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German Pages 343 [344] Year 2006
Andreas Späth Determinierung unter Defektivität des Determinierersystems
Language, Context, and Cognition Edited by Anita Steube
Volume 4
W G DE
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Andreas Späth
Determinierung unter Defektivität des Determinierersystems Informationsstrukturelle und aspektuelle Voraussetzungen der Nominalreferenz slawischer Sprachen im Vergleich zum Deutschen
w DE
_G Walter de Gruyter · Berlin · New York
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN-13: 978-3-11-019025-0 ISBN-10: 3-11-019025-7 Bibliografische Information Der Deutschen
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Vorwort Der vorliegende Band ist die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift. Die Arbeit an meiner Habilitation wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit einem Habilitandenstipendium (SP 624/1-2) gefördert. Die Verleihung der Habilitation wurde im Oktober 2004 von der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig beschlossen. Die Beschäftigung mit der Nominalreferenz unter den Bedingungen eines defektiven Determinierersystems ergab sich aus den Diskussionen zur semantischen Seite der Informationsstruktur und deren Einfluss auf den Referenzmodus nominaler Konstituenten. Den Rahmen dafür boten die Projektarbeiten von Gerhild Zybatow und Uwe Junghanns sowie später die Projekte der Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft "Sprachtheoretische Grundlagen der Kognitionswissenschaft - Sprachliches und konzeptuelles Wissen", die von meiner Lehrerin Frau Prof. Dr. Anita Steube geleitet wurde. Sie hat meinen wissenschaftlichen Werdegang prägend begleitet und großzügig unterstützt. In ihrer Lehre und in ihrer Forschungsarbeit hat sie immer auf das Zusammenspiel der Ebenen im grammatischen System verwiesen und meinen vorsichtigen Blick für die Konsequenzen geschult, welche sich ergeben, wenn für eine Ebene des Sprachsystems Festlegungen getroffen werden, die dann aber den Input für die Repräsentation anderer Sprachebenen, bis hin zur konzeptuellen Bewertung sprachlicher Äußerungen, beeinflussen. Diesem Ziel fühle ich mich in diesem Band sowie in meiner weiteren wissenschaftlichen Arbeit voller Dank an Anita verpflichtet. Außerdem danke ich Carla Umbach, Werner Frey, Thomas Weskott, Britta Stolterfoht sowie Kerstin Schwabe für Anmerkungen zum referentiellen Status von DPs im Zusammenhang mit den informationsstrukturellen Gegebenheiten eines Satzes. In Bezug auf syntaktische und prosodische Besonderheiten - auch in Hinblick auf die Spezifik der slawischen Sprachen - verdanke ich Ilse Zimmermann, Barbara Partee, Kai Alter, Uwe Junghanns, Gerhild Zybatow, Lukas Szucsich, Petr Biskup, Marcela Adamikovä, Joanna Blaszczak, Dorothee Fehrmann, Ljudmila Geist, Stefan Sudhoff, Denisa Lenertovä und Valja Werkmann zahlreiche Hinweise, die mir sehr hilfreich waren. Dabei verdanke ich erneut Uwe Junghanns und Gerhild Zybatow sowie Valeria Molnar und
VI
Vorwort
Inger Rosengren mehrmalige Diskussionsforen zu grundlegenden theoretischen und methodischen Fragen der Informationsstruktur. In Fragen der Ereignissemantik und der aspektologischen Analyse bin ich insbesondere Martin Trautwein sowie Johannes Dölling, Hana Filip, Tatjana Zybatow und Martin Schäfer zu Dank verpflichtet. Für hilfreiche Diskussionen zu Problemen von Präsuppositionen und Negation danke ich in erster Linie Eva Hajicova sowie Ingolf Max. In diesem Punkt gehört erneut Carla Umbach und Martin Trautwein ein spezieller Dank. Außerdem gebührt Sebastian Hellmann Dank für seine Unterstützung bei der typographischen Fertigstellung der Arbeit. Viele Anregungen und Hinweise verdanke ich den Gutachtern der Habilitationsschrift Anita Steube, Petr Sgall und Sebastian Löbner sowie den anonymen Gutachtern der Deutschen Forschungsgemeinschaft, deren kritischen Anmerkungen es ermöglicht haben, die Habilitationsschrift für eine Druckfassung einer gründlichen Revision zu unterziehen, um sie als Monographie vorlegen zu können. Leipzig, Juni 2006
Andreas Späth
Inhalt 1. Struktur und Referenz von Determiniererphrasen 1.1.
Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen 1.2. Nominalreferenz und Diskurseinbettung 1.2.1. Präsuppositionale und existentielle DP-Lesarten 1.2.2. Generische und singulare Lesarten 1.2.3. Präsuppositionsfähigkeit und Diskursanbindung 1.3. Grammatiktheoretischer Hintergrund 1.3.1. Die Zwei-Ebenen-Semantik in einer modular aufgebauten Grammatik 1.3.2. Modularer Aufbau der Satzbedeutung 1.3.2.1. Verknüpfungsregeln zur Bildung lexikalisch vollspezifizierter Ausdrücke 1.3.2.1.1. Argumentstellen und deren Merkmalsadressierung 1.3.2.1.2. Semantische Verknüpfungsoperationen innerhalb des Lexikons 1.3.2.1.3. Semantische Verknüpfung lexikalischer Einheiten aufSatzebene 1.3.3. Syntaktische, semantische und prosodische Arbeiten zur Informationsstruktur 1.3.3.1. Informationsstruktur in modell-theoretisch basierten Ansätzen 1.3.3.2. Informationsstruktur in einem syntax-zentrierten Modell 1.3.3.3. Informationsstrukturelle Aspekte semantisch motivierter Bewegung 1.3.3.4. Informationsstrukturelle Aspekte in einer prosodisch-zentrierten Kombinationsgrammatik 1.3.4. Semantische Relevanz der Informationsstruktur 1.3.4.1. Reduktion der Satzbedeutung auf den propositionalen Gehalt 1.3.4.2. Wahrheitskonditionaler Beitrag der Informationsstruktur von Sätzen
1 10 10 16 19 24 24 29 29 29 32 36 40 40 46 50 54 59 59 64
Inhalt
VIII
Methodischer und grammatiktheoretischer Rahmen
1.4.
72
2. Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.3.1. 2.3.3.2. 2.3.3.3. 2.4.
(In-)Definitheit und (In-)Determiniertheit Semantische Universalität der Determination Determination als Schnittmengenbildung Kategorial-grammatische Anforderungen unter Determiniererlosigkeit Bindung des referentiellen Arguments nominaler Prädikate Besetzung des D-Kopfes Bindung referentieller Nomina Bindung nichtreferentieller Nomina Bindung in Prädikativen Bindung in partitiven DP-Strukturen Abgrenzung von partitiven und relationalen DPs Wahrheitsbedingungen eines phonologisch leeren Determinierers
75 78 78 80 83 83 87 88 88 90 96 100
3. Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten 3.1.
Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus 3.1.1. Festlegung der Fokusweite 3.1.2. Semantische und pragmatische Abgrenzung für den Neuinformationsfokus 3.1.3. Wahrheitskonditionaler Beitrag des Neuinformationsfokus 3.2. Strukturelle Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs 3.2.1. Abgrenzung des Satztopiks von anderen Hintergrundkonstituenten 3.2.2. Kriterien der Topikbestimmung 3.2.2.1. Syntaktische und pragmatische Kriterien für das Satztopik 3.2.2.2. Formale Kriterien für das Satztopik 3.2.2.2.1. Präsuppositionalität der Topik-DP
103 103 108 113 121 121 123 123 126 126
Inhalt
IX
3.2.2.2.2. Die Homogenitätspräsupposition für Terme in Argumentposition 128 3.2.2.2.3. Filterkriterien für Individuenterme 129 3.2.3. Grammatische Voraussetzungen der Individuenlesart bei Topikalisierung 133 3.2.3.1. Skopusfähigkeit von DPs als Quantorenausdrücke 133 3.2.3.2. Topik-DPs als Hauptfimktoren von Sätzen 138 3.2.3.3. Argumentstrukturelle Anforderungen an topikalisierte DPs 146 3.2.4. Hauptfunktoren in Relation zur Satznegation 153 3.2.4.1. Funktoren als Operatorenbereich der Satznegation 153 3.2.4.2. Konstanz der Ereignisbehauptung unter Satznegation 157 3.3. Grammatische Voraussetzungen für die Funktionsbildung der Fokusdomäne 163 3.3.1. Fokussierung als Abbildungsmechanismus von Funktionen auf Individuen 163 3.3.2. Syntaktische Bewegung relativ zur Fokusdomäne des Satzes 166 3.3.3. Semantische Integration des Fokus in die Satzbedeutung 172 3.3.3.1. Erweiterung der Argumentadressierung um diskurspragmatische Indizes 172 3.3.3.2. Syntaktische und semantische Integration der PolP als Fokusdomäne 175 3.3.3.3. Semantische Integration der Fokusweite 179 3.3.3.3.1. DPs in vollfokussierten Sätzen 179 3.3.3.3.2. DPs in Sätzen mit VP-Fokus 183 3.3.3.3.3. DPs außerhalb der Fokusdomäne 188 3.3.3.3.4. DPs mit eng fokussierter Lesart 192 3.3.3.3.5. Overte Fokus-Anhebung des finiten Verbs 201 3.4. DP-Referenz unter Negationsgenitiv im Russischen 203 3.4.1. Lesarten interner Argument-DPs unter Satznegation 203 3.4.2. Negation und Lokalisierbarkeit von Referenten 206 3.4.3. Lokale Einbettung instantiierender Ereignisse in Situationen 208 3.4.4. Semantische Integration der Lokalisierungsbedingung....210 3.4.5. Kasuszuweisung und Subjekt-Agreement 212 3.5. Schlussfolgerungen für die semantische Relevanz der Informationsstruktur 215 3.5.1. Skopusrelationen als Auslöser für Abbildungsmechanismen 215 3.5.2. Wahrheitsbedingungen und Kontextbedingungen 220
χ
Inhalt
4. Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur 4.1. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.3. 4.3.1. 4.3.2. 4.4. 4.4.1. 4.4.2. 4.4.2.1. 4.4.2.2. 4.4.2.3. 4.4.2.3.1. 4.4.2.3.2. 4.4.2.4. 4.4.2.4.1. 4.4.2.4.2. 4.4.2.4.3. 4.4.3. 4.4.3.1. 4.4.3.1.1. 4.4.3.1.2. 4.4.3.2.
Übertragung der Referenzweise zwischen Verb und Komplement 225 Ontologische und semantische Grundannahmen für die Ereignisstrukturierung 230 Homomorphismus von Ereignissen und Zeitintervallen ..230 Grundannahmen der Referenzübertragung 233 Die ft'/rae-Funktion zur Korrelierung von Zeit- und Ereignisverläufen 23 8 Grammatisch-determinierte Sortenspezifizierung 240 Sortenabhängige referentielle Bindung eines nominalen Prädikats 240 Referentielle Bindung bei Aspektspezifizierung 245 Semantische Integration resultatsorientierter grammatischer Kategorien 246 Semantische Integration des slawischen Verbaspekts 246 Semantische Integration des deutschen Perfekts 250 Zum Status des Perfekts 250 Überfuhrung des lexikalischen Verbeintrags in das Partizip II 251 Überführung des Perfektpartizips in eine maximale Kategorie 253 Das Perfektpartizip als adjektivischer Modifizierer 253 Überführung des Perfektpartizips in eine Verbform 257 Perfekt und Nachzustand 259 Semantische Unterspezifiziertheit für Resultativität 259 Der become-Operator als Auslöser für einen Zustandswechsel 261 Resultativität des Perfekts als Inferenz 262 Modifikation der Ereignisstruktur 264 Adverbiale Modifikatoren 264 Resultativität durch punktuelle Modifikatoren 264 Iterativität durch frequentielle Modifizierer 269 Beitrag der Aktionsartenbildung zum Sachverhaltsverlauf. 275
Inhalt
XI
5. Diskursanbindung von DP-Referenten 5.1. 5.2. 5.2.1. 5.2.2. 5.2.2.1. 5.2.2.2. 5.3.
Referentielle Verankerung durch existentielle Instantiierung Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation Abtrennung der Kohärenzstiftung von der Definitheit einer DP Bridging als Mechanismus der Diskurseinbettung Parametrisiertheit der anaphorischen Relation Satzsemantischer Input fur Bridging Diskursstatus von DPs als Input für die Illokutionsstruktur im Text
280 284 284 286 286 288 291
6. Exkurs zu den Daten des Bulgarischen als Artikel- und Aspektsprache 6.
Exkurs zu den Daten des Bulgarischen als Artikel- und Aspektsprache
Zusammenfassung Literaturverzeichnis Sachregister
296 300 307 329
1. Struktur und Referenz von Determiniererphrasen 1.1. Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen Eine Nominalphrase des Deutschen und anderer Artikelsprachen verfügt über eine syntaktische Position, in welcher der definite oder indefinite Artikel auftritt, welcher zur Kategorie der Determinierer gehört. In früheren Analysen wurden Determinierer als eine Ko-Konstituente des Nomens behandelt. Seit Fukui (1986) und Abney (1987) werden Determinierer im Rahmen eines von Chomsky geprägten generativen Syntaxmodells als die syntaktische Realisierung einer eigenen funktionalen Kategorie D aufgefasst. Damit können die strukturellen Parallelen zwischen Nominalphrasen und Sätzen sowie zwischen Nominalflexion und Verbflexion einheitlich in einer X-bar-Syntax erfasst werden. Die funktionale Kategorie D projiziert zu einer Determiniererphrase DP, deren Komplement die Nominalphrase NP ist:
Die DP ist Träger der grammatischen Agreement-Merkmale (AGR), und zwar von Person, Numerus, Genus sowie Kasus. Die AGR-Merkmale werden auf den Kopf der NP übertragen, d.h. dass die Merkmale zum N-Kopf perkolieren:
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
2
(1-2) Merkmalsperkolation innerhalb einer DP: DP SpecDP
D'
+
+ fem + acc
SpecNP
N'
+ sg + fem + acc
In Bezug auf die grammatische Realisierung der AGR-Merkmale ergeben sich zwischen dem Deutschen und den artikellosen slawischen Sprachen Unterschiede.1 Die Kategorie des Artikels ist in diesen Sprachen innerhalb der Klasse der Determinierer defektiv. Daher können die AGR-Merkmale nicht wie im Deutschen im D-Kopf transparent sein. Andererseits verfugen diese Sprachen über eine reiche Flexionsmorphologie. Ein Nomen gehört somit einer bestimmten Flexionsklasse an. Soweit ein Flexionsparadigma keine synkretisierten Formen hat, sind die Flexionsendungen distinkt erkennbar und drücken Genus, Numerus und Kasus unterscheidbar aus: (1-3) a. b.
Kartina-nom.sg.fem visit na stene. Das Bild hängt an der Wand, Rebenok risuet kartinu-acc.sg.fem Das Kind malt ein Bild.
(Russisch)
Das Deutsche verfügt ebenfalls über nominale Flexionsklassen, welche die AGR-Merkmale anzeigen. Am N-Kopf ist allerdings in vielen Flexionsparadigmen nur die Numerusdistinktion erkennbar: (1-4) a. b. c.
Peter streichelt einen-acc.sg.masc Hund-sg Der-nom.sg.masc Hund-sg ist noch ein Welpe. Peter futtert die-acc.pl Hunde-pl.
Das Bulgarische und Makedonische unterscheiden sich von den übrigen slawischen Sprachen darin, dass sie über einen definiten Artikel verfügen. Zugleich aber haben diese Sprachen keine Kasusflexion (siehe dazu Kapitel 6.).
Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen
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Die NP Hund-0 drückt die AGR-Merkmale Nominativ, Akkusativ und Singular aus. Die Form Hunde bündelt die pluralischen Kasusformen für Nominativ, Genitiv und Akkusativ. Der Formenbestand der deutschen Gegenwartssprache ist in der Nominalflexion derart reduziert, dass die Endungen hinsichtlich ihrer AGR-Merkmale ambig sind. Wurzel (1984) stellt daher fest, dass der Artikel benötigt wird, um die Genus- und Kasusdistinktion herzustellen. Sind aber in einem Flexionsparadigma sowohl Singular als auch Plural synkretisiert, so wirkt auch hier der Artikel disambiguierend: (1-5) a. b. c.
Der-nom.sg.masc Lehrer lobt die-acc.pl. Schüler. Der-nom.sg.masc Schüler ärgert die-acc.pl. Lehrer. Die-pl Lehrer loben die-pl. Schüler.
Da im Flexionsparadigma der Nomina Schüler und Lehrer für die Kategorien Nominativ und Akkusativ wiederum ein Synkretismus vorliegt (l-5c), können die thematischen Relationen im Satz nur syntaktisch über die Wortstellung ermittelt werden, soweit mit einer unmarkierten syntaktischen Abfolge der Konstituenten zu rechnen ist. Im Deutschen liegt demnach eine abgeschwächte Merkmalsdistinktion der AGR-Merkmale vor. Der Artikel ist in die Kongruenzkette der gesamten DP eingebunden, wobei der Artikel in einer Vielzahl nominaler Flexionsparadigmen alleiniger morphologischer Träger der AGRMerkmale ist. In den artikellosen slawischen Sprachen mit Nominalflexion ist es nicht erforderlich, dass ein Determinierer die Signalisierung der Kongruenzmerkmale übernimmt, da die AGR-Merkmale unter N° morphologisch transparent sind. Hinsichtlich der AGR-Merkmale kann die funktionale Kategorie D in diesen Sprachen leer bleiben.2 Eine weitere Funktion der Determinierer ist die semantische Sortenspezifizierung. Die Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit einer NP, d.h. das Vorhandensein oder das Fehlen eines Determinierers, zeigt im Deutschen an, ob das Nomen einen Massenterm oder einen Individuenterm bezeichnet: (1-6) a. b.
Massenterm: Zum Backen benötigen wir 0 Mehl. Individuenterm: Das Mehl füllen wir in eine Schüssel.
Hier gilt Emonds' Prinzip von der unsichtbaren Kategorie, was besagt, dass der D-Kopf phonologisch leer sein kann, wenn seine charakteristischen Merkmale im phrasalen Schwesterknoten NP von D - und somit an Ν - morphologisch transparent sind (siehe dazu Emonds 1987).
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
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Die DP Mehl bezeichnet in (l-6a) einen Stoff bzw. eine Substanz. In (l-6b) hingegen erhält das Massennomen einen Determinierer, womit Referenz auf ein kontextuell gegebenes Quantum oder auf eine Sorte von Mehl referiert wird. Die Determiniertheit der NP, d.h. die overte Besetzung des D-Kopfes, fuhrt zur Individuierung des Massenterms. Analog dazu kann auch ein Individuenterm in einen Massenterm überfuhrt werden: (1-7) a.
b.
Individuenterm: i. Das Kind hat den Apfel gegessen. ii. Das Kind hat die Äpfel gegessen, Massenterm: Das Kind hat 0 Äpfel gegessen.
Der Unterschied zwischen den Objekt-DPs in (l-7a) besteht darin, dass in (l-7aii) eine definite Plural-DP vorliegt. Laut Link (1991) wurden damit Individuenterme durch eine Summenoperation zu einer Individuengruppe zusammengefasst. Die Struktur der Objekt-DP in (l-7b) hingegen enthält keinen Determinierer im D-Kopf, weshalb die bloße Pluralphrase (bar plural) eine Lesart als Massenterm erhält. Es erweist sich also, dass der Determinierer im Deutschen eine grammatische Kategorie ist, welche neben der Realisierung der AGR-Merkmale auch die sortensemantische Spezifizierung als Massennomen (mass noun) oder als Individualnomen (count noun) vornimmt. Neben den AGR-Merkmalen erhält die DP-Struktur ein Merkmal [±mass], welches die Zugehörigkeit der DP zu Massen- oder Individualnomina in Interaktion mit der Numerusspezifizierung kennzeichnet. Die positive Spezifizierung dieses Merkmals [+mass] lizenziert im Deutschen die grammatische Realisierung des Nomens als eine indeterminierte DP-Struktur: (1-8) SpecDP
[+mass] Mehl
Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen
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Unter den Bedingungen der systematischen Artikellosigkeit in einem defektiven Determinierersystem lässt sich die sortale Zugehörigkeit nicht über die Belegung des D-Kopfes regeln. Die DP-Struktur bleibt für die Spezifizierung der semantischen Sorte unspezifiziert. Allerdings verfügen die slawischen Sprachen über die grammatische Kategorie des Verbaspekts, welche sich in die Teilkategorien perfektiv und imperfektiv gliedert. Der perfektive Aspekt bezeichnet einen Sachverhalt als zeitlich limitiert. Die zeitliche Limitierung erfolgt zugleich derart, dass nach Ablauf des Sachverhalts ein Nachzustand vorliegt, welcher nicht mehr mit dem Zustand identisch ist, welcher vor Eintreten des vom Verb beschriebenen Sachverhalts vorlag. Für die Nominalreferenz und insbesondere für die semantische Sortenspezifizierung hat das zur Konsequenz, dass ein Massenterm in Konkatenation mit einem perfektiven Verb immer als Individuenterm zu interpretieren ist: (1-9) a.
b.
Diet'a jedlo polievku. 0 Kind aß-ipf 0 Suppe Das Kind aß Suppe, Diet'a zjedlo polievku 0 Kind a ß - p f 0 Suppe Das Kind hat die Suppe aufgegessen.
(Slowakisch)
Die Defektivität des Artikels hat auch in Bezug auf die Sortenspezifizierung nicht zur Folge, dass die sortensemantische Distinktion in Massen- und Individuenterm nicht realisiert wird. Vielmehr ist die Sortenspezifizierung an der Schwesterkategorie V° mit dem grammatischen Merkmal der Aspektzugehörigkeit und damit im Satzkontext transparent. Da der perfektive Aspekt die Geltung eines Sachverhalts ganzheitlich begrenzt, wird diese Eigenschaft auf die Komplement-DP des Verbkopfes übertragen, weshalb in den artikellosen slawischen Sprachen die semantische Sortenspezifizierung mit Hilfe eines Determinierers zu grammatischer Redundanz führen würde. Trotz der Defektivität des Determinierersystems lassen sich in den artikellosen slawischen Sprachen diejenigen grammatischen Merkmale realisieren, die auch eine DP des Deutschen unter Besetzung des D-Kopfes ausdrückt. Die Schwesterkategorien der DP tragen diejenigen grammatischen Merkmale, welche im Deutschen allein unter D° gebündelt transparent sind. Die Artikel haben - wie auch andere Determinierer - neben ihren morphosyntaktischen Funktionen auch die Aufgabe, die Referenz einer NP semantisch zu begrenzen. "D-Einheiten spezifizieren den Referenztyp der DP und binden die referentielle Argumentstelle ihres funktionalen Komplements, sofern sie ein solches haben" (Zimmermann 1991:
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
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14).3 Das bedeutet, dass der D-Kopf ein Merkmal [±definit] enthalten muss. In Abhängigkeit von der jeweiligen Spezifizierung des Merkmals wird der definite oder indefinite Artikel selegiert. (1-10)
DP SpecDP
D' D° [idefmit]
NP
Der definite Artikel dient zum Verweis auf einen Referenten, d.h. auf ein außersprachliches Objekt, welcher dem Adressaten konzeptuell zugänglich ist. Die konzeptuelle Zugänglichkeit des Referenten ergibt sich durch die Vorerwähntheit des Referenten im gegebenen Kontext oder durch Weltwissen. DPs, deren D-Kopf vom defmiten Artikel besetzt wird, sind definite Kennzeichnungen. Ihre Verwendung setzt voraus, dass der Adressat den Referenten der DP eindeutig identifizieren kann. Das trifft auch dann zu, wenn eine definite DP generisch verwendet wird, d.h., wenn die DP auf eine Gattung von Objekten oder alle Mitglieder einer Gattung referiert und nicht auf ein einzelnes außersprachliches Objekt. In nichtgenerischer Verwendung verweist die definite DP auf ein konkretes Objekt. Man vergleiche: (1-11) Der Hund frisst Fleisch.
So kann die definite DP der Hund in Abhängigkeit vom Äußerungskontext generisch verwendet werden, indem auf eine essentielle Eigenschaft der Gattung der Hunde verwiesen wird. Eine referentielle Verwendung der DP ist dann gegeben, wenn in der Äußerungssituation ein Hund existiert, auf welchen verwiesen wird und gleichzeitig die Aussage vollzogen wird, dass der Hund zur Äußerungszeit Fleisch frisst. Der Sprecher verweist damit auf ein konkretes Objekt, welches dem Hörer bekannt ist oder dessen Bekanntheit dem Hörer zumindest unterstellt wird.4 In den artikellosen slawischen Sprachen ist die Referentialität einer DP nicht ohne weiteres erkennbar, da es keinen Determinierer gibt, 3
4
Ein funktionales Komplement in einer D-Struktur liegt dann nicht vor, wenn es sich um Pronomina handelt, die als D-Köpfe realisiert werden. Eine andere Lesart des Satzes (1-11) liegt vor, wenn die DP der Hund zwar referentiell gebraucht wird, dem Referenten jedoch die Aussage, Fleisch zu fressen, als eine charakteristische Eigenschaft zugeschrieben wird. In diesem Falle erhält der Satz eine habituelle Lesart.
Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen
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welcher die Lesart und die diskurspragmatische Funktion einer DP eingrenzt. Der D-Kopf enthält hierfür keinerlei Information, so dass allein aus der DP-Struktur keine Aussagen über die Verwendung der DP in einem möglichen Kontext getroffen werden können. Allerdings nutzen die slawischen Sprachen syntaktische Permutationsmöglichkeiten. Damit erfolgen Bewegungen in syntaktische Positionen, in denen die DP lediglich eine referentielle Lesart erhalten kann: (1-12) a. Direktor izucaet proekt. 0 Direktor studiert 0 Plan Der Direktor studiert einen/den Plan. b. Proekt izucaet direktor. 0 Plan studiert 0 Direktor Den Plan studiert ein/der Direktor. c. Direktor proekt izucaet. 0 Direktor 0 Plan studiert Der Direktor studiert den Plan. d. Proekt direktor izucaet. 0 Plan 0 Direktor studiert Den Plan studiert der Direktor. (Beispiele aus Birkenmaier ebd.: 48)
(Russisch)
In (l-12a) ist unter unmarkierten prosodischen Bedingungen nur anhand des Äußerungskontextes zu entscheiden, ob die DP proekt 'Projekt, Plan' referentiell ist oder nicht. Die DP direktor 'Direktor' kann hingegen in ihrer satzinitialen Position und unter Deakzentuierung nur eine referentielle Lesart erhalten. In (l-12b) liegt der umgekehrte Fall vor. Die DP proekt 'Projekt, Plan' erhält eine referentielle Lesart. Die Subjekt-DP bleibt mit Hinsicht darauf, ob "es sich um eine Firma mit nur einem Direktor oder mit mehreren Direktoren handelt" (ebd.: 49) unterspezifiziert. In den Beispielen (1-12c) und (l-12d) hingegen sind die Sätze nur dann wahr, wenn sowohl die Referenten des Subjekts als auch des Objekts im Äußerungskontext vorausgesetzt und identifizierbar sind. Die unterschiedlichen DP-Lesarten in (1-12), die sich in Abhängigkeit von der syntaktischen Position der jeweiligen DP ergeben, sind das Resultat der Informationsstruktur von Sätzen. Die Informationsstruktur ist keine separate Repräsentationsebene, sondern hat ihren grammatischen Reflex in der Interaktion mit allen Ebenen des Sprachsystems. Dabei ist unter Informationsstruktur die mit grammatischen Mitteln erzielte Angepasstheit eines Satzes an seinen Kontext zu verstehen. Man vergleiche folgende Repliken:
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
(1-13) Fragekontext: Co diet'a zjedlo? Was hat das Kind gegessen? a. Diet'a zjedlo JABLKO. 0 Kind aß 0 Apfel Das Kind hat einen/den APFEL gegessen, b ?Diet'ajabiko ZJEDLO. 0 Kind 0 Apfel aß Das Kind hat den Apfel GEGESSEN.
(Slowakisch)
Unter unmarkierten prosodischen Bedingungen fällt in den slawischen Sprachen der Satzakzent auf die letzte betonbare Silbe. Das betrifft in (l-13a) die DP jablko 'Apfel. Die DP steht im Fokus des Satzes, d.h. die DP fuhrt einen neuen Referenten ein, weshalb man hier vom Neuinformationsfokus spricht. Die Neuinformation entspricht hier genau derjenigen Konstituente, welche im Fragesatz durch ein Interrogativum realisiert wurde. Im Neuinformationsfokus erhält eine DP per Default eine nichtspezifische Lesart, d.h. die DP bezeichnet einen arbiträren Apfel, der in den Kontext als neuer Diskursreferent etabliert wird. Im Falle einer spezifischen Lesart der DP wird die Existenz des Referenten im Kontext bzw. in der Diskursdomäne vorausgesetzt: (1-14) Das Kind hat einen Apfel GEGESSEN.
Im Gegensatz zu einer referentiellen Lesart der DP wird in (1-14) zwar die Existenz des Referenten im Diskurskontext vorausgesetzt, jedoch nicht derart spezifiziert, dass eine eindeutige Identifizierung des Referenten durch den Adressaten möglich sein muss. In den slawischen Sprachen erhält eine DP außerhalb des Fokus (1-13b) eine referentielle Lesart. Im gegebenen Diskurskontext der Frage entspricht die Äußerung des Satzes (1-13b) nicht einem geglückten Sprechakt der Referenz, weil sich die DP im Hintergrund des Satzes befindet, welcher bekannte Information enthält. Der Fragekontext gibt aber vor, dass der referentielle Wert der Objekt-DP nicht bekannt ist, weshalb das interne Argument als wh-Operator realisiert wurde. Innerhalb der Hintergrundkonstituenten spielt das Topik des Satzes eine gesonderte Rolle. Im Hauptsatz handelt es sich hier in der Regel um eine satzinitiale Konstituente, die referenzfähig ist und den Satzgegenstand stellt, d.h. den Gegenstand, worüber der gesamte Satz eine Aussage vollzieht. Das Topik ist nicht an das grammatische Subjekt des Satzes gebunden. Die Sätze unter (1-12) zeigen, dass hier Subjekt- und Objekt-DP als Topik auftreten können. Für den Satz (l-12c,d) sowie
Morphosyntaktische Merkmale nominaler Konstruktionen
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(1-13b) gilt, dass zwar zwei DPs im Hintergrund des Satzes positioniert sind, aber nur die satzinitiale DP als das Satztopik zu analysieren ist. In diesem Kapitel wurde gezeigt, dass sich die Referenzweise einer DP in systematisch artikellosen slawischen Sprachen einerseits aus dem grammatischen Kontext der DP ergibt und andererseits von der Informationsstruktur des Satzes determiniert wird. So bewirkt die reiche Flexionsmorphologie dieser Sprachen, dass die AGR-Merkmale eines Nomens weitestgehend transparent sind und nicht erst durch einen Determinierer spezifiziert werden müssen. Außerdem ist die grammatische Kategorie des Verbaspekts in Bezug auf die Distinktion von Massen- versus Individuentermen in Interaktion mit inkrementellen Verben an der Spezifizierung der Referenzweise beteiligt. Hieraus ergab sich die Voraussage, dass die Konkatenation des imperfektiven Aspekts eines inkrementellen Verbs mit einem Massenterm zu einer nichtspezifischen Lesart des Nomens fuhrt. Diese Annahme gilt allerdings nur relativ, da die Referenzweise der Nomina in den artikellosen slawischen Sprachen zugleich von der Informationsstruktur determiniert wird. Man vergleiche die folgenden Vorkommen eines Massenterms: (1-15) a. Diet'a jedlo POLIEVKU. 0 Kind aß 0 Suppe Das Kind aß Suppe, b. Diet'a polievku JEDLO. 0 Kind 0 Suppe aß Das Kind aß die Suppe/*0 Suppe.
(Slowakisch)
Die Bewegung der Objekt-DP polievku 'Suppe-acc' in den Hintergrund des Satzes führt auch dann zu einer referentiellen Lesart, wenn das Verb das imperfektive Aspektmerkmal trägt. In diesem Falle wird ein singuläres Objekt dem Ereignisverlauf ohne Perspektive auf einen Nachzustand unterzogen. Das Beispiel (1-15) macht deutlich, dass offensichtlich die Referenzweise nicht primär aus der Interaktion morphosyntaktischer Merkmale resultiert, sondern dass die gesamte Satzstruktur, einschließlich der informationsstrukturellen Gegebenheiten die Referenzweise einer DP in den artikellosen slawischen Sprachen determiniert.
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
1.2. Nominalreferenz und Diskurseinbettung 1.2.1. Präsuppositionale und existentielle DP-Lesarten Wie im vorangegangenen Abschnitt anhand unterschiedlicher DP-Vorkommen zu sehen war, ist in den artikellosen slawischen Sprachen isoliert vom Satzkontext nicht zu erkennen, ob eine DP referentiell ist und mit anaphorischem oder deiktischem Verweis auf einen außersprachlichen Referenten verwendet wird oder ob die DP existentiell zu interpretieren ist. Im folgenden wird dafür argumentiert, dass nicht wie bspw. in Brun (2001), Partee (1992) und Späth (1997) davon ausgegangen werden kann, dass diese Sprachen einen phonologisch leeren definiten oder indefiniten Artikel haben bzw. es sich bei der Opposition Definitheit versus Indefmitheit um eine Lesart der DP handelt. Vielmehr gilt mit Heim (1991) und Löbner (1985), dass definite DPs durch das Vorhandensein des defmiten Artikels in der syntaktischen Struktur der DP gekennzeichnet sind. Dem definiten Artikel können wiederum Wahrheitsbedingungen zugewiesen werden, woraus sich die pragmatischen Funktionen definiter DPs ergeben. So besagt nach Heim (1991) die Russell'sche Deutung des definiten Artikels Folgendes: (1-16) "Ein Satz der Form [das ζ] ξ drückt diejenige Proposition aus, die wahr ist, wenn es genau ein ζ gibt und dieses ξ ist, und die anderenfalls falsch ist" (ebd.: 488).
Da die artikellosen slawischen Sprachen nur die Nominalstruktur [ 0 ζ] ξ aufweisen, muss erst im Satz- und Äußerungskontext entschieden werden, ob der DP unike Referenz überhaupt zugrunde gelegt werden kann oder ob die DP per Default als existentiell zu interpretieren ist. Referentielle DPs zählen zu den Ausdrücken mit spezifischem Referenzmodus. Diese DPs befinden sich in einer syntaktischen Position, welche Jackendoff (1972) und Chomsky (1970/72) als die Präsupposition des Satzes bezeichnen (siehe 1.3.3.1.). So hat Diesing (1992) für das Deutsche insbesondere anhand indefiniter DPs gezeigt, dass die Lesart einer DP abhängig von ihrer syntaktischen Position sein kann. Aus diesem empirischen Befund wurde ebd. die Mapping-Hypothese abgeleitet, welche auf der Tree-Splitting-Hypothese (Heim 1982) aufbaut. Sätze konstituieren sich hiernach aus einem Operator, dem Restriktor und dem Nuklearskopus:
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(1-17) Quantorenstruktur: Op(x) [Ρ (χ)] Λ [Q (x)] Operator Restriktor Nuklearskopus
Die Mapping-Hypothese besagt laut Diesing (1992): "Material from VP is mapped into the nuclear scope. Material from IP is mapped into a restrictive clause" (ebd.: 10). Daraus ergibt sich mit Eckardt (1996), dass präsuppositionale DPs Skopus über die VP nehmen. Sie verlassen die Basisposition unter VP und werden im Restriktor des Satzes abgebildet. Auf der anderen Seite verbleiben nichtpräsuppositionale, d.h. existentielle DPs in situ und werden im Nuklearskopus abgebildet. Die Mapping-Hypothese bietet zunächst eine empirische Erklärung dafür, warum indefinite DPs eine spezifische oder eine nichtspezifische Lesart erhalten können: (1-18) ..., weil ein Pinguin einen Hering frisst, (aus Eckhard ebd.: 7)
Laut Diesing (ebd.) gilt, dass die indefinite Objekt-DP einen Hering dann in situ in die semantische Repräsentation integriert wird, wenn sie nicht präsuppositional ist. Anderenfalls wird sie zumindest auf LF aus der VP herausbewegt und im Restriktor abgebildet. Eckardt (ebd.) knüpft die Bewegung aus der Basisposition an die prosodische Struktur des Satzes: (1-19) a. ... weil ein Pinguin [einen HERING frisst]Focus b. ... weil ein Pinguin einen Hering [FRISST]FOCUS
Hiernach gilt die Position der DP außerhalb der Domäne des Neuinformationsfokus als Indiz für ihre spezifische Lesart. Dies gilt analog für die syntaktische Stellungsvarianz der Subjekt-DP ein Pinguin. Ähnliche Effekte auf die DP-Lesart in Abhängigkeit von syntaktischer Bewegung lassen sich auch für die artikellosen slawischen Sprachen beobachten: (1-20) a. Petr si [koupil AUTO] f Petr sich [kaufte AUTO] F b.
(Tschechisch)
P e t r si a u t o j [ K O U P I L tj] F
Petr sich Auto; [KAUFTE tj]F
Innerhalb der Fokusprojektion erhält die DP auto Auto' eine existentielle Lesart, und zwar als eine quantifizierte NP vom semantischen Typ «e,t>,t>, welcher mit nichtspezifischer Indefinitheit assoziiert ist. Außerhalb der Fokusdomäne erhält die DP die Lesart als Individuen-
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term vom semantischen Typ , welcher mit einer referentiellen Lesart der DP assoziiert ist. Eckardt (1996: ebd.) verweist darauf, dass indefinite DPs außerhalb des Fokus Kandidaten für eine generische Lesart sind: (1-21) a. b. c. d.
Ein Eisbär lebt am NORDPOL. Eisbären leben am NORDPOL. Am Nordpol leben EISBÄREN. Am Nordpol lebt ein EISBÄR.
Der Satz (l-21a) bildet die Eigenschaft λχ.ατη-Nordpol-lebeti (x) auf das Topik des Satzes ab. Die Prädikation gilt damit für ihr Argument ungeteilt (siehe 3.2.2.2.2.). Dies gilt analog zu bare plurals in der Topikposition (l-21b), wobei der Termstatus des Topiks die Lesart der DP als Individuengruppe festlegt (siehe Link 1991). Dass die Position der DP eine Termlesart auslöst, zeigt auch das Beispiel (l-21c), dessen Wahrheitsbedingungen allerdings nicht ausschließen, dass Eisbären auch in anderen Regionen vorkommen, wobei der indefinite Artikel spezifische oder generische Referenz auf Unterarten (subkinds) etablieren kann. Der indefinite Artikel des Deutschen kann eine DP für spezifische bzw. nichtspezifische Referenz disambiguieren, wenn die indefinite DP außerhalb der Fokusdomäne steht und damit zum existenzbehaupteten Teil des Satzes gehört: (1-22) a. Ein Auto hat PETER gekauft. b. Ein Auto hat Peter GEKAUFT. c. Peter hat ein Auto GEKAUFT.
Hier sind partitive Lesarten möglich, wobei die Existenz einer Obermenge von Individuen präsupponiert wird, aus welcher eine Untermenge - im gegebenen Beispiel ein Exemplar - ausgegliedert wird (siehe Steube & Späth 1998). Im Tschechischen und anderen artikellosen slawischen Sprachen ist die spezifische Lesart in determiniererlosen Konstruktionen blockiert. Die DP wird dann referentiell und als Teil der Präsupposition des Satzes interpretiert: (1-23) a. AutOj Petr [KOUPIL ti]Focus Das Auto hat Peter gekauft, b. Petr auto; [KOUPIL t;]Focus Peter hat das Auto gekauft.
(Tschechisch)
Mit der referentiellen Lesart in (1-23) stellt sich folgendes Problem: Determiniererlose DPs können in den artikellosen slawischen Sprachen
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per Default als existenzquantifizierte DPs repräsentiert werden, da dieser Operator die semantisch unterspezifizierte Form der referentiellen Bindung ist und die schwächsten Anforderungen an die Wahrheitsbedingungen der DP formuliert, welche sich um weitere Bedeutungsanteile bzw. Wahrheitsbedingungen erweitern lassen (siehe 2-50 in 2.4.). Dieselbe semantische Repräsentation wird für den indefiniten Artikel angenommen. Allein die Deakzentuierung, welche sich aus der Bewegung der DP aus der Fokusdomäne heraus ergibt, fuhrt dann für ein und dieselbe DP-Semantik sprachabhängig zu unterschiedlichen Lesarten. Dabei gilt mit Partee (1987: 123), dass eine termbildende Operation qua Type lowering quantifizierte NPs vom semantischen Typ «e,t>,t> in Jota-Terme vom semantischen Typ e überführt. Im Deutschen kann dabei die existenzbehauptende Wahrheitsbedingung des indefiniten Artikels entsprechend dem Monotonie-Prinzip nicht überschrieben werden, so dass semantische Typenanpassung zu einem Ausdruck vom semantischen Typ e erfolgt. Dies gilt für alle indefiniten DPs außerhalb der Fokusdomäne einschließlich des Satztopiks. Da die slawischen Sprachen keinen indefiniten Artikel haben, wird eine DP außerhalb der Fokusdomäne referentiell interpretiert. Dabei bleibt zu hinterfragen, ob es Wahrheitsbedingungen für spezifische indefinite DPs gibt. In der Nominalsemantik (u.a. Heim 1982, Diesing 1992, von Heusinger 2000, von Stechow 2000) wird in der Montague'schen Tradition davon ausgegangen, die spezifische Lesart ergebe sich unter Quantorenanhebung auf LF (l-24a). Die Interpretation in situ lizenziere hingegen die nichtspezifische Lesart (l-24b): (1-24) John sucht ein EINHORN. a. Unter Quantorenanhebung: 3y [unicorn (y)]A[seek (john, y)] b. Unter Verrechnung in situ: seek (john, zy [unicorn (y)])
Es lässt sich für (1-24) jedoch weder auf syntaktischer, noch auf prosodischer Ebene und damit auch nicht innerhalb der Satzbedeutung ein Auslöser für die Bedeutungsunterscheidung feststellen, es sei denn man definiert zwei homonyme Lexikoneinträge für den indefiniten Artikel, so Fodor & Sag (1982), was dann aber eine non-overte syntaktische Anhebung als Erklärungsbasis überflüssig macht. Overte Anhebung indefiniter DPs ist dann keine optionale Bewegung, weil damit das Verbleiben spezifischer indefiniter DPs in situ auf der syntaktischen Oberfläche nicht mehr gerechtfertigt werden kann. Es handelt sich somit in
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(1-24) um Lesarten, welche sich aus dem Kontextwissen ergeben und nicht aus der linguistischen Struktur von Sätzen abgeleitet werden.5 Weiterhin kann ausgeschlossen werden, dass sich für spezifische indefinite DPs analog zum definiten und indefiniten Artikel Wahrheitsbedingungen formulieren lassen. Die Distinktion [±spezifisch] ergibt sich nur dann mit grammatischen Mitteln, wenn eine nichtreferentielle DP anaphorisch verwendet werden kann, was nach Pesetsky (1987) deren Diskursgebundenheit pragmatisch voraussetzt. Das pragmatische Merkmal [+anaphorisch] steht aus der Sicht der Sprachproduktion dem grammatischen Merkmal [-Fokus] im Formulator gegenüber (siehe 1.3.2.1.1.), was auf syntaktischer Ebene overte Bewegung lizenziert. Damit kann die DP kein kompositionaler Bestandteil der Fokusdomäne sein und auch nicht im Nuklearskopus abgebildet werden. Da sich die spezifische bzw. nichtspezifische Lesart auf der Ebene der grammatisch determinierten Bedeutung aus der syntaktischen und prosodischen Struktur heraus ergibt bzw. da es sich hier um eine extralinguistisch gewonnene Implikatur handelt, kann gelten, dass entgegen Fodor & Sag (1982) keine lexikalische Ambiguität des indefiniten Artikels vorliegt. Nimmt man für die artikellosen slawischen DPs an, dass das referentielle Argument des nominalen Prädikats per Default durch den Existenzquantor gebunden wird, so ergeben sich analoge Probleme zu den Fragen, welche mit der Semantik des indefiniten Artikels im Deutschen verbunden sind. So wird der Existenzoperator in der philosophischen und formal-logischen Tradition innerhalb der Semantik derart definiert, dass die Einzigkeitsbedingung ausgeschlossen wird und die Wahrheitsbedingungen auf die Existenz von mindestens einem Individuum festgelegt werden. Damit ist ein Satz, welcher eine durch den Existenzquantor gebundene DP hat, dann wahr, wenn ein oder mehrere Referenten die Eigenschaft des Restriktors und des Nuklearskopus zugleich erfüllen. Heim (1991: 514) verweist allerdings darauf, dass diese Deutung dann zur Synonymie und zu identischen Wahrheitsbedingungen der folgenden Sätze fuhren müsste, was aber nicht der Fall ist: (1-25) a. Im Garten spielt ein Kind. b. I m Garten spielen ein oder mehrere Kinder.
Andererseits ist die folgende Replik durchaus akzeptabel: Eine alternative Behandlung der Unterspezifiziertheit indefiniter DPs in situ liefert Biskup (2005) im Rahmen der Mapping-Hypothese, welche ebd. um Copy-deleteMechanismen zur Abbildung spezifischer DPs im Restriktor des Satzes erweitert wird (siehe dazu 1.3.3.3.).
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(1-26) Hat ein Kind im Garten gespielt? - Ja, sogar mehrere.
Die Verwendung des indefiniten Artikel ist auch an außersprachliches Wissen gebunden. So wird ein Kunde, der beim Bäcker ein Brot bestellt, sicherlich irritiert sein, wenn ihm der Bäcker mehrere Brote vorlegt und sie dem Kunden in Rechnung stellt. Im Kontrast dazu ergibt die Antwort in (l-27a) dann einen Sinn, wenn der Sprecher neben dem biologischen Vater auch einen Stiefvater hat. Wird jedoch dieselbe indefinite DP für die Frage nach dem biologischen Vater verwendet, so verliert die Nicht-Einzigkeitsbedingung an Plausibilität wie in (l-27b): (1-27) a. Hast Du einen Vater? - Ja, sogar zwei. b. Hast Du einen Vater für Dein Kind? - Ja, sogar zwei.
Das Problem löst sich auf, wenn man auf den geäußerten Satz eine skalare Implikatur anwenden kann. Das gilt auch für die Fassung des Existenzoperators unter der Nicht-Einzigkeitsbehauptung. Nach Heim (ebd.) darf unter dieser Bedingung der Existenzoperator keine Anwendung finden, wenn bekannt ist, dass es nicht mehr als einen Referenten der DP gibt: (1-28) a. Ein Wetter auf den Kanarischen Inseln wird von dem Azorenhoch bestimmt. b. Heinrich hat sich eine Nase gebrochen.
Unter der Nicht-Einzigkeitsbedingung sind die Sätze in (1-28) durchaus als wahr zu bewerten, allerdings ist die Äußerungsbedeutung nicht sinnvoll, was zunächst wieder für die Einzigkeitsbedingung des Existenzoperators spricht. Heim (ebd.) beruft sich auf Hawkins (1978), wonach für indefinite DPs gelten muss, dass die Existenzquantifizierung dann ohne Wahrheitswert bleibt, wenn es nicht mindestens zwei Individuen mit der Eigenschaft des Restriktors gibt. Allerdings bleibt hier die Wahrheitsbewertung wieder enzyklopädischem Wissen überlassen: (1-29) Robert hat einen sechs Meter langen Wels gefangen, (aus Heim ebd.: 514)
Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, muss geklärt werden, welches Denotat der Existenzquantifizierung zukommen kann. Nach Barwise & Cooper (1981) gilt, dass Quantoren verwendet werden, um einer Menge eine Eigenschaft zuzusprechen. Dabei gilt, dass die Formel 3x [φ (χ)] behauptet, dass die Menge, welche φ (χ) bzw. λχ [φ (χ)]
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erfüllt, keine leere Menge ist. Die Menge der Individuen mit der Eigenschaft φ muss also mindestens ein Element enthalten. "When combined with some sets it will produce the value true and when combined with others it will produce the value false" (ebd.: 163). Das Kriterium der nichtleeren Menge ist allen Vorkommen indefiniter DPs im Deutschen gegeben. Auf dieser Bedingung können skalare Implikaturen operieren, welche die (Nicht-)Einzigkeitsbehauptung spezifizieren.
1.2.2. Generische und singulare Lesarten Es wurde eingangs bereits darauf verwiesen, dass es zur Bestimmung des referentiellen Modus systematisch artikelloser Nomina im Slawischen erforderlich ist, generische Nomina von referentiellen bzw. von singulär referierenden Nomina abzugrenzen. Die entscheidende Frage ist, ob es grammatische Voraussetzungen sowohl innerhalb der DPSemantik als auch innerhalb der Satzbedeutung gibt, welche in den artikellosen slawischen Sprachen und im Deutschen kontextfrei eine generische Lesart erzwingen und ob sich Generizität kompositional als wahrheitskonditionale Bedeutungskomponente in Sätze integrieren lässt. Innerhalb einer wahrheitskonditional basierten Semantik gilt allgemein, dass Sätze singulare bzw. episodische Sachverhalte beschreiben, welche innerhalb von indizierten Welt-Zeit-Koordinaten bzw. unter Zuweisung eines referentiellen Wertes einen Auswertungsindex für die wahrheitsfunktionale Evaluierung des Satzes haben. Im Falle generischer Sätze lässt sich dieser Auswertungsindex unter Rekurs auf einen Diskurskontext bzw. ein Diskursmodell nicht festlegen (siehe Löbner 1990: 1, ebd.: 54). Zimmermann (1999a) unterscheidet daher für die referentielle Bindung nominaler Prädikate zwischen nichtgenerischen und generischen Determinierern. Während für nichtgenerische Artikel die Wahrheitsbedingungen auf die Existenzbehauptung bzw. im Falle des definiten Artikels auf die Unikalitätsbedingung der Existenzbehauptung eingeschränkt und definiert werden kann, bleiben die Wahrheitsbedingungen eines vermeintlichen generischen Artikels nach wie vor ungeklärt: (1-30) Generischer Artikel: λΡ XQ [GENx [[P (x)]a[Q (x)]]] (Zimmermann ebd.)
Auf der Annahme eines monadischen generischen Operators, welcher das referentielle Argument eines nominalen Prädikats bindet, basieren
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u.a. auch die Arbeiten von Carlson (1977), Diesing (1992), Gerstner & Krifka (1993). Die genetische Bindung bezieht sich hier allerdings nur auf ein Nomen und auf eine Relation von Individuen in Sachverhalten bzw. Situationen, weshalb Krifka et al. (1995) einen dyadischen generischen Operator präferieren wie im folgenden Beispiel zu sehen ist: (1-31) a. Mary smokes when she comes home. b. GEN[s,x;](x = Mary & comes home in s; smokes in s) (aus ebd.: 30)
Der Satz (1-3 la) besagt: "If there is a situation of Mary coming home, she will smoke in that situation" (ebd.), wobei hier von normal situations die Rede ist. Zwar ist der Satz generisch zu interpretieren, die Generizität bezieht sich allerdings auf einen habituellen Sachverhalt, so dass der Generizitätsoperator die Situationsvariable s in all ihren Vorkommen binden muss. In Bezug auf die Nominalreferenz ist aber die generalisierende Eigenschaft über ein Individuum χ relevant: (1-32) "An expression Q[...x...;...](Restriktor[...x...];Matrix[...{x}...]) is Ά generalization over χ iff it allows for models in which there is more that one value for χ for which 3[Restriktor[...x...]] is true (where 3 binds all free variables except x)" (ebd.: 32).
Davon abgesehen, dass sich auch Generalisierungen über Objekte treffen lassen, deren Existenz unik ist, ergeben sich für die Semantik eines genetischen Artikels zwei grundsätzliche Probleme. Das erste Problem betrifft die Wahrheitsbedingungen für den generischen Artikel bzw. Quantor. In Krifka et al. (1995: 43-63) wird ein Überblick über mögliche und in der Literatur vorgenommene semantische Bestimmungen des generischen Quantors gegeben, welche hier auszugsweise zitiert werden sollen. So liegt es in einer ersten Annäherung nahe, Generizität über den Allquantor zu definieren. Man betrachte aber die folgenden Sätze aus ebd.: (1-33) a. A bird lays eggs. b. An Anopheles mosquito carries malaria. c. A turtle lives a long life. (Beispiele aus ebd.: 44)
Aufgrund außersprachlichen Weltwissens muss die Allquantifizierung falsch sein, da nur die weiblichen Vögel Eier legen, nur fünf Prozent der Anophelesmücke Überträger von Malaria sind und die überwiegende Mehrheit der Schildkröten schon sehr früh von Räubern gefressen wird
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- wie in ebd. argumentiert wird. Ein anderer Vorschlag wurde von prototypen-semantisch basierten Arbeiten (Rosch 1978, Nunberg & Pan 1975, Heyer 1985, 1987) gemacht, indem über eine prototypische Menge von Individuen allquantifiziert wird und ein Typizitätsoperator TYP eingeführt wird. Dieser Operator beschränkt die Extension eines Prädikats auf seine prototypischen Elemente. Allerdings treten hier wiederum ähnliche Probleme wie bei der Allquantifizierung auf, da bspw. die Typisierung der Spezies Vögel, welche Eier prototypisch legen, wiederum die männlichen Tiere aus der Extension des Prädikats ausklammert.6 Das zweite Problem ist, dass Sätze hinsichtlich ihrer Generizität semantisch unterspezifiziert sein können und erst auf konzeptueller Ebene ihre charakterisierende Funktion erhalten. Das kann auch unabhängig von der Zugehörigkeit einer DP zum Fokus des Satzes gelten: (1-34) a.
PesSTEKÄ. Der H u n d B E L L T , b. P E S stekä/Stekä PES. Ein/der H U N D bellt. Es bellt ein/der H U N D .
(Slowakisch)
Um überhaupt beurteilen zu können, ob über eine DP eine generische Aussage vollzogen wird bzw. ob die DP generisch und nichtreferentiell verwendet wird, muss erst die Satzbedeutung analysiert werden. Die Sätze in (1-34) unterscheiden sich darin, ob die DP im Fokus des Satzes steht oder nicht. Man stelle sich folgende Situation vor: Eine Lehrerin verweist in einer Situation auf einen Hund und fragt ein Kind, was der Hund macht. Hier beschreibt der Satz (l-34a) einen singulären Sachverhalt. Die DP ist referentiell und nimmt anaphorischen Bezug auf den Hund im gegebenen Diskurskontext. Verweist die Lehrerin auf einen Hund in einer Situation oder zeigt sie ein Bild von einem Hund und fragt, wie ein Hund 'macht', so ist ein und derselbe Satz nicht mehr singulär, weil sich die Proposition nicht auf eine im Diskurskontext erfüllbare Instanz bezieht. Dennoch ist die DP referentiell und nimmt anaphorischen Bezug auf den bereits in das Diskursmodell eingeführten Referenten. Ähnliches gilt für (l-34b). Wenn die Lehrerin auf mehrere Tiere verweist, worunter sich ein Hund befindet und fragt, welches der Tiere bellt, so bezieht sich die DP auch unter Fokussierung und erst
Zu weiteren Ansätzen der wahrheitskonditionalen Definition von Generizität siehe Carlson (1977), Krifka (1995) und Chierchia (1998).
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recht unter Kontrastfokussierung auf einen Diskursreferenten.7 Da hier Referenz auf ein Diskursobjekt etabliert werden soll, würde die lexikalische Selektion eines generischen Quantors als Determinierer keine adäquaten Verwendungsbedingungen liefern. Es ist also selbst auf der Ebene der Diskursrepräsentation nicht entschieden, ob genetische Referenz vorliegt, da es keinen kompositionalen Bedeutungsbestandteil innerhalb der Satzbedeutung gibt, welcher als Auslöser für eine Lesart gelten kann, die eine Generalisierung über ein Individuum vollzieht. Die Arbeit beschränkt sich deshalb darauf, die grammatischen Bedingungen für eine präsuppositionale und eine existentielle Interpretation von DPs unter den Bedingungen eines defektiven Determinierersystems zu analysieren.
1.2.3. Präsuppositionsfähigkeit und Diskursanbindung Ein grundlegendes Problem der systematischen Artikellosigkeit ist mit Blick auf die Etablierung kohärenter Textsequenzen die Frage, woraus sich die Präsuppositionsfähigkeit einer DP ergibt. Traditionell wird einschlägig angenommen, dass definite Deskriptionen Träger von Existenzpräsuppositionen sind und dass der definite Artikel hierfür einen spezifischen Beitrag leistet. So geht Chierchia (1995: 190) davon aus, dass die anaphorische Funktion einer definiten DP auf den kompositional-semantischen Beitrag des definiten Artikels zurückzuführen ist, was an dem folgenden Standardbeispiel für Existenzpräsuppositionen gezeigt werden kann: (1-35) a. Der gegenwärtige König von Frankreich ist (nicht) kahlköpfig, b. E s gibt einen König von Frankreich.
Folgt man Russell (1905), so bildet die syntaktische Kombination des definiten Artikels mit einem nominalen Prädikat eine definite Kennzeichnung, welche die unike Existenz eines Individuums behauptet. Mit Strawson (1950) gilt der Gebrauch einer definiten Kennzeichnung als der Auslöser für die Existenzpräsupposition des Nomens (l-35b). In der in Folge von Kamp (1984) und Heim (1982) entwickelten Diskursrepräsentationstheorie (DRT) etabliert diese Präsupposition einen Diskursreferenten. In neueren Arbeiten wird angenommen, dass man im Diskurs auf die jeweilige Präsupposition eines Nomens anaphorischen
Auf den Artikelgebrauch in generisch verwendeten DPs im Deutschen, kann hier nicht näher eingegangen werden. Siehe dazu Krifka et al. (1995) und vor allem Chur (1993).
