Der Gebrauch der Tempora und Modi in den kretischen Dialektinschriften [Reprint 2020 ed.] 9783111705156, 9783111315904


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German Pages 148 [160] Year 1907

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Der Gebrauch der Tempora und Modi in den kretischen Dialektinschriften [Reprint 2020 ed.]
 9783111705156, 9783111315904

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Der Gebrauch der Tempora und Modi in den

kretischen Dialektinschriflen.

Von

Hans J a c o b s t h a l .

Beiheft zum XXI. Band der „ I n d o g e r m a n i s c h e n F o r s c h u n g e n " herausgegeben von Karl Brugmann und Wilhelm Streitberg

STRASSBTTRG VERLAG

VON K A R L J. T R Ü B N E R 1907.

M, DuMont Sohauberg, Straßburg i. E.

Meinen verehrten Lehrern Herrn Prof. Dr. BRUNO KEIL Herrn Prof. Dr. JAKOB WACKERNAGEL in herzlicher Dankbarkeit.

Inhaltsübersicht. Einleitendes.

Erster Teil: Tempora.

A. Präsens und Aorist I. Indikativische Formen a) Indikativus Präsentis b) Imperfektum c) Indikativus Aoristi II. Modale Formen a) Konjunktiv und Optativ b) Imperativ u. imperativ. Infinitiv. . . . . Zusammenfassendes zu a und b . . . c) Partizipium Präsentis und A o r i s t i . . . B. Perfektum C. Futurum

§ § § § § § § § § § § §

1—62 1—19 1—4 5—15 16—19 20—62 21—33 34—52 53—56 57—61 63—71 72—74

Zweiter Teil: Modi. A. Modi in unabhängigen Sätzen B. Modi in abhängigen Sätzen I. Konditionalsätze. . . II. Relative Sätze III. Temporalsätze I Y . Finalsätze C. Vom Gebrauche des Verbum infinitum. I. Vom Gebrauche des Infinitivs II. Vom Gebrauche des Partizipiums

§ 75—78 § 79—107 § 79—92 § 93—99 § 100—105 § 106—107 §108—117 . . .

A n h a n g von A n m e r k u n g e n . I n d e x der b e h a n d e l t e n S t e l l e n und W ö r t e r .

§ 118—120

Abkürzungen. BB. = Inschr. von Gortyn, bearb. von Gebrüder Baunack 1885. BZ. = Recht von Gortyn, Eh. M. 40 Suppl. von Bücheler-Zitelmann. Grundr. = Grundriß der vergl. Gramm, der indogerm. Sprachen von Brugmann-Delbrück. Brugmann gr. Gr. = Brugmann, Griech. Grammatik 3. Aufl. 1900. Ditt. = Dittenberger, Sylloge inscriptionum Graecarum 3. Aufl. Meisterhans = Meisterhans, Grammatik der attischen Inschr. 3. Aufl. 1900. Deiters Diss. = Deiters, De Cretensium titulis publicis quaestiones epigraphicae, Bonner Diss. 1904. K. Meister Diss. = K. Meister, Der syntaktische Gebrauch des Genetivs in den kret. Dialektinschr., Diss. erschienen Indogerm. Forsch. XVIII, 133 ff. Solmsen Inscr. sei. = F. Solmsen, Inscriptiones selectae. IF. = Indogermanische Forschungen. KZ. = Kuhns Zeitschrift. Tab. = Tafeln von Gortyn.

Torbemerkung: Der vorliegenden Arbeit liegt meine Dissertation zugrunde, die aus einer Abhandlung hervorgegangen ist, für die mir von der Philosophischen Fakultät der Kaiser Wilhelms-Universität zu Straßburg am 1. Mai 1905 der Preis zuerkannt wurde. Der Verfasser.

