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German Pages 210 [212] Year 2017
Sandra Knaudt Das Strafrecht des Großherzogtums Hessen im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch Juristische Zeitgeschichte Abteilung 3, Band 46
Juristische Zeitgeschichte Hrsg. von Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum (FernUniversität in Hagen, Institut für Juristische Zeitgeschichte)
Abteilung 3: Beiträge zur modernen deutschen Strafgesetzgebung Materialien zu einem historischen Kommentar Hrsg. von Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum Band 46 Redaktion: Anne Gipperich
De Gruyter
Sandra Knaudt
Das Strafrecht des Großherzogtums Hessen im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch
De Gruyter
ISBN 978-3-11-052802-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-052891-6 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-052864-0
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Vorwort Mein herzlichster Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum, der die Thematik meiner Arbeit anregte und sie in jedem Verfahrensstadium kritisch begleitete. Seine unermüdliche Betreuung und sein fachkundiger Rat haben mir wesentlich auf dem Weg zur fertigen Arbeit geholfen. Vielen Dank dafür! Zudem bedanke ich mich bei dem Zweitgutachter meiner Dissertation, Herrn Prof. Dr. Stübinger für seine Arbeit. Für die fachkundige Unterstützung bei der Formatierung bedanke ich mich bei Frau Annegret Gipperich. Für die Organisation der Doktorandentreffen danke ich Frau Beate Gogler; und meinen Mitdoktoranden für den anregenden und informativen Austausch und die vielzähligen thematischen Diskussionen. Ein großer Dank gilt meinem Arbeitgeber, der Rechtsanwaltssozietät Heimes & Müller in Saarbrücken, für die durchgängige Unterstützung und die flexible Arbeitszeitgestaltung. Meinen Eltern, Evelyne und Ulrich Knaudt, meiner Schwester Katrin Knaudt, meiner Oma Ilse Knaudt und meinem Freund Jonas Kraus, denen ich die Arbeit widme, danke ich für die fortwährende moralische Unterstützung, ihren unerschütterlichen Glauben in mich und den notwendigen Ausgleich. Meinen Schwiegereltern in spe, Angelika Kraus und Michael Weber und meinem Freund Jonas Kraus danke ich für das hilfreiche und unermüdliche Korrekturlesen und die kritischen Anmerkungen.
Inhaltsverzeichnis Vorwort .............................................................................................................V Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................XIII Erstes Kapitel: Einleitung ................................................................................. 1 A) Problemstellung ..................................................................................... 1 B) Forschungsstand .................................................................................... 2 C) Die archivalischen Kriegsverluste ......................................................... 3 D) Methoden und Fragestellungen .............................................................. 3 E) Darstellungshinweise ............................................................................. 4 Zweites Kapitel: Geschichtlicher Überblick...................................................... 5 A) Territoriale Entwicklung ........................................................................ 5 B) Staat und Verfassung ........................................................................... 10 C) Provinz Rheinhessen ............................................................................ 12 Drittes Kapitel: Entwürfe zum Strafgesetzbuch............................................... 15 A) Entwurf von Grolman von 1803 .......................................................... 16 B) Entwurf von Knapp von 1824 .............................................................. 18 I.
Aufnahme der Kodifikationsarbeiten ........................................... 18
II. Vorüberlegungen zum Entwurf von 1824 .................................... 21 III. Entwurf von 1824 ......................................................................... 23 C) Anträge in den Kammern zur Übernahme des Code pénal .................. 24 D) Entwurf von Knapp von 1831 .............................................................. 27 I.
Gutachten von Mittermaier .......................................................... 27
II. Entwurf von 1831 ......................................................................... 29 E) Erneuter Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde............................................................................. 30 I.
Bericht Jaups ................................................................................ 30
II. Beratungen der zweiten Kammer während des Landtags 1833.... 32
VIII
Inhaltsverzeichnis III. Antrag während des Landtags 1834 ............................................. 34 IV. Verhandlungen während des Landtags 1835 ................................ 36 1. Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde .............................. 37 2. Beratungen der zweiten Ausschüsse der Kammern ................ 37 3. Bericht Weylands in der zweiten Kammer ............................. 38 4. Beratungen der zweiten Kammer ........................................... 39 5. Beratungen der ersten Kammer .............................................. 41 6. Die Reaktionen in der zweiten Kammer zu dem Bericht des zweiten Ausschusses der ersten Kammer ............ 41 7. Entscheidung des Großherzogs............................................... 42
F) Vortrag von Lindelofs vom 10. November 1835 ................................. 42 G) Entwurf von Knapp von 1836 .............................................................. 43 H) Entwurf von Lindelofs von 1837 ......................................................... 44 I) Großherzogliche Verfügung vom 18. November 1837........................ 44 J) Regierungsentwurf von 1839 ............................................................... 45 Viertes Kapitel: Thematische Entwicklung des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuchs.............................................. 49 A) Geltungsbereich des Strafgesetzbuchs ................................................. 49 I.
Nullum crimen, nulla poena sine lege .......................................... 49
II. Deliktische Klassenteilung ........................................................... 52 III. Sinn und Zweck der Strafe ........................................................... 55 B) Strafensystem....................................................................................... 58 C) Strafarten ............................................................................................. 59 I.
Todesstrafe ................................................................................... 59 1. Legitimation ........................................................................... 59 2. Vollstreckung.......................................................................... 61
II. Freiheitsstrafen ............................................................................. 63 1. Abstufung ............................................................................... 63
Inhaltsverzeichnis
IX
2. Zuchthausstrafe ....................................................................... 66 a) Lebenslange Zuchthausstrafe ........................................... 66 b) Zeitige Zuchthausstrafe .................................................... 66 3. Korrektionshausstrafe ............................................................. 67 a) Strafrahmen ...................................................................... 67 b) Unterteilung ..................................................................... 68 4. Strafschärfungen ....................................................................... 69 III. Körperliche Züchtigung ............................................................... 71 1. Strafart .................................................................................... 71 2. Strafschärfungsmöglichkeit .................................................... 72 3. Vaganten und Bettler .............................................................. 73 D) Versuch ................................................................................................ 74 I.
Definition ..................................................................................... 74
II. Bestrafung .................................................................................... 76 III. Untaugliche Tatmittel................................................................... 78 IV. Reue ............................................................................................. 79 E) Urheber und Gehilfen .......................................................................... 82 I.
Urheber......................................................................................... 82 1. Einteilung ............................................................................... 82 2. Rechtsfolge ............................................................................. 83
II. Gehilfe.......................................................................................... 85 1. Einteilung ............................................................................... 85 2. Rechtsfolge ............................................................................. 86 F) Strafzumessung .................................................................................... 87 Fünftes Kapitel: Thematische Entwicklung des speziellen Teils des Strafgesetzbuchs ........ 91 A) Aufbau ................................................................................................. 91 I.
Gliederung der Titel ..................................................................... 91
II. Thematische Unterteilung ............................................................ 92
X
Inhaltsverzeichnis B) Rechtsgüterkreis des Staates ................................................................ 92 I.
Hochverrat .................................................................................... 92 1. Objekt ..................................................................................... 92 2. Subjekt .................................................................................... 93 3. Verschwörung ......................................................................... 94 4. Rechtsfolge ............................................................................. 96
II. Landesverrat ................................................................................. 96 III. Majestätsbeleidigung.................................................................... 97 1. Tatbestand............................................................................... 98 2. Rechtsfolge ............................................................................. 99 3. Beleidigung des Verwesers................................................... 100 C) Rechtsgüterkreis des Individuums ..................................................... 101 I.
Tötung ........................................................................................ 101 1. Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung .............................. 101 a) Überholender Todeseintritt ............................................ 101 b) Tatbestand ...................................................................... 103 2. Beihilfe zur Selbsttötung ...................................................... 104 3. Die Kindstötung .................................................................... 105 a) Tatbestand ...................................................................... 106 b) Rechtsfolge .................................................................... 106
II. Körperverletzung........................................................................ 108 1. Tatbestand............................................................................. 108 2. Rechtsfolge ........................................................................... 109 3. Strafantrag ............................................................................ 109 a) Antragserfordernis ......................................................... 109 b) Rücknahme des Antrags................................................. 110 III. Raub ........................................................................................... 111 1. Begriff................................................................................... 111 2. Gewalt gegen Personen......................................................... 111
Inhaltsverzeichnis
XI
3. Gleichstellung des bewaffneten Diebstahls .......................... 112 4. Rechtsfolge ........................................................................... 113 a) Todesstrafe ..................................................................... 113 b) Absolutheit ..................................................................... 114 IV. Diebstahl .................................................................................... 115 1. Tatbestand............................................................................. 115 a) Kleiner Diebstahl ........................................................... 116 b) Einfacher Diebstahl ........................................................ 117 c) Ausgezeichneter Diebstahl ............................................. 118 2. Wertbestimmung des Entwendeten ...................................... 119 3. Rückfall ................................................................................ 119 4. Zusammentreffen mehrerer Diebstähle................................. 120 5. Wiedererstattung des Entwendeten ....................................... 120 V. Betrug ......................................................................................... 121 1. Subjektive Tatseite ............................................................... 122 a) Absicht ........................................................................... 122 b) Benachteiligungsabsicht................................................. 122 2. Besondere Rechtspflicht ....................................................... 123 3. Vorteilserlangung ................................................................. 123 4. Vertragsverhältnis ................................................................. 124 5. Rechtsfolge ........................................................................... 124 D) Verfehlungen der öffentlich handelnden Personen ............................ 125 I.
Von den besonderen Verbrechen und Vergehen der Staatsbeamten und öffentlichen Dienern ............................. 125 1. Öffentliche Diener ................................................................ 126 2. Strafensystem........................................................................ 126 a) Artikel 412 des Regierungsentwurfs .............................. 126 b) Aushilfen im öffentlichen Dienst ................................... 128 c) Strafzumessung bei Dienstverlust .................................. 128
XII
Inhaltsverzeichnis d) Widerruflichkeit des Dienstes ........................................ 130 e) Gesetz, das Verfahren gegen Kassebeamte betreffend ... 132 II. Von den einzelnen Dienstverbrechen und Vergehen ................. 133
Sechstes Kapitel: Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch ........................... 135 A) Allgemeiner Teil ................................................................................ 135 B) Besonderheiten für die Provinz Rheinhessen ..................................... 136 C) Polizeiliche Verfügungen .................................................................. 136 Siebtes Kapitel: Nachträgliche Änderungen des Strafgesetzbuchs ............... 137 A) Gesetz vom 23. Februar 1849 ............................................................ 137 I.
Beratungen der Kammern .......................................................... 139
II. Änderungen ................................................................................ 141 B) Abschaffung der Todesstrafe (11. April 1849) .................................. 142 C) Wiedereinführung der Todesstrafe .................................................... 145 I.
Entwurf nebst Motiven ............................................................... 146
II. Bericht des Abgeordneten Brumhard ......................................... 146 III. Beratungen der zweiten Kammer ............................................... 147 IV. Beratungen der ersten Kammer .................................................. 149 V. Gesetz vom 26. April 1852 ........................................................ 150 Achtes Kapitel: Rezeption des Strafgesetzbuchs ........................................... 153 Neuntes Kapitel: Nebenstrafrecht ................................................................. 155 A) Militärstrafrecht ................................................................................. 155 B) Polizeistrafrecht ................................................................................. 156 Zehntes Kapitel: Zusammenfassung und Würdigung .................................... 159 A) Zusammenfassung ............................................................................. 159 B) Würdigung ......................................................................................... 163 ANHANG Quellenverzeichnis ........................................................................................ 169 Literaturverzeichnis ...................................................................................... 183
Abkürzungsverzeichnis Abs.
Absatz
Art.
Artikel
Aufl.
Auflage
Bd.
Band
bearb.
bearbeitete
bzgl.
bezüglich
ca.
circa
d.J.
des Jahres
E
Entwurf
f.
folgend
ff.
fortfolgend
ggf.
gegebenenfalls
königl.
königliche
Nr.
Nummer
RGBl.
Regierungsblatt
Rn.
Randnummer
RStGB
Reichsstrafgesetzbuch
S.
Seite
Se.
Seine
sog.
sogenannt
StGB
Strafgesetzbuch
StraFo.
Strafverteidiger Forum
u.a.
unter anderem
v.
von / vom
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
zit.
zitiert
Erstes Kapitel: Einleitung A) Problemstellung Gegenstand der vorliegenden Abhandlung ist das hessische Strafrecht im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch, insbesondere Entstehung und Inhalt des Strafgesetzbuchs des Großherzogtums Hessen von 1841, sowie dessen Auswirkungen auf die umliegenden Gebietsteile. Dabei galt es, zunächst die bedeutende Frage herauszuarbeiten, ob und falls ja, in wieweit dieses Strafgesetzbuch von französischen Einflüssen geprägt und nach dem Vorbild des Code pénal gestaltet ist. Die Arbeit wird aufzeigen, dass entgegen anfänglicher Versuche, den Code pénal im Großherzogthum Hessen völlig zu übernehmen oder ihn jedenfalls zur bedeutenden Grundlage für das eigene Strafgesetzbuch zu machen, die französischen Einflüsse auf das Strafrecht letztlich nicht vorherrschend sind und sich das großherzoglich hessische Strafgesetzbuch eher an den Kodifikationen der umliegenden deutschen Gebiete orientiert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt bei der zeitlichen Entwicklung des Strafgesetzbuchs anhand der Beratungen der Kammern und den vorhandenen Entwürfen sowie der thematischen Gestaltung des Strafgesetzbuchs. Hervorgehoben sind insbesondere die Komplexe, die in den Kammerberatungen äußerst strittig waren und die die Strafrechtswissenschaftler zur Zeit der Entstehung des Strafgesetzbuchs besonders beschäftigt haben, wie die Abschaffung und Wiedereinführung der Todesstrafe, die Abschaffung der körperliche Züchtigung, die Frage nach dem Sinn und Zweck der Strafe sowie Erwägungen der Strafzumessung. Die Arbeit zeigt die sich gegenüberstehenden Ansichten auf, verfolgt die zeitliche Entwicklung und beschäftigt sich mit der Frage, wie die entsprechenden Themen im großherzoglich hessischen Strafgesetzbuch umgesetzt sind. Um die Einflüsse zu verstehen, die sich auf das Großherzogtum Hessen und dessen Gesetzgebung ausgewirkt haben, ist es zunächst erforderlich, die territoriale Entstehungsgeschichte zu betrachten aus der das Großherzogtum Hessen hervorgegangen ist. Dabei wird deutlich, dass durch die vielfachen territorialen Verschiebungen verschiedenste Einflüsse auf das Großherzogtum und dessen Bewohner eingewirkt haben, die das Herzogtum und die Strafgesetzgebung prägten. So haben sich unter anderem bayrische und französische Einflüsse, die durch die Gebietserweiterung um Rheinhessen in das Großher-
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Erstes Kapitel
zogtum Einzug gehalten haben, auf die Entwicklung des Strafgesetzbuchs und dessen Entwürfe ausgewirkt.
B) Forschungsstand Eine entsprechende ausführliche Aufarbeitung des großherzoglich hessischen Strafgesetzbuchs fehlt bislang in der Literatur, weshalb diese Lücke geschlossen werden soll. Vorhanden sind zwei Dissertationen die sich mit einem ähnlichen Forschungsgegenstand befassen. Zum einen das Werk von Hugo Blaß „Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert“1, zum anderen das Werk: „Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842“ von Heinrich Christ2. Ersteres beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Strafverfahren in HessenDarmstadt und dem Großherzogtum Hessen und lässt das materielle Strafrecht weitestgehend unberücksichtigt. Das Werk wird im Folgenden vor allem herangezogen, um die parallele Entwicklung des Prozessrechts darzustellen und auf die gegenseitigen Auswirkungen einzugehen. Eine detailliertere Befassung mit dem Strafgesetzbuch findet man im Werk von Christ. Dieses legt den Schwerpunkt auf die Entstehungsgeschichte des großherzoglich hessischen Strafgesetzbuchs und dessen Entwürfe und widmet sich dem materiell-rechtlichen Inhalt des Strafgesetzbuchs lediglich am Rande, indem es den Aufbau und den Inhalt kurz skizziert. Eine nähere Befassung mit der thematischen Entwicklung und den einzelnen Streitpunkten lässt das Werk jedoch vermissen. Es fehlt somit eine ausführliche Abhandlung über die materielle-rechtlichen Schwerpunkte des Strafgesetzbuchs, was diese Arbeit nachholen soll. Des Weiteren befindet sich ein Abdruck einiger Entwürfe zum Strafgesetzbuch in Schuberts Werk „Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M.“3 nebst Anmerkungen von Schubert. Eine ausführliche thematische Darstellung enthält das Werk jedoch nicht.
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Erschienen 1934. Erschienen 1968. Erschienen 1993.
Einleitung
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C) Die archivalischen Kriegsverluste Einige der für diese Arbeit bedeutsamen Schriftstücke sind nach Angaben des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt4 im zweiten Weltkrieg verlustig gegangen. Es fehlt insbesondere der erste Entwurf von Knapp aus dem Jahr 1824 mitsamt den dazugehörigen Motiven. Auch das daraufhin von Mittermaier verfasste Gutachten ist nicht mehr aufzufinden5. Ebenso sind die Staatsratsverhandlungen von 1836 und die Ministerialverhandlungen von 1837/1839 im Krieg zerstört worden. Der Entwurf von von Lindelof aus dem Jahr 1837 nebst Motiven lag Christ bei dessen Arbeit offensichtlich noch vor, ist mittlerweile jedoch nicht mehr auffindbar6. Dies hat eine aktuelle Anfrage an das Hessische Staatsarchiv Darmstadt erneut bestätigt. Daneben fehlen die Motive der Regierungsvorlage von 1839 sowie die ungedruckten Protokolle der Sitzungen des Vereinigten Ständeausschusses aus dem Jahr 18407. Dies führt dazu, dass ungedruckte Quellen bei der Bearbeitung nicht herangezogen werden konnten und zur Vollständigkeit teilweise auf Sekundärliteratur zurückgegriffen werden musste. Versuche der Rekonstruktion insbesondere des Entwurfs von 1824 finden sich bei Christ und sind hier deswegen nicht wiederholt worden. Christ zeigt anhand von in Vorträgen gemachten Zitaten und bei Breidenbach im Kommentar8 gefundenen Verweisen und Hinweisen einzelne Textpassagen des Entwurfs auf und versucht dadurch einen Überblick über das Gedankengut des Entwurfs zu vermitteln. Auf diese Darstellungen wird bei der Bearbeitung des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuchs zurückgegriffen. Über die Sitzungen des vereinigten Ausschusses hat Hesse einen ausführlichen Bericht angefertigt, der wiederholt herangezogen wird, um die Ansichten des Ausschusses aufzuzeigen.
D) Methoden und Fragestellungen Die Arbeit beginnt mit einem kurzen historischen Überblick, der Darstellung der territorialen Entwicklung, sowie der Eingliederung Rheinhessens. Das sich 4 5 6 7 8
Vgl. auch Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 12. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 12. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 11. Vgl. Breidenbach, Moritz Wilhelm August, Commentar über das Großherzoglich Hessische Strafgesetzbuch und die damit in Verbindung stehenden Gesetze und Verordnungen.
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Erstes Kapitel
anschließende Kapitel beschäftigt sich chronologisch mit den verschiedenen Entwürfen zum Strafgesetzbuch und den wiederholten Anträgen auf Übernahme des französischen Code pénal. Im Folgenden wird anhand der Systematik des Strafgesetzbuchs die thematische Entwicklung dargestellt, wobei jedes Unterkapitel zunächst thematisch gegliedert und in sich chronologisch aufgebaut ist. Im Kapitel zum allgemeinen Teil des Strafgesetzbuchs bilden die Bearbeitung des Geltungsbereichs des Strafgesetzbuchs, das Strafensystem, die Strafarten sowie die Bearbeitung des Versuchs, der Beteiligung und der Strafzumessung den Schwerpunkt. Das Kapitel über den besonderen Teil des Strafgesetzbuchs ist in die vier Unterkapitel Aufbau, Rechtsgüterkreis des Staates, Rechtsgüterkreis des Individuums und Verfehlungen der öffentlich handelnden Personen unterteilt und folgt damit der Gliederung des Gesetzbuchs. Im folgenden Teil werden die mit dem Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch einhergehenden Neuerungen aufgezeigt. Daran anschließend beschäftigt sich die Arbeit mit dem Änderungsgesetz vom Februar 1849, das die ersten Abänderungen des Strafgesetzbuchs zur Folge hat. Den thematischen Schwerpunkt des Kapitels bildet die Aufhebung und Wiedereinführung der Todesstrafe. Die abschließenden Kapitel zeigen die Rezeption des Strafgesetzbuchs unter anderem in Nassau auf und skizzieren das Nebenstrafrecht.
E) Darstellungshinweise Die Arbeit ist insgesamt chronologisch aufgebaut und folgt bei der thematischen Bearbeitung des Strafgesetzbuchs dessen Systematik und Struktur. Aufgrund der umfassenden und vielzähligen Gesetzes- und Entwurfstexte wird von einem Abdruck abgesehen. Der Wortlaut der Tatbestände ist lediglich auszugsweise und nur an den relevanten Stellen im Text wiedergegeben. Zur besseren Verständlichkeit für den Leser werden einige Begriffserklärungen, Definitionen und Hintergrundinformationen mit in die Fußnoten aufgenommen. An geeigneten Stellen sind zudem die gesellschaftlich und politisch relevanten Geschehnisse, überwiegend anhand der Werke von Huber wiedergegeben und die parallele Entwicklung des Prozessrechts anhand der Arbeit von Blaß als Unterabschnitt dargestellt.
Zweites Kapitel: Geschichtlicher Überblick „Die Außenpolitik Hessen-Darmstadts vom Ende des Jahres 1792 bis 1813 war bestimmt [...] von der steten Bemühung, sich an die jeweils obsiegende Partei anzulehnen. [...] [HessenDarmstadt] mußte in geradezu ängstlicher Beobachtung der Verhältnisse und durch vorsichtiges Lavieren zwischen den Parteien sich auf die Seite der siegreichen Macht arbeiten.“1
A) Territoriale Entwicklung Hessen-Darmstadt geht 1567 nach dem Tod Philipp des Großmütigen2 aus der Landesteilung der Landgrafschaft Hessen in die Gebiete Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Hessen-Marburg und Hessen-Rheinfels hervor3. Als Landgraf Ludwig von Hessen-Marburg 1604 starb ohne Erben zu hinterlassen, sah sein Testament die Zerteilung seines Gebiets in gleiche Teile und die Aufteilung der Gebiete an Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt4 Beachtliche Gebietsgewinne erzielt Hessen-Darmstadt erst wieder in der napoleonischen Zeit5. Durch den Reichsdeputationshauptschluss6 verzeichnet 1 2 3
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Knöpp, Hessen-Darmstadts Verhältnis zu Frankreich während der Revolutionskriege, S. 262. Näheres zu dem hinterlassenen Testament und der Aufteilung unter den Söhnen bei Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 11. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges kann Hessen-Darmstadt den Zuwachs um das sogenannte hessische Hinterland (dieses umfasst die Ämter Königsberg, Blankenstein, Biedenkopf, Battenberg und Hatzfeld) und die Hälfte der Herrschaft Itter verbuchen, vgl. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff.; Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 1. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 74; Eine detaillierte Auflistung über die territorialen Änderungen findet sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 72 ff. Ziel des großherzoglichen Vertreters Pappenheim ist es bei den Verhandlungen in Paris, das Herzogtum Westfalen gegen das kurhessische Fürstentum Hanau einzutauschen und die Stadt Frankfurt, die einen territorialen Zusammenschluss des Großherzogtums herbeiführen würde zu erwerben. Dies gelingt ihm jedoch nicht, vgl. Ebling, Die hessische Politik in der Rheinbundzeit 1806–13, S. 201 f. Gesetz, dem ein zwischen Frankreich und Österreich vereinbarter Entschädigungsplan zugrunde liegt und das den Ausgleich für Gebietsverluste im Revolutionskrieg regelt; „Dieses letzte Reichsgrundgesetz, dessen Ergebnisse namentlich die süddeutschen Mittelstaaten bereits in erstaunlichem Maß antizipiert hatten, vollendete nicht nur die
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Zweites Kapitel
die Grafschaft im Gegenzug für die Stellung hoher Militärkontingente von rund viertausend Mann für Frankreich einen territorialen Zuwachs7 von insgesamt rund hundert Quadratmeilen und zweihundertzehntauend Menschen, woraufhin Ludwig I. sein Land durch das Organisationsedikt vom 12. Oktober 18038 in die Provinzen Fürstentum Starkenburg, Oberfürstentum Hessen und Herzogtum Westfalen gliedert9. 1806 entscheiden sechzehn deutsche Fürsten, unter ihnen auch Landgraf Ludwig X., sich von dem deutschen Reich zu trennen und sich unter dem Protektorat des französischen Kaisers zum Rheinbund10 zusammen zu schließen11. Dies führt zur Auflösung des Deutschen Reiches12. In diesem Rahmen geht aufgrund des Edikts vom 13. August 180613 aus der Grafschaft HessenDarmstadt das Großherzogtum Hessen hervor14. Landgraf Ludwig X. nennt sich fortan Großherzog Ludwig I.15. Mit der Rheinbundakte16 fallen zudem die
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territoriale Revolution des Reiches, sondern stellte auch die entscheidenden verfassungsrechtlichen Weichen in die Zukunft“, Duchhardt, Deutsche Verfassungsgeschichte 1495–1806, S. 252. So werden „außer der Reichsstadt Wimpfen die Mainzer Gebiete südlich des Mains und in der Wetterau ein [gegliedert], ferner die Reichsstadt Friedberg, die Abtei Marienschloß, das Freigericht Alzenau und südlich des Mains pfälzische Gebietsteile“, Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 74; Eine detaillierte Auflistung über die territorialen Änderungen findet sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 36 ff. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, A-52 I Nr. 674. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 188; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 1; Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 38. „Der Rheinbund als der Versuch, das Reich neu, ohne einen Kaiser, zu strukturieren, lag, so wenig sich dieser Staatenbund dann auch eine wirkliche Binnenorganisation zu geben vermochte, in verfassungsgeschichtlicher Perspektive entschieden in der Konsequenz des Bündnisrechts von 1648 und des deutschen Dualismus“; Duchhardt, Deutsche Verfassungsgeschichte 1495–1806, S. 258. Ebling hält bzgl. der Verhandlungen zur Rheinbundakte fest: „Auch Landgraf Ludwig war jetzt der Überzeugung, daß nur der Anschluß an Frankreich die Existenz des Staates retten könne, und erteilte deshalb die nötigen Vollmachten“; Ebling, Die hessische Politik in der Rheinbundzeit 1806–13, S. 211. Duchhardt, Deutsche Verfassungsgeschichte 1495–1806, S. 258. Kaiserlich- und Kurpfalzbairisch privilegierte allgemeine Zeitung von 1806, S. 943–944. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 189, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2; Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 39. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 189, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2; Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 39. Vertrag vom 12. Juli 1806 zwischen Frankreich und den deutschen Fürsten, mit dem die Fürsten dem Rheinbund beitreten, vgl. Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 39.
Geschichtlicher Überblick
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Reichsburg Friedberg und die Grafschaft Erbach ab 1806 an Hessen-Darmstadt und runden den Gebietszuwachs um weitere rund 122.000 Menschen ab17. In den folgenden Jahren vermehren sich die Kriegseinsätze der Truppen des Großherzogtums an der Seite der Franzosen18. Erst im Oktober 1813 wendet sich Ludwig I. gegen Napoleon und verbündet sich mit Napoleons Widersachern in den sogenannten Befreiungskriegen19. Am 23. November 1813 wird in Frankfurt das Allianztraktat unterzeichnet20. In diesem schließt sich Ludwig I. den Großmächten Österreich, Russland und Preußen an21. Hubert fasst dies zusammen: „1813 ging Großherzog Ludwig I. noch eben rechtzeitig von Napoleon auf die Seite der Alliierten über.“22
Ihren Abschluss findet die territoriale Entwicklung des Großherzogtums vorerst mit dem Wiener Kongress23. Dort wird ein Kartenbild festgelegt und Grenzen abgestimmt, die bis zum Jahr 1866 Gültigkeit haben und auch nach den Änderungen von 1866 in weiten Teilen verbleiben24. Dieterich fasst die Auswirkungen des Wiener Kongresses mit den Worten zusammen: „Für Hessen bedeutet der Kongreß seine Eingliederung in das Staatensystem des deutschen Bundes, den Gewinn eines reichen und fruchtbaren Gebiets, das etwa ein Drittel des heutigen Großherzogtums ausmacht, und den Auftakt zu der politischen Bewegung, die mit dem Erlaß der Verfassung vom 17. Dezember 1820 ab25 schloß.“ 17 18
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Eine detaillierte Aufzählung findet sich bei Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 190 f. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 192; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 192; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 150. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 150. Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 335. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2. „Der Wiener Kongreß bedeutete für Hessen-Darmstadt eine einschneidende Maßnahme mit erheblichen territorialen Verlusten und Gewinnen“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 2. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 147 f.
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Zweites Kapitel
Im Mittelpunkt der Verhandlungen des Wiener Kongresses steht die Verfassungsfrage26. Nach zahlreichen Diskussionen, an denen auch der hessische Vertreter du Thil beteiligt ist, wird die Bestimmung vereinbart: „In allen Bundesstaaten wird eine landständische Verfassung statt finden,“27
die wegen ihrer Unbestimmtheit28 dem Großherzog, der jeder Einmischung in seine innere Politik ablehnend gegenüber steht, zusagt29. Als Ausgleich für die erlittenen Gebietsverluste verbucht das Großherzogtum Hessen den Zugewinn des linksrheinischen Rheinhessens, zu dem unter anderem30 Worms, Bingen und Mainz zählen31. Hinzu kommt aufgrund des Staatsvertrags vom 30. Juni 1816 die Hälfte der Grafschaft Isenburg32. Um diesen Zugewinn entsprechend zu würdigen nimmt der Großherzog am 7. Juni 1816 den Titel „Großherzog von Hessen und bei Rhein“ an33. Gültigkeit erhalten die auf dem Wiener Kongress beschlossenen Neuerungen mit der Unterzeichnung des Frankfurter Vertrags vom 30. Juni 181634. Die hessischen Gebiete umfassen fortan rund hundertfünfzig Quadratmeilen und rund sechshunderttausend Einwohner35. Zu einem Zusammenhang des territo26
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du Thil vertritt dabei für das Großherzogtum Hessen vier Hauptziele: Die Beteiligung Hessens an der Verfassung, die Wahrung der Souveränität Hessens, die Einführung einer ständischen Verfassung in allen Bundesstaaten und den Zusammenschluss aller Staaten zu einem einheitlichen Bund, der von einem österreichischen Kaiser regiert werden soll, vgl. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 177. Art. XIII der Bundesakte. Bopp bezeichnet die Verfassung als „schwankende Fassung“, Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 49. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 203. Eine weitergehende Aufzählung findet sich bei Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 193 ff. „Se. kön. Hoh. Der Großherzog von Hessen erhält für das dem Könige von Preussen abgetretene Herzogthum Westphalen eine Länderfläche auf dem linken Rheinufer, im ehemaligen Department Donnersberg, mit 140,000 Seelen. Se. königl. Hoheit werden dieses Gebiet als völlig souveraines Eigenthum besitzen; auch werden Sie den Theil der Salzwerke von Kreuznach, welcher auf dem linken Ufer der Nahe liegt, erhalten; Preussen behält jedoch die Souveränität“, Artikel 47 der Wiener Kongressakte. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 3. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 3. Dieterich, Hessen-Darmstadt auf dem Wiener Kongress und die Erwerbung Rheinhessens, S. 149. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 197.
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rialen Gebiets führt allerdings auch der auf dem Wiener Kongress erzielte landschaftliche Zugewinn nicht, sodass das Großherzogtum territorial zersplittert bleibt36. Der großherzoglich hessische Staat teilt sich in die drei Gebietsteile Rheinhessen37, Starkenburg38 und Oberhessen39 auf. Unter anderem liegt zwischen den Gebieten die Freie Stadt Frankfurt40. Die letzten territorialen Änderungen des Großherzogtums erfolgen im Friedensvertrag mit Preußen vom 3. September 1866 nach der Niederlage im Deutschen Krieg41. Das gerade erst zu Beginn des Jahres hinzugewonnene Hessen-Homburg und das hessische Hinterland muss das Großherzogtum an Preußen abtreten42. Allerdings verzeichnet es dafür ehemals kurhessische Gebiete als Zuwachs43. Das Großherzogtum Hessen, beziehungsweise das Land Hessen besteht in seiner nunmehr erlangten Form fast hundert Jahre, bis es 1945 im Zusammenschluss mit der ehemals preußischen Provinz HessenNassau zu dem Bundesland Hessen wird44. Der Zusammenschluss des Volksstaates Hessen verdankt sich somit etlichen außerdeutschen Einflüssen. Demandt schreibt dazu: „Wir verdanken dem Eingreifen Frankreichs 1803/06 die Zusammenfügung der bis zur Abnormität zersplitterten Rhein-Main-Gebiete zum Herzogtum Nassau und zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt, der Tätigkeit des europäischen Wiener Kongresses 1815 die in diesem Sinne weitergeführte Zusammenlegung, der deutschen Vormacht Preußen 1867 die Zusammenfassung der beiden Staaten Kurhessen und Nassau zu einer Provinz Hessen-Nassau und endlich der amerikanischen Besatzungsarmee 1945 die Vereinigung dieser preußischen Provinz mit dem Volksstaat Hessen-Darmstadt.“45
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Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff. Umfasst die linksrheinischen Gebiete. Provinzhauptstadt ist Mainz. Umfasst das Gebiet östlich des Rheins und südlich des Main. Provinzhauptstadt ist Darmstadt. Umfasst die nördlich des Main gelegenen Gebiete. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 197. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff. Schwind / Uhlhorn, Die territoriale Entwicklung Hessens 1247 bis 1866, S. 72 ff. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 18.
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Zweites Kapitel
B) Staat und Verfassung Bereits auf dem Wiener Kongress sagt Großherzog Ludwig I. zu, sich um den Erlass einer Verfassung zu kümmern46. Nach Ansicht Hubers „erschien der Erlaß einer Verfassung als das wirksamste Mittel zur staatlichen Einigung“47. Ein Edikt vom 1. Dezember 1817 sieht zunächst eine Angleichung der Justizverfassung und des gerichtlichen Verfahrens vor und beschäftigte sich in seinem zweiten Teil mit der Strafjustiz48. Diese Bemühungen ändern allerdings nichts an der verfassungsrechtlichen Dreiteilung49 des Landes in die Althessischen und Domaniallande, die Souveränitätslande und Rheinhessen50. Da in Rheinhessen die Einrichtung von Landräten unterbleibt und den Friedensgerichten weiterhin die Entscheidungsgewalt zusteht51, nimmt es weiterhin eine Sonderstellung ein. Auch den Souveränitätslanden stehen eigene Rechtsverhältnisse zu, die erst in der Zeit von 1830–1840 nach und nach abgeschafft werden52. Soldan fasst dies mit folgenden Worten zusammen: „Wohl ist das Großherzogtum in den Jahren 1816 und 1817 besser abgerundet worden, aber immerhin blieb es ein künstliches Gebilde, zusammengesetzt aus den verschiedensten Bestandteilen. Auf kleinem Raum trafen hier die verschiedensten Volkscharaktere zusammen; in ihren Sitten und Gebräuchen, ihren Erwerbsquellen, ihren staatlichen und kirchlichen Einrichtungen herrschte die größte Mannigfaltigkeit. Besonders starke Gegensätze bestanden zwischen den beiden rechtsrheinischen Provinzen und dem neugeschaffenen Rheinhessen. In letzterem hatte besonders auch die französische Herrschaft ihre Spuren hinterlassen.“53
Der auf dem Wiener Kongress gegebenen Zusage kommt Großherzog Ludwig I., nachdem eine von den „Schwarzen“54 gegründete Volksbewegung Druck 46 47 48 49 50 51 52 53 54
Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 335; Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 77. Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 335. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 76. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 197. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567. Soldan, Geschichte des Großherzogtums Hessen von Fr. Soldan, S. 197. „Unter der intellektuellen Führung der Studenten Karl und August Follen und Christian Sartorius, von Friedrich Gottlieb Welcker und anfänglich auch des Butzbacher Rektors Friedrich Ludwig Weidig entstand in Gießen 1814 eine politisch orientierte Burschenschaft, die wegen der dunklen, auf eine altdeutsche Tracht zurückgehenden Kleidung ihrer Mitglieder als ‘Die Schwarzen’ bekannt wurde“, Felschow / Häderle, Im Visier der Staatsgewalt. Die Universität Gießen als Zentrum von Revolution und Repression 1813 bis 1848, S. 4.
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ausübt , durch das Edikt über die landständische Verfassung des Großherzogtums vom 18. März 1820 nach56. In dieser heißt es auszugsweise: „Es mußte einleuchten, daß die bestehende ständische Verfassung, welche in den bezeichneten beiden Landestheilen verschieden war57, und an welcher bedeutende, den Althessischen Landen einverleibte Landestheile gar keinen Antheil hatten58, nicht dazu geeignet war, um eine zweckmäßige und für alle Unsere getreuen Un59 terthanen gleiche Administration zu befördern.“
Das Edikt vom 18. März 1820 findet zunächst in der zweiten Kammer keine Zustimmung60. Diese besteht unter anderem auf die Öffentlichkeit ihrer Sitzungen61. Nachdem diesbezüglich eine Einigung erzielt wird, ergeht am 17. Dezember 1820 die „Verfassungsurkunde des Großherzogtums Hessen“62. Entscheidende Bedeutung erhält dabei Artikel 103 der Verfassung: „Für das ganze Großherzogthum soll ein bürgerliches Gesetzbuch, ein Strafgesetzbuch, und ein Gesetzbuch über das Verfahren in Rechtssachen eingeführt wer63 den.“
Mit dieser Verfassung wird die bis dahin im Großherzogtum herrschende absolute Monarchie beendet64. Entscheidende Mitarbeit leisten dabei von Grolman und Eigenbrodt, die Ludwig I., der an seiner Unabhängigkeit hängt, zu der neuen Regierungsform drängen, um die Unruhen im Volk zu besänfti-
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Katz-Seibert, Der politische Radikalismus in Hessen während der Revolution von 1848/49, S. 5.
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Edikt vom 24. März 1820, RGBl. 1820, S. 101 ff.; vgl. Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 58.
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„Die Verschiedenheit bestand vorzüglich darin, daß die Stände des Herzogthums Westphalen mitgesetzgebende Gewalt hatten bei den, die Wohlthat des ganzen Landes betreffenden und den, die innere Verfassung zum Gegenstand habenden Gesetzen“.
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§ 11.
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Edikt vom 24. März 1820, RGBl. 1820, S. 101 ff.; vgl. Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 58 f.
60
Christ kritisiert, dass die Verfassung „der Volksvertretung völlig unzureichende Rechte gewährte“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 47.
61
Christ kritisiert, dass die Verfassung „der Volksvertretung völlig unzureichende Rechte gewährte“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 47.
62
Verfassungsurkunde vom 17. Dezember 1820, RGBl. 1820, S. 535 ff.
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Verfassungsurkunde vom 17. Dezember 1820, RGBl. 1820, S. 552.
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Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566.
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gen . Die ab 1820 eingeführte konstitutionelle Monarchie66 wird deswegen als Kompromiss ausgehandelt und den Ständen vom Großherzog verliehen, anstatt vertraglich zwischen den Beteiligten beschlossen zu werden67. Hintergrund ist der Protest der Kammern, die mit einer oktroyierten Verfassung nicht einverstanden sind und zunächst den Eid verweigern68. „Aber in Hessen-Darmstadt siegte dann doch die Einsicht, daß die von konservativer Seite geforderte Oktroyierung der Verfassung von der gesamten konstitutionellen Bewegung Deutschlands als Provokation empfunden werden und deshalb im Endeffekt nur dem revolutionären Radikalismus dienlich sein würde. Die Regierung wählte deshalb einen Ausweg. Sie ließ die Verfassung sachdienlich durch eine Übereinkunft zwischen Krone und Volksvertretung feststellen; zur Inkraftsetzung aber benutzte sie die Form eines einseitigen landesherrlichen Erlasses.“69
Diese Veränderungen führen 1821 zur Gründung dreier Ministerien, das Ministerium des Auswärtigen und des großherzoglichen Hauses, das Ministerium des Innern und der Justiz, sowie das Ministerium der Finanzen70, die in eigener Verantwortung geleitet werden und nicht dem Großherzog unterstehen71. Ludwig I. befehligt im Gegenzug dafür das 1823 eingerichtete Kriegsministerialdepartement72. Trotz der eingeführten Verfassung behält Rheinhessen seine Sonderstellung, sodass das Land politisch und rechtlich weiterhin geteilt und von gegensätzlichen Einflüssen geprägt ist73.
C) Provinz Rheinhessen Die Provinz Rheinhessen gehört seit 1816 zum Großherzogtum Hessen und umfasst dessen links vom Rhein gelegene Gebiete.
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Demandt führt dazu aus: „Politisch gesehen war diese Verfassung allerdings unergiebig, denn obwohl sie nach französischem Vorbild einige der zeitgemäßen liberalen Grundsätze aufnahm, lähmte das indirekte Wahlverfahren und der Zensus jede größere politische Aktivierung“, Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Christ bezeichnet sie deshalb als „keine echte oktroyierte Verfassung“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 47. Huber kommt zu dem Ergebnis, dass die „frühkonstitutionellen Entwicklungen im ganzen ruhig“ verlaufen sind und „die Regierungen überall das Heft fest in der Hand“ behalten hat, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 31. Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 336. Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 336. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566.
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1792 erklären Preußen und Österreich dem revolutionären Frankreich den Krieg74. Nach zwei Jahren zieht sich Preußen im Oktober 1794 auf das rechte Rheinufer zurück und schließt im darauf folgenden Jahr mit Frankreich Frieden75. Die vorher im linksrheinischen Gebiet bestehenden Kleinstaaten können den Franzosen alleine nichts entgegensetzen, und so fallen diese Gebiete mit dem Rückzug der Preußen unter die französische Herrschaft76. Mit dem Frieden von Campo Formio von 1797 erfolgt ihre Angliederung an die französische Republik und mit dem Frieden von Lunéville77 am 6. Februar 1801 auch ihre rechtliche Abtretung an Frankreich78. Dabei erhalten auch die französischen Gesetze in diesen Gebieten staatsrechtliche Anerkennung79. Die später in das Großherzogtum Hessen übergegangenen linksrheinischen Gebiete werden in das Department Donnersberg80 mit Regierungssitz in Mainz eingegliedert81. Seit dem 18. Mai 1804 herrscht über sie Napoleon als französischer Kaiser82. Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren entsteht 1816 das Gebiet Rheinhessen. Am 12. Juli 1816 nimmt das Großherzogtum dort die Verwaltung auf83. Die Rheinhessen sind mit den Neuerungen84 durch die Franzosen und deren 74 75 76 77
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Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. Duchhardt, Deutsche Verfassungsgeschichte 1495–1806, S. 248. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 566. „Der Frieden von Lunéville dagegen war verfassungsrechtlich ein Akt des Umsturzes; man ist versucht, ihn eine ´legale Revolution´ zu nennen“, Huber, Reform und Restauration 1789 bis 1830, S. 40. „Mit dem Frieden von Lunéville (1801) wurde nicht nur die französische Annexion völkerrechtlich legalisiert, es wurde nun auch erstmals in verbindlicher Form festgelegt, daß die Entschädigung der depossedierten Fürsten durch rechtsrheinische Säkularisierungen und Mediatisierungen erfolgen sollte“, Duchhardt, Deutsche Verfassungsgeschichte 1495–1806, S. 248. Von besonderer Bedeutung sind dabei z.B. die Prinzipien der Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Verfahrens, die in den anderen hessischen Provinzen nicht gelten, vgl. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 300. Weitere Departments sind das Department Roer mit dem Regierungssitz in Aachen, das Department Saar mit dem Regierungssitz in Trier und das Department Rhein und Mosel mit dem Regierungssitz in Koblenz. Perthes, Politische Zustände und Personen in Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft, S. 264–271 ff. Eine genaue Übersicht über die Umwälzung der Gebiete und die nach und nach erfolgten Umstellungen bis zur vollständigen Einverleibung durch Frankreich findet sich bei Perthes, Politische Zustände und Personen in Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft, S. 264–271 ff. Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 7. Bamberger ist der Ansicht dass: „Geschworenengerichte, Öffentlichkeit, Mündlichkeit, ein aller Welt zugängliches feststehendes Gesetzbuch, allgemeine Gleichheit vor demselben bildeten einen leuchtenden Gegensatz zu den mittelalterlichen Institutionen der angrenzenden Lande von Darmstadt oder Nassau. Inquisitionsgerichte, unendliches
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Zweites Kapitel
Verwaltungsorganisationen zufrieden und legen bei ihrem Übertritt in das Großherzogtum Hessen größten Wert auf die Wahrung der bestehenden Errungenschaften85. Im Besitzergreifungspatent von 181686 hat Ludwig I. Rheinhessen deswegen gezwungenermaßen „die Sicherung seiner ihm eigentümlichen und von der Bevölkerung hochgehaltenen und eifersüchtig gehüteten Verfassungseinrichtungen zugestanden“87, weshalb sich Rheinhessen den Verwaltungsneuerungen im restlichen Großherzogtum erfolgreich entziehen kann88. Rheinhessen ist geprägt von den modernen französischen Einflüssen, was sich insbesondere im Bereich des Strafprozesses widerspiegelt. Christ fasst die Vorteile treffend zusammen: „Der französische Strafprozeß war gekennzeichnet durch die Maximen Mündlichkeit, Öffentlichkeit und Geschworenengerichte, wie auch die Institution der Staatsanwaltschaft (ministère public), Einrichtungen, die dem deutschen Verfahren der althessischen Provinzen fremd waren, deren Beibehaltung in Rheinhessen aber an89 gestrebt wurde.“
Somit bleibt Rheinhessen lange eigenständig und gliedert sich nicht umfassend in das Großherzogtum und dessen Gestaltung ein90. Bis zur Einführung des Strafgesetzbuchs gilt in Rheinhessen weiterhin der Code pénal91.
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Schreiberwesen, privilegiere Gerichtsstände, Vermischung der Justiz und Verwaltung und ein legislativer Wust, der auf die Verhältnisse des modernen Lebens nicht mehr anzupassen war, erfüllten den Rheinländer mit Grauen vor einer legalen Berührung mit den allernächste Städtchen. [...] Ist es da zu verwundern, daß sich im Juristenstande vor allen anderen die Französelei festsetzte“, zitiert nach Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 10. Wie insbesondere die Mitwirkung im Departmentalrat, den Code civil und die Abschaffung des Feudalsystems mit Zehnten (etwa zehnprozentige Steuer an kirchliche oder weltliche Institution, die in Geld oder Naturalien zu erbringen war) und Fronten, vgl. Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 7. Der komplette Wortlaut ist bei Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 33 ff. nachzulesen. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 40. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, S. 567.
Drittes Kapitel: Entwürfe zum Strafgesetzbuch „Allgemein bildete die übereinstimmend formulierte Überzeugung, dass die auf der Carolina beruhende Strafrechtsordnung nicht mehr den Anforderungen der Zeit entspreche und zu zahlreichen Missständen führe, den Ausgangspunkt und die generelle Begründung aller Bemühungen zur Reform des Strafrechts seit dem ausge1 henden 18. Jahrhundert.“
Während in Rheinhessen der französische Code pénal gilt, existiert in den Gebieten Starkenburg und Oberhessen vor dem Strafgesetzbuch von 1841 kein zusammengefasstes einheitliches Strafgesetzbuch2. Bis dahin ist das Strafrecht beeinflusst von der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 und wird, wie fast überall in Deutschland, von römischen und kanonischen Einflüssen, sowie Partikularverordnungen, Reskripten und Gewohnheitsrechten geprägt3. Wächter fasst dies mit den Worten zusammen: „Die ganze Grundlage des gemeinen Rechts war beinahe unbrauchbar geworden; sie hatte sich am Ende in der unsicheren und schwankenden Herrschaft einer willkührlichen Praxis und einer, jedes festen Bodens entbehrenden, Wissenschaft verflüchtigt.“4
Das große Ziel der hessischen Regierung ist deswegen, wie auch in vielen anderen Staatsgebieten5, die Neuschaffung eines modernen und einheitlichen Rechts für das gesamte Staatsgebiet6.
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Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 123 f. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 7; Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 172. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 7; Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 172. Wächter, Gemeines Recht Deutschlands, S. 233. Chronik, der Bemühungen um die Einführung neuer Gesetzbücher in der Zeit von 1803 bis 1833 bei Schacht, Der Liberalismus auf dem merkwürdigen Landtage zu Darmstadt 1833, S. 81. Bemühungen dahingehend, das Recht über das Staatsgebiet hinaus zu vereinheitlichen, bestehen hingegen nicht, vgl. Schöler, Deutsche Rechtseinheit, S. 75 ff.
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Drittes Kapitel
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzt sich die Idee von einem einheitlichen „neuen“ Strafrecht durch. Christ bemerkt hierzu: „Auf die Dauer konnten aber diese Bestrebungen die Forderung nach Reform und Kodifikation ebensowenig hemmen, als die vielfältigen Versuche der Vergangenheit, durch einzelne Verordnungen und Reskripte der Unvollkommenheit des Strafrechts abzuhelfen, sich als wirksame Maßnahmen erwiesen hatten.“7
Durch die einheitliche Kodifikation soll neben der Beseitigung der herrschenden Rechtsunsicherheit und der ungleichen Bestrafung gleicher Handlungen die „Effektivierung der Verbrechensbekämpfung, die mit den Mitteln der bestehenden Strafrechtsordnung offensichtlich nicht ausreichend gelang“8, erreicht werden9.
A) Entwurf von Grolman von 1803 Bereits zu Beginn des Jahrhunderts entsteht in Hessen-Darmstadt der Wunsch nach einem neuen Strafgesetzbuch10. Nachdem in Baden ein Strafedikt erlassen worden ist11, kommen auch in Hessen-Darmstadt erstmals entsprechende Gedanken an die Überarbeitung des Strafrechts auf12. In dem Organisationsedikt vom 12. Oktober 1803 wird von Landgraf Ludwig X. aus diesem Grund eine Gesetzgebungskommission ernannt, die sich dieser Aufgabe annehmen soll13. Am 19. Juli 1803 wird von Grolman mit der Prüfung einer möglichen
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Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 10. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 123 f. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 10. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 35. Das großherzoglich badische Straf-Edikt mit seinen Erläuterungen und Zusätzen, hrsg. von Rhenanus, Mannheim 1823, S. 1–144. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 35. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 35.
Entwürfe zum Strafgesetzbuch
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Umarbeitung des badischen und des Erlasses eines entsprechenden Edikts für Hessen-Darmstadt beauftragt14. Karl Ludwig Wilhelm Grolman wird am 23. Februar 1775 als Sohn des hessischen Geheimen Rats Mitglieds Adolf Ludwig Grolman und Anna Sophie von Rauen in Gießen geboren. Nachdem er dort das Gymnasium erfolgreich abgeschlossen hat studiert er ab 1791 in Gießen und Erlangen Rechtswissenschaften, Philosophie, Naturwissenschaften und Geschichte. Nach abgeschlossenem Studium und erfolgreicher Promotion lehrt er bereits 1795 als Privatdozent an der Universität in Gießen und wird 1798 außerordentlicher, 1800 ordentlicher Professor. 1798 heiratet er seine Frau Emelie Katharina Maria Sophie van de Wall, mit der er fünf Söhne und fünf Töchter bekommt. Besondere Bedeutung erlangt von Grolman als Hauptvertreter und Darsteller der Spezialpräventionstheorie und seine Schrift: „Ueber die Begründung des Strafrechts und der Strafgesetzgebung nebst Entwurf der Lehre von dem Maßstabe der Strafen und der juridischen Imputation“. Er veröffentlicht unter anderem „Grundsätze der Criminalwissenschaft“ (1798), sowie „Die Theorie des gerichtlichen Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten nach den gemeinen deutschen Gesetzen“ (1800). Seit 1803 beschäftigt sich von Grolman in einer entsprechenden Kommission mit der Reform der Strafgesetzgebung, 1806 wird er Oberappellationsrat und arbeitet von da an einem neuen hessischen Strafgesetzbuch mit. Dabei gerät der französische Code pénal in das Blickfeld von Grolmans, und er veröffentlicht 1810 ein Handbuch über das französische Gesetz. Nachdem von Grolman das Rektorat der Universität in Gießen von 1810–1812 geführt hat und 1815 zum Kanzler der Universität ernannt worden ist, wird er 1816 zum Vorsitzenden der Gesetzgebungskommission und 1819 zum alleinigen Staatsminister ernannt. Während seiner Amtszeit erreicht von Grolman die Trennung von Verwaltung und Justiz. von Grolman wirkt maßgeblich an dem Entwurf der Verfassung vom 18. März 1820 und der späteren Verfassung vom 17. Dezember 1820 mit. 1820 wird von Grolman Präsident des Ministeriums des Innern und der Justiz. Er stirbt am 14. Februar 1829 in Darmstadt15.
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Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44; Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 35. Übernommen von Teichmann, Grolmann, Karl Ludwig Wilhelm von; Kleinheyer / Schröder, Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten.
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Drittes Kapitel
Bereits am 2. Oktober 1803 legt von Grolman der Gesetzgebungskommission einen Entwurf vor16. Der Entwurf nebst Gutachten gehört zu den Kriegsverlusten. Eine Kurzübersicht über einzelne Inhalte findet sich bei Blaß. Dieser führt aus: „Der Gesetzesentwurf behandelt in seinem ersten Teil §§ 1 bis 127 das gerichtliche Verfahren, im zweiten Teil §§ 128 bis 238 die beabsichtigte Regelung des Strafrechts. Er zerfällt in 238 Paragraphen.“17
Die Gesetzgebungskommission, der der Entwurf nebst Gutachten vorgelegt wird, tritt allerdings, vermutlich aufgrund von Kriegsunruhen18, nicht zur mündlichen Beratung zusammen, sodass die Arbeiten zum Erliegen kommen, bevor sie richtig aufgenommen worden sind19. Die geltenden strafrechtlichen Bestimmungen und Gewohnheiten haben somit weiterhin Bestand, ohne dass die nötigen und geforderten Änderungen vorgenommen werden20.
B) Entwurf von Knapp von 1824 I. Aufnahme der Kodifikationsarbeiten Die weiterhin bestehende Idee einer neuen Kodifikation wird erst wieder mit dem Verfassungsvertrag relevant. Artikel 103 der Verfassung von 1820 enthält – wie erwähnt – die Regelung, dass für das gesamte Großherzogtum Hessen ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch, Strafgesetzbuch und Gesetzbuch über das Verfahren in Rechtssachen ausgearbeitet werden soll21. Damit zeichnet sich ab, dass die Zusage an Rheinhessen aus dem Besitzergreifungspatent, dass eine Rechtsveränderung nicht stattfände, nicht dauerhaft eingehalten wird22.
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Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44 ff. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 44 ff. Beilage Nr. 460, 1833, S. 486. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 48. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 48. Vgl. Art. 103 der Verfassungsurkunde. Den Hintergrund dieses Verlangens fasst Bechtolsheimer zutreffend mit der Aussage „Es war doch ein großes Hindernis, daß man eine Provinz hatte, die dem Großherzogtum förmlich einverleibt und seiner politischen Verfassung teilhaftig war, die aber im Besitz der nur ausnahmsweise geänderten französischen Gesetzgebung
Entwürfe zum Strafgesetzbuch
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Der Ausarbeitung eines einheitlichen Strafgesetzbuchs räumt die Regierung größte Priorität ein, da die Unterschiedlichkeit der Strafrechtsnormen in den verschiedenen Provinzen als äußerst störend empfunden wird23. Breidenbach führt dazu aus: „Daß die Staatsregierung unter den zugesagten neuen Gesetzbüchern dem Entwurfe eines Strafgesetzbuchs die Priorität zuerkannt hat, erklärt sich durch die wesentliche Verschiedenheit, welche zwischen den diesseits und jenseits des Rheins geltenden Strafgesetzen und Präjudizien besteht, also durch die Ungleichheit der Bestrafung einer und derselben Handlung, je nachdem sie in Rheinhessen oder in den älteren Provinzen des Landes begangen worden, eine Erscheinung, welcher ein Ziel gesetzt werden muß, wenn anders das Zutrauen zu dem Richteramte und die Achtung vor dem Gesetz ungeschwächt fortbestehen soll.“24
Bereits drei Monate nach Erlass der Verfassungsurkunde, stellt der Abgeordnete Krönke am 22. März 1821 in der zweiten Kammer den Antrag, „die Staatsregierung zu bitten, die Entwürfe über ein bürgerliches Gesetzbuch, ein Strafgesetzbuch und ein Gesetzbuch über das Verfahren in Rechtssachen für das ganze Großherzogthum, in so weit es unbeschadet der inneren Güte derselben geschehen kann, baldmöglichst ausarbeiten zu lassen, und der ersten, nach Vollen25 dung derselben, statt findenden Ständeversammlung mitzutheilen.“
Die erste Kammer lehnt den Antrag, den sie für verfrüht hält, da nach ihrer Ansicht keinerlei Zweifel an einem baldigen Tätigwerden der Staatsregierung besteht26, ab. Die zweite Kammer stimmt am 27. April 1821 einstimmig ohne Diskussionen diesem vorgebrachten Antrag zu27 und ersucht die Regierung am 4. Juni 1821 gemäß Artikel 82 der Verfassungsurkunde einseitig um Umsetzung28. Die Regierung kommt der Adresse der zweiten Kammer nach und beauftragt am 10. Juli 1821 die Oberappelationsräte Floret und Knapp unter der Aufsicht
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geblieben war“ zusammen, Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 44. Den Hintergrund dieses Verlangens fasst Bechtolsheimer zutreffend mit der Aussage „Es war doch ein großes Hindernis, daß man eine Provinz hatte, die dem Großherzogtum förmlich einverleibt und seiner politischen Verfassung teilhaftig war, die aber im Besitz der nur ausnahmsweise geänderten französischen Gesetzgebung geblieben war“ zusammen, Bechtolsheimer, Beiträge zur Rheinhessischen Geschichte, S. 44. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 1. Zweite Kammer, Protokoll 132, 1821. Erste Kammer, Protokoll 77, 1821, S. 4. Zweite Kammer, Protokoll 157, 1821. Zweite Kammer, Protokoll 190, 1821.