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Bezug nehmen kann (Geurts 1999, van der Sandt 1994), so dass zwischen Satzsequenzen Kohärenzrelationen etabliert werden können. Allerdings entwickeln auch die artikellosen DPs der slawischen Sprachen auf diskurspragmatischer Ebene dieselbe Präsuppositionsfahigkeit und Anaphorizität, ohne dass ein defmiter Artikel als kompositionaler Bestandteil der Satzbedeutung Auslöser für die entsprechende diskurspragmatische Funktion und referenzsemantische Interpretation einer DP sein kann: (1-36) a. Soucasny kräl Francie je holohlavy. (Tschechisch) Der gegenwärtige König von Frankreich ist kahlköpfig. b. Soucasny kräl Francie neni holohlavy. Der gegenwärtige König von Frankreich ist nicht kahlköpfig. c. Soucasny kräl Francie existuje. Der gegenwärtige König von Frankreich existiert. (Beispiel aus Peregrin 1998: 180)
Obwohl die betreffende DP in allen Sätzen von (1-36) keinen definiten Artikel hat, kann die DP nur eine referentielle Lesart erhalten, was bedeutet, dass die DP in jedem Falle die unike Existenzpräsupposition eines Referenten auslöst. Die systematische Artikellosigkeit kann also nicht zur Konsequenz haben, dass den betreffenden slawischen Sprachen ein Auslöser für Existenzpräsuppositionen einschließlich für die Annahme uniker Existenz des Referenten fehlt. Immerhin werden unter identischen syntaktischen und prosodischen Voraussetzungen analoge Präsuppositionen erzielt, was nahe legt, dass der definite Artikel im Deutschen nicht der exklusive Präsuppositionsauslöser sein kann, sondern mit weiteren grammatischen Mitteln interagieren muss (siehe 5.2.). Für Inferenzoperationen, welche sich auf Präsuppositionen beziehen, ist es wichtig, sich auf einen Präsuppositionsbegriff zu einigen. Der aus der analytischen Sprachphilosophie stammende Begriff der Präsupposition muss in Bezug auf die Satzbedeutung und die Verwendung von Sätzen von einer logischen und unabhängig von grammatischen Voraussetzungen geprägten Analyse - aufgrund teilweise unterschiedlicher Erkenntnisziele - abgegrenzt werden. In der logischen Tradition gilt folgende Definition für eine Präsupposition wie bspw. in Hajicovä (1984): (1-37) "A is a presupposition of Β, if Β entails A and not-/? entails A" (ebd.: 156).
Damit ist gesagt, dass eine Präsupposition diejenigen Bedingungen ausdrückt, unter welchen eine Aussage einen positiven Wahrheitswert
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erhalten kann. Das konstitutive Merkmal ist die Konstanz der Präsupposition unter der Negation. Zieht man aber in Betracht, dass die natürlichsprachliche Negation keine externe Negation ist (siehe dazu 3.2.4.), so ist fraglich, was denn der Auslöser dafür sein kann, dass bspw. die Existenz eines Referenten präsupponiert wird, wenn selbst wie in den artikellosen slawischen Sprachen - erst im Satzkontext ermittelt werden muss, ob eine DP als eine definite Kennzeichnung gelten kann. So verweist Mercer (1988) auf die linguistische Basiertheit von Präsuppositionen: "Presuppositions are generated from lexical and syntactic context" (ebd.: 420), was in 3.2.4. genauer betrachtet wird. Präsuppositionen sind also Aussagen, die an ihren Trägersatz, d.h. an den geäußerten Satz, gebunden sind, welcher die Präsupposition induziert.8 Als empirische Tests für Präsupposition werden allgemein die Folgerung und die Textakzeptabilität herangezogen. Letzteres besagt nach Seuren (1991), dass die Präsupposition und ihr folgend der Trägersatz einen akzeptablen Text bilden müssen, wobei der präsupponierte Referent im Trägersatz durch ein anaphorisches Pronomen ersetzt wird, welches mit dem präsupponierten Referenten koreferent ist: (1-38) Das Kind schläft. Präsupposition: Es existiert genau ein Kindj und es/das, schläft.
Der Begriff Trägersatz, als Träger der Präsupposition, suggeriert, dass Präsuppositionen Eigenschaften von Sätzen seien. Mit Geurts (1999) muss dabei gelten, dass "presuppositions are not carried by sentences. The subject of the verb presuppose is a speaker or, perhaps, an utterance" (ebd.: 4). Andererseits tragen Sätze die Auslöser von Präsuppositionen wie im Falle semantischer Präsuppositionen, die auf die Verbbedeutung zugreifen wie bspw. aufliören, was voraussetzt, dass das Subjekt des Satzes vor der Referenzzeit noch eine andere Eigenschaft hatte (siehe dazu auch Karttunen & Peters 1979). Zu den Präsuppositionsauslösern wird - wie bereits erwähnt - auch der definite Artikel gezählt. Entscheidend ist, dass die Präsupposition keine Annahme über die extralinguistische Realität macht, sondern über den Diskurs zwischen Sprecher und Adressat. "[T]he definite NP the pizzeria in the Vatican ... does not merely convey that there is a pizzeria in the Vatican; it is an instruction to the hearer to retrieve (his representation of) the said restaurant" (Geurts ebd.: 18-19). Wenn also in den Diskurs bereits ein Referent
Damit ist ein linguistisch-semantischer Präsuppositionsbegriff gewählt. Zu weitergefassten Präsuppositionsbegriffen siehe Seuren (1991).
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pizzeria eingeführt wurde, so äußert der Sprecher die Existenzpräsupposition des Referenten, d.h. der Sprecher behauptet den Referenten als eine im Diskursmodell präsupponierte Entität. Diesem Diskursmodell entsprechen Diskurs-Repräsentationsstrukturen (DRS) wie sie ursprünglich von Kamp (1981) erarbeitet wurden. Eine DRS setzt sich aus zwei Teilen zusammen, und zwar aus der Menge der Diskursmarker, welche die betreffenden Diskursobjekte enthält und aus einer Menge von DRS-Bedingungen, welche diejenigen Informationen enthalten, die über die jeweiligen Diskursmarker ausgesagt wurden. Das Grundprinzip einer DRS kann mit einem einfachen Beispiel aus Geurts (ebd.: 36) in einer auf die Zwecke dieser Arbeit beschränkten Form verdeutlicht werden: (1-39) a. A policeman chased a squirrel. b. DRS: [x, y: policeman x, squirrel y, χ chased y]
Das Diskursuniversum der DRS des Satzes (1-39) besteht also aus zwei Individuen. Im condition set der DRS werden die Informationen über diese Individuen, einschließlich einer Relation zwischen beiden, repräsentiert. Die DRS in (1-3 9b) ist hier für die Äußerung des Satzes gültig, ohne weitere Informationen über den Äußerungskontext zu haben. "So the indefinite subject and object NPs in this sentence cause the introduction of two new reference markers, χ and y, and contribute the information that χ is a policeman and y a squirrel, and the verb contributes the information that χ chased y" (ebd.). Es bleibt hierbei jedoch fraglich, ob der indefinite Artikel per se als Teil seiner Bedeutung die pragmatische Anweisung beinhaltet, neue Diskursreferenten einzuführen, zumal dies in den artikellosen slawischen Sprachen auch ohne indefiniten Artikel erfolgt und im Deutschen auch für definit determinierte DPs erfolgen kann, soweit sie nicht anaphorisch sind (siehe dazu 5.2.2.2.). Die DRS des Satzes (1-39) kann um die Äußerung des Satzes (1-40) erweitert werden. Der Satz (1-40) enthält aber zwei anaphorische Pronomina, welche durch die Referenzmarker ν und w repräsentiert werden: (1-40) a. He caught it. b. DRS: [v, w: ν caught w]
Wenn (1-40) im selben Kontext wie (1-39) geäußert wird, so benötigen die anaphorischen Pronomina einen Antezedens. Dies erfolgt dadurch, dass beide DRS durch eine Fusionsoperation zusammengefasst werden:
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(1-41) a. [x, y, v, w: policeman χ, squirrel y, χ chased y, ν caught w] b. [x, y, v, w: ν = χ, w = y: policeman x, squirrel y, χ chased y, ν caught w] c. [x, y: policeman x, squirrel y, χ chased y, χ caught y] (aus Geurts ebd.: 37)
Es ergibt sich ein Unterschied zur ursprünglichen Fassung der Diskursrepräsentationstheorie (DRT) bei Kamp (1981) und Kamp & Reyle (1993), welche eine DRS monostratal aufbauen. In den Ansätzen von Asher (1993) und Geurts (1999) wird zweistufig verfahren. Die DRS in (1-41) ist im ersten Schritt kompositional determiniert und ergibt sich als Funktion aus den lexikalischen Einheiten und ihrer syntaktischen Verknüpfung. Im zweiten Schritt werden beide Repräsentationen zusammengefasst und anaphorische Referenz aufgelöst. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Trennung zwischen sprachlichem und außersprachlichem Wissen die modulare Beziehung zwischen Grammatik und Pragmatik wahrt (siehe dazu 1.3.1) und eine Analyse der linguistischen Struktur voraussetzt, welche über die Interpretation von Äußerungsfolgen entscheidet. Wie bereits erwähnt, können definite DPs anaphorisch verwendet werden, um auf präsupponierte Diskursobjekte zur referieren. Van der Sandt (1992) baut auf der Beobachtung auf, dass es systematische Parallelen zwischen den Phänomenen von Anaphorik und Präsuppositionen gibt. Anaphora unterscheiden sich von anderen präsuppositionsauslösenden sprachlichen Mitteln darin, dass ihr deskriptiver Gehalt lexikalisch stark reduziert ist. Wenn nun ein geäußerter Satz Präsuppositionsauslöser wie definite Kennzeichnungen, faktive Verben, Phasenverben etc. enthält, so wird der Adressat versuchen, die entsprechende Präsupposition an einen geeigneten Antezedenten zu binden. Das erfolgt analog zur referentiellen Verankerung eines anaphorischen Ausdrucks. Wenn eine Präsupposition keine Anbindung erhält, so wird man versuchen, die Präsupposition zu akkommodieren, d.h. sie wird in eine zugängliche DRS eingefügt. Um aber Beliebigkeit der Anbindung an einen Antezedenten auszuschließen, gelten Beschränkungen fur die diskurspragmatische Akzeptabilität einer DRS und der Kohärenzstiftung, wie in folgenden Beispielen aus Asher & Lascarides (1998b) kurz angedeutet werden soll: (1-42) a. I took my car for a test drive. The engine made a weird noise. b. I've just arrived. The camel is outside and needs water. (Beispiele aus ebd.)
Im Beispiel (l-42a) wird die DP engine an die DP car im Vorgängersatz angebunden und durch Weltwissen per Teil-Ganzes-Bezie-
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
hung an den Referenten akkommodiert. Im Beispiel (l-42b) hingegen wird die DP camel auf die Sachverhaltsbeschreibung des Ankommens und damit als Teil der Situation akkommodiert. Auslöser für die Diskursanbindung ist nach Asher & Lascarides (ebd.) jeweils der definite Artikel der DP. Im Kapitel 5 wird zu sehen sein, dass Diskursanbindung analog dazu auch in den slawischen Sprachen erfolgen kann, ohne auf einen defmiten Artikel angewiesen zu sein. Bis dahin ist zunächst zu klären, wie und ob referentielle Bindung unter den Bedingungen defektiver Determiniertheit erfolgt; wie sich die Artikellosigkeit im Satzkontext und unter den Gegebenheiten der Informationsstruktur auflöst; welchen Einfluss die grammatische Kategorie des Verbaspekts auf die Determination nominaler Komplemente hat und wie unter den Bedingungen der Artikellosigkeit Diskursanbindung und Textkohärenz mit grammatischen Mitteln etabliert werden. In den vorangegangenen Abschnitten war zu sehen, dass die Referenzweise einer DP im wesentlichen von ihrer syntaktischen Position determiniert wird. Die syntaktische Position einer DP entscheidet zugleich über die Einbindung des DP-Referenten in den Diskurskontext und über die kohärente Bildung von Äußerungssequenzen. Im folgenden Kapitel werden daher die Grundlagen der syntaktischen Strukturbildung betrachtet. Die syntaktische Struktur von Sätzen ist die Basis für die regelgeleitete Ableitung einer semantischen Repräsentation, welche wiederum die Verwendbarkeit von Sätzen in möglichen Kontexten determiniert.
1.3. Grammatiktheoretischer Hintergrund 1.3.1. Die Zwei-Ebenen-Semantik in einer modular aufgebauten Grammatik Die grammatiktheoretischen Grundannahmen der vorliegenden Arbeit basieren auf der Theorie der Zwei-Ebenen-Semantik, welche vorallem auf Bierwisch (1983) sowie Bierwisch & Lang (1989) zurückgeht. Ziel dieser Semantikkonzeption ist die Trennung von sprachlichem und konzeptuellem Wissen. Die Semantische Form (SF) eines Ausdrucks beinhaltet seine Wahrheitsbedingungen, die sich kompositional und kontextunabhängig ergeben, d.h. die SF eines sprachlichen Ausdrucks umfasst seine grammatisch determinierte Bedeutungsinvariante. Die SF eines Ausdrucks kann erst auf konzeptueller Ebene (CS) angereichert werden. Das bedeutet, dass sich die semantische Interpretation eines Ausdrucks α einer Sprache L in einem Kontext et aus der Abbildung
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seiner Semantischen Form auf die konzeptuelle Struktur ergibt, so dass SF (α) im Kontext et den Wert m erhält: SF (α, et) = m. Mit dieser Grundannahme der Zwei-Ebenen-Semantik ist es möglich in die grammatisch determinierte Bedeutung eines Ausdrucks und in seine Äußerungsbedeutung zu unterscheiden. Dieses Prinzip wird besonders am Beispiel indexikalischer Ausdrücke deutlich. So kann die SF des Personalpronomens ich lediglich ein Individuum χ bezeichnen, welches die Eigenschaft hat, der Sprecher einer Äußerung zu sein. Die Wertzuweisung für χ kann erst im Kontext erfolgen. Analoge Festlegungen gelten auch für den defmiten Artikel. Ein referentiell gebrauchtes defmites Nomen kann erst in einem Kontext bzw. in einem Auswertungsindex extensionalisiert werden, was die Voraussetzung für die wahrheitsfunktionale Bewertung eines Satzes ist (siehe im Detail Wunderlich 1991). Die Zwei-Ebenen-Semantik ist aus Fragen der Grenzziehung von lexikalischer und konzeptueller bzw. begrifflicher Bedeutung hervorgegangen. Diese Diskussion wurde insbesondere am Phänomen der Polysemie geführt. Später ließ sich auf der Basis der Montague-Grammatik die zweistufige Analyse auf die Satzbedeutung ausweiten. Im Abschnitt 1.1. wurde bereits gezeigt, dass auch Sätze für ihren referentiellen Modus und ihre pragmatische Funktion unterspezifiziert sein können. So war zu sehen, dass die Festlegung eines Satzes als eine generische Aussage oder als eine Aussage über eine singulare Situation erst im Äußerungskontext erfolgen kann. Input für die konzeptuelle Verarbeitung eines Satzes ist die SF. Die SF wiederum ist Output der semantischen Komposition auf Satzebene, deren Abbildungsbasis die syntaktische Struktur des Satzes ist. Die Prinzipien der Syntax-Semantik-Abbildung gehen auf die Arbeiten von Montague (1970a, 1970b, 1973) zurück. Die Grundannahme Montagues lautet, dass in natürlichen und formal-logischen Sprachen identische Prinzipien vorzufinden sind. Eines dieser universalen Prinzipien ist die Kompositionalität sprachlicher Bedeutungsstrukturen (siehe unten). Die Montague-Grammatik nutzt die syntaktische Oberflächenstruktur, von welcher aus auf der Basis einer Kategorialgrammatik prädikatenlogische Bedeutungsrepräsentationen formal und durch Übersetzungsregeln erzielt werden. Das Resultat der regelgeleiteten Überführung einer syntaktischen Struktur in eine semantische Repräsentation ist ein intensionaler Ausdruck, welcher erst in Abhängigkeit von seinem Auswertungsindex eine Extension erhält. Die Theorie der Semantischen Form hat diese Grundannahmen für die grammatisch determinierte Bedeutung als Input für die konzeptuelle Verarbeitung und somit auch für die Extensionalisierung von Aus-
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
drücken in eine modular aufgebaute Grammatikkonzeption integriert. Der Begriff der Modularität bezieht sich dabei nicht nur auf die Trennung der Module des sprachlichen und konzeptuellen Wissens. Eine modular aufgebaute Grammatik geht davon aus, dass jede Repräsentationsebene des sprachlichen Systems den Input für die hierarchisch höhere Ebene liefert. So liefert das Lexikon den strukturellen Input für die syntaktische Strukturbildung. Das Resultat der syntaktischen Derivation liefert wiederum den Input für die Abbildung in semantische Repräsentationen, weshalb die Zwei-Ebene-Semantik das auf Chomsky (1981, 1993, 1995) basierende T-Modell um die Komponente der Semantischen Form (SF) erweitert hat: (1-43) Erweitertes generativ-syntaktisches T-Modell: i. Lexikon + iii. Phonetische iv. Logische -> v. Semantische Form (PF) struktur (OS)/ Form (LF) Form (SF) Spell-out
Das Lexikon liefert die lexikalischen Einheiten, welche vollspezifizierte Wortformen sind und in ihrer syntaktischen Basisposition eingesetzt werden. Die syntaktische Bewegung wird von Merkmalen lizenziert, was auf Spell-out zu einer Linearisierung der Konstituenten führt, die alle für die jeweilige Sprache überflüssigen Symbole getilgt hat, so dass auf PF eine vollständig interpretierbare phonologische Realisierung des Satzes erfolgen kann. Nach Chomsky & Lasnik (1993) und Chomsky (1993, 1995) kann zwischen starken und schwachen Merkmalen unterschieden werden, wobei die starken Merkmale bis Spell-out bzw. auf der syntaktischen Oberflächenstruktur getilgt werden. Die schwachen Merkmale werden durch non-overte Bewegung auf LF getilgt, so dass keine überflüssigen Symbole mehr vorkommen, welche die Verarbeitung des Satzes im konzeptuellen System beinträchtigen. Die LF enthält innerhalb des T-Modells diejenigen syntaktischen Informationen, welche für die semantische Interpretation relevant sind. Im engeren Sinne des T-Modells gilt die LF als die Schnittstelle zwischen sprachlicher Information und logischer Bedeutungsstruktur. Die LF wird durch Instanzen der Regeln affect a deriviert, was Quantorenanhebung und wh-Bewegung umfasst (siehe May 1977, Hornstein 1995). Für die Analyse und die Repräsentation der Informationsstruktur gilt jedoch, dass diejenigen Informationen, welche für die Anpassung eines Textsatzes an den Diskurskontext semantisch relevant sind, auf der Oberflächenstruktur bzw. zu Spell-out wirksam werden. Daher
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muss mit Bierwisch (1997) und Zimmermann (1999) gelten, dass die Laut-Bedeutungs-Zuordnung nicht zwischen LF und SF erfolgt, sondern zwischen PF und SF. Anderenfalls könnte non-overte Bewegung auf LF semantisch relevante Informationen nivellieren und als Ableitungsbasis keine adäquaten Verwendungsbedingungen von Sätzen abbilden.9 Für die syntaktische Abbildungsbasis erweist sich das generative X'-Modell als adäquat, da es eine isomorphe Übersetzung in prädikatenlogische Funktor-Argument-Strukturen ermöglicht: (1-44) Isomorphic des X'-Schemas zu Funktor-Argument-Strukturen:
Spec
Χ* λχ, [R (χ„Ζ>)] read (s, y)] λΡ-Vs [scholar (s) - » Ρ (s)]
λχ-read (x, y)
V' I read (x, y)
y
ν λy.read (x, y)
I read (x, y)
Das basisgenerierte Verb ist typensemantisch als eine Proposition vom Typ t zu interpretieren. Andererseits werden die Argumentvariablen χ und y erst im Laufe der semantischen Komposition durch die entsprechenden referentiellen Werte ersetzt, wobei s die Variable χ ersetzt und y eine Spur ist, die als identische Abbildung durchlaufen wird. Im Laufe der semantischen Komposition werden jedoch Zwischenergebnisse erzielt, die aufgrund ihres propositionalen Status bereits wahrheitsfunktional bewertbar sind, so der komponierte Ausdruck, welcher sich auf der Projektionshöhe von VP ergibt. Die Variable y ist in diesem Ausdruck ungebunden, weshalb sie relativ zu einem Kontext als semantischer Parameter interpretiert werden kann:
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(1-71) Vs [scholar (s) -> read (s, y)] Simplifizierende Paraphrase: Für alle s gilt, wenn s ein Schüler ist, dann liest s ein y bzw. etwasy.
Damit wurde ein Zwischenergebnis der semantischen Komposition des Satzes erzielt, welches im Äußerungskontext wahrheitsfunktional bewertet werden kann, obwohl auf sprachlicher Ebene weder eine syntaktisch noch semantisch wohlgeformte Struktur des semantisch zu repräsentierenden Satzes gegeben ist, da auf der Projektionsstufe von VP die mit der Variable y assoziierte Theta-Rolle noch nicht gesättigt wurde. Die syntaktische Struktur des Satzes (l-70a) gibt aber vor, dass die Wahrheitsbedingungen der unter VP durch Basiseinsetzung zustande gekommenen Proposition angereichert werden müssen. Damit der satzwertige Ausdruck (1-71) semantisch erweitert werden kann, werden weitere Lambda-Abstraktoren eingeführt und damit während der semantischen Komposition Argumentstellen eröffnet. Dieses Verfahren vereinbart sich nicht mit einem strikt lexikalistischen Ansatz, wonach lexikalische Einheiten das Lexikon als vollspezifizierte Wortformen verlassen. Entsprechend der syntaktischen Fügungspotenz liegen Ausdrücke vor, deren Argumente durch Lambda-Operatoren gebunden werden, was an den jeweiligen syntaktischen Positionen erfolgt. Das Format von Lexikoneinträgen als λ-abstrahierte Ausdrücke hat den Vorteil, dass die als λ-Operatoren ausgewiesenen Argumentstellen des Lexikoneintrags die Schnittstelle zwischen Syntax und Semantik transparent machen. Außerdem sind an den Argumentsstellen selektive Merkmale repräsentierbar, welche die syntaktische Strukturbildung als Auslöser von Bewegung steuern. Ähnlich verfahren wird in Krifka (1992) im Rahmen der Theorie der Strukturierten Bedeutung, wo ebenfalls mit primitiven Lexikoneinträgen gearbeitet wird. Krifka (ebd.) nutzt zugleich die LambdaKategorialgrammatik, indem er Kombinationsregeln formuliert, über welche die Argumentstellen eines Verbs eingeführt und sukzessive reduziert werden können. Für den Satz (l-72a) gibt Krifka (ebd.) für die semantische Komposition der PP mit dem Verbkopf die Regel in (l-72b) an: (1-72) a. John only] introduced [Bill]F1 to [Sue]F|. b. Vt0 V NP; [[Vt0 V NP]] = λ8λΤλχ.Τ(λζ.8(8,γ,ζ))([ν]Κ[ΝΡ]) (ebd.: 26)
Die Strukturbildungsvorschrift in (l-72b) wird auf das finite Verb introduce und die Objekt-DP Bill angewendet (hier nur verkürzt und auszugsweise wiedergegeben):
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
c. XSnXx.T(Xz.S(s,y,z))(introduce)() = λΎλχ.Ύ(λζ.introduce^,y,z))() Allerdings wird in einem strikt lexikalistischen Ansatz, dem die vorliegende Arbeit folgt, die Anzahl der Argumentstellen im Lexikon festgelegt. So kann ein bitransitives, strukturell zweistelliges Verb wie lesen (x, y) auch detransitiviert unter Elidierung der internen Argument-DP realisiert werden, was jedoch nicht bedeutet, dass das Prädikat über kein internes Argument verfugt bzw. keine interne Theta-Rolle besitzt. Unter Beachtung des Theta-Kriteriums müsste immer das interne Argument mit einer internen Theta-Rolle assoziiert sein und folglich syntaktisch als DP realisiert werden. Hierin zeigen sich die Vorteile einer Differenzierung in Argumente und Argumentstellen wie sie in Bierwisch (1988, 1989) und Zimmermann (1988, 1992) getroffen wird. Nicht die Argumente projizieren Theta-Rollen in die entsprechenden syntaktischen Positionen, sondern die Argumentstellen, weshalb das Theta-Kriterium auch so zu verstehen ist, dass jede Argumentstelle mit einer syntaktisch zu realisierenden Theta-Rolle assoziiert ist. Die Argumentstellen werden über die Lambda-Abstraktoren der basisgenerierten lexikalischen Einheiten angezeigt. Ohne Lambda-Präfix ist eine Prädikat-Argument-Struktur ein satzwertiger Ausdruck mit semantisch nichtspezifizierten Variablen, die konzeptuell als Individuenkonstanten zu interpretieren wären. Ein Lambda-Operator, welcher über den Wert eines Arguments abstrahiert, überführt diesen Ausdruck in eine Funktion. Damit werden diejenigen Argumente gekennzeichnet, welche syntaktisch zu realisieren sind und als Teilbedeutungen in die SF eines Satzes kompositional eingehen. Die Argumentstellen sind insbesondere nach Zimmermann (1992: 253) Träger von grammatisch relevanten Informationen (siehe dazu 1.3.2.1.1.). Die Argumentstellen λχ; verfügen über morphosyntaktische Merkmalsadressen Fj. Zusätzlich werden die Argumentstellen des λ-Präfix in Zimmermann (1999), Steube (2000) und Späth (2001) mit diskurspragmatischen Merkmalsadressen versehen, welche die Bewegung einer Argument-DP bspw. in die satzinitiale Position bzw. in die Topik-Position auslöst (siehe dazu 3.2.3.3.). Lambda-Kalküle werden hier nicht als Mechanismus der semantischen Komposition eingeführt, sondern dazu genutzt, um Argumentstellen sukzessive in Abhängigkeit von ihrer syntaktischen Realisierung durch die Bindung der Argumente zu reduzieren. Damit ist das Lambda-Präfix als die Argumentstruktur einer Funktion nicht nur die Schnittstelle zwischen der syntaktischen und semantischen Repräsentationsebene, sondern auch Output entsprechender Lexikonprozesse.
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Die Interaktion der Argumentstruktur mit den Sprachebenen macht es erforderlich, eine syntaktische Abbildungsbasis festzulegen, welche syntaktische Bewegung sowohl morphosyntaktisch als auch diskurspragmatisch hinreichend berücksichtigt. So integriert Krifka (1992) zusätzlich die Topik-Kommentar-Gliederung in die Strukturierte Bedeutung von Sätzen. Dabei wird das geordnete Paar um eine weitere Klammer < τ α, ß> erweitert, wobei α der Kommentar und β das Topik
(1-73) a. John T drank WATERp b. ASSERT (< τ λΤ., John>) (aus Krifka ebd.: 108)
Für die Analyse der Satzbedeutung artikelloser slawischer Sprachen erweist sich das Format der Strukturierten Bedeutung - wie für das Englische und Deutsche ausgearbeitet - als nicht ausreichend. Wie in 4.3.1. zu sehen sein wird, verfügen auch Massenterme wie Wasser über ein referentielles Argument. Auch bleibt offen, warum das Topik des Satzes im Skopus eines Illokutionsoperators steht. Abgesehen davon, dass Illokutionen Sprechhandlungen sind, welche auf pragmatischer Ebene angesiedelt werden müssen, und dass der Satzmodus-Operator mit dem Illokutionstyp lediglich assoziiert ist (siehe Brandt et al. 1992), muss das Topik unabhängig vom Satzmodus sein (siehe 3.2.3.2.), da die Assertion des Satzes paraphrasiert werden kann: In Bezug auf Johnj wird assertiert, dass erj Wasser getrunken hat. Es wird in dieser Methode nicht ersichtlich, welchen Beitrag die Ereignisrolle des Verbs zur Satzbedeutung leistet, da mit primitiven Lexikoneinträgen gearbeitet wird, welche nur die strukturellen Argumente beinhalten. Problematisch ist auch, dass die Arbeiten zur Strukturierten Bedeutung im wesentlichen nichtnegierte Sätze analysieren, was die Interaktion von Fokus und Negation nicht erkennen lässt. Wenn man mit Haftka (1994b) annimmt, dass die Satznegation die VP unmittelbar dominiert, so lässt sich in einem semantischen Repräsentationsformat wie in (1-73) nicht verhindern, dass der Negationsoperator in der kompositionalen Strukturbildung Skopus über eine lambda-abstrahierte Funktion und damit über einen Lambda-Operator nimmt. Damit stünde eben die Information, welche der Fokus im gegebenen theoretischen Rahmen zur Satzbedeutung beiträgt, im Skopus der Negation, was den wahrheitskonditionalen Anteil des Fokus wieder aufhebt. Es muss also für die kompositionale Repräsentation der Satzbedeutung eine Lösung gefunden werden, welche es erlaubt, eben diejenigen Skopusverhält-
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
nisse semantisch abzubilden, welche den semantischen Reflex der Informationsstruktur von Textsätzen ausmachen.
1.3.3.2. Informationsstruktur in einem syntax-zentrierten Modell Junghanns & Zybatow (u.a. 1995, 1998) haben für eine Reihe slawischer Sprachen, insbesondere für das Russische und das Tschechische, ein Modell einer diskurspragmatisch determinierten Syntax entwickelt. Das Modell geht davon aus, dass die Konstituenten, welche das Topik stellen bzw. welche den Fokus des Satzes bilden mit den Merkmalen [TOP] für Topik und [FOC] für Fokus korrelieren. Diese informationsstrukturellen Merkmale sind frei zuweisbar, was bedeutet, dass Konstituenten in Abhängigkeit von ihrer diskurspragmatischen Funktion mit dem entsprechenden Merkmal gekennzeichnet werden. Die mit [TOP] gekennzeichnete Konstituente muss sich in eine geeignete Phrase in satzinitialer Position bewegen. Für die Topikalisierung wird angenommen, dass jede Konstituente, welche mit dem Merkmal [TOP] gekennzeichnet wurde, an IP, genauer an AgrSP adjungiert (siehe Zybatow & Junghanns 1998): (1-74) Topikalisierung unter IP-Adjunktion: [cp ··• UgrSP XP[TOP] UgrSP ··· (aus ebd.: 52)
]]]
Damit gilt für das Russische, dass das Satztopik eine designierte syntaktische Position hat, was sich bspw. für das Deutsche nicht aufrechterhalten lässt.18 Eine Reihe von Autoren geht davon aus, dass das Topik - zumindest im Deutschen - nicht an eine bestimmte syntaktische Position bzw. Projektion des Satzes gebunden ist (u.a. Molnär 1998, Lambrecht 1994, Jacobs 2001). Hinzu kommen die Stellungsunterschiede des Topiks in Haupt- und Nebensätzen. Andererseits gilt die Annahme, dass das Topik auf der Oberflächenstruktur in die satzinitiale 18
Zimmermann (1999a) hingegen analysiert die semantische Integration von Topik-DPs im Russischen und führt zwischen IP und CP eine funktionale Projektion ModP ein, in welche sich das Topik eines Satzes bewegt und deren Kopf über einen deskriptiven Gehalt verfügt, welcher Wahrheitsbedingungen für Topikalität vorgibt. Die Positionierung der Topik-DP unterhalb der CP bringt allerdings wiederum das Problem, dass die DP auf der syntaktischen Oberfläche unterhalb des Satzmodus-Operators eingebettet ist, auch wenn der deskriptive Gehalt von ModP die entsprechenden Skopusverhältnisse etabliert. Entscheidend ist hier, dass eine funktionale Projektion eingeführt wird, welche voraussetzt, dass man der Topikalität einer Konstituente Wahrheitsbedingungen zuschreiben kann (siehe dazu 3.2.2.).
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Position bzw. ins Vorfeld bewegt wird und von keinem anderen Argument des Verbs c-kommandiert wird (siehe Jacobs 2001: 647650). Frey (2000) verweist außerdem darauf, dass es keine direkte Korrelation zwischen Topikalität und der satzinitialen Position gibt, da im Vorfeld eines Satzes nicht nur Topiks positioniert werden, sondern eben auch Ausdrücke, welche nicht referenzfähig sind wie z.B. Einstellungsadverbien. Allerdings lässt sich in Frey (ebd.) schon deshalb keine exklusive syntaktische Topikposition bestimmen, weil Frey (ebd.) für das Deutsche sowohl Vorfeldtopiks als auch Mittelfeldtopiks annimmt und somit mehrere Topiks in einem Satz gelten lässt. Wenn man das Topik als den Satzgegenstand versteht, dann hätte das zur Folge, dass ein Satz über mehrere Argumente gleichrangig semantisch prädiziert (siehe dazu 3.2.1.). Vergleicht man die Annahmen zur Syntax informationsstrukturell gegliederter Sätze von Junghanns & Zybatow (1995, 1997b, 1998) sowie von Rosengren (1997), Molnär (1998), Haider & Rosengren (1998) und Frey (2000), so fällt auf, dass die Ansätze auf einem sprachabhängig unterschiedlichen Inventar an funktionalen Kategorien basieren. Junghanns & Zybatow (ebd.) und Junghanns (1993) legen der syntaktischen Analyse russischer Sätze die Split-Infl-Hypothese (Pollock 1989) zugrunde: (1-75) Funktionale Kategorien unter der Split-Infl-Hypothese: [ c p [AgrSP[TOP] U g r S P [ τ Ρ [NegP U g r O P U s p P [ v P ] ] ] ] ] ] ] ]
Andere Arbeiten zum Russischen - wie Schoorlemmer (1995), Bailyn (1995), Yadroff (1996) und Szucsich (2002) reduzieren die Anzahl funktionaler Kategorien. Dabei folgt Szucsich (ebd.) Chomsky (1995) und reduziert die Anzahl der funktionalen Kategorien um die Agreement-Phrasen. Innerhalb des Minimalistischen Programms (Chomsky 1993, 1995) wird angenommen, dass overte Bewegung in die entsprechenden Projektionen durch starke morphosyntaktische Merkmale ausgelöst wird. Schoorlemmer (ebd.) motiviert diese Positionen sowie overte Bewegung von Konstituenten bis Spell-out mit dem Status starker morphosyntaktischer Merkmale, so auch für die neutrale Abfolge der Konstituenten: "SVO order means that Russian V-features are strong and that the verb moves into SpecAgrSP in overt syntax" (ebd.: 15). Mit King (1993) wird Bewegung in eine Topik-Phrase angenommen, woraus sich für (1-76) ergibt, dass das Subjekt nach overter syntaktischer Bewegung aufgrund der starken φ-Merkmale in der Topikphrase, mindestens aber in SpecArgSP steht. In (l-76b) hat sich
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
das Verb in den Kopf der in King (ebd.) angenommenen Topik-Phrase bewegt: (1-76) a. Telefon zvonit. Das Telefon klingelt, b. Zvonit telefon. Das Telefon klingelt/es klingelt ein Telefon. (Beispiel aus Isacenko 1967: 973)
(Russisch)
Nach Zybatow & Junghanns (1998) liegt in (l-76b) ein abstraktes Topik vor, so dass sich das Verb overt in die Tempusphrase (TP) bewegt (siehe ebd.: 42). "Es kann sich nicht um ein starkes morphosyntaktisches Merkmal handeln, denn das russische finite Verb bleibt häufig in situ" (ebd.: 41). Für thetische Sätze wie für das Beispiel (l-76b) wird angenommen, dass auch hier ein Topik vorliegt, welches nicht overt realisiert wird, sich jedoch aus der Oberflächenstruktur des Satzes rekonstruieren lässt. "In thetischen Sätzen ist es der funktionale Kopf T(empus), der das Topik-Merkmal enthält. Markiert werden muß diese Realisierung eines besonderen Topiks durch die overte Verb-Anhebung" (ebd.: 42). Motiviert wird die overte Anhebung nach TP mit der diskurspragmatischen Einbettung des Sachverhalts der betreffenden Sätze, d.h. die temporale Einbettung oder Sequenzierung. Daher wird auch für den Satz (1-77) eine overte Anhebung des Verbs in die TP angenommen, da dieser Satz ein nachfolgendes Ereignis beschreibt: (1-77) Uvidela devocka volka. sah-pf Mädchen-nom Wolf-acc Da sah das Mädchen einen/den Wolf, (aus ebd.: 46)
(Russisch)
Die Annahme einer einheitlichen Analyse "thetischer Sätze und verbinitialer kategorischer Sätze wird dadurch erhärtet, daß beide Satztypen in ähnlichen Kontexten vorkommen und entsprechend ähnliche Interpretationen erhalten" (ebd.: 47). Innerhalb der funktionalen Kategorien wird in der Literatur die Aspektphrase als eine sprachspezifische Kategorie des Slawischen angenommen, da es sich hier um eine grammatische Kategorie handelt und jedes Verb für das jeweilige Aspektmerkmal markiert ist. Es gibt Arbeiten wie beispielsweise von Stechow (1999, 2001), welche eine Aspektphrase auch für das Deutsche annehmen. Allerdings ist der Verbaspekt im Deutschen nicht grammatisch enkodierbar. Die Aspektualität des Satzes ist erst auf konzeptueller Ebene als Information spezifizierbar, was aber durch den Satzkontext vorgegeben werden kann.
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Das Fehlen des Aspekts im Deutschen ist nicht vergleichbar mit dem Fehlen eines overten Artikels im Slawischen, da auch ohne Aspektbedeutung im Deutschen kategorialgrammatisch und damit syntaktisch und semantisch wohlgeformte Ausdrücke der Kategorie Satz gebildet werden, was in Bezug auf den fehlenden Artikel im Slawischen nicht der Fall ist (siehe 2.2.2.).19 Für das Slawische wird nun angenommen, dass das Verb für Tempus und Aspekt spezifiziert ist und dass dieses Merkmal im morphosyntaktischen Abgleich während der syntaktischen Derivation getilgt wird.20 Die Annahme einer Aspekt-Phrase dient aber zunächst nur dem Zweck, das Aspektmerkmal innerhalb einer funktionalen Projektion auszuweisen, so dass das Verb im Durchlaufen der AspP das Merkmal sättigt und für [±pf] spezifiziert wird. Damit gelangen diejenigen Teilbedeutungen in die sich aufbauende SF eines Satzes, welche für die semantische Interpretation wie insbesondere die Interaktion von Objekten und Ereignissen und ihre gegenseitigen Abbildungsmechanismen relevant sind (siehe 4.1.). Allerdings würde dies bedeuten, dass ein Verb erst dann für Aspekt spezifiziert sein kann, wenn dieses morphosyntaktische Merkmal unter dem Kopf der AspP getilgt wurde, was voraussetzt, dass sich das Verb auch overt nach Asp° bewegt. Diese Bewegung ist innerhalb einer Syntax im Minimalistischen Programm vorzusehen, weil andererseits das Full Interpretation Principle verletzt wäre und überflüssige Symbole in der Satzstruktur verblieben, welche dann eine Interpretation der Struktur unmöglich machen. Wenn man mit Schoorlemmer (1995, 1997), Szucsich (2002) oder Junghanns (1995a) annimmt, dass die AspP die VP unmittelbar dominiert, so müsste bereits die Oberflächenstruktur des Satzes (1-78) überflüssige Symbole aufweisen: (1-78) Poezd segodnja dejstvitel'no ot"edet. Zug heute wirklich abfährt. Der Zug wird heute wirklich abfahren.
(Russisch)
Generell muss gelten, dass man defektive grammatische Kategorien nur dann als phonologisch leere Teilbedeutungen betrachten kann, wenn anderenfalls die kategorialgrammatische bzw. typensemantische Wohlgeformtheit nicht gegeben ist und keine sinnvolle semantische Interpretation erfolgen kann. Wollte man sämtliche defektive Kategorien in einer Sprache semantisch parametrisieren, müsste konsequenterweise für das Deutsche z.B. eine phonologisch leere Option fur den Dual der Nomina vorgesehen werden. Zwar ist Dualität von Objekten Teil des konzeptuellen Wissens, jedoch im Deutschen grammatisch nicht enkodierbar. Ebenso ist das Deutsche für diejenigen Wahrheitsbedingungen unterspezifiziert, welche der Aspekt in den slawischen Sprachen einführt. 20
Zu einer umfassenden Argumentation für die Etablierung einer Aspekt-Phrase siehe Schoorlemmer (1995: 88ff.).
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
Die DP poezd 'Zug' adjungiert im gegebenen Modell an ArgSP. Die temporalen Adverbien sind VP-Modifikatoren, so dass sich das Verb in situ befinden muss und erst auf LF das Aspektmerkmal abgleichen kann. Szucsich (ebd.) führt den quantifizierenden Effekt des perfektiven Aspekts für die semantische Sortenspezifizierung einer DP auf den Abgleich des Merkmals der Gebundenheit [±B] zwischen Kopf und Spezifizierer der AspP zurück. Wenn das Verb perfektiv ist, so wird sein Sachverhaltsverlauf als gebunden behauptet. Dieses Merkmal tragen auch Individualnomina, weshalb das Merkmal in AspP übereinstimmen muss. Allerdings treten imperfektive Verben sowohl mit ungebundenen Massentermen als auch mit gebundenen Individuentermen als DP-Komplement auf wie russ. pit' stakan caju 'ein Glas Tee trinken', so dass die Merkmale in AspP nicht notwendigerweise übereinstimmen müssen. Die Frage nach der Rechtfertigung und Fundierung von funktionalen Kategorien in den einzelnen Sprachen kann in dieser Arbeit nicht entschieden werden. Für die syntaktische Abbildungsbasis in semantische Repräsentationen muss jedoch gesichert sein, dass die Unterschiede zwischen dem Verbleiben einer DP in situ und dem Verlassen ihrer Basisposition relativ zu anderen semantisch relevanten Konstituenten sichtbar werden, was zu minimalen und konsensfähigen Annahmen der syntaktischen Strukturbildung zwingt.
1.3.3.3. Informationsstrukturelle Aspekte semantisch motivierter Bewegung Während syntax-zentrierte Modelle der Informationsstruktur davon ausgehen, dass sich die Satzbedeutung auf den propositionalen Gehalt beschränkt und die mit grammatischen Mitteln erzielten informationsstrukturellen Gegebenheiten direkt in die Diskurspragmatik abgebildet werden, wendet Biskup (2005) die Tree-Splitting-Hypothese auf die syntaktische Struktur von Sätzen im Rahmen der neueren minimalistischen Syntax (Chomsky 1998, 2001) an.21 Dabei wird deutlich, dass die Generierung minimalistischer Satzstrukturen in Phasen erfolgt, welchen auf der Ebene der semantischen Komposition komplexen Funktionen entsprechen.
Es ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich, eine Einführung in das syntaktische Modell seit Minimalist Inquiries (Chomsky 1998) zu geben. Die Ausführungen beschränken sich hier auf diejenigen Aspekte, welche für die Syntax-SemantikAbbildung mit Blick auf die Referenzweise von DPs relevant sind.
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Grammatiktheoretischer Hintergrund
Die syntaktische Derivation operiert auf einer lexikalischen Kollektion (lexical array). Es handelt sich hier um lexikalische Einheiten, die dem Lexikon entnommen werden und der syntaktischen Derivation zur Verfugung stehen. Die lexikalische Kollektion wird in die vP eingesetzt, wobei das Prinzip 'Merge over Move' es ermöglicht, dass innerhalb der vP lexikalische Einheiten bereits miteinander verkettet werden können. Die vP und die CP sind Phasen, d.h. es handelt sich um propositionale Einheiten. Die Grenze der vP wird nach Junghanns (2000) und Kosta (2003) im Tschechischen von temporalen Adverbien markiert: (1-79) a. Mariej [ vP odpoledne [ vP tj zajela psa]] Mariej [ vP am Nachmittag [ vP tj überfuhr 0 Hund]] Marie hat am Nachmittag einen Hund überfahren, b. Mariej psaj [ vP odpoledne [ vP tj zajela tj]] Marie ; 0 Hundj [ vP am Nachmittag [ vP tj überfuhr tj]] Marie hat den Hund am Nachmittag überfahren. (Beispiele nach Biskup ebd.)
(Tschechisch)
Hieraus ergibt sich für (l-79a), dass die Verkettung des finiten Verbs mit der Objekt-DP eine Phase bildet. In dieser syntaktischen Konstellation können beide lexikalischen Einheiten zu einer gemeinsamen Funktion verschmelzen:22 (1-80)
vP V λχ λε [3y [[Ρ ( y ) W [ Z ( x , y)] (e)]]]
ν zajelay λ y λ x λ e [ [ Z ( x , y)](e)] V u
~VP psa
λ(5[3Υ[[Ρ(Υ)]Λ[(5ω]]] In (l-79b) enthält die vP lediglich das finite Verb. Die Verkettung mit der Objekt-DP ist nicht möglich, da sich die DP aus informationsstrukturellen Gründen aus der vP herausbewegen musste. Entsprechend der Mapping Hypothese hat sich die DP in den Restriktor des Satzes bewegt, wo die DP eine präsuppositionale Lesart erhalten muss. Blaszczak (2001) nimmt zusätzlich an, dass die vP von der Negationsphrase (NegP) unmittelbar dominiert wird. Zum einen ist die Satz-
Zu den einzelnen Schritten der semantischen Komposition siehe 3.3.3., wo die semantische Integration von DPs in Abhängigkeit von ihrem informationsstrukturellen Status gezeigt wird.
52
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
negation Teil der propositionalen Einheit, was mit dem Phänomen des Kasuswechsels am internen Argument in Konkatenation mit der Satznegation insbesondere im Polnischen gerechtfertigt wird. Zum anderen lizenziert die Merkmalsspezifizierung unter NegP [±neg] die Kasusvergabe an die Komplement-DP. In positiven Sätzen [-neg] wird dem direkten Objekt der Akkusativ zugewiesen. Unter Satznegation erhält die DP den Genitiv (siehe auch 3.4.):23 (1-81) a. Ewaj [ 0 [ . „ ] [ p ti czyta gazety]] Ewa; [ p 0 [ - „ e g ] [vp t, liest 0 Zeitungen-acc.pl]] Ewa liest Zeitungen, b. Ewa; [NegP nie[+neg] [vP t, czyta gazet]] Ewa; [NegP nicht[+neg] [vP tj liest Zeitungen-gen.pl]] Ewa liest keine Zeitungen. (Beispiel nach Blaszczak ebd.: 8-9) NegP
eg
(Polnisch)
v
Neg
Die NegP dominiert unmittelbar die vP. Die komplexe semantische Funktion, welche sich aus der Komposition der lexikalischen Einheiten unter vP ergeben haben, können nur für Polarität (positiv vs. negativ) modifiziert werden: (1-82)
NegP Neg' λχ λε [neg [By [[G (yM[C (x, y)] (e)]]]] Neg [+neg]
vP ti
nie
ν' λχ λε [By [[G (y)]A[[C(x, y)] (e)]]]
λρ [neg [ρ]] ν
VP
czytak
λ Υ λχλε[[€(χ, Υ )](ε)] V° tk
gazet
λΡ[3 Υ [[G(y)]A[Q(y)]]]
Temporale Adverbiale als Begrenzung des Derivationszyklus in (1-82) können nun an die NegP adjungieren. Dabei ist zu beobachten, dass die Position einer DP relativ zum Adverbialskopus die Referenzweise der DP beeinflusst. So erhält in (l-79a) die Objekt-DP per Default eine existentielle Lesart, soweit der Kontext und die Äußerungssituation keine Informationen bereitstellen, welche eine referentielle Interpretation erlauben. In (l-79b) hingegen hat die DP den Skopus des Adverbials verlassen und erhält eine präsuppositionale bzw. spezifische Zur Satznegation und deren syntaktischen und semantischen Eigenschaften auf der Ebene der SF siehe 3.2.4.
53
Grammatiktheoretischer Hintergrund
Interpretation. Somit ist nicht vP die Grenze für Hintergrund und Fokus, sondern NegP, wobei der Ausdruck im Skopus des Negationsoperators durch ein Adverb modifiziert werden kann. Außerhalb der Grenze von vP liegt die DP nicht im Skopus der Satznegation: (1-83) a. Marie! psa2 [Negpneg [vP t, nezajela t2]] b.
^ ^ j a ^ x X e [3y [[P (yMneg [[Z (x, y)] (e)]]]] psa
NegP .„
Neg' λγ λχ λε fneg [[Ζ (χ, y)] (e)]]
Neg° [+neg] λρ [neg [p]] t,
vP
v°
VP
nezajelay λγ λχ λε [[Ζ (χ, y)] (e)] V°
t2
tk Zwischen vP und CP liegt die funktionale Projektion der TP. Die TP beherbergt das EPP-Merkmal (Erweitertes Projektionsmerkmal), wonach alle Sätze über ein Subjekt verfügen müssen. Daher muss T° die φ-Merkmale enthalten. Der T-Kopf wird mit einem Komplement verkettet, welches den Kopf der vP enthält. Biskup (2005) sieht vor, die TP mit einem Merkmal für Spezifizität auszustatten, welches die Bewegung einer präsuppositionalen DP in den Hintergrund des Satzes lizenziert. Außerdem wird angenommen, dass lexikalische Einheiten auch in eine Position oberhalb der TP durch Scrambling bewegt werden können. Hierfür ist eine diskursbezogene Projektion ΔΡ vorgesehen: (1-84) [ΔΡ Na ruku3 Marii, bude [TP Pavel2 libat [vP zitra [vPt21, t3]]]] [ΔΡ auf die Hand3 Marierdat wird [TP Pavel2 küssen [vP morgen [vPt21, t3]]]] Die Hand wird Pavel Marie MORGEN küssen. (Beispiel aus ebd.) Dass es oberhalb von TP eine Position geben muss, die mit einer diskursanbindenden pragmatischen Funktion verbunden ist, zeigt das folgende Beispiel mit Blick auf die Position der DP relativ zum Satzadverb:
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
(1-85) Kontext: Dialog zwischen einem Angestellten und einer Chefsekretärin: A: Potrebuju nutne podpis od reditelstvi podniku. (Tschechisch) Ich brauche dringend eine Unterschrift von der Geschäftsleitung. B: To momentalne nejde. Das geht momentan nicht. i. Sef vöera odjel do Ostravy. 0 Chef gestern abfuhr nach Ostrava. Der Chef ist gestern nach Ostrava gefahren. ii. Sef odjel vöera do Ostravy. 0 Chef abfuhr gestern nach Ostrava. Der Chef ist gestern nach Ostrava gefahren. iii. ?Vcera odjel sef do Ostravy. Gestern abfuhr 0 Chef nach Ostrava. Gestern ist der Chef nach Ostrava gefahren.
Die Ausführungen in diesem Abschnitt haben gezeigt, dass sich Parallelen zwischen der syntaktischen Strukturbildung und der Bildung komplexer semantischer Einheiten ergeben. So lässt sich die Grenze zwischen Hintergrund- und Neuinformation mit der Grenze der vP und den auf ihr operierenden Funktoren assoziieren. Damit ist ein Modell gegeben, was es analog zu von Stechow (1991) erlaubt in morphosyntaktisch und in semantisch motivierte Bewegung zu unterscheiden (siehe 3.2.3.1.). Dabei wird informationsstrukturelle Bewegung zwar diskurspragmatisch motiviert. Im Sinne einer zweistufigen Semantikkonzeption muss gelten, dass die Grammatik als "eine Service-Instanz für die kommunikativen Aufgaben, die in der Pragmatik definiert werden" (Rosengren 1992b: 436), fungiert. Daraus ergibt sich die Aufgabe, die diskurspragmatischen Funktionen einer DP aus der kompositional aufgebauten Satzbedeutung abzuleiten, welche die Auslöser für pragmatische Funktionen sowie konzeptuelle Uminterpretation enthalten muss.
1.3.3.4. Informationsstrukturelle Aspekte in einer prosodischzentrierten Kombinations grammatik Die kompositionale Integration prosodischer Merkmale steht in den Arbeiten von Steedman (1990, 1996, 1998, 2000) im Vordergrund. Dabei werden prosodische Informationen in kompositionale semantische Verknüpfungsregeln übersetzt, welche auf der Combinatory Categorial Grammar (CCG) beruhen. Die Intonationsstruktur eines Satzes determiniert die Oberflächenstruktur, so dass die syntaktische Oberflächenstruktur mit der Informationsstruktur zusammenfällt. Ein Satz kann in
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Abhängigkeit von seiner prosodischen Struktur unterschiedliche Lesarten erhalten, d.h. ein Satz kann nach Steedman (1998: 3-4) mehrere Oberflächenstrukturen entsprechend seiner Lesarten haben: (1-86) Prosodische Disambiguierung der Oberflächenstruktur:
(MARRY) (likes MUSICALS) H*L L+H*LH%
(MARRY likes) (MUSICALS) L+H* LH% H*LL%
Die Grundannahme lautet, "that surface structure and information structure entirely coincide, the latter being simply the interpretation of the former. Intonation in turn coincides with surface structure (and hence information structure) to the extent that all intonational boundaries coincide with syntactic boundaries ..." (ebd.). Die Intonation von Sätzen wird von zwei Komponenten erfasst, nämlich dem PitchAkzent und den Grenztönen. Thema und Rhema eines Satzes sind nach Steedman (ebd.) zwei Konstituenten, welche ähnlich wie in der Theorie der Strukturierten Bedeutung zu einer gemeinsamen semantischen Funktion verknüpft werden: (1-87) a.
b.
(MARRY) (likes MUSICALS) H*L L+H*LH% Xy.like' y musicals' (mary1) (MARRY likes) (MUSICALS) L+H* LH% H*LL% λx.like' χ mary' (musicals')
Das Eröffnen von Argumentstellen durch Lambda-Abstraktoren erfolgt einerseits durch das Thema, in welchem über die Belegung der im Rhema realisierten Konstituente abstrahiert wird, und andererseits als kombinatorische Regel für die Verknüpfung von Thema und Rhema. Um nun zu verhindern, dass die Bindung des lambda-abstrahierten Arguments identische Propositionen liefert, wird diejenige Konstituente, welche den Pitch-Akzent trägt, mit einem Asterisk notationell von deakzentuierten Konstituenten abgesetzt: (1-88) a. b.
like'*mary'musicals' like' mary' »musicals'
Die Konstituenten der Oberflächenstruktur werden unter Angabe ihres kategorial-grammatischen Status durch funktionale Applikation, funktionale Komposition oder Typenanhebung zu komplexen Funktionen
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
56
verbunden, wobei die Verknüpfungsoperationen ihren Nebenfunktor sowohl von der linken Seite der syntaktischen Linearisierung (>) als auch von der rechten Seite (T
likes (S\NP)/NP
S/(S\NP): Mmarv'
musicals NP
>B
S/NP: Ax.like'x maty'
φ\ε
S/NP: Ax.likes'x*mary' θ
ΝΡ: the'*mondrian' ρ
Das Resultat der gesamten kombinatorischen Verknüpfung ergibt sich per funktionale Applikation: (1-92) S: likes'(the'*mondrian')*mary'
Es ist zu beachten, dass die semantische Repräsentation den propositionalen Gehalt des Satzes wiedergibt. Diejenigen Informationen, welche die Fokus-Hintergrund-Gliederung einbringt und weshalb die Sätze nicht in identischen Kontexten verwendbar sind, werden durch die Kombinationsregel aufgehoben. Dass die Notation *XP den Fokus auf der entsprechenden Konstituente anzeigt, nivelliert den wahrheitskonditionalen Anteil der Fokusweite an der Satzbedeutung, was besonders deutlich wird, wenn wie im o.g. Beispiel beide Argument-DPs in ihrer informationsstrukturellen Position jeweils einen Fokusexponenten enthalten. Das Ziel der semantischen Repräsentation ist bei Steedman (1998, 2000) aber die Extraktion einer nichtstrukturierten Proposition, wobei informationsstrukturelle Gegebenheiten lediglich durch Indizes an den Argumenten bzw. am Prädikat angezeigt werden, ohne den wahrheitskonditionalen Effekt der Informationsstruktur zu berücksichtigen.
Die Variable S$ bezeichnet eine Menge syntaktischer Kategorien, welche S enthalten wie S oder S/NP. Die Variable ε abstrahiert über die Belegung von θ oder p.
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
Das Regelwerk von Steedman (ebd.) ist nicht ohne weiteres auf die Kompositionalität der Satzbedeutung übertragbar: Erstens betrachtet Steedman (ebd.) die Thema-Rhema-Gliederung von Sätzen. Die informationsstrukturelle Kategorie des Topiks wird unter thematischer Information subsumiert. Damit ist der Anteil einer topikalisierten Konstituente an ihrer Textanschlussfunktion nicht aus der Satzbedeutung ableitbar. Zweitens erfolgt die semantische Komposition nicht auf einer syntaktischen Struktur, sondern durch kategorialgrammatische Kombination von Intonationsphrasen. Damit ist nicht ersichtlich, inwieweit sich die syntaktische Linearisierung aus morphosyntaktischen und aus semantischen Gründen ergibt. Drittens sind die zugrundegelegten Lexikoneinträge primitiv und weisen keine Argumentstrukturen auf. Die Ereignisrolle des Verbs und deren referentielle Bindung durch den Satzmodus-Operator wird ebenso wie andere phonologisch leere, aber semantisch relevante Kategorien nicht berücksichtigt. Damit sind die Wahrheitsbedingungen von Sätzen nicht vollständig abbildbar. Für die Auflösung der Ambiguität artikelloser slawischer DPs wäre lediglich die Kennzeichnung einer DP mit einem Asterisk als Indiz für die existentielle DP-Lesart im Fokus gegeben, welche hier aber bereits Teil des Lexikoneintrags ist. Dadurch kann nicht gezeigt werden, wie die Spezifizierung artikelloser slawischer DPs für Referentialität im Satzkontext angelegt ist. Dennoch liefert Steedman (ebd.) ein kombinatorisches Instrumentarium, um welches das Regelwerk der kompositionalen Kombinatorik basierend auf einer Chomsky-Syntax erweitert werden kann. Mit den Kombinationsregeln wird ein Inventar an kompositionalen Verknüpfungsregeln gegeben, was es erlaubt, über Lambda-Konversion hinaus Teilbedeutungen in die Semantische Form von Sätzen zu integrieren, so dass die informationsstrukturell bedingten Abweichungen von der syntaktischen Grundabfolge der Konstituenten einen kompositionalen Aufbau der Satzbedeutung rechtfertigen. Außerdem werden informationsstrukturelle Merkmale - hier in Form von prosodischen Tonmustern - bereits im Lexikon zugewiesen, was eine Parallele zu den Annahmen eines strikten lexikalistischen Konzepts darstellt. Der Ansatz ist auch deshalb interessant, weil der Algorithmus der semantischen Komposition auf der Oberflächenstruktur operiert, wo schließlich der Beitrag der Informationsstruktur zu den Verwendungsbedingungen semantisch reflektiert wird.
