Der Ritter mit dem Bock: Konrads von Stoffeln »Gauriel von Muntabel«. Neu herausgegeben, eingeleitet und kommentiert [Reprint 2012 ed.] 9783110920758, 9783484360464

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195 111 18MB

German Pages 672 Year 1997

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Table of contents :
Vorwort
Erster Teil: Untersuchungen
I. Einleitung
II. Die Handschriften
1. Die Karlsruher Handschrift (D)
2. Die Innsbrucker Handschrift (I)
3. Das Münchener Pergamentfragment (M)
4. Das Münchener Papierfragment (m)
5. Bezeugte, aber nicht erhaltene Handschriften
5.1. Jakob Püterich von Reichertshausen
5.2. Besitzereintrag im Mgq 361 der SBBPK Berlin
5.3. Die Bibliothek der Herren von Frundsberg
III. Charakteristika der Überlieferung
1. Handschriftenverhältnisse
2. Beobachtungen zum Reimgebrauch
3. Die Schreiber
3.1. Schreiberfehler
3.2. Der Lohnschreiber der Freiherrn von Zimmern
4. Zusammenfassung und Ergebnis
IV. Editionsprinzipien
1. Vorbemerkungen
2. Zur Textkonstituierung
3. Zur Einrichtung der Textausgabe
3.1. Zum diplomatischen Paralleldruck der Handschriften
3.2. Zum kritischen Text
V. Zum Verfasser
VI. Zur Datierung
VII. Interpretationsansätze
Zweiter Teil: Text
Anhang
Stellenkommentar
Literaturverzeichnis
Abkürzungen
Texte und Quellen
Forschungsliteratur
Bibliographie zum ›Gauriel‹
Namenverzeichnis zum ›Gauriel‹
Abbildungsverzeichnis
Register
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Der Ritter mit dem Bock: Konrads von Stoffeln »Gauriel von Muntabel«. Neu herausgegeben, eingeleitet und kommentiert [Reprint 2012 ed.]
 9783110920758, 9783484360464

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TEXTE UND TEXTGESCHICHTE

Herausgegeben von Klaus Grubmüller, Konrad Kunze und Georg Steer

Der Ritter mit dem Bock Konrads von Stoffeln >Gauriel von Muntabel
Gauriel von Muntabel< / neu hrsg., eingeleitet und kommentiert von Wolfgang Achnitz. - Tübingen : Niemeyer, 1997 (Texte und Textgeschichte ; 46) ISBN 3-484-36046-1

ISSN 0081-7236

© Max Niemeyer Verlag G m b H & Co. KG, Tübingen 1997 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: pagina G m b H , Tübingen Druck: Allgäuer Zeitungsverlag G m b H , Kempten/Allgäu Einband: Heinrich Koch, Tübingen

Inhalt

VORWORT

VII

ERSTER TFCIL: UNTERSUCHUNGEN

1

I.

EINLEITUNG

3

II.

D I E HANDSCHRIFTEN

13

1. 2. 3. 4. 5.

13 40 53 56 63 63 66 66

Die Karlsruher Handschrift (D) Die Innsbrucker Handschrift (I) Das Münchener Pergamentfragment (M) Das Münchener Papierfragment (m) Bezeugte, aber nicht erhaltene Handschriften 5.1. Jakob Püterich von Reichertshausen 5.2. Besitzereintrag im Mgq 361 der SBBPK Berlin 5.3. Die Bibliothek der Herren von Frundsberg

. . .

I I I . CHARAKTERISTIKA DER ÜBERLIEFERUNG

1. Handschriften Verhältnisse 2. Beobachtungen zum Reimgebrauch 3. Die Schreiber 3.1. Schreiberfehler 3.2. Der Lohnschreiber der Freiherrn von Zimmern 4. Zusammenfassung und Ergebnis

69

. . .

I V . EDITIONSPRINZIPIEN

71 88 96 96 98 105 117

1. Vorbemerkungen 2. Zur Textkonstituierung 3. Zur Einrichtung der Textausgabe 3.1. Zum diplomatischen Paralleldruck der Handschriften . 3.2. Zum kritischen Text

V

117 118 123 123 126

Inhalt V.

Z U M VERFASSER

141

V I . Z U R DATIERUNG

185

V I I . INTERPRETATIONSANSÄTZE

195

ZWEITER TEIL: TEXT

233

ANHANG

485

STELLENKOMMENTAR

487

LITERATURVERZEICHNIS

607

ABKÜRZUNGEN

607

TEXTE UND QUELLEN

610

FORSCHUNGSLITERATUR

616

BIBLIOGRAPHIE ZUM >GAURIEL
GAURIEL
Texte und Textgeschichte< erscheinen kann. Von Ihnen sowie von Daniela Zeiler und Birgitta Zeller vom Max Niemeyer Verlag wurde sie professionell betreut. Für das mir entgegengebrachte Vertrauen und für ihre Geduld sei dieses Buch meinen Eltern und meiner Frau gewidmet. Münster, im Mai 1997

Wolfgang Achnitz

VIII

ERSTER TEIL: UNTERSUCHUNGEN

I. Einleitung

Während den meisten Artusromanen, die nach den Werken Hartmanns von Aue, Gotfrids von Straßburg und Wolframs von Eschenbach entstanden sind, in den letzten Jahren zum Teil umfangreiche Monographien gewidmet wurden, die zu einer anderen Beurteilung der literarischen Qualität dieser Romane geführt haben, steht eine solche Neubewertung für den >Gauriel von Muntabel< des Konrad von Stoffeln noch aus. Die Forschungen der letzten zwei Jahrzehnte haben gezeigt, daß die Artusromane des 13. Jh.s durch den planvollen Rückbezug auf die Gattungsvorläufer und insbesondere auf die (im deutschsprachigen Raum) gattungsstiftenden Romane Hartmanns die Bedürfnisse ihrer Rezipienten befriedigen; »das Vorwissen des Publikums ist ein Konstitutionsgrund. Ein Netz von Anspielungen, Motiv- und Figurenzitaten bindet die Romane aneinander. Bis zu einem bestimmten Teil sind solche Wiederaufnahmen für die Identität der Gattung unumgänglich, Artus, Keie, Gawein, Ginover und das Pfingstfest in Karidol etwa müssen den Raum abstecken. Was in den Romanen geboten wird, geht aber weit darüber hinaus, inszeniert ein regelrechtes Spiel mit den Kenntnissen und Erwartungen des Publikums, und diese Kenntnisse sind [. ..] durch Hartmann und Wolfram geprägt.«1 Solche Entlehnungen und Übernahmen aus älteren Werken, die gewiß im 13. Jh. die Attraktivität des Textes gesteigert haben, trugen seit seiner >Wiederentdeckung< im 19. Jh. durch JOSEPH VON LASSBERG2 stark zu dem negativen Bild bei, das sich die Literaturwissenschaft vom >Gauriel< gemacht hat. Die Liste der Romane, die Konrad von Stoffeln als Quellen benutzt haben soll, ist schnell gewachsen und war Grund dafür, daß der Dichter als Nachahmer seiner großen Vorbilder abqualifiziert wurde. Während 1

CH. CORMEAU, Zur Gattungsentwicklung des Artusromans nach Wolframs Parzival, in: Spätmittelalterliche Artusliteratur. Ein Symposium der neusprachlichen Philologien auf der General-Versammlung der Görres-Gesellschaft Bonn. 25.-29. September 1982, hg. von Κ. H. GÖLLER. Paderborn, München, Wien, Zürich 1984 (Beiträge zur englischen und amerikanischen Literatur 3), S. 119-131, hier S. 124. 2 Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen hg. von J. VON LASSBERG. Bd. 2. Privatdruck o. O. [Eppishausen] 1822. Nachdr. Hildesheim, D a r m s t a d t 1 9 6 8 , S. L X I V .

