Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland: Archivstudien [Reprint 2011 ed.] 9783110931075, 3484522658, 9783484522657

The present study investigates the vocabulary used in some 1,000 archive documents dating from the period between 1685 a

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German Pages 523 [524] Year 1996

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Table of contents :
Vorwort
1. Einleitung
2. Das Untersuchungsmaterial
3. Ziele und Ergebnisse der Untersuchung
4. Glossar
5. Verzeichnis der benutzten Abkürzungen und Sigel
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
7. Wortregister
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Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland: Archivstudien [Reprint 2011 ed.]
 9783110931075, 3484522658, 9783484522657

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG UND KURT BALDINGER HERAUSGEGEBEN VON MAX PFISTER

Band 265

HANS JOACHIM SCHMITT

Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland Archivstudien

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1996

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Zeitschrift für romanische Philologie /Beihefte] Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie. - Tübingen : Niemeyer Früher Schriftenreihe Fortlaufende Beil, zu: Zeitschrift für romanische Philologie NE: HST Schmitt, Hans Joachim: Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland : (Archivstudien) / Hans Joachim Schmitt. - Tübingen : Niemeyer, 1996 (Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie ; Bd. 265) Bd. 265. Schmitt, Hans Joachim: Der französische Wortschatz der Waldenser in Deutschland. 1996 ISBN 3-484-52265-8

ISSN 0084-5396

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1996 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten Einband: Heinr. Koch, Tübingen

Dem Andenken meiner Tochter Ursula gewidmet

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

VII

1. Einleitung 1.1. 1.2. 1.3.

l

Gegenstand der Untersuchung Die Herkunft der Flüchtlinge Der geschichtliche Hintergrund

l l 3

2. Das Untersuchungsmaterial 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6.

8

Die besuchten Archive Die exzerpierten Akten Der Entstehungsort der Akten Die Urheber der Akten Die Art der Akten Gedruckte Quellen

8 9 12 13 17 20

3. Ziele und Ergebnisse der Untersuchung

23

3.1. Der allgemein-lexikographische Aspekt 3.1.1. Methodologische Vorbemerkungen 3.1.2. Addenda zum FEW 3.1.2.1. Im FEW fehlende Lexeme 3.1.2.2. Im FEW fehlende lexikalische Erscheinungen . 3.1.2.3. Nachdatierungen 3.1.2.3.1. FEW-Letztdatum im 17. Jahrhundert 3.1.2.3.2. FEW-Letztdatum im 16. Jahrhundert 3.1.2.3.3. FEW-Letztdatum im 15. Jahrhundert 3.1.2.3.4. FEW-Letztdatum im 14. Jahrhundert oder früher 3.1.2.4. Vordatierungen 3.1.2.5. Sonstige Addenda 3.2. Der korpusspezifische Aspekt 3.2.1. Übereinstimmungen mit dem zeitgenössischen Standard . 3.2.2. Abweichungen vom zeitgenössischen Standard 3.2.2.1. Archaismen 3.2.2.2. Dialektalismen und Regionalismen

23 23 25 27 28 34 34 38 40 40 41 41 42 45 77 77 82 VII

3.2.2.2.1. Okzitanisch und Frankoprovenzalisch 3.2.2.2.2. Dialekte und Regionalsprache der französischen Schweiz 3.2.2.3. Interferenz- und Lehnphänomene 3.2.2.3.1. Kontakte mit dem Italienischen 3.2.2.3.2. Kontakte mit dem Deutschen 3.2.3. Der soziokulturelle Hintergrund 3.2.3.1. Archaismen; Dialektalismen bzw. Regionalismen der Herkunftsgebiete 3.2.3.2. Helvetismen 3.2.3.3. Entlehnungen aus dem Deutschen

82 88 91 91 94 99 99 100 102

4. Glossar

105

5. Verzeichnis der benutzten Abkürzungen und Sigel

491

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

495

7. Wortregister

505

VIII

Vorwort

Hoch über dem Lahntal und Balduinstein, wo ich seit fast zwanzig Jahren wohne, ragt die imposante Silhouette von Schloß Schaumburg in den Himmel, und nur wenige Kilometer entfernt, auf einem Höhenzug jenseits des Flusses, liegt das Waldenserdörfchen Charlottenberg. Als ich im Frühjahr 1984 zum ersten Mal das Kirchenbuch der französisch-reformierten Gemeinde Holzappel - zu der es bis 1766 gehörte - in die Hand nahm, konnte ich nicht ahnen, was sich aus diesem ersten Kontakt mit einem von den Glaubensflüchtlingen hinterlassenen Dokument ergeben sollte. Jedenfalls erschienen mir schon beim flüchtigen Lesen die Sprache und vor allem der Wortschatz so interessant, daß ich mir vornahm, auch die Waldenserakten des Schaumburger Archivs durchzuarbeiten. Dies war damals mit Problemen verbunden, denn das Schloß hatte gerade den Besitzer gewechselt, und der Zugang war nicht möglich. Eine Fotokopie, die mir freundlicherweise von privater Seite zur Verfügung gestellt wurde1, half mir aus der Verlegenheit. Was ich fand, übertraf meine Erwartungen: ein Vergleich mit den im FEW und anderen lexikographischen Quellen gesammelten Befunden ergab eine ganze Reihe von Erkenntnissen, welche geeignet schienen, die Geschichte des französischen Wortschatzes zu bereichern. Im September 1985 sandte ich mein Material an Professor Baidinger, Heidelberg. Nicht wenig überrascht war ich, als er mir prompt anbot, es in der ZrP zu veröffentlichen. Was lag nun näher, als die Untersuchungen auf andere französische Akten aus dem deutschen Refuge auszudehnen? Als ich ihm diesen Plan vortrug, griff er ihn sofort auf und sagte mir spontan seine Unterstützung zu. Den Fortgang meiner Arbeit hat er mit großem Interesse verfolgt, und mehrmals war mir sein Rat eine willkommene Hilfe. Mittlerweile hatte ich - sehr zu meiner Verwunderung - festgestellt, daß solche Dokumente, die in großer Zahl in den Archiven schlummern, bislang von der romanistischen Forschung kaum beachtet worden waren. Allein Marie-Carla Lichtenthal (Millequant) hatte sich in ihrer Frankfurter Dissertation von 1969 über die hessischen Hugenottenkolonien 2 auch Stücken aus der schriftlichen Hinterlassenschaft der Siedler gewidmet. Im 1 2

Vgl. dazu Kap. 2, Fn. 12. Titel im Literaturverzeichnis. IX

Rahmen ihrer breiter angelegten, sowohl sprach- als auch kulturgeschichtlich orientierten Untersuchung spielte dieser Aspekt jedoch keine zentrale Rolle. Die Fürsprache von Professor Baidinger war wohl nicht ohne Einfluß darauf, daß mir die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Jahre 1986 auf meinen Antrag hin einen Zuschuß gewährte. Dieser erlaubte mir, in den folgenden Jahren die in Frage kommenden Archive in Deutschland und der Schweiz aufzusuchen, um die einschlägigen Akten auszuwerten. Das Thema war inzwischen wegen der Überfülle des vorhandenen Materials auf die das waldensische Refuge berührenden Dokumente und den Zeitraum von 1685 bis etwa 1730/1735 begrenzt worden3. In diesem Stadium begegnete ich einem Historiker, der wie kaum ein zweiter die Geschichte der deutschen Waldenser kennt: Dr. Theo Kiefner, Calw-Altburg. Ihm verdanke ich zahlreiche wertvolle Informationen, und zwar über das hinaus, was Fußnoten und Literaturverzeichnis bezeugen. Erwähnt sei nur, daß mir seine Vertrautheit mit den Archiven und ihren Beständen manchen Umweg und manch langwieriges Suchen ersparte. Die Untersuchung, die ich jetzt vorlege, wird, so hoffe ich, beweisen, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen dem Historiker und dem Philologen und Linguisten bei einem Thema wie diesem sein kann. Oben wurde beklagt, wie wenig die reichen französischsprachigen Aktenbestände, die das Refuge in deutschen, aber auch Schweizer und niederländischen Archiven hinterlassen hat, bisher die Aufmerksamkeit der Romanisten erregt haben. Dies ist umso erstaunlicher, als sie in diesen Ländern - alle mit alter romanistischer Tradition - sozusagen «vor der Haustür» liegen. Dabei wäre es abwegig, wollte man der Aktensprache als einer Art «Exilfranzösisch» einen besonderen oder gar minderen Status zuweisen und sie deshalb der Beachtung weniger wert erachten. Daß dem keineswegs so ist, wird, wie ich hoffe, die vorliegende Untersuchung zeigen. Allerdings drängt sich der Eindruck auf, als ob auch die sprachgeschichtliche Aufarbeitung der Archive im Mutterland Frankreich selber zumindest was den hier erfaßten Untersuchungszeitraum angeht - noch manchen Wunsch offen ließe. Da die dort aufbewahrten Dokumente nicht anders als die von mir exzerpierten - meist reine «Gebrauchstexte» enthalten und zu einem erheblichen Teil in der Sprache des alltäglichen Umgangs abgefaßt sein dürften, kann man erwarten, daß ihre systematische Auswertung zu einer realistischeren Darstellung der Geschichte des französischen Wortschatzes führen wird als die bisherige Praxis, die literarische Quellen zu bevorzugen scheint. Einige Untersuchungen, die sich vorwiegend auf frühere Sprachstufen beziehen, haben in der Tat gezeigt, daß auf diesem Wege neue und wichtige Einsichten zu gewinnen Zu Einzelheiten s. Kap. 2.

sind. Erinnert sei nur an William Rothwells jüngst in der ZrP erschienenen Aufsatz über die Akten der Grocers' Company of London, worin der Verfasser übrigens eben diesen Aspekt hervorhebt4, sowie an die Arbeiten von Louis Remacle über Wallonien5 und Jaakko Ahokas über Genf6. Ist es Zufall, daß sie alle Archive außerhalb des Hexagons betreffen? Im selben Zusammenhang ist auch Kurt Baldingers intensive Beschäftigung mit den Coutumes zu nennen7, die eine Fülle neuer Erkenntnisse brachte und damit die Bedeutung nicht-literarischer Quellen für die französische Wortgeschichte eindrucksvoll unterstrich. Ursprünglich war es meine Absicht, zusammen mit der hier vorgelegten lexikalischen Auswertung auch eine Auswahl der benutzten Quellentexte zu publizieren. Ich muß um Nachsicht bitten, daß ich diesen Plan nicht realisieren konnte. Der Umfang des sich im Laufe meiner Forschungen anhäufenden Materials, dessen Bearbeitung einen erheblichen Zeitaufwand erforderte, ließ mich nicht dazu kommen. Ich kann nur hoffen, daß Theo Kiefners neue und sehr sorgfältige Edition der deutschen Waldenserprivilegien - die, wie man nach dem Titel vermuten könnte, keineswegs nur juristisch-administrative Texte bietet - diese Lücke wenigstens teilweise schließt8. Zum Schluß ist es mir ein besonderes Anliegen, noch einige Worte des Dankes zu sagen. Wieviel ich Professor Baidinger und Dr. Kiefner schulde, habe ich bereits zum Ausdruck gebracht. Dankbar bin ich auch den Professoren Johannes Kramer, Siegen, Max Pfister, Saarbrücken und Otto Winkelmann, Gießen (früher Eichstätt), die mein Vorhaben dadurch unterstützten, daß sie mich - den «Außenseiter» - zu Kongressen oder Kolloquien einluden, wo ich meine Forschungsergebnisse vortragen und zur Diskussion stellen konnte. Professor Pfister hat darüber hinaus, seit er als Herausgeber der ZrP verantwortlich zeichnet, meine Arbeit gefördert und ihre Publikation im Rahmen der «Beihefte» ermöglicht. Dafür gebührt ihm besonderer Dank. Genannt sei noch Monsieur Gilles Roques, Charge de recherches am C. N. R. S., der mir während eines Arbeitsbesuches in Nancy sein Interesse bekundete und mich freundlich unterstützte. Mein Dank gilt auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die finanzielle Unterstützung einschließlich des Druckkostenzuschusses, und 4 5

6 7

8

Vgl. das Zitat im Artikel rebattre des Glossars; genauer Titel im Literaturverzeichnis. Documents lexicaux extraits des archives scabinales de Roanne (La Gleize) 1492-1794, Paris 1967; Documents lexicaux extraits des archives de Stoumont, Rahier et Francorchamps, Paris 1972 (Bibliotheque de la Faculte de Philosophie et Lettres de I'Universite de Liege, 177 bzw. 205). Titel im Literaturverzeichnis. Vgl. dazu insbes. seinen 1961 in der ZrP erschienenen Aufsatz (Titel im Literaturverzeichnis); wir zitieren daraus in den Artikeln legal und liberal des Glossars. Näheres in 2.6. unten; vgl. dazu auch meine ebd. zitierte Rezension in ZrP 110. XI

hier vor allem Dr. Briegel, der ein offenes Ohr für mein Anliegen hatte. Frau Biberacher und Herr Herbst vom Max Niemeyer Verlag haben mir mit sachverständigem Rat bei der Erstellung des Computerskripts geholfen. Last but not least möchte ich den Direktoren der besuchten Archive in Deutschland und der Schweiz (diese sind in 2.1. aufgezählt) und allen ihren Mitarbeiter(inne)n für die allseits freundliche Aufnahme und bereitwillige Hilfe danken. Auch sie haben ihren Anteil daran, daß diese Untersuchung zustandekam. Balduinstein, im Juli 1994

XII

l. Einleitung

1.1. Gegenstand der Untersuchung In den beiden letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts fanden Tausende von reformierten Glaubensflüchtlingen aus dem Hochdauphine einschließlich der damals zu Frankreich gehörenden oberen Talstufen des Val Cluson (it. Chisone) in verschiedenen protestantischen Ländern und Territorialherrschaften Südwestdeutschlands eine neue Heimat1. Dabei entstanden riesige Mengen von Akten, die in deutschen, aber auch Schweizer und niederländischen Archiven lagern2 und von denen ein erheblicher Teil in französischer Sprache abgefaßt ist. Diese wurden bisher von der Romanistik so gut wie nicht beachtet3. Ihr Beitrag zur Wort- und Bedeutungsgeschichte des Französischen im 17. und in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wird Gegenstand dieser Untersuchung sein. Für das Verständnis der Zusammenhänge ist es erforderlich, zunächst die Herkunftsgebiete der Flüchtlinge einzugrenzen und in knapper Form die historischen Ereignisse darzulegen, die sie veranlaßten, ihre angestammte Heimat zu verlassen.

