Das königlich Bayerische 2. Infanterie-Regiment “Kronprinz” 1682 bis 1882: Teil 1, Halbband 2 Vorgeschichte und Geschichte des Regiments unter Kurfürst Max Emanuel 1682–1726 auf heeresgeschichtlicher Grundlage, Halbband 2 9783486725780, 9783486725773


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Vorrede
Inhalt
Bildnisse
Pläne
Genutzte Quellen und Hilfsmittel
V. Abschnitt. Der spanische Erbfolgekrieg an Frankreichs Nordostgrenze 1705—1714 und die Friedensjahre 1715—1716
VI. Abschnitt. Die Türkenfeldzüge 1717—18 und Kursürst Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726
Anlagen
Verzeichnisse
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Das königlich Bayerische 2. Infanterie-Regiment “Kronprinz” 1682 bis 1882: Teil 1, Halbband 2 Vorgeschichte und Geschichte des Regiments unter Kurfürst Max Emanuel 1682–1726 auf heeresgeschichtlicher Grundlage, Halbband 2
 9783486725780, 9783486725773

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Das

1682 bis 1882.

Im Huflrnge des Regiments-Rommnndos verfaßt von

Kart Staudinger, t Hauptmann ä la suite des Regiments und Lehrer -an der Kriegsschule

Lrstcr Teil. Vorgeschichte und Geschichte des Regiments unter Kurfürst Max Emanuel 1682—1726 auf Heere sgefchichtttcher Hruudkag«.

2. t^albbanb. (3. Lieferimg.»

-----------*3E*-------- —

München.

In Kommission bei R. Oldenbourg. 1887.

Druck von R

Dldenbourg in München.

Vorrede.

Mit der vorliegenden 3. Lieferung (2. Halb band)

findet

eine Periode unserer bayerisch-vaterländischen Geschichte ihren Ab­

schluß, welche, so reich sie an welterschütternden Ereignissen ge­

nannt zu werden verdient, bis jetzt außer in vereinzelten Teilen weder vom Standpunkte allgemeiner noch monographischer Schil­

derung in der heimischen Literatur die ihr gebührende hervor­

ragende Beachtung und eingehende Behandlung fand.

Sechs Jahre hingebender Arbeit, mühevollen Sammeleifers und ernstesten Studiums mußte der Verfasser verrinnen sehen,

bis er jene gähnende Kluft historischer Detailkenntnis ganz zu überbrücken vermochte, jenseits welcher eine Anzahl weit über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus als mustergiltig anerkannter neuerer Regimentsgeschichten ihre das bestan­

dene Dunkel zerstreuende Darstellung erst beginnen. Voran ist sich der Verfasser selbst bewußt, daß auch seiner

Arbeit jene Mängel erster ernster Versuche anhaften, auf bisher wenig betretenen Gebieten menschlicher Erkenntnis

zu brechen,

freie Bahn

immerhin aber hofft er eine gewissenhaft gefügte

Grundlage geschaffen zu haben, auf der spätere Forschung weiter zu bauen das Vertrauen finden wird.

IV

Daß das eingeschlagene Verfahren, so sehr seine Berechti­

gung vom Standpunkte einzelgeschichtlicher Behandlung in Frage gestellt

werden

kann,

im Interesse

wünschenswerter Klärung

unserer vaterländischen Heeresgeschichte sich bewährte, zeigt die überaus reiche und warme Anerkennung,

welche den

bereits

früher veröffentlichten Abschnitten dieses Werkes von feiten be­

rufenster Kritik zu teil ward. Zugleich mit dem freudigsten Dank

für diese ehrenvolle

Aufmunterung möchte ich aber wiederholte Worte gleicher Em­ pfindung dahin richten,

wo meine Arbeit in ihrer Entstehung

selbst so hilfreiche Unterstützung fand: an Münchens und mehrerer Kreisstädte Archive und Bibliotheken, an so viele mit der Bitte um Rat und Auskunft behelligte Behörden und Privatpersonen.

Wanderte trotz all' dieses dienstlichen und persönlichen Ent­

gegenkommens der militärische Forscher gleichwohl oft auf ver­ geblicher und zeitraubender Suche friedlos durch jene papier­ getürmten Freithöfe der Vergangenheit, so ist ihm jetzt in dem

innerhalb weniger Jahre aus dem Chaos Tausender von Akten­ bündeln emporgeschossenen Kriegsarchiv ein wohlgeordnetes Heim geboten, in welchem er an der Hand treuer Beratung verhältnis­ mäßig leicht feste Arbeitsgrundlagen zu gewinnen vermag. Jeder

neue Zuwachs unserer frischer denn je gedeihenden kriegs- und

heeresgeschichtlichen Literatur spricht als beredter Zeuge dafür,

was dort in stiller Anspruchlosigkeit ein eiserner Wille zu schaffen vermocht.

Wenn

aber

einst

die

Angehörigen

des

Kronprinz-

Regiments und seine Gönner die hoffentlich mir selbst zu voll­

enden vergönnten Annalen seiner stolzen mehr denn zweihundert­

jährigen Vergangenheit zur Hand nehmen werden,

so mögen

sie insbesondere auch jenes Mannes dankbarst gedenken, der den

Anfängen und Fortschritten dieses Werks mit Rat und That

eifrigst fördernd und helfend zur Seite stand: des k. General­

majors von Belli de Pino, bis Ende vorigen Jahres unser

Regiments-Kommandeur, an dessen Namen sich überdies eine Reihe dauernd dankenswerter Einrichtungen zum Wohle des Regiments knüpft.

Mit freudiger Genugthuung finden wir auch heute diese warme Teilnahme an den Fortschritten unserer Arbeit in treuer

Tradition weiter gepflegt und

so können wir die Zuversicht

hegen, das begonnene langwierige Werk gedeihlichem Ende zü-

zuführen,

obgleich die

äußeren Zeitverhältnisse

immer

mehr

unsere Blicke aus der Vergangenheit in die Zukunft drängen zu wollen scheinen.

München, am 1. Oktober 1887, im zweihundertsten Jubeljahre des Sieges am

Berge Harsan.

Der Werfasser.

Inhalt. Seite

XI

Benutzte Quellen und Hilfsmittel

V. Abschnitt.

Oer spanisch» ^nbfalgeknikg an Frankreichs Dordostgreoze 1705—Wt und dir ^rirdrnsjahr» s7s5—s7s6. Seite

Einleitung........................................ 569 Vorgänge in Bayern 1705 . . . 570 Die Landeserhebung......................... 574

Pie niederländische« und Hißelnfeldzüge 1705—1713.

1705. Winterquartiere.............................. 575 Chevalier de Mercy Oberst . . . 578 Einverleibung des Grenadierbataillons Boismorel.............................. 578 Aggregierte Offiziere......................... 579 Werbung.............................................. 583 Einleitung des Feldzugs . . . 584 EroberungvonHuy . . . 588 Einnahme von Lütrich und Rückzug 590 Überfall der Linien von Merdorp. 591 Gefechte an der Dyle , . . 595 Letzte Ereignisse....................................600 Verstärkung des Regiments . . 602 Personalien.........................................604

1706. Personalien................................... 606 Abgabe von Offizieren ans Regiment Bayern.............................................. 607 Konzentration der Armeen . . 610

Seite

Die Schlacht bei Ramillies .

.

. 614

Nächste Folgen der Schlacht . . . 623 Belagerungskrieg...............................624 Vendöme's Kommandoübernahme . 626 Winterquartiere................................... 628

1707. Werbung................................... 631 Beginn des Feldzugs................... 632 Das Rheindetachement................... 634 Schluß der Niederländischen Kam­ pagne .............................................. 635 Personalien................................... 637 Villars' Offensive am Rhein. . 638 Das 2. Bataillon am Rhein . . 639 Winterquartiere.......................... . 642

1708. Anschlag aus Freiburg .... 643 Werbung und Montierung . . 644 Personalien.........................................645 Bereinigung des Regiments an der Saar.........................................648 Marsch an die Mosel......................... 654 Rückkehr an die Lauter .... 655 Winterquartiere....................................657 Vorgänge in den Niederlanden . . 657

VIII

Inhalt. Seite

1709. Frankreichs Lage. . . 659 Marsch nach den Niederlanden . . 660 Operationen bis zum Falle vonTournay................................................... 662 Bewegungen gegen Mons . . . 668 Die Schlacht bei Malplaquet . 670 Belagerung von Mons ... 681 Winterquartiere....................................684 Innere Zustände beim Regiment . 684

1710. Max Emanuel's Lage .... 685 Reduktion der Truppen 686 Personalien und Neusormationen . 687 Der Feldzug in den Niederlanden 691 Winterquartiere...............................696

1711. Kaiser Joseph's I. Tod . . . 696 Beginn des Feldzugs in den Nieder­ landen .............................................. 697 Kurfürst Max Emanuel Souverain der Nieder­ lande ... ... 701 Abmarsch der Bayern an den Rhein 702 Der Rheinseldzug . .... 703 Winterquartiere........................... 706 Personalien.......................... 706 Provision...................... 709 Unisormierung ... 709

Seite

1713. Der Friede von Utrecht Konzentration der Armee . Einnahme von Landau

. .

.

Eroberung von Freiburg.... Rastatter Konferenzen . Winterquartiere . Personalien

. .

730 731 735 736 745 745 746

1714. Personalien................................... 748 Die Friedensschlüsse von Rastatt und von Baden......................................... 749 Heimmarsch.........................................750

3>te Iriederrsjahre 1715 und 16.

1715. Bayerns Befreiung . . . . 750 Militärisch-politische Lage 752 Reorganisation.......................... 752 Regimentsstärke....................................753 Werbung.................................... 755 Garnisonen Ingolstadt und Amberg 755 Unisormierung....................................756 Bewaffnung und Ausrüstung 756 Verpflegung............................... 757 Neusormationen ... . . 759 Versorgungswesen . . 760 Personalien ... ... 763 Garnisons- und Dienstleben 766

1712. Friedensverhandlungen... 710 Beginn des Feldzugs in den Nieder­ landen .............................................. 710 Abzug der Engländer......................... 714 Erstürmung von Denain . 716 Nächste Folgen dieses Siegs... 719 Eroberung von Douay . . 720 Einnahme von Le Quesnoy 724 Einnahme von Bouchain . . 726 Winterquartiere.................................... 727 Mercy Generalwachtmeister . . 728 Personalien......................................... 728

1716. Organisation und Formation . 768 Garnisonen Donauwörth u. Schroben­ hausen .............................................. 770 Wirtschaftliche Not...............................771 Max Emanuel in Ingolstadt . . 772 Bekleidung und Bewaffnung . 773 Ausbildung..................... 774 Kasernenbewirtjchastung .... 775 Zeitbilder.............................................. 775 Personalien......................................... 776 Schlußwort....................................778

IX

Inhalt.

VT. Abschnitt. Die Viinkenfeldzüge |7J7—^8 und T^onfunsti fßax ^mgnurl's lehke ^egienungsjahne 17^9—1726. Seite

Seite

Einleitung.......................... Vorgeschichte des Kriegs .... Verhandlungen mit dem Kaiser .

779 779 780

Die Türkenfekdzüge 1717—18. 1717. Letzte Friedensmonate .... 783 Mobilisierung ....... 784 Bekleidung, Bewaffnung und Aus­ rüstung ..............................................788 Personalien.........................................789 Kommando und Instruktionen . . 790 Artikelsbrief.........................................794 Konzentrierung in Vilshofen . 794 Abfahrt und Aufenthalt in Wien . 796 Fahrt und Marsch nach Semlin 798 Ankunft im Lager vor Belgrad 800 Vorausgegangene Operationen 800 Belagerung von Belgrad 802 Die Schlacht von Belgrad ... 810 Die Kapitulation.............................. 826 Letzte Vorgänge................................... 827 Winterquartiere................................... 830 Das 3. Bataillon......................... 831 Oberst de Quardi 835

1718. Das 3. Bataillon.............................. 837 Innere Vorgänge beim Regiment 840 Personalien........................................ 842 Konzentration der Armee.... 843 Der Friede von Passarovic . . . 846 Winterquartiere....................................847

War Kruarmek's kehle Aegierungsjahre 1719-1726. 1719. Heimmarsch aus Ungarn . . . 848 Garnisonen Amberg und Neu­ markt .............................................. 849 Reduktion der Armee................... 852 Personalien...................................855 Detachement in Straubing . . . 855

1720. Reorganisations-Kommission . . 856 Garnisonsleben................................... 857 Disciplin.............................................. 859 Personalien........................................ 860 Oberst Graf von Tauffkirchen . 860

1721. Personalien................................... 865 Florimond Regiments-Kommandant 866 Notstand.............................................. 868 Religiöses Leben.............................. 868 Formation..............................................870 Oberst de la Colonie .... 871 Joseph de Mercy Chevalier de St. Jure....................................875

1722. Neuformation der Armee . . . 878 Verpflegungsordonnanz .... 878 Garnisonen Straubing und Landshut 878 Errichtung des Regiments Seiboltsdorj. . . . . 880 Personalien.........................................881 Kurprinz Karl Albrecht . 883 Karl Albrecht's Heirat . . 887

1723. Exerzierreglement......................... 889 Musterung........................................ 891 Stabsquartier Landshut .... 892 Personalien ........ 892 Oberst bon Hünerbein .... 895

1724. Personalien....................................896 Musterung .........................................896 Abschluß der Armeeorganisation 897

1725. Personalien................................... 898 Regimentsmusik....................................901 Garnison Ingolstadt......................... 901 Max Emanuel in Ingolstadt. . 902

1726. Personalien................................... 903 Tod Max Emanuel's. . 904 Schlußwort.........................................905

Staudinger, das k. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

X

Anlagen.

Anlagen. (s. ö. I. Halbband.) Anlage 54.

„ „ „ „ „

„ „ „ „

„ „ „ „ „ „

Brief des Kurfürsten an die Gräfin Arco 3. August 1705 Auszug aus dem Artilleriewerke des Obersten Th. Lindtner . Übersicht der Inhaber der Regimenter zu Fuß 1705—1726 .

Seite 85* 86* 88*

. 55. . 56. 57. Inhaber der bayerischen Kavallerie-Regimenter 1705—1726 . . 89* 58. Generalstab und höheres Administrationspersonal im Feldzuge 1706 90 * ... 91 * 59. Brief Mallknecht's an Baron Widmann, 8. Jüni 1706 60. Aus einer Relation über die Schlacht von Ramillies 1706 . . 91 * 92* 61. Kurzer Bericht des Kriegskommissärs Jäger 1707 ..................... 62. Kopie eines Schreibens des Obersten Wolff d. d. Kaiserslautern, 14. Juli 1708 ................................................................................... 94* 94* 63. Kundschaftsnachrichten aus Paris,1. Juni 1709 ............................ 64. Generalstab und Administrationspersonal nach dem Stande vom 1. Mai 1710...............................................................................................95* 65. Generalstab rc. von 1715................................................................... 96* 66. Uniformierung bayerischerTruppen 1717............................................ 97* 67. Ordre de bataille zur Schlacht von Belgrad, 10. August 1717 98a* 68. Schlacht-Bericht Maffei's d. d. Belgrad, 19. August 1717 . 99* 69. Formationserlaß vom 4. Juli 1722 .......................... 100* 70. Verpflegungsordonnanz vom 4. Juli 1722 ..................................... 102*

Verbesserungen und Zusätze

105*

Verzeichnisse. Namensverzeichnis........................................................................................................109* Ortsverzeichnis................................................................................... 142* Sachliches und heeresgeschichtliches Verzeichnis.........................................................169*

Bildnisse. Kurprinz Karl Albrecht, Titelbild.

Pläne. Plan 2. „ 3.

Schlacht bei Ramillies. Schlacht bei Malplaquet.

genutzte Quellen und Kil'fsmiLLel'. (Fortsetzung.)

Citiert:

Buxbaum, 3. Chev.-Regt.

Buxbaum, E., Sek.-Ltt., das k. b. 3. ChevaulegersRegiment „Herzog Maximilian" 1724—1884. 2 Theile.

München 1884.

Clef du Cabinet

Clef du cabinet des princes et joumal historique sur les matieres du temps. Verdun, auch Luxemburg 1705—1773.

Coxe

W. Coxe, Herzog Joh. von Marlboroughs Leben und

Cur. Sch.-Pl.

Denkwürdigkeiten, übersetzt von F. A. v. H. Wien 1820. Curieuser Schauplatz deS in diesem achtzehnten Seculo

angefangenen und noch fortwährenden Kriegs, sonder­ lich in denen spanischen Niederlanden. Nürnberg. Ann. 1706.

Dumont et Rousset

Eugenii Heldenthaten

Dumont et Rousset, Histoire militaire du Prince Eugöne de Savoye etc. 3 tomes. A la Haye 1729— 1747. (Supplement zu Huchtenburg et Dumont, gibt dessen Text gleichlautend wieder.) Des großen Feldherrn Eugenii, Herzogs von Savoyen Heldenthaten.

6 Theile.

Nürnberg, bei Christoph

Goth. Taschenb

Riegel. Gothaer genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser.

Heigel, Quellen u. Abh.

Dr. K. Th. Heigel, Quellen und Abhandlungen zur

Huchtenbuig et Dumont

Huchtenburg et Dumont, Batailles gagnöes par le Serenissime Prince Eugene de Savoye. A la Haye 1725.

1878. neueren Geschichte Bayerns.

Hutter,

1.

Chev.-Regt.

München 1884.

Hutter, H., Prem.-Ltt., das k. b. 1. Chevaulegers-

Regiment „Kaiser Alexander von Rußland" 1682— 1882.

Kr.-A.

München 1885.

K. B. Kriegsarchiv: Akten, in den Abschnitten I—H des vorliegenden Werks auch unter R.-A. A. Kr.-A., in

Abschnitt III—IV unter R.-A. Kr. M.-A. citiert.

Kr.-Schriften

Kriegsschristen, herausgegeben von bayerischen Offizieren II. 4—6. Heft.

München 1820.

XII Lipowsky, Karl Albrecht

Maill. Sammt I, 837

Mein, du Marquis D***

Mercure historique Raumer's hist. T.-B. Dr. Schäffler

Dr. Sepp Sitz.-Ber. d. Ak. d W.

Stamford

Straub. Sammeibl.

Benutzte Quellen und Hilfsmittel

L ip o w s k y, Lebens- und Regierungsgeschichte des Chur­ fürsten von Bayern Karl Albert, nachmaligen Kaisers Karl VII. München 1830. Rejouissances et fStes magnifiquee qui se sont faites en Baviöre l’an 1722. au manage de S. A. 8. Mgr. le Prince tilectoral. A Munich 1723. La Guerre d’Espagne, de Bavifcre et de. Flandre ou Mömoires du Marquis D*ee. A Cologne 1710 Mercure historique et politique, contenant l'ötat prä­ sent de l’Europe 1682—1722. A la Haye Raumer's historisches Taschenbuch. Neue Folge VI. Jahrg. Dr. August Schäffler,die oberbayerische Landeserhebung im Jahre 1705. Würzburg 1880 Dr. Sepp, der bayerische Bauernkrieg mit den Schlachten von Sendling und Aidenbach. München, 1884. Sitzungsberichte der philos.-philol. und hist. Kl. der k. b. Akademie der Wissenschaften. 1879 I. (Dr. Heigel, Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern und die spanische Erbfolge) v. Stamford, das Regiment Prinz Maximilian von Hessen-Cassel 2c. Cassel 1880. (Hauptmann Wimmer), Sammelblätter zur Geschichte der Stadt Straubing (Beilage zum Straubinger Tag­ blatt).

V. Abschnitt. Der« spanische ^rbfolgeknieg an Frankreichs l^ordoff-

grenje ^705—^7(4 und die ^riedensjahre s7s5—s7s6. Girrteitung. In einer der gewaltigsten Entscheidungsschlachten, welche die Geschichte kennt, waren über Frankreichs und Bayerns Ansprüche die eisernen Würfel gefallen. Aber so wenig Ludwig XIV. die Hoffnung aus

seinen! stolzen Herzen zu reißen vermochte, daß er das Lilienbanner einst noch siegreich über die Trümmer der großen Allianz hinwegtragen werde, so fest hielt auch Max Emanuel an dem Glauben eines endlichen Gelingens seiner hochstrebenden Pläne. Aufs neue vertrauten die Machthaber ihr Glück den Launen des Kriegs. Ist es da zu verwundern, wenn Soldat, Bürger und Land­ mann, jener seinem Kurfürsten in unerschütterlicher Treue ergeben, diese mit glühender Liebe an der Selbständigkeit ihres Landes und seiner Herrscher hangend, die elementare Wucht des herniedergefahrenen Wetters noch weniger zu ermessen vermochtet und der kalt berechnenden Klugheit zum Trotze aus eigner Kraft ein Los zu wenden suchten,

das nur durch einen abermaligen furchtbaren Zusammenprall der Heer­ säulen halb Europas zu ändern war?