3

Erster

Teil:

Untersuchungen

etwa ADALBERT JEITTELES schon früh erkannt hatte, daß Konrad sich an Hartmann orientiert und es dennoch für möglich hielt, daß die Erzählung »sehr wohl vom Dichter selbst erfunden sein könnte« 3 , führte man bald eine Reihe von Motiven und Vorbildern aus anderen Artusromanen an und stellte fest: »Mit der Erfindung des Stoffes ist es [.. .] nicht weit her«.4 Diesem Urteil EMANUEL VON ROSZKOS schloß sich GUSTAV EHRISMANN an; er nannte zusätzliche Parallelen aus der irischen Sagenwelt und machte auf einen Zusammenhang mit der Melusinensage aufmerksam, wie sie im deutschsprachigen Raum etwa zur selben Zeit im >Peter von Staufenberg< oder in Konrads von Würzburg >Partonopier< verarbeitet wurde: »Wie der Stricker im Daniel, der dichter des Wigamur und der Pleier hat auch der Verfasser des Gauriel seinen stoff frei entworfen, aber nicht erfunden, sondern aus entlehnten teilen zusammengesetzt.«5 Wie EHRIS6 MANN, für den die Lanvalsage den »kern des ganzen« bildete , sah auch K A R L D E C K den Schwerpunkt der Handlung in der Feenerzählung: »Die Abenteuer der Tafelrunder dienten dem Dichter nur zur Ausschmückung seines Sagenstoffs«.7 Neben fehlender Originalität ist also auch die vermeintlich ungeschickte Verknüpfung von Artusstoff und Feengeschichte als Ursache für mangelnde literarische Qualität angeführt worden. Auf die Bedenklichkeit solcher Quellenforschungen zur Artusepik des 13. Jh.s hat zuerst PETER K E R N (für den Pleier) hingewiesen. Es ist eben kaum möglich, »vor allem bei recht geläufigen Motiven (z. B. Empfang des Helden auf einer Burg, Befreiung einer bedrängten Jungfrau), eine ganz bestimmte Vorlage auszumachen, zumal ja die Artusromane [...] auch ihrerseits in vielfältigen literarischen Abhängigkeitsverhältnissen zueinander stehen, sei es auf Grund der Identität des Verfassers [...], sei es deshalb, weil Hartmann und Wolfram beide auf die Dichtung Chrestiens zurückgriffen oder weil der Wigalois sich stark an die Werke Hartmanns und Wolframs anlehnt, im Daniel wiederum sowohl Hartmanns Romane als auch der Wigalois benutzt sind usw. Noch größere Vorsicht ist bei der Frage der Entlehnung von Reimpaaren, sprachlichen Wendungen, Sätzen, Satzmustern und Syntagmen geboten.«8 BEATE SCHMOLKE-HASSEL3

4

5

A. JEITTELES, Gauriel von Montavel von Konrad von Stoffeln. Im Auszuge bearbeitet, in: Germania 6 (1861), S. 3 8 5 ^ 1 1 , hier S. 387. E. VON ROSZKO, Untersuchungen über das epische Gedicht >Gauriel von Muntabek Programm des k. k. Franz-Josef-Gymnasiums. Lemberg 1903, S. 53. G . EHRISMANN, Rezension der Untersuchungen VON ROSZKOS, in: AfdA 3 0 ( 1 9 0 6 ) , S. 8 7 9 7 , hier S . 9 4 - 9 5 .

6

EHRISMANN 1 9 0 6 , S . 8 9 .

7

K. DECK, Untersuchungen über Gauriel von Muntabel. Diss. Straßburg 1912, S. 31. P. KERN, Die Artusromane des Pleier. Untersuchungen über den Zusammenhang von

8

4

/.

Einleitung

vermutete sogar, »daß die Sprache verschiedener Verfasser von arthurischen Versromanen deshalb so starke Verwandtschaften und Ähnlichkeiten aufweist, weil diese Dichter einerseits in der literarischen Sprache ihrer Zeit schreiben, eine allgemeine Sprachnorm ihnen allen eigen ist, sie andererseits selbstverständlich die spezifischen Ausdrucksformen ihrer Gattung verwenden. Eine gewisse Formelhaftigkeit in der Beschreibungsweise gattungstypischer Ereignisse ist, bedingt u. a. durch die Versform, ohnehin zu erwarten.«9 Die nachgewiesenen Entlehnungen konnten nur deshalb zu einem negativen Qualitätsurteil führen, weil nicht nach ihrer Funktion im Zusammenhang des neuen Werkes gefragt wurde. Der Untersuchungsteil dieser Arbeit wird zeigen, daß mit dem >Gauriel< keine beliebige Zusammenstellung von Artusstoff- und Feensagen-Motiven vorliegt, sondern daß der Dichter im Hinblick auf seine spezifische Intention nur bestimmte Erzählsegmente und -motive übernommen und auf charakteristische Weise verändert hat. So baut er seinen Roman beispielsweise mit ähnlichen Verfahrensweisen in die werkübergreifende Erzählwelt der Gattung ein, wie sie KERN für den Pleier beobachtet hat: Partielle Identität des Personals, Imitation bekannter, fast schon ritueller Situationen und Verhaltensweisen, Anspielungen auf Ereignisse früherer Texte, Zitieren markanter Textpassagen, Ausnutzen von Lücken in der Erzählwelt, Weiterführen von bereits angelegten Erzählsträngen usw., und die Interpretation des >Gauriel< kann seine These bestätigen, »daß sich nicht nur in Pleiers Romanen, sondern auch in anderen nachklassischen Werken, die ohne französische Vorlage geschrieben sind, [. . .] eine starke Tendenz zur Eingliederung in die bestehende Erzählwelt geltend macht, daß sich also in den Verfahren der Imitation und Integration nicht eine ausschließlich Pleiersche, sondern eine zeittypische Reaktion mehrerer Autoren [. . .] auf die ihnen gemeinsame literarische Situation zeigt«.10 Das Verfahren des Dichters, seinen eigenen Roman durch die Übernahme von Stoffen und Motiven aus den Vorgängern in die Gattung einzubinden, darf keinesfalls mit modernen Originalitätsmaßstäben bewertet werden und sollte kein Qualitätsurteil der Literaturwissenschaftler präjudizieren. MANN

9

10

Dichtung und literarischer Situation. Berlin 1981 (Philologische Studien und Quellen 100), S. 32-33. B. SCHMOLKE-HASSELMANN, Der arthurische Versroman von Chrestien bis Froissart. Zur Geschichte einer Gattung. Tübingen 1980 (Beihefte zur ZfromPh 177), S. 151-152. Auch KERN rechnet »innerhalb einer literarischen Gattung mit einem Subcode« der Sprache, der allmählich entstanden sein könnte (1981, S. 33); vgl. dazu auch CH. CORMHAU, >Wigalois< und >Diu CrôneKolmarer Liederhandschrift< (Cgm 4997), in: ZfdA 117 (1988), S. 201-210; O. KRESTEN, Rezension der von G. PICCARD bearbeiteten Findbücher, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 96 (1988), S. 439^43; K. GRAF, Die Weimarer Handschrift Q 127 als Überlieferung historiographischer, prophetischer und erbaulicher Texte, in: ZfdA 118 (1989), S. 203-216, Anm. 9; DERS., Vorschläge zur Wasserzeichendatierung von Handschriften, in: GLM Nr. 16 (1990), S. 8-11, sowie die positiven Erfahrungen von K. VAN DER HORST, The Reliability of Watermarks, in: GLM Nr. 15 (1989), S. 15-19.

