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German Pages 42 [55] Year 1916
Kriegsgeographische Zeitbilder Land ««- Leute -er Kriegsschauplätze Lerausgegeben von den
Privatdozenten Dr. Han- Gpethmann und Dr. Erwin Scheu Die vorliegende Sammlung will in anregender und anschaulicher Form ein klares Bild der Kriegsschauplätze entwerfen, um es jedem zu ermög lichen, den amtlichen Nachrichten von den Vorgängen auf den Kampf gebieten mit Verständnis folgen zu können. Die Darstellung wird durch zahlreiche Abbildungen und Skizzen wirkungsvoll unterstützt.
Lest Lest
Lest Lest
Cs liegen vor: 1. Die wirtschaftliche« Grundlagen »er kriegführende« Mächte. Von Professor Dr. A. Oppel-Bremen. 2. Kohlennot «nd Kohlenvorräte im Weltkriege. Von Ge heimem Bergrat Professor Dr. Frech-Breslau. 3. Der Kanal mit seine« Küsten- «nd Flottenstützpunkte». Von Privatdozent Dr. L. Spethmann-Berlin. 4. Antwerpen. Geographische Lage «nd wirtschaftliche Bedeutung. Don Dr. Lans Praesent-Greifswald.
In Vorbereitung befinden fich: Lest 5. Der russisch - türkische Kriegsschauplatz. Von Dr. jur. et phil. Lugo Grothe-Leipzig. Lest 6. Die Küste« Englands. Das Kampfgebiet unserer Flotte. Von Privatdozent Dr. L. Spethmann-Berlin. Lest 7. Die Bogesen «nd ihre Kampfstätten. Von Redakteur Adrian Mayer-Straßburg. Lest 8. Der deutsche Kriegsschauplatz zwischen Maas «nd Mosel. Von Dr. Karl Wolff-Leipzig. Lest 9. Japan und die Japaner. Von Dr. Ed. Erkes-Leipzig. Lest 10. Natur und Wirtschaft Polens. Von Professor Dr. F. Lötzsch-Berlin. Lest 11. Natur und Wirtschaft Rußlands. Von Dr. Erwin ScheuLeipzig. Ferner find vorläufig in Aussicht genommen: Flandern «nd seine Küste«. Belgien. Der Snezkanal und sei«e po Die Kriegsschauplätze in Ost litische Bedeutnng. preußen. Deutschlands Kolonie« im Welt Die Kriegsschauplätze in Ser kriege. bien.
Jedes Heft im Umfangt von zirka 3 Druckbogen kostet M. —.80
Verlag ho« Beit & Comp. in Leipzig, Marienstr.18
Kriegsgeographische Zeitbilder Land und Leute der Kriegsschauplätze
Herausgeber
Dr. Hans Spethmann und Dr. Erwin Scheu in Berlin
in Leipzig
Lest 3
Der Kanal mit seinen Küsten und Flottenstützpunkten
Leipzig Verlag von Veit & ComP. 1915
Der Kanal mit seinen Küsten und Flottenstützpunkten
Privatdozent Dr. Hans Spethmann in Berlin
Mit 20 Abbildungen im Text
Leipzig Verlag von Veit & ComP. 1915
Copyright 1915 by Veit L Comp. in Leipzig.
Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.
Ein Dampfer trägt uns aus der südlichen Nordsee durch die Enge zwischen Dover und Calais.
Nun steuern wir weiter
Phot. L. Deimel.
Abb. 1.
Der Kanal nahe seinem Ostende.
gen Westen durch den Kanal.
Die Küsten treten zurück und
scheinen niedriger und niedriger zu werden, die Wellen wachsen an Löhe und Gleichmäßigkeit, und das Grün des Wassers
5
geht in ein Blauschwarz über. Allmählich verlieren wir das Land fast gänzlich aus unseren Blicken, und nur an einzelnen Bergen findet das Auge noch einen Saltepunkt am Sorizont. Der Widerschein eines Leuchtfeuers sendet uns schließlich die letzte Kunde vom festen Boden. Dann sind wir jenseits vom Kap Land's End und den Scilly-Inseln oder der Ile d'Oueffant
im freien Atlantischen Ozean und sehen in jeder Richtung
tagaus tagein nichts als Wasser und Wasser. Wir haben den Kanal durchfahren. Es war, als ob wir aus einer breiten Strommündung die hohe See gewannen. Die Weite von nur 33 km bei Dover geht auf 200 km bei den Scilly-Inseln. Fahren wir von Dover nach Osten, so gelangen wir zwar aus dem Kanal heraus in den Südwesteingang der Nordsee. Die Wasserstraße als solche aber zieht sich weiter, sie wird
breiter und breiter und findet nicht eher als auf der Sähe
von Barmouth und Selber ihren Abschluß. Erst hier erblicken wir die offene Nordsee. Das Gebilde, das wir Kanal nennen, ist also nur der eine Flügel eines Meereskörpers, der in seiner
Mitte eine Einschnürung besitzt. Noch an einer anderen Stelle erleidet der Kanal eine auf fällige Verminderung seiner Ausdehnung. Ungefähr in der Mitte seiner Länge ragt in ihn von Süden aus die Salbinsel Contentin vor. Da sich aber von der englischen Seite ihr kein ähnliches Gebilde entgegenstreckt, sondern sich dort nur die Insel
Wight der Küste anschmiegt, so ist diese Zusammenfassung des Wassers nicht so ausgeprägt wie in dem Engpaß von Dover und Calais. Immerhin ist sie aber doch so deutlich entwickelt, daß man nicht von einem gegenseitigen Spiegelbilde der beiden
Kanalküsten sprechen kann. Nicht nur in dem räumlichen Wachsen gemahnt uns der
Kanal an den Unterlauf eines Stromes, in der Zunahme seiner 7
Wassertiefe wiederholt sich das gleiche Bild.
Von den beiden
Ufern aus senkt sich der Boden zu einer durchgehenden Rinne hinab, die ihrerseits wiederum von Osten gen Westen fällt. Ist sie zwischen Dover und Calais 40—60 m tief, so erreicht
sie schon an der Normandie 100—150 m.
Das Wasser. Eine Reihe von Kräften halten das Kanalwaffer stets in Atem, Kräfte, die in der Enge der Meeresstraße nahe auf einander pressen und deshalb ganz besonders lebendig wirken.
Vor allem erregen Ebbe und Flut täglich zahlreiche Strömungen, die außerordentlich heftig sind und die überdies in kurzen Zeit abständen ihre Richtung durchgreisend verändern.
Geschwindig
keiten von 6—7 km in der Stunde (für Meereswasser hohe Werte) sind keine Seltenheiten, ja im Golf von St. Malo sind solche von 15 km des häufigeren wahrgenommen.
Im allge
meinen kann man sagen, daß die Strömungen aus der fran
zösischen Seite am kräftigsten sind und von West nach Ost an
Intensität abnehmen.
Im einzelnen gibt es jedoch von dieser
Verteilung zahlreiche Ausnahmen, so namentlich in Buchten,
in denen die Flutwelle sich stark zu heben vermag. reicht sie mitunter ganz erstaunliche Maße.
Äier er
So geht in der
Normannischen Bucht sogar das Mittel der Flut auf 12 in und erzielt damit einen der größten Werte für Fluthöhen.
Um
diesen Betrag hebt und senkt sich hier zweimal am Tage das Meer!
Aber auch an der freien Küste beträgt das Ausmaß
von Ebbe und Flut immerhin noch 3—7 m. Zu den Gezeiten kommt noch ein anderer Faktor, der das
Wasser im Kanal zu starken Strömungen veranlaßt.
Straße
ein Paß
zwischen
Da die
zwei größeren Wasserflächen ist,
zwischen der Nordsee und jener Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich zwischen Irland und dem nordwestlichen Spanien ein-
8
Wassertiefe wiederholt sich das gleiche Bild.
