zukünftig in Briefen die freim. Bezeichnungen durch geschäftliche ersetzt. Statt Bruder = sehr geehrter, lieber Freund, statt Großloge - Hauptniederlassung, Tochterloge = Filiale, Logenbrüder - Aktionäre. Man gründete statt der Großloge im Exil den „Stellvertretenden Ausschuß Valparaiso“ und benutzte das Siegel der Großen Loge von Hamburg mit dem Zusatz „Stv. A. V.“ Das 200. Stiftungsfest der Großen Loge von Hamburg wurde 1937 durch eine Festarbeit begangen. Anwesend waren verschiedene andere Großlogendelegationen. Man betrachtete den Stv. A. V. de facto als Große Loge Hamburg im Exil. Diese Auffassung bekräftigte im Januar 1990 der Altgroßmeister der Großloge von Chile und Chef der Abteilung für Auslandsbeziehungen der GL von Chile, Br. Rene Garcia Valenzuela, in einem Brief an den GM der VGLvD, in dem es heißt: „... daß die Großloge von Chile, Urheberin des freim. Asylrechtes, den „Stellvertretenden Ausschuß der Großloge von Hamburg" als „Gobierno Masónico en Exilio“ (= Souveräne Macht oder Großloge der Freimaurer im Exil) anerkannt hat. “ Lichteinbringung Feierlicher Anlaß zur Eröffnung einer neugegründeten oder reaktivierten Loge. Zur ersten rituellen Arbeit (Stiftungsfest) wird die Loge durch den Großmeister in Arbeit gesetzt, die drei großen Lichter werden erstmalig eingebracht, die drei kleinen Lichter werden entzündet, und die Bauhütte erhält i.a. die Stiftungsurkunde (> Patent). Symbolisch wird das ewige Licht der Freimaurerei auf eine neue noch nicht erleuchtete Arbeitsstätte übertragen.

Lichter, große Keine Loge gilt als gerecht und vollkommen, wenn nicht die drei „großen Lichter“ auf dem Altar (Meistertisch) aufgelegt worden sind. Dieses sind: 1. ) Die > Bibel (Buch des heiligen Gesetzes). Sie ist die ethisch-sittliche Grundlage unseres Lebens und Handelns. 2.) Das > Winkelmaß als rechtes Maß für unser irdisches Handeln. 3. ) Der > Zirkel als Verbindung des irdischen Menschen mit dem Göttlichen (Numinosen, Transzendenten, Ewigen) und den Menschen untereinander. Näheres bei den Stichworten der Einzelsymbole. Lichter, kleine Als „kleine Lichter“ werden drei freimaurerische Eigenschaften bezeichnet, die symbolisch die Loge tragen. (Im englischen Ritual sind es im Hinblick auf den kosmischen Raum der Loge: Sonne, Mond und MvSt). Man benennt nach ihnen die Kerzen (Lichter), die später auf (meist verschieden gestalteten) Säulen stehen. Diese kleinen Lichter sind im rechten Winkel um den Arbeitsteppich angeordnet. Zu Beginn werden die Kerzen von den Beamten entzündet. Es sind in der Reihenfolge bei der AFAM und GLL: Weisheit - Stärke - Schönheit und bei den 3WK (der immerhin ältestens deutschen GL): Weisheit - Schönheit - Stärke. Sie verkörpern im einzelnen folgende Ideale der Freimaurerei: WEISHEIT, die den Bau des Menschheitstempels (Tempel der Humanität) plant, fördert und leitet. Verstand, Selbsterkenntnis, Vernunft sind die Stufen, die zur Weisheit führen. (Dorische Säule bei unterschiedlichen Säulen. Sie verkörpert den MvSt, der sie auch anzündet. Sie steht im Osten. Die dorische und jonische Säule werden mitunter vertauscht verwendet.) SCHÖNHEIT soll den Bau gestalten und zieren. Statt der schmückenden, äußeren Ästhetik versteht man die Schönheit bei den 3WK als innere Harmonie zwischen Idee und praktischer

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Lichterteilung, Liebe Ausführung, zwischen Verstand und Gemüt, zwischen Weisheit und Stärke, zwischen Idee und Ausführung. Die Toleranz, Hilfsbereitschaft, Nächsten- und Bruderliebe sind Ausdrucksformen der wahren Harmonie, der „echten“ Schönheit. Anderson kannte diese Trias erst 1738. In früheren Zeiten war es eher die Liebe oder Güte, die den Platz der Schönheit einnahm. (Korinthische Säule, 1. bzw. 2.Aufseher.) Man muß sich damit abfinden, daß die Reihenfolge der Säulen in Deutschland und damit die Zuordnung der Säulen zu den Aufsehern bei den einzelnen Obödienzen unterschiedlich ist und die Freimaurerei damit eine größere Vielfalt zeigt. STÄRKE soll den Bau fördern und ausführen. Nur die Tat, Kraft, Ausdauer, Selbstbeherrschung führen zum Ziel, zur Vollendung (Jonische Säule, 2. bzw. 1. Aufseher). Br. Franz Carl Endres (1878-1954) schrieb: , Mensch sein beißt: das Höchste wollen in Kraft, Weisheit und Schönheit. Und wollen heißt tun. Der Wille, der nur redet, ist kein Wille. Der Wille ohne die Tat ist die Lüge vor sich selbst. Deshalb: Kraft wollen, heißt: kräftig wirken! Weisheit wollen, heißt: weise leben! Schönheit wollen, heißt: harmonischfühlen! Auf diesen drei Fundamenten steht nicht nur der helle Tempel der Freimaurer. Auf diesen Fundamenten steht der Tempel des menschlichen Wesens aller Menschenbrüder. “ Woher kommen die drei kleinen Lichter? In der Loge waren ursprünglich drei Fenster (Osten, Süden, Westen), um den Sonnenlauf zu beobachten. In zahlreichen Arbeitsteppichen sind sie auch abgebildet, erstmalig 1747. Im Katechismus von Prichard: „Habt ihre einige feste Lichter in der Loge? - ja, drei. - Wie sind sie gelegen? - Im Osten, Süden und Westen. - Wo%u dienen sie? - Um den Männern ?p, bei und von der Arbeit ?u leuchten. - Warum ist kein Licht im Norden? - Weil die Sonne keine Strahlen daher wirft. “ Aus diesen Fenstern haben sich wahrscheinlich die Kerzen gebildet, die später auf den bekannten drei Säulen ruhen. Die drei Säulen zusammen symbolisieren den Zusammenklang der Kräfte: Verstand, Wille und Gemüt und vereinen sich, um den Bau des Tempels der Humanität auszuführen. Die „Säulen“ Weisheit, Stärke, Schönheit finden wir bereits in den 10 Sephirot der > Kabbala. (Dies sind die 10 Emanationen der Gottheit und bilden in ihrer Gesamtheit symbolisch den himmlischen Menschen, den > Adam Kadmon.) Auf Reuchlin wird die Herausstellung dieser Dreiheit zurückgeführt. Es kann aber auch eine Abwandlung der mittelalterlichen Trias: Weisheit, Macht, Liebe darstellen.

Lichterteilung Die Aufnahme eines Suchenden in den Freimaurerbund wird symbolisch als Lichterteilung bezeichnet, insbesondere der Augenblick, in dem die Binde von den Augen fällt und der Neophyt erstmals das Licht im Osten erblickt. Im Ritual der 3WK wird dieser Moment besonders eindrucksvoll durch eine sofort wieder verlöschende Flamme dargestellt (So vergeht der Ruhm der Welt!).

Liebe „lacht, Liebe und Leben hervonp^aubern, ist das Ziel der Freimaurerei!" sagte schon Herder, {.lacht, Liebe, Leben" steht darum auf dem Grabstein Herders.) Auch die drei freim. Rosen deuten auf „Licht, Liebe, Leben“ hin. Der Maurer erblickt im Lehrlingsgrad das Licht, übt im Gesellengrad die Bruderund Menschen-OW« und erhält im Meistergrad das unsterbliche laben. Der Vorkämpfer des portugiesischen Liberalismus, der Freimaurer Sebastiano Magalhaes Lima formulierte: „Es gibt nur ein dauerndes Gesetz auf der Welt, das ist das G,eset? der liebe. Es ist nicht allein die Liebe, die sich in Güte und unendlicher Schönheit offenbart, in dem großen Mitleid mitjeglicher Kreatur, sondern es ist auch die Liebe, die sich kurv, als die Liebe vum Weltall ausdrücken läßt, als der brennende Wunsch, für andere pu leben. Es ist die liebe Jur die Kleinen, Jur die Bescheidenen, Jür die Bedrückten. Diese Hebe erleuchtet, diese Liebe macht solidarisch: das ist die Liebe des Freimaurers!“ Die Freimaurerei ist bestrebt, den Bruder so zu formen, daß sein Herz von echter Liebe durchströmt wird. „Wenn ich mit Menschen- und Engelsspingen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Lrv oder eine klingende Schelle. “ In den Erkenntnisstufen wird dem Bruder die Johanneische

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Lieder, Literatur Dreiheit; „Glaube - Hoffnung - Liebe"ans Herz gelegt, wobei immer wieder betont wird, daß die Liebe die größte darunter ist. Lieder, freim. Da schon in den ersten englischen Logen die Arbeit in die Erholung überging, sind die ersten Freimaurer-Gesänge Tafellieder. Schon Anderson druckte in seinen Konstitutionen eine Reihe von offiziellen Logenliedern ab. Die ältesten Freimaurer-Lieder benutzen die Melodien bekannter Weisen {Parodieverfahren). Das erste deutsche Liederbuch wurde von Ludwig Friedrich Lenz für die Altenburger Loge „Archimedes zu den drei Reißbrettern“ 1746 herausgegeben. 1749 gab Johann Anton Scheibe sein erstes Liederbuch heraus. 1759 erschien von ihm „Neue Freymäurer-Lieder“. Darin wird erstmalig der (von ihm erfundene?) Refraingesang aufgeführt, also die Wiederholung der Schlußzeile im Chor. Später gab fast jede Großloge und manche Loge ihr eigenes Liederbuch heraus. Man kennt über 700 Freimaurerlieder. Die klassische Fmmaurtrmusik schuf Wolfgang Amadeus Mozart mit seinen Freimaurerliedern und Kantaten. Daß früher bei den Zusammenkünften viel gesungen wurde, geht aus der Tatsache hervor, daß die GNML „Zu den drei Weltkugeln“ 1903 „Lieder und Gesänge für Freimaurer“ drucken ließ, und bereits 1904 die zweite Auflage nötig wurde. Heute beschränkt sich der gemeinsame Gesang der Logenbrüder meist auf ganz wenige Lieder (oder sogar nur den Refrain davon): > Kettenlied, Lied am Ende der > Tafelloge oder bei besonders festlichen Gelegenheiten Mozarts Komposition Bundeslied, 1791, das auch zur Kettenbildung in AFAM-Logen gesungen wird:

Brüder, reicht die Hand zum Bunde

Brüder, reicht die Hand ^um Bunde! Diese schöne Feierstunde führ’ uns hin ?u lichten Höhn! Laßt, was irdisch ist, entfliehen, unsrer Freundschcft Harmonien dauern ewigfest und schön. Preis und Dank dem Weltenmeister, der die Herren, der die Geister für ein ewig Wirken schuf Licht und Recht und Tugend schaffen durch der Wahrheit heil’ge Waffen, sei uns göttlicher Beruf.

Ihr, auf diesem Stern die besten, Menschen all im Ost und Westen, wie im Süden und im Nord! Wahrheit suchen, Tugend üben, Gott und Menschen herzlich lieben, das sei unser Losungswort. Text von Franz Gerhard Wegeier nach einer Vorlage von Emanuel Schikaneder

Literatur August Wolfstieg (1859-1922) war Bibliotheksdirektor des Abgeordnetenhauses in Berlin. Auf den Weltausstellungen in Paris 1900 und St. Louis 1904 war er Reichskommissar für Buchwerke und Bibliothekswesen. Er gründete und führte für Frauen die Bibliothekarinnenschule. Als freim. Forscher gestaltete er die von ihm verwaltete Büchersammlung zu einer wissenschaftlichen

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Loge____________________________________________________________________________

Institution. Die von ihm zusammengestellte „Bibliographie der freim. Literatur“ (1911-1913) wurde zu seinem Lebensinhalt. Auf ihn geht auch die Klassifizierung und Numerierung der freim. Literatur zurück. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Bibliotheksbestände zunächst von Br. Bernhard Beyer geordnet und mit dem ersten Katalog 1954 dokumentiert. Die Direktoren des Bayreuther FreimaurerMuseums Heinrich Wilhelm Lorenz und Herbert Schneider konnten die Buchbestände erheblich ergänzen. 1977 kam das erste Verzeichnis „Deutsche Freimaurer Bibliothek“ heraus. Es ist, stark gekürzt, folgendermaßen gegliedert: 1. ) Allgemeiner Teil Bibliographien, Kataloge, Zeitschriften, Sammelwerke 2. ) Organisatorischer Teil Maurerrecht und Verfassung Logen, Großlogen, Museen, Sammlungen, Bildwerke 3. ) Freimaurerische Geschichte Vorgeschichte, Geschichte, Steinmetr^punfi, Mysterien, Erster und Zweiter Weltkrieg freim. Geschichte des Auslands 4) Dogmatik Wesen, Zweck, Ziel, Lehrinhalt der Freimaurerei, Antiliteratur, Ritualistik und Symbolik der einzelnen Grade und Systeme 5. ) Praktischer Teil Wohltätigkeit, Poesie, Romane, Erzählungen, Dramen 6. ) Verwandte Gesellschaften Rosenkreuzer, llluminaten, Frauenlogen 7. ) Verschiedenes Aberglaube, Nachwuchs 8. ) Register In Bayreuth befindet sich die größte deutsche freim. Buchsammlung mit etwa 16.000 Bänden. > Archive, freim. , > Bibliographie, > Dichtung, > Pegasus Loge Historisch gesehen war bei den Dombauhütten des Mittelalters die Loge eine Baubude, Bauhütte (engl. = Lodge), in der die Maurer und Bauhandwerker sich zur Arbeit versammelten, ihre Tätigkeit zugeteilt erhielten, in der sie auch einen Teil ihrer Arbeit verrichteten, Unterweisungen erhielten, Zeichnungen anfertigten, den sie als Pausen-und Ruheraum gebrauchten und den sie zur Aufnahme neuer Lehrlinge und zur Freisprechung von Gesellen benutzten. - Bei den Freimaurern wird die Loge als der Ort oder das Gebäude bezeichnet, an dem sie regelmäßig Zusammenkommen und arbeiten. Der Name des Versammlungsortes „Loge“ ging später auf die Versammlung selbst über. So wird die Organisation der versammelten Freimaurerbrüder Loge genannt. Heute hat die Loge den Status eines „eingetragenen Vereins“, unterliegt den Vereinsgesetzen und ist die kleinste freimaurerische Gruppierung. In Deutschland werden alle Logen, die die 3 ersten Grade bearbeiten > „Johannislogen“ genannt. Der Name „Loge“ ist nicht geschützt und wird auch von anderen Vereinen genutzt. Auch die einzelne Veranstaltung (Arbeit, Tempelarbeit) selbst wird als „Loge“ bezeichnet: Aufnahmeloge, Instruktionsloge, Tafelloge, Trauerloge usw. Im übertragenen Sinn ist die Loge die freimaurerische Baustelle. Der Arbeitsplan ist in der Logenmitte als Teppich (Arbeitstafel) ausgelegt. Dies ist der Bauplan des sittlichen Maurerlebens. Als Ideal ist ein Kubus vorgegeben. Der Maurer steht auf der Erde, die als musivisches Pflaster ausgebildet ist: mit dem ständigen Wechsel von Freud und Leid im Alltag. Zwei Säulen sind aufgerichtet wie der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Die Werkzeuge liegen bereit und werden zur Ausübung eines vergeistigten Handwerks, des Tempelbaus der Menschheit benötigt. Die Loge wird auch als Bild des Weltalls bezeichnet. Die Himmelslichter Sonne, Mond und Sterne sind in der Loge bildlich dargestellt. Oft ist die Decke der Loge mit einem Sternenhimmel geschmückt. In Kopenhagen kann die Decke eines Logenraums ganz geöffnet werden, um die Loge direkt durch den sternenbesäten Himmel nach oben abzuschließen. Und über allem leuchtet als gedankliches

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Logenausweis, Logenhaus, Logen in den neuen Bundesländern Idealbild > der Flammende Stern, der gleichzeitig die Harmonie im Weltall und die Überwindung aller Gegensätze im menschlichen Handeln ausdrückt. Symbolische Sterne trifft man in der Loge auch auf dem Teppich, meist in der Neunzahl, an.

Logenausweis, Logenpaß Die Großlogen geben an ihre Mitglieder Lichtbildausweise aus, damit sich die Brüder an anderen Orten legitimieren können. Trotzdem wird - besonders im Ausland - nach den > Erkennungs­ zeichen gefragt. Wichtiger erscheint den anglo-amerikanischen Logen aber der Nachweis, daß die Logenbeiträge bezahlt worden sind (Ausstellung durch die VGLvD). > Besuch anderer Logen, > good Standing, > Zertifikat

Logenhaus In den ersten Jahrzehnten fanden die Versammlungen der symbolischen, spekulativen FreimaurerLogen in Gasthäusern statt. Später gingen Logen und Großlogen dazu über, eigenen Grundbesitz zu erwerben. Das Logenhaus enthält Räume für die rituelle Arbeit (> Tempel, > Dunkle Kammer), Räume für Logenversammlungen, Vorträge und gemeinsames Mahl (Tafelloge), ClubRäume, Ökonomie, Räume für die Großlogen-Verwaltung (Archiv), Bibliothek und oft einen freimaurerischen Ausstellungsraum (Museum). Die Verhältnisse sind von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Freemasons Hall wird in Großbritannien das Logenhaus bezeichnet, speziell das besonders große und repräsentative Londoner Logenhaus (London hat über 1100 Logen). Es wurde 1927-1933 gebaut und enthält etwa 80 Tempel. Der größte hat eine Grundfläche von 40x30 Metern, ist 20 Meter hoch und bietet für 1700 Brüder Platz. Der zweitgrößte Tempel kann 500 Brüder aufnehmen. Masonic Temple ist die in USA gebräuchliche Bezeichnung des Logenhauses. In Berlin gibt es beispielsweise drei Logenhäuser: Emser Straße (Sitz der AFAM und der VGL), Heerstraße (Sitz der 3WK) und das Ordenshaus Peter-Lenne-Straße (Sitz der GLL). Als typisches Beispiel einer Entwicklung sei das Haus der 3WK in Berlin genannt: 1740- 1741 Saal im Hotel „König von Preußen“, Brüderstraße. 1741- 1748 Mieträume im Voigtschen Haus, Heiligegeiststraße. 1748-1775 Mietgrundstück: (Cochiussches Haus), Breite Straße. 1775-1795 Mietgrundstück: (Barsches Haus), Leipziger Straße. Es wurde eine Bibliothek eingerichtet. 1779-1796 Grunderwerb: Ziegelstraße 14 (Teilnutzung, da unzureichende Räume). 1795-1800 Mietgrundstück: Ehemaliges Palais des Herzogs Friedrich August von BraunschweigOels, Wilhelmstraße. 1800-1935 Kauf und Umbau eines großen Grundstücks und Gebäudes Splittgerbergasse. 1935 beschlagnahmt, im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört. 1946-1957 Mietgrundstück in der Ahornstraße. Ab 1958 Erwerb des Grundstücks Heerstraße 28 mit verschiedenen Umbauten in den nachfolgenden Jahren, besonders 1958 und 1990. Ein Stockwerk enthält GLVerwaltung, Archiv, Bibliothek, Museum. Eine Etage ist für die Gasträume, Tafellogenraum und Ökonomie, eine besondere Tempel-Etage ist für großen, kleinen und Meister-Tempel bestimmt.

Logen in den neuen Bundesländern Die drei deutschen Großlogen sind bemüht, alte Logen in den neuen Bundesländern zu reaktivieren oder neue zu gründen. Dies ist insofern schwierig, weil es dort seit über 60 Jahren keine Freimaurerei mehr gab. Die Reaktivierung konnte also nur durch das Engagement von Logen aus der Bundesrepublik Deutschland erfolgen. Inzwischen sind jedoch bereits mehrere Logen mit einem nur aus örtlichen Brüdern bestehenden Beamtenkörper ausgestattet.

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Logen in den neuen Bundesländern Es sind bisher folgende Logengründungen erfolgt: Aschersleben Zu den drei Kleeblättern Birkenwerder Kurfürstin Luise Henriette Boizenburg Vesta zu den drei Türmen Brandenburg Friedrich zur Tugend Burg b.Magdeburg Adamas zur heiligen Burg Chemnitz Zur Harmonie Chemnitz Harraseiche Cottbus Zum Brunnen in der Wüste Dresden Zu den drei Schwertern Dresden Zum goldenen Kreuz Dresden Zum goldenen Apfel Eberswalde Friedrich Wilhelm z.d.3 Hämmern Eisenach Zur Krone der Elisabeth Frankfurt/Ode Zum aufrichtigen Herzen Frankfurt/Oder Euthanasia zur Unsterblichkeit Gera Licht am Osterstein Gera Heinrich zur Treue Greifswald Carl zu den drei Greifen Greifswald Eldena Güstrow Phoebus Apollo Halberstadt Friedrich zur Morgenröte Halle Zu den 5 Türmen am Salzquell Halle Friedrich zur Standhaftigkeit Jena Friedrich zur ernsten Arbeit Jena Zur Akazie am Saalstrande Leipzig Zum weißen Bär Leipzig Minerva zu den drei Palmen Leipzig Athene zur Einigkeit Leipzig Balduin zur Linde Luckau Zum Leoparden Magdeburg Ferdinand zur Glückseligkeit Magdeburg Harpokrates Magdeburg Hohenzollern treu u.beständig Meiningen Charlotte zu den drei Nelken Nordhausen Zur gekrönten Unschuld Nordhausen Roland zur Einracht Perleberg Zur Perle am Berge Potsdam Minerva Potsdam Teutonia zur Weisheit Potsdam Stern von Sanssouci Prenzlau Zur Wahrheit Putbus/Rügen Rugia zur Hoffnung Quedlinburg Zur beständigen Freiheit Rostock Zu den drei Sternen Meiningen Georg Liberalitas Meißen Zur Akazia Mühlhause n/Thür. Hermann z. brüderl. Einigkeit Neustrelitz Georg zur wahren Treue Rostock Tempel der Wahrheit

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GLL GLL GLL 3WK 3WK AFAM GLL GLL AFAM GLL AFAM 3WK GLL 3WK GLL 3WK GLL GLL AFAM 3WK AFAM AFAM GLL AFAM GLL AFAM AFAM AFAM GLL 3WK 3WK AFAM GLL 3WK GLL AFAM 3WK GLL 3WK AFAM 3WK GLL AFAM AFAM AFAM AFAM AFAM GLL GLL

Logen in den neuen Bundesländern, Logenhausordnung Logenname Günther zur Eintracht Harpokrates z.Morgenröthe Eintracht in Freiheit Sundia zur Wahrheit Friedrich Wilh.z.d. 3 Kränzen Anna Amalia zu den 3 Rosen Zum starken Licht am BrockenZur Eiche am Scharfenstein

Ort Rudolstadt/Thür. Schwerin Schwerin Stralsund Torgau Weimar Wernigerode

Obödienz GLL GLL AFAM AFAM 3WK AFAM

3WK

Logenhausordnung

Mein Bruder, betrittst Du dieses Haus, lege in der Garderobe nicht nur Hut und Mantel ab, sondern auch ... Automarke und Anmaßuifg

Bankverbindung

Charakterschwächen Dünkeljeder Art

Eitelkeit und Egpismus

Fachsimpetei Großmannssucht

Hochmut Intoleranz und Ignoranz

Jähzorn Komplexe

Laster und Lüste Mehr- und Besserwissern

Neugier Obrigkeits- und Obne-mich-Denken

Prahlerei und Profiten Querulant^

Räsonieren und Rechthaberei

Seichtheit

Scbintuerei Stokrtfalschtn!)

Trägheit im Denken und Handeln Unbrüderlichkeit

Widrigkeitenjeder Art

X-andett Schwächen und Laster Yang-Gehabe* Zanklust und Ziergftue

Natürlich besitzen wir Freimaurer diese Eigenschaften nicht - umso besser! Wenn aber doch die eine oder andere latent vorhanden sein sollte, dann verfahren, wie oben erbeten, um so mehr Platz ist für Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität in unserem Inneren. JENS Westermann (’Ferdinande Caroline") * Yang - das Übermännliche in der chinesischen Philosophie

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Logennummer, Lohn, Ludendorff Logennummer Die Großlogen führen eine Logenmatrikel (Liste), in der die ihr angehörenden Logen nach dem Gründungsdatum numeriert werden. In vielen Obödienzen ist es üblich, die Logen außer mit ihrem Namen auch mit ihrer Matrikel-Nummer zu bezeichnen, speziell im englischen und amerikanischen Raum. Beispielsweise heißt die Berliner ACGL-Loge: „Berlin 46 Outpost Lodge Nr. 895“. Während bis zum Logenverbot 1935 alle deutschen Großlogen eine Logenmatrikel führten, ist nach 1945 allein die Matrikel der VGLvD für die Regularität einer Johannisloge maßgebend. Diese Matrikel wurde unter Verwendung aller bei ihrer Aufstellung bekannten Unterlagen grundsätzlich nach den Gründungsdaten aufgestellt. Auch nicht mehr bestehende Logen wurden einbezogen, aber offenbar nur, wenn mit einer Wiedereröffnung gerechnet werden konnte. So führt die älteste deutsche Loge von 1737, „Absalom zu den drei Nesseln“, in Hamburg, die Nr. 1. Gegenwärtig sind etwa 1400 Nummern vergeben. Die verbliebenen, aber in den VGLvD vereinigten alten Großlogen (z.B. die 3WK) führen daneben zur besseren Kenntnis der Entwicklung ihre eigene Großlogen-Matrikel weiter. Lohn Die Bauhüttenordnungen und Konstitutionen der operativen, mittelalterlichen Bauhütten enthalten genaue Bestimmungen über die Entlohnung. Bei der Freimaurerei ist die Entlohnung nur symbolisch. Die beiden Säulen sind als Orte bezeichnet, an denen die Lehrlinge bzw. die Gesellen ihren Lohn erhalten. Im Ritual der GLL ist der 2. Aufseher dazu aufgerufen, die Arbeit zu schließen und den Arbeitern ihren Lohn zu geben. Als „Lohnerhöhung“ wird die Beförderung in einen höheren Grad bezeichnet. Der tatsächliche „Lohn“ eines Freimaurers ist die innere Befriedigung darüber, sich selbst erkannt und verbessert zu haben, auch anderen Menschen Freude bereitet und geholfen zu haben, sich einer Logengemeinschaft zugehörig zu wissen, in der man geborgen ist.

Ludendorff Erich Ludendorff (1865-1937) war General im Armee-Oberkommando und als Generalquartier­ meister neben Hindenburg Leiter der deutschen Kriegführung im Osten. Er trat als besonderer Kriegstreiber hervor: volle wirtschaftliche Mobilmachung, Durchsetzung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, Durchsetzung der Kriegszielforderungen im Frieden von Brest-Litowsk, Mißachtung der Friedensresolution des Reichstages von 1917. Im Oktober 1918 wurde er entlassen und versuchte jetzt, sich politisch zu betätigen. Am 2. Mai 1923 besuchte er die Loge „Empor“ in München und schrieb einen markig-völkischen Spruch in das Gästebuch: „Das Vaterlandfordert von der nationalen Deutschen Freimaurerei, harte Charaktere ?u bilden und Tatmenschen %u erziehen. “ 1926 heiratete er seine zweite Frau Mathilde (1877-1966) und trat mit ihr als völkischer Sektierer hervor. Er gründete den „Tannenbergbund“, die „Ludendorff-Bewegung“ und gab die Zeitschrift „Ludendorffs Volkswarte“ heraus. Da seine militärische Karriere beendet war, erblickte er seine Lebensaufgabe im Kampf gegen das Freimaurertum. 1927 erschien seine Angriffsschrift: „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse“. Darin stellt er die Behauptung auf: „Das Geheimnis der Freimaurerei ist überall der Jude." Alle Freimaurer würden zu „künstlichen Juden“ gemacht und „symbolisch beschnitten“. Die Weltloge, hinter der die überstaatlichen Mächte unter Führung der unbekannten Oberen stünden, habe das Ziel, alle Völker unter die Judenherrschaft zu bringen; diese bestimme allein die Geschicke der Welt. In seinen Büchern, in den Vorträgen und in seiner Zeitschrift bringt Ludendorff eine Mischung von wenigen Ritualstellen (der GLL), gehässigen Kommentaren, unwahren Behauptungen und spitzfindigsten Auslegungen und Verdrehungen. Seine Frau steigerte die Behauptungen noch: Es seien freimaurerische Ritualmorde an Schiller, Lessing, Mozart und Luther begangen worden. Obwohl für keine der haltlosen Thesen Beweise erbracht werden konnten, wurde sein Buch bis zum Ende des Hitlerreiches in 182.000 Exemplaren gedruckt. Das Ehepaar Ludendorff hat derFreimaurerei mit Duldung der NSDAP erheblichen Schaden zugefügt, der unterschwellig bis in die Gegenwart wirkt. > Nationalsozialisten

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M Magie, magische Maurerei Während der Mager die Gottheit zu sich herabzwingt, um sie sich dienstbar zu machen, schwingt sich der Mystiker zur Gottheit hinauf und verschmilzt mit ihr. Magie ist der Weg mit entsprechenden Methoden, Handlungen und Gebräuchen übersinnliche Kräfte zu bewegen, Veränderungen bei anderen Menschen und in der Umwelt durchzuführen. Der Magier beherrscht höhere, überweltliche Mächte und kann Sinnenwelt und Natur willkürlich gebrauchen und verändern. Die wichtigsten magischen Kräfte sind im buddhistischen Patisambhida-magga: Macht des Entschlusses (d.h. die Fähigkeit, sich zu vervielfältigen), Macht der Verwandlung (eine andere Gestalt anzunehmen), Macht des geistigen Erzeugens (die Fähigkeit, aus einem Körper einen anderen hervorgehen zu lassen), Macht durchdringender Erkenntnis (Fähigkeit, in Gefahren unversehrt zu bleiben), Macht durchdringender Sammlung. Mit der Magie haben sich besonders seit dem Mittelalter die verschiedensten Gelehrten befaßt, viele kluge Bücher geschrieben, sie analysiert und eingeteilt in schwarze Magie (Hexerei, Zauberei, Erwecken von Toten, Ferntöten durch Verbrennen und Zerstückeln von Figuren, Beschaffen unermeßlicher Reichtümer) und in weiße Magie (wohltätige oder göttliche Magie, die frei ist von Macht- und Gewinnstreben). Im Mittelalter waren Geister und Teufel für die Menschen greifbare und zitierbare Realitäten, denn die Inquisition ging mit blutigem Beispiel voran. Aus dem Streben nach Gold und Macht entwickelten sich magische Praktiken und Beschwörungsrituale. Aus dem Buch des Georg Johann Faust (1480-1538), in Knittlingen, Schwaben, geboren, möglicherweise ihm nur zugeschrieben, sei von vielen hundert Seiten nur ein Beispiel herausgegriffen: „Diese Art oder Manier, den Kristall oder Spiegel syt bereiten, darinnen man alles sehen_kann, ist also: Kaufe ein Kristallglas und lege es in Tauf Wasser, womit ein erstgeborener Knabe getauft worden, laß es 3 Wochen darinnen liegen, hernach gieße das Wasser auf einen Kirchhof und lies das sechste Kapitel aus der Offenbarung St. Johannis dazu, hernach liesfolgende gleichsam Beschwörung:

Kristall-Stein, du bist einer garten Jungfrau rein, du stehst unter einer Himmels-Tür, daß nichts bleibt verborgenfür dir, du stehst unter einer Himmels- Wolke, daß nichts bleibt vor dir verborgen, es sei gleich aufAcker oder Wiesen, es sei gleich Herr oder Knecht, es sei gleich Trau oder Magd, das sei dir ?ur Buße gesagt im Namen Gottes des Vaters ’S" Gottes des Sohnes und Gottes des heiligen Geistes ’S", alsdann siehe darein, und darfst dich weiter nicht scheuen. “ Nicht nur der kleine Mann lebte in einem von Gespenstern und Fabeltieren bevölkerten metaphysischen System volkstümlicher Prägung, auch große Geister wie Machiavelli glaubten an Wunderzeichen, die bedeutende Ereignisse ankündigten. Amulette zum Schutz gegen Hexen und Dämonen und zur Ablenkung von Flintenkugeln wurden in Mengen verkauft, und die Angst vor dem Satan, dem manchmal mehr Macht als Gott zugeschrieben wurde, zeitigte die schrecklichsten Verfolgungen. Allein im Paris des 16. Jahrhunderts gab es 30.000 Astrologen. Selbst Kaiser, Fürsten, Päpste und große Gelehrte glaubten an die Allmacht der Gestirne. Der von seiner Zeit geprägte Agrippa von Nettesheim (1486-1535) legte seine Erfahrungen ebenfalls in dicken Werken nieder. Er untersuchte z.B., welche Figuren und Körper magische Kräfte besitzen. Uber den Kreis schreibt er in „Geheime Philosophie oder Magie, Zweites Buch“: „Auch die aus Zahlen hervorgegangenen geometrischen Tiguren sollen keine geringeren Kräfte besitzen, ab die Zahlen. Von diesen entspricht besonders der Kreis der

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Magna Charta, Männerbünde Einheit und dem Zehner; denn die Einheit ist der Mittelpunkt und der Umkreis aller Dinge. Die ^usammengefaßte Zehn kehrt z.ur Einheit zurück, von der sie ausging sie ist das Ende und die Vollendung aller Zahlen. So ist der Kreis eine unbegrenzte Linie, die keinen Punkt hat, von wo sie ausgeht, und keinen, wo sie schließt, denn ihr Anfang und Ende ist in jedem Punkte, weshalb auch die Kreisbewegung eine unendliche heißt, zwar nicht der Zeit, aber dem Raume nach. Die Kreisfigur ist daher unter allen die umfassendste und vollkommenste und wird für die geeignetste bei Bannungen und Beschwörungen gehalten. Deshalb pflegen die, welche böse Geister beschwören, sich durch einen Kreis zu schützen. “Trotz der Aufklärung zog die Magie als „Wissenschaft“ in die Universitäten ein. Sie vermischte sich mit Kabbala, Alchimie und Mystik und beeinflußte den Bund der Rosenkreuzer stark. Im 18. Jahrhundert war auch die deutsche und französische Freimaurerei diesen Einflüssen ausgesetzt. Die Rosenkreuzer gaben sich als Freimaurer, und manche Freimaurer glaubten, Rosenkreuzer sein zu müssen. Entscheidender Grund, weshalb gerade Fürsten und Adelige sich innerhalb der Maurerei der Magie und Alchimie zuwandten, war oft nicht der Drang nach Erkenntnis, sondern der große Geldbedarf ihrer Höfe. Glücksritter und Hochstapler wie Cagliostro, Casanova u.v.a. nutzten diese Tendenz und schröpften Leichtgläubige. In dieser Zeit dürfte auch der Volksglaube entstanden sein, der den Freimaurern Teufelspakte, Höllenzwang, Goldmachen, Verwandeln und andere magische Fähigkeiten zuschreibt (> Aberglauben). Glücklicherweise verschwanden die magischen und alchimistischen Tendenzen bald wieder aus der Freimaurerei. Eines muß noch festgestellt werden: Die Wirkung der freimaurerischen Symbole und des Rituals hat keinen magischen oder okkulten Charakter. Die Wirkung einer freim. Initiation, einer freim. Tempelarbeit ist rein psychologisch.

Magna Charta Die Magna Charta ist der Vertrag über den Zusammenschluß der fünf Großlogen in Deutschland zu den „Vereinigten Großlogen von Deutschland - Bruderschaft der Freimaurer“. Darin wird bestimmt, daß die VGL die rechtmäßige, alleinige Obödienz der Freimaurer in Deutschland sind. Die Mitgliedsgroßlogen sind in Bezug auf Ritual, Brauchtum und innere Ordnung autonom. Die GNML 3 WK trat 1970 als letzte GL der VGLvD bei. - Der Text der Charta ist im > Jahrbuch der VGLvD abgedruckt. Die jetzige Fassung ist vom Konvent der VGLvD 1982 verabschiedet worden. Historisch ist die „Magna Charta Libertatum“ (Große Urkunde der Freiheiten) das 1215 in England dem König „Johann ohne Land“ von Adel und Geistlichkeit abgenötigte Landesgrundgesetz, das Schutz gegen willkürliche Verfolgung durch den König und gegen Mißbrauch der lehensrechtlichen Verpflichtungen bot. Es war ein Dokument des aufkeimenden Parlamentarismus. Männerbünde Männerbünde gab es zu allen Zeiten der Menschheit. Zunächst werden es wohl Gruppen von Jägern und Kriegern gewesen sein. Später gab es Männergruppen, die religiöse Kulte betrieben, also die Beziehung zum Transzendenten, zu Göttern und Mächten herstellten. Man kannte z.B. Mannbarkeitsriten (mit Mutproben, Beschneidung, Tätowierung, Reinigung und Entsühnung durch Wasser und Feuer) Fruchtbarkeitsriten (mit Opferungen) Bittzeremonien (mit der Bitte um Schutz vor Wetter, wilden Tieren, Hunger oder Bitten um Besiegung der Feinde, um Jagderfolg). Diese Männerbünde waren besonders bei Naturvölkern anzutreffen und umfaßten erwachsene Stammes- oder Dorfgemeinschaften oder Teile davon. Die Aufnahme (Initiation) geschah nach strenger Prüfung, z.B. auf Standhaftigkeit, mit ritueller Einweihung in kultische Gebräuche (Mysterium) und heiligen Verpflichtungen auf Verschwiegenheit usw. Oft wurde die Einweihung in mehreren Stufen (Graden) vollzogen. Die Männerbünde trifft man in Sagen und Mythen (König Artus’ Tafelrunde) und in der Geschichte (Tempelritter). Die Religionen bedienen sich ihrer (tanzende Derwische, katholische Kirche und ihre Orden), wobei manche Gruppen die Frauen als minderwertig / seelenlos betrachten (Islam, Indianer, Hinduismus). Vom Mittelalter bis in die Neuzeit hat es Männerbünde auf den verschiedensten Gebieten gegeben wie beim Handwerk

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Mark-Meister-Maurer (Zünfte), Militär (Kadettenschulen, Kriegerbünde, Schützenvereine), Universitäten (Burschenschaften), Sport (Fußball, Rugby, Boxen), Politik (SA, SS), Verbrechen (Mafia, Camorra, Ku-Klux-Klan). In vielen Fällen geht es dabei um Macht, Ehre und materielle Vorteile für die Gruppe. Die Freimaurerei ist dagegen ein symbolischer Initiations- und Mysterien-Männerbund mit ethisch-sittlichem Gehalt. Manche ihrer Elemente sind in verschiedenen anderen Männer­ bünden verwendet worden (z.B. Organisation in Logen und Großlogen, Verschwiegenheitspflicht, karitative Komponente): Odd Fellows, Druiden, Bnai Brith, Rotary, Lions u.a. > Frauen (Stellung zur Freimaurerei). Mark-Meister-Maurer Das Lehrgebäude der Freimaurerei ist im Prinzip in den drei Johannisgraden enthalten. In weiterführenden Graden oder Erkenntnisstufen sehen einige Brüder zusätzliche Arbeitsfelder, die ihnen die Maurerei bereichern. Bereits etwa 1750 entwickelten sich in England sogenannte „Side Degrees“ (Seitengrade). Eine Ausprägung der Seitengrade ist die Mark-Maurerei. Im Distrikt Deutschland arbeiten 12 Mark-Meister-Logen mit etwa 350 Mitgliedern und 9 Royal Ark Mariner Logen mit etwa 250 Brüdern. Jährlich werden meist 4 Arbeiten durchgeführt, wobei i.a. nacheinander in beiden Graden gearbeitet wird. Außerdem findet der Distrikts-Großlogentag und die Jahresversammlung einmal im Jahr statt. Nach allen Arbeiten folgt eine Tafelloge. Brüder beider Grade kommen ein- bis zweimal im Jahr zu Zirkelgesprächen zusammen, um die eigene Arbeit zu reflektieren und Perspektiven zu entwickeln. Die Mark-Master-Logen stehen allen Brüder Meistern offen, die in einer regulären Johannisloge aktiv mitarbeiten. Der Zugang zum Grad des Royal Ark Mariner steht allen aktiven Mark-Meistern offen. Die Brüder tragen maurerische Bekleidung ähnlich der englischen Johannis-Maurerei, wobei die Ränder der Schurze und die Amtskragen bei den Mark-Meistern rötlich, bei den Royal Ark Mariner-Brüdern in Regenbogen-Farben eingefaßt sind. Ein Bijou zeigt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Loge bzw. zu dem Grad an. 1856 wurde die „Grand Lodge of Mark Master Masons of England and Wales and its Districts and Lodges Overseas“ gegründet. An ihrer Spitze steht ein englischer Großmeister, der bei Großlogen-Versammlungen in London den 1. Hammer führt. Jeder MarkMaurer kann daran teilnehmen, unabhängig vom Sitz der Loge. Die deutsche Distrikts-Großloge ist ab 1980 entstanden und führt den Namen „The District Grand Lodge of Mark Master Masons in Germany. Distrikt-Großloge der Mark Meister Maurer in Deutschland“. Sie steht unter der Leitung des Distrikt-Großmeisters, der vom Großmeister ernannt wird. Der jeweilige DistriktGroßmeister ist persönlicher Repräsentant des Großmeisters mit voller Verantwortung für die Arbeit im Distrikt. Die Mitglieder, vertreten durch die Stuhlmeister, wählen die DistriktGroßbeamten. Die Logen in Berlin, Bielefeld, Frankfurt am Main, Hamburg, Herford, Mönchengladbach, Osnabrück, Rheindahlen arbeiten in englischer Sprache, die Logen in Bielefeld, Gelsenkirchen, Burg-Steinfurt und Langenargen in deutscher Sprache. Da die VGLvD nur die „Blaue Maurerei“ umfaßt, kann es kein Anerkennungsverhältnis zwischen der Johannismaurerei und den Seitengraden geben. Der Markgrad ist ein Grad der Hoffnung und Ermutigung. Das Ritual fußt auf Psalm 118: „Der Stein, den die Bauleute verworfen hatten, ist %um Dckstein geworden!“ und beschäftigt sich mit dem Bau des Salomonischen Tempels. Jeder einzelne, auch der Schwächste, muß seine Aufgabe beim Tempelbau des Lebens erfüllen. - Statt Winkel und Zirkel sind hier die Symbole: Schlegel (für aufgeklärte Vernunft). Ehrgeiz und Neid sollen gezügelt, Unregelmäßigkeiten sollen korrigiert werden. Der Bruder soll zur Harmonie und Zufriedenheit streben. Meißel (für Disziplin und Erziehung). Die verborgenen Schönheiten, die verschütteten Tugenden sollen freigelegt und eine Vollkommnung des Geistes angestrebt werden. Den Marks (> Steinmetzzeichen), wie sie schon von den operativen Bauhütten benutzt wurden, kommt eine besondere Bedeutung zu. Royal Ark Mariner. Dieser Grad hat die biblische Sintflutgeschichte mit Noah und der Arche zur Grundlage. Das Geschehen und die Symbole, wie etwa der Regenbogen, weisen auf Gottes „neuen Bund“ mit den Menschen hin und geben Hoffnung und Zuversicht auf

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Masonica, Maßstab, Matrikel eine bessere Zukunft. Die Stühle der Kolonnen deuten den gewölbten Rumpf der Arche an. Als die „großen Lichter“ treten ein Stein, ein Dreieck und das Buch des Heiligen Gesetzes auf. Noah wird als Bewahrer und Retter der alten Weisheiten und Kenntnisse dargestellt.

Masonica Mit diesem Begriff werden alle freimaurerischen Antiquitäten und Sammelstücke bezeichnet: Abzeichen, Bilder, Bücher, Schmuckstücke, Trinkgläser usw. oder auch Gegenstände, die freim. Symbole tragen wie Briefbeschwerer, Tabaksdosen, Uhren u.ä. Maßstab Für den Freimaurer ist der Maßstab das Werkzeug für die Zeiteinteilung. Länge und Zeit waren schon früh miteinander verbunden, wie Sanduhren und Wasseruhren zeigen. Ein Maßstab hatte den Zweck, etwas einzuteilen. Nach dem ältesten englischen Fragebuch hat der Maßstab eine Einteilung von 24 Zoll. Dabei handelt es sich um die 24 Stunden des Tages, die folgendermaßen eingeteilt werden sollen: „6 Stunden zur Arbeit, - 6 Stunden, um Gott ?u dienen, - 6, um einem Freund oder Bruder sp dienen, soaeit es in meinen Kräften steht und ohne mir und meiner Familie tgem Nachteil %u gereichen, - und 6 Stunden ?um Schlaf.“ Dieser Maßstab gehört auch heute zu den „Werkzeugen“ englischer und BFGLogen. Bei der AFAM findet sich der Maßstab auf dem Teppich, bei den 3 WK in der Hand des Ordners auf seinem Ordnerstab. Der Maßstab hilft ihm, die Vorgänge und Abläufe während einer Arbeit in der Loge zu regeln. Die Vierteilung der Zeit deutet auf die vier Jahreszeiten, die vier Diener des Osiris, des ägyptischen Gottes der sterbenden und wiederauflebenden Natur, die vier Hirsche, die beständig um die germanische Weltesche Yggdrasil laufen und die Knospen abbeißen, die vier Evangelisten, vier Jünger Mohammeds usw. Die Ägypter teilten vor 4.000 Jahren den Tag in 24 Stunden und betrachteten den Tag der Sommersonnenwende als Jahresanfang. An diesem Tag feierte man in Sparta und anderen Orten das Fest der Hyazinthen. Es verwies auf die vergehende, dahinwelkende Zeit: Im höchsten Blütenschmuck beginnt im Blumenleben das Welken der Blüten und im menschlichen Leben der Tod. Eine Parallele zum Johannisfest (Rosenfest) und zum Beginn des Maurerjahres der Freimaurer! Die richtige Zeiteinteilung war für die Bauleute von Anfang an wichtig. Darum finden wir in den meisten Ritualen folgende Logenzeiten (Logenstunden): Logenzeit Mittag entspricht der 6. Profanstunde. Es ist der Beginn des Tages bei Sonnenaufgang. Und laut altem englischem Ritual der Beginn der 6 Arbeitsstunden. Logenzeit Hochmittag entspricht 12 Uhr Mittag profaner Zeit. Die eigentliche Eröffnung der Loge, Beginn der 6 Stunden, um Gott zu dienen. Logenzeit Mitternacht entspricht 18 Uhr Profanzeit. Beginn der Schließung der Loge, Beginn der 6 Stunden, um dem Bruder oder Freund zu dienen. Logenzeit Hochmitternacht entspricht 24 Uhr profaner Zeit. Endgültige Schließung der Loge, Beginn der 6 Stunden zum Schlafen. Für den Freimaurer ist der 24zöllige Maßstab eine ständige Erinnerung, seine Zeit mit Weisheit einzuteilen. Außerdem ist er ein praktisch anwendbares Längenmaß. Auch die ägyptische Elle hatte 24 Zoll, die althebräische Elle 24 Finger. In der ägyptischen wie in späteren Religionen taucht immer wieder ein Bild auf: Die menschlichen Handlungen werden am Ende des irdischen Lebens nachgemessen und beurteilt. Der Maßstab sagt dem Bruder Freimaurer: Lege den Maßstab deines Gewissens an dein Tun, dein Reden, dein Wandeln. Prüfe, ob dein gesamtes Wirken im Beruf, in deiner Familie, im öffentlichen Leben, in deiner Religionsgemeinschaft, im Freundeskreis und in deiner Loge den hohen Ansprüchen genügt, unter denen die Freimaurer angetreten sind.

Matrikel Altertümliche Bezeichnung für ein Verzeichnis. Die Matrikel, in der Bedeutung Stammliste, wird in der Freimaurerei für ein zentrales Mitgliedsverzeichnis bei den Logen benutzt und enthält alle personellen und freimaurerischen Angaben der Mitglieder. Die Matrikel-Nummer der Mitglieder wird fortlaufend geführt. Außerdem wird bei den Großlogen und den VGLvD das Verzeichnis der

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Mauer, Maurerjahr, Maurer ohne Schurz, Medaillen zu ihnen gehörenden Logen geführt. Siehe > Logennummern.

Mauer Wenn die Loge auf einer Arbeitstafel oder dem > Teppich abgebildet wird, ist sie i.a. als Rechteck dargestellt und mit einer Mauer umgeben. Das hat zwei Gründe: Einmal soll durch die Mauer eine scharfe Trennung zwischen der profanen Welt und dem (heiligen) Logenraum gezogen werden. Auch eine Trennung zwischen Makrokosmus (Außenwelt) und Mikrokosmus (Innenwelt) ist denkbar. In der Loge gelten andere Regeln und Gesetzmäßigkeiten. So ist die profane Zeit aufge­ hoben, der Raum ist zu einem > Tempel geworden, der sinnbildlich nach Osten gerichtet ist. Die versammelten Menschen haben ihre Alltagsgedanken abgelegt, haben sich besonders gekleidet und sprechen eine „andere Sprache“. Andererseits ist natürlich die Mauer auch ein symbolischer Schutz gegen alles Störende und Unreine, das von außen, aus der Alltagswelt in die Logenarbeit dringen könnte, besonders natürlich die Anwesenheit von Profanen bei der > Tempelarbeit. Die Mauer hat in den bekannten Teppichdarstellungen 1, 3 oder 4 Tore. Das Tor, durch das der Suchende den Tempel betritt, ist das Tor im Westen. Nur für diesen wichtigen Vorgang wird das Tor geöffnet. Lehrling und Geselle durchschreiten einmal in ihrem Leben die Loge auf dem Teppich und gehen schließlich auf dem transzendenten Weg in den Osten ein. Wegen dieses metaphysischen Über­ gangs ist im Osten kein Tor erforderlich, weshalb auch viele Teppiche dort keines aufweisen. Drei Tore im Osten, Süden und Westen wurden ursprünglich als Fenster angesehen, um den Lauf der Sonne beobachten zu können. Im dunklen Norden war kein Fenster notwendig, weil aus dem Norden keine Sonne scheint. An diesen Stellen standen wohl ehedem auch die drei Säulen. Der Osten ist dem Meister Vorbehalten, die Aufseher befinden sich im Westen, während die Gesellen im Süden, die Lehrlinge im noch lichtlosen Norden plaziert werden. > (Lichter, kleine) Die 3WK bezeichnet die drei Tore als Eingänge für Eifer, Treue und Gehorsam, wobei die Brüder nur bei diesen Eigenschaften die Tore geöffnet finden. Bei vier Toren ist an die vier Himmelsrichtungen gedacht, deren Anfangsbuchstaben in vielen Fällen an den Toren aufgeschrieben sind. Oder man kann an die vier > Elemente denken, die in früheren Zeiten eine erhebliche Rolle gespielt haben.

Maurerjahr Es beginnt mit dem > Johannisfest am 24. Juni und ist häufig der Termin zur Einsetzung der Beamten (ACGL, BFG zum Stiftungsfest). Praktisch ist es die letzte Arbeit vor der Sommerpause im Juli und August. Die Logenarbeiten beginnen i.a. wieder im September. Darum schließt das maurerische Rechnungsjahr mit dem Johannisfest. Maurer ohne Schurz Als „Maurer ohne Schurz“ wird ein Mensch bezeichnet, der sich vorbildlich nach den ethischen Grundsätzen der Freimaurerei verhält, vor allem danach handelt, aber dem Bund nicht angehört. Ein solches Vorbild ist z.B. Albert Schweitzer oder Lew Kopelew (1912-1997). Letzterer sagte dazu: „... daß manches, wofür ich mich in den letzten Jahren eingesetzt hatte, den Idealen der Freimaurer entspricht, daß ich oft und ohne es zu wissen, die gleiche Sprache gesprochen und geschrieben habe, - nun, es sindja nicht nur die Ideale der Freimaurer, sondern die aller Menschen guten Willens. “

Medaillen, freim. Medaillen sind Schaumünzen, die zu besonderen Anlässen oder zu Ehre einer Persönlichkeit herausgegeben wurden, freim. Dukaten sind offizielle Zahlungsmittel. Die ältesten freim. Gedenkmünzen sind: 1733 Florenz: Lord Sackville, Herzog von Middlesex. Vorderseite: Nach rechts blickender Kopf des jungen Lords, Umschrift „CAROLUS SACKVILLE MAGISTER FL“. Unten: „L.Natter, 1733“. Rückseitig: Harpocrates mit Lotuskrone und mit auf den Mund gelegtem Finger, in der linken Hand ein Füllhorn. Dahinter: Kubus, Hammer, Zirkel, Winkel, Richtscheit, Thyrusstab,

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Meditation, Meister Schlange. Diese seltene älteste Freimaurer-Medaille ist in Silberprägung im British Museum und in Gold- und Silberprägung im Bodleian-Museum in Oxford vorhanden. 1742 Hamburg: Absalom-Medaille 1743 Rom: Martin Volkes Medaille 1743 Nürnberg: Freimaurer-Dukaten 1760 Braunschweig: Freimaurer-Dukaten, Vorderseite > Harpocrates, Rückseite: Hand aus den Wolken hält Setzwaage über unbehauene Steine 1772 Braunschweig: Prämiendukaten des Lehrinstitutes, gleiche Vorderseite, Rückseite: verkleinertes Logensiegel Die Ausgabe von Gedenkmünzen war in Deutschland besonders vom 19. Jahrhundert an beliebt und ist kaum überschaubar. Die ersten Werke über Freimaurer-Medaillen sind: 1840-46: Ernst Zacharias „Numoteca Numismática Latomorum“ 1851: Dr. Merzdorf „Die Medaillen der Freimaurerbruderschaft“ 1905: Carl Cornelius Wiebe „Abbildungen freimaurerischer Denkmünzen und Medaillen“, Medaillenwerk der Hamburger Zirkel-Korrespondenz Heute werden Gedenkmünzen von vielen Logen und Großlogen zu besonderen Jubiläen und Anlässen herausgegeben. Buchdokumentationen sind nur noch zu Teilgebieten möglich. z.B.: 1980: Ernst Günther Geppert Die Hamburger Freimaurermedaillen 1742-1979“ 1988: Günter Rosenbohm „Abzeichen deutscher Freimaurerlogen“ 1992: Werner Brendel „Freimaurer Abzeichen und Ehrenmedaillen der Freimaurer-Logen Heilbronn“ 1995: Werner Brendel „Freimaurer-Ehrenabzeichen und Medaillen, Vereinigte Grosslogen von Deutschland“ 1996: Alexander Behne, Reinhold Dosch, Karl Halberstadt „Freimaurerische Abzeichen aus Berlin in Farbe“, treue Information 173

Meditation (von lateinisch meditado = nachdenken) ist eine methodische Möglichkeit, die schöpferische Macht der menschlichen Gedanken zu entfalten. Sie beruht auf der Konzentration (die Sammlung des Geistes auf einen einzigen Gegenstand) und der Kontemplation (die geistige Versenkung in diesen Gegenstand). Die geistige Sammlung des Individuums kann beispielsweise in Richtung auf Symbole oder Sinnsprüche erfolgen, wodurch eine aufnahmebereite Gemütsstimmung erzeugt wird. Die Meditation versucht, das Bewußtsein zurückzudrängen, um einer unbewußten, intuitiven Erkenntnis und höheren geistigen Wirklichkeit Platz zu machen. Damit soll die Ganzheit der menschlichen Innen- und Außenwelt hergestellt werden. Der Mensch soll in seinem individuellen Streben nach Vollkommenheit unterstützt werden. Die freim. Tempelarbeit beschreitet die ersten Stufen der Meditation. Der Bruder steigt durch das beschauliche Nachdenken, das Sichvertiefen, das In-sich-selbst-Versenken stufenweise zu immer höherer Einsicht und Selbsterkenntnis und damit zur Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit empor. Als Gewinn erfüllt ihn innerer Friede und eine Erlösung von der Gebundenheit an äußere Hast und Aktion eines materiell geprägten Lebens und Vorwärtskommens. Die Gemeinschaft der Brüder hat dabei unterstützende gruppentherapeutische Wirkung, die zum Schluß der Tempelarbeit in der gemeinsamen Kettenbildung gipfelt. Andererseits verhindert die Bindung an die Gruppe ein Abgleiten des Einzelnen in eine rein egozentrische Versenkung.

Meister Der dritte und höchste Grad der blauen Maurerei ist der Meister. Die Erhebung vom Gesellen in den Meisterstand kann nach einem Gesellenjahr (bei 3WK nach 2 Jahren) erfolgen. Der Bruder kann auf Antrag bzw. Vorschlag zum Meister erhoben werden, ohne allerdings darauf einen Anspruch zu haben. In den meisten Logen muß der Geselle erst ein Meisterstück (Vortrag im

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Meister vom Stuhl Tempel) ablegen. In einer Meisterloge wird über seine Eignung abgestimmt. Nach AFAM arbeitet der Meister am > Reißbrett, um mit dem Maßstab der Wahrheit, dem Winkelmaß des Rechts und dem Zirkel der Pflicht seine Entwürfe (Zeichnungen) zu machen, nach denen der Tempelbau der Menschheit ausgeführt werden soll. Die 3 WK kennen das Reißbrett nicht. Während bei AFAM und BFG schon die Lehrlinge mitwählen können, ist bei den 3WK erst der Meister Vollmitglied der Loge und besitzt das passive und aktive Wahlrecht. Bei der GLL müssen für manche Beamtenpositionen die Brüder in einem höheren Grad als dem Meistergrad sein. Neun (sieben) Brüder Meister können eine Loge gründen. Die fröhliche Gesellenzeit und die Reisen des Gesellen sind zu Ende gegangen. Das Meisterritual spricht vom Letzten, was dem Menschen auf seinem irdischen Weg widerfährt. Wer im Leben bestehen will, muß auch sein Ende, seinen Tod bedenken. Aber er hat Hoffnung. Der Bruder schreitet durch die tiefsten Tiefen, um gewandelt zum höchsten Licht aufzusteigen. Mit den 5 Punkten der Meisterschaft und dem Meisterwort gelingt es dem Meister vom Stuhl, den Bruder aufzurichten und seine Wandlung zu erreichen. Er durchlebt Tod und Auferstehung im Geiste des faustischen „Stirb und werde!“ Der rituelle Handlungsablauf bringt dem Bruder diese Wandlungssymbolik nahe. Irdisch Schweres und Träges wird zurückgelassen, um zu einem neuen Bewußtsein, zu einer neuen Einstellung zum Leben und zur Todeserfahrung zu kommen. Der Sinn des Meistergrads ist die Erlangung einer neuen inneren Ordnung und Bewertung. Ziel ist die Erneuerung des Geistigen, die Neustrukturierung des persönlichen Daseins, die das Leben gleichsam in eine höhere Ebene überführt. Es ist die Erhebung zu einer anderen Eewußtseinsebene. Im Meisterritual wird auf der ganzen Welt die Hiramlegende in dramatischer Weise vollzogen. Zwar wird sie in den einzelnen Obödienzen etwas unterschiedlich im Ablauf, im Ergebnis aber immer gleich interpretiert. > Hiram ist das Opfer seiner Pflichttreue und Verschwiegenheit. Über das ethische Symbol Hiram schreibt Br. Goblet d’ Alviella: „Hiram ist dergute Mensch, der verfolgt wird, der Denker, den man knebelt, der verkannte Erfinder. Hiram ist Prometheus an seinem Peisen, Jesus am Kreuze und Molay auf seinem Scheiterhaufen. Hiram sind die christlichen Märtyrer, die im heidnischen Rom den wilden Tieren hingeworfen wurden, die Haeretiker und die Philosophen, die durch die Henker der Inquisition hingerichtet wurden. Hiram istjeder Gerechte, derfür eine gerechte Sache leidet, jeder Befreier, der im Dienste der Menschheit unterliegt. Hiram sind schließlich wir alle, seitdem wir seit dem Tag unserer Aufnahme mit dem Opfer der drei schlechten Gesellen gleichgestellt worden sind. Hiram stellt aber nicht nur den Gerechten dar, sondern die Gerechtigkeit selbst. “ Die drei schlechten Gesellen können z.B. als Macht, Ehre, Reichtum gedeutet werden, die den Menschen lebensbedrohend ergreifen können. Die > Akazie ist ein Symbol der Ewigkeit und der Geburt eines neuen Menschen. In der Handlung geht es auch um das verlorene Meisterwort. Der Freimaurer ist sowohl Objekt wie auch Subjekt der rituellen Handlungen des in der Tempelarbeit ablaufenden Psychodramas. Der Ausspruch „er lebt im Sohne“ kann schon bei Horos / Harpocrates als Sohn von Isis und Osiris verstanden werden, als Sohn des Geistes im Sinne der Nachfolge von Hiram oder als Sohn des Vaters im christlichen Sinne. Br. Hans-Dietrich Stemmer berichtet vom Sterben eines Bruders. Seine Tochter versucht, ihn zu trösten: „Hab’ keine Angst, ich bin doch bei Dir!“ Und er antwortet: „Ich habe keine Angst. Ich bin doch ein Meister!“ > Johannismaurerei

Meister vom Stuhl Der Meister vom Stuhl, auch Stuhlmeister, Logenmeister (GLL) oder Vorsitzender Meister (GLL) genannt, ist der Vorsitzende der Loge. Mit den beiden Aufsehern bildet er vereinsrechtlich den Lo­ genvorstand. Er wird in geheimer Wahl durch Stimmzettel für eine Amtsperiode gewählt, und zwar für folgende Amlsdauer. 1-3 Jahre (AFAM je nach Hausgesetz) 2 Jahre (3WK) 1 Jahr (ACGL, BFG) 3 Jahre (GLL) Wiederwahl ist je nach Satzung ein- bis dreimal möglich. Mit dem Johannisfest beginnt und endet die Amtszeit. Nur während der Tempelarbeiten wird er mit seinem offiziellen Titel angeredet (> Anreden). Sonst ist er Bruder unter Brüdern. Der ungeordnete Meister tritt bei Abwesenheit oder Ver­

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Meister vom Stuhl hinderung des MvSt an dessen Stelle. Der Meister vom Stuhl, als der Erste unter Gleichen, vermag sich in den Arbeiten durch einen Hammerschlag jederzeit Gehör zu verschaffen. Im Ritual wird der Meister mit der Sonne verglichen, weil er die Loge „regiert“, seinen Platz gegen Aufgang der Sonne hat und die Brüder „erleuchtet“.Der Ausdruck „Meister vom Stuhl“ stammt von den operativen Bauhütten, in denen allein der Vorsitzende Meister auf einem Stuhl saß, während alle anderen Meister, Gesellen und Lehrlinge seitlich auf Bänken „in der Kolonne“ Platz nahmen. Auch die spekulativen Maurer werden in Abbildungen des 18. Jahrhunderts mit Ausnahme des MvSt nur stehend oder auf Bänken sitzend abgebildet. Die Aufgaben des Meisters vom Stuhl: Der MvSt repräsentiert die Loge in allen Angelegenheiten nach innen und außen. Er vertritt die Loge in den satzungsmäßigen Versammlungen der Großloge und der VGLvD und ihren Gremien. Er achtet auf die Ausübung und Aufrechterhaltung der Satzung und des Brauchtums der Großloge und ist dieser gegenüber dafür verantwortlich. Er hat die Initiative für die Planung und Durchfüh­ rung des Logenlebens, bestimmt die Arbeitsgestaltung und koordiniert dabei alle Aktivitäten. Hierbei unterstützt ihn der Vorstand, der Beamtenrat und die von ihm einzuberufene Logenver­ sammlung. Er muß seine Brüder mit Liebe und Nachsicht leiten und sie zu versöhnen suchen, wenn sie in Zwiespalt geraten. Sein Amt erfordert viel Takt und Feingefühl. Andererseits muß er bei Verstößen gegen die freimaurerische Ordnung mit sicherer Hand durchgreifen. Die Bekleidung des Meisters In Samuel Prichards Verräterschrift „Masonry dissected“ (Zergliederte Freimaurerei) von 1730 fin­ den sich die Fragen: „Habt Ihr den Meister gesehen?“ - „Ja!“, „Wie war er bekleidet?“, „Mit einer gelben Jacke und blauen Hosen. “ In einer Schrift von 1843 des Bruders Grävell „Instruktionen für die drei Johannisgrade in dem Bunde der Freimauerer unter Constitution der hochwürdigen National-Mutterloge gu den drei Weltkugeln“ liest man: „In älteren Zeiten, wo noch streng an der genauesten Darstellung alles Sinnbildlichen in der Freimaurerei gehalten wurde, erschien der Meister wirklich in blauen Hosen und einer goldgelben Jacke, um solchergestalt in seiner Person einen Zirkel auf dem Platge des Vorsitges vorgustellen, weil die Zirkel gewöhnlich oben aus Messing mit blauen Stablspitgen gearbeitet werden, und weil der Zirkel, nicht ab Kleinod, sondern als sein eigentümliches Werkzeug von dem Meister geführt wurde. “ Ob der MvSt wirklich zu Beginn der Maurerei in dieser seltsamen Kleidung die Loge leitete, muß bezweifelt werden, da es wahrscheinlich nur symbolisch gemeint war. Mit Sicherheit war aber der Zirkel das Werkzeug des Großmeisters. Dies geht aus dem bekannten Kupferstich „Logenliste London 1735“ hervor. Der Großmeister hält als Zeichen seiner Amtswürde den Zirkel in der Hand, während die ihm lauschenden MvSt einen Winkel in der Hand tragen. Auch im Constitutionsbuch von Anderson 1723 ist als Frontspiz ein Kupferstich: der Großmeister, Herzog von Montagu, übergibt seinem Nachfolger die Constitution und den Zirkel. Die MvSt haben also schon sehr früh als ihr Werkzeug das Winkelmaß gehabt. Trotzdem hat sich die Farbgebung für sie „Gelb - Blau“ bis in unsere Zeit erhalten, denn im 3WK-Ritual wird nach der Kleidung des MvSt gefragt und geantwortet: „/» Gold und Agur. Der Meister ist also mit den symbolischen und verfeinerten Farben des Zirkels ausgestattet: Gold als Farbe der Sonne am heiteren Himmelsgewölbe und Blau als Farbe des Himmels. Sie bedeutet Beständigkeit und Treue, Freundschaft und Vertrauen. Sie war schon in der Werkmaurerei Wappenfarbe der Baugewerke und ist dann als Kennfarbe für die gesamte Johannismaurerei übernommen worden. Mensch Der Mensch ist das am höchsten entwickelte Lebewesen auf der Erde, was vor allem auf seine gei­ stige Überlegenheit zurückzuführen ist. Aufrechter Gang, Sprache, Werkzeuge, Feuer, Schrift, Azur ist ein dunkelblauer Farbstoff aus kieselsaurem Kobaltoxydul.

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Metalle ablegen Kunst und Kult (Religion) spielten bei der Evolution eine entscheidende Rolle. In der Bibel wird dem Menschen schon Gottesebenbildlichkeit („Und Gott schuf den Menschen ihm ?um Bilde...“ l.Moses 1,27) und die Herrschaft über seinen Lebensraum versprochen. Was den Menschen vor allen anderen Geschöpfen auszeichnet, hat Goethe formuliert: „Nur allein der Mensch ... unterscheidet, wählet und richtet. “ Das heißt: er hat die Wahl zwischen gut und böse, richtig und falsch; er be- und verurteilt sich und andere nach einem bestimmten sittlich-ethischen Wertemaßstab. In Mozarts „Zauberflöte“ wird über den Suchenden Tamino geurteilt. Ein Sprecher: „... Er ist ein Pnn?. “ ant­ wortet Sarastro: .Noch mehr - er ist ein Mensch!“ Nicht umsonst heißt ein Kernspruch der Freimaurer: „Im Mittelpunkt steht immer der Mensch!“ Die Freimaurerei versucht den Brüdern zu helfen, ein Mensch zu werden und zu sein, indem sie - ihnen eine geistig-sittliche Grundlage gibt, - auf die religiöse Grundhaltung hinweist (ABaW), - ihnen die Verantwortung für Umfeld und Umwelt aufzeigt, - immer wieder darauf hinweist, seinen Mitmenschen mit Liebe und sozialem Engagement zu begegnen. „Den Freimaurer erkennt man daran, daß er Liehe übt. “

Metalle ablegen Für die Dauer der weihevollen Aufnahmehandlung muß der Aufzunehmende alle Metalle (also Geld, Ring, Uhr, Schmuck) ablegen. „Allen Metalls beraubt“ wird jeder Unterschied verwischt, der aus dem Besitz abzuleiten wäre. Auf diese Weise soll der Aufzunehmende erkennen, daß Vornehmheit der Gesinnung den Menschen mehr auszeichnet als irdische Besitztümer und äußerer Schmuck. Er soll sich vom selbstsüchtigen Besitzstreben abwenden und einen Schritt auf die Gemeinschaft zugehen. Der Suchende soll die äußeren Insignien von Vornehmheit, Reichtum, Macht ablegen, damit er arm und bedürftig in die Loge tritt, um stattdessen den Reichtum der freim. Ideale zu empfangen. Im türkischen Ritual wird der junge Bruder in diesem Zustand aufgefordert, für die Armen zu spenden. Da ihm dies in diesem Augenblick unmöglich ist, erlebt er am eigenen Leib, wie dringend mitunter ein Mensch der fremden Hilfe bedarf. Im Zustand der Geburt sind alle Menschen gleich und besitzen weder Geld noch Schmuck. Es wird an das erste glückliche Zeitalter der Menschen erinnert, wo weder Silber noch Gold das Herz des einzelnen verführen konnte. Symbolisch kann das Ablegen des Metalls als das angestrebte Ablegen aller eigensüchtigen Eigenschaften verstanden werden. Man sagt von dem, der noch selbstsüchtig denkt und handelt: „Er hat die Metalle noch nicht abgelegt!“ In der Bibel wird wiederholt gefordert, daß der Altar aus unbehauenen, von keinem Metall berührten Steinen ausgeführt werden solle. 2. Mose 20,25: „So du mir einen steinernen Altar machen willst, sollst du ihn nicht von gehauenen Steinen bauen; denn wenn du mit deinem Messer darüberfährst, so wirst du ihn entweihen. “ Uber den Salomonischen Tempel heißt es in 1. Könige 6,7: „Und da das Haus gesetzt ward, waren die Steine eycvor gan% ^/gerichtet, daß man keinen Hammer noch Beil noch irgend ein eisernes Werkzeug im Bauen hörte. “Die jüdische Märchentradition gibt folgenden Grund an: Beim Tempelbau wollte Salomo keine eisernen Werkzeuge benutzen. Es sollte ein Tempel des Friedens werden. Und jedes Metall erinnert an Kriegswaffen. Da die Freimaurer ebenfalls zum Bau des Tempels Salomons (bzw. symbolisch der Humanität) angetreten sind, müssen auch sie weisungsgemäß „ohne Metalle“ arbeiten. In der Vorzeit schrieb man den bekannten 7 Metallen (Gold, Silber, Eisen, Quecksilber, Zinn, Kupfer, Blei) eine verunreinigende, entweihende Wirkung zu. Da man sie meist aus tiefem Gestein gewinnen mußte, nahm man an, daß sie mit den dämonischen Gewalten der dunklen Erde in Verbindung standen. Die große babylonische Göttin Ischtar steigt in die Unterwelt hinab, die von ihrer Schwester Ereschkigal beherrscht wird. Dazu muß sie 7 Tore durchschreiten. Am ersten Tor muß sie ihre Krone ablegen, am zweiten ihre Ohrringe, am dritten die Perlenkette, am vierten die Spangen von ihrer Brust, am fünften den Gürtel, am sechsten die Reifen von ihren Handgelenken und Fesseln, am siebenten ihr Gewand. Nackt und bloß tritt sie vor ihre Schwester, die sie mit 60 Krankheiten behaftet. Ischtar durchsteht die Leiden und wird durch Besprengen mit dem Wasser des Lebens erlöst. Sie durchschreitet jetzt

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Milchbruder, Mitgliedsbeitrag, Mithras die Tore in umgekehrter Richtung und bekommt dabei alle Metalle und allen Schmuck wieder zurück. Nachdem Ischtar durch alle Qualen gegangen ist und alle Schmerzen und Leiden durchlitten hat, ist sie eine Göttin voller Liebe für die Menschen geworden. - Diese einige tausend Jahre alte Mythe ist der älteste Bericht über das Ablegen von Metallen und Schmuck und zeigt uns dabei eine grundlegende innere Wandlung einer Persönlichkeit, die mit dem Ablegen der Metalle beginnt. Eine ähnliche Wandlung könnte man sich bei einem Suchenden der Freimaurerei wünschen, wenn er Schmuck und Metalle ablegt.

Milchbruder Werden zwei (oder mehr) Suchende in der gleichen Aufnahmehandlung zu Freimaurerlehrlingen gemacht, bezeichnet man sie als Milchbrüder. Zwischen diesen entwickelt sich durch das gemeinsame Erleben neben der Bruderschaft oft eine besonders enge Freundschaft.

Mitgliedsbeitrag Jeder Bruder hat pünktlich seinen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Dessen Höhe wird von jeder Loge auf Vorschlag des Schatzmeisters in einer Logenversammlung festgelegt. Er liegt i.a. zwischen DM 30 und DM 100 pro Monat. Im Beitrag sind die Abgaben enthalten für die Benutzung des Logen­ hauses und dessen Einrichtungen, die Aufwendungen für die Verwaltung der GL, die Abgabe für die VGLvD, karitative Beiträge, Rücklage für Feiern, Geschenke usw. Bei Logen in den neuen Bundesländern liegen die Beiträge an der unteren Grenze. Ausnahmeregelungen sind jeder Loge Vorbehalten. Anträge auf Stundung, Ermäßigung und Erlaß von Beiträgen für einen bestimmten Zeitraum können von einzelnen Brüdern an den MvSt gerichtet werden, der versuchen wird, so­ ziale Härten (z.B. Arbeitslosigkeit, Studium) auszugleichen und der daraufhin nach brüderlichen Gesichtspunkten entscheidet. Um dem Schatzmeister sein Amt zu erleichtern und sich selbst zu entlasten, sollte jeder Bruder die Einzugsgenehmigung erteilen oder einen Dauerauftrag an seine Bank erteilen. Ein Bruder kann als Mitglied gestrichen werden, wenn er eine bestimmte Zeit un­ entschuldigt keine Beiträge gezahlt hat (AFAM und 3WK: 12 Monatsbeiträge). Mithras (Der Name ist auf das persische Wort „Vertrag“ zurückzuführen.) Die Entwicklungsgeschichte Der Gott Mithras war um 1400 v.Chr. in Persien und Indien bekannt. Er garantierte das persönli­ che Treue- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem König und seinen Obersten; zwischen den Obersten und den Hauptmännern und zwischen den Hauptleuten und den Kriegern. Rituelle Ze­ remonien bekräftigten dies durch Handschlag, Eid, Niederknien, Opfermahl. Etwa 600 v.Chr. gliederte Zarathustra den Mithras in sein Religionssystem als Mittler zwischen Gott (Ahura Mazda) und den Menschen ein. Mithras war den Menschen näher als der oberste Gott und ver­ schmolz darum immer mehr mit dem Sonnengott selbst. Die Ideen der heldischen Ideale, kämpfe­ rischen Tugenden, tatkräftigen Moralauffassung kamen dem römischen Gesellschafts- und Militär­ system sehr entgegen. Im gesamten römischen Staatsgebiet wurde der Mithraskult Staatsreligion etwa zwischen 50 und 300 n.Chr. Das nachdrängende Christentum bemühte sich, alle MithrasTempel und Unterlagen zu zerstören und ihre Bräuche zu übernehmen, wenn es nicht möglich er­ schien, sie zu unterdrücken. Die römischen Mithrasmysterien gaben den damaligen Menschen ein mythisches Bewußtsein, durch das sie sich mit dem Kosmos und der Gottheit lebendig verbanden. Sie glaubten nicht nur an das Göttliche, sondern erlebten es durch den Kult unmittelbar. Die Verbreitung des römischen Mithraskultes In Europa sind über 400 Fundorte von Mithras-Kultstätten nachgewiesen. Ihre Gemeinden hatten durchschnittlich 40 Mitglieder, die sich Brüder nannten. Allein in Ostia bei Rom gab es etwa 30 bis 40 Mithräen, also Kulträume ohne Tageslicht, oft aus dem Felsen gehauen, deren Decke den Him­ mel darstellte und oft blau bemalt war. Aufgehängte Öllampen sollten die Sterne darstellen.

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Mithras Jedem Mithräum stand ein Pater vor. In Ostia stand über allem der Vater der Väter (Pater patrum) mit einem Zehnerkollegium, das sich allerdings nicht in die inneren Angelegenheiten der Gruppen mischte. Die Mithrasgemeinde war ein reiner Männerbund, kannte keine Standesunterschiede, prüfte jeden vor der Aufnahme und versuchte, die Kräfte seiner Mitglieder durch Tugenden wie Brüderlichkeit, Duldsamkeit, Gleichheit, Verschwiegenheit zu aktivieren. Die Aufnahme war eine feierliche Initiation. Der Aufzunehmende wurde nackt und mit verbundenen Augen, oft auf einer 7stufigen Treppe in die Felsengrotte (Geburtshöhle) geführt, weil auch Mithras aus einem Felsen geboren wurde. Durch einen Eid verpflichtete er sich zur Geheimhaltung. An der Stirnwand des nach Osten ausgerichteten Mithräums war das Kultbild (Mithras mit dem Stier und zahlreiche Symbole: Sonne, Mond, Sterne, die Elemente u.a.). Davor stand der Altar. Rechts und links saßen die Kolonnen der Gläubigen, die nicht gehindert wurden, auch anderen Religionen anzugehören. Die 7 Weibegrade des Mitbraskultes 1) Der Rabe (Corax). Die Mysten trugen Rabenmasken und waren als „dienende Brüder“ für die anderen tätig. Der Myste stand am Beginn eines neuen Lebens und am Anfang des Weges, der ihn in das geistige Land der Weisheit führen sollte. 2) Die Bienenpuppe (Nymphus), auch Raupe, Bräutigam, Verborgener genannt, sollte vielleicht auf die Wandlung von der Raupe zum Schmetterling, vom Häßlichen zum Schönen, vom Verborgenen zum Licht hinweisen. Die Symbole Venus und Diadem deuten auf die Schönheit hin. 3) Der Soldat (Miles) war der 3. Grad und dem Mars geweiht, ein Sinnbild der Stärke. Der Myste mußte wahrscheinlich in einem symbolischen Kampf den Siegeskranz erringen. Wenn man ihm diesen aufsetzen wollte, mußte er ihn mit den Worten ablehnen: „Mithras ist mein Kranz (meine Krone)!“ Nicht den vergänglichen irdischen Lorbeer, sondern die unvergängliche Krone des ewigen Lebens sollte er erstreben. Als Zugehörigkeit zu Mithras setzte man ihm die persische (phrygische) Mütze auf. Erst jetzt war der Myste ein vollgültiges Mitglied und zum heiligen Kultmahl zugelassen. Damit waren die niederen Weihen abgeschlossen, die von den meisten Mitgliedern ereicht wurden. Ehe sie weiterstiegen, mußten sie „wandern“ und 7 andere Mithrasgemeinden besuchen. 4) Der Löwe (Leo) ist ein Grad höherer Religiosität. Jupiters Kampf und Sieg über die Giganten dient als Kultlegende. Die Zunge und die Hände des Mysten wurden mit Honig bestrichen, damit er mit diesem Ausfluß der Sonnenstrahlen auch der Sonne selbst teilhaftig wurde. Über einem Flammenaltar (Feuertaufe) wurde der Myste durch Handschlag des Paters (als Stellvertreter für Mithras) verpflichtet. Alle trugen Löwenmasken. Es wurde Weihrauch verbrannt. Die Stufen 5 bis 7 waren nur einer kleineren Zahl von Anhängern Vorbehalten, die gewissermaßen Priester­ funktionen innehatten und unter dem Schutz des göttlichen Dreigespanns standen: Cautopates mit der gesenkten Fackel (5. Grad), Cautes mit der erhobenen Fackel (6. Grad) und Mithras (7. Grad). 5) Der Perser (Perses) stand unter dem Schutz des Mondes. Sein Repräsentant ist Cautopates mit der hinuntergestoßenen, erlöschenden Fackel (Tod des alten Adam!). Honig ist hier das bewahrende, schützende Element. Kultlegende ist das Wasserwunder: Als auf der Erde große Trockenheit und Dürre ausbrach, schoß Mithras einen Pfeil gegen den Felsenhimmel. Da sprang aus der „Himmelsfeste“ eine Quelle hervor. Der Myste sollte durch die Einreihung in diesen Grad über­ geordnete Aufgaben für das ganze Volk übernehmen. Er hatte Trug, Täuschung und Eitelkeit der äußeren Sinnenwelt überwunden. 6) Der Sonnenläufer (Hetiodromus) läuft mit der erhobenen Fackel (Cautes) vor der Sonne her und bereitet den Sonnenaufgang (und die Auferstehung) vor. In dieser Weihe wurde wahrscheinlich die tägliche Reise des Sonnengottes nachvollzogen. Zum Schluß nahm der Pater dem Mysten die Mütze ab und setzte ihm den 7fachen Strahlenkranz des Sonnenläufers auf. 7) Der Vater (Pater) war die höchste Weihestufe und stand unter dem Schutz des Saturns, der als Steuermann des Weltalls bezeichnet wurde. Die meisten Gemeinden hatten nur einen Pater. Die Kultlegende des 7. Grades ist die Heilstat des Mithras: das Stieropfer (s.u.). Nach der Opferung

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Mithras feierten Sonnengott und Mithras ein sakrales Maki. Auf einem 3füßigen Tisch wurden Brote (mit einem eingeschnittenen Kreuz) und Wein gereicht. Die Stiertötung durch Mithras Das entscheidende Ereignis im Leben des Mithras ist die Opferung des Stiers. Er hat die Aufgabe, den Stier zu fangen, zu überwinden und zu töten. Mithras packt den Stier bei den Hörnern, schwingt sich auf seinen Rücken, bis dieser ermattet zu Boden sinkt, schulten ihn dann (er hat die Sünde der Welt auf sich genommen) und tötet das sich losreißende Tier durch einen Stich in die Halsschlagader. Dieser Augenblick ist auf allen Kultbildern in allen Mithräen dargestellt. Tod und Leben sind miteinander verbunden. Seine tierhafte Natur muß der Mensch in sich überwinden, er muß den „Stier in sich töten“. Nur so gelingt ihm eine geistig-seelische Wandlung, die ihn über den Tod hinaus unzerstörbar macht. Dem Mysten war die Erlösung von der mit der Erbsünde verhaf­ teten Natur versprochen und die Unsterblichkeit für alle Zukunft zugesagt. So sprossen aus dem Schweif des Tieres 3 Getreideähren heraus, aus den Gliedern Bäume und Pflanzen, aus den Hoden Samen für die Urzeugung der ganzen Welt. Die Stiertötung war die Schaffung von Kosmos und Leben durch eine göttliche Heilstat. Die Gläubigen aßen das Fleisch des geopferten Stiers (oder Opfertieres) in einem gemeinsamen Mahl, das den Charakter einer Kommunion hatte. Allen Teil­ nehmern flössen dabei göttliche Kräfte zu. Anklänge an das Christentum Mithrahana war das Geburtsfest des Gottes Mithras am 25. Dezember. Es treten dabei Hirten, Herden und Lichterscheinungen auf. Eine Darstellung zeigt das Mithraskind mit der Erdkugel in der einen und dem Himmelsgewölbe in der anderen Hand. Die Mutter von Mithras war eine Jungfrau. Als Vater im Himmel wurde der Sonnengott Sol (Helios) angesehen. Ein Relief zeigt Mithras’ Himmelfahrt und sein Besteigen des Sonnenwagens. Die Trinität ist in allen Heiligtümern dargestellt: Mithras mit Cautopates und Cautes zur Seite. Sie wurde auf allen Gedenksteinen mit C+M+CP bezeichnet. Die heiligen drei Könige kennzeichnet man mit C+M+B. Diese tragen in verschiedenen Darstellungen die roten phrygischen (Mithras)Mützen. Der heilige Tag der Woche war der Sonn(engott)tag als Tag des Herrn. Die Kultfeiern wurden besonders feierlich durch Anzünden von Kerzen, Schellenläuten, Gesang und Musik, Verbrennen von Weihrauch, Schwenken von Palmenzweigen. Die Mystagogen waren in Weiß und Rot gekleidet. Vor dem Kultbild brannte ein „ewiges Licht“. Der Mithraskult reinigte durch Wasser und Honig. Von Zarathustra stammen die Worte der Feier: „Wer von meinem Ceib ißt und von meinem Blut trinkt, auf daß er eins werde mit mir und ich mit ihm ... “ Die Mithrasgläubigen nahmen Brot und Wein in ritueller Form zu sich. Am Schluß der Anrufe an den Gott Mithras wurde als liturgische, bekräftigende Schlußformel das Wort „Nama" gesprochen. Die persische Mütze des Mithras kehrt als „Mitra“ der christlichen Bischöfe wieder. Mithras hat häufig 7 Sterne auf seinem Mantel, Christus hält in der Apokalypse 7 Sterne in seiner Hand, wie auch die 7-Zahl im Mithraskult und im Christentum und in der Freimaurerei eine entscheidende Rolle spielt. Ähnlichkeiten mit dem Freimaurerbund Hier gibt es erstaunlich viele, angefangen von der Bezeichnung „Bruder“ über den reinen „Männerbund“, die Geburtshöhle (Dunkle Kammer), der durch Kerzen oder Öllampen beleuchtete Tempel mit den Kolonnen zu beiden Seiten, mit einer Initiation bei dem der Aufzunehmende die Augen verbunden bekommt und unbekleidet ist, das symbolische Kultbild, in dem immer Sonne und Mond abgebildet sind (Arbeitsteppich mit Symbolen), dem Auftreten der 4 Elemente, 7 Grade, Verschwiegenheit, Brüderlichkeit, Gleichheit (auch Sklaven wurden aufgenommen), über

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Molay, Mond Vollmitglieder erst mit dem dritten Grad bis zur Freizügigkeit gegenüber allen Religionen. Die ganze Struktur der Mythträen (Logen) und den ihnen vorstehenden Patres (MvSt) sowie die normale Größe von etwa 40 Mitgliedern lassen Vergleiche zum Freimaurerbund aufkommen.

Molay Jacques Bernard de Molay (französisch gesprochen mottä. Jakob Bernhard von Molay). Geboren um 1243, bei den Templern 1265 aufgenommen, 1298 einstimmig zum letzten Großmeister des > Tempelritterordens gewählt, beteiligte sich an den Kämpfen in Palästina, mußte sich 1302 nach Zypern zurückziehen, wurde von Papst Clemens V. nach Frankreich berufen, zunächst scheinbar freundlich aufgenommen, am 13.10.1307 aber mit allen, in Frankreich greifbaren Tempelrittern vom König Philipp IV. (dem Schönen) wegen angeblicher Ketzerei und anderer Delikte verhaftet und nach jahrelangem Kerker und Folter in Paris am 18.3.1314 (?) unter „langsamem Feuer“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Vor allem ging es dem König um die Konfiszierung des unermeßlichen Vermögens des Ordens. Die GLL und die Strikte Observanz sahen sich als direkte Nachfolger der Templer. Nach der Legende hatten sich einige Tempelritter nach Schottland gerettet, sich dort als Werkmaurer verkleidet, die Ordensgeheimnisse bewahrt und an junge Tempelritter weitergegeben. > Phönix, > Tempelritter

Mond (Luna, Selene) Der Mond ist genau wie die Sonne von den alten Kulturvölkern verehrt worden, weil beide Himmelskörper mit der Entfaltung allen Lebens auf der Erde und deren Periodizität verkettet sind. Das wohltätige, milde Licht des Mondes mildert das Dunkel der Nacht und weist eher auf das Passive, auf Duldung und Ergebung. Die Zeiteinteilung der Menschen ist besonders vom Mond geprägt. Er symbolisiert den ewigen Wechsel. Die regelmäßigen vier Phasen des Mondes boten sich hierfür besonders an: 4 Perioden zu je 7 Tagen = 28 Tage dauert der gesamte Zyklus. Die 4 Phasen erinnern an 4 Himmelsrichtungen, 4 Elemente. Die Völker der Kopten, Ägypter, Araber, Perser, Hindus und Chinesen teilten den jährlichen „Tierkreis“ in 28 Mondhäuser, erst später setzten sich die 12 Monate („Monde“) durch. Aber auch andere Zahlen werden mit dem Mond verbunden, weil der Mond(gott) der Herr von Zeit, Zahl, Maß und Gesetz ist (in Ägypten ist es der Mondgott Thot): Die 3 (3 Tage bleibt der Mond unsichtbar. Mm dritten Tage wieder auferstanden. Die 5 (5x5 “ 25 Tage strahlt der Mond im Licht). Sonne (Gold) und Mond (Silber) werden auch als Inkarnationen der beiden polaren schöpferischen Urkräfte angesehen, die gemeinsam einen „Sohn“ haben (z.B. Isis+Osiris = Horus). Der Mond wird i.a. als weiblich angesehen, was auch durch den weiblichen Menstruationszyklus unterstrichen wird. Der Mond, der sich stets aus sich selbst heraus regeneriert, steht für Neugeburt, Wiederauferstehung und Fruchtbarkeit. Regen - Wasser - Vegetation - Frucht - Frau. In vielen Kulturen wird der Mond mit der „großen Mutter“, Urmutter oder jungfräulichen Mutter identifiziert. Theophilus von Antiochien (etwa 180 n.Chr.): „Die Sonne ist das Bild Gottes, der Mond das Bild des Menschen.“Origines vergleicht die Kirche mit dem Mond, der sein Licht von der Sonne (= Christus) empfängt und der es an die Gläubigen weitergibt. Die Mondsymbolik der Vorzeit wurde später auf Maria als die Mutter Gottes übertragen. In vielen Darstellungen steht sie auf der Mondsichel. Die Psychologie setzt den Mond für die Seele und das Unbewußte im Menschen. Mit der Mondsichel wurden die Hörner der Tiere verglichen. Hörnertragende Tiere wurden verehrt, Hörner an Mondaltären angebracht. Auch die Schlange galt als Mondsymbol, weil sie sich durch Häutung ständig erneuert wie der Mond. Sichelförmige Amulette wurden zu allen Zeiten getragen. Der Mondsichel nachgebildet ist der Myrthenkranz der Bräute und das Diadem der Frauen. In der Freimaurerei tauchen Sonne und Mond auf dem Arbeitsteppich, auf Transparenten im Osten des Tempels, als Krönung der beiden Säulen stets gemeinsam auf und unterstützen das Prinzip der Polarität. Bei den 3WK werden die Aufseher mit dem Mond verglichen: denn wie der Mond die Strahlen von der Sonne empfängt, um die Nacht zu erleuchten, so erleuchten die Aufseher ihre

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Museen, freim. Musik Brüder und helfen ihnen, die Wahrheit zu suchen. In der Freimaurerei wird der Mond als Ausdruck des Wechsels von Tag und Nacht, von Werden und Vergehen, von Leben, Tod und Auferstehung gesehen und als ein Symbol der ablaufenden Zeit. Die Eroberung des Mondes durch die Freimaurer Die erste Mondlandung geschah im Rahmen des Apollo-Programms 11. Der Start geschah am 16.7.1969. Die Mondlandung erfolgte am 20.7.1969. Als erster Mensch betrat der Freimaurer Neil Armstrong den Mond. Als zweiter Mann setzte der Freimaurer Edwin Buz Aldrin den Fuß auf den Mond. Er war vom Großmeister von Texas beauftragt worden, den Mond der Großloge von Texas zu unterstellen. Er verlas die Urkunde auf dem Mond und legte sie unter einen Steinhaufen. Er deponierte dort außerdem einen von zwei auf den Flug mitgenommenen Freimaurer-Wimpel. Aldrin war 1956 in der „Montclair Lodge Nr. 144“ in New Jersey aufgenommen worden. Der dritte Astronaut war M. Collins. Die Gesamtdauer des Aufenthalts auf dem Mond betrug 21,5 Stunden. Die Rückkehr geschah nach einer Flugdauer von 195 h, 19 min am 24.7.1969. Die Besatzung brachte 21 kg Mondgestein mit. Museen, freim. Das zentrale freimaurerische Museum ist das „Deutsche Freimaurer-Museum e.V.“, Hofgarten 1, 95444 Bayreuth, - Museumsdirektor: Br. Hans-Georg Lesser van Waveren. „Freimaurer-Museum der GLLFvD“, Meldorfer Str. 2, 25693 St. Michaelisdonn - Leiter: Br. Günter Stramm. „Freundeskreis zur Sammlung und zur Pflege freimaurerischer Literatur in Hannover e.V. (Bibliotheksverein e.V.)“, Geschäftsstelle: Niedersächsische Landesbibliothek, Waterloostr. 8, 30169 Hannover. Vorsitzender: Karl-Heinz Grotheer. Bibliothek und Ausstellungsraum der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, Heerstr. 28, 14052 Berlin. Bibliothek der AFAM, Emser Str. 12-13, 10719 Berlin. Bibliothek der GLL, Peter-Lenne-Str. 1-3, 14195 Berlin. Andere Großlogen und Logen haben in ihren Gebäuden Museen oder Ausstellungen eingerichtet. Besonders sehenswert ist das Museum der UGL im GL-Gebäude, Great Queen Street, London. Dort werden Führungen angeboten, bei denen u.a. der „Grand Temple“ gezeigt wird. An diesen Führungen dürfen auch Nichtfreimaurer teilnehmen. Musik, freim. Die musikalische Umrahmung freim. Veranstaltungen und Arbeiten drückte sich zunächst in > Liedern aus, die vor allem bei der Tafel gesungen wurden. Als erstes wurden freim. Texte bekannten Melodien unterlegt. Erst Mozart komponierte Musik zur unmittelbaren Umrahmung des Rituals. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) schuf folgende freim. Werke: Maurerische Trauermusik, Köchel-Verzeichnis - KV.477, 1785, zum Tode zweier Brüder. Die Maurerfreude, KV.471, „Sehen, wie dem starren Forscherauge“, Kantate, Text von Petran, zu Ehren von Ignaz von Born komponiert. „Dir, Seele des Weltalls“, KV.429, 1783, Johannisfestkantate. Eine kleine Freimaurerkantate, KV.623, „Laut verkünde unsere Freude“, 1791, 3 Wochen vor seinem Tod geschrieben, Text Emmanuel Schikaneder, zur Einweihung des neuen Tempels der Loge „Zur gekrönten Hoffnung“. „Zerfließet heut, geliebte Brüder“, KV.483, 1785, Lied „Zur Eröffnung der Freimaurerloge“. „Die Ihr einem neuen Grade“, KV.468, 1785, Gesellenreise, Text Franz Joseph von Ratschky. Kleine deutsche Kantate, KV.619. „O heiliges Band der Freundschaft treuer Brüder“, KV. 148, 1772, Lied. „O Gottes Lamm“, KV.343.