Abkürzungen. BB. = Inschr. von Gortyn, bearb. von Gebrüder Baunack 1885. BZ. = Recht von Gortyn, Eh. M. 40 Suppl. von Bücheler-Zitelmann. Grundr. = Grundriß der vergl. Gramm, der indogerm. Sprachen von Brugmann-Delbrück. Brugmann gr. Gr. = Brugmann, Griech. Grammatik 3. Aufl. 1900. Ditt. = Dittenberger, Sylloge inscriptionum Graecarum 3. Aufl. Meisterhans = Meisterhans, Grammatik der attischen Inschr. 3. Aufl. 1900. Deiters Diss. = Deiters, De Cretensium titulis publicis quaestiones epigraphicae, Bonner Diss. 1904. K. Meister Diss. = K. Meister, Der syntaktische Gebrauch des Genetivs in den kret. Dialektinschr., Diss. erschienen Indogerm. Forsch. XVIII, 133 ff. Solmsen Inscr. sei. = F. Solmsen, Inscriptiones selectae. IF. = Indogermanische Forschungen. KZ. = Kuhns Zeitschrift. Tab. = Tafeln von Gortyn.

Torbemerkung: Der vorliegenden Arbeit liegt meine Dissertation zugrunde, die aus einer Abhandlung hervorgegangen ist, für die mir von der Philosophischen Fakultät der Kaiser Wilhelms-Universität zu Straßburg am 1. Mai 1905 der Preis zuerkannt wurde. Der Verfasser.

Einleitendes. Um den Gebrauch der Tempora und Modi in den kretischen Dialektinschriften beurteilen zu können, ergab sich als erste Aufgabe die Schaffung einer Materialsammlung, die vermöge ihrer Einrichtung einen vollständigen Überblick darüber gestattet, welche Tempora und welche Modi in den einzelnen Satzarten auftreten, zugleich unter Berücksichtigung der zeitlichen Entwicklung. So notwendig das vollständige und systematisch geordnete Material mir selbst für meine Arbeit war, so erschien es mir andererseits nicht notwendig, es dem Leser in seiner Vollständigkeit vorzulegen; es wird aber, wie ich hoffe, durch die Art, wie ich das Material in den Text verarbeitet habe, dem Leser jeden Augenblick eine ausreichende Kontrolle meiner Resultate möglich sein1). Zugrundegelegt ist im Folgenden die Blass'sche Ausgabe der kretischen Dialektinschriften in der von Collitz-Bechtel herausgegebenen Sammlung der griech. Dialektinschriften; überhaupt werden sämtliche Inschr., wo nichts besonders hinzugefügt ist, nach dieser Ausgabe zitiert. Nicht in den Kreis der Untersuchung hineingezogen sind die metrischen Inschr. aus Kreta, also 4959 a, 5074, 5083, 5112, 5088: sie sind wohl wichtig für kretische Wortformen, hinsichtlich der Syntax haben sie einen interdia1) Es sei wenigstens die Einrichtung der Sammlung mitgeteilt: es stellte sich als am praktischsten heraus, die Einteilung nach Modi zugrunde zu legen (I. Indikativ, II. Konjunktiv, III. Optativ, IV. Imperativ, V. Infinitiv, VI. Partizipium), die Unterabteilungen sind die Satzarten (unabhängige und abhängige, also Relativ-, Konditional-, Temporal-, Final-Sätze usw. Die Partizipien natürlich sind in attributive, substantivische, prädikative und absolute eingeteilt); innerhalb der Satzarten sind die Fälle nach den Tempora angeführt, und die Tempora sind nach der Zeit der Inschriften geordnet: auf diese Weise stehen also z. B. die optativischen Konditionalsätze auf den archaischen Inschr. zusammen oder die konjunktivischen Temporalsätze im Aorist u. s. f.; damit ist der Zweck der Materialsammlung erreicht. Indogermanische Forschungen XXI: Beiheft.