Von den beiden
Ufern aus senkt sich der Boden zu einer durchgehenden Rinne hinab, die ihrerseits wiederum von Osten gen Westen fällt. Ist sie zwischen Dover und Calais 40—60 m tief, so erreicht
sie schon an der Normandie 100—150 m.
Das Wasser. Eine Reihe von Kräften halten das Kanalwaffer stets in Atem, Kräfte, die in der Enge der Meeresstraße nahe auf einander pressen und deshalb ganz besonders lebendig wirken.
Vor allem erregen Ebbe und Flut täglich zahlreiche Strömungen, die außerordentlich heftig sind und die überdies in kurzen Zeit abständen ihre Richtung durchgreisend verändern.
Geschwindig
keiten von 6—7 km in der Stunde (für Meereswasser hohe Werte) sind keine Seltenheiten, ja im Golf von St. Malo sind solche von 15 km des häufigeren wahrgenommen.
Im allge
meinen kann man sagen, daß die Strömungen aus der fran
zösischen Seite am kräftigsten sind und von West nach Ost an
Intensität abnehmen.
Im einzelnen gibt es jedoch von dieser
Verteilung zahlreiche Ausnahmen, so namentlich in Buchten,
in denen die Flutwelle sich stark zu heben vermag. reicht sie mitunter ganz erstaunliche Maße.
Äier er
So geht in der
Normannischen Bucht sogar das Mittel der Flut auf 12 in und erzielt damit einen der größten Werte für Fluthöhen.
Um
diesen Betrag hebt und senkt sich hier zweimal am Tage das Meer!
Aber auch an der freien Küste beträgt das Ausmaß
von Ebbe und Flut immerhin noch 3—7 m. Zu den Gezeiten kommt noch ein anderer Faktor, der das
Wasser im Kanal zu starken Strömungen veranlaßt.
Straße
ein Paß
zwischen
Da die
zwei größeren Wasserflächen ist,
zwischen der Nordsee und jener Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich zwischen Irland und dem nordwestlichen Spanien ein-
8
schaltet, so muß er häufig einen Ausgleich zwischen verschiedenen
Wasserständen vermitteln. Beispielsweise wird bei westlichen Stürmen das Wasser im Kanal ostwärts getrieben und vor der Enge zwischen Dover und Calais aufgestaut, während gleich zeitig in der Nordsee das Wasser auch von Westen nach Osten geblasen wird, wodurch hier aber ein Sinken des Spiegels an der südenglischen Ostküste entsteht. Starke Wasserbewegungen
Phot. E). Lpethmann.
Abb. 3.
Küste bei Ebbe unweit Fowey in Devonshire.
suchen alsdann die Anterschiede in den Wasserständen zu be
heben.
Treten noch schnelle Veränderungen in den Wind
richtungen hinzu, wie fie bei Stürmen nicht selten sind, so
vollzieht sich dieser Ausgleich bei großer Geschwindigkeit des Wassers oft ganz unberechenbar in der Stromrichtung. Ein gut Teil der zahlreichen Schiffsverluste im Kanal ist gerade auf derartige Einwirkungen zurückzuführen. Die lebhaften Strömungen vermischen das Wasser ganz
und gar.
Am deutlichsten läßt sich dieser Prozeß in der Ein9
heitlichkeit des Salzgehaltes erkennen.
Von der Oberfläche bis
zu seinem Boden besitzt er in der Regel 35,0—35,5°/00 und
erreicht damit ungefähr jenen Wert, der dem freien Ozean eigen ist. Der Salzgehalt des Kanalwaffers ist demnach nur wenig höher als der an der deutschen Nordseeküste.
Die Temperatur
des Wassers wird hingegen nicht so stark ausgeglichen. Freilich
sind des öfteren dieselben Wärmegrade in der ganzen Löhe
'Abb. 4.
Phot. t). dperhmann. Brandungsspritzer an granitischem Gestein bei vergleichsweise
ruhiger See.
der Wassersäule gemessen worden, aber die klimatischen Anterschiede in den einzelnen Jahreszeiten sind zu groß, als daß sie
sich nicht auch im Meerwaffer in Veränderungen von Monat zu Monat bemerkbar machten. Jedoch sind diese Verschiebungen
im Kanal nur ganz gering. Sie nehmen an Ausmaß von Ost nach West wie vom Land zum Meere ab. Über ihre Größe mögen Messungen südlich des Kap Lizard orientieren, wo an
der Oberfläche des Wassers im August 1904 17,6° beobachtet wurden, im November 1904 13,5°, im Februar 1905 10,4° und im Mai 1905 10,7°.
Wir ersehen hieraus, wie das
Wasser im Winter verhältnismäßig warm, im Sommer dagegen
vergleichsweise kühl ist.
Das Wasser des Kanals wird an seinen Flanken von festen Landmaffen eingeengt.
Wird hierdurch die freie Ent-
pqot. H. Spethmann.
Abb. 5.
Wicklung
Brandungsnischen bei Kap Land's End.
großzügiger Gesetze
der Wasserbewegung ungemein
erschwert und das Bild der Strömungen außerordentlich ver wickelt, so übt andererseits doch auch das Wasser einen Einfluß
auf sein Amland aus.
Die Küsten werden von ihm wirksam
bearbeitet.
Die Küsten. Mag die Oberfläche des Kanals auch noch so regungslos ausschauen, am Llfer bricht sich beinahe stets eine Woge. Das 11
der Oberfläche des Wassers im August 1904 17,6° beobachtet wurden, im November 1904 13,5°, im Februar 1905 10,4° und im Mai 1905 10,7°.
Wir ersehen hieraus, wie das
Wasser im Winter verhältnismäßig warm, im Sommer dagegen
vergleichsweise kühl ist.
Das Wasser des Kanals wird an seinen Flanken von festen Landmaffen eingeengt.
Wird hierdurch die freie Ent-
pqot. H. Spethmann.
Abb. 5.
Wicklung
Brandungsnischen bei Kap Land's End.
großzügiger Gesetze
der Wasserbewegung ungemein
erschwert und das Bild der Strömungen außerordentlich ver wickelt, so übt andererseits doch auch das Wasser einen Einfluß
auf sein Amland aus.
Die Küsten werden von ihm wirksam
bearbeitet.
Die Küsten. Mag die Oberfläche des Kanals auch noch so regungslos ausschauen, am Llfer bricht sich beinahe stets eine Woge. Das 11
nur noch schwache Ausklingen längst überlebter stürmischer
Bewegungen genügt, um an den Wänden haushohe Spritzer
emporzusenden oder um in kleinen Buchten und Nischen das Wasser wirbelnd zusammenzutreiben. Streicht der Wind aber
lebhaft dahin, eilen Wellen unregelmäßig mit kleinen Gischt köpfen schnell hintereinander her, so ist die Grenze des Wassers
Phot. Ej. präsent.
Abb. 6.
Granitküste der Kanalinsel Jersey.
von einem lichten Saum eingefaßt. Mit sprühenden Kämmen, denen seiner Schaum voranweht, prallen die Wogen gegen die
Felsen, hoch zischt das Weißwaffer des Gischtes an den senk rechten Abstürzen empor oder leckt sich gierig an schrägen Wänden
in die Äöhe. Ein Augenblick der Ruhe, die Wand trieft von rieselndem Wasser, und das gleiche Schauspiel beginnt von neuem. So mühelos der Fels die Brandung abzuwehren scheint,
jede Woge arbeitet doch an seiner Zerstörung und an seinem 12
Untergang.
Überall begegnen uns an der Küste des Kanals
beredte Anzeichen dieser Vorgänge. Am Fuße der Kliffe liegen
ungefüge Blöcke, die herabgestürzten Trümmer der Wände. Bei hohem Seegang werden sie im Verein mit viel kleinerem Geröll hin und her geworfen, die Kanten sind ihnen bereits abgestoßen, im Laufe der Zeit werden sie kleiner und kleiner und schließlich sind sie zu Grus und Sand zerrieben.