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Musikalischer Bruder, Musivisches Pflaster „Ihr unsere neuen Leiter“, KV.484, Lied „Zum Schluß der Freimaurerloge“. „Laßt uns mit geschlungnen Händen“, KV.623a , Schluß der Loge. „Die Ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt“, KV.619, 1791, Solokantate. Kanonisches Adagio, KV.410, 1783/84, für 2 Bassetthörner und Fagott. Adagio, KV.411, für 2 Klarinetten und 3 Bassetthörner, Einzug der Logenmitglieder, mit Andeutung der freim. Klopfzeichen. Mozart hat noch verschiedene Kompositionen nicht ausdrücklich für die Freimaurerei geschrieben, die aber zu solchen Anlässen viel benutzt werden, vor allem natürlich die Freimaureroper „Zauberflöte“ (KV.620), aus der verwandt werden: Marsch der Priester (Einzug der Würdenträger). „O Isis und Osiris“ (Einweihungen). „In diesen heil’gen Hallen kennt man die Rache nicht“ (Aufnahme). „Es siegte die Stärke und krönte zum Lohn, die Schönheit und Weisheit mit ewiger Krön’“ (Schlußchor). Jan Sibelius (1865-1957) hat als finnischer Komponist begleitende Musikstücke für die rituellen Arbeiten der drei blauen Grade der Großloge von Finnland als Opus 113 geschaffen (1927 vollendet). Die 12 Teile sind benannt: 1. Eröffnungs-Hymne, 2. Herrichtung des Altars, 3. Erster Grad-Hymne, 4. Lobes-Hymne, 5. Zweiter Grad, 6. Brudergesang, 7. Dritter Grad-Hymne, 8. Trauermarsch, 9. Salem, 10. Groß bist Du, Herr, 11. Schluß-Hymne, 12. Filanda-Hymne. Pyrmonter Ritualmusik, komponiert und dirigiert von Marc Roland, Produzent: Loge „Friedrich zu den drei Quellen“ in Bad Pyrmont. Hier ist erstmalig eine komplette freim. Musik zu allen Teilen des Rituals nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Musikalischer Bruder ist eine nicht sehr glückliche, aber viel verwendete Bezeichnung für den musizierenden Bruder (oder Musikmeister, Musikwan). Während früher die Logen Brüder Künstler hatten, die durch Gesang, Orgel- oder Klavierspiel zur Verschönerung der Tempelarbeiten beitrugen, werden heute fast durchweg Musikkonserven von Kassette oder CD angeboten. Dabei ist es Aufgabe des musikalischen Bruders, in Absprache mit dem MvSt jedesmal eine geeignete Auswahl und Bereitstellung der Musikstücke zu treffen und die Musikanlage zu bedienen. Die > Musik soll das Ritual und den Vortrag unterstreichen oder Denkpausen ermöglichen. Der MvSt sollte die Musik­ oder Gesangsstücke ausspielen lassen und auf ihre Titel hinweisen. An einigen Ritualstellen ist die Einspielung bestimmter freim. Musikstücke vorgesehen. Sinnvollerweise wird der musikalische Bruder auch damit beauftragt, für die sachgemäße Lagerung, Betreuung und Installation einer logeneigenen Musik- oder Lautsprecheranlage (z.B. bei Vorträgen) zu sorgen.

Musivisches Pflaster Als musivisches Pflaster wird eine regelmäßige Anordnung von schwarzen und weißen Steinplatten (Mosaik) bezeichnet. Der Boden des Salomonischen Tempels soll so gepflastert gewesen sein. Auf dem unteren Teil der meisten > Teppiche (Arbeitstafeln) ist das musivische Pflaster abgebildet. Oft ist der Fußboden des Logentempels in ähnlicher Weise mit hellen und dunklen (schwarzen und weißen) Fliesen belegt. Das musivische Pflaster ist ein sinnvolles Symbol unseres täglichen Lebens mit seiner Polarität. Der schwarz-weiße Fußboden ist Bild der sichtbaren Welt, in die der Mensch hineingestellt ist. So wie im musivischen Pflaster die hellen und dunklen Steine abwechseln, so geschieht auch in der Natur und im Menschenleben ein steter Wechsel von Licht und Finsternis, von Werden und Vergehen, von Gut und Böse, von Freud und Leid, von Leben und Tod. - Durch die vollkommene Regelmäßigkeit des Musters wird gezeigt, daß das irdische Dasein nicht ein Spiel des blind waltenden Zufalls ist, sondern von ewigen Gesetzen bestimmt wird, die wir meist nicht erkennen. Das musivische Pflaster erinnert aber auch an das Schachbrettmuster. Das Schachbrett stammt aus Indien und versinnbildlicht den Kampf der guten

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Mutterloge Götter (Devas) mit den bösen Dämonen (Asuras). Deren beider Heere waren auf dem Schachbrett aufgestellt. Gut und Böse liegen in einem ewigen Kampf, können aber nur gemeinsam die Welt füllen. Das Schachbrett findet sich auch im Grundriß indischer Tempel und wird als Symbol des gesamten Kosmos, der vollständigen Welt, gedeutet.

Mutterloge 1) Als Mutterloge wird die Großloge oder Loge bezeichnet, die weitere Logen errichtet hat. Alle unter einer gemeinsamen Großloge errichteten oder arbeitenden Logen werden Tochterlogen genannt. In deutschen Großlogen-Namen hat sich die Bezeichnung nur in „Große NationalMutterloge ‘Zu den drei Weltkugeln’“ erhalten. 2) Als Mutterloge wird die Loge bezeichnet, in der ein Bruder das freim. Licht erblickt hat. Bekannt ist Rudyard Kiplings Gedicht „The Mother Lodge“: Meine Mutterloge Rundle, der Bezirkswachtmeister, Und Beazley, vom Bahnerverband, Donkin, Gefangenenaufseher, Und Achmann, der Intendant, Und Blake, der Oberschaffner, (War Meister in doppeltem Sinn), Er saß mit Krämer Eduljee Im selben Laden drin.

Draußen: „Herr“, „Wachtmeister“, Ein dienstbeflissen Gesicht! Doch drinnen nur: „Mein Bruder!“ Mit Rang- und Titelverzicht. Die Waage und der Winkel Macht alles Ungleiche gleich, Und ich war zweiter Schaffner In jener Loge Bereich!

Der Rechnungsführer Bola, Jud Saul, der Eden entstammt, Der Zeichner Din Mohammed Vom Feldvermessungsamt Und Babu Chuckerbutty Und Amir Singh, der Sikh, Und Schuppenverwalter Castro, Einst römischer Katholik. Im Monat eine Arbeit, Dann saß man rauchend beisamm’. Ein festlich Mahl gab’s höchstens, Wenn einer Abschied nahm. Dann saßen wir und sprachen Von des einen Gottes Land, Und jeder sprach von dem seinen, So wie er es verstand.

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Mysterien Ein jeder kam zu Worte, Und keiner brach den Bann, Bis mit dem Ruf der Vögel Der neue Tag begann. Egötzlich war’s. Wir gingen Und tauschten noch zu Haus’ Mit Gott, Mohammed und Schiwa Im Bett die Gedanken aus.

Wie oft in Königs Diensten Ermattete mein Fuß! Wie oft in fremde Logen Bracht ich der Loge Gruß! Vom Bergland hoch im Norden Ans Meer, bis Singapur. Ich wollt’, ich stände wieder Vor meiner Mutter Tor. Der Tempel war eigentlich dürftig, Die Loge ein kahler Bau, Doch unsere Alten Pflichten, Die nahmen wir haargenau. Und schau ich träumend rückwärts, Kommt immer mir’s in den Sinn: Wir lebten vielleicht wie Heiden Und doch war Gott mittendrin.

Ich wollt’, ich säh’ sie wieder, Die Brüder weiß und braun. Ich wollt’, ich könnt’ noch einmal Die Mutterloge schaun. Den schläfrigen Tempelhüter Und das alte Logenheim: Ich wollt’, ich kehrte in Ehren Zu meiner Mutter heim! Draußen: „Herr“, „Wachtmeister“, Ein dienstbeflissen Gesicht! Doch drinnen nur: „Mein Bruder!“ Mit Rang- und Titelverzicht. Die Waage und der Winkel Macht alles Ungleiche gleich, Und ich war zweiter Schaffner In jener Loge Bereich!

Mysterien (griechisch = Geheimnisse) waren Geheimkulte der alten Völker. Nur den Eingeweihten waren die geheimgehaltenen rituellen Bräuche Vorbehalten, die sie in einer besonderen, herausgehobenen Gemütsstimmung durchführten. Voraussetzung für die angestrebte Wirkung ist eine hohe Erlebnisfähigkeit des Einzuweihenden. Das gilt auch heute noch beim Mysterienbund der Freimaurer, wie es schon Goethe sagte:

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Mysterien War nicht das Auge sonnenbaft, könnten mir das Licht erblicken? L^ebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt uns Göttliches entzücken?

Die Einweihung der Neophylen*) durch den Mystagog**) erfolgte von Stufe zu Stufe bis zur großen heiligen Wandlung, wobei der Kandidat zum völlig Eingeweihten (Epopten) wurde. Die Rituale halfen dem Mysten***), sich mit jener Macht oder Kraft zu verbinden, die über den menschlich­ irdischen Kreis hinausgeht. Sie zogen ihn hinab zum unentrinnbaren Stirb und Werde und hinauf zu einer geistig-seelischen Höherentwicklung, bei der ihm die Lösung der Rätsel gelang und ihn mit einer Macht verband, die jenseits aller menschlichen Vernunft liegt. Größe und Weite dieses Weges zur Transzendenz sind für den Menschen unserer Zeit nur schwer vorstellbar und kaum nachzuvollziehen. Das eine große Ziel ist, den Menschen in der Weise vollkommener zu machen, daß er sein Leben im Einklang mit dem Plan des Weltenbaumeisters gestaltet. Um Zukünftiges richtig erkennen und beurteilen zu können, müssen dem Eingeweihten Vergangenheit und Gegenwart vertraut sein. Ihm muß die Angst vor dem Leben und vor allem die Angst vor dem Sterben und vor der Ungewißheit genommen werden, was nach dem Tod geschieht. Die Mysterien nahmen alle Angst fort und gewährten einen Blick ins Jenseits. Diese ethische Aufgabe leisteten alle vorchristlichen Mysterien. Nach der Einweihung wurden die Neophyten in ihr alltägliches Dasein entlassen und mußten die gewonnenen Erkenntnisse und geschauten Offenbarungen in ihr Leben einbauen und in ihrem Handeln praktisch umsetzen. „Wer verstanden und erfühlt hat, daß der Mensch schon in diesem Leben an das Grenzenlose, Ewige, angeschlossen ist, dem ändern sich Wünsche und Einstellungen. Man lebt nur noch für das Wesentliche, und wer das Wesentliche nicht hat, des Leben ist vertan. “ (C.G.Jung) Die Menschen am Ende ihres Einweihungsweges erfuhren immer die gleiche Wahrheit: die Seele ist unsterblich und der Tod der Beginn eines neuen Lebens in einer anderen Dimension. Man weiß wenig über den Ursprung der Mysterien. Die Bünde leiten sich selbst meist vom Urbeginn der Welt ab und glauben, vom Schöpfer des Universums eingesetzt zu sein. Sicher ist, daß sie sowohl im hohen Norden bei den Kelten als auch bei den Indianern bekannt waren. Am meisten wissen wir von den nachfolgenden Kulten: Die Mysterien in Ägypten. Sie beziehen sich primär auf Osiris, der von Seth getötet und zerstückelt wurde, von Isis wiedererweckt und dann Gott der Unterwelt wird. (Osiris-Mysterien.) - Die >Isis-Mysterien lassen bei ähnlichem Ablauf die mütterliche Göttin in den Vordergrund treten. Der Kult der Kybele („Große Mutter“ und Vegetationsgöttin) stammt aus Kleinasien, verbreitete sich über Griechenland bis nach Rom. In Griechenland entstand das Mysterium der Kabiren. Diese griechischen Gottheiten phrygischer Herkunft wurden in Samothrake, Lemnos, Milet, Pergamon und Theben verehrt (etwa von 1200 v.Chr. bis 400 n.Chr.). Die Kabiren waren Götter der Fruchtbarkeit und Glücksbringer der Seefahrt. Aber nicht nur Seeleute schützten sie vor den Stürmen, sondern viele andere Menschen suchten bei ihnen Schutz vor den Stürmen des Lebens und vor der Angst bei Sterben und Tod. Auch die Dioskuren Kastor und Polydeukes (Lat. Castor und Pollux) rechnete man zu den Kabiren. Am bekanntesten waren die Eleusiniscben Mysterien in > Eleusis. In Unteritalien waren die Orphischen Mysterien bekannt, die auch Dionysische Mysterien genannt werden. Sie wurden auf den mythischen Sänger Orpheus zurückgeführt und standen mit dem Gott Dionysos (lat. Baccus) in Verbindung, der den Menschen mit dem Wein auch den Schlaf geschenkt hatte und ihnen damit die täglichen Sorgen und Plagen vergessen half. Wegen der orgiastischen Auswüchse wurde der Kult 186 v.Chr. durch römischen Senatsbeschluß für das römische Reich verboten. Eine große Verbreitung im römischen Weltreich hatten auch die Mithras-Mysterien (> Mithras); sie kamen ursprünglich aus Persien. Beim Einweihungsweg traten immer die gleichen Elemente auf, wenn auch nicht immer alle vollständig oder in gleicher Anordnung. Die nachfolgende Gliederung kann nur ein erster Behelf zum Verständnis der Mysterien sein.

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Mysterien A) Die Voraussetzungen für die Einweihung Das Heraustreten aus der profanen Welt Die Weihen fanden an einem besonderen „heiligen Ort“ statt, beispielsweise in einem Tempel. Diese Feierräume waren nach Osten ausgerichtet, dort, wo die höchste Gottheit (ursprünglich die Sonne) immer wieder von neuem geboren wird. Auch die christlichen Kirchen und die Freimaurertempel sind tatsächlich oder im übertragenen Sinn nach Osten gerichtet. Die Mysten traten außerdem aus der profanen Zeit in die „heilige Zeit“ ein. Durchführen von Prüfungen Hier ist sowohl meditatives Nachdenken in der Stille bekannt (Dunkle Kammer, Testament) als auch Schreckensbilder und Gefahrandrohung, um die Standhaftigkeit zu prüfen. Peinigungen Die Elementproben (> Elemente) waren sowohl Prüfungen als auch Reinigungen und wurden oft in Form von Reisen oder Umkreisungen gemacht. Am wichtigsten waren dabei die Reinigungen durch Wasser und Feuer: Wasser (z.B. ein Tauchbad, einen Fluß durchqueren, eine rituelle Besprengung), Wasser reinigt und wandelt. Feuer. Dies verzehrt das Schlechte und läutert das Gute. Die Flammen des Opferfeuers oder der Fackeln lodern zur Sphäre des Göttlichen empor. Es wurden aber auch die anderen Elemente berücksichtigt: Erde als Höhle, Kammer, Grube. Über den Mysten rann oft das Blut des Opfertiers in die Erde. Luft wurde dem Himmel und den Sternen zugeordnet. Reisen oder Wanderungen im Sonnenlauf. In dem Lauf der Sonne wurde das menschliche Leben nachempfunden. Die Sonne tritt die Höllenfahrt in die winterliche Tiefe an, muß dort sterben, um neugeboren wieder aufzustehen. Die Augenbinde und die Lichterteilung unterstützen die Suche nach dem Licht. Sühne und Büße leisten Die Eingeweihten bekamen eine neue Anschauung von Leben und Tod, da ihre Einweihung durch viele physische und psychische Gefahren, Leiden und Schmerzen führte. Fasten, Askese, Geißelung gehören dazu. Opfer Der Gottheit wurden Früchte oder Tiere geopfert. Vom Rauchaltar stieg der Rauch zum Schöpfer empor und sollte die Gottheit versöhnen oder geneigt machen. Beim Mithraskult floß das Blut des Opferstiers über den Mysten. Eid, Versprechen, Gelöbnis Vor allem wurde Verschwiegenheit gelobt. Obwohl einerseits das Enthüllen der Geheimnisse streng verboten war, konnte andererseits aber das eigentlich Unsagbare, Unaussprechbare nicht preisgegeben werden. Die gelegentlichen Verräter der Mysterien-Geheimnisse haben den Kulten nicht geschadet. {Erste) Weihe, Heiligung Ein Teil der göttlichen Kraft wird auf den Mysten übertragen (Handauflegen). Er wird ein Teil des Heiligen. Er erlebt eine geistige Neugeburt und erhält oft einen neuen Namen. Er bekommt ein Zeichen auf die Stirn gedrückt (Siegelung). Die Hände können mit Honig übergossen werden. B) Vorbereitungen auf die Einweihung durch Wort meist im Dialog (Wechselgespräch) oder durch Anrufung (Gebet). Musik melodische oder rhythmische Gesänge, Glocken, Harfen, Trompeten. Wiegen, rhythmische Bewegungen, Tanzen bis zum Umfallen. Tänze drücken den Rhythmus von Tag und Nacht, den Ablauf der Jahreszeiten und die Schwingungen des Kosmos aus. Bekannt sind auch (Spring-)Prozessionen.

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Mysterien Diese drei Elemente wurden unterstützt durch bestimmte Mittel wie: das Geheimnisvolle (Verschleiern, Verdunkeln, Augenbinde), das Ucht (Fackeln bei Nacht), berauschende Tränke. Das Ziel war, den Mysten in erhöhte Aufnahmebereitschaft zu versetzen, ihn in die geeignete Gemütsstimmung zu bringen, ihn zur Wandlungsfähigkeit zu führen. Man sagte, die Seele habe zwei Augen. Mit dem einen schaue sie, unterstützt durch den Verstand, in ihre zeitlich begrenzte Alltagswelt, mit ihrem anderen in ihre Zugehörigkeit zum Unwandelbaren, Vollkommenen, Guten, Unvergänglichen. Die Rituale sollen mitreißen und emporheben und hatten mitunter exstatischen Charakter. Man versuchte, das Leibliche zu ertöten, um sich in geistiger Versenkung mit der Gottheit zu vereinigen. C) Das heilige Spiel, die eigentliche Weihehandlung, der Hauptteil des Mysteriums Von den Teilnehmern wurde in einem festgelegten Ritual unter Verwendung von Symbolen die mythologische Geschichte des Kult-Gottes oder der Göttin dargestellt, nachgespielt und dadurch miterlebt. Der Myste „erlitt“ das Schicksal der Gottheit durch die Nachahmung in einem Drama. Im allgemeinen wird die Gottheit zunächst getötet, um später wieder aufzustehen. Vergehen und Wiederaufblühen der Natur, Winter und Frühling, Nacht und Tag - das war den Menschen gegenwärtig. Der Myste machte symbolisch selbst das Leiden, das Sterben, den Tod und das Auferstehen mit. Er bekam deshalb Verständnis für das eigene Sterben und war sich seiner Wiederauferstehung und seiner Unsterblichkeit gewiß. Durch das Leiden, Sterben und Auferstehen des Kultgottes wird das Göttliche dem Mysten in anschaulicher Weise gegenwärtig gemacht. Auch der Myste soll vom Tod zum Leben kommen. Er soll eine Wandlung durchmachen. Er „überschreitet die Schwelle“. Die „Gewänder werden gewechselt“. „Die Kerzen werden umgestellt“ (Gustav Meyrink). Der alte Adam ist überwunden. Die Doppelnatur des Menschen wurde aufgezeigt: sein sterbliches, vergängliches ITer?» und sein unsterbliches Sein. Die Wandlung wurde vollzogen. Die Seele muß mit dem Ritual in gleicher Weise schwingen. Das Ritual vermag die ungenutzten Seelen- und Gemütskräfte freizusetzen und stellt den Sinnbezug zum Unvergänglichen her. „Diejenigen, die in Mysterien eingeiueiht werden, lernen nicht mehr, sondern sollen erfahren. “ (Aristoteles) Der Myste ist in dem rituellen Psychodrama gleichzeitig Subjekt und Objekt, passiv Leidender und aktiv Handelnder und Überwindender. Das Mysterium ist für ihn (als von Todesfurcht und Zweifeln Befreiter) ein tröstliches Erlebnis. Homer: „Selig wer das geschaut von den sterblichen Menschen. Ihm wird schon hier in der Welt nichts Böses mehr rustoßen, und im Dunkeln des Hades sieht er das Licht. “ D) Abschluß und Ausklang des Mysteriums Der Abschluß der Einweihungsfeier war die Gemeinschaftsbildung. Dies wurde durch eine festliche Feier (Orgia), durch ein gemeinsames heiliges Mahl erreicht. Durch das symbolische Essen und die Einverleibung des Gottes (Agape) wurden alle an ihm teilhaftig. Das gemeinsame kultische Erlebnis, das gemeinsame Geheimnis brachte eine enge Verbindung zwischen auserwählten Menschen zustande. E) Sinn und Ziel der Mysterien Einsicht und Trost gegenüber den Rätseln des Todes. Ablegen der Angst vor dem Tod. Mysterium der Wiedergeburt. Unsterblichkeitsglaube. Gewißheit des ewigen Lebens. Dort, wo Leben und Tod einander die Hand reichen, gelang es den Eingeweihten, sich über Tod und Schicksal zu erheben. Unmittelbares und lebendiges Verhältnis zu den Göttern. Der Myste fühlte sich dem heiligen Ursprung nahe und lebte im Einklang mit den höheren Mächten. Das Einssein mit der Gottheit ist der höchste Sinn aller Kulte. Dies erfolgte meist in drei Stufen: sich der Gottheit nähern, sie von Angesicht zu Angesicht zu schauen, mit ihr zu verschmelzen. Diese mystische Vereinigung mit der Gottheit und dem Weltall wird als

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Mystik Unio mystica bezeichnet. Kenntnis der sichtbaren und unsichtbaren Kräfte ries Universums und deren Wirkungen (Gottheit, Geisterwelt, Wunder). Die Kraft von Worten, Zahlen, Figuren, Bildern. Die Kraft über sich selbst, über andere Menschen, über die lebende Natur oder über Gegenstände. Bessere Welterkenntnis. Teilhabe an der Harmoniedes Weltganzen. Erkenntnis der Zusammenhänge aller Dinge. Geschlossene, einheitliche Auffassung von Gott und Welt. Der Myste lebte im Einklang mit den höheren Mächten und dem Kosmos. Erklärung der Natur und ihrer Geheimnisse, z.B. die Bewegung der Gestirne, Einfluß der oberen auf die untere Welt. Aus dem alten Ägypten; „Wie oben, so unten - wie unten, so oben!“Die Natur wird nicht als etwas vom Menschen Abgespaltenes aufgefaßt. Der Mensch ist das mikrokosmische Abbild seines Seins im Makrokosmos. Die Natur ist göttlich, und das Göttliche ist natürlich. Festigung und Hilfe im Alltagsleben. Weckung von Kräften, um durch den irdischen Teil des Lebens ohne Angst und ohne Zweifel zu gehen. Als Ergebnis des Mysteriums war der Eingeweihte durch Wandlung ein anderer Mensch geworden und hatte Zugang zu einem höheren geistigen Leben. Er fühlte sich geistig als neugeboren. Ihm erschlossen sich jetzt ganz neue Lebensbereiche. Der Mensch bekam einen neuen Namen (später z.B. als Priester, als Freimaurer-Ritter usw.). Ein Mann fand im Mysterienspiel seinen Gegenpol, die „Anima“, wie Freud sagt. Seine Persönlichkeit wurde dadurch zu einem harmonischen Ganzen ergänzt. Das Mysterium hat eine harmonisierende Wirkung auf die menschliche Psyche. F) Heute Die „Aufklärung“ bewirkte, daß der menschliche Geist sich einer entmythisierten und entgötterten Welt gegenübersieht. Die Freimaurerei ist wohl der einzige große Mysterienbund der Gegenwan und bemüht sich um Ausgleich des „Schadens“, der durch Intellektualisierung und Unterwerfung unter die nüchterne Ratio entstanden ist. Aber wenn spätere Generationen den Inhalt der alten Bräuche nicht mehr verstehen, bleiben nur leere Hüllen zurück, die leicht zur Sinnlosigkeit entar­ ten. Dramatische Teile des schicksalsschweren Mythos können sich zur inhaltslosen Angstmache­ rei wandeln. G) Erklärung einiger Begriffe “JNeophyt (von griech. neophytos = neugepflanzt), auch Novize, Postulant, Kandidat. Es war der Aufzu­ nehmende in den > Mysterien oder kultischen Bünden. In der Freimaurerei wird diese Bezeich­ nung für den neuaufgenommenen Bruder nur noch wenig gebraucht. **) Mystagog Lehrer bei den Mysterienbünden, der die neu Einzuweihenden in den Kult einführt und ihnen die geheime Lehre verkündet. ***) Myste (von griech. myein = ich schließe meine Augen). So wurden die gerade Eingeweihten bezeichnet, denn sie hatten ihre Augen und ihren Mund während der Weihe geschlossen zu halten. Hierophant (Enthüller der heiligen Dinge) war der oberste Mysterienpriester und stammte meist aus einem Geschlecht, in dem sich Symbole und Kultgeräte der Gottheit des Heiligtums vererbten. Besonders versteht man darunter Leiter der Mysterien in Eleusis aus dem Geschlecht der Eumolpiden. Adept siehe Stichwort > Adept. Mystik (von griech. myein = ich schließe meine Augen). Uorkommen der Mystik Sie ist eine in vielen Religionen vorkommende Sonderform des religiösen Verhaltens, die den indi­ viduellen Glauben höher als den der Gemeinschaft bewertet. Das reicht von der buddhistischen

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Mystik Versenkung in Indien über den japanischen Zen bis zur jüdischen Mystik (Kabbala), dem islami­ schen Sufismus bis zur Christusmystik. Die Mystik hatte eine tragende Rolle in den > Mysterien des Altertums und prägte im Mittelalter die Lehren der deutschen Mystiker (David von Augsburg, Berthold von Regensburg, Meister Eckhart, Johannes Tauler, Heinrich Seuse, Mechthild von Mag­ deburg). - Im 18. Jahrhundert standen manche freim. Riten auf mystischer Grundlage. Auch heute noch gehen solche Teile aus den Ritualen auf die Mystik zurück, die sich auf die alten Mysterien­ kulte beziehen (z.B. die Freimaurerei als Lichtkult, das Zurückgreifen auf gnostische Ursprünge). Ziele der Mystik Der Mystiker erhebt sich zur Gottheit, indem er ihrem Ideal nachstrebt. Man ist bestrebt, mit der Gottheit in eine persönliche Beziehung zu kommen. Das eigene Bewußtsein geht im Wesen Gottes auf. Die höchste Stufe der Erkenntnis erlebt man durch das direkte Schauen der Gottheit von Angesicht zu Angesicht. Eine unmittelbare Vereinigung mit Gott (unio mysticd) ist das Endziel der Mystik. Alles wahre Wissen strömt von dem im einzelnen Menschen eingeschlossenen Licht (göttlicher Funke), das ihn sittlich erneuern soll. Als Methoden auf dem Weg dorthin ergeben sich: Innere Offenbarung oder Erleuchtung, medidative Innenschau, exstatische Intuition. Dabei soll die eigene Seele absterben, um sich ganz in die göttliche Liebe zu versenken. Ganz im Gegensatz dazu steht die > Magie, die sich die transzendente Welt für eigennützige Zwecke nutzbar zu machen versucht.

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N Namen der deutschen Freimaurerlogen Siehe: Ernst-Günther Geppert „Die Herkunft, die Gründer, die Namen der Freimaurerlogen in Deutschland seit 1737“, Quellenkundliche Arbeit 8 der Freim. Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati, Bayreuth, 1976. Die ersten fünf Logen, die sich in London zur ersten Großloge zusammenschlossen, nannten sich nach den Namen der Gasthäuser, in denen sich die Brüder trafen: „Zur Gans und zum Bratrost“ (Goose and Gridiron) / „Zur Krone“ / „Zum Apfelbaum“ / „Zum Römer“ / „Zur Traube“. Begriffsgruppen Die deutschen Logen verwendeten nach Geppert in der Reihenfolge der Häufigkeit folgende Begriffsgruppen für ihre Logennamen: Ausdrücke der Heimatverbundenheit Namen von Ländern bzw. deren Wappen Ausdrücke freim. Geistes oder freim. Tugenden Namen von Städten oder deren Wappen Namen von Fürsten Begriffe der Symboldarstellungen Gestalten der Sage oder Geschichte Symbole des Lichtes Namen großer Freimaurer Namen von Kündern und Wahrem der freim. Idee Zusammensetzungen mit deutsch oder vaterländisch Stilistische Anmerkungen 1. ) 58% der deutschen Logennamen tragen die Präpositionen vu, sytm, %ur, an. Sie bezeichneten damit am Anfang Gebäude, Gast- und Rasthäuser, in denen die Logen tagten, oder nannten sich nach den Kirchen, an denen sie bauten („Zum ewigen Dom“, Köln / „An Erwins Dom“, Straßburg). 2. ) Vielfach werden ausschmückende Beimorte gewählt wie golden („Zur goldenen Mauer“, Bautzen), silbern („Zum silbernen Schlüssel“, Bremen), gekrönt („Zum gekrönten Löwen“, Marburg), leuchtend („Zum leuchtenden Schwert“, Paderborn), flammend („Zum flammenden Stern“, Berlin), aufgehend („Zur aufgehenden Sonne“, Leipzig) usw. Es sollte auf das Edelste, Herausragendste hingewiesen werden. 3. ) In vielen Fällen ergänzt die „Drei“ (> Zahlen) den Namen der Loge („Zu den drei Weltkugeln“, Berlin / „Zu den drei Tauben“, Berlin). Dies entspricht freim. Selbstverständnis. Im Freimau­ rerbund gilt die Drei als ausgesprochen symbolträchtig, ja sogar als „heilig“ (wie auch das Drei­ eck, drei Punkte usw.). Durch die Zahl Drei wird jeder profane Begriff gesteigert, bekräftigt und zu einem eigenen Symbol erhoben. Besonders für die Tochterlogen der 3WK scheint an­ fangs der Gebrauch der Dreizahl ein ungeschriebenes, aber festes Gesetz gewesen zu sein („Drei Lichter im Felde“, Berlin / „Zu den drei Seraphim“, Berlin / „Zu den drei goldenen Schlüs­ seln“, Halle / „Zu den drei Pyramiden“, Danzig / „Zu den drei Adlern“, Dresden / „Zu den drei Quellen“, Bad Freienwalde usw.). Der Symbolgebrauch der Zahl Drei stammt bereits aus mythischer Vorzeit. Weitere Beispiele: Das Tschintomani = Drei von Blitzen begleitete Ku­ geln als Symbol der Lehre Buddhas. Für die Gnostiker waren drei Kugeln das Sinnbild der Dreiprinzipienlehre von Licht, Geist und Finsternis. Systematische Einteilung der Logennamen nach Geppert Hier kann nur ein kurzer Überblick gegeben und an wenigen Beispielen gezeigt werden. 1.) PatronatsnameriVor 1900 wurden 56% der Logengründungen zur Ehre des Gründers, Beschützers, Protektors (meist des Landesherrn) oder nach einem Schutzpatron gewählt. Auch wurden große Wahrer und Künder humanitärer Gedanken aus Sage und Geschichte durch Namensgebung geehrt.

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Namen der deutschen Freimaurerlogen Nach dem General-Großmeister Landgraf Carl %u Hessen wurden die Logen in Frankfurt/M. und Alzey „Carl zum aufgehenden Licht“ bzw. „Carl zum neuen Licht“ benannt. „Ferdinand zum ro­ ten Adler“, Neuruppin, nannte sich nach dem Grafen Ferdinand von Königsmarck, dem ersten Meister vom Stuhl; der rote Adler ist das Wappentier des preußischen Brandenburgs. Etwa 10 Logen wähl­ ten Könign Louise zu ihrer Namenspatronin (z.B. „Louise zum tröstenden Engel“, Angermünde). In 93 Logennamen findet man als Patron die Könige Friedrich, Friedrich Wilhelm, Wilhelm. Und ihre Feld­ herrn. und politischen Geistesgrößen Steuben, Blücher, Freiherr vom Stein, die auch Freimaurer waren („Freiherr vom Stein“, Bielefeld), sind ebenfalls Namensgeber. Aus der klassischen Geschichte werden humanitäre Philosophen und Denker gewählt: „Sokrates zur Standhaftigkeit“, Frankfurt/M, aber auch Plato, Pythagoras, Archimedes, „Marc Aurel zum flammenden Stern“, Marburg. Die großen Namen aus Literatur und Kunst dürfen natürlich nicht fehlen: „Lessing“ (Frankfurt/M.), „Goethe“ (Berlin), „Herder“ (Bremen), „Matthias Claudius“ (Wandsbeck), „Mozart“ (München), selbst solche, die nicht Freimaurer waren, werden Namensgeber: Schiller, Hans Sachs, Beethoven. Vom germanischen Lichtgott „Baldur“ (Hannover) über griechische Götter „Apollo“ (Leipzig), „Au­ rora“ (Minden), „Herkules“ (Mannheim), „Minerva“ (Potsdam), „Prometheus“ (Bonn) bis zu römi­ schen oder christlichen Gestalten: „Vesta zum heiligen Feuer“ (Leipzig; römische Göttin des Herd­ feuers), Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist reichen die Namensgeber. 2.) Heimatnamen werden besonders nach 1900 viel gewählt. Häufig wurden markante Bauwerke aus den Heimator­ ten für den Logennamen benutzt: „Zu den fünf Türmen am Salzquell“ (Halle), „Preußische Burg St. Johannis“ (Johannisburg, Ostpreußen), „Brudertreue an der Luisenburg“ (Wunsiedel-Marktredwitz), „Licht am Osterstein“ (Gera). Die BFG- und ACGL-Logen wählten nach 1945 oft den Logennamen nach dem Gebiet, in dem sie lagen: „Hessen-Lodge“ (Darmstadt), „Spessart-Lodge“, „Eifel-Lodge“ usw. Mitunter wurden auch Namen großer Heimatsöhne gewählt, die keine Frei­ maurer waren: „Albrecht Dürer“ (Nürnberg), „Lucas Cranach zu den drei Rosen“ (Kronach). Flußnamen: „Drei Säulen an der Isar“ (München), „Donaustern“ (Bremen-V.). Bergnamen: „Stadt auf dem Berge“ (Remscheid). Orts- oder Landschaftsnamen: „Perle im Schwarzwald“ (Baden-Ba­ den) / „Zur fränkischen Krone“ (Coburg) / „Drei Lichter im Felde“ (Bln.-Lichterfelde). ).) Logen mitfreim. Namen Nach den Werkzeugen und Symbolen: „Zum rechten Winkel“ (Darmstadt) / „Der Zirkel“ (Berlin) / „Zu den drei Hämmern“ (Halberstadt) / „Zum rauhen Stein“ (Altena) / „Zum bekränzten Kubus“ (Gnesen) / „Im Quadrat“ (Mannheim) / „Zum flammenden Stern“ (Berlin). Nach den freim. Idealen: „Zur Beständigkeit“ (Aachen) / „Bruderbund am Fichtenberg“ (Berlin) / „Zur Bruderkette“ (Hamburg) / „Brückenbauer“ (Berlin) / „Brüderlichkeit“ (Mönchengladbach) / „Einigkeit und Freiheit“ (Lünen) / „Zur Eintracht“ (Berlin) / „Zur Freundschaft“ (Kassel) / „Licht, Liebe, Leben“ (Erlangen) / „Ring der Ewigkeit“ (Berlin) / „Zur Stärke und Schönheit“ (Saarbrücken) / „Zur Treue“ (Berlin) / „Zur siegenden Wahrheit“ (Berlin) / „Weisheit und Stärke“ (Siegburg). 4.) Logen mit Tier und Pßan^ennamen Heute finden sich diese nur noch selten. Die Rose findet sich 24mal, z.B.: „Zur Rose im Alpenland“ (Garmisch-P.) / „Rose of Minden“ (Minden) / „Rose ... an der Brenz, am Rhein, im Erzgebirge“ usw. Andere Blumennamen: „Zur weißen Lilie“ (Würzburg), Nelke. Bäume: „Eiche auf roter Erde“ (Herne) / „Zur grünenden Tanne“ (Bad Harzburg) / „Zur alten Linde“ (Dortmund) / „Zum goldenen Apfel“ (Eutin). Akazie, Palme, Ceder, Fichte, Ölzweig werden verwendet. Tiernamen: „Zum schwarzen Bär“ (alter Gast­ hofname, Hannover) / „Zum Rothen Adler“ (nach dem Wappentier des Evangelisten Markus, Hamburg) / „Zum Leoparden“ (Luckau) / aber auch Eule, Krokodil, Schlange, Taube. Mitunter läßt sich die Namensgebung nicht mehr nachvollziehen, weil schriftliche Unterlagen darüber nicht angefertigt oder vernichtet wurden.

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National-Großmeister, Nationalsozialismus National-Großmeister (NGM) Titel des Großmeisters der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, erstmalig seit 1799 gebraucht. (> Drei Weltkugeln)

Nationalsozialismus und die Zeit vor der „Dunkelheit“ 1918: Der erste Weltkrieg wurde im November 1918 mit einem Waffenstillstand beendet, das deutsche Kaiserreich (und damit die Zeit der kaiserlichen Protektoren für die Freimaurerei) war zu Ende ge­ gangen. Die Nachkriegszeit mit dem haßerfüllten Diktat von Versailles, mit der Kriegsschuldfrage, mit dem Chaos der Inflation empfanden die Deutschen als einen Zustand der Erniedrigung. 22.05.1922: Die Gegensätze zwischen den sogenannten christlichen und humanitären Logen führten zum Aus­ tritt der drei altpreußischen Großlogen aus dem „Deutschen Großlogenbund“. „IF/r altpreußischen Großlogen lehnen es ah, an der allgemeinen Welt- und Menschenverbrüderung teilzunehmen...“ Durch die Zugehörigkeit zum Deutschen Großlogenbund seien sie behindert, zur Wiederaufrichtung des deutschen Volkes „durch Erziehung zFr Vaterlandsliebe, "um Nationalgefühl und pum Gemeinsinn .“ beizutragen. - 1924 folgte die „Große Landesloge von Sachsen“ und 1927 die Großloge „Deutsche Bruderkette“ dem altpreußischen Beispiel. 23.10.1924: Die drei altpreußischen Großmeister unterzeichnen eine gemeinsame Erklärung. In ihr wird die Wiederaufnahme brüderlicher Beziehungen zu den Großlogen der ehemaligen Feindstaaten abgelehnt. Sie soll so lange ruhen, bis das Unrecht, das die Ententeländer dem deutschen Volk angetan haben, wiedergutgemacht sei. 1925 Adolf Hitler schreibt in „Mein Kampf“ (1933 erschien bereits die 53. Auflage) eindeutige Worte gegen die Freimaurerei: „[Der Jude] ... hat in der ihm vollständig verfallenen Freimaurerei ein vorzügliches Instrument zpr Verfechtung wie aber auch %ur Durchschiebung seiner Ziele. Die Kreise der Regierenden sowie die höheren Schichten des politischen und wirtschaftlichen Bürgertums gelangen durch maurerische Fäden in seine Schlingen, ohne daß sie es auch nur zu ahnen brauchen ... Die Handschuhmacher und Heineweber kann man nicht mit dem feinen Net^ der Freimaurerei einfangen, sondern es müssen hier schon gröbere Mittel angesetzt werden ... Was die Freimaurerei in den Kreisen der sogenannten Intelligenz an allgemein pazifistischer Hähmung des nationalen Selbsterhaltungstriebes einleitet, wird durch die Tätigkeit der großen, heute immerjüdischen Presse der breiteren Masse, vor allem dem Bürgertum, vermittelt. Der Kampf, den das faschistische Italien gegen die drei Hauptwafjen des Judentums durchführt, ist das beste Anzeichen dafür, daß dieser überstaatlichen Macht die Giftzähne ausgebrochen werden. Das Verbot der freimaurerischen Geheimgesellschaften, die Verfolgung der übernationalen Presse sowie der dauernde Abbruch des internationalen Marxismus werden die italienische Regierung immer mehr den Interessen des italienischen Volkes dienen lassen können. Wie sehr das ganze Dasein dieses Volkes [der Juden] auf einerfortlaufenden Füge beruht, wird in unvergleichlicher Art in den von den Juden so unendlich gehaßten „Protokollen der Weisen von Züon“ gezeigt. Sie sollen auf einer Fälschung beruhen, stöhnt immer wieder die Frankfurter Zeitung ’ in die Welt hinaus; der beste Beweis dafür, daß sie echt sind. “ 1925: Der „Wetzlarer Ring“ mit der Loge „Wilhelm zu den drei Helmen“ war eine Gruppe von Logen, die nationalistisch, völkisch, antisemitisch eingestellt war. Der MvSt sagte beim Stiftungsfest 1925: „Urelement in uns: Rein sein und rasserein bis ins Blut hinein. Bruder-Motto: Gleiches Blut aus Mutterschoß. Sorgen wir dafür, daß die Wetzlarer laige eine Gralsburg bleibt. “ In gleicher Tendenz schlossen sich einige Bauhütten um die Loge „Freiherr vom Stein“ zum „Bielefelder Ring altpreußischer Logen“ zusammen. Beide Gruppierungen wollten „das esoterische Lehrgebäude mit völkischen Inhalten erfüllen“ und dort eine „Wiedergeburt“ der Freimaurerei „aus deutschem Geiste“ herbeiführen und auf vorgeschichtliche germanische Mysterien zurückführen.

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Nationalsozialismus 1927: Erich Ludendorff veröffentlicht die Schrift „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse". Bis 1931 erreicht die Auflage 150.000 Exemplare. Insgesamt wurden 182.000 Exemplare gedruckt. 15.09.1927: Die neun Großmeister der (seit Jahren in Streit liegenden) deutschen Großlogen verfassen eine ge­ meinsame Erklärung: „Die Unterzeichneten als gesetzliche Vertreter von ca. 80.000 treudeutschen, vaterländisch gesinnten Freimaurern geben in deren Namen ihrer Entrüstung darüber Ausdruck, daß Herr Erich Ludendoiff in seiner Scbrifi „Vernichtung der Freimaurerei“ sie in verleumderischer Weise beleidigt und in den Augen des deutschen Volkes herabzusetzen versucht hat. Sie bedauern gleichzeitig daß ein Mann von der einstigen Größe und Bedeutung des Generals der Infanterie Ludendorff sich zur Verhetzung des deutschen Volkes und zur Irreführung breiter Massen herabgewürdigt hat. “ 24.12.1927: Der Landesgroßmeister der GLL gab eine Erklärung ab: „Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland protestiert energisch gegen die Unterstellung daß ihre Rituale ... irgendwie jüdisch oder altjüdisch durchsetzt seien. ... Die GLL legtjedenfalls Wert darauffestzustellen, daß der Sinn aller ihrer Rituale, Formen und Symbole rein christlich ist. “ 03.10.1929: Gustav Stresemann stirbt, der 1923 in die Berliner Loge „Friedrich der Große“ aufgenommen wor­ den war. Er konnte als Reichskanzler und Außenminister den „Ruhrkampf“ beenden und erreichte durch seine Verständigungspolitik die vorzeitige Räumung des Rheinlandes von französischen Truppen und mit den Locarno-Verträgen den Eintritt Deutschland in den Völkerbund (FriedensNobelpreis 1926). 1930: Alfred Rosenberg, der Chefideologe des Nationalsozialismus, schreibt in „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“: „Die neue Lehre der Humanität war die „Religion“ der Freimaurer. Diese hat bis auf heute die geistigen Grundlagen einer universalistisch-abstrakten Bildung abgegeben, den Ausgangspunkt aller ichsüchtigen Glückseligkeitspredigten, sie hat (bereits um 1740) auch das politische Schlagwort der letzten 150 Jahre „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“geprägt und die chaotische, völkerzersetzende „humane“ Demokratie geboren. Da dieser Bund nur „den Menschen“ anerkannte, so wurde von vornherein kein rassischer noch religiöser Unterschied gemacht... Die Idee der Humanität soll „das Prinzip, den Zweck und den Inhalt“ der Freimaurerei bilden ... Römische Kirche und freimaurerische Gegenkirche sind sich einig beim Niederreißen aller Schranken, welche durch seelische und physische Gestalt geschaffen werden. Beide rufen ihre Gefolgschaft auf im Namen der Liebe bzw. der Humanität, im Namen eines grenzenlosen Universalismus.. Alle Mächte, die auf Lockerung staatlicher, nationaler, sozialer Bindungen hinarbeiteten, mußten sich bemühen, diese Freimaurerphilosophie sich dienstbar zu machen. Hier sehen wir nun das internationale Judentum ... sich in die Organisation der Freimaurerei einnisten... “ In weiteren Ausführungen des Buches bekämpft er die freimaurerische Liberalität, die individualistische Demokratie, die freimau­ rerischen Menschenrechte und beklagt die „Entartung der Humanität“. 08.11.1930: Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland fügt ihrem Namen den Zusatz „DeutschChristlicher Orden“ an. 27.02.1932: Die Große Loge von Hamburg, die Großlogen von Bayreuth und Frankfun nehmen den Verkehr mit der United Grand Lodge of England wieder auf. Die altpreußischen Großlogen kritisieren das scharf. Dies fühn zum Abbruch der freim. Beziehungen zwischen den altpreußischen Logen und den genannten Logen. Die GLL erklärt, sie könne „den Feinden unseres Vaterlandes keine brüderliche Hand bieten“. - Die 3WK beschließt in der Jahresversammlung vom 21.05.1932: „Die Beziehungen zp den Großlogen von Hamburg Frankfurt a.M. und Bayreuth werden abgebrochen. Verkehr von Großloge zp Großloge findet künftig nicht statt. “ 08.06.1932: Die Großmeister der altpreußischen Logen verfassen eine gemeinsame Erklärung, in der sie der

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N ationalsozialismus „Verschwörungstheorie“ entgegentreten, die ihnen internationale Beziehungen und Machenschaf­ ten vorwirft, von der die Bruderschaft selbst nichts ahne. Die Großmeister Oskar Feistkorn (RY), Karl Habicht (3WK) und Kurt v. Heeringen (GLL): „Immer wieder taucht in der Öffentlichkeit die Behauptung auf, daß auch die drei Altpreußischen Logen internationale Bindungen hätten, und zwar durch ihre maßgebenden Führer, von deren Tätigkeit auf dem Gebiete der politischen Betfehungen putschen den Völkern die Brüderschaft selbst nichts ahne. Auch stößt man immer wieder auf die Darstellung als seien den Führern der Altpreußischen Großlogen irgendwelche internationalen freimaurerischen Stellen oder Personen übergeordnet, deren Weisungen für das Tun und Lassen ihrer Großlogen bestimmend seien. Wir erklären noch einmal mit votier Bestimmtheit, daß alle diese Behauptungen völlig unwahr sind. Die unterzeichneten drei Großmeister haben, jeder für seine Großloge, die alleinige Verantwortung nach ihren, den Zuständigen Staatsbehörden und der Öffentlichkeit bekannten Satzungen." 30.01.1933: Adolf Hitler wird zum Reichskanzler ernannt. 28.02.1933: Nach dem Reichstagsbrand (27.02.1933) wird nach Artikel 48 der Reichsverfassung die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ (sogenannte Notverordnung) erlassen, die für Hitler eine Blankovollmacht zur „Machtergreifung“ darstellt. Auf Grund dieses Gesetzes wurden 1935 die Freimaurerlogen aufgelöst. 20.03.1933: Selbstauflösung der „Großloge des Eklektischen Bundes“, Frankfurt. 21.03.1933: Telegramme an Hitler, Frick und Goebbels: „Die Große Landesloge der Freimaurer von Sachsen begrüßt am heutigen Weihetage (Großlogentag) die nationale Erhebung des deutschen Volkes und Vaterlandes. Sie gelobt in christlich­ nationaler Pflichttreue, im Geiste ihres Bruders Friedrich des Großen, mit der Reichsregerung zusammenzuarbeiten für Deutschlands Ehre und Größe, Einigkeit und Freiheit. Den Allmächtigen bitten wir, das neue Reich zp segnen. “ Die drei altpreußischen Großmeister haben am gleichen Tag folgendes Telegramm an den Herrn Reichskanzler geschickt: „An dem für Deutschland bedeutungsvollen Tage von Potsdam geben der nationalen Regerung die drei altpreußischen Großlogen, eingedenk ihrer engen Verbundenheit mit dem preußischen Königs- und deutschen Kaiserhaus, die Versicherung tiefster Ergebenheit. Wie wir bisher getreu unseren nationalen und christlichen Überlieferungen bemüht waren, für das Wohl des deutschen Volkes zp wirken, so werden wir auch weiter unentwegt der nationalen Regerung treueste Gefolgschaft leisten und alle uns zu Gebote stehenden Kräfte einsetzen zur Mitarbeit an dem Wiederaffbau unseres geliebten Vaterlandes. “ 24.03.1933: „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (sogenanntes Ermächtigungsgesetz), durch das Hitler unbeschränkte Gesetzgebungsvollmacht erhielt. Er nutzte das zur Auflösung des Reichs­ tags, zum Verbot aller Parteien (außer der NSDAP) usw. Jeder Freimaurer wurde von der Regie­ rung als Träger des verwerflichen liberalen, demokratischen, humanitären und internationalen Ge­ dankenguts angesehen. Besonders nach dem neuen „Gesetz zur Herstellung des Berufsbeamten­ tums“ wurden alle Juden, politische Gegner und Freimaurer aus den staatlichen Ämtern sowie Post, Bahn usw. entlassen oder in den Aufstiegsmöglichkeiten behindert. 28.03.1933: Selbstauflösung der „Symbolischen Großloge von Deutschland“. Diese lehnt die faschistischen Tendenzen scharf ab und bekennt sich zu Pazifismus und Internationalismus. Der Großmeister Leo Müffelmann wird in Schutzhaft genommen; er stirbt Ende 1934 an den Mißhandlungen, die er während der Haft erlitt. 04.1933: Die Großloge „Deutsche Bruderkette“, Leipzig, wandelt sich um in den christlichen Orden „Deutscher Dom“. 04.1933: Selbstauflösung des „Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne“. Auch andere „humanitäre“ Großlogen beschließen die Auflösung.

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N ationalsozialismus 07.04.1933: Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring empfängt den Landesgroßmeister der GLL, Br. Kurt von Heeringen. Noch am selben Tag werden die Beschlußgremien zum 23.04.1933 zur Annahme einer grundlegenden Neugestaltung der GLL einberufen. 11.04.1933: Nachdem Br. von Heeringen am 10.04.1933 die anwesenden Großbeamten der 3WK in deren Großlogenhaus über seine Unterredung mit Göring unterrichtet hat, verschickt die 3WK bereits am nächsten Tag ein Rundschreiben an alle 185 Tochterlogen der 3WK. Darin heißt es: „Der Minister (Göring) hat nach Mitteilung v. Heeringen’s die Äußerung getan: in einem nationalsozialistischen Staat faschistischen Gepräges ist kein Raum für Freimaurer ... Sollte die Ansicht des Ministers Göring allgemeine Geltung im Reichskabinettfinden, so wäre an ein Fortbestehen unserer Großloge als Freimaurerloge nicht zy denken ... Wir müssen sofort handeln, und es darf kein Augenblick verloren werden, um den Fortbestand unseres Bundes z» sichern. Wir haben beschlossen, den bisherigen Gesamtnamen unseres Bundes umzubenennen in 'Nationaler Christlicher Orden Friedrich der Große’. “In einem Schreiben der 3WK vom 12.04.1933 an die Parteileitung der NSDAP heißt es: „Wir erklären dazu, daß unser Orden nach dem Kriege die Bezeichnung Freimaurerloge nur noch als überlieferten Namen getragen hat. Denn die Beziehungen zu ausländischen Logen sind längst - die z» deutschen Logen, die Juden oder Judenstämmlinge aufnehmen, seit einem Jahre endgültig - abgebrochen. Die große Mehrheit unserer Mitglieder rechnet sich nach Gesinnung und Haltung zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, und die Leitung unseres Ordens ist vom gleichen Geist beseelt.. Unser Zeremoniell wird von den wenigen noch vorhandenen alttestamentlichen Bezeichnungen, die in der deutschen Steinmetzen-Symbolik des Mittelalters angewandt wurden, befreit werden, um jeder MiJSdeutung vorzubeugen. “Im Schreiben an Propagandaminister Goebbels vom selben Datum steht: „Dafür uns von nun an eine Geheimhaltung unserer Gebräuche nicht mehr besteht, bitten wir Sie oder einen von Ihnen bestellten Kommissar um die Ehre Ihres Besuches zur vorbehaltslosen Einsichtnahme in unser Archiv und all unsere Einrichtungen und zur Teilnahme an einemfeierlichen Ordenskonvent... “ 13.04.1933: Umwandlung der „Großen Loge von Hamburg“ in den „Deutschen Orden Hamburg“. 18.04.1933 Großloge „Zur Sonne“, Bayreuth, beschließt ihre Auflösung. 23.04.1933: Die „Große Landesloge von Deutschland“ legt ein fertiges, gedrucktes Konzept für die Umgestal­ tung vor, das als Antrag des Ordensmeisters von der verfassungsgebenden Versammlung einstim­ mig (251 anwesende Stimmberechtigte, 36 waren nicht erschienen) angenommen wird. Die GLL nennt sich nun „Deutsch-Christlicher Orden“, trennt sich von den freim. Grundlagen, gibt das Prinzip der Geheimhaltung auf, beseitigt alle Passagen im Ritual, die sich auf das Alte Testament beziehen, führt den „Arierparagraphen“ und das „Führerprinzip“ ein. Die „Große Loge von Preu­ ßen, genannt Zur Freundschaft“ nannte sich zur gleichen Zeit um in „Deutsch-Christlicher Orden zur Freundschaft“. Die GLL wie auch die 3WK (zusammen mit RY) ließen geänderte Rituale drucken. Ob diese praktisch angewandt wurden, ist nicht bekannt. Hinweis: Die Umbenennung der altpreußischen Großlogen und alle gefaßten neuen Satzungen und Beschlüsse sind vom Innen­ ministerium nie bestätigt, anerkannt oder genehmigt worden und erlangten deshalb auch keine Rechtskraft. 10.05.1933: Bücherverbrennung mit dem Ruf: „Gegen Frechheit und Anmaßung! Für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist! Verschlinge, Flamme, die Schriften der Heinrich Heine, Tucholsky und Ossietzky!" Sie waren Freimaurer und auch viele andere, deren Schriften verbrannt wurden. 11.05.1933: Umwandlung der „Großen Landesloge von Sachsen“ in den „Deutsch-Christlichen Orden Sachsen“. 04.01.1934 Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring unterzeichnete an diesem Tag eine Verordnung, die der Staatssekretär im Innenministerium, Wilhelm Grauert, vorbereitet hatte. Um­

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Nobelpreisträger gesetzt wurde sie mit dem Runderlaß des Ministeriums des Innern vom 08.01.1934 (auch als „Göring-Erlaß“ oder „Grauert-Erlaß“ bezeichnet). Es heißt darin: „Ohne ?u der Frage Stellung zu nehmen, ob die 3 altpreußischen Großlogen und die ihnen angeschlossenen örtlichen Logen auf Grund irgendwelcher Bindungen oder aus sonstigem Anlaß etwa ebenso wie die anderen, der Weltfreimaurerei ¡^gehörigen Logen, als staatsgefährliche l ereinigungen an^usehen sind, kann ich bei derjetzigen, durch die nationale Bewegung geschaffenen Einheit des deutschen Volkes jedenfalls keinerlei Bedürfnis mehrfür die Erhaltung dieser Logen ... erkennen. “ Es folgen Anordnungen, die alle Großlogen- und Logensatzungen insofern außer Kraft setzen, als die Auflösung der Logen durch einfache Mehrheit der gerade anwesenden Mitglieder in einer Logenversammlung möglich wird. Eine ganze Reihe von Logen nutzt den Erlaß, um einer Beschlagnahme der Logenhäuser zuvorzukommen. 03.04.1934: Durch den Erlaß des Reichsinnenministers kommt wieder etwas Hoffnung auf: „Gegen die sogenannten altpreußischen Logen ... sollen zunächst keine weiteren Schritte unternommen werden. Dementsprechend ersuche ich, von Maßnahmen gegen die genannten Logen ... abgusehen. “ 01.01.1935: Das „Ordensblatt“ (früher „Bundesblatt“) der 3WK wird mit der Begründung verboten, es gefährde die öffentliche Sicherheit. 16.01.1935 Göring als preußischer Innenminister ordnet an, daß die Satzungen der drei altpreußischen Groß­ logen so zu ändern seien, daß jederzeit eine Auflösung durchgeführt werden könne. 04.03.1935: Der Großmeister der 3WK, Br. Otto Bordes, wird mit seiner Frau im Großlogenhaus, Splittgerber Gasse in Berlin-Mitte verhaftet. Nach kurzem Aufenthalt im Columbia-Haus kam er in Untersu­ chungshaft und wurde in ein „KZ“ eingewiesen,. 04.03.1935: Die SA stürmt das Großlogenhaus der 3WK in Berlin, Splittgerbergasse 1, und räumt alle freim. Gegenstände aus. 28.05.1935: Die drei Großmeister der altpreußischen Großlogen gaben dem Innenminister folgende Erklärung ab: „Er ist stets der oberste Grundsatz der Altpreußischen Großlogen und ihrer Tochterlogen gewesen, daß Vaterland, Staat und Volk bei sämtlichen Handlungen vorangustehen haben. Demgemäß sind die drei Großmeister bereit, der ihnen erteilten Anregung Folge zu geben und den Großlogen sowie den Tochterlogen die Auflösung zu empfehlen ... “ 17.08.1935: Das endgültige Verbot der Freimaurerei und die Beschlagnahme ihres Vermögens wurde vom Reichsinnenminister angeordnet und am 18.08.1935 in der gesamten Presse wie folgt veröffentlicht: „Der Reichs- und preußische Minister des Innern, Dr. Frick, hat die Landesregierungen ... angewiesen, sämtliche Freimaurerlogen, die sich noch nicht selbst freiwillig aufgelöst haben, auf Grund der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten zum Schutte von Volk und Staat vom 28. Februar 19)3 auffulösen. Er hat ferner auf Grund des Gesetzes über die Einziehung von Volks- und staatsfeindlichen Vermögen vom 14. ]uli 1933festgestellt, daß das Vermögen solcher Freimaurerlogen zu Volks- und staatsfeindlichen Bestrebungen gebraucht und bestimmt war und hat die ILandesregierungen angewiesen, diese Vermögen zu beschlagnahmen und ein^uflehen. “ Nobelpreisträger Alfred Nobel gab sein Vermögen in eine Stiftung. Nach seinem Tod wurden aus deren Erträgnis­ sen ab 1901 die Nobelpreise jährlich ausgeschüttet. Friedens-Nobelpreise wurden an folgende Freimaurer verliehen: 1902: Elie Ducumun, Schweizer Bürger, 1833-1906. Berner Loge „Zur Hoffnung". Lehrer, Leiter der „Revue de Genève", Kanzler des Staates Genf, Redakteur in Delsberg und Bern, Generalsekretär der Eisenbahngesellschaft „Jura Bernois", Großmeister der schweizerischen

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N obelpreisträger Großloge „Alpina" 1890-1895. Die letzten Lebensjahre widmete er sich der Leitung des Berner „Internationalen Friedensbüros". Internationaler Vorkämpfer der Friedensidee. Seine letzten Worte waren: „Liebet Euch untereinander!" 1906: Theodore Roosevelt, Präsident der USA. 1858-1919. Ab 1900 Matinecocke Lodge 806 in Oyster Bay, Long Island. Ausgezeichnet wegen seiner Vermittlung im Russisch-Japanischen Krieg. 1911: Alfred Hermann Fried, österreichischer Schriftsteller, 1864-1921. Loge „Sokrates" in Wien. Mitarbeiter der Pazifistin Berta von Suttner. 1892 gründete er mit ihr die Revue „Die Waffen nieder” (ab 1899 „Die Friedenswarte“) und in Berlin die „Deutsche Friedensgesellschaft". 1902 Mitglied des Internationalen Friedensinstitutes. Vom Beginn des Ersten Weltkriegs an rief er von der Schweiz zum Frieden auf und schrieb viele Bücher und Artikel. 1913: Henry La Fontaine, belgischer Rechtsgelehrter. Seit 1902 Vorsitzender des Berner Internatio­ nalen Friedensbüros. Mitgründer pazifistischer Organisationen und der belgischen Liga für obligatorische Schiedsgerichtsverfahren in internationalen Streitfragen. 1920: Leon Victor Auguste Bourgeois, französ. Staatsmann, 1851-1925. Loge „Sincérité“ in Reims. Minister in verschiedenen Kabinetten. 1895/96 Ministerpräsident, Präsident der Kammer und später des Senats, Bevollmächtigter Frankreichs bei den Haager Friedenskonferenzen, stän­ diges Mitglied des Haager Schiedsgerichtshofs, 1919 Erster Vorsitzender des Völkerbundra­ tes. Pazifist, Eintreten für Völkerverbrüderung und Menschenrechte. In seinem Buch „Pour la Société des Nations" trat er schon 1909 für den Völkerbundsgedanken ein. 1925: Charles Gates Dawes, amerikan. Wirtschaftswissenschaftler, geb. 1885. Im 1. Weltkrieg Brigadegeneral, 1923 Vizepräsident der USA. Er verfaßte das „Dawes-Gutachten" über die deutschen Reparationszahlungen. 1926: Gustav Stresemann, deutscher Reichskanzler und Außenminister, 1878-1929. Seit 1923 Mitglied der Loge „Friedrich der Große" (3WK). Bemühte sich um Verständigung und Frieden mit dem Ausland. Er konnte die Aufnahme des Deutschen Reiches in den Völkerbund durchsetzen. Er wollte ein in Friedensarbeit geeintes Europa schaffen. Er strebte die Aussöhnung mit Frankreich an und war Begründer der „Locarno-Politik". Er setzte die frühe Räumung des Rheinlands durch. Bekannt ist seine Rede vor dem Völkerbund beim Eintritt Deutschlands: „Der göttliche Baumeister der Erde hat die Menschheit nicht geschaffen als ein gleichförmiges Ganzes. Er gab den Völkern verschiedene Blutströme, er gab ihnen als Heiligtum ihrer Seele ihre Muttersprache, ergab ihnen als Heimat Länder verschiedener Natur. Aber es kann nicht der Sinn einer göttlichen Weltordnung sein, daß die Menschen ihre nationalen Höchstleistungen gegeneinander kehren und damit die allgemeine Kulturentwicklung immer wieder zpriickwetfen. Der wird der Menschheit am meisten dienen, der, wurzelnd im eigenen Volk, das ihm seelisch und geistig gegebene zur höchsten Bedeutung entwickelt und damit, über die Grenzen des eigenen Volkes hinauswachsend, der ganzen Menschheit etwas zgt geben vermag, wie es die Großen aller Nationen getan haben, deren Namen in der Menschheitsgeschichte niedergeschrieben sind..." 1929: Franc Billings Kellog, amerikanischer Staatsmann, 1856-1937. Staatssekretär, Botschafter, Außenminister, Vater des „Kellog-Paktes". Hierfür erhielt er den Nobelpreis. 1935: Carl von Ossietzky, deutscher Schriftsteller, 1889-1938. Trat 1919 in die Loge „Menschentum" in Hamburg ein. 1919 Sekretär der „Deutschen Friedensgesellschaft", Berlin, 1922 Redakti­ onsmitglied des „Tagebuchs", 1927 Herausgeber der pazifistischen „Weltbühne". Wegen sei­ ner scharfen Kritik an der "Reichswehr" wurde er 1931 „wegen Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse" zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, 1932 amnestiert. Nach dem Reichstagsbrand wurde er erneut verhaftet, erst ins Zuchthaus bei Sonnenburg / Küstrin, dann in das KZ Moorlager Papenburg-Esterwegen bei Oldenburg eingeliefert. Er starb an den Folgen der im KZ erlittenen Grausamkeiten. 1953: George Catlet Marshall, amerikanischer General und Politiker, 1880-1959, wurde 1941 aufgenommen. Generalstabschef, Außenminister, Verteidigungsminister der USA. Initiator des „Marshall-Planes“, ein Hilfs- und Aufbauprogramm für Europa. Von 1948-1952 flössen 16,3 Milliarden Dollar nach Europa, davon 4,2 an die Bundesrepublik. Er sagte: „Kleine Taten,

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Nobelpreisträger die man ausführt, sind besser, ab große, die man plant. “ Nobelpreisträger anderer Gebiete, die gleichzeitig Freimaurer waren: 1906: Giosuè Carducci, italien. Dichter, Nobelpreis für Literatur, 1835-1907. 1862 Mitglied der Loge „Galvani", 1862 Mitgriinder der Loge „Felsinea" in Bologna, später Loge „Propaganda Masónica" in Rom. - Zahlreiche von der Liebe zur Heimat getragene Poesien. 1907: Ludyard Kipling, englischer Dichter, Nobelpreisfür Literatur, 1865-1936. Er wurde im Alter von 20 Jahren als Lufton (Vater war Freimaurer) 1886 in die Loge „Hope and Perseverance" in Lahore/Pakistan aufgenommen. Bei seiner Aufnahme amtierte als MvSt ein Hindu, seine Gesellenbeförderung wurde von einem Moslem vorgenommen, bei seiner Meistererhebung führte ein Christ den Hammer. Bei allen drei Logenarbeiten war ein Jude der Bruder Wacht­ habende. Die religiöse Toleranz prägte sein Leben und sein dichterisches Werk. Eindrucks­ voll ist sein Gedicht „The Mother Lodge" (> Mutterloge). Er war Schriftführer der Loge. Nach Allahabad versetzt, wurde er 1888 Mitglied der Loge „Independence with Philantropy”. Er wurde in England erzogen, besuchte 4 Jahre die Militärschule in Devonshire. Ab 1887 lebte er als Zeitungsredakteur in Allahabad/Indien. 1921 Rektor der schottischen St.Andrews-Universität. Durch seine Geschichten und Romane war er einer der meistgelesen­ sten Dichter seiner Zeit: „Kim", „Dschungelbuch" u.v.a. 1907: A/bert Abraham Michelson, Nobelpreis für Physik, 1852-1931. Amerikanischer Physiker. Er bewies durch den sogenannten „Michelson-Versuch“, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes auf der sich bewegenden Erde in jeder Richtung (senkrecht oder parallel zur Bewegungsrichtung) gleich ist. Ein im Weltraum ruhender Äther ist nicht nachweisbar. Dieser Versuch galt als Bestätigung der Relativitätstheorie. 1909: Wilhelm Ostwald, deutscher Chemiker, Nobelpreis für Chemie, 1853-1932. Dep. Großmeister des „Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne". - Naturphilosoph: Monistische Sonntags­ predigten (4 Bände), „energetischer Monismus", „energetischer Imperativ". 1881 Professor für Chemie in Riga, 1887 Direktor am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Leipzig. Mitbegründer der physikalischen Chemie (Katalyse, chem. Gleichgewichtsverhältnisse, Reak­ tionsgeschwindigkeiten, Elektrochemie, „Ostwaldsche Farbenlehre" u.v.a.). 1913: Charles Riebet, franz. Physiologe, Nobelpreis für Medisfn, 1850-1935. Seit 1876 Mitglied der Loge „Cosmos", Paris. - Begründer der Heilserumbehandlung. Vorsitzender der französischen Friedensgesellschaft, Verfasser einer Kulturgeschichte der Menschheit (deutsch 1920). 1945: Alexander Fleming, englischer Bakteriologe und Entdecker des Penicillins, Nobelpreis für Medtsjn, 1881-1955. 1925 MvSt der „Santa Maria Lodge Nr. 2692", 1936 MvSt der „Misericordia Lodge Nr. 3286". Er wuchs als Bauernjunge auf. Durch seine zufällige Anwesenheit rettete er Winston Churchill vor dem Ertrinken im Lochfield-See in Schottland und machte erfolgreiche Wiederbelebungsversuche. Bei einer späteren Unterhaltung kam sein Wunsch, Arzt zu werden, ans Tageslicht, wozu jedoch das Geld fehlte. Churchills Familie bezahlte das Studium. Nach dem Medizinstudium war er an der Universität London, ab 1929 Professor im Londoner St. Mary's Hospital. 1928 Entdeckung und Erforschung des Schimmelpilzes „Pénicillium notatum". Später geadelt. 1947: André Gide, franz. Dichter, Nobelpreis für Literatur, 1869-1951. Er sympathisierte mit dem Kommunismus, verwarf ihn aber nach einem Moskau-Aufenthalt wieder. Er revoltierte gegen Geschichte, Moral, Ehe, Kirche. Seine Geltung beruht auf seiner künstlerischen, psychologischen und intellektuellen Kultur, die alle wichtigen geistigen Kräfte des 20. Jahrhunderts in sich vereinigt hat. Es ist zweifelhaft, ob er tatsächlich Freimaurer war. 1953: Winston Churchill, engl. Staatsmann, Nobelpreis für Literatur; 1874-1965. Offizier im Sudan, Kriegsberichterstatter im Burenkrieg, trat 1900 als Abgeordneter ins Unterhaus ein, war Minister in den unterschiedlichsten Bereichen, Erster Lord der Admiralität, Schatzkanzler.

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Notzeichen 1940-1945 (und 1951-1955) war er Premierminister. Er wurde geadelt und erhielt die höchsten Auszeichnungen.

Notzeichen (großes Not- und Hilfszeichen) Das große Not- und Hilfszeichen wird noch in einigen Logen und Großlogen bei der Aufnahme dem Lehrling mitgeteilt. Es besteht aus einer bestimmten Handbewegung und dem Ruf „Zu mir, ihr Kinder (Söhne) der Witwe!“ Es wird berichtet, daß es sich im 18. Jahrhundert in den englischen Bürgerkriegen bewährt haben soll. Heute hat es keinerlei praktische Bedeutung mehr und wird allenfalls als historische Reminiszenz beibehalten.

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Öffentlichkeitsarbeit Die Freimaurerei wirbt keine Mitglieder im Sinne konventioneller Werbung. Dafür wird in der freimaurerischen Öffentlichkeitsarbeit der Versuch gemacht, die aus früheren Jahrhunderten und aus den Zeiten des Nationalsozialismus und der DDR stammenden Vorurteile in der Bevölkerung durch sachliche Unterrichtung abzubauen. Man kann von folgenden Möglichkeiten ausgehen, um die Mitgliederzahl des Freimaurerbundes zu vergrößern: Die wesentliche Initiative muß vom einzelnen Bruder ausgehen. Durch sein Auftreten und Verhalten in der Öffentlichkeit soll er ein Vorbild für seine Freunde, Berufskollegen und Freizeitpartner sein. Er soll sich nicht nur ohne Scheu als Mitglied des Bundes bekennen, sondern vom freim. Gedankengut zutiefst durchdrungen und überzeugt sein. Dadurch kann er geeigneten Männern den ersten Anstoß geben. Der Familienund Bekanntenkreis eines Bruders hat sich immer noch als bester Weg für die Gewinnung neuer Mitglieder erwiesen. Jeder einzelne Bruder sollte besonders auf böswillige und falsche Artikel in der örtlichen Presse durch berichtigende Leserbriefe reagieren, die er natürlich in seinem Namen schreibt und vertritt. Die Aktivität der einzelnen Logen wird besonders dann gefordert, wenn diese in einem Gebiet oder einer Kleinstadt die einzige freimaurerische Institution sind. Durch öffentliche Vorträge, Gästeabende, Ausstellungen (evtl, zusammen mit dem Heimatmuseum) und durch Berichte für die örtliche Presse kann die Aufmerksamkeit auf das Gedankengut und die Ziele der Freimaurerei gelenkt werden. Plakative Werbung muß abgelehnt werden. Zeitungsanzeigen haben sich nicht als gangbarer Weg erwiesen. Die Großlogen können durch übergeordnete Veranstaltungen, durch Broschüren, durch Vermittlung von Sachbüchern, durch Stellung von Rednern und durch sachkundige Hilfen und Beratungen bei Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit die freim. Gedanken und Ziele unterstreichen und fördern. Karitative Maßnahmen tragen zum Ansehen der Freimaurerei bei. Allerdings können die Großlogen die örtlichen Gegebenheiten nur selten richtig beurteilen. Die LGLvD unterhält ein „Amt für Öffentlichkeitsarbeit". Allerdings sind dessen Möglichkeiten aus finanziellen Gründen sehr beschränkt. Es werden Zeitungsberichte gesammelt und ausgewertet, Leserbriefe geschrieben und in ganz wenigen Fällen Prozesse wegen Verleumdung geführt. Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Präsenz im > Internet und die Beantwortung der dort einlaufenden Fragen. Alle diese mehrstufigen Möglichkeiten sollen zur Aufklärung beitragen, interessierte Männer von dem Gedankengut und den Zielen der Freimaurerei überzeugen und sie schließlich zu „Suchenden“ machen. > Fernsehen, > Pegasus

Öffnen und Schließen der Loge Das Öffnen und Schließen einer Loge (eigentlich einer Logenarbeit) richtet sich nach dem von der Großloge vorgegebenen oder zugelassenen Ritual, wobei eine bestimmte Reihenfolge eingehalten wird. Im allgemeinen ist diese folgendermaßen: Die Brüder werden durch einen Hammerschlag des MvSt aufgefordert, sich ohne Zeichen zu erheben und sich auf die Tempelarbeit vorzubereiten. Es erfolgt die Prüfung, ob die Loge nach außen (2. Aufseher) und innen (1. Aufseher) gedeckt ist. Dann wird die Loge durch Anzünden der drei kleinen Lichter erleuchtet und der Teppich (die Arbeitstafel) aufgedeckt. Der MvSt präsentiert die drei großen Lichter (Aufschlagen des Buches des heiligen Gesetzes, Öffnen des Zirkels, Zeigen des Winkels und ritualmäßiges Hinlegen). Nachdem festgestellt wurde, daß die Loge gerecht und vollkommen ist, wird sie ritualmäßig eröffnet und bei einigen Logen dabei das Schwert gezogen. Bei den 3WK spricht der MvSt ein Gebet. Die Loge ist von „Hochmittag“ bis „Hochmitternacht“ geöffnet. In dieser Zeit ist jeder Bruder aus allen Phasen des täglichen Lebens herausgetreten. Es besteht keine Ortsgebundenheit, keine Zeitgebundenheit und keine persönliche Individualität. Mit dem Beginn der Tempelarbeit wird ein seelisch-geistiger Bereich für alle Brüder geöffnet, in dem sie immer wieder das Erlebnis der freim. Symbolik haben. Beim Schließen werden die Kerzen gelöscht, die Symbole wieder verhüllt, bei 3WK ein Schlußgebet gesprochen und die Brüder nach Aufforderung einer karitativen Spende in den Alltag

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Okkultismus, Operative Maurer, Opfer, Orden, Ordo ab Chao entlassen. Während das Ritual abläuft, darf kein Bruder ohne Aufforderung reden oder ohne Genehmigung die Loge verlassen oder sich von seinem Platz entfernen.

Okkultismus Der Okkultismus ist eine Lehre über verborgene Tatsachen in der Natur und im Seelenleben des Menschen, die mit unbekannten Kräften und Ursachen verknüpft sind. Die esoterische Seite dieser Gedanken hat im 18. Jahrhundert manche Brüder (besonders in Frankreich) zur „Okkultistischen Freimaurerei“ mit einer speziellen okkultistischen Symbolik geführt. Diese war besonders bei den Rosenkreuzern mit Mystik und Magie angereichert. Man kann davon ausgehen, daß die Freimaurer anfangs dieser Richtung nur zögernd, später überhaupt nicht mehr gefolgt sind. Der Spiritismus unterscheidet sich vom Okkultismus dadurch, daß er einen Teil der Phänomene als das Einwirken von Verstorbenen aus dem Jenseits deutet.

Operative Maurer (operative Maurerei Hierunter versteht man die praktisch arbeitenden Bauleute, Steinmetzen und Steinmetzbruder­ schaften, die meist in Gilden oder Bauhütten organisiert waren und ihrem Handwerksberuf nachgingen. Im Gegensatz dazu stehen die spekulativen Maurer, die nur symbolisch, geistig, philosophisch bauen, also das, was wir unter Freimaurern im modernen Sinn (ab 1717) verstehen. Diese Freimaurer bauen am Tempel der Humanität (bzw. der Menschheit) und sind selbst die Steine für diesen Bau. Opfer Das Opfer ist die zeremonielle Darbringung einer Gabe an die Gottheit, also Verzicht auf etwas, was man schmerzlich vermißt. Es ist seit der Steinzeit eine Grundform des religiösen Handelns und beruht auf dem Gefühl der unbedingten Abhängigkeit von der Gottheit. Mit der Opfergabe verbindet der Spender bestimmte Wünsche, die Zorn und Unmut der Gottheit besänftigen, seinen Segen und seine Gnade erbitten sollen und gipfeln im konkreten, materiellen Begehren. Der Opferbegriff gehört in den Bereich des Religiösen. Da die Freimaurerei keine Religion oder Sekte ist, liegt das Opfer ihr völlig fern. Der Freimaurerbund ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich im irdischen Leben vervollkommnen wollen. Die ihm im Aberglauben angedichteten Menschenopfer (Kinder, Dienstmädchen, Brüder, die sich etwas zuschulden haben kommen lassen) widersprechen schon allein der Tatsache, daß die heutige Freimaurerei ein „Kind der Aufklärung“ ist. Orden (Vereinigung) Orden sind meist konfessionell gebundene Vereinigungen, deren Mitglieder mit bestimmten Zielen nach festen Regeln leben. Weltliche Orden entstanden zunächst als geistliche Ritterorden, in neuerer Zeit auch als esoterische Orden. Während der überwiegende Teil der Freimaurer seine Tradition auf die tätigen Bauhütten des Mittelalters zurückführt, knüpft die GLL an den > Templer-Orden an und will die christliche Ordensidee verwirklichen. Die Mitglieder nennen sich Ordensbrüder und bezeichnen sich selbst als „Freimaurer-Ritter“.Die Freimaurerei als Ganzes ist kein Orden, doch haben sich im Laufe der Zeit einzelne Großlogen, Hochgradsysteme und manche den Freimaurern nachempfundene Gruppierungen als Orden bezeichnet. Ordo ab Chao = Ordnung aus dem Chaos. Das ist Devise der Obersten Räte des AASR. Chaos ist eigentlich der leere Raum, die gestaltlose Urmasse, aus der die Welt durch Bildung der Elemente geschaffen wurde. Ordo ab Chao bedeutet letztlich den Schöpfungsakt, der durch den Menschen immer wieder von neuem hervorgerufen werden muß. 1997 erfindet Dieter Ludewig in der Wochenzeitung „Der Schlesier“ eine in der rechtsgerichteten Presse in ähnlicher Art anzutref­

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______________________________________________________ Orient, Osten fende Deutung: „Ziel der Freimaurerei, auch Synagoge des Satans, ist die Zerstörung der göttlichen Ordnung ... Sie Zerstört Ehe, Familie, Völker, Nationen, Rassen, Religionen und Moralvorstellungen. Ihr Wahlspruch ist Ab Chao ad Ordo = Durch Chaos zur Ordnung ... “ Er führt dann weiter aus, daß die Herbeiführung des Chaos das Ziel ist, um die Ordnung des Satans in der Welt aufzurichten. Orient Bezeichnung des Ortes, an dem eine Freimaurerloge ihren Sitz hat - z.B. „Zur Treue“ im Orient Berlin (> Osten). Für Großlogen ist zum Teil auch die Bezeichnung Großorient in Gebrauch (Frankreich, Belgien). Das Bundesdirektorium der 3 WK führt, soweit es für die inneren maurerischen Angelegenheiten der Erkenntnisstufen V, VI, VH zuständig ist, den Namen „Höchster Innerer Orient“.

Osten Der „Osten“ (oder Orient) ist ein symbolischer Ort der rituellen Raumordnung (Wandseite des Stuhlmeistersitzes). Da die Sonne, also das Licht, im Osten aufgeht, wird der Osten auch als Quelle des geistigen Lichts, der Wahrheit und der Weisheit, als Sitz des Numinosen angesehen. - „Ex Oriente lux!“ - Die Seite des Tempels, wo der Meister vom Stuhl sitzt, gilt immer als Osten, auch wenn sie praktisch eine andere Himmelsrichtung einnimmt. Von dort empfängt der Suchende das „maurerische Licht“. Dort sitzen auch die Würdenträger (Großmeister, zug. MvSt und besondere Ehrengäste der Loge). Bei seinem Tod geht der Freimaurer „in den ewigen Osten“ ein. Damit wird der Unsterblichkeitsglaube angedeutet. Manche Großlogen bezeichnen sich als Großosten (Niederlande).

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p Paßwort Neben dem selten abverlangten Erkennungswort (> Erkennungszeichen) des einzelnen Grades gibt es für jeden Grad ein nicht öffentlich genanntes Paßwort, das in manchen Fällen auch von Brüdern der eigenen Loge beim Eintritt in den Tempel abverlangt wird. Es hat vor allem traditionelle Bedeutung und kann in den Graden und Großlogen unterschiedlich sein. Nicht bekannte Logenbesucher weisen sich durch ihren Logenausweis und/oder durch Zeichen, Wort und Griff aus. Als Paßworte werden neben Kunstworten vielfach auch > alttestamentarische Worte verwendet.

Paulskirche, Paulskirchen-Versammlung Die Paulskirche gilt als Symbol der demokratischen Einigung Gesamtdeutschlands. Die Kirche wurde im frühklassizistischen Stil nach Plänen von J.A. Liebhardt vom Architekten Friedrich Heß (er war Freimaurer) 1786-1833 erbaut. Am 31.3.1848 trat in Frankfurt/Main ein Vorparlament zusammen. Am 18.5.1848 wurde die Deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche eröffnet. (Deshalb auch Paulskirchen-Versammlung genannt.) Unter den 584 Männern waren zahlreiche Freimaurer, die für eine Verbesserung der politischen und sozialen Bedingungen eintraten und dem Ruf des Volkswillens nach Einheit und Freiheit Nachdruck verleihen wollten. Als Freimaurer sind bekannt: Robert Blum (Frankfurter Loge „Sokrates zur Standhaftigkeit“, Vizepräsident des Vorparlaments), Johann-Hermann Detmold, Gottlieb-Wilhelm Freudentheil, Sylvester Jordan (Leipziger Loge „Balduin zur Linde“, Vizepräsident des Vorparlaments), Karl-Heinrich Jürgens, Felix-Maria Fürst von Lichnowsky, Ernst Merck, Guido Pattay, Franz Raveaux, FriedrichWilhelm-Otto von Reden, Gabriel Rießer, Carl Freiherr von Scheuchenstuel, Karl-Gustav Schwetschke, Jakob Venedey, Franz-Jakob Wigard. Die Mitglieder waren voller demokratischer Ideale und liberaler Ideen. Sie formulierten ihre Vorstellungen für ein demokratisches Deutschland, berücksichtigten jedoch zu wenig die praktischen Verhältnisse und die in den einzelnen Ländern herrschenden Strukturen. Obwohl der Frankfurter Nationalversammlung keine längere Dauer beschieden war, blieben viele Gedanken des Verfassungswerkes im politischen Leben Deutschlands lebendig und vorbildlich. Eine der höchsten Auszeichnungen der VGLvD ist die „Paulskirchen-Medaille“ (> Abzeichen). Sie erinnert an das Einigungswerk Theodor Vogels, dem es gelang, am 19. Juni 1949 insgesamt 174 Logen aus unterschiedlichen Großlogen zu vereinen zu der „Vereinigten Großloge von Deutschland“ (AFAM). Zum ersten Großmeister wurde an diesem Tag Theodor Vogel in der Paulskirche verpflichtet. (> Vereinigte Großlogen von Deutschland, Geschichte) Pegasus „Pegasus - freimaurerischer Verein für Kunst und Kultur“, gegründet 1995. Aus den von der „Loge Zur Wahrheit und Freundschaft“, Fürth, seit 1992 in Logenhaus und -garten ausgerichteten KunstBegegnungen entstand die Idee, eine Organisation zu gründen, die sowohl kunst- und kulturschaffende, wie auch kulturinteressierte Brüder vereint. Die beiden Initiatoren, Brr. Roland Hanke und Gerd Scherm, luden nach halbjähriger Vorbereitungszeit im November 1995 zur Gründungsver­ sammlung nach Fürth ein, an der neun Brüder teilnahmen. Grundidee ist, daß nicht nur in der Vergangenheit die Freimaurerei eine große Anziehungskraft auf Künstler ausübte, sondern daß dies auch heute noch der Fall ist. Da aber diese Künstler über viele einzelne Logen verstreut sind, wird nicht bewußt, welch großes künstlerisches Potential in der Freimaurerei vorhanden ist. Pega­ sus soll dazu beitragen, dieses Potential zu erfassen und zu aktivieren. So konnten bereits die Stif­ tungsfeste mehrerer Logen mit Hilfe von Pegasus künstlerisch bereichert werden. Ein Höhepunkt in der noch jungen Vereinsgeschichte waren die Beiträge zum Großlogentag der GL AFAM in Fürth 1997, wo Pegasus Bilder- und Skulpturen-Ausstellungen mit acht freim. Künstlern an ver-

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Pegasus schiedenen Orten in der Stadt, sowie drei Lesungen organisierte. Darüber hinaus gestalteten vier Pegasus-Künstler den Arbeitsteppich und die drei Säulen für die Festarbeit als neuzeitliche Kunst­ werke. Inzwischen (Stand Juli 1998) hat der Verein 80 Mitglieder, darunter fünf Logen und den Verlag „Die Bauhütte“ als fördernde Mitglieder. Die Brüder aus bisher 12 Nationen kommen aus den unterschiedlichsten Kunst- und Kultursparten: Maler, Grafiker, Bildhauer, Autoren, Journali­ sten, Dramaturgen, Komponisten, Solisten, Orchestermusiker, Sänger, Architekten, Schauspieler, Kunstwissenschaftler, Fotografen, Galeristen und Mediendesigner, aber auch kulturinteressierte Brüder aus anderen Berufen. Zweimal im Jahr gibt es ein Pegasus-Treffen, verbunden mit Kultu­ raktivitäten und dem Besuch einer TA bei der jeweils gastgebenden Loge, an wechselnden Orten. Bisher traf man sich in Fürth, Hannover, Hamm, Bonn, Bendorf und Bremen. Für 1999 ist Augs­ burg vorgesehen. Pegasus für die kunst- und kulturschaffenden Brüder Für die kulturschaffenden Brüder aller Sparten bietet Pegasus ein Netzwerk, das die Kontakte un­ tereinander ermöglicht, erweitert und vertieft. Aus diesem „Voneinanderwissen“ entstanden bereits mehrere Kooperationsprojekte: ein Maler und ein Lyriker gestalteten eine Buchedition für „Die Bauhütte“, ein Dramaturg und ein Maler erarbeiteten ein Bühnenbild, ein Komponist vertonte Texte eines Autors, zwei Künstler schufen gemeinsame Grafiken, Musiker und Sänger traten ge­ meinsam auf. Pegasus sieht sich als Forum, Freimaurerei und Kunst in eine enge Beziehung zu set­ zen und theoretisch wie praktisch Positionen zu bestimmen. Das gegenseitige Kennenlernen, der Erfahrungsaustausch und das Miteinander ermöglichen neue, erweiterte Perspektiven und unge­ wöhnliche gemeinsame Aktivitäten. Pegasus für die kulturinteressierten Brüder Für den kulturinteressierten Bruder Freimaurer bietet die Mitgliedschaft bei Pegasus die Möglich­ keit, sich über zeitgenössische Tendenzen aus erster Hand zu informieren und aktiv in diese Pro­ zesse eingebunden zu sein. Die Mitgliedschaft und vor allem die Teilnahme an den Treffen weiten den Horizont und bieten Anknüpfungspunkte sowohl für die Arbeit an der Säule der Schönheit als auch Anregungen für die eigene Loge. Gleichzeitig wird die innige Beziehung von Kunst und Freimaurerei gefördert. Eine Förderung, die auch durch Jahresgaben zum Vorzugspreis belohnt werden soll. Pegasus für die Logen Für die einzelnen Logen bedeutet die Existenz von Pegasus die Chance, ihr kulturelles Angebot ge­ zielt um Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und Vorträge von Brüdern zu erweitern. Pegasus sieht sich dabei nicht als Künstleragentur, stellt aber gerne die Kontakte zu den entsprechenden Brüdern her. Logen, die fördernde Mitglieder von Pegasus sind, werden laufend über aktuelle Projekte und kulturelle Angebote informiert. Außerdem haben auch sie die Möglichkeit, Jahresgaben zu erwer­ ben. Pegasus und die Öffentlichkeit Pegasus versteht sich als Teil einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit für die Freimaurerei. Durch die Aktivitäten sollen Begegnungen angeregt und Berührungspunkte geschaffen werden. Pegasus zeigt, daß die Freimaurerei weder verstaubt noch vergangenheitsorientiert ist, sondern sich offen mit den Strömungen der Zeit auseinandersetzt. Gerade die Kunst ist in der Lage, den Menschen das Wesen der Freimaurerei näherzubringen. Wer kann Mitglied von Pegasus werden? Jeder Bruder Freimaurer, der einer gerechten und vollkommenen Loge angehört. Der Jahresbeitrag beläuft sich z.Zt. auf 120 DM, für fördernde Mitglieder 250 DM. Pegasus ist im Internet unter folgender Adresse zu erreichen: http://freimaurer.org/pegasus Dort gibt es auch eine virtuelles Galerie und ein Lyrik-Lesebuch. 1. Vorsitzender: Gerd Scherm, Binzwangen 12, 91598 Colmberg, Tel.: 09803-94160, Fax -94161, eMail [email protected]

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Pelikan, Pentateuch, Philatelie Pelikan über dem Nest Das bekannte Bild: der Pelikan, der seine Brust aufreißt, um seine Jungen im Nest mit seinem Herzblut zu nähren, ist Symbol der aufopferungsvollen Liebe und Barmherzigkeit. Es ist auch das Sinnbild des Opfertodes Christi. Im AASR ist dieses Bild das bekannte Symbol des 18. Grades (= Ritter vom Rosenkreuz, früher auch: Ritter vom Pelikan). Pentateuch (griechisch = Fünfrollenbuch) Als Pentateuch werden die ersten 5 Bücher des Alten Testaments bezeichnet. In der Vulgata: Genesis (Anfang), Exodus (Auszug), Leviticus (levitische Gesetze), Numeri (Volkszählungen), Deuteronomium (Gesetzeswiederholung). Bei Luther: das 1. bis 5. Buch Mose. In der hebräischen Bibel werden die Bücher nach den Anfangswörtern genannt: Bereschith (= „am Anfang“ = 1. Buch Mose), Schemot, Wajikra, Bemidbar, Dewarim. Im Judentum nehmen diese 5 Bücher eine hervorragende Stellung ein. Sie bilden „das mosaische Gesetz“, die Thora. Moses ist ihre Hauptgestalt. Für den gottesdienstlichen Gebrauch werden sie auf Pergament geschrieben und aufgerollt (Thorarollen). Das freim. „Heilige Buch des Gesetzes“ ist für die Brüder mosaischen Glaubens der Pentateuch, die Thora, weil sie Kernstück des jüdischen Glaubens und Grundlage für das ethische Verhalten der Juden ist.