1.2. Die Herkunft der Flüchtlinge Bei den Einwanderern, mit deren schriftlicher Hinterlassenschaft wir uns befassen, handelt es sich in der großen Mehrheit um Waldenser aus den beiden oberen, durch die Felsbarriere des Bec Dauphin getrennten Stufen des Val Cluson: dem Val Pragela ober- und dem Val Perouse unterhalb. Dieses war bis 1696, jenes bis 1713 französisches Staatsgebiet4. Ein kleinerer Teil waren Hugenotten aus dem Hochdauphine westlich des Alpen1 2 3 4

Einen Überblick über das gesamte deutsche Refuge mit kritisch erarbeiteten Zahlenangaben gibt jetzt Kiefner 1993. Wieso Akten in die Schweiz und die Niederlande gelangten bzw. dort entstanden, wird aus dem historischen Abriß (s. 1. 3.) verständlich. Vgl. dazu unsere Bemerkungen im Vorwort. Das Val Perouse kam durch einen mit Frankreich geschlossenen Separatfrieden, das Val Pragela dagegen erst nach dem Spanischen Erbfolgekrieg durch den Frieden von Utrecht an Savoyen. Näheres dazu bei Kiefner 1980a, 240-241 bzw. 261.

hauptkammes, insbesondere aus dem Einzugsgebiet der oberen Durance5. Es ist hier festzuhalten, daß die auf deutschem Boden dauerhaft ansässig gewordenen Waldenser so gut wie ausschließlich französische Staatsbürger waren. Ihre jenseits der Grenze in den benachbarten sogenannten «piemontesischen» Waldensertälern6 (Germanascatal oder Val St. Martin, Val Pellice mit den Nebentälern von Angrogna und Rora) auf savoyischem Territorium lebenden Glaubensgenossen hatten ein anderes Schicksal und spielten im deutschen Exil nur eine vorübergehende und sekundäre Rolle. Sie konnten nämlich wieder in ihre Heimat zurückkehren, wo ihre Nachfahren bis heute die kleine Waldenserkirche Italiens bilden7. Einen Überblick über die geographische Herkunft der Flüchtlinge und die territorialen Verhältnisse im französisch-savoyischen Grenzraum zur Zeit der Flucht gibt Karte 1. Karte l: Die Herkunftsgebiete der okzitanophonen Waldenser und Hugenotten

• · · · · Grenze zwischen Frankreich und Savoyen 1631-1696 von Frankreich besetzt (nach einer Vorlage von Dr. Theo Kiefner)

Sprachlich bestand zwischen den Waldensern des Val Cluson, ihren Glaubensbrüdern in Savoyen und den Hugenotten des Hochdauphine westlich Einige Einzelheiten zur Flucht aus dem Queyras im Jahre 1685 gibt Kiefner 1985a, 24-25 (mit Quellenangaben). Diese Bezeichnung ist rein geographisch zu verstehen. Sprachlich gehörten die Bewohner zum Okzitanischen (Alpenprovenzalischen). Vgl. dazu auch Fn. 8. Vgl. dazu unseren historischen Abriß (s. 1. 3.).

des Alpenhauptkammes kein wesentlicher Unterschied: sie gehörten alle der alpenprovenzalischen Dialektgruppe des Okzitanischen an8. Gleichzeitig war bei allen, auch den savoyischen Waldensern, Französisch Amtsund Kirchensprache9. Selbst im religiösen Bereich waren die Unterschiede gering. Wohl hatten die Waldenser als vorreformatorische Bewegung eine andere Vorgeschichte und andere Traditionen als die französischen Hugenotten. Nachdem jedoch im Jahre 1532 die Synode von Chanforan mit überwältigender Mehrheit für den Anschluß an die Genfer Reformation votiert hatte, wurden sie, soweit sie auf französischem Staatsgebiet wohnten, mit der reformierten Kirche Frankreichs vereinigt. Sie gehörten fortan zur Provinzialsynode des Dauphine. Hinsichtlich Liturgie und kirchlicher Praxis unterschieden sie sich nicht mehr von den Hugenotten und unterwarfen sich wie diese der Discipline ecclesiastique, der Ordnung der reformierten Kirche Frankreichs10.

1.3. Der geschichtliche Hintergrund Die Ereignisse, welche die Flucht auslösten, sind kompliziert und im einzelnen wenig bekannt. Daher folgt hier ein kurzer historischer Abriß11. Die Waldenser des Val Cluson hatten im Frühsommer 1685, also bereits vor der im Oktober verkündeten Aufhebung des Ediktes von Nantes, ihre Heimat verlassen. Dies war die Folge einer jahrzehntelangen, vom Staat und der katholischen Kirche betriebenen Unterdrückungs- und Verfolgungspolitik. Sie kulminierte in einer juristischen Auseinandersetzung, die schließlich zum Verbot der Religion Pretendue Reformee (RPR) durch den französischen Staatsrat führte. Das Urteil beruhte auf einer umstrittenen und wohl auch falschen Auslegung von Artikel 14 des Ediktes von Nantes, wonach der reformierte Glaube «delä les Monts» untersagt sein 8

9 10

11

Näheres zu den Dialekten östlich des Alpenhauptkammes auf heute italienischem Gebiet bei Hirsch 1970, dgl. 1963, 31-41. Derselbe Verf. hat sich in zahlreichen Publikationen mit den Exilmda. der Waldenser, vor allem in Württemberg, befaßt (nicht jedoch mit dem Schriftfranzösischen der Akten). Eine Teilbibliographie gibt Baidinger 1974 und 1984. Vgl. dazu Hirsch 1963, 45-46. Den savoyischen Waldensern wurde der kirchliche Anschluß an Frankreich verwehrt. Über die Einführung der Reformation und die kirchlichen Verhältnissen im Val Cluson bis zum Verbot des evangelischen Glaubens 1685 orientiert Kiefner 1980a, 71-138. Den Text der Discipline findet man bei Mengin 1929, 64 ff. Näheres über die erste Fluchtwelle aus dem Val Cluson im Jahre 1685 und die anschließenden Ansiedlungsversuche in Deutschland bei Kiefner 1985a, 21-112. Die endgültige Vertreibung von 1698 soll im demnächst erscheinenden 3. Band der Monographie desselben Verf. über die deutschen Waldenser im Detail dargestellt werden. Einen guten Überblick gibt dieser schon jetzt in 1985b, 36-43, ferner in der Einleitung zu seinen beiden Privilegienbänden, s. 1990, 47-73.

sollte12. Rund 2500 Waldenser - d. h. fast 30% der Bevölkerung, die übrigens fast ausschließlich reformiert war - lehnten eine Konversion ab und flohen unter Führung ihrer Pfarrer über die Berge in die Schweiz, wo sie in einigen evangelischen Kantonen vorübergehend unterkamen. Von dort aus versuchten sie in den Jahren 1686/87, bei verschiedenen protestantischen Fürsten Südwestdeutschlands Aufnahme zu finden. Dauerhafte Ansiedlungen entstanden jedoch im Verlaufe dieser ersten Fluchtwelle kaum. Einzige Ausnahme bilden die im Raum Hofgeismar in der Landgrafschaft Hessen-Kassel gegründeten Kolonien (vgl. Karte 2); allerdings siedelten dort neben Waldensern zahlreiche Hugenotten aus verschiedenen Gegenden Frankreichs (darunter auch solche aus dem Hochdauphine)13. Daß es nur zu wenigen definitiven Niederlassungen kam, wird aus den in der Zwischenzeit eingetretenen politischen und militärischen Ereignissen verständlich. Zunächst hatte Savoyen unter französischem Druck die auf seinem Territorium lebenden Waldenser verfolgt, eingekerkert und z. T. vertrieben14. In den Jahren 1687-89 unternahmen savoyische und französische Waldenser, von den protestantischen Mächten (insbes. den Niederlanden) unterstützt, vier Versuche, mit Waffengewalt in die Heimat zurückzukehren15. Von diesen ging der dritte, der im August 1689 in der Nähe von Nyon mit der Überquerung des Genfer Sees begann, als Glorieuse Rentree in die Waldensergeschichte ein. Einer Streitmacht von etwa 1000 Mann gelang es in der Tat, quer durch die Alpen bis in die savoyischen Waldensertäler vorzudringen. Sie konnte den vereinigten französischen und savoyischen Truppen dabei empfindliche Verluste zufügen. Schließlich mußte sie sich jedoch vor der feindlichen Übermacht auf dem unzugänglichen Felssporn der Balsille (it. Balsiglia) im oberen Germanascatal verschanzen, wo sie bis ins Frühjahr 1690 hinein der Belagerung standhielt. Im Mai glückte ihr sogar der nächtliche Ausbruch. Kurz darauf kam es zu einer überraschenden und für die Waldenser glücklichen politischen Wende: der Herzog von Savoyen wechselte die Fronten und schloß sich der Augsburger Liga gegen Frankreich an16. Gleichzeitig erlaubte er wieder die Ausübung der reformierten Religion in seinem Lande. Außer den verjagten und aus den Gefängnissen entlassenen eigenen Untertanen strömten nun auch die meisten der aus dem Val Cluson nach Deutschland 12 13

14 15 16

Einzelheiten zu den Rekatholisierungsversuchen und zu dem Prozeß vor dem Parlement von Grenoble gibt Kiefner 1980a, 139-201 bzw. 202-209. Näheres zu diesen Kolonien bei Kiefner 1985a, 84-106; vgl auch die ausführlichen Einzeldarstellungen bei Desel/Mogk 1978, 113-157 sowie 162-213 mit reichhaltigen Literatur- und Quellenangaben. Vgl. dazu Kiefner 1985a, 124-190. Näheres bei Kiefner 1985a, 191-194, 231-241, 291-350, 359-370. Eine ausführliche Schilderung der Glorieuse Rentree und der sich anschließenden Ereignisse gibt Kiefner 1985a, 291-350.

geflüchteten Waldenser, ja sogar viele Hugenotten aus dem Hochdauphine, in die savoyischen Waldensertäler. Sie hofften, nach der erwarteten Niederlage Frankreichs in dem nun beginnenden Krieg, wieder in ihre direkt benachbarte alte Heimat zurückkehren zu können. Im Jahre 1696 schloß der Herzog jedoch einen Separatfrieden mit Ludwig XIV. Darin mußte er sich in einer Geheimklausel verpflichten, nach dem allgemeinen Friedensschluß keine Reformierte französischer Herkunft auf seinem Staatsgebiet zu dulden. Ferner durfte er im seit 1631 von Frankreich annektierten Val Perouse, das er zurückerhielt, keinen reformierten Gottesdienst gestatten17. Nach dem Generalfrieden von Rijswijk im darauffolgenden Jahr war die savoyische Regierung gezwungen, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Nach einigem Zögern unterschrieb der Herzog am 1. Juli 1698 den Ausweisungsbefehl für alle Reformierte französischer Staatsangehörigkeit18. Betroffen waren rund 3000 Personen. Sie verließen in mehreren Gruppen unter Führung ihrer Pfarrer Savoyen und zogen zunächst in die Schweiz. Dort fanden sie den Winter über in einigen evangelischen Kantonen Zuflucht. Gleichzeitig begannen die Bemühungen, sie nun endgültig in verschiedenen evangelischen Ländern und Territorien Südwestdeutschlands anzusiedeln, die Interesse an ihrer Aufnahme bekundet hatten. Der niederländische Gesandte bei der Eidgenossenschaft, Pieter Valkenier, den seine Regierung zum Bevollmächtigten für die Unterbringung der Waldenser in Süddeutschland ernannt hatte, verhandelte, von einigen Waldenserpfarrern tatkräftig unterstützt 19 , mit den betreffenden Territorialherren und Regierungen über die Aufnahmebedingungen. Nach dem erfolgreichen Abschluß dieser Gespräche konnten ab dem Frühjahr 1699 die Flüchtlinge aus der Schweiz nach Deutschland ziehen. Noch im selben Jahr und dann bis 1701 kam es so zur Gründung der auf Karte 2 verzeichneten Kolonien (außer den schon erwähnten, früher entstandenen Niederlassungen um Hofgeismar). Sie konzentrierten sich im Herzogtum Württemberg, wo auch alle Hugenotten der zweiten Fluchtwelle unterkamen. Der Rest lag verstreut im hessischen Raum und verteilte sich auf die Landgrafschaften Hessen-Darmstadt (RohrbachWembach-Hahn, Walldorf), Hessen-Homburg (Dornholzhausen), die Grafschaft Ysenburg-Büdingen (Waldensberg) und die Reichsgrafschaft Schaumburg-Holzappel (Charlottenberg). Hinsichtlich dieser Ansiedlungen ist eine wichtige Tatsache hervorzuheben: bei den Waldensern blieben die alten Gemeindeverbände, die sogar 17

18

19

Vgl. dazu Kiefner 1980a, 240-241 sowie 1985a, 413 mit weiteren Literaturhinweisen. Vgl. Kiefner 1985a, 417-419 sowie 1985b, 36. - Es war derselbe Tag, an dem die französischen Waldenser und Hugenotten dem Herzog in Pinerolo den Treueid als neue Untertanen leisteten (!) - eine bittere Ironie der Geschichte. Allen voran Henri Arnaud und Jaques Papon Sohn (s. dazu insbes. Kiefner 1989, 123-124).

