Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum 9781841718248, 9781407328171

A study and catalogue of the silver hoard (the contents of a woman's tomb of the first century AD) from Bursa (Prus

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German Pages [103] Year 2005

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Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abkürzungen
Vorwort
I. Einleitung
II. LAGE UND GESCHICHTE DER STADT PRUSA
III. KATALOG
IV. Vergleichende Einzelbetrachtung
V. Schlußbetrachtungen
VI. Literaturliste
VII. Anhang: Konkordanzliste für Tafeln
Tafeln 1-34
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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum
 9781841718248, 9781407328171

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BAR  S1384  2005   v. MANGOLDT   DER SILBERSCHATZ VON BRUSA/BURSA IM BRITISH MUSEUM

Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum Hans v. Mangoldt

BAR International Series 1384 9 781841 718248

B A R

2005

Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Hans v. Mangoldt

BAR International Series 1384 2005

Published in 2016 by BAR Publishing, Oxford BAR International Series 1384 Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum © H v Mangoldt and the Publisher 2005 The author's moral rights under the 1988 UK Copyright, Designs and Patents Act are hereby expressly asserted. All rights reserved. No part of this work may be copied, reproduced, stored, sold, distributed, scanned, saved in any form of digital format or transmitted in any form digitally, without the written permission of the Publisher.

ISBN 9781841718248 paperback ISBN 9781407328171 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781841718248 A catalogue record for this book is available from the British Library BAR Publishing is the trading name of British Archaeological Reports (Oxford) Ltd. British Archaeological Reports was first incorporated in 1974 to publish the BAR Series, International and British. In 1992 Hadrian Books Ltd became part of the BAR group. This volume was originally published by Archaeopress in conjunction with British Archaeological Reports (Oxford) Ltd / Hadrian Books Ltd, the Series principal publisher, in 2005. This present volume is published by BAR Publishing, 2016.

BAR

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Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Abkürzungen...................................................................................................... iii Vorwort ......................................................................................................................................... v I. Einleitung................................................................................................................................... 1 II. Lage und Geschichte der Stadt Prusa ....................................................................................... 3 III. Katalog .................................................................................................................................... 5 1 Spiegel................................................................................................................................... 5 2 Pyxis...................................................................................................................................... 7 3 Teller ................................................................................................................................... 10 4 Napf..................................................................................................................................... 12 5 Schöpfgefäß ........................................................................................................................ 14 6 Silbernes Gerät/Spindel?..................................................................................................... 16 7 Löffel................................................................................................................................... 19 IV. Vergleichende Einzelbetrachtung ......................................................................................... 21 1 Spiegel................................................................................................................................. 21 2 Pyxis.................................................................................................................................... 24 3 Teller ................................................................................................................................... 26 4 Napf..................................................................................................................................... 30 5 Schöpfgefäß ........................................................................................................................ 33 6 Silbernes Gerät/Spindel?..................................................................................................... 37 7 Löffel................................................................................................................................... 44 V. Schlußbetrachtungen .............................................................................................................. 48 VI. Literaturliste .......................................................................................................................... 53 VII. Anhang: Konkordanzliste für Tafeln ................................................................................... 58 Tafeln 1-34...................................................................................................................................60

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Verzeichnis der Abkürzungen Neben den im AA 1997, 611ff. üblichen Sigeln und Abkürzungen werden in dieser Arbeit folgende verwendet: Barber

E. J. W. Barber, Prehistoric Textiles. The Development of Cloth in the Neolithic and Bronze Ages with Special Reference to the Aegean (1991) 41-78.

Bizerta

H. v. Prittwitz und Gaffron - H. Mielsch (Hrsg.), Das Haus lacht vor Silber. Die Prunkplatte von Bizerta und das römische Tafelgeschirr (1997).

Bridger

C. Bridger, Die Metallgefäße, in: H.-J. Schalles - Ch. Schreiter (Hrsg.), Geschichte aus dem Kies. Neue Funde aus dem Alten Rhein bei Xanten, Xantener Berichte 3 (1993) 65-81.

Drexel

F. Drexel, Ein ägyptisches Silberinventar der Kaiserzeit, RM 36/37, 1921/22, 34-57.

Hildesheimer Silberfund

M. Boetzkes - H. Stein (Hrsg.), Der Hildesheimer Silberfund. Original und Nachbildung. Vom Römerschatz zum Bürgerstolz (1997).

Hilgers

W. Hilgers, Lateinische Gefäßnamen. Bezeichnungen, Funktion und Form römischer Gefäße nach den antiken Schriftquellen, 31. Beih. BJb (1969).

Jakovenko

E. V. Jakovenko, Skythische Spindeln, in: R. Rolle - M. Müller-Wille - K. Schietzel (Hrsg.), Gold der Steppe. Archäologie der Ukraine (1991) 111-113.

Lloyd-Morgan

G. Lloyd-Morgan, Description of the Collections in the Rijksmuseum G. M. Kam at Nijmegen IX, The Mirrors. Including a Description of the Roman Mirrors found in the Netherlands, in other Dutch Museums (1981).

Mutz

A. Mutz, Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern (1972).

Oliver

A. Oliver Jr., Silver for the Gods. 800 Years of Greek and Roman Silver (1977).

Strong

D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966).

Walters

H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921). Antike Autoren werden nach Der Neue Pauly 1 (1996) XXXIXff. zitiert.

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Vorwort Silberfunde erregten und erregen wie alle Edelmetallfunde das Interesse der Öffentlichkeit. Vor allem die Funde der großen, zumeist frühkaiserzeitlichen Silberschätze (Berthouville, Hildesheim, Tivoli, Boscoreale und Casa del Menandro) Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs. lenkten die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf die römische Toreutik. Daraufhin erschienen insbesondere um die Jahrhundertwende und kurz danach zahlreiche Publikationen zu diesem Themenbereich. Einfachere Silbergefäße wurden jedoch zumeist nur zusammen mit reich verzierten Stücken veröffentlicht, ohne daß man den einfacheren größere Beachtung schenkte. Dies sollte sich auch im Laufe des 20. Jhs. nicht grundlegend ändern. Nicht sehr viel besser erging es daher dem Anfang des 20. Jhs. vom British Museum angekauften Silberschatz von Brusa/Bursa. Auf das Thema hat mich Konrad Hitzl aufmerksam gemacht. Ihm gilt mein besonderer Dank, ebenso wie Hartmann Reim, der sich gleichfalls als Gutachter zur Verfügung gestellt hat. Ohne die großzügige Erlaubnis, den Silberschatz zu bearbeiten, wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Dem British Museum bin ich deshalb zu großem Dank verpflichtet. Insbesondere Lucilla Burn, Samantha Conradie, Judith Swaddling und Dyfri Williams möchte ich dafür danken, daß sie mir die Arbeit an dem Material ermöglicht haben, ferner für ihre darüber hinaus geleistete wertvolle Hilfe. Mein Dank gilt auch Marilyn Hockey, der im British Museum für Edelmetallrestaurierungen zuständigen Restauratorin, die freundlicherweise bereitwillig manche technische Frage beantwortete. Das British Museum stellte mir neben den schon vorhandenen Aufnahmen des Silberschatzes auch neue, nach meinen Vorstellungen für diese Arbeit angefertigte Aufnahmen zur Verfügung. Für die Erlaubnis die Aufnahmen publizieren zu dürfen, bin ich dem British Museum zu Dank verpflichtet. Wertvolle Hinweise gaben Bettina von Freytag gen. Löringhoff, Helmut Ihle, Frank Kolb, Manfred Korfmann, Peter Kurzmann, Heide Mommsen, Valentina Mordvintseva, Barbara Niemeyer, Christoph Pasch, Göksel Sazcı, Günther E. Thüry, Michail J. Treister und Matthias Weber. Ferner möchte ich den diskussionsfreudigen Kommilitonen für hilfreiche Anregungen danken. Für geleistete Übersetzungshilfe bin ich Kirsten Gay, Peter Pavuk, Elisabeth Katzy und Silke Weberruß zu Dank verpflichtet. Hilmar Klinkott und Dietmar Till habe ich für das schnelle Beschaffen von nicht in Tübingen vorhandener Literatur zu danken. Nicht zuletzt danke ich Andrea Geier, Hilmar Klinkott, Natascha Kreutz, Michael Lesky, Bianca v. Mangoldt, Christoph Pasch, Andreas Thomsen und meinem Vater für das Korrekturlesen. David Davison bin ich für die Möglichkeit meine Arbeit zu publizieren und die direkte, freundliche und unkomplizierte Betreuung sehr dankbar. Die vorliegende Arbeit ist eine aktualisierte Fassung der Magisterarbeit, die vom Verfasser 2001 im Fach Klassische Archäologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen eingereicht wurde.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

I. Einleitung Der Schatz von Brusa/Bursa im British Museum besteht aus sieben silbernen Gefäßen und Geräten mit einem Gesamtgewicht von 870 g: einem Spiegel, einer Pyxis, einem Teller, einem Napf, einem Schöpfgefäß, einem silbernen Gerät und einem Löffel. Sie wurden zusammen in einem Grab in Brusa gefunden1 und vermutlich 1913 vom British Museum angekauft. Im Inventarbuch wurden die Gegenstände am 31. Mai 1913 aufgenommen. Einen Ort mit dem Namen Brusa gibt es nicht mehr, jedoch wurde das heutige Bursa vor der Vertreibung der griechischen Bevölkerung vorwiegend Brusa (Brussa) genannt2. Es liegt an der Stelle der antiken Stadt Prusa (Προ³σα) im nordwestlichen Kleinasien, ungefähr zwanzig Kilometer vom Marmarameer entfernt. Erstmals werden die Gefäße und Geräte des Silberschatzes von Brusa/Bursa 1921 im Katalog der Silbergegenstände im British Museum von Walters aufgeführt3. Darin werden nur wenige Angaben zu den einzelnen Stücken gemacht. Moderne Gewichtsangaben fehlen völlig. Fünf der sieben Gefäße und Geräte sind in einer Sammelaufnahme abgebildet. Der Löffel und das silberne Gerät sind im Katalog in Umzeichnung wiedergegeben. Erwähnung findet der Silberfund 1966 in Strongs grundlegendem Überblickswerk über griechisches und römisches Silbergeschirr4. In der späteren Literatur werden einzelne Stücke aus Brusa/Bursa als Vergleichsstücke zitiert. Eine Gesamtbearbeitung des Silberschatzes gibt es jedoch seit Walters’ Katalog nicht. Außer der aufgeführten Literatur geben das Inventarbuch des Department of Greek and Roman Antiquities im British Museum und handschriftliche Durchschußseiten in der Ausgabe von Walters’ Katalog, die sich in derselben Abteilung befindet, zusätzliche Informationen zu den Stücken. Die vorliegende Arbeit wendet sich zunächst Lage und Geschichte der Stadt Brusa/Bursa zu. Der anschließende Katalog dient einer möglichst wertungsfreien Beschreibung der einzelnen Stücke und beinhaltet kommentierende Bemerkungen zu deren Herstellung. Das darauf folgende Kapitel bezieht Vergleichsstücke in die Betrachtung ein und geht der Bestimmung der Funktion der einzelnen Stücke und ihres lateinischen Namens nach, wo dies Sinn macht; ferner werden weitere für das jeweilige Katalogstück spezifische Fragen aufgegriffen. Die »Schlußbetrachtungen« sind umfassenden Analysen gewidmet. Hier werden Fragen wie Servicebildung und neben den Einzeldatierungen die Gesamtdatierung des Silberschatzes angesprochen. Der Tafelteil beginnt mit einer Karte, auf der die östlichen Provinzen des römischen Reichs verzeichnet sind. Sie soll die geographische Lage von Prusa vor Augen führen. Es folgen die Neu- und Altaufnahmen der einzelnen Stücke des Silberschatzes. Eine graphische Darstellung der Einzeldatierungen der Gefäße und Geräte des Silberschatzes soll die Gesamtdatierung veranschaulichen. Die Beschreibung der einzelnen Stücke im Katalogteil beginnt jeweils mit technischen Angaben. Zunächst wird die Inventarnummer des besprochenen Gegenstands im British Museum genannt. Die Inventarnummer setzt sich aus der Jahreszahl, dem Monat und dem Tag 1 2 3 4

Die Angabe »Found together in a tomb at Brusa« findet sich im Inventarbuch. Sie wird von Walters 31 -mißverständlich mit »Tomb group from Brusa« wiedergegeben. Meyers Konversations-Lexikon 35 (1895) 582f. s.v. Brussa. Walters 31f. Nr. 119-125 mit Abb. 44. 45; Taf. 16. Strong 157: »The contents of a woman's tomb of the first century A.D. found at Bursa and now in the British Museum includes a cylindrical pyxis, a little straight-sided bowl, a little spoon with a looped handle ending in a swan's head, probably used for cosmetics, a mirror and a spindle.«; ebenda 143f. »A typical simpulum found in the Bursa Treasure is now in the British Museum.«

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der Inventarisierung und einer Ordnungszahl zusammen. Nach dieser Ordnungszahl richtet sich die Reihenfolge der Gefäße und Geräte in dieser Arbeit. Zur besseren Übersicht wird auch die Nummer aus Walters’ Katalog angegeben. Die in dieser Arbeit aufgeführten Maße wurden vom Verf. selbst ermittelt und weichen meist von den von Walters veröffentlichten ab. Die Abweichungen betragen bis zu fünf Millimeter. Dagegen entsprechen die Maße im Inventarbuch häufiger den in dieser Arbeit angegebenen. Um die Genauigkeit der Angaben sicherzustellen, wurden alle Maße doppelt und auf unterschiedlichem Wege ermittelt5. Bei der Erstellung des Katalogs wurde darauf geachtet, daß die deskriptiven Abschnitte »Erhaltung« und »Beschreibung« frei von Vermutungen sind. Ausnahmen sind deutlich gekennzeichnet. Nicht restlos sicher bestimmbare Bearbeitungsspuren werden aus diesem Grund zuerst unter »Erhaltung« aufgeführt. Nur eindeutige Bearbeitungsspuren werden erst in der Beschreibung erwähnt. Mehrere zur präziseren Ausdrucksweise verwendete Fachbegriffe bedürfen einer Erklärung. Die Begriffe sind Fachbezeichnungen aus der Drehtechnik und Metallverarbeitung. Der an vielen auf der Drehbank bearbeiteten Metallgegenständen anzutreffende Pinoleneindruck stammt von der Pinolenspitze. Die Pinole kann im Reitstock in Längsrichtung verschoben werden und trägt eine Spitze. Diese Pinolenspitze dient dazu, das Werkstück zentriert in die Drehbank einzuspannen und in dieser Position festzuhalten. Die auf diese Weise im Werkstück erzeugte kegelförmige Vertiefung wird Zentrum oder Pinoleneindruck genannt. Weitere Spuren der Bearbeitung auf der Drehbank sind die durch das Zerspanen mit dem Handdrehstahl erzeugten Drehrillen. Völlig ungewollte, aber häufig auftretende Arbeitsspuren sind die sogenannten Rattermarken. Bei diesen handelt es sich um Wellenbänder, die durch Vibration in Werkstück oder Werkzeug entstehen und an Hohlkörpern besonders leicht auftreten. Rattermarken sind ein sicheres Zeichen für die Fertigung auf einer Drehbank mit kontinuierlichem Antrieb. Einfachere Drehbänke werden jedoch nach Art eines Fiedelbohrers ständig alternierend angetrieben6. Als Kreisrillen werden in dieser Arbeit die konzentrischen Kreise bezeichnet, die mit Hilfe der Drehbank als Verzierung in eine plane Fläche des Werkstücks eingetieft werden. Kreisrillen bilden häufig Gruppierungen, die aus mehreren einzelnen Kreisrillen bestehen. Als Eindrehungen werden von außen oder innen in die Gefäßwand eingearbeitete Rillen bezeichnet. Beim Drücken bzw. Metalldrücken wird aus einer runden Blechscheibe, die zentrisch gegen eine Form gedrückt wird, die gewünschte Form gewonnen. Die Blechscheibe muß drehbar auf der Pinole befestigt sein. Durch Werkzeuge, sog. Druckstähle, wird die rotierende Blechscheibe über die Form gedrückt. Die Druckstähle liegen dabei auf einer Handauflage, da je nach Durchmesser, Dicke und Material der Blechscheibe erhebliche Kräfte nötig sind. Beim Treiben wird aus einem wesentlich kleineren Rohling durch Hämmern auf dem Amboß die gewünschte Form gewonnen. Dabei wird das Metall gestreckt und die Wandstärke nimmt ab. In der Antike wurden die Rohlinge gegossen, heute aus gewalztem Blech Stücke geschnitten.

5 6

Alle Maße wurden, wo möglich, zusätzlich zur Messung mit einer Schieblehre auch mit Lineal und Winkeln bestimmt. Die Drehtechnik und weitere Herstellungstechniken wird mit zahlreichen Abbildungen anschaulich bei Mutz 14ff. 40ff. erklärt.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

II. LAGE UND GESCHICHTE DER STADT PRUSA Die Stadt Prusa (Taf. 1) wird häufig genauer bezeichnet mit Prusa ad Olympum, hieß später Brusa (Brussa) und trägt heute den Namen Bursa. Sie liegt in der antiken Landschaft Bithynien am Fuß des Berges Olymp (heute Uludağ) auf einem nach Norden ausgreifenden Gebirgssporn am südlichen Rand einer fruchtbaren Ebene7. Da die Gebirgszunge nach Westen und Osten durch Taleinschnitte begrenzt ist und zur Ebene hin schroff abfällt, besitzt der Ort eine ausgezeichnete natürliche Schutzlage. Prusa ist nach Norden durch eine flache Hügelkette vom etwa 20 km weit entfernten Meer getrennt. Dieses ist jedoch in der Nähe des heutigen Mudania leicht über einen niedrigen Paß erreichbar. Die Tabula Peutingeriana verzeichnet Prusa als »Prusad. Olympum«8. Zur Mehrzahl der anderen bithynischen Städte liegen weit mehr historische Quellen vor als zu Prusa. Dies hängt vermutlich mit dessen abgeschiedener Lage abseits der Küste zusammen 9. Über die römische Zeit in Bithynien existiert allerdings insgesamt nur vergleichsweise wenig Literatur10. Eine archäologische Erforschung der Stadt ist kaum möglich, da das antike Prusa schon 1913 vollständig durch das moderne Brusa (Brussa) überbaut war11. Daher kann die Literatur auch keine Angaben zur Lage der Nekropole machen. Die Geschichte von Prusa beginnt im Vergleich zu der Geschichte von Nikomedeia und Nikaia, den bedeutendsten Städten Bithyniens, erst relativ spät12. Plinius berichtet, daß die Stadt Prusa von Hannibal gegründet worden sei13. Die Stadtgründung wird von Plinius also ins frühe 2. Jh. v. Chr. datiert. Strabon dagegen setzt die Gründung zur Zeit des Lyderkönigs Kroisos im 6. Jh. an14. Die in der Literatur vorherrschende Meinung ist, daß der Ort erst von Prusias I. (ca. 230182 v. Chr.) zwischen 188 und 183 v. Chr. - wohl unter Mitwirkung oder auf den Rat Hannibals hin - zur Stadt erhoben wurde, aber als Siedlungsplatz deutlich älter ist15. Prusa war neben Nikomedeia und Nikaia eine der drei Residenzstädte der Könige von Bithynien16. In römischer Zeit gehörte Prusa zur Provinz Pontus et Bithynia. Die Stadt besaß das Münzrecht, allerdings ist nicht bekannt, ob sie durchgehend geprägt hat. Münzen sind nur punktuell, aus der Zeit um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr., aus neronischer und trajanischer Zeit, bekannt. Eine regelmäßige Prägetätigkeit beginnt mit Antoninus Pius 17. In der frühen Kaiserzeit war Prusa eine unbedeutende Kleinstadt. Bekanntester Bürger und größter Euerget dieser Zeit war der Philosoph und Redner Dion Cocceianus, genannt Chrysostomos. Er versuchte durch die Übernahme öffentlicher Aufgaben Ende des 1. und zu Beginn des 2. Jhs. n. Chr. den Einfluß und die Macht der Stadt zu vergrößern18. Auch Plinius 7 8 9 10 11 12 13 14

15 16 17 18

Zur Lage und Topographie der Stadt Prusa J. Sölch, Klio 19, 1925, 154ff.; T. Corsten (Hrsg.), Die Inschriften von Prusa ad Olympum 2. Die Geschichte der Stadt in der Antike. Inschriften unbekannter Herkunft im Archäologischen Museum Bursa (1993) 9ff. K. Miller, Die Peutingersche Tafel oder Weltkarte des Castorius (1916) Segment 9, Teil 3. Corsten a.O. 21. T. Bechert, Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick (1999) 110. Corsten a.O. 10. Sölch a.O. 154. Plin. nat. 5, 148: »A Cio intus in Bithynia Prusa ab Hannibale sub Olympo condita ...«. Übersetzung durch Verf.: »Von Kios aus im Innern von Bithynien [liegt] Prusa, von Hannibal unterhalb des Olymps gegründet ...«. Strab. 17, 4, 3: »Προ³σα δÁ Ñπà τ© ’Ολύμπz êδρυται τ© Μυσίz, πόλις εÕνομουμένη, το²ς τε ΦρυξÃν ëμορος καà το²ς Μυσο²ς, κτίσμα Προυσίου το³ πρÄς Κρο²σον πολεμήσαντος. « Übersetzung durch Corsten a.O. 22: »Prusa aber liegt am Mysischen Olymp, eine Stadt mit guter Verfassung, welche an die Phryger und die Myser grenzt, eine Gründung des Prusias, der gegen Kroisos Krieg führte.« Die Nennung von Kroisos ist wahrscheinlich ein Fehler, gemeint ist wohl eigentlich Kyros (d.Gr.). s. dazu H. L. Jones, The Geography of Strabo 5, The Loeb Classical Library (1961) 456 Anm. 2. Allerdings ist ein Prusias zu Lebzeiten des Kyros bzw. Kroisos historisch nicht faßbar. Sölch a.O. 156ff.; Corsten a.O. 21ff. Sölch a.O. 159. Corsten a.O. 17. Ebenda 31f.

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d. J. kümmerte sich Anfang des 2. Jhs. im Auftrag Trajans als legatus Augusti um die Provinz und die Stadt Prusa19. Die ökonomischen Grundlagen der Stadt waren durch die Land- und Waldwirtschaft geprägt. Außer als Heimatstadt des Dion Chrysostomos war Prusa auch für seine Heilquellen bekannt, deren Existenz spätestens in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. belegt ist20. Die Mediziner von Prusa waren berühmt, aus ihrem Kreis kamen sogar Leibärzte der Kaiser. Ihre medizinischen Fähigkeiten werden mit der Bedeutung der Heilquellen begründet21. Größere politische Bedeutung bekam Prusa erst wieder im Osmanischen Reich, als es vor der Eroberung Konstantinopels einige Jahre lang Regierungssitz war.

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Ebenda 36. Ebenda 65. Sölch a.O. 187. 188 mit Anm. 1.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

III. KATALOG 1. Spiegel (speculum)

Taf. 2. 3. 27

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 1 Kat. Nr.

: silver 124

Maße

: Dm max. 18,9 cm; Materialstärke außen 0,3 cm

Gewicht

: 396 g

Erhaltung: Von dem Spiegel ist nur die Spiegelscheibe erhalten. Reste von Silberchlorid (Hornsilber)22 finden sich auf der Vorderseite insbesondere am Rand der Spiegelfläche, in geringerer Menge auch um die Mitte. Auf der Rückseite befinden sich zwei größere Flächen, jeweils 3,5 cm breit, mit teilweise tiefen Kratzspuren und Lotresten 23 in einem Abstand von ungefähr 7,5 cm zueinander (Taf. 3. bes. 27). Die Flächen besitzen eine sehr ähnliche runde bis ovale Umrißform. Die Kratzspuren verlaufen in verschiedene Richtungen, meist zur Mitte hin, überschneiden sich auch gelegentlich. Beide Kratzflächen befinden sich zwischen der zweiten und dritten Gruppierung von eingedrehten Kreisrillen und beide überdecken die zweite Gruppierung; sie sind symmetrisch zum Mittelpunkt angeordnet. Auf einer älteren Photographie des British Museum der Spiegelrückseite (Taf. 27) und auf der Gesamtaufnahme im Katalog von Walters 24 sind noch weitere Lotreste auf den beiden Kratzflächen der Rückseite zu erkennen. Im heutigen Erhaltungs- bzw. Restaurierungszustand 25 sind diese Lotreste nicht mehr vorhanden.

Beschreibung: Der Spiegel ist einteilig und besteht aus einer runden Spiegelscheibe. Ein Griff ist nicht vorhanden; Ansatzspuren für einen Griff am Rand sind nicht ersichtlich. Die Kratzflächen auf der Rückseite können jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit als Ansatzstellen für einen Griff gedeutet werden 26. Die Spiegelseite ist eben, jedoch zu ihrem Rand hin leicht konvex gewölbt; sie ist sehr glatt poliert und bietet noch heute ein fast verzerrungsfreies Spiegelbild. Der Spiegelrand ist abgerundet. Die Rückseite ist ebenfalls glatt poliert, ohne allerdings die gleiche Spiegelwirkung wie die Vorderseite zu besitzen. Das Zentrum auf der Rückseite blieb ungeglättet. Neben dem 22 23 24 25 26

Auf der Durchschußseite von Walters 32 findet sich zum Spiegel der Eintrag: »Corrosion removed (silver chloride), also surface deposit which proved to be modern lead solder Feb.´79«. Marilyn Hockey, Restauratorin des British Museum, wies mich darauf hin, wo sich auf dem Spiegel Silberchlorid (Hornsilber) und Lot befinden. Die Lotreste auf den größeren Kratzflächen sind nach Untersuchung durch Frau Hockey eindeutig nicht modern. Walters Taf. 16, 124. Die Angabe (s. o. Anm. 22), es handele sich bei den Lotresten um modernes Lot, ergibt keinen Sinn, da an den fraglichen Stellen moderne Ausbesserungen und Reparaturen überhaupt nicht nötig waren. Sie widersprechen vor allem auch der Aussage von Marilyn Hockey, die Lotreste seien nicht modern (s. o. Anm. 23). s. u. IV. 1. Spiegel.

