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German Pages 56 [60] Year 1966
A L T D E U T S C H E
T E X T B I B L I 0 T H E K
Begründet von Hermann Paul Fortgeführt von G. Baesecke Herausgegeben von Hugo Kuhn Nr. 3
Hartmann von Aue
Der arme Heinrich Herausgegeben von Hermann Paul
IS., durchgesehene Auflage besorgt von Ludwig Wolff
MAX N I E M E Y E R V E R L A G T Ü B I N G E N
1966
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage
1882 1893 1904 1907 1912 1921 1930 1941 1949 1953 1958 1961
besorgt von Albert Leltzmann
besorgt von Ludwig Wolff
© Max Niemeyer Verlag TQbingen 1966 Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany Druck: Outmann Sc Co., Heilbronn
Vorwort Der Arme Heinrich Hartmanns erweist mit seiner reinen Geistigkeit und der anmutig klaren Form immer wieder seinen Reiz. Schon viele Germanisten haben ihn in der Ausgabe von Hermann Paul gelesen, die 1882 erstmalig erschienen ist. In der 7. Auflage (1930) hatte sie A l b e r t L e i t z m a n n übernommen und sie gründlich durchgearbeitet und in Orthographie und Lautform nach den neueren Anschauungen über Hartmanns Sprache normalisiert. Seinem Text war namentlich auch die Ausgabe von Erich Gierach zugute gekommen, die das Uberlieferte behutsam prüft und alles, was wir überhaupt über Sprache, Stil und Verskunst Hartmanns ermitteln können, dafür heranzieht. Während Paul ihm gegenüber noch große Zurückhaltung gezeigt hatte, erkannte Leitzmann die Herstellung Gierachs in den meisten Fällen an. Freilich wies er mit ihm auf die starke Durchsetzung des überlieferten Textes mit überschüssigen Formwörtern (auch gerade in der Straßburger Handschrift) hin, die es unmöglich mache, in jedem Einzelfall herauszufinden, welche unecht sind. Die Überlieferung, die schlechter sei als selbst beim Erec mit seiner späten Handschrift, schließe es aus, den originalen Wortlaut auch nur annähernd wiederzugewinnen, bestenfalls, so sagte er mit Gierach, könne man den Armen Heinrich so herstellen, wie ihn Hartmann gedichtet haben könnte. „Ich habe deshalb auch im quälenden Gefühl dieser Unsicherheit des Bodens den meisten von mir in der Rezension von Gierachs zweiter Auflage vorgeschlagenen, oft radikalen Eingriffen den Zugang zum Text verschlossen." Schon damals habe ich den Armen Heinrich mit Leitzmann zusammen durchgearbeitet und viele Einzelheiten mit ihm erörtert, er hatte auch eine Reihe von Besserungsi*
n Vorschlägen aufgenommen, und so habe ich die Ausgabe nun mit der 10. Auflage in meine Obhut übernommen. Geändert ist nur wenig. Ich erwähne die Einschränkung der Elisionspunkte, die Leitzmann erst in den späteren Auflagen so ausgiebig verwendet hatte, auch wo es zu unnatürlicher und unschöner Rhythmisierung führte. Vollständige Vermeidung des Hiatus ist für Hartmann nicht zu beweisen, und auch Leitzmann hat ihn trotz allem durchaus nicht in allen Fällen tilgen können. Ähnlich wie in anderen Dingen darf man aus einem feststellbaren Streben, daB dem Empfinden für das Schöne folgt, keine starre, rücksichtslos durchzuführende Regel machen. In der Einleitung habe ich mich an Paul und Leitzmann angeschlossen, aber von der Bindung an ihren Wortlaut freigemacht. In der 11. und 13. Auflage sind die Literaturangaben ergänzt. Unbedeutende Berichtigungen im Text betreffen die Orthographie und die Interpunktion. Bei den Adjektivbildungen auf -cc, -ic habe ich die Regel der Hs. A durchgeführt: -eclich immer mit e, sonst aber nur -ic. Für die Superlativendung habe ich auch das e von A eingesetzt. Geändert habe ich - veranlaßt durch die Einwendungen von Fr. Neumann, Z. f. d. Phil. 75, '242 - V. 404. wo übermuotes jeder handschriftlichen Grundlage entbehrt. Bei vollkommen entsprechender Überlieferung ist es nicht berechtigt, V. 404 anders zu behandeln als V. 82. Vgl. hierzu die Überlieferung Parz. 219, 22; Willeh. 268, 28; 372, 18; Biterolf 7713; 10915; Pilgerfahrt des tr. Mönchs 8716. Für V. 390 habe ich eine andere Besserung versucht. Bei V. 1010 bin ich zur Überlieferung zurückgekehrt. Marburg, im September 1952 im Dezember 1957 im August 1965
Ludwig Wolff
Einleitung Unter den Werken Hartmanns, mit denen sich die deutsche Philologie dauernd beschäftigt hat 1 ), wird der Arme Heinrich jetzt allgemein zwischen den Gregorius und den Iwein gesetzt 2 ). Namentlich die Beobachtungen über Reimtechnik und Sprachformen weisen darauf hin*). Nach A. Schirokauer, Z. f. d. A. 83, 59 fiele der Arme Heinrich jedoch in eine Arbeitspause am Iwein nach den ersten 1000 Versen. Zur absoluten Chronologie jetzt Fr. Neumann in den Studien zur dt. Phil, des Mittelalters (Festschr. f. Fr. Panzer, 1950) 59 sowie Z. f. d. A. 83, 271; Z. f. (1. Phil. 75 (1956), 225. Der Arme Heinrich wäre danach wohl u m 1195 anzusetzen. Abweichende Auffas*) Eine eingehende Behandlung aller mit Hartmann zusammenhängenden Fragen mit einer umfassenden Literaturübersicht gibt G. Ehrismann, Gesch. d. dt. Lit. bis zum Ausgang des Mittelalters 2, 2 (München 1927), 196. Vgl. auch H. Sparnaay, Hartmann von Aue, Halle 1933 u. 1938, mit Bibliographie Bd. 2, 107 ff. ') So schon von Benecke (zu Iw. 22), von Haupt (Einleitung zu seiner Ausgabe S. XIX), von E. Naumann (Z. f. d. A. 22,42). Früher wurde er von manchen als das letzte Werk betrachtet, z. B. von Fr. Saran, Hartmann von Aue als Lyriker, Halle 1889, S. 46. 106; Beitr. 24, 30. 66, von F. Bech, Ausgabe Hartmanns* 1, X, von A. Schönbach, Über Hartmann von Aue, Graz 1894, S. 466, von F. Piquet, Étude sur Hartmann d'Aue, Paris 1898, S. 357. *) Vgl. namentlich K. Zwierzina, Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns u. Wolframs (Abh. zur germ. Phil, für R. Heinzel, Halle 1898) S. 437, besonders S. 451 Anm. 2. 497 u. Z. f. d. A. 44, 36. 52. 66; 46, 253. 269. 310. 355. 369. 389; ferner B. J. Vos, The diction and rimetechnic of Hartmann von Aue, New-York u. Leipzig 1896, Spamaay, Z. f. d. A. 67 (1930), 23.
Vili sungen über die chronologische Folge bei W. Schröder, D t . Vierteljahrsschr. 31 (1957), 275.