Grammatiktheoretischer Hintergrund
59
1.3.4. Semantische Relevanz der Informationsstruktur 1.3.4.1. Reduktion der Satzbedeutung auf den propositionalen Gehalt Im vorangegangenen Abschnitt wurde ein Modell gezeigt, welches aus einem informationsstrukturell gegliederten Satz den propositionalen Gehalt extrahiert und semantisch repräsentiert. Dabei werden keine Skopusverhältnisse abgebildet, welche die Informationsstruktur auf der syntaktischen Oberfläche reflektieren und welche für die Referenzweise und die diskurspragmatische Funktion einer DP verantwortlich sind. Analog dazu wird in syntax-zentrierten Modellen davon ausgegangen, dass die Informationsstruktur auf der syntaktischen Oberfläche bzw. zu Spell-out eine direkte Input-Information an die Pragmatik sendet. Nach Spell-out erfolgt nonoverte Bewegung zur LF, welche dann erst die Abbildungsbasis für die Semantische Form von Sätzen ist.25 Für den Begriff der Satzbedeutung ist daher zu hinterfragen, ob allein der propositionale Gehalt diejenigen Wahrheitsbedingungen vorgibt, welche den Verwendungsbedingungen von Sätzen in Kontexten entspricht. Damit verbunden ist auch die Frage, ob der propositionale Gehalt adäquate Wahrheitsbedingungen im Sinne eines kontextverändernden Potentials von Sätzen (Heim 1982) wiedergibt. Wenn man annimmt, dass informationsstrukturelle Merkmale oder Indizes wie [TOP] oder [FOC] erst auf CS interpretiert werden, so würden den Sätzen (l-93a) und (l-93b) identische Wahrheitsbedingungen zugrunde liegen und zugleich identische Verwendungsbedingungen für beide Sätze vorgeben, wobei in (l-93a) das Verb erst auf LF nach C° angehoben wird, um das Merkmal des Satzmodus-Operators abzugleichen: (1-93) a.
Poezd [priSELJp Der Zug k a m an. b. Prisel [POezd] F Es k a m ein/der Zug.
(Russisch)
Aus der identischen LF erhielten in der Termanalyse für DPs beide Sätze ein und dieselbe Semantische Form: "Conceptual Structure (CS) is where the information structure of clauses is ultimately made use of by assigning interpretations to those parts of the structure that correspond to the relevant constituents and their counterparts in the two binary distinction (FBS and TCS). Hence, there is no need to postulate a separate level of IS. I assume that LF is mapped to Semantic Form (SF). SF, in turn, is correlated with CS" Junghanns (2000). Dabei wird betont, dass die SF nur die grammatisch-determinierte Bedeutung abbildet und die konzeptuelle Interpretation auf außersprachliches Wissen zurückgreift.
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
60
(1-94) LF und SF von (l-93a und b): CP Spec
C
3e [e inst [come (εγ [train (y)])]]
I'
0deH priselj Spec λΡ [3e [Ρ (e)]] j poezcl,
VP t'i
V'
Spec ky λε [e inst [come (y)]]
0
εγ [train (y)]
V'
DP
t;
ti
Die SF aus (1-94) entspricht einem Ausdruck, welcher ein Ereignis behauptet, das eine Instanz einer Proposition ist, welche sich aus der Konkatenation des jeweiligen Sachverhaltsprädikats und eines Individuenterms ergibt. Der Satz ist genau dann wahr, wenn im Äußerungskontext ein entsprechender Referent existiert, welcher zugleich die Eigenschaft des Sachverhaltsprädikats erfüllt. Für eine Diskurs-Repräsentationsstruktur (DRS) und dem Anliegen der Diskursrepräsentationstheorie (DRT) wäre es ausreichend, die Existenz eines Referenten zu assertieren, welcher somit als Diskursmarker in die Diskursrepräsentationsstruktur integriert werden kann. Allerdings unterscheiden sich die Wahrheitsbedingungen der beiden Sätze in (1-93) hinsichtlich der Ereignisbehauptung der DP darin, dass (l-93a) nur dann wahr ist, wenn für die DP poezd 'Zug' die unike Existenzbedingung im gegeben Diskurskontext zur Äußerungszeit erfüllt werden kann. Dass die Informationsstruktur Auslöser für das referentielle und diskurspragmatische Potential eines Satzes und seiner Konstituenten ist und dadurch unterschiedliche Diskursmodelle etabliert werden, kann auch an dem folgenden Beispiel verdeutlicht werden: (1-95) Was hat sich der Direktor gekauft? a. Der Direktor hat sich ein AUTO gekauft. b. ?Ein Auto hat sich der DIREKTOR gekauft.
Hier erweist sich der Ausgangspunkt der Theorie der Strukturierten Bedeutung als hilfreich. Entsprechend Jackendoff (1972) werden Sätze in ihre Präsupposition und in ihre Assertion unterteilt. Die Assertion ist dabei derjenige Teil des Satzes, welcher mit dem Fokus assoziiert ist.
Grammatiktheoretischer Hintergrund
61
Die Theorie der Strukturierten Bedeutung analysiert Fragesätze als Funktionen, welche auf die semantische Struktur eines Antwortsatzes abgebildet werden können. Das Resultat ist eine Proposition. Das Präsuppositionsskelett der Frage ist ein lambda-abstrahierter Ausdruck und damit eine Funktion. Die Lambda-Abstraktion erfolgt über denjenigen Ausdruck, welcher durch das Interrogativum pronominal vertreten wird: (1-96) a. Q: b. Α: c.
Wer hat ein Auto gekauft? λχ [buy (χ, car)] Der DIREKTOR (hat ein Auto gekauft). Fokussemantischer Wert: director Frage-Antwort-Abgleich: λχ [buy (χ, car)] {director) = buy {director, car)
Nachteilig an der bloßen Termeinsetzung in (1-96) ist, dass dann, wenn der Fokus auf eine andere Konstituente fällt, identische Wahrheitsbedingungen entstehen: (1-97) a. Q: b. Α: c.
Was hat der Direktor gekauft? λγ [buy (director, y)] Ein AUTO (hat der Direktor gekauft). Fokussemantischer Wert: car Frage-Antwort-Abgleich: λγ [buy (director, y)] {car) = buy {director, car)
Mit Büring (1995) gilt, dass eine Antwort wie (l-97a) kongruent zur gegebenen expliziten Frage ist; die Antwort (l-97b) hingegen ist nicht kongruent. Die Theorie der Strukturierten Bedeutung wie bei von Stechow (1993) oder Krifka (1992, 2001) haben das Präsupposition-Assertion-Schema erweitert, um den semantischen Anteil der Fokus-Hintergrund-Gliederung in die Satzbedeutung kompositional zu integrieren, womit sich auch die semantischen Bedingungen für Kongruenz zeigen lassen und die Bedeutung einer Frage mit der Bedeutung einer kongruenten Antwort verbunden werden kann.26 Die Antwort (l-97b) ist keine kommunikative adäquate Antwort auf den vorgegebenen Fragekontext von (1-96), da ihre sinnvolle Äußerung die Existenz eines Autos bzw. den Kaufeines Autos voraussetzt. Die Frage in (1-97) gibt Wie in (1-96) und (1-97) deutlich wird, beruht die Bedeutung einer Frage auf einer Funktion: "Question meanings are functions that, when applied to the meaning of the answer, yield a proposition" (Krifka 2001: 288).
62
Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
aber vor, dass die Existenz eines Autos aus der Sprecherperspektive eben nicht gegeben ist. Kongruenz wird nicht nur mit expliziten Fragen etabliert, sondern kann auch Bezug auf eine implizite Frage nehmen, was das folgende Beispiel einer elaborierten Diskursstruktur zeigt: (1-98) a. Kaum dass der Kaiser abgereist war, wendeten sich die Schildbürger wieder mit neuem Mut und neuem Eifer ihrer Arbeit zu. b. Der Schmied [beschlug die PFERde] F b'. *[Die PFERde] beschlugj der Schmied.
c. Der Bäcker [buk das BROT]F c'. *[Das BROT] f buk der Bäcker.
Der Begriff der Kongruenz charakterisiert die Übereinstimmung der Assertion eines deklarativen Textsatzes mit dem Präsuppositionsskelett des Fragekontexts (Jackendoff 1972, Rooth 1985, 1996). Im Falle des Satzes (l-97a) umfasst die Präsupposition des Satzes eine Menge von Propositionen unter Abstraktion über die Bindung des internen Arguments und wird bereits vom beschränkten Kontext der Frage vorgegeben: (1-99) a. Präsuppositionsskelett der expliziten Frage (1-97a): λ γ [buy (ix [director (χ)], y)] b. Präsupposition und Assertion von (l-97b): i. Xy [buy (ix [director (χ)], y)] e ii. εγ [car (y)] e e c. Komposition von Präsupposition und Assertion: λ γ [buy (ix [director (χ)], y)] (εγ [car (y)]) ξ buy (ιχ [director (x)], sy [car (y)])
Die semantische Komposition des von der expliziten Frage vorgegeben Präsuppositionsskeletts mit dem fokussemantischen Wert ergibt den syntaktisch und semantisch wohlgeformten Ausdruck (l-99c). Wendet man dieses Schema auf die Antwort (l-97b) an, so ergibt sich folgender Konflikt: (1-100) a. Präsuppositionsskelett der expliziten Frage (l-97a): λ γ [buy (ix [director (χ)], y)] b. Präsupposition und Assertion von (l-96b): i. λχ [buy (χ, sy [car (y)] ε ii. ix [director (x)]e e c. Komposition von Präsupposition und Assertion/ *Xy [buy (ix [director (x)], y)] (ix [director (x)]) = buy (ix [director (x)], ix [director (x)])
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Die Unwohlgeformtheit der Komposition von Präsupposition und Assertion in (1-100) und damit auch die Inkongruenz der Antwort ergibt sich daraus, dass Frage und Antwort unterschiedliche Diskursreferenten präsupponieren. Damit referieren beide Äußerungen auf unterschiedliche Diskursmodelle. Den beiden Sätzen können demnach keine identischen Verwendungsbedingungen zugrunde liegen. Wenn man im Rahmen einer Zwei-Ebenen-Semantik annimmt, dass die Verwendung und damit die pragmatische Funktion von Sätzen in deren Satzbedeutung angelegt ist und auf die Satzbedeutung zurückgreift, so reicht die semantische Repräsentation des bloßen propositionalen Gehalts nicht aus, um den Gebrauch von Sätzen in Kontexten zu erklären. Da der Satz (l-97b) nur dann wahr ist, wenn die Existenzpräsupposition eines Referenten, welcher über das Prädikat director (χ) identifizierbar ist, in einem gegeben Diskursmodell zur Äußerungszeit erfüllt ist bzw. der Satz (l-96b) nur dann wahr ist, wenn die Existenzpräsupposition eines Referenten, welcher über das Prädikat car (y) identifizierbar ist, in einem gegeben Diskursmodell zur Äußerungszeit erfüllt ist, muss die Fähigkeit der Referenz auf ein Diskursmodell in den Verwendungsbedingungen eines Satzes verankert werden. Unter identischen Bedingungen der syntaktischen Linearisierung auf der Oberflächenstruktur sowie unter identischen prosodisch unmarkierten Bedingungen wie in (1-97) werden in den slawischen Sprachen diejenigen Existenzpräsuppositionen ausgelöst, welche im Deutschen der Artikel steuern kann. Übersetzt man das Frage-Antwort-Schema in (1-97) in eine artikellose slawische Sprache, so erhält eine DP relativ zur Topikposition bzw. zum Fokus ihre jeweilige referentielle und präsuppositionale bzw. ihre existentielle Lesart: (1-101) Co si reditel koupil? Was hat sich 0 Direktor gekauft? a. Reditel si koupil AUTO. Der Direktor hat sich ein AUTO gekauft. b. ?Auto si koupil REDITEL. Das Auto hat sich ein/der DIREKTOR gekauft. c. ? Reditel si auto KOUPIL. Der Direktor hat sich das Auto GEKAUFT. d. ?Auto si reditel KOUPIL. Das Auto hat sich der Direktor GEKAUFT. e. ?Auto si KOUPIL reditel. Das Auto hat sich der Direktor GEKAUFT. f. ?Reditel si KOUPIL auto. Der Direktor hat sich das Auto GEKAUFT.
(Tschechisch)
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
Vergleicht man aus der Auswahl der möglichen syntaktischen und prosodisch unmarkierten Permutationen allein (l-101a) und (l-101b), so indiziert die deakzentuierte satzinitiale DP die Referentialität der DP, zumal außerhalb des Fokus eine DP als anaphorisch interpretiert wird. So ist der Satz (l-101a) nur dann wahr, wenn im gegeben Diskursmodell ein Referent existiert, welcher über das nominale Prädikat director (χ) identifiziert werden kann. In (l-101b) wird die kontextuelle Anforderung behauptet, dass dieser Referent nicht als gegeben gilt, jedoch derjenige Referent, welcher über das nominale Prädikat car (y) identifizierbar ist. Somit erlaubt die Informationsstruktur, unterschiedliche Situationen ein und desselben abstrakten propositionalen Gehalts zu etablieren. Analog zum deutschen Beispiel (1-97) müssen die Wahrheitsbedingungen informationsstrukturell gegliederter Sätze um Kontextbedingungen erweitert werden, da die Wahrheitsbewertung der Sätze davon abhängt, ob in einem gegebenen Diskurskontext alle Präsuppositionen eines Satzes erfüllt sind oder nicht. Es lässt sich also mit Wunderlich (1991: 40) festhalten, dass sich die Bedeutung eines Satzes aus seinen Wahrheitsbedingungen und seinen Kontextbedingungen konstituiert, soweit diese Bedingungen kompositional sind. Mit der kompositionalen semantischen Integration von Kontextbedingungen verweisen informationsstrukturell gegliederte Sätze nicht mehr nur auf mögliche Sachverhalte in möglichen Welten. Vielmehr wird die Menge möglicher Auswertungswelten für Satzäußerungen entsprechend der präsupponierbaren Referenten eingeschränkt.
1.3.4.2. Wahrheitskonditionaler Beitrag der Informationsstruktur von Sätzen Die in diesem Kapitel diskutierten Daten haben gezeigt, dass sich die Ambiguität des referentiellen Modus systematisch artikelloser DPs durch die grammatischen Vorgaben der Informationsstruktur eines Satzes auflöst. Dabei stellte sich bereits im vorangegangenen Abschnitt die Frage, in welchem Grade die Informationsstruktur Einfluss auf die Wahrheitskonditionalität von Sätzen hat. Hierzu besteht in der Literatur kein Konsens. So spricht Lambrecht (1994) generell der Informationsstrukturierung ein wahrheitskonditionales Potential ab: "I believe in the linguistic analysis of information, hence in the grammatical domain of information structure, the logical concept of TRUTH has no place. While propositions may be said to be true or false, in the sense that their application to states of affairs in given worlds may be correct or incorrect, the mental representation of events, situations or states which
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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we think of in terms of propositions and which are communicated in sentences can hardly be characterized as having truth values. Such representations simply exist or do not exist, in the heads of speakers and hearers" (ebd.: 44-45). Dass Lambrecht (ebd.) informationsstrukturelle Gegebenheiten von einer wahrheitskonditionalen Semantik abtrennt, liegt in erster Linie daran, dass der Autor die Semantik nicht als Teil der Grammatik ansieht. Lambrecht (ebd.) folgt damit der Tradition seit Chomsky (1965), wo ein autonomer Status der Syntax im Sprachsystem vertreten wird und die Semantik die Komponente ist, welche syntaktische Strukturen interpretiert. Innerhalb der Extended Standard Theory haben die Arbeiten von Chomsky (1970/1972), Jackendoff (1972), Akmajian (1973) später darauf verwiesen, dass unterschiedliche pragmatische Funktionen von Sätzen in Abhängigkeit von ihrer prosodischen Struktur entstehen, obwohl ihnen ein und dieselbe syntaktische (Oberflächen-)Struktur zugrunde liegt. Es wäre auch anderenfalls fraglich, warum in (1-102) der Satz (1-102b) im Kontext der vorgegebenen Frage nicht verwendbar ist, wenn beide Sätze ein und dieselbe syntaktische Struktur haben sollen, von der sich die wahrheitskonditionalen Verwendungsbedingungen von Sätzen kompositional ableiten lässt: (1-102) W a s hat sich Peter gekauft? a. Peter hat sich ein A U T O gekauft. b. 7PETER hat sich ein Auto gekauft.
Dass die Informationsstruktur keinen wahrheitskonditionalen Effekt hat, nimmt auch Jäger (1995) in Übereinstimmung mit Vallduvi (1992) an. Diesen Annahmen liegt jedoch eine methodisch andere Motivation zugrunde, da hier die Informationsstruktur im Rahmen einer dynamischen Semantik betrachtet wird. Jäger (ebd.) geht davon aus, dass der Wahrheitsbegriff für die Repräsentation im Format der dynamischen Semantik nicht wesentlich ist.27 Allerdings stellt Jäger (ebd.) fest, dass die Interpretation von Sätzen eine Update-Funktion ist. "This function is a partial function from the set of contexts into the same set. This means that there are nontrivial restrictions on the domain and the range of an update. The input restrictions are compatible to the traditional notion of 'presupposition', the output restrictions correspond to truth conditions" (ebd.: 310). So wird ebd. eingeräumt, dass die unter (1-103)
Ähnlich verfahren auch Arbeiten zur Diskursrepräsentation, wo die syntaktische Struktur in Diskursrepräsentationen überführt wird. Hier ist lediglich die Einführung von Diskursreferenten relevant.
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
wiedergegebenen Sätze zwar unterschiedliche prädikatenlogische Übersetzungen erhalten, jedoch dieselben Output-Bedingungen haben: (1-103) a. [ topic THREE children] [comment a r e in the GARden] top [3x.children (χ) λ card (χ) = 3] λ 3t.present (t) λ in_the_garden (χ, t) b. [Comment Three CHILDren are in the garden] top \3\.present (t) λ 3x.children (χ)] λ card (x) = 3 λ in_the_garden (x, t) (aus ebd.)
Die wahrheitskonditionalen Output-Bedingungen werden ebd. für beide Sätze identisch behandelt, da sie unabhängig von den jeweiligen Skopusverhältnissen der Sätze ein und dieselben Referenten in die KontextRepräsentationsstruktur einführen. Die Sätze gelten genau dann als wahr, wenn die Existenzbehauptung über die Individuen χ und t im gegebenen Äußerungskontext erfüllt sind. Wie aber die unterschiedliche Zuweisung des Fokus in den Sätzen (1-103) zeigt, beeinflusst offensichtlich die prosodische Struktur des Satzes seine Verwendungsbedingungen, weshalb Chomsky (1980) einräumt, dass die Zuweisung von Fokus an Konstituenten und dessen Abgrenzung von der Präsupposition des Satzes Teil der grammatischen Kompetenz ist. Bereits Akmajian & Jackendoff (1970) liefern mit dem hier als (1-104) wiedergegebenen Beispiel einen Beleg dafür, dass die unterschiedliche prosodischen Ausformung im gegebenen Fall sogar auf die syntaktischen Bindungsbeziehungen im Satz wirkt und dazu führt, dass die Koreferentialität zwischen DPs und pronominalen Ausdrücken aufgehoben werden kann: (1-104) a. b. c.
Afiter he; woke up, Johni went to town. *After HE, woke up, John; went to town. *After hej woke up, JOHN; went to town, (ebd.: 124)
An der Autonomie der Syntax und deren Repräsentationsebene der Logischen Form als Ebene der semantischen Interpretation und Schnittstelle zum konzeptuellen System wird in der generativen Grammatik bis zu Chomsky (1995) festgehalten und die informationsstrukturelle Relevanz für die sprachliche Strukturbildung vernachlässigt. Innerhalb der Untersuchungen zur Informationsstruktur seit den 90er-Jahren gibt es Bestrebungen, die Prosodie in die syntaktische Struktur eines Satzes zu integrieren und die syntaktische Oberflächenstruktur - auf welcher die Informationsstruktur operiert - direkt auf pragmatische Funktionen zu beziehen (insbesondere Rosengren (1993b, 1997) für das Deutsche und Junghanns & Zybatow (1997b), Zybatow & Junghanns (1998), Junghanns (2000) für das Russische). Die Semantische Form eines
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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Satzes wird in diesem Ansatz auf die Existenzbehauptung eines Ereignisses reduziert, welches eine Proposition instantiiert. Damit entspricht den Antwortsätzen des Beispiels (1-102) ein und derselbe Ausdruck einer instantiierten Proposition, welche die grammatisch-determinierte Bedeutung wiedergibt: (1-105) 3e [e inst [buy (ix [peter (χ)]), (εγ [car (y)])]]
Allerdings war bereits im vorangegangenen Abschnitt deutlich zu sehen, dass sich die Informationsstruktur von Sätzen aus grammatischen Mitteln konstituiert, die das Präsuppositionsverhalten von DPs beeinflussen und wodurch die Verankerung der Äußerung im jeweiligen Kontext überhaupt erst möglich wird. Außerdem besagt dann die Reduktion auf den propositionalen Gehalt, dass bspw. die Topikalisierung einer artikellosen DP keinen Einfluss auf die Wahrheitsbedingungen eines Satzes haben sollte, was sich anhand slawischer artikelloser DPs in der Topikposition empirisch widerlegen lässt: (1-106) a. b.
Student si koupil AUTO. Der Student hat sich ein AUTO gekauft, Auto si STUDENT koupil. Das Auto hat sich ein STUDENT gekauft.
(Tschechisch)
Die SF der beiden tschechischen Sätze müsste bei einer direkten Abbildung syntaktischer Strukturen in pragmatische Funktionen ambig sein, so dass - wie auch in Späth (1997) angenommen wurde - der fehlende Determinierer lediglich einer Defaultbindung des referentiellen Arguments durch den termbildenden Epsilon-Operator entspricht. Auch unter dieser Annahme hätten die Sätze in (1-106) identische Wahrheitsbedingungen: (1-107) Identische Wahrheitsbedingungen der Sätze in (1-106): Be [e inst [buy (εχ [student (χ)]), (εγ [car (y)])]]
Allerdings lässt sich (1-107) in Bezug auf die Sätze in (1-106) nicht aufrechterhalten, da trotz der Artikellosigkeit für beide Sätze unterschiedliche Anforderungen an den Äußerungskontext gelten, so dass die Sätze in ihren jeweiligen Kontexten nicht gegeneinander austauschbar sind. So kann der Satz (l-106a) nur dann kommunikativ adäquat geäußert werden, wenn in einem Diskursmodell die Existenz des Referenten der externen Argument-DP präsupponiert werden kann. Der Satz (l-106b) kann nur dann adäquat sein, wenn die Existenz des Referenten der internen Argument-DP vorausgesetzt wird. Anderenfalls tritt der
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
Effekt ein, dass die Präsuppositionen der DPs verletzt bzw. nicht erfüllt werden (siehe 1.3.4.1.)· Dem steht entgegen, dass Präsuppositionen durch Rückgriff auf die Satzbedeutung ausgelöst werden, so dass die Präsuppositionsauslöser Teil der Satzbedeutung sind, was die semantische Repräsentation in (1-107) nicht wiedergibt. In Steube & Späth (1998) wurde alternativ dazu vorgeschlagen, dass die referentielle Bindung nominaler Prädikate in Abhängigkeit von ihrem informationsstrukturellen Status erfolgt, so dass eine Topik-DP als Jota-Term gebunden wird, was dann als Auslöser für die unike Existenzpräsupposition einer artikellosen slawischen DP analysiert wurde. Dieses Verfahren ließ sich aber nur aus der Sicht der Sprachproduktion im Modell von Levelt (1989) rechtfertigen (siehe 1.3.2.1.1.), wonach informationsstrukturelle Merkmale bereits ab der konzeptuellen Planung einer Äußerung über die message structure bishin zum Formulator als Modul der grammatischen Enkodierung eines Sachverhalts persistieren. Damit konnte einer Argument-DP bspw. das Topik-Merkmal zugewiesen werden, welches wiederum den Jota-Operator im Lexikon selegiert, so dass die unike Existenzbehauptung der DP in die Semantische Form des Satzes integriert werden konnte. Aus der Sicht der Rezeption einer Äußerung vermischt jedoch dieses Verfahren in Steube & Späth (ebd.) die Interaktion der Sprachebenen, weil der Beitrag der syntaktischen Position einer DP zu ihrem referentiellen Modus nicht mehr berücksichtigt werden muss. Aufgrund der syntaktischen Position muss aber der Rezipient die Art der referentiellen Bindung erst aus dem grammatischen Satzkontext erschließen, was aber an eine implikative semantische Interpretationsregel gebunden wäre, nämlich, dass dann, wenn eine DP in der Topik-Position des Satzes erscheint, die referentielle Bindung des nominalen Prädikats unter der Unikalitätsbehauptung erfolgt. Damit wäre aber die Art der referentiellen Bindung wiederum erst auf der Ebene der Äußerungsbedeutung zu entscheiden, was für eine semantische Unterspezifizierung systematisch artikelloser DPs hinsichtlich ihrer referentiellen Bindung spricht. Andererseits entscheiden wiederum grammatische Mittel, und zwar syntaktische und prosodische Mittel über den Anteil einer DP an den Wahrheitsbedingungen eines Satzes, weshalb von einem wahrheitskonditionalen Potential der Informationsstruktur auszugehen ist. Der Annahme einer semantischen Seite der Informationsstruktur von Sätzen wird insbesondere seit den späten 60er-Jahren gefolgt. Das in (1-108) wiedergegebene und oft zitierte Beispiel von Halliday (1967) zeigt diesen Fall anhand eines Hinweisschildes in der Londoner UBahn. In Abhängigkeit von der Fokusplatzierung werden unterschiedliche Sachverhalte vorgegeben:
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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(1-108) Dogs must be carried. a. Dogs must be CARRIED. b. DOGS must be carried, (ebd.: 68)
Wenn der Auswertungsindex des Satzes (1-108) lokal auf die U-BahnStation beschränkt wird, dann ist (1-108a) eine Äußerung, durch welche die Individuengruppe dogs 'Hunde' als gegeben behauptet und über diese prädiziert wird, dass es notwendig ist, sie an der Leine zu fuhren. Der Satz (l-108b) hingegen behauptet eine Situation, in welcher es notwendig ist, Hunde an der Leine zu führen. Da im graphischen Bild des Hinweisschildes keine prosodische Prominenz ausgedrückt wird, hält es Halliday (ebd.) für möglich, dass ein Passant den Hinweis in der Lesart von (l-108b) versteht und daher verärgert ist, keinen Hund bei sich zu haben, was ihn dann letztlich von der Nutzung der U-Bahn abhält. Ein weiteres in der Literatur oft zitiertes Beispiel liefert Dretske (1972), was (1-109) in verkürzter Form wiedergibt. Hier erhält der Satz (l-109b) unter der Bedingung, dass Clyde lediglich heiraten sollte, um Kandidat für das Erbe zu werden, einen falschen Wahrheitswert: (1-109) a. b.
If Clyde hadn't MARRIED Bertha, he would not have been eligible for the inheritance, If Clyde hadn't married BERTHA, he would not have been eligible for the inheritance, (siehe Dretske ebd.)
Auch hier entscheidet die Zuweisung des Fokusmerkmals an die jeweilige syntaktische Konstituente über die Wahrheitsbedingungen des Satzes. Büring (1995, 1997) hat an einer Reihe von Beispielen belegt, dass die Akzentzuweisung im Satz zu komplementären Wahrheitsbedingungen führen kann, was zwischen (1-110a) und (1-110b) der Fall ist: (1-110) a. b.
Alle Bücher des Autors sind nicht SCHLECHT. Vx [book (Χ, a) -ibad (Χ)] = -I3X [book (Χ, a) Λ bad (Χ)] ALLE Bücher des Autors sind NICHT schlecht. —ι Vx [book (Χ, a) bad (Χ)] = 3x [book (Χ, a) Λ bad (Χ)]
Der Satz (1-110a) ist in seiner prosodisch unmarkierten Ausformung logisch äquivalent zur Negation der Existenz eines schlechten Buches. Verändert man das prosodische Muster wie in (1-110b), so wird die Wahrheitsbedingung formuliert, dass es (mindestens) ein Buch des Autors gibt, welches nicht als schlecht bewertet wird. Dass auch die Topikalisierung Einfluss auf die Äußerungsbedeutung eines Satzes in
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
einem beschränkten Kontext hat, zeigen Sgall, Hajicovä & Panevovä (1986: 224) an folgendem Beispiel: (1-111) Was it Elba or Holland that Napoleon ruled from the beginning of the French Empire? a. From the beginning of the French Empire, NapoleonT ruled ELBA. b. From the beginning of the French Empire, ElbaT was ruled by NAPOLEON.
Sgall, Hajicovä & Panevovä (ebd.) verweisen im Zusammenhang mit dem o.g. Beispiel darauf, dass die Topikalisierung derart semantisch relevant ist, dass hier historische Fakten berührt werden, denn ausgehend von der Annahme, dass Elba, als das Französische Kaiserreich proklamiert wurde, unter Frankreichs Herrschaft stand, kann ein Rezipient bei Äußerung des Satzes (1-11 la) behaupten, dass nicht nur Elba von Napoleon regiert wurde. "[...] it certainly mattered to Napoleon (and to the whole Europe as well), whether he reigned on Elba or whether he reigned in France (as well as some of the islands nearby)" (ebd.). Hajicovä, Partee & Sgall (1998) geben unter Auswertung einer Reihe von Arbeiten unterschiedliche Grade der semantischen Relevanz informationsstruktureller Gegebenheiten für die Verwendungsbedingungen von Sätzen an. Zunächst wird angenommen, dass in Sätzen wie (1-112) keine wahrheitskonditionalen Unterschiede und auch keine Unterschiede in den Präsuppositionen der Sätze auftreten: (1-112) a. KENNEDY has been killed, b. Kennedy has been KILLED. (Beispiel aus ebd.: 100)
Für (1-112) wird lediglich angenommen, dass hier die Angemessenheit der Äußerung in einem Kontext (contextual felicity) gestört wird. Allerdings stellt sich erneut die Frage, warum dann, wenn sowohl identische Präsuppositionen und identische Wahrheitsbedingungen, und damit auch identische semantische Repräsentationen der Sätze vorliegen, beide Sätze ein unterschiedliches kontextveränderndes Potential haben. Analog zu denjenigen Arbeiten, welche eine semantische Seite der Informationsstruktur von Sätzen negieren, wäre nicht zu erklären, warum ein und dieselbe Satzbedeutung unterschiedliche diskurspragmatische Funktionen hat, die sich aufgrund ihrer syntaktischen Struktur einander ausschließen, was letztlich dem bilateralen Zeichenbegriff widerspricht. Eine Graduierung in der semantischen Relevanz der Informationsstruktur zeigen Hajicovä, Partee & Sgall (ebd.) an dem folgenden Bei-
Grammatiktheoretischer Hintergrund
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spiel, wo Unterschiede zwischen den beiden Sätzen hinsichtlich ihrer Präsuppositionen auftreten, ohne aber die Wahrheitsbedingungen der Sätze zu berühren: (1-113) a. This time John's cousin didn't cause our defeat. b. This time our defeat was not caused by John's cousin. (Beispiel aus ebd.)
Für diese Sätze gilt, dass "in a given situation one may be true and the other undefined, or one undefined and one false, but not one true and the other false" (ebd.). Auch hier stellt sich die Frage, warum in einer kontextunabhängigen Satzanalyse identische Wahrheitsbedingungen unterschiedliche Präsuppositionsauslöser haben sollen, welche sich nur daraus ergeben, dass den identischen Wahrheitsbedingungen unterschiedliche syntaktische Strukturen zugrunde liegen. Offensichtlich ist der in den genannten Arbeiten zugrunde gelegte Begriff der Satzbedeutung für eine strikte zweistufige semantische Analyse in einer modularen Grammatik nicht geeignet. Wahrheitskonditionale Relevanz der Informationsstruktur tritt nach Hajicovä, Partee & Sgall (ebd.) dann ein, "if 'invited' 'exhaustive listing' is in truth-conditional content, and/or differences in truth conditions with respect to some contexts of evaluation but not others" (ebd.). Dieser Fall lässt sich an folgendem Beispiel illustrieren: (1-114) a. Sorbisch wird in SACHSEN gesprochen, b. In Sachsen wird SORBISCH gesprochen.
Innerhalb des Evaluierungskontexts, welchen das rahmensetzende Adverbial lokal festlegt, ist nur der Satz (1-114a) wahr und sachlich richtig. In (1-114b) wird ausgedrückt, dass sich das Sorbische auf den gesamten geografischen Raum Sachsens bezieht, was sachlich falsch ist. Echte, d.h. unabhängig von einem eingeschränkten Satzkontext geltende, wahrheitskonditionale Unterschiede treten nach ebd. dann auf, wenn die Sätze auf unterschiedliche Situationen verweisen, in welchen der eine Satz wahr ist, der andere aber falsch. Das oft zitierte Beispiel aus Rooth (1985) liefert hierfür Evidenz: (1-115) a. John only introduced Bill to SUE. b. John only introduced BILL to Sue. (aus: Hajicovä, Partee & Sgall ebd.: 111)
In (1-115a) kann durch den Skopus der fokussensitiven Partikel only ausgeschlossen werden, dass John noch eine andere Handlung voll-
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
zogen hat. In (1-115b) wird ausgeschlossen, dass eine weitere Person Sue vorgestellt wurde. Die hier genannten Beispiele liefern empirische Evidenz dafür, dass die Informationsstruktur die Satzbedeutung hinsichtlich ihrer Wahrheits- und Kontextbedingungen determiniert, genauer gesagt: die Informationsstruktur determiniert die Verwendungsbedingungen von Sätzen in möglichen Kontexten. Der semantische Reflex, den die Informationsstruktur in die Satzbedeutung einbringt, muss diejenige Information sein, welche die Verwendungsbedingungen der Sätze steuert und einschränkt. Daher muss der satzsemantische Beitrag der Informationsstruktur in einem modular aufgebauten Grammatik-Modell aus der Interaktion der Sprachebenen hervorgehen, was dann erlaubt, sowohl adäquate Wahrheits- als auch Kontextbedingungen für Textsätze zu formulieren, um daraus ihren diskurspragmatischen Status ableiten zu können.
1.4. Methodischer und grammatiktheoretischer Rahmen In den vorangegangenen Abschnitten wurden Arbeiten und Modelle vorgestellt, welche für die methodische und theoretische Basis der vorliegenden Studie relevant sind. Die Arbeit beschränkt sich auf die Analyse von deklarativen Hauptsätzen und deren informationsstrukturellen Gegebenheiten. Es werden nur Sätze mit einer unmarkierten prosodischen Struktur betrachtet. Daher wird nur der Anteil des Neuinformationsfokus an der DP-Referenz untersucht. Sätze mit Kontrastfokus können in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden. Für die artikellosen slawischen Sprachen werden nur DPs betrachtet, welche nicht über einen Determinierer wie bspw. ein Demonstrativum oder ein Possessivum verfügen. Außerdem können keine DPs berücksichtigt werden, welche in eine Präpositionalphrase eingebettet sind. Der vorliegenden Arbeit liegt folgende grammatiktheoretische Rahmen zugrunde: Entsprechend der Konzeption der Zwei-EbenenSemantik basiert die Beziehung zwischen Grammatik (G) und dem konzeptuellen System (C) - einschließlich der Pragmatik - auf der Interaktion zwischen zwei autonomen Wissensmodulen, wobei die Grammatik sprachliches Wissen speichert und den Input für die Pragmatik liefert, welche zugleich auf extralinguistisches Wissen, d.h. Kontext- und Weltwissen, zurückgreift und dem konzeptuellen System zuzurechnen ist (siehe dazu Wunderlich 1991: 33). Das grammatische System ist modular aufgebaut, so dass seine Komponenten Lexikon, Phonologie, Syntax und Semantik eigene Re-
Methodischer und grammatiktheoretischer Rahmen
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präsentationsformate haben, wobei jede Ebene des grammatischen Systems den Input für eine nachgeordnete Ebene liefert. Die pragmatischen Funktionen von Äußerungen stehen in einem systematischen Verhältnis zu Sätzen als Outputeinheiten der Grammatik. Entsprechend dem T-Modell verfügt das sprachliche System über ein Lexikon, in welchem lexikalische und funktionale Einträge gespeichert sind (siehe Bierwisch & Schreuder 1992). Lexikoneinträge sind Lambda-Ausdrücke, wobei die Lambda-Operatoren eines Ausdrucks dessen syntaktische Fügungspotenz anzeigen. Die Argumentstellen sind mit morphosyntaktischen und diskurspragmatischen Merkmalsadressen (Fi) ausgestattet, wobei die Merkmale sprachspezifisch sind und die syntaktische Strukturbildung determinieren: (1-116) λ χ η ... λ χ , [ . . . χ , . . . χ η . . . ]
Fn
F,
Die syntaktische Strukturbildung basiert auf den Grundannahmen des Minimalistischen Programms (Chomsky 1995) sowie dessen Weiterentwicklung bei Chomsky (1998, 2001) in Anwendung auf die slawischen Sprachen wie u.a. bei Biskup (2005) und Blaszczak (2001). Für die syntaktische Struktur slawischer Sätze werden folgende Projektionsstufen eines Satzes angenommen: (1-117) [Cp [c
][TP
[T
][poip [pol
][VP
[V
] [ V P [V ] ] ] ] ] ]
In (1-117) ist das minimale Inventar an funktionalen Kategorien auf Satzebene wiedergegeben. Die Existenz weiterer Kategorien wird nicht ausgeschlossen. Sie werden in der vorliegenden Arbeit aber nicht berücksichtigt, da nur diejenigen Kategorien betrachtet werden können, welche für den Forschungsgegenstand relevant sind. Die Überführung syntaktischer Strukturen in semantische Repräsentationen erfolgt nach dem Regelwerk der kompositionalen Semantik und einer kategorialen Kombinationsgrammatik. Die Satzbedeutung wird als eine kontextfreie, getypte, semantisch unterspezifizierte und kompositional aufgebaute wahrheitskonditionale Repräsentation von Sätzen verstanden. Die Grenzziehung zwischen Grammatik und Pragmatik erfolgt an dem Punkt der sprachlichen Strukturbildung, an dem der kompositionale Aufbau wahrheitsfähiger Ausdrücke abgeschlossen ist. Die Satzbedeutung konstituiert sich mit Wunderlich (1991: 37-41) aus Wahrheits- und Kontextbedingungen soweit diese kompositional sind. Auslöser für Folgerungen, existentielle und semantische Präsup-
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Struktur und Referenz von Determiniererphrasen
Positionen sowie für konventionelle Implikaturen sind Teil der kompositionalen Satzbedeutung. Während Propositionen Sachverhalte unter Abstraktion von pragmatischen Gegebenheiten ausdrücken (Partee, ter Meulen & Wall 1990: 162), sind natürlichsprachliche Sätze strukturierte Propositionen in Form von Schachtelungen und Koordinationen von Prädikationen (siehe Löbner 1990: 169). Die Satzbedeutung gibt Verwendungsbedingungen vor, welche die Informationsstruktur von Sätzen sprachspezifisch abbildet. Die Informationsstruktur wird mit Steube (2000) als die Angepasstheit von Textsätzen an den Äußerungskontext verstanden. Im folgenden Kapitel 2 wird gezeigt, warum die Annahme der funktionalen Kategorie D für systematisch determiniererlose Nominalstrukturen adäquat ist. Dabei werden verschiedene Konstellationen der Bindung des referentiellen Arguments eines nominalen Prädikats betrachtet. Im anschließenden Kapitel 3 werden systematisch artikellose DPs in ihrem grammatischen Kontext des Satzes betrachtet. Es wird der satzgrammatische Beitrag der Informationsstruktur untersucht und ihr Einfluss auf die Referenzweise einer DP erklärt. Im Kapitel 4 wird die Interaktion von Objekten und Ereignissen untersucht. Dabei spielt die grammatische Kategorie des Verbaspekts eine entscheidende Rolle. Der Referenzmodus artikelloser slawischer DPs in Abhängigkeit von der jeweiligen Aspektspezifizierung wird dem Deutschen gegenübergestellt, welches nicht über die Kategorie des Verbaspekts verfügt. Anschließend wird im Kapitel 5 gezeigt, wie DP-Referenten in den Diskurskontext eingebettet werden und wie sich kohärente Äußerungssequenzen per Inferenz ergeben können. Im abschließenden Kapitel 6 werden die Ergebnisse der Arbeit mit den grammatischen und diskurspragmatischen Funktionen von DPs im Bulgarischen als einer slawischen Artikelsprache gegenübergestellt.
2. Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs 2.1. (In-)Definitheit und (In-)Determiniertheit Wie im einleitenden Kapitel bereits ersichtlich wurde, stützt sich die Nominalsemantik mehrheitlich auf die Analyse von Determinierern und Quantoren. Die Trennung zwischen Determinierern und Quantoren erfolgt innerhalb der Nominalsemantik nicht einheitlich. Die NP-Analyse in der Montague-Grammatik folgt dabei den Prinzipien von Uniformität und Kompositionalität. Dabei geht eine uniforme Behandlung von Determinierern davon aus, dass Ausdrücke mit einem identischen syntaktischen Verhalten und analogen Distributionsbeschränkungen einer uniformen Analyse unterliegen. Zugleich gehört eine syntaktische Kategorie einem semantischen Typ an, woraus folgt, dass diese Ausdrücke Gemeinsamkeiten in ihrer Bedeutung haben, nämlich als Mengen von Eigenschaften, wie für quantifizierte NPs anzunehmen ist. Die nominalsemantische DP-Analyse in einer artikellosen Sprache kann daher aufgrund der Defektivität des Artikels nicht ohne weiteres auf die Entwicklungen der Nominalsemantik, wie bspw. in Partee (1996) vorgestellt wird, aufbauen. Um die DP-Analyse in den artikellosen slawischen Sprachen in die nominalsemantischen Untersuchungen zu integrieren, ist zunächst entscheidend, einer Grundannahme der Nominalsemantik strikt zu folgen: Ausgehend von der Russell'schen Analyse des defmiten Artikels ist eine NP nur dann definit, wenn ihre syntaktische Struktur aus einem defmiten Determinierer besteht, welcher auf ein nominales Prädikat angewendet wird. Es ist wichtig zu betonen, dass Defmitheit und Indefinitheit nicht die Referenzweise von DPs betreffen, sondern lexikalisch-syntaktisch definiert werden müssen. Systematisch artikellose Nomina sind daher für die Distinktion [±definit] unspezifiziert, d.h. sie sind weder definit noch indefinit.28 Ihr wahrheitskonditionaler Gehalt Sollte Defmitheit bzw. Indefinitheit eine semantisch definierbare Kategorie sein, so müsste man für die Defmitheit eines Nomens NPdef Wahrheitsbedingungen formulieren können. Das wäre für den defmiten Artikel im Singular machbar, wenn man die Wahrheitsbedingungen auf die unike Existenz eines Individuums in einem Diskursmodell
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Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
begrenzt sich auf die Existenzbehauptung eines Individuums mit der Eigenschaft, welche der Restriktor vorgibt. Damit bleibt die DP für die Einzigkeitsbedingung semantisch unterspezifiziert, welche im Deutschen der definite Artikel einführt. Dass eine artikellose DP ebenso stark oder schwach quantifiziert sein kann, wie eine determinierte DP in den Artikelsprachen, zeigt ihr Inferenzverhalten, was die folgenden Beispiele in (2-1) illustrieren, wenn man sie unter prosodisch unmarkierten Bedingungen interpretiert: (2-1) a. b.
V zährade sa hrajü deti. Im Garten spielen 0 Kinder Deti sa hrajü ν zährade. 0 Kinder spielen im Garten
(Slowakisch)
Durch die Äußerung von (2-la) wird über die DP deti 'Kinder' eine Existenzpräsupposition ausgelöst. Allerdings unterliegt die Individuenmenge den s.g. Siebbedingungen schwach quantifizierter DPs (nach Barwise & Cooper 1981), da der Satz durchaus auch dann wahr ist, wenn es im Äußerungskontext sowohl spielende als auch nichtspielende Kinder gibt. Diese Bedingung wird jedoch dann aufgehoben, wenn die DP deti 'Kinder' topikalisiert wird (2-lb). Neben der Existenzpräsupposition wird zugleich eine Allgemeine Homogenitätspräsupposition ausgelöst (siehe 3.2.2.2.2.), was bedeutet, dass die Eigenschaft, im Garten zu spielen, für alle Individuen, welche über das Prädikat deti 'Kinder' identifizierbar sind, gilt. Damit wird die schwache Lesart der Existenzquantifizierung in eine starke Lesart überführt. Die Siebbedingungen für die wahrheitsfunktionale Bewertung des Satzes werden annulliert. Diese Funktion übernimmt im Deutschen oder Englischen der definite Artikel, wird aber von einer artikellosen slawischen DP trotz der Defektivität des Artikels geleistet.29 Derselbe Effekt tritt auch dann ein, wenn der Satz negiert wird:
festlegt. Probleme treten aber bei definiten Pluralphrasen auf, da hier die Pluralbildung mit der Bildung von Individuengruppen einhergehen muss (siehe Link 1987, 1991). Wie bereits im Abschnitt 1.2.1. unter Verweis auf Heim (1991) erwähnt wurde, ergeben sich erhebliche Probleme für Wahrheitsbedingungen des indefiniten Artikels, da eine DP mit der Struktur [DETindei NP] zwar die Nicht-Einzigkeitsbedingung in der Lesart mindestens ein erfüllen kann, aber nicht muss. Dass schwache Quantoren qua Topikalisierung eine starke Lesart erfahren, wird auch im Deutschen beobachtet (siehe Büring 1997).
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(In-)Defmitheit und (In-)Determiniertheit (2-2) a. b.
V zährade sa nehrajü deti. Im Garten neg-spielen 0 Kinder Deti sa nehrajü ν zährade. 0 Kinder neg-spielen im Garten
(Slowakisch)
Die Satznegation hebt Wahrheitswertlücken, welche die Siebbedingungen unter schwacher Quantifizierung vorgeben, auf. Die Existenzbehauptung von deti 'Kinder' wird in (2-2a) von der Negation affiziert. Dies gilt allerdings nicht für die topikalisierte DP in (2-2b). Hier bleibt die starke Quantorenlesart und damit die unike Existenzquantifizierung erhalten (siehe 3.2.4.1.)· Die Betrachtung determiniererloser Nominalphrasen in den slawischen Sprachen bringt zwangsläufig die Frage mit sich, ob unter den Bedingungen der systematischen Artikellosigkeit eine DP-Analyse überhaupt gerechtfertigt ist und ob trotz der Defektivität des Artikels ein phonologisch leerer Artikel anzunehmen ist. Determiniererlosigkeit tritt aber auch im Deutschen auf, was die folgenden Beispiele stellvertretend illustrieren sollen. Allerdings hat hier eine indeterminierte Nominalstruktur gegenüber ihrem determinierten Pendant semantische Relevanz (2-3) a. b. c.
Peter hat Brot gegessen. Anna hat Brötchen gekaufit. Petra ist Mutter geworden.
Abgesehen davon, dass im Deutschen Eigennamen (in der Regel) ohne Artikel gebraucht werden, treten die Komplement-DPs in (2-3) ohne Determinierer auf. Das trifft auf die Massenterme in (2-3a) und (2-3b) zu, wobei in (2-3b) eine bloße Pluralphrase vorliegt, welche eine quantitativ unspezifizierte Menge von Individuen bezeichnet und dessen referentielles Argument durch einen phonologisch leeren indefiniten Artikel gebunden wird. In (2-3c) hingegen liegt ein prädikatives Nomen vor, was mit der Verbbedeutung zu einer komplexen Funktion verschmilzt. Entscheidend für die Frage, ob ein determiniererloses Nomen ein nominales Argument des Verbs ist oder Teil des Sachverhaltsprädikats wird, ist die Präsuppositionsfähigkeit des Nomens. In dieser Funktion muss das Nomen einen Diskursreferenten einfuhren, auf welchen man auch anaphorischen Bezug nehmen kann: (2-4) a. b. c.
Peter hat Brotj gegessen. Er hat es; erst gestern frisch gebacken. Anna hat Brötchen gekauft. Sie, liegen noch in der Einkaufstasche. Roselinej ist Mutterj geworden. Siej/.j ist überglücklich.
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Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
Die Determiniererlosigkeit in den artikellosen slawischen Sprachen dient jedoch nicht wie im Deutschen der semantischen Sortenspezifizierung oder dem Anzeigen prädikativer NP-Strukturen, welche im Einzelnen an den Wahrheitsbedingungen der DP und des Satzes beteiligt sind. Wenn man annimmt, dass systematisch determiniererlose DPs im Slawischen über keinen Determinierer verfugen, so stehen dem folgende theoretische Grundannahmen gegenüber: i.
Determination erweist sich als ein universales konzeptuelles Phänomen (siehe 2.2.1.). ii. Leere D-Köpfe führen zu syntaktisch und semantisch nicht wohl geformten Strukturen (siehe 2.2.2.). iii. Die referentielle Bindung nominaler Prädikate erfolgt abhängig von der Präsuppositionsfähigkeit des Nomens (siehe 2.3.). iv. Phonologisch leere Determinierer sind Teil der Wahrheitsbedingungen von Sätzen (siehe 2.4.).
2.2. Semantische Universalität der Determination 2.2.1. Determination als Schnittmengenbildung Wie im vorangehenden Abschnitt bereits erwähnt wurde, gilt es in Determination und Determiniertheit zu unterscheiden. Die in der Nominalsemantik angegebene Definition für definite NPs, basierend auf der syntaktischen Struktur [the NP], greift auf eine determinierte NPStruktur zurück. Artikellose NPs hingegen sind immer indeterminierte NP-Strukturen. Es bleibt zu hinterfragen, ob die Indeterminiertheit einer NP Determination ausschließt oder ob Determination auch unter den Bedingungen der Artikellosigkeit bereits auf semantischer Ebene manifest wird. Determination gilt zunächst als ein universales Konzept, welches eine grammatisch enkodierte, und zwar eine syntaktisch overte oder non-overte, Realisierung erhält. Semantisch ist Determination eine binäre Funktion zwischen zwei Untermengen Α und B, wie in (2-5) definiert ist: (2-5) "A determiner is a function D in a model M= assigning to the domain of entities Ε a binary relation between subsets A and B. [DET [CN] [VP]] E = [DET (A,B)] E = D E AB" (Partee, ter Meulen & Wall 1990: 374)
Semantische Universalität der Determination
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Das Venn-Diagramm unter (2-6) verdeutlicht die schnittmengenbildende Funktion eines Determinierers: (2-6) Venn-Diagramm der Determination:
Man betrachte die Schnittmengenbildung zwischen den Mengen Α und Β als das Resultat der Determination anhand eines Beispiels unter prosodisch unmarkierten Bedingungen: (2-7) a.
b.
c.
Voäla devocka. eintrat 0 Mädchen-sg.nom. Es kam ein Mädchen herein. Vosli devocki. eintraten 0 Mädchen-pl.nom. Es kamen 0/die Mädchen herein. Devocka vosla. 0 Mädchen-sg.nom kam herein. Das Mädchen kam herein.
(Russisch)
Entsprechend der Definition für Determination fällt auf, dass auch determiniererlose DPs aufgrund ihrer Numerusspezifizierung die schnittmengenbildende Funktion erfüllen. So lassen sich für die Sätze unter (2-7) aufgrund der Numerusspezifizierung unterschiedliche Schnittmengen bilden. Der Singular in (2-7a) zeigt an, dass die Schnittmenge zwischen der Menge der Individuen mit der Eigenschaft vojti 'eintreten' und der Eigenschaft devocka 'Mädchen' keine leere Menge ist. Für (2-7b) muss gelten, dass die Schnittmenge aus beiden Mengen eine Kardinalität von mindestens zwei Individuen hat: (2-8) D E A B = D E A ( A N B ) so dass:
in (2-7a): [girl] η [enter] = {XcE: A n X * 0 } bzw. λ Χ . Α n X * 0
in (2-7b): [girl] n [enter] = {χεΕ: | AnX | > 2} bzw. λΧ. | AnX | > 2 Damit kann gelten, dass die intersektive Funktion des Determinierers entsprechend dem Prinzip der unsichtbaren Kategorie an der jeweiligen Schwesterkategorie der NP transparent ist. Der Numerus dient demnach
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Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
als semantischer Input für die konzeptuelle Schnittmengenbildung qua Determination. Die bloße Schnittmengenbildung bleibt jedoch unter den Bedingungen der systematischen Artikellosigkeit für Referentialität unterspezifiziert. So bezeichnet die Singular-DP in (2-7a) lediglich eine nichtleere Individuenmenge. Im Beispiel (2-7c) wurde die DP unter Topikalisierung in die satzinitiale Position bewegt, wo sie mit einer referentiellen Lesart assoziiert ist. Damit wurden die Wahrheitsbedingung der Singular-DP, nämlich eine nichtleere Menge zu denotieren, um die Unikalitätsbedingung angereichert: so dass: in (2-7c): \girl] η [enter] = {XcE: ΑηΧ*0 λ | A | = 1} bzw. λΧ.ΑηΧ*0 λ | Α | = 1
(2-9) D E A B = D E A ( A N B )
Die Bildung einer Schnittmenge mit genau einem Element ist nicht Teil des kompositional-semantischen Inputs der DP-Struktur, sondern ergibt sich erst per Inferenz aus dem Satzkontext (siehe 3.2.2.).
2.2.2. Kategorial-grammatische Anforderungen unter Determiniererlosigkeit Als ein weiteres Argument für die Annahme eines phonologisch leeren Determinierers in den artikellosen slawischen Sprachen gilt die kategorial-grammatische Wohlgeformtheit. Im dem lambdakategorialen kompositionalen Aufbau in (2-10a) stellt der Determinierer einen Ausdruck her, der ein einstelliges Prädikat in einen Individuenterm überführt, also in einen Ausdruck der Kategorie N, der dem Verb als Argument dient. (2-10) Kategoriale Komposition der VP: a.
VPs NP n
DET
N/(S/N)
V' s / n N's,
DET.
Ν In (2-10b) bezeichnet der Determinierer einen Funktor, der ein einstelliges Prädikat fordert, um in ein einstelliges Prädikat zweiter Stufe überführt zu werden und die typensemantische NP-Interpretation ergibt. Dieser Ausdruck benötigt wiederum ein einstelliges Prädikat erster
81
Semantische Universalität der Determination
Stufe und ergibt einen Satz. Da aber die Bindungsinstanz für das referentielle Argument der Determinierer ist, ergibt sich die Frage, wodurch das referentielle Argument gebunden wird, wenn kein Determinierer vorhanden ist. Aus einer strikt kompositionalen Sicht, welche die Theorie der Semantischen Form auf der Basis einer Lambda-Kategorialgrammatik erfordert, benötigt ein einstelliges Prädikat einen Ausdruck der Kategorie N, um in einen satzwertigen Ausdruck S überfuhrt zu werden. Wäre jedoch in der syntaktischen Struktur der NP aufgrund der Determiniererlosigkeit keine Kategorie vorhanden, die das referentielle Argument bindet, so ergäben sich Strukturen, die weder syntaktisch noch semantisch wohl geformt und auch nicht interpretierbar sind, was (2-11) illustriert: (2-11) Kategoriale U n w o h l g e f o r m t h e i t semantisch leerer D e t e r m i n a t i o n : a.
VP NP
0
s/N
b. V' S/N
N's/n
V0
VP NP
0
N° *[Ns/n
N'
V°
N° [VPs/n]]
*[N
[VP ]]
Aus Gründen der syntaktischen und semantischen Wohlgeformtheit ist auch für determiniererlose NPs die funktionale Kategorie D anzunehmen, welche einen phonologisch leeren Determinierer enthält, der die Komposition von Nomen und Verb ermöglicht und das Nomen in eine referenzfahige DP überführt. In Steube & Späth (1998) und Späth (1999) wurde vorgeschlagen, im phonologisch leeren D-Kopf des Nomens einen termbildenden Operator vorzusehen, der das nominale Prädikat per Default durch den Epsilon-Operator existentiell bindet. Der Epsilon-Operator (2-12a) ist ein Kennzeichnungsoperator, der das Prädikat in einen Ausdruck der Kategorie Ν überführt:30 (2-12) a. λΡ [εχ [Ρ (χ)]] ε S/N b. λΡ IQ [ 3 χ [[Ρ (x)]a[Q (χ)]]] e
30
(S/(S/N))/(S/N)
Der Epsilon-Operator bezeichnet nach Bierwisch (1987) ein ontologisches Objekt mit der Eigenschaft R und wird erst auf der konzeptuellen Ebene als ein Generalisierter Quantor interpretiert (siehe dazu auch den Abschnitt 3.2.3.1.): i. [Ρ εχ [R x]] = 3x [[Rx] λ [Px]] (Bierwisch 1987: 95)
82
Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
In der Quantorenanalyse für DPs (2-12b) wird das einstellige nominale Prädikat in den Restriktor des Quantors eingesetzt. Das Resultat ist ein einstelliges Prädikat zweiter Stufe. Trotz des Exkurs zur Termanalyse für DPs wird im weiteren der Argumentation für die Quantorenanalyse gefolgt, da Quantoren in der Lage sind, Skopus zu nehmen und diese Eigenschaft ein entscheidender semantischer Reflex der Informationsstruktur auf der Ebene der Satzbedeutung ist. Entscheidend für die Annahme des phonologisch leeren Determinierers ist die Tatsache, dass dann, wenn die DP keinen Determinierer hat, welcher das referentielle Argument bindet, - wie in (2-11) dargestellt - zwei einstellige Prädikate vom semantischen Typ miteinander kombiniert werden müssen. Die Koordination beider Prädikate ergibt erneut ein Prädikat, was aber für die referentielle Bindung eines nominalen Prädikats keinen wahrheitsfähigen Ausdruck liefert. Durch die Defaultbindung mit dem Existenzquantor wird die Existenzbehauptung über ein Individuum erzielt, was ausschlaggebend dafür ist, dass ein Referent in einem Diskursmodell identifiziert oder eingeführt werden kann. Außerdem ergäbe die Koordination beider Prädikate einen weder syntaktisch noch semantisch wohlgeformten Ausdruck. Für referentielle Nomina, d.h. für Nomina, welche präsuppositionsfähig sind, muss daher aus Gründen der strukturellen Wohlgeformtheit ein phonologisch leerer Determinierer angenommen werden. Der folgende (vereinfachte) Strukturbaum zeigt die referentielle Bindung des nominalen Prädikats und die Verschmelzung der DP mit dem Verb: (2-13) a. Rebenok spit. 0 Kind schläft b.
