285 98 14MB
German Pages 361 Year 1979
Alur a,v," """Alus T�siAmnu
Veröffendichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orienu und des Alten Testamen!S
Band 208 Monika Hörig Dea Syria
Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments
Herausgeber Kurt
Hergerhof
·
Manfried Dietrich
·
Oswald Loretz
1979
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer Neukirebener Verlag Neukirchen-Vluyn
Dea Syria Studien zur religiösen Tradition der Fruchtbarkeitsgöttin
in Vorderasien
von Monika Hörig
1979
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer Neukirchener Verlag Neukirchen-Vluyn
C!P-Kurztitrlaufnahme der Deutschen
Hörig, Monika:
Bibliothek
Dea Syria: Studien zur religiösen Tradition d. Fruchtbarkeitsg öttin in Vorderasien I von Monika Hörig. - Kevelaer: Butzon und Bercker; Neukirchen VIuyn: Neukirebener Verlag, 1979. (Alter Orient und Altes Testament; Bd. 208) ISBN 3-7666-9060-4 (Butzon u. Bercker) ISBN 3-7887-0604 ·X ( Neukirchener Vcrl.)
06 Neukorebener Verlag des ErziehungS\·ereins GmbH Neukirchen- Vluvn ' und V e rlag Butzon &. Berc kcr Kcvelaer Alle Rechte vorbehalten Herstellung: Brek lumer Druckerei �hnfred Sie�el Printed in Germanv ISBN 3 -7�R7- 0604- X Neukin:hencr Verlag ISBN 3- 766(,-9060-4 Verlag Butzon &. Bercker Kevelaer
©
1979
Monika Hörig
DEA
Studien
z ur
SYRIA
re ligiösen Tradition der Fruchtbarkeitsgöttin in Vorderasien
Friedrich Karl Dörner in Dankbarkeit und Verehrung
V o r w o r t Die Aus einandersetzung mit der Religion einer ver gangenen K ul tur erfordert eine Bes chäft igung mit den Denkmälern, die uns er halten geblieben sind,
und ihre kritische A nalyse. F ür die erfolg
reiche Forschung ist die Zusammenarbeit der h istorischen und ar chäologis chen Dis ziplinen von besonderer W ichtigkeit . E in großes H indernis ist dabei die Z ufälligkeit der F unde, deren A uswertung häufig noch durch ungenaue oder überhaupt fehlende A ngaben über die F undumstände erschwert wird. Andererseits bedürfen aber die oft lückenhaften literaris chen Quellen des A ltert ums einer Ergän zung und Verans c haulic h ung durch b ildliehe Zeugnisse,
um ein mög
lichst vollständiges Bild von den religiösen Ans chauungen der A ntike zu gewinnen. Als ein m it dem täglichen Leben des antiken Menschen eng ver b undenes und damit selbst "lebendes ", niemals konstantes Phänomen ist die Religion stet s von individuellen Empfindungen abhängig, die sich der objektiven Beobachtung entziehen. Hinzu kommt der zeit liche Abstand, der den heutigen Fors cher von den Zeugnis sen anti ker R eligions praktiken trennt. Und schließlich fällt es uns schwer, "die antike R eligiosität nachzuempfinden, weil s ich die Voraussetzun gen des modernen Lebens von denen der Antike so sehr untersc hei !) den" . A lle diese F aktoren können eine A nalyse der aus dem A lter t um erhaltenen W erke beeinträchtigen. gabe sein, keine
Es muß daher unsere A uf
der zur Verfügung stehenden Quellen, die zur
Interpretation antiker Kultdenkmäler von W ichtigkeit sein können, unbeachtet zu las sen.
K . Schefold, Griechische Kunst als religiöses Phänomen, Harnburg 1959, 8.
Vorwort
Vlll
Die A usdehnung des römis chen R e iche s über weite Teile der da m als bekannten Welt bede utete für se ine Bew ohner eine Begegnung mit fremde n Ländern,
Menschen, K ulturen und R eligionen. Handel
und Wandel sch ufen neue Verbindungen, wodurch auch das religiöse Leben beeinflußt, oft überlagert wurde . Der Blick muß über das un mittelbar zum E ntstehungs- bzw. Fundort gehörende Gebiet hinausge hen, vielleicht sogar die politischen Grenzen de s römischen Herr s c haftsgebietes überschreiten,
um die Herkunft unbekannter, fremd
artig ers cheinender E lemente zu erkenne n. A ber auch die bodenständige Tradition des jeweiligen Gebietes darf nicht unberüc ksichtigt bleiben.
Gerade in den Kultzeugnis s en
aus dem Hinterland der großen Metropolen, die nicht den starken R egulierungen des offiziellen K ultes der R eichs- und Provinzregie rungen unterlagen, haben s ich örtliche Gebräuche und A nschauungen, die in Jahrhunderten und Jahrtaus enden ausgebildet w ur den, erhalten und können an den Denkmälern abgelesen werden.
Berücksichtigt
man nun, daß politische Oberhoheiten zumeist auch A uswirkungen auf die R eligion der unterworfenen Länder hatten,
so ist bei K ult
denkmälern, die nicht dem Darstellungskanon der während ihrer E ntstehungszeit herrschenden Macht folgen, damit zu rechnen,
daß
vielleicht auch politis c he K onstellationen früherer Epochen ihre Spuren in den örtlichen K ulten hinterlassen h aben, Ein religiöses Z eugnis der A ntike, zumal wenn es aus einem R andgebiet des rö mischen R eiches stammt oder in einem Gebiet entstanden ist, e ine
das
wechselvolle politische Geschichte hatte , kann damit zum
Spiegel all jener kulturellen Einflüs se werden, die in der jeweiligen R egion wirksam geworden sind,
-
A ls ich bei einer Exkursion nach K ommagene im Jahre 1975 im
Museum von Gaziantep vor der kleinen Stat ue einer Göttin aus dem nordsyrisch-kommagenis chen Grenzgebiet stand, fielen mir sofort die fremdartigen Elemente in ihrem E rscheinungsbild auf.
Schon
IX
Vorwort
eine kurze Betrachtung des Kultbildes machte deutlich. daß es nicht die Darstellung einer aus dem griechischen oder römischen Pantheon b e kannten Göttin ist. deren lkonographien weitgehend festliegen. Eher
schien es sich um eine Zusammenfügung von Charakteristika ver schiedener Gottheiten zu handeln. um eine Mischung von religiösen Ideen. die in der wechselvollen Geschichte jenes Gebietes begründet liegt. Eine gründlichere Untersuchung der Statue und der Versuch einer Einordnung in den historischen und religiösen Umkreis soll in dieser Arbeit vorgelegt werden. die einen Beitrag zu den religiösen Verflechtungen im Nahen Osten leisten möchte. Vielfältige Hilfe ist mir bei der Abfassung der vorliegenden Stu die zuteil geworden. Mein Dank gebührt Herrn Hasan Candemir. dem Direktor des Archäologischen Museums in Gaziantep. der durch die Erlaubnis zur Publikation der Statue die Voraussetzungen für die Arbeit schuf, Die Photographien des Kultbildes stellten mir Herr Professor Dr. F. K. Dörner sowie die Herren Doktoren E.
Schwert
heim (Münster) und J. Wagner (Tübingen) zur Verfügung. der
mir
auch bei der Beschaffung von Literatur behilflich war. Ganz beson ders danken möchte ich Frau Professor Dr. R . Mayer-Opificius für die mir so freundlich gewährte Beratung und Förderung. Wert volle Anregungen und Hinweise erhielt ich durch die Herren Profes soren M. Dietrich und D. Metzler (beide Münster). H. J. W. Drijvers (Groningen)
sowie besonders Herrn Professor Dr. M. J.
Vermaseren
(Amsterdam) und den Herren Doktoren W. Mayer (Münster) und G. Petzl (Köln);
ihnen allen danke ich ganz herzlich für ihre Hilfe
ebenso wie Frau R . Heyer (Beckum) und Frau A.H. Hondius-Crone (Amsterdam). Danken möchte ich auch den Herren Professoren K. Bergerhof. M. Dietrich und 0. Loretz für die Aufnahme der vorliegenden Un tersuchung. die im Sommersemester 19 78 von der Philosophischen
Fakultät der Westfllischen Wilhelms- Universität zu Münster als
X
Vorwort
Dissertation angenommen und im Oktober 1978 mit einem Universi tätspreis ausgezeichnet wurde, in die Reihe "Alter Orient und Altes Testament". Mein aufrichtiger, tief empfundener Dank gilt aber meinem hoch verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. F. K. Dörner. Er hat diese Arbeit nicht nur angeregt, sondern auch mit persönlicher Anteilnahme betreut und gefördert.
In h a l t s v e r z e
c h n i s
Vorwort
VII
Inhaltsverzeichnis
XI
A. Einleitung B. Der kulturelle Umkreis 1.
Der Fundort und seine Umgebung
2 . Abriß der historischen Entwicklung Nordsyriens
13
b) Nordsyrien als römische Provinz
17
c) Die Hellenisierung Nordsyriens
18
d) Die ersten griechischen Handelskolonien
23
e) Nordsyrien unter persischer Herrschaft
25
f ) Die aramäische Einwanderung
26
g) Nordsyrien im 2 , Jahrtausend v. Chr.
29
h) Die Einwanderung der Amurriter
34 35
Beschreibung
35
a) Zeitliche Einordnung
38
2 . Vergleich der Statue in Gaziantep mit der Beschreibung des Kultbildes der Dea Syria in Hierapolis
38
a) Löwen
39
b) Schmuck
40
c) Attribute
43
d) Ergebnis des Vergleichs
48
D. Die religiöse und ikonographische Tradition der Darstellung I.
9 13
a) Geographische Bedingungen
C. Das Kultbild in Gaziantep 1.
9
Die Löwen 1.
51 51
Symbolcharakter in der Antike nach literarischen Zeugnissen
51
a ) Symbol der Sonne und der Fruchtbarkeit
51
b ) Apotropäischer Charakter und Grabsymbolik
53
Inhaltsverzeichnis
XII
2.
Löwen als attributive Tiere der Kybele
3. Die Löwen im griechischen Bereich
a) Die kleinasiatische Göttermutter und ihre Beziehungen zu Rhea und Gaia
60 62
b) Hera
66
c) Athene
71
d) Aphrodite
73
e) Selene
76
f ) Artemis und All!t
77
g) Die griechische llch v � a 3TJpwv und ihre altvorderasiatischen Vorläuferinnen
88
4. Die Göttin mit Löwen in Altvorderasien a) Kleinasien
93 93
- K ubaba
93
tlepat
97
-
- Die Göttin mit dem Löwen zur Zeit der altassyrischen Handelskolonien in Kappadekien - Die neolithische Muttergottheit b) Mesopotamien
99 100 101
- Der Löwe als Attribut kriegerischer Fruchtbarkeitsgottheiteu
102
- Der Löwe der Muttergottheiten
106
c) Syrien
108
- Atargatis-Dea Syria mit Löwen
108
- Etymologie des Namens Atargatis
119
- Venus Heliopolitana mit Löwen
12 1
- Atargatis und Astarte
12 3
d) Zusammenfassung 11.
55
12 6
Die Mauerkrone als Symbol stadtbeschirmender Gottheiten
12 9
1.
Kybele mit Mauerkrone
12 9
a) Republik und Kaiserzeit
12 9
b) Literarische Zeugnisse
131
c) Antike Erklärungen des Symbols
133
Inhaltsverzeichnis
2.
Xill
Die symbolhafte Form
135
a) Die stadtmauer
136
b)
als Kr one einer stadt
Kalathos und Polos
3. Der
Ko pfsc hmuck der stadttychen
a) Differenzierung der Begriffe
137 138 139
- Tyche
139
- Fortuna
142
- stadt gottheit
143
- "Genius" und "genius loci"
143
- stadttyche
144
- Stadtpersonifikation
144
b) Gegenüberstellung stadttyche - stadtpersonifikation
145
- Stadttyche
145
- Stadtpersonifikation
147
- Die Tyche von Antiocheia
149
c) Verschmelzung der stadttychen und Stadtpe rsonif ikat i onen
152
4, Die bei Lukianos genannten Göttinnen als Stadttych en
154
5.
a) Hera
154
b) Athene
156
c) Aphrodite
157
d) Rhea
160
e) Artemis
16 0
f) Nemesis
163
Stadtschützende Gottheiten in Syrien
166
a) Gad
166
b) Atargatis als Stadttyche
173
- Palmyra
173
- Neapolis und Edessa
176
- Nabatäa
177
- Heliopolis-Baalbek
178
- Hierapolis-Hambykf'
179
Inhaltsverzeichnis
XIV
6. Die Tradition der Mauerkrone und die Idee der stadtschützenden Gottheiten
18 1
a) Verbreitung der Mauerkrone im griechischen und griechisch beeinflußten Kulturbereich
18 1
b) Die Mauerkronen der Göttinnen von Yazlllkaya
18 2
c) Stadtgottheiten in Syrien im 2. Jahrtausend v. Chr. l85 d) Die "Mauerkrone" auf altbabylonischen Terrakottareliefs
18 7
e) Die Mauerkrone als königlicher Kopfschmuck
19 1
- Neuassyrische Darstellungen
19 1
- Dareios mit der Mauerkrone
192
- Kopf einer parthischen Königin f) Vermutungen zur Weitergabe des Motives ill. Der Schmuck
1.
19 3 194 19 8
Die skorpionförmigen Fibeln
198
a) Die Symbolik des Skorpions in der römischen Kaiserzeit nach literarischen Zeugnissen
198
- Astrologisches Symbol der Fruchtbarkeit
199
b) Der Skorpion in der griechischen Mythologie
202
c) Der Skorpion als Tierkreiszeichen
2 03
d) Der Skorpion in der vorderasiatischen Ikonographie
2 05
- Der Skorpion in der Kunst der Samarra- bis zur frühdynastischen Zeit
205
- Beziehungen zu einer weiblichen Gottheit
2 06
- Emblemtier der I � ara
207
- Der Skorpion in der kappadokischen Glyptik und im nordsyrisch-kommagenischen Raum
2 09
- Skorpion und Löwe
211
- Zusammenfassung
212
e) Deutung der Skorpione bei der Statue in Gaziantep 2 . Der Halsschmuck a) Einordnung der Schmuckstücke in die vorderasiatische Ikonographie
2 13 216 216
Inhaltsverzeichnis
XV
b) Symbolische Bedeutung der SchmuckstUcke
219
- SchmuckstUcke griechischer Göttinnen
219
- Der Schmuck der IAtar
221
- Vergleich dieser Zeugnisse mit der Statue in Gaziantep
223
d) Der muschelförmige Anhänger
226
- i:n Kulten des
Vor de ren Orients im besonderen!) erfährt die
syrische Hauptgöttin
der hellenistischer. und römischen Zeit nur wenig Beachtung, sich diese vorwiegend mit dem Zustand dP.r
vor der
Hellenisierung des O st e ns befassen.
syrischen
einschlägigen Werken
wird jener 1er Dea Syria dafür in den
gewürdigt
2)
.
Im Jahre 1960 e r s c h ie n eine M on .J graph ie tiber die die
.'jich mit dem Kult d er Göttin Ziel dieser Dissertation,
Noyen s tÜtzen k onnte 4 ) ,
iJea Syria,
der gr iech i s chen Wdt bes·�häf-
m
die s i c h auf die
g!"ec
le culte d' Atargatis dans le monde
P.
Religionen
Als einer der orienta
die in der Zeit des 1 ömischen K ai se rre ic he s zahl
lischen Kulte,
reiche Anhänger fanden,
:1) tigte- .
da
"
von
P.
II
Recherchs
sur
Lambrecbt::. und
war cme · z us ammenst e 11ung und A uswer-
tung d e r epigraphischen Quellen,
die Auskunft tiber die Verehrung
der Göttin im griechischen Bereich geben. Die zuletzt e rschienene M on o graph ie , Göttin befaßt,
van Be rg,
die sich mit der Syrischen
ist das "Corpus Cultus Deae Syriae" von Paul-Louis
das 19 7 2 in der Reihe der
Religions O r ient ales dans 1' Empire
"
l h udes
Romain "
Pr�liminaires aux
publiziert wurde.
Van
Römische Religionsgeschichte;
Cu
Historia Religionum; Haussig; Gese.
2
Nilsson, mont,
3 4
P.
GGrRel.;
Latte,
Orientalische Re ligionen.
Morin,
Ohio State
The Cult of Dea Syria University 1960.
La Nouvelle Clio 6
(1954) 2 48
ff.
in
the Greek World,
Dies.
Einleitung
6
Berg hat im ersten Teil seiner Arbeit alle zu diesem Thema erhal t e nen Texte der griechischen und stellt Band
aus
und damit
w er tet
der
ei
n
röm i sc he n
Literatur
nützliches Kompendium geschaffen.
er diese Quellen,
zusammenge Im zweiten
zusam mengeraßt nach Themenkreisen
Mythologie der Dea Syria,
aus,
um die unterschiedlichen
Au s le g un gen,
die die antik e !Vlythographie
erfahren hat,
durch eine aus seiner Sicht mög lichst objektive Dar
in der modernen
Forschung
stellungsweise zu ers et zen .
Z ahlr ei c he Ein zel st udien,
A r b eit
die zum größten Teil in der dieser
bei gefü gte n Bib liograph ie
verzeichnet sin d ,
beschäftigen
sich
mit verschiedensten Problemen des Kultes und der Ikonograj:tlie der Durch die dabei
Dea Syria.
der
R eli g ion en
deutlich.
zutagetretenden lokalen Besonderheiten
An schauu nge n von der Göttin
wird die Vielfalt der
Einen guten
Üb erbl ic k über
einzelnen Orten geben jene
Werke,
die Formen des Kultes an
die
über die Erg ebniss e der
historischen und archäologischen Erforschung einer antiken
Im
nordsyrisch-kommagenischen Grenzgebiet
sechziger
Jahren jene kleine Statue entdeckt,
punkt für eine Untersuchung
nur in einer türkischen Publikation ört l ichk eit Kilis und sagekräftigen
ih rer
w ur de nun in
üb er
den
die mir als A u s gan gs
übe r die historische
Entwicklung von Nordsyrien gedient hat.
Schrifttum
Stadt
-
berichten I).
und kultur e lle
Die Statue,
die bisher
die Geschichte der kleinen
näheren Umgebu ng mit einer wenig aus
Abbildung veröffentlicht war2),
über die Dea Syria
ist daher auch im
u nb e acht et geblieben, zu
der
sie in
einer unmittelbaren Beziehung steht,
Dura-Excavations;
Goossens,
Hi�rapolis de Syrie;
Kraeling,
Gerasa.
2
I. H. Konyah, A b id el er i ve Ki t ab el er i ile KlUS TARIHI, I sta nb u l 1968, 676.
7
Einleitung
Ibrahim Hakki Konyall,
der Autor der türkischen Publikation,
hat in seinem Text die Darstellung nicht erwähnt;
so fehlt auch
jede Angabe über den Fundort oder ihre Herkunft,
und man muß
sich leider mit der Angabe im Museumsverzeichnis begnügen, dem nur vermerkt ist, nen Dorf bei Kilis, hart
daß die Statue aus Tahtallköyü,
in das Museum gelangt sei.
an der türkisch-syrischen Grenze,
türkischen
Staatsgebiet.
wird zeigen,
in
einem klei
Kilis selbst liegt
aber noch auf dem heutigen
Die von mir durchgeführte Untersuchung
ob sich Hinweise auf den Sinn und die Deutung des
Götterbildes gewinnen lassen.
Dabei muß vor allem dem oben skizzierten Gesamtbild der Religion Nordsyriens Rechnung getragen werden. ferte die Anregung,
politischen Geschichte beruht, zurückzuverfolgen und zuzeigen.
Die Statue lie
den religiösen Misc hungsprozeß,
der auf der
in bezug auf die Syrische Göttin
- wenn möglich - die einzelnen Phasen auf
DER KULTURELLE
B. l.
Der F und ort und se ine Umge b ung Der
ist,
k l ei ne
Ort Tahtallköyü. in dem die Statue
lie gt nahe der heutigen syrisch-türkischen
gefunden worden
Gren ze . Es liegen
H in we is e literarischer oder archäologischer Art aus dem
keinerlei
Altertum über den auf
UMKREIS
Ort
Ein Survey.
vor.
antike Siedlungsreste e rb r ac ht h ätte,
durchgeführt,
so
el l en antiken
Siedlung bekannt ist.
nichts über das
daß
der
v i ellei c ht Hinweise
wurde bisher dort nicht
Vorhandensein einer
Lediglich
eventu
die Auffind u n g des
heute im M u s eum von Gaziantep auf g est el l te n Kultbildes deutet
daraufhin,
daß
si c h
befunden h aben
dort vielleicht e in kleines ländliche s Heiligtum
mag.
In unmittelbarer Nachbarschaft v on
r: ilometer südöst lich, tender Ort,
liegt K ilis.
T ahtallköy ü , etwa 3 bis 4
das antike Ciliza1),
d e r im Itin er a r ium Antonini mit dem
2 " sive Urmagiganti bezeichnet ist ) . assyrischen ki-li-zi ide ntis c h Identifizierung zutrüft
e i n unbedeu "
Namen
Ciliza
C il iz a /K i lis scheint mit
zu sein.
dem
be st a nd also - wenn d iese
- in r ömis c her Zeit imm e r hin mindestens
3 schon ein J ahrt ausend ).
Nur
etwa 2 0 K ilo m et e r
j ense i t s des Flusses
entfernt liegt
O inopa ras
in nordwestlicher Richtung
die antike Stadt Kyrrhos
Da hinsicht li c h der Entstehung der S tadt noch
Harta Genel
2
3
Vgl.
Müdürlügü
Honigmann,
vermutet, ben ist.
1:200 0 0 0 ,
Historische
Blatt
zu
vie le
H X Kilis,
To po gr aphie Nr. 147; yCyav"tot;
das ''Urmagigantos" aus xw�a
(h. K u r us ) .
Unklarheiten
II
a
- 9 7.
Hon i gmann v e r s c hrie-
Vgl. B. :vteiflner, Rez. R. F. Harper, Assyrian and Babylonian Letters belanging to the Koujunjik Collections of the British Museum, Part X, !Oiil-1180, Part XI, 1181-1300, Chicago o ..1., in: ZA 2'i (1912) 266 \Nr. 1037).
10
Der kulturelle Umkreis
bestehen,
ist es trotz der Namensgleichheit mit einer makedoni
schen Stadt nicht
entscheiden,
zu
ob es sich bei Kyrrhos um eine
makedonische Gründung!) oder um die Umformung einer bereits be
stehenden Stadt zu einer griechischen Siedlung handelt21. aber in jedem Fall,
Sicher ist
daß seit der Herrschaft der Nachfolger Alexan
ders ein starkes hellenistisches Element den Charakter der Stadt bestimmte,
3
das sich im N amen äuß erte l.
Kyrrhos war Zentrum der Landschaft Kyrrhestike,
die zeitwei
lig eine selbständige Provinz des römischen Reiches bildete;
bis
zur Schaffun g der Provinz Syria Euphratensis in der Mitte des
4, Jahrhunderts n. Chr. gehörte die Stadt
zur Pro vinz Syria bzw.
Coele Syria und wurde dann Teil der neuen Eparchie41. grenzte das Gebiet an Kommagene und Kilikien
5 ),
Im Norden
im Süden verlief
die Grenzlinie südöstlich von A lexandreia am Issos über Gindaros nach Beroia und weiter östlich zum Euphrat, Kyrrh es t ik e und gleichzeitig der späteren
der Ostgrenze der
Provinz Syria .
Da Ciliza / Kilis ungef ähr 20-25 K ilometer südlich der Grenze
zu K ommagene liegt und somit zur antiken Landschaft K yr rhestike gehörte,
kann auch Tahtallköyü zu diesem Bereich gezählt werden.
Kyrrhos bildete einen a u s eine Straße
- von Antiocheia am Orontes kommend -
Tscherikower s. v.
2
Vgl.
wi chtigen Verkehrsknotenpunkt,
Kuppoc;.
55
auch A. H .
und Honigrn a nn ,
M.
Jones,
Justinian,Oxford H1il,
von dem über die
in: RE XXIII (1924) 199
The Creek City from Alexander to
9, der sich zunächst (Cities 244) für eine
makedonische Gründung ausgesprochen hatte.
3
Auch K olonien blieben nicht ausschließlich griechi s ch, sondern waren Einflüssen der einheimischen a u sgese t z t .
4
Fr�zouls,
5
Vgl.
Recherehes 107 f.
Cicero,
ad Att.
V 18,
1.
Bewohner des Umlandes
D e r Fundort und s e ine Umge b ung nördliche R o ute nach Z e u g m a füh rte, noch die Verbindu ng Germanikeia
11
in die südlich von Doliche
Auch eine 1 Str aße von K y r r h os über Cil i z a nach Ze ugma w ird v er m ut e t ). -
Doliche e i nm il nd ete .
Nicht nur a ufgrund seine r h a ndelspolitisch günstigen Lage ,
so n
dern a uch a ufgru nd der ä u ß e r s t fr uc htb are n Umge b u ng k onnte K y rrho s z u e inige m W ohlstand gelange n .
Das Gebiet um die Stadt
gehörte z u m Be r e i c h des "fruc htbaren Halb mondes "2), ausr e ich e nden Niede r s ch läge n versehenen Zone,
jener m it
die sich von Syr ie n /
P alästina unt e r Einbe z i e h ung des nördlichen Zwe istr o m landes bis z u m Pe r s ischen Golf erstr e c kt .
C iliza und damit a u c h Taht ahköyü
lage n ebenfalls in d iese r R e gion.
Die Landwirt s c h aft spielte v e r
m utlich i n b e i d e n Ge m e inde n d i e w ichtigste R olle ,
da der Bode n
im Be r e ich des "fr uchtbaren H a lb m ondes" siche r e r t r agre i c h w ar ; he ute w er de n in de m Geb ie t vor alle m Ölbäume ange pflan zt.
Dieser
sicher lich vorwiegend a uf den F e ldb a u ausge r i c htete C h ar akte r der Siedlungen fand seine n Niederschlag in der der Bewohner 4).
r e lig iösen Einst e llung
D ie Verehr ung von Gottheiten,
b ar k e it des Bod e ns w ac ht e n,
d ie über d ie F r u c ht
lag d ar u m nahe, weil die Landwirtschaft
die H a u pte innah meque lle der Siedlung b ildete . Sicherlich nicht ohne Einfluß a uf die re ligiö s en Praktiken des
Gebietes ist au c h
d ie etwa 7 5
Kilometer südöstlich von Cil
ebenfalls in der Kyrrhestike gelegene Stadt Hierapolis-Bambyke
FOA V s ow ie F r � z oul s , L' exploration 82 ff. und F ig . 1; neuerdings ders., Cyrrhus et la Cyrrhestike jusqu' A la fin du H a ut -Empir e , in : ANRW li 8 (19 7 7) 164 ff. K ie pe r t , vgl.
2
3
4
Kienge l III
80
Siehe dazu G. Tchalenko, Villages antiques de la Syrie du Nord. Le Ma ssif du B�lus ä 1' �poque romain I, Paris 1 9 5 3 , [ = BA H 5 0) , 426 und Pl. XXXII.
Zur Ei nwir k un g der Umwelt
Sem p l e ,
Geography
505
ff.
auf religiöse Vorstellungen vgl.
Der kulturelle Umkreis
12
1 Zentrum des Dea - Syria-Kultes 1 • Dieser Bedeutung etropole trägt der Name 'I EpanoX �c; Rechn ung, als religiöser M ) den dif' Stadt w ohl in seleukidischer Zeit erhielt2 . Es handelt s ich de mnach ganz sicher um die Umw andlung einer b . A usläufe r
> des T a uros s c h ließen das Geb iet nac h K ilikien hin ab 5 , w ährend d ie Südgrenze de s K ö nigreiches K o m mage ne im
l.
Jahrh u ndert v .
C hr . die östliche F ortset z u ng b ildet , d ie b e i Ze ugma den E u phrat Z ur Verbre it ung des K u lte s der syrisch e n Göttin in der grie vor alle m Morin s ow ie Lambrecht s , R e cherche s. - Hin sicht lich der w ande rnden Bettelpr iester ver w e is e ich a uf die farbige Sch i lder ung, d ie A pule ius von ei nem Z ug die s e r Prie ster gibt : Meta m. VIII 27 ff . chischen Welt siehe
2 3
4
5
G e se 8 ff.;
A lb r i ght , Syr ien
331
f.
Vgl. K iepert, FOA V .
Dies ist nur als die Stadt Arw ad Ge se 8.
ungef ähre A bgre n z ung geme i nt , da z . B. auch z u m phönikischen Geb iet gerechnet w ird; vgl.
Zur Grenze zw ischen K illkien und Syrien s iehe Erze n , K i ll kien 83 f. und 115; die Trennung der Provinzen Syria und C ilicia b e i Har r e r , St ud ie s 72 ff.
14
Der
kulturelle Umkreis
1 e r reicht. Die Ostgrenze ver l äuft entlang dem E uphrat ) . Vom E u phratknie aus wendet s ich die Grenzli nie südw e stl ich unter E inschluß 2 Palmyras und schließlich w estlich bis zur Mittelmeerküste ) . Der syr ische R aum verfligt nicht über e ine einhe it liche Land s c h aft ss t r ukt ur , sondern ist durch Flü s se und Ge birgs züge in viele kle ine R egionen unterte ilt. F olgende, von Norden nach Süden ver laufende Gliederunge n las sen sich festste lle n: l.
e in K üstenstreifen von unterschiedlicher Breite , der sich nur entlang den F lüssen Orontes und E le utheros w e iter in das Land
hine inzieht, aber a uch bei R as � amra / Ugarit und Laodikeia e ine
größere A usdehnung erreicht;
2 . es folgen östlich davon die Geb irgs züge des A manos und das Nosairiergebir ge m it dem Mons C a s ius; 3 . daran schlie ßt sich nach Osten der nordsüdlich verlaufende Graben mit dem Fl u ßsystem des Orontes an; 4.
das östliche Gebiet bis z um E u phrat wird von eine r Hochebene gebildet, in deren Zentrum A le ppo lie gt;
Palmyra befindet sich
im Grenzstreüen zwischen dieser Hochebene und der anschlie s senden syr ischen Wüste . Über d ie geograph ischen Gegebenheite n des syrischen R aumes findet sich in vie le n Publikat ionen, die sich mit der K ultur Syr iens Be i Xenophon, A nabasis I 4, 19 ist der A raxe s (�C habur ) d ie Ostgrenze . Die Ostgrenze der römischen Provinz Syrien ver lieft ent lang dem E uphrat bis nac h Doura-E uropos , w o sie sich südwest lich wendete . 2
Zum südliche n Grenzverlauf im 3 . Jahrh undert n. C h r . s iehe Hitti 2 38 . Das Geb iet des antiken Syrien im Verh ältnis zu den Grenzen des moderne n Staate s : H . Klenge!, The A rt of A nc ient Syria. P:f e - I s lamic Monuments of the Syrian A rab R e public , Le ipzig 1974, 7 .
Abriß der historischen
Entw ick l un g
Nordsyriens
15
l bes c h äft igen, ein mehr oder weniger ausführlicher Abriß ) . Ange s ichts der Bedeut ung, die lands chaftlichen Str ukturen für die Ge s c h ichte und R eligion e ines Gebietes zukommt ,
s eien
im folge nden
kur z die w ichtigsten Faktoren genannt : 1.
In diesem Ziel- und Durchz ugsgebiet mehrerer Völker- und Stammeswanderungen kam es zu e iner Misch ung versc hiede n 2 s t e r ethnis cher G r u p pe n ) .
2 . Der unterschiedliche C harakter der Landschaften le istete der Verharr ung in ethnischen Traditione n Vor s c h ub , d ie e iner dau erhafte n politischen Z usamme nführ ung der zahlreichen Stämme 3l im Wege standen . 3.
Größere A ns iede lungen und St ädte konnten sich nur e nt lang der K üste und der Flußufer - hier vor allem im Oronte s - Tal s ow ie a uf den fr uchtbaren Hocheb e nen entw icke ln.
4 , Schle chte Verkehr sverb ind ungen, wenige Straße n und ke ine s c h iffbare n F lüsse führte n zu e iner w e iteren Isolie r ung der Gebiete innerhalb Syriens . R e s ultat dieser uneinheit lichen K ult ur landschaft, ein E rgebnis der verschiedenartigen geographischen Ge gebe nh e iten, ist das Un vermögen z u e iner politischen E inigung aus e igenem A ntrieb . Sy Jone s , C ities 226 f.; Gese 8 ff.; Buccellati, C ities 11 f. ; K lenge! I 1 ff. und II 1 ff. ; A lbright , Syr ie n 331 ff. ; H itti 3 0 ff. ; Honigmann, Historische T opograph i e I 149 ff. und II 1 ff.; A. Alt , Völker und Staaten Syr iens im frühen A l tert um, Le i p z ig 1936, [ A O 3 4 / 4], 1 ff. - Der geogra ph i sche A s pekt steht im Vorde r gr und b e i W irth , Syrien 13 7 ff. =
2 3
E ine Übersicht über die E inw ander ungsw e llen, die filr Ge sch ichte und K ultur Syriens bestimmend w aren, gibt Hitti 57. Dies äußerte sich vor allem in der A use inandersetz ung zw i schen Nomaden u nd Se ßhaft e n; vgl. H itt i 6 1.
16
kult urelle Umkreis
Der
rien
war zumeist Teil e ines Großreiches - der A s syrer,
r it e r ,
der Perser,
der Hethit e r ,
s chließlich der A raber -,
der Se le ukiden,
der
!,lur
der Römer und
oder es erschöpfte s ich in den K lein
kriegen z ah lreicher Duode zfürstentümer und Stadt staaten.
Daß
Syrien dennoch eine bedeutende Rolle in der h istorischen und k u l t urel len E ntw i c k l u ng
Westens s pielte,
n i c ht
nur d e s Orient s ,
sondern auch d e s
lie gt in sei ner geogr aphi sch e n La g e i m Schnitt
punkt dreier Kult urkre ise begründet,
deren polit i s che Expans ions 1> b e s t reb u ngen s ich auf den syrischen R aum er s t r e c kte n . K lein a s ien,
Ä gy pten und die M ächte Mesopotamiens k ämpften vor allem
im 2. Jah r t a u s e nd
v.
Chr.
um die Vorherrschaft in
imme r w ieder auf syr ischem Boden
diesem
w ech se lnde Oberhohe iten geriet , gegene i nander aus s pie lte n .
Die
Gebiet ,
es
unt e r st ändig
die die lokale n K leinfürstentümer Ausb ildun g
der s tar k ge nug gew e s e n w äre, s e inen G r o ßm äc hte
w o d urc h e ine s
Plat z
Nationalstaate s,
in die s e m Spiel der
z u be h a u pte n , w urde durch die s o bew irkte
m ung d e r syr ischen Geschic hte v o n
Be s t i m
au ße n v erh i nde r t .
Folge nd e Gegebe nhe ite n w ar e n es vor alle m , d ie für d ie G r o ß m ächte den Be s it z Syrie ns er strebens w e rt l.
D i e handels po litische schen
M e s o po t a m i e n
B ede ut u n g ,
da
die
und Ä gypten d u r c h
m ach t e n :
K ar aw anens t r a ß e n zw i Syrien
verliefen u nd
ebenso d ie H a nd e l swe g e , auf d e ne n E d elmetalle , b e s o nd e r s K u pfe r, u n d 2.
Ob s id i a n,
a u s K le inas ie n i n d e n Orie nt gelangten 2 ) .
Der W a ldr e ic ht um , a uf d e n die holzarm e n Länd e r M e s opota mie ns und Ä gy pt e n ange w i e s e n w ar e n . V gl.
2
Hitti
5 ff .
Z u d e n Hande lsw e ge n sie he Hitti 6 0 und Jone s , C it i e s 2 2 7 ; d ie Verb ind u ng e n nach K ilik i e n be i E r ze n, K ilikien 9; v gl . X e no phon, A nab a s i s I 4 , 4; D iodor XVII 3 2 , 2 u n d Str abon XIV 4,
19 .
Abriß der h istorischen E ntwicklung Nordsyr iens 3.
17
Die K ontrolle über alle Ex pans ionsbestreb ungen der R ivale n, l die der Be sitz von Syrien mit s ic h brachte ) . Somit stand der Abgeschlos senheit im Inneren e ine Öffnung nsch
a u ße n
war.
gegenüber , die vor alle m von H andels interessen bestimmt
b ) Nor d s y r ie n a l s römische Provinz Die E poche der r öm i s c hen Herr schaft w ar filr Nordsyrien e ine Blilte zeit , in der die Urbanisation, e i nge le itet durch d ie St ädte gründ unge n der Se le ukiden, verst ärkt f ortgeset z t werden konnte 2 und den w irts c haftlichen Wohlstand des Lande s förderte ) . A nde rerseits erhielt der Bereich e ine milit ärische Bedeut ung als Grenz z o ne zu Parthien. Die Vers o rgung der Tr uppen, abe r auch die R e krutierung großer Heeresverb ände hing vom Wohlergehen des sy 3) r ischen K e rnlande s als Hinter land des Ostlimes ab . A n der Str ukt ur des St ädtewesens, wie es seit seleukidischer Z e it bestand , änderten die römis chen Kaiser jedoch nicht s . Die H e llenisier ung des Gebietes w urde nicht d urch eine R omanisie r ung abge löst, w ie dies die Inschrifte n aus Sy r ien ze igen, d ie z um Die strategis c h günstige Lage , die D iodor XX 4 7 , 5 der von A ntigonos gegründeten stadt A nt igone is am Orontes beschei � igt, :r ifft fü!" ganz Nordsy,r i e n � u : t � q> u � c; yap � v ö ; t o no c;
.
t � t ö p u a� � · � < E B� ß u X w v � � K n � • � � c; � vw aa< p a n t � a � c; K � � n a X � v t � Ka�w L U P L � K� L • a ! c; lt E P L A � y u n• o v aa• p a lt t L a � c; . 2
3
Bouchie r , Syria pas s im . Seit Hadrianus w urden e i nhe imische Soldaten z ur Verte id i gung der Ostgrenze ausgehoben : M. R ostovt zeff, La Syrie R omaine , in : R H 6 0/ 1 (19 3 5 ) 9 .
Der kult urelle Umkreis
18
größten Teil weiterhin in gr iechischer Sprache abgefaßt w urden! ) . Bis auf e inige Veteranenkolonien sind ke ine römischen Ne ugrün 2 d ungen von Bede utung in Nordsyrien bekannt ) , die von A lexander und seinen Nachfolge rn ge schaffenen
S t ädte
w uchsen w e iter und ge
langten z um Teil zu weitreichender Bede utung ( z . B . A nt ioche ia am
Orontes ) .
W ie die römische Herrschaft ke inen k ulturellen Umschw ung in Nordsyr ien m it s ich brachte , so blieb auch der religiöse Bereich w e itgehend dem grie chischen Erbe verhaftet . Die einheim ischen K u ltbilder pr äsent iere n s i c h w eiterhin in e iner Ge stalt, die mehr oder weniger e ine r inter pretatio
Graeca unterw orfen ist, hinter
der s ie aber d ie Fremdartigkeit ihre s ur s prünglichen W e s e ns 3 nicht verle ugnen ( z . B . A rtemis A z zanathkona, Nanaia ) ) . In ihrer A ngle ich ung an verw andte Gotthe iten habe n die semitischen Götter d ie profunden Umwälz unge n der K ultur Nordsyrie ns überstande n.
c ) Die Hellenisier ung Nordsyrie ns Die am grie ch ischen bzw . hellenist ischen Vorbild orient ierte K ult ur , die Syrien a uch nach der Unterwe rfung d urch die Römer nicht aufgab , breitete sich in der Folge der E robe r ungs züge A lexander s des Großen und s e iner Nachfolger über den ganze n Vorderen Or ient aus . W e nn der j unge K önig der Makedonen damit a uch an bereits bestehende He llenisierungsproze s s e , e i nge le itet d urch die gr ie chischen Handelskolonien, anknüpfte , s o h at doch L. Jalabert, R . Mouterde , Inscri ptions gre cques et latine s de Syrie, Bd. l - 6 , Par is 1929 - 19 6 7 . 2
Bouchier, Syria
3
Bou chie r , Syria
33 . 5.
A briß der historis chen E ntwicklung Nordsyriens
19
se ine Po litik b zw . die s e iner Nachfolger diese erst akt iv und in 1) großem A usmall gefördert . Die milit ärische Unterwerfung Syriens be gann m it der berühm ten Schlacht bei der nordsyrischen Stadt I s sos, in der A lexander trot z zahle nm äß iger Übe r legenh e it de s per s ischen Heeres den 2) Sieg über den per s ischen Grollkönig Dareios 1 1 1 . davontrug .
Die ser Triumjil öffnete ih m den Weg nach Süden, Syrien, Pal ä
stina und sogar Ägypten w urden erre ichbar . A ber auch der A u s gangs punkt für d e n F eld zug über den E uphrat nach Me sopotamien und w eiter nach Osten w ar damit gesichert
,
e in erne utes Be is piel
für die auße r ordentlich w icht ige strate gische Lage Nordsyriens . Dall die
e
r ste Sch lac ht , in der Dareios der unmitte lbare Gegner
A lexander s w ar , nachdem z uvor Satrape n das Heer geführt hatten, a uf syrischem Boden stattfand , mag e in Z ufall sein;
dennoch
setzt sie nur die R e ihe der E ntscheid ungs k äm pfe in diesem Gebiet fort und trägt zu des s e n Bede ut ung als e in Bre nnpunkt des Z u s am menlebens der Völker im A ltertum be i . A lexander begann bald nac h s e ine m Sie g damit, seine Vorstel lung e ines von griechischem Geiste gepr ägten W e ltreiches auch in Syrien zu verw irklichen. Die Idee der Vere inigung von Orient und Okzident liell sich nur dann in d ie T at umset zen, w e nn beide K u l turkreise in jede m Bere ich des Lebens m ite inander verschmolzen 3) w urden . Die E inpflanz ung griechischer E lemente in die syr ische Bevölker ung bedeutete die H e lle nisier ung von der Wurzel aus. Der griechische Lebensstil , den
,
gefördert durch das Vorb ild der neu -
Vgl. Welle s , A lexander 2 1 9 . 2
Vgl. Hitti 2 3 1 f, ;
Schachermeyr, A lexander 2 06 ff.
3
Siehe dazu T scherikower 1 53 und Schachermeyr, A lexander 4 79 ff.
Der k ulturelle Umkreis
20 en
Ve rw alt ung, die
aus,
Ob e r s c h icht
der St ädte annah m, reic h te nicht
h e l l e ni s t i s c h e K u l t u r w ir k lic h h e i m i s c h
zu
ma chen. Sobald
s i c h aber griechische Söldne r , als Be satz ung oder als Veteranen, u nd H ä ndle r
i n Syrien ni e de r l i e t:l en und Kontakte z ur bode nst ändi
gen Bevölker ung l) . t . gew äh r 1 e 1ste
k nti pft t> n ,
w ar ein Vordr ingen g r iech is c hen Geistes
Alexander baute be i se iner Polit ik der Ve rs chmelz ung auf d ie 2 " A s similat ionskraft der hel l e n i s c he n Gesitt ung" ) , war sich aber bewußt, daß ti iktator ische M aßnahmen z ur E inpflanzung gr iechischen Geistes
in
die eroberten Gebiete kaum zum Ziel fUhren konnten.
Die A usbreitung
d e r h e l le nis c h e n K u lt u r
m u ßte allm ählich und ohne
Unterdrückung der e inheimischen erfolgen. A lexander stand dem 3l Volkstum der b e sie gten R e ic he nicht ne gativ gege ntiber . Wenn er auch
s icherli c h
von der Überlegenh e it des Griechentums in den
m e isten F ällen Obe r z e u gt war, so
s uchte
er
doch
auf frie d lic h e m
Wege e ine Synthese z u erreichen, als deren A usgangs punkt er u. a . die Legitimier ung u nd
e i nh e i m i s c h e n
v o n He ir a t e n
zw ischen griechischen Soldaten
F r·auen ans ah. E ine tiefergehende He llenisier ung
w ar jedoch zunäc hst nur in den ne uge gründeten St ädte n und Kolo nien möglich, wo Griechen und E inheimische m it e inand e r lebten ( Sy no ik i s rno s ) und " deren Bauweise , Lebensform und lokale A uto 4l nomie . . . griechisch (oder gr äk osem it i sc h ) z u sein (hatte ) " . Da nebe n blieben die Grundlage n der e i nhe imis c hen K ult ur erhalte n, Schachermeyr , A lexander 2
536.
Sc hacherm eyr, A lexande r 2 4 1; We lle s , A lexander 22 0 ff. w a r nt d a v or, die .:lttaßnahmen Alexanders zur Verbreitung der grie chischen K u lt ur ilber z ubewerten.
3
Sein Plan, syr ische H ändler am Per s i s c h e n Golf an z u s iede ln, s pricht filr s e i n e Wertschätz ung d e r einheimischen Bevölke r ung und ihrer merkantilen F ähigkeite n : Schachermeyr, A le xander 5 4 9.
4
Schacher meyr , A lexander
534
f. und
482.
A b r i ß d e r h istor i s c h e n
w ofil r
z. B.
i n N o r d syr ien d i e
V o lk s s pr a c h e
H e l 1 e n i s i e r u n g s po l it i k
r e l igiöse n T r a d i t io n e n d e r k ,
Lit e r at ur und Dahood
Wettergott
Mer lat ,
w e it e r lebt e ,
J u pite r Doli c he n u s ,
Bin
P r in z i pie n
v e r kör pe r n : der d ie
s i c h im
d ie Möglichke it e n d e s
Ge s c h ichte d e r A lt e n W e lt
7 5 ff.
s e r z e it ge langte l u pit e r Dolic h e n u s , m äische
e nge
A tar gat i s d age gen d i e
Z u s a m me nfas s e nd z u Hadad s i e h e H a u s s ig, Hadad mit
d ie
Die s s pie ge lt s ic h in d e n
r e prod u z i e r e nd e n F äh igke ite n der N a t u r ,
P.
z i e h e n.
Gott r e pr äs e ntiert d ie K r äft e d e r Nat u r ,
W etter ä u ß e r n ,
2
Religion
doch
13 9 .
2 5 3 . ff.
I n der
s . v.
römische n
Ba a l Kai
i n d e m d e r s e m itis c h - ar a
z u w e it r e i c h e nd e r Bede ut ung : Paris
196 0.
,
Abriß
der h istorischen E ntwicklung Nord syr iens
29
E ntstehen- und Gede i.henlas sens . Be ide Gottheiten stehen damit in engem Zusammenhang mit den geogra phischen Bedingunge n, unter ! denen sie s ich entfalteten ) .
g) Nordsyr ie n im
2.
Jahrtause nd v. C h r .
Be vor mit d e r Niederlass ung aramäis cher St ämme in Nordsy rien e ine gew isse Ve reinhe itlich ung der politischen E ntwicklung 2 e intrat ) , stand das Gebiet unte r st ändig w e chselnde n Oberhohe i ten i m Kreuz ungs punkt mehrerer l ntere ssensbereiche, die es z um 3) Schauplat z ihrer machtpolitischen A use inandersetz ungen machten . Im V ordergr und standen dabe i zumeist w irtschaft liche L'oe r legun gen, da die Großmächte die R ohstoffvorkommen sow ie die Hande ls wege z u den Ums chlagplätzen in die Hand z u bekomme n suchten. Vor allem Hethiter und Ägypter k ämpften im 2 . Jahrtausend
v.
C h r . um die Vorherrschaft i n diesem Geb iet. Ohne a uf E inze lh e i ten des h istorischen Geschehens in d i e s e m Zeitraum e ingehen z u
können4 ), seien hier jene Staaten und Völker angeführt, deren Obe r Siehe dazu oben S. ll Anm. 4 . 2
A . Alt, Der R hythmus der Ge schichte Syrie ns und Palä stinas im A ltertum, in : K leine Schrifte n z ur Geschichte des Volke s I srael 111, hg. v , M. Noth, München 1959, 1 ff. sow ie ders . , Völker und Staate n Syr i e ns im frühen A ltert um, in : Kleine Schriften z ur Gesch ichte des Volkes Israel III, hg. v. M. Noth, München 1 9 5 9 , 48 . V gl.
lii
3
K lenge 1
4
Sow e it d ie s die zahlre ichen noch ungeklärte n Frage n z ulassen, h at Horst K ie ngel das in se inem obe n A nm . 3 z itierten Werk mit großer A kr ibie getan.
156 ff.
Der k ult ur e lle Umkreis
30
hohe it de utliche S p u r e n in K ult ur und R e ligion h int e r la s s e n haben. Z unäc h st e i nige Be m e r k u nge n z u d e r po l it i s c h e n und k u lt ur e lle n E inf l u ßnahme Ä gy pt e n s auf Sy r ie n .
Das m i t t l e r e Sy r i e n sow ie d ie
phönik i s c h e n K ü s t e ns t ädte 1 ) ge hörten stets unmitte lbar z u m I n t e r e s s e nb e r e i c h d e s Ph araone nr e ic h e s a ufgr u nd ihrer Schlü s s e l s t e l l u n g 2> H andel m it Holz a u s d e m Libanon . Die s t a rke n k u lt ur e l le n
b e im
E inflü s s e , d ie m it d e m K o ntakt auf w irt s c h aft licher B a s i s w ir k sam 3> w urden , s ind durch d i e F u nde der A u sgrabungen in Byb lo s , aber auch in Uga r it h i n l änglich d e m onstriert w or d e n 4).
De r A u s t a u s c h
r e l i giöser Vorstell unge n w ar - d e n ins c h r ift l i c h e n u n d b i l d l i e h e n 5) Z e ugni s s e n z ufolge - e b e nfa l l s recht r e ge , w ob e i s i c h die E in flußnahme vor allem i n d e r äuße r e n Darstell ungs w e is e be m e r k bar macht. Im
nordsyr i s c h e n R a um h inte r lie ß e n die v e r s c h i e d e n e n ,
immer
nur e ph e m e r e n ägy pt i s c h e n Obe r hoheiten nur w e nige S p u r e n i m 6) k ult i s c h e n Be r e i c h . A uc h d e r Höh e p u nkt der ägy pt i s ch e n M acht i n Syr ie n z ur Z e it d e r 1 2 .
Dynastie brachte zw ar v e r st är kt e n 7) , der A u sw irk ungen a uf die e i n 8 h e im i s c h e n H ande ls e r z e ugnis s e v o r a l l e m d e r Hofk unst z e it i gt e ) , w irtl: chaft liche n Güte r a u s t a u s c h
d e r polit i s c h e E infl u ß b lieb jedoch ge r i ng. A uch h ie r kann das Tal des E le ut h e r o s w ie d e r als ungefähre Grenze ange nomm e n w e rd e n . K ie nge l I l l 113 f .
2
V gl .
3
Da z u R ostovt zeff,
4
Bos s e r t ,
5
Siehe zu d i e s e m Thema Stade lm ann, z ie h u nge n, pas s im .
6
Vgl.
7
Z . B.
8
Z . B.
Ge s c h i chte der A lt e n W e lt 7 7 .
A lt s y r i e n N r .
He lc k , A lala tJ ,
572. pa s s im s ow ie Helck,
Be z ie h u ngen 6 08 . Sc h i c ht
VII :
Woo lley,
Ugar it : K ie nge l III 1 2 8 .
C u lt u r a l
Link 11.