Philatelie, freim. Freimaurerische Philatelisten überstreichen folgende Gebiete: a) Sammeln von Briefmarken und Blocks mit freim. Motiven, besonders natürlich von freim. Persönlichkeiten. Das Standardwerk mit sehr vielen, meist farbigen, Abbildungen ist: Hans Ofenbach „Briefmarken erzählen Freimaurergeschichte“, Bauhüttenverlag Münster, 1986 (leider vergriffen). b) Herstellen von deutschen Schmuckbriefen mit Dokumentencharakter. Begonnen hat damit in Eigeninitiative Br. Ludwig Appeldorn von der JL „Zum Anker an der Nordsee“ unter dem Motto „Philatelie mit Winkelmaß und Zirkel“. Im wesentlichen wurden die Schmuckbriefe nur herausgebracht, wenn die Briefmarke der Deutschen Post einen Freimaurer zeigte oder/und für einen bestimmten freim. Anlaß ein Sonderstempel von der Deutschen Post angefertigt worden war. Der Umschlag unterstützte dieses Motiv mit entsprechenden freim. Angaben im Eindruck. c) Schmuckbriefe wie vor, wobei jedoch die Briefaufdrucke von freim. Ereignissen mit einer normalen Frankierung verbunden wurden. Sonderstempel oder Ersttagsstempel unterstützen den Dokumentencharakter. d) Am 8.4.1997 wurde der „Phila-Masonica-Ring“ (PMR), Arbeitskreis der Freimaurerischen Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati e.V. Bayreuth unter der Leitung von Br. Peter Middeldorf), Herderstr.4, D-31812 Bad Pyrmont, gegründet. Ausgabe-Nr. 1: Br. Heinrich von Stephan mit der Sondermarke der Deutschen Post, dem Ersttagsstempel und den freim. Daten des Br. Stephans mit zusätzlichem Bild auf dem Umschlag. Ausgabe-Nr. 45: Tempelweihe der JL „Zum Leoparden“ in Luckau am 16.5.1998 mit einer 20Pfennig-Marke (Schloß Sanssouci. Dies wurde von Br. Friedrich dem Großen von 1745-1748 erbaut. Friedrich II. war der Begründer der Freimaurerei in Preußen.) frankiert. Auf dem Umschlag sind das Logenabzeichen und die wichtigsten Daten der Logengeschichte gedruckt. Teilweise sind die Briefe mit Original-Logenstempel und Unterschrift des Meisters vom Stuhl versehen. „1100 Jahre Weimar - Kulturstadt Europas“ mit dem Ersttagsstempel 14.01.1999 war der Anlaß zur Herausgabe folgender Schmuckbriefe: Nr. 87: Johann-Wolfgang von Goethe, Aufnahme 23.6.1780 in Weimar Nr. 88: Johann-Gottfried Herder, Aufnahme 1766 in Riga, später wohnhaft in Weimar Nr. 89: Christoph-Martin Wieland, Aufnahme 4.4.1809 in Weimar

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Philosophie Nr. 90: (Gedenkblatt): 1100 Jahre Weimar, JL „Amalia zu den drei mRosen“, Weimar Nr. 91: „48. Jahrestagung Quatuor Coronati“, 8. bis 11. Juli 1999 in Weimar Nr. 92: Johannisloge „Anna Amalia zu den drei Rosen“, Weimar Der PMR stellt zum einen Schmuckbriefe her, andererseits vermittelt und tauscht er freim. Briefmarken, Blocks und Schmuckbriefe aus aller Welt. Darüber hinaus sammelt der PMR alle Briefmarken der täglichen Post und spendet sie für Bethel-Dankort, um die Not einzelner Menschen zu lindern.

Philosophie (griechisch - Liebe zur Weisheit) Die Philosophie führt an die Grenzen des Denkens. Der Philosoph betreibt das Nachdenken über die wichtigsten Probleme: über den Ursprung der Welt und des eigentlichen Seins, über die Kenntnis des Wesens und des Zusammenhangs aller Dinge, über den Menschen und seine Selbsterkenntnis, seine Stellung in der Welt, die Prinzipien seines sittlichen Wollens und ethischen Handelns. Die Philosophie strebt nach dem Wahren, Guten und Schönen, also nach dem vollkommenen Wissen und idealen Handeln. Sie umfasste anfangs alle denkbaren Wissensgebiete: Metaphysik, Logik, Psychologie und Erkenntnislehre, Ethik, Ästhetik. Davon verselbständigten sich später einzelne Wissenschaften. Die Philosophie bedient sich der Vernunft, betont die Verantwortung nach dem Gebäude der Ethik, das sie dieser errichtet. Dagegen gibt die Religion die Moral vor und appelliert an die Gefühle. Die Freimaurerei ist keine > Religion. Die Freimaurerei ist aber auch keine Philosophie. Die Freimaurerei steckt im Spannungsfeld zwischen Religion und Philosophie. So wenig, wie es eine freim. Religion gibt, so wenig gibt es eine freim. Philosophie oder philosophische Schule. Unter „Philosophie der Freimaurerei“ ist keine systematische philosophische Lehre zu verstehen, sondern nur der eine oder andere Versuch, die Idee der Freimaurerei mit Ergebnissen des philosophischen Denkens in Einklang zu bringen. In diesem Sinne haben Philosophen das freim. Ideengut einer philosophischen Betrachtung unterworfen. In diesem Sinne sollen einige Namen genannt werden, die immer wieder in solchen Zusammenhängen auftauchen. Immanuel Kant (1724-1804). Er stand der Freimaurerei nahe und stellte das Fragen der Philosophie in folgenden Zusammenhang: Was kann ich wissen! Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Da Kant den Dogmatismus ablehnte, lag er der freim. Denkweise nahe. Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832). Seine All-in-Gott-Lehre“ durchzieht seine Schriften. „Ich glaube an eine Menschheit des Weltalls, die ursprünglich und ewig in Gott ist, in Vernunft und Natur bestehend, die Einheit beider in Gott, von Gott geliebt und Gott liebend, das innigste Wesen Gottes im Wechselleben mit Gott, mit Vernunft und Natur als ein Ganges und in allen Sonnenbauen (Sonnensystemen) eigentümlich vollendet. “Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), erster Rektor der neuen Berliner Universität. Er wollte den Freimaurerbund zu einem Organ der Philosophie machen, gleichsam zu einem pythagoreischen Institut. Seine Ansichten über die Freimaurerei hatte er zunächst in Sonntagsvorträgen gebracht. Sie sind als „16 Briefe an Constant über Philosophie der Freimaurer“ gedruckt worden. Sein Ausspruch „Vaterlandsliebe ist seine Fat, Weltbürgersinn ist sein Gedanke“ versucht, beides miteinander zu verbinden. Rudolf G. K. Seydel (18371892). Er trat für den Toleranzgedanken ein und versuchte, der Freimaurerei einen neuen philosophischen Unterbau zu schaffen. Nach seiner Auffassung ist die vornehmste Aufgabe des Bundes die sittliche Erziehung und Verinnerlichung der Persönlichkeit. Otto Caspari (1841-1916). Er betont den undogmatischen Charakter der Freimaurerei unter Hervorhebung des religiösen Kerns. Sein Buch „Die Bedeutung des Freimaurertums für das geistige Leben“ erlebte zahlreiche Auflagen, auch nach seinem Tode. Johann Gottfried Herder (1744-1803). Er war der Freimaurerei sehr verbunden, hielt sich aber der Loge in Weimar fern, nachdem er der höchste Geistliche des Landes geworden war. In seinen „Briefen zur Beförderung der Humanität“ ist das erste seiner Gespräche enthalten, das an Lessings „Ernst und Falk“ anknüpft. In der unsichtbar-sichtbaren Gesellschaft ist die Humanität der einzige Antrieb. Poesie, Philosophie und Geschichte sind ihre drei Lichter, ein heiliges Dreieck, das über Nationen, Sekten und Menschen strahlt. Weitere Gespräche sind in der

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Philosophie, Phönix, Polarität „Andrastea“ enthalten. Durch den regen Briefwechsel des Nationalgroßmeister der GNML „Zu den drei Weltkugeln“ mit Friedrich Ludwig Schröder sind viele seiner Gedanken in das Schrödersche Ritual geflossen.

Philosophische Freimaurerei Die Freimaurerei hat sich in den einzelnen Ländern unterschiedlich entwickelt. Während in Großbritannien (und USA) besonderer Wert darauf gelegt wird, das Ritual perfekt und möglichst eindrucksvoll für den Kandidaten zu gestalten (die Beamten müssen es auswendig zelebrieren), hat sich auf dem europäischen Kontinent eine etwas abweichende Form entwickelt. Meist steht ein Vortrag (3WK) oder eine Zeichnung, ein Bauriß (AFAM, GLL) des Redners im Mittelpunkt der Tempelarbeit. Darin stehen Symbolerklärungen und „philosophische“ (eigentlich mehr nachdenkliche) Betrachtungen im Vordergrund. Wegen dieser Arbeitsweise wird die kontinentaleuropäische, insbesondere die deutsche Freimaurerei, auch philosophische Freimaurerei genannt. „Philosophische Grade“ werden die Grade 19-30 des > AASR genannt.

Phönix Dies ist der Vogel der antiken Sage, der sich in seinem Nest selbst verbrannte, als er sein Ende nahen fühlte. Aus der Asche stieg er dann verjüngt wieder empor. Von den Kirchenvätern wurde der Phönix auf Christus übertragen und auf dessen Tod und Auferstehung bezogen. Bei den Alchimisten ist der Phönix die symbolische Darstellung des Steins der Weisen. In der freim. Templerlegende soll Aumont, der erste Templer-Großmeister nach der Verbrennung De > Molays, in seinem Siegel den Phönix geführt haben mit der Umschrift: „Ardet ut vivat“ (= Er verbrennt, auf daß er lebe!). Aus diesem Grund erscheint der Phönix in Templerhochgraden. > Molay, > Tempelritter Polarität (Gegensätze) Bei zwei sich entgegenstehenden Begriffen, Aussagen oder Urteilen unterscheidet man: Die Polarität. Sie ist das „Sowohl-als-auch“ (konträrer Gegensatz). Die Dualität. Sie ist das „Entweder-Oder“ (kontradiktorischer Gegensatz). Die Polarität stellt Gegensatzpaare zusammen, die einander bedingen, die sich ergänzen und zum Ganzen verbinden können. Dabei kann zwischen den beiden Polen ein Mittleres oder über ihnen ein Übergeordnetes stehen. So ergibt sich aus Vater und Mutter das Kind, aus Sommer und Winter der Jahresablauf. Goethe spricht in seiner Welt- und Lebensanschauung von der „geeinten Zwienatur“ in der er erkennt, bejaht und an dem Ideal der gebildeten Persönlichkeit arbeitet, so daß in dieser „sich die sämtlichen Eigenschaften gleichmäßig vereinigen“. Auch definierte er die Gegensatzspannung als..... der indifferent scheinende Zustand eines energischen Wesens in völliger Bereitschaft, sich zu manifestieren, zu differenzieren und zu polarisieren. “ Für Goethe besteht demnach eine polare Zuordnung bei Spannungsgefügen, die sich in Gleichgewichtszuständen vereinigen. In der Freimaurerei treten verschiedene polare Symbolpaare auf: Sonne - Mond / unbehauener Stein - vollkommener Kubus. Der Mensch ist dabei meist in die spannungsgeladene Mitte gestellt. Jean Gebser definiert: .Polarität ist die lebendige Konstellation des sich Ergänzenden, des sich Entsprechenden, des einander Bedingenden: Tag und Nacht, männliches und weibliches Prinzip, Angst und Uertrauen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind beispielsweise Polaritäten, die man nicht ungestraft als sich gegenseitig bekämpfende und einander ausschließende Gegensätze werten darf. Ihre voneinander abhängigen und aufeinander bezogenen Pole bilden eine Ganzheit und bewirken die das Leben ermöglichende Spannung, die auch Voraussetzung des Schöpferischen ist. “ Der Dualismus (das Dualitätsprinzip) bedingt unüberwindbare Gegensatzpaare, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Man muß sich für das eine oder das andere entscheiden, muß ja oder nein sagen. Eine Vermittlung ist nicht möglich. Die Funktion des Computers beruht auf solchen Entscheidungen: „0“ oder „1“, bzw. Aus oder Ein, bzw. stromlos oder Stromfluß. Jean Gebser: „Dualität, Dualismus ist die Lehre von der Zweiteilung und Gegensätzfichung die durch unsere Patio manchmal auch durch die Moral einander entgegengesetzt werden. Gegensätze sind unvereinbare,

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Politik, Porzellan, Preise Deutscher Freimaurer einander bekämpfende Großen, sie spallen die Wirklichkeit. Das dualistische Entweder-Oder ist die säkularisierte und rationalistische Form des polaren Sowohl-als-auch. Gut und Böse, Diesseits undJenseits, Furcht und Hoffnung, schön und häßlich, Ausbeuter und Ausgebeutete sind beispielsweise unvereinbare und unüberwindbare Gegensätze. Der Dualismus, die Zweiteilung und Gegensätz/ichung haben zumeist zerstörenden Charakter, ausgenommen dort, wo sie echte Alternativen setzen und zu Entscheidungen herausfordern oder sie erzwingen. “ > Salomonische Säulen

Politik (Parteipolitik) Schon nach der ältesten „Constitution“ der Freimaurer von 1723 (> „Alte Pflichten“) soll sich der Maurer als loyaler Bürger gegenüber dem Staatswesen verhalten, dem er angehört. Politische Streitgespräche in den Logen sind untersagt. Nichtsdestoweniger gibt es Regierungsformen, denen der Freimaurerbund ablehnend gegenübersteht, wie z.B. den Diktaturen. Im Gegensatz dazu erscheint die Demokratie die der Freimaurerei gemäße Regierungsform. So sind Ideen zu politischen Umschwüngen zwar vielfach von einzelnen Freimaurern angeregt worden, wie z.B. die Verfassung der USA oder die preußischen Reformen unter Freiherr vom Stein, die einzelnen Logen, Großlogen oder irgendwelche Organisationen des Freimaurerbundes haben sich in angelsächsischen oder deutschen Ländern niemals als Institution politisch betätigt. Ausnahmen bildeten einzelne romanische Großlogen (z.B. Grand Orient in Frankreich), die sich bemühten, Einfluß auf die Politik zu nehmen. Deshalb wurden und werden sie fast von allen Großlogen der Welt nicht als regulär anerkannt. Die heutige freim. Stellung ist eindeutig: Die VGLvD, die Mitgliedsgroßlogen sowie alle Tochterlogen nehmen in parteipolitischen Auseinandersetzungen keine Stellung. Die Brüder führen in den Logen keine parteipolitischen Streitgespräche. Dies schließt aber nicht aus, allgemeine politische oder geschichtliche Themen aufzugreifen oder auch Politiker über humanitäre Themen in den Logen Vorträge halten zu lassen. Die von Gegnern der Freimaurerei schon vor über 100 Jahren erfundene Mär einer freim. politischen Weltverschwörung wird auch heute noch in rechtsgerichteten Zeitschriften und Literatur verbreitet. (> Weltfreimaurerei) Porzellan, freim. Der Modellmeister Johann Joachim Kaendler der Porzellan-Manufaktur in Meißen hat die bekanntesten freim. Porzellanfiguren geschaffen. 1742: „Ein Freimaurer mit Schurzfell und anderem Zubehör“ (Form-Nr. 334 im Taxenverzeichnis). Ein Meister vom Stuhl, kenntlich durch den Meisterwinkel am Halsband, steht auf einem Sockel neben einem Postament mit freim. Werkzeugen. Ein Mops als Sinnbild der Treue sitzt ihm zu Füßen. 1743: „Zwei Freimaurer im Schurz“ (Form-Nr. 376). Die Gruppe stellt zwei Freimaurer dar, von denen der eine steht und mit der linken Hand einen Zirkel an der Erdkugel ansetzt. Dies soll wahrscheinlich eine weltweite Verbreitung der Freimaurerei anzeigen. Freim. Werkzeuge liegen zu seinen Füßen. Der andere sitzt als Meister vom Stuhl sinnenden Hauptes daneben. Ein Mops ist in die Darstellung einbezogen. 1743: „Dame vom Mopsorden“ (Form-Nr. 549) wurde auf Bestellung der Prinzessin von Herfordt geliefert. Alle Darstellungen wurden mehrfach nachgeformt, u.a. nach dem 2. Weltkrieg von der Firma Goebel. Dabei wurde oft der Mops weggelassen oder andere kleine Änderungen (z.B. bei der Bemalung) vorgenommen.

Preise der deutschen Freimaurer Folgende Preise hat die Großloge AFAM bisher verliehen: Literaturpreis deutscher Freimaurer (von 1966 ■ 1976, mit Überreichung des Lessingringes) „(Hiermit) sollen Autoren ausgezeichnet werden, die in ihren Werken die folgenden Gedanken vertreten: Die persönliche Freiheit als erstes, heiliges, unverlierbares und unveräußerliches Menschenrecht; die Würde und Achtung menschlichen Lebens; den Mut zpm Leben; die Lebensgestaltung aus innerer Wahrhaftigkeit. “ (Aus der Satzung) 1966: Max Tau (1897-1976), Schriftsteller, Freimaurer, Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1950.

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Preise deutscher Freimaurer 1968: Erich Kästner (1899-1974), Schriftsteller, seine Bücher wurden 1933-1945 verboten. 1970: Siegfried Lenz (*17.3.1926), Schriftsteller, Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1988. 1972: GoloMann (1909-1994), Historiker und Publizist. 1974: Peter Hüchel (1903-1981), Schriftsteller, Lyriker. Der Literaturpreis wurde 1977 ersetzt durch den Kulturpreis deutscher Freimaurer In der Satzung des Kulturpreises heißt es: „Der Kulturpreis deutscher Freimaurer ist eine Auszeichnung der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft. Mit ihm ehrt die Großloge Persönlichkeiten aus dem deutschen Sprachraum, die durch ihr schöpferisches Wirken sich für die Würde und Achtung des menschlichen Lebens beispielhaft eingesetzt oder durch Forschungsarbeiten das Ansehen der Freimaurereigefördert haben. “ 1978: Winfried Dotzauer (Professor, Dr., *31.3.1936), lebt in Mainz. Geehrt für seine umfangreiche Habilitationsschrift „FreimaurergeseOscbaften am Mittelrhein - Aufgeklärte Sozietäten auf dem linken Rheinufer vom Ausgang des Anden Regime bis zpm Ende derNapoleonischen Herrschaft“, erschienen 1977. 1980: Otto Friedrich Bollnow (Prof. Dr. Dr., *14.3.1903), Philosoph und Pädagoge in Tübingen, Nachfolger Eduard Sprangers. 1981: Johannes Mario Simmel (*7.4.1924), Schriftsteller, lebt in Zug/Schweiz. Sein Lektor war der Freimaurer Fritz Bolle (1908-1982). 1982: Yehudi Menuhin (heute Lord Menuhin, (1916-1999), wohnte in London. Aus der Urkunde: „Dank und Ehre einem großen Künstler, Pädagogen und Menschen, der sein gesamtes weltweites Wirken der Humanität und der Überwindung der Grenzen zwischen Menschen und Menschen widmet und so dem Frieden auf dieser Welt dient.“ Beim Dank sprach der „Weltbürger“ die Freimaurer als „Halbbrüder“ an. 1983: Lew Kopelew, (1912-1997), Schriftsteller, Übersetzer, Literaturwissenschaftler, Germanist, lebte in Köln. 1991: Otmar Alt (*17.7.1940), Maler und Bildhauer, lebt in Hamm, Mitglied der Loge „Zum hellen Licht“, Hamm. Er zeigt ein großes soziales Engagement und bringt einen Teil seines Vermögens in die Otmar-Alt-Stiftung ein, die Künstler unterstützt. 1993: Reiner Kunze (*16.8.1933), Lyriker, lebt in Obernzell-Erlau. Er wurde wegen seiner Protesthaltung aus der DDR ausgebürgert. 1998: Emst-Jürgen Walberg (* 1946) und Thomas ßalzer (* 1965), beides Rundfunkjournalisten. Der Preis wurde für das von ihnen seit 1993 projektierte und gestaltete Hörfunkprogramm „Erinnerungen für die Zukunft“ (NDR-Landesfunkhaus Schwerin) verliehen. Seit 1967 gibt es außerdem: Preis deutscher Freimaurerfür eine den Menschen auszeichnende Tat oder kurz Humanitärer Preis. Aus der Satzung: „Mit dem Preis soll eine den Menschen adelnde vorbildliche humanitäre Leistung ausgezeichnet werden. Preisträger können Persönlichkeiten und Institutionen sein." 1969: Hermann Gmeiner (1919-1986), Sozialpädagoge, gründete 1949 das weltweite Sozialwerk „SOSKinderdorf“ zur Betreuung und Erziehung eitern- und heimatloser Kinder. 1971: Amnesty-Intemational-Schülergruppe des Helmholtz-Gymnasiums in Dortmund. 1973: Theodor Binder. Er war der „Albert Schweitzer“ unter den Indianern Perus. Freimaurer. 1976: Helga Einsele (Prof. Dr. jur., *9.6.1910), bis 1975 Leiterin des Zentralen Frauengefängnisses für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Sie setzte sich besonders für die Resozialisierung weiblicher Strafgefangener ein und sorgte dafür, daß im Frankfurter Frauengefängnis ein „Mutter-und-Kind-Haus“ gebaut wurde. 1979: Arnold Dannenmann (Prof., *4.1.1907), lebt in Göppingen. Pfarrer und Jugendseelsorger. 1982: Der weiße Ring, vertreten durch den Gründer Eduard Zimmermann (*4.2.1929), Fernsehjournalist in Unterföhring.

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Preußische Freimaurerei 1986: Karlhem^Böhm (*16.3.1928), Schauspieler. Preis für sein Engagement in Äthiopien „Menschen für Menschen e.V“. Freimaurer in der Loge „Zur Kette“ in München. 1992: Gyula Horn (Dr., *5.7.1932), Ministerpräsident von Ungarn. Als Außenminister (seit 1989) öffnete er die Grenze nach Österreich für DDR-Flüchtlinge. 1997: Walter Farmer (1911-1997), Architekt in Cincinnati/Ohio, USA. Er setzte sich gegen den Raub deutscher Kulturgüter durch die Alliierten 1945/1946 vehement und mit Erfolg ein. 1999: The Dresden Trust.. Der Dresden Trust hat mit der Wiederherstellung des Turmkreuzes für die von Fliegern der Royal Air-Force am 13. Februar 1945 zerstörte Dredner Frauenkirche einen auszeichnungswüridgen Akt der Sühne sowie einen wichtigen Beitrag der Völkerverständi­ gung geleistet. Preußische Freimaurerei Die preußische Freimaurerei begann 1738 durch die Aufnahme von Kronprinz Friedrich von Preußen in den Bund und durch die Gründung der Loge „Aux trois Globes“ in Berlin 1740, nach­ dem er als Friedrich II. König geworden war. Die Großloge von England lud 1741 eine Delegation zur Vierteljahresversammlung nach London ein. Die spätere „United Grand Lodge“ erklärte Fried­ rich II. zum „natürlichen Großmeister in seinen Staaten“, der dort selbst Logen errichten könne. Zunächst wurde nach englischem Ritual in französischer Sprache gearbeitet. 1744 nahm die Loge den Namen „Große Königliche Muttertage yu den drei Weltkugeln"an. 1752 entstand daraus die Tochterloge „de l'Amitié“ (zur Freundschaft), die 1761 den Stiftungsbrief auf den Namen „De l'Amitié aux trois Colombes“ erhielt und 1785 den Bruder des Königs von England Eduard August, Herzog von York, aufnahm. Er übernahm das Protektorat über die Loge, die sich jetzt „Royal York de l'Amitié“ nannte. 1798 teilte sich die Loge in 4 Johannislogen auf und nahm den Namen „Große Loge von Preußen, genannt Royal York apr Freundschaft“ an. Der Generalstabsarzt Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf trat 1770 aus der Mutterloge der „Drei Weltkugeln“ aus und begründete auf der Grundlage der „Eckleffschen Akten“, die er aus Stockholm erhalten hatte, ein weiteres freim. System in Preußen: Die „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland - Freimaurer-Orden“ (Schwedisches System). Diese drei preußischen Großlogen, die man später die „Altpreußischen Großlogen“ nannte, erhielten durch das > Edikt von 1798 eine Monopolstellung in allen preußischen Landen. König Friedrich Wilhelm III. verbot darin alle geheimen oder geheim scheinenden Verbindungen mit Ausnahme dieser drei Großlogen. (Dieses Monopol wurde erst 1893 durch eine Verwaltungsgerichtsentscheidung aufgehoben.) Kurz vor seinem Tod (1840) gestattete Friedrich Wilhelm HL seinem zweiten Sohn Prinz Wilhelm den Eintritt in den Freimaurerbund unter der Bedingung, daß dieser allen drei Großlogen des preußischen Staates angehören und das Protektorat über sie ausüben solle. Er stand dem Bund als Protektor von 1840 bis 1861 vor. Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. übernahm er als Kaiser Wilhelm I. die Regierungsgeschäfte und blieb weiterhin Freimaurer. Er hatte bereits 1853 seinen Sohn (Kronprinz Friedrich Wilhelm) dem Freimaurerbund zugeführt. Dieser wurde 1888 für 99 Tage als Friedrich HI. Kaiser. Der nachfolgende Kaiser Wilhelm II. war kein Freimaurer und stand dem Bund eher ablehnend gegenüber. Trotzdem übersandte er 1889 den altpreußischen Großlogen die Vervielfältigung eines alten Kupferstichs („Friedrich II. als Freimaurer“) mit dem Schreiben: „Eingedenk der Treue und Anhänglichkeit, mit welcher die Logen Preußens dem Hause Hohensollem stets ergeben gewesen sind, haben Seine Majestät beschlossen, den preußischen Logen ein Exemplar dieses Bildes als Zeichen der Erinnerung spt verleihen“. Preußen, die Hohenzollern und die Altpreußische Freimaurerei standen nicht nur bis zum Untergang der Monarchie in enger Verbindung, sondern auch danach: Beim 250jährigen Jubiläum der 3WK gab der Senat von Berlin einen Empfang in der Eichengalerie des Schlosses Charlottenburg (14.9.1990), bei dem auch der Prinz Louis Ferdinand von Preußen als Familiensenior der Hohenzollern teilnahm und eine Ansprache hielt. Außerdem stimmte der Prinz einer freim. Trauerfeier für Friedrich den Großen zu, die in der Burg Hechingen am 20.7.1991 mit einem freim. Pfarrer stattfand. Die Brüder nahmen von ihrem Gründer durch eine große Beteiligung Abschied.

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Prince-Hall-Logen, Prioritätenliste Prinz Louis Ferdinand von Preußen enthüllte kurze Zeit später in der Kapelle eine Gedenktafel zur Erinnerung an dieses bewegende Ereignis. Der König wurde dann nach Potsdam überführt und im Garten von Schloß Sanssouci am 17.8.1991 in der zu seinen Lebzeiten bereits hergerichteten Gruft zur letzten Ruhe gebettet. Zum 200. Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm I. fand am 22.3.1997 im Mausoleum in Berlin-Charlottenburg ein Gedenkgottesdienst statt, an dem neben der Familie der Hohenzollern auch die „Große National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln“ einen Kranz niederlegte.

Prince-Hall-Logen Als Ausgangspunkt der Prince Hall Masonry gilt die Aufnahme von Prince Hall und 14 anderer „freier“ Schwarzer in die Loge Nr. 441 (Irische Großloge), einer Regimentsloge des 38. britischen Infanterieregiments Castle Williams am 6.3.1775. Diese spätere „African Lodge No. 1“ erhielt auf Antrag von der Grand Lodge of England 1784 ein Patent als „African Lodge 459“, das erst 1813 für erloschen erklärt wurde. Im Laufe der über zweihundertjährigen Geschichte hat es immer wieder Bemühungen gegeben, eine Anerkennung durch die UGL und damit der anderen regulären Großlogen zu erreichen. Die ablehnende Haltung der Großlogen der amerikanischen Bundesstaaten hat dies bis nach dem 2. Weltkrieg verhindert. Erst ab 1991 haben einige amerikanische und kanadische Großlogen in ihren Bundesstaaten die Prince Hall Masonry anerkannt. Es sind dies (Stand August 1996): Kalifornien, Colorado, Connecticut, Idaho, Kansas, Massachusetts, Minnesota, Nebraska, North Dakota, Ohio, Vermont, Washington, Wisconsin, Wyoming sowie Manitoba, Nova Scotia, Quebec, New Brunswick, Prince Edward Island. Die UGL hat 1994 die Prince-Hall-Großloge in Massachusetts anerkannt, 1996 auch die in Connecticut. 1997 hat die VGLvD auf Antrag die Anerkennung der Prince-Hall-Großloge von Connecticut ausgesprochen. Weitere Anerkennungsgesuche sollen wohlwollend und sorgfältig geprüft werden. Es ist zu hoffen, daß sich diese Entwicklung fortsetzen wird, um der Gleichheit aller Menschen gerecht zu werden. Jeder Bruder muß es als schmerzlich und den Idealen des Bundes zuwiderlaufend empfinden, wenn immer noch nicht alle Prince-Hall-Großlogen als gleich­ berechtigt anerkannt (mitunter sogar als irregulär bezeichnet) werden, nur weil die Mitglieder der schwarzen Rasse angehören. Trotz allem bleibt die Tatsache bestehen, daß die weißen Großlogen der USA keine Schwarzen aufnehmen und auf die Prince-Hall-Logen verweisen. Im Gegensatz dazu können schwarzhäutige Freimaurer, die aus Afrika oder anderen Gebieten der Erde kommen, in anderen Freimaurer-Logen aufgenommen werden. So gehört z.B. die Loge „Nachtigal zur Bru­ dertreue“ in Lomé, in Togo, der Großen Landesloge von Deutschland an.

Prioritätenliste Heute ist fast jeder Mensch mit Terminen überlastet. Er muß entscheiden, was er für wichtig und was er für wichtiger hält. Er muß persönlich Prioritäten setzen. Vom Freimaurer erwartet man folgende Rangfolge: Die höchste Priorität sollte die Familie haben, denn sie gibt uns die wesentli­ chen Impulse für unser Leben und Handeln. Das Zweitwichtigste ist der Beruf, die Grundlage un­ serer materiellen Existenz. Mitunter werden diese beiden Komponenten gegeneinander vertauscht; eine Dienstreise ist oft wichtiger als ein Kindergeburtstag. Aber nach diesen lebensbestimmenden Faktoren sollte die Freimaurerei kommen. Ein Theaterbesuch muß nicht auf den Logentag gelegt werden, den Fernsehkrimi kann man mit dem Videorecorder aufnehmen, fast alle Hobbys und Frei^eitbeschäftiffmgen kann man an anderen Tagen betreiben. Die Freimaurerei sei die „schönste Nebensache der Welt“, hat einmal jemand festgestellt. Und der den Freimaurern in Gedanken na­ hestehende Albert Schweitzer rät als „Freimaurer ohne Schurz“:

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Proben, Profaner, Proponent „Schafft euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, Tut die Augen aufund sucht, Wo ein Mensch ein bißchen Fürsorge braucht, Vielleicht ein Einsamer, ein Kranker, ein Ungeschickter, Vielleicht ein Kind. Darum suche, Ob sich eine Anlagefür dein Menschentumfindet! Faß dich nicht abschrecken! Sei auf Enttäuschungen gefaßt! Aber laß dir dein Nebenamt, Nämlich als Mensch an Menschen ?u dienen, Nicht entgehen!“

Mit anderen Worten: Von allen Freizeitbeschäftigungen sollte im Interesse der anderen Menschen die Freimaurerei vorgezogen werden, weil diese es ermöglicht, den „Menschen zu dienen“. Proben In den > Mysterien war die Einweihung mit bestimmten Prüfungen, den sog. Proben, verbunden. Hierdurch sollten Ausdauer, Standhaftigkeit, Unerschrockenheit und Tapferkeit geprüft / geprobt werden. In vielen > Männerbünden sind sie als Mannbarkeitsriten bekannt und wurden auch im Ritterorden gepflegt. Der englischen Freimaurerei waren und sind Proben fremd. Zuerst kamen in Frankreich die Proben der > Elemente auf, die zugleich Reinigungszeremonien waren. Außerdem wurden Proben der Unerschrockenheit durch besondere Einrichtungen, die Angst und Entsetzen verbreiteten, durchgeführt. Mitunter wurde dies bis ins Extrem getrieben. Man kannte den dunklen Gang, den fürchterlichen Bruder und andere Schreckensszenarien. Heute kennt man in deutschen Ritualen nur noch milde symbolische Abwandlungen der Elementen-Proben und keine Angstmacherei mehr.

Profaner (von lateinisch pro fanum - vor dem Tempel) Als Profanen bezeichnet man jeden Nicht-Eingeweihten, in der Freimaurerei jeden Nichtfrei­ maurer. Eine Herabsetzung ist mit diesem Ausdruck in keiner Weise verbunden. Proponent (Bürge, Pate) Bewirbt sich ein Suchender um Aufnahme in eine Loge, so muß ein Meister der Loge für ihn bürgen. Oft schlägt der Proponent den Suchenden zur Aufnahme vor, wenn er den Eindruck gewonnen hat, daß der Herr in den Kreis der Loge paßt und ein wertvolles Mitglied des Freimaurerbundes zu werden verspricht. Bildung ist gut, Herzensbildung ist aber wichtiger. Bei Fanatikern und Besserwissern ist größte Vorsicht geboten, weil die Toleranz eine Voraussetzung des Bundes ist. Der Proponent soll den Suchenden mit den Zielen der Freimaurerei und den Pflichten eines Bruders bekanntmachen. Er hilft ihm beim Aufnahmegesuch, klärt ihn über freim. Bekleidung, finanzielle Verpflichtungen und freim. Gepflogenheiten auf und steht ihm in allen freim. Fragen beratend und helfend zur Seite. Bei der Aufnahme holt i.a. der Bürge seinen Proponierten von zu Hause ab und bringt ihn nach der Tafelloge wieder zurück. Der Proponent muß dem Bruder Lehrling ein Gefühl der Geborgenheit in der Loge vermitteln und ihm in allen menschlichen und freimaurerischen Dingen ein Vorbild und Wegweiser sein. Der Proponent steht für die Würdigkeit eines Suchenden ein und bürgt bei der Aufnahme für ihn in freimaurerischer Hinsicht (nicht juristisch!). Er begleitet den Neuaufgenommenen auf seiner maurerischen Laufbahn bis zum Meister. Dabei hilft, unterstützt, unterrichtet und schützt er ihn, wo es nötig ist.

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Protokoll, Protokolle der Weisen, Pythagoras Protokoll Schon in der Constitution von 1723 wird ein Protokoll über alle Logenarbeiten verlangt. Der Schriftführer hat auch heute noch von jeder Tempelarbeit ein Protokoll anzufertigen, das anschlie­ ßend vom MvSt und den beiden Aufsehern zu unterschreiben ist. Manche Logen protokollieren auch alle anderen Zusammenkünfte. In den anglo-amerikanischen Bauhütten wird das Protokoll am Ende der Arbeit oder zu Beginn der nächsten verlesen und genehmigt. In den deutschsprachi­ gen Logen ist das i.a. nicht üblich. Früher wurden Protokollbücher geführt, während heute meist vorbereitete Formblätter benutzt werden. > Schriftführer. Protokolle der Weisen von Zion Unter diesem Namen ist eine Fälschung in die Welt gesetzt worden, die der Freimaurerei viel Schaden zugefügt hat. Inhalt: Bei geheimen Sitzungen, die 1897 anläßlich des ersten ZionistenKongresses in Basel unter dem Vorsitz von Theodor Herzl stattgefunden haben sollen, sei der Plan zur Begründung einer jüdischen Weltherrschaft unter der Führung eines jüdischen Herrschers (König von Zion) ausgearbeitet worden. Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Gründung von Frei­ maurerlogen in der ganzen Welt beschlossen worden, die geheimen Oberen unterstünden. Ge­ schichte: Erstmaliges Erscheinen der „Protokolle“ 1905 als Anhang zur zweiten Auflage des 1901 herausgekommenen Buches „Das Große im Kleinen, der heranschreitende Antichrist und das Reich des Teufels auf Erden“ in russischer Sprache vom Russen S.A. Nilus. Die deutsche Überset­ zung durch Müller von Hausen enthält zusätzlich weitere Fälschungen gegenüber dem Urtext. Dieser ist teilweise abgeschrieben von: einerseits der französischen satirischen Schrift gegen Napo­ leon HI. von Maurice Jely aus dem Jahr 1865 („Dialogue aux enfers entre Macchiavel et Montes­ quieu, ou la Politique de Macchiavel au 19. siede, par un Contemporain“). Diese Schrift wendet sich gegen die machiavellistischen Weltherrschaftspläne Napoleons IH. Außerdem sind Texte aus einem 1868 erschienenen blutrünstigen, deutschen Roman von Hermann Gödsche (Pseudonym Sir John Retcliffe) entnommen. Aufdeckung der Fälschung: erfolgte durch Strack („Geheimgesetze“), Benjamin Segel („Die Politik der Weisen von Zion kritisch beleuchtet, eine Erledigung“) und Stanjek und dem Konstantinopler Korrespondenten der „Times“ (1923). Benutzung der Fälschung (Herausgabe von Ausgaben in deutscher Sprache, von Kommentaren und ausführlichen Zitierungen): Gottfried zur Beek 1920, Theodor Fritsch, Friedrich Wichtl, Al­ fred Rosenberg u.a. Nazi-Propagandisten sowie Zitierungen bis in unsere Zeit (z.B. in den beiden Bänden „Geheimgesellschaften“ des Heilbronner Autors Jan Udo Holey, herausgegeben unter dem Pseudonym Jan van Heising, inzwischen wegen rassistischer und antisemitischer Hetze beschlag­ nahmt und verboten).

Pythagoras von Samos, Pythagoreer (etwa 570-497 v.Chr.), griechischer Philosoph, Priester, Mathematiker, Astronom und Arzt. Alle Informationen über sein Leben und Werk sind erst sehr viel später aufgezeichnet worden und da­ durch mit weitgehenden Unsicherheiten behaftet. Auch weiß man nicht, welche Lehren von Py­ thagoras selbst stammen und welche vom Orden der Pythagoreer.1 Schon von seiner Jugend be­ richtet man, was gleichzeitig die Haltung der Pythagoreer vorwegnimmt: „Er ordnete sein Wesen durch Gottesdienste, Wissenschaften und ausemählte Lebensformen, Beständigkeit der Seele und körperliche Zurückhaltung, innere Heiterkeit in Wort und Tat und eine unnachahmliche Seelenruhe: nie fiel er dem Zorn, nie sonst einer Wallung oder Voreiligkeit ?um Opfer... “ (Iamblichos)

1 Pythagoras selbst hat keine Schriften hinterlassen. Die erste ausführliche Dokumentation über das Leben des Pythagoras ist erst 800 Jahre später von dem griechischen Philosophen Iamblichos (etwa 250-330 n.Chr.) geschrieben worden. Nachdruck: „Pythagoras“, Darmstadt, 1985.

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Pythagoras Er erhielt eine sorgfältige Erziehung. Mit 18 Jahren bekam er auf der Insel Lesbos Unterweisungen vom Philosophen Pherekydes von Syros, der die Wiederverkörperung der unsterblichen Seele lehrte. Pythagoras soll auch den Philosophen Thaies in Milet aufgesucht haben, der ihn veranlaßte, sich in alle Mysterien einweihen zu lassen, die in Syrien gepflegt wurden. Danach soll er nach Ägypten gezogen sein, wo er in alle Geheimnisse der Priesterschaft in Theben eingeweiht wurde. Durch die Eroberung des Perserkönigs Kambyses kam er in babylonische Gefangenschaft und lernte die dortigen Kulte näher kennen. Er soll auch mit dem persischen Religionsstifter Zarathu­ stra zusammengetroffen sein. Als reifer Mann kehrte er nach Samos zurück, fand jedoch in der Be­ völkerung seiner Geburtsstadt keinen Widerhall. Er ließ sich darum in der griechischen Stadt Kroton (Unteritalien) nieder und gründete die Lebensgemeinschaft der Pythagoreer. In diesen religiös­ ethischen Orden gelangte man nur nach langer Probezeit und strengen Prüfungen. Neben der wis­ senschaftlichen Ausbildung mußten die Schüler genaue Vorschriften bezüglich des täglichen Le­ bens, der Ernährung, der Reinigung, der Opferriten, der Bestattung usw. beachten. Völlerei, Fleischnahrung, Wein und jeder Überschwang waren verpönt. Die Pythagoreer betrieben beson­ ders Astronomie, Geometrie, Zahlenlehre und Musik und verbanden alles zu einem philosophi­ schen Universalgebäude. Der Orden wurde schließlich so stark angefeindet und bedrängt, daß sich die Anhänger über ganz Hellas zerstreuten und Pythagoras nach Metapontion am tarentinischen Meerbusen zog, wo er im hohen Alter starb. Pythagoras glaubte an einen Gott, der „das Men­ schengeschlecht beobachtete und nicht gleichgültig aus den Augen lasse“, an ein Seelengericht und die Reinkarnation auch in einen Tierleib. Deshalb lehnte er das Schlachtopfer ab und forderte hu­ manen Umgang mit allen beseelten Wesen. Den Göttern stelle man zwar Standbilder auf, sie seien aber nicht an unseren Wuchs und unsere Gestalt gebunden, sondern seien dem All ähnlich. Pytha­ goras soll als erster das geordnete Weltall mit „Kosmos“ bezeichnet haben. Im Mittelpunkt seines Denkens stand das ewige Wesen der Zahl. Von ihm soll der Ausspruch stammen: „Die Zahl - es gleicht ihr alles!“ Die ungerade Zahl ist das Symbol fester Begrenzung, die gerade (als immer wieder teilbar) das des Unbegrenzten. Die Brücke zwischen ihnen ist die Harmonie. Nach Zahl und Proportion ist das All zusammengefügt und von großer Harmonie durchwaltet. Die „4“, zugleich die erste Quadratzahl, war für die Pythagoreer heilig; auch die Summe der Zahlen von 1 bis 4 = 10 (> Tetraktys). Besonders sinnfällig wurde die Anwendung in der Musik, wobei die Oktave das Ver­ hältnis 1:2, die Quinte 2:3 und die Quarte 3:4 die Grundintervalle und Saitenlängen bilden. Pytha­ goras wird der „pythagoreische Lehrsatz“, der Begriff der Primzahl und andere mathematisch­ geometrische Grundbegriffe zugeschrieben (> Geometrie). Man kannte damals 4 regelmäßige geometrische Körper, die dadurch gekennzeichnet sind, daß man ihnen eine alle Flächen berüh­ rende Kugel einschreiben kann und sie mit einer Kugel gleichmäßig umhüllen kann. Dabei beste­ hen die Körperflächen nur aus Dreiecken. Es sind dies der: Tetraeder: eine Pyramide mit dreieckiger Grundfläche, also aus 4 gleichseitigen Dreiecken bestehend. Kubus: Hexaeder (Würfel) aus 6 Quadraten, wobei jedes Quadrat durch die beiden Diagonalen in 4 Dreiecke umgewandelt werden kann. Er kann also aus 24 Dreiecken konstruiert werden. Oktaeder: zwei aufeinandergesetzte Pyramiden mit quadratischer Grundfläche, also aus 8 gleichsei­ tigen Dreiecken bestehend. Ikosaeder: ein sich der Kugelform nähernder Körper aus 20 gleichseitigen Dreiecken. Auf die Pythagoreer geht die folgende neue, für damalige Verhältnisse sensationelle Konstruktion zurück, die im Gegensatz zur bisherigen Anschauung nicht mehr aus Dreiecken konstruiert werden konnte: Pentagon-Dodekaeder: Dieser ist von 12 kongruenten Fünfecken begrenzt. Dieser geometrische Körper, der nicht aus Dreiecken zu konstruieren war, wurde zunächst als Geheimnis gehütet, weil er eine Revolution der Geometrie darstellte. Während man die ersten 4 Körper den 4 Elementen zuordnete, wurde der neue Körper als Sinnbild des Weltalls gesehen. Als Astronom soll Pythagoras als erster die Kugelgestalt der Erde angenommen haben. Auch er sah zunächst die Erde als Mittel­

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Pythagoras_________________________________________________________ punkt der sieben Planeten (einschl. Sonne und Mond) und des Fixsternhimmels an. Später nahm er eine hypothetische „Gegenerde“ an, wobei sich beide um ein Zentralfeuer, also um einen anderen Mittelpunkt bewegen sollten. Diese kühnen Gedanken konnten sich außerhalb des Ordens nicht durchsetzen. Noch 2000 Jahre lang hielten die Menschen am falschen geozentrischen Weltbild fest, bevor es vom heliozentrischen Weltbild verdrängt wurde. Die Philosophie der Pythagoreer ist das Streben nach Schönheit und Harmonie, wobei als schöpferisches Prinzip die Polarität gesehen wird. Der Gegensatz zwischen Licht und Dunkel, Mann und Weib, zwischen gerader und ungera­ der Zahl, das Polaritätsgesetz ist die Wurzel der hinter allem stehenden, verborgenen Harmonie. Dieses Ordnungsprinzip wurde durch harmonikale Grundlagenforschung an vielen Beispielen in Natur und Kosmos gefunden. So wie der ganze Kosmos von Harmonie erfüllt ist, soll der Mensch und seine Geistesbildung von innerer Schönheit durchdrungen sein. Dazu fordert Pythagoras als Erziehungsziel einen geordneten Seelenzustand und wendet sich gegen jede Zuchtlosigkeit. För­ dernd ist das Sehen schöner Formen und Gestalten und das Hören schöner Rhythmen und Melo­ dien. Von Paaren verlangt er eheliche Treue. Der Jugend empfiehlt er eine natürliche und mäßi­ gende Sexualerziehung. Als Frauentugend propagiert er Schlichtheit. Dem Politiker legt er nahe, „wirklich so syt sein, wie er den andern gern erscheinen will “ Von den Kranken verlangt er die Erhaltung des Gleichgewichts der Kräfte zwischen feucht und trocken, kalt und warm, bitter und süß, rät zu Gedächtnistraining usw. Zwischen den Menschen solle die „Freundschaft aller mit allen“ herrschen, genauso wie zwischen Mann und Frau, Kindern und Eltern oder Hausgenossen. Freundschaft zwischen den Mitbürgern, zwischen Verschiedenstämmigen, aber auch mit den ver­ nunftlosen Lebewesen. Gemeinschaft zwischen Körper, Seele und Geist. Befriedung und Versöh­ nung der verschiedenen entgegenwirkenden Kräfte, zwischen den verschiedenen Lehren. Pythago­ ras schwebt eine Weltenbruder- und schwesternkette von Menschen vor, von denen jeder einzelne nach Vollkommenheit strebt. Dabei vereinten die Pythagoreer die gesamte Wissenschaft ihrer Zeit und waren eine Insel des rationalen Denkens in einem mystisch bestimmten Ozean, nämlich ihrem gesamten Umfeld. Darüber hinaus legten sie ihrem Denken und Handeln einen Wertekatalog zu­ grunde, der die humanen Gedanken späterer Zeiten vorausnimmt: „Viel lieber sollte man nach seinem [Gottes] Gebot Unrecht leiden, als einen Menschen töten, denn dem Hades der Unterwelt [Seelengericht] sei das Urteil Vorbehalten. “ (lamblichos) Diese Haltung hat bei Freimaurern vielfach Bewunderung, Resonanz und Nachahmung gefunden. Darum erscheint der „Pythagoras“ auf Arbeitstafeln, bei der Konstruktion des Teppichs mit der Knotenschnur, in manchen Ritualen, auf dem Altstuhlmeister-Abzeichen und in manchen Logennamen. Die historische Rückführung des Freimaurerbundes auf die Pythagoreer ist von manchen Brüdern versucht worden, die dabei allerdings ihren Wünschen und Illusionen erlegen sind.

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Quadratschrift Von den zahlreichen Geheimschriften, die seit dem Mittelalter verwendet werden, ist die „Quadratschrift“ von den Freimaurern bevorzugt worden und wird auch heute noch in Ritualen als „Schrift durch das Winkelmaß“ (3WK) erwähnt. Die einfachste Art ist die Verwendung eines Quadrates mit 3 Zeilen und 3 Spalten, also mit 9 Feldern, wobei die äußeren Begrenzungslinien fortgelassen werden (Freimaurerquadrat). Damit entstehen 9 quadratische Figuren, in die die Buch­ staben des Alphabets gesetzt werden. Bei A entsteht ein links und oben offener Winkel. Dabei werden bei Zweitbelegung ein Punkt, bei Drittbelegung zwei Punkte in die Figuren gesetzt. Je nach der Reihenfolge des Einfügens der Buchstaben und dem Fortlassen von J,W,X,Y gibt es bei gleicher Grundfigur immer noch zahlreiche Varianten. Die Geheimschriften sind vielfach aus Spie­ lerei und Geheimniskrämerei angewandt worden. Heute sind keine mehr in Gebrauch.

Qualität oder Quantität? Diese Frage wurde schon im vergangenen Jahrhundert gestellt und wird auch zukünftig diskutiert werden. Man möchte vordergründig meinen, daß eine freim. Elite das erstrebenswerte Ziel sei und eine „Vermassung“ verhindert werden sollte. Aber weder das eine, noch das andere Extrem ist sinnvoll. Dabei könnte man sich von folgenden Punkten leiten lassen: Die logenübliche Sorgfalt bei der Auswahl von Suchenden und späteren Brüdern aus den Interessierten darf nicht außer acht gelassen werden. Doch sollte dabei nur nach menschlichen Eigenschaften gewertet werden. Man sollte sich hüten, neue Klassen oder Kasten zu schaffen, indem man Akademiker, gute Redner, Or­ ganisatoren usw. bevorzugt. Jeder Mann, der sich für die freim. Gedankenwelt interessiert und in ihr heimisch werden könnte, sollte die Möglichkeit des Beitritts erhalten. Es liegt an der Logenlei­ tung, die Stärken und Talente der Brüder zu erkennen, zu fördern und herauszustellen. Der Frei­ maurerbund bietet genügend Möglichkeiten, die Fähigkeiten eines Bruders in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei darf nicht nur an die intellektuelle Durchdringung gedacht werden, sondern auch an die Komponenten der Herzensbildung, der brüderlichen Gemeinschaft usw. Einer Verflachung des geistigen und gesellschaftlichen Niveaus können Leitung von Loge und Bund mit Sicherheit entgegenwirken. Es muß bedacht werden, daß in jeder Loge nicht nur hervorragende Führungsper­ sönlichkeiten gebraucht werden, sondern auch stille Brüder und solche, die in der Diskussion zu­ rückhaltend sind. Auch der glänzendste Redner braucht Zuhörer, auch der gute Organisator braucht Ausführende. Die Freimaurerei hat die Möglichkeit der Korrektur, falls sich beim näheren Kennenlernen eines Bruders herausstellt, daß er für den Bund ungeeignet ist. Meist wird er das selbst spüren und die Loge wieder verlassen. Der Vorteil einer größeren Quantität ist natürlich der größere mögliche Einfluß z.B. auf karitative Vorhaben. In der heutigen Zeit werden ethische Werte eher unterbewertet. Deshalb kommt es auf die Unterstützung jedes Menschen guten Willens an. In der Freimaurerei findet er eine Plattform für seine humanen und sozialen Gedanken und die Möglichkeit, nach einem Wertesystem zu streben und zu leben. Dies sollte man keinem Mann verwehren und lieber auch einmal das Risiko einer Fehlentscheidung in Kauf nehmen.

Quatuor Coronati Dies sind die vier gekrönten Märtyrer, die von der katholischen Kirche am 8. November gefeiert werden. Sie galten als Schutzheilige der Steinmetzbruderschaften in Deutschland, Belgien, Frank­ reich. Legende: Vier Steinmetzen: Claudius (auf Kunstwerken mit dem Winkelmaß dargestellt), Castorius (mit dem Maßstab), Simphorianus (mit der Bleiwaage) und Nicostratus (mit dem Zirkel) wurden vom Kaiser Diokletian aufgefordert, in der römischen Donauprovinz Pannonien ein Standbild des Gottes Asklepios anzufertigen. Sie weigerten sich mit der Begründung, daß sie als Christen für die Menschen kein Götzenbild anfertigen wollten. Der Kaiser verurteilte sie zum Tode. Zunächst wurden sie den Hunden vorgeworfen, aber von diesen verschmäht. Dann wurden

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Quatuor Coronati sie am 8. November in der Donau ertränkt. Es sind für diese vier Märtyrer auch regional unter­ schiedlich zahlreiche andere Namen genannt worden. Auch von einem fünften namens Simplicius ist die Rede. Dieser soll nur Geselle gewesen sein und steht bei den Abbildungen im Hintergrund. Die Legende geht auf das 5. Jahrhundert zurück. - Im Regiusmanuskript um 1400 werden die vier Märtyrer als Maurer, Steinschneider und Bildhauer genannt. - In der Steinmetzordnung von Straß­ burg 1459 werden sie als die heiligen vier Gekrönten „zum ewigen Gedächtnis“ erwähnt. Mit der „Krone“ ist die Märtyrerkrone gemeint. > Forschungsloge

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R Rachegrad So wurde von Gegnern der Freimaurerei z.B. der 30. Grad des AASR genannt, weil darin von Sühne für die Hinrichtung des letzten Templer-Großmeisters de > Molay die Rede ist. Angeblich erstrebt die Freimaurerei im Zusammenhang mit der Weltherrschaft die „Vernichtung von Thron und Altar“. Die Wirklichkeit sieht anders an: Tatsächlich erklingt in vielen Ritualen bei der Aufnahme die Arie aus Mozarts „Zauberflöte“: „ln diesen beil’gen Hallen kennt man die Rache nicht... “ und weist den jungen Bruder auf den Verzicht jeder Rache hin. Haß und Rache sind der freim. Gedankenwelt völlig fremd. Der Freimaurer ist aufgerufen, Frieden, Ausgleich und Harmonie zwischen gegensätzlichen Positionen zu stiften, soweit ihm dies möglich ist. Ein Beispiel ist der Freimaurer und Politiker Gustav Stresemann, dem es gelang, nach dem ersten Weltkrieg einen gewissen Aus­ gleich zwischen den sogenannten „Erzfeinden“ Frankreich und Deutschland herbeizuführen.

Redner Der Redner gehört dem Beamtenrat an. Sein Amtszeichen ist das geschlossene Buch, um auf seine freim. Belesenheit hinzudeuten. Während in den kontinentalen Logen das Amt des Redners un­ verzichtbar ist, kennt man in angelsächsischen Bauhütten die Einrichtung des Redners nicht und beschränkt sich im wesentlichen auf den exakten Ablauf des Rituals. Der Redner vertritt in Zu­ sammenarbeit mit dem MvSt die geistige Komponente der Logenarbeit und ist Sprachrohr für die Bauhütte. Sein Können und seine Aktivität bestimmen wesentlich das geistige Leben der Loge und die freim. Förderung und Entwicklung der Brüder. Er soll bei seiner Arbeit die freim. Tradition pflegen. Die Aufgaben des Redners sind: Im Auftrag des MvSt soll er Reden (3WK) bei Tempelarbeiten und Tafellogen halten. Bei AFAM und GLL werden die Vorträge „Zeichnungen“ oder „Baustücke“ („Werkstücke“) genannt, die vom Redner „aufgelegt“ werden. Er muß dabei den Grad der Arbeit berücksichtigen (Arkandisziplin). Die Themen sollen direkt mit dem freim. Gedankengut Zusam­ menhängen. Keine Tempelrede sollte länger als 20 Minuten sein. Beim Johannisfest, Stiftungsfest, Rosenfest sind Vorträge unerläßlich. Eine Rede soll zum aktiven Mitdenken anregen. Deshalb kann eine Diskussion / allgemeine Aussprache danach sinnvoll sein. Diese kann im Anschluß an die Arbeit angekündigt werden. Der MvSt kann aber auch direkt nach dem Vortrag die Logenord­ nung kurzzeitig aufheben und eine Diskussion in Gang bringen, was den Vorteil einer erhöhten Aufmerksamkeit hat. Der Redner soll/kann möglichst viele geeignete Brüder der Loge zu den Vor­ trägen heranziehen. Er kann auch Redner anderer Logen bitten. Der Redner hat dem Bruder die freim. Gebräuche bei_der Aufnahme und Beförderung zu erklären. Er soll alle Brüder über die freim. Geschichte, Gesetze, Brauchtum und Lehre aufklären und sie immer wieder ins Gedächtnis rufen. Der Redner soll/kann Lehrlings- und Gesellen-Unterricht und Instruktionen für alle Brüder erteilen. Der Redner übernimmt oder delegiert die Leitung bei Gästeabenden, verpflichtet die Vortragenden, sorgt für die technisch notwendige Ausrüstung (Projektor, Tonband usw.). Es sind hierbei auch Vorträge profanen Charakters sowie profane Referenten üblich. Der Redner trägt in enger Abstimmung mit dem MvSt wesentlich zur Gestaltung des Arbeitsplanes (Arbeitskalender) der Loge bei. Er soll Themen für Reden, Kurzvorträge und Prüfungsaufgaben (Gesellen- und Meisterstück) vorbereiten, auswählen, verteilen. Manche Logen wählen ein Jahresthema, auf welches sie viele Veranstaltungen ausrichten. Möglichst zahlreiche Brüder sollen dazu Stellung nehmen. Die Auswahl des Jahresthemas muß der Redner in enger Absprache mit dem MvSt und dem Beamtenrat treffen. Einige Großlogen haben Gnßredner gewählt oder ernannt, die sowohl bei Großlogen-Veranstaltungen aktiv werden, als auch von einzelnen Logen angefordert werden können. Sie sollen nach ihrer Fähigkeit ausgewählt werden, daß sie den Brüdern den Blick in die geistige Weite öffnen können. In den Logen sollen sie Glanzpunkte in den freim. Alltag setzen.

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R.E.F.O.R.M., Regularität R.E.F.O.R.M. (Ring Europäischer Freimaurer - Organisation für die Reform des Maurertums) Es handelt sich um einen in Dortmund eingetragenen Verein, der 1996 gegründet wurde. Mitglied kann jeder Freimaurer werden, gleich welcher Loge oder welchem System er angehört (also auch der sog. irregulären und nicht anerkannten Systeme). Die Vereinigung „dient der internationalen Verständigung zwischen den unterschiedlichen freim. Systemen“. Sie ist keine Loge oder freim. Lehrart. Jährlich findet ein Forum statt. Besonders folgende Probleme werden aufgegriffen: Die Emanzipation der Frauen Dabei werden sowohl gemischte als auch reine Frauenlogen gleichberechtigt befürwortet. Die Autonomie Die augenblickliche Handhabung der Regularitäts- und Anerkennungsfragen werden als unverein­ bar mit dem freim. Gedankengut empfunden. Vor allem wird die UGLoE als „Anerkennungsbe­ hörde“ nicht als demokratisch legitimiert gesehen. Die Säkularisation Die erstrebte Lösung der Freimaurerei von allen Bindungen mit den Kirchen läuft auf die Abschaf­ fung des ABaW hinaus. Auch Atheisten werden als Mitglieder akzeptiert. Politische Mitbestimmung Es wird Konformität mit dem sozialen Wertewandel gefordert. Das bedeutet Stellungnahme der Freimaurerei zu politischen Tagesfragen. Individuelle Freiheit Die Freimaurerei soll Erneuerung und Auftrieb von unten, nicht von oben erhalten. Jeder Bruder muß sich in der Öffentlichkeit aktiv zur Freimaurerei bekennen. Regularität Am 4.9.1929 wurden von der UGLoE die „Basic Principles for Grand Lodge Recognition“ als Regelgrundlage der Weltfreimaurerei beschlossen. Eine neue Fassung der alten Grundsätze wurde 1989 von der UGL herausgegeben. Die deutsche Übersetzung lautet: Um als rechtmäßig durch die UGL of England anerkannt zu werden, muß eine Großloge die folgenden Regeln beachten: Sie muß gesetzmäßig durch eine rechtmäßige Großloge eingesetzt worden sein oder durch drei oder mehr selbständige Logen, jede von ihnen mit dem Patent einer rechtmäßigen Großloge versehen. Sie muß wahrhaftig unabhängig und autonom sein mit unbestrittener Vollmacht über die Handwerks- (oder Grund-) Freimaurerei (das sind die symbolischen Grade des Angenommenen Lehrlings-, Gesellen- und Meister-Maurers) innerhalb ihrer Zuständigkeit und in keiner Weise unterworfen sein unter oder die Herrschaft teilend mit irgendeiner anderen maurerischen Körperschaft. Freimaurer innerhalb ihrer Zuständigkeit müssen Männer sein, und sie und ihre Logen dürfen keine maurerische Verbindung zu Logen haben, die Frauen als Mitglieder aufnehmen. Freimaurer innerhalb ihrer Zuständigkeit müssen an ein höchstes Wesen glauben. Alle Freimaurer innerhalb ihrer Zuständigkeit müssen ihre Verpflichtung auf oder in vollem Anblick des Buches des heiligen Gesetzes (das ist die Bibel) oder das Buch, das von dem betreffenden Mann als heilig erachtet wird, ablegen. Die drei großen Lichter der Freimaurerei (das sind das Buch des heiligen Gesetzes, das Winkelmaß und der Zirkel) müssen aufgelegt sein, wenn die Großloge oder ihre, ihr unterstellten Logen geöffnet sind. Die Diskussion über Religion und Politik innerhalb ihrer Logen muß verboten sein. Sie muß die festgelegten Grundsätze und Lehrsätze (die „Alten Landmarken“) und Gebräuche des Handwerks befolgen und darauf bestehen, daß sie innerhalb ihrer Logen befolgt werden. Der Senat der VGLvD hat beschlossen, daß die „Basic Principles“ bindend für alle in Deutschland arbeitenden regulären Freimaurer, Logen und Großlogen sind. Die gegenseitige „Anerkennung“

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Reinigung, Reisen der Großlogen untereinander setzt die Regularität voraus und wird meist durch die Benennung von Großvertretern besiegelt. 1999 sind 129 Großvertreter der ausländischen Großlogen bei den VGLvD benannt, und 100 Großvertreter der VGLvD bei den ausländischen Großlogen. Es besteht wohl kein Zweifel, daß jeder Verein, jede Gruppierung bestimmte Regeln aufstellen muß, um gut zu funktionieren, um nicht auseinanderzufallen. Da die UGLoE die älteste und größte Großloge der Welt ist, hat sie die Möglichkeit der Aufstellung von Richtlinien für sich in Anspruch genommen. Während aber früher fast alle Logen der Erde die von ihr aufgestellten Regeln der Regularität und der Anerkennung als bindend akzeptierten, sind in den letzten Jahrzehnten die kritischen Stimmen zahlreicher geworden. Das liegt an einigen Punkten dieser Regeln, die besonders der > Grand Orient de France völlig anders auslegt. Im Stichwort > REFORM sind sie näher bezeichnet (s.a. > Politik).

Reinigung Besondere Reinigungszeremonien wurden bereits bei den Mysterien durchgeführt. Beim Gang durch die Elemente sind besonders Waschungen durch das Wasser und Reinigungen durch das Feuer bekannt. Die Freimaurerei hat dies in manchen Ritualen übernommen. Wir kennen aus Mo­ zarts freim. Lebenslauf und aus seiner > „Zauberflöte“ die Wandlung durch Feuer und Wasser. Mitunter wurde dies als physische Mutprobe mißverstanden, obwohl es nur ein Mittel der Reini­ gung und Läuterung sein sollte. Auch in bestimmten Graden der Erkenntnisstufen kommen Reini­ gungszeremonien vor. > Elemente, > Mysterien Reisen (Wanderungen, Umgänge, Umführungen) 1) Archetypisches Die Gesetzmäßigkeiten des kosmischen Geschehens prägten schon die Psyche der prähistorischen Menschen. Besonders gravierend war der Sonnenlauf. Symbole dieses Sonnenlaufes sind aus der Steinzeit und Bronzezeit überliefert: Es waren konzentrische Kreise oder Spiralen. Der kleinste obere Halbkreis ist der Tageslauf zur Wintersonnenwende. In der Unterwelt (Schattenwelt) wird die Sonnenbahn in entgegengesetzter Richtung zurückgelegt. Und am folgenden Tag geht die Sonne ein kleines Stück weiter im Osten auf. Der zweite Kreis (oder die Fortsetzung der Spirale) beginnt. Aus dieser Sonnenlauf-Spirale ist das Labyrinth entstanden. Dies haben die mittelalterli­ chen Baumeister in die Kirchen gesetzt (z.B. Chartres). Das Labyrinth ist also auf den Sonnenlauf, auf den Sonnenkult zurückzuführen, zumal das vorgriechische labrys •= Haus der Doppelaxt heißt und die Doppelaxt (Hammer) ein Symbol der Sonne ist. Von Anfang an versuchten sich die Men­ schen mit dem Sonnenlauf zu identifizieren. Die Reisen der Sonne mit dem Wechsel von Tag und Nacht und dem Wechsel der Jahreszeiten mit Winter und Sommer wurde als Urbild des seelischen Reifungsweges gesehen. Die Wiedergeburt der Sonne, also die Lichterteilung an jedem Tag bzw. in jedem Frühling, gab den Menschen der Vorzeit wahrscheinlich schon die Gewißheit der Auferste­ hung. 2) Die Mysterien Diese gaben dem Menschen durch ihr Ritual und am Beispiel der Sonne das Urbild seines Einwei­ hungsweges. Die Sonne muß ihre Fahrt durch die winterliche Tiefe antreten, um dort zu sterben und dann neugeboren wieder aufzusteigen. Genauso unentrinnbar ist der Mensch an das ewige Stirb und Werde gebunden. Sonnenablauf und Lebensreise wurden in den Mysterien als gleich empfunden. Die Suche nach dem Licht (und der Wahrheit) bildete den Sinn der Mysterien und der tägliche Aufgang der Sonne verhieß die Auferstehung. Da die Welt nach alter Tradition aus den vier > Elementen: Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht, mußte ein Suchender bei den Mysterien (und auch bei der Freimaurerei) über diese Stationen geführt werden. Auf diesem Weg mußte er durch diese hindurch, die ihn reinigen, läutern, entsühnen und prüfen, bevor er das Licht sehen, in das Licht eingehen kann.

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Reißbrett 3) Die Freimaurerei Sie kennt von Anfang an die Reisen. Im Wilkinson-Manuskript von 1727: „Werführte dich in die Loge ein? - Der Tarnte Aufseher. - Wie führte er dich ein? - Erführte mich rund um die Loge durch Ost und West und stellte mich dem ersten Aufseher vor. “ Dies läßt den Bezug zum Sonnenauf- und Untergang deutlich erkennen. Später begründen die englischen Logen die Reisen: „Damit alle Brüder sehen konnten, daß ich in rechter Weise vorbereitet war.“ Die kontinentale Freimaurerei fand dies (außer Schröder 1801) unbefriedigend und führte in den meisten Ritualen die Elementen-Reisen und Prüfungen ein. Man ging z.B. zurück auf die Hermetiker (Imhof: Kleine Werklehre der Freimaurerei I): Der Neophyt muß sich in seinem tiefsten Innern erneuern, das Falsche und Wesensfremde muß ab­ sterben, die Erdprobe. Der Neophyt muß sich über die Niedrigkeiten der Gesinnungen und der Gemeinplätze sowie über den Zwiespalt des Wollens erheben, die Luftprobe. Der Neophyt muß jegliches Streben nach eitlem Ruhm und äußerlicher Macht zum Erkalten brin­ gen, die Wasserprobe. Die Seele des Neophyten muß entbrennen für eine edle, aufopferungsfähige Lebensführung, die Feuerprobe. Die Zahl der Reisen ist in den einzelnen Lehrarten unterschiedlich und auch in den Graden ver­ schieden. 4 Reisen und 4 Prüfungen wären bei Durchführung der Elementreisen und -prüfungen logisch. Man faßt sie jedoch meist in 3 Reisen zusammen (AFAM, GLL, ACGL, BFG), wobei oft als Erdprobe der Aufenthalt in der > „Dunklen Kammer“ angesehen wird. Während in romanischen Ländern mit Donnermaschinen das Element Luft dargestellt wird, ist bei den 3WK dieses Element rudimentär durch „Rauschen des Schurzes“ angedeutet. Dagegen wird die Entzündung einer Flamme (des Feuers) gleichzeitig als Erteilen des „großen Lichts“ symbolisiert. Die Berührung mit dem Wasser ist einem späteren Grad (TV) Vorbehalten. - Man kann bei den Reisen auch an die früher üblichen Wanderungen der Steinmetzgesellen denken. Dadurch sollte sich der Geselle in seinem Wissen und Können vervollkommnen. Bei den 3WK werden 1 Reise beim Lehrling, 2 Reisen beim Gesellen und 3 Reisen beim Meisterritual durchgeführt. Während der Umgänge um die Logenmitte werden dem „Reisenden“ Weisheitssprüche zugerufen. In den romanischen Ländern wird dagegen der konkrete Kontakt mit den Elementen durchgeführt. Bei den Lehrlingen hat der Suchende bis zur Lichterteilung eine > Augenbinde umgebunden, um den Weg vom Dunkeln zum Licht der Wahrheit zu demonstrieren. Im Gesellenritual des Eklektischen Bundes erfolgten 2 Reisen im Gegen-Sonnenlauf. Der Geselle sollte/mußte in der Lage sein, auch gegen den Strom zu schwimmen, sich eine von der herrschenden Meinung unabhängige Einstellung zu bewahren.

Reißbrett Das Reißbrett ist heute Symbol auf dem Arbeitsteppich des Lehrlings der GLL (mit eingetragenem Andreaskreuz), bei der BFG als weiße Tafel. Die 3WK kennt das Reißbrett nicht mehr, obwohl es auf einer Arbeitstafel von 1753 noch zu finden war. Die neuzeitliche Tafel der AFAM enthält kein Reißbrett mehr. Beim schwedischen System der nordischen Länder sind meist 9 geometrische Fi­ guren aufgezeichnet, deren Bedeutung nicht vollständig geklärt ist, obwohl zahlreiche tiefgründige Bücher darüber geschrieben worden sind. Es ist Aufgabe des > Meisters, am Reißbrett zu arbeiten, um die Baurisse zu entwerfen, nach denen der Tempelbau aufgerichtet und die Mitglieder der Bau­ hütte arbeiten sollen. Die Gesetze, nach denen der Meister die Entwürfe anzufertigen hat, sind die­ jenigen, die der ABaW der Welt und den Menschen gegeben hat. Darum ist das Reißbrett das Sym­ bol des Gesetzes und der Moral. In der GLL wird das Reißbrett auch mit dem heiligen Geist gleichgesetzt, der sich im Logos äußert. Der Bruder muß im Reißbrett die Aufforderung erblicken, seine Selbstfindung zu planen und zu betreiben. Schon der Lehrling der GLL soll seine Arbeit mit dem Plan des ABaW in Übereinstimmung bringen, die dieser sozusagen auf dem Reißbrett nieder­ gelegt hat.

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Rekord-Tabelle der Freimaurerei Rekord-Tabelle der Freimaurerei Informationen aus der Schrift von Br. Wolfgang Brachvogel „Von Maurern und Logen. Interessan­ tes und Kurioses aus aller Welt“, 1979, Bauhütten Verlag. II-war /kr kleinste Freimaurer? Br. Charles S. Stratton. Er war 61cm groß und trat Mitte des 19. Jahrhunderts als General Tom Thumb („Däumling“) im Circus Barnum auf. Er gehörte der „St. John’s Lodge“ Nr.3 in Bridge­ port, Conn., an. Wer war der längste Freimaurer? Br. Robert Pershing Wadlow mit 2,70m. Er wurde mit 21 Jahren in der „Franklin Lodge“ Nr.25 in Alton, Ill., aufgenommen, starb aber mit 22 Jahren. Wer war der stärkste Freimaurer? Br. Thomas Topham. Er stemmte sich gegen einen Mauerstumpf und konnte von zwei Pferden nicht weggezogen werden; er zog sie zu sich heran. Der Br. Desaguliers richtete ihm das Wirtshaus „Sign of the Ship“ ein, nachdem er durch die böse Zunge seiner Frau aus dem Haus getrieben wor­ den war. Er nahm ihn zum Freimaurer auf und gründete seinem Schützling zu Ehren die „The Strong Man Lodge“ Nr. 68. Wer war am längsten Freimaurer? Br. Charles McCue. Er wurde am 14.6.1756 in Nordirland geboren und mit 18 Jahren aufgenom­ men. 1837 wanderte er nach Canada aus und schloß sich dort der „St. John’s Lodge“ Nr.68 in In­ gersoll, Ontario, an. Als er am 5.5.1870 starb, war er fast 95 Jahre Freimaurer gewesen. Wer war am längsten Großmeister? Br. Augustus Frederick, Herzog von Leinster, war von 1813-1874, also 61 Jahre Großmeister in Irland. Wer gebürte den meisten Lagen aktiv an ? Der Pfarrer, Br. William Henry Cooper, gehörte 17 Logen in 6 verschiedenen Ländern an (Irland, England, Australien, Neuseeland, Britisch-Kolumbien und Kanada). Drei Logen gründete er selbst und war deren erster Meister vom Stuhl. Wer verbrachte „sein ganzes Leben “ in der Loge? Br. Henry Rice Adams erblickte das Licht der Welt im Freimaurertempel. Seine Eltern hatten den Raum über ihrem Kaufmannsladen an die „Monticello Lodge“ Nr. 16 vermietet. Als bei der Mutter die Wehen einsetzten, ließ der Arzt, der zugleich Zweiter Aufseher der Loge war, diese wegen der beengten Verhältnisse in den Logenraum bringen. 23 Jahre später wurde Adams im gleichen Raum als Freimaurer aufgenommen. Von 1903-1904 war er Großmeister der Großloge von Minnesota. Im Jahr 1928 erlitt er während einer Arbeit der „Minnesota Lodge“ Nr.224 einen Herzschlag und verstarb noch im Logentempel. Welcherfreim. Schriftsteller benutzte die meisten Pseudonyme? Das war der Schriftsteller, Br. Kurt Tucholsky (1890-1935), und zwar: Theobald Tiger, Ignatz Wrobel, Peter Panter, Kaspar Hauser und schrieb natürlich auch unter seinem eigenen Namen. Er war Mitherausgeber der „Schaubühne“ (später „Weltbühne“), verfaßte meist kritische und satirische Vers- und Prosawerke. Seine Aufnahme in die Loge „Zur Morgenröte“ erfolgte 1924. Welcherfreim. Sänger verkaufte die meisten Schallplatten? Br. Gene Austin verkaufte zwischen 1924 und 1930: 86 Millionen Schallplatten. Sein Welterfolg war der Schlager „My Blue Heaven“. Er erhielt als erster eine „goldene Schallplatte“. Er gehörte der „St. Cecile Lodge“ Nr.568 in New York City an. Welcher Freimaurer war derfleißigste Komponist? Br. Joseph Haydn (1732-1809). Er komponierte über 100 Sinfonien, 70 Streichquartette, 70 Streichund Klaviertrios, 20 Opern und vieles andere. Er wurde 1785 in Anwesenheit von Mozart in die Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ aufgenommen. Aus seinem Kaiserquintett stammt die Melodie des Deutschlandlieds.

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Rekord-Tabelle der Freimaurerei IPe/r/ii Nationalhymnen stammen noch von Freimaurern? Die Marseillaise Frankreichs. Text und Melodie von Br. Claude Joseph Rouget. Die österreichische Hymne von Br. Wolfgang Amadeus Mozart. Die Melodie der amerikanischen Hymne komponierte Br. John Stafford Smith. Wer war der größte Musik-Clown? Der Schweizer Br. Dr. Adrian Wettach (1880-1959). Er nannte sich Grock und brachte mit seiner Geige und seinen Späßen ganz Europa von London bis Bukarest zum Lachen. Von 1951-1954 leitete er seinen eigenen Zirkus. Er war Mitglied einer Loge der Grande Loge de France. Welcher katholische Geistliche ist im Freimaurer-Schur^ beerdigt worden? Im 18. Jahrhundert waren nach einem Verzeichnis der Logen von Österreich-Ungarn 400 katholische Priester als Mitglieder namentlich aufgeführt. Die Geistlichkeit des Benediktiner-Stifts Melk in der Wachau bildete fast geschlossen eine Loge. Der Abt des Klosters, Br. Hauer, ordnete an, ihn nach seinem Ableben mit dem Freimaurer-Schurz bekleidet in den Sarg zu betten und diesen mit einem Meisterhammer zuzunageln. Welcher Staat hat die meisten regulären Großlogen? Die USA, nämlich 49. Jeder Bundesstaat darf - im Gegensatz zum sonstigen strengen englischen Reglement - eine eigene Großloge haben, die völlig souverän ist. Welches Fogenhaus ist am höchsten gelegen? Das der Loge „Dach der Welt“ Nr. 1094 in Oroya in Peru. Es befindet sich in den Anden in 4317 Meter Höhe. Welches ist der seltsamste Pachtzinsfür ein l aigenhaus? Als 1815 der Sitz des Gouverneurs von Bermuda nach Hamilton verlegt wurde, gab es für den bisherigen Regierungssitz in St. George keine Verwendung mehr. Das 1620 errichtete erste Steinhaus auf Bermuda wurde daraufhin 1816 der Loge „St. George“ Nr. 266 (jetzt 200) für den symbolischen jährlichen Pachtzins von 1 Pfefferkorn zum Gebrauch als Logenhaus überlassen. Daß sich bis heute nichts daran geändert hat, belegt ein Foto in „The National Geographie Magazine“ von Februar 1954, auf dem der Schatzmeister der Loge dem Gouverneur das Pfefferkorn überreicht. Welches war das höchste Denkmalfür einen Freimaurer? Das des ersten Präsidenten der USA, Br. George Washington, in Washington D.C. Es ist 169,3m hoch und hat 898 Stufen bis zur Spitze des obeliskartigen Bauwerks. Gibt es Interessengruppen-Fogen? In den angelsächsischen Ländern gibt es zahlreiche „Class Lodges“, die nur Mitglieder einer einzigen Interessengruppe aufnehmen. Blinde Freimaurer sind in der Loge „Lux in Tenebris“ (Licht in der Finsternis) zusammengefaßt. - In der 1911 gegründeten „London Mayor’s Lodge“ Nr. 3560 werden nur ehemalige oder amtierende Bürgermeister von London oder seiner Vorstädte aufgenommen. - Die Loge „Bank of England Lodge“ Nr.263 nimmt nur Angestellte dieser Bank auf. - In London existierte in den dreißiger Jahren auch eine „Radiumloge“, die nur Chemiker aufnahm, die mit strahlenden Elementen arbeiteten. Der MvSt trug eine Halskette, in die eine winzige Menge Radium eingeschlossen war. Entdecker, Erfinder und andere rekordverdächtige Freimaurer Der Bruder und amerikanische Admiral Richard E. Byrd erreichte als erster Mensch am 6.4.1909 den Nordpol. Nordgrönland heißt nach ihm Peary-Land. 1929 überflog er den Südpol. Er warf dort (und auch über dem Nordpol) freim. Fahnen ab. Aufgenommen 1896 in der „Kane Lodge“ Nr.454 in New York. Der dänische Naturwissenschaftler, Br. Hans Christian Orsted (1777-1851), entdeckte den Elektromagnetismus. Er wurde 1812 Freimaurer. Br. Jakob Freiherr von Berzelius (1779-1848) führte die heute gebräuchliche chemische Symbolsprache ein, entdeckte die Elemente Cer, Lithium, Selen, Thorium und begründete die ehern. Elementaranalyse. Er wurde 1805 in die Loge „St. Erik“ in Stockholm aufgenommen.

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Religion Br. Albert Abraham Michelson war 1907 > Nobelpreisträger für Physik und bewies Einsteins Relativitätstheorie. 1874 wurde er in der „Washington Lodge“ Nr.21 in New York aufgenommen. Br. Henry Ford (1863-1947) war „Erfinder“ der Fließbandarbeit, erhöhte aber gleichzeitig die Löhne. 1894 wurde er in die „Palestine Lodge“ Nr.327 in Detroit aufgenommen. Religion „Religio“ kann abgeleitet werden von lateinisch reigare = binden (Verbindung des Menschen mit Gott) oder von lateinisch seligere = sorgsam beachten (sorgfältige Beachtung des Kultes). Religion ist das System der Lehre und die Gemeinschaft derer, die diese Lehre annehmen, > Religiosität ist die innere Haltung. Alle Religionen sind durch Gemeinsamkeiten gekennzeichnet: Die Religion ist der Bezug des Menschen zu einer transzendenten Gestalt oder Gottheit. Zentrale Idee jeder Religion ist die Gottesvorstellung, die mit Jenseitsvorstellungen verbunden ist. Verkündet wird die Religion durch einen Stifter und sein Offenbarungserlebnis. Die Offenbarungsinhalte sind in heiligen Texten oder einem heiligen Buch niedergelegt (Buchreligionen). Sie beschreiben den Heilsweg. Die Texte sind in verhaltensbestimmenden Normen, Geboten, Anweisungen, kultischen Verpflichtungen, Dogmen (z.B. Gebet, Dank, Opfer) kodifiziert. Einhaltung oder Nichtbeachtung ziehen Folgen nach sich: Lob und Strafe, Himmel und Hölle, Glückseligkeit und Verdammnis. Religiöse Weihen und Gnadenspenden (Sakramente) begleiten das Leben: Geburt, Hochzeit, Tod. Die Menschheit ist zu 79% religiös gebunden. Von der Weltbevölkerung sind 1990 etwa: 32,4% Christen (1 550 000 000 Menschen) 17,1% Muslime 13,5% Hindus 6,2% Buddhisten 4,7% Anhänger von Stammesreligionen 3,9% Universismusanhänger 0,5% Anhänger von Sikkismus, Bahaismus, Jainismus 0,4% Juden Von den Christen sind 55,7% Römisch-katholisch 18,9% Protestanten 11,2% Freikirchen 8,4% Ostkirchen (orthodox) 4,4% Anglikaner

Der Freimaurerbund ist keine 'Religion und kein Religionsersatz. Er fordert nicht die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Er tastet kein religiöses Dogma an und macht sich keines zu eigen. Der Freimaurer ist aber religiös in weitestem Sinne. (> Religiosität) Der Freimaurerbund will das Hier und Heute bewältigen helfen und tastet die unterschiedlichen Gottes- und Jenseitsvorstellun­ gen seiner einzelnen Brüder nicht an. Der Bund hat weder ein heiliges Buch noch einen Heilsweg. Er bietet keine Lösungen zu Welträtseln und letzten Geheimnissen an. Er kennt keine Dogmen. Jenseitiger Lohn oder Bestrafung ist nicht seine Sache. Sakramente, Gnade oder Erlösung spendet er nicht. „Alle Religionen sindgleich gut, wenn nur die Deute, so sie professieren, ehrliche Deute sind. Und trenn Türken und Heiden kämen und wollten das Dand peublieren (bewohnt machen), so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen. Ein jeder kann bei mir glauben, was er will, wenn er nur ehrlich ist. “ (Friedrich der Große in seiner Antwort auf die Anfrage des preußischen Generaldirektoriums aus dem Jahr 1740, ob ein Katholik Bürgerrechte im Lande erwerben könne.) Die tolerante Haltung gegenüber der Mannigfaltigkeit der Religionen wird in einem Bild des Zen-Buddhismus dargestellt: „Ein und derselbe Mond spiegelt sich in allen Wassern. Alle Monde im Wasser sind eins in dem einen einigen Mond. “

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Religiosität Religiosität Der Freimaurer wird in den > „Alten Pflichten“ aufgefordert, sich zu der Religion zu bekennen, in der alle Menschen übereinstimmen. Diese Haltung wird aus der englischen Geschichte verständ­ lich, denn das englische Parlament erzwang 1679 die „Habeas Corpus Akte“ und 1689 die „Tole­ ranzakte“, in der eine gewisse Religionsfreiheit gewährt wurde. Die Akzeptanz verschiedener Reli­ gionsrichtungen begünstigte das Aufblühen der Freimaurerei. Die > „Alten Pflichten“ von 1723, die auch heute noch von allen Freimaurern als im Prinzip verbindlich anerkannt werden, verlan­ gen eine Religiosität, für die sie ein breites Toleranzfeld angeben. Der erste Abschnitt lautet: „Von Gott und der Religion Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesety yu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner [einfältiger Atheist*] noch ein bindungsloser [irreligiöser*] Freigeist sein. - In alten Zeiten waren die Maurer injedem Fände ywar verpflichtet, der Religion anyugehören, die in ihrem Fände oder Volke galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur yu der Religion yu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, undjedem seine besonderen Überzeugungen selbst belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei yu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen yu stiften, die einander sonst stän­ digfremdgeblieben wären. “ [Übersetzung von 1965 von einer Bearbeitergruppe. * - ältere Übersetzung] Über die in den „Alten Pflichten“ erwähnte „Catholic Religion“ siehe > christliche Freimaurerei. Im Konstitutionenbuch (den „Alten Pflichten“), 2. Auflage, deutsche Übersetzung 1743 heißt es (S.28): „Solange der Frey-Maurer-Orden in Engelland bekannt ist, hat derselbe so viele redliche Feute, als sich nur von diesen unterschiedenen Partteyen gemeldet, Catholische und Protestanten, Bischöffliche und Presbyterianer, Whigs und Torys, aufgenommen, und alle Partheylichkeit beiseite gesetyet. ... Ich begehe hieraus keineswegs den Schluß yu machen, daß man bei dem Eintritt in den Orden allespartheyische ablege. Nein; der Orden würcket keine Wunderwerke. Der Catho­ lische blieb Cathoüsch; der Protestant ein Protestant; der Bischöffliche behielt seinen vorigen Eiferfür seine hohe Kirche, und der Presbyterianerfuhr beständig fort, die Z-ueht der Seinigen yu behaupten. Der Tory und der IFTizg verfochten jeder be­ ständig ihre Sache: dennoch konnten alle diese Spaltungen in einen Orden, wo niehmals davon die Frage gewesen, keinen Sauerteig bringen. Ein Orden, welcher yur Erhaltung des Friedens unter Brüder aufgerichtet war, konnte und mußte keine Parthey nehmen. Die Verbitterung und Zanksucht waren aus der Foge verbannet. Gewiß eine herrliche Würckung der Grundsätze dieser Gesellschaft! Sie vereinigte alle Partheyen, ohnejemals eine eigene Parthey yu errichten, so ungleich auch die Gedancken der Mitglieder, in Ansehung auswärtiger Geschäffte seyn mochten. “ Man beachte, daß im 18. Jahr­ hundert in England die Freimaurerlogen die einzigen Orte waren, wo sowohl katholische Christen wie nichtkatholische Christen verschiedener Konfession, wie auch die Angehörigen und Anhänger politischer Parteien friedlich und brüderlich miteinander umgehen konnten. Und diese Toleranz hat die Freimaurerei bis auf den heutigen Tag als ihr Ideal beibehalten und mindestens in der The­ orie als Prinzip durchgeführt. Die Freimaurerei erwartet heute von ihren Mitgliedern zwei Über­ zeugungen: 1. ) Der Freimaurer erkennt im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewußtsein des Menschen einen Schöpfergeist höchster Weisheit, Schönheit und Stärke und verehrt ihn im Sinn­ bild des > ABaW. 2. ) Der Freimaurer betrachtet den > Tod nicht als das absolute Ende, sondern soll die Hoffnung auf etwas Unzerstörbares im Menschen haben. Darum spricht er von seinen verstorbenen Brü­ dern: sie seien im > „Ewigen Osten“. Der Lebenszyklus des Entstehens, Erhaltens und Vollen­ dern wird erst sinnvoll durch ein höchstes Symbol. Durch die Überbetonung des Intellekts sind andere, früher kräftig sprudelnde Lebensquellen wie die Gemüthaftigkeit, die Religiosität und kosmische Nähe für den heutigen, sehr rational und materiell denkenden Menschen verschüttet worden. Die Freimaurerei will die emotionalen und transzendenten Kräfte wieder freilegen und sie für Humanität und Nächstenliebe aktivieren. ,Meine Religiosität besteht in einer demütigen Bewunderung des unendlich überlegenen Geistes, der sich in dem Wenigen offenbart, was wir mit unserer schwachen und hinfälligen Vernunft von der Wirklichkeit yu erkennen vermögen. “Albert Einstein.