Karte 2: Gründungen von deutschen Kolonien durch okzitanophone Reformierte aus dem französischen Hochdauphine (1686-1701) Weser ,Gewissenruh (1722) Gottstreu (1722) Carlsdorf(1686) HofgeismarA Mariendorf (l686

Die Kolonien ohne Jahresangabe wurden 1699-1701 gegründet; die in Klammern sind wieder eingegangen. GroßKlein-» Schönenbe villars

A In Hofgeismar bestand seit 1686 eine französische Flüchtlingsgemeinde. Gewissensruh und Gottstreu entstanden aus Umsiedlungen württembergischer Waldenser.

(nach einer Vorlage von Dr. Theo Kleiner)

während der Flucht den Zusammenhalt weitgehend gewahrt hatten, so gut wie vollständig intakt. Wir können daher jeder auf deutschem Boden gegründeten Kolonie eine Muttergemeinde im Val Cluson zuordnen, wie Karte 3 verdeutlicht20. Bemerkenswerterweise gilt dies nicht nur für die durch das Ausweisungsedikt von 1698 neu betroffenen Orte im Val Perouse21, sondern auch für die des Val Pragela, deren Bewohner ja zum Teil schon 1685 ihre Heimat verlassen hatten und die nach vorübergehendem Aufenthalt in Deutschland und Savoyen nun zum zweiten Mal und endgültig den Weg ins Exil antreten mußten. Für die Waldenserkolonien22 ist uns also die geographische Herkunft der Siedler genau bekannt. Es liegt auf der Hand, daß diese Tatsache die Interpretation und Bewertung der in den Akten enthaltenen lexikalischen Zeugnisse in manchen Fällen erleichtert. Karte 3: Die evangelischen Gemeinden in Val Cluson und ihre deutschen Tochtergemeinden

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(nach einer Vorlage von Dr. Theo Kiefner)

20

22

Sie zeigt auch, daß nur Waldensberg und Nordhausen zwei Muttergemeinden hatten. Einige von diesen nahmen sogar ihren Namen ins württembergische Exil mit, wo er sich bis heute erhalten hat (vgl. Karten 2 und 3). Es muß hier betont werden, daß für die auf Karte 2 verzeichneten überwiegend von Hugenotten bewohnten Kolonien die geographische Herkunft der Siedler sich nicht so eindeutig bestimmen läßt. Fest steht jedoch, daß sie in ihrer großen Mehrheit aus dem Hochdauphine kamen (s. Karte 1).

2. Das Untersuchungsmaterial

2.1. Die besuchten Archive Die bei der Ansiedlung und später in den Kolonien entstandenen bzw. diese betreffenden Akten wurden meist in den zuständigen Kanzleien der Aufnahmeterritorien zusammengefaßt. Von da gelangten sie im Laufe der Zeit in verschiedene staatliche, kirchliche und private Archive Südwestdeutschlands. Umfangreiche Bestände lagern aber auch in der Schweiz und in den Niederlanden. Diese beiden Länder hatten ja, wie in 1.3. gezeigt, den Flüchtlingen auf ihrem Weg ins Exil und bei ihrer Niederlassung in der neuen Heimat entscheidende Hilfe gewährt. Überdies trugen die Niederlande, zusammen mit Großbritannien, die Hauptlast der finanziellen Unterstützung, die das Überleben der neu entstandenen Flüchtlingsgemeinden sicherte. Unter Berücksichtigung der historischen Voraussetzungen und entsprechend der in 1.3. dargestellten Verteilung der Einwanderer auf bestimmte Länder und Territorien konzentrierte sich unsere Aktenauswertung auf folgende Archive: die Hauptstaatsarchive (künftig: HStA) Stuttgart und Wiesbaden, die Staatsarchive (StA) Darmstadt, Zürich1 und Genf2, die Manuskriptenabteilung der Bibliotheque Publique et Universitaire (BPU) in Genf, das Stadtarchiv (SdtA) Frankfurt/M., das Fürstlich Ysenburgsche Archiv (FYA) Büdingen, das Dekanatsarchiv (DA) Hofgeismar und das Schloßarchiv (SA) Schaumburg/Lahn. Eine Anzahl Dokumente aus dem Rijksarchief (RA) Den Haag, alle aus dem Bestand der Generalstaaten («Staaten Generaal»), lag uns in Fotokopien vor3; wir kennzeichnen sie mit «StGen».

1 2 3

Amtliche Bezeichnung: Staatsarchiv des Kantons Zürich. Amtlich: Republique et Canton de Geneve - Archives d'Etat. Sie wurden uns freundlicherweise von Pfarrer Dr. Theo Kiefner, Calw, überlassen.

2.2. Die exzerpierten Akten Angesichts der Masse der in den genannten Archiven aufbewahrten Akten, die unser Thema berühren, kam eine vollständige Durchsicht nicht in Frage. Wir setzten daher unserer Untersuchung einen zeitlichen Rahmen und wählten dazu die Spanne zwischen der ersten Flucht, also 1685/86, und etwa 1735-1740. Eine scharfe Festlegung dieser Obergrenze hielten wir nicht für angebracht. In der Praxis hätte dies nämlich bedeutet, daß wir in manchen Fällen inhaltlich zusammengehörige, in einer archivalischen Einheit zusammengefaßte Akten hätten auseinanderreißen und ihre Auswertung an der durch das zeitliche Limit gegebenen Stelle hätten abbrechen müssen. Natürlich gab es für diese Wahl der zeitlichen Obergrenze keine unabweisbaren sachlichen oder methodischen Gründe. Sie erfolgte einfach unter dem Zwang der Umstände: eine solche erdrückende Materialfülle wäre in einem vernünftigen zeitlichen Rahmen und in Anbetracht der begrenzten finanziellen Mittel nicht zu bewältigen gewesen. Wir machen auch keinen Hehl daraus, daß selbst unter den genannten Beschränkungen wir in den meisten der besuchten Archive bei weitem nicht alle einschlägigen Bestände durcharbeiten konnten. Noch viel weniger waren wir in der Lage, andere, ebenfalls in Frage kommende Archive in unsere Forschungen einbeziehen4. Trotzdem bleibt festzuhalten, daß die gewählte zeitliche Obergrenze annähernd mit dem Zeitpunkt zusammenfällt, wo sich die Lage der meisten Flüchtlingsgemeinden nach Überwindung der z. T. erheblichen Anfangsschwierigkeiten weitgehend konsolidiert hatte. Dies zeigt sich u. a. darin, daß sie fortan ohne die bisher von den Niederlanden und Großbritannien gewährte finanzielle Unterstützung auskommen mußten. Unter den geschilderten Voraussetzungen haben wir die in folgender Übersicht genannten Aktenbestände exzerpiert. Wo wir in den Belegzitaten Kürzel verwenden, fügen wir diese in Klammern hinzu. ARCHIV

BESTÄNDE

HStA Stuttgart

Von den unter A 240 inventarisierten Akten der «Waldenserdeputation» die «Büschel» 12, 26-29, 42-57, 61-72, 81-82. In Abt. 310 die Fasz. Dornholzhausen Nr. 2, Homburg Nr. 16a, Friedrichsdorf Nr. l 5 ; in Abt. 171 das Fasz. W 1256.

HStA Wiesbaden

Um sich einen Eindruck von der Fülle des noch vorhandenen Materials zu verschaffen, konsultiere man das Quellenverzeichnis mit den Archiv- und Bestandsangaben in den beiden bisher erschienen Bänden von Theo Kiefners Monographie über die deutschen Waldenser: s. 1980a, 466-479 sowie 1985a, 428-433. Sie betreffen die französischen Kolonien in der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Es bezieht sich auf die geplante, aber nicht zustande gekommene Ansiedlung von Waldensern in der Stadt Diez.

ARCHIV

BESTÄNDE

Die in Abt. E 14 («Finanzwesen») unter A archivierten Akten, soweit sie in unseren Untersuchungszeitraum fallen; sie befinden sich in numerierten Faszikeln in den Kästen Nr. 233-236. Wir zitieren sie nach folgendem Muster: «E 14 A, 233/5» (Zahl nach dem Schrägstrich = Faszikelnummer). StA Zürich Von den unter A 213 («Piemontesische Verfolgungen») inventarisierten Akten die «Schatullen» 9 und l O7. StA Genf Die Portefeuilles historiques (PH) Nr. 3805, 4009, 4030 und 4580. BPU Genf Von der Collection Court (CC)8 die Bde. 15 und 17 L bis S. SdtA Frankfurt/M Aus den Akten der französisch-reformierten Gemeinde (FRG) dieFasz. 117, 119 und 2129. FYA Büdingen Aus den Wächtersbacher Akten (WA) in Abt. III die Unterabt. 33, daraus die Fasz. 1-12 und die Nr. 30 («Allerhand»). DA Hofgeismar Die unter «Kirchengemeinde» (KG) in den Ordnern Nr. 23 u. 24 inventarisierten Akten der französischen Gemeinden in Hofgeismar und Umgebung; die Presbyterialprotokolle (PP) dieser Gemeinden S. 5-36 (1703-1734)10; das Protokollbuch (PB) der Gemeinde Carlsdorf-Schöneberg, S. 1-106 (17031729)". SA Schaumburg Alle Waldenserakten sind in zwei Bündeln vereinigt: § 5 Historische Schriften Varia Nr. 48: Waldenser modo Charlottenberger Privilegia und Reception in hiesiges Land betreffend, 16881730, 738 S., dabei: Acta die Ansiedelung der französischen ReStA Darmstadt

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Aus anderen Beständen haben wir nur zwei oder drei Stücke eingesehen. Dabei handelt es sich um solche, die in Bonins Edition (s. dazu 2.6. nebst Fn. 56) vorliegen und deren Wortlaut wir nachprüften. Bei Zitaten daraus wird die Lokatur genannt. 8 Es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung von Originalen und Abschriften, die sich auf die religiösen Verfolgungen in Frankreich und die Ansiedlung der Flüchtlinge in den Exilländern beziehen. Angelegt wurde sie von dem Theologen Antoine Court (geb. 1695 im Vivarais, gest. 1760 in Lausanne). Selber Hugenott, hatte er als Laienprediger unter Lebensgefahr die französische Untergrundkirche, die Eglise du Desert, mit aufgebaut und in ihr eine maßgebende Rolle gespielt. Näheres zu ihm vgl. unter dem betr. Stichwort in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. l (wir zitieren nach der «Ungekürzten Studienausgabe», Tübingen 1986). - Wir haben die genannten Bände nicht vollständig exzerpiert, sondern die Stücke ausgewählt, die nach Deutschland geflüchtete französische oder savoyische Waldenser betreffen. 9 Wir folgen der Numerierung des 1988 neu erstellten Repertoriums. - Fasz. 212 zitieren wir pauschal als «Walldorfer Akten». Wir lassen dabei außer Betracht, daß der Name «Walldorf» erst ab 1717 galt (s. auch Fn. 18 dieses Kap.). 10 Das Buch trägt die Aufschrift Livre des deliberations et conclusions prises dans le Presbytere ou assemblee des Conducteurs de l'Eglise Francoise recueillie a Hoffgeismar, Carlsdorff, Hombressen, Schöneberg et la Keltze, Die Eintragungen gehen weiter bis 1763 (S. 66). 11 Die beiden Orte wurden 1704 als selbständige Pfarrei aus der französischen Gemeinde von Hofgeismar und Umgebung herausgelöst. 10

fugiers (sic) zu Charlottenberg betreffend, zitieren sie als «SAW I» bzw. «II».

169212, 88 S. Wir

Schließlich haben wir noch das bis 1766 in französischer Sprache geführte Kirchenbuch der Flüchtlingsgemeinde Holzappel-Charlottenberg durchgesehen (künftig «FK» + Ortsname). Es befindet sich heute im Archiv der Pfarrgemeinde Dornberg13.