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Drittes Kapitel
des Ministeriums des Innern und der Justiz mit der Erarbeitung der Gesetzbücher 29. Johann Friedrich Knapp wird am 20. September 1776 in Erbach als Sohn des erbachischen Kammerrats Theodor Friedrich Knapp geboren. Von 1792 bis 1795 besucht er das Gymnasium in Darmstadt und nimmt danach in Jena und Marburg von 1795 bis 1798 das Studium der Rechtswissenschaften auf. Nach Abschluss des Studiums wird er 1798 Regierungsadvokat, 1800 Regierungsassessor und 1802 Regierungsrat. Bei den Reichsdeputationsverhandlungen nimmt er die Interessen des Grafen von Wartenberg wahr. Nachdem er von 1814 bis 1816 Chef des 14. Landwehrregiments gewesen ist, zieht er nach Darmstadt und wird dort zum Oberappelationsrat und Kassationsgerichtsrat ernannt. Von 1820 bis 1824 ist er Mitglied der zweiten Kammer der Landstände, in den Jahren 1823 und 1824 sogar deren erster Präsident. 1832 wird er zum geheimen Staatsrat im Ministerium des Innern und der Justiz. Als man ihm Amtsmissbrauch vorwirft, bittet er 1838 um seine Pensionierung. 1840 wird er zum ständigen Mitglied des Staatsrats ernannt. Am 20. Mai 1848 stirbt er in Darmstadt. Sein wichtigstes Werk ist sein Entwurf für das Strafgesetzbuch des Großherzogtum Hessen von 182430. In einer Bekanntmachung vom 14. November 1821 heißt es: „Se. königl. Hoheit der Großherzog haben unterm 10. Juli d. J. den Oberappellations-Gerichts-Rath Peter Joseph Floret und den Oberappellations-Gerichts-Rath Johann Friedrich Knapp beauftragt, sich der Bearbeitung der beabsichtigten neuen Civil- und Criminal-Gesetzgebung, unter der besonderen Leitung des Ministeriums des Innern und der Justiz, zu widmen. Indem man dieß zur Kenntnis der Großherzoglichen Behörden bringt, werden dieselben zugleich aufgefordert, den genannten beiden Staatsdienern, auf ihr Ersuchen, mit Notizen über Gegenstände ihres Auftrags an die Hand zu gehen.“31
Nachdem beide 1822 einige Berichte32 über ihre Arbeit erstattet haben, wird die Ausarbeitung eines einheitlichen Rechts für das gesamte Großherzogtum Hessen endgültig beschlossen. Dem Oberappelationsrat Knapp wird die Bearbeitung des strafrechtlichen Teils zugeteilt33.
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Bekanntmachung vom 14. November 1821, RGBl. 1821, S. 684. Übernommen von Kleinheyer / Schröder, Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten, E. Anthes, Knapp, Johann Friedrich. Bekanntmachung vom 14. November 1821, RGBl. 1821, S. 684. Diese zählen mit zu den im Krieg verloren gegangenen Schriftstücken. Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 14.
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II. Vorüberlegungen zum Entwurf von 1824 Im Gegensatz zum bürgerlichen Recht gibt es im strafrechtlichen Bereich keine Vorarbeiten, auf die Knapp hätte zurückgreifen können34. Zu Beginn der Arbeiten an dem Entwurf kommt deswegen für ihn die Frage auf, ob sich das in Rheinhessen vorhandene französische Strafgesetzbuch als Vorlage für ein Strafgesetzbuch des Großherzogtum Hessens eignen würde35. „Die Rheinhessen hatten die französischen Gesetze während der kurzen Dauer der Fremdherrschaft lieb gewonnen,“36
sodass der Gedanke der Adoption nahe liegt. Über den Code pénal ist vom 4. Oktober 1808 bis zum 18. Januar 1810 im französischen Staatsrat beraten und sodann in sieben Sitzungen vom 12. bis zum 20. Februar 1810 abgestimmt worden37. Zum 1. Januar 1811 tritt er in Kraft38. In ihm sind vielfältige Einflüsse aus römischen und kanonischen Quellen aufgenommen und bis dahin anerkanntes Gewohnheitsrecht (Coutumes) sowie die Rechtsquellen der Monarchie (Ordonnances royales), welche sich in Ordonnances39, Édits40, Lettres-patentes41 und Déclarations42 aufteilten, umgesetzt worden43.
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Vgl. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 55. Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 14. Dies gilt vor allem für das Strafverfahren, das sich im Gegensatz zu dem Inquisationsprozess durch die Prinzipien „Öffentlichkeit, Anklageverfahren und Geschworenengerichte“ auszeichnet, Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 64. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 62. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 62. „umfassende Gesetze, die eine ganze Materie erschöpften oder mehrere Materien zu einem legislativen Ganzen zusamenfaßten“, Erklärung nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 53. Spezialgesetze, die nur einen Gegenstand regeln, Erklärung nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 53. „Gewöhnlich enthielten sie nur die Bewilligung einer Gnade, eines Privilegiums; bisweilen aber auch Bestimmungen von allgemeinerem Interesse“, Erklärung nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 53.
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Drittes Kapitel
Der Code pénal44 ist in fünf vorrangige Bestimmungen und vier sich daran anschließende Bücher45 aufgeteilt46. Er zeichnet sich aus durch „Einfachheit, Klarheit und eine überzeugende Systematik [...] und er erfüllte damit eine der grundlegenden Forderungen der Zeit, nach eindeutiger Abgrenzung und Festlegung der Verbrechenstatbestände, seine drakonische Härte hingegen konnte in Rheinhessen nur durch umfangreichen Gebrauch der Begnadigung abgewendet werden.“47
Nachdem sich Knapp einen Überblick über die bestehenden Regeln verschafft hat, kommt er zu dem Schluss, den Code pénal nicht zu übernehmen und den Auftrag der Regierung durch den Entwurf eines völlig neuen einheitlichen Strafgesetzbuches zu erfüllen, der sich lediglich an den Vorgaben des Code pénal und des bayrischen Strafgesetzbuchs orientieren soll48. Christ führt dies darauf zurück, „daß in diesen beiden Kodifikationen zum ersten Male erfolgreich der Versuch unternommen worden war, das Chaos des Strafrechts einer festen gesetzlichen Ord-
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„Erläuterungen von Ordonnanzen oder Edikten, nicht selten mit Bestimmungen über die Art der Ausführung derselben“, Erklärung nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 54. Naucke führt dazu aus: „Richtig professionell sichtbar für die Strafrechtsgeschichte wird das Strafrecht erst wieder mit der napoleonischen Straf- und Strafprozeßgesetzgebung 1808/10. Die gewachsene juristische Fähigkeit, alles zu erfassen und alles zu regeln, aber die Anpassungsfähigkeit des Strafrechts nicht zu gefährden, ist nicht zu übersehen. Der Staat verzichtet nirgends auf ein effektives Strafrecht, nimmt es nur soweit zurück, daß es akzeptiert werden kann“, Naucke, Zur Entwicklung des Strafrechts in der französischen Revolution, S. 310. Berner beschreibt den Code pénal mit folgenden Worten: „Die eiserne Kette der Despotie war so glänzend polirt, daß lange Zeit hindurch manche Deutsche sie als den goldenen Ring betrachtet haben, der die kostbarsten Rechte der Bürger zusammenhält“, Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 172. Buch I: „Von den Strafen in peinlichen und Korrektionnel-Sachen und von ihren Wirkungen“; Buch II: „Von den Personen, die wegen Verbrechen und Vergehen strafbar, entschuldbar oder verantwortlich sind“; Buch III: „Von den Verbrechen, den Vergehen und ihrer Bestrafung“; Buch IV: „Polizeiübertretungen und Strafen“. Eine ausführliche Gliederung mit Erläuterungen findet sich bei Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 62 ff. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 64. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 40 f. Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 14.
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nung zu unterwerfen und der Rechtsanwendung gesicherte Grundlagen zu geben.“49
III. Entwurf von 1824 Knapp arbeitet zum 1. Mai 1824 seinen Entwurf, der mittlerweile zu den Kriegsverlusten zählt, mit Anmerkungen aus und legt diesen dem Ministerium vor50. In seinem dazugehörigen Bericht führt er zu seinem Anliegen einer einheitlichen Strafgesetzgebung aus: „Einem höchstpreißlichen Ministerium ist es ja längst bekannt, wie abweichend die Bestimmungen des in Rheinhessen geltenden Code pénal von der diesseitigen Rechtsprechung in Strafsachen sind; wie eben diese Rechtsprechung, von festen, umfassenden, für gültig anerkannten, unserer dermaligen sittlichen, politischen und intellektuellen Ausbildung entsprechenden Strafgesetzen verlassen, zwischen Compendien und Präjudicien auf eine Weise hin und herschwankt, welche für die Ehre der Gerichte, für das Vertrauen auf ihre Unpartheilichkeit, für die heiligsten Güter der Bürger und für die Staatsverwaltung selbst, nur nachtheilige Wirkungen hervorbringen muß; wie sich diesseits nicht einmal eine feste und entscheidende Jurisprudenz oder Praxis durch die Aussprüche der Gerichte bilden kann, weil die Urtheile nur im Interesse der Betheiligten, aber nicht lediglich im Interesse des Gesetzes, angefochten werden dürfen; wie der diesseitige Richter für jeden einzelnen Fall gleichsam das Gesetz erst geben muß, nach dem er richten will, wie sehr es ihm endlich dabei an geltenden Vorschriften über die anzuwendenden Strafgattungen, über die Gränzen des Maaßes ihrer Zuerkennung, über die rechtlichen Folgen derselben, ja nur zu oft darüber, ob eine Handlung als Verbrechen, als Vergehen, 51 oder als nicht strafbar zu betrachten sey, gebricht.“
Der dreigeteilte Entwurf ist in einen allgemeinen, einen besonderen Teil und ein Kapitel über Polizeiübertretungen gegliedert52. Nach Christ, zeichnen den Entwurf von Knapp „maßvolle Ausdehnung des richterlichen Ermessens“, sowie die Abkehr von den „überaus harten Strafen des Code pénal“ und dem strengen „Strafensystems des bayerischen Gesetzes von 1813“53 aus.
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Vgl. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 55; Schubert, Das Strafgesetzbuch von HessenDarmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 14. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 255. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 260. Vgl. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 55; Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 174. Vgl. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 55; Schubert, Das Strafgesetzbuch
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Drittes Kapitel
Die Gesetzredaktionskommission54, der Knapp seinen Entwurf vorlegt, leidet in den Jahren 1824, 1825 und 1828 unter wiederholten Personalveränderungen und wird am 12. Juli 183055 unter anderem aufgrund ihrer Unproduktivität aufgelöst56, ohne dass die Stände zuvor von dem Inhalt des Entwurfs unterrichtet worden sind, so dass eine Prüfung nicht stattgefunden hat57.
C) Anträge in den Kammern zur Übernahme des Code pénal Der Abgeordnete Kuder greift auf dem Landtag von 1826/1827 in der ersten Kammer58 die Umsetzung des Artikels 103 der Verfassung im Rahmen eines Kostenberichts erneut auf59. Die Zusammensetzung der ersten Kammer ist in Art. 52 der Verfassungsurkunde für das Großherzogtum Hessen vom 17. Dezember 182060 geregelt. Mitglied ist unter anderem von Gagern61. Die Mitglieder der ersten Kammer sind der Regierung und dem Großherzogtum mehrheitlich treu ergeben62. Um die Arbeiten der Gesetzgebungskommission voranzutreiben, trägt Kuder die alternative Bitte vor, die Gesetzgebungskommission während ihrer Arbeit an den Gesetzbüchern aller anderer Arbeiten zu entbinden, sie aufzuheben und Prämien für den Entwurf der Gesetzbücher auszusetzen oder eine bereits
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von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 14. Diese setzt sich aus je einem Vertreter jeder Provinz zusammen, vgl. Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 207. Dienstnachricht, RGBl. 1830. Büttner führt das vor allem auf die Ernennung Jaups zum Präsidenten zurück. „Dies hieß allerdings die Kommission totzuschlagen; denn die persönlichen Verhältnisse machten jede Zusammenarbeit unmöglich“, Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 208. Beilage Nr. 460, 1833, S. 490; Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 256. Beilage Nr. 460, 1833, S. 491. Beilage Nr. 460, 1833, S. 491. Art. 52 der Verfassungsurkunde für das Großherzogtum Hessen vom 17. Dezember 1820, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 60 vom 22. Dezember 1820, S. 535–554. Vgl. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Vgl. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446.
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bestehende Gesetzgebung zu adoptieren63. Die erste Kammer stimmt diesem Vorschlag zu64. Am 19. Januar 1827 berät die zweite Kammer über die alternative Bitte die Gesetzgebungskommission betreffend65. Die Besetzung der zweiten Kammer geht auf ein Wahlverfahren zurück66. Artikel 53 der Verfassungsurkunde für das Großherzogtum Hessen vom 17. Dezember 1820 regelt die Grundlagen67. Mitglied ist unter anderem der Staatsrat Jaup68. Aufgrund einer Privilegierung des Beamtentums bei der Wahl zählen die Mitglieder der zweiten Kammer mehrheitlich zum Beamtentum69. Dies ermöglicht es dem konservativen Minister du Thil, die liberalen Strömungen in der Kammer durch Urlaubsverweigerungen70 oder Versetzungen in den Ruhestand71 zu kontrollieren. du Thil gelingt es dadurch gekonnt, „in Hessen lange Zeit ein streng diszipliniertes Beamtentum wie ein streng gouvernementales Parlament“72 zu erhalten, was er zugunsten seiner Vorstellungen zu nutzen weiß73. Der Abgeordnete Müller sieht die Erschaffung eines einheitlichen Strafgesetzbuchs als eines der „dringendsten Bedürfnisse“74 im Großherzogtum an und weist deswegen auf die Dringlichkeit der Bearbeitung hin75. Einigkeit besteht unter den Abgeordneten der zweiten Kammer darüber, dass diejenige Alternative gewählt werden solle, die eine baldige Umsetzung des Artikels 103 der
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Beilage Nr. 460, 1833, S. 491. Beilage Nr. 460, 1833, S. 491. Zweite Kammer, Protokoll 61, 1827, S. 4. Bopp, Der Landtag im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1832 und 1833, S. 69. Art. 53 der Verfassungsurkunde für das Großherzogtum Hessen vom 17. Dezember 1820, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 60 vom 22. Dezember 1820, S. 535–554. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Allein 1832 verwehrt er 14 Beamten den Eintritt in die Kammer, vgl. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Die Versetzung trifft beispielhaft den Staatsrat Jaup und von Gagner, der seit 1832 Mitglied der Zweiten Kammer gewesen ist, vgl. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 446. Zweite Kammer, Protokoll 61, 1827, S. 4 f. Zweite Kammer, Protokoll 61, 1827, S. 4 f.
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Drittes Kapitel
Verfassungsurkunde gewährleiste76. Am 13. Februar 1827 spricht sich die zweite Kammer demgemäß einstimmig dafür aus, für die Erwirkung der gleichförmigen Gesetzgebung im Zivil- und Kriminalrecht die großherzogliche Staatsregierung zu ersuchen, „1) unter Berücksichtigung der in der Berathung gemachten Bemerkungen, eine bereits bestehende, durch Erfahrung als gut befundene, dem Großherzogthum nicht ganz fremde und daher leicht anzupassende Rechtsgesetzgebung anzunehmen und 2) die Mitglieder der Gesetzgebungscommission lediglich auf das Geschäft der Gesetzgebung zu beschränken, sie demnach von allen anderen dahin nicht gehörigen Arbeiten mit Festsetzung eines Zeitraums zu entbinden, binnen welchem sie 77 die ihnen auferlegte Aufgabe zu lößen haben.“
In seiner Rede zur Eröffnung des Landtags 1829 verdeutlicht Großherzog Ludwig mit den Worten: „Ich beharre in dem Vorsatze, die bürgerliche und peinliche Gesetzgebung ganz zu erneuern“,
dass er nicht auf französischen Vorgaben aufbauen möchte, sondern es sein Ziel sei, die Gesetzgebung von Grund auf neu zu erschaffen78. Während des Landtags 1830 erstattet der Abgeordnete Hoffmann einen Bericht über die Gesetzbuchskommission79. In diesem Bericht heißt es: „Der Ausschuss glaubt, den Antrag dahin stellen zu müssen, die Kammer möge sich nach dem Beschlusse der letzten Kammer bei der Staatsregierung dafür aussprechen, daß dem ganzen Lande die in Rheinhessen bestehende Gesetzgebung mit den nöthigen Abänderungen gegeben und also diese ausgearbeitet werden mö80 ge.“
Da der Antrag in einem Kostenbericht enthalten ist und die Gesetzbuchskommission bereits am 12. Juli 1830 vor einer Entscheidung über den Kostenantrag aufgelöst81 wird, bleibt auch der Antrag auf Übernahme des Code pénal unberaten und unbeschlossen82.
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Zweite Kammer, Protokoll 78, 1827, S. 94. Zweite Kammer, Protokoll 78, 1827, S. 94. Beilage Nr. 25, 1829, S.133. Beilage Nr. 207, 1830, S.188. Beilage Nr. 207, 1830, S.188. Dienstnachricht, RGBl. 1830, S. 216. Beilage Nr. 460, 1833, S. 492.
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D) Entwurf von Knapp von 1831 Zu Beginn der dreißiger Jahre wird das Großherzogtum Hessen von der Julirevolution in Frankreich politisch beeinflusst83. Im Großherzogtum Hessen gehen die Unruhen zumeist von Bauern und Kleingewerbebetreibenden aus84. Der konservative Minister du Thil85 entsendet gegen die Aufrührer unvermittelt die Armee und sorgt dadurch für die baldige Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung86. Zu Gute kommt ihm dabei, die Überzeugung des Bürgertums87, und der städtischen Bevölkerung88, die sich weitestgehend nicht an den Unruhen beteiligen89. Aufgrund der Unruhen kommt es zur Verhaftung von zweihundert Personen, von denen neunundsiebzig, meist zu Zuchthausstrafe, verurteilt werden90. Auf die Arbeiten Knapps an dem Entwurf des Strafgesetzbuchs wirken sich diese Unruhen nicht aus.
I. Gutachten von Mittermaier Parallel zu den Diskussionen zur Übernahme des französischen Rechts finden weiterhin die Arbeiten der Gegner dieser Idee an dem Entwurf zum Strafgesetzbuch statt. Nachdem die Ausarbeitung eines einheitlichen Gesetzbuchs nach dem ersten Entwurf von Knapp zunächst zum Erliegen gekommen ist,
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Huber ist der Ansicht, dass die bis dahin herrschende „politische Geruhsamkeit“ von den französischen Unruhen beeinflusst endete und „die bürgerlich-liberale Opposition nun wieder selbstbewußt, angriffsfreudig und anspruchsvoll hervor[tritt]“, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 31. Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 2. Er sieht „in jedem Liberalen entweder einen Narren oder einen gefährlichen Menschen [...] [und] erhob sich mit Verachtung über die Widerstände“, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 45. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 45. Aufgrund der bestehenden Verfassung lehnt das Bürgertum eine Beteiligung an den Aufruhen größtenteils ab, Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 2. Größmann führt dies darauf zurück, dass „die städtische Bevölkerung unter der Not und Verarmung nicht in demselben Maße zu leiden hatte wie die Bewohner des Landes, denen das wirtschaftliche Elend allein die Fahne der Empörung in die Hand gedrückt hatte“, Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 2. Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 2. Die anderen Verfahren werden im Gnadenwege niedergeschlagen. Ebenso wird die Strafe der Verurteilten durch Gnadenakt bis auf ein Drittel erlassen, vgl. Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 39.
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Drittes Kapitel
wird der Heidelberger Strafrechtslehrer Mittermaier mit der Prüfung des Entwurfs beauftragt91. Karl Joseph Anton Mittermaier wird am 5. August 1787 in München als Sohn des Apothekers Joseph Georg Jakob Mittermaier geboren. 1805 beginnt er an der Universität in Landshut das Studium der Rechtswissenschaften, welches er 1809 in Heidelberg, wo er später auch promoviert, abschließt. In Landshut wird Mittermaier im gleichen Jahr zum Privatdozenten ernannt und lehrt unter anderem Strafprozessrecht. Nachdem er zunächst an die Universität in Bonn gewechselt ist, geht er 1821 nach Heidelberg. Mittermaier ist Mitglied der badischen Gesetzgebungskommission, Abgeordneter der zweiten Kammer und von 1833 bis 1840 deren Präsident. 1848 ist er Präsident des Frankfurter Vorparlaments und vertritt in der Frankfurter Nationalversammlung BadenBaden. Mittermaier ist zudem besonders an den Strafrechtskodifikationsarbeiten interessiert, was auch „das Interesse etlicher in- und ausländischer Gesetzgeber, Rat und Unterstützung von ihm zu erhalten“92 erklärt. Mittermaier ist Mitherausgeber des „Archivs für Criminalrecht“ und Mitgründer des „Archivs für die Civilistische Praxis“93. Sein Gutachten94, welches zu den Kriegsverlusten zählt, erstattet Mittermaier teils 1830, teils 183195. Nach Blaß prüft er den Entwurf unter den Gesichtspunkten: „I. II. III. IV. V.
Ueber die Einteilung der unerlaubten Handlungen in Verbrechen und Vergehen, Ueber das Strafsystem des Entwurfs, Ueber Verhältnis von Strafe und Verbrechen, Aufstellung und Bestimmung der Verbrechen im Entwurfe, Aufstellung der Verbrechen unter gewissen systematischen Gesichtspunkten.“96
Zusätzlich wird Mittermaier mit der Ausarbeitung eines Entwurfs des Strafprozessrechts beauftragt, wobei er von den „Grundsätzen des Anklageverfahrens, der Mündlichkeit, der Oeffentlichkeit und der Schwurgerichte 91 92 93 94
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Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 256. Riemer, Die Welt regiert sich nicht durch Theorien, S. 34. Übernommen von Marquardsen, Mittermaier, Karl Joseph Anton. Berner bewertet dieses Gutachten mit den Worten: „– eine Kritik, ganz des Meisters würdig, geschrieben im Geiste der Gerechtigkeit und Humanität“, Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 174. Der Versuch einer Rekonstruktion findet sich bei Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 79 ff. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 87.
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aus[geht]“97. Vor der Ausarbeitung bittet er jedoch zunächst um die Entscheidung über den I. Punkt seines Gutachtens98, da diese Frage für die weitere Gestaltung des Entwurfs wesentlich ist99. Zu einer Ausarbeitung des Entwurfs kommt es jedoch nicht, da die Regierung der Ausarbeitung eines Strafgesetzbuchs Vorrang eingeräumt100.
II. Entwurf von 1831 Knapp arbeitet die Anregungen von Mittermaier in seinen ersten Entwurf von 1824 ein101 und übergibt den allgemeinen Teil bereits am 1. Juli 1831 dem Ministerium des Innern und der Justiz, welches ihn nach vorheriger Prüfung am 23. November an den Staatsrat zur Prüfung weiterreicht102. Dieser ernennt den Staatsrat Jaup zum Referenten. Heinrich Karl Jaup wird am 27. September 1781 in Gießen als Sohn des Staatsrechts-Professors Helwig Bernhard Jaup geboren. 1798 nimmt er das Studium der Rechtswissenschaften in Gießen auf, welches er 1803 in Göttingen, wo er auch promoviert, erfolgreich abschließt. Bereits 1804 wird Jaup zum außerordentlichen, 1806 zum ordentlichen Professor in Gießen ernannt. 1820 wird er Geheimer Staatsrat im Großherzogtum Hessen und 1824 Präsident der Gesetzgebungskommission. Von dort wechselt er zum Präsidium des provisorischen Kassations- und Revisionshofs der Provinz Rheinhessen. 1832 wird Jaup vom Wahlbezirk Friedberg in die zweite Kammer gewählt. Da Jaup als Gegner der Regierung angesehen wird, versetzt man ihn bereits 1833 in den Ruhestand. 1848 wird Jaup als Nachfolger von Gagerns Minister des Innern. Am 5. September 1860 stirbt er in Darmstadt103. Jaup soll, nachdem die Mitglieder Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme erhalten haben, vor dem Landtag über den Entwurf des Strafgesetzbuches berichten104. Jaup, der sich zuvor wiederholt für die Adoption der französi97 98 99 100 101 102 103 104
Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt S. 86. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt S. 95. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt S. 95. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt S. 95. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 256. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 256. Übernommen von Wippermann, Jaup, Heinrich Karl. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 256 f.
im 19. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert,
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schen Strafgesetzgebung ausgesprochen hat, wird nicht weiter tätig und unterlässt die Berichterstattung gegenüber dem Staatsrat105. In einer späteren Rede führt er als Begründung unter anderem seine anderen Dienstgeschäfte und seinen schriftlich verfassten Wunsch auf Abnahme des Referats aus106. Bis zum Landtag 1833 schließt Knapp die Ausarbeitung des speziellen Teils ab107. Bevor er auch diesen Teil vorlegt, möchte er jedoch den Bericht Jaups abwarten, um die eventuellen erforderlichen Änderungen noch in den speziellen Teil aufnehmen zu können108. Aufgrund der wiederkehrenden Forderungen nach der Umsetzung des Code pénal und der Unwilligkeit Jaups, seinen Vortrag zu erstatten, ruhen die Arbeiten an dem Strafgesetzbuch jedoch, sodass der Entwurf Knapps den Kammern der Landstände gar nicht erst vorgelegt wird109.
E) Erneuter Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde I. Bericht Jaups Nachdem bis 1832/1833 die Arbeiten an dem Strafgesetzbuch ruhen, verfassen die Abgeordneten Schenck, Hoffmann, von Gagern, von Brandis, Hellmann, Heß, Koch und Emmerling erneut einen Antrag mit dem Ziel der zügigeren Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde110. Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern wird am 20. August 1799 als einer von sechs Söhnen von Hans Christoph Ernst von Gagern in Bayreuth geboren. Sein Studium der Rechtswissenschaft absolviert er in Göttingen und Jena und bereits seit 1821 ist er sowohl in der Justiz, als auch in der Verwaltung des Großherzogtum Hessen angestellt. Bei der im Großherzogtum herrschenden Streitfrage bezüglich der Übernahme des französischen Code pénal bezieht er klar Stellung für das französische Gesetzbuch und plädiert vehement für dessen Übernahme. Daneben ist es sein großes Bestreben auch die in Rheinhessen bereits geltenden Prinzipien der Mündlichkeit und Öffentlichkeit im gesamten Großherzogtum einzuführen. Während der Märzrevolution setzt 105 106 107 108 109
Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 257. Zweite Kammer, Protokoll 126, 1833. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 257. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 257. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 90 ff. 110 Beilage Nr. 107, 1833, S. 329.
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sich von Gagern gegen den Radikalismus ein und wird am 6. März 1848 Ministerpräsident in Hessen. Am 19. Mai 1848 wird von Gagern zum provisorischen Präsidenten der Nationalversammlung und von Dezember 1848 bis Mai 1849 zum Reichsministerpräsidenten. „Heinricht v. G. gehört [...] zu den einflußreichsten und zu den edelsten unter den Männern, welche Deutschland aus der politischen Zersplitterung des Bundestags erlöst und in die Bahnen einer freieren und gesunderen Entwicklung geführt haben“111. von Gagern starb am 22. Mai 1880112. Mit einem weiteren Antrag wird das Ziel verfolgt, bei der Bearbeitung der Gesetzbücher über das Rechtsverfahren die Prinzipien der Öffentlichkeit, der Mündlichkeit und das Institut der Geschworenengerichte zu berücksichtigen113. Jaup erstattet in der zweiten Kammer über den Antrag der Abgeordneten Bericht114. In einem einleitenden Rückblick auf die Situation im Großherzogtum Hessen kommt Jaup für die rechtsrheinischen Gebiete zu dem Schluss: „es ist sehr schwer, zum Voraus genau anzugeben, wie ein bestimmtes Verbrechen bestraft werden wird. Ein um so mehr tadelnswerther und verderblicher Zustand, je wichtiger und edler diejenigen Güter des Menschen sind, welche durch die Criminaljustiz betroffen werden können.“115
Zufriedener spricht sich Jaup über die linksrheinischen Strafbestimmungen und das französische Strafgesetzbuch aus: „es enthält sie auf eine klare, verständliche einfache Weise; und wenn man ihm, wohl nicht mit Unrecht, den Vorwurf macht, daß seine Vorschriften oft zu strenge 116 seyen, so ist dies wenigstens kein Tadel seines Systems und seiner Grundlagen.“
Er plädiert deswegen dafür, den französischen Code pénal mit angebrachten Änderungen für das Großherzogtum Hessen zu übernehmen und sich nicht die Mühe eines eigenständigen Strafgesetzbuches zu machen117.
111 Kaufmann, Gagern, Heinrich Freiherr von, in: Allgemeine Deutsche Biographie 49, S. 654 ff. 112 Kaufmann, Gagern, Heinrich Freiherr von, in: Allgemeine Deutsche Biographie 49, S. 654 ff. 113 Beilage Nr. 107, 1833, S. 329 f. 114 Beilage Nr. 460, 1833. 115 Beilage Nr. 460, 1833, S. 495. 116 Beilage Nr. 460, 1833, S. 500. 117 Beilage Nr. 460, 1833.
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Drittes Kapitel
II. Beratungen der zweiten Kammer während des Landtags 1833 Die zweite Kammer beginnt in ihrer Sitzung vom 19. September 1833 mit der Beratung über den eingebrachten Vorschlag118. Als Erster betritt dazu der Geheime Staatsrat Knapp die Rednerbühne119. Er ergänzt die Ausführungen Jaups und berichtet von seinen Arbeiten an den Entwürfen von 1824 und 1831, über die noch immer der Vortrag des Referenten Jaups ausstehe120. Im Anschluss erhält der Abgeordnete Emmerling das Wort, der den vorherrschenden Gesetzeszustand mit den Worten zusammenfasst: „Auf diese Weise ist demnach in allen Zweigen der Civil- und Criminalgesetzgebung schon seit sehr geraumer Zeit ein höchst verwahrloster Zustand bei uns herrschend, der für das Glück und Wohlbefinden des Volkes wahrlich nicht schnell genug entfernt werden kann.“121
Emmerling fordert deswegen die Einführung eines „klaren, verständigen Gesetzbuchs, was jeden Bürger über seinen eigentlichen Standpunkt im Staate und seine Rechte und Pflichten erst vollkommen belehrt“122
und spricht sich als Mitunterzeichner des Antrags der Abgeordneten für die Ausausarbeitung eines Strafgesetzbuchs auf der Grundlage des französischen Code pénal aus123. Nach diesen beiden Vorträgen beschließt die Kammer zunächst den Druck beider Reden, um in einer späteren Sitzung weiter über den Antrag zu beraten124. In den Sitzungen vom 1.125, 2.126 und 3.127 Oktober 1833 setzt die zweite Kammer ihre Beratung über den eingebrachten Antrag angeregt fort. Die Beratungen enden am 3. Oktober 1833 mit einer abschließenden Anmerkung des Präsidenten: „Nur erlaube ich mir, zu bemerken, daß ich mit dem Ausschußberichte vollkommen einverstanden bin; sodann, daß ich in der Erhebung der Rheinhessischen Gesetzgebung zur Gesetzgebung des Großherzogthums – versteht sich mit den erforderlichen Verbesserungen und Zusätzen – das sicherste Mittel zur schnellen 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127
Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 271. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 271. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 271. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 271. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 271. Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S. 284. Zweite Kammer, Protokoll 126, 1833. Zweite Kammer, Protokoll 127, 1833 Zweite Kammer, Protokoll 128, 1833.
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Verwirklichung des Art. 103 der Verfassungsurkunde finde, und schon um deswillen dafür stimme.“128
Am 22. Oktober 1833 stimmt die Kammer einstimmig dem von den Abgeordneten gestellten Antrag zu129. Sie beschließt daraufhin mit achtunddreißig gegen sieben Stimmen, die Staatsregierung zu ersuchen die Arbeiten nach den von Knapp vertretenen Grundsätzen nicht fortsetzen zu lassen130 und mit neununddreißig gegen sechs Stimmen, sie zu ersuchen, die in Rheinhessen geltenden Vorschriften mit den erforderlichen Änderungen im gesamten Großherzogtum einzuführen131. Noch bevor sich die erste Kammer mit diesem Beschluss auseinander setzen kann, wird der Landtag am 2. November 1833 vorzeitig aufgelöst132. Obwohl nach den Julirevolten von 1830 an der Oberfläche zunächst Ruhe eingekehrt ist, haben die bürgerlichen Linken133 weitergekämpft134. Huber bezeichnet Hessen dabei als „Hauptsitz des deutschen Radikalismus der frühkonstitutionellen Zeit“135. Deren Ziele sind „Sturz der Monarchie, Abschaffung der Adelsherrschaft, Einebnung der sozialen Unterschiede, Beseitigung des deutschen Förderativsystems [und] Einführung der unitarischen demokratischen Republik“136. Hintergrund der Auflösung des Landtags sind politische Unruhen137. von Gagern ist bemüht sein Konzept von einem parlamentarischen Liberalismus durchzusetzen138. Die zweite Kammer steht mit ihren Forderungen139 im starken Gegensatz zur Ansicht der Regierung140. 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139
140
Zweite Kammer, Protokoll 128, 1833, S. 727. Zweite Kammer, Protokoll 135, 1833, S. 272. Zweite Kammer, Protokoll 135, 1833, S. 272. Zweite Kammer, Protokoll 135, 1833, S. 272. Zweite Kammer, Beilage 101, 1834. So z.B. Büchner, die Brüder Follen, die Brüder Schnell und die Gruppe „Junges Deutschland“, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 126. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 126. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 126. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 130. Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 180. „So gestalteten sich die beiden Landtage von 1833 und 1834 zu einem Entscheidungskampf über die Tragfähigkeit dieses politischen Konzeptes“, Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 180. „strenge Gewaltenteilung, Sicherung der Unabhängigkeit des Richteramts, Liberalisierung des Wahlrechts und der Geschäftsordnung des Landtags, freiere Gemeindeordnung, völlige Freigabe des sehr beschränkten Petitionsrechts und vor allem völlig freie Presse“, Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 181. Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 181.
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Drittes Kapitel
Nachdem du Thil die Forderungen zunächst unnachgiebig zurückgewiesen hat, versucht die zweite Kammer durch Verzögerungen bei der Finanzgesetzgebung die Regierung zu brechen um ihre Position durch Neuwahlen zu stärken141. Nach der Theorie der Liberalen ist die Auflösung als ein Aufruf an die Bevölkerung zu verstehen, sich durch die erneute Wahl für die liberalen Ideen auszusprechen und dadurch den Großherzog zur Entlassung des Ministers du Thil zu bewegen142. Büttner führt dazu aus: „Die Landtagsauflösung war ja einkalkuliert, aber daß sie so lange auf sich warten ließ, belastete doch die Einheit der liberalen Führungsgruppe.“143
III. Antrag während des Landtags 1834 Die Abgeordneten Brunck, von Gagern, Dr. Heß, Hoffmann und Dr. Strecker wiederholen den Antrag auf Adoption des Code pénal144 am 3. Juni 1834 in der zweiten Kammer145. Dies veranlasst den Staatsminister du Thil dazu, auf Anfrage des Präsidenten des Gesetzgebungsausschusses Emmerling146 vorzuschlagen, die Beratungen über den Antrag gemeinsam mit den Mitgliedern des Gesetzgebungsausschusses der ersten Kammer und dem Regierungskommissar Knapp vorzunehmen147. Nach den Beratungen fasst Knapp die Ergebnisse in einem Schreiben148 vom 20. September 1834 an die zweite Kammer zusammen149. Dabei zeigt sich eine erste Abkehr von der Idee, den Code pénal zur einzigen Grundlage für das eigene Strafgesetzbuch zu machen150. In dem Schreiben
141 Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 181. 142 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 81. 143 Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 181. 144 Beilage Nr. 101, 1834. 145 Zweite Kammer, Protokoll 16, 1834, S. 71. 146 Breidenbach, Moritz Wilhelm August, Commentar über das Großherzoglich Hessische Strafgesetzbuch und die damit in Verbindung stehenden Gesetze und Verordnungen, S. 74 f. 147 Ein Abdruck des entsprechende Schreiben du Thils findet sich bei Breidenbach, Moritz Wilhelm August, Commentar über das Großherzoglich Hessische Strafgesetzbuch und die damit in Verbindung stehenden Gesetze und Verordnungen, S. 75 ff. 148 Beilage Nr. 340, 1836, S. 12 ff. 149 Beilage Nr. 340, 1836, S. 12 ff. 150 Beilage Nr. 340, 1836, S. 12 ff.
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führt Knapp nach einer Zusammenfassung des harten Strafensystems des Code pénal aus: „Diese Mängel lassen sich durch einzelne Abänderungen nicht beseitigen, weil sie aus dem System der Objectivität hervorgehen, auf welches das Gesetzbuch vorzugsweise basirt ist, und sich durch das Ganze hindurch ziehen. Selbst der Berichterstatter in der französischen Kammer betrachtete die große im Jahre 1831 vorgenommene Reform vieler und wesentlicher Bestimmungen des Code pènal, als eine solche, welche nur dem Bedürfnisse des Augenblicks genüge, aber nicht die gänzliche Revision oder Umgestaltung des Gesetzbuchs unnöthig mache. Unter diesen Verhältnissen dürfen wohl die verehrlichen Ausschüsse nicht geneigt seyn, sich für die Einführung dieses Gesetzbuchs im ganzen Großherzogthum auszusprechen; sondern sich mit der Ansicht der Staatsregierung vereinigen, welche eine freie Bearbeitung der Strafgesetzgebung mit sorgfältiger Benutzung alles Guten, was sich in der französischen und andern Strafgesetzgebungen findet, für 151 nothwendig und zweckmäßig erachtet.“
Das Ergebnis über die Beratungen bezüglich des Strafverfahrensrechts fasst Blaß wie folgt zusammen: „Hinsichtlich des Strafverfahrens sollte der code dínstruction criminelle zur Grundlage genommen werden. Vorderhand sollte aber in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen von der Einführung der Schwurgerichte abgesehen werden. Die Mündlichkeit, die Wirksamkeit der Staatsanwaltschaft und der Anklagekammern, die Zulässigkeit des Indizienbeweises und die Begründung der gerichtlichen Entscheidungen hinsichtlich der Tat- und der Rechtsfrage würden im ganzen Großherzogtum zur Geltung kommen. Die Oeffentlichkeit des Strafverfahrens betrachte dagegen das Ministerium des Innern und der Justiz nicht als so wesentlich, daß in dieser Beziehung nicht Verschiedenheit in den Landesteilen diesseits und jenseits des Rheins bestehen könnten.“152
Zu einer weiteren Beratung der Kammern über den Antrag kommt es während des Landtags jedoch nicht, da auch dieser am 25. Oktober 1834 vorzeitig aufgelöst wird153. Die Wahl von 1833/1834 hat den Vertretern des parlamentarischen Liberalismus in der zweiten Kammer erneut die Majorität zugesichert und „unter Gagerns überlegener Führung unterdrückt die Majorität die Minorität der Regierungs-Partei“154. Die Zunahme des Radikalismus gestaltet sich jedoch für 151 Beilage Nr. 340, 1836, S. 14. 152 Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 109 f. 153 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 133. 154 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, Einband.
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den Liberalismus zunehmend problematisch, da die Regierung, die keine Unterscheidung zwischen beiden trifft, die illegalen radikalen Aktionen in der Öffentlichkeit dem Liberalismus zuschreibt155. Zudem schwächt die Aussperrung einiger liberaler Beamter durch Urlaubsverweigerungen die liberale Position in der zweiten Kammer156. Der Liberalismus kommt mit seinen Ansichten gegen das etablierte System du Thils nicht an, der sich, nachdem er in Wien auf der Ministerkonferenz weitere Unterstützung erhält, behauptet157. Am 25. Oktober 1834 verliest du Thil in der zweiten und von Hofmann in der ersten Kammer das Edikt über die Auflösung der Kammern158. Damit ist der zweite Landtag in Folge vorzeitig aufgelöst159. Büttner fasst dies zusammen: „Die seltsam zufällige Art und Weise, wie der 6. Landtag aufgelöst wurde, war ein ganz angemessenes Ende für eine Episode, deren Sinn dahin war, bevor sie been160 det wurde.“
IV. Verhandlungen während des Landtags 1835 Die Unruhen der vorangegangenen Landtage hatten sich mittlerweile gelegt161. „Die Regierung hatte Alles gethan, um sich eine neue, ihr zugeneigte zweite Kammer zu schaffen“162. Insbesondere durch die Unterdrückung der liberalen Presse ist die öffentliche Meinung vor den erneuten Wahlen einseitig beeinflusst worden163. Das Volk wird dabei ermahnt,
155 Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 182. 156 Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 182. 157 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, Einband. 158 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 133. 159 Buchner, Geschichte des Großherzoglich hessischen Landtages vom Jahre 1834, S. 167. 160 Büttner, Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System, S. 182 f. 161 Buchner, Das Großherzogthum Hessen in seiner politischen und socialen Entwicklung vom Herbst 1847 bis zum Herbst 1850, S. 1. 162 Buchner, Das Großherzogthum Hessen in seiner politischen und socialen Entwicklung vom Herbst 1847 bis zum Herbst 1850, S. 1. 163 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 138.
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„von seinem Trotz gegen die Regierung abzulassen, die Schwere der Zeit zu bedenken, und nicht mit des Landes Zukunft auf Glück zu spielen.“164
Dieser Energie und Zielgerichtetheit du Thils können die Liberalen nichts entgegen setzen und so ist der Ausgang der Wahlen zu Lasten der Liberalen durch die Arbeit du Thils vorherbestimmt165. Dies bereitet den Unruhen zunächst ein Ende166.
1. Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde Während des Landtags von 1835 wird der Antrag „die hohe Staatsregierung zu ersuchen, recht bald, und zwar noch auf diesem Landtage, den Ständen die Hauptgrundzüge der neuen Gesetzgebung, mit Ihren Vorschlägen über die zweckmäßigste Art und Weise der weitern Bearbeitung, vor167 zulegen“
von den Abgeordneten Wolff, Prätorius, Schneider d `Orville, Zulauf, Perrot, Fritz, Hardy und Goldmann gestellt und damit erneut die Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde gefordert. Der Antrag wird in der vierzehnten Sitzung der zweiten Kammer am 18. Mai 1835 eingebracht168.
2. Beratungen der zweiten Ausschüsse der Kammern Am 24. Juli 1835169 versammeln sich daraufhin erneut die Mitglieder der zweiten Ausschüsse beider Kammern mit dem Regierungskommissar Knapp, um über den Antrag zu beraten170. In einem ersten Punkt einigt man sich dahingehend, dass der Antrag, „die Staatsregierung zu ersuchen, in dem ganzen Großherzogtum die in Rheinhessen dermalen geltenden fünf Gesetzbücher mit den durch die Erfahrung gegeben notwendigen Verbesserungen als ein gleichförmiges Gesetzbuch in verständlicher deutscher Sprache einzuführen“ 164 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 139. 165 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 142. 166 Joost, Die Landtags-Auflösungen in Hessen 1833–34, Beitrag zur Geschichte des Liberalismus, S. 142. 167 Beilage Nr. 87, 1836, S. 1. 168 Zweite Kammer, Protokoll 14, 1836, S. 1 f. 169 Beilage Nr. 340, 1836, S. 19. 170 Wächter sieht in den Kammerberatungen die beste Möglichkeit „Rückschritt, Minderung der Volksrechte, unvolksthümliche oder schädliche Gesetze“ zu vermeiden, vgl. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 173.
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nicht mehr gestellt werden soll171. Dies zeigt, wie nach den Beratungen während des vorigen Landtags zu erwarten, eine deutliche Abkehr von der Idee der Übernahme des französischen Code pénal172. Im Gegenteil sprechen sich die Abgeordneten in der Beratung dafür aus, noch auf dem laufenden Landtag „ein eigenes neues Strafgesetzbuch“173 vorzulegen. In seiner Schrift vom 27. Juli 1835 an den Ausschuss der zweiten Kammer teilt Knapp mit, dass dem Ministerium ein vollständiger Entwurf eines Strafgesetzbuches vorliege, dass unverzüglich mit der Prüfung begonnen worden ist und dass die Beratungen über diesen Entwurf aufgrund der Wichtigkeit der Angelegenheit beschleunigt werden sollen174.
3. Bericht Weylands in der zweiten Kammer Am 22. Dezember 1835 erstattet der Abgeordnete Weyland in der zweiten Kammer über den Antrag und die vorausgegangenen Beratungen Bericht175 und legt nach einem ausführlichen Rückblick die Gründe für die Entscheidung dar176. Die Abkehr von der Idee der Übernahme des französischen Code pénal begründet er mit der Aussage: „Dasselbe unbedingte Lob, welches dort [während der vorherigen Landtage] den französischen Einrichtungen gespendet worden, vernehmen wir nicht aus Frankreich selbst, nicht aus unsern deutschen unter dieser Herrschaft befindlichen Provinzen. Laute Klagen erschallen auch von dorther über [...] die drakonische Härte der Strafen [...], vereinigen sich mit den Schriftstellern von Frankreich selbst, um uns jene Verbrechen in den stärksten Farben vor Augen zu legen.“177
Weyland hebt zudem das Voranschreiten der Arbeiten Knapps an dem Entwurf des Strafgesetzbuchs hervor und äußert die Hoffnung, dass dieser den Kammern noch während des Landtags vorgelegt werde178.
171 Beilage Nr. 340, 1836, S. 20. 172 Nach Christ ist für die Wandlung ausschlaggebend, dass es der Staatsregierung nach der Auflösung der vorherigen Landtage gelungen war „eine ihr ergebene Majorität in der zweiten Kammer zu erzielen“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 125. 173 Beilage Nr. 340, 1836, S. 20. 174 Beilage Nr. 340, 1836, S. 21. 175 Zweite Kammer, Protokoll 102, 1836. 176 Beilage Nr. 340, 1836, S. 1 ff. 177 Beilage Nr. 340, 1836, S. 36 f. 178 Beilage Nr. 340, 1836, S. 36 f.
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4. Beratungen der zweiten Kammer Trotz dieses allgemeinen Wandels werden vereinzelt, insbesondere aus dem Lager von Gagerns179, weiterhin Stimmen laut, die sich gegen die Erschaffung eines neuen, eigenen Strafgesetzbuchs aussprechen und auch während des Landtags 1835/36 weiterhin dafür plädieren, die bekannte und als gut bewertete Gesetzgebung Frankreichs im gesamten Großherzogtum zu übernehmen180. Am 20. Januar 1836 halten die Abgeordneten Glaubrech, Schmitt und von Gagern in der Sitzung der zweiten Kammer Reden, in denen sie erneut die Vorzüge der französischen Gesetze preisen181. Der Abgeordnete Schmitt geht dabei soweit, die Schaffung eines eigenen Gesetzbuchs als eines der gefährlichsten Wagestücke, dass das Glück eines ganzen Volkes aufs Spiel setzen könne, das Volk dem Zufall Preis geben würde und die Quelle seines Verderbens sein könne, zu beschreiben182. Der Abgeordnete Glaubrech schließt seine Rede demgemäß mit dem Antrag, die Staatsregierung zu ersuchen, bei der Ausarbeitung der Strafgesetzbücher die rheinhessischen Gesetzbücher zu Grunde zu legen183. Gegen die Adoption spricht sich der Abgeordnete Bergsträßer aus und mahnt: „Halt zu machen vor dem Gedanken, daß jene ungetheilte Verehrung nur auf gewisse Theile des Ganzen sich erstreckt und gegründete Beschwerden über Mängel und Gebrechen, deren Beseitigung im Interesse unserer Rheinhessischen Mitbürger selbst so sehr geboten ist, keineswegs ausgeschlossen sind.“184
In den sich anschließenden Diskussionen werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze eingehend erörtert185. Dabei geraten nun erstmals auch deutsche Strafgesetzbücher in den Fokus der Beratung, wobei der Abgeordnete Weyland insbesondere das bayrische Gesetzbuch als „Mutter der Nachahmung“186 hervorhebt. Einen großer Beitrag zu einer Einigung leistet zudem der zweite Präsident Schenk, der in der Sitzung vom 20. Januar 1836 ausdrücklich äußert, dass er zwar weiterhin die Annahme der rheinhessischen Gesetzgebung als richtig 179 Zweite Kammer, Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 49. 180 Zweite Kammer, Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836. 181 von Gagern wird dadurch zum „Haupt der liberalen Opposition“, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 447. 182 Zweite Kammer, Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 25. 183 Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 23. 184 Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 32. 185 Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 36. 186 Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 36.
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empfinde, jedoch bereit sei, nicht auf seiner persönlichen Ansicht zu beharren, da er erkannt habe, dass ansonsten eine Einigung mit der ersten Kammer und der Staatsregierung nicht erzielt werden könne, was noch weniger in seinem Interesse liege187. Er stimmt deswegen, um die Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde weiter voranzubringen, entgegen seiner persönlichen Meinung dem Antrag des Ausschusses zu188. Die Beratung schließt mit einer abschließenden vermittelnden Einlassung Knapps: „Diejenigen Männer, welche den Auftrag erhalten werden, Gesetzbücher für das Großherzogthum zu bearbeiten, werden, wie Sie leicht ermessen, ihre Aufgabe nicht darin suchen, ganz neue Rechtsbegriffe und Bestimmungen aufzufinden, welche vielleicht noch nicht erhört wurden, sondern ihre Aufgabe wird vorzugsweise die seyn, die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen, welche bereits erprobt sind, zusammenzustellen und davon zu sondern, was sich nicht als gut bewährt hat. Sie werden also schon selbst darauf geführt werden, aus den bestehenden Gesetzgebungen, sie mögen angehören, welcher Nation und welchem Lande sie wollen, das Gute und Zweckmäßige herauszuwählen, nach der einen die Fassung, nach der anderen die Materien zu bilden.“189
Nach der Fortsetzung der Beratung in den Verhandlungen am 22. Januar190, am 26. Januar191 und am 28. Januar 1836192 bei denen es insbesondere um prozessuale Fragen193 und andere Rechtsgebiete194 geht, schreitet die Kammer am 8. Februar 1836 zu der Abstimmung über die Anträge der Ausschüsse der Kammern und stimmt einstimmig dafür, die Staatsregierung zu ersuchen, die Verwirklichung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde voranzutreiben195. Dabei entscheidet sich die zweite Kammer mit neunundzwanzig gegen vierzehn Stimmen gegen den Antrag Glaubrechs, die Regierung zu ersuchen, den Entwürfen eines Strafgesetzbuchs das rheinhessische Gesetzbuch zu Grunde zu legen196.
187 188 189 190 191 192 193 194
Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 40. Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 40. Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S. 73. Zweite Kammer, Protokoll 111, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 112, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 113, 1836. Wie z.B. die Frage der Einzelrichter oder Öffentlichkeit. Wie z.B. die Frage der Einführung eines Handelsgesetzbuchs oder der Entwurf eines Zivilgesetzbuchs. 195 Zweite Kammer, Protokoll 118, 1836. 196 Zweite Kammer, Protokoll 118, 1836.
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5. Beratungen der ersten Kammer Am 19. Februar 1836 wird der Antrag der ersten Kammer als Eingabe vorgelegt und zur Berichterstattung an den zweiten Ausschuss verwiesen197. In der zweiundsiebzigsten Sitzung vom 22. April 1836 erstattet der Abgeordnete Breidenstein über den Antrag im Namen des zweiten Ausschusses Bericht198. In dem Bericht199 spricht sich der zweite Ausschuss dafür aus, dem Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde beizutreten, wobei Einigkeit darüber besteht, dass dies nicht durch die Übernahme des Code pénal erfolgen soll. Breidenstein führt diesbezüglich aus: „Man kann den Kampf der rheinhessischen Konstitutionen um die Eroberung der beiden alten Provinzen des Landes […] kühn nennen, aber das gute Recht steht ihm nicht zur Seite […]. Warum der fremde Eroberer französische Gesetze nach Deutschland brachte, ist begreiflich; aber wie der Deutsche selbst, nachdem sein Vaterland aus jener tiefen Erniedrigung bereits auf eine gewisse Stufe nationaler Selbstständigkeit sich gehoben fühlt, jenes Gesetz wieder hervorrufen möchte, dieses würde nur aus einer gänzlichen Verblendung oder aus einer undeutschen Denkart erklärbar sein […].“200
Breidenstein spricht in seinem Bericht dem Code pénal die unwiderstehliche Vortrefflichkeit ab und befürwortete zur Stärkung der eigenen Nationalität und zur Befriedigung der geistigen und moralischen Bedürfnisse die Ausarbeitung eines eigenen Strafgesetzbuchs201. Die erste Kammer berät am 29. April 1836 über diesen Bericht202 und stimmt am 3. Mai 1836 über den Antrag ab, wobei sie einstimmig den Beschlüssen der zweiten Kammer beitritt203.
6. Die Reaktionen in der zweiten Kammer zu dem Bericht des zweiten Ausschusses der ersten Kammer Die Verfechter der rheinhessischen Gesetze fühlen sich durch die deutlichen Worte Breidensteins in der Sitzung der ersten Kammer angegriffen und heben am 18. Mai 1836 in der Sitzung der zweiten Kammer erneut die besondere
197 198 199 200 201 202 203
Erste Kammer, Protokoll 53, 1836. Erste Kammer, Protokoll 72, 1836. Beilage Nr. 151, 1836. Beilage Nr. 151, 1836, S. 702 ff. Beilage Nr. 151, 1836, S. 706. Erste Kammer, Protokoll 74, 1836. Erste Kammer, Protokoll 75, 1836.
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Bedeutung der französischen Gesetze hervor204. Insbesondere von Gagern nutzt die Gelegenheit erneut, um die französischen Institutionen zu preisen und auf deren Umsetzung zu pochen205. Mit Ausnahme der rheinhessischen Abgeordneten findet von Gagern jedoch keine Zustimmung mehr206. Es hat längst eine klare Abkehr von der Idee der Übernahme der französischen Gesetzbücher stattgefunden, und die Abgeordneten haben sich damit angefreundet, dass ein eigenes Strafgesetzbuch für das Großherzogtum Hessen geschaffen werden soll207. Der ursprüngliche Antrag auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde wird deswegen mit siebenunddreißig gegen eine Stimme gebilligt208.
7. Entscheidung des Großherzogs Am 6. Juli 1836 erscheint im großherzoglich hessischen Regierungsblatt unter § 22 der Entschluss des Großherzogs Ludwig des II. zu dem Antrag der Kammern209. „Wir erachten es für eines der erfreulichsten und folgenreichsten Ergebnisse dieses Landtags, daß beide Kammern Unserer getreuen Stände sich über die Grundzüge der neuen Gesetzgebung und Justizverfassung zu Anträgen vereinigt haben, wodurch die Hindernisse wieder beseitigt worden sind, welche die auf dem fünften Landtage von der zweiten Kammer gefaßten Beschlüsse der Verwirklichung des Art. 103 der Verfassungsurkunde entgegengestellt hatten. Wir werden ungesäumt das Erforderliche anordnen, damit die, auf den Grund der von Unseren getreuen Ständen gestellten gemeinschaftlichen Anträge vorzunehmende, Bearbeitung der Gesetzbücher so rasch, als es die Wichtigkeit der Sache gestattet, vorschreiten kann, und bei der Art und Weise, wie dieses bewirkt werden soll, auf die in beiden Kammern deßfalls geäußerten Ansichten die geeignete Rücksicht nehmen.“210
F) Vortrag von Lindelofs vom 10. November 1835 Noch bevor die Kammern über den Antrag entschieden haben, wird der mittlerweile aus dem aktiven Dienst ausgeschiedene Referent Jaup durch den
204 205 206 207 208 209 210
Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836. Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836. Abschied für die Ständeversammlung, RGBl. 1836, S. 350. Abschied für die Ständeversammlung, RGBl. 1836, S. 350.
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Oberappellationsrat von Lindelof ersetzt, der zehn grundlegende Fragen211 den allgemeinen Teil des Entwurfs von 1831 betreffend prüft212. Friedrich von Lindelof wird am 10. Juli 1794 in Oldenburg geboren. Sein Vater stammt aus Schweden und ist Kammerassessor in Oldenburg gewesen. von Lindelof studiert in Heidelberg, Dion, Paris und Göttingen und promoviert 1816. 1818 nimmt er die Arbeiten als Assessor in einer Justizkanzlei in Oldenburg auf, 1823 wird er Professor in Gießen für Prozessrecht, Kriminalrecht und deutsche Staats- und Rechtsgeschichte. 1830 arbeitet er am Oberappelationsgericht in Darmstadt und wird Referent im Staatsrat. 1838 wird er Ministerialrat im Ministerium des Inneren und der Justiz, 1849 Direktor, 1853 Präsident des Justizministeriums. In den Jahren 1858–1872 ist er Justizminister, von 1860– 1875 Präsident des Staatsrats, von 1870–1872 Minister des großherzoglichen Hauses. Er stirbt am 16. Mai 1882 in Darmstadt. Seine bedeutendste Arbeit ist die Beschäftigung mit den Entwürfen zum großherzoglich hessischen Strafgesetzbuch und der dazu gehaltene Vortrag213. Von Lindelof kommt dieser Aufgabe unmittelbar nach und referiert am 10. November 1835 über seine Erkenntnisse.