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Ring Ring Der Ring ist ein Symbol der Ewigkeit, der Unsterblichkeit und der Unendlichkeit, weil er weder Anfang noch Ende hat. Im > Uroborus, der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, wurde dies schon in uralten Zeiten symbolisch ausgedrückt. Der Ring ist nicht nur ein Schmuckstück, sondern auch ein symbolisches Zeichen der Repräsentation, der Würde, der Stellung, der Macht, der Magie. Fingerringe sind vom 4.Jahrhundert v.Chr. aus dem sumerischen Ur erhalten. Als Siegelring ist er seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. bekannt. Römische Senatoren trugen Standesringe, der römische Papst den Fischerring, Kaiser und Könige einen Krönungsring. Vom Mittelalter an wurde der Frau zum Zeichen der Bindung ein Verlobungsring gegeben, aus dem sich der Ehering als Symbol der Treue entwickelte. Als Zeichen magischer Gewalt ist der Ring Salomos bekannt geworden. Über Amulettringe mit magischen Zeichen wird bei mittelalterlichen Kabbalisten wie Reuchlin und Agrippa von Nettesheim berichtet. In der Freimaurerei sind verschiedene Ringe bekannt: Karl Gotthelf Reichsfreiherr von Hund (1722-1776) wurde mit dem goldenen Heermeisterring der Strikten Observanz beigesetzt. Er trug die Initialen NVIO - nulla vi invertitur ordo = Durch keine Gewalt kann der Orden gestürzt werden. Innen waren die Anfangsbuchstaben L.V.C. (= Labor viris convenit - Arbeit ziemt den Männern!) eingraviert. Dies war der Wappenspruch der siebenten Provinz der Strikten Observanz (das ist Deutschland). Theodor Vogel erhielt 1961 für seine Verdienste für die Einheit der Freimaurerei in Deutschland ei­ nen Ehrenring in Gold, der dem Heermeisterring nachgebildet war. Die Mitglieder des VIIL Grades der GLL erhalten bei der Weihe zu diesem Grad den besonders ge­ stalteten Kapitelring. Darauf befinden sich das Ordenskreuz und die Initialen „I D S“ = in Domino spes = Im Herrn ist Hoffnung. Bei den 3WK werden nach dem 2. Weltkrieg an drei besonders verdiente Brüder goldene JZhrenringe der GNML Zu den drei Weltkugeln“ verliehen, die jeweils nach dem Tod ihres Trägers weitergegeben werden. Auf ihrer Siegelplatte ist in Silber das Großlogenabzeichen (das allsehende Auge Gottes im Dreieck mit drei Weltkugeln) aufgebracht. Beim AASR tragen die Inhaber des 33. Grades als 33°-Abgeichen einen Ring, der in einem Dreieck die Zahl 33 zeigt. - Auch von anderen Ringen als Hochgradabzeichen wird berichtet. Der „Vicarius Salomonis“ trägt als Großmeister im Schwedischen System einen Amtsring, der mit einem grünen, viereckigen Stein geschmückt ist, in dem „mit den Buchstaben der verborgenen Sprache das Wort eingraviert ist, welches die Väter des Ordens bewahren“. Der „Lessingring“ wurde mit dem Literaturpreis deutscher Freimaurer von der AFAM fünfmal ver­ liehen (> Preise). Seit 1974 wurde er nicht mehr vergeben. Die deutsche Forschungsloge „Quatuor Coronati“ hat für herausragende Forschungsarbeit einen goldenen Peter-von-Pölnit^-Ring gestiftet. Das einzige Exemplar wird erstmalig 1999 auf Lebenszeit verliehen und nach dem Tod des Trägers an einen anderen würdigen Bruder weitergegeben. Darüber hinaus gibt es im einschlägigen Handel Schmuckringe, die von zahlreichen Freimaurern getragen werden und freim. Symbole (meist Zirkel und Winkel) aufweisen. Diese sollen anzeigen, daß sich der Träger offen zum Freimaurerbund bekennt und sich mit ihm eng verbunden fühlt. Eine verwerfliche Unart soll in USA aufgetreten sein: Die „ring-nockers“ klopfen mit einem Frei­ maurerring auf den Tisch, um z.B. beim Kauf von Waren von einem anderen Bruder Vorteile zu erlangen. Nach dem ersten Weltkrieg entstanden 1925 Arbeitsgemeinschaften aus einigen Mitgliedern alt­ preußischer Logen, die deutschnational, völkisch-christlich und antisemitisch eingestellt waren (> Nationalsozialismus). Es bildete sich der Bielefelder Ring um besonders interessierte Mitglieder der Loge „Freiherr vom Stein“ und der Ring um Mitglieder der Loge „Wilhelm zu den drei Helmen“. Diese Ringe kannten weder Satzungen noch Ämter, weder Abzeichen noch Ehrungen.

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Ringparabel, Ritter Ringparabel Der Freimaurer Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) hat in sein Drama „Nathan der ITWdie Parabel von den drei Ringen eingefügt, die als das Hohelied der Humanität und Toleranz auch die Haltung der Freimaurerei darstellt. Diese Ringparabel ist sehr alt und in vereinfachter Form schon in der Geschichtensammlung „Gesta Romanorum“ niedergeschrieben («■ Die Taten der Römer, um 1300 lateinisch in England oder Deutschland entstanden. Autoren der Römer, Christen, der Antike und des Mittelalters. Erzählung 89: Vom dreifachen Lauf der Welt), außerdem in der Novellen­ sammlung „Cento Novelle antiche“ (etwa zur gleichen Zeit, 78. Erzählung) und als dritte Geschichte des ersten Tages im „Decamerone“ Giovanni di Boccacio (1313-1375). In einem Brief an seinen Bruder Karl weist Lessing selbst auf die Parabel von den drei Ringen im Decamerone hin. Lessings Darstel­ lung ist unter seiner Feder sowohl in ihrem sittlichen Gehalt als auch in ihrer Sprache zu einem ge­ schliffenen Edelstein geworden. Wenn auch die Ringparabel der Höhepunkt ist, hat Lessing das ganze Drama um Nathan herum aufgebaut. In dieser Gestalt wollte er der Persönlichkeit seines Freundes Moses Mendelsohn ein bleibendes Denkmal setzen. Der Inhalt der Ringparabel: Vor grauen Jahren lebte ein Mann im Osten, der einen Ring von unschätzbarem Wert hatte, denn er hatte die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen. Er ließ den Ring seinem liebsten Sohn und setzte fest, daß er immer dem Sohn vermacht würde, der dem Vater der liebste sei. So kam der Ring von Sohn zu Sohn und endlich auf einen Vater von drei Söhnen, die alle gleich zu lieben er sich nicht entbrechen konnte. Auch hatte er die fromme Schwachheit, den Ring einem jeden der drei zu versprechen. Als es zum Sterben kam, ließ der Vater zu einem Künstler senden, der noch zwei weitere, gleiche Ringe machte. Selbst der Vater kann seinen Musterring nicht mehr von den anderen unterscheiden. Er ruft jeden seiner Söhne, gibt ihm seinen Segen und einen Ring und stirbt. Kaum war der Vater tot, kommt jeder mit seinem Ring und will Fürst des Hauses sein. Man untersucht, man zankt, man klagt. Der rechte Ring war nicht erweislich - fast so unerweislich wie der rechte Glaube, auf den Nathan anspielt. Denn der Erzähler ist Jude, der Sultan Muslim und der Tempelherr Christ. Der Streit kommt vor den Richter, der den drei Brüdern sagt: Ich höre ja, der rechte Ring besitzt die Wunderkraft, beliebt zu machen, vor Gott und Menschen angenehm. Das muß entscheiden! Mein Rat ist der: Ihr nehmt die Sache völlig wie sie liegt. Hat jeder seinen Ring von seinem Vater, so glaube er auch, daß er den echten hat. Es eifre jeder seiner unbestoche­ nen, von Vorurteilen freien Liebe nach. Es strebe jeder von Euch, die Kraft des Ringes an den Tag zu legen. Und wenn sich dann des Steines Kräfte bei eueren Kindes-Kindeskindern äußern, so lad ich über tausend tausend Jahre wiederum vor diesen Stuhl. Dann wird ein weiserer Mann auf die­ sem Stuhl sitzen und sprechen. So sagte der bescheidene Richter. Der Sinn der Fabel ist nicht in ei­ ner Herabsetzung des Christentums, noch in einer Verherrlichung des jüdischen oder islamischen Glaubens zu suchen, sondern entspricht der alten freim. Grundidee von „einer Religion, in der alle Men­ schen übereinstimmen“. Den drei monotheistischen Religionen liegt eine gemeinsame allgemeine ethi­ sche Einstellung zugrunde. Es kommt nicht auf die unterschiedlichen religiösen Erscheinungsfor­ men an, sondern auf das sittliche Handeln der Menschen, also auf deren praktische Umsetzung. Ritter (franz.: Chevalier, engl.: Knight) Während wir uns heute meist damit begnügen, die mittelalterlichen Dombauhütten und ihre Steinmetzen als unsere freim. Vorfahren anzusehen, haben einige Brüder schon früh damit begonnen, nach einer vornehmeren Abkunft Ausschau zu halten. Schon > Anderson hat in seiner Chronik zum Constitutionsbuch behauptet, daß die wahrhaften Ritterorden des Mittelalters aus dem Freimaurertum hervorgegangen seien. Umgekehrt führten schon in der Frühzeit andere Brü­ der die Freimaurerei auf den Tempelritterorden zurück. Sie betrachteten sich als legitime Nachfol­ ger des Ordens der Tempelritter (> Templer). Diese Tradition suchte vor allem die romanische Freimaurerei, die > Strikte Observanz, das „Schwedische System“, die GLL und zahlreiche Hoch­ gradsysteme mit Leben zu erfüllen. Die Legende, daß sich Tempelritter nach Schottland gerettet

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Ritual hatten und dort als Baubruderschaft weiterlebten, hat sich historisch nicht nachweisen lassen. Die Stufenleiter der vielen Rittergrade mit klangvollen Namen (Ritter vom Osten und Westen, Ritter vom weißen und schwarzen Adler, Schottischer Ritter des heiligen Andreas u.ä.), die phantasievol­ len Uniformen mit Helm und Harnisch, die ritterliche Namensgebung für jeden Bruder (Ritter vom Degen, Ritter vom Reißbrett u.ä.), die Verleihung der Ritterwürde und der Ritterschlag brachten viele dazu, sich aus Eitelkeit oder aus dem Hang zum Geheimnisvollen den entsprechen­ den Systemen anzuschließen. Abgesehen von Relikten in Hochgradsystemen, bekennt sich in Deutschland nur die GLL zu den edlen Motiven einer ritterlichen Tradition.

Ritual Durch ein Ritual wird der feierliche Ablauf des Geschehens im Tempel (Tempelarbeit) genau fest­ gelegt. Es vermittelt die freimaurerische Lehre in besonderer Form, vor allem in Symbolen und symbolischen Handlungen sowie in Wechselgesprächen zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern. - Das in der Tempelarbeit verwendete Ritual stärkt die Individualität des Bru­ ders, entfaltet seine Persönlichkeit und führt ihn zum besseren Verständnis seines Lebens. Die freimaurerischen Rituale der Johannismaurerei sind in der ganzen Welt nach Form und Inhalt sehr ähnlich und können deshalb von jedem Bruder, auch anderer Sprachen und Obödienzen, verstan­ den werden. Im Ritual umschließt ein geistig-seelisches Band alle Maurer und verbindet sie auch über die Landesgrenzen hinaus. Deshalb können sie sich in allen Logen der Erde zu Hause fühlen. Das Ritual stützt sich u.a. auf ein Wechselgespräch zwischen dem MvSt und den Aufsehern und enthält Erkenntnisse und Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und durch diese gebundene Form an die Nachwelt weitergegeben werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der Werkmaurer und Steinmetz-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen, sondern auch auf die Weisheiten der Mysterienbünde, Lichtkulte und philosophischen Schulen. Unter Ritual wird allgemein der rechte Ablauf einer kultischen Handlung verstanden, wie er vielfach bei religiösen Kultabläufen angewandt wird. Auch im freimaurerischen Ritual wird versucht, den Menschen mit seinen unbewußten Bereichen aufzuschließen für das Transzendente, Numinose, Göttliche. Das Ritual vermittelt das freimaurerische Lehrgut nicht allein intellektuell durch verstandesmäßiges Er­ fassen, sondern der tiefere Gehalt der in Riten gekleideten Lehren wird unmittelbar erlebt und über dieses Erlebnis unbewußt verankert. Warum das Ritual gerade so und nicht anders zelebriert und gesprochen wird, hat seinen Sinn in den psychologischen Grundlagen und Archetypen der Menschheit. - Während der rituellen Arbeit kommt der Maurer aus der Alltagswelt in einen rituel­ len Raum (den „Tempel“); er tritt aus der profanen Zeit in eine rituelle Zeit ein (Mittag - Hochmit­ tag - Mitternacht - Hochmitternacht); die Mitglieder haben ein rituelles Alter (3 Jahre, unter 7, über 7); sie tragen eine rituelle > Bekleidung. Dieses bewußte Abheben von den alltäglichen Le­ bensgewohnheiten unterstützt die Bereitschaft des Menschen, sich mit immateriellen Dingen zu beschäftigen. Dazu trägt auch die altertümliche Ritual-Sprache bei, in der das Ritual verfaßt ist. Der Ritualtext ist nicht „veraltet“, wie manche jungen Brüder meinen, denn die damit verbunde­ nen Aussagen bedürfen keiner Änderung. Schon in den Mysterienbünden waren Wort, Kulttanz und Musik die Elemente, die den Menschen zur Begegnung mit dem Numinosen führten und das kollektive Unbewußte erfahrbar machen sollten. Auch heute hören wir das Wort im rituellen Wechselgespräch der Beamten und die begleitende Musik. Der Kulttanz ist nur noch rudimentär in Schritten, Zeichen, bei der Kettenbildung und im Wiegen beim Abschluß des Kettenliedes (3WK) erhalten. Beim Ablauf des Rituals soll der Mensch in ausgeglichener Weise einem inneren Höhe­ punkt zugeführt werden (bei der Initiation zur geistigen Neugeburt) und dann wieder in den pro­ fanen Bereich zurückgleiten. Auf diesem harmonischen Weg löst er sich vom Alltag, legt den „alten Adam“ ab, „ordnet sich bewußt in die Gesetzmäßigkeit des großen kosmischen Geschehens ein “. „Er soll durch diese lebendige Beziehung ^wischen Mikrokosmos und Makrokosmos lernen, sein Geben in zunehmendem Maße aus einem übergeordneten Bewußtsein heraus zu gestalten“ (Hjalmar Vollkammer). Diese Rückbesinnung bietet einen Weg zur Wiederherstellung des menschlichen Gleichgewichts, das im täglichen Streß und Trott

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Ritual verloren zu gehen droht. Hierdurch schöpft der Mensch neue Kraft, die er nach Rückkehr in den Alltag zur Wirkung bringen kann und soll. Der Freimaurer verschließt sich trotz allgemeiner Ver­ äußerlichung, Materialisierung und Technisierung unseres Daseins keineswegs den modernen Le­ bens- und Arbeitsformen, die letztlich zur Humanisierung der Welt beitragen sollen. In dieser täg­ lichen Daseinsbewältigung sieht er jedoch nur eine Seite der menschlichen Existenz. Sie bedarf der Ergänzung und der Schaffung eines Gegengewichts. Im Ritual wird diese andere Seite so ver­ mittelt, daß sie auch den Menschen von heute anspricht. Er findet dadurch vielleicht den Ausgleich zwischen der rationalen Denkweise und den im Unterbewußtsein schlummernden Kräften und kommt so zur vollen Persönlichkeitsentfaltung, zur Selbstverwirklichung, zur Individuation. Die Überforderung des heutigen Menschen durch Überkommunikation und eine überwiegend ratio­ nale Umwelt hält ihn ständig in Beschäftigung und läßt ihn kaum zum eigenen Nachdenken kom­ men. Seine tiefinnerliche Erlebniswelt verkümmert dabei. Die Logengemeinschaft kann dann eine hilfreiche Gruppe sein, die durch das gemeinsame Erleben des Rituals den Menschen innerlich auf­ schließt, ihn stärkt und aufbaut und die Frustrationen des Alltags ausgleicht. Der Bruder lädt in der Tempelarbeit seinen inneren Akku wieder auf. Beim Erlebnis des Rituals werden seelische Bereiche erschlossen, an die Worte und Begriffe nicht mehr heranreichen. Durch die Teilnahme am Ritual erkennt sich der Bruder als Teil des Universums. Er wird sich seiner Stellung und Aufgabe als Mensch im Leben bewußt und mit neuen Impulsen in den Alltag entlassen. Die Besinnungspause kann ihm helfen, seine Kraft und seinen Lebensmut zu stärken. Das Ritual ist ein dynamisches Symbol des großen kosmischen Geschehens, das dem Bruder zu der Einsicht verhilft: Er steht als Mensch nicht mehr für sich allein; er steht nicht mehr gegen die Welt oder gegen sein eigenes Selbst. Er steht in der Welt und fühlt sich als Teil derselben. Er ist erfüllt von Dankbarkeit und Liebe und wird durch die Stärke des Erlebnisses einen Teil davon in den normalen Tagesablauf einbringen. Die rituelle Tempelarbeit ist eine (oder besser die) Besonderheit der Freimaurerei. Nicht ohne Grund ist und bleibt das Ritual die tragende Säule des Bundes. Es wird zum Erlebnis­ träger, zum Mittelpunkt freimaurerischen Denkens und Handelns. Es ist gewissermaßen der Bau­ plan der Bruderschaft. Die meisten philosophisch oder gesellschaftlich orientierten Vereinigungen un­ terscheiden sich von der Freimaurerei dadurch, daß sie kein Ritual verwenden, sich also kein geis­ tig-esoterisches Gerüst geben können, welches auch das Unbewußte anspricht. Erst mit dem Er­ lebnis der rituellen Aufnahme erwirbt ein Suchender die Mitgliedschaft in der Loge und wird Freimaurer. Die freimaurerischen Ritualhandlungen haben weder magisch-mystischen, noch reli­ giös-sakralen Charakter; sie haben nichts mit dem Spenden von Sakramenten zu tun. Sie wirken psychologisch und berühren den konfessionellen Glauben des Teilnehmers in keiner Weise. Jede der fünf deutschen Großlogen hat ihr eigenes, für ihre Johannislogen verbindliches Ritual. Ein­ zelne Logen können unter bestimmten, historisch bedingten Voraussetzungen besondere Rituale anwenden, wenn ihre Großloge dem zustimmt. Die 3WK und die GLL können auf sehr alte, etwa 200 Jahre alte Ritualtexte zurückgreifen. Für die AFAM schuf deren Ritualkollegium nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Ritual, da diese Großloge viele Logen unterschiedlicher Obödienz in sich aufgenommen hat. Es erhielt Mitte der 80er Jahre seine heute gültige Fassung, greift aber auf die alten Rituale der früheren Großlogen zurück. Bei dieser Vielfalt wird es in Deutschland ein Einheitsritual glücklicherweise nie geben. (> Einigungsbestrebungen in Deutschland) In England und den USA durften Ritualtexte ursprünglich nicht gedruckt werden, sondern wurden mündlich weitergegeben. Dies führte besonders in der Anfangszeit zu zahlreichen Abwandlungen. Heute liegen privat gedruckte Ritualtexte vor, wobei alle Wörter durch. Abkürzungen oder Anfangsbuchstaben angegeben sind. Innerhalb der UGL sind etwa 14 nur geringfügig un­ terschiedliche Rituale in Gebrauch, z.B. „Taylor“, „Bristol“ und „Emulation“ (- BFG). (> Chif­ fre-Bücher) Jedes Ritual erfordert seines Zieles wegen eine psychologische Folgerichtigkeit. Es muß in sich „stimmig“ sein. Deshalb darf es nicht dem Zeitgeist oder modischen Trends unterworfen werden. Es kann nur an seiner Wirkung auf die Brüder gemessen werden. „Modernisierungen“ werden meist von Brüdern vorgeschlagen, die erst kurze Zeit im Bund sind oder nur geringe

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Ritualfreiheit, Rosen rituelle Erfahrungen besitzen. Ein Wort zum Geheimnis des Rituals: Vor dem Eintritt in den Freimaurerbund sind Ritual und Symbolik die „großen Unbekannten“. Es bleibt dem Erlebnis des Einzuweihenden Vorbehalten. Gerade aber um Fehleinschätzungen und Mißdeutungen vorzubeugen, verpflichten sich die Brüder zur Verschwiegenheit über die konkreten Formen des Rituals. Soviel kann aber auch der Außenstehende erkennen: In der rituellen Arbeit werden dem Freimaurer Erkenntnisbereiche erschlossen, die in der heutigen Zeit nur noch wenig gepflegt werden, aber für ein erfülltes Leben unbedingt notwendig sind, um den Menschen zu einer harmonischen Persönlichkeit zu machen. Dieses Erlebnis einer sinnvollen Lebensergänzung, dieser Ausgleich zur Intellektualität birgt das eigentliche „Geheimnis“ der Freimaurerei. Ritualfreiheit Die deutschen Logen sind in Bezug auf ihr Ritual an die > Lehrart ihrer Großloge gebunden. In Ausnahmefällen können historisch gewachsene Rituale von der Großloge zugelassen werden. Jede Großloge hat eine Ritualkommission / ein Ritualkollegium, die über jede Änderung berät und das Ergebnis dem Entscheidungsgremium der Großloge zur Beschlußfassung zuleitet. Eine allgemeine Ritualfreiheit gibt es in Deutschland nicht. In England können die Logen zwischen verschiedenen geringfügigen Varianten des Rituals wählen. Dort hatten sich wegen der mündlichen Überlieferung einige Unterschiede entwickelt. Die „Lodges of Instruction“ wachen heute darüber, daß keine wei­ teren Veränderungen an den mündlich weitergegebenen Ritualtexten mehr eintreten. Großlogen anderer Länder regeln die Verbindlichkeit der Ritualtexte und die Ritualfreiheit auf ihre Weise. Rosen, freimaurerische Die Rose nimmt seit vorgeschichtlicher Zeit bis heute eine bevorzugte Stellung unter den Blumen ein. Schönheit der Form und zarter Duft kontrastieren zu den Dornen, die sie besitzt. Sie wandelt sich von der Knospe über die Blüte zur Frucht (Hagebutte). Die Römer sahen in der Rose die my­ stische Kraft der Wiedergeburt und legten sie bei den Totenfesten (Rosalien) auf die Gräber. Die Bauhütten des Mittelalters schmückten die Dome mit einer Rose aus Stein als Zeichen der Voll­ kommenheit. Die Rose ist Symbol der Verschwiegenheit. Man sagt oder /erfährt etwas „sub rosa“ = unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Die drei freimaurerischen Rosen begleiten den Lebens­ lauf des Maurers. Er erhält sie bei der Aufnahme, kommt mit ihnen jedes Jahr beim > Johannisfest (Rosenfest) durch die Johannisrosen in Berührung, und man legt sie ihm als letzten Gruß auf den Sarg. Ihre Farben sind weiß, rot, rosa. Für den Freimaurer ist die Rose das Symbol der Wandlung, nämlich der Sehnsucht des Menschen nach einem neuen, höheren Leben (Wiedergeburt). Wir alle sind noch mit dem Irdischen (Rot) verhaftet. Wir versuchen, auf unserem Lebensweg schon ein Stück der Unvergänglichkeit einzufangen und schwächen den Einfluß des Materiell-Erdhaften schon etwas ab (Rosa). Aber als Ziel wollen wir am Ende unserer irdischen Laufbahn in ein unver­ gängliches geistig-göttliches Seelenreich (Weiß) eingehen. Die Farben Weiß - Rot - Rosa symboli­ sieren nach dem Wahlspruch von Johann Gottfried Herder: Licht - Liebe - Leben (geistiges Prinzip und Symbol der Gottheit - leidenschaftliches, irdisches, gebärendes Prinzip - Wanderung zwischen diesen beiden Welten). Geist - Materie - Beseelung. Leben - Sterben - Auferstehung. Glaube - Liebe Hoffnung. Und beim Rosenfest: Mutter - Ehefrau - Tochter. Die Farben Weiß und Rot stehen für die Gegensätze: Geist - Materie; männlich - weiblich; Leben - Tod; Sonne - Mond. In alten Zeiten konnte man eine weiße Lehrlingssäule und eine rote Gesellensäule finden. Die Gegensätze zu ver­ einigen, ist ein freimaurerischer Auftrag. Die rosafarbene Rose stellt die Vereinigung der rot-wei­ ßen Polarität dar, also der Geistigkeit mit der Körperlichkeit, damit aber auch die Überwindung des Diesseits im Gemüt des warmen Herzens. Bei einer freim. Trauerfeier werden drei Rosen auf den Sarg gelegt. Die Zeremonie ist im Stichwort > „Begräbnis, freim.“ beschrieben. Als „Rosen“ werden auch die Verzierungen auf den Maurerschurzen bezeichnet: Gesellen = zwei, Meister = drei Rosen. Der Logenname „Zu den drei Rosen“ war sehr beliebt. In der Hamburger Loge dieses Namens wurde Lessing aufgenommen.

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Rosenkreutz, Rosenkreutz, Rosenkreuzer Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts plötzlich in Deutschland auftauchenden Schriften von einer „Bruderschaft der B.osenkreurpr“ weisen auf eine ältere Tradition hin oder sollen eine solche belegen. Der Name Christian Rosenkreut:? und der Begriff „Rosenkreuzer“ konnte allerdings vor dem 17. Jahrhun­ dert bislang nicht nachgewiesen werden. Etwa 1610 erschien anonym, ohne Angabe von Ort und Jahr, in handschriftlicher Fassung die „Fama Fratemitatis oder Bruderschaft deß hochlöblichen Ordens Roseae Crucis. An die Häupter, Stände und Gelehrten Europae“. So lautet der Titel der frühesten bislang nachge­ wiesenen Ausgabe in der Universitätsbibliothek Salzburg. Im Text wird dargelegt, daß es sich um sehr alte Überlieferungen handelt, die hier nur um ein weiteres Mal veröffentlicht wurden. Neo­ platonische, gnostische und kabbalistische Elemente lassen an den Einfluß der Akademie der Medi­ éis in Florenz denken, an Kreise um den Pforzheimer Kabbalisten Johannes Reuchlin (1455-1522) oder an die Schulen des Malorquiners Ramón Lull (1232-1316). Der vielfach verschlüsselte Text handelt von Vatter R.C., der sich über Cypern und dem mysteriösen Damcar nach Jerusalem auf­ macht, das er nie erreicht. Seine Studien in Damcar lassen ihn Jerusalem bald nicht mehr als wich­ tig erscheinen. Über Ägypten reist er nach Fez, der großen alten Weisheitsschule des Orients. Hier erhält er Einblick in den tieferen Sinn der Mikro- und Markrokosmoslehre, die schon als Tabula Smaragdina des legendären > Hermes Trismegistos seit altersher gepriesen wurde und die durch die Tra­ dition der mental-alchimistischen Literatur über die Jahrhunderte in Europa bekannt blieb. Nach seiner Rückkehr plant er nach dem Vorbild arabischer und afrikanischer Weisen in seiner Heimat einen Bund zur geistigen Erkenntnis und Erneuerung. Keim dazu ist die Gründung einer Bruderschaft vom Rosenkreut:?. 1614/1615 fanden dann die gedruckten Auflagen größere Verbreitung, die der Landgraf Moritz von Hessen-Cassel in seiner Druckerei auf dem heutigen Schloß Wilhelmshöhe veröffentlichen ließ. 1615 erschien aus der gleichen Druckerei die „Confessio Fratemitatis oder Bekanntniß der löblichen Bruderschaft deß hochgeehrten Rosen Creutves, an die Gelehrten Europae geschrieben“. Diese beiden Schriften lösten eine Flut von Sekundär-Literatur aus. Zwischen 1614 und 1625 nahmen über 400 Schriften in irgendeiner Form zu den Rosenkreuzern Stellung. Viele von ihnen suchten den gehei­ men Orden, der jedoch beharrlich schwieg. So gab es viele Wissenschaftler, Gelehrte, aber auch christliche Freigeister und Alchimisten jeglicher Schattierung, die sich als Mitglieder dieser nun bald mit Ablehnung oder voller Ehrfurcht bedachten Bruderschaft ausgaben. Über die Mitglieder einer echten Bruderschaft sind die Meinungen geteilt und manche glauben sogar, es hätte sie über­ haupt nicht gegeben. Einige sehen die Bruderschaft in dem Tübinger Kreis um Christoph Besold, To­ bias Hess und dem Dekan von Calw, Johann Valentin Andreae. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt eine dritte Schrift, die 1616 erschienene „Chymische Hochzeit des Christiani Rosenkreu~ anno 1459“ aus Andreaes Feder. Es handelt sich um die initiatorische Geschichte in sieben Tagen seines Titel­ helden. Unkenntnis der wahren Zusammenhänge führte seit dem letzten Jahrhundert zu einer Vermischung dieser Schriften, die darin gipfelt, sie alle drei dem Andreae zuzuschreiben. Obwohl in der FAMA wie in der CONFESSIO nie der Name „Christian Rosenkreutf erwähnt wird, sondern nur die kabbalistischen Begriffe „Vatter R.C. “oder „C.R. “oder „F.C.R.", diskutiert man bis heute, ob dieser mutmaßliche Ordensgründer eine legendäre oder historische Persönlichkeit war. Die Geburts- und Sterbedaten werden mit 1378 und 1484 angegeben, sind aber wahrscheinlich kabba­ listisch zu deuten. Historisch sind sie nicht belegbar, Anfangs des 18.Jahrhunderts versuchte der „Orden des Gülden- und Rosen-Creut^es“ die mentale und praktische Alchimie früherer Jahrhunderte fortzusetzen. Letztere war Vorläuferin der chemischen Wissenschaft. Die geistige Alchimie diente zumeist aber nur dazu, durch Beobachtung vergleichbarer natürlicher Prozesse Aufschlüsse über die Abläufe im Innern des Menschen zu gewinnen. Die dazu notwendige Bewußtseinsveränderung stand u.a. hinter dem legendären > Stein der Weisen. 1710: Das erste unter dem Namen des Ordens gedruckte Werk war: „Die wahrhafte und vollkommene Bereitung des philosophischen Steins der Brüderschaft aus dem Orden des Gülden- und Rosen-Creutqes ...“, in Breslau herausgegeben von Sincerus Renatus (Samuel Richter). - Die damaligen Adepten scheinen nur in loser Verbindung miteinander gestanden zu haben. Ab 1750 machte die „Bruderschaft der Gold- und Rasenkreurgr“ von sich reden und

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Rosenkreutz unterwanderte auch die freimaurerischen Logen. Es war sicher der allgemeine Trend zu Okkultis­ mus und Mystizismus, der viele Freimaurer zu den Rosenkreuzern drängte, wenn ihnen die „Strikte Observanz“ nicht weit genug ging. Es wurden nur Brüder des Meistergrades aufgenom­ men, denn die Freimaurerei galt als Pflanzschule, als Vorhof des echten Tempels. Die 9 Grade hie­ ßen: 1. )Junior oder Zelator 2. )Theoreticus 3.) Practicus 4. ) Philosophus 5.) Adeptus minor (Er hatte die Fähigkeit, „Wunderkuren tun und die philosophische Sonne tu sehen“.) 6. ) Adeptus maior 7. ) Adeptus exemptus (Er hatte die Erkenntnis „vom Stein der Weisen, der Kabbala und derMagia naturali“) 8. ) Magister (Er bereitete „das große einsjge Werk, den Schauder Schätze oder Lapis Philosophorum“.) 9. ) Magister - Magus Im esoterischen Ordensinhalt wurde Alchimie, Magie, Kabbala, christliche Mystik in ein gemein­ sames theosophisches System gebracht; es stützt sich auf Jakob Böhme. Das Ziel war, den von sei­ ner ersten Würde herabgesunkenen Menschen wieder emporzuheben und das verunstaltete Eben­ bild Gottes wiederherzustellen. Erkennen der Größe und Herrlichkeit des Schöpfers durch Stu­ dium seines Schöpfungswerks. Der Orden gab an, im Besitz der untrüglichen Wahrheit zu sein, das Geheimnis zu besitzen, den philosophischen Stein der Weisen zu bereiten und Armut und Krank­ heit zu bannen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war Berlin ein Zentrum des Ordens, weil der Staatsminister von Wöllner und der General von Bischoffswerder großen Einfluß auf den König Friedrich Wilhelm II. nahmen. 1787 erfolgte die Einstellung der allgemeinen Ordenstätigkeit. In den nächsten Jahren erloschen auch die letzten Nachläufer des Ordens. Im ausgehenden 19. Jahr­ hundert manifestierte sich das Rosenkreuzertum wieder neu, vor allem in Frankreich. 1935 wur­ den alle deutschen Gruppierungen von den Nationalsozialisten verboten. Heute vermitteln fol­ gende Orden und Gemeinschaften rosenkreuzerisches Gedankengut: Der .Alte Mystische Orden Rosae Crucis“ (A.M.O.R.C.) wurde 1915 von Dr. Harvey Spencer Levis in den USA gegründet. Ihm wurden 1908 die alten rosenkreuzerischen Traditionen vom französischen Rose-Croix übertragen, um den Orden in Amerika neu zu beleben. Nachdem aber während der beiden Weltkriege das rosenkreu­ zerische Leben in Europa praktisch zum Erliegen gekommen war, half der amerikanische A.M.O.R.C., den Orden nach dem 2. Weltkrieg in Europa wieder aufzubauen. So entstand 1952 der deutsche Zweig, dessen Großloge heute ihren Sitz in Baden-Baden hat. Seine Lehrgrade tragen die gleichen Bezeichnungen der 9 Grade der „Gold- und Rosenkreuzer“ (s.o.), obwohl sich A.M.O.R.C. nicht in deren Tradition sieht. Die deutsche Großloge wird von einem Großmeister geführt. Ihr unterstehen über 50 Städtegruppen, die in Logen, Kapitel, Pronaoi und Foren organi­ siert sind. Die Mitgliederzahl in den deutschsprechenden Ländern wurde 1996 mit 3500 angegeben. Man kennt Paßworte und Erkennungszeichen und trägt bei den Arbeiten dreieckige Schurze. Männer und Frauen werden gleichberechtigt aufgenommen. Die Unterrichtung erfolgt u.a. durch Fernlehrbriefe. Ein weiterer Strang rosenkreuzerischer Gemeinschaften entwickelte sich in diesem Jahrhundert aus der theosophischen Bewegung heraus. Sie gehen alle auf den späteren Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) zurück, der zwischen 1902-1913 Präsident der deutschen Theosophischen Gesellschaft war. Seine „Rosenkreuzerische Theosophie“ lernte 1908 auch Max Heindel kennen, der seine christlich orientierte „Rosicrucian Fellowship“ darauf aufbaute. Der deutsche Zweig wurde nach dem 2. Weltkrieg 1945 in Darmstadt neu gegründet. Aus dem niederländischen Zweig der „Rosicrucian Fellowship“ spaltete sich um 1924 das spätere „Lectorium Rosicrucianum“ ab. Seit 1949 auch in Deutschland unter der Bezeichnung .Internationale Schule des Rasenkreu?es e.V.“, Hannover, tätig. 7 Grade und 2 Vorstufen. Die Schüler müssen Vegetarier, Nichtraucher, Antialkoholiker sein und auf Fernsehen und Tragen von Pelzen verzichten. Sie dürfen keine anderen esoterischen Bücher lesen und müssen aus Kirchen und Parteien austreten.

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Royal-York Die englische SRIA (Societas Rosicruciana in Anglia), gegründet 1866 in England von Dr. Wentworth Little und die amerikanische Gründung SRICF (Societas Rosicruciana in Civitatibus Foederatis) ab 1880 in USA, steht nur Freimaurern offen, sind in Deutschland nicht tätig. Das Symbol des Rosenkreuzes ist ein Kreuz mit einer oder mehreren (z.B. 7) Rosen. Woher diese Zusammenstellung kommt, ist ungeklärt. Schon Dante benutzte das Rosenkreuz in seiner „Göttlichen Komödie“. Der Himmel besteht aus konzentrischen Kreisen, die ein Kreuz durchschneidet, in dessen Mitte eine Rose aufblüht. Auch Luther wählte Kreuz und Rose zu seinem Wappen. Neben der Rückführung auf den Namen „Rosenkreutz“, gibt es zahlreiche Deutungen: Das Kreuz als Verbindung zwischen der geistig-göttlichen und der materiell-irdischen Welt. Am Schnittpunkt die Rose als Sinnbild für aufblühendes Bewußtsein des Menschen, seine Wiedergeburt und Erlösung. — Das Kreuz als Zeichen für die Gefangenschaft der göttlichen Seele in der Materie und die Rose als Weg und Symbol der Befreiung und Freiheit. — Das Kreuz ist für den Menschen das Zeichen des Leidens in der materiellen Welt, die Rose ist Symbol der Liebe und der Hoffnung auf Überwindung aller Leiden durch die Fähigkeit, die Gegensätze des Lebens auszugleichen und damit zu entschärfen.

Royal York 1752 oder 54 gründeten französische Künstler, Gelehrte und Beamte, die Friedrich II. an seinen Hof gezogen hatte, die Loge „De L’Amitié“ (Zur Freundschaft). 1761 erhielten sie von der Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ einen Stiftungsbrief auf den Na­ men „De l’Amitié aux trois Colombes“ (Zur Freundschaft zu den drei Tauben). 1765 wurde Eduard August Herzog von York, der Bruder des Königs von England, aufgenommen. Er übernahm das Protektorat der Loge, die sich von da an „La Loge Royal York de l’Amitié“ nannte und zur Großloge von England übertrat. In den folgenden Jahrzehnten schwankte die Stellung der Loge in den gegenseitigen Anerkennungskämpfen. 1774 unterstellte sich die Loge der GLL, trat aber wegen persönlicher Zwistigkeiten bald wieder aus. 1796 schloß sich Ignaz Aurelius Feßler (1796-1839) der Royal York an. Er arbeitete Ritual und Verfassung nach dem Grundsatz um, die Freimaurerei sei eine Erziehungsanstalt zur Vernunftmä­ ßigkeit und Sittlichkeit zum Vorteil der menschlichen Gesellschaft. 1798: Durch Teilung der Loge in vier Bauhütten errichtete er eine Großloge, für die er das Protek­ torat des Königs erwirkte: „Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit“, „Zur siegenden Wahrheit“, „Urania zur Unsterblichkeit“, „Pythagoras zum flammenden Stern“. Die Großloge nannte sich „Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft“. Feßler wollte in seinem Reformwerk alle Hochgrade abschaffen, drang aber damit nicht durch und wandelte und reformierte sie zu 5 Erkenntnisstufen um. 1798-, Im > Edikt dieses Jahres von Friedrich Wilhelm IH. wurden die drei altpreußischen Logen ausdrücklich bestätigt, während alle anderen „geheimen Verbindungen“ verboten wurden. 1803 trat Feßler aus der Loge aus und schloß sich zunächst der Loge „Zu den drei Bergen“ in Freiberg/Sachsen an, weil ihm das „Feßlersche System“ zuletzt große Anfeindungen seiner Brüder brachte. etwa 1815 wurde das bisherige Gradsystem durch ein System von insgesamt 5 Graden ersetzt, wo­ bei auf die 3 Johannisgrade der „Innere Orient“ (Versammlung der vertrauten Brüder) und der „Innerste Orient“ folgen. 1935: Auflösung aller Logen durch den > Nationalsozialismus. Nach 1946 schloß sich die RY der AFAM an. Ihre Logen haben bis heute eine gewisse Selbständig­ keit bewahrt und führen noch Arbeiten in den Erkenntnisstufen des Inneren und des Innersten Orients durch.

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Ruhende Logen Ruhende Logen So werden Logen bezeichnet, die auf Grund eines Beschlusses ihrer Logenversammlung oder auf Weisung ihrer Großloge ihre Tätigkeit eingestellt haben. Sie wurden „eingeschläfert“. Als ruhende Logen werden auch diejenigen bezeichnet, die auf Grund staatlicher Anordnungen ihre Tätigkeit zwangsweise beenden mußten oder nicht wieder aufnehmen durften. So ruhten alle Logen in Deutschland während der Zeit des > Nationalsozialismus. In den ehemaligen deutschen Ostgebie­ ten (z.B. Ostpreußen) ruhen auch heute noch die Bauhütten, während ein großer Teil in den neuen Bundesländern wieder zu neuem Leben erweckt worden ist. Die von allen deutschen Großlogen intensiv betriebene Reaktivierung geschah oder geschieht fast immer durch Doppelmitglieder und Patenlogen aus den alten Bundesländern. (> Logen in den neuen Bundesländern) In Festarbeiten wird durch Anzünden einer zusätzlichen Kerze auf dem Altar / Meistertisch ganz allgemein der Logen auf der ganzen Welt gedacht, die eingeschläfert wurden und noch nicht wieder aktiviert werden konnten. Patenlogen gedenken der inaktiven Bauhütte, für die sie die Patenschaft über­ nommen haben. So hat die Berliner Johannisloge „Zur Treue“ die Patenschaft über die Johannis­ loge „Zu den drei Kronen“ in Königsberg übernommen, um deren Tradition nicht in Vergessen­ heit geraten zu lassen.

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s Salomonischer Tempel König Salomo (Regierungszeit etwa 965-925 v.Chr.) war der Sohn von König David und Batseba. Er errichtete eine prachtvolle Königsburg, zu der auch der „Salomonische Tempel“ gehörte. Salo­ mos Name wird mit „shalom“ = Friede in Verbindung gebracht, also etwa „Mann des Friedens“. Das jüdische Volk hatte nur einen Gott und nur ein Gotteshaus. Das war während des Nomaden­ daseins zunächst ein Zelt, von Luther als die „Stiftshütte“ bezeichnet. Im Allerheiligsten stand die Bundeslade. Das Zelt wanderte zusammen mit den von Ägypten kommenden Juden nach Jerusa­ lem. Der Tempel, den Salomo auf dem Berg Moria bei Jerusalem errichtete, gab dem Gott erstmals eine feste Wohnstatt. Geschichte Vorzeit: Der Tempelberg wurde schon früher „heiliger Felsen“ (» asch Schakra) genannt und blickte auf eine lange kultische Tradition zurück. Er wurde als Grab Adams verehrt. Er war als Ort der Opferung Isaaks durch Abraham bekannt. Dort stand der Brandopferaltar Davids und schließlich nahm er das Grab Davids auf. Etwa 950 v.Chr.: Tempelweihe des Salomonischen Tempels nach siebenjähriger Bauzeit. 586 v.Chr.: Zerstörung des Salomonischen Tempels durch Nebukadnezar. Die beiden freistehenden Säulen wurden eingeschmolzen. Etwa 520-550 v.Chr.: Bau des Zweiten Tempels durch Serubabel. Der Seleukidenherrscher Antiochus IV. Epiphanes plünderte 169 v.Chr. den Tempel und entweihte ihn 167 v.Chr. 164 v.Chr. weihte ihn Judas Makkabäus neu ein. 20-10 v.Chr.: Herodianischer Tempelbau. Herodes führte den Tempelbau besonders prächtig im griechischen Stil aus und verdoppelte den Tempelbezirk. Hiervon sind heute noch Teile der Westmauer erhalten, die als „Klagemauer“ ein Heiligtum der Juden sind. 70 n.Chr.: Der Tempel wurde vollständig durch römische Truppen unter Titus zerstört. Ein Teil der Kultgeräte, u.a. der siebenarmige Leuchter, wurde später im Triumphzug durch Rom geführt. Auf dem Tempelplatz wurde ein Tempel des Jupiter Capitolinos im klassischen Stil errichtet. 638 n.Chr.: Jerusalem wurde von den Muslimen erobert. Kalif Abdal Malik ließ über dem heiligen Felsen eine Kuppelmoschee errichten. 1099 n.Chr: eroberten die Kreuzfahrer Jerusalem. Der Felsendom wurde zum „templum domini“, zum Tempel des Herrn erklärt. 1187: Sultan Saladin eroberte Jerusalem zurück. Seit dieser Zeit ist der Tempel (von den 15 Jahren abgesehen, die ihn der Kaiser Friedrich II. noch einmal unter christliche Herrschaft bringen konnte) in Besitz der Muslime. Jerusalem galt den verschiedenen Kulturkreisen als Mittelpunkt der Welt. Die spätere Baukunst betrachtete den Salomonischen Tempel wegen seines göttlichen Ursprungs als das vollkommenste Bauwerk und als Archetyp aller Architektur. Seine Maßverhältnisse und Ästhetik bestimmten die Werke vieler großer Baumeister Europas. Er war das Renaissance-Ideal (Alberti) und galt als das „vornehmste Wun/lergebäude der Welt“ (Barockbaumeister Bernhard Fischer von Erlach). „Wir (haben) in dem Tempel ein so vollkommenes Muster eines durch die Geometrie bestimmten und beherrschten Bauwerks, wie sich wohl kaum ein zweites aus alter Zeitfinden lassen würde. “ (Benediktiner Odilo Wolff, Ende des 19. Jahrhunderts.) Der Salomonische Tempel bekam architektonisch und symbolisch einen ungeheuren legendären Charakter und eine Vorbildfunktion. 537 n.Chr. weihte der oströmische Kaiser Justinian die Hagia Sophia mit den Worten: „Salomo, ich habe Dich übertroffen!“ Schriftliche Quellen Diese gehen ausschließlich auf die Bibel zurück. 1. Könige 5, 15-32 (etwa um 600 v.Chr. verfaßt. Auszug, Einheitsübersetzung): Und Salomo ließ Hiram sagen: Du weißt selbst, daß mein Vater David durch Kriege verhindert war, dem Namen des Herrn, seines Gottes, ein Haus zu bauen, da seine Feinde ihn bedrängten, bis der Herr sie ihm unter die Füße ¡egte. Jetzt aber hat mir der Herr, mein Gott, ringsum Ruhe verschafft. Es gibt keinen Widersacher mehr und keine Gefahr. Darum

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Salomonischer Tempel gedenke ich, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Hans zp bauen; denn er hat meinem Vater David zpgesagt: Dein Sohn, den ich an deiner Stelle auf deinen Thron setzen werde, wird in meinem Namen das Haus bauen. Befiehl nun, daß man auf dem Libanon Zedern für mich fällt. Meine Knechte sollen mit deinen Knechten arbeiten. Den Lehn für deine Knechte werde ich dir geben, ganz wie du bestimmst. Du weißtja selbst, daß wir niemand haben, der so gut Holzfällen kann, wie die Leute von Sidon. ... Also lieferte Hiram so viel Zedern- und Zppressenholz wie Salomo wollte, und Salomo gab Hiram zwanfigtausend Kor (etwa 8000 Tonnen) Wetzen ZMm Unterhalt seines Hofes und zwanzig Kor (8000 Liter) feines öl. Diese Menge lieferte Salomo Jahrfür Jahr an Hiram. Der Herr schenkte Salomo Weisheit, wie er es versprochen hatte. ...König Salomo ließ Leute aus ganz Israel zpm Frondienst ausheben. Dieser umfaßte 30.000 Fronpflichtige. Von ihnen schickte er abwechselndjeden Monat 10.000 Mann auf den Libanon. Einen Monat waren sie auf dem Libanon und Zwei Monate zp Hause. Adoniram leitete den Frondienst. Ferner hatte Salomo 70.000 Lastträger und 80.000 Steinhauer im Gebirge, nicht eingerechnet die 3.600 Werkführer unter dem Befehl der Statthalter, denen die Leitung der Arbeit oblag. Sie führten die Aufsicht über die Arbeiter. Der König ließ mächtige, kostbare Steine brechen, um mit Quadern das Fundament des Tempels zp legen. Die Bauleute Salomos bearbeiteten mit den Bauleuten Hirams und den Gebalitem das Holz und die Steine und richteten sie herfür den Bau des Tempels. 1. Könige 6, 2-29: (etwa um 600 v.Chr. verfaßt) Das Haus, das König Salomo für den Herrn baute, war 60 Ellen (etwa 30 Meter oder einige mehr) lang 20 Elten (etwa 10 Meter) breit und dreißig Ellen (etwa 15 Meter) hoch. Die Vorhalle vor dem Hauptraum des Hauses war 20 Ellen breit, entsprechend der Breite des Hauses, und 10 Edlen tief in der Längsrichtung des I lauses. Er machte für das Haus Fenster mit Kähmen und Gittern. An die Wände des Hauses ... legte er ringsum einen Anbau mit Kammern. ... Beim Bau des Hauses wurden Steine verwendet, die man schon im Steinbruchfertig behauen hatte; Hämmer, Meißel und sonstige eiserne Werkzeuge waren beim Bau des Hauses nicht zp hören ...So vollendete Salomo den Bau des Hauses. Er täfelte seine Innenwände mit Zedemholz aus; vom Fußboden bis zp den Balken der Decke ließ er eine Holzvertäfelung anbringen. Den Fußboden belegte er mit Zppressenholz Zwanzig Ellen vor der Rückseite des Hauses errichtete er vom Fußboden bis Zum Gebälk eine Wand aus Zedemholz und schuf so die Gotteswohnung das Allerheiligste. Vierzig Ellen lang war der davorliegende Hauptraum. Im Innern hatte das Haus Zedemverkleidung mit eingeschnitzten Blumengewinden und Blütenranken. Alles war aus Zedemholz kein Stein war zp sehen. Im Innern des Hauses richtete er die Gotteswohnung ein, um die Bundeslade aufstellen zp können. Die Wohnung war 20 Ellen lang zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch (also etwa 10 x 10 x 10 Meter). Er überzog sie mit bestem Gold. Auch ließ er einen Altar aus Zedemholz bersteilen. Das Innere des Hauses ließ Salomo mit bestem Gold auskleiden, und vor der Gotleswohnung ließ er goldene Ketten anbringen. So überzpg er das ganze Haus vollständig mit Gold; auch den Altar vor der Gotteswohnung überzpg er ganz mit Gold. In der Gotteswohnung ließ er zwei Cherubim aus Olivenholz anfertigen. Ihre Höhe betrug 10 Ellen. Fünf Ellen maß der eine Flügel des Cherubs und fünf Ellen sein anderer Flügel. ... Er stellte die Cherubim mitten in den innersten Kaum. Ihre Flügel waren so ausgespannt, daß der Flügel des einen Cherubs die eine Wand, der Flügel des zweiten Cherubs die andere Wand, die Flügel in der Mitte des Raumes aber einander berührten. Er ließ die Cherubim mit Gold überziehen. An allen Wänden des Hauses im innem wie im äußeren Kaum, ließ er ringsum Cherubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen. 2. Chronik 1,18 - 2,13. Spätere Ergänzung, etwa 400 v.Chr. verfaßt: Salomo beschloß, einen TempelJur den Namen des Herrn und eine königliche Kesidenzfür sich zp bauen ...Dann sandte er Boten zp Hiram, dem König von Tyrus und ließ ihm sagen: Du hast meinem Vater David geholfen und ihm Zedern geliefert, damit er sich ein Haus als Wohnung bauen konnte. Ich möchtejetzt dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus bauen und es ihm weihen ... Schick mir nun einen fähigen Mann, der Arbeiten in Gold, Silber, Bronze, Eisen, rotem Purpur, Karmesin und blauem Purpur ausführen kann und sich aufs Gravieren versteht. Er soll mit den Künstlern Zusammenarbeiten, die bei mir in Juda und Jerusalem sind und mein Vater David bestellt hat... Hiram, der König von Tyrus, antwortete Salomo in einem Schreiben, das er ihm sandte:... Ich schicke dir einen fähigen, klugen Mann, HiramAbi, den Sohn einer danitischen Frau. Sein Vater stammte aus Tyrus. Er versteht es, Arbeiten in Gold, Silber, Bronze, Eisen, Stein, Holz ro,em und blauem Purpur, Byssus und Karmesin auszuführen, alle Gravierungen zp besorgen und jeden Plan zp entwerfen, der ihm aufgetragen wird. Er wird mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn, deines Vaters David, Zusammenarbeiten. In 1. Könige 7,13-45 ist die Herstellung der > Salomonischen Säulen beschrieben. Der Salomonische Tempel in der Freimaurerei Der Salomonische Tempel wurde von der Freimaurerei als ein Symbolgebäude adaptiert. Natürlich reicht der Ursprung des Freimaurerbundes, historisch gesehen, keineswegs bis auf den Salomoni­ schen Tempel zurück. Die Geschichte des Tempelbaus ist jedoch ein Symbol, das in der passenden

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Salomonischer Tempel historischen Umgebung angesiedelt wurde. Philo von Alexandrien hatte im 1. Jahrhundert n.Chr. sowohl die Welt als auch die menschliche Seele als Tempel bezeichnet. Paulus nannte die christliche Gemeinde: Gottes irdischen Tempel. Die Bauhütten des Mittelalters sahen im Salomonischen Tempel ein bautechnisches Meisterwerk und Vorbild. Die Freimaurerei erblickt im Bau des Salomonischen Tempels ein Lehrsymbol. Man sieht diesen Tempel als Ziel menschlicher und irdischer Vollendung an. Der Freimaurer nennt sein Tun eine Bauarbeit, die er zur Ehre des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ ausführt. Einerseits dient seine angestrengte Arbeit der Vollendung des Tempels, der ein Tempel der Menschlichkeit sein soll, andererseits sind die Bausteine für diesen Tempel die Menschen selbst. Der Mensch ist also einerseits Subjekt als arbeitender Baugenosse, der den Tempelbau ausführt, andererseits Objekt des planmäßigen Bauens, also das Material des Tempelbaus. Das Ziel ist in beiden Fällen die Errichtung des Tempels der Humanität. Damit bekennt sich der Freimaurer optimistisch zu einer positiv fortschreitenden Menschheitsentwicklung im Sinne von Menschlichkeit, Toleranz und geistiger Freiheit, und er deutet den Tempel Salomos gleichzeitig als imaginären Tempel des eigenen Innern. Um den Salomonischen Tempel gibt es zahlreiche Legenden. Die „blaue Maurerei“ nimmt sich der HiramLegende beim Bau des ersten Tempels an. Die Legenden vieler Hochgrade sprechen von der Zerstörung und dem Wiederaufbau des zweiten Tempels. Beschreibung und Funktion des Salomonischen Tempels Der östlich, zur aufgehenden Sonne ausgerichtete Tempel bestand aus drei Räumen und dem Vor­ hof: 1) Der Vorhof. Hier versammelten sich die Gläubigen. Vor dem Tempel stand das eherne Meer (ein bronzenes Wasserbecken, das auf 12 bronzenen Rindern ruhte und zur Reinigung der Opfer­ tiere diente) und der Brandopferaltar. 2) Die Vorhalle (Ulam, Pronaos). 3) Das Heiligtum als Kultraum (Hekal, Cella) mit Kultgegenständen: Schaubrottisch, zehn goldene Leuchter, Räucheraltar. Dieser Raum wurde nur von Priestern betreten, denn der Salomonische Tempel war kein Gebetshaus, keine Synagoge, sondern der religiöse Mittelpunkt des Volkes. 4) Das Allerheiligste (Debir, Adyton), die Wohnung Jahwehs, in dem die Bundeslade stand. Es war kubisch und völlig lichtlos. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester diesen Raum betreten und dort den wahren Namen Gottes aussprechen. Salomonischer Tempel aufdem Arbeitsteppich der 3 WK Während auf den offiziellen Arbeitsteppichen der AFAM und der GLL nur 7 Stufen zu sehen sind, ist die GNML 3WK die einzige, die oberhalb der 7 Stufen den Tempel abbildet (farbig). Er erhebt sich am Ende des musivischen Pflasters, also an der Grenze des irdischen Bereichs. Auch hier müs­ sen wir 7 Stufen ersteigen, um zum Tor des Tempels zu gelangen. Die Stufen deuten auf die not­ wendige Entwicklung jedes Maurers hin und weisen den Weg aus dem irdischen in den transzen­ denten Raum. Im Giebelfeld des Salomonischen Tempels befindet sich ein mit Strahlen versehenes und Liebe verströmendes Gottesauge im Dreieck als Symbol des ABaW. Daß dies der zentrale Punkt des Teppichs ist, erkennt man daran, daß sich in diesem Punkt sowohl die senkrechte und waagerechte Mittellinie, als auch die Diagonalen schneiden. Auf dem Giebel befinden sich drei Op­ ferschalen, die an die Opferung von Früchten, Tieren und Menschen in der Vorzeit erinnern könn­ ten. Oder sie weisen auf die drei monotheistischen Hauptreligionen (der Juden, Muslims, Chris­ ten), wobei jeder Gläubige auf seine Weise opfern kann. Andererseits sind die Schalen wie offene Hände geformt, die sich vertrauensvoll dem ABaW entgegenstrecken, um Segen und Gnade zu empfangen. Das über die 7 Stufen zu erreichende Tor führt in die im Ritual erwähnte „mittlere Kammer“. Um auch das „Allerheiligste“ auf dem Teppich anzudeuten, ist dem Tempel ein Stock­ werk aufgesetzt. Über allem leuchtet der > „Flammende Stern“.

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Salomonische Säulen Salomonische Säulen Im Vorhof des Salomonischen Tempels standen zwei Säulen, von denen es in der Bibel(l.Könige Könige 7,13-22) heißt: König Salomo ließ Hiram aus Tyrus kommen. Dieser mar der Sohn einer Witwe aus dem Stamm stamm Naftalt. Sein Vater war ein Bron^eschmied aus Tyrus. Er war mit Weisheit, Verstand und Geschick begabt, umjede Bronze-Arbeit auszuführen. Er kam zum König Salomo undführte alle Arbeitenfür ihn aus. Erformte die zwei bronzenen Säulen. Achtzehn Ellen (- etwa 9 Meter) betrug die Höhe der einen Säule, und ein Band von 12 Ellen umspannte sie. Ihre Wandstärke betrug vier Finger; innen war sie hohl Ebenso war die zweite Säule. Dazu machte er zwei Kapitelle, um sie oben auf die Säulen zp setzen; sie waren aus Bronze gegossen. Fünf Ellen betrug die Höhe des einen Kapitells undfünf Ellen die Höhe des anderen. Auch machte er Gejlechtefür die Kapitelle oben auf den Säulen, und Zwar ein Geflechtfür das eine Kapitell und ein Geflechtfür das andere. Ferner machte er Granatäpfel und legte sie in zwei Bethen ringsum über die Geflechte, so daß sie die Kapitelle oben auf den Säulen bedeckten. Ebenso verfuhr er mit dem Zweiten Kapitell. Die Kapitelle oben auf den Seiten hatten die Form einer Lilienblüte... Er stellte die Säulen an der Vorhalle des Tempels auf. Die eine Säule stellte er auf die rechte Seite und nannte sie Jachin, die andere stellte er auf die linke Seite und nannte sie Boas. Oben auf den Säulen waren lilienförmige Gebilde. So wurde die Arbeit an den Säulen zu Ende geführt. Diese beiden Säulen waren keine eingebauten, tragenden Säulen. Sie standen frei vor dem Salomonischen Tempel. Ihnen fehlte also die bautechnisch-konstruktive Notwendigkeit. Derartige Säulen kennen wir aber schon bei den Ägyptern und Tyrern (Obelisken), vor Tempeln in Syrien, Phönizien und Zypern, bei den Germanen (Irminsul), Griechen, Römern und Christen (Knotensäulen am Würzburger Dom). Das Symbol der Säulen ist ein uraltes kulturelles Erbe der Menschheit. Über ihren Sinn gehen die Meinungen weit auseinander. Die Extreme deuten sie einerseits als rein materialistische Zweckbauten, andererseits als Abstrahierung Gottes: Die Säulen dienten als Weihrauchständer (aber 9 m hoch?). Die Säulen waren das Merkzeichen des Gottes, sozusagen als sein „erhobener Zeigefinger“. Da das Volk den Tempel nicht betreten durfte (er war den Priestern Vorbehalten), wurden ihm als Ersatz die Symbole für die Hoheit und Herr­ schaft Gottes das Säulenpaar angeboren. Weitere Deutungen: Die Säulen sind die Himmelsstützen und haben Anklänge an das Sonnenpriestertum in Ägypten. In der Freimaurerei werden die beiden Säulen als Grundpfeiler der Humanität angesehen, auf de­ nen der Freimaurerbund ruht. Die Säulen stellen an diesem heiligen Ort die symbolische Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel dar, so wie auch ein Baum seit Urzeiten eine solche Verbindung darstellte (s.u.). Bei der Flucht des Volkes Israel aus Ägypten (Exodus) führte sie eine Wolkensäule und eine Feuer­ säule durch die Wüste. Man hat deshalb die Existenz der Salomonischen Säulen darauf zurückge­ führt. Die Säulen sind Zeichen für die Erwählung des Guten und Verdammung des Bösen bei der Endzeiterwartung der Welt. Die Säulen sind Fruchtbarkeitssymbole (Phallussymbole). Auch die Granatäpfel und Lilien könn­ ten auf die Fruchtbarkeit deuten. Die biblischen Namen der Säulen weisen auf Standhaftigkeit, Stärke und Dauerhaftigkeit von Gott hin und symbolisieren den Schutz Gottes für Volk, König und Tempel. Es wird übersetzt: Jachin = Der Herr (Gott) macht fest. Oder: Er wird bereiten. Boas = In ihm ist Stärke. Da die Säulen im Vorhof des Tempels standen, mußten die Menschen immer daran vorbei gehen, wenn sie sich dem Tempel nähern wollten. Die beiden Säulen erinnerten jeden Vorüberschreiten­ den an die Stellung des Menschen zu Gott. Auch in der Freimaurerei schreitet der Aufzunehmende zwischen den Salomonischen Säulen hindurch (in natura oder auf dem Teppich), um zum Altar zu gelangen. Dadurch wird auch er an die Bedeutung der Säulen erinnert. Die beiden Salomonischen Säulen zeigen die überragende Bedeutung der > Polarität im menschlichen Leben. Das Polare hat zwei ergänzende Eigenschaften, die erst zusammen ein sinnvolles Ganzes ergeben:

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Salomonische Säulen Der eine Pol, Sonne Mann Tag Licht Sommer Lehrling

der andere Pol Mond Frau Nacht Finsternis Winter Geselle

bilden zusammen große Himmelslichter Menschheit Tagesablauf Suche nach Licht Jahresablauf stufenförmige Entwicklung

Zwei Säulen durchschreitend, trete ich ein. Sie stehnfür die Spannung in allem Sein: für aktiv- undpassives Weltprinffp von Zeugen, Empfangen als schaffenden Trieb. Das Stirb und Werde deuten beredt sie als Schöpfungsgeset^ der Polarität. (Br. Alfried Lehner)

Auf zwei Säulen soll nach einer Legende (Josephus Flavius, etwa 100 n.Chr.) das gesamte Men­ schenwissen über die Sintflut hinweg gerettet worden sein: Eine Marmorsäule, die nicht verbren­ nen konnte, und eine Säule aus gebranntem Ziegelstein, der das Wasser nichts anhaben konnte, wurden von Lamechs Kindern mit den Erkenntnissen der Geometrie, Baukunst, Musik, des Schmiedehandwerks und der Weberei beschriftet. Nach der Sintflut fand Pythagoras die eine, Hermes die andere Säule. Beide lehrten den Menschen das Wissen, das sie auf den Säulen gefunden hatten. Zum Andenken wurde Abbilder dieser beiden Säulen vor den Tempel gestellt. Br. Otto Hieber hatte folgende Gedanken: Die Säulen bilden auf dem Arbeitsteppich (der GLL) mit Sonne und Mond das Quadrat der Vollkommenheit. „Der IMing sieht das, was die Kelle ihm schaffen soll in der Säule gleichsam vollendet vor sich und erblickt in ihr ein Musterbildfür sich selbst. “ So ist dieses Musterbild recht­ winklig aufgerichtet, fest gegründet; es ragt in die Region des Geistes. Salomo soll in Erinnerung an die Verpflichtung durch seinen Vater David, den Tempel Gottes zu errichten, die Säulen aufgerich­ tet haben. David soll gesagt haben: „Sei fest und stark und richte es aus!“ Einige Völkerschaften hielten nach Errichten des Salomonischen Tempels noch am Baal-Kult fest. In 1. Könige 18,21 trat Elias vor das Volk: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Jehova, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach. “ Um beiden gerecht zu werden, soll Salomo die Säulen „J“ und „B“ sowohl Je­ hova als auch Baal gewidmet haben. In einem höheren Grad der GLL werden „J“ und „B“ als Jo­ hannes Baptista = Johannes der Täufer gedeutet. Nach Kloss sollen in alten englischen Logen die Namen der beiden bekannten Rum-Qualitäten „Jamaica“ und „Barbados“ auf die Säulen geschrie­ ben worden sein, „um an^ugeben, wohin diese geistigen Getränke gestellt werden sollten“. („Geschichte der Frei­ maurerei in England, Schottland, Irland“, Leipzig 1847.) Man kann vermuten, daß diese Namen aus Gründen der Verschleierung scherzhaft gewählt wurden. Die Salomonischen Säulen stellen zwei bestimmte Bäume dar. Seit es Menschen gibt, hat der Baum ihnen nicht nur praktischen Nutzen gebracht, sondern war Sinnbild des Numinosen, Wohnort von Göttern, Geistern und Seelen. Nach jüdischer Tradition wird die Thora, das Gesetz, dem Lebensbaum gleichgesetzt. Der siebenarmige Leuchter der Menora entspricht dem Himmelsbaum, der die sieben Planeten trägt. Durch den jährlichen Kreislauf, durch den Lebensrhythmus: Wachsen, Verwelken, Wiedererstehen ist der Baum Symbol für die Überwindung des Todes geworden. In allen Kulturen gab es Friedens-, Freiheits-, Schutz-, Grenz-, Schicksals-, Gerichts-, Versammlungs-, Geburts-, Opfer- und Wunschbäume oder den Sephirothbaum, den Weltenbaum als Abbild des Kosmos. Bäume sind zu Gott die Stufen. Darum wer­ den auch so viele Säulen als symbolhafte Bäume, als Stufen zum Transzendenten bei jedem Tem­ pelbau verwendet. Säule heißt auf hebräisch Ammud (Ayin-M-M-U-D). Der Zahlenwert der Buch­ staben ist 160. Den gleichen Zahlenwert hat das Wort Baum, Ez (Ayin-Z). Deshalb liegt eine Gleichsetzung Säule-Baum sehr nahe. In der Bibel kommen aber nur zwei Bäume mit religiöser

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Säulen, Schaffner Bedeutung vor (Gen. 11,9): 1) Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Der Zahlenwert von Erkenntnis «= De’ah ist 79. Den gleichen Zahlenwert hat das Wort Boas. Damit ist „bewiesen“, daß die Säule Boas den Baum der Erkenntnis darstellt. 2) Der Baum des Lebens mitten „im Garten“. Der Zahlenwert von Jachin ist 90. Den gleichen Zah­ lenwert hat der König (im höheren Sinne Gott oder für Freimaurer ABaW). Eine Übersetzung von Jachin lautet: „Er wird bereiten!“ Damit kann man ableiten: Gott wird im Garten bereiten. Ergänzt: Gott wird im Garten Eden das ewige Leben bereiten. Hiermit ist Jachin als der Baum des Lebens identifiziert. Wie die Fachleute heute mit Computern umgehen, so gingen die Schriftgelehrten damals mit der Buchstaben-Mathematik (> Kabbala) um. Diese Methodik erscheint uns jetzt geheimnisvoll, ver­ wirrend und fast mystisch. Für was für große Zauberer müßten uns aber die damaligen Menschen halten, wenn sie die analytischen Ergebnisse eines EDV-Programms sehen könnten. Das sollten Kritiker bei der vorstehenden „Beweisführung“ bedenken. Welche Deutung der Salomonischen Säulen ein Maurer für die richtige hält, kann man ihm nicht vorschreiben; Tatsache ist, daß diese beiden Säulen für unverzichtbare Symbole der Menschheit stehen. Die Stellung der Säulen nach rechts und links geht möglicherweise davon aus, daß in der Bibel die Sichtweise aus dem Tempel heraus gewählt wurde. Um die Säule Jachin (Lebensbaum) kann sich links herum eine Pflanze winden, um die Säule Boas (Baum der Erkenntnis) rechts herum. Im Mittelalter wurden zahlreiche „gedrehte“ Säulen aufgestellt. Die in der Baukunst der Salomonischen Säulen auftretenden Knoten in den sogenannten Knotensäulen werden auch als „Salomonische Knoten“ bezeichnet. Die Kapi­ telle der Säulen sind mit 100 Granatäpfeln verziert. Der Apfel symboliert bei den Juden das Gesetz, die Thora, bei den Christen den Sündenfall. Es kann aber auch in Verbindung mit dem Gitterwerk die Verflechtung der verschiedenen Glieder des Volkes gemeint sein oder für die Freimaurer: die Bruderkette, die aus den einzelnen Brüdern gebildet wird. Die Freimaurerei hat die Salomonischen Säulen manchmal mit Sonne und Mond geschmückt. In dieser Form stehen oder liegen sie in engli­ schen Logen (und BFG) auf den Tischen des ersten und zweiten Aufsehers und zeigen durch ihre Stellung an, ob die Loge geöffnet oder geschlossen ist.

Säulen In jeder Logen sind vorhanden: 3 Säulen als Kerzenleuchter, die als kleine Lichter symbolisch mit Weisheit, Schönheit, Stärke oder in anderer Reihenfolge gedeutet werden. Ursprünglich waren die Säulen gleich, wurden aber später oft im dorischen, korinthischen und jonischen Stil aufgestellt. Von heutigen Künstlern wurden ebenfalls unterschiedliche, modern gestaltete Säulen geschaffen: „Friedrich zum weißen Pferde“, Hannover. Künstler: Klaus Müller Goulbier, Hans-Jürgen Zim­ mermann, Eberhard Eggers. 1996 erstmals benutzt. „Pegasus, freimaurerischer Verein für Kunst und Kultur“ in Zusammenarbeit mit der Loge „Zur Wahrheit und Freundschaft“, Fürth. Künstler: Timo Pankratz, Gerd Scherm, Otmar Alt. 1997 erstmals in Arbeit gesetzt. > Lichter, kleine 2 Säulen, die als Säulen im Vorhof des Salomonischen Tempels bekannt sind und in ihrem Ur­ sprung unterschiedlich gedeutet werden. Für die Freimaurerei werden sie als Säule des Lehrlings und Säule des Gesellen eindeutig zugeordnet. > Salomonische Säulen Abgebrochene Säule: Siehe > Adhuc stat Schaffner (engl. = Steward) Die beiden Schaffner unterstützen den Zeremonienmeister (bei AFAM,GLL) oder Ordner (bei 3WK) in allen seinen Verpflichtungen. In vielen Logen werden Arbeit und Verantwortung der Schaffner erheblich unterschätzt und ihr Tätigkeitsfeld eingeschränkt. Ihnen obliegen rituelle als

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Schatzmeister auch ökonomische Pflichten, die oft allein dem Zeremonienmeister / Ordner aufgebürdet werden. Schaffner und Zeremonienmeister / Ordner bilden ein Team, welche die nachfolgenden Aufgaben in brüderlicher Harmonie untereinander aufteilen oder sie durch Hausgesetz festlegen lassen: Un­ ter Anleitung des Zeremonienmeisters/Ordners sorgen die Schaffner für die Tempeleinrichtung oder überprüfen die vorhandene. Bei Aufnahmen, Beförderungen, Ballotagen und Ehrungen müs­ sen die notwendigen Gegenstände, Bekleidungsstücke, zu überreichende Literatur, Blumen, Ge­ schenke usw. bereitliegen bzw. rechtzeitig beschafft werden. Die Schaffner sorgen für das Bereitlie­ gen des Anwesenheitsbuches / Gästebuches und weisen die Brüder auf das Einträgen hin. Die Schaffner sorgen dafür, daß der rituelle Ablauf während der Arbeit nicht gestört wird und führen die im Ritual vorgesehenen Handlungen aus. Beim Einzug der Brüder in den Tempel führen sie hinter dem Zeremonienmeister / Ordner den paarweisen Zug an, sorgen für ausreichende Sitz­ plätze und die richtige Platzverteilung: Stuhl- und Logenmeister, Großbeamte, der zug. MvSt der Loge im Osten. Gesellen und Meister im Süden. Lehrlinge im Norden. Nach der Tempelarbeit sind die Schaffner für das Fonräumen und Lagern der Ritualgegenstände verantwortlich (z.B. Einsammeln und Wegschließen der Beamtenabzeichen). Beschaffung, Verwahrung und Nachbestellung von maurerischen Bekleidungsstücken, Katechis­ men usw. Rücknahme von maurerischer Bekleidung und von Gegenständen, die der Loge gehören, von den Angehörigen verstorbener Brüder. Aufsicht, Betreuung und Dokumentation (Inventarverzeichnis) des Logen-Inventars (Bilder, Vitri­ neninhalte, Bekleidung usw.). Vorbereitung und Betreuung von Tafellogen, Gesellenfrühstücken, Festveranstaltungen usw., Ijeginnend mit der Herstellung und dem Versand von Einladungen, Sitzordnung, Tischkarten, Ver­ vielfältigung von Liedertexten, Tischschmuck, Auswahl und Vorbestellung von Speisen und Ge­ tränken in enger Zusammenarbeit mit der Ökonomie des Hauses. Ausschmückung der Festräume. Unterstützung des Redners und Leiters von öffentlichen Veranstaltungen beim Aufstellen techni­ scher Geräte. Die Schaffner tragen Schaffnerstäbe als Zeichen ihres Amtes. Im Beamtenabzeichen erscheinen zwei gekreuzte, dünne Schaffnerstäbe oder der Bienenkorb (3WK). Vielfach bilden sie mit dem Ze­ remonienmeister / Ordner und weiteren Brüdern den Festausschuß der Loge. Schatzmeister Der Schatzmeister verwaltet das Logenvermögen und die Kasse, sorgt für pünktliche Einziehung aller Forderungen und die gewissenhafte Begleichung der Schulden und dokumentiert dies. Er legt jährlich den Haushaltsplan der Loge vor und berät den MvSt über die Höhe des Monatsbeitrages und die ausstehenden Gebühren. Am Schluß jeder Arbeit sammelt er für die Armen. Seine Buch­ führung wird durch zwei Kassenprüfer regelmäßig überprüft. Besonders verwaltet er die Bankkonten und Anlagen und legt jährlich seinen Abschluß vor. Sorgt er für pünktliche Einziehung der Beiträge (möglichst durch Dauerauftrag oder Einzugser­ mächtigung) sowie der Aufnahme-, Beförderungs-, Erhebungsgebühren. Begleicht er termingerecht die Abgaben an die Großloge und sonstigen Verpflichtungen nach er­ teilten Anweisungen. Macht er Vorschläge für Beitragsermäßigungen bei sozialen Notfällen. Führt er die Armenkasse getrennt von den anderen Logenkonten und verwendet diese nach Wei­ sung. Muß er dem MvSt über Zahlungsabweichungen der Mitglieder u.a. finanzielle Vorkommnisse Be­ richt erstatten. Der Schatzmeister trägt als Amtszeichen einen oder zwei gekreuzte Schlüssel. Er behandelt die Vermögenslage der Brüder vertraulich und teilt sein Wissen nur dem MvSt mit.

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Schlange, Schlüssel Beide können über Beitragsnachlaß oder -freiheit entscheiden. Wenn trotz Mahnungen keine Bei­ träge gezahlt werden, wird nach Maßgabe der Satzung gehandelt. Schlange Als > Uroborus ist die kreisförmige Schlange, die sich in den Schwanz beißt, ein bekanntes Ewig­ keitssymbol, auch in der Freimaurerei. Im Großlogen-Symbol der 3WK umschließt der Uroborus die im Dreieck angeordneten Weltkugeln und verleiht ihnen ewigen Bestand, so wie heute ein ge­ schlossener Kettenring die Beständigkeit des Bundes andeutet. Im faschistischen Italien wurden die Freimaurer mit dem Schimpfwort „grüne Schlange“ (= serpente verde) bezeichnet, weil die Mit­ glieder des Großorients von Italien grüne Bänder trugen. Von Goethe ist das wenig bekannte „Märchen von der Lilie und der schönen Schlange“ aus „Unterhaltungen deutscher Ausgewander­ ter“. Es wird auch als Märchen von der „grünen Schlange“ bezeichnet: Die Schlange dringt in das Heiligtum, den Tempel, ein. Dort entspinnt sich der Dialog: „Was ist herrlicher als Gold?fragte der König. - Das lacht, antwortete die Schlange. - Was ist erquicklicher als lacht? fragtejener. - Das Gespräch, antwortete dieser. “■ An anderer Stelle: „Oh ich helfen kann, weiß ich nicht, ein einzelner hift nicht, sondern wer sich mit vielen zur rechten Stunde vereinigt. “— Und: „Die laehe herrscht nicht, aber sie bildet, und das ist mehr. “ August Wolfstieg deutet das Märchen 1912 so: „Ls handelt sich in dem Märchen um die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden, um die Heraufführung des Zeitalters der Humanität, um den Bau der Brücke, die der Menschen Lande traulich verbindet. - Der unterirdische Tempel ist derfreim. Tempel, und die drei Könige sind Weisheit, Schönheit und Stärke. - - Der Idealismus ist verzaubert, traumhaft, bis die Zeit der Humanität heraufzieht und die Schlangefür das Wohl des Volkes sich opfert. Dann vermählt sich das echte, durch die Menschheit geweihte Ideal des Wahren, Guten und Schönen mit dem Genius des (deutschen) Volkes, dann ist der Tempel der Weisheit am Ufer erbaut, die Brücke geschlagen, dann sind die Völker vereint. “ In den Mythen vieler Völker spielt die Schlange eine große Rolle. Sie ist das symbolische Tier der Erneuerung, Verwandlung, Neugeburt, weil sie die Eigenschaft hat, sich immer wieder zu häuten. Außerdem zieht sie sich im Winter in die Erde zurück, um im Frühjahr wieder aus dem Schoß der Erde zu erscheinen. Sie ist das Symbol des frühlingshaften, neuen Sonnenlichtes. Die Schlange wird kultisch verehrt als Trägerin erdhafter und unterirdischer Kräfte. Sie ist Hüterin der Unterwelt oder des Tempels. Im Tod verläßt die Seele als Schlange den Körper. In Palästina galt die Schlange als unrein. Sie personifiziert Sünde, Satan, böses Prinzip und verführt das erste Menschenpaar im Paradies. Sie ist aber auch Symbol der Klugheit. In Griechenland wurde der Heilgott Asklepios mit einer Schlange dargestellt. Weil sich die Schlange durch jährliche Häu­ tung verjüngt, ist sie ein Sinnbild des Lebens (Äskulapstab der Römer mit der ihn umwindenden Schlange). Bei den Germanen wird die Erde (Midgard) vom Weltmeer umgeben, in dem die Mid­ gardschlange wohnt.

Schlüssel Ein beinener Schlüssel ist bei der GLL das in der Tempelarbeit getragene Zeichen der JohannisMeisterschaft. Griff und Bart sind dreieckig gestaltet. Die beste Erklärung ist: Mit dem Schlüssel kann/soll das Herz des Bruders aufgeschlossen werden. Formal „öffnet“ der Schlüssel die JohannisLehrlings-, Gesellen- und Meisterloge. Der Schlüssel wird (z.B. im 4. Grad des AASR) als Symbol der Verschwiegenheit betrachtet. In alten freim. Ritualen ist vom Schlüssel als von der Zunge die Rede, die die Geheimnisse „in einer Korallenbüchse verwahrt, die nur elfenbeinerne Schlüssel zu öffnen und zu schließen vermögen“. In einem anderen, englischen Ritual ist mit dem Schlüssel die Zunge gemeint, die vom Bruder in seiner Abwesenheit so gut spricht wie in seiner Gegenwart oder aber schweigt, wenn nichts Gutes gesagt werden kann. Ein einzelner (3WK) oder zwei gekreuzte (AFAM) Schlüssel sind das Amtszeichen des Schatzmeisters. In verschiedenen Hochgraden spielt der Schlüssel eine erhebliche Rolle.

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Schmetterling, Schottengrade, Schriftführer Schmetterling Kant (in „Träume eines Geistersehers“) schreibt: „Das Sinnbild der alten Ägypterfür die Seele war ein Papillon (= Schmetterling), und die griechische Bezeichnung bedeutet dasselbe. Man sieht leicht, daß die Hoffnung welche aus dem Tode nur eine Verwandtschaft macht, eine solche Idee samt ihren Zeichen veranlaßt habe.“ Der Schmetterling ist ein Auferstehungssymbol: Wie aus der erdverhafteten, schwerfälligen Raupe durch Verwandlung ein farbenprächtiger, von der Luft getragener, schwerelos dahingleitender Falter wird, so wird auch das Unvergängliche im Menschen unverweslich zum Himmel aufsteigen. Da auch die Freimaurerei ein Weiterleben nach dem Tode annimmt, ist es verständlich, daß bei der GLL in der Trauerloge der Schmetterling ebenfalls als Symbol der Auferstehung verwandt wird. Schottengrade, Schottische Maurerei Um 1740 wurde erstmals bekannt, daß besonders eifrige Meister sich zu Gruppierungen zusammenfanden, die eine Abart des Meistergrades waren. In dieser Zeit trat in Frankreich die „Schottische Maurerei“ in Erscheinung, die über die drei Johannisgrade hinausging. Später bezeichnete man vielfach alle Hochgrade als Schottengrade. Legende dieser Grade war die Zerstörung des Salomonischen Tempels und ihr Wiederaufbau durch die Schottische Maurerei. Dabei hat (außer in Legenden) nie eine Beziehung zur Großloge von Schottland bestanden. In der Lehrart der > „Drei Weltkugeln“ entstand 1742 die erste Schottenloge unter dem Namen L’ Union zum „Emporsteigen ihrer Brüder Johannis-Meister auf die höhere Ordens-Stufe der sogenannten Schottischen Freimaurerei...", wie es in der Stiftungsurkunde heißt. Heute ist sie dort die erste Erkenntnisstufe (IV. Grad). Ebenso wurden in einigen anderen Systemen „Schottengrade“ aufgebaut. Im „Schottischen Ritus“ (Alter Angenommener Schottischer Ritus = > AASR) entstand ein eigenes, vollständiges Hochgradsystem.

Schriftführer / Sekretär Der Schriftführer ist verantwortlich für den gesamten Schriftverkehr und ist als Sekretär des MvSt der Bauhütte tätig. In vielen Fällen ist diese Beamtenfunktion auf zwei oder drei Schultern gelegt, wobei sich auch der Amtsinhaber und sein Stellvertreter die Arbeit teilen können: Der protokollierende Schriftführer erstellt während der Logenarbeit ein handschriftliches Ergebnis-Protokoll und läßt es anschließend vom MvSt und den Aufsehern unterschreiben. Das > Protokoll soll enthalten: Datum und Zweck der Veranstaltung, Leiter der Veranstaltung, Zahl der Anwesenden, möglichst besuchende Brüder namentlich, Anfang und Schluß der Veranstaltung, Kurze Notizen über Inhalt oder Thema, Bei Abstimmungen: Anzahl der stimmberechtigten Brüder und Ergebnis. Der korrespondierende Schriftführer erledigt den Schriftwechsel der Loge nach Weisung des MvSt. Der gratulierende Bruder übernimmt es, allen Brüdern und Ehrenmitgliedern der Loge zum Geburtstag zu gratulieren. Im einzelnen bestehen folgende Aufgaben: Protokolle über alle Logenarbeiten. Eine Kopie der Rede sollte beigefügt werden. Führen der allgemeinen Korrespondenz. Anfertigung von (z.B. für die GL notwendigen) Verzeichnissen, Listen, Umläufen, Berichten, Eingaben, Einladungen usw. Führung des Logensiegels. Führung und Verwahrung der Matrikel (Mitgliederstammliste). Ausstellung und Ergänzung von Logenausweisen und Wanderpässen, Mitgliedsbescheinigungen, Empfehlungsschreiben. Führung, Verwaltung und Archivierung der Logenakten.

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_______________________________________ Schritte, Schrödersche Lehrart Verschicken der Arbeitspläne, Tagesordnungen, Logen-Zeitungen an die Brüder und Versand von Einladungen an die Suchenden. Sonderaufgaben können einzelnen Brüdern übertragen werden. Z.B.: Führung und Verwahrung der Logengeschichte (Chronik), in der alle wesentlichen Ereignisse aufgeführt werden wie Ausflüge, Reisen, Besuche bei anderen Logen, Beerdigungen usw. Verwaltung der Logenbücherei. Das Amtszeichen des Schriftführers / Sekretärs sind zwei gekreuzte Federn. Schritte Schon die frühen Steinmetzbräuche kannten Schritte und Fußstellungen. Die Art, wie der um Zulaß Bittende die Füße setzte, war eines der Merkmale, an denen erkannt wurde, ob es sich um einen gesetzmäßigen Steinmetz handelte. Br. Wolfgang Scherpe faßt die „Schritte“ als Relikt des Symboltanzes der Mysterienbünde auf. In der Freimaurerei kommen in den Ritualen der meisten Großlogen in den verschiedenen freim. Graden allegorische Schritte und (meist rechtwinklige) Fußstellungen vor. Sie sind in den Ablauf des Rituals eingebaut, dienen aber nicht mehr als Erkennungszeichen. Die AFAM kennt den Brauch, daß die Brüder den Tempel vor einer Arbeit mit drei besonderen Schritten betreten. Der Neophyt macht (AFAM) „die drei freim. Schritte“ über den Teppich bei der Aufnahme das einzige Mal im Leben. Die drei Schritte werden von Br. Horneffer im Lehrlingskatechismus beschrieben: „Ntcht von selbst kommt die Belehrung wir müssen ihr entgegengehen, wir müssen uns bemühen, sie zu erhalten, wir müssen sie suchen. Aber wir müssen sie suchen auf dem rechten IFigf, nur wenn wir selbst das Rechte wollen, werden wir es finden. Deshalb schreiten wir über den Teppich, der die Bildersprache unsererfreim. Grundsätze enthält, ihnen gemäß sollen und müssen wir vorwärts gehen, wenn wir das rechte Ziel erreichen wollen. Nicht auf einmal treten wir in das volle Licht der Erkenntnis, wir dürfen uns nicht abschrecken lassen, wir müssen ruhig weiterwandem, bis wir das Ziel erreicht haben. Deshalb weist uns die Dreiheit, die uns in den Schritten entgegentritt, auf Fleiß und Ausdauer hin, mit denen wir auf dem geraden uns zu bewegen haben. Dabei sei unser Blick nach Osten gerichtet, von dannen die ewige Weisheit strahlt. Der ewige Osten ist das Ziel aller unserer Wanderungen. Damit uns das recht eindringlich werde, setzen wir den Unken Fuß zuerst vor, in gerader Richtung auf den Osten zu, damit andeutend, daß unserer Herz v°lkn Anteil an dem hat, was wir tun. Indem wir den rechten Fuß nachziehen, deuten wir an, daß auch der Verstand unsere Handlungen überprüfen wird, so trennen und vereinigen wir dreimal unsere Füße, die sich immer wieder in einem rechten Winkel treffen. “ Die 3WK kennt diese Schritte bei der Aufnahme nicht, dafür muß dort der Kandidat auf den Fußstapfen Aufstellung nehmen, die auf dem Teppich vorgezeichnet sind. Die Gesellenschritte sind in den Großlogen unterschiedlich. Bei den 3WK sind sie besonders eindrucksvoll durch das symbolische Ersteigen der Tempelstufen. Die drei Meisterschritte habe tiefe symbolische Bedeutung. Der Bruder durchschreitet seinen Lebenslauf: Der erste Schritt führt den Bruder in den Norden, zurück in die lichtlose Dunkelheit, in den Mutterschoß, in die Dunkle Kammer, wo er aufgenommen wurde. Der zweite Schritt führt ihn in die Welt des Lichts, die irdische Lichtwelt, den Süden. Der dritte Schritt führt ihn in den Osten. Von dorther empfängt die Welt das Licht. Dorthin, zum „hohen Licht“ strebt er, um im „ewigen Osten“ seinen Lebenslauf zum höchsten und königlichen Abschluß zu bringen. Schrödersche Lehrart Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816) versuchte in seinem Ritualwerk (zunächst Große Loge von Hamburg, dann über Deutschland verbreitet), alles überflüssige Beiwerk fortzulassen. Sein Leitmotiv war: „Da die Wahrheit einfach ist, muß auch das Symbol einfach sein. “ Schröder wollte ein Ritual gestalten, das zur ursprünglichen Reinheit zurückkehrt. Besonders um folgende Punkte bemühte er sich: Fortfall aller Hochgrade. Stattdessen sollte für Meister eine historische Erkenntnisstufe, ein „engerer geschichtlicher Bund“ (später als Engbund bezeichnet) geschaffen werden. Kein Fortspinnen von Ordenslegenden oder das Aufbauen einer Ritterspielerei.

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Schwedische Lehrart, Schwert Kein Vorgaukeln von „letzten Geheimnissen“ und kein nutzloses Versenken in Kabbala und Alchimie. Keine religiösen Belehrungen und das einseitige Drängen auf den christlichen Weg. Schröder setzte sich sowohl gegen die regellosen, rituellen Schwärmer als auch gegen die radikalen Erneuerer durch, die Symbolik und Ritual ganz abschaffen wollten. Mit Johann Gottfried Herder stand er in ständigem Kontakt. Dieser faßte sein Urteil über das Schrödersche Ritual zusammen in: „Oh! Mit wie schöner Art können wir uns, dem Ritual treubleibend von allen metaphysisch-allegorischen Deuteleien entfernt halten und doch den Hebe!gerade an das Höchste der Menschheit legen. Wie viel mögen Sie seitdem gedacht, geordnet undgewirkt haben! Glücklicher Mann, in Ihrer Ruhe und bei der ernsten Tätigkeit Ihres Charakters. Türkei, Bleimaß und Waage sind in Ihrer Seele. “ Schwedische Lehrart Als solche wird eine von der übrigen Freimaurerei abweichende stark christliche Richtung bezeichnet, die sich in skandinavischen Ländern seit etwa 1760 herausgebildet hat. Es ist ein in sich sehr geschlossenes System mit 10 bzw. 11 Graden. Die Ordenslehre betont den Charakter eines christlichen Ritterordens und gründet sich auf die reine Lehre Jesu. An der Spitze steht in Schweden der Vicarius Salomonis mit 11 Großbeamten. Für viele Generationen nahm der schwedische König diese Stellung ein. Der augenblickliche König hat.dies abgelehnt. In Deutschland gehört nur die > GLL dieser Lehrart an. Schwert und Degen Das Schwert ist eine Hieb- und Stoßwaffe mit gerader, breiter Klinge meist mit Kreuzgriff (Kreuzschwert, Rechtschwert). Es war die Hauptwaffe des Ritters. Das Schwert galt als Sinnbild der absoluten Macht (Reichsschwert, Richterschwert) und durfte nur von freien Männern getragen werden. Nach dem Aufkommen von Handfeuerwaffen wurde das Schwert durch den Degen er­ setzt. Der Degen ist eine Hieb und Stichwaffe mit schmaler Klinge, die aus dem mittelalterlichen Schwert entstanden ist. Der Degen war Rangwaffe für Offiziere. Diese Waffen sind aus folgenden Ursachen in die Freimaurerei gekommen, wobei sie nur der Symbolwelt des Männerbundes ent­ sprechen: Die GLL nimmt die Brüder zum „Freimaurer-Ritter“ auf, und auch die Kapitelgrade gehen vielfach auf die Tempelritter zurück. Das Schwert ist ein Zeichen des Rittertums. Die erste preußische Loge, die 3WK, hatte zunächst viele Offiziere und Adelige in ihren Reihen, so daß nicht nur das Tragen eines Degens selbstverständlich war, sondern auch die Einstellung, damit die göttliche Ordnung, Recht und Gesetz zu verteidigen. Das Schwert und der Degen haben schon immer eine symbolträchtige Bedeutung besessen, die un­ ter den verschiedensten Aspekten zum Ausdruck kommen kann. Beispielsweise das Schwert (Degen)... Als Symbol der Machtausübung für Ordnung und Satzung der Großloge und Loge. Als Sinnbild der Verteidigungsbereitschaft für Recht und Gesetz der Freimaurerei. Als Schwert des Geistes, um im geistigen Kampf den sittlichen Grundlagen der Menschheit, der Wahrheit und den anderen freim. Werten zum Sieg zu verhelfen. Beim Kreuzschwert hat der Kreuzgriff eine in die Unendlichkeit strebende, senkrechte und eine erdverbundene, allumfassende waagerechte Komponente, die als Rechtkreuz im rechten Winkel zusammengefügt sind. Schon im Mittelalter bedeutete dies, das schöpferische Gesetz und die göttliche Ordnung zu bewahren und mit Kraft zu verteidigen. Als Sonnen- und Lichtsymbol. Die Doppelaxt und später das Schwert, Feuer und Gold sind alte Sonnensymbole, wobei die Sonne für die Wiedergeburt steht. Die Klinge kann als Sonnenstrahl / Lichtstrahl aufgefaßt werden. Die Freimaurer streben vom Dunkeln zum Licht.