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Pinoleneindruck, der das Zentrum der Spiegelfläche angibt, befindet sich noch ein weiterer, weniger tiefer Abdruck der Pinolenspitze. In diesem wurde die Pinolenspitze offensichtlich ungenau zentriert angesetzt. Verziert ist die Rückseite durch vier Gruppierungen von Kreisrillen. Dem Mittelpunkt am nächsten sind nur zwei Kreisrillen eingedreht. Die folgenden Gruppierungen bestehen aus zwei Mal jeweils sechs und ganz außen fünf Kreisrillen. Die zweite und dritte Gruppierung ist nach jeweils drei Rillen symmetrisch durch einen Mittelwulst unterteilt. Der Mittelwulst der zweiten Gruppierung halbiert den Radius exakt. Der Abstand zwischen zweiter und dritter sowie dritter und vierter Gruppierung von Kreisrillen ist bis auf wenige Millimeter identisch. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

Kommentar: Besonders im Gegensatz zu dem Löffel Nr. 7, aber auch zu den anderen Gefäßen und Geräten - bis auf den Teller Nr. 3 -, scheint der Spiegel vollständig fertiggestellt gewesen zu sein; vor allem wurde er nach dem Bearbeiten auf der Drehbank sorgsam geglättet und poliert. Nur in den beiden Pinoleneindrücken können noch Bearbeitungsspuren erkannt werden. Daher darf man davon ausgehen, daß der Spiegel gebrauchsfähig war. Das erhaltene Gewicht des Spiegels beträgt mit 396 g wenige Zehntel Gramm mehr als 1 libra, 2 unciae und 12 scripula (zusammen 395,668 g).

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 32 Nr. 124; Taf. 16, 124. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 157.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

2. Pyxis

Taf. 4-9. 28

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 2 Kat. Nr.

: silver 119

Maße

: H 6,7 cm; Dm Gefäßkörper 5,9 cm; Dm Basis 6,7 cm; Dm Deckel min. 6,1 cm; Dm Deckel max. 6,6 cm

Gewicht

: 123 g; Deckel 40 g; Gefäß 83 g

Erhaltung: Die Pyxis ist beschädigt. Der Standring und die verbreiterte Basis weisen eine ca. 4,5 cm breite Fehlstelle auf der Rückseite des Gefäßes auf (Taf. 5). An der linken Seite des Deckels fehlt ein ca. 1,7 cm breites Stück der Gefäßwand am Übergang von der Wandung zur Deckeloberseite. Der Deckel ist leicht verzogen. Der Boden ist an mehreren Stellen innerhalb des Standrings schwach von außen nach innen eingedellt. Um die Fehlstellen in Gefäßkörper und Deckel herum finden sich zahlreiche, teilweise tiefe Korrosionslöcher und schwarze Korrosionsspuren27. Sowohl Gefäßkörper als auch Deckel weisen auf der ganzen Außenseite Korrosionsflecken bzw. Fraßlöcher auf. Von der Korrosion kaum betroffen ist nur der obere Bereich des Gefäßkörpers, der vom Deckel umschlossen ist. Die Innenseiten von Gefäßkörper und Deckel sind von schwarzer Korrosion überzogen. Kleinere Kratzer und Verletzungen sind über Gefäßkörper und Deckel verteilt.

Beschreibung: Die Pyxis besteht aus zwei Teilen, dem runden Gefäß und dem außen über den Gefäßkörper gesteckten runden Deckel. Das Gefäß besteht aus einer senkrechten zylindrischen Wandung und einer nach unten verbreiterten, gegliederten Basis. Der Boden ist in der Mitte leicht erhöht und bildet an seinem äußersten Rand einen breiten Standring (Taf. 6). Der Deckel ist in der Mitte nach oben gewölbt; der Durchmesser der Wölbung beträgt fast exakt zwei Drittel des Deckeldurchmessers. Die Wölbung ist durch einen Knick von dem nur leicht zur Mitte hin ansteigenden Randbereich abgegrenzt. Die Wandung des Deckels ist in ihrem untersten Abschnitt senkrecht und besitzt einen mit dem Außendurchmesser des Gefäßkörpers identischen Innendurchmesser. Darüber weitet sich der Deckel ähnlich stark wie der Gefäßkörper an der Basis. Wenn der Deckel bis zum Anschlag auf den Gefäßkörper aufgesteckt ist, stößt dessen oberer Rand in der Kante des Deckels am Übergang von Wandung zur Oberseite an.

27

Da Silbersulfid immer schwarz ist und Silberchlorid (Hornsilber) bei fortgeschrittener Oxydation ebenfalls schwarz werden kann, sind ohne eine Laboruntersuchung die verschiedenen Formen der Silberoxydation nicht ohne weitgehende spezifische Fachkenntnisse unterscheidbar.

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Hans v. Mangoldt

Die Basis des Gefäßkörpers ist im Aufbau attischen Säulenbasen ähnlich. Zuunterst ist ein flacher Torus angedeutet; darüber folgt, getrennt durch eine eingedrehte Rille, ein Trochilus. Ein weiterer Torus darüber, wie bei attischen Säulenbasen üblich, ist nicht vorhanden. Die Deckelwandung weitet sich konvex gewölbt nach oben, darüber folgt eine eingedrehte Rille und zuoberst ein flacher Torus. Verziert ist die Pyxis durch die profilierte Basis und den profilierten Deckel; in die Oberseite des Deckels sowie die Unterseite des Bodens sind zusätzlich Kreisrillen eingedreht. In den Deckel sind von oben fünf Kreisrillen eingearbeitet, drei in dichter Abfolge um das Zentrum und zwei weitere auf der Hälfte des Radius. Der Wulst zwischen den beiden äußeren Kreisrillen halbiert den Radius exakt. Ebenfalls fünf Kreisrillen sind in die Unterseite des Bodens eingedreht. Eine befindet sich nahe dem Zentrum. Der Mittelwulst der zweiten drittelt den Radius des Deckels. Eine nur relativ flach eingedrehte Kreisrille halbiert den Radius und eine tiefe befindet sich bei zwei Dritteln des Radius. An der Pyxis sind zahlreiche Arbeitsspuren zu sehen. Gefäß und Deckel sind innen weder auf der Drehbank nachgearbeitet noch geglättet. Daher sind Treibspuren und Faltungen des Metalls, verursacht durch den Treibvorgang, gut zu erkennen (Taf. 7. 9). Vergleichbare Faltungen sind auch an der Laffenunterseite des Löffels Nr. 7 zu beobachten. Sowohl am Deckel als auch am Gefäß sind die Pinoleneindrücke außen wie innen noch gut zu sehen. Am Deckel wurde die Pinolenspitze in der innersten Kreisrille deutlich erkennbar falsch angesetzt. Dies ist besonders auf der Innenseite des Deckels gut an einer leichten Beule bemerkbar. Am äußeren Rand des Standrings sind relativ breite Rattermarken sichtbar (Taf. 6). Spuren des Drehvorgangs sind außer in den Pinoleneindrücken noch in Form von Drehrillen besonders auf der Gefäßunterseite, aber auch auf der Gefäßwand leicht wahrnehmbar. Auf dem Deckel sind ebenfalls überall feinere Drehrillen erkennbar; tiefere Drehrillen sind nur partiell vorhanden. Die Oberfläche der Pyxis ist offensichtlich nur grob geglättet und poliert worden. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

Kommentar: Die bei der Herstellung der Pyxis angewandte Technik ist vollständig nachvollziehbar, da nach der ersten formgebenden Bearbeitung auf den Innenseiten von Gefäß und Deckel auf das Glätten und Polieren verzichtet wurde. Beide Teile der Pyxis wurden durch Treiben von Silberblech 28 oder von vorgegossenen Grundformen 29 in die gewünschte Form gebracht. Danach wurde die auf diese Weise erzielte Gefäß- bzw. Deckelform auf der Drehbank weiter bearbeitet. Die Außenseiten wurden abgedreht und konzentrische Kreisrillen als Verzierung hinzugefügt. Die tiefen horizontalen Rillen in der Gefäßwand können als Spuren einer Bearbeitung auf der Drehbank mit einem zu schmalen bzw. zu spitzen Handdrehstahl30 gedeutet werden. Die erwähnten Rattermarken sind ebenfalls Spuren des Drehvorgangs. Sie entstehen, wenn beim Drehen das Werkstück oder das Werkzeug zu vibrieren anfängt; Hohlkörper sind dafür prädestiniert31. Die Rattermarken belegen die Herstellung der Pyxis auf einer Drehbank mit kontinuierlichem Antrieb, da ihre Entstehung bei alternierendem Antrieb unmöglich ist32. Abschließend erfolgte eine nicht allzu sorgfältige Glättung und Politur von Gefäß und Deckel. Die mangelnde Glättung auf der Innenseite störte kaum, da der geschlossene Deckel und der Inhalt der Pyxis diesen Mangel die meiste Zeit verbargen.

28 29 30 31 32

Das Treiben aus einem Silberblech ist für ähnliche Stücke belegt bei Oliver 53 Nr. 21; 55 Nr. 22. Zum Treiben von Blech allgemein und zur Herstellung durch Treiben mit einer vorgegossenen Form s. Mutz 40f. Diese Informationen verdanke ich Herrn Helmut Ihle, Ulm, der ausgebildeter Metalldreher ist. Die gleiche Art von Rillen beschreibt auch Mutz 15f. Mutz 29f. mit Abb. 31. Mutz 29f.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Das erhaltene Gewicht der Pyxis beträgt mit 123 g zwei Zehntel Gramm mehr als 4 unciae und 12 scripula (zusammen 122,792 g). Dieses Gewicht liegt jedoch wegen der beiden Fehlstellen zweifellos deutlich unter dem ursprünglichen.

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 31 Nr. 119; Taf. 16, 119. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 157. A. Oliver Jr., Silver for the Gods. 800 Years of Greek and Roman Silver (1977) 53 Nr. 21.

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Hans v. Mangoldt

3. Teller (catillus?)

Taf. 10. 11. 29

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 3 Kat. Nr.

: silver 120

Maße

: H 1-1,1 cm; Dm 14,8 cm; Dm Standfläche 11,2 cm

Gewicht

: 116 g

Erhaltung: Der Teller ist vollständig erhalten. Er ist geringfügig in sich verzogen und am Rand leicht eingedellt. Der Boden des Tellers ist an der dritten eingedrehten Rille leicht nach oben eingeknickt (Taf. 10). Auf der Innenfläche weist der Teller insbesondere am Rand und, deutlich weniger, in der Mitte schwarze Korrosion auf 33. Mehrere flache und feine Kratzer befinden sich auf der Innenseite. Die Unterseite ist mit Grünspan bedeckt. Der Abdruck von Gewebestruktur 34 hat sich außer am linken unteren Rand auf der ganzen Standfläche gut sichtbar erhalten (Taf. 11).

Beschreibung: Der Teller ist einteilig und besteht aus einem leicht nach oben gewölbten Boden und dem Tellerrand, der mit sanfter konkaver Rundung nach außen hin steil ansteigt. Am Knick, der den Übergang von Boden zum Tellerrand bildet, ist ein 3 mm breiter und etwa 1 mm hoher Standring ausgearbeitet. Die äußerste von vier eingedrehten Rillen auf der Innenseite des Tellers ist exakt über dem Standring angebracht und grenzt den Boden zum Rand hin ab. Der Abstand zwischen erster und zweiter sowie zweiter und dritter eingedrehter Rille ist identisch; die zweite Kreisrille drittelt den Radius 35. Die Außenseite des Tellers ist mit zwei Eindrehungen direkt unterhalb des Rands verziert. Der Teller ist aus reinem Silber hergestellt 36, auf der Drehbank bearbeitet, sorgsam geglättet und poliert worden. Die Oberseite des Tellers ist so glatt poliert, daß sie eine Spiegelwirkung erzeugt. Die beiden Eindrücke der Pinolenspitze auf der Innenfläche des Tellers sind auch auf der Unterseite deutlich zu sehen. Eine Pinolenspitze wurde um etwa 2 mm azentrisch angesetzt (Taf. 10). Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

Kommentar: Durch die sehr sorgsam ausgeführte Glättung und Politur des Tellers sind außer dem Pinoleneindruck keine weiteren Bearbeitungsspuren zu erkennen, die auf die Fertigungstechnik 33 34 35 36

s. o. Anm. 27. Das Inventarbuch vermerkt: »... has been wrapped in cloth, of which portions still adhere«. Möglicherweise waren zum Zeitpunkt der Inventarisierung noch mehr Gewebereste erhalten. Eine regelmäßige Anordnung der Kreisrillen bemerkte auch schon Walters 31. Auf der Durchschußseite von Walters 31 ist das Ergebnis einer Materialanalyse im Forschungslabor des Museums mit »Solid silver: BMRL 23552P April '92« angegeben. Die Untersuchungsakten, auf die mit der Abkürzung BMRL und der fünfstelligen Zahl verwiesen wird, sind nach Mitteilung vom 30.10.2000 im British Museum zur Zeit nicht auffindbar.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

schließen lassen. Die bei der Herstellung des Tellers verwendete Technik ist daher nur zum Teil bestimmbar. Mit Sicherheit kann festgestellt werden, daß der Teller auf der Drehbank nachgearbeitet und dabei die Kreisrillen angebracht und vermutlich auch der Standring ausgearbeitet wurden. Aus diesem Grund kommt eine Herstellung durch Gießen und - weniger wahrscheinlich - durch Treiben in Frage. Eine Fertigung in Gußtechnik könnte vermutlich durch Kenntnis der Materialzusammensetzung entweder nahegelegt oder ausgeschlossen werden 37. Eine Fertigung durch Drücken kommt nicht in Frage, da in dieser Technik gefertigte Gefäße keine Nachbearbeitung auf der Drehbank erfahren38. Die feinen Kratzer, die sich über die gesamte Oberseite des Tellers verteilt finden, sind möglicherweise Spuren groben Polierens, die durch die nachfolgende Feinpolitur nicht geglättet wurden. Ebenfalls möglich ist, daß es sich bei den Kratzspuren um Reste antiker oder moderner Reinigungen handelt. Eindeutige Spuren antiken Gebrauchs sind an dem Teller allerdings nicht zu erkennen. Das erhaltene Gewicht des Tellers entspricht mit 116 g exakt 4 unciae und 6 scripula (zusammen 115,97 g) und beträgt 2 g mehr als das Gewicht des Napfs Nr. 4.

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 31 Nr. 120; Taf. 16, 120.

37 38

s. o. Anm. 36. Zum unterschiedlichen Feingehalt in Abhängigkeit von der Herstellungstechnik vgl. u. IV. 1. Spiegel. s. u. III. 4. Napf.

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Hans v. Mangoldt

4. Napf

Taf. 12-14. 30

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 4 Kat. Nr.

: silver 121

Maße

: H 3,4 cm; Dm Mündung 8,8-8,9 cm; Dm Boden 8,5 cm

Gewicht

: 114 g

Erhaltung: Der Napf ist beschädigt. Eine 1,3 cm breite Fehlstelle befindet sich im Boden, etwas mehr als 1 cm von der Wandung entfernt (Taf. 13. 14). Von der Fehlstelle ziehen mehrere durchgehende Brüche in Richtung Gefäßmitte. Ein weiterer Bruch mit etwas mehr als 3 cm Länge befindet sich in der Wandung ca. 1 cm unterhalb der Mündung. Dieser Bruch liegt in dem Bereich der Wandung, welcher der Fehlstelle im Boden am nächsten ist. Um die Fehlstelle herum ist der Boden innen wie außen stark korrodiert. An der Unterseite des Bodens und an der Wandung ist der Napf auf einer größeren Fläche von einer Korrosionsschicht überzogen. Kleinere korrodierte Stellen befinden sich an der Mündung. In allen Fällen ist die Korrosion schwarz39. Das Gefäß ist leicht verzogen und steht daher nicht mehr plan auf.

Beschreibung: Der einteilige Napf besitzt eine fast senkrechte Wand und einen ebenen Boden. Er weitet sich leicht nach oben. Die Mündung und der Übergang vom Boden zur Wand sind nach außen hin verstärkt und durch jeweils zwei Rillen unterhalb bzw. oberhalb der Verstärkungen gegliedert und verziert; die Mündung ist auch innen durch eine Rille abgesetzt. Aus dem verstärkten Übergang vom Boden zur Wand wurde ein Standring auf der Drehbank abgearbeitet. Die Verstärkung am Standring verbreitert den Napf unten erheblich. Auch der Boden besitzt auf seiner Unterseite, am Übergang von der Verstärkung zum Boden, zwei Rillen mit 0,5 cm Abstand zum äußeren Rand. Die Oberfläche wurde auf der Drehbank abgearbeitet und danach nur grob geglättet. Beim Abdrehen der Innenseite des Napfs wurde am Übergang vom Boden zur Wand zu viel Material abgenommen. Daher ist das Silber in der Kante an den meisten Stellen gebrochen. Besonders innen auf dem Boden, aber auch auf der Innen- und Außenseite der Gefäßwand, finden sich Rillen als nicht vollständig geglättete Spuren des Drehvorgangs. Der Eindruck der Pinolenspitze ist gut zu erkennen (Taf. 14). An der Oberkante der oberen der beiden Eindrehungen über dem Standring sind Rattermarken mit einem Abstand von weniger als einem Millimeter zu sehen (Taf. 12). Trotz der mangelnden Glättung ist der Napf innen wie außen sorgsam poliert. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

39

s. o. Anm. 27.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Kommentar: Wand und Boden des Napfs wurden vermutlich separat gegossen und der Boden angelötet. Für diese Vermutung spricht die geringe Materialstärke an der Innenkante am Übergang vom Boden zur Wand. Wenn das Gefäß einteilig gegossen worden wäre, könnte man davon ausgehen, daß das Silber in der Kante massiv wäre und größere Hohlräume nicht auftreten würden. Die zweiteilige Fertigung wurde auch an einem ähnlichen Stück aus Xanten-Wardt beobachtet 40. Eine Herstellung durch Drücken 41 kann mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden. Die horizontalen Rillen in der Gefäßwand könnten nicht nur Reste von Dreharbeiten sein, sondern auch Drückspuren (Taf. 12. 30). Allerdings ist eine mehrteilige Fertigung des Gefäßkörpers bei einem durch Drücken hergestellten Gefäß vermutlich unmöglich und in jedem Fall unsinnig. Für die Herstellung eines Gefäßes durch Drücken auf der Drehbank wird eine runde Blechscheibe solange zentrisch gegen eine Holz- oder Metallform gedrückt, bis das Gefäß die gewünschte Form besitzt. Mit den Rillen an der Pyxis Nr. 2 (Taf. 4. 5) identische horizontale Rillen am Napf können bei dieser nicht vom Drücken herrühren, da ihre Fertigung durch Treiben eindeutig belegbar ist. Außerdem tragen durch Drücken hergestellte Gefäße keine Spuren von Pinolen oder Drehrillen, da sie anscheinend nicht auf der Drehbank nachbearbeitet wurden 42. Der Napf besitzt jedoch, wie oben erwähnt, einen Pinoleneindruck. Die deutlich sichtbaren Rillen, welche man am Napf beobachten kann, sind mit großer Wahrscheinlichkeit Spuren eines zu spitzen bzw. zu schmalen Handdrehstahls beim Abarbeiten auf der Drehbank 43. In den oben erwähnten Rattermarken sind ebenfalls Spuren des Drehvorgangs erkennbar 44. Das erhaltene Gewicht des Napfs beträgt mit 114 g drei Zehntel Gramm mehr als 4 unciae und 4 scripula (zusammen 113,696 g) und liegt 2 g unter dem Gewicht des Tellers Nr. 3. Der geringe Gewichtsunterschied von Napf und Teller legt möglicherweise nahe, daß ursprünglich beide das gleiche Gewicht besitzen sollten. Die fehlenden zwei Gramm sind ohne weiteres durch die Fehlstelle im Boden des Napfs zu erklären.

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 31 Nr. 121; Taf. 16, 121. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 157. P. La Baume, Römisches Kunstgewerbe zwischen Christi Geburt und 400 (1964) 136ff. mit Abb. 118. 119 rechts. S. Künzl, Römisches Tafelgeschirr - Formen und Verwendung, in: H. v. Prittwitz und Gaffron H. Mielsch (Hrsg.), Das Haus lacht vor Silber. Die Prunkplatte von Bizerta und das römische Tafelgeschirr (1997) 14 Anm. 30.

40 41 42 43 44

Bridger 67. 231 Nr. Mg5. Mutz 40ff. Mutz 40. s. o. Anm. 30. s. o. III. 2. Pyxis mit Anm. 31.

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Hans v. Mangoldt

5. Schöpfgefäß (simpulum)

Taf. 15-19. 31

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 5 Kat. Nr.

: silver 122

Maße

: H 9,5 cm; H Gefäßkörper 2,0 cm; Dm max. 5,5 cm; Fassungsvermögen 30 ml

Gewicht

: 59 g

Erhaltung: Das Schöpfgefäß ist vollständig erhalten. Im linken 45 unteren Bereich des Gefäßkörpers befindet sich ein schmaler, durchgehender Bruch in der Wandung im Bereich zweier Dellen. Mehrere Dellen finden sich an der linken Seite der Wandung (Taf. 18). An der Rückseite des Gefäßes gibt es zwei Kerben. Alle Dellen sind von außen nach innen eingedrückt. Die linke Blattvolute am Griff ist etwas nach vorne gebogen. Oberhalb der zweiten Biegung ist der Griff mehrfach in sich leicht gedreht (Taf. 17). Am Übergang vom Gefäßkörper zum Griff ist innen auf Höhe der Mündung deutlich eine horizontale Vertiefung zu sehen. Leichte Stoßspuren bzw. Kratzer finden sich in geringer Anzahl über den ganzen Gefäßkörper verteilt.

Beschreibung: Das Schöpfgefäß besteht aus Griff und Gefäßkörper, der Kelle. Der kurze Griff sitzt senkrecht auf der Mündung der Kelle auf. Der Gefäßkörper ist flach und besitzt einen ebenen Boden, der dem Schöpfgefäß das Stehen ermöglicht. Die Kelle verjüngt sich fließend rundlich von oben nach unten. Unterhalb der Mündung ist der Gefäßkörper durch ein eingedrehtes Band verziert. In der Front- und Rückansicht verjüngt sich der Griff oberhalb des Ansatzes. Sodann verbreitert er sich wieder und bildet links und rechts jeweils eine Blattvolute. In seinem weiteren Verlauf verjüngt und verbreitert sich der Griff noch einmal sanft, um sich schließlich zu seinem oberen Abschluß hin wieder zu verjüngen. Den Knauf des Griffs bilden eine angedeutete Scheibe und zuoberst eine Kugel. In der Seitenansicht ist der Griff flach. Er ist zweifach nach außen gebogen (Taf. 17). Die Unterseite besitzt an ihrem äußersten Rand einen abgedrehten Standring. Vier eingedrehte Kreisrillen verzieren den Boden; drei befinden sich nahe dem Zentrum und eine direkt innerhalb des Standrings. An einer tiefen Furche der Pinolenspitze nach hinten ist deutlich zu sehen, daß diese nach dem Einspannen in die Drehbank abgerutscht ist (Taf. 19). Der Boden ist asymmetrisch abgedreht. Die Pinolenspitze wurde auf der Unterseite zu weit vom Griff entfernt und damit im Vergleich zum Gefäßkörper nicht zentrisch angesetzt. Das Schöpfgefäß ist innen und außen sehr glatt poliert. Die Innenseite des Gefäßkörpers ist so glatt poliert, daß sie eine Spiegelwirkung erzeugt. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung. 45

Zur Vereinfachung der Beschreibung des Schöpfgefäßes wird als »vorne« die Seite bezeichnet, die vom Griff abgewandt ist. In der Grundposition, in der die Schöpfkelle beschrieben wird, befindet sich demnach der Griff hinten.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Kommentar: Schöpfgefäße sind teilweise in einem Stück gegossen worden. Diese Beobachtung wurde an einem Exemplar aus Xanten-Wardt gemacht 46. Eine andere Herstellungstechnik ist möglicherweise an dem Schöpfgefäß aus Brusa/Bursa zu beobachten. Die horizontale Vertiefung am Übergang vom Gefäßkörper zum Griff könnte ein ungeglätteter Rest einer Lötverbindung von Griff und Gefäßkörper sein. Wenn dies zuträfe, wäre das Stück aus Brusa/Bursa zweiteilig gegossen, daraufhin verlötet und erst nachträglich auf der Drehbank nachbearbeitet worden. Belege für eine zweiteilige Herstellung finden sich unter anderem im Hildesheimer Silberschatz 47 und in Nimwegen 48. Gesichert ist, daß Schöpfgefäße mit Griff auf der Drehbank bearbeitet wurden. Beim Drehen sowohl der Außen- als auch der Innenseite ist der Griff allerdings äußerst hinderlich 49. Vermutlich ist er dafür verantwortlich, daß die Schöpfkelle aus Brusa/Bursa nicht symmetrisch in die Drehbank eingespannt und auf diese Weise der Boden zwar rund aber asymmetrisch abgedreht wurde. Eine Asymmetrie ist im Standring, den eingedrehten Kreisrillen und dem Pinoleneindruck zu erkennen, die alle vom Griff zu weit entfernt sind, um ein mit dem geometrischen Zentrum des Gefäßkörpers identisches Zentrum zu besitzen. Der Griff der Schöpfkelle ist etwas unterhalb der beiden Blattvoluten und noch einmal, etwa auf halber Höhe, nach außen geknickt. Mit größter Wahrscheinlichkeit entspricht dieser Zustand nicht dem antiken. Für einen ursprünglich anderen Verlauf des Griffs spricht, daß dieser mehrfach in sich leicht gedreht ist und die Knicke recht hart wirken. Ein Vergleichsstück aus Xanten 50 besitzt einen nahezu identischen Griff. Dieser neigt sich jedoch leicht nach innen und biegt erst in seinem letzten Drittel sanft gerundet nach außen. Auf zwei Fresken aus Herculaneum 51 sind Schöpfkellen jeweils auf einem Tisch stehend bzw. liegend abgebildet. Ihre Griffe sind ebenfalls auf etwa zwei Drittel ihrer Gesamtlänge leicht nach innen geneigt. Bei dem stehenden Exemplar biegt erst das obere Griffende sanft nach außen. Strong beschreibt zudem die Form der römischen Schöpfgefäße als rund, mit einem flachen Boden und einem kurzen vertikalen Griff 52. Das erhaltene Gewicht des Schöpfgefäßes entspricht mit 59 g nahezu exakt 2 unciae und 4 scripula (zusammen 59,122 g).