Be
Abriß
Das fluß
E r starken
s p h är e
z um
h i s t o r i s c h e n E nt
der
s chon
1\Utt e lm e e r
s t r e b unge n
des
r eichte
dem 1)
des
,
e r s t e n b e k annt e n K ön i g
s et z t e
den
s c h l ie ß li c h
d e n G r e n z linie
d ur c h die
�
s e n F ür s t e ntümer s c he i nt
noc h
vor w ie gend
E i nh a lt u n g
b e he r r s c h t e
e nge
d ur c h E id K ontakte
e in E nd e .
e iner
n i c ht und
demnach das
sicher
Q ad e ä
nör d l i c h e
g e b u n d e n w u r d e n3 ) .
zu
Es
kam
zw i s c h e n d e n b e id e n
i n d e n G e b ie t e n v o n T un i p
H u r r i - M itanni
d e s s e n E in
P a r att a r n a b i s
ägy pti s c h e n E x pa n s ionsbe
E le uth e r o s - T al e s
k r i e ge r i s c h e n A u s e inande r s e t z unge n die
31
Nordsyr iens
!} ur r i s ch - m i t a nni s c h e n R e i c h e s ,
unt e r
nö r d l i c h
w i c k lung
Ä gy pte n ge
pfle gt
f e s t z u le g e n 2) w ur d e n .
b e e nd e t
Sy r i e n ,
A llein
zu
zu
M äc h t e n ,
des
Ugar it
h ab e n ,
die
aber
von ökonom i s c h e n Ge s i c ht s p unkt e n b e s t immt w ar e n .
In d a s R inge n d e r M ächte um d e n Be s it z Syr iens mit s e ine n H ande l s z e ntnn und R oh stoffv orkomme n h atte sich b e r e it s im
17.
J ahr hundert v .
s c h altet4 ) .
Er
C hr .
k ä mpft e
de r h e t h i t i s c h e K ö ni g mit d e m
nor d s y r i s c h e n Fü r stent um könne n .
als
tl att u § i l i
be stimme nd gew e s e n s e i n ,
"' -
e in ge
ohne e s allerdings e r ob e r n zu
von Halap aus
Be w e ggr und a u c h d i e
I.
Z e it bede utendsten
I m V e r l a uf d ie s e r A u s e inande r s et z ungen lie ß
den b e r ühmt e n W etter gott Mag
!] alap,
zu d ie s e r
Ha !l !i u
z unäc hst ver gebliche
d ur c h W e gführ ung der
R e ic h s gott e s d e s s e n S c h ut z v o n d e m
tl att u l hli
nach Hatti br inge n 5 ) .
"
-
Hoffnung
St at ue d e s
Land ab z uz iehen,
so
K le ng e ! III 1 7 5 . 2
Ob v e r tr a glic he s i nd
R e ge l unge n b e standen,
ist
unb e k annt;
j e d o c h dyna s t i s c h e V e r b i nd unge n : K le n g e l 111 1 9 4 .
G r e n z z ie h u n g v g l .
d e n T a lm ii!lar r um a - V e r t r a g ,
b e le gt Z ur
in d e m d i e
F ü r s t e nt ü m e r Qade A u n d A m u r r u z u m ägy pt i s c h e n Be r e i c h
ge z ählt w e r d e n , m it a nn i s c h e r 3
4
5
w ähr e nd lj a l a p u nd K a r k e m i §
He r r s ch aft s t a nd e n : K Bo I 6 .
K le nge l Ill 19 5 .
K le nge ! IIl 16 4 ff . K ie ng e l lii
16 9 .
und 2 18 ff .
u nt e r
b ur r i s ch
32
D e r k ult urelle Umkreis
h atte d ie s s i c h e r li c h auch d ie E inführ ung de s !) u r r it i s c h e n Wett e r ll gott - K u l t e s in tl att i z ur F o lge .
tl alaps
W e d e r d i e E r ober ung M ur l hl i ,
d ur ch d e n Nachfolger des
lj att ul Hli ,
noc h d ie E i nnah me v o n K a r k e m i'ri füh r t e n jedoch z u e i ner
K o nsolidier ung d e r heth it i s c h e n He r r s c h aft in Nordsy r ie n.
E r st
nach fast e i ne m J ah r h und e r t i nne npolit i s c h b e d ingt e r Schw äche des
� u p pilulium a ,
h e t h it i s c h e n R e ic h e s ge lang e s
s e r e G e g e n m a ßnah m e n v o n Se it e n
Nord s y r i e n oh ne grös
lj u r r i - Mitannis
d e r E r ober ung v o n K a r k e mill kormt e er die
zu b e s e t z e n .
!j ur r it e r
M it
s o gar e nd gü l
t ig a u s Nor d s y r i e n v e r t r e ib e n . A uc h d i e i m m e r n o c h b e s t e h e nd e n Inte r e s s e n Ä gy pt e n s in Syr i e n w ur d e n d u r c h d ie H e t h iter z ur ü c k g e w i e s e n .
Die A u s e i n and e r s e t z u n ge n
g i pfe lte n in d e r S c h lacht b e i Qad e !! im J ah r e 1 2 8 8 M uw at a l l i von
!jatti
dem
v.
Chr . ,
ägy pt i s c h e n Phar ao H arn s e s ll .
Geb iete s ü d l i c h d e s E le uth e r o s , 2l u nd d e n A nt ilib a n o n e nt r i s s .
in d e r
s o gar d i e
d e n nö rd lic h e n Libanon
A m ur r u ,
Die hethitische Oberhohe it ü b e r N o r d s y r i e n b r achte für d a s Lan d
k e i ne k u lt u r e l l e n Ne uer unge n g r ö ß e r e n A us m a ße s .
W i e auch
s e lb st w ar e n d i e nor d s yr is c he n F ü r s t e nt ü me r st ar k
pr ägt ,
b e s o nde r s
l itisch
dem
a uf r e li gi ö s e m
o att i s c h e n
Gebie t .
e ur r i t i s c h
Nor d s y r ie n w ar
R e i c h e i nge gliedert
t,I att i
zw ar
ge po
und die F ü r st e n d e r
K le i n s t aat e n i n b e k annt e r W e i s e d ur c h E id an d e n he t h it i s ch e n K ö n i g g e b unde n; könige
( ij a l a p ,
Z ur
s.
i n e 1 mge n K ar k e m i l )
w ic ht i ge n
3)
.
E ine
St ädte n gab e s he t h it i s c h e
" Hethit isie r un g "
im
Sinne for -
H u r r i t i s ier ung d e s hethitis c h e n Pantheon s iehe
9 3" ff .
2
K le nge ! III 2 2 9 m it A n m .
3
A u c h d i e E inset z u ng v o n Gouve r ne ur e n w ir d für h a lt e n : K l e ng e l Ill
i s t unge w i ß .
2 3 9;
V i ze
unt e n
2 1.
ob e s milit är i s ch e
möglich ge
Be s at z ungen g ab ,
A br iß d e r
c ie r t e r
33
h i s t or i s c h e n E nt w icklun g Nor d syrie ns
V e r änd e r u n ge n ge s e ll s c h aft l i c h e r u n d k ulture ller Str ukt ur e n
s c h e i nt j e d o c h n i c h t
stattgefunden z u h a b e n .
No r d s y r i e n b l i e b
auch
u n t e r h e t h it i s c he r Obe r hoheit w e it e r h i n E inflO s s e n von all e n Se i t e n offe n : der
H a nde l
m it
M e s o pot a m i e n konnte a ufgr u nd d e s F r i e d e n s ,
d e n die F e s t i g u n g d e r h e t h it i s c h e n He r r s c h aft vorOberge h e nd m it
sich
b r a c ht e ,
küste
flor ie r e n,
und
d ie
zu Ä gy pt e n ,
pfle gt e n i h r e K ontakte
Ä g äi s
Hafe nst ädte
nac h Zype r n u nd in d i e
.
Das
Bild d e r r e l igiös e n St r ö m unge n d i e s e r Z e it
ver ände r t e n e th n i s c h e n h e it lic h
Z us a m m e n set z ungen
s e t zte V iz e k ö nig von de s Te � u p (=
2>
.
ist
- den un
e nt s pr e c h e nd
!)
-
ein
o ur r it i s c h . Die neuen H e r r e n h u ld i gt e n d e ns e lben Gött e r n
w ie die e inheimische Be v ö lk e r un g .
nannt
an der Mitt e lm e e r
Der v o n
ijalap, Te lipin u ,
Hadad ) , der ije p at
E s s pr i c ht viel für
d ie
� uppiluliuma
e i nge
w ird mehrfach als
und ihre s Soh ne s
Priester
�r r u ma
V e r m ut ung von K le nge l ,
ge
d a ß der
hethitisc he K önig mit der E inse t z ung e ine s Priesters z u m Regen
" der E r ne nnung d e s Prinze n z um Priester e ine ideolo gische Stüt ze " in Nordsyr ien s chaffe n w ollte . Der so d e mo ns t r i e r
t e n b zw .
t e n A ner k e nn u n g d e r einhe i m i s c h e n Götter h ätte e s
a ll erd ings
i ns o
fer n nicht bed urft , als d iese im heth itischen Reich s e lbst z u Reichs götter n gew orden w ar e n u nd damit z w i s chen der R e lig i o n der E r o b e r e r und ist
in dem
d e r E roberten kei ne Diskrepanz mehr bestand . Dennoch p r ie s
t e r l i ch e n
A mt
de s T e l i pinu s icherlich m e h r z u
sehen als e i n per s önliches E ngagement d e s Vizekönigs .
Vgl. H. Güterbock, The Hittite Vers ion of the tJ u r r i a n marb i Myth e , in : A JA 52 (1948 ) 13 3 .
2
K ienge l III 2 3 7
f.
Ku
34
h)
Umkr e is
D e r kult ur e lle Die E inw a nd e r un g der A m u r r it e r
2.
F a s t d a s ge s a m t e r ie n d a s b urr it is che der
Jah r t a u s e nd
E le m e nt
Be völke r u n g bestimmend,
nac h A us s a ge
der
für
d ie
v.
C hr.
e t h ni s c h e
w e nn auch
!
). Die
He r k unft w ar
die e r ste
u n s b e k annte F e s t s e t z u ng e i ne s
z u e i ner s i c htbar e n V e r ände r ung d e r
d i e h e r r s c h e nd e Sch i c h t
b zw .
Volkes in
w ie
füh r e nde E le m e nt w a r e n ,
a uch d i e A kkade r ,
d ie
Gö d e c k e n
der A kkader und A m urriter ve rmutet , w a ndte r ung
V o r s t e l lu ngen
fänden
5>
.
M a r d iß 4) ge z ur Zeit der
M e s o potamie n d a s
d e n w e s t s e m it ischen S t äm m e n z u z uord
v on K .
Ne uerd i ngs w ir d
d :ie
St eppe w e s tlich
d i e Gege nd d e s h e u t i ge n T e l l
Die s e s Volk i s t ,
Syrien 2 1,
Be völke r u ngs s t r u kt u r führte . nordsyr i s c h e
a m u r r it i s c h e n E in w a n d e r u ng n a c h No rdsyr i e n i n
nen.
Z u s a m me n s e t z ung
E in w a nd e r u n g d e r A m u r r i t e r bildete
A ls H e imat d e r A m u r r it e r w ird d i e
nannt .
in Sy
P e r s o ne nnamen w e it g e h e n d w e s t s e m iti s c h - am ur
r it i s c h e r
v o n P a lm y r a 3 1
hind ur c h w ar
e i ne
gemein s a me Heimat
w od urch v e r s c h iedene ve r
i n No r d s y r i e n und
Me s o pot a m i e n e i ne E r k l ä
V i e l l e i c h t w äre i n d i e s e r ethnischen Verw andtschaft -
die Tre nnung der nach M e s o potam ien und nach Nordsyri e n z ie h e n d e n Gruppe n konnte ja no c h nicht l a n ge z u rü c k lie ge n - a u c h d e r G r und f ü r d i e
Nar a m s in zu
2
Be s it z a n s pr ü c h e d e r akkad i s c h e n
s uchen
6>
Könige Sargon und
.
Es darf allerdings nicht übersehe n w e rden, d aß ge r a de in Herr s c h e r fa m ilie n d ie Namengebung oft t r a d it ions geb u n d e n w a r . H itt i 6 5 ff. ; K l e n ge ! III 119; B u c c e llat i , C it i e s 7 7 f. m it A nm . 6 und d e r s . , T h e A m o r i t e s o f t h e Ur III Pe r i o d , Ne ape l 1 9 6 6 ,
3 ff.
3
K le nge ! III
119 f .
4
M aye r - Opifi c i u s ,
5
G öd e c k e n ,
6
Göt t e r paare
598.
Bemerk unge n 1 4 1 ff.
Sargon in Sy r ie n : H. H ir s c h , Die I n s c h r ift e n d e r K ön i ge von i n : A fO 2 0 ( 1 96 3 ) 1 ff.
A gade,
C.
l.
DA S
K U LT BI LD
IN
G A Z I A NTE P
Be s c h r e ib ung Die Göt t i n s it z t a uf e inem Thron mit h oher , bis z u m K o pf re i
c h e nd e r R ü c ke nlehne (Tf.
I und
2).
I n Höhe d e s r e c ht e n Obe r a r m e s
s ieht man n o c h d e n e r h a b e n gearbeiteten R and ,
gl ättete I nne nfläc h e der Le h ne b e gre nzte .
der die n u r roh ge
Da d ie r e chte obere E c ke
s ow ie d ie gesamte link e Seite der R ü c ke nstüt ze b i s z ur A r m le h ne h inunter abgebroc h e n s ind , nichts ge s a gt w e r d e n;
kann über die w e iter e A us ge s t a lt ung
e i ne ornament a le V e r z ie r ung s c h e int jedoch
nicht vorhanden gew e s e n zu se in. Die Höhe der Sit zf l äche ist außen an d e n Se ite n d u r c h e ine n Ab s at z m it s c h malen A r m lehnen ke nntlich (Tf.
2 ) . Ihre Obe r k ante ver
l äuft vom A ns a t z an der R ü c k e nlehne nach vorn h i n s c hr äg , b ildet also d ie Langseite e ine s r e c ht w i nkligen D r e ie c k s . Wie jet zt nur noch in d e r Seit e nansicht erkennb ar ( T f .
3),
r e n r e chts und links d e s Thrones Löw e nfiguren d a r ge stellt , a uf e iner Plinthe ,
der Basis d e r ge s amte n F ig u r ,
stehen.
wa
d ie
Ihre
K ör pe r s i nd in hohe m R e lief gearbeitet und u nte rhalb der äu ßere n Sitzfl äc h e nb e grenz ung s i c htbar .
Die K ö pfe der Löw e n w a r e n ver
m ut lich v o llplast i s c h gearb e it e t , w ie s ich a u s der rechten H älfte der Br uchfl äc he noch ab l e s e n l äßt,
s i nd abe r z us a m m e n m it d e m
gesamten Vorderte i l der Sta t ue w e ggeb r o c h e n .
A uf d e r r e c ht e n
A u ße n s e ite ist a u c h n o c h d a s r e c hte Vorderb e i n sow ie ein T e il d e r M äh ne e rh a lt e n ,
w ähr e nd a uf d e r l inke n Seite d e r B r u c h
d u r c h die Mitte d e s Löw enkörpers v e r l äuft . E in gro ß e s rechte c k i ge s Dübelloch in d e r Bruchfläche d e s r e c ht e n Löw e nl e ib e s l äßt a uf e ine antike R e par at ur s c h ließe n . Da d a s K u ltb ild bis z ur T aille s t a r k be s c h ädigt i s t ,
la s s e n
s ic h über d a s A u s se h e n d e s Unt e r t e i ls n u r Verm ut unge n anste llen.
D � s K ultb ild i n G a z iante p
36
W ah r s c he i nl i c h st and " n d i e
Be ine d e r Göttin par alle l nebene inande r ,
b e d e c kt
Boden r e i c henden Ge w a nd .
Die arme
von d e m b i s z u m
A r me
liege n b i s
z u d e n E l lboge n am K ö r pe r
an;
s i nd u run itt e lb a r vor de r A r m be uge ab geb rochen,
w ie s ich a u s d e r Br uchste lle e r g ibt ,
Unte r
abe r ,
w aa gr e c h t vor ge st re c kt .
Gött in i s t b e k le idet m it e inem Är m e l c h iton,
Die
die
w ar e n
der
Sch ult e r n m it skor pio nge st a l t i g e n F ib e l n ger afft i s t ( T f .
a uf d e n
4).
D ie
d ad u r c h e nt s t e hende n F a lte n fallen v - förmig auf d ie Ob e r a r m e . E i n g le i c hartiger F a lt e nw urf e nt steht je w e ils und
Brust.
f a lle nde
Die W ö lb u nge n d e r Brüste r ufe n z w e i s e nk r e cht h e r ab
St e i lfalt e n h e r vor ,
z w i s c h e n d e ne n s i c h d e r
g e n v - förm ige n Bö ge n s pannt . d ie R e ste
zw i s c h e n Oberarm
In
Stoff in e ini
Höhe der A rmlehnen sind no c h
e ine s Stoffw u l st e s e r k en nbar .
Zw i s c h e n d e n skor pionge s t a lt i g e n F ibe ln s ieht man ein b r e it e s Hals k o l l ie r ,
de s s e n oh ne
d e r b i s fast
z ur
s c hm u c k e s ist
außerdem
M e d a i llon befe s t i gt .
G liedern geb ildet ,
5).
In der
l äng l i c h e
Mitte
des
Glie
Hals
eine K ette mit e i ne m m u s c h e lfö r m i gen
D ie K ette w ir d
von z w e i gr o ß e n
re cht e c kige n
d ie d u r c h e i ne n k u r z e n S t e g v e r b und e n s ind .
D e r K o pf auf d e m zwei
Zw i s c h e nr a um a n ge or d nete
Brust re ichen (Tf.
lange n,
kr äft ig a u s geb il d e t e n H a l s ,
als E inker b u ngen angegeb ene Linie n b e l eb t ,
K i nn,
Ob e r l i ppe u n d
Nase b e s c h ädigt .
r und,
der M und v oll a u sgeb ildet .
D ie
D a s G e s icht ger ade
durch
ist le icht a n i s t annähe r nd
Nas e h at
eine b r e ite
W ur z e l .
D i e Unterlider d e r gro ß en, ve r la ufe n fast
w aa gr ec h t .
n ahe z u
h a lbkreis för migen A ugen
Über den als s c h m a ler Wu l st angegeb e
nen Ob er lidern i s t der Br auenbogen fein her ausmodel liert . E inge ritzte K r e i s e b e z e i c h n e n die Pup1lle n , lid e r n ü b e r s ch nitt e n
wird.
der e n R und von den Ober
37
Be schreibung E ine sorgf ältig gelegte Frisur umra hmt das am
dicht
Lo c k e n
Kopf.
bildet die A uflage
Ge s icht . Von
E in
gefloc h t e ne r
Haarkranz über den Locken
den Kopfschmuck ,
für
D i e Götterkrone ist
F e ld
volle
Mitte lsc he itel aus liegen nach b e iden Seiten we llenförmi ge
einem
in
acht
Felder
unterteilt .
B e gi n n
end
mit
a uch etv. as höher als die z urückgeset z te n. Bei dem vorde r e n i s t noch
Jeder
ein
der
daillon,
erhaben
ge ar b e it e t e r
Am
deren Dar stell ungen,
unte r e n
R anC:
derliegend i• e l
Stirn herabhängt . A u'
e i ner
be
v ireckigen Platte
kre iaförmige Sc hE>ib e m it e rh abenem R a nd. De n
unte r ,o-n
Abschluß bilden vier längliche PedPn. Die Göttin scheint auch Ohr gel> .
be i d e n
Neben ins c hr ift l i c h e n Bele
gen für die Zuor d nung de s Tympanon zu
t e r ar i s ch e Ze ugni s s e 4 > . de r
Be s c h r e ib u n g
der A rtemis in S pa rt a w ie s ,
,
Kybe le 3 ) gibt
es
auch
li
Be sonder s w ichtig s ind aber M U nzb i l de r
aus Hie r a polis - Bambyke , wie e s
a t tis c h e n Darste l
die die Dea Syria m it Tym panon zeigen, 5) . A uch im K u lt
vo n L u kia nos e nt s pr i c h t
der dort noch stark archaische Züge auf
solle n Tym pana Verwend ung gefunde n haben;
vielleicht e in
w e iterer Hinw e is auf d ie e ng e n Be z ie h unge n z ur k l e in as i atis c h e n . Götte rmutter 6 ) W e ib liche F i g ur e n mit T y m pa n a
ke nn e n w ir im syr is c h e n und
m e s o potamischen Raum von den Nimrud -E lfenbeinen, aber auch 7) als Terrakottafiguren . D ie Göttlichke it die ser F iguren ist zw e i fe lh aft;
e s wird
Z. B.
F uc h s ,
s i c h wohl eher u m M us ik a nt inne n hande ln, die Skulpt ur Abb .
6 2 2 und 6 2 7 .
2
v.
Salis , A go r a k r it o s 7 und ll f. 2 IV 1 1 3 1 ( a u s E pidau r o s , 3 . Jh .
3
IG
4
C le m e ns A le x andr inus , Prot r e pt . 11 15; vgl. Herodot IV 7 6 und E ur i pide s , Bacchen 58 . Siehe noch F . C h a po ut h i e r C y b�le et l e tympanon � toi l � in : M� langes syriens offerts ä M. R e n� D u s s aud 11, Par i s 19 3 9 , 7 2 3 ff.
v.
Chr. ). ,
.
5
M c D o na l d III 138 Nr .
v er us
A l e x a nd e r ) .
2 4 - 2 6 ( C a r ac a l la ) ;
139 Nr .
3 0 - 3 2 (Se
6
Hoenn, A rtemis 4 0 .
7
R . D. Barnett, The Nimr ud Ivorie s and the A rt of the Phoeni c ians , i n : Iraq 2 ( 19 3 5 ) Tf. XXVI 1; vgl. Bossert, A ltana tollen Nr . 9 4 9 - 9 5 0.
Das K ultbild in Gaz iant e p
46
a b er vermutlich als T e m pe ldiene r innen angesehen werden können. Gleiches gilt v ielleicht für ein T e r r ak ottarelief aus altbabylonischer Z e it, das in T e lloh gefunden w urde 1 ) .
A ls A ttrib ut von Göttinnen kann das Tym panon erst im
1.
Jahr
tausend v . C h r . in K le inasien nachgewiesen w e rden, vie lleicht z u 2 rückgehend a u f d i e früher e n syris chen V o rbilder ) . E s s cheint , d a ß d i e s p äter h äufig b e i Kybele - Darste llunge n anz utreffende Pater a ( Phiale ) auf e ine Umde utung d e s Tym panon z ur ü c kgeht, d a m an die ses
als Speisegefäß b e i den sakr a le n M ah lzeiten benutzte 3 ).
4 Die Phiale ist auch als Attrib ut der A phrodite in Delos belegt ) . 6 A rtemis kann s ie t ragen 5 ) , ebenso A the ne ) , und a uf e inem der A starte gew e ihten A ltar, der in Britannien gefund e n w urde, ist
e ine Patera dargestellt 7 ) . A u c h d ie Münzen von Hierapo l is - Ba mby ke ze igen e ine Spend e nschale zw is c hen den E nden des Lorbeerkran 8) zes, der die Legende 8EA H Y P I A L I EPOITOAE I TQN umgibt . A uc h für 9) Tyche ist d ie Patera h äufig als A ttrib ut b e le gt , und der männ
liche
S c h ut z go t t aus Ghar iye - Shoubeih tr ägt neben dem Füllhorn,
das e r im linken Arm h ält , eine Patera in der Opific ius, Terrakottare lief Nr . 2
So Helck, Betra c ht u ngen
3
He lck, Betr a ch t ungen 111.
4
K allistratos,
A, col.
Il,
11 0
1
Walters, BMC at . Gema Nr .
6
I m h oof- Blume r ,
8
9
13 9
=
9 a).
Barrelet, F igurines Nr .
368 .
253.
ff .
5
7
und
R e c h t e n (Tf.
1333,
1 3 43 .
Gardne r , N u mismatic C ommentary II 7 4 .
Harris , Oriental C ults 1 0 7 .
M cDonald III 138 Nr. 2 1 (Co m modus ) ; 13 6 Nr . 13 7 Nr . 7 - 2 0 ( A nto nin us Pius, Lucius Verus ) .
3 - 6 ( Trai a n us );
C I G 2 8 5 2 ; vgl. A ll� gr e , Tych� 1 7 6 . A us der Vielzahl von Bei s pielen seien hier nur einige w e nige angefüh rt : BMC Pe loponne s us 5 6 Nr . 2 4 4 (a-us Sikyon, Pla ut i l l a ) ; BMC C or i nth 8 6 Nr . 6 5 7 (I ulia Domna); BMC Attic a 12 3 Nr . 5 1 (aus Megara, Septim i us Sever us ); BMC I o n ia 1 0 3 Nr . 3 6 8 (aus E phesos , Valerianus ) .
V e r gleich mit dem K ultbild in H ier apolis
47
Die von Lukianos genannten Attrib ute s ind also auf bild liehen Darstellungen für fast alle Götti nnen nachweisbar. kommen aber besonde r s häufig bei Kybe le und Tyche vor . E in weiteres Att rib ut. das diese beiden Gottheiten oft tr agen
•
erw äh nt Lukianos dagegen
nicht : das Ä hrenbündeL W ieder um gibt e s zahlre iche Darstell ungen, 1 die stadttychen m it Ä hren in der Hand zeigen l . Sie werden z . B. von dem K ultbild der Tyche von A ntiocheia am Orontes getragen, w e s h alb die z ahlreiche n Stadttychen. d ie sich an d iesen ikonogr a 2 phischen Typus anlehnen. ebenfalls d i e s e s Attrib ut haben l . A uch
d ie Dea Syria auf dem s chon erw äh nten A ltar in R om h ält Ähren 3 in der Hand l , w ie s ie auch auf Münzen des C arac alla aus Hie r a 4) polis - Bambyke z u s e h e n i s t . Im nabat äis c he n Khirbet et - Tannur
w urde ein R e lief gefunden, das e ine Göttin. die als Atar gatis iden
5 tüiziert werden kann, von Ä hren umgeben zeigt ) . In Mesopotami-
Be is piele bei Bosch, K le inasiatis che Münzen II 2 5 3 ff. ; ich möchte s einer A ns icht, daß die Göttin damit als De meter in der R olle der Stadtbes chirmerin gemeint ist, allerdings nicht folgen, sondern vor s c h lagen, daß das Ä hrenbünde l als Symbol der F r uchtbarkeit der stadt gede utet werden soll. A uch w e nn Graillot, C yb l! le 2 01 meint, daß Kybele a uf den me isten klein asiatischen De nk m älern Ä hren als Attrib ut hat, so sch eint mir diese I nterpretat ion der Göttin mit M auerkrone zu großzügig z u se in; denn obwoh l man annehm e n kann, daß Hypostase n der Großen Göttin A natoliens die F unktion von Stadttychen über nom men h abe n und deshalb mit M a uerkrone dargeste llt werden, so kann doch nicht jede derartige Gottheit als Kybele bezeic hnet werden. 2
3
B. Tyche b zw . Gad von Palmyr a a uf dem R e lief und dem Fresco in Dour a -E uropos (hier Tf. 8 a und b ) ; d ie A f A fl H TY XH N I KA I EQN : BMC Pont us 15 7 Nr. 38 (Faustina I unior ); zah l reiche w e itere Be is piele bei Glueck, Deities and Delphins A nm . 6 41. 4 Helbig, Führer Nr. ll8 1 . Z.
4
BMC Galatia 143 Nr . 46 - 48 .
5
Glueck, Deities and Dolphins 3 16 und 3 5 2 .
Das K ultb ild i n Gaziante p
48
e n schlie ßlich finden s ich Dar stellungen der I star m it Ähren, sie als
Fruchtbarkeits gött in k e nnze ic h ne n
1)
d ie
.
Z usammenfas send ist fe st z uste llen, daß die Attribute der Dea Syria in Hie r a polis - Bambyke vor alle m von Kyb e le
t rage n w e rden
-
und Tyche ge
die s tr ifft z um indest für Tympanon b zw .
Pa te r a
z u - . w ähr e nd d a s S z e pter e in al lge m e i ne s Macht sym b o l dar stellt
und die Spindel sowohl als Attrib ut der W e ib lich ke it w ie auch der Schicks alsgottheit getr agen werden kann.
Den Beigaben kommt da
m it offensichtlich ke ine prim är sym bo l i sche Bedeut ung zu, s onder n reihen s ie i n d e n Kreis der Große n Gottheiten e in, ohne einen be stimmten lokals pe z if i s ch e n A s pekt der Göttin ode r ihre Machtbe r eiche
u n d F unktione n
z u charakterisieren.
d ) E r gebnis d e s Vergleichs Ver gliche n mit der Be s c hr e ib ung von Lukianos fehle n bei unse r e r Statue folgende Attribute : die St r ahlen um den K o pf, der "leuch t e nde " Stein
und - m it Vorbehalt - Szepter, Spindel u n d Tympanon.
E in wegen seiner ex ponierten A nbr ingung offensichtlich bed eutsamer F aktor unserer Statue w ir d d age ge n bei Lukianos nicht erw ähnt : das große, m itten a uf der Br ust h ängende Medaillon in Form e iner Muschel. Ob es nur dekorative Bede ut ung oder darüberhinaus a uch symbolis chen Wert hat , w ird noch zu untersuchen sein. Ebenfalls fragt
es sich, ob in den als Skorpion ges ta lt e t en F ibeln lediglich
ver zierte Gebrauchsgegens t ände zu sehen s ind oder ob ihrer aus gefalle nen Form e i n Symbolcharakter z ukommt. Die Unterschiede zwischen dem Kultbild im Tempel z u Hierapo
Ha u n d der Statue in Gaz iante p s i nd
gering.
Die Übereinst imm un
gen in den wesentlichen E lementen der Darstell ung W ar d Nr . 3 7 6 , 3 7 8 , 38 0 - 38 3 .
s prechen
e in -
V e r g le i c h d e ut i g
d afü r ,
v e r k ö r pe rt er der
1
" Be w e i s
daß
s ind;
in
dem
b e id e n
ein
m itte l -
oder
G e d a nk e nw e lt ,
der
er
K ultb i ld
Gotth e iten
d e nn w o
e i nes
Moortgat.
m it
gle i c h e r
in
v e r w andte
Ber gv ölker
unmitt e lb a r e n
14,
religiGse
Bild g e d anke
e nt s t a m mt ' '1 l .
49
H i e r a polis
Ideen
auft aucht ,
Z u s ammenhangs
ist mit
D.
DIE RE LI GI ÖSE UND IKONOGRA PHISC HE TRADITION DE R
DA R STE LL UNG
I. Die Löw en
Ha
Bei se iner Be schreibung des K ultbildes im Tempel von Hierapo
weist Lukianos zweimal dar a uf hin, d a ß Löwe n den T hr on der !) Göttin flankieren , ei ne w ichtige ikonogr a phische E inzelheit, die
das Wesen der Göttin mitbestimmt. Es sei e ine für die Göttin R hea charakteristische Dar stellungsweise , w ie es in K apitel 15 heißt, w ähr e nd er in K a pitel 3 2 außer Rhea noch aus d em griechi schen Pantheon die Göttinnen Hera, Athene , A phrodite, Selene , A rtemis, Nemesis und die Mairen auf z äh lt , um die Vielfalt im Wesen der Gotthe it z u charakter is iere n. E s ist nun z u fragen, ob s ich das Motiv der von Löwen flankierten Gött in bei allen d iesen Göttinnen findet und w e lche religiöse Symbolik mit dem Löwen als Begleiter einer Göttin verb unden ist.
l. Symbolcharakter in der A ntike nach literarischen Ze ugnissen a ) Symbol der Sonne und der Fruchtbarkeit D ie Bede utung des Löw en in sehr frühen r eligiösen Z usammen h ängen läßt sich nur recht vage aus ar ch äologis chen Zeugnissen erschließen. I n der römischen Kaiserzeit dagegen ist sein side r i s c h e r Symbolgehalt l iterarisch gut be legt , W ie schon im A lten 2) Orie nt verkör pert er die Macht der Sonne bzw. des Sommers . Plutarchos ber ichtet, daß die Ä gypter den Löwen mit der Sonne Kapitel 15 und 3 2; 2
siehe dazu oben S. 39 f.
C umont , Orientalische R eligione n 2 2 3 A nm . 7; zum Löw e n als Verkör pe r ung der Sonne allgeme in : K e ller , A nt ike T ierwelt I 2 4 ff. ; seine astrologische Bedeut u ng in Griechenland : A . Oe latte, t t udes s ur la magie gre c que I , in : BC H 3 7 (1913 ) 2 5 7 ff.
D ie
52
relig i ö s e
und ikonogra phische Tr adition
assoziieren;
denn er brauche nur wenig Schlaf und s e ine Junge n 1) könnt e n sofort nach der Geburt sehen . Macrobius be z e ugt in Z u sammenhang m it dem K ult d e s Sarapis ebenfalls e ine n solaren 2) Symbolgehalt des Löwen : " illam venerationem soli se s ub illius nomine testat ur im pe ndere, . . . vel dum sim ulacro s i gnum tric ipitis animantis adiungunt q uod expr i m it medio e odem q ue ma x imo c apite leonis effigiem Wenig s päter heißt es dann : "E r go leonis c apite monstrat ur praese ns tempus, . . . 3) actu praesent i v alida fervensq ue est " . A uch müssen die Ä gy pter den Löw e n in Verbind u ng m it dem Ph änomen der Fruchtbarke it gebracht haben, da nach Plutarchos der Nil Wasser bringt , w e nn d ie Sonne im Ste r nb ild des Löw en
steht 4 ) . De r A ns icht über d a s geringe Sch lafbedürfnis des Löwen 5) als Ursache für de s s e n Z uordnung z ur Sonne stim mt Aelian z u . Er sagt, daß d ie Ä gypter den Löw en wegen se ine r " fe ur ige n Natur "
als "Haus der Sonne " ans ähen : t n t � ön 6l
o l �to v ' HX � o v ipaa � v t l v a � .
Quest. conv. VI , Buch IV
ö i:
äya v
nvpwö c «;;
t a• � .
5.
2
Sat . I 2 0, 13.
3
Sat. I 2 0, 15; vgl. dazu Bar nett , Nimr ud Ivories 71, der die gleh. ; . e :->ymbolik auch in Syrien für möglich h ält , da z. B. ein Denkmal aus K arkemi !l' den Sonnen - und den Mondgott a uf e i nem Löwe n zeigt .
4
Quest. c onv . VI , B u c h IV
5
de nat . anim . V 3 9 .
6
5.
de nat . anim . XII 7; vgl . Macrobius I 2 1, 16 f. : " . . . Leo nisque inibi s ignum domicilium solis appelant, q uia i d animal " videt ur ex nat ur solis s ub stant iam d ucere;
Löwen
53
Im K ult des M ithras , des iranische n
Licht gotte s ,
d ie Löwen d ie he iße und brennende Natur : l ) I I
sic ut aridae
et
a r d en t is
Mithrae philosoph ant ur " ,
sym b o l i s ie r e n
nat urae sacrament a leonPs
E in a nde r e r Symbolgehalt des Löwen s pie ge lt sich in dem schon e rw äh nten
Be r ic ht
des Macrobius vom
G öttin A d argatis ( s i e ) ,
K u ltb ild
i n dem er die Löw e n
der "assyrischen"
als das die E rde be
w e ge nde , al le s am Lebe n erhalt e nde E lement s c hildert 2 ) , w omit letztlich vie lle icht auch d ie Sonne ge m e i nt se in könnte.
b)
A potropäischer C h ar akter und Grabsymbolik Die W ächterfunkt ion, d ie dem Löwe n im Or ient Löw e ntor
( z . B.
in Bo�az k öy;
h äufig
z ukommt,
Zincirli ) ist auf die E i
K a r k e m ili;
genschaften zurückz uführen, d i e d e m K önig d e r T iere zuges chrie 3 ben w erde n : R ie s e n s t är k e , 1\lut , T re ue , W ac h s a m keit l . E r ge
w innt dabei e ine n apotropäischen C harakter als pe l s ,
de s Palaste s , der Stadt vor Unh e i 1 . 4l
der Löwe aber auch als ihm in
3
4
Sat,
I 23,
2 0 ( Z it at
soll
Üb e l abw e h re nd
Grabw ächter w irken, eine A ufgabe ,
K leinasien und Grie che nland h äufiger z ukommt ,
Tert ulli a n u s , A d v . Ma r e ione rn I 1 3 , r ien 1 04; Ke lle r , A ntike T ierwelt I kret istische R e ligione n 48. 2
Sc h ilt ze r d e s T e m
s iehe oben
die
in Me s o -
5 · vgl. C um o nt , My ste 5 2 und Widengren, Syn
S. 4 0 );
vgl. Sat. I 21,
7 ff.
Keller, A nti k e T ierw e lt I 54 f. - Schon der Stadtfürst von La galf, Gudea, ließ Löwe nfiguren a l s A potr opaia am Tempeltor a u fs t e l le n : C . Frank, Studien z ur babylonis chen R e li g i o n I , L e ip z ig 1911, 2 4 3 f . A l s A pot r opa io n de utet R od enwa l dt , Bi ldw e r k e 56 ff. d ie Lö wenpa nt h e r im G ie b e l des A rte m i s t e m pe l s von K orky r a . Die gle iche Be de ut ung gibt Spano s , A rs lantaj; 146 den Löw e n am soge nannten Löw entor in Mykene,
54
D ie re ligiöse und ikonogr aphische Tr adition
potamien dagegen bisher noch nicht nachgewie sen werden konnte ( Löw e von C ha ironeia, Plataiai;
Büyük A r s lanta11, Löwe ngrab in l der M irlasstadt und das Grab des R o mulus ) ) . Vor allem in Phrygien sche int der Löwe diese Bed e ut ung ge h abt z u haben. Schon die frühesten Felsgräber dieser Landschaft 2l zeigen Löw en z u beiden Se iten e iner Säule , und noch e ine Grab anlage der römischen Kaiserzeit orient iert sich nicht nur äußer lieh an diesem Vorbild, s ondern übe r nimmt auch die Symbolik, in 3 dem s ie zwe i Löwe n rechts und links e ines K antharos darste llt ) . Da Phrygien e ines der Zentren des Kybelek ulte s war und h ier fast gleichartige F e lsde nk m äler für k ult ische Zwecke und als Begr äb
nisst ätte n verwendet w urden4 ) , kann mit großer Wahrs che inlichkeit
ange nommen werden, daß ein Z us amme nhang zwischen beiden Be r e ichen besteht. Kybele erhie lte damit einen w e iteren A s pe kt, den 5 der T otengöttin l . E ng verbunden m it der Grabsymbolik des Löw en ist die Ver 6 kör pe r ung der tödlichen Macht l . In den zahlreichen DarsteD.ungen Vgl. dazu E. Brandenb urg, Über Felsarchitekt ur im Mitte l meergebiet, Le i pzig 1 9 1 5 , [ MVA e G 19 , 2 ) . 5 5 ff. sowie C hr istou, Potnia T heron 193 f. =
2
Büyük A r s lanta� bei A fyonkar ah isar : A k urgal, K u nst A natoliens 8 6 , F ig. 5 1; vgl. das gle iche Motiv am Löwentor in Mykene . A uch die ses De nkmal kann wegen se iner Grabkammer hier an geführt werde n, obwohl Spanos, A r s lantat� 1 5 2 f. ne uerdings die Prior it ät der kultis chen F unktion gegenüber der der Be gr äbnisst ätte zu erweisen s ucht.
3
Sog. Salongrab bei Afyonkarah isar : A k ur gal, K unst A natoliens 109 und ll5, F ig. 76; vgl. das Grab bei Marath u s / A mrith in Nordsyr ien aus dem 1. Jh. n. C h r . : Bossert , A ltsyrien 38 0.
4
E i n K u ltde nkmal mit dem Relief der von Löwe n flankierte n Göttin ist z. B. A r s lankaya : A k urgal, K unst A natoliens , Fig. 52 f.
5
Vgl. v. Gall, Paphlagonische Felsgr äber 12 1 und Vermaseren, C ybele and A ttis 10.
6
Vgl. Ohly, Grie chische Goldb leche 76 ff.
Löwen
55
d e s mordenden Löwen, d e r Herdentiere und friedliche T iere der Wildnis gle ichermaßen bedroht , s ie ht Ohly die me nschliche Schick l) salhaftigke it symbolisiert . Die gleiche Doppe lde ut igkeit, die s ich h inter dem a potropäischen C harakter des Löwen als gleichzeitig beschützender und todbringen der Macht verbir gt , lie st Ohly auch aus den h äufige n Löwe ngle ich nisse n bei Homer ab : " Das kriegerische Gemüt , d ie kühne Herzens art und zugleich die s c hrecke nerregende, verschlingende Gier die
ses m ächtigen Tieres verdichtet s innbildlich die Heldengestalt " 2 ) .
2.
Löw en als attr ibutive T iere der Kybele Der Löwe wird durch d ie A us sage der aus der K aiser zeit e r
h alte ne n K unstwerke ganz einde utig in d e n Bereich der phrygi s c hen Göttermutter Kybele gerückt : Löw e n liegen z u F ü ßen der Göttin oder flankieren ihre n Thron, s ie sitzt auf dem Rücken eines Löw e n 3 oder ist in e inem von Löw e n gezogenen W age n dargestellt ) . Da
s ich d ie Statue in Gaz iantep ikonographis c h dem Typus der kaiser ze itlichen Kybele - Darstellungen anpaßt, kann d ie astrologische bzw . a potropäische Bede utung des Löwe n hier a ußer acht ge las sen wer 4 den ) . Zu unters uchen ist vielmehr, ob sich der Symbolgehalt des Löwe n, der seit dem 7. Jahrtausend v . C hr. als Begle iter e iner Göttin a uftritt , im Verlauf der re ligiösen E ntwicklung gew andelt und ob es vielleic ht re gionale Unterschiede h i ns ichtlich seiner Be de utung trot z der kontinuierlichen Z uordnung z u e inem bestimmten Göttertypus ge geben hat . Ohly, Griechische Goldbleche 7 7 . 2
Ohly, Griechische Goldbleche 7 6 .
3
Siehe unten S.
4
56 .
Dazu ausführlich W . Hartner, The Earlie st History of the C onstellation in the Ne ar East and the Motif of the Lion- Bull C ombat , in: JNES 24 (196 5 ) 1 ff .
D ie r e ligiöse und ikonogr a ph i s c h e T r adi t i o n
56
in R o m durch Ü be r
Se it d e r E infüh r un g d e s K u lte s d e r Kybele
füh r un g
des
die
Göt t in s y m b o l i s ie r e nd e n s chw a r z e n
aus ihrem Heimath e iligt u m v.
C h r . l ) ge h örte der
im ph rygi s c h e n Pe s s i n u s i m J ah r e 2 04
von
z ur
Löwe fast untre nnb ar
gr aphie d e r k l e in a s i at i s c h e n Götte r m utter
3 e ine m Löw e n l ,
Meteorsteines
2
l.
r ö m i s c h e n Ikono
H äufig s a ß s ie auf
abe r z un äc h s t ste llte man s ie vor w ie ge nd in e ine m
Löw e n ge z oge ne n W age n d ar .
D i e s e s se i t severischer Z e it d o
m inie r e nde Mot iv h at w o h l M a c r ob i u s be i se iner Sch ilde r ung d e s K u ltb ilde s von H i e r a po l i s vor A u ge n geh abt 4 ). Bereits Ve r gi l i u s 5 be s c hre ibt Kyb e le in die s e r W e is e l, w oh l in A nlehnung an L u c r e . 6) hus : " s e dib us in c ur r u biiugos agitare leone s " , Das Motiv i s t
schon im
Münz e n z u finden 7 ) .
In
1.
Jahrh undert
v.
d e r gr ie c h i s c h e n K u n s t
w e n als Z u gt iere de r Götter m utter z ue r s t nier - Sc hat z h a u s e s i n De l ph i ,
Cyb�le
Graillot , 1 3 1 ff.
2
3
Chr.
2 5 ff. ;
auf
a uf r ö m i s c h e n
e r s c h e i ne n
die L ö
de m F r ie s des S i ph
w o be ide T ie r e akt i v i n d e n K a m pf
Biebe r , Images
29;
Bömer, Kybe le
Diese B ed e u t u ng w urde erst d u r c h die A u sbre it ung der orie n t alis chen Sonne nre ligionen d e s Mith r a s und d e s stark s yr i s c h beeinfl u fJt. e n f< ult e s des S o l abge s c hw ächt, d a d e r Löw e a l s Symbol der Sonne nh it ze d i e s e n beiden Göttern z u ge o r d net w ur d e . D ie MT). fl p � t w v m it Löw e n : O r p h . Hymn. XVII 1 ff.
Z. B. Nash, B i ld le xik on II F ig. Imper ial C oinage 16 5 Nr , 114 5;
7 1 0 ff. ; 3 4 3 Nr.
M at ti n g ly , Sydenham, 396 Nr . 2 5 8 . 5 9 9;
4
Sat. I
5
A e n.
6
de rer. nat. li 6 0 0; vgl. auch C or nuti us, de nat . de or, 6 , d e r vo� R h e a s agt : T o �c � io v T ac � V L O J O V �i v o vc ö n ' a Ö T � C
23,
II1
2 0.
lll.
na p t L OTJ y a y o v .
7
M ü n z e n d e s M . V o lt e i u s , c a . 76 v. l . no c h d e n O r ph . Hym n . XX VI I .
vg
Chr. :
Bieber, I ma ge s
3 1;
Löw e n e mgre ü en 1 ) . n 1e · ·
H älft e d e s 4 ,
57
g 1 e 1· c h e D arste 11 ung r indet
s ich
in der
z w e it e n
J ahrh u nder t s v . C h r . i m Fr i e s d e s T e m pe ls der 2) A thene Pollas in Prie ne und i n m o n u m e nt aler Gr ö ße am F r ie s d e s Z e u s - A 1tares in
Per g a m o n 3 . )
E r st die in hadrianis c her und r a s c h ansteige nde Z ah l der
vor
allem antoninischer Z e it
z ume ist thronend u nd in Be gle it ung e ines oder In
die ser F o r m e r s c hien
C hr . ,
für
Göttin Löwe n 4 ).
Kybe l e - D a r st e ll ungen ze i gt die
s ie
z w e ie r
ve r e i n z e l t s c hon im
das Bilder der Kybele r e c ht
s e lt e n
1,
Jah r h unde rt n .
belegt s ind
5)
.
In
se
ver i s c he r Z e it w ir d das Bild der I ulia Do m na m it d e m d e r Götter F u c h s , Sku lptur A b b . 48 9 FdD I V 2 , Pl. VI. Löwen als Z u gtiere f i nd e n s i c h im gr iechischen Ber e ich zuerst in archa ischer Z e it , im nordsyrisch -hethitischen R aum jedoc h s chon im 2 . Jt s . v. C h r . : K. Schauenb ur g, Zu Darstell ungen aus der Sage des A dmet und des K ad mos, in : Gym nas i u m 6 4 ( 1 9 5 7 ) 2 2 1 und De la porte, C y lindres Orie nta ux T f . 3 2 , Nr . 4 7 9 . Scha uenb urg gibt e inen k ur ze n Überblick über d i e Motivge s chich te des Löwenw agens in der gr iechischen K unst. Löwe nge s panne finden s ic h b e i Sile n und Dionysos, vor dessen W age n A rtemis im pindarischen Hymnos a uf Theben Löw en anschirrt. A uch der W age n des Eros wird a u f römischen u nd unteritalischen Dar stell ungen von Löw en ge zoge n; vgl. Möbius, Die Göttin m it dem Löw e n 4 4 9 ff. A . H. Sm ith, BMC at. Scu lpt . II 1 5 9 Nr . 1 1 7 0 . Die w e ibliche F igur auf dem Löw en auf e iner Sch � e der Zeit u m 400 v , C hr , ( Boston, I n v . 1 018 7 Be a z ley, A R V 1 3 3 7 Nr . 10; Abb . b e i v . Salis, Gigantomachie Abb, 3 5 ) be zeichnet Möbius, Die Göttin m it dem Löw e n 46 2, als Götterm utter , doch gibt e s keinerlei ikonogr aphische H inwe ise für e ine derartige Ident ifizier ung. =
2
-
=
3
H . K ähler , Der gr oße F r ies von Pergamon, Ber lin 1 9 48 , [ A v P III 2 ] , Pl. 8 ; K ähler bezeichnet die Göttin als Rhea. =
4
5
Z . B. Mattingly III 3 8 5 Nr . 1059; 3 8 6 Nr . 106 0 mit Pl. 72, 6 (Hadrianus ) ; IV 5 7 1 Nr . 1 1 6 0, 5 7 7 Nr. 12 08 ( M . A urelius, L. Verus ); Kybele im Löwenw agen in an toninischer Zeit : B. F . C ook, The Godde s s C ybele : A Bronze i n New York, in : A r chae ology 19 ( 1 9 6 6 ) 2 51 ff.
Z . B. Münzen des Nero a u s Dokime ion : K . K raft, Das System der kaiser zeit lichen Münzprägung in K le inasien, Berlin 19 7 2 , Tf. 9 6 , 41 und d e r A grippina a u s Kotiaion (a. 0 . T f . 9 6 , 4 6 ) .
D ie r e li g iö s e u n d ik onogr a ph i s c he T r a d it i o n
58
m utter v e r s c h m o l ze n;
auf d e n R ü c k s e it e n der Münz e n ,
m i u s Se ver u s und C ar ac a lla pr äge n ließen,
d ie Se pt i
pr äs e ntiert s ich die
K a is e r in der Öffe ntlichkeit in der Ge stalt d e r Gött in, l d e r e n c h ar akt e r i s t i s c h e n A tt r i b ut e n ) .
v e r s e h e n m it
D i e attr ib ut ive Z uordnung des Löw e n z u d e r a u s Pe s s in u s über nommenen Götter m utte r ,
die s c hon auf d e n frühe sten r ö m i s c h e n
D e nk m äle r n z u b e ob a c hten i s t , g e h t unmitte lbar auf kle inasiat i s c h e T r aditione n z ur ü c k .
1.
Jahr h undert v.
Münzen der St adt Pe s s in u s z e igen im 2 .
Chr.
und
auf der Vorde r s e it e e i ne we ibliche Büste
mit e iner Mauerkrone und a uf der R ü c k s e ite d as Bild eines s it z e n d e n Löw e n ,
1. umgeben v o n d e r I n s c h r ift : MHTPOr 9 E Q N 2
Be i d e r Übe r nahme des phrygis chen K u lte s bemühte man s ic h , a ll z u F r e m dart ige s u n d d e m r ö m i s c h e n r e l igiösen E m pfinden W i d e r s pr e c h e nd e s z u unterdrücken.
R ö m i s c h e n Bürgern w ar bis z ur
R e gier ungs z e it de s K ai s e r s C laudius d ie A u süb ung eines Prieste r amtes w e ge n d e r damit verb unde nen Se lbstver stümm e l ung b e i Str a
f e verbot e n 3 l .
D i e Verehrung d e r Göttin,
deren K ult a uf Ge heiß
e ine � s ibyllini s c h e n Orakels und m it Billigung d e s Se nat s in R om 4 e ingeführt worden w ar ) , e rfolgte d u r c h die von staatlicher Seite 5 a u s ge r ichteten und gele nkt e n K ultfe iern, die M e gale sia ) . Matt i ngly V 1 6 3
f.
Nr .
47
ff. ;
3 1 3 Nr .
791
f. ;
43 2
f.
Nr .
14
2
BMC Galat ia 18 Nr .