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Schwester, Schurz Als Flammenschwert oder Degen des Wachthabenden für den Schutz der Loge (des heiligen Rau­ mes) als Abwehr gegen das Eindringen Uneingeweihter. Als strafendes oder mahnendes Symbol. Der Neophyt blickt nach der Lichterteilung auf einen Bru­ derkreis mit gezogenen, auf ihn gerichteten Degen (GLL)/ Zeigefinger (3WK). Der heutige Gebrauch von Schwert / Degen in der Freimaurerei: Der MvSt legt das Logenschwert bei der Eröffnung auf den Altar / Meistertisch neben (AFAM, 3WK) bzw.auf (GLL) das Buch des heiligen Gesetzes / Bibel bzw. auf die „Alten Pflichten“ / GLSatzung / Hausgesetz (AFAM). Bei der Aufnahme wird je nach Obödienz bei den Reisen ein De­ gen gebraucht und dem Neophyten zeitweilig auch ein Degen übergeben (GLL, 3WK). Das Gewis­ sen des Neophyten wird durch auf ihn gerichtete Degen (GLL) oder auf die ausgestreckten Zeige­ finger (3WK) ermahnt und damit gleichzeitig demonstriert, daß die Brüder zur Verteidigung des neuen Bruders den Degen / Schwert ziehen werden. Diese Zeremonie ist wahrscheinlich schon 1742 in Frankreich aufgekommen. Der Wachthabende trägt ein Schwert / Degen / Flammen­ schwert. Dies ist ab 1730 in englischen Katechismen belegt. Das „Stahldach“ wird beim Eintritt des Großmeisters oder des Weisesten Ordens+Meisters der GLL in die Loge gebildet: Zwei Reihen von Brüdern halten ihre Degen schräg hoch, darunter schreitet der LGM oder der O + M in den Osten. Bei der GLL, in Erkenntnisstufen und in Hochgraden werden die Schläge zur Eröffnung und Schließung der Loge mit dem Hammer auf den Knauf des Degens gegeben. Das Logenschwert der GL von England (Staatsschwert) wird dem Großmeister bei offiziellen Zeremonien vom Groß­ schwertträger (Grand Sword Bearer) vorangetragen bzw. nachgetragen. Das älteste englische Lo­ genschwert datiert von 1730. Das Schwert / Degen ist in der Freimaurerei keine Angriffs- sondern eine Verteidigungswaffe. Trotzdem ist das Waffentragen aller Brüder zu verschiedenen Zeiten und bei unterschiedlichen Obödienzen kritisiert oder verboten worden. In Deutschland ist es nur noch bei der GLL bei einigen Gelegenheiten (Aufnahme, Stählerne Dach) üblich. Das flammende Schwert (Flammschwert, Flamberg) ist ein rein symbolisches Schwert und durch seine Wellenform als Waffe nicht geeignet (Symbol der Flamme und des Lichts). Es ist 1760 aufgekommen. Die viel­ fältige, tiefsinnige Bedeutung des Schwertes / Degens ist aus der Symbolik der Freimaurerei nicht fortzudenken. Schwester Die Frau und die Lebensgefährtin sowie die Witwe eines Freimaurers werden Schwester genannt. Vor der Aufnahme werden sie befragt, ob sie keine Einwände dagegen haben. Eine Aufnahme ge­ gen den ausdrücklichen Willen der Ehefrau ist heute in Deutschland nicht möglich / üblich. Bei der Aufnahme wird der Schwester durch Überreichung von einem Paar Frauenhandschuhen ge­ dacht (> Frauen). Bei Tafellogen wird ein besonderer Toast auf die Schwestern ausgebracht. Be­ sonders beim Rosenfest zur Mitsommerzeit wird die Schwester durch Reden und meist durch Überreichung einer Rose gewürdigt. Das Programm der Logen sieht in unterschiedlicher Intensität die Einbindung der Schwestern vor, z.B. bei öffentlichen Vorträgen, Weihnachts- und andere Fei­ ern im Tempel nach besonderem Zeremoniell (ohne freim. Bekleidung), Reisen, Ausflüge (Wanderungen) usw. In Hamburg luden schon 1746 die Freimaurer die Schwestern zu Bällen und Opernaufführungen ein. Bei der Einweihung der Londoner Freemasons Hall 1776 waren 160 Da­ men bei dem nichtrituellen Teil anwesend.

Schurz Ein Lederschurz war und ist eine Schutzbekleidung der Maurer und Steinmetzen. Der Schurz ge­ hört zur unverzichtbaren Bekleidung des Freimaurers während der Tempelarbeit (> Bekleidung). Anzug, Logenabzeichen und Handschuhe sind nicht wesentlich. Darauf kann im äußersten Notfall verzichtet werden. Der Schurz ist aber das wichtigste Symbol. Er deutet auf Arbeit und ist beim Lehrling (und beim Großmeister) weiß. Rein und fleckenlos soll er auch bleiben, bis er nach dem

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Sekten Eingang in den „Ewigen Osten“ auf den Sarg gelegt wird. Die sogenannte „Arbeit“ ist beim Frei­ sein ständiges Bemühen, sich selber immer weiter zu vervollkommnen und sein Umfeld menschlicher zu gestalten. Br. Robert Fischer (1924): „Endlich müssen wir noch die Überreichung des Schurzes ermähnen. Mit kraftvollen Worten wird die Bezeichnung dieses schlichten Handwerkerzeichens hervorgehoben. Alter ist es als das goldene Vließ oder der römische Adler, ehrenvoller als Stern und Hosenband oder irgendein Orden. Als ein unüberbietbares Ehrenzeichen galt (den Brüdern) der Schurz) Diese Auffassung möge sich ein jeder Lehrling ins Herz schreiben. Mit Stolz m°!lf er jedesmal den Schurz anlegen. “ Erich Ludendorff hat dafür eine perfide Erklärung (1927): „Der Schurz ^es Freimaurers ist nicht der Schurz ^es Maurers einer mittelalterlichen Bauhütte, sondern er ist der Schurz ^er hohepriesterlichen Bekleidung der Juden. 2. Buch Mose 20,26: Du sollst auch nicht auf Stufen zu meinem Altar steigen, daß nicht deine Scham aufgedeckt wurde vor ihm. ’ Und 28,42: Und du sollst ihnen leinene Niederkleider machen, zu bedecken das Fleisch der Scham von den Lenden bis zu den Hüften.' ■ Der Schurz des Fleisches oder das Symbol des Fleisches macht in der Tat ‘das Wesen der Freimaurerei’ aus." An einer Stelle eines Rituals wird der „Aaronschurz“o&et „Hammelschurz“ (beide Ausdrücke von Ludendorff) „abgerissen“, um zu zeigen, daß das Vergängliche des Menschen abgelegt wird und das Unverwesliche bleibt. Für Ludendorff ist der Freimaurerschurz als solcher und das „Abreißen“ desselben im Besonderen der Beweis einer „symbolischen Beschneidung“, womit jeder Freimaurer zum „künstlichen Juden“ gemacht wird. Unterstützt wird dies nach Ludendorff schon bei der Aufnahme durch das Aufsetzen des Zirkels auf die Herzgegend und den Bibelspruch 5.Mose 10,16: „So beschneidet denn eueres Herzens Vorhaut und seid fürder nicht halsstarrig. Das Tragen des Schurzes hat nach Ludendorff den Sinn, die Beschneidung und damit die Wandlung zum künstlichen Juden und die Teilnahme an der jüdischen Weltverschwörung zu verhüllen. Sekten Unter Sekten verstand man in Deutschland bis zum vorigen Jahrhundert die Abspaltung einer Gruppe von einer Großkirche / Großreligion. Diese Abtrennung eines kleineren Zusammen­ schlusses stand im Gegensatz zur Lehrmeinung der Großkirche und verstieß gegen die Staatsraison. In USA fehlt eine staatlich anerkannte oder dominierende Großkirche. Auch kleinere religiöse und weltanschauliche Gruppen werden dort eher als „Kirchen“ aufgefaßt. Beim Auftreten derartiger „Kirchen“ in Europa gibt es mitunter erhebliche Verständigungsschwierigkeiten. Beispiel: Scientology! Unter Sekten werden heute auch weltanschauliche und politische Randgruppen bezeichnet und leider auch verschiedentlich die Freimaurerlogen. Es gibt in Deutschland etwa 650 Sekten mit zusammen 2 Millionen Mitgliedern. Der Freimaurerbund ist jedoch auf keinen Fall eine Sekte, denn: Der Freimaurerbund ist demokratisch aufgebaut, die Funktionsträger werden zeitlich Er hat sich von keiner Gemeinschaft abgespalten, sondern versucht im Gegenteil, weltweit Menschen zusammenzubringen, die sich sonst ständig fremd geblieben wären. Die Freimaurer sind keine Religionsgemeinschaft (> Religion) und bieten keine Religion an. Im Gegenteil fördern sie die individuelle > Religiosität des einzelnen Bruders. Das Lehrgebäude der Freimaurerei ist auf eine Vervollkommnung der Brüder im Diesseits gerich­ tet mit dem Ziel, das Zusammenleben aller Menschen auf der Welt zu verbessern. Es wird zwar eine besondere Lebenshaltung erwartet, aber keine bestimmte Weltanschauung gefordert. Die vorwiegend transzendente Zielrichtung wie bei Religionen ist der Freimaurerei fremd. Die Freimaurer behaupten nicht, im Besitz der reinen oder einzigen Wahrheit zu sein. Sie bieten nicht für alle Probleme und Fragen des Lebens geschlossene Lösungen an. Freimaurer bemühen sich um ihre Höherentwicklung und ringen um Erkenntnis und wissen, daß sie in ihrer irdischen Laufbahn niemals zu einer Vollendung gelangen. Die Sekten haben meist ein gottähnliches Oberhaupt (Guru), das diktatorisch anordnet und ver­ kündetbegrenzt gewählt.

1 Dieser Spruch wird in keinem deutschen Ritual verwendet!

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Selbstveredelung, Senkblei Sekten arbeiten mit großem psychischen Druck auf ihre Mitglieder. Sie werden starker Beeinflus­ sung unterworfen (Gehirnwäsche). Der Freimaurerbund fördert dagegen die individuelle persönli­ che Entwicklung des Menschen (Individuation). Sekten beziehen sich oft auf eine mündliche oder schriftliche Verkündigung oder Weissagung, die als unantastbar gilt. Die Freimaurer beziehen sich nicht auf mündliche oder schriftliche „heilige Ursprünge“. Sie verwenden für ihre Arbeiten unterschiedliche > Rituale, die zwar in Ehren gehal­ ten werden, im Laufe der Zeit Veränderungen im Wortgebrauch, allerdings nicht im Sinngehalt unterworfen sind. Die Freimaurerei verfolgt, im Gegensatz zu manchen Sekten, keine kommerziellen Ziele. Vor ei­ ner Aufnahme legt sie Wert auf die Zusicherung, daß dem gewünschten Eintritt des Interessierten keine materiellen Ziele zugrunde liegen.

Selbstveredelung Der Mensch hat im Sinne der Freimaurerei die Aufgabe, seine Persönlichkeit immer mehr und mehr auszubilden, also stufenweise voranzuschreiten. Er soll von der irdischen, materiellen Welt immer mehr zur geistigen Sphäre streben. Dies wird auch durch die symbolischen Stufen der > Jakobsleiter auf den freim. Arbeitsteppichen angedeutet oder auch durch eine vertikale Spirale. Der Mensch lernt mit jeder höheren Spiralwindung die gleichen Zusammenhänge immer besser zu ver­ stehen. Eine solche Entwicklung durchschreitet der Mensch auch bei der Selbstveredelung. Die Selbsterkenntnis (> Erkenne dich selbst!) wird immer wieder von jedem Freimaurer gefordert. Man kann auch hier eine Stufenleiter aufstellen, wobei die Grenzen der Begriffe nicht scharf gezo­ gen werden können. Die Selbsterkenntnis ist nach Sokrates die Vorbedingung der Sittlichkeit, nach Lessing der Mittelpunkt aller Weisheit, nach Kant aller menschlicher Weisheit Anfang. Goethe: kann man sich selbst erkennen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht esu tun. und du weißt gleich, was an dir ist. “ (Wilhelm Meister) Wenn wir uns selbst erkannt haben, folgt: Die Selbstkritik. Es ist ein großer menschlicher Fortschritt, wenn man nicht nur seine Eigenschaften erkennt, sondern sie auch kritisch beurteilt und bewertet, sich selbst sozusagen von außen betrachtet und sich bemüht, Schwächen und Fehler durch positive Eigenschaften zu ersetzen. Es ist ein Schritt auf dem Weg der Wahrheitssuche. Die Selbstbeherrschung ist eine Voraussetzung zur Selbstveredelung. Wer seine Triebe und Emotionen nicht mäßigen kann, wer nur seine „Tiernatur“ ausleben will, ist einer Weiterentwicklung in geistige Bereiche kaum fähig. Die Selbstbeherrschung ist eine Voraussetzung der sittlichen Freiheit, die die freie Willensunterwerfung unter das Sittengesetz verlangt. Sie wird von der Freimaurerei gefordert, um die Toleranz zu verwirklichen. Die Selbstüberwindung ist eine höhere Stufe der Selbstbeherrschung. Sie bedeutet eine Wandlung in Richtung auf das Gute. Die praktische Umsetzung ethischer Ziele, die man als richtig erkannt hat, muß auch gegen die eigenen Wünsche und Triebe erfolgen. Ein Zuviel der Selbstüberwindung führt jedoch zur Zerstörung der eigenen Persönlichkeit. Fasten und Kasteien sind oft Irrwege der Selbstveredelung. Die Selbstveredelung ist das Ziel der Selbstentwicklung und sollte von jedem Freimaurer angestrebt werden. Wer sich in gutem Sinne selbst überwunden hat, hat eine innere Harmonie erreicht und ist reif, ein Mensch zu sein. „In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren. Nur im Dienste einer schönen Seele kann die Natur zugleich Dreiheit besitzen und ihre Dorm bewahren. “ (Schiller: „Anmut und Würde“) Senkblei (Lot) Mit dem Lot wird von den Steinmetzen bei einem Bauwerk die Senkrechte überprüft. Die freim. Symbolik sagt, daß mit dem ins Gewissen gesenkten Blei die Gradheit und Wahrhaftigkeit des Bruders geprüft wird. Wenn wir das Lot in unser eigenes Gewissen senken, untersuchen wir dabei die Lauterkeit unserer eigenen Gedanken und Gefühle und prüfen, ob wir selbst sie in die Wirk­ lichkeit umgesetzt haben. Eine offene Denkungsart, die Aufrichtigkeit gegen alle Menschen und ein untadeliger Lebenswandel sind Ziel von Prüfung und Bemühung. Das Senkblei ist das Amtszei-

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Serviette, Sethos I., Setzwaage, Siegel Salomons chen des 2. Aufsehers. Er ist aufgerufen, die Bausteine (Brüder der Loge) zu prüfen, damit der zu errichtende Bau (Tempel) lotrechte Kanten und Flächen erhält. Die Senkrechte verbindet symbo­ lisch das Unten mit dem Oben und das Oben mit dem Unten. Sie zeigt sich männlich, aktiv und aufrecht. Sie symbolisiert im Stab des Zeremonienmeisters / Ordners die Amtsgewalt. Wenn aber nicht die Strahlen (der Sonne, des Gottes) von oben nach unten greifen und dem Menschen den Se­ gen von oben nach unten anbieten, kann im Menschen niemals der göttliche Funke entzündet werden, der ihn im Geist emporsteigen läßt und ihn vom Irdisch-Materiellen abhebt. Serviette Werden bei der > Tafelloge die Brüder „in Ordnung“ gerufen, wird die Stoffserviette schmal gefal­ tet und vom Lehrling mit der linken Hand knotenförmig gefaßt. Damit wird angedeutet, daß er mit der Materie noch fest verknüpft ist. Vom Gesellen auf den linken Unterarm gelegt. Er hat den Knoten gelöst und ist bereit zu dienen. Vom Meister über die linke Schulter geschlagen. Er hat das Materielle überwunden und den geisti­ gen Bereich (Kopf) erreicht. Die rechte Hand bleibt immer frei für das „Zeichen“ (früher vielleicht für das Ziehen des Degens).

Sethos I. Ägyptischer König der 19. Dynastie, der 1304-1290 v.Chr. regierte und siegreich gegen Hethiter und Lybier kämpfte. Er erbaute Tempel in Theben und Abydos, wo seine Taten verherrlicht sind. Sein Grab liegt im Tal der Könige in Theben. 1731 schrieb der französische Geistliche Jean Terasson einen Roman mit dem Titel: „Histoire ou vie tirée des monuments de l’ancienne Egypte“. 1737 erstmalig deutsch: „Abriß der wahren Heldentugend oder Lebensgeschichte des Sethos, Königs von Egypten“; 1777 erneut ins Deutsche von Mathias Claudius übertragen. Der Roman behandelt die Vorbereitung, Einweihung und Erziehung des Eingeweihten zur höchsten Moral und dessen Be­ währung im Leben. Handlungsort ist die Cheopspyramide. Sethos muß 3 Reisen zurücklegen. „Wer diesen Weg allein geht, der wirdgereinigt werden durch Feuer, durch das Wasser und durch die Luft. “ Priesterchor: „O Isis, große Göttin der Egypter, gib deinen Geist dem neuen Diener, der so viel Gefahren überstanden hat. “ Schikaneder hat für das Libretto der „Zauberflöte“ den Romantext ausgiebig genutzt. Setzwaage (Bleiwaage, Wasserwaage) ist ein Instrument zum Richten horizontaler Flächen. Es ist ein kleines Lot, dessen Faden genau mit einem senkrechten Strich in Übereinstimmung gebracht werden muß. Dann bildet die untere Kante der Setzwaage genau eine Waagerechte. Heute verwendet man die Wasserwaage, wobei eine Luftblase zwischen den Markierungen einer kreissegmentförmigen Li­ belle einspielen muß. Die Steinmetzen überprüften früher mit der Setzwaage die Waagerechte. In der freim. Symbolik bedeutet die Wasserwaage die Gleichheit aller Brüder. Geburt, Stand, Besitz müssen sich dem reinen Menschentum unterordnen. Alle Brüder besitzen gleiche Rechte und Pflichten, ihnen wird die gleiche Würdigung zuteil. Alle werden ohne Ansehen der Person geprüft, ob sie ihr Werk am Bau des Tempels der Menschheit tun. Wenn die Senkrechte des Lots den Wil­ len symbolisiert, schreitet die Waagerechte zur Tat. Die Waagerechte betont das Verbindende, Ausgleichende, die Hingabebereitschaft zum Du, zur Gemeinschaft. Sie ist gefühlsbetont, eher weiblich. Im negativen Sinn kann sich die Waagerechte so stark ausbreiten, daß sie zerflattern und wirkungslos werden kann. Die Setzwaage ist das Zeichen des 1. Aufsehers.

Siegel Salomos Dieses wird in der Aufnahmehandlung der GLL mit einer Kelle auf die Zunge (Lippen) des Kandi­ daten gedrückt. Hiermit wird der Bund besiegelt und die Pflicht der Verschwiegenheit gefordert (die Zunge versiegelt). Mitunter wurde auch der Schlüssel zum gleichen Zweck angewandt. „Wersei-

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Sittengesetz, Sohn der Witwe nen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt seine Seele vor Angst. “ (Sprüche Salomos)Der Brauch erinnert an den mystischen Siegelring Salomos, dem Weisheit und magische Kräfte zugeschrieben wurden. Auf ihm befand sich ein Hexagramm (Doppel-Dreieck, Sechseck). Dies Hexagramm wird in vielen Fällen als Siegel Salomos bezeichnet. (Siehe auch > Flammender Stern.) Das Siegel Salomos spielt u.a. auch in der Kabbala, im Talmud, bei den Rosenkreuzer-Uberlieferungen und bei den Alchimisten eine Rolle. In Indien ist es das Zeichen Vishnus. Im Iran glaubt man, Geister in Flaschen gefangen halten zu können, die mit dem Hexagramm-Siegel verschlossen wurden. Sittengesetz Die Andersonsche Konstitution von 1723 verlangt, daß der Freimaurer dem Sittengesetz gehor­ chen soll. Unter Sittengesetz wird ein allgemeiner Grundsatz sittlichen Handelns verstanden, der nach Immanuel Kant eine absolute Forderung der Vernunft darstellt. Dieser formuliert das Prinzip der Sittlichkeit als „Kategorischen Imperativ“: „Handle so, daß die Maxime deines Willensjederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Das setzt eine Gemeinschaft voraus, deren Gesinnung und Leben sich durch ein Sittengesetz regeln läßt. Dies bedeutet, daß sich die menschliche Gesellschaft vom rein instinktmäßigen zum vernunftmäßigen Handeln entwickelt hat. Durch das Vermögen der sittlichen Urteilskraft ist das Gewissen immer mehr und mehr ausgebildet worden. Das Sittengesetz schreibt vor, was gut ist und wie gehandelt werden soll. Das, was das Sittengesetz gebietet, bezeichnet man als Pflicht. Die Kraft der sittlichen Empfindung und Gesinnung sowie die Stärke des Willens nennt man Tugend. Da diese philosophischen Termini nicht für jeden eingängig sind und auch zu sehr auf die Vernunft abheben, ist im Ritual der 3WK eine für alle Brüder leicht verständliche Forderung gestellt: Der Bruder soll sich bemühen, „den Verstand %u erleuchten und das Her^für die Tugend zp erwärmen“. Wer für sein Handeln also Vernunft und Herz, besonders die Liebe zum Mitmenschen, einsetzt, wird das freim. „Sittengesetz“ im Sinne der Andersonschen Konstitution befolgen. Sohn (Söhne) der Witwe (Auch: Kinder der Witwe.) Sinnbildliche Bezeichnung für einen Freimaurer, die früher eine grö­ ßere Bedeutung gehabt haben muß. Sie wird heute - wenn überhaupt - im akustischen Teil des > Not- und Hilfszeichens angewandt. Zurückgeführt wird es auf die biblische i üraw-Geschichte, wo der Baumeister als „Sohn einer Witwe“ aus dem Stamme Naphtali bezeichnet wird. Darum nennen sich die Meister der Freimaurer auch „Söhne der Witwe“, denn sie haben das Schicksal Hirams durchlitten. > Salomonischer Tempel, > Salomonische Säulen. Die Entstehung dieses Ausdrucks wird aber auch auf andere Quellen zurückgeführt. Ägypten: Horus wird als Sohn einer Witwe be­ zeichnet, weil Isis den Samen dafür vom toten, kurz wiederbelebten Osiris empfängt. Diese Be­ zeichnung war Gemeingut der Religionen, Mysterien, Sagen des Altertums, z.B.: Parzjva! blieb nach dem frühen Tod des Vaters der ganze Trost seiner Mutter. Er mußte viele Gefahren überwinden, um schließlich den Gral zu erringen. Mani - Begründer der Sekte des Manichäistaus (ab 3. Jahrhundert n.Chr.), wurde als Sohn einer Witwe angesehen. In seiner Lehre sprach er immer wie­ der von dem „gekreuzigten Messias, dem Sohn der armen Witwe“ (Anwendung des Witwe-SohnMotivs.) In vielen Mysterien wurden die Mysten als „Söhne der Witwe“ bezeichnet, weil der Myste zwar von einem Menschenweib geboren wurde, aber als Vater wurde der Geist der Gottheit ange­ sehen. Der leibliche Vater trat hinter diesen zurück. In verschiedenen Systemen der Schottischen Maurerei gilt der Templerorden als „Witwe“. Denn der letzte Templer-Großmeister, de Molay wurde verbrannt, und die dem Orden treu gebliebenen Freimaurer sind danach die „Söhne der Witwe“.Für die Anhänger der stuartistischen Auffassung war die „Witwe“ Henriette von Frank­ reich, die Gattin des 1649 hingerichteten Königs Karl I. Der „Sohn der Witwe“ war der Prätendent und spätere König Karl II. Auf ihn richteten sich alle Hoffnungen des Hauses Stuart.

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Sonne Sonne Gerade in vorgeschichtlicher Zeit genoß die Sonne eine religiös-kultische Verehrung in ihrer le­ bensspendenden Kraft. Oft ist die Sonne an sich nicht die Gottheit selbst, aber sie macht es mög­ lich, daß sich diese den Menschen offenbart. Die steinzeitlichen Höhlenzeichnungen enthalten schon Sonnen-Symbole. Der meist männliche Sonnengott galt als Schöpfer oder Erhalter der Welt. Sonnengötter waren der ägyptische Ra (Re), der babylonische Schamasch, der griechische Helios, der römische Sol (Sol invictus). Inkas, Japaner und vor allem die nordischen Völker huldigten Son­ nenkulten; oder ihr Gott war mit der Sonne direkt verbunden, wie z.B. Mithras. Licht- und Son­ nensymbole dienten in frühen Kulturen und Mysterienbünden zur Herstellung der Harmonie mit dem Göttlichen. Die Sonne wurde einerseits wegen ihrer direkten Einwirkung auf Mensch und Natur verehrt. Ihr Aussenden von Licht und Wärme hat direkten Einfluß auf das irdische Wach­ sen, Blühen und Fruchtbringen. Andererseits gab die Sonne durch die regelmäßige Folge von Tag und Nacht, von Licht und Finsternis einen bestimmten Rhythmus vor. Ebenso war sie die Ursache des Jahreszeiten-Wechsels von Sommer und Winter, von warm und kalt. Diese Regelmäßigkeiten, diese Perioden wurden schon in frühen Zeiten erkannt, durch Steinsetzungen festgehalten (Externsteine, Stonehenge u.a.), als Tod und Wiederauferstehung gedeutet und auf das menschliche Leben übertragen (Werden und Vergehen; Leben und Tod). Die Obelisken (übersetzt = Sonnen­ strahlen) in Ägypten und die Menhire der nördlichen Länder wollen die Verbindung der Erde mit dem Himmel aufzeigen. Sie symbolisieren die Flamme, die dem Himmel entgegenlodert, oder die Gebete, die ins Jenseits steigen. Sie sind der versuchte Brückenschlag des Menschengeistes zum Transzendenten. - In ägyptischen Bildern werden die Sonnenstrahlen oft mit Händen dargestellt, sind also der göttliche Anteil dieser Brücke von oben nach unten. Der Sonnenlauf Da die Sonne im Osten aufgeht, sind die meisten Heiligtümer, Tempel, Kirchen, Altäre nach Osten ausgerichtet. Zum ältesten rituellen Brauchtum gehört das Umschreiten, Umtanzen der hei­ ligen Mitte im Sonnenlauf von Osten über Süden nach Westen, also von links nach rechts. Der Myste identifizierte sich mit der Sonne und durchschritt auch die dunkle Phase des Sonnenlaufs, die Nacht, die Unterwelt, um am nächsten Tag wieder aufzuerstehen. Die Fahrt wird im Sonnen­ wagen, im Sonnenschiff (Totenschiff) durchgeführt. Im Mithraskult deuten Cautes (Lucifer) am Morgen mit der erhobenen Fackel und Cautopates (Hesperus) am Abend mit der gesenkten Fackel auf die symbolische Darstellung des Sonnenlaufs. Für die nordischen Länder gilt: „Das Mysterium der Wintersonnenwende ist das heiligste und höchste Erlebnis der nordischen Seele. In ihm offenbart sich das große göttliche Gesetz des ewigen Wandels, d.h„ daß alles Sterben nur ein Werden ist und der Tod durch das Licht Gottes wieder yum Lebenführt. “ (Dr. H. Rudolf Engler: „Die Sonne als Symbol“, 1962) Die Trias: Sonne, Mond und Sterne In alten Ritualen wurden Sonne, Mond und Großmeister (MvSt) als die großen Lichter bezeichnet, die die Loge erleuchteten. In anderen Ritualen wird der Meister mit der Sonne verglichen, wobei Sonne, Mond und Sterne die Loge erleuchten. Denn wie die Sonne den Tag regiert und die Welt er­ leuchtet, so soll der MvSt die Loge regieren und die Brüder erleuchten. Der Mond, der seine Strah­ len von der Sonne erhält und des Nachts leuchtet, ist Sinnbild für die Aufseher. Diese sind unter Aufsicht des Meisters bemüht, die Wahrheit zu finden. Die Meister und Gesellen der Loge werden mit den Sternen verglichen. Wie diese in dunklen Nächten den Weg beleuchten, so unterrichten die Meister und Gesellen die Lehrlinge und führen sie auf dem noch ungewohnten Weg der Mau­ rerei. Als Symbole der Erleuchtung der Brüder, sozusagen also Leuchttürme der freim. Erkenntnis, sind auf den deutschen Arbeitsteppichen von AFAM und 3WK Sonne, Mond und 9 Sterne abgebildet. Sie sind in Form eines Andreaskreuzes dargestellt, also eines X, was „Chi“, den Anfangsbuchstaben Jesu Christi bedeuten kann. Bei der GLL fehlen die Sterne auf dem Teppich, sind aber in vielen Fällen an der Decke der Tempel zu finden. Lenning (1812-1919): „IFze schon die Alten in der Sonne den Urquell alles Lebens ahnten und in heiligem Schauer :;u ihr aujblickten, so sehen auch wir in der Sonne, die durch die Traft der Ansehung die Weltkörper um sich kreisen läßt, die

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Sonne durch ihr lucht und ihre Wärme alle Keime der Natur dpm Leben erweckt, das Urprimfp der schaffinden, erhaltenden und regierenden Macht der Gottheit angedeutet, die, gleich wie die Sonne seit Äonen unwandelbar ihre Bahn vollendet, erhaben ist über allen Wechsel in Raum und Zeit. Wie alles irdische Leben ersterben würde ohne die belebenden Sonnenstrahlen, so siecht alles geistige und sittliche Leben im Menschen dahin, wenn das lucht der Erkenntnis Gottes in ihm sich verdunkelt oder wohlgar erlischt. Wie aber unser leibliches Auge das volle Sonnenlicht nicht cp ertragen vermag, so leuchtet auch unserem geistigen Auge erst die volle Wahrheit, die in Gott ist, in der letzten Stunde, wenn beim Eingehen in den ewigen Osten die Binde von unsem Augen fällt." > Licht; > Reisen

Sonnengesang des Königs Ecbnaton (Amonophis IV.) um 1370 v.Cbr. Herrlich erhebst Du Dich am himmlischen lachtberg, Ewige Sonne, Ursprung des Lübens! Wenn Dein Glan? im östlichen Himmelsfeld aufsteigt, Wird die Welt so licht von Deiner Schönheit. Denn Du bist schön, Du bist groß, Dufunkelst unirdisch Und Deine Strahlen umarmen all Deine Schöpfung. Siegreich bist Du, Du nimmst uns alle gefangen, Bindest uns alle mit Deiner Iuebe.

Wenn Du hinuntersinkst an der westlichen Wölbung, Wird so finster die Welt, als sei sie erstorben, ln ihrer Kammer schlafen die Menschen, Atem geht anders, Gesicht ist verlöscht; Nichts mehr besitzen sie, denn wie Tote Wissen sie nichts mehr. Reißende Tiere kommen hervor aus ihren Höhlen, Giftige Schlangen kommen und böse Gedanken; Schweigend liegt die Welt, denn ihr Schöpfer Hat sie verlassen. Hel! wird wieder die Welt, wenn Dein Antlitz emporstrahlt, Festlich erglühen die Länder der Erde, Taugebadet, glänzend gewandet Heben sie ihre Arme und beten Dich an. Alle Tiere hüpfen undfreuen sich der Weise, Alle Bäume und Kräuter sprießen, Alle Vögel entflatlern den Nestern, Ihre Schwingen lobpreisen Dich; Alle Fische springen im Wasser, All die geflügelten winsjgen wispernden Wesen Sehen auf, weil Du sie anblickst.

Du lässest wachsen die Frucht im Leibe der Frauen, Du erweckst den Samen des Mannes, Du gibst Luft dem Küchlein in seiner Schale Undgibst ihm die Kraft, die I lülle dp sprengen. Alle stillst Du, Amme der Ungeborenen, Atem gibst Du, all Dein Werk dp beleben, Wenn es hervortritt aus dem dunklen Schoße.

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Sonne Du hast die Erde geschaffen nach Deinem Belieben, Allem Lebendigen gibst Du Speise für immer, Du erteilst das Maß der ! ebenszgit einemjeden. Aufgang und Untergang schaffst Du, lebende Sonne, Dunkel vergehst Du und strahlend kehrest Du wieder, Du bist das Pochen in meinem Herren! Alle, was wir in Deinem Lachte erschauen. Wird vergehen, Du aber lebst und blühst für immer und ewig!

Die ägyptische Bilderschrift läßt Freiheit für mannigfache Wonwahl. Diese Übertragung ist (im Auszug) von Ludwig Goldscheider. Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi (1182-1226)

Allerhöchster, allmächtiger Herr, Dein sind das Lob und der Kuhm und die Ehr. Nur Dir, o Allerhöchster, sind sie zu eigen, und kein Mensch ist würdig. Deinen Namen ?u nennen. Gelobt seist Du, mein Herr, mit all Deiner Kreatur, erstlich durch Herrn Bruder Sonn, den am Tag Du entzündestfür uns. Er ist schön und strahlend mit großem Glanze: von Dir, Allerhöchster, trägt er die Bedeutung. Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne. Am Himmel hast Du sie gewirket klar, kostbar und schön.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Wind, der durch laifte, so wolkig und heiter machtjegliches Wetter, dadurch Du Vnterhalt gibst all Deiner Kreatur. Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser. Sie ist viel nützlich, demütig und keusch. Gelobt seist Du, mein I lerr, durch Bruder Feuer, durch den Du erleuchtest die Nacht. Er ist schön und ergötzlich, gewaltig und stark.

Gelobt seist Du, mein Herr, durch unser Cieschwister Frau Mutter Erde, die uns erhält und leitet. Siefördert mancherlei Frucht, farbige Blumen und Gras. Gelobt seist Du, mein Herr, durch die Menschen, welche verzeihen durch Deine laebe. Sie ertragen Gebrechen und Ungemach. Selig sind, die dulden in Frieden, denn sie werden, Höchster, Deine Krone erringen.

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Spekulative Freimaurerei, Sphinx, Spiegel Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren geschwisterlichen leiblichen Tod, vor dem kein Hebender vermag ru entrinnen. Weh über denen, die sterben in Todes Sünde! Selig sind, die da ruh'n in Deinem allheiligen Willen, denn der Tod kann ihnen kein Heides antun. laibt undpreist meinen Herrn, danket und dienet Ihm in großer Demütigkeit.

Spekulative Freimaurerei Diese setzt im Gegensatz zur „operativen Freimaurerei“ nur geistige, philosophische, symbolische Werkzeuge ein. Nachdem die praktisch arbeitenden Maurer und Steinmetzen in ihren Bauhütten (Logen) immer häufiger Nichtmaurer aufnahmen, bildeten sich Logen, die nur noch aus symbo­ lisch, also spekulativ arbeitenden Männern bestanden. Als sich am Johannistag 1717 vier Bauhütten in London, die nicht mehr praktisch operativ arbeiteten, zu einer Großloge zusammengeschlossen hatten, war die Freimaurerei im heutigen Sinn, also die spekulative Freimaurerei, entstanden. Sphinx Mischwesen aus Menschenkopf und Löwenkörper. Ursprünglich ägyptisches Symbol für Weisheit und Stärke und z.B. als königlicher Wächter an Tempeleingängen aufgestellt. Besonders bei den Griechen bekam die Sphinx noch Frauenbrüste, womit dann auch Schönheit mit ihr verbunden war. Trotz dieser Analogie ist sie kein Symbol der Freimaurerei geworden und nur über den zeit­ bedingten ägyptischen „Kult“ des 18. Jahrhunderts in die Freimaurerei gelangt. Hier weist sie auf das Geheimnisvolle hin. Sie stand vor manchen Logenhäusern, war auf Münzen, Siegeln und Sti­ chen abgebildet. Im „Wiener Freymaurer Journal“ von 1784 soll die Sphinx andeuten, „daß der Freimaurer Geheimnisse unter heiliger Verhüllung sollen bewahrt werden, damit selbige so wenig wie die Rätsel der Sphinx cyi der Wissenschaft des gemeinen Mannes gelangen möchten. “ In der heutigen Freimaurerei spielt die Sphinx keine Rolle. Ihr bekanntestes Rätsel wurde Ödipus vorgelegt: Es gibt auf der Erde ein Zweifüßiges, ein Vierfüßiges und ein Dreifüßiges desselben Namens. Als einziges Lebewesen ändert es seine Gestalt. Wenn es sich mit den meisten Füßen fortbewegt, ist seine Schnelligkeit am geringsten. Ödipus wußte es: Es ist der Mensch, der als Kind auf Händen und Füßen kriecht, als Erwachsener auf zwei Beinen geht und als Greis den Stock zur Hilfe nimmt. - Darauf stürzte sich die Spinx in die Tiefe.

Spiegel Diogenes Laertios (3. Jahrhundert n.Chr.) schrieb: „Sokrates riet den Jünglingen, sich oft im Spiegel ^u beschauen, daß, wenn sie schön wären, sie sich ihrer Schönheit gemäß betrügen, und wenn sie häßlich wären, durch Geistesbildung ihre Häßlichkeit bedeckten. “ Der Spiegel findet sich in alten Gesellenritualen und in der Schröderschen Lehrart. Dem zu Befördernden wird ein Spiegel vorgehalten mit dem Spruch: > „Erkenne dich selbst!“ Dem Bruder wird vor Augen geführt, daß er vielleicht eine wesensfremde Maske, einen trügerischen Schein, nur eine vergängliche Erdenhülle erblickt. Der Bruder soll begreifen, daß die menschliche Seele, die sonst nicht sichtbar wird, in dem Bild enthalten ist, das er im Spiegel oder in der Wasseroberfläche sieht. Dieser Spiegel soll nicht einfach das optische Bild des Betrachters zeigen, sondern das sonst Verborgene sichtbar machen, zum mystischen ZauberSpiegel werden, zum Spiegel-Orakel (wie bei Schneewittchen). C. G. Jung hat belegt, daß in den Träumen der Spiegel Einblick in die Seele gibt. Der Spiegel gewährt einen Blick hinter die Dinge, offenbart eine bisher unbeachtete und verhüllte Realität. Der freim. Spiegel kann den Bruder einen Blick in die verborgene Wirklichkeit seiner eigenen Seele tun lassen. So wird er mit seinem „Schatten“ konfrontiert und kann sich mit ihm aussöhnen, kann ihn „annehmen“, so daß er eine 265

Spitzhammer, Staat, Stab harmonische Persönlichkeit wird. Da der Spiegel aber auch die Eitelkeit symbolisiert, ist er aus den Ritualen entfernt worden, um Mißverständnissen vorzubeugen. > Geselle Spitzhammer

Den Spitflammer klug undgeschickt ?uführen, vermag des Lehrlings Kunst pu fleren. Die Ecken und Kanten am rauhen Stein wollen maßvoll und eigen geglättet sein; denn Stein ist nicht gleich Mauerstein, kann Eckstein, kann I 'erflerung sein. (Alfried Lehner) Bei allen Freimaurern ist ein rechteckiger Quader, ein Kubus, in Arbeit. Im AFAM-Ritual liegt an der Lehrlingssäule der unbehauene Stein und darauf der Spitzhammer. Der Lehrling hat die Auf­ gabe, mit dem Spitzhammer den rohen Stein zu behauen, Ecken und Kanten abzuschlagen, die beim Einfügen in den Bau des Tempels stören würden. Er soll aber erkennen, daß er selbst der rohe Stein ist und die Unebenheiten und Fehler seines Charakters glätten muß, bevor er in die Gemeinschaft der Loge und in den Tempel der Menschheit paßt. Bei den 3WK liegt der Spitz­ hammer auf dem zerbrochenen Stein als Warnung dafür, daß jeder unsachgemäße Gebrauch der Werkzeuge den bearbeiteten Stein zerbrechen läßt. Der Lehrling soll deshalb den Rat und die Be­ lehrung der erfahrenen Gesellen und Meister annehmen, um zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Staat „£/'» Maurer, wo er auch wohne und arbeite, nimmt seine Pflichten gegenüber dem Staat sehr ernst.“ (> „Alte Pflichten“, 1723) Der Freimaurer ist zur Beachtung der Gesetze seines Vaterlandes bzw. des Landes, in dem er lebt, verpflichtet. Er hat nach Kräften zur Erhaltung des inneren Friedens beizutragen, durch Mäßigung in Wort, Schrift und Tat. Dabei ist ein geordnetes demokratisches Staatswesen vorausgesetzt. Das Eintreten für Freiheit und Würde des Menschen läßt sich jedoch mit einer > Diktatur nicht vereinbaren. Deshalb sind im Laufe der Geschichte einzelne Freimaurer in ihrem Land als Freiheitskämpfer aufgetreten. Der Maurer liebt seine Heimat, ist aber mit seinem Weltbürgersinn der ganzen Menschheit verbunden. (> Weltbürger) Die Freimaurerei als Organisation enthält sich völlig jeder tagespolitischen Äußerung. In der Loge sind parteipolitische Streitgespräche untersagt. Andererseits wird es begrüßt, wenn sich der einzelne Freimaurer in seinem Staat politisch, gesellschaftlich oder sozial engagiert. > Tagesgeschehen Stab Der Stab (latein. Baculus) stellt die aktive, schöpferische Tat dar. Im Symbol des Stabs wird das Männliche, Bewußte, Positive, Unbedingte, Aufrechte, Bejahende ausgedrückt. Der Stab kennzeichnet den Führer, der Willen, Kraft und Macht bekundet. Andererseits ist der Stab aber auch der Weg, der Strahl, den die göttliche Einwirkung von oben auf den Menschen nimmt und symbolisiert die Verbindung des Göttlichen zum Menschen. Beispiele der Befehlsgewalt sind das Szepter, der Marschallstab, der Richterstab, der Hirtenstab des Bischofs. Der Gott Hermes hielt einen Stab mit zwei Schlangen in der Hand, der später der Stab des römischen Merkurs wurde. Auch der Großmeister der Templer trug einen Stab als Amtsabzeichen. Dieser „Abakus“ trug am Kopf ein Ordenskreuz mit der Inschrift: „In hoc signo vinces!“ Dieser Stab wurde von den amerikanischen „Knights Templar“ als Abzeichen des Großmeisters übernommen. In der Freimaurerei trägt der > Zeremonienmeister / Ordner einen Stab. Dieser ist bei den 3WK ein dreikantiger, 24zölliger Maßstab, bei anderen Großlogen oft ein längerer Stab mit einer Kugel. Die

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Stein der Weisen, Steine Schaffner tragen einfachere Stäbe, weil sie ihre Weisungen vom Zeremonienmeister / Ordner erhalten.

Stein der Weisen (latein.: lapis philosophorum), seit Aristoteles bekannt. Vor allem bei den Alchimisten und Kabbalisten des Mittelalters auftauchender Begriff. Der Stein der Weisen enthält den Urstoff aller Dinge und kann alles in seine Bestandteile auflösen. Dieser Stein der Weisen, der als Flüssigkeit oder fester Körper gedacht war, sollte die Kraft der Wandlung haben, also Unedles in Edles überführen können. Unedle Metalle, vor allem Quecksilber, Kupfer und Blei, verwandelt er in Gold (Transmutation). In verdünnter Lösung soll die Substanz von sämtlichen Krankheiten befreien und die Menschen verjüngen können. Andererseits wurde dem Stein der Weisen ein ausschließlich esoterischer und philosophischer Sinn unterlegt (z.B. von den Rosenkreuzern). Mit seiner Hilfe sei die Entschleierung der letzten geistigen Geheimnisse, die Entschlüsselung der Welträtsel und die Weckung ungeahnter Kräfte möglich. Auch die Wandlung des rauhen, unwissenden, sittlich noch nicht gereiften Menschen zu einem veredelten und geläuterten Wesen könne mit Hilfe dieser Substanz erfolgen. Ursprünglich war der Stein der Weisen nur eine Metapher für eine bewußte Lebensführung, die davon ausging, nur in einem gesunden Körper könne ein gesunder Geist wohnen. Für die gute Verfassung dieses Körpers als „äußerer Tempel“ spielte die bewußte Beachtung der Drüsenfunktionen eine besondere Rolle, vor allem der Hirnanhangdrüse und der Zirbeldrüse, die man früher auch in Form eines Steins oder Würfel verehrte. Besonders Ende des 18. Jahrhunderts drangen solche Gedanken auch in Freimaurerlogen ein. Der Ausdruck „VITRIOL“ soll eine Inschrift in der Dunklen Kammer gewesen sein und bedeutet haben: Visita Interiora Terrae, Rectificando Invenies Occultum Lapidem = Erforsche das Innere der Erde und, indem du dich läuterst, wirst du den verborgenen Stein (der Weisen) finden. Bei den Alchimisten ist der > Phönix die symbolische Darstellung des Steins der Weisen.

Steine Steine galten dem Menschen schon immer als Symbole: Von den einzeln stehenden nordischen Menhiren und der Kreisformation in Stonehenge bis zu den ägyptischen Obelisken und Pyrami­ den. Die alten Griechen verehrten bei Delphi den heiligen Stein „Omphalos“ als Nabel der Welt. Die griechische Mythologie erzählt von der Titanenmutter Rhea, die ihrem Mann Kronos sechs Kinder gebar. Da dieser jedoch erfahren hatte, daß eines davon ihn stürzen und statt seiner herr­ schen würde, verschlang er seine Kinder nach der Geburt. Das sechste war Zeus. Rhea gab ihrem Mann jedoch einen großen, wie einen Säugling gewickelten Stein, den er hinunterschlang. Der Platz des „Allerheiligsten“ im Salomonischen Tempel in Jerusalem wurde durch einen Stein bestimmt; hier war der „Nabel der Welt“, von dem aus sich die Welt entwickelt hatte. Im Alten Testament stehen unbehauene Steine mit Auseinandersetzungen in Verbindung: Kain erschlug Abel, David tötete Goliath mit einem Stein. Im Neuen Testament steht vor allem im 1. Petrusbrief (Kap.2,4-8) die für die Freimaurerei wichtige Deutung der Steine: Menschen als lebendige Steine, die sich zu einem Tempel erbauen lassen. In einer modernen Übersetzung von Ulrich Wilckens (FurcheVerlag 1970) heißt dieser Abschnitt: „Zum Herrn tretet hinzu: Er ist der lebendige Stein, von den Menschen als unbrauchbar weggeworfen, aber bei Gott auserwählt und zu Ehren gebracht. So laßt auch ihr euch als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus, gu einem lebendigen 'Tempel erbauen, um Gott durch Jesus Christus geistliche Opfer darzuhnngen, die ihm gefallen! Dazu heißt es in der Schrift: Siehe, ich setze auf den Berg Zion einen auserwählten Stein als kostbaren Schlußstein ein. Wer auf ihn vertraut, ndrd nicht zuschanden werden. ... Für die Ungläubigen dagegen ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gpm Eckstein geworden, zu einem Stein, an den man sich stößt und zu einem Felsblock, über den man stür^tCDie gleichen Gedanken finden sich in: Psalm 118,22, Jesaia 28,16, Matthäus 21,42. Der verworfene Stein, zum Eckstein geworden, ist das Motiv des Markmeister-Grades. Auch im IV. Grad der 3WK wird dieser Stein als Symbol der Vollkommenheit in Form eines Grundsteins der Lehre gedeutet. Das höchste Heiligtum des Islams ist ein vom Himmel gefallener schwarzer

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Steine Stein (Meteorit), der in einem würfelförmigen Gebäude („Kaaba“) in der heiligen Stadt Mekka aufgerichtet ist. Dorthin wenden sich beim Gebet alle Muslime. Aus dem Mittelalter ist uns der „Stein der Weisen“ bekannt, der geistig zur Verwandlung unserer unvollkommenen Welt in ein Reich der Vollkommenheit führen und materiell Blei zu Gold umwandeln sollte. Die spekulative Freimaurerei entwickelte sich aus den Dombauhütten der Steinmetzen, also Männern, die rohe Steine bearbeiten mußten. Je nach dem Verwendungszweck wurden die festesten zum Fundament, die leicht bearbeitbaren zu schmückenden Ornamenten und Figuren behauen. Symbolisch sind folgende Steine von Bedeutung, die sich auf dem Teppich (GLL, 3WK) oder in natura (AFAM) in der Loge befinden: Der rohe Stein Der rohe Stein (Herkunft von althochdeutsch „blutig“) bezeichnet den unbehauenen Stein, wie er aus dem Steinbruch kommt. Es ist der nicht bearbeitete, unfertige Stein, den z.B. der Bildhauer be­ nutzt, um eine Figur daraus zu arbeiten (Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 6 Bänden). Von Otto Hieber (GLL) wird um die Jahrhundertwende in die Freimaureiei der Begriff des „rauhen Steins“ eingeführt. (Laut Duden bezieht sich dieser Ausdruck nur auf die Art der Oberfläche). Die Straßburger Bauhüttenordnung (1459) nennt den Lehrling „Diener am rauhen Gestein“. Der rohe Stein zeigt das Ursprüngliche, in dem noch alles Zukünftige schlummert: die schöne und sinnvolle Form oder der Bruch und die Zerstörung. Oder auf den Menschen übertra­ gen: Der Mensch kann den Weg zur Vervollkommnung oder aber den Weg des Absturzes, des Zer­ falls gehen. Für den Bund ist der rohe Stein das Sinnbild des Freimaurer-Lehrlings. Ecken, Kanten und Unebenheiten machen ihn zunächst unbrauchbar zum Einfügen in den Bau. Wer den Weg zur Freimaurerei gefunden hat, ist noch keineswegs ein vollkommener Mensch. Die herausstehenden Ecken und unregelmäßigen Kanten sind die Leidenschaften und Schwächen, Selbstsucht und die schlechten Gewohnheiten, die der Lehrling abschlagen / ablegen muß, damit der Stein ins Bauwerk eingefügt werden kann. Der Lehrling muß sich auch bemühen, die vorhandenen Lücken mit Wis­ sen und Kenntnissen zu schließen. Grundsätzlich ist jeder Freimaurer während seines ganzen Le­ bens aufgerufen, „am rauhen Stein •yt arbeiten“. Damit wird die eigentliche freimaurerische Tätigkeit umschrieben. Der rauhe Stein soll geglättet werden, das Unharmonische ausgeglichen, dem Stein eine vollkommene Gestalt gegeben werden. - Das rein Menschliche soll freigelegt, herausgelöst und zur Wirkung gebracht werden. Bei AFAM liegt der rauhe Stein im Lehrlingsgrad an der Säule „J“, darauf der Spitzhammer. Der Kubische Stein ist der mit Erfolg zum > Kubus geformte Felsblock. Er ist das Sinnbild des Gesellen. Seine vollendete Gestaltung kann aber auf der irdischen Lebensbahn des Menschen nie ganz erreicht werden; sie bleibt das Ideal, das es zu erstreben gilt. Der Würfel ist in der Geometrie einer der idealen platonischen Körper (Hexaeder). Das Streben nach dem Kubus bedeutet aber nicht, daß beim Bau des Tempels der Menschheit alle Steine (Brüder) zur gleichen Form bearbeitet sein sollen. Jeder Stein wird so behauen, daß man seine in ihm liegenden Eigenschaften optimal nutzt. Der symbolische kubische Stein hat eine regelmäßige Form mit gleich langen Kanten, gleich großen Winkeln und gleich großen Flächen. Er steht nicht nur sicher und fest auf der Erde, sondern man kann auf ihn als auf einen Eckstein aufbauen. Er ist das Zeichen der Regelmäßigkeit und Beständigkeit. Im Gesellengrad von AFAM liegt er an der Säule „B“. Dem WerkmaurerMeister war es Vorbehalten, den Schlußstein zu setzen, den Stein im Hauptknotenpunkt eines Rippengewölbes oder den mittleren Stein eines Bogens. Die Grundsteinlegung für ein Bauwerk wird auch heute als geistiger und mythischer Akt verstanden, wobei der Bauherr den Stein mit drei starken Hammerschlägen setzt. Meist wird eine Kapsel mit Tagesdokumenten eingemauert. Früher waren es Zaubersprüche, Reliquien oder sogar lebendige Wesen als „Bauopfer“, um die bösen Geister zu besänftigen und die Götter für das Vorhaben gnädig zu stimmen. Der zerbrochene Stein Dieser ist heute nur bei den 3WK als der dritte Stein auf dem Teppich zu finden, neben dem rohen

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gerechter Steinmetzgrund, Steinmetzzeichen und dem kubischen. Er deutet an, daß ein fehlerhafter Gebrauch der Werkzeuge den zu bearbei­ tenden Stein zertrümmern und unbrauchbar machen kann. „Darum muß der Lehrling den Rat und die Belehrung erfahrener Meister und Gesellen suchen. “ Der zerbrochene Stein weist uns also auf die Gefahren hin, die eine Überbewertung und falsche Anwendung der Technik mit sich bringt. Selbst die besten Werkzeuge des technischen Fortschritts können gelegentliche FehW/Kge des Menschen nicht verhindern. Die auf dem Stein liegenden Werkzeuge sollen weiterhin darauf hinweisen, daß man trotz der beim Bau des Tempels auftretenden Fehlschläge Weiterarbeiten muß. Es gibt auch folgende Interpretation der drei Steine: Der rohe Stein zeigt den Bruder nach seinem Eintritt in den Bund, also bei seiner freimaurerischen Gehurt. Der zerbrochene Stein zeigt uns das Ende des Maurerlebens an. In den wenigsten Fällen war der Bruder so ungeschickt, daß er die Werkzeuge vorzeitig aus der Hand legen muß. Der normale Fall ist jedoch der Tod des Maurers. In diesem Fall hat der ABaW mit einem kräftigen Hammerschlag dem weiteren Behauen des brüderlichen Steins ein Ende gesetzt und den Maurer zur „höheren Arbeit“ in den „ewigen Osten“ berufen. Der zer­ brochene Stein ist in diesem Sinn ein Symbol der Vergänglichkeit. Der kubische Stein ist dabei dann die Auferstehung in einem höheren Licht. Die tiefenpsychologische Bedeutung des Steins erläutert Marie-Louise von Franz: „So wie das menschliche Wesen einerseits vom Stein am allerverschiedensten ist, so scheint umgekehrt der unbewußte Kern des Menschen dem Stein am nächsten verwandt, ln ihm symbolisiert sich eine Bewußtseinsform, die eben ein reines SEIN ist, jenseits der Emotionen, Phantasien, Gefühle und dem Gedankenstrom des Ichbewußtseins - eine Einheit, die einfach existiert und unveränderlich immer da war und ist. ln diesem Sinne symbolisiert der Stein vielleicht das einfachste und zugleich tiefste Erlebnis von etwas Ewigem und Unwandelbarem, das der Mensch haben kann. “ Steinmetzgrund, gerechter Die Steinmetzbruderschaften und Bauhütten des Mittelalters bewahrten Maß und Ordnung ihrer Kathedralen als ihr Werkgeheimnis, verbargen es vor den Profanen. Diese Bauhüttenlehre, aus Statik und Ästhetik, aus mathematisch-geometrischen Figuren ein Kunstwerk zu entwickeln, kann man als den gerechten Steinmetzgrund bezeichnen. Diesen ungeschriebenen, als göttlich angesehenen Gesetzen waren die Baumeister unterworfen. Andererseits hatten sie aber alle Freiheiten ihrer schöpferischen Phantasie zur Verfügung. Aus bestimmten Zahlen, wie 3 (göttliche Trinität), 4 (das Irdisch-Materielle), 7 (Vereinigung des Göttlichen mit dem Irdischen), 9 (3x3), 12 (Apostel, Himmelseinteilung) und entsprechenden Figuren (gleichseitiges Dreieck, Dreipaß / Quadrat, Vierpaß, Vierung / Kreis, Rosette, Rose / Maßwerk) entwickelte jeder Baumeister eine Gesetzmäßigkeit für die Form des zu errichtenden Baues. Er suchte nach idealen Maßen, nach architektonischer Harmonie, nach dem goldenen Schnitt. Sein konstruiertes Liniennetz für die Formgebung war der Schlüssel, der gerechte Steinmetzgrund. Er behandelte ihn als Geheimnis, das nach Vollendung des Baues wieder gelöscht wurde. Für uns Freimaurer bedeutet das: Die Suchenach dem gerechten Steinmetzgrund ist die ewige Sehnsucht der Menschen, den Sinn und die Ordnung der göttlichen Naturgesetze zu finden, das Sinngefüge der Welt zu erkennen und in Beachtung aller erkannten oder erahnten Gesetzmäßigkeiten in der Tempelarbeit „in Ordnung“ zu treten. Der Freimaurer sieht den Kosmos nicht als sinnloses, chaotisches Durcheinander. Er fühlt sich in eine große Ordnung gestellt, die unendlich viele Freiheiten zuläßt, aber auch Bindungen auferlegt. Die einem Menschen gemäße Ordnung muß jeder selbst zu finden versuchen, genauso wie den gerechten Steinmetzgrund. Es ist das dem Menschen, der Natur und allen Dingen eingepflanzte Gesetz, das er suchen, entdecken und aus dem Dunkeln ans Licht bringen muß, da es sonst in den Dingen verborgen bleibt.

Steinmetzzeichen (engl. = marks) Die Verwendung von Steinmetzzeichen hat eine lange Tradition. So sollen Funde gemeißelt, geritzt oder mit Farbe aufgetragen, bis auf 1500 v.Chr. zurückgehen. Ihre organisierte

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Stiftungsfest, Stiftungsurkunde, Stille Brüder, Straftäter und geregelte Verwendung ist seit dem 12. Jahrhundert belegt. Steinmetze markierten ihre Werkstücke mit bestimmten Zeichen. Im deutschsprachigen Raum sind in der Hütte zu Rochlitz (Torgauer Ordnung) 1462 erstmals solche „Zeichen“ erwähnt. In jeder der großen Dombauhütten diente eine bestimmte geometrische Grundform zum Aufbau der individuellen Zeichen der einzelnen Handwerker. Diese persönlichen Markzeichen wurden in den Zunft- oder Gildenrollen registriert. Man kennt etwa 10.000 Steinmetzzeichen, die eifrigen und würdigen Meistern verliehen wurden. Diese führt man zurück auf 14 „Generalschlüssel“ der Steinmetzzeichen (Quadraturen, Triangulaturen, Vierpässe, Dreipässe), aus denen die einzelnen Figuren entnommen wurden. Letztlich sind alle Zeichen auf Kreis, Quadrat und Dreieck zurückzuführen. Und wenn man diese Reduzierung gedanklich weiterverfolgt, endet man über die Geometrie und die Gesetze der Schöpfung beim ABaW. Die Werkstücke konnten auf einen bestimmten Steinmetzen zurückgeführt werden. Die Meisterzeichen wurden gewöhnlich an konstruktiv hervorragenden Stellen angebracht (z.B. Schlußsteine, Kapitelle). Es ist ein eigenes Forschungsgebiet geworden. Dieser Brauch hat bis Ende des 19. Jahrhunderts bestanden. Steinmetzzeichen findet man deshalb in fast allen Domen und vielen anderen Bauwerken (z.B. am Heidelberger Schloß). Die Steinmetzzeichen wurden auch im Sinne einer Unterschrift gebraucht. Selbst heute benutzt der leitende Meister der Bauhütte „Zur dreifachen Treue“, die in den nächsten Jahren mit Restaurierungsarbeiten an der Wiesenkirche in Soest beschäftigt ist, ein solches Zeichen. Bei den > Mark Meister Maurern wird jedem Mitglied ein eigenes Zeichen verliehen. Stiftungsfest Die feierliche Eröffnung einer neu gegründeten Loge (> Lichteinbringung) wird durch ein Stiftungsfest gefeiert. Jede Loge gedenkt jährlich in einer Festarbeit der Wiederkehr ihres Stiftungstages. Dabei wird u.a. die > Stiftungsurkunde verlesen, die die gesetzmäßige Einsetzung der Loge durch eine Großloge dokumentiert.

Stiftungsurkunde Sie ist die Gründungsurkunde (das Patent, engl. = Charter) für eine Loge, die von der Großloge (in Deutschland heute von den VGLvD) ausgestellt wird. In ihr wird die rechtmäßige Einsetzung der Loge bestätigt und die Matrikel-Nummer genannt. Das Dokument ist meist künstlerisch gestaltet. Beim Stiftungsfest der Loge wird in Deutschland die Stiftungsurkunde verlesen. In englischen Lo­ gen und bei BFG darf sie bei keiner Arbeit fehlen. Das Patent ist grundsätzlich an eine Loge ge­ bunden und den jeweiligen Logensitz. In Ausnahmefällen können „Reisepatente“ (Travelling War­ rants) erteilt werden. Sie sind an die Loge gebunden und z.B. an ein Regiment, Schiff usw. Stille Brüder Die Mitglieder der Logen haben sehr unterschiedliche Charaktere. Neben den meist wenigen akti­ ven Brüdern gibt es eine ganze Reihe „stiller Brüder“. Diese können durchaus die Substanz der Loge ausmachen. Die stillen Brüder sind eher in der Lage, Krankheiten, Leid und menschliche Ent­ täuschungen nicht als einen persönlichen Affront aufzufassen, sondern über den Dingen zu stehen und mit ihnen fertig zu werden. Ihre seelischen Kräfte sind so stark, daß sie ihr Geschick mit ruhi­ ger Fassung tragen, daß sie persönlich zugefügtes Unrecht mit ihrer großen, alles einschließenden Liebe zu überdecken imstande sind. Ein stiller Bruder kann oft eine viel reifere Persönlichkeit sein, eine viel tiefere, harmonische Veranlagung haben, als ein Bruder, der immer in der ersten Reihe steht. Eine gut funktionierende Loge muß sowohl aktive als auch stille Brüder haben, die man nicht mit den gleichgültigen, uninteressierten Brüdern verwechseln darf.

Straftäter Freimaurer sind auch nur Menschen, die mehr oder weniger große Fehler besitzen. Fast alle bemü­

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Strikte Observanz hen sich, die Ideale ihres Bundes hochzuhalten. Trotzdem läßt sich nicht ausschließen, daß bei den vielen Mitgliedern auch einmal einer dabei ist, der trotz aller angewandter Vorsicht bei der Auf­ nahme später straffällig wird. Der Freimaurerbund kann eine solche Handlung nur mit größtem Bedauern zur Kenntnis nehmen und den Straftäter nach Bestätigung des Sachverhaltes ausschließen. Nicht jedes Fehlverhalten eines Bruders kann mit dem Mantel der Toleranz zugedeckt werden.

Strikte Observanz Karl Gotthelf Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau (1722-1776) legte seinen Anhängern dar, er habe die Weihen des Ordens der > Tempelritter (Templer) empfangen und sei in die letzten Geheimnisse dieses Ordens eingeweiht worden. Der Tempelritter-Orden wurde 1118 gegründet, um den Schutz der Wallfahrer in Jerusalem zu übernehmen. Er breitete sich schnell aus und erlangte auf der Grundlage straffer und hierarchischer Disziplin durch seine Organisation (Schlagkraft, Finanztransfer, Nachrichtenübermittlung usw.) sehr große Macht und sammelte große finanzielle Rücklagen an. Die Sarazenen eroberten 1187 Jerusalem und drängten die Templer immer mehr zurück, so daß sie schließlich ihren Hauptsitz nach Frankreich verlegten. Dort war der König Philipp der Schöne so gierig auf den Besitz des Ordens, daß er ihn mit zögernder Unterstützung des Papstes Clemens V. der Ketzerei anklagte, obwohl er von der Unschuld der Ordensritter überzeugt war. Der letzte Großmeister, Jacques (Jakob) de Molay, und vier andere Großwürdenträger bekannten sich nach 7jähriger Haft und trotz Folter in Paris öffentlich als völlig schuldlos und wurden daraufhin 1318 bei „langsamem Feuer“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damit war das Schicksal des Ordens besiegelt. Die Legende erzählt jedoch, daß sich einige Mitglieder auf die schottischen Inseln retteten und über mehrere Jahrhunderte hinweg das System und die Geheimnisse des Templerordens im Geheimen bewahren konnten. Das geschah unter dem Deckmantel der Freimaurerei, indem sie eine Loge bildeten. Zeittafel für die Entwicklung der Strikten Observanz 1737 hielt Andreas Michael Ramsay als Großredner seiner Großloge in Paris eine entscheidende Rede, seinen sog. „Discours“, und machte darin Vorschläge zur Reformierung des französischen Freimaurertums. Darin sagt er u.a.: „Unsere Uofahren, die Kreuzfahrer, die sich aus allen Teilen der Christenheit im Heiligen Tande zpsammengefunden hatten, wollten so die Menschen aller Nationen in einer einigen Brüderschafl vereinigen. Sie taten sich mit den „Kittern des heiligen Johannes zu Jerusalem“ zusammen, die sich dann im Abendlande Freimaurer nannten. ITzf sehr ist man diesen vortrefflichen Männern verpflichtet, die ohne groben Eigennutz^ selbst ohne der natürlichen Herrschsucht Gehör zu geben, eine Einrichtung ersonnen haben, deren einziger Zweck die Einigung der Geister und Hergen ist, um sie zu bessern und in der Folge eine ganz geistige Nation zu bilden, worin man, ohne daß den Pflichten Abbruch geschieht, welche die verschiedenen Staaten fordern, ein neues Volk schaffen wird, welches aus verschiedenen Nationen zusammengesetzt, sie alle bis zu einem gewissen Punkt durch das Band der Tugend und der Wissenschaft verknüpfen wird. “Der Rückgriff auf die Kreuzfahrer und die Ritter des heiligen Johannes ließ manche Freimaurer die tatsächliche Nachfolgeschaft dieses Ordens in den Johannislogen annehmen. Man betrachtet diese Rede als den zündenden Funken, der direkt zur Strikten Observanz führte. 1741 ist wahrscheinlich von Hund in Frankfurt am Main in den Freimaurerbund aufgenommen worden. 1743 war von Hund in Logenämtern tätig und leitete in Paris eine Loge. 1742 erklärte von Hund, er habe am Hof des Prätendenten Karl Eduard Stuart in Paris von dem mysteriösen Ritter „Von der roten Feder“ (a penna rubra) die höheren Weihen des in Schottland fortlebenden Tempelritter-Ordens empfangen. Er legte, nach Deutschland zurückgekehrt, ein in Chiffre verfaßtes „Heermeisterpatent“ vor, das bis heute nicht entschlüsselt wurde und das ihn zum Heermeister der VII. Ordensprovinz (das ist Deutschland) gemacht habe. Er habe dieses Patent von den > „Unbekannten Oberen“ erhalten. Eid und Gewissen verpflichteten ihn jedoch, deren Namen nie zu nennen.

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Suchender Von Hund gelang es, auf dieser Grundlage mit eigenen Mitteln eine freimaurerische Organisation aufzubauen. Da strenger Gehorsam die Grundbedingung des Ordens war, wurde er „Strikte Observanz“ genannt. Die rege Propaganda erwies sich als erfolgreich: Zahlreiche Logen schlossen sich dem System an, geblendet vom „Rittertum“, von den klangvollen Namen, die verliehen wurden, von der prächtigen Ordensuniform, von den zahlreichen Hochgraden, von den Templergeheimnissen (einschließlich Magie, Alchimie). Auch konnte von Hund zahlreiche Freimaurer davon überzeugen, daß sie Träger der hohen Sendung seien, den Tempel des freimaurerischen Rittertums wieder in hellem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Strikte Observanz berief von Zeit zu Zeit Konvente zur Regelung gemeinsamer Ordensfragen ein. Wichtige Konvente waren: 1764: Konvent von Altenberge bei Kahla. Ein Schwindler unter dem angenommenen Namen Georg Friedrich von Johnson-Fünen gab sich als „Großprior des wahren Tempelordens der eigentlichen schottischen Oberen“ aus. Von Hund entlarvte ihn und blieb gestärkt alleiniger Führer des Ordens. 1772: Konvent von Kohlo. Vereinigung der Strikten Observanz mit dem Klerikat Starcks. Herzog Ferdinand von Braunschweig wurde zum Magnus superior ordinis und Großmeister aller schottischen Logen erkoren. Das Heermeisterpatent von Hunds wurde anerkannt. 1775: Konvent von Braunschweig. Der Höhepunkt der Strikten Observanz ist erreicht. 26 deutsche Fürsten gehörten ihm an. Doch das Drängen nach Beweisen wurde immer heftiger. Die Zweifler und Gegner der Strikten Observanz und die Befürworter eines echten freimaurerischen Rituals wurden immer zahlreicher. 1776 starb von Hund und wurde im vollen Heermeisterornat und mit dem Heermeisterring der Strikten Observanz (> Ring) in der Stadtkirche von Mellrichstadt (Unterfranken) beigesetzt. Sein ganzes Leben hatte er der Freimaurerei, wie er sie verstand, gewidmet und dabei Zeit, Geld und Grundbesitz geopfert. Nach heutigem Wissensstand beruhen alle Erzählungen von Hunds über die alten Geheimnisse des Ordens und die unbekannten Oberen auf freier Erfindung oder Selbsttäuschung. 1777: Konvent von Leipzig. Der Herzog von Södermanland (später König von Schweden, Karl VIII.) wurde zum Nachfolger von Hunds ernannt. 1778: Konvent von Wolfenbüttel. Die 3WK erklärte, die hohen Grade nicht mehr bearbeiten zu wollen. 1782: Konvent von Wilhelmsbad. Er war sechs Jahre nach dem Tod von Hunds einberufen worden und bedeutete praktisch die Auflösung der Strikten Observanz. Zwar versuchte der Herzog Ferdinand von Braunschweig neue Grundsätze aufzustellen und Reformen durchzuführen, aber konnte sich gegen die aufmüpfigen Logen nicht durchsetzen. Die Probleme wurden vielen Ausschüssen übenragen, die 50 Tage diskutienen. Die entscheidende Frage, ob die Freimaurerei vom Tempelherren-Orden abstammt, wurde verneint, allerdings eine „gewisse Beziehung und Analogie“ festgestellt. Die Legende von den „unbekannten Oberen“ wurde zerstört. Nur wenige Logen blieben bei der Strikten Observanz. Diese nur wenige Jahrzehnte dauernde Abirrung hat viel Verwirrung und Unsicherheit in die Freimaurerei getragen und ihr manchen Schaden zugefügt (Unbedingter Gehorsaml Geheime Obere! Ausuferndes Hochgradsystem! Prunk und Glanz!). Die 3 WK arbeitet diese zeitweilige Fehlentwicklung ihrer Lehrart zur glanzvollen Tempelritterschaft der Strikten Observanz in einer ihrer Erkenntnisstufen als warnendes Beispiel auf. Suchender Als Suchender wird von den Freimaurern ein Mann bezeichnet, der sich intensiv für die Freimaurerei interessiert und den Wunsch geäußert hat, sich dem Bund anzuschließen. Im übertragenen Sinne betrachten sich aber alle Freimaurer als Suchende nach dem Sinn des Lebens, als Suchende nach wahrer Erkenntnis. Gleichzeitig wissen sie auch, daß sie ihr Ziel im irdischen Dasein nie erreichen können. Wichtig für alle Freimaurer ist es, auf dem Weg dorthin zu sein, sich

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Symbole ständig aufs neue zu bemühen. In einigen Ritualen wird bei der Aufnahme die Steigerung: Suchender - Beharrender (Anhaltender) - Leidender verwendet. Symbole Der Mensch kann ohne Symbole nicht leben. Er braucht sie, um seine Welt zu ordnen, um die Er­ fahrungen seines Lebens und der transzendenten Welt auszudrücken. Schon die frühesten Fels­ zeichnungen der Menschen waren Symbole, um von einem höheren Wesen („Gott“) Fruchtbarkeit oder Jagdglück zu erbitten und für erfolgreiche Beute zu danken. „Ich halte die Sprache der Sym­ bole für die einzige Sprache, die jeder Mensch lernen sollte. “ (Erich Fromm) Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei. Sie kennzeichnen die freimaurerische Sprache und Ausdrucksweise und sind das wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Vor allem durch diese symbolische Grundlage hebt sich die Freimaurerei von den meisten anderen Gemeinschaften ab. Kernpunkt ist das gemeinsame Erleben und Erkennen der Symbole im Verlauf der Tempelarbeit, die nach einem festgefügten Ritual abläuft. Die Logenmitglieder bilden eine Gemeinschaft, die gemeinsame Symbolerlebnisse haben, welche gleiche oder ähnliche seelische Wirkungen entstehen lassen. Franz Carl Endres sagt: „ln der Freimaurerei ist alles symbolisch. Der Raum unserer Arbeit, die Werkzeuge und Zierate, die großen Flemente des Rituals, ttdr selbst in unseren Graden und Handlungen, in unserer Bekleidung und unseren Bewegungen, unser ganzer Kultus undjedes kultische Wort, das wir aussprechen. “ Ein Symbol ist ein konkretes Bild, ein Gegenstand oder eine Handlung, stellvertretend für eine dahinterstehende, nicht direkt wahrnehmbare Idee, etwas Gedachtes oder Geglaubtes. Während ein Zeichen (z.B. Verkehrszeichen, Piktogramm, Schaltbild) etwas eindeutig erklärt, ist das Symbol vieldeutig und mehrschichtig. Es erweckt Ahnungen, öffnet den Zugang zum Unsagbaren, ist eine Abstraktion und zielt auf das Transzendente. „Das Symbol schlägt alle Saiten des menschlichen Geistes gleich an. Bis in die tiefsten Tiefen der Seele treibt das Symbol seine Wurzeln. “ (Bachofen) Für den Freimaurer sind die Symbole sowohl Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe, aber auch die Brücke zum Irrationalen, NichtAussprechbaren, denn es wendet sich weniger an den Intellekt, es spricht vielmehr das Unbewußte an. Es geht eine seelische Wirkung vom Symbol aus, die ein inneres Erlebnis vermittelt. Das Symbol besitzt eine Kraft, die sich auf den Menschen überträgt, der es begreift. Für den Freimaurer sind die Symbole eine Kraftquelle, die ihn stützt. Zwei Voraussetzungen sind zum Erfassen eines Symbols notwendig: Einmal eine bestimmte seelische Einstellung, eine esoterisch geprägte Grundhaltung, die Fähigkeit, innerlich etwas erleben zu können. Man kann die transzendenten Bestandteile eines Symbols nur erahnen, erfühlen. - Zum anderen öffnet das Symbol den Zugang zu einer gedanklichen Assoziationskette, die den meisten Brüdern durch die ständige Wiederholung des Rituals bekannt ist. Die Gedanken erhalten eine Hilfestellung, indem sie an die äußere Form des Symbols anknüpfen. Daher beinhaltet das Symbol zweierlei: Zum einen eine gewisse äußerliche Anschaulichkeit (Zeichen, Sinnbild, Begriff, Handlung), die notwendig ist, um andererseits das tiefer im Symbol Verborgene, Transzendente, Unanschauliche, Ideelle sichtbar zu machen. Wer das Symbol nur intellektuell erfassen will, stößt auf ein Zeichen oder eine Allegorie. Er sieht darin lediglich ein Gedankenspiel. Ausschließlich rationalistisch und materialistisch eingestellte Männer sind oft symbolblind. Sie passen nicht in den Freimaurerbund, denn sie werden enttäuscht, weil sie nicht das darin finden, was sie erwarteten. Die Menschen des Altertums waren durch ihre Symbole den Wahrheiten des Lebens intuitiv viel näher als der zivilisierte Mensch in unserem hochtechnisierten Zeitalter. Die ursprüngliche Unbefangenheit ist verloren gegangen. Darum können wir Symbole heute schwerer begreifen, werden von einem Symbolerlebnis mühsamer aufgeschlossen. Intellektualisierung, Nüchternheit, Dogmatisierung sind Gefahren unse­ rer Zeit. Die Freimaurerei knüpft an alte Weisheiten an. Die Logenmitglieder erleben gemeinsam die Symbole in rituell-symbolischen Handlungen. Hierdurch werden die Mitglieder in die Brüder­ lichkeit der Logengemeinschaft, in die Bruderkette eingebunden. Durch das Symbolsystem der Ri­ tuale in den einzelnen Graden, durch die Symbolteppiche, die Arbeitstafeln usw. werden Kräfte mobilisiert, die bei vielen Menschen heute brachliegen. Dieses Aufschließen zusätzlicher Bereiche

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Symbole kann ganz erheblich dazu beitragen, die innere Persönlichkeit des Bruders zu harmonisieren und sein aktives Wirken in seiner Umwelt zu stärken. Die freimaurerischen Symbole stammen aus ver­ schiedenen Kulturbereichen: Die Werksymbole sind aus der Tätigkeit der mittelalterlichen Bauhütten entlehnt, denn die Freimaurerei stellt eine sinnbildliche Baukunst dar. Dazu gehören Zirkel, Winkelmaß, Senkblei (Lot), Bleiwaage (Wasserwaage), Maßstab usw. Diese Werkzeuge verloren bei der Wandlung von der operativen zur spekulativen Maurerei ihren praktischen Sinn und gewannen dafür aber ihre symbolische Bedeutung. Ein sehr schönes Symbol für den Erfolg der Arbeit an sich selbst ist der rohe > Stein, der zum kubisch behauenen Stein werden soll. Beim Eintritt des Lehrlings in den Freimaurerbund ist der Mensch roh und unbehauen und hat noch zu viele Ecken und Kanten, um sich in die Loge einzupassen. Das Behauen des Steins entspricht dem Zügeln der einzelnen Triebe, dem Ablegen von Fehlern und Schwächen und dem Hineinwachsen in die soziale Gemeinschaft nicht nur der Loge, sondern der ganzen Menschheit. Wesentlich ist auch der > Salomonische Tempel, der oft nur durch 7 (oder 3) Stufen angedeutet wird. Die Natursymbole wie Sonne, Mond, Sterne, Elemente, Rose usw. stammen vielfach aus uralten Mysterienkulten und stehen für die Eigenschaften und Kräfte der Natur. Die Ursymbole lenken das Bewußtsein auf die kosmische Schöpfung und die Gottheit (Religiosität), aber auch auf Tod, Wiedergeburt und Unsterblichkeit der menschlichen Existenz. Hierzu gehören die geometrischen Formen wie Kreis, Quadrat, Dreieck, der Flammende Stern, das Kreuz und das Buch des Heiligen Gesetzes. In den Ursymbolen offenbart sich das kollektive Un­ bewußte. Von Außenstehenden werden die Symbole der Sterblichkeit und der Begrenztheit des ir­ dischen Seins (Sanduhr, herunterbrennende Kerze, Totenschädel, Sarg) meist mißverstanden. Wie kann man aber vor solchen Bildern erschrecken, die doch nur den Anstoß geben sollen zu einem inneren Besinnen über unsere irdische Lebensbahn. Gerade weil sie dies können, sind es echte Symbole. Die Freimaurerei legt ihren Brüdern nicht einzelne Symbole vor, sondern ein Symbolge­ bäude von klarer Einheitlichkeit und überzeugender Eindeutigkeit. In der Tempelarbeit sind die meisten Sinnbilder auf dem > Teppich vereint, der im Zentrum der Loge liegt. Weitere Symbole liegen auf dem Meistertisch (Altar). Außerdem ist der Tempel mit Sinnbildern ausgestattet, und die Brüder tragen weitere durch ihre Bekleidung, Beamtenabzeichen usw. Natürlich tauchen auch im Ritual selbst bei Worten und Handlungen weitere Symbole auf. Die Freimaurerei arbeitet außer­ dem mit dem Symbol der > Zahl. Das Ansprechen eines bestimmten Symbols löst beim Maurer eine Gedankenkette aus, die bei den Brüdern fast immer im gleichen Sinne abläuft. Diese Einheit­ lichkeit läßt jedem Bruder trotzdem die Freiheit der persönlichen Sichtweise und Deutung. Es gibt auch hier keine Dogmen, wohl aber in den Ritualen, Katechismen und dem Lehrlings- und Gesellen-Unterricht praktikable Erklärungen, die durch manche Vorträge und Gespräche vertieft wer­ den. Der einzelne Bruder wird schon bei seiner Aufnahme aufgefordert, selbst über die Symbole nachzudenken und auch eigene Deutungen zu versuchen. Jedes Symbol ist mehrschichtig und kann nicht eindeutig erklärt werden. So kann das Element Feuer als wärmespendend und lebenserhal­ tend positiv bewertet werden, andererseits aber kann man es im Feuersturm, alles vernichtend, auch negativ erleben. Die freimaurerische Symbolik muß nicht geheim gehalten werden. Die äuße­ ren Bilder sind jedermann sichtbar. Die Wirkung eines Symbols allerdings kann nur erlebt, aber nicht beschrieben, also auch nicht „verraten“ werden. Die Freimaurerei ist kein organisatorischer Weltbund, trotzdem besteht ein geistiger Zusammenhang und Zusammenhalt. Das stärkste Binde­ glied ist die gemeinsame Symbolik. Sie wird in der ganzen Welt in gleicher oder ähnlicher Weise verstanden. Die Gleichartigkeit der Auffassung der Symbole ist der gemeinsame Besitz aller Mau­ rer der Weltbruderkette. Eine Einschränkung oder Abschaffung der Symbole würde die gesamte Freimaurerei zusammenbrechen lassen. „Das echte Symbol ist die eincrige Brücke, auf dem vir dem Irrationalen, Unaussprechlichen entgegenkommen können. “ (Franz Carl Endres) > Allegorie

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Tafelloge An manche feierliche rituelle Logenarbeit (Aufnahme, Stiftungsfest, Johannisfest) schließt sich ein festliches Mahl (Bankett) an, das in ein besonderes Ritual eingebunden ist. Diese Tafelloge wird in voller ritueller Bekleidung nach der Kleiderordnung der Großloge abgehalten (von Hut und Hand­ schuhen ist meist entbunden). Bei ACGL und BFG findet das „Festive Board“ nach jeder Arbeit statt, i.a. ohne maurerische Bekleidung. Bei der Tafelloge sind bestimmte Trinksprüche (Gesundheiten, Toaste) vorgeschrieben, u.a. auf das > Vaterland (und auf das Staatsoberhaupt). Anschließend wird die dritte Strophe des Deutschlandlieds gesungen. Wenn Brüder anderer Länder anwesend sind, kann auch deren Nationalhymne gespielt und mit einigen Worten ihrer Länder ge­ dacht werden. (Bei ACGL und BFG entsprechend.) Weiterhin erfolgen Trinksprüche auf die Freimaurerei im allgemeinen und die Großloge und die VGLvD, auf die besuchenden Bruder, auf die Schwestern, auf das Gedenken an alle zerstreut» Brüder auf dem Erdenrund und an alle in den > Ewigen Osten vorausgegangenen Brüder (stiller Trinkspruch). Bei der Tafelloge haben sich ver­ schiedene Trinksitten entwickelt. 1738 beschreibt die Vossische Zeitung, Berlin, den Brauch in den französischen Logen: „Ein jeder hat die Bouteille vor sich, und wenn es an ein Trinken gehen soll, wird gerufen: Ladet!, worauf sie alle aufstehen und das gläserne Gewehr ergreifen. Ferner kommandiert der Großmeister: Pulver auf die Pfanne!, welches soviel heißt, als Wein in das Glas schenken. Weiter ruft er: Legt an! Gebt Feuer! Unter welchen Worten man das Glas auf drei Tempi gum Munde bringt und gedachte Gesundheit trinkt. Wenn das Glas ausgeleert ist, hält man es erst an die linke, hernach an die rechte Brust und drittens mitten vor die Herggrube, alles auf dreimal absetgen. So wird es auch mit drei Tempi in gerader Linie wieder auf den Tisch gesetzt. Endlich klatscht man dreimal in die Hände und schreit dreimal: Vivat!" Über Frankreich sind vermutlich diese soldatischen Elemente nach Preußen gekommen, da den Logen auch hier viele Offiziere angehörten. Es ist überliefert, daß beim Johan­ nisfest der „Drei Weltkugeln“ 1744 im Logengarten wirkliche Kanonen (Böller) abgeschossen wur­ den, sobald im Tafellogenritual der Befehl „Feuer“ erteilt wurde. Auch heute noch trifft man bei Tafellogenritualen, besonders der > Altpreußischen Großlogen 3WK und GLL zahlreiche militä­ rische Ausdrücke an, wie: Kanone, Laden, Richten, Feuer. Dies verwundert den jungen Bruder, bis er sich an die historischen Reminiszenzen gewöhnt hat. Zum Trinken des Weins wurden und werden „Kanonen" verwendet (italienisch canonna = großes Rohr). Es sind Trinkgläser mit verdicktem, stabilem Fuß, die nach dem Trinkspruch auf ein Kommando fest auf den Tisch gestoßen werden. Nur beim Gedenken an die toten Brüder wird die Kanone leise aufgesetzt. Häufig sind die Gläser mit freimaurerischen Symbolen, auch mit Namen, Initialen und Aufnahmedatum des Bruders verziert. Die Brüder von AFAM und 3WK nehmen beim Trinkspruch die > Serviette zur Hand, die je nach Grad unterschiedlich gefaltet und gehalten wird. (> Serviette) In verflossenen Jahrzehnten sangen die Brüder gemeinsam maurerische Lieder an der Tafel, wovon noch zahlreiche Gesangbücher Zeugnis ablegen. Auch von Brüdern aus­ geführte Instrumentalmusik war üblich. Auf der Mitte der Tafellogentische wird in der Johan­ nismaurerei ein blaues Band befestigt, auf das alle Flaschen und Gläser gestellt und nach Auffor­ derung „gerichtet“ werden. Die Tafelloge wird ritualmäßig mit Kettenbildung geschlossen. Bis zum Schluß darf kein Bruder seinen Platz verlassen oder die maurerische Bekleidung ablegen. Auch das Rauchen ist solange untersasgt. Das Kettenlied zum Schluß der Tafelloge (Melodie: B. A. Weber, Text: Matthias Claudius): Brüder, gebet Gott die Ehre! Unser Tagwerk ist getan. O, wer doch vollendet wäre und ein wirklichfreier Mann! Tag und Nacht in Freud’ und Schmergen such ’ einjeder es von Hergen, geb’ noch hier darauf sein Wort undgeh’ dann in Friedenfort.

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Tagesgeschehen, Tau Gute Nacht undfröhlich leben, eh ’ wir auseinandergeh 'n! Gute Nacht, und Gott wirdgeben, daß wir uns hier wiederseh Würde einer hingenommen, sollt’ er hier nicht wiederkommen: hätte Gott das so bedacht, auch dem Brudergute Nacht!