(Russisch) VP DP
DET
V' N'
N° V° 0 rebenok spit λΡ λζ)[3χ[[Ρ (x)]a[Q (χ)]]] ,«e,t>,t> λχ [child (χ)] λχ [s/ee/?(x)]
,t>
3x [[child (x)]a[sleep (x)]]
,t> bei, um vom Existenzquantor referentiell gebunden werden zu können. Die Teil-Relation 'c' bezieht sich also auf eine Individuenmenge mit der Eigenschaft λQ [ ... Q ... (z) ... ]. Durch Lambda-Konversion entsteht ein einstelliges Prädikat erster Stufe: (2-37) a. SF der PP: λ9? Xy [SR [λζ [y c z]]] (XQ [3z [[tea (ζ)] λ [Q (ζ)]]]) - λγ [XQ [3ζ [[tea (ζ)] Λ [Q (ζ)]]] [λζ [y c ζ]]] ^ y [3ζ [[tea (ζ)] Λ [λζ [y c ζ] (ζ)]]] = Xy [3ζ [[tea (ζ)] Λ [y c ζ]]] b. SF der modifizierten NP 'TEA': [[Q, ( y M t e a (y)]] [λγ [3!z [[tea (ζ)] Λ [y c ζ]]]]
- λγ [[3z [[tea (ζ)] Λ [γ c z]]]:[tea (γ)]] c. SF der MP: λΡ [EW [Ρ ( w M q u a n t (w)=l]] (Xy [glass (y)]) = sw [[g/ai.s (w)\.[quant (w)=l]]
Das referentielle Argument der NP stakan 'Glas' wird inhärent durch den ε-Operator gebunden. Dieser Operator überfuhrt Prädikate in Entitäten vom semantischen Typ e. Die Anwendung des ε-Operators resultiert aus dem nichtreferentiellen Status der NP. Das Nomen fuhrt keinen neuen Diskursreferenten ein und ist nicht präsuppositionsfähig. Das Nomen bezeichnet lediglich eine prototypische Quantität aus einer referentiellen und präsupponierten Menge von Individuen.
94
Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
d. SFderQP: Xc λΡ Xy [[P (y)]:[quant (y) => [0+c]]] ( s w [[g/αω (w)]:[quant (w)=l]]) = Xy [quant (y) n[0+sw [[glass (w)]:[quant (w)=l]]]] e. SFderNP: λγ [3!z[[7Iz)]A[ycz]]]:[r(y)]] (?,y[quant(y)=)[0+8w[[G (w)]: :[quant (w)=l]]]])
= λΥ [[3!z[[7(z)]A[yczz]]]:[7T(y)]]:[quant(y)3[0+8w[[G (w)]: \[quant (w)=l]]]]]
Das Resultat von (2-3 7e) entspricht demjenigen semantischen Typ, den der Restriktor des Generalisierten Quantors fordert. Dieser entspricht dem phonologisch leeren Artikel: f. SF der partitiven DP: λΡ λς> [3y [[Ρ (y)] a [Q (y)]]] (λΥ [... y ... ])34 = XQ [3y [[Xy [... y ... ] (y)] Λ [Q (y)]]] - W [3y [[[[[3!z [[Γ(ζ)] λ [ycz]]]:[r(y)]]:[quant (y)3[£Hsw [[G (w)]: \[quant ( w ) = 1 ] ] ] ] ] ] ] a [ Q (y)]]] Das Resultat von (2-3 7f) gibt die semantische Repräsentation einer partitiven DP wieder. In der Spezifizierer-Position der MP wird die NP stakan 'Glas' durch den ε-Operator referentiell gebunden. Dieser überführt ein nominales Prädikat in eine Kennzeichnung. Der Ausdruck sättigt die Argumentstelle Xc des Quantors, welcher die Untermenge einer gegebenen Substanz bezeichnet, wobei die Untermenge einen normativen Wert überschreitet. Der Determinierer bindet das referentielle Argument des phonologisch leeren Kopfnomens, welches dem deskriptiven Gehalt der aus der Obermenge ausgegliederten Quantität entspricht. Im Zusammenhang mit der referentiellen Bindung des Maßnomens unter Existenzquantifizierung - wie bei Borschev & Partee (ebd.) - wurde bereits darauf hingewiesen, dass hier präsuppositionsfähige Ausdrücke entstehen würden. Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn die DP, welche die Obermenge ausdrückt, nicht phonologisch overt realisiert wird. (2-38) Anna vypila stakan. Anna hat ein Glas getrunken.
34
(Russisch)
Der Nebenfunktor entspricht dem Ausdruck (2-37e) und ist hier aus Platzgründen verkürzt wiedergegeben. Ebenso entspricht die Variable Τ dem Prädikat tea und G dem
Prädikat glass.
Bindung des referentiellen Arguments nominaler Prädikate
95
Wenn man das Maßnomen existentiell bindet und dessen Existenz behauptet, so entspräche dies der möglichen Existenzpräsupposition eines Glases, welches Anna getrunken hat, und zwar im Sinne eines Objekts. Allerdings lassen sich keine weiteren Eigenschaften über das Glas aussagen, was zeigt, dass hier keine Behauptung über die Existenz eines Referenten erfolgt: (2-39) Anna hat ein GlaSj getrunken. *Esi hatte ein goldenes Muster. Es ist offensichtlich, dass es sich hier nicht um einen Diskursreferenten handelt, sondern um die Maßangabe. Das Massennomen wurde elliptisch realisiert. Die Maßphrase wird auch nicht durch den indefiniten Artikel spezifiziert. Vielmehr tritt ein als Numerale auf. Damit ist auch eine semantische Sortenverschiebung vom einem Objekt hin zur einer Substanz 'Flüssigkeit' ausgeschlossen. Es stellt sich nun die Frage, welche Wahrheitsbedingungen einer elliptischen partitiven DP zugrunde liegen. In Späth (2000) werden elliptische partitive DPs so analysiert, dass der deskriptive Gehalt des Restriktors als Parameter in die SF der DP eintritt: (2-40) XQ [3y [[[[[3z [[Ρ (ζ)] Λ [ycz]]]:[R (y)]]:[quant (y)=D[0+8y [[g/a.«< (y)]: :[carrf(y)=l]]]]]MQ(y)]]] Der Vorschlag (2-40) legt nahe, dass lediglich der N-Kopf phonologisch leer realisiert wird. Die referentielle Bindung von ζ erfolgt jedoch unter dem D-Kopf der phonologisch leeren partitiven DP. Die Existenzbehauptung über ζ bringt erneut Fragen darüber auf, welche Entität hier präsuppositionsfahig sein kann. Es muss daher angenommen werden, dass ζ als semantischer Parameter in die SF eingeht und relativ zum Kontext zu interpretieren ist. Dabei stellt sich die Frage, wie die phonologisch leere DP zu interpretieren ist. Dass die DP auf der Oberflächenstruktur nicht realisiert wird, bedeutet nicht, dass hierfür keine Position in der DP-Struktur vorhanden ist. Dafür sprechen allein die Bedingungen der kategorial-grammatischen Wohlgeformtheit. Die PP erfordert ein einstelliges Prädikat zweiter Stufe vom semantischen Typ «e,t>,t>. Da hier das Prädikat als parametrisiert gilt und die Existenz einer Obermenge ζ als gegeben gilt, muss die Ellipse derart semantisch interpretiert werden, dass über das nominale Prädikat λ-abstrahiert wird.
96
Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
2.3.3.3. Abgrenzung von partitiven und relationalen DPs Wie im vorangegangenen Abschnitt gezeigt wurde, scheinen partitive (2-4lb) und relationale DPs (2-4la) auf der syntaktischen Oberfläche identische Strukturen zu bilden, da der jeweiligen Komplement-DP der Genitiv zugewiesen wird. Ein morphologischer Unterschied zwischen partitiven und relationalen DPs wird allerdings im Russischen deutlich, wenn man Nomina betrachtet, welches sprachgeschichtlich auf frühere o-Stämme zurückgehen und auch im modernen Russischen die Partitivendung -u tragen:35 (2-41) a. vkus vina/caja der Geschmack des Weines/des Tees b. stakan vina/caju ein Glas (von dem) Wein/Tee
(Russisch)
Im Gegensatz zu partitiven DPs enthalten relationale DP-Strukturen referenzfähige Nomina. Sowohl das Kernnomen als auch die relationale Argument-DP bezeichnen einen Diskursreferenten, auf welchen man auch anaphorischen Bezug nehmen kann: (2-42) a. Vkus cajaj prevoschodnyj. Gde ty ego; kupil? (Russisch) Der Geschmack des Tees, ist herzvorragend. Wo hast du ihn, gekauft? b. VkuSj caja prevoschodnyj. O«, ocen' prijaten. Der Geschmack des Tees, ist herzvorragend. Er, ist sehr angenehm.
In Übereinstimmung mit Löbner (1985) muss zwischen sortalen und relationalen Nomina unterschieden werden. Eine relationale DP liegt auf der Ebene der linguistischen Struktur nur dann vor, wenn eine DP über ein relationales Komplement verfugt, welches den Referenzbereich des Kernnomens restringiert. Es stellt sich die Frage nach der Relation, welche in relationalen DPs zwischen Individuen eingeführt wird. Das folgende Beispiel in der Termanalyse und der einschlägigen Analyse relationaler Nomina als Abbildungen von Individuen auf Individuen verdeutlicht das Problem.
In allen anderen Deklinationsklassen der russischen Gegenwartssprache sind die Kasusformen von Partitiv und Genitiv synkretisiert.
Bindung des referentiellen Arguments nominaler Prädikate
97
(2-43) Beispiel: der Geschmack des Tees DP Spec
D'
ix [flavour (χ, ty [tea (y)])]
NP
D° λΡ[ιχ [Ρ (χ)]]
Ν'
Spec
Ν1 der Geschmack Xy λχ [ßavour (x, y)]
λχ [flavour (χ, ty [tea (y)])] DP des Tees ty [tea (y)]
Wenn man das Kernnomen Geschmack als Relation zwischen zwei Individuen χ und y analysiert, so ergibt sich, dass das Individuum χ in Bezug auf das Individuum y durch die Extension des Nomens Geschmack zu identifizieren ist. Genauer gesagt geht es dann um das Geschmacksein von χ in Bezug auf y. Allerdings ist die Eigenschaft Geschmack nicht von der Existenz des Individuums y abhängig, so dass die Analyse relationaler DPs als zweistellige Prädikate keine sinnvolle Interpretation liefert. Szabolcsi (1994) hat vorgeschlagen, dass relationale DPs durch Erweiterung eines einstelligen nominalen Basiseintrags um die semantisch unterspezifizierte Relation R (y, x) gebildet werden: (2-44) Nominaler Basiseintrag mit parametrisierter Relationalität: λχ λy [Ν (χ) & R (y, χ)] "the set of x-y pairs where χ is a Ν and bears some relations R to y ..." (ebd.: 197).
Die Relation R bleibt auf der Ebene der Semantischen Form parametrisiert. Nach Jensen & Vikner (1994) kann die Relation R aufgrund lexikalischer Eigenschaften (2-45a) oder aufgrund pragmatischer Bedingungen wie Kontext- und Weltwissen (2-45b) spezifiziert werden, was auf Possessive angewendet wurde:36
Die semantisch parametrisierte Relation R ist auch dann Teil der DP-Bedeutung, wenn das Kernnomen durch eine weitere DP modifiziert wird. Die semantische Integration der modifizierenden DP erfolgt aber unter Adjunktion.
98
Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
(2-45) a. The girl's teacher 'the person who is the teacher of the girl' b. The girl's teacher 'the teacher who the girl has married, the teacher she is dreaming of,...'
Ungeklärt bleibt in diesen beiden Ansätzen, auf welcher Ebene der kompositionalen Strukturbildung die Relation R in die semantische Repräsentation eingeführt wird. Partee (1999) nimmt hierzu an, dass der Determinierer diese Relation trägt: (2-46) a. Normal α: XQ λΡ [3x [Q (χ) & Ρ (χ)]] b. Relational a: XR λΡ Xy [3x [R (y)(x) & Ρ (χ)]] where Ρ, Q are of type , R of type < e , < e , t » (ebd.)
Allerdings müsste man mit (2-46) annehmen, dass das Lexikon über jeweils eine Klasse von sortalen und eine Klasse von relationalen Determinierern verfügt. Da es für eine unterspezifizierte semantische Repräsentation von relationalen Nomina von Vorteil ist, davon auszugehen, dass das Lexikon einstellige Prädikate als Basiseinträge enthält, liegt es nahe, dass die Relation R einen einstelligen Basiseintrag in einen aktualisierten relationalen Eintrag für das jeweilige nominale Prädikat überführt. Dies kann jedoch nur erfolgen, wenn der syntaktischen Strukturbildung ein relationales Konzept zugrunde liegt, anderenfalls wäre der sortale Gebrauch des Nomens blockiert. Es soll daher gelten, dass das Komplement des Kernnomens eine PP ist, welche eine phonologisch leere Präposition enthält: (2-47) Semantisches Templet für Relationalität: λ9? λχ [5R (λγ [R (χ, y)])] mit 3? € (S/(S/N)), χ e Ν
Das semantische Templet (2-47) entspricht dem deskriptiven Gehalt der phonologisch leeren PP. Die PP erfordert ein einstelliges Prädikat zweiter Stufe - analog zu einer DP - und überführt den Ausdruck in ein einstelliges Prädikat erster Stufe, welches mit dem Kernnomen modifikatorisch verknüpft wird:37
37
Der Einfachheit sowie der Übersichtlichkeit halber wurde auf die semantische Integration von Numerus und die sortensemantische Zugehörigkeit verzichtet. Siehe dazu 4.3.1.
99
Bindung des referentiellen Arguments nominaler Prädikate
(2-48) a. Beispiel: vkus caja
'Geschmack 0 Tee-gen'
DP D'
Spec λΡλ(}[3χ
0 [[P(x)]a[Q (x)]]]
e (S/(S/N))/(S/N)
NP N'
Sj Spec vkus λχ [flavour (χ)] e S/N
PP
0
λΉ λχ [9? (λγ [R (χ, y)])]
DP caja
ε (S/N)/(S/(S/N))
λvQ [Ξχ [[book (x)]a[Q (χ)]]]
NP λχ [book (χ)]
Wahrheitsbedingungen eines phonologisch leeren Determinierers
101
Dennoch gilt (2-50) der DP nur für das Beispiel (2-49a) als DefaultLesart soweit unmarkierte prosodische Bedingungen vorliegen. Für alle anderen Fälle erfolgt eine Uminterpretation zur spezifischen Lesart. Dies gilt auch für indefinite DPs im Deutschen: (2-51) a. Das Kindj hat k ein Buchj [tj tj GELESEN t k ] F b. Diet'a, knihuj [tj precitalo tj]F 0 Kindi 0 Buchj [t; DURCHLES-prät.perf tj] F
In (2-5 lb) liegt eine referentielle Lesart vor. Die DP verweist in dieser Position auf einen Diskursreferenten. Sowohl in (2-49b) als auch in (2-49c) erfüllt die DP kniha 'Buch' die Einzigkeitsbedingung. Die Auslöser für diese Lesarten liegen in der Informationsstruktur der Sätze (siehe 3.3.3.). Wenn man nun artikellose DPs per Default existenzquantifiziert, so muss verhindert werden, dass die DPs im Slawischen mit deutschen indefiniten DPs identische Wahrheitsbedingungen liefern: (2-52) a. P e t r p i l c a j . Peter trank-ipf. 0 Tee. b. Petr vypil caj. Peter trank-pf. einen/den Tee.
(Tschechisch)
Hier zeigt sich, dass im Deutschen Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit über die semantische Sorte der DP entscheidet. In den slawischen Sprachen erfolgt die Sortendisambiguierung über die Interaktion mit dem grammatischen Verbaspekt (siehe 4.2.2.). In 4.3.1. wird gezeigt, dass Determiniertheit im Deutschen immer mit der Zuweisung der semantischen Sorten im Lexikon erfolgt. Da die artikellosen slawischen Sprachen diese Kategorie an der DP nicht transparent machen, bleibt die DP hierfür unspezifiziert. Hierin unterscheiden sich die Wahrheitsbedingungen slawischer DPs von denen in Artikelsprachen. Bisher war zu sehen, dass auch artikellose DPs referentiell gebunden werden müssen, wenn sie Auslöser von Existenzpräsuppositionen über Diskursreferenten sein können. Zudem erfordert die syntaktische und semantische Wohlgeformtheit die Annahme eines phonologisch leeren Determinierers. Die Existenzquantifizierung gilt hierbei als die semantisch unterspezifizierte Fassung der referentiellen Bindung, welche nach Barwise & Cooper (1981) eine nichtleere Menge von Individuen vorgibt. Die Lesart einer existentiell quantifizierten NP verliert die DP dann, wenn sie aus informationsstrukturell gegebenen Gründen bewegt wird. Im folgenden soll gezeigt werden, welche Ursachen für informationsstrukturell getriebene Bewegung angenommen werden müs-
102
Referentielle Bindung systematisch determiniererloser DPs
sen, welchen Einfluss die syntaktische und prosodische Varianz auf die Wahrheits- und damit auf die Verwendungsbedingungen von Sätzen hat und welche grammatischen Voraussetzungen gelten müssen, um adäquate Verwendungsbedingungen für Textsätze zu liefern. Zugleich muss erklärt werden, warum der informationsstrukturelle Status einer DP innerhalb des Satzkontexts unterschiedliche diskurspragmatische Funktionen anzeigt.
3. Informationsstrukturell determinierte DPLesarten 3.1. Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus 3.1.1. Festlegung der Fokusweite In diesem Kapitel wird der wahrheitskonditionale Beitrag der Fokusplatzierung in Sätzen untersucht. Im Abschnitt 1.1. wurde anhand unterschiedlicher Daten gezeigt, dass artikellose DPs im Slawischen innerhalb der Fokusdomäne per Default eine nichtspezifische Lesart erhalten. Das Nomen kann in dieser Position existentiell und schwach quantifiziert interpretiert werden. Außerhalb der Fokusdomäne erhält das Nomen eine spezifische und referentielle Lesart. Die Auslöser für diese Lesarten müssen jedoch in der Satzbedeutung verankert sein bzw. müssen die entsprechenden Inferenzoperationen, welche zu der jeweiligen Lesart über ein lediglich existentiell quantifiziertes Nomen führen, auf die linguistische Struktur von Sätzen zurückgreifen können. Es ist in diesem Kapitel u.a. zu erklären, welche strukturellen Voraussetzungen auf der Satzebene für die Interpretation von DPs innerhalb der Fokusdomäne gelten müssen und welchen Einfluss dabei die Interaktion von Lexikon, Prosodie und Syntax für die Verwendungsbedingungen von Sätzen auf semantischer Ebene hat. Auf diskurspragmatischer Ebene ist der Fokus zunächst ein prosodisches Mittel, mit welchem ein Sprecher relativ zu anderen Referenten des Satzes relevante Information hinzufügt. Diese pragmatische Funktion kann anhand von Frage-Antwort-Paaren besonders deutlich gemacht werden: (3-1) a. b. c.
Co Peter küpil? Was hat Peter gekauft? Peter küpil AUto. Peter kaufte 0 AUto. Peter kupil [AUto]Fokus
(Slowakisch)
Das Präsuppositionsskelett der Frage gibt vor, dass der referentielle Wert des internen Arguments offen ist. Die Antwort (3-lb) liefert den referentiellen Wert des internen Arguments der Frage (3-la). Der Fokusexponent wird dabei der internen Argument-DP zugewiesen. In
104
Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-lb) liegt enger Fokus auf der internen Argument-DP vor. Laut Junghanns & Zybatow (1998) kann insgesamt in engen, medialen und weiten Fokus unterschieden werden. Medialer Fokus liegt vor, wenn der Fokus auf der syntaktischen Oberfläche der VP zugewiesen wird:38 (3-2) a. b. c.
Co Peter urobil? Peter küpil AUto. Peter [küpil AUto] Fokus
(Slowakisch)
Weiter Fokus liegt dann vor, wenn der gesamte Satz die Fokusdomäne bildet. Das würde für das gegebene Beispiel bedeuten, dass auch die Subjekt-DP Teil der Fokusdomäne ist und damit die Fokusdomäne der IP, möglicherweise aber sogar der CP entspricht: (3-3) a. b. c
Co sa stälo? Peter küpil AUto. [Peterj küpil AUto] Fokus
(Slowakisch)
Nach Junghanns & Zybatow (ebd.) wird aber ausgeschlossen, dass transitive Verben in thetischen Sätzen auftreten. Typische Beispiele für weiten Skopus wären hiernach folgende Sätze: (3-4) a.
b.
Pelipticy. sangen 0 Vögel Es sangen (die) Vögel, Lajut sobaki. Heulen 0 Hunde Es heulen (die) Hunde, (aus Zybatow 1997: 363)
(Russisch)
Lambrecht (1994) unterscheidet ebenfalls in drei Arten der Fokuszuweisung. Hiernach kann der Fokus dem Prädikat (3-5a) des Satzes, einem Argument (3-5b) oder dem gesamten Satz zugewiesen werden (3-5c): (3-5) a. b. c.
What happened to your car? My car/It broke DOWN. I heard your motocycle broke down? My CAR broke down. What happened? My CAR broke down, (aus ebd.: 223)
Dass das Subjekt die VP verlassen hat, liegt daran, dass die DP das Topik des Satzes ist. Siehe dazu 3.2.
Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus
105
Die Festlegung der entsprechenden Fokusweite unterliegt auch hier pragmatischen Kriterien. Nach Ladd (1980) gelten drei Faktoren der Default-Fokuszuweisung. So ist die Default-Akzentuierung zunächst ein prosodisches Phänomen, wobei ein Akzent einer Konstituente weder aus pragmatischen Gründen, d.h. das Denotat der Konstituente ist hervorgehoben, noch aus strukturellen Gründen, d.h. die Konstituente steht in einer für den Akzent unmarkierten Position, zugewiesen wird. Vielmehr wird ein Akzent einer Konstituente zugewiesen, weil die Zuweisung des Akzents an eine andere Konstituente unterschiedliche, nichtbeabsichtigte pragmatische construals der Proposition ergeben würde. Lambrecht (ebd.: 257) begreift prosodische Prominenz als ein direktes Signal für Neuinformation. Hier wird eine direkte Korrelation zwischen der prosodischen Markierung neuer Information und der angenommenen "Neuheit" des Referenten bzw. des Denotats für den Hörer vorausgesetzt. Diese focus-newness-correlation view (ebd.: 258) unterliegt einer starken und einer schwachen Version. Die starke Version besagt, dass jede Konstituente, welche den Fokusakzent trägt, notwendigerweise einen in den Diskurs neu eingeführten Referenten bezeichnet. Umgekehrt besagt die schwache Version, dass jeder neu eingeführte Referent prosodische Prominenz auf seiner entsprechenden syntaktischen Konstituente verlangt. Die oben genannten Beispiele zur Fokusweite zeigen nun, dass enger Fokus mit der Einführung desjenigen Referenten assoziiert ist, welchen die eng fokussierte Konstituente denotiert. Im Beispiel (3-1) wird ein nominaler Referent auto 'Auto' eingeführt. In (3-2) hingegen liegt medialer Fokus vor. Die Fokusdomäne in (3-2) umfasst die Konkatenation aus dem Sachverhaltsprädikat und ihrem internen Argument. Vereinfacht paraphrasiert ist das Denotat der Fokusweite ein Autokauf-Ereignis. In (3-3) hingegen werden die Referenten aller Konstituenten neu eingeführt. Die Dreiteilung der möglichen Fokusweite von Sätzen unterliegt diskurspragmatischen Kriterien. Die Fokusweite bestimmt sich daraus, welche Referenten im gegebenen Diskurskontext vorausgesetzt sind und welche Referenten neu eingeführt werden. Problematisch ist hierfür mindestens der vollfokussierte Satz (3-3). Hier liegt mit dem Eigennamen Peter eine definite Deskription vor, welche eine referentielle Lesart erhalten muss. Der Begriff der Neuinformation lässt sich daher nicht ohne weiteres auf den gesamten Satz anwenden, auch wenn der Referent Peter in den Diskurs neu eingeführt wurde. Immerhin muss der Sprecher davon ausgehen, dass der Adressat den Referenten identifizieren kann. Dabei ist nicht eindeutig klar, ob der Satz die DP Peter als Satzgegenstand hat, über welchen der Satz prädiziert, oder ob der Satz in seiner thetischen Funktion die Ereignisbehauptung zum
106
Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Satzgegenstand hat. Das Problem lässt sich an weiteren Beispielen illustrieren: Betrachtet man nämlich ein und denselben Satz hinsichtlich seiner syntaktischen und prosodischen Struktur, so fällt auf, dass der Satz als potentielle Antwort auf zwei verschiedene Fragen verwendbar ist: (3-6) a. b.
Was hat Peter gemacht? Peter hat sich ein AUto gekauft, Was hat sich Peter gekauft? Peter hat sich ein AUto gekauft.
In Kontexten, wo der Referent der DP Peter nicht gegeben ist, kann er nur dann als Neuinformation eingeführt werden, wenn der Sprecher davon ausgehen kann, der Referent sei für den Adressaten konzeptuell zugänglich (siehe Levelt 1989: 144). Damit löst die DP eine Existenzpräsupposition aus, was dem Adressaten gegenüber die konzeptuelle Zugänglichkeit des Referenten unterstellt. Beispiele, in denen die Argumente transitiver Verben in jedem Falle Neuinformation einführen, sind nur schwer als vollfokussiert im Sinne von kompletter Neuinformation zu verteidigen, was sich anhand indefiniter DPs zeigen lässt: Wenn die Argument-DPs indefinit determiniert sind, so kommt es in aller Regel unter prosodisch unmarkierten Bedingungen zur spezifischen Lesart über das satzinitiale Nomen. Dieses Phänomen wird in Eckardt (1996) an dem folgenden Beispiel ausführlich behandelt: (3-7) weil ein Pinguin einen HERING frisst.
Eckardt (ebd.: 8) räumt ein, dass der Satz eine doppelte existentielle Lesart mit folgender Paraphrase erhalten kann: "There is a pinguin and a hering and the former is eating the latter" (ebd.). Zugleich ist der Satz (3-7) auch dann verwendbar, wenn eine prototypisierende Äußerung über einen Pinguin vollzogen wird. Dabei erhält die DP eine generische Lesart und der Satz wird zu einem charakterisierenden Satz über einen prototypischen Pinguin. Für indefinite DPs außerhalb der Fokusdomäne ist diese Lesart typisch. Entsprechend der von Eckhardt (ebd.: 4) vertretenen Existential-Focus-Hypothesis zeigt der nichtkontrastive - im Sinne von Löbner (1990) der natürliche Fokus - die Domäne der Existenzquantifizierung an. Indefinite DPs außerhalb dieser Domäne werden spezifisch oder generisch interpretiert. Betrachtet man sich die Fokusstruktur näher, so belegen die möglichen Lesarten die Existential-Focus-Hypothesis. Die Fokusdomäne in (3-7) kann sowohl als weiter (3-8a) als auch als enger Fokus (3-8b) verstanden werden:
Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus
(3-8) a. b.
107
weil [ein Pinguin einen HERING frisst]Fokus weil ein Pinguin [einen HERING] Fokus frisst
Wenn aber eine spezifische und eine generische Lesart mögliche Interpretation von (3-7) sind, so handelt es sich hier wiederum um DPVorkommen, welche keine Mengen von Individuen denotieren, sondern eine Individuengruppe, deren Mitglieder unter die Extension des Prädikats Pinguin fallen. Die generische indefinite DP bezeichnet dann paraphrasiert "einen bzw. den Pinguin als solchen". Unter der Option einer spezifischen und/oder einer generischen Interpretation wird wiederum konzeptuelle Zugänglichkeit unterstellt, und zwar in Bezug auf "einen Pinguin als solchen". Insofern kann man aus pragmatischer Sicht unter dem Aspekt der Einführung neuer Diskursreferenten satzweiten Fokus annehmen. Betrachtet man jedoch den Präsuppositionsauslöser für eine spezifische Lesart entsprechend der Existential-Focus-Hypothesis, so sollte die DP in der semantischen Festlegung der Fokusweite außerhalb der Fokusdomäne liegen. Es scheint daher sinnvoll, den engen Fokus auf einer Konstituente innerhalb der VP festzulegen. Weiter Fokus entspricht dann der VP-Fokussierung. Höhle (1982) hat nun darauf verwiesen, dass es im Deutschen Vorkommen des Nuklearakzents gibt, welche für weiten und engen Fokus ambig sind. (3-9) a. b.
Was hat Karl dem Kind geschenkt? Karl hat dem Kind das BUCH geschenkt, Was hat Karl hinsichtlich des Kindes gemacht? Karl hat dem Kind das BUCH geschenkt. (Beispiele aus ebd.)
Die Fokuszuweisung ist sowohl für weiten als auch für engen Fokus gültig. Die Auflösung dieser Ambiguität kann erst im Kontext erfolgen. Unabhängig von den Fragekontexten wäre es in (3-9) nicht möglich, die Fokusweite und damit die vollständige Menge im Diskurs präsupponierter Referenten festzulegen. Man vergleiche: (3-10) a. b.
Karl hat dem Kind [das BUCH]Fokus geschenkt, Karl hat dem Kind [das BUCH geschenkt]Fokus
Die Fokusweite kann also erst auf dem Hintergrund einer expliziten oder impliziten Frage (siehe Büring 1995) festgelegt werden. Somit muss davon ausgegangen werden, dass auch informationsstrukturell gegliederte Sätze für ihre Verwendungsbedingungen unterspezifiziert sein
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
können und keine eindeutige Abbildung der Diskursstruktur des jeweiligen Verwendungskontexts sind.39
3.1.2. Semantische und pragmatische Abgrenzung für den Neuinformationsfokus Die Funktion des prosodisch unmarkierten Fokus, neue Information durch die Etablierung neuer Referenten in einem Diskursmodell zu signalisieren, wurde bereits anhand der Festlegung der Fokusweite im vorangegangenen Abschnitt behandelt. Es stellt sich die Frage, wie der Anteil des Fokus an der Satzbedeutung zu definieren ist und worauf die diskurspragmatischen Funktionen der Fokussierung zugreifen. Es steht fest, dass Konstituenten der Fokusdomäne neue Referenten im gegebenen Diskursmodell angeben. Wenn man aber die semantische Seite von Fokus hinterfragt, so ist damit der wahrheitskonditionale Beitrag des Fokus zur kompositional aufgebauten Satzbedeutung gemeint. Eine Reihe einschlägiger Arbeiten (u.a. Rooth 1985, 1992; Geilfuß 1996) nehmen für den wahrheitskonditionalen Anteil des Fokus einen Operator an. Es bleibt aber offen, welche Wahrheitsbedingungen dieser Operator ausdrückt. Als deskriptiven Gehalt der Fokusdomäne Prädikate wie neue oder wichtige Information anzunehmen, scheitert an der Formulierung adäquater Wahrheitsbedingungen. Es müsste dann möglich sein, die "Neuheit" oder "Wichtigkeit" einer Proposition bzw. von Teilen einer Proposition im weiten Sinne wahrheitskonditional zu definieren und wahrheitsfunktional zu bewerten. Dem Anliegen, adäquate Wahrheitsbedingungen für den Anteil des Fokus an der Satzbedeutung zu formulieren, kommt die Alternativensemantik (Rooth 1985, 1992) bis zu einem bestimmten Grad entgegen, wobei aber anzumerken ist, dass unter dem Begriff des Fokus der Kontrastakzent gemeint ist. Dementsprechend operieren Fokuspartikeln Das gilt auch für die Distinktion thetisch versus kategorisch. Der Satz (i) aus Junghanns & Zybatow (1995, 1998) wäre genau dann ein thetischer Satz wie in (ii), wenn er einen Text einleitet: i. Posadil ded repku. (Russisch) Pflanzte 0 Großvater-nom.sg 0 Rübchen-acc.sg ii. Es pflanzte der Großvater/ein alter Mann ein Rübchen. Ist die Subjekt-DP vorerwähnt, so würde der Satz (ebd.) als kategorisch analysiert werden, welcher ein Ereignis zeitlich sequentiell einordnet: iii. Da pflanzte der Großvater ein Rübchen. Problematisch an dieser Analyse ist, dass der Satz aufgrund seiner determiniererlosen DPs die Verwendungsbedingungen für beide Lesarten hat. Damit ist der Satz für die Distinktion thetisch versus kategorisch semantisch unterspezifiziert.
Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus
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auf der Fokusdomäne, deren semantischer Gehalt die Kontrastivität bzw. Korrekturfunktion der Äußerung modifizieren: (3-11) a. Helmut speaks only GERMAN. b. Helmut only speaks GERMAN. c. Helmut only SPEAKS German, (aus von Stechow 1993: 805)
Hier tritt das Problem auf, dass die Fokuspartikel only in (3-1 la) Skopus über German hat. In (3-1 lb) kann die Partikel ebenfalls mit dem Fokus über German assoziiert sein, nimmt aber auf der syntaktischen Oberfläche eine von der Fokusdomäne disloziierte Position ein. Es bleibt unklar, welche der Konstituenten im Vergleich zu (3-1 lc) gegebene Information im Sinne des Konzepts von givenness ausdrücken. Nach Schwarzschild (1999) gilt für givenness, dass jede Konstituente, welche keine gegebene Information enthält, fokusmarkiert wird. Dass aber die Fokusdomäne durch einen Operator markiert werden muss, zeigen bereits die Annahmen von Jacobs (1983) und König (1991). Hiernach muss eine Fokuspartikel dem Fokus vorausgehen und ihn c-kommandieren. Wie die Sätze (3-1 la) und (3-1 lb) zeigen, kann c-Kommando sowohl auf der syntaktischen Oberflächenstruktur, als auch erst auf LF etabliert werden. In jedem Fall handelt es sich um einen Operator, welcher Skopus über die Fokusdomäne nimmt. Es stellt sich nun die Frage, was der deskriptive Gehalt dieses Operators sein kann. Hierzu ist strikt in Neuinformationsfokus und Kontrastfokus zu unterscheiden. Beide Fokusmerkmale haben unterschiedliche prosodische Eigenschaften und unterschiedliche diskurspragmatische Funktionen. Dabei ist zu betonen, dass die Alternativensemantik eine Analyse für Kontrastfokus, fokussensitive Operatoren und fokussensitive Quantifizierung ausgearbeitet hat, jedoch keine vollständige Analyse für den unmarkierten Fall des Neuinformationsfokus. Es erfolgt keine klare Abgrenzung zwischen beiden Arten von Fokus und deren wahrheitskonditionalen Beitrag zur Satzbedeutung. Das Problem der Alternativensemantik für Neuinformation diskutiert Krifka (2001: 292-293): A: B: B': A: B: B':
Who read Die Kinder der Finsternis? MAry read Die Kinder der Finsternis. *Mary read Die Kinder der FINsternis. What did Mary read? Mary read Die Kinder der FINsternis. *MAry read Die Kinder der Finsternis.
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Die Sätze B' sind in beiden Beispielen keine kongruenten Antworten auf die Fragen in Α und verstoßen gegen das Präsuppositionsskelett, welches die Frage A fur das jeweilige Diskursmodell vorgibt. Wie Krifka (ebd.: 293) einräumt, wurde das focus pattern der Antwortsätze lange Zeit vernachlässigt, kann jedoch in die Theorie der Alternativensemantik und in die Theorie der propositionalen Mengen (propositional set framework) für Fokus integriert werden. Laut Alternativensemantik verfugen sprachliche Ausdrücke zusätzlich zur ordinary meaning über eine Alternativenmenge. Die Alternativen werden durch den Fokus vorgegeben:40 (3-13) a. [Mary] F :
ALT(Mary) = {Mary, John, ...} [Maryjp read Die Kinder der Finsternis'. {READ(Kinder der Finsternis)(x) | χ e ALT(Mary)} = {READ(Kinder der Finsternis)(Mary), READ(Kinder der Finsternis),(John),...} b. [Die Kinder der Finsternis]F: ALT(Kinder der Finsternis) = {Kinder der Finsternis, Freies Spiel des Geistes,...} Mary read [Die Kinder der Finsternis]F: {READ(x)(Mary) | χ € ALT(Kinder der Finsternis)} = {READ(Kinder der Finsternis)(Mary), READ(Freies Spiel des Geistes)(Mary),...} (Beispiele aus Krifka ebd.)
Der Ausdruck ALT (α) steht für die Alternativen eines Ausdrucks α, welcher der fokussemantische Wert eines Satzes ist. "The alternatives can either be taken broadly (e.g. ALT (a) = all objects of the same type as a ; this is the option that Rooth 1992 chooses), or restrictively (ALT (a) = the set of relevant alternatives in a particular context); they must contain at least two elements" (Krifka ebd.: 293). Die Anforderung an mindestens zwei mögliche Elemente von Individuen einer Alternativenmenge ist aber nur mit Kontrastfokus assoziierbar. Für Konstituentenfragen wie in (3-14) muss nicht notwendigerweise gelten, dass der Fokus im gegebenen Auswertungsindex mit einer Alternativenmenge von Individuen in einem gegebenen Kontext assoziiert ist.
40
Die Bedeutung im Sinne von ordinary meaning bezieht sich in Krifka (ebd.) lediglich auf den propositionalen Gehalt des Satzes, also READ (KF)(M) für beide Sätze. Damit werden beiden Sätzen vermeintlich identische Wahrheitsbedingungen zugeschrieben, was in der Konsequenz zu identischen Verwendungsbedingungen führen muss. Allerdings zeigen die Sätze B', dass dies eben nicht der Fall sein kann.
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Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus
(3-14) a. Der Richter hat den Zeugen [VEREIDIGT]Kontrastfokus» i. und nicht aus dem Zeugenstand entlassen. ii. *weil ihm seine Aussage fraglich erschien. b. Der Richter hat den Zeugen [VEREIDIGT]Neuinformationsfokus, i. *und nicht aus dem Zeugenstand entlassen. ii. weil ihm seine Aussage fraglich erschien.
Der Fokus des Antwortsatzes ist nur dann mit einer Alternativenmenge assoziierbar, wenn der Adressat davon ausgeht, das die fokussierte Konstituente im gegebenen Auswertungsindex einen anderen semantischen Wert erhalten müsste, so dass die Antwort eine Annahme des Adressaten korrigiert (3-14a). Im prosodisch unmarkierten Fall (3-14b) müsste der Korrektursatz (i) als zusätzliche Information zur Vereidigung des Zeugen verstanden werden, was sachlich falsch wäre. Dass ein Individuum ein geeigneter Kandidat für eine Alternativenliste ist, ergibt sich aus Kontext- und Weltwissen und liegt damit außerhalb der Wahrheitskonditionalität, was die Alternativenbildung zu einer Operation des konzeptuellen Systems auf pragmatischer Ebene qualifiziert. Dafür, dass die Bildung von Alternativenmengen nicht Teil der grammatisch-determinierten Bedeutung eines prosodisch unmarkierten Satzes ist, sprechen auch Daten, wo die Bildung von Alternativenlisten als Ausdrücke desselben semantischen Typs aufgrund des Selektionsrahmens auf der Ebene der Satzbedeutung blockiert ist. Der Grund liegt darin, dass zwar beispielsweise der Selektionsrahmen des Verbs Argumente verschiedener semantischer Objekte zuweisen kann, diese aber konzeptuell unterschiedliche Sachverhalte liefern. Hierzu ein Beispiel aus dem Russischen: (3-15) A: Umeet Ii vas suprug varit1 borge? Kann ihr Gatte Borschtsch kochen? B:
(Russisch)
B O R S C net. N o [PIVOJKF umeet varit' t,.
BORSCHTSCH nicht. Aber BIER (er) kann kochen (=brauen)
Da das Verb varit' 'kochen' aufgrund seiner lexikalischen Semantik auch die Bedeutung des deutschen Verbs 'brauen' abdeckt, gelingt es im Satz Β des Beispiels (3-15), engen Fokus bzw. Kontrastfokus auf die interne Argument-DP zu setzen bzw. die DP als eng fokussiert zu interpretieren. Damit wird im eingeschränkten Kontext der Frage eine Alternativenliste über mögliche Objekte eröffnet, die dem Verb varit' als Argument dienen können. Mit Bezug auf den Antwortsatz ist die Etablierung einer Alternativenliste nur für das Russische gültig, da das Verb aufgrund seines Selektionsrahmens breitere Verwendungsbedingungen hat als das deut-
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Informationsstrukturelt determinierte DP-Lesarten
sehe Verb kochen. Im Deutschen muss aufgrund der spezifischeren lexikalischen Bedeutung der Verben kochen und brauen eine anderen Alternativenliste inferiert werden: (3-16) A: Kann ihr Gatte Borschtsch kochen? B,: Nein, [/BORSCHTSCH kochen],^ (kann er) \NICHT. B2: Aber [[BIER b r a u e n ] ^ (kannk er tj tk) B2·: Aber [KLÖSSE,]Kr (kann er tj kochen) B2'·: */?Nein, aber [BIERj]^ (kann er tj brauen).
Im Gegensatz zum russischen Beispiel (3-15) wird hier der Fokus der VP zugewiesen. Die Alternativenliste bezieht sich nunmehr auf die Information, welche die Konkatenation von Verb und Objekt enthält: (3-17) (P(Gatte) | Ρ e ALT(ACTIVITY)} = {BRAUEN(Bier) (Gatte), KOCHEN(Borschtsch)(Gatte)... }
Die Antwort B2 macht auch deutlich, dass das Präsuppositionsskelett der Frage Α ambig für engen oder weiten Fokus ist. Damit ist für die Frage-Antwort-Kongruenz auch der semantische Typ des fokussemantischen Werts - anders als bei Rooth (1992) - als unterspezifiziert zu betrachten. Der semantische Typ der Alternativenliste ist auf extensionaler Ebene nicht notwendigerweise identisch mit den Elementen der Menge relevanter Alternativen in einem gegebenen Kontext. Ein weiteres Problem der Alternativensemantik tritt dann auf, wenn Sätze anaphorische Pronomina enthalten: (3-18) A: Wie hat sich Peter bezüglich dieses Wagens entschieden? Β: Εη hatk ihn; [ t, tj GEKAUFT tk]Fokus
Die Äußerung Α erfragt die Belegung des Sachverhaltsprädikats, welches in der Antwort Β den fokussemantischen Wert liefert. Die Argumente haben jedoch nur Genus- und Numerusinformation: (3-19) B: ALT(P(amasc)(bmasc)) = { B U Y i a ^ X b ^ c ) , LEASE(amasc)(bmasc), SELL(amasc)(bmasc),... }
Hier zeigt sich deutlich, dass die Alternativenmenge nicht primär durch einen geeigneten Kontext beschränkt wird, sondern bereits im grammatischen Kontext restringiert wird. Dies ist für das Beispiel (3-18) weniger ein Problem, da die Pronomina als Konstanten interpretiert werden können. Wenn aber ein Pronomen unter Kontrastfokus oder engem Fokus auftritt, so beschränkt sich der fokussemantische Wert auf
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zunächst alle, entsprechend den Selektionsbeschränkungen mögliche Mengen von Referenten, denen ein natürlichsprachliches Objekt mit demselben Genus und Numerus zukommt: (3-20) a. Peter hat SIERF besucht. b. [SIEJKF: ALT(a f e m ) = {afem, Anna, H a n n a , . . . }
Es lassen sich hierfür nicht ohne weiteres Alternativenlisten etablieren, solange die Extension des anaphorischen Pronomens nicht feststeht. Es ist nicht klar, wie verhindert werden kann, dass Anna und afem als objektsprachliche Ausdrücke innerhalb ein und derselben Liste referentiell identisch sind. Damit zeigt sich erneut, dass die Bildung von Alternativen, welche der Fokus evoziert, erst auf konzeptueller Ebene extensionalisiert werden muss und keine wahrheitskonditionale Satzkomponente ist. Es zeigt sich zudem, dass die Bildung von Alternativenlisten nur eine der möglichen diskurspragmatischen Funktionen ist, welche der Fokus eines Satzes auslösen kann, und dass diese Funktion über den Kontrastfokus signalisiert wird. Es ist also eine strikte Trennung von Neuinformationsfokus und Kontrastfokus als Alternativen induzierendes sprachliches Mittel angezeigt. Es bleibt festzuhalten, dass der natürliche Fokus/Neuinformationsfokus die pragmatische Funktion hat, neue Diskursreferenten einfuhren. Der Kontrastfokus hingegen operiert auf einer präsupponierten Menge von Diskursreferenten und korrigiert den referentiellen Wert eines Diskursobjekts. Kategorien wie Alternative, Wichtigkeit oder Neuheit einer syntaktischen Konstituente lassen sich nicht innerhalb der Satzsemantik integrieren. Sie sind vielmehr diskurspragmatische Funktionen des Fokus, welche sich erst aus dem wahrheitskonditionalen Beitrag der Fokussierung und auf dem Hintergrund eines Äußerungskontexts ergeben müssen.
3.1.3. Wahrheitskonditionaler Beitrag des N e u i n f o r m a t i o n s f o k u s
Dieser Abschnitt geht der Frage nach, welcher wahrheitskonditionaler Beitrag dem Neuinformationsfokus zuzuschreiben ist und wie der Fokus eines Satzes, als prosodisch prominentes Mittel, kompositional in die Satzbedeutung zu integrieren ist, so dass die entsprechenden Verwendungsbedingungen eines Satzes in Abhängigkeit von der Weite seiner Fokusdomäne transparent werden. Ausgehend von Chomsky (1970, 1972) und Jackendoff (1972) lassen sich Sätze in Präsupposition und Fokus als den assertiven Teil gliedern. Dabei erweist sich der präsuppositionale Bereich eines Satzes
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
als identisch mit dem Hintergrund, welcher komplementär zur Fokusdomäne des Satzes ist. Damit ist gegeben, dass nicht allein die LF, sondern auch die Oberflächenstruktur relevant für die semantische Interpretation von Sätzen ist. So erhält die Objekt-DP in (3-2 la) eine existentielle Lesart, in (3-2lb) jedoch ist dieselbe DP präsuppositional: (3-21) a. Petri [tj koupil AUto] Fokus Peter hat ein Auto gekauft, b. PetTj autoj [tj KOUpil tj]Fokus Peter hat das Auto gekauft.
(Tschechisch)
Ob eine DP in situ verbleibt oder den Fokusbereich verlässt, entscheidet auch darüber, ob die DP im Diskurs angebunden werden kann. Umbach (2001) liefert anhand des Beispiels (3-22) Evidenz dafür, dass deakzentuierte definite DPs als Identitätsanaphora fungieren können: (3-22) Hans hat ein altes Häuschen auf dem Lande. a. Letzten Sommer hat er [den SCHUPpen ausgebaut] Fokus b. Letzten Sommer hat er den Schuppen] [t, AUSgebaut] Fokus (aus Umbach ebd.: 173)
In (3-22a) wird die DP der Schuppen qua ihrer Position innerhalb der Fokusdomäne als neuer Referent eingeführt. Durch entsprechende Schlussoperationen (siehe 5.2.2.) kann der Referent als Teil des Grundstücks, auf dem das Häuschen steht, verstanden werden. Da die DP Schuppen in (3-22b) zum Hintergrund des Satzes gehört, gilt sie als präsupponiert, genauer gesagt: Die konzeptuelle Zugänglichkeit des DP-Referenten wird vorausgesetzt bzw. dem Adressaten vom Sprecher unterstellt. Die referentielle Verankerung erfolgt derart, dass die DP als Teil der Präsupposition eine anaphorische Funktion hat und referentiell an die DP ein altes Häuschen angebunden wird. Damit liegen in Abhängigkeit davon, ob die DP auf der syntaktischen Oberfläche Teil der Fokusdomäne ist, unterschiedliche Sachverhaltsbeschreibungen vor. Es erweist sich als notwendig, die Bedingungen für die Diskursanbindung innerhalb der linguistischen Struktur, insbesondere in den Skopusrelationen der Sätze zu suchen und dabei den mit der Fokusdomäne assoziierten Skopus genauer zu betrachten. Zunächst fällt auf, dass epistemische Partikeln wie beispielsweise wohl auf der Fokusdomäne operieren:
Diskurspragmatische Aspekte des Neuinformationsfokus
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(3-23) Hans hat ein altes Häuschen auf dem Lande und keiner weiß so recht, was er dort macht. a. Letzten Sommer hat er [wohl [den SCHUPPEN ausgebaut] Fokus ] b. Letzten Sommer hat er den Schuppen, [wohl [t; AUSGEBAUT]Fokus]
Die Position der Einstellungspartikel teilt den Satz in Information, welche als präsupponiert bzw. welche als neue Information behauptet wird. Im Unterschied zu (3-23a) ist der Satz (3-23b) nur dann wahr, wenn in einem Diskursmodell die Existenzpräsupposition der DP der Schuppen erfüllt ist und in Bezug auf diesen Referenten eine Assertion (hier: ausbauen (tx, ty)) im gegebenen Äußerungskontext einen wahren Sachverhalt liefert. Im Satz (3-23a) ist die wahrheitsfunktionale Bewertung des Satzes nicht primär an die Existenzpräsupposition der DP der Schuppen gebunden, da hier in Bezug auf das Subjekt des Satzes ein Sachverhalt behauptet wird, welcher sich nominalisiert als Schuppenausbau paraphrasieren lässt. Es fällt also auf, dass der Fokus denjenigen Teil des Satzes markiert, dessen Assertion zurückgewiesen werden kann, was dann aber im Korrektursatz unter Kontrastfokussierung erfolgen muss: (3-24) Hans hat ein altes Häuschen auf dem Lande. a. Letzten Sommer hat er [wohl [den SCHUPpen ausgebaut]Fükus] a'. Stimmt nicht. Letzten Sommer hat er [einen ZAUN errichtet]KF]] b. Letzten Sommer hat er den Schuppen, [wohl [tj verKAUFT] Fokus ] b'. Stimmt nicht. Letzten Sommer hat er den Schuppen, [erst [tj erWORben] Kf ]
Wenn der Wirkungsbereich des Fokus epistemisch und evaluativ modifizierbar ist, so liegt nahe, dass der Fokus einem positionalen Operator unterliegt. Hierfür sprechen auch adverbiale Modifizierer und deren Relation zur Fokusdomäne. Pittner (1996) und Frey & Pittner (1998) nehmen an, dass epistemische und evaluative Satzadverbiale Propositionsbezug haben und auf der Grenze zwischen thematischer und rhematischer Information operieren:41
Genauer gesagt, nehmen Frey & Pittner (1998) an, dass das Thema identisch mit dem Topik eines Satzes ist und der Kommentar die Neuinformation enthält, also der rhematische Teil des Satzes ist. "Topiks sind für die Diskursteilnehmer in der Regel bereits bekannt und sie fungieren als Gegenstand der Aussage" (ebd. 22-23). In 3.2.1. wird auf das Problem der Gleichsetzung von Topikalität und Thematizität näher eingegangen.
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(3-25) Weil wir gerade von Hans reden ... Ich kann dir sagen, a. dass Hans wahrscheinlich kommt. b. *dass wahrscheinlich Hans kommt, (aus ebd.: 24)
Es zeigt sich, dass dann agrammatische bzw. unakzeptable Satzstrukturen vorliegen, wenn referentielle Ausdrücke, welche zugleich aufgrund ihrer Vorerwähntheit anaphorisch verwendet werden können, auf der syntaktischen Oberfläche im c-Kommandobereich des epistemischen Adverbs liegen. (3-26) Ich erzähl Dir mal was von Otto. a. Nächstes Jahr wird Otto wahrscheinlich seine Kollegin heiraten. b. */?Nächstes Jahr wird wahrscheinlich Otto seine Kollegin heiraten. c. *Nächstes Jahr wird wahrscheinlich er seine Kollegin heiraten. (Beispiel aus Frey 2000: 140)
Das Beispiel (3-26) macht erstens deutlich, dass präsuppositionale DPs den Skopus des Adverbs verlassen müssen, wofür semantische Gründe gelten, nämlich dass die Existenz eines präsuppositionalen Referenten als behauptet gilt. Wenn die Existenzbehauptung eines Individuums im Skopus eines bspw. epistemischen Operators steht, so wird die Existenz des Individuums als wahrscheinlich oder notwendig behauptet. Damit wäre aber die Präsuppositionalität des DP-Referenten aufgehoben. Der Satz (3-26a) ist nur in Bezug auf den vorangegangen Kontext anwendbar, während der Satz (3-26b) lediglich im gegebenen Diskurskontext unangemessen ist. (3-27) a. Q: A: b. Q: A:
Was gibt es neues von Otto? Nächstes Jahr wirdj Otto; [wahrscheinlich [ tj seine Kollegin heiraten tj ]Fokus] Was ist für das nächste Jahr zu erwarten? Nächstes Jahr wirdj [wahrscheinlich [Otto seine Kollegin heiraten tj ]Fokus]
Im Kontext der Frage von (3-27) ist Otto Teil der vom temporalen Adverbial modifizierten Proposition im engen Sinne. Versteht man die Temporalangabe als einen rahmensetzenden Modifizierer, so kann innerhalb des Skopus des Modifizierers die DP Otto immer noch das Satztopik sein, über welches der Satz eine Aussage macht. In dieser Funktion sagt der Satz aus, dass in Bezug auf Otto ein Sachverhalt vom Sprecher als wahrscheinlich verifiziert gilt, d.h. die Hochzeit mit seiner Kollegin gilt in Bezug auf Otto als wahrscheinlich. Im Satz (3-27b) ist die DP Otto im Kontext der Frage kein im Diskursmodell präsuppo-
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nierter Referent, so dass hier in der Tat die gesamte propositionale Bedingung des Satzes mit ihren Argumenten epistemisch modifiziert wird. Daran zeigt sich, dass durch die Bewegung der DP aus dem Fokus und zugleich aus dem Skopus des Modifizierers heraus die Proposition derart strukturiert wird, dass die Sachverhaltsbeschreibung der Fokusdomäne in Abhängigkeit von den diskurspragmatischen Gegebenheiten partitioniert wird. Die Sachverhaltsbeschreibung der Fokusdomäne ist genau derjenige assertierte Teil des Satzes, dessen Geltung in Frage gestellt werden kann. Im eingeschränkten Kontext der jeweiligen expliziten Frage gibt das Präsuppositionsskelett der Frage vor, welche Referenten als präsupponiert gelten. So ist die Kongruenz von Antwortsätzen damit gegeben, dass ihre Fokusweite keine Überlappung mit dem Präsuppositionsskelett der Frage aufweist. Dies kann an einem einfachen Beispiel deutlich gemacht werden: A: B: C: A: B: C:
Was hat Peter gekauft? Peter hat ein BUCH gekauft. Ein BUCH (hat Peter gekauft). Wer hat ein Buch gekauft? Ein Buch hat PETER gekauft. PETER (hat ein Buch gekauft).
Die in den Antwortsätzen satzinitialen fokalen Konstituenten können als elliptisch realisiert werden, wie in C ausgeführt wird. In (3-28a) gilt Peter als präsupponiert. Die DP Buch hingegen ist der fokussemantische Wert, welcher die Präsupposition der Frage in eine geschlossene Formel überführt. In (3-28b) gilt dasselbe für Peter, wobei die Existenz eines Buches als präsupponiert behauptet wurde. Der Antwortsatz in (3-28a) ist genau dann wahr, wenn in Bezug auf Peter gilt, dass es ein von ihm gekauftes Buch gibt. Der Antwortsatz in (3-28b) ist wiederum genau dann wahr, wenn es ein Buch gibt, welches von Peter gekauft wurde. Der Fokus eines Satzes bezeichnet also denjenigen Teil des Satzes, dessen wahrheitsfunktionale Geltung in Frage gestellt werden kann. Die Existenzpräsupposition von Hintergrund-Konstituenten hingegen wird als nicht suspendierbar betrachtet. Die Existenzpräsupposition fokaler DPs hingegen kann aufgehoben werden. Hier ergibt sich die Besonderheit, dass schließlich auch definite Deskriptionen im Fokus stehen können. Das Präsuppositionsverhalten defmiter DPs eines Satzes unterscheidet sich jedoch in Abhängigkeit von der Weite der Fokusdomäne. Fodor (1979) spricht in Kritik an Strawson (1964) defmiten DPs in der Fokusdomäne die Möglichkeit zu, Wahrheitswertlücken zu induzieren. Für Strawson (ebd.) gilt ein Satz wie in Beispiel (3-29) intuitiv als falsch:
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(3-29) The Exhibition was visited yesterday by the king of France.
In einem Äußerungskontext, wo anzunehmen ist, dass es in einer Stadt tatsächlich eine Ausstellung gibt, gilt für Strawson (ebd.), dass ein nichtexistenter König keine existierende Ausstellung besuchen kann. Diejenigen DPs, welche die Äußerung enthält, gelten hier als diejenigen Referenten, über welche der Satz eine Aussage vollzieht. Daher ist zu erwarten, dass DPs Referenten in der realen Welt haben, anderenfalls entziehen sie dem Satz seinen Wahrheitswert, weil nicht alle Präsuppositionen des Satzes erfüllt sind. Die Teilung von Sätzen in Präsupposition und Assertion - wie sie in Chomsky (1970, 1972) und Jackendoff (1972) vorgenommen wird - ermöglicht es aber, Teilen von Sätzen Wahrheitswerte zuzuweisen, wie eben der Existenzbehauptung über Individuen. Daher muss im o.g. Äußerungskontext die Existenz der Ausstellung nicht an die Existenz des Königs von Frankreich gekoppelt werden. Der Fokus auf der Subjekt-DP macht dann deutlich, dass dieser Satz analog zu (3-29) keine Aussage über den König von Frankreich vollzieht, sondern dass in dem Satz eine Aussage über die betreffende Ausstellung gemacht wird: (3-30) The Exhibition [was visited today by the king of FRANCE]Fokus
Der Satz (3-30) ist nicht bloß deshalb falsch, weil die DP the king of france ihre Präsupposition nicht erfüllen kann, sondern weil die Existenzbehauptung der DP bezüglich des Hintergrunds des Satzes als Ausstellungsbesucher extensional einen falschen Wahrheitswert ergibt. Dass der fokussierte Teil den gesamten Satz nicht in eine wahre Aussage überführt, liegt am Weltwissen, nämlich an dem Wissen darüber, dass es zur Auswertungszeit der Äußerung keinen König von Frankreich gibt. Nach Jackendoff (1972) entspricht die Präsupposition eines Satzes der Aussage, dass eine bestimmte Individuenmenge eine kohärente Menge im gegebenen Diskurs ist, so dass die Aussage genau dann im entsprechenden Kontext wohlgeformt ist, wenn diese Menge im Diskursmodell relevant wird. Das heißt, die besagte Menge ist die Menge von referentiellen Werten, welche durch den Fokus tatsächlich substituierbar sind. Daher ist im Satz (3-30) nur die Präsupposition der fokussierten DP innerhalb eines gegebenen Diskursmodells suspendierbar und unterliegt einem anderen wahrheitsfunktionalen Verhalten als präsupponierte Diskursreferenten, was Fodor (1979) zu folgender Annahme fuhrt: "Only those referring expressions that are within the focus of the sentence are excused from having to refer in the real world" (ebd.: 211). Würde zugleich die Präsupposition, im gegebenen Beispiel
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die unike Existenz einer Ausstellung, zurückgewiesen, so läge die Annahme nahe, dass der Satz im gegebenen Äußerungskontext nicht hinreichend informativ ist bzw. dass er tatsächlich fur alle seine referenzfähigen Teile einen falschen Wahrheitswert erhält. Das allerdings trifft nicht auf die Wahrheitsbedingungen des Satzes zu, da sie sich nicht auf die extensionale Wahrheitsfunktionalität beziehen, sondern lediglich Bedingungen für die Wahrheitsbewertung eines Satzes behaupten: (3-31) Who visited today the exhibition? [The king of FRANCE] Foklis visited the Exhibition today.