Abb. 7.
Kap Land's End, die Südwestspitze Englands.
Auch an dem Kliff selber vermögen wir vielerorts die ge
staltende Kraft des Kanalwassers zu erkennen. Der Abfall ist kein einheitlicher. Er besitzt, soweit er aus Granit aufgebaut wird, wie im Westen in Devonshire, Cornwall und auf den Seilly-Znseln, sowie auf der gegenüberliegenden Seite in der Bretagne und Normandie eine außerordentlich dichte vertikale
Gliederung in Gestalt zahlreicher Klüfte.
Sie sind teilweise
so engmaschig und regelmäßig, daß das feste Gestein in eine
Anmenge schmaler Säulen zerlegt ist.
Gerade diese Zierden
der Landschaft bieten dem Meere willkommene Angriffspunkte.
Denn in die feinen Fugen, mögen fie auch noch so winzig sein, ist gar bald das Wasser eingedrungen. Jeder Wellendruck preßt die Wände der kleinen Spalten etwas auseinander und lockert so lange das Gefüge, bis die Säule den ihr nötigen Äalt
Phot. H. praefent.
Abb. 8.
Kreidekliff bei Seaton.
verliert und in die Tiefe stürzt, um dort von den Wellen ver
schlungen zu werden.
Der starke Zerstörungsprozeß hat eine
Reihe wechselvoller Bilder geschaffen, gerade auf ihn geht die landschaftliche Schönheit zurück, die wir an den Küsten der Bretagne und von Cornwall so sehr bewundern. An der Ostküste des Kanals vollzieht sich dieser Rückgang in dem weichen Kreidegestein, das sich hier zu beiden Seiten
von Dover bis über Wight hinaus und von Calais bis zur 14
Seinebucht erhebt, in etwas anderer Form.
tritt uns stets in sich geschlossen entgegen. gelaugt und unterwaschen.
Die Aferwand
Ihr Fuß wird aus
Er vermag den Lang über sich
nicht mehr zu tragen, zumal der Verband des Gesteins durch Regen und Grundwasser schon stark gelockert ist.
Die Steilwand
stürzt hinab und bildet am Fuße der Küste ein große Schutt
halde, die die Farbe des Wassers weithin trübt.
Jedoch nicht
Phot. D. w. Johnson.
Abb. 9.
Shakespearekliff bei Dover.
lange bleiben die Trümmer liegen, sie werden fortgeschwemmt,
und von neuem kann die Anterspülung des Kliffes beginnen. Wenn das Kanalwaffer in so weitgehendem Maße seine
Äser zerstört, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wohin die großen Quantitäten losgelösten Erdreichs gelangen.
Ein
Teil von ihnen wird durch Strömungen wohl in die Tiefe be fördert, ein anderer Teil aber wandert am Afer entlang.
Soweit
er sich am Fuße einer Steilküste bewegen muß, bietet sich ihm
kein Platz dauernder Ruhe.
Wo diese aber fehlt, wie an den 15
Mündungen von Bächen und kleinen Flüssen, läßt das Meer
den Transport zu Boden sinken.
Er häuft sich allmählich an,
wächst zu einer Antiefe unter dem Meeresspiegel, um nach und
nach bei niedrigem Wafferstande als Sandbank zutage zu treten.
Bald liegt sie auch schon bei Lochwasser trocken und schließlich wird sie zu einer Barre, die sich dauernd quer vor die Mün-
Phot. H. Spethmann.
Abb. 10.
Die durch einen großen Abrutsch von Kreide aufgerissene Schlucht bei Axmouth.
düngen kleiner Gerinne legt.
Alle Stadien dieser Verbauung
kann man an den Küsten des Kanals verfolgen, besonders schön
an den Äsern von Devonshire.
Ja sogar in das Meer streben
die Anschwemmungen vor, wie im großen Maßstabe in der Nähe von Lastings durch Gerölle geschehen ist.
Immerhin muß man aber sagen, daß Barren von Geröll
und Sand an der Küste des Kanals nicht allzu häufig sind.
16
Nur kleinere Flächen sind angelagert, so daß es auch nicht zur Entwicklung von Küstendünen gekommen ist.
Gelegentlich sind
sie an kurzen Strandwällen aufgeweht, einmal, bei Boulogne,
sogar auf die Kliffe hinaufgefördert, aber jene großen Dünen
landschaften, wie sie sich im Osten von Calais einstellen, fehlen am Kanal gänzlich.
Phot. k). praesent.
Abb. 11.
Erdrisse in der rutschenden Kreide von Axmouth.
Die Vorgänge, die wir bislang an den Küsten des Kanals
kennen lernten, sind an einer Anzahl von Stellen unterbunden oder stark geändert.
Schon auf einer Landkarte kleinen Maß
stabes ist zu erkennen, daß eine Reihe von Buchten weit ins
Land hineindringt, so an der englischen Küste bei Falmouth,
Plymouth oder Southampton, an der französischen Küste be gegnen sie uns namentlich an der Bretagne.
ten kehrt das gleiche Bild wieder. Lpethmann, Der Kanal.
Bei allen Buch
Fahren wir von der See 2
17
aus in sie hinein, meinen wir in die Mündung eines größeren
Stromes zu gelangen.
Statt dessen merken wir gar bald, daß
aus dem Linterlande ein verhältnismäßig kleines Gerinne dem Meere in einem ausgesprochenen Tale zueilt.
Da dies ein
Grundzug an den gesamten Küsten des Kanals ist, so dürfte
er nur durch
eine gemeinsame Arsache,
durch eine geringe
Senkung des Landes zu erklären sein.
Phot. H. Zpethmann.
Abb. 12.
Der große Geröllwall der Chesil Beach bei Portland.
Nicht immer sind diese Buchten in ihrer ursprünglich recht beträchtlichen Tiefe erhalten geblieben.
Jede Flut trägt
in sie von der See aus feine Sinkstoffe hinein, die bei Eintritt der Ebbe auf den Grund fallen.
So häuft sich in den Mün
dungen Schlick und Schlamm an, zwischen denen der Fluß bei Niedrigwasser als schmales Band dahineilt.
Zu seiner Rechten
und Linken stehen charakterlose Lachen und Pfützen auf einer grauweißen Fläche, ein Bild, das namentlich auf der eng lischen Seite an Walten erinnert.
Das Klima. So tritt uns an den Küsten des Kanals überall der Ein fluß seiner Wogen und Strömungen entgegen.
Sie werden
lebhaft von den vorherrschenden westlichen Winden bestimmt, die im Jahresmittel deutlich überwiegen.
So hat man, um
zwei Beispiele von der Nord- und Südküste des Kanals zu bieten, für Falmouth in Cornwall und für Jersey, einer der
normannischen Inseln, auf Grund fünfzehnjähriger Beobach tungen folgende Anzahl von Tagen für die einzelnen Winde
während eines Jahres gefunden. Falmouth Jersey
N
NO 0
SO
43 15
24 34 53 20
27 51 32 39
S
SW
W
NW SM
55 71
71 71
60 — 29 35
Wir ersehen aus der Tabelle, daß die Vetteilung der Winde über die Flächen des Kanals nicht ganz gleichartig ist, was zum Teil jedoch nur scheinbar infolge verschiedener Art
Aber deutlich ist doch wahr
des Beobachtens sein dürfte.
zunehmen,
daß
die
Winde
westlicher
Lerkunft
während der Äälfte eines Jahres vorwalten.
ungefähr
Freilich darf
nicht verkannt werden, daß auch andere Windrichtungen, so die östlichen, einige Bedeutung erreichen,
was noch schärfer
hervortritt, wenn wir die Zahlen nach ihrer monatlichen Ver
teilung auflösen.
Dann zeigt sich, daß zur Zeit des Frühjahrs
die nordöstlichen Winde vorherrschen.