Während uns für die übrigen erzählenden Dichtungen Hartmanns seine Vorlagen bekannt sind, entzieht sich die Quelle für den Armen Heinrich unserer Kenntnis. Ein deutliches Zeugnis dafür, daß er eine Vorlage, und zwar eine schriftliche Aufzeichnung gehabt hat, geben Beine eigenen Worte V. 16 u. 29; darauf, daB sie in einer fremden Sprache abgefaßt war, weist der Ausdruck dittten V. 16. Man wird an die lateinische Erzählung eines deutschen Geistlichen denken müssen, dem das Buch Hiob vertraut war. Auf eine französische Dichtung deutet nichts; eine andere Anknüpfung und landschaftliche Festlegung der Erzählung, die dort kaum hätte fehlen können, hätte Hartmann nach seiner Art schwerlich durch die deutsche ersetzt, die im engsten heimatlichen Kreise bleibt. Es ist anzunehmen, daß er in der Vorlage für die Handlung schon die wesentlichen Züge vorgefunden hat. Die Verbindung mit dem Geschlecht von Aue braucht nicht dazuzugehören. Hartmann hat Bich den Helden wohl als einen Vorfahren seiner Dienstherren gedacht. In der geistigen Durchdringung und der lebendigen menschlichen Ausgestaltung wird niemand seine dichterische Eigenleistung bezweifeln 1 ). Wenn uns die unmittelbare Vorlage Hartmanns fehlt, so ist bisher auch noch keine nah verwandte Erzählung nachgewiesen. Der Glaube, daß der Aussatz durch Menschenblut, besonders durch das Blut unschuldiger Kinder, zu heilen sei, ist alt und weit verbreitet und erscheint auch l ) Eine kurze lateinische Fassung der Geschichte von Hmricua oder Albertus pauper ist in zwei Brealauer Predigtsammlungen des 14. und 15. Jhs. auf Grund älterer Vorlagen erhalten und von J. Klapper (Erzählungen des Mittelalters, Breslau 1914, S. 233) ans Licht gegeben. Sie war sicher nicht die Quelle Hartmanna, wie der Herausgeber meinte und auch Ehriamann für glaubhaft hielt, ging wohl auch kaum mit ihr auf eine gemeinsame Vorlage zurück, wie Sparnaay erweisen will (a.a.O. 2, 5; vorher Verschmelzung legend, u. weltl. Motive in der Poesie des Mittelalters, Groningen 1922, S. 118).
IX häufig als Sagenmotiv *). Plinius der Ältere berichtet (Nat. hist. 26, 8): Aegypti peculiare hoc malum (der Aussatz) et, cum in reges incidisset, populis funebre, quippe in balneis solia temperabantur humano sanguine ad medicinam eam. Weit verbreitet waren namentlich zwei Erzählungen, die hierher gehören. Die eine war die legendarische von der Bekehrung Konstantins, die u. a. in der Kaiserchronik and im Silvester Konrads v. Würzburg behandelt ist 1 ). Wie im Armen Heinrich verzichtet hier der Aussätzige der Kaiser ist es - im letzten Augenblick auf die Durchführung, auf die Opferung der Kinder, und wird zum Lohn für die Barmherzigkeit von Gott geheilt. Die andere war die Freundschaftssage von Amicus und Amelius, die auch dem Engelhard Konrads v. Würzburg zugrunde liegt 8 ). Während in diesen und anderen Fällen das Blut von Kindern für die Heilung gefordert wird, soll es in einer Episode der Queste du st. gral*) wie im Armen Heinrich eine reine Jungfrau sein. G. Eis, Forschungen u. Fortschritte 31 (1957), 77 ff. vergleicht die (doch recht abweichende) Erzählung von der Heilung Roberts von der Normandie in Salerno und Volksüberlieferungen von ritueller Nacktheit. Die Dichtung Hartmanns ist uns in drei vollständigen Handschriften des 14. Jhs. überliefert, einer Straßburger *) Vgl. darüber die Ausgabe der Brüder Grimm S. 172, die von Waokernagel - Stadler S. 189, P. Cassel im Weim. Jahrb. für dt. Sprache, Lit. und Kunst 1, 408 und Die Symbolik des Blutes und der Arme Heinrich, Berlin 1882; H. Strack, Das Blut im Glauben und Aberglauben der Menschheit', München 1900 und das Handwb. des dt. Aberglaubens unter „Aussatz" und „Blut". *) Vgl. zur Legende von Konstantin und Papst Silvester W. Grimms Einleitung zu Konrads v. W. Silv. S. XII; H. F. MaOmann, Die Kaiserchronik III, Quedlinburg und Leipzig 1854,854; G. Prochnow, Z. f. d. Phil. 33.145, auch E. Fr. Ohly, Sage und Legende in der Kaiserohronik, Münster 1940, 105. *) Vgl. Kölbing, Beitr. 4, 271, P. Gereke, Engelhard. Halle 1912,IX; weitere Nachweise bei Ehrismann, Schlußband (1935), 49 A. 1. *) Nacherz&hlt in der Ausgabe des Armen Heinrioh von den Brüdern Grimm S. 180.
X (A), die im Jahre 1870 verbrannt ißt 1 ), einer Heidelberger (Ba) und einer Kaloceaer (Bb) *). Dazu kommen kleine Bruchstücke einer sehr guten Handschrift aus St. Florian in Oberösterreich (C, 61 Verse)8) und einer sehr viel schlechteren Münchener (117 Verse), die aus Kloster Indersdorf bei Dachau stammt (D) 4 ). Bb ist in derselben Schreibstube von Ba abgeschrieben, wie Zwierzina endgültig erwiesen hat 6 ), Ba aber geht auf eine Vorlage zurück, die sehr frei mit dem Text umgesprungen ist. Bei dieser Lage bleibt für die Textkritik im allgemeinen kein anderes Verfahren, als der dem Original so viel näherstehenden Hs. A so lange zu folgen, als nicht bestimmte Gründe dagegen sprechen. Beim Vergleich der Bruchstücke C und D zeigen allerdings Übereinstimmungen mit B gegen A, daß dies Verfahren doch etwas zu einseitig ist, und B noch in manchen Fällen das Echte bieten wird, wo wir keine Mittel haben, um das festzustellen. Freilich Bcheint es, daß D in einem nahen Verhältnis zu B steht, so daß eine Übereinstimmung leider nicht als ein ganz sicheres Kriterium für die Ursprünglichkeit der Lesart betrachtet werden kann. Nachdem der Arme Heinrich erstmals durch den Handschriftenabdruck Myllers 1784 wieder bekannt geworden war, ist er herausgegeben von den Brüdern Grimm, Berlin 1815, dann von K. Lachmann in der Auswahl aus den hd. Dichtern des 13. Jhs., Berlin 1820, S. 1 und von W. Wakkemagel in den verschiedenen Ausgaben seines Altdeutschen Lesebuches (seit 1835 ; 6 S. 523) und für sich mit rwei jüngeren Prosalegenden verwandten Inhalts, Basel 1835 (vgl. dazu Pfeiffer, Gera. 1,126), 2. Aufl., aus seinem Kachlaß bearb. v. Toischer, mit Anmerkungen und Abhandlungen, Basel 1885 (bespr. v. K. Buidach, A. f. d. A. 12,194, v. 0 . Behaghel, Literaturbl. f. germ. u. rom. Phil. l
) Abgedruckt in C. H. Myllere Sammlung deutscher Gedicht« aus dem 12., 13. u. 14. Jh. 1, Berlin 1784, 197. «) Abgedruckt v. J. N. Mailath u. P. KöfEnger, Der Kaloczaer Codex altdeutscher Gedieh te, Pest IS)7. Jetzt verschollen.
») Zueret veröffentlicht v. Fr. Pfeiffer, Gern. 3, 347. Vgl. auchW. Scheel, Festgabe an K. Weinhold, Leipzig 1896, S. 37. ') Abgedruckt v. Fr. Keinz, Geim. 31, 80. *) In der Festschrift Max H. Jellinek, Wien 1928, 209.