Sowohl im Kontext einer expliziten als auch einer impliziten Frage greift die Antwort auf die Präsupposition der (potentiellen) Frage zurück und baut auf den wahrheitsfunktionalen Teilen der Präsupposition auf, indem mit lexikalischen und/oder grammatischen Mitteln die Existenzbehauptung der Referenten als Wahrheitsbedingung formuliert wird. Der Fokus eines Satzes gibt dann diejenigen Wahrheitsbedingungen vor, unter denen die Präsupposition eines Satzes derart erfüllt ist, dass der Satz wahrheitsfunktional mit wahr oder falsch bewertet werden kann. Daraus ergibt sich, dass der Fokus eine Funktion ist, deren deskriptiver Gehalt eine Aussage über die Präsupposition eines Satzes vollzieht. Ein Satz ist also dann wahr, wenn die Abbildung der Fokusfunktion auf die Präsupposition des Satzes im Äußerungskontext eine sinnvolle wahrheitsfunktionale Bewertung ermöglicht. Um dies zu verdeutlichen, betrachte man sich wiederholend das Beispiel (3-31). In einem alltagssprachlichen Dialog wäre es üblich, zumindest aber möglich, eine elliptische Antwort zu äußern. Dabei wird der Fokus phonologisch overt realisiert, der Hintergrund mit seinen präsuppositionalen Teilen wird elidiert: (3-32) Wer hat heute die Ausstellung besucht? a. [Der König von FRANKreich] Foklls (hat heute die Ausstellung besucht). b. Nein, nicht der König, sondern der PräsiDENT von Frankreich.
Dabei ist nur der fokussemantische Teil zurückweisbar bzw. korrigierbar, was der Satz (3-32b) zeigt. Nonfokale Teile des Satzes, die schließlich zur präsupponierten Information gehören, sind nicht zurückweisbar, weil anderenfalls die Kongruenz zwischen den Präsuppositionsskeletten der Frage - als etablierendes Diskursmodell - sowie der Antwort, als Erweiterung des Diskursmodells um relevante Referenten verletzt wäre:
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(3-33) Wer hat heute die Ausstellung besucht? a. ?[Die AUS Stellung]Fokus (hat heute der König von Frankreich besucht). b. *Nein, nicht die Ausstellung, sondern die MESse.
Innerhalb eines Diskurskontextes kann also nur derjenige Teil als falsch suspendiert werden, welcher überhaupt objektsprachlich negierbar ist, was für die Koinzidenz von Negationsskopus und Fokusweite spricht (siehe auch Dölling 1988, Jacobs 1982). Der fokussierte Teil des Satzes unterliegt nach Roberts (1996) anderen wahrheitsfunktionalen Kriterien als der Hintergrund mit seinen präsuppositionalen Konstituenten. Nach Roberts (ebd.) gilt, dass mit dem Fokus des Satzes eine partielle Antwort auf eine implizite oder explizite Frage vorliegt, d.h., dass die präsuppositionalen Konstituenten des Satzes im gegebenen Kontext hinsichtlich der Existenz ihrer Referenten in einem Diskursmodell nicht mehr wahrheitsfunktional evaluiert werden: "A partial answer to a question q is a proposition which contextually entails the evaluation either true or false - of at least one element of Q-alt(q). A complete answer is a proposition which contextually entails an evaluation for each element of Q-alt(q)" (ebd.). Der Fokus assertiert also in Bezug auf den präsupponierten Teil eines Satzes eine Eigenschaft, welche in Bezug auf die präsupponierten Referenten als wahr behauptet wird. "Durch die Fokussierung wird bestimmt, was der positive (wahre) Fall ist und was der (negative, falsche) dazu ist. Eine polare Alternative zwischen Wahr und Falsch besteht generell nur für Prädikate (einschließlich Propositionen)" (Löbner 1990: 168-169, siehe auch Löbner 2000: 231-232). Nach Löbner (1990: 169) wird mit der Polaritätsentscheidung, d.h. mit der Festlegung des positiven Falls oder des Kontrastfalls vorgegeben, was die Präsupposition des Satzes als "die gemeinsame Bedingung für den wahren wie den falschen Fall" (ebd.) ist. Die Weite des Fokus entspricht also der Komplexität der als wahr oder falsch zu bewertenden Informationsteile eines Satzes in Bezug auf diejenigen Konstituenten, deren Existenz als Bedingung für die wahrheitsfunktionale Bewertung des gesamten Satzes in einem Kontext gilt. Mit der Charakterisierung des Fokus als Polaritätsfunktion ist diejenige Information eines Satzes, welche durch die prosodische Struktur markiert wird, wahrheitskonditional definierbar. Dabei können Sätze aufgrund ihrer prosodisch gegebenen Fokusweite ambig sein, weshalb sie für ihre Verwendungsbedingungen unterspezifiziert bleiben. Die Fokusweite eines Satzes hat daher sowohl eine diskurspragmatische als auch eine semantische Dimension. Innerhalb eines Diskurskontextes kann der Fokus anhand des Präsuppositionsskeletts einer explizit oder zumindest implizit gegebenen Frage bestimmt werden. Auf der Ebene
Voraussetzungen fur die Referentialität topikalisierter DPs
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der Äußerungsbedeutung und in Bezug auf einen gegebenen Diskurskontext gelten fokusmarkierte DPs zur Sprechzeit als non-präsuppositional, worin sie sich in ihrem referentiellen Modus von Konstituenten des Hintergrunds - wie auch vom Satztopik - unterscheiden.
3.2. Strukturelle Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs 3.2.1. Abgrenzung des Satztopiks von anderen Hintergrundkonstituenten Es konnte bisher anhand von Beispielen empirisch belegt werden, dass artikellose slawische DPs in der Topikposition eine referentielle Lesart erhalten. Als Position des Satztopiks gilt hier die Spezifiziererposition der CP. Weitere Konstituenten des Hintergrunds werden in Positionen unterhalb von C° bewegt. In der Literatur gibt es allerdings keine einheitliche Meinung darüber, welche Kriterien der Topikalität einer Konstituente, so auch einer DP, zugrunde zu legen sind. Auch besteht über die Definition von Topik kein durchgehender Konsens. Einigkeit herrscht nur darüber, dass das Topik der Satzgegenstand bzw. das "psychologische Subjekt" des Satzes ist. Damit ist das Topik eine Konstituente des Satzes, über deren Referenten eine Aussage gemacht wird. Sgall, Hajicova & Panevova (1986), Hajicova, Partee & Sgall (1998) wie auch Frey (2000) lassen in einem Satz mehrere Topiks zu und analysieren das Topik nicht als eine strikt an die satzinitiale Position gebundene Konstituente. In der modernen Prager Tradition analysiert man die Informationsstruktur von Sätzen derart, dass eine Gliederung in Topik und Fokus angenommen wird, d.h. einem Satz liegt eine Topik-Fokus-Artikulation (TFA) zugrunde. Die TFA entspricht pragmatisch der Einteilung eines Satzes in gegebene und neue Information bzw. der Thema-Rhema-Gliederung des Satzes. Das Topik wird dabei als derjenige Teil des Satzes verstanden, welcher kontextuell gebundene Information enthält. Der Fokus enthält kontextuell nichtgebundene Information. Damit entspricht der Begriff Topik demjenigen Bereich eines Satzes, welcher nach Chomsky (1970, 1972) und Jackendoff (1972) als Präsupposition des Satzes bezeichnet wird. Eine Konsequenz daraus ist, dass in der Prager Theorie der TFA mehrere Konstituenten der Präsupposition eines Satzes Topik sein können. Dieser Annahme folgt im wesentlichen auch Frey (ebd.):
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-34) Da εη sie, so liebt, wird HanSj Mariaj wahrscheinlich bald einen Antrag machen, (aus ebd.: 145)
Das Beispiel (3-34) macht deutlich, dass entsprechend dem familiarityKonzept (siehe Haftka 1995, Jäger 1996, Krifka 1992) Konstituenten im Topikbereich auftreten, deren Referenten im Diskurs vorerwähnt bzw. als präsupponiert behauptet werden. Zugleich gilt entsprechend dem aboutness-Konzept (siehe Molnär 1998, Reinhart 1981, 1995), dass Topiks Konstituenten sind, über deren Referenten der Satz eine Aussage vollzieht. Der Satz (3-34) müsste demnach über Hans und Maria zugleich eine Aussage vollziehen und die Referenten als zugänglich bzw. präsupponiert kennzeichnen, was die Pronominalisierung der DPs aus diskurspragmatischer Sicht überhaupt erst ermöglicht. Es zeigt sich aber, dass die Aussage, welche über die vermeintlichen TopikKonstituenten gemacht wird, nicht gleichrangig gelten kann, d.h. der Satz kann nicht in gleichrangiger Weise sowohl über Hans als auch über Maria eine Aussage treffen: (3-35) a. *Da er sie; so liebt undpro x ihn schon seit Jahren kennt, wird Hans Mariaj wahrscheinlich bald einen Antrag machen. b. Da er; sie so liebt und pro\ sie schon seit Jahren kennt, wird Hans; Maria wahrscheinlich bald einen Antrag machen. c. *Da er sie so liebt und pro (= er und sie) sich schon seit Jahren kennen, wird Hansi Maria wahrscheinlich bald einen Antrag machen.
Wären die Aussagen über die beiden Referenten gleichrangig, so müsste es möglich sein, sowohl Hans, als auch Maria als Satzgegenstand zu erfassen. In (3-35a) wird verdeutlicht, dass dann auch eine weitere Aussage über Maria möglich sein sollte, was aber zu einer agrammatischen Konstruktion fuhrt. In (3-3 5b) hingegen ist die syntaktische Wohlgeformtheit wiederhergestellt, wenn das Subjekt des zweiten Konjunktsatzes mit dem Subjekt des ersten Konjunkts koindiziert ist. Die Subjekt-DP c-kommandiert alle anderen Konstituenten, einschließlich das kleine pro.42 Der Satz (3-35c) will zeigen, dass dann, wenn die Eigenschaft des Verbs lieben sowohl auf Hans, als auch auf Maria zutreffen sollte, es möglich sein muss, unter Konjunktion eine weitere Eigenschaft über die beiden Referenten zu prädizieren. Dies ist jedoch
42
Jacobs (1999) nimmt für das Topik die konstitutive Eigenschaft an, dass es von keinem anderen Argument des Verbs c-kommandiert wird. Frey (2000: 139) verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass das Deutsche nicht diskurskonfigurational ist, da das Topik nicht nur im Vorfeld des Satzes auftreten kann.
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blockiert, da die Koordination die thematischen Relationen verletzt.43 Es zeigt sich also, dass das aboutness-Kriterium nicht gleichrangig fur Konstituenten des s.g. Topikbereichs gilt. Wenn man den Topikbereich, welchen Frey (2000), Hajicovä, Partee & Sgall (1998) u.a. annehmen, als den thematischen Bereich des Satzes betrachtet, so gilt, dass die thematischen Konstituenten des Satzes wiederum nicht gleichrangig sind und die satzinitiale nichtfokale und höchste c-kommandierende Konstituente als Teil des Themas zusätzlichen Kriterien unterliegt. Diese Konstituente soll im folgenden als das Satztopik betrachtet werden. Mit Jacobs (2001), Molnär (1998) und Zimmermann (1999) soll gelten, dass ein Satz nur ein Satztopik aufweist.
3.2.2. Kriterien der Topikbestimmung 3.2.2.1. Syntaktische und pragmatische Kriterien für das Satztopik Für die Bestimmung des Satztopiks gelten offensichtlich sowohl grammatische als auch pragmatische Kriterien. Die Definition für das Topik richtet sich bei den einzelnen Autoren danach, ob die grammatischen Voraussetzungen für Topikalität oder die diskurspragmatische Funktion des Topiks betrachtet wird. Nach Chafe (1976) ist das Topik "a spatial, temporal or individual framework within which the main predication holds" (ebd.: 50). Lambrecht (1994) verweist auf Strawson (1964), wonach die Trennung zwischen topic und about nach dem Kriterium "a matter of standing current interest or concern" (ebd.) erfolgt, was Strawson (ebd.) als das Principle of Relevance formuliert. "If a topic is seen as a matter of standing interest or concern, a statement about a topic can count as informative only if it conveys information which is relevant with respect to this topic" (Lambrecht ebd. 119). Hier gelten für die pragmatische Definition des Topiks zwei Prinzipien, nämlich aboutness und relevance. Lambrecht (ebd.) verweist des weiteren darauf, dass die Bestimmung des Topiks nicht immer allein auf der Basis der syntaktischen Struktur eines Satzes erfolgen kann. So muss in Sprachen, welche keinen morphosyntaktischen Topikmarker haben, mitunter anhand des Äußerungskontexts entschieden werden, ob eine Konsti-
43
Zur thematischen Struktur und deren Einfluss auf die Wortfolge im Deutschen siehe Haider & Rosengren (1998) und Kempen & Harbusch (2002). Im gegebenen Beispiel ist allerdings bereits durch die strikte Abfolge der Pronomina im Wackernagelbereich ausgeschlossen, dass das Pronomen sie zum Satzgegenstand in satzinitialer Position erhoben wird.
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tuente das Topik eines Satzes ist oder nicht, wobei auch prosodische Faktoren eine Rolle spielen: (3-36) a. (What did the children do next?) The children went to SCHOOL, b. (Who went to school?) The CHILDREN went to school, (aus Lambrecht ebd.: 121)
Im Sinne von Strawsons Kriterium von aboutness und relevance gilt nur für das Beispiel (3-36a), dass die Subjekt-DP α matter of standing current interest or concern ist. Damit die Äußerung (3-36a) erfolgreich referieren kann, muss vorausgesetzt werden, dass die DP Teil der gemeinsamen Wissensbasis von Sprecher und Adressat ist, wofür Hajicova, Kubon & Kubon (1992) den Terminus shared knowledge base nutzen. Wenn man Topik und Kommentar trennt, so ergibt der Kommentar eine offene Formel, und zwar für (3-36a) den Ausdruck: χ went to school. Dieser Ausdruck ist weder referenz- noch wahrheitsfähig. Erst wenn die Variable χ durch eine Konstante ersetzt werden kann, ist es möglich, den Satz in Bezug auf sein Topik wahrheitsfunktional zu bewerten. Im Sinne von Heim (1982), wo im Rahmen der von ihr entwickelten File-change-Semmtik einem im Diskurs gegebenen und präsupponierten Referenten weitere Information hinzugefügt und seine 'Datei' erweitert wird, muss gegeben sein, dass der Referent im Diskurskontext existiert. Daher kann auf konzeptueller Ebene nur gelten, dass das Topik eine Konstante ist, deren Informationsstatus angereichert wird, so wie dies in diskursrepräsentationalen Strukturabbildungen gehandhabt wird: (3-37) a. A man walks in the park. He whistles. b.
3 x ( M A N ( x ) Λ WALK IN THE PARK(x) Λ WHISTLE(x))
Über den in den Diskurs eingeführten Referenten a man wird im zweiten Satz eine weitere Aussage vollzogen, welche unter Konjunktion an die Prädikation des ersten Satzes angefügt werden kann, vorausgesetzt, das Pronomen ist mit der DP a man koreferentiell. Dies kann auch unter Akkommodation des Referenten erfolgen, wenn die DP u.a. aufgrund ihres deskriptiven Gehalts mit einem anderen Referenten identifiziert werden kann: (3-38) Im Park spaziert ein Mann. Der Alte pfeift vor sich hin.
Als nichtfokale Konstituente in der satzinitialen Position wird die DP der Alte als im Diskurs präsupponiert behauptet und über diese DP im Sinne des aboutness-Konzepts eine Aussage getroffen. Zugleich hat die
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DP die diskurspragmatische Funktion des Textanschlusses und ist nach Büring (1995) "the entity anchoring the sentence to the previous discourse" (ebd.: 48). Die diskurspragmatischen Kriterien fur das Topik lassen sich nicht semantisch und damit auch nicht wahrheitskonditional erfassen. Dass über ein Individuum eine Prädikation vollzogen wird, ist das Resultat einer Schlussoperation, welche von der Satzbedeutung im gegebenen Äußerungskontext ausgelöst werden muss. Anderenfalls müsste es möglich sein, die Topikalität eines Ausdrucks α wahrheitsfunktional bewerten zu können, indem wahrheitskonditional vorgegeben wird: topic{α) ist genau dann wahr, wenn über α eine Prädikation vollzogen wird und α den gesamten Satz in den Diskurs verankert. Dass eine wahrheitskonditionale Definition von Topikalität nicht möglich ist, liegt daran, dass Diskursverankerung (discourse linking) und damit die Stiftung von Textkohärenz eine intersententielle Relation ist, welche erst durch Inferenzoperationen etabliert werden kann, was das Beispiel (3-38) zeigt. Ebenso erweist sich das Kriterium der Referentialität für das Topik auf grammatischer Ebene als nicht haltbar. Das gilt insbesondere für die slawischen Sprachen, wo eine Topik-DP aufgrund der systematischen Determiniererlosigkeit für Referentialität formal nicht gekennzeichnet ist.44 Referentialität als Kriterium für die Topikfähigkeit einer syntaktischen Konstituenten fordern Zybatow & Junghanns (1998) für das Russische. Hier wird das Topik semantisch als referierender Ausdruck beschrieben, welcher einen bekannten/gegebenen und (zumeist) defmiten Referenten bezeichnet (siehe ebd.: 3). "Da es im Russischen keine Artikel gibt und sich somit die Frage definit/indefinit morphosyntaktisch nicht beantworten läßt, besteht nur die Möglichkeit anhand des Kontextes nachzuvollziehen, ob es sich bei einer DP um einen bereits eingeführten oder gänzlich neuen Ausdruck handelt" (ebd.: 19).45 Damit kann die Referentialität einer Topik-DP nicht semantisch entschieden werden, sondern nur auf dem Hintergrund des Äußerungskontexts. Hier besteht jedoch die Gefahr einer zirkulären Definition des Topiks: Wenn eine DP einen bereits eingeführten Ausdruck beschreibt, ist sie topikfahig bzw. ist eine DP dann topikfähig, wenn sie einen bereits eingeführten Ausdruck beschreibt. Ebenso wenig kann eine DP 44
45
Für das Deutsche und andere Artikelsprachen kann zwar gelten, dass u.a. der definite Artikel eine DP zu einem topikfähigen Ausdruck macht. Allerdings gelingt es nicht notwendigerweise, eine definite DP per se im Diskurs zu verankern. Zudem treten auch indefinite DPs mit spezifischer Lesart in der satzinitialen Position auf, welche in der Lage sind, Textkohärenz zu stiften (siehe 5.2.)· Dabei sehen Zybatow & Junghanns (1998) durchaus vor, dass Referenten auch durch Akkommodation in eingeführte Diskursreferenten überfuhrt werden können.
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deshalb referentiell sein, weil sie Topik ist bzw. Topik sein, weil sie referentiell ist. Es wird im Abschnitt 5.2. zu sehen sein, dass Referentialität zunächst eine diskurspragmatische Funktion ist, so dass eine referentielle DP auf einen Referenten im Diskurs verweist, zumindest jedoch die konzeptuelle Zugänglichkeit des Referenten unterstellt wird. Wenn es keinen morphosyntaktischen bzw. lexikalischen Marker für Referentialität gibt, so wie im Deutschen qua defmiten Artikel, so muss Referentialität, ebenso wie Topikalität als diskurspragmatische Funktion aus der Satzbedeutung heraus inferiert werden, welche wiederum die Auslöser für die entsprechenden Schlussoperationen enthalten muss.
3.2.2.2. Formale Kriterien für das Satztopik 3.2.2.2.1. Präsuppositionalität der Topik-DP Das Slawische sowie das Deutsche haben keinen Topikmarker, welcher mit morphosyntaktischen Mitteln eine Konstituente als das Satztopik kennzeichnet. Es stellt sich die Frage, ob für das Satztopik ein formales Kriterium derart gefunden werden kann, dass für die Topikalität eines Ausdrucks wahrheitskonditionale Anforderungen gelten. Zugleich war in 3.2.2.1. zu sehen, dass die Kriterien für die Topikalität oftmals nur introspektiv formuliert werden können. Das betrifft die Entscheidung über aboutness ebenso wie die Kriterien für Referentialität in einer artikellosen Sprache. Das aboutness-KnXemim. lässt sich so fassen, dass mit Bezug auf das Topik die Eigenschaft gilt, welche der Kommentar aussagt. Man vergleiche die folgenden Sätze: (3-39) a. Otto wird morgen nach Berlin fahren, b. Morgen wird Otto nach Berlin fahren.
Die beiden Sätze unter (3-39) unterscheiden sich darin, dass der propositionale Gehalt des Satzes einmal in Bezug auf die Person Otto und einmal in Bezug auf einen Zeitpunkt bzw. einen zeitlichen Rahmen gilt. In früheren Arbeiten zur Informationsstruktur wurden paraphrasierende Tests für Topikalität eingeführt wie die a.v-/0r-Konstruktion (Kuno 1972, Gundel 1988) oder die aöowi-Konstruktion (Reinhart 1981): (3-40) a. As for the children, they went to school. b. He said about the children that they went to school.
Diese Tests sind jedoch nur bedingt tauglich, da sie neue Satzstrukturen mit zusätzlichem deskriptivem Gehalt eröffnen, was wiederum neue
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Verwendungsbedingungen mit sich bringt. Zudem kann der as-for-Test nicht universal gelten, da dieser an eine syntaktische Struktur des Englischen gebunden ist. Was diese Tests aber deutlich machen, ist die Präsuppositionalität der Topik-DP. Zunächst darf gelten, dass die Topik-DP eines Satzes eine Existenzpräsupposition auslöst. Die Existenz des Referenten muss gegeben sein. Anderenfalls wäre eine Prädikation über das jeweilige Individuum im gegebenen Äußerungskontext nicht informativ, was anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht werden kann: (3-41) a. Das Kind schläft. b. Das Kind schläft nicht.
Damit die Äußerungen von (3-41) erfolgreiche Referenz etablieren können, muss die DP clas Kind auf einen präsupponierten Diskursreferenten verweisen. Wie einleitend erwähnt, wird in der Literatur allgemein angenommen, dass der definite Artikel der Auslöser für die Existenzpräsupposition der DP ist. Als Kriterium für die Präsuppositionalität der DP wird die Negation angeführt. Die Existenzpräsupposition darf von der Negation nicht erfasst werden, d.h. die Präsupposition der DP ist unter der Negation des Satzes konstant. Eine Präsupposition, welche sich aus dem Trägersatz φ ergibt, bleibt somit auch unter der Negation des Trägersatzes -ιφ konstant. Dabei gilt bspw. bei Gazdar (1979), dass logische Operatoren Skopus über präsuppositionale Ausdrücke nehmen. Ein Beispiel hierfür liefert van der Sandt (1992: 337): (3-42) The thief did not steal my Mac. (It is not true that the thief stole my Mac.) a. -i3!x (thief Χ Λ steal_Mac x) b. 3!x(thiefx) c. 3 !x (thief χ Λ -.steal Mac χ)
content expression presupposition content + presupposition
Es stellt sich nunmehr die Frage, warum (3-42a) als ein extern negierter Ausdruck eine Präsupposition liefern soll, wenn der gesamte Ausdruck einschließlich der uniken Existenzbehauptung eines Individuums χ negiert wurde. Außerdem ist die Präsupposition (3-42b) kein sinnvoller Ausdruck und im Hinblick auf den Diskurskontext nicht informativ. Es wird die unike Existenz eines Diebes behauptet, ohne dass ein Zusammenhang zu einer Äußerungssituation oder einem Diskurskontext als Auswertungsindex hergestellt werden kann. Der Ausdruck (3-42c) lässt offen, wie aus der Negation der Existenz von χ die Existenz eines Referenten fur χ inferiert werden kann, für welchen ein Sachverhalt behauptet wird. Das Argument, der definite Artikel sei der Auslöser für die Existenzpräsupposition kann also nicht ausschließlich gelten, da die
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
artikellosen slawischen Sprachen unter analogen syntaktischen und prosodischen Bedingungen ebenfalls eine Existenzpräsupposition der DP auslösen, ohne auf einen definiten Artikel als Präsuppositionsauslöser angewiesen zu sein: (3-43) Dite (ne-)spi. Das/*Ein Kind schläft (nicht).
(Tschechisch)
Es stellt sich also die Frage, welchen kompositional-semantischen Input man als Auslöser für eine Existenzpräsupposition annehmen kann. Zugleich ist nicht klar, warum eine nichtfokussierte DP in satzinitialer Position auch unter den Bedingungen der systematischen Indeterminiertheit eine referentielle Lesart erhält.
3.2.2.2.2. Die Homogenitätspräsupposition für Terme in Argumentposition Die Annahme, dass auch in den artikellosen slawischen Sprachen die Topik-DP referentiell sein muss, da anderenfalls die Bedingungen fur aboutness und die Präsuppositionalität der DP nicht erfüllt werden können, ist eine pragmatische Anforderung. Es bleibt nachzuweisen, dass eine Topik-DP tatsächlich referentiell ist und die satzinitiale DP den Satzgegenstand stellt. Das aboutness-Y^itexium gibt bereits vor, dass ein Satz eine Prädikation über eine Entität vollziehen muss. Für einen einfachen Satz wie in (3-43) kann daher formuliert werden, dass für das Topik dite 'Kind' die Eigenschaft schlafen (x) gilt, welche der Kommentar vorgibt. Damit entspricht die Topik-Kommentar-Gliederung eines Satzes einer Funktor-Argument-Struktur, wobei das Topik dem Kommentar als Argument dient. (3-44) λχ [sleep (x)]Kommentar (εχ [child (x)]) Topik = Sleep (εχ [child (χ)])
Die Strukturierung von Kommentar und Topik kann analog zur FokusHintergrund-Gliederung unter Lambda-Abstraktion erfasst werden. Aus der Sicht der Prädikatenlogik ist die Einsetzung eines Ausdrucks in die Argumentstelle eines Prädikats nur mit einem Individuenterm möglich. Das Individuum, welches die Argumentstelle des Prädikats sättigt, erfüllt ganzheitlich die Eigenschaft des Prädikats. Das gilt auch dann, wenn eine DP im Plural vorliegt und damit eine Individuengruppe bezeichnet wird:
Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs
(3-45) Deti spi. 0 Kinder schlafen-3ps.pl Die/*0 Kinder schlafen.
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(Tschechisch)
Löbner (1990) formuliert für die Präsuppositionalität von Argumentausdrücken die Allgemeine Homogenitätspräsupposition, wonach gilt: "Das Argument einer Prädikation ist in bezug auf die kritische Eigenschaft ungeteilt" (Löbner ebd.: 25), was bedeutet, dass ein Term hinsichtlich der Eigenschaften der Funktion, welcher der Term als Argument dient, keine Aufteilungen mit komplementären Eigenschaften zulässt. Das heißt, es gilt die Präsupposition der Unteilbarkeit: "Whenever a predicate is applied to one of its arguments, it is true or false of the argument as whole" (Löbner 2000: 239).46 In (3-45) liegt eine determiniererlose Plural-DP vor. Aufgrund der Termfunktion der DP gilt die Prädikation des Verbs für alle Teile der DP. Damit kommt es zur Bildung einer Individuengruppe (siehe Link 1987, 1991), so dass die DP ganzheitlich die Eigenschaft des Prädikats erfüllt. Es entstehen keine Wahrheitswertlücken, ebenso - wie Löbner (ebd.: 25) feststellt - gilt das semantische Prinzip, dass die Wahrheit der Prädikation und der daraus resultierenden Proposition nicht teilbar ist. Individuenterme als Argumente lösen daher die Allgemeine Homogenitätspräsupposition bzw. die Präsupposition der Unteilbarkeit aus.
3.2.2.2.3. Filterkriterien für Individuenterme Als eine Alternative zur einheitlichen Analyse von DPs als Generalisierte Quantoren - wie in Montague (1973) - hat Partee (1987) vorgeschlagen, die quantifizierte NP-Interpretation einer DP wie bspw. the man typensemantisch zu einem Individuenterm zu verschieben, in dem die referentielle Bindung des nominalen Prädikats durch den i-Operator erfolgt. "The iota-operator combines with an open sentence to give an entity-denoting expresssion, denoting the unique satisfier of that open sentence if there is just one, and failing to denote otherwise" (Partee 1987: 117). Dieser Analyse folgen Barwise & Cooper (1981), welche definite NPs anhand des Englischen als principal filters analysieren. 46
Dass diese Präsupposition tatsächlich wirkt, kann man an alltäglichen Beispielen beobachten. Man stelle sich einen Obst- und Gemüsehändler vor, wo in einer Kiste voller Tomaten einige bereits verdorbene Tomaten liegen. Wenn man dann gegenüber dem Händler äußert: "Die Tomaten sind verdorben", so kann der Händler mit gutem Recht die damit verbundene Homogenitätspräsupposition zurückweisen, da die Eigenschaft der Tomaten, verdorben zu sein, nicht auf den gesamten Quantifizierungsbereich zutrifft.
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Dabei gilt, dass definite Kennzeichnungen per Default Individuen denotieren. Es ist zu unterscheiden in filter-D?s, welche ein ultrafilter oder ein principal filter sein können (siehe ebd.: 183-184). Für FilterDPs gelten die Kriterien der Aufwärtsmonotonizität, der geschlossenen Schnittmenge und der Konsistenz. Um die Filterbedingungen nachzuweisen, werden Sätze formuliert, deren Wahrheitswert in einem Diskursmodell andere Sätze inferieren. Die Bedingung der Aufwärtsmonotonizität lässt sich mit Löbner (1987) auch derart fassen, dass Prädikate als Mengen verstanden werden, was die wahrheitsfunktionale Bestimmung für den hier verfolgten Zweck vereinfacht. "If the predicate Ρ is true for the NP and Ρ implies Q then Q is true for the NP" (ebd.: 183). (3-46) Aufwärtsmonotonizität Q is upward monotonic in Μ iff for all Χ, Υ c E: if X c Q a n d X c Y then Y e Q. T e s t : If [VP,] c [VP 2 ], then NP VP, .= NP VP 2 (Gamut 1991b: 232)
Für eine satzinitiale, defokussierte DP bedeutet dies, dass die DP als externes Argument den Satz derart wahr macht, dass ein weiterer wahrer Satz inferiert werden kann, was das folgende slowakische Beispiel illustriert: (3-47) a. Chlapec pil tmave PIVO. 0 Junge trank 0 dunkles Bier (Schwarzbier), b. Chlapec pil PIVO. 0 Junge trank 0 Bier.
(Slowakisch)
Der Satz (3-47b) kann aus dem Satz (3-47a) ohne weiteres monoton geschlossen werden. Die Geltung des Sachverhalts vererbt sich auf das externe Argument aufgrund des semantischen Enthaltenseins des Sachverhalts von (3-47a) in (3-47b): (3-48) If [vp, pit' tmave pivo] c [VP2 pit' pivo], then [ NP chlapec [Vpi pil tmave pivo]] [ N P chlapec [ VP2 pil pivo]]
Die Implikation in (3-48) besagt, dass sich dann, wenn ein (komplexes) Prädikat ein weiteres Prädikat logisch folgert, beide Eigenschaften auf ein und dasselbe Individuum als ihr Argument anwenden lassen. Topikalisiert man die interne Argument-DP, so gilt dieses Kriterium nicht mehr notwendigerweise als erfüllt:
Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs
(3-49) a. Tmave pivo vypil CHLAPEC. 0 Schwarzbier trank 0 Junge b. Pivo vypil CHLAPEC. 0 Bier trank 0 Junge
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Der Satz (3-49a) folgert nur dann den Satz (3-49b), wenn die DP chlapec 'Junge' in deiktischer Verwendung einen zugänglichen Referenten in das Diskursmodell einfuhrt. Dies erfolgt unter enger Skopuslesart für die externe Argument-DP chlapec 'Junge'. Unter weiter Skopuslesart, d.h. unter VP-Skopus ist nicht gegeben, dass die DP chlapec in beiden Sätzen referentiell identisch ist, da auf Diskursebene innerhalb der Fokusdomäne neue Individuen in das Diskursmodell eingeführt werden. Damit liegen unter VP-Fokus zwei verschiedene Sachverhaltsbeschreibungen vor, nämlich dass ein Schwarzbier bzw. ein nicht weiter spezifiziertes Bier jeweils von einem Individuum getrunken wurde, welches unter die Extension des sortalen Prädikats chlapec (x) fällt. Das zweite Kriterium, welches bereits im vorangegangenen Abschnitt zur Bestimmung des Termstatus einer DP indirekt herangezogen wurde, ist die Eigenschaft der geschlossenen Schnittmenge für FilterDPs. "If the predicate Ρ and Q are both true for the NP then the predicate P-and-Q is true for it" (Löbner ebd.). (3-50) Finite Intersection Property: P ( X ) A Q ( X ) ^ [ P A Q ] (X)
Wenn die Konjunktion beider Prädikate eine wahre Aussage liefert, so muss gelten, dass die Variablen koreferentiell sind und beide Prädikate Ρ und Q auf eine Individuenkonstante angewendet werden können: (3-51) a. Dievca tancuje. 0 Mädchen tanzt b. Dievca spieva. 0 Mädchen singt c. Dievca [tancuje a spieva] F oc US 0 Mädchen tanzt und singt
(Slowakisch)
Mit Blick auf die Sätze in (3-51) soll gelten, dass die Konjunktion der Prädikate tancovat' 'tanzen' und spievat' 'singen' für ein und dasselbe Individuum eine wahre Aussage liefert: (3-52) [NP dievca [VPI tancuje]] λ [MP dievca [VP2 spieva]] -> —> [NP dievca [Vp tancuje Λ spieva]]
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Würde der Fokus auf die DP dievca 'Mädchen' fallen, so ließe sich hier wiederum nicht notwendigerweise referentielle Identität zwischen den Referenten der Subjekt-DP in beiden Sätzen herstellen. Der Bezug auf ein und dasselbe Diskursobjekt lässt sich nur dann etablieren, wenn man die DP dievca 'Mädchen' intensional interpretiert und damit als sortales Prädikat deutet. Hieran zeigt sich auch, dass unter identischen syntaktischen und prosodischen Bedingungen indefinite DPs im Deutschen nicht als echte bzw. schwache Quantoren gelesen werden können: (3-53) a. Ein Mädchen; [tj TANZT] F b. Ein Mädchen; [t, SINGT] F c. Ein Mädchen ; [t, tanzt und SINGT] F
Nur unter der spezifischen Lesart der indefiniten DP ist hier die Eigenschaft einer geschlossenen Schnittmenge erfüllbar. Aus der Abgrenzung von Individuentermen und echten Quantoren wurde bereits ersichtlich, dass die Negation die Existenzpräsupposition von Individuen nicht affiziert, jedoch im Falle von (echten) Quantoren Wahrheitswertlücken induziert. Diese Eigenschaft wird von der dritten Bedingung für Individuenterme, und zwar der Konsistenz vorgegeben: (3-54) Konsistenz: "If the predicate Ρ is true for the NP, then its negation not-P is false for the NP" (Löbner 1987: 183).
Diese Bedingung setzt die Konstanz der Präsupposition einer DP unter Negation voraus. Die Negation führt demnach nur dann zur Umkehrung der Wahrheitswerte, wenn das negierte einstellige Prädikat Ρ in Bezug auf sein Argument im gegebenen Kontext nicht definiert ist, wohl aber die Existenz des DP-Referenten als gegeben angesehen wird: (3-55) Dievca (ne-)tancuje. 0 Mädchen (nicht) tanzt. Das Mädchen tanzt (nicht).
(Slowakisch)
Die Negation affiziert weder die Wahrheitsbedingungen des Arguments noch dessen Präsuppositionen. Die genannten Filterbedingungen gelten für referentielle DPs, die unteilbar referieren, was für Individuenterme konstitutiv ist. Quantifizierte DPs mit der Lesart «e,t>,t> erfüllen nicht die Bedingungen der geschlossenen Schnittmenge und der Konsistenz. Im Deutschen kann der semantische Typ durch den Artikel
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133
insofern angezeigt werden, als der definite Artikel für referentielle DPs zur typensemantischen Interpretation als Individuenterm beiträgt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diejenige Konstituente, welche diskurspragmatisch als das Satztopik analysiert werden kann, konzeptuell den Status eines Individuenterms erhält. Dieser typensemantische Status ergibt sich daraus, dass das Topik dem Kommentar als Argument dient und den Satz in Bezug auf die vom Kommentar vorgegebene Eigenschaft wahrheitsfunktional in einem Diskurskontext wahr oder falsch macht. Der typensemantische Status und die Argumentfunktion des Topiks lassen sich anhand der Kriterien für Individuenterme nachweisen. Da der Referenzbereich eines Individuenterms keine Aufteilungen zulässt und das Topik damit für den Kommentar eines Satzes ungeteilt gilt, kann die Topik-DP auch in den artikellosen slawischen Sprachen referentiell und anaphorisch, d.h. mit Verweis auf einen gegebenen Diskursreferenten verwendet werden, so dass keine Wahrheitswertlücken im Sinne indifferenter Wahrheitsfunktionalität inferierbar sind. Es gelingt allerdings nicht, die Topikalität einer Konstituente innerhalb der Satzbedeutung wahrheitskonditional zu definieren.
3.2.3. Grammatische Voraussetzungen der Individuenlesart bei Topikalisierung 3.2.3.1. Skopusfähigkeit von DPs als Quantorenausdrücke Die vorangegangenen Abschnitte haben gezeigt, dass die Topikposition mit Referentialität assoziiert ist, was im Deutschen durch definit gekennzeichnete DP-Strukturen angezeigt werden kann. Indefinite DPs erhalten in der nonfokalen Topikposition eine spezifische Lesart. Schwache Quantifizierung ist für die Konstituente in der Topikposition ausgeschlossen, da somit nicht mehr auf einen unteilbaren Referenten verwiesen werden kann und keine Lücken in der wahrheitsfunktionalen Bewertung des quantifizierten Ausdrucks in Konkatenation mit dem Prädikat entstehen. Da die artikellosen slawischen Sprachen keinen indefiniten Artikel kennen, kann die Topikposition nur mit Referentialität des DP-Referenten assoziiert werden. In jedem Falle liegt typensemantisch ein Individuenterm vor. Der semantische Typ resultiert aus der Abbildung des Kommentars auf das Topik in einer Funktor-ArgumentStruktur. Somit sind für das Topik die Bedingungen für Termeinsetzung gegeben. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der semantische Typ von DPs auf konzeptueller Ebene mit dem semantischen Typ einer DP innerhalb der linguistischen Struktur des Satzes und damit innerhalb
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der Satzbedeutung identisch ist. Wenn DPs Individuenterme denotieren, so könnte man annehmen, dass eine DP vom semantischen Typ e ist, so dass das referentielle Argument des nominalen Prädikats durch einen Kennzeichnungsoperator gebunden und der Prädikatausdruck in einen Individuenterm verschoben wird: (3-56) λ Ρ
[IX
[Ρ
(x)]]«e,t>,e>
(λχ [Ν
(x)])
= ix [W(x)]
Die strukturelle Anforderung an DPs, Kennzeichnungen zu denotieren, deren referentielle Bindung durch den v-Operator oder den ε-Operator erfolgt, entspricht einerseits der in der formalen Semantik verbreiteten (Neo-)Davidsonschen Tradition und andererseits der Russell'schen Kennzeichnungstheorie, wonach nominale Referenten Kennzeichnungen sind. Diese wiederum sind synkategorematische Ausdrücke, d.h. sie haben keine eigene Bedeutung, sondern erhalten ihre Bedeutung erst im Satzkontext. In von Heusinger (1997: 36-37) wird jedoch ausgeführt, wie Russell selbst für die Quantorenanalyse den i-Term als logisch äquivalente Abkürzung der Formel definiert hat: (3-57) G ix Fx = Ξχ Vy [(Fy ο
y=x) Λ GX]
Somit ist der ι-Operator als Kennzeichnungsoperator für Prädikate, und somit auch als referentieller Binder für Nomina, kein eigentliches Zeichen, sondern nur eine Abkürzung für die Wahrheitsbedingungen, welche der Quantor vorgibt. Mit der Überführung eines nominalen Prädikats in eine Kennzeichnung wird man dann der Forderung innerhalb der (Neo-)Davidsonschen Tradition gerecht, dass die semantische Repräsentation natürlichsprachlicher Sätze im Format einer einstufigen Prädikatenlogik erfolgt, was die Termanalyse für DPs erfüllt. Damit unterliegt auch ein i-Term denjenigen Wahrheitsbedingungen, welche die Russell'sche Deutung für den definiten Artikel vorsieht (siehe Russell 1905: 77-78). Der definite Artikel behauptet - wie in (3-57) definiert - unike Existenz eines Individuums mit einer Eigenschaft F, welches zugleich die Eigenschaft G erfüllt. Dieser Analyse folgt auch Montague (1973). Der Vorteil der Quantorenanalyse besteht nun darin, dass hiermit die intersektive Funktion der Mengenbildung von Determination erfasst wird. Damit können auch alle Deskriptionen und Quantoren einheitlich behandelt werden. Im Falle einer singulären definiten DP liegt eine Menge von genau einem Individuum vor, welches die Eigenschaft G hat. So lassen sich nach Dowty, Wall & Peters
Voraussetzungen fur die Referentialität topikalisierter DPs
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(1981) die Determinierer semantisch als Quantorenausdrücke repräsentieren:47 (3-58) i. every: λΡ [λ,t>
VP λε[0(β)] e
Die semantische Komposition in (3-77) zeigt, dass dann, wenn die Ereignisbehauptung den Hauptfunktor stellt, der Satzmodus-Operator ein einstelliges Prädikat binden kann. Die Argumentstelle der Ereignisvariable ist dann die letzte Argumentstelle, welche in der SyntaxSemantik-Abbildung gesättigt wird. Allerdings kommt es dann, wenn oberhalb des Satzmodus-Operators eine DP vom Typ « e , t > , t > auftritt, zu einem typensemantischen Konflikt, so dass die Kompositionalität der semantischen Strukturbildung nicht mehr gegeben ist: (3-78) Typensemantischer Konflikt bei Anwendung des Basiseintrags (3-76): CP
XQ[3x[[P(X)]A[Q(X)]]] e
C
«e,t>,t> λΡ [3e [P (e)]] e «e,t>,t>
VP λχ λε [[Q (χ)] (e)] ε «e,t>,e>
Im Falle einer Topik-DP, d.h. einer DP als Hauptfunktor des Satzes, kann die entsprechende strukturelle Argumentstelle (λχ) erst nach Bindung der Ereignisvariable durch den Satzmodus-Operator gesättigt werden. Der Satzmodus-Operator ist jedoch ein einstelliges Prädikat zweiter Stufe und kann daher nicht durch ein zweistelliges Prädikat erster Stufe gebunden werden. Mit Blick auf den Satzmodus und die damit verbundene Existenzbehauptung über ein Ereignis fallt aber auf, dass Sätze, welche die Ereignisbehauptung als Hauptfunktor haben, aufgrund dieser Wahrheitsbedingung thetisch verwendet werden können. Sätze, deren Hauptfunktor bspw. eine DP ist, können hingegen kategorisch verwendet werden. Diese Sätze behaupten dann nicht die bloße Existenz eines Ereignisses, sondern behaupten zusätzlich die Existenz eines Individuums, welches zu einem Ereignis in Bezug gesetzt wird, was das jeweilige Satzschema in (3-79) zeigt:
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-79) a. Thetisch verwendbarer Deklarativsatz: 3e [... e ... ] b. Kategorisch verwendbarer Deklarativsatz: 3x [[P (x)]A[3e [... χ ... e ... ]]]
Die jeweilige semantische Repräsentation in (3-79b) entspricht zugleich auch der Präsupposition einer topikfähigen DP. In der Tradition der Präsuppositionstheorie wird die bloße Existenz eines Referenten als seine Präsupposition analysiert. Betrachtet man aber das Topik in einem negierten Satz wie in (3-80a), so fällt auf, dass die Existenzpräsupposition die einzige Information ist, welche selbst dann, wenn man Negationsanhebung nach C° und damit die Negation der Ereignisbehauptung annimmt, erhalten bleibt: (3-80) a. Äußerung: b. Semantische Form: c. Präsupposition:
Das Kind schläft nicht. 3!x [[child (x)]A[-.3e [[sleep (x)](e)]]] 3!x [child (x)]
Gegen (3-81c) sprechen zwei Erwägungen: Erstens ist die bloße unike Existenzbehauptung eines Referenten wahrheitsfunktional nicht informativ. Die Präsupposition (3-80c) wird dann als tautologische Aussage repräsentiert, weil die Existenz des Referenten für alle affirmativen und negierten Äußerungen von (3-80a) in allen möglichen Welten erfüllt sein kann, in denen es einen Referenten mit der Deskription Kind gibt. Zweitens ist die Präsupposition in (3-80c) nur dann gültig, wenn sie auf einen bestimmten Sachverhalt des Diskurskontextes zutrifft. Die bloße Annahme der Existenz eines Referenten macht es nicht möglich, den Referenten in einem Sachverhalt zu verankern, so dass die Relation des Referenten zu diesem vom Ereignis beschriebenen Sachverhalt wahrheitsfunktional evaluiert werden kann. Außerdem wird mit (3-8lb) zugleich der deklarative Satzmodus negiert, wodurch es nicht mehr möglich ist, der Äußerung des Satzes eine illokutive Funktion zuzuweisen. Daher ist anzunehmen, dass die Präsupposition eines Topiks seine referentielle Verankerung in einen Sachverhalt umfasst, was voraussetzt, dass die Position der Satznegation erst im Skopus der Ereignisbehauptung wirksam wird:57 (3-81) Logisches Schema für die Präsupposition einer Topik-DP: 3x [[P(x)]A[3e [(-,)[... χ ... e ... ]]]]
Zur Position der Satznegation siehe 3.2.4., wo weitere Argumente gegen die Negation der Ereignisbehauptung aufgeführt werden.
Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs
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Mit dem Schema in (3-81) wird van der Sandt (1992) folgend der Tatsache Rechnung getragen, dass Präsuppositionen an einen Gehalt {content) gebunden sind wie im Abschnitt 3.2.2.2.1. gezeigt wurde. Diese Annahme kann um die Bedingung präzisiert werden, dass der Gehalt der Existenzbehauptung einem Ereignis entspricht, welches die Proposition instantiiert, wobei die Topik-DP Teil des propositionalen Gehalts ist. Die Proposition des Satzes wird derart strukturiert, dass die Proposition einen Sachverhalt beschreibt, dessen Wahrheitsbedingungen an die Existenz eines bestimmten Referenten in einer möglichen Welt gebunden sind.58 Die Gebundenheit des propositionalen Gehalts an die Existenz eines Individuums drückt die Struktur thetisch verwendbarer Sätze nicht aus. Hier tritt der Defaultfall ein, nämlich dass dann, wenn kein Topik erkannt werden kann, die Ereignisbehauptung den Hauptfunktor stellt (so auch bei Eckardt 1996, Jäger 2001). Damit liegt Sätzen, deren Hauptfunktor eine topikfähige Konstituente ist, eine andere Struktur zugrunde als Sätzen, deren Hauptfunktor lediglich die Ereignisbehauptung beinhaltet. In Bezug auf die Ereignisbehauptung des Satzmodus wird die Strukturiertheit der Proposition, nämlich ihre Geltung in Bezug auf ein Individuum, bereits vorgegeben. Entsprechend Lambrecht (1994: 117) stellt das Topik oberhalb der syntaktischen Prädikation den Satzgegenstand für die gesamte Äußerung.59 Diese Konstellation der syntaktischen und semantischen Strukturbildung mit Blick auf die thetische oder kategorische Verwendbarkeit von Sätzen berechtigt zur Annahme, dass der Satzmodus-Operator über einen Basiseintrag verfügt, welcher für thetische Sätze die strukturellen Voraussetzung für eine adäquate Skopusbildung liefert und dass der Satzmodus-Operator dann, wenn er den Nebenfunktor eines Satzes stellt, über eine weitere Argumentstelle verfügen muss, welche im Lexikon durch die Aktualisierung des Basiseintrags - im Sinne von Bierwisch & Schreuder (1992) - gebildet wird. Voraussetzung für die
Diese Bedingungen spiegelt auch der Text-Akzeptabilitätstest nach Seuren (1991) wieder, wonach die Existenzpräsupposition in Koordination mit ihrem Trägersatz unter Pronominalisierung des Referenten eine grammatisch wohlgeformte Struktur ergeben muss: i. Es existiert (genau) ein Kindi und esj schläft. Die Proposition der DP gilt demnach erst dann als erfüllt, wenn sie Teil eines möglichen Sachverhalts in einer möglichen Welt ist, welcher seit Reichenbach (1947) und in weiterentwickelter Form in Bierwisch (1988) durch ein Ereignis beschrieben wird. Nach Lambrecht (1994) wird die Topik-Relation als eine Releation zwischen einem Referenten und einer Proposition gefasst: "A referent is interpreted as the topic of a proposition if in a given situation the proposition is construed as being about this referent" (ebd.: 131). Das Topik ist demnach die ranghöchste Prädikation des Satzes mit Konstanz unter Negation.
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Aktualisierung des Basiseintrags ist, dass während der Konzeptualisierung einer Äußerung ein diskurspragmatisches Merkmal für Topikalität [+T] selegiert wird, welches in der Grammatikalisierung durch den Formulator (siehe 1.3.2.1.1.) im Lexikon als Argumentadresse an der Argumentstelle des zu topikalisierenden Arguments ausgewiesen wird. Das Merkmal [+T] kennzeichnet das Argument als den Hauptfunktor des Satzes und lizenziert in Matrixsätzen die overte Bewegung nach SpecCP: (3-82) Markierung einer strukturellen Argumentstelle für Topik: λχ; [+τ] λβ [ ... e ... X; ... ]
Wie unter (3-76) zu sehen war, erfordert der Satzmodus-Operator in seiner Basis-Argumentstruktur ein einstelliges Prädikat, um die Ereignisrolle zu sättigen. Zugleich war zu sehen, dass der Satzmodus-Operator als Nebenfunktor mit einem zweistelligen Prädikat kombiniert werden muss und die Bindung der Argumentstelle der linksversetzten satzinitialen DP erst nach Bindung des Ereignisarguments erfolgt. Das diskurspragmatische Merkmal [+T] selegiert im Lexikon ein semantisches Templet, welches den Basiseintrag in einen aktualisierten Lexikoneintrag überfuhrt, welcher den Satzmodus-Operator zum Nebenfunktor macht. Für das semantische Templet zur Überführung des Satzmodus in den Nebenfunktor wird folgender funktionaler lexikalischer Eintrag angenommen: (3-83) Funktionaler Eintrag zur Anpassung des Satzmodus an kategorische Sätze: λ91 XQ λχ ί[+Τ] [3? (λβ [Q (e, x,)])] 9? e «e,t>,t>, Q e ,t>
XQ λχ,[+τ] [3e [Q (e, Xi)]] e
VP λχ[+τ] λε [[β (χ)] (e)]
«e,t>,t>
e
«e,t>,e>
b. Interne Argument-DP als Hauptfunktor: CP
3y[DP(y)W3e[[ß(y)](e)]]]
λΡ[+Τ] [3y [[P(y)]A[Q(y)]]] e «e,t>
C
λγ[+Τ] [3e [[ß (y)] (e)]]
t>
XQ λχί[+τ] [3e [Q (e, Xi)]] e
«e,t>,t>
VP λγ[+τ] λε [[β (y)] (e)] e
«e,t>,e>
Das Merkmal [+T] besagt, dass die mit [+T] gekennzeichnete Argumentstelle nach Bindung der Ereignisrolle λε, d.h. oberhalb des Satzmodus-Operators in C°, gebunden wird. Damit muss sich die DP in eine geeignete Position über C° hinwegbewegen. Die Argumentadresse [+T] tritt sowohl im Kopf als auch im Spezifizierer der CP bzw. der TopikPosition auf. Die Adressierung λχ,[+τ] weist den Satzmodus-Operator als Nebenfunktor derjenigen Konstituente aus, welche den Hauptfunktor des Satzes stellt. Dieselbe Anforderung an die Prädikatenvariable λζ)[+Τ] weist den Nuklearskopus des Quantors als den Nebenfunktor aus. Wenn man annimmt, dass der Hauptfunktor eines Satzes oberhalb von CO den Spezifizierer der CP einnimmt, so ergibt sich zwischen dem aktualisierten Satzmodus-Operator unter C° und dem Hauptfunktor in SpecCP die Übereinstimmung hinsichtlich des Merkmals [+T], Damit ist eine analoge Merkmalskonstellation gegeben, welche auch für wh-
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Phrasen im Spezifizierer der CP als Hauptfunktor eines Satzes - wie unter 3.2.3.2. festgestellt wurde - gilt. So sind nach Brandt et al. (1990: 127) auch wh-Operatoren semantisch als Generalisierte Quantoren zu analysieren: (3-86) Iwerl·. XQ [3x [[person
(X)]A[Q
(X)]]] e
«e,t>,t>
Als Quantoren, deren Restriktor im Falle des subjektivischen personalen Interrogativums lediglich als eine Person beschreibbar ist bzw. als semantisch parametrisiertes externes Argument in die SF des lexikalischen Eintrags eingeht, entsprechen sie dem referentiellen Wert des externen Arguments x. Der Lexikoneintrag (3-86) macht deutlich, dass auch in wh-Interrogativsätzen die Ereignisbehauptung des SatzmodusOperators als Nebenfunktor zum Interrogativum in SpecCP dient und entsprechend für die vom wh-Operator vertretene Argumentstelle im Lambda-Präfix durch den funktionalen lexikalischen Eintrag (3-83) aktualisiert werden muss. Die Semantische Form von (3-86) gibt den Basiseintrag wieder, welcher für das Relativpronomen in Brandt et al. (ebd.) angenommen wird und als Basiseintrag für seine Verwendung als Interrogativum unterspezifiziert ist. Der Exkurs zu Interrogativen sollte die strukturellen Parallelen zwischen den Hauptfunktoren in den jeweiligen Satzmodi aufzeigen. Es kann dafür plädiert werden, dass SpecCP auch im Deklarativsatz durch einen Hauptfunktor besetzt werden kann. Es gilt zugleich Übereinstimmung in den Merkmalen zwischen Kopf und Spezifizierer. Die Annahme eines Merkmals [+T] erlaubt overte Bewegung über C° hinaus. Das Merkmal [+T] hat keinen deskriptiven Gehalt, sondern erfordert unter CP eine Haupt- und Nebenfunktor-Konstellation, wobei der Satzmodus-Operator mit seiner Ereignisbehauptung als Nebenfunktor dient. Die Bewegung der DP in die satzinitiale Position ist semantisch motiviert und dient der Skopusnahme. Das Topik eines Satzes ist unabhängig vom Satzmodus und somit auch von der Existenzbehauptung eines Ereignisses im Deklarativsatz, weshalb sich das Topik über den Satzmodus-Operator in C° hinaus bewegt. Ist die Ereignisbehauptung nicht der Hauptfunktor eines Satzes - wie im Falle kategorisch verwendbarer Sätze - so muss der Basiseintrag des deklarativen Satzmodus-Operators im Lexikon durch einen funktionalen Eintrag in einen aktualisierten Eintrag überführt werden, so dass in Bezug auf das Satztopik ein Ereignis behauptet werden kann.
Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs
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3.2.4. Hauptfunktoren in Relation zur Satznegation 3.2.4.1. Funktoren als Operatorenbereich der Satznegation Bisher -wurde in der vorliegenden Arbeit arbeitshypothetisch behauptet, dass sich der Hauptfunktor eines Satzes dem Skopus der Negation entzieht und dass erst der Nebenfunktor für die Negation zugänglich ist. Im Falle, dass eine DP der Hauptfunktor ist, stellt die Ereignisbehauptung des Satzmodus-Operators den Nebenfunktor. Aus diesen, als Funktor-Argument-Strukturen zu interpretierenden syntaktischen und semantischen Konstellationen wurde in 3.2.2.2.3. der typensemantische Status der Topik-DP und ihre referentielle Lesart abgeleitet. Im Zusammenhang mit der Existenzpräsupposition einer DP wurde auch gezeigt, dass die Negationsanhebung an C° zur Ereignisnegation führt und damit offen bleibt, in welchem Sachverhalt ein Referent zu verankern ist. Die Ereignisnegation wurde daher als nicht informativ abgelehnt, zumal sie gleichzeitig den Satzmodus erfasst. In der formal-logisch basierten semantischen Tradition, welche der Negationstheorie von Frege (1919) folgt, wird der Standpunkt vertreten, dass der Negationsoperator auf Propositionen operiert. Das heißt, dass ein wahrheitsfähiger Ausdruck φ durch den Negationsoperator in seinen Wahrheitswerten umgekehrt wird: (3-87) For every valuation V and for all fomulas Φ : ν ( - , Φ ) = 1 iff ν ( Φ ) = 0. (Gamut 1991a: 44)
Wendet man diese Regel auf natürlichsprachliche Sätze an, so ergeben sich folgende Konsequenzen, was anhand eines einfachen Satzes illustriert werden kann: (3-88) a. Das Kind schläft.
b.
Wenn dann Wenn dann
[Das Kind schläft] = ν ( Φ ) [ Das Kind schläft nicht ] = ν ( - , Φ ) [ 3x [[kind (χ)]λ[schlafen (χ)]] ] = ν ( Φ ) [ -,3x [[kind (χ)]λ[schlafen (χ)]] ] = ν ( - , Φ )
Die Negation im aussagenlogischen Format operiert auf dem gesamten Satz (3-88a), was auch die Existenzbehauptung der Subjekt-DP das Kind einschließt (3-88b). Dennoch wird die Existenz des Referenten eindeutig präsupponiert, was der anaphorische Bezug in (3-89) beweist:
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-89) Das Kindj schläft nicht. Es, ist noch nicht müde.
Wäre die DP vom Skopus der Negation erfasst, so beträfe das zugleich die Existenzbehauptung der DP, so dass der anaphorische Bezug des Pronomens es nicht erklärbar wäre, da das Pronomen Referenz auf ein Individuum nehmen muss, dessen Existenz positiv behauptet wird. In der traditionellen Literatur zu Präsuppositionen und Negation wird jedoch angenommen, dass die Konstanz unter Negation eine defmitorische Eigenschaft von Präsuppositionen bzw. präsupponierten Diskursobjekten ist wie in der Paraphrase von (3-90), wo auf die Definition von Hajicovä (1984) - siehe (3-37) - aufgebaut wird: (3-90) "Es gibt genau ein Kind" ist eine Präsupposition aus "Das Kind schläft", wenn "Das Kind schläft" folgert, dass es genau ein Kind gibt und aus "Das Kind schläft nicht" ebenfalls folgt, dass es genau ein Kind gibt.