4

Die Ochsenkopfwasserzeichen. 1. und 3. Teil (Findbuch 11,1 und 11,3 der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Bearb. von G. PICCARD. Stuttgart 1966, Abt. XII, Nr. 586. Das Wasserzeichen wurde auch in einer auf 1479 datierten Hs. des Züricher Apothekers Hans Minner verwendet (Marburg, UB, Ms. 81), s. u. S. 36. 5 C H . - M . BRIQUET, Les Filigranes. Dictionnaire historique des Marques du Papier dès leur Apparition vers 1282 jusqu'en 1600. A Facsimile of the 1907 Edition with supplementary Material contributed by a Number of Scholars. Edited by A. STEVENSON. Bd. 1 und 3. Amsterdam 21968, Nr. 3036. 6 Das hochgestellte k gibt an, daß das Wasserzeichen auf dem Kopf steht. 16

II. Die

Handschriften

S. 211-256 Ochsenkopf (21 l/212k, 213/214k, 215/216", 219/220k, 223/224k, 233/ 234, 241/242, 243/244, 245/246, 249/250, 255/256") S. 261-262 Reichsapfel (261/262) S. 265-274 Ochsenkopf (265/266\ 267/268\ 271/272k, 273/274k) Diese Verteilung der Wasserzeichen in der Hs. läßt den Schluß zu, daß das Zusammenbinden beider Texte schon bei der Anfertigung vorgesehen war. Diese Annahme wird gestützt durch gleiche Einrichtung, Ausstattung und Schreiberhand in beiden Teilen. Lagenverteilung Obwohl der Codex neu gebunden worden ist, deutet alles darauf hin, daß die vorgenommene Bindung der ursprünglichen entspricht. Der Buchblock besteht heute (ohne Vor- und Nachsatzbll.) aus zwölf Lagen: 4VI48 + V58 + 4VI106 + 2V126 + VI138. Eine Lagennumerierung von Schreiberhand ist noch zu erkennen anhand der Kustoden unten rechts auf den S. 94 (braun), 114 (rot), 138 (fast vollständig ausgewaschen) und 162 (rot). Die übrigen sind offenbar weggeschnitten worden. Format Der Buchblock wurde, vermutlich während der für die Neubindung vorgenommenen Restaurierungsarbeiten, an allen Außenrändern beschnitten; die erhaltene Blattgröße beträgt 290 χ 185 mm, die des Schriftraumes etwa 205 χ 115 mm. Die Textspalte beginnt jeweils 20 mm vom oberen und 60 mm vom unteren Rand; auf den Rectoseiten etwa 35 mm, auf den Versoseiten etwa 45 mm vom linken Rand. Schrift und Schreiber Die Hs. ist von einem Schreiber in einer späten Bastardaschrift des 15. Jh.s in graubrauner Tinte geschrieben (Schrifthöhe ca. 6 mm). Von der Hand desselben Schreibers stammen drei weitere Hss., die wie D um 1482 für die Freiherrn von Zimmern7 angefertigt worden sind: 7

So vermutete es zuerst H. MODERN, Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek. Ein Beitrag zur Geschichte der Ambraser Sammlung und der k. k. Hofbibliothek, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 20 (1899), S. 113-180. Vgl. auch TH. GOTTLIEB, Zimmernsche Handschriften in Wien, in: ZfdPh 31 (1899), S. 303-314; TH. GOTTLIEB, Büchersammlung Kaiser Maximilians. Mit einer Einleitung über älteren Bücherbesitz im Hause Habsburg. Neudr. der Ausg. Leipzig 1900 (Die Ambraser Handschriften. Beitrag zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek 1). Amsterdam 1968; Österreichische Nationalbibliothek (Hg.), Ambraser

17

Erster Teil:

Untersuchungen

Wien, Ö N B , Cod. Vind. 2795. Inhalt: fol. l r - 4 5 v >Die gute Frau< (einzige vollständige Hs.). Papier, 45 + III Bll.: VI 1 2 + VI 2 4 + VI 3 6 + VI 4 8 (Reklamanten fol. 12v und 36 v ), 3 1 0 x 2 2 0 m m (Schriftraum 2 1 0 x 110 mm). Einspaltig von einer Hand. Schwäbisch. N a c h Ausweis der Ochsenkopf-Wasserzeichen 8 zwischen 1476 und 1482 entstanden. 9 Wien, Ö N B , Cod. Vind. 2888. Inhalt: fol.8 r -28 r Ulrich Füetrers >Merlin< (Sigle d). Papier, VII + 21 + XII Bll.: III 6 + VI 1 8 + VI 3 0 + V 4 0 , 3 0 5 x 2 2 1 m m (Schriftraum 2 1 0 - 2 2 0 X 1 2 5 - 1 3 5 mm). Einspaltig mit abgesetzten Strophen; die Verse meist durch Virgeln getrennt. Schwäbisch. Zwischen 1476 und 1482 (Wasserzeichen identisch mit denen des Cod. Vind. 2795). 1 0

Kunst- und Wunderkammer. Die Bibliothek. Katalog der Ausstellung im Prunksaal 2 8 . 5 . - 3 0 . 9 . 1 9 6 5 [bearb. von F . UNTERKIRCHER], Wien 1 9 6 5 (Biblos-Schriften 4 1 ) , S . 5 7 72. 8

H. MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der österreichischen Nationalbibliothek. Bd. 1. Berlin 1960 (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 13), S. 304. Sein Verweis auf BRIQUET Nr. 15245 und Nr. 15246 (zwischen 1476 und 1482 in Ravensburg hergestellt und nachgewiesen für Ulm 1480, Kempten 1480, Augsburg 1480, Nördlingen 1481, Innsbruck 1481, Stuttgart 1482 u. a.) wird von K U R T N Y H O L M bestätigt: Die Gralepen in Ulrich Füetrers Bearbeitung (Buch der Abenteuer). Nach der Münchener Handschrift Cgm. 1 unter Heranziehung der Wiener Handschriften Cod. Vindob. 2888 und 3037 und der Münchener Handschrift Cgm. 247 hg. von K. N Y H O L M . Berlin 1964 (DTM 57), S. LXXIV.

9

Zur Hs. vgl.: Die gute Frau. Gedicht des dreizehnten Jahrhunderts, hg. von E. SOMMER, in: ZfdA 2 (1842), S. 385^81; M O D E R N 1899, S. 145; D. J. B. M A C K I N D E R - S A VAGE (Hg.), >Die gute Frauc A Textual and Literary Investigation. Diplomatic Copy. Critical Edition. 2 Bde. Diss. (Masch.) Auckland (New Zealand) 1978, S. 74-88. Eine Kopie dieser Arbeit, die ursprünglich in den GAG erscheinen sollte, und die über den Leihverkehr der Bibliotheken nicht zu beschaffen war, hat mir freundlicherweise Herr Professor Dr. Ulrich Müller, Salzburg, zur Verfügung gestellt, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Inzwischen sind zu >Die gute Frau< westalem. Pergamentfragmente der Zeit um 1300 bekannt geworden (Cgm 5249/29b), vgl. Hartmann von Aue, Der arme Heinrich, hg. von H.PAUL. 16., neu bearb. Aufl. bes. von K.GÄRTNER, Tübingen 1996 (ATB 3), S. XVII. Überliefert sind Reste der Vv. 21-26, 583-692, 1020-1072 und 28262848.

10

Den ersten Teil des >Buchs der Abenteuer< mit dem >Merlin< hat Füetrer frühestens zwischen 1473 und 1478 (so K. NYHOLM, Fuetrer, Ulrich, in: 2VL 2, 1980, Sp. 999-1007) oder sogar erst 1481-1483/84 verfaßt (so B. BASTERT, Der Münchner Hof und Füetrers >Buch der Abenteuen. Literarische Kontinuität im Spätmittelalter. Frankfurt a. M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1993 [Mikrokosmos 33], S. 289-296). Die Arbeit am Cod. Vind. 2888, der auf einer dem Original zeitlich nahestehenden Vorlage beruht ( N Y H O L M 1964, S. LXXXII), kann also nicht früher begonnen haben. Vgl. zur Hs. auch MODERN 1899, S. 146; Merlin und Seifrid de Ardemont von Albrecht von Scharfenberg. In der Bearbeitung Ulrich Füetrers hg. von F. PANZER. Tübingen 1902 (StLV 227), S. IX; M E N H A R D T 1960, S. 548-549; N Y H O L M 1964, S. LXXIII-LXXVI und S. LXXXILXXXV.