Gewisse Schwierigkeiten bereitet die kontrollierbare Angabe der Fundstellen für unsere Belege. Innerhalb der oben beschriebenen Bestände waren die Akten nämlich bei weitem nicht immer numeriert. Selbst wo dies der Fall war, wechselten je nach Archiv, ja im selben Archiv und da sogar z. T. im selben Bestand, Seiten-, Blatt- und Stückzählung. Vereinzelt stießen wird auch auf konkurrierende, zu verschiedenen Zeiten angebrachte Zählungen; gelegentlich brach die Numerierung mitten im Bestand ab. Besonders verwickelt lagen die Verhältnisse im StA Zürich: die Akten in den beiden durchgesehenen «Schatullen» tragen teilweise noch eine alte Seitenzählung, die mit ihrer jetzigen chronologischen Anordnung in keinerlei Beziehung steht14. Angesichts dieser Situation wäre eine Kurzcharakteristik jedes zitierten Dokumentes mit Datum die beste Methode gewesen, die Kontrollierbarkeit der Fundstellen zu sichern. Leider war dieser Weg wegen der Masse der ausgewerteten Stücke, nämlich rd. 100015, in der Praxis nicht gangbar, denn er hätte während der Arbeit an den Texten einen unvertretbar hohen Zeitaufwand erfordert. Wir wählten daher folgendes Verfahren: Wo Blattzählung vorliegt, ist dies an dem üblichen Zusatz «r°» bzw. «v°» zu erkennen. Fehlt dieser, so handelt es sich entweder um Seiten- oder Stückzählung16. Wo jegliche Numerierung fehlt, setzen wir «o. Z.» ( = ohne Zählung). Bei Zitaten aus dem StA Zürich wird, soweit vorhanden, die oben erwähnte alte Seitenzählung beibehalten. 12

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Diese Jahreszahl ist irreführend; das Bündel enthält auch spätere Stücke (Charlottenberg wurde übrigens erst 1699 gegründet, was der Registrator übersah!). Wir benutzten eine Fotokopie, die uns freundlicherweise von Herrn Bürgermeister Bonnet, Charlottenberg, zur Verfügung gestellt wurde. Die Originale konnten wir wegen des mehrfachen Besitzwechsels von Schloß Schaumburg in den Jahren 1984-1989 nur bruchstückhaft einsehen. Nach dem Erwerb des Schaumburger Archivs durch das Land Rheinland-Pfalz befinden sie sich jetzt im Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 47, Nr. 15010 und 15104), sind aber vorläufig noch nicht benutzbar. Wir haben in Schmitt 1988a ausführlich über das Kirchenbuch berichtet. - Die französische Gemeinde wurde 1766 aufgelöst und der Pfarrei Dörnberg einverleibt. Offenbar wurden Seiten aus älteren Bänden herausgelöst und neu geordnet. Spuren davon sind noch hier und da erkennbar. Nicht mitgezählt sind hier die aus Sekundärquellen stammenden Dokumente; vgl. dazu 2.6. Wir verzichten der Einfachheit halber auf eine Differenzierung. 11

2.3. Der Entstehungsort der Akten Was den Entstehungsort betrifft, so ist zunächst festzuhalten, daß die ausgewerteten Bestände in den meisten Archiven, den territorialen Gegebenheiten der Ansiedlung entsprechend, aus einigen wenigen oder gar einer einzigen Kolonie stammen. Dabei ergibt sich folgendes Bild: ARCHIV

TERRITORIUM

KOLONIE

Dornholzhausen'7 Rohrbach,Wembach und Hahn, Walldorf 18 SdtA Frankfurt/M. Landgraftschaft Hessen-Darmstadt Walldorf19 FYA Büdingen Waldensberg Grafschaft Ysenburg-Büdingen DA Hofgeismar Landgrafschaft Hessen-Kassel Kolonien um Hofgeismar (s. Karte 2) SA Schaumburg Reichsgrafschaft SchaumburgCharlottenberg, HolzapHolzappel pel20 HStA Stuttgart Herzogtum Württemberg Verschiedene Kolonien (s. Karte 2) HStA Wiesbaden StA Darmstadt

Landgrafschaft Hessen-Homburg Landgrafschaft Hessen-Darmstadt

Viele der in diesen Beständen vereinigten Dokumente, meist sogar die Mehrheit, sind nun auch an den Orten entstanden, denen sie nach dieser Übersicht zuzuordnen sind. Natürlich gilt das nicht für alle: einige gingen aus den zuständigen Kanzleien der Aufnahmeterritorien hervor oder gelangten auf dem Korrespondenzwege dorthin bzw. in die Kolonien selber. Hier sind vor allem die Stücke zu nennen, die aus den Kanzleien anderer deutscher Länder oder Territorien kamen, insbes. solchen, die ebenfalls Flüchtlinge aufgenommen hatten. Darunter befanden sich auch nicht we17

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Wir haben auch einige Dokumente im HStA Wiesbaden berücksichtigt, die sich auf die ebenfalls auf hessen-homburgischem Territorium liegende Hugenottensiedlung Friedrichsdorf beziehen. Die Gründe dafür werden aus 2.4. nebst Fn. 34 verständlich. Die Waldensergruppe unter Führung von Jacques Papon Sohn hatte 1699 den Gundhof bei Mörfelden gepachtet (s. dazu Kiefner 1985b, 39 sowie insbes. 1990, 58). Sie konnte sich aber dort wegen der drückenden Bedingungen nicht halten, so daß ihr Siedlungsland in der benachbarten Mörfelder Markung («Terminey») zugewiesen wurde. Hier entstand Walldorf; seinen Namen erhielt es offiziell aber erst 1717 (frdl. Mitteilung von Dr. Theo Kiefner, Calw). Vgl. die vorige Fn. Holzappel war Kirchort der französischen Gemeinde, zu der außer den Waldensern in der Neugründung Charlottenberg (1699) noch andere in der Reichsgrafschaft Schaumburg-Holzappel angesiedelte frankophone Glaubensflüchtlinge gehörten, u. a. einige von der ersten Fluchtwelle (1687) zurückgebliebene Waldenser der Gruppe um Daniel Martin, ferner 1688 aus Otterberg/Pfalz nach Holzappel geflohene Wallonen. Näheres hierzu bei Kiefner 1985a, 75-83 bzw. 1988. 12

nige in französischer Sprache (wir werden darauf weiter unten näher eingehen). Etliche Dokumente entstanden auch auf den Zwischenstationen der Flucht, vor allem in der Schweiz, oder auf Reisen von Pfarrern oder Deputierten, welche der Vorbereitung der Niederlassung oder später dem Sammeln von Unterstützungsgeldern dienten. Eine Sonderstellung nehmen in diesem Zusammenhang die Schweiz und die Niederlande ein. Aus der Rolle, die diese Länder bei der Flucht und der Ansiedlung der Waldenser (und Hugenotten) gespielt haben (s. 1.3), wird verständlich, daß dort Akten sehr verschiedener Provenienz in die Archive gelangt sind: Stücke, die an Ort und Stelle bei den zuständigen Behörden entstanden, solche, die vom im Lande sich aufhaltenden Flüchtlingen verfaßt wurden oder aus der Korrespondenz mit den deutschen Kolonien stammen, andere schließlich, die noch aus der Heimat in Frankreich oder Savoyen bzw. von den Stationen der Flucht den Weg dorthin fanden. Für unsere Untersuchung ist der Entstehungsort der Dokumente indes von begrenzter Bedeutung. Relevant wird er nur da, wo seine Kenntnis es erlaubt, eine lexikalische Erscheinung21 in den Zusammenhang der galloromanischen Wortgeographie zu stellen22. Dieses Verfahren läßt sich in der Tat auch auf Exilbelege anwenden, insofern man ja, wie in 1.3. gezeigt, für die meisten Kolonien die Herkunft der Siedler genau kennt. Taucht ein Wort oder eine Bedeutung in Stücken auf, die z. B. in Waldensberg oder im überwiegend von Hugenotten bewohnten Dürrmenz verfaßt wurden, so ist es natürlich hilfreich, zu wissen, daß die Urheber aus einem bestimmten Ort des Val Cluson bzw. aus dem Queyras oder einer benachbarten Talschaft des Hochdauphine stammen. Dagegen ist es wortgeographisch bedeutungslos, daß der Brief eines Waldenserpfarrers in Frankfurt oder das Aufnahmegesuch eines hugenottischen Manufakturisten in Zürich oder Stuttgart geschrieben wurde. Hier kann allerdings, soweit bekannt, die Herkunft des Urhebers wieder von Interesse für den Lexikologen sein. Auf diesen wichtigen Gesichtspunkt werden wir im nächsten Abschnitt eingehen.

2.4. Die Urheber der Akten Wir haben oben auf die Bedeutung hingewiesen, die der Kenntnis des Urhebers bzw. der Urheber der Akten zukommt. Aus ihr lassen sich, wie schon ausgeführt, nicht nur wortgeographische, sondern in manchen Fällen auch interessante soziolinguistische Rückschlüsse ziehen. Solche In21 22

Wir werden diesen Begriff in 3.1.2. näher erläutern. Gelegentlich gelingt erst dadurch eine adäquate Bewertung oder gar die Deutung eines bestimmten Beleges. 13

formationen erlauben uns, zwischen sozialer Stellung, Bildungsgrad oder Beruf der Verfasser und ihren sprachlichen Äußerungen Zusammenhänge aufzudecken, die für die Bewertung der Belege wichtig sind. In dieser Hinsicht kommt uns zustatten, daß sich in vielen Stücken die Urheber durch ihre Unterschrift zu erkennen geben oder sich aus sonstigen Indizien, z. B. der Handschrift23, identifizieren lassen. Zahlreiche Dokumente wurden z. B. von den Geistlichen (den ministres) verfaßt, die auch in den weltlichen Belangen der Kolonien eine führende Rolle spielten. Andere öffentliche Angelegenheiten berührende Stücke sind von den örtlichen Amtsträgern unterzeichnet, wobei sich Zivil- und Kirchengemeinde meist vermischen: maires bzw. consuls oder syndics24, echevins (Schöffen oder Beigeordnete), anciens (Kirchenälteste), diacres (Armenpfleger, d. h. Verwalter der Kirchenkasse). Derartige Texte dürften von einem der Unterzeichner, meist wohl dem schreibgewandtesten unter ihnen25, oder einem eigens dazu bestellten Gemeindeschreiber (secretaire} verfaßt worden sein. Letzterer taucht überall in den Akten auf. Manchmal scheint auch der Lehrer (mattre d'ecole\ den es, wie schon erwähnt, in allen Kolonien gab, dieses Amt versehen zu haben. Im übrigen ist die Vermutung gut begründet, daß man eine solche Funktion nur Leuten übertrug, die das volle Vertrauen der Bevölkerung genossen, also selber autochthone Waldenser oder Hugenotten waren26. Daraus folgt auch, daß den entsprechenden sprachlichen Zeugnissen meist ein hohes Maß an Authentizität eignet. Einen Sonderfall stellen diejenigen in französischer Sprache abgefaßten Dokumente dar, die aus den Kanzleien der Aufnahmeländer bzw. -territorien hervorgingen. Da die Annahme naheliegt, sie seien von Nicht-Frankophonen verfaßt worden, standen wir vor der Frage, ob wir sie deshalb aus unseren Untersuchungen ausschließen sollten. Wir hielten ein solches Vorgehen jedoch nicht für sinnvoll, denn, von verschwindenden Ausnah23 24 25

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Natürlich muß der Schreiber nicht immer auch der Verfasser sein. Zu diesen synonymen Bezeichnungen vgl. unsere Bemerkung in der Fn. zum Art. choultes. Zu Alphabetisierung und Bildungsniveau der Siedler haben wir keine sicheren Erkenntnisse. Obwohl feststeht, daß wie schon in der Heimat auch im Refuge überall Schulunterricht von fest angestellten Lehrern erteilt wurde, ist u. E. vor allzu optimistischen Einschätzungen hinsichtlich der tatsächlich erzielten Ergebnisse zu warnen. So muß man wohl auch W. Mogks generell sicher richtiges Urteil relativieren: «Die meisten der Einwanderer waren trotz aller Schikanen, ja Verbote im Frankreich Ludwigs XIV. des Lebens und Schreibens kundig [. . .]» (Desel/Mogk 1978, 401). Wir sind bei der Aktendurchsicht in der Tat zweimal auf maires gestoßen, die nicht schreiben konnten und daher ihr «Kreuz» (marque, auch marque domestique, s. dazu das betr. Stichwort im Glossar) unter das Schriftstück setzten. Allerdings war dies nicht die Regel. Besonders in den Waldenserkolonien liefern die Familiennamen in dieser Hinsicht verwertbare Hinweise. Ihre Zahl ist nämlich so begrenzt, daß oft allein schon daraus zu erkennen ist, ob es sich um echte Waldenser handelt. 14

men abgesehen, sind diese Texte sprachlich bemerkenswert korrekt. Man könnte daher vermuten, daß es in den Kanzleien deutsche Beamte gab, die Französisch als damals vorherrschende Kultur- und Diplomatensprache gut beherrschten. Dies mag vor allem an den größeren Höfen wie Kassel und Stuttgart auch der Fall gewesen sein, doch sollte man die durchschnittlich vorhandene Sprachkompetenz u. E. auch hier nicht überbewerten. Bei näherem Hinsehen lassen sich nämlich für die sprachliche Qualität derartiger Dokumente spezifischere Gründe entdecken. So unterhielten die Kanzleien größerer Höfe, wie z. B. Kassel und Stuttgart, eigene Abteilungen für Flüchtlingsfragen. In der Landgrafschaft Hessen-Kassel wurde schon 1686 die «Französische Kommission» (später «Französische Kanzlei» genannt) errichtet, «die als Mittelbehörde für Verwaltungs- und Gerichtsaufgaben der Einwanderer in Kurhessen bis 1800 zuständig blieb»27. Im Herzogtum Württemberg nahm die «Waldenserdeputation» dieselben Funktionen wahr28. In diesen Behörden waren frankophone Beamte in leitenden Stellungen tätig, darunter selber aus Frankreich geflüchtete, z. T. adlige Hugenotten29, aber wohl auch Schweizer. Ferner läßt sich mehrfach nachweisen, daß die Kanzleien auf die aktive Mitwirkung gebildeter Flüchtlinge zurückgriffen, wenn französische Schriftstücke abzufassen waren. Exemplarisch ist hier der Fall des Waldenserpfarrers Daniel Martin. Seine Gemeinde30 hatte er 1686 aus dem Val Pragela in die Schweiz geführt und versuchte zunächst, für sie in der nordhessischen Grafschaft Waldeck einen Ansiedlungsplatz zu finden. Nach dem Scheitern dieses Planes wandte er sich an den Landgrafen Friedrich von Hessen-Homburg und erwirkte von ihm die Zustimmung für eine Niederlassung auf seinem Hoheitsgebiet. Die zu diesem Zwecke ausgefertigten Aufnahmeurkunden, die im HStA Wiesbaden erhalten sind, hat er eigenhändig geschrieben31. Es unterliegt daher kaum einem Zweifel, daß er sie auch selber sprachlich konzipierte32. Auch bei anderen 27 28

