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German Pages 78 [152] Year 1786
Schroeder,
Der Ring
Der Ring. Ekn Lustspiel tu fünf Aufzügen.
Personen Baronin von Schönhelm. Frau von Darring, Wittwe eines Obersten-
^enriecre von Darring, ihre Tochter.
Graf von lUtngeberg, Hauptmann voll Selcing,
Herr von Holm, ein reicher Banquier,
Liebhaber
der Baronin Schbnhrlm.
Louis von Holm, dessen Neffe, Mariane, Kummerjungftr der Baronin.
philrp, Bedienter des Louis von Holm.
Jean, Bedienter des Herrn von Holm. Jacob, Bedienter der Frau von Darring.
/ Bxhj^te der Baronin. Paul, 5 «in Auswärter im Augarten.
Die Handlung ist iti Wie».
Erster A u f z u g. (E n Theil des Augartens.)
Erster Auftritt. Louis von Holm. Hernach Philip, ^ouis. «lebt auf und ab.) Nun, Philip! schon wieder
da? — Hast du Antwort? Philip. Ja, Jhro Gnaden; doppelte.
Louis- Nun, so hat die Mutter Wunder gethan^
Bravo, gutcDarruig, bravo! Abermals wird derGrund,
sak bestätigt: nur erst die Mutter gewonnen, mit der
Tockter giebt eS sich, (den Dries »»sehend.) Was Teufel ist das? — Au Fräulein von Darring? — DaS ist jt
mein Brief Philip. Richtig. Louis. Den Du überbringen solltest. Philip. Richtig.
Louis. Den schickt sie mir zurück?
Philip! Richtig. Louis. Und uneröfnrt zurück?
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( 4 ) Philip. Richtig. Louis. Sv wahr ich lebe, die Sprödigkeit dieser tu gendhaften Mädchen ist unausstehlicher, als die Unver schämtheit der andern Klasse. — Die Bettlerin! mir so verächtlich ju begegnen! — War sagte fiel Philip. Nichts — fie schrieb. Loui». Sie schrieb? Philip, (ihm noch einen Brief gebend ) Da ist der Bries. Louis. (Nest.) „Ich kannte Sie Nicht, mein Herr, „sonst hätte ick mich Ihrem Umgänge schon längst ertt„zvoen. IhreHeucheley hat unsern Onkel und meine „Mutter bethdrr; aber nie, und sollt' es mein Leben „kosten! nie werd' ich dem Manne meine Hand geben, „den ich veracht«. Schon längst And Sie mir vrrdäch„tifl gewesen; aber Ihr letzter Betragen ist mir ein zu „auffallender Beweis, daß so wohl Ihre Ehre als Liebe „Heuchrley ist. Da der Brief Ihnen wahrscheinlich „gleicht; artig von aussen, und häßlich von innen, so „sende ich Ihnen denselben unerbfnct zurück, und hoffe „künftig, mündlich und schriftlich von Ihnen verschont „zu bleiben. Henriette von Darring.» — Imperti nent! äusserst impertinent! — Nun so gebe derHimmel, daß ihre Hartnäckigkeit so lange daure, bis sie Runzeln bekömmt! dann soll sie's verwünschen, durch unrei«
( 5 ) tige Sprödigkeit die schönsten Jahre ihres Lebens ver loren zu Haden. So wahr ich lebe, ich will mich rächen!
und das bey der ersten GelegenheitPhilip.
Was versteht sie unter Ihrem letzten Dp/
trage« ? Louis.
Ich hatte ein wenig getrunken;
vergaß
meine andächtige Rolle, und wollte eine weltliche
Rolle mit ihr spielen. — Sahst du die Mutter? Philip.
Sie begegnete mir, und ich erzählte den Er«
folg meiner Ambassade.
Sie schüttelte den Kopf; bei
klagte die Blindbeit ihrer Tochter, und meinte: die Zeit würde Henrietten wohlauf andre Gedanken briugen.