XI 1886, 8. 279). Neu hrsg. v. £ . Stadler, Basel 1911 (bespr. v. £ . Schröder, A. f. d. A. 35,278, Ehrismann, Literaturbl. 1913, S. 321, A. Leitzmann, Z. f. d. Phil. 44, 369). Hierzu traten die Aasgaben (mit Wörterbuch) v. W. Müller, Göttingen 1842 und v. M. Haupt, mit den Liedern und Büchlein, Leipzig 1842 (mit krit. Apparat, Nachträge dazu Z. f. d. A. 3, 275), neue Ausgabe (ohne die Lieder) besorgt v. £. Martin, ebd. 1881 (mit Aufnahme der nachträglichen Verbesserungen von Haupt und Hinzufügung der St. Florianer Bruchstücke zum Lesartenapparat). Weiter F. Bech in Bd. 2 seiner Ausgabe der Werke Hartmanns, Leipzig 1867, «1934, B. Schulz ebd. 1871. K. Möllenhoff gab 1878 in der 3. Auflage seiner Altdeutschen Sprachproben einen Abdruck des Hauptschen Textes mit den Verbesserungen Lachmanns. An Haupt schloß sich, als Nachbildung einer mittelalterlichen Hs., auch das Buch • . J. Wansleben an, Kiel 1880. Die vorliegende Ausgabe von H. Paul ist zuerst Halle 1882 erschienen (dazu Toischer Literaturbl. 1882,453), in 7. Aufl. 1930 bearb. •. A. Leitzmann, der am Text später noch manches geändert hat. Den Paralleldruck des gesamten handschriftlichen Materials mit Gegenüberstellung seiner auf eindringlichen Untersuchungen beruhenden Textbearbeitung brachte die Ausgabe v. £ . Gierach, Heidelberg 1913 tbespr. v. E. Schröder, A. f. d. A. 45, 39, u. K. Helm, Literaturbl. 1915, 325), 2. Aufl. 1925 (bespr. v. A. Leitzmann, Z. f. d. Phil. 53, 109). Hierzu kommt eine Ausgabe von Fr. Ranke, Basel 1943, mit der Übertragung W. Grimms, von Fr.Maurer in dem Auswahlbändchen Hartmarin von Aue, Sammlung Göschen Bd.18, Berlin 1958, von Fr. Neumann, auch mit der Nacherzählung der Brüder Grimm, in Reclams Universalbibliothek Nr. 456, Stuttgart 1959, von H. de Boor, Hartmann von Aue, Der Arme Heinrich, mhd. Text und Übertragung (Exempla Classica 84), Frankfurt a.M. 1963 *). ') Ale englische Ausgabe warfrüherdie von J. G. Robertson, London 1876, zu nennen, jetzt eine kommentierte, mit Einleitung and Glossar, von J. Kn. Bostock, Oxford 1942, «1947 (Text nach Gierech). Hierzu O. Springer, The Journal of Engliah and Germanic Philology 43 (1944), 368.
XII Beiträge zur Kritik und Erklärung haben geliefert: Fr. Pfeiffer Geim. 3,349 ; Fr. Koci&n, Die Bedeutung der überarbeiteten Hss. Ba und Bb und der St. Florianer Bruchstücke für den Text des Ârmen Heinrich, Programm des Gymnasiums inBudweis 1878; E . Burdach A. f. d. A. 12, 195; E.Sprenger Germ. 37, 171; E.Schröder A.f.d.A. 35, 279; 45, 39 u. Z. f. d. A. 50, 219; 53, 357: E. Gierach ebd. 54, 257; 55, 303, 503. Zu V. 225 u. 447 Gierach Z. f. d. A. 55 (1917), 318 (hîbœre wie Wackernagel); Fr. Ranke Z. f. d. A. 79, 178 (vrîbœre frei im Entschluß); C. v. Kraus ebd. 82, 73 (vrambœre); G.Jungbluth G.R.M. 36 (1955), 263 (diu vollen man verbœre und ouch des willen wœre). Auch V. 390/91 haben immer neue Versuche zur richtigen Herstellung und Erklärung herausgefordert, von denen doch keiner voll befriedigt. So E. Sprenger Germ. 37, 171 (V. 391 wan ich hete muotwillen gar)\ G.Ehrismann Beitr. 24, 388 (wan ich enhete nihl witze gar) ; E. Gierach Z. f. d. A. 55, 320 nach Vorschlag Zwierzinas (wan ich enhâte in niht wan gar),V. 390 in der 1. Aufl. ohne das doch von A, in der 2. dafür ouch, A.Leitzmann joch, das in den Hss. so oft entstellt wird; Fr.Maurer in seiner Ausgabe 1958 (wan ich enhâte sîn niht gar); H. de Boor Beitr. 84 (Tübingen 1962), 474 (wan ich in hete mit vrevil gar); Fr.Neumann Beitr. 85 (Tübingen 1963), 315 (wan ich in hâte, und doch niht gar), gestützt mit 2 Iweinstellen, aber war der Wille Gottes denn sein Wille, den er also nicht voll gehabt hätte? Mein Versuch folgt dem von H. de Boor gewiesenen Weg. Zu V. 1010 O.Springer, Taylor Starck Festschrift (London, The Hague, Paris 1964), 189; seine die Werke Hartmanns überblickende Interpretation verteidigt das überlieferte keines danlces, zu dem ich statt Gierachs keines schimjtfes zurückkehre. Schallanalytisch ist der Text besprochen v. E. Sievers, Festgabe für F. Ph. Strauch, Halle 1932, 57. Eine gedankliche Analyse des Gedichts hat A. Schönbach, Über Hartmann v. Aue, Graz 1894, S. 130 gegeben. Den Begriff der Treue im Armen Heinrich behandelte G. Ehrismann, Untersuchungen und Quellen zur germ. u. rom. Phil. f. J. v. Kelle 1, Prag 1908, 317, die dualistische Weltanschauung J. Fiebach Beitr. 44,279. Vom Begriff des
XIII Leides geht Fr. Maarer an das Werk heran in seinem Buch Leid, Studien zur Bedeutungs- und Problemgesch. besonders in den gr. Epen der Stauf. Zeit, Bern und Manchen 1951, 39. E. Rose, The Germanic Review 22 (1947), 182 will das Verhalten des Mädchens aus moderner Psychologie beleuchten. Einige Hauptfragen der Deutung erörterte A. Schirokauer Z. f. d. A. 83 (1951/52), 59, G. R. M. 33 (1951/52), 262. Eine eindringliche Analyse, der man aber doch nicht in allem folgen wird, gibt Bert Nagel, Der Arme Heinrich Hartmanns von Aue, eine Interpretation (Handbücherei der Deutschkunde Bd. 6), Tübingen 1952. Gerade das Legendarische kommt nicht voll zur Geltung: wie Gott selber in seiner gnadenvollen Güte wunderhaft aus dem Mädchen wirkt und so die Seele Heinrichs anrührt und ihn aus der Selbstbefangenheit hinausführt. Vgl. zum Verständnis und zur Würdigung der Dichtung W.Fechter Euphorion49 (1955) J l.Femer zu den meisten Fragen Fr. Neumann Z. f. d. Ph. 75 (1956), 225, dazu sein Aufsatz Lebensalter im .Armen Heinrich' Hartmanns von Aue, Festschrift f. L.Wolff (Neumünster 1962), 217. Wesentlich, gerade zum Ineinandergreifen und Zusammenwirken des Religiösen und Weltlichen, weiter Leslie Seiffert, The Maiden's Heart. Legend and fairy-tale in Hartmann's ,Der Arme Heinrich', Dt. Vierteljahrsschr. 37 (1963), 384. Zur Komposition, die sich fünfteilig, symmetrisch bis in die Unterabschnitte, um ein Mittelstück lege, J. Fourquet, Zum Aufbau des Armen Heinrich, Wirk. Wort 11 (1961), 3. Sonderheft, 12 (dazu L. Seiffert 394). Fr. Beyerle in Arbeiten zur Rechtssoziologie u. Rechtsgeschichte Bd. 1 (Festgabe f. H. Fehr, Karlsruhe 1948), 28, beleuchtet es, wie die Ehe des Herrn von Aue mit der freien Bauerntochter - im Dichtwerk eine Sage aus unbestimmter Vergangenheit - den Standesverhältnissen um 1200 widerspricht. Die Absicht, den Helden, der wol den fürtten gelich war, als e i g e n e n Vorfahren auszugeben, wird man dem ministerialischen Dichter freilich nicht zuschreiben dürfen. Ein Wörterbuch und Reimverzeichnis veröffentlichte G. Riemer, Göttingen 1912, Reimwörterbücher und Reimverzeichnisse zum Büchlein, Erec, Gregorius, Armen Heinrich u. d. Liedern Fr. Jandebeur, München 1926. Vgl. auch S.V Anm. 3.