An den bringen, sind
Stürmen,
sie
die so
viele
Gefahren im Kanal
dagegen fast gar nicht beteiligt, sondem
diese brausen fast ausschließlich aus Westen heran. Vom Spätherbst bis zum Frühjahr stellen sie sich am häufigsten ein.
„Von Anfang Oktober bis Ende März muß der Seemann in diesen Gewässern stets auf Stürme gefaßt sein", so mahnt das Segelhandbuch den Schiffer.
Am gefährlichsten sind die
südwestlichen Stürme, und diese namentlich in der östlichen 19
Lälfte des Kanals, weil sie mit Regen und schweren Böen
zu wehen Pflegen und nicht selten, ohne an Stärke abzunehmen, schnell in eine andere Richtung umspringen.
Demgegenüber
sind Windstillen seltene Erscheinungen.
Die westlichen Winde stoßen mit ihrer Wärme auf ein kühles Land, was häufige Nebelbildungen zur Folge hat.
So
hat man in dreißigjährigen Beobachtungen gefunden, daß die
Straße von Dover-Calais im Durchschnitt die Zahl der Nebel
tage derart hoch hat, daß auf den Januar etwa 6 fallen, auf Februar, März, April und^Mai 9, auf Juni und Juli mehr
als 10, auf August und September etwa 4, »as Oktober und November 5 und auf Dezember 10.
Die Regenmenge ist
dementsprechend gleichfalls hoch und beträgt etwa 60 bis 70 cm.
Sommer und Lerbst bringen am meisten Niederschlag, Februar,
März und April am wenigsten.
Entsprechend ihrer Herkunft
nimmt die Regenmenge von Westen nach Osten ab. Zu der jFeuchtigkeit gesellt sich im Winter Wärme und
im Sommer Kühle.
Weithin ist die Luft über den Golfstrom
gestrichen und vermag deshalb dem Kanal und seinen Land schaften ein ausgeglichenes, mildes Klima zu bescheren, das
naturgemäß um so schärfer entwickelt ist, je weiter wir nach Westen gehen.
So ist es geradezu erstaunlich, wie warm die
Winter auf den Scilly-Inseln sind; hier beträgt die mittlere Januar-Temperatur 7,7 °!
Im Sommer ist aber unter dem
Einfluß des Meeres die Temperatur relativ niedrig.
Wir
geben hier eine mittlere Iahresreihe, der wir -ine aus dem Osten des Kanals hinzusetzen, um zugleich die Abnahme des Seeklimas in dieser Richtung darzutun. Monat I II III [IV V VI VII VIII IX X XI XII Nordküste der Bre tagne, 1851-1900 7,2 7,1 7,9 10,0 11,9 14,3 16,3 16,7 15,2 12,9 9,6 7,7 Ventnor, Wight, 1871-1900 ... 5,2 5,8 6,4 8,9 11,6 14,8 16,4 16,8 15,2 11,6 8,8 6,3
20
Die hohen Wintertemperaturen haben im Gefolge, daß Frost sich nur selten seinstellt.
Auf den Scilly-Jnseln ist er
fast unbekannt, und zwischen Kap Land's End und Kap Lizard hat 'man sich in den letzten dreißig Jahren nur dreimal den Freuden des Eissportes hingeben können.
Gesamtheit des
Die
benachbarten Atlantischen
Ozeans
übt diesen Einfluß des Seeklimas aus, nicht der Kanal allein.
Er begünstigt ihn nur, indem er ihn wie einen Keil in den
Norden unseres Kontinents gebendes Land
hineinschiebt und auf das um
seitwärts einwirken läßt.
Freilich wird diese
Übertragung etwas unklar, indem das so viel größere Becken der Nordsee auch
dem Westen und Südwesten seiner Ein
fassung einen maritimen Stempel aufprägt.
Daher rührt es,
daß wir so vielen Zügen der englischen Kanallandschaften an
der südlichen Ostküste der Insel wieder begegnen.
Von der
französischen Seite des Kanals nimmt'man dagegen in Belgien
und Lolland nur wenig Anklänge wahr; hier sind in der Ge samtheit des Aufbaues und in der Physiognomie der Küsten
zone zu große Unterschiede mit der weiter westlichen entwickelt,
als daß sich ausgeprägte landschaftliche und damit auch wirt schaftliche Ähnlichkeiten auf weite Erstreckungen östlich und westlich Calais wiederfinden.
Das Amland. Das gesamte Ltmland erweckt einen einheitlichen Eindruck.
Es ist im allgemeinen niedrig und pflegt mit einer Kante an das Meer zu stoßen.
100 m.
Seine mittlere Löhe beträgt nur etwa
Nirgends ist ein überragender Gipfel von der Wasser
straße aus
zu sehen, keine Gebirge grüßen
aus der Ferne
zu ihr hinunter.
Das Wasser wechselnde
hat eine nur
wenig
Berührung mit dem Llmland.
weit reichende und Lediglich von der 21
Die hohen Wintertemperaturen haben im Gefolge, daß Frost sich nur selten seinstellt.
Auf den Scilly-Jnseln ist er
fast unbekannt, und zwischen Kap Land's End und Kap Lizard hat 'man sich in den letzten dreißig Jahren nur dreimal den Freuden des Eissportes hingeben können.
Gesamtheit des
Die
benachbarten Atlantischen
Ozeans
übt diesen Einfluß des Seeklimas aus, nicht der Kanal allein.
Er begünstigt ihn nur, indem er ihn wie einen Keil in den
Norden unseres Kontinents gebendes Land
hineinschiebt und auf das um
seitwärts einwirken läßt.
Freilich wird diese
Übertragung etwas unklar, indem das so viel größere Becken der Nordsee auch
dem Westen und Südwesten seiner Ein
fassung einen maritimen Stempel aufprägt.
Daher rührt es,
daß wir so vielen Zügen der englischen Kanallandschaften an
der südlichen Ostküste der Insel wieder begegnen.
Von der
französischen Seite des Kanals nimmt'man dagegen in Belgien
und Lolland nur wenig Anklänge wahr; hier sind in der Ge samtheit des Aufbaues und in der Physiognomie der Küsten
zone zu große Unterschiede mit der weiter westlichen entwickelt,
als daß sich ausgeprägte landschaftliche und damit auch wirt schaftliche Ähnlichkeiten auf weite Erstreckungen östlich und westlich Calais wiederfinden.
Das Amland. Das gesamte Ltmland erweckt einen einheitlichen Eindruck.
Es ist im allgemeinen niedrig und pflegt mit einer Kante an das Meer zu stoßen.
100 m.
Seine mittlere Löhe beträgt nur etwa
Nirgends ist ein überragender Gipfel von der Wasser
straße aus
zu sehen, keine Gebirge grüßen
aus der Ferne
zu ihr hinunter.
Das Wasser wechselnde
hat eine nur
wenig
Berührung mit dem Llmland.
weit reichende und Lediglich von der 21
Seinebucht aus
dringen.
kann man von ihm tief landeinwärts Vor
Auch die Somme eröffnet hierfür eine nicht un
günstige Gelegenheit, aber sonst gelangt man von der See aus
nur in kleine Gerinne, die bald enden und sich auch nicht auf künstlichem Wege namhaft verlängern
mittelbarer Nachbarschaft des Ufers Buchten Meer und Land
lassen.
Nur in un
sind infolge zahlreicher
öfter innig
durchdrungen, so in
der Bretagne, in Devonshire und in der weiteren Umgebung von Wight.
In der Abdachung des Landes wiederholt sich der gleiche Zug. Wohl neigt sich das dem Wasser nächste Land zum Kanal, sonst stößt es aber in seiner Löhenverteilung unvermittelt an die
See, ja weite Strecken im Osten fallen sogar von ihr fort, um sich den beiden großen Becken von London und Paris zu zuwenden.
Das eine von ihnen ist durch die Seine unmittel
bar dem Kanal erschlossen, zu dem anderen gestattet ihm nur
ein Umweg durch die südwestliche Nordsee den Zutritt.