G) Entwurf von Knapp von 1836 Knapp überarbeitet daraufhin den allgemeinen Teil des Strafgesetzbuchs und fügt den besonderen Teil dem Entwurf bei214. Diesen überarbeiteten Entwurf erhält das Ministerium als Gesamtentwurf des Strafgesetzbuches nebst kurzen Anmerkungen Knapps, und leitet ihn am 28. Juli 1836 dem Staatsrate zu. Ab
211 1) Ist die Art der Strafe angemessen? 2) Sollen Strafschärfungen und wenn ja, in welchem Rahmen, möglich sein? 3) Wie steht der Staatsrat zu dem Titel über Niederschlagung und Begnadigung? 4) Wann soll die Versuchsstrafbarkeit angenommen werden? 5) Ist die Art der Versuchsstrafbarkeit angemessen? 6) Sollen die allgemeinen Zumessungsgründe in den Entwurf aufgenommen werden? 7) Kann das herausgearbeitete Milderungsrecht beibehalten werden? 8) Ist die Art der Rückfallbestrafung angemessen? 9) Wie steht der Staatsrat zur Konkurrenztheorie? 10) Ist der Staatsrat mit den zur Fahrlässigkeitsbestrafung erarbeiteten Grundsätzen einverstanden?; vgl. Vortrag v. Lindelofs, 1835. 212 Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. 213 Übernommen von Teichmann, Lindelof, Friedrich. 214 Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 21.
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diesem Zeitpunkt wird der Bearbeiter Knapp durch von Lindelof und Breidenbach ersetzt215.
H) Entwurf von Lindelofs von 1837 Der Referent von Lindelof fertigt 1837 über den Entwurf von 1836 ein Gutachten, in dem er zu den einzelnen Normen Stellung bezieht216. Er erarbeitet daraufhin einen neuen Entwurf mit entsprechenden Änderungen, den er dem Gutachten beifügt217. Obwohl dieser Entwurf Christ bei seiner Dissertation offensichtlich noch vorgelegen hat, ist dieser derzeit nicht auffindbar218. Christ sagt über ihn aus: „Dieser Entwurf hatte zunächst die Polizeiübertretungen eliminiert und sich von dem Entwurf von 1836 nicht unerheblich entfernt. Er zeichnete sich durch grössere Klarheit und Bestimmtheit der Tatbestandsfassungen aus, enthielt aber ein strengeres Strafensystem mit dem Bemühen, die „Gerechtigkeitstheorie“ zu verwirklichen. [...] Dennoch gebührt von Lindelof das Verdienst, eine Lösung von den Strafgesetzbüchern Bayerns und Frankreichs erreicht zu haben. Sein Entwurf weicht nur geringfügig von dem späteren Regierungsentwurf ab, der wiederum zur Grundlage des Strafgesetzbuchs werden sollte.“219
Seinen Entwurf nebst Gutachten übergibt von Lindelof im Oktober 1837 dem Staatsrat zur Entscheidung220.
I) Großherzogliche Verfügung vom 18. November 1837 Eine am 18. November 1837 ergangene großherzogliche Verfügung221 führt jedoch dazu, dass sowohl über den Entwurf von 1836 als auch über den Ent-
215 Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. 216 Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. 217 Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. 218 Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 22. 219 Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 144. 220 Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 144. 221 Zitiert nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 178 f.
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wurf von 1837 im Staatsrat nicht beraten wird222. Die Verfügung lautet auszugsweise: „Da die Prüfung und Begutachtung umfassender Werke der Gesetzgebung durch Unseren Staatsrath nicht, wie es die Natur der Sache erforderte, in einer Reihe schnell auf einander folgender Sitzungen geschehen kann, weil die ordentlichen Berufsgeschäfte der meisten Mitglieder desselben eine andauernde Verwendung ihrer Zeit hierzu nicht gestatten, durch nur von Zeit zu Zeit stattfindende Sitzungen aber eine bedeutende Verzögerung entstehen müßte: so verfügen Wir hiermit, daß die Entwürfe der Gesetzbücher, mit Einschluß des Strafgesetzbuches, mit Umgehung des Staatsrathes durch Unser Ministerium des Inneren und der Justiz Uns unmittelbar vorgelegt werden sollen, um Unsere Allerhöchste Entschließung darüber, ob solche an die Stände zu bringen seien, einzuholen.“223
Damit wird zur Beschleunigung der Arbeiten die Überprüfung der Entwürfe des Strafgesetzbuchs dem Ministerium direkt zugeteilt und der Staatsrat umgangen224.
J) Regierungsentwurf von 1839 Nachdem dem Ministerium durch die großherzogliche Verfügung die Arbeiten direkt übertragen worden sind, erstellen der Regierungskommissär Breidenbach und der Staatsrat von Linde jeweils Gutachten über die vorliegenden Entwürfe225 die zur Grundlage des sogenannten „Regierungsentwurfs“ werden226. Moritz Wilhelm August Breidenbach, wird am 13. November 1796 in Offenbach (Main) geboren. Sein Vater ist Hof- und Kammerrat am fürstlichen isenburgischen Hof. Nachdem Breidenbach in Frankfurt am Main das Gymnasium besucht hat, studiert er an der Universität Heidelberg von 1814 bis 1817 Rechtswissenschaften. Nachdem er dort auch promoviert hat, ist er zunächst 1819 Akzessist beim Regierungs- und Hofgerichtssekretariat in Darmstadt und ab 1820 Advokat. Nach elf Jahren als Advokat tritt er 1831 in das Ministerium 222 Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 178 f. 223 Zitiert nach Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 178 f. 224 Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 144 ff. 225 Die Gutachten sind im Staatsarchiv in Darmstadt verbrannt. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 146. 226 Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 146.
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des Inneren und der Justiz ein, wird 1833 Justizrat, 1836 Ministerialrat und Regierungskommissar beim Landtag. Breidenbach geht 1848, nachdem er zuvor noch zum Mitglied des Staatsrats ernannt worden ist, in den Ruhe-stand. Seine bedeutendste Arbeit ist sein Kommentar zum großherzoglich hessischen Strafgesetzbuch, der in zwei Bänden erschienen ist. Breidenbach stirbt am 2. April 1857 in Darmstadt227. Dieser Regierungsentwurf wird am 22. April 1839 beiden Kammern zur Beratung und Beschlussfassung übergeben228, wobei die Anregung mitübersandt wird, die zweite Kammer möge zuerst entscheiden229. In der ersten Kammer wird daraufhin ein Ausschuss aus den Abgeordneten Arens, Breidenstein, Gruben Kopp und Linde230, in der zweiten Kammer aus den Abgeordneten Krug, Ludwig, Glaubrech, Hesse und Schmitt gewählt, dem jeweils die Aufgabe übertragen wird, den Entwurf zu begutachten231. Referent der ersten Kammer ist Arens, Referent der zweiten Kammer Hesse232. Um die Arbeiten an den Entwürfen zu beschleunigen, beschließt das großherzoglich hessische Geheime Staatsministerium am 12. Juni 1839, dass die Ständeversammlung vertagt wird, um den jeweiligen Ausschüssen die notwendige Zeit einzuräumen, die zur Prüfung des Entwurf erforderlich ist233. Daraufhin prüft Hesse zunächst den Entwurf und fasst sein Ergebnis in einem Vortrag zusammen, der von Anregungen des Korreferenten Arens ergänzt wird234. Die vereinigten Ausschüsse beraten im Beisein von Breidenbach und von Lindelof vom 31. März bis zum 20. Juni 1840 über die Entwürfe und es zeigt sich, dass die Ansichten beider Ausschüsse am Ende nur in wenigen Punkten divergie227 Übernommen von Walther, Breidenbach, Moritz Wilhelm August. 228 Zweite Kammer, Protokoll 59, 1839, S. 2. 229 Breidenbach schließt seinen Vortrag mit den Worten ab: „Indem ich nunmehr die Ehre habe, den Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum zu übergeben, welcher nach den Vorschriften des Gesetzes vom 14. Juni 1836, die Ausführung des Art. 92 der Verfassungsurkunde hinsichtlich größerer Werke der Gesetzgebung betreffend, zu behandeln ist, soll ich zugleich, in Gemäßheit des Art. 1 jenes Gesetzes, aus Allerhöchstem Auftrage, die zweite Kammer als diejenige der beiden Kammern der Stände bezeichnen, welche sich zuerst mit der Berathung und Beschlußnahme über diesen Entwurf befassen möge“, Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 13. 230 Erste Kammer, Protokoll 40, 1839, S. 409. 231 Zweite Kammer, Protokoll 67, 1839, S. 6. 232 Erste Kammer, Protokoll 40, 1839, S. 409; Zweite Kammer, Protokoll 67, 1839, S. 6. 233 Zweite Kammer, Beilage Nr. 222, 1839. 234 Der Vortrag, das Korreferat, sowie auch die entsprechenden Sitzungsprotokolle sind in Darmstadt verbrannt, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 152.
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ren235. Über die Beratung des vereinigten Ausschusses fertigt Hesse einen umfassenden Bericht an236, der den Kammern zur Beratung vorgelegt wird. In der Einleitung seines Berichts heißt es: „Dem jetzt vorliegenden Entwurf waren zwey andere vorausgegangen. Dem ersten1 hatte die Bayrische Legislation2 zum Muster gedient; die Verbesserungen des zweyten3 sind mit besonderer Beachtung dieser Legislation, sowie des Hannövrischen, Sächsischen, Würtembergischen und eines Theils des Badischen Entwurfs gemacht worden, und die Veränderungen des dritten sind das Ergebniß einer Vergleichung der beiden vorderen Entwürfe.“237 1 „Derselbe ist von dem Großherzoglichen Geheimen Staatsrath Dr. Knapp bearbeitet.“ 2 „Das Bayrische Strafgesetzbuch vom Jahr 1813 ist von Feuerbach bearbeitet; zu seiner Erläuterung und Verbesserung dienen die sogenannten Novellen. Dann folgt der Entwurf vom Jahre 1822 (der Gönner’sche), zu dessen Empfehlung sich am wenigsten sagen läßt; ihm schließen sich die Entwürfe von 1827 und 1831 an.“ 3 „Diesem Entwurf liegt ein im Druck erschienener Vortrag des Großherzoglichen Ministerialraths Dr. von Lindeloff, (Darmstadt, Oktober 1837) zu Grunde.“
Bei den Beratungen beschließen die Kammern, um die Arbeiten schnellst möglichst abzuschließen, entgegen der Geschäftsordnung nicht erst drei Tage nach der Beratung, sondern jeweils im Anschluss an die Beratungen über die jeweiligen Artikel des Entwurfs zu entscheiden, was von der Regierung gebilligt wird238. Am 9. Dezember 1840 beschließt die zweite Kammer, um das Verfahren weiter zu beschleunigen, mit vierundzwanzig gegen siebzehn Stimmen zudem anzuregen, „daß in denjenigen Punkten, worin auch auf die jetzt erfolgende Rekommunikation die abweichenden Ansichten beider Kammern nicht ausgeglichen werden können, der Staatsregierung anheim gegeben werden möge, diejenige Wahl zu treffen, wel239 che sie für die angemessenste erachte, und in das Gesetz aufzunehmen.“
Dem stimmt die erste Kammer am 16. Dezember 1840 einstimmig zu240.
235 Eine Übersicht über die strittigen Punkte findet sich bei Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 155 f.; Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 180. 236 Beilage Bd. 4, 1840. 237 Beilage Bd. 4, 1840, S. 3. 238 Zweite Kammer, Protokoll 128, 1840, S. 4; Erste Kammer, Protokoll 91, 1840, S. 2. 239 Zweite Kammer, Protokoll 164, 1840, S. 42 f. 240 Ersten Kammer, Protokoll 110, 1841, S. 1147.
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Drittes Kapitel
Am 17. September 1841 wird das neue Strafgesetzbuch mit der Einleitung: „Um der Strafrechtspflege in Unseren sämmtlichen Landestheilen eine gleichmäßige und den Zeitverhältnissen angemessene Grundlage zu geben, finden Wir Uns bewogen, mit Zustimmung Unserer getreuen Stände, das nachfolgende Strafge241 setzbuch für das Großherzogthum Hessen hiermit zu erlassen“
verkündet, und es tritt nach Artikel 1 des Einführungsgesetzes am 1. April 1842 in Kraft242. Das verkündete Strafgesetzbuch wirkt sich auch auf das Verfahrensrecht aus, das aufgrund der neuen strafrechtlichen Normen der Umgestaltung bedarf243. Bereits am 12. Oktober 1840 legt von Lindelof in der zweiten Kammer einen Gesetzesentwurf über die Kompetenz der Gerichte zur Untersuchung und Bestrafung der Verbrechen und Vergehen244 bestehend aus 20 Artikeln nebst Motiven vor245. Ziel des Entwurfs ist eine Angleichung der Handhabung in den Provinzen246. So sieht der erste Abschnitt die Erweiterung der Zuständigkeiten der Untergerichte in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen, der zweite Abschnitt die Beschränkung der Zuständigkeit der Schwurgerichte in Rheinhessen vor247. In einem gemeinschaftlichen Bericht248 stimmen die Ausschüsse der Kammern dem Entwurf weitestgehend zu249. Daraufhin wird am 17. September 1841 das Kompetenzgesetz250 erlassen, das gemeinsam mit dem Strafgesetzbuch am 1. April 1842 in Kraft tritt.
241 Einleitung zum StGB. 242 Gesetz die Einführung des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1841, S. 521 f. 243 Vgl. dazu auch Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 117 f. 244 Beilage Nr. 318 und Nr. 319, 1840. 245 Zweite Kammer, Protokoll 147, 1840, S. 2. 246 Vgl. dazu auch Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 117 f. 247 Vgl. dazu auch Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 117 f. 248 Beilage Nr. 354, 1840. 249 Näheres dazu findet sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in HessenDarmstadt im 19. Jahrhundert, S. 117 f. 250 Competenzgesetz, RGBl. 1841.
Viertes Kapitel: Thematische Entwicklung des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuchs „es war gekennzeichnet durch maßvoll ausgestaltete generalpräventive Tatvergeltung, folgte keiner einseitigen Strafrechtstheorie und strebte die Verwirklichung des „Princips der Gerechtigkeit“ an [...]. Der Richterwillkür und Unsicherheit in der Strafrechtspflege wurden Ziel 1 und Schranken gesetzt.“
A) Geltungsbereich des Strafgesetzbuchs I. Nullum crimen, nulla poena sine lege2 „Der Grundsatz [...] erfordert nach heutiger Sicht einen geschrieben Strafrechtssatz, für die Strafbegründung und -schärfung“3, der durch die im Strafgesetzbuch auf § 1 folgenden Normen begründet und begrenzt wird4. Zurück geht diese Idee auf Feuerbach und seine Theorie vom „psychologischen Zwang“5. Danach kann die gesetzliche Strafdrohung nur dann einen entsprechenden psychologischen Zwang ausüben, wenn die vorwerfbare Tathandlung für jedermann verständlich im Gesetz normiert ist6. Dadurch soll einerseits gewährleistet werden, dass der Täter bei der Vornahme der tat- und schuldrelevanten Handlung Kenntnis von der Verbotenheit seiner Handlung und der drohenden Strafe haben kann (Schuldprinzip7), sowie, dass eine abschreckende 1 2
3 4 5 6
7
Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 15. Dannenberg sieht den Grundsatz als eine der Hauptforderungen des Liberalismus an, Dannenberg, Liberalismus und Strafrecht im 19. Jahrhundert unter Zugrundelegung der Lehren Karl Georg v. Waechters, S. 4. LK-Laufhütte / Weigend, Strafgesetzbuch, §1, Rn. 45. „Die strenge Gesetzesbindung der Strafpraxis sollte die polizeistaatliche Allmacht des Absolutismus überwinden“, Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 95. Ausführlicheres dazu bei Feuerbach, Paul Johann Anselm von, Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts, S. 37. Breidenbach stellt dabei die Anforderung an die Gesetzgebung, sie „soll nichts anderes bieten, als eine durch das Bedürfniß geforderte, also den gesammten Verhältnissen des Lebens, den politischen Institutionen, den historischen und sonstigen nationalen Verhältnissen angemessene Zusammenstellung der gewöhnlichsten und wichtigsten Sätze für die Rechtsanwendung“, Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 2. LK-Laufhütte / Weigend, Strafgesetzbuch, § 1 Rn. 61.
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Viertes Kapitel
Wirkung für die Bevölkerung nur dann eintritt, wenn die strafbare Handlung konkret schriftlich im Tatbestand normiert ist (Generalprävention8). In der ursprünglich im Großherzogtum Hessen geltenden Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. besitzt der Grundsatz noch keine Geltung. Im Gegenteil sieht diese vor, „dass ein Richter nach seinem Ermessen auch dann bestrafen könne, wenn eine Strafe im konkreten Fall zwar nicht ausdrücklich vorgesehen war, die Tat jedoch 9 der allgemein geltenden Ordnung widersprach.“
Knapp nimmt den Grundsatz in Artikel 3 seines Entwurfs von 1824 auf: „Kein Verbrechen, kein Vergehen und keine Übertretung darf mit Strafe belegt werden, welche das Gesetz nicht schon vor ihrer Begehung angedroht wurde.“10
Er führt dazu aus: „Nur dann ist eine Bestrafung als ein Act der Gerechtigkeit denkbar, wenn die Strafe vorher angedroht war; ohne dieß ist sie nichts als eine Handlung der Willkühr und der Gewalt.“11
Trotz dieser Erkenntnis weicht Knapp aufgrund einer Abkehr von der Idee der Übernahme der französischen Gesetze und aufgrund des Gutachtens von Mittermaier12 diesen Grundsatz in seiner Formulierung zum Nachteil von Rechtsklarheit und Rechtssicherheit auf. In dem überarbeiteten Entwurf von 1831 normiert Artikel 1, der vorsieht, dass neben den ausdrücklich mit Strafe bedrohten Handlungen oder Unterlassungen auch solche bestraft werden dürfen, „welche hinsichtlich der rechtswidrigen Absicht, der Gefährlichkeit, der Schädlichkeit des Erfolgs, oder der sonstigen, die Strafbarkeit bestimmenden Verhältnisse mit einer ausdrücklich verpönten [Handlung] gleich [steht]“13
eine „Gesetzesanalogie auch zu Ungunsten des Täters“14. 8 9 10 11 12
13 14
LK-Laufhütte / Weigend, Strafgesetzbuch, § 1 Rn. 60. Heinrich, Strafrecht – Allgemeiner Teil, § 3 Rn. 24. Bei dem Wortlaut handelt es sich um eine wörtliche Übersetzung des Artikel 4 des Code pénals, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 57. Vgl. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 58. Christ führt dazu aus: „Erstaunlich hieran ist, daß Mittermaier, der den liberalen und rechtsstaatlichen Ideen so offen zuneigte, diese bedeutungsvolle Vorschrift des Entwurfs zu erweitern suchte“, Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 81. Art. 1 E 1831. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 29.
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Knapp überdenkt diesen Ansatz und konkretisiert in Artikel 1 des Entwurfs von 1836 die Formulierung teilweise dahingehend, dass nur solche Handlungen und Unterlassungen strafbar sind, „welche nach dem Wortlaute oder nach dem nicht zweifelhaften Sinne der darin enthaltenen Bestimmungen mit Strafe bedroht“15
sind, worin wieder eine Anlehnung an den bereits 1824 von Knapp verfassten Entwurf zu sehen ist. Der Regierungsentwurf übernimmt diese Formulierung16. In seinem zusammenfassenden Bericht schildert Hesse bereits in der Einleitung die geäußerten Erwartungen an das neue Gesetzbuch17. Es komme auf eine „deutliche, von fremdartigen Ausdrücken gereinigte Sprache, genaue Angabe der verbotenen Handlungen, des Thatbestandes der einzelnen Verbrechen und der Strafgrößen [an], damit jeder wisse, was er rechtlich zu thun und zu lassen, auch welche Strafe er im Fall der Ueberschreitung des Gesetzes zu erwarten habe.“18
Der Ausschuss19 gelangt zu dem Ergebnis, dass die Anwendung der Analogie keinem Bedenken begegne, eine solche jedoch nicht empfehlenswert erscheine20. Im Gegenteil würde sie die „Vereinigung der gesetzgebenden und richterlichen Funktionen, Willkühr und Ungleichheit der Rechtsprechung nach Verschiedenheit der Richter und der Zeiten“21
hervorrufen. Das Gesetzbuch dürfe einzig einer logischen Interpretation unterliegen, der Analogie aber keinen Raum einräumen22. Der Ausschuss spricht sich deshalb kritisch gegenüber der im Regierungsentwurf enthaltenen Formulierung „oder seinem Sinne nach“ aus, da unter dieser nicht nur die erlaubte Interpretation, sondern auch die unerwünschte Analogie verstanden werden könne23.
15 16 17 18 19 20 21 22 23
Art. 1 E 1836. Art. 1 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Bei dem Ausschuss handelt es sich um den vereinigten Ausschuss der von beiden Kammern gebildeten Ausschüsse. Beilage Bd. 4, 1840, S. 13. Beilage Bd. 4, 1840, S. 13. Beilage Bd. 4, 1840, S. 13. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6.
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Als Lösung werden in den Beratungen zwei Ansätze vertreten: die Streichung der bemängelten Formulierung oder die Aufnahme eines zusätzlichen Absatzes in dem ausdrücklich das Analogieverbot normiert wird24. Der Ausschuss spricht sich gegen den doktrinellen Ansatz eines zusätzlich erklärenden Absatzes und für die Streichung des bemängelten Wortlautes aus25. Er stützt sich dabei auf die bayrischen und oldenburgischen Strafgesetzbücher als Vorbilder, die den Grundsatz „nullum crimen nulla poena, sine lege“ beide, anders als das württembergische Strafgesetzbuch, ebenfalls normieren26. Artikel 1 sieht demgemäß vor, dass nur solche Handlungen oder Unterlassungen bestraft werden können, „welche vorher durch das Gesetz mit Strafe bedroht sind“27.
II. Deliktische Klassenteilung Im Code pénal sind die Delikte begrifflich in unterschiedliche Kategorien geteilt, wobei die Bezeichnung „Verbrechen“ die schwereren Deliktsgruppen und „Vergehen“ die leichteren umschreibt28. Mit dieser begrifflichen Einteilung geht eine Klassifizierung der entsprechenden Delikte einher29. „Sie begreift die Verfahrensart und die verwirklichte Strafe der unerlaubten Handlung“30. Folge dieser klassifizierenden Einteilung ist, dass Verbrechen und Vergehen von vornherein unterschiedlich behandelt werden, zum Beispiel im Hinblick auf die jeweilige Gerichtszuständigkeit31. Für die Verhandlung über ein Verbrechen sind die Assisenhöfe32 (Schwurgerichte), für die Verhandlun24 25 26 27 28 29 30 31 32
Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Art. 1 StGB. Reber, Ueber den Begriff von Verbrechen und Vergehen und deren rechtliche Folgen, S. 27. Reber, Ueber den Begriff von Verbrechen und Vergehen und deren rechtliche Folgen, S. 27. Reber, Ueber den Begriff von Verbrechen und Vergehen und deren rechtliche Folgen, S. 27. Vgl. Feuerbach, Paul Johann Anselm von, Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts, S. 47. Sie treten alle drei Monate zusammen. Neben dem Vorsitzenden nebst Beisitzern setzen sie sich aus zwölf Geschworenen zusammen, die über die Schuld des Angeklagten entscheiden, Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 69.
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gen über Vergehen die Zuchtpolizeigerichte und für die Verhandlungen über Polizeiübertretungen die Polizeigerichte zuständig33. Reber beschreibt dies mit den Worten: „Der Unterschied ist also wesentlich, weil er sich in dem Wesen, in dem Charakter beider Arten gründet. Was wesentlich getrennt ist, kann nicht vermischt werden“34
und begründet die Richtigkeit dieser Aufteilung damit, dass „ohne Unterschied natürlich die beschuldigten Individuen wegen jeder unerlaubten Tat gleich behandelt werden müssten, und daher gar leicht dem Rechte nach zu 35 viel oder zu wenig geschehen könnte.“
Dagegen wendet sich Cucumus, der anmerkt: „Es wurde bisher nachgewiesen, dass das Prinzip [...] für die Ausscheidung der Verbrechen, Vergehen und Übertretungen ganz willkürlich ist, und die daraus hervorgehenden Einteilungsgründe aller logischen Begründung ermangeln, wenn sich die Gesetzgebung in ihren desfallsigen Sanktionen durch die von ihr erachtete Strafbarkeit der Handlungen an sich bestimmen lässt, und auf diese Art das Kriterium der legislativen Zumessung der Strafe zugleich zum Bestimmungsgrund der 36 Einreihung in jene Klassen macht.“
Im Entwurf von 1824 erfolgt nach dem französischen Vorbild eine deliktische Aufteilung in Verbrechen und Vergehen37. Gegen diese klassifizierende Teilung äußert sich Mittermaier38. In seinem Gutachten kritisiert er sie hart und spricht ihr die Zweckmäßigkeit ab39. Mittermaier führt diesbezüglich aus: „Gegen die Zweckmäßigkeit dieser Abtheilung muß man nun doppelt mißtrauisch werden, wenn man bemerkt, daß diese ganze Klassifikation nur eine moderne,
33 34 35 36 37 38 39
Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 68 f. Reber, Ueber den Begriff von Verbrechen und Vergehen und deren rechtliche Folgen, S. 27. Reber, Ueber den Begriff von Verbrechen und Vergehen und deren rechtliche Folgen, S. 28. Cucumus, Ueber die Eintheilung der Verbrechen, Vergehen und Übertretungen in den Strafgesetzbüchern, in Beziehung auf constitutionelle Grundsätze, S. 64 f. Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 55. Zitiert nach Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 87. Zitiert nach Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 87.
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Viertes Kapitel durch den deutschen Sprachgebrauch gar nicht begünstigte und nur von den Franzosen entlehnte ist.“40
Er ist der Ansicht, dass eine begriffliche Einteilung lediglich im Hinblick auf die dem Landgericht zugesprochene Kompetenz von Nöten ist und deswegen allein zur Regelung der Zuständigkeit zu erfolgen habe41. Im Hinblick auf die Kritik Mittermaiers zeigt sich in den Entwürfen von 1831 und 1836 zunächst eine Abkehr von der Einteilung in Verbrechen und Vergehen. Knapp verwendet insbesondere in den einleitenden Artikeln diese Begriffe gar nicht, sondern spricht lediglich von Handlungen und Unterlassungen und bezeichnet den ersten Titel als „allgemeine Verfügungen“42. In seinen Bemerkungen zum Entwurf von 1836 führt Knapp aus, dass die vereinzelte sprachliche Verwendung der Begriffe Verbrechen und Vergehen in den Entwürfen für die rechtlichen Folgen der Bewertung einer Handlung unerheblich und für das Strafrecht gleichgültig seien und es in dem Ermessen eines jeden stehe die Handlung sprachlich zu qualifizieren43. In dem Regierungsentwurf kehrt die Regierung zu den ursprünglichen Begrifflichkeiten zurück, und Artikel 1 bezeichnet die strafbaren Handlungen wieder als Verbrechen und Vergehen44. Bei der Überreichung des Entwurfs führt Breidenbach in seinem Vortrag erklärend aus: „Das Gesetz will keine Gattung von strafbaren Handlungen ausschließend als Verbrechen oder Vergehen bezeichnen. In der That auch ist diese ganze Klassifikation eine moderne, durch den deutschen Sprachgebrauch nicht begünstigte und nur von Frankreich herüber gekommene [...] Das Gesetz hat das Seinige gethan, wenn es die Folgen einer jeden Strafgattung hinreichend bestimmt.“45
In seinem Bericht schildert Hesse die Meinung des Ausschusses zu der Frage einer möglichen Klassifizierung46. Mit der Verwendung der Begriffe Verbre40 41
42 43 44 45 46
Zitiert nach Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 87. Vgl. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 29. So auch Feuerbach, der die Einteilung für das bayrische Strafgesetzbuh kritisiert und die Abschaffung in den neuen Gesetzbüchern positiv hervorhebt, Feuerbach, Paul Johann Anselm von, Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts, S. 48. Vgl. Titel I. E 1831. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 268. „Diejenigen Handlungen oder Unterlassungen werden als Verbrechen oder Vergehen bestraft. [...]“, Art. 1 Regierungsentwurf. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 2 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 17.
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chen und Vergehen erklärt der Ausschuss sich einverstanden47. Er spricht sich wie auch Breidenbach ausdrücklich dagegen aus, dass damit eine Einstufung der Delikte in zwei Klassen einhergehe48. Die der Idee ursprünglich zugrunde liegende französische Einteilung in crime und délit habe ihre Grundlage insbesondere in der prozessualen Kompetenzzuweisung der Gerichte49. Da sich auch das Prozessrecht im Hinblick auf das neue Strafgesetz entsprechend verändere, entfalle die Notwendigkeit der Einteilung50. So bestätigt auch von Lindelof in den Beratungen der zweiten Kammer: „Das deutsche gemeine Recht und somit auch das in den beiden diesseitigen Provinzen geltende Kriminalrecht kennt nicht eine feste Abgränzung zwischen Verbrechen und Vergehen; der Sprachgebrauch ist nur dafür, daß man die Verbrechen geringerer Art, mit dem Namen ‘Vergehen’ bezeichnet.“51
Die in Artikel 1 des Strafgesetzbuchs enthaltene Unterscheidung „Verbrechen oder Vergehen“52 stellt demgemäß lediglich eine sprachliche Unterscheidung nach der Schwere der Delikte dar. Ansonsten stehen die Begriffe „Vergehen“ und „Verbrechen“ im Strafgesetzbuch gleich nebeneinander, ohne dass dieser Aufteilung ein Zwei-Klassen-Deliktsystem zu Grunde liegt.
III. Sinn und Zweck der Strafe Das Strafensystem des Strafgesetzbuchs wird maßgeblich von der Beantwortung der Frage, was Strafe bewirken soll, beeinflusst. Diskutiert werden, damals wie heute, absolute53 und relative54 Straftheorien zur Legitimation der Strafe. Einigkeit besteht darüber, dass die strenge Befolgung allein einer
47 48 49 50 51 52 53
54
Beilage Bd. 4, 1840, S. 17. Beilage Bd. 4, 1840, S. 17. Beilage Bd. 4, 1840, S. 17. Beilage Bd. 4, 1840, S. 17. Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S. 38. Art. 1 StGB. Achenbach, Was kann Strafrecht heute noch leisten? StraFo, 2011, S. 422; Krey, Deutsches Strafrecht, Allgemeiner Teil, § 5 Rn. 132 ff.; Murmann, Grundkurs Strafrecht, S. 22 ff.; Heinrich, Strafrecht – Allgemeiner Teil, § 2 Rn. 14 f.; Kindhäuser, Strafrecht, Allgemeiner Teil, § 2 Rn. 9 ff. Liszt, Der Zweckgedanke im Strafrecht, ZStW 3 (1883), S. 36 ff.; Kindhäuser, Strafrecht, Allgemeiner Teil, § 2 Rn. 11 ff.; Heinrich, Strafrecht – Allgemeiner Teil, § 2 Rn. 16 ff.; Murmann, Grundkurs Strafrecht, S. 25 ff.; Krey, Deutsches Strafrecht, Allgemeiner Teil, § 5 Rn. 138 ff.
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Viertes Kapitel
Theorie für die Grundlage des Strafgesetzbuchs und die Anforderungen, die man daran stellt, nicht geeignet ist55. In seinem Vortrag vom 10. November 1835 nimmt von Lindelof Stellung zu der Frage, ob der Staatsrat die Strafen in der Art, wie sie im zweiten Titel des Entwurfs angegeben sind, genehmigt56. Der Sinn und Zweck der Strafe, erläutert er, bestehe darin, von Handlungen abzuhalten, welche die rechtliche Ordnung verletzen57. Ziel des Staates müsse deswegen sein, die Übel zu verhängen, die dazu geeignet seien, die rechtswidrigen Begierden und die friedensstörenden Neigungen des Einzelnen zu überwinden58. Hauptzweck von Strafe sei, „die Sicherheit der rechtlichen Ordnung durch Furcht zu schützen“59. Dabei sind von Lindelof auch spezialpräventive Zielrichtungen nicht fremd60. Diesbezüglich ist er jedoch der Ansicht, dass die Sicherheit des Staatsvereins und die höchsten Güter des einzelnen Staatsangehörigen nicht dem „zweifelhaften Experiment der moralischen Besserung eines Auswürflings der bürgerlichen Gesellschaft“61 zum Opfer gebracht werden dürften62. Er verweist in seinem Vortrag insbesondere auf die Motive zu dem württembergischen Entwurf zum Strafgesetzbuch von 1835, in denen es heißt: „Der Gesetzgeber wird sein Hauptaugenmerk darauf richten, der sinnlichen Neigung zu Verbrechen durch die in der Strafe enthaltene Unlust entgegen zu wirken; damit aber des Uebels in der Welt nicht zu viel werde, wird er kein größeres wählen, als, auf die gewöhnliche sinnliche Natur berechnet, nöthig ist, jener Neigung ein Gegengewicht zu bereiten. Aber neben dieser psychologischen Wirksamkeit der Strafen darf ihr exemplikativer Zweck nicht aus den Augen gesetzt werden, darum wird der Gesetzgeber die öffentliche Vollziehung und Bekanntmachung derselben dazu benützen, um Andere von Verbrechen unmittelbar abzuschrecken; er wird die sicherste Prävention üben, indem er die schwersten Verbrecher gänzlich aus der Gesellschaft entfernt und diese hierdurch gegen künftige Uebertretungen sicher stellt: er wird gern der Besserungs-Theorie huldigen, indem er die Vollziehung der Freiheitsstrafen dazu benützt, um auf die moralische Verbesserung des Verbrechers in zweckmäßig eingerichteten Anstalten hinzuwirken und durch dieses humanste aller Sicherungsmittel künftigen Rechtsverletzungen vorzubeugen. Nur durch eine solche Vereinigung aller zum Zweck dienlichen Mittel, welche die 55 56 57 58 59 60 61 62
Hippel, Deutsches Strafrecht, S. 333. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 84. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 84. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 84. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 84. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85.
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verschiedenen Theorien der Schule getrennt darbieten, kann es dem Gesetzgeber gelingen, den angegebenen Endzweck der Strafe, in welchem sie alle zusammentreffen, zu erreichen, den Zweck, die Rechtsordnung im Staate zu sichern.“63
Von Lindelof befürwortet damit eine Kombination von Abschreckung, Unschädlichmachung und Resozialisierung64. Das durch die Strafe verhängte Übel soll der Höhe nach derart festgelegt werden, dass es diese Ziele vereint erreichen kann65. Dem stimmt auch Breidenbach zu, der sich in seinem Vortrag dafür ausspricht, sich nicht allein auf eine Strafzwecktheorie zu stützen: „und so wenig ein leitendes Prinzip mangeln darf, welches die Wissenschaft durch Abstraktion aus den positiven Bestimmungen gewinnen mag, eben so traurig wäre es im praktischen Erfolg, wollte man eine oder die andere der Theorien, welche die Schule lehrt, als die allein richtige adoptiren und in starrer Consequenz gesetzgebend durchführen.“66
In seinem Bericht greift Hesse die Worte Breidenbachs zu den Strafrechtstheorien auf und führt dazu aus, dass für den Gesetzgeber der höchste Zweck der Strafe dahin gehe, „von Handlungen abzuhalten, welche die Rechtsordnung verletzen.“67
Die Erreichung dieses Ziels setzt sich nach dem Ausschuss aus einer Kombination von Prävention, Abschreckung, Sicherung und Besserung zusammen68. Betont wird dabei insbesondere das Gute der Besserungstheorie, deren Motive zu Grundlage der Einrichtung der Strafanstalten heranzuziehen seien69. Der Ausschuss verkenne jedoch nicht, dass diese Theorie alleine nicht geeignet sei, den Hauptzweck des Schutzes der Rechtsordnung zu erfüllen, weshalb neben diese Theorie die Grundsätze der anderen Theorien treten müssten70. Im Strafgesetzbuch spiegeln sich die verschiedenen Ansätze zu den Straftheorien im Strafensystem wider71. Trotz der vielen im Gesetzbuch enthaltenden Tendenzen zu den verschiedenen Straftheorien sind ausdrückliche Regelungen 63 64 65 66 67 68 69 70 71
Vgl. § 1 des Entwurfs eines Strafgesetzbuches für das Königreich Württemberg von 1835 mit Motiven. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 2. Beilage Bd. 4, 1840, S. 3. Beilage Bd. 4, 1840, S. 3. Beilage Bd. 4, 1840, S. 3. Beilage Bd. 4, 1840, S. 3. Vgl. Viertes Kapitel, B).
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Viertes Kapitel
zu den Theorien im Wortlaut des Strafgesetzbuches nicht aufzufinden. Das Strafgesetzbuch ist geprägt von einer Mischung aus den Leitmotiven der verschiedenen Schulen und zeigt Ansatzpunkte für Prävention, Besserung, aber auch Abschreckung72.
B) Strafensystem Das Strafgesetzbuch wie auch die Entwürfe zeichnen sich insgesamt durch ein mildes Strafensystem aus73. Ein Vergleich der Entwürfe und des Strafgesetzbuchs täuscht dabei zunächst, da die Mindeststrafen im Laufe der Jahre deutlich angehoben worden sind74. Sieht beispielsweise der Entwurf von 1831 vor, dass eine Zuchthausstrafe75 nicht unter vier Wochen verhängt werden darf, so regelt das Strafgesetzbuch, dass die Zuchthausstrafe nicht unter zwei Jahren verhängt werden kann76. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Korrektionshausstrafe, die nach dem Entwurf von 1831 nicht unter vier Wochen verhängt werden darf, nach dem Wortlaut des Strafgesetzbuches jedoch mindestens drei Monate beträgt77. Entsteht dadurch zunächst der Eindruck, die Strafen seien härter geworden, so relativiert sich dieses Bild bei der Betrachtung der dahinter liegenden Veränderungen in der Auswahl der jeweiligen Strafart und der Subjektivierung der Auswahlentscheidung. Knapp führt in seinem Bericht vom 1. Juli 1831 zum Strafensystem aus: „Es ist nämlich meine Absicht, die nicht aus wahrer Bosheit und moralischer Verdorbenheit, sondern aus momentanen Aufwallungen oder Verirrungen der Gefühle und Ansichten hervorgegangenen Verbrechen und Vergehen auch in ihren schwereren Graden nur mit Correctionshausstrafe, aber von längerer Dauer, zu bedrohen und dagegen die wahrhaft boshaften Handlungen schon in den geringeren Graden 72 73
74 75
76 77
Vgl. Viertes Kapitel, B). „Es charakterisiert sich durch die engste Begrenzung des Anwendungsgebietes der Todesstrafe, Nichtverwendung von körperlicher Züchtigung und Ehrlosigkeit, Verlegung des Schwerpunktes des Strafensystems auf die Freiheitsstrafe (Zuchthaus, Korrektionshaus, Gefängnis)“, Schmidt, Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, S. 321 f. Vgl. Viertes Kapitel, C) II. „Freiheitsstrafen“. Bei der Zuchthausstrafe handelt es sich um die schärfste Form der Gefängnisstrafe. Zu Zuchthausstrafen werden vor allem Täter mit einer bösartigen Gesinnung verurteilt, um deren schädlichen Einfluss auf als besserungsfähig eingestufte Täter, welche zu Korrektionshausstrafe verurteilt werden, zu verhindern. Die Zuchthausstrafe ist geprägt von schwerer körperlicher Arbeit. Vgl. Viertes Kapitel, C) II. „Freiheitsstrafen“. Vgl. Viertes Kapitel, C) II. „Freiheitsstrafen“.
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(die allergeringsten Grade bei manchen ausgenommen) mit Zuchthausstrafe zu belegen.“78
Gesamtziel der Aufteilung der Strafarten des Strafgesetzbuchs ist es demgemäß, Täter mit leichteren oder einmaligen Verfehlungen von den wahrhaft boshaften Verbrechern in den Strafanstalten zu trennen, um den schlechten moralischen Einfluss Letzterer auf die Ersten zu vermeiden. In seinen Bemerkungen zum Entwurf von 1836 verdeutlicht Knapp, dass zu harte Strafen nicht die Besserung oder Abschreckung des Täters zur Folge hätten, sondern in ihm das Gefühl erlittenen Unrechts erregen würden, was ihm den Vorwand gebe, seine verbrecherischen Neigungen und Leidenschaften auszuleben79. Erforderlich sei eine Strafe, die vom Volk als angemessen empfunden werde80. Er wendet sich demgemäß in seinen Entwürfen von dem harten Strafensystem des Code pénal ab81. Diesem Vorgehen stimmt auch der Ausschuss zu, der darüber hinaus die Angabe bestimmter Strafen, um den Richter „von übertriebener Milde, wie von rücksichtsloser Strenge“82 abzuhalten, für erforderlich hält83. Der Ausschuss spricht sich insgesamt lobend für das milde Strafensystem84 des Regierungsentwurfs aus, was im Wesentlichen in das Strafgesetzbuch übernommen wird.
C) Strafarten I. Todesstrafe 1. Legitimation In seinem Vortrag vom 10. November 1835 spricht sich von Lindelof für die Notwendigkeit der Beibehaltung der Todesstrafe aus85. Für Breidenbach ist dies nicht weiter verwunderlich86. In seinem Vortrag führt er dazu aus:
78 79 80 81 82 83 84 85 86
Bericht von Knapp, 1831, S. 55. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 268. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 268. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 268. Beilage Bd. 4, 1840, S. 7. Beilage Bd. 4, 1840, S. 7. Z.B. durch den geringen Gebrauch der Todes- und lebenslänglichen Zuchthausstrafe. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 85. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 3.
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Viertes Kapitel „So erhebend auch die Hoffnung ist, daß eine Zeit kommen werde, in welcher Todesstrafe eine Antiquität geworden, so ist doch nicht minder gewiß, daß die Aufhebung derselben das gewagteste Experiment wäre, welches eine Legislation 87 dermalen nur irgend machen könnte.“
Dabei befürwortet er im Namen der Humanität, von der Anwendung der Todesstrafe nur geringen Gebrauch zu machen88. Auch der Ausschuss tritt dieser Ansicht bei89. In den Beratungen befasst er sich eingehend mit der Legitimation der Todesstrafe und beruft sich dabei auf die sächsischen und württembergischen Ansichten, die sich übereinstimmend für die Aufnahme der Todesstrafe aussprechen90. Zur Begründung der Legitimation führt der Ausschuss an, dass insbesondere im Hinblick auf die abschreckende Wirkung, die der Todesstrafe innewohne, auf sie als härteste Strafandrohung nicht verzichtet werden könne, da die anderen Strafarten nicht geeignet wären, einen ähnlichen Schutz der Rechtsgüter zu gewährleisten91. Dem Staat müsse es deswegen zustehen, gegen die übelsten Verbrechen zum allgemeinen Schutz die Todesstrafe anzudrohen und zu vollziehen92. Als härteste Strafe normiert das Strafgesetzbuch demgemäß übereinstimmend mit allen Entwürfen die Todesstrafe93. In Anlehnung an andere deutsche Legislationen und in Abgrenzung zum französischen Recht94 lobt der Ausschuss, dass eine Qualifikation der Todesstrafe95 in dem Regierungsentwurf nicht vorgesehen ist96. Die Kammern sprechen sich in ihren Beratungen übereinstimmend dafür aus, dies wörtlich durch einen Zusatz ins Strafgesetzbuch aufzunehmen97. Artikel 8 Absatz 2 Strafgesetzbuch regelt: 87 88 89 90 91 92 93 94 95
96 97
Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 3. Seine Ansicht bestätigt er während der Beratungen der Zweiten Kammer, vgl. Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S. 27. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 3. Beilage Bd. 4, 1840, S. 29. Beilage Bd. 4, 1840, S. 29. Beilage Bd. 4, 1840, S. 29. Beilage Bd. 4, 1840, S. 29. „Die Strafen, welche bei Verbrechen und Vergehen in Anwendung kommen, sind: 1) Todesstrafe“, Art. 7 StGB. Dort hat Art. 13 bis 1832 noch die Qualifikation der Todesstrafe vorgesehen. Z.B. durch Rädern, Zwicken mit glühenden Zangen oder Entwürdigung durch die symbolische Aufstellung einer Tafel bei der Hinrichtung, vgl. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 301, 305; Schild, Alte Gerichtsbarkeit, S. 42. Beilage Bd. 4, 1840, S. 29. Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S. 55.
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„Eine Schärfung der Todesstrafe findet nicht statt.“98
2. Vollstreckung Die Entwürfe sehen übereinstimmend vor, die Todesstrafe durch öffentliche Enthauptung zu vollziehen99. In den Beratungen setzt sich der Ausschuss mit der Frage der Vollstreckung auseinander und spricht sich mehrheitlich, wie auch in den anderen deutschen Legislationen geregelt, im Hinblick auf die Wirkung der Abschreckung, für die Öffentlichkeit der Vollstreckung aus100. Dem haben zwei Mitglieder der ersten Kammer, die diese Art der Vollstreckung als grausam einstufen und der Ansicht sind, dass der Strafzweck auch bei einer heimlichen Vollstreckung weiterhin erfüllt sei, widersprochen101. Sie können sich mit dieser Meinung jedoch nicht durchsetzen, da die zweite Kammer die Thematik unerörtert lässt und der Ausschuss der ersten Kammer die Streitfrage nicht als wichtig genug ansieht, um einen abweichenden Beschluss zu erwirken102. Evans führt das Bedürfnis der öffentlichen Vollstreckung auf die Nichtöffentlichkeit der richterlichen Verhandlung zurück103. „Angesichts der Tatsache dass Untersuchungen und Verhandlungen der Richter auch nach Abschaffung der peinlichen Befragung weiterhin hinter verschlossenen Toren stattfanden, galten die öffentliche Bekräftigung, dass es den Behörden gelungen war, den Übeltäter zu fassen, und die öffentliche Bekräftigung der Schuld 104 des Delinquenten für unabdingbar.“
Bezüglich der Vollstreckung wird vom Ausschuss angeregt105, die übliche Methode der Enthauptung durch das Schwert106 aufgrund der aus der Seltenheit der Todesstrafe resultierenden Ungeschicklichkeit107 und aufgrund des 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107
Art. 8 Abs. 2 StGB. „Die Todesstrafe wird durch öffentliche Enthauptung vollzogen“, Art. 10 Regierungsentwurf. Die öffentlich vollzogenen Todesurteile gestalten sich als „echte Volksfeste“, Schild, Alte Gerichtsbarkeit, S. 42. Beilage Bd. 4, 1840, S. 84. Beilage Nr. 138, 1840, S. 528. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 248. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 248. Beilage Bd. 4, 1840, S. 48. „schwere[s], beidhändig zu führende[s], über ein Meter lange[s], zweischneidige[s], oft mit einer Blutrinne versehene[s] Instrument“, Schild, Alte Gerichtsbarkeit, S. 72. „Der von hinten geführte, horizontale Hieb musste eine wenige Zentimeter schmale Stelle an der Seite des Halses zwischen Schulter und Kinn treffen. Zudem bedurfte es erheblicher Körperkraft, um den Kopf in einem Zug vom Rumpf zu trennen. Diese Kombination aus Präzision und Wucht war schwierig zu leisten, sie verlangte neben
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Viertes Kapitel
teilweise vorangeschrittenen Alters108 der Scharfrichter durch eine andere Art der Vollstreckung zu ersetzen109. Nach Evans spricht nicht nur der Gesichtspunkt der Humanität dafür, sondern dies erscheint zudem zur Sicherung der öffentlichen Ordnung erforderlich, da eine schlechte Schwertführung bei Hinrichtungen die häufigste Ursache für Tumulte darstellt110. Als mögliche Alternativen benennt Hesse in seinem Bericht das Beil oder wie in Rheinhessen üblich das Fallbeil111. Einigkeit herrscht auch in den Kammern darüber, dass die Enthauptung mit dem Schwert zu ersetzen sei. Von Gagern führt in den Verhandlungen der ersten Kammer dazu aus112: „wohl aber bei der Vollstreckung ziehe ich die sichere, zu berechnende Maschine dem unsicheren Arm des Menschen vor.“113
Die zweite Kammer beschließt zudem, dass die Vollziehung durch das Fallbeil im Strafgesetzbuch normiert werden soll114. Dem widerspricht der Ausschuss der ersten Kammer, indem er darlegt, dass es für den Fall, dass in näherer Zukunft ein geeigneteres Mittel als das Fallbeil für die Vollstreckung der Todesstrafe zur Verfügung stehen sollte, es hinderlich sei, sich auf diese Art der Vollziehung im Gesetzbuch festgelegt zu haben115. Er beantragt deswegen, „von der Aufnahme eines bestimmten Enthauptungsmittels in das Strafgesetzbuch“ Abstand zu nehmen116.
108
109 110 111
112 113 114 115 116
Stetigkeit, Kraft und Geschick eben auch Übung“, Evans, Rituale der Vergeltung, S. 274. Eine 1820 im Großherzogtum missglückte Hinrichtung verdeutlicht die Notwendigkeit. Bei dem Schwerthieb zielt der Scharfrichter offensichtlich etwas zu hoch, so dass der Kopf nicht im ersten Hieb vollständig abgetrennt werden kann, vgl. Krämer, Mord und Todesstrafe in Hessen 1817–1929, S. 138. Dies belegt eine im Großherzogtum Baden durchgeführte Untersuchung, Evans, Rituale der Vergeltung, S. 272. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 269. Dies entspricht der allgemeinen Tendenz. „Für die wenigen Verbrechen, die in den Augen der Gesellschaft so scheußlich waren, dass sie die Todesstrafe verdienten, sah man jetzt eine möglichst rasche Hinrichtung durch das Beil, den Strang oder die Guillotine hinter Gefängnismauern vor“, Evans, Rituale der Vergeltung, S. 29. Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, S. 1104; Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S. 54. Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, S. 1104. Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S. 54. Beilage Nr. 138, 1840, S. 528. Beilage Nr. 138, 1840, S. 528.
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Die Mitglieder der zweiten Kammer beschließen daraufhin einen Kompromiss, indem sie auf die „ausdrückliche Erwähnung des Fallbeils im Gesetze verzichten, dagegen aber den Wunsch in das Protokoll niederlegen, daß künftighin das Fallbeil als Mittel zur Vollstreckung der Todesstrafe gebraucht werden möge.“117
Die Art der Vollstreckung ist demgemäß im Strafgesetzbuch nicht ausdrücklich normiert. Am 19. Oktober 1841 kommt die Regierung jedoch dem Wunsch der zweiten Kammer nach und erlässt eine Verordnung die Vollziehung der Todesstrafe mittels Fallbeil betreffend118. Damit entscheidet sich die Regierung für eine schnelle und humanere Art der Tötung und verabschiedete sich von den früheren grausameren Tötungsmodalitäten.
II. Freiheitsstrafen Im Sinne der Aufklärung stellen die Freiheitsstrafen im Strafgesetzbuch die vorherrschende Strafart dar119. Es erfolgt damit eine Abkehr von der Strafpraxis des Mittelalters und der ihr innewohnenden physischen Graumsamkeit120. Evans sieht darin einen „großen Schritt nach vorn auf dem Weg zu einer modernen Gesellschaft“121.
1. Abstufung Das Strafgesetz droht, wie auch schon die Entwürfe, Zuchthausstrafe, Korrektionshausstrafe, und bürgerliches Gefängnis122 als Freiheitsstrafe an123. In seinen Bemerkungen zum Entwurf von 1836 gibt Knapp als Grundprinzip für die Wahl dieser Strafarten an: 117 Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 23. 118 Strafgesetzbuch für das Großherzogthum Hessen, nebst den damit zusammenhängenden Gesetzen, Darmstadt 1841. 119 Dieser Wandel erfolgt auch in den anderen deutschen Legislationen, wie z.B. in Sachsen; Weber, Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch, S. 21. 120 Evans, Rituale der Vergeltung, S. 30; Schild, Alte Gerichtsbarkeit. 121 Evans, Rituale der Vergeltung, S. 30. 122 Evans bezeichnet die Gefängnisstrafe zu Beginn des 19. Jahrhunderts als „Standardsanktion gegen Delinquenten, die kein Kapitalverbrechen begangen hatten“, Evans, Rituale der Vergeltung, S. 298. 123 Vgl. Art. 7 StGB.
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Viertes Kapitel „wer seine Freiheit zur Begehung einer strafbaren Handlung mißbraucht hat, soll durch den Verlust, oder die Beschränkung seiner Freiheit bestraft werden.“124
Dadurch verspricht sich Knapp die größten Einwirkungsmöglichkeiten auf den Täter, da er den Entzug der Freiheit als wirksamer ansieht als Geldstrafen oder die körperliche Züchtigung125. Knapp unterscheidet in seinen Entwürfen – wie er selbst ausführt – einerseits Handlungen, bei denen sich gewöhnlich die Schlechtigkeit der Gesinnung, moralische Verdorbenheit oder Bosheit aufzeigt, und andererseits solche, die aus Aufwallung oder Verirrung der Leidenschaften und Gefühle in unbedachten Augenblicken hervorgehen126. Die Ersteren will er mit der härteren Zuchthausstrafe, die Letzteren mit Korrektionshausstrafe bestrafen, wobei er für eine räumliche Trennung der jeweiligen Täter plädiert, weil damit eine Übertragung der Verdorbenheit Ersterer auf Letztere unterbunden werden könne127. Um dieser Idee gerecht werden zu können, sieht der Entwurf von 1836 äußerst weite Strafrahmen, bei der Zuchthausstrafe von drei Monaten bis zu achtzehn Jahren, bei der Korrektionshausstrafe von drei Monaten bis zu zwölf Jahren, für die mögliche Bestrafung vor128. Von Lindelof befürwortet diese großen Strafrahmen129. Für ihn entscheidend ist bei dem weiten Strafrahmen die Möglichkeit, Täter, die eine im hohen Grad strafbare Handlungsweise aufzeigen, aber keine niederträchtige Gemütsart aufweisen (zum Beispiel bei Handlungen im Affekt oder Handlungen im gerechten Zorn) von den Tätern, die auf niederträchtige Art handeln und im Zuchthaus untergebracht werden sollen, zu trennen130. Breidenbach schließt sich dieser Einteilung Knapps an und sieht die Zuchthausstrafe für Handlungen vor,
124 125 126 127 128 129 130
Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 265. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 265. Bemerkungen von Knapp, 1836, S. 265. Beilage Bd. 4, 1840, S. 266. Vgl. Art. 9 E 1836. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89; Zustimmend dazu äußerte sich auch Breidenbach in seinem Vortrag: „Dagegen sind diejenigen Handlungen, welche jenen Charakter der Verwerflichkeit nicht an sich tragen, namentlich solche, die im Momente der Aufwallung beschlossen und ausgeführt wurden, nicht allein in ihren niederen, sondern auch in ihren höheren Graden nur mit Korrektionshausstrafe bedroht, darum auch die Dauer dieser Strafgattung in ihrem höchsten Maaße über die bisher üblichen Gränzen ausgedehnt worden“, Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 4.
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„von denen man in der Regel annehmen kann, daß sie ihren Ursprung in Niederträchtigkeit oder Verderbtheit der Gesinnungen, in verachtungswerthem Eigennutze haben, oder deren vorbedächtige Verübung auf eine besondere Gefährlichkeit 131 der Willensrichtung schließen läßt.“
Der Regierungsentwurf enthält deswegen für die Zuchthausstrafe den gleichen Strafrahmen wie auch schon die Entwürfe Knapps132. Die grundsätzliche Einteilung der Freiheitsstrafen von Knapp bemängelt der Ausschuss nicht133. Jedoch spricht er sich klar gegen die Unbilligkeit der Abstufungen der Strafen aus134. Er hält das Minimum der Zuchthausstrafe für zu tief und das Maximum der Korrektionshausstrafe für zu hoch, was zu „der Gerechtigkeit nicht entsprechenden Resultat[en]“135 führen würde136. Eine nur dreimonatige Freiheitsbeschränkung lasse sich nicht mit dem Wesen der Zuchthausstrafe, die auf einen längeren Aufenthalt, insbesondere im Hinblick auf eine intensive Einwirkung des Täters, sowie aus ökonomischen und disziplinarischen Gründen ausgelegt sei, vereinbaren137. Das Zuchthaus sei auf Stabilität ausgerichtet und solle einen herben Eindruck auf die Verbrecher hervorbringen138. Das Minimum der Zuchthausstrafe wird demgemäß im Strafgesetzbuch auf zwei Jahre angehoben139. Auch die Abstufung zwischen der Korrektionshausstrafe und der Strafe des bürgerlichen Gefängnisses hält der Ausschuss für problematisch140. Der Regierungsentwurf sehe vor, dass die Strafe des bürgerlichen Gefängnisses maximal drei Monate betrage, die Strafe im Korrektionshaus nicht weniger als drei Monate141. Damit entstehe eine Lücke für die Handlungen, für die die Strafe des bürgerlichen Gefängnisses zu niedrig, die Korrektionshausstrafe aber zu hoch sei142. Als Lösung hält der Ausschuss die Möglichkeit der Schär131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142
Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 4. Vgl. Art. 9 Nr. 3 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 32. Beilage Bd. 4, 1840, S. 32. Beilage Bd. 4, 1840, S. 33. Beilage Bd. 4, 1840, S. 33. Beilage Bd. 4, 1840, S. 33 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 33 f. Art. 7 Nr. 3 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 38. Vgl. Art. 9 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 38.
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fung des Vollzugs in diesen Zwischenfällen für ausreichend, weshalb eine Anpassung der Strafrahmen nicht erforderlich sei143. Artikel 7 Nr. 3 regelt demgemäß: „Die Strafen, welche bei Verbrechen und Vergehen in Anwendung kommen, sind: 3) Zuchthausstrafe auf bestimmte Zeit, nicht unter zwei Jahren und nicht über achtzehn Jahre.“144
2. Zuchthausstrafe a) Lebenslange Zuchthausstrafe Zwischen der Todes- und der zeitigen Freiheitsstrafe droht das Strafgesetzbuch die lebenslange Zuchthausstrafe in Artikel 7 Nummer 2 an. Breidenbach hebt in seinem Vortrag hervor, dass der bürgerliche Tod im Regierungsentwurf, – Artikel 25 des Code civil sieht als Folge des bürgerlichen Todes vor, dass „der Verurteilte das Eigentum an allem Vermögen, welches er besaß“145 verliert146 – anders als zum Beispiel im französischen Strafgesetzbuch, nicht zwangsläufig mit der lebenslangen Zuchthausstrafe verknüpft werde, weshalb den Verurteilten eine Resthoffnung auf Rückkehr ins bürgerliche Leben durch Begnadigung bleibe147. Er habe daher nichts gegen die lebenslange Zuchthausstrafe einzuwenden148. Dem stimmt auch der Ausschuss zu, der die lebenslange Zuchthausstrafe als gerechtfertigten Übergang zwischen der Todes- und der zeitigen Freiheitsstrafe beschreibt149.
b) Zeitige Zuchthausstrafe Der Entwurf von 1831 sieht in Artikel 9 Nummer 3 eine Zuchthausstrafe nicht unter vier Wochen und nicht über achtzehn Jahren vor150. Mit dieser Regelung ist von Lindelof grundsätzlich einverstanden151. Er bemängelt jedoch eine Widersprüchlichkeit im Strafensystem152. Die einzelnen 143 144 145 146
147 148 149 150 151 152
Beilage Bd. 4, 1840, S. 38. Art. 7 Nr. 3 StGB. Übersetzung Art. 25 Code civil. Schömann beschreibt dies mit den Worten: „bürgerlicher Tod ist Verlust des Bürgerrechts“, Schömann, Erläuterung der Civilgesetzgebung Napoleons und Justinians in Vergleichung mit dem Preussischen Landrecht, S. 95. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 3. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 3. Beilage Bd. 4, 1840, S. 32. Art. 9 Nr. 3 E 1831. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 86. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 86.