1

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Hans Jacobsthal,

lektischen, poetischen (epischen) Charakter1). Dafür kommen einige Inschr. hinzu: Dittenberger Syll. II 477 = CoIL-Be. 3198 = I. Gr. IX, 693 (und Addenda2), s. auch Blass zu 5145). Bull, de corr. hell. VII, 247; XIII, 72; XXVII, 219. Amer. Journ. of Archaeol. 1901, 398 (archaische Inschr. aus dem zentralkretischen Haghios Ilias). Die Inschr. 5039, 5147 und vor allem 5075 sind in der neuen Ausgabe von Deiters De Cretensium titulis publicis quaestiones epigraphicae, Bonner Dissertat. 1904, benutzt. Daß für die Tafeln von Gortyn die Ausgaben von BüchelerZitelmann und von den Gebr. Baunack, für sämtliche archaische Inschr. die Ausgabe Comparettis Monumenti antichi III, "Le leggi di Gortyna e le altre iscrizioni archaiche Oretesi" stets zu Rate gezogen wurden, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Eine lückenlose historische Betrachtung der Entwicklung der Tempora und Modi ist leider nicht recht möglich: nach den alten Inschriften einheimischen Alphabets, die man (nach Kirchhoffs Vorgang, Studien zum griech. Alphabet 4. Aufl. S. 78) allgemein um Mitte und Ende des 5. Jahrhs. setzt, fehlen die des 4. Jahrhs. fast gänzlich; nur in Gortyn haben wir ein paar3), wie denn überhaupt die Inschriften von Gortyn, um eine Erscheinung historisch durchzuverfolgen, wegen ihrer Reichhaltigkeit für alte und junge Zeit, am geeignetsten sind. Am Schluß ist ein Anhang von Anmerkungen beigegeben: was nicht unmittelbar zur Sache gehört, ist hier zusammengebracht. 1) So z. B. ist 4959 a eine Übertragung aus dem Ionischen, in dem wir sie auch noch besitzen, in eine dorisch-kretische Koine. vgl. Joubin Bull, de Corr. hell. XVII, 121. 2) Über den kretischen (nicht korkyräischen) Ursprung dieser Inschr. s. Ziebarth Ath. Mitth. XXII, 212 u. Reinach Rev. d. et. grecques X, 138. 3) Ich folge Halbherr darin, daß ich 5011 (u. 5019) als dem 4. Jahrh. angehörig annehme; die Sprache allein, die sich noch deutlich von der jüngeren abhebt, zeugt dafür, mögen auch paläographische Gründe gegen das hohe Alter sprechen: es wird eben eine Erneuerung einer alten Inschr. sein, wie Dreros 4952 auch. Auf den sehr altertümlichen Charakter der Sprache der im Bull, de Corr. hell. XXVII, 219 veröffentlichten Inschr., die doch erst im 3. Jahrh. entstanden ist, kommen wir noch bei Gelegenheit einzelner Wendungen.

Gebrauch d. Tempora u. Modi in d. kret. Dialektinschriften (§ 1).

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Erster Teil. Vom Gebrauch der Tempora. Der Indikativ des Präsens und des Aorists gibt bekanntermaßen iin Griechischen vorzugsweise die Zeitstufe (Gegenwart, Vergangenheit) wieder, während die modalen Formen die Aktionsart d. i. die Art, wie die Handlung vor sich geht, bezeichnen: die Indikative dieser Tempora sind daher getrennt (§ 1—20) von den modalen Formen (§ 20—60) zu untersuchen. Die Behandlung der letzteren bildet zwar den ergiebigeren und wichtigeren Teil des Kapitels A 'Präsens und Aorist', insofern als er sich mit der grundlegenden Frage beschäftigt, inwieweit der Unterschied der präsentischen und aoristischen Aktionsart im Kretischen noch erkennbar ist: trotzdem erschien es zweckdienlicher, um die strenge, systematische Form der grammatischen Untersuchung nicht zu stören, die Behandlung der weniger zahlreichen und weniger ergebnisreichen indikativischen Formen der der modalen Formen vorauszuschicken. Die Formen des Perfektums (B) und ebenso des Futurums (C) können, da sie je eine einheitliche Aktionsart und Zeitstufe repräsentieren, zusammenhängend behandelt werden.