Glücklicherweise sind wir in der Lage, jenes Kapitel aus Bayerns Geschichte überschlagen zu können, in welchem zwar unvergeßliche Groß­ thaten eines geknechteten, durch die entsetzlichsten Bedrückungen, durch Verrat an seinem Theuersten bis zum Wahnsinn aufgestachelten Volkes, doch auch die häßlichsten Zerrbilder von Habsucht, Gewaltthat, Wohl­ dienerei, bübischer Niedertracht und feigem Massenmord mit blutiger Staudinger, das t. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

Ztz

®iTlWtun«-

V. Abschnitt.

570

Schrift sich verzeichnet finden; nicht aber dürfen wir uns, ehe wir das unter dem eisernen Joche fiemder Gewaltherrschaft aufächzende Land bis zur Stunde der Befieiung seinem traurigen Geschicke überlassen, davon lossagen, einen Teil jener Vorkommnisse zu beleuchten, welche den letzten schrecklichen Ausbruch auf unserem Heimatsboden herbei­

führten. Vorgänge in Bayern 1705.

Neuerliche Quellenfunde verschafften uns die Gewißheit, daß mit dem Ende des Jahres 1704 die der Regentin auferlegte Abdankung der Truppen nur in einigen Standquartieren den wirklichen Abzug der Mannschaften erzielt hatte, meist dehnten sich die Verhandlungen über die Nachforderungen an Sold noch über die Wende des Jahres aus. War ja doch auch von der Garnison von Ingolstadt eine Deputation

nach den Niederlanden entsendet worden, um die Willensmeinung des Kurfürsten zu erforschen, und dieser, entzückt „über die beispiellose Treue seiner lieben Truppen", mochte wohl angedeutet haben, daß „die Fortschritte der nach dem Falle von Neuhäusel mit gewaltiger Macht vorrückenden ungarischen Rebellen einen ansehnlichen Umschwung herbei­ führen könnten", und deshalb die Auflösung nicht so sehr dränge **). Ähnlich wie bei den Regimentern Lützelburg und Schellen­

berg, mußte auch der Kommandant der beiden Bataillone unseres Regiments Oberstwachtmeister vonSchmidthofcn unterm 8. Januar beim Hofkriegsrat wiederholt „um die Abfertigung dieser schwierigen und der armen Bürgerschaft zu Abensberg mit größter Beschwer auf dem Hals liegenden Soldateska" drängen *). Am 12. erhält er den Befehl zu erneuter ungesäumter Musterung der Truppen und Ein­ sendung der Ausständelisten an die Kameral-Kriegsdeputation. Endlich am 25. waren die Fouriere mit dem Gelde aus München zurückgekehrt. Schmidthofen ließ nun den traurigen Akt vor sich gehen, aber

zugleich wandte er sich in herzlichen Worten an seine Soldaten, „sprach ihnen den Dank der Kurfürstin aus, und gab ihnen kund: wenn

sie im Rcntamte München sich aufhalten wollten, könnten sie wohl dort verbleiben, doch solle, wenn heute oder morgen die Trowmel gerührt würde, ein jeder sich wieder einfinden". Mit dem Rufe „Lieber dem Teufel dienen als dem Kaiser"!3) zerstreuten sich die wackern Krieger.

*) Brief an die Gräfin AgneS Arco, geborene Le Louchier d. d. Brüssel, 9. Dezember, im Geh. St.-A. Schw. K. 352/3. Über die Gräfin Arco s. v. Hoff­ mann, 4. Jnf.-Regt. S. 68. ’) Kr.-A. Exped.- und Konc.-Prot. 1705. •) Beraniwortungsbefehl an Schmidthofen unterm 4. Februar in Exped.Prot. 1705.

Der span. Erbfolgekrieg an Frankreichs Nordostgrenze 1705—1714 re.

571

Wohl wurde Schmidthofen auf Veranlassung der kaiserlichen Generalität von der Kurfürstin, welche diese Äußerungen „mit un­ gnädigstem Mißfallen" vernommen, zur Verantwortung gezogen, aber die Losung, die wir hier zum erstenmale aus den Reihen unseres Regiments hörten, sie tönte hinaus ins Land und erklang immer häufiger und immer mächtiger in dem Rufe: „Lieber Bayerisch sterben als Kaiserlich verderben!"

Denn mit täglich wachsendem Drucke lag die österreichische Herr­ schaft auf dem Lande. Bald verlangte man die Überlassung der im

Januar noch nicht abgedankten Landregimenter, welche ja nur aus landsäßigem Ausschuß bestanden, an den Kaiser, bald forderte man das Recht der Werbung auch im Rentamte München ’); weigerte sich auch anfangs die Kurfürstin diesem Ansinnen zu entsprechen, so konnte sie doch nicht hindern, daß selbst vormalige bayerische Offiziere, der Oberst Freiherr von Lindenfels und Oberstlieutenant Wartmann, in der Hauptstadt ihr Werbebüreaus aufschlugen?), und unterm 18. April mußte die Regierung offen ihre Zustimmung geben, freilich unter der Bedingung, daß „nur müßige Bursche und Vagabunden mit Gewalt

weggenommen werden dürften". Wie weit man sich daran kehrte, sollte sich bald zeigen. General-Feldmarschalllieutenant Weickhel hatte im schweren Un­

mute über den Sieg strebenden Hofbeamtendes Jahres 1704 seine ihn als Kommandanten

der eine Verständigung mit dem Kaiser an­ und Adelspartei in Bayern schon gegen Ende Charge niedergelegt; am 2. Januar erging an und an den Vizekommandantcn Oberst Docfort

•) Es dürfte erwähnenswert sein, daß dasselbe damals aus

den Gerichten

Schwaben, Haag, Wasserburg, Aibling, Rosenheim, Traunstein, Rcichenhall, Marquart­ stein, Tölz, Wolfratshausen, Weilheim, Schongau, Landsberg, Friedberg, Schroben­

hausen, Aichach, Vohburg, Neustadt, Abensberg, Mainburg, Kranzberg, Pfaffenhofen und Dachau bestand. *) Vielleicht für jenes Regiment zu dessen Errichtung der vormals bayerische

Generalwachtmeister Georg IgnazGras von Tattenbach d. d. Wien, 22. Februar

1705 eine Kapitulation mit dem Kaiser einging. Tattenbach wurde später wegen Übergabe Braunau's an die aufständischen Bauern (26. November 1705) in Öster­

reich zur Verantwortung gezogen und fand zuletzt lange Jahre auf dem spanischen

Kriegstheater Verwendung, wo er schon 1695—1700 gestanden. K. K. Kr.-A. Feld-A. Röm. R. Fase. 2. St. 23. Kurz nach der Schlacht von Höchstädt war auch der bayerische Kreis in Regens­ burg versammelt und beschlossen worden, daß derselbe außer dem Regiment Salzburg

ein Bataillon in fünf Kompagnien (je eine Freising, Passau, Sulzbach, Regens­ burg sc.) für den kaiserlichen Dienst zu stellen habe.

Dieses Bataillon lag am

17. September 1705 unter Kommando des Oberstlieutenants Georg Casimir Frei­ herr von Gemmingen in Freiburg. R.-A. Ä. Kr.-A. Fase. 17.

572

V. Abschnitt.

der Befehl, Braunau den Kaiserlichen zu übergeben. Gleichzeitig wurde Weickhel's Gesinnungsgenosse Maffei seines Kommandos in München enthoben, und die Sicherheit der Hauptstadt dem Generalwachtmeister Freiherrn von Lützelburg anvertraut, welcher, zum Kapitän der

vertragsmäßig zugestandenen Leibgarde der Kurfürstin ernannt, die­ selbe nunmehr aus den zu diesem Zwecke beibehaltenen Mannschaften der Kürassier- und Dragoner-Regimenter zu formieren hatte. In einer Stärke von 400 Mann zählte dieses Corps, von dem ein berittener Teil unter Oberstwachtmeister von Mändl und HauptmannGrafPreysing

stand, zu seinen Kompagnie-Kommandanten auch den Oberstwachtmeister Hünerbein und unter den Subalternen seit 20. Februar den vor­ maligen Hauptmann Philipp Gauthier als Lieutenant, sowie unsern frühern Oberlieutenant Wolfgang H e i g e l, der jedoch am 3. April seinen Abschied nahm, um später in den Niederlanden sich wieder zu stellen. Schien durch diese Neuformation ein Element für die Aufrecht­ haltung der Ordnung geschaffen, so sollten indes die Dinge rasch einen andern Verlauf nehmen *). Kurz vorher des jüngsten Prinzen Max Emanuel genesen, reiste die Kurfürstin-Regentin am IG. Februar unter Zurücklassung ihrer Kinder in der Heimat, begleitet vom General Lützelburg, der bis 1706 in ihrer Umgebung blieb, zu ihrer Mutter nach Venedig. Drei Monate später standen die Österreicher vor München.

Der unerträgliche Druck der von Landshut aus durch den Fürsten von Löwenstein-Wertheims geleiteten kaiserlichen Administration in Steuern und Lieferungen veranlaßte in den .besetzten Landestcilen einen Geheimbund abgedankter Offiziere, Soldaten und andrer Männer; der geplante Handstreich auf die österreichischen Garnisonen wurde durch die Verhaftung des mit Briefschaften zwischen den Niederlanden und Bayern hin- und herreisenden Hoskammerrats von Lier und seiner Begleiter entdeckt: das gab den Vorwand, die Besetzung der Hauptstadt zu vollziehen. Kaiser Leopold I. fand eben diesen dem Ilbesheimer Vertrag vollständig zuwiderlaufenden Akt, wie sich die „Feldzüge Eugens" be­ zeichnend lakonisch ausdrückcn, „für nötig" und erließ die bezüglichen *) Eine eingehende lichtvolle Schilderung der folgenden Ereignisse s. bei „Dr.

Aug Schäffler, Die oberbayerische Landeserhebung 1705". Wir konstatieren übrigens auch gerne, in welch offner, wahrheitsliebender Art die Feldz. Eug. VII, 362 ff. die

Handlungsweise auf kaiserlicher Seite darstellcn.

’) Maximilian Karl Fürst von Löwenstein-Wertheim, kaiserlicher Ad­

ministrator in Bayern, geb. 14. Juli 1656, gestorben zu Mailand 26. Dezember 1718.

Sein Bild in der Maill. Samml. Nr. 747.

Der span. Erbfolgekrieg an Frankreichs Nordostgrenze 1705—1714 re.

Weisungen an Löwenstein.

573

Es war eine seiner letzten Regierungs­

handlungen, am 5. Mai schloß er die Augen. Sein Sohn Joseph L, Max Emanuel's unversöhnlicher Feind, bestieg den kaiserlichen Thron. Schon einmal — am 31. März — hatten sich die im Rentamts zerstreuten Detachements der Leibgarde vor dem angekündigten Durch­

marsch eines preußischen Corps nach Italien') unter die Mauern von München zurückgezogen, am 17. April aber die alten Quartiere ein­

genommen. Nachdem der Kommandant der dänischen Truppen sich geweigert, zu dem beabsichtigten Gewaltstreich seine Hand zu bieten, erhielt die kurfürstliche Negierung am 12. Mai aus Landsberg die ersten Depeschen über unvermutete Bewegungen des pfälzischen Corps. Oberstwacht­ meister Hünerbein, ins Lager des Generalwachtmeisters Isselbach entsendet, wurde durch den Vorwand getäuscht, als handle es sich auch jetzt nur um den Durchmarsch nach dem Süden. Wieder wichen die vereinzelten Kommandos der Leibgarde nach München zurück. Am 14. Mai standen Löwenstein, Gronsfeld und Isselbach schon mit vier Regimentern bei Dachau. Folgenden Tags traf Gronsfeld vor der Hauptstadt ein, ließ unerwartet seine Geschütze auffahren und verlangte unter der Drohung eines Bombardements die Übergabe.

Generaladjutant Graf Enkefort, beauftragt dem Kurprinzen Karl Albrecht den Tod des Kaisers und die Thronbesteigung Joseph's I. zu notifizieren, wurde nicht vorgelassen, doch knüpfte die Regierung Unterhandlungen an, und auf das schriftliche Versprechen Gronsfeld's, „daß er den Chur- und anderen Prinzen nichts widriges werde widerfahren lassen und die Bürgerschaft bei ihren Privilegien verbleiben solle" 2), öffneten sich am Abend des 16. die Stadtthore. Der Vizekommandant von München, Oberstlieutenant Schielle, ver­ legte die Leibgarde nach der Au, Haidhausen, Ober- und Untergiesing, wo sie am 19. Mai der Auflösung verfiel. So war der letzte Rest bayerischer Selbständigkeit vernichtet, das ganze Land in österreichischer Gewalt. Der Verhaftung Neusönner's folgten zahlreiche andere, die Bürger

mußten ihre Waffen abliefern, den Huldigungseid leisten und die Ent­ leerung der Zeughäuser und Zerstörung der Befestigungen mit ansehen; der Kurfürstin wurde die versuchte Rückkehr ins Land verweigert,

*) Exped.- u. Konc.-Prot. 1705, welchen mehrere -er folgenden Notizen ent­ stammen. Der letzte Eintrag ist vom 3, Juni,

') F-ldz. Eug. VII, 374,

V. Abschnitt.

574

das Münchener Gebiet aber „gleich denen andern der kaiserlichen Sub­ Die LandcScrhebung.

mission bereits ergebenen Rentämtern übernommen und traktiert". Die Folge dieser Behandlung, vor allem der mit rücksichtslosester Strenge durchgeführten Zwangsrekrutierung war wachsende Gärung, bis endlich in der Oberpfalz, an der Isar und am Inn das Volk sich erhob. Übereifrige Agenten, welche den Namen des Kurfürsten, den

die heutige Forschung von jedem Vorwurfe des Einverständnisses oder der Anstiftung freizusprechen vermochte, durch gefälschte Patente miß­ brauchten, führten dem Aufstande neue Nahrung zu, und als vollends sich die Nachricht verbreitete, man wolle die fürstlichen Kinder nach Österreich in Gewahrsam bringen, da war auch für die Bauern des Oberlandes das Maß der Geduld erfüllt, und von Tölz aus hallte der

Ruf zur Erhebung durch die Berge. Da uns' aber dieser Aufstand sowohl nach seinen traurigen Ursachen als seinem das Menschengefühl tief empörenden Verlaufe für die Ge­ schichte unseres Regiments nicht weiter berührt, so würde eine ein­

gehende Besprechung der genügend bekannten Vorgänge zu weit ab­ führen. Auf dem Unterfelde zwischen München und Sendling am Weihnachtstage 1705 und bei Aidenbach am 8. Januar 1706 fiel die furchtbare Entscheidung, in Strömen Blutes der hingemordeten Bauern stillte der Eroberer seine Rache an dem getreuen Satyeuttwlte1). *) Dr. Schäffler vertritt in seinem oben zitierten Werke die wohlbegründete

Ansicht, der Schmiedbalthes habe nicht bloß nicht existiert, sondern es verdanke die bekannte Sage ihre Entstehung einem obskuren Literalen des 19. Jahrhunderts. In „Der bayerische Bauernkrieg mit den Schlachten von Sendling und Aidenbach, München 1884", unternimmt nun Professor Dr. Sepp den Gegenbeweis, daß diese in Wort und Bild verewigte Heldenfigur in der That auf geschichtlichem Boden stehe. Wir enthalten uns eines Urteils, wollen auch nicht rechten über die tendenziöse Art,

mit der die zweifellos große Fürstengestalt Max Emanuel's in diesem Werke be­ handelt wird, aber eines müssen wir, weil auch das Kurprinz-Regiment dabei Erwähnung findet, hervorheben, daß Dr. S epp selbst es ist, der zeigt, wie Mythen geschaffen werden. Lesen wir bei ihm S. 345: „Zum erstenmal ziehe ich den Oberst­ wachtmeister Franz Pott, die Seele der Unternehmung gegen Ulm 1702, welche den ganzen Krieg einleitete, als gebarnen Tölzer ans Licht: auch er fiel in der Sendlinger Schlacht, wer kennt ihn?" S. 28 bei Schilderung des Überfalls von

Ulm: „Franz Pott, Oberstwachtmeister vom Regiment Kurprinz, war von den vieren der einzige Deutsche."

S. 220: „So wissen wir von Lieutenant Hans

Heller, welcher aus der Sendlinger Schlacht noch mit dem Leben entrann und

amtlich Zeugnis ablegt, wie daß Franz Pott, früher Offizier, vor seinen

Augen gefallen sei.

Oberstwachtmeister Pott vom Regiment Kronprinz ist

uns als einer der vier Stabsoffiziere bekannt, welche ... den Handstreich gegen Ulm ausführten.... Er starb den Heldentod in der Schlacht, wieder eine bisher nicht beachtete Persönlichkeit, welche Tölz, der Vaterstadt, zur hohen Ehre gereicht."

H. 382: „Zu Sendling stürzte sich ein Held in den Tod, der, obwohl seinerzeit hoch-

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

575

Nun war kein Leben, keine Ehre, kein Eigenthum mehr gesichert. Die Leiter des Aufstandes büßten auf dem Schaffote oder im Kerker, und ärger denn zuvor lag die eiserne Faust des Bezwingers auf Bayern. Was aber Bürger und Bauer mit Einsatz von Blut und Leben hatten

verhindern wollen, trat bald darauf wenigstens teilweise ein. Die vier ältesten Prinzen, unser Regimentsinhaber Kurprinz Karl Albrecht voran, wurden unter militärischer Bedeckung Mitte April 1706 nach Klagenfurt gebracht und dort als „Grafen von Wittelsbach" beinahe wie Gefangene behandelt. Erst nach Joseph's l. Tod besserte sich mit der Übersiedlung nach Graz ihr trauriges Jugendlos.

Den Kurfürsten Max Emanuel aber und seinen Bruder Joseph Klemens, traf am 29. April des Reiches Acht und Aberacht und Bayern ward das willenlose Opfer grausamer Zerstückelung*).

Die niederländischen und Whein-Aeldzüge 1705—1714. 1705. Der Aufenthalt der bayerischen Truppen in den Niederlanden bildet Winterquartiere, bis heute wohl den dunkelsten Abschnitt ihrer Geschichte.

Münich,

gefeiert, doch so wenig durch den Griffel der Geschichte verewigt wurde, wie der Schmiedbalthes; erst jetzt kommen wir dazu, sein Andenken aufs neue zu er­

wecken.

Nämlich Franz Pott, der ... Oberstwachtmeister, wollte

den

blutigen

Tag nicht überleben, den er durch seinen Kriegsmut mit herbeigeführt hatte. Er suchte als Mann von Ehre für sich den Tod...." S. 37 bei Erzählung der Er­

stürmung von Kufstein: „Hier stimmt die Heldenthat des Adjutanten Poll zur Sprache.... Der Name Poll ist wohl falsch gelesen und wir haben es mit dem­ selben Pott zu tbun, welcher durch seine Tollkühnheit auch die Überrumpelung Ulms mitbewirkte." S. 620: „In Tölz ist die Errichtung einer Pyramide von Findlings­ blöcken am Kogel in Aussicht genommen... Der bis zum Tod ritterliche Oberst­ wachtmeister Pott soll dabei zu Ehren kommen." Wir zweifeln nun nicht, denn wir haben keinen Gegenbeweis, daß ein geborner

Tölzer, Franz Pott, der es einst zum Fähnrich oder Lieutenant gebracht, als Held auf dem Sendlinger Felde starb. Allein: Johann Christoph von Poth (so

richtig!) ein geborner Wallone aus Namur, als Oberstwachtmeister im Kürassier-Regimente Weickhel (der Oberstwachtmeister von Kurprinz hieß Remoschi, bei Sepp S. 5 richtig ein Cremonese, S. 28 aber ein Pole) am Überfall von Ulm beteiligt, im Jahre 1703 Oberstlieutenant und Kommandant des Regiments Weickhel, folgte nach Ausweis aller Rechnungsakten dem Kurfürsten aus der Schlacht von Höchstädt nach den Niederlanden,

wurde mit

Wirksamkeit vom 1. September 1704 zum wirklichen Oberst ernannt, erhielt im Frühjahr 1706 jenes Regiment als Inhaber, nahm, später Brigadier, an allen niederländischen Feldzügen teil und starb mitten im Frieden am 21. oder 22. März 1722 zu Nabburg i. OP. als kurfürstlicher Generalwachtmeister.

Der Name des durch die Erstürmung von Kufstein bekannten Generaladjutanten

Poll lautet aber richtig „von der Pohl". ') Die Einzelheiten dieser Landesteilung s. bei v. Falckenstein III., 825.