Als Brudermahl wird ein gemeinsames Essen nach einer Arbeit bezeichnet, das keiner rituellen Form unterliegt. Ein Gesellenfrühstück wird nach einer Gesellenbeförderung ohne Ritual durchgeführt. Jeder bekommt Hackepeter (Hackfleisch) und eine Flasche Bier, mit der in besonderer Weise bei der 3WK angestoßen wird (> Geselle). Die Agape (Liebesmahl) vereint Brüder zu einem besonders innigen, gemeinsamen Mahl (Brot, Wein, Eintopf) von esoterischer Bedeutung in ritueller Form. Auch denkt man an das letzte „Abendmahl“, das Christus mit seinen Jüngern feierte. Bei den 3WK wird am Gründonnerstag von allen Brüdern der VH. Erkenntnisstufe die Agape gefeiert. Die GLL kennt ebenfalls die Agape im Kapitel. Unter einer weißen Tafel verstehen einige Logen eine gemeinsame Mahlzeit nach einer Tempelarbeit, bei der es kein Ritual gibt und an der auch Schwestern teilnehmen können. Tagesgeschehen Wir leben in einer Welt mit recht unvollkommenen Gesellschaften. Statt sich von Weisheit und Gewissen leiten zu lassen, werden in Politik und Wirtschaft oft Geld und Macht eingesetzt. Gerade heute gilt: „An das Gute im Menschen glauben, ist nicht ¡eicht. Aber an das Gegenteil gu glauben, wäre mir unerträglich. “ (Br. Hans Geldsetzer) „Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.“ (Albert Einstein) Der einzelne kann nicht die Welt umändern, aber er kann mit seinen bescheidenen Mitteln versuchen, an seinem Platz in Familie, Beruf und Umfeld mit Vernunft und Gewissen zu handeln. Dabei möge jeder bedenken: „Wir wollen die Weltgeschichte im gangen nicht gu unserer Sorge machen. “ (Karl Jaspers) Denn: „Freimaurer sind keine Weltverbesserer. Sie sind Menschenveranderer. Es geht ihnen um den eingelnen und das, was er als sein Geben verwirklicht. Nicht die Menschheit im gangen, nicht das System, nicht die Gesellschaft stehen im Vordergrund freimaurerischer Bemühungen, sondern der eingelne Mensch. “ (Br. Jürgen Holtorf) Der einzelne Freimaurer soll und muß sich als einzelner Mensch natürlich engagieren im politischen, sozialen, ökonomischen, kirchlichem Tagesgeschehen. Aber der Freimaurerbund nimmt keine Stellung zu der Krise in ... , zum Bau des Atomkraftwerks in ..., zum externen Einsatz der Bundeswehr in ... usw. Der Bund will nur dazu beitragen, daß jeder Bruder so an sich gearbeitet hat, daß er seinem ganzen Umfeld ein gutes menschliches Vorbild ist. Die reguläre Freimaurerei mischt sich nicht in Landes- oder Weltpolitik und hat nur landesweit selbständige Verbände. > Weltfreimaurerei zur Anstiftung einer Weltrevolution, um eine Weltrepublik unter dem Diktat weniger unbekannter Hochgradmaurer zu errichten, gibt es nicht. (> Regularität) Im Freimaurerbund haben die Brüder eine bestimmte, weitgehend übereinstimmende Lebensanschauung, aber im Einzelfall verschiedene Ansichten. Goethe sagte 1813: „Die Menschen werden durch Gesinnungen geeinigt, durch Meinungen getrennt.“ > Einfluß der Freimaurerei heute, > Friedensbedrohung

Tau („T“) Das Tau ist ein uraltes, lebenserhaltendes Heils- und Schutzzeichen, das schon aus den ersten An­ fängen der Menschheitsgeschichte bekannt ist. Etwa 2500 v.Chr. finden wir dieses Symbol auf chaldäischen Schrifttafeln, in den Ruinen von Troja und im alten Ägypten, wo es nicht nur als Nil­ schlüssel, als Pegel zur Messung des Nil-Wasserstandes bekannt war, sondern als Zeichen des Gottes Thot, des Seelenführers (griechisch Hermes Trismegistos). In Ägypten finden wir das Tau 276

Tau als das Zeichen „Anch“ mit einer zusätzlichen Schlinge auf dem oberen Querbalken. Diese Crux Ansata diente als Schriftzeichen für „Leben“. Im Britischen Museum, London, trägt eine Mumie dieses Zeichen auf der Brust. Ein assyrisches Feldzeichen vom 7. Jahrhundert v.Chr. besitzt zwei­ mal die Abbildung des Tau. Die germanische Mythologie kennt das Tau als den Hammer des Got­ tes Thor, den Mjölnir, als Symbol vollstreckender, vergeltender und richtender Macht, aber auch als Symbol der Eheschließung und Zeugung. In Indien finden wir das Tau in alter Zeit als Zeichen, das die Brahmanen auf der Stirn trugen (indisch: „Tiluk“). Ebenso war es bei den Druiden als Sym­ bol der höchsten Gottheit verbreitet. Wie bei den Griechen das Alpha und Omega die Bedeutung von Anfang und Ende hatte, so entsprach dies beim hebräischen Alphabet Aleph und Tov. Nach talmudistischer Überlieferung salbte Moses den Aaron zum Hohen Priester durch das T-Zeichen auf der Stirn. Die hebräisch-lateinische Bibelübersetzung „Vulgata“ übersetzt das „taw“ , das neben dem Buchstaben auch den Begriff „Zeichen“ bedeutet, in Anlehnung an die altsemitische Schreib­ weise als „Tau“.- Die ältere hebräisch-griechische Übertragung der Bibel, die „Septuaginta“, über­ setzt „taw“ immer mit „symeion“ (= Zeichen), wie es denn auch Luther übersetzt hat. Im Alten Testament (4. Buch Mose 21,4-9) wird berichtet, daß die Juden bei ihrem Auszug aus Ägypten mit ihrem Gott Jahwe haderten. Zur Strafe sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk, die es bissen. Und viel Volk starb. Als Mose für das Volk bat, sprach der Herr zu ihm: .Mache Dir eine eherne Schlange und richte sie zum Zeichen (taw) auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. “ - In Vorschau auf seine Kreuzigung weist Jesus (Joh. 3,14-15) auf diesen Vorgang hin: „Und wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. “ Es bedeutet also in beiden Fällen das „erhöhen“ = kreuzigen. Die gifti­ gen Schlangen werden als Seuche angesehen und die am Tau-Kreuz gekreuzigte Schlange ist ein Schutzmittel gegen die Seuche (Pest) geworden. Im Alten Testament im Buch, Ezechiel (Hesekiel; 9,4-6), werden die Frevler und Ungerechten auf Jahwes Geheiß vom Racheengel erschlagen. In Vers 4 gibt Jahwe dem Schreiber die Anweisung: „Gehe durch die Stadt Jerusalem und zeichne mit einem Zei­ chen (hebräisch taw) an die Stirn der l^eute, so da seufzen undjammern über alle Greuel, so darin geschehen. “ - In Vers 6 erteilt Jahwe den Lacheengeln den Auftrag: „Erwürgt Alte, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber, alles tot. Welche aber das Zeichen (taw) an sich haben, derer sollt ihr keinen anrühren. “ Das Neue Testament hat in der Offenba­ rung des Johannes (7,3-4) die Siegelung der Gerechten mit dem Zeichen (taw) übernommen. Jeweils 12.000 Gerechte von den 12 Stämmen der Juden (also 144.000) werden mit dem Zeichen versiegelt und können bei der Apokalypse gerettet werden. Im christlichen Brauchtum finden wir das TauZeichen in den Katakomben, im 2. Jahrhundert bei den koptischen Christen als ägyptisches AnchZeichen, später als Antoniuskreuz (Crux Commissa) und im 11. Jahrhundert auf Bischofsstäben. Der fränkische Geschichtsschreiber Gregor von Tours (540-594) berichtet, daß um 540 in der Pro­ vence die Beulenpest wütete. Man sah plötzlich, daß die Wände der Häuser und Kirchen mit dem Tau-Kreuz versehen waren. Die Geistlichen sahen in ihm das Kreuz, die Laien nannten es Tau, als Schutz gegen die Seuche. Die Antoniter-Bruderschaft entstand um 1059 in Frankreich. In dieser Zeit wütete wieder eine Seuche. Ein Edelmann träumte vom heiligen Antonius, daß sein Sohn ge­ rettet würde, wenn er eine Bruderschaft mit dessen Namen gründete. Alle Mitglieder sollten ein blaues Kreuz in Tau-Form tragen, sich der Krankenpflege widmen und durch dieses Zeichen ge­ schützt werden. Antonius wird meist mit einem T-förmigen Kreuzstab dargestellt. Im 13. Jahr­ hundert wurde das Tau-Kreuz bzw. Henkelkreuz von der Kirche abgelehnt unter Hinweis auf die mittelalterlichen Ketzer (Albigenser, Katharer), die das T-Kreuz als Unterscheidung zur römischen Lehre verehrten. Im Mittelalter fand das Tau vielfach Verwendung als Talismann und Amulett, z.B. bei den Pestkreuzen als Errettungssymbol und Schutzglyphe. Als Schutzzeichen gegen dämo­ nische Angriffe war es vom nordischen Raum bis nach Nordafrika weit verbreitet. Da es z.B. um den Hals gehängt wurde, hatte das Tau immer einen Aufhängering oder einen Henkel, so daß eine genaue Unterscheidung zwischen dem Tau und dem Anch nicht möglich war. Der T-förmige Hammer dient vielfach zur Bekräftigung und Besiegelung rechtlicher Vorgänge. Im angelsächsi­ schen Raum führt der Richter den Hammer. Im Mittelalter kennen wir die Besitzergreifung von

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Tau, Tempel Grund und Boden durch das Werfen eines Tau-förmigen Hammers. Bei den mittelalterlichen Zünf­ ten führte der Altgeselle den Zeremonial-Hammer. Bei Versteigerungen wird der Kauf durch den dritten Hammerschlag besiegelt. Keine Grundsteinlegung ohne die drei „Hammerschläge“! Das ur­ alte Menschheitssymbol des ewigen Lebens, das Tau, finden wir überall. In der Freimaurerei: In allen Logen auf der Welt führen der MvSt und die beiden Aufseher den Hammer, der die Form eines Tau hat. Bei vielen Teppichen werden Senkblei und Bleiwaage in Tau-Form dargestellt. In manchen Ritualen wird die Fußstellung nicht im rechten Winkel, sondern in Form eines Tau gefordert. Z.B. heißt es im Strict Emulation Working: „Stehen Sie aufrecht, ihre Füße in Form eines rechten Winkels ... machen Sie einen kurzen Schritt esu mir mit Ihrem linken Fuß und frehen Sie den rechten nach, so daß Ihr rechter Absatz ™ dem Gewölbe des linken Fußes ruht. Das ist der erste reguläre Schritt in der Freimaurerei, und in dieser Position werden die Geheimnisse der Freimaurerei mitgeteilt. “ Im Schröderschen System und in angelsächsischen Ritualen sind die Sitze des MvSt und des 1. und 2. Aufsehers im Osten, Westen und Süden angeordnet. Diese Hauptbeamten bilden also in der Loge die Form eines Tau. In den GLL tragen die Logenschurze für den Meistergrad häufig drei umgekehrte Tau-Zeichen, im Dreieck angeordnet. In gleicher Weise verzierte Schurze tragen in angelsächsischen Ländern der amtierende Meister und der Altmeister einer Loge. Bei der GLL finden wir in den Graden I bis VI auf dem Altar und in der Vorbereitungskammer Winkelmaß und Zirkel, jeweils 90° geöffnet, und in Form eines Tau-Zeichens aneinandergelegt. - Bei den Erkenntnisstufen wird Tau als „T“ auch als Abkürzung von „Tace“ oder „Templarius“ benutzt. - Auch die Tafel beim Refektorium steht in Tau-Form. - Auf der Figur des Schweigenden > (Harpokrates) finden wir an Stelle des Schurzes ein „T“ eingeschrieben in dem Kreis einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt (> Uroborus). Hier wird das Tau als Symbol des Lebens im Symbol der Unendlichkeit dargestellt. - Beim historischen Teppich der GLL (siehe S. 99 in Lindner „Die Königliche Kunst im Bild) für den 9. Grad erscheint das „T“ als hervorragendes Symbol. Im AASR kennen wir aus der Legende des 4. Grades das Tau-Zeichen, mit dem Hiram die Massen der Arbeiter am Bau des Salomonischen Tempels zusammenruft und dirigiert. Er macht mit Händen und Armen ein Tau-Kreuz in der Luft. Im 25. Grad trug der „Ritter der ehernen Schlange“ auf dem Schurz das Tau-Zeichen. Das vierfache Tau, überhöht mit dem doppelköpfigen Adler, der ein Schwert in den Krallen trägt, finden wir besonders in USA als Abzeichen des 32. Grades. Sowohl im amerikanischen York Rite als auch im englischen Royal Arch wird das Tau zum dreifachen Tau vereinigt und gilt als Hauptsymbol. Das Triple-Tau wird in ein Dreieck eingeschrieben und von einem Kreis umschlossen und zeigt, welche wesentliche Rolle schon die vorigen Generationen dem Tau beigemessen haben. In der gesamten Freimaurerei, in allen Graden und Erkenntnisstufen findet sich das Tau. In den Katechismen und Ritualen sind aber kaum Erläuterungen zur Auslegung dieses Symbols gegeben. Es ist geradezu ein Geheimsymbol der Freimaurerei. Aus diesem Grunde hat sich die Deutsche Forschungsloge „Quatuor Coronati“ dieses uralte Heilszeichen und Freimaurersymbol als „ihr“ Symbol zu eigen gemacht. Es erscheint bei den Publikationen, es gibt das Tau als vergoldete Anstecknadel (den Teilnehmern der 26. internationalen Jahrestagung in Lübeck wurde es überreicht) und die Mitglieder der QC unterschreiben ihre Briefe mit „Sub signo Tau“. Da das Tau im profanen Bereich weder auffällt, noch bekannt ist, wird es auch in Zukunft ein „Geheimzeichen“ der Mitglieder des Forschungsloge „Quatuor Coronati“ sein. (Die Ausführungen stammen aus den Unterlagen des Alt-Meisters der QC-Loge Br. Peter von Pölnitz, ergänzt durch Informationen von Br. Hans-Dietrich Stemmer.)

Tempel Der Tempel ist ein der Gottheit geweihter Bezirk. Es ist ein Ort der Andacht, der Einkehr, in dem die tiefsten Kenntnisse der Welt und göttliche Weisheit gesucht und vermittelt werden. Tempel sind Orte, in denen Menschen die Gottheit suchen und sich Gott mit den Menschen verbindet. Die Bezeichnung „Tempel“ geht zurück auf den > „Salomonischen Tempel“, dem einzigen großen, steinernen Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die Steinmetzen des Mittelalters und

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Tempelarbeiten später die Freimaurer als Vorbild genommen. Die Freimaurer betrachten ihren Tempel als eine Baustelle, die noch unfertig ist. Der musivische Fußboden ist gelegt, die beiden Säulen sind gegossen und aufgerichtet. Die Steine sind noch nicht alle behauen. Auf dieser Baustelle soll sich einmal der Tempel der Humanität erheben. Die meisten freimaurerischen Sinnbilder (Bauwerkzeuge, roher Stein usw.) haben Bezug zum (Wieder-)Aufbau des Tempels. Der Maurer verrichtet seine „Arbeit am rauhen Stein“ sein ganzes Leben lang, da der Mensch den Bau im irdischen Leben nicht vollenden kann. Andererseits benutzen die Freimaurer ihren Tempel als Raum der Kon/e«/>Ation. Es ist ein abgeschlossener Raum, in welchen die Alltagswelt nicht eindringt, in dem eine andere Zeit, eine andere Kleidung, eine andere Sprache gilt. Der Maurer denkt über sich selbst nach und über seine Aufgabe, den großen Bau des Menschheitstempels zu fördern. Das Ziel kann nur sein, sich dem höchsten Geist, dem Allmächtigen Baumeister, zu nähern und zu hoffen, daß sein göttlicher Funke auch auf ihn überspringt.

IP/'r bauen den Tempel der Humanität. Wir richten ihn aufaus lebendigem Stein. Und daß er auch standhaft die 7,eit übersteht, soll Menschenliebe der Mörtel sein. Alfried Lehner Der Meister vom Stuhl saß bis Ende des 18. Jahrhunderts an dem Meistertisch. Erst danach wurden (zunächst auf einem gesonderten Tisch) die drei großen Lichter auf dem > „Altar“ aufgelegt. Im Schröderschen Ritual wird 1801 der Begriff „Altar der Wahrheit“ eingeführt, um ihn vom religiösen Altar abzuheben. Nach Sallust sind, entsprechend den mythischen Vorstellungen, Tempel Abbilder des Himmels und der rechteckige Altar ein Abbild der Erde. Durch das Auflegen der Bibel (Buch des Heiligen Gesetzes) „lauscht der Mensch auf die Stimme des Göttlichen. Er sucht die Verbindung nach oben ... und nur an diesem Ort, dem Symbol der Erde, und nur im Bitual {kann) die Trennung des Irdischen vom Göttlichen aufgehoben werden.“ (Alfried Lehner) Die drei Altarlichter stellen das ewige göttliche Licht dar. Diese Kerzen brennen schon vor der Tempelarbeit und werden während derselben weder angezündet noch gelöscht. Als Tempel wird jeder Arbeitsraum der Freimaurer genannt, in dem rituelle oder Tempel-Arbeiten stattfinden. Das kann im Grunde jeder Raum sein. In den Anfangsjahren der Freimaurer kam man in den Wirtshäusern zusammen. Erst später wurden besondere Logenhäuser gebaut, in denen der Tempel das Zentrum bildete. Besonders in den neuen Bundesländern werden vielfach Räume in Hotels benutzt. Der Tempel ist i.a. festlich ausgestaltet und in Blau gehalten. Der Raum hat die Form eines länglichen Vierecks, der Sitz des leitenden Meisters befindet sich (unabhängig von der tatsächlichen Himmelsrichtung) symbolisch im Osten. Die Brüder nehmen in den Kolonnen im Norden und Süden Platz, Lehrlinge grundsätzlich im Norden. Im Westen befinden sich die Plätze für die beiden Aufseher (außer ACGL, BFG). In vielen Fällen ist die Decke mit einem Sternenhimmel geschmückt. In den deutschen Logen wird die Mitte des Tempels vom > Teppich eingenommen, der von den drei > kleinen Lichtern umgeben ist. Abweichungen bei der BFG: 1. Aufseher im Westen, 2. im Süden. Die drei großen Lichter liegen auf dem Meistertisch oder einem zweiten unmittelbar davor. Die drei kleinen Lichter stehen auf / an den Tischen des MvSt, des 1. und 2. Aufsehers. Die farbige Arbeitstafel lehnt am Tisch des 2. Aufsehers. > Salomonischer Tempel Tempelarbeiten Als Tempelarbeit wird die Zusammenkunft von Brüdern bezeichnet, die nach einem festgelegten Ritual abläuft. Sie bildet das Besondere und Wesentliche des Freimaurertums und findet ein- bis zweimal im Monat nach dem > Ritual der Obödienz, zu der die Loge gehört, und des betreffenden Grades statt. Das Entscheidende ist das gemeinsame Erleben einer von Symbolen geprägten Handlung. Diese Tempelarbeiten finden immer an einem bestimmten Wochentag statt

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Tempelritter und sollten von keinem Mitglied versäumt werden. Falls einmal private oder beruflich wichtige Ereignisse eine Teilnahme unmöglich machen, muß der Bruder sich entschuldigen und soll der Armen durch einen finanziellen Beitrag gedenken. Die strenge Logenordnung setzt mit dem Augenblick ein, in dem der Zeremonienmeister / Ordner im Vorraum auffordert, sich zum Einzug in den Tempel zu formieren. Auf dem Weg zum und im Tempel schweigen die Brüder. Das äußere Bild der versammelten Logenbrüder trägt erheblich zur Feierlichkeit bei, von der eine Tempelarbeit erfüllt sein soll. Man vermeide deshalb das Hinlümmeln auf den Stuhl, bei dem die Beine lang ausgestreckt werden, möglichst auch das Überschlagen der Beine, das eigenmächtige Abnehmen des Zylinders usw. Die Beamten haben darauf zu achten, daß alles Störende vor der Pforte des Tempels bleibt, damit Herz und Gemüt der Brüder aufnahmebereit sind. Einige Festlegungen der Großlogen: Der Einzug (Auszug) in den Tempel erfolgt im Sonnenlauf = Uhrzeigersinn. Die Hämmer werden vom Meister und den Aufsehern beim Einzug der Brüder und bei der Eröffnung mit der rechten Hand vor die linke Brust gehalten. Sonst liegen sie auf den Tischen. HINWEIS: Während bei 3 WK, AFAM, GLL die Beamten bereits ihre Plätze eingenommen haben, wenn die Brr. eingeführt werden, begeben sich bei ACGL und BFG erst die Brüder in den Tempel, während die Beamten danach eingeführt werden. Bei der anschließenden Einführung von Würdenträgern stehen die Brüder nicht im Zeichen, da die Loge noch nicht eröffnet ist. Bei 3WK gehen die höchsten Würdenträger nicht über den Teppich. Bei der Prüfung durch den 1. Aufseher machen nach Aufforderung zunächst die Brüder das Zeichen, dann erst der Aufseher. Ein „Ruhezeichen“ (wie bei der GLL) gibt es bei anderen Großlogen nicht. Im Tempel wird das Zeichen nur beim „InOrdnung-Stehen“ gemacht. Beim Führen und Laufen durch den Tempel, bei längeren Reden, bei Ehrungen usw. geschieht es nur am Anfang und am Ende, nicht beim Gehen. - Ausnahme: Anzünden der Kerzen. Beim Absetzen (Aufsetzen) des Hutes folgen die Brüder grundsätzlich dem Meister vom Stuhl, selbst wenn das Ritual etwas anderes sagt. Bewegungsfreiheit im Tempel haben nur die Hammerführenden und der Zeremonienmeister / Ordner. Dieser führt Brüder vom und zum Platz, welche zu spät kommen, vorzeitig den Tempel verlassen müssen, geehrt werden, eine Aufgabe, z.B. Vortrag, erfüllen. Beim Aufdecken des Teppichs bleibt der Meister vom Stuhl im Zeichen im Osten des Teppichs stehen. (AFAM, 3WK) Vor Schließung der Loge löst die Ankündigung, am Ausgang werde für die Armen gesammelt, oft eine allgemeine Unruhe aus. Nach dem offiziellen Schluß bleibt noch genügend Zeit für den Griff zur Geldbörse. Sinnvoll ist es auch, das Scherflein vorher griffbereit in die Tasche zu stecken. Bei ACGL und BFG wird noch während der Arbeit gesammelt.

Tempelritter (Orden der) (Orden der Tempelherren, kurz „Templer“ genannt) 1095 rief der Papst Urban II. zum Kreuzzug zur Befreiung der heiligen Stätten der Christenheit auf. 1118 leisteten 9 französische Ritter (darunter der heilige Bernhard von Clairvaux) dem Patriarchen von Jerusalem ein Gelübde, in dem sie sich u.a. zum Schutz der Wallfahrer verpflichteten. 1128 erhielt der Orden eine Ordensregel. Abzeichen waren ein weißer leinener Mantel mit achteckigem, blutrotem Kreuz (Symbol des Märtyrertums) und ein weißer Gürtel (Symbol der Herzensreinheit). Sie nannten sich zunächst die „armen Brüder Christi vom Tempel zu Jerusalem“ und bestanden aus Geistlichen und Rittern. Der Orden wuchs sehr schnell und soll in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, auf der Höhe seiner Macht, 30.000 Mitglieder gehabt und durch Schenkungen und Vermächtnisse ein Vermögen von 54 Milllionen Francs angehäuft haben. Der zu einer mächtigen Organisation herangewachsene Orden der Tempelritter wurde von einem Großmeister geleitet (Stellvertreter = Seneschall), besaß ein eigenes Heerwesen (unter einem Marschall), eine weitgehend unabhängige Geistlichkeit, ein eigenes Verwaltungs- und Bankwesen (Schatzmeister = Großpräzeptor), besondere Bauabteilungen usw. Den einzelnen Ordensprovinzen stand ein Komtur vor. Die höchste Gewalt repräsentierte das Generalkapitel,

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Tempelweihe dem die Provinzkapitel unterstanden. Ordensbrüder unterschieden sich in Ritter, Kapläne, dienende Brüder und Affiliierte (nicht kasernierte Mitglieder). Der Aufnahme ging ein einjähriges Noviziat voraus. Daß die Templer reicher, mächtiger und unabhängiger waren als Könige und Päpste, verschaffte ihnen viele Neider und Feinde und trug zu ihrem späteren Untergang bei. 1187 wurden die Kreuzfahrer von den Sarazenen unter Sultan Saladin entscheidend geschlagen. 1191 fiel die Feste Accon. Die Templer zogen sich nach Cypern zurück und beschlossen die Rückkehr nach Frankreich. Philipp V., der Schöne, bat um Aufnahme in den Orden, was ihm verweigert wurde. Da er dringend Geld benötigte, beschloß er mit Hilfe des schwachen Papstes Clemens V. in Avignon die Templer zu vernichten. Am Freitag, dem 13. (!) Oktober 1307, wurden die 540 in Frankreich befindlichen Templer festgenommen und eingekerkert. In Paris waren es 140, von denen 137 durch die inquisitorischen Methoden der Folter und des Psychoterrors zu Geständnissen gezwungen wurden. Die Besetzung des „Tour du Temple“ in Paris brachte Philipp den Schatz der Templer. 1308 erging die Bulle „Faciens misericordiam“, die ein Einschreiten gegen die Tempelritter empfahl, in zahlreichen Ländern aber nicht befolgt wurde. Der letzte standhafte Großmeister des Ordens, Jacques (Jakob) de Molay, wurde zu lebenslangem Kerker verurteilt. Bei der öffentlichen Verlesung des Urteils vor der Pariser Kirche Nötre Dame klagten Molay und der Großpräzeptor, Gottfried de Charmey, lautstark König und Papst an und beteuerten ihre Unschuld. Darauf wurden sie am 18. März 1314 auf der Pariser Judeninsel bei „langsamem Feuer“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Vorher belegte Molay den König von Frankreich und den Papst mit einem Fluch und kündigte ihren nahen Tod an. Der Papst starb einen Monat später und der König nach weiteren vier Wochen durch ein Jagdunglück. Die Bräuche, Rituale und Traditionen der Templer wurden nie veröffentlicht und sind auch heute nicht bekannt. Sie wurden von der Inquisition absichtlich nicht verstanden oder falsch ausgelegt. Den Tempelrittern wurden von ihr u.a. folgende Schandtaten zur Last gelegt: Häresie (Ketzerei), weil sie eine Geheimgesellschaft gebildet und aus esoterischem, gnostischem Gedankengut geschöpft haben sollen. Lossagung vom Kirchenglauben. Anwendung geheimer Ketzer-Mysterien. So sollen die Templer beim Aufnahmeritual dreimal auf das Kreuz gespuckt haben (vielleicht dreimalige symbolische Verleugnung des Herrn durch Petrus oder eine Probe des Novizen?). Weiter wird von berüchtigten Küssen berichtet, die auf den Mund (Übertragung des geistigen Atems vom Meister auf den Schüler), auf das Steißbein (Zentrum der Kraft, dem „heiligen Plexus“), auf den Bauchnabel (Zentrum okkulter Kräfte, dem „Solar Plexus“, „Nabel der Welt“) gegeben wurden. Eine adäquadere Sinndeutung ist wegen des Fehlens der Rituakexte und der Instruktionen heute nicht mehr möglich. Hexerei und Dämonologie. Leugnung des Herrn Jesus Christus und Anbetung des Teufels-Götzen > Baphomet in einem Satanskult. Homosexualität (Päderastie) und Sodomie (Geschlechtsverkehr mit Tieren) als widernatürliche Laster. Okumenismus. Sehr große Toleranz gegenüber dem Islam. Man kann sagen, daß der Orden der Tempelritter eine neue übernationale Macht und Weltordnung anstrebte und vielleicht die Vision einer einzigen, gemeinsamen Religion hatte, die alle (Teil-)Anhänger des „heiligen Buches (Juden, Christen, Mohammedaner) vereinen sollte. Die > Strikte Observanz sah sich Ende des 18. Jahrhunderts als legitimer Nachfolger des Tempelritterordens an. Freiherr von Hund konnte zeitweilig viele Freimaurer davon überzeugen, er sei in die letzten Templer-Geheimnisse eingeweiht. Er führte Rittergrade und eine neue Organi­ sation ein. In den Ritualen der 3WK, der GLL und des AASR sind noch Rudimente des Tempelrit­ terordens bzw. der Strikten Observanz vorhanden.

Tempelweihe erstmalig als Tempel genutzt werden, freim. geweiht. Ebenso die symbolischen Steine bei der Bei der Lichteinbringung wird eine neue Loge freimaurerisch in Arbeit gesetzt. Die Tempelweihe be-

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Teppich reitet einen neuen Tempels für freimaurerische Arbeiten vor. Auch werden Hotelsäle, die Grundsteinlegung eines freim. Gebäudes. Die Weihe geht dabei auf uralte Opferbräuche zurück. Man opferte in alten Zeiten der Gottheit das Beste, was Acker und Felder boten, um ihr für das bisher Gespendete zu danken und um sie für die Zukunft geneigt zu machen. Ursprünglich verbrannte man die Gaben auf Rauchaltären, damit der Rauch gen Himmel steigen konnte. Später begnügte man sich mit Ausschüttungen. Die allgemeinen Dankopfer für die Gaben der Natur mündeten schließlich in die heutigen Erntedankfeiern, bei denen die Teilnehmer Natural-Gaben spenden. Die freim. Tempelweihe wird oft begleitet von der Ausschüttung von Korn, Wein und Öl. Das entspricht dem Brot (früher Hauptnahrungsmittel), dem Wein (als hervorgehobenes Getränk) und dem Ol (als Leuchtmittel für die Öllämpchen zum Erhellen der Nacht). Dabei wird das Korn in einer goldenen Büchse, Wein und Öl in silbernen Gefäßen in den neuen Tempel eingebracht. Der Großmeister schüttet oder streut einige Körner aus der Getreidebüchse und sprengt einige Tropfen Wein und Öl auf den Fußboden des neuen Raumes. Hiermit (und mit einigen Worten) weiht er diesen zum Tempel. Bei der freim. Grundsteinlegung erfolgt die Ausschüttung in gleicher Weise auf den Grundstein. Es sei darauf hingewiesen, daß in der Frühzeit heilige Steine mit Öl gesalbt wurden. Die 3WK hat ein besonderes Ritual der Tempelweihe. Hier vereinigt sich der Großmeister mit den Brüdern der zu weihenden Loge durch das gemeinsame Verzehren kleiner Brotstücke und durch das gemeinsame Trinken von Wein aus einem großen Kelch. Bei der Wiederbelebung der Logen in den neuen Bundesländern ist nach der Wende häufig eine solche Tempelweihe durchgeführt worden.

Teppich, Arbeitsteppich, Arbeitstafel, Tapis, Lehrtafel Schon im Altertum wurden Bodenzeichnungen für kultische Zwecke gemacht, teils um Gesprochenes sichtbar und anschaulich darzustellen, teils um heilige Güter und Forderungen herbeizuwünschen oder Böses zu bannen (Zauberkreis!). Die ältesten Freimaurerlogen zeichneten in Kreide oder Kohle ein Rechteck auf Tisch oder Fußboden, wodurch ein geweihter Raum abgesteckt wurde. Darin skizzierte man die freimaurerischen Symbole, und es entstand eine Lehrtafel. Schrubber und Wassereimer standen bereit, um die Zeichnung schnell auslöschen zu können, sollte man durch Nichtmaurer gestört werden. Zur genaueren Konstruktion wurde mitunter eine > Knotenschnur verwendet. Später wurde der Teppich dauerhaft auf schwarzes Wachstuch gezeichnet und bei Schließung der Arbeit zusammengerollt. Die Logen der GLL und die meisten Logen der AFAM verwenden auch heute noch schwarze Teppiche oder Rollen, von denen sich die weißen Figuren deutlich abheben. Die 3WK benutzen einen farbig gewebten Teppich. Aus dem 19. Jahrhundert sind künstlerisch bemalte, gewebte oder bestickte Teppiche bekannt, obwohl Farbe und künstlerische Gestaltung nebensächlich sind. - Zur Instruktion oder zu besonderen Anlässen wird der Teppich auch heute noch mit der Knotenschnur konstruiert, und es werden die Sinnbilder mit Kreide auf eine Tafel gezeichnet oder in natura aufgelegt (> Knotenschnur). Der Teppich bildet ein längliches Viereck und stellt nicht nur ein Abbild der Loge, sondern der Erde oder des ganzen Kosmos dar. Er ist von einer Mauer (3WK) oder einem Zackenrand umgeben, wahrscheinlich ein Relikt früherer Zeiten, als man den Teppich mit vier miteinander verknoteten Seilen absteckte. Wenn er als Bauplan der Welt gedacht ist, könnten die schwarz-weißen Zacken Feuer und Wasser darstellen, woraus die Welt erschaffen wurde. Bei den auch anzutreffenden Rändern mit Mäandermuster könnte dieses die Wellen des Ur-Meeres darstellen, aus dem die Erde entstand. In die Mauer sind meist Tore eingelassen, die von den ursprünglich in den Logen vorhandenen symbolischen drei Fenstern im Osten, Süden und Westen stammen, durch die man den Lauf der Sonne beobachtete. Bei der > Tempelarbeit liegt in deutschen Logen der Teppich in der (heiligen) Mitte der Loge, umgeben von den drei kleinen > Lichtern. Er ist in den einzelnen Graden und bei den Obödienzen unterschiedlich in den Einzelheiten gestaltet, jedoch bezüglich des Inhalts sehr ähnlich. Der Teppich wird zu Beginn der Arbeit rituell aufgedeckt und am Schluß wieder verhüllt. Uber den Teppich darf nur der Lehrling

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Testament, Tetraktys bei seiner Aufnahme, der Geselle bei seiner Beförderung, der Großmeister (AFAM) und der Ordens+Meister (GLL) schreiten. Auf dem Teppich ist eine ganze Gruppe von > Symbolen dargestellt, die zur Vermittlung der freim. Lehrinhalte dient. Dabei ist auf dem Lehrlingsteppich bereits ein vollständiger Leitfaden der Freimaurerei durch diese Sinnbilder abgebildet. Für den Freimaurer ist es der symbolische Bauplan seines Lebens, wobei sich die Symbole erst im Lauf der Jahre voll erschließen lassen. Dem Bruder, der diese Zeichen richtig zu lesen und zu deuten versteht, offenbart sich dadurch das Geheimnis der „Königlichen Kunst". Der Aufbau des Teppichs ist nicht nach künstlerischen Gesichtpunkten, sondern nach einer inneren Geometrie gestaltet, die nicht einfach zu erklären ist, aber bestimmten Zusammenhängen folgt. Er betont einerseits die Polarität, die vielen Dingen innewohnt (Sonne - Mond, musivisches Pflaster usw.), andererseits werden Vereinigungssymbole dargestellt (z.B. Knotenschnur, Flammender Stern). Eine andere Betrachtungsweise trennt die materiellen Symbole (Werkzeuge, Steine) von den transzendenten Sinnbildern (Sonne, Mond, Flammender Stern). Die Symbole des Teppichs werden dem Lehrling bei der Aufnahme erstmals erklärt, sie sind häufig der Ausgangspunkt von Vorträgen bei der Tempelarbeit und auch ein beliebter Gegenstand freimaurerischer Forschung. Während dem Neuaufgenommenen besonders einzelne Sinnbilder einleuchten, interessiert später auch das auf dem Teppich dargestellte gesamte Symbolsystem. Dabei erscheinen die Einzelbilder nur als Facetten eines großen Ganzen bzw. des Kosmos, genau wie der Tempel in seiner Gesamtheit als Stätte der Weihe und der inneren Sammlung wirkt. Bei BFG liegt in der Logenmitte ein Teppich, der nur das musivische Pflaster zeigt. Die Arbeitstafeln sind farbige Reproduktionen von Gemälden, auf denen eine Vielzahl von Symbolen zu sehen sind. Sie werden bei Öffnung der Loge an den Tisch des 2. Aufsehers (im Süden) gelehnt. Die Symbole, die fast auf allen deutschen Teppichen gleich sind, werden in folgenden Stichwörtern ausführlich beschrieben: Flammender Stern, Hammer, Jakobsleiter (Stufen), Kelle, Knotenschnur, Maßstab Mauer, Mond, Musivisches Pflaster, Salomonischer Tempel, Salomonische Säulen, Senkblei (Lot), Setzwaage (Wasserwaage), Sonne (und Sterne), Spitzhammer, Steine, Winkelmaß, Zirkel. Testament 1) In manchen französ. Ritualen wird vom Kandidaten verlangt, daß er in der Dunklen Kammer sein „maurerisches Testament“ verfaßt. Darin soll er - an die Vergänglichkeit gemahnt - seine Pflichten gegenüber Gott, sich selbst und seinen Mitmenschen aussprechen. Diese drei Pflichten umspannen die gesamte Moral im Anblick der letzten Dinge. Deshalb wurde der Beantwortung dieser Fragen die Form eines Testaments gegeben. Mitunter wird dieses Schriftstück ungelesen verbrannt. Natürlich haben freim. Gegner diesen Brauch so interpretiert, daß der Neophyt sein Testament bezüglich seines Vermögens zugunsten der Loge machen muß. Daran ist kein Wort wahr. 2) Leider wird seitens der Logen zu wenig darauf gedrängt, daß jeder Bruder in seinem privaten Testament oder einem Schriftstück darlegen sollte: ob er eine rein freim. Beerdigung oder eine kirchliche mit freim. Anteil oder keine dieser Art wünscht; daß die der Loge oder Großloge gehörenden Gegenstände (Schurz, Bijou), die Schriften (Rituale, Verfassungen, Katechismen) und Akten (z.B. die eines Schriftführers) zurückgegeben werden müssen; wer die rein freim. Gegenstände (Bücher, Sammlungen) erhalten soll. Die Unterlassung hat schon häufig zu Differenzen mit den Erben geführt.

Tetraktys Die Tetraktys ist eine Zahlenstruktur, nämlich die Vierheit (Tetra), die sich in den ersten vier Zahlen manifestiert. Die Summe der ersten vier natürlichen Zahlen (also 1 + 2+ 3+ 4) ergibt die Zahl 10. Die 10 wird als Zahl der Vollkommenheit angesehen. Sie spielte bei den Pythagoreern als heilige Zahl eine große Rolle. Man bildete sie dort als aufrecht stehendes „heiliges Dreieck“ so ab, daß 10 Punkte in 4 Reihen gesetzt wurden: 4 Punkte als Basis, dann 3 Punkte, 2 Punkte und 1

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Teufel Punkt als Spitze des gleichseitigen Dreiecks. Die Zahl 4 ist „der Grundstein und die Wurzel aller übrigen Zahlen“. Auch die heiligen Namen Gottes sind Vierheiten in Buchstaben. Hebräisch = JHVH - gesprochen > Jehovah (Vokale wurden nicht geschrieben). Dieser vierbuchstabige Gottesnamen bei den Juden und INRI bei den Christen wird als Tetragrammaton bezeichnet. Eigenartigerweise hat man 70 weitere Gottesnamen mit 4 Buchstaben in verschiedenen Völkern und Sprachen gefunden. Beispiele; DIEU (bei den Franzosen), GOTT (bei den Deutschen), DEUS (bei den Römern), DIOS (bei den Spaniern), ZACA (bei den Japanern) usw. Im „I Ging“, dem ältesten Buch der Menschheitsgeschichte, wird das Viereck mit seinen 4 Seiten als Symbol der Erde gedeutet. Vielleicht haben dabei auch die 4 Himmelsrichtungen oder die 4 Elemente Pate gestanden. Die 4 Phasen des Mondes sind Symbol des Vierecks. Das längliche Viereck ist das Symbol des Tempels und der Loge. > Geometrie, > Jehova, > Pythagoras Teufel Die Freimaurerei, ihr Brauchtum und ihre Rituale haben überhaupt nichts mit dem Teufel, dem Teufelskult, schwarzen Messen, Satanskult, Satanismus, mit der luziferischen Freimaurerei, dem Baphomet usw. zu tun. Trotzdem wird das auch heute noch in der Anti-Freimaurer-Literatur behauptet. Begriffe Teufel (Old Nick = engl.): ist der Widersacher Gottes, „Herr dieser Weh“ (Joh.12,31), Versucher (Mt.4,1-11), Herr der Todesnacht (Hebr.2,14). In der christlichen Dogmatik ist er die Personifikation des Bösen. In den Vorstellungen vieler Völker und auch in den deutschen Volkssagen und im Aberglauben erfreuen sich die Freimaurer der Freundschaft des Teufels. Satan: (hebr. Widersacher (Gottes), Bezeichnung für den Teufel). Im Buch Hennoch wurde er wegen seines Aufruhrs gegen Gott durch den Erzengel Michael in den Abgrund gestürzt. „Synagoge des Satans“ nannte Papst Pius IX. am 9.11.1846 die Freimaurerei in der Enzyklika „Qui Pluribus“. - 1892 wurde die Freimaurerei vom französ. Erzbischof Leon Meurin in der Schrift „Synagoge des Satans“ unter diesem Namen angegriffen. Luzifer, Lucifer: Name des Teufels auf Grund des Ausspruchs in der Bibel „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern“. > Baphomet: Name des teuflischen Götzen, den die Templer angebetet haben sollen. Später wurde den Freimaurern das gleiche vorgeworfen. Bitro: Spezialteufel, den die Freimauer im Satanskult zitiert haben sollen. Er wurde von Taxil frei erfunden, wie er später selbst eingestand Der Taxil-Schwindel Leo Taxil (1854-1907) wurde von Jesuiten erzogen und ließ sich 1881 in die Loge „Le Temple de l’honneur française“ aufnehmen. Nach dreimaligem Besuch wurde er wegen unsauberer Geschäfte ausgestoßen. Als Verleger gab er u.a. ein antiklerikales Jahrbuch heraus und bekämpfte den Katholizismus. 1885 schwor er seiner Vergangenheit feierlich ab und bekannte sich zur katholischen Kirche. Er begann eine Anti-Freimaurer-Kampagne und wurde dabei von der kath. Kirche unterstützt. Selbst Papst Leo XIII. empfing ihn. Sein erstes Buch „Die Dreipunktebrüder“ schildert seine geringen Kenntnisse aus dem freim. Ritual, angereichert durch seine Phantasie. Er „enthüllte“, daß die Freimaurerei Teufelskult betriebe und das Ritual nur eine Verherrlichung Luzifers darstelle. Die Ritter Kadosch (30. Grad des AASR) stünden mit Luzifer und dem Lichtengel Eblis durch Teufelsbeschwörungen und schwarze Künste in direkter Gemeinschaft. In den freim. Arbeiten erscheine Luzifer, es würden Schädel ermordeter Jesuitenpa­ ter verbrannt usw. Im Felsen von Gibraltar würden von den Freimaurern in einem Geheimlabor Satansgift und Bakterien produziert, um Epidemien auszulösen. Taxil berichtet von sexuellorgiastischen Vorgängen und von Meuchelmorden in der Freimaurerei. - 1891 berichtet er im Buch „Gibt es Frauen in der Freimaurerei?“ über den Teufelskult der Hochgradmaurer. In den „palladistischen Satanslogen“ werde Luzifer in Gestalt von Baphomet angebetet, der Gott der

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Tod Christen als Geist des Bösen geschmäht und Unzuchtsorgien gefeiert. - Taxil präsentierte der Kirche in Rom ein ausgerissenes Schwanzhaar des Teufels, legte Schriftstücke der Tochter des Teufels Bitru mit dessen originaler Unterschrift vor. Die Enthüllungs-Bücher und Artikel Taxils fanden reißenden Absatz, zumal Bischöfe und Erzbischöfe die Anti-Freimaurer-Gedanken und Schriften unterstützten. Auf dieser „Welle“ schwammen auch andere, z.B. Dr. Bataille, der 1892 als Mitverschworener Taxils in Paris ein 2000 Seiten starkes Werk „Der Teufel im 19. Jahrhundert“ herausgab, in dem er über den Teufelskult berichtete. Er deklarierte Albert Pike (1809-1891, amerikan. General, Großkommandeur des Obersten Rates des AASR) als Teufelspapst. Nach dessen Tod war der Teufelspapst der italienische Großmeister Adriano Lemmi. 1896 fand auf Anregung von Taxil in Trient ein Anti-Freimaurer-Kon^reß statt, an dem 36 Bischöfe, 50 kath. Würdenträger und etwa 700 Geistliche erschienen. Am Ostersonntag 1897 platzte die Bombe: Taxil hielt in Paris einen Vortrag, in dem er seine sämtlichen Darstellungen in seinen Büchern, Vorträgen und Artikeln einschließlich seiner „Beweise“ für Schwindel erklärte. Er amüsierte sich köstlich darüber, daß er 12 Jahre lang die Spitzen des kath. Klerus düpiert und mit dem Aberglauben der Menschen und Priester sein Spiel getrieben habe. Er sei immer Kirchenfeind gewesen. - Nun gab er satirische Schriften heraus, z.B. „Töten wir sie (die Kirche) durch Gelächter“. Obwohl Taxil seinen Schwindel selbst entlarvte, wurden und werden immer wieder Teile aus den umfangreichen Schriften Taxils und seiner Mitverschwörer zitiert und gegen die Freimaurerei verwendet.

Tod Die Freimaurerei sieht den Tod nicht als Ende des Lebens an, sondern interpretiert ihn als eine Wandlung zu einem anderen Leben. Der irdische Tod eines Menschen kann gleichzeitig eine Wiedergeburt im hohen Licht, im Ewigen Osten sein, ohne daß unser Vorstellungsvermögen etwa konkrete Bilder davon zu erfassen vermag. Die Freimaurerei sieht in Leben und Natur auch einen ewigen Kreislauf: erst der Tod ermöglicht neues Leben. So vergeht das Samenkorn in der Erde, um neues Leben, eine neue Getreidepflanze, zu schaffen. Auch diese Sicht führt zur Unsterblichkeit. Die freimaurerische Stufenlehre (Lehrling - Geselle - Meister) ist etwa dem Lebenslauf des Menschen nachempfunden, so daß die Aufnahme als eine Geburt, die Gesellenzeit als der Ablauf des Lebens, die Meistererhebung als Tod verstanden werden kann. Es darf nicht verwundern, daß bei allen freim. Lebensstationen auf die irdische Vergänglichkeit hingewiesen wird. Schon der Neuaufgenommene kommt damit in Berührung. Zeichen der Vergänglichkeit in der Freimaurerei sind Totenkopf oder Totengebein, die Sanduhr, aber auch die brennende Kerze, deren Wachs (= Lebensdauer) weniger und weniger wird. Und natürlich die Bibel mit dem Neuen Testament, in dem Leben, Sterben und Auferstehen von > Jesus dargestellt ist. Der Tod im näheren Umkreis wird heute häufig aus dem täglichen Leben verdrängt. Wir sehen zwar jeden Tag im Fernsehen Dutzende von Toten bei Katastrophen, Bombenanschlägen oder in den vielen Krimis, aber der natürliche Umgang mit dem Tod ist verlorengegangen. Das Sterben von nahen Angehörigen wird oft in die Anonymität von professionellen Institutionen verlagert: Pflegeheime, Krankenhäuser mit gekachelten Sterberäumen usw. Der Tod ist zu einer „Betriebsstörung“ verkommen. Die Freimaurerei „übt“ dagegen in ihren Ritualen das Sterben ein, versucht die Angst vor dem Tod zu nehmen und bemüht sich, eine echte Lebenshilfe zu sein. Der Freimaurer sollte dem Tod gelassen entgegensehen. Dabei werden ihm aber von der Freimaurerei weder Heilsversprechen oder Belohnungen im Jenseits für gute Taten in Aussicht gestellt noch etwa Vergeltung und Rache angedroht. Die persönliche Überzeugung des Bruders tastet der Bund nicht an. In einem Trauerritual heißt es etwa: Wir sollen zu bedenken lernen, daß unser Leben ein Ziel hat. Fürchten wir den Tod nicht! Er ist nur ein Übergang. Wenn wir im täglichen Maurerleben bemüht sind, eine Verwandlung in uns zu vollziehen, wird beim Tod unsere Seele wie ein Schmetterling zu einem neuen, unbekannten ewigen Leben emporsteigen. > Eleusis, > Mysterien, > Vergänglichkeitszeichen

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Todesstrafe, Toleranz Todesstrafe Aus der freimaurerischen Haltung heraus, die Würde des Menschen zu bewahren, ergibt sich ein­ deutig eine Ablehnung der Todesstrafe. Da es sich aber letztlich um eine Gewissensentscheidung handelt, kann die Freimaurerei daraus kein Postulat machen.

Toleranz (von lateinish tolerare = ertragen, erdulden, dulden) Tolerante Gedanken sind auch schon im Altertum geäußert worden. Der griechische Philosoph Pyrrhon von Elis (360-270 v.Chr.) : „Weisheit ist Zurückhaltung im Urteil. Nicht ‘dies ist so’, sondern nur ‘dies scheint mir so' ist dem sorgfältigen Denker zu sagen gestattet. “Jesus von Nazareth (Neues Testament, Markus 12,31): „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. “ Allerdings ist die allgemeine Verbreitung der To­ leranz eher eine Errungenschaft der Neuzeit und hat sich als Reaktion auf die Intoleranz des späten Mittelalters entwickelt, als die katholische Kirche, die Feudalstaaten und geistige Ideologien ihre totalitären Ansprüche an den Menschen immer weiter ausdehnten. Religiöse Unduldsamkeit, Na­ tionalitätswahn und Schüren patriotisch maskierten Völkerhasses, Rassendiskriminierung, Lehren, die letzte Geheimnisse und ewige Wahrheiten zu entschleiern meinten, ließen die Toleranz nicht aufkommen. Diesem steigenden Druck setzten die Menschen seit der Renaissancezeit immer häufi­ ger Forderungen nach Denk- und Glaubensfreiheit sowie nach demokratischen Staatsformen ent­ gegen. Die englische Freimaurerei hat die Idee der Toleranz als eine ihrer Grundforderungen schon in ihrer ersten Konstitution von 1723 („Alte Pflichten“) verankert. Mit der schnellen Ausbreitung der Freimaurerei gewann auch die Toleranz in anderen Ländern an Boden. Der Geist der Aufklä­ rung war der eigentliche Motor für die Verbreitung der Toleranz. Viele ihrer Denker waren mit der Freimaurerei verbunden und verbreiteten darüber ihre Toleranzgedanken. Friedrich II.: „Die Toleranz muß in einem Staatejedem Freiheit geben, alles t^u glauben, was er will, aber sich nicht so weit erstrecken, daß sie die Frechheit und Ausgelassenheitjunger unbesonnener Deute autorisiert, die dem kühn Hohn sprechen, was das Volk ver­ ehrt. “ Voltaire: „Ich mißbillige Ihren Standpunkt absolut - aber bis in den Tod werde ich Ihr Recht verteidigen, ihn frei auszusprechen. “ Lessing: Siehe Stichwort „Ringparabel“. Kaiser Friedrich HI.: „Zwei Grundsätze bezeichnen vor allem unser Streben: Gewissensfreiheit und Duldung. “ Wer tolerant sein will, muß seine eigene Meinung kennen und sich auch dazu bekennen, so, wie er die Meinung anderer gelten läßt, ohne den eigenen Standpunkt aufzugeben, den er als richtig erkannt hat. Dieser Prozeß darf natürlich nicht einseitig sein. Man muß auch von den Andersdenkenden erwarten können, daß dieser Mitmensch auch die andere Überzeugung anerkennt und achtet. Tolerant ist die innere Haltung eines Freimaurers, der überzeugt ist, daß niemand die absolute Wahrheit für sich beanspruchen kann. Der Irrtum ist Mo­ tor geistigen Fortschritts. Man muß jedoch bereit sein, diesen zu erkennen und auch die eigene Auffassung als irrig in Kauf zu nehmen. Unentwegt stehen wir geistigen Herausforderungen ge­ genüber, die uns zwingen, unseren Standpunkt ständig neu zu überdenken, unsere Verhaltensweise zu korrigieren und unsere Erkenntnisse zu überprüfen, daß wir für die Überzeugung, Auffassung und Meinung eines anderen Achtung schuldig sind, selbst wenn wir erkennen, daß sie ein Irrtum ist. Eine solche Haltung muß sich auf einen tiefen innerlichen Gleichmut stützen. Nur wer sich selbst völlig beherrscht, kann in aller Ruhe auf abweichende Meinungen hören. Toleranz ist also ein positives und aktives Tun an unseren Mitmenchen, aber in erster Linie an uns selbst. Der Tole­ ranz sind nach zwei Seiten fließende Grenzen gesteckt. Die eine ist der Übergang zum Radikalis­ mus, zur Intoleranz, wo Toleranz selbst intolerant wird. Das andere Grenzgebiet ist die übertrie­ bene Liberalität, Gewährenlassen, Zügellosigkeit, Indifferenz, Gleichgültigkeit, Teilnahmslosig­ keit, Ohnmacht. Den Grenzen können wir uns dadurch unbesorgt nähern, daß wir beispielsweise in der Freimaurerei ein dichtes Netz der Ethik knüpfen, das aus verschiedenen Fäden besteht, die Begriffe darstellen wie Freiheit, Humanität und Nächstenliebe, Menschenwürde, Verantwortung, Gewissen, Moral, sich Bekennen. Fast alle diese Werte stehen nicht isoliert da, sondern können nur mit der Toleranz in Symbiose leben. Die Ausübung der Toleranz setzt z.B. ein hohes Maß an geisstiger Freiheit voraus. Toleranz ist sozusagen ein humanitärer Imperativ. Es ist die Bereitschaft,

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Tradition auf den anderen zuzugehen, mitzutragen, zuzulassen. Die individuelle Toleranz bestimmt jeder Mensch für sich allein. Man muß jedem Menschen eine persönliche Toleranzgrenze zugestehen. Der eine verzeiht viel, der andere wil Rache nehmen. Toleranz ist entwicklungsfähig, vielleicht erlernbar. Darauf setzt der Freimaurerbund. Je weiter ein Bruder seine individuelle Toleranzgrenze schiebt, eine desto größere Persönlichkeit ist er norma­ lerweise. Die Unterschiedlichkeit anderer Überzeugungen bereichert und erweitert die Lebensper­ spektiven des eigenen Individuums. Toleranz ist das Dulden und Ertragen der Anschauungen und Lebensformen anderer, die von den eigenen abweichen. Sie verlangt die Duldung gerade jener Mei­ nungen, die man selbst als falsch ansieht. Die Toleranz einer Gruppe, also einer Loge, muß nicht nur den individuellen Aspekt, sondern das Zusammenleben miteinander berücksichtigen. Sie erfordert Kommunikationsfähigkeit und damit vor allem: die Tugend des Zuhören-könnens, die Tugend des Eingehen-könnens auf den anderen, die Fähigkeit, den Bruder ernst nehmen zu können. Toleranz ist notwendig für das menschliche, das brüderliche Zusammenleben. Ohne Toleranz kann keine Gemeinschaft bestehen. Die Men­ schen, die Brüder sind aufeinander angewiesen. Jeder Bruder hat die Verpflichtung zur Toleranz, aber auch das Recht, von anderen Brüdern Toleranz einfordern zu können. Da die Freimaurerei ohne Dogmen auszukommen versucht, muß sie in Bezug auf Fragen der Religion und der Weltan­ schauung besonders tolerant sein. Das bedeutet die Anerkennung des anderen in seinem Anders­ sein, also die Achtung verschiedener Religionen, Rassen, Nationalitäten und der daraus folgenden kulturellen Unterschiede, Traditionen, Lebensweisen und Eigenarten. Die Toleranzgrenze einer Loge ist erreicht, wenn die Logengemeinschaft auseinander zu brechen droht. Um aber die Tole­ ranz zu schützen, sind die Freimaurer verpflichtet, überall da Einhalt zu gebieten, wo die ethischen Gesetze der Toleranz verletzt, fälschlich ausgelegt werden oder nicht existent sind., wie z.B. in to­ talitären Staaten. Der Geist der Freiheit darf nie dem Ungeist der Unfreiheit geopfert werden. Die Preisgabe der Toleranz wäre ein Rückschlag in der Menschheitsgeschichte und ist auch gegen die Schöpfung des ABaW gerichtet. Die Toleranz ist eine tragende Säule des freim. Ideengebäudes und vielleicht das wichtigste und entscheidendste Merkmal des Freimaurerbundes. Tradition (latein. = Überlieferung) ist die Weitergabe von Erfahrungen, Gebräuchen und Einsichten an die Nachfahren. Sie ist ein ambivalenter Wert. Obwohl natürlich einerseits die Freimaurerei uralte Menschheits- und Weisheitserfahrungen weiterzugeben sich bemüht, hat sie im Strome der Aufklärung mit vielen traditionellen Ansichten der damaligen Zeit gebrochen und völlig neue Maßstäbe gesetzt. Mancher Maurer von heute hat sich schon gewünscht, die Freimaurerei wieder an der Spitze einer neuen, fortschrittlichen geistig-ethischen Bewegung stehen zu sehen. Tradition ist immer dann verwerflich, wenn sie das Fortschreiten der Menschheit behindert, also nur an äußerlichen, überlebten Formen und formalen Gedanken festhält; und immer dann, wenn sie neue Ideen und Ideale ablehnt, die den inneren Wert des Menschen steigern und ihn in seiner Bestimmung weiterbringen würden. Ob der Arbeitsteppich das eine oder andere Symbol enthält oder nicht, ist unwesentlich. Traditionell wichtig ist vielmehr die Aufrechterhaltung der Methode, mit Hilfe von Symbolen einen Menschen zu formen. Ob die Bekleidung bei der Tempelarbeit in einem schwarzen (dunklen) Anzug besteht, wie bei uns jetzt, ist nicht das Wesentliche. Aber traditionell wichtig ist der Gedanke, daß die Kleidung gleichförmig und feierlich sein muß, um dem damit erwünschten Zweck zu genügen: sich deutlich von der Alltagswelt abzuheben. Die deutschen Freimaurer haben nicht immer die richtige Wahl zwischen Tradition und Erneuerung getroffen und darum Fehler gemacht. Beispiele sind das Einlassen auf die Strikte Observanz und das Verhalten einiger Logen gegenüber dem Nationalsozialismus. Tradition oder Fortschritt sollte jeder nach sorgfältiger Überlegung wählen. Am besten drückt das Thomas Mann aus: „Auf eigene Art einem Beispielfolgen, das ist Tradition. “ Daß die Wahl der rechten Tradition schon immer schwierig war, zeigen die Versuche, die unverrückbaren Grundlagen der Freimaurerei festzulegen. Dies kommt in

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Trauerloge, Treue der detaillierten Aufstellung der > „Alten Landmarken“ ebenso zum Ausdruck wie in der Bewahrung des „gerechten > Steinmetzgrundes“.

Trauerloge Jährliche L empelarbeit der Großloge zwischen Volkstrauertag und Totensonntag, in der der Brüder gedacht wird, die im abgelaufenen Jahr in den > "Ewigen Osten" eingegangen sind; bei der ACGL und BFG meist Teil ihres Großlogentages (im November). Es wird nach den TrauerRitualen der Großlogen gearbeitet. Soweit die Bänder der Beamten- und Logenabzeichen eine schwarze Rückseite haben, wird diese dabei nach außen gelegt. Die Beamten müssen einen schwarzen Umhang und einen Trauerflor tragen, der Tempel sollte dunkel ausgestattet werden. Binder oder Schleife bleiben weiß. Nach dem Tod eines aktiven Bruders gestalten viele Logen in einer Tempelarbeit eine Trauerloge für ihn. Wünscht ein Bruder nach seinem Tod eine öffentliche freimaurerische Trauerfeier, sollte er diesen Wunsch schriftlich niederlegen, um Differenzen mit der Religionsgemeinschaft oder den Verwandten auszuschließen. Normalerweise spricht der Meister vom Stuhl nach dem Geistlichen. Die Brüder bilden zum Schluß eine Kette, und der Meister legt die drei freim. > Rosen auf den Sarg (oder wirft sie ins Grab). Wenn ein freim. Teil mit Kettenbildung vorgesehen ist, sind die Brüder auch mit weißem Binder oder Schleife und weißen Handschuhen versehen. Die Witwe kann in die Kette eingebunden werden. (> Begräbnis, freim.)

Treue Schon in der ersten Konstitution von 1723 („Alte Pflichten“) wird von den Männern, die dem Freimaurerbund beitreten dürfen, verlangt, daß sie „gute und treue Männer" sein müssen. Das gilt auch heute noch. Die Treue bezieht sich dabei besonders auf Treue gegen den Freimaurerbund. Sie wird durch eine schriftliche Verpflichtung bei der Aufnahme eingegangen. Treue gegen sich selbst. Der Bruder soll seinem Herzen und Gewissen folgen. Treue gegen seine Mitbrüder. Es wird brüderliche Liebe und Toleranz gefordert. Treue gegen den Staat und seine Einrichtungen nach dem Wortlaut der ersten Konstitution und den Gesetzen der Großlogen, wobei man heute Einschränkungen bei Diktaturen und Despoten machen muß. „treue information“ Die Ausgabe Nr.l hieß noch: „Information. Internes Mitteilungsblatt der Johannisloge ‘Zur Treue’“ und erschien im März 1968. Das Vorwort des damaligen MvSt, Br. Werner Schmidt, be­ gann mit: „Arbeitet mit, fanget an!“ Die Johannisloge „Zur Treue“ hatte damals 22 Mitglieder. Im September 1968 erschien bereits die Ausgabe Nr.6 mit dem neuen Namen „Treue Information“ unter der Schriftleitung von Br. Harri Pörschke. Wenige Ausgaben später wird Br. Gerd Knobel als Herausgeber und Ansprechpartner genannt. Ab Oktober 1969 tritt Br. Reinhold Dosch in die Redaktion ein. Ab November 1972 übernimmt er mit Ausgabe 41 die alleinige Redaktion und fuhrt sie noch bis heute durch. 1997 erscheint die Ausgabe 175 zur 125-JahrFeier der Johannisloge „Zur Treue“. Die Zeitschrift erscheint sechsmal jährlich in einem Umfang von je 32 Seiten in einer Normalauflage von 350 Stück. Sie steht allen Logen und Obödienzen offen, hat Abonnenten in zahlreichen Logen und wird auch in anderen Ländern gelesen. Die Zeitschrift behandelt meist schwerpunktmäßig ein bestimmtes Thema in einem Heft. Einige der letzten Ausgaben waren: Das Tau / Das Gebet in der Doge / Tempelweihe in ijsckau / Das Gemeinsame von Struwwelpeter, Tom Säger und Rübezahl / Zergliederte und spiegelverkehrte Freimaurerei - Die ersten 100 Jahre / Dessing Freimaurerei und die Ringparabel / Wahrheit und Füge. > Zeitschriften

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Tubal Kain, Tugenden Tubal Kain 1. Mose 4,19 und 22: „Lantech aber nahm %wei Weiber; eine hieß Ada, die andere Zilla. ... Die Zilla abergebar auch, nämlich den Tuba! Kain (Luther: Thubalkein), den Meister in allerlei Er? und Eisenwerk. “ Er gilt auch als Erfin­ der der Musik, weil die Schmiede im Takt hämmern. 1410 wird er im gleichen Sinn im Cook-Manu­ skript genannt, wobei noch erwähnt wird, daß er Begründer der Schmiedekunst war und auch in Gold und Silber arbeitete. Im Robertsdruck 1722: „Jabal (Stiefbruder von Tuba!) fand die Gesetze der Geometrie, fubal erfand die Musik, Lubal das Handwerk der Schmiede, auch das der Gold-, Silber-, Kupfer-, Eisen- und Stahl­ schmiede. Naema erfand die Kunst des Webens. “In Andersons Geschichte der Freimaurerei: „Auch andere Künste wurden durch sie verbessert, so die Arbeiten in Metall durch Lubal Kain, Musik durch fubal, Liehsucht und Zeltmacherei durch Jabal, welch letc-tere; gute Raukunst ist.“ Tubal Kain muß zwischen 1730 und 1745 ins freimaureri­ sche Ritual gekommen sein, wobei eine Strömung ihn mit dem Meister-, eine andere mit dem Lehrlings-Ritual in Verbindung brachte. Heute kennt man dies Wort in einigen Großlogen als > Paßwort. Die Brr. Andre Rodoni und Knut Bannier kommen in „Tubal Kain“ (Die Bauhütte, Bonn) zu dem Ergebnis, daß Tubal Kain ein vielschichtiges Symbol ist: des arbeitenden Menschen, der gottgewollten Herrschaft des Menschen über die Erde, des nach technischer Vervollkomm­ nung strebenden, faustischen Menschen, für die Mahnung, sich nicht von materiellem Besitz blen­ den zu lassen, für die Verschmelzung von tätiger Naturwissenschaft und Gottesverehrung, für den Zusammenhang von Metallarbeiter und Baumeister und die Verbindung zu den göttlichen Schmieden (Hephaistos). Tubal Kain ist die Personifikation des um naturwissenschaftliche Erkenntnis rin­ genden Menschengeistes, dem zwei von einer höheren Macht gewollte Möglichkeiten offenstehen: ge­ paart mit Egoismus, im Feuer der Erkenntnis umzukommen. Oder gepaart mit Liebe, im Feuer der Erkenntnis zu reifen. Der Tod ist aber unabwendbar. Tubal Kain zeigt den Zwiespalt des Men­ schen von damals und heute, denn er kann sowohl den nützlichen Pflug, als auch die tödliche Waffe schmieden. In den USA kennt man als Anstecker, Autoaufkleber, Krawattennadel ein Ab­ zeichen, auf dem zwei Bälle (= Two ball) und ein Spazierstock (= cane, meist wie ein Tomahawk aussehend) dargestellt sind. Dieses 7'u'ö-W/- Zahlensymbolik („7“)

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u UFL (Universelle Freimaurer-Liga, in Esperanto: Universale Framasona Ligo) Auf dem ersten internationalen Esperantisten-Kongreß 1905 in Boulogne wurde die UFL von Freimaurern gegründet, die > Esperanto sprachen. Anläßlich des Kongresses in Bern 1913 wurde der Vereinszweck erweitert. Das Hauptziel sollte nicht mehr die Verbreitung des Esperanto, son­ dern die Vereinigung von Freimaurern aller Riten sein. Der erste Weltkrieg unterbrach die Arbeit. 1920 fand in Haag die erste Nachkriegsveranstaltung der Liga statt. Durch den Nationalismus und den 2. Weltkrieg wurde die Arbeit der Liga wieder behindert und unterbrochen. 1946 trafen sich erstmals Brüder zu einem Kongreß in Basel und beschlossen den Wiederaufbau der Landesgruppen. Auf dem Kongreß von 1950 in Brüssel wurden die neu gegründeten Landesgruppen Argentinien und Deutschland aufgenommen. Es gibt etwa 60 Landesgruppen, davon etwa 15 größere. Jährlich wird ein Kongreß in einem anderen Staat abgehalten. Für die deutschsprachigen Brüder erscheint die Zeitschrift „Heraldo“. Die Ziele der UFL nach Frieden und Humanität und nach weltweitem geistigen Gedankenaustausch sind zu begrüßen. Allerdings ist die z.B. aufgeworfene Frage der Re­ gularität nicht durch einen zusätzlichen Verein praktisch zu lösen. Die gegenseitige Unterstützung durch Listen von Rechtsanwälten, Ärzten usw. scheint in Richtung Geschäftsmaurerei zu laufen. Auch sprechen die jährlich wechselnden Tagungsorte (1978 Montreal) vielleicht nur reisefreudige Brüder an. Unbekannte Obere (geheime Obere) Der Reichsfreiherr Karl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722-1776) gründete im 18. Jahrhunden die > „Strikte Observanz“ als freimaurerische Organisation. Er gab an, daß „Unbekannte Obere“ dem Orden vorstünden, die ihn mit der Führung beauftragt hätten. Von Hund weigene sich, deren Namen zu nennen; sie haben wahrscheinlich nie existiert. Mit dem Ende der „Strikten Observanz“ 1782 ist der Begriff der „Unbekannten Oberen“ in der Geschichte der Freimaurerei erloschen. Die Gegner des Bundes schlachten ihn jedoch bis heute immer wieder aus: Den „Unbekannten Oberen“ sei blinder Gehorsam zu leisten, die niederen Grade würden über die wahren Absichten des Bundes niemals aufgeklärt, sondern seien nur willenlose Werkzeuge. Hinter den „Unbekannten Oberen“ stünden Jesuiten, Juden, die „Weisen von Zion“, die „Überstaatlichen Mächte“ (Ludendorff) und der „Geldadel“ (Rothschild, Rockefeller), die die Weltverschwörung betrieben. Sie hätten die französische Revolution, den 1. und 2. Weltkrieg, die bolschewistische Revolution u.v.a. gesteuert. Da die freimaurerische Organisation aber keine WeltZentralbehörde kennt und die > Landes-Großlogen selbständig arbeiten, kann die These von den „Unbekannten Oberen“ („geheimen Oberen“) nicht ernsthaft aufrecht erhalten werden. Unio mystica bedeutet die mystische Vereinigung mit Gott und dem All, wie sie in verschiedenen Religionen, besonders aber in den > Mysterien und esoterischen Vereinigungen erstrebt wird. Der Johannis­ maurerei ist diese Auffassung unbekannt, dagegen finden sich Anklänge in Hochgradsystemen, so z.B. im Brauch der Agape (> Tafelloge).

United Grand Lodge of England (UGLoE, UGL) Die Vereinigte Großloge von England wird (als die älteste und größte Großloge) weltweit als Mutterloge der Freimaurerei respektiert. In Fragen der > Regularität und der Anerkennung und des Besuchsrechts ist sie gewissermaßen oberste Instanz. Die UGL wird de facto als Anerkennungsbehörde der Freimaurerei von allen regulären Logen in der Welt anerkannt. Die UGL in ihrer heutigen Form entwickelte sich ab 1813, als die zwei rivalisierenden Großlogen der „Ancients" und „Modems" den „Act of Union" (Vereinigungsvertrag) schlossen. Zwischen 1717

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Unsterblichkeit, Unterrichtstagen, Unterscheidung und 1813 existierten zeitweise fünf Großlogen mit unterschiedlich großem Einflußgebiet und Lebensdauer. Eigenständig und unabhängig davon bestehen seit Entstehen der spekulativen Freimaurerei die Großlogen von Schottland und von Irland. > Ancients Masons Unsterblichkeit Die Freimaurerei erblickt im Tod eine Wandlung. Dem Maurer wird eine „höhere Arbeit“ im „ewigen Licht“ in Aussicht gestellt. Besonders nahegelegt wird dies durch den Nachvollzug der Erhebung > Hirams, die als eine Art Auferstehung begriffen wird. Man muß annehmen, daß der schöpferische Geist des Allmächtigen Baumeisters den ganzen Kosmos durchdrungen und sich auch in der menschlichen Seele niedergeschlagen hat. Man kann sich schwer vorstellen, daß die Teilhabe an den ewigen Werten des Wahren und Guten den Bedingungen von Raum und Zeit unterworfen sein sollte, also auch zerstört werden könnte. Der Mensch ist „?ur Hoffnung der Unsterblichkeit gebildet“. (Herder) Wie wollten wir Licht erkennen, gäbe es die Schatten nicht, und wie wollten wir die Hoffnung auf Unsterblichkeit der Seele begründen, gäbe es den physischen Tod nicht, der doch nur ein Tor %u einer anderen Wirklichkeit ist. “ (Br. Gerd Schulle) Die Auffassungen und Bräuche der Freimaurerei werden ohne ein bestimmendes Dogma angeboten, so daß der persönliche Glauben des Bruders nicht angetastet wird und die Unsterblichkeit im einzelnen nicht beschrieben werden kann. Die Unsterblichkeit hat in fast allen Religionen und Mysterien ihren Niederschlag gefunden. > Auferstehung, > Eleusis, > Tod

Unterrichtslogen 1.) Logenarbeiten, die der Unterrichtung über Geschichte, Lehre und Brauchtum der Freimaurerei dienen, z.B. Lehrlings-, Gesellen- oder Meister-Unterrichtslogen. Wenn die Veranstaltungen über das Lehrgut des Lehrlings hinausgehen, muß die Berechtigung der Teilnehmer geprüft werden. 2. ) Englische Instruktions-Logen (Lodges of Instruktion) sind eingesetzt, um die Brüder in Ritualistik zu unterweisen. Da es kein offizielles schriftliches Ritual für die Logenarbeiten gibt, sondern der Text auswendig gelernt wird, haben die Instruktions-Logen die Aufgabe, über die buchstabengetreue Einhaltung des Rituals zu wachen.

Unterscheidung der Freimaurerei von anderen Vereinen Noch ein Verein mehr? stöhnen manche. Wir haben doch schon so viele. In einigen Punkten un­ terscheidet sich aber die Freimaurerei von anderen Vereinen. Der Freimaurerbund dient keinem berufsmäßigen, freizeitbedingten, politischen, religiösen oder materiellen Zweck, sondern vermit­ telt eine bestimmte ideelle Lebenseinstellung. Deshalb ist er eine Bruderschaft und kein Verein. Der Freimaurerbund will dem einzelnen Menschen rur harmonischen Ausbildung seiner Persönlichkeit verhelfen und erstrebt eine Hinführung aller Menschen zur Humanität. Deshalb fördert er das Zuhören, das Nachdenken, die Selbsterkenntnis und die Mildtätigkeit, um alle Menschen zu mehr Toleranz, Brüderlichkeit, Menschenliebe und geistiger Freiheit zu führen. Die Freimaurerei wendet sich nicht nur an die intellektuelle Seite des Menschen, sondern bemüht sich, auch unbewußte Bereiche %u aktivieren und die innere und emotionale Erlebniswelt aufzuschließen und zu erweitern. Da sich früher fast nur kirchlich-religiöse Institutionen um diese seelischen Bereiche bemühten, wird der Freimaurerbund manchmal mit einer Religion verwechselt. Die Freimaurerei bedient sich dabei zahlreicher Symbole, die in > Ritualen vermittelt werden. Die regelmäßige Ausübung eines Ritu­ als bei den Zusammenkünften, den sogenannten Tempelarbeiten, ist die tragende Säule des Bruder­ bundes und das wesentliche Unterscheidungsmerkmal gegenüber einem anderen Verein. Die Auf­ nahme eines Kandidaten erfolgt erst nach einem längeren Prozeß des gegenseitigen Kennenlernerns und Prüfens durch eine feierliche Aufnahmehandlung (Initiation). Die Lebenseinstellung, die der Bund beim einzelnen Menschen geweckt hat und fördert, soll dieser in Familie, im Beruf und im tägli­ chen Leben praktisch anwenden. Einen Freimaurer soll man an seinem humanitären Handeln erken­ nen.

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Urkunden, Uroborus, Ursprung Urkunden, Manuskripte Um 1400: Regius-Manuskript (Bibliotheca regia. Halliwel-Manuskript), Abschrift eines noch älte­ ren, nicht mehr vorhandenen Originals. Es ist ein maurerisches Gedicht aus Z94 paarweise gereim­ ten Versen. Der Inhalt befaßt sich mit der Geometrie in der Baukunst, ihrer Einführung in Eng­ land, mit der Verfassung und den Pflichten der Gildenmitglieder, den vier Gekrönten (Schutzheili­ gen) und dem Turmbau zu Babel. Um 1430-50: Cooke-Manuskript, enthält die Zunftlegende und die Zunftpflichten. Angeheftet ist eine Abschrrift des „Book of our Charges“ (wahrsch. 1388 aus Westengland). Dies führt die Maure­ rei auf Lamechs Sohn zurück. 1598: Ältestes Logenprotokollbuch der Bauhütte „Mary’s Chapel“ in Edinburgh, das bis heute fortgeführt wurde. 1641 wird die Aufnahme von Nichtmaurern vermerkt, darunter der General­ quartiermeister der schottischen Armee. 1598/99: William Schaw-Manuskript. Dieser Leiter des königlichen Bauwesens legte die Satzungen und Statuten für die operativen Bauhütten Schottlands und der Loge von Edinburgh fest. ab 1620: Masonic-Hall-Aufzeichnungen, die den Nachweis für die Bildung einer spekulativen Loge innerhalb der Londoner Steinmetzbruderschaft erbringen. 1686: „Natural History of Staffordshire“ von Dr. Robert Plot, Oxford, bringt die ersten Angriffe gegen die Freimaurerei. Die Schrift bringt auch Logenbräuche und Geschichtsauffassung der dama­ ligen Zeit. Es gibt etwa 80 weitere Urkunden und Manuskripte, die aus der Zeit bis zur ersten (Andersonschen) Konstitution 1723 stammen und später als alte „gotische“ Verfassungen bezeichnet wurden. Sehr viele sind von älteren Schriften abgeschrieben und deshalb im Inhalt gleichartig. Bei der Aufnahme von Lehrlingen wurden diese Pflichten und Legenden verlesen. Uroborus (Uroboros, Ouroboros, Oroboros. Von griech.: oura = Schweif, boros = verschlingend, „Schwanzfresser“) Eine Schlange in Kreisform, die sich in den eigenen Schwanz beißt und sich selbst zeugt. Es ist ein Ewigkeitssymbol, das in der Freimaurerei häufig angewandt wurde und wird. Die Häutung der Schlange kann man als Wiedergeburt und ständige Erneuerung ansehen. So umschließt ein Urobo­ ros das Großlogen-Abzeichen der 3WK. Heute ist es vielfach durch das kreisförmige Kettensymbol verdrängt. Auch ein Kreis allein ist Zeichen für Unendlichkeit und Universalität. Die kreisförmige Kette, z.B. im Zeichen der VGLvD, deutet auf die in sich geschlossene freim. Bruderkette hin und ist Symbol für die Weltbruderkette.

Ursprung der Freimaurerei Während der organisatorische Ursprung (und viele Gebräuche) der Freimaurerei in den Dombau­ hütten des Mittelalters zu suchen ist, gehen zahlreiche ihrer geistigen Ideen auf die Aufklärung zu­ rück. „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, die das Unvermögen ist, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen gu bedienen." (Kant) Andererseits gibt es ewige Weisheiten und Wahrheiten, die uns selbst von den ältesten Kulturen der Menschheit überliefert sind. > Myterienkulte (Delphi: „Erkenne dich selbst!"), Judentum, Christentum, Gnosis, Mystik des Mittelalters, Kabbala, Rosenkreuzertum, Humanismus: Die Freimaurerei hat aus vielen Quellen geschöpft, wenn auch schlüssige Nachweise nicht möglich sind. Br. Wolfgang Scherpe hat die heutige Freimaurerei im Bild eines Stroms dargestellt, der sich aus vielen Quellen und Zuflüssen speist. Nachweisbare organisatorische Verbindungen zu Ritterorden (Templer) oder noch weiter zurückreichende Gruppierungen oder Personen gehören in den Bereich der Legende. Ebenso ist die Rückführung der Freimaurerei auf Adam, Noah, Salomo usw., die schon Anderson versuchte, vom gleichen Geist getragen wie Lessings Ausspruch: „Freimaurerei mar immer. “ Es ist einfach ein Hinweis auf die sehr alte Tradition. Um den Ursprung der Freimaurerei haben sich schon viele kluge Köpfe gestritten und ihre Geschichtstheorien veröffentlicht. Wichtig ist jedoch nicht die Rückführung auf

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Ursprung einen möglichst weit zurückliegenden Beginn, sondern die praktische Umsetzung der humanen und toleranten Gedanken in der Gegenwart.

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V Vaterland An jeder Tafelloge muß ein Toast auf das Vaterland (und sein Oberhaupt) ausgebracht werden. Danach wird die dritte Strophe des Deutschlandlieds gesungen. Und wenn ausländische Brüder da­ bei sind, wird auch deren Vaterländer gedacht und gegebenenfalls deren Nationalhymne gespielt. Die Deutschen haben es schwer (gehabt) mit dem Begriff des Vaterlandes. Zunächst waren sie be­ hindert durch die Aufspaltung in viele Kleinstaaten. Dann gab es unterschiedliche autonome Ge­ biete, wie das Königreich Preußen, Sachsen, Bayern usw. Je weiter eine Einigung erfolgte, desto heftiger traten nicht nur nationale, sondern nationalistische Tendenzen auf. Man konnte sich dabei sogar auf alte Weisheitssprüche berufen: Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland pu sterben. (Dulce et decorum est pro patria mori! Horaz) Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an. Schiller. Lieb Vaterland, magst ruhig sein. Schneckenburger. Right or wrong, my countty! engl. Spruch Die Weltkriege wurden mit Parolen unterlegt: Mit Gottfür König und Vaterland! (l.Weltkrieg) Ein Reich, ein Volk, ein Führer! (2. Weltkrieg) Die Siegermächte des 2. Weltkriegs haben dazu beigetragen, die preußischen und deutschen Fahnen endgültig vom Sockel einer uneingeschränkten Anbetung herunterzuholen. Mitunter schlug das Pendel auch zur Gegenseite aus: Arbeiter haben kein Vaterland! (Marx/Engels, Manifest der kommunis­ tischen Partei) Auch Lessing warnt in „Ernst und Falk“ vor übertriebenem Patriotismus / Nationa­ lismus: „Recht sehr pu wünschen, daß es injedem Staat Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären und genau wüßten, wo Patriotismus Tugend pu sein aufhöret." Viele haben nach einem Ausweg ge­ sucht. Folgende Möglichkeiten gibt es: Den Begriff der Heimat statt den des Vaterlandes verwen­ den. Die Liebe zu Landschaft und Scholle einerseits und zu den bodenständigen Menschen bzw. dem Volkstum und seinen Bräuchen andererseits kann den mitunter ambivalenten Begriff des Va­ terlandes ersetzen. In diesem Sinn muß auch Goethes Spruch aufgefaßt werden: Wer sein Vaterland nicht kennt, hat keinen Maßstab fürfremde Länder. “ (Wilhelm Meisters Lehrjahre) Es ist durchaus möglich, den Vaterlands-Begriff umfassender anzusetzen, indem wir statt Deutschland jetzt Europa oder so­ gar die Menschen der ganzen Welt einbeziehen. In diese Richtung weist die zukunftsweisende Rede des Außenministers Deutschlands und Bruders Gustav Stresemann (1878-1929) am 10. 9. 1926 vor dem Völkerbund: „Wichtiger aber ab alles materielle Geschehen ist das seelische Leben der Nationen. Eine starke Gärung der Gedanken kämpft unter den Völkern der Erde. Die einen vertreten das Prinpip der nationalen Ge­ schlossenheit und verwerfen die internationale Verständigung weil sie das national Gewordene nicht durch den allgemeinen Begriff der Menschheit ersetzen wollen. Ich bin der Meinung daß keine Nation, die dem Völkerbund angehört, dadurch ihr nationales Eigenleben irgendwie aufgibt. Der göttliche Baumeister der Erde hat die Menschheit nicht geschaffen ab ein gleichförmiges Ganges. Ergab den Völkern verschiedene Blutströme, ergab ihnen ab Heiligtum ihrer Seele ihre Mutter­ sprache, ergab ihnen ab 1 leimat Länder verschiedener Natur. Aber es kann nicht der Sinn einer göttlichen Weltordnung sein, daß die Menschen ihre nationalen Höchstleistungen gegeneinander kehren und damit die allgemeine Kulturentwicklung immer wieder gurückwerfen. Der wird der Menschheit am meisten dienen, der, wurzelnd im eigenen Volke, das ihm seelisch und geistig Gegebene pur höchsten Bedeutung entwickelt und damit, über die Grenpe des eigenen Volkes hinauswachsend, der gangen Menschheit etwas pu geben vermag, wie es die Großen aller Nationen getan haben, deren Namen in der Menschheitsgeschichte niedergeschrieben sind. So verbinden sich Nation und Menschheit aufgeistigem Gebiete, so können sie sich verbinden in politischem Streben, wenn der Wille da ist, in diesem Sinne der Gesamtentwicklung pu dienen. Die politi­ sche Auswirkung dieser Gedanken liegt in einer inneren Verpflichtung der Staaten pu gemeinsamem, friedlichem Zusam­ menwirken. Diese innere 1 'erpflichtung pu friedlichem Zusammenwirken besteht auch für die großen moralischen Mensch­ heitsfragen. Kein anderes Gesetp darffür sie gelten als das Gesetp der Gerechtigkeit. Das Zusammenarbeiten der Nationen im Völkerbund muß und wird wieder dapu führen, auch auf diese moralischen Fragen im Völkerleben die gleiche Antwort pu geben. Denn das sicherste Fundamentfür den Frieden ist eine Politik, die getragen wird von gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Achtung der Völker. Nur auf der Grundlage einer Gemeinschaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleichberechtigung umspannt, können Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit die wahren Eeitsteme des Menschenschicksab

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Vereinigte Großlogen von Deutschland werden. Nur auf dieser Grundlage läßt sich der Grundsatz der Freiheit aufbauen, um denjedes Volk ringt wiejedes Men schenwesen.“ Der Bruder Marcel Valmy hat eine „Europa-Hymne“ geschaffen, die nach Beethovens „Freude schöner Götterfunken gesungen werden kann. In einigen Logen und bei Zusammenkünf­ ten der Forschungsloge „Quatuor Coronati“ und deren Zirkeln wurde sie gesungen.

Europa-Hymne von Marcel Valmy Schließt den Bund der Vaterländer, Gebt Europa Ziel und Sinn! Knüpft der Freundschaftfeste Bänder Uber alle Grenzen hin! Schwestern, Brüder aller Zungen, Sprecht hinfort in einem Geist! Jedes Werk ist wohlgelungen, If o sich Einigkeit erweist!

Schließt den Bund der Menschenhercyn Wider die I 'ergangenheit! Allen Irrtum, alle Schmerlen, Alle Wunden heilt die Zeit! Wenn wir uns die Hände reichen Freu %u wahrem Menschentum, Werden alle Schatten weichen Zu Europas höh 'rem Ruhm!

Schließt den Bund der Menschenwürde, Die man oft mit Füßen trat! Jeder trag’ des andern Bürde, Sei des andern Kamerad! Hand in Hand laßt uns nun gehen Und uns schwören diesen Eid: l juchtend soll Europa stehen A/s ein Hort der Menschlichkeit! Das Vaterland kann ohne nationalistische Töne weiterhin hochgehalten werden. Diese Meinung wird etwa durch den Ausspruch von Gottfried Keller ausgedrückt: Achte jedes Mannes Vaterland, aber das deinige liebe. Schließlich braucht sich keiner seines Vaterlandes zu schämen oder es zu verleugnen. In USA und verschiedenen anderen Ländern ist es selbstverständlich, die Staatsfahne in der Loge aufzustellen. Das entspricht auch den „Alten Pflichten“ von 1723, in denen gefordert wird, daß der Freimaurer dem Staat loyal gegenüberstehen soll und die gegenteilige Haltung verurteilt wird. Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts besteht die Treuepflicht gegenüber dem Staat nicht bei Diktaturen und Unterdrückungen. Die Freimaurer dachten immer schon global. Wenn sie sich auch heute zum Ziel gesetzt haben, den Menschen in seiner Würde über alle Unterschiede der Rasse, Religion und Kultur, der Nationalität, Sprache und sozialen Einordnung hinweg zu achten, so macht diese Perspektive nicht an den Grenzen Europas halt. Die Gleichberechtigung muß im freimaurerischen Selbst verständnis aus einem Nebeneinander der Völker ein Miteinander aller Menschen und Nationen der Erde machen. Die JL „Zur Treue“, Berlin, hatte 1972 zu ihrer Hundertjahrfeier das Motto gewählt: „Größer als die Nation ist Europa. Größer als Europa ist der Mensch

Vereinigte Großlogen von Deutschland Bruderschaft der Freimaurer_(abgekürzt: VGLvD) Adresse: Großmeisteramt (Geschäftsstelle und Archiv): Emser Straße 12-13, (Wilmersdorf). Telefon: 030-8614796. FAX: 030-8621164. Dienstzeiten: Montag - Freitag 10-16 Uhr. 296

10711 Berlin

Vereinigte Großlogen von Deutschland Das Großmeisteramt führt die Matrikel der VGLvD, die jede reguläre deutsche Loge besitzen muß. Aufbau der VGLvD Die Vereinigten Großlogen von Deutschland umschließen (1998) etwa 450 Logen mit 14.000 Mit­ gliedern. Sie sind die gemeinsame Klammer, die die 5 Mitglieds-Großlogen in Deutschland umfaßt: 1. ) Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.) 2. ) Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD) 3. ) Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" (GNML 3WK) 4. ) American Canadian Grand Lodge (ACGL) 5.) Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG) Weitere 5 Logen („Jacob De Molay" und „Zur weißen Lilie") unterstehen den VGLvD direkt. Ebenfalls die Forschungsloge „Quatuor Coronati“, Bayreuth. Durch die > Magna Charta (1. Fassung 1958, letzte Fassung 1982) haben sich die Mitgliedsgroßlo­ gen zu brüderlicher Zusammenarbeit verpflichtet und im Rahmen der VGLvD in der Weltbruder­ kette Anerkennung gefunden. Die VGL vD ist die alleinige, souveräne Vertretung der Freimaure­ rei in Deutschland gegenüber den Organisationen im Ausland und gegenüber der Öffentlichkeit. Ihr obliegt die Förderung der brüderlichen Zusammenarbeit und die freim. Forschung. Die Mitgliedsgroßlogen sind in Fragen der inneren Ordnung (Organisation) und der Lehrart (Ritual) autonom. Die VGL vD re­ geln besonders die Außenbeziehungen und die übergeordnete Öffentlichkeitsarbeit. Organisatorischer Aufbau An der Spitze der VGLvD stehen ein Großmeister und sein Stellvertreter. Diese werden vom Se­ nat vorgeschlagen und auf die Dauer von 3 Jahren vom Konvent gewählt. Sie sind nicht mehr ihren Großlogen, sondern nur dem Senat und dem Konvent verantwortlich. Der Großmeister VGLvD beruft fachkundige Brüder als Großsekretär, Großschatzmeister, und die Brüder in den Ausschuß für Innere Angelegenheiten, den Ausschuß für Äußere Angelegenheiten und das Amt für Öffent­ lichkeitsarbeit. Diese Brüder müssen vom Senat bestätigt werden. Der Senat ist das beschließende Organ der VGLvD unter dem Vorsitz des Großmeisters. Er be­ steht aus 11 Mitgliedern (5 der AFAM, 3 der GLL und je 1 der anderen Großlogen), die von ihren Großlogen bestimmt werden. Die Großmeister der Mitglieds-Großlogen werden zu den Sitzungen des Senats eingeladen. Der Senat beschließt mit 4/5-Mehrheit. Der Großmeister hat keine Stimme. Näheres regelt eine Geschäftsordnung. Der Konvent ist die Vertretung der Freimaurerlogen in Deutschland. Er nimmt Stellung zu den ihm vorgelegten Gesetzen und Beschlüssen des Senats. Er kann zu Entscheidungen Anregungen geben, Anträge stellen und beraten. Stimmberechtigte Mitglieder sind die Vorsitzenden Meister der Logen mit jeweils einer Stimme. Der Konvent tritt alle drei Jahre in Berlin zusammen. Er wählt auf Vorschlag des Senats den Großmeister und seinen Stellvertreter. Dafür müssen mindestens je zwei Brüder vorgeschlagen werden. Näheres regelt das Gesetz über den Konvent. Das Oberste Gericht entscheidet unabhängig in Dingen der freim. Ordnung, wenn alle Möglich­ keiten des Gesetzgebungsvorgangs und des Senats erschöpft sind. Näheres regelt ein Gesetz. Publikationen der VGLvD: Es erscheint nach Bedarf das Mitteilungsblatt „Die Bruderschaft". Jährlich wird das „Jahrbuch der VGLvD" unter der Redaktion des Großmeisteramtes herausgege­ ben. Institutionen der VGLvD: Senatsausschuß für Äußere Angelegenheiten, Senatsausschuß für In­ nere Angelegenheiten, Amt für Öffentlichkeitsarbeit, Oberstes Gericht. Außer dem Großschatz­ meister werden ein Großzeremoniar, ein Großarchivar und drei Rechnungsprüfer bestimmt. Freimaurerische Einrichtungen: Deutsches Freimaurer-Museum e.V., Freimaurerisches Hilfs­ werk e.V. Freim. Ehrungen der VGLvD: (> Abzeichen, Ehrenzeichen): Die silberne Paulskirchen-Medaille, das Ehrenzeichen, das Große Ehrenzeichen, die silberne Matthias-Claudius-Medaille, die silberne Bernhard-Beyer-Medaille. Auf Antrag werden die silbernen / goldenen Rosen zur Feier

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Vereinigte Großlogen von Deutschland der Silber- / Goldhochzeit eines Bruders ihm und seiner Frau verliehen. Geschichte Vorgeschichte im Stichwort > Einigungsbestrebungen in Deutschland. Nach 1945 blickte die deutsche Freimaurerei auf einen Trümmerhaufen. Die Reihen der alten Lo­ genbrüder waren gelichtet, die Logenhäuser zerstört oder beschädigt, das deutsche Land in Besat­ zungszonen aufgeteilt. Von 80.000 Mitgliedern vor 1933 hatten nur noch etwa 5000 Brüder den Krieg überlebt. Den ersten Versuch, die deutschen Freimaurer in einer gemeinsamen Großloge zu­ sammenzufassen, machte Br. Fritz Lichtenberg, der am 4.9.1945 mit Stuttgarter Freimaurern der verschiedenen Lehrarten die Loge „Furchtlos und Treu“ neu gegründet hatte. Er brachte am 8.11.1945 eine Konferenz von vier Großmeistern in Bensheim zustande. Sie vertraten die „Große Loge von Hamburg“, die „Großloge Zur Sonne“, die „Große Mutterloge des Eklektischen Frei­ maurerbundes“ und die „Große Freimaurerloge Zur Eintracht“. Am 10.11.1945 konstituierte sich die „Bundesgroßloge Zu den alten Pflichten“. Da am 4.3.1946 Br. Lichtenberg einem Herzanfall er­ lag, setzte sich diese Großlogenbildung nicht durch, zumal die regionalen Militärregierungen über­ regionale Zusammenschlüsse untersagten. Am 14. und 15.6.1947 trafen sich in Frankfurt/M. 21 Mitglieder verschiedener Großlogen unterschiedlicher Lehrart zu einem Konvent. Hieraus ging die „Frankfurter Arbeitsgemeinschaft von Freimaurerlogen“ hervor. An die Spitze trat Br. August Pauls, Wiesbaden; zu ihrem Motor wurde Br. Theodor Vogel, Schweinfurt, Großmeister der so­ eben gegründeten „Landesgroßloge von Bayern“. Theodor Vogel regte am 15.5.1948 in Frank­ furt/M. mehrere lizensierte oder im Aufbau befindliche Großlogen zur Gründung des „Großlo­ genverein der deutschen Großlogen“ an, die für den Zusammenschluß aller noch verbliebenen deutschen Freimaurer in einer Großloge eintrat. Die Federführung übernahm die „Großloge von Bayern“ unter Br. Vogel. Im Oktober 1948 wurden folgende Grundsätze in Bad Kissingen beschlossen: „Über^ugt von der entscheidenden Bedeutung ihrer gemeinsamen Beratungen für das Schicksal der deutschen Freimaurerei und in dem von den Vertretern aller deutschen Gmßlogen ausgesprochenen Bekenntnis, daß es nur eine Freimaurerei gibt, die alle auf der Oberfläche der Erde verstreuten, durch die Königliche Kunst aber verbundenen Brüder Freimaurer umfaßt, daß die deutschen Freimaurer durch Schicksal, Erleben und Erleiden unlösbar engster Gemeinschaft verbunden sind, daß von den alten Formen und Ritualen, den vielgestaltigen Eebren und dem eigenen Wesen der alten Großlogen nichts untergehen darf, was über Zeit und Raum gültig ?u sein verdient, daß wir verpflichtet sind, die Sehnsucht vieler freimaurerischer Generationen endlich Wirklichkeit werden %u lassen, daß alle Fragen der Ordnung in einem festen, unlöslichen Zusammenschluß geregelt werden können, wenn die Fragen der Eehre nicht angetastet werden und Geist und Form der Zusammenarbeit freimaurerischen Ursprungs sind, sehen die in Bad Kissingen versammelten ehrwürdigsten Brüder einen Weg ^ur Einigung der deutschen Freimaurerei." Nach schwierigen Verhandlungen kam es am 19.6.1949 in der Frankfurter > Paulskirche zur Gründung einer neuen Gemeinschaft: „Vereinigte Großloge von Deutschland" (Sie nannte sich später: VGL A.F.u.A.M.v.D.). Br. Theodor Vogel wurde als erster Großmeister gewählt. Es schlossen sich zusammen: 42 Logen der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" 35 Logen der „Großen Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft" 34 Logen der „Großloge zu Sonne" 18 Logen der „Großen Loge von Hamburg" 14 Logen der „Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes" 7 Logen der „Großen Freimaurerloge Zur Eintracht" 5 Logen der „Symbolischen Großloge von Deutschland" 4 Logen der „Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" 4 Logen der „Großen Landesloge von Sachsen" 1 Loge des „Freimaurerbundes Zur aufgehenden Sonne“ 10 Logengründungen nach 1945 Die GLL beharrte auf der christlichen Richtung und ihrem Hochgradsystem und blieb zunächst selbständig. Die in Berlin wiederbegründete GNML 3WK hatte keine Gelegenheit zur Stellungnah-

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Vereinigungen die mit Freimaurerei verwechselt werden me, da der ehemalige Liquidator (während des nationalsozialistischen Systems) die westdeutschen Logen zu sammeln versuchte und die Wiedergründung in Berlin nicht als Rechtsnachfolger der alten 3WK anerkannte. (Der langwierige Prozeß endete mit dem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 17.11.1955, das den kontinuierlichen Fortbestand der alten 3WK bestätigte.) Dadurch hielten nur wenige frühere 3WK-Logen der neuen Berliner Leitung die Treue. In den Jahren bis 1958 unterstützten besonders die britische und amerikanische Großlogen den Neuaufbau der Freimaure­ rei in Deutschland und bildeten selbst eigene Logen, die 1970 den VGLvD beitraten. Trotz der zunächst unvollständigen Einigung der Großlogen, kann man das Verdienst von Br. Vogel für die Zusammenführung nicht hoch genug einschätzen: „Theodor Vogel hat es verstanden, den Ereignissen in der maurerischen Weit ein so großes institutionelles Gewicht und derartige symbolische Kraft gu geben, daß in denfolgenden Jah­ ren der Anschluß auch der noch abseits stehenden Logen und Großlogen immer unausweichlicher wird. Die Entwicklung wurde dadurch begünstigt, daß es Bruder Vogel und seine Mitarbeiter geschickt verstanden, alle moralischen, emotionalen, sachlichen und maurerischen institutionellen Vorteile gu nutgen, die ihnen der 'Zusammenschluß in dieser 'Vereinigten Großloge von Deutschland' bot.“ (Br. Manfred Steffens) Da die Großloge von England (UGL) nur eine deutsche Großloge anerkennen wollte, billigte schließlich, auch auf Drängen der skandinavischen Großlogen, die GLLFvD 1958 die „Magna Charta der deutschen Freimaurer". Auf dem Konvent vom 14.9.1958 wurden die „Vereinigt?« Großlog?« von Deutschland" gegründet. Den Abschluß der Vereinigung aller in der Bundesrepublik Deutschland arbeitenden regulären Freimaurer erfolgte am 23.10.1970 auf dem Konvent in Berlin durch den Beitritt der GNML „Zu den drei Weltkugeln" und der Provinzialgroßlogen der Vereinigten Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland der Provinz Britischer Freimaurer (PR BR F) und American-Canadian Provincial Grand Lodge AF&AM (ACPGL AF&AM). Damit ist das Einigungswerk der Freimaurerei in Deutschland vollendet. Eine Bilanz zog der Großmeister Br. Rainer Schicke im Jahre 1995: „Die Vereinigten Großlogen von Deutsch­ land sind ab Gesamtvertretung aller in Deutschland arbeitenden Freimaurer in der Weltbruderkette und in der Öffentlich­ keit anerkannt. Ihre Stärke liegt in der Vielfalt ihrer Lehrarten, die, einander ergänzend, ein unverwechselbares Ganges bilden, ohne je ihr geschichtlich gewachsenes Eingelwesen preisgugeben. Seit ihrer Gründung im Jahre 1958 haben sich die VGLvD als funktionsfähige und den Nutgen der gesamten Bruderschaft mehrende einzagartige Institution bewährt. Dar­ über hinaus sind die VGLvD eine behütenswerte, weilpermanent gu praktischer Tolerang unter Brüder Freimauren her­ ausfordernde Einrichtung. Sie genießen daher Vorbildcharakter in der Weltfreimaurerei. Ihre Stabilität hängt allerdings unmittelbar ab von der einfühlsamen Achtung vor derjeweils anderen Ausprägungfreimaurerischer Grundwahrheiten. Tole­ rang und Konseng sindgefordert, wo es um Fortbestand und Stärkung unserer Gesamtvertretunggeht. ... Dasfür viele von uns sinnfällige Symbolfreimaurerischen Wollens und Wirkens ist die Kettenbildung am Endejeder Arbeit. Sie ist der le­ bendige Ausdruck dessen, was auch die Eingigartigkeit der Vereinigten Großlogen von Deutschland ausmacht: Bewährte Vielfalt in der Einheit."