A. Präsens und Aorist. I. Indikativische Formen.

a) I n d i k a t i v u s P r ä s e n t i s . § 1. Der Indikativ des Präsens ist in den archaischen Inschr. sehr selten, er begegnet nur in 6—7 Beispielen, wie denn überhaupt der Indikativ in diesen älteren Urkunden, da sie vornehmlich gesetzgeberischen Inhalts sind, nur wenig Verwendung findet; in größeren Massen treten indikativische Präsensformen erst in junger Zeit im hellenistischen Briefstil auf, hauptsäch1*

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Hans J a c o b s t h a l ,

lieh in den Antwortschreiben der kretischen Städte an die Teier betreffs der Asylie des Dionysos-Bezirks 5 1 6 5 — 5 1 8 7 ; doch bieten die bekannten Phrasen dieses jungen Stils, wie eiraivwiaev, ceßöneGa, bibouev (xav dcuXiav), dcrca£6|ue0a, öiacpuXacco|aev Ta irapbebo|ueva usw. (die teils unabhängig, teils von ¿ireiöri, öioxi, oti oder £v€Ka uüv abhängig begegnen) nichts irgendwie Bemerkenswertes — ausgenommen e i n e Stelle, siehe unten § 4. Im übrigen lassen sich für den Indikat. Präsent, folgende dem gemeingriechischen Gebrauche entsprechenden Punktionen auf den kretischen Inschr. konstatieren: § 2. 1. Der Indikativus Präsentis bezeichnet — im Gegensatz zu den augmentierten Formen des Verbums und dem F u turum — die Gegenwart des Sprechenden (d. h. die Gegenwart im weiteren Sinne, s. Delbrück Grundriß I I 120). Ganz ausgesprochen den Sinn des Gegenwärtigen zeigen zwei Stellen der Tafeln von Gortyn: V 2 yuvd ÖTeia Kpe'naTa exei (Comparettis exr)i ist hier unmöglich) . . . TauTac |iev dmoXavKctvev, xaTö be irpööGa |u€ evbiKov i\xtv : TTp600a gibt deutlich den Gegensatz zur Gegenwart 'ein Weib, das g e g e n w ä r t i g zur Zeit des Erlasses des Gesetzes Besitztümer noch nicht hat — diese Frauen sollen sie erhalten, den f r ü h e r e n aber soll Rechtsanspruch nicht zustehn'; im gleichen Sinne Tab. X I 2 1 röv be TtpoöGa, ÖTtäi Tic £Kei (Comparetti wieder ex'11) 2 d|_nTavTin i 7rap dfiTTavTö et' IvbiKov ifiev 'es soll kein Klageanspruch darüber erhoben werden dürfen, wie, d. h. auf welchen Rechtstitel hin, jemand j e t z t hat' d. h. von der Erbschaft des Adoptivvaters vor Erlaß des Gesetzes abbekommen hat. Auf der noch älteren Inschr. Gortyn 4 9 8 6 muß der Pfändende schwören Z. 11 e |udv TOUTÖ |uev e c n dßXomai biKaiöc 'dieses Grundstück ist augenblicklich Besitztum dieses Menschen auf rechte Weise und ohne Trug'. Auf jungen Inschr. ist zur Bekräftigung dieses Sinnes der Gegenwart noch besonders vOv hinzugefügt: Itanos 5 0 6 0 (2. Jahrh.), 6 2 eiprivav ec TtavTa TÖV xpövov 6TTI rät xwpcu äv vöv ¿Katepoi exovrt 'unter Bewahrung des gegenwärtigen Besitzstandes' (dessen Grenzen dann im folgenden angeführt werden), Praisos 5 1 2 0 (4. oder 3. Jahrh.) A 5 tut Toicbe ebujKav TTpaictoi ZtaXiraic xav xuüpav . . . Kai väcouc, rac Kai vOv €XOVTI, Leben 5 0 8 6 , 3 oirrj oi Aeßrivaioi en Kai vOv S U O V T I KaTÖc apxaioc vo|uoc, 5 1 7 6 , 2 0 npöiepov — direcia (Vergangenheit) . . . Kai vöv — bibo|aev (Gegenwart: Präsens) Kai Ta XoiTtä . . . cuvbiaqpuXa£io|Li€v (Zukunft). Schließlich sei noch auf das im A n -

•Gebrauch d. Tempora u. Modi in d. kret. Dialektinschriften (§ 2—4).