576

V. Abschnitt.

1704 der sonst zuverlässige Altmeister unserer Forschung, kannte sichtlich noch keine organisatorischen Einzelheiten jener Periode, und die Mono­

graphien, welche die jüngste historische Bewegung in unserer Armee zu Tage förderte, führen, soweit sie überhaupt in diese Zeit heraufreichen, aus wohlberechtigten Gründen nur in zeitlich oder stofflich beschränkte Gebiete ein. Wenn wir deshalb, nachdem uns bisher unbenutzte Akten zu Verfügung standen, auch bis zum Schluffe dieses Bandes noch an der Gewohnheit festhalten, gelegentlich unsern Blick aus dem engern

Rahmen der Regimentsgeschichte

hinüber schweifen zu lassen auf die

immerhin rückwirkenden allgemeinen Verhältnisse der Armee, so können wir uns anderseits infolge neuerer Funde auch nicht versagen, den Faden der Schilderung nochmals mit dem Einmarsch des Regiments in die Niederlande aufzunehmen. Sieben Kompagnien stark, war das Regiment Kurprinz unter

Kommando seines Obersten Ferdinand Joseph Grafen von Tau ffkirchen von Straßburg kommend, am 22. September 1704 mit dem Leibregiment, beide „fast totaliter ruinirt", in Luxemburg ein­ gerückt x). Dort langte am 25. Oktober auch

die ehemalige Garnison von

Ulm an, und hören wir nun zur Bestätigung unserer früheren Angaben über die Teilnahme der Bayern an der Schlacht von Höchstädt und der Verteidigung von Ulm, daß die Reste dieser Besatzung noch bestan­ den aus: dem Bataillon de Cano (sieben Kompagnien) des Regiments Tattenbach, einschlüssig der Offiziere mit 176 Mundportionen, dem Bataillon Fischers (fünf Kompagnien) von Maffei mit 120, zehn Kompagnien von Mercy mit nur 99, und fünf Kompagnien Do cf ort mit 141 Portionen. In der Gesamtzahl von 265 Gemeinen ausschließlich der Chargen waren 37 Mann begriffen, welche ursprüng­ lich unserem Regiments angehört hatten.

Nach dem Erscheinen der bekannten Ordonnanz über die Neufor­ mation der beiden bestehen bleibenden Regimenter zu Fuß wurde die Organisation für das unsrige unterm 31. Oktober im einzelnen fest­

gesetzt und am 2. November in der früher erwähnten Weise durch­ geführt.

*) Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr., Geld- und Mat. - Verpflegung, Brotrechnung 20. September 1704 bis 30. April 1705. ’) Oberst Fischer von Ellershausen selbst, ein langjähriger Angehöriger unseres Regiments, war bei Höchstädt geblieben; für die Kompagnien von Mercy und Do cf ort wird eine Beteilung an der Schlacht nicht erwähnt, dagegen für die Bataillone von Tattenbach und Maffei.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

577

Am 18. marschierte das Bataillon nach Arlon, und von hier der- t7o» eint mit den nachgerückten drei Bataillonen des Leibregiments, von

denen zwei als erste Staffel um einen Tag vorausgingen, am 8. Dezember nach Mons ab. Von den Etappen sind uns nur die letzten, 17. und 18. Charleroi, 19. Binche, 20. Mons überliefert, als Marschkommissär fungierte Oberauditoriatsadjunkt von Prielmayer. Von der Kavallerie waren die Regimenter Weickhel und Wolf­ ramsdorff, bereit Inhaber beide in Bayern zurückblieben, bei ihrer Ankunft in den Niederlanden ersteres um Virton, nordöstlich Montmedy,

das andere zwischen Arlon und Echternach in Kantonierung gerückt; am

6. resp. 4. Oktober marschierten beide nach Königsmachern ab, um, wie wir schon S. 562 als wahrscheinlich bezeichnet, zum Detachement Coigny's zu stoßen, von wo sie nach dem 6. Dezember ihre alten Quartiere be­

zogen. Die Regimenter Arco, Costa und die Husaren dagegen „waren seit ihrer Hereinkunft allezeit auf königlich französischem Territorio bei der Armee gestanden", und rückten ebenso wie die beiden oben genannten in der letzten Woche des Dezember in Mons ein, wo sich somit aus­ schließlich der Gardeeskadronen und wohl auch des neuen KarabiniersRegiments um die Jahreswende das gesamte bayerische Corps ver­ einigt fand.

Generalstab, Oberkriegskommissäriat, Feldkriegszahlamt und Pro­ viantamt hatten seit 1. Oktober ihren Sitz in Brüssel genommen. Das dem letzteren unterstehende Proviantgefährte brachte 76 Fuhrwerke aus Bayern mit, deren Einteilung das Dekret vom 11. November in folgen­ der Weise regelt: 60 Proviantwägen, zwei Gepäckwagen für Kommissa­ riatskanzlei und Zahlamt, fünf für die Garden, acht Balkenwagen für die vier Infanterie-Bataillone und einen Feldapotheken-Wagen; mit der Bewilligung weiterer vier Wägen für die Garden stieg die Gesamt­

zahl auf 80 Fuhrwerke1). Am 1. Januar 1705 trat sodann die neue Verpflegungsordonnanz vom 30. Dezember in Kraft, welche zwar den Rechnungswert des land­

läufigen Patacons auf seinen wirklichen reduzierte, anderseits aber den

Brotabzug „gleichwie es in dem vorigen niederländischen Kriege ge­ schehen", für die alte Mannschaft vom 1. Oktober, für die Neugewor­ benen vom 1. Januar ab mit 45 fr. gegen die bisherigen 30 fr. fest­

setzte. Erst durch Dekret vom 9. Juli wurde „auf gemachte unterthänigste Instanz" mit Wirksamkeit vom 1. für die Mannschaften vom Feldwebel abwärts der alte bayerische Portionssatz von 30 fr. wieder eingeführt.

*) Kr -A. B. Span.-Succ.-Kr. Prov.-Ges.-Rechn. 1705.

578

1705

V. Abschnitt.

In den Tagen zwischen 8. und 12. Januar nahm Feldmarschall Graf Arco, begleitet von den Oberkriegskommissären von Hof­

mühlen und Amann, zu Mons die Generalmusterung der Armee ab, wobei am 13. auch die bayerische Feldartillerie ihren vorläufigen Orga­

nisationsbestand mit zwei Regimentsstücken, zwei Munitionskarren, drei bespannten Munitionswagen, 32 guten Pferden und acht Zuggeschirren mit zehn Sätteln erhielt'). de M-rcq Oberst

24. Januar wurde UNscr bisheriger Oberst Ferdinand Joseph Graf von Tauffkirchen an Stelle des bei Höchstädt abermals schwer verwundeten und sodann in Ulm verstorbenen Marquis de Beauvau zum Kommandanten der Karabiniersgarde ernannt, und am gleichen

angekommene Brigadier und Oberst Joseph de St. Jure Chevalier de Mercy, welcher sein früher innegehabtes Regiment durch die Abdankung verloren, mit Wirksamkeit vom 1. Januar zu unserm Regiment als Kommandant versetzt2). Tage der aus Bayern

dei"srm-dier

bataillonS Bois-

motEl

Dem französischen Grenadierbataillon Boismorel, dessen TitularKommandant sich, kaum der Untersuchungshaft entschlüpft, von neuem an die Spitze desselben gestellt, auch mit Oberstlieutenant de la Colonie überworfen und schließlich wieder ausgesöhnt hatte, war bekanntlich bei der Übergabe von Ingolstadt freier Abzug mit vollen Kriegsehren nach Straßburg bewilligt worden; der Aufbruch fand am 23. Dezember 1704 statt; eskortiert von 150 kaiserlichen Kürassieren, mit welchen sich unter­

wegs ein ganz kameradschaftlicher Verkehr entwickelte, langte die zusammen­ geschmolzene Schar am 8. Januar 1705 am Rheine an und wurde vom Marschall Marsin, dem Oberkommandanten im Elsaß, auf das herzlichste bewillkommt. Acht Tage später setzte, nachdem La Colo nie und La Bastide zur Bereinigung von Privatangelegenheiten des letzteren einen Urlaub in dessen südfranzösische Heimat angetreten2), Boismorel über Charleville den Marsch fort, rastete vom 6. bis 7. Februar in Charleroi und traf am 9. in Mons ein. Der Stand des Bataillons an Offizieren war nach den Rechnungsakten zu dieser Zeit folgender: *) Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr, Feldart.-Fuhrw.-Rechn. •) Wäre hier nach unserer bisherigen Übung der Platz, eine biographische Skizze des abgetretenen Obersten Graf Taufskirchen anzufügen, so möge dieselbe, nach­ dem letzterer uns noch lange Zeit handelnd begegnen wird, doch erst an späterer Stelle eingeschaltet werden.

•) La Colonie H, 8 gibt uns einen ausführlichen Einblick in die unsaubere Vergangenheit der beiden La Bastide, darnach war der wirkliche Name des am

Schellenberg

gefallenen

„Chevalier" Galaud.

„Comte"

einfach

Roux,

und

der

des

überlebenden

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

579

Das französische Grenadierbataillon am 9. Februar 1705.

1705

Stab: Oberst: Nicolaus de Boismorel. Oberstlieutenant: Francois de la Colonic. Quartiermeister: Jean Connelane. Adjutant: Placidus de la Graffe Feldscherer: Jean Corne. Wagenmeister: Andräe Hörmann. Leib-K.: Oberst de Boismorel, Oberlieutenants Charles Demeussant und Jean Sirotot, Fähnrich Nicolaus Rhone. Oberstlieutenant-K.: Oberstlieutenant de la Colonie, aggregierter Hauptmann Francois de la Colonie de St. Pierre, Fähnrich Francois Rittrc vac. Hauptmann Comte de la Bastide-K.: Fähnrich Latour (int Januar desertiert.) Hauptmann Chevalier de la Bastide-K.: Hauptmann Jean Louis Boredon de la Bastide (Galaud), Oberlieutenants Charles Biel und Johann Martin Rummel, genannt St. Martin, Fähnrich Bernhard Jmbre (im Januar desertiert). Hauptmann Butler-K : Hauptmann Jacob Graf Butler, Oberlieutenant Margan Rhone, Unterlieutenant Clement Hardy, Fähnrich Patricius Brennan.

Boismorel, der wie La Colonie erzählt, stets bereit war, sich bei Paraden den Dank für die Leistungen seines Bataillons auf dem Schlachtfelde zu holen, fand diesen indessen nicht ganz in der gehofften Weise; seine Subordinationsverletzung gegen Maffei und die Flucht aus der Haft waren zu Ohren des Kurfürsten gekommen; neuerdings in Arrest genommen, entrann er der drohenden Kassation nur durch die dringliche Einsprache des Herzogs von Orleans' und erhielt aus Gnade den Titel als Oberst und Generaladjutant mit Fortbezug des Stabsgchalts.

Sein Bataillon aber wurde am 1. März in eine Kompagnie nach dem Fuße der Grenadierkompagnien des Leibregiments reduziert und unter Kommando des Oberstlieutenants de la Colonie als solche unserm Regimente einverleibt. Die überzähligen zwei Feldwebel

und zehn Korporäle traten unter das Leibregiment, Oberlieutenant

Rhone erhielt am 1. April ebenso wie Füsilierhauptmann Desancourt seinen Abschied, während gleichzeitig unser Fähnrich Christian Hartmann zur Leibgarde der Hartschiere kam. Es dürfte hier auch der Platz sein, jener Offiziere zu gedenken, welche nach Auflösung der Truppen in Bayern sich ihres dem Kur­

fürsten geleisteten Treueides nicht entbunden glaubten, sondern allen

unterwegs drohenden Fährlichkeiten zum Trotze den Weg zu dem ge­ liebten Kriegsherrn fanden. Ist mancher Name auch auf die Geschichte

unseres Regiments von keinem weitergehenden Einfluß: er hat sich ein Anrecht erworben, der Vergessenheit entrissen zu werden. Wir

Aggregierte Offiziere.

580

V. Abschnitt.

Itos führen indessen nur jene Offiziere auf, welche bei ihrer Ankunft oder demnächst unserem Regimente aggregiert wurden, bis sie in der Folgezeit allmählich eine deftnitive Verwendung fanden. Im Jahre 1705 dem Regimeute Kurprinz aggregierte Offiziere'). Stab.

Marquis de Nicolini, Hieronymus, Oberstwachtmeister (vom Regiment Mercy), 1. Mai als wirklicher Oberstlieutenant aggr. (m. Wksmkt. vom 1. Januar). Hünerbein, Augustin von, Oberstwachtmeister (Tattenbach), 1. August aggr (M. Wksmkt. vom 21. Mai). Hannas, Anton, Regiments-Quartiermeister (Maffei), 1 Mai aggr (mit Wksmkt. vom 1. April). Holzhäuser, Jakob, Adjutant, 1. August aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Bovie, Lancelot, Regiments-Feldscherer (Kurprinz), 1. Juni aggr. (m. Wksmkt. vom 1 April). Hauptleute. Le Morel de Bignoles (—), 1. Mai aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1 April). Garcia de Leon, Johann Baptist Marqu. de (Schellenberg), 1. Mai aggr. Frankenreither-K (m. Wksmkt. vom 1. April). Friderico, Joh. Leonh. de (—), 1. Mai aggr. Leib-K. Pongratz, Joh. Jak. (Mercy), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt vom 1. April). Quemain, Lor. de (aus franz. Diensten), 1. Mai aggr. Leib-K. (m.Wksmkt. vom 1. Februar). Rabi, Milord (Ing.-Off), 1. Mai aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Urban, Ulrich (Kurprinz), 1. Juli aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Kilburg, Joh. Ad von (—), 1. Mai aggr. Frankenreither-K. (in Wksmkt. vom 1. April). Lindenfelser, Joh. (—), 1. Mai aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Lorme, Phil.Konr.d e (—), 1. Mai aggr. Mall-K. (m. Wksmkt, vom 1. April). Camillart, Joh. de (Lützelburg), 1. Mai aggr. Crondeur-K. (in. Wksmkt. vom 1. April). Bergoffsky, Wolfg. Friedr. von (Frei-K.), 1. Juli aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). l) Das grundlegende Verzeichnis befindet sich Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr., F. Kr.Zahlamts-R. I.—XII, welches jedoch durch die übrigen Kaffenrechnungen dieses Jahres ergänzt wurde. Von höheren zur Geschichte unseres Regiments in Beziehung gestandenen oder später tretenden Offizieren seien erwähnt: Baron Schellenberg, General-Feldmarschalllieutenant, kehrte am 27. April aus der Ge­ fangenschaft zurück und wurde am 30. mit einer jährlichen Pension von 1000 Patacons verabschiedet. Rätselhaft bleibt, warum diese etwas mysteriöse Persönlichkeit, nachdem sie im Februar 1707 nach Paris gereist, in die Bastille gesetzt wurde, worauf von 1709 an auch die Pension aus den Zahlungslisten verschwindet. — Generalwacht­ meister Maffei erhielt vom 1. Mai 1705 ab wieder Anstellung, jedoch nur mit Oberstengage, ebenso Brigadier Santini vom 1. April, dagegen Generaladjutanl Marquis Paleotti Ende Mai die erbetene Entlassung. Oberst Bettendorf kehrte Mai 1705 nach Bayern zurück. Den Obersten de Cano und Florimond wurde „aus besonderen Considerationen" der volle Gehalt neu bewilligt.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

581

B o n e 1 t i, Anton (Kurprinz), 1. Juli aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 15. April). 1705 Köck, Joh. Heinr. (Bettendorf), 1. Juli aggr. (m. Wksmkt vom 1. April). Pieton, Claud. de (Mercy), 1. August aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 1. Juli). Schick von Lauterburg, PH. Jak. (Kilburg), 1. Juli aggr., 1. Dezember ref. (mit halber Gage). Bärtelmann, Friedr. (Bettendorf), 1. Oktober aggr., 1. Dezember ref. Pfundtner, Karl Frz. Jos. von (—), 1. Dezember angesch. (m. Wksmkt. vom 1. November). Dufay, Nik. (Kurprinz), 1. April Vers, zum Leib-Regt. Butler, Edm. Graf von (Kurprinz), 1. Dezember 1704 aggr., 1. Mai Vers, zum Leib-Regt. Amann, Franz L. von (Bettendorf), 1. April beim Leib-Regt. angesch., 1. Dezember Vers, zum Regt.

Kapitänlieutenant. Pündter, Frz. Ad. (Maffei), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 1. April).

Oberlieutenants. D'Addaz de Corseigne, Peter (Kurprinz), 1. Juli aggr. Crondeur-K. Dury, Stephan (Maffei), 1. Mai aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 15. Februar). Dubois, Abel Barba (Docfort), 1. April angesch. Leib-Regt., 1. Mai aggr. Mall-K. St. Am and (Bettendorf), 1. Mai aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Lang wieser, Gg. (Bettendorf), 1. Mai Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Teusl, Wolf Jak. Christ. (Bettendorf), 1. Juni aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Schmidberger, Joh. Phil..(Crondeur), 1. Mai aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Schmurz, Joh. (Lützelburg), 1. Juni aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Puzes, Joh. Karl (Bettendorf), 1. Juli aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Springer, Gg. Christ. (Bettendorf), 1. Juli Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Speidl, Patric. Jos. (—), 1. Juli aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 15. April). Schwering, Dietr. Engelb. (—), 1. Juli aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Marez, Joh. Frz. de (Kurprinz), 1. April Vers, zum Leib-Regt. Steiner, Sylv. Mart. (Maffei), 1. Mai aggr. (m. Wksmtt. vom 1. April). Feldmayer, Jak. (—), 1. September aggr. Ute sch, Dav. (Tattenbach), 1. Oktober aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. September). Maller, Heinr. Christ. (Kurprinz), 1. Oktober aggr.*).

*) Maller erhält 1706, um sich von seinen vermutlich noch von 1704 stammenden Verwundungen heilen zu lassen, eine Gratifikation von 180 fi.

V. Abschnitt.

582

1705

Wilhelm, Joh. (Lützelburg), 1. Oktober aggr., 1. Dezember ref.

Höpslinger, Franz (Docfort), 1. Oktober aggr., 1. Dezember ref. Langitsch, Georg Mor. (—), 1. November aggr., 1. Dezember ref. Unterlieutenants. Tüll, Patr. (Docfort), 1. Januar als Ultt. aggr. Frankenreither-K.

Platin, Joh. Karl (Schellenberg), 1. April beim Leib-Regt. angesch., 1. De­

zember zum Regt. Vers. Torri, Cesar (Kurprinz), 1. April Vers, zum Grcn-Bat. Leib-Regts. Platin, Joh. Mart. Andr., bis 15. Januar beim Regt, aggr., „hat sich aber

dann verloren". Ableitner, Joh., Fähnrich (Kurprinz), 15. März als Ultt. aggr. Mall-K. (m. Wksmkt. 1. Dezember). Richardt, Frz. Ferd., Fähnrich, als Ultt. 1. Januar aggr. Leib-K.

Bonnet, Ludw. Ant. de (Schellenberg), 1.April angesch. Leib-Regt., 1. Mai

aggr. Frankenreither-K. Steindl, Lor., Jngen.-Ltt. (Lützelburg), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt.

vom 1. April). Waldherr, Joh. Konr. (Maffei), 1. Mai aggr. Mall-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Poß, Frz. Jak. (Maffei), 1. Juli aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Sallel, Jos. (—), 1. August aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April).

Sommerauer, Gg. Thom. (—), 1. August aggr. Elsinger-K

(m. Wksmkt.

vom 1. April). Wenzler, Bernh. (—), 1. August aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom

1. April). Schreiner, Seb. (—), 1. Juli aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April).

Better, Lor. (—), 1. August aggr. Mall-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Prändl, Greg. (—), 1. Juli aggr. Mall-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Moys, Jak. (Kurprinz), 1. Mai aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April) und 1. Dezember ref. Stehle, .Barth. (Mercy), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 1. April).

Halter, Andr.(Tattenbach), I.Juni aggr. Crondeur-K.(m.Wksmkt. vom 1.April). Kopp, Wolfg. (Kilburg), 1. Juli aggr. Mall-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Klausner, Joh. Gg. (Bettendorf), 1. August

aggr. Frankenreither-K. (m.

Wksmkt. vom 1. April).

Geigner, Gg. (Docfort), 1. September Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Amann, Karl Jos. von (Bettendorf), 1. Dezember angesch. (m. Wksmkt. vom 1. April). Distl, Seb.

(Bettendorf), 1. Oktober aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom

1. September). Dürnhauser, Joh. (Lützelburg), 1. Oktober aggr. 1. Dezember ref. Kaltenecker, Mich. (Bettendorf),

1. November aggr. Leib-K. (m. Wksmkt.

vom 1. Oktober).

Zizelsberger, Seb. (Kurprinz),

1. Dezember angesch. (m. Wksmkt. vom

1. Oktober). Allmann, Mich. (Bettendorf), 1. Oktober aggr., 1. Dezember ref.

Charias, Christ. (Schellenberg), 1. November aggr., 1. Dezember ref. Widl, Dion. (Bettendorf), 1. November aggr., 1. Dezember zum Leib-Regt. Vers.

Göller, Joh. Christ. (Walser), 1. November aggr., 1. Dezember ref.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

583

Fähnriche.

1705

Schönheinz, Joh. Christ, von (—), 1. Januar aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. Dezember). Cremonesi, Joh. Bapt. (Docfort), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom

1. April). Habbach, Math. (Bettendors), 1. Mai aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt vom 1. April). Med§, Adr. (Lützelburg), 1. Mai aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Barry, Dav. (—), 1. Mai aggr. Leib-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Mayr, Joh. PH. Ant., gew. Kadet (Kurprinz), 1. April als ref. Fähnrich angesch., 1. Mai aggr. Frankenreither-K. Urban, Max Ant. (Kurprinz), 1. Mai aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Winant, Joh. Andr. (Kilburg), 1. Mai aggr. Frankenreither-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Hannas, Hans Gg. (Maffei), 1. Juli aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April). Bovie, Mich. (Kurprinz), 1. Juni aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Mantz, Frz. Ant. von (Tattenbach), 1. Juli aggr. Elsinger-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Bergoffsky, Joh. Mar. von (Frei-K.), 1. Juli aggr. Crondeur-K. (m. Wksmkt. vom 1. April). Schick, Frz. Ph. Anton (Kilburg), 1. August aggr. 1. Dezember ref. Koch, Sim. (Tattenbach), 1. Oktober aggr., 1. Dezember res. Ruedolph, Dism. (—), 1. November aggr., 1. Dezember ref. Stein, Joh. Wolfg. von (Maffei), 1. November aggr., 1. Dezember res. Wöhrle, Paul Seb., Auditor (Husaren), 1. November als Fähnrich aggr., 1. Dezember ref. Köck, Just. Jgn., Kadett (Bettendorf), 1. August als Fähnrich aggr. (m. Wksmkt. vom 1. April).