Vereinigungen, die mit der Freimaurerei verwechselt werden (Alphabetisch geordnet, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind auch Vereinigungen genannt, die nichts mit der Freimaurerei zu tun haben, aber dennoch oft mit ihr in Verbindung gebracht werden.) AMORC (Antiquus Mysticus Ordo Rosae Crucis) > Rosenkreutz ANCIENT ORDER OF FORESTERS (Friendly Society) besteht seit 1813 in England und in den USA. Der Unterstützungsverein ist bruderschaftlich organisiert und nimmt Frauen und Männer auf. B'NAI BRITH (United Order of B.B.= Söhne des Bundes). > B’nai B’rith. COLUMBUS-RJTTER (Knights of C.). 1882 in Connecticut gegründeter Männerorden, der ein freimaurerähnliches Brauchtum unter katholischer Flagge pflegt. Er soll Katholiken vom Beitritt zur Freimaurerei abhalten. Der Orden hat 4 Grade und kennt Zeichen, Wort und Griff. Die Mitglieder tragen Uniform und widmen sich der Wohltätigkeit. DROIT HUMAIN (D.H.) > Gemischte Logen

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Vereinigungen die mit Freimaurerei verwechselt werden DRUIDEN (United Order of Druids). 1781 in London gegründeter Männerorden, der sich der Geselligkeit und der Wohltätigkeit widmet (seit 1872 auch in Deutsch-land). Unter dem Vorsitz eines „Edel-Erz" versammeln sich die Mitglieder in „Hain" genannten Logen. Für die drei Grade Ovate, Barde, Druide und einen Hochgrad gibt es Paßworte und Erkennungszeichen. Der Ovatengrad ist der Grad der Erkenntnis und des Wissens. Er dient der Einführung. Der Bardengrad soll das Kunstverständnis wecken und pflegen. Der Druidengrad vermittelt die Ethik des Ordens. Der Vorsitzende eines Distrikt-Hains ist der Edel-Groß-Erz. Die Großhaine umfassen mehrere Distrikte und werden von einem Hoch-Edel-Groß-Erz geführt. Die Devise des Ordens lautet: „Ehre Gott, scheue das Böse, sei stark, und treu.“ Den Hintergrund bilden keltische Legenden und Überlieferungen; das „Druiden-Heiligtum" 'Stonehenge' im Süden Englands wird besonders verehrt. In Deutschland gibt es etwa 2.500 Ordensmitglieder, die mindestens 25 Jahre alt sind. Freimaurer dürfen nicht Mitglied werden. EASTERN STAR > Eastern Star FREIDENKER (Freireligiöse Gemeinden). Freidenker werden manchmal mit Freimaurern gleichgesetzt. Deren Wahlspruch „Frei sei der Geist und ohne Zwang der Glaube“ verkennt, daß die Freidenker fast immer Atheisten sind, während die Freimaurer zwingend die Anerkennung eines höchsten Prinzips, des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“, verlangen. (> ABaW) GUTTEMPLER-ORDEN (International Order of Good Templars). 1852 in New York gegründeter Orden, der Männer und Frauen aufnimmt, die in Logen organisiert sind. Hauptziel ist die Abstinenz von alkoholischen Getränken. Ritual und Organisation sind der Freimaurerei angenähert. ILLUMINATEN-ORDEN > Illuminaten Orden KIWANI INTERNATIONAL. Gegründet 1915 in Detroit, USA. Männerbund, der seit 1963 auch in der Bundesrepublik besteht. Weltweit bestehen 6700 Clubs mit 280.000 Mitgliedern. Der Wahlspruch lautet: „Wir bauen!“ Die Bewerber müssen beruflich erfolgreich sein und in die Gemeinschaft der „Freunde" passen. Bei den Zusammenkünften - mindestens 14tägig - dürfen Kiwanis nicht mehr als dreimal unentschuldigt fehlen. Im Vordergrund steht Toleranz, Förderung demokratischer Gesinnungen und die Suche nach Lösungen gesellschaftsrelevanter Fragen und Überlegungen, welchen Beitrag die Mitglieder selbst dazu leisten können. Ebenso wichtig sind Hilfsbereitschaft und karitative Aktionen. Zu den über zweitausend Kiwanis in Deutschland gehörten z.B. Egon Bahr, Björn Engholm. LECTORIUM ROSICRUCIANUM > Rosenkreutz LIONS-CLUB (International Association of Lions-Clubs). Gegründet 1917 mit Sitz in Chicago, wahrscheinlich als Abspaltung vom Rotary-Club. Geselligkeit, geschäftliche Bekanntschaften und Wohltätigkeit sind die Ziele. Schwerpunkte dabei sind Hilfsprogramme für Sehbehinderte und Blinde, Drogenauflklärung, Hilfen für Langzeitkranke (z.B. Diabetes). Die Aufnahme erfolgt auf Einladung, nicht durch Bewerbung. Mit Freimaurerei hat der Club nichts zu tun. Zu den Mitgliedern in Deutschland (20.000) gehör(t)en z.B. Kurt Schumacher, Herbert Wehner und Helmut Kohl. DE MOLAY-ORDEN. 1919 gründete Frank S. Land in Kansas City, USA, den De Molay-Orden, um einen Jugendklub zu formen, der Jungen zwischen 14 und 21 Jahren „eine gute Anleitung und Ausbildung in Staatsbürgerrechten und Staatsbürgerpflichten geben konnte". Im September 1919 lagen die Rituale für die 2 Grade vor, die heute mit kleinen Änderungen noch gültig sind. Sie werden weltweit von etwa drei Millionen „Freunden“ in der jeweiligen Landessprache zelebriert. Die Wahl fiel auf Jacob de Molay als Namensgeber, weil der letzte Großmeister des Templerordens auch nach Haft und Folter und trotz Todesurteils standhaft und der Wahrheit und seinen Prinzipien treu geblieben war. Zu jedem Kapitel gehören neben den Jugendlichen mindestens sechs Brüder Meister als „Berater“, i.d.R. „Senior-De-Molays", also Brüder Freimaurer, die als Jungen selbst einem Kapitel angehörten. Die Ordensideale sind u.a.: „Jede Frau zu achten und zu schützen; gute feste Freunde zu sein; fleißig und tätig zu sein; ..." Natürlich wird

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Vereinigungen die mit Freimaurerei verwechselt werden angestrebt, daß die Mitglieder der Jugendorgansisation des De Molay-Ordens später Freimaurer werden. Aus diesem Grund gibt es in Deutschland folgende De-Molay-Logen, die direkt der VGLvD unterstellt sind: „Jacob De Molay zum Stern im Westen“ in Bersenbrück, „Jacob de Molay zum Stern im Süden“ in Erlangen, „Jacob de Molay zum Nordstern“ in Hamburg, „Jacob de Molay zum flammenden Stern“ in Marburg. ODD FELLOWS (Independent Order of O. F.). 1803 wurde die erste Loge in London gegründet. Der Name „Odd Fellows“ bedeutet „Sonderbare Gesellen“, kann aber nicht eindeutig erklärt werden. Gemäß der Kultlegende geht der Orden auf die englischen Kaufmannsgilden des 14. Jahrhunderts zurück; er dürfte sich eher aus Unterstützungsvereinigungen der Handwerker und Kaufleute des späten 18. Jahrhunderts entwickelt haben. Die Idee kam 1806 / 1819 nach USA und 1870 nach Deutschland. 1933 Verbot durch die Nationalsozialisten. Das Gedankengut ist der Freimaurerei entlehnt und in vielem außerordentlich ähnlich. Gott wird als „höchstes Wesen" verstanden; „Anerkennung der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen“. Nach einem Einführungsgrad werden 3 Grade mit den Schwerpunkten Freundschaft, Barmherzigkeit und Tod und 4 „Lagergrade“ (Hochgrade) mit den Themen Glaube, Hoffnung und Liebe bearbeitet. Das internationale Symbol ist die Kette mit drei Gliedern, die Freundschaft, Nächstenliebe und Wahrheit symbolisieren. Der Orden ist karitativ sehr intensiv tätig. Hierzu und zu Krankenbesuchen wird bei jeder Arbeit rituell aufgefordert. Durch die Verknüpfung mit einer Krankenversicherung hat die Vereinigung besonders in Amerika großen Zuspruch erfahren. Der Arbeitsplan und die Vortragsthemen ähneln in Deutschland denen der Freimaurer. In der Bundesrepublik gibt es etwa 1400 Mitglieder. Die Logenleitung besteht aus dem Obermeister (dem Leiter), dem Untermeister, dem Schriftführer und dem Schatzmeister. Der Zweck des Ordens wird bei der Aufnahme vom „Obermeister“ so erläutert: „Die Odd Fellows sind eine Genossenschaft, die sich durch ein heiliges und unverletzliches Band vereint hat, als treue Freunde und Brüder sich in allen Verhältnissen des Lebens zu erkennen und als solche zu zeigen, und die sich verbunden haben, solange Ehre, Pflicht und Gewissen es erlauben, in Glück und Unglück einander beizustehen, die Notleidenden zu fördern, den Kranken zur Hilfe zu eilen, die Witwen und Waisen ihrer verstorbenen Brüder zu unterstützen und denselben nach Kräften ihren Rat und Schutz angedeihen zu lassen. Wohltun mag mithin als einziger Zweck der Odd Fellows betrachtet werden.“ Deutschen Freimaurern ist die Mitgliedschaft verboten, weil man den Orden als einen illegitimen „Ableger“ der Freimaurerei betrachten kann. Um die Frauen und Töchter teilnehmen zu lassen, wurde 1851 ein „weiblicher Grad“ eingeführt, für den es eigene „Rebekka"-Logen gibt, in denen nur Frauen arbeiten. REBEKKA-LOGEN. Gegründet 1851 in den USA als weiblicher Zweig der Odd Fellows. Seit 1872 auch in Deutschland tätig. Namensgeberin ist die biblische „Rebekka vom Brunnen“ als Symbol selbstloser Hilfsbereitschaft. Die Rituale der drei Grade ähneln denen der Odd Fellows, und eine der Voraussetzungen für die Mitgliedschaft ist „der Glaube an das höchste Wesen des Schöpfers". Karitative Arbeit wird insbesondere zugunsten behinderter oder milieugeschädigter Kinder und alter Menschen geleistet. Neben den rituellen Zusammenkünften stehen Vortrags- und Diskussionsabende und gesellige Treffen. In Deutschland gibt es etwa 350 Rebekka-Schwestern. ROSENKREUZER-GEMEINSCHAFT > Rosenkreutz ROTARY - INTERNATIONAL. 1905 in Chicago gegründeter geschäftlicher Zirkel. 1928 entstand in Hamburg der erste deutsche Club. Verbot durch die Nationalsozialisten. An jedem Ort darf jeweils nur ein Mitglied eines Berufes aufgenommen werden. Sie bemühen sich um Fairneß, Dienstbereitschaft und Toleranz, Frieden und Völkerverständigung. Man trifft sich wöchentlich zu einem Essen und Vortrag. Wer mehrfach fehlt, wird ausgeschlossen. Die Clubs sind international organisiert. Kinder können Mitglied der Rotary-Jugend bzw. Interact werden. Jungen Erwachsenen (18-30) stehen die Rotaract-Gruppen offen. Es gibt keine Lehre und abgesehen von der karitativen Tätigkeit haben die Clubs nicht das geringste mit der Freimaurerei zu tun. Zu den ca.25.000 deutschen Rotariern gehör(t)en z.B. Thomas Mann, H.-D. Genscher,

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Vergänglichkeitszeichen Ehrenmitglied Richard von Weizsäcker. ROUND TABLE. Der von Louis Marches 1927 in London gegründete Club ist eigentlich ein Männerclub, allerdings gibt es inzwischen auch Frauengruppen. Seit 1952 bestehen die „Runden Tische“, um die alle „gleichberechtigt vereint" sind, auch in Deutschland. Interessenten müssen von einem Clubmitglied zur Aufnahme vorgeschlagen werden. Die „Tabler“ müssen mindestens 18 Jahre alt sein, mit 40 Jahren endet automatisch die Clubzugehörigkeit. Sie sind in leitender Stellung oder selbständig, wobei jeder Beruf höchstens zweimal vertreten sein soll. Wichtig sind geistige Anregung und Individualismus, gepaart mit Gemeinschaftssinn. In Deutschland ca. 2.000 Mitglieder. ROYAL ANTEDILUVIAN ORDER OF BUFFALOES (Königlicher vorsintflutlicher BüffelOrden). Die „Buffaloes“ entstanden 1822 als Abspaltung des Clubs „City of Lushington", einem der zahllosen Clubs der viktorianischen Zeit, dem überwiegend Londoner Theaterleute angehörten. Der Club wählte jährlich „Beamte" und arbeitet nach einem Ritual. Bei den "Buffaloes" werden 3 Grade bearbeitet, wobei die Bekleidung (Schurz usw.) der englischen maurerischen Bekleidung sehr ähnlich ist. Zum „Sitting Primo“ (= MvSt) wird der dazu gewählte Bruder ebenfalls rituell „befördert" und kann danach auch noch „Rittergrade" erreichen. Motto: „Einheit im Wesentlichen, Freiheit im Zweifel und Wohltätigkeit in Allem". (Ursprünglich hieß der „Orden“ „Loyal (Gesetzestreu) Antediluvian....", da zur Entstehungszeit gegenüber „Geheimgesellschaften“ großes Mißtrauen herrschte.) Seit Bestehen der „Grand Primo Lodge“ (1866) sind Satzungen, Regeln und einheitliche Rituale festgelegt. Die Logen unterstehen Provinzialgroßlogen und arbeiten hauptsächlich in Großbritannien, aber auch in Deutschland (z.B. in Unna). SCHLARAFFIA. 1859 wurde die Männergemeinschaft in Prag gegründet, deren Zweck die Pflege von Humor, Kunst und Freundschaft ist. In den 3 Stufen wird ein gewisses Zeremoniell gepflegt. Die Gemeinschaft besitzt keine Geheimnisse und kommt in den Ortsgruppen („Reyche") zu „Sippungen" zusammen; Symbol ist der Uhu. Während der NS-Zeit war die Gemeinschaft, die nichts mit der Freimaurerei zu tun hat, verboten. Es gibt etwa 6.800 deutsche Schlaraffenritter. SRIA = SOCIETAS ROSICRUCIANA IN ANGLIA) > Rosenkreutz. SRICF > Rosenkreutz

V ergänglichkeitszeichen Schon bei der Aufnahme in den Freimaurerbund wird der Kandidat mit Zeichen der Vergänglich­ keit konfrontiert. Auch in anderen Graden trifft man Zeichen der Vergänglichkeit und Symbole des Todes an. Damit soll immer wieder darauf hingewiesen werden, daß den Menschen hier auf Erden nur eine begrenzte Lebenszeit zugemessen ist. Sie gilt es zu nutzen. Gleichzeitig soll dem Freimaurer die Angst vor dem Sterben und vor dem > Tod genommen werden. Es treten beson­ ders folgende Zeichen und Symbole der Vergänglichkeit auf: Die Kerze. Eine brennende Kerze ist einerseits ein Lichtsymbol. Andererseits aber kann man be­ obachten, wie sie kürzer und kürzer wird, bis sie schließlich verlischt, wenn das Wachs aufge­ braucht ist. Aus diesem Grund spricht man vom „Lebenslicht". Diese Analogie soll dem Kandida­ ten in der „Dunklen Kammer" bewußt werden. Die Sanduhr führt besonders eindrucksvoll das Verrinnen der Zeit vor Augen und ist deshalb ein Symbol des Todes. Jeder weiß, daß in absehbarer Zeit das letzte Körnchen Sand aus dem irdischen Gefäß verronnen ist. Der Sarg wird als Abbildung oder in natura in zahlreichen freim. Ritualen verwendet. Er erinnert mit erschreckender Deutlichkeit an den Tod alles Lebendigen. Der Totenkopf mahnt den Menschen an seinen unabwendbaren Tod: Memento mori! Der Tod ist jedem Menschen gewiß, ungewiß die Stunde, in der seine Sterbeglocke schlagen wird.

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Vergissmeinnicht, V«Täterschaften Vergißmeinnicht (Forget - Me - Not) Diese einfache blaue Blume gilt auch heute (als Anstecknadel getragen) als unverfänglicher Hin­ weis, zum Bunde der Freimaurer zu gehören. Geschichte: 1926 war das Vergißmeinnicht in Bre­ men das Tagungsabzeichen des Großlogentages der Großloge „Zur Sonne“. Es war in Selb/Oberfranken aus Porzellan hergestellt worden. - Das nationalsozialistische Winterhilfswerk gab in der Sammlung vom 17. bis 26. März 1938 ein Vergißmeinnicht aus Porzellan heraus. In Er­ innerung an das Großlogen-Tagungsabzeichen wurde es von ehemaligen Freimaurern, die in vielen Fällen noch einen Zusammenhalt hatten, gekauft und zum Erkennungszeichen in ganz Deutsch­ land gemacht. Selbst in Konzentrationslagern soll das Vergißmeinnicht als Zeichen ehemaliger Freimaurer-Brüder aufgetaucht sein. - 1947 wurde von Altgroßmeister Bernhard Beyer die Groß­ loge „Zur Sonne“ wiederbegründet. Zum ersten Großlogentag wurde die Vergißmeinnicht-An­ stecknadel von den Teilnehmern als Emblem getragen, die die > Dunkle Zeit überlebt hatten. 1948 wurde in Selb die Loge „Zum weißen Gold am Kornberg“ eingesetzt. Bei der Einsetzungsfeier erinnerte sich Br. Theodor Vogel an das in diesem Ort hergestellte Vergißmeinnicht. Er ließ eine größere Anzahl davon anfertigen, da die alten Formen noch vorhanden waren. - 1948 wurde zum ersten Großlogentag der Vereinigten Großloge A.F.u.A.M.v.D. diese Anstecknadel als offizielles freimaurerisches Abzeichen anerkannt. Es sollte zur Ehre der Brüder getragen werden, die den freimaurerischen Geist in der Dunklen Zeit bewahrt hatten. Zur Großmeister-Konferenz in den USA schenkte Br. Theodor Vogel, Großmeister der neu gebildeten VGLvD, jedem Vertreter der dort versammelten Großlogen, zu denen die VGLvD brüderliche Beziehungen unterhielt, dieses Vergißmeinnicht. Auch bei anderen Auslandsbesuchen deutscher Repräsentanten wurden diese Abzeichen als kleines Dankeschön den gastgebenden Logen überreicht. Man hielt es meist für das offizielle deutsche Freimaurerabzeichen. Den ausländischen Brüdern konnte erzählt werden, daß es in der Nazizeit viele alte Brüder als geheimes Erkennungszeichen trugen. - 1965 gründeten auf Grund dieser Tatsachen amerikanische Brüder die ACGL-Loge „Forget me not“ Nr. 896 in Heil­ bronn und arbeiteten das Vergißmeinnicht in das Logenabzeichen ein. Nach der Erhebung bekam jeder Bruder die Vergißmeinnicht-Anstecknadel und die gedruckte Geschichte dieses Abzeichens. In der GL BFG wird jedem Neuaufgenommenen Anstecknadel und Geschichte beim ersten Bru­ dermahl vom Bürgen übergeben. Brüder in Großbritannien haben sich zur Forget-me-not-Associa­ tion zusammengeschlossen. Die Vereinigung hilft Brüdern, die nach Großbritannien zurückkeh­ ren, zu Hause eine freim. Heimat zu finden, vielleicht sogar in einer der beiden „Forget-me-notLodges“ Nr.9035 in Ludgershall, Wiltshire, oder Nr. 9419 in Thorne, Yorkshire (Provinz West Ri­ ding). So gilt das Vergißmeinnicht in aller Welt als eine der größten Aufmerksamkeiten, die ein be­ suchender Bruder aus Deutschland seinen Gastgebern mitbringen kann. Verräterschriften Schon bald nach dem Auftreten der Freimaurerei in England erschienen Zeitschriftenartikel, Pri­ vatdrucke und Bücher, die das vermeintliche Geheimnis der Freimaurerei enthüllen wollten, meist um die Neugier der Leser zu befriedigen. Darin wurden die freim. Rituale und Gebräuche so ab­ gedruckt, wie der Autor sie in Erinnerung behalten hatte. Da das Ritual nicht schriftlich niederge­ legt werden durfte, sind gerade in den Verräterschriften wertvolle Hinweise über die ursprüngli­ chen Ritualformen enthalten, die sonst fehlen würden. Da es sich durchweg um Gedächtnisproto­ kolle handelte, enthalten sie Ungenauigkeiten und Abweichungen. In späteren Zeiten werden auch bewußte Entstellungen und böswillige, die Freimaurerei schädigende Lügen gedruckt. Die erste „Enthüllung" war ein Artikel in der Londoner Zeitung „Flying Post" am 11. und 13. April 1723. Die bekannteste und verbreitetste Verräterschrift und die erste in Buchform erschien 1730 in Lon­ don von Samuel Prichard „Masonry dissected". 1737 war bereits die 7. Auflage erschienen. Die Veröffentlichung hatte eine Ritualänderung der Londoner Großloge zur Folge. Leo Taxil begann 1885 antifreimaurerische Bücher zu schreiben, in denen er (und auch seine Epigonen) der Freimau­ rerei den Satanskult vorwarf. 1897 erklärte er jedoch, daß seine ganzen Angaben und „Beweise"

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Vorbereitender Bruder, Vortrag, Vorwürfe Schwindel gewesen seien. Deshalb spricht man vom „Taxil-Schwindel" (> Teufel). Erich Luden­ dorff schrieb 1927: „Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse". Dieses Büchlein erreichte eine Auflage von etwa 200.000 und ist damit wohl die meistgekaufte Schrift ge­ gen die Freimaurer in neuerer Zeit. Erstaunlicherweise haben die „Enthüllungen" der unzähligen Schriften seit 1717 nicht dazu geführt, dem Freimaurerbund bleibenden Schaden zuzufügen. In den zwanziger Jahren nahm die Freimaurerei im Gegenteil einen großen Aufschwung. Im „Internatio­ nalen Freimaurerlexikon" von Lennhoff-Posner von 1932 ist eine lange Liste von Verräterschriften aufgeführt.

Vorbereitender Bruder Eigentlich bereiten alle Brüder der Loge einen Suchenden vor, besonders natürlich der > Propo­ nent. Der Vorbereitende Bruder ist verantwortlich für die geistige Vorbereitung des Suchenden und zu Befördernden. Von seinem Einfühlungsvermögen und seiner Menschenkenntnis hängt die Wirkung der Initiation ab. Er sollte sich schon möglichst lange vor der Aufnahme bemühen, ein Venrauensverhältnis zum Suchenden aufzubauen. Er ist dessen „Seelenführer“ (der „Psychopompas“ der Mysterienbünde). Die Aufgaben des vorbereitenden Bruders sind: Technische Vorbereitung der Weihe. Geistige Einstimmung des Kandidaten vor der Weihe. Dabei soll er ihn möglichst in freier Rede ansprechen, um eine Atmosphäre des Venrauens zu schaffen und damit der Suchende sich willig den folgenden rituellen Handlungen überläßt. Mitwirkung bei der Festlegung von Prüfungsfragen. Dankrede im Namen des Aufgenommenen bei der Tafelloge. Für einen regelmäßigen Lehrlings- und Gesellen-Unterricht zu sorgen, falls nicht andere Brüder da­ für vorgesehen sind. Vermittlung und Begleitung von Besuchen der Lehrlinge in anderen Logen, falls sich dies ausnahmsweise ergeben sollte. Vortrag Während der rituellen Tempelarbeit wird vom Redner ein Vortrag (eine Rede) über freim. Ideale, Symbole und Brauchtum oder der Freimaurerei naheliegende Gebiete gehalten. Der Redner soll versuchen, aus der Vergangenheit auf die Gegenwart zu schließen und Wege für die Zukunft auf­ zuzeigen. Die gewählten Worte sollen den Geist anregen und das Herz für die Tugenden der Frei­ maurerei erwärmen. Der Vortrag sollte nicht länger als 20 Minuten dauern. Da die 3WK das Sym­ bol des Reißbretts nicht kennen, wird dort von Vortrag oder Rede gesprochen. Bei der AFAM spricht man von Zeichnung oder Bauriß. In vielen Logen ist es üblich, daß der vor der Beförderung stehende Lehrling ein „Gesellenstück" und der Geselle vor der Erhebung ein „Meisterstück" vor­ trägt. Besonders im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit werden vielfach Vorträge von Brüdern oder profanen Fachleuten über Themen gehalten, von denen ein allgemeines Interesse vorausgesetzt werden kann. Vorwürfe gegen die Freimaurerei Gegen die Freimaurer und ihren Bund wurden und werden besonders folgende haltlosen Beschuldigun­ gen ausgesprochen: Freimaurer bilden einen Geheimbund (> Geheimnis). Die Brüder müssen > unbekannten (geheimen) Oberen gehorchen. Die Freimaurer streben durch eine Weltverschwö­ rung eine Weltregierung an. Deshalb zerstören sie jede Ordnung der Staaten, der Familien, der Re­ ligionen usw. (> Politik, > Weltfreimaurerei) Die Freimaurer müssen unbedingte Verschwiegen­ heit geloben. Darauf schwören sie einen furchtbaren > Eid. Wenn sie diesen brechen, erleiden sie grausame körperliche Verstümmelungen und die Todesstrafe. Die Freimaurer stehen mit dem > Teufel in Verbindung und sind eine Satanssekte. Sie sind überzeugte > Atheisten. Die Freimaurer müssen ihren Brüdern unbedingt beistehen, selbst wenn sie gegen Gesetze verstoßen, Hoch- und Landesverrat begehen oder einen Mord ausführen müssen. (> Staat) Die Freimaurer betreiben

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Vorwürfe untereinander > Geschäftsmaurerei und schieben sich Posten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu. Die Freimaurerei ist eine Ersatzreligion (> Religion, > Religiosität). Die Tempelarbeit ist ein Gottesdienst, bei dem Sakramente ausgeteilt werden. Die Freimaurerei ist eine ausschließlich jüdische > Sekte, die von geheimen jüdischen Oberen für ihre Weltmachtzwecke ausgenutzt wird. Das wissen die einfachen Freimaurer nicht. (> Judenfrage) Freimaurer verachten die > Frauen. Deshalb nehmen sie keine auf. Mindestens erweisen sie sich als völlig antiquierter Männerbund. Siehe auch > Gebote für Freimaurer

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w Wachthabender Bruder, Wachthabender Dieser ist in fast allen Ritualsystemen vorgesehen und arbeitet eng mit dem Zeremonienmeister / Ordner zusammen. Seine Aufgaben sind: Er prüft die zur Tempelarbeit eintretenden Brüder durch Augenschein oder durch das sich Gebenlassen des Paßwortes des zu bearbeitenden Grades. Er ist für die Prüfung der Sicherheit der Loge während der Tempelarbeit mitverantwortlich. Er prüft Zuspätkommende und läßt sie nur zur geeigneten Zeit unauffällig in den Tempel treten. Er unterstützt den Ritualablauf an allen Stellen, an denen ein Wachthabender vorgesehen ist, insbesondere bei Aufnahmen, Beförderungen und Erhebungen. Deshalb muß er die wichtigen Phasen des Rituals kennen, bei denen er aktiv wird. Als Zeichen seines Amtes trägt er als Beamtenabzeichen zwei gekreuzte Degen und als Zeichen seiner Würde das Flammenschwert (ersatzweise einen Degen). Eigentlich ist sein Standort vor dem Tempeltor. Damit er auf die Arbeit nicht zu verzichten braucht, sitzt er zumeist direkt in Türnähe innerhalb des Tempels. Bei normalen Instruktionsarbeiten wird meist auf die Funktion des Wachthabenden verzichtet. Die englische Bezeichnung für den Wachthabenden (Türhüter) ist Tyler (- Ziegeldecker, Dachdecker), weil man nach alten Vorstellungen in die türlose Loge von oben einstieg und der Tyler die Einstiegsöffnung im Dach wieder mit Ziegeln abdeckte (verschloß). Er „deckte“ die Loge gegenüber der Außenwelt. Wahl, Wahllloge Der MvSt, die Beamten, die Mitglieder des Ehrenrats und der Ausschüsse und die Rechnungsprüfer werden nach den Gesetzen der Großlogen bzw. Logen (Hausgesetz) in regelmäßigen Abständen (zwischen 1 und 3 Jahren. > MvSt) in einer Wahlloge gewählt. Hierzu muß satzungsgemäß einge­ laden werden. Die Wahlordnung ist in den einzelnen Logen etwas unterschiedlich. Der MvSt und zug. MvSt wird i.a. geheim durch Stimmzettel gewählt, während die anderen Beamten durch Zuruf gewählt werden können. Die Wahl eines Beamten ist abgeschlossen, wenn der Gewählte sein Ein­ verständnis mit der Wahl erklärt. Aktives Wahlrecht können alle Brüder Meister (bei AFAM alle Brüder) ausüben. Passives Wahlrecht, also selbst gewählt werden zu können, haben alle Meister (bei der GLL der > MvSt mit Einschränkung).

Wahrheit Der Freimaurer ist auf der Suche nach der Wahrheit. Er ist auf dem Wege im unendlichen Reich des menschlichen Geistes. Freimaurer behaupten und verkünden nicht, die „letzten Wahrheiten“, die „letzten Geheimnisse“ zu besitzen oder vermitteln zu können, obwohl immer wieder einmal einzelne Menschen oder Gruppierungen (z.B. die > „Strikte Observanz“, die Rosenkreuzer, die IIluminaten u.a.) damit hausieren gingen und gehen. Wahrheit ist die objektive Übereinstimmung einer Aussage mit dem Gegenstand, Wahrhaftigkeit ihre subjektive Übereinstimmung mit der Meinung des Sprechenden. Man kann auch von „ewigen Wahrheiten“ reden, wenn es sich um so schwerwiegende Fragen handelt, wie nach Gott, nach dem Sinn des Lebens usw. Daneben gibt es die „kleine Wahrheit“, wobei es sich meist um Dinge des täglichen Lebens handelt. Deren Gegen­ satz ist die Lüge, also eine Falschaussage, obwohl der Sprecher die richtige Aussage kennt. Goethe: „Kinne ich mein Verhältnis yt mir selbst und ytr Außenwelt, so heiß’ ich’s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige. “ Bei der Freimaurerei handelt es sich vor allem um das Su­ chen nach „ewigen Wahrheiten“. „Ein Mensch bleibt weise, solange er die Wahrheit sucht; sobald er sie gefunden haben will, ist er ein Narr. “ (Talmud) „Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. “ (André Gide) Diesen Wertebegriff meint auch Lessing, wenn er sagt: »Nicht die Wahrheit, in deren Besit? irgend ein Mensch ist oder yt sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit yc kommen, macht den Wert des Menschen. Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einygen, immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusaty, mich immer und ewig yt irren, verschlossen hielte und spräche yt mir: „Wähle!“ - ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: „Vater gib! Die reine Wahrheit 306

Was ist Freimaurerei istja doch nur für dich allein!“« Im Alltagsleben bestehen mitunter Wahrheit und Lüge nebeneinander, wobei in einzelnen Fällen die Lüge auch ethisch positiv bewertet werden kann: z.B. barmherzige oder heroische Lüge. Die Entscheidung darüber liegt im Gewissen, im moralischen Empfinden des einzelnen Menschen.

Was ist Freimaurerei? Hierauf gibt es 6 Millionen Antworten, nämlich so viele, wie es Freimaurer auf der Erde gibt. Da der Freimaurerbund keine Dogmen kennt, kann jedes Mitglied seine eigene Interpretation äußern. Die Freimaurerei gleicht einem bunten Blumenstrauß: Jeder Betrachter sieht ihn anders, empfindet ihn anders. So wenig, wie der Blumenstrauß sich eindeutig definieren läßt, so wenig gibt es eine verbindliche Erklärung der Freimaurerei. Natürlich haben alle Freimaurer eine gemeinsame Le­ bensanschauung, so daß die Antworten auf die Frage sehr ähnlich ausfallen werden. Eine oft gebrauchte Definition: Was ist Freimaurerei? Daheim ist sie Güte, im Geschäft ist sie Ehrlichkeit, in Gesellschaft ist sie Höflichkeit, hei der Arbeit ist sie Anständigkeit! Für den Unglücklichen ist sie Mitleid, für den Schwachen ist sie Hilft, für den Starken ist sie Vertrauen. Dem Gesetzgegenüber ist sie Treue, gegen das Unrecht ist sie Widerstand. Beim Reuigen ist sie Verzeihen, für den Glücklichen ist sie Mitfreude. Vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe. ’Die Großloge A.F.uA.M.r.D. trifft 6 Feststellungen unter der Überschrift: „Freimaurerei, was sie ist, was sie nicht ist: 1. Freimaurerei ist trotz aller Bemühungen um Information und Aufklärung immer noch eine große Unbekannte. Ihr Bild wird von Nichtwis­ sen, Irrtümern und Vorurteilen verzerrt. Dafür tragen z,u einem großen Teil die Freimaurer selbst die Verantwortung, denn sie haben vu lange über sich und ihren Bundgeschwiegen. Heute treten die Freimaurer an die Öffentlichkeit, informieren ausführlich über sich und suchen das Gespräch mit ihrer Umwelt. 2. Freimaurerei ist ein Bruderbund. Über alle weltanschaulichen, politischen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg sollen Menschen miteinander verbunden werden, die sich von Herkunft und Interessenlage sonst nicht begegnen würden. Die Freimaurerlogen folgen ihrer speziellen Tradition, Trennendes zu überwinden, Gegensätze abzubauen, Verständigung und Verständnis zu fördern sowie der Ge­ fahr der Isolierung des Einzelmenschen in der Arbeits- und Konsumwelt entgegenzuwirken. Durch engagierte Mitmensch­ lichkeit will der Freimaurerbund nicht nur der Lebensgestaltung seiner Mitglieder dienen, sondern auch ein Modellfür Partnerschaft in der Gesellschfft außerhalb der Logen bieten. 3. Freimaurerei ist ein Männerbund. Die Gründe hierfür sind, daß seine Formen und Symbole aus der männerbündischen Tradition der Freimaurerei hervorge­ gangen sind, daß das Männer-Prinzjp die Homogenität der Logengruppefördert und daß Männerbünde in einer demokrati­ schen Gesellschaft, in der sich auch Frauen nach eigenen Vorstellungen zusammenschließen, keinerlei diskriminierenden Charakter haben. Freimaurerei ist heute allerdings ein „offener“Männerbund, der Partnerin und Familie weitgehend in das

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Was ist Freimaurerei Gemeinschaftsleben der Loge einbezieht. 4. Freimaurerei ist ein ethischer Bund. Der Tradition der europäischen Aufklärung folgend, bekennen sich die Freimaurer sjt moralischen Werten und Überzeu­ gungen. Der Freimaurerbund entwickelt zwar kein eigenes ethisches System und versucht schon gar nicht, ethische Überzeu­ gungen in politische Programme zu übertragen. Dennoch gibt die Freimaurerei mit ihren alten Wertpositionen Menschlich­ keit, Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz Orientierungen und Maßstäbefür das Denken und Handeln ih­ rer Mitglieder vor. Im Vergleichen von Realität und Wertmaßstab, im gemeinsamen Nachdenken und in kritischer Selbst­ aufklärung sollen Verhaltensweisen und Umgangsstile eingeübt werden, die ein Umsetzen ethischer Überlieferung in die Le­ benspraxis des einzelnen Freimaurers bewirken. 5. Freimaurerei ist ein symbolischer Werkbund. Zur Festigung der zwischenmenschlichen Bindungen, zur gefühlsmäßigen Vertiefung ethischer Überzeugungen und als An­ leitung zpr Selbsterkenntnis bedienen sich die Logen alter, aus der Tradition der europäischen Dombauhütten stammender Symbole und symbolhafter Handlungen. Die „Entzauberung“ der durch den technischen Fortschritt und die von ihm ge­ prägte Unrast des zivilisatorischen Daseins bedarf der Ergänzung durch einen Raum der Besinnung der Kontemplation. Freimaurer verschließen sich nicht den modernen Lebens- und Arbeitsformen, zu deren Vermenschlichung sie beitragen wol­ len. Sie sehen aber in der tätigen Daseinsbewältigung nur eine Seite menschlicher Existenz d'e ^er ^^ünzung bedarf. Im freimaurerischen Brauchtum wird diese Ergänzung vermittelt. 6. Freimaurerei ist keine politische Bewegung und kein Interessenverband. Logen und Großlogen formulieren keine Programme und nehmen nicht teil an parteipolitischen Auseinandersetzungen. Dennoch hat die Freimaurerei eine politische Wirkung: Als „Gemeinschaft toleranter Ungleichgesinnter“ leistet sie einen Beitrag zur Überwindung der schädlichen Auswirkungen politischer Konflikte zwischen Menschen und Nationen, gemäß ihres Bekenntnisses zur Toleranz hilft sie, die politische Kultur zu verbessern, und durch das Erörtern wichtiger Zeitfragen in den Logen trägt sie zur politischen Urteilsbildung ihrer Mitglieder bei. Auf der Grundlage persönlicher Überzeugung ver­ antwortlich zu handeln, ist dann Aufgabe des einzelnen Freimaurers. 7. ) Freimaurerei ist keine Nebenkirche. Als diesseitsorientierter ethischer Bund ist sie weder Religionsgemeinschaft noch Religionsersatz Sie entwickelt keine Theologie und kennt keine Dogmen und Sakramente. Allerdings verwendet die Freimaurerei Symbole, die sie dem religiösen Bereich entlehnt wie z-B- das Symbol des „Großen Baumeisters aller Welten “. Dieses Symbol verkörpert keinen eigenenfreimaurerischen Gottesbegriff, den es nicht gibt. Es ist vielmehr ein umfassendes Symbolfür den transzendenten Bezug des Menschen, das vonjedem Freimaurergemäß sei­ ner eigenen weltanschaulich-religiösen Überzeugung gedeutet werden kann. 8. ) Freimaurerei ist kein Geheimbund. Sie bekennt sich zur Demokratie und offenen Gesetzgebung. Z.weck, Organisation und Vorstände von Logen und Großlogen sindjedem Interessenten zugänglich. Viele Veranstaltungen sind heute öffentlich, und die im Auftrag der Großloge AF.uA.M herausgegebene Zeitschrift „Humanität“ kann auch von Nichtmitgliedem bezogen werden. Die von den Freimaurern geübte Verschwiegenheit bezieht sich nur auf einige Einzelheiten des freimaurerischen Brauchtums und ist Symbol für den in jeder Gemeinschaft notwendigen Schutz des persönlichen Vertrauens. Mitjeder Art von Verschwörung hat Freimaurerei nichts zu tun. “

Auf die Frage: Was ist Freimaurerei? antwortet die Schweizer Großloge Alpina: „Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Bauhütten übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige Belehrung über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit, die Pflege des Idealen und Anregung z» wahrer Freundschifft und Bruder­ liebe. Jeder soll diese Grundsätze außerhalb der Loge verbreiten, die Aufklärung nach Kräften fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit und durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die Ideale der Humanität zu verwirklichen. “ Auf die Frage, was Freimaurerei sei, antwortet Lessing in „Ernst und Falk“: .Freimaurerei ist nichts Willkürliches, nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das im Wesen der Menschen und in der bürgerlichen Gesellschaftgegründet ist. “Was ist Freimaurerei? Darauf kann man in einem Satz sagen: Die Freimaurerei hilft mit, daß jeder Bruder ein ausgeglichener Mensch und die Welt ein wenig menschlicher wird.

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Weltbruderkette, Weltbürger Weltbruderkette Die gemeinsame Lebenseinstellung der Freimaurer, die Übereinstimmung der Rituale in ihren we­ sentlichsten Teilen bedingt in der ganzen Welt eine ähnliche oder gleiche Geisteshaltung aller Freimaurer. Selbst, wenn ein Bruder die Sprache nicht versteht, so trifft er überall auf die gleichen oder ähnlichen Symbole und Abläufe. Es gibt in der Freimaurerei keine regionalen und nationalen geistigen Grenzen. Dadurch bildet sich eine gemeinsame > Kette zwischen den Brüdern aus ver­ schiedenen Logen und unterschiedlichen Ländern. Obwohl die individuelle Verschiedenheit der Menschen und Völker anerkannt wird, überwiegt doch bei den Freimaurern die gemeinsame Ziel­ richtung. Deshalb verstehen sich die Freimaurer der verschiedenen Völker, Staaten und Nationen als > Weltbürger, und der einzelne Freimaurer empfindet sich zusammen mit den Brüdern aller Logen und Länder in einer Weltbruderkette verbunden. Weil der Bruder den vertrauten Ablauf des Rituals erlebt, wird ihm sofort das Gemeinschaftsgefühl, das Heimatgefühl vermittelt, in welche Weltgegend es ihn auch verschlagen hat. Das freundliche Entgegenkommen im Ausland, das schon fast jeder Bruder erlebt hat, ist ein Beweis für die Festigkeit der Weltbruderkette. Er kann und soll in seiner Loge selbst dazu beitragen, daß ausländische Brüder in brüderlicher Liebe aufgenommen werden und die Existenz der Weltbruderkette spüren können.

Weltbürger Obwohl die Freimaurerei national gegliedert ist, betrachten sich die meisten Freimaurer als Welt­ bürger und bekennen sich zu einem geistig-kulturellen Weltbürgertum. Dieser Kosmopolitismus ist auf das Wohl der ganzen Menschheit gerichtet. Er betrachtet alle Menschen als Glieder einer Gemeinschaft. Innerhalb dieser erstreben die Freimaurer einen besonders festen Zusammenhalt: die Weltbruderkette. Bei der heute üblichen internationalen Auswahl der Reiseziele ist der gegensei­ tige Besuch von Brüdern aus anderen Ländern in allen Logen zu einer Selbstverständlichkeit ge­ worden. Goethe wird als Schöpfer des Begriffs „Weltbürgertum"angesehen und hat sich selbst stets als geistigen Weltbürger empfunden. Lessing in „Ernst und Falk“: „Recht sehr ?u wünschen, daß es in jedem Staate Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären undgenau wüßten, wo Patriotismus Tugend ^u sein aujhöret. “ Wieland: „Der Freimaurer als solcher ist als Bürger ein Weltbürger... “ Fichte: „Vaterlandsliebe ist seine [des Freimaurers] Tat, Weltbürgersinn sein Gedanke ... Durch Förderung des Frie­ dens ^wischen den Menschen und ihrer sozialen Verbände vermittelt er im Kampf der Klassen ebenso wie im Kampf der Völker. Der Freimaurer bemüht sich um Völkerfrieden durch Weltbürgersinn, durch Tolerant^ und Respekt vor der Frei­ heit des Geistes, des Denkens und Humanitätfür sich und alle anderen. Der Freimaurer begegnet allen Menschen mensch­ lich. “ Karl Christian Friedrich Krause (freim. Philosoph 1781-1832) trat schon 100 Jahre vor der Reali­ sierung für einen Völkerbund ein. Zunächst erschien seine Schrift „Entwurf eines europäischen Staaten­ bundes als Basis des allgemeinen Friedens“. Auch in anderen Erdteilen sollten sich Völker zu Staatenbün­ den vereinigen, die sich zu einem Menschheitsbund auf der ganzen Erde zusammenschließen soll­ ten. Das Ende des ersten Weltkriegs ließ allerdings die deutsche Freimaurerei über Jahre hinaus das Na­ tionale überbetonen. Einige deutsche Großlogen lösten sogar die internationalen Beziehungen und schotteten sich ab. Den Menschheitsgedanken, die Humanitätsidee, kann man nicht national ab­ grenzen. Die freim. Grundidee ist deshalb international, denn sie vereinigt Menschen verschiedener Rassen und Völker, unterschiedlicher Nationen und Staaten, verschiedener Glaubensbekenntnisse und philosophischer Richtungen. National ist die Organisation der Freimaurerei in den einzelnen Ländern, denn eine internationale Organisationsstruktur und Oberbehörde gibt es nicht. Jeder hat eine Heimat, jeder Freimaurer soll nach Satzung dem Staat, dem er angehört, loyal gegenübertre­ ten, jeder kann und soll national denken, aber kein Freimaurer sollte nationalistisch denken. Der Nationalismus tritt gegenüber anderen Nationen überheblich, anmaßend und kriegerisch auf. Ein

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Welten, Weltfreimaurerei besonders abschreckendes Beispiel gab uns der Nationalsozialismus. Der Freimaurer sollte sich in seinem Denken und Handeln stets bemühen, zwischen den einzelnen Ländern keine Gräben aus­ zuheben, sondern verbindende Brücken zu bauen.

Welten, Welt Agrippa von Nettesheim unterschied 2 Welten (auch Prinzipien.oder Ebenen): den Makrokosmos (also den gesamten Kosmos, den göttlichen Plan) und den Mikrokosmos (also den Menschen selbst). Die Kabbalisten teilten die Welt in eine niedere Welt der Materie (der Formen und Er­ scheinungen) und in eine höhere Welt des Geistes (der Ideen). Der Sohar (Kommentar zu den 5 Bü­ chern Moses) sagt, daß alles in der minderen Welt nur ein Abbild (eine Reflexion) der höheren sei. Die hermetische Philosophie spricht von „wie oben, so unten“. Andere Schulen kennen 4 Welten: die intellektuelle, die moralische, die sinnliche, die materielle Welt. Oder auch 3 Wehen: die Welt der Fakten, die Welt der Gesetze oder sekundären Ursachen und die Welt der Prinzipien oder pri­ mären Ursachen. Die GNML „Zu den drei Weltkugeln“ deutet ihren Namen in einer Variante so: Die drei Weltkugeln stellen die drei Welten dar, die den Freimaurer als Menschen bestimmen. Es sind dies die Welt in uns, die Welt um uns und die Welt über uns. Oder anders ausgedrückt: Der Mensch als solcher mit der Innenwelt seiner Gedanken und seines Gewissens und mit seinen Ge­ fühlen. Die gemeinschaftliche Welt, in der jeder Mensch leben und sich anpassen und sich für die Allgemeinheit aktivieren muß. Und die transzendente, göttliche Welt der ewigen Gesetze, in der sich der Mensch vielleicht einer endgültigen Beurteilung stellen muß. > Zahlensymbolik („3“) Weltfreimaurerei, Weltverschwörung Eine Weltfreimaurerei im Sinne ihrer Gegner gibt es nicht. „Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik“ - das ist der Titel eines Buches von Dr. Friedrich Wichtl, am Ende des 1. Weltkriegs geschrieben, das bereits 1921 in der 8. Auflage 40.000 Exemplare erreichte. Darin „beweist“ der Autor, daß die jüdisch-freimaurerische Verschwörung den 1. Weltkrieg angezettelt, die Vernich­ tung aller Monarchien beschlossen habe und durch eine Weltrevolution die Weltrepublik anstrebe. > Ludendorff zitiert Br. Robert Fischer, der in seinem Lehrlings-Katechismus sagt: „Alle Brüder der Erde machen nur eine Eoge!“ Er und andere Freimaurergegner folgern daraus spitzfindig, die Frei­ maurerei strebe danach, die Welt zu beherrschen und eine Weltrepublik (natürlich unter jüdischer Leitung!) zu errichten. Eine einheitlich aufgebaute und straff geleitete Organisation mit zentraler Führung durch geheime Obere arbeite auf einen revolutionären Sturz der bestehenden Gesell­ schaftsordnung hin. Diese unsinnigen Behauptungen werden auch heute noch verbreitet. Bei­ spielsweise von Juan Mahler in seinen Büchern „Die sieben Säulen der Hölle“ (1974) und „Der Sieg der Vernunft“ (1978), in dem von Heuss bis Ulbricht, vom amerikanischen Präsidenten bis Bresch­ new alle bekannten Politiker vom Autor kurzerhand zu „Freimaurern“ ernannt werden. Augen­ blicklich erscheinen unter Titeln „Wie Deutschland beherrscht wird“, „Insider“ (ein deutschspra­ chiges Blatt aus Südafrika) usw. fast gleichlautende Berichte über dasselbe Thema: Überall auf der Welt herrsche die Freimaurerei; über diese bestimme die „Hochgradmaurerei“ der Illuminaten1 (der erleuchteten Freimaurer) mit ihren 33 Stufen; an der Spitze stehe Rothschild in Europa und Rockefeiler in USA. Die 1-Dollar-Note zeige die 33stufige Hirarchie-Pyramide unter dem Auge Luzifers. Ein Artikel berichtet, daß die im Hintergrund stehenden allerhöchsten Repräsentanten dieser Gelddynastien tatsächlich in direktem Kontakt mit dem „Gott Luzifer“ stünden. Deshalb stehe auch auf der Dollarnote „in God we trust“ = An Gott (also Luzifer sei gemeint) glauben wir. Es sei selbstverständlich für diese Weltmacht, die mächtiger als alle Regierungen und die Päpste sei, daß natürlich auch die UN unter ihrem Diktat stehe. Das ginge schon daraus hervor, daß das UNWappen mit seinen 33 Feldern die 33 Grade der Hochgradfreimaurerei darstelle, die ihre Macht 1 Die 33 Stufen hat nicht der > Illuminaten-Orden, sondern das System des AASR. Die Gegner der Freimaurerei differenzieren überhaupt nicht.

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Weltfreimaurerei, Welt-Großlogen-Konferenz über die ganze Erde ausgebreitet habe. Auch die EU stehe unter freimaurerisch-jüdischem Einfluß. In der EU-Flagge entsprächen die 12 Sterne den 12 Söhnen des jüdischen Hausvaters Jacob. Eine EU-Politikerin habe (ohne Namen) geschrieben: „Ich ahne in Brüssel untergründig das Muster eines gewaltigen Netzwerkes und einer Befehlsstruktur, denen der einzelne Mensch auf mysteriöse Weise ausgeliefert ist. Ich denke dabei an politisch motivierte, sektenhafte Vereinigungen geheimbündlerischer Art ... “ Der Autor kommt zu dem Schluß: „Ziel der Freimaurerei, auch Synagoge Satans genannt, ist die Zerstörung der göttlichen Ordnung ... Sie (die Freimaurerei) Zerstört Ehe, Familie, Völker, Nationen, Rassen, Religionen und Moralvorstellungen. “ Wer so etwas schreibt, ist rationalen Tatsachen und Einwänden offenbar nicht mehr zugänglich. Sonst könnte er feststellen: Die Freimaurerei hat keine organisatorische Weltorganisation, nur ein gemeinsames Gedankengut. Die Großlogen der einzelnen Länder sind autonom. Die Freimaurerei befaßt sich nicht mit Politik und Religionsfragen. Die Freimaurerei ist keine „Unterstufe“ der 33stufigen Hochgradfreimaure­ rei. Das höchste Wesen der Freimaurerei ist nicht Luzifer, sondern der > ABaW. Die Hochgrad­ maurerei hat nichts mit den 450 deutschen Johannislogen zu tun und hat daher auch nicht die ge­ ringste „Befehlsgewalt“ darüber. Die Illuminaten sind keine freimaurerische Organisation. Die Freimaurer wollen niemals etwas zerstören, sondern stützen nachdrücklich Familie, Nation und Religion. Sie treten entschieden für ethische Wertvorstellungen ein. Die „Weltfreimaurerei“ im or­ ganisatorischen Sinne ist eine nicht erstrebenswerte, nie zu verwirklichende Fiktion. Vom ur­ sprünglich einheitlichen englischen Stamm haben sich zahlreiche Aste und Zweige gebildet, die in die verschiedensten Richtungen auseinanderstreben. Die > „Welt-Großlogen-Konferenz“ ist ein Versuch, den vielgestaltigen Baum der Freimaurerei als ein stark verzweigtes, aber abgeschlossenes Ganzes zu sehen. Durch die Dogmenlosigkeit der Freimaurerei kann man die freim. Idee nicht auf ein autoritatives Programm oder auf einen, die letzten Wahrheiten verkündenden „Propheten“ oder auf ein offenbarendes Buch zurückführen. Wenn auch die Freimaurerei auf der Erde nicht einheitlich in ihrer Organisationsstruktur und in ihrem Brauchtum ist, so sind doch alle freim In­ stitutionen der Welt einheitlich im Humanitätsgedanken und in der ideellen Zielsetzung, in den Grundzügen des Rituals als symbolischer Initiationsbund, in dem Bestreben, Gutes zu tun - oder wie es Br. Jürgen Holtorf ausdrückte: „Die Freimaurerei ist eine Verschwörung zpm Guten!“, im Baugedanken mit dem Symbol des Tempelbaus der Menschheit, bei dem die Menschen die Bausteine sind, in der Idee einer Weltbruderkette im Geiste und in der praktischen Brüderlichkeit, im Bemühen, unsere Welt immer und überall menschlicher zu gestalten. Welt-Großlogen-Konferenz Im Jahre 1995 fand auf Initiative der Großloge „Valle de Mexico“ die erste Welt- GroßmeisterKonferenz statt. Berechtigte Kritik zog sich diese zu, weil auch politische Themen diskutiert wur­ den. Die 1996 stattgefundene 2. Welt-Großmeister-Konferenz wurde von der regulären Großloge von Portugal durchgeführt, die sich verpflichtet hatte, jede an Politik grenzende Diskussion nicht zuzulassen. Deshalb konnte auch die VGLvD teilnehmen. Ihr GM, Br. Rainer Schicke, übernahm eine der drei Ehrenpräsidentschaften der Konferenz. Es nahmen 36 Großlogen teil, die durch ihre Großmeister vertreten wurden. Aus Europa waren die regulären GL vertreten von Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Portugal, Rumänien, Rußland, Ungarn. Folgende Themenkomplexe wurden beraten: Grenzen der freim. Aktivitäten in der profanen Welt, Freimaurerei und Jugend, Geheimhaltung / Arkandisziplin, Auswertung der philosophischen Pro­ duktion der Freimaurerei im 20. Jahrhundert.Hierbei wurde die unterschiedliche Sichtweite des freim. Wirkens in den verschiedenen Ländern deutlich. Die mittel- und südamerikanische Freimau­ rerei ist stark durch ihr gesellschaftliches und soziales Engagement geprägt. Die 3. Welt-Großmeis­ ter-Konferenz fand im Mai 1998 in New York City statt, ausgerichtet durch die GL von New York. Sie hatte mit 60 Großlogen eine deutlich höhere Beteiligung. Schon bei der Vorbereitung wurde beschlossen, daß die Weltkonferenz nunmehr Welt-Großlogen-Konferenz heißen sollte und folgende Regeln beachten muß: Aufgabe der Konferenz ist es, Informationen auszutauschen und solche Themen zu beraten, die Stabilität, Fortschritt und Globalität der Freimaurerei befördern.

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Wesen und Wirken der Freimaurerei Nur Großmeister, ihre ernannten Vertreter oder Großsekretäre sollen am Konferenztisch sitzen und das Wort ergreifen können. Die Konferenz besteht nur aus regulär arbeitenden Großlogen. Die Konferenz wird keine politischen Angelegenheiten besprechen. Die Konferenz wird keine Religionsfragen besprechen. Jede teilnehmende Großloge hat eine Stimme. Alle Großlogen, die durch die gastgebende Großloge anerkannt werden, können an der Konferenz teilnehmen. Die sich aus der Konferenz ergebenden Schlußfolgerungen werden zusammengefaßt gedruckt und an alle Mitgliedsgroßlogen der Konferenz zum Versand kommen. Es wird angestrebt, daß die WeltGroßlogen-Konferenz in der Zukunft über alle Kontinente rotiert, aus denen Großlogen vertreten sind. Die Weltkonferenz soll alle 18 Monate stattfinden, es sei denn, die Mehrheit der anwesenden Großlogen entscheidet anders. Zeit und Ort der nächsten Weltkonferenz werden durch Mehrheitsbeschluß der vertretenen Großlogen bestimmt. Die nächste Welt-Großlogen-Konferenz findet im November 1999 in Sao Paulo, Brasilien, statt. Empfohlene Themen sind u.a.: Suchen und Vorschlägen von Mitteln und Wegen, um den qualitativen und quantitativen Rückgang der Mitglieder zu bremsen, Mittel und Wege studieren und Vorschlägen, um neu entstehenden Großlogen beizustehen, den potentiellen Wert einer universellen Wohltätigkeitsaktion der Freimaurerei prüfen. Es ist abzusehen, daß diese Konferenzen, die von der VGLvD unterstützt werden, zukünftig erheblich an Bedeutung gewinnen werden. Möglicherweise wächst sich diese Weltkonferenz zu einer Institution aus, die den augenblicklich beherrschenden Einfluß der GL von England (UGL) auf die Freimaurerei in der Welt etwas in den Hintergrund drängen könnte. Wesen und Wirken der Freimaurerei Die deutsche Freimaurerei vermittelt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - kein Wortwissen, das auswendig gelernt werden soll / muß, sondern Erfahrungsgewißheiten, die sich einmal aus dem unmittelbaren Erleben im Ritual bilden und sich außerdem durch fortgesetzte stereotype Wiederholungen der festgelegten Formulierung und des Ablaufs im Laufe der Zeit einprägen und festigen. Um ihre überlieferten Wissens- und Wesensinhalte der Bruderschaft zu vermitteln, bedient sich die Freimaurerei bestimmter Sinnbilder und Handlungen, also der Symbole und Rituale, die nur ihr eigentümlich sind. Solche „Lehrveranstaltungen“ dienen dem klar umrissenen Zweck und Ziel der Freimaurerei, und die aus der Historie bis heute entwickelten Formen und Handlungsabläufe sind der Zielsetzung entsprechend ausgestaltet. Dabei werden nicht nur die intellektuellen Bewußtseinsebenen angesprochen, sondern auch solche, die vom Verstand nicht abgedeckt werden. Die gefühlsmäßige, emotionale Seite wird gerade in heutiger Zeit und besonders bei Männern zu wenig beachtet. Sie wird aber durch die symbolische Sprache in den rituellen Handlungen angesprochen und ermuntert. Erst die Wahrnehmung und Verwirklichung beider Seiten können den Menschen zu einer harmonischen Persönlichkeit führen. Ziel für den einzelnen ist es, zu einem ausgeglichenen, heiteren, freundlichen, toleranten, hilfsbereiten, verständnisvollen, gütigen, geduldigen, vertrauensvollen, liebenden Menschen zu werden. Diese positiven und auf Ausgleich bedachten Gedanken soll jeder in sein familiäres, berufliches und freizeitliches Umfeld tragen. Das gelingt nicht immer. Der Widerspruch zwischen Wollen und Tat ist mitunter die Ursache von Enttäuschungen. Das Mißverhältnis von Anspruch und Wirklichkeit bietet Außenstehenden manchmal Anlaß zur Kritik. Als Bindeglied zwischen dem Symbol und der rituellen Handlung dient die Wechselrede zwischen dem MvSt und den Aufsehern in der bekannten Katechismusform. Um freim. Gedankengut und Wissen zu vermitteln, bedient sich der Bund auch der Legende, vornehmlich ab dem dritten Grad. Vorbildhaft werden dem Freimaurer dabei Leitbilder gezeigt, mit denen er sich stellvertretend identifizieren kann / soll. Ziel des freim. Weges, der nur in Stufen beschritten werden kann, ist eine Wandlung des Menschen von der irdischen Oberflächlichkeit zur transzendenten Tiefe, von einem subjektiven Leben zu einem objektiven Sein. Siehe auch > Leitsätze des Freimaurers.

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Winkellogen, Winkelmaß, Wohlfahrtspflege Winkellogen Freimaurerlogen, die kein Patent (> Stiftungsurkunde) einer anerkannten Großloge aufzuweisen haben, gelten als irregulär (> Regularität) und werden als Winkellogen bezeichnet. Die Erfahrung lehn, daß irreguläre Logen nach einiger Zeit zu arbeiten aufhären oder sich einer anerkannten Großloge anschließen, sich also regularisieren. Winkelmaß, Winkelhaken Das Winkelmaß liegt als eines der großen Lichter in allen Logen auf dem Buch des Heiligen Gesetzes, der Bibel. Es wird außerdem an einem Halsband vom Meister vom Stuhl getragen: als Zeichen seiner Würde, als Zeichen seiner Amtsgewalt, als Mahnung an die ihm auferlegten Pflichten. Der Winkel ist Symbol für das Irdisch-Materielle. Es ist die Abbildung der rechten Arbeitshand, wobei der verkürzte Schenkel dem Daumen entspricht. Im rituellen Gebrauch wird der Winkel immer nach Osten offen aufgelegt und empfängt das von dort kommende Licht. Er soll so auf der Bibel liegen, als ob man seine rechte Hand auf das Buch legen würde. Das Winkelmaß besitzt die Schenkel Recht und Pflicht und mahnt, durch rechtes Tun an sich selbst zu arbeiten {„richtet unsere Handlungen'*}. Jeder Schenkel ist ein Lineal der Gradlinigkeit. Wenn wir den Winkel an den rohen Stein legen, den wir bearbeiten sollen, sehen wir die vielen Unebenheiten und Ecken, die geglättet werden müssen. Wir erstreben mit unserer Arbeit geraden Charakter, gerade Rede, gerades Handeln. Die Flächen des Steins müssen aber nicht nur gerade und eben sein, die Seiten müssen auch einen rechten Winkel zueinander bilden. Winkelrecht sollen wir durchs Leben gehen, auf Recht, Gerechtigkeit, Gewissenhaftigkeit, Rechtschaffenheit achten. Nur dann kann der Bau dauerhaft sein. Wir müssen vermeiden, daß in ängstlicher Hast Stein auf Stein geschichtet wird, unbesonnen und schief. Mit Hilfe der > Knotenschnur konnten schon die alten Ägypter durch die Seilspanner einen rechten Winkel hersteilen. Sie benutzten dazu das pythagoräische Dreieck. Die beiden Schenkel unseres inneren Winkelmaßes, Verstand und Gewissen, wachen beim Freimaurer darüber, das Rechte vom Unrechten zu unterscheiden und das Richtige zu tun. Bei den Humanistenbünden soll das Winkelmaß das gemeinsame Kennzeichen gewesen sein. Die beiden Schenkel des Winkels sind unverrückbar zusammengefügt. So fest sollen auch die Steine verbunden sein, damit der Bau nicht stürze. Und auf die Brüder übertragen: Sie sollen unlösbar zusarnmengefügt sein, brüderlich aneinandergekettet. Dafür soll der MvSt Sorge tragen. Durch das Winkelmaß erkennen wir, ob wir noch auf dem rechten Wege sind, ob unsere Arbeit gerade, winkelrecht und der Bau fest ist. Die zusammengefügten Werkzeuge: Winkelmaß und > Zirkel bilden das Symbol, unter dem die Freimaurerei weltweit bekannt ist. Schon in den alten Kulturen war diese Kombination ein Bild des Weltganzen und wurde > Lambdoma genannt.

Wohlfahrtspfleger, Armenpfleger, Gabenpfleger, Wohltätigkeitspfleger Schon die „Alten Pflichten“ gebieten, daß ein bedürftiger Bruder nach Maßgabe der vorhandenen Mittel zu unterstützen ist. Das gilt allgemein für Bedürftige. Deshalb unterhält jede Loge eine Gabenkasse, auch Armenkasse oder „Sack der Witwe“ (hergeleitet von den > „Söhnen der Witwe“) genannt. Hierfür wird bei jeder Arbeit vom Schatzmeister oder Wohlfahrtspfleger gesammelt. Alle an der Teilnahme verhinderten Brüder sind verpflichtet, ihrer Entschuldigung einen Spendenbeitrag beizufügen. Der Wohlfahrtspfleger unterbreitet dem Logenvorstand Vorschläge für karitative Hilfen und sorgt nach dessen Zustimmung für ihre Durchführung. Er kann andere Brüder zur Unterstützung verpflichten. Sein besonderes Augenmerk sollte sich auf den Notstand in der engeren Umgebung, also der Loge selbst und dem Ort der Loge richten. Er richtet deshalb seine Aufmerksamkeit auf Brüder, die durch Krankheit, Arbeitslosigkeit und andere Umstände in Not geraten sind. Uber den Kreis der Bruderschaft hinaus sorgt er dafür, daß die Not der Menschen gemildert wird. Dabei sollen besonders solche Vorhaben unterstützt werden, an denen die sozialen Sicherungen unseres Staates vorbeigegangen sind und bei denen der

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Wort, Wörter______________________________________________________ persönliche Einsatz der Brüder zusätzlich helfen kann. Er vertritt (mit Unterstützung des MvSt) die Loge bei freim. Hilfswerken und berichtet über größere karitative Hilfsaktionen. Er soll bestrebt sein, für die karitativen Sammlungen bei Tempelarbeiten dem leitenden Meister ein konkretes Projekt zu nennen. Er arbeitet mit dem Schatzmeister eng zusammen, der für die Gabenkasse grundsätzlich ein besonderes Konto eingerichtet hat. In vielen Hausgesetzen hat der Wohlfahrtspfleger gleichzeitig die besondere Aufgabe, sich um das Befinden erkrankter Brüder zu kümmern und zu berichten, ob Telefonate oder Besuche erwünscht oder noch nicht möglich sind. > Arbeitsfelder einer Loge, > Caritas Wort Im Johannis-Evangelium (1,1) heißt es; „Im Anfang war das Wort!“ Zunächst mit „Logos“ gedeutet, wurde der Begriff auf vielfältigste Weise interpretiert. Bekannt ist Goethes Deutung in seinem „Faust“: IT’orZ - Sinn - Kraft - Tat. In den Mythen vieler Völker wird die Entstehung der Welt durch ein schöpferisches, göttliches Wort: „Es werde!“ beschrieben. In der Schöpfungsgeschichte aus Guatemala heißt es: ,Am Anfang war alles Wasser, und über dem Wasser schwebte der Gott Gugumat^ (diegefiederte Schlange) und der Gott Huraban (der Gott des Donners und des Wirbelwinds). Beide sagten ein Wort: «l:rde'.~» und sofort stiegen die Berge aus dem Wasser, und die Erde ward erschaffen. “Solche magischen Ur-Worte werden dem Gedanken des Schöpfers und der Gedanke mit der Tat gleichgesetzt. Das Maurerwort als Teil der Erkennungszeichen ist schon von den Steinmetz-Bruderschaften des 17. Jahrhunderts überliefert. Der erste gedruckte Hinweis auf ein besonderes Wort der Freimaurer liegt wahrscheinlich in dem Gedicht „Muses Threnodie“ von Henry Adamson aus Edinburg 1638 vor: “For we be brethren of the Rosie Crosse, We have the Mason’s Word and second sight. “ (Denn wir sind Brüder vom Rnsenkreu^ Wir haben das Maurerwort und das zweite Gesicht.) In der spekulativen Maurerei gehört es bis heute zu den festen Bestandteilen der > Erkennungszeichen. Sowohl die einzelnen Grade, als auch die verschiedenen Großlogen und Hochgradsysteme haben eigene Maurerworte. Dadurch wuchs die Zahl der „Worte“ stark an. Die deutsche Freimaurerei hat in den „blauen Logen“ einheitliche Worte. Eine Eigentümlichkeit ist, daß die Worte nur in ganz bestimmter Weise (buchstabiert, syllabiert) dem fragenden Bruder gegeben werden müssen. Deshalb ist die Kenntnis des Wortes allein nicht ausreichend. Neben Kunstwörtern sind > alttestamentarische Wörter sehr beliebt. „Auf Maurerwort“ wird vielfach statt eines früheren Eides die Bekräftigung einer Verpflichtung gegeben. Das > Paßwort ist mit dem Maurerwort für den jeweiligen Grad nicht identisch und kann z.B. beim Eintritt in die Loge verlangt werden. Das verlorene Wort. Nach der freim. > Hiram-Legende ist mit dessen Tod ein bestimmtes Wort (das Meisterwort) verlorengegangen. Salomo oder die Meister des Tempelbaus ersetzten es durch ein anderes bleibendes Wort. In verschiedenen Hochgraden wird nach dem „verlorenen Wort“ gesucht. Diese Suche ist natürlich ein Sinnbild der Tatsache, daß jeder Freimaurer auf dem Wege, auf der Suche (nach Licht, nach Wahrheit) ist und sein Leben lang bleibt. Eine Analogie kann in dem Suchen nach dem unaussprechlichen, geheimnisvollen Gottesnamen gesehen werden. Das Wort als Zauberwort. Besonders in alten und „primitiven“ Kulturen übt das Aussprechen eines Wortes vermeintliche Macht über den Gegenstand oder die Person aus, die damit benannt ist. Diese „Wortmagie“ hat sich bis in unsere Zeit erhalten. Man denke an das Märchen „Rumpelstilzchen“, in dem allein die Kenntnis des richtigen Namens die Macht über die Person gibt. Oder an die vielen Aussprüche wie „Hals- und Beinbruch!“, „Toi, toi, toi!“ All dies sind Beschwörungs-, Bann- und Zauberworte, die ständig von „aufgeklärten“ Menschen benutzt werden.

Wörterliste freim Ausdrücke deutsch - englisch - französisch Siehe Anlage

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York Ritus von Deutschland, York Rite, Maurer vom Königlichen Bogen von Deutschland Dieser Ritus wird vor allem in den USA, aber auch in Deutschland als weiterführende Erkenntnisstufen bearbeitet. Der Name wird auf die englische Grafschaft Yorkshire zurückgeführt, wo nach der Überlieferung der Ursprung liegen soll. Einzelne, ursprünglich selbständige Grade lassen sich bis auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die drei symbolischen (blauen) Grade bilden die notwendige Grundlage des Systems. Die fortführenden Rituale sind eine Erweiterung der Grundgrade. Der York Ritus arbeitet in Berlin, Bremen, Frankfurt/M., Gelsenkirchen, Hamburg, Heidelberg, Kaiserslautern, Lübeck, München, Nürnberg. Jeder Bruder Johannismeister kann sich um eine Aufnahme in das Kapitel bewerben. Diese und die Beförderungen werden gemäß den Herkunftsländern der Brüder (Deutschland, USA, England) durchgeführt. Zwischen dem York Ritus und der GLL und den 3WK bestehen Besuchsabkommen. Die für den Außenstehenden schwer zu übersehende Organisation ist folgende: A. Royal Arch-Maurerei Jurisdiktion: Großkapitel der Maurer vom Königlichen Bogen von Deutschland (The General Grand Chapter of Royal Arch Masons International). Kapitel (Chapter): 4. Mark Meister (Mark Master) 5. Alt Meister (Past Master (Virtual)) 6. Sehr Vortrefflicher Meister (Most Excellent Master) 7. Maurer vom Königlichen Bogen (Royal Arch Mason) Hierauf folgt noch ein spezieller Einweihungsgrad. Wer Leiter eines Kapitels war, kann aufgefor­ dert werden, diesen Grad anzunehmen: Das Großkonzil der gesalbten Hohe Priester von Deutsch­ land (The Grand Council of Anointed High Priests of Germany) Die Royal-Arch-Maurerei ist mindestens seit 1752 als höhere Abteilung und Vervollkommnung des Meistergrades nachgewiesen. Die Royal-Arch-Legende dient der Errichtung eines idealen Tempels, des 2. Tempelbaus zum Ruhm des ABaW, dessen Name in einem geheimen Wort auf einem goldenen Dreieck aufgezeich­ net und im unterirdischen Tempelgewölbe vergraben liegt. Neun hohe königliche Bögen streben empor, um immer „über den Wassern der Sintflut zu stehen, welche die Erde vernichten werden“. Im 9. Bogen ist ein kubischer Stein mit einem Ring eingelassen. Beim Abheben öffnet er den Zu­ gang zum unterirdischen Heiligtum. Dort werden das wiedergefundene „verlorene Wort“ und die Pläne und Unterweisungen Salomos und Hirams aufbewahrt. Die Hebung des Steins symbolisiert die Vernunft, die allen Irrlehren widersteht und die sittliche Kraft, die alle Schwierigkeiten und Hindernisse überwindet. B. Kryptische Maurerei (Weiterführende selbständige Erkenntnisstufe) Jurisdiktion: Großkonzil der Königlichen und Auserwählten Meister von Deutschland. (Under The General Grand Council Cryptic Masons International) Konzil (Council): 7a. Königlicher Meister (Royal Master) 7b. Auserwählter Meister (Selekt Master) 7c. Ehrengrad: Höchst Vortrefflicher Meister (Super Excellent Master) Einweihungsstufe für Erlauchte Meister: The Most Illustrious Grand Council of Royal And Select Master „Order of The Silver Trowel“ of Germany CI. Rittergrade (christlich orientiert) Komturei (Commandery), unterstehen dem „Grand Encampment“ in USA (Amerikanische Linie in Deutschland) 8. Orden der Ritter vom Roten Kreuz (Order of the Red Cross)

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York-Ritus von Deutschland_________________________________________ 9. Orden der Ritter von Malta (Order of the Knights of Malta / The Mediterranean Pass and Order of Malta) 10. Orden der Tempelritter (Order of Knights Templar Commandery Order of the Temple) C2. Rittergrade vom Groß-Priorat von Deutschland (rein deutsche Linie als eigenständiger Zweig des Royal Order of Scotland) X. Orden der Tempelritter (Priorat) XL Orden der Ritter von Malta (Präzeptorei) D. Konklave Nach dem Durchlaufen der RITTERGRADE können die Brüder eine Berufung erhalten in das Konklave unter dem Großkonklave von Deutschland und sind dann Mitglieder des Konklaves of Germany. Das amerikanische Konklave wird in Deutschland nicht bearbeitet.

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z Zahlensymbolik Im Alten Testament heißt es: „Du hast alles geordnet nach Maß, Zahl und Gemcht." Maß und Harmonie waren in der Auffassung der Pythagoreer (etwa ab 500 v. Chr. > Pythagoras, > Geometrie) nicht nur die Grundprinzipen des Weltalls, sondern auch des sittlichen Handelns. Nicht Materie und Kräfte, sondern Zahlen bestimmen die Welt und die Eigenschaften der Dinge, meinte man. Man benutzte die Zahlen als Werkzeug der Symbolik und empfand sie als Bilder mit seelischem Inhalt, die zum Aufschließen mystischer und transzendenter Bereiche dienen können. „Das llimmelsgebäude samt allen seinen Teilen und Eigenschafien ist Zahl, denn die Z.ahl ist die Substanz aller Dinge" (Philolaos von Kroton, ältester Schüler des Pythagoras) Seit sehr frühen Zeiten haben die Menschen bis heute den einzelnen Zahlen besondere Kräfte zugeschrieben und sie unmittelbar als Symbole benutzt. Einige Zahlen gelten als „heilig". Auch die Freimaurerei ist in der Nachfolge der Dombauhütten von Geometrie und Zahlen durchdrungen, wobei der mythische Gehalt eine besondere Rolle spielt. Deshalb ist auch die Drei die wichtigste und als „heilig" empfundene Zahl für den Bund geworden. Die DREI als erste nicht zusammengesetzte unteilbare Zahl repräsentiert die geistige Vollkommenheit. Im dreieinigen Gott erkennt das christliche Abendland die höchste Autorität. Daß die Zahlenbilder dem menschlichen Urgrund entstammen (nach C. G. Jung Archetypen sind), zeigen die vielen Beispiele aus den verschiedenen Völkern, Gesellschaftsformen und Lebensbereichen. - Hier eine kurze Zusammenstellung: So wie die Trinität für sehr viele der höchste transzendente Ausdruck ist, symbolisiert die 3 das irdische Streben nach Vollkommenheit, das jeder Mensch in sich trägt. Deshalb findet man die 3-Gliederung in der Baukunst in erhöhtem Maße. Der Salomonische Tempel ist wie jede Kathedrale ein Gebäude, dessen Größe in 3 Dimensionen (Länge - Breite Höhe) gemessen wird. Um es standfest nach dem Bauplan aufzurichten, benötigen die Bauleute 3 Werkzeuge: Maßstab - Wasserwaage - Senkblei. Der Chor der Kirchen ist 3seitig von Mauern umschlossen. Es führen 3 Stufen zum Hochaltar empor (oft auch 7, im Münster zu Freiburg 9). Der Freimaurer kennt in seiner Bauhütte die 3 großen Lichter (Bibel - Winkelmaß - Zirkel) und die 3 kleinen Lichter, die um den Teppich angeordnet sind. Auf ihm sind (3WK) in der umgebenden Mauer 3 Tore (Eifer - Treue - Gehorsam), im Vorhof liegen 3 Steine (roher - kubischer zerbrochener), 3 Opferschalen krönen den Tempel, und 3x3 Sterne leuchten den Brüdern. Der Teppich ist in 3 Abschnitte gegliedert (musivisches Pflaster - Tempel - transzendenter Teil). Die Arbeitstafeln der AFAM, GLL sind ähnlich in Dreiergruppen gestaltet und gegliedert. 3 Reisesprüche werden dem Aufzunehmenden zugerufen, er erfährt 3 Erkennungszeichen (Zeichen Wort - Griff), hört 3 Hammerschläge von 3 Hammerführenden und erhält 3 Rosen (Licht - Liebe Leben). Der neue Bruder wird auf die 3 Grade hingewiesen (Lehrling - Geselle - Meister). Bei den Trinksprüchen bei der anschließenden Tafelloge wird das Glas in 3 Absätzen an- und wieder abgesetzt. Der Suchende und der angehende Meister machen drei ritualmäßige Schritte. Die 3-Zahl spielt in vielfältiger Hinsicht auch als Dreieck bei der Tempelarbeit, auf dem Teppich, bei der Tafelloge eine Rolle. Der Freimaurer lernt 3 Welten kennen (Inneres - Außeres - Übergeordnetes): 1. ) Die Welt in uns, also die Innenwelt unseres Gewissens, wo die eigenen Handlungen geprüft werden. 2. ) Die Welt um uns, also die sichtbare Schöpfung, die uns umgibt. Der Bruder ordnet sein Verhältnis zu den anderen Brüdern und der Welt außer ihm. 3. ) Die Welt über uns, also die ewigen Gesetze des ABaW, durch die unsere Handlungen gerichtet werden. Die Harmonie enthält 3 Akkorde: Oktave, Quinte, Terz. Die Harmonie der 3 Bereiche Körper Seele - Geist läßt den Maurer (den Menschen) zur inneren Ausgeglichenheit kommen - oder wie C. G. Jung sagt: „zur Individuation", also zur harmonischen Entwicklung der Einzelpersönlichkeit.

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Zahlensymbolik Dies wird erreicht, indem der Mensch das Gegensätzliche, Polare in sich überwindet und zu einem Ausgleich kommt. Der Polarität der 2 wird eine Mitte gegeben, die vollkommene 3. So wie die Vereinigung von Mann und Frau ihren Zweck erst im Dritten findet: im Kind. Die Griechen hatten bereits viele Triaden (Dreiheiten) in ihr Denken eingeschlossen. Sie verehrten eine 3gestaltige Göttin: Selene (Luna) im Himmel - Diana auf der Erde - Hekate in der Unterwelt, wodurch wir ihre 3fache Welt kennenlernen: überirdisch - irdisch - unterirdisch. Die Griechen kannten 3 Moiren (Schicksalsgöttinnen): Klotho - spinnt den Lebensfaden, Lachesis - teilt das Lebenslos zu, Atropos - zerschneidet den Lebensfaden (römisch - 3 Parzen: Nona - Decuma - Morta); 3 Chariten (segenspendende Töchter des Zeus): Aglaia - Glanz, Euphrosyne - Frohsinn, Thalia - Blühende (römisch: 3 Grazien); 3 Erinnyen - Rachegöttinnen (römisch: Furien); den 3fachen Blitz des Gottes Zeus (römisch: Jupiter); den 3köpfigen Wachhund an den Pforten der Unterwelt (Zerberus); den Dreizack Poseidons (römisch: Neptun). Götterbilder wurden dreimal um den Altar getragen. Man kannte 3 Abteilungen: Götter des Himmels, der Luft, der Erde. Aristoteles nennt die Triade ein Gesetz, nach dem alles zu ordnen ist. Alles hat 3 Zustände: Anfang - Mitte - Ende (oder: Beginn Blüte - Verfall). Sophokles bestimmte, daß in der Tragödie nie mehr als 3 Personen auf der Bühne auftreten sollten. Die Philosophen ordneten: Zeit - Raum - Kausalität; These - Antithese - Synthese. Babylon, als eine der ältesten Kulturen, hatte eine 3schichtige Welt: Götterhimmel - Tierkreis irdische Welt. Diese war wieder 3geteilt: Firmament - Erdoberfläche - Unterwelt. Die Welt wurde von 3 Göttern beherrscht: Schamasch - Sin - Ischtar, gleichbedeutend mit: Sonne - Mond Venusstern bzw. Himmel - Unterwelt - Erde. Die Börner ordneten Recht und Gesetz: „Tres faciunt collegium". Seither gibt es 3 Schöffen oder Richter, 3 Finger werden zum Schwur erhoben. Analphabeten machen als Unterschrift 3 Kreuze. 3 Meister gehören zu einer Zunft. Die „Stände" waren 3fach gegliedert. 3 Erdteile waren bekannt: Europa - Afrika - Asien. Die Germanen kannten ursprünglich nur 3 Jahreszeiten, brachten 3mal im Jahr große Opfer, beriefen 3 Gerichtsversammlungen jährlich. Sie glaubten, daß 3 Nomen das Schicksal schaffen, deshalb warfen sie auch das Los 3mal. Die Weltesche Yggdrasil hatte 3 Wurzeln. Der Götterhimmel vieler Kulturen war 3gestaltig. Die Perser kannten: Ormazd (den Guten) - Ahriman (den Bösen) - Mithra (den Mittler des Gegensatzes, der im Sinne des Guten entscheidet). In Indien betet(e) man zu: Brahma (dem Schöpfer) - Schiva (dem Zerstörer) - Vishnu (dem Erhalter). Ägypten: Isis - Osiris Welterlöser Horus. In vielen anderen Kulturen bestimmen ebenfalls 3 Götter die Welt. Im Alten Testament lernen wir den Salomonischen Tempel 3gestaltig kennen: Vorhof-heiliger Bezirk Allerheiligstes. Jahwe verlangte als Opfer 3jährige Tiere. Opfer und Gebete werden 3mal wiederholt. Der Segen wird 3teilig gespendet. 3 Tage währte die ägyptische Finsternis. Beim Marsch durch die Wüste hatten die Juden 3 Tage kein Wasser. Jonas war 3 Tage im Bauch des Walfischs. Im Neuen Testament kamen 3 Könige aus dem Morgenland. Petrus verleugnete Jesus 3mal. Jesus ist am 3. Tage auferstanden. Sehr bekannt ist die christliche Dreiheit: Hoffnung - Glaube Liebe. Vom 4. Jahrhundert an glauben die Christen an den dreieinigen Gott: Gott Vater - Gott Sohn - Heiliger Geist (Dreifaltigkeit). Die Gnostiker vertraten eine Dreiprinzipienlehre mit den Stufen: Glauben - Geist - Erkenntnis bzw. Finsternis - Geist - Licht. Augustinus sprach von: Sein Erkennen - Wollen. Tuthers Urbeschaffenheiten: Stoff - Form - Wirkung. Kabbala: Urgrund - Urwille - Uridee. Im Mittelalter wurden sowohl Gott als auch der Teufel 3mal angerufen (Mephisto - Faust: „Du mußt es 3mal sagen!"). Verbannungen wurden 3mal wiederholt. - In der Alchimie waren 3 Kugeln Symbol des Reinigungs-, Läuterungs- und Wandlungs-prozesses. Übertragen bedeutete das die Vervollkommnung des Menschen mit der Hinwendung zum Göttlichen. Feuer - Wasser - Salz waren in anderer Gestalt Schwefel - Quecksilber - Stein der Weisen. Im Volksglauben heißt es: „Aller guten Dinge sind 3!". Man klopft 3mal auf Holz; wünscht „Toi, Toi, Toi!". Im Märchen gibt die Fee 3 Wünsche frei; 3 Brüder ziehen aus; 3 Bäume, 3 Schwäne, 3 Blutstropfen usw. - In der Gralserzählung hat der Gralstempel 3 Pforten: des rechten Glaubens - der Keuschheit - der Demut, und es gibt 3 Wege für die menschliche Seele: Weg der Wahrhaftigen zum Licht - der Religionshüter in die Welt - der sündigen Menschen in die Hölle. Die Triaden sind unübersehbar.