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Verbrechenstatbestände sehen nach dem Entwurf maximal eine temporäre Zuchthausstrafe von sechzehn Jahren vor153. Damit sei nach dem Entwurf die Verhängung der maximalen Zuchthausstrafe von achtzehn Jahren nur in den Fällen möglich, in denen der Täter mehrerer Verbrechen angeklagt sei oder der Fall eines wiederholten Rückfalls vorliege154. Um dieser Unstimmigkeit zu begegnen, schlägt von Lindelof vor, die Strafandrohung der Tatbestände des speziellen Teils des Entwurfs von 1831 von sechzehn auf achtzehn Jahre heraufzusetzen155. Dem Vorschlag von Lindelofs ist die Regierung im Regierungsentwurf nicht gefolgt156. Anders als bezüglich des Minimums der Zuchthausstrafe, dessen Anhebung der Ausschuss vorschlägt, äußert dieser gegen das Maximum der Zuchthausstrafe keinerlei Bedenken157. Auch die Ansicht von Lindelofs, dass das System widersprüchlich sei, teilt er nicht158. Im Gegenteil empfindet er die Möglichkeit der Erhöhung der maximal angedrohten Zuchthausstrafe für die Fälle des Rückfalls um zwei Jahre als angemessen159. Die Regelungen werden deswegen nicht angepasst und ohne Änderungen ins Strafgesetzbuch übernommen160.
3. Korrektionshausstrafe a) Strafrahmen Nach dem Entwurf von 1831 beträgt die Korrektionsstrafe zwischen vier Wochen und zwölf Jahren161. Von Lindelof spricht sich dafür aus, das Maximum der Korrektionshausstrafe von zwölf Jahren auf zehn Jahre herabzusetzen162. Er begründet diesen Vor153 154 155 156
157 158 159 160
161 162
Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 86. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 86. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 87. Vgl. z. B. Art. 121: „mit Zuchthaus von 8 bis zu 16 Jahren“ (Anstifter zur hochverräterischen Verschwörung), Art. 121 Nr. 2 Regierungsentwurf oder Art. 126: „ mit Zuchthaus von 5 bis zu 16 Jahren“ (Landesverrat), Art. 126 Nr. 2 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 37. Beilage Bd. 4, 1840, S. 37. Beilage Bd. 4, 1840, S. 37. Vgl. z. B. Art. 130: „mit Zuchthaus von 8 bis zu 16 Jahren“ (Anstifter zur hochverräterischen Verschwörung), Art. 130 Nr. 2 StGB oder Art. 137: „mit Zuchthaus von 5 bis 16 Jahren“ (Landesverrat), Art. 137 Nr. 1 StGB. Vgl. Art. 9 E 1831. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89.
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schlag damit, dass bereits nach den Vorschriften des speziellen Teils des Strafgesetzbuches die einzelnen Verbrechen eine höhere als achtjährige Korrektionshausstrafe nicht vorsähen163. Eine mehr als achtjährige Korrektionshausstrafe sei somit lediglich in den Fällen des wiederholten Rückfalls oder des Zusammentreffens mehrerer Korrektionshausstrafen denkbar164. Für diese Fälle sei jedoch eine Erhöhung um zwei Jahre ausreichend165. Dem stimmt auch der Ausschuss zu, der hier eine Anlehnung an die Regelungen zu der Zuchthausstrafe sucht, bei der für die Fälle des Rückfalls ebenfalls maximal eine Erhöhung der gesetzlich vorgesehenen Strafe um zwei Jahre möglich ist166. Das Maximum der Korrektionshausstrafe wird demgemäß im Strafgesetzbuch auf zehn Jahre herabgesetzt167.
b) Unterteilung In den Beratungen des Ausschusses werfen Vertreter der zweiten Kammer die Frage auf, ob es einer weiteren Untergliederung der Korrektionshausstrafe in schwere und leichte Grade bedürfe, da die Korrektionshausstrafe überall dort Anwendung finden solle, wo die Zuchthausstrafe noch nicht angebracht und die Strafe des bürgerlichen Gefängnisses zu gering sei168. Die Zuchthausstrafe leichten Grades soll dabei für die Taten, denen keine gemeine Neigung innewohnt und für die das Gesetz deswegen nicht Zuchthaus- oder Korrektionshausstrafe alternativ androht, verhängt werden169. Ziel sei es, eine „Differenzierung im Bereich der mittleren Kriminalität“170 zu erreichen und die Korrektionshausstrafe leichterer Schwere in einem gesonderten bürgerlichen Strafhaus verbüßen zu lassen171.
163 164 165 166 167
168 169 170 171
Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 89. Beilage Bd. 4, 1840, S. 37. „Die Strafen, welche bei Verbrechen und Vergehen in Anwendung kommen, sind: 5) Correctionshausstrafe, nicht unter drei Monaten und nicht über zehn Jahre“, Art. 7 Nr. 5 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 42. Beilage Bd. 4, 1840, S. 42. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 30. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 30.
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Die Majorität der zweiten Kammer spricht sich übereinstimmend mit der ersten Kammer gegen diese Zweiteilung aus172. Als Begründung führen sie an, dass die Strafe nicht allein auf den subjektiven Charakter einer Handlung gestützt werden könne, insbesondere im Hinblick darauf, dass dieser im Verfahren nicht immer zu ermitteln sei173. Zudem sei die mit der Zweiteilung einhergehende Notwendigkeit der Errichtung weiterer Strafhäuser mit Kosten verbunden, die in keinem Verhältnis stünden174. Eine entsprechende Untergliederung sieht das Strafgesetzbuch für die Korrektionshausstrafe demgemäß nicht vor175.
4. Strafschärfungen Die Entwürfe von 1831 und 1836 sehen keine Möglichkeit der Schärfung der Freiheitsstrafen vor. Im zweiten Teil seines Vortrags beschäftigt sich von Lindelof ausführlich mit der Frage, ob die Einführung von Schärfungen zweckmäßig sei und spricht sich dafür aus176. von Lindelof nimmt zunächst Stellung zu der Frage nach dem Sinn und Zweck der Strafe und sieht diesen darin, eine notwendige und passende Folge des Unrechts zu entwerfen177. Nach seiner Ansicht sind grundsätzlich alle Maßnahmen, die diesen Gedanken umsetzen, dazu geeignet, als Strafe verhängt zu werden178. Er spricht sich deswegen dafür aus, die Möglichkeit von Schärfungen in das Gesetz aufzunehmen, um durch die Erhöhung der Strenge der Vollstreckung die Dauer der Strafe herabsetzen zu können179. Die Möglichkeit von Strafschärfungen wird erstmals im Regierungsentwurf geregelt180. Als Schärfungsmodalitäten zählt Artikel 16 die „Beschränkung der Kost auf Wasser und Brod“181, die „einsame Einsperrung“182, den „Dunkelarrest“183 sowie die Möglichkeit der Verbindung der ersten mit der zweiten oder 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183
Beilage Bd. 4, 1840, S. 85. Beilage Bd. 4, 1840, S. 85. Beilage Bd. 4, 1840, S. 85. „Die Correctionshausstrafe wird in dem Correctionshause verbüßt“, Art. 10 StGB. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 92. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 92. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 92. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 92. Vgl. Art. 16 StGB. Art. 16 StGB. Art. 16 StGB. Art. 16 StGB.
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dritten Schärfungsart auf. Breidenbach bezeichnet diese Schärfungsmöglichkeiten in seinem Vortrag als „an sich nicht grausam[e] und nicht unzweckmäßig[e]“184. In den Beratungen setzt sich der Ausschuss mit den Strafschärfungen auseinander und sieht deren Zweck darin, „ein intensiv stärkeres Strafübel zu erhalten, eines Theils um die Strafen des Rückfalls und der Konkurrenz mit den sonst eintretenden Strafen in ein richtiges Verhältniß zu bringen, anderen Theils aber, um da, wo eine Abkürzung der Strafzeit ohne Strafminderung wünschenswerth ist, dasjenige durch Intensität der Strafe zu ersetzen, was an der Dauer der Strafzeit abgezogen wird.“185
Der Ausschuss orientiert sich dabei an den österreichischen und bayrischen Strafgesetzbüchern und spricht sich für die Beibehaltung der Strafschärfungen aus186. Einzig an die lebenslange Zuchthausstrafe, mit Ausnahme des Falls des Artikels 102187 des Strafgesetzbuchs, sollen, nach übereinstimmender Ansicht beider Kammern188, keine Schärfungen geknüpft werden, was der Ausschuss in den Beratungen lobend hervorhebt, da bei diesen Tätern der Resozialisierungsgedanke hinter den Zweck der Sicherung zurücktrete189. Das hessische Strafgesetzbuch, in dem die Schärfungen deswegen ausdrücklich auf die zeitigen Freiheitsstrafen beschränkt sind190, hebt sich dadurch von anderen Gesetzen, wie zum Beispiel dem österreichischen oder französischen positiv ab191.
184 185 186 187
188 189 190 191
Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 51. Beilage Bd. 4, 1840, S. 52. „Wer, nachdem er zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe rechtskräftig verurtheilt und nicht begnadigt worden ist, ein neues, nicht mit Todesstrafe bedrohtes Verbrechen verübt, soll mit den bei der zeitlichen Zuchthausstrafe zulässigen Schärfungen als Strafe belegt werden“, Art. 102 StGB. Zweite Kammer, Protokoll 132, 1840, S. 20; Beilage Nr. 138, 1840, S. 531. Beilage Bd. 4, 1840, S. 55. „Die im Art. 7. Nr. 3, 5 und 11 erwähnten Freiheitsstrafen können geschärft werden“, Vgl. Art. 16 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 32.
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III. Körperliche Züchtigung 1. Strafart Der Strafenkatalog des Regierungsentwurfs sieht die körperliche Züchtigung als Strafart nicht vor. Für die Aufnahme sprechen sich im Ausschuss zwei Mitglieder der ersten Kammer aus, die der Ansicht sind, dass die körperliche Züchtigung sich als Strafe auf die Gesundheit des Täters nicht nachteiliger auswirke als andere Strafen192. Zudem sei sie besonders zweckmäßig, da sie bei den Tätern einen bleibenden Eindruck hinterlasse193. Nachdem der Ausschuss sich nicht für die Aufnahme der körperlichen Züchtigung ausgesprochen hat, wiederholt der Ausschuss der ersten Kammer den Antrag194. Die zweite Kammer lehnt diesen Antrag ab195. Sie empfindet die Bestrafung der körperlichen Züchtigung als zweckwidrig, das Ehrgefühl des Menschen verletzend und gesundheitlich nachteilig196. Zudem ergebe sich kein Grund für die Einführung, da auch in der Provinz Rheinhessen die körperliche Züchtigung als Strafart bislang nicht vorgesehen sei und die Erfahrung auch nicht die Notwendigkeit der Einführung zeige197. Der Ausschuss der ersten Kammer betont daraufhin in seinen weiteren Beratungen, dass die körperliche Züchtigung nach seiner Intension nicht als allgemeine Strafe gedacht, sondern lediglich im Hinblick auf den von der ersten Kammer angenommenen Artikel 21 (dazu im Folgenden) zu sehen sei198. Die Regelung des Artikels 21, der die körperliche Züchtigung als Strafe für Vaganten oder Bettler vorsehe, mache eine Aufnahme der Strafart in den allgemeinen Katalog des Artikels 9 nicht erforderlich, weshalb der Ausschuss nicht auf seinem Antrag beharrt199. Die erste Kammer stimmt gleichwohl für die Aufnahme der körperlichen Züchtigung200, kann sich damit aber nicht durchsetzen. Die körperliche Züchtigung ist im Strafgesetzbuch als Strafart nicht vorgesehen201. 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201
Beilage Bd. 4, 1840, S. 83. Beilage Bd. 4, 1840, S. 83. Beilage Nr. 138, 1840, S. 527. Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 3 ff. Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 3 ff. Beilage Nr. 144, 1840, S. 629. Beilage Nr. 144, 1840, S. 629. Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, S. 1104. Vgl. Art. 7 StGB.
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2. Strafschärfungsmöglichkeit Im Rahmen seines Vortrags setzt sich von Lindelof mit der Frage der Aufnahme der körperlichen Züchtigung ins Gesetzbuch als Form der Strafschärfung auseinander und kritisiert deren Abschaffung scharf202. Er geht in seinem Vortrag davon aus, dass es Verbrecher gebe, bei denen man auf die körperliche Züchtigung nicht verzichten könne203. Dies seien zum Beispiel solche, die aufgrund der Begehung eines Verbrechens, das mit geschärfter Zuchthausstrafe bedroht sei, zu mindestens fünf Jahren Zuchthausstrafe verurteilt würden204. von Lindelof schlägt deswegen die Erweiterung des Entwurfs von 1831 um einen Artikel 16a vor, in dem die körperliche Züchtigung geregelt werden soll205. Er begrenzt die Streiche der körperlichen Züchtigung auf fünfzig und schlägt bezüglich der Vollziehung vor, diese „innerhalb des Hauses in Gegenwart des Zuchthaus-Direktors und eines Arztes oder Wundarztes“206 vorzunehmen207. Inspirieren lässt sich von Lindelof sowohl von den württembergischen als auch den hannoverischen Entwürfen, die beide die Möglichkeit der körperlichen Züchtigung vorsehen208. Trotz der Befürwortung von Lindelofs ist die körperliche Züchtigung als Schärfungsmöglichkeit in Artikel 16 des Regierungsentwurfs nicht aufgenommen209. Der Ausschuss befürwortet dies und spricht sich mit Verweis auf die sächsischen und württembergischen Verhandlungen gegen die Aufnahme der körperlichen Züchtigung als Strafschärfung ins Strafgesetzbuch aus210. Er hält diese zwar nicht für entwürdigend, jedoch für fruchtlos und in ihrer Anwendung und ihrem Eindruck nach auf jeden Sträfling verschieden, was er kritisiert211. Auch die Kammern sind sich in ihren Beratungen dahingehend einig, dass die körperliche Züchtigung nicht als allgemeiner Strafschärfungs202 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 93. 203 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 95. 204 „Das Ehrgefühl solcher Verbrecher, oder ihre Aussichten in die Zukunft können dadurch doch nicht mehr gekränkt werden, als schon durch diese Zuchthausstrafe geschieht“, Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 95. 205 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 95. 206 Vorgeschlagener Artikel 16a, Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 95. 207 Dadurch sollte die gängige Praxis, die Züchtigung, wie auch die Vollstreckung der Todesstrafe öffentlich zu vollziehen geändert werden, Schild, Alte Gerichtsbarkeit, S. 44. 208 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 96. 209 Vgl. Art. 16 Regierungsentwurf. 210 Beilage Bd. 4, 1840, S. 52. 211 Beilage Bd. 4, 1840, S. 52.
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grund ins Gesetzbuch aufzunehmen sei, sodass diese im Strafgesetzbuch als Strafschärfungsmöglichkeit nicht vorgesehen ist212.
3. Vaganten und Bettler Eine Ausnahme von der Abkehr der Anwendung der körperlichen Züchtigung findet sich jedoch in Artikel 21 des Regierungsentwurfs. „Wenn ausländische Vaganten oder Bettler eine Freiheitsstrafe verwirkt haben, welche die Dauer von einem Jahre nicht übersteigt, so soll dieselbe in eine körper213 liche Züchtigung verwandelt werden.“
Durch diese Regelung soll die Möglichkeit geschaffen werden, unerwünschte Personen schnellstmöglich aus dem großherzoglichen Staatsgebiet zu schaffen, ohne mit ihnen die eigenen Strafanstalten zu füllen214. Diesbezüglich lässt sich von Lindelof von dem oldenburgischen und württembergischen Entwurf inspirieren215. In konsequenter Anlehnung an seine vorherigen Ausführungen lehnt der Ausschuss auch die in Artikel 21 des Regierungsentwurfs geregelte Ausnahme für Vaganten und Bettler strikt ab, da die körperliche Züchtigung sowohl der Humanität, als auch einer klugen Kriminalpolitik entgegen stehe216. Der Ausschuss kritisiert die aus Württemberg übernommene, „völkerrechtlichen Prinzipien zuwiderlaufende, Bestimmung“217 hart und spricht die Hoffnung aus, dass diese in anderen deutschen Staaten nicht übernommen werde218. Die erste Kammer befürwortet die Aufnahme des Artikels 21 ins Strafgesetzbuch, da es für Vaganten und Bettler kein wirksameres Strafmittel als die körperliche Züchtigung gebe219. In den Beratungen der ersten Kammer führt von Linde aus: „Die Abschaffung der körperlichen Züchtigung wird den Bettel nur vermehren und es würden bald neue Detentionsanstalten nöthig werden, weil uns die Ernährung der Bettler aller benachbarten Staaten zur Last fallen möchte. Freiheitsberaubung allein ist für Vagabunden der fraglichen Art häufig keine Strafe, sondern eine blo-
212 213 214 215 216 217 218 219
Vgl. Art. 16 StGB. Art. 21 Regierungsentwurf. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 96. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 96. Beilage Bd. 4, 1840, S. 61. Beilage Bd. 4, 1840, S. 62. Beilage Bd. 4, 1840, S. 62. Erste Kammer, Protokoll 92, 1840, S. 849.
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Viertes Kapitel ße Unterkunft, gesucht und gewünscht, in Zeiten, wo das Betteln selbst eben so beschwerlich, als Stehlen gefährlich ist.“220
Die erste Kammer geht dabei so weit, dass sie den Artikel 21 nicht nur auf ausländische, sondern auch auf inländische Vaganten und Bettler anwenden möchte und deswegen eine dahingehende Abänderung des Artikels 21 beantragt221. Die zweite Kammer stimmt gegen die Aufnahme des Artikels 21 sowohl im Hinblick auf die Bestrafung ausländischer wie auch inländischer Vaganten und Bettler222. Sie beruft sich dabei auf die bereits vorgebrachten Argumente, insbesondere auf die Unzweckmäßigkeit der Strafe und deren Inhumanität223 und setzt sich mit ihrer Ansicht durch. Die im Regierungsentwurf in Artikel 21 für ausländische Vaganten und Bettler normierte Anwendung der körperlichen Züchtigung findet ins Strafgesetzbuch keine Aufnahme224.
D) Versuch I. Definition Nach Artikel 64 des Strafgesetzbuchs sind „Handlungen, durch welche die Ausführung eines beabsichtigten Verbrechens angefangen worden [sind], als Versuch dieses Verbrechens strafbar“225. In den Beratungen erläutert der Ausschuss, dass der Versuchsbeginn eine objektiv erkennbare Handlung voraussetze und allein der widerrechtliche Wille keine Strafbarkeit begründe, was auch in den anderen deutschen Entwürfen entsprechend geregelt sei226. Er äußert zwar Bedenken dahingehend, dass eine klare Trennlinie zwischen nur vorbereitenden Handlungen und dem Anfang einer Tat nicht zu ziehen sein werde, was zu ungleicher Rechtspre220 221 222 223 224 225
Erste Kammer, Protokoll 92, 1840, S. 849. Erste Kammer, Protokoll 92, 1840, S. 849; Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, 1104. Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S. 11 ff. Der Artikel 21 des Regierungsentwurfs ist ersatzlos gestrichen. Vgl. Art. 64 StGB. Dies ist so auch bereits im Entwurf von 1831 (wenn „ein Anfang der Vollbringung (nicht der blossen Vorbereitung) gemacht worden ist“, Art. 56 E 1831) und im Regierungsentwurf („Handlungen, durch welche die Ausführung eines beabsichtigten Verbrechens angefangen worden sind, sind als Versuch strafbar“, Art. 60 Regierungsentwurf) geregelt. 226 Beilage Bd. 4, 1840, S. 124.
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chung führen könne, stellt diese Bedenken jedoch hinten an227. Der Ausschuss zieht die Grenzlinie zwischen Versuch und vorbereitender Handlung dort, wo „der Täther Handlungen vornimmt, welche auf die Anwendung der zur Ausführung des beschlossenen Verbrechens bestimmten Mittel gerichtet sind“228. Er schlägt zur Klarstellung vor, einen Zusatzartikel, Art. 61 a229, einzuführen, der diese Definition enthält230, kann sich damit jedoch nicht durchsetzen, sodass das Strafgesetzbuch eine zusätzliche Regelung nicht enthält231. Artikel 58 des Entwurfs von 1831 teilt den Versuch in drei Abstufungen ein, den beendigten Versuch, den nächsten Versuch und den entfernten Versuch, ohne diese jedoch näher zu definieren232. Von Lindelof spricht sich für die Hervorhebung des beendigten Versuchs, wenn dieser näher definiert werde, aus, findet eine weitere Eingrenzung jedoch nicht erforderlich233. Für die Definition hält er folgenden Wortlaut für angebracht: „Der Versuch ist für beendigt zu achten, wenn der Thäter alles gethan hat, was von seiner Seite zu Vollendung eines Verbrechens oder Vergehens nöthig war, ohne daß jedoch der nach dem gesetzlichen Begriffe dieses Verbrechens oder Vergehens zur Vollendung gehörige Erfolg eingetreten ist.“234
Mit der Dreiteilung und der von von Lindelof vorgeschlagenen Definition des Versuchs erklärt sich auch der Ausschuss in Anlehnung an das österreichische Strafgesetzbuch einverstanden, so dass beides ins Strafgesetzbuch aufgenommen wird235.
227 Beilage Bd. 4, 1840, S. 124 f. 228 Beilage Bd. 4, 1840, S. 125. 229 „Art. 61a. Da, wo vorbereitende Handlungen zu einem Verbrechen unternommen werden, beginnt der Anfang der Ausführung mit derjenigen Handlung, welche auf die Anwendung der zur Ausführung des beschlossenen Verbrechens bestimmten Mittel gerichtet ist“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 126. 230 Beilage Bd. 4, 1840, S. 126. 231 Vgl. Art. 64 f. StGB. 232 „Bei der Zumessung dieser Strafen innerhalb der vorgeschriebenen Schranken haben sich die Gerichte vorzüglich nach dem Grade zu richten, in welchem sich der Versuch der Vollendung des Verbrechens oder Vergehens genähert hat; so daß, wenn nicht andere Milderungs- oder Schärfungs-Gründe zu berücksichtigen sind, in der Regel der höchste Grad der Strafe nur den beendigten, der mittlere Grad der Strafe den nächsten und der geringste Grad der Straf den entfernteren Versuch trifft“, Art. 58 E 1831. 233 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 115. 234 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 115. 235 Vgl. Art. 68 StGB.
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Viertes Kapitel
Nach dem Entwurf von 1831 unterfallen Handlungen die in dieses Versuchsstadium nicht eingetreten sind, nicht der Strafbarkeit236. Mit dieser Handhabung erklärt sich von Lindelof in seinem Vortrag einverstanden237. Im Regierungsentwurf ist die Regelung jedoch angepasst. Art. 61 des Regierungsentwurfs normiert: „Ist durch Handlungen die Ausführung eines beabsichtigten Verbrechens erst vorbereitet, aber noch nicht angefangen worden, so unterliegen sie nur in denjenigen Fällen einer Strafe, für welche dies ausnahmsweise ausdrücklich im Gesetz angeordnet ist.“238
Der Ausschuss hält dies „wegen allzugroßer Gefährlichkeit einzelner Verbrechen (insbesondere Hochverrath) oder wegen der Intensität der vorbereitenden Handlung (Verabredung Mehrerer)“ für notwendig239, weshalb die Norm ins Strafgesetzbuch (Art. 65) aufgenommen ist240.
II. Bestrafung Der Entwurf von 1831 begrenzt im allgemeinen Teil die Versuchsstrafbarkeit auf die Fälle, für die der spezielle Teil die Strafbarkeit ausdrücklich vorschreibt241. Zu der Frage, ob die Versuchsstrafbarkeit nur eintreten soll, wenn in einem Tatbestand des speziellen Teils des Strafgesetzbuchs eine Bestrafung des Versuchs vorgesehen ist, nimmt von Lindelof im vierten Punkt seines Vortrags Stellung242. Er tritt der Regelung des Entwurfs für die Fälle, in denen die Tat mit Todes- oder Zuchthausstrafe bedroht ist entgegen, da die diesen Strafen zugrunde liegenden Verbrechen „eine moralische Schändlichkeit des Täthers verrathen“243 und deswegen bei diesen Handlungen auch bereits allgemein der Versuch strafbar zu sein habe244. Inspirieren lässt sich von Lindelof bei dieser Ansicht von den römischen und französischen Regelungen, die ebenfalls eine Unterscheidung für Verbrechen und Vergehen kennen245. 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245
Vgl. Art. 56 f. E 1831. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 105. Art. 61 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 124. Vgl. Art. 65 StGB. Art. 56 Nr. 2 E 1831. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 105. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 109. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 109. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 109.
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In konsequenter Ablehnung einer deliktischen Klassenteilung246 normiert Artikel 64 StGB247 die allgemeine Strafbarkeit des Versuchs, ohne eine Unterscheidung nach der Schwere der Tat vorzunehmen248. Dabei orientiert die Regierung sich unter anderem an den württembergischen und sächsischen Entwürfen und nimmt Abstand von dem Code pénal249. Der Entwurf von 1831 normiert, dass der Versuch geringer als die vollende Tatausführung bestraft wird, wobei die Höhe der Strafe ins Verhältnis zur Strafandrohung des vollendeten Delikts gesetzt wird250. Nach dem Entwurf ist, „höchstens die Hälfte des gesetzlich angedrohten geringsten Strafmaases“251 zu verhängen252. Mit dem Grundsatz, dass der Versuch milder als die Vollendung bestraft werden müsse, um dem Täter einen Anreiz zu schaffen, die lediglich versuchte Tat nicht zu vollenden, ist von Lindelof einverstanden253. Dabei soll nach ihm ein angemessenes Verhältnis zwischen Versuchs- und Vollendungsbegehung, das jedoch höher als die Hälfte anzusetzen sei, geschaffen werden254. Der Ausschuss stimmt dieser Regelung zu und spricht sich für die geringere Bestrafung des Versuchs im Verhältnis zur Vollendung aus, wobei er gegen die Anhebung der Strafe auf bis zu zwei Drittel nichts einzuwenden hat255. Er begründet dies damit, dass bei der Berechnung der Strafe neben der subjektiv verwirkten Schuld der objektiv nicht eingetretene Erfolg als objektives Merkmal der Strafe nicht außer Acht bleiben dürfe256.
246 Vgl. Viertes Kapitel, A), II. 247 „Handlungen, durch welche die Ausführung eines beabsichtigten Verbrechens angefangen worden ist, sind als Versuch strafbar“, Art. 64 StGB. Wortgleich ebenfalls Art. 60 des Regierungsentwurfs. 248 Vgl. Art. 64 StGB. 249 Gegen dieses Vorgehen hat der Ausschuss nichts einzuwenden, Beilage Bd. 4, 1840, S. 123. 250 Vgl. Art. 158 E 1831. 251 Art. 58 E 1831. 252 Art. 58 E 1831. 253 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 110. 254 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 110. 255 Beilage Bd. 4, 1840, S. 126. 256 Beilage Bd. 4, 1840, S. 126.
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Viertes Kapitel
Demgemäß normiert das Strafgesetzbuch (Art. 68), dass die Versuchshandlung mit einer Strafe bis zu zwei Dritteln im Verhältnis zur Vollendung bestraft wird257.
III. Untaugliche Tatmittel Der Entwurf von 1831 enthält bezüglich der Anwendung untauglicher Tatmittel keine Regelung. von Lindelof schlägt in seinem Vortrag deswegen eine Erweiterung des Wortlauts des Artikels 57 des Entwurfs vor: „Die Strafe des Versuchs wird nicht ausgeschlossen, wenn dieser deswegen misslungen ist, weil aus Irrtum und Verwechslung, anstatt des beabsichtigten tauglichen, ein untaugliches Mittel, oder weil das taugliche in unzureichender oder unzweckmäßiger Art angewendet worden. Hingegen findet keine Strafe statt, wenn der Versuch wegen völliger Untauglichkeit der aus Einfalt für tauglich erachteten angewandten Mittel mislingen musste, vorbehältlich der Einschreitungen der Polizei.“258
Von Lindelof greift dabei auf die Grundsätze der Versuchsstrafbarkeit zurück, die bereits im Code pénal enthalten sind und sowohl vom bayrischen als auch vom hannoverischen und württembergischen Entwurf in ähnlicher Weise übernommen worden sind259. Im Regierungsentwurf wird die Anregung von Lindelofs umgesetzt. Artikel 67 normiert die Strafbarkeit des Versuchs mit untauglichen Mitteln260. Eine Grenzlinie zwischen dem strafbaren Versuch und der Straflosigkeit wird dort gezogen, wo die verwendeten Mittel unter keinen Umständen den Erfolg herbeiführen können und die subjektive Seite des Täters allein auf Unverstand oder Wahn beruht261. Auch der Ausschuss setzt sich in seinen Beratungen mit den Fällen auseinander, in denen der Erfolgseintritt nur aufgrund subjektiver Mängel ausbleibt262.
257 „in höchstens zwei Drittheilen“, Art. 68 StGB. Wortgleich dazu auch Art. 64 Regierungsentwurf. 258 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 105. 259 Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 105. 260 Vgl. Art. 67 Regierungsentwurf. 261 „Wer in der Absicht, die von dem Anderen beschlossene That zu befördern, bei Vollbringung der Haupthandlung unmittelbaren Beistand geleistet hat, ist als Miturheber zu betrachten. Die Strafe ist gegen ihn, wie gegen den Urheber innerhalb der gesetzlichen Grenzen nach Beschaffenheit und Größe seiner Mitwirkung auszumessen“, Art. 67 Regierungsentwurf. 262 Beilage Bd. 4, 1840, S. 129.
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Das im Großherzogtum geltende Recht sei diesbezüglich gespalten263. Die peinliche Gerichtsordnung zeige Ansätze zur Straflosigkeit, wobei für eine Straflosigkeit angeführt werde, dass die Vollendung des Erfolgs durch die gewählte Handlung nie möglich sei264. Der Code pénal dagegen sehe eine Strafbarkeit für Handlungen vor, die entgegen dem Täterwillen nur aufgrund äußerer Umstände nicht zum Erfolg führen265. Der Ausschuss spricht sich für die Strafbarkeit des Versuchs mit untauglichen Mitteln aus und begründet dies unter anderem mit der subjektiven Gefährlichkeit des Täters266. Denn der Täter habe in den vorgenannten Fällen jedenfalls durch irgendeine äußere Handlung seinen Willen in die Wirklichkeit übertragen, sodass die Argumentation, allein der schädliche Gedanke sei nicht strafbar, hier nicht greife267. Der Ausschuss spricht sich zudem für die Abgrenzung des Versuchs mit untauglichen Mitteln zu den auf Unverstand oder Wahn beruhenden undienlichen Mitteln und für die Straflosigkeit letzterer Handlungen aus, da der so Handelnde „wenigstens ein Narr und jedenfalls für die Gesellschaft unschädlicher sei“268, weshalb es dessen Bestrafung nicht bedürfe269. Die Regelung des Regierungsentwurfs wird demgemäß in das Strafgesetzbuch aufgenommen270.
IV. Reue Zu der Frage einer möglichen Straflosigkeit des Täters beim Rücktritt von der Versuchsausführung schweigen die Entwürfe. Knapp führt gegen eine solche Regelung an, dass eine entsprechende Vorschrift von den Tätern ausgenützt werden könne, die nur aufgrund objektiver Hindernisse die Tat nicht weiter ausführen, und sich dies auf die Rechtsordnung gefährlich auswirken könne271. In den Beratungen diskutieren die Kammern die Aufnahme eines Zusatzartikels (Artikel 65) der dem Täter für die aus Reue erfolgte freiwillige Aufgabe 263 264 265 266 267 268 269 270
Beilage Bd. 4, 1840, S. 129. So u.a. Feuerbach, vgl. Beilage Bd. 4, 1840, S. 129. Beilage Bd. 4, 1840, S. 129. Beilage Bd. 4, 1840, S. 129. Beilage Bd. 4, 1840, S. 129. Beilage Bd. 4, 1840, S. 131. Beilage Bd. 4, 1840, S. 131. „dagegen ist kein strafbarer Versuch vorhanden, wenn zur Ausführung des beabsichtigten Verbrechens aus Unverstand oder abergläubischem Wahne solche Mittel gebraucht wurden, welche dazu unter keinerlei Umständen dienlich sein konnten“, Art. 67 StGB. 271 Beilage Bd. 4, 1840, S. 135.
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der Tat Straflosigkeit gewährt272. Die zweite Kammer spricht sich für die Aufnahme des Artikels aus und führt dafür an, es komme nicht darauf an, ob derjenige, der die Tatausführung aufgebe, ein Recht auf Straflosigkeit habe, sondern dass es kriminalpolitisch sinnvoll erscheine, dem Täter für die Aufgabe der Tatausführung einen Anreiz zu setzen273. Die zweite Kammer argumentiert weiter, dass auch die neueren Legislationen von diesem Prinzip Gebrauch machen würden und die Regelung von dem bayrischen Strafgesetzbuch mit in die neueren bayrischen Entwürfe übernommen worden sei, sodass die Erfahrung zeige, dass keine gewichtigen Gründe zu erkennen seien, die gegen die Aufnahme des Artikels sprächen274. „Der eigentliche kriminalpolitische Grund [...] liegt darin, daß der Staat wesentlich dabei interessiert ist, Verbrechen, auch ohne Einschreiten der Gerichte oder sonstiger öffentlicher Behörden, zu unterdrücken, daß derjenige, den Reue bewog, von einem verbrecherischen Vorhaben abzustehen, durch die That die Wirkung des Gesetzes bewiesen hat, und daß endlich der Reuige, wenn er keine Straflosigkeit zu erwarten hätte, leicht zur Ausführung des Verbrechens veranlaßt werden könn275 te.“
Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die Berücksichtigung der Ansichten des Volkes, da in allen hessischen Provinzen (Art. 2 Code pénal, sowie Art. 178 der peinlichen Gerichtsordnung) die Regelung bislang bestehendes Recht sei276. Die zweite Kammer nimmt den von dem Ausschuss vorgeschlagenen Zusatzartikel mit der Erweiterung, dass dies nur beim „noch nicht beendigte[n]“ Versuch gelte deswegen an277. Breidenbach wendet in der ersten Kammer gegen die Aufnahme des Artikels ein, dass der Versuch ein selbstständiges Verbrechen sei und der Täter auf die Gewährung von Straflosigkeit keinen Anspruch habe278. Zudem zeige die Erfahrung, dass, sobald der erste Schritt zur Tat gegangen sei, der Täter nicht aus Reue, sondern allenfalls aufgrund äußerer Umstände von der Tatbegehung
272 273 274 275 276 277 278
Beilage Nr. 345, 1840, S. 23 ff. Beilage Nr. 345, 1840, S. 23 ff. Beilage Nr. 345, 1840, S. 23 ff. Beilage Nr. 345, 1840, S. 25. Beilage Nr. 345, 1840, S. 25. Zweite Kammer, Protokoll 135, 1840, S. 51. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 882.
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absehe279. Er argumentiert weiter, dass es dem Richter nicht möglich sei, die Reue des Täters zu überprüfen, und äußert: „ich fürchte sogar, daß in dem proponierten Artikel eine Lockung zum Verbrechen gefunden werden dürfte, indem sich der Verbrecher sagen wird: versuche es nur; mißlingt es, so berufst du dich auf den Artikel 65 und bleibst straflos.“280
Der Artikel 65 würde das Begnadigungsrecht auf den Richter übertragen und es müsse wie in dem Entwurf geregelt ausreichen, dass alle vorbereitenden Handlungen straflos seien281. Die erste Kammer stimmt mit 6 gegen 6 Stimmen gegen die Aufnahme des Artikels282. Die zweite Kammer beharrt jedoch weiter auf ihrer Ansicht und führt aus: „Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß die Nichtannahme des Artikels 65 in der von der zweiten Kammer beschlossenen Fassung eine Abweichung von den sonst überall härteren Bestimmungen des Code pénal und des peinlichen Gesetzbuchs, so wie der angesehensten neueren Legislationen seyn, und daß ohne den Artikel 65 das Strafgesetzbuch einen Grundsatz der Milde entbehren würde, für den sich die teutsche Kriminalrechtswissenschaft auf das Bestimmteste ausgespro283 chen hat.“
Nachdem beide Kammern284 keine Einigung erzielen, entscheidet die Regierung die strittige Frage. Sie folgt der Ansicht der zweiten Kammer. Artikel 69 des Strafgesetzbuchs lautet: „Der noch nicht beendigte Versuch, als solcher, ist straflos, wenn der Thäter nachweist, daß er nicht wegen physischen Unvermögens oder anderer zufälliger, von seinem Willen unabhängiger Umstände, sondern freiwillig und aus Reue von dem Unternehmen, und zwar gänzlich abgestanden ist.“285
279 280 281 282 283 284 285
Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 883. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 883. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 883. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 892. Beilage Nr. 362, 1840, S. 7. Beilage Nr. 362, 1840, S. 7; Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, S. 1106. Art. 69 StGB.
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E) Urheber und Gehilfen I. Urheber 1. Einteilung Der Entwurf von 1831 unterscheidet zwischen dem Urheber286 und dem Hauptteilnehmer287. In dem Regierungsentwurf wird der Hauptteilnehmer begrifflich in Anstifter288 und Miturheber289 aufgegliedert290. Mit der Aufteilung des Urhebers in eine physische und intellektuelle Seite, wie dies auch das württembergische Gesetz und die bayrischen, hannoverischen und badischen Entwürfe vorsehen, erklärt sich der Ausschuss einverstanden291. Unschlüssig ist er sich jedoch ob der Notwendigkeit, in einem zweiten Absatz den intellektuellen Urheber, wie dies der Regierungsentwurf vorsieht, näher zu definieren292. In den Beratungen werden Bedenken dahingehend geäußert, dass „dadurch eine nicht beabsichtigte Beschränkung oder Erweiterung des Begriffs in der Anwendung möglich würde“293. Trotzdem spricht sich der Ausschuss für die Beibehaltung der Fallbeispiele aus, um dem Richter dadurch Anhaltspunkte für die Beurteilung an die Hand zu geben294. Kritisch äußert sich der Ausschuss über die Begrifflichkeit des Miturhebers und dessen Einordnung zum Urheberbegriff295. Er bemängelt die schwammige Unterscheidung zum Gehilfen und befürwortet die Einteilung des württember286 Als Urheber wird angesehen, wer die Tat physisch selbst ausführt, vgl. Art. 59 E 1831. 287 Hauptteilnehmer ist, wer „dem Urheber zur Vollbringung der Haupthandlung unmittelbaren Beistand wissentlich“ leistet oder wer „durch Geschenk, Lohn, Versprechung, Befehl, Drohung, Auftrag, Rath, Anschlag, Mißbrauch von Gewalt und Macht, Zwang, absichtliche Bewirkung oder Benutzung eines Irrthums den Beschluß und die Verübung der wirklich begangenen strafbaren Handlung oder Unterlassung vorsätzlich veranlaßt“, wobei diese Aufzählung abschließend ist, vgl. Art. 60 E 1831. 288 Anstifter ist nach Artikel 66 Absatz 2 derjenige, der „absichtlich durch Gewalt, Drohung, Befehl, Auftrag, Geben oder Versprechen eines Lohns, absichtliche Bewirkung oder Benutzung eines Irrthums und dergleichen, den Urheber zu Begehung des Verbrechens bestimmt hat“, Art. 66 Regierungsentwurf. 289 „Wer in der Absicht, die von dem Anderen beschlossene That zu befördern, bei Vollbringung der Haupthandlung unmittelbar Beistand geleistet hat, ist als Miturheber zu betrachten“, Art. 67 Regierungsentwurf. 290 Art. 66 f. Regierungsentwurf. 291 Beilage Bd. 4, 1840, S. 141. 292 Beilage Bd. 4, 1840, S. 142. 293 Beilage Bd. 4, 1840, S. 142. 294 Beilage Bd. 4, 1840, S. 142. 295 Beilage Bd. 4, 1840, S. 147.
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gischen Gesetzes, das den Miturheber als Hauptgehilfen bezeichnet und die Tathandlung damit dem Begriff des Gehilfen zuordnet296. In Anlehnung an den badischen Entwurf beantragt der Ausschuss deswegen die Streichung des Artikels 67 des Regierungsentwurfs297. Im Strafgesetzbuch wird demgemäß der physische Urheber dem intellektuellen Urheber gleichgestellt und die Liste an Fallbeispielen aus dem Regierungsentwurf aufgenommen298. Zudem ist der Miturheber begrifflich nicht im Strafgesetzbuch aufgeführt, nachdem sich auch die erste Kammer, gegen diese Bezeichnung ausgesprochen hat299. An der Bestrafung seiner Handlung ändert sich jedoch nichts, wie Artikel 73 des Strafgesetzbuchs zeigt300.
2. Rechtsfolge Einigkeit besteht in den Entwürfen dahingehend, dass alle unter den Urheberbegriff fallende Täter, unabhängig davon, ob sie einen physischen, intellektuellen oder befördernden Beitrag erbringen, einheitlich zu bestrafen sind301. Mit dieser Regelung setzt sich der Ausschuss in seinen Beratungen kritisch auseinander und erläutert, dass sich teilweise die Schuld des intellektuellen Urhebers von der des physischen deutlich unterscheide302. So erfülle in den Fällen, in denen physischer oder moralischer Zwang den Urheber erst zu der Tat bestimmen, der Anstifter die größere Schuld303. Jedoch handele der Anstifter in Unterscheidung zu dem Urheber lediglich am Anfang der Tat und weit entfernt vom Taterfolg, so dass der physische Urheber immer eine unmittelbarere Stellung zum verbrecherischen Erfolg aufweise304. Da der Regierungsentwurf jedoch weitestgehend relativ bestimmte Freiheitsstrafen vorsehe, erledige sich diese Problematik von selbst, da jeder nach Maßgabe seines Beitrags
296 297 298 299 300
301 302 303 304
Beilage Bd. 4, 1840, S. 147. Beilage Bd. 4, 1840, S. 148. Vgl. Art. 71 StGB. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 898. Dieser regelt weiterhin, dass derjenige der „in der Absicht, die von dem Anderen beschlossene That zu befördern, bei Vollbringung der Haupthandlung einen solchen unmittelbaren Beistand geleistet hat, ohne welchen das Verbrechen unter den vorhandenen Umständen nicht hätte vollbracht werden können“, mit der Strafe des Urhebers belegt wird, Art. 73 StGB. Vgl. Art 67 und Art. 68 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 143. Beilage Bd. 4, 1840, S. 143. Beilage Bd. 4, 1840, S. 144.
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bestraft werden könne305. Anders liege der Fall nur bei der lebenslänglichen Zuchthaus- und der Todesstrafe306. Dort müsse für den Fall, dass die Schuld des intellektuellen Urhebers geringer sei, eine Anpassung erfolgen307. Für deren Anwendung schlägt der Ausschuss einen Zusatzartikel 66a308 vor, der für den Fall, dass die Schuld des intellektuellen Urhebers geringer sei als die des physischen Urhebers, die Strafe des Anstifters nach Maßgabe seiner Schuld herabsetzt309. Gegen die Aufnahme dieses Artikels spricht sich während der Beratungen der zweiten Kammer der Ministerialrath Breidenbach aus, der für die Ausnahme keinen Raum sieht310. Setze der Gesetzgeber eine absolute Strafe fest, so seien darin schon alle mildernden Varianten bedacht und man müsse keine Ausnahme normieren311. Hesse wendet dagegen ein, dass die Aufnahme des Zusatzartikels lediglich dazu führen werde, eine unangemessene Härte in Ausnahmefällen zu verhindern, ohne dass der Artikel ansonsten nachteilige Wirkungen entfalten würde312. Die zweite Kammer stimmt deswegen für die Aufnahme des Artikels313. Die erste Kammer ist von diesem Argument jedoch nicht überzeugt und stimmt gegen die Aufnahme314. Eine derartige Erweiterung des richterlichen Ermessens über die Strafmilderungsmöglichkeiten hinaus sei bedenklich, nicht indiziert und würde zu einem nicht gewollten Zustand führen315.
305 306 307 308
309 310 311 312 313 314 315
Beilage Bd. 4, 1840, S. 145. Beilage Bd. 4, 1840, S. 145. Beilage Bd. 4, 1840, S. 145. „Wenn auf ein Verbrechen lebenslängliche Zuchthaus- oder die Todesstrafe gesetzt ist, können die Gerichte, unbeschadet der im Tit. 9 aufgezählten Milderungsgründe – die Strafe des Anstifters – intellektuellen Urhebers – nach Maaßgabe der Schuld, im letzteren Fall bis auf lebenslängliche, im ersteren Fall aber bis auf 12 Jahre Zuchthausstrafe herabsetzen“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 145. Beilage Bd. 4, 1840, S. 145. Zweite Kammer, Protokoll 136, 1840, S. 3 f. Zweite Kammer, Protokoll 136, 1840, S. 3 f. Zweite Kammer, Protokoll 136, 1840, S. 4. Mit 27 gegen 6 Stimmen, Zweite Kammer, Protokoll 136, 1840, S. 15. Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S. 892. Dabei wird ein Vergleich zu Frankreich gezogen und das Bedenken geäußert, dass die Geschworenen zukünftig nicht nur über die Schuldfrage, sondern auch über die Milderungsgründe entscheiden würden, Beilage Nr. 138, 1840, S. 546.
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Nachdem die zweite Kammer auf ihrem Beschluss beharrt316 und eine Einigung zwischen den Kammern nicht erzielt werden kann, entscheidet die Regierung über die Aufnahme. Das Strafgesetzbuch stellt bei der Bestrafung den intellektuellen Urheber dem physischen gleich und unterscheidet auch bei der Androhung der lebenslänglichen Zuchthaus- und Todesstrafe nicht zwischen beiden317. Der angeregte Zusatzartikel 66a wird nicht ins Strafgesetzbuch aufgenommen.
II. Gehilfe 1. Einteilung Der Entwurf von 1831 bezeichnet die Gehilfen als gemeine Teilnehmer und normiert in abschließender Aufzählung eine Vielzahl von Fallbeispielen318, was zu einer Unübersichtlichkeit und Undurchsichtigkeit führt und die Norm schwer verständlich macht319. Im Regierungsentwurf wird der Begriff des gemeinen Teilnehmers in die Bezeichnung „Gehilfe“ umbenannt320. Die Fallgruppen, in denen jemand als Gehilfe anzusehen ist, werden zusammengefasst, wodurch die Norm deutlich an Verständlichkeit und Übersicht gewinnt321.
316 Zweite Kammer, Protokoll 161, 1840, S. 34. 317 Vgl. Art. 71 StGB. 318 Darunter fallen diejenigen, die zum Beispiel „Anderen, von denen sie wußten, daß dieselben strafbare Handlungen begehen wollten, freiwillig Aufenthalt gegeben, oder denselben die Zeit oder Ort und Stelle zur Vorbereitung oder Ausführung der strafbaren Handlung bezeichnet oder gestattet haben“ (Art. 62 Nr. 2 E 1831), oder verpflichtet sind, „vermöge ihres Amtes oder öffentlichen Dienstes, oder vermöge ihres besonderen, von ihrem Vorgesetzten erhaltenen Befehls oder Auftrags die Begehung strafbarer Handlungen zu verhindern“ ( Art. 62 Nr. 7a E 1831). 319 Vgl. Art. 62 E 1831. 320 Vgl. Art. 78 Regierungsentwurf. 321 Gehilfe ist derjenige, „1) wer den verbrecherischen Entschluß Anderer durch Rath, Ueberredung, Belehrung, Verführung befördert oder bestärkt, dem Verbrecher Mittel oder Gelegenheit zur Ausführung anzeigt oder verschafft, oder Hindernisse der Ausführung wegräumt; 2) wer im Zeitpunkt der Ausführung der That durch Wachestehen, Kundschaftgeben, oder auf andere Weise Beistand leistet, oder die Entstehung der verbrecherischen Wirkung, oder die Größe derselben befördert; 3) wer dem Verbrecher in Folge einer der That vorhergegangenen Zusage durch Handlungen, die eine Begünstigung (Art. 82) ausmachen, nach der That förderlich geworden ist“, Art. 78 Regierungsentwurf.
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Nachdem der Ausschuss an der Regelung des Regierungsentwurfs bezüglich des Gehilfen nichts auszusetzen hat, sind in Artikel 83 des Strafgesetzbuches die bereits im Regierungsentwurf enthaltenen Fallbeispiele wörtlich aufgenommen322.
2. Rechtsfolge Die Zuordnung des Handelnden zu einer der Beteiligtenformen anhand der Schwere des geleisteten Tatbeitrags spiegelt sich auch in der jeweiligen Rechtsfolge wider. Für die Bestrafung des „gemeinen Teilnehmers“ regelt der Entwurf von 1831 eine Herabsetzung der Strafe des Täters im selben Verhältnis wie für den Versuch im Vergleich zum vollendeten Delikt vorgesehen ist323. Zudem gestattet Artikel 64 des Entwurfs von 1831 den Gerichten, die Strafe des Gehilfen nach eigenem Ermessen und Abwägung der „Beschaffenheit ihrer Mitwirkung und […] den besonderen, in ihren persönlichen Verhältnissen vorhandenen mildernden Umständen“324 weiter zu mildern325. Zu der Bestrafung des Gehilfen nimmt von Lindelof im fünften Punkt seines Vortrags Stellung und erklärt sich damit einverstanden, diese der Bestrafung des Versuchs gleichzustellen326. von Lindelof kritisiert allerdings die zusätzliche Strafmilderungsmöglichkeit des Artikels 64 und befürchtet, dass in der Anwendung dieser Norm dem Strafgesetz eine zu große Milde, die der Tat nicht mehr angemessen sei, inne wohnen werde327. Er ist der Ansicht, dass der von ihm in Vorschlag gebrachte Artikel 58, in welchem die mildere Versuchsstrafbarkeit geregelt ist, einen ausreichend großen Rahmen für Milderungsmöglichkeiten eröffne und die zusätzliche Milderungsmöglichkeit des Artikels 64 deswegen nicht mehr benötigt werde328. Im Regierungsentwurf ist die Strafbarkeit des Gehilfen, wie auch im Entwurf von 1831, in Anlehnung an die Versuchsstrafbarkeit normiert und steht im gemilderten Verhältnis zu der Strafe des Urhebers329. Im Hinblick auf die von 322 323 324 325 326 327 328 329
Vgl. Art. 83 StGB. Vgl. Art. 63 E 1831. Art. 64 E 1831. Art. 64 E 1831. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 116. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 117. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 117. „Die Strafe der Gehülfen ist im Verhältnisse zur Strafe, welche auf dem von dem Urheber verübten Verbrechen steht, nach demjenigen Maßstabe herabzusetzen, welche
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von Lindelof geäußerte Kritik sind jedoch die im Entwurf enthaltenen weiteren Milderungsmöglichkeiten nicht aufgenommen worden. Nachdem sich auch der Ausschuss für diese Handhabung ausgesprochen hat, da sie im Vergleich zu anderen Legislationen, wie zum Beispiel der hannoverischen oder württembergischen, eine größere Milde darstelle330, sind in das Strafgesetzbuch die Regelungen zur Strafbarkeit des Gehilfen aus dem Regierungsentwurf übernommen331.
F) Strafzumessung Im Entwurf von 1831 ist ein eigener Titel über die Zumessung der Strafe nicht enthalten. Oberflächlich angeschnitten wird dieses Thema einzig von dem Titel XI., der die Schärfungs- und Milderungsgründe überhaupt behandelt332. Von Lindelof beschäftigt sich in dem sechsten Punkt seines Vortrags intensiv mit der Frage, ob es angemessen ist, dass sich der Entwurf nicht mit den Strafzumessungsgründen, die den Richter leiten sollen, auseinandersetzt333. Dabei räumt er ein, dass es auf Grund der Vielzahl der Möglichkeiten nicht angebracht sei zu versuchen, alle Strafzumessungsgründe ins Gesetz aufzunehmen, plädiert jedoch dafür, im Gesetz die allgemeinen Rücksichten der Strafzumessung anzugeben, ohne exklusiv die Gründe zu benennen334. von Lindelof läßt sich dabei sowohl vom österreichischen als auch vom bayrischen Strafgesetzbuch leiten, welche beide dieses System umgesetzt haben335. Zur Begründung verweist er auf den Wortlaut aus den Motiven zu dem bayrischen Entwurf von 1827336. Der Ansicht von Lindelofs stimmt auch Breidenbach in seinem Vortrag zu, der dort ausführt:
330 331 332 333
334 335 336
der Art. 64 für die Strafe des Versuchs im Verhältnisse zur Strafe des vollendeten Verbrechens bestimmt“, Art. 79 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 158. Vgl. Art. 84 StGB. Vgl. Titel XI. E 1831. Die Fragestellung lautet: „Ist es angemessen, daß der Entwurf nicht der allgemeinen Gründe erwähnt, welche den Richter bei Ausmessung der Strafe leiten sollen?“, Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 117. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 117. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 117. „Es ist jeden Falls minder bedenklich dem erkennenden Richter bestimmte Anhaltspunkte, gleichsam Leitsterne für die Beurtheilung der einzelnen Fälle und deren Strafbarkeit, zu geben, sey es auch, daß sie den weniger gewandten Richter manchmal irre leiten, als ihn, so zu sagen, sich selbst – seiner eignen Philosophie – seinem bon sens – seinem auf individuellen Ansichten beruhenden Räsonement zu überlassen. Bei
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Viertes Kapitel „Auf Vollständigkeit kann hier kein Anspruch gemacht werden, weil da, wo es auf die Erforschung der inneren Verschuldung ankommt, die Kombinationen unendlich sind und der kleinste Nebenumstand den Grad der Strafwürdigkeit verändert, es auch bei der Strafausmessung auf den Totalüberblick vorzüglich ankommt.“337
In einem zweiten Schritt beschäftigt von Lindelof sich mit der Frage, in welchem Umfang die Strafzumessungsmöglichkeiten in den allgemeinen Teil aufzunehmen sind, und orientiert sich auch hier an den bayrischen und württembergischen Entwürfen und Gesetzen338. von Lindelof erkennt, dass die im speziellen Teil des Entwurfs enthaltenen Hauptrücksichten den Richter bei der Findung der Strafe anhand der Gesichtspunkte des Gesetzgebers leiten können, hält die Einführung eines weiteren Titels im allgemeinen Teil zur Zumessung der Strafe jedoch trotzdem für notwendig339. Er bringt deswegen einen ausformulierten neuen elften Titel in Vorschlag, bei dessen Formulierung er sich von den bayrischen und den oldenburgischen Strafgesetzbüchern leiten lässt340. Im Rahmen des elften Titels schlägt er die Einführung von sechs Artikeln (Artikel 94a bis 94f) vor, in denen er die Grundsätze der Zumessung der Strafe festhalten möchte341. So soll sich zum Beispiel nach Artikel 94c die Strafbarkeit im Hinblick auf einen gesteigerten rechtswidrigen Willen des Täters erhöhen342. Daneben soll nach von Lindelof berücksichtigt werden, welche Hindernisse der Täter zur Tatausführung überwinden muss und ob eine gewerbsmäßige Tatbegehung vorliegt343. Des Weiteren sollen in die Zumessungserwägungen die äußeren Tatumstände, die den Täter zur Tatbegehung veranlasst haben, berücksichtigt werden, sowie die innere Tatseite und die Motive des Täters344. Schließlich hält von Lindelof eine schärfende Berücksichtigung auch solcher
337 338 339 340 341 342 343 344
dem sehr weiten Felde, welches die Entwürfe vom Jahr 1822 und 1827 dem richterlichen Ermessen eröffnet haben, wäre es umso nothwendiger gewesen, allgemeine bestimmte Normen für gehörige Abwägungen der Strafbarkeit der einzelnen Fälle aufzustellen. Gerade bei dem Mangel solcher Regeln über den Einfluß der mildernden und erschwerenden Umstände auf die Strafbarkeit der zur Untersuchung gekommenen Handlungen würden höchst verschiedenartige und deßhalb mit Recht befremdenden Urtheilssprüche zum Vorschein kommen. – Die Bestimmungen der Art. 93, 94 des Strafgesetzbuches haben seit 18 Jahren als sehr wohlthätig sich bewährt.“ Baierscher Entwurf von 1827, Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 119. Vortrag von Breidenbach, 1839, S. 10. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 121 f. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 121 f. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 121 f. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 121 f.