XIV Eine Ausgabe in erneuerten Sprachformen hat erstmals J. G.Büsching geliefert, Zürich 18101). Dagegen wandte sich die scharfe Kritik von Jacob Grimm Kl. Schriften 6, 64. In den älteren Auflagen habe ich versucht, die weiteren Übertragungen ins Neuhochdeutsche möglichst vollständig anzuführen. Hier weise ich namentlich auf die schöne Wiedergabe der Brüder Grimm in ihrer Ausgabe 1815, die wir jetzt in den Ausgaben von Fr. Neumann und H. de Boor finden. Weiter nenne ich die Übersetzung von W.Vesper München 1906, die Prosawiedergabe von G. Schwab im Buch der schönsten Geschichten u. Sagen Stuttgart 1836, die kurze Nacherzählung mit sieben Zeichnungen des bekannten Malers J.v. Führich Leipzig 1878 und dazu die Prosaübersetzung von R. Fink in dem Buch Hartmann v.Aue, Epische Dichtungen, Jena 1939, 208, das auch die anderen Verserzählungen überträgt. Ins Italienische ist der Arme Heinrich von A. Baragiola übersetzt, Straßburg 1881, ins Englische von D. G. Rossetti (erst nach seinem Tode in den Collected Works, London 1886), von C. H. Bell, Peasant Life in Old German Epics, *) In dieser Bearbeitung hat Goethe das Gedicht am 9. Februar 1811 kennengelernt (Tageb. 4, 184) und am 3. März desselben Jahres im Abendzirkel der Johanna Schopenhauer durch Riemer vorlesen lassen (ebd. 4, 189; Jahrb. der Samml. Kippenberg 3, 30). In den Annalen von 1811 sagt er darüber (Werke 36, 72): „Ebenso brachte mir Büschings Armer Heinrich, ein an und für eich betrachtet höchst schätzenswertes Gedicht, physisch-ästhetischen Schmerz. Den Ekel gegen einen aussätzigen Herren, für den sich das wackerste Mädchen aufopfert, wird man schwerlich los, wie denn durchaus ein Jahrhundert, wo die widerwärtigste Krankheit in einem fort Motive zu leidenschaftlichen Liebes- und Rittertaten reichen muß, uns mit Abscheu erfüllt. Die dort einem Heroismus zum Grunde liegende sohreckliche Krankheit wirkt wenigstens auf mich so gewaltsam, daß ich mich vom bloßen Berühren eines solohen Buchs angesteckt glaube." Im Hinblick auf die feine Geistigkeit Hartmanns, der alles Peinliche vermeidet (anders als Konrad v. Würzburg), mag dies Urteil seltsam scheinen. Wir verstehen es aus der Besonderheit von Goethes Natur und dichterischer Phantasie, die alles in sinnlicher Anschaulichkeit erlebt.
XV New York 1931, und von M. Schlauch, Medieval Narrative, a Book of Translations, New York 1934, 335. Die Aufnahme des Stoffs in der neueren Dichtung behandelt eine Arbeit von H. Tardel, Berlin 1905 (dazu wesentlich die Besprechung von J. Minor, Euphorion 16, 195). Aus der stattlichen Reihe von Versuchen seien hier nur hervorgehoben das stark kürzende, im Menschlichen aber doch eindringliche Gedicht Chamissos, das als eine seiner letzten Dichtungen den Brüdern Grimm gewidmet ist und 1839 in seinem Deutschen Musenalmanach erschienen ist, die umfangreiche, viel anderes mit hineinnehmende Golden Legend Longfellows 1851 (dazu A. Schönbach Gesamm. Aufsätze zur neueren Lit., Graz 1900,255), die Oper von H. Pfitzner 1895, die große Novelle Ricarda Huchs 1899 und das Drama G. Hauptmanns 1902. Vgl. hierzu A. van der Lee, Hartmann von Aues Armer Heinrich en het gelijknamige drama van Gerhart Hauptmann, Groningen 1954. Da die Ausgabe Gierachs in synoptischem Druck den vollständigsten und zuverlässigsten Überblick über die Überlieferung bietet, und die Anführung aller Lesarten hier zu viel Raum beanspruchen würde und doch kein übersichtliches Bild ergeben könnte, werden im folgenden die Abweichungen von der dort versuchten Textherstellung mit dem handschriftlichen Hintergrund gegeben: deren Lesarten stehen hinter dem Gleichheitszeichen. Bloße Abweichungen der Schreibweise sind nicht angegeben. Z. f. d. Phil. 53, 110 weist auf die Anzeige Leitzmanns. 28 vür B, über A = umb ohne Ha. 64 nöthaften A = nötigen ohne Ha. (B abweichend). »4 bediutet (Ranke) AB = diutet ohne Ha. 115 veramAhte A = snuehste ohne Ha. (fehlt B). 118 veramaehelichez A = amnhlichez ohne Ha. (fehlt B). 122 manne B = man A. 127 ane sach A = s&ch B. 142 Punkt = 144 Semikolon. 161 dicke B = oheA. 172 vil AB = fehlt ohne Ha. 179 ungerne ohne Ha. = vil ungerne B (gar ungeme A). 183 d& (do A) = fehlt B. 184 zehant AB = 6k zeh&nt ohne Ha. 221 geein B = Bin A. 226 vollen B = diu vollen A. 226 diu B = und ouch A. 256 den kloastera B = gotethiusern A. 272 gebüren AB c» b&ren ohne Ha. 289 te tuonne L. W. (zu lidende A) = fehlt
XVI (B fehlt der ganze Vera). 297 ein wol A (wol einen B) = ein ohne Hs. 317 «roi gemtcjen B » gemlden wol A. 324 z&llan ztten A «• selten iender (selten irgen B). 325 ander A = wan ander (dan ST B). 332 ir der herre L. W. = der herre ir A (B abweichend). 346 kindisohe A = kintllohe B. 352 geqaelte A — qaelte B. 350 iu £ A (B abweichend) von LeiUmann festgehalten. 358 weinten B = begunden klagen A. 374 wie kämet das A — wie (daz B). 380 mit A = von (B abweichend). Kolon = 379 Punkt. 390 joch (doch A) = ouch ohne Ha. (B abweichend). 391 ÎD hete mit vollen (enhete nut vil A ; m inen willen hat ich mit -f-wë B) = enhât in niht wan. 404 hôchmuotes L. W. (hohen mûtes A, fehlt B) = übermuotes. 422 dû mich niht enschiuhest A = lützel dû mich schiuhest B. 436 enkonde B = künde A (die Negation en- in A vielfach fortgelassen). 446 daz A = fehlt ohne Hs. (B abweichend,). 447 vollen (nach 225) = diu-vollen A (B abweichend). 448 diu B = und ouch A. 460 erhörte A = gehörte ohne Hs. (hört B). diu reine A = diu B. 492 an unserm = an unsern (vmbe vnsern AB). 500 umbe ein hâr B = ein hâr A. 531 enhete = hât (hette AB). 532 diu AB = fehlt ohne Hs. 537 state B = gehenge A. 553 erwenden B = verenden A. 585 tuo zuo B (Z. f. d. Phil. 53, 110) = dâ von tuo zuo A. 652 a-d nur in C. 652 d swaeren C = beswaeren ohne Hs. 654 a. b nur in B. 662 a. b nur in BC, c. d nur in B. 752 solhez (alsoliches A ; Zieierzina Z. f.d. A. 45, 351) = danne solch ohne Hs. (dan BO groz B). 760 unz ohne Hs. = unz daz A (daz B). 786 vrost A — duret B. 827 joch ohne Hs. (och C, ein teil A, B fehlt der ganze Vers) - fehlt. 828 wie C (fehlt A, B fehlt der ganze Vers) = swie ohne Ht. 835 wes AC (des B) = gwes ohne Ha. selbe AB » fehlt C. 841 mir B = wan mir A. daz A (iz B) = fehlt ohne Ha. 847 soldestû AB = soltest ohne Ha. 852a.b nur in A (da s c h o l . . . C). 871 si si ohne Ha. = si AB. 872 noch wenden (noch weren .B) «= si wenden noch A. 878 also daz si B = und vil gar A 883 ein il •= fehlt ohne Ha. (B abweichend). 885 von A = vor B. 891 willen und den L.W. = ir willen und ir AB. 898 harte L. W. - harte wol A (B abweichend). 906 gemahel B (Z. f. d. Phü. 53, 110) = trfttgemahel A. 912 daz ist dir AB = ist dir daz ohne Ha. 913 erzeigestû A = erzeigest ohne Ha. (B abweichend). 959 geriiiwez AB = riuwez ohne Hs. 960 daz B = und daz A. 980a. b nur in B. 987 bôt B = gebôt A. 992 manie A •= fehlt B. 993 dô AB = dâ ohne Hs. 1010 dankes A (mit Leitzmann u. Springer) = schimpfes Gierath ohne Hs. (in B fehlt der Vers). 1027 gesagen A = sagen B. 1035 nie ohne Hs. = niemer A ( B abweichend). 1039 dem B — ouch dem A. bekam B = kam