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 31 Nr. 122; Taf. 16, 122. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 143f. mit Abb. 29 c.

46 47 48 49 50 51 52

Bridger 67. K. Hitzl - H. v. Mangoldt u. a., Katalog der Gefäße des Hildesheimer Silberfundes, in: Hildesheimer Silberfund 58ff. Nr. 36; 69f. Nr. 55. M. H. P. den Boesterd, The Bronze Vessels in the Rijksmuseum G. M. Kam at Nijmegen (1956) 36f. Nr. 103-106. 108. bes. 109. Mutz 134f. Bridger 67 Abb. 41; 231 Taf. 49, Mg7. L. Pirzio Biroli Stefanelli (Hrsg.), Il bronzo dei Romani. Arredo e suppellettile (1990) 20 Abb. 17; L. Pirzio Biroli Stefanelli, L'argento dei Romani. Vasellame da tavola e d'apparato (1991) 124 Abb. 88. Strong 143. 166.

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Hans v. Mangoldt

6. Silbernes Gerät/Spindel?

Taf. 20-23. 32

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 6 Kat. Nr.

: silver 125

Maße

: L 22,5 cm; Dm 0,8 cm; Dm Tellerchen 4,6 cm

Gewicht

: 56 g

Erhaltung: Das silberne Gerät ist möglicherweise nicht vollständig erhalten. Die Fläche am unverzierten Ende des Schafts besitzt einen schmalen, gerundeten Grat (Taf. 20) und kann als Ansatzstelle für einen nicht mehr erhaltenen Bestandteil des Geräts interpretiert werden. Besonders an der unverzierten Hälfte des Schafts befinden sich ausschließlich auf einer Seite mehrere unregelmäßige Eintiefungen. Der verzierte untere Teil weist auf seiner ganzen Länge in einem schmalen Streifen schwarze Korrosionsspuren53 auf. Korrosion findet sich auch am unverzierten Ende des Schafts, insbesondere an der Fläche am Schaftende. An dem Tellerchen ist die Verstärkung des Mittellochs korrodiert (Taf. 23).

Beschreibung: Das silberne Gerät ist zweiteilig und besteht aus einem zylindrischen Schaft und einem runden Tellerchen. Dieses besitzt ein Mittelloch. Das Tellerchen ist frei beweglich und läßt sich heute vom Schaft abziehen. Der Schaft ist auf etwas weniger als der Hälfte seiner Länge verziert. Die Verzierungen bestehen aus Schwellungen und Verjüngungen, getrennt durch Scheibchen, die wiederum in teilweise regelmäßigem Intervall von Wulsten abgelöst werden. Auffällig ist, daß sich die Schwellungen jeweils nach außen hin verjüngen. Die zweite Schwellung von außen ist an ihrem breiten Ende durch einen Zahnschnitt verziert. Ein halbkugelförmiger Knauf schließt den verzierten Teil des Schafts ab. Dieser besitzt einen größeren Durchmesser als der unverzierte Bereich. Der Durchmesser des unverzierten Bereichs des Schafts ist durchgehend gleich. Nur zum äußeren Abschluß hin bildet der Schaft einen sanft gerundeten, flachen Grat. Das Mittelloch des Tellerchens besitzt einen ungefähr einen Millimeter größeren Durchmesser als der unverzierte Teil des Schafts. Daher kann das Tellerchen auf dem Schaft nur bis zum Beginn der Verzierungen bewegt werden. Die ursprüngliche Orientierung des Tellerchens ist heute unklar. Eine Seite ist verziert, die andere glatt und unverziert. Ob aber die verzierte Seite des Tellerchens zum verzierten Teil des Schafts oder zum unverzierten zeigte, läßt sich nicht belegen. Auf der Abbildung in Walters’ Katalog54 war das Tellerchen noch so aufgesteckt, daß seine verzierte Seite zum unverzierten Bereich des Schafts hin orientiert war (vgl. Taf. 20. 21). Der Tafelteil gibt eine Aufnahme wieder, die das Tellerchen umgekehrt auf den Schaft aufgesteckt zeigt (Taf. 32). Unabhängig von der möglichen Funktion des silbernen Geräts ist am wahrscheinlichsten, daß die verzierte Seite des Tellerchens ursprünglich zum verzierten Bereich des Schafts zeigte. Mehrere eingedrehte Rillen und ein nahe am äußeren Rand umlaufender 53 54

s. o. Anm. 27. Walters 32 Abb. 45.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Zahnschnitt verzieren das Tellerchen (Taf. 22). Auf seiner unverzierten Seite ist es am Mittelloch höchstwahrscheinlich antik mit Silberblech verstärkt (Taf. 23). Sowohl der Schaft als auch das Tellerchen sind aufwendig poliert. Das Tellerchen läßt allerdings noch deutliche Spuren des Drehvorgangs in Form von Drehrillen erkennen. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

Kommentar: Das silberne Gerät ist mit großer Wahrscheinlichkeit durch Gießen und darauffolgendes Nacharbeiten auf der Drehbank hergestellt. Für die Fertigung der Grundform durch Gießen sprechen die unregelmäßigen Scharten, die zudem nur auf einer Seite des Schafts auftreten. Bei den schartenähnlichen Eintiefungen handelt es sich vermutlich um Gußmängel, die durch unvollständiges Füllen der Gußform mit flüssigem Silber zu erklären sein dürften. Eine Bearbeitung auf der Drehbank ist nur an dem Tellerchen durch die Existenz von Drehrillen beweisbar. Die Fertigung der Verzierungen an dem Schaft ist jedoch ohne den Einsatz einer Drehbank im Herstellungsprozeß nicht sinnvoll zu erklären. Das Mittelloch des Tellerchens ist im Bereich der Verstärkung durch Silberblech korrodiert (Taf. 23). Die Korrosion dürfte durch die Hitzeeinwirkung beim Lötvorgang gefördert worden sein. Die Verstärkung sollte vermutlich ein Ausreißen und eine Erweiterung des Mittellochs durch mechanische Beanspruchung verhindern. Das Tellerchen war vermutlich nicht mit dem Schaft verlötet. Für den Fall, daß eine Befestigung am Schaft erwünscht gewesen wäre, hätte ein kleineres Mittelloch die Lötung erheblich erleichtert. Zudem sind am Schaft, außer am unverzierten Ende, keinerlei Lotspuren erkennbar55. Eine getrennte Fertigung und nachträgliche Verbindung durch Lötung des am unverzierten Ende vermutlich angebrachten Bestandteils des Geräts erfolgte höchstwahrscheinlich technisch bedingt. Diese fehlende Komponente besaß sicherlich, wie der Grat und dessen sanft gerundete Form andeuten, einen größeren Durchmesser als der unverzierte Teil des Schafts. Das Tellerchen konnte nur ohne diesen verbreiternden Bestandteil auf den Schaft aufgesteckt werden. Diese Komponente verhinderte, daß sich das Tellerchen vom Schaft lösen konnte. Das erhaltene Gewicht des silbernen Geräts entspricht mit 56 g etwa 2 unciae und 1 scripulum (zusammen 55,711 g). Das Gewicht des silbernen Geräts durchbricht die regelmäßige Maßreihe der zuvor bearbeiteten Stücke, mit Ausnahme der Pyxis, die wegen ihrer Fehlstellen nicht herangezogen werden kann. Eine Regelmäßigkeit ist in einer nach dem Duodezimalsystem sinnvollen (eine sechstel, eine viertel und eine halbe uncia) Unterteilung in scripula zu beobachten. Diese Unregelmäßigkeit im Gewicht könnte wie der schmale gerundete Grat und die Korrosion am unverzierten Ende des Schafts nahelegen, daß ein dort ehemals angelöteter Bestandteil des Geräts verloren ging.

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 32 Nr. 125 mit Abb. 45. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 157. 55

Das Fehlen von Lotspuren kann jedoch - wie schon am Spiegel Nr. 1 auffällt - auch durch Restaurierungs- bzw. Konservierungsarbeiten bedingt sein. Auf der Durchschußseite zu Walters' Katalog sind derartige Arbeiten am silbernen Gerät vermerkt: »Cons. treatment: cleaning/lacquering 15/3/78 in E.A room«.

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Hans v. Mangoldt

I. Jenkins, Greek and Roman Life (1986) 20 Abb. 19. R. Gottschalk, AKorrBl 26, 1996, 499 Anm. 24.

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7. Löffel

Taf. 24-26. 33

Inv. Nr. BM : 1913 5-31, 7 Kat. Nr.

: silver 123

Maße

: L 7,1 cm; B 2,0 cm; H 1,7 cm

Gewicht

: 6g

Erhaltung: Der Löffel ist vollständig erhalten. Auf Ober- und Unterseite der Laffe und des Stiels finden sich tiefe Kratzer jeweils diagonal von links unten nach rechts oben (Taf. 24. 25). Auf der Innenseite der Biegung des Stiels sind die Kratzer weniger tief. Am Kopf des Wasservogels sind diese Kratzer nicht vorhanden. Auf der Unterseite der Laffe ist das Silber an zwei Stellen deutlich sichtbar auf etwa 5 mm Länge übereinander gefaltet (Taf. 25). Tiefe Scharten finden sich insbesondere auf der Unterseite der Laffe.

Beschreibung: Der Löffel ist einteilig und besteht aus der Laffe und dem eine vertikale Schlaufe bildenden Stiel. Die flache Laffe wölbt sich nur leicht und fast ausschließlich in Längsrichtung56. In Aufsicht ist die Laffe eiförmig und läuft zum Stiel hin mit der breiten Seite aus. Kleine, deutlich asymmetrische Ausbuchtungen verzieren den Löffel am Übergang von der Laffe zum Stiel (Taf. 24). Der Stiel besitzt in seinem ersten Abschnitt einen flachen, länglich rechteckigen Querschnitt. In der Seitenansicht verläuft er etwas gewellt (Taf. 26); die Aufsicht zeigt eine leichte Verjüngung in der Mitte des ersten Abschnitts. Anschließend wird der Stiel schmaler und nimmt einen rechteckigen Querschnitt mit abgerundeten Kanten an. Dieser verjüngte Abschnitt des Stiels bildet eine vertikale Schlaufe. Nach dieser läuft der Stiel auf der Oberseite des Löffels in Richtung der Laffe zurück. Der Stiel endet ungefähr in der Mitte des flachen Teils mit dem Kopf eines Wasservogels. Die Augen des Wasservogels sind durch jeweils eine nadelförmige Punzierung wiedergegeben. Sie sind wie die Ausbuchtungen an der Laffe ebenfalls leicht asymmetrisch gefertigt; das linke Auge des Wasservogels liegt etwas über einen Millimeter weiter vorne als das rechte. Eine Inschrift ist ebensowenig vorhanden wie Vergoldung.

Kommentar: Bei den Kratzspuren, die diagonal sowohl auf der Laffe als auch auf dem Stiel und dessen Innenseite zu finden sind, handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Herstellungsspuren einer groben Glättung des Löffels. Seine Fertigung wurde nie über diese grobe Glättung hinaus vollendet. Auch die Faltung des Materials und die Scharten57 auf der Unterseite der Laffe 56 57

s. Umzeichnung bei Walters 31 Abb. 44. Der Verf. wurde durch Marilyn Hockey, Restauratorin des British Museum, in der Ansicht bestärkt, daß es sich bei der

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Hans v. Mangoldt

wurden in Kauf genommen. Diese Umstände sprechen dafür, daß der Löffel vermutlich unfertig erworben und ins Grab gegeben wurde. Mit den Faltungen am Löffel vergleichbare sind auch im Inneren der Pyxis Nr. 2 zu sehen. Die Faltung des Materials macht wahrscheinlich, daß der Löffel aus Brusa/Bursa aus einem Silberblech getrieben wurde. Die gleiche Herstellungsweise wird auch für einen ähnlichen Löffel im Metropolitan Museum of Art angegeben58. Das erhaltene Gewicht des Löffels entspricht möglicherweise mit 6 g entweder 5 scripula (5,685 g) oder 6 scripula (6,822 g).

Literatur: H. B. Walters, Catalogue of the Silver Plate (Greek, Etruscan and Roman) in The British Museum (1921) 31f. Nr. 123 mit Abb. 44. D. E. Strong, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966) 157.

58

Faltung des Silbers und den Scharten um Fertigungsspuren vom Treibvorgang handelt. D. v. Bothmer, BMetrMus 42 H. 1, 1984, 42 Nr. 65. Für eine genauere Beschreibung s. u. IV. 7. Löffel.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

IV. Vergleichende Einzelbetrachtung 1. Spiegel An der Spiegelscheibe hat sich kein Griff erhalten. Doch können die verkratzten Flächen auf der Rückseite der Spiegelscheibe mit großer Wahrscheinlichkeit als ehemalige Ansatzstellen für einen Spiegelgriff gedeutet werden59. Dieser war höchstwahrscheinlich über die Mitte des Spiegels gewölbt und ermöglichte dem Benutzer eine Handhabe. Der Umriß der Ansatzflächen ist auf den beiden oben erwähnten älteren Aufnahmen60 noch relativ gut zu erkennen. Die Umrißform dürfte rund-oval gewesen sein. Die tiefen Kratzer in den beiden symmetrischen Flächen auf der Rückseite des Spiegels sind vermutlich absichtlich angelegt worden, um dem Lot einen besseren Halt zu geben, als eine glatte, polierte Fläche dies könnte. In der Farbe und der etwas unregelmäßigen Form vergleichbare Lotspuren finden sich beispielsweise am Sechsmaskenbecher61 des Hildesheimer Silberschatzes. Gegen einen gewölbten Griff auf der Rückseite könnte die Tatsache sprechen, daß keine Abdrücke der Füße des Spiegelgriffs zu sehen sind. Abdrücke der Füße werden von LloydMorgan62 neben Lotspuren als Identifikationskriterium für das ursprüngliche Vorhandensein eines rückseitigen Griffs für den Fall genannt, daß der Griff verloren ging. Die sicherlich wichtigere der beiden Bedingungen, die für einen zentralen, gewölbten Spiegelgriff spricht, ist jedoch mit den Lotspuren erfüllt. Für die möglicherweise runde bis ovale Form der Ansatzflächen findet sich ein Beispiel in der Sammlung in Nimwegen. Der Spiegel 3 der »Gruppe W«63 besitzt vermutlich ebenfalls runde Ansatzflächen. Die Bedingungen, unter denen der Silberschatz aus Brusa/Bursa 1913 oder davor ans Tageslicht kam, sind vermutlich dafür verantwortlich zu machen, daß ein Griff nicht erhalten ist. Auch von dem Bronzegegenstand, auf oder in dem der Teller Nr. 3 stand, ist heute nichts mehr erhalten oder zumindest nicht in den Besitz des British Museum übergangen. Angelötete Teile wie Füße und Griffe lösen sich leicht von den mit ihnen verbunden Silbergefäßen oder -geräten. Der Hildesheimer Silberschatz bietet dafür zahlreiche Beispiele 64. Gewiß wegen der nicht unbegrenzt dauerhaften Lötverbindungen verzeichnet ein ägyptisches Silberinventar des 1. Jhs. n. Chr. ausführlich alle Füße und Griffe65. Die Anordnung der Kreisrillen auf der Spiegelrückseite erfolgte offensichtlich nach gewissen Grundregeln der Symmetrie 66. So halbiert die mittlere Rille der zweiten Ansammlung von Kreisrillen exakt den Radius. Der Mittelwulst der dritten Ansammlung halbiert die Strecke zwischen der innersten Kreisrille der zweiten Ansammlung und dem Spiegelrand. Schließlich besitzen die zweite Ansammlung und die äußere, die vierte, die gleiche Breite. Die symmetrische Anordnung der auf der Rückseite eingedrehten Kreisrillen findet sich auch bei Spiegeln der Gruppe W der Sammlung in Nimwegen wieder. Der Spiegel 4 ist mit drei Gruppierungen aus jeweils drei Kreisrillen bei zwei Dritteln und einem Drittel des Radius und 59 60 61 62 63 64

65 66

Die Oberfläche einer silbernen Oinochoe aus dem sog. Philippsgrab in Vergina ist um den unteren Ansatz des Henkels herum auf ähnliche Weise aufgeraut. Gute Aufnahmen in: S. Drougou - Chr. Saatsoglou-Paliadeli, Vergina. Wandering through the Archaeological Site (1999) 52 Abb. 69. 70. s. o. III. 1. Spiegel. K. Hitzl - H. v. Mangoldt u. a., Katalog der Gefäße des Hildesheimer Silberfundes, in: Hildesheimer Silberfund 46 Abb. 12. Lloyd-Morgan 90. Lloyd-Morgan 90. Zahlreiche Lötstellen an den Gefäßen und Geräten hatten sich durch die Lagerung im Boden gelöst. Als Beispiel sollen hier einige Gefäße dienen, deren angelötete Kleinteile, wie Füße und Henkel, teilweise schon antik verloren gingen. K. Hitzl H. v. Mangoldt u. a., Katalog der Gefäße des Hildesheimer Silberfundes, in: Hildesheimer Silberfund 40ff. Nr. 5-14; 50ff. Nr. 19-23; 53 Nr. 25; 56f. Nr. 32-34; 60 Nr. 37; 64ff. Nr. 45-54; 71f. Nr. 57; 73f. Nr. 60; 75f. Nr. 62; 78f. Nr. 64; 80ff. Nr. 66-68. Drexel 46. Der Durchmesser der auf der Rückseite eingedrehten Kreisrillen beträgt jeweils außen: 1,7; 10,0; 14,3 cm.

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um das Zentrum verziert; und beim Spiegel 8 verlaufen eine Kreisrille direkt am Rand, zwei auf der Hälfte des Radius und eine um das Zentrum. Die konvexe Wölbung am Rand der Spiegelfläche kann nicht als Kriterium für oder gegen die Existenz eines Rückseitengriffs dienen; eine konvexe Wölbung kommt bei Spiegeln mit Rückseitengriffen wohl nur geringfügig häufiger vor als bei Handspiegeln mit am Spiegelrand angelöteten Griffen67. Mit einem vermuteten rückseitigen Griff gliche der Spiegel aus Brusa/Bursa den Spiegeln der Gruppe W nach der Gliederung der römischen Spiegel durch Lloyd-Morgan. Allerdings erreichen die von ihr veröffentlichten Spiegel der Gruppe W durchschnittlich kaum die Hälfte des Durchmessers des Spiegels aus Brusa/Bursa68; die von ihr publizierten Exemplare sind jedoch ausschließlich in westlichen Provinzen des römischen Reichs, in Italien, Gallien und Germanien, möglicherweise sogar nur in Nimwegen selbst, hergestellt69. Es existieren jedoch durchaus Spiegel westlicher Provenienz mit Rückseitengriffen mit einem noch deutlich größeren Durchmesser als dem des Spiegels aus Brusa/Bursa70. Zur Größe von rechteckigen Spiegeln in Abhängigkeit vom Herstellungsort stellt Treister fest: »Indeed, the smallest mirrors were most typical of North Italy, Sava and the Lower Rhine, while the larger ones were most frequent in the North Pontic area.«71. Möglicherweise läßt sich diese Feststellung auch auf runde Spiegel mit rückseitigem Griff aus Griechenland bzw. Kleinasien übertragen72. Für eine derartige Annahme könnte auch ein Spiegel73 sprechen, der zusammen mit Schmuck aus einem geschlossenen Grabfund des 3. Jhs. n. Chr. aus der Umgebung von Arsinoë auf Zypern stammt. Mit 18,2 cm ist der Durchmesser des Spiegels aus Zypern nur geringfügig kleiner als der des Spiegels aus Brusa/Bursa. Weitergehende Aussagen zu den Spiegeln des osteuropäischen und kleinasiatischen Raums aus hellenistischer und römischer Zeit lassen sich aufgrund der schlechten Publikationslage nicht machen. Die Datierung der von Lloyd-Morgan in die Gruppe W aufgenommenen Griffspiegel erfolgt allgemein meist in das 3. Jh. n. Chr.74. Auch im 4. und 5. Jh. n. Chr. wurden sie noch hergestellt75. Aus dieser Zeit liegen jedoch nur noch wenige Funde vor. Der Gruppe W zugehörige Stücke sind auch aus der Zeit des 1. Jhs. n. Chr. aus Pompeji und Aquileia bekannt76. Spiegel mit rückseitigen Griffen gibt es allerdings spätestens seit dem 6. Jh. v. Chr. In skythischen Gräbern des 6. bis 3. Jhs. v. Chr.77 treten diese relativ häufig auf. Über die Materialzusammensetzung des Spiegels aus Brusa/Bursa läßt sich in Ermangelung entsprechender Untersuchungen nichts sagen. Römische Silberspiegel und römisches Silbergerät scheinen im allgemeinen absichtlich nicht aus hochreinem Silber hergestellt worden zu sein, sondern enthalten ungefähr 8% Beimengungen als Legierung, darunter insbesondere Kupfer78. 67 68 69 70

71 72 73 74 75 76 77 78

Da eine detaillierte Beschreibung von unverzierten römischen Spiegeln in der Literatur meist fehlt, bezieht sich diese Aussage nur auf die von Lloyd-Morgan 90 veröffentlichten Spiegel. Der Durchmesser der von Lloyd-Morgan 90ff. veröffentlichten Stücke liegt zwischen 6,9 und 10,1 cm. G. Lloyd-Morgan, BMusBrux 46, 1974, 48. Der Silberspiegel von Wroxeter ist mit einem Durchmesser von 28,8 cm und einem Gewicht von ca. 1,5 kg noch um einiges größer und schwerer als der Spiegel aus Brusa/Bursa. Der Spiegel aus Wroxeter kann kaum später als in das 2. Jh. n. Chr. datiert werden. Zum Spiegel von Wroxeter s. J. M. C. Toynbee, Art in Britain under the Romans (1964) 334f. Taf. 78c; Lloyd-Morgan a.O. 47f. M. J. Treister, Italic and Provincial-Roman Mirrors in Eastern Europe, in: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Archäologische Denkmalpflege (Hrsg.), Akten der 10. Internationalen Tagung über Antike Bronzen. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 45 (1994) 417. Zu skythischem Einfluß in ostthrakischen Funden der frühen Kaiserzeit s. A. M. Mansel, AA 1941, 186. Klassieke Kunst uit particulier Bezit. Nederlandse verzamelingen 1575 - 1975. Rijksmuseum van Oudheden, Leiden, 15.5.-13.7.1975 (o. J.) Nr. 797 Abb. 335. Dm 18,2 cm. Lloyd-Morgan 90. Strong 208. Lloyd-Morgan 90. T. M. Kuznetsova, SovA 1987 H. 1, 1987, 35ff.; dies., SovA 1987 H. 2, 1987, 18ff. D. Strong - D. Brown (Hrsg.), Roman Crafts (1976) 12.

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Auch modernes Sterlingsilber besitzt einen Feingehalt von nur 92,5% und demzufolge Beimengungen von 7,5%, um es härter und unempfindlicher gegen Abnutzung zu machen79. Für römische Silberspiegel liegen bisher kaum Untersuchungen der Materialzusammensetzung vor. Der sogenannte Spiegel von Wroxeter enthält beispielsweise 86,6% Silber und 12,2% Kupfer80; es fehlt allerdings die Angabe, ob das Material der Spiegelscheibe oder dem Griff entnommen wurde. Die Scheibe eines Spiegels aus der Sammlung Sir William Temple81 besitzt einen Silberanteil von 92% und nur 8% Kupfer 82. Beide Spiegel wurden getrieben. Gegossenes Silber besitzt einen deutlich geringeren Feingehalt (um 75%)83. Eine Listung der Strong vorliegenden Analysen antiken Silbergeschirrs 84 läßt erkennen, daß die Mehrzahl der untersuchten Objekte einen höheren Silbergehalt (um 95% und wenige sogar bis 98%) besitzt als die oben aufgeführten Spiegel. An der sehr ausführlich untersuchten Lanx von Bizerta wird jedoch deutlich, daß sogar bei Messungen an verschiedenen Stellen eines Gefäßes eine große Varianz des Feingehalts auftritt85.

79 80 81 82 83 84 85

Ebenda 12; P. T. Craddock, AntJ 63, 1983, 132. Ebenda 132. Inv. Nr. BM 1856 12-26, 808. Craddock a.O. 132 bes. Tab. 1. Ebenda 132. Strong 215f. F. Faßbender - H. Dittmann u.a., Röntgenfluoreszenzanalyse der Lanx von Bizerta, in: Bizerta 202ff. bes. Tab. 1 u. 2. Die gemessene Varianz beträgt bis über fünf Gewichtsprozent. Absolut liegen die Werte zwischen 90,1 und 94,4 Gewichtsprozent an Stellen mit nicht nachweisbarem Quecksilbergehalt und zwischen 90,4 und 95,5 Gewichtsprozent an Stellen, die Quecksilber enthalten.