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Zahlensymbolik Der Mensch steht oft als Mittler zwischen Himmel und Erde: Makrokosmos in unendlichen Dimensionen des Alls - Mensch und seine Welt in der Mitte - Mikrokosmos in den unvorstellbar winzigen Dimensionen der Elementarteilchen. Siehe auch > Dreieck. Die FÜNF, zusammengesetzt aus 3 (männlich) und 2 (weiblich) kann als Zahl der Vereinigung verstanden werden. Sie ist ebenfalls nicht teilbar. Wir begegnen ihr häufig in der belebten Natur: 5 Blütenblätter, 5 Finger, 5 Zehen, 5 Sinne. Nach C. G. Jung ist sie die Zahl des natürlichen Menschen. Der Freimaurer begegnet der 5 im Pentagramm. In manchen Gesellenritualen erscheint die 5. Bekannt sind die 5 Punkte der Meisterschaft und 5 Meistertugenden. Man spricht von 5 Ordnungen der Baukunst und von den 5 Ecken der Pyramiden. Das Alte Testament besteht aus 5 Büchern, David sammelte 5 Steine als Munition gegen Goliath. Im Neue» Testament kommen 5 Marienfiguren vor, 5 Fische und 5 Brote dienen zur Speisung der 5.000. 5 Wunden Christi bei der Kreuzigung. In China gilt die 5 als Glückszahl. Das menschliche Leben, die Weltordnung wurde in 5 Gruppen gegliedert, 5 heilige Berge, 5 Tugenden, 5 klassische Bücher, 5 Elemente (Holz - Feuer Metall - Wasser - Erde). In Indien sind es im Gegensatz zum Abendland ebenfalls 5 Elemente: Erde Wasser - Feuer - Luft - Äther. Alles Leben und der Kosmos setzen sich daraus zusammen. An mittelalterlichen Kirchen finden man den 5-Stern (Drudenfuß) als Schutzzeichen; die gotische Architektur kennt den Fünfpaß. Die mittelalterlichen Alchimisten versuchten die „quinta essentia" herzustellen, das 5. geheime Element, den „eigentlichen Lebensträger". Der Islam ruht auf 5 Säulen (Glaubensbekenntnis - Pflichtgebet, 5 mal täglich - Fasten - Almosengeben - Pilgerfahrt nach Mekka). Die "Hand Fatimas" (5 Finger) ist Schutzzeichen an Gebäuden und häufig getragenes Amulett gegen den bösen Blick. Im Volksglauben können Hexen und Hexenmeister von dem erkannt werden, der einen Strauß aus 5 geweihten Kräutern trägt; das Pentagramm als Amulett ist in Gebrauch. - Man zählt 5 leibliche Qualen: tödliche Bitterkeit, schreckliches Geheul, furchtbare Finsternis, unauslöschlicher Durst, unausstehlicher Gestank. Die SIEBEN erhielt schon im frühesten Altertum mystisch-magische Bedeutung. Etwa dreitausend Jahre v. Chr. ergab sich durch die Beobachtung des Himmels, daß die Sumerer und Babylonier zu 7 Göttern beteten, die durch die Wandelsterne (Sonne - Jupiter - Merkur - Venus - Mond - Mars - Saturn) repräsentiert wurden. Der 7stufige Turm zu Babel (Tempelturm, Stufenturm, Zikkurat) wurde zu ihren Ehren errichtet. Jede der Stufen war einem Sternengott zugeordnet und farblich entsprechend den Pla­ neten gestaltet. Unter der goldenen Spitze (Sonne) folgten: Weiß - Ziegelrot - Blau - Silber - Gelb Schwarz. Bei den Babyloniern verehrte man 7 Locken des Gilgamesch. Bedeutend waren 7 Zweige des Lebensbaums mit jeweils 7 Blättern (aus dem wahrscheinlich der 7armige jüdische Leuchter Menora - entstand), 7 Tore der Unterwelt, 7 Regionen des Himmels. Die Himmelsbeobachtung stand bei den alten Kulturen schon in hoher Blüte. Die Einteilung der Woche in 7 Tage hat ihren Ursprung schon in dieser Zeit, denn jede Mondphase umfaßt 7 Tage. Diese Ordnung wurde auch in andere Kulturkreise übernommen und beibehalten: Bei den Griechen war der 7. Tag des Mond­ umlaufs dem Lichtgott Apollon geweiht. Dieser spielte eine Lyra mit 7 Saiten. Nach der Bibel ruhte der Schöpfer am 7. Tag von seinem Werk aus. Auf Grund dieser regelmäßigen 7tägigen Mond-Phasen erhielt die 7 die Bedeutung als Maß der Zeit und als Quelle allen Wechsels. Es wurde auch postuliert, daß jede Periodizität mit der 7 zusammenhängt, z.B. 7 Grundtöne der Tonleiter, 7 Farben des Regenbogens, 7 Glocken bei einem großen Kirchengeläut u.v.a. In Kanaan lagen die Felder in jedem 7. Jahr brach. 7 Stufen symbolisieren auch die menschliche Entwicklung in ihren Hauptabschnitten: Geburt - Kindheit - Jugend - Mannesalter - Alter der Erfahrung - Greisenalter Tod. Gilgamesch-Epor. Ischtar schickt aus verschmähter Liebe eine 7jährige Dürre und Hungersnot. Im T-oroastrismus geschieht die Anbetung des Schöpfergotts Zurvan auf 7 Thronen. Im IPr/Äow/w (Indien) durchmißt Wischnu mit 3 göttlichen Schritten die 7 Welten. Bei jedem von Buddhas ersten 7 Schritten sproß ein Lotos auf. Gautama Buddha wanderte 6 Jahre und erlangte im 7. Jahr die Erleuchtung. Im Dschainismus verkündet Mahawira (ein Erleuchteter zur Zeit Buddhas) 7 Tage

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Zahlensymbolik____________________________________________________ vor seinem Tod seine Lehre. Der sumerische Tempel wurde das „Haus der 7 Teile der Welt“ genannt und hatte 7 Stufen. Die Maya kennen den 7schichtigen Himmel und sagen: die Verbindung von Frau = 3 und Mann = 4 bringt eine lebensfähige Einheit: das Kind - 7 hervor. Der Mithraskult hatte 7 Stufen: Rabe - Verborgener - Soldat - Löwe - der Name des Volkes - Sonnenläufer - Adler. Gott Mithras hielt in seiner rechten Hand das Sternbild des kleinen Bären, das aus 7 Sternen besteht. Johannes teilte den ersten 7 christlichen Gemeinden (Ephesus - Smyrna - Pergamon Thyatira - Sardes - Philadelphia - Laodizea) seine Offenbarung mit. Er berichtet von 7 goldenen Leuchtern um den Menschensohn (7 Feuerfackeln brennen vor dem Thron). Christus trägt 7 Sterne in seiner Hand. Das Lamm mit 7 Hörnern und 7 Augen öffnet das Buch mit 7 Siegeln. 7 Posaunen sind in den Händen von 7 Engeln. Wir hören von 7 Donnern und 7 Plagen, die aus 7 Schalen ausgegossen werden. Wenn man sich die 7 aus der geistigen göttlichen 3 (göttliche Ordnung) und der irdischen 4 (weltliche Ordnung. 4 Naturelemente: Feuer - Wasser - Luft - Erde) zusammengesetzt denkt, dann bezeichnet die Summe 3+4 = 7 die gesamte Welt, den gesamten Kosmos, alles was überhaupt möglich ist. 7 ist das Allumfassende, das Vollkommene, die Fülle. Im Islam wölben sich 7 Himmel übereinander, einer größer und schöner als der andere. Noch heute sagen wir von einem Glücklichen: „Er ist im 7. Himmel!'1. Es ist das Höchste, das Umfassendste, das Vollendetste, das gedacht werden kann. Diese Bedeutung hat die 7 auch in der Freimaurerei. Die AFAM und die 3WK haben auf ihren Teppichen 7 Stufen. Bei der GLL ist das musivische Pflaster in 7 Streifen gegliedert. Die 3WK haben mit den 3 Johannisgraden insgesamt 7 Erkenntnisstufen. Die Stufen zeigen dem Bruder die organische Entwicklung und Ausbildung der Persönlichkeit im Freimaurerbund, die nur stufen- oder schrittweise erlangt werden kann. Die Stufe versinnbildlicht die Läuterung, Reinigung und Wiedergeburt des Menschen, seine innere Umkehr und Sinnesänderung. 7 Begriffe zeigen in den Akten der GLL ebenfalls, womit sich die Freimaurer beschäftigen, welche Tugenden sie anstreben, welche Fehler sie vermeiden sollen: 7 freie Künste. Zeichenkunst - Dichtkunst - Musik - Baukunst - Meßkunst (Geometrie) - Rechenkunst (auch Naturwissenschaften) - Astronomie (oder Philosophie). Nach einer anderen Betrachtungsweise (Cooke-Manuskript etwa 1430) sind die 7 freien Künste: Die Grammatik: Sie lehrt uns, aufrichtig zu sprechen und wahrhaft zu schreiben. Die Rhetorik: Sie lehrt uns, offen zu sprechen, in Ausgewogenheit und Harmonie und im Vermeiden von Extremen. Die Dialektik: Sie lehrt uns, Wahres und Falsches zu erkennen und zu unterscheiden. Die Arithmetik: Sie lehrt uns, zu erklären und zu differenzieren. Die Geometrie: Sie lehrt uns, zu messen und zu wägen und das rechte Maß zu finden. Die Musik: Sie lehrt unsere Sinne, den Wohlklang zu erkennen und Verschiedenes zu einem Ganzen in Harmonie zusammenzufügen. Die Astronomie. Sie lehrt uns, über uns hinauszublicken und die Ordnung der Gestirne und des ganzen Kosmos zu begreifen. 7 Tugenden: Gehorsam (auch Redlichkeit) - Arbeitsamkeit - Standhaftigkeit - Verschwiegenheit - Vorsichtigkeit - Mäßigkeit Barmherzigkeit (oder Menschenliebe). 7 Hauptfehler. Unvorsichtigkeit (Leichtsinn) - Unbeständigkeit (Trägheit) - Furchtsamkeit Eigensinn - Vermessenheit - Argwohn - Eigenliebe. 7 Hauptlaster. Hochmut - Geiz - Unmäßigkeit - Neid - Trägheit (Falschheit) - Wollust - Zorn (Rachgier). 7 Gaben des Heiligen Geistes: Weisheit - Verstand (Vernunft) - Klugheit - Tapferkeit - Erkenntnis (Wissenschaft) - Gottesfurcht. - Liebe. Ein guter und eifriger Freimaurer übt 2x7 Werke der Barmherzigkeit aus. Er soll: dem Fehlenden mit Ermahnungen entgegengehen, den Unwissenden unterweisen, dem Ratlosen guten Rat erteilen, für den Nächsten zu Gott beten, den Betrübten trösten, Schmähungen ertragen, aus gutem Herzen dem verzeihen, der ihn beleidigt, dem Hungrigen zu essen geben, dem Durstigen zu trinken geben, den Nackten bekleiden, den Gefangenen trösten, den Kranken besuchen, den Reisenden gastfreundlich aufnehmen, den Toten begraben. In den Konstitutionen der alten Bauhütten wurde bestimmt, daß kein Lehrling auf kürzere Zeit als 7 Jahre in die Lehre genommen werden sollte. Daraus leitet sich die Frage nach dem rituellen Alter eines Bruders her. Die Antwort

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____________________________________________________ Zahlensymbolik lautet, je nachdem es sich um einen Lehrling oder Gesellen handelt: „Unter sieben!" oder „Über sieben!" (3WK). Um zum Gesellen befördert zu werden, muß der Lehrling bildlich 7 Stufen ersteigen. Die englische Freimaurerei kennt die 7stufige Jakobsleiter, wobei jeder Stufe bestimmte moralische Eigenschaften entsprechen. Um einen Überblick über die Vielfalt der 7 zu geben, seien nur noch einige Bereiche genannt. Bibel und Christentum-. Gott schuf in 7 Tagen die Welt. Die Taube kehrte nach 7 Tagen zu Noah zurück. 7 Lämmer gab Abraham dem Abimelech. 7 Jahre diente Jacob um Lea und weitere 7 Rahei. 7 Tage trauerte das Volk um Jacob. Der Pharao träumte von 7 mageren und 7 fetten Kühen. Die erste der Gesetzestafeln des Moses enthielt 3 Gebote (Verhältnis zu Gott), die zweite 7 (Verhältnis der Menschen zueinander). 7 Tage lang sollten Brandopfer gebracht werden, 7 Festtage des Herrn gefeiert werden. 4. Moses: 7 Völker hatten das verheißene Land inne. 5. Moses: 7 fleckenlose Lämmer opferten die Kinder Israels, und sie aßen 7 Tage ungesäuertes Brot; die Sünden wurden durch 7 Schafe und einen Bock gesühnt. 7 Altäre errichtete Bileam, und 7 Kälber opferte er am 7. Tag. Josua: 7 Priester trugen die Bundeslade vor Jericho, 7 Tage zogen sie um die Stadt, am 7. Tag bliesen 7 Priester Posaunen. Moses mußte einen 7armigen Leuchter schaffen, 7 Tage dauerte das Fest der Tempeleinweihung des Salomonischen Tempels, bei dem 7fache Opfer gebracht wurden. 7 Jahre hatte sein Bau gedauert, und die Einweihung erfolgte im 7. Monat. Am 7. Tag des 7. Monats wird das Laubhüttenfest gefeiert, das 7 Tage dauert. Das Vaterunser enthält 7 Bitten. 7 Kreuzesworte des Erlösers werden aufgezählt. 7 Wochen dauert die Fastenzeit. Pfingsten liegt 7 Wochen (7x7 Tage) nach Ostern. - 7 christliche Jünglinge flüchteten im Jahre 251 vor Decius in eine Höhle bei Ephesus, wurden eingemauert und erwachten 200 Jahre später. Wir gedenken ihrer am „Siebenschläfer". - Die katholische Kirche kennt 7 Sakramente: Taufe - Firmung - Abendmahl Beichte - Ehe - letzte Ölung - Priesterweihe, teilt den Tag in 7 kanonische Stunden und feien das Fest zum Gedenken der „7 Schmerzen und 7 Freuden Marias". 7 Dämonen treibt Jesus aus Maria Magdalena aus. 7x70 mal muß man vergeben. Kabbala-, 7 Winde - 7 Meere - 7 Teile der Erde - 7 Flüsse - 7 Zeitalter - 7 Wüsten. Griechen-, Göttin Letos gebar am 7. Tag auf der Insel Delos Zwillinge. Niobe hatte 7 Töchter und 7 Söhne. Von den 7 Weisen sollen 7 delphische Sprüche stammen. Athen sandte 7x7 Jahre 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen als Opfer nach Kreta zum König Minos ins Labyrinth, das 7 Umfriedungen hatte. Theseus vollbrachte 7 Taten, zog mit 7 Paaren der Jugend nach Kreta und machte dem Greuel ein Ende. - 7 Töchter des Atlas wurden von Zeus in 7 Sterne - das Siebengestirn - verwandelt. 7 Köpfe der Hydra, 7 Häute auf dem Schild des Ajax. Märchen-, 7 Schwaben - 7 Geißlein - 7 Raben (Brüder) - 7 Zwerge - 7 Berge - Siebenmeilenstiefel. Alchimie-, 7 Stufen, um von der „Prima materia" zum „Stein der Weisen" („Lapis") zu gelangen: Calcination =* Verfestigung - Putrefaction = Vergehen - Solution = Lösen - Sublimation = Übergang - Reduktion = Zurückführung - Coagulation = Gerinnung - Destillation = Reinigung. 7 Metalle: Gold - Eisen - Kupfer - Quecksilber - Blei - Zinn - Silber. Für die 7 lassen sich noch viele andere Beispiele aus allen Kulturen und Zeiten zitieren. Die Zahl 7 bedeutet aber auch in zahlreichen Fällen: sehr groß, sehr viel, allumfassend. Daraus erklärt sich die Beliebtheit der Anwendung, z.B. der von den Druiden verwendete 7-Stern, die 7-Hügel-Städte: Rom, Jerusalem u.a., aber auch Siebengebirge, Siebenbürgen. Bekannt sind die 7 Winde, 7 Meere, 7 Wüsten, 7 Zeitalter. In der Literatur kennen wir das siebte Kreuz (Anna Seghers), Der siebente Ring (Stefan George), 7 Legenden (Keller). Im Rechtswesen: 7 Kurfürsten wählten den deutschen Kaiser. 7 Personen können einen Verein gründen. Auf dem Gerichtsplatz der Germanen waren 7 Linden gepflanzt, auf dem der Kelten 7 Eichen. Die NEUN ist das mehrfache (die Potenz) von 3, verstärkt also noch die heilige Zahl. Es ist die Zahl des Heils, Symbol der geistigen Wiedergeburt und Inbegriff der höchsten Vollkommenheit. 9 Teile hat der Tempel Salomos. 9 ist die Meisterzahl (3 WK, GLL), nämlich 3x3. Der 3 WK-Teppich enthält 3x3 Sterne. Mit einer 9-Knoten-Schnur kann man den Teppich konstruieren. Mit 3x3 wird der Bruder

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die Zauberflöte, Zeitrechnung________________________________________ geehrt, offiziell begrüßt und ihm gedankt, mit 3x3 wird der Trinkspruch beendet. Die Kabbala spricht von 9 himmlischen Sphären mit 9 Ordnungen himmlischer Geister. Es gibt 9 Ordnungen der Seeligen unter den Engeln: Engel - Erzengel - Fürstentümer - Gewalten - Tugenden Herrschaften - Throne - Cherubim- Seraphim. Der Buddhismus nimmt 9 Stufen an und gibt seinem Tempel 9 Etagen. 9 ist die Zahl der Musen-, Kalliope - Melpomene - Erato - Euterpe - Thalia - Urania Polyhymnia - Terpsichore - Clio. Das Kind bleibt 9 Monate im Mutterleib. > Maßstab (4,24), > Mond (4x7), > Tetraktys (4,10)

Zauberflöte, Die Wolfgang Amadeus Mozarts letzte, 1791 komponierte Oper gilt als die Freimaureroper. Mo­ zart und Emanuel Schikaneder, der Verfasser des Librettos, waren Mitglieder der Wiener Loge „Zur neugekrönten Hoffnung“. Ihr MvSt, Ignaz von Born, war Vorbild für die Figur des edlen Sarastro. Beim Libretto griff Schikaneder auf Borns Werk „Über die Mysterien der Ägypter“ zurück, aber auch auf den Roman > „Sethos“ des französischen Geistlichen Jean Terasson (1731), auf die Oper „Osiris“ von Gottlieb Naumann und auf viele andere Autoren. Daraus formte er als Hand­ lungsstrang einen Initiationsweg, der auch für Nicht-Freimaurer erkennbar ist, dessen tiefere Be­ deutung sich aber nur dem Freimaurer erschließt. Die Polarität des Lebens zeigt sich im Kampf des Lichts (Lichtspender Sarastro mit dem Sonnenkreis, die Priester) gegen die Mächte der Finsternis (Königin der Nacht, Damen, Mohr). Tamino personifiziert den Suchenden. Er ist ein Pnn?, „noch mehr: ein Mensch!" Er wird zwischen die beiden Mächte gestellt. Auf seinem Weg zum Höheren muß er Wasserfluten und Feuermeer (also den Gang durch die > Elemente) überwinden. Aber sein ed­ les Menschentum siegt. Schlußchor: „Es siegte die Stärke und krönte t;um Lohn, die Schönheit und Weisheit mit einiger Krön’.“Die gedankliche Verknüpfung zu den ägyptischen Mysterien (Chor: O Isis und Osiris) wurde bereits bei der Uraufführung durch Bühnenbild und Kostüme ausgedrückt, deren Gestal­ tung die Ägyptenvorstellung der Zeitgenossen Mozarts spiegelt. Es bestand zur Entstehungszeit ein verstärktes Interesse am alten Ägypten, das durch Forschungsberichte und fiktive Darstellungen genährt und befriedigt wurde. „Ägyptische“ Inszenierungen sind auch heute noch häufig, aber nicht mehr die Regel. Daß die ägyptischen > Mysterien ein Initiationsbund waren, der sich sym­ bolischer Handlungen und Rituale bediente, um seine Lehren zu vermitteln, erleben wir in der Oper. Die Zahlensymbolik spielt eine besondere Rolle. So begegnet die für den Freimaurer „hei­ lige“ Zahl Drei dem Zuschauer in den Personen (3 Damen, 3 Knaben), in den Instrumenten (Glo­ ckenspiel, Flöte, Panflöte) und auch in der Musik (Akkorde, Klopfrhythmen). Die Sieben tritt beim siebenfachen Sonnenkreis auf. Die Zauberflöte ist zugleich einfach und rätselhaft, komisch und erhaben, primitiv und weise, irdisch und überirdisch. Schopenhauer bezeichnet sie als vieldeu­ tig. Sie bietet für jeden Anregungen für den Weg zur Selbsterkenntnis. Handlung und die Musik Mozarts haben sie zur meistgespielten Oper im deutschen Sprachraum werden lassen. Zeitrechnung Im freimaurerischen Bereich wurde eine besondere Zeitrechnung gebraucht. „Anno ljtcis": Diese am meisten verwendete Zeitrechnung beginnt mit der vermeintlichen Erschaffung der Welt, d.h. man zählt zur profanen Jahreszahl 4.000 hinzu und erhält: 1999 = 1999 + 4.000 = 5999 A. L. Bis zum Anfang des Jahrhunderts war diese Zeitrechnung in fast allen frm. Büchern und Dokumenten in Gebrauch. Man muß sie wohl eher der Geheimniskrämerei zurechnen. Heute findet man sie fast nur noch auf Großlogenzertifikaten. Auf älteren Schriftstücken werden gelegentlich noch andere freimaurerische Zählweisen angewandt. Anno lnventionis._ (Royal Arch): Jahreszahl +530. Anno Mundi. (AASR): Jahreszahl +3760. Außerdem werden mitunter hebräische Monatsnamen verwendet. AnnoOrdinis. (Knight Templars): Jahreszahl-1118. > Zeiteinteilung der Freimaurer: > Maßstab, > Mond

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Zeitschriften, Zeremoniell Zeitschriften, deutschsprachige, freim. Alpina Offizielles Organ der Schweizerischen Großloge Alpina. 10 x jährlich. Verbandsdruckerei A.G., Maulbeerstr. 10, CH-3001 Bern Altschottischei Heft Herausgeber: GNML „Zu den drei Weltkugeln", Heerstr. 28, 14052 Berlin. 1 x jährlich. Nur für Brr. über III. - Redaktion: Horst G. Degner, Schleinitzstr. 10, 14193 Berlin Blaue Blätter Herausgegeben vom „Verein esoterischer Texte“, Rauhensteingasse 3, A 1010 Wien - Redaktion: Rudolf Pohl, St. Veitsgasse, Wien. Bundesblatt Herausgeber: GNML „Zu den drei Weltkugeln", Heerstr. 28, 14052 Berlin 19. 6 x jährlich. Schriftleitung: Gerhard Gähle. Eleusis Organ des Deutschen Obersten Rates des A.A.S.R., Selbstverlag DOR der Freimaurer des A.A.S.R., Rembrandtstr. 18, 60596 Frankfurt/M. 4 - 6 x jährlich. (Nur für Brüder über III). Hanseatisches Logenblatt Im Auftrag des Distriktes Hamburg und des Distriktes Schleswig-Holstein der GL AFuAMvD herausgegeben von Jürgen Müller, Kurt Römer und Günther Wedderien.. 10 x jährlich. Redaktion: Dr. Manfred Kreyer, Sachsenstr. 6, 21680 Stade. Humanität Zeitschrift für Gesellschaft, Kultur und Geistesleben. Im Auftrag der GL AFuAMvD herausgegeben von Jens Oberheide. Redaktion: Hartwig Kloevekom, Wellingsbüttler Weg 11, 22391 Hamburg. 6 x jährlich. Tau Zeitschrift der Forschungsloge „Quatuor Coronati”, Bayreuth. Redaktion: Wolfram Kraffert, Kapuzinerstr. 26, 55116 Mainz. 2 x jährlich. (Nur für Q.C.-Mitglieder). treue-information Herausgegeben im Auftrag der JL „Zur Treue". 5 - 6 x jährlich. Redakteur: Reinhold Dosch, Schönhauser Str. 17, 12157 Berlin. Zirkelkorrespondenz Mitteilungsblatt für Freimaurer nach der Lehrart der GLLdFvD. 10 x jährlich. (Zusatzblätter für Brüder der Andreas-Logen, Kapitel). Redaktion: Dr. Wilhelm Wehner, ZK-Redaktion, Postfach 2040, 32010 Herford. Der Zirkel Mitteilungsblatt der GL „Zur Humanität", Bund freimaurerisch arbeitender Frauen. 5xjährlich. Geschäftsstelle: Emser Str. 12-13, 10719 Berlin. - Schriftleitung: Gertrud Schiemann, Rellinghauser Str. 135, 45128 Essen. Mitteilungsblätter und Arbeitskalender einiger Logen erscheinen regelmäßig mit redaktionellen Beiträgen. Beispielsweise: Absalom Mitteilungen der JL „ Absalom zu den drei Nesseln Der Carolinenbruder Aer JL „Ferdinande Caroline zu den drei Sternen“ Rosenblätter Aer JL „Zu den drei Rosen" Zeremoniell, Zeremonie Während für den Freimaurer das Ritual als Bezeichnung der besonderen Form seiner Arbeit (Tempelarbeit) geläufig ist, sollte er für andere Veranstaltungen mit festem Ablauf innerhalb und außerhalb der Loge, bei denen Profane anwesend sind, diesen Begriff nicht verwenden. Das trifft zu auf Schwesternfeste, die als Rosenfest oder Vorweihnachtsfeier oder die als Erntedankfeier mit Schwestern und Gästen begangen werden. Dies gilt auch für Begräbnisse mit freim. Anteil. Die

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Zermonienmeister einzelnen Logen haben hierfür Textvorlagen erarbeitet, die man nicht als Ritual bezeichnen sollte. Ob man auch eine Trauung nach „Freimaurerisches Zeremoniellfür die Hochsgilrfeier“ durchführen sollte, erscheint wohl eher fraglich, denn damit rückt die Freimaurerei in die Nähe einer Ersatzreligion. Diese ausgearbeiteten Zeremonien (von latein. caerimonia = Verehrung, Ehrfurcht, feierlicher Brauch) sind Abläufe und Förmlichkeiten, die man unterscheidet in ein: Zeremoniell. Das ist vor allem eine Handlung im geistlichen Bereich, also mehr „heilige Handlung“, religiöser Brauch. Z.B. Papst- oder Kardinalswahl, Kaiserkrönung. Zeremoniell. So wird vor allem die förmliche Handlung im weltlichen Bereich genannt, die mehr auf das Außere abzielt. Z.B. das Hofzeremoniell. Im heutigen Gebrauch werden beide Begriffe fast als Synonyme verwendet, doch erscheint trotz unserer „heiligen“ Absichten bei den profanen Veranstaltungen der Begriff „Zeremoniell“ sinnvoller.

Zeremonienmeister / Ordner Der Zeremonienmeister (AFAM, GLL) oder Ordner (3WK) ist ein „Meister des Rituals“ und stellt die Verbindung zwischen der profanen Welt und dem „heiligen Raum“ im Tempel her. Darum be­ grüßt er die Brüder im Vorraum des Tempels, geleitet sie in den Tempel und meldet sie dem MvSt. Ohne die Führung des Zeremonienmeisters / Ordners können auch der GM und die Würdenträger den Tempel nicht betreten. Er entläßt sie erst im Osten des Tempels aus seiner Obhut. Er hat für die äußere Ordnung und die ritualmäßige Durchführung der Logenarbeiten und Tafellogen zu sor­ gen. Mit dem freim. Brauchtum und den GL-Gesetzen muß er vertraut sein. Er kann sich im Gegensatz zu allen anderen im Tempel frei bewegen (um den Teppich allerdings immer nur im Sonnenlauf) und kann seinen Platz verlassen, um z.B. Geschenke der Brüder oder Gäste dem MvSt zu überbringen. Er geleitet zu ehrende Brüder im Sonnenlauf durch den Tempel, wobei er i.a. vor dem Bruder herschreitet. Fremde Brüder empfängt und prüft er, meldet sie dem MvSt und läßt sie an der Spitze des Zuges in den Tempel treten. Er ist mit den Schaffnern für die äußere Ordnung der Loge verantwortlich. Für die korrekte Ausübung der Funktionen der beiden Schaffner trägt er die Verantwortung. Im einzelnen: Aufbau der Tempeleinrichtung und Tafel, Aufforderung zur Eintragung in das Anwesenheitsbuch / Gästebuch, er meldet schriftlich dem MvSt die Namen, Funktion und Bauhütte der Gäste, Prüfung, ob alle zur Tempelarbeit notwendigen Utensilien vorhanden sind, Aufforderung der Brüder zum Bekleiden, zum Einstellen profaner Gespräche und zum paarweisen Aufstellen, Anführung des Zuges der Brüder in den Tempel, unter Vorantritt der Winkeltragenden, Würdenträger und Gäste aus anderen Logen, der MvSt kann die gesonderte Einführung des GM und der Würdenträger bestimmen, bei manchen Ritualen werden die Beamten der Loge als letzte eingeführt, Verteilung der Plätze im Tempel, Meldung an den MvSt, daß die Brüder ihre Plätze eingenommen haben, Rechtzeitige Beschaffung der Utensilien und Bekleidungsstücke, die Brüder werden nach der Arbeit aus dem Tempel geleitet, er beaufsichtigt das Aufräumen des Tempels und Wegräumen der Ritualgegenstände, Aufsicht, Betreuung und Dokumentation des Inventars (Inventarverzeichnis, aus dem hervorgeht, welche Gegenstände Logeneigentum oder Leihgaben sind), er beaufsichtigt die Beschaffung und Verwahrung von maurerischen Gegenständen, Vorbereitung, Organisation und Betreuung von Tafellogen und Festveranstaltungen einschl. der Verhandlungen mit der Ökonomie, er bildet mit den > Schaffnern den Festausschuß. Das sichtbare Zeichen des Zeremonienmeisters ist der Ordnerstab, der bei 3WK als dreikantiger 24zölliger Maßstab ausgebildet ist. In anderen Großlogen ist die Gestaltung des Amtsstabes nicht festgelegt. Häufig gebraucht wird ein gedrechselter, mannshoher Stab, der an der Spitze ein freim. Symbol trägt: z.B. Winkel und Zirkel oder eine Kugel mit umschlungener Kette. - Als Amtszeichen trägt er zwei gekreuzte kräftige Ordnerstäbe. Sein Platz ist im Westen zwischen den Aufsehern bzw. im Südosten (ACGL, BFG).

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Zertifikat, Zerubabel, Zirkel Zertifikat Als Zertifikat bezeichnet man ein Dokument, das dem Bruder von der Großloge nach der Erhe­ bung zum Meister ausgestellt werden kann. Es belegt die Zugehörigkeit zum Freimaurerbund und dient, in Verbindung mit der jährlich ausgestellten Beitragskarte (VGLvD, ACGL, BFG), beson­ ders beim Besuch ausländischer Logen als Ausweis. Es trägt das Siegel der GL und die Unterschrif­ ten des Großsekretärs, der Großmeisters und des Inhabers. Das Zertifikat allein reicht als Besuchs­ berechtigung nicht aus. Der besuchende Bruder muß sich i.d.R. auch mindestens durch Zeichen, Wort und Griff dem zuständigen Beamten der besuchten Loge als Freimaurer zu erkennen geben. Zertifikate sind kunstvoll gestaltet und mit freim. Symbolen verziert. Viele ältere sind individuelle kalligraphische Meisterwerke. Dabei variieren die maurerischen Symbole entsprechend dem Gebrauch zur Zeit der Ausfertigung und den gestalterischen Auffassungen der Graphiker. Weit verbreitet ist das „Drei-Säulen-Zertifikat“, das auf eine englische Vorlage aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Es wird auch von den VGLvD ausgegeben. Zwischen den Säulen wird der Text in je einer Sprache gedruckt, häufig in der Landessprache und in Latein, bei VGLvD-Zertifikaten in Deutsch und Englisch. Angegeben sind Loge und Name des Bruders, das Aufnahmeund das Ausstellungsdatum, das in „AL“ (> Zeitrechnung) angegeben wird. Beim Überreichen des Zertifikats werden die abgebildeten Symbole erläutert (BFG): Ionische Säule = Weisheit, König Salomo, MvSt. Dorische Säule = Stärke, Hiram König von Tyrus, l.Aufseher. Korinthische Säule = Schönheit, Hiram Abif, 2.Aufseher. Musivisches Pflaster = Licht und Finsternis, Freude und Trauer, Wechselfälle des Lebens. Erd- und Himmelsglobus = weltweite Maurerei. Dazu kommen die drei großen Lichter, Winkelmaß, Setzwaage, Lot, Klüpfel und Meißel, roher und behauener Stein, das Reißbrett, die alle mit Bezug auf die Arbeitstafel des 1. Grades erklärt werden. Bei 3WK, AFAM, GLL werden Logenausweise mit Lichtbild ausgegeben. Ihre Gültigkeit ist bei AFAM zeitlich begrenzt. Genannt werden Name des Bruders und der Loge und die Daten der Aufnahme, Beförderung und Erhebung, bei GLL und 3WK auch die Daten für das Erreichen weiterführender Grade. Voraussetzung für die Verlängerung ist, daß der Bruder seinen maurerischen Verpflichtungen nachgekommen ist. Nach der Erhebung erhalten Brüder der AFAM außerdem den sog. Meisterbrief, der aber, im Gegensatz zum Zertifikat, nicht international anerkannt ist.

Zerubabel (Serubabel) Dies ist der Wiedererbauer des Salomonischen Tempels, nachdem er die Juden aus dem Exil in die Heimat zurückführte. Diese alttestamentarische Figur erscheint in den Hochgrad-Legenden des > AASR und des Royal Arch, die den Wiederaufbau des Tempels zum Thema haben. Im Royal Arch entspricht das Amt des Zerubabels dem MvSt. Die älteste Loge in Kopenhagen heißt „Zerubabel“. Zirkel Der Zirkel war ein in den mittelalterlichen operativen Bauhütten gängiges Werkzeug und wurde von der spekulativen Freimaurerei als Symbol übernommen. Der Zirkel liegt als eines der großen Lichter auf der Bibel auf dem Altar. Wir finden ihn, kombiniert mit dem > Winkelmaß, ebenfalls auf unserem Arbeitsteppich und sehen ihn tausendfach auf den Anstecknadeln und Abzeichen, die viele Brüder in der Öffentlichkeit tragen. Der Zirkel liegt so auf, daß seine Schenkel nach Westen, sein Kopf, in dem alle Lenkungskraft liegt, nach Osten weist. Der nach Osten in die Transzendenz, ins Numinose weisende Kopf bedeutet, daß der Freimaurerbund seine treibende Kraft durch die Hand des ABaW erhält, zu dessen Ehre der MvSt die Arbeiten beginnt und schließt. Beim Auflegen von Winkel und Zirkel auf die Bibel wird die zunehmende Vergeistigung der Materie in den einzelnen Stufen / Graden sichtbar: Im Lehrlingsgrad liegt der Winkel als Symbol für das Irdische, Materielle, Vergängliche über dem Zirkel. Im Gesellengrad überdeckt der eine Schenkel des Zirkels den kürzeren Arm des Winkels, d.h. der Geist beginnt die Materie zu beherrschen. Im Meistergrad hat das Geistige die Materie überwunden, denn der Zirkel liegt mit beiden Schenkeln über dem Winkel. Während das Winkelmaß die Handlungen des Maurers nach Vernunft und Ge-

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Zirkelkorrespondenz, zugeordneter MvSt setz bestimmt, ordnet der Zirkel (als Ausdruck allumfassender Menschenliebe) das Gefühlsleben und die seelische Einstellung zu den Brüdern und zur Menschheit. Der Zirkel ist notwendig, um einen Kreis zu schlagen. Der gerade Aufgenommene kommt in einen völlig neuen Kreis. Dem jungen Bruder muß gezeigt werden, daß er seinen Kreis weder zu eng (Abkapselung) noch zu weit (Oberflächlichkeit) zieht. Um an das rechte Maß zu erinnern, wird der Zirkel als „rechter Winkel” auf die Brust gesetzt. Rechtwinklig soll der weitere Gang des Bruders im Leben und in der Loge sein. Das erste Mal kommt jeder Bruder Freimaurer bei seiner Aufnahme mit dem Zirkel in innige Berührung. Die Zirkelspitze auf dem Herzen des neuen Bruders bedeutet: Nur vom Herzen, am Ort wahrer, reiner Liebe und Menschlichkeit, frei von allen persönlichen oder unlauteren Motiven soll der Bruderkreis geschlossen werden. Der Kreis - und der Bruderkreis besonders - hat keinen Anfang und kein Ende. Der Logenkreis und die Freimaurerei sollen sich in einem ewigen, immer wieder erneuerungsfähigen Kreislauf befinden. Beim Kreis ist jeder Teil gleich weit vom Mittelpunkt entfernt. So ist auch jeder Bruder gleich in seinen Rechten und Pflichten. Und der göttliche Funke erreicht jeden in gleicher Weise. - Was Agrippa von Nettesheim über den Kreis sagt: > Magie. Früher war allein der Zirkel das Zeichen des (Groß-) Meisters. Dabei waren die Schenkel des Zirkels aus goldglänzendem Messing, die Spitzen aus gehärtetem blauen Stahl. Darum ist der Meister in Gold und Azur (Blau) gekleidet. (> MvSt) Der Großmeister und die Mitglieder des Bundesdirektoriums der 3 WK tragen am roten Band über dem Großlogenabzeichen einen Zirkel über einem Winkel und einem gebogenen Maßstab auf einer strahlenden Sonne. Das bedeutet: Die besten, gewählten Brüder stehen im Mittelpunkt der Großloge. Um sie schart sich der Kreis der Brüder aller Logen. (Vergleichbare Amtszeichen tragen auch andere Großmeister, z.B. der BFG.) Der Zirkel weist uns auf den Weg der Erkenntnis hin, auf das Streben zum Transzendenten, Göttlichen. Im Zirkel erkennen wir die Überwindung des Winkelmaßes und der als rechteckig dargestellten Materie zum göttlichen Kreis des Geistes. Wie der Zirkel nur ein Mittel ist, um einen Kreis zu beschreiben, so ist die Loge nur ein Mittel, um zu den Idealen der Freimaurerei zu gelangen.

Zirkelkorrespondenz (ZK) „Zirkelkorrespondenz vereinigt mit dem Niedersächsischen Logenblatt. Mitteilungsblatt für Frei­ maurer nach der Lehrart der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland im Verbände der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer.“ Diese Zeitschrift wurde 1872 von Br. Dr. Adolf Widmann begründet. Ursprünglich als „Zirkelkorrespondenz unter den Johannis-Logenmeistern“ mit jährlich 4 Heften. Seit 1897 im Lehrlingsgrad, zweimal monat­ lich. In der „Dunklen Zeit“ war die Zeitschrift verboten. Nach dem 2. Weltkrieg nahm sie ihr Er­ scheinen wieder auf. 1998 erscheint die Zirkelkorrespondenz monatlich im 126. Jahrgang. Ihr Preis ist im Mitgliedsbeitrag der GLL eingeschlossen. Die „ZK“ gliedert sich in folgende Bereiche: „Mit­ teilungen der GLLdFvD“ sowie Beiträge zur Information, Instruktion und freimaurerischen Er­ bauung der Ordensbrüder (redaktioneller Teil). Ein weiterer Bereich ist der Arbeitsplan, d.h. die Bekanntgabe von Tag und Uhrzeit der Veranstaltungen der einzelnen Ordenslogen, und schließ­ lich Mitteilungen über die Mitgliederbewegung im Orden, d.h. Anmeldungen, Austritte, Entlas­ sungen, Deckungen, Streichungen und Ausschlüsse. > Zeitschriften

Zugeordneter MvSt und zugeordnete Beamte Für die wichtigsten Beamten der Loge werden Stellvertreter gewählt. Man bezeichnet sie als „zu­ geordnete“, „abgeordnete“, „beigeordnete“ Beamte. Gewählte Zugeordnete sind bei Verhinderung der Beamten ihre vollwertigen Vertreter bei Ritualarbeiten, in den Logengremien und bei den üb­ rigen Pflichten. Die Amtsträger sind verpflichtet, bei Verhinderung ihre Zugeordneten rechtzeitig zu benachrichtigen. Die Beamten sollen die Zugeordneten zumindest zeitweise einen Teil ihrer Aufgaben wahrnehmen lassen und sie über alle wichtigen Angelegenheiten ihres Aufgabenberei­ ches ständig unterrichten, damit diese jederzeit in der Lage sind, bei Bedarf die Arbeit in vollem

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Zylinderhut Umfang zu übernehmen. Wurde kein Zugeordneter gewählt, so muß der Beamte für den Fall sei­ ner Verhinderung rechtzeitig einen Vertreter bestimmen und den leitenden Meister davon unter­ richten. Der Beamte ist berechtigt, mitarbeitswilligen und befähigten Mitgliedern der Loge Einzel­ aufgaben seines Aufgabenbereiches zu übertragen. Gegenüber der Loge und dem MvSt bleibt er je­ doch allein verantwortlich. Bei einer dauernden Aufgabenübertragung muß das Einverständnis des MvSt eingeholt werden. Der Zugeordnete MvSt ist der gewählte Vertreter des MvSt. Er vertritt ihn im Falle der Verhinderung mit allen diesem zustehenden Rechten und Pflichten mit Ausnahme der juristischen Vertretung. Der Zug.MvSt soll nicht nur im Verhinderungsfall des MvSt in Tätigkeit treten, sondern von diesem mit besonderen Aufgaben betraut werden, etwa ihn beim Besuch be­ freundeter Logen zu vertreten oder Pflichten in der Großloge wahrzunehmen. Im übrigen gelten für den Zug.MvSt alle Pflichten wie für den MvSt. In geöffneter Loge wird er wie der MvSt ange­ redet (nicht etwa sehr ehrwürdiger „Zugeordneter“ Meister).

Zylinderhut Der Zylinderhut oder der „Hohe Hut“ gilt bei den Freimaurern als Zeichen des freien Mannes. Er setzt ihn nur in Ehrfurcht vor dem > ABaW (z.B. beim Gebet) ab, nicht jedoch vor den Men­ schen. Im 18. Jahrhundert war der Zylinder als Hut der amerikanischen Freiheitskämpfer nach Eu­ ropa gekommen. Er wurde zunächst als „Hoher Hut“ und erst nach Jahrhundertmitte als Zylinder bezeichnet. - Der britische Hutmacher John Hetherington hatte mit seinem röhrenförmigen „top hat“ aus schwarzer Seide Aufsehen erregt. Die „Times“ beschrieb 1797 das „schlanke, blank glänzende Gefüge, das'H bestimmt, furchtsame Hürger zu erschrecken“ als öffentliches Ärgernis. - Im revolutionären Frankreich trugen ihn die Vertreter des „Dritten Standes“, um sich vom Dreispitz des Ancien Régime zu distanzieren. - Ab 1848 bekam der Zylinder den Namen Angströhre. Der Begriff ent­ stand am 29./30. Oktober 1848 in Wien, als Bürgergardisten aus Angst vor den kaiserlichen Trup­ pen ihren Demokratenhut - den breitkrempigen Kalabreser - gegen den gutbürgerlichen Zylinder austauschten. - Im 19. Jahrhundert wurde die ehemals politische Bedeutung des Hutes von der Mode überlagert. Höhe, Ausformung und Materialien waren dem Geschmackswechsel unterwor­ fen. Heute tragen den Zylinderhut bei den Freimaurern in Deutschland durchgängig die Mitglieder der GNML 3WK und nur vereinzelt die Logen der anderen Obödienzen. Von manchen Brüdern wird er als Relikt der Vergangenheit angesehen oder deshalb abgelehnt, weil man sich damit lächer­ lich machen könnte. Bei den Logen der BFG und allen englischen Bauhütten wird kein Hoher Hut getragen. Bei Logen der ACGL trägt ihn nur der MvSt und die beiden Aufseher. Der Zylinder gilt dort als Symbol für die Krone König Salomos.

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Anhang

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Stichwörterliste und Hinweise (Verweise)

Normalschrift = Stichwörter, die erklärt werden Kursivschrift = Stichwörter, die unter einem anderen, mit „ > “ bezeichneten Wort erklärt werden Hinweise im Text auf andere Stichwörter werden mit „ > “ gekennzeichnet.

A AASR > Alter u. Angenommener Schottischer Ritus

ABaW Aberglaube Abgebrochene Säule > Adhuc stat Abgeordneter GM, MvSt, Beamte >Zugeordnete Beamte

Abkürzungen Ablaßgegen die Freimaurerei >KathoUsche Kirche (unter Papst ljeo XIII.)

Absalom Abzeichen, Ehrenzeichen ACGL Achtungszeichen Acting Grand Master Adam Kadmon Adept Adhuc stat Adler Adonai > Jehova Adoniram > Hiram

Adoptionslogen Adreßbuch der deutschen Freimaurerei > ¡ahrbuch der VGLvD Adyton (Allerheiligstes) > Salomonischer Tempel Affiliation > Annahme Afrikanische Bauherren > Vereinigungen, die mit der Freimaurern verwechselt werden

A.F.u.A.M. Agape > Tafellöge

akademie forum masonicum Akazia Alchimie Allegorie Allgemeine Altschottische Loge > Drei Weltkugeln Allerheiligstes > Salomonischer Tempel

Allsehendes Auge Alpina Altar Altarlichter > Tempel

Alten Pflichten, Die Alter, freim. Alter und Angenommener Schottischer Ritus (AASR) Altpreußische Logen Altruismus Altschottisches Direktorium > Grade der 3 WK Altschottische la>ge > Grade der 3WK

Altschottisches Heft Altstuhlmeister Alttestamentarische Worte Amen American Canadian Grand L. > ACGL

Amer. Präsidenten, die Freim. waren Amer. Unabhängigkeitserklärung Amorc > Vereinigungen, die mit der Freimaurerei verwechselt werden

Amtsdauer Anagramm Ancients Masons Andersen Andreas Androgyne Logen > Gemischte Logen Anerkennung > Regularität Anfänge der FM > Geschichte der FM,> Lrste deutsche Logen Angst > Furcht Anker > Hoffnung Anno > Zeitrechnung freim.

Anreden Anthroposophie Anti-Freimaurerei Antisemitismus Anwesenheit Anwesenheitsbuch Angug freim. > Bekleidung Arbeit > Tempelarbeit

Arbeitsfelder einer Loge Arbeitskalender Arbeitstafel, Arbeitsteppich > Teppich

Archetypus Archive, freim. Areopag Arkandisziplin Armenpfleger > Wohlfahrtspfleger Armensammlung Armensäckel; Armillarsphäre > Drei Weltkugeln Astrologie > Astronomie

Astronomie Atheist Auferstehung Aufklärung Aufnahme 331

Aufnahmealter Aufnahmeantrag, Aufnahmegebühr > Eintritt Aufrichten der Säulen > Säulen Aufseher Auge Gottes > Dreieck Augenbinde Aushang Ausländischer Bruder Ausscheiden aus der Loge Ausschluß > Ausscheiden Austritt > Ausscheiden Auswärtige Mitglieder Ausweis > Zertifikat Aux trois Globes > Drei Weltkugeln Ayur > Meister

B Babel, Turmbau von Baldachin Ballotage > Kugelung Bänder (> Bekleidung) Banner

Baphomet Barmherzigkeit, Werke der > Zahlen, 7 Basic Principles > Regularität Bastard > Ehelichkeit ' Batterie > Beifallszeichen Bauchzeichen > Erkennungszeichen Baugedanke Bauhütte > Loge Bauhüttenbruderschaften Bauhüttenordnung > Hüttenordnung Baum > Salomonische Säulen Baumeister > ABaW Bauopfer Bausage > Hiram

Bausteine Beamte und ihre Symbole Beamtenrat Beförderung Beginn der EM > Geschichte der EM > Erste deutsche lugen Begräbnis, freim. Beifallszeichen Beitrag > Mitgliedsbeitrag Beitritt > Eintritt Bekleidung Bernhard, heiliger Berufe der Freimaurer Besuch einer Loge Besuchende Brüder Besuchsregelung Besuchsverbot

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Beurlaubung (Dispens) BFG Bibel, s.a. > Lichter, große Bibliographie Bibliotheken, freim. Bielefelder Ring > Ring > Nationalsozialismus Bienenkorb Bijou > Bekleidung Bildungsstand der Ereimaurer > Berufe der Freimaurer Binde > Augenbinde Blau > Farbsymbolik Blaue Maurerei > Johannismaureret Bleiwaage > Setzwaage Bnai Brith Boas > Säulen Briefmarken, freim. > Philatelie Briefstil British Freemason o.G. > BFG Bruder Bruderkette > Kette Bruderkuß Brudermahl > Tcfelloge Brüderliches DU Brüderlichkeit Bruderliebe Brudername Bruderschaft Brustzeichen > Erkennungszeichen Buch > Bibel Buddhismus Buffaloes > Bereinigungen... Bullen, päpstl. > Kath. Kirche Bundesblatt Bundesdirektorium > Drei Weltkugeln Bundeslied > Fieder, freim. Bürge > Proponent

c Gable Tow > Knotenschnur Caritas Catena > Gemischte l argen Catholick Religjon > Christliche FM Chiffre-Bücher Christliche Freimaurerei Christus > Jesus Christus dass l atdges > Berufe der Freimaurer, > RekordTabelle Codex Juris Canonici (CIC) C.o-Masonry > Gemischte Lagen Comenius Constitution > Alte Pflichten Cooke-Manuskript > Urkunden Crux Ansata > Tau

D Deckung Degen > Schwert Deismus Delphi > Erkenne dich seihst Demiurg Demokratie, demokratisch De-Molay-Orden > Vereinigungen Demut Denkfreiheit > Geisteifreiheit

Denkmünzen > Medaillen Deputationslogen Deputierte beamte, MvSt > Zugeordnete beamte, ... Deutsch-Christlicher Orden > Nationalsozialismus Deutsche Großlogen > Großlogen Deutsche Lagen, erste > Erste deutsche Logen Dichtung Dienende Brüder Diktaturen Dispens > beurlaubung Disziplin Dogma Doppelmitgliedschaft Drei > Zahlen Dreieck Dreifach Großer baumeister der ganzen Welt (GLLJ > AbaW Drei-Punkte-Brüder Drei Ringe > Ringparabel Drei Weltkugeln Droit Humain > Gemischte Logen Druiden > Vereinigungen,... Du > brüderliches Du Dualität > Polarität Duell Dunkle Kammer Dunkle Zeit Durchschnittsalter

E Eastern Star Ecklejfsche Akten > GLL Edikt von 1798 Ehelichkeit der Geburt Ehrenabzeichen > Abzeichen Ehrenmeister Ehrenmitgliedschaft einer Loge Ehrenrat Ehrungen > Abzeichen > E.hrenmeister Eid Einfluß der FM heute Einigungsbestrebungen in Deutschi. Einsamkeit

Einschuhigkeit Einsetzung > Lichteinbringung Eintritt Eintrittsalter > Aufnahmealter Einweihung > Initiation >Mysterien Eklektischer Bund Elemente Eleusis Elite Elohim > Jehova Emblematik Engbünde Entlassung > Ausscheiden Erhebung Erkenne dich selbst Erkenntnisstufen Erkennungszeichen Erste deutsche Logen Esoterik Esperanto Es regnet! Euklid > Geometrie Europa > Vaterland Evangelische Kirche Ewiger Osten Ex libris

F Farbsymbolik Faschismus > Diktaturen Fehler, lasier > Zahlen (7) Feldlogen, deutsche im 1. Weltkr. Feminine Freimaurerei > Frauen Fenster > ¡achter, kleine Fernsehen, freim. Beiträge im Feßler > Royal York Feste, freim. Figur des Schweigenden > Harpocrates Flammender Stern Flammendes Schwert > Schwert Form und Inhalt (Kult und Sinn) Forschungsloge Fortschritt Fragebogen > Aufnahme Fragebücher > Katechismen Frauen Freemasons Hall > lagenhaus Freidenker > Vereinigungen Freier Mann von gutem Ruf Freiheit Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit Freimaurer (Worterklärung) Freimaurer, bekannte

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Freimaurerei?, Was ist > Was ist... Freimaurer helfen > Caritas Freimaurerisches Hilfsiverk > Caritas Freimaurermorde Freimaurer ohne Schurz > Maurer ohne Schürf Freundschaft Friedensbedrohung Friedrich II. > Drei Weltkugeln, > Fernsehen (Abschied von FII.) Furcht Fürchterlicher Bruder

G „G“ Gabenpfleger > Wohlfahrtspfleger Gästeveranstaltungen > Öffentlichkeitsarbeit Gebet Gebote für Freimaurer Gedankenfreiheit > Geistesfreiheit Gegensätze > Polarität Geheimbund Geheime Obere > Unbekannte Obere Geheimnis Geheimschrift Gehorsam > Disziplin Geistesfreiheit Gelöbnis > Eid Gemeinsinn Gemischte Logen General Pegulattons > Verfassung Geometrie Gerechte und vollkommene Loge Geschäftsmaurerei Geschichte der Freimaurerei Geschlossene Gesellschaft > Geheimbund Geselle, Gesellenbeförderung Gesellenfrühstück > Tafelloge Geselligkeit Gesellschaftliche Krankheitssymptome > Friedensbedrohung Gesinnung Gestalt der Loge Gesundheiten (Trinksprüche) > Tafelloge Gewissensfreiheit Glaube Glaubensgemeinschaft Gleichheit Glocke GNML dWK > Drei Weltkugeln Gnosis GO > Grand Orient de France Gold > Farbsymbolik, > Meister Goldmacherei

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Goldschurz > Abzeichen Gold- und Posenkreuzer > Posenkreutz Gott Gottesauge > Dreieck > Allsehendes Auge Gottesbegriff > ABaW Gottesname > Jehova Grade, freim., Hochgrade Grand Orient de France (GO) Griff > Erkennungszeichen Große Landesloge d.F.v.D. Großer Baumeister aller Welten (AFAM), s.a. > ABaW Großer Baumeister derganzen Welt (Gl > ABaW Großer Orient von Deutschland > Gemischte Logen Großloge Großmeister-Konferenz > Wefr-Großlogen-Konferenz Großvertreter Grün > Farbsymbolik Gründung einer Loge Gutturale > Erkennungszeichen

H Halszeichen > Erkennungszeichen Hamburger Logenblatt Hammer Handauflegen Handgriff > Handschenk

Handschenk Handschuhe > Bekleidung Hanseatisches Logenblatt > Hamburger Logenblatt Häresie Harmonie > l achter, kleine, > Steinmetzgrund

Harpocrates Heermeisterring > Pdng Heimat > Vaterland Herkunft der FM > Ursprung der FM Hermes Trismegistos Hermetik, hermetische Freimaurerei Hexagramm > Flammender Slern Hierophant > Mysterien Hinken > Ednschuhigkeit Hiram „Historische“ Aufnahme Hochgrade, s.a. > Grade Hochgradsysteme > Grade, freim. Hocbmittagf I iochmitternacht > Maßstab Hoffnung HohenzoHem > Preußische FM Hoher Hut > Zylinderhut Homosexualität Horus > Harpocrates Humanitäre Freimaurerei

Humanitärer Preis der deutschen Freimaurer > Preise der deutschen Freimaurer Humanitas > Gemischte Logen „Humanität“ (Zeitschrift) Humanitätsbegriff Hund, Freiherr v. > Tempelritter > Strikte Observanz Hut > Zylinderhut Hüttenordnungen > Bauhüttenbruderschaften

1 Illuminaten In der uns heiligen Z.ahl > Abkürzungen (i.d.u.h.7,.) Index, katholischer In good Standing Initiation In Ordnung! Inquisition INRI Installation Instruktion Internationalismus > Weltbürger Internet Irrtum Isis- und Osiris-Mysterien Islamische Welt und Freimaurerei

I

Jahrbuch der VGLvD Jahwe > Jehova Jakobsleiter Jehova Jesuiten Jesus Christus JHl TI > Jehova Johannes Johannisfest Johannismaurerei Judenfrage Jugendwerk der Freimaurer Jurisdiktion > lehrart

K Kabbala Kabeltau > Knotenschnur Kalender > Jahreskalender der I 'GLvD Kammer der verlorenen Schritte > Dunkle Kammer Kammer des stillen Nachdenkens > Dunkle Kammer Konfession > Kirche Kanone > Tafelloge Kapelle der GLL Kapitel (grade) > GLL Kapitelring > King

Kardinaltugenden > Tugenden Karitas > Caritas Karitative Organisationen > Caritas Katechismus Katholische Kirche Kelle Kerze Kerzengespräch Kette Kettenlied Kinder der Witwe > Söhne der Witwe Kirche, Konfession Kiwani > Vereinigungen Kleiderordnung > Bekleidung Kleinod, Kleinodien Klopfen Knie, Knien Knotenschnur (Vereinigungsband) Königliche Kunst Königlicher Bogen, Orden v. > Grade Konstitution > Alte Pflichten Konvent Kornähre > Geselle Körperliche Unversehrtheit Kosmopolitismus > Weltbürgertum Krankheitssymptome unserer Cresellschaft > Friedensbedrohung Kränzchen Kreis > Magie > Zirkel > Reisen Kreuz Krieg Kubus Kugel Kugelung Kult u. Sinn > Form und Inhalt Kultur Kulturpreis deutscher Freimaurer > Preise der deutschen Freim. Kunst, freim. > Pegasus

L labynnth > Reisen Laizismus Lambdoma Landmarken Legende Lehrart Lehre der Freimaurerei

Lehrling Leidender Leiter > Jakobsleiter Leitsätze Lemniskate > Knotenschnur

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Licht Lichtbewahrung Lichteinbringung Lichter, große Lichter, kleine Lichterteilung Uchtsucher > Licht Liebe Lieder, freim. Lions > Vereinigungen, die mit der Freimaurerei verwechselt werden Literatur Ljteraturpreis der deutschen Freimaurer > Preise Loge laigenabgeichen > Bekleidung Logenausweis, Logenpaß 1atgengriindung > Gründung einer L. Logenhaus Logen in den neuen Bundesländern Logenhausordnung laigenmeister > Meister vom Stuhl Logennummer Vogenschwert > Schwert Logenstunden > Maßstab Lohn Losung > Erkennungszeichen Lot > Senkblei Ludendorff Füge > Wahrheit Lusgfer > Teufel

M Magie, magische Maurerei Magna Charta Männerbünde Mark Meister Maurer Masonica Maßstab Matrikel Mauer Maurerjahr Maurer ohne Schurz Medaillen Meditation Meister Meistertisch > Altar Meister vom Stuhl (Logenmeister) Mensch Menschenliebe > Bruderliebe Meßkette > Knotenschnur Meßschnur > Knotenschnur Metalle ablegen Metapher > Allegone

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Milchbruder Militärlogen > Feldlogen Mitgliedbeitrag Mithras Mittag Mitternacht > Maßstab Modems > Ancient Masons Molay Molay-Orden > Vereinigungen Mond, s.a. > Sonne Mozart > Musik, freim > Zauberflöte Museen, freim. Musik, freim. Musikalischer Bruder Musivisches Pflaster Mutterloge Mystagoge > Mysterien Myste > Mysterien Mysterien Mystik

N Nachlaß > Ausscheiden aus der Lage (Tod) Nag Hammadi > Gnosis Namen der Freimaurerlogen in D. Nathan der Weise > Bangparabel National-Großmeister Nationalismus > Weltbürgertum Nationalsozialismus Nationalversammlung > Paulskirche Neophyt > Mysterien Neun > Zahlen Nobelpreisträger Norden > Tempel Notzeichen

o Obödteng > Lehrart Odd Fellows > Vereinigungen, die mit der Freimaurerei verwechselt werden Öffentlichkeitsarbeit Öffnen und Schließen der Loge Okkultismus Operative Maurer (Oper. Maurerei) Opfer Orden (Vereinigung) Orden > Abzeichen > Medaillen Ordems’&Meister > Große Eandesloge Ordensnamen > Logennamen Orden vom König!. Bogen > Grade Ordner > Zeremonienmeister Ordnung > In Ordnung Ordo ab Chao Orient

Oroborus > Uroborus Osten

P P2 (Propaganda Aue) > Anti-FM Pantoffel > Einschuhigkeit Papst > Katholische Kirche Päpstliche Bullen > Kathol Kirche Parteipolitik > Politik Paßwort Fast Master > Altstuhlmeister Pate > Proponent Patent > Stiftungsurkunde Paulskirche, Paulskirchenversamml. Pazifismus > Krieg Pectorale > Erkennungszeichen Pegasus Pelikan Pentagramm > Flammender Stem Pentateuch Philatelie, freim. Philosophie Philosophische Freimaurerei Phönix Polarität Politik, Parteipolitik Porzellan, freim. Preise deutscher Freimaurer Preußische Freimaurerei Prima materia > Alchimie Prince-Hall-Logen Prioritätenliste Proben Profaner Pro Grand Master > Acting Gr. M. Proponent Protokoll Protokolle der Weisen von Zion Prüfungen > Proben > Elemente > Mysterien Pythagoras von Samos Pythagoreer > Geometrie > Pythagoras

2

Quadratschrift Qualität oder Quantität? Quantität > Qualität Quaste > Knotenschnur Quatuor Goronati (Organisation) >Forschungsloge Quatuor Coronati (Legende) Quintessenz > Elemente

R Rachegrad

Rauher Stein > Steine Rebekka-Eogen > Vereinigungen Rede > Vortrag Redner R.E.F.O.R.M. Regen > Es regnet! Regenbogen > Mark Meister Maurer RegiusManuskript > Urkunden Regularität Reihenfolge der Wichtigkeit > Prioritätenliste Reinigung Reisen Reißbrett Rekordtabelle der Freimaurerei Rektifizierter Ritus > Grade Religion Religiosität Ring Ringparabel Ritter Ritual Ritualfreiheit Ritus > Eehrart Roher Stein > Steine Rosen, freim. Rosenfest > Johannisfest Rosenkreutz, Rosenkreuzer Rosenkreuzer > Rosenkreutz Retary > Vereinigungen Rot > Farbymbohk Rote Schnur > Knotenschnur Round Table > Vereinigungen Royal Arch > Grade Royal Ark Mariner > Mark Meister Maurer Royal York Ruhende Logen

s Salomonischer Tempel Salomonische Säulen Salve > Beifallszeichen Sanduhr > Vergänglichkeitszeichen Sarg > Vergänglichkeitszeichen Satan > Teufel Säulen Schaffner Schatzmeister Schläge > Klopfen Schlange Schlaraffen > Vereinigungen Schlüssel Schmetterling Schnur > Knotenschnur

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Schönheit > Lichter, kleine Schottengrade, Schottische Maurerei Schottenloge > Drei Weltkugeln Schottischer Ritus > Alter u. Angen. Schriftführer/ Sekretär Schritte Schrödersche Lehrart Schuh > Einschuhigkeil Schurz Schwang Messe > Teufel Schwedische Lehrart Schweigende Figur > Harpocrates Schweizerische GL > Alptna Schwert, Degen Schwester Seil > Knotenschnur Seilspanner > Knotenschnur Sekten Selbstbeherrschung > Selbstveredelung Selbsterkenntnis > Erkenne dich selbst > Selbstveredelung Selbstkritik > Selbstveredelung Selbstüberwindung > Selbstveredel. Selbstveredelung Senkblei (Lot) Sephirot > Kabbala > Adam Kadmon Serviette Sethos Setzwaage (Wasserwaage) Shriners > Grade Sicherheit der Loge > Deckung Siegel Salomos Silberschurz > Abzeichen Sittengesetz Smaragdene Tafel > Hermes Trismegistos Sohn (Söhne) der Witwe Sonne Sonnengesang Spekulative Freimaurerei Sphinx Spiegel Spirale > Jakobsleiter > Sonne > Reisen Spiritismus > Okkultismus Spitzhammer SRIA > Rosenkreutz SRJCF > Rosenkreutz Staat Stab Stählernes Dach > Schwert Stärke > Lichter, kleine Stein der Weisen, s.a. > Alchimie Steine

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Steinmetzbruderschaften (Ordnung) > Rauhüttenbruderschaften Steinmetzgrund, gerechter Steinmetzzeichen Stern > Sonne > Flammender Stern Stiftungsfest Stiftungsurkunde Stille Brüder Stomachale > Erkennungszeichen Straftäter Streichung > Ausscheiden Strick > Knotenschnur Strikte Observanz Stufen > Jakobsleiter > Selbstveredelung Stuhlmeister > Meister vom Stuhl Suchender Symbole Synagoge des Satans > Teufe! System > Lehrart

T Tabula smaragdina > Hermes Trismegistos Tafelloge Tagesgeschehen Tanz > Mysterien Tau Taxil-Schwindel > Teufe! Tempel Tempelarbeiten Tempelritter Tempelweihe Teppich Teppichaufzeichnung > Teppich > Knotenschnur Teppichweihe > Tempelweihe Testament Tetragrammaton > Jehova > Tetraktys Tetraktys Teufel Theismus > Deismus Thora > Pentateuch Toast > Tafelloge Toblerone > Dreieck Tochterloge > Mutterloge Tod Todesstrafe Todessymbole > Vergänglichkeitszeichen Toleranz Tore > Mauer Tradition Trauerloge Treppe > Jakobsleiter Treue treue information

Trinksitten > Tafelloge Trinksprüche > Tafelloge Tubal Kain Tugenden, s.a. > Zahlen (7)

y Überlieferung > Tradition UFL Umführungen > Reisen Unabhängigkeitserklärung > Amerikanische U. Unbekannte Obere Unehelichkeit > Ehelichkeit der Geburt Unio mystica United Grand Lodge of England UGL Unsterblichkeit Unterrichtslogen Unterscheidung der FM von anderen Vereinen Urkunden, Manuskripte Uroboros Ursprung der Freimaurerei US-Präsidenten > Amerikanische Pr.

y Vaterland Verein > Unterscheidung der FM von anderen Vereinen Vereinigte Großlogen von Deutschland Vereinigungen, die mit der Freimaurerei verwechselt werden Vereinigungsband > Knotenschnur Vergänglichkeitszeichen Vergißmeinnicht Verräterschriften Verschwiegenheit > Geheimnis Vicarius Sa/omonis > Schwedisches System Viereck > Tetraktys Vier Gekrönte > Quatuor Coronati Vitriol > Stein der Weisen Volksglauben > Aberglauben Vorbereitender Bruder Vorsteher > Aufseher Vortrag Vorwürfe gegen die FM

W,X,Y Wachthabender Wahl, Wahlloge Wahlspruch der FM > Leitsätze der FM Wahrheit Wanderungen > Reisen Waschungen > Elemente Was ist Freimaurerei? Wasser > Elemente

Wasserwaage > Setzwaage Weisen von Zion > Protokolle der... Weisheit > Lichter, kleine Weißes Buch > Buch Weiße Tafel > Tafelloge Weltbruderkette Weltbürger Welten Weltfreimaurerei, Weltverschwörung Welt-Großlogen-Konferenz Weltkugelstiftung > Caritas Weltverschwörung > Weitfreimaurerei > Ludendorff Wendeltreppe > Jakobsleiter Werbungfür die Logen > Öffentlichkeitsarbeit Wesen und Wissen der Freimaurerei Wetffarer Ring > Ring > Nationalsozialismus Wiedergeburt > Eleusis > Mysterien > Auferstehung > Unsterblichkeit Wilhelmsbad > Strikte Observanz Winkelhaken > Winkelmaß Winkellogen Winkelmaß Wissenschaften > Zahlen (7) Wohlfahrtspfleger Wort Wörterliste:Deutsch-Englisch-Französisch York Ritus

z Zahlensymbolik Zauberflöte Zeichen > Erkennungszeichen Zeichnung > Vortrag Zeiteinteilung > Maßstab Zeitfragen > Friedensbedrohung > Tagesgeschehen > Einfluß der Freimaurerei heute Zeitrechnung, freim. Zeitschriften, deutschsprach., freim. Zeremoniell, Zeremonie Zeremonienmeister/Ordner Zertifikat Zerubabel (Serubabel) Ziegeldecker > Wachthabender Zierate > Kleinod Zion > Protokolle der Weisen von Z. Zirkel Zirkelkorrespondenz (ZK) Zollstock > Maßstab Zu den drei Weltkugeln > Drei lUK Zugeordneter MvSt und zug. Beamte Zunftlegende > Hiram Zuversicht > Hoffnung Zylinderhut

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DEUTSCH Allmächtiger / Großer Baumeister aller Welten m - A.B.a.W., G.B.a.W. abgeordneter ... Abzeichen n Adoptionsmaurerei in Akazie in Akademie in Alchemie, Alchimie in Allegorie in allegorisch Allerheiligste n Allsehendes Auge n Almosen n Almosenbeutel m Alphabet freimaurerisches n Altar m AltAlt-Stuhlmeister m

FRANZÖSISCH ENGLISCH Great Architect of the Universe Grand Architecte de l’Univers

Alte Landmarken in Alte Maurer m Alte Pflichten in Alter freimaurerisches n Alter gesetzliches n Alter symbolisches n Alter und Angenommener Schottischer Ritus m -A. A. S. R. Amerikanischer Ritus, York Ritus m Amtierender Großmeister m Andreasgeselle m Andreaskreuz n Andreaslehrling m Andreasloge in Andreasmeister m Anerkennung in Annahme in Anordnung in Anrede in Anwesenheit in Anwesenheitsbuch n Anwesenheitsliste in

Ancient (Antient) Landmarks Ancient Masons Old Charges masonic age lawful age symbolic age Ancient and Accepted Rite - A. & A. R.

Anwesenheitsmarke in Arbeit eröffnen in Arbeit schließen in

340

m

-G. A. O. T. U. deputy jewel, badge adoptive masonry acacia academy alchemy allegory allegorical Sanctum Sanctorum all-seeing eye alms alms bag masonic alphabet altar PastPast Master

American Rite, York R.

Ruling Grand Master Fellow Craft of Saint Andrew cross of St. Andrew Apprentice of St. Andrew lodge of St. Andrew Master of St. Andrew recognition joining order address attendance attendance book attendance register, attendance list attendance token to open the lodge to close the lodge

- G. A. D. U. député signe distinctif m maçonnerie d'adoption m acacia zv académie m alchimie m allégorie m allégorique Saint des Saints m Œil Divin m aumônes, oboles in sac d'aumônes in alphabet maçonnique m autel m Passé/ Ancien P.-Maître, Ex-Venérable M. Ancien-Venérable M. m Anciens landmarks Anciens maçons Anciens Devoirs m age (franc)maçonnique m age légal m age symbolique m Rite Ecossais Ancien et Accepté m

- R. E. A. & A. Rite-Américain, R. de York m Grand-Maître en fonction m Compagnon de Saint André croix de St. André in Apprenti de St. André loge de St. André in Maître de St. André m reconnaissance w affiliation in ordonance m discours (maçonnique) présence w livre de présence m liste de présence a

jeton de présence m ouvrir la loge/o.des traveau fermer la loge/o.des trav.

DEUTSCH Arbeit unterbrechen iv

ENGLISCH

to call from labour to refreshment Arbeitstafel », Arbeitsteppich m tracing board Royal Ark Arche königliche » architect Architekt m librarian Archivar m alms bag Armenbeutel m almoner Armenpfleger m taking your time from/with me Auf mich meine Brüder initiation Aufnahme w application to be admitted Aufnahmebegehren n Senior Warden Aufseher 1. m Junior Warden Aufseher 2. m eye Auge, allsehendes n blind fold Augenbinde » elect Auserwählter m notice Aushang m country members Auswärtige Mitglieder ribbon Band n banquet, festive board Bankett n standard Banner n standard bearer Bannerträger m mercy Barmherzigkeit a> building Bau m building of the temple Bau des Tempels m lodge Bauhütte, Loge w Architect of the Universe Baumeister aller Welten m Almighty Architect Baumeister Allmächtiger m Great Architect Baumeister Grosser m stone, ashlar Baustein m draft, plan Bauriss m officer, office bearer Beamte m jewel Beamtenabzeichen n collar Beamtenband n committee Beamtenrat m

Beförderung w Beharrender m behauener Stein m Beifallszeichen, Zustimmungszeichen n Beigeordneter, Zugeordneter m Beitrag m Bekleidung maurerische w besuchender Bruder Besuchsregelung a Bibel w Bibliothekar m Bijou n

passing — perfect ashlar sign of agreement assistant dues, fee regalia visitor visiting agreement bible librarian jewel

FRANZÖSISCH

mettre en récréation, registre de présence m tableau de loge, tapis de loge m arche royale a> architecte m archiviste m sac (tronc) d'aumones m aumônier m à moi mes frères initiation demande à être reçu Surveillant premier m Surveillant deuxième m œil divin m bandeau m élu m affichage m cordon, sautoir, ruban banquet, repas fraternel m étendard m porte étendard miséricorde w construction w construction du temple m loge », atelier m Architecte de l'Univers m Architecte Tout-puissant m Grand Architecte m pierre w planche tracée » officier m bijou d'officier m collier d'officier commission des officiers, comité de loge passage m persévérant m pierre cubique (parfaite) batterie » signe d’agrément adjoint m cotisation » décors maçonniques m frère, visiteur m droit de visite m bible v bibliothécaire m bijou m 34!

DEUTSCH Binde a> blauer Grad m blaue Loge w blaue Maurerei w Bleiwaage, Setzwaage a> Bogen mit Schlußstein m Brauch freimaurerischer m Breite a> Bruder m -Br. Bruderkette w Bruderkuss m Brudermahl n Bruderschaft a> Buch des Heiligen Gesetzes n buchstabieren Bürge, Pate m Bürgschaft at Caritas ai Christliche Freimaurerei ai decken (verlassen) Deckung ehrenvolle iv Degen m Deismus m Dekret n De-Molay-Orden m deputierter, stellvertretender deuten Diagonale v Distrikt m Distriktgroßloge ai Distriktgroßmeister m Dogma n Doppelmitgliedschaft a> dorisch Dreieck n Dreifaltigkeit ai Dreipunktebruder Drei Weltkugeln Drudenfuß m dunkle Kammer a> dunkle Kugelung a> Eckstein m Ehrenmitglied n Ehrenmitgliedschaft at Ehrenrat m ehrwürdig (sehr) 342

ENGLISCH blind fold craft degree craft lodge craft masonry level arch with keystone masonic usage width brother Bro. chain of union, chain of brotherhood — informal meal fraternity, brotherhood Volume of the Sacred Law to spell proposer + seconder sponsorship charity Christian Masonry to leave resignation rapier deism decree Order of de Moley deputy to interpret diagonal district District Grand Lodge District Grand Master dogma dual membership doric triangle trinity

Three World Globes pentagram chamber of reflection black balled, negative vote corner stone honorary member honorary membership court of honour (right, very) worshipful

FRANZÖSISCH bandeau m grade bleu m loge bleue w maçonnerie bleue w niveau m arche avec clé de voûte a> usage maçonnique m étendue a> frère m Fr. chaîne d'union accolade fraternelle w agape fraternelle ai fraternité ai livre de la loi sacrée épeler garant, parrain m parrainage charité w F. M. chrétienne ai couvrir (quitter) démission épée déisme m décret, balustre m Ordre de Molay m député interpréter diagonal district Grande Loge du District a> Grand Maître du District m dogme m double appartenance ai dorique triangle m trinité ai frère de trois points m Trois Globes m pentagramme m cabinet de réflection m vote taché, vote rejet m pierre d'angle membre d'honneur m honoraire conseil m d'honneur (très) vénérable/respectable

DEUTSCH Ehrwürdiger Meister m (MvSt)

ENGLISCH Worshipful Master

Eid m, Gelöbnis « Einrichtung w (der Loge) einschläfern (eine Loge) Einsetzung u> Eintritt ritueller m Einweihung w e. Br. Einweihung e. L. Ekklektizismus m Elemente) n - Erde u>, Luft Wasser », Feuer « Entlassung ehrenvolle u> erhabener Grad m erhabener Grad des Meisters

oath, obligation (lodge) furniture to make dormant installation entering initiation consecration eclecticism elements) -- earth, air, water, fire

Erhebung iv Erkenne dich selbst Erkennungszeichen n Erkenntnis iv Erkenntnisstufe iv Eröffnung 11/ Esoterik iv ’’es regnet" esoterisch Ewiger Osten m

Experte m Fahne w Farbsymbolik tu Feuer n (Tafelloge) Finsternis a> flammender Stern m flammendes Schwert « Forschungsloge tu Form der Loge w Frage a> Französischer Ritus m freier Mann von guten Ruf

demit sublime degree sublime degree of a master mason raising Get to know yourself grip or token knowledge step of knowledge opening esoteric

esoteric Eternal East, Grand Lodge Above expert flag colour symbolism quick fire (festive board) darkness blazing star blazing sword lodge of research form of the lodge question French rite free man of good report

freemason Freimauer m freimaurerähnliche Vereinigung quasi masonic association

FRANZÖSISCH Vénérable Maître, Maître en Chaire m serment m décoration (de la loge) mettre en sommeil (une loge) installation w entrée rituelle w initiation n> consécration îv éclecticisme m élément -- terre a, air w, eau w, feu m

démission honorable w sublime grade m sublime grade de maître

élévation w connais toi toi même signe de reconnaissance m degré de connaissance w pas m de reconnaissance ouverture w ésotérisme m "il pleut" ésotérique l'orient éternel

expert, diacre ww drapeau m symbolisme de la couleur feu (loge de table) m ténèbres étoile flamboyante n> épée flamboyante u> loge de recherche » forme de la loge question m rite français homme libre et de bonnes moeurs franc-maçon m association paramaçonnique w

w

Freimaurerei iv freimaurerische Regeln Freundschaftsbürge m Fundament n Gabenpfleger m

freemasonry masonic rules representative foundation Charity Steward

franc-maçonnerie w règles maçonniques » garant d'amitié m fondation élémosinaire m 343

DEUTSCH Gabensammlung tv gedeckt (gehörig) - von außen - von innen Geheimbund m Geheimnis n Geheimschrift tv gehörig vorbereitet Gelöbnis », Gelübde n Gelöbnis, Gelübde ablegen Geometer m Geometrie » gerecht und vollkommen Geselle m Gesellenvesper >v Gewölbe königliches n Gewölbe stählernes » Gilde tv Gleichnis » Gnosis tv Gott m Gottesauge im Dreieck n Gottesleugner m Grad m Granatapfel m Griff m Großbeamter m große Lichter Großkapitel n Großloge tv Großmeister m Grundgesetz n Grundlinie tv Grundriss m Grundstein m Halbjahreswort n Halsband n Haltung aufrechte tv Hammer m Hammerführende Hammerführung tv Hammerschlag m Händeklatschen n Handgriff m Handschuh m Hausgesetz n Hebel m Heilige Zahl(en) tv 344

ENGLISCH collection (properly) tyled, close tyled

secret society secret secret code properly prepared obligation to take an obligation geometrician geometry just and perfect Fellow Craft informal meal Royal Arch steel vault guild allegory gnosis god all-seeing eye in a triangle atheist degree pomegranate grip grand officer, officer of grand lodge greater lights Grand Chapter Grand Lodge Grand Master basic law base line ground plan foundation stone halfannual password collar rightous attitude gavel, mallet principal officers ruling the lodge knock quick fire grip glove by-law lever Sacred Number(s)

FRANZÖSISCH tronc d'aumones m (dûment) couvert - extérieurement - intérieurement société secrète w secret m code cryptogramme m dûment préparé serment m, obligation w prêter son obligation géomètre m géométrie tv juste et parfait compagnon m repas fraternel m l'Arche Royale tv voûte d'acier guilde tv allégorie gnose w dieu m œil divin dans le delta athée m grade, degré m grenade tu attouchement m, griffe tv grand officier m

grandes lumières Grand Chapitre Grand Loge tv Grand Maître m loi fondamentale tv ébauche tv tracé m pierre de fondation tv mot de semestre sautoir m tenue droite tv maillet m officiers principaux diriger la loge coup de maillet m salve tv, batterie tv attouchement m gant m règlement intérieur m levier m nombre(s) sacré(s) m

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helleuchtend Henkelkreuz » Hermetischer Ritus m Hexagramm n Hochgrad(e) m Hilfszeichen n Hochmittag m Hochmitternacht tv Hoffnung tv Hoher Hut, Zylinder Hypotenuse im Osten von innere Kammer tv innerste Kammer jv, Allerheiligste n i. d. u. h. Z. in den uns heiligen Zahlen

all clear Egyptian cross hermetic rite hexagram higher degree(s) sign of distress high time past high time hope top hat hypotenuse — inner chamber Sanctum Sanctorum

pure et sans attaches croix égyptienne tv rite hermétique hexagramme m haut(s) grade(s) m signe de détresse m midi plein m minuit plein m espoir m chapeau haut de forme m hypoténuse tv à l'orient de chambre du milieu Saints des Saints m

— —

in den ewigen Osten eingehen Initiation tv in Ordnung Installation tv, Einsetzung tv Instruktionsloge tv ionisch irregulär Jakobsleiter tv Jahreswort n Johannes der Apostel Johannes der Täufer Johannisfest « Johannisloge tv Johannismaurerei tv

pass to the Grand Lodge above initiation to order installation lodge of instruction ionic irregular Jacob's ladder annual password St. John the Evangelist St. John the Baptist Festival of St. John craft lodge craft masonry

Johannistag m Kammer dunkle tv Kammer mittlere tv Kandidat m Kapitel n Kassenprüfer m

St. John's Day chamber of reflection middle chamber candidate chapter auditor

Katechismus m Kelch der Bitternis m Kelle tv Kerze tv Kinder der Witwe kleine Lichter Kleinodien Kommandeur rrt Königliche Kunst tv K. K.

catechism cup of bitterness trowel candle children of the widow lesser lights jewels, ornaments commander Royal Art

p. 1. n. q. n. s. s. par les nombres qui nous sont sacrés passer à l'Orient Eternel initiation à l'ordre installation loge d'instruction ionique irrégulier échelle de Jacob mot d'année St. Jean l'Evangéliste St. Jean Baptiste Fête de St. Jean loge de St. Jean tv maçonnerie bleue ou symbolique tv solstice m cabinet de réflexion m chambre de milieu » candidat m chapitre m vérificateur m commissaires aux comptes catéchisme m coupe d'amertume tv truelle tv bougie tv enfants de la veuve petites lumières bijoux m commandeur m art royal 345

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Konvent m korinthisch Korn n klopfen Knotenschnur tv Konsistorium n Konstitutionsbuch n Kryptische Maurerei tv Kubischer Stein m Kugelung » Lade Zerubabels tu Lager n (A.A.S.R. XXXII.) Länge tu längliches Viereck » Lammfell n Landesgroßmeister m Landesgroßloge tu Landmarken tv Lebensweise tu Lebensweise rechtschaffene Legende tv Lehrart tv, System Lehre der Freimaurerei tu Lehrling m Lehrlingstafel tv Leidender m Lemniskate Leuchter m Licht(er) n -große - kleine Lichteinbringung tv Lichterteilung Liebesmahl n Loge tv Loge blaue, symbolische Logenabzeichen, Bijou » Logengericht n Logengründung tu Logenpass m (Meister) Logenrede tv, - vortrag nt

convent Corinthian corn to knock knotted cord consistory book of constitution^) cryptic degrees perfect ashlar ballot ark of Zerubbabel camp length rectangle lambskin Land Grand Master Land Grand Lodge landmarks way of life square conduct legend system masonic teachings Entered Apprentice first degree tracing board — — candlestick light(s) - greater - lesser consecration — agape, repast lodge craft lodge jewel lodge court of honour foundation of a lodge Grand Lodge Certificate lecture

Logenzeichen « Lohn m Lot, Senkblei n Lufton m Magna Charta tv Mann freier von gutem Ruf

crest payment, wages plumb rule lewis Magna Charta free man of good report

m

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convent m corinthique grain m frapper corde à noeuds tu consistoire m livre des constitutions m maçonnerie cryptique n> pierre cubique tv vote a boules arche de Zorobabel campement (R.E.A.A.) m longueur » carré long peau d'agneau tv Grand Maître National m Grande Loge Nationale m landmarks m façon de vivre tv honnête manière de vivre légende tv système m, enseignement enseignement maçonnique w apprenti m tableau d'apprenti m souffrant m lac d'amour m chandelier, flambeau m lumière (s) tv - grandes - petites consécration w donner la lumière agape fraternelle loge tv loge bleue, symbolique bijou de loge nt tribunal m fondation d'une loge tv diplôme de maître m morceau d'architecture w, planche tv signe distinctif de loge m salaire m fil a plomb m louveteau m Magna Charta homme libre et de bon moeurs m

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Markmaurerei » Maßstab m Maurer m Maurer ohne Schurz Maurerwort n Maurerwort des - Lehrlings - Gesellen - Meisters maurerische Zeitrechnung n> Meißel m Meister m Meister vom Stuhl, Ehrwürdiger Meister Meistererhebung iv Meistergrad m Meistergriff m Metall(e) n Mitglied n mittlere Kammer v Mond m Musikwart m musivisches Pflaster n Mutterloge w Mysterien « Nachfolger m Neophyt m Neuaufgenommener m Not- und Hilfszeichen n Obermeister des Ordens m Obödienz, Obedienz tv Oberster Rat m Occident (Westen) m Öffentlichkeitsarbeit w Öffnung & Schliessung der Loge n> Okkultismus m Oktogramm n Öl« Opferbecher, Opferschale w Orden m Ordenskapitel « Ordenslehre tu (Schwed. Sytem)

Ordens + Meister Weisester m Ordensrat m Ordonanzen w, pl Ordner m

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Mark Masonry gauge mason mason without apron word word of a(n) - Entered Apprentice - Fellow Craft - Master Mason masonic time chisel Master Mason Ruling Master, Worshipful Master raising Degree of Master Mason master mason's grip metal(s) member middle chamber moon organist chequered pavement mother lodge mysteries successor neophyte initiate grand or royal sign Supreme Master of the Order constitution Supreme Council west public relations opening & closing of the lodge

maçonnerie de marque iv règle w maçon m maçon sans tablier mot ztf, parole de maçon mot d' - Apprenti - Compagnon - Maitre ère maçonnique ciseau m Maître m Maître en chair, Vénérable Maître élévation Degré de/Grade de Maître attouchement m métal/méteaux m membre m chambre du milieu m lune tu organiste m pavé mosaique m loge mère u> mystères n successeur m néophyte m initié m signe de détresse m Grand-Maître de l'Ordre m obédience t» Suprême Conseil m occident (ouest) m relations publiques tu ouverture & fermeture de la loge occultisme m occultism octogramme m octogram huile w oil coupe d’offrande offering cup, offering plate ordre m order chapitre de l’ordre chapter of the order teachings of the order (Swedish enseignement m (Système suédois) System) Sérénissime Grand Maître Wisest Supreme Master of the Order conseil de l'ordre m council of the order ordonances », pl Ordonances diacre m deacon 347

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Ordnung tv - in Ordnung ! zur Ordnung rufen Ordnungszeichen n Orient, Osten m - im Osten von Passgriff m

order - to order! - to call to order sign of order east

Passwort n Pate, Bürge m Patenschaft iv Patent n Pentagramm » Perfektionsloge iv Perfectionsritus m Pfeiler m Pforte iv Pflichten alte philosophische Testament n Primitiver Ritus m Prinz m - von Jerusalem - des Königliches Geheimnisses - des Tabernakels Prinzipien tv Prior m Probe iv - körperliche Profane m Pro-Großmeister m Protokoll n Protokollbuch n Provinzialgroßbeamter m Provinzialgroßloge iv Provinzialgroßmeister m Quadratschrift iv Quaste iv Rat m rauher Stein m rechtwinklig rechtwinklig gehen (in der Loge) Rede, Zeichnung w Redner m Regel tv regelmässig regulär Register » Regularisierung »

password proposer + seconder sponsorship warrant pentagram lodge of perfection rite of perfection pillar porchway old charges philosophical will simple rite prince - of Jerusalem - of the Royal Secret - of the Tabernacle principles prior test - physical profane Pro Grand Master minutes minute book Provincial Grand Offcer Provincial Grand Lodge Provincial Grand Master masonic alphabet tassel council rough ashlar right-angled to square (the lodge)

mot de passe m parrain, garant m parrainage m charte iv Pentagramme m loge de perfection tv rite de perfection m pilier m porte iv anciens devoirs testament philosophique rite primitif m prince m - de Jerusalem - du Royal Secret - du Tabernacle principes m Prieur m épreuve n> - corporelle profane m Pro Grand Maître m protocole, planche tracée livre des tracés m Grand Officier Provincial m Grand Loge Provinciale tv Grand Maître Provincial m alphabet maçonnique m houppe tv conseil m pierre brute iv rectangle contourement à l’equerre

lecture orator rule regular just register make regular

discours m, planche tv orateur m règle tv régulier juste registre m régularisation

passgrip

ordre m - a l'ordre ! - appeler a l'ordre signe d'ordre orient, est m - a l’orient de attouchement, griffe de passage m

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Reise, Umführung u> reisen, umführen Reisepatent » Reißbrett n Rektifizierter Ritus m Richtscheit m Ritter m - vom Rosenkreuz - Konstantins Ritual n Ritus m Rosenkreuz « Rosenkreuzer m ruhende Loge a Saal der verlorenen Schritte m Sack m - der Witwe - der Wohltätigkeit Salomo Salve w - Trauers. - Freudens. - dreifache S. Salz n Sanduhr tu Satzung w Säule w - Weisheit - Stärke - Schönheit Schaffner m Schärpe w Schatzmeister m Schlange mystische w Schlüssel m Schlußstein m Schmuckablegung tu Schnittpunkt m Schnur tu Schönheit tu Schottische Maurerei tu (3 WK) Schritt m Schriftführer m Schulterkragen m Schurz m schwarze Kammer m

voyage, perambulation to perambulate travelling warrant tracing board Rectified Rite level, ruler knight - Rose Croix - of Constantine ritual rite Rose Croix member of the Rose Croix dormant lodge ante room, tyler's room bag - of the widow - charity bag Solomon quick fire, battery - of sorrow - of joy - triple b. salt sandclock constitution column - wisdom - strength - beauty steward sash treasurer mystic serpent key keystone deprevation of all metals point of intersection rope, cord beauty ecossais masonry

voyage m, pérambulation voyager, pérambuler charte de voyage tu planche à tracer » Rite Rectifié m règle tu chevalier m - Rose Croix - de Constantin rituel rite m Rose-Croix rosicrucien m loge en sommeil tu salle des pas perdus tu tronc m - de la veuve - de bienfaisance Salomon batterie tu - de deuil - d'allégresse - triple b. sel m sablier m constitution tu colonne tu - sagesse - force - beauté maître des banquets m cordon m trésorier m serpent mystique m clef m clef de voûte m dépouiller des métaux point d'intersection m corde tu beauté tu écossisme

step secretary collar apron black chamber

Schwedische Lehrart tu Schweigen n

Swedish Rite silence

pas m secrétaire m sautoir m tablier m chambre noire » cabinet de reflexion Rite Suédois m silence 349

DEUTSCH Schwert n Schwesterloge » Seitengrad m Sekretär m Semesterwort n Senkblei n Setzwaage, Bleiwaage v siebenarmiger Leuchter m Siegelbewahrer m Sinnbild n Sittengesetz n Sohn der Witwe m Sonne w spekulativ Stab m Stahldach n Stärke n> Stein m - behauener - kubischer - roher - zerbrochener Steinmetzbruderschaft iv Steinmetz m Steinmetzhammer m Steinmetzzeichen n Stern m - flammender Stiftshütte w Stiftungsfest n

Stiftungsurkunde m Strafzeichen « streben Streichung w Strick m Strikte Observanz >v Stufe u> Stuhlmeister m Suchender m Symbol n Symbolische Grade System n, Lehrart » Tafelloge » Tau « Tempelarbeit w Tempelhüter m Tempelritter, Templer m

350

ENGLISCH sword sister lodge side degree secretary halfannual password plumb rule level menora keeper of the seal allegory moral law son of the widow sun speculative wand steel roof strength ashlar - smooth a. - perfect a. - rough a. - broken brotherhood of masons operative mason heavy maul mark star - blazing s. tabernacle consecration festival, anniversary warrant penal sign to aspire exclusion cord, rope strict observancy step Worshipful Master, Ruling Master candidate symbol symbolic degrees system, rite festive board cable tow meeting tyler knight templar

FRANZÖSISCH épée w loge soeur m degré latéraux secrétaire m mot de semestre m fil à plomb m niveau m chandelier à sept branches m garde de sceaux m emblème m, allégorie loi morale jv fils de la veuve m soleil m spéculative canne w voûte d'acier » force v pierre ir - p. parfaite - p. cubique - p. brute - p. brisée fraternité de tailleurs de pierres tailleur de pierres m laie w signe m étoile ir - flamboyante tabernacle m fête anniversaire de la consécration w charte de consécration signe pénal m aspirer radiation a> corde w Stricte Observance w marche iv Vénérable Maître, Maître en chaire m cherchant m symbol m grades symboliques système m travail (banquet) de table corde m travail de loge m couvreur m chevalier templier, templier m

DEUTSCH Teppich m = Arbeitstafel Testament n Toast, Trinkspruch m Toleranz w Trauerarbeit w Trauerloge w Trinksitten freim. Trinkspruch, Toast m Torhüter m Tränen unabhängig unbehauener Stein m Unterbrechung der Arbeit w Unterrichtsloge n> Ursprung m Verehrung w Verfassung iv verlassen - den T. in ritueller Form Verpflichtung a> verschließbar vertraulich Verwaltungsgrad m vier Gekrönte, Quatuor Coronati Viereck » - längliches V. Vorbereitender m vorbereiten Vorbereitung w Vorbereitungszimmer n Vorgänger m Vorhof m Vorschlag m Vorsehung w Vorsicht w Vortrag m Waage iv Wachhabender m Wanderung w Wahl - geheime Wasserwaage a Wein m Weiße Tafel w weiterführende Grade Wendeltreppe w Werklehre w

ENGLISCH carpet = tracing board testament, will toast tolerance lodge of sorrow lodge of remembrance masonic drinking usage toast tyler tears independent rough ashlar calling off lodge of instruction origin reverence, veneration constitution to leave - the t. in due form obligation lockable confidential administrative degree four crowned, Quatuor Coronati square - rectangle — to prepare preparation preparation room, ante room predecessor forecourt proposition providence caution lecture scale inner guard voyage vote, ballot - secret v., b. level vine informal meal steps of improvement winding staircase instruction

FRANZÖSISCH tapis m = tableau de la loge testament m toast m, santé w tolérance w cérémonie funéraire w tenue funèbre n> feux maçonnique toast m, santé w couvreur m larmes indépendant pierre brute a> mettre la loge en récréation loge d'instruction origine honneur m constitution n> quitter - le t. d’une façon rituélique obligation a qui peut être fermé confidentiel grade d'administratif m quatre couronnés carré - c. longe frère préparateur m préparer préparation a> salle de préparation prédécesseur m parvis m propositions' providence prudence w planche w niveau m couvreur m voyage m vote m - secret niveau d'eau m vin m banquet blanc m degrés complémentaires escalier en colimaçon m instruction w 351

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Werkmaurerei >v Werkstatt iv Werkzeug(e) n Winkel m - rechter W. Winkelloge ¡v Winkelmaß n Winkelmaurerei iv Witwe iv - Kinder der W. - Söhne der W. Wort » - heilige W. - verlorene W. Würdenträger m Zackenrand m Zahl w - heilige Z. Zeichen n - freimaurerisches Z. - Ordnungsz. - Strafz. - Trauerz. - ins Z. treten Zeichnung », Bauriß

- penal s. s. of sorrow - to stand to order draft, plan, lecture

- Z. auflegen, Vortrag alten Zeit tv Zeitrechnung freimaurer. tv Zenit m Zeremonienmeister m Zeremonienstab m Ziegeldecker m Zirkel m Zirkel = Kränzchen Zollstock m, 24?oüiger zugeordneter Meister m

- to give a lecture time masonic time meridian director of ceremonies wand tyler compasses masonic club gauge, 24 inch gauge Assistant Ruling Master

maçonnerie operative atelier m outil(s) équerre u> angle droit m loge irrégulière, loge sauvage iv équerre m maçonnerie irrégulière veuve tv - enfants de la v. - fils de la v. mot m - m. sacré - parole perdue w dignitaire m bordure dentelée tv nombre m - n. sacré signe m - maçonnique - d'ordre - s. pénal - s. de deuil - se mettre a l'ordre planche tracée w, morceau d'architecture m - tracer une planche temps m ère maçonnique zénith m maître des cérémonies canne verge m couvreur, tuileur m compas m triangle règle (graduée) tv maître adjoint, assistant maître

Zulassung tv Zunft tv Zylinder m

acceptance for guild top hat

admission tv corporation chapeau haut de forme m

operative masonry workshop working tool(s) angle - square clandestine lodge square clandestine masonry widow - children of the w. - sons of the w. word - sacred w. - lost w. distinguished brother, dignity tessellated border number - sacred n. sign - masonic s.

m

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