XVII A. 1048 enlitcn (enhatten Ii) = Iitcn A. 10«) vrcelich A = vrccltchcn Ii. 1050 vroelichcn {frölieh A, wcrlichcn B) = frilichon ohne. Hs. 1072 vuorte A — wistc Ii. 1101 geriuwet Ali --= riuwet ohne Hs. 1115 ein B = fehlt A. 1119 daz AB ---- fehlt ohne. Hs. 1164 ouch A = fehlt ohne Hs. (B fehlt der ganze Vers). 1196 cnschamte B = spfraiot A. 1206er ui B — sv der meistcr A. 1221 erhörte AB = gehörte ohne. Hs. 1222 der ir A = dem ez sin ohne Hs. (B airweichend). 1233 minneclich A — wünneclich ohne Hs. (B fehlt der ganze Vers). 1237 des er gedäht (nach des er do e gedahte A, e gestrichen L. W.) - daz in d& e ohne Hs. (B fehlt der ganze Vers). 1241 nü A = dö B. 1265 daz AB = fehlt ohne Hs. 1279 silber daz A = selbe guot D(B abweichend). 1280a-d nur »n D (in B entspricht eine längere Versreihe) = fehlen. 1284a. b nach D (in B in umgekehrter Folgt) = fehlen A. 1288 enwere ohne Hs. = w e r AB. 1306 enw&rt ohne Hs. wart A (B abweichend). 1328 herre in in A = herre ohne Hs. (B abweichend). 1332a-d nach BD = fehlen A. 1358 vor A = ftltlt (da B). 1359 niht A = niht vor ohne Hs. (nimmer vor B). 1373 daz A = dö ohne Hs. (B abweichend). 1375-77 ohne Hs. L. W. = harte schcene worden was, daz (B, do A) er vii gar genas und was als von (vor AB) zwcinzic j&ren A. 1391 dric A = dri B. 1423 biderbe (bider A, felUt B) = biderber. 1430 er B •-= wan er A. 1441 Negation B = fehlt A. 1445 dd A = fehlt B. 1449 einer B (Z. f . d. Phü. 53, 110) = sfner A. 1459 awar si Lachmann = swie siz ohne Hs. (swa sv es A, B fehlt der ganze. Vers). 1490 geniahel B (Z. f . d. Phü. 53, 110) = trütgemahel A. 1491 güetlich A (liplich B) — güetliche ohne Hs.
Der arme Heinrich
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in ritter sô gelêret was daz er an den buoclien las swaz er dar an geschriben v a n t : der was Hartman genant, dicnstman was er zOuwe. er nam im manige schouwe an rr.islichen buochen: dar an begundn er suochen ob er iht des vunde dâ mite er swa;re stunde möhte senfter machen, und von sô gewanten sachen daz gotes êren töhte und dû mit»; er sich möhte gelieben den liuten. nu beginnet er iu diuten ein rede die er geschriben vaut, dar umbe hat er sich genant, daz er sîner arbeit die er dar an hat geleit iht âne lôn belîbe, und swer nach sînem lîbe si hœre sagen oder lese, daz er im bittende wese der sêle heiles hin ze gote. man giht, er sî sîn selbes bote und erlœse sich dâ mite, swer vür des andern schulde bite. E r las daz selbe maere, wie ein herre waere
2 ze Swâben gesezzen: an dem enwas vergezzen nie deheiner der tugent die ein ritter in sîner jugent ze vollem lobe haben sol. man sprach dô nieman alsô wol in allen den landen. er hete ze sînen handen gebort nnde richeit: ouch was sîn tugent vil breit. swie ganz sîn habe waere, sîn geburt un wandelbeere und wol den vtirsten gelîch, doch was er unnâch alsô rieh der geburt und des guotes so der êren und des muotes. Sîn name was erkennelich: er hiez der herre Heinrich und was von Ouwe geborn. sîn herze hâte versworn valsch und alle dörperheit und behielt ouch vaste den eit stœte unz an sîn ende. âne alle missewende stuont sîn geburt und sîn leben. im was der rehte wünsch gegeben von werltlîchen êren: die künde er wol gemêren mit aller hande reiner tugent. er was ein bluome der jugent, der werltvreude ein spiegelglas, staeter triuwe ein adamas, ein ganziu kröne der zuht. er was der nöthaften vluht, ein schilt sîner mâge, der milte ein glîchiu wäge: im enwart über noch gebrast. er truoc den arbeitsamen last der êren über rücke. er was des rates brücke
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and Banc vil wol von rninnen. alsus künde er gewinnen der Werlte lop unde pris er was hövesch unde wis. Dô der herre Heinrich alsus geniete sich êren unde guotes und vrœliches muotes und werltlîcher wiinne (er was vür al sin künne geprîset unde gêret), sin hôchmuot wart verkêret in ein leben gar geneiget, an im wart erzeiget, als ouch an Absalone, daz diu üppige kröne werltlîcher süeze vellet under vüeze ab ir besten werdekeit, als uns diu schrift hat geseit. ez sprichet an einer stat d â : 'mêdiâ vîtâ in morte sûmus*. daz bediutet sich alsus, daz wir in dem tôde sweben so wir aller beste wsenen leben. Dirre worlte veste, ir staete und ir beste und ir grœste magenkraft, diu stat âne meisterschaft. des muge wir an der kerzen sehen ein wârez bilde geschehen, daz si zeiner aschen wirt iemitten daz si lieht birt. wir sin von brœden sachen. nû sehet wie unser lachen mit weinen erlischet. unser süeze ist gemischet mit bitterer gallen. unser bluome der muoz vallen
80 er aller griienest wrcnet sin. an hern Heinriche wart wol schin: der in dem höchsten werde lebet üf dirre erde, derst der versmähte vor gote. er viel von sinem geböte ab siner besten werdekeit in ein versmrehelichez leit: in ergreif diu miselsuht. dö man die swaeren gotes zuht gesach an sinem übe, manne unde wibe wart er dö widerzenme. nü sehet wie genreme er e der Werlte wrere. und wart nü als unmiBre daz in niemen gerne ane sach: als ouch Jobe geschach, dem edeln und dem riehen, der vil j;cmerlichcn dem miste wart ze teile mitten in sinem heile. D ö der arme Heinrich von erste verstuo it sich daz er der werlte widerstunut. als alle sine geliehen tuont, dö schiet in sin bitter leit von Jöbea geduldikcit. wan ez leit Job der guote mit geduldigem niuote, döz im ze lidenne geschach, durch der sele gemach den siechtuom und die swacheit
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d i e er v o n d e r W e r l t e leit :
des lobete er got lind vreute sich. do tete der arme Heinrich leider niender also: er was truric und unvrö. sin swebendez herze daz verswanc, sin 8wimmendiu vreude ertranc,
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5 sin hochvart muose vallen, sin bonec wart zc gallen. ein swinde vinster donerslac zebrach im sinen mitten tac, ein triiebez wolken unde die bedahte im stner sunnen blic. er sente sich vil sere daz er so manige ere hinder im miiese lazen. vervluochet und verwazen wart vil dicke der tac da sin geburt ane lac. Ein wenic vreute er sich doch von einem troste dannoch: wan im wart dicke geseit daz diu selbe siecheit wtere vil mislich und etelichiu genislich. dee wart vil maniger slahte sin gedinge und sid ahte. er gedahte daz er wsere vil lihte genisbsere, und vuor also drate nach der arzatc rate gegen Munpasiliere. da vant er vil schicre niuwan deD untrost daz er niemer wiird« erlost. daz horte er ungerne und vuor engegen Salerne und suochti- ouch da durch genist der wisen arzate list. Den besten meister den er da vant, der sagete im zehant ein seltsajne nisre daz er genislich \va;re und waore doch ienier uiigenesen. do sprach er: 'wie mac daz wesen? diu red*' ist harte unniiigelich. bin ich genislich, so genise ich:
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und swaz mir vflr wirt geleit von guote oder von arbeit, daz trüwe ich Volbringen.' 'nü lät daz gedingen' sprach der meister aber dd: 'iuwer sühte ist also (waz vrumet daz ichz iu kunt tuo?) da hoeret arzenie zuo: des wseret ir genislich. nu enist aber nieman so rieh noch von so starken sinnen der si müge gewinnen. des sit ir iemer ungenesen, got enwelle der arzat wesen.' Do sprach der arme Heinrich: 'war umbe untroestet ir mich? j a han ich guotes wol die kraft: ir enwellet iuwer meisterschaft und iuwer reht brechen und dar zuo versprechen beidiu min silber und min golt, ich mache iueh mir also holt daz ir mich harte gerne nert.' 'mir wsere der wille unerwert' sprach der meister aber dö: 'und wsere der arzenie also daz man si veile vunde oder daz man si künde mit deheinen dingen erwerben, ich enlieze iueh niht verderben, nu enmac des leider niht gesin: da von muoz iu diu helfe min durch alle not sin versaget, ir müeset haben eine maget vollen Iribtrre diu des willen wsere daz si den tot durch iueh lite. nu enist ez niht der liute Site daz ez ieman gerne tuo. so enhoeret anders niht dar zuo
niuwan der inaget hora-bluot: daz wa:re vür iuwcr suht guot." Nu erkande der arme Hciurii duz daz wajre unmügelich daz icmen den erwürbe der gerne vür in stürbe. alsus was im der tröst benomeu üf den er dar was komen, und dar nach vür die selben vrist het';- er ze 6iner genist deliein gedinge mere. des wart sin herzesere also kreftic unde gröz daz in des aller meist verdröz, ob er langer solde leben. er vuor heim und begunde ^eben sin erbe und ouch sin varnde guot. als in dö sin selbes muot und wiser rät lerte, da erz aller beste kerte. er begunde bescheiden liehen sine armen vriunt riehen und beriet ouch vremede armen, daz sich got erbarmen geruochte über der sele heil: den klcßstern viel daz ander teil. ulsus tet er sich abe aller siner vordem habe unz an ein geriute: dar vlöch er die liute. disiu jacmerliche geschiht diu was sin eines kl::gt> niht: in klageten alliu diu lant da er inne was erkant und ouch von vreniedcn landen die in nach sage erkaiwlen. Der e diz geriute und der ez dannoch biute. daz was ein vrier binuan der vil selten ie gowan
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8 dehein groz ungemach, daz andern gebüren doch geschach die wirs gcherret wären und si die niht verbären beidiu mit stiure und mit bete. swaz dirre gebüre gerne tete, des duhte sinen herren genuoc: dar zuo er in übertruoc daz er deheine arbeit von vremedera gewalte leit. des was deheiner sin gelioh in dem lande also rieh, ze dem gebüren zöch sich sin herre, der arme Heinrich, swaz er im hete e gespart, wie wol daz nü gedienet wart und wie schöne er sin genöz! wan in vil lützel des verdröz swaz im ze tuonne geschach durch in. er hete die triuwe und ouch den sin daz er vil willeclichen leit den kumber und die arbeit diu im ze lidenne geschach. er schuof ime rieh gemach. Got hete dem meier gegeben nach siner ahte ein reinez leben, er hete ein wol erbeiten lip und ein wol werbendez wip, dar zuo hete er schoeniu kint, diu gar des mannes vreude sint, unde hete, so man saget, under den eine maget, ein kint von ahte jären: daz künde gebären 8Ö rehte güetlichen: diu wolde nie entwichen von ir herren einen vuoz. umbe sin hulde und sinen gruoz diente si im alle wege mit ir güetlichen phlege.
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9 ßi was ouch sö genaeme daz si wol gezaeme ze kinde dem riche an ir waetliche. Die andern haten den sin daz si ze rehter mäze in wol gemidcn künden: so vlöch si zallen stunden zim und niender anderswar. si was sin kurzwile gar. si hete ir gemüete mit reiner kindes güete an ir herren gewant, daz man si zallen ziten vant under sinem vuoze. mit süezer unmuoze wonte si ir herren bi. dar zuo liebete er ouch si swä mite er mohte und daz der maget tohte zuo ir kintlichen spil: des gap ir der herre vil. ouch half in sere daz diu kint so lihte ze wenenne eint. er gewan ir swaz er veile vant, spiegel unde härbant und swaz kinden liep solde sin, gürtcl unde vingerlin. mit dienste brähte er si üf die vart daz si im also heimlich wart daz er si sin gemahel hiez. diu guote maget in liez beliben selten eine: er dühte si vil reine. swie starke ir daz geriete diu kindische miete, iedoch geliebete irz aller meist von gotes gebe ein süezer geist. Ir dienest was sö güetlich. dö der arme Heinrich
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10 driu jàr dà entweite und im got gequelte mit gròzem sére den lip, nü saz der meier und sin wip und ir tohter, diu maget von der ich iu hàn gesaget, bi im in ir unmiiezikeit und weinden ir herren leit. der klage gienc in michel not: wan si vorhten daz sin tot si sère solde letzen und vii gar entsetzen éren unde guotes, und daz herters muotes würdt; ein ander herre. si gedàhten also verre unz der selbe büman alsus vragen began. Er sprach: 'lieber herre min, möhtez mit iuwern hulden sin, ich vràgete vii gerne: sò vii zuo Salerne von arzenien meister ist, wie kumet daz ir deheines list ziuwerm ungesunde niht geraten künde ? herre, des wundert mich.' dò holte der arme Heinrich tiefen sùft von herzen mit bitterlichem smerzen: mit solher riuwe er dò sprach daz im der süft daz wort zebrach : 'Ich hàn den schämelichen spot vii wol gedienet umbe got. wan du saehe wol hie vor daz hoch offen stuont min tor nach werblicher wünne und daz niemen in sinem künne sinen willen baz hete dan ich: und was daz joch unmügelich,
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wan ich in hete mit vollen gar. dò nam ich sìa vil kleine war der mir daz selbe wunschleben von sinen gniden bete gegeben. daz herze mir dô also stuont, als alle werlttôren tuont den daz ratet ir muot daz si ¿re unde guot âne got mûgen hân. sus troue ouch mich min tumber wan wan ich in lützel ane sach von des gn&den mir geschach vil ¿ren unde guotes. dô des hôchmuotes den höhen portenaere verdrôz, die seiden porte er mir beslôz. dà kum ich leider niemer in: daz verworhte mir min tumber sin. got hat durch ràchç an mich geleit ein sus gewante siecheit die nieman mac erloesen. nu versmähe ich den bœsen, die biderben ruochent min niht. swie bœse er ist der mich gesiht, dea boeser muoz ich dannoch sin. sin unwert tuot er mir schin : er wirfet diu ougen abe mir. nû schînet alrêst an dir dine triuwe die dû hast, daz dû mich siechen bi dir last und von mir niene vliuhest. swie dû mich niht enschiuhest, swie ich niemen liep si wan dir, swie vii dins heiles stê an mir, du vertrüege8t doch wol mînen tôt. nû wc8 unwert und wes nôt wart ie zer werlte merre hie vor was ich din lierre und bin din dürftige nû. min lieber vriunt, nû koufestû