Auch in neueren Arbeiten wie in van der Sandt (1992), Chierchia (1995), Asher & Lascarides (1998) wird angenommen, dass die Präsupposition unter der Satznegation konstant bleibt, da der definite Artikel der Auslöser einer Existenzpräsupposition sei. Dagegen spricht jedoch die bereits in 1.1. erwähnte empirische Beobachtung, dass auch in den artikellosen slawischen Sprachen unter analogen syntaktischen und prosodischen Bedingungen dieselben Präsuppositionen ausgelöst werden, obwohl kein definiter Artikel die DP für Referentialität markieren kann: (3-91) Ditenespi. 0 Kind neg-schläfit Das Kind schläft nicht.
(Tschechisch)
Bereits in Arbeiten der siebziger Jahre - wie Hajicovä (1973) und Givon (1978) - wird darauf verwiesen, dass natürlichsprachliche Negation nicht ohne weiteres mit dem logischen Negationsbegriff gleichgesetzt werden kann. Givon (1978) zeigt, dass "negation in natural language is different, in highly specific and easily formalizable ways, from negation in simple propositional logic" (ebd.: 69). In der Aussagenlogik kehrt der Negationsoperator den Wahrheitswert einer Proposition um. In der natürlichen Sprache lässt sich dieses aussagenlogische Negationskonzept jedoch nicht aufrecht erhalten. Wäre die externe Negation die einfache Umkehrung der Wahrheitswerte, dann müsste der folgende Satz (3-92) mit den unter (a-c) angegebenen Fortsetzungen paraphrasierbar sein, ohne dass sich die Wohlgeformtheit und die Wahrheitsbedingungen des Satzes ändern:
Voraussetzungen für die Referentialität topikalisierter DPs
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(3-92) Sarah kann wegen des Lärms nicht schlafen. Negationsparaphrasen: a. Es ist nicht der Fall, dass Sarah wegen des Lärms schlafen kann. b. In Bezug auf Sarah ist es nicht der Fall, dass sie wegen des Lärms schlafen kann. c. Wegen des Lärms ist es in Bezug auf Sarah nicht der Fall, dass sie schlafen kann.
Unter der Bedingung der externen Negation (3-92a) kann keine Aussage gewonnen werden, welche zum Satz (3-92) logisch äquivalent wäre. Selbst wenn man zulässt, dass die DP Sarah außerhalb des Skopus der Negation steht und der Negationsoperator auf dem Rest des Satzes operiert (3-92b), werden falsche Wahrheitsbedingungen vorgegeben. Erst wenn die Präpositionalphrase als rahmensetzendes Adverbial (siehe 3.2.3.2.) und Sarah als präsupponierter Referent außerhalb des Negationsskopus analysiert werden, ist eine adäquate Paraphrase möglich (3-92c). Der Skopus der Negation in dem natürlichsprachlichen Beispiel macht deutlich, dass externe Negation keine adäquate Beschreibung der Satznegation liefert. Givon (1978) stellt hierzu fest: "In general, while linguists and philosophers find it easy to recognize the external sense of negation, most speakers of human languages do not. In other words, they tend to view negative constructions always as internal operations" (ebd.: 88). Wie auch das Beispiel (3-92) zeigt, partitioniert der Negationsoperator einen Satz in präsupponierte Diskursreferenten und in die Assertion des Satzes. Affirmative Sätze und ihr negiertes Gegenstück "do not only differ by their truth value, but also by an additional element, namely their discourse presupposition" (Givon ebd.: 70). Damit ist in der Literatur weitere Evidenz für die Teilung von Sätzen in Präsupposition und Assertion, wie sie dieser Arbeit zugrunde gelegt wird, gegeben. Hajicovä (1973) zeigt anhand von weiteren Daten, dass die mögliche Position der Negation bzw. dass der Negationsskopus deutlich macht, dass für die Beschreibung natürlichsprachlicher Sätze die Behandlung der Negation wie in der Aussagenlogik nicht adäquat ist. "[T]he position of the negative particle not in the surface structure is important for determining what is presupposed by the sentence and what is asserted" (Hajicovä ebd.: 82). Damit ist derjenige Teil des Satzes assertiert, welcher sich im Skopus eines möglichen Negationsoperators befindet. Im Falle des Beispiels (3-89) gilt, dass über den präsupponierten Referenten ausgesagt werden kann, ob er schläft oder nicht schläft. "It seems more adequate to work with a performative construction I say about X that Y where X stands for a contextually bound
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
part of the sentence" (ebd.: 91). Analoges gilt für das Beispiel (3-92), wo in Bezug auf präsupponierte Diskursreferenten bzw. kontextuell gebundene Information eine Assertion vollzogen wird. Damit ist fur das Topik des Satzes geklärt, dass es eine Relation zu einer Eigenschaft etabliert, welche typensemantisch und prädikatenlogisch eine Funktion ist. Die Referentialität der Topik-DP ergibt sich aus den Skopusrelationen, welche konzeptuell in eine Funktor-Argument-Struktur überführt werden können. "[If] the subject's referentiality and definiteness are necessary ingredients for it to perform its discourse function as "link" or topic ..., then there is a certain advantage in excluding it from the scope of negation and leaving it as part of the presuppositions of the sentence - since its being a 'topic' automatically suggests that the speaker uses it to tell the hearer what he is talking about" (Givon 1978: 89-90). Behandelt man die Negation als eine interne Operation, so ist garantiert, dass das Topik vom Negationsskopus ausgeschlossen bleibt. Das Topik wird dann auf eine Prädikation, d.h. auf die Assertion des Satzes angewendet. Unter den Bedingungen der internen Negation ist der Negationsoperator jedoch kein propositionaler Operator im engen Sinne, was die vereinfachte semantische Komposition des Satzes (3-89) zeigt: (3-93)
3x [Vy [[child (χ) XQ [3x [Vy [[child (χ) e «e,t>,t>
x=y]A[-.[sleep (x)]]]] e t
x=yWQ (χ)]]]] λχ [-,[[sleep (χ)]] ______ λχ( [->[... Xj... ]] λχ [sleep (χ)] e , t > ist, kombiniert wird. Die Argumentstruktur des Verbs wird über semantische Typenanhebung unter Vererbung der Argumentadressierung dem semantischen Typ der DP angepasst.
3.3.3.3.3. DPs außerhalb der Fokusdomäne Im vorangegangenen Abschnitt wurden die grammatischen Voraussetzungen für die semantische Integration einer DP im Fokus dargelegt. Im Folgenden soll die Strukturbildung von Sätzen betrachtet werden, in denen sich die strukturellen Argumente eines Verbs aus dem Fokus in den präsupponierten Teil des Satzes bewegt haben. In diesem Fall bildet lediglich das Sachverhaltsprädikat die kritische Eigenschaft des Satzes, auf welcher die Polaritätsentscheidung für die Wahrheitsfunktionalität des Satzes operiert: (3-143) PetTj [autoj [PoiP[±neg][Vp tj (ne-)koupil tj]F]] Petr, [ 0 AutOj [PoIP [±neg][Vp t; (nicht) kaufte tj]F]] Petr hat das Auto nicht gekauft.
(Tschechisch)
Entsprechend der Festlegungen im Abschnitt 3.3.3.1. ergibt sich dann, wenn bspw. auch die interne Argument-DP anaphorisch ist und aus dem Fokus herausbewegt werden muss, die folgende Adressierung der Argumentstellen:
Funktionsbildung der Fokusdomäne
189
(3-144) Diskurspragmatische Argumentstelle-Adressierung für (3-143): a. Verb-SF:
λ γ
-Τ -F
λχ +T -F
b. externes Argument:
-Pol +C λχ [P(x)] +T -F
c. internes Argument:
-Pol λχ [ β (χ)] -τΐ -F
λβ [[buy (χ, y)] (e)]
Beide strukturellen Argumente tragen das Merkmal [-F], welches mit der DP-Bewegung aus dem Skopus des Polaritätsoperators verbunden ist. Die externe Argument-DP ist zusätzlich mit dem Merkmal [+T] adressiert. Dieses Merkmal ist mit der syntaktischen Zielbewegung über C° hinaus verbunden [-Pol +C], und weist das Argument als den Hauptfunktor des Satzes aus. Da beide DPs den Fokus des Satzes verlassen haben, weil sie der semantischen Bedingung der Polaritätsphrase nicht unterliegen, ist das Verb der alleinige Träger des Fokusexponenten. Die Basispositionen der DPs sind mit Spuren besetzt, die in situ keinen semantischen Gehalt haben, da die DPs erst in ihrer syntaktischen Oberflächenposition semantisch interpretiert werden. (3-145) Semantische Intergration einer nontopikalen Hintergrund-DP:
Pof [+neg] λρ [(-0[p]]
Spec ti[+T,-F]
M W ] [3y [[C (y)]A[Q (y)]]]
V" t· (ne-)koupil λ^-τ,-η λχ[+τ,Ρ] λε [[buy (χ, y)] (e)]
^
Die semantische Komposition von (3-145) auf der syntaktischen Oberflächenstruktur beginnt mit dem Verbkopf. Die Spuren in Kom-
190
Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
plement und Spezifizierer werden als identische Abbildungen durchlaufen, so dass die erste semantische Anreicherung der Verb-SF in Pol0 erfolgt: (3-146) Semantische Komposition der Pol0: λρ [(-)[p]] (λ^.τ,η λχ[+τ,η λβ [[buy (χ, y)] (e)]) = λγ[.τ,η λχ[+τ,_η λε [{-^)[[buy (χ, y)] (e)]] Mit der semantischen Integration des Merkmals in Pol0 ist der Skopus der Fokusdomäne auf das Sachverhaltsprädikat, genauer gesagt auf die Instantiierung der Proposition festgelegt. Die Verschmelzung der positional modifizierten Verb-SF mit der internen Komplement-DP oberhalb von PolP erfolgt analog zu 3.3.3.3.2. per semantische Typenanhebung: (3-147) λΡ λ9ί λδ[+Τ]...λα [91 (λβ[+Ρ][Ρ (α, β,..., δ)])] (λ^.τ,.η λχ[+τ,.Ρ] λε [(-,) [[buy (χ, y)](e)]]) = λ9ί λχ[+τ,.ρ, λε [3? (λΥ[.τ,.Ρ] [(-,) [[buy (χ, y)] (ε)]])] Die semantische Typenanpassung ermöglicht nun, dass die Verb-SF mit der DP zu einer gemeinsamen Funktion komponiert werden kann: (3-148) λ SR λχ[+τ,.η λε [91 (λΥ[.τ,.Ρ] [(-,) [[buy (χ, y)] (ε)]])] m{-T,-F][3y [[c (y)]A[Q (y)]]]) - λΧι+τ,-F] λε [3y [[C (yM(-,)[[&Ky (x, y)] (e)]]]] Im Unterschied zur semantischen Integration der DP in Abschnitt 3.3.3.3.2. hat der (mögliche) Negationsoperator keinen Skopus über die interne Argument-DP. Die DP ist nicht mehr Teil der kritischen Eigenschaft des Satzes. Man betrachte sich aber die SF der folgenden Sätze: (3-149) a. Petri [t, nekoupil AUTO]F 3x [[Ρ (χ)]Λ[3ε H 3 y [[C(y)W[fi (x, y)] (ε)]]]]]] b. PetTj autoj [tj NEkoupil tj]F 3x [[P (x)]A[3e [3y [[C (Y)]a[^[[5 (x, y)] (e)]]]]]]
(Tschechisch)
Der Negationsoperator markiert denjenigen Teil, welcher jeweils die kritische Eigenschaft des Satzes darstellt und auf welchem die Polaritätsentscheidung operiert. Der Operand der Satznegation ist als Fokus des Satzes prosodisch prominent. Damit verfugen negierte Sätze über einen Operator, welcher die Fokusweite anzeigt. Im Falle der nichtnegierten Pendants von (3-149) fällt auf, dass es hier keinen overten Operator auf der syntaktischen Oberfläche gibt, welcher die Fokusweite anzeigt. Das Ergebnis wären identische Wahrheits- und Kontextbedingungen für die beiden Sätze von (3-149a) und (3-149b), obwohl sie
191
Funktionsbildung der Fokusdomäne
eben nicht in ein und demselben Kontext verwendbar sind, was als Indiz dafür zu werten ist, dass die semantische Struktur von affirmativen Sätzen einen non-overten Operator enthalten muss, dessen Operand ebenso prosodisch prominent ist wie die Fokusweite negierter Sätze. Damit ist auch ein nichtnegierender und damit affirmativer Polaritätsoperator und seine Operatorendomäne Teil der Wahrheitsbedingungen eines Satzes. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, wird der Merkmalsspezifizierung im Kopf der PolP folgender deskriptiver Gehalt zugewiesen: (3-150) a. Pol0: [+neg]
λρ [neg [p]] e wobei neg [p] genau dann wahr ist, wenn [ - , ρ Γ g = 1 and [p f s = 0. λρ [pos [p]] e wobei pos [p] genau dann wahr ist, wenn [ p f § = 1 and [-,p] M g = 0.
b. Pol0: [-neg]
Der Operand des Polaritätsoperators pos (p) bzw. neg (p) ist - entsprechend den Festlegungen für den Negationsskopus in 3.2.4.1. - der propositionale Teil derjenigen Funktion des Satzes, für welche eine polare Alternative wahr oder falsch möglich ist (3-151a). Der kategorial propositionalisierbare Teil hat die Kategorie S bzw. den semantischen Typ t und ergibt sich aus der Vererbung der Argumentstellen an den Polaritätsoperator (3 -151 b): (3-151) a. Wahrheitskonditional polarisierbare Fokusfunktion: pos neg
[
λχ
λε
[ ... e . . . χ . . . ]]]
((S/N)/N)/(S/N) S/N (S/N)/N
b. Propositionalisierbarer Operand für Polarität im Satz: λχ ((S/N)/N)/(S/N)
λε (S/N)/S
[ ΓnePo-sl
\ S J
Der Fokus als eine polare wahrheitskonditionale Funktion ist - wie in 3.3.2. zu sehen war - durch epistemische Operatoren modifizierbar, welche auf dem Polaritätsoperator operieren:
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-152) a. PetTj asi [Po]P pos [t; koupil AUto]] Petr wahrscheinlich/wohl kaufte 0 Auto. Petr hat wohl ein AUTO gekauft, b. Petr; autOj asi [PolP pos [tj koupil tj]] Petr 0 Auto wahrscheinlich/wohl kaufte. Petr hat das Auto wohl gekauft.
(Tschechisch)
Aus der Fokusweite und damit aus der wahrheitskonditional polarisierbaren Funktion eines Satzes ergeben sich für die hier betrachteten Sätze folgende Wahrheitsbedingungen der positiven und negativen Variante: (3-153) a. Petr, [t| koupil AUTO]f 3x [[P (x)]A[3e \pos [3y [[C (y)M[B (x, y)] (e)]]]]]] b. Petri [ti nekoupil AUTO]F 3x [[P (x)]A[3e [neg [By [[C (Υ)]λ[[5 (χ, y)] (e)]]]]]] (3-154) a. Petri autOj [t, KOUpil tj]F
(Tschechisch)
3 x [ [ P (x)]A[3e [By [ [ C (y)]A[pA-f] [3y [[auto (y)] A [Q (y)]]]
Wenn das Verb durch overte Bewegung die Position Pol0 durchläuft, tilgt es das Merkmal [±neg]. Daher verschmilzt das overt angehobene Verb per funktionale Komposition zuerst mit dem Polaritätsoperator
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(3-177i). Erst anschließend kann die Argumentstruktur des Verbs mit der Objekt-DP durch Typenanhebung verschmelzen (3-177ii): (3-177) i. SF von Pol0: λρ [pos [ρ]] (λγ λχ λε [[buy (χ, y)] (e)]) = λγ λχ λε [λρ [pos [ρ]] (λγ λχ λε [[buy (χ, γ)](ε)](ε, χ, γ))] Ξ λγ λχ λε [pos [[buy (χ, y)] (ε)]] ii. SF der PolP: λ« λχ λε [9? (λγ [pos [[buy (χ, y)] (ε)]])] (ΛΡ [3y [[auto ( Y )]A[Q (γ)]]]) Ξ λχ λε [By [[auto (y)]A[pos [[buy (χ, y)] (ε)]]]] Mit dem Resultat von (3-177ii) ist erreicht, dass die DP semantisch außerhalb des Polaritätsoperators und damit im präsupponierten Teil des Satzes abgebildet ist. Die referentielle Lesart ergibt sich analog zur overten Bewegung der DP über PolP, nämlich aus der Abbildung der Fokusfunktion auf das interne Argument des Satzes (siehe 3.3.1.). Zusammenfassend kann bezüglich der Fokusweite festgehalten werden, dass auf der Ebene der Satzbedeutung in Abhängigkeit von den Skopusrelationen die Fokusweite unter unmarkierten prosodischen Bedingungen vorgegeben wird. Die Distinktion von engem Skopus auf einer syntaktischen Konstituente und weitem Skopus über die VP, d.h. einschließlich des Sachverhaltsprädikats, lässt sich prosodisch nicht anzeigen. Erst der Verwendungskontext eines Satzes und das durch den Kontext vorgegebene Präsuppositionsskelett disambiguieren die diskurspragmatische Differenzierung in engen und weiten Fokus. DPs außerhalb des Fokus dienen analog zur Topik-Kommentar-Struktur der Fokusfunktion als Argument, woraus sich ihre typensemantische Interpretation als Individuenterm ergibt, was wiederum Konsequenzen für den referentiellen Modus der DP hat.
3.4. DP-Referenz unter Negationsgenitiv im Russischen 3.4.1. Lesarten interner Argument-DPs unter Satznegation Mit Blick auf die DP-Referenz wird insbesondere im Russischen beobachtet, dass unter Satznegation ein Kasuswechsel zum Genitiv am internen Argument erfolgen kann. In der Literatur wird zu diesem grammatischen Phänomen angenommen, dass die Kasusalternation mit Änderungen in der Nominalreferenz einhergeht. Hierzu werden allerdings unterschiedliche Oppositionen der Nominalreferenz angegeben. Nach Babyonyshev & Brun (2002) und Borschev & Partee (2002) lässt sich schließen, dass der Wechsel zum Genitiv die Möglichkeit einer
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referentiellen Lesart des Nomens aufhebt und der Kasuswechsel scheinbar mit der Merkmalsopposition [±defmit] bzw. [±spezifisch] assoziierbar ist:80 (3-178) a. Mal'cikne cital stixi. Junge neg las Gedichte-acc Der Junge hat die Gedichte nicht gelesen, b. Mal'cik ne cital stixov. Junge neg las Gedichte-gen Der Junge hat keine Gedichte gelesen, (aus Babyonyshev & Brun ebd.) (3-179) a. Otvet ne prisel. Antwort-nom neg kam-sg.masc. Die Antwort kam nicht, b. Otveta-gen ne prislo-sg.neutr Antwort neg kam Es kam keine Antwort.
Bailyn (1997) nimmt hingegen an, dass DPs mit Negationsgenitiv eine existentielle Lesart erhalten und in Opposition zu präsuppositionalen DPs stehen: (3-180) Ja ne citaju ploxix zurnalov. ich neg lese schlechte-gen.pl. Zeitschriften-gen.pl. Ich lese keine schlechten Zeitschriften, (aus ebd.: 103)
Mit der Unterscheidung in Existentialität und Präsuppositionalität - entsprechend der Mapping-Hypothese - (siehe 1.2.1.) nähert sich Bailyn (ebd.) einer diskurspragmatischen Analyse des Kasuswechsels zum Negationsgenitiv an. Für die semantische Interpretation von DPs in Abhängigkeit von ihrer syntaktischen Position würde hiernach gelten, dass DPs in situ existentiell und immer als Teil der Neuinformation des Satzes gelesen werden. Außerhalb der VP werden dann DPs präsuppositional und als gegebene Hintergrundinformation interpretiert. Nach Bailyn (ebd.) findet der Kasuswechsel nur im rhematischen Teil des Satzes statt. Im Thema des Satzes bzw. als Hintergrundkonstituente müsste demnach der Kasuswechsel entfallen, was empirisch nicht belegbar ist (siehe unten). 80
Die Distinktion [±defmit] lässt sich für das Russische als artikellose slawische Sprache nicht aufrechterhalten. Eine NP ist definit, wenn sie über einen definiten Determinierer verfugt [Dp [ d [d- ][NP ... ]]]. Im Russischen und anderen artikellosen slawischen Sprachen lässt sich allerdings erst im Satzkontext der referentielle Modus einer DP festlegen.
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Babby (1980) hat beobachtet, dass sich das Phänomen des Negationsgenitivs fur negierte Deklarativsätze und negierte Existenzsätze unterscheiden. So wird angenommen, dass sich negierte Deklarativsätze und negierte Existenzsätze im Skopus der Satznegation unterscheiden und damit auch in ihrer Thema-Rhema-Struktur differieren. In Existenzsätzen fallen demnach die Subjekt-DPs dem Rhema zu, wobei unter Satznegation Subjekt und Verbprädikat im Skopus der Negation stehen. In Deklarativsätzen hingegen ist das Subjekt thematisch und steht außerhalb des Skopus der Negation: (3-181) a. Negierter Existenzsatz: Ne cuvstvovalos' moroza. Neg spürte-refl.neutr.sg. Frost-gen.masc b. Negierter Deklarativsatz: Mal'cik ne cital Achmatovoj. Junge neg las Achmatova-gen.
Eine Korrelierung des Kasuswechsels unter Satznegation mit dem informationsstrukturellen Status der internen Argument-DP erweist sich allerdings nicht als empirisch adäquat. Die Russische Akademiegrammatik AG 80 verweist bereits darauf, dass die Kasusalternation unter Satznegation historisch obligatorisch war (siehe ebd.: 416, sowie Bailyn ebd.: 107-108). Die Distinktion in spezifische und nichtspezifische Referenz der internen Argument-DP wird vom Kasuswechsel nicht obligatorisch angezeigt. Man vergleiche: (3-182) a. On ne polucil pis'mo. Er neg erhielt 0 Brief-akk. b. On ne polucil pis'ma. Er neg erhielt 0 Brief-gen. c. On ne polucil tvoego pis'ma. Er neg erhielt dein-gen Brief-gen. (Beispiele aus AG 80: 417)
Zwar ist es möglich, die DP pis'mo 'Brief im Satz (3-182b) als indefinites Nomen zu übersetzen. Der Satz (3-182c) beweist aber, dass der Kasuswechsel nicht per se zur Blockierung nichtspezifischer Referenz fuhrt. Der Negationsgenitiv wird auch an inhärent referentiellen Nomina wie Eigennamen und Demonstrativa realisiert. Insbesondere anaphorische Pronomina können - im Gegensatz zu anderen definiten Kennzeichnungen - niemals Teil des Negationsskopus und auch nicht Teil der Neuinformation sein. Dennoch können sie der Kasusalternation unter Satznegation unterliegen:
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(3-183) i.
Anaphora: a. On ne byl na lekcii. Er-nom neg war-3ps.masc.sg zur Vorlesung b. Ego ne bylo na lekcii. Er-gen neg war-3ps.sg.neutr zur Vorlesung. ii. Eigennamen: a. Petrov ne byl na konferencii. Petrov-nom.masc.sg. neg war-masc.sg. auf Konferenz b. Petrovane bylo na konferencii. Petrov-gen.masc.sg. neg war-neutr.sg. auf Konferenz (aus Borschev & Partee ebd.) iii. Demonstrativa: a. Nikto ne videl etot fil'm. Niemand neg sah dies-acc Film-acc b. Nikto ne videl etogo fil'ma. Niemand neg sah dies-gen Film-gen.
Die Beispiele in diesem Abschnitt zeigen, dass der Negationsgenitiv keine Korrelierung mit Phänomenen der Informationsstruktur von Sätzen erlaubt. Dieser Kasusalternation liegen offensichtlich andere Verwendungsbedingungen zugrunde, welche im folgenden Abschnitt betrachtet werden.
3.4.2. Negation und Lokalisierbarkeit von Referenten Um die Verwendungsbedingungen des Negationsgenitivs zu bestimmen und von rein informationsstrukturellen Phänomenen abzugrenzen folgen Borschev & Partee (2002) der Annahme von Jackendoff (1972, 1990), wonach sich Sachverhalte u.a. nach der metaphorisch-strukturelle Extention being in a locaction einordnen lassen. Borschev & Partee (ebd.) gehen davon aus, dass Existenzsätze immer ein implizites Argument zur Lokalisierung des Objekts haben. Das implizite lokale Argument muss nicht phonologisch overt realisiert werden. Das Prinzip der Lokalisierung wird durch die Annahme von Paduceva (1992, 1997) erweitert, wonach die Extention being in the speaker's (or an observer's) perceptual field gilt. Die Assertion eines Satzes beinhaltet demnach ein vom Subjekt beschriebenes Individuum (THING) mit Verweis auf seine Existenz unter Bezug auf eine Lokation (LOC). Borschev & Partee (ebd.) nehmen außerdem an, dass vollrhematische Sätze (rheme-only sentences) mindestens ein implizites Topik haben, welches als Situation oder als eine spatiotemporale Lokalisierung immer
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mitverstanden wird.81 Borschev & Partee (ebd.) formulieren hierzu das Prinzip "Existence is relative", wonach die Existenz eines Objekts immer relativ zu einer Lokation (LOC) zu verstehen ist: (3 -184) "Existence is relative": BE (THING, LOC).
Ein negierter Existenzsatz verneint somit die Aussage, dass ein Objekt 'THING' Teil eines perspectival center LOCation ist. Dies wird an folgenden Beispielen verdeutlicht: (3-185) a. (V etoj komnate) niet vody. (In diesem Zimmer) neg 0-Kopula Wasser-gen. In diesem Zimmer gibt es kein Wasser, b. Ja iskal kefir. No /KeFIra ν magazine \NE bylo. Ich suchte Kefir. Aber Kefir-gen.masc im Laden neg war-neutr. (Beispiel aus ebd.)
Die lokal modifizierende PP gibt den Rahmen vor, welcher die Geltung der Proposition und damit die negierte Existenz Objekts begrenzt. Die Regel (3-184) gilt ebenfalls für strukturell einstellige intransitive Verben: (3-186) a. Otveta ne prislo. Antwort-gen.masc neg kam-neutr.sg. b. Otveta iz polka ne prislo. Antwort-gen.masc aus Regiment neg kam-neutr.sg. c. Otveta ν polk ne prislo. Antwort-gen.masc ins Regiment neg kam-neutr.sg. (Beispiel aus ebd.)
Der Satz (3-186a) ist für die Lokalangabe semantisch unterspezifiziert. Unabhängig vom Äußerungskontext ist es nicht möglich, die räumliche Einbettung eines Objekts nach direktionaler (3-186b) oder positionaler (3-186c) Lokaldeixis vorzunehmen. In identischen Äußerungskontexten gibt der Satz (3-186a) diejenigen unterspezifizierten Wahrheitsbedingungen vor, welche auch für die Äußerungsbedingungen der Sätze (3-186b) und (3-186c) gelten, soweit deren Proposition nicht raumdeiktisch modifiziert wurde. Da dennoch in negierten Existenzsätzen immer die Lokalisierungsbedingung being in the speaker's (or an observer's) perceptual field von der Satznegation etabliert wird, müssen 81
Hier folgen Borschev & Partee (ebd.) Vorschlägen wie u.a. von Kratzer (1995), welche ein explizites oder implizites spatiotemporales Argument vorsieht.
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die Wahrheitsbedingungen dieser Sätze um eben diese Teilbedeutung angereichert werden. Das heißt für den Satz (3-186a), dass die Lokalisierungsbedingung als phonologisch nonoverter semantischer Parameter in die Satzbedeutung integriert werden muss.
3.4.3. Lokale Einbettung instantiierender Ereignisse in Situationen Es stellt sich die Frage, worauf sich die Lokalisierungsbedingung in negierten Existenzsätzen bezieht. Entsprechend dem Prinzip Existence is relative in (3-184) müsste gelten, dass die Lokalisierungsbedingung die räumliche Einbettung des Referenten der internen Argument-DP spezifiziert. Wenn die Lokalisierungsbedingung die DP-Bedeutung modifiziert, so ergäbe sich unter Adjunktion an die DP folgende Teilbedeutung: (3-187) a. V magazine niet kefira. in 0 Geschäft neg 0KoPuia Kefir b. λ(5 K [ 3 y [ [ * ( y ) W Q (y)]]]:[loc (y) c loc (z)]]]
Voraussetzung für (3-187b) ist aber, dass die DP Teil des Negationsskopus ist und dass die lokale PP den Ausdruck (3-187b) in ihren Skopus nimmt, um die Variable ζ zu binden. Diese Skopusverhältnisse entsprechen jedoch nicht dem gesamten Vorkommen von Negationsgenitiven: (3-188) Petrova ne bylo na lekcii. Petrov-gen neg war-sg.neutr. auf Vorlesung
Im Beispiel (3-188) befindet sich die DP auf der syntaktischen Oberflächenstruktur in satzinitialer Position. Die PP befindet sich jedoch in situ, so dass die Variable ζ nicht von der PP gebunden werden kann. Wenn die Lokalisierungsbedingung den N-Kopf modifiziert, so ergibt sich die folgende erweiterte Teilbedeutung: (3-189) a. V magazine niet kefira. in 0 Geschäft neg 0KOPuia Kefir
b. ... —i[[3y [[kefir (y)]:[loc (y) cz loc (magazin)]]...
Unter unmarkierten prosodischen Bedingungen darf die lokale PP als rahmensetzender Modifizierer und Teil des Hintergrunds des Satzes nicht im Skopus der Satznegation semantisch abgebildet werden. Wenn aber die DP Teil des Hintergrundes ist, dann ergibt sich erneut das Pro-
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blem, dass die Lokalisierungsbedingung eine Variable enthält, welche außerhalb ihres bindenden Operators steht: (3-190) Kefira ν magazine niet. 0 Kefir in 0 Geschäft neg 0KoPuia
Unter der Annahme, die Lokalisierungsbedingung sei eine semantische Anreicherung der DP-Bedeutung, ergibt sich auch folgendes Problem: Befindet sich die DP mit Negationsgenitiv im Hintergrund des Satzes, so wird die Lokalisierungsbedingung nicht vom Skopus der Negation erfasst. Damit würde die Existenz eines Objekts innerhalb eines lokalen Rahmens behauptet, was den Verwendungsbedingungen des Satzes widerspricht. Man vergleiche: (3-191) a. Moroz ne cuvstvovalsja. 0 Frost neg fuhlte-refl.3p.sg.masc. b. Morozane cuvstvovalos'. 0 Frost neg fiihlte-refl.3p.sg.neutr. c. Be [By [[[frost (y)]:[loc (y) c loc ( Z ) ] ] A [ - , [[feel (χ, y)] (e)]]]]]
Die DP moroz 'Frost' würde sich in beiden Sätzen hinsichtlich ihrer Präsuppositionalität nicht unterscheiden. Die Sätze differieren aber schon allein darin, dass die DP in (3-191a) unter unmarkierten prosodischen Bedingungen das Satztopik ist. Die referentielle, kontextuelle und damit auch die lokale Verankerung des DP-Referenten erfolgt durch Inferenzoperationen zur Diskurseinbettung des DP-Referenten an den vorangegangenen Kontext (siehe dazu 5.2.). Die referentielle Verankerung der DP vollzieht sich damit auf diskurspragmatischer Ebene. In (l-191b) erfolgt die referentielle Verankerung in einem lokalen Rahmen, der zumindest in der Äußerungssituation erschließbar sein muss. Ein weiteres Problem ergibt sich mit der lokalen Einbettung eines Referenten in ein Objekt z. Wenn man vom Perzeptionsfeld eines Interlokutors spricht, so bezieht sich die Gültigkeit der Proposition nicht allein auf die räumliche Ausdehnung, sondern auf die Situation, die innerhalb einer räumlichen Extension perzipierbar ist: (3-192) Na gore byl moroz. No moroza ne cuvstvovalos'. Auf dem Berg war Frost. Aber der Forst war nicht zu spüren.
Die negierte Lokalisierung des Referenten der DP moroz 'Frost' im räumlichen Rahmen der DP na gore 'auf dem Berg' würde zu falschen Wahrheitsbedingungen fuhren. Vielmehr gilt, dass in einer konkreten Situation kein Frostempfinden gegeben war. Daraus lässt sich schlie-
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
ßen, dass die Proposition des Satzes von einem Ereignis instantiiert wird, welches allerdings nicht in einer Situation s lokalisierbar ist. Damit entzieht sich die Existenz des Ereignisses, welches die Proposition instantiiert, dem perzeptuellen Feld des Sprechers. Es scheint daher ontologisch adäquat, dass nicht ein Objekt y in einem Objekt ζ lokalisiert wird, sondern dass innerhalb einer Situation s das ontologische Ereignis e eingebettet ist, welches eine Proposition innerhalb von s instantiiert: (3-193) Lokale Einbettung instantiierender Ereignisse: 3e [-,[ ...e ... ]:[loc ( e ) c l o c (s)]]
Wenn die unter (3-193) formulierte Wahrheitsbedingung in die Satzbedeutung integriert wird, so ergeben sich unter Satznegation unterschiedliche Verwendungsbedingungen entsprechend dem Kasuswechsel und der Position auf der syntaktischen Oberflächenstruktur: (3-194) a. Moroz necuvstvovalsja. 3y[[M(y)]A[3e H [ F ( x , y ) ] (e)]]]]] b. Moroza necuvstvovalos'. 3e [3y [ [ Μ ( Χ ) ] λ Η [ [ ^ ( χ , y)] (e)]:[loc (e) c loc (s)]]]]] c. Ne cuvstvovalos' moroza. 3e [-i[3y [[M(y)] A [[[F (x, y)] (e)]:[loc (e) c loc (s)]]]]]
Ob die DP dem Negationsskopus zufällt oder nicht, hängt von ihrem informationsstrukturellen Status ab. In jedem Falle drückt die Teilbedeutung (3-193) aus, dass das instantiierende Ereignis nicht im Rahmen einer gegebenen Situation s lokalisierbar ist. Im folgenden ist zu klären, wie die Lokalisierungsbedingung in die Satzbedeutung zu integrieren ist, wobei berücksichtigt werden muss, dass diese Teilbedeutung vom Skopus der Satznegation erfasst wird.
3.4.4. Semantische Integration der Lokalisierungsbedingung Im vorangegangenen Abschnitt wurde dafür argumentiert, dass die Lokalisierungsbedingung nicht Teilbedeutung der DP sein kann. Es liegt nahe, die Lokalisierungsbedingung als Teilbedeutung einer lokalen PP zu fassen. Betrachtet man Sätze wie das Beispiel (3-189), wo sich die PP in die satzinitiale Position bewegt hat, so ergibt sich erneut das Problem, dass die Lokalisierungsbedingung gemeinsam mit ihrer Trägerkonstituente den Negationsskopus verlassen hat. Eine alternative Lösung wäre, für die Lokalisierungsbedingung eine phonologisch leere
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lokale PP anzunehmen. Dann wäre aber das Verhältnis zwischen einer overten und einer nonoverte lokalen PP zu klären. Es wäre auch fraglich, warum sich nur die phonologisch overte DP bewegt und die phonologisch nonoverte DP in situ verbleibt. Wenn man davon ausgeht, dass die Satznegation den Genitiv lizenziert und durch die Selegierung der Lokalisierungsbedingung ausgesagt wird, dass sich die Negation der Proposition nur auf einen lokalen Auswertungsrahmen bezieht, welcher die semantisch parametrisierte Situationsvariable s vorgibt, so muss die Lokalisierungsbedingung die Satznegation modifizieren. Im Beispiel (3-192) liegt die Lokalisierungsbedingung als ein semantischer Parameter vor. Aufgrund des vorangegangenen Kontexts kann die Situation als das perzeptuelle Feld des Sprechers auf die lokale Extention na gore 'auf dem Berg' spezifiziert werden, was sich derart paraphrasieren lässt, dass es auf dem Berg Frost gab, der Sprecher den Frost aber in dieser Situation nicht wahrgenommen hat: (3-195) ... [—i[loc (Frost spüren) c loc (auf dem Berg)]]
Diese Spezifizierung der Wahrheitsbedingungen für den Negationsgenitiv eröffnet die Option, sekundär auf eine sortale Lesart der DP zu schließen, woraus sich eine nichtspezifische Lesart ableiten lässt. Dass es sich hier um eine optionale Lesart handelt, zeigt das Beispiel (3-196), wo die Genitiv-DP als ein anaphorisches Pronomen realisiert wird. Hier ist eine nichtspezifische Lesart ausgeschlossen. Die Wahrheitsbedingungen werden lediglich um die Lokalisierungsbedingung angereichert: (3-196) Na gore byl moroz. No ego ne cuvstvovalos'. Auf dem Berg war Frost. Aber er-gen war nicht zu spüren.
Dass die Situationsvariable als das perzeptuelle Feld des Sprechers gelten kann, lässt sich an folgendem Beispiel verdeutlichen: (3-197) Petrovanebylonalekcii. Petrov-gen nicht war in der Vorlesung.
Mit der Negation des Satzes unter Kasusalternation zum Genitiv behauptet der Sprecher bspw. mit der Äußerung des Satzes (3-197), dass die durch das Ereignis e instantiierte Proposition innerhalb der ihm konzeptuell zugänglichen Situation s nicht erfüllt ist. Damit wird die
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
Satznegation um die Lokalisierungsbedingung modifikatorisch erweitert:82 (3-198)
Pol' λ γ λε [->[[[/ee/ (χ, y)] (e)]:[loc (e) c: loc (s)]]] Pol 0 VP [+neg]| 0C ' λ ς H [ [ q ] : [ l o c (e) c loc (s)]]] λ γ λε [[feel (χ, y)] (e)]
Die Struktur in (3-198) gibt den Fall wieder, wo sich die Genitiv-DP in den Hintergrund des Satzes bewegt hat. Die DP hat damit den Skopus der Satznegation verlassen und hinterlässt unter VP eine Spur, welche per identische Abbildung kompositional verrechnet wird. Durch funktionale Komposition erhält man den Ausdruck unter Pol'. Nach semantischer Typenanhebung an diesem Ausdruck kann die interne Argument-DP semantisch integriert werden. Da die DP - anders als das Satztopik nicht den unmittelbaren Textanschluss etabliert, wird angenommen, dass die Ereignisbehauptung den Hauptfunktor des Satzes stellt (3-199a): (3-199) a. 3e [3y [[freeze (y)M-,[[[feel (x, y)] (e)]:[loc (e) c loc (s)]]]]] b. 3e [-i[3y [[freeze (y)] A [[[feel (χ, y)] (e)]:[loc (e) c loc (s)]]]]]
Ist die interne Argument-DP Teil des Fokus, so wird die DP in situ, und zwar im Skopus der Satznegation, in die Semantische Form integriert und ist Teil der Neuinformation des Satzes, was in (3-199b) erfolgt ist.
3.4.5. Kasuszuweisung und Subjekt-Agreement Die Beispiele negierter Existenzsätze haben gezeigt, dass unter Kasusalternation zwischen der Subjekt-DP und dem fmiten Verb keine Kongruenz etabliert wird. Die Endung des fmiten Verbs bündelt die Wenn auch von der vorliegenden Arbeit nicht zu lösen, scheint es adäquat, analog zu Kratzer (1995) und Borschev & Partee (2002) die Lokalisierungsbedingung auch in nichtnegierten Existenzsätzen als Teil der Satzbedeutung zu verstehen, was der folgende Dialog in einem Geschäft verdeutlicht: i. - Cy jest kielbasa? / Gibt es Wurst? (goralischer Humor) - Jest. Beskidzka. / (Ja,) es gibt (welche). (Die Sorte) Beskidzka. - Bez cego? / Ohne was? Die Äußerungsbedeutung dieser Existenzsätze beschränkt sich auf den spatiotemporalen Auswertungsindex wie beispielsweise das Geschäft als Äußerungssituation. Anderenfalls wäre eine generische Lesart zu erwarten, was aber nicht den Wahrheitsbedingungen dieser Sätze entspricht. Hierfür stehen bspw. auch im Polnischen andere Verben zur Verfügung.
DP-Referenz unter Negationsgenitiv im Russischen
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Merkmale für 3. Person, Singular und Neutrum. In der Literatur wird zu diesem Phänomen ein Bezug zur Satznegation und zum spezifischen Bedeutungsanteil der Kasusalternation gesehen. Nach Bailyn (1997: 101) wird der Genitiv unterhalb der NegP konfigurational zugewiesen. Dieser Mechanismus funktioniert mit der Einschränkung, dass die DP in situ verbleibt und nicht über NegP hinausbewegt wird, da die DP anderenfalls - im Sinne des Minimalistischen Syntaxmodells von Chomsky (1995) - strukturellen Kasus abgleichen müsste. Außerdem kommen DPs mit strukturellem Kasus ebenso im Skopus der Negation vor, ohne einen Kasuswechsel zu vollziehen. Dennoch bewegen sich Negationsgenitive aus der VP heraus und verlassen den Negationsskopus. Die strukturelle Zuweisung des Genitivs durch das Negationsmerkmal in Neg° kann allerdings für das Polnische angenommen werden, wo Satznegation immer unter Zuweisung des Genitivs an die interne Argument-DP erfolgt (siehe dazu Blaszczak 2001 sowie Adamikovä & Fehrmann 2002). Mit Babyonyshev & Brun (2002) wird angenommen, dass DPs mit Negationsgenitiv keine morphosyntaktisch motivierte Bewegung vollziehen, da sie kein Kasusmerkmal abzugleichen haben. Franks (1995: 204) geht hingegen davon aus, dass sich im Falle von Negationsgenitiven die Submatrix des Verbkasus vom nominativischen bzw. akkusativischen Pendant unterscheidet. Unter Negation wird dem internen Argument obliquer Kasus zugewiesen. Wenn es sich im Falle des Negationsgenitivs um einen lexikalischen Kasus handeln würde, so müsste man voraussetzen können, dass die Kasusalternation an unterschiedlichen Kasuspositionen erfolgt bzw. dass unterschiedliche Θ-Rollen an der Kasusalternation beteiligt sind. Allerdings findet der Kasuswechsel nur am internen Argument und an der mit der internen Theta-Rolle markierten DP statt. Dass hier keine unterschiedlichen Kasuspositionen und unterschiedliche Theta-Rollen betroffen sind, machen Passivsätze um so deutlicher: (3-200) a. Ne bylo poluceno zurnalov. neg aux-pret.neutr.sg erhalten-partizip.neutr 0 Zeitschriften-gen.pl b. Ne byli poluceni zurnaly. neg aux-pret.pl. erhalten-partizip.pl 0 Zeitschriften-nom.pl (aus Bailyn 1997: 86)
Eine alternative Lösung lässt sich im Rahmen der neueren Arbeiten zur Minimalistischen Syntax (Chomsky 2001) formulieren. Bis auf die Bindung der Ereignisrolle sind auf der Projektionsebene von PolP alle
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
morphosyntaktischen Merkmale über die Operation AGREE intern abgleichbar.83 Eine Bewegung über PolP hinaus erfolgt nur noch aus informationsstrukturellen Gründen. Da der Hauptfunktor des Satzes die Ereignisbehauptung ist, erfolgt auch keine Bewegung über C° hinweg. Bewegung nach SpecTP würde bedeuten, dass die DP φ-Merkmale abgleicht, was dann wiederum eine Prädikationsrelation zwischen dem fmiten Verb und dem Subjekt etabliert. Das aber ist unter Negationsgenitiv nicht der Fall. Unter der Kasusalternation zum Negationsgenitiv kann die interne Argument-DP keinen Subjektstatus erlangen. Dem Extented Projection Principle (siehe Chomsky 1986) kann damit Rechnung getragen werden, dass in der Position, wo der Abgleich der φ-Merkmale zu erfolgen hat, analog zu einem Expletivum ein abstraktes EPP-Merkmal generiert wird, welches die Defaultkongruenz lizenziert. (3-201) Morozai [ne CUVstvovalos' t,] F 0 Frost-gen neg spüren-prät, neutr CP
Γ
SpecTP
EPP
rpO
PolP
EPP Pol 0 [+neg] [+loc]
VP ne cuvstvovalos'tj- F ]
Wie bereits in 1.3.3.3. gesagt wurde, erfolgt innerhalb der neueren Arbeiten des Minimalismus (Chomsky 2001) der Merkmalsabgleich lokal über die Operation AGREE. Die VP bildet dann eine Phase, deren Konstituenten eine Proposition bilden. Blaszczak (2001) verweist aber darauf, dass eine Phase offensichtlich nicht nur die vP, sondern die NegP umfasst, da das Negationsmerkmal über die Kasuszuweisung entscheidet, was im Russischen den spezifischen Gebrauch des Negationsgenitivs betrifft, aber auch das Polnische, wo Satznegation immer mit der Kasusalternation zum Genitiv des internen Arguments einhergeht. Die Grenze einer Phase bei NegP bzw. PolP festzulegen scheint aber universal zu sein, da eine Phase propositionalen Charakter haben muss und in PolP die Proposition hinsichtlich ihrer positiven oder negativen Geltung spezifiziert wird, was Teil der Wahrheitsbedingungen eines jeden Satzes ist.
Semantische Relevanz der Informationsstruktur
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In (3-201) hat sich die Genitiv-DP aus ihrer Basisposition herausbewegt. Auslöser für die Bewegung ist das diskurspragmatische Merkmal [-F], was die DP als Teil den Hintergrunds kennzeichnet. Die DP hat daher den Skopus der Satznegation verlassen. Im Unterschied zu affirmativen Existenzsätzen enthält der Satz die zusätzliche Wahrheitsbedingung der Lokalisierung des instantiierenden Ereignisses in einer Situation, die aber von der Satznegation erfasst wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich eine Distinktion in das Merkmal [±spezifisch] für die DP-Lesart bei Kasusalternation zum Negationsgenitiv nicht aufrechterhalten lässt. Es gilt vielmehr, dass ein Ereignis in einer gegebenen Situation nicht lokalisierbar ist. Die von diesem Ereignis instantiierte Proposition ist hinsichtlich ihrer internen Struktur eine Funktor-Argument-Struktur. Dabei ist die Genitiv-DP das Argument des Funktors. Wenn die gesamte Proposition negiert wird, so wird die Erfüllung der Proposition innerhalb einer Situation negiert. Daher ist es möglich, dass die Existenzpräsupposition der DP suspendiert wird, es sei denn es liegen Wahrheitsbedingungen vor, die eine Suspendierung der Präsupposition blockieren, wie im Falle lexikalisch inhärenter Definita (so bspw. indexikalische Ausdrücke) oder die syntaktische Bewegung der DP in den präsuppositionalen Bereich des Satzes. Dass ein count noun unter Kasuswechsel eine existentielle Lesart erhalten kann, ist dann ein sekundärer Effekt, der sich aus der Negation der Lokalisierbarkeit eines Ereignisses innerhalb einer gegebenen Situation ergeben kann. Offen bleibt der Kasuswechsel in Deklarativsätzen. Laut AG 80 ist diese Alternation sprachhistorisch begründet und in Verbindung mit einigen Verben nachwievor obligatorisch. Eine Distinktion in [±spezifisch] für die DP-Lesart ist auszuschließen, da auch DPs vom Kasuswechsel betroffen sind, die nur spezifisch zu interpretieren sind. Allerdings muss hier offen bleiben, inwieweit in negierten Deklarativsätzen die Lokalisierungsbedingung in der entsprechenden syntaktischen Konstellation überhaupt wirksam werden kann.
3.5. Schlussfolgerungen für die semantische Relevanz der Informationsstruktur 3.5.1. Skopusrelationen als Auslöser für Abbildungsmechanismen Dieses Kapitel hat bisher gezeigt wie sich Lesarten von DPs sowie deren diskurspragmatischen Funktionen aus der Position einer DP inner-
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
halb des Skopusgefüges eines Satzes ergibt. Dabei ist die Position der DP relativ zum Fokus als derjenige Teil des Satzes, welcher negierbar ist, ausschlaggebend. Bisher wurde in der Nominalsemantik und der Nominalreferenz auf die in 1.2.1. erläuterte Mapping-Hypothese von Diesing (1992) zurückgegriffen. Mit dieser Hypothese gelingt es, innerhalb der von Kamp (1981) und Heim (1982) angenommenen Tripartite Structure eine semantische Partitionierung von Sätzen vorzunehmen. So werden Sätze in einen Quantor, einen Restriktor und einen Nuklearskopus gegliedert: (3-218) Dreiteilige Struktur Generalisierter Quantoren: a. Every llama ate a banana. b. Every x [x is a llama] (3 y ) y is a banana Λ χ ate y restrictive clause (aus Diesing ebd.: 7)
Die Mapping-Hypothese besagt nun, dass Konstituenten der VP im Nuklearskopus und Konstituenten der IP im Restriktor abgebildet werden (siehe ebd.: 10), d.h., dass präsuppositionale DPs Teil des Restriktors eines Satzes sind. Anderenfalls ist die DP Teil des Nuklearskopus. Hierauf wurden Unterschiede in DP-Lesarten zurückgeführt, welche für die jeweiligen Interpretationen indefiniter DPs im Englischen und im Deutschen Anwendung finden. So müssen DPs mit generischer oder referentieller Lesart die VP verlassen, um im Restriktor abgebildet zu werden. Eine DP mit existentieller Lesart hingegen wird im Nuklearskopus abgebildet. Das gilt auch dann, wenn die DP sich aus grammatischen Gründen (VP-internal subject hypothesis) aus der VP herausbewegen muss. Für die Logische Form des Satzes wird dann vorgesehen, dass sich die DP in die VP zurückbewegt (LF-lowering), damit eine präsuppositionale Lesart der DP blockiert wird. Zugleich stellt Diesing (ebd.) fest, dass der Fokus eines Satzes die semantische Partitionierung deutlich macht, so dass bspw. "focus on the subject causes the subject to lower into the [Spec, VP] at LF; consequently, when tree splitting applies, the subject is mapped into the nuclear scope, yielding the existential reading" (ebd.: 51). Der Fokus in satzinitialer Position hat demnach die Aufgabe, die DP in situ syntaktisch zu rekonstruieren. Davon abgesehen, dass syntaktische Bewegung in die Basisposition unökonomisch ist und damit die LF dazu genutzt wird, die Basisposition, welche bereits mit einer Spur versehen ist, erneut zu besetzen, lässt sich das Prinzip durchaus auf satzinitiale Foki anwenden:
Semantische Relevanz der Informationsstruktur
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(3-219) a. TEE trinkt Peter. b. TEEj trinktk Peterj £ΐπ_Ρ] tk[.F] ti[+F]]
Hier stellt sich das Problem, dass die satzinitiale Konstituente dem Fokus des Satzes entspricht und die rechtsperiphere Konstituente das Topik des Satzes ist. Das finite Verb hat aus grammatischen Gründen die V2-Position verlassen. Wenn man - wie in Steube & Späth (2002) sowie Steube, Alter & Späth (2004) vorgeschlagen - die Oberflächenstruktur als Abbildungsbasis für die semantische Repräsentation unter Interpretation der [+F]-Spur nutzt, so lässt sich die satzinitiale fokussierte DP im Nuklearskopus abbilden. Entsprechend der copy-deleteTheorie (Chomsky 1995) zeigt die Adressierung der Spur an, dass nicht die Kopie, sondern die Basisposition relevant für die semantische Integration der Konstituente ist. So kann die DP in situ mit der Verb-SF zu einer gemeinsamen Funktion unter Typenanhebung verschmelzen und ist dann Teil des Nuklearskopus und zugleich der Fokusfunktion des Satzes (siehe 3.3.3.3.4.). Nun sind Sätze in aller Regel in einen Diskurskontext eingebettet, der um Diskursreferenten und Aussagen über Diskursreferenten erweitert wird. Unter Diskursbedingungen erweist sich in den artikellosen slawischen Sprachen, dass die Abbildung fokussierter Konstituenten in den Nuklearskopus eine existentielle Lesart per Default auslöst, weil die DP Teil der kritischen Eigenschaft ist und ihre Existenzbehauptung der Polaritätsentscheidung unterliegt. Dies ist ein Unterschied zu DPs, welche semantisch im Restriktor des Satzes abgebildet werden. Diese Existenzbehauptungen von DPs, welche Diskursreferenten denotieren, die zur Äußerungszeit relativ zu einem Diskurskontext als präsupponiert behauptet werden, unterliegen nicht der Polaritätsentscheidung. Konzeptuell handelt es sich vielmehr um Konstanten, welche durch den Satz um weitere Informationen, die der Fokus enthält, angereichert werden. Die Eigenschaft, welche die Fokusfunktion vorgibt, muss auf mindestens ein Individuum zutreffen, anderenfalls ist der Satz falsch. Dieser Abbildungsmechanismus und seine Relevanz für die DP-Referenz soll abschließend an folgendem Beispiel zusammengefasst werden: (3-220) Peterj [t; küpil JABLKA] Peter kaufte 0 ÄPFEL Peter hat ÄPFEL gekauft.
(Slowakisch)
Innerhalb der Fokusdömäne ist die DP jablka 'Äpfel' Teil einer Funktion, auf welcher die Polaritätsentscheidung operiert. Damit unterliegt die Existenzbehauptung der DP, welche lediglich eine nichtleere Menge mit einer Kardinalität von mindestens zwei Äpfeln vorgibt, der Bewer-
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
tung darüber, was der positive und was der negative Fall ist. Die Wahrheitsbedingungen der Existenzquantifizierung geben die semantisch unterspezifizierte Defaultbedeutung des Quantors vor. Innerhalb der Fokusdomäne ist die Existenzbehauptung der DP nicht negierbar, die Negation operiert vielmehr auf der gesamten Fokusfunktion und damit auf einem komplexen Prädikatenausdruck, welcher als Ganzes den wahren oder den falschen Fall beschreibt: (3-221) (keine) Äpfel gekauft haben λχ λε [(—i)[3y [[apples (y)]A[bought (χ, y)]]]]
Die semantisch unterspezifizierte Existenzquantifizierung kann jedoch dann konzeptuell angereichert werden, wenn innerhalb der Satzbedeutung ein Input für die entsprechende Interpretation vorliegt: (3-222) Peter, jabika, [t, KXJPIL tj] Peter 0 Äpfel KAUFTE Peter hat die Äpfel GEKAUFT.
(Slowakisch)
Die Fokusfunktion im Satz (3-221) umfasst lediglich das Sachverhaltsprädikat, auf welchem die Polaritätsentscheidung operiert. Die Fokusfunktion wird auf die nächste eingebettete syntaktische Konstituente abgebildet und dient der Fokusfunktion als Argument: (3-223) die/einige der Äpfel (nicht) gekauft haben84 λχ λε [3y [[apples (y)]A[{-,)[bought (x, y)]]]]
Entsprechend der Unteilbarkeitsbedingungen von Termausdrücken (siehe 3.2.2.2.2.) gilt die Eigenschaft der Fokusfunktion für alle Teile des Denotats des Argumentausdrucks. Die DP jabika 'Äpfel' beschreibt als Pluralterm eine Menge, die aufgrund ihres ableitbaren Termstatus als eine Individuengruppe interpretiert werden muss, so dass die Eigenschaft des Fokus für die DP ganzheitlich gilt. Als Individuenterm kann sie keine Wahrheitswertlücken inferieren, was die DP für eine Lesart als Individuenkonstante qualifiziert. Die DP kann damit referentiell interpretiert werden. Das Schema unter (3-224) fasst die Interaktion der einzelnen Ebenen für die referentielle Lesart einer DP außerhalb der Fokusfunktion zusammen:
84
Die Objekt-DP außerhalb des Polaritätsoperators wird in den artikellosen slawischen Sprachen in jedem Falle referentiell interpretiert.
Semantische Relevanz der Informationsstruktur
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(3-224) Skopus der Fokusdomäne als Abbildungsmechanismus auf Individuen: i. ii.
[... [ff α [vp(—')[ β [ ta ]] Focus]] ·•· ] I
Syntakt. Oberflächenstruktur
Semantische Abbildung
I [... [3a [[... a ...] Λ [(-,) [... β (... a ...) ]]]]... ] iii.
Semantische Form
Konzeptuelle Interpretation
Ψ λχ [(-ι)β (χ)] (α) = (-ι)β (α)
Konzeptuelle Repräsentation
Das Schema (3-224) lässt sich ebenso auf die Interpretation indefiniter DPs im Deutschen anwenden. Die Position einer indefiniten DP außerhalb des Fokus des Satzes und damit außerhalb des c-Kommandos des Negationsoperators (3-224i) bewirkt, dass die Existenzbehauptung vom Negationsskopus nicht erfasst werden kann. Die Fokusfunktion trägt dann (partiell) zur Wahrheit des Satzes in Abhängigkeit davon bei, ob die DP die Eigenschaft des Fokus ungeteilt erfüllt oder nicht (3-224ii). Die DP dient der Fokusfunktion als Term, womit sie hinsichtlich der kritischen Eigenschaft des Satzes ungeteilt gilt (3-224iii). Daher wird die Quantifizierung über eine nichtleere Menge nominaler Referenten, welche der Existenzquantor per Default und unterspezifiziert trägt, in einen Individuenterm überführt und kann eine spezifische Lesart erhalten. Da die slawischen Sprachen keinen indefiniten Artikel haben, gilt in dieser syntaktischen Konstellation Referentialität, welche durch den indefiniten Artikel im Deutschen blockiert wird und somit einen anaphorischen Verweis auf einen Diskursreferenten nicht möglich macht. Die Mapping-Hypothese sieht allerdings vor, die Interpretationsmechanismen für spezifische indefinite DPs auch auf die Fokusdomäne auszuweiten. Wenn eine indefinite DP im Fokus eine spezifische Lesart erhält, so wird sie im Deutschen oder Englischen auf LF in den Restriktor des Satzes bewegt. Allerdings wird hier bereits innerhalb der syntaktischen Strukturbildung über konzeptuell zu aufzulösende Lesarten entschieden. Eine indefinite DP im Fokus eines Satzes behauptet kontextfrei lediglich die Existenz einer nichtleeren Individuenmenge. Eine spezifische Lesart wird unter diesen Bedingungen erst unter Abgleich mit außersprachlichem Wissen erzielt und ist nicht Teil der Wahrheitsbedingungen eines Satzes.