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fang der Schwüre gebräuchliche önvuaj 4952, A 14, C 8; 5024, 60; 5120, A 15; 5041, 13; 5039, 11; 5075, 73 hingewiesen. § 3. 2. Der Indikat. Präsent, bezeichnet, weil er ein zeitstufenbestimmendes Merkmal nicht an sich hat, Handlungen, die zeitlich nicht näher bestimmt sind. Er läßt sich dann im Deutschen öfter mit 'pflegen' umschreiben, so Tab. X 34 duTtaiveöai be Kar' dfopäv . . . drrö TÖ Xaö, ö ä7rotYopeuovTi 'adoptieren soll man auf dem Markte . . . von dem Steine aus, von wo aus man öffentlich zu reden pflegt' ebenso X I 1 1 diroFemdööö . . . änö TÖ Xdö, 6 aTtaYopeuovn, im gleichen Sinne X 50 änrep oti öe'Xeiai dito xöv «beXmöv XavKavovxi 'wie die weiblichen von den Brüdern zu bekommen pflegen', vgl. noch das junge Beispiel 5058, 5 öeouc, öccoic ¿v Äöavaiai öueTai, rcavTac 'denen man in A. zu opfern pflegt'. Yon jüngeren Inschr. gehört hierher die in Proxeniedekreten gebräuchliche Wendung be aüioTc (TOIC SKTOVOIC O. ä.), (Lv xai oi aXXoi ]uexexovTi (trebexovTi) -rrpoSevoi 5104c, 45; 5155, 14 usw. 'woran auch die andern Proxenoi teilzuhaben pflegen' Zum zeitlosen Gebrauche des Indikat. Präs. ist wohl auch zu rechnen Tab. I 2 ai be K' äjei, KotTabiKaKcaTö TÖ eXeuöepö bim cxaxe'pavc . . . ÖTI d'^ei (Blass um unnötig, Comparetti wieder dfrii). Das Präsens will heißen 'für die Tatsache des Fortführens' es steht also etwa für TOÖ ayeiv (vgl. B. Z. S. 84 "ÖTI ayei d. h. lediglich deshalb, weil die Tatsache des äyeiv stattgefunden hat"), es ist das Präsens, das die verbale Tätigkeit absolut gibt (v. Wilamowitz Herakles 2 2 , 214); hätte hier das zeitliche Verhältnis ausgedrückt werden sollen, dann müßte es OTI are oder ä f a f e heißen. § 4 . 3. P r ä s e n s i n F u t u r f u n k t i o n . Auffällig ist in der teischen Urkunde 5181, 36 ff. xa Trpoöeöoueva . . . neipdgo^ev Kai eic TÖV Xomöv x p ö v o v btacpuXacceiv . . . Kai OUK a b i K e o i u e v Tr)ioc cufTeveac Kai cpiXoc inrapxovxac . . . das Präsens abiKeo|nev, obwohl es doch eine Handlung ist, die genau ebenso wie das futurische Ttetpa£o|uev erst in die Zukunft fällt, was schon durch den auf dbiKeo|uev folgenden Zusatz OUTE TTOXEHOU OUT' tipavac gekennzeichnet wird. Wie mag der futurische Sinn dieses Präsens zu erklären sein 2 )? 1) Nur 5185, 42 etvai bi . . . Triioic . . . irdvxa öca Kai 'ApKdiciv i c x a i das Futurum, da es sich um ein eventuelles Eintreten in der Zukunft handelt. 2) Aus der attizistischen Sprache gibt Schmid Attizismus II, 27 und III, 36 einige Belege von Präsentien, die in futurischer Bedeutung gebraucht sind.