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2. Pyxis An der Pyxis sind noch nachdrücklichere Bemühungen als am Spiegel Nr. 1 und am Teller Nr. 3 sichtbar, die aus eingedrehten Kreisrillen bestehenden Verzierungen, aber auch die Profilierungen an Deckel und Basis, symmetrisch anzuordnen. Diese Bestrebungen zeigen sich darin, daß die Oberseite des Deckels und die Unterseite des Bodens durch jeweils fünf Kreisrillen verziert sind. Diese dritteln und halbieren den Radius in beiden Fällen; dem Deckel fehlen Kreisrillen bei einem Drittel und zwei Dritteln des Radius. Der Knick am Rand der Wölbung sorgt jedoch auch beim Deckel für eine Unterteilung bei zwei Dritteln des Radius. Daher entspricht auch die konvexe Wölbung der Deckeloberseite im Durchmesser fast genau der konkaven Wölbung der Bodenunterseite. Ferner wurde darauf geachtet, daß die Höhe der profilierten Basis derjenigen der Profilierung am Deckel ungefähr gleicht. Auffällig ist außerdem die Maßgleichheit des Durchmessers an der Basis und der Gesamthöhe. Für Pyxiden werden in der Literatur mehrere Funktionen angegeben. Hilgers nennt insbesondere die Verwendung als Büchse für Kosmetika und Medizin und ganz allgemein als ein Behältnis für verschiedene Dinge86. Die geschlossene Form und die relativ geringe Größe der Pyxis aus Brusa/Bursa verdeutlichen, daß in dem Gefäß geringe Mengen eines schützenswerten, möglicherweise verderblichen Inhalts von vermutlich relativ hohem Wert aufbewahrt wurden. Die etymologische Herleitung des Wortes Büchse verdeutlichen Form und Funktion der Pyxis. Das deutsche Wort Büchse stammt vom griechischen πυξίς ab, welches eine Büchse aus Buchsbaum87 (gr. πύξος, lat. buxus) für Arznei, Salbe und ähnliches bezeichnet88. Eine Salbe (gr. πύξινον, lat. pyxinum) leitete ihren Namen von der Pyxis ab, in der sie aufbewahrt wurde89. In Kombination mit dem Löffel Nr. 7, der mit einiger Sicherheit als Toilettegerät interpretiert werden kann, erscheint ein kosmetischer, eventuell ein medizinischer90 Verwendungszweck naheliegend. Tatsächlich haben kleinere Pyxiden bzw. vergleichbare Gefäßformen offensichtlich über viele Jahrhunderte zur Aufnahme von Kosmetika gedient91, was schon wegen des von der Pyxis abgeleiteten Namens der Salbe naheliegend ist. Salben als Inhalt von Pyxiden aus römischer Zeit erwähnt auch Zahlhaas92. In der archäologischen Literatur wird die Verwendung von silbernen Pyxiden mit Form und Größe der Pyxis aus Brusa/Bursa als Gefäß für Kosmetika93 angegeben. Mehrere Vergleichsstücke besitzen eine im Vergleich zur Pyxis aus Brusa/Bursa ähnliche Form und Größe. Eine aufwendig mit Ziselierungen verzierte Pyxis, die in Form und Maßen nahezu identisch ist, stammt vermutlich aus Kleinasien und wird in das 3. Jh. v. Chr. datiert94. Lediglich in der Höhe weichen die Maße stärker als wenige Millimeter ab. Die Differenz in der Gesamthöhe liegt an dem aufwendiger verzierten Deckel, der eine weitere konvexe Wölbung auf der stark ausladenden Deckelwölbung besitzt. Auch das Gewicht der kleinasiatischen Pyxis weicht nur um 2,4 g von dem ursprünglich jedoch noch höheren der Pyxis aus Brusa/Bursa ab. Die Profilierung des Deckels wirkt allerdings wesentlich gestauchter und ist deutlich flacher als

86 87 88 89 90 91

92 93 94

Hilgers 265ff. Nr. 308. Mehrere Pyxiden aus Buchsbaumholz haben sich in Kertsch erhalten: P. Pinelli - A. Wąsowicz, Catalogue des bois et stucs grecs et romains provenant de Kertch (1986) 139ff. Nr. 56-63; 156f Nr. 69; 158 Nr. 70; 165 Nr. 77. W. Pape, Griechisch-Deutsches Handwörterbuch3 (1908) 819 s.v. πυξίς; H. Georges, Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch11 (1962) 2110 s.v. pyxis. Ebenda 2110 s.v. pyxinum. Pyxiden als hauptsächliches Aufbewahrungsgefäß für Medizin nennt Hilgers 14. Von altägyptischer bis römischer Zeit finden sich in E. Paszthory, Salben, Schminken und Parfüme im Altertum. Herstellungsmethoden und Anwendungsbereiche im östlichen Mediterraneum, AW Sonderh. 1990, 17 Abb. 27. 28; 39 Abb. 56; 53 Abb. 77 einige Beispiele für Kosmetikbehältnisse mit Deckeln. Die aus antiker Zeit stammenden Gefäße werden Pyxiden genannt. G. Zahlhaas, Gymnasium 82, 1975, 530. Oliver 53 Nr. 21; 55 Nr. 22; I. Popović (Hrsg.), Antique Silver from Serbia (1994) 236 Nr. 107. Oliver 53 Nr. 21. H 7,7 cm; H ohne Deckel 6,5 cm; Dm Rand 5,7 cm; Dm Basis 7,0 cm; Gewicht 120,6 g; Fassungsvermögen 145 ml. Ebenda 53 wird die Pyxis aus Brusa/Bursa neben weiteren als Beispiel genannt.

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die Basis. Eine weitere, etwas kleinere Pyxis befindet sich im Metropolitan Museum of Art95. Die Basis und die Profilierung des Deckels sind jeweils mit einem ziselierten und vermutlich ehemals vergoldeten lesbischen Kyma verziert. Bei dieser Pyxis gibt es ebenfalls eine auffällige Symmetrie in der Höhe der Basis und der Deckelprofilierung, außerdem von Durchmesser der Basis zu Gesamthöhe. Die Pyxis soll zusammen mit vier weiteren Gefäßen und Geräten gefunden worden sein und wird nur allgemein als »griechisch« bezeichnet. Datiert wird sie nur vage ins späte 4. bis 3. Jh. v. Chr. Eine deutlich kleinere Pyxis wurde in einem etruskischen Grab in der Nähe von Bolsena gefunden 96. Auch diese besitzt eine verbreiterte Basis und eine Profilierung am Deckelrand, beide sind mit jeweils einem ziselierten lesbischen Kyma verziert und sind gleich hoch. Die Gefäßwand ist mit einem umlaufenden Fries aus Efeuranken verziert. Außergewöhnlich ist die Form der Deckeloberseite, die an das Dach eines Rundzelts erinnert und mit Blättern verziert ist. Alle Verzierungen sind teilweise oder ganz vergoldet. Die vermutlich in Unteritalien hergestellte Pyxis wird in die zweite Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. datiert. Aus dem Gräberfeld von Čerkesko in Serbien stammt eine Pyxis von einfacher Form und Verzierung, die in das 2. Jh. oder die erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. datiert wird 97. In Berlin befindet sich eine ebenso einfach gearbeitete Pyxis aus dem 1 Jh. v. Chr.98. Eine weitere, ähnlich einfache Pyxis wurde in einem späthellenistischen Grab in Ätolien gefunden 99. Aus dem Kurgan bei Artjuchova stammen drei schlanke Pyxiden, datiert in das spätere 2. Jh. v. Chr.100. Zwei der drei Pyxiden sind relativ aufwendig verziert. Eine mit einem erhabenen figürlichen Relief verzierte Pyxis mit einem aufwendig geschmückten Deckel101 wurde in einem römischen Grab des späten 1. Jhs. n. Chr. bei Draguignan in der Nähe von Aix-en-Provence gefunden. Aus spätrömischer Zeit stammen kleine Pyxiden, die starke Ähnlichkeit mit hellenistischen Stücken besitzen102. Neben metallenen Vergleichsstücken haben sich auch solche aus organischen Materialien erhalten. Auffallend ist, daß die Formen der Pyxiden der griechischen Zeit aus Buchsbaumholz oder Knochen103 der Pyxis aus Brusa/Bursa ähnlicher sind als die Formen der Pyxiden römischer Zeit aus denselben Materialien104. Insbesondere die Verbreiterungen an Basis und Deckel treten in der Art und Weise, wie sie an der Pyxis aus Brusa/Bursa zu beobachten ist, nur bei den Pyxiden der griechischen Zeit auf. In klassischer Zeit wurden Pyxiden im Mittelmeerraum anscheinend nicht aus Silber gefertigt105. Schon in frühhellenistischer Zeit wird jedoch ihre Herstellung aus Silber häufig106. Neben unguentaria (Parfümflaschen) sind sie die häufigsten Toiletteartikel in den Silberschätzen des späten Hellenismus107. Pyxiden wurden bis in die späte Kaiserzeit hergestellt108. Allerdings treten Toiletteartikel - also auch Pyxiden - in Silberschätzen nach dem 1. Jh. n. Chr. eher selten auf 109.

95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109

D. v. Bothmer, BMetrMus 42 H. 1, 1984, 49 Nr. 81. H 6,1 cm; H ohne Deckel 5,7 cm; Dm Basis 6,3 cm; Gewicht 91,2 g. Oliver 55 Nr. 22; v. Bothmer a.O. 61 Nr. 108. H 8,4 cm; H ohne Deckel 4,7 cm; Dm Basis 5,6 cm; Gewicht 54,9 g. Da die in den beiden Publikationen genannten Maße teilweise erheblich voneinander abweichen, sind hier die Maße der neueren Publikation (v. Bothmer) genannt. Popović a.O. 236 Nr. 107. Dm 4,8 cm; H 4 cm; Gewicht 36,68 g. Die Pyxis wurde zusammen mit einer Spindel (oder Spinnrocken?), einem Halsband und weiteren Objekten in dem Grab einer thrakischen Frau gefunden (ebenda 93). Inv. Nr. 30979; U. Gehrig, Berliner Museen 23, 1973, 45. 47 Abb. 19. Dm Boden 3,9 cm; Dm max. 4,1 cm; H 3,4 cm. Die Pyxis wurde 1925 zusammen mit silbernen Bade- und Toilettegeräten erworben, darunter ein mutmaßliches dipping rod. G. Sotiriadis, AEphem, 1906, 83ff. mit Abb. 11. M. I. Maksimova, Артюховский курган (1979) 75 Abb. 23; 83. R. Boyer, RStLig 27, 1961, 130ff. Strong 208. Pinelli - Wąsowicz a.O. 132f. Ebenda 134f. Strong 89. Strong 103f. Strong 117f. Strong 179. 207f. Strong 179. 208.

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3. Teller Die Gewebereste an der Unterseite des Tellers legen nahe, daß dieser in Stoff eingeschlagen war110. Vermutlich waren weitere oder alle zu diesem Fund gehörenden Gefäße und Geräte so aufeinander bzw. ineinander gestellt worden, daß alle zusammen in Stoff eingeschlagen werden konnten. Die Praxis, Silber in Tücher zu hüllen, ist sowohl durch Funde belegt als auch aus antiken Schriftquellen bekannt111. Als Belege führt Drexel mehrere in Stoff eingeschlagene Silberschätze sowie das ägyptische Silberinventar des 1. Jhs. n. Chr. auf. Dieses Silberinventar auf Papyrus ist das zu größeren Teilen erhaltene Verzeichnis eines Händlers, das größere Mengen an Silbergeschirr, aufgeteilt auf mehre Kisten, beschreibt. In dem Papyrus wird für jede Kiste einzeln ausdrücklich das Einschlagen in Stoff erwähnt. Dieses sicherlich weit verbreitete Verfahren sollte Korrosion verhindern und vermutlich auch das wertvolle Geschirr gegen mechanische Beanspruchung schützen. Ebenso allgemein gebräuchlich dürfte auch das Ineinanderstellen von kleineren und größeren Gefäße bzw. das Stapeln von flachen Gefäßen gewesen sein. Für den Hildesheimer Silberschatz ist das Ineinanderstellen zweifelsfrei belegt worden112. Die Mehrzahl der Gefäße und Geräte war in den wenigen großen Gefäßen untergebracht. Die Bestandteile des Silberschatzes von Kaiseraugst waren in einer Kiste übereinander gestapelt113. Dies ist noch heute an den Abdrücken der Standringe auf den darunterliegenden Stücken zu sehen. Wie schon bei den Kreisrillen auf der Rückseite des Spiegels Nr. 1 und der Pyxis Nr. 2 kann auch bei den Kreisrillen auf der Innenseite des Tellers eine Anordnung, die den Gesetzen der Symmetrie folgt, beobachtet werden. Diese symmetrische Anordnung ist allerdings nicht ganz so offensichtlich wie beim Spiegel oder bei der Pyxis. Die Drittelung des Radius durch die zweite Kreisrille fällt nicht beim ersten Blick auf, war vermutlich jedoch beabsichtigt. In der Frage der lateinischen Benennung unterscheidet Oxé114 die Servierplatte (catinus) von dem Teller (catillus). Auch Hilgers nennt unter Teller zuerst catillus, dann catinus115. Die Bedeutung Tellerchen von catillus führt Georges auf und erwähnt zusätzlich, daß catillus die Verkleinerungsform von catinus ist116. Die lateinische Wortbildung scheint daher analog zu den griechischen Worten πίναξ/πινάκιον mit den Bedeutungen Platte/Teller erfolgt zu sein. Einen Beleg dafür, daß catilli sehr viel häufiger als catini genutzt wurden, liefern Listen der hergestellten Keramik aus La Graufesenque. Die Stückzahl der hergestellten catilli überwiegt bei weitem117. Die höhere Stückzahl ist auf die geringere Größe der catilli118 und außerdem sicherlich auf die häufigere Nutzung zurückzuführen. Ein Größenunterschied wird aber auch durch die Reihenfolge in den Listen deutlich. Größere Gefäße werden zuerst aufgeführt, danach die kleineren119. In Listen120, in denen sowohl catini als auch catilli aufgeführt werden, stehen die catilli stets unter den catini und direkt über den großen Näpfen (paropsides) und den kleinen Näpfen (acetabula). Die angeführten Betrachtungen legen nahe, daß catillus eine zumeist kleinere Gefäßform als catinus bezeichnet, die zudem häufiger als jene vorkommt. Größenangaben für catilli werden nur in Listen gemacht, in denen catini nicht geführt werden. Diese ausschließliche Listung von catilli beruht vermutlich auf einer Verwechslung, die in dem in einigen Fällen im Vergleich zu dem Durchmesser der catilli geringen Durchmesser der catini

110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120

Diese Vermutung wurde schon im Inventarbuch geäußert; s. o. Anm. 34. Drexel 35. E. Pernice - F. Winter, Der Hildesheimer Silberfund (1901) 3f. mit Abb. 3. R. Fellmann, AW 31, 2000, 49. A. Oxé, BJb 130, 1925, 82. Hilgers 310. H. Georges, Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch11 (1962) 1033 s.v. 1. catillus. Oxé a.O. 82; Hilgers 49 Anm. 272. Oxé a.O. 69. Ebenda 85. Ebenda 44ff. Nr. 7. 8. 10. 32.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

(2/3 und insbesondere 1/3 pes) und in der nahezu identischen Form begründet liegt121. Durchmesser und Form lassen sich demnach nicht restlos zuverlässig für eine Benennung nutzen. Es besteht die, wenn auch geringe, Möglichkeit, daß es sich bei dem Teller aus Brusa/Bursa um eine kleine Platte handelt. Catillus kann außerdem auch die Bezeichnung von (flachen Servier-) Schüsselchen sein122. Die Literatur, die sich mit diesem Thema beschäftigt, benutzt jedoch auch für noch größere Teller als den aus Brusa/Bursa die Bezeichnung Teller. Auf eine Benennung nach der Definition von Oxé als catillus soll daher nicht verzichtet werden. Die von Walters123 gewählte Bezeichnung patera wird weder der Form noch der Funktion gerecht. Eine patera ist ein niedriges weites Gefäß, welches einer phiala ähnelt124. Mit einer phiala 125 besitzt jedoch der Teller aus Brusa/Bursa keine Ähnlichkeit. Auch mit den weiteren, als patera bezeichneten Gefäßen, die aus römischen Opferszenen bekannten sind, Omphalosschale und Schale mit Griff 126, hat der Teller nur wenig gemein. Die im Inventarbuch gewählte Bezeichnung »saucer« ist sowohl mit der Bedeutung »Untertasse/Untersatz« als auch mit »Näpfchen« unglücklich gewählt. Die Benennung des Stücks aus Brusa/Bursa hängt, wie schon oben ausgeführt, unmittelbar von dessen Funktion ab. Größe und Form des flachen Gegenstands lassen eher an eine Verwendung als Teller, denn als (Servier-)Platte denken. Silberne römische Platten sind in der Regel größer und besitzen häufig einen flachen, verzierten Rand127, oder horizontale Griffplatten128. Der steil aufgebogene Rand des Tellers aus Brusa/Bursa sollte vermutlich das Essen mit dem Teller auf der Hand ermöglichen. Das Essen konnte nicht einfach vom Teller rutschen, und flüssige Essensbestandteile konnten nicht leicht verschüttet werden. Der private Gebrauch von Silbergeschirr im Mittelmeerraum kam im Hellenismus auf 129. Es handelte sich dabei allerdings zumeist um eine Nutzung als Trinkgeschirr. Silbernes Eßgeschirr ist in hellenistischer Zeit äußerst selten130. Die allgemeine Nutzung von Silber auch beim Essen begann erst in der frühen Kaiserzeit131. Seither wurde silbernes Eßgeschirr häufig als Service gefertigt. Anfangs waren die Teller in der Regel rund132 und nur selten oval133. Teller mit ovalem Umriß kamen erst nach dem 1. Jh. n. Chr. allgemein in Gebrauch134. Eine im Vergleich zum Teller aus Brusa/Bursa ähnliche Form und Größe haben vier Teller aus Boscoreale135. Das Randprofil steigt wie am Stück aus Brusa/Bursa sanft gerundet steil nach oben. Die Teller aus Boscoreale sind im Vergleich zum Teller aus Brusa/Bursa geringfügig tiefer. Sie besitzen ebenfalls Verzierungen durch in symmetrischen Abständen angeordnete Kreisrillen. Die von Villefosse falsch gewählte Bezeichnung »soucoupes« (Unterteller, Untersätze) wird von Baratte136 durch »plateaux« (Präsentierplatten) nicht überzeugend korrigiert. Ein Satz von vier Tellern dieser relativ geringen Größe wird mit großer Wahrscheinlichkeit als ein Service von Eßtellern anzusprechen sein, das seinen Fortsatz in zwei 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

Ebenda 82. Georges a.O. 1033 s.v. 1. catillus; Hilgers 142 Nr. 90. Walters 31 Nr. 120. Hilgers 71f. 242ff. Nr. 282. Hilgers 74. Hilgers 72; H. U. Nuber, Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 53, 1972, 1ff. bes. 90ff. A. Héron de Villefosse, MonPiot 5 (1899) 117 Nr. 66 mit Abb. 35; Oliver 104 Nr. 61; 132 Nr. 84; K. Hitzl - H. v. Mangoldt u. a., Katalog der Gefäße des Hildesheimer Silberfundes, in: Hildesheimer Silberfund 72ff. Nr. 58-61; 86 Nr. 73. A. Maiuri, La casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (1932) 362 Nr. 27 Taf. 55; F. Baratte, Le trésor d'orfèvrerie romaine de Boscoreale (1986) 27. 93. Strong 106. Strong 116f. Strong 128f. Strong 128. Strong 149. Strong 171. Héron de Villefosse a.O. 119 Nr. 71-74 mit Abb. 38. Dm 12,6 cm; H 1,3 cm. Baratte a.O. 93.

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mal vier weiteren, größeren Tellern137 und vier Näpfen138 findet. Mit dem aufgebogenen Tellerrand weisen vier weitere Teller, auch aus Boscoreale 139, gleichfalls Ähnlichkeiten mit dem Teller aus Brusa/Bursa auf. Der Rand ist jedoch höher, steiler und weiter nach innen geneigt als beim Teller aus Brusa/Bursa. Aus dem Fund von Tivoli stammen drei Teller140. Auch diese besitzen einen sanft gerundeten, steilen Rand, der allerdings in einem schmalen horizontalen Steg endet, vergleichbar mit unseren heutigen tiefen Tellern. In dem ägyptischen Silberinventar des 1. Jhs. n. Chr. werden nur einmal Teller aufgeführt, bei denen die runde Form ausdrücklich erwähnt ist. Daher vermutet Drexel 141, die anderen seien länglich oval oder rechteckig gewesen, und die runde Form stelle eine Ausnahme dar. Diese Mutmaßung wird jedoch durch die uns bekannten Silberschätze widerlegt. Mit Ausnahme des Hildesheimer Silberschatzes, der drei Sätze zu je drei ovalen oder rechteckigen Tellern enthält, finden sich in den anderen großen frühkaiserzeitlichen Silberschätzen nur runde Teller. Der spätantike Silberschatz von Kaiseraugst enthält ebenfalls nur runde Teller in einem Service zu sechs Stück. Diese waren seit der Freilegung des Schatzes in Privatbesitz und wurden erst 1995 dem Museum in Augst übergeben142. Auch Strong widerspricht der Darstellung von Drexel und beschreibt die Teller und Platten der frühen Kaiserzeit als im allgemeinen rund143. Der Durchmesser des Silbertellers von Brusa/Bursa entspricht mit 14,8 cm exakt einem halben römischen Fuß (pes) oder zwei Handbreiten (palmi)144. Der römische Fuß wird mit 29,5 bzw. 29,6 cm angegeben. Die Vermutung liegt nahe, daß diese Größe absichtlich gewählt wurde. Mehrere Teller bzw. Platten aus dem Silberschatz der Casa del Menandro scheinen ebenfalls im Durchmesser normiert gewesen zu sein. Der große Servierteller145 war vermutlich mit 30 cm Durchmesser als ein Teller mit einem pes gedacht. Gleiches gilt für drei runde Platten146 aus dem Hildesheimer Silberschatz mit Durchmessern von 30,0 bis 30,2 cm. Deutlicher fällt eine intendierte Normierung des Durchmessers bei vier Tellern mit horizontalen Griffplatten aus147. Dem Randdurchmesser von 14,7 cm fehlt bei diesen Tellern ein halber bzw. ein Millimeter zu einem halben pes. Für vier kleine Teller, ebenfalls mit horizontalen Griffplatten, ist der Randdurchmesser mit 7,5 cm angegeben148. Der Durchmesser liegt damit um etwa einen Millimeter über einem Viertel eines pes, beträgt also einen palmus. Vier Teller mit horizontalen Griffplatten haben einen Randdurchmesser von 11,1 oder 11 cm149. Dies entspricht exakt einem Viertel einer Elle (cubitus) oder sechs Fingerbreiten (digiti)150. Weitere runde Teller aus der Casa del Menandro151 und aus dem Silberschatz von Boscoreale 152 dürften vermutlich nach dem unzialen System153 normiert sein, welches den pes in zwölf Teile unterteilt. Für die Existenz einer Normierung des Durchmessers, genauer für eine Normierung nach dem unzialen System, sprechen ebenfalls die auf Graffiti aus La Graufesenque erwähnten Größenangaben der in Terra Sigillata hergestellten Teller bzw. Platten mit einem ganzen, zwei Drittel und einem Drittel Fuß Durchmesser 154. Einschränkend muß dazu allerdings erwähnt werden, daß die Normierung bei 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154

Héron de Villefosse a.O. 120 Nr. 84-87 mit Abb. 40. Ebenda 117f. Nr. 67-70 mit Abb. 36; 113 Nr. 57-59; 129 Nr. 99 Taf. 28, 4. Ebenda 120 Nr. 84-87 mit Abb. 40; Baratte a.O. 24. 93. Oliver 106 Nr. 63-65, Abb. 63-65. Drexel 49. R. Fellmann, AW 31, 2000, 49. Strong 128. Der Neue Pauly 7 (1999) 988f. s.v. Maße (Schulzki); Der Neue Pauly 16 (2003) 445 (v. Mangoldt). Maiuri a.O. 362 Nr. 27; K. S. Painter, The Insula of the Menander at Pompeii IV. The Silver Treasure (2001) 67 M27 mit Taf. 20 und Abb. 4. K. Hitzl - H. v. Mangoldt u. a., Katalog der Gefäße des Hildesheimer Silberfundes, in: Hildesheimer Silberfund 72ff. Nr. 58-60. Maiuri a.O. 364 Nr. 44-47; Painter a.O. 68 M44-47 mit Abb. 5. Maiuri a.O. 363 Nr. 40-43; Painter a.O. 68 M40-43 mit Abb. 4. A. Maiuri, La casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (1932) 363 Nr. 32-35; Painter a.O. 67 M32-35 mit Abb. 4. Der Neue Pauly 7 (1999) 988f. s.v. Maße (Schulzki); Der Neue Pauly 16 (2003) 445 (v. Mangoldt). Maiuri a.O. 363 Nr. 28-31, 36-39; Painter a.O. 67 M28-31. M36-39 mit Abb. 4. A. Héron de Villefosse, MonPiot 5 (1899) 119 Nr. 71-74; 120ff. Nr. 84-87. Der Neue Pauly 7 (1999) 989 s.v. Maße (Schulzki); Der Neue Pauly 16 (2003) 445f. (v. Mangoldt). A. Oxé, BJb 130, 1925, 43ff.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

der Herstellung von Terra Sigillata wohl durch Augenmaß erfolgte und die tatsächlichen Maße von den in den Listen angegebenen erheblich abweichen konnten155.

155

Ebenda 68f.

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4. Napf An lateinischen Benennungen für den Napf herrscht in der Literatur kein Mangel. Einen festen Terminus scheint es jedoch nicht zu geben. Hilgers nennt acetabulum und paropsis als Namen für ein kleineres und größeres napfförmiges bzw. schüsselförmiges Gefäß156. Ob die Form des Napfs aus Brusa/Bursa als acetabulum anzusprechen ist, läßt sich durch Hilgers Untersuchungen nicht eindeutig belegen157. Vorgeschlagen wird auch salinum oder sulzica158. Die erste ist die übliche, die letztere eine äußerst seltene Bezeichnung für Salzgefäße bei Tisch. Für ein Vergleichsstück aus Xanten-Wardt wurde ebenfalls die Benennung als salinum erwogen159. Schließlich kommt auch catinus in Frage; meist ist catinus für größere Platten und Teller, aber auch für Näpfe und Schüsseln, in Gebrauch gewesen160. Da demzufolge bisher eine sichere oder in der Literatur einheitlich verwendete lateinische Benennung fehlt, soll hier auch auf eine solche verzichtet werden. Verwendung fanden Gefäße der Form des Napfs aus Brusa/Bursa vor allem bei Tisch. Griechen und Römer aßen ihre Speisen zusammen mit scharfen und zumeist auch essighaltigen161 Saucen oder Gewürzmischungen und nutzten zum Servieren Näpfe oder kleinere Schüsseln162. Naheliegender erscheint allerdings, daß Näpfe zum römischen Eßservice gehörten, um daraus saure oder scharfe Beilagen oder andere, schon in der Küche zerkleinerte Speisen zu essen und dabei den Napf in der Hand halten zu können, ohne daß das Essen überläuft163. Diese Vermutung wird durch die häufig in den Silberschätzen des 1. bis 4. Jhs. vorkommenden Sätze von drei, vier oder acht Näpfen nahegelegt164. In dem ägyptischen Silberinventar des 1. Jhs. n. Chr. werden ebenfalls häufig Sätze von vier, ausnahmsweise auch acht oder zwölf Näpfen erwähnt165. Nur zwei, in dem Inventar als γαράρια bezeichnete Gefäße, deren Form nicht bestimmbar ist, haben mit Sicherheit zur Aufnahme von (γάρον, Fischsauce) Saucen gedient166. Der Gebrauch als Essiggefäß bei Tisch, der durch eine mögliche Benennung mit acetabulum nahegelegt wird, kommt schon wegen der offenen Form wohl kaum in Frage167. Dem steht allerdings entgegen, daß Pape auch für Ôξύβαφον als Bedeutung Essignäpfchen angibt168; das lateinische acetabulum leitet sich vom griechischen Ôξύβαφον ab, welches schon in hellenistischer Zeit Ôξόβαφον (Essigbehälter) geschrieben und wörtlich in acetabulum übersetzt wurde169. Neben seiner Abkunft von ôξος (Weinessig) kann Ôξύβαφον aber mindestens ebenso wahrscheinlich von Ôξύτης (Schärfe)170, bzw. Ôξύς mit dessen Erstbedeutung scharf 171, hergeleitet werden. Weitere Verwendungsmöglichkeiten waren das Darreichen von Honig172 oder Salz173 bei Tisch.