3
C umont, und 1 4 5;
4
A uc h die Z u s t im m ung des De lph i s c h e n Orake ls war e ingeholt w orden; a uf e ine A nordnung der Pythia w ar bereit s das Me t r oon in Athen err ichtet worde n : lul. , Or . V 15 9 . Vgl. s c hol. ad Pind . Pyth. III 1 3 7 , w o die s e s auch für das Metroon in Theben in A ns pr uc h ge nomm e n w ir d .
5
Hinw e ise auf e ine vergle i c hbare A b s chw äc h ung orie ntalis c her E lemente finden s ic h w ohl auch im K u lt der syrischen Gött in A targatis a uf De los : vgl. Marin 12 7 .
1 und 2 .
Or ie ntali s c h e R e l igione n 48 f. ; Hörn e r , Kybele 1 3 5 A lt h e i m , R ömis che R e l igions ge s c h ichte I I 5 9 .
f.
ff.
59
Löw e n
D i e Z urüc khaltung, d i e man d e n phrygi s c h e n F or m e n de s K ulte s 1 in R o m e ntgegenbrachte ) u nd das Be streben, d ie or ientali s c h e n Be sonde r h e it e n d e r Verehr ung ab z u s c h w äc h e n, in
der
Konze ption
s chen Quellen c r etius
(li
Umfor m ung
der
Göttin z ur
hatte n e ine W a nd l u ng
F olge , die sich an den lit e r a r i
der frühen K aiser z e it able s e n läßt .
6 0 0 ff. ) und
Vergilius ( A e n. 6 , 781 ff .
der id äischen Mutter
in
Kleinasien
vere hrte Dea
deren Attr ib uten auch die Mauerkrone m utter
s chon a uf
Die W a ndlung,
republikanis chen
) sollen be i der
2 r i c ht ungw e i s e nd m it ge w ir kt habe n l.
Dem Dichter der Aeneis w ird die A ngleichung z uerst nur
Be s onder s Lu
der Kybe le an
Roma zugeschr ieben 3 ) ,
ge hört ,
mit
der
die zu
die Götter
4 Münze n d ar geste llt ist ) .
die die Vorstellung von d e r Großen Mutter Kybe
le im V e r lauf der e r s t e n 1 00 Jahre nach ihr e r E inführ ung a uf it a l i s c h e m Bode n erfuhr, mische
Pantheon,
5 G ött e r n " ) ein.
e r m öglicht e ihre E inglieder ung i n das r ö
r äumte ihr " e i ne n Plat z unt e r d e n ge s ittete n
Un ver ände rt w urde dagegen die E r sche inungsform
Böm e r ,
Kyb e le 1 3 3 ff .
führt noch w e itere A n zeichen für e ine , Mißachtung
2
Böm e r ,
Kybe le
3
Böm e r , Kybe le 14 2 bezeichnet beide Gött inn e n und Venus, de r e n c h ar akte r ist i s c h e s E pitheton " a lm a " bei Vergilius, A e n . 6 , 78 1 ff . au f Kybe le übertragen w ird , a l s "drei v e r s c h iedene Manife stat ione n derselben vorde r a s iatis c h e n Große n Mutte r , die d u r c h e ine divergente E ntw icklung für d i e augusteische Z e it de facto z u drei v e r s chiedenen Göttinnen ge w orden w aren "
derartige Z urü c kh a lt u ng d ie gelegentlich e ine r gleichkam, von offi zie ller römischer Se ite an.
4
Bieb e r ,
14 0
f.
I m age s 3 0 f. ;
s c h on um 1 0 0 v.
Chr.
lie ß C .
Fabius
den Kopf der Kybe le m it der Mauerkrone auf s e ine Münze n pr äge n : z . B. Syd e nh a m Nr . 5 8 9 - 5 9 1; Matt ingly, R om a n C o ins P l XIII 5. - Siehe unt e n S . 5 6 . .
5
Böme r , Kybele 144 . E r verm utet wohl zu R e cht po litische Grün de nicht nur h inter der E infüh r u ng d e s Kyb e le - K ulte s in R om , sonde r n a uch h inter der E ing lieder ung der Gött in in den T roja Mythos, die e r s t m it Ovidius vollzoge n w ird ( 14 2 ff . ) u nd die trojanische A b stammung d e s A ug u st us betonen s oll : vgl. L a m brecht s , Livie -Cyb�le 2 5 3 und K a i s e r , Gött in 3 1 .
D ie religiöse und ikonogr aphische Tr adit ion
60
der Göttermutter übernomme n : s ie behie lt auch n a ch ihrer Umfor m ung die charakteristischen A ttribute ihrer orientalischen Herkunft , den Polos oder d i e M a ue r kr one , d ie Paters, d a s Tym panon und vor allem die Löwe n als ihre Be gleiter . In d ieser Form w ar s ie bereits von den
Griechen
verehr t worden,
in K lei n asien kennengelernt hatten.
3.
d i e die
Göttin ebenfalls
Die Löw en im griechi s c h e n Bere i c h A uch i n d e r I kono gr aph ie des gr i ec h is chen K ult urbereiches ist
der Löwe
sehr
D a rste ll ung en
bald z um f esten
der
,
ja unabdingbaren Be standte il aller
Kybe le gew orden, jener A us pr ägung der Gr oße n
Göttin, der die Griechen z unächst in K le ina si e n begegnet en.
W äh
r e nd d ie hellenischen Siedler i n den z ahlreichen lokale n Variant e n dieser allumfassenden Nat u r gotth e it
,
deren örtliche Gebundenheit
s ich in ihrer Benennung nach der jew e iligen K ultstätte widerspiege lt ( z . B. Le ukophryene ,
Astyre ne ,
::;i py l e n e ,
Bore ite ne , K odromene,
Steumene, Myr a ia ) , Züge der ihnen vertra uten, d ie
W äl d e r
d ur c h
streifenden Jagdgötti n Artemis zu er k e nn e n glaubten und s ie e nt s prechend bezeichneten (Artem i s E phe s ia,
Pe r g a i a ,
Pe r a s i a )
.
iden
tifiz i ert e m a n i m gr ie chischen Mutt e r land Kybele mit de r Götter l) m utter Rhea und gab ihren K u ltbildern die F o r m der aus K lein
asien bekannten Denkm äler der Große n Göttin.
"Das erste monumentale K ultbild der Götte rm utter a uf e ur op ä 2) soll v o n d e m pariseben Bildh auer A gorakr it o s ,
ischem Boden "
e ine m Schüler des Phe idias , für das Metroon in A the n ge schaffen w orden sein. "E s
g ibt
kein Zw i schen glied zwischen ihm und den
archaischen Kybeleidolen K le inasiens , d e m das gr iechisc h e F e st Vgl . Graillot, Cyb�le 1 2
v.
Sa
l i s , A gorakr ito s
ff.
19.
und Gr uppe I I 1 5 2 1 ff.
Löwen
61
1 land K ult und K ultideal der großen Gött in verdankt " l . Die Abh ängig keit dieser uns nur in Kopien erhaltenen und aus einer Schilder ung 2) des A rrianus ( per iplus pont i E ux ini 9) bekannten K u lt stat ue von kleinasiatischen Vorbildern ist e inde ut ig, r uft man sich z. B . die 3 Fe lsre liefs von A r s lanta&;� und A r slankaya ) in Erinnerung 4 l . In Griechenland dagege n gibt es vor dem
Jahrhundert
5.
v.
C h r . kel.-
ne vergle ichbaren Dar stellunge n, die a uf die Gestaltung des K ult bildes der Muttergöttin eingewirkt h aben könnten. Die Nachw irk ung der Statue im Metroon läßt sich an den zahlreichen erhaltenen We ihre liefs erme ssen, d ie Kybele auf e inem Thron in einem Nais kos ze igen, mit lange m Haar und einem Polos auf dem Kopf, in
v.
2
Salis 19 .
Die Zuweis ung der Stat ue im athenisc hen Metroon an A gorakri tos scheint trotz der Ü ber liefer ung bei Pa us. I 3 , 4 und Arri anus , per iplus pont i E ux ini 9 , die sie dem Phe id ias z us chre i ben, d e s s e n Schüler A gorakritos w ar , seit d e m zitierten A uf satz v o n A . v . Sa lis ge sichert . - A rrianus sagt be i seiner Be schreib ung des K u ltbildes der a a � a v ; a t o � , de ssen A ussehen dem tler Götte rmutter des Phe idias ent s prechen soll, daß die Löwen u no "tiji & p o vtp dargestellt se ien, war: t p f.v "t iji MT) t p� ' A a � v T') a � v n "t O Ü t � & � o u . Trot zdem s pr icht V . Salis sich für e inen a uf den K nien der Göttin lie genden Löwen aus, w ährend Graillot , Cyb�le 5 05 - w ohl mehr in Anlehnung an Darstellun gen der römischen K aiser zeit - zwei den Thron flankierende T iere annimmt. Das Motiv des auf dem Schoß liege nden Löwen h ält v . Salis für eine orientalische Tradition, w obei er s ich auf die Schilder ung Diodoros' vom K u ltbild der " Rhea " im Tem pel von Babyion beruft (li 9 , 5 ) : l n i. & [ -r w v y o va -rwv a u -r T) � d a"t � x t aa v � i o v "t t � & v o , . . . - Von dem Maler Nikomachos, Sohn und Schüler des A riste ide s , der r und e in ,Jahrh undert nach A gorakr itos lebte , berichtet Plinius, nat . hist . 35, 109, daß er die Götte rmutter a uf einem Löw en sitzend malte : " pinxit . . . d e umque matrem in leone sedentem ; vgl . dazu Vermase ren, Matrem in leone sedentem , Inaugural- Vorle sung Utrecht 19 7 0. .
3 4
Akurgal, K unst A natolie ns F ig. (Ars lankay a ) .
51
•
.
"
(Ars lantajl ) und F ig. 5 2 ff.
V g l . R e inach, Stat ues archaiques 543 ff.
Die r e ligiöse und ikonogr aph ische Tradition
62
1 de r Linken ein Tym panon, in der R echte n e ine Patera ) ;
e in k le i
n e r Löwe lie gt im Schoß d e r Göttin, z u ih r e n Füßen oder rechts neben dem Thron;
er fehlt jedoch auch in seltenen F ällen. In die
s e r kanonischen Weise ersche int Kybele z . B. auch auf e inem he lle nistischen R e lief aus LA:!badeia, a uf dem s ie throne nd im Profil nach rechts mit e ine m Löwe n neben ihr dargestellt e inem R e lief der zwölf Götter in T hasos aus dem
ist
2.
2)
sowie auf
Jahrh undert
v. C hr das s ie frontal auf ihrem Thron zeigt, flank iert von zwei 3> Löwen . • •
a ) Die kleinasiatische Götter m utter und ihre Be zieh unge n z u R hea und Gaia Die Übernahme der Ikonographie der kle inasiatischen Kybele d urch Rhea, die griechis che M� T TJ P &twv ! � ar möglich aufgr und e iner W e sensverw andtschaft , d ie im Bew ußts e in der lebens pe nden den, fr uchtbarkeitbringenden Nat urkr äfte der Großen M utter Kybe le e inerseit s und der griechischen Göttermutter andererseits z um A usdruck kommt. Die attr ib utive Z uordnung der Löw en als Verkör per ung der Macht z u diesen d ie A llgew alt der Natur symbolisieren den Gött innen ist ein folgerichtiger Gedankens chritt, dessen Voll z u g zeitlich und r äumlich für uns nicht faßbar ist. Ob er in der griechischen K u lttradit ion unter östlichem E influß stattfand oder ob es sich um eine Paralle lentw icklung h ande lt , d ie unter ähnlichen Bedingungen gle iche R e s ultate erbrachte, l äßt sich nicht m it letzter Diese Attrib ute s o lle n in dieser k anonischen A nordnung auf Darstellunge n zurückgehen, die z um e leus inis chen K ult der Oe meter und K ore gehör e n : v. Salis, A gorakritos 6 . 2
0.
W alter, KOYPH T I KH TPIAE , in :
2 3 - 2 4. 3 4
ÖJh .
31 ( 19 3 9 ) 59 ff. ,
F ig.
F . Salviat, St�les et Naiskoi de Cyb�le tt Thasos , in : BC H 88 { 19 6 4 ) 2 3 9 ff. , F ig. 1 . Nilsson, GGr R e l. I 5 1 2 mit A nm . 7 und 9 und 72 7 .
Löw e n Sicherhe it s age n.
63
W ahrs che inlich hat aber e ine E inw irkung k le i n
as iatischer Vorste llungen de r il! � 'tTl P {h: w v a uf e ine in Griec hen land ! vere hrte , gle ichgeartete Göttin stattgefunden ) und so z ur A u s pr ä gung der von Löw e n be gle itet en R h e a - Kybele gefüh rt.
Von der gle i
c h e n W e s e ns art k ann m a n a uf e ine ge m e i n s ame Herk unft s ch lie ßen, s o daß b e i d i e s e m Verschme lz ungs pr o z e Ll zwe i a u s dem gle ichen Urgr u nd kommende Gotth e iten,
die in ver s c h iedene n Gebieten unter
s ch iedliche E nt w i c k l ungen d ur c hla ufen h aben, m ite inander verb u n 2 d e n w urden ) . Be i ihrer erne uten Ge genüberstell ung hat Kyb e l e , die d e n C h ar akte r der allge w a ltige n Nat ur göttin i n st ärkerem M a ße be w ahren konnt e , 3 gert l .
die w e niger a u s ge pr ägt e Gest alt der R he a über la
Daß d a s Bild der von Löw e n flankierten Göttin mit der Ge stalt der R hea,
der T ochter der Gaia,
d e s Ze us, verb unden w urde ,
G attin des K r onos und M utter
ist nicht s ofort e insichtig,
da dem Ty
pus der allumfas senden Nat ur göttin eher die per s onifi zierte E rd e , 4 · " na v T a: Gaia, e nt s pncht, a: T �' KT E L x &w• v Tt a:' ;\ L V T E ;l. a: j.! ß a:' V E L ) . A uc h Gaia w ir d in d e m homerischen Hymnos an
rTj .
1-!TJ T E p a: Tt a: v T w v als
R he a als 1-!� T TJ P na vTwv TE -&Ewv T ' O: v-&pwnwv : Horn . Hym n . XIV; Orph . Hym n . XI V 9 und XXVII 7. Kybele m it d ie s e m E pithet o n : A rist o phane s , Vöge l 8 7 6 ; v gl . Graillot , C ybele 2 03 A nm . 2 . R h e a als Götte r m utter : He s iod, The ogonie 4 5 3 , 6 2 5 , 6 3 4; Ky be le als Götte r m utter : Pindar , Dit h . 79 b . - He lck, Betr a c h t unge n 2 5 7 h ält e s sogar für mögli c h , d a ß d i e Be zeich nung "Götte r m utter " für Kybele erst s e k und är durch ihre Gle ich s e t z ung mit R h e a e ntstanden ist. Vgl . R a s cher, M L 16 6 1 s . v . unten S . 257 ff.
3
A uf d ie Verflach ung im re ligiöse n Geh a lt der R he a w e i s t s c hon Graillot , C yb�le 9 hin; vgl. R a s c h e r , M L 16 6 0 s . v. Kybe le .
4
Kybe le;
Gruppe li 1522;
2
s iehe
A is c hylos, C hoeph . V 12 9 ; v gl. E ur ipide s , A nt iope fr. 1 9 5 b e i A . Nauc k , T r agicor um Gr ae c o r um F r agments, 2 . A ufl. h g . v . B. Snell, Hilde s h e im 196 4 und Orph. Hy m n . XXI V 1 f .
Die religiöse und ikonogr aphische Trad ition
64
!)
na iJ,IJ."'tWP beze ichnet . Ebenso kommt ihr das E pitheton M " 't TJ P e E w v
2) 1 . ' ö ' z u , und So on nennt s le MT) 't TJ P IJ. E Y L O't TJ a L >�oo vwv Ü h U IJ. Tt L wv , , , f Tj 31 ll E A II L Va • Völlig m it Rhea verschmolzen sche int sie bei Sophokle s z u se in, wo s ie s ogar M utter des Zeus ist 4 ) : •
5
•
'
O P E O't E p a lta ll ß W't L rä , llä 't E P a U 't O Ü 6 L o � . ä 't o v 11 i y a v nax'twh o v E Ü x p u ao v V E IJ. E L � . OE x a K E L , >�oä't E p lt O 't V L ' . E lt T) U Ö W IJ,a V , Ö 't ' E � 't o v ö ' ' A't p E L Öä v Ü ß p L � nä a ' h wp E L , Ö 't E 't a n a 't p L a 't E V X E a na p E Ö L Ö o aa v , t "'
,
I
L W >�oaKa L pa 't a U p O K 't O VWV
A E O V 't w v E � E Ö p E , · � A a p 't L O U , a i ß a � u n E p 't a 't o v .
I n diesen Versen kommt auch ihre E igenschaft als Herrin über wilde T iere zum A usdruck, die sie mit der kleinasiatischen e E w v teilt . A lle diese Wesens züge faßt im 1. J ahrh undert
5 Lucretius in den Worten zusammen 1 :
v.
M " 't Tl P
Chr.
"magna deum mater materq ue Cerar um et nostr i genetr ix haec dicta est corpori s una " . Die Gleichsetz ung Gaias mit Rhea, die in d e r gr ie chischen My thologie als M utter und Tochter angesehen w erden, also ver s chie 6 denen Göttergenerationen angehören 1 , ist in der he llenischen R e li gion nicht ohne Par a lle le . Möglicherweise liegt a u c h dieser Ver Horn . Hymn . XXX 1.
2
3
4 5
6
Horn . Hymn. XXX
1 7;
vgl. Or ph. Hym n. XXVI
Be i A r istotele s , Staat der A thener
12 .
Sophokle s , Philoktetes 3 9 1 ff. Rhea als Hymn. XI V 4 . W e itere Be legstellen für MErAI: 8EOE 3 02 ff. Lucret i u s , de r e r . nat . II
Hes iod , Theogonie 116 Hymn. XI V.
f.
1.
M"•TJP ZT) voc;: Or ph. M"'t TlP 3 E wv bei Müller,
5 9 8 f.
b zw .
135.
Diodoros V 6 6 ;
Or ph .
65
Löw e n
schme l:!: ung eine der sogenannten "ägäischen Zweiheiten" zugr unde , be i der die Tochter die verjüngte Hera 1 finden ) . und
(s.
Mutter ist,
w ie w ir es be i Rhea
unt e n S . 6 7 ), Demeter und Kore
sowie Hera und Hebe
Die G l e i c h s e t z ung beider Göttinne n i s t v or allem in
t ur
faßb ar .
sein;
blieben z u
an
d e nen
Im K ult s c h ie n d i e
denn noch Paus anise berichtet von
2)
l unge n
mehreren Orten,
e s Heiligtümer für be ide Göttinnen gab .
Gaia ist jedoch d ie TTJ P & t w v
d e r Litera
urs prüngliche Trenn ung lebendig ge
gri e chisch e Göttin, die der phrygischen
a m meisten entspricht. A uc h w e nn
nicht völlig ausgeschlos sen werden
R h e a kleinas iat i s c her E influß anz unehmen.
könne n1
ist doch w ie
aber
w e ni g
bei
w ur
D e r K u lt d e r Kybele
3 d e bei se iner E inführung i n Griechenland in ar chaisc her Zeit ) zwe i verw andte n,
M�
hier P arallelentw i c k
m it
d iffer e nzierten Gött innen konfrontie rt ,
a uf d ie s i e lei cht ihre W e s e nsmerkmale ü b e rtra ge n konnt e .
Rhea
und Gaia, d ie sich ja ebenfalls an
gingen
in der teter
vielen
k le i na siat is c h e n Gött e r m utter a uf ,
Stellen berühren, ihr
oh ne h i n kaum verbrei
konnte die A usbreit ung der sehr viel m ächtigeren Kybele 4) n icht a u fha lt en . Rhea behauptete sich in der A useinandersetzung mit K ult
ihrer kle inasiatischen Ge genspielerin immerhin sow eit, daß ihre
e nge Ve r w a nd t s c h aft
m it Kybe le
auch im Bew ußtsein der Gläubigen
nicht verloren ging, w ie es die Ä ußer ungen von Die Da r st e ll ungsw e is e der von s ic h in
der
L u k ianos
Löwe n flank ierten
Gött in b e s c h r änkt
gr i e chisch e n K unst nicht a l l e i n a uf d ie mit
Simon, Götter der Gr ie ch e n 3 9 18 , 7;
f.
sow ie 5 0
m it
zeigen.
Rhe a ide nt i -
A nm . 40.
V 14, 9 und Herodoros schol. ad Pind . 01. V
2
Paus . 1 0.
3
Ni ls s on, GGr R e l. I 72 5;
4
Wie
vgl. Gra i llot , Cyb�le 3 9 7 .
der K u lt der Rhea war a uch der der Gaia nur relativ w e nig verbreitet : Nils son, GGrR e l . I 4 58 .
66
D ie re ligiöse und ikonogr aphische Trad it ion
fizierten Kybele. Fanden s ich die Bildnisse der griechische n
M�'tT'IP
� E w v in Begleit ung e ine s o d e r mehrerer Löwen zumeist a uf d e m h e l
lenischen Festland , s o sind Darste llungen, d ie andere olympische Göttinnen mit Löw e n zeigen, vorw iegend von den ägäis chen Inseln u nd der kleinas iatis chen W e stküste bekannt . Im Gegensatz z u dem unter anatolis chem E influß rasch kano nis ch gewordenen Darste llungs s c hema der Götter m utter h ande lt es sich bei den darüber hinaus be kannten, von Löwen begleitete n Gottheiten um solche, " deren Verbin d ung mit dem Löw e n s icher be legt ist und bei denen das T ier kei neswegs das kanonische Attrib ut i s t " 1 ) : Hera, A thene, A phrodite
u nd A rtemis . Die s ent s pricht weitgehend auch der lukianische A uf z ählung jener Göttinnen, d ie er im K u ltbild in Hier a polis verkör pert s ieht .
b ) Hera Noch ehe d ie Löw e n durch d ie A s s imilie r ung der kleinasiatischen Kybele an R he a im 6 . Jahrhundert
v.
Chr. mit dieser Göttin in Ver
bir.dung gebracht w urden, ers cheinen s ie als gelegentliches, wenn auch nicht kanonis ches Attrib ut der Hera, der hoheit svollen Bes chüt zerin der Ehe, die als Gemahlin des Z e us den ersten Plat z unter den Göttinnen einnahm. Trotz ihrer rangm äßig exponierten Ste llung verblaßte ihr Bild im Mythos der klas s ischen Zeit neben dem ihres m ächtigen Ge mahls, w ie auch von den Taten der übrigen olym pischen Gottheite n viel mehr be richtet wird. Doch untersch ätzt man die Be d e utung der Göttin bei weitem, wenn man annimmt, daß "Hera nur 2 als Ge mah lin des Ze us existiert " l . Ihr Bild als " Prototyp der Ehe 3) gattin" ist in der klas sis chen Literat ur dominierend, zeigt aber Kraus, Hekate 3 2 . 2
Nilsson, GGr R e l.
3
429.
Nilsson, GGrRel .
432.
Löwe n
67
nur e inen Teil ihre s eigentlichen We sellB . E r ika Sirnon hat in ihrem Buch "Die Götter der Griechen" dar auf hingewiesen, daß s ich die urs prünglichen Wesensmerkmale der Göttin nur durch A ns ch a u ung der aus der Frühzeit erhaltenen Z e ug 1 nisse hinsichtlich ihres K u ltes ersch ließen lassen ) . Die C h arakter züge . die sich dabei herauskristallisieren, ze igen He ra u. a. als 'Herrin der Weiden" und Schüt zerin der Se efahrer, die schon von den 2> vorgriechischen Pelasgern verehrt w urde . Nach A uswert ung der 3 arch äologis chen F unde be ze ic hnet Sirnon s ie als "große Gött in" l , deren Herk unft die Ä gäis ist ment des um best ätigt w ird
6 00 5 ):
4)
,
e in E r gebnis, das durch ein Frag
v. C hr. lebenden Dichters A lkaios von Lesbos
"die r uhmvolle äolische Göttin, die Hervorbringer in von allem " : OE o ' A L O h� � a \1 [ x ) vOah L ila \1 ! E O � I I ltcl \/ "t W \1 Y E \I E � A. a v . Hera berührt s ic h schon h ier e ng mit R h e a , die i m Mythos als 6> ihre M utter ange sehen w ird , e ine Verbind ung, die noch in der Dea Syria des Lukianos lebe ndig ist. Sirnon ste llt die These auf, daß e s s ic h bei Hera und Rhea um e ine der " ägäischen Z w e ih e iten" 7> , die ich schon für Gaia und R hea verm utet h abe. Zeus ,
handelt
von den Dorern b e i ihrer W ander ung nach Grie chenland m itgebracht, h abe s ich dann die "große Gött in der pelasgischen Urbevölker ung" untertan gemacht, indem er sich m it ihr als Hera verheiratete, Simon, Götter der Griech e n 4 3
ff.
2
Simon, Götte r der Gr iechen
45
f.
3
Simon, Götter der Griechen
50.
4
Simon, Götter der Gr iechen
4 0.
5
A lkaios, hg. v . M ax Treu, München 19 5 2 ,
6
Vgl. obe n S. 6 3 das Z itat von A is c hylos .
7
Simon, Götter der Griechen 50 m it A nm .
18 .
4 0.
68
D i e r eligiöse und ikonogra phische Tradition
w ährend Rhea als se ine M utter ange sehen w urde . Die beiden Göttin 1l nen w ären damit al�o zwei A uspr ägungen nerse lben Gottheit . 2l Die "vorgr iech ische Identit ät von R hea und Hera " , die E r ika Sirnon auch aus der attrib utiven Z ugeh ör igkeit des Löw e n z u be iden Göttinnen ablesen w i l l, liegt aber nicht in e iner - sei e s theologisch d urchdachten, sei e s unbew ußten - Gle ichsetz ung be gründet, s ondern in de mselben Urs pr ung, der sich auch d u r c h die Gemeinsamke it d er A ttrib ute ausdrüc kt . O b R hea schon v or ihrer Verschmelz ung mit der kleinasiatischen Göttermutter Löwen als Be gleittie1·e hatte, ist nicht zu erforschen, da sie völlig in K ult und I konogr aphie der Ky b e le a ufgegangen ist. Die in ihren C harakterzügen und Zust ändigke i t e n sehr vie l stärker ausgeprägte Her a konnte aber die Löwen in ihrer Ikonographie noch l ängere Zeit bewahren, durch die ihre Er
scheinung noch machtvoller w urde 3 ) .
Löw en a l s Be gle itt iere d e r Hera sind a u s verschiedenen K u ltor ten b�kannt . E rika Sirnon hat zahlreiche Beispie le in ihrem Kapite l über die Göttin zusamme ngeste llt
4
).
Dabe i f ällt auf, daß die ent
s prec henden F unde z umeist a u s vorklassis cher Zeit stammen, als das allgeme ine re ligiöse E m pfinden Hera noch als d ie m ächt ige , A us we lchen Gründe n Sirnon den s icher an e inem alten K ult platz kurz nac h 400 v. C h r . erbauten Tempel der Rhea/ Meter Theon in Olym pia als e inen Hinweis a uf e ine mögliche Gleich setz ung der R hea und dE'r Hera in vorgriechischer Zeit ans ieht , w ird nicht klar ( Simon, Götter der Griechen 4 0 m it A nm . 19 ) . Der pr ächtige A ufbau des sogena nnte n Metroon, nicht weit vom Herstem pe l ge lege n, steht aber sicher in Zusam menhang mit der Belebung des K ulte s der Götterm utter durch d ie A usbr e i t u n g d e s kleinasiatischen Kybe lekultes; v g l . dazu Ma llw it z, Olympia 1 5 9 . 2
Simon, Götter der Griechen 6 0.
3
Vgl. Simon, Götter der Grie c he n
4
Simon, Götter der Griechen 3 5 ff . ; vgl. auch LE! v@que, HE!ra et 1e lion 12 5 ff. und Yalour i s , A the na 8 7 f . sow ie Payne , Perachora I, Tf. 8 5 , 2 - 4 .
59.
69
Löwe n sogar Z e u s an Bedeut un g
c h e r l i c h in d e r
göttin stand
2)
überragende
h e i�i.g e n
der
T ie r e.3 )
41) .
die si
w1d
M utte r
die Gestalt d e s
C har akter züge
dew von
. ,
z ur vorgriechischen Herrin der T iere im Detail z u verfolgen, ge
hört nicht in den R ahmen dieser A rbeit . W ichtig für unsere Unter s uch ung ist nur ihr Verh ältnis zu den Löwen, in dem sich ihre Wesensverw andtschaft mit der pr äh istorischen Potnia Theron s pie 3 gelt ) . Be i e inigen Heiligtümern der A rtemis, die, obw d!l s ie als die
" populärste griechische Göttin" 4 ) gilt, re lativ selten s ind, gehör ten Löwen z um Skulpt urenschmuck. In Sparta fand man in den R uine n des A rtemis -Tempe ls Fragmente von Löwenfiguren, die 5 a us der Zeit um 6 00 v. C hr . stamme n > . Die Göttin w urde hier
2
Vgl. Homer, 11. 2 1, 510. Hoe nn, A rtemis 79;
vgl. Nils son, GGrRel. I
3
C hristou, Potnia Theron 1 7 7 .
4
Nils son, GGrRel. I
5
Dawkins, Sanct uary Tf. V.
48 1 .
48 3 .
83
Löwen
m i t d e m Be iname n ' Op� L !l , d i e A ufrechtstehende, A ufgerichtete,
verehrt, eine Sonderform, die in ihrer F remdartigke it an orie nt a
lische Vorbilder er innert. Zahlre iche Votivgabe n ze ige n A rtemis ll mit F lügeln , w ie s ie mit be ide n Hände n T iere h ält, e ine e chte ITo't v � a �n p w v
Dem Bericht de s Pa usanias z ufolge befand s ic h
e ine gleichartige Darste llung au f d e r Kypse los lade , die im Heraion 2 von Olympia aufbew ahrt w urde 1 ; a uc h h ier trug die Göttin F lüge l aus welchem Grund ist Pausanias nicht mehr bekannt - , m it der 3 R echten packte s ie e inen Panther, mit der Linken einen Löwe n l . Die Ostgiebe lgruppe des Artemis -Tempe ls in Korkyra, im frü hen 6 . Jahrh undert v. C h r . ge schaffe n, zeigte das Abe nteuer des Per seus mit der im Verh ältnis zu dem Helden riesenhaft darge stellten Gorgo Medusa, die von heraldisch angeordnete n Löw e n 4 Panthern flankiert w ir d l . A uc h wenn d ie Gorgo "ke ine Vertreterin 5 der Tempe lherrin A rtemis " ) ist, so kann doch aufgr und der e r schlossenen urtümlichen Züge der A rtemis e ine s innge m äße Be z ie h ung der Giebelsk ulpt uren z u der Göttin ange nommen werden. Gleichfalls nicht aus dem griechischen Kernland , sondern vom Tempel der A rtemis im lydische n Sarde is
stammt e in Denkmal,
z. B. M . S. Thom pson, The A s iatic or W inged A rtemis , in : JHS 2 9 ( 19 09 ) 2 8 6 ff. , pas s im . 2
Paus . V 1 9 , 5 .
3
Z ur A ustaus chbarkeit die ser beide n T iere siehe unten S. 98 A nm. 1 ; vgl. Diodor III 59 , 8 .
4 5
Siehe oben S. 53 A nm . 4. R . Ham pe , K orfugiebel, in : A M 6 0/ 6 1 (19 3 5 / 3 6 ) 2 7 0 h ält die T iere für Panther .
R odenw aldt, Bildwerke 154 w e ist e indr inglich darauf hin, daß ke ine Identit ät vorliegt; ebenso Ham pe , K orfugiebel 2 7 0. Der bildliehe Schmuck eines Tempels muß allerdings nicht notwen digerweise e ine d irekte Be z ieh ung z u der in ihm verehrten Gottheit haben. Ich verw e ise auf d ie jahre lange Fehlde ut ung des Heph aiste ion in Athen, das man aufgr und der Metopenbil der für e in Heiligturn de s These us hielt .
84
Die religiöse und ikonographische Tradit ion
1 das wegen se iner b ilinguen lns chrüt von besonderer Bede utung ist ) � e s hande lt s ich um die plastische Gruppe e ine s Adlers neben e inem 2l s it ze nden und e inem liegenden Löw e n . Die Inschrüt in Lydisch und Griechisch la utet in der Umschrift : "Nannas Bakivalis A rtimul 3 Nannas Dionys iokle os A rtemidi" ) . Da die Sk ulpturen aus dem 5. J ahrh undert v . C hr . stammen, die I ns chrüt aber dem 4. Jahrhun dert v. Chr . angehört, folgert Hanfmann, daß der stüter e in alte s, einer Potnia -Theron - Gestalt gew e ihtes De nkmal w iederverw e ndet hat . Voraussetz ung für diese Handlungsweise ist , d a ß die ursprünglich m it de m Monument geehrte Gottheit ihrem Wesen nach den Vorstel )
lunge n des lydischen Dedikanten von der Göttin A rtemis e ntsprach 4 . Gew öhnlich handelt es s ich in Kle i nasien bei der von e inem oder
mehreren Löwen begle iteten Göttin um Kybebe / Kybe le , für die Hero 5l dot auch ein Heiligt um in Sardeis bezeugt . Da man jedoch bis vor k ur z e m bei dem großen Tempel der stadt nur lns c hr üten gefunden h at , die sich auf A rtemis beziehn, glaubte man an eine völlig Ver schmelz ung be ider Gotthe ite n. Keil post uliert e ine solche Gleich setzung vor allem für Heiligtümer , die nur te ilweise von der Hellenisier ung durch gr ie chische Kolonisten berührt w urden, wozu 6 er auch Sardeis z äh lt l . H ier sei es z u e iner offiz ie lle n IdentüiDer K ult der A rte mis in Sarde is ist literarisch z um ersten Mal bei Xeno phon, A nab. I 6, 7 be legt . Das He iligtum soll von E pheHos aus ge gründet worden se in; vgl. H anfmann, Ky bebe 2 6 5. 2
v. Gall , Felsgr äber F ig. 3 und 4 s ow ie ders. , Paphlagonische F e lsgr äber 47 ff.
3
Hanfmann, Kybebe 2 6 9 .
4
Die gleiche Gruppier ung, A dler und Löw e , bildet den plast i schen Schmuck de s Felsgr abes v o n Kalekap1 (v. Gall, Fels gr äber 58 5 ff. ) sow ie den e iner Basis in Kayseri ( v . Gall, Felsgr äber 5 8 9 ) , d ie beide aber keine Inschrüt habe n.
5
Herodot V 102.
6
K e il, A rtemis 2 3 f.
85
Löw en z ier ung beider He iligt ü mer
im
Gött inne n
gekommen, w ährend die
gr o ße n A r t e m is
ionischen K üstengebiet als a lte K u ltstätten der
Göt -
termuttar anz usehen seie n, in denen der K u lt der A rtemis den der e inheimischen Großen Göttin verdr ängt habe . Seine These von der offizie llen Gleichsetzung in abge legeneren K ultplätzen untermauert er durch e ine Votivstele aus der lydischen K atakekaumene mit folgender I ns c hr ift 1 1 : MTJ't P L -& E W V 't O O E owp o v V 1t E p O U V V O !J.a L !J, O V O � ( sie ) d. lx � v
T a -r L a v� x t p o uoa , 't U X O VOa O E 1t O A A a 1tap ' a v 't � � 'tij 6 L � � l x A � -r o t c ( s� ) x o � p � , ß a O L A TJ tO L x o o!J,o v , 't � V t E p a v 't E L !J.� V -& [ � ] x E v l 1t E U�a!J,E VTJ .
D ie in Z. 1 ge nannte M� 't TJ P -& E wv en t s pricht der A TJ -r o ii � xa � 6 L � � 21 x o �pTJ ß a O L A t � X O O !J.O U i n Z . 5 f . • Keil betr achtet deshalb diese TJ
I nschrift als Beweis für die völlige , offiziell s anktionierte Gleich
setz ung der gr iechischen A rtemis m it der kleinasiatischen Kybe le, d ie jed o ch nur in He iligt ü mern vorgenomme n worden se in soll, d ie de n einhe im ischen C h arakter des K ultes bewahren konnten. Diese A nsicht muß d ur c h ein erst 1968 in der lydischen Haupt stadt gefunde ne s R e lief modifiziert w erden, das d i e beiden
in
schriftlich benannten Göttinnen zeigt und ihre getrennte Verehr ung dok ument iert 3 1 . Hanfmann setzt d i e A s similier ung der A rtemis an Kybe le , die dur c h die sonstigen F unde erschlos sen werden kann, in das 4 . Jahrhundert v. Chr. , und zw ar im Z uge der z unehmen den Dominanz der gr iech i schen über die e inhe imis c h - lydische K ul 4 t ur 1 . Sicherlich r ichtig i s t d i e Char akterisier ung dies es Proze s K e il, A rtemis 2 3 SE G I V Nr. 6 4 5; 1 E dit i o princeps� ' Ap!J,o v L a ( Lokalze itung von Smyrna, 2 0. Mai 19 00) . =
2
K eil, A rtemis 2 4 ff. entni m mt der Inschrift auch noch E in flüsse d e r syrischen R e ligion.
3
Hanfmann, K y bebe 2 6 4 ff. Zeit : s p äte s 5 . / frühes 4.
4
Hanfmann, Kybebe 2 6 9 .
Jh .
v . Chr.
86
Die religiöse und ikonogr aphische Tradition
ses von K e il, daß bei der Verschmelz ung von A rtemis und Kybele zwei Hypostasen derselbe n Gotthe it m ite inander gle ichge set zt w u r den] ) . Die se arch äologischen und literarischen Zeugnisse ste llen dem Bild der jungfr äulichen, von unve rgleichlicher Schönhe it strahle n 2 den ) A rtemis die Gestalt e iner urtümlicheren, d e n wilden K r äften 3 der Nat ur verb undenen Göttin gegenüber ) . A uf sie trifft die Be ze ichnung "Herrin der wilden T iere " , a y p �W\1 o f: ano L va &T)pwv zu,
die A nakreon a uf sie anw e ndet, der aus Teos, einem nur ungefähr 50 K ilometer von E phesos, dem He iligt um der A rtemis E phesia, 4 e ntfe rnt gelegenen ionischen K üste nort stammt ) . Es ist also fe stz uhalten, daß vor allem in K leinas ie n die Göttin e ine offe nbar auf ältere Vorste llungen z urückgehende Form sehr lange bew ahren konnt e. Se lbst im Zeitalter des Hellenismus , in dem "das Bild der Göttin mehr und mehr ins Lieblide und A nm u 5 tige " umgew andelt w orden ist l , w ird s ie doch als e ine der Großen Göttin nahestehende, m achtvolle "Herrin der T iere" anerkannt . Bei Homer dage gen ist das Bew u ßts e in ihrer St är ke , ihrer Herrschaft über die T ierw e lt kaum noch erkennbar 6 ) , das Bild Zitat s iehe oben S. 8 1 . 2
Vgl. Homer, Od . 4, 1 2 2; 6 , 152; 1 7 , 3 7; 19, 54, wo die Ge stalt der Nausikaa bzw. der Pene lope mit jener der A rtem is vergliche n wird.
3
Keil, A rtemis 21. Die beide n Se ite n des We sens der A rtemis kommen vor alle m im homerische n Hym nos an d ie Göttin ( XXVII ) gut z um A usdruck.
4
F r . 348 Page . In Syrakus w urden bei den K ultfeiern für Arte rnie Löwen im Festzug mitgeführt : Theokritos, Phar m ake utr ia 6 7 f.
5
Hoenn, A rtemis 12 0;
vgl. Nilsson, GGrRel. I 48 2 .
6
Den bei Homer so dominierenden C harakter als Todes göttin, der s ich nach Nilsson, GGrRel. I 48 2 in A nlehnung an Homer, 11. 2 1, 48 3 ff. aus dem der Jagdgöttin e ntw ickelt hat , ve r lie rt d ie Göttin in klassischer Ze it völlig.
Löw e n
87
d e r Jagdgöttin beherrs cht seine E pe n. N u r zw ei Stellen i m 2 1. Ge sang d e r I lias offenbaren jenen Z ug i m Wesen d e r A rtemis, der sie in einen Z usammenhang mit der vorgriechische n " Herrin der Tiere" ste llt : Homer gibt ihr den Be iname n Ilo 't v La �TJpwv ( 2 1, 4 7 0 )
und läßt Hera s ie eine Löw in, ;>.. i o v 't a y v v a d � l. v Z r v . Die Potnia Theron erweist sich damit als T e ilas pekt der E r d 6 m utter, d e r Fr uchtb arke it s - und Vegetations göttin > , e ine Var iante der Großen Göttin m it einer festgelegten D arstellungsform. Bei den in der ägäischen Welt so z ah lreich aufgefundenen B ildnissen der unbekle ideten Göttin mit betonten Ge schlechtsmerkmalen, d ie s icherlich ebenfalls A uspr äg ungen dieser Großen Göttin zeigen, steht die erotische Se ite der Fruchtbarke it, d ie Möglichkeit der R e produktion des Lebens, im Vordergr und. Die Potnia Theron daSiehe dazu Yalouris, Athena 19 ff. ; U v�que, H�ra et le lion 13 2 .
z u Hera a. 0 . 87 f. und
2
C hristou, Potnia Theron
3
C hristou, Potnia Theron 19 7 .
4
Dem Vorschlag von R adet, Cyb�b� 52 A nm . 9 9 , den Typus der Göttin m it den T ieren in Sardeis Kybebe zu nennen, w ider pricht C h r istou, Potnia Theron 1 7 5 A nm . 16 , da er die sem Na men nur e ine lokale Bede utung z umißt , d ie dem allgemeine n C harakter der Potnia Theron nicht gerecht w ird. Z u Kybe le als Potnia Theron siehe z. B. C um ont, Orientalische R eligione n
61
ff.
45 .
5 6
C hristou, Potnia Theron 199 f. und 2 0 7 . Vgl. auch Lucretius, de rer. nat . II 5 9 0 ff. , der die Erde (tellus ) mit der Großen M utter und der Mutter der w ilde n T iere (mater ferar um ) sow ie der M utter der Menschen (genetri.x nostri) gle ich setzt.
Löwen
91
gegen ist die machtvolle Vork ämpfer in für den Fortbestand der Na
tur
und des Lebens, deren Herrschaft über die Tierwelt in dem
Gestus der Be zw ingung sowohl wilde r als auch friedlicher Tiere ihren religiösen A usdruck gefunden hat . Das Motiv des " Herrn der T iere " findet s ich bere its in der früh
dynastischen Z e it in Mes opotamien ( E D ll a - Zeit ) , stammt aber mög 1 licherweise aus dem Iran ) . Die am Kampf m it dem Löw e n bete iligte Göttin - s ie ist d ur ch ihre kriegerische Tracht als I�tar zu identi
2 fizieren - tritt s e it de r A kkad - Z e it auf Sie gelbildern in E r s che inung >. In der gleichen E poche gibt e s auch Dar stellungen, die den d ur c h
3 s ie h ält i hn an e iner Nase nleine >, 4) ode r die T iere dienen ihr als Sitz oder liegen z u ihren Füßen . I§tar überw undenen Löwen ze igen;
D ie "Herrin der T iere " als macht volle Be zwinge r in der Bestien, die s ie
an
den Hinterbe inen h ält, ist zum e r sten Male bei e iner
K alksteingußform (für Ble ifigür chen ) zu finde n, d ie bei den A usgra 5) . Das e ingetiefte Bild zeigt e ine
bungen in Bogazköy z utage kam
2 3
Der Mann zw ischen Tieren, die ihn z. T. auch anspringen, könn te eine Vorform des "Herrn der Tie r e " sein (Tepe Gawra XIII ) : D. Hom� s - Fredericq , Le s c achets m�sopotamiens protohistor i que s , Le ide n 19 7 0, [ = D MOA 14) , T f . l i 2 4 - 2 6 ; II1 3 7, 3 8 . I!har k äm pft nicht aktiv, ist aber am K ampf bete iligt, ind e m s ie den Löwen am Schwanz packt : z . B. Boehmer Nr . 2 74 . Z.
B. Boehmer Nr . 38 2 .
4
Z . B. Boehmer Nr . 3 8 4 , 38 7 , 38 9 . A us Mesopotamien s ind auch fr iedliche Göttinne n mit Tieren bekannt ( z . B. Gula mit dem Hund ) , die ihne n attrib utiv z ugeordnet s ind . H ierbe i hande lt es sich viel le icht um e ine A bschw äch ung d e s ursprünglichen Motivs, das be i der krie ger is chen I�tar in e inen z u ihrem Wesen passenden k äm pferischen Z us ammenhang ge stellt w ir d .
5
K . Bitte l, R . Naumann, Vorläufiger Ber icht über d ie A usgrab ungen in Bo�azköy 19 38 , in : MDOG 7 7 ( 19 3 9 ) Abb. 2 7 . - Da den ne ue ste n F unde n z ufolge die Potnia Theron bereits auf R olls ie geln aus Ebl dar ge stellt gewe s e n s e in soll, ist e ine genuin syrische Her kunft des Motivs nicht aus zuschlie ßen; ge nauere A us sage n sind jedoch erst nach der Publikat ion des Mater ials aus Ebla möglich ( münd liche Mitte ilung von Frau Profe s s or Maye r -Opific ius ) .
Die r e ligiöse und ikonogr aph i s c he Tradition
92
u nbekle idete w e ibliche Gestalt frontal a uf e ine m m it z w ei T ieren ge s c h mückten St änder; s ie packt zwei nicht ide nt ifizierbare T iere an den H interl äufen, ih r e n Hals z iert ein dicke r R ing . Der Dolch , den s ie im
Gürtel tr ägt , u nterstre icht ihr e k lm pfe r is che Macht. Da das Stü c k in den A nfang des 2 . Jahrtausend s v. C hr . d atiert werden kann, ist es die früheste bisher bekannte Darstell ung e ine r no't V L a -&TJpWV
0
Erst ungef ähr 5 0 0 J ahre s p äter e r s cheint das Bild der bekannten 1) Potnia Theron a uf Siegeln der !;l urriter in der Stadt Nuzi erne ut
w ie de r . Obwohl die s e zeitliche Lücke nicht d urch D arstell ungsbelege zu füllen ist , w ird die Tat s ache s eine s plöt zlichen A uftretens w e ni ger erstaunlich d ur c h d ie Beobacht ung, d a ß noc h mehrere andere k appadokische Motive z ur gle iche n Z e it be i den tJ urritern w ieder
z uf inde n s ind und man in N u z i auch w iederverw endete kappadokis che 2 Sie gel gefunden h at ) . Der Be liebtheit der F igur im e urr it ischen
Bereich kann wohl auch die A u sbr ei t ung der Darstellung über Syrien und Zype r n zuge s chrieben w erden, wo die " Herrin der T iere" E nde des 2. J ah rtausends
v.
3 C hr . öfter anz utreffen ist > . In den Be ginn
d e s 1. Jahrtausends v. C h r . ist e in bronzener De ichs e lschmuck aus d er aram äischen Stadt Sam ' al ( Z incirli ) zu datieren, der im R e lief e ine a uf eine m schreite nden Löwe n stehende unbekle idete Göttin zeigt; mit den H änden packt s ie je einen w iderstrebe nden und 4 z ähnefletsche nden Löw e n an den H inte rbeine n > . Porada, Se al Impre s s ions of N uzi, i n : A A SOR 2 4 (1944 - 45 ) Nr . 168 , 1 71, 414 (Frau? ) , 4 78 (Fra u ? ) , 494, 498 , 5 05. W iseman Nr . 5 0; vgl. auch die unbekle idete Göttin m it vor der Brust gefalteten H änden und e inem liege nde n Hirsch z u Füßen : Moort gat , VA R 5 7 5 , oberer Bildstreifen. E.
0.
2
Porada, a.
3
Z. B. Siegelabrollunge n : Barnett, C atalogue Nim r ud Ivories 8 3 Nr . 2 9 b; Ward F ig. 1001 D e laporte , Cylindres Orientaux Pl. 106 , 18 , der es für zyprisch h ält . Be ispie l aus Zypern : B . Bu c hanan, C atalogue of A nc ient Near E sstern Seals in the A shmo lean Muse um I , Oxford 1966, Tf. 59 Nr. 9 5 3 .
Nr . 1004, 9 7 7 ( Külte pe - Siegel ) . =
4
Naumann, Hethiter Abb. 4 5 .
Löwen
93
Die meisten Darstellungen der Potnia T heron aus dem syrischen Be reich ze ige n die Göttin unbekleidet. Sie be inhalten damit sow oh l den für di e F r uchtbarkeit aktiv k ämpfende n A s pekt a l s a uch den ero
tischen, der bei den s päteren griechischen B ildnis sen der Tio-r v L !I
& TJP W V nicht mehr sichtbar wird. Daß d ie Griechen dieses Motiv
dennoch durch den K ontakt m it der syrischen K unst kennenge lernt haben, macht sein A uftauchen
in
der orientslisiere nden Phase der
he lle nischen Vasenmalerei w ahrsche inlich I).
4 . Die Göttin mit Löwen in A ltvorderasie n a ) K le inasien K ubaba D ie erste Be gegnung der Griechen m it der anatolischen Götter m utter fand an der We stküste K le ina s iens statt, wo zum Zeitpunkt der frühe sten griechischen K olonie n vor alle m die Phryger und spä ter die Lyder das politische und k ulture lle Ge s chehen bestimmten. Ihre Felsreliefs zeigen die unmitte lbaren V orbilder für die in Gr ie 2 ehenland z um K anon erhobe ne Darstellung der Mater Magna ) . Die Göttin mit Löwen geht jedoch auch in K le inasien auf ältere l Vorläufer z urück. Die phrygisch - lydische Kybel J kann in der be kannte n Form unmitte lbar auf die Hauptgöttin des zu Beginn des 1.
Jahrtausends
v.
C h r . b lühenden nordsyrischen K le infürstent u rns
B. Böetische A m phora, Griechen Abb. 13 9 .
Z.
um
7 0 0 v. C hr. : Sirnon, Götter der
2
Siehe obe n S. 6 0 f.
3
Z u den Darstellunge n der Gött in bei den Phryge rn s iehe z. B. Bitte l , E in phrygisches K ultbild s owie E . A k ur gal, Phrygische K unst, A nkara 19 5 5; in Lydie n : Hanfrn ann, Kybebe 264 ff. . Vgl. M . R . Gusrnani, Der lyd ische Name der Kybele, i n : K adrnos 8 ( 19 6 9 ) 1 58 ff. und P. Kretschmer , Hethitische R e likte im kle in asiatischen Griechisch, Wien 19 5 1 [ A nzWien 1 9 5 0, Nr . 2 4 ) 545 f. =
94
Die re ligiöse und ikonogr aphische Tradition
1 K arkemi�, K ubaba l , z urückgeführt werden. Ihr K ult breitete s ich im 9 . /8 . Jahrhundert v . Chr. von diesem w ichtige n Handelszentr um am K notenpunkt des Verkehrs zwischen Ost und West, Süd und Nord, 2 über den östlichen Teil Kleinasiens aus l . Mit ihm w urde aber nur d ie in K arkemill aus ge bildete besondere Form des K ulte s übertragen, e s war praktisch nur der Name der K ubaba, der die b is lang domi nierenden Großen Göttinne n K le inasiens überlagerte und die alten Tra d it ione n der bei den Hethiter n üblichen Verehr ung der obersten Göt
tin ersetzte 3 ) .