Schwollen auf diese Weise die Offizierskadres von Monat zu Monat

immer mehr an, so befand sich dagegen der Effektivstand an Gemeinen weit unter dem Etat, denn am 1. April zählte die Grenadierkom­ pagnie allein ihren vollen Stand mit 100 Köpfen, die Leibkom­ pagnie jedoch nur 61, Frankenreither 57, Crondeur 59, Mall 60 und Elfinger 58, mithin das ganze Regiment etwa 385 Unter­ offiziere und Gemeine, unter denen wir ausschließlich der Grenadiere

nur fünf französischen Namen begegnen. Um dem Regimente neue Kräfte,

vor

allem

aber die sich aus

Bayern zu den Fahnen ihres Kurfürsten ftüchtenden altgedienten Mannschaften zuzuführen, begaben sich gemäß Befehl vom 28. April im Laufe des Mai und Juni 18 Ober- und 3 Unteroffiziere nebst einem

Tambour auf die Werbung, und zwar nach Straßburg die Hauptleute Pongratz, Urban und Lang, die Oberlieutenants Schwerins,

Werbung

V. Abschnitt.

584

1705 Feldmayer, Steiner und de la Vigne, die Unterlieutenants Poß und Prändl, dann die Fähnriche Urban, Hannas und R. Barry; nach Luxemburg aber die Hauptleute von Amann und de Friderico, die Oberlieutenants de Friderico und Emmer (alias Eymer), endlich Unterlieutenant von Amann und Fähnrich Win ant, während in der Schweiz Unterlieutenant Math. Wagner schon seit Ende des vorigen Jahres die Überleitung der Flüchtlinge nach den Niederlanden

betrieb. Die Erfolge des Werbegeschäftes werden wir später eingehen­ der kennen lernen, hier sei nur noch erwähnt, daß durch das Bestreben

des Kurfürsten, seine unter französische Regimenter getretenen Landes­ kinder um teures Geld wieder „auszukaufen", unserm Regimente bis 15. Januar allein schon 25 Mann zuwuchsen.

Einleitung des

Max Emanuel, auf welchen seit einiger Zeit auch die wieder­

erwachte ungarische Insurrektion, und besonders deren Führer Franz Rakoczy ihre Blicke richteten, um ihm die Stephanskrone anzubieten*), l) In den Sitzungsberichten der philos.-philol. und histor. Klasse der kgl. bayer.

Akad. der Miss. 1885 Heft 1 „Die Beziehungen des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern zu Franz Rakoczy 1703—1715. Von Karl Heigel," gibt der um Bayerns und insbesondere Max Emanuel's Geschichte hochverdiente Verfasser zum erstenmale ein klares vollständiges Bild jener erfolglosen Bestrebungen Rakoczy's, zu welchem wir hier einen kleinen, armeegeschichtlich interessanten Beitrag liefern möchten. Professor Dr. Heigel schreibt S. 124: „Am 1. September 1704 begab sich Kökenyesdyi (von Vetes, Agent Rakoczy's) nach Brüssel, um einen Brief Rakoczy's

an den Kurfürsten zu überbringen. Um nicht Argwohn zu erregen, trat er dort in die Dienste des Kurfürsten; er wurde zum Oberstlieutenant und Kommandanten eines Husarenregiments ernannt." Rur in letzterem Punkte wird Dr. H eigel von seiner Quelle irre geleitet, denn nach den uns vorliegenden Akten (R.-A. Span.

Succ.-Kr. Nr. 154 und Kr.-A. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1705 I mit XII) wurde durch Dekret vom 4. Februar 1705 ,B aron Ladislaus de Bettes", wie er stets genannt

ist, bei der aus Bayern nach den Niederlanden geretteten Husarenkompagnie „zum wirklichen Oberstlieutenant mit dem gewöhnlichen völligen Traktament vom 1. gnädigst declarirt". Das Kommando der Kompagnie trat de Vetes nie an, dagegen wirkte er in den Monaten Januar bis Mai zu Luxemburg so erfolgreich für die Anwer­

bung ungarischer Deserteure gegen ein Handgeld von 1 Louisdor (7 fl. 20 fr.)/ daß

er allein 61, zwei andere Agenten 67 Mann

aufbrachten, und das Dekret vom

14. Juni die Verstärkung des Husarencorps (ausschließlich Nationalmagyaren) auf eine Eskadron zu zwei Kompagnien ä 150 und später sogar 200 Köpfen verfügen

konnte.

Vetes erhielt für seine Verdienste am 18. September die Summe von

1500 Patacons ausbezahlt, dagegen wurde die Eskadron, welche in diesem Jahre noch den Rittmeister Alex. Nagy und den Oberlieutenant Martin D e a k auf dem Felde der Ehre verlor, durch Dekret vom 9. November 1705 mit voller Ausrüstung

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

585

war bereits im Jahre 1704 von Ludwig XIV. zum Generalissimus aller ftanzösischen Streitkräfte in den spanischen Niederlanden ernannt worden. Sein Wunsch, noch vor Einrückung in die Winterquartiere durch einen Überfalls der feindlichen Kantonnements Rache für Höchstädt zu üben,

scheiterte an dem Widerwillen des Königs und den Ein­

wänden Villeroy's.

Um so mehr richtete der Kurfürst seine Hoffnungen auf einen ftühzeitigen, kraftvollen Beginn des neuen Feldzugs?), aber auch hierin mußte er bald Enttäuschungen erleben, denn in einem Kriegsrate, den der König Ende Februar abhielt, und zu welchem, wie es scheint, auch

Marschall Arco befohlen war, da er am 21. Februar von Brüssel nach Paris reiste, wurde den drei längs der ftanzösischen Nordostgrenze stehenden Armeen zunächst eine abwartende Haltung vorgezeichnet, bis die Maßnahmen der Alliierten Klarheit über ihre Absichten brächten, um

erst dann die notwendigen Verschiebungen in der Truppenverteilung ein­ treten zu lassen. Vorläufig erhielt Villeroy unter dem Oberbefehl des Kurfürsten in Flandern 80 Bataillone und 100 Eskadronen, Villars an der Moselgrenze 70 Bataillone und 100 Eskadronen, und Marschall Marsin für den Elsaß 50 Bataillone und 60 Eska­ dronen zugewiesen. Dem letztgenannten gegenüber bestimmte der von Marlborough und Prinz Eugen entworfene Operationsplan der Alliierten den Mark­ au die Krone Frankreich überlassen, und am 26. die Übergabe vollzogen.

Damit

verschwanden die Husaren für lange Zeit aus der bayerischen Armee, nur Kökenyesdyi de Beles war ausdrücklich unter Belassung seines Rangs und Gehalts von jener Maßregel ausgeschlossen. Der Grund für die Abtretung lag nach La Colonie II, 30 darin, daß Ludwig XIV. durch Villeroy die Überlassung des französischen Grenadierbataillons verlangt hatte; „que Son Altesse avoit marquö le plaisir qu'Elle auroit de garder ce Regiment ä son Service, et qu’Elle ötoit convenue de donner un Regiment de Hussarts ä la place“. (Der Ausdruck „rögiment“ ist hier wiederholt nur Ausfluß von La Colonie's persönlicher Eitelkeit.) — De Beles kommt noch bis 1715 in den bayerischen Rechnungsakten put einer „Pension" des Kurfürsten begnadet vor, wobei wir für spätere Forscher die Notiz ansügen möchten, daß auch ein „Husaren-Oberstlieutenant von Belckern", der sich sonst nirgends genannt findet, „zu gewissen geheimen Ende" am 25. Mai und 7. Juli 1706 nach Luxemburg je 500 Patacons Übermacht erhält. R.-A. Span. Succ.-Kr. Fase. Nr. 154 (AktenVerzeichnis). ') Bries des Kurfürsten aus Antwerpen, 22. Oktober 1704 im Geh.-St.-A. Schw. K. 352/2. 2) Schilderung desselben nach: Feldz. Eug. VII., Feiet Coll. V, Quincy IV, Theatr. Eur. XVII, Maffei Mem. II, La Colonie II, Cur. Sch.-Pl., Kr.-Schriften II, Töpfer's Mat., den Korrespondenzen Max Emanuel's im Geh.-St.-A. Schw. K. 352/1—3 und den Zahlamts-Rechnungen im Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr. 1705. Sta udinger, das t. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz". 39

1705

V. Abschnitt.

586

1705 grafen Ludwig von Baden zur defensiven Deckung des Haupt­ schlages, den Marlborough selbst an der Mosel führen wollte, während die Operationen in den Niederlanden den Holländern unter General Auverquerque überlassen blieben. Da Billeroy die Langsamkeit seiner Gegner zur Genüge kannte,

bei denen politische Rücksichten und vor allen die Eifersucht auf Englands kommerzielle Entwickelung jedem energischen Schritt hemmend in den Weg traten, so erschienen seine Kräfte um so eher ausreichend, als zu

den bereits vorhandenen Befestigungslinien lange vor Feldzugsbeginn neue Abschnitte zwischen Demer und Nethe hinzugekommen waren, welche

die Verbindung zwischen Löwen und Antwerpen selbst gegen überlegene Kräfte sicher stellten.

Auch ein zweiter im April unter Beteiligung der drei Marschälle

abgehaltener Kriegsrat sprach sich für die vorläufige Beschränkung auf die Defensive aus, nur sollten die Armeen in ihren Kantonnements enger aufschließen. Am 9. nach Brüssel zurückgekehrt, traf Ville roh den Kurfürsten mit Vorbereitungen zu einer Unternehmung gegen Huy und Lüttich beschäftigt, glaubte indes seine Mitwirkung solange versagen zu müssen, bis über Marlborough's Verwendung ein sicherer Anhalt vorläge. Obwohl einige Tage später Nachrichten über die Versammlung der Holländer zwischen Maastricht und Lüttich und den beabsichtigten Ab­ marsch der Engländer von der Maasmündung einliefcn, schien die Möglichkeit einer Offensive Marlborough's in Flandern nicht aus­ geschlossen. Die Verwirklichung jener Gerüchte wurde Villeroy erst am 11. Mai bekannt, wonach die Engländer die Maas überschreitend gegen Roermonde marschierten, die holländische Infanterie auf der Höhe von St. Pieter südlich von Maastricht, die Reiterei aber bis gegen Vise hin kampierte.

Der Marschall entschloß sich deshalb, jene Truppen, welche in der Umgebung von Löwen standen, an die Gette vorzuschieben und durch weiter rückwärts befindliche zu ersetzen; nur die 13 französischen Garde­ eskadronen (Maison du Roy) blieben zwischen Givet nnd Mezieres zur eventuellen Verwendung an der Mosel bereit. Gleichzeitig war auch das bayerische Corps nach Brüssel heran­

gezogen worden und zwar, wie wir wissen, bestehend aus: den drei Gardeeskadronen Hartschiere, Karabiniers und Grenadiers, den drei Eskadronen des Karabiniersregiments Herzog Philipp, dessen Errichtung durch die im Februar zu Courtray stattgehabte Muste­ rung ihren Abschluß gefunden, je fünf Eskadronen Arco- und Costa-,

6)ie niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

587

dann je vier Eskadronen Weickhel - und Wolframsdorff-Kürassiere') ms nebst den Husaren, endlich den drei Bataillonen Leibregiments und einem Kurprinz, zusammen 25 Eskadronen zu zwei Kompagnien und

vier Bataillonen. Der Abmarsch von Mons hatte am 7. Mai begonnen, am 12. nachmittags traf auch unser Regiment in Brüssel ein und passierte am folgenden Tage die Revue vor dem Kurfürsten?). Während die Kavallerie mit Rücksicht auf die noch sehr schlechte Witterung und die Erleichterung der Fourageverpflegung zwischen Brüssel und Löwen in Kantonnierungen verblieb, erhielten unsere InfanterieBataillone schon vor dem 15. Befehl, nach Stndom3), zwei Stunden nordwestlich von Tirlemont, vorzurücken. Auf ähnliche Weise schlossen

die 54 Bataillone und 95 Eskadronen, welche für die flandrische Feld­ armee außer den Besatzungen der Plätze von Lierre bis ans Meer und den an Villars abgegebenen Verstärkungen noch verfügbar blieben, der­ artig auf, daß ihre Konzentration in den uns bald näher beschäftigen­ den Verteidigungslinien zwischen Jauche und Leau innerhalb Tagesstist erfolgen konnte. Die bei Pelet S. 564 für den 12. Mai gegebene Ordre de Bataille weist unser Regiment nebst dem Leib- und kölnischen Garderegiment als Brigade La Marck (sechs Bataillone) am linken Flügel des l. Treffens der Infanterie aus; daß Kurprinz in dieser wie in einer andern Schlachtordnung vom 14. Juli ebenso wie das Leibregiment mit zwei Bataillonen aufgeführt ist, läßt sich bloß daniit erklären, daß ersteres um die drei Regimenter auf gleichen Fuß zu setzen, mit einem Bataillone des letztgenannten, vermutlich dem Grcnadierbataillon, taktisch kombiniert wurde. Des Kurfürsten inständige Bitte, die er in richtiger Voraussicht der bevorstehenden feindlichen Aktion an den König wandte, auf jenem Kriegsschauplatz kommandieren zu dürfen, wo er mit seinem großen *) Die Kürassiere waren mit Kürassen versehen. Kr.-A. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1705 I mit XII. •) Der auffallende Passus in einem Briefe Max Emanuel's an Billeroy vom 12. Mai „ost apräs midi est arrivä deux bataillons de mon regiment de Pce. Electoral“ wird durch einen andern vom 13. nicht ganz klar gestellt: „Je finis cette lettre pour aller faire la revue des deux bataillons de mon regiment de gardes et de celui du Pce. Electoral.“ (Töpfer Mat. I, S. 331) Siehe unsere oben folgende Bemerkung. — Vor dem Aufbruch erhielt unser Regiment eine neue Feldkapelle zum Preise von 210 fl. 17 fr., da die alte nach der Schlacht am Schellenberg nach Ingolstadt gerettet worden war. — Neu erscheint auch die nun­ mehrige Verwendung der Führer als „capitaines d'armes“. •) Wegen der Nomenklatur s. S. 304.

588

V. Abschnitt.

»Os Gegner von Höchstädt Abrechnung pflegen konnte, fand kein Gehör'); in ängstlicher Sorge vorMaxEmanuel's Thatkraft fordert Ludwig XIV. sogar unterm 15. Mai seinen Marschall auf, diesen zu überreden „qu'il

doit ctre moins occupö ä faire la guerre en conquerrant qu’a

maintenir le bon ätat (!) des affaires“, und dennoch erblicken wir in den nächsten Schritten Villeroy's lediglich eine Ausführung der älteren Projekte Max Emanuel's. Denn sobald sich am 17. nicht bloß der Abmarsch Marlborough's an die Mosel sondern auch die Detachierung holländischer Truppen in gleicher Richtung bestätigte, wodurch thatsächlich Auverquerque's Streitkräfte auf 48 Bataillone und 52 Eskadronen herabsanken, erklärte

Villeroy sein Einverständnis zur Belagerung von Huy um so lieber, als ihm einerseits der direkte Angriff auf die feindliche Armee zu ge­ wagt, anderseits eine ernstliche Störung durch Entsatzversuche der Holländer sehr unwahrscheinlich erschien. Eroberung von

Infolgedessen brach die Arniee am 19. von Heylissen an der kleinen Gelte auf und rückte über Orp, Jandrain und Merdorp, die Linien überschreitend, in eine Lagerstellung zwischen Braive an der Mehaigne und Ampsin an der Maas. Sobald der mit acht Bataillonen aus der Gegend von Antwerpen heranbefohlene General de Gace und die von Namur aus abzustellende Belagerungsartillerie, bestehend in 22 24-Pfündern, 10 Mörsern und dem nötigen Brückenmaterial ausgcbrochen war, nahm am 27. Villeroy seine definitive Stellung zwischen Huy und Vinalmont, den rechten Flügel bis vorwärts Val Notre Dame, den linken

bis Halbosart erstreckend. Sechs Bataillone und 13 Eskadronen besetzten Bas-Oha und überschritten auf der am 28. geschlagenen Brücke die Maas, um Huy von der Südseite einzuschließen.

Die enge Umrahmung der am rechten Maasufer gelegenen um­ wallten Stadt durch die Steilabhänge der Condroz wird von dem aus südlicher Richtung kommenden Hogouxbach in zwei Abschnitte zerlegt, von denen der östliche durch das Saartefort beherrscht ist, während der westliche aus zwei gegen Osten streichenden parallelen Rücken besteht. Der nördliche dieser beiden, mit schmalem Oberteil und felsigen Seiten­ wänden sich dicht an der Maas hindrängend, trägt hintereinander die Forts Picard, Rouge und die Citadelle, der südliche dagegen, breiter gestaltet, das Fort St. Joseph. Nördlich der Stadt in einer Schleife der Maas liegt am linken Ufer der Faubourg de Statte, beherrscht von

*) K. B. St. - Bibl. Eur. 390/50 „Der deutsche und niederländische Sommer­ feldzug 1705" Bl. 3.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

einer auch hier unmittelbar herantretenden Bergzunge.

580

Die Stadt hatte nos

eine Besatzung von vier Bataillonen unter General Croonström. Max Emanuel, welcher am 29. Mai mit seinen drei Garde­ eskadronen im Lager eintraf und das Hauptquartier in Val Notre Daine

nahm, bestimmte zur Durchführung der Belagerung ein Detachement von 14 Bataillonen und 13 Eskadronen unter Generallieutenant de Gace, während die Arniee in ihrer Stellung verblieb. Am 30. abends eröffnete man unter großen Terrainschwierigkeiten die Trancheen gegenüber den Forts Picard und Rouge. Die Errich­

tung einer Batterie gegen die Stadt selbst veranlaßte schon am nächsten Tage die Übergabe der letztern, worauf-sich die Truppen in die Forts zurückzogen.

Da Gace zur Abkürzung des Angriffsverfahrens, das seit einigen

Jahren bedeutend verstärkte Fort St. Joseph rechts liegen lassend, die Attacke gegen die Citadelle und ihre Nebenwerke richtete, begannen am 2. Juni von Westen her 22 24-Pfünder und 10 Mörser die drei über der Maas gelegenen Forts zu beschießen, wozu nach einigen Tagen noch weitere aus Maubeuge herbeigeschaffte 10 Kanonen und 10 Mörser in Aktion traten.

Bereits am 3. schien die Verteidigungskraft des Erdwerkes Picard und des Forts Rouge gebrochen, um 10 Uhr abends traten 600 von der Armee detachierte Grenadiere, unterstützt vom französischen Garde­ regiment, zum Sturme an. Die Kolonne gegen Fort Rouge komman­ dierte unser Oberstlieutenant de la Colonie, und wir dürfen mit Sicherheit auch unsere Grenadierkompagnie in derselben vertreten an­ nehmen, denn kaum hatten die Stürmenden die Ersteigung der Felsen mittels Leitem begonnen, so ward unser Lieutenant Demeussant von

einer Kugel von oben bis unten durchbohrt'). Unter weit größern Schwierigkeiten als man erwartet, gelang endlich nachts 1 Uhr mit einem Verluste von zwei Offizieren und 25 Mann an Toten und Verwundeten die Wegnahme der beiden Forts, deren ganze, 180 Mann starke Besatzung bis auf zwölf niedergemacht wurde. Während man in den folgenden Tagen das Fort Joseph mit einer

der bisherigen Batterien beschäftigte, begannen am 5. von der Vorstadt Statte aus aufs neue 18 Kanonen das Feuer gegen das Schloß, und ') La Colonie II, 46 nennt den Namen dieses Braven nicht, doch wissen wir aus Kr.-A. Gnadenh. Abz.-Rechn. 1706, daß der bei Huy verwundete und zwar nicht wie La Colonie behauptet zum Kapitän beförderte, wohl aber mit dem Ober­

lieutenantstraktament begnadet? ssnterlieutengnt Demeussant an Kurkosten 60 sl. vergütet erhielt,

590

V. Abschnitt.

Itos am 7. kamen weitere sechs Kanonen und sechs Mörser dazu.

Trotz

ununterbrochener Beschießung zeigte sich erst am 10. eine gangbare Bresche, worauf 15 Kompagnien Grenadiere während der Nacht heran­

rückten, um am nächsten Morgen den Sturm zu unternehmen. Doch trat Croonström in Unterhandlungen ein, infolge deren am 11. auch

die nichtangegriffenen Forts übergeben, und 112 Offiziere und 1300 Mann in Kriegsgefangenschaft abgeführt wurden. Der Verlust der französischbayerischen Truppen betrug 200 Mann, die Artillerie hatte sehr stark LA«'"undRiick

jug.

gelitten. Jetzt sollte Lüttich an die Reihe kommen.