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Verbrechen, die keinen Rückfall im Sinne des Gesetzes darstellen, für bedeutend345. In Artikel 94d beschäftigt von Lindelof sich mit den Strafmilderungsmöglichkeiten und schlägt vor, die Milderung der Strafe dann in Betracht zu ziehen, wenn der Täter geistig oder aufgrund von Trunkenheit die Handlung falsch einschätzt, ferner, wenn der Täter zur Tatbegehung angestiftet oder genötigt wird oder sonst wie von einem anderen zur Begehung der Handlung verleitet wird346. Ebenso sieht von Lindelof die Möglichkeit der Strafmilderung in den Fällen vor, in denen der Täter von einer zufällig entstandenen oder günstigen Gelegenheit zur Tatbegehung gedrängt wird, ohne einem ausführlichen Tatplan zu folgen347. Auch die Mithilfe zur Strafverfolgung von Mittätern möchte von Lindelof mit einer Strafmilderung belohnen348. Zusammenfassend soll der gesamte Lebenswandel des Täters berücksichtigt werden349. von Lindelof führt diesbezüglich aus, dass eine Strafmilderung gerade dann in Betracht komme, wenn der Täter einen geringeren als möglichen Schaden angerichtet habe, wenn er versucht habe, einen verursachten Schaden wiedergutzumachen, bzw. allgemein die Folgen der Handlung auszugleichen oder wenn er sich freiwillig gestellt habe oder geständig gewesen sei350. In den Regierungsentwurf finden die Ideen von Lindelofs zwar nicht wörtlich, jedoch dem Grundgedanken nach, Einzug351. In fünf Normen (Art. 109 bis 113), welche wörtlich in das Strafgesetzbuch (Art. 118 bis 122) übernommen worden sind, hat die Regierung in einem zehnten Titel die Zumessung der Strafe normiert352. Artikel 118 bestimmt zunächst dem Grunde nach, dass der Richter die Zumessung der Strafe als Einzelfallbetrachtung in den Fällen, in denen die Strafhöhe unbestimmt ist, festzulegen hat353. Dabei sind nach Artikel 119 objektiv die „Schädlichkeit und Gefährlichkeit“354 der Tathandlung, sowie subjektiv die „Bösartigkeit und Stärke“355 des Täterwillens zu berücksichtigen356. Artikel 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356
Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 121 f. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 120 ff. Vortrag v. Lindelofs, 1835, S. 122. Vgl. Art. 109–113 Regierungsentwurf. Vgl. Art. 118–122 StGB. Vgl. Art. 118 StGB. Art. 119 StGB. Art. 119 StGB. Vgl. Art. 119 StGB.
90
Viertes Kapitel
120 normiert daneben Regeln für die Fälle, in denen sich die Strafzumessung zu Lasten des Täters auswirkt, und übernimmt die von von Lindelof herausgearbeiteten Vorschläge357. Die zugunsten des Täters im Rahmen der Strafzumessung zu berücksichtigenden mildernden Umstände sind in Artikel 121 festgelegt, wobei auch hier die von von Lindelof aufgestellten Gedanken übernommen worden sind358.
357 Vgl. Art. 120 StGB. 358 Vgl. Art. 121 StGB.
Fünftes Kapitel: Thematische Entwicklung des speziellen Teils des Strafgesetzbuchs „Die Änderungen bezogen sich auf eine Herabsetzung der Höchst- bzw. der Mindeststrafen, auf eine präzisere Fassung der Tatbestände, auf eine Ausschreibung von Tatbeständen die auf eine Verdachtsstrafe hinausliefen, sowie auf die Weglassung von Tatbeständen, deren Strafbarkeit man nicht für Notwendig hielt.“1
A) Aufbau I. Gliederung der Titel Der spezielle Teil des Strafgesetzbuchs befindet sich im zweiten Teil des Gesetzes und ist mit der Überschrift „von den einzelnen Verbrechen und Vergehen“ betitelt. Er besteht aus dreihundertsechsundfünfzig Artikeln (Art. 129 bis Art. 484). Die einzelnen Artikel sind thematisch in Kapitel zusammengefasst und den verschiedenen Deliktarten sind jeweils eigene Titel zugeordnet. Anders als im bayerischen Strafgesetzbuch, in dem teilweise mehrere verschiedene Deliktgruppen in einem Titel zusammengefasst sind, führt die thematische Zusammenfassung im hessischen Strafgesetzbuch zu einer umfassenden Untertitelung2. Eine Zusammenfassung über die Intention der Gliederung des Regierungsentwurfs, die derjenigen des Strafgesetzbuchs entspricht, findet sich in dem Bericht von Hesse, in dem es heißt: „Die einzelnen Verbrechen stehen, wie sie der Entwurf folgen läßt, in einem möglichst natürlichen Zusammenhang, nach Maaßgabe des verschiedenen Thatbestandes, und auch in den einzelnen Titeln ist zweckmäßige Anordnung nicht zu verkennen; durch welches Alles eine leichtere Uebersicht für Volk und Richter gewährt, die demnächstige Anwendung erleichtert und theilweise die erforderliche Vorstellung über größere oder geringere Bedeutung des einen oder anderen Verbrechens in der öffentlichen Meinung befestigt wird.“3
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Schubert S. 32. Dort findet sich auch im Folgenden eine Übersicht über die Änderungen (Änderungen nach Schubert S. 32 bis 34). Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 191. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6.
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Fünftes Kapitel
Neben der Zusammenfassung der einzelnen Artikel zu Titeln findet den Überschriften nach keine weitere Unterteilung des hessischen Strafgesetzbuchs statt.
II. Thematische Unterteilung Der spezielle Teil des Strafgesetzbuchs zeigt thematisch eine Dreiteilung auf, die mit Zustimmung des Ausschusses aus dem Regierungsentwurf übernommen worden ist4. Im ersten Teil steht der Rechtsgüterschutz des Staates im Vordergrund, im zweiten der Rechtsgüterschutz des Individuums, und an diese beiden Teile schließt sich ein dritter Teil an, der sich mit den Verfehlungen der öffentlich handelnden Personen befasst5. Eine strikte Aufteilung, wie sie zum Beispiel das bayrische Strafgesetzbuch kennt, das streng in die Kategorien Privatverbrechen und Staatsverbrechen eingeteilt ist, geht damit jedoch nicht einher6. Das hessische Strafgesetzbuch stellt die thematische Nähe der Tatbestände, die in den einzelnen Titeln zusammengefasst sind, über die strenge Zuordnung der Vergehen zu den einzelnen Abschnitten7. Hesse fasst dies in seinem Bericht zusammen: „Strenge lassen sich freilich öffentliche- und Privatverbrechen nicht scheiden, denn gar manche der letzteren tragen gleichzeitig ein Merkmal der ersteren an sich, z.B. Münzverbrechen, Meineid,“8
B) Rechtsgüterkreis des Staates I. Hochverrat 1. Objekt Nach Artikel 129 des Strafgesetzbuchs werden der Großherzog, der Verweser9 des Großherzogtums (Nr. 1), die Selbstständigkeit des Staates (Nr. 2) und die Staatsverfassung (Nr. 3) vor Angriffen oder Verschwörungen zu ihrem Nachteil geschützt10. Der Tatbestand des Strafgesetzbuchs hat gegenüber Artikel 120 des Regierungsentwurfs in Nummer 1 eine Ausweitung auf die Person des 4 5 6 7 8 9 10
Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Beilage Bd. 4, 1840, S. 6. Unter einem Verweser versteht man diejenige Person, die das Amt des Staatsoberhauptes stellvertretend für einen vorübergehenden Zeitraum ausübt. Vgl. Art. 129 StGB.
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Verwesers des Großherzogtums erfahren11. Anders als im Rahmen der Majestätsbeleidigung12 ist der Ausschuss sich hier einig, dass der Schutz des Hochverrats auch auf den Verweser auszudehnen sei13.
2. Subjekt Im Regierungsentwurf ist das Delikt des Hochverrats nicht auf eine bestimmte Tätergruppe beschränkt14. In seinen Beratungen setzt sich der Ausschuss ausführlich damit auseinander, ob der Hochverrat durch jedermann oder allein durch Inländer verwirklicht werden kann15. Rechtshistorische Gründe sprächen dafür, dass ein Untertanenverhältnis Voraussetzung für die Verwirklichung des Hochverrats sei, was so auch in der Lehre vertreten werde und wovon das preußische Landrecht, das bayrische Strafgesetzbuch und auch der hannöverische Entwurf ausgingen16. Der Ausschuss vertritt jedoch die Ansicht, es könne aus kriminalpolitischer Sicht gerechtfertigt sein, in Anlehnung an die österreichischen, württembergischen und sächsischen Strafgesetzbücher davon abzuweichen17. Die Frage, ob und gegebenenfalls wie viel strafbarer die Tat eines Inländers gegenüber der eines Ausländers sei, stellt der Ausschuss hintenan und legt bei der Beurteilung der Tätereigenschaft den Schwerpunkt auf objektive Kriterien18, da der Staat gegenüber dem Ausländer die gleichen Selbsterhaltungsinteressen, wie gegenüber dem Inländer habe19. In Artikel 129 des Strafgesetzbuchs ist demgemäß eine besondere Tätereigenschaft nicht gefordert und der Hochverrat kann gleichermaßen von In- und Ausländern verwirklicht werden20.
11 12 13 14 15 16 17 18 19
20
Vgl. Art. 120 Regierungsentwurf. Vgl. Fünftes Kapitel, B) III. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. Beilage Bd. 4, 1840, S. 217. „Der objektive Gesichtspunkt, die Gemeingefährlichkeit des Verbrechens, ist es vielmehr, welche bei Abwägung der Voraussetzungen und der Strafe des Hochverraths vorzugsweise ins Auge gefaßt werden muss“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 218. Vgl. Art. 129 StGB.
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Fünftes Kapitel
3. Verschwörung Der Hochverrat lässt sich durch Angriff auf die geschützten Rechtsgüter oder durch Verschwörung begehen21. Eine Verschwörung liegt nach Artikel 120 des Regierungsentwurfs vor, „sobald zwei oder mehrere Personen die Ausführung eines Angriffs verabredet haben“22. Diese Regelung kritisiert der Ausschuss, obwohl er die „hohe Gefährlichkeit und Strafbarkeit einer solchen Verschwörung“23 anerkennt, da bei der Verschwörung „das Komplott immer nur bezüglich des Verbrechens, zu dessen Ausführung es eingegangen wurde, eine vorbereitende Handlung“24 darstelle25. Er schlägt deswegen in Anlehnung an das sächsische Strafgesetzbuch26 vor, für die Verschwörung einen eigenen Artikel zu schaffen, um den Besonderheiten der Verschwörung gerecht zu werden27. Die Majorität entscheidet sich jedoch entgegen der geäußerten Kritik dafür, die Regelungen des Regierungsentwurfs ins Strafgesetzbuch zu übernehmen, da ein Erfolg beim Hochverrat nicht Tatbestandsmerkmal sei und „schon der Versuch allein das Wesen des Verbrechens bilde“28. „Wenn man nun die große objektive Gefährlichkeit, die sich gerade in der Verschwörung darstelle und welche bei dieser Art des Verbrechens mehr als bei jeder anderen in Berücksichtigung gezogen werden müsse, in die Waagschale lege, so werde die sich in der Verschwörung schon an und für sich darlegende größere Gefahr, obgleich darin allerdings nur eine vorbereitende Handlung zu erkennen sey, dem von einem Einzelnen ohne vorangegangene Verschwörung begangenen bloßen Versuche um so bedenklicher an die Seite gesetzt werden können, als sogar (den Fall eines gegen die Person des Regenten gerichteten Attentats etwa ausgenommen) der von einem Einzelnen verübte Versuch, hinsichtlich der objektiven Gefährlichkeit, der Verschwörung bei weitem nachstehe.“29
21 22 23 24 25 26 27 28 29
„Das Verbrechen des Hochverraths wird begangen durch Angriff oder Verschwörung“, Art. 120 Regierungsentwurf. Art. 120 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 219. Beilage Bd. 4, 1840, S. 219. Beilage Bd. 4, 1840, S. 219. „Die Eingehung von Verbindungen zu einem hochverätherischen Unternehmen.“; vgl. Art. 117 des sächsischen Strafgesetzbuches. Beilage Bd. 4, 1840, S. 219. Beilage Bd. 4, 1840, S. 220. Beilage Bd. 4, 1840, S. 220 f.
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Ein Grund dafür, die Verschwörung aus dem Begriff des Hochverrats auszuschließen, liege demnach nicht vor30. Im Strafgesetzbuch ist demgemäß für die Verschwörung kein eigener Artikel geschaffen worden, sondern der Hochverrat kann, wie schon im Regierungsentwurf geregelt, durch Angriff oder Verschwörung begangen werden31. In Erweiterung der Regelungen des Regierungsentwurfs normieren die Artikel 132 und 133 des Strafgesetzbuchs in Abwandlung zu den allgemeinen Versuchsregel für den Fall des Hochverrats, dass die Täter einer Verschwörung auch dann zu bestrafen sind, wenn sie die Tatbeteiligung freiwillig aufgegeben haben32. Dies ist selbst dann der Fall, wenn es noch nicht zu einer vorbereitenden Handlung gekommen ist33. Eine Ausnahme dafür sieht Artikel 135 nur für denjenigen vor, der als an einer Verschwörung Beteiligter, vor deren Ausbruch sich und die weiteren Beteiligten dem Staat gegenüber anzeigt und dies auch nur dann, wenn der Staat im Vorfeld von der Verschwörung noch keinerlei Kenntnis erlangt hat34. In diesem Fall ist der Beteiligte straffrei35. Zudem normiert Artikel 134 die Strafbarkeit für denjenigen, der an der Verschwörung zwar nicht beteiligt ist, von dieser jedoch Kenntnis erlangt hat und die Verschwörung dem Staat gegenüber nicht anzeigt36. Dies sei aufgrund der hohen Gefährdung des Staates notwendig und bereits von anderen Legislationen (unter anderem Österreich, Preußen und Sachsen) umgesetzt37. Entgegen den allgemeinen Versuchsregeln dehnt Artikel 131 die Bestrafung eines an der Verschwörung Beteiligten auf jedwede Vorbereitungshandlung aus, ohne dass ein Versuchsbeginn gefordert wird. Dass es noch nicht zu einer einsetzenden Handlung gekommen ist, wird dabei aus kriminalpolitischen Gesichtspunkten in einer niedriger angesetzten Strafe berücksichtigt38. Christ fasst dies mit den Worten zusammen: Dieser erste Komplex des besonderen Teils ließ die Tendenz erkennen, durch weitgehende und minuziöse Tatbestandsfassung ein umfassendes Sicherungssys-
30 31 32 33 34 35 36 37 38
Beilage Bd. 4, 1840, S. 221. Art. 129 StGB. Vgl. Art. 132, 133 StGB. Vgl. Art. 132, 133 StGB. Vgl. Art. 135 StGB. Vgl. Art. 135 StGB. Vgl. Art. 134 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 225. Beilage Bd. 4, 1840, S. 221.
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Fünftes Kapitel tems des Staates zu schaffen. „Der Hochverrat steht dabei im Mittelpunkt des staatlichen Strafrechtsschutzes.“39
4. Rechtsfolge Die besondere Stellung des Hochverrats zeigt sich nicht nur an der hervorgehobenen Stellung im Gesetz, sondern auch an der angedrohten Rechtsfolge. So werden gemäß Artikel 130 des Strafgesetzbuchs Hochverräter mit dem Tod bestraft40. Für den Fall der Verschwörung, die keinen Angriff als Folge hat, sind Freiheitsstrafen vorgesehen41. Droht der Regierungsentwurf für den Anstifter noch eine lebenslange Zuchthausstrafe und für die übrigen Teilnehmer eine Zuchthausstrafe von acht bis zu sechszehn Jahren an42, so werden diese Strafen im Strafgesetzbuch abgemildert. Nach Artikel 130 Nummer 2 des Strafgesetzbuchs werden Anstifter lediglich noch mit einer Zuchthausstrafe von acht bis zu sechszehn Jahren, die übrigen Teilnehmer mit einer Zuchthausstrafe von fünf bis zu zehn Jahren bestraft43.
II. Landesverrat An die Artikel zum Hochverrat schließen sich die Artikel zum Landesverrat an. Als Landesverräter macht sich nach Artikel 136 des Strafgesetzbuchs, der inhaltlich mit den Entwürfen von 1836 und 1839 übereinstimmt, schuldig, wer sich insbesondere in Kriegszeiten mit einem Landesgegner zum Nachteil des Großherzogtums verbindet44. Ist jedoch Ziel dieses Bündnisses die „Vernichtung des Staats oder eines wesentlichen Bestandtheiles desselben“45, so erfüllt der Landesverrat die Voraussetzungen des Hochverrates, und die Bestimmungen des Landesverrats treten hinter denen des Hochverrats zurück46. In Abstufung zum Hochverrat wird für den Landesverrat eine Zuchthausstrafe von fünf bis zu sechzehn Jahren als ausreichend angesehen47. Der Regierungs-
39 40 41 42 43 44 45 46 47
Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 192. Vgl. Art. 130 StGB. Vgl. Art. 130 StGB. Vgl. Art. 121 Regierungsentwurf. Vgl. Art. 130 Nr. 2 StGB. Vgl. Art. 136 StGB. Art. 136 StGB Vgl. Art. 136 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 231.
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entwurf, der für den Landesverrat noch eine Zuchthausstrafe auf Lebenszeit normiert hat, wird für das Strafgesetzbuch entsprechend angepasst48.
III. Majestätsbeleidigung Die Trennung der Majestätsbeleidigung vom Hochverrat und die Beschränkung auf die Beleidigung des Staatsoberhauptes erfolgt zu Beginn des 19. Jahrhunderts49. Dadurch kann eine tatbestandlich exakte Bestimmung der Majestätsbeleidigung erreicht werden, die vorher in einer allgemeinen Strafbarkeit von Angriffen auf die Regierung aufgegangen ist50. Die Majestätsbeleidigung nimmt eine besondere Stellung im Gesetzbuch ein, da sie von den gewöhnlichen Ehrverletzungen abgegrenzt wird und im Kapitel über den Rechtsgüterschutz des Staates eingereiht ist51. Begründet wird dies mit der besonderen Stellung des Großherzogs im Staat52. „Die höchste Kraft, Würde und Ehre in einem monarchischen Staate beruht in dem Regenten; ihm kommt der Inbegriff alles bürgerlichen Ansehens, die Majestät, zu. Wird aber dieses Ansehen in irgend einer Weise getrübt, so entsteht ein Nachtheil für den Staat, es wird mittelbar mit dem Ansehen und der Würde des Regenten die Ruhe und Sicherheit des Staates selbst gefährdet.“53
Bei der Majestätsbeleidigung würden deswegen neben den Interessen des Großherzogs auch die des Staates verletzt, weshalb sie einen höheren Standpunkt einnehme54. Eine Unterscheidung zwischen Beleidigungen der öffentlichen und privaten Person dürfe dabei nicht vorgenommen werden, da dies dem Stand des Großherzogs „außerhalb der menschlichen Natur“ nicht angemessen sei55.
48 49 50 51
52 53 54 55
Vgl. Art. 137 StGB. Hartmann, Majestätsbeleidigung und Verunglimpfung des Staatsoberhauptes (94 ff. RStGB, 90 StGB), S. 7. Hartmann, Majestätsbeleidigung und Verunglimpfung des Staatsoberhauptes (94 ff. RStGB, 90 StGB), S. 7. Diese Aufteilung ist auch in den anderen deutschen Partikulargesetzbüchern gewählt, vgl. Hartmann, Majestätsbeleidigung und Verunglimpfung des Staatsoberhauptes (94 ff. RStGB, 90 StGB), S. 61. Beilage Bd. 4, 1840, S. 240. Beilage Bd. 4, 1840, S. 240. Beilage Bd. 4, 1840, S. 240. Beilage Bd. 4, 1840, S. 242.
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Fünftes Kapitel
1. Tatbestand Im Titel XIV. regelt der Regierungsentwurf die tätliche und wörtliche Beleidigung des Großherzogs56. Diese Aufteilung kritisiert der Ausschuss in Anlehnung an andere Legislationen, wie die bayrische57 oder sächsische58, denen eine solche fremd sei, und spricht sich dafür aus, die Überschrift des Titels „von der thätlichen und wörtlichen Beleidigung des Großherzogs“59 in „von der Beleidigung der Majestät“60 umzuformulieren61, was entsprechend umgesetzt wird62. Der Regierungsentwurf trennt tatbestandlich in abgestufter Wichtigkeit zwischen der tätlichen Majestätsbeleidigung mit und ohne Vorbehalt, der Bedrohung mit der tätlichen Beleidigung in Gegenwart und Abwesenheit des Großherzogs und der öffentlichen oder verbreiteten Schmähung63. Gegen diese Aufgliederung und Abstufung wendet sich der Ausschuss, da die aufgezeigte Grenzlinie zu Resultaten führe, die mit der materiellen Rechtsgleichheit nicht vereinbar sei64. Er schlägt deswegen eine Streichung der vorhandenen Regelungen und deren Neuformulierung vor65. Diesem Vorschlag folgt die Regierung. In Übereinstimmung mit allen Legislationen erfasst das Strafgesetzbuch die physischen Angriffe auf die Person des Regenten („Wer außer dem Falle des Hochverraths die geheiligte Person des Großherzogs thätlich beleidigt“66) als schwerste Form der Majestätsbeleidung. Abgestuft dazu wird die Drohung mit tätlicher Beleidigung und Schmähung in Gegenwart des Großherzogs („Wer in Gegenwart des Großherzogs denselben durch Rede, Schrift, durch Zeichen oder bildliche Darstellung beleidigt, oder mit thätlicher Beleidigung bedroht“ 67) unter Strafe gestellt. Es folgt die öffent56 57
58 59 60 61 62 63 64 65 66 67
Vgl. Titel XIV Regierungsentwurf. Vgl. „Majestätsbeleidigung, Beleidigung eines Mitgliedes der königl. Familie oder eines auswärtigen Staatsoberhauptes“, Zweithe Abteilung, Zweites Hauptstück des bayrischen Strafgesetzbuches. Vgl. „Von Beleidigung der Person des Staatsoberhauptes und einigen verwandten Verbrechen“, Zweither Teil, Zweites Kapitel des sächsischen Strafgesetzbuches. Titel XIV Regierungsentwurf. Titel XIV StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 241. Vgl. Titel XIV. StGB. Vgl. Art. 137 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 244. Beilage Bd. 4, 1840, S. 245. Vgl. Art. 147 StGB. Vgl. Art. 148 StGB.
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lich oder schriftlich verbreitete Schmähung („Wer öffentlich oder in verbreiteten Schriften oder bildlichen Darstellungen die Person des Großherzogs oder dessen Regierungshandlungen [...] schmäht“68) und abschließend die Beleidigung, die keine dieser Voraussetzungen erfüllt („Wer auf andere, als die in den vorstehenden Artikeln bemerkte Weise die Majestät des Großherzogs angreift“69).
2. Rechtsfolge Um der erhöhten Stellung des Großherzogs gerecht zu werden und diesen umfassend zu schützen, droht der Regierungsentwurf für die tätliche Majestätsbeleidigung, die mit Vorbedacht verübt wird, die Todesstrafe, für alle anderen Beleidigungen Zuchthausstrafe auf Lebenszeit an70. Für die Bedrohung mit tätlicher Beleidigung normiert Artikel 137 des Regierungsentwurfs eine Zuchthausstrafe zwischen fünf bis zu zehn beziehungsweise von zehn bis zu sechszehn Jahren, je nachdem, ob die Bedrohung in Abwesenheit oder Gegenwart des Großherzogs geschieht71. Diese Rechtsfolgen kritisiert der Ausschuss als zu hoch gegriffen72. Er erkennt „den sichersten Schutz gegen persönliche Angriffe auf den Großherzog und die Großherzogliche Familie in der Verehrung und innigen Anhänglichkeit an das angestammte Regentenhaus“73 an, hält jedoch die Strafen in ihrer Härte nicht für notwendig und spricht sich für eine mildere Bestrafung aus74. In Anpassung an die Tatbestandsvarianten normiert das Strafgesetzbuch für die einzelnen Begehungsformen abgestufte Rechtsfolgen. So wird nach Artikel 147 des Strafgesetzbuches derjenige, der den Großherzog tätlich beleidigt und ihn dabei verletzt, mit lebenslanger Zuchthausstrafe und im Falle der Strafschärfung durch erschwerende Umstände mit dem Tod bestraft, in allen anderen Fällen mit Zuchthausstrafe nicht unter acht Jahren. Die Verhängung der unbedingten Todesstrafe wird als unpassend empfunden, da die Schuld des Einzelnen sehr unterschiedlich sein könne75. Damit folgt der Ausschuss Anregungen aus dem sächsischen Strafgesetzbuch und dem bayrischen Entwurf und 68 69 70 71 72 73 74 75
Vgl. Art. 149 StGB. Vgl. Art. 150 StGB. Art. 137 Regierungsentwurf. Vgl. Art. 137 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 244. Beilage Bd. 4, 1840, S. 244. Beilage Bd. 4, 1840, S. 244. Beilage Bd. 4, 1840, S. 244 f.
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entfernt sich von dem preußischen und württembergischen Strafgesetzbuch, sowie dem Code pénal, die jeweils für die Majestätsbeleidung die Todesstrafe normieren76. In Abstufung dazu werden die in Gegenwart des Großherzogs geäußerte Beleidung mit Zuchthausstrafe bis zu acht Jahren, die öffentliche Schmähung mit Korrektionshausstrafe bis zu drei Jahren und die übrigen Beleidigungen mit Gefängnis von ein bis zu drei Monaten bestraft.
3. Beleidigung des Verwesers Der Regierungsentwurf regelt im Titel XXV. die Beleidigung der Mitglieder der großherzoglichen Familie und des Verwesers77. Die Vertreter der ersten Kammer sprechen sich für eine Aufnahme des Verwesers in den vierzehnten Titel, und damit für eine Gleichstellung zum Großherzog aus78. Dafür spreche, dass der Verweser während der Zeit seiner Regentschaft mit den höchsten Ehrenvorzügen ausgestattet sei, weshalb ihm für diese Zeit der gleiche Schutz zustehen müsse wie dem Großherzog79. Zudem sei es inkonsequent, im Rahmen des Hochverrats eine Gleichstellung zu normieren und davon bei der Beleidigung abzuweichen80. Die erste Kammer stimmt deswegen für die Aufnahme des vorgeschlagenen Zusatzartikels 138b81. Die Vertreter der zweiten Kammer, die sich mit ihrer Meinung durchsetzen können, befürworten dagegen die Regelung des Entwurfs, da der Charakter der Majestät bereits seiner Natur nach nur einer Person zustehen könne und von der Person des gesetzlichen Landesherrn nicht zu trennen sei82. Zudem sei die Stellung des Verwesers nur eine vorübergehende und er übe die Rechte nur in Vertretung und nicht kraft eigenen Rechts aus83. Dies decke sich auch mit Artikel 4 der Verfassungsurkunde84, der die Heiligkeit und Unverletzlichkeit des Großherzogs beinhalte und den Verweser unerwähnt lasse85. Die zweite 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
Beilage Bd. 4, 1840, S. 244 f. Vgl. Art. XV Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 251. Beilage Bd. 4, 1840, S. 251. Beilage Bd. 4, 1840, S. 251. Erste Kammer, Protokoll 96, 1840, S. 921. Beilage Bd. 4, 1840, S. 247. Beilage Bd. 4, 1840, S. 247. „Der Großherzog ist das Oberhaupt des Staates, vereinigt in Sich alle Rechte der Staatsgewalt und übt sie, unter den von Ihm gegebenen, in dieser Verfassungsurkunde festgesetzte Bestimmungen aus“, Art. 4 der Verfassungsurkunde. Beilage Bd. 4, 1840, S. 248.
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Kammer greift in ihren Beratungen den vorgeschlagenen Zusatzartikel 138b nicht weiter auf, sodass sich eine Abstimmung erübrigt86. Der Verweser wird demgemäß im Strafgesetzbuch nicht in den Titel über die Beleidigung der Majestät aufgenommen87.
C) Rechtsgüterkreis des Individuums I. Tötung Der zweite Abschnitt des Strafgesetzbuchs, der sich mit den Rechtsgütern des Individuums befasst, beginnt mit dem neunundzwanzigsten Titel, in dem die Tötungsdelikte behandelt werden88.
1. Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung a) Überholender Todeseintritt 89
Artikel 251 des Strafgesetzbuchs90 enthält den Tatbestand des Totschlags. Im Ausschuss diskutiert wird eine in der Literatur herrschende Kontroverse91 über die Frage, ob eine Verletzung tötend gewesen ist, wenn der Tod durch ein überholendes Ereignis eintritt92. Der Ausschuss spricht sich dafür aus, dass, obwohl nach dem Wortlaut der Norm in diesen Fällen eine Tötung nicht begangen sei, kein Zweifel daran bestehen könne, dass die Zufälligkeit dem Täter nicht zu Gunsten gewertet werden könne und dieser trotzdem den Totschlag verwirklicht habe93. Er
86 87 88 89
90 91
92 93
Zweite Kammer, Protokoll 138, 1840, S. 10. Vgl. Titel XIV. StGB. Vgl. Titel XXIX. StGB. „Jede Beschädigung eines Menschen wird als tödtlich betrachtet, welche im einzelnen Falle als wirkende Ursache den Tod des Beschädigten herbeigeführt hat“, Art. 251 Abs. 1 StGB. Die Norm stellt eine Kopie des Art. 143 des bayrischen StGB dar und ist ebenso bereits in den meisten Legislationen und vorangegangenen Entwürfen enthalten. Vgl. Wächter, Lehrbuch des Römisch-Deutschen Strafrechts, S. 125; „Die Frage, ob die Verletzung wirklich tödtend war, hat der Arzt [...], die Frage dagegen, ob die tödtende Handlung dem Verbrecher zur Schuld zuzurechnen sey [...] der Richter zu beantworten“. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366.
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schlägt deswegen, in Übereinstimmung mit den bayrischen und württembergischen94 Gesetzbüchern vor, Artikel 251 um den Zusatz: „oder doch herbeigeführt haben würde, wenn derselbe nicht durch ein anderes Ereigniß zeitiger bewirkt worden wäre“95
zu ergänzen96. Ein Teil des Ausschusses spricht sich gegen diesen Vorschlag aus97. In diesen Fallkonstellationen lasse sich die zugefügte Wunde nicht mit dem tatsächlichen Todeseintritt gleichstellen, was insbesondere im Hinblick auf die Erfahrung mit unrichtigen Gutachten gelte98. Es liege deswegen kein Fall der vollendeten Tat, sondern lediglich des beendeten Versuch vor, weshalb der Täter auch nach den Regeln des Versuchs zu bestrafen sei99. Mehrheitlich wird im Ausschuss dagegen eingewendet, dass die Fälle des überholenden Todes mit den sonstigen Fallkonstellationen100 beim beendeten Versuch nicht gleichzusetzen seien101. Zur Gewährung eines effektiven Rechtsschutzes sei die Aufnahme des Zusatzes jedenfalls erforderlich102. Zudem könne man sich nicht auf die Fehlerquote ärztlicher Gutachten berufen, da es ansonsten fast nie zu einer Verurteilung wegen Tötung kommen dürfe103. Die Art der Gewinnung der juristischen Gewissheit dürfe für die Gesetzesformulierung nicht ausschlaggebend sein, sondern sei einzig eine Frage des späteren Prozesses104. Nachdem die zweite Kammer gegen die Aufnahme des Zusatzes105 gestimmt hat, nimmt die erste Kammer Artikel 233 des Regierungsentwurfs ohne über 94 95 96 97 98 99 100
101 102 103 104 105
Art. 253 württembergisches Strafgesetzbuch. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Beilage Bd. 4, 1840, S. 366. Er vergleicht dabei den Fall, in dem Jemand in Tötungsabsicht zufällig an der Gruft des Gegners vorbei schleicht und ihn deswegen nicht tötet (beendeter Versuch) mit dem Fall, dass der Täter dem Gegner mit einem Schuss die Lunge zerschmettert, dieser noch einige Stunden zu Leben hat und der Tod den Gegner zuvor durch ein anderes Ereignis, Zufall oder die Handlung eines Dritten, trifft (überholende Tötung), Beilage Bd. 4, 1840, S. 367. Beilage Bd. 4, 1840, S. 367 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 367 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 367 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 367 f. Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S. 16.
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den vorgeschlagenen Zusatz weiter zu entscheiden, an106. Anders als im bayrischen und württembergischen Gesetzbuch wird der Zusatz in das hessische Strafgesetzbuch nicht aufgenommen107.
b) Tatbestand Tatbestandlich unterscheidet das Strafgesetzbuch zwischen Mord, als Tötung mit Vorbedacht108 (Art. 252), der ohne Vorbedacht109 im Affekt110 begangenen Tötung (Art. 253) und der fahrlässigen Tötung (Art. 255) und folgt damit dem herrschenden Dualismus zwischen Mord und Totschlag111. Das Strafgesetzbuch normiert in Artikel 252 die Todesstrafe für den Mörder112, da nur diese als „allein zureichendes Mittel zur Sicherung des Lebens“113 angesehen wird114. Nach Artikel 253 des Strafgesetzbuchs wird der Totschläger mit Zuchthausstrafe von acht bis zu sechzehn Jahren bestraft115. Eine Strafschärfung auf lebenslängliche Zuchthausstrafe ist bei dem Vorliegen erschwerender Umstände vorgesehen, z.B. für die Fälle, in denen der Totschlag von dem Urheber eines Raufhandels an Verwandten oder an im Dienst befindlichen öffentlichen Beamten erfolgt ist116. Eine Strafmilderung auf Korrektionshausstrafe normiert Artikel 254 für die Fälle, in denen der Totschläger im Vorfeld durch eine schwere Beleidigung oder tätliche Misshandlung zu seiner Affekttat provoziert worden ist117.
106 107 108 109
110 111 112 113 114 115 116 117
Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 975. Vgl. Art. 251 StGB. Definiert als „überlegter Vorsatz“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 370. Linka führt die Unterscheidung auf die „Fortentwicklung des Vorsatzbegriffs“ zurück und sieht als tonangebend für die Unterscheidung nach dem Vorliegen oder Fehlen von „Vorbedacht“ das badische Partikularrecht an, vgl. Linka, Mord und Totschlag (§§ 211–213 StGB), S. 30 f. Derjenige Zeitpunkt „vor dem Wiedereintritt besonnener Ruhe“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 370. David, Die Entwicklung des Mordtatbestandes im 19. Jahrhundert, S. 236. In Übereinstimmung mit den meisten anderen Legislationen. Beilage Bd. 4, 1840, S. 370. Vgl. Art. 252 StGB. Die Höhe der Strafe entspricht dabei der gängigen Praxis der anderen Legislationen, Beilage Bd. 4, 1840, S. 370. Art. 253 Abs. 2 StGB. Vgl. Art. 254 StGB.
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In Abgrenzung zu den Fällen der vorsätzlichen Tötung bestraft Artikel 255 des Strafgesetzbuchs die fahrlässige Tötung eines Menschen mit Gefängnis- oder Korrektionshausstrafe von bis zu zwei Jahren118.
2. Beihilfe zur Selbsttötung Der Regierungsentwurf enthält noch keine Regelung zur Selbsttötung. Rechtlich habe dies die Folge, dass eine Beihilfe zur Selbsttötung straflos bleibe, da die Selbsttötung an sich straffrei ist, derjenige, der einen anderen auf dessen Verlangen hin töte, jedoch als Mörder bestraft würde119. Diese Rechtsfolge empfindet der Ausschuss als nicht geglückt120. Der Ausschuss diskutiert deswegen ob der Notwendigkeit einer Änderung der Regelung121. In dem Bericht von Hesse ist dazu festgehalten: „Da das Leben ein unveräußerliches Gut ist, so kann das von dem Menschen selbst gestellte Verlangen, ihm das Leben zu nehmen, die Handlung der Tötung nicht rechtfertigen, dagegen kann dieselbe, wegen gänzlicher Verschiedenheit der Motive, mit der Strafe des Mordes nicht belegt werden.“122
Der Ausschuss schlägt daraufhin einen Zusatzartikel 238a vor123: „Wer einen Anderen auf dessen ernstliches und bestimmtes Verlangen tötet, oder ihm zu der Selbsttödtung Beihülfe leistet, wird mit Korrektionshaus von 6 Monaten bis zu 3 Jahren oder mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren bestraft.“124
Die zweite Kammer setzt sich in ihren Beratungen mit dem Vorschlag auseinander, bemängelt jedoch die Formulierung „oder ihm zu der Selbsttödtung Beihülfe leistet“ 125 und beantragt deren Streichung126. Da die Tat der Selbsttötung nicht mit Strafe bedroht sei, sei es unangemessen, eine Beihilfe zur Selbsttötung mit Strafe zu belegen127. Der Ausschuss der ersten Kammer wendet gegen diese Ansicht ein, dass das Verlangen der Tötung kein „rechtsgültiger und Rechte ertheilender“128 Auftrag 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128
Vgl. Art. 255 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 372. Beilage Bd. 4, 1840, S. 372. Beilage Bd. 4, 1840, S. 372. Beilage Bd. 4, 1840, S. 372. Beilage Bd. 4, 1840, S. 373. Beilage Bd. 4, 1840, S. 373. Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S. 20 ff. Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S. 20 ff. Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S. 20 ff. Beilage Nr. 138, 1840, S. 571.
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sei, weshalb auch die Bitte um Beihilfe nicht anders behandelt werden könne129. Er rät deswegen dazu, den Artikel in der Fassung ohne die Streichung anzunehmen130. In der Sitzung vom 5. November 1840 spricht sich die erste Kammer gegen die Aufnahme des Artikels, sowohl in der vom Ausschuss, als auch in der von der zweiten Kammer vorgeschlagenen Form aus, da eine Notwendigkeit für die Regelung nicht gesehen wird131. Der Ausschuss der zweiten Kammer setzt sich daraufhin erneut mit der Problematik auseinander, bleibt jedoch mit Verweis auf andere Legislationen132 bei seiner Meinung, da eine Bestrafung des Hilfeleistenden als Mörder mit seinem Rechtsgefühl nicht vereinbar sei133. Zu einer Einigung zwischen den Kammern kommt es in diesem Punkt nicht, nachdem die zweite Kammer auf ihrem Beschluss am 9. Dezember 1840 beharrt134. Wie von den Kammern beschlossen, entscheidet die Regierung über den strittigen Punkt. Sie stimmt dabei der Ansicht der zweiten Kammer und deren Argumentation zu und normiert in Artikel 257 des Strafgesetzbuchs: „Wer einen Anderen auf dessen ernstliches und bestimmtes Verlangen tödtet, wird mit Correctionshaus von sechs Monaten bis zu drei Jahren oder mit Zuchthaus bis 135 zu zehn Jahren bestraft.“
3. Die Kindstötung Die Kindstötung ist im Strafgesetzbuch in den Artikeln 258 bis 260 gesondert geregelt136. In Abweichung zu den Vorschriften über Mord und Totschlag enthält sie eine Privilegierung der Mutter, die ihr uneheliches, neugeborenes Kind unmittelbar in, während oder nach der Geburt tötet137.
129 130 131 132 133 134 135 136 137
Beilage Nr. 138, 1840, S. 571. Beilage Nr. 138, 1840, S. 571. Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 977. So auch Art. 239 des württembergischen Strafgesetzbuchs, Art. 125 des sächsischen Strafgesetzbuchs oder § 185 des badischen Entwurfs. Beilage Nr. 352, 1840, S. 16. Zweite Kammer, Protokoll 164, 1840, S. 20. Art. 257 StGB. Vgl. Art. 258 ff. StGB. Vgl. Art. 258 ff. StGB.
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Fünftes Kapitel
Damit nimmt die Regierung Abstand von den in der Carolina vorgesehenen harten Bestrafung138, die mit „der Grausamkeit der Tat und der Hilflosigkeit der Opfer begründet“139 wird und rückt „die Person der Täterin und ihre Motive in den Mittelpunkt der Betrachtung“140.
a) Tatbestand Eine Definition dafür, wann ein Kind als Neugeborenes einzustufen ist, enthalten der Regierungsentwurf und das Strafgesetzbuch nicht141. Damit weichen sie von anderen Legislationen142 ab und folgen dem hannoverischen Entwurf. Für diese Handhabung führt der Ausschuss an, dass die Einordnung eines Kindes als Neugeborenes allein im Ermessen des Richters zu liegen habe und nicht von einer willkürlich festgelegten Zeit abhängig sei143.
b) Rechtsfolge Obwohl es sich bei der Kindstötung streng genommen um einen Fall der Verwandtentötung handelt, besteht im Ausschuss Einigkeit darüber, dass die Tat nicht mit dem Tod144 bestraft werden soll145. Das hessische Strafgesetzbuch folgt damit dem bayrischen Strafgesetzbuch, das ebenfalls bereits die Todesstrafe für die Kindstötung abgeschafft hat und diese nur noch mit Freiheitsstrafe ahndet146. Durch diese Besserstellung der Mütter von unehelichen Kindern soll der psychischen Zwangslage der Frau, die das Kind unter dem Druck der Nichtehelichkeit gebärt, Rechnung getragen werden, was dem allgemeinen Rechtsgefühl entspreche147. Für die Privilegierung führt der Ausschuss zudem an, dass eine Mutter zu einem Neugeborenen noch nicht die gleiche Liebe und 138 Auf die Kindstötung steht danach das Pfählen oder Lebendig begraben, vgl. Brambring, Kindstötung (§ 217 a.F. StGB), S. 11. 139 Brambring, Kindstötung (§ 217 a.F. StGB), S. 13. 140 Brambring, Kindstötung (§ 217 a.F. StGB), S. 13. 141 Vgl. Art. 239 Regierungsentwurf, Art. 258 StGB. 142 Die bayrischen und badischen Entwürfe, sowie das württembergische Strafgesetzbuch folgen dem französischen Vorbild, indem eine zeitliche Begrenzung (vierundzwanzig Stunden) aufgenommen ist. 143 Beilage Bd. 4, 1840, S. 375. 144 Übliche Rechtsfolge für Mord, vgl. Fünftes Kapitel C) I. 1. b), und im Code pénal für die Kindstötung vorgesehen. 145 Beilage Bd. 4, 1840, S. 374. 146 Vgl. § 157 des bayrischen Strafgesetzbuchs. 147 Beilage Bd. 4, 1840, S. 374.
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Zuneigung empfinden könne wie für ihre älteren Kinder und sich nach der Geburt in einem „gestörten Körper- und Gemütszustand“ befinde148. Artikel 259 des Strafgesetzbuches sieht deswegen für die Kindsmörderin anstatt der Todesstrafe eine Zuchthausstrafe149 vor und folgt damit den meisten anderen deutschen Legislationen150. Uneinigkeit besteht in der ersten Kammer hinsichtlich der Frage, ob, wie in Artikel 241 des Regierungsentwurfs vorgesehen, die Strafe weiter auf eine Korrektionshausstrafe in den Fällen gemildert werden soll, in denen „das getödtete Kind wegen zu frühzeitiger Geburt oder besonderer Mißbildung das Leben außer Mutterleibe fortzusetzen unfähig war“151. Die Majorität der ersten Kammer befürwortet die Streichung des Artikels, da es problematisch sei, in den jeweiligen Fällen zu ermitteln, ob das Kind tatsächlich lebensfähig gewesen sei152. Während der Beratungen der ersten Kammer äußert von Linde sogar die Befürchtung, dass der Artikel Frauen dazu verleiten könne, in verschiedenster Weise zu versuchen ein nicht lebensfähiges Kind zur Welt zu bringen153. Zudem mache man auch bei der Tötung eines Erwachsenen keine entsprechende Unterscheidung154. Gegen diese Einschätzung wendet sich in der gleichen Beratung von Lindelof, der zu bedenken gibt, dass die Streichung des Artikels zu einer künftig härteren Bestrafung der Kindsmörderin führen würde, da bislang in der Rechtsprechung anerkannt sei, dass die Lebensfähigkeit des Kindes eine bedeutende Rolle spiele155. Die in sich uneinige Kammer beschließt am 5. November mit 7 gegen 6 Stimmen die Aufnahme des Artikels 241156. Die zweite Kammer stimmt ohne weitere Ausführungen einstimmig für die Aufnahme des Artikels157, sodass der Artikel 241 in das Strafgesetzbuch (Art. 260) übernommen wird158. 148 Beilage Bd. 4, 1840, S. 374. 149 Zuchthaus von zehn bis zu sechszehn Jahren, wenn sie in Folge des schon vor der Entbindung gefassten Entschlusses ihr Kind zu töten die Tat verübt hat. Zuchthaus von vier bis zu zehn Jahren in allen übrigen Fällen, Art. 259 StGB. 150 So z.B. auch das bayrische, hannoverische oder oldenburgische Strafgesetzbuch. 151 Art. 241 Regierungsentwurf. 152 Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 977. 153 Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 978. 154 Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 978. 155 Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 979. 156 Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S. 979. 157 Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S. 28. 158 Auf die Lebensfähigkeit stellen auch andere Legislationen ab, so z.B. Art. 249 des württembergischen Strafgesetzbuchs, Art. 126 des sächsischen Strafgesetzbuchs oder Art. 199 des badischen Entwurfs.
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Fünftes Kapitel
II. Körperverletzung Der Titel über die Körperverletzung gleicht strukturell dem Aufbau des Titels über die Tötung159. Zunächst trifft das Gesetz eine Unterscheidung zwischen der Körperverletzung, die mit Vorbedacht (Art. 262 StGB) und der Körperverletzung, die ohne Vorbedacht (Art. 263 StGB) verübt wird160. Artikel 262 des Strafgesetzbuches ist dabei stufenförmig in herabsteigender Reihenfolge, je nach Schwere der durch die Körperverletzung verursachten körperlichen Folgen, gegliedert161.
1. Tatbestand Objektiv fordert der Tatbestand der Körperverletzung den Eintritt eines Verletzungserfolgs162. Der Regierungsentwurf hält dies bei einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit für gegeben163. Der Ausschuss beschäftigt sich im Rahmen seiner Begutachtung mit der Frage, ob die Formulierung des Regierungsentwurfs in: des „Körpers und der Gesundheit“ zu ändern sei164. Dafür könne sprechen, dass wohl solche Verletzungen, wie das Abschneiden der Haare oder das Aufstechen eines Geschwürs, die eine Verletzung der Gesundheit nicht hervorriefen, nicht zu bestrafen seien165. In Übereinstimmung mit den neueren Legislationen spricht sich der Ausschuss jedoch gegen diese Änderung aus, da bereits der Begriff der Verletzung weiter zu fassen sei und auch die Fälle, in denen eine Gesundheitsstörung ohne äußere Verletzungen eintrete166 unter Strafe zu stellen seien167. Die Formulierung des Regierungsentwurfs wird demgemäß im Strafgesetzbuch (Art. 262) beibehalten168.
159 160 161 162 163 164 165 166
Vgl. Titel XXX Strafgesetzbuch. Vgl. Art. 262, 263 StGB. Art. 262 StGB. Vgl. Art. 262 StGB. Vgl. Art. 243 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 382 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 383. Als Beispiel wird der Fall angeführt, dass eine schwangere Frau absichtliche derart erschreckt wird, dass ihre Gesundheit gestört oder gar ihr Leben gefährdet wird, Beilage Bd. 4, 1840, S. 383. 167 Beilage Bd. 4, 1840, S. 382 f. 168 Vgl. Art. 262 StGB.
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2. Rechtsfolge Für die Bestimmung der Rechtsfolge unterscheidet das Strafgesetzbuch in Übereinstimmung mit dem Regierungsentwurf nach objektiven169 und subjektiven170 Gesichtspunkten. Der Ausschuss spricht sich gegen die im Code pénal171 enthaltene Ansicht aus, wonach die Unfähigkeit zur Arbeit172 für die Bestimmung der Rechtsfolge maßgeblich sei, ebenso wie gegen die noch im Organisationsedikt von 1803 (§ 5) enthaltene Regelung, dass es darauf ankomme, ob zur Heilung ärztliche oder wundärztliche Hilfe erforderlich sei, da es sich dabei um äußerst unsichere Merkmale handele, die insbesondere auch sehr von der Konstitution des Geschädigten abhingen, und setzt sich damit durch173.
3. Strafantrag a) Antragserfordernis Der Regierungsentwurf sieht für einige Taten174 vor, dass diese nur auf Antrag des Verletzten verfolgt werden175. Eine Ausnahme von dieser Regelung normiert Artikel 251 des Entwurfs für die Fälle, in denen mit der Handlung eine Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung einhergeht176. Der Ausschuss befürwortet diese Regelung, da der Staat bei der Strafverfolgung nicht nur das Schutzinteresse der Bevölkerung, sondern auch den Parteiwillen zu berücksichtigen habe177. Zudem stehe eine solche Regelung auch im fiskalischen Interesse, da eine Erleichterung der Gerichte zu erwarten sei und unnütze 169 Z.B. bei mit Vorbedacht verübter Körperverletzung mit fahrlässiger Todesfolge oder unheilbarer Krankheit (Zuchthausstrafe von fünf bis zu fünfzehn Jahren, vgl. Art. 262 Abs. 1 StGB), wenn der Verletzte eines Sinnes, einer Hand oder eines Fußes beraubt wird (Korrektionshausstrafe von ein bis zu drei Jahren oder Zuchthausstrafe bis zu zehn Jahren, vgl. Art. 262 Abs. 2 StGB), bei Verstümmelung oder länger anhaltender Krankheit (Korrektionshausstrafe bis zu drei Jahren oder Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren, vgl. Art. 262 Abs. 3 StGB) oder sonstige Körperverletzungen (Gefängnisstrafe nicht unter vierzehn Tagen, vgl. Art. 262 Abs. 4 StGB). 170 Handeln mit Vorbedacht oder ohne, Handeln im Affekt, Handeln aus besonderer Bosheit oder Beharrlichkeit, Beilage Bd. 4, 1840, S. 381. 171 Und so auch im bayrischen Strafgesetzbuch, Art. 234 Abs. 2 enthalten. 172 Mehr als zwanzig Tage, vgl. Art. 309 und 311 Code pénal. 173 Beilage Bd. 4, 1840, S. 380 f. 174 In den Fällen, der ohne Vorbedacht im Affekt verübten geringen Körperverletzungen oder für die Fälle des Art. 243 Nr. 3, wenn diese fahrlässig begangen werden. 175 Vgl. Art. 243 Regierungsentwurf. 176 Vgl. Art. 251 Regierungsentwurf. 177 Beilage Bd. 4, 1840, S. 380 f.
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Fünftes Kapitel
Prozesse nicht geführt werden müssten178. Bei den vorgesehenen Fällen solle der Ausgleich den Parteien überlassen bleiben, insbesondere, da es sich oft um Straftaten zum Nachteil von Verwandten handele179. Die Regelung des Regierungsentwurfs wird mit der erweiterten Anwendung auch bei mit Vorbedacht verwirklichten, geringen Körperverletzungen ins Strafgesetzbuch (Art. 272) übernommen180.
b) Rücknahme des Antrags Der Ausschuss beschäftigt sich zudem mit der Frage, ob eine Rücknahme des Strafantrags möglich sein soll und welche Folge an die Rücknahme zu knüpfen sei181. Die Majorität des Ausschusses erklärt sich mit der Möglichkeit der Rücknahme des Antrags einverstanden, da sie davon ausgeht, dass ein entsprechender Antrag meist in der ersten Aufwallung nach Tatbegehung erfolge und man späteren, ruhigeren Erwägungen Raum geben müsse182. Jedoch sieht man es als erforderlich an, den Zeitraum der Rücknahme zu begrenzen183. In öffentlichen Verfahren soll die Rücknahme nicht mehr möglich sein, wenn durch die öffentliche Anklage die Öffentlichkeit formell von dem Verfahren Kenntnis erlangt habe, da die Weiterführung des Verfahrens dann auch im öffentlichen Interesse liege, in den Fällen des nicht öffentlichen Verfahrens jedenfalls dann, wenn ein Urteil verkündet werde, da sich das Gericht dann mit der Frage der Schuld, Unschuld und Strafbarkeit beschäftigt habe184. Es wird deswegen ein entsprechender Zusatzartikel in Vorschlag gebracht185. Mit seiner Anregung kann sich der Ausschuss jedoch nicht durchsetzen, da sich der Ausschuss der zweiten Kammer dagegen ausspricht186. Eine Aufnahme des Zusatzartikels ins Strafgesetzbuch findet nicht statt. Die Klärung der Frage wird dem Strafprozess überlassen. 178 179 180 181 182 183
Beilage Bd. 4, 1840, S. 380 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 389. Vgl. Art. 272 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 390. Beilage Bd. 4, 1840, S. 390. Ähnlich handhabten dies auch das sächsische (Art. 75) und württembergische (Art. 134) StGB. 184 Beilage Bd. 4, 1840, S. 390. 185 „Art. 251 a. In den Fällen, in welchen nach Art. 251 ein Verfahren nur auf Antrag des Beschädigten stattfindet, steht demselben, insofern die Untersuchung auf Antrag eingeleitet worden ist, auch das Recht zu, auf Fortsetzung des Verfahrens zu verzichten. [...]“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 392. 186 Beilage Bd. 4, 1840, S. 394.
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III. Raub Das Kapitel über den Raub schließt den Abschnitt über die durch einen Angriff gegen eine Person verübten Vergehen, wobei der Raub von dem Ausschuss als schwerstes Verbrechen eingeordnet wird187. Durch seine doppelte Natur stellt er die thematische Brücke zu den folgenden Kapiteln über Erpressung und Diebstahl dar.
1. Begriff Artikel 318 Nummer 1 des Regierungsentwurfs enthält den Tatbestand des Raubes188. In Übereinstimmung mit dem gemeinen Recht fordert der Tatbestand des Raubes die Verwirklichung von vier Elementen (Rechtswidrigkeit der Handlung; fremde, bewegliche Sache; Absicht der Zueignung und Gewalt oder Drohung)189. Er weicht jedoch von den Regeln des gemeinen Rechts insoweit ab, als er es für die Vollendung des Delikts ausreichen lässt, dass Gewalt oder Drohung zur Wegnahme einer Sache ausgeübt werden, ohne dass es zu der tatsächlichen Wegnahme der Sache kommen muss190. Der Ausschuss erklärt sich mit dieser Änderung, die in den meisten neueren Legislationen191 zu finden ist, einverstanden, woraufhin sie ins Strafgesetzbuch192 übernommen wird193.
2. Gewalt gegen Personen Das gemeine Recht erfordert für die Verwirklichung des Raubes eine gegen den Besitzer der Sache gerichtete Gewaltanwendung194. Der Regierungsentwurf weicht von dieser Ansicht ab und lässt die Gewalt gegen „eine Person“ ausreichen195. Der Ausschuss spricht sich grundsätzlich für diese Änderung, wie sie auch in den anderen neueren Legislationen enthalten ist, aus, bemän187 188 189 190 191
192 193 194 195
Beilage Bd. 4, 1840, S. 493. Vgl. Art. 318 Regierungsentwurf. Vgl. Art. 318 Regierungsentwurf. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a. M., S. 33. Vgl. sächsisches Strafgesetzbuch (Art. 163), bayrisches Strafgesetzbuch (Art. 233) oder österreichisches Strafgesetzbuch (§ 169). Dagegen entschieden sich das württembergische Strafgesetzbuch (Art. 311) oder der badische Entwurf (§ 371). Art. 318 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 493. So auch im österreichischen Strafgesetzbuch (§ 169). Vgl. Art. 318 Nr. 1 Regierungsentwurf.
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gelt jedoch, dass die Voraussetzungen, unter denen die gegen einen Dritten verübte Gewalt den Tatbestand des Raubes verwirklicht, nicht näher bestimmt sind196. Der Ausschuss verweist auf den badischen Entwurf, in dem dieses Problem durch einen Zusatz197 berücksichtigt worden ist. Er beantragt deswegen eine Neufassung des Artikels 318 des Regierungsentwurfs198. Der von dem Ausschuss in Vorschlag gebrachte Zusatz wird berücksichtigt und ins Strafgesetzbuch (Art. 344) aufgenommen199. Die Voraussetzungen, unter denen die gegen eine dritte Person verübte Gewalt für die Erfüllung des Tatbestands des Raubes ausreicht, werden in Erweiterung der Anregung des Ausschusses noch ergänzt, indem es nach dem Strafgesetzbuch nicht mehr erforderlich ist, dass die dritte Person die Tatbegehung hätte verhindern können200.
3. Gleichstellung des bewaffneten Diebstahls Anlass zu Diskussionen liefert auch Artikel 318 Nummer 2 und Nummer 3 des Regierungsentwurfs der sich mit dem Diebstahl unter Anwendung von mitgebrachten (Nr. 2) oder vor Ort vorhandenen (Nr. 3) Waffen befasst201. Dabei wendet der Ausschuss sich insbesondere gegen die Formulierung des Artikels 318 Nummer 2, wonach es ausreicht, dass der Täter die Waffe einsetzt, um die „entwendeten Sachen in Sicherheit zu bringen“202. Nachdem der Ausschuss sich bereits dafür ausgesprochen hat, dass für die Vollendung des Raubes die Wegnahme der Sache nicht erforderlich sei203, sondern lediglich die Gewaltanwendung, erscheine die Regelung der Nummer 2 unzweckmäßig204 und widersprüchlich, insbesondere im Hinblick darauf, dass die peinliche Gerichtsordnung für beide Arten der Tatbegehung die Todesstrafe vorsieht205.
196 Beilage Bd. 4, 1840, S. 496. 197 „daß er zu dem Ende gegen die Person des Inhabers, oder gegen andere am Ort der That anwesende Personen, welche dieselbe hindern konnten, thätliche Gewalt“, § 371 des badischen Entwurfs. 198 Beilage Bd. 4, 1840, S. 496. 199 Vgl. Art. 344 StGB. 200 „gegen die Person des Besitzers oder eine andere am Ort der That anwesende Person körperliche Gewalt [...] verübt“, Art. 344 StGB. 201 Beilage Bd. 4, 1840, S. 498. 202 Art. 318 Nr. 2 Regierungsentwurf. 203 Vgl. Fünftes Kapitel, C) III. 1. 204 Beilage Bd. 4, 1840, S. 498. 205 Art. 126 und Art. 159 der peinlichen Gerichtsordnung.