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Hans

Jacobsthal,

Es findet sich auf kret. Inschr. noch eine präsentische Form im futurischen Sinne, nämlich TeXo^ai im Sinne von eco(iai: im Drerischen Schwur 4952 B 20 (M^öe cxácioc ápEeTv) Kai t ü j i cracKovn dvTÍoc xéXofiai und vorher Z. 3 téXo|ucü, dann Z. 26 fíiÍTe oíXXaii cuvxéXecOou (im Schwur von Itanos steht an dieser Stelle tatsächlich direkt 5058, 19 ouöe a'Wiwi cuveccéo|uai) und Hiarapytna 5040, 67 iE ac tö émKpixiípiov TéXexat 1 ). b) I m p e r f e k t u m . § 5. Die Urkundensprache hat schon an und für sich wenig Verwendung für das Imperfektum, denn in erster Linie ist es das Tempus der Schilderung und Erzählung; andererseits wurde es da, wo es stehen konnte und früher stand, später durch den Aorist verdrängt: trotzdem haben sich bis in die junge Zeit hinein gewisse Yerwendungsarten des Imperfektums gehalten: von ihnen soll zunächst (in Teil I, § 6—9) gesprochen werden, dann (in Teil II, § 9—14) von der Konkurrenz zwischen Aorist und Imperfekt. I. R e s t e des u r s p r ü n g l i c h e n I m p e r f e k t g e b r a u c h s . §6. 1. Bei A n g a b e der e p o n y m e n D a t i e r u n g im Präskript der Inschriften war es in allen Dialekten in alter und junger Zeit üblich, nicht aoristisch über das Amtsjahr zu referieren, sondern im Imperfekt zu erzählen, 'der und der befand sich im Amte des Archon, -fpawmúc usw.', vgl. nur beispielshalber auf attischen Inschr. ¿Ypawuáreue, éTtecxárei, löiöacKe usw. Meisterhans § 88, 2 2 ). Auf kretischen Inschr. begegnet man diesem Gebrauche nur deswegen so selten, weil die Datierung in den Präskripten der kretischen Psephismen fast ausnahmslos in nominalen (partizipialen) Formen erfolgt: ebo£e t o T c K0c|uotc, ém k ó c 1) Man erklärt den

futuralen Gebrauch

von

T¿\o|iiav durch

die

Formel episch £bw : attisch ébuunai = . hom. iréXw : kret. T¿Xo|aai, s. Dittenberger Syll. 463 Anm. 18 (wegen des Wechsels zwischen Dental und Labial vgl. W. Schulze Gött. gel. Anz. 1897 S. 909 und speziell für riXonai Solmsen KZ. 34 S. 542). 2) So heißt es in att. Inschr. auch imperfektisch éireipiíqnZe(v) 'Leiter der Abstimmung w a r . . .', ebenso z. B. in Tanagra CB. 935 ff. stets ¿irenJÓ(pibbe ( - - ¿Tre»iir| e£opKi£aiev neben ai Ka |iri eSopKiSuuvn usf., n u r daß auf diesen der Gebrauch des Optativs überhaupt dem des Konjunktivs gegenüber sich verringert hat. § 89. Nach dem aus alter und junger Zeit vorgebrachten Material läßt sich die Behauptung, konjunktivische und optativische Konditionalsätze seien in den kretischen Inschr. vollständig gleichwertig und gleichbedeutend gebraucht, kaum aufrecht erhalten: o h n e Z w e i f e l i s t d i e a l t e , u r s p r ü n g l i c h e K r a f t des Optativs, der die E v e n t u a l i t ä t eines v i e l leicht einmal e i n t r e t e n d e n Falles g e g e n ü b e r dem K o n j u n k t i v m e h r b e t o n t , in i h n e n n o c h zu v e r s p ü r e n . Und daß in der Tat auch noch in später Zeit das Bewußtsein des Unterschiedes von Optativ und Konjunktiv vorhanden war, zeigt eine Stelle des Vertrages zwischen Hiarapytna und Lyttos 5041 (Ende des 3. Jahrh.): es heißt hier Z. 6 öti be Ka bo£r|t Täte TTÖXeciv eSeXev fj evöejiev, öti |nev egeXoi|aev |ar|Te 1) Daß es sich in der Tat um zwei Exemplare desselben Vertrags handelt, hat Deiters Diss. p. 29 bewiesen.

Gebrauch d. Tempora u. Modi in d. kret. Dialektinschriften (§ 88—90). evOivov unTe evopKov rfaev, öti bt äffp&xpaifiev