In Jhrem'Lobe war sie unerschöpflich.
Louis.
Mich zu loben hat sie von mir gelernt- —
Wenn man einmal die Hochachtung eines alten Müt
terchens erworben hat—bcsondersdurch Kopfbängerey und Andacht— so verliert man sie nicht leicht. — Aber Fräulein Henriette! Sie sollen meine Rache empfinden.
—Itzt, Philip, laufzur Baronin Schönhelm; gieb der Äammenungscr diesen Ring, und erkundige Dich, ob
die Baronin diesen Morgen in den Augarten kömmt? Wo nicht; ob sie zu Hause bleibt, und ich Hofnung habe,
vorgrlassen zu werden ? —Hurtig, Philip! nimm eine«.
Fiaker, damit du bald wieder kommst.
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( 6 ) Phiilip. (vor sich.) Das hcißtivohl recht; von einer rur andern. («w ab) Zweyter Auftritt. Louis. Henriettens Sprödigkeit verändert auf einmal mein -anzes LiebeSsvstem Gestern noch ding die Wage zwi schen ihr und der Schönhelm gleich; heute ist derBaronin Schale unendlich schwerer Wohl mir, daß ich nie auslaufe, ohne zwey Ankerplätze im Gesichte zu ha ben' einen werd' ich docherrcrchen. Wer kömmt da? — So wahr ich lebe, es ist mein Onkel! — Was in aller Welt führt den so früh von seinem Comtoire? (er geschwind ein Buch auS der Tasche.) Vielleicht tres ich einen glücklichen Zeitpunkt, ihn gegen Hem Let ten einzunehmen, und rhm mein Projekt mit der Schön helm zu entdecken.
Dritter Auftritt. S?err von Holm. Louis von Kolm. Holm, (vor sich, ohne aufzublicken.) Die Baronin ist nirgends zu finden, und versprach doch gestern — (er blickt auf.) Sieh da! Servkeur, mon Neveu* Wamachst Du hier?
c 7 ) Louis.
Ich flehe Segen vom Himmel für Ihre Mr
schätzbare Gesundheit.
Servilern-/ mon Neveu. — Du bist ein guter
Junge, Louis! auch soll mich ganz Wien nicht dahin bringen, schlecht von Dir zu denken.
Aberduhastviel
Feinde, Louis! viel Feinde!
Louis.
Wie so, mein theurester Onkel?
Holm.
Man hält Dich für einen Heuchler.
Louis.
So wird leider in dieser verderbten Zeit der
Gottesfürchtige, der Andächtige genanntHolm.
Man hat mich feyerlich versichert, daß Du
auch von mir übel sprichst; Dich be» allen Gelegen heilen über mich lustig machst.
Louis.
Gütiger Himmel! — Ich —
Holm.
Daß Du mich einen reichen Bauer nennst,
dem Dein Dater aus Mitleid aus die Beine half, und der nun undankbar an Dir bandeltLouis.
Gott verieihe meinen Feinde»!
Holm.
Ls ist wahr, Deinem Vater hab' im mein
Glück 1» danken. Ich kam mit fünfzig Gulden «ach
Wien; Dein Vater unterstützte mich, und Fleiß und Glück haben mich zu einem reichen Manne gemacht. Da
für hab' ich Dir, feit DeineSDaterSLode, der Dir keinen
Kreuzernachließ, jährlich zwey tauscndGulden gegeben; A 4
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)
hab' uns für mein gutes Geld in den Adelstand erho,
den — daß heißt doch, denk ich, dankbar seyu. Louis.
Und mehr, als ich Unwürdiger verdiene,
der Ihre Güte nur durch die zärtlichste Liebe und durch Gebet vergüten kann.
Serviteur, mon Neveu,
Louis.