Die von K uh aha erhalte nen Dar stellungen aus dem Be ginn d e s e r sten Jahrtausends v . Chr. liefern nur e in Be i s piel für e ine Verbin d ung der Göttin mit dem Löw e n : die Schmalseite e ines Orthostaten aus K arke m ill zeigt die Gött in im Profil nach link s , bekle idet mit e inem langen Gew and und e inem Sch le ie r , den Polos auf dem Kopf. Sie sit zt auf e inem T hron mit hoher R ü ckenlehne , des s e n Be ine auf dem Rü cken e ines liegenden Löwen stehen; der Kopf des T iere s 4 dient der Göttin als F ußschemel l . Für das aramäische E r s chei A k urgal, Späthethit ische Bildkunst 11 0 f. ; A lbr ight , K uhaha 2 3 0 f. ; Lar oche , Koubaba 114 und 12 0; K . Bitte!, R . Naumann, Vor läufige r Ber icht über die A u s grabungen in Bo�azköy 19 38 , in : MDOG 7 7 (19 3 9 ) . Barnett, Orie ntal I nfluence s 2 12 ff. schlie ßt aus der Laut ähnlichkeit der Worte Humbaba, K ombabos und Ky be le a uf eine E ntw icklungsreihe und folgert, daß die Sumerer den K ult der K uhaha in der E ntsteh ungszeit des Gilgame ii - E pos begründeten. A uch W . F . A lbright , New Light on the History of Western A s ia in the Second Milleni um B. C . , in : BASOR 78 (19 4 0 ) 26 A nm. 2 1 h ält K uhaha aufgr und ph ilologischer E rw ägun ge n für eine s umerische Göttin; vgl. dagegen H. Th . Bes sert, Ein hethitisches K önigss iegel, in: I stForsch. 1 7 (19 44 ) 116 .
2 3 4
Helck, Betracht ungen 2 4 5 ff. ; Lar oche , K o ubaba; Ad amma K ubaba, in : Glotta 4 5 ( 196 7 ) 12 9 ff. Vgl. Laroche , Koubaba 12 2 .
W.
Fauth,
W oolley , C ar cemish II Pl. B 19 a = Bossert, A ltsnatolie n 84 5; Detaila ufnahme des Löwen bei A k ur gal, Späthethitische Bild k unst Tf. IX b .
Löwen
95
nungsbild der Göttin ist der Löwe jedoch nicht charakteristisch, der im Bildschmuck der Bauwerke von K arkemil vor allem als l
S äulenbasis e ine große Rolle s pie lte ) . Ihr k anonisches A ttr ib ut ist der Spie ge l, de n sie in e iner Hand h ält; in der anderen trägt sie meist e inen Granatapfe l, das Z e ichen der Fr uchtbarkeit 2 ) . Über den Charakter der K ubaba las sen s ich wege n der feh lenden literarischen Ze ugni s se keine sicheren A ussagen machen. Das Attri b ut de s Granatapfe ls de utet allerd ings a u f e inen Fr uchtbarkeitsaspekt hin. Unter stützt w ird diese Vermutung durch die Erw ähnung der Göttin 3 Gubaba in altbabylonischen Götter liste n l . Sie ist dort mit Dudu gleich gesetzt, die mit Iltar, der Fr uchtbarkeit s göttin Nisaba und der M utter 4 göttin l�bara ident ifizie rt w ird ) . W ichtig ist die Nennung der Gubaba 5 in der Siegellegende des Fürsten Be lerel von �adikanni ) . Sie w ird dort als Hauptgöttin dieser Stadt genannt, bei der e s sich vermutlich 6 um die Hauptstadt des Mitanni - R eiches hande lt l . Zahlreiche Beis pie le bei A k urgal, Späthethitische Bildk unst , pas s im 2
Siehe die A ufste llung bei A k urgal, Späthethitische Bildkunst 1 5 1. Spiegel bei !jepat : Bossert, A sia 1 7 2 f. , bei den hethitischen Schic k salsgöttinne n : ders. , D i e Sc hicks alsgöttinnen d e r Hethtiter 3 5 0.
3
H. Th. Bossert, Die Bes chwör ung e iner K rankhe it in der Sprache von Kreta, in : OLZ 34 (1931 ) 3 16 A nm . 4; z u Gubaba vgl. R . Franke na, Tak ult u de sacrale Maaltijd in het A s syrische R itueel, Le iden 19 5 3 . Vgl. auch A lbright, K ubaba 2 3 0.
4
I§bara, deren A ttribut in Mesopotamien der Skor pion ist, w urde durch a ur r itische Vermittlung in das hethit is c he Pantheon übertra ge n und erscheint dort in den Götter liste n : Laroc he, Recherehes 51. Da e s s ich bei Illbara um eine urs prünglich s umerische Göttin handelt, ist s ie ver m ut lich im Verlauf der Übernahme sumerischer E lemente in das b urritis che Pantheon aufgenommen worde n; vgl. Laroche, T e U ub 1 3 3 .
5
Nassouhi, Textes 6 ff. ; vgl. E . Unger, Two Se als of the Ninth C e n t ury B. C . from Shadikanni o f t h e Habur, in : BA SOR 1 3 0 ( 19 5 3 ) 15 ff.
6
Nassouhi, Texte s 10.
D ie re ligiöse und ikonogr a phische Tradition
96
A ls Stadtgöttin von Karkemil!i ist K ubaba s chon
in
den Texten
der altas syrischen Hande lsarchive aus Kane !I / K ü lte pe bezeugt, von wo aus s ie E ingang in das hethitische Pantheon gefunden zu h aben s c heint;
denn hethitis che Texte der zweiten H älfte des 2 . Jahrt a u 1 sends v. Ch r . nennen gle ichfalls ihren Namen 1 . A ls " Herrin d e s Landes Karkemi!l " erscheint s ie d a nn im 12 . / 11 . J ahrh undert v . C hr . in einem i n Ugar it gefund e ne n, akkadisch ge s c hriebenen Vertrag 2 des K önigs lnitel!i up von K arkemi� m it der Stadt Ugarit 1 . Unter d ie sem König w ur de K arkemil von T iglatpile s ar I. erobert. Schlie ß lich nennt auch e in A bkommen zw ischen d e m heth itischen Herrscher §uppiluliuma, dem Eroberer Nordsyriens, und seine m Sohn �ar r i 3 K usuß, d e r a l s er ster Hethiter K önig v o n K arkemi� w urde 1 , K ub a 4) ba als Hauptgöttin d e r Stadt b zw . d e s Landes . Es ist h ier also zu beobachten, daß s ich der Fürst
der s ie greichen Macht unter
den Schutz der obersten Gottheit des unterw orfenen Volke s ste llt. Karkemill' gehörte bis zum Einfall der Hethiter z um R e ich der M itanni. Im 15. Jahrh unde rt v. C hr . range n Ägypter und M itanni 5 um die Herr s chaft in diesem Gebiet 1 , doch b lieb Mitanni s iegre ich . Die Z e it seine r Machtausübung über Nordsyrie n w ar nur relativ k ur z , sein kult ur e ller E influß reichte aber w e it über die Grenzen des beherrs c hten Gebietes hina u s . Dur ch d ie t iefgehende !jurrit i s ier ung d e s nordsyris chen und südostanatolischen R aumes findet H. Otten, Z ur Kontinuit ät e ine s a ltanatolischen K ulte s , in : Z A N. F . 19 (19 5 9 ) 1 7 4 f. ; H. G. Güterbock, C archemish, in : JNES 13 (194 5 } 102 ff. , be s . 109 f. 2
3
Nougayrol, PR U I V 1 5 7; der Name des K önigs ist o urritisch : Kie nge l I 8 0 ff. ; vgl. d ie Ins c hr ift auf einer R e lief - Stele aus K arkemill � Woolley, C arcemish III 262 mit Pl. B 6 2 a . Laroche , T e U ub 117.
4
Laroche, in : Ugar itica III 12 1 .
5
Siehe oben S. 3 0 ff.
97
Löw e n
d i e A ufnahme d e r K ubaba i n das hethitische Pantheon se ine Erklä rung, die bereits z ur Zeit de s hethitischen Großreiches stattfand, Die Bedeut ung der Göttin innerhalb der hethitischen R e ligion w ar jedoch gering, wie ihr untergeordneter R a ng i n der Götter liste von
K omana in K appadokien zeigt, wo s ie hinter den hethitisch - � urr iti schen Haupt göttern Telup und !j epat sow ie hinter IAtar und E a ge 1l nannt w ir d .
tJ e pat
In der hethitis chen Großre ichs zeit ist der Löwe nicht ausschlie ß 2 lich Attrib ut e iner Gotthe it ) . Jeoo ch ist e r n u r e iner e inzigen Göt tin aus dem großen Kreis weib licher Gotthe iten des hethitischen Pantheon z ugeordnet : der Sonne ngöttin von A rinna, die im Verlauf
der ij urr itisier ung der hethitischen R e ligion mit der !;IUrritischen tJe pat gle ichgesetzt w urde 3 l . E in Text aus der Zeit des Königs tjattulili
III . belegt die Verschmelz ung :
"Sonne ngöttin von A r inna, meine Herrin, aller Länder K önigin ! Im !j atti - Lsnd tr ägst du den Name n W ur unllenu von A r inna,
aber im Land, das d u zu dem der Zeder machte st, tr ägst
du den Name n ij e pat . Und ich, Pudubepa, (bin ) immer de ine 4 Dienerin. " )
Man sieht die Göttin auf ihrem T ie r , dem Löwe n stehend, in der großen Götte r prozession des hethitischen F e lshe iligt ums Yaz1Lsroche, TeUub 121 ff. 2
A k urgal, Späthethitische Bildkunst Otto, YaZlhkaya 128 f.
3
Laroche , Re cherehes 4 7 ff.
4
K UB
XXI
27
=
A NET 3 9 3;
100. ;
Bittel, Naumann,
vgl. Laroche , Panth�on 12 2 .
D i e re ligiöse und ikonogr a iiJische Tradition
98
1 hkaya 1 bei der Be gegnung mit dem Wettergott Teli up, dem zwei 2 Berggötter al s Stütze dienen ) . Die Verehr ung der ij e pat konzentr ierte sich z un ächst auf das 4l 3 südöstliche K le inasie n 1 , in hethit ischer Zeit K i z z uwatna genannt , sowie Nordsyrie n S ) , ein Gebiet also, das, w ie bereits gesagt, star
ke n o urritischen E inflüs sen unterlege n war . Die ser R aum, vor al
lem aber die Stadt K umanni in K i z z uw atna, sche int nach A us sage der erhaltenen Texte A usgangspunkt der
!j urr itisie r un g des hethit i -
1
K . Bitte !, Die Hethiter , München 19 7 7 Tf. 2 6 - 2 9 und 3 0, 3 . H e lck, Betracht ungen 100 bezeichnet die Tiere als Panther, w e ist jedoch auf die A ustauschbarkelt von Löwe n und Panthern ( Leoparden ) hin : a. 0 . 9 1; ziehen B itte!, Naumann, Otto, YaZlh kaya 12 7 noch in Erw ägung, daß d ie Göttin a u f e inem Löwen steht, w öhrend s ie das T ier des hinter ihr dargeste llten Gottes m it der A xt w e gen se ines schlankeren K örperbaues als Panther ansehen, so e ntscheidet s ich Bittel ne uerdings in be iden F ällen für Löwe n : Yaz1hkaya 19 7 5 , 151 ff. ; ebenso A kurgal, K unst der Hethiter 8 6 . Vermaseren, Cybele and Attis 18 hält das Tier der Göttin für einen Löwen. Vgl. dazu Hymne n aus de m späten 3 . Jahrtausend v . Ch r . , in denen Ina nna sow ohl als Löwe (Kramer, Sumer ians 3 2 5 ) als auch als Leopard (Sjöberg, Hymn Z . 7 3 ) be zeichnet w ird. - A uch in römischer Zeit scheinen noch be ide T iere der Großen Göttin zuge ordnet werden zu könne n : die Dar ste llung des Kybe le - T e m pe ls auf der Ara Pietatis A ugustae zeigt in den E c ken des Tympanon Panther ( Nash, Bildlexikon A bb . 7 7 ; Graillot , Cyb�le 32 7) u nd Diodor III 58 überliefert e ine Sage, nach der Kybe le von Panther n aufge zogen w urde .
2
Über d ie starke n h urritischen E inflü s s e , denen das Bild de s hethitischen Wette � gottes unterworfen war, s iehe K lenge!, Wet tergott 9 0 ff. sowie Helck, Betr acht unge n 98 ff. - Z ur For m ierung von Götterpaaren vgl. ne uerdings Mayer -Opific ius, Götter paare 595 ff.
3
E ine A ufz ählung von K ultorten bei Goetze, K le inasien 13 3 sow ie Helck, Betracht ungen 101.
4
Sie ist " Herr in von K i z z uwatna" : K UB XXX 31 I V 2 9 ff. ; XXVII II 3 9 und auch für das in diesem Geb iet liegende K umanni, dem späteren K omana in Kappadokie n, als Hauptgöttin bezeugt : K UB XI 2 7 I 2 0 . 1
5
In A le ppo : K le nge! I 194 g; in A lal ab : Nougayrol, PR U IV 48 ff. , R s . 2 0 und 6 3 ff. R s . 14.
Löw e n
99
sehen Pantheon gewesen z u se in. Förder ung erhielt diese E ntwick lung besonder s durch Puduhepa, die Gemahlin Hatt usilis III . und 1 Tochter e ines Pr iester s au K umanni > . Trotz �er Tre nnung der
:
K ubaba von f.Ie pat in der erw äh nten Götterliste aus K umanni / K omana
ist e s daher z u vermuten, daß eine A n gle ich ung an die Große Göttin
der Hethiter stattgefunden hat . De nn s icherlich erst d urch d ie Begeg nung mit Hepat w urde der Löwe 2 i' gebracht
in
d i e Ikonographie der K ubaba e in -
•
Die Göttin m it dem Löw en zur Zeit der altassyrischen Hande ls kolonien in K a ppadokien Die in h istorischer Zeit frühe sten kappadokischen Belege für die Göttin mit Löw en findet sich auf Siegeln aus der altas syrischen Han 3 delskolonie K ane l!I / K ü ltepe 1 , wo d ie Gotthe it auf dem T ier steht oder e ine nac h akkadischem Vorbild bewaffnete , h ier aber frontal 4) dargeste llte Göttin ihren Fuß a uf e inen liegenden Löw en setzt ; dieses Motiv gehört s chon in den bereits ange s prochenen Bereich der machtvollen Potnia Theron, die ja ebenfalls in dieser Zeit zum 5 e rsten Male nachw e isbar ist ) . Umstr itten ist d ie E inordnung e iner Bronzefigur (jetzt in Be r 6> lin) , d ie e ine unbekle idete , auf eine m Löwe n stehende Göttin Zur {J urr itisier ung des hethitischen Pantheon: Laroche , Pan th�on 11 5 ff. ; ders . , Te llll ub 114 ff. ; ders . , R e cherehes 131 f. ; vgl. Bittel, Y aZ lh.kaya 19 7 5 , 18 7 . 2
Vgl. Laroche, K oubaba 12 6 .
3
Moortgat, Bergvölker 6 1; für diese Zeit ist auch der K ult der K ubaba in K ane !l bele gt : G. E i ßler , J. Lewy, Die altassyrischen R e c hts urkunde n vom K ü lte pe , in : MVAeG 3 3 (19 3 0 ) 18 2 A nm . c.
4
Moortgat, Bergvölker
5
Siehe oben S. 9 2 .
6
Moortgat, Ber gvölker Tf. 5 0.
19,
Tf. 1, 2 .
100
und
D i e re ligiöse
ze igt;
sie
r
ikonogr a ph i s c h e T r ad it i o n
e i cht einem K ind, das sie in
d
e n A r m e n h ält ,
die
B r ust ,
trägt e ine n Halsschmuck und e ine n hohen Polos und ist somit also e inl'
Mu t
t er g öt t i n
i
im e ge
nt li c h e n Sinn
de s
s ie dem kappadokischen Bereich um 2 000 Bittel die Plastik mit Frage zeichen ge n a u e re
n ach
Worte s .
v.
Chr.
Moor t gat w e i st
z u 1 l , w äh r e nd
Nordsyr ie n setzt und eine Dat ie r un g nicht für möglich h ält 2 ) .
Die neolithische M utter gotthe it Die Z uordnung de s Löwe n z u e iner Muttergottheit hat anatolischen B e r e i c h d ie
frtl he ste
g
erade im
bekannte plastische A usge staltung
e rfahren. De nn das Schema der Gött in mit dem Löwe n ist zum er sten
M
ale in der r e lig i ö s e n E ntw icklung der
M
e n sch h e it in
der
Ebe
ne des h e ut ige n K onya, in den jungste inze it lichen Siedl ungen C atal Hüyük und
H ac il ar
nachgew ie sen w orden.
Die dort gefundenen Terrakottafigure n e iner thronende n w e ibli chen Gottheit ze igen diese gelege ntlich zwischen zwei d urch die 3 gefleckten F e lle als Leoparden gek ennzeichneten T ieren l . In C atal Hüyük w urde auch e ine F igur e ntde ckt, die die Göttin von zwe i Lö
wen flankiert 4 )
d ar
stellt . Da mehrere Be ispie le die Gotthe it bei der
Geburt eines K inde s zeige n und sie immer sehr ü ppige F ormen hat, werden die F i gürchen als Verkör pe r ung e iner mütterlichen, fr ucht barke itbringenden Gött in angesehen ? > deren stark erotische Kompo Moortgat, Ber gvölke r 6 1
.
2
B itte l, Naumann, Otto, Yaz1hkaya 12 7 .
3
Mellaart, C atal Hüyük A bb . 56 ff. , F ig. 2 2 .
4
5
49
u
nd Tf. 7 3 - 76;
d e r s . , Hac ilar
Mellaart, Deitie s F ig. 1. In s e ine r Monogr aphie über C atal Hüyük beze ichnet der A utor d ie T iere jedoch nur als "Katzen" : Beischrift z u Tf. 6 7, 6 8 . M e llaart, Hac i lar
56.
101
Löwen nente durch die auf d ie Brüste ge legten bzw. diese pressenden 1 H ände hervorgehoben w ird > .
b ) Mesopotamien Som it gehört der Löwe seit seinem ersten bis je t zt nachweisba ren A uftreten mit einer Gottheit im anatolischen R aum zum Bere ich
d e r G r o ße n
Göttin, "die nicht d urchweg, aber vorw iege nd eine Mut tergotthe it im weite sten Sinne i st ' ' > . E ine vergle ichbare Z uordnung läßt s ich auch in Mesopotamien
in
der Mitte des 3. Jahrtausend s
v.
C hr. beobachten. Handelt e s s ich jedoch bei den Tieren, die z us am men m it der Großen Göttin d ar geste llt werde n, i n A natolien vorwie gend
um
b ut i ve
Im
Leoparden,
so
ersche ine n
in Mesopotamie n
als er ste
attr i
T iere e iner Göttin d ie Löw en. s umer i s c h e n
Bereich bilden
d ie
F unde von Löw enfiguren im
T e m pe l der Ni ob ur s aga in El-Obeid, der " Muttergött in par excellen 3 c e " ) die w oh l frühesten ge sicherten Be lege f ü r die Verbind ung die 4 ser Tiere mit e iner mütter lichen Göttin ) ; diese Fragmente könne n nicht a ls Torw ächter gede utet werden, da s ie offens ichtlich zur kul tischen A usschmückung gehört haben und filr e ine apotropäische F unktion auch zu klein sind. Helck, Betracht ungen 2 7. 2
Bitte!, Na umann, Otto, Yazlllkaya 12 9 . C ontenau, Gly ptique 36 f. schlägt folgende E ntw icklung für d ie Z uordnung de s Löwen z ur M uttergottheit vor : zuerst sei der Löwe selbst göttlich verehrt w orden als Inkarnation der Nat urm ächte (der Sonne ? ); als sich d ie göttliche Idee von der T iergestalt löste und anthropomor ph umgeformt w urde, blieb das T ier Attribut der Gotthe it , ohne selbst göttlich zu sein.
3
van Dijk, C ontacts 4 6 3 .
4
c F undber ic ht bei H. R . Hall, A Se ason' s Work at Ur, A l - Ubaid, Abu Shahrain (Erid u) and e lsewhere, London 19 3 0, 2 44 ff. mit Abb. 2 2 3 , 2 2 4 und 2 2 7.
Die re ligiöse und ikonogr aphische T r adit ion
1 02
1 Die d urch Inschrift beze ugte Weih ung des He iligtums an N inb ursaga 1
l äßt ke ine n Zweifel, daß für die Zeit um 2 5 00 v. Chr. im südlichen Me sopotamien ein Z usammenhang zw ischen den Löwe n als "höchster 2 A usdr uck der Nat urkr äfte " ) und der gehe imnis volle n, Leben hervor br inge nde n Macht, d ie in e iner Göttin verkör pe rt ist, gesehen w urde .
Der Löw e als Attrib ut kriegerischer Fruchtbarke it s gotthe iten Möglicherweise noch vor die frühe sten s icheren Belege für die Göttin mit dem Löwen in der Glyptik der A kkad - Zeit ist e ine e la mische Sie gelabrollung z u datieren, die i m oberen Bildstreifen e ine w ahrsche inlich weib liche Gotthe it kniend auf einem kauernden Dop pellöwen z e igt;
aus ihren Schulter n wachsen W affen, neben ihr
s ind e ine Rosette und e ine Sonnensche ibe in der Monds ichel zu se hen. Der untere Bildstre ifen zeigt die gleiche Gotthe it ohne W affe n, aber mit dense lben Symbolen, in der gleichen Halt ung auf einem
kauernden Löw en 3 ) .
Damit ist der Motivkanon abge steckt, der h äufig in der Stein 4 schne idekunst der A kkad - Z e it anz utreffen ist 1 . Der Löwe ist Be gleiter der erotisch - kr iege r ischen Göttin Inanna / Ilhar, auch i n vor altbabylonis cher Z e it , ehe s ie nachw eis lich mütte r liche Züge an nahm
51
. E in Siege l aus der fr üh e n A kkad - Ze it zeigt die Göttin ste
6 hend a uf einem lie ge nden Löw e n 1 , ein Motiv, das Moortgat als Dura E x c a vations III 12 4 f. 2
K . Prümm , R e ligions ge sc hicht liches Handb uch für den R a u m der altchristlichen U mw e lt, Freib urg 194 3 , 26 0.
3
F rankfort, Cylinder Se als 2 3 3 Fig. 71.
4
Das rvl otiv der b e w affneten I !har soll in der A kkad - Z e it ausge bildet worden sein : Porada, C orpus 1 5 5 ff.
5
Haussig 8 3 s . v. Inanna.
6
Boehmer Nr. 3 7 5 .
103
Löw e n
1 Prototyp für die im folge nde n aufgeführte n V ar ianten ans ieht l . Spä ter hat die stehende Göttin dann e inen F uß auf den Körper oder den 2 Kopf des Löwe n ge setzt ! oder er bildet e ine A rt F u ßschemel vor 3 ihrem Thron l . Für die Folge zeit, deren berüh mtester R e pr äse ntant Gudea, der Fürst von Laga !l , w ar , ist der Löwe vor alle m als A ttribut e iner m änn l ichen Gottheit be ze ugt : des Fr uchtbarke its - und Vegetations 4 gotte s Ningirs u ) . Der auf e inem Siege lzylinder niedergeschriebene Hymnos des Gude a anläßlich des Tempelbaues in Lagalf beschreibt den Gott als von Löwen flank iert 5 ) und gibt Hinweise auf Mythe n,
6 in denen Löwen e ine Rolle s piele n l . A uffalle nd ist die wesensmäßi
ge Ä hnlichkeit von N ingir s u und I !ltar . Be ide sind F r uchtbarkeits 7 und Vegetations gottheiten, haben aber auch kriegeris che A s pekte ) .
Vermutlich in die Gude a - Ze it gehört auch ein weibliches Sit zbild mit e iner Inschrift des Puzur ll u l!linak . A n den Se ite nfelde rn de s Thro ne s ist je e in s itzender Löwe im R e lief abgebildet , w ährend a uf der R ückseite zwei aufre cht stehende Löw en dargestellt sind; vorn an 8 der Basis flank ieren zwe i liegende Löw e n e ine R osette ) . Leider ist e s nicht mit Sicherheit zu klären, ob die Dargestellte eine Prie sterin oder e ine Göttin ist;
in letzterem Falle w äre w iederum an I l!ltar z u
Moortgat , Bergvölker 6 1 . 2
Boehmer Nr. 3 8 3 (Fuß auf dem K o pf ) ; Helck, Betrachtungen, Bild 16 0 ( F u ß auf dem Körper ) Boeh mer Nr . 38 2 . =
3
Boehmer Nr. 3 8 7 , 388 . lll
4
Haussig
5
Cyl. A I V 19 und V 16 : SA HG 13 7 ff. SA HG 16 3 .
6 7
8
s . v . Ningirs u .
Ningir s u : Haussig 111 s . v. Ningir s u; vgl. C . Frank , Stud ien z ur babylonischen R e ligion I , Leipzig 1911, 243 f. ; Opificius, Terrakottare lief 289. A . Moortgat , Die
Kunst
de s A lten
Me s o pota mie n , K ö l n 1 9 6 7 , A bb .
128 .
Die r eligiöse und
1 04
ikonograph i s c he
Tradition
denken, z umal die Beifügung der R osette z u der Göttin mit Löwen, wie es sich bereit s be i der e ismischen Siegelabrollung fand ,
a uf
diese Gottheit hind e utet. Mit der Darste llung der Göttin m it Löwe n bereits in der A kkad Zeit ist der Nachwe i s erbracht, daß die s e s Mot iv aus Mesopotamien nach K appadokie n gekommen ist. Denn in dieser E poche bestanden bereits K ontakte zwischen dem Zweistromland und K le ina sien. K önig
Sargon I. von A kkad stie ß - schenkt man den z um Teil legend ären, 1 später verfaßten T atenberichten Glaube n ) - bis zum T auros vor und
kam
damit der Bitte um Schut z nach, die as syrische Händler
im
östlichen K leinasien an ihn r ichteten. Die Tradit ion des Motivs der Göttin mit dem Löwen ble ibt auch in altbabylonis cher Zeit in Mesopotamien erh alten, in der I �tar allerdings nicht m e hr von vorn dar gestellt w ird 2) . W ichtig ist, daß
s ich gleich zeitig Abbild ungen h äufen, die e ine nackte bzw. s ich ent
s chleiernde Göttin auf e inem Löw e n ze igen
3
).
Da der Löw e in die ser
Zeit z um attribut iven T ier der Inanna / I lltar gew orden ist, zeigen Vgl. dazu E . F . We idner, Der Z ug Sargons v on A kkad nach K leinasien. Die ältesten ge sch ichtlichen Be zieh unge n zwischen Babylonien und ij atti, Le ipzig 19 2 2 [ Bo�azköy -St udien, hg. v. 0 . Weber, Bd. 6 ) ; H. G . Güt er bock, Die histor ische Tradit ion und ihre liter ar is c he Gestaltung bei Babyioniern und Hethitern bis 12 00, in : ZA N. F . 8 (193 4 ) 1 ff. und ZA N. F . 10 ( 1938 ) 45 ff. ; A NE T 2 6 7 . =
2
Helck, Betrachtungen 12 2 m it A nrn . 18 3 - 18 5 .
3
Moortgat, VA R 38 h ält die nackte Göttin für e in syrisches Mo tiv, das m it den Westsemiten n a c h Babylonien übertragen w ur de, w ährend Opifici us nach A nalyse der altbabylonische n T err a kottareliefs s ie eher für e inheimisch m e sopotamisch ansieht (Opific ius, Terrakottarelief 2 05 ) ; ebenso R iis, Syrian A starte Plaques 69 ff. Die sich e ntschle ie r nde Göttin d agegen ist zum ersten M ale auf k appadokischen Siegeln anz utreffe n : Moortgat, Bergvölker 26 Abb. 2 ; vgl. De laporte, Cylindres Orientaux A 849, Tf. 12 4, 4 a.
105
Löw e n
diese Darstellungen wohl den erotischen A s pekt der Göttin, w ährend Bilder , auf denen ihren Schultern Waffe n entw achsen, den kriegeri l s c he n C harakter hervorheben ) . Die De utung der von Löwen be gle iteten Göttin als l nanna / IIItar w ird ermöglicht durch die Be stät igung schrift licher Quellen. In e ine m literar ischen Zeugnis der A kkad - Ze it wird Inanna / IItar be . b en 2 ) : sc h r 1e "Inanna s it zt a uf ange s chirrte n
(?)
Löwe n " .
A us dem Beginn d e s zweiten Jahrtausend s v . C h r . sind Weihungen 3 von Löw e nfiguren für Inanna bekannt ) . Von be sonderer Bede ut ung ist dabei die Inschr ift des N ur -Adad von Larsa, der e in K ultbild 4 der Inanna a ufste llen lie ß ) : " Für die I nanna von Z abala schuf er ihren erhabe ne n Thron des Herrinnent urns aus Gold, Silber , Kor naHn und Lapislazuli und lie ß s ie darauf erhabe n sitzen. Zwei große Löwen ste llte er a uf jeder Se ite in volle m Lauf in se ine erhabene Vorhalle " .
2
A uch eine Komb ination be ider A s pe kte i s t möglich in d e r nack ten, bew affneten Göttin : Opifici u s , Terrakottare lief Nr . 2 01 und s. 2 04 ff. Sjöberg, Hyrnn 18 1 Z. 2 3; vgl. van Dijk, C ontacts 2 00.
3
Das E pitheton " Me ine Königin, Löwin im K ampf" für Inanna in e iner I ns c hr ift des Königs Ut ut) engal von Uruk ist als A usdruck ihrer St ärke und nicht als Hinweis auf d ie attr ib ut i ve Z uordnung der Löwe n z u w erten. - In dem oben A nrn . 2 z itierten Hyrnnos w ird I nanna in Z. 73 auch als Leopard bezeichnet : "Die Herrin, der Leopard unter den A nunna- Göttern .
4
J . van Dijk, Une ins urrection � n�rale au pays de Lars a avant 1• av�nement de Nür - A d ad , in : JC S 19 (196 5) Z . 2 1 7 ff.
•
.
.
"
Die religiöse und ikonographische T radition
1 06
Diese Dar stellungsform läßt s ich w ährend des ge s amten zw eiten und bis z ur Mitte de s ersten vorchristlichen Jahrt a u s e nd s im alt ! vorderas iatischen R aum verfolge n ) . A uch literarisch i s t d i e F ort dauer der Z uordnung des Löwe n z u Inanna /Il!tar beze u gt. A uf e iner Stele des let zten babylonischen K önigs Nabonid ist zu le s en : "(A uch) d ie I!ltar v on Ur uk, d i e erhabene Prinz e s s in, die (früher ) in einem goldenen Schrein ( und a uf einem W agen ) , 2 " )
an den s ieben Löwen angeschirrt waren, w ohnte ,
.
•
.
Diese Sc hilder ung des K ultbildes der Inanna /Illtar in ihrem Heilig t um in Uruk, in der von Nabonid in A nlehnung an das alte Vorbild w iederhergeste llten Form erinnert an die erste Darste llung der Götterm utter in e ine m von Löwen ge zoge nen Wagen auf griech i s c hem Boden : a uf de m F r i e s d e s Schatzhauses d e r Siphnier in 3>
Delphi, der um 5 3 0 / 5 2 5 v. C hr . ge arbeitet w u rde
.
Der Löw e der M uttergottheiten Bei seinem ersten A uftreten m it e iner Gottheit ers cheint der Löw e
im
Neolithik um mit einer mütterlichen Göttin, und
im
gle ichen Zusam m e nh ang ist er auch zuerst in Mesopotamien anz utr effen (El -Obeid ) . Da d ie frühesten Belege den Löw en als A ttr i -
2 3
z . B. I!ltar m it F uß a u f Löw e n : Ward Nr . 414 - 417 ( a u s Babylo nien ) ; IAtar a uf Löw e n stehend : W ard Nr . 7 5 1 (assyrisch ) ; Thron der Hltar a uf Löw e n : Moortgat, V A R Nr . 6 5 5 , 6 56 (as syr i sch ) .
Nach A NE T 3 09 III (A .
L.
Oppenheim ) .
S. o . S. 56 f. Läßt diese Motivgleichheit vielleicht auf w andern de K ünstler s chon z ur Zeit der Eroberung Babyions auch im Osten s chließen? Für den gr iechischen R a um ist dies schon in spätarcha ischer Z e it bele gt : Bathykle s aus M agne sia hat einen Thron des A pollon A mykleios ge s chaffe n ( Paus . 111 18 , 9) und l äßt s ich sogar für die homeris che Zeit erschließe n aus Od . XVII 38 3 ff . A ntike Q uellen be i G. M. A . R ichter, K orai, London 196 8 , 1.
107
Löw e n
b ut der k r ie ge r i s c h e n
I n a n n a /I!It ar ze ige n,
m uß d e r S c h l u ß als z u
hy pot h e t i s c h abge le h nt w e r d e n , d a ß d a s T ie r d e r Tradition e nt s pr e c h e nd
a uf mütt e r liche Züge hinw e is e n s oll.
D ar s t e ll un ge n , a l s o e r ot i s c h e
den. (z.
die e ine
unb e k le id e t e
Signifikanz h abe n,
I st e s n i c ht d e nkb ar,
B.
Nin!) u r s aga,
Nint u )
daß
Doch s ollte n a uc h je ne 1)
Gött in a uf e inem Löw e n z e ige n ,
in die Betrac ht u ng e inbe z oge n w e r
die m e s opot amis c h e n M ut te r gött inne n
als s e l b s t ändig gew orde ne Teila s pe kt e e i
ne r vor z e itlic h e n G r o ß e n Gött in i n e i n e m V e r s c h m e l z ungs pr o z e ß von I nanna / I Iftar überla ge r t w ur d e n 2 ) ., Die Gött in e r h i e lt dadurch m ütte r liche Züge,
die ih r e n e r ot is c h e n ja d ur c h a u s verw andt s ind.
würde bedeuten,
D ie s
d a ß d e r Löw e neb e n s e ine r s e it akkad i s c h e r Z e it
be ze ugten Z uordnung z u e iner kr iege r is c h e n Göttin als attributives Tier mütte r licher Gottheiten w e it e r lebte, a u c h w e nn e s meines W i s s e n s für die Z e it zw i s c h e n den Löw e ns k u l pt u r e n d e s T e m pe l s in E l Obe id und d e n
auf
altbabyloni s c h e n Darste ll unge n der unbekleideten Gött in
Löw e n ke ine Be lege für e ine derart ige Verb ind u ng gibt 3 l. Die s
de m
m u ß aber d a s W e iterbestehen des Ged anke n z u s am me nh a nge s w e gen der von Z ufälle n abh ängige n F undlage nicht völlig a u s s c hlie ßen. De nkb ar w äre alle r d i ngs a u c h e in vorüberge h e nd e s V e r ge s s e n d i e s e s Z . B. d ie obe n erw äh nte nor d sy r is che o d e r kap padokische Bronze in Be r lin und ein T e r r akottare lief aus Diqdiqqeh (O pific i u s , Ter rakottarelief Nr. 2 03 ) .
2
E ine n solch e n V organg ve r m utet Ta llq uist z. B. als E rklär ung für de n V e getat ions a s pekt b e i Illtar, der erst s e k und är d ur c h d i e V e r s c h melz ung mit der Gött in BA - (J über nomm e n w orden s e i n s oll ( Götte r e p itheta 2 6 8 ) ; vgl. Opifi c i u s , T e r r akottare lief 2 08 - I §tar w ird nie m it e inem K ind abge b i ldet; da aber viele Darste llunge n von F r a uen mit K ind d ie für die Göttin c h ar ak ter istis c h e n R osette n ze ige n ( z . B . Opific i u s , T e r r akottare lief 2 2 8 ff. ; A m iet. E lam 2 8 5 F i g. 2 2 1 ) , ist e i ne Verb ind ung mit Il!ltar z u ver m uten, z u mal s ie a uch als Mutte rgött in ange r ufe n w ird (Tallq uist, Götte re pitheta 3 34 ) . Ebe nso könnte d i e obe n erw ähnte Bronze m it Kind, d i e a uf e inem Löw e n steht, als Dar stellung der mütterlichen I f!tar ange sehe n werden (oben S. 9 9 •
3
vie l le ic h t d i e n a c kt e Gött i n a uf d e m Löw e n d r a c h e n a uf a k k ad i s c h e n Sie ge l n an ge s e h e n w e r de n : z . B . Boe h m e r N r . 3 7 3 .
A ls
Z w i s c henglied
k ö n nte
f. ) .
D ie religiöse und i k o no gr a ph i sc h e
108
T r a d it i on
Z usamme nhange s , w ie es bei vielen anderen Motive n der Fall ist, der dann in a ltbabylonischer Ze it w ieder auflebt, Schließlich kann aber das erne ute A uftreten des Bildgedankens auch auf die E inw ir k ung neuer Be völker ungselemente oder e iner ausländ i s chen K unsttra
dit ion z urückgehen;
hier w äre an e inen verst ärkte n se mitischen oder 1 e ismischen E influß z u denken 1 .
c ) Syr ien Atargatis - Des Syria m it Löw e n Im syrischen Bereich begegnet d e r Löw e in d e r
römischen K a i
serzeit a l s Attribut e iner Großen Gottheit, d e r A targat is , d i e auf 2 gr und ihres s pe z ifisch syrische n Wesens s e it he llenistischer Zeit ) oft nur a ls "Syrische Göttin", De a Syria, E vp C n c; a. c o c; , bezeichnet 3 w urde ) . Das A ussehen ihres K ultbilde s in ihrem Hauptheiligtum in Hierapolis ist,
wE
oben S. 3 8 ff. ber e its ausfUhr lieh besprochen, durch
d ie Be schreib ung von Lukianos e inigermaßen s i cher rekonstr uierbar . Wenn auch Lukianos die in frühen Z e iten be stehende Be z iehung zw ischen Her a und den Löwe n nicht bekannt gew e s e n sein dürfte, so ist doch se ine1 interpretatio graec a• des hierapolitanische n K ult bildes
als
Hera ver s t ändlic h , wenn man e ine Bemerkung in K apitel
15 der Abhand lung berücks icht igt , wo
er die Löwen als charakter i
stische s Attribut d e r Rhea im lydischen K ulturkreis be zeichnet . Die Löwe n, die den T hron des K ultbildes in Hie ra polis flankieren 4 ) Vgl. Frankfort, C ylinder Seals 2 3 3 . 2
Mouterde , Dea Syria en Syr ie 13 7 .
3
Beispiele , auch für die Ver unstalt u ng des Namens, bei C umont, in : RE VIII (19 01 ) 2 2 3 6 s . v. Des Syria s ow ie be i Goos sens , Hi� rapolis de Syrie 58 A nm . 1 und 2 ,
4
Z ur Problemat ik der Löwe n am Thron siehe obe n S. 4 0
f.
109
Löwe n
oder ihn tragen bzw . der Göttin als Sitz die nen, betrachtet Lukia nos also als e in an lydische V orbilder erinnerndes E lement in der syrischen D arstellung der Göttin. A uch wenn er die Gründ ungs s age ablehnt , die den Bau des Heiligtums in Hierapolis e inem Lyder zu schreibt , so sche int er aber dennoch e inen westkle inasiatischen E irüluß auf die äußere Gestalt ung des K u ltbildes für wahrscheinlich oder z um inde st möglich zu halten, ohne jedoch nach e iner Erklärung dafür zu s uche n. W ährend Lukianos nur den in der griechischen b zw . römischen We lt gel äufigen Namen der Göttin nennt , gibt Macrobius, Sat . I 2 3,
18
den einheimische n : A d argatis (sie ) w ieder und erw ähnt in
se iner Beschreib ung des K ultbilde s , die allerdings auf der von Lu k ianos basieren könnte , gle ichfalls die Löwen, die " s ub eodem si l m u lacro" z u sehen s ind ) . Die literarischen Ze ugnisse der römischen Kaiserzeit für d ie attr ib utive Z ugehörigke it der Löwe n z ur syrischen Atargatis werden ergänzt d urch bildliehe Be lege , deren I ns c hrüten die ldentüizier ung der Gött in s icher n : 1.
Marmoralt ar a u s R om (he ute i m K a pitolinischen Museum ) . E r zeigt i m Bildfe ld eine Göttin auf e inem Thron, d e r von zwe i
Löw en gebildet wird. I n der R echten h ält s ie eine Spindel, in der Linken einen Spie ge l. Die zweizeilige Inschrüt w eiht den Altar der syr i s chen Göttin : 2 l D
·
D
P •
·
A C I LIVS
DIA SV Ro. A E
•
•
FE UX CVM
•
SVIS
V ielleicht soll dieser A usdruck zeigen, daß die Göttin auf dem R ücken der Löw e n sit zt , w ie es von bildliehen Darste llunge n bekannt ist. V gl. obe n S. 4 0 f. 2
C I L VI 115; Pietrange li, Monumenti Nr . 14; bolik der K ugel, in : R M 51 (19 3 6 ) 6 2 Abb. 9 .
0.
Brendel, Sym
llO
D ie religiöse und ikonogr a phische Trad it ion
2. Ebenfalls in R om w urde die Statue eine r Göttin gefunden, deren Kopf le ider fehlt. Sie steht auf eine r Basis zw ischen zwei Löwen. Durch die beigefügte W e ih inschr ift w ird s ie als Dea Syr ia ( Dea Sur ia ) identifiziert; Zeit des Maxim inus Thrax ? ) DEA E SVRIAE SAC R
VOTO SVSC E PT PRO SA LVIE 3. Der obere Teil der Bauinschrift e ines A rcus in A quincum (he ute
Budapest, 3. Bezirk ) w ar m it drei durch I nschriftenfe lder von
e inander getrennten Nis chen ver sehen, von denen zwe i noch er halten sind. Di e ehemals m ittlere Nische zeigt I u piter m it e i nem Donner ke i l in d e r Linken, m i t d e r R echten s1ützt er sich auf s e in Sze pter;
e in A d ler hockt zu seinen Füßen. Die rechte
Nische enthält die Darstellung e iner Göttin im langen Gewand . A uf dem Kopf t r ägt s ie e ine M a uerkrone , in der Re chten h ält sie eine Spinde l, in der Linke n einen R oc ke n. Zwischen de n bei den Nischen, unterhalb der Tab u la ansata, steht ein im Verh ält nis z ur Göttin übergroßer Löw e . E r innern s chon d ie Mauerkrone, die Spinde l und der Löwe an die Be schre ibung von Lukianos, so ist die Benennung der Göttin d urch die Inschrift, die s ich auf der Tabula ans ata über dem Löwen erhalten hat, ges ichert : das De nkmal, das aus severischer Z e it stammt, ist u. a. der Dea 2 Syria gew e iht > . A us Syr ie n selbst, dem He imatland der De a Syria, wo sie unter e i nem von de n Griechen als Atargatis transkrib ierten Name n ver e hrt w urde , ist uns b isher kein Denkmal bekannt gew orden, das e ine statuaris che Dar stellung der Gött in vollst ändig zeigte u nd dur c h C I L VI 116 . Eine ergänzte Umzeichnung a uf d e m F rontispiz von C C DS I 1. 2
K4d4r, Die kleinas iatisch - syrischen K ulte 6 ff.
Löw e n
lll
I nschrift e inde utig identifiz ierte . Die aus dem westlichen und nord östlichen Teil de s römischen R e iches bekannten Bilder ermöglichen aber im Verein m it den literarischen Ze ugnis sen - wobe i die Schrift von Lukianos die größte Bede utung hat - die Z uw e is ung syrischer De nk m äle r an A targatis - Dea Syria. A us Hierapo lis , dem K ultzentr um der syrischen Göttin, stammt das in die s e m Zusammenhang wohl wic htigste Ze ugni s . E s hande lt s ich um ein kleines We ihrelief, das in den R uinen des Haupth eilig l tums der Dea Syri a gefunden worden sein soll ) . Der Be schre ibung des französ ischen R e isenden z ufolge , der die Skulpt ur 18 6 4 / 6 5 a uf
fand, ze igt sie eine Göttin, deren K o pf abgebrochen ist, a uf e inem von Löwen getrage ne n Thron. Das R e lief, das in das 2. Jahrh undert n. Chr. datiert w ird, ent s pricht damit der zeitgenössischen Schil
der ung, die Lukianos vom K u ltbild im Tempel gibt . Unterhalb der Dar ste llung s i nd R e ste e iner Inschrift mit für die antoninische Zeit charakteristischen Buchstaben erhalten, d ie zu u lt t p a[ W't Tl P LClC:, 2 e rgänzt werden > . Ebe nfalls w ie e ine plastische I llustration z u der Bes c hre ib ung von Lukianos w irkt ein kle ine s R elief aus dem Tempel der Atarga t i s i n Dour a - E uropos, der bei d e n A u s grabungen 19 2 9 / 3 0 freige legt E. G. R ey, R apport s ur une miss ion s c ient ifique accomplie en 18 6 4 - 18 6 5 dans le nord de la Syrie , in : A rchives des miss ions scientifiques et litt�rair e s . C hoix de rapports et instructions, 2l!me s�rie 3 (18 66 ) 349 f. ; vgl. E. Ledrain, Notice sommaire des monuments ph�ni c iens (du M u s�e Nat ional d u Louvre ) , Pa ris o. J. 4 0 Nr . 8 1 . - E iner fre und lichen A usk unft des Kcmse r vator s d e s D� partement d e s A ntiquit�s Grecques et Romaine s du Mus�e du Louvre zufolge befindet sich das Re lief in der Sammlung de s D� partement des A ntiquit�s Orientale s (Inv. Nr . A O 48 1 7 ) . - E rhaltene Länge 0, 2 0 m, erhaltene Höhe 0, 2 6 m . E i n Photo d e s R eliefs ist le ide r ke iner d e r beide n zitierten Publikationen beigefügt. 2
E s hande lt sich wohl um e ine im Tempel a ufge ste llte W e ihgabe , die der e igent lichen K ultstatue nachgebildet ist.
J
Die rel igiöse und ikonogra phische Tradit ion
11 2
l w urde ) . Neben der fast zwei Drittel des Bildfelde s e innehmenden Göttin ist ihr Parhedros auffallend kle in gestaltet, w a s se iner se k und ären Bedeutung im K u lt A usdruck verle iht (Tf. 9 b ) . Atargatis s itzt auf einem Thron und trägt e in lange s gegürtetes Gewand, e i
n e n Polos mit einge r itztem Zackenmuster sow ie eine n Schleier. Ihr Schmuck besteht aus kugeligen Ohrmge n, e iner Halskette mit e i nem sche ibenförmigen A nh änger und e inem A rmband . In d e r linken, z ur F aust geballte n Hand befindet s ich ein Loch;
möglicherweise
w ar hier eine Spindel aus Metall e ingesetzt. Die Göttin w ird flan k iert von zw e i Löwen, von denen aber nur die r ies ige n Köpfe s icht b ar s ind . In dem recht schematisch und roh gearbe iteten Re lief, das in das
3.
Jahrhundert n. Chr. datiert wird, fallen besonders
die großen A ugen der Gött in auf. Hinz uw e isen ist noch auf die ab w ertende Stellung, die auch den attr ibutiven T ieren des Hadad z u kommt : w ährend d e r ohnehin zu klein gerate ne Kopf des e inen Stie res rechts neben Hadad zu sehen ist, w ar für den zweiten nur noch Platz über dem linken Löwenkopf neben A targat is . A us einem kle inen Heiligtum in Dour a - E uropos stammt ein w e i 2) t e r e s R e lief m it e iner v o n Löwen flankierte n Göttin . D e r Tem pe l w ar der A rtemis A z zanathkona gewe iht, e iner lokalen Sonderform
3 der A rtemis, die in der Stadt ein e ige ne s großes Heiligtum besaß ) .
Das stark be schädigte R elief zeigt die Göttin in der für die syr ische A targatis bekannte n Form zwischen zwe i Löwen s itzend. Ebenfalls in Obereinstimm ung mit der Beschreib ung von Lukianos zeige n die Münzen der Stadt das dort verehrte Götter paar m it ihre n Dura -Excavations I ll 100 ff. T f . XIV; Mouterde , Dea Syr ia en Syrie 14 1 glaubt sogar , d a ß d i e s e s Re lief unmittelbar dem Vor bild der K ultbilder im Tempel in Hierapolis folgt. 2
R . Dussaud, Le s foullies en Syrie dans 1' ann�e 1 9 3 2 , in : Syr ia 14 (19 3 3 ) 8 7 f. Vgl. oben S. 8 0 . -
3
C umont, Fouille s 196 ff.
Löwen
113
1 Tiere n : Hadad mit Stieren, A targatis mit ihre n Löwen l . Unter den beiden Stat uen ist im Feld oft noch ein Löw e z u sehen, der die Dominanz der Göttin heraushebt . Die gle iche, optisch untergeordnet erscheinende Stelle nimmt der Löwe auf den Rückseite n kaiserzeitlicher Münzen aus Hierapolis Bambyke ein, deren übriges Bildfeld von e inem großen A dler ausge 2 füllt wird ) . Dieser darf jedoch nicht als Symbol des Hadad gede utet w erden 3 ) , auch wenn dieser als Parhedros der A targat is , die in e iner " inte r pretatio graeca" mit Hera identüiziert wird, mit Zeus
gle ichgesetzt w urde 4 ) ; denn der Adler ers cheint seit der R egier ungs
zeit des Nero auf z ahlreichen Emis s ionen im ge samten syris chen 5 R a um als e ine A rt " Provinzialw appen" ) m it wechselnden Beizeichen, die für die jewe ilige Stadt von Bede utung w ar e n . I n Hierapolis , dem K ultzentr um der Syrischen Göttin, tragen die Münzen deshalb deren attr ibutives T ier als A usdruck der ihr e ntgege ngebrachten Verehr ung. Kann man bei diesen Münzbildern den Z us ammenhang des Löwen m it der Göttin nur ers chließen, so w ird seine R olle als Stellve r treter der Atargatis be i Münzdarstellungen d e ut lich , die ihn allein auf der Rückseite ze igen, umgebe n von eine r Legende, die den r ö m ischen Name n D e a Syr ia w iedergibt und s ie a l s Hauptgöttin der Stadt auswe ist :
6 8 EA I :I YPIAI I EPOnOAEI TgN ) .
Diese E m issione n w ur -
de n z uerst unter C ommodus ge pr ägt, nachdem z uvor lediglich die Z. B. Imhoof- Blumer , Griechis che Münze n, 18 9 0, 2 3 5 Nr . 7 72 (A lexander Severus ) .
2
Z . B. BMC Galatia Pl. XVII 12 und 13;
3
So C umont, ll': t udes syrienne s 5 9 .
M cDonald II1 139 Nr . 2 9 .
4
Lukianos 3 1.
5
W . \V r uck, Die syrische Pr ovinzialpr ägung von A ugustu s bis Traian, St uttgart 19 3 1, 9 .
6
Diese Legende erscheint stereotyp in dieser F orm oder leicht abgew ande lt a uf fast allen h i erapo tit ani s c h e n Münzen seit Tra ianus; siehe BMC Galatia 13 9 ff . ; Mc Donald III 136 ff .
114
D ie re l i g i ö s e
Legende
in e inem
und
ikonog-·· a ph i s c he T r ad i t i o n
Lorb e e r kr a n z a uf d e n R ü c k s e i t e n d e r
Münzen zu
s e h e n w ar .