156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173

Hilgers 33f. mit Abb. 1-4. Hilgers 34 mit Abb. 3. Hilgers 75. Bridger 232 Nr. Mg5. Hilgers 48f. s. auch o. IV. 3. Teller. M. Lister, Das Apicius-Kochbuch aus der altrömischen Kaiserzeit (1909). Der größte Teil der Saucen enthält entweder Essig oder seltener Most, fast immer aber Pfeffer. S. Martin-Kilcher, Römisches Tafelsilber: Form- und Funktionsfragen, in: H. A. Cahn - A. Kaufmann-Heinimann u. a., Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst (1984) 398; A. Kaufmann-Heinimann, Der Hildesheimer Silberfund im Lichte der frühkaiserzeitlichen Silbergeschirrfunde, in: Hildesheimer Silberfund 94f. Drexel 41 mit Anm. 5; F. Drexel, Germania 11, 1927, 51. Martin-Kilcher a.O. 394 Abb. 155. Näpfe werden hier unter »Schale« aufgeführt. Drexel 37. Ebenda 37. 48f. Hilgers 33 mit Anm. 166. W. Pape, Griechisch-Deutsches Handwörterbuch3 (1908) 351f. s.v. Ôξύβαφον. Drexel 42 mit Anm. 2. 3; Hilgers 33 mit Anm. 165. W. Pape, Griechisch-Deutsches Handwörterbuch3 (1908) 355 s.v. Ôξύτης. Ebenda 354 s.v. Ôξύς, J. B. Hofmann, Etymologisches Wörterbuch des Griechischen (1950) 235 s.v. Ôξύς. Hilgers 91f. Hier werden auch noch weitere, für Silbergefäße nicht naheliegende Verwendungen aufgeführt. Hilgers 268f. 285.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Als einigermaßen gesichert kann nur die ursprüngliche Verwendung gelten, die zu der griechischen Benennung führte. Deren zweiter Wortbestandteil βάφον stammt von βάπτω (eintauchen) ab. In Ôξύβαφα wurden demnach einstmals vermutlich scharfe oder saure Saucen oder Gewürze serviert, in die bei Tisch Speisen eingetaucht werden konnten. Ιn der Kaiserzeit wurden Näpfe jedoch dazu genutzt, aus ihnen saucenhaltige Speisen zu essen. Sie dienten demnach als Ergänzung und Ersatz von Tellern. Zur Nutzung von silbernen Näpfen als Eßgeschirr gilt teilweise das schon beim Teller Nr. 3 Gesagte. Silbernes Eßgeschirr, insbesondere Näpfe, sind in hellenistischer Zeit äußerst selten174. Die allgemeine Nutzung von Silber auch beim Essen begann erst in der frühen Kaiserzeit175. Seither wurde silbernes Eßgeschirr häufig als Service gefertigt. Dabei scheint der Formenreichtum der Näpfe nahezu endlos zu sein. Eine exakte Bestimmung des Gebrauchs von Näpfen ist nicht möglich; manche sind kaum von den Formen einfacher Trinkgefäße zu unterscheiden176. Aus Xanten-Wardt stammt ein in der Form, den Proportionen und den Maßen zum Napf aus Brusa/Bursa ähnliches Vergleichsstück177. Dieses weitet sich ebenfalls leicht und kontinuierlich zur Mündung hin und besitzt auch einen flachen Boden. Am Standring und an der Mündung verbreitert sich der Napf ähnlich stark wie derjenige aus Brusa/Bursa. Auf der Innenseite befindet sich unterhalb der Mündung ebenfalls eine eingedrehte Rille. Das Gefäß aus XantenWardt ist allerdings aufwendiger durch zwei Doppelblattfriese verziert und wirkt durch den geringeren Durchmesser bei nahezu identischer Höhe schlanker. Als Datierung des Napfs aus Xanten-Wardt wird die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. vorgeschlagen. In der schlanken Form ähnelt der Napf aus Xanten-Wardt einem noch etwas schlankeren Silbergefäß aus Thil in Frankreich178. Auch dieses besitzt eine nach außen hin verstärkte Mündung und einen verstärkten Standring. Diese Verstärkung fällt allerdings nicht so deutlich wie bei den Näpfen aus Brusa/Bursa und Xanten-Wardt auf. Das Gefäß aus Thil weitet sich kaum nach oben hin. Die Mündung setzt sich auch bei diesem durch eine Rille auf der Innenseite von der Wandung ab. Die Außenseite der Wandung trägt einen umlaufenden Fries mit bacchantischen Darstellungen, gerahmt von zwei stilisierten Eierstäben. Das Silbergefäß aus Thil ist als Napf oder Becher anzusprechen und wird ins 2. bis 3. Jh. datiert. Die Funktion als Becher wird durch den bacchantischen Fries nahegelegt. Eine Nutzung als Trinkgeschirr kann jedoch nicht als gesichert gelten, da solches in Silberfunden des 3. Jhs. kaum noch auftritt. Silbernes Trinkgeschirr geriet offensichtlich in dieser Zeit außer Mode179. Als Begründung dafür ist das Aufkommen von Glasgefäßen zu sehen. Möglicherweise ist für die Ablösung des silbernen Trinkgeschirrs dessen mangelnde Geschmacksneutralität mitverantwortlich; Glas besitzt diesen Mangel bekanntlich nicht. Auf ein Vergleichsstück aus Arras weist Walters 180 bei der Beschreibung des Gefäßes aus Thil hin. Gronovius 181 geht bei seiner Beschreibung des Gefäßes aus Arras allerdings nur auf den bacchantischen Fries ein und nennt es poculum (Becher). Er liefert keine Beschreibung der Gefäßform oder eine Skizze mit, die einen Vergleich der Form ermöglichen würden.

174 175 176 177 178 179 180 181

Strong 116f. Strong 128f. Strong 152. Bridger 66f. mit Abb. 41; 232 Nr. Mg5. Dm unten 6,7 cm; H 3,3 cm; Gewicht 72 g. Walters 36f. Nr. 138; Taf. 22, 138; L. Pirzio Biroli Stefanelli, L'argento dei Romani. Vasellame da tavola e d'apparato (1991) 198 Abb. 200; 283 Nr. 133. Martin-Kilcher a.O. 394ff. mit Abb. 155. Walters 37 Nr. 138. J. Gronovius, Thesaurus Graecarum Antiquitatum 9 (1737) 1190.

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Aus Köln stammt ein Vergleichsstück zum Napf aus Brusa/Bursa aus meergrünem Glas182. Dieses Gefäß besitzt zum Napf aus Brusa/Bursa identische Maße. La Baume datiert über Vergleiche mit Tellern in Terra Sigillata beide Näpfe in das 1. Jh. n. Chr.183. Die Form des Napfs aus Brusa/Bursa wird häufig von Gefäßen in Terra Sigillata nachgeahmt184. Sie entspricht der Form Dragendorff 22 in Terra Sigillata, die nur im 1. Jh. n. Chr. in Gebrauch ist185. Näpfe dieser Form wurden anscheinend nur in südgallischen Töpfereien hergestellt186. In Südwestdeutschland beispielsweise kommen Näpfe der Form Dragendorff 22 offensichtlich nur in claudisch-neronischer Zeit (Kastell Oberstimm187, Hofheim188) und in frühflavischer Zeit (Truppenlager Geislingen-Häsenbühl189, Straßburg190) vor. Eine Verwandtschaft der Formen und Verzierungen von Terra Sigillata und Silbergeschirr wurde schon vor langer Zeit erkannt191. In Erwägung gezogen wurde neben einem freihändigen Nachschöpfen die Herstellung durch Abformung192. Wie Detailbetrachtungen zeigten, wurde die Form imitiert, jedoch auf töpferische Grundbedürfnisse Rücksicht genommen193. Die zahlreichen Nachahmungen in Terra Sigillata scheinen zu belegen, daß derartige Näpfe vorzugsweise aus Silber waren194.

182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194

P. La Baume, Römisches Kunstgewerbe zwischen Christi Geburt und 400 (1964) 138 Abb. 119 rechts. Dm 8,7 cm; H 3,4 cm. Ebenda 139. Hilgers 34 mit Anm. 176. H. Dragendorff, BJb 96/97, 1895, 86 Taf. 2, 22; F. Oswald - T. D. Pryce, An Introduction to the Study of Terra Sigillata (1920) 188f. Ebenda 14 Taf. 50, 2-5, 10; J. Garbsch, Terra Sigillata. Ein Weltreich im Spiegel seines Luxusgeschirrs (1982) 45 Nr. 5254. H. Schönberger, Kastell Oberstimm. Die Grabungen von 1968 bis 1971. Limesforschungen 18 (1978) Nr. C587, C588. Oswald - Pryce a.O. Taf. 50, 2. J. Heiligmann, Der »Alb-Limes«. Ein Beitrag zur römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 35 (1990) 164f. mit Tab. 14, 15; 252 Taf. 20 Nr. 8. Oswald - Pryce a.O. Taf. 50, 4. 5. Hinweise bei K. Roth-Rubi, Silber und Terra Sigillata im Vergleich. Zur Herkunft einiger glattwandiger Gefäße aus dem Hildesheimer Silberschatz, in: Hildesheimer Silberfund 142 mit Anm. 1. K. Roth-Rubi, Silber und Terra Sigillata im Vergleich. Zur Herkunft einiger glattwandiger Gefäße aus dem Hildesheimer Silberschatz, in: Hildesheimer Silberfund 145f. K. Roth-Rubi, AKorrBl 14, 1984, 193. Hilgers 33f.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

5. Schöpfgefäß Eine sichere lateinische Benennung der Gefäßform der römischen Schöpfkelle und die Bestimmung des Verwendungszwecks scheinen nicht möglich zu sein195. Die grundlegende Publikation zu diesem Thema von Hilgers subsumiert alle in der Antike vorkommenden Formen unter den lateinischen Namen cyathus, simpulum und simpuvium196. Für Hilgers sind simpulum und simpuvium in der Verwendung nahezu gleichbedeutend Opfergefäße für Wein; das simpuvium habe auch zum Schöpfen gedient197. Diese Unsicherheit in der Benennung setzt sich bei Hilgers auch im Tafelteil fort198; dort finden cyathus und simpulum sowohl für alle Schöpfgefäße mit langem, nach außen zu einem Haken gebogenen Griff und einer Kelle in Form einer Halbkugel als auch für die Schöpfgefäße mit kurzem senkrechten Griff und flacher Kelle mit ebenem Boden Verwendung. Nur die Form des Schöpfgefäßes aus dem Hildesheimer Silberschatz199 wird ausschließlich als cyathus benannt, obwohl diese sich hauptsächlich durch den am oberen Ende nach innen zu einem Haken gebogenen Griff von den weiteren abgebildeten Schöpfgefäßen unterscheidet. Eine Benennung von Gefäßen mit simpuvium kommt im Tafelteil überhaupt nicht vor. Simpuvium bezeichnet nach Georges200 eine Opferschale, nicht jedoch ein Schöpfgefäß. Simpulum wird genannt »..., ein rundes Schälchen mit einem langen Stiele, um bei Opfern den Wein damit aus dem Mischkessel (crater) in die Opferschale (simpuvium) zu gießen, die Schöpfkelle, der Schöpflöffel, ...«201. Cyathus (gr. κύαθος) schließlich bezeichnet einen Becher in Verwendung als Trink- oder Schöpfgefäß, außerdem ein Hohlmaß202. Folgt man also Georges insofern, als simpulum auch der Name von Schöpfgefäßen mit nichtsakraler Verwendung ist, und berücksichtigt, daß diese Benennung außerdem vielfach in der archäologischen Literatur vorkommt203, so ist es gerechtfertigt, auch hier den lateinischen Namen simpulum zu verwenden. Das simpulum diente dazu, kleine Mengen Weins oder anderer Flüssigkeiten umzufüllen204, dabei vielleicht sogar die Menge abzumessen. Ebenso steht die Verwendung in der Küche205 oder allgemeiner zum Schöpfen flüssiger Speisen bei Tisch zu vermuten. Die kurzstieligen, kleinen Schöpfgefäße mit flacher Kelle, deren Griff senkrecht auf dem Gefäßkörper aufsitzt, sollen im folgenden simpula genannt werden. Diese haben offensichtlich die langstieligen Schöpfgefäße mit halbkugelförmiger Kelle aus hellenistischer Zeit im 1. Jh. n. Chr. verdrängt206. Eingeführt wurde das simpulum mit Sicherheit schon in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr.207. Im 2. Jh. n. Chr. war das simpulum zwar weiterhin in Gebrauch, verlor aber an Popularität und wurde nach dem 2. Jh., aufgrund neuerer Untersuchungen schon bald nach Mitte des 1. Jhs., in Bronze nicht mehr hergestellt; silberne simpula aus der Zeit nach dem 2. Jh. sind selten 208. 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208

s. auch A. Radnóti, Die römischen Bronzegefäße aus Pannonien (1938) 97. Hilgers 56f. Hilgers 279f. Nr. 336. 337. Hilgers Taf. 1-5. Hilgers Taf. 3. H. Georges, Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch11 (1962) 2676 s.v. simpuvium. Ebenda 2676 s.v. simpulum. Ebenda 1859f. s.v. cyathus. Strong 143f. 166 verwendet simpulum nur für die Schöpfgefäße der frühen Kaiserzeit mit kurzem, senkrechtem Griff. Für die hellenistischen Schöpfgefäße benutzt Strong 91f. 115f. diesen Namen nicht. Strong 143. Mutz 135. Strong 143; Radnóti a.O. 99. Ebenda 99. Strong 166. Eine Lange Laufzeit bronzener simpula setzen noch Radnóti a.O. 102. und M. H. P. den Boesterd, The Bronze Vessels in the Rijksmuseum G. M. Kam at Nijmegen (1956) 35ff. voraus. Dagegen legt R. Petrovszky, Studien zu römischen Bronzegefäßen mit Meisterstempeln, Kölner Studien zur Archäologie der Römischen Provinzen 1 (1993) 44f. ein Herstellungsende spätestens in vespasianischer Zeit nahe.

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Im folgenden sollen drei Vergleichsstücke beschrieben werden, die starke Ähnlichkeit mit dem Schöpfgefäß aus Brusa/Bursa besitzen. Ein simpulum aus dem Kies des Altrheins bei XantenWardt209 stammt aus einem Fund, der aus sieben Silbergefäßen besteht. Es gleicht in der Form und vielen Details, wie auch den Maßen, dem Stück aus Brusa/Bursa. Unterschiede zeigen der Gefäßkörper, der unterhalb des eingedrehten Schmuckbands etwas gedrungener wirkt, und der Griff, dem die Blattvoluten fehlen und der statt dessen mit zwei dreieckigen Verbreiterungen verziert ist. Ferner variiert die Breite des Griffs aus Xanten-Wardt nicht so stark, und die angedeutete Scheibe unter dem Knauf des Griffs fehlt. Die Maße gleichen nahezu denen des simpulum aus Brusa/Bursa. Das Gewicht ist mit 39 g um 20 g geringer als das des Stücks aus Brusa/Bursa. Dem simpulum aus Xanten-Wardt fehlen allerdings ca. 1,5 cm2 Fläche in der Wandung des Gefäßkörpers. Das Fassungsvermögen des Gefäßkörpers ist mit 29 ml angegeben. Hergestellt wurden die Gefäße des Silberfunds vermutlich im 1. Jh. n. Chr.210. Ein bronzenes simpulum aus Nimwegen211 besitzt einen Griff, der mit dem des Schöpfgefäßes aus Xanten-Wardt nahezu identisch ist. Dieser ist ungefähr 2,5 cm länger als der des simpulum aus Xanten-Wardt. Die Maße des Gefäßkörpers sind, soweit meßbar 212, ebenfalls entweder ähnlich oder gleich. Das simpulum aus Nimwegen wird nur ungenau in das 1. oder 2. Jh. n. Chr. datiert. Aus Pompeji stammt ein silbernes simpulum 213, das dem aus Brusa/Bursa in der Form, den Proportionen sowie einigen Details gleicht. Die Blattvoluten am Griff sind durch kugelförmige Verzierungen ersetzt. Einfache florale Motive sind in die Außenseite des Griffs graviert. Die Maße sind etwas größer, als die des simpulum aus Brusa/Bursa. Dies gilt insbesondere für den Gefäßkörper mit 6 cm Durchmesser und 2,2 cm Höhe. Der Umriß des Griffs der Schöpfkelle aus Brusa/Bursa ähnelt in seinem oberen Bereich bis zu den beiden Blattvoluten zwei miteinander identischen Spiegelgriffen des Hildesheimer Silberschatzes214. Wie jener verbreitern sich diese zuerst und verjüngen sich dann wieder. Auch der Knauf als Abschluß des Griffs zeigt deutliche Ähnlichkeit zwischen den Spiegelgriffen und dem Griff des simpulum. Die Bedeutung »Hohlmaß« des Wortes cyathus und die bei einigen simpula auffällige Ähnlichkeit in den Maßen der Gefäßkörper lassen die Vermutung zu, daß das Fassungsvermögen der simpula normiert gewesen sein könnte. In der Literatur wurde dieser Verdacht schon früher geäußert. Radnóti215 bemerkt eine auffallende Übereinstimmung in den Hohlmaßen der pannonischen Schöpfgefäße. Er vermengt jedoch die langstieligen hellenistischen bzw. republikanischen Schöpfgefäße mit tiefer und mit flacher Kelle mit den simpula. Wegen dieser Vermischung verschiedener Varianten der einen Grundform, aber auch, weil er keinerlei Hohlmaße veröffentlicht, sind seine Beobachtungen nicht nachvollziehbar. Eine Vermengung der Formen und ihre Subsumierung unter simpulum findet auch bei Künzl statt216. Sie erwähnt wie Radnóti die Bedeutung Hohlmaßeinheit von cyathus. Ebenfalls wie Radnóti217 geht Künzl218 auf die Fresken des Grabmals des Vestorius Priscus in Pompeji ein. 209 210 211 212 213 214 215 216 217

Bridger 67 mit Abb. 41; 231 Nr. Mg7; 232 Taf. 49 Mg7. H 9,2 cm; H Gefäßkörper 1,9 cm; Dm max. 5,5 cm; Gewicht 39 g; Fassungsvermögen 29 ml. Bridger 66; S. Künzl, Römisches Tafelgeschirr - Formen und Verwendung, in: Bizerta 14. den Boesterd a.O. 37 Nr. 107; Taf. 4, 107. 107a. H Gefäßkörper 1,8 cm; Dm 5,5 cm. Der Boden des simpulum aus Nimwegen fehlt. Daher können die Höhe des Gefäßkörpers und damit die ursprüngliche Gesamthöhe nicht ermittelt werden. L. F. dell'Orto - A. Varone (Hrsg.), Pompeji wiederentdeckt5 (1993) 195f. Nr. 100 mit Abb. 100. H 10,4 cm; H Gefäßkörper 2,2 cm; Dm 6 cm; Gewicht 57,8 g. Inv. Nr.: Misc. 3779, 42 u. 43; s. auch K. Hitzl - K. Nehmann, Zwei Spiegelgriffe im Hildesheimer Silberfund, in: Hildesheimer Silberfund 199ff. Radnóti a.O. 97ff. S. Künzl, Römisches Tafelgeschirr - Formen und Verwendung, in: Bizerta 18f. mit Anm. 62. A. Radnóti, Die römischen Bronzegefäße aus Pannonien (1938) 98.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Auf dem Wandgemälde 219 ist ein Tisch zu sehen, auf dem neben zahlreichen anderen Gefäßen am vorderen Rand in einer Reihe vier der Größe nach abgestufte simpula stehen. Diese Darstellung könnte für die Existenz von simpula mit verschiedenen - möglicherweise normierten - Fassungsvermögen und Größen sprechen. Ganz allgemein auf eine Normierung des Fassungsvermögens von griechischen und römischen Gefäßen geht Oliver220 ein. In seinem umfassenden Ausstellungskatalog gibt er häufig Volumenmaße mit an, in der Hoffnung, Korrelationen zwischen den antiken Maßen und dem gemessenen Fassungsvermögen festzustellen. Die vorliegende Anzahl von Hohlmaßen antiker Schöpfkellen reicht nach seiner Ansicht jedoch noch nicht aus, um gesicherte Aussagen zu erhalten221. Oliver führt ein hellenistisches Schöpfgefäß als Beispiel auf222, an dem schon früher beobachtet wurde, daß sein Fassungsvermögen nur geringfügig unter dem des antiken Hohlmaß cyathus liege. Publizierte Volumenmaße scheinen nur für zwei simpula vorzuliegen, für das aus Xanten-Wardt und eines aus Boscoreale 223. Mit 30 ml Fassungsvermögen besitzt das simpulum aus Brusa/Bursa im Rahmen der Meßgenauigkeit (1 ml) exakt zwei Drittel des Volumens eines cyathus 224 mit 45,6 ml. Die Kapazität des Vergleichsstücks aus Xanten-Wardt beträgt mit 29 ml relativ genau ebenfalls zwei Drittel eines cyathus; es fehlen lediglich 1,4 ml. Der Faktor »zwei Drittel« ist in der römischen Metrologie eher unüblich; die Staffelung des römischen Maßsystems ist von der des griechischen abgeleitet. Gerade der Faktor zwei Drittel tritt aber bei der Staffelung von acetabulum zu cyathus auf 225. Das Volumen des simpulum aus Boscoreale wird mit 35 ml angegeben. Es besitzt damit ziemlich exakt drei Viertel des Volumens eines cyathus, also drei cochlearia226; hier ist das gemessene Volumen um 0,8 ml zu hoch. Ein cochlear entspricht mit 11,4 ml einem Viertel eines cyathus. Bei dem Silberfund aus Xanten-Wardt fällt außerdem das Fassungsvermögen der zwei Becher227 ins Auge. Für beide ist das Volumen identisch mit 365 ml angegeben. Dies entspricht exakt acht cyathi oder zwölf Mal dem Volumen des simpulum aus dem gleichen Silberfund, immer vorausgesetzt, daß das bei der Herstellung gewünschte Fassungsvermögen des simpulum 30,4 ml war. In der antiken Literatur sind zahlreiche Maßunterteilungen von Bechern überliefert, welche die Existenz von maßgenauen Bechern nahelegen228. Größere Trinkgefäße erreichten demnach ohne weiteres ein Volumen von einem sextarius mit 547,2 ml, entsprechend zwölf cyathi. Neben den oben angeführten simpula aus Xanten-Wardt und Nimwegen gibt es noch weitere mit ähnlichen bzw. gleichen Maßen des Gefäßkörpers. Dem Schatz aus der Casa del Menandro229 entstammen zwei nahezu identische simpula. In der »Silberschatzvilla« von Boscoreale wurden neben dem bekannten Silberschatz weitere Gefäße, zumeist aus Bronze, gefunden230. Darunter befinden sich zwei bronzene simpula mit jeweils 5,5 cm Durchmesser.

218 219

220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230

S. Künzl, Römisches Tafelgeschirr - Formen und Verwendung, in: Bizerta 29 Anm. 62. A. Maiuri, La casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (1932) 385 Abb. 152; Farbabbildungen: R. Bianchi Bandinelli, Rom. Das Zentrum der Macht. Die Römische Kunst von den Anfängen bis zur Zeit Marc Aurels, in: A. Malraux - A. Parrot (Hrsg.), Universum der Kunst (1970) 42 Abb. 45; L. Pirzio Biroli Stefanelli, L'argento dei Romani. Vasellame da tavola e d'apparato (1991) 5 Abb. 1. Oliver 15. Oliver 15. Oliver 15. 46 Nr. 15. Fassungsvermögen 42,5 ml. Bridger 232 Nr. Mg7; F. Baratte, Le trésor d'orfèvrerie romaine de Boscoreale (1986) 92. Der Neue Pauly 3 (1997) 252 s.v. Cyathus (Mlasowsky); Der Neue Pauly 16 (2003) 448 (v. Mangoldt). Der Neue Pauly 5 (1998) 672ff. s.v. Hohlmaße, 4. Rom (Schulzki); Der Neue Pauly 16 (2003) 448 (v. Mangoldt). Der Neue Pauly 3 (1997) 49f. s.v. Cochlear(e) (Mlasowsky); Der Neue Pauly 16 (2003) 448 (v. Mangoldt). Bridger 229 Nr. Mg1. Mg2. F. Hultsch, Griechische und römische Metrologie2 (1882) 118f. Maiuri a.O. 369 Nr. 86. 87; K. S. Painter, The Insula of the Menander at Pompeii IV. The Silver Treasure (2001) 70 M86. M87 mit Abb. 2. H 10,5 cm; H Gefäßkörper 2 cm; Dm 5,4 cm; Gewicht 53 g. A. Oettel, Fundkontexte römischer Vesuvvillen im Gebiet um Pompeji. Die Grabungen von 1894 bis 1908 (1996) 187 Kat. Nr. 1/3.