18

II. Die

Handschriften

Wien, Ö N B , Cod. Vind. 3036. Inhalt: fol. l r - 2 6 0 v Alphabetisches Rechtsabecedar (fol. 2 2 - 2 6 0 Auszüge aus dem >Buch der TugendenRichtsteig Landrechts< (anschl. Eisenacher Rechtsfalle), fol. 327 r -330 r Landfriede Friedrichs I. mit Glosse. 1 1 Papier, IX + 331 + X I V Bll.: ( V - l ) 9 + V 1 9 + (VII-1) 3 2 + 15VI 212 + V 2 2 2 + 4VI 2 7 0 + 2V 2 9 0 + ( V _ 1 ) 3 4 7 + (IV L ) 3 5 4 , 4 0 8 x 2 9 0 m m (Schriftraum 2 9 0 - 2 9 5 x 1 6 5 4VI338 + 170 mm). Zwei Spalten zu 54-57 Zeilen von einer Hand. Kustoden. Explicit fol. 330 ra : finitum próxima die Ante lucie hora vj'"post meridiem Anno MCCCC LATAY/(12.12.1482). »Südschwäbisch (Bodenseegegend um Konstanz)«. 1 2

Die stets sorgfältige und gut lesbare Schrift, von MENHARDT als »got. Eilschrift« (1960, S. 304 und 548), von NYHOLM als »typische schwäbische Bastarda« (1964, S. LXXIV) bezeichnet, macht einen ausgeprägten und regelmäßigen Eindruck. Auch die Überschriften des >Apollonius< sind von der derselben Hand (in roter Tinte) geschrieben. Die Eigenheiten des Schreibers treten in allen vier Hss., in den Versund Prosatexten wie auch im strophigen >MerlinGauriel< hier möglichst vollständig zu versammeln, wird im folgenden mehrfach auf die gemeinsam mit dem Textabdruck veröffentlichte Beschreibung des Bruchstücks116 zurückgegriffen, ohne die Übernahmen immer als Zitate zu kennzeichnen. Signatur Bayerische Staatsbibliothek München, Cgm 5249/9b (fol. Γ oben). Inhalt Der Text setzt ein mit V. 3369 und endet mit V. 3873: fol. Ira

Gedenkest da pin ich dir pei vnd sich daz daz mit fügen sei

115

KEINZ 1886, S. 85-87 und Nachtrag S. 128. Der Textabdruck enthält einen Fehler (M 18 erbeitzten der Hs. statt erbeitzen), ist sonst aber den mangelhaften Abdrucken durch VON ROSZKO (1903, S. 4-6) und HILDEBRAND im Nachdr. der alten Textausgabe (S. XVIIXXI) vorzuziehen. Auch an anderer Stelle macht KEINZ keine Angaben zur Provenienz des Bruchstücks, vgl. etwa F. KEINZ, Ueber einige altdeutsche Denkmäler, in: Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Classe. München 1869, S. 290-321; DERS., Altdeutsches. I. Cod. germ. Monac. 5249. II. Über ein Gesammtverzeichniss der altdeutschen Gedichte. Zur 41. Versammlung der deutschen Philologen den Freunden der altdeutschen Dichtung gewidmet. München 1891, S. 4.

116

ACHNITZ/SCHIEWER 1 9 8 9 , S. 5 7 - 7 6 .

56

II. Die

fol. 4vb

Handschriften

da sfich der laidez reih Ew sei genad gesagt

Auf den unteren Rändern aller Bll. sowie auf den Außenrändern der Bll. Γ, 2r, 2V, 3r, 3V, 4r steht ein weiterer gereimter Text. Es handelt sich um die Vv. 44-90 (mit Lücken) des Reimtraktats >Die zehn Gebote< von Peter Suchenwirt, die zeitgleich mit dem >Gauriellebendigen< Text, wiederum ohne daß sich der Handlungsverlauf ändert. Man könnte die in m enthaltene Fassung daher als semantisch >reicher< bezeichnen: m 3645 m 3646.1

5

10

Da wart d' chfnik gevangñ der waller chom gegangñ Da si den streit v'anten den waller si santen Ze hof daz er set waz er erwarben het der waller hintz hof gie der ch^nik in vrôlich enpfie vnd di edel chfaiigin Der ch^nik s^ch gesell mein wer sint di gest di wir han Da sñlt ir reiten od' gan Gegen in vnd enpfaht si Ew komen tewr gest nie Auf daz haus ze pronyas

Falls es richtig ist, daß D an diesen Stellen jeweils Kürzungen aufweist, dann läßt sich hier sagen, daß der gesamte Inhalt der fünfzehn in m überlieferten Verse, sofern er für den Handlungsverlauf relevant ist, in den fünf in D überlieferten Versen zusammengefaßt wurde, und zwar unter Benutzung einiger Begriffe und Bilder, die in der umfangreicheren Darstellung enthalten sind: der waller / der waldner, gegangñ / zergangñ, streit / stritt, der chvnik / Dem küng. Als Zutat mit eigenen Worten erschiene nur: tett. . . die mär. . . Kund, also genau der für den Handlungsverlauf relevante Vorgang. Über die Gründe für diese knappe Zusammenfassung des Inhalts mit anderen Worten lassen sich nur Vermutungen beibringen. 22 So enthält die 22

Jede dieser Vermutungen setzt voraus, daß derjenige, der die Veränderungen vornahm, den Text bereits kannte bzw. vor Niederschrift seiner Bearbeitung ein Stück vorausgelesen hat. Die Kürzungen wurden offenbar nach dem rhetorischen Prinzip der brevitas

77

Erster

Teil:

Untersuchungen

Passage einige markante Reime (3646.3f. seite:heite, 3646.5f. gie:enpfie), Wörter, die in D stets vermieden werden (waldner statt waller) sowie einen nicht gekennzeichneten Sprecherwechsel (3646.9f.), der einem unaufmerksamen Leser Schwierigkeiten bereitet haben könnte. Weiterhin erscheinen im direkten Anschluß an diese Stelle in m ein nicht gerade häufig bezeugtes Wort (3650 wîzegœre), sowie eine (für den >Gauriel< typische) Wiederholung des bereits mitgeteilten Sachverhalts: Die Benachrichtigung des Königs, die Vorbereitung zur Begrüßung der Ritter und ihre Bezeichnung als tiure bzw. liebe geste (vgl. die im folgenden unterstrichenen Passagen mit den oben zitierten Vv. 3645-3649): m 3650

m 3655

m 3660

der ewr weitzig' waz den pringent si gevangew di fünf habent begangñ Da von man imm' sagen mag vntz an den jvngsten tag Da s^ch der chfnik so sóli wir g an In engegen laid' wir enhan niht rozz er nam di chfrnigin An sein hant vnd gie gen in An di and'n hant di toht' sein Ez ist wol d' glañb mein daz in so lieb gest nie me ze haus chomen sit noh e

Differenzen der beschriebenen Art sind in der Überlieferung des Textes häufig bei solchen Schilderungen mit retardierendem Charakter festzustellen (so 1476-1481, 1507.1-1509.4, 1767.1-4, 2216-2221, 3883-3894 u. ö.). 23 Das noch aus dem 14. Jh. stammende Fragment m erweist sich somit wie M als ein zuverlässiger Textzeuge, der selbst Passagen und einzelne Verse, die schon in *DI verderbt sind, fehlerlos überliefert (vgl. auch V. 3815-3817 Der küng wolt ainhalb sinl Mitt Rittern vnd mit der künginl Mit frowñ. . . D, Der künig wolt ainhalb sein/ Mit ritterñ vnd mit chünigen/ Mit frawñ ... I, der chvnik wolt ainhalb sein! Mit ritt'n vnd di chvniginl

23

durchgeführt; damit ist allerdings noch nichts darüber gesagt, warum sie vorgenommen wurden. U m zu zeigen, daß dieses Verfahren der Kürzung auch einzelne Sätze oder gar Verse betreffen kann, seien als viertes Beispiel die Vv. 3667-3670 (wie sie m überliefert) genannt. Die Bedenken Gawans, man habe sich vielleicht unhöfisch verhalten, weil man ze nähen geriten sein könnte, können in D gar nicht erst zur Erörterung gelangen, da hier das Gegenteil unkommentiert als Tatsache hingestellt wird: Do sy die kiingin sachent Sy begunden bald gachenl Von den Rossen uff das land! Als sy ir edle tuget mant.