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Uneinigkeit herrscht über die daraus zu ziehenden Konsequenzen206. Die Majorität spricht sich für die Streichung der Vorschrift aus, da in diesem Fall einzig ein Diebstahl, nicht jedoch ein Raub vorliege und der Fall deswegen auch im Kapitel über den Diebstahl abzuhandeln sei207. Für die Majorität ist es dabei unerheblich, ob die Waffen von dem Täter zum Tatort mitgebracht werden, oder dort bereits vorhanden sind208. Die Minorität spricht sich für eine Neufassung209 der Norm dahingehend aus, dass zumindest derjenige, der die Waffen bewusst mit zum Tatort bringt, einen Raub begeht210. Die Fälle nach Nummer 2 und Nummer 3 des Regierungsentwurfs seien nicht vergleichbar, da derjenige der die Waffen bereits mit zum Tatort bringe ein „höchst gemeingefährliches Subjekt“ sei, das bereits im Vorfeld den unbestimmten Vorsatz gefasst habe, das Leben des Besitzers der Sache nicht zu würdigen, und daher die Bestrafung dieser Personen legislativ empfehlenswert sei211. Die Minorität kann mit ihrer Argumentation überzeugen und so wird, wie auch in den anderen neueren Legislationen, in Artikel 345 des Strafgesetzbuchs der von der Minorität vorgeschlagene Zusatz als eigener Artikel aufgenommen212.
4. Rechtsfolge a) Todesstrafe Als Rechtfolge sieht der Regierungsentwurf in Artikel 319 Nummer 1 für die Begehung der schwersten Form des Raubes213 die Todesstrafe vor214. Der Ausschuss beschäftigt sich zunächst mit der Frage der Rechtfertigung dieser Strafandrohung215. Dafür sei eine Abwägung zwischen dem Interesse „für 206 207 208 209
210 211 212 213 214 215
Beilage Bd. 4, 1840, S. 499. Beilage Bd. 4, 1840, S. 499. Beilage Bd. 4, 1840, S. 499. „Derjenige, welcher sich zu einem Diebstahl außer den zu dessen Verübung mitgebrachten Werkzeugen mit Waffen noch besonders versehen und damit, um die entwendeten Sachen in Sicherheit zu bringen, Gewalt oder Drohungen der unter Nr. 1. bezeichneten Art angewendet hat“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 499. Beilage Bd. 4, 1840, S. 499. Dafür sprächen auch das bayrische Strafgesetzbuch, sowie die hannöverischen und badischen Entwürfe, Beilage Bd. 4, 1840, S. 498. Vgl. Art. 345 StGB. Wenn durch die Tatbegehung die geschädigte Person stirbt, lebensgefährlich beschädigt wird, unheilbar erkrankt oder gepeinigt wird. Vgl. Art. 319 Nr. 1 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 501.
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Leben, Gesundheit und Sicherheit der Staatsangehörigen“ einerseits und der Erwägung, dass die Todesstrafe nicht ohne „dringende Veranlassung“ angedroht werden dürfe, andererseits erforderlich216. Dies gelte vor allem im Hinblick darauf, dass der Entwurf und die Anträge des Ausschusses auch bei anderen Delikten, die den Tod des Geschädigten zur Folge hätten, Milde walten lassen217. Der Ausschuss gelangt mit diesen Erwägungen zu dem Ergebnis, dass die Todesstrafe für die Begehung des Raubes die angemessene Strafandrohung sei218. Das Hauptelement, das die hohe Strafandrohung rechtfertigen soll, sieht der Ausschuss in der Gewaltausübung, hinter die der Angriff auf das Eigentum zurücktrete219. Es hänge meist nur vom Zufall ab, welche Folgen den Geschädigten treffe, und der Räuber gehe in der Regel ohne „entschuldbare Veranlassung“ vor220. Da kaum ein Vergehen gefährlicher sei als der Raub, der das Vertrauen der Bürger schwäche und Handel und Wandel lähme, müsse die schärfste der vorgesehenen Strafen auf dieses Vergehen Anwendung finden, vor allem, da dies der öffentlichen Meinung entspreche221. Das Strafgesetzbuch sieht demgemäß, in Übereinstimmung mit dem Regierungsentwurf und einigen der neueren Legislationen222, für die Begehung des Raubes unter anderem223 die Todesstrafe vor224.
b) Absolutheit Bedenken äußert der Ausschuss jedoch dahingehend, die Todesstrafe, wie im Regierungsentwurf vorgesehen, als absolute Strafe anzudrohen, da durchaus Fälle225 denkbar seien, in denen diese Strafe nicht angebracht sei226. Er schlägt deswegen den Zusatz: 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226
Beilage Bd. 4, 1840, S. 501. Beilage Bd. 4, 1840, S. 501. Beilage Bd. 4, 1840, S. 501. Beilage Bd. 4, 1840, S. 493. Beilage Bd. 4, 1840, S. 501. Beilage Bd. 4, 1840, S. 501. Vgl. bayrisches Strafgesetzbuch; Anders ist dies im württembergischen Strafgesetzbuch geregelt, das lediglich lebenslange Zuchthausstrafe androht, vgl. Art. 312. In allen anderen als den schwersten Fällen sieht das StGB in Art. 346 Nr. 3 Zuchthausstrafe von fünf bis zu sechzehn Jahren vor. Vgl. Art. 346 StGB. Als Beispiel führt Hesse den Fall an, dass der Angegriffene zufällig ausrutscht, auf einen Stein fällt und an den Folgen dieses Falls stirbt, Beilage Bd. 4, 1840, S. 504. Beilage Bd. 4, 1840, S. 504.
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„unter strafmindernden Umständen kann jedoch auf lebenslängliche oder zeitliche Zuchthausstrafe, nicht unter 10 Jahren erkannt werden“227
vor, welcher in Artikel 346 des Strafgesetzbuchs umgesetzt wird228.
IV. Diebstahl In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegen Statistiken einen erheblichen Anstieg der Diebstahlsdelikte229. Der Ausschuss kommt nach Auswertung von Kriminaltabellen zu dem Ergebnis, dass mindestens die Hälfte der in der Tabelle verübten Verbrechen solche des Diebstahls seien230, Blasius spricht nach Berechnungen des preußischen Justizministeriums sogar von 85%231. Bei den verübten Delikten handelt es sich oftmals um kleine Diebstähle oder Holzdiebstähle232. Blasius führt dies auch auf die Unmöglichkeit der Ärmeren zurück, das benötigte Holz auf rechtliche zulässige Weise zu erhalten233. Beeinflusst ist die steigende Eigentumskriminalität zudem durch steigende Agrarpreise und eintretende Hungersnöte234. Im Großherzogtum Hessen235 wirkt sich vor allem auch die hohen Staatsschulden und die daraus resultierenden erhöhten Steuern auf die Armut der Bevölkerung aus236.
1. Tatbestand Der Tatbestand des Diebstahls fordert objektiv eine fremde, bewegliche237 Sache sowie eine widerrechtliche Besitzentziehung238. Subjektiv verlangt der Regierungsentwurf in Artikel 327 die Absicht rechtswidriger Zueignung239. 227 228 229 230 231 232
233 234 235 236 237 238 239
Beilage Bd. 4, 1840, S. 505. Vgl. Art. 346 StGB. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 29. Beilage Bd. 4, 1840, S. 512. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 29. Blasius führt dies zurück auf den bedeutenden Wert des Holzes als „wichtigste[r] Werkstoff der vorindustriellen Epoche“, Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 47. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 48. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 30. Hessen weißt unter den kleineren deutschen Staaten die höchsten Schulden auf, vgl. Größmann, Die Unruhen in Oberhessen im Herbste 1830, S. 43. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 30. Ausreichend ist, dass die Sache beweglich gemacht werden kann (z.B. Ausreißen eines Türschlosses), Beilage Bd. 4, 1840, S. 514. „Ohne Einwilligung des Eigentümers oder Inhabers“, Art. 354 StGB. „um sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen“, Art. 327 Regierungsentwurf.
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Gegen diese Formulierung spricht sich der Ausschuss aus, da er sie für zu unpräzise hält240. Er schlägt alternativ die Verwendung des Begriffs „gewinnen“241 vor, welcher in Artikel 354 des Strafgesetzbuchs aufgenommen wird242. Das Strafgesetzbuch gliedert den Diebstahl in drei Kategorien auf, den „kleinen Diebstahl“ (Art. 362)243, den „einfachen Diebstahl“ (Art. 363)244 und den „ausgezeichneten Diebstahl“ (Art. 366)245, wobei sich die angedrohten Strafen246 an der Gradation der Gliederung des Diebstahlbegriffs orientieren247.
a) Kleiner Diebstahl Der kleine Diebstahl wird angenommen, wenn der Wert der gestohlenen Sache eine Höhe von fünfzehn Gulden nicht übersteigt, womit sich der Ausschuss in seinen Beratungen einverstanden erklärt, da es sich bei diesen Taten um unbedeutende handele248. Der Regierungsentwurf droht in Artikel 336 für die Begehung eines kleinen Diebstahls Gefängnis von acht Tagen bis zu drei Monaten an249. Der Ausschuss spricht sich für die Streichung der Angabe des Minimums der Strafe aus, da für ihn Fälle denkbar sind, in denen auch das gesetzliche Minimum der Strafe angebracht sei und acht Tage als Strafe zu hoch angesetzt wären250. Demgemäß wird in Artikel 362 des Strafgesetzbuchs
240 241 242 243 244 245 246
247
248 249 250
Beilage Bd. 4, 1840, S. 516. Beilage Bd. 4, 1840, S. 516. „um dieselbe rechtswidrig zu gewinnen“, Art. 354 StGB. Wenn der Wert der entwendeten Sache die Summe von fünfzehn Gulden nicht übersteigt. All diejenigen, die weder einen kleinen, noch einen ausgezeichneten Diebstahl darstellen. Z.B. bei Verwendung von Waffen oder Begehung durch eine Bande; eine vollständige Auflistung findet sich in Art. 366 StGB. Der Ausschuss vergleicht die Strafen des Entwurfs mit der Carolina (Insbesondere bei gefährlichen oder erneuten Diebstahlen kam die Carolina zu harten Strafen.) und dem Code pénal (Art. 379 ff.) und begrüßt die aufgenommene Milderung; so sieht die Carolina für den einfachen Diebstahl z.B. Eisenkragen, Prügelstrafe und Verbannung vor, vgl. Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, S. 94. Damit folgt das hessische Strafgesetzbuch der Systematik aller anderen Partikularrechte, die die Höhe der Strafe ebenfalls in Beziehung zu dem Wert des Entwendeten setzen, vgl. Prinz, Diebstahl – §§ 242 ff. StGB, S. 5. Beilage Bd. 4, 1840, S. 523. Vgl. Art. 336 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 524.
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die Begehung des kleinen Diebstahls lediglich allgemein mit Gefängnisstrafe bedroht251.
b) Einfacher Diebstahl Der einfache Diebstahl, vom Ausschuss auch als Diebstahl „zweiter Klasse“252 bezeichnet liegt in den Fällen vor, in denen weder der kleine noch der ausgezeichnete Diebstahl verwirklicht wird253. Eine Abgrenzung zum kleinen Diebstahl findet über die Höhe des Wertes des entwendeten Guts statt254. Übersteigt dieser Wert fünfzehn Gulden, so liegt immer mindestens ein einfacher Diebstahl vor255. Aber auch in den Fällen, in denen vom Wert her der kleine Diebstahl gegeben wäre, wird der Täter wegen des einfachen Diebstahls bestraft, wenn Erschwerungsgründe zu der Tat hinzutreten256. Bei diesen handelt es sich um objektive oder subjektive Merkmale, die das Gewicht der Tat erhöhen257. Artikel 338 des Regierungsentwurfs zählt eine Vielzahl solcher Erschwerungsgründe auf, u.a. das Einbrechen in unbewohnte Gebäude, der Diebstahl in einem Gasthaus, wenn der Dieb als Gast aufgenommen ist, oder der Diebstahl von Gegenständen, die die noch nicht beerdigte Leiche an sich trägt258. Der Ausschuss spricht sich für einen weiteren Erschwerungsgrundes, dessen Aufnahme er als Zusatz vorschlägt, aus: „Wenn Jemand Obstbäume, Bäume auf oder neben Chausseen oder öffentlichen Wegen, der auf öffentlichen Plätzen, Bäume in Garten-, sowie öffentlichen Anlagen oder Reben gestohlen hat.“259
Dies hält er für erforderlich, da die gestohlenen Sachen zwar meist einen sehr geringen Wert hätten, für den Eigentümer jedoch ein besonderes schutzwürdiges Interesse an diesen Gegenständen bestehe, und die besondere Bestrafung dieser Taten der bisherigen Rechtsprechung sowie der öffentlichen Meinung
251 252 253 254 255 256 257 258 259
Vgl. Art. 362 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 524. Vgl. Art. 337 Regierungsentwurf, Art. 363 StGB. Vgl. Art. 362 StGB. Vgl. Art. 362 StGB. Vgl. Art. 362 StGB. Vgl. Art. 366 StGB. Vgl. Art. 338 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 528 f.
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entspreche260. Der Zusatz wird im Strafgesetzbuch unter Artikel 364 Nummer 6 als Erschwerungsgrund aufgenommen261. Der Regierungsentwurf droht in Artikel 337 für den einfachen Diebstahl eine Zuchthausstrafe von bis zu fünf Jahren an262. Der Ausschuss meint, dass im Hinblick auf die nach oben unbegrenzte Höhe der Summe und die teilweise gravierenden Erschwerungsgründe, die hinzutreten können, das Strafmaß grundsätzlich nicht überhöht sei263. Ein Blick auf den badischen Entwurf264 oder das württembergischen Strafgesetzbuch265 zeige im Gegenteil, dass der Regierungsentwurf vergleichsweise milde Strafen androhe266. Der Ausschuss spricht sich jedoch gegen eine Erhöhung der Strafandrohung nach dem nachbarschaftlichen Vorbild aus267. Er ist der Meinung, dass ansonsten ein Missverhältnis zu den Strafandrohungen der Beeinträchtigung höher gestellter Rechtsgüter („Körperverletzung, Angriffe auf die Person“268) entstehe und eine derartige Pönalisierung der Verletzungen des Eigentums nicht wünschenswert sei269. Das Strafgesetzbuch regelt deswegen in Artikel 363, dass der einfache Diebstahl mit Korrektionshaus bis zu drei oder Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft werde kann270.
c) Ausgezeichneter Diebstahl 271
Der ausgezeichnete Diebstahl begründet die schwerste Form des Diebstahls272. Er stellt auf die besondere subjektive Gefährlichkeit des Täters ab und liegt vor, wenn einer der Umstände des Artikels 366 Strafgesetzbuch erfüllt ist (beispielhaft bei dem Einbruch in ein bewohntes Gebäude oder dem Diebstahl mit Waffen)273. Der Regierungsentwurf274 droht für die Begehung 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273
Beilage Bd. 4, 1840, S. 529. Vgl. Art. 364 StGB. Vgl. Art. 337 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 525. Dieser droht sechs Jahre Arbeitshaus an, § 388 des badischen Entwurfs. Dieses droht bei hohen Summen acht Jahre Zuchthaus an, Art. 322 württembergisches Strafgesetzbuch. Beilage Bd. 4, 1840, S. 525. Beilage Bd. 4, 1840, S. 525. Beilage Bd. 4, 1840, S. 525. Beilage Bd. 4, 1840, S. 525. Vgl. Art. 363 StGB. Vom Ausschuss auch als qualifizierter Diebstahl betitelt, Beilage Bd. 4, 1840, S. 537. Vgl. Art. 366 StGB. Vgl. Art. 366 StGB.
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des ausgezeichneten Diebstahls Zuchthausstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren an, womit sich der Ausschuss grundsätzlich einverstanden erklärt275. Er begrüßt das eingeräumte große richterliche Ermessen, da nur dies der Vielzahl der möglichen Fallkonstellationen gerecht werde276. Eine höhere Strafe hält der Ausschuss auch hier für nicht erforderlich, da ansonsten ein Missverhältnis zum Delikt des Raubes und zu den Verbrechen, welche durch Angriff auf Personen verübt werden, entstehen würde277. Das Strafgesetzbuch bedroht demgemäß den ausgezeichneten Diebstahl in Artikel 371 mit Korrektionshausstrafe von einem bis zu drei Jahren oder Zuchthausstrafe bis zu zehn Jahren278.
2. Wertbestimmung des Entwendeten Zur Bestimmung des Wertes der entwendeten Sache sieht Artikel 334 des Regierungsentwurfs vor, dass der „wahre Wert“ der Sache zu ermitteln ist279. Diese Formulierung kritisiert der Ausschuss in seiner Beratung und schlägt, sich an dem württembergischen Strafgesetzbuch280 orientierend, vor, den Begriff durch die Formulierung „gemeiner Wert“ zu ersetzen281. Dadurch komme besser zur Geltung, dass der objektive Wert im Gegensatz zum individuellen Wert entscheidend sei282. Ins Strafgesetzbuch wird diese Änderung in Artikel 360 aufgenommen283.
3. Rückfall Der Regierungsentwurf sieht in den Artikeln 347 und 348 eine höhere Strafandrohung284 für den Täter im Fall des Rückfalls vor, welche damit die allgemeinen Regeln zum Rückfall spezialisieren und verdrängen285. Der Ausschuss286 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284
Vgl. Art. 345 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 537. Beilage Bd. 4, 1840, S. 537. Beilage Bd. 4, 1840, S. 537. Vgl. Art. 371 StGB. Vgl. Art. 334 Regierungsentwurf. Und ebenso der badischen Entwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 521. Beilage Bd. 4, 1840, S. 521. Vgl. Art. 360 StGB. Z.B. Zuchthausstrafe bis zu zwei Jahren anstatt Gefängnisstrafe, vgl. Art. 347 des Regierungsentwurfs. 285 Vgl. Art. 347 und 348 Regierungsentwurf. 286 Er teilt damit die Ansicht aus den württembergischen Motiven, in denen man sich für eine ähnliche Regelung ausspricht.
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spricht sich für die Beibehaltung der Normen aus, da die Erfahrung die Notwendigkeit der besonderen Behandlung bestätige287. Der Rückfall zeige die „subjektive Gefährlichkeit des Thäters“ und eine daraus „resultierende [...] gemeingefährliche [...] Bedrohung des Eigentums“288, woraus sich die Erforderlichkeit ergebe289. Der Ausschuss kann mit dieser Ansicht überzeugen, was zu einer Aufnahme besonderer Rückfallregeln in das Strafgesetzbuch (Art. 373 ff.) führt290.
4. Zusammentreffen mehrerer Diebstähle Über eine besondere Behandlung des Zusammentreffens mehrerer Diebstähle enthält der Regierungsentwurf keine eigene Regelung. Mit Blick auf das württembergische Strafgesetzbuch, das eine entsprechende Regelung (Art. 333) enthält, beschäftigt sich der Ausschuss mit der Frage, ob eine Regelung für das Strafgesetzbuch zu treffen sei291. Er spricht sich jedoch dagegen aus, da er die bestehenden allgemeinen Regeln über das Zusammentreffen mehrerer Straftaten für ausreichend erachtet und keinen Raum für die Erweiterung sieht292. Eine entsprechende Regelung wird demgemäß nicht ins Strafgesetzbuch aufgenommen.
5. Wiedererstattung des Entwendeten Artikel 349 des Regierungsentwurfs beschäftigt sich mit der Erstattung der entwendeten Sache und sieht für den kleinen und für den einfachen Diebstahl vor, dass die Strafe auf die Hälfte zu reduzieren ist, wenn die Rückgabe aus freien Stücken vor der Anzeige oder der Einleitung von Ermittlungen erfolgt293. Mit der Frage, ob diese Regelung zweckmäßig sei und ins Strafgesetzbuch übernommen werden soll, beschäftigt sich der Ausschuss bei seiner Beratung294. Ein Vergleich der Legislationen zeige eine unterschiedliche Handhabung295. Der badische (§ 358) und bayrische (Art. 311) Entwurf stellen
287 288 289 290 291 292 293 294 295
Beilage Bd. 4, 1840, S. 539. Beilage Bd. 4, 1840, S. 539. Beilage Bd. 4, 1840, S. 539. Vgl. Art. 373 ff. StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 541. Beilage Bd. 4, 1840, S. 541. Vgl. Art. 349 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 542. Beilage Bd. 4, 1840, S. 542.
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den Täter straffrei, das österreichische Gesetzbuch (§ 167)296 behandele die Taten nicht mehr als strafrechtliche Verbrechen, sondern als Polizeiverbrechen. Das württembergische Strafgesetzbuch (Art. 342) und der Entwurf für Bern (§ 229) behandele die Fälle dagegen lediglich als Strafminderungsgrund, wie dies im Regierungsentwurf nur für den ausgezeichneten Diebstahl vorgesehen sei297. Der Ausschuss erkennt zwar den Vorteil für den Betroffenen, dem vor allem daran gelegen sei, einen schnellen Ausgleich für seinen Schaden zu erhalten, spricht sich jedoch dagegen aus, das öffentliche Interesse dem privaten völlig unterzuordnen und den Dieb nach Rückgabe des Erlangten straffrei zu stellen298. Dagegen spreche, dass diese Handhabung eine Verleitung zum Diebstahl darstelle, die die Abschreckungswirkung der Strafandrohung unterlaufe und zudem eine Schlechterstellung desjenigen, der den Diebstahl nur versucht habe, mit sich führen könne299. Ins Strafgesetzbuch (Art. 376) wird daraufhin die Regelung des Regierungsentwurfs übernommen300.
V. Betrug Der Regierungsentwurf regelt den Betrug in Artikel 366301. Der Ausschuss sieht die Eingrenzung des Betrugsbegriffs als „eine der schwierigsten Aufgaben“302 an, da eine Vielzahl verschiedenster Fälle existiere, in denen die Wahrheit verletzt werde303. Ziel müsse es sein, durch den Tatbestand der „Hinterlist und Schurkerei“304 Einhalt zu gebieten, ohne dadurch die Spekulation und den Handel zu gefährden305. Als unzureichend sieht der Ausschuss die Lösung des Code pénal306 an, der lediglich beispielhaft Fälle nennt, ohne den 296 297 298 299 300
301
302 303 304 305 306
„hört auf ein Verbrechen zu sein“, § 167 österreichisches Strafgesetzbuch. Art. 349 Abs. 2 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 543. Beilage Bd. 4, 1840, S. 543. Mit dem Zusatz, dass die Rückgabe erfolgen muss, bevor die Anzeige „gegen ihn“ erfolgte. Eine allgemeine Anzeige reicht demnach nicht aus, um die Anwendung der Privilegierung zu unterbinden, vgl. Art. 376 StGB. „Wer in der Absicht, die Rechte eines Anderen zu benachtheiligen, mit Verletzung einer besonderen Rechtspflicht wissentlich falsche Thatsachen für wahr ausgiebt, oder wahre Thatsachen vorenthält oder unterdrückt, und dadurch den Anderen in Schaden gebracht oder sich einen Vortheil verschafft hat, ist wegen Betrugs strafbar“, Art. 366 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 556. Beilage Bd. 4, 1840, S. 556. Beilage Bd. 4, 1840, S. 556. Beilage Bd. 4, 1840, S. 556. Vgl. Art. 405 des Code pénal.
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Begriff des Betrugs näher zu definieren307. Er befürwortet deswegen die Lösung des Regierungsentwurfs, der den Betrug anhand von Tatbestandsmerkmalen klarer definiert, weshalb dieser Ansatz auch im Strafgesetzbuch umgesetzt ist308.
1. Subjektive Tatseite a) Absicht Der Regierungsentwurf fordert in Artikel 366 eine Benachteiligungsabsicht309. Diese Fassung hält der Ausschuss nicht für weit genug, weshalb er sich dafür ausspricht, die Absicht, sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen, in den Wortlaut der Norm aufzunehmen310. Diesem Vorschlag wird nachgekommen, und Artikel 391 des Strafgesetzbuches fordert alternativ Benachteiligungsoder Vorteilsverschaffungsabsicht311.
b) Benachteiligungsabsicht Nach dem Regierungsentwurf kann sich die Benachteiligungsabsicht auf alle Rechte eines anderen beziehen312. Für relevant hält der Ausschuss die Frage, ob dieser weitgehende Schutz zweckmäßig, oder seinem Wortlaut nach auf die Benachteiligung des Vermögens zu beschränken sei313. Ein Vergleich der anderen Legislationen zeige, dass diese Frage nicht einheitlich beantwortet werde314. Gegen eine Ausdehnung des Betrugs auf den Schutz aller Rechte wird angeführt, dass dies zu weit gehen könne315. Der Ausschuss spricht sich dem zum Trotz für den Wortlaut des Regierungsentwurfs aus, weshalb dieser ins Strafgesetzbuch (Art. 391) übernommen wird316.
307 308 309 310 311 312 313 314
315 316
Beilage Bd. 4, 1840, S. 556. Vgl. Art. 391 StGB. Vgl. Art. 366 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 557. „Wer in der Absicht, die Rechte eines Anderen zu benachtheiligen, oder sich oder Anderen einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen“, Art. 391 StGB. „Wer in der Absicht, die Rechte eines Anderen“, Art. 366 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 557. So umfasst der Betrug im württembergischen StGB (Art. 351) oder im hannöverischen Entwurf (Art. 308) alle Rechte, im bayrischen StGB (Art. 256) wird von Schaden gesprochen. Beilage Bd. 4, 1840, S. 557. Vgl. Art. 391 StGB.
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2. Besondere Rechtspflicht Der Regierungsentwurf fordert für die Erfüllung des Betrugstatbestandes die „Verletzung einer besonderen Rechtspflicht“317. Im Ausschuss wird vorgeschlagen, diese Formulierung zu streichen, da sie den Betrugstatbestand zu weit einengen würde, und Betrügereien auch dort geschähen, wo eine besondere Pflicht, z.B. durch Vertrag, nicht begründet sei318. Dieser Vorschlag findet keine Zustimmung, da auf das Erfordernis der Verletzung einer besonderen Rechtspflicht nicht verzichtet werden könne, wo es auf das Unterdrücken oder Vorenthalten von Tatsachen ankomme, da diese Pflichten nur durch entsprechende Vertragsverhältnisse begründet würden319. In Artikel 391 des Strafgesetzbuchs ist das Erfordernis der Verletzung der besonderen Rechtspflicht enthalten320. Erweitert wird der Wortlaut aber, wie von dem Ausschuss angeregt321, auf die Fälle, in denen ohne Verletzung einer besonderen Rechtspflicht, jedoch in arglistig täuschender Weise Handlungen vorgenommen werden322.
3. Vorteilserlangung Nach dem Regierungsentwurf muss die Folge der Betrugshandlung der Schaden eines anderen oder ein eigener Vorteil sein323. Der Ausschuss meldet gegen diese Formulierung Bedenken an, da die Aufnahme der Fälle, in denen der Täter sich lediglich einen Vorteil verschafft habe, ohne einen anderen zu schädigen, den Tatbestand zu weit ausdehnen würde324. Er spricht sich deswegen für die Streichung dieser Alternative aus, was im Strafgesetzbuch325 demgemäß umgesetzt wird326.
317 318 319 320 321 322 323 324 325 326
Art. 366 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 558 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 558 f. Vgl. Art. 391 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 559. „Oder auch ohne Verletzung einer besonderen Rechtspflicht arglistiger Weise täuschende Handlungen vornimmt“, Art. 391 StGB. „dadurch den Anderen in Schaden gebracht oder sich einen Vorteil verschafft hat“, Art. 366 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. „dadurch den Anderen in Schaden gebracht hat“, Art. 391 StGB. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560.
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4. Vertragsverhältnis Der Regierungsentwurf regelt als besonderen Fall den Betrug bei Verträgen und gliedert diesen in Artikel 367 in den Fall des zweiseitigen (Art. 367 Nr. 1) und des einseitigen (Art. 367 Nr. 2) Vertrags auf327. Danach ist der Betrug bei zweiseitigen Verträgen nur strafbar, wenn der Täter über nach dem Zivilrecht wesentliche Vertragsbestandteile täuscht, bei dem einseitigen wenn durch die Täuschung der Kontrahent zur Vertragseingehung bewegt wird und ihm dadurch ein Schaden entsteht328. Der Ausschuss lässt der Frage, wann bei Vertragsverhältnissen ein Betrug anzunehmen sei, eine besondere Bedeutung zukommen, da diese Fallgestaltungen häufig vorliege und auf wechselseitigem Vertrauen aufbauten329. Er ist darum bemüht, eine allzu weite Ausdehnung der Vorschrift zu vermeiden, um den täglichen Vertragsverkehr nicht zu beeinträchtigen330. Es liege dem Vertragswesen inne, dass jeder einen größtmöglichen Vorteil für sich erlangen wolle, weshalb zum Schutz eines funktionierenden Rechtsverkehrs nur besonders schwere Fälle des Betrugs kriminalrechtlich relevant seien331. Aus diesem Grund spricht sich der Ausschuss gegen die Formulierung des Regierungsentwurfs aus332. Er hält es für zweckmäßig, in den Fällen, in denen der Getäuschte auf Aufhebung des Geschäfts oder Ersatz seines Schadens klagen kann, den Betrug nicht strafrechtlich zu verfolgen und eine Strafbarkeit nur für die Fälle der „besonderen Arglist“ zu begründen333. Der Ausschuss lässt sich dabei von dem württembergischen Strafgesetzbuch (Art. 352) leiten334. Der Vorschlag des Ausschusses wird in Artikel 392 des Strafgesetzbuchs umgesetzt335.
5. Rechtsfolge Der Regierungsentwurf gliedert den Betrug in „kleiner Betrug“ (Art. 369)336, „einfacher Betrug“ (Art. 369)337 und Betrug mit „Erschwerungsgründen“ (Art. 327 328 329 330 331 332 333 334 335
Vgl. Art. 367 Regierungsentwurf. Vgl. Art. 367 Regierungsentwurf. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Beilage Bd. 4, 1840, S. 560. Vgl. Art. 392 StGB.
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370 und 372)338 auf und sieht für den kleinen Betrug eine Gefängnisstrafe von drei Tagen bis zu drei Monaten, für den einfachen Betrug eine Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren und bei dem Vorliegen von Erschwerungsgründen Zuchthausstrafe zwischen einem und bis zu zehn Jahren vor. Der Ausschuss erklärt sich mit der Aufgliederung des Regierungsentwurfs einverstanden und befürwortet, dass bei der Bestimmung des Betrugs in Anlehnung an die Vorschriften zum Diebstahl auf den Betrag des Schadens abgestellt werde, da beide Delikte eng aneinander grenzten und eine Unterscheidung in der Strafe lediglich von juristischen Feinheiten abhänge, deren Kenntnis man vom Täter nicht verlangen könne339. Die Aufgliederung des Betrugs wird deswegen ins Strafgesetzbuch (Art. 393 bis Art. 397) übernommen340. Der Ausschuss spricht sich jedoch gegen die im Regierungsentwurf vorgesehenen, als zu hart empfundenen Strafandrohungen aus und schlägt Milderungen vor341. Das Strafgesetzbuch normiert demgemäß für den kleinen Betrug Gefängnisstrafe, für den einfachen Betrug Korrektionshaus bis zu drei oder Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren und beim Vorliegen von Erschwerungsgründen Korrektionshaus von einem bis zu drei oder Zuchthaus bis zu zehn Jahren342.
D) Verfehlungen der öffentlich handelnden Personen I. Von den besonderen Verbrechen und Vergehen der Staatsbeamten und öffentlichen Dienern Eine Abgrenzung erfährt das Kapitel über die Verfehlungen öffentlich handelnder Personen nicht durch die Besonderheit der verbrecherischen Handlung, sondern durch den besonderen Bezug der Handlung zu dem Dienstverhältnis des Täters. Straferhöhend wird gewertet, dass der Täter durch seine Handlung das besondere Vertrauen in seine Person verletzt343. Dies sei, so der Ausschuss, 336 Wenn der Wert des Gegenstandes, um den Jemand betrogen worden ist fünfzehn Gulden nicht übersteigt, vgl. Art. 369 Regierungsentwurf. 337 Jeder Betrug, der nicht unter eine der beiden anderen Kategorien fällt, vgl. Art. 369 Regierungsentwurf. 338 Z.B in Fällen des Missbrauchs der Religion, bei Begehung durch mehrere oder bei wenn jemand mit offenen Gewerbe ein falsches Maß oder Gewicht gebraucht, vgl. Art. 370 und 372 Regierungsentwurf. 339 Beilage Bd. 4, 1840, S. 268. 340 Vgl. Art. 393 ff. StGB. 341 Beilage Bd. 4, 1840, S. 268. 342 Vgl. Art. 394 f. StGB. 343 Beilage Bd. 4, 1840, S. 632.
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erforderlich, da mit einer Verfehlung eines Staatsdieners die „persönliche und ökonomische Unsicherheit der übrigen Staatsangehörigen auf das Innigste“344 zusammenhänge345. In seinem Bericht kommt Hesse zu dem Ergebnis, dass der Regierungsentwurf eine gelungene Mischung aus speziellen und allgemeinen Bestimmungen enthalte, sodass nur wenige Abänderungen erforderlich seien346.
1. Öffentliche Diener Artikel 439347 des Strafgesetzbuchs und mit ihm übereinstimmend bereits Artikel 411 des Entwurfs erklären die Strafvorschriften dieses Titels auf alle Staatsbeamte und öffentlichen Diener für anwendbar348. Der Ausschuss kritisiert jedoch, dass die Täterstellung einzig an die Verpflichtung der Person geknüpft ist und dass dadurch diejenigen, die, beispielsweise aufgrund eines Versehens, Dienstaufgaben wahrnehmen, ohne gesondert hierzu verpflichtet worden zu sein, unberücksichtigt blieben349. Der Wortlaut des Artikels 411 wird demgemäß angepasst350.
2. Strafensystem Grund zu eingehenden Diskussionen liefert das Strafensystem des Regierungsentwurfs.
a) Artikel 412 des Regierungsentwurfs Artikel 412 des Regierungsentwurfs normiert: „Kann die wegen begangener Dienstverbrechen oder Vergehen verwirkte Strafe der Dienstentsetzung, der Dienstentlassung oder der Suspension von Dienst und Gehalt gegen den Schuldigen darum nicht ausgesprochen werden, weil derselbe zur Zeit der Urtheilsfällung schon aus dem Dienstverhältnis entlassen (nicht blos in Ruhestand versetzt) worden war, so tritt statt der Dienstentsetzung 344 345 346 347
Beilage Bd. 4, 1840, S. 632. Beilage Bd. 4, 1840, S. 632. Beilage Bd. 4, 1840, S. 634. „Die in diesem Titel enthaltenen Strafbestimmungen sind auf alle Staatsbeamte und öffentliche Diener anwendbar“, Art. 439 StGB. 348 Vgl. Art. 439 StGB. 349 Beilage Bd. 4, 1840, S. 635. 350 „Die in diesem Titel enthaltenen Strafbestimmungen sind auf alle Staatsbeamte und öffentlichen Diener anwendbar [...], verpflichtet sind“, Art. 411 Regierungsentwurf im Vergleich zu „Die in diesem Titel enthaltenen Strafbestimmungen sind auf alle Staatsbeamte und öffentlichen Diener anwendbar [...], verpflichtet werden“, Art. 439 StGB.
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Zuchthausstrafe von 6 Monaten bis zu 4 Jahren, statt der Dienstentlassung Korrektionshausstrafe bis zu 2 Jahren und statt der Suspension von Dienst und Gehalt Gefängnißstrafe von 1 bis zu 3 Monaten ein.“351
Knorr führt in den Beratungen der zweiten Kammer bezüglich des Wortlauts des Artikels 412 an, dass dieser missverständlich sei, da es wohl nicht gewünscht sein könne, eine doppelte Bestrafung der Verurteilten durchzuführen, wie dies nach dem Wortlaut aber möglich sei352. Der Artikel spreche nicht ausdrücklich davon, dass die Umwandlung nur dann stattfinde, wenn der Diener bereits wegen eines anderen Grundes entlassen sei353. Dies könne dazu führen, dass der Diener aufgrund des Dienstvergehens zeitlich zuerst entlassen würde und zum Zeitpunkt der Urteilsfällung dann noch zu einer weiteren Strafe verurteilt würde354. Dies würde zu nicht gewünschten Zufallsergebnissen führen, die allein davon abhängig seien, ob die Dienstentlassung zum Zeitpunkt der Urteilsfällung schon ausgeführt wurde oder nicht355. Knorr schlägt deswegen vor den Zusatz: „aus einem von dem Dienst-Verbrechen oder Vergehen unabhängigen Grunde“
in Artikel 412 hinter dem Wort „Urtheilsfällung“ aufzunehmen356. Der Ausschuss der ersten Kammer äußert Bedenken dahingehend, dass die Regierung grundsätzlich nicht dazu verpflichtet sei, die Gründe die zu einer Entlassung führen mitzuteilen, weshalb es dem Richter nicht immer möglich sei, die Norm in der Urteilsfällung zur richtigen Anwendung zu bringen357. Er empfiehlt den Artikel trotzdem zur Annahme, da ihn die Überzeugung leite, dass die Staatsregierung in den erforderlichen Fällen das Ihre zu der Anwendung des Artikels beitragen werde, indem sie das entscheidende Gericht darüber in Kenntnis setzen werde, ob die Entlassung auf dem Dienstvergehen beruhe oder nicht358.
351 352 353 354 355 356 357 358
Art. 412 Regierungsentwurf. Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 2. Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 2. Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 2. Beilage Nr. 138, 1840, S. 611 f. Beilage Nr. 138, 1840, S. 611 f. Beilage Nr. 138, 1840, S. 610 ff. Beilage Nr. 138, 1840, S. 612.
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Die Kammern nehmen die Aufnahme des Zusatzes, wie von Knorr vorgeschlagen, einstimmig an359. Die Regierung, die sich nicht dazu verpflichten möchte, die Gründe einer Entlassung offen zu legen, ist jedoch nicht bereit, dem zu folgen. Trotz der Einigkeit zwischen beiden Kammern wird der Zusatz von der Regierung nicht ins Strafgesetzbuch übernommen und es bleibt bei der wörtlichen Regelung des Regierungsentwurfs360.
b) Aushilfen im öffentlichen Dienst Im Regierungsentwurf bleiben solche Personen unberücksichtigt, die als Aushilfen im öffentlichen Dienst, beispielsweise als Gehilfen der Gerichtsschreiber, beschäftigt sind, was der Ausschuss kritisiert361. Er stimmt einstimmig362 dafür, die Vorschriften über die besonderen Verbrechen und Vergehen der Staatsbeamten und öffentlichen Diener auch auf Aushilfen im öffentlichen Dienst anzuwenden, da auch diesen gewichtigen Aufgaben zukämen, die besonders schützenswert seien363. Damit erklären sich die Kammern einverstanden364. Ins Strafgesetzbuch wird demgemäß Artikel 440 aufgenommen, der die Anwendung des Titels auch für Aushilfen normiert365.
c) Strafzumessung bei Dienstverlust Eingehend erörtert wird im Ausschuss die Frage, ob in den Fällen, in denen der Staatsdiener aufgrund eines gemeinen Verbrechens den Dienst verliert, dies im Rahmen der Strafzumessung bei der Strafe berücksichtigt werden soll366. Die Minorität367 ist der Ansicht, dass mit Begehung eines gemeinen Verbrechens sich der Staatsdiener auf gleiche Stufe wie der Nichtstaatsdiener begebe, sodass ihm die vom Gesetz vorgesehene allgemeine Strafe zu Recht auferlegt
359 Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 9; Erste Kammer, Protokoll 104, 1840, S. 1078. 360 Vgl. Art. 441 StGB. 361 Beilage Bd. 4, 1840, S. 635. 362 Beilage Bd. 4, 1840, S. 636. 363 Beispielhaft führt Hesse in seinem Bericht den Fall an, dass ein Landgerichtsaktuariatsgehilfe bevor ein Testament ins Depositum genommen wird, durch Geschenke veranlasst, dem Intestaterben eine Abschrift zukommen ließe, Beilage Bd. 4, 1840, S. 636. 364 Beilage Bd. 4, 1840, S. 636. 365 Vgl. Art. 440 StGB. 366 Beilage Bd. 4, 1840, S. 636 f. 367 Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f.
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werde368. Der daran zusätzlich geknüpfte Verlust des Amtes sei lediglich Folge der Strafe, nicht jedoch aber als eigenständige Strafe anzusehen369. Dagegen könne auch nicht Artikel 412 des Regierungsentwurfs angeführt werden, da dieser nur dort Anwendung finde, wo die Dienstentlassung unmöglich sei, was auf diese Fallgestaltungen nicht zutreffe370. Zudem scheitere die gegenteilige Auffassung an ihrer Unausführbarkeit, da in eine solche Berechnung immer auch die Höhe des Gehalts und die familiäre Situation Berücksichtigung finden müsse371. Somit werde eine Gleichstellung niemals vollständig erreicht372. „Man stelle damit einen Grundsatz auf, der die Unmöglichkeit, den durch ihn beabsichtigten Zweck zu erreichen, in sich selbst trage.“373
Die Majorität spricht sich gegen die von der Minorität geforderte Gleichheit aus374. Staatsdiener und Nichtstaatsdiener ständen sich im Hinblick auf die durch die Freiheitsstrafe zu erleidenden Übel und der Auswirkungen auf die eigene Ehre gleich375. Besonderheiten beständen allein für den Staatsdiener in Bezug auf den Verlust des Gehaltes oder der Pension, da der Nichtstaatsdiener nach Verbüßen einer Freiheitsstrafe wieder seiner Tätigkeit nachgehen könne, beziehungsweise dessen Familie während der Haftzeit das Geschäft aufrechterhalten könne376. Beim Staatsdiener sei dies nicht der Fall377. Diese Ungleichheit lasse sich mit dem Rechtsgefühl nicht vereinbaren, weshalb eine Änderung des Regierungsentwurfs notwendig sei378. Die Behauptung der Minorität, dass es sich bei dem Dienstverlust lediglich um eine Folge, nicht jedoch um eine Strafe handele, sei unerheblich, da dies nur ein formeller Unterschied sei, der sich materielle nicht auswirke379. So sei der Dienstverlust in seiner Natur gleich, egal ob er als Strafe oder Folge eingestuft werde380. Dem stehe auch die Berücksichtigung der individuellen Verhältnisse des Staatsdieners nicht entgegen, da dies, wie die sonstige Strafzumessung zeige, 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380
Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 640 f. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. Beilage Bd. 4, 1840, S. 641.
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Fünftes Kapitel
durchaus praktikabel sei381. Zutreffend sei lediglich, dass eine vollständige Gleichstellung nicht erreicht werden könne, was jedoch nicht Ziel sein müsse382. Die Majorität bringt deswegen einen zusätzlichen Artikel 412 b in Vorschlag: „Hat ein öffentlicher Diener ein gemeines Verbrechen begangen, dessen Strafe nach den Vorschriften des Titels 2. Dienstverlust zur Folge hat, so können die Gerichte bei Zumessung der Strafe hierauf in der Art Rücksicht nehmen, daß der Dienstverlust als Gefängniß-, Korrektions- oder Zuchthausstrafe, in beiden letzteren Fällen jedoch nie höher als bis zu 4 Jahren, in Aufrechnung gebracht, oder, insoferne die Strafe des gemeinen Verbrechens unbedeutend ist, nur der Dienstverlust ausgesprochen wird.“383
Die Argumentation der Minorität überzeugt den Ausschuss384 und die Kammern, die sich gegen die Aufnahme des vorgeschlagenen Artikels 412 b aussprechen385.
d) Widerruflichkeit des Dienstes Eine Unterscheidung zwischen widerruflich und unwiderruflich bestellten Dienern enthält der Regierungsentwurf nicht ausdrücklich. Im Ausschuss sind die Ansichten darüber, ob eine Unterscheidung zu treffen sei, geteilt386. Die Minorität spricht sich für die wörtliche Regelung des Regierungsentwurfs aus, da dem auf Widerruf Angestellten durch die Vorschrift kein Vorteil entstehe und man auch bei sonstigen Freiheitsstrafen nicht berücksichtige, welche Auswirkungen die Strafe auf das Gewerbe oder Geschäft des Verurteilten habe387. Dem tritt die Majorität entgegen, da die Stellung der unwiderruflich Angestellten eine völlig andere sei, denn nur diese besäßen die Aussicht auf ein sorgenfreies Leben388. Der Dienstverlust wirke sich deswegen auf gänzlich andere 381 Beilage Bd. 4, 1840, S. 641. 382 „Wie wenige Gesetze gebe es, durch welche ihr Zweck vollständig und unter allen Verhältnissen erreicht werde! In den meisten Fällen müsse der Gesetzgeber zufrieden seyn, wenn er sich der völligen Erreichung des Zwecks nur möglichst nähere“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 645. 383 Beilage Bd. 4, 1840, S. 639. 384 Beilage Bd. 4, 1840, S. 648. 385 Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 19; Erste Kammer, Protokoll 104, 1840, S. 1078. 386 Beilage Bd. 4, 1840, S. 638. 387 Beilage Bd. 4, 1840, S. 638. 388 Beilage Bd. 4, 1840, S. 638.
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Weise auf die widerruflich angestellten Staatsdiener aus, da diese von vornherein keinen Vertrauensschutz auf eine unbegrenzte Anstellung genießen würden, weshalb eine Gleichstellung nicht erfolgen könne, da das erlittene Übel sich unterschiedlich darstelle389. Zudem ergebe sich aus dem Regierungsentwurf, dass auch diesem, ohne ausdrücklich Klarstellung, die Ansicht der Majorität zugrunde liege, da in Artikel 430390, der sich als einziger mit den widerruflichen Dienern beschäftige, die Dienstentlassung unerwähnt bleibe391. In Artikel 412 sei deswegen der Zusatz: „bei unwiderruflich angestellten Dienern“ aufzunehmen. Zu dieser Streitfrage nimmt Grolman in der zweiten Kammer Stellung und führt aus: „Der widerruflich angestellte Diener steht in dem nämlichen Verhältniß in Bezug auf seine Functionen zum Staat, als wie der unwiderruflich angestellte, und es hat auf die treue Erfüllung der Amtsverbindlichkeiten des widerruflich Angestellten der Umstand, welche größere oder mindere Vortheile für ihn mit seinem Amte 392 selbst verbunden sind, keinen Einfluß.“
Im Hinblick darauf habe ihn auch die gleiche Strafe zu treffen wie den unwiderruflich angestellten Staatsdiener, und eine Unterscheidung sei nicht zu treffen393. Bezugnehmend auf die Argumentation der Minorität sprechen sich die Kammern gegen die Aufnahme des Zusatzes aus394. Eine Unterscheidung der widerruflich und unwiderruflich angestellten Staatsdiener trifft das Strafgesetzbuch demgemäß nicht395.
389 Beilage Bd. 4, 1840, S. 639. 390 „Gerichtsdiener, Gefängnißwächter, Wärter oder Aufseher, oder Wachen, welche einen Gefangenen aus Bosheit, Rachsucht, Haß oder Mutwillen mißhandeln, sollen, wenn der Grad der Mißhandlung nach Tit. XXXI. Nicht eine schwerere Strafe nach sich zieht, zu Korrektionshausstrafe bis zu 1 Jahr verurtheilt werden. War die Mißhandlung sehr geringfügig, so können die Gerichte auf Gefängnißstrafe von 10 Tagen bis zu 3 Monaten erkennen“, Art. 430 Regierungsentwurf. 391 Beilage Bd. 4, 1840, S. 639. 392 Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 4. 393 Beilage Bd. 4, 1840, S. 639. 394 Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 9; Erste Kammer, Protokoll 104, 1840, S. 1078. 395 Vgl. Art. 441 StGB.
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Fünftes Kapitel
e) Gesetz, das Verfahren gegen Kassebeamte betreffend Weitere Bedenken ruft Artikel 412 bei dem Ausschuss im Hinblick auf das Gesetz, das Verfahren gegen Kassebeamte betreffend, vom 18. Januar 1831 hervor, da Artikel 6 dieses Gesetzes396 bei der Abfassung der Norm unberücksichtigt geblieben sei und die Normen miteinander nicht in Einklang ständen397. Die kumulative Anwendung der Vorschriften habe zur Folge, dass der Betroffene entlassen und zusätzlich mit der in Artikel 412 vorgesehenen Strafe belegt würde, was zu einer nicht gewünschten Härte führe398. Zweifel daran, dass das Gesetz das Verfahren gegen Kassebeamte betreffend bestehen bleiben solle, gebe es nicht, da dieses das Staatsvermögen schütze und sich bewährt habe399. Es wird deswegen für notwendig erachtet, die zukünftig nebeneinander stehenden Regelungen aneinander anzupassen400. Der Ausschuss schlägt deswegen einen weiteren Zusatzartikel, Artikel 412 c, vor: „Wenn die Gerichte in Gemäßheit des letzten Absatzes des Art. 6 des Gesetzes vom 18. Januar 1831, ‘das Verfahren gegen Kassebeamte, welche Receß gemacht haben betr’ den Receß oder Defect des Kassebeamten als begründet erachten, die Dienstentlassung aussprechen und die Frage: ob sich der Angeschuldigte eines Betruges oder der Unterschlagung schuldig gemacht hat, einer weiteren Untersuchung und Aburteilung vorbehalten, so haben sie bei letzterer den Angeschuldigten nicht als einen im Sinne des vorstehenden Artikels Entlassenen zu betrachten, sondern
396 „Ergeben sich aus der administrativen Untersuchung gegen einen Kassenbeamten die Gewißheit oder rechtliche Verdachtsgründe eines begangenen Betrugs oder der Unterschlagung, so ist der Beamte jedenfalls vor Gericht zu stellen. Die Gerichte haben alsdann nach den bestehenden kriminalrechtlichen Grundsätzen und Vorschriften zu verfahren. Erachten sie den Angeschuldigten des Verbrechens des Betrugs oder der Unterschlagung nicht für überwiesen, so haben sie nach den in den Art. 4 und 5 erlassenen Bestimmungen zu erkennen; finden sie dagegen einen Betrug oder das Verbrechen der Unterschlagung für erwiesen, so sind, neben der Kassation, diejenigen Strafen gegen den Kassebeamten auszusprechen, welche die Gesetze wegen dieser Verbrechen verhängen. Den Gerichten bleibt es, wenn sie den Receß oder Defekt an und für sich als begründet erkennen, unbenommen, alsbald die Dienstentlassung auszusprechen und die Frage, ob sich der Angeschuldigte eines Betrugs oder der Unterschlagung schuldig gemacht hat, einer weiteren Untersuchung und Aburtheilung vorzubehalten“, Beilage Bd. 4, 1840, S. 646. 397 Beilage Bd. 4, 1840, S. 646. 398 Beilage Bd. 4, 1840, S. 646. 399 Beilage Bd. 4, 1840, S. 646. 400 Beilage Bd. 4, 1840, S. 676.
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gegen denselben gerade so zu erkennen, als wäre die von ihnen ausgesprochene Dienstentlassung noch nicht erfolgt.“401
Nachdem die Kammern in ihren Beratungen402 nichts gegen den Artikel zu bemerken haben und ihn einstimmig annehmen, wird er wörtlich ins Strafgesetzbuch als Artikel 442 aufgenommen403.
II. Von den einzelnen Dienstverbrechen und Vergehen In dem zweiten Teil normiert der Titel besondere, einzelne Dienstverbrechen und Vergehen. Die Strafbarkeit dieser Vergehen begründet sich aus der Verletzung einer besonderen Pflicht, die dem Diener bei Verrichtung seiner Geschäfte aufgrund seiner Stellung obliegt. So stellt beispielsweise Artikel 449 des Strafgesetzbuchs die eigennützige Verletzung des Dienstgeheimnisses404 oder Artikel 450 die Bestechung unter Strafe405 und schützt damit das Vertrauen der Öffentlichkeit auf die Rechtschaffenheit des öffentlichen Dienstes. Zudem sollen die Tatbestände das Vertrauen der Allgemeinheit in die Unparteilichkeit der öffentlichen Verwaltung stützen und die Funktionsfähigkeit der staatlichen Verwaltung, sowie der Strafrechtpflege garantieren, indem zum Beispiel Artikel 460 denjenigen Staatsdiener bestraft, der eine Strafe vollstrecken lässt, der keine oder eine andere Verurteilung zu Grunde liegt406, oder Artikel 461 einen Richter, der einen Unschuldigen verurteilt mit Strafe bedroht407.
401 Beilage Bd. 4, 1840, S. 647. 402 Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S. 19; Erste Kammer, Protokoll 104, 1840, S. 1078. 403 Vgl. Art. 442 StGB. 404 Vgl. Art. 449 StGB. 405 Vgl. Art. 450 StGB. 406 Vgl. Art. 460 StGB. 407 Vgl. Art. 461 StGB.
Sechstes Kapitel: Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch Das Strafgesetzbuch brachte „die lange erstrebte Rechtsvereinheitlichung in allen drei Provinzen.“1
A) Allgemeiner Teil Das Gesetz, die Einführung des Strafgesetzbuchs im Großherzogtum Hessen betreffend, wird am 17. September 1841 erlassen. Nach Artikel 1 dieses Gesetzes tritt das Strafgesetzbuch am 1. April 1842 für das gesamte Gebiet des Großherzogtums Hessen in Kraft2. Das Gesetz regelt in Artikel 2, dass die bis zum Inkrafttreten des Strafgesetzbuchs geltenden Strafgesetze, mit Ausnahme des Militärstrafgesetzbuchs, des akademischen Gesetzes, des Vierten Buchs des rheinhessischen peinlichen Gesetzbuchs3 sowie des Polizeigesetzes und entsprechende Verordnungen, erlöschen4. Daneben normiert das Einführungsgesetz in Artikel 3 ein Verbot der Rückwirkung für solche Taten, die bis zum Inkrafttreten des Strafgesetzbuchs noch nicht abgeurteilt sind5. Ist für die strafbare Handlung vor Inkrafttreten des Strafgesetzbuchs eine mildere Strafe vorgesehen, so darf nur diese verhängt werden, da die in dem Strafgesetzbuch enthaltene Schärfung nicht zu Lasten des Täters gewertet werden dürfen6.
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Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 15. Art. 1 Einführungsgesetz. Dieses Buch enthält die französischen Regelungen zu dem Polizeiübertretungen, sodass dessen Aufrechterhaltung eine konsequente Handhabung zu der Aufrechterhaltung auch der anderen Polizeigesetze und Verordnungen darstellt, vgl. auch Zürcher, Die Kodifikation der Übertretungen mit Rücksicht auf den Vorentwurf des schweizerischen Strafgesetzbuchs, in: Schweizerische Zeitschrift für Strafrecht. Revue penale Suisse. Band 8 hrsg. von Carl Stooss, S. 144; Feuerbach, Paul Johann Anselm von, Lehrbuch des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechts, S. 48. Art. 2 Einführungsgesetz. Art. 3 Einführungsgesetz. Art. 3 Einführungsgesetz.
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Sechstes Kapitel
Des Weiteren verbietet das Gesetz, eine rechtmäßig zuerkannte körperliche Züchtigung ab Inkrafttreten des Gesetzbuches zu vollziehen, da die Möglichkeit der körperlichen Züchtigung durch das Strafgesetzbuch abgeschafft ist7.
B) Besonderheiten für die Provinz Rheinhessen In einem zweiten Abschnitt regelt das Einführungsgesetz Besonderheiten für die Provinz Rheinhessen. Durch Artikel 6 sind die Bestimmungen über den bürgerlichen Tod abgeschafft8. Dieser darf nach dem Inkrafttreten des Änderungsgesetzes auch in Rheinhessen nicht mehr verhängt werden, und es wird in Anlehnung an das Verbot der Vollstreckung der körperlichen Züchtigung auch die Vollstreckung bereits verhängter Strafen des bürgerlichen Todes untersagt9.
C) Polizeiliche Verfügungen In einem dritten Abschnitt regelt das Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch die polizeilichen Verfügungen. Diese befassen sich vor allem mit Bettlern, die nicht unter die Bestimmungen des Artikels 247 des Strafgesetzbuchs fallen (Art. 23) und mit nicht tätlicher Ehrenkränkung (Art. 24). Verfahrensrechtich regelt Artikel 29 eine kürzere Verjährung der polizeilichen Verfolgungsmöglichkeiten bei solchen Ehrenkränkungen, bei denen vom Tag der Ehrenkränkung an ein Jahr ohne Verfahrensunterbrechung vergangen ist. Außerdem umfassen die polizeilichen Verfügungen nach Artikel 33 solche Übertretungen, bei denen aus „Hunger oder Lüsternheit und innerhalb dieser Grenzen, zum unmittelbaren Genusse, an Eß- oder Trinkwaaren verübte Entwendungen [...], insofern nicht die Merkmale eines ausgezeichneten Diebstahls dabei eintreten und insofern sie nicht als Feldpolizeivergehen erscheinen“10. Danach haben in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen die Stadt- und Landgerichte als Polizeigerichte erster Instanz und in der Provinz Rheinhessen die Friedensgerichte als einfache Polizeigerichte zu entscheiden. Der Abschnitt zu den polizeilichen Verfügungen rundet die strafrechtlichen Bestimmungen ab und nimmt die im Strafgesetzbuch getroffenen Verweisungen auf.
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Vgl. viertes Kapitel, C) III. Art. 6 Einführungsgesetz. Art. 6 Einführungsgesetz. Art. 33 Einführungsgesetz.
Siebtes Kapitel: Nachträgliche Änderungen des Strafgesetzbuchs „dieses Gesetzbuch, welches ohne besondere Anstände und Schwierigkeiten in das praktische Leben übergegangen ist, [hat] den frühere Zustand des Strafrechts wesentlich verbessert [...] [so]daß eine vollständige Revision desselben nicht zu den dringendsten Bedürfnissen des Landes gehört.“1
A) Gesetz vom 23. Februar 1849 Im Frühjahr 1848 verstärken sich in Hessen die politischen Unruhen und Hessen-Darmstadt ist „schnell von der allgemeinen Bewegung ergriffen“2. Am 28. Februar 18483 stellt von Gagern in der zweiten Kammer den Antrag4, die Bitte an den Großherzog Ludwig II. zu richten, „unverzüglich in der Bundesversammlung und außer derselben in geeigneter Weise dahin wirken zu wollen, daß unter so dringenden und von Außen Gefahr drohenden Umständen und für die Dauer derselben 1. Die Sorge für den Schutz der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands, insbesondere die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, des Heerwesens und der Volksbewaffnung, in die Hand eines Kabinetts gelegt werde, dessen Minister dem interimistischen Haupte Deutschlands und der Nation verantwortlich seien; 2. Daß das interimistische Haupt Deutschlands Gesetzgebung und Besteuerung, in Übereinstimmung mit einem Rathe der Fürsten und einem Rathe des Volkes, nach den wesentlichen Formen des repräsentativen Systems ausübe; und daß die Berufung der Nationalrepräsentation gleichzeitig mit der Erneuerung des Bun5 desoberhauptes erfolge.“
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Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 187. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 514. Buchner bezeichnet den Antrag als einer der „wichtigsten unter den verkündigten neuen Eingaben“, Buchner, Das Großherzogthum Hessen in seiner politischen und socialen Entwicklung vom Herbst 1847 bis zum Herbst 1850, S. 21. Bei seinem Antrag bezieht er sich auf den in der badischen zweiten Kammer am 12. Februar 1848 von Bassermann gestellten Antrag, vgl. Quellensammlungen zum deutschen öffentlichen Recht Bd. 1 S. 30 ff. Beilage Nr. 129, 1848.