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Hans v. Mangoldt

Ein simpulum mit einem Durchmesser von 5,3 cm befindet sich in Mainz231. Weitere simpula aus Nimwegen232 besitzen ebenfalls ähnliche Maße der Gefäßkörper.

231 232

Mutz 135 mit Abb. 366. 367. M. H. P. den Boesterd, The Bronze Vessels in the Rijksmuseum G. M. Kam at Nijmegen (1956) 35 Nr. 100. 101. H 2,1 cm; Dm 5,7 cm. H 2 cm; Dm 5,6 cm. Ebenda 37 Nr. 107. H 1,8 cm; Dm 5,5 cm.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

6. Silbernes Gerät/Spindel? Die Funktion des silbernen Geräts aus Brusa/Bursa ist keineswegs eindeutig. Im Inventarbuch wurde die Verwendung als Spindel für gesichert gehalten und auf ein Vergleichsstück aus Bronze 233 hingewiesen, das ebenfalls als Spindel gedeutet wird. Die Bezeichnung »Spindel« wurde von Walters 234 zusammen mit dem Zitat des Vergleichsstücks übernommen. Strong 235 nennt das silberne Gerät ebenfalls Spindel. Auf der entsprechenden Durchschußseite zu Walters’ Katalog im British Museum findet sich der Eintrag »Examined, Feb 1955 by R. Patterson, Curator of the Castle Museum, York. He showed that it could not be a spindle, but was in all probability a distaff.« Das Silbergerät wurde von Patterson demnach für einen Spinnrocken (distaff) gehalten. Eine große Ähnlichkeit zum Stück aus Brusa/Bursa besitzen auch sogenannte »dipping rods«. Diese wurden aus Bronze236 und Glas237 gefertigt und dienten dazu, das eine Ende, welches stets mit einem Knauf abschließt, in Kosmetika zu tauchen und so geringe Mengen von diesen dem Behältnis zu entnehmen238. Ein flacher silberner Stab in Berlin239 diente vermutlich dem gleichen Zweck, besitzt aber kaum Ähnlichkeit mit dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa. Dipping rods bestehen aus einem Schaft, dessen eines Ende mit einem Knauf abschließt und an dessen anderem Ende ein Ring240 befestigt ist, der als Griff dient. Es existieren auch dipping rods, die an beiden Enden mit einem Knauf241 abschließen. Ungefähr in der Mitte des Schafts ist eine runde Scheibe angebracht, welche die Mündung des Gefäßes, auf dem die Scheibe ruhte, wie ein Deckel verschloß. Sowohl bei den dipping rods aus Bronze als auch bei denjenigen aus Glas ist anscheinend die Scheibe an dem Schaft befestigt. Die Länge der Stücke beträgt bis zu 18,4 cm. Alle weisen - wenn überhaupt - nur sehr wenige Verzierungen auf. Ausführliche Beschreibungen und Abbildungen fehlen jedoch zumeist in den Listungen der Sammlungsbzw. Museumskataloge. Zudem stammen fast alle dem Verf. bekannten Stücke aus Zypern, eines aus Mamousia242. Die dipping rods werden in der Regel nur allgemein als der römischen Zeit zugehörig bezeichnet243. In der Länge und im grundsätzlichen Aufbau ähneln die dipping rods dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa. An der Ansatzstelle am unverzierten Ende des Geräts aus Brusa/Bursa könnte ein Ring oder ein Knauf angebracht gewesen sein. Eine gedachte Rekonstruktion mit einem Ring erscheint jedoch nicht sinnvoll, da im Falle einer Verwendung als dipping rod der aufwendig verzierte Teil des Geräts eingetaucht und verdeckt worden wäre. Mit einem Knauf am unverzierten Ende hätte der verzierte Bereich als Handhabe gedient und wäre auch dann sichtbar geblieben, wenn das Gerät, in dem Kosmetikbehältnis stehend, dieses geschlossen 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242

243

M. C. Daremberg - E. Saglio, Dictionnaire des antiquités greques et romaines (1896) 1424ff. s. v. Fusus mit Abb. 3383. Walters 32 Nr. 125. Strong 157. J. L. Myres - M. Ohnefalsch-Richter, A Catalogue of the Cyprus Museum (1899) 117 Nr. 3737-3749; G. M. A. Richter, The Metropolitan Museum of Art. Greek, Etruscan and Roman Bronzes (1915) 299f. Nr. 871-873 mit Abb. 871. 872; 466 Nr. 1860 mit Abb. 1860. J. L. Myres, Handbook of the Cesnola Collection of Antiquities from Cyprus (1914) 506 Nr. 5060; 513 Nr. 5776. 5777; L. Kolonas, Aigion Museum (1999) 26 Abb. 44. Zur Entnahme von Parfüm aus Alabastra s. Oliver 70 Nr. 34. Inv. Nr. 30980; U. Gehrig, Berliner Museen 23, 1973, 45f. mit Abb. 20. L 15 cm; D weniger als 1 mm. Myres - Ohnefalsch-Richter a.O. 117 Nr. 3745-3748; Myres a.O. 506 Nr. 5060; 513 Nr. 5776. 5777; Richter a.O. 299f. Nr. 871-873 mit Abb. 871. 872; 466 Nr. 1860 mit Abb. 1860; Kolonas a.O. 26 Abb. 44. Myres - Ohnefalsch-Richter a.O. 117 Nr. 3737-3740; Archéologie comparée. Afrique, Europe occidentale et centrale. Catalogue sommaire illustré des collections du Musée des antiquités nationales de Saint-Germain-en-Laye 1 (1982) 188 Nr. 18.019. Für römische Geräte aus Bernstein und Gagat wurde unter anderem der Vorschlag vorgebracht, es handele sich um Schminkstäbe. Heute werden sie als Spinnrocken gedeutet. Diese sind vor allem als Grabbeigaben aus dem Rheinland bekannt. s. dazu E. Völling, MDOG 130, 1998, 204. Der Stab aus Mamousia im Museum von Aigion/Nordpeloponnes ist publiziert bei Kolonas a.O. 26 Abb. 44. Der flache silberne Stab in Berlin (s. o. Anm. 239) besitzt so wenig Ähnlichkeit mit den dipping rods, daß er hier keine Erwähnung findet. Richter a.O. 299. 466. Dagegen datiert Kolonas a.O. 26 Abb. 44 in der Bildunterschrift die Funde einer römischen Nekropole genauer in das 1. Jh. n. Chr..

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hätte. Das Tellerchen könnte dank des Knaufs nicht vom Schaft abgenommen werden, würde sich jedoch verschiedenen Tiefen von Kosmetikbehältnissen anpassen und diese damit gut schließen. Gegen die allgemeine Richtigkeit des Interpretationsversuchs könnte allerdings die fehlende Fixierung des Tellerchens am Schaft sprechen. Diese Befestigung ist ein gemeinsames Merkmal aller dipping rods, die eine Scheibe besitzen. Ferner läßt die Verwendung von Silber diese Deutung zweifelhaft erscheinen, da alle bekannten Stücke aus Bronze oder Glas bestehen. Daß die Vergleichsstücke nahezu ausschließlich aus Zypern und die meisten aus der Cesnola Collection stammen, läßt ebenfalls die vorgeschlagene Interpretation in einem unsicheren Licht erscheinen. Der Fund aus Mamousia zeigt, daß die dipping rods in römischer Zeit ihre Verbreitung über Zypern hinaus gefunden haben. Möglicherweise war diese auf den Osten des römischen Reichs beschränkt, und der Publikationsstand ist dafür verantwortlich zu machen, daß diese Toilettegeräte fast nur aus Zypern bekannt sind. Eine Deutung des silbernen Geräts als Spindel erfolgte, wie oben erwähnt, bereits mit dem Eintrag in das Inventarbuch unter Hinweis auf ein bronzenes Vergleichsstück. Dieses stammt aus Tegea244 und besitzt ebenfalls eine verzierte und eine unverzierte Hälfte. Das runde Tellerchen war zum Fundzeitpunkt auf dem Schaft beweglich. Die Gesamtlänge ist mit 31,5 cm angegeben. Für Milchhoefer ist das bronzene Gerät durch das Tellerchen sicher als Spindel charakterisiert. Er führt zwei ähnliche Stücke aus dem Athener Kunsthandel zum Vergleich an, die aus Megara stammen sollen. Milchhoefer konstatiert, daß die ihm bekannten, damals noch von Frauen gebrauchten Spindeln von ähnlicher Form sind245. Die nun folgende Auflistung der funktionellen Bestandteile antiker Spindeln soll zeigen, ob eine Deutung als solche für das silberne Gerät aus Brusa/Bursa zutreffend ist. Für eine antike Spindel zwingend erforderlich ist ein Schaft aus Holz, seltener aus Knochen, Elfenbein oder Metall246. Seine ideale Länge wird von verschiedenen Quellen unterschiedlich mit 20 bis 30 cm247, bis zu 30 cm248 oder 33 bis 35 cm249 wiedergegeben. Die Länge des Spindelschafts hängt jedoch mit der Art des Ausgangsmaterials für das Garn zusammen. Grobes Flachsgarn benötigt in aufgewickeltem Zustand mehr Raum als Baumwoll-250 oder feines Wollgarn. Ein zumeist in der unteren Hälfte (low-whorl spindle251) oder in der Mitte des Schafts (middle-whorl spindle252) als Schwungmasse dienender Wirtel wird auf den Spindelschaft aufgesteckt. Die Wirtel sind bei einfachen hölzernen Spindeln zumeist aus Ton oder Stein hergestellt. Aufwendigere Spindeln aus Knochen, Elfenbein oder verschiedenen Metallen besitzen in der Regel scheibenförmige Wirtel aus demselben Material, welches auch für den Schaft verwendet worden ist. Größe und Gewicht bzw. Anzahl der Wirtel entscheiden über die Qualität des erzeugten Garns253. Leichtere Spinnwirtel dienen dem Spinnen von feinerem Ausgangsmaterial, schwerere können auch gröbere Fasern verarbeiten254. Am oberen Ende des Schafts sorgen einfache Kerben255, schraubenartige Einschnitte256 oder teilweise aufwendig verzierte und separat gearbeitete 244 245 246 247 248 249 250

251 252 253 254 255 256

A. Milchhoefer, AM 5, 1880, 67 Taf. 4 a. Ebenda 67. Meyers Konversations-Lexikon 165 (1897) 229 s.v. Spinnen; H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste der Griechen und Römer 12 (1969) 123ff.; Barber 42f. Meyers Konversations-Lexikon 165 (1897) 229 s.v. Spinnen. J. P. Wild, Textiles in Archaeology (1988) 32. Jakovenko 111f. Über den Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle in der antiken Welt gibt es nur vage Kenntnis. Eine Zusammenfassung des aktuellen Kenntnisstands in: Der Neue Pauly 2 (1997) 505f. s.v. Baumwolle (Pekridou-Gorecki); K. Giesen, Thetis 5/6, 1999, 100. Möglicherweise wurde Baumwolle nach Griechenland importiert. Diese Vermutung bei Barber 33. Barber 43. Barber 61. Jakovenko 111. K. Balfanz, Eine spätbronzezeitliche Elfenbeinspindel aus Troia VIIa, Studia Troica 5, 1995, 108. Barber 46 Abb. 2.7; Jakovenko 112 Abb. 2 A; Balfanz a.O. 107. Meyers Konversations-Lexikon 165 (1897) 229 s.v. Spinnen; Barber 58 Abb. 2.20; 59 Abb. 2.22; 65ff. mit Abb. 2.32-33.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Haken257 dafür, daß sich die Drehung der Spindel auf den Faden überträgt und der bereits aufgewickelte Faden festgehalten wird. Eine weitere Möglichkeit den Faden zu befestigen besteht darin, das Garn in einer Schlaufe etwas unterhalb des oberen Schaftendes um den Spindelschaft zu legen258. Spindeln, an deren Schaft der Faden auf diese Weise befestigt wird, sind oben möglichst spitz, um die Reibung zwischen Garn und sich drehender Spindel zu minimieren. Die Listung der funktionellen Bestandteile einer antiken Spindel zeigt einige Parallelen in dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa. Dieses besitzt einen metallenen Schaft, der mit 22,5 cm Länge innerhalb der für die Länge von Spindeln gemachten Angaben liegt. Der Wirtel in Form des Tellerchens ist auf den Schaft aufgesteckt. Die Anbringung des Wirtels erfolgt ungefähr in der Mitte des Schafts (middle-whorl spindle). Das im Vergleich zum Schaft geringe Gewicht des Wirtels läßt das silberne Gerät geeignet erscheinen, feinere Fäden zu spinnen. Allerdings fehlt am oberen Ende des Schafts eine Vorrichtung zum Befestigen des schon gesponnenen Fadens. In diesem Punkt gleicht das silberne Gerät aus Brusa/Bursa vielen antiken Spindeln, denen eine derartige Befestigungsmöglichkeit offensichtlich ebenfalls fehlt259. In vielen Fällen wurde jedoch diese Vorrichtung separat hergestellt und nachträglich mit dem Spindelschaft verbunden. Dies gilt insbesondere für aufwendiger gearbeitete Stücke, unabhängig davon, ob sie aus Silber, Knochen oder Elfenbein hergestellt waren260. Eine Ansatzstelle, vergleichbar mit derjenigen am silbernen Gerät Nr. 6, ist auch an einer silbernen Spindel aus dem Aleksandropol’-Kurgan261 deutlich zu sehen. Beide besitzen den gleichen charakteristischen, gerundeten Grat am oberen Ende. Vermutlich trug die Spindel aus dem Aleksandropol’-Kurgan, wie ein Vergleichsstück aus dem Kul’-Oba Kurgan aus dem 4. Jh. v. Chr.262, am oberen Ende einen Haken in der Gestalt eines sitzenden Vogels oder in ähnlich verzierter Form. Möglicherweise war am unverzierten Ende des silbernen Geräts aus Brusa/Bursa ein derartiger Haken angebracht. Ebenfalls möglich ist, daß ein den Schaft verbreiternder Gegenstand am oberen Ende angelötet war, der die aus dem gesponnen Garn gebildete Schlaufe auf der Spindel hielt. In einem weiteren Punkt gleichen die Spindeln griechischen und skythischen Typs aus skythischen Gräbern263 und diejenige aus Tegea264 dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa. Das untere, verzierte Ende des Schafts bildet ein gerundeter Knauf. Der Knauf diente wahrscheinlich der einfacheren Drehbarkeit der Spindel auf dem Oberschenkel, falls der Spinnvorgang im Sitzen erfolgte265. Vergleichsstücke aus Silber bzw. Elektron sind schon seit der frühen Bronzezeit aus Alaca Hüyük bekannt266. Weitere ähnliche Metallspindeln aus derselben Zeit stammen ebenfalls aus Anatolien267. Eine spätbronzezeitliche Spindel aus Elfenbein wurde in Troja gefunden268. Die Länge ist mit 23, 5 cm und der Durchmesser mit durchschnittlich 1 cm den Maßen des silbernen Geräts Nr. 6 sehr ähnlich. Die Datierung der bronzenen Spindel aus Tegea ist unsicher, eine 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266

267 268

Meyers Konversations-Lexikon 165 (1897) 229 s.v. Spinnen; Blümner a.O. 124; Barber 68f. mit Abb. 2.34; Jakovenko 112 Abb. 1 A1; 1 B3. W. La Baume, Die Entwicklung des Textilhandwerks in Alteuropa (1955) 36; Wild a.O. 36f. 157 Abb. 17. Beispiele: Milchhoefer a.O. Taf. 4 a; M. R. Borriello - M. Lista u. a., Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli 1 (1986) 232 Nr. 22; 233 Abb. 22; I. Popović (Hrsg.), Antique Silver from Serbia (1994) 327 Nr. 109; Balfanz a.O. 109 Abb. 2. 3. Jakovenko 112 Abb. 1 A1; 1 B3; Balfanz a.O. 107. 109 Abb. 2. 3. Jakovenko 112 Abb. 1 A2. Jakovenko 112 Abb. 1 A1. Jakovenko 112 Abb. 1. 2. Milchhoefer a.O. Taf. 4 a. Barber 43. Die bekannte Elektronspindel aus Alaca Hüyük ist 17,5 cm lang und trägt einen aufgesteckten scheibenförmigen Wirtel. Dieser Fund ist zusammen mit einer weiteren Spindel aus demselben Fund publiziert bei: H. Z. Koşay - M. Akok, Türk Tarih Kurumu Tarafından Yapılan Alaca Höyük Kazısı. 1937-1939 daki Çalişmalara ve Keşiflere Ait İlk Rapor - Les fouilles d'Alaca Höyük entreprises par la Société d'Histoire Turque. Rapport préliminaire sur les travaux en 1937-1939 (1951) 169 Nr. L8; Taf. 197, 1. Die Spindel aus Alaca Hüyük wird von E. Völling, MDOG 130, 1998, 208ff. wenig überzeugend als Spinnrocken gedeutet und ebenda 210 begründet: »Weil Spindeln jedoch kein Griffstück besitzen, ist eher eine Funktion als Handrocken anzunehmen, ...«. Barber 61; Balfanz a.O. 109. Balfanz a.O. 107ff. Hier werden mehrere Vergleichsstücke aus Elfenbein und Knochen zitiert.

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frühe Zeitstellung gilt jedoch als sicher269. In skythischen Gräbern sind mehrere silberne Spindeln aus dem 4.270 bis zum späten 2. Jh. v. Chr.271 gefunden worden. Weitere silberne Spindeln aus den Gräbern von Kertsch nennt Blümner272. Der Großteil der in skythischen Gräbern gefundenen Spindeln ist jedoch aus Knochen oder Elfenbein273. Die Spindeln des 4. Jhs. sind ähnlich aufwendig gearbeitet wie das silberne Gerät aus Brusa/Bursa, während die des 2. Jhs. einfache unverzierte Schäfte und ebenso einfach gearbeitete Wirtel besitzen. Funde silberner Spindeln aus dem östlichen Mittelmeerraum oder Italien, die mit dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa vergleichbar wären, gibt es kaum. Ein Set aus beinerner Spindel und Rocken wurde zusammen mit Schmuckgegenständen, Glasgefäßen und einem Spiegel in dem Sarkophag einer jungen Frau bei Ephesos gefunden274. Die erhaltene Länge der Spindel, deren Spitze verloren ist, beträgt 22 cm. Form und Länge der Spindel und des dazugehörigen Wirtels aus Ephesos gleichen drei einfachen Spindeln aus Pompeji, die in die zweite Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. datiert werden275. Die Länge dieser drei Spindeln ist mit 23,5 cm vermerkt und gibt vermutlich das Maß der längsten Spindel wieder. Die Maße der drei Spindeln unterscheiden sich jedoch kaum. Eine aufwendiger gearbeitete beinerne Spindel stammt aus London276. Die Spindeln aus Ephesos, Pompeji und London sind sogenannte middle-whorl spindles. Die Spinnwirtel sind jeweils auf einer Seite nach innen gewölbt und auf der nach außen gewölbten Seite durch Kreisrillen verziert. Eine aufwendig abwechselnd mit Wulsten und Verjüngungen verzierte Spindel aus Silber mit 20 cm Länge stammt aus dem Gräberfeld von Čerkesko in Serbien und wird in das 2. Jh. oder in die erste Hälfte des 3. Jhs n. Chr. datiert277. Der Schaft schließt an beiden Enden jeweils mit einem Knauf ab. Nahezu exakt in der Mitte des Schafts sitzt ein auf beiden Seiten nach außen gewölbter Wirtel. Möglicherweise handelt es sich bei dem von Popović als Spindel gedeuteten Gegenstand jedoch um einen Spinnrocken. Dafür spricht der Vergleich der Schaft- und der Scheibenform mit Bernsteinrocken vom Typ Aquileia Gruppe C 278 und B279. Aus den nördlichen Provinzen des römischen Reichs sind keine Silberspindeln bekannt. Wild führt in einem Katalog der bekannten Spindeln aus römischer Zeit ausschließlich beinerne und hölzerne Exemplare auf280. Der Umstand, daß keine silberne Spindel aus den Grenzen des römischen Reichs bekannt ist, könnte gegen die Richtigkeit einer Deutung des silbernen Geräts als solche sprechen. Möglicherweise führten skythische oder allgemein östliche Einflüsse281 zur Verwendung von Silber als Material für Spindeln. Diese Vermutung wird durch das relativ häufige Auftreten silberner Spindeln in skythischen Gräbern unterstützt282. Zu überprüfen bleibt die eingangs dieses Abschnitts erwähnte Annahme Pattersons, bei dem 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279

280 281 282

A. Milchhoefer, AM 5, 1880, 66. Jakovenko 111f. mit Abb. 1. M. I. Maksimova, Артюховский курган (1979) 87 Abb. 30; 88 Nr. 18. 19. H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste der Griechen und Römer 12 (1969) 125. Jakovenko 111. E. Trinkl, ÖJh 63, 1994, 81. Borriello - Lista u. a. a.O. 232 Nr. 22; 233 Abb. 22. Trustees of the British Museum (Hrsg.), Guide to the Antiquities of Roman Britain2 (1958) 50f. mit Abb. 23, III,d,3; J. P. Wild, Textiles in Archaeology (1988) Taf. 3b. L 15,2 cm. Popović a.O. 327 Nr. 109. L 20 cm; Gewicht 33,30 g. Die Spindel (oder der Spinnrocken?) wurde zusammen mit einer Pyxis, einem Halsband und weiteren Objekten in dem Grab einer thrakischen Frau gefunden (ebenda 93). R. Gottschalk, AKorrBl 26, 1996, 486f. mit Abb. 7. Bernsteinrocken vom Typ Aquileia Gruppe C sind stark profiliert und bestehen aus aufgereihten linsenförmigen und hyperboloiden Perlen. Ebenda 487 Abb. 6. Bernsteinrocken vom Typ Aquileia Gruppe B besitzen wie der Gegenstand aus Čerkesko in der Schaftmitte eine doppelkonkave Scheibe. Rocken des Typs Aquileia sind von der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. bis in die zweite Hälfte des 3. Jhs. im Rheinland, im freien Germanien, im Donauraum und in Nord- und Mittelitalien bekannt (ebenda 486). Ein Spinnrocken mit Scheibe und linsenförmigen Perlen am Schaft wurde erst kürzlich in einem Grab bei ElsdorfEsch/Erftkreis gefunden (H. G. Horn - H. Hellenkemper u.a. [Hrsg.], Fundort Nordrhein-Westfalen. Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 5 [2000] 291ff.). Der Rocken wird zusammen mit den anderen Grabbeigaben in das frühe 3. Jh. n. Chr. datiert. Wild a.O. 127ff. Zu skythischem Einfluß in ostthrakischen Funden der frühen Kaiserzeit s. A. M. Mansel, AA 1941, 186. Jakovenko 111 nennt eine Gesamtzahl von 29 Spindeln, von denen zwei aus Silber sind. Ihre Zahlenangabe bezieht sich vermutlich nur auf die Spindelfunde in der Ukraine.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

silbernen Gerät aus Brusa/Bursa handele es sich höchstwahrscheinlich um einen Spinnrocken. Sie ist ohne Belege oder eine Begründung auf der Durchschußseite notiert283. Dazu bedarf es zunächst einer Beschreibung der Funktion und der Form von Spinnrocken. Der Rocken dient dazu, an diesem die vorbereiteten, aber noch ungesponnenen Fasern zu befestigen. Er besitzt zumeist die Form eines Stabs284 oder auch eines Bretts285. Die Stabform erfüllt die grundlegenden funktionellen Erfordernisse an einen Rocken. Manche weichen von der reinen Stabform dadurch ab, daß sie an ihrem oberen Ende gegabelt sind286. Aufwendigere Rocken besitzen ungefähr auf halber Höhe eine feste kleine Scheibe oder eine wulstartige Verbreiterung, um den Griff von dem Bereich zu trennen, an dem die Fasern befestigt werden287. Der Spinnrocken wird entweder in der linken Hand gehalten oder steckt im Gürtel. Auf diese Weise kann die Spinnerin sich zu Fuß fortbewegen und dabei ihrer Tätigkeit nachgehen. Als Ersatz für den Spinnrocken können bei Verrichtung der Arbeit im Sitzen Körbe oder Schüsseln dienen288. Antike Spinnrocken sind zahlreich erhalten, so daß es an Vergleichsmaterial nicht mangelt. Ein relativ einfacher beinerner Rocken aus dem 3. Jh. v. Chr. wurde bei Ephesos gefunden289. Spinnrocken aus Knochen oder Elfenbein mit ähnlicher Form und ebenfalls an einem Ende mit einem Ring abschließend (sogenannte Fingerkunkel) und am anderen Ende mit einem Aphroditefigürchen, wurden vermutlich vom 2. bis 4. Jh. n. Chr. hergestellt290. Die erhaltenen Spinnrocken sind außer aus Elfenbein häufig auch aus anderen wertvollen und seltenen Materialien hergestellt, darunter Bernstein291, Onyx292 und Gagat293. Handspinnrocken aus den schon erwähnten Grundstoffen, mit Ausnahme von Onyx, finden sich auch in einer Fundliste von Gottschalk294, die Funde aus römischer Zeit aus Zentraleuropa aufführt. Wie Patterson, Jenkins und Gottschalk295 zu ihrer Deutung des silbernen Geräts als Spinnrocken kamen, bleibt unklar, da sie jeweils ohne weitere Angaben und Belege erfolgte. Möglicherweise sehen sie, wie Völling296, die Existenz von Griffstücken als Anzeichen dafür, daß es sich bei dem betreffenden Gegenstand nicht um eine Spindel handeln kann, sondern um einen Spinnrocken mit abgesetztem Griffbereich. Mit der Begründung von Völling werden jedoch alle sogenannte middle-whorl spindles in Frage gestellt. Bei diesen ist, bedingt durch die Befestigung des Wirtels ungefähr in der Mitte des Schafts, letzterer immer in zwei etwa gleich große Abschnitte geteilt. Auf diese Weise bleibt bei einer middle-whorl spindle unterhalb des Wirtels ein Teil des Schafts frei von Garn. Dieser von Garn unbedeckte Bereich des Schafts wird von Völling als Griffstück gedeutet. Die Deutung ist vermutlich sogar zutreffend. Allein die von ihr daraus gezogene Schlußfolgerung ist unlogisch. Auch bei Spindeln könnte eine Griffzone eventuell einen praktischen Sinn beim Aufwickeln des bereits gesponnenen Garns 283

284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296

I. Jenkins, Greek and Roman Life (1986) 20 Abb. 19, bezeichnet das silberne Gerät in der Bildunterschrift ohne Begründung als Rocken (vermutlich übernahm er die Deutung von Patterson aus den Durchschußseiten, da Jenkins Mitarbeiter des British Museum war); Gottschalk a.O. 499 Anm. 24 bezeichnet die Bronzespindel aus Tegea und das silberne Gerät aus Brusa/Bursa ebenfalls ohne Begründung als Spinnrocken. Blümner a.O. 122. 123 mit Anm. 1; Barber 69. Barber 69. Auf Rocken in Brettform soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie keine Ähnlichkeiten mit dem silbernen Gerät aufweisen. Wild a.O. 31; Barber 69. Einen guten Überblick über verschiedene Formen der Handspinnrocken bietet Gottschalk a.O. 485 Abb. 2-5; 487 Abb. 6. 811. Blümner a.O. 122; Barber 70ff. Trinkl a.O. 81. B. v. Freytag gen. Löringhoff, ’Αφροδίτη εÕαλάκατος, in: M.-O. Jentel - G. Deschênes-Wagner (Hrsg.), Tranquillitas. Mélanges en l'honneur de Tran tam Tinh (1994) 191ff; M. Cremer, AA 1996, 135ff. bes. 143. W. Haberey, BJb 149, 1949, 87f. mit Abb. 7, 1; R. Pirling, Klothos Kunkel, in: T. E. Haevernick (Hrsg.), Festschrift für W. Haberey (1976) 105 Abb. 3, 1-6. E. Völling, MDOG 130, 1998, 197ff. 199f. Abb. 1. 2. W. Hagen, BJb 142, 1937, 97f. Taf. 34; Pirling a.O. 102f. mit Abb. 2, 4 nennt weitere Gagatrocken. Gottschalk a.O. 494ff. s. o. Anm. 283. s. o. Anm. 266.