78

III. Charakteristika

der Überlieferung

Mit frawn m) und dem insgesamt daher ein textkritisch höherer Wert zuzumessen ist als D oder I. Für das Verhältnis von D und I zueinander, auf die man für etwa die Hälfte des Textes ausschließlich angewiesen ist (ein Viertel ist außerdem unikal in D überliefert), ist vor allem das nur in D und m enthaltene Pronias-Abenteuer (3385-3707) von entscheidender Bedeutung. Es beginnt mit dem Aufbruch Gauriels und der Artusritter aus Fluratrone. Auf dem Weg zum Artushof treffen sie einen wallœre, der sie um Hilfe für den König von Schoiadis bittet, welcher von einem Heidenkönig belagert wird. Er hat sich mit seiner Frau und seiner Tochter auf die Burg Pronias zurückgezogen, die als einzige Festung des Landes noch nicht zerstört wurde. Die Artusritter sind zur Hilfe bereit. Die nachfolgende Aventiure wird in I in 24 Versen (nach 3385) erzählt; diese Version hat KHULL in seine Textausgabe übernommen, es sind dort die Vv. 2986-3013. In D (307 Vv.) und in m (375 Vv.) wird dagegen sehr viel ausführlicher geschildert, was geschieht: Hier benutzt Gauriel ζ. B. einen Zauberring, den ihm die Fee zum Abschied geschenkt hatte, um den Drachen des Heidenkönigs zu töten. In I hingegen spielt dieser Ring im weiteren Verlauf keine Rolle mehr. Hier treffen Gauriel und die anderen Ritter direkt nach ihrem Aufbruch aus Fluratrone am Artushof ein. Es wird lediglich mitgeteilt, daß die Artusritter einen König vor angreifenden Heiden retten: weder werden Angaben über den genauen Hergang dieser Befreiung noch über die Gründe des Heidenkönigs für seinen Angriff gemacht. Die abbreviano in I basiert wie die oben dargestellten Zusammenfassungen auf Versen und Wörtern, die aus der ursprünglich längeren Erzählung übernommen wurden. Um dies deutlich zu machen, stellt die folgende Übersicht jedem der in I überlieferten Verse einen entsprechenden Vers aus der in D oder m überlieferten Passage 3385-3711 gegenüber: I N V name vrlab von danne Mit erñ die fünff man Vnd riten du'ch die reich Hart müssickleich

=

Ob sy jn den stunden

=

Jcht awentewr fundñ N u trüeg sy ain strazz Getribñ woll zu mazz Jn ain vnchundes landt

=

3385 sus namen [ ] urloup von dan 3386 mit grôzen êren die vünf man 3387 und riten durch die rîche 3388 harte müezecliche 3390 o b . . . 3399 . . . sie zuo den stunden 3400 niht âventiure vunden 3390 . . . iegelîcher strâze 3389 . . . sie gâhten ze mâze 3391

79

. . . durch die lande

Erster Teil:

Daz was pronayas genantt Dar jn dye hayden lagen

*

Vnd grosser vnfuer phlagen

·

Payde mit raub vnd mit prät Hetñ sy verwüest daz landt • Vnd den künig vermessñ Mit her da pesessñ Da vachtens manigñ hertñ streyt · Mit dem haydñ jn der zeytt Vnd erschluegñ jr an zall zu todt ·

Dem künig hulffens aus der nott = Der danckhet in vili serr Vnd erpott in grosse er

Darzu lewt vnd landt

Seczt er alles in jr handt Mit vrlab kertñ sy von dan Als ich es v'nomen han Hart ritterleich Zu Britonie dem reich Des miltñ küniges landt

Untersuchungen

3393 vil seltsâmer míere 3394 . . . in dem lande wsere 3489 und was geheizen Prônias 3584 die vünfundzweinzic heiden 3585 gelägen dà al . . . 3599 . . . gestochen und geslagen 3433 mit grôzer herskraft 3482 daz was verhert und verbrant 3481 dò sie kämen in daz lant 3440 . . . sich vermezzen 3439 vii vaste besezzen 3575 ûf einen strît . . . 3576 . . . wart aldâ gepflegen 3584 . . . vünfundzweinzic heiden 3585 gelägen dâ al tôt 3602 dô lägen dâ wol hundert man 3603 tôt von den gesten 3623 die lägen al ensamt tôt 3624 er was in angestlicher nôt 3495 der jâmer und des küniges nôt vgl. 3573-3680 3706.6 sie bäten imz wol erbieten 3681 ze êren den gesten 3692 daz ich iuch möhte êren 3484 weder liute noch guot 3775 . . . mit sîner hant 3776 dô wart ervohten daz lant vgl. auch 3698.18-3707 3708 mit urloup vuoren sie . . . typ. Füllvers (s. u.) 3709 und riten wirdeclîche 3710 gên Britanje dem riche 3711 des edeln küniges lande

Auch wenn die einzelnen parallel gesetzten Verse in ihrer Beweiskraft von höchst unterschiedlicher Qualität sind, so machen sie doch in ihrer Gesamtheit wahrscheinlich, daß sich derjenige, der das Pronias-Abenteuer gekürzt hat - von einer Kürzung darf man hier wohl ausgehen - , das Vokabular dazu aus der ursprünglichen Fassung holte. Auch hier hat der Bearbeiter dabei einige Ungereimtheiten und Dissonanzen in Kauf genommen: Pronias ist nicht der N a m e des Landes, welches Schoiadis genannt wird, sondern der der Festung. Unpassend sind auch die Bezeichnung der Okkupation mit dem Substantiv unvuore schlechte Verhaltensweise, Ausschweifung< sowie die Tatsache, daß den Artusrittern das be-