Das
ist ein sundamentaler Unterschied im Kontakt des Kanals mit seinen beidenseitigen Ländern I
Bei schärferem Zusehen ist eine Zweiteilung der Kanal landschaften zu erkennen.
Dort, wo uns im Osten die weißen
Kreidewände entgegenleuchten, schaut des Land anders aus als im
Westen,
säumen.
wo
die
gestaltenreichen Granitkliffe das Meer
Die Grenzlinie ist nicht scharf zu ziehen, sie läuft
ungefähr aus der Bucht von Torquay südöstlich in die Seine bucht, so daß die Halbinsel Contentin noch ganz dem zum
Atlantik zugewandten Abschnitt anheimfällt.
Eine reiche Gliederung der Oberfläche erfreut uns im Osten, mag sie auch nur im kleinen entwickelt sein.
und Höhen wechseln regellos
Täler
einander ab, hier ein flacher
Lang, dort ein steiler Abfall, bald ein leicht vermoortes Ge
lände, dann wieder das lustige Plaudern eines eilenden Bäch22
(eins, das sich aus der Löhe in das Meer ergießt. Das ist das
gleiche Bild in den Küstenregionen von Artois und der Picardie, wie von Kent bis Dorsetshire. Die Lebhaftigkeit der Szenerie verliert sich nach Westen. Große Ebenen begleiten eintönig
das Wasser. Eingeschnittene Täler gliedern sie in Abschnitte, häufiger und tiefer in der Bretagne als in Cornwall und Devonshire. Über die Ebenen erheben sich sanfte Gehänge mit runden Gipfeln.
Nur die Scilly-Inseln mit ihrem Klippen
reichtum machen eine ^Ausnahme; erreicht doch ihre größte Insel nur 6,5 qkm Fläche, die bei den beiden nächstfolgenden
schon auf 2,4 qkm und 2,1 qkm zusammenschrumpft.
Das Pflanzenkleid. Der landschaftliche Gegensatz wird durch das Pflanzen
kleid verschleiert, da es auf beiden Seiten des Kanals verschieden entwickelt ist.
Das milde Winterklima läßt an den Küsten,
insbesondere an den westlichen, Gewächse im Freien gedeihen,
die wir in gleicher Breite in Europa vergeblich suchen; erst an den Gestaden des Mittelmeers treffen wir sie wieder. Sie werden hier wie bort im Winter vor dem Tode des Erfrierens bewahrt. Kamelien und Feigenbäume kommen in der Bretagne vortrefflich fort, Myrten und Magnolien schmücken die nor mannischen Inseln. Freilich läßt die See diese Gunst nur dann den Gewächsen zuteil werden, wenn sie vor den rauhen Winden
geschützt sind, was gerade an den Abfällen der Küste in der Regel nicht der Fall ist. Sie sind deshalb kahl und nackt oder
dünn von einer Grasdecke überzogen. Nur versteckt in Tälchen
oder im Schuhe von Anhöhen finden wir die Vegetation, die diesen Gebieten sonst fremd ist. Im Sommer kann anderseits die verhältnismäßig geringe Wärme so manche Frucht nicht zum Reifen bringen, wie die der Aprikosen und Mandeln. Selbst die Kirsche färbt sich 23
(eins, das sich aus der Löhe in das Meer ergießt. Das ist das
gleiche Bild in den Küstenregionen von Artois und der Picardie, wie von Kent bis Dorsetshire. Die Lebhaftigkeit der Szenerie verliert sich nach Westen. Große Ebenen begleiten eintönig
das Wasser. Eingeschnittene Täler gliedern sie in Abschnitte, häufiger und tiefer in der Bretagne als in Cornwall und Devonshire. Über die Ebenen erheben sich sanfte Gehänge mit runden Gipfeln.
Nur die Scilly-Inseln mit ihrem Klippen
reichtum machen eine ^Ausnahme; erreicht doch ihre größte Insel nur 6,5 qkm Fläche, die bei den beiden nächstfolgenden
schon auf 2,4 qkm und 2,1 qkm zusammenschrumpft.
Das Pflanzenkleid. Der landschaftliche Gegensatz wird durch das Pflanzen
kleid verschleiert, da es auf beiden Seiten des Kanals verschieden entwickelt ist.
Das milde Winterklima läßt an den Küsten,
insbesondere an den westlichen, Gewächse im Freien gedeihen,
die wir in gleicher Breite in Europa vergeblich suchen; erst an den Gestaden des Mittelmeers treffen wir sie wieder. Sie werden hier wie bort im Winter vor dem Tode des Erfrierens bewahrt. Kamelien und Feigenbäume kommen in der Bretagne vortrefflich fort, Myrten und Magnolien schmücken die nor mannischen Inseln. Freilich läßt die See diese Gunst nur dann den Gewächsen zuteil werden, wenn sie vor den rauhen Winden
geschützt sind, was gerade an den Abfällen der Küste in der Regel nicht der Fall ist. Sie sind deshalb kahl und nackt oder
dünn von einer Grasdecke überzogen. Nur versteckt in Tälchen
oder im Schuhe von Anhöhen finden wir die Vegetation, die diesen Gebieten sonst fremd ist. Im Sommer kann anderseits die verhältnismäßig geringe Wärme so manche Frucht nicht zum Reifen bringen, wie die der Aprikosen und Mandeln. Selbst die Kirsche färbt sich 23
nicht immer, und der Wein erreicht fast nie volle Trauben. Es
hat nicht an Versuchen gemangelt, die Rebe hier dauernd zu kultivieren, namentlich auf der nach Süden gewandten eng lischen Küste, sie sind jedoch alle fehlgeschlagen. Liegt der Kanal auch in der Breite zwischen Düsseldorf und Straßburg, so ist doch das im Sommer kühlende Meer zu nahe. Das feuchte Seeklima begünstigt den Waldwuchs. Als
Abb. 13.
Terrassenbau an der Südküste des Landes End Distriktes,
bei der angelsächsischen Invasion große Flächen des Pflanzen kleides künstlich noch nicht stark umgestaltet waren, sind weite
Teile des südlichen England dicht von Bäumen bestanden ge wesen.
Nur wo ihr Wuchs durch heftige Windschur unter
bunden wird, vermögen sie von jeher nicht recht sortzukommen. So vermissen wir noch heute in den frei dem Atlantischen
Ozean ausgesetzten Gebieten der Bretagne und Cornwalls die Waldungen. 24
Lediglich dann, wenn sich in Tälern genügend
Windschutz bietet, gedeihen sie hier, sonst finden Bäume nur in vereinzelten kleinen Gruppen im Schutze von Gehöften ein
Fortkommen. Noch heute sind in der Baumarmut die beiden äußersten Kanalseiten einander gleich.
Gehen wir von ihnen aus an der
englischen Küste nach Osten, so treffen wir schnell auf eine
Zunahme, und schon bald sehen wir landeinwärts die Äöhe des Dartmoor fast ganz von Forsten bestanden.
Nur die oberste
Fläche der Kuppe ragt aus der Grenze des Baumwuchses Dann nimmt der geschloffene Waldbestand etwas ab,
heraus.
und nach und nach tritt an seine Stelle die offene Vertei lung der
Bäume.
auf saftig artige
Äecken
einfaffen. die
grüne
Stattliche Kronen werfen ihre Schatten
Rasen und Wiesen oder sind in strauch
eingestreut,
sind
Das
die
die
die
einzelnen
Kultursiächen
großen Parklandschaften,
nördliche Küstenzone des
östlichen Kanals
so
die für charakte
ristisch sind. Vergeblich suchen wir nach einem ähnlichen Bild im fran
zösischen Amland.
Das waldarme Frankreich besitzt gerade hier
seine waldärmsten Flächen, namentlich von der Straße von Calais bis zur Sommemündung.