Gerade während der

Vorbereitungen zum Aufbruch jedoch traf am 13. ein Befehl des Königs ein, weitere 15 Bataillone und 15 Eskadronen an Villars abzugeben. Villeroy zog deshalb zur Ergänzung des Ausfalls, welchen diese dem

Marquis d'Alegre übertragene Detachierung verursachte, erst noch fünf Bataillone und drei Eskadronen aus den festen Plätzen an sich, brach dann am 15. nach Gleixhe auf und nahm am 16. zwischen Millemorte und dem Geerfluß, Houtain vor der Front, eine gegen Maastricht gekehrte Stellung. Am 18. rückten zwölf Bataillone nebst sechs Geschützen vor Lüttich, und als die von dem Domkapitel mit Max Emanuel angeknüpften Verhandlungen nicht rasch genug zum Ziele führten, wurden die Thore nach anderthalbstündigem Gefechte eingehauen, und die Verteidiger in die Citadelle zurückgejagt. Die Stadt selbst erhielt eine Besatzung von 2*/» Bataillonen, darunter auch eines vom Leibregiment *). Schon zog der Kurfürst nach einer am 19. vorgenommenen Re­ kognoszierung die schwere Artillerie von Huy heran, um am 21. abends die Trancheen gegen die Citadelle zu eröffnen, als die von der Mosel her einlaufenden Nachrichten plötzlich der Lage ein gefahrdrohendes Aussehen gaben. Marlborough hatte nach seinem Abmarsch aus den Nieder­ landen den Marschall Villars bei Sierk in einer derartig starken Position getroffen, daß er seinen Angriff bis zur Ankunft verlangter Verstärkungen auffchieben zu sollen glaubte. Inzwischen aber sandte Auverquerque immer dringendere Hilferufe, und da auch die Generalstaaten ihr gewichtiges Wort in die Wagschale warfen, mußte sich der Herzog entschließen, in der Nacht auf den 17. Juni nach Trier umzukehren und zwei Tage später mit dem Gros seiner Armee an die

Maas aufzubrechen. Die Nachricht, Villars schicke nun seinerseits Verstärkungen an Villeroy, zwang ihn zwar zu einer nochmaligen ») K. B. St.-Bibl. Eur. 390/50 Bl. 9.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

591

Demonstration gegen jenen, welche auch wirklich die vorläufige Ein- nos stellung der Detachierungen erzielte, allein es gelang ihm doch, in Eil­

märschen bereits am 25. mit seinen drei Kolonnen Düren zu erreichen,

und nachdem er am 2. Juli die Maas bei Vise überschritten, folgenden Tags sich mit den aus der festen Stellung von Maastricht herange­ rückten Holländern bei Haneffe zu vereinigen. Unter den drohenden Anzeichen dieser Vorgänge verzichtete Max Emanuel auf den Angriff gegen die Citadelle von Lüttich, dagegen wurde nicht bloß Huy in einigermaßen haltbaren Zustand versetzt, sondern auch Marquis d'Alegre zur Umkehr veranlaßt. Sobald

die schwere Artillerie wieder stromaufwärts abtransportiert war, brach die französische Armee am 27. Juni von Lüttich auf, überschritt den Geer (Jaar) und lagerte längs der Straße zwischen Tongern und Looz. Die Detachements von Villars' Armee erhielten Befehl, ihren Marsch zu beschleunigen, dieser selbst aber wandte sich, nachdem er Trier und Saarburg wieder besetzt, an den Rhein, wo. er demnächst den Oberbefehl auch über die Truppen Mars in's antrat. Nach einigen Meinungsdifferenzen zwischen Villeroy und dem Kurfürsten über die Wahl einer den veränderten Verhältnissen ent­ sprechenden Position, willigte letzterer ein, sich in die Umgebung von Neerwinden ins unmittelbare Vorterrain der Gettelinien zurückzuziehen.

Am 30. stand die Armee nach einem anstrengenden Marsche östlich dieses Baches von Maret-Pellaines bis Laer und Wanghe mit dem Hauptquartiere Max Emanuel's in der Abtei von Heylissen. Aber ebenso wie des Kurfürsten unermüdlicher Offensivgeist durch

die Instruktionen des Königs, der jedes ernstliche Engagement ver­ mieden wissen wollte, stets aufs neue gedämpft wurde, vermochte auch der englische Heerführer seinen Angriffsplan gegen den Widerspruch der engherzigen Holländer abermals nicht auftecht zu erhalten. Statt von Hannut aus, in dessen Nähe er am 4. Juli seine Macht dirigiert, direkt zur Forcierung der Verteidigungslinien schreiten zu können, mußte

er sich zur Wiedereroberung von Huy bequemen und gewährte dadurch den von Villars abgegebenen Verstärkungen ausreichende Zeit in jene Stellung einzurücken, welche der Kurfürst auf die seit 2. Juli immer

drohender lautenden Nachrichten am

nächsten Tage nunmehr

hinter den Linien bezogen hatte. Mit dem rechten Flügel bei Marche les Dames, etwa 6 km ab- übersatt bet wärts von Namur an die Maas gelehnt, folgte die mehrerwähnte CinieiJ0°°n mcr‘ Verschanzungslinie den verschiedenen Bachläufen in nördlicher Richtung über Gelbresse, Tillier und Wässrige, überschritt sodann den flachen Rücken von Merdorp, um von Orp le Petit am linken Ufer der kleinen Gette

592

V. Abschnitt.

»Os über Heylissen und Orsmael das befestigte Lean zu erreichen. Von hier aus bildeten die sumpfigen Thalsohlen der vereinigten.Gette und Demer ein durch die festen Plätze Diest und Aerschot genügend ge­ decktes Hindernis, während sich eine zweite Linie von letzterem Punkte über Lierre bis Antwerpen erstreckte. Das Profil der mit tiefen Gräben und viereckigen Reduten versehenen Werke war stark genug, um auch

der Artillerie längeren Widerstand leisten zu können. Am 1. Juli hatte die Ordre de bataille der Infanterie eine neue Regelung erfahren, wobei das kölnische Garde-, bayerische Leib- und Kurprinz-Regiment mit zusammen fünf SatoiHonen1) unter unserem

Oberst und Brigadier Chevalier de Mercy an den rechten Flügel des 1. Treffens traten. Übrigens kampierte die Armee seit 3. nicht in Schlachtordnung hinter der Stellung, sondern in getrennten Corps von Wasseige an der Mehaigne bis Heylissen so, daß diese leicht an dem bedrohten Punkt zusammengezogen werden konnten, die Infanterie in erster, die Kavallerie der leichtern Verpflegung wegen in zweiter Linie und 27 Dragonereskadronen im Zentrum. Die Artillerie ver­ teilte sich in fünf Brigaden auf die ganze Front, Max Emanuel nahm sein Quartier in Chateau Jauche und Villeroy in Jandrain zunächst Merdorp.

Da die Dislokation für die folgenden Ereignisse von Wichtigkeit ist, so sei dieselbe vom rechten zum linken Flügel angeführt: Gelbresse

5 Bataillone, Hanret 6, Hemptinne 9, Wasseige 6, Merdorp 18, darunter zwei Bataillone Leibregiments und das eine von Kurprinz, Jandrain 8,

Jauche 7, Noderange 10, Marilles 5, Noduwez 4, Libertange 6, Abtei Heylissen 11, Gussenhoven 2 Bataillone, Orsmael und Tirlemont 1 Ba­

taillon; in Hanret 13 Eskadronen, in Gussenhoven 12 Eskadronen, die übrige Kavallerie des rechten Flügels in Boneffe und Autre Eglise, die des linken in Haekendover.

Auf Seite der Alliierten hatten die Holländer in dem am ö. ge­ haltenen Kriegsrat die Unternehmung gegen Huy durchgesetzt, bereits am nächsten Tage begann die Einschließung. Während aber Auverquerque die Belagerung mit seiner Armee durch eine Stellung bei Vinalmont deckte, blieb Marlborough in seiner am 5. zwischen Crenwick, Lens und Lantinne genommenen Position und dehnte den linken Flügel nach Auverquerque's Abzug bis an die Mehaigne aus.

HuY, dessen nur teilweise wiederhergestellte Werke der schwachen

’) Pelet V, 567. Hier fehlt demnach ein Bataillon Leibregiments, über besten momentane Verwendung die Quellen schweigen, in der Ordre de bataille vom 14. Juli ist es wieder vorhanden.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

693

Garnison wenig Schutz boten, mußte bereits am 10. kapitulieren. Noch nos

einmal versuchten jetzt die Generalstaaten die Wiederaufnahme des An­

griffs durch das Verlangen einer abermaligen Detachierung an die Mosel zu Hintertreiben, allein Marlboro»gh zwang durch die Droh­ ung, seine Herrscherin zur Abberufung der Armee zu veranlassen, Auverquerque zur Nachgiebigkeit. Wohl erwartete Ville roh den Hauptangriff auf seinen rechten Flügel und disponierte deshalb hinter diesen alle nach und nach ein­ treffenden Verstärkungen, welche den Stand der Armee bis 14. auf 100 Bataillone und 147 Eskadronen brachten; allein man war durch Kundschaftsberichte zuverlässig informiert, daß auch dem linken Flügel in der Richtung von Heylissen Gefahr drohe, und traf demnach, sobald der Feind seine Bewegungen begann, gerade dort verschärfte Sicherheits­ maßregeln, welche in der entsprechenden Weise ausgesührt, wohl einem

Durchbruch vorgebeugt hätten. Um die Franzosen zu täuschen, ließ Marlborough am 17. Auverquerque mit einem Teil seine Armee bei Moxheron die Mchaigne überschreiten und mit dem rechten Flügel an diese, mit dem linken

an Burdinne gelehnt, gegen den Bach von Hemptinne demonstrieren. Zugleich manöverierten auch englische Truppen in dieser Richtung, als ob sie den Angriff Auverquerque's vom Zentrum aus unterstützen wollten. Gegen 10 Uhr nachts aber marschierte Marlborough nach der rechten Flanke gegen St. Trond ab und bog von Landen aus nach Hey­ lissen und Schloß Wanghe an die Gelte ein. Auverquerque überschritt gleichzeitig eiligst wieder die Mehaigne uud schloß sich hinter den Eng­ ländern an. Die Gesamtstärke der Alliierten betrug 79 Bataillone und 136 Eskadronen. Seit Abend befand sich die französische Armee in voller Bereit­ schaft. Die Infanterie stand vor den Kampements unter dem Gewehre, die Kavallerie hatte gesattelt. Zahlreiche vom linken Flügel zu ent­ sendende Patrouillen sollten jede Bewegung in nördlicher Richtung frühzeitig aufklärcn. Zunächst Wanghe, dem Marschziele der Engländer, verfügte General Roquelaure über zwölf Dragonereskadronen unter dem Brigadier Valensart. Dieser hatte allerdings den Befehl, einen eventuellen Marsch des Gegners nach St. Trond zu begleiten, um Überflügelungen unmöglich zu machen, allein obwohl er mit Anbruch

des Morgens die Spitzen der feindlichen Vorhut schon an der Gette traf, glaubte er sich an jene Weisung halten zu müssen, .und rückte, jede Meldung unterlassend, nach Leau ab. So fand um 4 Uhr mor­ gens die englische Avantgarde, 38 Eskadronen und 20 Bataillone unter

V. Abschnitt.

594

Itos Graf Noyelles

die Brücke bei Wanghe gar nicht, die Linien aber nur mit einer Wache von 30 Mann besetzt, welche sich nach einigen Salven zurückzögen. Auf rasch hergestellten Übergängen hatten fast

sämtliche Vortruppen die sumpfige Thalsohle und die Verschanzungen passiert, als Generallieutenant Roquelaure endlich mit 36 Eska­ dronen, darunter die bayerischen Garden, das Karabiniers- und die vier

Kürassierregimenter herantrabte.

Erschöpft und von der feindlichen Infanterie

mit mörderischem

Feuer begrüßt, vermochten sie den Anprall der englischen Kavallerie nicht auszuhalten. Zweimal geworfen, sammelten sich endlich unsere

Reiter vor der Front der eben ankommenden elf Bataillone, allein ein dritter Chok vernichtete ihre Gefechtskraft so vollständig, daß sie aus­ einanderstoben. Harte Verluste'), insbesondere an Gefangenen, und hier vor allem an Offizieren, gaben dem Kampfe eine noch lange fühlbare Bedeutung. Mit Mühe vermochte sich die Infanterie, auf dem Rück­ züge ein großes Karree bildend, der wiederholten Kavallerieangriffe zu erwehren, zehn dreiläufige Kanonen blieben sichens.

Erst am Defilee von Noduwez stieß Max Emanuel, der bis nach 7 Uhr ohne Kenntnis der Vorgänge geblieben, an der Spitze der

54

königlichen Haus-Infanterie auf die retirierenden Truppen und einigte sich mit Villeroy, statt neue Mißerfolge einzelner Corps zu riskieren, den Rückzug auf Löwen zu nehmen. Seine Auffassung über die Gründe des erlittenen Schlages gibt die Anlage 54 wieder, durch unsere Schilderung glauben wir aber mit Sicherheit erwiesen zu haben, daß

') Kr.-A. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1705 I—XII sowie 1705 März und April ergänzen die Listen in St.-Bibl. Eur. 390/50 und K. K. Kr.-A. F.-A. Röm. R.

Fase. 13 St. 9. (G. St.-A. 1705 St. 2), welche fast nur die Gefangenen aufführen. Unter den letzteren befanden sich die Generallieutenants d'Alegre und Gras Horn,

sowie der Kommandant der Karabinicrsgarde..Graf Ferdinand Joseph von Tauff­ kirchen. — Der Reiter Joseph Filser des Ärco-Kürassierrcgiments zeichnete sich dadurch aus, daß er eine vom Karabinierregiment verlorene Standarte wieder er­ oberte.

Hutter, 1. Chev.-Regt., der obige Quelle benutzte, findet das wohl wie

manches andre unwesentlich. Oder verdient Pelet's hämisches Urteil über die bayerische Kavallerie keine Zurückweisung, der achtlos vergißt, mit welch todesver­

achtendem Ungestüm 1704 sowohl als 1706 sich unsere braven Reiter in den Kamps stürzten? •) Diese Geschütze werden in St.-Bibl. Eur. 390/50 folgendermaßen beschrieben:

„Diese Canons schießen acht Pfund und machen diese 10/30 • aus.

Und weil auf

einer affut drei verschiedene Geschütze (mit einem Kleeblatt gezeichnet) vermittels einer Schrauben aneinander liegen, so findet man auch parallel-Ladungen. Die zioei Cammern der zwei Stücke, so sich obenwärts zur Seite befinden, haben einen Lauff

bei dero zwei Ladungen."

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

595

die bayerische Infanterie, was bisher vielfach angenommen wurde, am NOS Kampfe des 18. Juli unmöglich teilnchmen konnte, denn ihr Lager Mer-

dorp befand sich noch über 4 kin südöstlich des Quartiers Jauche der französischen Garde zu Fuß. Die Lage der französischen Armee war für einen Augenblick Peinlich. Marlborough dehnte am Morgen des 18. seine Gefechtsfront

bereits bis Tirlemont aus, wo er noch ein französisches Bataillon ge­ fangen nahm sowie ein bayerisches Magazin eroberte, und stand auf der kürzesten Linie nach Löwen, dem Zentralpunkte der auf Nanmr, Ant­ werpen, Mecheln und Brüssel führenden Straßen. Aber obwohl sich unter der Generalität Stimmen erhoben, welche den Rückzug nach Namur

befürworteten, blieb Max Emanuel bei seinem Entschlüsse und eilte mit der Maison du Roy voraus, um das Walddefilee von Jodoigne zu besetzen. Sobald sich die Armee gesammelt, folgte sie und erreichte

nach einem anstrengenden Marsche abends 8 Uhr mit ihren Spitzen die Nähe von Löwen. Die Nachhut unter Marschall Arco traf, unbclästigt vom Feinde, erst am 19. morgens 2 Uhr ein. Inzwischen hatte Villeroy ober- und unterhalb der Stadt Brücken schlagen lassen, und eine Stunde später defilierten die Truppen über die Dyle. Eben als um neun Uhr die Arrieregarde übergehen wollte, erschien die feind­ liche Vorhut, wagte jedoch nicht mehr anzugreifen, da sie, ein Beweis, wie sehr Marlborough seinen Erfolg überschätzte, vorwiegend nur aus den für Löwen bestimmten Quartiermachern und Fourieren bestand. Diese Stadt vor der Front, dehnte sich das neue französische Lager von Berthem gegen Norden aus, Max Emanuel nahm sein Quartier im Chäteau deBetlehem. Als Marlborough nach neuen Reibungen mit den holländischen Stimmführern endlich im Laufe des 19. nach Vlierbeek und Bierbeek unter die Kanonen Löwens vorgerückt war, hatten seine Gegner eine so günstige Position hinter der Dyle gewonnen, daß sie von ihr aus allen weitern Plänen der Alliierten begegnen

konnten. Die nächsten Tage der Ruhe benutzte der Kurfürst um Namur Verstärkungen zuzusenden, anderseits aber die beiden Flanken seiner Stellung durch Detachements nach Werchter und Dyleaufwärts zu sichern. Erst am 29. gegen Abend nahm Marlborough die Operationen wieder auf. Der Herzog von Württemberg und Graf Oxenstierna erhielten Befehl mit 18 Bataillonen, 20 Eskadronen, starker Artillerie und einem Brückentrain aus kupfernen Pontons unter dem Schutze des großen südlich von Löwen gelegenen Waldes in aller Stille nach Corbeek-Dyle und Neeryssche zu marschieren, um durch Herstellung

b,r

596

V. Abschnitt.

»Os und Besetzung mehrerer Brücken der Armee die Passage zu eröffnen. Gegen zehn Uhr nachts trafen die beiden Kolonnen an ihrem Be­

stimmungsorte ein, zwei Stunden später folgte das Gros der Armee. Aber die Franzosen standen diesmal auf der Hut. Eine zusammen­

hängende Kette von Posten beobachtete die ganze Fußstrecke, und höhere Offiziere kontrollierten Tag und Nacht ihre Wachsamkeit'). Infolge starker Regengüsse hoch angeschwollen, konnte die Dyle nur auf Brücken

überschritten werden. Als Oberstlieutenant de to Kolonie in der ungewöhnlich finstern

Nacht auf seiner Ronde an der gefährdeten Stelle eintraf, machten ihn die Posten auf das vom andern Ufer trotz größter Vorsicht des Feindes herübertönende Geräusch aufmerksam; deutlich arbeiten. La Kolonie eilte und dem Kurfürsten Rapport, doch Meldungen die Truppen bereits mit

es war kein Zweifel, man hörte zurück und erstattete Villeroy

waren auf Grund anderwärtiger dem Morgengrauen des 30. in

Marschkolonne gesetzt und angetreten. Inzwischen aber hatte der Feind die jenseitigen Höhen mit 40 Ge­ schützen gekrönt, unter ihrem wuchtigen Feuer den Schlag dreier Brücken bei Korbeek, Neeryssche und Weert-St.Georges beendigt, und die Vor­ wachen zurücktreibend, Korbeek mit 500 und Neeryssche mit ebensovielen Grenadieren und zwei Bataillonen besetzt, welche hinter Hecken und Gartenumfriedigungen reichliche Deckung fanden. Schon begann das Gros der Detachements nach Maßgabe des verfügbaren Raumes im Übergange zu folgen, als die Spitzen der

französischen Armee eintrafen. Obwohl der erste Angriff zweier Dra­ gonerregimenter auf Korbeek scheiterte, gelang die Wiedereroberung in kurzer Zeit. Bei Neeryssche, wohin der Kurfürst einige Infanterie-Brigaden — die bayerische 2) und die französische Gardebrigade — persönlich führte, entwickelte sich ein lebhaftes Gefecht, in dessen Verlaufe unser Re­ giment gegen die linke Flanke des Feindes disponiert wurde. Da es dabei die Wiesengründe der Dyle offen durchschreiten mußte, so erlitt

es durch die gegenüberstehende Batterie bedeutende Verluste,

bis es

') Als Offiziere du jour wurden nach La Colonie II, 52 täglich in der Anciennität kommandiert: 1 Generallieutenant, 1 Generalwachtmeister, I Brigadier, 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant und 1 Major, denen vor allem die Aufstellung der Wachen, Visitation der Posten und die eventuelle Verfügung über die Piketts oblag. Sie teilten sich in ihren Dienst nach den beiden Flügeln.

') Leibregiment und Kurprinz mußten auf besondern Befehl Max Emanuelas zur Beschleunigung des Marsches ihre mitgeführte zweitägige Brot­ portion wegwerfen.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

597

hinter einer Hecke Deckung fand. La (Kolonie behauptet, jene habe nos aus den neuerfundenen dreiläufigen Geschützen bestanden und sei somit unser Regiment eines der ersten gewesen, welches deren Wirkung an sich erprobtes.