Der w ur d e
Ste r n ,
I)
,
der
u nt e r C ar ac a lla d e m
Bild d e s
m u ß ni c h t not w e nd i ge r w e i s e d i e astr ale
w e n z um A u s d r u c k b r inge n, s ch e n T e s se r ae
da
der
Löw e n h inz ugefü gt
de s Lö -
Be d e ut ung
S t e r n a uch a uf d e n palmy r e n i
z u d e n Symbole n d e r A t ar g
at is
ge h ör
t
und
s icher
l i c h a l s H inw e i s a uf deren s iderischen C h arakter aufgefaßt werden 2 k ann 1 . Bei de n gle ichen Darstellunge n a uf d e n R ü c k s e it e n d e r Mün zen
von S a m o s at a d a ge g e n ist d i e A nnah m e ,
Löw e n
des Zod iakos handelt ,
symboli s ieren soll, b i nd ung z u Das
daß
es
s ic h
u m den
der das Gründ ungsdat um der Stadt
eher b e r e cht i gt ,
3 e in er Gotthe it nah e le gt 1 .
z umal die Le gende keine Ver
Bild des Lö w e n auf hierapolit anis chen Münze n geht a uf eine
a lte Tradit ion z ur ü c k . Unter den 1\lü n ztype n, d ie z ur Z e it der Prie c s terdynastie des A bd H ad ad ge pr ägt w urden, finde n s i c h E mis sionen, -
d ie eine w e ibliche Gotthe it m it Sc hle ier neb e n e ine m Löw e n z eigen; e in Dr e ie c k sow ie die 4l u m g e b e n d i e Dar ste ll un g . Hier
ein
1 2
3
4
St e r n,
BMC G alat i a
14 3 Nr .
aram äische Le gende h a nd e lt e s s i c h
c
t
c
A ar
s icher lich
at e
um
e in
4 3 und 4 4 .
Glei che s gilt für den Halbmond, der h äufig auf d e n T e s s e r ae neben A t a r gatis anzut r effe n ist . Münzen von Palmyra ze ige n ihn auf d e r R ü c k s e ite z u s a m m e n m it einem Löw e n; die Vor d e r s e ite t r ägt d e n K opf der Tyche mit M a uerkrone : B MC G a l a t i a 1 5 0 Nr . 6 u n d 7; v gl . a u c h D u s s a ud, Note s I V , 2 2 8 f .
BMC G a l at i a 116 f . Nr . 1 - 3; die Pr äge st ätt e ( n ) d e r Nrn. 4 ff . konnte (n) bisher ni cht ide ntifiziert w e r d e n, doch werden s i e in A n a l o g ie z u d e n e inde ut ig z u ge w i e s e nen Stü c k e n e b e nfalls S a m o s at a z u ge s chrieb e n; vgl. Seyr ig, A ntiquit� s Syriennes 4 0, 18 . Babe lon, Per s e s A ch � m � nide s LII F ig . 15 = Str ong, Gar stang, T h e Syr i a n Godde s s , F r o nt i s pi z Nr . 8 ; Umzeichnung b e i
R on z e valle ,
Monna i e s 2 5 ,
Fig.
3.
1 15
Löw e n
Bild der in Hierapolis verehrte n Gött in, begle itet von ihrem attrib u tiven Tier, de m Löw en. Nicht ganz so e inde utig ist die Be ziehung der Göttin zu dem Löw e n
Münzen der gleichen E poche, deren c 1 Atä zeigt > , 2} w ährend a uf der Rückseite e in Löwe e ine n Stier angre ift ; die Le 3> ge nde ne nnt den Namen A lexander s . auf
Vorder se ite die Büste der Göttin m it der Um schr ift
Erst die Münzpr ägung unter C aracalla nimmt das Motiv der Göt t in mit dem Löwe n w ieder auf. Umgeben von der bekannte n Le gende gibt es zw ei Var ianten in der Darste llung der Götti n : eine zeigt A t argatis m it C h iton, Peplos und Mauerkrone auf e ine m Thron, der 4} von zwei Löw e n flankiert w ird ; auf dem anderen Münzty J\ st d ie Göttin auf e inem Löw e n r e itend zu sehen, Szepter und Tympanon in R onzevalle , M onnaies 5 Nr . 4 4 5 f. Nr. 3 1 6 , Pl. VII 18 .
=
Babe lon, Perses A ch�m� nide s
2
Z ur Bedeut ung dieses Motivs s iehe W. Hartner, The E ar liest H i story of the C onste llation in the Near E ast and the Motif of the Lion - Bull C ombat, in : JNES 2 4 ( 19 6 5 } l ff.
3
Ob diese Münzen noch z u Lebzeiten A lexanders ge pr ägt w urden oder seine n Namen in E rinner ung an den herois ierten Makedo ne n tragen, muß dah inge ste llt ble iben. - E rw ähnt sei noch e ine weitere E m is s ion mit se inem Namen, die auf der Vorderseite den K önig be i der Löw enjagd zeigt, auf der R ückseite e inen s itzenden m änn l ichen Gott m it einem Adler zu Füßen und die c c Lege nde : .Atä- A tä : Ronzevalle , Monnaie s 5 Nr, 2. Die Löwe n jagd i s t in Vorderasien stets Privileg des Herrschers gewesen und ihre Darste llung Symbol se iner Macht . In diesem Sinne ver steht auch R onzevalle, Monnaies 5 7 f. das Münzb ild . Hinw e i sen möchte i c h a u c h auf die h istorische Löwe njagd A lexanders in Sidon, d ie den junge n Herrscher in Lebensgefahr brachte; vgl. die Dar stellunge n auf dem soge nannten A lexander - Sark o phag: v . Grae ve , A lexandersar koph ag Tf. I , 2 u n d 36 - 41 .
4
BMC Galatia 143 Nr . 46 - 49; Mc Donald III 13 8 Nr . 2 4 - 2 6 ; Se verus A lexander und I ulia Mammae a : BMC Ga latia 145 Nr . 5 5 und 56 Mc Donald lli 1 3 9 Nr . 3 0 und 31. C aracalla : BMC Galati a 143 Nr . 5 0 - 5 3; Se verus A 1exander : Mc Donald III 139 Nr. 32; Ph ilippus A r abs : BMC Galatia 14 5 Nr . 5 7 - 6 1. =
5
Die religiöse und ikonogr a phische Tradition
116
den H änden. Zwei we itere R e liefs syrischer Herkunft s ind noch anz uführen, die mit e iniger Wahrsche inlichkeit der Atargatis z u z uw e isen sind. Das erste R e l ief, dessen obere Hälfte abgebrochen ist , zeigt zwei ! Göttinnen in Vorderansicht ) . Eine Gottheit thront zwischen zwei Lö wen, die andere steht neben ihr und tr ägt e inen Schild. Vermutlich ist die von Löwen flankierte Göttin Atargatis, dargeste llt in der für sie typischen Weise. Bei der zweiten Gottheit könnte es sich um A llat hande ln, die ja h äufig bewaffnet ist. Das andere R elief 2 befindet sich heute im M useum von Damaskos l . Neben e iner thro nenden Göttin, deren Unterkörper i m H albprofil und deren Ober
körper frontal wiede r gegeben s ind , ist ein sit zender Löwe ( Löw in? ) z u sehen;
die Göttin trägt in der Rechten ein Sze pter . A uch hier
ist vermutlich Atargatis darge stellt , zu deren Attributen das Sze p ter gehört, Die Verehrung der Atargatis im nabat äischen Khirbet et - Tann ur sche int sich der äußeren Form nach z umindest teilw e ise an d ie im Haupthe iligtum in Hierapolis - Bambyke übliche Form angelehnt zu haben. A uch h ier ist der Göttin wohl an der Se ite ihres Parhedros Hadad geh uldigt w orden. Die se Vermut ung bas iert e inerseits auf der Beobacht ung, daß das K ultbild des Gotte s in dem " Z e u s - T e m pel" genannten Bauw erk so aufge stellt gewesen i s t , d a ß links d a 3 v o n e ine zwe ite K u ltstatue Plat z hatte ) ; anderer seits w urden dort auch diE' Fragmente einer Löwe nfigur sow ie e ines F ußes e ntdec kt , der vielle1cht von der danebe nsitzenden Göttin stamme n könnte . G. Ploix de R otrou, H. Seyrig, Khirbet e l - San� . in : Syria 14 (19 3 3 ) Tf. V 2 . V 4.
2
a. 0 .
3
G l ueck, De itie s and Dolph ins 2 6 9 ff. ; auf allen bisher be kannten Darste ll unge n beider Gotthe ite n s itzt Atar gatis links von Hadad : Drijvers, Die Götter Edessas 2 76 .
PI.
11 7
Löwen
A u s Palmyra, der Oasenstadt, in der zw ar bisher keine e igenes 1 He iligt um der Göttin 1 , wohl aber ihr K ult nachgew iesen werden konn 2 te l , ist eine Gruppe von Denk m älern bekannt geworden, die T ontes serae, die - als E intr ittsmarke n für ·religiöse Veranstalt ungen und bei Getreideverteilungen verwendet - mit Darste llungen und Symbo len ver schiedene r , in der Stadt verehrter Gottheiten versehen w a 2 ren ) A uf einigen Stüc ken findet s ich das Bild e iner throne nden 3) Göttin im langen Gew and , flankiert von zwei Löwen; der Löwe 4 k ann auch auf der Rückseite der Teesera darge ste llt sein ) ; m it •
der R echten stützt s ie s ich auf ein Sze pter, auf dem Kopf trägt 1 s ie e inen Polos 5 und meist s ind Halbmond und Ster n bzw. R osette 61 beigefügt . A ufgr und dieser kanonische n Symbole s ow ie der ande ren, in unters chiedlichem Wechsel auftretenden Attrib ute konnten we itere Tesserae - Bilder in d ie R e ihe der Darstell ungen derselben Göttin eingefügt w e rden, die wohl s icher als Atargatis z u identifi zieren ist. Al s Be leg für diese De utung dient vor allem die Teese r a mit dem Namen der Atargatis, umgeben von e iner Strah lenroset 7) te und Punkte n (Ster ne ) . Die drei Abb ildungen, d ie die Göttin i n Begle itung zwe ier Löw en ze igen, h ält Rostovtzeff sogar für Wieder
gaben des K ultbildes der Göttin in ihrem - noch nicht a ufgefundenen R o stovtzeff, Hadad and Atargat is 5 8; Mesnil, T M P 3 6 1 : Tesse ra m it dem Namen der Atargat i s , umgeben von Symbole n ( Str ah le nrosette , Punkte = Sterne ) . 2
Me s nil, T M P pas sim;
3
R ostovt zeff, Hadad and A tar gatis Nr . l, 5 , 6; 3 7 0 ff.
4
Rostovt zeff, Hadad and Atargat is Nr . 2 .
5 6
Fehlt bei R ostovtzeff, Hadad and A tar gatis Nr . 3 .
7
Rostovtzeff, Hadad and Atargatis 58 ff. Mesnil, T M P
Nur bei R o st ovt zeff, Hadad and A tar gatis Nr . 6 fehlen be ide Symbole . Vgl. auch kaiserzeitliche Münzen von Palmyr a : auf der Vorderseite die Büste der Stadttyche mit Schle ier und Ma u erkrone , d ie R ückseite zeigt e ine n Löwe n und e inen Halbmond ( z . B. BMC Galatia 149 Nr. 7 ) . Siehe A nm .
l.
1 18
D ie r e ligiöse und ikonogr a phische T r ad ition
Te m pe l
1)
•
A tar g atis
w urde als beso ndere Sch utzgött in der Stadt , als Tyche
(semitisch : Gad ) , ange sehen, eine F unktion, a uf die bei der Betrach der Mauerkrone als Symbol dieser E igenschaft noch näher ein
t ung
2 z u ge h e n ist ) .
E i n R e lief aus dem Gad - T e m pe l in Dour a -E uropos
zeigt e i ne ins c h r ütlich als Tyche von Palmyra b e ze ichne t e
s itzende
w e ibliche Gottheit , m it einem Löwe n z u ihrer Re chten und e iner Mauerkrone a uf dem K opf, die sicherlich Atargatis in ihrer F unk 3
) . E ine n weiteren Beweis dafür ) liefert e in von dem T r ibunen Terentius gest ütete s Fresco im Bel
tion als Tyche darste llt (Tf. 8 b
T e m pe l von Doura - E uropos, das neben der grie chischen Legende T v X TJ
na1q.LIJpwv eine thronende Göttin m i t Mauerkrone , d i e ih r e R e c h
te a u f d e n Kopf e ines neben ihr hocke nden Löw en legt, zeigt (Tf. 4
8 a ) ) . A ls Stadttyche ist d ie Göttin mit dem Löw en a uch auf den
Münzen Palmyras z u sehen : s ie re itet auf e inem Löw en und trägt
e i ne Mauerkrone S ) . Schlie ßlich finden s ich auch auf e i nigen Te s se r ae e in Kopf mit M auerkrone
b zw. die Ge samtdar stellung einer
Göttin mit Mauerkrone und Löwe
6)
.
Die Z uordnung de s Löw e n z ur syrischen Großen Göttin liegt s icherlich in dens e lben Urs achen be gründet, die auch schon für die verw andten griechischen Göttinnen festgeste llt w urden. A ls Symbol der Nat ur m ächte, der Sonne und damit dieser e inerseits zerstören den, anderer s e its fr uchtbarkeitbringe nden Kraft , gehört er genuin Rostovt zeff, Hadad and Atar gatis 2
Siehe
3
D ura -Ex c av ations VII / VIII
4 5
6
62.
unt e n S. 1 2 9 ff.
Dura-Excavations
1ll 1 3 7
2 6 0 ff.
ff. und
, Tf. XXX I V . 2 2 6;
C umont, Fo uilles 96 f.
R ostovt zeff, Hadad and A t ar gat i s 5 8 ; Mesnil, T M P Tf. 2 7 , 3 1 , 3 3 , 3 4; Tf. 10 7 Nr. 3 2 ; Tf. 108 f. Nr . 3 5 .
Nr.
Z. B. Mesnil , T M P Tf.
2 9 , 3 0.
104
f.
119
Löw e n
z ur Verkörper ung der lebens pe ndenden Beherrs cherin der ge samten Natur .
Für
den syrischen R aum
l äßt
s ich der Löw e als Attr ibut
der Große n Göttin jedoch erst z u e inem re lativ späten Z eit p unkt in der re ligiöse n E ntwicklung nachweisen. Den A nstoß zu dieser Verb indung sche int d ie Einw ande r ung der se mitischen A ra mäer nach 1 Syr ien gegeben zu h abe n ) . Ihre weibliche Hauptgotthe it die fast ,
stets von Löwe n begleitete I !ltar , e nt s pr ach der Großen Göttin, d ie s ie in ihrem ne uen Siedlungsraum antrafen und deren E rscheinung 2 uns in den zahlr e ich erhaltenen Tonfigurine n überliefert ist ) . Der Typus der nackten, die Fr uchtbarke it symbolis ierenden Göttin, pa rallel z um erotischen A s pekt der I !ltar , ist dabe i ebenso vertreten
w ie der kriegerische Typus 3 ) , in dem die bew affnete I §t ar ihr Ge genstück findet. Som it w äre die att r ib ut ive Z uordnung des Löwen eine ikonographische Erweiter u ng im Bild d e r Syrischen Göttin, die die Aramäer in A ngle ichung an ihre Große Gottheit vollzogen 4 h aben ) .
Etymologie des Namens A targatis Die Tontafelfunde von Ugar it / R as §amra, die ein gute s Bild von den re ligiösen Vorste llunge n in der zweiten Hälfte des zweiten vor christliche n Jahrtausends vermitteln, zeige n die Überlagerung der c e inheimischen, kriegeria:h- erotischen, unter de m Namen A nat 5 ) verehrten Göttin d urch die verw andte semitische Gese 2
c
A� art /A !Itart /
16,
Pr itchard,
Pale stinian F ig ur ine s passim.
3
V ie lleicht bee inhaltet der kriege r is che A s pe kt auch d ie F unktion der Stadtbes chützer in; so R onzevalle, Monnaies 44.
4
Vgl. auch Goos sens, Hi�rapolis de Syrie 6 1, Z u � nat siehe Haussig 2 35 ff. s. v . 9\ nat , cA nat als K r iegsgöttin: A NET 136 z . 5 ff. ; als Fr uchtbarkeit s göttin : A NE T 141 f. Vgl. Helck Betrachtungen 154 und D us s aud, Notes I V 2 2 6 ff. ; ,
D ie religiöse und ikonogr aphische Tradition
14 0
an Demeter
1)
w ird Tyche als Tochter des Oke anos genannt , w äh
rend Pindaros s ie in s einer 1 2 , Ode als Tochter d e s Zeus bezeich net. Kennze ichnend für ihr Wesen ist das Schwanke nde , Unbestimm 2 das te ) , h äufig symbolis iert d urch das .Attribut des Ste uerruder, 3l s ie als Lenkerin des Schicks als charakteris iert . Der W uns ch, in ihr vor allem die Garantin des Glücks z u sehen, zeigt s i ch
in
den
z ahlre ichen Weihungen an d ie aycx�� -r ux 11 , die besonders in Klein 4 a sien h äufig anz utreffen s ind ) . A uc h die Z uordnung des Hor ns der .A m altheia, des soge nannten Füllhor ns , als Sy mbol für F r uchtbar S) ke it und Re ichtum appelliert an die pos itive Se ite der Tyche, die z . 42 0; vgl. Paus anias IV 3 0 , 4 , Zum Problern der Tyche bei Homer s iehe Nils s on, GGr R e l. I 3 6 1.
2
R e cht e indr inglich bei Pindaros, a. 0. zum A usdruck gebracht; auch bei T h ukydide s w ir d s ie als unberechenbare Macht .mge sehen, die "das überle gte Planen u nd Handeln des Menschen von a ußen her" begrenzt : W, Müri, Beitrag z um Verst ändnis des Th ukydides, in : MusHelv. 4 ( 1 9 4 5 ) 2 5 3 ff. Vgl. Polybios Vlll 2 2 , 10 und XXX 1 0 , 1.
3
E in sehr frühes Be is pie l ist die Urkundenstele des Phylarc hos aus dem J ahre 361 v. C h r , : F, H iller von Gaertr inge n, Die Phylarchosinschrift von Tegea, in : AM 3 6 ( 1 9 11 ) 3 4 9 ff. Die Verbind ung der Tyche z um Meer ist w iederholt bele gt : Z ie gler, in: R E VII (19 4 8 ) 16 48 s . v , Tyche . Vgl. z um Ste ue rruder auch .A ll� gre, Tych� 2 2 4 ff.
4
5
Vgl. R oseher , ML VIII ( 1916 - 2 4 ) 1 3 5 2 s. v, Tyche. Seit dem E n d e d e s 5 , Jh . v. C hr. w ird s ie i n at t ischen Dekreten angeru fen : Hamdorf, K u ltpersonifikat ione n 3 7 f. und mindestens seit der 2 . H älfte des 4. Jh . v, Chr. kultisch verehrt : Nilsson, GGrRel. I1 2 08 f,
Z. B. Tyche von A igeir a : Paus anias VII 2 6 , 8 und d ie des Bu palos für Srnyrna : Paus anlas I V 3 0 , 6 . H e idenreich möchte in seinem .A ufsatz " Bupalos und Pergarnon" (AA 19 3 5 , 6 6 8 ff . ) Bupalos " z e it lich in die Nähe des Meisters des Tele phosfrie ses" (a. 0 , 6 9 9 f. ) setzen u nd führt dazu an, daß das Füllhorn, das Pausanias bei der Beschreibung der Tyche von Srnyrna ne nnt, im 6 , Jh. v. Chr. noch unbekannt gewesen sei (a. O. 6 7 3 ) , Vgl. die E nt gegnung von R umpf, Z u Bupalos und .A thenis, in : A A 19 3 6 , 52 ff. , d e r d e n Nachweis erbringt, daß d a s Horn der .A rnal . theia dur chaus bereits im 6 . Jh. v. C hr , in der b ildenden K unst zu finden ist und auch in der Dichtung erw ähnt wird. Se ine scharfsinnige A nalyse liter arischer Zeugnisse unterstüt zt die Da tier ung des Bupalos in archaische Zeit.
Di e religiöse und ikonogra phische Tradition
142
5. Jahrh underts v. Chr. e in, Hand in Hand mit der "fortschreiten de n Schw äch ung des G laubens an das W irken der Götter " und der " E ntgöttlich ung der Welt " I ) Maßgebe nd aber w ar auch das Hervor •
treten der erfolgreichen, starken Persönlichke it, d ie a uf ihr Glück und Ge schick vertraute und damit den Glauben an die Macht des 2 Schicksals, der Tyche , über den an die Götter stellte ) . Fortuna Von der griechischen Personifikation des Schicksals, Tyche, ist 3 d ie römische Fortuna z u trennen ) , e ine Differenzie r ung, d ie durch 4 die gleichartige n Attrib ute erschwert w ird ) . Der K ult der Fortuna, der der Sage nach von de m sechsten römischen K önig Servius T ul 5 lius in R om e ingeführt worden s e in soll ) , als o auf einer in das 6. Jahrh undert v. Chr. z urückgehenden Trad ition ber uht, unter s cheidet sich von dem minde stens ebenso alten der Tyche durch das Überw ie gen des positiven A s pektes . A uch F ort una ist d ie
Her
r in "de s unvorherge sehene n Schicksals , de s überraschenden, gle ich 6 s am launischen Glücks und des Z ufalls " ) . Aber das Unberechenba re, Unsichere , das der Begriff Tyche ent h ält, ist fast ohne Gew icht. Fortuna ist auch sehr viel früher als Tyche in E inzelgestalten auf gegliedert w orden; Truppenteile , K ollegien, I nn ungen stande n unter dem Sch utz "ihrer" Fortuna 7 ) . Sogar bedeut ungs volle , ereignisreiNils son, GGrRel.
li
2 01 f.
2
Vgl. Nils son, GGrRel. II 3 01.
3
Nils son, GGrRel. li 2 03; Pötscher, in: K l. Pauly V (19 75 ) 1 016 s. v. Tyche; F urtw ängler, C ollection Sabouroff, Te:rt z u Tf. XXV.
4
W ie Tyche kann a uch Fort una mit Ste uerruder und Füllhorn dar ge stellt werde n : z. B. Mattingly lii 24 Nr. 134 (Nerva ) .
5
E isenhut, in: K l. Pauly II (19 6 7 ) 5 9 7 s . v. Fortuna sow ie Deiß mann- Merten, i n : Kl. Pauly V (19 7 5 ) s . v. T ullius Nr . 5.
6
A lthe im, Römische R e ligions ge s chichte I 5 7 .
7
K . Latte, Römische Re ligionsge schichte, München 19 6 0, 176 ff.
Mauerkrone
14 3
ehe T age oder A uge nblicke erhielten e ine F ortuna z ugeordnet
1)
•
Stadtgottheit Der Begr iff der Stadtgotth e it be zeichnet die Hauptgotth eit e ine r A ns iedlung, die dort höchste kult i s c he Verehr ung genoß. Das be kannte ste Beispie l ist d ie Stadtgöttin von A then, die der Polis so gar ihren Namen gegeben hat 2 ) . A ls A usdr uck ihrer Schirmherr
s chaft über d ie Stadt erhielt s ie u. a. den Be inamen O o A L eX � , der
das lokale E lement der Verehr ung hervorhebt 3 )
•
E ine Stadtgöttin
übte wohl in jede m F all e ine Schutzfunktion aus, so daß die Ver
b indung m it der z unächst gesondert verehrten Stadttyche nahelag4 ) . "Ge nius" und "genius loci " In diesen Kreis d er Schut z - und Schicksalsgötter gehört a u c h
der römische "genius " , d i e Persönlic hke it e ines Menschen an s ich, die Verkörper ung de s charakteristischen Wesens. Dieser Be gr iff w urde ebenfalls nicht nur Menschen z ugew iesen, auch Geme insc h af 5 ten (Kolle gien, Tr uppenteile, I nnungen ) verfügten über "genii" ) . W ie der griec hische Dämon ist auch der
" g e ni u s "
gelegentlich als
6 e ine A rt Schutzgeist a ufgefaßt worden, also als eine äußere Macht > . Von besonderer Bede utung ist hier der Be griff de s "genius loc i " , Z. B. CIL 2
3
I
f1 ie "fort una huiusce die i " : Plutarch, Mar ius 2 6 und 32 3.
A uch der umgekehrte Weg ist schon vorge sch lage n, aber über ze ugend w iderlegt worde n : Nilsson, GGrRel. I 4 3 3 ff. ; vgl. Usener, Götternamen 2 3 2 . Vgl. ne uerdings z u diesem Proble mkreis Brackertz, Sch ut z gotthe ite n; z u den E pikle sen der Stadtsch utzgottheiten s iehe besonders 18 9 ff.
4
Zur E rhebung von Gotthe iten z u Stadtbe schirmern in "gew ach senen" St ädten und in ne ugegründeten vgl. Brackertz, Sch ut z gotthe iten 91 f.
5
Vgl. Use ner, Göttername n 2 9 7 f.
6
Quelle n daz u : E isenhut , in : K l . Pauly II (196 7 ) 741 s . v. Geniua.
Die religiöse und ikonographische Tradition
144
1 je ner göttlichen Kraft, die e iner Örtlichkeit z uge schrieben w urde l . Stadttyche Diesem " ge nius loci" steht im griechischen Bereich e ine Sonder form der Tyche gegenüber, die mit Sicherhe it erst im 4 . Jahrhundert v. Chr . nachwe isbar ist und w ie Tyche selbst in hellenistischer Z eit zu verstärkter Bedeut ung kam : d ie T V X TJ no� Ew� . Die A usbildung dieses Be griffe s ist eine Übertragung der A ns chauung, daß jeder Mensch, jedes Lebew esen von se iner e igene n Tyche geleitet w ird, die sein Schicksal vom A ugenblick der Geb urt an bis zum T ode be stimmt, a uf St ädte und 2) Ge meinwesen, ebenso auf Lands chaften und Provinzen . Besonder s die zahlreichen Ne ugrtind ungen, für der e n "Geburtsstunde " man den astrolo gisch günstigsten Zeitpunkt z u ermitteln s uchte , w urden mit e iner eige nen Tyche aus ge stattet, die über die Ge schicke de1· Stadt w achte . Cha rakter istis ches Attribut der Stadttyche, das s ie von der dem Mens chen z ugehörigen Tyche unterschied, ist d ie Turm- oder Mauerkrone als Symbol ihrer Verknüpfung mit der Institut ion des Gemeinwe s ens . Stadtpersonifikation Die Stadttyche als personifizierte s Schick sal der Bür gerge mein schaft ist z u unters che iden von der Stadtpersonifikation, der Verkör pe r ung des Wes ens und der E igenarte n der Stadt, die "als w al tende Gotthe ite n verehrt, dene n d i e Segenskr äfte des Orte s ver 3) dankt werden" . E ine e inde utige Z uordnung der uns bekannten Dar -
2
3
Die römis chen "lare s ", d ie Schutzge ister von Orten, gehören vor allem in den h äuslichen Bereich; s ie werden nach der a uguste i schen Reform mit dem "genius " de s Kaise r s i n öffentlichen Kult stätten und d e m de s "pater familias " i n pr ivate n verehrt : Eisenhut, in : K l. Pauly lii (196 9 ) 4 9 5 f. s. v. Lare s .
A ppian, Syr . 11: �o� o L' p a 6 i H � xa i. n o � E w v t an v wan E p O: v 6 pwv . Hamdorf, K ultpe r sonifikationen 3 0. Daneben ist noch die F unktion der Stadtgotthe iten als Repr äsent ante n der ihrem Schutz unterste henden Städte z u berücks ichtige n, w ie z . B. Athene als Vertreterin Athens auf Urkundenre liefs erscheint, auf denen Staatsvertr äge festgehalten sind; vgl. Brackertz, Schut zgotthe iten 15 5 .
14 5
Mauerkrone stellungen d e r Tychen oder tyche
-
äh nl i chen Gottheiten z u e iner der
be ide n K ategor ien - Stadttyche oder Stadt pe r s o nifikation - w ir d
durch d i e e nge Verw andt schaft beider Begriffe erschw e rt,
die s i
a u c h h äufig z u e iner Verschmelz ung d e r Vorstellungen i n 1 e iner e i nzige n Gotthe it geführt h at ) .
cher
b ) Ge ge nüberstellung Stadttyche - Stadt personifikation Stadttyche Von den zahlreichen T u )' n - Ge stalten, die bei Paus anias erw ähnt s ind, kann ke ine mit Sicherheit als Stadt personifikation bezeichnet w erde n. Es fehlt in jedem
Fall
der direkte Be zug z u dem Gemein
wesen, für das e in He iligtum bzw. e ine Statue der Göttin be z e ugt ist. A uc h ihre Z uordnung in den Be re ich der Stadttychen ist aber in den me isten F älle n zwe ifelhaft. Wenn jedoch kaise rzeitliche Münze n
das
Tyche - K ultb ild e iner Stadt
m it
Attrib uten ze igen, die
Pausanias in se iner Be schre ib ung nicht erw ähnt, können w ir w oh l m it R echt auf d i e s e Darstellunge n z urückgr e ifen, um d a s W e s e n d e r Tyche - Bilder z u erschlie ßen. Dazu gehört z . B. das Heiligtum der Tyche in Me gara , in de m ein von Pr ax ite le s ge arbeitete s K ult
bild stani l . A uf Münzen der römischen K aiserzeit ers che int d ie
Göttin im lange n C h iton, stehend, in der Hand eine Pat e r a und auf 3 dem Kopf die Mauerkrone 1 • Die Gotthe it ist damit als Stadttyche gekennze ichnet, deren Sch ut zfunkt ion d urch die
Mauerkrone sym
bolis iert w ir d . Z ur Unterscheid ung d e r Per sonifikat ion v o n d e m Per s on- Be reich - Denken s iehe Pöt s cher, i n : K l. Pauly IV (19 72 ) 6 6 1 s . v . Personifikat ion� let zte res w ird folge nde rmaßen definie r t : " Die Gottheit erscheint in ihrem Bere ich als dessen persönliche Kom pone nte und dieser als dieses Gotte s W irk ungsbereic h . " 2 3
Pa u s anias I
43, 6.
Z . B. BMC Attica 12 3 Nr .
51.
14 6
D ie r e ligiöse und ikonographische Tradition Im R e iseber icht des Pausanias läßt sich eine Verbindung der
Tyche zu dem Ort, an dem sie verehrt w urde, lediglich
für
das
große Xoanon der Gottheit im Tempel in Sikyon able se n, w o s ie 1 m it dem Be iname n "Akraia" angebetet w urde > . Wenn ihr Epitheton s ich auch z unächst n ur auf die A kropolis be zieht, so darf man doch w ohl s chließen, daß ihre Sch utzfunktion sich auch a uf die Stadt s e lbst erstre ckte. Schw ierige r ist die E inordnung der Tyche, d ie der Bildhauer 2 B upalos von C h ios für die Stadt Smyrna gearbe itet hat > . A us der Beschreibung des Pausanias geht nicht e inde utig hervor, ob der K ünstler die Stat ue als Personifikation der Stadt an der kle inas ia tischen Westküste ge schaffe n hat oder die Stadttyche bildne r isch d arstellen wollte. A uch der von Pausanias erw ähnte Kopfschmuck, d urch de n e ine K l är ung möglich w äre , verhilft nicht z ur s icheren K ategorisier ung
de s K ultbilde s . Denn Paus anias nennt als Krone
den n o � o c; , der als Götterkrone noch von z ah lreichen anderen 3 Gottheiten getr age n werden kann ) ; er kann aber nicht als Symbol e iner stadtbeschützenden oder stadtpers onifiz ierenden Gottheit ge deutet werden. Das Füllhorn, das d ie smyrnäische Stat ue trägt, w e ist s ie dem Bere ich der Tyche, der Verkörper ung des Schick s als, zu, ohne e inen direkten Bezug z ur Stadt als E inheit . Wenn Pausanias fortfährt, daß Bupalos die T ätigkeit der Göttin auf diese Weise angede utet habe
-
o Ü 't o c; >J. E v E:n i. 't O O O U 't O t ö � �wot 't i; c; � t o ü
so braucht sich dies nur auf das Horn der A malthe ia
z u be z iehen, das Symbol der fr uchtbarkeit - und re icht umbringenden F unktionen der Tyche , und nicht auch auf den Polos, das Zeichen ihrer Gött lichke it . Paus anias
li 7 ,
5.
2
Pausanias IV 3 0, 6 .
3
V gl. Mül ler, Polos 5 6 ff. und obe n S. 13 7 .
Mauerkrone
14 7
A uch das E pitheton Zeit verehrt worden se in . I m Tempel der A rtemis in Doura -E uropos fand man die m armor 2 ne Statuette e iner Fort una mit e inem F üllhorn ) . Diese We ihgabe l äßt auf e ine bew ußt e m pfundene Wesens verw andtschaft beider Göttin nen s chlie ßen, w ie s ie ja für den syrischen Bereich durchaus be legt ist. A nderers e its w äre aber auch denkbar , daß die Stat uette im A rtemis -Tempel a ufge stellt w urde, ohne eine be sondere Bez ie h ung z u dessen e igentlicher Herrin z u haben. D ie griechischen Hei ligtümer w aren ja stets offen für Weihge s chenke anderer Götter, w ie auch ihr plastischer Schm uck nicht unbedingt die T aten der 3> Gotthe it w iedergegeben haben, der der Tempel gewe iht w ar .
f ) Nemesis 4 Das Hauptattrib ut der Nemesis ist - neben dem Greifen ) - das 5) 6> R ad , das Symbol der Unsicherhe it des Schicksals . Der durch
d iese Beigabe charakterisierte Wesens z ug verb indet die Göttin m it der urs pr üngliche n Form der Tyche , z u der im Mythos eine ver w andtschaftliche Be z ieh ung be steht. Beide gelten als Töchter des Okeanos, w odurch eine A nnäher ung oder gar Gleichsetz ung erle ich Simon, Götter der Griechen 154. 2
C umont, Fouille s 2 16 , Pl. LXXXII 1.
3
Z . B. A ltar für Pose idon sow ie Statuen der Moiren und des Zeus im A pollon - Tempel in Delph i : Paus anias X 2 4 , 4.
4
5 6
A uf Münzen aus dem kleinasiatischen Teos bereits s eit der Mitte des 6. Jh. v. C hr. : BMC Ionia 3 09 ff. Nr. I ff.
Z . B. G. P loix de Rotrou, H. Seyrig, Khirbet e l - San� . in : Syria 14 ( 19 3 3 ) Pl. IV 1 sow ie mehrere Beispie le bei Seyr ig, A ntiq uit�s Syrienne s 4, 50 ff. Siehe nächste Seite A nm.
6.
Die r e li g iö s e und ikonogr aphis che Tradition
16 4 1 tert w ird ) .
Fauth char akteris iert Neme sis als "das zur A ugenblicks gotth e it 2) anthropomor phisierte dämonische Schicksalswalten" . Sie weist den Menschen ihr Sch icks al zu und ist dadurch de n Moiren ver 4 3 w andt ) , zu denen Pausanlas ja auch Tyche z äh lt ) . Das A ttribut 5l der E lle kennzeichnet das "Zumessend e " . Die beiden Beigabe n E lle und R ad als Symbole ihres zwiespält igen C harakters interpre tiert der syrische Sc hr iftste ller Vettius Valens aus A ntiocheia fi ) : T O � E T p O V E ��a � v o u cra , Ka � T P O X O V . , , K E K T � T a L 0 � ,
,
'
,
..
..
,
�a L V O U Oa T a h E Y O � E va ä aT a T a Ka L a ß t ß a � a T u y x a v E � v .
?) Ne me sis tritt einerseit s als R achegöttin auf , anderer se its ist s ie aber auch die Vertreterin der Ger echtigkeit. Sie nähert s ich d adurch Themis, der Mutter der Moiren und Hüterin der göttlichen 8) Ordnung . D ion C h rysosthomos be zeichnet alle diese personifizie r 9 te n A bstraktionen a l s Teilas pekte d e r Tyche ) : Beleg für gonie 2 2 3; 2
3
Tyche
s, obe n S . l4 0 A nm . l; Nemesis : He siod, Theo Paus anias VI I 5, 3,
Fauth , in : K l. Pauly I V (1972 ) 48 f. s . v. Nemesis und B. Schweitzer, Dea Nemesis Regina, in : Jdl 46 (19 3 1 ) 1 7 7 . Zu den verschieclene n Bede ut ungen, die der Begriff v t �E a q ; bei Ho mer haben kann, s iehe Ha mdorf, Kult pe r sonifikatione n 3 5 , Hamdorf, K ultpe rsonifikationen 3 6 ,
4
Siehe oben 5, 159 A nm. 3 .
5
z . B . R elief a u s Palmyra : Seyrig, A ntiquit�s Syrie nne s 4, PI. XVIII 4, auf dem Nem e s is E lle und R ad tr ägt,
6
Vettius Valens VI 9 (S. 2 6 1, 2 9 Kroll ) .
7
Vgl. z. B. E ur ipides , Phönikerinnen 18 6, Dittenber ger, 11 76 .
8
Siehe Schweitzer, Dea Neme s is R e gina 19 6 ,
9
Orat. 6 4 , 8 .
Sy l l .
3
16 5
Mauerkrone ' Q v o �a a� a � O E � � u x � x a i n o � � o r � � � cr � v l v & v o pwno � � o v o � a a � . � 0 �E V L OO V a v � � � V t �E O � � . � 0 O E ä o � � o v E A n L � , � o O E & va y xa r o v �o t p a . � o O E O L Ka � o v & i � � � . n o A uw v u � o � � � � w� a � � aw� & t o � xa i n c � u � p o n o � . � a u � �
l n i & t aa v x a i y t wp y o i ö � �n � p o � Ö v o �a x a i n � � � i v t � na � o �
xa i v a ü • a � A E u x o � i a � x a i x u ß t p v � � a � 6 � o ax o p w v . •
Hesychios schlie ßlich erklärt d e n
N E � E O � � x a � T'} f1 E � � � '
•
•
1)
Begr üf
der
' A ya&� T u )' � als
�
•
W ie im K ult der Tyche
ist
auch bei Neme s is eine Betonung der
posit iven Se it e ih res Wesens zu beobac l lten, die ihre E ige nschaf�
Diese W andlung z ur Göttin der ge /) verbindet sie m it Tyche als Göt rechten Z ute il .mg des Sch icks al, 3l t i n des Glücks und m it F ort una . Den Unters chied im Wesen der Neme sis e inerseits und Tyche andE-rerseits faßt treffend C. C. Mc als R ächerin
z u rücktreten l ä ß t . •
zusam me n : " Sh e ( Nemesis) w as much like 4) . .1dec. o f r1ght r e placed t h e e 1 ement of c h ance "
C ow n
Tych e ,
b ut the
•
Neme sis ltann, wie die anderen bisher b e s prochene n Göttinnen, 5) e inen Polos als Z e ichen ihrer Gött lichke it tragen . Eine der bei den Nemeseis von Smyrna hat e ine Mauerkrone getragen, so daß Vgl. auch CIL 111 112 5 : "de ae Nemesi s ive Fort unae " sow ie eine s pätantike Zeichnung aus Heliopolis - Baalbek, die Neme s is und Tyche - beide inschr iftlich bezeichnet - nebeneinander zeigt : Th. Wie gand, Baalbek. E r gebnisse der A us gr ab ungen und Untersuchungen in den Jahren 18 9 8 -19 05 , 2 . Bd. , Berlin/ Leipzig 19 2 3 , 12 7 Abb . 18 0. 2
3
Seyri g ,
A ntiq uit�s Syr ie nne s 4 , 56 A nm. 1 zitiert A mmianus Marce llinus 1 4 , 2 5 : "regina causarum, et arbitra rerum ac disce ptatrix, urnam sortium temperat " . Seyr ig,
A ntiq uit�s 5yriennes 4, 5 4 ;
4
McC own, Godde sses of Ge rasa 158 .
5
Be is piele bei Müller, Polos 6 5 ;
vgl.
A ll�gre, Tych� 15 4 . Pausanias I 3 3 , 3 .
16 6
r e ligiös e
D ie
h ie r
und ik onographis che T r adition
V e r s c hmel z u n g mit der
e i ne
TU')( Tl Tt O A E wc;
s
durch
t at tgefu nd e n
habe n
d a s in Kleina s ie n h äufiger an z utreffende 1) Münzbild der Göttin mit M aue rkr o ne und R ad belegt ist .
könnt e ,
die a uc h
5 . Stadts chüt z e nde Gotthe iten in Syr ien a ) Gad a uch im s y r is c h e n
Die gr ie c h ische Schicks als göttin Tyche w urde
2 Bereich h äufig ve rehrt, w ie zahlre iche Weih ungen ze ige n ) .
Sie
3 s c h e int dort der s e m itischen Glüc ksgottheit Gad zu e nt s pr e c h e n ) , die sowohl m ännlich als auch w e iblich
s e in kann
im
Gleichsetz ung steht w oh l der po s itive A s pe kt
4 ) . A uch bei dieser
Vor d e r gr u nd .
da
für Gad keinerlei s chw ank e nde, unberechenbare E ige ns chafte n über l iefert s ind. Gad ist vor allem als Schicks alspersonüikation von S 5 6 St ädten ) , aber a uc h von B ädern ) , G ärten 7 ) s ow ie e iner Q ue lle ) bekannt . Se ine A ufgabe als persönliche Glücksgotthe it e ines Men BMC I o ni a
s. v.
Inde x
2
R o s c he r . ML VIII
3
V gl .
in: RE
VII
2 6 7 A nm .
29; )
( 1910
1
zitiert
6
z w e i ge s c h lechtliche 4
W ir t ions
kenne n
Pl.
39
[ 19 3 5 )
1 1 9 I 6 . 19 2 4 )
das R a d
v o n Ty c h e
1354.
du
C u lte s
Hauran
4 9;
C um o nt,
ders . , t tudes Syriennes z w e i w oh l s p ät a n t ik e Schrütsteller, d i e e ine A uffas s u n g de s Begr iffes "fort una " ve rt r e t en . 434
s.
Gad;
v.
G e s t a lt
h i e r Tf. XXXIV (C. Hopk ins , T h e =
in 8 b)
Pa lmyr a ( D ur a - E x c a va sowie
in
Season 1 9 3 4 - 3 5
m änn l i c h e r
at
Dura,
2 9 3 ff. ) .
5
Gad von
Palmy r a ,
6
E i ßfe ld,
T uK
7
S c h l u mbe r ge r ,
8
E ißfe ld ,
15 0
Gad mit
von D o ur a - E u r o po s .
H inw e is
18 0 und D ur a E x c a vations
T uK
s oll
Neme s i s
1 3 5 4 ff.
Sourdel,
Gad in w e i b li c h e r
VII / VIII
in Dour a - E ur o po s A JA
VIII
ML
(1916 - 19 2 4 )
T uK
E i ßf e l d ,
Neme s i s .
R oscher ,
h a be n :
e ntleh nt
Palmyr � ne , 94
m it
VI
a uf D u r a- E x c avations 105
Nr.
Khirbet
Hinw e i s
6 3 1.
Faro uane Nr.
a uf C I S II
3 9 76 .
7.
IV
78
Nr.
in :
Mauerkrone
16 7
s ehen kommt besonder s in den Pe rsone nnamen zum A usdr uck, die e i nen
des semitischen Pantheon als Gad des Name nsträgers !) be zeichne n . Gott
Die Vergöttlichung des abstrakten Glüc k - Be gr iffe s zeigt sich in de n Inschriften, d ie das Schut z verh ältnis de s Gad z u e inem Ort ausdrUcken. Die Per sonifizier ung de s Sch icksals bzw . Glücks geht m inde stens in die Mitte de s 1. J ah rtausends v. Chr. z urück. Schon im Buch des Propheten Je saja ( 6 5 ,
11 ) ,
2)
das
im
6. oder 5. Jahrhun
dert v. Chr. verfaßt worden s e in soll , w ir d Gad erw ähnt. Ob s ich d iese E ntwicklung par allel zum K ult der griechischen Tyche vollzogen h at
3)
,
den griechische H ändler und Siedler mit in das
syrisch - phönikische Küstengebiet brachten oder ob e ine eigene E nt wicklung i n der s e mitischen R e ligion vor liegt, w ird kaum fe stz ustel le n se in. D i e fast identischen Wesens merkmale be ider Gottheiten als Personifikation des Schicks als lege n die Vermutung e iner Abhän gigkeit zw ar nahe , zu beweisen ist sie aber nicht. Der Gedanke e iner besonderen Zugehörigke it eines Gottes zu e inem Ort geht im syrischen Bereich jedoch s chon auf ältere Traditionen z urück und sche int e iner der Grundzüge der kanaanäischen R e ligion gew esen c z u sein; die zahlr e ichen Lokalgötte r , die als Ba al einer Stadt übe r liefert s ind, ill ustrieren diese Vor stellung 4 ) .
W ie ber e its ge sagt, kann Gad a uch Sch utzgottheit einer Stadt sein und e nt s pr icht in dieser E igens chaft der griechischen T U )' TJ
n o � twc;. E in wesentlicher Unterschied ist das nicht fe stgelegte Ge
schlecht des Gad, das sich i n der bildliehen Darste llung durch die Vgl. dazu die Dissertation von W . Goldmann, Die palmyreni schen Pers one nnamen, Bres lau 19 3 6 , 10 ff.
2
E ißfe ld, T uK 94.
3
Das ver m utet C umont, in : RE VII 1 ( 1910 )
4
R inggr e n, Re ligion of A ncient Syria 2 00.
434
s . v. Gad.
D ie re ligiöse und ikonographische Tradit ion
168
l A nleh nung an den Typus e iner anderen Gotthe it zeigt ) . W ir kennen
jedoch b i slang z u wenige Darstellunge n dieser semitis c hen Glück s
gotthe it , u m deren tats ächliches W e s e n erkennen z u können, d. h . um
a uch e ine Verehr ung als e igenst ändige Personifikation de s G lücks ohne Be z ug z u einer Sache oder e inem Menschen s icher nachw e isen z u könne n. Da s b iblische Zeugnis bei Jesaja
(65,
11 ) könnte e inen
H inw e is auf die e ige nst änd ige Gestalt des Gad schon im 6 . / 5 . Jahr h undert
v.
Chr. e nthalten, doch ist es fraglich, inw ie w e it die s e
Ä ußerung ü b e r d i e h e idni s chen Br äuche der Abtrünnigen von Gottes
Wort das Wesen des Gotte s r ichtig w iedergeben. Es w äre d ies der
e inz i ge Beleg für Gad als Sc hicksals pe rsonifikation, w ährend er uns sonst n ur als Glücks gotthe it von Menschen und Dingen entgege ntritt,
a lso m it fe sten Be z ugspunkten.
Die Möglichkeit, sowoh l in m ännlicher als
auch in
weiblicher Ge
stalt in E r s c he inung treten z u können, bele gen zw e i im Gad - T e m pe l
v o n Do u ra - E uro po s aufgefunde ne R e liefs a u s d e r M itte d e s 2 . Jahr 2 h underts n. Chr. ) : 3 1 . Das R elief der S chutzgottheit von Do ur a - E ur o po s ) . der e n Iden 4l t ifikation d urch e ine Inschr ift ermöglicht w ird , z ei gt als Zen
tralfigur e ine m ännliche Gottheit auf e ine m Thron, der von A d ler n flankiert wird. Der b ärtige Gott tr ägt e in langes grie chi sches Gew and,
im
ange w inkelten rechten A r m leh nt ein Szepter,
die Linke h ält ein Bündel Ä hren. Der Bildty pus entspricht den Z u der setzung davon D�es s e
Z weigeschlechtl i ch k e it syr ischer G ötter, die d ie Voraus für die A usb ildung e ine s A ll - Gottes und - in der Folge des Monothe ismus bilden s oll, vgl. Pr zy lus k i, Grande 93 ff.
2
D ur a - Exc avations VII / V1II 2 6 2 .
3
R ostovtzeff, Gad 28 1 ff. ; C . Hopk ins , The Season 19 3 4 - 3 5 at Dura, in : A JA 3 9 ( 19 3 5 ) Pl. XXIX B.
4
Mesnil, Inventaire 5 3 f. Nr . 2 8 .
Mauerkrone
16 9
aus Doura-E uropos und Palmyra bekannten Darstellungen des BaRl- �amin, der dem Zeus Olympios, dem h imm lischen Zeus, der besonder s von dem Herrs chergeschlecht der Se le ukiden als Sch utzgotthe it verehrt w urde, gle ichgesetzt w urde 1 ) . 2 2 . R e lief der Sch utzgottheit von Palmyra ) (hier Tf. 8 b ) : Die in 3) schriftlich als Gad von Palmyra be zeichnete weibliche Gestalt ent s pr icht
im
Bildtypus weitgehend dem von Eutychides für die
Tyche von Ant ioche ia am Orontes geschaffe nen Vorbild. Die Göt tin s it zt auf e ine m Felsen und hat den rechten F uß auf d ie vor ihr auftauchende Halbfigur e iner F lußgöttin ge ste llt. Die linke Hand stUtzt sie R uf de n Felsen, w ährend die Rechte , die e inen nichl mehr erkennbaren Ge ge nstand, vermutlich Ähre n, h ält, leicht a uf dem re chten Knie liegt. A uf dem Kopf tr ägt s ie e ine Mauerkrone . Nicht dem Bild der Tyche von A ntioche ia e ntnom men ist der Löwe . der links neben der Gött in steht . E r rückt s ie in den Bereich der Fr uchtbarke its gottheiten und deutet d urch den Halbmond, den er auf der Stir n trägt , z ugle ich den astrale n
C harakter der Göttin an 4 ) . Berücks ichtigt man alle E lemente der Darste llung, d ie throne nde Haltung, den Löwen, die Mauerkrone , s o liegt w ieder um der Vergle ich mit dl'm K ultbild i n Hierapo lis, das uns d urch d ie Beschreibung
von
Luk ianos in se inen we sent
lichen Zügen bekannt ist, nahe , zumal auch der Halbmond aus R ostovtzeff, Gad 2 8 3 . 2
Dura- Excavations VII / VIII 2 6 0 ff. Pl. XXXI V.
3
Me s nil, Inventaire Nr . 3 1.
4
Der Halbmond muß im syris chen Bereich nicht unbedingt die Mondgöttin oder auch nur lunar e s Wesen symbolisieren, w ie Seyrig, A ntiq uit�s Syr ie nnes 4, 6 3 nachgewiesen h at . Gew öhn lich ist die Sonne nscheibe im Halbmond Zeichen des astralen C harakters der darge stellten Gottheit, doch kann auch e ine s der beiden E lemente alle in in die s e m Sinne angew endet werden.
D i e religiöse und ikonogr aphis che Tradit ion
170
1 der Ikonogr aphie der syr ischen Göttin bekannt ist ) . Die Darstel lung von Gad in Palmyr a folgt damit d e m kaiserzeitlichen Bild 2> .
typus der A tar gatis
A uch bei dem folgenden Denkmal h andelt e s sich um die Glücksgott h e it einer syrischen Stadt, die allerdings nicht ins chriftlich identifi z iert ist : 3 3 . Basalt stat ue eines m ännl ichen Gad aus Ghariye - Sho ube i.J; ) (hier Tf.