Wer sind denn di« bösen Leute, die «ich
Ihnen verdächtig machen? — Doch, ich mag fienicht kennen — ich konnte mich gegen sie erbittern, und
Erbitterung ist Sünde. C’est bien penfe ' Was hast Du da für ein Buch? Line Komödie ist e-gewiß nicht.
Louis.
BewahrcderHimmel! (ihmvenTitelzeigend).
Cs find erbauliche Betrachtungen. «Kolm. Fort bien! Du bist aber beynahe ru andächtig.
Louis.
Zu andächtig? Kann man das?
«Kolm. Ja; denn Du versäumst alle Weltgeschäfte.—
Du must niarlich ru etwas greifen, Louis! Louis.
Sie selbst, mein güttger Onkel, haben mich
von Geschäften abgehalten; und da ich, falls ich das Un-
glück habe, Sie zu überleben, Ihr einriger Erbt bi« — *S»bn.
Ja, ja—alles wahr! — Aber ich muß Dir
nur mein Geheimniß entdecken — Ich bin verliebt. Louis.
Verliebt?
( Holm.
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)
Rasend verliebt! bis rurHeyrath verliebt!
Louis, (vor sich.) Wohlgar in dieSchbnhelm! (laut) Heyrath? — Mein bester Onkel! nicht aus eigennützi gen Absichten—der Himmel ist mein Zeuge! — nur um
Ihrer künftigen Zufriedenheit willen muß ich «rin# «ern, daß Sie sechzig Jahre alt sind.
Holm. Mit einer Million ist man immer jung, LouisLouis-
Und aus wen ist Ihre Wahl gefallen 3
Holm.
Das erfährst Du nicht. — Wie steht es
drnn mit dir, ynd der Cousine Darring?
Louis.
Schlecht.
Holm.
Eh ich selbst Heyrathsgedanke« bekam, hatte
ichs gern gesehn, wenn mein Vermögen an Tuch Beyde gefallen wäreLouis.
Sie ist ein liebes, gutes Kind!
Stolz und eigensinnig, wie eine Romanen
prinzessin. Ihr alter Adel hat ihr den Kops verrückt. Sie lauert auf einen Grasen oder Fürsten, und betrach,
tet uns mit eben den Augen, als ihren Schuster oder Schneider. — Lesen Sie dies Billet, das sie mir nrbst
einem unerbrvchnen Bries« rurückschickt«.
(giedt ihm das Billet.) Holm,
(lieft leise.)
Louis,
(vor sich.) Das wär «in verdammter Streich,
wenn er sein Licbesauge auf die Schdnhelm geworfen A 5
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hätte! — Tr besorgt ihre Geschäfte; sicht sie täg» lich—Hm! hm! «Solin, (d-.t Dillct zunlckgrbcnd ) Das Mädchen ist «ine Närrin! sie spricht von Dir, wie von einem Erzspizbuben. Louis. Und wiegleichgültig von Ihne«! — Sie war eigentlich nie nach meinem Geschmack; aber da Sie, Mein gütiger Onkel, diese Heyrath wünschten, so hab' ich lieber auf die Glückseligkeit meines irdi« schen Lebens Verzicht thun, alSJHnen mißfallen wollen. «5olm. Fort bien, mon Neveu. — Laß sie laufen, und such' Dir eine reiche Frau. Louis. Ich habe sie schon gesunden. — Die Bar», «in Schönhelm — «Solm. Cttitiiunr) Wer? Louis- Die Daronin Schönhelm. «Zolm. (tot sich.) QiieDiabic! ist der Bursche mein Nebenbuhler! (taut) Mit der ist's auch nichts. Louis. Wie so? «zolnu Ist nichts für Dich.— Kennst Du sie genauLouis. O ja, lieber Oukrl. «Jolm. (tot sich.) Coquin! acut) Ihre Umstände sind nicht die besten.
(
II)
Louis. Um Vergebung, Herr Onkel: ich weiß gerviß, daß sie zehntausend Gulden Einkünfte hat.