Nur in kleinen, versteckten
Partien begegnen wir gelegentlich Baumgruppen in kleinen Forsten, oder der unwiriliche Kamm eines Rückens wird von
ihnen
bestanden,
sonst
treffen wir lediglich
Ackerfelder und
Weiden.
Die wirtschaftlichen Werte. Es spiegelt sich in dem Gegensatz des Vegetationsbildes
auf beiden Seiten des Kanals die verschiedenartige Nutzung
der Bodenoberfläche wider.
Der Franzose beutet den Boden
auf das Intensivste zur Ackerwirtschaft aus. mittelbarer Nachbarschaft des
Er baut in un
östlichen Kanals Äafer
und
25
Windschutz bietet, gedeihen sie hier, sonst finden Bäume nur in vereinzelten kleinen Gruppen im Schutze von Gehöften ein
Fortkommen. Noch heute sind in der Baumarmut die beiden äußersten Kanalseiten einander gleich.
Gehen wir von ihnen aus an der
englischen Küste nach Osten, so treffen wir schnell auf eine
Zunahme, und schon bald sehen wir landeinwärts die Äöhe des Dartmoor fast ganz von Forsten bestanden.
Nur die oberste
Fläche der Kuppe ragt aus der Grenze des Baumwuchses Dann nimmt der geschloffene Waldbestand etwas ab,
heraus.
und nach und nach tritt an seine Stelle die offene Vertei lung der
Bäume.
auf saftig artige
Äecken
einfaffen. die
grüne
Stattliche Kronen werfen ihre Schatten
Rasen und Wiesen oder sind in strauch
eingestreut,
sind
Das
die
die
die
einzelnen
Kultursiächen
großen Parklandschaften,
nördliche Küstenzone des
östlichen Kanals
so
die für charakte
ristisch sind. Vergeblich suchen wir nach einem ähnlichen Bild im fran
zösischen Amland.
Das waldarme Frankreich besitzt gerade hier
seine waldärmsten Flächen, namentlich von der Straße von Calais bis zur Sommemündung.
Nur in kleinen, versteckten
Partien begegnen wir gelegentlich Baumgruppen in kleinen Forsten, oder der unwiriliche Kamm eines Rückens wird von
ihnen
bestanden,
sonst
treffen wir lediglich
Ackerfelder und
Weiden.
Die wirtschaftlichen Werte. Es spiegelt sich in dem Gegensatz des Vegetationsbildes
auf beiden Seiten des Kanals die verschiedenartige Nutzung
der Bodenoberfläche wider.
Der Franzose beutet den Boden
auf das Intensivste zur Ackerwirtschaft aus. mittelbarer Nachbarschaft des
Er baut in un
östlichen Kanals Äafer
und
25
namentlich Weizen, i|t doch das Gebiet östlich der Somme die
Weizenkammer seines
Landes.
Im
Westen wertet er den
Boden durch Buchweizen aus, zu dem sich in der Bretagne
eine hochentwickelte Garten- und Gemüsekultur gesellt, nicht nur inselhaft im Amkreis der Gehöfte, sondern weithin über aus
gedehnte Flächen.
Auf den Scilly-Inseln finden wir sie wieder.
Auf ihnen gestattet das milde Winterklima ein üppiges und
vor allen Dingen zeitiges Aufblühen von Frühjahrsblumen. Vom Januar ab wandern sie in ungezählten Mengen auf den
Markt der englischen Hauptstadt, so daß man sagen kann, die
Scilly-Inseln sind der Frühlingsgarten von London.
Aber auf
dem übrigen Saum der englischen Küste, d. h. fast in seiner Gesamheit, vermissen wir jegliche bodenwirtschaftliche Äberein-
stimmung mit dem französischen.
Wiese und Weide herrschen
hier vor, teils hervorgerufen durch die etwas nördlichere Lage,
die überdies den frischen Seewinden mehr ausgesetzt ist als der Süden des Kanals, teils aber auch durch die anderen kulturellen Grundsätze und Notwendigkeiten, mit denen Großbritannien an die agrarische Ausnutzung seiner Bodenkrume geht. Muß man die Oberfläche des Amlandes im allgemeinen
als fruchtbar bezeichnen, so birgt die Tiefe ihrer Erde nicht allzu viel Güter.
Lediglich unter der südwestlichen Küstenzone
Englands lagern Schätze; es sind jedoch nicht Kohle und Eisen, wie weiter nordwärts an den Küsten von Wales, aber immer hin
doch
das
seltene Zinn und die kostbare Porzellanerde.
Schon Lomer besang Cornwalls Reichtum an Zinn.
Es
lockte die Phönizier und Römer zur Schiffahrt nach dem nord westlichen Eingang des Kanals.
Noch gegenwärtig wird es
aus Adern im granitischen und schiefrigen Gestein mittels zahl reicher Minen herausgeholt, und jedes Fleckchen ist im Laufe
der Zeit nach dem Edelmetall abgesucht worden.
Sogar auf
steilen Kliffen erheben sich die tzTürme der Minen, und im
26
Land's End-Distrikt
haben
mehrere
ihre Stollen unter das
Meer vorgetrieben, so daß man über ihnen die Brandung ver
nehmen kann.
Bei dem intensiven Abbau hat aber gar manche
Mine ihre Tätigkeit einstellen müssen, nachdem der Erzvorrat in ihrem Bereich erschöpft war.
Diese Erscheinung blieb nicht
vereinzelt, ja man muß sagen, daß die Zinnausbeute im süd
westlichen England langsam zurückgeht, ein Rückschlag, an dem weniger die Produktion an Ort und Stelle schuld ist als die
Inangriffnahme anderer, gegenwärtig weit ertragfähigerer Zinn lager, namentlich jener von Malacca und Südaustralien. Die Porzellanerde wird gleichfalls dem granitischen Gestein,
das die englische Seite des Kanals säumt, entnommen.
Wo
dieses stark zersetzt ist, hat sich das weiße Kaolin gebildet.
Seine großen Lager werden namentlich bei St. Austell aus gebeutet.
Schon von weitem erblickt man von der See aus
Helle Wände in der Landschaft, die an Kreidegestein erinnern, aber aus den Schutthalden der Kaolingruben bestehen. Weitere nennenswerte Bodenschätze weist die unmittelbare Nachbarschaft der Küste nicht aus.
Die großen industriellen
Werke und Werte, die das nordöstliche Frankreich birgt, sind vom Kanal schon zu weit entfernt, als daß dieser wirtschaftlich
durch sie beeinflußt wird, oder daß sich eine umgekehrte Ein wirkung fühlbar macht. Die Armut an mineralischen Erzeugnissen wird für die Küstenbevölkerung durch den Fischreichtum des Wassers wett gemacht.
Die Wasserflächen vor der nördlichen mittleren Küste
des Kanals und die Bucht von St. Malo sind die besten Fisch
gründe.
Lier liefern Steinbutte und Makrelen mit ertragreichen
Austernbänken gute Fänge.
Außerdem wird noch der westliche
Eingang viel von Netzen durchfurcht, sowohl an der Küste von
Cornwall wie an der der Bretagne; an der letzteren hat ja der Sardinenfang Weltruf erlangt. Am intensivsten ist die Fischerei 27
auf den Scilly-Inseln entwickelt, wo sie die einzige Erwerbs
möglichkeit bot, ehe der Blumenhandel nach London in Schwung kam.
Der Berufszweig ist auf dem hier so stürmischen Meere
inmitten
zahlreicher Klippen
ganz
besonders gefahrvoll und
fordert alljährlich viele Opfer an Gut und Blut.
Von zehn
Männern erreicht einen der natürliche Tod, die übrigen er
trinken, so sagt ein Sprichwort auf der Inselgruppe.
Leider
läßt der Gewinn in der Ausbeute der Fische einen Rückgang
erkennen, was teilweise auf unrationelles Vorgehen der Ländler zurückzuführen ist, wie in der Bretagne, wo der Sardinenfang
gegenwärtig stark daniederliegt.