9
a ) : Die etwas unter lebens große F igur
Bas is ) zeigt e inen bärt igen Gott
gürteten C h iton und Himation;
im
(1,
48 m hoch mit
langen, unter der Br ust ge
er ist barfuß. In der rechten
Hand h ält e r die Patera, links tr ägt er ein Filllhorn. Den Kopf schmückt e ine star k stili s ierte Mauerkrone . Bei dieser provin zie llen Arbeit handelt e s s ich verm utlich um den m it D ionysos gle ichgesetzten nabat äischen Gott D u s ar e s . Es liegt also auch hier woh l eine Verknüpf ung der Sch utzgottheit mit der Stadt ode r Landes gottheit vor . Nicht nac hwe isbar ist e ine solche Vers chme lz ung der Vorstellungen b e i den folge nden Ze ugnis sen für die k ultische Verehr ung der Glücks gotthe it in Syrie n : 4 . Teesera a u s Palmyra
m it der Darste llung d e s Gad Mishha,
eines m ännlichen Gottes , m it e inem Zwe ig in der Linke n und Vgl. die palmyrenischen Tes serae sow ie die Münzen bei Mes nil, T M P pas sim. Vie lle icht h at ein in ähnlicher Weise verwen deter H a lbmond bei dem K ultb ild in Hierapolis Lukianos dazu veranlaßt, auch Selene in der Stat ue z u erblicken. 2
Nicht mehr h altbar ist die Etymologie , die C umont, in : RE VII (1 910 ) 4 3 5 s. v. Gad für den Namen Atargatis aufge stellt hat : er sei aus athar gadt, d. i. Stelle des Gad, e ntstanden. Z u den E rgebnis sen der ne ueren Sprachforsch ung s iehe s . 119 ff. 1
3
Vir o lle aud, Travaux ar ch�ologique 51 f. Nr . 3, Pl. XX 2; Du nand, Mus�e de Soue ida 3 7 , Pl. VII 42.
Mauerkrone
171
l e inem Polos a uf dem Kopf ) . 5. Ste le aus Khirbet Ramadan im
2)
: Gott oder Göttin (eher weib lich )
langen Ge w and, Kopf nicht erh alten. In der Linken h ält d ie
Gotthe it einen Zweig. Inschr ift : " Belhazi d e m
Gad
Jahre 4 6 1 (149 / 1 5 0 n. Chr. ) �
der Stadt
im
6 . A ltar aus Khirbet F arouane 3 ) m it der I nschrift : 1 Dem Gad der
Stadt und dem Gad der Gärte n! 7. Relief aus K h irbet F arouane 4 ) : Links der Dedikant, daneben sechs gleiche Götter, ganz rechts e ine Göttin mit T unika, Man tel und Sze pter. Die Inschrift w e iht da s Re lief "den Genien des Orte s " . Hierbe i dUrfte es s ich ganz s icher um e ine römisch be e influßte Votivgabe hand e ln, da die Vervielf ältigung von Sch utz gotthe iten vor a llem in der römis chen R eligion ve r b r eitet
w ar .
A uch d ie arabis che Göttin A llat, d ie außerhalb ihres Herkunftsge b ietes vor allem in Palmyra verehrt w urde und s ic h nebe n ihrer 5l Gleichsetz ung mit A thene a uch mit Atargatis oft berilhrte , scheint d ie F unkt ionen einer Sc hut z patronin von St ädten ausgeübt z u haben. A uf eine m nabat äischen K ultste in w ird bezeichnet
6)
s ie
als
"
H err i n d e s O r t e s
"
Die Münzen des Hauran ze ige n e ine behe lmte Gött in, 7 also w oh l A lllt -Athene , als Tyche ) . .
Mesnil, T M P Tf. 2 0, 21, 2 3 , 2 4 . Nicht sicher be stimmbar ist das Ges c hlecht der Schut z gotthe it von Taimei, deren Büste mit Mauerkrone auf e iner palmyre n i s ch e n T e s s e r a zu sehen ist : Mesnil, T M P 2 6 0 Fig. 1 7 2 . 2
Schlumberge r , Palmyrene 76 f. , Pl. XXXV 1.
3
Schlumber ge r , Palmyrene , Khirbet F arouane Nr . 7, Pl. XX VIII 5.
4
Schlumber ger, Palmyre ne , Khirbet Farouane Nr. 1.
5
Siehe S. 79 .
6
Haussig
7
BMC A r abia XXIX f. und Pl. dei, C ulte s du Hauran 51.
42 3
s.
v.
A llAt. lll
9; Tyche ia im Hauran : Sour
D ie religiöse und ikonographis che T radition
172
Sch lie ßlich sei noch die Dar ste llung einer als Tyche bezeichne 1l ten Göttin a u s der stadt Hermel nahe der Orontes -Quelle erw ähnt
.
Dort w urde e i n A ltar gefund e n, der d urch e ine Inschrift auf der Vorder s e ite dem l u piter He liopolitanus gew eiht war. D ie R ückse ite zeigt den
Gott
zw is chen zwe i Stie ren, a uf der r e c hten
ist seine Parhedros mit
hoh e m
Sc h m al s e ite
K alathos und flankiert von zwei
Lö -
w e n zu sehen. Das R e lief der linken Schmalse ite stellt eine thro n e nde Göttin
im
ge gürteten C h iton d ar ;
mit d e r Linke n hebt s iE' 2 den Schleier, der über Kopf und Schultern liegt ) , eHe H e chte h ält e in Szepter . Den Thro n flankieren zwe i Mischwesen mit F is c h schw änzen, die e in h ält e s für
möglich,
S zepter
b zw . e ine stange ( ? ) halt en. Virolleaud
daß die Mischwesen F lüsse symbolis ieren,
z . B. den Orontes und e inen Nebe nfluß. Die se F orm der
nifikation ist jedoch unbekannt . Dagegen
ze ige n
F l u ß pe r s o
bildliehe Darste llun
ge n der Venus He liopolitana d iese h äufir·�r in Begle it ung von 1\iis c h w e sen,
m eis t e ns
geflügelte n Sph inge n
K ult der A tar gatis als
Gött in
-
3
).
A uch eine Verbind ung z um
Derketo in A s kalon w äre dL nkbar , die dort 4) . V ielleicht lie gt aber eine
mit Fischle ib verehrt w urde
s om;t nic ht be legte lokale Sonderfor m vor, d ie in A nlehnung an den überregionalen K ult aus HE>l iopolis entstanden ist . Virolleaud , Travaux arch�ologique s 113
f.
2
Virolleaud, Travaux arch�ologique s , Pl. XX VI I 3 . Diese Ge ste ist in der gr iech ischen K u nst charakteristisch für Darstell unge n der H e r a als Braut des Zeus : Simon, Götte r der Griechen 54 mit A bb. 4 3 und 44.
3
Siehe
4
Derketo w ird als e ine andere Form des Namens A targatis an ge sehe n : Seyrig, A ntiq uit�s Syrie nnes 17, 16 9 ff. ; Goossens, Hi�rapolis de Syr ie 5 8 ; Dussaud, R eligion 3 9 5; ders. , A po llon barb u 12 9 ; C umont, in : R E Vlll { 19 01) 2 2 42 s . v. Dea Syria (C umont, Orientalische R eligionen 107 sche int aber inzw ischen be ide zu trenne n); vgl. noch Plinius , n. h. 5 , 8 1 und strabon X VI 4 , 2 7 sow ie C C DS I I 1 3 ff.
s.
122.
Mauerkrone
17 3
Für einige der angeführten Be is pie le gilt also, daß die Schutz gottheit der Stadt in der Gestalt e ines dort besonders verehrten Gottes oder e iner Göttin ersche int
•
Vielleicht kann man sogar sa
ge n, daß diese Gottheit , wenn s ie Sch utzfunktionen von Gad über nimmt , s e lbst z ur Schirmgottheit der Stadt w ird. W ir kenne n jedoch nur w e nige Beis pie le von Gad mit Mauerkrone , dem char akteristi 1 s c hen Attrib ut griechischer Stadttychen 1 , das aber auch im phöni kischen Bereich w e it verbre itet war. Be i der starken A nlehnung an das Vorb ild in A nt iocheia, w ie es das Bild der Gad von Palmyr a zeigt , muß die Mauerkrone als ein übernommenes Detail ange sehen werden. Möglicherwe ise trifft die Ver m ut ung zu, daß Gad die E igen s:haft e iner stadtbeschirmenden Gotthe it erst unter helle nistischem 2 E influß erhalten h at ) .
b ) Atargatis als Stadttyche Bereits das R elief der Sch ut zgotthe it von Palmyra (Tf. 8 b ) zeig te die ins chriftlich als Gad bezeichnete
Göttin in e iner Erschei-
n ungsform , die dem kaise rzeitlichen Bild der Atargatis we itgehend entspr icht, w e nn es auch dem Typus der Tyche von A ntiocheia stark angeglichen w ar . Die daraus ge zogene Schlußfolge r ung, daß d ie syrische Hauptgöttin auch als Stadttyche verehrt worden ist, kann d urch w e itere kaiserzeit liche Denkmäler aus Syrien erhärtet werden. Palmyr a Die größte Ähnlichkeit mit dem Relief der Gad von Palmyra, Es s ind dies die Sch utzgottheite n von Palmyra, die m ännli che Gad - Statue aus dem Hauran und d ie mit Venus Heliopolitana identifiz ierte Göttin a uf dem A ltar für lupiter Heliopolitanus . 2
Sourde l, C ulte s du H a uran
49.
D i e religiöse u n d ikonographische T radition
174
das im Gad - T e m pe l von Dour a - E ur opos gefunde n w urde, h at das Fresco des T r ib unen Terentius im Be l -Tempel derselben Stadt (Tf, 8
a)
1)
•
Das Ge m älde z e igt zwei weibliche Gestalten von fast gleich -
artiger E r sche inung, d ie w iederum dem Vorbild der Tyche von A n t iocheia e ntlehnt ist. Die v o m Betr achter a u s linke Seite d e r Dar
stellung zeigt e ine thronende Göttin, d urch die Beischrift als T V X TJ
na�11upwv geke nnzeichnet. Sie h ält i n ihrer R echten e i n Ährenbün 2l del, auf dem K opf, der von e inem Nimbus umgeben ist , tr ägt
s ie eine hohe Mauerkr one. Ihr rechtes Bein !tüt zt sie auf die Schul ter der vor ihr a uftauchenden weib liche n Halbfigur , wohl der Per
s onifikation der für die Oasenstadt lebenswicht igen Que lle E phka 3 ) . Die Göttin links nebe n d e r Tyche von Palmyra e nt s pr icht ih r in Haltung, Bekle id ung, K opfs chmuck und dem Ährenbünde l als Attri
b ut . Ihr Sitz ist dage gen nicht erkennbar, und z u ihren Füßen e r scheint e in b ärtiger F lußgott, d e r d e m Vorbild in A ntioche ia nach e m pfunde n ist. Die linke Hand der Göttin liegt auf dem Kopf e ine s
k le inen nackte n M ädchens 4 ) . Die Be ischrift be zeichnet s ie als T u x TJ Dur a - Exc avat ions VII / VIII 2 6 1 f. , Pl. XXI V . 2
E in Gem älde in der Synagoge von Dour a- E uropos ze igt Atar gatis ebenfalls mit Nimb us : Mesnil, Pe int ure s 8 4 f.
3
Nur die b e iden Dar stel l ungen der Tyche von P almyr a auf dem Relief und dem Fresco aus Dour a -E uropos zeigen e ine w e ibli che F l ußgottheit zu Füßen der Göttin, deren Bild dem der Ty che von A ntiocheia nache m pfunden ist. A uffalle nd ist, daß die Figur in beiden F ällen m it der rechten Hand ihre Brust um faßt. Dieser Gestus ist untrennbar mit den Tonfigur ine n der un bekleidete n erotischen F r uchtbarkeits göttin Vorderasie ns ver bunden.
4
E ine Tyche in Be gleitung e ines K indes findet s ich z. B. auch in Pom pe ii : F urtw ängler, C o llection Sabouroff, Text z u Pl. XXV sow ie bei der Tyche von Theben (Pausanias IX 16 , 2 ) , die d e n Ploutos - Knaben a uf d e m Arm get rage n haben s oll. Ei ne mögliche De utung dieses Motive s gibt C umont, Fouilles 9 7 .
Mauerkrone '
t. o u p a c;;
1)
•
175
Das Gem älde w ird von dem A usgräber der Stadt in d ie
severische Z e it datiert, w äre also ungefähr 5 0 Jahre nach dem 2 R elief ge schaffen worden ) . Die große Äh nlichkeit der beide n Darste llungen der Sch utzgott h e it von Palmyra läßt auf e in mögliches statuarisches Vorbild schließen. Ich halte es jedoch nicht für w ah r s che inlich, daß es im Be l-Tempel von Doura-E uropos plastische K ultb ilde r sow oh l der Tyche von Doura-Europos als auch d e r von Palmyra ge geben 3 hat ) . Er steres w äre eher in e inem e ige ne n Heiligtum zu erw arten, w ährend e s w ohl kaum e ine Statue der Tyche von Palmyr a, e iner zwar befre undeten, aber doch fremden Stadt in Doura gegeben h a b e n w ird, Die Verehr ung d e r beiden Sch utzgottheiten ha t sicher im Gad -Tempel stattgefunden, wo vie lle icht ein K ultbild der Tyche von Doura gestande n h at. Formales Vorbild der Sch utzgotthe it auf dem Fresco und dem R e lief ist die Statue des E utychide s , die jedoch durch Hinz ufügung und Ä nder ung der Attrib ute den k ulti s chen A nforder ungen der Oa senstadt angepaßt w urde, Indem d ie Statue mit den charakteristi s chen Be igaben der syrischen Hauptgöttin ausge stattet w urde, trat E s gibt nur d ie s e e ine Dar ste llung der Tyche von Doura -E uro pos, die das w e ibliche Pendant z u dem obe n erw ähnte n m änn lichen G a d de s Re liefs i s t (oben S . l6 8 ) . Inschrift lich i s t s i e h äufiger bele gt : z. B. SEG VII 3 4 4 , 3 46 , 5 7 0, 5 7 1; vgl. Me s nil, I nve ntaire 54. 2
C umont, Fouille s 143; vgl. Dur a - Excavations VII / VIII 2 6 2 ,
3
Möglicherweise ist uns ein Fragme nt des K ultbilde s der Tyche von Palmyra in e inem w e iblichen K opf m it Mauerkrone und Schleier erhalten geblieben, der jedoch nicht innerhalb e ine s Heiligt ums der Oasenstadt gefunden w urde : H. Ingholt, Inscrip tions and Sc ulpt ure s from Palmyr a, in : Beryt us 3 ( 1 9 3 6 ) 114 Nr . 13, Pl. XXIII 1. Der Kopf, der s ich stilistisch nicht in d ie R e ihe der bekannten palmyrenischen Frauenbüsten einor d nen l äßt , w ird v o n Ingholt um 100 n . C hr . dat iert.
Die re ligiöse und ikonographische Tradition
176
der im Vorbild dominierende A s pe kt der Stadttyche z urück. Er w ur d e z u e inem zw ar w ichtige n , aber nicht vorherrschenden, sekundä ren W e sens z u g der Syrischen Gött in, deren natürliche Sch utzfunktion in be z ug auf St ädte hervor gehobe n w urde . Doch darf die A nlehnung an ein plastisches Vorbild , das zum Prototyp der Stadttyche schle cht h in geworden w ar , nicht z u dem Schluß verleiten, daß damit dem e i gentlichen Wesen der großen syr ischen Göttin A usdruck verliehen w erden sollte . Das R e lief und das Fresco hatte n d ie A ufgabe , d ie De a Syria als Stadttyche von Palmyra zu ze ige n;
die Nachahmung
des Typus der Stat ue in A nt iocheia lag bei der großen Be liebtheit und w e iten Verbreitung des Motives nah e , w ar aber lediglich die Über nahme der äußeren E r sche inungsform , nicht auch des fe stge legten Inhalts. A uc h die palmyrenischen Münzen bele ge n die Verehr ung der Atar gatis als Sch ut z gotthe it der Stadt. Schon im
l.
und 2 . Jahrh undert n.
C hr . , vor alle m aber z ur Zeit des Se pt imius Severus, w urde auf die Vorderseite der E m is s ionen der Kopf der Tyche m it Sc hle ier und Mauerkrone ge pr ägt, w ährend d ie R ückseite e inen Löw en sow ie
e inen Halbmond zeigt I ) . A uf einige n T e s serae ist eine leicht zur
Se ite hin s itze nde Gött in mit Mauer kr one , Szepter und e inem Löwe n
z u sehen, d i e e nt s prechend d e r hohen kult ischen Verehr ung der 2 Atargat is in Palmyr a als diese angesehen w erden ka n n ) . Ne apolis und Edessa In der Gött in m it der Mauerkrone a uf kaiserzeitlichen Münzen der Stadt Neapolis in Paläst ina, die a uf einem liege nde n ode r lau 3) fenden Löwen steht, dürft e ebenfalls Atargatis z u erkennen sein . z.
B. BMC Galatia 149 Nr. 7. Mesnil, T M P, P1. 1 04 / 1 05 Nr. 31, 3 3 , 3 4ä Pl. 1 0 7 Nr . 32; Pl. 108 / 1 09 Nr. 3 5.
2
Mes nil, T M P, Pl. 2 9 , 3 0, 3 2 , 5 9 .
3
Hili, Pa1estinian C u1ts 418 .
177
Mauerkrone
A uch in Edessa scheint Atargatis als Stadttyche verehrt w orden Darstellungen d e r Göttin mit Mauerkrone auf den Mün ! zen der Stadt ) erinnern an das R e lief aus dem Nebo - T e m pe l in
z u se i n :
die
Doura - Europo s , das a ufgr und ikonographis cher Details als Bildnis der A targat is und des
Hadad
interpretiert w erden konnte (Tf.
9
2 b ) >.
Nabat äa Dem nabat äis chen K ulturkreis e ntstammen Sk ulpt uren e iner Göt tin, der Fische und De lphine , aber auch Früchte und Ähren als 3) A ttribute z uge w iesen s ind . Sie w ird deshalb mit hoher Wahr s chein lichke it als A t argatis z u beze ichnen sein, obwohl eine inschriftliche Identifizier ung noch nicht vorlie gt . Die Attribute kennzeichnen s ie als Göttin der Fr uchtbarkeit , die dadurch dem lebe nspende nde n Was ser eng verbunden ist, w ie es auch den über lieferten Mythe n e nt nom -
men werden kann 4 )
•
Den Bildern der nabat äischen Korn- und Delph ingöttin entspr icht st ilist isch und der Physiognom ie nach d ie sogenannte Tyche im 5
d i akos > .
Zo
Das R e lief aus K h irbet et-Tannur zeigt die Büste e iner
Göttin mit Mauerkrone und e ine m Schle ier darüber;
rechts von
ihrem Kopf ist e in von e ine m Halbmond bekröntes Sze pter zu se -
2
Vgl. Drijve rs , Götter Edessas 9 und Babe lon, Numis matique d' t desse 2 6 6 ff. sow ie BMC A r abia 97 f. Dura - E x c a vations
111
Tf. XI V .
3
Glueck, De itie s and Dolph i ns, Pl. l, Te mple , F ig. 5 ,
4
C C DS
5
II 8 7 ff.
3 1, 3 2 ;
ders . , Nabatae an
Glueck, Deitie s and Dolphins , Pl. 4 6 . - Z ur Datier ung : Glueck setzt d ie Sk ulpt uren in se iner ersten Publikation (Nabataean Tem ple 3 7 4 ff. ) s päte stens in der ersten H älfte des 1. Jh . n. C hr. , eher im 1. V iertel de s 1. Jh . n. Chr. an, w ährend er in se iner Monograph ie über die Nabat äer e inen begre nzte n Z eit raum im frühen 2 . Jh . n, C h r . vorzieht ( Deities and Dolphins 398 ).
D ie re ligiöse und ikonogr aphis che Tradition
178
he n, links e ine e inze lne Monds ichel. Die D ar ste llung umgibt ein Doppe lkre is, in dem die Ze ichen des Zod iakos w iederge geben s ind. Ob
es
sich b e i die s e m Tyche - Bild um Atargatis als � t a n o :>.. L o ü x n c;
h andelt, w ie Glueck vermutet I ) , ble ibt zweüelh aft . Denn die Göttin ist nur allgemein als Stadts chütze r io geke nnzeichnet;
nichts de utet
a uf die ldentüizier ung mit der Syr ischen Gotthe it h in. A uch die H albmonde , d ie Glue c k als H inweis auf die Gleichsetz ung mit Sele ne 2l 3l ans ieht , s ind nach Seyrig eher astral zu deuten . Hellepolis - Baalbek Mehrere Büsten m it Mauerkrone auf dem Kopf finden sich im F r ies an der Pterondecke de s Tempels der Dea Syria in Heliopolis
Baalbek 4 ) . M anche der w e ibliche Götterbilder s ind d ur c h A ttrib ute 5l noch zus ät zlich charakterisiert . Sie sollen z. T . die Schutzgotthe i 6) ten bekannter St ädte darstellen , als A targatis i s t jedoch keine d a v o n mit Sicherheit z u erke nne n. W ie s chon be i d e r Unter s uchung des Löwe n als attr ib utivem T ier syr ischer Gotthe iten ge sagt, w ar A starte die als Venus
H e l iopolit ana
romanis ierte Ha uptgött in der
Glueck, Deities and Delphins 315;
vgl. 3 9 5 .
2
Glueck, Deitie s and Delphins 3 9 7; auf Lukianos.
Glue c k ber uft s ich d abei
3
Siehe obe n S. 16 9 .
4
II .
Thiersch, Zu den Tempeln und z ur Bas ilika von Baalbek, in : Nachr ichten von der königlichen Gesellschaft der W issen sch aften z u Gött ingen, ph il. -hist . Kl. 19 2 5 , 11; Baalbek II 12 6 . W ie gand möchte in diesem Zusam menhang a u c h d a s Bild e iner stehenden Tyche a uf dem Sockel e iner Statue des Iupiter Helio politanus als A targatis ansehen ( Baalbek II Abb. 1 79 ) ; diese A nnahme w ird jedoch w eder durch den Polos noch durch das Ste uerrad als Attribut gerechtfertigt.
5
Krencker, u. a.
6
Thiersch, a. 0. 11; vie lle icht denkt Thiersch bei der als A rte mis ide ntüiz ierte n Büste (Tf. 42, Mitte rechts ) an die Tyche von Gerasa.
•
Baalbek 71.
M a uerkr one
1 79
l) Stadt . A starte jedoch ist e ine der ersten Göttinne n, die durch die Mauerkrone als St adttyche geke nnze ichnet w erde n 2 ) , so daß es sich
bei de n Büsten eher um phönikische Stadtgöttinnen hande lt. E iner direkten Benennung ist die Me inung von T hier s ch vor z u z iehen, daß die Büste n mit Mauerkrone " D ifferenzier ungen der großen, übe rra 3 genden, alle s schützenden Natur - und Lande sgöttin s ind ) , deren "
berüh mte ste und an Bedeut ung alle anderen übertreffe nde n A uspr ä gungen i n Phönikien A starte und i n Nordsyr ien A targatis von Hiera polis gewesen s ind. Hierapolis - Bambyke Besonder s w ichtig s ind aber die Münzen aus Hierapolis - Bambyke , die in der R egierungs zeit des C arac alla auf der Rückseite die Göttin 4 m it der Mauerkrone a uf e inem von Löwe n flankierten Thron ) sow ie 5) auf einem Löwen reitend ze igen ; in beiden F ällen tr ägt die Vorder s e ite d ie Le gende 9EAE
E YP I A E I EPOITOAE I TCN
, w od urch die Göttin
e inde utig identifiziert w ird. Die se Darste llungen entsprechen der Be s c hre ib ung des K ultbildes der Dea Syria in ihrem Ha uptheiligt um, die ja auch eine Mauerkrone getragen haben soll und damit als Schirmherrin der Stadt geke nnzeichnet ist. E in literarisches Ze ugnis aus s e ver ischer Zeit, das durch zah l re iche Gle ichsetzungen d e r verschiede nsten Göttinne n d i e A ufheb ung der Unter s c hiede zwischen den einzelnen Gottheiten zum A usdruck Siehe oben S. 12 2 . 2
Siehe S. l8 2 ; vgl. e in R e lieffragm e nt in Rom, das e inen w e ib lichen Kopf m it Mauerkrone zeigt und ins chriftlich der A starte geweiht ist : Pietrange li, Monument i Nr. 15 und IG XI V 9 7 2 .
3
Thiersch, a.
0.
11.
4
BMC Galatia 143 Nr. 46 - 48 , Pl. X VI I 14.
5
BMC Galatia 144 Nr. 49, Pl.
XVU
15.
D ie re ligiöse und ikonographis che Tradition
18 0
l br ingt, nennt a uch die Dea Syria a ls " urbium cond itrix " ) . E. und J.
R . Harris erschlie ßen aus den Worte n "Dea Syr ia
•
. . iura pensitans "
in ?.e ile 5 e ine Ident ifikation mit der Göttin der Gerecht igke it , Dike , 2l die e ine Form der Tyche sein son . Sch lie ßlich sei noch a uf ein Fragment des Ger manic us ve rwiesen, in dem im Z u s a m me nh ang mit J ustitia, der Tochter de s Ze us und der Themis, d ie Syrische Gött in m it F ort una gle ichge setzt w ird 3 ) ; "A lii dic unt e am e s se C ererem, q uod s picas teneat, 4 alii Atargatim, alii Fort unam " ) . Die b ildliehen Darste llunge n lassen somit insge s amt den Schluß z u, daß Atargatis auc h als Stadttyche verehrt w urde, ge kennze ichnet d urch die Mauerkrone . Schr iftliche Ze ugnisse bestätige n diese A n nahme , und d urch die Schilder ung b e i Luk ianos i s t a u c h für die Dea Syria, die als w e itgehend ide ntisch m it A t argatis anz usehen ist, diese Funktion belegt. CIL
Vll 7 5 9 .
2
Harris, Oriental C ults 1 05 f.
3
Germanic us C aesar, A rate a c um s c holiis, ed. A . Brey sig, (Reprogr . Nachdr . d. A u s g. 18 6 7 ) Hilde she im 196 7 , 6 5 ,
4
In diesen beiden kaiserzeit l ichen Ze ugnissen w ird A tar gatis mit d r :- Göttin der Gerechtigkeit in Verbindung gebr acht . E s s che int s i c h dabei aber u m e inen schon früher bekannten A s pekt der S yrischen Göttin zu hande ln, da Atargatis bereit s i m 2 . Jh . v. C h r . in e iner Inschrift v o n d e r I ns e l De los a l s Schützerin de s Rechtes anger ufen w ir d : ID 2 5 3 1; vgl. Mori n 12 7 . - Ein G e m älde in Dour a - E uropos , d a s A targatis m it e i ne m Ste ue r r u der, d e m char akter istischen Attrib ut der röm i s c h e n Fort una, zeigt ( Me s nil, Fe int ure s 8 4 f . ) , könnte a uf e ine Verschmelz ung der beiden Göttinnen hinde uten.
Mauerkrone
181
E s ist nun z u fragen, ob die Idee von der Schutzgottheit e iner Stadt , w ie s ie sowohl im gr iechischen Ber e ich als auch in Syrien in der Gestalt der T v )( T) lt O A. twc; faßbar wird, in Vorderasien auf alte Vorste llunge n z urückgeht und ob die Symbolik der Mauerkrone, das char akteristische Kennzeichen helle nistischer und römischer Stadttychen, ebenfalls in frühere Zeiten z urückverfolgt werden kann.
G,
Die Tradition der Mauerkrone und d ie Idee der stadtschützenden Gotthe ite n a) Verbreit ung der Mauerkr one im gr iechischen und grie chisch bee influßten K ult urbereich Die Mauerkrone ist seit hellenistischer Zeit, vor allem abe r in
der römischen K aiserzeit, in der sie den Polos fast vollst ändig 1) verdr ängte , überall im M itte lmeerraum anzutreffen. In der gr ie chischen K unst be ge gnet s ie vor der M itte des 4, Jahrh underts v,
C h r . nur selten. Das früheste Be ispie l e iner Göttin mit Mauerkrone im griechischen Bereich findet sich, sowe it mir bekannt geworden ist, auf e iner Münze n der thrakischen Stadt Kypsela am Hebros , 3) die im Jahre 38 6 / 8 5 v, C hr, gepr ägt worden sein soll , Um die Mitte des 4. Jahrh underts
v,
C h r , zeigt e ine verm utlich unter der
Herrschaft de s Tyrannen Satyros ( 3 5 3 - 3 4 7 v, C h r . ) ausge ge bene Vermaseren, Kybe le und Merkur 9 5 7 , 2
3
E ine von Polykle itos in der zweite n H älfte des 5. Jh . v , C h r . ge schaffene Stat ue d e s Heros A r istaion v o n Kyrene soll bereits e ine Mauerkrone getragen habe n : F urtw ängler, Me isterwerke 489 f, Das Werk ist jedoch nur in römischen Mar morre pliken e rhalten, so daß e in nachtr ägliche s Hinzufüge n der Mauerkrone als Symbol des Stadtgotte s nicht ausz uschließen ist; vgl. Müller, Polos 48 f. m it Hinweis auf den gleichen Vorgang bei dem K ultb ild der Her a von A rgos . 2 Head, HN 2 8 4; Svoronos , A PXA I A EAAH N I KA NO M il: li'.A TA , in : E ph . Ar ch. 18 91, 16 1 f. , Tf, 8 Nr. 15 und 16 .
D ie
11! 2
re ligiöse
und ikono gr a ph i s c h e T r a d it ion
Pr ägung aus Herakle ia Pontike e ine n w e ib lichen Kopf m it Maue r 1l krone . Die s e n im nord äg äis chen R aum völlig vere inze lt a uftretenden Motiv stehen die z ah lreichen E m i s s ionen aus Zypern gege nüber , d i e se it d e r Z e it d e s Königs E uagoras II . ( M itte 4 . Jahrh undert v . C hr. ) e ine w e ibliche Büste m it Mauerkrone a uf d e r Vorder seite 2) tragen . Z ur gleichen Ze it ist a uch in Phönikie n die se Darste llung 3 h äufig auf Münzen anz utreffe n l .
b ) Die Mauerkr one n der Göttinnen in Yazlllkaya Im anatolis chen Bereich habe n vor alle m die R e liefs von Yazlh kaya d ie Diskuss ion um Herkunft und Bedeutung der Maue rkrone an geregt . E in T e il die ser reich shethitische n Sk ulpt ur e n zeigt eine Proze s s ion von Göttinne n im langen Gewand, die auf dem K opf zy l indr ische, in s e nkre c hte Stege unterte ilte T iaren tragen, deren 4) oberer R and von dre i Z inne n bekrönt w ird . Diese Kopfbede ckung findet sich auch bei der Göttin auf dem Löw e n, !;le pat, der hethiti schen Hauptgöttin 5 ) . Da uns keine schr iftlichen Quellen z ur Verfügung stehen, die über die I konogr a ph ie stadt s chüt z e nder Göttinne n oder gar Stadt per s onifikatione n b e i de n Hethite r n A usk unft geb e n, ist die Interpret a B. V. Head, A G u ide to t h e Princepal C oins o f t h e Greeks from 7 0 0 B. C. to A. D. 2 7 0 ( Brit. Mus. Dep. of C oins and Me dals ) , London 1 9 3 2 , Tf. 18 Nr. 31. e ir e .
2
Bl\'IC Cypris 59 Nr . 6 4 ff. (E uagoras II. ) ; Babe lon, Perses A ch�m�nides Nr . 6 04 - 6 08 , 6 2 7 - 6 2 9 (Pnytagoras ) ; 6 3 4 - 6 3 5, 6 3 8 6 3 9 (Nikokre on); 6 4 0 (Mene laos ) .
3
Babe lon, Perses A c h�m�nide s I ndex s.
4 5
v.
Tyche .
Bitt e !, YaZ lhkaya 19 7 5 Tf. 3 2 � 3 3 , 2; 34, 2 - 3; 3 5 - 38 .
Bitte !, Yaz1h kay a 19 75 Tf. 2 6 - 2 9 .
Mauerkrone
18 3
tion dieser Poloi schwier ig. Schon die Form der K opfbedec kung ist nicht e inde utig als Mauerkrone zu erke nnen. Es kann s ich auch le d iglich um Poloi handeln, die in Längs stege gegliedert s ind , von denen jeder zweite herausragt, eine A nsicht, d ie man a ufgr und der E inmaligkeit der Dar stellung im hethitischen Bereich immerhin e r w ägen sollte . Doch h at s i c h d i e For s c h ung inzw ischen w oh l z u Recht w e itgehe nd darauf geeinigt, d i e Kopfbede ckung d e r Gött innen !) von Yaz1hkaya als Mauerkrone n anz u s pr e c hen . Trifft diese De ut ung z u , so w ären die Gottheite n damit als Stadt beschützerinnen geke nnze ichnet, eine F unktion, die z uminde st bei
der Haupt göttin !j e pat als Teilas pe kt ih rer umfas senden Macht an gesehen werden k ann. Da auch !j e pat z u dem Kreis der Großen
Göttinnen gehört, ist d ie Sorge für das Gemeinwesen Bestandteil ihrer natürlichen Schut z a ufgabe
über d ie Menschen. Die Göttinnen
der Proze s s ion sollen d urch die Mauerkrone möglicherweise als be sondere Schut zherrinnen hethitischer St ädte bezeichnet werden;
die
Z uordnung der e inzelnen Gottheiten zu e iner bestimmten Stadt ist jedoch nicht möglic h . Die gr o ß e A nzahl d e r v o n den Heth ite r n verehrten Sch utzgötter macht die A usbild ung von stadtbe s c h ir menden Gottheiten sehr w ahr scheinlic h . Dabei können e inerseits Götter des Pantheon diese F u nk 2) tion übernehmen ; andererseits gab e s aber a uch gött liche W e s en, So schon Humann, Puchste in, R e isen 6 2; A k urgal, Späthethit i s che Bildkunst 1 0 und ne uerdings w ieder Bittel, Yaz1hkaya 1 9 7 5 , 116 ff. mit A usführ unge n über d a s A uftreten der Mauerkrone im vorde ras iatis chen A ltert um. Vgl. d age gen Vermaseren, Cybe le and Attis 18 , der die Kopfbedeckung als Polos be ze ichnet. 2
Z . B. �arr uma als Sch utzgott von T udhalija I V; dieses Sc h ut z verhältnis kommt a uf einem der R e liefs von Yaz1hkaya zum A usdruck, auf dem der Gott den viel kle iner dargestellten K önig mit dem Ar m umfaßt : Bitte !, Yaz 1hkaya 19 7 5 Tf. 48 , 3 und 4 9 .
D ie re ligiöse u nd ikonogr a ph i s c h e T radition
18 4
den römischen "genii" vergle ichbar , u nter deren Schut z E igenschaf 1l ten des Her r s c he r s stand e n . Sc h r iftliche Q u e lle n informieren uns s chlie ß lieh übe r e ine n
I I
Sch ut zgott von tJ attl . , •
2)
s ow ie über S c h utz -
gotthe iten hethitis cher St ädte, so daß d ie obe n ge äußerte Verm ut ung über d ie Inter pretation der Göttinnen m it der Mauerkr one berecht igt 3l . Le ider ist nicht z u e ntscheiden, ob e s s ic h b ei den
e r s cheint
Göttinnen in der Pro ze s s ion u m Gottheiten handelt, d ie die F unktion der Stadtbe s c h irmer innen m it übe r nommen haben ode r ob es den " genii loci " b zw . der Stadttyche vergle ichbare göttliche Wes en s ind. Die lokale Z ugehör igke it von Göttern w ar im hethitischen w ie im gesamten \'Orderas iatischen Bereich verbreitet. Durch die attribut i ve Beiordnung von Stadtnamen w urde vor alle m Il!tar i n z ah lr e iche Sonderformen aufge s palten H ierbei handelt e s s ich jedoch nicht 4) u m Personifikatione n e iner Stadt ; die Ort s attrib ute weisen a uf be •
s ondere E i genschafte n de s Gottes h in, denen d ie Verehr ung der
je
w e iligen 1...r e me inde galt ode r a uf lokale Be s onderheiten des K ulte s . 1
Diese auffälli ge Paralle le z u den römis chen Sch ut z gottheiten l äßt die Vermut ung entstehen, ob es s ic h h ierbei nicht um eine s pe z ifis ch anatolis che E r s che inung handelt, die von den kle inas iatischen Vorfahren der Etr usker in Italien heimisch gem acht worde n ist. Persönliche Sch ut zgottheiten auch s chon bei den K a s s iten : C a s s in, in : FWG 3 , 65 ff,
2
A uch Laroche , Recherehes 100 f, s pricht sich für d ie A nnah me von Schut z gotthe iten der großen hethitischen St ädte aus. - F ast a lle bekannten hethitischen Sch utzgötter sind m it Bogen oder Schild und Lanze bew affnet und w erden z umeist von e inem Hir s c t e inem A dler oder e ine m H a s e n be gleitet ( vgl. v . Brandenstein, Heth itische Götter, Text I V s . II 2 4 ff. ; Text 2, Vs. II 1 ff. und S. 78 ff. ) ; es gibt aber a uch inschriftlich ide ntifizierte Schutzgottheiten ohne A ttribute : z. B. Bitte!, Yaz 1hkaya 19 75, 1 7 4 und Tf. 2 1, 2. ,
3 4
H. Otten, Die Götter N upatik, Pirinkir , ije l! ue und ij at ui- Pil!ai lfapb i in den hethitischen Felsreliefs von Yaz 1llkaya, in : A nato lia 4 ( 1 9 5 9 ) 2 9 . Bitte !, Yaz 1hkaya 19 7 5 , 118 .
185
Mauerkrone
Die Hervorhebung der örtlichen Zugehörigkeit bezeichnet Hyposta 1) sen der Hhar , bei denen es sich vielleicht um ursprünglich selb ständige, von Ilhar absorbierte Göttinnen handelt.
Daß hinter dieser
Oberlagerung durch eine mächtigere Gottheit politische Machtver schiebungen stehen, zeigt sich an dem Versuch, die Stadtgötter feindlicher Städte vor dem Angriff zum Auszug zu bewegen, um so die Eroberung zu erleichtern
2)
.
Für das Vorhandensein von Ortspersonifikationen, wie sie aus dem griechischen und römischen Bereich bekannt sind, gibt es bei den Hethitern jedoch keine Zeugnisse 3),
wenn sie auch immerhin
schon die Umwandlung abstrakter Begriffe zu Gottheiten belegen. Die Hethiter verfügten bereits über Schicksalsgöttinnen, und Papa! a
4)
.
U!tul!ta_\a
Zu ihren Attributen gehört neben dem Spiegel auch
die Spindel, die ebenfalls von einer der griechischen Moiren und von Nemesis, den griechischen Gottheiten des Schicksals, getragen werden.
c) Stadtgottheiten in Syrien
im
2.
Jahrtausend v.
Chr.
Im nordsyrischen Raum, der lange zum Reich der Hethiter ge hörte, scheint die Verwendung der Mauerkrone als charakteristiZ. B. Illtar von SamutJ a und
ij attarina:
geschrieben wurde: VAB 2,
23, 13 ff.;
118;
Bitte!, YaZlhkaya 1975,
I�tar von Ninive, deren Kultbild besondere Heilwirkung zu Illtar von Nuzi: R . H.
Pfeiffer, E . A . Speiser, OneHundred New Selected Nuzi Texts, in: AASOR
16
(1935-36) Nr.
46, 1;
47,2,19,25; 48, 2,31; 49,15; 50,1;
Illtar von Akkad in einem Gebet des Nabonid: SAHG 290, B Illtar bzw.
ijepat
36,
1;
von Katapa: KBo XVI 83 III 4; KUB XI 27 I 20.
Weitere Beispiele bei Tallquist, Götterepitheta 331 f. 2 3
K UB VII
60
li 1 ff, , lii 1 ff.
Eine solche Auffassung scheint mir bei Bittel, Yazll1kaya 1975, 118 anzuklingen.
4
Bossert, Schicksalsgöttinnen 349 ff.
Die re ligiöse und ikonograph i s c h e Tr adition
18 6
s ches A ttr ib ut stadts chüt ze nder Gottheiten im 2.
Jahrta u s e nd v . Chr .
nicht üblich oder ni cht bekannt gew e s e n zu se in;
es gibt ke ine bildli
e h e n B e lege für d ie s e n Kopfs c h m u c k , F undlage
wobei alle rd ings die s c hle c hte 11 be rücks ichtigt werden m uß . Doch läßt s i c h in den angr e n
z e nden Gebieten d i e Idee e iner Sch ut z gotthe it ge lege nt l i c h nac hw e is e n . Bereits im 10.
Jahrh undert v . C hr . i s t durc h e ine phönikische Inschrift 2) a u s Byb los d ie Ba c alat Gebal, die " Herrin von Byb los " nachgew iesen . 3l Ihre bild liehen Darstell unge n z e igen starken ägyptischen E influß , und es wird verm utet, daß " der Göttin von Byblos let zt lich e i ne lokale A us c pr äg ung der ge me invorderas iat i s c h e n Gött in A ttart A starte " z ugr unde 4) ge lege n hat . Ob a llerdings diese Gött in z ur ' e r r in der Stadt ' ge m a c ht
/
w urde , ehe s ie mit 5) Siche r h e it s age n .
c
�
A t art A starte ver s c hm o l z , läßt s i c h nicht m it
�
/
Noch früh er als d a s phönikische Ze ugnis aus Byblos ist e in T e xt a u s der syr i s c h e n Stadt Qatna a n z uset z e n,
in dem N i n - @gal, e ine ur
6) s prünglich s umerische Gött in, als " Her r i n der Stadt" b e z e i chnet w ir d .
2
Be i der Kopfbedeck ung d e r Statuette e iner nackten, w e iblichen Gestalt m it brett artigem K ör pe r , erhobener re chter Hand und K ette aus Nor d syr ie n ( Naumann, Hethit e r 2 5 f. A bb . 1 7 ) handelt e s s ic h w oh l nicht um e ine Mauerkrone , w ie Naumann meint , sonde r n um e ine Feder krone . - Daß d ie Befe stigunge n syr i s c her Städte im 2 . Jt s . v. Chr . m it Tür m e n, Z innen und R is aliten a usge s t attet w ar e n, ze ige n ihre Darste llunge n in ägyptis chen R e liefs : Helck, Be zieh ungen 3 3 8 ff . c D u s s a ud , Ins cr iptions ph� niciens 146 . - Das s e m itische W ort ba l Herr, Eige ntüm e r w ur d e z u s a m m e n m it e inem Ort snamen als Be z e i c h nung f ü r Lokalgötter verw e ndet; vgl. Haus s ig 2 5 3 s . v . Baal. =
3
Stade lm a nn 10 ff.
4
Stade lm ann 12.
5
6
c Stadelmann 10 v e r m utet in der Verehr ung der A ttart als Göttin der Stadt e inen ägypt i s c h e n E influß, d a im A lt e n R e i c h jede Stadt und je der Gau e i ne stellvertretende Gotth e it be s aß und Byblos s i c h star k a m ägyptis chen V orb ild orientierte C h . V ir olle aud, Le s tablettes de M i s h r if� - Qatna, in : Syria 11 ( 19 3 0 ) 3 1 1 Z . 2; vgl . der s . , Les tablett e s c un�ifor m e s de M i s h r if� - Qatna , in: Syria 9 ( 1 9 2 8 ) 9 0 ff.
Mauerkr one
18 7
Neben d i e s e n Be lege n , die s t ellvertretend für zah lre iche andere die Ve rehr ung von Gött inne n als Sc h utzh e r r inne n eine r Stadt illustrie r e n solle n,
ist in ze itlic her Nähe zu d e n R e liefs von YaZlhkaya ,
vielle icht a b e r n o c h v o r die s e n, im v urr it i s c h be völkerten Nuzi 1) I§tar - � au�ga als " H e r r in der Stadtm a uer " a nger ufen worden . H ier ist e s e ine bestimmte Gött in, die m it d i e s e m E pitheton ve r s e h e n w ir d , währ e nd in e iner altbabylonis ch e n Götterliste aus Mar i e i ne B�l�t his. ar i , e ine " Her r in der Mauer " , a uft aucht, in der aber v 2) Dossin a uch e ine Hypostase der Ultar v e r m utet . Dies g ilt w oh l auch filr die " Bel�t m äti" , die " Herrin d e s Land e s " , die in den Opfe r liste n von N u z i a ufgeführt ist
3l
.
d) D ie " Mauerkrone " auf altbabylonis c h e n T e r r akottarelie fs Das erw ähnte Ze ugnis aus Mari ist unge fähr ze itgle ich m it je nen Darstellungen a uf T er r akottareliefs , die als die frühe st e n uns be k a nnte n Be is piele für d ie Maue r kr one ange s eh e n werden. D ie kleine n V ot ivgaben, die im südlichen Z w e istrom land, Ur und Gir s u ( T e lloh) gefunde n w ur d e n,
in den be iden Orte n
ze ige n w eibliche Büsten
m it e inem zylind r i s c h e n Kopfs c h m u c k , der a ufgr und se iner s e nkrech 4 t e n ste gar t ige n Unte rte i l ungen als " M a u e r krone " beze ic h net w ird � G. W ilhelm , Unte r s uchungen z um ti urr o - A kkad i s c h e n von N u z i , Ne ukir c h e n - V l uy n 1 9 7 0, [; A OA T 9], 3 7 m it A nm. 3. 2
D o s s in, Panth� on de Mar i 4 9 ; T allq uist, Göttere pitheta 58 . Für d ie Mari - Z e it s ind a u c h be r e it s Per s onüikatione n be le gt : Haussig 9 1 s . v . ' K anaanäische' Gött e r .
3
W. Mayer ,
4
Opific i u s , T e r rakottarelief Nr . 15 7 ( a u s T e lloh ), 16 2 ( a u s Ur ). 16 3 ( a u s T e lloh ); H. de Genouilla c , Fouille s de T e lloh II . t poq u e s d' Ur lll e Dynastie et de Lar s a , Paris 19 3 6 , 4 6 , P l . 102 , 1 und 102 , 4 .
-
N u z i - St udien I. Die A r c h ive d e s Palast e s und d ie Pr o sopogr aphie der Ber ufe , Neu k irchen- V luyn 19 78 , [; A OA T 2 05], 144 ff .
Die re ligiöse und ikonogr a phische T r a d ition
18 8
A uch hier d arf jedoch die Möglic hke it , daß e s sich um e in Sch m u c k l) e l e m e nt, angebracht a u f d e n herkö m m liche n Poloi , h andelt, nicht unbeachtet ble ibe n.
Begründet s ich be i den Göttinne n von Yazlllkaya
die D e ut u ng des K opfs c h m u c ke s als Mauer krone auf die in der Höhe v ariie r e nden und dadurch dE'n E indr uc k von Zinne n hervorr ufe nden L ängs stege,
so las s e n die T e r r akottare liefs einen d e r art ige n obe r e n
A b s ch l uß nicht erkenne n.
YaZlhkaya ver gle ichbar 2) s ind die vor - und z urückspringende n Stege bei e inige n Stücken .
Es
De n K r o n e n
in
ist aber de nnoch fraglich, ob man die s e n K opfschmuck tats äch
lich als Mauerkr one be ze ichnen darf,
da nicht e inm al die F o r m der
Götterkrone e i nde ut ig als W ieder gabe e iner R ingma uer z u erkenne n i s t. Die Symbolik d e r Mauerkrone als Z e ichen stadtbe sch irmender F u nktionen, d ie aus der V e rw e nd ung des K o pfschm ucke s in s p ätere r Z e it e r schlo s s e n w urde, d arf nicht ohne W e ite r e s auf d i e s e s mög liche E'rste A uftre t e n in altbabylonisch e r ZE'it übe rtr age n w e rden. Der V ergle ich der zahlreich a ufgefundenen T e r r akottar e l iefs m it lit e r ar i s c h e n und arch äologis chen Z e ugnis s e n e r m öglichte e i ne Bene nnung der Göttin m it der " M a uerkrone " . D e nn sicher identifi 3 z ierbare D ar ste ll ungen der I1ftar \ ießen d e n Schluß zu, daß die Göt -
Poloi s ind schon in frühdynastischer Z e it als K o pfschm uck be legt. z. B. A us d e m Illtar - T e m pe l in Mari: Strem menger Tf. 9 5 , 109 . Einfach senkrecht unterte ilte Poloi : Bar r e let, Figurine s et R e liefs N r . 2 9 9 ( Opifici u s , T e rrakottarelief N r . 159 ) , 3 0 0, 3 01. Im Mythos von der F ahrt der IlHar / I nanna in d ie Unterw elt fungiert d ie K r one der Göttin als Symbol der Macht: A NE T 5 2 z . 1 7 (S. N . K ramer) s owie 1 0 7 Z . 42 ( E . A . Speise r ) . =
2
Barre let, F igur ine s et R e liefs Nr . 3 05, 306 , 3 0 7 (= Opific i u s , T e r r akott ar e lief Nr . 16 3 ) , 3 08 , 3 09.
3
O pific i u s , T e r r akottare lief Nr . 18 9: k r iege r is ch e G ött in I Star; Nr . 16 7, 1 7 0 ff. : Br ustb ild e iner Gött in m it vie l Schm uck kann ebenfalls als Hltar anges proche n w e r d e n, vgl. d e n Schat z der Il!tar von Lagaha ( W . F. Leemans , Ishtar of Lagaha and her Dre s s , 1 9 5 2) s ow ie die Schilder ung ihres Schmuckes bei ihrer Fahrt in d ie Unterwe lt: A NET 5 2 Z . 1 7 ff . (S. N . K r a me r ) . =
18 9
M a u e r krone t in m it de r " Mauerkrone " Illt a r d ar s t e llt ,
R uft m an s ich nun d ie zahlrei c h e n Hypo s ta se n der I ltar in E r inner ung, de r e n lokale E i ge n art d u r c h d ie prädikat ive Z uord n u n g 1) d e s jew e ilige n Stadt namens unter s t r i c h e n w urde , so e r h ält die Ver m ut u ng, daß in dem senkrecht unte rte ilte n Polos tatsächlich eine Mauerkrone z u s ehe n ist, der e n Symbolik jener der griechischen und r ö m i s c h e n Ze it e nt s pricht ode r ihr n ahe k o mmt ,
immerhin e ine
gew isse W ahr s c h e inlichkeit . Ilhar übte in mehre ren mesopot a m i s c h e n St ädte n die F u nkt ion e iner Stadtgött i n a us , b e s o nde r s in Ur uk,
und
dies b e inh altete s ic h e r auch e ine Schut zaufgabe über das Ge m e i n w e se n . E in ne uassyrischer Text aus d e r Z e it A s s urnas irpals II. 2 b ez e i ch ne t IiHar s ogar als "Lande s h e r r in" ) , was sie noch übe r d i e St ufe d e r Stadtgöttinne n hina ushebt,
z u deren Obe r haupt s ie
gew i s s e r m a ß e n w i r d . E i ne d e r T y c h e - V o r s tel l ung verwandte ,
sich
dem Schic k s al unt e r w or fe n f üh le nde A uf fa s s u n g vo n I !l t a r a l s St a dt 3) g öttin ist d arin jedoch nicht z u sehen. E i ne Betonung de s Sch utzas pe kt e s der Illtar , d , h , ihre r aktiven Sorge n für das
W o h le r g e h e n
der Stadt , könnte immerhin den the olo
gis c h e n Unte rbau für d ie E ntwicklung e ine r Götte r kr o ne in F o r m e ine r �'tadt m auer se in, die
das
äußer e Symbol dieser F u n kt i o n sein
s oll. A uc h das re ligiöse Mome nt,
das die Gründ ung von Städt e n
und die E r r ic ht ung v o n Bauten begleitete , m a g dabe i e ine R olle 4) ges pielt h ab e n .
Siehe S .lB 5 m it A nm . l, 2 3
4
SA HG 259 B ll, und 5 7 .
l.
V gl. noch T allquist, G ö tt e r e pi t he ta
331
ff.