Nachdem auch diesseits zwölf solcher Kanonen in den Kampf ein­ getreten, gelang es dem Kurfürsten, welcher seine Bayern mit ge­ wohnter Todesverachtung selbst zum Sturme führte, durch umfassenden Angriff die Ortschaft den zähen Verteidigern wieder zu entreißen. Bei Weert, wo von vornherein einige Bataillone standen, vermochte der Herzog von Württemberg den Übergang garnicht zu forcieren,

ja seine Gegner verfolgten ihn sogar ans jenseitige Ufer. . Angesichts dieses energischen Eingreifens Max Emanuel's und des Aufmarsches der französischen Armee gab Marlborough, dessen Kolonnen durch Artilleriefeuer schwere Verluste erlitten, zwischen 7 und 8 Uhr morgens jeden weitern Versuch auf und zog sich in die Lager­ stellung zwischen Maillard (Meldert) und Bossut zurück. Die infolge ungünstiger Postierung der feindlichen Artillerie nicht sehr bedeutenden französischen Verluste werden verschieden beziffert, jedenfalls war Kurprinz das am stärksten beteiligte, wenn auch La Co lo nie's Angabe von fünf Hauptleuten, acht Lieutenants und 80 Mann sicher zu hoch gegriffen ist. Verwundungen leichterer Art aller­ dings verschweigend, geben uns die Rechnungsakten folgende Namen: aggregierter Hauptmann Köck, Oberlieutenant Lendtmann, Feld­ webel Georg Lechner (Crondeur-K.) tot, Kapitünlieutenant Pündter schwer verwundet und am 9. August gestorben. Noch eine Reihe von Tagen blieb unser Regiment auf dem Gefechtsfelde selbst stehens und beteiligte sich am 7. an einer großen *) Dann waren es die bei Wanghe verlorenen Geschütze, denn die Erfindung

war eine französische, die, wie La Colonie bemerkt, wegen geringer Tragfähigkeit der canons ä trois coupe bald wieder verschwand. ’) Aus dieser Zeit erzählt uns La Colonie II, 56—62 eine kulturhistorische inte­ ressante Episode.

Beim Heranmarsche unseres Regiments zum Gefecht sand ein

Tambour in einem Hausen Lumpen ein Kruzifix aus Pappe. Gedankenlos steckte er es, später an der erwähnten Hecke angekommen, in den Spalt eines alten Weidenbaumes.

Als abends das Regiment an derselben Stelle kampieren sollte, suchte man nach trockenem Holz, und auch der alte Strunk kam an die Reihe.

Aber siehe, nach einigen Schlägen

entfällt ihm das Kreuz. Großes Erstaunen, Geschrei: Kameraden, auch der Regiments­ pater, eilen hinzu.

sein.

Kein Zweifel, je mehr man es überlegte, es mußte ein Wunder

Ein Altar wird an der Stelle errichtet, ein Zeltdach darüber gespannt, täglich

die Messe dort gelesen.

Hohe Personen, die ganze Armee interessieren sich schließlich

für die Sache, reiche und reichere Opfergaben fließen, und gläubigen Angesichts ver­

teilt der Finder Reliquienstücke von dem Baume.

Da fällt unserm Tambour die

698

V. Abschnitt.

Ho» Fouragierung, wobei gelegentlich eines Renkontres auch der aggregierte Hauptmann Le Morel de Vignoles fiel. Trotz „promenades et mouvements que l’armee de Marlborough fait plus la nuit que le jour“, wie der Kurfürst am 3. schreibt, und obwohl man deshalb fast jede Nacht durchwachen und den Offizieren verbieten mußte,

ihr Ruhelager in den Ortschaften zu suchen, erlitt die Situation doch keine wesentliche Veränderung, bis Marlborough am 15. in süd­ westlicher Richtung aufbrach und zwischen Corbais und Sombreffe, dann am 16. die Dyle bei Ottignies und Le Sart überschreitend, zu­ nächst Genappe lagerte. Zwar sprachen die einlaufenden Nachrichten für eine Fortsetzung des Marsches, doch ließ sich der Kurfürst, bei welchem nun auch Marschall Marsin eingctroffen, für seine Person nicht verlocken, dem

Feinde zu folgen, sondern verlegte die Armee lediglich in die als un­ angreifbar geltende Position Overyssche-Neeryssche und detachierte den General Grimaldi mit 18 Bataillonen und zwölf Eskadronen nach Brüssel, sowie um die Zugänge des Soigncwaldes zu decken, sechs Dragonereskadronen unter dem berühmten Partisan Oberst Pasteur nach Waterloo. Auch als die Alliierten am 17. auf die Linie La HulpeBrainc l'Alleud vorrückten, erhielt dieser nur einige Verstärkungen und die Weisung, sich im Falle überlegenen Angriffs auf das bei Vivier d'Oye, an der großen Straßengabel nach Brüssel, stehende Detachement Grimaldi's zurückzuziehen. Wenn auch über die nächsten Pläne Marlborough's im unklaren, war der Kurfürst einer nahenden Entscheidung gewärtig, und wirklich schien der Herzog, weil sich seine Gegner aus ihrer vorteilhaften Po­ sition nicht hatten herausmanövericren lassen, am 18. zum direkten Angriff schreiten zu wollen. Noch am Abend des 17. mußte Pasteur Waterloo vor über­ legenen Kräften räumen, und eine andre feindliche Kolonne drang bis

Groenendael im Soignewalde vor; die Hauptarmee aber marschierte früh zwei Uhr unvermerkt ostwärts in den Abschnitt zwischen der Lasne und Yssche. vergessene Geschichte wieder ein, doch der Pater gebietet ihm Schweigen.

Bald aber

merkt jener, daß er es nicht war, der den Löwenanteil des Gewinnes empfing.

Ober st

Mercy, vor den er seine Beschwerde bringt, konfrontiert Tambour und Pater und entscheidet dann auf des letztern fromme Bedenken: Der Baum gehöre dem Lande-

das Regiment könne ihn ja doch nicht immer mitfahren, und deshalb sei er den Kapuzinern in Löwen zu übersenden.

So geschaht.

„Mais ces-bons Pfcres, so

schließt unser Gewährsmann, rezent le präsent, sur le räcit qu’on leur en fit,

avec beaucoup d’indifference et depuis on n’en a pas entendu parier.“

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

599

Als der Kurfürst am Morgen die Vorgänge im Soignewalde nos erfuhr, zog er zunächst Grimaldi, indem er ihn mit weitern zwei Infanterie-Brigaden verstärkte, nach Boitsfort heran; da aber alle Nach­ richten den Anmarsch Marlborough's gegen Brüssel zu bestätigen

schienen, so stand man nun vor der entscheidenden Wahl, entweder die Hauptstadt oder Löwen dem Feinde preiszugeben. In dem Momente jedoch, wo die Heerführer sich für den Abzug nach Brüssel entschieden, zeigte sich, daß das, was man bis jetzt nur für ein Scheinmanöver ge­ halten, in der That von ernsterer Bedeutung sei.

Seit einer Stunde

rückte die feindliche Kavallerie auf den Höhen von Overyssche vor, und als der Kurfürst um sieben Uhr morgens noch einmal rekognoszierte, sah man deutlich Infanteriekolonnen folgen. Parteien meldeten, daß

auch Auverquerque von Braine l'Alleud gegen Osten marschiere, und die Abteilungen im Soignewalde in das Arrieregarden-Verhältnis

träten. Deshalb entschied sich Max Emanuel die unter dem Schleier eines Kavallerietreffens bereits im Abzug nach dem Soignewalde be­ griffene Infanterie wieder zurückzurufen, und wirklich dehnte sich mittags nur getrennt durch die Dssche das alliierte Heer von Neeryssche bis La Hulpe aus. Die Armee des Kurfürsten rangierte sich zur Schlacht, die gesamte Infanterie im ersten'), die Kavallerie im zweiten Treffen. Das unhaltbare Schloß von Oberyssche wurde geräumt, und als am Abend sich die Höhen immer mehr mit Truppen füllten, sandten ihnen die Geschütze ihren ersten Gruß. Noch entspann sich um das Schloß Huldenberg ein hitziges Gefecht; kampfbereit erwarteten die Franzosen den Morgen des 19., aber auch dieser und der Tag verstrich ohne Angriff. Nachmittags drei Uhr begann Marlborough über die Lasne nach Wavre zu retirieren2) und lagerte zwischen Florival und Limal, von wo er am 22. die Dyle überschritt und seine rückgängige Bewegung bis Thorembais St. Trond-Nil St. Vincent fortsetzte. Abermals hatten die holländischen Deputierten und einige ihrer Nachbeter in der Gene­ ralität im entscheidenden Momente Vorsicht als den bessern Teil des

Mutes erkannt. *) Unser Regiment dürfte dabei aller Wahrscheinlichkeit nach gegen den linken Flügel gestanden sein. *) Unmittelbar hinter dem abziehenden Gegner sprengte der Kurfürst auf die

Oberyssche vorliegenden Höhen.

Nur 40 Schritte entfernt, schlugen feindliche Dragoner

auf ihn an, wurden aber von den Offizieren am Schießen gehindert.

Max Emanuel

schickte seinen Adjutanten hinüber um zu danken, und wünschte ihnen im Fortreiten

mit dem Hute grüßend, glückliche Reise.

Quincy IV, 519.

600

* ®rcieni|,c-

V. Abschnitt.

Indes sich die französische Armee durch neue Zuzüge vom Rheine

her verstärkte, nahm sie auf die Nachricht, die Alliierten seien am 27. nach Glimes-Perwez zurückgegangen, womit sie sich gleichmäßig von Brüssel und Löwen entfernten, am 29. wieder Stellung hinter der Dyle,

von Wychmael, eine Stunde südlich Werchter, bis Neeryssche. Das kurfürstliche Hauptquartier zu Bethlehem wurde dem Schutze der baye­ rischen Bataillone und französischen Garden anvertraut, die ganze Position aber nunmehr stark verschanzt, da Max Emanuel den Glauben er­ wecken wollte, als beabsichtige er für den Rest des Feldzuges bei Löwen zu verbleiben, während man die gelegentliche Wiedcreroberung der kleinen, den Alliierten zugefallenen Plätze plante, zu denen jetzt auch noch Leau kam, das Marlborough aus seiner seit 29. zwischen Oplinter und Noduwez bezogenen Stellung am 5. September durch ein Detachement wegnehmen ließ. Im allgemeinen war nun jener Zustand eingetreten, den der Kur­ fürst in einem Briefe vom 13. mit den Worten charakterisiert: „On

fait la guerre commodement, les ennemys ne sont icy pas si dures et bruteaux que l’estoyent les Imperiaux.“ Erst nach einer neuen Ruhepause brach die alliierte Armee am 17. auf Wunsch der General­ staaten nach der Schelde auf, überschritt von Diest her ant 19. die Deuter unterhalb Acrschot und lagerte nördlich dieses Punktes.

Auf die erste Kunde von diesen Bewegungen hatte der Kurfürst, die Kavallerie meist in zweite Linie verweisend, seine Infanterie bis an die. Nethe ausgedehnt. Neun Bataillone und ein Kavallerie-Regiment be­ setzten Löwen. 21 Bataillone, darunter die bayerisch-kölnische InfanterieBrigade, standen vom Einfluß der Demcr in die Dyle bei Werchter bis abwärts zu den Brücken von Ninde, 61 Bataillone, zwei Dragoner­ regimenter und die bayerisch-kölnische Kavallerie in der neuen Linie von der Dyle bis abwärts Boisschot; ein Detachement unter Guiscard aber bei Jteghem, zwei Stunden von Lierre. Max Emanuel nahm sein Hauptquartier zu Heyst op den Berg. Während aber Marlborough am 28. noch weiter nach Norden ausbiegend, sich zwischen Grobbendonck an der kleinen und Tongerloo zunächst der großen Nethe mit dem Hauptquartier in Herenthals postierte, zog der Kurfürst ant gleichen Tage seine Armee gegen den linken Flügel zusammen, so daß ihre Front, gedeckt durch den letztge­ nannten Fluß, von Boisschot bis in die Nähe von Lierre reichte, und

letzteres noch durch starke Detachements besonders geschützt war. Wir finden hierbei unser Regiment in einem Lager, das 18 Bataillone zwischen Hülle Brug und Berlaer, dem Quartiere Max Emanuel's,

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

601

einnahmen und um die Verbindung zwischen Lierre und Antwerpen nos gegen die Nähe des feindlichen rechten Flügels besser zu sichern, neben ftanzösischen Regimentern auch die bayerische Kavallerie vom 30. ab

nach Oeleghem, 9 km nördlich von Lierre vorgeschoben. Solange nun wieder Stillstand in den Bewegungen herrschte, arbeiteten die Truppen angestrengt an der Verschanzung ihrer neuen Stellung, und benutzte der Kurfürst eine kurze Reise Marlborough's nach dem Haag, um am 14. Oktober mit 2000 Pferden und 20 Grenadierkompagnien eine Rekognoszierung gegen das alliierte Lager auszuführen.

Aber unmittelbar nach seiner Rückkehr verließ der englische Feld­ herr am 19. abends Herenthals, was Max Emanuel zu einem im wesentlichen resultatlosen Überfallversuche aus dessen Arrieregarde be­ wog, und rückte über Brecht an die untere Schelde; am 23. traf er bei Putte und Stabroeck ein und detachierte ein Corps zur Wegnahme des kleinen Forts Santvliet. Kaum hatte der Kurfürst über diese

Bewegung Gewißheit erhalten, so dehnte er seinen linken Flügel bis Antwerpen aus, wobei die bayerisch-kölnische Brigade nebst den fran­ zösischen und Schweizergarden in eine Reservestcllung zunächst des Jesuitenhofs, 3 km südlich der Festung kam, und entsendete ein De­ tachement, um die von den Alliierten jüngst besetzte Stadt Diest wieder zu nehmen. In der That kapitulierte der Platz schon am 25., während sich Santvliet gegen eine zahlreiche Artillerie bis zum 29. wacker hielt. Im Vollgefühle des kläglichen Ausgangs, den der Feldzug für die Alliierten genommen, hatte Marlborough die Armee am 26. verlassen; Grund genug für Auverquerque, nur noch an den Rückzug zu denken, den er am 4. November in der Richtung gegen Breda auf Hoogstraeten begann, um sodann am 10. die Truppen in die Winter­ quartiere zu verteilen.

Auch der Kurfürst reiste am 27. Oktober nach Brüssel ab, Villeroy aber nahm in den ersten Novembertagen eine Revue seiner Infanterie vor, welche ausschließlich der Kranken und Gefangenen in 93 Bataillonen noch 42175 Mann zählte. Unser Regiment wird dabei summarisch auf 350, das Leibregiment nebst Grenadierbataillon auf 1100 Köpfe beziffert. Am 11. folgten, nachdem durch den Kriegszahlmeister Kornbeck zu Antwerpen noch ein Monatssold ausbezahlt war, auch unsere Truppen *) Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß das in der Dislokationsliste bei Pelet V, 618 in der Brigade Gardea de Cologne neben den Regimentern Gardes de Cologne und Gardes de Baviöre aufgeführte Regiment Cusprini aus dem nicht verstandenen Wort Kurprinz korrumpiert ist. Beachtenswert erscheint die nunmehr beliebte Benennung der Brigaden nach dem ältesten ihrer Regimenter. Staubinget, das k. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz". 40

V. Abschnitt.

602

Itos den bereits vorausgegangenen Kolonnen in die Quartiere, welche das Leibregiment und Kurprinz wieder zu Mons erhielten, während die Kavallerie Brüssel (Garden und Arco-Kürassieres, Gent (PhilippKarabiniers und Weickhel), Vilvorde (Wolframsdorff), Dendermonde und Mecheln (Costa) belegte.

Verstärkung des

Regiments.

Das Ende dieses Jahres ist noch durch eine Reihe einschneidender sßcr|ügUngen gekennzeichnet. Bei der Kavallerie wurden durch Ver­ setzung je einer Kompagnie von Arco zu Weickhel und von Wolf­ ramsdorff zu Costa am 15. November die Kürassierregimenter auf neun Kompagnien ausgeglichen, diese aber nur noch in drei Eskadronen ä. 150 Köpfen formiert; auch das Karabinierregiment mußte sich nach einer mit dem Obersten Claudius deMontauban am 6. Dezember abgeschlossenen Kapitulation auf dieselbe Stärke setzen, so daß die ge­

samte Kavallerie nun 18 Eskadronen zählte2). Wichtiger noch erscheint die am 5. Dezember erfolgte Bildung einer

Bombardicrkompagnie, wodurch die Artillerie dauernd einen festen organisatorischen Verband erhielt; am 17. wurde die neue Kompagnie zu Mons gemustert3). 9 Nach Dekret vom 9. August war bei diesem Regiment der frühere Dragoner­

oberst Berthold von Törring-Seefeld mit dem Obersttraktament und der Be­ stimmung angestellt worden, daß er das Regiment ad interim kommandieren solle. Da Seefeld am 30 Januar 1706 „wegen zu Kufstein erlittenen Schadens" 500 fl. bewilligt erhält, so ist kein Zweifel, daß unsere S. 463 Note 1 geäußerte Ansicht

vollberechtigt ist.

Wenn aber Hutter 1. Chev.-Regt. S. 89, 91, 93 den Obersten

Berthold Graf Törring (als solcher gestorben Februar 1709) zum General­ wachtmeister avancieren läßt, so ist das reine Verwechselung mit dem rangältesten Generalwachtmeister der Armee, Graf Max von Törring-Seefeld, Komman­

dant der Harischiergarde, dann seit 1. Juli 1707 Obersthofmarschall. 9) Bei Neumontierung hatten die vier Kürassierregimenter (mit Ausnahme der

Trompeter) statt der Kamisole lederne Koller zu erhalten, von den Kürassen scheinen

nur noch die Vorderstücke geblieben zu sein.

Gemäß Kr.-A. Rekr.-, Rem. u. Mont.-

Rechn. 1706 führte Costa rote, Wolframsdorff grüne Schabracken, Aufschläge

und Unterfutter, Arco blaue, Weickhel rote Schabracken, die Hartschiere schwarz­

samtenes Unterfutter mit seidenen Gallonen und gezogene Karabiner.

Das Kara­

binierregiment erhielt am 30. April 1706 silberne Gallonen. s) Kommandiert von Oberstlieutenant Thomas Lindin er hatte dieselbe einen

Osfiziersstand von 3 Stückhauptleuten, 1 Oberfeuerwerksmeister, 3 Lieutenants und 55

1 Junker.

Wir können uns an dieser Stelle nicht versagen, in Anlage 55

einen Auszug aus einem ums Jahr 1730 von Lindtner verfaßten Bilderwerke zu

veröffentlichen, durch welchen, wenn die Verhältnisse auch vielleicht nicht ganz kon­

gruent mit denen des Jahres 1705 sein mögen, doch manche Zweifel über das Ge­

schützwesen jener Periode gelöst werden dürften.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

603

Weiter aber hatte die von unsern Offizieren betriebene Werbung «os geradezu glänzende Resultate geliefert. Aus Luxemburg gelangten fürs Regiment vom Mai bis 1. Oktober 236 Rekruten, von Straßburg im Laufe des Jahres 346 Mann nach Mons, von welch letzteren zu Kur­ prinz 296 kamen'); andre 241 Mann folgten für dasselbe im Januar 1706 nach. So konnte nunmehr auch wieder zu einer Vermehrung der Fuß­ truppen geschritten werden. Das Dekret vom 23. November verfügt die Verstärkung der drei Bataillone des Leibregiments auf je acht Kompagnien, und ebenso für unser Reg iment die Bildung von zwei Füsilicrbataillonen zu acht Kompagnien, von denen jedes außerdem durch Zweiteilung der ftanzösischen je eine Grenadierkompagnie einverleibt erhielt. Der Etat sämtlicher Kompagnien sollte 64 Köpfe betragen und zwar: 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 1 Unterlieutenant, 1 Fähn­ rich, 1 Feldwebel, 1 Fourier, 1 Feldscherer, 3 Korporale, 6 Gefreite, 2 Tambours, 46 Gemeine.

Alle bei der Neuformation in etatsmäßige Stellen eingewiesenen aggregierten Offiziere wurden vom 1. Dezember an „konfirmiert", d. h. definitiv angestellt, die übrigen als reformiert auf Halbsold mit Mund­ portionen aber ohne Rationen gesetzt?), „da die Anzahl der aus Bayern heruntergekommenen Offiziere die Proportion der kurfürstlichen Truppen weit übersteigt und die Kriegskassa dadurch allzu schwer gravirt wird", mit dem Zusatze, „daß es solchen Offizieren freistehen solle, künftighin in denen Garnisonen zu verbleiben oder ins Feld zu gehen, bis ihrer bei sich eröffnenden Vacaturen gedacht werden könnte". Schon am 15. Dezember erlaubte ein weiteres Dekret bei den Stabskompagnien des Leib- und Kurprinz-Regiments besondere Hauptleute anzustellen und solche den übrigen mit Compagnien versehenen im Traktament gleich zu halten, eine Maßregel, die, wie bald wahrzunehmen, sehr ausgiebigen Gebrauch fand.