80

III. Charakteristika der Überlieferung freite Land übereignet wird, und schließlich wird der Grund für den A n griff des Heidenkönigs, nämlich seine Absicht, die Tochter des Königs v o n Schoiadis gegen ihren Willen zu heiraten, verschwiegen, obwohl dies für die Kohärenz des Textes (s. Kap. VII) v o n Bedeutung ist. Gegen die >Echtheit< dieser Episode hat sich VON R O S Z K O ausgesprochen. Seine Einwände lassen sich jedoch allesamt mit m eindeutig widerlegen: Seiner These, dies sei »nicht des Dichters Sprache und Stil«24 hat bereits EHRISMANN mit einer Zusammenstellung ähnlicher Verse aus dem >Gauriel< widersprochen, die zeigt, daß »der sprachliche ausdruck in einem grossen teile dieses einzelstücks von D mit dem in den gemeinsamen partieen« von D und I übereinstimmt. 25 Die Vv. 3684 3588 mit der Formulierung .. .dz der kuszl Vnns frömden musz, die VON R O S Z K O als störend empfindet, sind auch in m überliefert; der »unerhörte Reim« kusz:musz fallt jedoch weg, da es hier heißt, . . .daz d' grvzl Ze diser zeit ms fremden mvz. Auch der dem Dichter angeblich fremde Gedanke Wir fliechen >fliehen< oder wir gesigen (3478 in D) wird durch m verständlich, wo es heißt: wir fliesen >verlieren< od' wir gesigen. Die Reime randf.land (3559f.) und land.mant (3669f.) sind in m vermieden durch waz.graz und lanf.zehant. Die ungewöhnliche Bemerkung der Königin von Schoiadis, Nü secht selbs jn welcher watl Mins herczen laid litt (3694f.) erscheint in m als Nv seht selb in weih' watt Meines h'ren lant leit und fällt so nicht weiter auf. Die Vv. 3664f. hat VON R O S Z K O aus dem fehlerhaften Apparat K H U L L S entnommen: Die strauss in ab nomment Die ritter wann sy zuo ritten (S. 137). V O N ROSZKOS Anmerkung, daß Helmsträuße (strauss) sonst nicht im >Gauriel< erwähnt werden, hätte sich (spätestens) bei einem Blick in die Hs. D erübrigt: Die strässz jn abnomen/ Die Ritter wann sy zu Rittñ, so auch in m: di st razz in ab namenl di ritt' wan si zu in riten. Schließlich muß selbst VON R O S Z K O zugestehen, »daß eine Beziehung auf den vor vergift und zouberlist schützenden Ring ganz nett wäre«; er hält sie aber nicht für notwendig, lehnt es daher ab, die Erzählung in D dem Dichter zuzurechnen und erklärt das Pronias-Abenteuer zur Interpolation. Gegen diese Auffassung hatte sich neben EHRISMANN auch schon STEINMEYER ausgesprochen, ohne das Fragment m zu kennen. 26 Gegen ein zweites längeres Textstück, das nur in D überliefert ist, sind keine Einwände erhoben worden. Es handelt sich u m den Einzug und Aufenthalt der Ritter im Land Fluratrone (Vv. 2703-3311), den schon K H U L L gegen seine sonstige Gewohnheit, nur den Text abzudrucken, den beide Hss. überliefern, in seine Textausgabe aufgenommen hatte. D i e U n stimmigkeiten der >Gaurielich sage iu, wâ sie huoben an: ze Flûratrône vor dem tor dà lägen zwêne würme vor, die sluogen sie beide tôt. dar nâch kämen sie ze nôt an einer brücke mit wer von einem kreftigen her. zwêne risen ungetel sluoc min herre Gauriel [ ] beide mit sîner hant. d ô wart ervohten daz lant dar über er herre wesen sol. ez wart uns dar in erboten wol.< er seite in von der hôchzît und wie ze Prônias der strît von in verendet waere.

82

III. Charakteristika der Überlieferung

i o i f ® ,

1

Abb. 3

Μ Λ μ

t
aufgefangen< hat. Die Niederlage Keies gegen den Protagonisten - in jedem Artusroman die Gelegenheit, das Großmaul der Tafelrunde mit Spott zu überziehen wird in D ausführlich geschildert. Während der Sieg über andere Artusritter nach dem Muster dar näch kam her Linval, den stach er von dem rosse ze tal (1339f.) zum Teil nur zwei Verse beansprucht, wird Keies jämmerliche Landung im Sumpf in den Vv. 1269-1320 sowie 1372-1415 ausgebreitet. I kürzt hier erneut (statt knapp hundert Versen lediglich 40) und beschränkt sich insbesondere bei der Kampfbeschreibung auf die handlungstragenden Verspaare (Losreiten, Abwurf, Rückkehr): 29

Es dürfte auch auszuschließen sein, daß die Lücken in I auf eine unvollständige, d. h. beschädigte Vorlage zurückzuführen sind. Dafür gibt es keine Hinweise. Einzige Ausnahme stellt vielleicht die Passage nach V. 4630 dar, hier könnte ein fehlendes Textstück der Vorlage Grund für die in I vorgenommene Änderung sein. Darauf deuten auch die in D gestörte Syntax und der fehlende Sinnzusammenhang (Vv. 4631-4634). Inhaltlich könnte hier die Benachrichtigung des Grafen von Asterian über die Befreiung seiner Tochter fehlen. 30 Konrads Vorliebe für das Enjambement bildet die Voraussetzung für solche Manipulationen.

86

III. Charakteristika

I 1281 I 1297

I 1310

der

Überlieferung

D O sein der ritter war genom Der dar auff abentewr khom D o sprang er durch dye snür Durch kain vngefüeg Von dem ors er in stach D a z man in dort ligen sach

Statt dieser sechs Verse stehen in D vierzig (1281-1320), in denen diese drei Verspaare aber enthalten sind! Das letzte hier vorgestellte Beispiel soll zeigen, daß diese Kürzungen auch in D gegenüber I feststellbar sind. Es betrifft die Vv. 2240-2243, die in D lauten: D 2240

D o sprach die milt kúngin Jch will den zorn laussen sin Daruff das ir mich ainer pett Gewer für allez das er mir tett

In I ist der Text zwei Verse länger, ohne daß sich der Inhalt wesentlich verändert: I 2240

D o sprach dye milt künigin Frawn zorñ soll schier sein Verlassen also hör ich sagen Jch will nicht mer vô j m klage Darauff daz er mich ainer pett Gewer / für alles er myr thett

Das Phänomen dieser zusammenfassenden Kürzungen, das bereits im Verhältnis von m zu D beobachtet werden konnte, läßt sich also auch im Verhältnis von D zu I nachweisen.31 Bereits EHRISMANN hielt die Zusammenfassungen in I, die sicher gravierender für das Verständnis und die Kohärenz des Textes sind als die vereinzelt fehlenden Verspaare in D (vgl. z. B. auch die Vv. 2325.1-2327), für »oberflächliche skizzen«32 und auch HELMUT DE BOOR hat diese Vermutung in seiner Literaturgeschichte geäußert. Ihm schien »viel dafür zu sprechen, daß die längere Fassung die ursprünglichere, die kürzere eine ungeschickte Zusammenstreichung ist, die namentlich die Erlebnisse des Helden nach der Wiedergewinnung sei31

Auch umgekehrt findet dieser Vorgang statt: Den drei Versen in I nach V. 990 (Als mit der künigin dar/ Cham gerittñ auff daz veltl Da auff geslagñ warñ dy zeit) steht in D nur einer gegenüber, in den das Prädikat des Satzes integriert wurde (Als mit der kiingin kam dar), vgl. 1189-1192, 1507.1-1509.4 u. ö. Und sogar im Verhältnis der erschlossenen Vorstufe *DI zu m scheint es Kürzungen dieser Art zu geben, wie z. B. die Vv. 3790.1-6 nahelegen.

32

EHRISMANN 1 9 0 6 , S. 8 8 .

87

Erster

Teil:

Untersuchungen

ner Feengeliebten betroffen hat. Dies wäre auch deswegen nicht unwichtig, weil es die Donaueschinger Handschrift ist, die den Namen des Dichters nennt.«33 Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die Münchener Fragmente M und m im Bereich der von ihnen überlieferten Passagen textkritisch zuverlässiger sind als *DI. Von den beiden Hss. des 15. Jh.s bietet allein D den Text annähernd vollständig, während in I umfangreiche Kürzungen vorgenommen worden sind; aber auch D weicht an einigen Stellen individuell von der Parallelüberlieferung ab.