Jlhar w ird abe r auch als " He rrin d er Ge s c h i c k e " b e z e i c h ne t : Tallquist, Götter e pitheta 64.
Vgl. d a z u E. K o r ne m a nn, He ilige Städte . Z u m St ädte w e s e n d e r S u m e r e r u nd Etr usker, i n : Die A nt ike 8 ( 1 9 3 2 ) 105 ff. und s iehe noch obe n S. 135.
190
Die re ligiöse u nd ikonographische Tradition
Trifft diese De utung über die E ntstehung der M a ue rkrone als symbolischer Kopfsc hm uck zu, so setzt s ie einen recht abstrakten Denkvor gang voraus. Die s e r e r s c he int aber nicht unmöglich, berück sichtigt man, daß vergött lichte Abstrakta in altbabylonischer Zeit !) s c hon belegt s ind . Weniger auf theologischen Überlegungen bas iert d ie Annahme , daß d ie mit Längs stege n verzierten Poloi an die ge nischten Mauern me so potamis cher He iligtü mer erinnerte n und e i ne e nt s prechende
Umfor
mung erfuhren. Die Nischung von Mauern w ar s e it der späten Obe id 2) Z e it Zeichen für d ie be sondere Heiligke it des Orte s . Die meisten 3l Sakralb a uten w urden a uf diese Weise auch äußer lich geke nn ze ichnet . Möglich ist schlie ßlich abe r auch, daß der zylindrische Kopfs chmuck 4) m it e iner d urch Nischen ge gliederten Tempelfas s ade ver z iert w urde . Inw iew e it Stadt m a uern der altbabylonischen Zeit auf die E nt ste h ung e iner " Ma uerkrone " e ingew irkt habe n könne n, ist fraglich. Die A us gr ab ungen im Zw e i strom land haben ge zeigt, daß Stadtmauern bis z u dieser Epoche m it Bastionen versehen w aren, so daß d ie Be festigung durch die so ent stehe nden Vor - und R ü c k s prünge e iner ge nis chten Tempelmauer ge glichen haben mag, A ber erst in hethitischer Z e it s ind Türme nachw e isbar, d ie den M a ue r r ing überragten und somit das Vorbild für d ie s p äter char akteristis che Form der M a ue r H. G. Güterboc k, K u marbi, Mythen vom c h ur r itischen K ronos, Zürich 19 4 6 , 114 .
2
Erid u Schicht VII (Hrouda, Vorder asien 6 5 Abb. 2 1 ) .
3
Die Nischung kann an der A ußenm a uer angebracht s ein, aber auch im Inneren des Geb äude s , besonders in den Zentralhöfe n : z. B . b e im "W eißen" Te mpel i n Ur uk : Hrouda, Vorderasien Abb, 31. Die ne ueren A us gr ab ungen in ijab uba K ab ir a / Syrien haben auch Nischen an profane n Geb äuden bzw. an Straßen aufgedeckt: M DOG 108 (19 7 6 ) Tf. 1. Vgl. auch e inen A ltar aus e ine m Privathaus in T e ll Brak ( um 2 3 00 v . Chr, ) m it zwei Reihen mehrfach ab gest ufter Nischen übere inander : Bos sert, A ltsyrien Nr. 3 49 .
4
V gl. den Kopfs chmuck in Form e ines Tempels bei Arte mis Ephe s ia : Fleischer, A rtemis von E phesos 112.
M a uerkrone
191
krone m it erhöhten Zinnen ge liefert haben könnten I).
e ) Die Mauerkrone als königlicher K o pfsch m u c k V o n d e r Bede utung d e r Mauerkr one a l s Z e i c h e n st adtbe schirmen der A spekte e iner Gottheit ist ihr e Verwendung als K o pfsch m u c k v o n königlichen Pe r s onen im ne uas syr is chen R e ich, bei den A c h äme 2) niden sow ie offensichtlich auch in Parth ie n z u trennen . Ne uas syr is c he Darstellunge n A uf e ine m bemalte n Zie ge l aus dem Palast des A s s urnas ir pal II. in Ninive trägt e in Mann e ine durch Z inne n , Türme und Tore als 3) Mauerkrone gekenn z e ichnete K o pfbe d e c k ung . Später ist dann d ie M utter de s A s arhaddon und Großm utte r des A s s urbanipal, Naqija, 4) mit dieser Krone dargestellt . Von A s s ur -!!iarrat, der Gemahlin A s s urbanipals, s ind zwei Bildnisse erhalte n, die s ie m it der M a u e rkrone zeige n . Das he ute in Ost - Ber lin aufbew ahrte Fragment S) e iner K alks andste instele aus A s s ur z e i gt d ie Königin im Profil nach rechts auf e inem Thr on, mit e iner Blume in der Linken und 1
Opific i u s , Befestigungen 84.
2
A ls K o pfs c h m uck nichtgöttlicher Pe rsone n ist die Mauerkrone im griechischen Bereich nicht belegt; e ine A u snahme wäre nur der fragliche Kopf aus Kyrene (oben S . 181 Anm. 2) .
3
R . C am pbe ll T hompson, D. Litt , R . W. Hutchinson, The Site of the Palace of A sh urnasirpa1 at Nine ve h , exc avated in 192 9 - 30 o n behalf of the British M u s e u m , in : AAA 8 (1931 ) Tf. XXXI.
4
A uf e iner he ute im Louvre a ufbew ahrte n Bronzetafe1: Parrot, A s s ur Abb. 133.
5
Inv. - Nr. VA 8 8 47; A ndrae , Stelenr e ihen 7 f. Abb. 3 und Tf. X 1. Die vors ichtige Be zeichnung der Dar geste llten als "Palast dame" (so A ndrae bei der Erstpub likation des R eliefs ) kann w ohl mit R e c ht d urch die Be nennung A s s ur-l!larrat e r setzt w e r den, da d ie Mauerkrone trotz ihr e r Profanier ung a uf jeden Fall de m Herr s c h e r paar vorbeh alten bleibt.
D i e re ligiöse un d ikonographische Tradition
192
e iner Z innenkr one , d ie w oh l a uf e iner K a ppe befestigt w ar . E ine n gleichartigen, aber mehr r e ifartige n Kopfschm uck, der allerd ings d irekt auf dem Haar a ufsitzt, t r ägt A ssur - §arrat auf eine m Ortho 1) statenre lief aus dem Nordpalast A ssurbanipals in Ninive . Große Ähnlichke it m it der Darst e ll ung der A s s ur -!larrat in der Gartenlaube h at e in
Felsr elief
in
Naqs c h-i-R ust am,
von d e m le ider
nur geringe R este erhalte n sind , da es d urch die A nbringung e ines R e liefs des
Sasanidenkönigs
Babr a m
lig zerstört w urde . Sichtbar ist
11.
he ute
an
nur
gle icher Ste lle fast völ noch
der stark verw it
terte K o pf e iner Frau (?), deren Z inne nkrone dem obe n genannt e n 2) neuassyrische n R e l ie f gle icht . Die Skulptur w ird von A m iet in d ie ne ue lam ische Ze it datiert, die der ne uassyr isc hen ungefähr e ntspricht.
Dare ios m it der
Maue r krone
Das R e lief in Naqsch- i - R ustam könnte a ufgrund se iner A nbr in gung im Zentrum des späteren ach äme nidisc h e n R e iches als Vor bild für die e i nzige Darste llung gedie nt haben, die den persischen Großkönig Dare ios sicher m it e iner Mauerkrone ze igt. E s handelt sich um das Fe lsrelief in Bisut un, das se i ne n Sie g übe r die a uf ständ ische n
Fürste n zeigt
3)
.
Dare ios trägt die Mauerkrone über
dem Diade m , dem pr ofane n Z e ichen der M a cht
.
Mit der i.J'ber nah -
me der Zinne nkrone versuchte er verm utlich, an d ie ne uassyr is che R. D. Barnett, A ssyr ische S!,ulpt uren im Brit ischen M use um, R e c klingh a usen 1975, Tf. 16 8 , 16 9 . 2
3
A m iet, E lam, Auvers-sur - Oise 196 6 , Abb. 427 A, B und Um ze ichnung. H. Luschey, Studien zu dem Dari usre lief von Bisut un, i n : AJI..U 1 ( 19 6 8 ) Tf. 3 3; vgl. L. Trüm pe lmann, Z ur Entstehungsge schichte des Monumentes Dareios' I. von Bisut un und z ur Da tier ung der Einführ ung der altper s ischen Schr ift, in : AA 196 7, 2 8 1 ff. N. F.
193
Mauerkrone
Tradition der monarchischen Repräsentation anzuknüpfen; der Mauerkrone verbundene religiöse Inhalt,
a us geb ildet 1l s e in . Alle Krone,
hatte,
a nd e r e n
kann
der mit
der sich in Kleinasien
kaum bei den Achämeniden b e k a nn t gewesen
Darstellungen de s
Dareios
mit einer gezackten
die zumeist als Mauerkrone bezeichnet wird,
nic ht sicher e ine n d er art ige n Kopfs c hm u c k; Form
sich um eine reduzierte
alle nf a lls
zeigen jedoch könnte es
oder um eine We it e r e n tw icklung
h a nde l n 2 l.
K opf e in e r parth i s eben K ö nigin In der
b e i Neuassyrern
tenden Tradition,
und A c h äm e nide n
gle i cherm a ße n auftre
die Mauerkrone als Kopfschmuck einer königli
chen Person zu verwenden,
steht vielleicht auch ein in Susa gefun
dener we iblicher Marmorkopf, der übe r d e m Haar e i n m it Z inne n b e kr ö nte s
Diadem
z e igt
3l
.
D as
r ung in die Z e it zwischen 100 partbi s c he n K önigin M u sa fast
in
Bildnis wird aufgrund seiner Datie v.
C hr .
100 n. C hr. mit der 4) V e rb i ndung gebracht . Da sich ein und
gleic hartiger Kopfsc h m uc k bereit s be i d e n ne uassyr i s c h e n
K ö n i ginnen fand , keit zu
h ab e n 5 l .
s c h e i nt m ir d i e s e D e utung gr o ße W ah r s c h e i nlich Mit der
M a u e r kr o ne
aber,
m it
der
sp äter
e i ni ge
Es ist nicht sic h e r , ob es Dar e ios bekannt w ar , d a ß die Mau e r kr one ur s prünglich e in göttl ich er Kopfschmuck w ar , Der achä me nidische K önig w urde ja h äuf i ge r in Z us a m m e nh änge n d arge ste llt , in denen e r die St e lle eine s Gottes einnahm (K ampf mit M i sc h w esen ).
2
3
4 5
Z . B. G h ir s hman , Iran Abb. 3 3 2 ; Wiseman Nr. 1 0 0, 1 04 - 106; w ie d ie s e K rone dann am Ende des 4, Jh. v. C h r . a u s s ieht, z e ige n M ü n z e n aus Babylon: BMC Arabia 176 f. Nr. 1 ff.
M. A. R .
C ol led ge,
Parthian
A rt, London 19 77,
Z u d e n B i ld ni sse n die s e r Königin vgl. Zahn, r i s c hes Monument 441 ff. C olledge , a. 0. entscheidet s ic h nicht als M u s a oder Tyche .
Abb.
9 c.
Ein k lein e s
zwischen der
histo
De ut ung
D i e r e ligiöse und ikonogr aphische Tradition
194
1l d e r röm ischen K a iserinnen d ar ge ste llt werden ,
um ihre Ident ität
m it Kybe le zu z e i ge n , hat die s e s z i nnenbekrönte Diade m w ohl kaum mehr etwas zu tun, d a e s ganz in der T radition östlicher Macht symbolik steht.
f ) Ver m ut ungen übe r die W e it ergabe des Motive s Die ser z u n ächst n ur d ie Ze ugnisse für d as A uftreten der M a ue r krone a ufzählenden Be stand s a ufnahme müs s e n s ich e inige Überle gun gen anschlie ßen, a uf w e lch e n
We gm d a s Motiv weitergegeben w urd e .
B e i d e n z um Te i l recht erhebliche n Z e itr äume n, die zw ische n d e n e inze lnen Be legen lie ge n, wird m an s i c h allerdings m i t V e r m ut un ge n b e gnügen müs s e n . E ine unabh ängige Ne uentw icklung i n d e m eine n oder ande r e n F al l möchte ich jed och a u s s chlie ßen. D i e K ul t urge s chichte z e igt immer w ie d e r , d a ß ke ine w irklich w esentliche E rf ind ung zwe im a l ge m acht w urde;
me ist gibt e s irge nde ine n A n
k nüpfungspunkt , d e r d a s e r ne ute A uftreten e ines Motive s m it dem Or iginal bzw.
der V orfor m verbindet. D a ß der arti ge Zwischenstücke
a uf dem We g der M a ue rkrone als Motiv von Mesopotamien nach Gr ieche nland nicht vorliegen, hängt ve r m ut lich m it der sehr lücken hafte n Über liefe r ung der R e likte vergangener K ult ur e n z us ammen. So s ind wir darauf angew iesen,
V e r m u t ungen über die Weitergabe
des M otives aus mögliche n h istoris chen Z u s a m menhängen zu e r s chlie ßen. Zw ische n dem frühesten Ze ugnis für das A uftreten der M a ue r krone in der griechischen Kunst und d e n letzt e n Belegen im Orient 2) lie gen ungefähr 1 5 0 Jahre b z w . 5 0 Jahr e ,
b e i d e n A chäme niden
Siehe o b e n S . 18 1 b zw. 19 2 2
f.
Let ztes Glied in der Kett e der Darstellunge n der Mauerkr o ne als königlicher Kopfs chm uck ist das Bildnis des sasanidischen H e r r sche r s S apur I . : Göb1, Münz pr ägung 102, d a s möglicherw e i s e a uf parthisehe Vorb ilder z urüc kgeht, d i e w ie d e r um vielle icht auf achäme nidischen A nr e g ungen b e ruhe n.
195
M a uerkrone
w e nn man den polykle itische n A r istaios in d ie Betr acht ung mit e in bezieht . Geme ins am i s t d e n Geb iete n,
i n d e n e n d i e Mauerkrone im
4 . Jahrhundert v. C h r . z ue r s t nach gew ie s e n w urde, d a ß s ie alle 1l e ine Z e it lang zu m pe r s isch e n Großre ich gehörte n . Thrakien w ur de 5 1 3 / 12 v . C h r .
von D ar e ios
I. a uf se ine m Skyt h e nfe ldzug e r ob e r t ,
nachde m Syr ien / Phönikie n u n d Zype r n sch o n 5 3 9 v . C h r . u n t e r pe r 2) s ische Oberhe r r s ch aft gekommen w ar e n . Letzte re Geb iete blieben bis zur E r ober ung d urch A lexande r 3 3 3 / 3 2 v. C hr .
Satr apie n d e s
Per s e r r e iches. Die se polit i s che K onste llat ion, d ie geograph i s c h w e it a u s e inan d e r liegende R e gione n unter e iner Herr schaft vere inte , könnte mög licherwe ise die V or a u s s e t z ung für das A uftreten der Ma ue rkrone b ilde n. D urch uns unbekannte M itt e l , w ie verlorengegange ne Denk mäler oder w ander nde Künstler, w äre das Motiv im Gefolge der pe r s ische n Hee r e verbre itet w orden. r a um von etwa 1 5 0 J ahr en ,
Proble m atisch ist der Z e it
der zw ischen d e m Dareios - R e lief in
B i s ut u n und d e n Münze n von Ky p s e la lie gt . Die Mauerkrone b e i A r istaios a l s Werk
e ines griechische n Künstle r s w äre e in w illkom
m e ne s Z w i sche nglied, doch d arf dies nicht dazu ver le iten,
a uf die
sem uns iche r e n Z e ugnis e ine Be w e isführ ung a ufzub a uen. F e s t z uhalte n ist aber , daß das Z e nt r um der V e rbre it ung der Mauerkrone b e i d e r e n erneut e m E r s cheine n im 4. Chr.
im öst liche n M itte lm e e r r a um ,
liegt,
Jahrhundert
v.
in Zy pe r n und Syr ien / Palästina ,
Gebiete, die zu d i e s e r Z e it noch in pe r s ischer Hand w ar e n .
Jedoch d a r f a uch d e r inh alt liche Unter s chied z w is c h e n d e r M a u e r kr one b e i Dareios und dem K opfsch m u c k der griechischen Stadt gött inne n nicht übe r s ehe n werden. D e r achäme nidische K ö nig trägt s ie als königliche Ins ignie z u s ammen mit d e m Diadem,
dem Z e ic h e n
Siehe d i e Übe r s ichtskarte bei B e ngtson, G r G . , ge ge nüber 1 7 6 . 2
Bengts on,
in: FWG
5,
3 72.
Die
196
r eligiöse und ik o n o gra ph i sc he T r a d iti on
s e iner Herrschaft. W ir k ö nne n h inter der Mauerkr one e inen r e l ig i ö sen Gedanken v e r mute n ,
s c h ir m e nd e
G ott h e ite n
w e nn es auch keine Hinweise a uf stadtbe
g ibt ,
übernom m e n habe n könnte .
v o n d e ne n d e r K ön i g d ie se n K o pfschmuck
Welche Sy mbolik d e r Mauerkrone b ei
dem ac h äm e n i d isch e n Herr scher , sehen w u r d e ,
der als von Gott b e s t immt ange
z ukam, ist daher u nb eka nnt .
Die K r one der Gotthe ite n auf d e n zypr i s c h e n und ph ön ik i s c h e n Münzen h at d a g e ge n s icher lich d i e F unktion, den stadtbe s c hüt z e nd e n C h arakter der dar ge ste llt e n Göttin z u verkör pe r n .
Mit ihr s oll d i e
Glücks - und S c h i c k sa lsgöt t in als s olche gekenn z e ic h net b z w . d e r Schut z a s pe kt der Hauptgotth e it her vorgehoben w erden. Sofer n die Mauerkrone tat sächlich d ur c h pe r sisc he n E influß nac h Zy pe r n, a n d ie syrisch - phönikische Küste und in de n n ord äg äi s c h e n Raum gekom m e n ist,
könnte d ar a u s e in R ü c k schluß auf ihre n Sy m
b olgehalt b e i Dar e ios ge zogen werden;
d e r K o pfsc hm u ck wäre dann
s chon in achäme nid i s c h e r Ze it Zeichen st adtbeschütz e nde r E ige n schafte n gewe s e n, was sich t ont - nicht beweise n läßt . a uch,
a ll e r d i n gs
-di e s se i h i e r nochmals be
Nicht a u s s c h ließen möchte ich aber
daß das m it e iner uns nic ht be k annt e n Sy m b ol ik versehe ne
Motiv von e in e m M ü n z s t e m pe ls c h ne i de r ode r a u ch e ine m stadtfür ste n, der die M ü n z pr äg un g in A uftr ag gab, a l s ide ale r K o pf sch m u c k f ü r d ie stadtb e s c:• ir m e nden Gotth eiten ange sehen w u rde , d ie E nt le h n u ng also a uf den ge n i a l e n Einfall eines Einzelne n z urückge ht. Ungeklärte F r a ge n bleiben auch hinsichtlich der
W e it e rg ab e
Motiv e s von der assyr i sc h e n in die achämenidische K unst.
des
H ie r
fehlen e b e nf a l ls Z w ischenstück e , die die Ausbre it ung dieser For m
d e r K rone ill u strie r e n könnten;
i m me r h in e r s cheint der E influß
de r großart ige n R e liefs d e s n e ua s s y r is c h e n R e iche s d ur c h a u s mög li c h .
Zwar war Ninive, Herkunftsort mehrerer
D a r ste l l u n ge n
der
Mauer kr o ne , bereits 612
v.
Meder zer stört worden,
so daß d e s s e n Bildwe rke nicht als V o r la ge
C hr . d urch d ie Ne ub ab yio n i e r und d ie
19 7
Mauerkrone
Anders stand es d a gege n mit As sur,
oder Anreg ung dienen konnten.
von wo ein Relief einer Königin mit Mauerkrone erhalten ist. Stadt b li eb bis in pa rth i s e h e Zeit st änd ig besiedelt, im
l) neubabylonischen Reich ohne Bedeutung war . den Zerfall d es Reiches überlebt,
die Reliefs
Die
wenn s ie auch
Vielleicht haben
und die Vorstellung
sowie Elemente ihrer Darstdlungen s in d auf uns unbekannten Wegen
in die Gedankenwelt der Herrscher und das Repertoire achämenidi scher Klinstler eingegangen.
Es bleibt zu fra g en,
ob das Auftreten der Mauerkrone bei den
Neuassyrern auf hethitische /, nr eg u n g zurückzuführen die s eh r
ist,
detailliert eine Mauer nachbildenden Kronen auf den assy
rischen Reliefs ihr
stilisierten Mauer kr onen
stärker
Vorbild in den
der hethitischen Göttinnen von Yanllkaya haben können. mehrere Erei gniss e,
bei de n e n di�
Assyrer
bis
Es gab
nach Zentralanato
lien vors tieß en : wir hören vom Kampf c;er i\·IuA'ki ( Ph ry ge r Tig1af.pilesar I.
in Kommagene
2l
,
von
Midas an Sargon II. J),
schen Königs
Tributzahlungen
und
für di e
in
turkreise, neten so
Killkien bezeugt
4).
des
)
gegen
phrygi
Regierungszeit
des Sanherib ist der erste Zusammenstoß der Assyrer Griechen
ob also
D ie s e Begegnungen der
mit
die allerdings immer kriegerischer Natur waren,
immerh in auch die
d en
beiden
Kul
eröff
Möglichkeiten zu kulturellem Aus t a u s ch,
daß eine Weitergabe des Motives der Mauerkrone aus der ana
tolischen in die assyris che
So sind tives aus
K unst denkbar
zwar zunächst noch
ist.
die Stationen für den W e g dieses Mo
der Frühzeit der Kulturen nicht gesichert,
s che Entwicklung
zeigt,
daß Zusammenhänge
aber die histori
durchaus im Bereich
der gegebenen Möglichkeiten liegen.
1 2
3
Andrae,
Bittel,
Das wiedererstandene As sur Kleinasiatische Stud i en
M et z g er,
Tribut von
4
Erzen,
Anatolien II
7
58.
2
248.
6 7.
Sargon II. empfing auch 709 v. Chr. den
zyprischen Stadtkönigen: Bengtson,
Kilikien 64
ff.
GrG.
77.
D ie r e ligiöse und ikonogr a ph i s che T r ad ition
198
III . De r Sc hm uck I. Die skor pionge steHigen F ibe ln
Zu den Sch mucke lement e n gehöre n auch die beiden F ibeln in Form e ines Skor pions , die das Gewand der Göttin in Ga ziant e p a uf den Sch ult e r n h a lte n . A llerdings ste llt sich aufgrund der auf fällige n Gestaltung d e r Spangen die F r a ge , o b sie e ine übe r das rein Dekor ative hinau s gehend e ,
möglic h e r w e is e symbolische Bed e u
t ung h aben.
a ) Die Sy mbolik de s Skor pions in der römisch e n Kaise r z e it nach literaris c h e n Zeugni s s e n Die Symbolik,
die s ich i n der K a i s e r z e it i m römisch e n Ber e ich
m it d e r Darste llung d e s Sko r pions verb indet ,
zeichnet sich durch
ihre Vie lfältigkeit aus. Für unser e Unte r s uchung ist vor allem der astrologische A s pe kt von Bede ut ung, d a der Skor pion weder Emble m t ie r e iner Gotthe it de s gr ie chisc h-römisch e n Pantheo n ist noch s e i ne Verbindung
zu
e i n e m göttliche n Kultbild a uf e ine ander e Signü i
kanz h i ndeutet . Man kannt e in d e r Kais e r z e it se lb stver ständ lich die Ge f äh r lic h k e it d e s Skor piongifte s , d a s sich in e iner DrUse i m Schw anz befin det,
s o gefähr l ich , daß ein St ich mit dem Schw anzstachel s ogar 1) töt lich sein kann . Die se übe lb r i ngende Eige ns chaft kommt z. B . a uch i n d e r Sch ilde r un g einer Besonde r h e it d e s hierapo litanischen K ulte s zum A usdr uck,
die Lukianos i n se iner A bhandlung über die
Syrische Göttin gibt (Kapite l 2 9 ). Der Skor pion h at d ort die A ufga b e , d afür zu sorgen, V gl . Ae lian , ne:pi.
26.
daß d e r Mann nicht eins c hläft , der z w eimal
C�wv tl'lLO'tTJ'tOt;
VI 2 3;
IX 4;
X 2 3;
XV
Skorpion
199
jährlich sieben Tage lang auf einem riesige n Phallos s itzt, um aus d ie ser Höhe e inen bes seren Kontakt zu den Göttern herstellen zu können. Lukianos fügt hinzu: �a �tV �V is �OV OKOpnLOV �U�EOVTaL �pa �E KaL �EonpEnra· EL ö( &�pExra (a�Lv, ovx (xw (prELv.
Das Gehe imnis, das mit dem Skor pion in dieser Erzählung verbun den ist, läßt s ich nicht lösen. Deutlich ist aber, daß das Tier hier e ine negative Bede utung hat. Stocks sieht deshalb in se inem Kommen tar z u dieser Ste lle i n dem Skorpion " garnicht das T ier der wohl tätige n Allmutter Atargatis, sondern ein(en ) Bote(n ) des Unterwe lt geistes , der kommt, u m Schaden anz urichten"! ) . Dem Skor pion als Zeichen des Zod iakos schre ibt F irmicus Ma ternus negative A u swirkungen zu, indem er behauptet, daß die un ter die sem Sternzeichen Geborenen mit Blindheit zu rechnen haben2l . Astrologisches Symbol der F r uchtbarkeit Auf den Re liefs des Mithras-K ultes ist der Skor pion fast kano nisch unterhalb de s Bauches des Stieres dargestellt, den der Gott soebe n töte n w i ll3 l . In dieser Szene sieht Cumont den Versuc�} die Genitalie n des Stieres zu verzehren, um auf die se Weise den Wei-
2 3 4
Stocks , Studien 24 mit Anm. 1 0 3 . F irmicus 1\laternus , Mathesie VI 3 1, 8 8 . Z . B . Vermaseren, CIMRM Nr. 7 5 , 3 3 5 , 4 08 , 6 9 3. Cumont, Textes et Monuments 190; ders., Mysterien 123; eben so Eitrem, Skorpion 7 7 und 6 8 f. z u den vergleichbaren Über Iiefer ungen aus Kreta und andersw o. A uch in der chaldäischen A stro l ogie stehen die Genitalien unter dem E influß des Skor pion: C umont, Textes et Monuments 202. Vgl. Sextus Empir icus, A gainst the Astrologers, Loeb ed. , p. 331 ff. sowie Manilius, Astronomicon II 4 5 3 ff. und IV 7 0 7 .
D ie re ligiöse und ikonographische
200
a ition
Tr d
der Veget ation zu unterbinden . Schon Starcky schlug in Erinnerung an die aus Vorderasien bekannte positive Haltung gegen über dem Skorpion eine andere Deutung vor und w ertete d ie Stel lung des T ieres auf den Re liefs nicht als eine Bedroh ung der Geni talien des Stieres, sonder n als Aufnahme des Samens durch den Skorpion ° . Zu die ser Auffass ung, die dem Tier einen Fr uchtbar keitsas pekt z uweist, kommen auch J. R. Hinnells2) und R. Beck 3l. Hinne lls verwe ist auf die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten, die mit der Darste llung des Skor pion verbunden sind: "Death, war , variou s gods, the sy mbol of good fort une and plenty, a talisman against evil eye, fertility and a whole complex of astrological ideas these are some of the main symbolic qualitites which the scor pion c an portray . Vihich of these features are represented by any given 4 piece of symbolism will depend on the motif s conte x t . ) . A uf den Mithr a s - Kult be z ogen, spricht e r sich für eine Deutung als astrolo gis ches Symbol aus, "conveying, perhaps among other things, ideas of fertility"5) . terbestand
•
..
Be ck legt besond ere n Nachdruck auf die Bedeutung des Sternbil des Skorpion im agrarischen Jahresablauf und de ssen Umsetzung in die Symbolsprache des Tauroktonie - Motives . Er verweist auf Plinius, nat . hist. 18, 55 , 200, der unter Ber ufung auf den persi sehen Re ligionsstifter Z ar athustra (Zoroaster) als günstig st e n Ze it -
punkt für die Aus saat jene Tage empfiehlt, in denen die Sonne den 12. Grad des Skorpion durchw andert h a t6 ) . Dieses Datum ents pricht in dem von Plinius benutzten römis che n Agrarkale nder dem Beginn t c ky , D � dicace palmy r� nienne 76. Hinne l ls , B ul l - s l ay ing Scene 298 ff. Beck , Tauroctony 208 ff. Hinnells, B u ll - s laying Sce ne 300. H inne lls , B u l l - s laying Scene 300. Beck, Tauroctony 208. S ar
2 3 4
5 6
201
Skorpion
des Winters, in den Reliefdarstellunge n des Mithras -Kultes symboli s iert d urch den Tod de s Stieres , der das "fruitful plant l ife " ver körpert; die A ufnahme des Same ns d urch den Skorpion versinnbild licht die A ussaat für die ne ue Ernte, i . e. das ne ue Leben, im nächsten Jahr1 ) .
Kaiser Julianus bringt den Zeitraum des Jahre s , dem das Tier kreiszeiche n Skor pion zugewiesen ist, m it der Göttermutter in Ver bind ung. In seiner "R ede auf die Götterm utter" be zeichnet er die Tag- und Nachtgleiche als die von der Gött i n erwählte Himme lser s cheinung (1 73 A ) ; da aber je ein Äquinoktium im Sternbild des W idders2 ) und des Skorpion stattfindet (1 72 A l. r äumt er diesen bei den Symbolen e ine bede ute nde Stellung e in. Er schränkt allerdings e in, daß das Ä q ui nckt ium im Frühling (Widder) dem herbstliche n vorge zogen w ird (172). da bei ersterem die Sonne sich auf dem Weg z ur Erde hin befände, be i letzterem sich aber wieder e ntferne .
Daneben kam dem Skor pion besonders in der Religiosität des Volkes eine a pot ro p äi s che Funktion zu 3 l . Er galt vor allem als Ab-
2
3
Vgl. dazu Manilius , A stronomikon I V 217 f. :•scorpios armatus violenta c uspide c audam, I I qua, sua c um Phoebi currum per sidera ducit, /I r imatur terras et sulcis semina miscet . • Während Julianus das Früh lingsäquinoktium unter dem Sternbild des Widders ansetzt, nennen Eitrem, Skorpion 78 und C umont, Textes et Monume nts 202 den Stier als Symbol. Die A nsetzung des F rühlingsäq uinoktium im Sternbild de s Widders geht auf die Fe stlegung unserer Sternbilder vor ungefähr 2 700 Jahren zu rück, während es sich vor r und 3500 Jahren noch im Sternbild de s Stieres befand. A uf die durch die Präzes sionsbewegung (e ine kreisförmige Eige nbewegung der Erde, die jeweils 25 800 .Jahre dauert ) der Erde verursachte Ver schiebung der Tag- und Nachtgle ichen nimmt jedoch d ie A strologie keine Rücksicht, so daß s ie das F rühlingsäq uinoktium noch he ute im Tierk r eiszei chen des Wid ders ansetzt, was m it dem he utigen Sternenhimmel nicht mehr übere instimmt . (Für die fre undliche A u fk l är ung über d iese Z usammenhänge möchte ich Herrn J. Prölß von der Stern w arte Bochum an dieser Ste lle danken) Eitrem, S kor pion 70; Hinnells, Bull - s laying Scene 299.
Die re ligiöse und ikonogr a phis che Tradition
2 02
w e h rmittel ge ge n den b ö s e n Blick A mulette häufte sich
d urch
b u nge n
stärkten.
in de r
Zeit,
1)
,
u nd das A uftreten derart i ge r
als die pantheistis c h e n Bestre
Z us a m m e nf a s s ung aller höh e r e n Gotthe it e n s ic h ver
Der Schutz e ine s Gottes e r s c h ie n nicht mehr ausreichend -
Entleerung re ligiöser T radit ione n - , man s uchte H ilfe auch be i Symbolen, die a u s dem Be reich de s Abe r g la ube ns st ammt e n2 ) . e i n M e r kmal der zune h me nd e n
b ) Der Skorpion
in
der
gr ie ch i s ch e n Mythologie
In K ult und Re ligion der Grie c h e n s pielte der Skorpion e ine ver g leichsweise unbede utende R olle . Hier ste ht sein zerstöre ris cher Charakter der vor w ie gend positiven, astrologisch bestimmte n und e ng mit der Fr uchtbarkeit verbundenen Symbolik im römischen Bereich gegenüber. wird i n der gr i e c his che n Mythologie m it A rte mis 3 i n Verbind ung gebracht l . A uf Geheiß der Göttin tötete er den Jä ger Orion 4 ) . Im He iligtum der G ö tt in in Sparta, wo s ie in urtüm licher Form unter dem Namen 'Op�La verehrt w urde, fand man e ine n Elfenbeinzylinder aus arch a is ch e r Ze it, der e inen Skor pion 5 l De r Skor pion wird jedoch niemals z um Symbolt ier der zei gt Göttin. D e r Skor pion
.
R.
2 3 4 5
C a g n at , V . C h a pot , Manuel d' arch�ologie romai ne II, P a ri s 1920, 197 ff. Abb. 449 - 45 1. Vgl. Eitrem, Skorpion 74. E itr em , Skor pion 55 ff. , 62 ff.; W. De onna , M e r c ure et le Scorpion, in : Latomus 18 (1959 ) 54. So die von A r at o s , Phain. 63 7 f. und Nikandros, Theriaka 13 ff. über lieferte Version; zu ande r e n Fas sunge n vgl. Eitr e m , Sk or p ion 53 ff. Dawkins, S a nct u a ry 234 f. Nr . 4, Tf. C LVI Nr. 2 .
2 03
Skor pion
In der gr ie c h is c h e n A str ologie w ird der Skor pion als unte r dem b e s onde ren Sc h utz des Kr iegs gotte s A r es und se ines unh e ilb r i ngen l) den Einflus s e s st e h e nd ange se he n .
c ) Der Sko r pion als Tierkreiszeichen Im l.
Jahrh und e r t n. Ch r.
ist der Skor pion a uf den R ü c k s e iten
der Münzen von Kom m a gene anz utreffen, die unter Köni g A ntiechos Epiph anes und seiner Schwester und Gemahlin Iotape geprägt 2) w urden . E ine Münze z e igt auch e inen Ste r n nebe n dem Skor pion, IV.
ein H i nw e i s a uf eine astrologische Interpretation des Sym 3 bo l s ) . Unter diesem Sternzeichen h at v e r m utlich e ine für d e n Kö nig ode r d as Herrscher paar wic htige Be gebenh e it stattgef unden. V iel leicht soll d ie Th r o nbeste igung von A nt iech os IV. ange ze i gt werden, vie lleicht
der das zur r ömischen Prov inz gew or d e ne R e ich 38 n. Ch r .
von
Kaise r C a l igu l a z urückerh ielt und - nac h e r ne uter A bset z ung - noch e i nm a l im .Jahre 4 1 n. Chr.
n. Chr . das Stern
den Thron bestieg, bis er 7 2
von Ve s pasian us e nd gültig vertriebe n w urde .
Aber auch
König gebor e n ode r ge z e u gt w u rde 4), könnte ge m e int se in. Die Bede utung, die dem Horosko p des He rrschers in Kommagene zugeme sse n wurde , dok u m e ntiert d as sogenannte Löw en horoskop a uf dem Nemr ud Da !!, dem h e i lige n Berg von Kommagene. Die astrologische Inte r pretation d e s Skor pions auf d e n Münze�)ist
bild ,
unter
dem d e r
Bouc h�-Le cle r c q,
L' a str olog i e gre c q ue 319 und 184 mit Anm .
2
Z. B. Keller, A ntike Tierwelt Tier- und Pflan z e nbild e r Tf.
3
Imhoof - Bl umer,
4
5
3.
II 4 75; Imhoof - Bl u m e r , Ke lle r, VII 44. K e ller, Tie r - und Pflanzenbilder Tf. VII 4 5 .
Vgl. die Gemma A ugustea, auf der der M onat der Geburt des Tibe r i u s d u r c h das Ste r nb ild des Skor pions ange geb e n ist: Kel le r , A ntike Tierw e lt ll 4 7 4 . Der Skor pion a uf den kommagenisc hen Münz e n w urde auch schon
als Zeiche n der Präge stätte Samos ata gede utet, w as jedoch bei der Wich tigke it a st r o l ogische r Symbole in Kommagene k a um w ah r scheinlich i s t .
Die
204
religiöse
und ikonogra phische Tradition
demnach jeder ander en De ut ung vor z u z iehen. Ein astrologisches Symbol sieht C umont auch in dem Skorpion auf einer Gemme aus Emesa l ) . Eine Seite de s Ste ine s trägt neben einem Stern im Halbmond und e iner Krabbe ( oder Krebs) die In schrüt: McyaXT) TvxTJ 'Pw�TJC; )(CIL 'Ecpicrou. A uf der anderen Seite ist der auf einem A dler stehende Sonnengott eingraviert, flankiert von einem Gre ifen und einem Löwen; er trägt in der Linken ein Szepter, in der R echten einen Kranz. Unter der Szene ist ein Skor pion dargestellt, den Cumont als das Sternzeichen des Bes itzers oder der Stadt, in der die Gemme gearbeitet wurde, interprPtiert. Er steres ist w ohl eher zutreffend, wenn es auch in hellenistischer und römischer Zeit nicht ungew öhnlich ist, das Sternbi ld e i n e r Stadt z. B. auf Münze n z u finden2 l, da man auch für die Gründung von Siedlungen de n astrologisch günstigsten Zeitpunkt aus z unutzen s uchte 3l. Eine Gemme wohl orientalischer Herk unft in tler A phrodite " , ber e its in der Zeit zw i s c he n dem E nde des 3 . J ahr h u nderts v. C hr . und dem Be ginn des l. Jahrh underts v. Chr. ver sehen. E ine W e ih ung aus der aitolischen Stadt Phistyon setzt s ie m it der Göttermutter gleich S ) . A us s e verischer Zeit stammt e ine im britis chen C ar voran gefundene lnschrüt , die ebe nfalls d ie " Ma 1
2 3
R adet, 16 .
Cyb�b�
8 5 ff. , Tf. 5
=
Ver maseren, Cybele and A tt i s , Abb.
4 Helbig, F ührer Nr. ll8 1 = Pietrangeli, Monume nti Nr . 5, Tf. 15. 4 Helbig, Führe r Nr. 118 0; C I L V I 115 3 06 96; ebe nso C I L Vl ll6. (Siehe oben 5. 1 09 ) . =
4
IG I X I
5
IG IX 1
2
2
9 5 , 9 8 - 1 04, 1 06 , 1 08 . 105, 96 b, 110 b .
2 38
Dea
t e r d i v um "
und die Dea
Syria
-
A t a r g at i s
Sy r i a m ite inander ident if i z ie r t
ist b e i d e n ins c h r ift lichen Ze ugni s s e n fe s t z uste lle n , &Ewv
Kybe le m i t d e r D e a Sy r ia zw ar
B e z ie h u ng
d a m it e i ne e nge
nebene inander
l)
.
D e nnoch
d a ß s ie die M�'t TJ P 2) ne nne n und d a ß die
zw i s c h e n b e id e n h e r ste llen,
Iden
t if i z i e r u n g beider Gött inne n je d o c h n u r se lten b e l e gt ist 3 >. E ine allgeme ine r e ligiöse T e nd e n z d e r h e llenistis c h e n und r ö m i s c h e n Z e it förderte d ie s e
z u n äc h s t n ur
ä u ße r l i c h
c h un g e i ner fr emden Gotthe it a n Kybele : d a s d e n Gott e s ,
A l l g ot t
z um
zu
r e i c h e s i c h unt e r z uo r d ne n
4)
w e rde n ,
W e lt 5 )
z ur
d ie
Die
Kybele
a n ge s e he n
w e rd e n .
D ie s e
unt e r
e i ne h e r v or r a ge nd e
A natolie ns w urden
a ls
und konnt e n d e s h a lb l e i c ht ihr e m
d ie r e li giö s e n
C I L VII 7 5 9 ;
ih ne n w ur d e ,
i n d ie r öm i s c h e
A s s i m i l i e r un g d e r ihr v e r w andt e n G otth e it e n .
Lo k a l g ött i nne n
z ah lr e i c h e n
je
und d e r e n Ma chtbe
in K le inasien v e r e h r t e n Hy po s t a s e n
durch ihre Übertragung
b e d e ut e n d s t e n
A u s gangs po s it ion z ur
Be s t r e b e n e ine s
alle Göt t e r
.
Kybe le hat als d ie Je nige der d e r G r o ß e n Gött i n ,
s ichtbare A n gle i
s ie h e
dazu
Z u s a m me nh än ge
H ar r i s ,
V ar iant e n d e r ange glichen
B i ld
v e re inf a c h e n d e
O r i e n t a l C u lt s 1 05 f.
A ns i c h t
u nd obe n S.
18 0 .
2
Siehe a u c h
C I L IX
6 099;
A p u le iu s VIII
2 5 und vor a lle m IG n2
1337, 3- 7. 3 4
A d o lf
V gl .
U. \V ilc ke n, Zu d e n " Syr ische n Gött e r n " , D e i s s m a n n , Tübinge n 1 9 2 7 , 3 .
V gl.
C.
z um
in:
A r t e m i s v o n E ph e s o s
D ie E infüh r u ng d e s
Bekanntw e r d e n
F e st g ab e für
Die gr ie c h i s c h e n Gr und lagen d e r h e l l e n i s t i
s c h e n R e l i g i o n s ge s c h i c hte , s cher ,
5
S c h ne id e r ,
in :
ARW
f.
3 6 ( 1 9 4 0 ) 3 14
und F le i
3 94.
Kybe le - K ulte s in G r i e c h e nl and d e r Göt t in w e s tli ch d e r Ä g ä i s
tr ug
zw ar
be i ,
v e r h a li
ihr a b e r n i c ht zu e iner s o l c h w e it r e ic h e nd e n Bede ut ung w ie e s n a c h ih r e m E in z u g
s c he n
Ber e ic h
a n g e gl i c h e n w ur d e , m ut t e r im
t e r ge s t alt
i n R om
de r
F a ll w ar .
s o g le i c h a n R h e a ,
z ur ü c kt r at .
im gr i e c h i &Ewv,
M�'tTlP
a llge m e i ne r e s W e s e n a l s Götte r w äh r e n d Kybele als ind i v i d ue l le Göt
b l ieb i h r
V or d e r g r u nd ,
D a s ie
d ie he lle n i s c h e
B e s t i m m ung d e r St atue in G a z iant e p
b e r ü c k sichtigt nicht,
239
d a ß die V e r w and t s c h aft de r Hy postasen im ge
me ins amen U r s pr ung b e gr ü ndet l i e gt .
Kybe le ist nur e ine der in
die aber " in vielen lokalen A u s pr äg ungen jede nfalls nicht als s o v i e l e G e s t a l !) ten auft r it t , w ie d i e vielen Name n s ie z u b e z e ichnen s che inen " . K l e i n - und Vorde r a s ie n a n z ut r e ffe nd e n G r o ß e n Gött innen,
w e nn a u c h nicht als Stam m ut te r , der im 2) ö s t l i c h e n M ittelm e e r r a um verehrten Großen Göttinne n . war zw e i Kybe le a ls Prototyp,
J ah rhundert n .
fe llos im 2 .
Chr.
m äc ht ig genug,
u m a u c h d ie ih r
d e m W e s e n nac h v e r w a ndte s y r i s c h e H a u ptgött i n z u b e e i nflus s e n 3 ) .
I hr gr o ß e s A n s e h e n ve r h a lf ihr e m D ar ste llungskanon z u s o w e it r e i c h e nder Bede u t ung,
d a ß d ie s e r
z u m inde st a uf d ie K ultbilder der
De a Syr i a e ingew ir kt haben kann. \'ienn auch d ie s e s E r ge b ni s für den r ö m i s c h e n Be r e ich s i c h e r
fest z ustelle n ist ,
so ble ibt d a s Pr ob l e m im H e imat land der Syr i
sc hen Gött in unge löst.
Bisher s ind ke ine ins c h r iftlich ge s ic h e rt e n
k a is e r z e it l i c h e n Darste l lungen der D e a Sy r ia i n Syr ien s e lbst gef u n ) d e n w or d e n W ir s ind d e s halb be i der R e kons t r uktion d e r K u ltb i l d e r
?
alle in a uf d i e Be s c h r e ib ung b e i Luk ianos u n d - s ic h e r a uf d e s s e n Sch ilde r ung be r uh e nd - b e i M a c r o b i u s a n ge w ie s e n .
Das Bild, d a s
d e r s y r i s c h e Schr ift steller von der H a u ptgöttin s e i ne s La nd e s gibt , e nt s pr icht d e n b e k annt e n Darstellunge n d e r Kybe le in w e s e nt l i c h e n E le m e nte n : s ie thr ont z w i s c h e n z w e i Löw e n u n d tr ägt e ine M a ue r k r o ne .
D ie große Z a h l gle ic h artiger K ultb ilder der Kybe le m a c ht
e i ne n E influß a uf d ie Bild n i s s e der ihr v e rw andt e n D e a Sy r i a s e h r
C o l pe ,
V e r e inbar ke it
18
A nm .
5.
2
A rte mis E ph e s ia z . B. ist ke i ne " A bart " d e r Kybele ( s o Gre s s m ann, O r i e nt a l i s c he R e ligione n 8 4 ) . s o nde r n w ie die s e e ine V a r iante d e r Große n G ött i n.
3
G r aillot, C yb� le 3 8 9 . Seyr ig, A ntiq u it� s Syr ie nne s 5 7 , 8 2 A nm . 1 s e t z t d ie E nt l e hnung von K u lt v or ste l l u nge n a u s K l e i nas ie n nach Syr i e n i n he lle n is t i s c h e r Ze it an, vie l fr ü h e r b e go nne n.
4
doch h at d ie s e schon s e h r
De r frü h e ste b e k a nnte Be leg für d e n N a m e n " De a Sy r i a " s oll a u s Sky r o s s t a m m e n : R . M o u te r d e , i n : l\1 U S .I 2 5 ( 1 9 4 2 - 4 3 ) 1 3 7 .
Dea Syria - Atar gat i s
240 w ah r s c h e inlich 1 ) .
b ) D i e Idee der Potnia Theron b e i d e r Sy r i s c h e n Gött i n Z u berücks icht ige n i s t , daß die h inte r d ie s e r Darstellungsfor m stehend e re ligiöse I d e e der ' Herrin der T ie re in Syrien auf eine a lte T radition zurüc kgeht, d ie über die Zeit der A usbre it ung de s Kybe le K ulte s h ina u s r e icht . D ie Syr ische Göttin e r s ch e int unmittelbar nach d e r E r ober ung Syriens d ur c h A le x and e r zum e r sten Male m it Löwen a uf e i nh e im i s c h e n Münzen.
Dabe i kann aller d ings nicht ausgesc hlos
s e n w e rden, d a ß h ie r e in über Grieche nland v e r m ittelter anatolischer E infl u ß vorlie gt , d a die kle inas iat ische Götte r m utter i m grie c his chen Bereich immer von e inem Löw e n als attributivem T ier be gle itet 2l w ird . Vor d e m 3 . kannt ,
Jahrh unde rt
v.
C h r . s ind ke ine Darstellunge n be
die m it der syrischen Hau pt gött i n in Verbind ung geb racht
oder als deren Bildnisse ange s prochen w e r d e n könne n.
Die zah l
r e ichen T e r r akott afiguren e ine r unbekle ide t e n Gött in dürften zwar in gew isser H insicht als Vorgänge r i nne n der Dea Syria ange s ehen w erden, doch gehör e n d ie s e Objekte d e r V o lk s r e ligion e ine r sehr frühen St ufe d e r Götte rverehr ung an und b e s c h r änkten sich auch
Die A ngle ich ung an d e n Typus der Götter m utter er streckte s ich s ogar a uf d ie F r i s ur , d ie trotz der in der K a i s er z e it h äufig w e c h s e lnd e n Haartr acht e n im m e r das in der M itte ge s c h e it e lte Haar zeigt, das für K yb e le s e it ar c h a is c he r Ze it charakter istis c h w ar : Ve r m a s e r e n, Kybele und Me r k ur 9 5 7 . E in vergle i c hb a r e s Ph äno men i s t in K le inasie n z u beobachten, w o d ie über r age n de Ge stalt der A rtemis E ph e s ia ihre n T y p u s a uf ande r e , ver w andte Lokalgott h e it e n übe rtragen hat : K e r n, M agnetische St udie n 5 0 7 und F le i s c h e r , A rtemis von E ph e s o s 1 3 4 f. und 1 3 6 . -
2
E ine gle i c h artige V e r m ut ung ste llt s chon H e lck, 2 6 3 an.
Bet racht unge n
241
Be s t i m m ung der Stat ue in Gaz iant e p
!) D i e D ea nur a uf d e n e n g b e gr e nzten A s pekt der F r uc htbarkeit " Sy r ia, die s ic h uns als matr onale " He r r in der T iere und Schüt z e r in •
der St ädte in ihrem T e m pe l in Hierapolis präs e ntiert, h at kaum i n die s e n
die Idee der Fr uchtb ar k e it verkör pe r nden Statuetten e ine
ihrer ge s amte n Mac htfülle e nts pre c h e nd e V o r läufer i n. Der A s pe kt der Potnia Theron kommt in d ie s e n F igürc h e n nie m als z um A u s druck.
A uch d ie früheste Darste llung e iner " Herrin der T iere" in
d ie s e m Bereich,
d ie s ic h auf einem Siege l des frühen 2.
Jahrt a u
s e nd s v . C hr . a u s K ü lt e pe b efindet , k a n n nicht d i r e kt mit der sy r ischen H a upt gött in, w ie sie uns s e it d e m 3. i m Bild ge genübertr itt ,
Jah r h u ndert
v.
Chr.
in Verb ind ung geb r a c ht werden.
In die s e r Potnia Theron hab e n w ir s icher a u c h e ine der Vor l ä u ferinnen d e r anatolis c he n Gött e r m utter vor uns , d ie d i e Ge stalt der Kybele mitge pr ägt haben. D e r Typus d e r Göttin mit Löw e n hat aber 2l ,
w oh l in K l e inasien stärkere Nachahmung gefunde n als in Syr ie n
so daß diese G ött e r ge stalt dort z u größerer Bede utung gelangt e . I n Syr i e n dagegen w ar d ur c h d i e V e r e h r u n g e iner Pot nia T h e r o n d ie Möglichke it eines t ierbeher r s c h e nd e n A s pe kt e s der H a u ptgött in zw ar ge s c h affen, b lieb aber ans c h e inend ohne Gew i c ht .
Die ikonogr a ph i
s c he A nlehnung a n d e n Typus d e r kle inasiat i s c h e n Gött e r m utter be d e utete für d ie Syr i s c h e Gött in ke ine A us d e h n ung ih rer Macht a uch
Z ah lr e iche Be is pie le bei Pr itchard, Palest inian F igur ine s und B ar r e le t , F i g ur ine s et R e liefs> vgl. Pe r dr izet , A pr o pos d ' A tar gatis 2 6 9 . Gleich artige F i gure n s i nd z. B. au c h im Her a - Heilig t u m a uf Samos gef u nde n worden ( s iehe oben S . 2 2 0) . .S'tark stili s ierte , unbe kle idete Gött in als goldener A m uletta nh änger aus Ugar it : C l . F. A. Schaeffe r , Le s fo uille s de Minet - e l - Be ida et de R a s - Sh a m r a , in : Syria 1 3 ( 1 9 3 2 ) Tf. IX. Noch in der K a i s e r z e it f i ndet sich auf Münzen a u s T e o s e i ne Gött in im e n g anliegenden C h iton, d ie die H änd e auf d ie Brüste le gt : BMC I onia 3 1 7 Nr. 5 8 . 2
Die s c h le c hte F undlage übe r s e h e n w e r d e n .
in
Syrien d arf dabei allerd ings nicht
D e a Syria - A t argatis
242
über das Tierreich, s o nder n griff e ine n verge s senen A s pe kt der 1) Gr oßen Göttin Syriens wieder auf .
li.