12 und min gemahcl und dln wip an mir den ewigen lip daz du mich siechen bi dir läst. des du mich gevraget hast, daz sago ich dir vil gerne. ich cn künde zuo Salerne deheinen meistcr vinden der sich min undcrwinden getörste oder Wolde. wan da mite ich solde miner sühte genesen, daz mües? ein solhiu sache wesen die in der Werlte nieman mit nihto gewinnen kan. mir wart anders niht gesaget wan daz ich müese hän ein maget vollen hibcere diu des willen wtere daz si den tot durch mich lite und man si zem herzen snite, und mir wsere niht anders guot wan von ir herzen daz bluot. nü ist genuoc unmiigelich daz ir dehciniu durch mich gerne Ilde den tot. des muoz ich schäntliche not tragen unz an min ende, daz mirz got schiere sende!' Daz er dem vater hete gesaget, daz erhörte diu reine maget: wan ez hete diu vil süeze ir lieben herren vüeze stände in ir schözen. man mohte wol genözen ir kintlich gemüete hin zuo der engel güete. einer rede nam si war unde marhte si gar: si enkam von ir herzen nie unz si des nahtes slafen gie
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13 zir vater vüezen, dà si lac, und ouch ir muoter, so si phlac. dò si beide entsliefen, manigen süft tiefen holte si von herzen. umbe ir herren smerzen wart ir riuwe also gröz daz ir ougen regen begòz der slàfenden vüeze. BUS erwahte si diu süeze. Dò si der träheno eraphunden, si erwacheten und begunden si vràgen waz ir waere und welher hande swaere si also stille möhte klagen. nu enwolde sis in niht gesagen. dò ir vater aber tete vii manige drò unde bete daz si ez in müese sagen, si sprach: 'ir möhtet mit mir klagen. waz mac uns mè gewerren danne an unserm herren, daz wir den suln Verliesen und mit im verkiesen beidiu guot und ère? wir gewinnen niemer mère deheinen herren also guot der uns tuo daz er uns tuot.' si sprachen: 'tohter, dù hast war. n u vrumet uns niht umbe ein hàr unser riuwe und diu klage. liebez kint, dà von gedage: ez ist uns also leit so dir. leider nü enmuge wir im ze deheinen staten komen. got der hat in uns benomen: hetez iemen anders getàn, der müese unsern vluoch hàn.' Alsus gesweicten si si dò. die n a h t beleip si unvrò
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und morgen allen den tac. Bwes iemen anders phlac, diz enkam von ir herzen nie, unz man des andern nahtes gie släfen nach gewonheit. dö si sich hüte »eleit an ir alte b e t t e s t a t . si bereite aber ein bat m i t weinenden ongen: wan si truoc tou^en nähen in ir gemiiete die aller meisten giiete die ich von kinde ie vernam. weih kint getete ouch ie alsam '. des einen si sich gar bewac. gelebcte si morgen den tac, daz si benamen ir leben umbe ir herren wolde geben. Von dem gedanke wart si dö vil ringes muotes unde vrö und eiihete deheine sorge nie, wan ein vorhte diu t e t ir we: so siz ir herren sagete, daz er dar an w r z a g e t e , und swenne siz in allen drin get.'i'tc kunt, daz si an in der state nienc vunde daz maus ir iht gutide. des wart sö gröz ir urigehabe daz ir muoter dar abe und ir vater wart erwaht als ouch an der vordem naht, si rillten sich üf zun ir und sprächen: 'sich, was wirret di du bist vil alwicre daz du dich so manige swacre von solher klage hast an genomen der nieman m a c zeim ende komen wan läzestu uns s l ä f e n ? ' aus begunden si si s t r a f e n :
16 waz ir diu klage töhte, die nieman doch enmöhte erwenden noch gebüezen? Bas wänden si die süezen hän geaweiget anderstunt: dö was ir wille in unkunt. Bus antwurte in diu maget: 'als ans min herre hat gesaget, so mac man in vil wol ernern. zewäre ir enwelt mirz danne wem, so bin ich zer arzenie guot. ich bin ein maget und hän den muot, 6 ich in sehe verderben, ich wil e vür in sterben.' Von dirre rede wurden dö trüric und unvrö beide muoter unde vater. sine tohter die bater daz si die rede lieze und ir herren gehieze daz si geleisten möhte, wan ir diz niene töhte. 'tohter, du bist ein kint und dine triuwe die sint ze gröz an disen dingen, du enmaht si niht bringen als du uns hie hast verjehen. du hast des tödes niht gesehen, swennez dir kumet üf die vrist daz des dehein rät ist, du enmüezest ersterben, und möhtestu daz erwerben, du lebetest gerner dannoch: wan du enkseme nie in leider loch, tuo zuo dinen munt: und wirstü vür dise stunt der rede iemer mere lüt, ez gät dir üf dine hüt.' alsus wände er si dö beidiu mit bete und mit drö
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16 gesweigen: d6 enmohter. Sus antwurte im sin tohter: 'vater min, swie tump ich ßi, mir wonet iedoch diu witze bi daz ich von sage wol die not erkenne daz des libes tot ist starc unde strenge, swer joch danne die lenge mit arbeiten leben sol, dem ist ouch niht ze wol: wan swenne er hie geringet und üf sin alter bringet den lip mit micheler not, BÖ muoz er liden doch den tot. ist im diu sele danne verlorn, BÖ wasre er bezzer ungcborn. ez ist mir komen üf daz zil, des ich got iemer loben wil, daz ich den jungen lip mac geben umbe daz ewige leben. nü sult ir mirz niht leiden. ich wil mir und iu beiden vil harte wol mite varn. ich mac uns eine wol bewarn vor schaden und vor leide, als ich iu nü bescheide. wir hän ere unde guot: daz meinet mines herren muot, wan er uns leit nie. gesprach und ouch daz guot nie abe gebrach. die wile daz er leben sol BÖ stat unser sache wol: und läze wir den ersterben, so müeze wir verderben. den wil ich uns vristen mit also schcenen listen da mite wir alle sin genesen, nü gunnet mirs, wan ez muoz wesen.' Diu muoter weinende sprach, dö si der tohter ernest sach:
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'gedenke, tohter. liebez kint, wie grüz die arbeit« «int die ich durch dich erbten hän und lä mich bezzern I6n emphän dan ich dich heure sprechen, du wilt min herze brechen. Benfte mir der rede ein teil, j a wiltu allez din heil an uns verwürken wider got. wan gedenkestü an sin gebot? j a gebot er unde bater daz man muoter unde vater minne und ere biete, und geheizet daz ze miete daz der sele genist werde und lanclip üf der erde, du gihst, du wellest din leben durch unser beider vreude geben du wilt iedoch uns beiden daz leben vastc leiden, daz din vater unde ich gerne leben, daz ist durch dich, waz solde uns lip unde guot, waz solde uns werblicher muot, swenne wir din enbicren ? dfi onsolt uns niht swa-ren. j a soltü, liebe tohter min, unser beider vreude sin, unser liebe äne leide, unser liehtiu ougenweide, unsers libes wünne, ein hluom? in dinem kiinne, unsers alters ein stap. und läzcstu uns über din grap gestän von dinen schulden, du muost von gotes hulden iemer sin gescheidon: daz kaufest an uns beiden, wiltu uns, tohter, wesen guot, so soltü rede und den niuot