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
3.5.2. Wahrheitsbedingungen und Kontextbedingungen Der Begriff der Satzbedeutung basiert in dieser Arbeit mit Wunderlich (1991) auf den Begriffen der Wahrheitsbedingungen und der Kontextbedingungen. Die Informationsstruktur von Sätzen liefert hinreichende Indizien dafür, dass die Reduzierung der Satzbedeutung allein auf den Begriff der Wahrheitsbedingungen nicht ausreichend ist. In einem engen Verständnis der Wahrheitsbedingungen von Sätzen ließe sich die Satzbedeutung allein auf den propositionalen Gehalt beschränken (siehe 1.3.3.2). Damit wäre aber im Rahmen einer zweistufigen Semantikkonzeption nicht zu erklären, warum die informationsstrukturelle Varianz von Sätzen dazu führt, dass die jeweiligen Satzstrukturen nicht in identischen Kontexten verwendet werden können und teilweise sogar falsche Wahrheitsbedingungen liefern wie in 1.3.4.1. gezeigt wurde. Der Bezug auf die Wahrheitsbedingungen von Sätzen unter Reduktion auf den propositionalen Gehalt erweist sich also als inadäquat, um die Verwendungsbedingungen von Sätzen zu bestimmen. Der bloße propositionale Gehalt eines Satzes gibt nicht wieder, in welchem Kontext ein Satz eine wahre Aussage oder zumindest eine sinnvolle Äußerung ist. So würden unter einer rein propositionalen Analyse der Satzbedeutung die Sätze (3-220) und (3-222) identische Wahrheitsbedingungen aufweisen, die sich vereinfacht wie folgt definieren lassen: (3-225) 3e [e inst [bought (ix [peter (χ)], εγ [apples (y)]]] Die semantische Repräsentation von (3-225) wäre dann für sämtliche syntaktisch-prosodischen Permutationen gültig, die mögliche informationsstrukturelle Realisierungen der unter VP zustandegekommenen Proposition sind. Allerdings sind beide Sätze Träger unterschiedlicher Präsuppositionen in Bezug auf Referenten eines gegebenen Diskursmodells. So ist der Wahrheitswert des Satzes (3-222) davon abhängig, ob in einem Diskursmodell die Existenzpräsuppositionen sowohl der externen Argument-DP Peter als auch der internen Argument-DP jablka 'Äpfel' in Bezug auf die vom Fokus behauptete Eigenschaft erfüllt sind. Im Gegensatz dazu reduzieren sich die Wahrheitsbedingungen im Satz (3-220) auf die Präsuppositionalität des Referenten der externen Argument-DP. Daraus ergeben sich für beide Sätze unterschiedliche Präsuppositionsgerüste, was im Repräsentationsformat der Strukturierten Bedeutung verdeutlicht werden kann, wo der linke Term die als präsupponiert behaupteten Individuen des Satzes repräsentiert:
Semantische Relevanz der Informationsstruktur
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(3-226) a. Strukturierte Bedeutung von Satz (3-220): < λ Ρ [Ρ (peter, y)], bought (χ, apples) > b. Strukturierte Bedeutung von Satz (3-222): < λ Ρ [Ρ (peter, apples)], bought (χ, y) >
Innerhalb einer Diskurs-Repräsentationsstruktur wird deutlich, dass beide Sätze auf unterschiedliche Diskursmodelle Bezug nehmen: (3-227) a. D R S von Satz (3-220): [x: peter χ [y, e: [ a p p l e s y, e = bought (χ, y)]]] b. D R S von Satz (3-222): [x, y: peter χ, apples y [e: e = bought (χ, y)]]
Die Gegenüberstellung der DRS der beiden Sätze mit der zusätzlichen Segmentierung der jeweiligen Fokusdomäne macht deutlich, dass mit beiden Sätzen unterschiedliche Situationen behauptet werden. Die Satzbedeutung steht damit in Relation zu seiner Äußerungssituation und dem Situationstyp, welcher durch die Äußerung des Satzes beschrieben wird.85 "A DRS itself is represented as a parametric situation - a situation whose type contains parameters" (Black 1992: 1118). Eine Situation konstituiert sich aus der Beschreibung von Weltausschnitten, wobei Situationen Fakten stützen und Fakten in einer Situation wahr, falsch oder nicht definiert sein können (siehe ebd.: 1116). Die Semantische Form bspw. des Satzes (3-220) gibt die kompositionalen Bedingungen vor, welche für die Wahrheitsfunktionalität des Satzes gelten. Diese Bedingungen vermitteln nach der Theory of Contextual Anchoring (Seuren, Capretta & Geuvers 2001) zwischen der Satzbedeutung und einer Cognitive Discourse Domain, indem unter Rückgriff auf die Satzbedeutung die Referenten in einer Diskursdomäne verankert werden (Contextual Anchoring) und kann nach den diskurspragmatischen Prinzipien der DRT formuliert werden.86 Es wird also eine Diskursdomäne (3-227a) eröffnet, in welcher ein Individuum Peter als Teil einer Situation behauptet wird. Diese Diskursdomäne steht in einer Relation Der Begriff der Situation ist im Sinne von Weltausschnitten an Barwise & Perry (1983) angelehnt. Die Theory of Contextual Anchoring untermauert die Annahmen der Zwei-EbenenSemantik, welche u.a. nach Bierwisch & Schreuder (1992) den Abgleich der Satzbedeutung mit dem konzeptuellen System in einer Äußerungssituation um eine Zwischenstufe präzisiert. Eine konkrete Äußerung (utterance token) wird entsprechend ihrem kompositionalen Aufbau in der Cognitive Discourse Domain (D) verarbeitet. Der Abgleich erfolgt sowohl auf einem kognitiven Kontext als auch auf einem Weltkontext. In D werden die Präsuppositionen verankert und alle als referentiell identifizierten und auf reale Objekte verweisenden Entitäten per Referential Keying im realen Weltausschnitt abgeglichen, wodurch der Satz seinen Wahrheitswert erhält.
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
zu einem Weltausschnitt (situation in world). Diese Relation ist intentional, "which means, in principle, that the cognitive structure is intended to be a representation of, or be 'about', an actual situation in the world" (ebd.: 537). Unter Abgleich der Diskursstruktur mit der außersprachlichen Situation {referential keying) können der Äußerung (3-220) und der DRS in (3-226) Wahrheitswerte derart zugewiesen werden, dass dann, wenn in der abzugleichenden Situation die Präsupposition der DP erfüllt ist, der DP ein Referent zugewiesen werden kann und sich die jeweilige Existenzbehauptung außersprachlich als wahr erweist. Der Satz (3-222) würde im identischen Außerungskontext bzw. im identischen Weltausschnitt zu (3-220) eine Diskursstruktur etablieren, unter welcher in der realen Welt referential keying fehlschlagen muss, da die Diskursstruktur und die situation in world zu unterschiedlichen Fakten fuhren. Damit muss der Satz den Wert falsch erhalten, da er eine Diskursstruktur beschreibt, welche im gegebenen Diskurskontext als Situation nicht existiert. Betrachtet man sich die kompositional abgeleitete Satzbedeutung, so kann nachvollzogen werden, dass sich diskurspragmatischen Anforderungen und der Aufbau einer entsprechenden DRS aus den Skopusbeziehungen ableiten lassen: (3-228) a. Peter, [t| kupil JABLKA] (Slowakisch) Peter kaufte 0 ÄPFEL 3x [[peter (x)]A[3e [pos [3y [[apples (y)]A[[bought (χ, y)] (e)]]]]]] b. Peter, jablka, [tj KUPIL tj] Peter 0 Äpfel KAUFTE 3x [[peter (x)]A[3e [3y [[apples (y)Wpos [[bought (χ, y)] e.]]]]]]
Da die Fokusfunktion beschreibt, was in Bezug auf die Referenten der nächsten eingebetteten syntaktischen Konstituente der Fall ist oder nicht, werden Präsupposition ausgelöst, welche eine Diskursstruktur etablieren und einen Diskurskontext beschreiben. Die Skopusverhältnisse sowie die jeweiligen Determinierer in den Artikelsprachen geben daher Kontextbedingungen vor, welche die Verwendung eines Satzes in einem Diskursmodell dahingehend beschränken, ob die behauptete Situation in Bezug auf die reale Welt der Äußerung einem wahren, falschen oder nichtdefinierten Fakt entspricht. Hierin liegt das wahrheitskonditionale Potential der Informationsstruktur: Während Propositionen - als kompositionale Funktion der einzelnen Terme aus einer VP mögliche Sachverhalte in möglichen Welten beschreiben, sind natürlichsprachliche Sätze mit ihrer Eigenschaft, in einem Kontext eingebettet zu sein, strukturierte Propositionen. Die Strukturierung hat ihren kompositional-semantischen Reflex in den Skopusrelationen innerhalb
Semantische Relevanz der Informationsstruktur
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der Satzbedeutung. Die Strukturierung von Propositionen schränkt die Menge möglicher Welten ein, indem Anforderungen an die Konstellationen zwischen Referenten in Situationen der realen Welt über eine Diskursstruktur formuliert werden. Damit sind über die strukturierenden Skopusrelationen Bedingungen an den Äußerungskontext mit Wunderlich (1991) wie folgt formulierbar: "Der Kontext selbst ist nicht Teil der sprachlichen Bedeutung. Zur Bedeutung der Ausdrücke können aber Bedingungen an den Kontext gehören von der folgenden Art: Wenn der Kontext so-und-so strukturiert ist, kommt eine Äußerungsbedeutung so-und-so zustande, wodurch dann der Kontext so-und-so verändert wird" (ebd.: 39). Was sich durch eine Äußerung verändert, ist der Diskurskontext im Sinne der als DRS repräsentierbaren kognitiven Diskursdomäne. Die Diskursdomäne behauptet wiederum eine Situation, die mit der realen Welt abgeglichen wird. Damit gibt die Satzbedeutung Verwendungsbedingungen für Sätze in Äußerungssituationen vor, welche selbst schon beschränkte Kontexte sind. Es lässt sich daher nach Wunderlich (ebd.: 40) für die Satzbedeutung festhalten, dass sie sich aus Wahrheitsbedingungen und Kontextbedingungen konstituiert, soweit beide Bedingungen kompositional sind. Das konstitutive Kriterium der Kompositionalität für die Satzbedeutung wird in den artikellosen slawischen Sprachen an den so genannten 'semantischen Defmiten' deutlich. Es handelt sich hier um DPs, welche auch innerhalb der Fokusdomäne eine referentielle Lesart erhalten und eine deiktische Funktion haben: (3-229) a. Prisel domoj OTEC. Es kam der VATER nach Hause, b. Svjetit SOLNCE. Es scheint die Sonne.
(Russisch)
Im ersten Fall liegt ein relationales Nomen vor. Dabei stellt sich die Frage, ob das relationale Konzept, welches der DP zugrunde liegt, durch die grammatische Realisierung eines relationalen Arguments zur uniken Referenz der DP beiträgt. "But relational meaning always involves also sortal specification, and accordingly many relational nouns can also be used as sortal concepts" (Löbner 1985: 295). Wenn man relationalen Nominalkonzepten unmittelbar ein relationales nominales Prädikat zuordnet, so lässt sich der sortale Gebrauch des Nomens nicht mehr rechtfertigen, weil das interne Argument immer zumindest relativ zum Kontext interpretiert werden muss, auch dann, wenn die Relation zwischen zwei Individuen nicht von Belang ist, was ebenso für relationale Nomina gilt (siehe auch 2.3.3.3.):
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Informationsstrukturell determinierte DP-Lesarten
(3-230) In dieser Sprechstunde werden Väter beraten.
Wenn das relationale Argument Teil der Bedeutung des Nomens ist, so bedeutet das (abgesehen vom metaphorischen Gebrauch der DP), dass die DP als Väter von Kindern erst dann den Satz wahr macht, wenn das referentielle Argument Teil der Wahrheitsbedingungen ist. Damit wäre ein sortaler Gebrauch blockiert. Dem Dilemma kann man sich entziehen, wenn man mit Hawkins (1978) und Löbner (1985) annimmt, dass nominale Konzepte abhängig von ihrer Situation zu interpretieren sind. Im Satz (3-229a) könnte bspw. die Interpretation der DP innerhalb einer Situation erfolgen, welche eine Wohnung umfasst, in der eine Familie lebt. Dann wird die unike Existenz des Referenten von der Vater aus dem Alltagswissen inferiert. Dieser Rückgriff auf Weltwissen erfolgt auch in (3-229b), da bereits durch enzyklopädisches Wissen unike Existenz des Referenten gegeben ist. Semantisch definite DPs erhalten demnach die Unikalitätsbedingungen mindestens aus der Einbettung des vom Satz beschriebenen Sachverhalts in einer Situation. Die Unikalitätsbedingung ist dann aber nicht Teil der kompositionalen Wahrheitsbedingungen, da in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation Unikalität vom außersprachlichen Wissen gefordert werden kann: (3-231) Rozhodci dal hräci MIC. Der Schiedsrichter gab dem Spieler den/einen Ball.
(Tschechisch)
Auch in einer Situation Fußballspiel wird unter Rückgriff auf das Kontext- und Weltwissen die DP mic 'Ball' semantisch unterspezifiziert als existentiell behauptet, muss aber konzeptuell um die Unikalitätsbehauptung anreichert werden. Die DP erhält dadurch ihre deiktische Funktion. In anderen Situationen, wo die unike Existenz eines Balls für die Situation nicht konstitutiv ist, behält die DP ihre existentielle Default-Lesart. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich der referenzsemantische Status einer DP aus ihrer Position relativ zu den Operatoren des Satzmodus und der Satznegation ergibt. Eine Lesart als Individuenterm wird dadurch ausgelöst, dass eine DP einer Funktion - wie eben der durch den jeweiligen Polaritätsoperator spezifizierten Fokusfunktion des Satzes - als Argument dient. Damit konnte die Mapping-Hypothese insofern konkretisiert werden, als nicht non-overte Bewegung auf grammatischer Ebene die jeweiligen DP-Interpretationen steuern. Vielmehr kann die Position einer DP auf der syntaktischen Oberfläche eines Satzes bereits auf der Ebene einer kompositionalen semantischen Abbildung den Input für die diskurspragmatische und referenzsemantische Funktion einer DP disambiguieren und eingrenzen.
4. Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur 4.1. Übertragung der Referenzweise zwischen Verb und Komplement Im vorangegangenen Kapitel konnte gezeigt werden, wie die Nominalreferenz mit Mitteln der Informationsstruktur aus dem grammatischen Satzkontext erklärt werden kann. Damit ließ sich der referenzsemantische Status einer artikellosen DP in Abhängigkeit von ihrer syntaktischen Position relativ zu Operatoren des Satzes eingrenzen. Allerdings wurden in den entsprechenden Abschnitten zumeist DPs betrachtet, welche Individuenterme im Sinne von zählbaren, ganzheitlichen Objekten (Count nouns) beschreiben. Wie in 1.1. bereits erwähnt wurde, lässt sich in den artikellosen slawischen Sprachen durchaus ein Zusammenhang zwischen der Mass-Count-Distinktion und der informationsstrukturell motivierten Position einer DP im Satz erkennen: (4-1) a. Diet'a jedlo POlievku. Diet'a [t; jedlo P01ievku]F Das Kind aß 0 Suppe, b. Diet'a; polievku JEDlo. Diet'a; polievku, [t; JEDlo tj]F Das Kind aß die Suppe/*0 Suppe.
(Slowakisch)
Mit der Bewegung des Massennomens aus der Fokusdomäne heraus wird zugleich eine sortale Verschiebung zu einem Individuenterm mit referentieller Lesart erzielt. Im Abschnitt 3.5.1. wurde dieses Phänomen zusammenfassend damit erklärt, dass der Fokus eine Funktion ist, welche auf ein Individuum abgebildet wird. Hieraus ergab sich, dass die entsprechende DP der Fokusfunktion als Argument dient und konzeptuell die prädikatenlogischen Anforderungen an einen Individuenterm erfüllt. Damit ist außerhalb der Fokusdomäne eine schwach quantifizierte Lesart eines Massenterms ausgeschlossen. Wie eingangs in 1.1. erwähnt wurde, sind DPs im Deutschen für ihre sortale Zugehörigkeit zur Mass-Count-Distinktion durch die syntaktisch markierte Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit des Nomens
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Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur
spezifiziert. Für die Bewegung eines Massenterms in den Hintergrundbereich des Satzes ist die DP zweifach für ihre individuierte Lesart markiert: Erstens wird die typensemantische Interpretation des Nomens als Individuenterm zumindest durch den definiten Determinierer unabhängig vom Satzkontext gesteuert (4-2a). Zweitens ergibt sich der Status der DP als Individuenterm und damit als eine ganzheitlich referierende Entität aus der Abbildung der Fokusfunktion auf die DP, weshalb (4-2b) keine sinnvolle semantische Interpretation zulässt: (4-2) a. Das Kind, hat k die Suppej [tj tj geGESSen t k ] F b. *Das Kind, hat k 0 Suppej [t, tj geGESSen t k ] F
Es erweist sich, dass die Objektreferenz in den slawischen Sprachen zugleich aus der Interaktion der Struktur einer nominalen Entität mit der Ereignisstruktur resultiert, welche die grammatische Aspektopposition vorgibt. Dabei wird nicht nur die semantische Sorte des Nomens spezifiziert, sondern zugleich auch der Ereignisverlauf hinsichtlich eines Zustandswechsels bestimmt, wofür das grammatische System des Deutschen unterspezifiziert ist: (4-3) a. Diet'ai polievkuj [tj ZJEDlo t,]F 0 Kind; 0 Suppej [ti aufaß-pf tj] F Das Kind hat die Suppe AUFgegessen. b. Diet'aj [tj zjedlo P01ievku] F 0 Kindj [tj aufaß-pf 0 Suppe] F Das Kind hat die/eine SUPpe gegessen.
(Slowakisch)
Der perfektive Aspekt in (4-3) drückt aus, dass das Denotat der DP polievka 'Suppe' zur Referenzzeit nicht mehr existiert. Durch den Gebrauch des perfektiven Aspekts wird gesagt, dass das gesamte Objekt vom Ereignisverlauf des Sachverhaltsprädikats erfasst wurde. Die Übersetzungen in (4-3) erwecken den Anschein, das Deutsche sei in der Lage, mit Hilfe des Perfekts als resultatives Tempus den Zustandswechsel auszudrücken, welchen in den slawischen Sprachen der perfektive Aspekt des Verbs vorgibt, was zumindest für das konkrete Beispiel gelten kann. Die Beispiele in 1.1. und in diesem Abschnitt belegen empirisch, dass es einen Zusammenhang zwischen der Struktur eines Objekts und der Struktur des Ereignisverlaufs gibt. Dabei sind beide grammatischen Input-Strukturen in den jeweiligen Sprachen unterschiedlich spezifiziert oder defektiv. Wenn aber trotz der Defektivität einer grammatischen Kategorie eine Lesart erreicht wird, welche die fehlende grammatische Information überbrückt, so muss geklärt
Übertragung der Referenzweise zwischen Verb und Komplement
227
werden, welche Auslöser innerhalb der Satzbedeutung die Interpretation per Inferenz steuern. Krifka (1989a, 1989b, 1991, 1998) hat die formal-semantischen Grundlagen erarbeitet, mit welchen die Interaktion von ontologischen Objekten und Ereignissen in einem mereologisch und intervallsemantisch basierten Format erfasst und erklärt werden kann. Die Übertragung der Referenzweise zwischen Verbkopf und Komplement-Nomen wurde vor allem zur Analyse von Telizität entwickelt. Telizität wird im weiten Sinne so verstanden, dass die Existenz eines ontologischen Ereignisses - analog zur Ma.«-coM«/-Distinktion der Nomina - zeitlich limitiert sein kann: (4-4) a. Atelischer Sachverhaltsverlauf: Peter trank Tee. b. Telischer Sachverhaltsverlauf: Peter trank den/einen Tee (aus).
In (4-4) bestimmt die Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit des Massenterms die sortale Zugehörigkeit der internen Argument-DP. Determinierte Massenterme werden in Individuenterme überführt, deren räumliche Begrenzung zugleich eine Begrenzung des Ereignisses bewirkt und ein telisches Ereignis liefert. Die Übertragung der Referenzweise erfolgt im Deutschen demnach vom Komplement-Nomen hin zum Verbkopf. In den artikellosen slawischen Sprachen hingegen treten Nomina systematisch indeterminiert auf: (4-5) a. Imperfektiver Sachverhaltsverlauf: Petr pil 0 D e t caj. Petr trank-ipf den/einen/0 Tee. b. Perfektiver Sachverhaltsverlauf: Petr vypil 0 D e t caj. Petr trank-pf den/einen/*0 Tee.
(Tschechisch)
Die Übertragung der Referenzweise erfolgt in den artikellosen slawischen Sprachen umgekehrt zum Deutschen, und zwar vom Verbkopf hin zum Komplement-Nomen, wobei die limitierte Existenz des Ereignisses, welche der perfektive Aspekt anzeigt, zugleich die vom Nomen denotierte Quantität begrenzt. Daher liefert der perfektive Aspekt in Konkatenation mit einem Massennomen immer eine individuierte Lesart des Kernnomens. Diese Funktion wird im Deutschen vom Determinierer übernommen. Der perfektive Aspekt behauptet allerdings nicht allein die Telizität eines Ereignisses, sondern setzt zusätzlich voraus, dass das Ereignis derart abgeschlossen ist, dass ein Zustandswechsel
228
Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur
bzw. Nachzustand inferiert werden kann. Das Deutsche hat hierfür kein grammatisches Mittel. Selbst Aktionsarten, wie fmitive Verben in (4-6), drücken keinen Zustandswechsel aus, wenn der Abschluss des Ereignisses durch ein duratives Adverb aufgehoben werden kann: (4-6) a. Peter trinkt gerade seinen Tee aus. b. Peter hat gerade seinen Tee ausgetrunken.
Die Gegenüberstellung von Präsens und Perfekt macht deutlich, dass die Aktionsart lediglich auf das End-Intervall des Ereignisverlaufs Bezug nimmt, d.h. es wird der fmitive Teil eines Ereignisses betrachtet, jedoch nicht sein Ende. Ein wichtiges Indiz dafür, dass das Perfekt kein grammatisches Mittel ist, um einen Zustandswechsel auszudrücken, gibt Wunderlich (1997b) an: (4-7) a. Er hat den ganzen Nachmittag geschlafen, und jetzt schläft er immer noch, b. *Er ist schon angekommen, und jetzt kommt er immer noch an. (ebd.: 14)
Das Beispiel (4-7a) widerlegt die Annahme, dass das deutsche Perfekt in den Satz eine perfektive Aspektbedeutung einführt. Telizität ist beim deutschen Verb offensichtlich an seine lexikalische Bedeutung gebunden. Das Verb kann ein Ereignis bezeichnen, dessen Verlauf eine Orientierung auf einen Nachzustand hat. Das Deutsche kann diese Orientierung durch adverbiale Modifikatoren aufheben, wie bereits unter (4-6) zu sehen war bzw. ist es möglich durch adverbiale Modifikatoren iterierende Ereignisse auszudrücken. (4-8) a. Das Kind isst seine Suppe immer auf. b. Das Kind hat seine Suppe immer aufgegessen.
Im Zusammenhang mit der Übertragung der Referenzweise fällt jedoch auf, dass Krifkas Axiome im Slawischen nur für syntaktisch und prosodisch unmarkierte Sätze gelten. Wie eingangs die Beispiele (4-1) und (4-3) gezeigt haben, wird durch syntaktische Bewegung eines Massenterms aus dem Fokus des Satzes heraus bereits eine sortensemantische Verschiebung erzielt: (4-9) a. Caji russkie p'jut s saxarom t; 0 Tee 0 Russen trinken-ipf mit 0 Zucker (Den) Tee trinken (die) Russen mit Zucker.
(Russisch)
Übertragung der Referenzweise zwischen Verb und Komplement
b. Diet'a polievkui NEJEDLO t( 0 Kind 0 Suppe nicht aß-ipf. Das Kind aß die Suppe nicht.
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(Slowakisch)
Diese Beispiele gelten als Indiz dafür, dass die Axiome zur Übertragung der Referenzweise auf konzeptueller Ebene wirksam werden. Würde die sortale Spezifizierung in situ erfolgen, so müsste ein Massenterm, welcher eine quantifizierte DP ist, allein durch die Bewegung bspw. in die Topikposition durch semantische Typenabsenkung in einen Individuenterm überführt werden. Dies widerspricht jedoch dem Monotonie-Prinzip, wonach die Semantische Form eines Ausdrucks nur angereichert wird und bereits integrierte Bedeutungsanteile nicht gelöscht werden können. Derartige Uminterpretationen sind erst auf konzeptueller Ebene möglich. Die Arbeit untersucht in diesem Kapitel den Anteil des Verbaspekts an der Determination systematisch determiniererloser Nomina sowie die Frage, inwieweit das Deutsche, die fehlende grammatische Kategorie des Verbaspekts durch komplementäre grammatische Mittel auszudrücken vermag. Im Einzelnen sind folgende Fragen zu klären, deren Beantwortung für die Untersuchung der Determination artikelloser Nomina im grammatisch-determinierten Satzkontext relevant ist: i.
Welche (minimalen) ontologischen Grundannahmen über die Ereignisstruktur sind für die Überführung der Satzbedeutung in die Äußerungsbedeutung anzunehmen? ii. Welche der konzeptualisierten Kategorien der Ereignisstruktur sind in den jeweiligen Sprachen grammatikalisiert? iii. Welche der konzeptualisierten Kategorien der Ereignisstruktur sind in den jeweiligen Sprachen derart semantisch parametrisiert, dass Schlussoperationen darauf zurückgreifen? iv. Welchen semantischen Input erhält die axiomatisierte Übertragung der Referenzweise nach Krifka (1989a, 1989b, 1998)? v. Welche Lesarten als Resultate der Übertragung der Referenzweise ergeben sich innerhalb der grammatisch-determinierten Bedeutung, und welche Uminterpretationen werden konzeptuell gesteuert? vi. Was ist der jeweilige Bedeutungsanteil des Verbaspekts in den slawischen Sprachen und des Perfekts im Deutschen, und in welchen Bedeutungsbestandteilen ergeben sich Überschneidungen zwischen Perfektiv und Perfekt?
230
Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur
4.2. Ontologische und semantische Grundannahmen für die Ereignisstrukturierung 4.2.1. Homomorphismus von Ereignissen und Zeitintervallen Im folgenden Abschnitt soll geklärt werden, welche konzeptuellen und ontologisch zu definierenden Strukturen den Ereignisverläufen zugrunde liegen, und welche Bedingungen der Ereignisverlauf für die Referenz von Objekten vorgibt. Es müssen zugleich diejenigen Informationen getrennt werden, welche in den einzelnen Sprachen grammatisch enkodiert werden können und der Interaktion von Objektreferenz und Ereignisreferenz als semantischer Input dienen. Als konzeptuelle Basis für die Beschreibung von Ereignisstrukturen wird eine Intervallsemantik gewählt, wie sie mit Bennett & Partee (1972/1978) etabliert und von Bierwisch (1988, 1989) und Steube (1989) weiterentwickelt wurde. Dieses Modell ist zwar nicht in der Lage, die temporal- und ereignissemantischen Phänomene ganzheitlich zu integrieren, ermöglicht es aber, für die Überführung in grammatisch-determinierte Bedeutungsbestandteile mit einem minimalen Inventar an Relationen und Operatoren auszukommen, so dass keine semantischen Primitiva auf sprachlicher Ebene angenommen werden müssen, welche schließlich erst konzeptuell definierbar sind.87 Entscheidend sind hier die zeitlichen Verlaufsstrukturen, für welche im folgenden zwei naive Grundannahmen gelten: Erstens verläuft Zeit als ein unidirektionaler gerichteter Pfad. Zweitens sind zeitlichen Intervallen mit Bierwisch (1988) immer ontologische Ereignisse zugeordnet, woraus sich die homomorphe Abbildung von Ereignissen auf Zeitintervalle hinsichtlich ihrer mereologischen Struktur ergibt: (Al) Homomorphismus zwischen Ε und T: Vej Vej [e; c ej -»time (e;) c time (ej)] (nach ebd.: 22) Ereignis- und Zeitintervalle sind über die Teil-von-Relation intern strukturiert. Diese Relation erlaubt Präzedenz und Überlappung zweier Intervalle beim Übergang in einen Nachzustand. Jedem natürlichsprachlichen Satz liegt ein ontologisches Ereignis zugrunde, welches
87
Zu einem integrativen Modell von grammatischem, konzeptuellen und ontologischen Aspekten von Zeit- und Ereignisstrukturen sowie zu den Grenzen der Intervallsemantik und der Kritik an dieser Theorie siehe Trautwein (2002).
Ontologische und semantische Grundannahmen
231
eine Proposition instantiiert. Dies gilt mit Jung & Küstner (1990) sowohl für aufeinander folgende Ereignisse, als auch für Teilereignisse: (A2) Instantiierung von Teilereignissen: Vej Vej [ej c ej —> e; inst p c c j inst p]
Gilt die Proposition ρ auch für Teilintervalle des instantiierenden Ereignisses, so liegt mit Steube (1988) ein homogenes Ereignis vor (so wie im Falle der statischen Sachverhaltsprädikate schlafen, sitzen etc.). Fällt die Proposition des Satzes nicht unter die Extension jedes Teilintervalls, so liegt ein heterogenes Ereignis vor. Der Sachverhaltsverlauf hat dann eine Orientierung zu einem Endintervall, dessen Ablauf einen Nachzustand folgert. Vor- und Nachzustand liegen dann in einer temporalen Relation zum Ereignis, haben aber unterschiedliche Eigenschaften relativ zum instantiierenden Ereignis: (A3) Pfadstruktur mit Orientierung: Ve [Bei [ej c e λ e M c e] 3e k [e M > Dieses Verfahren widerspricht jedoch insofern dem Monotonie-Prinzip, als dann, wenn ein Stamm, der einmal für ein Aspektmerkmal spezifiziert wurde, diese Teilbedeutung nicht verlieren kann. Anderenfalls müsste es sich im Falle von russ. perecityvat' 'immer wieder lesen' um ein perfektives Verb handeln, welches imperfektiv ist oder einfacher: um 'ein imperfektives perfektives Verb'. Daher ist das kompositionale Derivationsmodell der Aspektmorphologie von Steube (1997) als adäquat anzusehen, wonach die Affigierung unabhängig von der aspektuellen Spezifizierung erfolgt (siehe 4.4.1.). Für die finitive Aktionsart gilt, dass mit der Präfigierung eine Orientierung auf das finale Intervall ek explizit hergestellt wird. Für das entsprechende Präfix wird die folgende Wahrheitsbedingung angenommen: (4-92) Finitives Affix: λΡ Xek [[P (ek)]:[ek-, c ek c ek+,]] Das finitive Affix modifiziert die Ereignisbehauptung derart, dass das instantiierende Ereignis Teil eines Pfades ist, welcher auf das finale Intervall hin orientiert ist. Mit Erreichen des Endintervalls tritt ein Zustandswechsel ein, was derart erfolgt, dass der Nachzustand nicht
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Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur
mehr von der Proposition instantiiert sein kann. Für ein finitives Verb im Deutschen ergibt sich die folgende Sachverhaltsstruktur per funktionale Komposition im Lexikon: (4-93) Finitive Affigierung ohne Aspektspezifizierung: λΡ λε^ [[Ρ (ek)]:[ek., c ek c ek+1]] (λγ λχ λε [[Ρ (χ, y)] (e)]) = λχ λχ [λΡ λε, [[Ρ (ek)]:[ek_, c c k c ek+1]] (λε [[/>(χ, y)] (e)])] ξ λγ λχ λεΐ( [[Ρ (χ, y)] (ek)]:[ek., c c t c e k + 1 ]f 8
Da das Deutsche keinen perfektiven Aspekt hat, können auch finitive Aktionsartenverben eine durative Lesart erhalten bzw. in dieser Funktion verwendet werden: (4-94) a. Anna trinkt (gerade) ihren Kaffee aus. (Ich würde sie j8tzt lieber nicht stören.) b. Anna trinkt (noch) ihren Kaffee aus. (Gedulde Dich bitte noch einen Moment.) c. Anna beendete gerade das Telefongespräch, als es an der Tür klingelte. d. Anna schrieb gerade den Brief zuendc, als ich anrief.
Die durative Lesart egressiver Verben wird dadurch möglich, dass das instantiierende Ereignis e Teil eines Subpfades, nämlich des finalen Intervalls, ist. In den slawischen Sprachen wird die Verb-SF nach der aktionsartenspezifischen Affigierung um die Aspektbedeutung erweitert: (4-95) Perfektive Aspektspezifizierung eines finitiven Verbstamms: λΡ λε, [[Ρ (ek)]:[ek = ek·]] (λγ λχ λε [[[Ρ (χ, y)] (e)]:[ek., c ek c ck+1]]) = λγ λχ [λΡ λε, [[Ρ (ek)]:[ek = ek·]] (λε [[[Ρ (χ, y)] (e)]:[ek., c e t c e|t+1 ]])] ξ λγ λχ Xek [[[[Ρ (χ, y)] (ek)]:[ek., c e k c ek+1]]:[ek = ek·]]
Für die perfektive Spezifizierung eines finitiven Verbs fällt auf, dass behauptet wird, das Ereignis e sei in Teilintervalle unzerlegbar (ek = ek·). Im Gegensatz zum Deutschen ist damit die Referenz auf das Endintervall ek-i c ek nicht mehr unter der Annahme von Teilintervallen bis ek möglich. Diese Möglichkeit tritt nur dann ein, wenn das Ereignis für Imperfektiv spezifiziert wird:
Das finale Ereignisintervall instantiiert die Proposition des Satzes. Nach Bindung des Ereignisarguments durch den Satzmodus-Operator ergibt sich dann (unter alphanumerischer Identifizierung) der folgende Teilausdruck des Satzes:
3ek [[/>(x, y)] (ek)]:[ek.i c e i c ek+i]]
Integration resultatsorientierter grammatischer Kategorien
277
(4-96) Imperfektive Aspektspezifizierung eines finitiven Verbstamms: λ Ρ Xek [[P (e k )]:[e k c ek·]] (λγ λ χ Xek [[[Ρ (χ, y)] (e k )]:[e k ., c e k c e k + 1 ]]) = λ y λ χ [λΡ Xek [[Ρ (e k )]:[e k c ek.]] (λe k [[[/ J (x, y)] (e k )]:[e k _, c e k c e k+1 ]])] Ξ λ y λ χ λεΐ; [[[[Ρ (χ, y)] (e k )]:[e k ., c e k c e k+1 ]]:[e k c e k ]]
Die imperfektive Aspektspezifizierung in (4-97) besagt, dass das Endintervall e k als nichtgeschlossener Pfad verläuft. Diese Art einer Sachverhaltsstruktur drücken bspw. die finitiven (egressiven) russischen Verben dopivat' 'austrinken' oder dojedat' 'aufessen' aus. Das installierende Ereignis verläuft also auf dem Endintervall als ein nichtabgeschlossener Pfad. Es stellt sich nun die Frage nach dem Verhältnis zwischen resultatsorientierter aktionsartenspezifizierender Affigierung und dem becomeOperator als Teil der Verbbedeutung. Beide Bedeutungsbestandteile drücken aus, dass das Ereignis derart verläuft, dass ein Nachzustand eintreten kann." Der Verbaspekt in den slawischen Sprachen spezifiziert das instantiierende Ereignis in seiner Ereignisstruktur als abgeschlossenen oder nichtabgeschlossenen Pfad. Das deutsche Verb bleibt diesbezüglich grammatisch unterspezifiziert. Wenn das slawische Verb lexikalisch für eine Transition spezifiziert ist, so wird durch den Verbaspekt das instantiierende Ereignis modifiziert. Das erfolgt unabhängig davon, ob ein become-Operator Teil der Verbbedeutung ist oder nicht: (4-97) Einbettung des instantiierenden Ereignisses in den become-Operator: a. imperfektiv: 3EJ [[EI inst p]:[en c EJ Λ e; c e k Λ e k a e k + i]] b. perfektiv: Bei [[ej inst p]:[e M c ej Λ ej = e k Λ e k c e k+1 ]]
Es kann hier nicht entschieden werden, welche Sachverhaltsprädikate der hier betrachteten Sprachen mit einem become-Operator ausgestattet werden müssen. Es fällt aber auf, dass sich eine telische Bedeutung und damit auch eine Transition kompositional ergeben kann. Dass auch imperfektive Prädikate im Slawischen in telischer Funktion auftreten können, beschreibt Filip (1997: 72). So ist im Tschechischen die VP psät dopis 'einen/den Brief schreiben' ein telischer Sachverhalt, was nach Filip (ebd.) dafür spricht, dass die imperfektive Spezifizierung des Verbs nicht notwendigerweise einen atelischen Ereignisverlauf beDas gilt sowohl für das Deutsche als auch für die slawischen Sprachen. Man kann einen potentiellen Nachzustand auch bei nichtgeschlossenen Pfaden, welche durch den imperfektiven Aspekt grammatisch enkodiert werden, semantisch präsupponieren. Anderenfalls wäre es nicht möglich, in eine laufende Handlung korrektiv einzugreifen, um das Eintreten des unerwünschten Nachzustands zu verhindern. Offensichtlich ist dann die Transition Teil der lexikalischen Bedeutung des Verbs, so dass ein potentieller Resultatszustand immer mitverstanden wird.
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Nominalreferenz in Abhängigkeit von der Ereignisstruktur
hauptet. Demnach können auch imperfektive Sachverhaltsprädikate einen auf einen Nachzustand orientierten Pfad beschreiben. Filip (ebd.) ordnet diesen Ereignisverlauf dem imperfective paradox (nach Dowty 1972, 1979) bzw. dem imperfective puzzle (Bach 1986) zu. Auf der Ebene der Satzbedeutung behauptet die VP psät dopis 'einen/den Brief schreiben' Ereigniseindeutigkeit (siehe 4.2.2.). Demnach ist das Ereignis nicht in Subintervalle zerlegbar. Gleichzeitig besagen aber die Wahrheitsbedingungen des imperfektiven Aspekts, dass das Ereignis teilbar sein muss. Laut Objektabbildbarkeit gilt dann, dass auch den Ereignisintervallen Objektteile zugeordnet werden. Allerdings ist dopis 'Brief in der telischen Interpretation kein Massenterm, welcher Aufteilungen mit identischen Eigenschaften zulässt. "That is, sentences like 'John was writing a/the letter' entail no existential quantification over 'a/the letter', and such sentences can be felicitously uttered even if there never was, is, or will ever the whole letter" (Filip ebd.: 72-73). Es gilt auch hier darauf hinzuweisen, dass die nichtexistentielle Lesart nur unter prosodisch unmarkierten Bedingungen zustande kommt. Sobald die DP dopis 'Brief deakzentuiert wird, d.h. nicht Teil des Fokus des Satzes ist, wird unter dem Phänomen des Imperfektiv-Paradoxons eine referentielle Lesart erzielt. Hier ist außerdem eine partitive Lesart im Sinne von an einem/dem Brief schreiben möglich. Diese Quantifizierung wird durch die Objektabbildbarkeit ausgelöst, d.h. jedem Teilintervall e' wird ein Teilobjekt x' zugeordnet. Zwischen den Teilen von e und χ besteht die Relation P, welche das Verb vorgibt. Da die Teilbarkeit nicht begrenzt ist, was der imperfektive Aspekt ausdrückt, wird auch kein Abschluss des Ereignisses und damit auch kein Resultatszustand behauptet. Verfügt ein Verb über den becomeOperator, so wird das entsprechende Ereignisintervall in seiner Interaktion mit den Objektteilen - unter Abstraktion über das initiale Intervall und das Endintervall - behauptet (siehe 4-97a). Ein natürliches Ende des Ereignisverlaufs kann dann unter den gegebenen strukturellen Voraussetzungen inferiert werden (siehe Trautwein 2002: 64). Entscheidend für die Wahrheitsbedingungen des jeweiligen Satzes ist, dass nur über dasjenige Ereignisintervall existenzquantifiziert wird, welches das Sachverhaltsprädikat beschreibt. Für die Interaktion von Objekten und Ereignissen kann zusammenfassend festgehalten werden, dass Determination in den artikellosen slawischen Sprachen u.a. durch die Referenzübertragung vom Verbkopf an die Komplement-DP realisiert wird, so dass die Massenterm-Individuenterm-Distinktion angezeigt werden kann. Im Deutschen wirkt die Referenzübertragung umgekehrt, so dass sich die individuierenden Eigenschaften des Komplement-Nomens auf die Ereignisstruktur ver-
Integration resultatsorientierter grammatischer Kategorien
279
erben können. Es hat sich erwiesen, dass die in den Axiomen explizierte Referenzübertragung Teil des konzeptuellen Systems ist. Die Bedingungen für ihre Anwendung werden von der syntaktischen Oberflächenstruktur, einschließlich der prosodischen Struktur und informationsstrukturellen Gegebenheit bestimmt. Hiernach richtet sich der Input für die Berechnung der Referenzübertragung. Es hat sich aber gezeigt, dass einige der Axiome einen expliziten grammatischen Input der Referenzübertragung voraussetzen. Das Resultat der Ereignisbeschreibung aus den expliziten sprachlichen Daten kann wiederum Input für weitere, durch andere Axiome beschriebene Modi der Referenzübertragung sein, wenn außersprachliche Zusatzannahmen eine Uminterpretation erfordern. Die Bindung referentieller Argumente muss derart erfolgen, dass die mereologischen Strukturen adäquate Wahrheitsbedingungen liefern. So wird im Falle eines atelisch verlaufenden Ereignisses ein mediales Intervall referentiell gebunden, um die Orientierung des Ereignisverlaufs bzw. der Sachverhaltsreferenz auf einen Zustandswechsel zu blockieren. Das deutsche Perfekt erweist sich hier nur indirekt als Mittel zum Ausdruck von Resultatszuständen. Diese Lesart ist an das Vorhandensein eines become-Operators gebunden, welchen das Verb in die Satzbedeutung einbringt. Da das Perfekt ein zur Referenzzeit anterior gelagertes Ereignis behauptet und der become-Operator das Ereignis als gerichteten Pfad beschreibt, liegt die Orientierung auf das Endintervall vor der Referenzzeit. Der perfektive Aspekt bezeichnet hingegen eine Ereignisstruktur, in welcher das initiale und das finale Intervall zur Referenzzeit zusammenfallen, wodurch eine atelische und durative Interpretation des Sachverhalts blockiert wird. In den vorangegangenen Kapiteln wurden die grammatischen Voraussetzungen für die jeweiligen DP-Lesarten erarbeitet. Damit sind die syntaktischen und prosodischen Mittel sowie der Verbaspekt als grammatische Kategorie, als Teilbedeutungen sowie in ihrer Interaktion derart in die Satzbedeutung integriert, dass auf Satzebene die Auslöser für die referenzsemantischen und diskurspragmatischen Funktionen einer DP festgelegt werden können.
5. Diskursanbindung von DP-Referenten 5.1. Referentielle Verankerung durch existentielle Installierung Aus dem dritten und vierten Kapitel ging hervor, dass in den artikellosen slawischen Sprachen der referentielle Modus einer DP im grammatischen Satzkontext eingeschränkt wird. So gelten artikellose DPs, welche Teil der Fokusdomäne des Satzes sind, per Default als nichtpräsuppositionale Nomina mit existentieller Lesart. Ebenso konnte in Interaktion mit dem perfektiven Verbaspekt inkrementeller Sachverhaltsprädikate eine Lesart als Massenterm ausgeschlossen werden. Allerdings war bisher nicht geklärt, ob die betreffende DP auch eine referentielle Lesart erhalten kann, wenn sie Teil der Fokusfunktion ist: (5-1) Peter vypil VINO. Peter (aus-)trank-pf 0 Wein
(Slowakisch)
Der perfektive Aspekt in (5-1) löst die Ambiguitität der KomplementDP hinsichtlich der AMass-cowMi-Distinktion auf. Diese Aspektkategorie gilt als der Auslöser für singulare Objektreferenz (siehe 4.2.2). Hiermit kann Referenz auf ein Diskursobjekt, Referenz auf ein Quantum der Sorte Wein oder Artenreferenz etabliert werden. Welche dieser Lesarten für die Äußerungsbedeutung des Satzes wirksam wird, ist nunmehr davon abhängig, ob der DP-Referent im Diskurs verankert werden kann oder nicht. Für eine Diskurs-Repräsentationsstruktur des Satzes wäre dieser Unterschied nicht sichtbar. In einer DRS würde man auch keinen Auslöser für die jeweilige Lesart finden, da hier nur Individuen betrachtet werden, deren Existenzpräsupposition sie als Diskursreferenten qualifiziert:100
100
Kamp & Reyle (1993) integrieren die interne Struktur eines aspektuell spezifizierten Sachverhaltsprädikats als Ereignisreferenten in die DRS. Damit ist allerdings nur erreicht, dass die Information über den Ereignisverlauf aufgelistet wird. Ob der Aspekt überhaupt Einfluss auf die Etablierung von Diskursmarkern hat, wird auf der Ebene der Satzbedeutung entschieden, welche überhaupt erst Input für eine diskurspragmatische Repräsentation von Sätzen sein kann.
Referentielle Verankerung durch existentielle Instantiierung
281
(5-2) [x, y: peter χ, wine y, χ drink y]
Die Entscheidung über Referentialität erfolgt aber über die Einbettung des gesamten Satzes - nicht allein der DP - in den jeweiligen Diskurskontext. Für die Diskursanbindung ist innerhalb des Satzkontextes die semantische Sorte der DP vino 'Wein' zu bestimmen: (5-3) Kontext: Der Kellner brachte Wein und Bier. a. Peter vypil VINO. Peter trank-pf den Wein (aus). b. Peter pil VINO. Peter trank-ipf 0 Wein.
(Slowakisch)
Im gegebenen Kontextsatz wird Wein als Massenterm mit Artenreferenz eingeführt. Der Satz (5-3a) ermöglicht jedoch nur die Referenz auf einen sortensemantischen Individuenterm. Diese Restriktion gibt die Satzbedeutung von (5-3b) nicht vor, da hier der imperfektive Aspekt auf der Ebene der Satzbedeutung nicht individuierend wirkt (siehe 4.2.2.). Für die Sequenz des Kontextsatzes mit (5-3a) ergeben sich folgende Schritte der Identifizierung von Diskursreferenten: (5-4) Der Kellner brachte Wein und Bier. Peter trank-pf 0 Wein i. [x, y, z, v, w: waiter χ, wine y, beer ζ, χ bring y λ ζ, peter ν, wine w, ν drink w] ii. [x, y, z, v, w: w = y, waiter x, wine y, beer ζ, χ bring y λ z, peter ν, ν drink w] iii. [v, x, y, z: waiter x, wine y, beer ζ, χ bring y A z, peter ν, ν drink y]
Unter einer referentiellen Lesart der DP vino im Satz (5-3a), muss die DP einen Antezedenz finden, auf welchen sie situationsgebunden deiktisch verweist (siehe 3.5.2.). Die deiktische Referenz ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn die DP unike Referenz erlaubt und keine Aufteilungen zulässt, d.h., die DP muss das Kriterium eines Individuenterms erfüllen können (siehe 3.2.2.2.3.), was die Satzbedeutung von (5-3a) qua kompositional ableitbarer Objekteindeutigkeit ermöglicht, in (5-3b) jedoch innerhalb der Satzbedeutung nicht gegeben ist. Dieser Schritt der Sortenspezifizierung ist aber Voraussetzung dafür, dass eine Identifizierung der Referenten w = y in (5-4ii) erfolgen kann und die Variablen in (5-4iii) unifiziert werden. Neuere Arbeiten wie Dölling (1998a, 1998b) oder Maienborn (2003) haben gezeigt, wie mit Hilfe abduktiver Schlussoperationen Parameter der Satzbedeutung fixiert werden können. Immerhin bleibt die Satzbedeutung in einer zweistufigen Semantikkonzeption intensional. Die von den jeweiligen Quantoren gebundenen Variablen müssen also durch
282
Diskursanbindung von DP-Referenten
Konstanten ersetzbar sein, so dass der geäußerte Satz eine wahrheitsfunktionale Extension erhalten kann. Mit der Überführung von SFVariablen in Konstanten auf CS entfällt die Existenzquantifizierung, da ein Satz der Form Ρ (a) die Existenz von a voraussetzen muss. Mit Hilfe des im abduktiven Schließen angewendeten Mechanismus des Factoring kann die Identifizierung von Referenten aufgrund extensional bzw. konzeptuell identischer Deskriptionen erfolgen. Auf Grund der konzeptuell identischen Deskriptionen von y und w können beide Variablen unifiziert und durch eine Konstante a ersetzt werden: 101 (5-5) i. By 3w [... Ρ (y)... Ρ (w)... ] ii. = [... Ρ (a)... ] (siehe Maienborn ebd.: 491)
Der Ausdruck (5-5i) erlaubt die Unifizierung kompatibler Ausdrücke unter der Voraussetzung, dass sowohl y als auch w die Eigenschaft Ρ haben. Mit Blick auf (5-4i) bedeutet dies, dass die beiden Variablen identische Extensionen haben, welche im gegebenen Fall auch lexikalisch identisch sind.102 (5-6) i. 3 x 3 y 3 z 3 v 3 w
[waiterix), wine(y), beer{ζ), χ bring{y λ ζ), peteriy), wine(w), (v) drink{w)] ii. 3x 3z 3v [waiterix), wine(a), beeriz), χ bring{y λ ζ),peteriy), (ν) drink(a)] Die Unifizierung der Variablen und deren Ersetzung durch eine Konstante kann ebenso gut im Modus ponens unter Abgleich semantischer und konzeptueller Informationen formuliert werden: (5-7) P—>Q:
P: .·. Q:
Wenn in einem Diskursmodell Μ ein Individuum y mit der Eigenschaft Ρ und ein Individuum w mit der Eigenschaft Ρ enthalten sind, dann identifizieren sie ein und denselben Referenten a. In Μ sind sowohl ein y als auch ein w mit der Eigenschaft Ρ enthalten. Die Variablen y und w identifizieren ein und denselben Referenten a.
Für das Beispiel (5-3) bedeutet dies zusammengefasst: Wenn der Kontextsatz (5-3) ein Individuum y mit der Eigenschaft wine (y) enthält und 101
102
Die Schritte von Factoring in (5-5) sind Maienborn (1998) entnommen und gehen auf Hobbs et al. (1993) zurück. Die Identifizierung von Referenten erfolgt nicht notwendig aufgrund identischer lexikalischer Prädikate, sondern auch unter Akkommodation von Deskriptionen. Siehe dazu 5.2.2. sowie auch Umbach (2001) und Weskott (2002, 2004).
Referentielle Verankerung durch existentielle Instantiierung
283
im selben Diskursmodell der Satz (5-3a) ein Individuum w mit der Eigenschaft wine (w) enthält, dann sind y und w identisch und denotieren den Referenten α mit der Eigenschaft wine (a) in [Bx.wine' (x)] M ' 8 ' Wl ' Die Unifizierung von Referenten in einer DRS kann das Resultat von Factoring sein wie in (5-5) gezeigt wurde. Es stellt sich insbesondere unter den Bedingungen eines defektiven Determierersystems die Frage, wie man von der Existenzbehauptung 3x [P (x)] zu einem Referenten kommt, der im gegebenen Diskursmodell existentiell präsupponiert ist und auf welchen anaphorischer Bezug genommen werden kann: (5-8) Peter vypil VINOj. Objednala mu hojjeho manzelka. Peter austrank-pf 0 WEINj. Bestellt hat ihtij ihm seine Frau.
(Slowakisch)
In Komposition mit dem perfektiven Aspekt gilt auf grammatisch determinierter Ebene Objekteindeutigkeit (siehe 4.2.2.), was der Auslöser dafür ist, dass der Massenterm vino 'Wein' in einen Individuenterm überfuhrt wird. Das referentielle Argument des nominalen Prädikats wird per Default existentiell gebunden, so dass die Existenz eines Individuums behauptet wird, welches das nominale Prädikat erfüllt bzw. über die Extension des Prädikats identifizierbar ist. Die Satz kann allerdings erst dann als eine wahre Aussage gelten, wenn im gegebenen Diskurskontext die Präsupposition der DP erfüllt ist, was zugleich die Voraussetzung dafür ist, dass auf die DP als präsupponierten Diskursreferenten anaphorisch verwiesen werden kann. Eine Antwort bietet hier die existentielle Instantiierung der DP. Dieses Verfahren des natürlichen deduktiven Schließens für quantifizierte Formeln dient dazu, Quantoren aus den Formeln zu eliminieren, ohne die Wahrheitsfunktionalität des Ausdrucks anzutasten. Das Verfahren ist für das deduktive Schließen notwendig, um "sicherzustellen, daß keine unerwünschten Effekte für die in der Aussagenlogik gültigen Deduktionsprinzipien entstehen" (Lohnstein 1996: 105, siehe auch Partee, ter Meulen & Wall 1990: 157). So wie im Abschnitt 1.2.1. mit Barwise & Cooper (1981) die Wahrheitsbedingungen für den Existenzquantor mit Bezug auf eine nichtleere Menge festgelegt wurden, besagt die existentielle Instantiierung der Formel 3x [φ (χ)], dass diese Aussage dann wahr ist, wenn es mindestens ein Individuum a gibt, welches die Formel φ (a) erfüllt, wobei φ eine (komplexe) Funktion ist: (5-9) Existentielle Instantiierung: 3χ[φ(χ)]
•'•Φ (a)
284
Diskursanbindung von DP-Referenten
Die wahrheitskonditionale Basis der existentiellen Quantifizierung ist die Behauptung, dass es (mindestens) eine Wertzuweisung an die Variable χ gibt. Dieser Wert instantiiert die Matrix φ. Damit kann man von der Existenzbehauptung von χ auf eine Konstante schließen, welche ein außersprachliches Objekt des geltenden Diskursuniversums ist und den Ausdruck in eine wahre Aussage überfuhrt.103 Damit wird die Erfüllung der Präsupposition der DP behauptet, was intersententielle Relationen wie den anaphorischen Bezug auf ein Diskursobjekt unter extensionaler Identität von Diskursobjekten überhaupt ermöglicht.
5.2. Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation 5.2.1. Abtrennung der Kohärenzstiftung von der Definitheit einer DP In den vorangegangenen Kapitel wurden die grammatischen Strukturen erklärt, welche die Lesart einer DP und damit ihren referentiellen und diskurspragmatischen Status bestimmen. Im Abschnitt 5.1. wurde bereits deutlich, dass eine DP trotz eines defektiven Determinierersystems an der Kohärenzstiftung in Textsequenzen beteiligt sein kann. Die im ersten Kapitel zitierten Arbeiten zur Diskurseinbettung von Referenten gehen mit Chierchia (1995) davon aus, dass die Diskursverankerung und der anaphorische Bezug eines Referenten durch den kompositionalsemantischen Beitrag des defmiten Artikels ausgelöst wird. Es stellte sich aber das Problem, dass die an der Diskursanbindung beteiligten Präsuppositionen auch in den artikellosen slawischen Sprachen ausgelöst werden, obwohl diese Sprachen in ihrer DP-Struktur keinen Determinierer und damit auch keinen defmiten Artikel haben:
103
Dies ist überhaupt eine Voraussetzung für den Gebrauch der Existenzquantifizierung in der natürlichen Sprache. Die Schließbarkeit auf ein Individuum, welches die Formel erfüllt, ist Teil des common sense der Interlokutoren. In Partee, ter Meulen & Wall (1990: 157) wird die Einschränkung gemacht, dass die Annahme einer Wertzuweisung für χ in einem Diskursuniversum bzw. Diskursmodell gilt und damit auch für Referenz in fiktiven Welten offen ist. Die Existenzbehauptung gibt damit intensional vor, dass die extensionale Instantiierung des Referenten möglich sein muss. Anderenfalls wäre die Behauptung 3x [P (x)] im gegebenen Diskursmodell wahrheitsfunktional nicht bewertbar und fur das Diskursmodell nicht relevant. Das zeigen auch intensionale Kontexte, welche Verben wie bspw.finden etablieren. Selbst die nichtspezifische Lesart muss auf der Annahme basieren, dass in einer möglichen Welt die existentielle Instantiierung von χ durch ein außersprachliches Objekt α erfolgen kann.
Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation (5-10) Satzsequenz: a. Vzal som si svoje auto na skusobnu jazdu. Ich machte mit dem Auto eine Testfahrt. b. Motor mal divny zvuk. Der Motor machte ein seltsames Geräusch. c. Pneumatika mala divny zvuk. Der/*ein Reifen machte ein seltsames Geräusch. (5-11) Satzsequenz: a. Deti dnes nejdü do skoly. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule. b. Budovui [uzavrel stavebny ürad]Focus Das Gebäude hat die Baupolizei gesperrt.
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(Slowakisch)
(Slowakisch)
Zugleich ist festzustellen, dass der definite Artikel auch im Deutschen nicht per se aufgrund seines kompositional-semantischen Beitrags zur Satzbedeutung eine diskursanbindende Funktion haben kann: (5-12) Satzsequenz: a. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule^ b. */?Die Baupolizei hat das GeBÄUdej gesperrt. c. */?Die Baupolizei hat die EINrichtung, gesperrt.
Andererseits gilt, dass auch der indefinite Artikel im Deutschen Diskursanbindung ermöglichen kann und damit Anteil an der Etablierung kohärenter Satzfolgen hat: (5-13) Satzsequenz: a. Ich machte mit dem Auto eine Testfahrt. b. Ein Reifenj machtek [t; ein seltsames GeRÄUSCH tk]Fokus
In diesem Beispiel, erfolgt die Diskursanbindung ebenfalls unter Zugriff auf enzyklopädisches Wissen. Dabei löst der indefinite Artikel der DP in Abhängigkeit von ihrer syntaktischen Position eine partitive Lesart aus. Da die artikellosen slawischen Sprachen keinen indefiniten Artikel haben, kann die satzinitiale DP unter identischen syntaktischen und prosodischen Bedingungen nur eine referentielle Lesart erhalten. Die DP wird als ein präsupponierter Diskursreferent behauptet: (5-14) Satzsequenz: a. Vzal som si svoje auto na sküsobnü jazdu. Ich machte mit dem Auto eine Testfahrt. b. Pneumatika mala divny zvuk. Der Reifen machte ein seltsames Geräusch.
(Slowakisch)
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Diskursanbindung von DP-Referenten
Im folgenden soll untersucht werden, wie Diskursanbindung unter den grammatischen Bedingungen der systematischen Artikellosigkeit erfolgen kann.