2. Beobachtungen zum Reimgebrauch Ein weiterer Komplex von Divergenzen im Textbestand der Hss. ist offenbar verursacht durch den für den >Gauriel< typischen Reimgebrauch. Die aus dem Text erkennbare Reimtechnik knüpft zwar an die epischen Werke der hochhöfischen Zeit an, besonderes Merkmal sind jedoch die durch ihre Häufigkeit und durch das Vorkommen im älteren Münchener Fragment m gesicherten Halbreime von kurzem laJ auf langes lai (vor allem vor In/) und von ImJ auf In/ (besonders vor kurzem /a/).34 Reime dieser Art sind daher auch für den der Überlieferung zugrundeliegenden Text anzunehmen. Bei genauer Untersuchung stellt sich heraus, daß die Hss. D und I auffallend häufig an solchen Stellen voneinander abweichen, an denen diese >unreinen< Reime auftreten. Sie boten offenbar, entgegen der sonst üblichen Schreibergewohnheit, die Reime konservativ zu behandeln, den Schreibern Anlaß, den Text zu ändern.35 Mit der folgenden Darstellung des gesamten Materials soll dieser Vorgang genauer beschrieben werden, ohne daß damit der Anspruch erhoben würde, hier eine vollständige Reimgrammatik des Textes vorzulegen.36 33

H. DE BOOR, Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Zerfall und Neubeginn. Erster Teil: 1250-1350. 4. Aufl. München 1973 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart 3.1), S. 82. 34 In m: αη.άη 3437f„ 3515f., 3841f.; am.an 3419f„ 3596.3f„ 3601f„ 3698.15f„ 3753f.; um-.urm 3596.lf., 3609f. 35 Zu solchen schreibsprachbedingten Reimkorrekturen vgl. beispielsweise auch SCHNELL 1983, S. 1559-1560 und SCHÖNING 1991, S. 54-56. In einer Hs. des 15. Jh.s aus dem Nürnberger Dominikanerinnenkloster beklagt sich der oder die Schreiber(in) aus diesem Grund über das fehlerhafte Abschreiben volkssprachiger Bücher, wann die teutsche sprach ist gar wandelber und gar mangerley. Und darumb so schreibt sie ein itlicher nach seinem haubt, und nach seinem dorff, als er kan (zitiert nach E. SCHRÖDER, Vom Abschreiben deutscher Bücher, in: ZfdA 63, 1926, S. 128). 36

Zu Grundlagen und Möglichkeiten einer Reimgrammatik vgl. zuletzt P. WIESINGER, Zur

88

III. Charakteristika

der

Überlieferung

Der Reim /a/:/â/ vor /n/, /ch/ und /ht/ tritt vor allem in bair. und fränk. Texten auf (>WigaloisCrôneHerzog Ernst BHelmbrechtNibelungenliedDiu KlageKudrun< sowie bei Wolfram, Neidhart, dem Pleier, Konrad von Fußesbrunnen38 u. a.), »Alemannen dagegen kennen solche Reime im allg. nicht«.39 Im >Lanzelet< Ulrichs von Zatzikhoven erscheinen sie nur ausnahmsweise ( m a r ï . g e t â n 387f., mâc.Lac 5577f.)40, ebenso in Konrad Flecks >Flore und Blanscheflur< (niemarv.verstân 519f.). Hartmann reimt niemals /a/:/â/41 und auch Konrad von Würzburg nicht42, obwohl solche Reime seit Ausgang des 13. Jh.s verstärkt auftreten, so bei Walther von Rheinau, in Hugos von Langenstein >Martina< und bei Heinzelin von Konstanz, später bei Ulrich Boner, Hugo von Montfort und in weiteren alem. Texten.43 Häufig beruhen sie dann auf Dehnung der früheren Kürze. Im >Gauriel< sind Reime von kurzem /a/ auf langes Ikl sehr häufig. Selbst SEUNIG, der versuchte, ihre Anzahl im Text zu verringern (Doppelformen der Eigennamen, Spekulation über hân mit kurzem lai im >Erec< und im >Gauriel< u. a.), mußte zugestehen, daß »trotzdem noch Reimgrammatik des Mittelhochdeutschen, in: Mittelhochdeutsche Grammatik als Aufgabe. Sonderheft zur ZfdPh 1 1 0 / 1 9 9 1 , besorgt von K.-P. WEGERA. Berlin 1 9 9 1 , S. 5 6 - 9 3 . Vgl. auch R. LECLERCQ, Aufgaben, Methode und Geschichte der wissenschaftlichen Reimlexikographie. Amsterdam 1975 (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 23). " Z u m Reimvokalismus der >Crône< ausführlich WIESINGER 1991, S. 71-90. 38 Vgl. Konrad von Fußesbrunnen, Die Kindheit Jesu. Kritische Ausgabe von H. FROMM/ K. GRUBMÜLLER. Berlin, New York 1 9 7 3 , S. 4 3 ^ 1 5 . 39 PAUL § 159,18. 40 Dazu M. KANTOLA, Studien zur Reimsprache des Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven. Ein Beitrag zur Vorlagenfrage. Turku 1982 (Annales Universitatis Turkuensis. Serie Β 157), S. 44-45. 41 Die von FROMM/GRUBMÜLLER angeführten »Halbreime leichtester Art, welche der junge Hartmann« im >Erec< noch toleriert habe (1973, S. 45), finden sich in der 6., von CH. CORMEAU und K. G Ä R T N E R besorgten Aufl. nur noch zum Teil, so lautet ζ. B. Erec 241f. jetzt an.han (statt hân), 418f. bedahten (statt bedâhten) :mähten, 434f. stein'.ceheim; vgl. auch K. ZWIERZINA, Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns und Wolframs, in: Abhandlungen zur Germanischen Philologie. Festgabe für Richard Heinzel von F. DETTER u. a. Unv. repr. Nachdr. der Ausg. Halle 1898. Hildesheim, Zürich, New York 1985, S. 437-511. 42 ZWIERZINA 1900, S. 11. Halbreime finden sich nur in der anonymen Fortsetzung zu Konrads >Trojanerkrieg< (44433f„ 44597f„ 49071f„ 49195f„ 49257f„ 49429f„ 49435f„ 49469f. man.hân, 49603f. an.getän, 4962If. gehân.man, 4963If. gân\began, 49673f. man.undertân, 49691f. man.begân, 44469f„ 49494f. kam.man, 49033f. dan.vernam, 49331f. man.vernam, 49613f. an.kam und sogar 49457f. hân:nam; vgl. auch 49053f., 49749f. was'.daz, 49579f. sîn:in, 49637f. u. ö. künigín'.in). 43 WEINHOLD, Alem. Gramm., § 33.

89

Erster Teil:

Untersuchungen

eine lange Reihe ungenauer a-Reime [bleibt], die sich gegen den Gebrauch der Alemannen auffallig abhebt.« Er schreibt sie kurzerhand dem »bairisch-österreichischen Einfluß« der Hss. zu.44 Um diese These zu prüfen, wird zu jedem dieser Reime mitgeteilt, wie sich die Hss. verhalten.45 Zunächst die Reime /a/:/â/ vor Ini: an.getân 783f. in D und I, 5137f. fehlt I (größere Lücke); arï.innân 600.3f. fehlt D mit völliger Änderung (neben innân ist aber wohl aufgrund der kurzen Nebenform innen auch innan denkbar); an:wân 2126f. fehlt D (neuer Reim an:man, in Verbindung mit Umstellung der Vv. 2128f.); ban.bestân 1850f. fehlt I (neuer Reim plân:bestân)\ dan.getân 4397f. fehlt I mit umfangreicher Änderung; dan-Mn 3237f. fehlt I (größere Lücke), 4051 f. in D und I, 4471 f. fehlt D; dan.innân 4277f. fehlt I mit Änderung (neuer Reim innen: ζ innen·, zu innân s. o.); damwân 609f. fehlt I mit Änderung (neuer Reim dämmern), in D steht dan:won, 4689f. fehlt I (in der Passage aber der Reim wân.kari)·, entran:wân 3437f. fehlt I (Lücke) und D (neuer Reim entran:fr eissam)·, gewan:hän 1840f. fehlt I (neuer Reim gewan:kan); kan.getân 29If. fehlt D mit Änderung (neuer Reim tar.wär)·, kan:hân 3841f. in D sowie in I und m (!); man:gegân 320If. fehlt I (größere Lücke); mamgetân 1492f. fehlt D mit Änderung (neuer Reim im Kontext man:kan), 2128f. fehlt D (neuer Reim wân:getân, in Verbindung mit der Umstellung 2126f.), 1600f. fehlt I, 5415f. fehlt I (neuer Reim getân:lân), 5527f. fehlt I mit umfangreicher Änderung, in der allerdings an entsprechender Stelle der Reim gän:gewan erscheint; man.hän 621 f. fehlt in I mit Änderung (neuer Reim man.dari), 2182f. fehlt I mit Änderung (Zusammenfassung von 2180-2184 zu zwei Versen mit neuem Reim dan:mari), 2228f. fehlt I, 2501 f. fehlt D (andere Reime gân.hân, damman), 3515f. in D und m, fehlt I (größere Lücke); man:lân 260.If. fehlt D; man-.stân 625f. in D und I, 2244f. fehlt I; man:undertân 1509.If. fehlt D mit umfangreicher Änderung.