A s pe kte d e r Dea Syria, die s ich aus den von Lukianos angegebene n Identifizier ungen e r s chlie ßen las s e n A llein aus der Betrachtung des Verh ältnis s e s der Dea Sy r i a z u
Kybe le und z u ih r e r be ider V orfor m, d e r Potnia Theron, er gibt s ich,
daß b e ide Götti nne n E nd prod ukte r eligiöser E nt w i c klunge n dar
stellen, an deren Verlauf mehrere theologis che Ideen bete iligt w aren. 1.
Rhea, die Götte r m utter Für d ie Dea Syr ia konnten w ir bisher fe stste lle n, daß e iner der
in ihr verkör perten A s pekte der e iner " He r r in der T iere" ist. Die s e r Schluß w ird s ow ohl d urch d i e Dar stellungsw e is e nahegelegt a l s auch d ur ch die Be s c h r e ib ung bei Lukianos best ätigt.
De n er sten Hinw e is
d arauf gibt er in K apite l 14, in dem e r über das K ultbild im T e m pe l von H ierapolis sagt :
W ie obe n bereits aus geführt
21
,
identifiz ierte m a n die kle inasiatische
Götte r m utter bei ihrer Übertr agung nac h Grie c h e nland z uerst m it Rhea.
Über R hea geht also die Verbindung z u Kybe le ,
in der s ich
d ie H er r in der T ie r e" noch w e it ge h e nd e rhalte n h at . "
W e nn Lukianos s ich i n K apitel 1 6 für Hera als Herrin de s T e m pe ls in Hie r a polis a u s s pricht,
so bede utet d ie s ke ine n W ide r s pr uch
Der A s pe kt der Potnia Theron bei der De a Syr ia s pie ge lt s ich in de m Ber i c ht von Lukianos über e i ne n Park m it alle n A rte n von T ieren im Heiligtum in Hierapolis (K apitel 41). 2
Siehe
obe n S. 6 2 ff.
243
A s pe kte der Dea Syr ia
z u d e m Vor h e r gehenden, da - w ie obe n ge ze igt w urde
1)
- Rhea und
Hera sich eng berühren und auch He r a die Züge e iner Potnia Theron in s ic h tr ägt.
2 . Hera Die Identifizier ung mit der Z e us - Ge mahlin eröffnet jedoch bereit s e inen w e itere n A s pekt , s e i n m uß,
der in d e r Gött in in H ie r a polis e nt halte n
um die von L uk ianos vorge nommene Gleichsetz ung z u
r e c htfertige n.
Hera w ird im 2 .
in der Lukianos s c h r e ibt,
Jahrh unde rt n . C h r , , i n d e r Z e it,
in e r ster Linie als Parhedros de s ober
sten Gotte s verehrt. Sie nimmt zw ar dem R ang nac h die e r ste Ste l l e unter den Gött inne n d e s Oly m po s e in, s pie lt a b e r - verglichen m it A t h e ne und A rtemis - im K ult n ur e ine untergeordnete R olle . W a s kann Luk ianos nach alle m , w as über Hera ge sagt w urde, d a z u veranlaßt h ab e n, s ie a l s w ichtigste der i n der hierapolitanischen Gött in vereinigten Gottheite n z u ne nnen? Da weder d ie Löw e n noch d ie M a uerkr one c h ar akter istische Merkmale der Hera s ind und auch die Attr ib ut e , die das K ultbild in den H änd e n t r ägt - Spinde l und Sze pter - . nic ht a u s s c h lie ßlich von ihr getr agen werden,
m u ß der G r u nd dafür in and e r e n E le m e n
t e n der Darste llung ge s ucht w erden,
V e r m utlich lie gt d ie Ursache
für die Gleichset z ung m it Hera darin, daß neben dem K ultb ild der Göttin das ihres Parhedros steht, zw i s c h e n St ie r e n thront,
Lukianos ,
des syr is chen Gottes Hadad,
der
der s eine A bhandlung über d ie
De a Syr ia für e ine n gr iechischen b zw .
grie chisch gebildete n Le ser
u nd Hörerkreis s c h r ieb, berücksicht igte , daß im olympis che n Pan theon Zeus und Hera das Götte r pa ar par e x c e llence r e pr äs e nt ierten. So d r ängt s ic h d ie Ver mut ung a uf, d a ß alle in das Nebe ne inander der b e id e n göttlichen E he partner für die Gle ichsetz ung von Hadad s. 6 7 .
Dea Syria - A targatis
2 44
und Dea Syria m it Zeus und Hera genügte
l)
. Daß die Gesamtkompo
sit ion d e r beiden K ultb ilder a u s s c h laggebend für die Identifizier ung 2l w ar , b e s t ät igt folge nder Sat z von Lukianos ( K a pite l 3 2 ) :
Hinzu kommt d ie throne nde Haltung der Göttin, l a ßt haben könnte,
die Lukianos veran
Hera in ihr z u sehen. Die fe ier liche, matronale
Ste llung war ein C har akter istik um der Zeus - Ge m ah lin,
oft d as e in
zige, das sie kennzeic hnet e . Nachdem Lukianos z u Be ginn de s K a pite ls 3 2 a l s o se ine in K api t e l 16 ge äußerte A ns i c ht b e kr äftigt hat, daß es sich w irklich u m Hera handelt,
modif i z iert e r die s e A us s age jedoch dah i ngeh e nd , d a ß
s ie auch Züge anderer Gött innen in sich vere ine . W e lche E ie rr e nte der Darste ll ung die jeweilige Gleichsetz ung angere gt haben,
soll im
folgenden kurz aufge z e i gt w e rden.
3.
Athene Be r e its d ie Identifikation m it A thene bereitet der Inter pretation
Schwier igke ite n, da ke ine s der ge s ch i lderten Details aussc hlie ßlich oder doch w e nigstens vorw ie ge nd A th e ne z ugeordnet w e r d e n kann. Der für A thene charakteristische H e lm und d ie Lanze fehlen
•
.ZW ar
könne n ihr gelege ntlich Löw e n z ugeordnet se in, s ie w i rd manchmal 3l m it e iner Mauerkrone dar ge st e llt , und auch d ie Spindel kann s ie als Attr it:J..t t haben, z u c h arakteristisch,
doch s ind diese Be igabe n für ande re Gött inne n um sie als Ur s ache dafür anz usehen,
in dem
K ultbild in Hier a polis Athene e rke nnen z u könne n.
Godde s s e s of Gerass 15 7 .
1
Vgl.
2
H in z u kommt sicher a u c h , daß die Statue des Hadad den üb liche n Bildnis s e n de s Z e us völlig e nt s prach ( K a pite l 3 1 ) .
3
Obe n S. 71
McC own,
bzw .
s. 1 5 6 .
245
A s pekte d e r D e a Sy r i a
4. A phrodite Welches Detail der Stat ue an A phrodite e r innert, l) ausdrücklich :
s agt Lukianos
K E OT O V Tiji
KQ L t n L T � K E � a X � a K T L V Q � T E � O p E E � � o U v � v � � v O Ü pa v L � v x o a� i o u a L v .
5 . Se lene , Neme s is und d ie Moir e n Nicht so k l a r i s t dagegen,
w ar um d i e Gestalt d e r Mond göttin
Selene in dem K ultbild z u erke nnen sein s oll. der Ste in,
Möglicherw e i s e ist
den die Göttin in Hie r a polis auf dem K o pf trage n soll,
der Gr und für d ie s e Identifizier ung,
Dieser
X L 3 o � le u c htete n äm
li c h i n d e r Nacht ganz pr äc ht ig, w ähr e nd s e in Schein am T a g eher 2l s chwach w ar . E in V e r gle ich mit dem Mond, dem Gestirn der Nacht , liegt d urchaus nahe.
Den Halbmond, den die Dea Sy r ia a uf
e iner Darstellung a uf e inem A ltar t r ägt und der als Symbol der 31 Selene bekannt ist, erw äh nt Luk ianos ni cht • A ls C harakter istikum s ow ohl für die Moir e n als auch die ihne n verw andte Ne m e s i s
k a nn
d ie Spind e l ange s e h e n we rden,
d ie d ie
Göttin in Hierapolis als A ttrib ut tr ägt .
6.
A rtemis E ine etw as e ingehendere E r örter ung erfordert die F r age, a uf
w e lche W e i s e A rtemis in dem K ultbild in H ierapolis verkörpert ist,
A uf das Prob le m der Lokalisie r ung dieses X E OT O � a uf dem K o pf oder als Gew andgürtung - w urde be r e its hingew ie s e n (oben S. 42 f. ) . -
2
3
&no • o u • o v l v v v x • i o t X a � n O A A O V & n o X a �n c. • a � u n o O E o t Kf i § V � � � &na� o l o � u n � . x � x v o � � � � Q E L V � T Q L " t V � � E p � O E T O � E v � c. y y o � a o & t. v t. c. � . L O E ?J V o c. E ): E � xap•a n u p wo t. cx. Siehe S. 1 09 Nr. 1 .
2 46
Dea Syria
-
A t ar gatis
w e shalb s ie auch entgegen der von Lukianos gew äh lte n R e ih e nfolge an den Schluß ge ste llt werden soll, A rtemis hat sich als d i e je nige der gr ie c h i s c h e n Gött inne n ge z e i gt ,
in der die urtü mliche Gestalt
d e r Potnia Theron s i c h am s t ärksten erhalten hat, Dies zeigt auch d ie Tatsache,
d a ß d ie Grie c h e n d ie meisten der kle inasiat i s c h e n
Göttinne n, die als Hypostasen der Große n Gött in ange s e he n werden könne n, als A rt e m is b e z e i c h net h abe n. A rtemis erwe ist s ic h damit als der Kybe le verw a ndt und kann sogar deren Darstell u ngsart voll !) k omme n übe r nehmen . S i e steht i n der T r adition der Potnia The r on,
so daß ihre Gle ichsetz ung m it der De a Syria ebe nfalls nur
e ine R e m inis ze nz an v e r ge s s e ne W e s e n s züge ist . V or allem aber in b e z u g auf die Mauerkrone , die d ie hierapoli
tanische Gött i n als Stadttyche kennzeichnet, s c he int m ir Artemis e ine besondere R olle z u s p i e le n. W ie berei t s ge sagt w ur d e , ist A r temis als T u x n n o X E w� im grie chischen und römischen Bereich 2l nicht unbekannt , w as s ie w ie d e r um mit Kybe le verbindet . Wich t ig ist aber ihre V e r e h r ung als Stadttyche in der pal äst ine n s i s c h e n Stadt Gerasa, w o sie a uf d e n Mü nzen a u s d r ü c k l i c h a l s
TuxTJ 'lt O A EW�
b e z e ichne t w ird. W e nn diese w e it e ntfe rnte Par allele a uc h nicht als Bew e is d afür herange z oge n w e r d e n darf, d a ß A rtemis a u c h in
Hie r a po l i s B am b yke Stadttyche w ar bzw . für das A tt r ib ut der M a u -
e r krone der hiera politanis c h e n Stadtgö tt i n verantw ort l i ch ist,
so
l äßt s ic h doch im merhin fo lgend e r Sch l u ß z ieh e n : Die be ide n in d e r T radition der Potnia T h e r o n stehe nd e n Gött inne n Kybele und A rt e m i s habe n eine Affinit ät z ur Stadtty c h e , deren F u nktion s ie h äufig überne h m e n.
I c h e r inne re an das R e lief aus Maionia (Tf. b� . Tf, 5 (obe n S. 2 3 6 f. ) .
2
S ieh e S. 16 0 ff.
7 c ) : Radet, Cyb�
247
E ntw ickl ungs s t uf e n der Dea Syr ia
7 . Die Verb ind ungen der Statue i n Gaziant e p z u Artemis Durch d ie Bez ie h unge n des K u ltb ild e s i n Ga z ia nte p z u Kybele w ird so auch ein Z u s a m me nh a n g mit Arte m i s herge ste llt, der a u c h d u r c h d i e ande r e n E lem ente der Dar ste llung b e s t ätigt w ird . D e r Skorpion, dem ich allerdings i n e r s t e r Linie e ine astr ologis che Signifikanz z us chre ibe n möcht e , w ird i n der griechischen Mytholo gie nur z u A rt e m i s in Be zieh u n g ge s e t zt.
Und w e n n auch d ie e in
z ige n b ildlie h e n Par alle le n z u d e m m u s che lför m ige n Med aillon der Statue in G a z iant e p - d ie R e liefs der A phrodite und der A rt e m i s in Perge - nicht a uf direkten K o ntakt u n d ge ge ns e it ige Beeinfl u s s ung z urüc k z ufUh r e n s ind,
ist es doch immerhin bemerkenswert, daß es
e ng verw andte Gotthe it e n s ind , die d ie s e s A ttr ib ut tragen, A rtemis Pergaia,
I n der
deren E mb le m die M u s c h e l ist ( d ie Münzbilder
der h aib anikonis c h e n K ult stat ue ze ige n nur e in s c h e ibe nförmiges Medai llon ) , h abe n w ir w ieder um e i ne m it A r t e m i s ident ifizierte Hy postase der anatoli s c h e n Großen Gött in vor uns , der das K ult b ild in G a z iant e p aufs E ngste verw andt ist.
III . 1.
Die E ntw i c k lu ng s st ufen der Dea Syria Die D e a Syr ia als synkret istische Gestalt be i L ukianos Neben den beiden w icht igste n A tt r ib ut e n - den Löw e n und der
Mauerkrone - konnt e n auch alle and e r e n Details de s K u ltbild e s in 1l H i e r a polis d e n gr ie c h i s c h e n Gött inne n z ugeordnet w er d e n , d ie L u k ianos anführt ,
u m d i e dar ge s t ellte Gött in i n ihrer Ge samth e it z u
charakt e r i s ie r e n, D i e Ide ntifi zierung m it e iner Gött in d e s o ly m p i s c h e n Pantheon r e ichte nic ht aus;
e r s t d ie Hinz ufügung meh r e r e r
A us nahme n s ind n u r Se le ne , die aber sehr h ä ufig m it A rtemis v e r s c h m ilzt, und Rhea, deren Bild nur s e lt e n anz utreffe n ist, die aber durch ih re I de nt ifizier ung mit Kybe le in diesen K r e i s der Göttinnen e i ngeordnet w e r d e n kann,
Dea Syria - A tar gatis
2 48
anderer A s pekte, für d ie d ie e inze lne n Göttinnen stellvertretend ste hen, und dadurch die A usdehnung der Z u st ändigke iten, die mit dem Begr iff der H e r a umrissen w ären, ermöglichte die Pr äzisier ung des Wesens der Dea Syria. W ir haben in der syrischen Hauptgött in, w ie s ie uns Lukianos
b e s chreibt , und w ie sie auf den De nkm älern d ar ge ste llt wird, dem nach e ine Mischung vers c h iedene r A spekte inkarniert, die uns
im
gr iechischen Bereich als e inzelne , s e lbst ändige Göttinnen gegenüber treten. E s fragt sich nun, ob die se syris che Götterge stalt e r st e in Prod ukt der Hellenis ier ung Syr ie ns und der syrischen R e ligione n ist und w ie d ie A uffa s s ung der Gl äubigen von der Göttin aussah. Es gilt z u unters uchen, w e lches d ie Vor - b z w . Urformen s ind, aus denen sich die D e a Syr ia e ntw icke lt h at . 1)
. h e , numismatische und ins c hr iftliche Ze ugnisse L 1terar1sc .
2)
be -
lege n die Ide ntit ät der De a Syria m it A targatis. Die m it d ie s e m Name n bezeichnete syr ische Göttin s che int i n den A uge n der R ömer, die s ie und ihren K ult z ue rst kennenle r nte n, s o charakte r istische Züge gehabt zu haben, daß man s ie als "die syrische Gött in" s chle chthin b e z e ichnete
3)
.
Der Name A tar gat is dagegen hat im r ö
m ischen K ult der Syr is chen Göttin kaum Bede ut ung. Berücksicht igt man nun, w ie vie le Göttinn e n Lukianos a nführt, um die Dea Syria z u b e s c hr e ibe!"\ und die Identifikation mit A phroZ . B. Strabon XVI 7 48 ( = 16 .
1,
17)
2
Z. B. CIG 7 04 1, 7 04 6; Chr. Fos sey, lnscriptions de Syrie, i n : BC H 2 1 (18 9 7 ) 6 0 f. Nr . 68; vgl. 0. R ayet, D�dicace a. la d�e s s e Ater gatis, in: BC H 3 (18 79 ) 4 06 ff.
3
A uch w e nn Lukianos se ine Schilder ung in Griechis ch abgefaßt hat und infolgede ssen Götti nne n des griechischen Pantheon z u m Ver gle ich heranzieht, ist in se iner I: u p � rg; & t o .; nur d ie Übersetz ung des lateinischen Namens Dea Sy r ia zu sehen. Bei Str abon XVI 748 ist I: u p L a ( H IJ.w a � . � v I: u p L cz v & t o v • � v ' A < a p y a n v) ge o graphisches Ad jektiv, nicht Bestandteil des Götternamens. A us Syrien s e lb st gibt e s nur zwei Bele ge für den Namen Dea Syria : Mouterde, Dea Syria e n Syrie 138 f . • • .
E ntwic klungsst ufen
der
2 49
Dea Syria
d ite, mit der A tar gatis be i der E i nfUh r ung ihres K u ltes in die gr ie ll chische W e lt helle nischen Vorstellunge n ange paßt w urde , s o lie gt d ie Vermut ung nahe , daß zwischen der Göttin Atargatis der zw e i let zten vor c hr istlichen Jahrh underte und d e r De a Syria i n d e r r ö 2l mischen K aiser zeit e ine E ntwicklung stattgefunden haben muß . A targatis ist im Verla uf ihrer Be gegnung mit dem gr iechischen und dem röm i s c he n Pantheon Verbindunge n m it verw andten Gött inne n 3) und w urde so z u e iner Gottheit , deren z ah lr e iche A s pe k
e ingegangen
t e d ur c h ihre verschiedenartige n Attrib ute auch äuße r lich s ichtbar 4) w aren . Macrobius faßt es fUr Hadad - I u piter und Atargat is z usam 5) men "ne c m u ltitudine nominum e nuntiantes divisam eorum per omnes s pe c ie s pote statem sed argu mentis quib us or nant ur s ignific antes m u ltiplicem pr aest ant iam d uplic is numinis " .
2 . Atargatis Die vers c h iedene n T e ilfunktione n der A targatis , die d urch die Identifizier unge n z um A usdruck gebr acht werden, müssen jedoch schon in ihr e m W e s e n vorhanden gew e s e n s e in. Denn d ie A s s im il ie r unge n der von Lukianos angeführte n Göttinne n könne n w oh l als s e k undäre Ver s c h melz unge n m it A tar gatis ange sehen werden;
vor a us -
' A tp p o 6 � t TJ ' A t cx p y ci n � ; ID 2 2 4 5 : ' A y v n ' Atp p o 6 � t TJ E u p L' a & t o c; (auch hier sche int m ir mit E u p � cx � E O C: '
Z . B. ID 2 2 6 6 : A y v �
Gött e r name geme int z u s e in); E;,her d ie Her k unft als ein f 9 5, 9 8 - 104, 1 06 , 108 : ' A tp p O O L t CX L E u p � cx L f L Ot U L O L .
2 3
IG I X
V gl. Lambrecht s , R echerehes 2 58 . So s c h o n Meyer , GdA n 2 16 6; vg1. Lambre cht s , R e cherehes 2 58 , der von e inem Synkretism u s s pricht.
4
V gl. C hristou, Potnia Theron 176 f. und Graeve , W e ihre lief 149 .
5
Sat . I 2 3, 18 .
Dea Syria
250
-
A t a r g a t is
daß d a s K ultbild in H i e r a pol i s Attri ver s chiedenen grie chischen Göttinnen w iede r 1> f i nd e n . D i e s e F e s t s t e l l ung v o n G e m e i ns a m ke it en k o nnt e b e r e it s bei d e r er st e n Be gegn u ng eines hellenischen R e is e nden ode r H änd le r s m it B i l d e r n der A targatis e i nt re t e n und führte i m La uf der Z eit z ur G l ei c h s etz u ng d e r Sy r is che n Gött i n m it den w i c h t i gs t e n w e ib l i c h e n Gotthe ite n d e s grie c h is chen Pantheon.
ge g an g e n b ut e h at ,
w ar d ie B e oba c h t u n g , die s ic h b e i
a) I d e nt if i z i e r ung m it A ph r odite a uf De los : F r uchtbarkeitsaspekte
der A t a rgat i s , d ie s i c h d ar i n a u s d r ü c kt , s c h e i nt a be r b e i d e r E i nführ un g ihre s K u lte s auf De lo s ni c h t im V o r d e r g r u nd ge s t a n d e n zu h a be n. Denn d ie A ngleich ung an A ph r od ite Die a l l u mfa s s e nd e Macht
z e i gt ,
d a ß d ie
s y r i s c h e n A ns ie d l e r
a uf De l o s ,
die ih r e r Gotth e it
als
' Ay \l n ' Acp p o ö C 'tTJ h u l d i gt e n , d i e s e für a d äq u at hielten, das Wesen ihr e r Gött i n z u u m s c hr e ib e n .
B e r ü c k s ichtigt man
z u ge s c hri e be ne n E ige n s c h afte n als Göt t in S c hut zh e r r i n d e r F r uchtbarkeit,
der
die
d er A ph r odi t e
Liebe und d a m it a u c h
s o läßt dies d e n S c h l u ß z u,
daß
Linie für die se Bereiche z ust ändig w a r . d a ß d a s B il d de r s y r i s c h e n Gött in in d i e s e r Jah r h u n de r t v. Chr. - v o r w i e ge nd als Ver
a uc h A t a r g atis in e r ster E s ist z u ve r m uten, Z e it - d e m 3 .
bis
l.
kör pe r ung d e r F r u c htb arke it ange s e h e n w ur d e .
b ) I d e nt if i z i e r ung m i t d e r Gött e r m utte r i n Ph i styon : D ie G r o ß e Gött in
Ihre Bene nn ung als Mtl 't TJ P .S E W \1 in Phi styo n e r öffnet e i ne n A s pekt ihres ist
W e s e ns .
w eiteren
Der Gr und für d i e s e s E pitheton der A tar gat is
kaum fe s t z ustelle n, d a keine
b i l d liehe n D a
r s te ll u n ge n e r h a lte n
V gl . J. Be r gm a n 1 Be itrag z ur I nt e r pretat io Grae c a . Ägyptische Götter i n gr iec h i s c h e r Übertragung, in : Sync r e t i s m ( Sym po s i u m A b o 19 6 6 ) h g. v . S . Hartmann, Stockholm 196 9 , [ S cri pta I ns t it ut i =
Donne r ia n i A b o e n s i s III ] ,
2 2 0.
E nt w i c k l u ng s st u f e n d e r
s ind , die d abe i helfe n könnte n. Z u o r d n ung
b e k annte
veranlaßt,
Mögliche r w e i se
h at
Vie l le icht w urde aber a u c h ihr e A llm ächtigke it b e i d e r
ande r s w o z um A usdr uck kam.
noch nicht a n;
b a r k e i t sa s pe kt
oh ne d a ß d ie s
Die zahlreichen Z e u gnisse
de uten eine de r ar t ig e A uffas s ung von A t a r g at i s als
3.
d i e in Phistyon
des Löw e n z u Atargat i s zu dieser Gleichsetz ung
E infüh r u ng ihre s K u lte s in A itolien her vorgehoben,
d e nf a l l s
2 51
De a Sy r i a
s ie legen nur a uf ihre n
Große
von
De los
Gött i n
je
e r o t i s c h e n F r uc ht
G ew i c h t .
V e r s c h m e l z u ng von
c
A nal und
c
A �tart z u A tar gat is
Nach den o b e n ge machten A usführ unge n ist es a n ge b r a cht
,
den
Nam e n " D e a Syr i a " für je ne syr is c h e Gött i n z u verwenden, die uns
als e ine aus v ielen G ott h e iten z u s a m m e nge setzte Gött in e r s che int; "Atar gati s " dagege n steht für eine früh e r e St ufe in der E ntw i c k lu ng 1> d ie s e r Gött e r ge s t alt . W ie bereits im Z us a m m e nh ang mit der w ahr 2> sche inlichen E ty mologie d e s Name ns d a r ge l e gt w u r d e ist d ie ,
Göttin aus der V e r s c h m e l z ung vorher getrennt verehrter Gotthe it e n c c entstande n : a u s A nat u n d A ttart, die beide v o r alle m aus den
Ugar it - T e xten b e k a n nt s ind . Die a u s d e n Quellen z u e r s chlie ße nden E ige nschafte n d ie s e r ge , w e lche faßt s ind ,
b e id e n
Gött innen können z ur Klä r ung der Fra
re ligiösen Ideen in d e r Syr i s c h e n
Gött in
z us a m m e nge
b e itr a ge n.
U n t e r d i e s e m N a m e n e r s c he i n t s ie n i c h t nur auf den M ü n ze n c d e s A b d - Hadad, s o nd ern z . B. auch in e iner W e ih ins ch r ift , d ie verm utlich gr ie c h i s c h e ode r m akedonis che Sied ler in der Mitte de s 2 . Jahrh underts v, C hr , f ü r Hadad u n d Atar gat is aufst e l l e n l ie ß e n : A v i - Yonah , Syrian Gods 1 ff.
2
Oben
S. 119
f.
2 52
Dea Syria - Atar gat is
a) K r iegerisch -erotis che ZUge c
A nat , die aktivste Göttin in den Mythe n aus Ugar it, sche int
vor allem z w e i A s pekte z u verkör pern : den der kriege r ischen und l) den der erotischen F r uchtbarke its gött in . Letzterer findet s ich bei c A targatis w ieder. A be r auch bei A �tart w urden diese b e iden E ige n s c h afte n verehrt, so d a ß die K omponente d e r F r u c htbar k e it bei A t ar gatis a uf be ide Gottheiten z urtickgeführt werden kann.
b) Die Löwe ngöttin c Die Gestalt der A tt art h ängt a uf das E ngste m it der Hauptgöttin M e s o pota m iens, Il!ltar , z us a mmen, m it der s ie ja auch die W e s e ns z ilge der kr ie ge r i s c h e n und der fruchtbarke itbr inge nde n Gotthe it c teilt. A uf dem Weg Uber A �tart könnte der Löw e, das attr ibutive T ier !Stars , in die Ikonogr a ph ie der A targatis gekom me n se in. Le ider fehlen uns Ze ugnis s e , die
c A ttart oder vielleicht auch c A nat
2) m it e i nem Löw e n in V erbindung b r in e n ;
�
eine d irekte Tradition
der Z uordnung de s Löw e n l äßt sich de m nach nicht herste lle n. Es k ann aber im merhin vermutet werden, daß d ie dah interstehende r eligiöse Idee der He r r s c h aft Uber das T ierreich d ur c h die Be zie h unge n z u Ilitar das W e se n der Atargatis m itge pr ägt h aben. Durch die V e r s c h m e l z ung von
c
A �t ar t und
c
A nat w e itete s ich
d e r Machtbereich aus. De nn s icher habe n d ie beiden Göttinne n ihre Z uständ igke ite n innerhalb des Pantheon in die ne ue Götte r ge stalt e i ngebr acht . A tar gatis erh ält dam it neben der F unktion e iner F r ucht Be lege s iehe obe n S. 2
119
A n m . 5.
Nach Fauth, A phrodite Parakypt usa 4 02 und 4 1 0 betont der c Name A nat die E i genschaft der T ierbe zw ingerin ( m it Hin w e i s a uf e i n bem altes ägyptis ches Re lief i n der W inche ster C o llege C olle ction). A uch Gese 1 5 9 h ält die nac kte Göttin a uf c dem Löwe n in Ugarit f il r Attart.
E ntwic k l u ng s s t uf e n
253
der Dea Syr ia
barke its göttin auch kriegerische A s pekte, zwei sche inbar w ide r s pr üc hli c h e W e s e ns züge ,
d ie aber
im
b iniert w urden. Dur c h die V er m itt l ung h in
alt e n
c
Vorderasie n stets kom
A �tarts ist A targatis w e ite r
z u einer Potnia Theron gew orden, e ine alte mesopotamische T r a
dit ion, die möglicherw e ise durch d i e W ander ung d e r !;I urriter nach Nordw e sten w e iterge geben w urde und d ann z u Beginn tausends
v.
de s
2. Jahr
C hr, im s üdanatolis chen R a um z u m ersten Male nac h -
w e isbar ist .
c ) A t irat , d ie Götter m utter und "He rrin der See '" Die w ichtigste n Merkmale , d ie das W e s e n der Atargatis ge pr ägt h aben, s ind damit in ihrem Ur s pr ung nachgew iesen, A ber auch die Mögli chke it , daß andere Göttergestalte n an der Form ung der A targa tis mitgew ir kt und ihrem \\' e s e n Züge ge geben hab e n , die erst d urch die G leichsetz ung m it einze lne n gr ie chischen Göttinnen e r ne ut z utage treten, ist nicht a u s z u s chlie ße n. E i ne w e i tere Gött in de s ugar itischen Pantheon,
A
�irat,
zeigt z . B. E ige nschaften, d ie denen
der griechischen H e r a e nt s pre chen. Sie ist die Ge m a h lin des E l , ! des obersten Gotte s , und somit ranghöch ste d e r Gött inne n ) . Ihr E p itheton "Schöpfe r i n der Götte r " mac ht s ie zur Götter m utter, Rhea und Kybe le ver gle ichbar . Sie ist "Herrin der See " und damit e ntweder als fr uchtbarke itbringe nde Gebieter in über das fe uchte E le m e nt ode r als Her r in des UrmeerE> s , a u s d e m alles ent stande n ist, ge k enn z e ichnet 2 ) . Der gle iche A s pe kt findet sich a uch b e i A targatis w ieder, die in Khirbet et - T annur als De l phingöttin u nd in A s k a lon als Göttin mit
Gese 149 ff. ; Ha us s ig 2 4 6 ff, s . tergöttin 5 09 ff. 2
V gl. Gese 15 0,
v.
A t i rat.
Vgl. Nie lsen, M ut
2 54
Dea Syria - A t a r gat i s
F i s ch s chwanz verehrt w urde
!)
und in d e r e n K u lt noch in d e n nac h -
chr istlich e n J ahrh und e r t e n W a s s e r e ine große
Luki a nos berichtet
2)
R olle
s pie lte ,
w ie
.
A �irat kann aufgr u nd ihr er E pitheta als e ine der Große n Gött inne n 3) Vorde r a s ie ns ange s e h e n werden . Sie s c h e i nt alle r d ings - w ie z. B.
a u c h R h e a - im K ult k e ine all z u große Bede ut ung
geh abt
z u hab e n
4)
•
De nnoch könnte ihre E ige nschaft als Götter m utter in d e m W e s e n der A t argat i s w e it e r ge lebt habe n, was z u deren A nn äh e r ung an d ie in der römischen K a is e r zeit a llm ächtig gew ordene kle i nasiat i s c he Ky be le be igetragen h aben
4.
I §tar
k önnt e .
als V o r s t ufe der Syr ischen Göttin und ih r e Be ziehunge n
z u der neo l i t h i s c h e n 1\'I ut t e r got the it l'\'lit der V e r m utung, d a ß auch me s o potsmis ch e T r ad itionen,
gehend von I lf t a r
,
aus
im Bild der Atargatis verar b e itet w or d e n s ind,
w urde bereit s e ine w e it e re
St ufe
in d e r E ntw i c k l u n g
d ie s e r Göttin
a n ge s pr ochen. Ikonogr aph i s c h kommt nach A us s age der Ze ugnis se n ur I§tar als Prototyp der von Löw e n be gle iteten G öt ti n in F r a ge . zu der in No r d syrie n b z w . Kappado k ie n die m a c ht volle " H e r r in der T ie r e" zum er sten Male nachw e i s b ar i s t , De nn zu der Z e it ,
d ie se r Typus in 1\Ie s o pota m i e n
friedlichere Darste llung d e r Gött i n ,
Glueck, 2
and
D o l ph ins
d urch d ie
z u deren F U ß e n L öw e n l i e g e n
315
ff. ; C C D S I 2 ,
3 7 ff.
vgl. d ie F i s c hte iche im T e m pe lbe z irk : Glueck, and Dolph i ns 3 9 1 f .
K a p it e l 4 7 f. ; De itie s
3
D e it i e s
vorhanden bzw.
schon
w ar
A t i rat w ar s ic h e r lich F r u c htb arke it sgött in, vie lleicht aber auch P Ö tnia Theron e ine w e itere G e m e i n s am k e it m it He r a in ihre m frühen E r s cheinungsbild ( Ge s e 1 5 4 f ) . -
4
A uc h e ine Be ziehung zu d e r a u s ägy pt i s c h e n Z e u gnis s e n b e k ann ten Göttin Qad lf u w ird v e r m utet : Ge s e 1 5 2 ff. ; e ine in ägypt i s che m St i l ge arbeitete St ele z e i gt d ie se Göttin a uf einem Löw e n s t e h e nd ( A b b . : B a r r e 1et, D e ux D�e s s e s Tf. II e ) .
E ntw i c klungs s t ufen
der Dea Syria
255
l) oder die die Tiere a n der Nasenleine führt, abge löst w orden . Die se Motive können, w ie bereit s dargele gt w urde, als ab ge schw ächte Formen d e s Seherra chens der Tiere ange s ehen w erden, denen d ie 2> Darste llung de s K a m pfe s m it T ieren vor a u s ge gange n s e in m uß . W icht ig ist in die sem Z usammenh ang e i n ne ueres F or s c h ungser geb nis von K ar in B. Göde cken, die d ie k r ie gerischen Züge 1Iftars als w e st s e m itischen E influß ans ieht, der d urch die E inw ander ung der 3> A kkade r nach Mesopotam ie n kam . Der Typus der a ggr e s siven Göt c t in, der in Syrien vor alle m in A nat w e iter lebte, ist demnach w e stsemitisch. Der Löw e macht als Sy mbol der Bedroh ung für d ie Nat ur
4)
d ie
Gött in, d ie ihn beherrs cht, z ur Be s chützerin und damit z ur Ve r körper ung der F r u c htbarkeit. Der sche inbare W ider s pr uch zwis chen a ggre ssiven und erotischen A s pe kte n e ine r e inzige n Gottheit fi ndet 5> in d ie se m Z us a m me nh ang seine E rklär ung . I l h ar , d ie erste der von Löwe n begleiteten Göttinnen, d ie namentlich be nannt werden kann, rückt d amit in d ie Nähe jene r Göttin, die im 7. Jahrt a u s e nd v.
C h r . bereits zw ischen Löw en bzw . Panthern dar ge ste llt w urde : der M uttergottheit des neolith i s c h e n A natolie n. A uch hier könnte die Idee von der "He r r in der T iere" e i ne R olle s pie len, w e nn w ir s ie auch b ild lich nicht fassen können. Die Darste llunge n der anatolis chen Siehe obe n S. 103 . 2
Leider ist dies für I �tar nicht z u belegen, abe r der Z uordnung des Löw e n muß z umind e s t gedanklich d e s s e n Be s ie gung voraus gehen.
3
K. B. Göde c ke n, Be merk u ngen 5 ( 19 7 3 ) 1 4 1 ff.
4
Man kann ihn d abei d urchaus auch als Verkörper ung der fe ind lichen Sonnenhitze ansehen.
5
Helck, Betracht ungen 2 9 2 tre nnt die beiden A s pe kte : " Die Große Göttin ist ke ine Fr uchtbarkeits gött in, sondern eine des Se x ual lebens und der A ggres s ion " und w ill die Umw andlung der eroti schen Göttin z u der die F r uchtbarkeit verkör pernden auf s e m i tischen E influ ß z urü c kführen.
z ur Gött in .� nnunit um, i n : U F
2 56
Dea Syria - A tar gatis
Göttin, d ie ein K ind gebiert und damit e ine M uttergött in im e ige nt lichen Sinn de s Worte s ist, hebe n den A s pekt der F r uchtbarkeit hervor;
die Z uordnung von Fe lide n müssen w ir als ge geben hinne h
m e n , ohne d e r e n tat s äch lichen Hintergr und begreife n zu könne n. E ine T radition die s e s ne olith ischen Motives läßt s ic h in s päterer Z e it nicht fe ststellen, da die Göttinnen, die von Löw e n begleitet w e rden, nicht in er ster Linie als Muttergottheiten geke nnze ichnet . d l) S ln •
5.
Vorderas iatische F r uchtbarke its götti nne n I !har, Atar gatis und Kybele w urden zwar als Götter m utter ver
ehrt, vor alle m b e i letzterer steht dieser A s pe kt im Vorde r gr und, doch drückt d ie s ihre A llmacht a u s , ordnet sie and e r e n Göttern über, betont aber nicht die M utte r s c h aft an s ich
2) .
Gemeins am m it
der Göttin des Neolithikums ist ih nen die Verkörpe r ung der Fr ucht 3) , aber in e inem allgeme iner gefa ßten Sinn. Sie sind Große
b arke it
Gött inne n, deren Macht alle Bere iche des Lebens umfaßt, vor allem d ie F r uchtbarkeit , die den Fortbestand des Lebens gar antiert;
abe r
dieser w ichtige A s pe kt tr itt be i ih rer bildliehen Darste llung z urück, w ird nur e i ner von mehreren, w ährend er s i c he rlich in der Volks Z ur E ingrenzung d i e s e s Be griffe s s iehe Haus s i g 1 0 3 ff. s . v . Muttergöttinne n; He lck, Betr acht unge n 1 1 9 und 2 8 5 � Dijk, S u m e r is che Re ligion 4 1 7 f. u n d K r a u s , Hekate 5 6 . 2
Z ur Mütter lichkeit mesopotamischer Gött innen s iehe v, Soden, A kkadische Gebete 131 ff. E s gibt ve re inze lte Be i s pie le für Mut tergött innen in der bildliehen Dar stell ung : z, B . He uzey N r . 3 0 , 3 Fig. 3; vgl. auch die Be schreibung der Nint u be i F . Köche r , Der baby lonis che Götterty pe ntext, i n : MIO l ( 1 9 5 3 ) 5 7 ff. und ne uerd ings de n A ufsatz von Kühne , Motiv 5 04 ff. Theophore Namen, die I !har als M utter be zeichne n : R anke, E ar ly Babylo nian Per s onal Name s from the Harnmurabi Dynasty , Ph iladelph i a 1 9 0 5 , 18 9 und 2 4 9 s . v . ummt - .
3
I !har w ir d z . B. d urch e ine Palme ode r e ine Pflug als F r ucht barkeits göttin gekennze ichnet : Boehmer Nr . 3 7 7 , 3 7 9 , 715 a.
E nt w i c k l ungs s t ufe n d e r
r e ligion e ine b e d e ut e nd e R o lle
ge s pie lt h a t .
z ah ll o s e n T e r r akott afig ur inen,
die
ge s c h i c ht e r e iche s ,
V o r de r a s i e ns
Die
n a c h ge w i e s e n w ur d e n
d e m I nh a lt n a c h a b e r s t e r e oty pe s
k o m ple x e
u nd
und
de r e n var i a nt e n
Motiv e ine
Se h n s u c h t
nach
unb e kle idete
F r u c h t b ar k e it
ist.
U r ge s t a lt
W ir k ö n n e n s o mit l e t z t l i c h als keits -
D i e s ze igt s i c h a n d e n
i n f a s t a lle n E po c h e n d e r K u lt ur
Göttin als A u s d r u c k d e r s t ändigen
6.
257
D e a Syr i a
Urform d ie s e r Nat u r - ,
F r u c htbar
M utte r gött inne n s ow ie d e r " He r r in d e r T i e r e " w o h l e ine
e in z ige Gött e r g e s t alt e r s c h lie ß e n, k ö r pe r t w ar e n
1>
.
D i e s e k o m plexe
in d e r
a lle
Machtbe r e i c h e
ve r
Ur ge s t a lt gliederte s ich i m V e r
l a u f d e r r e ligiö s e n E nt w i c k l ung in m an c h e n Gebieten in ih r e T e i l a s pekte
a uf,
die
uns
in be s onde r s e l abor i e r t e r
s c h e n Panth e o n a l s e i ge n s t ändige
Gotth e it e n ge genüb e r s t e h e n .
Üb e r e i ns t i m m unge n i n b e z ug auf A tt r i b ut e , E igens c h aft e n s i nd s pr ungs
z u s e h e n und finde n in
ihm
ih r e E r k l är un g .
t e w ie d e r
d a s ie n ur
2.
Jahrt a u s e nd s v .
werden dadurch
z u s a m m e nge h ö r e nde T e ilas pe k
V e r s c h m e l z ungs pr o z e ß s ol l b e r e i t s Chr.
bzw .
als s ic h Gött inne n,
F a utb, R e z . meyr,
a u c h d ie
vere ine n .
E in d e r ar t i ge r
haben,
ur s prü n g l i c h
A be r
H e l c k 6 8 5;
P o s e id e n 12 3 f.
s ic h ni cht
zu
in d e s s e n e r s t e r H älft e
Be ginn d e s
stattgefund e n
die T e i la s pe kt e der Große n Gött i n v e r -
S c hw e it z e r ,
Rez.
Nilss on
18 3;
modif i z i e r t d i e s dahingehend,
u m e i ne Göttin handelt.
d a e s viele
" s onde r n um e i ne n K r e i s
Schacher daß es
ver s c h ie d e ne
Namen für s i e
gibt ,
Vorst e ll u ngen,
der s ic h in v a r i a b l e n Verkör pe r u nge n um das
Pr inz i p der w e ib li c h e n Gottheit r a nkt e " .
Cybele
und
Ur
v e r s c h i e d e n s t e n Got t h e i t e n,
s e it h e lle n i s t i s c h e r Ze it h ä uf i g a uft r e t e n,
ver st änd l i c h ,
A lle
gle iche W e s e n s z ü ge
vor de m H i nte r gr und d i e s e s ge m e i n s a m e n
s c h e inb ar m üh e lo s e n Gle i c h s e t z unge n d e r w ie s ie
im gr ie c h i
Form
a n d A tt i s
10
und
K e il,
Vgl.
A rt e m i s 2 1.
von I d e e n und noch
Vermaseren,
Dea Syria - Atargatis
2 C.8
körperten (vor allem Muttergöttinnen), w ieder e inander annäherten und erne ut zusammengeraßt w urden1 ) . I§tar w u rd e dabei z ur domi nierenden G e s t a lt , die d i e meisten anderen Göttinnen verdr ängte bzw . z ur Bede ut ungs los igkeit herabdrückte und ihre F unktionen in 2) s i c h vere inte . E in
dem Wege von der Gros z ur Dea Syria war die Vereinigung von c A nat und c A tt ar t , zu der mögli cherweise noch andere Göttinnen be igetragen h aben. Die fast gle ichart igen Züge beider Göttinnen zeigen noch augenfällig die gemeinsame Herkunft, so daß auch d ie ldentüizier ung n ur eine Z usammenlegung von zeitweilig getrennt auftretende n Göt tervorstellungen i s t . sen
w e it e r e r V e r s c hm e l z ungs pr o z e ß auf
Ur - G ött i n
A m d e u t l i c h sten tr itt uns aber die V e r s c h m e l z ung verwandte r Gotthe iten i n d e r E ntw icklung von Atar gatis z u r Dea Syr ia e ntgegen. Hierbe i werden Gotthe it e n mite inander kombiniert, d ie auf den ersten B l i c k v ö l l i g v e r schi e den a r t i ge Char akter züge h abe n und im griechi s c h en Pant h e o n s t r e n g differenziert werden. E r st die Unter s uchung der frühen Phasen in der E ntw icklung d ieser Göttinne n ließ die Ge me ins amke iten erke nnen.
seit h e llenist i s c h e r Z eit z u beobachtende T e ndenz, Gotthe ite n m ite inander z u verschmelzen, kann damit ebenfalls als erne ute Z u Die
2
v . Soden, A kkadis c he Gebete 5 2 . E in frühe s Be ispiel für syn kretistische Prozesse illustriert eine akkadische Hymne an N in urta, in der alle Körperteile des Gottes m it Göttern und Him melskörpern gleichgesetzt werden, um N inurta z u dem Gott z u machen, d e r die Macht und d a s W e s e n aller anderen Gottheiten in s ich vereint : SA HG 2 58 ff. Vgl. Gre s s m ann, Orientalische R eligionen 9 . D ie A ns icht, daß von allen Völker n dieselben Götter verehrt werden, die überall verschiedene Namen tragen, vertritt C icero, de nat. deor . I 8 4 : "At pr i m u m, q uot hominum linguae , tot nomina deorum " .
E nt w i c kl ungs s t u f e n d e r
259
Dea Sy r ia
s am me nfas s ung von T e ilas pekten der Großen Göttin ange sehen w e r d e n . F ür d ie m e i st e n Gött innen, di e Lukianos z ur Be s c h r e i b ung de r Dea Syria anfUhrt, ist e i ne Sym b i o s e m it A tar g at is a u c h s c hr ift l ic h 2) 3) " : fu.. r A r t em1s l) , A ph r o d 1te , JJ,era , R h ea 4 ) Daß s 1c h Je -
b e 1 e gt
doch
.
·
.
·
alle diese Gött innen in der Dea Syria w iederfinden lassen, de u
tet a u f
d e n k o m pl e x e n C h arakt e r hin,
d e n diese Göttin aufgr un d ih r e r 5l bew ah r t h at te . Die
Herk unft v o n d e r G r o ß e n Gött i n V o r d e r a s i e ns
Be ibehalt ung von pr ähistor ischen Glaubens vor ste llungen sche int sich in dieser Wesensvie lfalt ebenso nie de r z us c h lagen w ie d ie A u sw irkun g en
d e r A n n äh e r un g und gegense itigen Bee influss ung ver s c hiedener
R e l i g i o ne n .
7.
Di e Statue in Gaziante p : e in Be ispie l für die E ndstufe der E nt w i c k l u n g von der Großen Göttin z ur Dea Sy r i a Die Göttin,
d e r e n K ultbild uns in d e r
Statue in Gaziante p erhal
ten ist, konnte aufgr u nd ihrer Ikonogr � h ie in diese Tradition der G r o ße n G ö tti n e i n g e or dne t w e rden. Sie e nt s pr i c h t in der Vie lfa lt der
in i h r z u s a m me ngefaßten A s pe kt e der E ndst ufe der E ntw i c k l u n g , die 6 s ich von der Große n Gött in z ur De a Syria v o l l zoge n hat ) . C I L IX
2
4 18 7 .
Pl i ni u s , nat . h ist. 3 2 , 1 7; Plutarchos, s c hr ift e n v o n De los s o w ie M o r i n 4 8
C rass us 1 7; s iehe d ie I n f.
3
A e lian, de nat anim. XII
4
C ornutius, nat . deor . 6; E u s e b i u s , pr aep. D ur a - E x c avations I I I 120 A nm. 105.
3 0;
vgl. C C DS I 2 , 114 ff.
E nt s pr e c h e nd
ev. IV
1 0, 4 2; vgl.
5
e iner Definition von C olpe s ollte man nicht v o n Synkretism us s prechen, "wenn e ine komplexe Größe am A nfang e iner E ntw ic k l ung s t e h t , in der es zu D iffe r e n z ier unge n kommt " ( V e r e inb ar k e it 18 ) ; man kann d ie s e n Begriff aber be nut zen, ' 'wenn die Be standteile , aus d e ne n das synkret i s t i s c h e Geb ilde he r vorgega n ge n ist , lange ge nug s e lb s t ändig w a r e n " .
6
Vgl.
F l e i s c he r ,
A r te m i s
von E phe sos 4 05.
Dea Syria - A tar gatis
260
Abwe iche nd von der kanonischen Form, d ie s ich für die Darstel lungen der Dea Syria aus gebildet hat, tr ägt die Göttin in Gaziante p e ine Muschel als Medaillon an einer ihrer Ketten. Im Zusammenhang mit dieser ungewöhnlichen A nbringung des E mble ms auf de m K ultbild e iner als Stadttyche gekennzeichneten Gotthe it sche int mir 1 e ine Inschrift aus e s - Sanamein, dem ant iken Aere, w ichtig z u sein ). Der Text lautet : •
'
8 t 6 ö o � o , " EK � O p O ,
"t n v
T v ·ri a v
' En T a K L V E I L a v � , & � a ouuß � � K a i � i K V O L �
a Ü v �� K 6 v x t;� • � na < p L Ö L x p uo iji ( s ie ) h a o�n a �: v .
Wie der Komment ar C I G III 4 5 5 6 besagt, meint die KO V X TJ K O Y X Tl jene h albkreisförmige Nische, in d e r d a s Standbild aufgestellt w ar und dessen oberer Abschluß der Schale einer Muschel nac hgebildet 3) 2) i s t . We nn man jedoch davon ausgeht , daß Tl T v x �: a = T u x a L' a = T u' x 11 das K u ltbild der Stadttyche beze ichnet, liegt es durchaus im Bereich des 1\löglichen, daß die Statue mit e iner K D Y X Tl ge schmückt w ar, in der w ir dann v ie lleicht ein museileiförmiges Schmuc kstück zu sehen haben, w ie w ir es bei der Statue in Gaziantep finde n. Ebenso w ie die gle ichfalls ungewöhnliche n Skorpione unterstre icht die Muschel aber a ufgr und ihrer Z ugehörigkeit zum Be reich der F r uchtbarke it diesen A s pekt. Die astrologische Symbolik, die den Skorpionen darüber h inaus zukommt, ste llt die Göttin in e ine n beson deren Z usammenh ang mit der he lle nistisch - römischen A uffass ung von
2
CIG III 4 5 56; z u A ere vgl. Itin. A nt. 1 9 6 . 198 . Um nur zwei Be is piele von vie le n zu nennen, s e i h ier auf d ie Nischen am R undte m pe l in Baalbek verw ie sen ( Baalbek II Tf. 6 1 ) sow ie auf ein Weihrelief des 2 . Jh . n . Chr . aus Köln : F . Fremersdorf, Urkunden zur Kö l ner Stadtgeschichte aus rö mischer Zeit, Köln 196 3 2 , [ Die Denkmäler des römischen Köln, hg. v. F. Fremersdorf, Bd . 2 1 . Tf. 134. Liddell- Scott, s . v . T v x a L' a . =
3
E nt w i cklungsst ufen
der Dea Syria
261
dem Wesen einer Stadt bzw. einer Siedlung und se iner Schut z göttin. Daß sich le ider d iese örtlichke it infolge der fehle nde n A ngaben über den F undort nicht näher festle gen läßt, ist z u bedauern. Je doch w ir d dieser Nachteil durch die Fülle der E r k e nntnisse aufgE" w oge n, die uns die ses so glücklich erhalte n gebliebene Götterbild über Gestalt
und
h inaus über die
Wesen der Dea Syria ebenso \•ermittelt w ie darüber v i e lf ält i ge n und
ver s c hlunge nen Wege der h istor ischen
und r e ligiö s e n E ntw icklu n g des R a umes
z w is c h e n T a uras
ros, zw ischen dem Mitt e lmeer und dem A nt ilibanon.
und E le uthe
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