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Desel/Mogk 1978, 22, mit weiterführenden Literaturangaben. Die Geschichte dieser Behörde wird Theo Kiefner im 3. Bd. seiner Waldensermonographie («Endgültig nach Deutschland»), Kap. 20, Abschn. 2 darlegen (frdl. Mitteilung des Verf.). Der Band ist in Vorbereitung; bisher erschienen Kiefner 1980a, 1985a. Zur Kasseler französischen Kommission vgl. Kiefner 1985a, 84: im Jahre 1688 wurde Pierre Feuquiere d'Aubigny als Flüchtlingskommissar berufen (zu ihm s. Desel/Mogk 1978, passim, vgl. auch das Personenverzeichnis S. 510). Ferner fungierte von 1686 bis 1695 der ehemalige Metzer Parlamentsrat Frederic de l'Alouette de Vernicourt als Conseiller noble de la Serenite de Hesse et Commissure pour les affaires des Franfois, vgl. Desel/Mogk 1978, 408. Es war Mentoulles. Seinen Lebenslauf und seine beruflichen Stationen schildert Kiefner 1980a, 404-407. Abt. 310 Friedrichsdorf l, 26r°-27v° und 31r°v°. Den Text findet man bei Kiefner 1990, 226-230 bzw. 236. Darauf deutet auch der ebenfalls von Martins Hand stammende Entwurf eines 15

Gelegenheiten hat er nachweislich die Homburger Kanzlei bei der Formulierung französischer Texte unterstützt bzw. solche selber verfaßt33. Als sich die Anreise seiner Gemeinde aus der Schweiz verzögerte, vergab der Landgraf den vorgesehenen Platz an eine Gruppe geflüchteter Hugenotten, die darauf Friedrichsdorf gründeten34. Nun wandte sich Martin an die Regentin der Reichsgrafschaft Schaumburg-Holzappel, die ihm und seiner Gemeinde schließlich Zuflucht gewährte35. Hier wiederholte sich nun das aus Homburg bekannte Verfahren. Fast alle im Verlaufe der Ansiedlung in der Schaumburger Kanzlei entstandenen französischen Schriftstücke, insbes. auch die Aufnahmeurkunde, sind von Martin eigenhändig geschrieben. Wieder hat er sie ohne Zweifel auch sprachlich formuliert36. Die aktive Rolle des Waldenserpfarrers Jacques Papon Sohn und des niederländischen Bevollmächtigten Pieter Valkenier37 beim Zustandekommen der württembergischen Privilegien von 1699 und des im selben Jahr entstandenen Projet, das als Vorlage für die sich anschließenden Verhandlungen über die Gründung weiterer Kolonien in den anderen Ländern und Territorien diente, haben wir bereits an anderer Stelle dargestellt38.

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Schreibens, mit dem er die ausgehandelten Artikel an die evangelischen Kantone der Schweiz weiterleiten wollte. Es heißt dort: «Je soussigne certifie avoir propose les articles que dessus [...]» (a. a. O., 24r°; Hv. von uns). Im zitierten Aktenstück (s. Fn. 31) befindet sich ein Blatt mit Formulierungsvorschlägen, die Martin eigenhändig für ein Schreiben des Landgrafen an die Schweizer Kantone notiert hat: «Que Son Altesse a receu les letres qui lui ont ete ecrites de Zürich»; «Qu'elle remercie leurs Excellences de la somme qu'elles ont accordee» usw. (21r°v°). Dabei (23r°) liegt sogar der Entwurf eines ganzen, offenbar für dieselben Adressaten bestimmten Briefes, ebenfalls von Martins Hand. Wiederholt wandten sich die deutschen Beamten an ihn und baten um sprachliche Hilfe: «Voyla Mons[ieu]r a peu pres le sens de ces paroles, vous aurez, s'il vous plait, la bonte de donnner des expressions convenables» (22r°). An anderer Stelle bittet man ihn um Übersetzungshilfe: «Je crains de commettre des faules en traduisant [la lettre] moy meme» (22r°). Man muß also auch annehmen, daß Martin zumindest über passive Deutschkenntnisse verfügte. Daß er Latein und Italienisch auch aktiv sehr gut beherrschte, ist bezeugt. Wir haben darauf schon früher hingewiesen: s. Schmitt 1987, 357-358 Fn. - Im übrigen enthält der Text der Aufnahmeurkunden auch eindeutige sprachliche Indizien für Martins Urheberschaft. Näheres dazu enthalten unsere Art. champetre n. sowie päquis. Kurioserweise übernahmen diese unverändert die von Martin für seine Waldenser ausgehandelten Aufnahmeartikel, die darüber hinaus von den Nachfolgern des Landgrafen immer wieder bestätigt wurden. Über die Stationen und Irrwege seiner Flucht orientiert umfassend Kiefner 1985a, 68-83. Auch die in Fn. 33 erwähnten sprachlichen Indizien treten bezeichnenderweise wieder auf. Zu ihm vgl. 1.3. Vgl. Schmitt 1989a, 98-100. 16

Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die Bayreuther Privilegien von 1685. Aus einem Handschreiben des Markgrafen selber geht hervor, daß dieser sie mit zwei «Deputierten der Exsulanten aus Frankreich, einem Ministre [...] und einem Advocaten [...]» ausgehandelt hatte39. Auch hier ist dies wohl kaum ohne deren aktive Mitwirkung bei der Formulierung geschehen. Schließlich fanden wir einen weiteren Hinweis auf die Art, wie französische Texte in deutschen Kanzleien zustande kamen, in einem Brief, der im FYA Büdingen aufbewahrt wird. Es geht darin um die geplante Gründung der Waldenserkolonie Waldensberg. Der Schreiber mahnt die Erstellung des französischen Privilegientextes mit der Bemerkung an, falls es der zuständigen Wächtersbacher Kanzlei an sprachkundigen Leuten fehle, möge man sich an die im nahen Hanau ansässigen Wallonen wenden40.

2.5. Die Art der Akten Bei den ausgewerteten Dokumenten handelt es sich um private und amtliche Schriftstücke der verschiedensten Art: Briefe, Bittschriften, Beschwerden und sonstige Eingaben an Behörden, Stellungnahmen und Memoranden zu vielerlei Themen, Protokollbücher der Kirchengemeinden, Privilegientexte usw. Es ist praktisch unmöglich, eine erschöpfende Aufzählung der vorkommenden Textsorten zu geben. Auf die ursprünglich geplante Veröffentlichung einer Reihe ausgewählter Beispiele müssen wir aus Zeitgründen leider verzichten. Will man sich einen Eindruck von den exzerpierten Texten verschaffen, so kann dies anhand der in 2.6. erwähnten Aktenpublikationen geschehen. Einige öfter zitierte Dokumente größeren Umfangs sollen kurz vorgestellt werden. In den Belegen verwenden wir dafür die in der nachfolgenden Übersicht angegebenen Sigel bzw. Kurztitel. Ebenso nennen wir die Fundstellen. Soweit die Texte bei Kiefner 1990 abgedruckt sind41, erfolgt ein entsprechender Hinweis. - Information veritable de ce qui est arrive dans Ie Baillage de Nyon pour le traject des Piedmontois, StA Zürich, A 213, 9, o. Z. [Inf Vent]. Im August 1689 sammelte sich eine bewaffnete Truppe von ca. 1000 aus Frankreich und Savoyen vertriebenen Waldensern im Wald von Prangins 39 40

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Vgl. Bischoff 1986, 9. Zur Geschichte der dortigen Wallonenkolonie vgl. E. Fischer-Defoy u. a. (Hrsg.), Zuflucht - Hanau, Hanau o. J. [1981] (Tagungsschrift zum 32. Deutschen Hugenottentag Hanau 24.-26. 4. 1981). Näheres zu dieser Edition s. 2.6. 17

bei Nyon. Sie überquerte den Genfer See und landete auf damals savoyischem Gebiet. Es war dies der Beginn der Glorieuse Rentree, über die wir im historischen Abriß (s. 1.3.) kurz berichtet haben42. Obiges Dokument ist eine Niederschrift der Untersuchungen und Verhöre, die der Baillif von Nyon auf Weisung der Berner Regierung bei seinen Soldaten und Beamten durchführte, um herauszufinden, wieso sich die Waldenserstreitmacht trotz ausdrücklichen Verbots auf seinem Territorium hatte sammeln und über den See setzen können43. - Journal, StA Zürich, A 213, 9, 855-868. Dabei handelt es sich um die unvollständige (am Anfang fehlen zwei Seiten), wohl in Zürich gefertigte Abschrift eines Erlebnisberichtes, den Teilnehmer an der Glorieuse Rentree verfaßt hatten. Er schließt mit folgendem Vermerk: «Ce journal a esto fidellem[ent] donne par eux mesmes qui ont este a toutes les attaques et qui se sont aydes [sie] ä faire la defaite de plusieurs 1000 hommes de nos ennemis: adresse [sic] aux Curieux par Vos tres obeissants freres en Christ[.] Des Vallees du 29 9bre 1689.» Das Original ist verschollen, doch wurde es offenbar in die Niederlande weitergeleitet. Später diente es als eine der Quellen für die von dem Waldenserpfarrer und -oberst Henri Arnaud im Jahre 1710 herausgebrachte Histoire de la Glorieuse Rentree des Vaudois dans leurs Vallees44. - Remarques de Philalethe Vaudois, StA Zürich, A 213, 9, 1052-1075; ed.: Bonin II, 28-46 (mit Auslassungen); Kiefner 1990, 478-503 [RemPhilVd]. Es ist dies eine an die protestantischen Mächte gerichtete Denkschrift, die von der politischen Lage nach dem 1690 erfolgten Frontwechsel des Herzogs von Savoyen ausgeht (s. dazu 1.3.). In ihr werden Garantien für die Sicherheit und künftige Rechtsstellung der nach Savoyen zurückgekehrten Waldenser verlangt45. Der Verfasser galt als anonym, bis wir 1988 nachweisen konnten, daß es sich um den savoyischen Waldenserpfarrer Bernhard Jahier handelt46, der ins waadtländische Moudon geflüchtet war. 42 43

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Ein Literaturhinweis dazu in Fn. 16 zu Kap. 1. Obwohl es nicht von den Flüchtlingen stammt, haben wir dieses Dokument bei unseren Untersuchungen berücksichtigt. Es enthält nämlich eine Reihe wortgeschichtlich interessanter Belege aus dem zeitgenössischen Regionalfranzösischen der Schweiz. Ferner bestehen Beziehungen zwischen diesem und dem Wortschatz der Waldenserakten, wie wir in 3.2.2.2.2. und 3.2.3.2. zeigen werden. Die Entstehungsgeschichte dieses Buches schildert Kiefner 1989, 83-107; ebd. auch Einzelheiten zum Journal. Eine Zusammenfassung gibt Kiefner 1985a, 407-408. Vgl. dazu Schmitt 1988b. Den Lebenslauf des Genannten schildert Pons o. J., 302-303 (im «Appendice»): Jahier stammte aus Pramol/Pramollo in einem Seitental des unteren Cluson/Chisone (Geburtsdatum unbekannt), studierte in der Schweiz und war 1677-1686 Pfarrer in verschiedenen savoyischen Waldensergemeinden. Während der Verfolgungen 1686/87 wurde er verhaftet und ver-

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Dort hatte er die Remarques im Winter 1691/92 verfaßt und an die Züricher Behörden gesandt. Diese ließen die noch heute vorhandene Abschrift anfertigen. Über den Verbleib des Originals, das wohl an die Niederlande und Großbritannien als Schutzmächte der Waldenser weitergeleitet wurde, ist nichts bekannt. - Edit des Vaudois comme U a este projete, StA Zürich47 [Edit]. Nachdem er 1690 die Fronten gewechselt hatte, mußte der Herzog von Savoyen seine waldensischen Untertanen wieder im Lande aufnehmen und in ihre alten Rechte einsetzen. Zu diesem Zwecke erließ er am 23. 5. 1694. ein Edikt, das dreisprachig verkündet wurde (italienisch, französisch und deutsch)48. Es gibt dafür verschiedene handschriftliche Entwürfe in französischer Sprache; drei davon gelangten ins StA Zürich49. Sie wurden offenbar im Zuge der Vorverhandlungen den evangelischen Kantonen der Schweiz zugeleitet, die zu den Schutzmächten der savoyischen Waldenser zählten. Die früheste Fassung (A 213, 9, 1081-1084) ist auf 1691 datiert. Kiefner bezeichnet sie mit «A»; er druckt sie in 1990, 504-508 ab. Eine an mehreren Stellen geänderte Version (A 213, 10, o. Z.) stammt von 1693. Kiefner nennt sie «B»; die Abweichungen gegenüber Fassung A nimmt er in deren Variantenapparat auf (a. a. O., 508-512)50. Von diesen beiden weicht eine 1692 entstandene Version (A 213, 10, 639-640) erheblich ab; Kiefner markiert sie als «D»51. Sie wurde schon von Bonin (II, 72-74) unter dem falschen Datum «1694» veröffentlicht. Bei Zitaten aus diesen Dokumenten verwenden wir Kiefners Kennbuchstaben, präzisieren also «Edit A» usw. Ein Vergleich der drei Fassungen untereinander eröffnet interessante Einblicke in wortgeschichtliche Entwicklungen. In den späteren (ebenso wie in der Druckfassung) wurden nämlich einige veraltete Erscheinungen ausgemerzt und durch eine modernere Form ersetzt52.