Am 1. Dezember gelangte mit den Oberstkommandanten der beiden Infanterie-Regimenter, den Brüdern Johann Baptist und Joseph de Mercy eine neue Kapitulation bezüglich Rekrutierung und Bewehrung, ähnlich den in Frankreich üblichen, zum Abschluß, wonach außer den vom Mon*) Daraus, daß für 40 Rekruten, welche statt zu unserm Regiment, zum Grenadierbataillon des Leibregiments kamen, „die grauen Kamisole gegen blaue eingetauscht und die Röcke mit den bedürftigen Schlingen verändert werden sollen", ist ein Hinweis auf die Uniformierung gegeben. •) Nur die nichtregimentierten Obersten de Cano, Florimond und Boismorel, dann Oberstwachtmeister Gravisi erhielten wegen ihrer treu und lang geleisteten Dienste die volle Gage fort.

604

1705

V. Abschnitt.

tierungsamt abzugebenden Flinten nebst Bajonetten, die gesamte Be­ kleidung, Ausrüstung und Bewaffnung wieder vom Regiment zu liefern

war — eine allerdings in den Verhältnissen begründete rückläufige Be­ wegung in der begonnenen „Verstaatlichung" der Militärökonomie').

Zur Wahrung des fiskalischen Interesses wurden für die Infanterie und Kavallerie eigene Inspektionen geschaffen, und letztere Stelle dem Brigadier Santini, die erstere am 9. Dezember unserm Oberst und Regiments­ kommandanten Brigadier Joseph de Mercy als „Inspekteur" verliehen.

Ebenso sollten die Obersten künftig statt der bisher zur Fortschaffung der Zelte und Gewehrglocken gebrauchten Proviantwagen pro Kompagnie

jährlich 112'/z fl. Entschädigung empfangen, wogegen nunmehr Trag­ pferde zur Einführung kamen. Gewehrglocken erhielt jede Kompagnie zwei, an neuen Zelten unser Regiment 171 Stück. Die im nächsten Monat erfolgte Versetzung der drei noch vorhan­ denen Balkenknechte zum Proviantgefährte2) scheint dafür zu sprechen, daß die Schweinsfeder nunmehr in Wegfall kam. Die Regimentsmusik wurde auf Mercy's Anttag für Kurprinz wieder genehmigt, die Montierung der am 1. Dezeinber angestellten sechs Hoboisten kostete Personalien.

155 '/* Patacons. An Personalien bleiben für dieses Jahr noch nachzutragen: Unter­ lieutenant Ruoreske erhält am 20. September seine Entlassung, Oberst­ lieutenant Qu ar di im Oktober den Oberstentitel; Hauptmann von Kilburg fällt am 25. int Duell, sein Gegner, Hauptmann von Bergoffsky begibt sich in die Freiung, wird aber kurz darauf begnadigt; am 15. Dezember werden Oberlieutenant Schmurz zur Leibgarde der Hartschiere, am 19. Oberlieutenant O'Connor und Unterlieutenant Richardt zum Leibregiment versetzt; am 20. erhalten aus unbe­ kannten Gründen zugleich neun irländische Offiziere ihre Entlassung, dabei von unserm Regiment die Hauptleute Doran, Convay und O'Dogerty, Unterlieutenant Tüll und Fähnrich David Barry; letztere beide wurden jedoch am 1. März wieder angestellt. Die Neuorganisation vollzog sich für Kurprinz am 16. Dezember, nur die Kompagnie Pongratz, deren sämtliche Chargen noch in Straß-

burg auf Werbung standen, trat thatsächlich erst am 7. Februar ins Leben. Die Einteilung der konfirmietten Offiziere ist aus der nach­ stehenden authentischen Liste ersichtlich. *) Wahrscheinlich stammt auch die Einführung der dekadenweisen Löhnungs­

zahlung aus diesem Monate. •) Eine nette Art, ungetreue Bedienstete desselben wegen eigenmächtiger Bestiedigung ihres Appetits zu bestrafen, bestand in dem Anlegen von Maulkörben, welche man vom — Hofküchenamte entlehnte.

605

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

Das Regiment Lurprin) am 31. Dezember 1705.

1705

Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Oberstab: Oberst-Kommandant: Brigadier Joseph de St. Jure Chevalier de Mercy. Titular-Oberst: Markus Anton de Quardi. Oberstlieutenants: Johann Jakob Frankenreither. Hieronymus Marquis de Nicolini. Oberstwachtmeister: Augustin von Hünerbein. Unterstab: Regiments-Quartiermeister: Georg Lorenz Faber. Auditor und Sekretär: Johann Georg Neebauer. Regimentskaplan: Johann Westermayer. Regimentsadjutant: Johann Drexlmayer. Regimentsfeldscherer: Lancelot Bovie. Regimentsprofos: Johann Michael Leit eisen (seit 1. Januar an­ geschafft). 6 Hoboisten, 3 Balkenwagenknechte. Alte Kompagnien:

Kompagnie

Hauptmann

Fähnrich

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Charles Biel

Clement Hardy

aggr. Francois de la

Kap.-Lieut. Joh. Heinr. von

Johann Gmelch

Colonie de St.

Mörz

Jos. Franz von Kollenburg

Philipp Kreitter

Matth. Wagner

Balth. Spagerer

Peter d' A d d a z

de Corseigne

Joseph von Seiglih

Joh. Wieser

Claudius Pomet

Oberstlieutenant Francois

La Colonie-

de la Colo nie*)

Grenadier-

aggr. Jakob Graf

Franyois

Rittre

Butler Oberst de Mercy beim Stabe

Leib-

Pierre Oberstl. Franken,

Oberstlieutenant.

reither beim Stabe

Frankenreither.

aggr. Phil. Konr. de

Lorme Heinr. Ernst Crondeur Crondeur-

aggr. Joh. de

Camillart

Georg Jos. Ant.

von Thann

Jos. Ant. Heinr. Mall.

Martin Mall

Freiherr von

Cilla

Joh. Phil. Elsinger Elstnger-

aggr. Jos. Max Felix

Freiherr v. Muggen-

Stephan Dury

Joh. Mich. Trenz

Gg. Ulr. Bernh.

Singer

thal

*) Stabsoffiziere, welche Grenadierkompagnien kommandieren, werden noch längere Zeit nicht beim Regimentsstab geführt.

Die von Hutter, 1. Chev.-Regt. gewählte Form, die Stabskompagnien lLeib-,

Oberst« rc.) mit den Namen ihrer Chefs

als eine willkürliche bezeichnen,

benennen, muffen wir, um allgemeinen Schlüffen vorzubeugen,

V. Abschnitt.

606

Neue Kompagnien:

1705

Kompagnie

La Bastide-

Grenadier«

(56)i)

Hauptmann

Jean Louis Boredon de

La Bastide (Galaud) aggr. Lorenz de

Quemain

Oberlieutenant

Johann Martin Rummel genannt

St. Martin

Unterlieutenant

Fähnrich

Charles Demeussant

Jean Sirotot

Oberst deQuardi beim Oberst Quardi-

(54)

Stabe

Wolf Jak. Christ.

Korbinian

aggr. Johann Linden­

Teuft

Oberländer

felser

Lor. Albrecht von Schönheinz

Oberstl. de Nicolini Oberstlieutenant

Nicolini-

beim Stabe aggr. Claudius de

Heinr. Christ.

Sebastian

Joh. Bapt.

Maller

Zizelsberger

Cremonesi

Pieton

Obcrstwachtm.

Hünerbein (55)

Jmmer-

Honigau-

Bonetti»

(64)

Pongratz-

Lang-

Joh. Martin Wunderlein

Joh. Christoph

Lorenz Better

von Schönheinz

Joh. Kasp.

Joh. Phil. Ant.

Sauer

Mayer

Pfundtner

aggr Jakob Dobyn

David Utesch

Heinrich von Honig au

Jakob

aggr. Joh. Connelane

Feldmayer

Anton Bonetti

Friderico-

Amann-

dein beim Stabe aggr. KarlFrz. Jos. von

Franz Immer

(54)

Urban«

Obstwm. von Hiiner °

Johann Leonhard

de Friderico

Georg Christian

Springer

Johann Emmer

Andreas Halter

Jos. Maria von

Bergo sfskh

Joh. Ableitner

Michael Bovie

Johann Karl

Benedikt Meinrad

Platin

Meichel

Johann Jakob

Sylvester Martin

Franz Jakob

Joh. Gg.

Pongratz

Steiner

Poß

Hannas

Ulrich Urban

Joh. Nicol. Marcel

de la Vigne

Gregor Prändl

Richard Barry

Franz Xaver

Johann Marx de

Jos. Karl von

Johann

von Amann

Frideri co

Amann

Winant

Dietrich Engelbert

Franz du

Markus Anton

Schwerins

Moulin

Urban

Johann Lang

!) Die eingeschlossenen Zahlen geben den Effektiv stand am Ende des Jahres.

1706. Personalien.

Da sich die Personalveränderungen im Regiment fast ausnahmslos auf die erste Jahreshälfte beschränken, so seien dieselben vorweg angeführt.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

607

Durch Tod gingen ab: am 1. Februar Fähnrich von Thann ««« (im Duell gefallen), am 22. Regiments-Feldscherer Bovie, am 12. April Fähnrich von Kollenburg (Duell) und im Juli der reformierte Unter­ lieutenant Moys; durch Desertion: die Fähnriche W i n a n t (20. Januar), Rittre (März) und Bovie (11. August); auch Hauptmann Crondeur begab sich Ende März vom Regiment weg und kehrte nicht mehr zurück'). Beabschiedet wurden: die Fähnriche Spagerer (März) und Singer (August); versetzt: im Januar Unterlieutenant Widl und Fähnrich von Stein, beide reformiert, zum Leibregiment, 1. April Oberlieutenant Speidl, desgleichen, zur Hartschiergarde; angestellt als aggregiert und reformiert (fast sämtliche aus Bayern angekommen): 1. Januar Haupt­ mann Johann Rudolf Moro, die Oberlieutenants Schneider und Franz Joseph Hörl, die Fähnriche Fürweger und Obert; 1. Fe­ bruar Hauptmann von Schwanberg, Unterlieutenant Ritschel, die Fähnriche Erb und Karl Sigmund von Fuxberg; 15. März die Hauptleute Ignaz Rolland und Johann Philipp Gauthiers, welch letzterer am 1. April die Kompagnie Crondeur konferiert er­ hält, dann Unterlieutenant Lauer; am 1. April unser Oberstwachtmeister von Schmidthofen, die Oberlieutenants Johann Konrad Groß­ fi et er und Wolfgang Heigel; am 1. Mai Hauptmann Johann Michael Habbach und Unterlieutenant Franz Anton von Schönberg; be­ fördert wurden: im Februar Unterlieutenant du Moulin zum Ober­ lieutenant, 1. April Unterlieutenant Demeussant zum Oberlieutenant, Fähnrich Siro tot zum Unterlieutenant, Feldscherer Martin Mayr zum Regiments-Feldscherer; endlich neu angestellt die Fähnriche Philipp Heinrich Jahn von Mundolsheim und Albert Franz von Reitzen­ stein (1. April), dann Philipp Wilhelm Graf d'Aspremont und Hippolyte Poire (1. Mai). Wir erwähnen zunächst, daß die Kürassierregimenter Weickhel und at6aQbe hon Wolfr-amsdorff im Mai dieses Jahres auf die Obersten Poth") ______________

*) Vielleicht lag die Ursache in demselben Grunde, der La Colonie II, 32 ver­ anlaßt, ihm folgendes Zeugnis auszustellen: >Cet officier ötoit un de ces braves,

ä qui il n’en coüte rien de mettre l’^pöe ä la main; 11 en faisoit möme u n mutier.« Die Duellwut grassierte in dieser Periode in erschrecklicher Weise in der Armee, ein anschauliches Bild der herrschenden Roheit gibt uns Wcrkstätter in

HK. d. A. Man. 175 S. 71 f.

a) Derselbe ist wohl identisch mit jenem Hauptmann Gauthier, welcher im bayerischen Bauernaufstand 1704 eine hervorragende Rolle spielte und an der Über­ nahme des Oberkommandos nur durch seine mangelhafte Kenntnis der deutschen

Sprache behindert wurde. S. a. S. 572. •) Wohl gestützt auf Munich, Bayer. Armee S. 326 und die bisherigen An­ gaben des M.-H.-B. verlegen Rosenbusch und von Pöllnitz, 2. Chev-Regt.

Bayern.

608

V. Abschnitt.

nee und Locatelli als Inhaber übergingen, um sodann ein Ereignis zu berühren, das auch auf unser Regiment manche Rückwirkung äußerte:

die Errichtung eines neuen bayerischen Regiments in Italien aus Deser­

teuren, welche man unter den in die österreichische Armee zwangsweise eingestellten Landeskindern zu gewinnen hoffte x). Der bereits 1703 aufgetauchte Gedanke Ludwig XIV., ein Regiment

Bayern unter dem Namen Royal-Baviere anzuwerben, war in ver­ änderter Form in einem Memorial wieder erschienen, das der kurfürstliche Generaladjutant und außerordentliche Gesandte in Venedig, Viktor Ama­ deus Graf von Solar de Monastrol, Bruder des General-Feldmarschalllieutenants, dem französischen Gesandten bei der Republik, Abbe de Pomponne, wohl zu dem Zwecke übergeben hatte, um sich selbst zum Obersten eines solchen Regiments zu empfehlen.

Die Idee, die

meist nach Italien geschickten Opfer der österreichischen Gewaltherrschaft im Kurstaate auf diese Weise wieder den vaterländischen Fahnen zuzu­ führen, fand bei Max Emanuel williges Gehör, und nachdem die Vorverhandlungen mit Versailles zu einem günstigen Resultate gediehen, S. 69 diese nach zahlreichen Aktenbelegen für 1706 unumstößliche Thatsache inS

56—57

Jahr 1715. In den Anlagen 56 und 57 geben wir die aus zweifellose Beweise gegründete Tabelle der Inhaber der bayerischen Infanterie- und Kavallerie-Regimenter

von 1705—1726, welche im Zusammenhalt mit den Anlagen 12, 37 und 53 nun­ mehr eine verlässige Übersicht über die Formationen der Regierungsperiode Max Emanuel's bildet. *) Es ist in den weitesten Kreisen bekannt, was unsere Armee jener Phäno­ menalen Schöpfung der noch unübertroffenen Geschichte des nunmehrigen 4. In­ fanterie-Regiments „König Karl von Württemberg" durch Oberst von Hoff­ mann verdankt. Deshalb dürfte der ausdrückliche Hinweis am Platze sein, daß in den wenigen Fällen, wo wir uns in Widerspruch mit jenem Werke setzen, auch wenn wir dieses Umstandes nicht besonders erwähnen, kein Zurückgreifen auf ältere Stadien der Forschung, sondern die Gewinnung neuer Gesichtspunkte Ursache ist. Was den ersten Namen jenes Regiments betrifft, so acceptieren wir zwar, der Autorität von Hoffmann's folgend, die Bezeichnung Bayern (Bavarois);

möchten aber doch daraus Hinweisen, daß der Kurfürst (Brief an die Gräfin Arco vom 9. März 1706 im Geh. St.-A. Schw. K. 352/2) die Ernennung des Cheva lier de Baviöre zum Obersten ebenso wie die Aufnahme des Regiments in fran­

zösischen Sold gewissermaßen als Bedingung für die Errichtung desselben dem König

gegenüber aufgestellt hatte, welche er auch ausdrücklich als genehmigt erwähnt.

Nur

sollten beide Umstände vorläufig Geheimnis bleiben >la solde du Roy — car les Bauarois ne uiendroyent point« und die Jnhaberschaft seines natürlichen Sohnes »uisquea ä ce que le Regiment soit arrivö en ce pais icy< — dieses wohl mit Rücksicht auf die in Venedig weilende Kurfürstin. Am 15. März schreibt Max Emanuel an die Gräfin Arco: „Ich habe den Brigadier Mercy ge­

wählt, um ihn nach Italien zu schicken und das Regiment des Chevalier zu

errichten" und am 3. Juni aus Lille: >11 y a deia un battallon de 600 hommea en pied du Reg1 du Cheuallier en Italien

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

609

erhielt am 14. März unser Oberst Joseph Chevalier de Mercy zur Werbung und Aufrichtung des neuen Regiments ein Patent'), welches

am 30. vpn einer weitern Resolution gefolgt war. Mercy reiste nach Empfangnahme eines Kostenvorschusses von 1500 ft. am 1. April nach Paris ab, setzte dort mit dem Kriegsminister Chamillart die Einzel­ heiten fest und begab sich sodann nach Italien, wo seine Ankunft mit Sicherheit in der ersten Maiwoche stattfand *). Die Instruktion für den ihm beigegebenen Kriegskommissär Jäger datiert vom 20. April.

Am 3. desselben Monats hatte auch die Liste derjenigen Offiziere Genehmigung gefunden, welche die Cadres des auf 2 Bataillone berech­

neten Regiments bilden sollten. Die Verpflegung derselben auf fran­ zösische Kosten begann am 1., und wurden außer dem zum Interims­ kommandanten bestimmten bisherigen Generaladjutanten Oberstlieutenant Franz Joseph Freiherrn von Lerchenfeld (früher Hauptmann bei Kurprinz) folgende, theils konfirmierte, meist aber aggregierte oder reformierte Offiziere unseres Regiments — nebst einer geringeren

Anzahl anderer — im Laufe des April an ihren neuen Bestimmungsort abgeschickt: Oberstlieutenant Marquis de Nicolini; die Hauptleute: Lindenfelser, Garcia de Leon, Wolfsegger, von Bergoffsky, Rueprecht, Connelane, Dobyn, Bärtelmann, von Pfundtner, Schick von Lauterburg, von Schwanberg, Moro, de Camillart, de Pieton; die Oberlieutenants: Viel, Hörl, Pollinger, Steindl, Schmid­ berger, St. Amand, Dubois, Langwieser, Langitsch, Schneider, Wilhelm, Höpflinger, de la Vigne; die Unterlieutenants: Kaltenecker, Stehle, Tüll, Klausner, Wenzler, de Bonnets, Sallel, Dürnhauser, Caysac, Waldherr, Kopp,

*) Dies und die folgenden Daten bestätigt durch das Aktenverzeichnis in R.-A. Span. Succ.-Kr. Fase. 154. a) Brief des Kurfürsten d. d. Brüssel, 1. April: >11 laut que f alle faire en ce moment les promenades des sepulcres et pendant ce temps la Mercy part. . . < und Brief Mallknech 1 's d. d. Brüssel, 7. Mai 1706 an den Baron Wiedmann in Venedig: >Je nedoute pas qu’ä Theure qu’il est que Mr. de Mercy ne seit arrivö et qu’apres ce qui vient arriver en Italic il ne trouve des grandes facilitäs pour la levde du regiment en question.« Wir empfehlen die im Geh. St.-A. Schw. K. 352 enthaltene Korrespondenz von 1706 der eingehenden Beachtung späterer Forscher. 8) de Bonnet, 37 Jahre alt, von Aitain in Artois gebürtig, reiste that­ sächlich nicht ab, sondern trieb sich beurlaubt lange Zeit in den Niederlanden mit der Absicht herum eine Freikompagnie zu errichten. Am 28. Juli verleitete er in Namur drei Grenadiere unseres Regiments zur Desertion. Das darüber ge­ führte Uniersuchungsprotokoll (Kr.-A. A VI, 4 Regimentsakt) enthält den auffallenden Passus, daß jene drei Leute „ihre Donister schon auf dem Buckel getragen" hätten. Sollte das auf eine Einführung des Tornisters statt des Schnappsackes deuten?

1706

610 1706

V. Abschnitt. Andr. Mayer, Sommerauer, ©eigner, Distl, Charias, Göller Ritschel, Altmann, Lauer; die Fähnriche: Habbach, Medi, Mantz, Ruedols, Wörle, Obert, Erb, von Fuxberg, Schick von Lauterburg, von Bergosfskh und David Barry; der Regimentsquartiermeister Anton Hannas und Adjutant Holzhäuser Hiebei müssen wir aber ausdrücklich erwähnen, daß sowohl Oberst

de Mercy als Oberstlieutenant de Nicolini niemals aus der Ver­ pflegung unseres Regiments traten, mithin in dem neuen Regimente nicht eine etatsmäßige, sondern lediglich kommissionelle Stellung ein­

nahmen. Mercy, welcher seiner Aufgabe nur halb gerecht werden konnte, insoferne bloß ein Bataillon „Bayern" zur Aufstellung gelangte, das seit Anfang 1707, wo es nach den Niederlanden kam, offen den Namen „Chevalier de Baviere" trug, — kehrte bereits im Oktober nach

Brüssel zurück, Nicolini dagegen blieb bis zu seinem Ausscheiden aus unserem Regimente dauernd „absent". Das Kommando des letzteren führte in der Zwischenzeit, wie die Akten ausdrücklich konstatieren, Oberst de Quardi; dasselbe erhielt im

Laufe des Jahres 98 weitere Rekruten; seine Brotverpflegung erforderte vom 1. Mai bis 31. Oktober 203 686, also täglich durchschnittlich 1100 Mundportionen. Die Resultate der zwischen 6. und 17. März durch das Oberkriegskommissariat zu Mons über die beiden Infanterie-Regi­ menter vorgenommenen Musterung blieben uns unbekannt.

Konzentration der Armeen.