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Siebtes Kapitel
Um den politischen Bewegungen nachzukommen, beschließt der Bundestag am 30. März 1848 und 7. April 1848 die Bestimmungen des Bundeswahlgesetzes, das die Grundlage für die Berufung der verfassungsgebenden Nationalversammlung darstellt6. Die Nationalversammlung tritt erstmals in der Eröffnungssitzung vom 18. Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt zusammen. Das Strafgesetzbuch erfährt durch das Gesetz, „die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betr.“7 vom 23. Februar 1849 einige Änderungen. Die Änderungen sind unter anderem erforderlich, da zwischenzeitlich auch in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen die Schwurgerichte, die es in Rheinhessen bereits gegeben hat, gebildet worden sind und sich dadurch Zuständigkeiten verschoben haben8. Seit dem Inkrafttreten des Kompetenzgesetzes haben die Arbeiten an einem Strafprozessgesetzbuch geruht9. Hintergrund ist das bis dahin noch immer nicht abgeschlossene Bürgerliche Gesetzbuch, dem man den Vorrang einräumt10. Am 21. Dezember 1847 stellt der Abgeordnete Reh in der zweiten Kammer den Antrag, die Bearbeitung des Strafprozessgesetzbuchs, unter Zugrundelegung des in Rheinhessen bestehenden Rechts, vorzuziehen11. Noch vor einer Entscheidung über den Antrag gibt die Regierung zu verstehen, dass sie gewillt sei, die Prinzipien der Mündlichkeit und Öffentlichkeit sowie den Anklageprozess und die Geschworenengerichte im gesamten Großherzogtum einzuführen12.
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Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 606. Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849, S. 91 ff. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 39. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 119 ff. Einem Antrag des Abgeordneten Franck auf dem Landtage 1844/47 man solle die Staatsregierung um Vorlage eines Gesetzesentwurfs zur Einführung des in Rheinhessen geltenden peinlichen Gerichtsverfahrens in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen ersuchen kommt man nicht nach, Zweite Kammer, Protokoll 22, 1845, S. 1; weitere Einzelheiten zu den Beratungen finden sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 119 ff. Beilage Nr. 16, 1848. Beilage Nr. 148, 1848, S. 4 f.
Nachträgliche Änderungen des Strafgesetzbuchs
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Durch Edikt13 vom 5. März 1848 wird der Erbgroßherzog Ludwig III. zum Mitregenten. Noch in derselben Nacht wird von Gagern zum Staatsminister ernannt14, und er arbeitet das Edikt vom 6. März 184815 aus, indem der Großherzog die Umsetzung der Forderungen des Volkes zusagt, was zunächst zu einer Entspannung der Situation führt16. Buchner fasst dies zusammen: „Überall trug es dazu bei, die noch hoch gehenden Wellen der öffentlichen Meinung wieder mehr und mehr in ihr Bett zurückzuführen.“17
In diesem Edikt erfolgt unter anderem die Zusage, alsbald Entwürfe für ein neues Strafverfahren vorzulegen18.
I. Beratungen der Kammern Das Änderungsgesetz vom 23. Februar 1849 ist aus einem Entwurf der Regierung hervorgegangen19. In einem dazugehörigen Bericht vom 3. Juni 1848 fasst von Lindelof allgemeine Beobachtungen in der Anwendung des neuen Strafgesetzes zusammen20. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass durch alle durch die Gerichte übermittelten Berichte die Überzeugung begründet werde, dass die Einführung des Strafgesetzbuchs zu einer Verbesserung des Rechtszustandes geführt habe, weshalb eine vollständige Überarbeitung nicht erforderlich sei21. Die angeregten Änderungen gehen insbesondere auf die prozessual eingetretenen Neuerungen, wie die öffentlichen und mündlichen Verfahren, zurück22.
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
Edikt vom 5. März 1848, RGBl. 1848, S. 61. Vgl. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 515. Edikt vom 6. März 1848, RGBl. 1848, S. 65 f. Katz-Seibert, Der politische Radikalismus in Hessen während der Revolution von 1848/49, S. 15. Buchner, Das Großherzogthum Hessen in seiner politischen und socialen Entwicklung vom Herbst 1847 bis zum Herbst 1850, S. 35. Edikt vom 6. März 1848, RGBl. 1848, S. 65 f. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 187. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 187. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 187. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 187.
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Siebtes Kapitel
Nach der Zusage im Edikt vom 6. März wird bereits am 26. Mai 1848 in der zweiten Kammer ein Gesetzesentwurf23 zur Einführung der mündlichen und öffentlichen Strafverfahren mit Schwurgerichten in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen vorgelegt24. Am 28. Oktober 1848 wird das Gesetz erlassen und am 17. November 1848 im Regierungsblatt veröffentlicht25. Durch Verordnung vom 15. März 1849 tritt das Gesetz am 1. April 1849 in Kraft26. Nach der Rechtsangleichung im Strafrecht erfolgt dadurch im gesamten Großherzogtum auch im Strafverfahren eine Angleichung des Rechts. Die Provinzen Starkenburg und Oberhessen profitieren insbesondere von den in Rheinhessen geltenden französischen Prinzipien der Mündlichkeit und Öffentlichkeit, dem Anklagegrundsatz und den Geschworenengerichten27. Der Abgeordnete Köster erstattet am 29. Juli 184828 und am 20. Dezember 184829 Bericht über die Änderungen vor der zweiten Kammer. In diesem führt er aus: „Der zweite Ausschuß […] ist in Folge dieser von ihm vorgenommenen Prüfung zu der Ueberzeugung gelangt, daß die vorgeschlagenen Abänderungen unseres Gesetzbuchs sämmtlich empfohlen zu werden verdienen, indem die Bestimmungen dieses Gesetzbuchs, deren Aufhebung der Entwurf bezweckt, in der Anwendung sich nicht bewähr haben und größtentheils auf das mündliche und öffentliche Verfahren, namentlich auf das Verfahren vor den Assisen, störend einwirken.“30
Die erste Kammer berät am 2. August 1848 über den Entwurf31 und nimmt ihn in der Fassung der zweiten Kammer an32. 23
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27 28 29 30 31 32
Beilage Nr. 452, 1848; Näheres zum Entwurf und den Beratungen der Kammern findet sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 137. Beilage Nr. 452, 1848; Näheres zum Entwurf und den Beratungen der Kammern findet sich bei Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S. 137. Gesetz die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgericht in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend, RGBl. 1848. Verordnung, die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgerichten in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend, RGBl. 1849. Blaß, Die Entwicklung des Strafverfahrens in Hessen-Darmstadt im 19. Jahrhundert, S 137. Beilage Nr. 578, 1849, S. 1 ff. Beilage Nr. 677, 1849, S. 1 ff. Beilage Nr. 578, 1849, S. 1 ff. Erste Kammer, Protokoll 65, 1848. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 39.
Nachträgliche Änderungen des Strafgesetzbuchs
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II. Änderungen Das Änderungsgesetz regelt in achtzehn Artikeln die wichtigsten Anpassungen die als notwendig angesehen werden33. Die häufigste Änderung neben der Streichung34 / Einführung35 des Antragserfordernisses für die Strafverfolgung einiger Delikte und die damit einhergehende Umwandlung dieser Delikte von Antrags- in Offizialdelikte betrifft vor allem die Regelung der Konkurrenzen. Dies wird insbesondere aufgrund der im rechtsrheinischen Teil eingeführten Geschworenengerichte notwendig36. Artikel 6 des Änderungsgesetzes sieht deswegen die Aufhebung und Ersetzung der Artikel 104 bis 110 des Strafgesetzbuchs37 im Titel VIII vor38. Ersetzt werden sie durch einen neuen Titel „Von dem Zusammentreffen mehrerer Verbrechen“39. Dieser beschäftigt sich unter anderem mit der Straferhöhung im Fall des Zusammentreffens mehrerer gleicher Strafen und sieht nun vor, dass eine Erhöhung nicht mehr zwingend um zwei Drittel zu erfolgen hat40, sondern dem Richter ein Ermessensspielraum von ein bis zu zwei Drittel zuerkannt wird41. Dies erscheint sinnvoll, da gerade im Fall, dass eine Vielzahl von Verbrechen und zu verhängenden Strafen aufeinander treffen, die alten Regelungen zu einer Härte führen, die nicht mehr im Verhältnis zu der verwirklichten Schuld steht42. Daneben wird die umstrittene Frage gesetzlich geregelt ob die „Gleichzeitigkeit“ des Zusammentreffens mehrerer Strafen nur für den Fall angenommen
33 34 35 36 37 38 39 40 41 42
Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849. Z.B. im Fall des Art. 168 StGB. Z.B. im Fall des Art. 427 StGB. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 39. Vgl. Titel VIII StGB „Von dem Zusammentreffen (der Concurrenz) mehrerer gleichzeitig zu bestrafender Verbrechen oder Vergehen“. Vgl. Art. 6 des Gesetzes die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849. Vgl. Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849. Vgl. Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849. Art. 10 des Gesetzes die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend. Beilage Nr. 578, 1849, S. 1 ff.
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Siebtes Kapitel
werden kann, in denen die Strafen in einem Prozess verhängt werden, was nun verneint wird43. Der Abgeordnete Köster führt in seinem Bericht dazu aus: „Die Bestimmung des Strafgesetzbuches, daß über mehrere zusammentreffende Verbrechen gleichzeitig erkannt werden soll, hat nicht nur für Rheinhessen den in den Motiven erwähnten Uebelstand hervorgerufen, sondern auch in den diesseitigen Provinzen auf die Competenzverhältnisse störend eingewirkt und zu verschiedenen Streitfragen Veranlassung gegeben. Namentlich war es bestritten, ob auch solche Verbrechen, welche erst nach dem Schluß einer anderen Untersuchung gegen den Angeschuldigten sich ergeben hatten, noch als zusammentreffende im Sinne des Strafgesetzbuches zu betrachten, oder ob und welcher andere Endpunkt hier anzunehmen sei. Die Art. 5, 6 und 15 beseitigen diese Schwierigkeit auf eine befriedigende Weise, indem sie die Nothwendigkeit des gleichzeitigen Processes aufheben, ohne das Rech des Angeschuldigten auf mildere Beurtheilung concurrierender Verbrechen zu schmälern.“44
Den Abschluss des Gesetzes bilden die Artikel 17 und 18, die sich mit dem Verfahrensrecht beschäftigen und auf die Zuständigkeit der Assisen eingehen45. Weitere Änderungen des Strafgesetzbuchs werden darüber hinaus nicht als notwendig empfunden.
B) Abschaffung der Todesstrafe (11. April 1849) Bedeutendster Vertreter der Idee der Abschaffung der Todesstrafe ist Beccaria mit seinem Werk „Dei delitti e delle pene“46. In § 16 „Von der Todesstrafe“47 spricht er dem Staat das Recht ab die Todesstrafe zu verhängen, da die Todesstrafe nicht notwendig sei48. Die lebenslange Freiheitsstrafe sei als höchste Strafe ausreichend und zudem wirksamer49, weshalb er sich für die teilweise Abschaffung der Todesstrafe ausspricht50.
43 44 45 46 47 48 49 50
Vgl. Art. 5, 6 und 15 des Gesetzes die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend. Beilage Nr. 578, 1849, S. 1 ff. Vgl. Art. 17 und 18 des Gesetzes die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849. „Über Verbrechen und Strafen“, übersetzt von K. Esselborn. Beccaria / Esselborn, Über Verbrechen und Strafen, S. 105–115 ff. Beccaria / Esselborn, Über Verbrechen und Strafen, S. 106. Beccaria / Esselborn, Über Verbrechen und Strafen, S. 109. Für politische Verbrechen soll sie beibehalten werden. Düsing führt dazu aus: „Merkwürdiger aber ist, daß Beccaria, der die Todesstrafe als nicht notwendig, ungerecht, weniger wirksam als lebenslängliche Freiheitsstrafe und als schädlich bezeichnet, der sogar dem Staate das Recht zu töten abspricht, nicht die Abschaffung der Todesstrafe in vollem Umfange fordert, sondern auf halbem Wege stehen bleibt“,
Nachträgliche Änderungen des Strafgesetzbuchs
143
Nachdem in Frankreich durch Proklamation vom 26. Februar 1848 die Todesstrafe abgeschafft wird, werden im Zuge der Märzrevolution auch in den deutschen Staaten die Stimmen, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe aussprechen, immer lauter51. „Die Besorgnis über die wachsende Verbrechensrate, die Notwendigkeit, zum Zweck der Verbrechensbekämpfung eine neue Politik der Erziehung und Besserung der Delinquenten zu finden, und die Überzeugung, dass ein Schauspiel öffentlicher Grausamkeit auf dem Richtplatz nur den Effekt haben könne, die Leidenschaften der Zuschauer anzustacheln, sie gegen zartere Gefühle abzustumpfen, zu verrohren und dem Verbrechen eher geneigter denn abgeneigter zu machen – all diese Fakten wirkten in den 1840er Jahren in vielen Staaten des Deutschen Bundes zusammen und brachten bei einer wachsenden Zahl liberaler Juristen, Au52 toren und politischer Aktivisten das Prinzip der Todesstrafe in Misskredit.“
So beschäftigt sich auch der Verfassungsausschuss während des Entwurfs der Grundrechte mit der Abschaffung der Todesstrafe53. In dem am 19. Juni 1848 dem Plenum überreichten „Entwurf der Grundrechte“ ist die Abschaffung der Todesstrafe jedoch unerwähnt54. Nur aus dem Minoritätsgutachten ergibt sich, dass in diesem unter den Ziffern 10–12 als Abänderung die Abschaffung der Todesstrafe gefordert wird55. Nach eingehenden Beratungen stimmen in der zweiten Lesung 256 gegen 176 Stimmen für die Abschaffung der Todesstrafe56. Der Grundrechtsteil der Reichsverfassung wird am 20. Dezember 1848, nachdem sich das Plenum der Nationalversammlung über ein halbes Jahr mit dem Entwurf beschäftigt hat, verabschiedet57. „Die Frankfurter Grundrechte stellten eine Rezeption des klassischen Grundrechtssystems dar. Sie entwickelten sich auf dem Boden der in den westlichen Verfas-
51 52 53 54
55 56 57
Düsing, Die Geschichte der Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland, S. 17. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 308. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 308. Düsing, Die Geschichte der Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland, S. 30 f. Die Verhandlungen des Verfassungsausschusses der Deutschen Nationalversammlung in: Droysen S. 373–384; Düsing, Die Geschichte der Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland, S. 33. Die Verhandlungen des Verfassungsausschusses der Deutschen Nationalversammlung in: Droysen S. 384. Stenographischen Berichte S. 3947; Düsing, Die Geschichte der Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland, S. 50. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 776.
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Siebtes Kapitel sungsstaaten bereits zur Tradition gewordenen Rechtskultur [...]. Die Frankfurter Verbürgungen befanden sich im Einklang mit der geistlichen und sozialen Konstitution einer Zeit, die voll und ungebrochen von bürgerlicher Freiheits- und Rechts58 gesinnung bestimmt war.“
Aufgrund des Beschlusses der Reichsversammlung verkündet der Reichsverweser am 27. Dezember 1848 das Gesetz die Grundrechte59 des Deutschen Volkes betreffend60. Durch das Gesetz werden dem deutschen Volk die in dem Gesetz normierten Grundrechte einheitlich für alle Mitglieder in jedem Einzelstaat zuerkannt. Das Gesetz soll dabei den jeweiligen Verfassungen der Einzelstaaten als rechtliche Grundlage dienen61. Erstrebt wird damit für die Grundrechte eine „zentralistisch-unitarische Wirkung“62. In Artikel 3 § 9 beschäftigt sich das Gesetz mit der Todesstrafe und normiert: „Die Todesstrafe, ausgenommen wo das Kriegsrecht sie vorschreibt, oder das Seerecht im Fall von Meutereien sie zuläßt, so wie die Strafen des Prangers, der Brandmarkung und der körperlichen Züchtigung, sind abgeschafft.“63
Evans sieht dies, nachdem bereits zuvor die Todesstrafe in Frankreich von der revolutionären Nationalversammlung aufgehoben worden ist, als naheliegend an64. Anträge, die Todesstrafe für die Fälle des Hochverrats oder Mordes beizubehalten, werden mit deutlicher Mehrheit65 abgelehnt66. Am 11. April 1849 ergeht im Großherzogtum Hessen das Gesetz „die Aufhebung der Todesstrafe betreffend“67 mit zwei Artikeln68. Artikel 1 normiert:
58 59 60
61 62 63 64 65
66 67 68
Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 776. Ein Hauptanliegen der Märzbewegung ist der Ausbau der Grundrechte, Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 776. Nach dem Vorbild der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“, vgl. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 330; Gesetz, betreffend die Grundrechte des deutschen Volks, Reichs-Gesetz-Blatt 1848, S. 49 ff. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 782. Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 782. Art. 3 § 9 Gesetz, betreffend die Grundrechte des deutschen Volks, Reichs-Gesetz-Blatt 1848, S. 49 ff. Evans, Rituale der Vergeltung, S. 330. Gegen die Todesstrafe bei Hochverrat stimmen dreihundertfünfzehn zu achtundzwanzig Stimmen; Gegen die Todesstrafe bei Mord zweihundertachtundvierzig zu einhundertvierundsechzig Stimmen, Stenographische Berichte, S. 622 f. Stenographische Berichte, S. 622 f. Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend, RGBl. 1849, S. 177. Für Evans ein trügerischer Sieg, Evans, Rituale der Vergeltung, S. 343.
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„Bei den mit Todesstrafe zu ahndenden Verbrechen soll, soweit diese Strafart durch das gedachte Reichsgesetz abgeschafft ist, statt der Todesstrafe auf lebenslängliche Zuchthausstrafe erkannt werden.“69
In Kraft tritt das Gesetz nach Artikel 2 „am Tage seines Erscheinens im Regierungsblatte“70. Das Gesetz wird im Regierungsblatt von 1849 auf Seite 177 veröffentlicht und ändert das erst 1841 eingeführte Strafgesetzbuch betreffend die Verhängung der Todesstrafe in Umsetzung des Gesetzes die Grundrechte des Deutschen Volkes betreffend ab71.
C) Wiedereinführung der Todesstrafe Nach dem Scheitern der Revolution72 und der Auflösung des Nationalparlaments kommt es auch im Großherzogtum Hessen zu einem Regierungswechsel73. Gegen Ende des Jahres 1850 tritt Jaup zurück und Dalwigk leitet fortan das hessische Kabinett74. Der Großherzog verordnet durch Notverordnung ein neues Wahlrecht75. In dieser Verordnung heißt es: „Wir werden es stets als die erste Bedingung der Staatswohlfahrt erkennen, daß Unsere Regierung in glücklicher Vereinigung mit einer würdigen und tüchtigen Landesvertretung zu wirken im Stande sey, und können ganz besonders bei den nun eingetretenen Umständen nichts dringender wünschen, als daß die Staatsverwaltung unter solchem Zusammenwirken in den ordentlichen, frevelhaft gestörten, Zustand zurückgeführt werde. Wir haben daher beschlossen, getreue Stände um Uns zu versammeln.“76
Huber fasst dies mit den Worten zusammen: „Das Regime der Notverordnungen bedeutete nichts anderes als einen durch Staatsstreich erzwungenen Verfassungswandel. Die Wahlrechtsänderung führte dazu, daß die Regierung in den auf den 15. Januar 1851 berufenen Kammern wie77 der eine ihr weithin willfährige Mehrheit besaß.“
69 70 71 72 73 74 75 76 77
Art. 1 Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend, RGBl. 1849, S. 177. Art. 2 Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend, RGBl. 1849, S. 177. Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend, RGBl. 1849, S. 177. Näheres dazu bei Huber, Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, S. 842 ff. Huber, Bismarck und das Reich, S. 200. Huber, Bismarck und das Reich, S. 200. Verordnung, die Berufung einer außerordentlichen Ständeversammlung betreffend, RGBl. 1850. Verordnung, die Berufung einer außerordentlichen Ständeversammlung betreffend, RGBl. 1850, S. 371. Huber, Bismarck und das Reich, S. 200.
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Siebtes Kapitel
Das Ministerium Dalwigk schafft die Errungenschaften der Märzrevolution wieder ab und greift auf die alten Regelungen zurück78. Berner führt aus: „[Rechtsansichten] können nur dadurch beseitigt werden, daß man sie geistig überwindet; stößt man sie gewaltsam beiseite, so wälzen sie sich alsbald durch ihre eigene Schwere auf den alten Platz zurück.“79
I. Entwurf nebst Motiven Am 15. Juli 1851 trägt von Lindelof als Direktor des Justizministeriums in der zweiten Kammer den Gesetzesentwurf80 zur Wiedereinführung der Todesstrafe nebst Motiven vor81. Dabei vertritt dieser verallgemeinernd die Ansicht, dass die Gründe, die einst für die Todesstrafe gesprochen haben, noch immer umfänglich greifen82. „insbesondere bieten Zeiten, in denen Zucht und Ordnung und die Achtung vor dem Gesetze so gesunken sind, wie in der Gegenwart, dringende Aufforderungen dar, für das Leben und Eigenthum der Staatsangehörigen, wie auch für die Aufrechthaltung des Staats selbst einen Schutz wieder herzustellen, welchen die Gesetze durch Androhung der Todesstrafe zu gewähren vermögen.“83
Zur Rechtfertigung führt er zudem an, dass auch das badische Großherzogtum die Todesstrafe bereits wieder eingeführt habe84.
II. Bericht des Abgeordneten Brumhard Am 23. Januar 1852 erstattet der Abgeordnete Brumhard dem, für die Begutachtung des Entwurfs die Wiedereinführung der Todesstrafe betreffend gebildeten, besonderen Ausschuss Bericht85. In diesem hält er zunächst fest, dass die Regelungen, die zur Abschaffung der Todesstrafe geführt haben, nicht von dem Großherzogtum ausgegangen seien86 und dass erhebliche Zweifel daran bestehen, dass die Nationalversammlung zu einer anderen Zeit zu dem gleichen Schluss gekommen sei87. Zudem sprechen 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87
Huber, Bismarck und das Reich, S. 200. Berner, Abschaffung der Todesstrafe, S. 19. Beilage Nr. 387, 1851, S. 1 f. Zweite Kammer, Protokoll 60, 1851, S. 2. Beilage Nr. 387, 1851, S. 1 f. Beilage Nr. 387, 1851, S. 1 f. Beilage Nr. 387, 1851, S. 1 f. Beilage Nr. 560, 1852. Beilage Nr. 560, 1852, S. 7. Beilage Nr. 560, 1852, S. 33.
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weitere gewichtige Gründe für die Wiedereinführung der Todesstrafe88. Dem Gesetzgeber stehe das Recht zu, die Verbrechen mit der zur Erreichung des Zwecks notwendigen Strafe zu bedrohen, und nur die Androhung der größten Strafe, sei eine angemessene Reaktion auf diese gravierenden Verbrechen89. Die Todesstrafe sei zudem die wirksamste Strafe, da durch sie alle irdischen Güter vernichtet würden und sie könne nicht durch die Zuchthausstrafe als Surrogat ersetzt werden, da bei vielen Menschen die lebenslängliche Zuchthausstrafe mit der Hoffnung auf Begnadigung verbunden sei90. Zudem sei den lebenslangen Strafen durch das Gebot der Humanität Grenzen gesetzt91. Die abschreckenste Wirkung würde allein die Todesstrafe entfalten und nur durch sie könne das sittliche Gefühl der Bevölkerung befriedigt werden, da der Ausgleich der durch das Verbrechen begangenen Schuld nur durch den Tod erreicht werden könne92. Brumhard schlussfolgert: „Solange demnach Verbrechen begangen werden, auf welche die Todesstrafe gesetzt ist, so lange ist Letztere eben so wenig zu entbehren, als es umgangen werden kann, zum äußeren Schutze des Staates noch bei weitem größere Opfer zu bringen.“93
Der Bericht endet deswegen mit der Anregung auf Annahme des Entwurfs, wofür drei der fünf Ausschussmitglieder stimmen94. Dagegen sprechen sich die Abgeordneten Mohr und Wittmann aus95.
III. Beratungen der zweiten Kammer Am 10. Februar 1852 berät die zweite Kammer über den Entwurf96. Dabei spricht sich der Abgeordneten Mohr aus „philosophischen, sittlichen und criminalpolitischen Gründen“97 gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe aus98. Er bemängelt, dass durch den Bericht Brumhards ein Beweis für die Notwendigkeit der Strafandrohung der Todesstrafe nicht erbracht und dass die
88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98
Beilage Nr. 560, 1852, S. 27. Beilage Nr. 560, 1852, S. 27. Beilage Nr. 560, 1852, S. 27 f. Beilage Nr. 560, 1852, S. 35. Beilage Nr. 560, 1852, S. 35. Beilage Nr. 560, 1852, S. 28. Beilage Nr. 560, 1852, S. 36. Beilage Nr. 560, 1852, S. 37. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 2.
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Siebtes Kapitel
Androhung einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe als höchste Strafe ausreichend sei99. Mohr kommt zu dem Ergebnis, dass der höchste Grad der Wirksamkeit einer Strafe nicht gleichbedeutend mit deren Notwendigkeit sei und dass die Vergangenheit zeige, dass auch die Androhung der Todesstrafe die Begehung von Verbrechen nicht verhindern könne100. Zudem sei die Abschaffung eingehend durch die Nationalversammlung geprüft und die Todesstrafe in den vergangenen drei Jahren zudem nicht vermisst worden101. Mohr spricht sich für eine Straffindung im Sinne der Humanität aus, die nicht dem sittlichen Gefühl der Bevölkerung widerspreche102. In den Verhandlungen der zweiten Kammer schließt sich der Abgeordnete Hillebrand den Ausführungen Mohrs an103. Er zeigt sich betrübt über die Notwendigkeit, eine Maßregel zu bekämpfen, die zur Ehre der Gerechtigkeit, zur Ehre der Gesetzgebung und zu Ehre der Menschheit seit mehreren Jahren abgeschafft sei104. Er mutmaßt in seinem Bericht, dass die Wiedereinführung nur erfolge, weil die Abschaffung „ein Kind des verhängnisvollen Jahres 1848 war“105, spricht sich jedoch dafür aus, dass das Gute aus der Revolution trotzdem beibehalten werden müsse106. Er bemängelt, dass die Todesstrafe die Schranken und Zwecke der Gesellschaft verletze und verweist auf die Vergangenheit, die belege, dass die Anzahl der mit Todesstrafe bedrohten Verbrechen abnehme, je humaner die Todesstrafe vollstreckt werde107. Sie sei deswegen nicht erforderlich108. Die bestehenden Strafen seien ausreichend, um die gewünschten Strafzwecke zu erfüllen109. Den Abgeordneten Hillebrand und Mohr tritt Breidenbach in seinem Bericht entgegen, der die Todesstrafe als sittliche Notwendigkeit ansieht110. Für deren Wiedereinführung führt er an, dass der einzige Staat, die Toskana, in der die 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110
Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 6. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 6. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 12 f. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 15. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 18. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 21. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 21. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 22. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 25.
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Todesstrafe abgeschafft gewesen sei, sich auch durch die Erfahrung belehrt dazu habe bewegen müssen, diese wieder einzuführen111. Wer die mit Todesstrafe bedrohten Verbrechen begehe, der zeige sich als Feind der Humanität, Gerechtigkeit und Sittlichkeit und könne diese nicht für sich beanspruchen, insbesondere im Hinblick darauf, dass das hessische Strafgesetzbuch die Todesstrafe nur mäßig, in speziell ausgewählten Fällen, wie dem Hochverrat und nicht zum Schutz von Eigentumsdelikten vorsehe112. Nach eingehender Beratung schreitet die Kammer am Ende der einhunderteinundzwanzigsten Sitzung zur Abstimmung über den Entwurf113. Es sprechen sich dreiundzwanzig gegen einundzwanzig Stimmen für die Wiedereinführung der Todesstrafe aus114. Dafür stimmen unter anderem die Abgeordneten Breidenbach, Brumhard und von Grolman115, dagegen die Abgeordneten Mohr, Hillebrand und Reh116.
IV. Beratungen der ersten Kammer Am 1. April 1852 erstattet Birnbaum in der ersten Kammer einen Bericht über die Mitteilung der zweiten Kammer bezüglich des Gesetzesentwurfs, die Wiederherstellung der Todesstrafe betreffend und empfiehlt die Annahme des Gesetzesentwurfs117. Dies sei zur Wirksamkeit des abgestuften Strafensystems notwendig, und ein vergleichender Blick auf die Geschichte anderer Länder wie Italien, Österreich, England oder Belgien zeige, dass ein Strafensystem nach der Abschaffung der Todesstrafe nicht funktioniere118. Durch die Abschaffung der Todesstrafe sei eine Zunahme der Verbrechen zu beobachten gewesen, der durch die Rückkehr zu den alten Regelungen entgegengewirkt werden müsse119. Die in der zweiten Kammer von den Abgeordneten vorgebrachten Argumente gegen die Todesstrafe seien nicht geeignet, die Ungerechtigkeit der Todesstrafe zu begründen oder deren Notwendigkeit zu widerlegen120. An der Zulässigkeit der Todesstrafe bestehe kein Zweifel, insbesondere 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120
Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 30. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 33. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 91. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 91. Es handelt sich bei ihm um den Neffen von Karl Ludwig Wilhelm von Grolman, der bereits 1803 den ersten Entwurf gefertigt hatte. Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S. 92. Beilage Nr. 145, 1852, S. 26. Beilage Nr. 145, 1852. Beilage Nr. 145, 1852, S. 29. Beilage Nr. 145, 1852, S. 33.
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Siebtes Kapitel
nachdem diese bei der Abfassung des Strafgesetzbuchs geprüft und bewusst in dieses aufgenommen worden sei121. Nachdem nun die Unwirksamkeit des Grundrechtegesetzes eingetreten sei, bestehe kein Grund mehr dazu, „jenes unzuträgliche, nicht aus dem eigenen Willen der Großherzoglichen Staatsregierung hervorgegangene Ausführungsgesetz im Wege der Landesgesetzgebung aufzuheben“122. Seinen Bericht schließt er mit dem Antrag: „diese hohe Kammer wolle den angeführten Beschlüssen der zweiten Kammer beitreten.“123
Am 6. April 1852 berät die erste Kammer über den Gesetzesentwurf124. Dabei äußert der Abgeordnete Thudichum, dass es wünschenswert sei, dass zwischen der Abschaffung der Todesstrafe und der Entscheidung über die Wiedereinführung ein größerer Zeitraum liege, in dem man die Neuerung hätte erproben können125. Dem hält der Abgeordnete Bechthold entgegen, dass nur einen Monat nach der Abschaffung der Todesstrafe mit der Ermordung eines Regierungsrats „eines der scheußlichsten Verbrechen begangen“126 worden sei, was an sich bereits wieder die Einführung der Todesstrafe rechtfertigen würde127. Auch der Präsident spricht sich für die Wiedereinführung aus, da man bei dem sittlichen Zustand der Gesellschaft dieses Strafmittel nicht entbehren könne128. In der auf die Beratung folgenden Abstimmung votiert die erste Kammer für die Wiedereinführung der Todesstrafe129.
V. Gesetz vom 26. April 1852 Durch das Gesetz vom 26. April 1852130 werden die Bestimmungen aus dem Gesetz die Abschaffung der Todesstrafe betreffend wieder aufgehoben und die
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Beilage Nr. 145, 1852, S. 37. Beilage Nr. 145, 1852, S. 37. Beilage Nr. 145, 1852, S. 39. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 10. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 12. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 14. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 14. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 15. Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S. 22 f. Gesetz die Wiederherstellung der Todesstrafe betr., RGBl.1852, S. 194.
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„im Strafgesetzbuch vom 17. September 1841, im Militärstrafgesetzbuche vom 10. Juli 1822 und in anderen Gesetzen enthaltenen Bestimmungen über die Anwendbarkeit der Todesstrafe und Vollziehung der Todesurtheile“131
wieder in Kraft gesetzt132.
131 Art. 2 Gesetz die Wiederherstellung der Todesstrafe betr., RGBl.1852, S. 194. 132 Gesetz die Wiederherstellung der Todesstrafe betr., RGBl.1852, S. 194.
Achtes Kapitel: Rezeption des Strafgesetzbuchs Das hessische Strafgesetzbuch „stimmt im Wesentlichen mit den richtigen Principien der Criminalpolitik und mit den Vorschriften der besseren Deutschen Strafgesetzbücher überein und wird hiernach bei den Berathungen über ein gemeinsames Deutsches Strafgesetzbuch nicht 1 ohne wesentlichen Einfluß bleiben.“
Trotz aller Bemühungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird für das Herzogtum Nassau kein eigenes Strafgesetzbuch ausgearbeitet2, sodass die Regierung sich zur Mitte des Jahrhunderts dazu entschließt, das großherzoglich hessische Strafgesetzbuch zur Grundlage der nassauischen Strafgesetzgebung zu machen und dieses nach eigenen Vorstellungen abzuändern3. Am 18. August 1848 ist der erste Entwurf ausgearbeitet und wird in den Kammern beraten4. Positiv bewertet wird von diesen unter anderem, dass das großherzoglich hessische Strafgesetzbuch aufgrund der rheinhessischen Einwirkungen im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Gesetzbüchern bereits die Schwurgerichte berücksichtigt, weshalb eine diesbezügliche Neugestaltung entbehrlich sei5. Während der Ständeversammlung wird über das Strafgesetzbuch ausgeführt: „Besondere Gründe, das Großherzoglich-hessische Strafgesetzbuch für das Herzogthum anzunehmen, liegen aber weiter darin, daß das Herzogthum Hessen den südlichen und östlichen Theil unseres Landes vollständig begrenzt, und es von Werth ist, wenn zwei so eng verbundene Nachbarstaaten eine möglichst gleichförmige Strafgesetzgebung haben; ferner darin, daß die Einrichtungen der Strafanstalten in den beiden Staaten wesentlich harmonisieren, was bei anderen Staaten 1
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Verhandlungen der Ständeversammlung des Herzogthums Nassau, 1848, S. 8; Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 40 f. Stolleis fasst die Umstände für Nassau mit den Worten zusammen: „Auch hier soziales Elend, Unterdrückung der Opposition und möglichste Behinderung des Parlamentarismus, so dass die politischen Energien sich stoßweise und entsprechend weniger effektiv entladen mussten“ Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, S. 207. Zimmermann, Die Bemühungen um eine Privatrechtskodifikation im Herzogtum Nassau 1806–1866, S. 82. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 41. Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 41.
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Achtes Kapitel kaum zutrifft, und erhebliche Abänderungen im Gesetzbuch danach entbehrlich macht; endlich darin, daß das Hessische dasjenige Deutsche Strafgesetzbuch ist, bei dessen Abfassung auf die Anwendung desselben durch Schwurgerichte Rück6 sicht genommen werden mußte und Rücksicht genommen worden ist.“
Am 1. Juli 1849 übernimmt das Herzogtum Nassau das Strafgesetzbuch des Großherzogtum Hessens mit einigen Änderungen7. Seit dem 1. Januar 1857 gilt das Strafgesetzbuch des Großherzogtum Hessens, das nur geringfügig abgeändert worden ist8, auch in Frankfurt am Main9. Mit dem Gesetz vom 22. März 1859 wird auch in Hessen Homburg das großherzogliche Strafgesetzbuch eingeführt, welches am 1. Juli 1859 dort in Kraft tritt10.
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Verhandlungen der Ständeversammlung des Herzogthums Nassau, 1848, S. 8; Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen-Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 40 f. Eine vollständige Übersicht findet sich bei Schubert, Das Strafgesetzbuch von HessenDarmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 42 ff. Eine Liste von geringen Änderungen findet sich bei Schubert, Das Strafgesetzbuch von Hessen–Darmstadt von 1841 und dessen Rezeption in Nassau und Frankfurt a.M., S. 48. Gesetz über die Einführung der über Strafrecht und Strafrechtspflege erlassenen Gesetze vom 16. September 1856. Vgl. Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 191.
Neuntes Kapitel: Nebenstrafrecht Die Staatsregierung bezeichnete das Polizeistrafgesetzbuch „als ein Werk, welches das Zerstreute sammeln und doch auch zweckmäßig 1 ausscheiden sollte.“
A) Militärstrafrecht Dem Militärstrafgesetzbuch vom 13. Juli 1822 wird am 5. August 1822 die Genehmigung erteilt2 und es regelt sowohl das Militärstrafrecht, als auch das Militärprozessrecht, sodass es neben strafbarem Verhalten auch Vollzug und Vollstreckung thematisiert3. Im großherzoglich hessischen Regierungsblatt heißt es: „Wir haben Uns seit längerer Zeit von der dringenden Nothwendigkeit überzeugt, daß nicht allein die Strafgesetzgebung für Unser Militär einer vollständigen und gründlichen Revision unterworfen, sondern auch der Militär-Strafjustizpflege eine zweckmäßigere und zeitgemäßere Organisation gegeben werde. [...] Sofort haben Wir [...] ein vollständiges Strafgesetz für Unser Militär und ein Strafgesetzbuch und Reglement über das Verfahren in Strafsachen der Militärpersonen bearbeiten lassen, und haben nunmehr dem hier folgenden, aus den eben genannten beiden Theilen bestehenden Militär-Strafgesetzbuche Unsere Genehmigung erteilt.“4
Mit der Einführung des Strafgesetzbuchs gilt das Militärstrafgesetzbuch nur noch für militärische Belange5. Wie in dem Einführungsgesetz des Strafgesetzbuchs in Artikel 2 Nummer 3a ausdrücklich normiert, wird das Militärstrafgesetzbuch für alle Verfehlungen die das „Nichtmilitär“ betreffen durch das Strafgesetzbuch abgelöst und fortan auf diesen Bereich nicht mehr anwendbar ist6. Die Regelung „militärspezifischer Delikte wie Desertion7 oder Insubordi-
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Buchner, Das Großherzogthum Hessen in seiner politischen und socialen Entwicklung vom Herbst 1847 bis zum Herbst 1850, S. 7. Militär-Strafgesetzbuch, RGBl. 1822, S. 235. Militär-Strafgesetzbuch, RGBl. 1822, S. 235. Militär-Strafgesetzbuch, RGBl. 1822, S. 235. Art. 2 Nr. 3a Einführungsgesetz. Art. 2 Nr. 3a Einführungsgesetz. Bezeichnet die Fälle in denen Soldaten ihren militärischen Pflichten fern bleiben; gleichbedeutend mit dem Begriff „Fahnenflucht“.
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Neuntes Kapitel
nation“8, 9 sowie die „postulierten besonderen Anforderungen an die Disziplin“10 sorgen dafür, dass das Militärstrafgesetzbuch neben dem Strafgesetzbuch weiterhin Bestand hat11. Das Militärstrafgesetzbuch hebt sich durch härtere Strafandrohungen und eine Ausweitung des Strafensystems von dem Strafgesetzbuch ab. So kann bei der Anwendung der Militärstrafregelungen gegen Soldaten neben den im Strafgesetzbuch geregelten Strafen unter anderem auch der Arrest angeordnet werden12.
B) Polizeistrafrecht Neben dem Strafgesetzbuch haben die Bestimmungen das Polizeistrafrecht betreffend weiterhin Gültigkeit. Aufgeteilt sind diese Regeln in drei Gesetze. Das Forststrafgesetz13 vom 23. Februar 1837 ist dabei „nur auf solche Handlungen und Unterlassungen anwendbar, welche an Orten und an Gegenständen verübt werden, die unter Forstschutz stehen“14. Das Feldstrafgesetz15 vom 22. Oktober 1841 ist nach Artikel 1 „auf solche Entwendungen, Beschädigungen und sonstige Feldpolizeivergehen anwendbar, welche in Feldern, Wiesen, Weiden, Weinbergen, Anlagen, Gärten und Hofräumen an Gegenständen der Landwirtschaft oder überhaupt an solchen Gegenständen und Orten verübt werden, welche unter Feldschutz stehen“16. Zudem gibt es Kodifikationsarbeiten für ein Polizeistrafgesetz, das im Vergleich zum Code pénal durch Vereinfachung und Abmilderung der Strafen auch die rheinhessischen Abgeordneten überzeugt17. Es soll am 1. Juni 1848 in Kraft treten und im gesamten großherzoglichen Gebiet Geltung erhalten18. Im Rahmen der Märzrevolution und der 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18
Bezeichnet den Ungehorsam eines Soldaten seinem Vorgesetzten gegenüber. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 5. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 5. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 24. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 24. In dem Forststrafgesetz heißt es: „Da die Forstvergehen und Frevel in den einzelnen Theilen des Großherzogthums bisher nach sehr verschiedenen Normen bestraft worden sind; so haben Wir, zur Beseitigung dieser Ungleichheit, nach Anhörung Unseres Staatsrathes und mit Zustimmung Unserer getreuen Stände, verordnet, wie folgt“, Forststrafgesetz, RGBl. 1837, S. 133. Art. 1 Forststrafgesetz. Feldstrafgesetz, RGBl. 1841, S. 537. Art. 1 Feldstrafgesetz. Fleck / Franz, Die nachrevolutionären Landtage des Großherzogtums Hessen 1849– 1856, S. 697. Im Großherzoglich hessischen Regierungsblatt unter Nr. 42 vom 25. November 1847 heißt es: „Wir sind Uns bewogen, mit Zustimmung Unserer gereuen Stände das
Nebenstrafrecht
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Mainzer Adresse vom 28. Februar 1848 wird am 7. März 1848 jedoch die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes gefordert19. Der Großherzog folgt dieser Anregung der Kammern, sodass durch Gesetz vom 16. März 1848 das Polizeistrafgesetz, noch bevor es in Kraft treten kann, wieder aufgehoben wird20. Nachdem sich die Unruhen gelegt haben, tritt das Polizeistrafgesetz auch mit Wirkung für die rheinhessischen Gebiete in fast unveränderter Form am 30. Oktober 1855 in Kraft21. Auch im Polizeistrafgesetz ist, wie im Strafgesetzbuch, in Artikel 1 der Grundsatz „nullum crimen, nulla poena sine lege“ festgehalten, indem es heißt: „Nur diejenigen Handlungen oder Unterlassungen werden als Polizeiübertretungen bestraft, welche vorher durch Gesetz oder Verordnung mit Strafe bedroht sind.“22
Der verwendete Begriff der „Übertretung“ ist im Gegenteil zu dem anderweitig verwendeten Begriff „Polizeivergehen“ ein Überbleibsel der französischen Einflüsse, da das französische Recht eine Aufteilung der Delikte in Verbrechen, Vergehen und Übertretungen vornimmt23. Insgesamt kann auch das Polizeistrafgesetz im Vergleich zum Code pénal durch seine Einfachheit und die milderen Strafandrohungen überzeugen.
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nachstehende Polizeistrafgesetz für das Großherzogthum Hessen hiermit zu erlassen“ Polizeistrafgesetz, RGBl. 1847, S. 373. Beilage Nr. 184, 1848; Gesetz, die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes betreffend, RGBl. 1848, S. 73. In dem Aufhebungsgesetz heißt es diesbezüglich: „Das Polizeistrafgesetz vom 2. November 1847 und das Gesetz über dessen Einführung und die Competenz der Polizeigerichte zur Untersuchung und Bestrafung der Polizei-Uebertretungen vom nämlichen Tage sind aufgehoben“, Gesetz, die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes betreffend, RGBl. 1848, S. 73. Polizeistrafgesetz, RGBl. 1848, S 373. Art. 1 Polizeistrafgesetz. Kesper-Biermann, Einheit und Recht, S. 19.
Zehntes Kapitel: Zusammenfassung und Würdigung A) Zusammenfassung Im Großherzogtum Hessen existiert bis zum Inkrafttreten des Strafgesetzbuches von 1841 kein einheitlich kodifiziertes Strafrecht. In den Provinzen Oberhessen und Starkenburg regelt die peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. das Strafrecht, welches maßgeblich von römischen und kanonischen Einflüssen in Partikularverordnungen, Reskripten und von Gewohnheitsrechten geprägt wird. In der auf dem Wiener Kongress erworbenen Provinz Rheinhessen, die nach dem Frieden von Lunéville von Frankreich annektiert worden war, ist weiterhin der französische Code pénal in Kraft. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts kommt in der Landgrafschaft HessenDarmstadt, aus der das spätere Großherzogtum Hessen hervorgeht, der Wunsch nach einer neuen Kodifikation auf. Der Gießener Professor von Grolman wird zunächst mit der Prüfung eines kurz zuvor in Baden erlassenen Strafediktes auf dessen Eignung zur Umarbeitung und Übernahme beauftragt. Kriegsunruhen verhindern jedoch, dass über das von von Grolman ausgearbeitete Gutachten beraten wird und führen zum Ruhen der Arbeiten. Erst die durch den Wiener Kongress erfolgte Eingliederung Rheinhessens in das Staatsgebiet verstärkt den Wunsch nach einer neuen, einheitlichen Kodifikation mit dem Ziel der Beseitigung der herrschenden Rechtsunsicherheit und Ungleichheit. Durch die Verfassungsurkunde vom 17. Dezember 1820 kommt Großherzog Ludwig I. einer auf dem Wiener Kongress gegebenen Zusage nach. Artikel 103 der Verfassung besagt: „Für das ganze Großherzogthum soll ein bürgerliches Gesetzbuch, ein Strafgesetzbuch, und ein Gesetzbuch über das Verfahren in Rechtssachen eingeführt wer1 den.“
Der Ausarbeitung eines Strafgesetzbuchs wird durch die Regierung höchste Priorität eingeräumt. Bereits am 10. Juli 1821 wird der Abgeordnete Knapp nach einem Antrag der zweiten Kammer auf Umsetzung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde mit der Ausarbeitung eines Konzepts beauftragt.
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Verfassungsurkunde vom 17. Dezember 1820, RGBl. 1820, S. 552.
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Zehntes Kapitel
Aufgrund der Fortschrittlichkeit des französischen Rechts, insbesondere im Hinblick auf prozessuale Bestimmungen (im französischen Strafprozess gilt bereits das Prinzip der Mündlichkeit und Öffentlichkeit), prüft Knapp zunächst die Idee der Adoption des bereits in Rheinhessen geltenden Rechts für die Provinzen Oberhessen und Starkenburg. Insbesondere aufgrund des als zu hart empfundenen Strafensystems entscheidet sich Knapp jedoch gegen die Adoption des Code pénal und für die Ausarbeitung eines neuen einheitlichen Gesetzbuchs, das sich lediglich an dem französischen Vorbild orientieren soll. Bereits im Mai 1824 legt Knapp dem Ministerium einen ersten Entwurf über den allgemeinen Teil zur Prüfung vor. Knapp wird in seiner Entscheidung von dem Großherzog unterstützt, der in seiner Rede zur Eröffnung des Landtags 1829 ausführt: „Ich beharre in dem Vorsatze, die bürgerliche und peinliche Gesetzgebung ganz zu erneuern.“2
Die mit der Prüfung beauftragte Gesetzgebungskommission wird jedoch aufgrund von wiederholten Personalveränderungen nicht tätig, weshalb der Entwurf Knapps bis zur Auflösung der Kommission 1830 unbearbeitet bleibt. Um die Arbeiten voranzutreiben, beauftragt die Regierung den Heidelberger Professor Mittermaier mit der Prüfung des Entwurfs von 1824. Das daraufhin von diesem erstattete Gutachten nimmt Knapp zum Anlass, seinen ersten Entwurf zu überarbeiten. Er übergibt diesen bereits im Juli 1831 erneut dem Ministerium, welches den Entwurf im November 1831 zur Prüfung an den Staatsrat leitet. Der Staatsrat Jaup wird von diesem mit dem Auftrag, auf dem Landtag über den Entwurf zu berichten, zum Referenten ernannt. Dies ist den weiteren Arbeiten an einem Strafgesetzbuch nicht zuträglich. Jaup als bekennender Befürworter der französischen Gesetze kann sich mit der Idee, ein eigenes neues Strafgesetzbuch zu entwerfen, nicht anfreunden und plädiert wiederholt dafür, die französischen Gesetze im gesamten hessischen Staatsgebiet zu adoptieren, anstatt über den Entwurf Knapps zu referieren. Bis zum Jahr 1833 schließt Knapp die Ausarbeitung des speziellen Teils des Strafgesetzbuchs ab, legt diesen Entwurf in Erwartung des von Jaup zu erstattenden Berichts jedoch nicht zur Prüfung vor, um nach dem Vortrag nötig werdende Änderungen noch aufnehmen zu können. Aufgrund der wiederkehrenden Forderungen nach der Umsetzung des Code pénal und der Unwilligkeit Jaups, seinen Vortrag zu erstatten, ruhen die
2
Beilage Nr. 25, 1829, S.133.
Zusammenfassung und Würdigung
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Arbeiten an dem Strafgesetzbuch jedoch, sodass der Entwurf Knapps den Kammern der Landstände nicht vorgelegt wird. Während der folgenden Landtage sprechen sich insbesondere die rheinhessischen Abgeordneten wiederholt für die Adoption des französischen Rechts aus, womit sich die Mehrheit der Mitglieder der Kammern, die die Ausarbeitung eines eigenen Gesetzes befürwortet, nicht anfreunden kann. Im Hinblick auf die politisch bedingten vorzeitigen Auflösungen der Landtage von 1833 und 1834 kann eine Einigung nicht erzielt werden, sodass die Arbeiten an einem Strafgesetzbuch weiter ruhen. Obwohl schon in der Verfassungsurkunde verankert ist, dass ein einheitliches Strafgesetzbuch geschaffen werden soll, kann erst während des Landtags 1835/36 der Konsens in den Kammern gefunden werden, der dringend von Nöten ist, um die lang ersehnte Rechtsvereinheitlichung zu veranlassen. Geprägt von dem Eindruck der zwischenzeitlich auch in anderen Ländern begonnenen Arbeiten an eigenen Partikulargesetzbüchern und aufgrund eines zwischenzeitlich angewachsenen hessischen Staatsbewusstseins herrscht nun weitestgehend Einigkeit darüber, dass ein neues eigenes Strafgesetzbuch auf der Grundlage der von Knapp erarbeiteten Entwürfe erschaffen werden soll, und eine Abkehr von der Idee der Übernahme des fremdem und als zu hart empfundenen Code pénal erfolgt. Breidenstein führt während der Beratung der ersten Kammer dazu aus: „Man kann den Kampf der rheinhessischen Konstitutionen um die Eroberung der beiden alten Provinzen des Landes […] kühn nennen, aber das gute Recht steht ihm nicht zur Seite […]. Warum der fremde Eroberer französische Gesetze nach Deutschland brachte, ist begreiflich; aber wie der Deutsche selbst, nachdem sein Vaterland aus jener tiefen Erniedrigung bereits auf eine gewisse Stufe nationaler Selbstständigkeit sich gehoben fühlt, jenes Gesetz wieder hervorrufen möchte, dieses würde nur aus einer gänzlichen Verblendung oder aus einer undeutschen Denkart erklärbar sein […].“3
So kann von Gagern, der auch während des Landtags 1835 wiederholt für die Adoption des französischen Rechts plädiert, keine Mehrheit mehr gewinnen. Der den mittlerweile ausgeschiedenen Referenten Knapp ersetzende Oberappellationsrat von Lindelof erarbeitet zur Prüfung zehn grundlegender Fragen den allgemeinen Teil des Strafgesetzbuchs betreffend eine Stellungnahme aus, über die er am 10. November 1835 referiert. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Frage nach der Strafart, Strafschärfung und Versuchsstrafbarkeit. Knapp nimmt dies zum Anlass, seinen Entwurf erneut zu revidieren und dem 3
Beilage Nr. 151, 1836, S. 702 ff.
162
Zehntes Kapitel
Ministerium 1836 einen allgemeinen und speziellen Teil vorzulegen. Eine großherzogliche Verfügung vom 18. November 1837 bestimmt zur Beschleunigung der Arbeiten eine Umgehung des Staatsrats, indem dem Ministerium die direkte Prüfung des Entwurfs übertragen wird, sodass es erneut nicht zu Beratungen der Kammern über den Entwurf kommt. Unter Zugrundelegung zweier Gutachten des Regierungskommissärs Breidenbach und des Staatsrats von Linde wird den Kammern am 22. April 1839 der „Regierungsentwurf“ zur Beratung vorgelegt. Zur Beschleunigung der weiteren Arbeiten entscheidet das Staatsministerium die Vertagung der Ständeversammlung, um den Abgeordneten die benötigte Zeit für Ihre Beratungen einzuräumen. Nach der Berichterstattung der von den in den Kammern gebildeten besonderen Ausschüssen bestimmten Referenten Arens (erste Kammer) und Hesse (zweite Kammer) berät der vereinigte Ausschuss von Ende März bis Mitte Juni 1840 über den Gesetzentwurf. Hesse fasst das Ergebnis in einem umfassenden Bericht für die Kammerberatungen zusammen, und es zeigt sich, dass die Ansichten beider Ausschüsse am Ende nur in wenigen Punkten divergieren (zum Beispiel bei der Frage der Aufnahme der körperlichen Züchtigung). Nach den in den Kammern erfolgten Beratungen und Abstimmungen verständigen sich beide Kammern im Dezember 1840 darauf, dass die divergierenden Punkte durch die Regierung entschieden werden mögen. Am 17. September 1841 wird das neue Strafgesetzbuch verkündet, welches am 1. April 1842 in Kraft tritt. Nachdem im Zuge der Märzrevolution 1848 der Großherzog Ludwig III. die Zusage gibt, die Prinzipien der Mündlichkeit und Öffentlichkeit sowie den Anklageprozess und die Geschworenengerichte im gesamten Großherzogtum einzuführen, wird die erste Änderung des Strafgesetzbuchs, insbesondere im Hinblick auf eine Anpassung der Kompetenzregelungen, im Februar 1849 erforderlich. Unmittelbar nach Erlass des Änderungsgesetzes erfährt das Strafgesetzbuch als Reaktion auf das durch die Nationalversammlung beschlossene Gesetz, die Grundrechte des Deutschen Volkes betreffend, durch die Abschaffung der Todesstrafe am 11. April 1849 seine wichtigste Änderung. Lange hat diese jedoch keinen Bestand. Nach dem Scheitern der Revolution und der Auflösung des Nationalparlaments legt von Lindelof bereits im Sommer 1851 einen Gesetzesentwurf zur Wiedereinführung der Todesstrafe nebst Motiven vor. Nachdem die zweite Kammer nach eingehenden Diskussionen knapp für die Wiedereinführung der Todes-
Zusammenfassung und Würdigung
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strafe gestimmt hat und die erste Kammer dieser Entscheidung beigetreten ist, wird durch Gesetz vom 26. April 1852 die Todesstrafe wieder eingeführt. Das großherzoglich hessische Strafgesetzbuch wird 1849 von dem Herzogtum Nassau, 1857 von der freien Stadt Frankfurt am Main und 1859 von HessenHomburg rezipiert.
B) Würdigung Durch die Einführung des Strafgesetzbuchs wird im großherzoglich hessischen Staatsgebiet eine einheitliche Strafgesetzgebung erschaffen und die unterschiedliche Rechtsgebung, insbesondere in Rheinhessen, aufgehoben. Das Strafgesetzbuch ist von vielen, darunter auch, aber eben nicht nur französischen Einflüssen geprägt. Bei der Schaffung des Gesetzbuchs sind die Beteiligten bemüht, alle Einflüsse der Zeit, insbesondere auch solche aus benachbarten deutschen Ländern, zu berücksichtigen und den jeweils als am besten empfundenen Ansatz zu verfolgen. Anders als im Strafprozessrecht, in dem die französischen Errungenschaften wohlwollend umgesetzt werden, spielt der Code pénal letztlich für das Strafgesetzbuch keine wesentliche Rolle. Unter anderem aufgrund seiner als unangebracht empfundenen Härte dient der Code pénal allenfalls als abschreckendes Beispiel und wird im Großherzogtum Hessen nicht adoptiert. Berner ist der Ansicht, „daß keiner der wesentlichen Fehler, an welchen der Code pénal leidet, in dem Strafgesetzbuche angetroffen wird“4. Der Gesetzgeber schafft mit der Einführung des Strafgesetzbuchs einen klaren Schnitt und leitet einen deutlichen Neubeginn ein, der nicht mehr von als veraltet und unangemessenen angesehenen Strafen beeinträchtigt ist. Wie die spätere Rezeption des Strafgesetzbuchs zeigt, ist es den Bearbeitern geglückt, ein ausgewogenes, der Zeit entsprechendes Gesetzbuch zu entwerfen. Nach Artikel 1 des Strafgesetzbuchs darf nur diejenige Handlung bestraft werden, welche bereits bei Begehung tatbestandlich als strafbares Delikt normiert gewesen ist. Obwohl der Rechtsgedanke „nullum crimen, nulla poena sine lege“ bereits im Entwurf von 1824 enthalten ist, findet er seine endgültige Ausgestaltung mit der Konsequenz, dass eine analoge Anwendung der Strafvorschriften ausgeschlossen wird und tatsächlich nur noch die Handlungen und Unterlassungen bestraft werden können, die auch vom Gesetz mit Strafe bedroht sind, erst im Strafgesetzbuch wieder. 4
Berner, Die Strafgesetzgebung in Deutschland vom Jahre 1751 bis zur Gegenwart, S. 173.