47 48 49 50 51 52

brachte vier Jahre in savoyischen Kerkern. Nach seiner Befreiung 1690 zog er vorübergehend in die Schweiz, kehrte aber 1692 in die Heimat zurück. Von 1697-1709 war er Pfarrer in Saint-Germain/San Germano Chisone (oberhalb Pinerolo), von 1704-1708 leitete er als moderaleur die Waldenserkirche. Er starb vor Oktober 1711. Einzelheiten zur Lokatur sowie zu den gedruckt vorliegenden Editionen s.unten. Alle drei Versionen im Faksimile bei Kiefner 1990, 516-532. Weitere befinden sich in Basel und Merseburg (im Zentralen Staatsarchiv der ehemaligen DDR), s. Kiefner 1990, 508. Auf ihr basiert offenbar der Abdruck bei Bonin II, 60-63. Version C haben wir nicht eingesehen; sie befindet sich im StA Basel. Ihren Text hat Kiefner ebenfalls in die Varianten zu A eingearbeitet, s. 1990, 508-512. Vgl dazu unsere Art. besoin, chacun (darin leur als Possessivum PL), contraire (darin suivre „s'ensuivre"), devant, encontre praep., es, individu adj., interination, liberal. 19

- Estatpresent des Eglises des Vallees de Piemont tanl pour I'ecclesiastique que pour le politique, StA Zürich, A 213, 10, 659-662; ed.: Bonin III, 78-83 [EstPres], Diese in Angrogna/Angrogne (in einem Seitental des Pellice) am 1. 8. 1699 verfaßte Denkschrift schildert die äußerst prekäre kirchliche, politische und wirtschaftliche Lage der Waldensergemeinden im Herzogtum Savoyen nach den früheren Verfolgungen und der im Vorjahr verfügten Ausweisung aller reformierten Glaubensflüchtlinge französischer Staatsangehörigkeit (zum historischen Hintergrund s. 1.3.). Sie wirkt wie ein verzweifelter Appell an die evangelischen Schutzmächte. Unterschrieben ist sie von den drei Mitgliedern der waldensischen Table (Kirchenleitung)53. Ihr Inhalt wird in einem Postskript von fünf in der Waldenserkirche tätigen «pasteurs etrangers de Suisse et de Geneve» eigenhändig beglaubigt (diese waren für die vom Ausweisungsdekret betroffenen französischen Pfarrer ins Land geholt worden). Von dem Dokument existiert eine zweite Ausfertigung von anderer Hand, die sich unter derselben Signatur (aber ohne Seitenzählung) im StA Zürich befindet. Sie trägt dieselben Originalunterschriften. Inhaltlich unterscheidet sie sich nur geringfügig in einigen Formulierungen, doch zeigt die Orthographie z. T. erhebliche Abweichungen. Für unsere Zitate benutzen wir das paginierte Exemplar.

2.6. Gedruckte Quellen Unsere Untersuchungen basieren auf originalem Aktenmaterial, das zum weit überwiegenden Teil bisher noch nirgends veröffentlicht wurde. Ein paar Dutzend der ausgewerteten Stücke liegen jedoch in zwei schon vor dem 1. Weltkrieg entstandenen, vom Deutschen Hugenottenverein (künftig: DHV) betreuten Aktenpublikationen vor: Daniel Benins Urkunden zur Geschichte der Waldensergemeinde Pragela, 3 Bde., Magdeburg 1911, 1913, 1914, und Johann Adam Heilmanns Urkundenheft zur Geschichte der waldensischen Kolonie Waldensberg, in den «Geschichtsblättern» des DHV, Bd. XII, Hefte 9-10, Magdeburg 190554. Wo wir aus Dokumenten zitieren, die dort abgedruckt sind, verweisen wir mittels der Kürzel «Bonin II/III»55 bzw. «Heilmann», jeweils mit Seitenangabe, auf die entsprechenden Stellen. Bei einem Vergleich mit den Originalen mußten wir allerdings feststellen, daß beide Editionen textkritischen Ansprüchen in keiner Weise genügen56. 53 54 55 56

Zur Zusammensetzung dieses Gremiums vgl. den betr. Art. des Glossars. Über Hintergrund und Entstehung dieser Editionen berichtet W. Mogk in einem Beitrag zu Desel/Mogk 1990, s. dort 68-72. Der 1. Band enthält keine Stücke aus dem Exil. Wir beschränken uns hier auf einige typische Beispiele (sie ließen sich beliebig 20

Einige der von uns exzerpierten Dokumente sind neuerdings gedruckt in den von Theo Kiefner sehr sorgfältig edierten Privilegien der nach Deutschland gekommenen Waldenser51 greifbar. Wo wir aus solchen Stükken zitieren, verfahren wir wie oben; als Kürzel verwenden wir «Kiefner 1990». Einigen dort publizierten Texten, deren Originale wir nicht einsehen konnten, entnehmen wir in wenigen Einzelfällen Belege, sofern diese uns im Rahmen unserer Untersuchung interessant erscheinen. Bonins Edition enthält übrigens eine Anzahl von Dokumenten, die früher im StA Darmstadt lagen58, dort aber nicht mehr aufzufinden sind. Wahrscheinlich fielen sie den Bomben des 2. Weltkrieges zum Opfer. Dasselbe gilt für die von Ernst Tollin in den «Geschichtsblättern» des DHV, Zehnt III, Heft 10, Magdeburg 1894 auf S. 22-34 veröffentlichten Darmstädter Akten59. Da auch die verschollenen Stücke für unser Thema interessantes Material liefern, standen wir vor der Frage, ob wir diese Belege zweiter Hand berücksichtigen sollten. Angesichts der oben zu Bonin geäußerten Vorbehalte, die ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, für Tollins Edition gelten60, fiel die Entscheidung nicht leicht. Wir entschlos-

57 58

59

60

vermehren). So transkribiert Bonin II, 33: «II seroit plus que necessaire que le Prince Royal (!?) toutes telles debtes.» Das Original im StA Zürich (A 213, 9; es sind die oben erwähnten Remarques de Philalethe Vaudois, s. 2.5.) hat deutlich lesbar «que le Prince Rayat [. . .]». Offensichtlich war der Hrsg. nicht imstande, den Konjunktiv Imperfekt von rayer zu erkennen. Eine Häufung von ebenfalls aus mangelhafter Sprachkompetenz erklärbaren Fehllesungen zeigt Bonin II, 17: «Ce (!) le voeu resardent (??) que fait celuy qui sera (!?) gloire durant tout le Jours (!?) de sä vie [...]». Das Original im SA Schaumburg hat an den hervorgehobenen Stellen c'esl, tres ardent, fera und cours (SAW I, 654). Es handelt sich um die devote Schlußfloskel eines Briefes, den ein Hugenottenpfarrer an die Regentin schrieb. Die Handschrift des Verf. weist zwar einen eigenartigen Duktus auf, ist aber trotzdem gut lesbar. Ein wortgeschichtliches Phantom kreiert Bonin III, 18-19: «II y a en Suisse et ä Geneve [.. .] des chamoisseurs [im Orig. nur ein -s-] et convoyeurs». Im Original (einem Notizzettel unter den Diezer Waldenserakten im HStA Wiesbaden, 171 W 125, o. Z.) steht nämlich keineswegs dieses Wort (s. dazu FEW 2, 1135a, aber chronologisch-semantische Ergänzungen nach TLF6, 136b bzw. GLLF 971 a sowie Gdf 9, 191c nebst TL 2, 822), sondern das im Kontext allein sinnvolle conroyeur (Näheres unter diesem Stichwort im Glossar). Auch in der Wiedergabe morphologischer Details unterlaufen Bonin grobe Versehen, so wenn er wiederholt die Futurendung der 1. PS. Sg. als -oi/oy transkribiert (vgl. II, 3: «S9auro/», ebd., 5 «feroy», «iroy»); die Originale haben natürlich überall Formen mit -a-. - Kritische Anmerkungen zu Heilmanns Editionspraxis haben wir in einem früheren Aufsatz gemacht, s. Schmitt 1989b. 2 Bde., erschienen 1990 bei Kohlhammer, Stuttgart. Vgl. dazu unsere Rezension inZrP 110, 1994,220-225. Sie betreffen die auf ehemals hessen-darmstädtischen Gebiet gegründeten Kolonien, also Rohrbach-Wembach-Hahn sowie die Ansiedlung bei Mörfelden, woraus später Walldorf entstand (zu diesem s. Fn. 18). Sie beziehen sich auf den Waldenserpfarrer Jacob Moutoux, der von 1700 bis zu seinem Tode im Jahre 1738 in Rohrbach amtierte. Seinen Lebenslauf schildert Kiefner 1980a, 409-411. Auf jeden Fall hat er die Schreibung modernisiert, was am Akzentgebrauch und 21

sen uns zu einem Kompromiß: im Original verlorene Belege nehmen wir nur dann auf, wenn inner- oder außerhalb unseres Korpus mindestens eine gesicherte Parallele existiert.

modernen Graphien wie paraitre, etais, voudrais usw. zu erkennen ist. Nachdenklich stimmt auch eine Bemerkung des Hrsg. in seiner «Vorrede», wo er Korrekturen, die er an der zeitgenössischen Übersetzung eines Dokumentes vornimmt, folgendermaßen rechtfertigt: «Das Ungeschick eines alten Übersetzers oder seine Schreibfehler zu verewigen, halte ich nicht für die Aufgabe der Geschichte.» (S. 3, Fn.). 22

3.

Ziele und Ergebnisse der Untersuchung

3.1. Der allgemein-lexikographische Aspekt Erstes Ziel unserer Untersuchung ist es, den Wortschatz der Aktensprache mit den im FEW gesammelten Befunden zu vergleichen. Mit diesem Verfahren hatten wir unsere Forschungen seinerzeit begonnen1, und wir haben es seiner Effektivität wegen beibehalten. Es bietet nämlich die Möglichkeit, mit relativ geringem Aufwand neue Erkenntnisse zu gewinnen, d. h. durch Aufspüren von Addenda einen unmittelbar verwertbaren und, wie wir hoffen, nützlichen Beitrag zur französischen bzw. galloromanischen Lexikographie zu liefern. 3.1.1. Methodologische Vorbemerkungen Die Suche nach FEW-Addenda hatte einen Nebeneffekt, der uns - ohne daß wir dies von Anfang an bewußt angestrebt hätten - über das gerade beschriebene Primärziel hinausführte. Bei unserem Bemühen, die Aktenbefunde wortgeschichtlich einzuordnen, stellte sich nämlich bald heraus, daß das FEW die zum Erscheinungsbzw. Bearbeitungsdatum der einzelnen Bände bzw. Faszikel verfügbaren lexikographischen Quellen nicht immer voll ausschöpft. Es kommt in der Tat vor, daß auch in älteren und relativ leicht zugänglichen Werken enthaltene Informationen übersehen wurden. Auch läßt die Darbietung bestimmter Sachverhalte gelegentlich Wünsche offen. In besonderem Maße scheint dies für die lexikalische Syntagmatik zu gelten. Wir fanden nämlich, daß Lexemverbindungen verschiedener Art und vor allem «Konstruktionen» von Verben nicht immer gebührend berücksichtigt werden 2 . Vgl. Schmitt 1987. Vorläufige Zusammenfassungen legten wir in drei früheren Aufsätzen vor, s. Schmitt 1990, 1993a und 1993b. In zwei Fällen mußten wir dort vorgetragene Interpretationen aufgrund neuer Erkenntnisse korrigieren: vgl. die Ausführungen zu marque domeslique im Art. marque (Fn.) sowie Treps im Art. lourte (Fn.) des Glossars. So fehlen z. B. verschiedene präpositionale und konjunktionale Verbindgn. mit avant, ferner pretendre que „zulassen", obliger qn. de (+ Inf.) „veranlassen", rechercher qn. de (+ Inf.), regier que „entscheiden, anordnen", a la reserve que/de; vgl. dazu die betr. Stichwörter des Glossars. 23

Auch stießen wir vereinzelt auf Irrtümer und darstellungsbedingte Unklarheiten3. Ein Problem für sich stellen in diesem Zusammenhang die beiden ältesten und noch unter anderen konzeptuellen und personellen Voraussetzungen entstandenen Bände des FEW dar4. Zu den noch nicht in Neubearbeitung vorliegenden Materialien des l. Bandes5 sowie zum gesamten 3. Band fanden wir natürlich Addenda in besonders großer Zahl. Wir zögerten zunächst, ob deren Aufnahme und Kommentierung überhaupt sinnvoll sei, denn die FEW-Redaktoren würden in den meisten Fällen ohnehin große Teile der Wortgeschichte neu aufrollen müssen. Schließlich entschieden wir uns aber dafür, von unseren Funden ausgehend mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln einen wortgeschichtlichen Aufriß zu versuchen, der natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Im Zuge dieser Untersuchungen ergab es sich von selbst, daß wir gelegentlich auch auf FEW-Addenda stießen, welche in den Akten bezeugte lexikalische Erscheinungen nur indirekt betreffen (z. B. eine andere Bed. desselben Lexems). Wenn sich in solchen Fällen die ergänzenden Informationen ohne allzu großen Aufwand präsentieren lassen, halten wir es für nützlich, sie in Form eines Exkurses vorzulegen. Dieser wird dann ausdrücklich als solcher gekennzeichnet6. Wo immer sich Ergänzungen, wie wir sie in den vorhergehenden Absätzen erläutert haben, als nötig erwiesen, basieren sie auf einer systematischen Auswertung der nachfolgend genannten lexikographischen Quellen7: - Historische Wörterbücher: Tobler-Lommalzsch, Godefroy und Huguet; für das 17. Jahrhundert die zu didaktischen Zwecken konzipierten Wörterbücher der «klassischen» Sprache von Cayrou, Dubois-Lagane sowie Dubois-Lagane-Lerond (letztere bieten sehr interessantes Belegmaterial und sind von der französischen Lexikographie bisher zu Unrecht offenbar völlig vernachlässigt worden). 3

4 5 6

7

Bsp. für Irrtümer finden sich in den Art. renvoi, structure; zu Unklarheiten (die z. T. auf die dem FEW eigene komprimierte Darbietungsweise der Daten und Fakten zurückzuführen sind) vgl. die Art. avant (Fn. l zu - de), auparavant (zu - de), procurer (zu - qch.\ rencontrer (zu se -), vinage (ein typischer Fall dort in Fn. 1). Zur Genese dieser Bände s. Pf ister 1980, 131-134. Bei Abschluß unseres Ms. lag Bd. 25 bis zum Fasz. 152 (ASSULARE2-ATRIUM) vor. Vgl. z. B. die Art. amuser, calholiser, charroir, cloche, etal, ferrement; im Falle von entreprendre sind die Addenda derart umfangreich, daß wir uns mit einer Andeutung in einer Fn. begnügen müssen. Wir hoffen, unsere Materialien gelegentlich an anderer Stelle vorlegen zu können. Die genauen bibliographischen Angaben zu den hier genannten Werken sind dem Literaturverzeichnis zu entnehmen; die dafür benutzten Sigel bzw. Kurztitel werden im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt. 24