18 durch unsere herren hulde län, diu ich von dir vernomen han.' 'Muoter, ich getrüwe dir und minem vater her ze mir aller der genäden wol der vater unde muoter sol leisten ir kinde, als ich ez wol bevinde an iu aller tägelich. von iuwern gnaden han ich die sele und einen schoenen lip. mich lobet man unde wip, alle die mich sehende sint, ich ui daz schceneste kint daz si zir lebene haben gesehen. wem Bolde ich der genäden jehen niuwan iu zwein nach gote? des sol ich ziuwerm geböte iemer vil gerne stän: wie raichel reht ich des han! muoter, saeligez w!p, sit ich nü sele unde lip von iuwern genäden hän, so lätz an iuwern hulden stän daz ich ouch diu beide von dem tiuvel scheide und mich gote müeze geben. ja ist dirre Werlte leiten niuwan der sele verlust. ouch hät mich werltlich gelust unz her noch niht berüeret, der hin zer helle vüeret. nü wil ich gote gnade sagen daz er in minen jungen tagen mir die sinne hät gegeben daz ich üf diz brcede leben ahte harte kleine. ich wil mich alsus reine antwürten in gotes gewalt. ich vürhte, solde ich werden alt,
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ilaz inicli der Werlte siieze zuhtc under vüeze, als si vil manigen hat gezogen den ouch ir siieze hat betrogen: so würde ich lihte gote entsaget. dem müezez sin geklaget daz ich unz morgen leben sol. mir behaget diu werlt niht so wol ir gemach ist michel arbeit, ir meist« liep ein herzeleit, ir süezer Ion ein bitter not, ir lanclip ein gseher tot. wir hän niht gewisses me wan hiute wol und morgen we und ie ze jungest der tot: daz ist ein jsemerlichiu not. ez enschirmet geburt noch guot, schoene, sterke, hoher muot, ez envrumet tugent noch ere vür den tot niht mere dan ungeburt und untugent. unser leben und unser jugent ist ein nebel und ein stoup, unser stirte bibet als ein loup. er ist ein vil verschaffen pouch der gerne in sich vazzet rouch, ez si wip oder man, der diz niht wol bedenken kan und der werlte volgend^ ist wan uns ist über den vülen mist der phelle gespreitet: swen n 11 der blic verleitet, der ist zer helle geborn und enhät niht verlorn wan beidiu sele unde lip. nu gedenket, s.'eligez wip, müeterlicher triuwe und senftet iuwer riuwe die ir da habet umbe mich: so bedenket ouch der vater sich.
20 ich weiz wol daz er mir heiles gan. er ist ein also biderber man daz er erkennet wol daz ir anlange doch mit mir iuwer vreude muget hân, ob ich joch lebende bestân. belibe ich âne man bi iu zwei jâr oder driu, so ist min herre lîhte tôt, und komen in sô grôze nôt vil lîhte von armuot daz ir mir solhez guot zeinem man niht muget geben, ich enmüeze also swache leben daz ich iu lieber wsere tôt. nû geswîge wir aber der nôt, daz uns niht enwerre und uns min lieber herre wer und also lange lebe unz man mich zeinem manne gebe der riche sî unde wert: sô ist geschehen des ir dâ gert, und wsenet mir sî wol geschehen, anders hat mir mîn muot verjehen. wirt er mir liep, daz ist ein nôt: wirt er mir leit, daz ist der tôt. sô hân ich iemer leit und bin mit ganzer arbeit gescheiden von gemache mit maniger hande sache diu den wîben wirret und si an vreuden irret, nû setzet mich in den vollen rät der dâ niemer zegât. mîn gert ein vrîer bûman dem ich wol mînes lîhes gan. zewâre dem suit ir mich geben, BÔ ist geschaffen wol mîn leben, im gât sîn phluoc harte wol, sin hof ist alles rates vol,
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21 da enstirbet ros noch d&z rint, da enmüent diu weinenden kint, da en ist ze heiz noch ze kalt, da enwirt von jâren nieman alt (der alte wirt junger), dâ enist vrost noch hunger, da enist deheiner slahte leit, da ist ganziu vreude âne arbeit. ze dem wil ich mich ziehen und solhen bû vliehen den der schür und der hagel sieht und der wfie abe twelit. mit dem man ringet und ie ranc. swaz man daz jâr also lanc dar ûf garbeiten mac, daz verliuaet schiere ein halber tac. den bû den wil ich lâzen: er 8Î von mir verwâzen. ir minnet mich, deist billich. nû sihe ich gerne daz mich iuwer minne iht unminne. ob ir iuch rehter sinne an mir verstân kunnet und ob ir mir gunnet guotes und êren,
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sô lâzet mich kêren zunaerm herren Jêsû Krist des gnâde also staete ist
daz si niemer zegât, und ouch zuo mir armen hat also grôze minne
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als zeiner küniginne.
ich soi von minen schulden ûz iuweren hulden niemer komen, wil ez got. ez ist gewisse sîn gebot
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daz ich iu sî undertân,
wan ich den lip von iu hân: daz leiste ich âne riuwe. ouch soi ich mine triuwe
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22 an mir selber niht brechen, ich hörte ie daz sprechen, swer den andern vreuwet so daz er selbe wirt unvrö and swer den andern kroenet and sich selben hoenet, der triuwen si joch ze vil. wie gerne ich iu des volgen wil daz ich iu triuwe leiste, mir selber doch die meiste! weit ir mir wenden min heil, so laze ich iuch ein teil 6 nach mir geweinen, ich enwelle mir erscheinen wes ich mir selbe schuldic bin. ich wil iemer da hin da ich volle vreude vinde. ir habet ouch me kinde: diu lät iuwer vreude sin und getrcestet iuch min. mir mac daz nieman erwern zewäre, ich enwelle ernern minen herren unde mich. muoter, ja hörte ich dich klagen unde sprechen e, ez taete dinem herzen we, soldestü ob minem grabe stän. des wirstü harte wol erlän: du stäst ob minem grabe niht, wan da mir der tot geschiht, daz enlät dich nieman sehen: ez sol ze Salerne geschehen. da sol uns vieriu der tot lcesen von aller slahte not. des tödes genese wir und ich verre baz dan ir.' Do si daz kint sahen zem töde so gähen und ez so wialichen sprach unde menschlich reht zebrach,
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23 si begunden ahten under in daz die wîsheit und den sin niemer erzeigen künde dehein zunge in kindes munde. si jähen daz der heilic geist der rede waere ir volleist, der ouch sant Niklauses phlac. dô er in der wagen lac, und in die wîsheit lêrte daz er ze gote kêrte sine kintllche güete. sich bedâhte ir gemüetc daz si si niene wolden •och wenden ensolden daz si sich hete an genomen : der sin sî ir von gote komen. mit jâmer quelten si den lîp. dô der meier und BÎn wîp an dem bette sâzen alsô daz si vergâzen durch des kindes minne der zungen und der sinne, zuo der selben stunde ir dewederz enkunde ein einic wort gesprechen. daz gegihte begunde brechen die muoter von leide. sus gesûzen si beide riuwic und unvrô unz si sich bedâhten dû waz in ir trûreri töhte: sö ir doch niht cnmöhte benemen willen und den muot. so cnwipn; in niht also guot sô daz si irs wol gunden. wan si doch niht enkumlen ir niemer worden âne baz. gevienge si