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IvGivov t e »faev

Kai IvopKov 'was die Städte beschließen werden zu streichen oder zuzusetzen, davon soll das, was wir etwa streichen, ungültig, was wir etwa dazusetzen, gültig und bindend sein*: Der Obersatz, daß die Städte einmal später die Verträge revidieren werden, wenn andere Verhältnisse oder Bedürfnisse eintreten, wird als eine in der Zukunft sicher einmal eintretende Tatsache hingestellt (futur. Konjunktiv); was infolge dieses Beschlusses im einzelnen geschehen wird, ob man Zusätze macht oder streicht, ist erst eine weitere, durch den Obersatz bedingte Eventualität (Optativ). Dasselbe finden wir an den entsprechenden Stellen anderer Verträge: Latos und Olus 5075, 4 5 ei öe ti xa öögrii . . . im jaev k' ¿£eXoiev . . . im be k' e v Y p a y c u e v , Hiarapytna und eine Tochterstadt 5 0 3 9 , 8 ai öe ri Ka bo£r|i ßuj\euo|aevoic . . . < öti |uev e£e\oi|U€v > ' ) . . . oxi ö' eYYpa4Jai|aev, Knosos und Hiarapytna 5073, 22 ai Ö€ xi K[a ööHrji . . . ] . . . oti Ka ¿£eX[oi)uev . . . ö t i be k' ¿-m-fpavpaiiaev . . .] 2 ).

So begegnet denn auch hier wieder die Erscheinung, die wir für die Sprache der Inschriften bei der Beobachtung des Gebrauches der Tempora zu wiederholten Malen konstatieren konnten: die Verschiedenheit zweier syntaktischer Formen, die ursprünglich zweierlei Vorstellungsformen entsprechen, aber schon früh mit einander vermengt oder verwischt sind, tritt noch in später Zeit hervor, wenn diese beiden Formen unmittelbar nebeneinander stehen. Da werden sie, weil die Nähe den ursprünglichen Gegensatz wieder belebt, im alten, ursprünglichen Sinne wieder gebraucht. G ä n z l i c h i s t a l s o in K r e t a d e r U n t e r s c h i e d der o p t a t i v i s c h e n und k o n j u n k t i v i s c h e n S ä t z e n i e a u s dem B e w u ß t s e i n g e s c h w u n d e n . § 90. Zur besseren sprachlichen Würdigung will ich auch hier kurz berühren, in w e l c h e n a n d e r e n D i a l e k t e n d i e s e r Optativ in K o n d i t i o n a l s ä t z e n n o c h a n z u t r e f f e n ist3) u n d w i e e r s i c h j e w e i l s zum k r e t i s c h e n G e b r a u c h e s t e l l t . — Ganz für sich steht in dieser Beziehung das Elische: 1) Das hat Deiters Diss. p. 21 mit Recht hier eingeschoben — ohne dies Sätzchen wäre der Passus j a unsinnig. 2) So wohl richtig Halbherr; Blass bemerkt dazu 'nicht richtig', weil er den Optativ mit xa nicht anerkennt, der jedoch für diese Formel nach Deiters auch 5075, 45 sicher ist, s. oben § 82. 3) Stahl hat diese Frage, soweit ihm das Material damals schon zugänglich war, a. a. 0 . p. 8 ff. behandelt.