Lierzu gesellt sich, daß neue
Fanggründe erschlossen wurden, die, obwohl weit abgelegen, doch für die Versorgung Mitteleuropas von großer Wichtig keit geworden sind.
Sie werden zum Teil auch von Fischern
des Kanals aufgesucht, so geht alljährlich eine Gruppe von
Bretonen bei Island seinem herben Erwerb nach.
Das Badeleben. Das Unsichere und Angewisse des Lebensunterhaltes auf der See hat im letzten Jahrzehnt auch an diesen Küsten in
gleicher Weise wie an so vielen Gestaden Europas die Bevölke rung eine andere Erwerbsquelle ausnutzen lassen, die des Bade
lebens.
Der landschaftliche Reiz der Kanalküsten hat sowohl
Engländer wie Franzosen zu ihnen gelockt.
Lier brachte die
Milde des Winters und die erfrischende Kühle des Sommers so vielen Stärkung und Kräftigung.
Am meisten wurden natür
lich jene Afer aufgesucht, die von den beiden großen Mittel punkten, Paris und London, am schnellsten zu erreichen sind.
Von der Seinebucht bis nach Boulogne und von Wight bis nach Lastings wechseln vielfach ein Bad mit dem andern ab. Lier leben Weltbäder, wie Trouville und Eastbourne, Treport
oder Brighton, oder blühen im Stillen und im Verborgenen 28
auf den Scilly-Inseln entwickelt, wo sie die einzige Erwerbs
möglichkeit bot, ehe der Blumenhandel nach London in Schwung kam.
Der Berufszweig ist auf dem hier so stürmischen Meere
inmitten
zahlreicher Klippen
ganz
besonders gefahrvoll und
fordert alljährlich viele Opfer an Gut und Blut.
Von zehn
Männern erreicht einen der natürliche Tod, die übrigen er
trinken, so sagt ein Sprichwort auf der Inselgruppe.
Leider
läßt der Gewinn in der Ausbeute der Fische einen Rückgang
erkennen, was teilweise auf unrationelles Vorgehen der Ländler zurückzuführen ist, wie in der Bretagne, wo der Sardinenfang
gegenwärtig stark daniederliegt.
Lierzu gesellt sich, daß neue
Fanggründe erschlossen wurden, die, obwohl weit abgelegen, doch für die Versorgung Mitteleuropas von großer Wichtig keit geworden sind.
Sie werden zum Teil auch von Fischern
des Kanals aufgesucht, so geht alljährlich eine Gruppe von
Bretonen bei Island seinem herben Erwerb nach.
Das Badeleben. Das Unsichere und Angewisse des Lebensunterhaltes auf der See hat im letzten Jahrzehnt auch an diesen Küsten in
gleicher Weise wie an so vielen Gestaden Europas die Bevölke rung eine andere Erwerbsquelle ausnutzen lassen, die des Bade
lebens.
Der landschaftliche Reiz der Kanalküsten hat sowohl
Engländer wie Franzosen zu ihnen gelockt.
Lier brachte die
Milde des Winters und die erfrischende Kühle des Sommers so vielen Stärkung und Kräftigung.
Am meisten wurden natür
lich jene Afer aufgesucht, die von den beiden großen Mittel punkten, Paris und London, am schnellsten zu erreichen sind.
Von der Seinebucht bis nach Boulogne und von Wight bis nach Lastings wechseln vielfach ein Bad mit dem andern ab. Lier leben Weltbäder, wie Trouville und Eastbourne, Treport
oder Brighton, oder blühen im Stillen und im Verborgenen 28
kleine Stätten der Erholung.
Im allgemeinen vermindert sich
die Grüße und Dichte der Bäder nach Westen, aber auch hier sind, namentlich in den letzten Jahren, Plätze in schnellem Auf
blühen, wie z. B. Torquay. Fast allen diesen Bädern ist ein Zug gemeinsam, der
ihren Wert herabdrückt.
Der Strand ist, wie wir bei der
Küstenzerstörung bereits sahen, in der Regel außerordentlich
Phot. HL Spethmann.
Abb. 14. Promenade von Eastbourne.
steinig.
Die Natur bietet keine stachen Sande zum bequemen
Ausruhen.
Nur bei Ebbe laufen größere Flächen trocken, aber
sie sind infolge ihres Tongehaltes alsdann derart, durchfeuchtet, daß sie zum Einsetzen wenig einladen.
Der Adelstand hat in
vielen Bädern zur Folge, daß das Leben und Treiben in den Bädern sich in der Hauptsache anstatt am Wasser oben auf der Strandpromenade abspielt.
Äier ist für Ruheplätze ge29
sorgt, während am eigentlichen Strande nur die Badekarren stehen, die mit Ebbe und Flut vorgeschoben oder aufgeholt
werden.
Die Häfen. Fischerei und Badeleben haben mitgewirkt, die Bewohner des Landes
an
das Wasser zu locken.
Die Küsten geben
Phot. m. Speth mann.
Abb. 15.
Pier von Eastbourne.
mehr Menschen Unterhalt als lediglich das Land schon in nur
geringer Entfernung von der See vermag, der beste Ausdruck dafür, daß der Kanal seine Ufer befruchtet.
Fast überall ist
diese Verdichtung der Bevölkerung wahrzunehmen.
Wohnen
landeinwärts der französischen Küste durchgehends 60—80 Ein wohner auf den Quadratkilometer, so steigt die Zahl am Wasser mit Ausnahme einer Strecke von Boulogne bis nach Dieppe
auf 80—150 Einwohner. 30
Das gleiche Bild bietet die englische
sorgt, während am eigentlichen Strande nur die Badekarren stehen, die mit Ebbe und Flut vorgeschoben oder aufgeholt
werden.
Die Häfen. Fischerei und Badeleben haben mitgewirkt, die Bewohner des Landes
an
das Wasser zu locken.
Die Küsten geben
Phot. m. Speth mann.
Abb. 15.
Pier von Eastbourne.
mehr Menschen Unterhalt als lediglich das Land schon in nur
geringer Entfernung von der See vermag, der beste Ausdruck dafür, daß der Kanal seine Ufer befruchtet.
Fast überall ist
diese Verdichtung der Bevölkerung wahrzunehmen.
Wohnen
landeinwärts der französischen Küste durchgehends 60—80 Ein wohner auf den Quadratkilometer, so steigt die Zahl am Wasser mit Ausnahme einer Strecke von Boulogne bis nach Dieppe
auf 80—150 Einwohner. 30
Das gleiche Bild bietet die englische
Küste, die etwas stärker besiedelt ist.
Nur in ihrem Osten
liegt die großstädtische Einflußzone von London schon zu nahe dem Meere, als daß landeinwärts eine Abnahme der Bevölke
rungsdichte einträte, vielmehr nimmt diese hier zu.
Stet sitzt
die Bevölkerung am dichtesten, insbesondere zwischen Folkestone und^Dover, wenn man von der örtlichen Verdichtung in den
Säfen absieht.
Beide Küsten sind reich mit ihnen besetzt, von Falmouth bis Dover und von Morlaix bis Calais.
Der Kanal liefert
durch die zahllosen verschiedenartigen Buchten, die er ins Land greifen läßt, die Vorbedinguitg zur Anlage und Entwicklung
derartig guter Sandelsplätze.
Man kann ihre Bedeutung an
unserer Wasserstraße nicht aus ihrer Einwohnerzahl ermessen, auch nicht aus ihrem Warenverkehr, sondern auch Interessen
der Marine bestimmen ihren Wert.
So birgt Dover noch
nicht 50000k Einwohner und ist zweifellos doch einer der be
deutendsten Säfen des Kanals. Die Säfen sondern sich in drei Größengruppen.
Einmal
in kleine Säfen, von denen jedes Fischerstädtchen seinen eigenen besitzt.