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haben. Dazu kann die Spindel mit der Rechten am Griff gehalten und mit der Linken das Garn aufgewickelt werden. Der untere Bereich der Spindeln ist teilweise verziert, was beispielsweise an den Exemplaren aus Tegea und London zu beobachten ist. Bei Rocken dagegen wird kein Unterschied in der Verzierung des oberen und unteren Schaftabschnitts gemacht. Im übrigen besitzen aus wertvollerem Material gefertigte Spinnrocken, wie bereits erwähnt, eine kleinere Scheibe mit maximal 3 cm Durchmesser. Diese hat einen nur unwesentlich größeren Durchmesser als der Schaft und trennt den Griff von dem Bereich, der die Fasern trägt297. Spinnwirtel aber messen in der Regel ungefähr 5 cm im Durchmesser, selten auch etwas darüber298. Weiterhin fällt auf, daß Gottschalk in der Auflistung der ihm bekannten Spinnrocken nur die Bronzespindel aus Tegea und das silberne Gerät aus Brusa/Bursa als Metallrocken anführt299. Metallene Vergleichsstücke sind offensichtlich sehr selten300. Dies alles macht eine Deutung des silbernen Geräts als Rocken eher unwahrscheinlich. Dagegen sprechen insbesondere die Abweichungen in der Form, aber auch das anscheinend nahezu vollständige Fehlen von metallenen Spinnrocken mit Scheiben in der Mitte überhaupt. Im übrigen ist die von Völling vorgenommene pauschale Subsumierung aller Spinngeräte mit Griff unter Spinnrocken bei der teilweise schwierigen Funktionsbestimmung dieser Geräte nicht hilfreich. Eine restlos sichere Deutung des silbernen Geräts aus Brusa/Bursa scheint nach alledem nicht möglich. Allerdings ist die Verwendung im kosmetischen Bereich als dipping rod wegen des lokalen, fast ausschließlich auf Zypern beschränkten Auftretens und des Fehlens von Vergleichsstücken aus Silber äußerst unwahrscheinlich. Ebenfalls nur geringe Ähnlichkeiten besitzen Spinnrocken, zumal Rocken aus Metall, insbesondere aus Edelmetall - wenn überhaupt - nur vereinzelt vorkommen. So spricht nichts für die Richtigkeit der Deutung als Rocken. Im Gegensatz dazu liegen mehrere Vergleichsstücke vor, die eine Interpretation als Spindel nahelegen. Metallene Spindeln aus Griechenland und aus skythischen Gräbern ähneln dem silbernen Gerät in Aufbau, Maßen und Form. Alle grundlegenden funktionellen Bestandteile einer Spindel sind an dem silbernen Gerät zu beobachten. Daher kann als sehr wahrscheinlich gelten, daß es sich bei dem silbernen Gerät aus Brusa/Bursa um eine Spindel handelt. Spindeln, und Spinngeräte ganz allgemein, besaßen vermutlich über die rein materielle Bedeutung der Grabbeigabe hinaus eine tiefe Symbolik. So wurde beispielsweise auf den Umstand hingewiesen, daß Spindeln in skythischen Gräbern vorwiegend neben dem Kopf der Bestatteten gefunden wurden301. Daher kam die Vermutung auf, daß für die Skythen wie für die Griechen das Spinnen mit mythologischen Vorstellungen verbunden war. Die Moire oder Parze Klotho (gr. κλώθω = spinnen) spinnt in der griechischen und römischen Mythologie zusammen mit Lachesis und Atropos den Lebensfaden und bestimmt damit die Lebenszeit302. Zahlreiche Darstellungen von Spinngeräten auf Grabreliefs303 und Sarkophagen sprechen ebenfalls für einen Symbolgehalt dieser Gegenstände304. Spindel und Spinnrocken kamen zudem vermutlich

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304

Pirling a.O. 105f. Abb. 3. J. P. Wild, Textiles in Archaeology (1988) 33. R. Gottschalk, AKorrBl 26, 1996, 486f. mit Abb. 10 nennt Reibestäbe und weitere Stäbe aus Bronze, die er vermutungsweise als Spinnrocken deutet. Die Reibestäbe sind seiner Meinung nach Spinnrocken, weil sie ähnlich wie Fingerkunkel tiergestaltige Aufsätze tragen (ebenda 486 mit Anm. 25). Aufsätze in Form von Vögeln und Hirschköpfen finden sich jedoch ebenso auf Spindeln aus skythischen Gräbern (Jakovenko 112 Abb. 1 A1; 1 B1; 1 B3.). Ein Spinnrocken aus Bronze mit einem vogelgestaltigen Abschluß nennt M. Cremer, Boreas 19, 1996, 243f. mit Taf. 25,2. L 19 cm. Der Rocken stammt vermutlich aus Sadovec (Bulgarien) und wird ins 6. Jh. n. Chr. datiert. Jakovenko 113. Zur mythologischen Bedeutung der Moiren/Parzen und Darstellungen in der Kunst s. LIMC VI 1 (1992) 636ff. s.v. Moirai (de Angeli); LIMC VI 2 (1992) 376 Nr. 18; 377 Nr. 33. 34; 379 Nr. 45 s.v. Moirai (de Angeli); Der Neue Pauly 8 (2000) 340ff. s.v. Moira (Henrichs); Der Neue Pauly 9 (2000) 327 s.v. Parcae (Henrichs). Als Beispiele sollen Grabreliefs aus der Gegend von Brusa/Bursa aus dem 1. bis 3. Jh. n. Chr. dienen bei T. Corsten (Hrsg.), Die Inschriften von Prusa ad Olympum 2. Die Geschichte der Stadt in der Antike. Inschriften unbekannter Herkunft im Archäologischen Museum Bursa (1993) 140f. Nr. 1045; 142ff. Nr. 1047; 144f. Nr. 1048; 149f. Nr. 1055; 152f. Nr. 1059; 161 Nr. 1068; 166 Nr. 1074. H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste der Griechen und Römer 12 (1969) 134.

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eine Bedeutung bei der Hochzeitszeremonie zu305. Die Tätigkeit des Spinnens kann sowohl als Symbol der Häuslichkeit und Sittsamkeit306 als auch als Zeichen begehrter Weiblichkeit307 angesehen werden. Daher übten diese Symbole eine große Anziehungskraft auf die Männerwelt aus und sollten zugleich Auskunft über die Qualitäten und den Fleiß einer Frau geben. Balfanz äußerte die Vermutung, daß Spindeln aus Edelmetall zudem auch als Statussymbol gedient haben könnten308.

305 306 307 308

J. H. Oakley - R. H. Sinos, The Wedding in Ancient Athens (1993) 20. Blümner a.O. 130f. Anm. 6; A. Dierichs, Erotik in der Kunst Griechenlands, AW Sonderh. 1993, 87. Ebenda 87. K. Balfanz, Eine spätbronzezeitliche Elfenbeinspindel aus Troia VIIa, Studia Troica 5, 1995, 109.

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7. Löffel Der Verwendungszweck des Löffels aus Brusa/Bursa läßt sich mit einiger Sicherheit bestimmen. Strong vermutet den Gebrauch im kosmetischen Bereich309. Derselbe Verwendungszweck wird für einen ähnlichen Löffel aus Pydna angegeben310. In der römischen Kunst finden sich ebenfalls Belege dafür, daß Löffel ein fester Bestandteil römischen Toilettegeräts sind. So ist auf einem Votivrelief für eine Priesterin aus Slavochori bei Amyklai in Lakonien aus dem 1. Jh. n. Chr.311 das Toilettegerät einer Frau abgebildet. Neben anderen Gegenständen ist auch ein Löffel dargestellt. Hinzuweisen ist ferner auf ein silbernes schließbares Kosmetikkästchen312 aus dem 6. Jh. v. Chr., das sich im Metropolitan Museum of Art befindet. In dem in fünf Fächer geteilten Kästchen ermöglicht eine Einlassung in eine der Trennwände die Aufnahme eines silbernen Geräts, das einem Löffel ähnelt und mit 7,35 cm nur wenig länger als der Löffel aus Brusa/Bursa ist. Eine weitere Gemeinsamkeit bildet die fast ausschließliche Wölbung in Längsrichtung. Der kosmetische Verwendungszweck dieses Geräts kann schon wegen seiner zweifelsfreien Zuordnung zu dem Kästchen als gesichert gelten. Zudem macht seine fast ausschließliche Wölbung in Längsrichtung, wie bei dem Löffel aus Brusa/Bursa, dem aus Pydna und einem weiteren im Metropolitan Museum313 die Nutzung als Eßbesteck für flüssige Speisen völlig unmöglich. Kosmetika dagegen sind in der Regel eher zähflüssig oder besitzen eine salbenähnliche Konsistenz und erfordern keine tiefe Laffe. Eine bedingt durch die geringe Größe der Löffel - denkbare Funktion als Dessertlöffel314 ist für derart flache Löffel ebenfalls unwahrscheinlich. Eine Verwendung im Kosmetikbereich kann daher für den Löffel aus Brusa/Bursa mit großer Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden. Hurschmann erwähnt den Gebrauch von Löffeln im kosmetischen und medizinischen Bereich315. Unter medizinischen bzw. pharmazeutischen Instrumenten316, die in der Literatur zu diesem Thema317 Beachtung erfahren haben, ist ein vergleichbarer Löffel jedoch nicht zu finden. Löffel aus diesen Bereichen besitzen entweder, wie Löffelsonden und Ohrlöffel, nur eine winzige Laffe an einem langen geraden Stiel, oder sie sind nicht von den bekannten Formen der Eßlöffel zu unterscheiden. In der angeführten Literatur wurden allerdings nur wenige Fundstücke aus Osteuropa und Kleinasien aufgenommen. Über medizinische Instrumente aus späthellenistischer bis spätrepublikanischer Herstellung ist zudem nur spärliche Kenntnis vorhanden318. Diese Umstände machen eine Einordnung unter die medizinischpharmazeutischen Instrumente aus Kleinasien vor der Zeitenwende schon in der Theorie fast unmöglich. Praktischen Überlegungen folgend, kann aber unter Berücksichtigung von Form und Größe der in der Medizin genutzten Löffel319 davon ausgegangen werden, daß der Löffel aus Brusa/Bursa eher für eine kosmetische als für eine medizinische oder pharmazeutische Nutzung gedacht war. Die Schlaufe am Ende des Löffelstiels hatte bei dem Stück aus Brusa/Bursa neben der schmückenden Funktion vermutlich noch eine weitere. Toilettebesteck wurde häufig von 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319

Strong 157. M. Bésios - M. Pappá, Πύδνα (o. J.) 120 Abb. C. A. H. Smith, A Catalogue of Sculpture in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum 1 (1892) 372 Nr. 812; G. Zahlhaas, Gymnasium 82, 1975, 530f. Taf. 14. D. v. Bothmer, BMetrMus 42 H. 1, 1984, 45 Nr. 70. Ebenda 42 Nr. 65. L 10,7 cm. Strong 129 nennt Beispiele für Dessertlöffel. Der Neue Pauly 7 (1999) 389 s.v. Löffel (Hurschmann). Die mit den medizinischen Instrumenten veröffentlichten Löffel dienten wohl ausschließlich pharmazeutischen oder kosmetischen Zwecken. In der Medizin wurden kleinere Instrumente, wie Löffelsonden und Ohrlöffelchen, genutzt. Aus der zahlreich zu diesem Thema erschienen Literatur sollen hier nur wenige grundlegende Werke zitiert werden: E. Künzl, BJb 182, 1982, 1ff.; ders., TrZ 47, 1984, 153ff.; L. J. Bliquez, Roman Surgical Instruments and Other Minor Objects in the National Archaeological Museum of Naples (1994); S. Braadbaart, OudhMeded 74, 1994, 163ff. E. Künzl, TrZ 47, 1984, 193: »... , wir wissen jedoch über die späthellenistischen-spätrepublikanischen Instrumente sowieso sehr wenig.« Beispiele für in der Medizin genutzte Löffel z. B. bei E. Künzl, BJb 182, 1982, 46 Abb. 13, 3; 50 Abb. 18, 13. 14.

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Besteckgriffen oder Schnüren zusammengehalten320 oder einfach aufgehängt. Zu diesem Zweck besitzen viele kleinere Toiletteartikel aus Metall am oberen Ende eine Öse. Aber auch bei größeren Gegenständen, beispielsweise für den Badegebrauch oder den Sport, belegt die Durchbrechung der Griffenden ihren Verwendungszweck zum Aufhängen321. Ringe zum Anbringen von Gegenständen aus dem Bereich des Bads oder der Kosmetika waren in römischer Zeit offensichtlich weithin bekannt und wurden häufig genutzt322. Der Formenschatz der römischen Löffel basiert auf vier Grundformen323. Den ersten beiden der vier Löffeltypen sind die lateinischen Namen cochlear und ligula oder lingula sicher zuzuordnen324. Sie sind seit dem 1. Jh. n. Chr. in Gebrauch325. Der cochlear besitzt eine runde Laffe und einen geraden angespitzten Stiel. Die ligula hat eine länglich-ovale Laffe. An der breiteren der beiden Schmalseiten der Laffe ist ein am Ende stumpfer Stiel befestigt. Für die später folgenden beiden Löffelformen sind keine eindeutigen antiken Benennungen überliefert. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden die Namen der älteren, außer Mode gekommenen Löffel weiter benutzt. Die erste der beiden späteren Formen ist eine Mischform aus der Laffe der ligula und dem angespitzten Stiel des cochlear und kommt im 2. Jh. auf 326. Der späteste Löffeltyp kommt ebenfalls im 2. Jh. in Gebrauch; es ist der Schwanenhalslöffel mit seinem horizontalen schlaufenförmigen Henkel und wiederum der Laffe der ligula327. Unter diesen Grundformen findet sich kein Typus, der dem Löffel von Brusa/Bursa ähnlich ist. Da keiner der beiden überlieferten antiken Namen auf die Form des Löffels aus Brusa/Bursa anwendbar ist, wird auf den Versuch einer Benennung verzichtet. Das bereits erwähnte, aus Pydna stammende Vergleichsstück zum Löffel aus Brusa/Bursa wird ins 3. Jh. v. Chr. datiert328. Auch der Löffel aus Pydna besitzt einen Stiel, der eine vertikale Schlaufe bildet und zur Laffenoberseite in einem Wasservogelkopf ausläuft. Die Beschriftung in der Vitrine des Archäologischen Museums in Thessaloniki, wo der Löffel aus Pydna ausgestellt ist, bezeichnet diesen als Löffel für Kosmetika. Ebenfalls im Archäologischen Museum in Thessaloniki befindet sich ein Silberlöffel aus der Nekropole von Lete (Mygdonia)329. Die Laffe des Löffel aus Lete ist länglich-oval, ähnlich der einer ligula, jedoch recht flach. Daher erscheint auch dieser Löffel für Flüssiges eher ungeeignet. Der Löffelstiel formt an seinem Ende eine vertikale Schlaufe und endet in einem rundlich geformten Wasservogelkopf. Wie beim Löffel im Metropolitan Museum of Art ist der Vogelkopf Teil der Schlaufe und berührt nur mit der Schnabelspitze den Stiel. Im sog. Philippsgrab in Vergina330 wurde ein Löffel gefunden, dessen Laffe der des Löffels aus Lete stark ähnelt. Allerdings ist die Laffe so tief, wie bei einer ligula üblich.

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E. Riha, Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst und Kaiseraugst, Forschungen in Augst 6 (1986) 26. L. Pirzio Biroli Stefanelli (Hrsg.), Il bronzo dei Romani. Arredo e suppellettile (1990) 122 Abb. 68; Oliver 112 Nr. 72; G. Franzius, Die römischen Funde aus Kalkriese, in: W. Schlüter (Hrsg.), Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land. Archäologische Forschungen zur Varusschlacht2 (1993) 172f. mit Abb. 72. 73; L. F. Vagalinski, Roman Bronze Strigils and Rings for them from Thrace (1st-3rd century A.D.), in: S. T. A. M. Mols - A. M. Gerhartl-Witteveen u. a., Acta of the 12th International Congress on Ancient Bronzes, Nederlandse Archeologische Rapporten 18 (1995) 435ff. G. M. A. Richter, The Metropolitan Museum of Art. Greek, Etruscan and Roman Bronzes (1915) 298f. Nr. 869 mit Abb. 869; Inv. Nr. 30968; U. Gehrig, Berliner Museen 23, 1973, 41f. mit Abb. 1. 2. Dm max. 8,8 cm. Einen guten Überblick über die vier Grundformen bieten Strong 129. 155. 177f. 204f. und F. Gelsdorf, Das Rheinische Landesmuseum Bonn. Berichte aus der Arbeit des Museums 87 H. 3, 1987, 33ff. Strong 129. 155; Gelsdorf a.O. 33ff. Strong 155. Strong 177f. 204f.; Gelsdorf a.O. 34f. Strong 178. 205; Gelsdorf a.O. 36. Bésios - Pappá a.O. 120 Abb. C. Maßangaben fehlen im Katalog und im Museum in Thessaloniki; geschätzte L 7-9 cm. Der Silberlöffel aus der Nekropole von Lete (Mygdonia) im Archäologischen Museum von Thessaloniki hat die Inv. Nr. LH 17240. Maßangaben fehlen im Museum; geschätzte L 11-13 cm. Der Löffel (Nr. 234) ist heute im Museum in Vergina in einer Vitrine zusammen mit weiteren Silbergegenständen ausgestellt. J. Vokotopoulou, Führer durch das Archäologische Museum Thessaloniki (1996) 167f. Nr. Be66 mit Abb. Be66. Inv.-Nr., Maße oder Gewicht werden nicht genannt; geschätzte L 10-12 cm.

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Aus dem Makedonischen Kammergrab 1 bei Amphipolis331 stammt ein weiterer Löffel mit vertikaler Schlaufe. Die Laffe ist rundlich-gestaucht-oval und flach, die Laffenspitze fehlt. Der Stiel macht einen weit geschwungenen Bogen und endet in einem länglich-flachen Wasservogelkopf. Das Makedonische Kammergrab 1 von Amphipolis wird in das 3 Jh. v. Chr. datiert332. Der Löffel im Metropolitan Museum of Art in New York333 besitzt eine vertikale Schlaufe, die mit dem Kopf eines Wasservogels abschließt. Der Stiel dieses Löffels ist vergleichsweise kurz, die Laffe deutlich länger. Der sorgfältig ausgearbeitete Wasservogelkopf ist Teil der Schlaufe, da der Stiel nicht auf der Oberseite in Richtung Laffe zurückläuft, sondern nach der Schlaufe endet. Der Löffel wird ins 6. Jh. v. Chr. datiert und seine Herkunft nur allgemein mit »griechisch« angegeben. Weitere mit dem Stück aus Brusa/Bursa vergleichbare Löffel konnten nicht gefunden werden. Die Sichtung der Literatur zu Toilettegerät334 lieferte keine Vergleichsstücke. Die Berücksichtigung der Fundliste von Sherlock335 erbrachte zwar, neben den relativ bekannten Löffeln aus Augst und Kaiseraugst336, einige Exemplare mit einem Stiel in Form eines Schwanenhalses. Kein Löffel besitzt jedoch einen Stiel mit vertikaler Schlaufe und eine ähnliche Laffe. Dies liegt vermutlich insbesondere daran, daß von Sherlock nur sehr wenige Löffel aus Osteuropa und Kleinasien aufgenommen wurden und diese dann zumeist aus frühchristlicher Zeit stammen. Ein spätantiker Löffel aus Traprain Law, Canterbury337, hat einen Stiel mit einer vertikalen Schlaufe und endet in dem Kopf eines Wasservogels. Der Stiel dieses Löffels besitzt jedoch eine weitere vertikale Schlaufe, die dafür sorgt, daß der Kopf von der Laffe weggewandt ist. Die Laffenform ist wie bei den Löffeln mit horizontaler Schlaufe und Wasservogelkopf die einer ligula. Unter den spätantiken und frühbyzantinischen Löffeln338 fanden sich keine weiteren Vergleichsstücke. Die gallo-römischen Löffel339 gleichen im wesentlichen den von Sherlock aufgeführten und weisen ebenfalls kaum Ähnlichkeiten zum Löffel aus Brusa/Bursa auf. Löffel der klassischen Zeit zeigen Ähnlichkeiten mit dem Löffel aus Brusa/Bursa in der Form der Laffe. Auch bei jenen ist die Laffe kaum gewölbt und nahezu flach340. Spätrepublikanische Silberlöffel enden in einem Knauf, der einen Entenkopf bildet341; in diesem Punkt ähneln diese dem Löffel von Brusa/Bursa. Dieses Detail ist bei kaiserzeitlichen Löffeln nicht mehr anzutreffen342. Es steht zu vermuten, daß es sich bei der Form des Löffels aus Brusa/Bursa nicht um eine römische, sondern um eine griechische handelt. Dafür könnten die oben angeführten Ähnlichkeiten der klassischen und spätrepublikanischen Löffel in Details der Formen und die frühe Datierung der Löffel aus Pydna und Amphipolis und insbesondere im Metropolitan

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Das Makedonische Kammergrab 1 liegt östlich der antiken Stadt nur wenige hundert Meter östlich der modernen Zufahrtsstraße zum Ort. Der Löffel (Inv. Nr. 1277) ist im Museum in Amphipolis mit weiteren Geräten und Gefäßen ausgestellt, die alle als Toiletteartikel bezeichnet werden. Maßangaben fehlen im Museum; geschätzte L 10 cm (ohne Spitze). Neben dem Löffel liegt ein weiterer, stark fragmentierter, der vermutlich ebenfalls ursprünglich eine vertikale Schlaufe besaß. Für wertvolle Hilfe ist der Verf. Dimitra Malamidou vom Museum Amphipolis zu Dank verpflichtet. D. Lazaridis, Amphipolis (1997) 68ff. bes. 71. s. o. Anm. 313. G. Zahlhaas, Gymnasium 82, 1975, 527ff.; Riha, Römisches Toilettgerät und medizinische Instrumente aus Augst und Kaiseraugst, Forschungen in Augst 6 (1986); Braadbaart a.O. 163ff. D. Sherlock, Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 54, 1973, 205ff. E. Riha - W. B. Stern, Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst. Archäologische und metallanalytische Untersuchungen, Forschungen in Augst 5 (1982); M. Martin, Eßlöffel, in: H. A. Cahn - A. Kaufmann-Heinimann u. a., Der spätrömische Silberschatz von Kaiseraugst (1984) 56ff. S. R. Hauser, Spätantike und frühbyzantinische Silberlöffel. Bemerkungen zur Produktion von Luxusgütern im 5. bis 7. Jahrhundert, 19. Ergbd. JbAChr (1992) 16 Taf. 1b. Ebenda 1ff. M. Feugère, RAE 45, 1994, 137ff. Strong 78. Strong 117. Strong 117.

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Museum of Art sprechen. Belege für einen griechischen Ursprung der Löffelform lassen sich allerdings beim derzeitigen Publikationsstand nicht erbringen.