Vor /ht/, /eh/ reimt /a/:/â/ an folgenden Stellen: ahte.brähte 1604f. fehlt D mit Änderung (neuer Reim hëre:hinkêre); naht.bedâht 2292f. fehlt D (neuer Reim mahf.naht);

44

45

S E U N I G 1909, S . 11. Er nennt Hs. D, in deren schwäbische Schreibsprache angeblich »das Bayrisch-Österreichische oft mit hineinspielt« (ebd., S. 3). Vgl. dagegen aber oben S. 33. Ausgenommen werden Reime mit Eigennamen; zu den Sonderfállen Lac.mâc 1542f. (fehlt I), 2471 f. (D und I) und Lac.mac 3861 f. (m und I) s. Z W I E R Z I N A 1900, S. 10 und SEUNIG 1 9 0 9 , S. 11.

90

III Charakteristika der Überlieferung mahten.gedähten 521 lf. fehlt I (neuer Reim ahten:gevâhten)\ brack.nâch 401 lf. fehlt D (anderer Reim brach\geschach)\ gemach:nâch 4382.19f. fehlt D mit Änderung (anderer Reim gemach:dach)·, sach.näch 143f. in D und I; sprack.gâch 615f. fehlt I mit Änderung (neuer Reim vernarrv.dan);

Schließlich finden sich einige Reime von /a/:/â/ vor Liquiden: bar.klâr 4917f. fehlt I (größere Lücke); dar.wär 2617f. fehlt D (neuer Reim dar:gewar)\ gar.klâr 4382.23f. fehlt D mit umfangreicher Änderung; vatzemâl 1962f. fehlt I mit Änderung;

Es zeigt sich, daß Reime von /a/:/â/ in allen Hss. (außer in M) vorkommen, und zwar auch unikal gegen die Überlieferung der anderen Textzeugen. Die Reime müssen aber nicht zwangsläufig auf eine Entstehung des Textes im bair. Sprachraum hinweisen, sondern können auch Merkmal einer relativ späten Entstehungszeit sein (s. u.). Andererseits zeigen die erheblichen Divergenzen (nur in den Vv. 143f., 625f., 783f., 3515f., 3841 f. 4051 f. stimmen alle vorhandenen Hss. im Reim /a/:/â/ überein), daß die Schreiber sich bemühten, diese Reime zu vermeiden. Schließlich stellt man fest, daß die Hss. an den (wenigen) Stellen, an denen neue unreime Reime entstanden, deutliche Tendenzen erkennen lassen: I reimt an drei Stellen erneut /a/:/â/ (statt 4695f., 521 lf. und statt 5527f.), D /an/:/am/ 3437f., /ë/:/ê/ 1604f. und, nur in einem einzigen Fall, tar.wâr 291 f.46 Die zweite große Gruppe bilden Reimbindungen von Labialen und Dentalen /m/:/n/ nach Kurzvokalen, vor allem nach lai. Solche Reime finden sich ebenfalls nicht bei Hartmann, aber wiederum bei Ulrich von Zatzikhoven47, Konrad von Heimesfurt, Konrad von Würzburg, in >Die gute Frau< und vielen anderen Texten.48 Hier spielt die Neigung des Alem., auslautendes Imi in In/ zu verwandeln49, hinein: gewarsam:kan 2775f. fehlt I (größere Lücke); gezam'.dan 4629f. in D und I (in I jedoch danne)·, 46

Dies ist ein deutliches Indiz dafür, daß dieser Reim nicht vom Schreiber der Hs. D stammt, der sonst versucht hat, /a/:/â/ zu vermeiden. Die beiden Vv. erscheinen im kritischen Text daher nach D, trotz der - durch die Umstellung des Herausgebers bedingt e n - Reimwiederholung: tar.wâr, wâr.jâr in den Vv. 291-294.

47

KANTOLA 1982, S. 5 4 - 5 6 .

48

Vgl. K. ZWIERZINA, Mittelhochdeutsche Studien, in: Z f d A 4 5 (1901), S. 19-100, 253-313 und S. 317-419, hier S. 72; SEUNIG 1909, S. 12; A. SCHIROKAUER, Studien zur mittelhochdeutschen Reimgrammatik, in: PBB 47 (1923), S. 1-126, hier S. 106-107, Anm. 2.

49

WEINHOLD, A l e m . G r a m m . § 2 0 3 ; PAUL § 125.

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Erster Teil: Untersuchungen gezam.entran 807f. fehlt D mit Änderung (neuer Reim gezam:nam); kam.dan 2711 f. fehlt I (größere Lücke); kam.dienestman 2348f. fehlt I mit umfangreicher Änderung, 3698.15f. fehlt I (größere Lücke) und D mit umfangreicher Änderung; kam.man 217f. fehlt I mit Änderung (stattdessen der neue Reim fürpas:palast 219f.), 1173f. fehlt D (neuer Reim man:gewan) und I (neuer Reim Walwân [oder WalwanT] :gewan), 1972f. in D und I (in I jedoch man.kom), 2204f. in D und I, 2519f. in D und I, 3753f. fehlt I (neuer Reim man:gewari) und D (neuer Reim lobesam'.nam), 5253f. fehlt I (neuer Reim lobesam:kam), in D steht mä:kam; lobesam.an 3007f. fehlt I (größere Lücke); lobesam.gewan 3596.3f. fehlt I (größere Lücke) und D mit Änderung (in m lobsan:gewari)\ nam:dan 3263f. fehlt I (größere Lücke), 3939f. fehlt I mit Änderung; nam.dienestman 281 f. in D und I (in I mä): nanr.gewan 3333f. in D und I; nam.man 1247f., 3419f. fehlt I (größere Lücke) und D (neuer Reim lobesam: nam), 360If. fehlt I (größere Lücke), 3921 f. in D und I (jeweils mä): râm.hân 5503f. fehlt I mit umfangreicher Änderung 50 ; vernam-.kristenman 5541f. fehlt I mit umfangreicher Änderung; vreissam:an 2392f. fehlt I mit Änderung (neuer Reim versan:an), 4217f. fehlt I (Änderungsversuch frittsan:an): vreissam:kan 2010f. in D und I, 2801 f. fehlt I (größere Lücke); vreissam'.man 2695f. in D und I (in D mä): vreissam.tan 4473f. fehlt D mit Änderung (neuer Reim nam.kam); vreissam:weideman 2737f. fehlt I (größere Lücke). Außerdem reimen /m/:/n/ vor /ar/ und Im/: arm:bewarn 809f. in D und I; armwarn 5482f. fehlt I mit umfangreicher Änderung; turn:sturm 3596.lf. fehlt I (größere Lücke) und D mit Änderung 51 ; wurm'.erkurn 1886f. in D und I (in I allerdings würme'.erkürm), 5480f. fehlt I mit umfangreicher Änderung; wurm: turn 3609f. in D und m, fehlt I (größere Lücke). Schließlich seien hier noch angeführt: heim:erschein 5259f., :nein 4979f.

4055f., :îwein 1576f.,

A u c h wenn die Reime /m/:/n/ den Schreibern augenscheinlich seltener A n l a ß zum Eingreifen geboten haben als die v o n /a/:/â/, ist die Differenz im Textbestand an solchen Stellen noch immer erheblich. N e u e unreine 50 51

In D reimt ran.han, vielleicht analog zu râmlrân >Staub< (s. 2923f.) hier râmlrân >Ziel