- Wörterbücher des 17./18. Jahrhunderts: Richelet 1680, 1694 und 1732; Furetiere 1690 und 1727; das Dictionnaire de Trevoux 1721 und 177l8; das Dictionnaire de l'Academie 1694, 1762 und 1798. - Wörterbücher des 19. und 20. Jahrhunderts: Littre9, die Ausgaben des Dictionnaire de l'Academie von 1835 und 187810; der Tresor de la Langue Francaisen; der Grand Robert in 9 Bänden; der Grand Larousse de la Langue Francaise. - Sonstige Quellen: Gelegentlich erwiesen sich die von B. Quemada herausgegebenen Materiaux pour une histoire du vocabulaire francais]2 sowie die von R. Journet u. a. besorgte Sammlung Mots et dictionnaires als hilfreich. Schließlich haben wir die bereits erschienenen Teile des Glossaire des Patois de la Suisse Romande^ sowie Pierrehumberts Dictionnaire historique du parier neuchätelois et suisse romand^ herangezogen. In der Tat ergaben sich im Laufe unserer Untersuchungen überraschende lexikalische Parallelen zwischen den Akten und den Dialekten bzw. der Regionalsprache der französischen Schweiz; wir werden in 3.2.2.2.2. näher darauf eingehen. Eine Reihe weiterer Quellen haben wir nur sporadisch benutzt; sie werden in jedem Einzelfall genannt und natürlich auch im Literaturverzeichnis erscheinen. 3.1.2. Addenda zum FEW Unsere Befunde werden ausführlich in dem umfangreichen, alphabetisch aufgebauten Glossar dargestellt, welches das 4. Kap. bildet. 9

10 11 12

13 14

Nur vereinzelt konnten wir die Ausgabe von 1743 einsehen. Da uns die Originalausgabe nicht zugänglich war, benutzten wir den 1962-1964 bei Gallimard-Hachette erschienenen (modifizierten) Nachdruck in 10 Bänden (vollständiger Titel im Literaturverzeichnis). Um Verwechslungen mit dem Original zu vermeiden, wird bei Zitaten auf Seitenangaben verzichtet. Die von 1932/35 konnten wir nur in Einzelfällen benutzen. Bei Abschluß unseres Ms. bis Bd. 14 (-ptere - salaud) erschienen. Mit unseren Belegen verglichen haben wir das bis Juli 1989 im Fichier der TLFRedaktion in Nancy gesammelte Material (es dürfte etwa bis Bd. 30 reichen). Da bis Abschluß unseres Ms. noch kein vollständiger alphabetischer Index erschien (die 1992 veröffentlichte Table alphabetique umfaßt lediglich die Bde. 21-30), wurde auf die äußerst zeitraubende und, wie die Erfahrung mit den durchgesehenen Teilen zeigte, wohl wenig ergiebige Durchsicht der seither hinzugekommenen Bände verzichtet. Bei Abschluß unseres Ms. lagen die Bde. 1-4 und 6 vollständig vor. Bd. 5 reichte bis dzabölon (Fasz. 90), Bd. 7 bis fedzere (Fasz. 89). Zu diesem zwar betagten, aber vorbildlichen Regionalwörterbuch vgl. Knecht 1993. 25

Die folgenden Abschnitte 3.1.2.1. bis 3.1.2.5. dienen im Vorgriff darauf einer Orientierung über Zahl und Art der FEW-Addenda. Ihr alleiniger Zweck besteht darin, die rationelle Benutzung des alphabetischen Teils zu ermöglichen. Dementsprechend werden sämtliche Einzelheiten, insbes. auch die Quellen für die in den Tabellen gemachten chronologischen und sonstigen Angaben, erst im jeweiligen Artikel des Glossars präzisiert und sind dort nachzulesen. Unsere Ergebnisse ordnen wir einer der folgenden fünf Kategorien zu: - Im FEW fehlende Lexeme - Im FEW fehlende lexikalische Erscheinungen - Nachdatierungen gegenüber dem FEW - Vordatierungen gegenüber dem FEW - Sonstige Addenda Der Terminus «lexikalische Erscheinung» bedarf einer kurzen Erklärung. Wir haben ihn aus rein praktischen Gründen und ohne Rücksicht auf systematische oder gar sprachtheoretische Implikationen gewählt, um die mit einem Lexem verbundenen Einzelaspekte zusammenzufassen, wie sie üblicherweise vom Wörterbuch registriert werden. Dazu gehören u. a. Bedeutungen, das Eingehen in Syntagmen der verschiedensten Art (Zusammensetzungen, idiomatische Wendungen usw.), bei Verben und Adjektiven der Anschluß von Ergänzungen mittels bestimmter syntaktischer Verfahren (z. B. Präpositionen), die Gebrauchsweisen von Verben (transitiv, intransitiv, absolut, reflexiv, unpersönlich), aber auch formale Züge wie das grammatische Geschlecht und morphologische oder graphische Varianten. Zu den fünf oben genannten Kategorien geben wir in den folgenden Abschnitten jeweils eine tabellarische Zusammenstellung unserer Befunde. Mit Ausnahme der letzten («Sonstige Addenda») sind diese Übersichten nach folgendem Schema aufgebaut: - In der 1. Spalte wird das Lexem bzw. die lexikalische Erscheinung genannt. Eine Definition fügen wir nur in den Fällen hinzu, wo die Bed. nicht ohne weiteres erkennbar ist. - In der 2. Spalte erscheint die Datierung des FEW. Diese Rubrik entfällt natürlich, falls das Lexem bzw. die lexikalische Erscheinung im FEW fehlt. Zu Verifikationszwecken ist dann der entsprechende Artikel des Glossars zu konsultieren, wo wir die Stelle angeben, an welcher der Eintrag im FEW verzeichnet sein müßte. - In der 3. Spalte geben wir die Belegdaten in den untersuchten Akten. Dabei bedeuten zwei mit Bindestrich verbundene Jahreszahlen, daß mehr als zwei Belege innerhalb dieses Zeitraumes vorliegen; zwei durch Komma getrennte Daten zeigen an, daß (mindestens) ein Beleg für jedes der genannten Jahre existiert; ein Schrägstrich zwischen zwei Daten 26

heißt, daß es einen nicht genau datierbaren Beleg innerhalb dieser Spanne gibt. - Die 4. Spalte enthält einen Hinweis auf sonstige lexikographische Quellen, in denen das betr. Lexem bzw. die lexikalische Erscheinung über den FEW-Befund hinaus nachgewiesen ist. Dabei begnügen wir uns mit kurzen chronologischen Angaben; der Zusatz «SR» kennzeichnet Belege, die aus der französischen Schweiz stammen. Alles Nähere ist, wie oben ausgeführt, dem betr. Artikel des Glossars zu entnehmen. Der Aufbau der Übersicht «Sonstige Addenda» wird gesondert in der Einleitung zu dem betr. Abschnitt (3.1.2.5.) erläutert. 3.1.2.1. Im FEW fehlende Lexeme 26 Wörter, denen wir in den Akten begegneten, fehlen im FEW. Da es sich ausschließlich um Lexeme handelt, deren Etyma man genau kennt, und da die betr. Artikel leicht aufzufinden sind, glauben wir nicht, daß uns irgendein versteckter Beleg entgangen sein könnte15. Von den 26 Wörtern sind, wie ersichtlich, 16 bereits in anderen lexikographischen Quellen bezeugt. LEXEM

AKTEN

ajoutation n.f. „Hinzufügung" ansiatique adj.16 apothicairie n.f. „Apotheke" assecuration n.f. „Gewähr" attestat n.m. „Nachweis" baillival adj. bätisserie n.f. „Bauplatz" (?) benignement adv. confederalement adv. contreporter v. defrauder v. „betrügen"

1726, 1728 o. D. (< 1700) 1687 1685 1729-1738 1689 1716 1699-1718 1689 1686, 1687 o. D. (1685?)

detain n.m. „Erlöschen" efficacieusement adv. etranger v. „einschüchtern" indispensablement adv. infinement adv.

1713 1698 1687 1693-1731 1699-1767

15

16

SONSTIGE QUELLEN _ (17. Jh. als ansealique) 1578 o. D. (Afr./Mfr.) 19. Jh.

Af r. -Gegenwart 17.-19. Jh. SR 16.-18. Jh. Afr.-16.Jh., 15.-17.Jh. SR 16. Jh.

16. Jh.-Gegenwart 16. Jh.

Wir erinnern in diesem Zusammenhang an einen nicht ganz ernst gemeinten, gleichwohl zu beherzigenden Rat K. Baldingers: «Avant de pretendre qu'un mot manque dans le FEW, lire le FEW d'un bout ä l'autre» (s. Baidinger 1973, 25). Es handelt sich um eine graphische Variante von hanseatique; im Glossar erscheint sie unter diesem Stichwort. Auch hanseatique selber fehlt im FEW; Näheres dazu ebd. 27

LEXEM

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

interinement n.m. latinile n. f. morgue n. „Morgen (Flächenmaß)" offentieux adj. redres n.m. „Wiedererrichtung, -Herstellung" savoyais adj. secutif&d). surfournir v. „zuviel abliefern (Geld)" transmarcher v. „transportieren, an (einen Ort) bringen" vesfenin n.m. „Weißpfennig"

1692 1699 1699-1718 1701

15.-Anf. 17. Jh. seit 14. Jh.

1699 1689 1702 1707-1728

16. Jh.

1689 1695

16. Jh.

16.-Anf. 17. Jh.

3.1.2.2. Im FEW fehlende lexikalische Erscheinungen Zu 148 im FEW verzeichneten Lexemen konnten wir 165 lexikalische Erscheinungen aufspüren, die dort nicht berücksichtigt werden. Davon sind 98, wie ersichtlich, schon in anderen lexikographischen Quellen nachgewiesen. Der Wortlaut jedes Eintrages verdeutlicht, um was für eine lexikalische Erscheinung (Bedeutung, Konstruktion, Syntagma usw.) es sich im Einzelfall handelt. Runde Klammern um eine Angabe in der Rubrik «Sonstige Quellen» zeigen an, daß die lexikalische Erscheinung dort in einer von unserem Aktenbeleg abweichenden Form vorkommt. Näheres dazu ist dann dem betr. Artikel des Glossars zu entnehmen. Wo in derselben Spalte «20. Jh.» bzw. «Gegenwart» erscheint, bleiben etwaige, in den benutzten Quellen enthaltene Gebrauchsmarkierungen17 unberücksichtigt. Auch hier muß zur Information auf das Glossar zurückgegriffen werden. ERSCHEINUNG

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

abbesse n. f. in mere absence n. f. in a man (etc.) accorder v. in - avec (qn.) accourager v. in s' adherent n.m. „Familienangehöriger"

1687 1699-1735 1709-1718 1699 1691-1702

-

17

15.-16.Jh. 19. Jh. SR -

Für derartige Markierungen ('vieux' bzw. Vieilli", 'litteraire', 'familier' usw.) hat sich seit E. Coserius Arbeiten über strukturelle Semantik der handliche Terminus «diasystematisch» eingebürgert. Eine gute Zusammenfassung seiner diesbezüglichen Theorien gibt Geckeier 1971, 177 ff.; insbes. zum Begriff «diasysteme» s. ebd. 187-188. 28

ERSCHEINUNG

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

adresse n.f. 1. „Anweisung, Instruktion" 2. in lettre d' - „Beglaubigungsschreiben" (?) affermerv.m - (qn.) „bestätigen" affranchir v. in - des difficultes „Schwierigkeiten überwinden" agreer v. in - de + Inf. „einwilligen" alphabet n.m. in prendre a l' amiable adj. in par ancien adj. (vor dem Subst.) 1. „was eine Eigenschaft schon lange hat" 2. „was schon lange besteht" arret n.m. in mettre en arreter v. in s' - „sich verdingen" (?) arrierager v. „rückständig sein" (von Steuern usw.) autant adv. in la moitie avant praep. in 1. - (+ Inf.) 2. - que (+ Inf.) 3. - que de (+ Inf.) baraquer v. in se bätissage n.m. „Bauplatz" bien n.m. in pour le - de (paix etc.) bauche n.f. in de - „mündlich" brouter v. in - (qn.) fig. „schröpfen" adv. in depuis/des...en cause n.f. in a ces -s cense n.f. in - perpetuelle „Erbpacht" chacun adj., n. 1. in tous/toutes et (+ Poss. Pron./Art. + n.pl.) 2. dgl., mit de (+ Poss. Pron./Art. + n.pl.) 3. i n t e - , la-e charroir n.m. „Transport"

1699 1687

Afr.-16. Jh.

1714-1716 1690,1714

Afr.

chef n.m. 1. Ellipse für - de famille 2. „ein Grundstück" ci adv. 1. in entre - et (+ Zeitang.) 2. in --bas commencement n.m. in du - „anfangs" compassion n.f. in par les (de Dieu etc.) confronter v.tr. „angrenzen" connattre v. in faire - de (qch.) „vorlegen" consignateur n.m. „Steuerschätzer"(?)

1687-1690 1687 o. D.(1690/1700) 1699-1706 1692-1699 1690(?) 1692 1699

17. Jh. 17.-18. Jh., o. D. SR 16.-17. Jh.

1699 1688 1688-1717 1685-1729 o. D. (1699) 1704-1719 1699-1711 1686-1739 1688 1685-1689 1687-1723 1700-1707 1692, 1693

16.-17. Jh. 16.-17.Jh. 16.-20. Jh. 16.-20. Jh. Afr. Afr., 17.-19.(20.)Jh. 16.-18.Jh. 17.-20.Jh. 16. Jh.