Sie reichen mit ihrem Wirkungskreis kaum über die
Nachbarschaft hinaus, sondern entsprechen lediglich den örtlichen Bedürfnissen der Fischerei und weisen deshalb nur wenig künst liche Bauten auf.
Ihnen stehen die Großhäfen gegenüber, von
denen die französische Küste nur zwei besitzt, Le Savre und
Cherbourg, während auf der englischen Seite nicht weniger als
fünf hierher zu zählen sind, Plymouth, Portland, Southampton, Portsmouth und Dover.
Sie setzen sich aus Welthäfen für
Sandel- und Kriegsflotten zusammen.
Für ihre Existenz sind
ihre natürlichen Vorbedingungen stark verändert, und mit Aus
nahme von Dover stehen sie mit Großstädten in engster Ver bindung.
Zwischen den beiden Klassen schalten sich Mittelhäfen
ein, wie Falmouth, Calais und Boulogne.
Sie bergen eine 31
kleine Leimatflotte oder vermitteln einen größeren Durchgangs
verkehr von einer Seite des Kanals zur anderen.
Ihrer Größe
entsprechend lehnen sie sich nur an Mittelstädte an.
In der ersten Anlage gehen alle Läsen des Kanals auf eine örtliche Begünstigung der Küste zurück.
Das Vordringen
des Wassers in kleinen Tälchen oder der Schutz hinter einem
Phot. k). Ipethmann.
Abb. 16.
Primitive Lafenanlage in St. Loy's Cove im Land's End Distrikt.
vorspringenden Kliff boten Sicherheit gegen die gesahrvollen Elemente der offenen See.
Das Ausführen einer Mole zur
Erhöhung der Sicherheit ist die einfachste Veränderung von Menschenhand.
Der Damm
ist eine Schutzwehr,
er sorgt
dafür, daß aus keiner Richtung der Wind den Seegang gegen den Port vorzuschicken vermag. Lediglich eine schmale Öffnung
auf der einen Seite der Mole oder irgend eine Unterbrechung
in ihrem Verlauf bietet die Einfahrt. 32
Linker ihr gelangt man
in ein kleines Becken, das nur bei Flut zu erreichen ist; bei
Ebbe läuft es größtenteils trocken, die Schiffe stehen alsdann
auf schlickigem Grunde.
Das ist der gleiche Grundzug der
Läsen am Kanal, der uns in seiner ursprünglichen Reinheit noch heute in fast sämtlichen kleinen Fischereihäfen begegnet,
namentlich in Cornwall und in der Bretagne.
In dem Ausbau der Läsen hat das hohe Ausmaß von Ebbe und Flut eine hervorragende Rolle gespielt.
Es war klar,
daß jene Plätze besonders leistungsfähig sind, die jederzeit der Schiffahrt Tür und Tor zu öffnen vermögen, und zwar nicht
nur kleinen Fahrzeugen, sondern auch überseeischen Dampfern mit hohen Tonnenziffern.
Es führte zur Anlage von Docks,
die wir jetzt in allen mittleren und größeren Läsen treffen,
jedoch in ganz verschiedener Entwicklung.
Ihr Grundplan ist, in einem geschloffenen Becken, das nur durch ein Schleusentor eine Verbindung mit dem Meere gestattet, lediglich bei Flutzeit Schiffe aufzunehmen oder aus fahren zu lassen.
Dieses System bietet den Vorteil, daß die
Fahrzeuge im Lasen unbehindert um das Fallen oder Steigen
des Wassers zu jeder Zeit laden und löschen können.
Je größer
die Läsen sind, um so komplizierter sind naturgemäß die Dock
anlagen im allgemeinen entwickelt.
Die Becken werden ver
mehrt und vergrößert, und aus einfachen Schleusentoren sind große Schleusenkammern geworden.
Le Lavre bietet ein gutes
Beispiel der allmählichen Entwicklung derartiger Anlagen.
Jedoch nur für Landelshäfen ist der Dockbau charakteristisch. Für die Kriegshäfen hat man Becken weit größerer Dimen sionen ohne Schleusen gebaut, damit sie fähig sind, bei jeg
lichem Wasserstande eine Flotte aufnehmen und beherbergen zu können.
Bei dieser Sachlage blieb am Kanal nichts anderes
übrig, als durch ausgedehnte Molenbauten weite Wasserflächen mit hinreichendem Tiefgang von dem freien Meere abzutrennen. 33 Spettymann, Der Kanal.
3
Zuerst geschah es bei Cherbourg, in größerem Maße dann
später bei Dover und Portland.
Der beigegebene Plan von
Dover zeigt recht deutlich das Wesen der Kriegshafenanlage
gegenüber der eines Handelshafens. Lediglich bei Plymouth waren derartig umfassende Kunstbauten nicht notwendig, da hier im Rahmen einer guten natürlichen Bucht bereits genügend Schutz vorhanden war.
Nur ein Wellenbrecher mußte an der Ein
fahrt aufgeführt werden als Gegenstück zu dem von Cherbourg.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Portsmouth, bei dem sich
Abb. 17.
Äafenplan von Cherbourg nach O. Schulze.
hinter einer schmalen Öffnung von der See aus ein weites Wasserbecken ausdehnt, das allerdings von wattenartigem Cha rakter ist, aber für Lafenbauten leicht umzugestalten war.
In der seeseitigen Weltlage sind die Läsen des Kanals so nahe einander benachbart, daß man von diesem Gesichtspunkte
aus
kaum Unterschiede in ihren Funktionen erwarten sollte.
And doch haben sich solche in der heutigen Zeit des Lastens und Eilens entwickelt, namentlich bei den Landelshäfen.
Dieses
ist weniger auf der französischen Seite der Fall gewesen, weil 34
hier nur ein einziger bedeutender Platz emporgewachsen ist,
nämlich Le Savre, sondern viel mehr auf der englischen, wo
mehrere miteinander wetteifern.
Anter ihnen hat jene große
Stadt, die der von Westen kommende Seefahrer zuerst . Spethmann und Dr. E. Scheu Lest 1 | 2 I 3 i 4 I 5 | 6 | 7 | 8 I 9 | 10111 u. Fortsetzung —|—|------ 1—j----- 1—|—I—|—|—j— Jedes Lest 80 Pfennig
........ j
Schmid, Kriegswirtschaftslehre.
Geheftet M. 2.50.
Spethmann, Islands größter Vulkan die Dyngjufjöll mit der Askja. j
.....
Geb. in Ganzleinen M. 7.—, geh. M. 6.—.
Lowell, Die englische Verfassung.
Geb. in Ganzleinen M. 23.—, geh. M. 20.—.
Betrag ist nachzunehmen — folgt gleichzeitig durch die Post. (Nichtgewünschtes ist durchzustreichen.) Unterschrift:
Ort und Datum:
Bitte deutliche Adresse l
Bücherzettel An die Buchhandlung
Soeben ist erschienen:
Kriegswirtfchaftslehre von
Dr. Ferdinand Schmid o. ö. Professor an der Universität Leipzig
Gr.-Oktav. Preis geheftet M. 2.50 3n dem vorliegenden Buche, das auS einem Zyklus von Vorträgen entstanden ist, die im Januar 1915 im Auftrage des Ausschusses für volkstümliche Lochschulkurse in der Leip ziger Universität gehalten wurden, sind die durch den gegen wärtigen Krieg ausgelösten wirtschaftlichen Maßnahmen und Erscheinungen unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammen
gestellt.
Der berühmte Volkswirtschastler hat in den Kapiteln:
Theoretische Kriegswirtschaftslehre — Wirtschaftliche Heeresverwaltungslehre — Kriegsfinanzwissenschaft — Kriegswirtschaftspolitik und internationale Kriegs
wirtschaftspolitik
einen reichen und hochinteressanten Stoff zusammengetragen, so daß dieses aktuelle billige Werk von jedermann mit großem Nutzen gelesen werden wird.
Verlag von Veit & Comp. in Leipzig, Marienstr. 18