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V. Schlußbetrachtungen Auf den ersten Blick scheinen die einzelnen Stücke des Silberschatzes von Brusa/Bursa willkürlich zusammengestellt worden zu sein. Im vorangegangenen wurde allerdings angedeutet, daß Kosmetikgefäße und Löffel als zusammengehörig erkannt wurden. Im folgenden soll daher versucht werden, derartige Service- oder Setbildungen aufzuzeigen und auf die mögliche Funktion der einzelnen Stücke im Fundkontext einzugehen. Teller Nr. 3 und Napf Nr. 4 sind vielleicht als kleinste Form eines Eßservices für eine Person zu verstehen. Das ägyptische Silberinventar des 1. Jhs. n. Chr. deutet Drexel dahingehend, daß sich ein römisches Service des 1. Jhs. n. Chr. aus Teller (catillus), großem Napf (paropsis) und kleinem Napf (acetabulum) zusammensetzte343. Bestätigt wird diese Beobachtung durch Abrechnungen gelieferter Sigillata der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. aus südgallischen Töpfereien, die ausschließlich die drei oben genannten Gefäßformen unter Eßgeschirr aufführen344. Die Existenz eines Schälchens bzw. Tellers und zweier Näpfe in dem Silberfund aus Xanten-Wardt führte ebenfalls zu der Vermutung, daß die beiden Näpfe mit weiteren Gefäßen345 oder die Teller und Näpfe 346 ein Tischservice bildeten. Für eine Zusammengehörigkeit als Service könnte zudem das nahezu identische Gewicht der beiden Gefäße aus Brusa/Bursa sprechen. Möglicherweise gehört auch das Schöpfgefäß Nr. 5 zu dem angesprochenen Eßservice. Neben der gängigen Deutung als Schöpfkelle für Wein oder andere Getränke, also als Bestandteil eines Trinkservices, erscheint auch eine Nutzung zum Schöpfen von Essen möglich347. Wahrscheinlicher ist aber, daß das simpulum stellvertretend für ein Trinkservice in das Grab gegeben wurde. Pyxis Nr. 2 und Löffel Nr. 7 gehören wahrscheinlich ebenfalls als Set zusammen. Beide sollten vermutlich einer Frau im kosmetischen Bereich dienen. Das oben angeführte Kosmetikbehältnis348, das gemeinsam mit einem zugehörigen Löffel gefunden wurde, legt eine derartige Deutung als Set von Kosmetikgefäß und Löffel nahe. Eine gemeinsame Fertigung als Set wird auch durch die beobachteten Gemeinsamkeiten in der Herstellungstechnik nahegelegt. Pyxis und Löffel sind durch Treiben hergestellt und besitzen charakteristische und ungeglättete Faltungen. Da Schminken und vermutlich auch Salben von Frauen bzw. ihren Dienerinnen selbst zubereitet wurden, benötigten diese dazu zahlreiche Gegenstände349. Zu diesen gehörten neben Reibschalen, zahlreichen Döschen und Fläschchen auch Löffel. Einen Überblick über die Vielzahl der von römischen Frauen verwendeten Toilettegeräte liefert das schon erwähnte Relief 350 des 1. Jhs. n. Chr. aus der Nähe von Amyklai in Lakonien. Vermutlich ist im Fundzusammenhang des Schatzes von Brusa/Bursa und im Grabkontext auch der Spiegel Nr. 1 als Toilettegerät anzusprechen. Römische Spiegel fanden aber auch beim Gelage Verwendung. Dies ist anhand von Spiegelfunden in den großen frühkaiserzeitlichen Silberschätzen351 belegt. Daher kann keine allgemein gültige Aussage zu der Verwendung von römischen Spiegeln gemacht werden. Zu Spiegeln mit rückseitigen Griffen liegen dem Verf. keine Anhaltspunkte vor, die nahelegen könnten, daß deren Nutzung entweder bei Gelage oder als Toilettegerät überwiegt.

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Drexel 37ff. bes. 42. Drexel 42. Bridger 232 Nr. Mg.4. Mg.5. S. Künzl, Römisches Tafelgeschirr - Formen und Verwendung, in: Bizerta 14 mit Anm. 29. Mutz 135. s. o. IV. 7. Löffel. Zahlhaas a.O. bes. 341f. s. o. IV. 7. Löffel mit Anm. 311. A. Héron de Villefosse, MonPiot 5 (1899) 88ff. Nr. 21. 22 Taf. 19. 20; A. Maiuri, La casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (1932) 350ff. Nr. 15. 16 Taf. 47. 48. 58 B; K. Hitzl - K. Nehmann, Zwei Spiegelgriffe im Hildesheimer Silberfund, in: Hildesheimer Silberfund 199ff.

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Das Geschlecht des Nutzers des silbernen Geräts Nr. 6 kann, wenn überhaupt, nur unter Berücksichtigung der oben vorgebrachten Verwendungsvorschläge bestimmt werden. Falls eine Interpretation als dipping rod zutreffend sein sollte, ist eine Bestimmung des Geschlechts nicht mit letzter Sicherheit möglich. Wohl in der gesamten Antike war es üblich, daß sich Frauen wie Männer salbten352. Daher konnten beide Geschlechter Verwendung für dipping rods finden. Vermutlich ist aber dennoch eine Nutzung durch Frauen wahrscheinlicher, da davon ausgegangen werden kann, daß auch in der Antike vor allem Frauen Kosmetika verwendet haben. Im Falle einer Verwendung des silbernen Geräts als Spindel oder Spinnrocken kann eine ausschließlich weibliche Nutzung als gesichert gelten353. Die Aussage von Strong354, der Silberschatz von Brusa/Bursa gehöre zu den Beigaben der Bestattung einer Frau, beruht offensichtlich auf seiner Interpretation der einzelnen Objekte des Silberfunds. Er begründet nicht, warum er sich auf ein Frauengrab festlegt. Im Inventarbuch wird auf der ersten Seite der Listung des Silbers von Brusa/Bursa in den Anmerkungen ganz rechts nur erwähnt, daß die Stücke 1-7 in einem Grab in Brusa gefunden worden seien355. Die Angaben des Inventarbuchs haben Walters356 mit Sicherheit vorgelegen, da er die Herkunft des Silberschatzes mit »Tomb group from Brusa« angibt. Walters äußert sich nicht zum Geschlecht der bestatteten Person. Falls Strong also nicht über weitere, dem Verf. unbekannte Informationen verfügte, beruht die Aussage über das Geschlecht des Grabinhabers auf Interpretation. Im folgenden soll versucht werden durch die Betrachtung aller Objekte das Geschlecht des Grabinhabers zu bestimmen. Mehrere Gegenstände können gleichermaßen sowohl von einer Frau als auch von einem Mann genutzt worden sein, wie beispielsweise Bestandteile eines Eßservices. Dazu zählen der Teller Nr. 3 und der Napf Nr. 4. Auch der Spiegel Nr. 1 ist zu den Objekten zu zählen, die von beiden Geschlechtern verwendet wurden. Das Schöpfgefäß Nr. 5 ist nach der gängigen Interpretation eine Schöpfkelle für Wein oder ähnliches, demnach für eine Verwendung beim Symposion bzw. convivium gedacht. Eine Funktion zum Schöpfen von Essen ist bisher nicht nachgewiesen, allerdings auch nicht auszuschließen. Das Schöpfgefäß wird eher als ein Gerät des männlichen Gebrauchs erscheinen, weil Frauen in der Regel am Symposion nicht beteiligt waren und eine Teilnahme am convivium zwar möglich aber selten ist357. Die Pyxis Nr. 2 und der Löffel Nr. 7 sind mit ihrer Nutzung im kosmetischen Bereich mit großer Wahrscheinlichkeit einer Frau zuzuordnen. Wie oben gezeigt, verwendeten jedoch auch Männer in griechischer und römischer Zeit Kosmetika teilweise ausgiebig. Eine überwiegend weibliche Nutzung steht auch für das silberne Gerät Nr. 6 zu vermuten, obwohl seine antiker Verwendungszweck nicht mit letzter Sicherheit bestimmbar ist. Gegen Strongs Aussage, es handele sich bei dem Silberschatz von Brusa/Bursa um Grabbeigaben einer Frau, spricht demnach nur das Vorhandensein des Schöpfgefäßes. Die weiteren Objekte legen entweder eine Frau als Grabinhaberin nahe oder geben keinen Anhaltspunkt für das Geschlecht der bestatteten Person. Daher ist durchaus wahrscheinlich, daß es sich bei dem Silberschatz aus Brusa/Bursa um einen Teil der Beigaben aus dem Grab einer Frau handelt. Es ist kaum vorstellbar, daß eine Fertigung des Löffels nur für den Grabgebrauch intendiert war. Sehr wohl vorstellbar ist aber, daß der noch unfertige Löffel ausschließlich als Grabbeigabe erworben wurde und daß seine Unfertigkeit aus diesem Grund niemand störte. 352 353 354 355 356 357

E. Paszthory, Salben, Schminken und Parfüme im Altertum. Herstellungsmethoden und Anwendungsbereiche im östlichen Mediterraneum, AW Sonderh. 1990, 43ff. 51ff. H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste der Griechen und Römer 12 (1969) 121; J. P. Wild, Textiles in Archaeology (1988) 32. Strong 157. Der Eintrag in das Inventarbuch lautet: »1-7. Found together in a tomb at Brusa.« Walters 31. Zum griechischen und römischen Gastmahl s. Der Neue Pauly 4 (1998) 797ff. bes. 804 s.v. Gastmahl (Schmitt-Pantel Binder).

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Möglicherweise legen jedoch auch die fehlenden Spuren einer Benutzung bzw. Abnutzung an den anderen Gefäßen und Geräten eine Herstellung als Grabbeigabe nahe. Das Fehlen einer durch Gewichtsverlust erkennbaren Abnutzung wird möglicherweise auch durch die nach dem römischen Gewichtssystem in regelmäßigen Werten unterteilten Gewichte der einzelnen Stücke angedeutet. Eventuell wurden nicht nur gerade Werte für die Gefäße und Geräte angestrebt, sondern auch für das Gesamtgewicht in Silber. Denkbar erscheint, daß das Gesamtgewicht mit heute 870 g ursprünglich beispielsweise drei römische Pfund (982,35 g) betragen hat, da der Griff des Spiegels neben weiteren kleineren Teilen heute fehlt. Eine Datierung des Grabs erfolgte erstmalig durch Strong358. Wie schon bei der Bestimmung des Geschlechts des Grabinhabers kam er vermutlich über die Betrachtung der einzelnen Stücke zu seiner Datierung. Strong macht dazu keine Angaben. Seiner Ansicht nach ist der Silberschatz von Brusa/Bursa in das 1. Jh. n. Chr. zu datieren. Im folgenden soll versucht werden, die Möglichkeiten einer Gesamtdatierung auszuschöpfen. Der Löffel Nr. 7 kann für eine Datierung kaum herangezogen werden, da dem Verf. nur fünf Vergleichsstücke bekannt sind: ein frühes aus dem 6. Jh. und zwei spätere aus dem 3. Jh. v. Chr.; die späteren Löffel ähneln dem aus Brusa/Bursa stärker als der frühe. Zur Datierung des vierten, aus Lete stammenden, Löffels werden im Museum Thessaloniki keinerlei Anhaltspunkte gegeben. Der Löffel aus dem Großen Tumulus von Vergina ist mutmaßlich an das Ende des 4. Jhs. bzw. um 300 v. Chr. zu datieren, je nachdem aus welchem Grab er stammt. Die Vermutung liegt nahe, daß zumindest im 5. und 4. Jh. v. Chr., möglicherweise aber auch noch nach dem 3. Jh. v. Chr., derartige Löffel ebenfalls hergestellt wurden. Aus klassischer Zeit ist jedoch insgesamt wenig Silber erhalten. Eine gesicherte Datierung des silbernen Geräts Nr. 6 ist ebenfalls nicht möglich, da es hinsichtlich seiner Funktion nicht eindeutig bestimmbar ist. Es läßt sich allerdings insofern einbeziehen, als sowohl Spindeln aus Silber als auch dipping rods aus Bronze und Glas mindestens bis in das 1. Jh. n. Chr. hergestellt wurden. Die meisten publizierten Vergleichsstücke zum Spiegel Nr. 1 - Spiegel mit rückseitigen Griffen - stammen aus dem 3. Jh. n. Chr. Diese Spiegelform wurde jedoch schon im 1. Jh. n. Chr. in der römischen Welt hergestellt, was durch die Spiegel in Aquileia und Pompeji belegt wird. Einzelne wenige Spiegel mit Rückseitengriffen treten auch noch im 4. und 5. Jh. auf. Die Form mit rückseitigen Griffen ist jedoch sehr viel älter, als der Beginn ihrer Herstellung in der frühen Kaiserzeit andeutet. Spiegel mit rückseitigen Griffen werden in skythischen Gräbern des 6. bis 3. Jhs. v. Chr. relativ häufig gefunden. Es steht zu vermuten, daß diese Form zumindest im griechischen Raum359 auch im 2. und 1. Jh. v. Chr. auftrat. Pyxiden aus Silber sind erst aus frühhellenistischer Zeit bekannt. Die besten erhaltenen Vergleichsstücke zur Pyxis Nr. 2 stammen aus dem späten 4. oder dem 3. Jh. v. Chr. Die zwei ähnlichsten Stücke360 aus dem späten 4. bzw. 3. Jh. v. Chr. können kaum einer sicheren Datierung der Pyxis aus Brusa/Bursa dienen. Dazu sind die Verzierungen der beiden Vergleichsstücke zu aufwendig, bzw. diejenigen der Pyxis Nr. 2 zu einfach. Diese beiden Vergleichsstücke könnten jedoch einen Hinweis auf eine frühe Datierung der Pyxis, möglicherweise zusammen mit dem Löffel Nr. 7, aus Brusa/Bursa geben. Für eine frühe Zeitstellung könnten auch Detailbetrachtungen der Form sprechen. Spätere Pyxiden besitzen offenbar mit Ausnahme der Pyxiden aus Artjuchova keine so stark verbreiterten und abgesetzten Basen wie die Pyxiden des späten 4. und des 3. Jhs. v. Chr. und die Pyxis aus Brusa/Bursa. 358 359 360

Strong 157. Skythische Einflüsse, die in Grabfunden der frühen Kaiserzeit im östlichen Thrakien zu erkennen sind, erwähnte schon A. M. Mansel, AA 1941, 186. Oliver 53 Nr. 21; D. v. Bothmer, BMetrMus 42 H. 1, 1984, 49 Nr. 81.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

Diese Aussage wird auch durch Vergleichsstücke aus organischem Material aus Kertsch unterstützt. Pyxiden werden bis in spätrömische Zeit hergestellt. Die Entstehung des Tellers Nr. 3 kann mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nur im Hellenismus oder in römischer Zeit liegen, da eine häusliche Nutzung von Silbergeschirr in hellenistischer Zeit erst allmählich aufkommt. Der Gebrauch von silbernem Eßgeschirr ist in dieser Zeit allerdings noch sehr selten. Erst in der frühen Kaiserzeit ist eine gewaltige Steigerung des Aufkommens an Silbergeschirr zu verzeichnen. Die besten Vergleichsstücke zum Teller aus Brusa/Bursa stammen aus dem Silberschatz von Boscoreale, einem der großen Silberschätze des 1. Jhs. n. Chr. Nach dem 1. Jh. kommen ovale Teller verstärkt in Benutzung, daher verwundert es nicht, daß die Vergleichsstücke in das 1. Jh. n. Chr. und das 1. Jh. v. Chr. datiert werden. Der Teller Nr. 3 kann demnach vermutlich in das 1. Jh. n. Chr. datiert werden. Zu berücksichtigen bleibt allerdings, daß die einfache Form des Tellers eine exakte Datierung erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Die Datierung des Schöpfgefäßes Nr. 5 fällt im Gegensatz zu der des Tellers deutlich genauer und sicherer aus. Die Herstellung von simpula aus Silber beginnt in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. Das simpulum nimmt im 1. Jh. n. Chr. vollständig die Stelle des langstieligen Schöpfgefäßes aus hellenistischer Zeit ein. Schon im 2. Jh. verliert das simpulum an Popularität und wird im 3. Jh. n. Chr. kaum noch hergestellt. Das Vergleichsstück aus Xanten-Wardt wird in das 1. Jh. n. Chr. datiert, dasjenige aus Nimwegen nur ungenau in das 1. oder 2. Jh. n. Chr. Eine Datierung des Schöpfgefäßes aus Brusa/Bursa in das 1. Jh. n. Chr. steht zu vermuten, zumal bronzene simpula offensichtlich bald nach Mitte des 1. Jhs. nicht mehr hergestellt werden. Eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. oder im 2. Jh. n. Chr. kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Für den Napf Nr. 4 gilt in noch stärkerem Maße das für den Teller Gesagte. Silbernes Eßgeschirr kommt zwar im Hellenismus auf, silberne Näpfe sind in dieser Zeit aber extrem selten. Daher kann eine Datierung des Napfs aus Brusa/Bursa in hellenistische Zeit nahezu ausgeschlossen werden. Mit dem Beginn der frühen Kaiserzeit setzt eine starke Produktion von Näpfen aus Silber ein. Diese werden bis in spätrömische Zeit hergestellt. Das Vergleichsstück aus Xanten-Wardt, das am besten in den Proportionen und Maßen übereinstimmt, wird in das 1. Jh. n. Chr. datiert. Das in den Proportionen schon deutlich schlankere Gefäß aus Thil wird in das 2. bis 3. Jh. datiert. Seine Funktion ist wohl wegen der relativ großen Tiefe und des umlaufenden bacchantischen Frieses nicht eindeutig bestimmbar. Daher kann das Gefäß aus Thil als Vergleichsstück zur Datierung des Napfs aus Brusa/Bursa nicht herangezogen werden. Für eine Datierung in das 1. Jh. n. Chr. sprechen auch die Vergleiche mit Gefäßen in Terra Sigillata und mit dem Glasnapf aus Köln. Die dem Napf Nr. 4 entsprechende Form Dragendorff 22 kommt erst im 1. Jh. auf. Die Produktion von Gefäßen dieser Form wird noch deutlich vor Ende des 1. Jhs. eingestellt. Der Vergleich mit Gefäßformen in Terra Sigillata veranlaßte auch La Baume zu einer Datierung des Glasnapfs aus Köln und des Silbernapfs aus Brusa/Bursa ins 1. Jh. n. Chr. Diese angeführten Vergleiche legen eine Datierung des Napfs aus Brusa/Bursa in das 1. Jh. n. Chr. nahe, ohne daß eine spätere Datierung völlig ausgeschlossen werden kann. Eine spätere wie auch eine frühere Datierung als die von Strong vorgeschlagene in das 1. Jh. n. Chr. ist unter Berücksichtigung der Datierungen des Tellers, des Napfs und des Schöpfgefäßes höchst unwahrscheinlich (Taf. 34). Die Datierung des Spiegels kann für eine präzise Gesamtdatierung nicht herangezogen werden, da die Laufzeit von Spiegeln dieser Form sehr lang ist. Bei der Pyxis könnte es sich möglicherweise um ein älteres Stück handeln, das gemeinsam mit den anderen Gefäßen und Geräten in das Grab gegeben wurde. Gegen diese Annahme spricht jedoch die relative Einfachheit der Pyxis, die eine Aufbewahrungszeit über mehrere Jahrhunderte unwahrscheinlich macht. Ein weiteres Argument gegen diese Vermutung könnte sein, daß auch aus spätrömischer Zeit Pyxiden erhalten sind, die starke Ähnlichkeit mit

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Hans v. Mangoldt

den hellenistischen aufweisen361. Die Datierung der Grablege, aus der die Gefäße und Geräte des Silberschatz von Brusa/Bursa stammen sollen, in das 1. Jh. n. Chr., wie von Strong angegeben, erscheint daher nach der Betrachtung der Einzeldatierungen durchaus naheliegend.

361

Strong 208.

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

VI. Literaturliste Die Literatur ist nach dem Erscheinungsjahr geordnet, innerhalb eines Jahrgangs alphabetisch. Werke, deren Erscheinungsjahr nicht bekannt ist, wurden versuchsweise eingeordnet. A. Milchhoefer, Untersuchungsausgrabungen in Tegea, AM 5, 1880, 52-69. F. Hultsch, Griechische und römische Metrologie2 (1882). A. H. Smith, A Catalogue of Sculpture in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum 1 (1892). H. Dragendorff, Terra Sigillata, BJb 96/97, 1895, 18-155. A. Héron de Villefosse, Le trésor de Boscoreale, MonPiot 5 (1899). J. L. Myres - M. Ohnefalsch-Richter, A Catalogue of the Cyprus Museum (1899). E. Pernice - F. Winter, Der Hildesheimer Silberfund (1901). G. Sotiriadis, ’Εκ τάφων τ±ς ΑÓτωλίας, AEphem 1906, 67-88. M. Lister, Das Apicius-Kochbuch aus der altrömischen Kaiserzeit (1909). J. L. Myres, Handbook of the Cesnola Collection of Antiquities from Cyprus (1914). G. M. A. Richter, The Metropolitan Museum of Art. Greek, Etruscan and Roman Bronzes (1915). F. Oswald - T. D. Pryce, An Introduction to the Study of Terra Sigillata (1920). A. Oxé, Die Töpferrechnungen von der Graufesenque, BJb 130, 1925, 38-99. J. Sölch, Bithynische Städte im Altertum, Klio 19, 1925, 140-188. F. Drexel, Römische Sigillataservices, Germania 11, 1927, 51-53. A. Maiuri, La casa del Menandro e il suo tesoro di argenteria (1932). A. Radnóti, Die römischen Bronzegefäße aus Pannonien (1938). A. M. Mansel, Grabhügelforschungen im östlichen Thrakien, AA 1941, 119-187. W. Haberey, Ein spätrömisches Frauengrab aus Dorweiler, Kr. Euskirchen, BJb 149, 1949, 8299. H. Z. Koşay - M. Akok, Türk Tarih Kurumu Tarafından Yapılan Alaca Höyük Kazısı. 19371939 daki Çalişmalara ve Keşiflere Ait İlk Rapor - Les fouilles d’Alaca Höyük entreprises par la Société d’Histoire Turque. Rapport préliminaire sur les travaux en 1937-1939 (1951). W. La Baume, Die Entwicklung des Textilhandwerks in Alteuropa (1955).

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

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Der Silberschatz von Brusa/Bursa im British Museum

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Hans v. Mangoldt

VII. Anhang: Konkordanzliste für Tafeln Diese Liste stellt die in dieser Arbeit verwendeten Tafel- und Katalognummern den jeweiligen Inventarnummern im British Museum, den Nummern der Stücke im Katalog von Walters und den Negativnummern im British Museum gegenüber. Tafelnummer

Katalognummer

Inv. Nr. BM

Kat. Nr.

Negativnummer BM

Neuaufnahmen 2001: 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

1 idem 2 idem idem idem idem idem 3 idem 4 idem idem 5 idem idem idem idem 6 idem idem idem 7 idem idem

1913 5-31, 1 idem 1913 5-31, 2 idem idem idem idem idem 1913 5-31, 3 idem 1913 5-31, 4 idem idem 1913 5-31, 5 idem idem idem idem 1913 5-31, 6 idem idem idem 1913 5-31, 7 idem idem

silver 124 idem silver 119 idem idem idem idem idem silver 120 idem silver 121 idem idem silver 122 idem idem idem idem silver 125 idem idem idem silver 123 idem idem

B-49703 B-49704 B-49705 B-49706 B-49709 B-49710 B-49707 B-49708 B-49712 B-49711 B-49713 B-49714 B-49715 B-49716 B-49717 B-49718 B-49719 B-49720 B-49721 B-49722 B-49723 B-49724 B-49725 B-49726 B-49727

Altaufnahmen: 27 28 29 30 31 32 33

1 2 3 4 5 6 7

1913 5-31, 1 1913 5-31, 2 1913 5-31, 3 1913 5-31, 4 1913 5-31, 5 1913 5-31, 6 1913 5-31, 7

silver 124 silver 119 silver 120 silver 121 silver 122 silver 125 silver 123

B-845 B-847 B-846 B-844 B-848 PS110968 PS137780

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Tafeln 1-34

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Tafel 1

Teilkarte des römischen Reichs im zweiten Jahrhundert

Ausschnitt aus der »Karte des Römischen Reiches in der Mitte der 2. Jhs. n. Chr.« aus: T. Bechert, Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick (1999) Vorsatz vorn.

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Tafel 2

Spiegel

© Copyright The British Museum

Vorderseite des Spiegels

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Tafel 3

Spiegel

© Copyright The British Museum

Rückseite des Spiegels

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Tafel 4

Pyxis

© Copyright The British Museum

Seitenansicht der Pyxis

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Tafel 5

Pyxis

© Copyright The British Museum

Seitenansicht der Pyxis mit Fehlstellen

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Tafel 6

Pyxis

© Copyright The British Museum

Unterseite der Pyxis

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Tafel 7

Pyxis

© Copyright The British Museum

Innenseite des Gefäßkörpers der Pyxis

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Tafel 8

Pyxis

© Copyright The British Museum

Oberseite des Deckels der Pyxis

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Tafel 9

Pyxis

© Copyright The British Museum

Innenseite des Deckels der Pyxis

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Tafel 10 Teller

© Copyright The British Museum

Oberseite des Tellers

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Tafel 11

Teller

© Copyright The British Museum

Unterseite des Tellers

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Tafel 12

Napf

© Copyright The British Museum

Seitenansicht des Napfs

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Tafel 13

Napf

© Copyright The British Museum

Innenseite des Napfs

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Tafel 14

Napf

© Copyright The British Museum

Unterseite des Napfs

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Tafel 15

Schöpfgefäß

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Vorderseite des Schöpfgefäßes

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Tafel 16 Schöpfgefäß

© Copyright The British Museum

Rückseite des Schöpfgefäßes

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Tafel 17

Schöpfgefäß

© Copyright The British Museum

Seitenansicht des Schöpfgefäßes

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Tafel 18

Schöpfgefäß

© Copyright The British Museum

Innenseite des Schöpfgefäßes

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Tafel 19

Schöpfgefäß

© Copyright The British Museum

Unterseite des Schöpfgefäßes

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Tafel 20 silbernes Gerät

© Copyright The British Museum

silbernes Gerät

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Tafel 21

silbernes Gerät

© Copyright The British Museum

Detail des silbernen Geräts 80

Tafel 22

silbernes Gerät

© Copyright The British Museum

verzierte Seite des Tellerchens des silbernen Geräts

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Tafel 23

silbernes Gerät

© Copyright The British Museum

unverzierte Seite des Tellerchens des silbernen Geräts

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Tafel 24

Löffel

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Löffeloberseite

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Tafel 25

Löffel

© Copyright The British Museum

Löffelunterseite

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Tafel 26

Löffel

© Copyright The British Museum

Löffel in Seitenansicht

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Tafel 27

Spiegel – alte Aufnahmen

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Rückseite des Spiegels

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Tafel 28

Pyxis – alte Aufnahmen

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Seitenansicht der Pyxis

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Tafel 29

Teller – alte Aufnahmen

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Oberseite des Tellers

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Tafel 30

Napf – alte Aufnahme

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Seitenansicht des Napfs

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Tafel 31

Schöpfgefäß – alte Aufnahme

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Schrägansicht des Schöpfgefäßes

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Tafel 32 silbernes Gerät – alte Aufnahme

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silbernes Gerät

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Tafel 33

Löffel – alte Aufnahme

© Copyright The British Museum

Schrägansicht des Löffels

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Graphische Darstellung der Datierung der Vergleichsstücke bzw. des Typus

Chronologietabelle Tafel 34

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