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Hans Jacobsthal,

in den Inschriften von Elis nämlich sind überhaupt nur optativische Konditionalsätze in Gebrauch, der Optativ hat sich hier auch in den Relativ- und Temporalsätzen festgesetzt. — Daß er sogar in den Hauptsätzen im adhortativen Sinne steht, sahen wir bereits oben § 76 1 ). Gleichfalls nur optativ. Konditionalsätze finden sich auf der Vorderseite der Erztafel von Oianthea 1479 (Lokris, 5. Jahrh.), während bemerkenswerterweise die Rückseite n u r konjunktivische bietet, wie auch auf der anderen recht umfangreichen Tafel von Oianthea 1478 (derselben Zeit angehörig) sämtliche Konditionalsätze im Konjunktiv stehen. In diesen Fällen also, wo der Optativ (Konjunktiv) alle Bedingungssätze ergriffen hat, kommt er als Ausdrucksmittel stärkerer Eventualität nicht in Betracht, er ist zur festen Form erstarrt. Doch es fehlt nicht an Fällen, wo, wie im Kretischen, Optativ und Konjunktiv nebeneinander hergehen; einige Belege bringt der nördliche Peloponnes: Mykene (Anf. d. 2. Jahrhs.) IG. IY 498, 7 ei be uri 7roioieT KotTÖt xct tefpaMMeva, der Optativ stimmt zum kretischen Gebrauch, wie denn auch eine weitere Bestimmung ai be t( kci Trevrjxai konjunktivisch folgt; auf der Bronze Tyskiewicz aus Argos dagegen IG. IV 554 steht im Gegensatz zum Kretischen die eigentliche Bestimmung Öecaupöv töv xäc 'Aöavaiac ai Tic . . . euöüvot . . . I öiicäcCoi I öiKotcZoifo im Optativ, und im folgenden Z. 7 heißt es nach der Aufforderung ttoxeXdxö elliptisch ai be Ka 'falls aber nicht', wo wir kretisch ai be mi fanden; ebenso auch auf der archaischen Inschr. aus Mykene IG. IV 493 die selbständige Bestimmung ai ba|iiopyia eie, töc ¡apo|avd|aovac . . . Kpixtpac efxev 'falls kein Ortsvorstand da ist, sollen die H. Richter sein' optativisch 2 ); aus jüngerer Zeit (Anf. 2. Jahrhs.) Troezen IG. IV 752, 4 ei be biKacaixo, olttoTeicäxuj ei nev ¡biuuTac xiMac bpaxjudc, ei be äpxwv jaupiac: hier hätte umgekehrt in Kreta wohl elliptisch ai be Ka gestanden, siehe 1) Einen konjunktivischen Konditionalsatz erblicken einige Herausgeber (Danielsson, Eranos 3 p. 129, Br. Keil Nachr. Gött. Ges. d. Wissensch. 1899 p. 145 f.) in Kai Ka (pufabeuavri auf einer elischen Erzplatte, die allerdings in die zweite Hälfte des 4. Jahrhs. gehört; zweifelhaft aber erscheint doch, gegenüber dem ausnahmslosen Optativ in den Konditionalsätzen der alten Inschr. bö£e 1159, 7 auf einer Bronzeplatte aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu [ai Ka] böEe ergänzen zu wollen (Keil a. a. 0.). 2) Für die Sacherklärung hätte der letzte Herausgeber dieser Inschr. auf die Erläuterung von Wilamowitz, Aristoteles und Athen II, 48 Anm. 26 hinweisen sollen.

Gebrauch d. Tempora u. Modi in d. kret. Dialektinschriften (§ 90—91).

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die genau entsprechenden Beispiele auf den Tafeln von Gortyn II 2 ff. und II 10 ff. oben § 84 Ende. § 91. Vereinzelte Beispiele finden sich noch sonst, so in der achaischen Inschr. 1614, a 6 ei öl pr) öoirj, mit dem kretischen Gebrauch übereinstimmend, unsicher ist Z. 9 ei öe Tic [£xoi . . .] und 20 e[i öe exoi . . .] — sonst sind auf dieser Inschr. die Konditionalsätze durch ei cum Indic. Fut. gebildet; dann auf der Sotairosinschrift aus der Thessaliotis (5. Jahrh.; s. Athen. Mitt. 21, 248ff.) Z. 7 ai nc TaÜTa rcapßaivoi, auch zum Kretischen stimmend, vgl. dieselbe Wendung Aeschines 3, 110 (Amphiktyonenbeschluß) ei Tic Tabe irapaßaivoi und auf der delphischen Labyadeninschr. 2561, C 25 und D 16 ai öd ti toutujv TrapßaXXoiTO. Dann heißt es in der Inschr. über das Geldgeschenk des Aristomenes an die Texvrrat des Dionysos aus Korkyra 3206 Z. 17 ei |uii ti öia 7ro\e|uov aöuvaTOv y£voito, ebenso optativische Konditionalsätze 25, 29, 66, 72, 82, 100, 109, 125, 132, 135, daneben drei konjunktivische 103, 114, 1 3 7 d o c h ist ein Unterschied zwischen beiden Yerwendungsarten nicht zu finden. Schließlich begegnet noch im Arkadischen nur auf der Bauinschrift aus Tegea 1222 Z. 12 ei öe Tic epTuJvrjcac |af| ifKexnPnKOi toic ^PToic, o öe TtoXenoc öiaKCuXuoi und Z. 6 ei öe . . .