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Zehntes Kapitel
Darin zeigt sich in der Rechtsanwendung eine „Akzentverschiebung in Richtung auf formal positivistische Ausgestaltung und Begründung des Strafrechts mit unbezweifelbarer Tendenz zu Rechtssicherheit und Humanisierung“5. Im Vergleich der Wortlaute des Artikel 1 in der Entwicklung und Weiterentwicklung der Entwürfe ist eine deutliche Abkehr von dem oftmals genutzten und nicht immer formal festgehaltenem Gewohnheitsrecht hin zu einer klar formulierten gesetzlichen Regelung von erlaubtem und unerlaubtem Handeln, durch die sich das Strafgesetzbuch auszeichnet, erkennbar. Nur durch eine deutliche schriftliche Fixierung des Rechts und übereinstimmende Anwendung der geltenden Regeln kann für die Bürger die Sicherheit einer einheitlichen und festgelegten Rechtsanwendung geschaffen werden und sowohl generalpräventiven Erwägungen als auch dem Schuldprinzip Rechnung getragen werden, was der Ausschuss bei seinen Beratungen erkannt und konsequent umgesetzt hat. So ist das Strafgesetzbuch von einer Mischung der Leitmotive von Abschreckung und Prävention geprägt, ohne dass einer der Theorien zum Strafzweck der Vorrang eingeräumt wird. In dem Verbot der Rückwirkung spiegelt sich die konsequente Umsetzung des Rechtsgedankens nullum crimen nulla poena sine lege wieder. Der Täter soll für seine Handlung nicht mit einer Strafe belastet werden, die bei Tatbegehung noch nicht mit der konkreten Strafe bedroht ist. Begrifflich verwendet das Strafgesetzbuch die Formulierungen „Verbrechen“ sowie „Vergehen“. Eine damit einhergehende deliktische Klassenteilung, wie diese im Code pénal erfolgt, ist jedoch nicht gewollt. Die begriffliche Unterscheidung ist allein durch den allgemeinen Sprachgebrauch geprägt, ohne dass eine Gattung von Handlungen ausschließlich in eine der beiden Kategorien zu fassen ist. Das Strafgesetzbuch zeichnet sich insgesamt durch ein mildes Strafensystem aus, in welchem die Freiheitsstrafen dominieren. Ein Vergleich der Entwürfe und des Strafgesetzbuchs zeigt zwar, dass die Mindeststrafen im Laufe der Jahre deutlich angehoben worden sind. Die Veränderung der Strafrahmen dient jedoch nicht der Verschärfung der Strafe, sondern erlaubt es den Gerichten aufgrund der Möglichkeit der Verhängung einer längeren, aber weniger intensiven Strafart gezielt und variabler auf den Täter und dessen Gesinnung einzugehen. Dies ist zum einen ein Ausdruck der Subjektivierung der Strafe, die sich auch im Rahmen der Strafmilderung und Strafzumessung zeigt, zum anderen eine Ausprägung der Spezialprävention. Bei beiden rückt der Täter 5
Christ, Entstehung und Grundgedanken des Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen vom 1. April 1842, S. 13.
Zusammenfassung und Würdigung
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stärker in den Fokus der Gesetzgebung und besitzt bei der Festlegung der Strafart und der Straflänge eine besondere Bedeutung. Durch die Veränderung der Strafrahmen wird den Gerichten ein weites Ermessen bei der Auswahl der Strafe eingeräumt. So kann die Strafe individuell für jeden Einzelfall bemessen werden. Dies zeigt sich unter anderem bei der Definition des Gehilfen. Entgegen dem Entwurf von 1831 enthält das Strafgesetzbuch keine abschließende Aufzählung von Fallbeispielen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob der jeweilige Tatbeitrag eines Handelnden der des Gehilfen zuzuordnen ist, wird damit den Gerichten überlassen, wodurch diesen ein größerer Ermessensspielraum und Platz für die konkrete Einzelfallbetrachtung bei der jeweiligen Einordnung der Tathandlung geschaffen wird. Die Fallbeispiele dienen dabei lediglich als Orientierung. Konsequenterweise ist im Rahmen der Strafzumessung die Einzelfallbetrachtung abweichend von einer vorher herrschenden schematischen Betrachtung in den Fokus des Strafgesetzbuchs gerückt. Entscheidend für die Höhe der Strafe ist danach nicht mehr einzig die nach objektiven Maßstäben betrachtete tatbestandsrelevante Handlung, sondern der Täter als Individuum und Subjekt der Tat. Das durch die Strafzumessungsgesichtspunkte dem Richter eingeräumte Ermessen gibt diesem die Möglichkeit, eine Abwägung nach der Gesamtbetrachtung aller relevanten Umstände vorzunehmen, bei der eben auch die subjektive Seite des Täters eine gewichtige Rolle einnehmen kann. Dies erfordert, dass sich das Gericht insbesondere auch mit der Gesinnung des Täters und den Hintergründen der Tat auseinander setzt. Dadurch wird die Verhängung einer der Tat und dem Täter angemessenen Strafe gefördert und der Gerechtigkeitsgedanke umgesetzt. Die Veränderung der Strafrahmen führt zur Abwendung von der harten rein objektiven Tatbetrachtung und Strafverhängung, wie sie noch im Code pénal anzutreffen gewesen ist, und zu einer gesamten Milderung des Strafensystems. Diese zeigt sich in der Abschaffung der körperlichen Züchtigung sowohl als Strafart als auch als Strafschärfungsmöglichkeit und dem Verbot der Vollstreckung der körperlichen Züchtigung. Dies garantiert nicht nur Auswirkungen für die Zukunft, sondern auch, dass Altstrafen die mit den neu aufgestellten Strafgrundsätzen nicht mehr im Einklang stehen, nicht mehr angewandt werden können. Von der Todesstrafe als schärfster Strafart, auf die nach der überwiegenden Meinung im Strafgesetzbuch zum umfassenden Rechtsgüterschutz nicht verzichtet werden kann, wird nur mäßig (zum Beispiel für den Hochverrat)
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Zehntes Kapitel
Gebrauch gemacht. Mit der Festlegung der Vollstreckung der Todesstrafe mittels des Fallbeils entscheidet sich die Regierung für eine schnelle und als human angesehene Art der Tötung und verabschiedet sich von den früheren grausameren Tötungsmodalitäten. Die Strömungen der Nationalbewegung und die dadurch geprägte Abschaffung der Todesstrafe hat im Großherzogtum, wie auch in vielen anderen Gebieten nicht lange Bestand. Mittermaier kommt nach eigenen Recherchen zwar zu dem Ergebnis, dass durch die Abschaffung der Todesstrafe die Zahl der ursprünglich mit der Todesstrafe bedrohten Verbrechen nicht zugenommen habe und sogar eine Besserung bis hin zur Resozialisierung von Verurteilten vorliege, die nach der alten Gesetzeslage zum Tod verurteilt worden wären6. Im Großherzogtum halten die Abgeordneten die nach der Abschaffung der Todesstrafe im Strafgesetzbuch verbliebenen Strafmöglichkeiten zum umfangreichen Rechtsgüterschutz überwiegend jedoch nicht für ausreichend und setzten mit der Wiedereinführung unter anderem auf die abschreckende Wirkung, welche die Todesstrafe als Strafandrohung entfaltetet. Mit dem Strafgesetzbuch erreicht das Großherzogtum Hessen das lang ersehnte Ziel der Rechtsvereinheitlichung im strafrechtlichen Bereich in allen drei Provinzen. Die Normen des Strafgesetzbuchs zeichnen sich im Gegensatz zu den vorher herrschenden Gesetzen durch klare verständliche Regeln und eine große Milde aus. Bei der Abfassung des Strafgesetzbuchs haben sich die Kammern in ihren Beratungen stets von den nachbarschaftlichen Legislationen inspirieren lassen und so das eingangs festgelegte Ziel, nicht nur eine bestehende Gesetzgebung zu adoptieren, sondern das Beste aus allen Gesetzgebungen herauszufinden und zu übernehmen, konsequent umgesetzt. Dadurch konnte sich das Strafgesetzbuch auch über die Grenzen des Staatsgebiets hinaus Ansehen verschaffen.
6
Mittermaier, Die Todesstrafe § 8.
ANHANG
Quellenverzeichnis 1
Quellensammlung
1.1
Sammlung der deutschen Strafgesetzbücher, hrsg. von Melchior Stenglein. Erstes Bändlein: Bayern, Oldenburg, Sachsen-Altenburg, Württemberg, Braunschweig. Zweites Bändlein: Hannover, Hessen-Darmstadt und Frankfurt, Baden, Nassau. Drittes Bändlein: Thüringisches Strafgesetzbuch, Preußen, Österreich, Sachsen. München 1858.
1.2
Kodifikationsgeschichte Strafrecht, hrsg. von Werner Schubert, Jürgen Regge, Werner Schmidt und Rainer Schröder, Frankfurt a. M. 1988.
1.3
Kodifikationsgeschichte Strafrecht (Entwürfe zu einem Strafgesetzbuch für das Großherzogtum Hessen 1831 und 1836. Mit einem Vortrag von Friedrich von Lindelof und Bemerkungen von Johann Friedrich Knapp.), hrsg. von Werner Schubert, Goldbach 1993.
1.4
Quellensammlung zum deutschen öffentlichen Recht seit 1848, hrsg. von Paul Roth und Heinrich Merck, Erlangen 1850.
1.5
Die Verhandlungen des Verfassungsausschusses der Deutschen Nationalversammlung, in: Droysen, Leipzig 1849, S. 373–384.
1.6
Code civil: mit einer Uebersetzung, Einleitung und Anmerkung sowie einer Darstellung der Grundsätze des zwischenstaatlichen Privatrechts Frankreichs und dem Text der wichtigsten Nebengesetze zum Code civil, hrsg. von Karl Heinsheimer und Max Gutzwiller, Mannheim 1932.
1.7
Stenographische Berichte über die Verhandlung der deutschen constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, hrsg. auf Beschluss der Nationalversammlung durch die Reactions-Commission und in deren Auftrag von Franz Wigard, Frankfurt a. M. 1848 (zit.: Stenographische Berichte, S.).
2
Einzelquellen
2.1
Großherzogthum Baden Das großherzoglich badische Straf-Edikt mit seinen Erläuterungen und Zusätzen, hrsg. von Rhenanus, Mannheim 1823, S. 1–144. Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum Baden, Karlsruhe 1839. Antrag Bassermanns vom 12. Februar 1848, in: Quellensammlung zum deutschen öffentlichen Recht seit 1848, Bd. 1 S. 30 ff. (s.1.4).
170 2.2
Anhang Königreich Bayern Entwurf des Gesetzbuchs über Verbrechen und Vergehen für das Königreich Baiern, München 1810, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Frankfurt a. M. 1988 (s.1.2). Bayrisches Strafgesetzbuch vom 6. Mai 1813, in: Stenglein Bd. 1 Nr. I (s.1.1). Entwurf eines Strafgesetzbuchs, München 1822, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Frankfurt a. M. 1988 (s.1.2). Revidierter Entwurf des Straf-Gesetzbuchs, Motive zum revidierten Entwurfe des Straf-Gesetzbuchs, München 1827, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Frankfurt a. M. 1988 (s. 1.2). Entwurf des Straf-Gesetzbuchs, Motive zum Entwurfe des StrafGesetzbuches, München 1831, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Frankfurt a. M. 1988 (s.1.2).
2.3
Freie Stadt Frankfurt a. M. Gesetz über die Einführung der über Strafrecht und Strafrechtspflege erlassenen Gesetze, in: Stenglein Bd. 2 Nr. IX (s.1.1).
2.4
Königreich Hannover Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Königreich Hannover, Göttingen 1826.
2.5
Großherzogthum Hessen
2.5.1
Entwürfe und Gesetze (in chronologischer Reihenfolge) Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des Heiligen Römischen Reichs von 1532 (Constitutio Criminalis Carolina). Herausgegeben und erläutert von Gustav Radbruch. 6. Durchgesehen Auflage, hrsg. von Arthur Kaufmann, Stuttgart 1991. Code civil von 1804 als deutsche Übersetzung in: Die Zivilgesetze der Gegenwart, Bd. 1, Code civil: mit einer Uebersetzung, Einleitung und Anmerkung sowie einer Darstellung der Grundsätze des zwischenstaatlichen Privatrechts Frankreichs und dem Text der wichtigsten Nebengesetze zum Code civil, hrsg. von Karl Heinsheimer und Max Gutzwiller, Mannheim 1932. Code pénal von 1810, aus dem Französischen nach der officiellen Ausgabe übersetzt von Wilhelm Blanchard, Cöln 1812. Militär-Strafgesetzbuch vom 13. Juli 1822, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 22 vom 5. August 1822, S. 235 (zit.: MilitärStrafgesetzbuch, RGBl. 1822, S.).
Quellenverzeichnis
171
Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen 1831, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993, (s.1.3) (zit.: E 1831). Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen 1836, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993, (s.1.3) (zit.: E 1836). Forststrafgesetz für das Großherzogtum Hessen vom 23. Februar 1837, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 12 vom 25. Februar 1837, S. 133 (zit.: Forststrafgesetz, RGBl. 1837, S.). Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen 1839, Beilage Nr. 185, S. 1–131 und Beilage Nr. 186, S. 1–13, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1839, Darmstadt 1839 (zit.: Regierungsentwurf). Gesetzesentwurf, die Kompetenz der Gerichte zu Untersuchung und Bestrafung der Verbrechen und Vergehen betreffend, Beilage Nr. 318, S. 1–8 und Beilage Nr. 319, S. 1–18, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840 (zit.: Beilage Nr. 318 und Nr. 319, 1840). Bericht über den Gesetzesentwurf, die Kompetenz der Gerichte zu Untersuchung und Bestrafung der Verbrechen und Vergehen betreffend, Beilage Nr. 354, S. 1–26, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840 (zit.: Beilage Nr. 354, 1840). Strafgesetzbuch für das Großherzogthum Hessen vom 17. September 1841, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 30 vom 13. Oktober 1841, S. 1 ff. (zit.: StGB). Gesetz die Einführung des Strafgesetzbuchs im Großherzogtum betreffend, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 31 vom 15. Oktober 1841, S. 521–528 (zit.: Gesetz die Einführung des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1841, S.). Gesetz, die Competenz der Gerichte zur Untersuchung und Bestrafung der Verbrechen und Vergehen betreffend, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 32 vom 18. Oktober 1841, S. 529–536 (zit.: Competenzgesetz, RGBl. 1841). Feldstrafgesetz für das Großherzogthum Hessen vom 22. Oktober 1841, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 33 vom 22. Oktober 1841, S. 537 (zit.: Feldstrafgesetz, RGBl. 1841, S.). Das Polizeistrafgesetz des Großherzogthums Hessen, nebst dem Gesetze, die Einführung des Polizeistrafgesetzes u. d. Competenz d. Polizeigerichte zur Untersuchung u. Bestrafung d. Polizeiübertretungen betr. vom 25. November
172
Anhang 1847, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 42 vom 25. November 1847, S. 373 (zit.: Polizeistrafgesetz, RGBl. 1847, S.). Gesetzesentwurf, die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes betreffend vom 7. März 1848, Beilage Nr. 184, in: Verhandlungen der zweiten Kammer 1848, Darmstadt 1848, S. 1 (zit.: Beilage Nr. 184, 1848). Gesetz, die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes betreffend, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 11 vom 17. März 1848, S. 73 (zit.: Gesetz, die Aufhebung des Polizeistrafgesetzes betreffend, RGBl. 1848, S.). Gesetzesentwurf, einige Abänderungen an dem in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen bestehenden Strafproceß für Civilpersonen betreffend vom 2 Juni 1848, Beilage Nr. 452, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/48, Darmstadt 1848, S. 1–4 (zit.: Beilage Nr. 452, 1848). Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend vom 23. Februar 1849, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 13 vom 6. März 1849, S. 91–95 (zit.: Gesetz die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, RGBl. 1849, S.). Gesetz die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgericht in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend, vom 28. Oktober 1848, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 65 vom 17. November 1848, S. 405–468 (zit.: Gesetz die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgericht in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend, RGBl. 1848). Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend vom 11. April 1849, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 24 vom 21. April 1849, S. 177 (zit.: Gesetz, die Aufhebung der Todesstrafe betreffend, RGBl. 1849, S.). Gesetz die Wiederherstellung der Todesstrafe betr. vom 26. April 1852, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 26 vom 1. Mai 1852, S. 194 (zit.: Gesetz die Wiederherstellung der Todesstrafe betr., RGBl. 1852, S.)
2.5.2
Protokolle zu Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände (in chronologischer Reihenfolge) Protokoll zur Siebenundsiebzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 14. Mai 1821, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1821, Darmstadt 1821, S. 1–9 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 77, 1821, S.). Protokoll zur Dreiundfünfzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 19. Februar 1836, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 670–697 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 53, 1836, S.).
Quellenverzeichnis
173
Protokoll zur Zweiundsiebzigsten Sitzung der ersten Kammer der Landstände vom 25. April 1836, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 963–974 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 72, 1836, S.) Protokoll zur Vierundsiebzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 29. April 1836, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 983–1011 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 74, 1836, S.). Protokoll zur Fünfundsiebzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 3. Mai 1836, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1012–1022 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 75, 1836, S.). Protokoll zur Vierzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 10. Mai 1839, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1839, Darmstadt 1839, S. 408–410 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 40, 1839, S.). Protokoll zur Einundneunzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 20. Oktober 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841, S. 820–841 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 91, 1840, S.). Protokoll zur Zweiundneunzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 21. Oktober 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841, S. 842–860 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 92, 1840, S.). Protokoll zur Vierundneunzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 23. Oktober 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841, S. 878–898 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 94, 1840, S.). Protokoll zur Neunundneunzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 5. November 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841, S. 973–988 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 99, 1840, S.). Protokoll zur Hundertvierten Sitzung der ersten Kammer vom 23. November 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, S. 1074–1090 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 104, 1840, S.). Protokoll zur Hundertachten Sitzung der ersten Kammer vom 8. Dezember 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, S. 1102–1116 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 108, 1840, S.).
174
Anhang Protokoll zur Hundertundzehnten Sitzung der ersten Kammer vom 16. Dezember 1840, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841, S. 1131–1149 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 110, 1841, S.). Protokoll zur Fünfundsechzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 2. August 1848, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/1848, Darmstadt 1848, S. 753–778 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 65, 1848, S.). Protokoll zur Fünfundachtzigsten Sitzung der ersten Kammer vom 6. April 1852, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1852, S. 1–32 (zit.: Erste Kammer, Protokoll 85, 1852, S.).
2.5.3
Protokolle zu Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände (in chronologischer Reihenfolge) Protokoll zur Hundertzweiunddreißigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 22. März 1821, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1821, Darmstadt 1821, S. 118–125 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 132, 1821, S.). Protokoll zur Hundertsiebenundfünfzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 27. April 1821, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1821, Darmstadt 1821, S. 32–37 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 157, 1821, S.). Protokoll zur Hundertundneunzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 4. Juni 1821, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1821, Darmstadt 1821, S. 162–169 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 190, 1821, S.). Protokoll zur Einundsechzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 19. Januar 1827, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1827, Darmstadt 1827, S. 1–41 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 61, 1827, S.). Protokoll zur Achtundsiebzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 13. Februar 1827, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1827, Darmstadt 1827, S. 91–100 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 78, 1827, S.). Protokoll zur Hundertundzweiundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 19. September 1833, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 253–285 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 122, 1833, S.). Protokoll zur Hundertundsechsundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 1. Oktober 1833, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstän-
Quellenverzeichnis
175
de des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 401–517 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 126, 1833, S.). Protokoll zur Hundertundsiebenundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 2. Oktober 1833, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 518–621 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 127, 1833, S.). Protokoll zur Hundertundachtundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 3. Oktober 1833, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 622–728 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 128, 1833, S.). Protokoll zur Hundertundfünfunddreißigste Sitzung der zweiten Kammer vom 22. Oktober 1833, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 270–276 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 135, 1833, S.) Protokoll zur Sechszehnten Sitzung der zweiten Kammer vom 3. Juni 1834, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1834, Darmstadt 1834, S. 1–72 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 16, 1834, S.). Protokoll zur Sechsunddreißigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 19. Juli 1834, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1834, Darmstadt 1834, S. 1–43 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 36, 1834, S.). Protokoll zur Vierzehnte Sitzung der zweiten Kammer vom 18. Mai 1835, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–5 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 14, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundzweiten Sitzung der zweiten Kammer vom 22. Dezember 1835, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–51 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 102, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundzehnten Sitzung der zweiten Kammer vom 20. Januar 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–75 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 110, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundelften Sitzung der zweiten Kammer vom 22. Januar 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–64 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 111, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundzwölften Sitzung der zweiten Kammer vom 26. Januar 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des
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Anhang Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–86 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 112, 1836, S.). Protokoll zur Hundertunddreizehnten Sitzung der zweiten Kammer vom 28. Januar 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–18 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 113, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundachtzehnten Sitzung der zweiten Kammer vom 8. Februar 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–38 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 118, 1836, S.). Protokoll zur Hundertundachtundvierzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 18. Mai 1836, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–38 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 148, 1836, S.). Protokoll zur Neunundfünfzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 22. April 1839, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1839, Darmstadt 1839, S. 1–39 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 59, 1839, S.). Protokoll zur Siebenundsechszigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 16. Mai 1839, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1839, Darmstadt 1839, S. 1–6 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 67, 1839, S.). Protokoll zur Hundertachtundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 1. September 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–55 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 128, 1840, S.). Protokoll zur Hundertneunundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 2. September 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–55 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 129, 1840, S.) Protokoll zur Hundertzweiunddreißigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 7. September 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–47 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 132, 1840, S.). Protokoll zur Hundertachtunddreißigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 17. September 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–41 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 138, 1840, S.). Protokoll zur Hunderteinundvierzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 22. September 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände
Quellenverzeichnis
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des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–54 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 141, 1840, S.). Protokoll zur Hundertsechsundvierzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 1. Oktober 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–49 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 146, 1840, S.). Protokoll zur Hundertsiebenundvierzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 12. Oktober 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–3 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 147, 1840, S.). Protokoll zur Hundertundsechzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 27. November 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–56 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 160, 1840, S.). Protokoll zur Hundertundvierundsechzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 9. Dezember 1840, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1840, Darmstadt 1840, S. 1–43 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 164, 1840, S.). Protokoll der zweiundzwanzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 24. Februar 1845, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1844/1847, Darmstadt 1845, S. 1–2 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 22, 1845, S.). Protokoll zur Sechzigsten Sitzung der zweiten Kammer vom 15. Juli 1851, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1851, S. 1–60 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 60, 1851, S.). Protokoll zur Hundertundeinundzwanzigste Sitzung der zweiten Kammer vom 10. Februar 1852, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1852, S. 1–92 (zit.: Zweite Kammer, Protokoll 121, 1852, S.). 2.5.4
weitere Quellen (in chronologischer Reihenfolge) Organisationsedikt von Ludwig X. Landgraf zu Hessen vom 12. Oktober 1803, S. 1–32, befindet sich im Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, A-52 I Nr. 674. Edikts vom 13. August 1806, abgedruckt in: Kaiserlich- und Kurpfalzbairisch privilegierte allgemeine Zeitung von 1806, S. 943–944. Edikt über die Landesständische Verfassung des Großherzogtums vom 24. März 1820, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 13 vom 24. März 1820, S. 101 ff. (zit.: Edikt vom 24. März 1820, RGBl. 1820, S.).
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Anhang Verfassungsurkunde für das Großherzogtum Hessen vom 17. Dezember 1820, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 60 vom 22. Dezember 1820, S. 535–554. Bekanntmachung, des Großherzglich hessischen Ministeriums des Innern und der Justiz, die Bearbeitung der neuen Zivil- und Kriminalgesetzgebung betreffend, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt vom 14. November 1821, S. 684 (zit.: Bekanntmachung vom 14. November 1821, RGBl. 1821, S. 684). Rede des Großherzogs Ludwig zur Eröffnung der Landstände 1829, Beilage Nr. 25, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1829, Darmstadt 1830, S. 131–134 (zit.: Beilage Nr. 25, 1829, S.). Bericht des Abgeordneten Hoffmann zur Gesetzbuchskommission, Beilage Nr. 207, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1830, Darmstadt 1830, S. 188 (zit.: Beilage Nr. 207, 1830, S.). Dienstnachricht über die Auflösung der Gesetzredaktionskommission, Großherzoglich hessisches Regierungsblatt vom 7. Juli 1830, S. 216 (zit.: Dienstnachricht, RGBl. 1830, S.). Auszug aus dem Berichte vom 1ten Jul. 1831 an das Großherzogliche Ministerium des Inneren und der Justiz, die Strafgesetzgebung betreffend, erstattet von Johann Friedrich Knapp, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993, S. 55 (s.1.3) (zit.: Bericht von Knapp, 1831, S.). Antrag der Abgeordneten Schenck, Hoffmann, v. Gagern, v. Brandis, Hellmann, Heß, Koch und Emmerling, betreffend die Erfüllung des Art. 103 der Verfassungsurkunde, Beilage Nr. 107, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 329–330 (zit.: Beilage Nr. 107, 1833, S.). Bericht des zweiten Ausschusses über den Antrag der Abgeordneten Schenck, Hoffmann, Gagern, Brandis, Hellmann, Heß, Koch und Emmerling betreffend die Erfüllung des Artikels 103 der Verfassungsurkunde; erstattet von dem Abgeordneten der Stadt Friedberg, Beilage Nr. 460, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1833, Darmstadt 1833, S. 485–522 (zit.: Beilage Nr. 460, 1833, S.). Antrag der Abgeordneten Brunck, von Gagern, Dr. Heß, Hoffmann und Dr. Strecker, die Erfüllung des Art. 103 der Verfassungsurkunde betreffend, Beilage Nr. 101, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1834, Darmstadt 1834, S. 1–2 (zit.: Beilage Nr. 101, 1834, S.).
Quellenverzeichnis
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Vortrag betreffend den Entwurf des Strafgesetzbuchs vom 10. November 1835 erstattet von Friedrich von Lindelof, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993. S. 84–139 (s.1.3) (zit.: Vortrag v. Lindelofs, 1835, S.). Bemerkungen zu dem Entwurf eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogtum Hessen (1836) von Johann Friedrich Knapp, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993, S. 264 (s.1.3) (zit.: Bemerkungen von Knapp, 1836, S.). Antrag der Abgeordneten Wolff, Prätorius, Schneider d `Orville, Zulauf, Perrot, Fritz, Hardy und Goldmann, die im Art. 103 der Verfassungsurkunde verheißene neue Gesetzgebung betr., Beilage Nr. 87, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1 (zit.: Beilage Nr. 87, 1836, S.). Bericht des ersten Ausschusses über den Antrag der Abgeordneten Herren Wolff, Prätorius, Schneider, d´Orville, Zulauf, Perrot, Fritz, Hardy und Goldmann, wegen der im Artikel 103 der Verfassungsurkunde verheißenen neuen Gesetzgebung; erstattet von dem Abgeordneten Freiherrn von Breidenstein, Beilage Nr. 151, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 701–730 (zit.: Beilage Nr. 151, 1836, S.). Vortrag des zweiten Ausschusses, über den Antrag der Abgeordneten Wolff, Prätorius, Schneider d `Orville, Zulauf, Perrot, Fritz, Hardy und Goldmann, die im Art. 103 der Verfassungsurkunde verheißene neue Gesetzgebung betr. (Beilage Pro. 87 zum 14. Protokoll), erstattet von dem Abgeordneten Weyland, Beilage Nr. 340, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1835/1836, Darmstadt 1836, S. 1–55 (zit.: Beilage Nr. 340, 1836, S.). Abschied für die Ständeversammlung des Großherzogthums Hessen in den Jahren 1835/1836, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt vom 6. Juli 1836, S. 345–368 (zit.: Abschied für die Ständeversammlung, RGBl. 1836, S.). Vortrag des Ministerialrats Breidenbach an beide Kammern der Stände, 1839, in: Kodifikationsgeschichte Strafrecht, Nachdruck Goldbach 1993 (s.1.3) (zit.: Vortrag von Breidenbach, 1839, S.). Entscheidung zur Vertagung der Ständeversammlung vom 12. Juni 1839, Beilage Nr. 222, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1838/1839, Darmstadt 1839 (zit.: Beilage Nr. 222, 1839). Bericht der zur Begutachtung des Entwurfs eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum Hessen gewählten Ausschüsse I. und II. Kammer erstattet von dem Abgeordneten Hesse, Darmstadt im Juli 1840, Beilagen Bd. 4, in:
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Anhang Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1839/1840, Darmstadt 1840 (zit.: Beilage Bd. 4, 1840, S.). Vortrag des Ausschusses der ersten Kammer der Landstände über den Entwurf des Strafgesetzbuches, insbesondere über die von der zweiten ständischen Kammer hinsichtlich desselben gefaßten Beschlüsse; erstattet durch den Herrn Freiherrn von Arens, Beilage Nr. 138 S. 516–618, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841 (zit.: Beilage Nr. 138, 1840, S.). Bericht des zur Begutachtung des Entwurfs eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum Hessen gewählten Ausschusses zweiter Kammer, die abweichenden Beschlüsse der ersten Kammer, über den ersten Theil des Entwurfs betreffend; erstattet von dem Abgeordneten Hesse, Beilage Nr. 345, S. 1–30, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzoghtums Hessen, 1838/1840, Darmstadt 1841 (zit.: Beilage Nr. 345, 1840, S.). Bericht des zur Begutachtung des Entwurfs eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum Hessen gewählten Ausschusses zweiter Kammer, die abweichenden Beschlüsse der ersten Kammer, über den zweiten Theil des Entwurfs betreffend; erstattet von dem Abgeordneten Hesse, Beilage Nr. 352, S. 1–35, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzoghtums Hessen, 1838/1840, Darmstadt 1841 (zit.: Beilage Nr. 352, 1840, S.). Bericht des Ausschusses erster Kammer, die von der zweiten Kammer zu dem ersten Theile des Entwurfs des Strafgesetzbuches gefaßten abweichenden Beschlüsse betreffend; erstattet von dem Herrn Freiherrn von Arens, Beilage Nr. 144, S. 628–636, in: Verhandlungen der ersten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1840/1841, Darmstadt 1841 (zit.: Beilage Nr. 144, 1840, S.). Zweiter Bericht des zur Begutachtung des Entwurfs eines Strafgesetzbuchs für das Großherzogthum Hessen gewählten Ausschusses zweiter Kammer, die abweichenden Beschlüsse der ersten Kammer, über den ersten Theil des Entwurfs betreffend; erstattet von dem Abgeordneten Hesse, Beilage Nr. 362, S. 1–7, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzoghtums Hessen, 1838/1840, Darmstadt 1841 (zit.: Beilage Nr. 362, 1840, S.). Verordnung, die Vollziehung der Todesstrafe mittels des Fallbeils betreffend vom 19. Oktober 1841, in: Strafgesetzbuch für das Großherzogthum Hessen, nebst den damit zusammenhängenden Gesetzen, Darmstadt 1841. Antrag des Abgeordneten Reh, die Bearbeitung des Strafproceßgesetzes betreffend, vom 21. Dezember 1847, Beilage Nr. 16, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/48, Darmstadt 1848, S. 1–2 (zit.: Beilage Nr. 16, 1848).
Quellenverzeichnis
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Antrag von Gagerns vom 28. Februar 1848, Beilage Nr. 129, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/48, Darmstadt 1848, S. 1–2 (zit.: Beilage Nr. 129, 1848). Mitteilung du Thils vom 4. März 1848, Beilage Nr. 148, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/48, Darmstadt 1848, S. 1–5 (zit.: Beilage Nr. 148, 1848, S.). Edikt die Mitregentschaft des Erbherzogs betreffend vom 5. März 1848, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 7 vom 5. März 1848, S. 61 (zit.: Edikt vom 5. März 1848, RGBl. 1848, S.). Edikt vom 6. März 1848, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 7 vom 6. März 1848, S. 65–66 (zit.: Edikt vom 6. März 1848, RGBl. 1848, S.). Bericht des zweiten Ausschusses der zweiten Kammer der Landstände über den Gesetzesentwurf, die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs betreffend, erstattet von dem Abgeordneten Köster vom 29. Juli 1848, Beilage Nr. 578, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/1849, Darmstadt 1849, S. 1–6 (zit.: Beilage Nr. 578, 1849, S.). Weiterer Bericht des zweiten Ausschusses der zweiten Kammer der Stände über den Gesetzesentwurf, die Abänderung einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuches betreffend, erstattet von dem Abgeordneten Köster vom 20. Dezember 1848, Beilage Nr. 677, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1847/1849, Darmstadt 1849, S. 1–6 (zit.: Beilage Nr. 677, 1849, S.) Verordnung, die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgerichten in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend vom 15. März 1849, in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 16 vom 17. März 1849, S. 119–120 (zit.: Verordnung, die Einführung des mündlichen und öffentlichen Strafverfahrens mit Schwurgerichten in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend, RGBl. 1849) Verordnung, die Berufung einer außerordentlichen Ständeversammlung betreffend vom 7. Oktober 1850 in: Großherzoglich hessisches Regierungsblatt Nr. 49 vom 9. Oktober 1850, S. 371–381 (zit.: Verordnung, die Berufung einer außerordentlichen Ständeversammlung betreffend, RGBl. 1850) Vortrag des Herrn Directors des Justizministeriums Dr. von Lindelof, Motive zu dem Gesetzesentwurfe, die Wiederherstellung der Todesstrafe betr. vom 15. Juli 1851, Beilage Nr. 387, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1852, S. 1–2 (zit.: Beilage Nr. 387, 1851, S.) Bericht des besonderen Ausschusses über den Gesetzesentwurf die Wiederherstellung der Todesstrafe betreffend, erstattet von dem Abgeordneten
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Anhang Brumhard vom 23. Januar 1852, Beilage Nr. 560, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1852, S. 1–37 (zit.: Beilage Nr. 560, 1852, S.). Bericht des besonderen Ausschusses (Nr. V. ) über die Mitteilung der zweiten Kammer, bezüglich des Gesetzesentwurfs, die Wiederherstellung der Todesstrafe betreffend, erstattet von dem zweiten Vizepräsidenten, Kanzler Dr. Birnbaum vom 1. April 1852, Beilage Nr. 145, in: Verhandlungen der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogthums Hessen 1851/1854, Darmstadt 1852, S. 1–39 (zit.: Beilage Nr. 145, 1852, S.).
2.6
Herzogtum Nassau Verhandlungen der Ständeversammlung des Herzogthums Nassau 1848, Wiesbaden 1848, Bd. 2 S. 8.
2.7
Herzogthum Oldenburg Strafgesetzbuch für die Herzoglich-Oldenburgischen Lande vom 10. September 1814, in: Stenglein (s.1.1), Bd. 1 Nr. II.
2.8
Kaiserthum Österreich Gesetzbuch über Verbrechen und schwere Polizey-Übertretungen für das Kaiserthum Österreich vom 3. September 1803. Zweyte Auflage mit anhängenden neueren Vorschriften, Wien 1815.
2.9
Königreich Sachsen Königlich sächsisches Criminalgesetzbuch vom 30. März 1838, in: Stenglein (s.1.1), Bd. 1 Nr. III
2.10
Königreich Württemberg Entwurf eines Strafgesetzbuches für das Königreich Württemberg 1823 (und 1832, 1835 mit Motiven), Bd. 2, Stuttgart 1836 Strafgesetzbuch für das Königreich Württemberg vom 1. März 1839, in: Stenglein (s.1.1), Bd. 1 Nr. IV
2.11
Weitere Quellen Haupt-Vertrag des zu Wien versammelten Congresses der europäischen Mächte, Fürsten und freien Städte, aus dem Französischen Übersetzt durch die Uni Göttingen, (zit.: Wiener Kongressakte vom 9. Juni 1815) Deutsche Bundesakte vom 18. Juni 1815, in: Karl Binding, Deutsche Staatsgrundgesetze, Heft III, S. 19 ff. Gesetz, betreffend die Grundrechte des deutschen Volks vom 27. Dezember 1848, in: Reichs-Gesetz-Blatt 1848, S. 49–60 (zit.: Gesetz, betreffend die Grundrechte des deutschen Volks, Reichs-Gesetz-Blatt 1848, S.)
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Juristische Zeitgeschichte
Herausgeber: Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum, FernUniversität in Hagen
Abteilung 1: Allgemeine Reihe
1 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Quellen aus der sozialdemokratischen Partei und Presse (1997) 2 Heiko Ahlbrecht: Geschichte der völkerrechtlichen Strafgerichtsbarkeit im 20. Jahrhundert (1999) 3 Dominik Westerkamp: Pressefreiheit und Zensur im Sachsen des Vormärz (1999) 4 Wolfgang Naucke: Über die Zerbrechlichkeit des rechtsstaatlichen Strafrechts. Gesammelte Aufsätze zur Strafrechtsgeschichte (2000) 5 Jörg Ernst August Waldow: Der strafrechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit (2000) 6 Bernhard Diestelkamp: Rechtsgeschichte als Zeitgeschichte. Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts (2001) 7 Michael Damnitz: Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche. Mitwirkung der Zentrumspartei am Bürgerlichen Gesetzbuch (2001) 8 Massimo Nobili: Die freie richterliche Überzeugungsbildung. Reformdiskussion und Gesetzgebung in Italien, Frankreich und Deutschland seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts (2001) 9 Diemut Majer: Nationalsozialismus im Lichte der Juristischen Zeitgeschichte (2002) 10 Bianca Vieregge: Die Gerichtsbarkeit einer „Elite“. Nationalsozialistische Rechtsprechung am Beispiel der SS- und Polizeigerichtsbarkeit (2002) 11 Norbert Berthold Wagner: Die deutschen Schutzgebiete (2002) 12 Milosˇ Vec: Die Spur des Täters. Methoden der Identifikation in der Kriminalistik (1879–1933), (2002) 13 Christian Amann: Ordentliche Jugendgerichtsbarkeit und Justizalltag im OLGBezirk Hamm von 1939 bis 1945 (2003) 14 Günter Gribbohm: Das Reichskriegsgericht (2004) 15 Martin M. Arnold: Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz. Im Spannungsfeld zwischen Bundestreue und Liberalismus (2003) 16 Ettore Dezza: Beiträge zur Geschichte des modernen italienischen Strafrechts (2004) 17 Thomas Vormbaum (Hrsg.): „Euthanasie“ vor Gericht. Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt/M. gegen Werner Heyde u. a. vom 22. Mai 1962 (2005) 18 Kai Cornelius: Vom spurlosen Verschwindenlassen zur Benachrichtigungspflicht bei Festnahmen (2006) 19 Kristina Brümmer-Pauly: Desertion im Recht des Nationalsozialismus (2006) 20 Hanns-Jürgen Wiegand: Direktdemokratische Elemente in der deutschen Verfassungsgeschichte (2006) 21 Hans-Peter Marutschke (Hrsg.): Beiträge zur modernen japanischen Rechtsgeschichte (2006)
22 Katrin Stoll: Die Herstellung der Wahrheit (2011) 23 Thorsten Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht in Herford (2014) 24 Sebastian Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universität Leipzig 1819–1848 (2013)
Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte 1 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeit geschichte (1) – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) 2 Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) 3 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeit geschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von 1848/49 (1998) 4 Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) 5 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), (1999) 6 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) 7 Frank Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) 8 Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) 9 Franz-Josef Düwell (Hrsg.): Licht und Schatten. Der 9. November in der deutschen Geschichte und Rechtsge schichte – Symposium der Arnold-Frey muthGesellschaft, Hamm (2000) 10 Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder (Hrsg.): Eduard von Simson (1810– 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) 11 Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre danach. Dokumentation der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. und 29. September in Waldheim (2001) 12 Wolfgang Form (Hrsg.): Literatur- und Urteilsverzeichnis zum politischen NSStrafrecht (2001) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) 13 14 Gerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – Kontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie des Landes NRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) 15 Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Internationaler Kongreß des Dipartimento di Storia der Universität Sassari und des Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) 16 Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Vergleich (2007) 17 Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) 18 Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 21. bis 23. September 2007 (2008) 19 Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von Diktaturen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) 20 Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014)
Abteilung 3: Beiträge zur modernen deutschen Strafgesetzgebung. Materialien zu einem historischen Kommentar 1 Thomas Vormbaum / Jürgen Welp (Hrsg.): Das Strafgesetzbuch seit 1870. Sammlung der Änderungen und Neubekanntmachungen; Vier Textbände (1999–2002) und drei Supplementbände (2005, 2006) 2 Christian Müller: Das Gewohnheitsverbrechergesetz vom 24. November 1933. Kriminalpolitik als Rassenpolitik (1998) 3 Maria Meyer-Höger: Der Jugendarrest. Entstehung und Weiterentwicklung einer Sanktion (1998) 4 Kirsten Gieseler: Unterlassene Hilfeleistung – § 323c StGB. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870. (1999) 5 Robert Weber: Die Entwicklung des Nebenstrafrechts 1871–1914 (1999) 6 Frank Nobis: Die Strafprozeßgesetzgebung der späten Weimarer Republik (2000) 7 Karsten Felske: Kriminelle und terroristische Vereinigungen – §§ 129, 129a StGB (2002) 8 Ralf Baumgarten: Zweikampf – §§ 201–210 a.F. StGB (2003) 9 Felix Prinz: Diebstahl – §§ 242 ff. StGB (2003) 10 Werner Schubert / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Entstehung des Strafgesetzbuchs. Kommissionsprotokolle und Entwürfe. Band 1: 1869 (2002); Band 2: 1870 (2004) 11 Lars Bernhard: Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), (2003) 12 Frank Korn: Körperverletzungsdelikte – §§ 223 ff., 340 StGB. Reformdiskussion und Gesetzgebung von 1870 bis 1933 (2003) 13 Christian Gröning: Körperverletzungsdelikte – §§ 223 ff., 340 StGB. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1933 (2004) 14 Sabine Putzke: Die Strafbarkeit der Abtreibung in der Kaiserzeit und in der Weimarer Zeit. Eine Analyse der Reformdiskussion und der Straftatbestände in den Reformentwürfen (1908–1931), (2003) 15 Eckard Voßiek: Strafbare Veröffentlichung amtlicher Schriftstücke (§ 353d Nr. 3 StGB). Gesetzgebung und Rechtsanwendung seit 1851 (2004) 16 Stefan Lindenberg: Brandstiftungsdelikte – §§ 306 ff. StGB. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2004) 17 Ninette Barreneche†: Materialien zu einer Strafrechtsgeschichte der Münchener Räterepublik 1918/1919 (2004) 18 Carsten Thiel: Rechtsbeugung – § 339 StGB. Reformdiskussion und Gesetz gebung seit 1870 (2005) 19 Vera Große-Vehne: Tötung auf Verlangen (§ 216 StGB), „Euthanasie“ und Sterbehilfe. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2005) 20 Thomas Vormbaum / Kathrin Rentrop (Hrsg.): Reform des Strafgesetzbuchs. Sammlung der Reformentwürfe. Band 1: 1909 bis 1919. Band 2: 1922 bis 1939. Band 3: 1959 bis 1996 (2008) 21 Dietmar Prechtel: Urkundendelikte (§§ 267 ff. StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2005) 22 Ilya Hartmann: Prostitution, Kuppelei, Zuhälterei. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2006)
23 Ralf Seemann: Strafbare Vereitelung von Gläubigerrechten (§§ 283 ff., 288 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2006) 24 Andrea Hartmann: Majestätsbeleidigung (§§ 94 ff. StGB a.F.) und Verunglimpfung des Staatsoberhauptes (§ 90 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2006) 25 Christina Rampf: Hausfriedensbruch (§ 123 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2006) 26 Christian Schäfer: „Widernatürliche Unzucht“ (§§ 175, 175a, 175b, 182, a.F. StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1945 (2006) 27 Kathrin Rentrop: Untreue und Unterschlagung (§§ 266 und 246 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2007) 28 Martin Asholt: Straßenverkehrsstrafrecht. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts (2007) 29 Katharina Linka: Mord und Totschlag (§§ 211–213 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2008) 30 Juliane Sophia Dettmar: Legalität und Opportunität im Strafprozess. Reformdiskussion und Gesetzgebung von 1877 bis 1933 (2008) 31 Jürgen Durynek: Korruptionsdelikte (§§ 331 ff. StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2008) 32 Judith Weber: Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch (2009) 33 Denis Matthies: Exemplifikationen und Regelbeispiele. Eine Untersuchung zum 100-jährigen Beitrag von Adolf Wach zur „Legislativen Technik“ (2009) 34 Benedikt Rohrßen: Von der „Anreizung zum Klassenkampf“ zur „Volksverhetzung“ (§ 130 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2009) 35 Friederike Goltsche: Der Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuches von 1922 (Entwurf Radbruch) (2010) 36 Tarig Elobied: Die Entwicklung des Strafbefehlsverfahrens von 1846 bis in die Gegenwart (2010) 37 Christina Müting: Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung (§ 177 StGB) (2010) 38 Nadeschda Wilkitzki: Entstehung des Gesetzes über Internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) (2010) 39 André Brambring: Kindestötung (§ 217 a.F. StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2010) 40 Wilhelm Rettler: Der strafrechtliche Schutz des sozialistischen Eigentums in der DDR (2010) 41 Yvonne Hötzel: Debatten um die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1990 (2010) 42 Dagmar Kolbe: Strafbarkeit im Vorfeld und im Umfeld der Teilnahme (§§ 88a, 110, 111, 130a und 140 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2011) 43 Sami Bdeiwi: Beischlaf zwischen Verwandten (§ 173 StGB). Reform und Gesetzgebung seit 1870 (2014) 44 Michaela Arnold: Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2015)
45 Andrea Schurig: „Republikflucht“ (§§ 213, 214 StGB/DDR). Gesetzgeberische Entwicklung, Einfluss des MfS und Gerichtspraxis am Beispiel von Sachsen (2016) 46 Sandra Knaudt: Das Strafrecht im Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch (2017)
Abteilung 4: Leben und Werk. Biographien und Werkanalysen 1 Mario A. Cattaneo: Karl Grolmans strafrechtlicher Humanismus (1998) 2 Gerit Thulfaut: Kriminalpolitik und Strafrechtstheorie bei Edmund Mezger (2000) 3 Adolf Laufs: Persönlichkeit und Recht. Gesammelte Aufsätze (2001) 4 Hanno Durth: Der Kampf gegen das Unrecht. Gustav Radbruchs Theorie eines Kulturverfassungsrechts (2001) 5 Volker Tausch: Max Güde (1902–1984). Generalbundesanwalt und Rechtspolitiker (2002) 6 Bernd Schmalhausen: Josef Neuberger (1902–1977). Ein Leben für eine menschliche Justiz (2002) 7 Wolf Christian von Arnswald: Savigny als Strafrechtspraktiker. Ministerium für die Gesetzesrevision (1842–1848), (2003) 8 Thilo Ramm: Ferdinand Lassalle. Der Revolutionär und das Recht (2004) 9 Martin D. Klein: Demokratisches Denken bei Gustav Radbruch (2007) 10 Francisco Muñoz Conde: Edmund Mezger – Beiträge zu einem Juristenleben (2007) 11 Whitney R. Harris: Tyrannen vor Gericht. Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946 (2008) 12 Eric Hilgendorf (Hrsg.): Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen (2010) 13 Tamara Cipolla: Friedrich Karl von Strombeck. Leben und Werk – Unter besonderer Berücksichtigung des Entwurfes eines Strafgesetzbuches für ein Norddeutsches Staatsgebiet (2010) 14 Karoline Peters: J. D. H. Temme und das preußische Strafverfahren in der Mitte des 19. Jahrhunderts (2010) 15 Eric Hilgendorf (Hrsg.): Die ausländische Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen. Die internationale Rezeption des deutschen Strafrechts (2016) 16 Hannes Ludyga: Otto Kahn-Freund (1900–1979). Ein Arbeitsrechtler in der Weimarer Zeit (2016)
Abteilung 5: Juristisches Zeitgeschehen. Rechtspolitik und Justiz aus zeitgenössischer Perspektive Mitherausgegeben von Gisela Friedrichsen („Der Spiegel“) und RA Prof. Dr. Franz Salditt 1 Diether Posser: Anwalt im Kalten Krieg. Ein Stück deutscher Geschichte in politischen Prozessen 1951–1968. 3. Auflage (1999)
2 Jörg Arnold (Hrsg.): Strafrechtliche Auseinandersetzung mit Systemvergangenheit am Beispiel der DDR (2000) 3 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Vichy vor Gericht: Der Papon-Prozeß (2000) 4 Heiko Ahlbrecht / Kai Ambos (Hrsg.): Der Fall Pinochet(s). Auslieferung wegen staatsverstärkter Kriminalität? (1999) 5 Oliver Franz: Ausgehverbot für Jugendliche („Juvenile Curfew“) in den USA. Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2000) 6 Gabriele Zwiehoff (Hrsg.): „Großer Lauschangriff“. Die Entstehung des Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes vom 26. März 1998 und des Gesetzes zur Änderung der Strafprozeßordnung vom 4. Mai 1998 in der Presseberichterstattung 1997/98 (2000) 7 Mario A. Cattaneo: Strafrechtstotalitarismus. Terrorismus und Willkür (2001) 8 Gisela Friedrichsen / Gerhard Mauz: Er oder sie? Der Strafprozeß Böttcher/ Weimar. Prozeßberichte 1987 bis 1999 (2001) 9 Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2000 in der Süddeutschen Zeitung (2001) 10 Helmut Kreicker: Art. 7 EMRK und die Gewalttaten an der deutsch-deutschen Grenze (2002) 11 Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2001 in der Süddeutschen Zeitung (2002) 12 Henning Floto: Der Rechtsstatus des Johanniterordens. Eine rechtsgeschichtliche und rechtsdogmatische Untersuchung zum Rechtsstatus der Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (2003) 13 Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2002 in der Süddeutschen Zeitung (2003) 14 Kai Ambos / Jörg Arnold (Hrsg.): Der Irak-Krieg und das Völkerrecht (2004) 15 Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2003 in der Süddeutschen Zeitung (2004) 16 Sascha Rolf Lüder: Völkerrechtliche Verantwortlichkeit bei Teilnahme an „Peacekeeping“-Missionen der Vereinten Nationen (2004) 17 Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2004 in der Süddeutschen Zeitung (2005) 18 Christian Haumann: Die „gewichtende Arbeitsweise“ der Finanzverwaltung. Eine Untersuchung über die Aufgabenerfüllung der Finanzverwaltung bei der Festsetzung der Veranlagungssteuern (2008) 19 Asmerom Ogbamichael: Das neue deutsche Geldwäscherecht (2011) 20 Lars Chr. Barnewitz: Die Entschädigung der Freimaurerlogen nach 1945 und nach 1989 (2011) 21 Ralf Gnüchtel: Jugendschutztatbestände im 13. Abschnitt des StGB (2013) 22 Helmut Irmen: Stasi und DDR-Militärjustiz. Der Einfluss des MfS auf Militärjustiz und Militärstrafvollzug in der DDR (2014) 24 Zekai Dag˘as¸an: Das Ansehen des Staates im türkischen und deutschen Strafrecht (2015) 25 Camilla Bertheau: Politisch unwürdig? Entschädigung von Kommunisten für nationalsozialistische Gewaltmaßnahmen. Bundesdeutsche Gesetzgebung und Rechtsprechung der 50er Jahre (2016)
Abteilung 6: Recht in der Kunst Mitherausgegeben von Prof. Dr. Gunter Reiß 1 Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität im literarischen Widerschein. Gesammelte Aufsätze (1999) 2 Klaus Lüderssen (Hrsg.): »Die wahre Liberalität ist Anerkennung«. Goethe und die Juris prudenz (1999) 3 Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper (1928) / Dreigroschenroman (1934). Mit Kommentaren von Iring Fetscher und Bodo Plachta (2001) 4 Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842) / Die Vergeltung (1841). Mit Kommentaren von Heinz Holzhauer und Winfried Woesler (2000) 5 Theodor Fontane: Unterm Birnbaum (1885). Mit Kommentaren von Hugo Aust und Klaus Lüderssen (2001) 6 Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (1810). Mit Kommentaren von Wolfgang Naucke und Joachim Linder (2000) 7 Anja Sya: Literatur und juristisches Erkenntnisinteresse. Joachim Maass’ Roman „Der Fall Gouffé“ und sein Verhältnis zu der historischen Vorlage (2001) 8 Heiner Mückenberger: Theodor Storm – Dichter und Richter. Eine rechts geschichtliche Lebensbeschreibung (2001) 9 Hermann Weber (Hrsg.): Annäherung an das Thema „Recht und Literatur“. Recht, Literatur und Kunst in der NJW (1), (2002) 10 Hermann Weber (Hrsg.): Juristen als Dichter. Recht, Literatur und Kunst in der NJW (2), (2002) 11 Hermann Weber (Hrsg.): Prozesse und Rechtsstreitigkeiten um Recht, Literatur und Kunst. Recht, Literatur und Kunst in der NJW (3), (2002) 12 Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen. 2., erweiterte Auflage (2002) 13 Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Roman (1929). Mit Kommentaren von Theo Rasehorn und Ernst Ribbat (2002) 14 Jakob Wassermann: Der Fall Maurizius. Roman (1928). Mit Kommentaren von Thomas Vormbaum und Regina Schäfer (2003) 15 Hermann Weber (Hrsg.): Recht, Staat und Politik im Bild der Dichtung. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (4), (2003) 16 Hermann Weber (Hrsg.): Reale und fiktive Kriminalfälle als Gegenstand der Literatur. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (5), (2003) 17 Karl Kraus: Sittlichkeit und Kriminalität. (1908). Mit Kommentaren von Helmut Arntzen und Heinz Müller-Dietz (2004) 18 Hermann Weber (Hrsg.): Dichter als Juristen. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (6), (2004) 19 Hermann Weber (Hrsg.): Recht und Juristen im Bild der Literatur. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (7), (2005) 20 Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Ein Lustspiel (1811). Mit Kommentaren von Michael Walter und Regina Schäfer (2005) 21 Francisco Muñoz Conde / Marta Muñoz Aunión: „Das Urteil von Nürnberg“. Juristischer und filmwissenschaftlicher Kommentar zum Film von Stanley Kramer (1961), (2006)
22 Fjodor Dostojewski: Aufzeichnungen aus einem Totenhaus (1860). Mit Kommentaren von Heinz Müller-Dietz und Dunja Brötz (2005) 23 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Anton Matthias Sprickmann. Dichter und Jurist. Mit Kommentaren von Walter Gödden, Jörg Löffler und Thomas Vormbaum (2006) 24 Friedrich Schiller: Verbrecher aus Infamie (1786). Mit Kommentaren von Heinz Müller-Dietz und Martin Huber (2006) 25 Franz Kafka: Der Proceß. Roman (1925). Mit Kommentaren von Detlef Kremer und Jörg Tenckhoff (2006) 26 Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen. Geschrieben im Januar 1844. Mit Kommentaren von Winfried Woesler und Thomas Vormbaum (2006) 27 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Recht, Rechtswissenschaft und Juristen im Werk Heinrich Heines (2006) Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungen 28 (2007) 29 Alexander Puschkin: Pique Dame (1834). Mit Kommentaren von Barbara Aufschnaiter/Dunja Brötz und Friedrich-Christian Schroeder (2007) 30 Georg Büchner: Danton’s Tod. Dramatische Bilder aus Frankreichs Schre ckensherrschaft. Mit Kommentaren von Sven Kramer und Bodo Pieroth (2007) 31 Daniel Halft: Die Szene wird zum Tribunal! Eine Studie zu den Beziehungen von Recht und Literatur am Beispiel des Schauspiels „Cyankali“ von Friedrich Wolf (2007) 32 Erich Wulffen: Kriminalpsychologie und Psychopathologie in Schillers Räubern (1907). Herausgegeben von Jürgen Seul (2007) 33 Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen: Recht in Literatur, Theater und Film. Band II (2007) 34 Albert Camus: Der Fall. Roman (1956). Mit Kommentaren von Brigitte Sändig und Sven Grotendiek (2008) 35 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Pest, Folter und Schandsäule. Der Mailänder Prozess wegen „Pestschmierereien“ in Rechtskritik und Literatur. Mit Kommentaren von Ezequiel Malarino und Helmut C. Jacobs (2008) 36 E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi – Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs des Vierzehnten (1819). Mit Kommentaren von Heinz Müller-Dietz und Marion Bönnighausen (2010) 37 Leonardo Sciascia: Der Tag der Eule. Mit Kommentaren von Gisela Schlüter und Daniele Negri (2010) 38 Franz Werfel: Eine blaßblaue Frauenschrift. Novelle (1941). Mit Kommentaren von Matthias Pape und Wilhelm Brauneder (2011) 39 Thomas Mann: Das Gesetz. Novelle (1944). Mit Kommentaren von Volker Ladenthin und Thomas Vormbaum (2013) 40 Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Novelle (1886) (2013) 41 Dorothea Peters: Der Kriminalrechtsfall ,Kaspar Hauser‘ und seine Rezeption in Jakob Wassermanns Caspar-Hauser-Roman (2014) 42 Jörg Schönert: Kriminalität erzählen (2015) 43 Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen. Recht im künstlerischen Kontext. Band 3 (2014) 44 Franz Kafka: In der Strafkolonie. Erzählung (1919) (2015) 45 Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen (2016)
46 Hermann Weber (Hrsg.): Das Recht als Rahmen für Literatur und Kunst. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 4. bis 6. September 2015 (2017)
Abteilung 7: Beiträge zur Anwaltsgeschichte Mitherausgegeben von Gerhard Jungfer, Dr. Tilmann Krach und Prof. Dr. Hinrich Rüping 1 Babette Tondorf: Strafverteidigung in der Frühphase des reformierten Strafprozesses. Das Hochverratsverfahren gegen die badischen Aufständischen Gustav Struve und Karl Blind (1848/49), (2006) 2 Hinrich Rüping: Rechtsanwälte im Bezirk Celle während des Nationalsozialismus (2007)
Abteilung 8: Judaica 1 Hannes Ludyga: Philipp Auerbach (1906–1952). „Staatskommissar für rassisch, religiös und politisch Verfolgte“ (2005) 2 Thomas Vormbaum: Der Judeneid im 19. Jahrhundert, vornehmlich in Preußen. Ein Beitrag zur juristischen Zeitgeschichte (2006) 3 Hannes Ludyga: Die Rechtsstellung der Juden in Bayern von 1819 bis 1918. Studie im Spiegel der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtags (2007) 4 Michele Sarfatti: Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, Identität, Verfolgung (2014)