5.2.2. Bridging als Mechanismus der Diskurseinbettung 5.2.2.1. Parametrisiertheit der anaphorischen Relation Für die Diskursanbindung wird in Asher & Lascarides (1998b) in Anlehnung an Chierchia (1995: 204, 223) angenommen, dass ein syntaktischer Ausdruck the NP bzw. d- NP einen nominalen Referenten denotiert. Dieser Referent χ steht in einem anaphorischen Bezug zu einem Antezedenz u. Zwischen dem Referenten χ und dem Antezedenten u besteht eine Relation B. Diese Relation ist Teil der Presupposition einer DP: (5-15) Id- NP/: λΡ IQ [Q (ix [B (x, «)]) λ [Ρ (x)]]
Der Determinierer führt hiernach eine Präsupposition als Teil der Wahrheitsbedingungen eines Nomens kompositional in die Satzbedeutung ein: (5-16) Anaphorische Präsuppositionalität als semantischer Bestandteil definiter DPs: made-a-weird-noise (ix [B (x, u)])A[engine (x)] VP
λΡ IQ [Q (ix [Β (χ, «)])λ[Ρ (χ)]]
NP λχ [engine (χ)1
V° λχ [made-a-weird-noise (χ)]
Die Wahrheitsbedingungen von (5-15) beinhalten, dass eine Relation Β zwischen einem Individuum χ und einem Antezedens u besteht. Diese Relation geht als semantischer Parameter in die Satzbedeutung ein und kann relativ zum außersprachlichen Wissen und sowie relativ zum Kontext durch zwei Relationen spezifiziert werden, und zwar durch die Teilrelation (5-17a) oder durch die Identitätsrelation (5-17b):
Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation
287
(5-17) Spezifizierung der anaphorischen Relation B: a. XQ [Q (ix [x c u]) Λ [Ν (X)]] b.
XQ[Q(IX[X =
U])A[N(X)]]
Im Beispiel (5-10) erfolgt die Spezifizierung des Parameters Β aufgrund von Weltwissen, und zwar daraus, dass ein Motor (echter) Teil eines Autos ist. In (5-11) erfolgt die Spezifizierung des Parameters Β durch die Identitätsrelation. Folgt man nun Chierchia (1995) und Asher & Lascarides (1998b), so müsste die Einzigkeitsbehauptung des definiten Artikels in Interaktion mit dem extralinguistischen Wissen und der Bedingung einer anaphorischen Relation Β als Teil der Wahrheitsbedingung der DP die Diskursanbindung herstellen. Wenn dem so wäre, so müsste die Diskursanbindung per Identität auch im deutschen Satz von (5-18b') möglich sein, da der definite Artikel nach ebd. eine anaphorische Relation etabliert, was allerdings nicht gelingt: (5-18) Satzsequenz: a. Deti dnes nejdu do skoly. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule. b. Stavebny uradj zariadeniej [t, Uzavrel tj] F 0 Baupolizei, 0 Einrichtung [tj SCHHLOSS tj] F Die Baupolizei, hat k die Einrichtungj [t, t, geSPERRT t k ] F c. Stavebny liradj [t, uzavrel ZAriadenie] F 0 Baupolizei; [tj schloss EINrichtung] F Die Baupolizei, hat k [tj die/eine EINrichtung gesperrt t k ] F
(Slowakisch)
Es bleibt also festzustellen, dass die Spezifizierung der Relation Β sowohl vom lexikalischen Gehalt der jeweiligen DP als auch von ihrem informationsstrukturellen Status abhängt. Die Daten der artikellosen slawischen Sprachen zeigen zugleich, dass offensichtlich nicht der definite Artikel primär als Auslöser für die Diskursanbindung gilt, sondern primär der informationsstrukturelle Status einer DP. Van der Sandt (1992) nimmt an, dass der präsupponierte Gehalt an einen Antezedenz mit identischem Gehalt angebunden wird. Der Antezedenz muss dabei im gegebenen Diskurskontext zugänglich sein. Der Vergleich von (5-18b) und (5-18c) zeigt aber, dass die Deskriptionen von Schule und Einrichtung zwar identifiziert werden können (5-18b), der definite Artikel jedoch diesen Mechanismus der Diskursanbindung nicht leistet, wenn die DP Teil der Fokusdomäne ist (5-18c). Damit stellt sich die Frage nach dem semantischen Input für die Mechanismen von Bridging. Die grammatischen Voraussetzungen für die entsprechenden Lesarten einer DP in Abhängigkeit von ihrer syntaktischen Position und prosodischen Kennzeichnung wurden im dritten Kapitel gelegt. Im folgenden soll der semantische Input für die Diskursan-
288
Diskursanbindung von DP-Referenten
bindung anhand dieser strukturellen Voraussetzungen zusammenfassend erklärt werden.
5.2.2.2. Satzsemantischer Input für Bridging Voraussetzung für die Diskursanbindung per Bridging ist zunächst die Bestimmung der Lesart der DP, welche im Deutschen durch die Artikel eingeschränkt wird. Das Beispiel (5-18c) macht aber deutlich, dass der definite Artikel per se offensichtlich nicht der Auslöser für die Diskursanbindung qua Bridging sein kann, anderenfalls hätten die Sätze (5-18b,c) identische Wahrheits- und Kontextbedingungen, was aber nicht der Fall ist. In den artikellosen slawischen Sprachen wird deutlich, dass die linguistische Struktur des Satzes und damit die kompositionale Abbildung der syntaktischen Struktur in ihre semantische Repräsentation die Lesarten einer DP einschränkt. Das gilt in gleicher Weise für deutsche indefinite DPs. Die strukturellen Voraussetzungen für die Einschränkung der Lesart und die konzeptuelle Bestimmung des semantischen Typs einer DP wurden in 3.2. gegeben und sollen im folgenden, unter Begrenzung auf Bridging für die Bildung kohärenter Satzsequenzen angewendet werden. Zunächst stellt sich die Frage, warum Bridging für DPs innerhalb der Fokusdomäne blockiert ist. In 3.1.3. wurde der Neuinformationsfokus eines Satzes als eine Funktion behandelt, welche auf Individuen des Hintergrundes eines Satzes abgebildet wird. Befindet sich nun eine als definit gekennzeichnete DP in der Fokusdomäne, so ist sie Teil einer komplexen Funktion, was in (5-18c) der Fall ist. Die Objekt-DP bildet gemeinsam mit dem Sachverhaltsprädikat eine komplexe Funktion. Zwar ist diese Funktion in sich wiederum komplex, weil sich diese Funktion prädikatenlogisch aus einem Prädikat und einem seiner Argumente zusammensetzt. Diese Funktion ist jedoch keine geschlossene Formel, da nicht alle Argumentstellen gesättigt sind und der Ausdruck daher ein Lambda-Präfix hat. Damit ist dieser Ausdruck eine Funktion, welche für sich allein keinen wahrheitsfähigen Ausdruck liefern kann und für sich allein auch kein referenzfähiger Ausdruck ist. Trotz ihrer komplexen Struktur ist diese Funktion insofern autonom, als nur der komplexe Ausdruck hinsichtlich eines Individuums außerhalb des Fokus negiert werden kann, nicht aber die Teilbedeutungen der Funktion. Die Fokusfunktion ist also für die Wahrheitskonditionalität des Satzes nicht mehr dekomponierbar. Der Anteil an den Wahrheitsbedingungen des Satzes ergibt sich aus der kompositionalen Verknüpfung seiner Teilbedeutungen, d.h., dass sich ein Prädikat auf Satzebene
Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation
289
aus der Eigenschaft seines negierbaren Teils konstituiert. Innerhalb des Satzes ist aber - unter unmarkierten prosodischen Bedingungen - nur die Fokusdomäne als Funktion negierbar. Damit ist auch ein deiktischer Ausdruck, wie eine definit gekennzeichnete DP, zwar innerhalb der Fokusfunktion als unik-existentiell behauptet. Allerdings wird die Existenzbehauptung des Referenten in den Skopus eines möglichen Negationsfunktors gestellt. Der wahrheitskonditionale Anteil der DP und damit die Polaritätsentscheidung des Satzes gilt nur für die Komposition der gesamten Fokusfunktion (siehe 3.1.3.). Steht also eine deiktische DP im Skopus des Negationsfunktors, so wird für die Wahrheitsbewertung des Satzes der wahrheitsfunktionale Anteil dieser Funktion zugrunde gelegt. Dass die definite Kennzeichnung Teil der (negierbaren) Fokusfunktion ist, lässt sich daran zeigen, dass die definite DP als Teil einer Funktion unter Satznegation keinen anaphorischen Bezug herstellen kann und auch die Referentialität der DP blockiert wird. Dabei kann eine semantische Sortenverschiebung von einem Objekt zu einer Klasse von Objekten und damit generische Referenz der DP erzielt werden: (5-19) Kontext: Grete hat lange Zeit gebraucht, um ihre Experimentaldaten auszuwerten. a. Sie hat nicht den/*diesen COMPUTER benutzt, weil sie keinen zur Verfugung hat. b. Sie hat den/diesen Computer nicht BENUTZT, *weil sie keinen zur Verfugung hat. c. Sie hat keinen COMPUTER benutzt, weil sie keinen zur Verfügung hat. d. Sie hat keinen COMPUTER benutzt, *weil sie ihn nicht zur Verfügung hat.
Die Sätze (5-19a) und (5-19b) unterscheiden sich darin, dass in (5-19b) das Objekt aufgrund seiner syntaktischen Position als existentiell behauptet wird und präsuppositional interpretiert werden muss. Es wird also vorausgesetzt, dass das Objekt im gegebenen Diskurskontext einen Referenten hat, was der beschränkte Kontext in (5-19) jedoch nicht leistet. Zugleich ist die Referentialität der DP blockiert, da ihre Existenzbehauptung Teil einer Funktion ist, über welche die Negation Skopus nimmt. Da also Referentialität blockiert ist, liegt in (5-19a) nur noch ein deiktischer Bezug zur konzeptuell zugänglichen Klasse von Objekten vor, die unter die Extension des Prädikats Computer fallen, nicht aber auf ein Diskursobjekt. Die Negation kein im kausalen Nebensatz bezieht sich auf die Existenz eines Objekts dieser Klasse. Im Sinne von Löbner (1985, 1990) erhält die DP die sortale Lesart, was eine
290
Diskursanbindung von DP-Referenten
generische Lesart der DP im Sinne der Artenreferenz ermöglicht. In einem positiven Satz steht die DP im Skopus des Positionsoperators [-neg], welcher die Existenzbehauptung einer DP nicht berührt. Daher kann die DP eine Existenzpräsupposition auslösen (5-20a): (5-20) Kontext: Anja hat nur kurze Zeit gebraucht, um ihre Experimentaldaten auszuwerten. a. Sie hat den/diesen COMPUTER benutzt, weil sie einen/ihn zur Verfugung hat. b. Sie hat den/diesen Computer BENUTZT, weil sie ihn/*einen zur Verfügung hat.
In (5-20a) kann die DP als Teil der Fokusfunktion sortal interpretiert werden, was der Kontext von (5-20) auch vorgibt, da die DP kein gegebenes Diskursobjekt ist. Im Falle eines demonstrativen Determinierers werden für (5-20) die Anforderungen an den Äußerungskontext um die mögliche Existenz mindestens eines Computers erweitert, so dass das Objekt konzeptuell aus einer Alternativenmenge möglicher Referenten ausgewählt werden kann. Im Falle einer referentiellen Lesart kann die DP auf konzeptueller Ebene außerhalb des Positionsskopus interpretiert werden. In der Satzbedeutung liegt die DP aber im Skopus des Positionsoperators, da auf dem deskriptiven Gehalt seines Operanden, d.h. der Fokusfunktion, die Polaritätsentscheidung getroffen werden muss. Die DP erhält zwar eine referentielle Lesart, welche besagt, dass der DP-Referent dem Adressaten konzeptuell zugänglich bzw. Teil der shared knowledge base ist. Im Skopus des Polaritätsoperators ist die DP allerdings nicht anaphorisch. In (5-20b) ist die DP nicht mehr für Präsuppositionalität unterspezifiziert. Hier ist nur die referentielle Lesart möglich. In den artikellosen slawischen Sprachen bleibt die DP im Fokus für Referentialität unspezifiziert. Die DP im Fokus des Satzes kann dann eine referentielle Lesart erhalten, wenn die nichtanaphorische DP mit deiktischer Funktion gebraucht wird. In diesem Falle kann der DPReferent existentiell instantiiert werden. In der Topikfunktion und damit in der satzinitialen Position des Satzes leistet eine deakzentuierte DP primär die Textanschlussfunktion: (5-21) Budovui [uzavrel stavebny ürad tj]Fokus 0 Gebäudej [schloss 0 Baupolizei ί;]Ρ Das Gebäude hat die Baupolizei gesperrt.
(Slowakisch)
In 3.2. wurden die grammatischen Voraussetzungen für die Referentialität der Topik-DP genannt. Entscheidend dafür ist im gegebenen
Referentielle Verankerung von DPs durch Akkommodation
291
Beispiel, dass die Topik DP budova 'Gebäude' dem Kommentar, welcher in (5-21) auf der syntaktischen Oberfläche mit dem Fokus des Satzes zusammenfällt, als Argument dient. Aus dieser Funktor-Argument-Konstellation heraus resultiert der Termstatus des Topiks und damit seine typensemantische Interpretation als Individuenterm. In 5.2.1. wurde auch darauf verwiesen, dass schwache Quantoren in der Topikposition eine stark quantifizierte und spezifische Lesart erhalten: (5-22) Ein ReifenTopik [machte ein seltsames Geräusch] Kornmentar
Quantifizierte DP-Strukturen wie in (5-22) erhalten eine partitive Lesart im Sinne von ein Reifen von x. Da die artikellosen slawischen Sprachen keinen indefiniten Artikel haben, kann eine indeterminierte DP-Struktur nur eine referentielle Lesart erhalten. Soll diese Lesart jedoch blockiert werden, wird die DP um eine numerale Angabe angereichert: (5-23) a. Pneumatika mala divny zvuk. Der Reifen machte ein seltsames Geräusch, b. Jedna pneumatika mala divny zvuk. Ein(-er der) Reifen machte ein seltsames Geräusch.
(Slowakisch)
Entscheidend für die Diskursanbindung ist also die Bestimmung des referenzsemantischen Status einer DP. Die DP muss die strukturellen Voraussetzungen für eine referentielle Lesart erfüllen. Sie darf nicht als schwach quantifiziert interpretierbar sein und keine Wahrheitswertlücken zulassen. Die ungeteilte Gültigkeit einer Eigenschaft in Bezug auf einen Referenten drücken Individuenterme aus, welche aufgrund ihrer Eigenschaft der ungeteilten Referenz die konzeptuelle Voraussetzung für Bridging und anaphorische Anbindung sind.
5.3. Diskursstatus von DPs als Input für die Illokutionsstruktur im Text An den Beispielen in 5.1. war bereits zu sehen, dass die Akkommodation eines Referenten qua seiner Deskription auf enzyklopädisches Wissen zurückgreift, um die Identität der Referenten festzustellen. Zugleich war zu sehen, dass sich eine DP, deren Referent mit einem anderen im Diskurs vorerwähnten Objekt identifiziert werden soll, anaphorisch interpretierbar sein muss. In 5.2.2.2. wurde gezeigt, dass auch definite DPs im Fokus eines Satzes per Default eine sortale Interpretation des nominalen Referenten erhalten. Für das oben diskutierte
292
Diskursanbindung von DP-Referenten
Beispiel - hier wiederholt als (5-24) - wird besonders deutlich, wie die Akkommodation einer DP von ihrer Position relativ zur polaren Fokusfunktion abhängt. (5-24) a. Deti dnes nejdii do skoly. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule, b. Budovu\ [tj uzavrel stavebny U R A D ] F o k u s Das Gebäude hat die BAUpolizei gesperrt.
(Slowakisch)
Um überhaupt die Referenten der DPs skola 'Schule' im a-Satz und budova 'Gebäude' im b-Satz über ihren deskriptiven Gehalt miteinander identifizieren zu können, ist neben der zu erfüllenden Präsuppositionalität der DP budova aufgrund ihrer Topikfunktion zuvor eine sortale Verschiebung des Nomens vorzunehmen. Das komplexe Prädikat ist' do skoly 'zur Schule gehen' bezeichnet den regulären Schulbesuch, welcher am genannten Tag aber nicht stattfindet. Das Nomen ist im Lexikon für seine semantische Sorte unterspezifiziert. Die Äußerungsbedeutung des Satzes spezifiziert das Nomen als Bezeichnung für eine Institution. Im gegebenen Kontext erfolgt die semantische Sortenverschiebung hin zu einem Objekt nach folgenden Schritten: Auslöser für diese sortale Verschiebung ist die präsuppositionale Kennzeichnung der DP durch syntaktische und prosodische Mittel, womit behauptet wird, dass die deakzentuierte DP im Diskurskontext referentiell verankert werden kann. Die Verankerung von Referenten über ihre Deskription ist dann möglich, wenn die Deskriptionen extensional identifiziert werden können. Eine Voraussetzung für Akkommodation per extensionaler Identität ist also auch eine inhaltliche Beziehung zwischen beiden Referenten. Auf konzeptueller Ebene muss (partielle) Homonymie gelten. Im Beispiel (5-24) wird Homonymie durch monotones Schließen erzielt. Dies ist aber nur dann möglich, wenn die DP im Satzkontext als anaphorisch erkannt werden kann und daher ihre Diskursanbindung gefordert wird. Für die Diskursanbindung per Identifizierung ist auffallig, dass die Relation zwischen den DPs in Abhängigkeit von ihrer lexikalischen Bedeutung ein geordnetes Paar ist. Das referentiell zu verankernde Nomen des b-Satzes hat im Diskurskontext eine hyperonyme Funktion. Diese Relation ist nicht umkehrbar, ohne dabei die Kohärenz der Satzfolgen zu stören:
Diskursstatus von DPs als Input für die Illokutionsstruktur (5-25) a. b. (5-26) a. b.
293
Die Kinder können heute die Einrichtung nicht besuchen. ?Die Polizei; hat k die Schulcj [tj tj g e S P E R R T t k ] Fokus A n n a hat sich ein G e T R Ä N K bestellt, ?Der Tee war viel zu K A L T .
Es zeigt sich, dass das Hypernym als anaphorischer Ausdruck relativ zu seinem Hyperonym einen zu großen Referenzbereich hat. Die Spezifizierung der Relation Β für Bridging durch die Teil- bzw. Identitätsrelation hat auch in Interaktion mit der Informationsstruktur von Sätzen Einfluss auf die Diskursrelation zwischen dem a- und dem b-Satz und in Folge davon auch auf die Illokutionsstruktur einer Satzsequenz. Die Spezifizierung der Relation Β per Identität von Referenten ist die Voraussetzung für die Etablierung von Textkohärenz in unterschiedlichen Diskursstrukturen.104 Nach Asher & Lascarides (1998a) lässt sich zwischen dem Satz (5-24a) und dem Satz (5-24b) die Diskursrelation der Explanation etablieren: (5-27) Explanation: < α , ß > λ cause (ep, e a ) > Explanation (α, β) (aus Asher & Lascarides ebd.)
Der deskriptive Gehalt des ß-Satzes muss also einen kausalen Zusammenhang für die Assertion des vorangegangenen α-Satzes liefern, was in (5-24) auch der Fall ist. Allerdings wird durch die grammatischdeterminierten strukturellen Voraussetzungen des ß-Satzes die DP budova 'Gebäude' an den α-Satz angebunden, so dass der Diskursreferent von skola 'Schule' um weitere Informationen angereichert werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass die DP budova eine anaphorische Funktion erhalten kann. Auf der Ebene der Satzbedeutung erfüllt der ßSatz die strukturellen Voraussetzungen für Narration, da die Diskursstruktur die Informationen für den betreffenden Referenten anreichert. Die Kohärenz zwischen beiden Äußerungen sowie auch die Relevanz von ep für die Äußerung von e a unterliegt aber generell dem enzyklopädischen Wissen. Die folgende Segmentierte Diskursrepräsentations-
104
Sanders, Spooren & Noordman (1992) nehmen an, dass die Kohärenzrelationen das Resultat der Identifizierung zweier Segmente Si und S2 sind, welche Teil von zwei Propositionen ρ bzw. q sind. Dabei können zwischen ρ und q nur zwei Arten von Relationen etabliert werden, nämlich eine kausale und eine additive Relation. Eine additive Relation kann dabei nur dann inferiert werden, wenn eine kausale Relation nicht anwendbar ist.
294
Diskursanbindung von DP-Referenten
struktur (SDRS) verdeutlicht für das Beispiel (5-24) die Verteilung der Diskursmarker: 105 π, π2 χ e, y π,:
children (χ) school(y) -ngo(e,,x, y)
ζ e2 r π2:
police (z) closed (e2, z, r) building (r)
Explanation (π2, π,)
Die Struktur (5-28) zeigt allerdings einen unerwünschten Effekt: Die DRS für (5-24), wo die DP budova 'Gebäude' als präsupponiert behauptet wird, wird in π2 als Diskursmarker eingeführt. Das Gleiche gilt auch dann, wenn die DP im Fokus des Satzes steht und als neues Diskursobjekt etabliert wird: (5-29) Stavebny üradj [t, uzavrel BUdovu}fokm 0 Baupolizei schloss 0 Gebäude.
(Slowakisch)
Mit (5-29) ist aber nicht gegeben, dass die DP budova 'Gebäude' an die DRS πι und damit auch an die DP skola 'Schule' referentiell angebunden werden kann. Als Konstituente der Fokusfunktion greift die DP nicht auf Referenten zurück, welche bereits Diskursmarker im gegebenen Diskursmodell sind. Die Anbindung kann nur unter der Teilrelation erfolgen, was aber auch Teil des enzyklopädischen Wissens ist, da eine Schule aus mehreren Gebäuden bestehen kann. Besonders deutlich wird dieses Problem, wenn man die lexikalischen Input-Bedingungen fur Bridging derart ändert, dass ein Nomen in (5-29) eingesetzt wird, welches polysem ist und sowohl die Identitäts- als auch Teilrelation für die Diskursanbindung ermöglicht: (5-30) Satzsequenz: a. Deti dnes nejdü do skoly. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule. b. Stavebny üradj zariadeniej Qtä Uzavrel tj]Fokus 0 Baupolizei 0 Einrichtung sperrte-pf. b'. Zariadeniej stavebny üradj [tj Uzavrel tj]Fokus 0 Einrichtung 0 Baupolizei sperrte-pf.
105
(Slowakisch)
Der Einfachheit und der Anschaulichkeit halber wurde auf die Repräsentation von Präpositionen und Zeitintervallen in (5-28) verzichtet.
Diskursstatus von DPs als Input für die Illokutionsstruktur
295
Im Deutschen lässt sich ein ähnlicher Effekt erzielen. Obwohl die DP das Gebäude in (5-31) eine definite Deskription ist, blockiert die Fokusstruktur des Satzes die mögliche Anbindung des Diskursreferenten per Bridging. Die anaphorische Referenz der DP muss daher misslingen: (5-31) Satzsequenz: a. Die Kinder gehen heute nicht zur Schule. b. Die Baupolizeij hat k [tj die EINrichtung gesperrt t k ] Fokus
Als nichtanaphorischer Referent kann keine Identitätsrelation zu einem Antezedenz etabliert werden. Damit ist die DP die Einrichtung auch nicht als Institution zu verstehen, was erst außerhalb der Fokusdomäne erfolgen müsste. Der Satz (5-3 lb) ist dann diskurspragmatisch anbindbar, wenn die DP als Teil des Objekts Schule interpretiert werden kann wie bspw. die sanitäre oder elektrische Einrichtung, wofür es einen gesonderten Kontext braucht. Dieses Kapitel hat exemplarisch anhand von Präsuppositionen und des diskursanbindenden Mechanismus Bridging gezeigt, welche Auslöser für die konzeptuelle Interpretation systematisch artikelloser slawischer DPs Teil der Satzbedeutung sind und wie die Diskursanbindung eines Satzes und seiner Konstituenten unter Rückgriff auf die grammatisch-determinierte Satzbedeutung erfolgen kann. Die Satzbedeutung determiniert das diskurspragmatische Potential einer DP sowohl in den artikellosen slawischen Sprachen, als auch im Deutschen als einer Artikelsprache. Dabei hat die Informationsstruktur eines Satzes primären Anteil an der Etablierung der diskurspragmatischen Funktion einer Konstituente.
6. Exkurs zu den Daten des Bulgarischen als Artikel- und Aspektsprache In den vorangegangenen Kapiteln wurde gezeigt, mit welchen grammatischen Mitteln die artikellosen slawischen Sprachen nominale Determination realisieren können. Dabei stand im Vordergrund, mit welchen grammatischen Mitteln die Präsuppositionalität einer DP in einem defektiven Determinierersystem signalisiert wird, um DP-Referenten als referentiell und anaphorisch im Diskurs zu verankern. Diese diskurspragmatische Funktion wird bspw. im Deutschen durch die Interaktion von syntaktisch-phonologischen Mitteln und dem Artikel gesteuert. Ebenso wird die semantische Sortenspezifizierung hinsichtlich der Mass-Count-Distinktion durch Determiniertheit bzw. systematische Indeterminiertheit erzielt, was in den slawischen Sprachen in Interaktion mit dem Verbaspekt und/oder mit syntaktisch-phonologischen Mitteln erfolgt. Unter diesem Aspekt sollen abschließend Daten aus der modernen bulgarischen Standardsprache betrachtet werden. Das Bulgarische sowie das Makedonische sind die einzigen slawischen Sprachen, welche über einen definiten Artikel verfügen. Zugleich sind es die einzigen slawischen Sprachen, welche ihr nominales Flexionssystem im Laufe der sprachgeschichtlichen Entwicklung verloren haben. Als slawische Artikelsprache sollte jedoch zu erwarten sein, dass der definite Artikel einer DP im Bulgarischen der Auslöser für den typensemantischen Status eines Individuenterms ist und damit die entsprechenden diskurspragmatische Funktionen einer DP steuert.106 Da das Bulgarische keine nominale Kasusflexion hat, entscheidet im unmarkierten Fall die syntaktische Linearisierung über die thematischen Relationen im Satz. Kommt es zu Abweichungen von der Basisabfolge der Konstituenten, wie im Falle der Objekttopikalisierung unter Bewegung der DP in die satzinitiale Position, so zeigt der definite Artikel des Bulgarischen an, dass die linksversetzte DP das Satztopik stellt. Das Topik wird in der Regel immer mit dem definiten Artikel gekennzeichnet, womit gesichert ist, dass auch dann, wenn eine ObjektDP topikalisiert wird, die DP nicht als Subjekt des Satzes analysiert 106
Es können hier nur ausgewählte Aspekte des Artikelgebrauchs im Bulgarischen betrachtet werden. Zu einem umfassenden Überblick siehe u.a. Ivanöev (1978), Stojanov (1980) und Mayer (1988).
Exkurs zu den Daten des Bulgarischen
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werden kann. Das Topik in stilistisch neutralen Sätzen - so Mayer (1988: 24) - ist in der Regel eine satzinitiale, definit determinierte DP: (6-1) a. Deteto risuva krusa(ta). Kind-def zeichnet Birne(-def). Das Kind zeichnet eine/(die) Birne, b. Krusata j a ri suva dete(to). Birne-def sie zeichnet Kind(-def) Die Birnen malt ein/(das) Kind, (aus ebd.)
Wird jedoch das direkte Objekt topikalisiert (6-lb), so muss verhindert werden, dass sich aufgrund der defektiven Kasusflexion die thematischen Relationen ändern. Daher wird die Objekt-DP unter Verdoppelung durch ein Objektklitikon realisiert (siehe Ivancev 1978. 193). Die satzinitiale (topikalisierte) DP kann dann als Objekt-DP identifiziert werden. Werkmann (2003) hat gezeigt, dass das pronominale Klitikon die syntaktische Funktion der gedoppelten syntaktischen Konstituente formal anzeigt. Dies erfolgt insbesondere dann, wenn die satzinitiale Position von einer Objekt-DP eingenommen wird, zumal es sich um eine syntaktische Position handelt, welche im unmarkierten Fall dem Subjekt vorbehalten ist (siehe ebd.). (6-2) a. Ivan go d caka druga rabota. Ivan ihn erwartet andere Arbeit. Von Ivan wurde eine andere Arbeit erwartet, b. Ivan caka druga rabota. Ivan erwartet andere Arbeit. Ivan erwartet eine andere Arbeit. (Beispiele aus ebd.)
Ohne klitische Objektdoppelung gibt der Satz (6-2b) andere thematische Relationen der Argumente des Prädikats und auch eine andere Bedeutung wieder. Die Definitheitsmarkierung des Nomens dient nicht allein der Kennzeichnung von Referentialität im Sinne der Präsuppositionalität eines Diskursreferenten. In diesem Falle liegt Anaphorizität vor, welche im Falle des Objekts gesondert gekennzeichnet wird, und zwar durch Objektklitika unter Objektverdoppelung. "Klitische Verdoppelung der Argument-DP ist nur dann möglich, wenn diese Argument-DPn spezifisch referierende Entitäten darstellen [...]" (ebd.: 170). Der Gebrauch des definiten Artikels im Bulgarischen dient außerdem als Auslöser für spezifische und generische DP-Lesarten.
298
Exkurs zu den Daten des Bulgarischen
(6-3) a. Orelät e ptica. Adler-def ist 0 Vogel, b. *Orel e ptica. Adler-indet ist 0 Vogel, (aus Stojanov 1980: 248)
Der definite Artikel wird gebraucht, um spezifische Identifizierbarkeit zu markieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Objekt tatsächlich pragmatisch als Diskursobjekt per Kontextwissen identifizierbar ist oder über außersprachliches Wissen identifiziert werden kann wie als ontologisches Objekt, welches konkrete Eigenschaften erfüllt, indem es Referenz auf eine Klasse von Objekten bzw. auf klassenbildende Eigenschaften von Objekten etabliert.107 Der definite Artikel ist jedoch nicht disambiguierend für den referentiellen und generischen Gebrauch: (6-4) Sportistät trenira redovno na stadiona. Der Sportler trainiert regelmäßig im Stadion.
Die DP sportistät 'Sportler' kann in Abhängigkeit vom Äußerungskontext sowohl eine spezifische als auch eine genetische Lesart erhalten. Es zeigt sich, dass der definite Artikel auch im Bulgarischen starke Quantifizierung anzeigt, so dass ein Prädikat für seine definit gekennzeichnete Argument-DP ganzheitlich gilt und die Präsupposition der Unteilbarkeit auslöst. Damit ist der definite Artikel Auslöser für die typensemantische Lesart als Individuenterm, was die Voraussetzung für die Referentialität und Anaphorizität einer DP ist. Man vergleiche: (6-5) a. Vojnicite DOJDAXA. Die Soldaten kamen an. b. VOJNICI(-TE) dojdaxa. (Die) SOLDATEN kamen an. c. Dojdaxa VOJNICI. Es kamen Soldaten an. d. Dojdaxa VOJNICITE. Es kamen die Soldaten an.
In der satzinitialen Position und damit in der Funktion als Satztopik bzw. außerhalb der Fokusdomäne ist die definit gekennzeichnete DP anapho107
Es gibt Vorkommen generischer Sätze, wo der definite Artikel fakultativ ist. Nach Ivanßev (1978: 208) ist dieser fakultative Gebrauch auf generische DPs beschränkt, welche durch einen Relativsatz restriktiv modifiziert werden, i. Orel/orelät, kojto e zivjal dälgi godini ν zoologiöeskata gradina, e loä letec. Ein Adler, welcher lange Jahre im zoologischen Garten gelebt hat, ist ein schlechter Flieger.
Exkurs zu den Daten des Bulgarischen
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risch zu interpretieren. Innerhalb der Fokusdomäne ist Anaphorizität blockiert. Die definite DP hat dann lediglich eine deiktische Funktion. Da das Bulgarische sowohl über den Verbaspekt als auch über den defmiten Artikel verfügt, wird die semantische Sortenzugehörigkeit einerseits innerhalb der DP-Struktur markiert und andererseits durch den Verbaspekt gekennzeichnet. Es erweist sich aber, dass der Gebrauch des defmiten Artikels in Konkatenation mit dem perfektiven Aspekt obligatorisch ist: (6-6) Toj izpi *kafe/kafeto. Er trank-pf *Kaffee-indet/Kaffee-def. (Beispiel aus Filip 1997: 80)
Den obligatorischen Gebrauch des defmiten Artikels im Bulgarischen wertet Filip (ebd.) als Indiz dafür, dass der perfektive Aspekt mit Definitheit korreliert ist. Allerdings ist Defmitheit eine syntaktische Kategorie, deren semantischer Gehalt sich auf die unike Existenz eines Individuums beschränkt. Als Teil der Fokusdomäne des Satzes disambiguiert die definite Kennzeichnung des Nomens die semantische Sorte und weist die DP als Individuenterm und stark quantifizierte DP aus. Die DP hat eine deiktische Funktion, kann aber erst dann zugleich anaphorisch sein, wenn sie aus der Fokusdomäne herausbewegt wurde (6-7a) oder Objektdoppelung eintritt (6-7b, c): (6-7) a. Toj kafeto IZPI. b. Toj kafeto go IZPI. c. Toj go IZPI kafeto.
Aus den Daten des Bulgarischen und des Deutschen im Vergleich zu den artikellosen Sprachen erweist sich die Determiniertheit durch die Artikel als zusätzliche semantische Anreicherung der DP-Bedeutung. Die diskurspragmatische Funktionszuweisung und die referentielle Anbindung einer DP im Diskurs erfolgt jedoch unabhängig von der Artikeldeterminiertheit und in Abhängigkeit vom informationsstrukturellen Status einer DP im Satzkontext.
Zusammenfassung Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Analyse und Erklärung der DP-Referenz unter den Bedingungen eines defektiven Determinierersystems in den artikellosen slawischen Sprachen. Das zentrale Anliegen der Arbeit war die Untersuchung des grammatischen Kontexts für DPVorkommen und die Interaktion der einzelnen Sprachebenen - Lexikon, Phonologie, Syntax und Semantik - für die Bestimmung des referentiellen Potentials systematisch artikelloser DPs. Es hat sich erwiesen, dass sich der Referenzmodus und das diskurspragmatische Potential einer systematisch artikellosen DP im Slawischen auf grammatischer Ebene einerseits aus dem informationsstrukturellen Status und andererseits aus der Interaktion der grammatischen Kategorie des Verbaspekts zur sortensemantischen Spezifizierung einer DP ergeben. Die systematische Artikellosigkeit slawischer DPs lässt nicht darauf schließen, dass Nomina artikelloser slawischer Sprachen nicht zur DP projizieren und die funktionale Kategorie D in der syntaktischen Nominalstruktur dieser Sprachen fehlt. Anhand von Kriterien der kategorialgrammatischen syntaktischen und typensemantischen Wohlgeformtheit kann gezeigt werden, dass - mit Ausnahme prädikativer Nomina - jede DP über einen zumindest phonologisch leeren Determinierer verfügt (siehe 2.2.). Der non-overte Artikel entspricht semantisch dem Existenzquantor, welcher per Default die Existenz einer nicht-leeren Individuenmenge behauptet (siehe 2.4.). Diese Existenzbehauptung erweist sich als der kompositional-semantische Auslöser für die Präsuppositionalität der DP und ermöglicht die Etablierung von Diskursreferenten. Im Satzkontext ergeben sich aus der kompositionalen Abbildung syntaktischer Strukturen in kontextfreie semantische Repräsentationen spezifische strukturelle Bedingungen für die diskurspragmatische Funktion einer DP. Die Mapping-Hypothese in der Fassung von Diesing (1992) und deren Weiterentwicklung um grammatische Erklärungszusammenhänge empirisch belegbarer DP-Interpretationen bietet im Zusammenhang einer prädikatenlogisch aufgebauten semantischen Repräsentation das Erklärungspotential für die Disambiguierung systematisch artikelloser DPs auf der Grundlage der Informationsstrukturierung von Textsätzen (siehe 3.2. und 3.3.).
Zusammenfassung
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Auf dem Hintergrund der Annahme von Löbner (1990), dass natürlichsprachliche Sätze Koordinationen und Subordinationen von Prädikationen über Individuen sind, erweist sich zunächst die TopikKommentar-Gliederung als eine Funktor-Argument-Struktur. Dabei dient das Topik dem Kommentar als Argument und überfuhrt den Satz unter Geltung des Kommentars in Bezug auf das Topik in einen wahrheitsfahigen Ausdruck relativ zu einem Diskursmodell. Da entsprechend dem Prinzip der Unteilbarkeit ein Argument (Löbner 2000) hinsichtlich seiner kritischen Eigenschaft die prädikatenlogischen Bedingungen für die typensemantische Analyse einer DP als Individuenterm erfüllt, ergibt sich aus den syntaktischen und prosodischen Bedingungen für eine Topik-DP der stark quantifizierte Status, welcher die Voraussetzung für ganzheitliche Referenz einer Individuenmenge ist und die grammatischen Voraussetzungen für eine spezifische, generische oder referentielle Lesart liefert. Die unike Existenzbedingung ergibt sich also aus dem Termstatus des Topiks relativ zum Kommentar des Satzes. Somit sind innerhalb der Satzbedeutung die Bedingungen dafür gegeben, dass eine DP anaphorischen Bezug auf einen Referenten im Diskurskontext etabliert und die diskurspragmatische Verankerung ihres Referenten übernimmt. Fokusmarkierte DPs werden in den artikellosen slawischen Sprachen per Default innerhalb des Satzkontexts schwach quantifiziert gelesen. Eine fokusmarkierte DP ist Teil der Fokusfunktion des Satzes, auf welcher die wahrheitsfunktionale Polaritätsentscheidung operiert (siehe 3.3.1). Die Fokusfunktion wird wiederum auf die nächste syntaktisch eingebettete Konstituente wie bspw. eine DP abgebildet, wobei diese DP - analog zum Satztopik - einer Funktion als Argument dient und eine spezifische Lesart ermöglicht wird (siehe 3.3.3.3). Die Fokusfunktion entspricht mindestens demjenigen Teil des Satzes, welcher der Satznegation unterliegt. In Bezug auf alle Konstituenten des Hintergrundes gibt die Fokusfunktion vor, was der positive bzw. negative Fall ist. Im Neuinformationsfokus kann eine DP selbst nicht negiert werden, sondern lediglich die Fokusfunktion als Ganzes. Daher kann eine fokusmarkierte artikellose DP keinen Termstatus erhalten, wodurch ihr die strukturellen Voraussetzungen dafür fehlen, eine spezifische bzw. referentielle Lesart der DP auf der Ebene der Satzbedeutung auszulösen (siehe 5.1. und 5.2.). Die Informationsstruktur von Sätzen lässt sich in Form von strukturierten Propositionen analysieren. Während eine Proposition, die sich aus der semantischen Komposition eines Prädikats und seiner Argumente ergibt, einen möglichen Sachverhalt in einer möglichen Welt beschreibt, beschränken strukturierte Propositionen die Menge mög-
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licher Welten auf Diskursmodelle. Diese Beschränkung wird durch die Skopusverhältnisse im Satz erzielt (siehe 3.5.1). Entscheidend ist auch hier die Position einer DP relativ zum Fokus des Satzes und damit relativ zu einem möglichen Negationsoperator auf Satzebene. Da sich die informationsstrukturellen Gegebenheiten und die strukturellen Voraussetzungen für DP-Lesarten aus den Skopusverhältnissen innerhalb eines Satzes ergeben, ist es notwendig, der DP-Semantik eine Quantorenanalyse zugrunde zu legen, da DPs in der Termanalyse nicht skopusfähig sind (siehe 1.3.4.). Somit erhält die Informationsstruktur eines Satzes als strukturierte Proposition ihren semantischen Reflex in den jeweiligen Skopusrelationen. Der diskurspragmatisch determinierte Skopus einer DP relativ zur Fokusdomäne und im Einzelnen relativ zur Ereignisbehauptung des Satzmodus gibt Verwendungsbedingungen von Sätzen vor, wodurch - vermittelt über Diskursmodelle - Referenz auf außersprachliche Situationen erfolgt. Die Quantorenanalyse für DPs und die semantische Integration informationsstrukturell relevanter Informationen stellt neue Anforderungen an die regelgeleitete Überführung syntaktischer Satzstrukturen in die kompositional aufgebaute Satzbedeutung. In Abhängigkeit vom informationsstrukturellen Status einer DP werden die Basiseinträge des Lexikons in aktualisierte lexikalische Einheiten überführt, deren Argumentstellen mit diskurspragmatischen Merkmalen adressiert sind. Diese Argumentadressen sind Auslöser für skopusnehmende syntaktische Bewegung einer DP und die kompositional-semantische Integration der Argumente auf der syntaktischen Oberflächenstruktur, welche relevant für die informationsstrukturelle und damit diskurspragmatische Funktion eines Satzes sind. Die prosodische Struktur des Satzes zeigt an, welche der Konstituenten eines Satzes präsuppositional sind, woraus sich in Interaktion mit der syntaktischen Struktur die jeweilige diskurspragmatische Funktion ableiten lässt (siehe 3.2.3. und 3.3.). Während das Deutsche mittels der Artikel der referentielle Modus und die diskurspragmatische Funktion einer DP bereits auf grammatischer Ebene eingrenzen kann, bleiben die artikellosen slawischen Sprachen im Vergleich zum Deutschen dann semantisch unterspezifiziert, wenn sich die DP-Lesart aus der Interaktion des Bedeutungsanteils des jeweiligen Artikels mit dem wahrheitskonditionalen Anteil der Informationsstruktur ergibt (siehe 3.5.). So zeigt der definite Artikel einer fokusmarkierten DP aufgrund der Unikalitätsbedingung als Teil seiner Bedeutung die deiktische Funktion der DP an, während eine determiniererlose DP im Slawischen für diese Funktion erst auf der Ebene der Äußerungsbedeutung, und zwar durch Verankerung des Referenten in einer Situation erzielt werden kann (siehe 3.5.2). Analog dazu kann
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eine artikellose slawische DP außerhalb des Fokus nur präsuppositional interpretiert werden und eine anaphorische Funktion im Diskursmodell erhalten, während der indefinite Artikel im Deutschen aufgrund seines Bedeutungsanteils an der DP-Struktur die anaphorische Anbindung an einen Referenten blockiert und als präsuppositionale DP nur eine referentielle Lesart erhalten kann (siehe 5.2.2.2.). Neben der Informationsstruktur kann die Lesart einer artikellosen slawischen DP hinsichtlich ihrer sortensemantischen Zugehörigkeit durch die grammatische Kategorie des Verbaspekts beschränkt werden. Hierfür gilt die Axiomatik zur Übertragung der Referenzweise von Krifka (1989, 1998). Dabei ist in Axiome zu unterscheiden, welche durch die Komposition der grammatisch-determinierten Bedeutungen von Verbkopf und Komplement-DP den semantischen Input für die Referenzübertragung bereits auf der Ebene der Satzbedeutung liefern und in Axiome, welche erst durch konzeptuell angereicherte Informationen auf der kompositionalen Satzbedeutung operieren können (siehe 4.2.2). So lässt sich Ereignisabbildbarkeit im Deutschen aufgrund der semantisch relevanten Indeterminiertheit eines Massenterms auf der Ebene der Satzbedeutung herleiten, was für die artikellosen slawischen Sprachen aufgrund ihrer systematischen Determiniererlosigkeit mit grammatisch-determinierten Mitteln nicht erfolgen kann. Umgekehrt haben die slawischen Sprachen aufgrund ihrer grammatischen Kategorie des Aspekts im Gegensatz zum Deutschen einen semantischen Input für Objektabbildbarkeit. Dass die Konkatenation des perfektiven Aspekts mit einem Massenterm die Individuierung des nominalen Referenten bewirkt, ist auf den spezifischen Bedeutungsanteil des perfektiven Aspekts zurückzuführen. Der perfektive Aspekt enkodiert grammatisch die Koinzidenz des initialen Intervalls mit dem Endintervall eines geschlossenen Pfades zur Ereigniszeit. Damit wird das temporale Intervall der Ereigniszeit als unteilbar behauptet, was zugleich bedeutet, dass die zeitliche Affizierung des Objekts keine Aufteilungen in Ereignisteile zulässt, wodurch die Interpretation als Massenterm blockiert wird (siehe 4.3.). Das Deutsche kann nur bedingt mit grammatischen Mitteln einen Zustandwechsel markieren. Dieser Fall tritt in Komposition des Perfekts mit dem lexikalischen Bedeutungsanteil des become-Operators eines Verbs ein, welcher das Ereignis als eine gerichtete Pfadstruktur und damit als telischen Ereignisverlauf bezeichnet (siehe 4.4.2.). Die grammatische Verbkategorie des Perfekts behauptet zusätzlich die Lokalisierung der Ereigniszeit vor der Referenzzeit des Sachverhalts, woraus ein Zustandswechsel inferiert werden kann. Da das deutsche Verb aber keine grammatische Kategorie für die Überfuhrung eines
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Ereignisses in einen Nachzustand hat, gibt es auch im Falle des Perfekts keinen semantischen Input für Objekteindeutigkeit auf satzgrammatischer Ebene. Die Axiome der Referenzübertragung haben auf der Ebene der grammatisch-determinierten Bedeutung nur dann Gültigkeit, wenn syntaktisch und prosodisch unmarkierte Satzstrukturen vorliegen. Bewegt sich zum Beispiel in den artikellosen slawischen Sprachen ein Massenterm aus der Fokusdomäne heraus, so erhält die DP aufgrund ihrer skopusbildenden Bewegung eine Termlesart, so dass auch in Komposition mit dem imperfektiven Aspekt Ereigniseindeutigkeit gilt, wobei der imperfektive Aspekt Aufteilungen des Ereignisverlaufs zulässt, so dass eine iterative Interpretation erzielt werden kann. Die Termlesart des Nomens und seine semantische Sortenverschiebung resultieren dann aus dem präsuppositionalen Status der DP. Es hat sich erwiesen, dass nicht der definite Artikel per se der Auslöser für Existenzpräsuppositionen und für die Etablierung von Diskursreferenten ist. Vielmehr dient der informationsstrukturelle Status einer DP - wie das Satztopik bzw. deakzentuierte Hintergrundkonstituenten - als Auslöser für die Diskurseinbettung des Referenten (siehe 3.2.4.). Innerhalb der Fokusdomäne kommt einer defmiten DP des Deutschen aufgrund der Behauptung uniker Existenz eines Referenten in einem Auswertungsindex eine deiktische Funktion zu. In den artikellosen slawischen Sprachen ist die deiktische Funktion auf der Satzebene blockiert. Die DP erhält per Default eine existentielle Lesart. Sowohl in den artikellosen slawischen Sprachen als auch im Deutschen als Artikelsprache kann eine fokusmarkierte DP unabhängig von der Bindung des referentiellen Arguments des nominalen Prädikats keine Textanschlussfunktion haben, da die DP nicht als Term mit ganzheitlicher Referenz eines Individuums zu interpretieren ist, sondern als Teil einer komplexen Funktion, deren wahrheitskonditionale Geltung sich erst aus der Abbildung auf syntaktische Konstituenten außerhalb der Fokusfunktion ergibt, welche dieser Funktion als Argument dienen und den gesamten Satz in einen wahrheitsfähigen Ausdruck überführen (siehe 5.2.). Für die Interaktion der Sprachebenen und ihren jeweiligen Anteil an den Verwendungsbedingungen von Sätzen lässt sich feststellen, dass die semantische Komposition der Satzbedeutung auf der Verknüpfung von lexikalischen Einheiten basiert, deren Argumentstruktur für die diskurspragmatische Funktion der Argumente angepasst ist (siehe 3.2.3.3. und 3.3.3.). Die diskurspragmatische Adressierung der Argumentstellen löst semantisch motivierte und skopusbildende syntaktische Bewegung aus, wobei im prosodisch und syntaktisch unmarkierten Fall
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der Verbleib einer DP unter VP mit deren Fokusmarkierung assoziiert ist. Da die Informationsstruktur nur auf der syntaktischen Oberflächenstruktur manifest ist und zugleich semantische Relevanz für die Wahrheits- und Kontextbedingungen von Sätzen hat, wurde in der vorliegenden Arbeit angestrebt, nicht die Logische Form, sondern die syntaktische Konstellation zu Spell-out als Abbildungsbasis in semantische Repräsentationen zu wählen. Dieses Verfahren stellt den Versuch dar, unter Umgehung non-overter syntaktischer Operationen, adäquate Verwendungsbedingungen von Sätzen regelgeleitet zu repräsentieren. Innerhalb der Arbeit wurde bereits auf Probleme verwiesen, die sich daraus ergeben, dass die syntaktische Position von Operatoren nicht notwendigerweise mit seinem semantischen Operand identisch ist. Für fortführende Arbeiten zur semantischen Integration informationsstruktureller Gegebenheiten wird weitere Evidenz dafür benötigt, dass disloziierte Konstituenten lediglich auf ihr semantisch relevantes Merkmal in der entsprechenden funktionalen Kategorie verweisen und in dieser Position semantisch zu integrieren sind (siehe 3.3.3.2.). Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit sind theoretische und methodische Fragen zum Aufbau der Satzbedeutung auf dem Hintergrund der nominalen Determination. Die Klärung grundsätzlicher Fragen der Satzbedeutung und deren semantischer Komposition war Voraussetzung dafür, um die grammatischen, strukturellen Bedingungen für den referenzsemantischen Status einer DP und deren Beitrag zur Diskurseinbettung von Referenten sowie zur Verwendung von Textsätzen zu analysieren und zu erklären. Dabei konnten Fragen wie die nach dem Einfluss der lexikalischen Bedeutung einer (komplexen) DP auf ihre referenzsemantische und diskurspragmatische Funktion nicht geklärt werden. Die Arbeit musste sich auch auf die Analyse von DPs in prosodisch unmarkierten Strukturen beschränken, da für markierte prosodische Strukturen der Kontrastfokussierung angereicherte Wahrheits- und Kontextbedingungen gelten, deren Bearbeitung den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte. Auch ist das Verhältnis von Verifikationen modifizierenden Operatoren und der syntaktischen und semantischen Abgrenzung zum Positions- bzw. Negationsoperator eines Satzes noch nicht hinreichend beantwortet, da hierfür die epistemischen und attitutionalen Bedeutungsbestandteile der jeweiligen Operatoren hinsichtlich negativer bzw. affirmativer Aussagen vorausgesetzt werden müssen. Offen bleibt in dieser Arbeit ebenfalls der referenz- und sortensemantische Status von DPs in Präpositionalphrasen. Hierfür ist eine gesonderte Analyse für die sortensemantische Verschiebung wie bspw. von Objekten zu Institutionen oder genetisch zu interpretierenden Enti-
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täten erforderlich. Analoges gilt für DPs, welche in der Literatur als semantische Definite gelten und auch innerhalb der Fokusdomäne eine referentielle Lesart per Default erhalten. Hierfür muss geklärt werden, wie die unike Existenzannahme eines Referenten außerhalb des Satzkontexts und in Abhängigkeit von Situationen erfolgen kann. Die in dieser Arbeit vorgeschlagene Default-Bindung erfasst aber auf der Ebene der kontextfreien Satzbedeutung den minimalen gemeinsamen semantischen Nenner aller DP-Vorkommen, wobei deren Bedeutung durch zusätzliche Informationen aus dem Satzkontext und/oder aus dem Äußerungskontext angereichert werden können. Hinsichtlich der Defektivität des Determinierersystems artikelloser slawischer Sprachen konnte gezeigt werden, dass einerseits der Begriff der Determiniertheit an die lexikalische Füllung des D-Kopfes gebunden ist. Andererseits ist Determination ein universales Phänomen, welches nicht an das Vorhandensein eines Determinierers selbst gebunden sein muss. Die Determinierung entspricht eben derjenigen konzeptuellen Operation, welche auf die Information von Nachbarkategorien sowie auf außersprachliches Wissen zurückgreift, um auf konzeptueller Ebene Determination zu etablieren und den referentiellen Modus sowie die diskurspragmatische Funktion eines Nomens zu bestimmen.
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Sachregister
A
D
Agreement-Merkmale 1-4, 9, 47,136,212 AGR-Merkmale, siehe Agreement-Merkmale Aktionsarten 228, 266-267, 275277 anaphorisch 10, 14, 18, 19, 2123, 64, 77, 88-89, 96, 113-116, 153-154, 160, 171-174, 178179, 241, 253, 283-284, 286290, 291- 293,295-296, Artikel 1-6, 75-78, 127, 132, 135, 154 defmiter 6, 10, 16, 19-21, 75, 127, 134, 157, 284-288, 296-297 generischer 16-17 indefiniter 10-15, 22, 138, 178, 285 Aspekt, siehe Verbaspekt
Determination 40, 41, 78, 79, 80, 81, 229, 278 Determinierer 1 - 5, 37, 67, 79, 80-85,94, 136, 222, 241,286 Determiniertheit 3-4, 78, 101, 225, 227, 272 Diskursanbindung 19,24,114, 280-281, 284-288, 294-295 Diskursrepräsentation 19, 23, 60, 124, 293 D-Kopf 2, 4-7, 83-87, 199, 256 DP-Lesart 7, 10-11 existentielle 10-11, 28, 40, 52, 58, 63, 73, 87, 100-103, 106, 114, 163,201,204, 215-217, 224, 255,278, 280, 283, 290 generische 12, 16-19, 25, 106107, 216, 289-290, 297 nichtspezifische 8-9, 11-14, 103, 205 partitive 12,88,90-96,241242, 278, 285, 291 präsuppositionale 10-11, 19, 40,51-53, 63, 114, 116, 119, 120-121, 126-129, 163-164, 192, 196, 204, 216, 220, 280, 286, 289290, 292
Β Bridging 286-288,291,293-295
c Count noun 4,215,225
330 referentielle 1, 6-12, 18, 20, 25, 28, 52, 63, 103, 105, 116, 121, 126, 128, 132134, 138, 153, 157, 163, 181,203,204-205, 209, 216,218, 223,225,278, 280, 281, 285, 290-292 spezifische 8, 10-14, 40, 52, 101, 103, 106-107, 132133, 138, 205,215,219, 291, 297, 298 Durativität 228, 276, 279
Ε egressiv 266-268, 276-277 Ereigniseindeutigkeit 234-236, 240, 246, 266, 269, 272, 278 Explanation 293-294
F finitiv 228, 273, 274-277 Fokus 8, 11-14, 45, 53, 60-64, 103-108, 115-120, 163-167, 171, 175, 177, 179, 188-201, 216-222, 280, 288-290, 295 Fokusdomäne 11-14,103-109, 113-115, 117, 163-164, 171175, 183-184, 191,287-289 Fokus-HintergrundGliederung 57, 61, 128, 164, 269 Fokusweite 57, 105, 107-108, 117, 120, 164, 179, 182, 192193, 268-269 Funktionale Komposition 34, 5556, 157, 202, 212, 249, 255, 257-258, 276
Sachregister
G Generatives Grammatikmodell 26-27,41,66 Generizität, siehe DP-Lesart, generische
Η Habitualität 6, 17 Hintergrund 8-9, 28, 53, 107, 113-114, 119-121, 125, 141, 165, 169, 198, 208-209,212, 215,218 Homogenität 76, 128-129
identische Abbildung 42, 187, 190, 200, 212 Indeterminiertheit 3, 78, 101, 128, 225, 227, 235, 242, 296 Individuengruppe 4, 12, 69, 107, 128-129,218 Individuenterm 3-5, 9, 33, 38, 50, 60, 80, 128-129, 133-135, 138-139, 145-146, 157, 163, 184, 203,218-219, 224-227, 229, 235-236, 238, 245, 264, 281,283,291 Informationsstruktur 7, 9, 24, 26, 28, 40-41, 46, 57-60, 64-68, 70-74, 101, 121, 137, 139-140, 220, 225, 293, 295 inkrementelle Prädikate 9, 233, 236-237, 265-266, 280 instantiierte Proposition 67,135, 142, 158,211,215,237 Instantiierungsfunktion 35, 161162 Iterativität 237, 269, 271-273
Sachregister
331
Κ Kommentar 45, 124, 126, 128, 133, 138, 140, 142, 151, 157, 165-166, 183,203,291 Kompositionalität 25, 28, 32, 58, 75, 83, 147, 223 Kontrastfokus 19,72,109-113, 115, 170, 194, 197, 199, 201
L Lambda-Konversion 33-34, 3637, 87, 165
Μ Mapping-Hypothese 10-11,204, 216,219, 224 Massennomen 3-5, 9, 28, 45, 50, 77,91,95,225-229, 233,237, 241,243,272, 278, 281,283 Massenterm, siehe Massennomen
Ν Negationsgenitiv 203-206, 208209,211,213-215 Neuinformationsfokus 8,11,72, 103, 108-109, 111, 113, 170, 288 N-Kopf 1-2, 86, 91, 95, 99, 208
Ο Objekteindeutigkeit 234-236, 238, 242, 245-246,281,283 Operatorenbindung 16, 37, 55
Partizip 250-260,264 Perfekt 228, 232, 250-252, 257, 259-264, 274, 279 Pfadstruktur 231-232,237,239240, 254, 263, 267, 272-274, 278-279 Plural-DP 4, 129 Polaritätsentscheidung 120, 164, 172, 179, 182, 184, 188, 190, 193-194, 197, 199,217-218, 268,289-290 Polaritätsphrase 189,202 Präsuppositionsskelett 61-62, 103, 110, 112, 117, 119-120, 164, 196, 203 Prinzip von der unsichtbaren Kategorie 79, 175, 245
ß Quantifizierung 15,17-18,77, 109, 133, 163,219, 238, 270, 278, 284 Quantorenanhebung 13, 26, 138, 184-185
R Referentialität, siehe DP-Lesart, referentielle Referenzübertragung 233-234, 240, 242, 245-246, 248, 272, 278-279 Resultativität 226, 250, 254, 256, 259-260, 262-265, 268, 274 Resultatszustand 242, 253, 260261, 264
332
Sachregister
s
V
Satzbedeutung 13, 16, 18, 19-20, 25, 28, 36, 39-40, 45, 50, 54, 58, 59, 61, 63, 68-74, 82-83, 103, 108-109, 134-135, 166, 168,220-223,235-236, 281, 285-286, 290, 295 Satznegation 45, 51-53, 77, 145, 153-159, 161-162, 169-170, 175-178, 190, 194-195, 199, 205, 207-208, 210-213, 262, 289 Semantische Form 24, 27, 32, 5859, 66-68, 229, 232 Sortenspezifizierung 3, 5, 28, 50, 240, 245,281,296
Verbaspekt 5, 30-31, 48, 232233, 245-246, 248-250, 254, 277, 279, 296 imperfektiv 5, 9, 50, 227, 235, 237,241,245,248-249, 254, 259, 267-268, 272, 274-278, 281 perfektiv 5, 50, 181, 226-229, 232, 235, 238, 240, 245246, 248-250, 254, 259, 264, 266, 268, 272, 274276, 279-280,283,299
Τ
X-bar-Schema 27, 85
Theta-Unifizierung 37, 93, 273 Topikalisierung 46, 67, 69-70, 133, 141, 180, 186-187 Topik-KommentarGliederung 45, 128 Tree-Splitting-Hypothese 10, 50 Typenanhebung 39, 55-56, 137, 184-188, 190, 200,212
Ζ Zustandswechsel 226-228, 232, 239-240, 249, 260-268, 272, 275