1691-1728 1687-1721 o. D. (1701?)1714 1690-1753 1731, 1734 1737 o. D. (1699?) 1699-1714 1687/88-1733

16.-18. Jh. SR

Afr.-18. Jh. 16. Jh. 16. Jh.

1699, 1712 (?) 1687

16. Jh.

o. D. (1691)

15. Jh. 29

ERSCHEINUNG

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

consigner v. 1. in - qch. a (qn.) „zuweisen" 2. in se - „(auf Anordnung) Haus/Wohnsitz nicht verlassen" coureur n. m. „Vagabund, Herumtreiber" courir v. „laufen (von Zahlungen)" convert n.m. „provisorisches Bauwerk, einfache Hütte"; auch „Schutzdach, offener Schuppen" decä adv. in depuis ( + Zeitang.) en declarer v. in 1. - de (+ Inf.) „versprechen" 2. - de (qch.) „deutlich zum Ausdruck bringen" defaut n.m. in au - de, a mon (etc.) „in Ermangelung/anstelle von" degravement n.m. „Nachlaß, Minderung (einer Abgabe, Schuld)" dehors adv. in elre „(von einerKrankheit) genesen sein" delivre n.(m.?) „Auslieferung, Freigabe (von gepfändeten Sachen)" demeure n.f. „Aufenthalt" designation n.f. „Plan, Entwurf" dessein n.m. in faire - de „beabsichtigen" diaconie n.f. „Gremium der diacres in frz.-ref. Gemeinden" diacre n.m. „Armenpfleger, Kirchenrechner in frz.-ref. Gemeinden" diminuer v. in se - „sich vermindern, abnehmen" douter v. „sich fragen, wissen wollen" ecarte adj. „verstreut, in Streulage" echoir v. in // echoit a qn. de (+ Inf.) efficace n.f. „Wirksamkeit" encliner v. intr. „geneigt sein" enclos 1. adj. „beigeschlossen, einliegend (in Brief usw.)" 2. n.f. „beigeschlossener/einliegender Brief" encre n.m./f. 1. Graphic ancre 2. in ecrire de bon(ne) endroit n.m. 1. in en mon (etc.) „mich (usw.) betreffend" 2. in - de (qn.) „jem. betreffend"

1699

16. Jh.

30

1698 1699-1700

17.-18. Jh.

1701 1699, 1714

17.-20.Jh. 14.-20. Jh.

o. D. (< 1734) o. D. (1698/99)

1685 SR

o. D. (1698/99)

17.-18.Jh.

1690,1699

16.-20.Jh.

1718 1699

17.Jh.

1701

Afr.

o. D. (1690/1700) Afr.-16. Jh. 1699 16. Jh. 1690 17. Jh. 1690

18. Jh.

1690, 1720/21

18.-20. Jh.

1704

15.-19.Jh.

1689 1718 1714 1699-1738 1687 1692

17. Jh. o. D. SR 16. Jh. Afr.-20. Jh. 16.-18. Jh.

1691-1692 1692 1692 1690

17.-18. Jh. 16.-20. Jh. Afr.-19./20.Jh.

1692

17.-20. Jh.

ERSCHEINUNG

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

endroil praep. in chacun - soi engager v. in - qn. de (+ Inf.) „bewegen, veranlassen" ensemer v. „einsäen (Feld)" entendu part.perf./adj. „geordnet" entrailles.n.i.pL in avoir pour qn. des - de ( + Subst.) envoi n.m. in lettre d' - „Vollmacht, Beglaubigungsschreiben (einer Delegation/eines Abgesandten)" etre n.m. in en - jur. „(von Sachen) als solche vorhanden" exercer v. in - une arme „sich im Gebrauch einer Waffe üben" expedier v. in - qn. „jem. abfertigen, jem. Anliegen erledigen" (nicht-pej.) fabrique n.f. „Herstellung" faclurier n.m. „Hersteller, Fabrikant" fait n.m. in au - de „hinsichtlich" familier adj. „die Familie betreffend" ferrements n.m.pl. „Eisenbeschläge" fier v. in se - de „vertrauen auf" fin n.f. in pour - „schließlich" fleurissement n.m. fig. „Blühen, Gedeihen" fournir v.intr.abs. „genügen" grace n.f. in faire - a (qn.) „Gunst gewähren" grader v. in - qn. de (qch.) „beschenken mit" graisse n.f. „Dünger" greve n.f. in en jur.(?) „gerichtlich gepfändet" guidage n.m. „Tätigkeit als Führer"(?) habiter v. in -^«.„unterbringen" hors adv. in de la en „von da an, künftig" impossible n.m. in reduire ä indignite n.f. „schändliche Behandlung, Beleidigung" information n.f. „Unterrichtung, Belehrung" intrigue n.f. „Fertigkeit, Geschicklichkeit"(?) jour n.m. in 1. de - a autre „täglich" ( = heute oder morgen oder...) 2. in (vivre) du - a la journee

1699 1730

Afr.-19. Jh. 17.-18. Jh.

1699 1700 1699

17.-18. Jh. SR 19. Jh. (19. Jh.)

1688, 1699

1692

16. Jh.

1699

19. Jh.

1699

17.-20. Jh.

1685 17.-20. Jh. 1688, 1709 18. Jh. 1698 17. Jh. 1699, 1702 Afr., 18. Jh. o. D. (1715/18) Afr., 19.-20. Jh. 1690 Afr.-19.Jh. 1687, o. D. (1689?) 16. Jh. 1711 1699 o. D. (1699?)

17. Jh. Afr.-19. Jh.

1703

16. Jh.

1702-1734 1699-1706

Afr., 16. Jh.

1706 1688 o. D. (1688?)

16. Jh.

1692 1700,1742

17.-19. Jh. 16.-20. Jh.

o. D. (1698?)

Afr.-17. Jh.

1730

o. D. SR

o. D. (1689?)

1694

o. D. (1692?), 1698

16.-18. Jh.

31

ERSCHEINUNG lecteur n.m. „Vorleser (in frz.-ref. Gemeinden)" Heu n.m. „Gelegenheit, Anlaß", in laisser/avoir - de (+ Inf.) loin adv. 1. in ne pas aller - „nicht lange dauern (bevor etw. geschieht)" 2. in a [...] - (bei Ortsbzw. Zeitang.) main n. f. in de bonne „aus zuverlässiger Quelle" mattre n.m. in petit-, -petit „Hilfslehrer" moniere n. f. ,,Verfahren(?); Geschehen, Hergang (?)" manifacturier n.m. „Hersteller, Fabrikant" marque n. f. in - domestique „(von Analphabeten) Zeichen statt Unterschrift" marreau n.m. „Abendmahlsmarke in frz.-ref. Gemeinden" mesureur n.m. in - de terre miquelet n.m. „frz. Gebirgssoldat" necessite n.f.sg. „lebensnotwendiger Bedarf" nom n.m. in a mon (etc.) page n.m. in tirer qn. de „von Bevormundung befreien" päque n.f. in faire „am Abendmahl teilnehmen" parfaire n.m. „Ausführung" parier v. abs. (für dire) parsemer v. „(Feld) einsäen" peigne n.f. „Flachs-, Wollkämmen" peine n.f. in avoir (de la) - a (+ Inf.) „sich die Mühe machen" peuple n.m. im Pl. „Untertanen, Bevölkerung; Leute, Menschen" plus adv. in a qui - „um die Wette" presence n.f. in a notre (etc.) pretendre que (verneint) „zulassen" principe n.m. in par un - de (+ Subst.) „aufgrund von" prix n.m. in empörter le „die Oberhand behalten" 32

AKTEN 1748

SONSTIGE QUELLEN

1685, 1689

17. Jh.

1699

(17. Jh.)

1699

Afr.-19. Jh.

16. Jh.(?), 18. Jh.

29 1687,1714 1687

14. Jh.

1699 1698-17127 1714(?) 1709-1740 1734 1691 1699

Afr., 17. Jh.

1688-1707 1692 1708 1699 1689-1731 1734 1718 1714

1775 1905

1692-1716

17.-18.Jh.

1699 1706, o. D. (1717) 1702-1718 1699, 1714

17.-18. Jh. (17.-18.Jh.)

1707

ERSCHEINUNG

AKTEN

prolong n.m. „Verlängerung" protocole n.m. „Niederschrift (einer Verhandlung, Sitzung)" provisionnaire adj. „vorläufig" quand adv. in - bien „selbst wenn" question n.f. in de „in Frage stehend, betreffend" rappeler v. in se - /sur (qch.) „sich berufen auf" rapporter v. in - qn. „führen, leiten"(?) rechercher v. in - qn. de (+ Inf.) „ersuchen, bitten" reellement adv. jur. „Sachen/dingliches Vermögen betreffend" regarder v. in - qn./qch. „sich kümmern um" regence n.f. „Lateinschule; Unterrricht dort" regrelter v. (für regratter) „nach Feilschen Preisnachlaß gewähren" relevant adj. „wichtig" reserve n.f. in foret de - „Schonung" retenir v. in se - (qch.) „sich vorbehalten" retirer v. in - qn. „aus dem Leben abberufen" nsdaler n.m. (mit Var.) „Reichstaler" saude n.f. „Saldo" sejour n.m. in faire „säumen, sich verspäten" serve n.f. „Ländereien mit besonderen Nutzungsrechten'^ ?) singulier adj. in 1. personne -e „Einzelperson" 2. - ami „bester/vertrauter Freund" soir n.m. in a - „am Abend" submission n.f.sg. „Ehrerbietung"

1699 1699-1740

subvenir v. in - ä (+ Inf.) „dafür aufkommen, daß" synode n. als Fern. table n.f. „Leitung der Waldenserkirche"

SONSTIGE QUELLEN

1698 1689 1687

17. Jh.

1708, 1731

-

1692

14. Jh.

1689, 1699

16. Jh.

1693

-

1687

Afr., 1

1730 (?)

-

1695

_

o. D. (1688?) 1700, 1721 1699-1714

17.-20. Jh.

1711, 1738 1695-1726 1689 1687

Afr., (Mir.)

1700-1734

1687, 1688

1699

16. Jh.

1687 Afr. o. D. (1688/89), 17. Jh. 1692 1713/14(?)-1730 o. D. (1699) 1701, 1702

16. Jh.

33

ERSCHEINUNG

AKTEN

SONSTIGE QUELLEN

tadle adj. in - et content „zufrieden, ohne weitere Ansprüche" tant adv. in - mieux (für d'autant mieux) tirage n.m. „Schießplatz" tirer v. in - une lettre „Brief abfassen/schreiben" totale n. f. „Gesamtsumme" valoir v. in bien en vaut ä (qn./qch.) verser v. in - son caeur (ä qn.) vie n.f. in 1. souspeine de -

1704, 1714 1689-1701 1701 1687

19. Jh. SR 16. Jh.

1706 1688 1731 1698-O. D. (1700) 1701

2. a peine de-

17.-l9. Jh. 16.-18. Jh.

3.1.2.3. Nachdatierungen Besonders auffällig ist die erhebliche Zahl der gegenüber den FEW-Letztbelegen nachweisbaren Nachdatierungen18. Wir fanden solche zu 200 Lexemen bzw. 209 lexikalischen Erscheinungen; darüber orientieren die nachfolgenden Tabellen. Wie schon im vorigen Abschnitt bemerkt, berücksichtigt die Angabe «20. Jh.» in der 4. Spalte nicht eventuelle, in den zur Ergänzung der FEW-Einträge benutzten lexikographischen Quellen verzeichnete Gebrauchsbeschränkungen. Wir gliedern die Übersicht nach dem Zeitraum, in den der FEW-Letztbeleg fällt, in 4 Unterabschnitte, und zwar in absteigender Reihenfolge: 17./16./15./14. Jh. und früher. 3.1.2.3.1. FEW-Letztdatum im 17. Jahrhundert LEXEM/ERSCHEINUNG

FEW

AKTEN

absenter v. 1. tr. „(Ort) verlassen" 2. intr. abs. „weggehen" accouragerv.tr. accoutumer v. in avoir -e de (+ Inf.) achet n.m. affaire n. als Mask. afferme n.f. agir v. in - qch. agreablement adv. „gütlich"

1636 1613 1635 < 1678 1628 Mitte 17. Jh. 1636 1611 1636

1719, > 1731 1698 1686-1704 1699-1718 1713, 1726 1689-1713 (?) 1688 (?) 1690 1687-1734

18

SONST. Qu.

17.-20. Jh. 19.-20. Jh.

Inwieweit dieses Faktum ein internes Charakteristikum des untersuchten Korpus darstellt, wird in 3.2.2.1. zu erörtern sein. 34

LEXEM/ERSCHEINUNG

FEW

AKTEN

ainsi adv. in par ainsin adv. (für ainsi) ajourner v. in - qn. „vorladen" ajuger v. alien adj. abs. appartenance n.f. „Angehörige, Verwandte" approprier v. in - qch. „übereignen" aucun pron.sg. „(irgend)jemand" auparavant adv. in - que de avant adv. in par bätissage n.m. „Tätigkeit des Bauens" besoin n.m. in U es t - de camerade n.m. cassine n.f. catholiser v. cercher v. charte n.f. (für cherte) col n.m. „Hals" comment adv. in - ^we comte n. als Fern. conclusion n.f. „Beschluß" conlraire n.m. in aw „als Gegenleistung" contregarder v. conversation n.f. „Verhalten; Umgang" COM n.m. „Schultern"; in apporter sur son crainte n.f. in - #we davantage adv. „außerdem" debile n.f. defaillir v. „fehlen" defrayement n.m. dehors praep. demeurance n.f. desagreable adj. in avo;> desister v. intr./refl. devanl praep., 1. temporal 2. in -