Mit ungewohnter und ungeahnter Raschheit sollte der neue Feld­

zug eine gewaltige Entscheidung bringen. Zwar hatten die kriegführenden Parteien schon während des Winters nicht bloß auf dem italienischen Operationsschauplatze eine hochgradige Anspannung ihrer Kräfte in Aus­ sicht genommen, sondern auch in der Berührungszone zwischen Frank­ reich, dem Reiche und den Seemächten rüstete man sich auf beiden Seiten mit aller Macht, um den Gegner durch eine energische Offensive nieder­ zuringen; allein der Ausgang dieses Kampfes zeigte, daß Frankreich immer noch zu viel auf die Reibungen im gegnerischen Lager zählte. Ludwig XIV. gedachte zunächst die 1705 verlorene Moderlinie von Villars frühzeitig wieder wegnehmen zu lassen und verfügte hierzu die Verstärkung der Armee im Elsaß durch den größten Teil des unter Marsin an der Mosel konzentrierten Corps, welches nach Er­ reichung des gesteckten Zieles schleunigst nach den Niederlanden zurück-

*) Starb kurz darauf in Italien.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

611

gehen sollte, um den Kurfürsten und Villeroy zu kraftvoller Offen- noa

sive zu befähigen. Auf Seite der Alliierten vertrat Marlborough wiederholt den im vorigen Jahre gescheiterten kühnen Plan, unter Demonstrationen auf den Flügeln der großen strategischen Front einen zentralen Stoß gegen

Frankreichs enipfindlichste Stellung an der Mosel zu führen, wurde hierin aber lahmgclegt nicht bloß durch die ablehnende Haltung des Markgrafen Ludwig von Baden, der in zunehmender Krankheit die Armseligkeit des Reichskriegswesens mit immer tieferer Verbitterung als hemmende Fessel fühlte'), sondern auch durch die nur auf ihre Kirchturminteressen bedachten Generalstaaten und vor allem durch den

rapiden Verlauf der Ereignisse am Rhein.

Denn nachdem Villars am 1b. April mit der Konzentration seiner Truppen begonnen, stand er bereits am Abende des 30. mit 46 Ba­ taillonen und 90 Eskadronen am linken Zornufer östlich Brumpt zum

Angriffe auf die Moderlinien bereit, während Marfin, nur 20 Es­ kadronen zu Demonstrationszwecken zwischen Metz und Diedenhofen zurücklassend, gleichzeitig mit 42 Bataillonen und 40 Eskadronen von Pfalzburg her kaum eine Meile westlich von Hagenau eintraf. Außer Stand, einer solchen Überlegenheit die Spitze zu bieten,

konnte Markgraf Ludwig nur durch Rückzug auf die rechte Rhein­ seite die verspätete Versammlung der Reichsarmee zu bewerkstelligen hoffen, wechselte deshalb am 1. Mai zwischen Drusenheim und Fort Louis das Ufer und führte seine Truppen in die Stollhofner Linien. Vermochte nun Villars zunächst die Verbindung zwischen Landau und Philippsburg zu unterbrechen und am 11. Hagenau zur Übergabe zu zwingen, so waren ferner für den Verlauf des Feldzugs die denkbar günstigsten Bedingungen geschaffen. Daß die Ereignisse in den Nieder­ landen hier bald einen fühlbaren Rückschlag übten, ja die Reichsarmee

sogar auf das linke Rheinufer allerdings erfolglos zurückführten — denn Villars konnte, obwohl durch Detachierungen bedeutend geschwächt, die von ihm neuangelegten Weißenburger Linien behaupten — sei nur allgemein erwähnt; im Augenblick hatte Mars in's Hilfscorps seinen Zweck erfüllt und war zur Verstärkung Villeroy's in Brabant ver*) Nachdem er schon im Laufe des Feldzugs das Kommando der Reichsarniee

an den Feldmarschall Freiherrn von Thüngen abgetreten, schloß der hoch­ verdiente Feldherr am 4. Januar 1707 zu Rastatt mit dem drückenden Bewußtsein

die Augen, einen guten Teil seines einst strahlenden Kriegsruhms durch die traurigen

militärischen Verhältnisse des gealterten Vaterlands eingebüßt zu haben.

Auch wir

schulden dem Fürsten, der sich im Ringen mit dem so vielfach kleinlichen Geiste seiner Zeit aufrieb, ein ehrendes Gedächtnis

612

V. Abschnitt.

»Oe fügbar, wohin es sich mit 18 Bataillonen und 10 Eskadronen — die

übrigen Truppen waren dauernd zur Armee Villars bestimmt — am 3. Mai in Bewegung setzte. Allein während Marlborough sich um die Mitte des Mai nur mit Widerstreben entschloß der politischen und militärischen Lage seine

erste Absicht zu opfern und den Schauplatz seiner Offensivoperationen nach den Niederlanden zu verlegen, entwickelte sich gerade aus den Schwierigkeiten, die er zur Bildung seiner Armee fand, für ihn eine erste Gewähr des Erfolges. Denn noch standen 18 Bataillone und 30 Eskadronen Hessen und Lüneburger, des Abschlusses der Auxiliarverhandlungen mit den Generalstaaten gewärtig, am Hundsrück und der untern Mosel; noch war über die Verwendung eines preußischen Corps von 12000 Mann endgiltige Entscheidung nicht getroffen — Gründe für Ludwig XIV., das Auftreten Marlborough 's an der Mosel als wahrscheinlich zu erachten und an Villeroy den Befehl zu senden, zur Aufnahme der Operationen nicht erst die Ankunft Marsin's

abzuwarten, der sogar die Weisung erhielt, in Metz, wo er am 11. ein­ traf, vorläufig stehen zu bleiben. Schon seit Anfang Mai hatte auch Villeroy begonnen, die rück­ wärtigen Staffeln seiner Armee gegen Brabant aufschließen zu lassen, in dessen festen Plätzen während des Winters ungeheuere Vorräte auf­ gestapelt worden; womöglich noch vor dem 1. Juni wollte er die Be­ lagerung von Leau beginnen und zu ihrer Durchführung, den Inten­ tionen des Königs entsprechend, selbst die Entscheidung einer Schlacht

nicht scheuen. Die über feindliche Bewegungen eintreffenden Nachrichten bestärkten den Marschall, welcher sich am 10. Mai die Einwilligung des Kur­ fürsten in Brüssel erholt hatte, in der Absicht raschen Handelns: die französischen Truppen erhielten Befehl sich am 15. um Löwen, die bayerischen bei Brüssel, die kölnischen in Namur zu versammeln; dort konnten bis 18. oder 19. auch die an der Mosel verbliebenen 20 Es­ kadronen eintreffen; der gesamten Artillerie wurde für den 20. das Rendezvous in Mecheln angewiesen.

Unser bayerisches Corps, »dont les rägimens dtoient fort complets et en tres bon ätat ä pouuoir rendre des bons Services aux deux Roys«, vereinigte sich am 15.*) bei Vilvorde und passierte am nächsten Tage vor Max Emanuel, der vom Kurfürsten von Köln und den Marschällen Villeroy und Arco begleitet war, die

58

*) Die geringen Abweichungen von den Angaben Mafsei's Mem. II, 123 f. sind durch die Korrespondenzen Mall knecht's begründet. S. a. Anlage 58,

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

613

Revue. Am 18. brach unsere Infanterie unter Kommando des General- noe Wachtmeisters Marquis Maffei und die Kavallerie mit Ausnahme der Gardeeskadronen nach Löwen auf, und bezogen beide im Verbände der Hauptarmee am 19. das Lager zwischen der großen Gelte und der

Fleppe bei Vissenaeken St. Pierre nächst Tirlemont. Gleichzeitig rückten die Truppen von Namur heran, und auch Mars in setzte sich nach einigen Weiterungen am 20. aus der Nähe von Luxemburg an die Maas in Marsch, so daß nach seiner Ankunft Villeroy über

ca. 90 Bataillone und 140 Eskadronen verfügen konnte. Aber unerwartet rasch hatte Marlborough die schon seit 11. bei Tongern kampierenden Holländer durch das englische Corps von Herzogenbusch (Bois le Duc) verstärkt, und um seinerseits den Alliierten durch eine Unternehmung gegen Löwen zuvorzukommen, am 20. seine Armee auf die Linie Looz (Borgloon)-Lowaige vorgeschoben. Nach dem Eintreffen der Dänen setzte er am 22. seinen Vormarsch nach Corswarem, Corthys und Blehen und sodann am 23. mit 74 Bataillonen, 123 Eskadronen und 60 teilweise schweren Kanonen in acht Kolonnen gegen Hallut, Merdorp und Wasseige fort. Villeroy, der ursprünglich beabsichtigt, einige Tage bei Vissen­ aeken zu halten, befürchtete durch eine feindliche Vorrückung an die kleine Gelte wesentliche Beschränkung seines Verpflegungsgebietes und avancierte deshalb am 21. in den Strich zwischen den beiden Gelten, wo er seinen rechten Flügel an das Gehölze von Chapeauvau, den linken an die Ferme Walsberg bei Orsmael lehnte. Mit dem Eintreffen der kölnischen Truppen aus Namur und der für den 23. erwarteten

20 Eskadronen von Metz zählte seine Armee in 74 Bataillonen und 128 Eskadronen etwa 60000 Mann mit 60 leichten Geschützen. Da ihm folglich eine schwache Überlegenheit über die Alliierten gesichert war, so glaubte der Marschall, den Vormarsch an die Mehaigne fort­ setzen zu sollen, womit auch Max Emanuel, der am 22. abends in Tirlemont anlangte, in Anbetracht des Wunsches Ludwig's XIV., es zu einer Entscheidung kommen zu lassen, sich wider Willen einverstanden erklären mußte, denn wie uns die Quellen mehrfach versichern *), schätzte er den Gewinn im Falle eines Sieges nicht sehr hoch, während er einer *) Maffei, Mem. II, 124. Auf diesen Widerspruch mag die von den Feldz. Eug. Vni, 375 wohl mit Unrecht als Beweis für Max Emanuel's lediglich nominelles Oberkommando zitierte übermütige Einladung Billeroy's an den Kurfürsten zur Teilnahme an der Schlacht deuten »s'il vous platt partager la gloire d’une bataille«. Der König selbst versäumte in seinen Erlassen an den Marschall keine Gelegenheit, das bestehende strikte SubordinationsverhälMis zu be­ tonen.

614

V. Abschnitt.

Ito« Niederlage die weitestgehenden Folgen zumaß: dem Verluste des Stamm­

landes konnte der seiner Statthalterschaft folgen. Der Kurfürst, dessen gewaltige Energie manch heiß umstrittenen Lorbeer pflückte, wo er allein

kommandierte und nicht mit dem Eigensinn und Ungehorsam französischer Marschälle zu kämpfen hatte, ermangelte auch durchaus nicht der Be­ sonnenheit und Klugheit eines Feldherrn.

Die Schlacht bei Namillies'). 23. Mai.

Der ostflandrisch-brabantische Kriegsschauplatz, im Süden begrenzt

durch die Sambre und ihre bis Lüttich geradlinige Fortsetzung, die mittlere Maas, im Norden durch die hierzu annähernd parallelen, aber entgegengesetzten Flußläufe der Demer, der unteren Dyle und des Rüpel bildet eine glacisartige Vorlandschaft der Ardennen, deren reichgegliederte plastische Gestaltung dadurch ein eigentümliches Gepräge erhält, daß die Wasserscheide zunächst der erstgenannten Stromgrcnze hinstreicht, während zur zweiten eine ziemliche Anzahl paralleler Adern abfließt, welche für die Bewegung von Osten nach Westen ebensoviele Abschnitte bilden. Um die Schwierigkeit ihrer Überschreitung zu vermeiden, empftehlt es sich von Maastricht aus, der schwach ausgesprochenen Kammlinie selbst zu folgen; dieser Weg über Corswarem, Hannut nach Hottomont aber benutzt zwischen Taviers und Ramillies den schmälsten Rücken der Wasser­ scheide, welcher südlich durch den Parallellauf der Mehaigne, nördlich durch den Abfluß der kleinen Gette (hier Jauche genannt) auf eine Breite

von nicht 2 km eingeengt wird. Unmittelbar östlich von Hottomont befindet sich die höchste Erhebung des sanftwclligen flachgeböschten Hügel­ terrains, das der freien Bewegung großer Truppenmassen nur insoferne Schranken setzt, als die Thalsohlen der Jauche, Mehaigne und eines bei Taviers mündenden kleinen Zuflusses derselben, des Visoulebaches, damals fast durchaus stark versumpft waren. Die Gestaltung dieses, einer furchtbaren Entscheidung dienenden Schlachtfeldes im einzelnen, ist Plan 2. aus dem beiliegenden Plane2) ersichtlich, wobei wir hervorheben, daß etwa 1 *,2 km östlich und parallel der Jauche eine trockne Einticfung bis Ramillies durchzieht. ') Quellen wie für den ganzen Feldzug: Feldz. Eug. VIII, 372 f., Feiet Coll. VI, 31 f., Quincy V, 5 s., Th. Eur. XVII, 177. Maffei Mein. II, 124 s., La Colonie II, 67 s. Mein, du Marquis D*** 247 f. St -B. Eur. 391/1.2.4.18.30.32. Geh. St.-A. Schw. K. 352/14. Kr.-A. Rechnungs-A. 1706. K. K. Kr.-A. Fcld-A. tG.-St.-A. 1706). 2) Reduziert nach den 20000 tciligcn Blättern des Militär kartographischen In­ stituts in Brüssel.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

615

Am Morgen des Pfingstsonntages, den 23. Mai, gegen 6 Uhr noe begann die französische Armee, in zwei Parallelkolonnen aus den Truppen des 1. resp. 2. Treffens, zwischen welche sich die gesamte Artillerie als dritte schob, und in Bataillonsfronten mit Einschwenkungsdistanze formiert, den Rechtsabmarsch durch das Defilee von Jodoigne und über Mont St. Andre in jene Stellung, welche nach Villeroy's tags zuvor

persönlich unternommener Rekognoszierung die günstigsten Chancen für eine Schlacht zu bieten schien. Der Anblick der in musterhaftester Ord­ nung über das Gelände hinwogenden Heersäulen wird uns von Augen­ zeugen als wunderbar schön geschildert; noch hatten die Strapazen längeren Feldlebens den Frühlingsglanz des Kriegers nicht verwischt, und alles atmete frohe Zuversicht. Sobald die Spitzen den Aufftellungspunkt des rechten Flügels gegen Mittag erreicht, schwenkten die Bataillone ein, und im Augenblick stand die Armee gefechtsbereit. Die Bagage war der Armee anfangs gefolgt, dann aber nach Wawre und Löwen über die Dyle zurückdirigiert worden. Über die Schlachtordnung im einzelnen sind uns quellenmäßige Details nicht erhalten; sicher ist, daß sie sich im allgemeinen der bei Pelet VI, 486 für den 15. Mai gegebenen Ordre de bataille an­ paßte, wonach der rechte Flügel von Kavallerie, insbesondere im 1. Treffen durch die Maison du Roy und einige Kürassierbrigaden gebildet wurde; im Zentrum stand die Infanterie, und zwar am rechten Flügel im 1. Treffen die Brigade Seluc mit dem kölnischen Garde- und

bayerischen Leibregiment, im 2. nach einer französischen die Brigade Wolfskeel mit einem Bataillon dieses und den beiden unseres

Regiments**). Den linken Flügel, wie die gesamte Schlachtordnung in zwei Treffen, formierten 50 Eskadronen, so daß für den rechten 78 er­

übrigten. Durch das Eintreffen der 20 Eskadronen von Metz hatten aber Verschiebungen von Kavallerie-Regimentern vom linken zum rechten Flügel stattgefunden, durch welche auch bayerische Kürassierregimenter neben die Maison du Roy gelangt sein mögen, doch müssen wir bemerken, daß die uns zugänglichen Originalquellen deren Namen nirgends nennen, weshalb die diesbezüglichen Behauptungen neuerer Regimentsgeschichten auf etwas unsicherer Grundlage ruhen dürften*). *) Nach La Colonie II, 73 dagegen wäre unsere Brigade in der Schlacht »ä

l’aile droite de la premifere ligne de l’Infanterie assez prts du centre< ge­

standen, eine im konkreten Fall ziemlich gleichgültige Frage. *) Aussallenderweise sagt der bayerische Augenzeuge Masset II, 127 außer

der Maison habe der Rest des 1. Treffens des rechten Flügels aus französischen und

616 hob

V. Abschnitt.

Der rechte Flügel, auf dem südlichen Abhang der Höhe von Hottomont beginnend und sich an die Sumpfwiesen der Visoule lehnend, er­ streckte sich bis seitlich rückwärts von Ramillies und hatte demnach voll­ ständig gangbares Vorterrain; das Zentrum von Ramillies bis Offus, und der linke Flügel unter Marschall Arco von Offus bis Autre Eglise reichend, waren durch die unpraktikablc Niederung der Jauche gedeckt; die vor der Front liegenden Dörfer Autre Eglise und Ramillies erhielten

stärkere Besatzungen, letzteres durch die das Leibregiment enthaltende Brigade, zu welcher demnächst noch eine Unterstützung von acht französischell und Schweizer-Bataillonen trat. 12 Geschütze standen an der Lisiere dieses Dorfes, der Rest weiter gegen den linken Flügel zu in Gruppen verteilt. Die alliierte Armee, seit 4 Uhr morgens auf dem Marsch, hatte durch ihre um 8 Uhr bei Merdorp eingetroffene Avantgarde Gewißheit über Villeroy's Anzug erhalten. Marlborough dirigierte dem­ zufolge je zwei seiner acht Kolonnen längs der alten Römerstraße, sowie gegen Hottomont, Offus und Folx les Caves, war aber, da sich seine Infanterie zum großen Teil noch 1 */» Stunden weit zurückbefand, lange nicht mit dem Aufmarsch fertig geworden, als die französische Armee den ihrigen bereits vollendet hatte. Während der Marschall die letzten Dispositionen ausgab, traf der Kurfürst von Tirlemont am Schlachtfelde ein. Sein erster Gedanke') war, sich auf die feindliche Kavallerie zu stürzen und sie in die Flucht zu jagen, ehe die Infanterie herankam; allein Bill er oh widersetzte sich diesem Ansinnen, da die von ihm genommene Stellung zu günstig sei, ja er begab sich nicht einmal auf den rechten Flügel, dessen Kommando ihm zugewiesen war, während der Kurfürst neben der Oberleitung sich die spezielle Führung des Zentrums vorbehielt. Um jenem eine bessere Stütze zu geben, insbesondere aber um ein erfolgreiches Vor­ spanischen Regimentern bestanden, und Pelet VI, 37 der linke Flügel habe die bayerische Kavallerie enthalten. Doch rühmt der Kurfürst selbst, das königliche

Haus und seine Kürassiere hätten den feindlichen linken Flügel dreimal zurück­ geschlagen.

Sicher standen nicht alle bayerischen Eskadronen dort, aber welchen der

Ruhm zukommt, die Ehre des Tages gerettet zu haben, verschweigen die Quellen. *) In keiner bisherigen Schilderung der Schlacht — insbesondere in den Feldz.

Eug. nicht, welche die Person des Kurfürsten von 1705 ab mit einer gewissen Beflissenheit bei Seite schieben — kamen jene Momente zur Sprache, ivelche beweisen,

daß der Verlust der Schlacht einzig dem Eigensinn Villeroy's und dem Unge­

horsam französischer Generäle zu danken ist.

Mall knecht's Korrespondenz und

die offenen oder verhüllten Andeutungen bei Masse! und La Colonie sind hiesür

59—60

unumstößliche Belege; aus ersterer reproduzieren wir in Anlage 59 einen Brief,

der durch Anlage 60 volle Bestätigung erhält, während die Behauptung, Marl­ borough's Infanterie sei noch weit zurück gewesen, auch in St.-B. Eur. 351/4

„Das erlöste Brabant re." zu finden ist.

Die niederländischen nnd Rhein-Feldzüge 1705—1714.

617

dringen des feindlichen linken durch flankierende Wirkung zu verhindern, kos beorderte Max Emanuel sechs Bataillone nach Taviers, aber diese

Maßregel fand wie wir bald näher sehen werden,

durch den General­

lieutenant Grafen Guiscard eine derartige Ausführung, daß sie nur

zum Schaden der Armee ausschlagen konnte.

Villeroy, der das Schlachtfeld rekognosziert hatte, mußte die gegen jeden ernstlichen Angriff gesicherte Lage des linken Flügels der

Armee kennen, nichtsdestoweniger waren dort unverhältnismäßig viele Truppen massiert, dagegen die Eskadronen des rechten in sehr lockerer Aufstellung,

welcher erst der Kurfürst dadurch etwas mehr Stärke

verlieh, daß er unmittelbar hinter das 1. Treffen noch zwei Kürassier­ regimenter gewissermaßen als Zwischentreffen schob und als drittes 5 Dra­

gonerregimenter,

14 Eskadronen, hinter den äußersten rechten Flügel

postierte. Schon hatte die beiderseitige Artillerie etwas vor 1 */2 Uhr zu spielen

begonnen, als auch unser Regiment, über welches Oberstlieutenant de la Colonie

sich

selbst

das Kommando

zuschreibt, — Oberst

Quardi mußte demnach noch in Winterurlaub sein — den Befehl er­

hielt, im Brigadevcrbande zu dem nach Taviers bestimmten Detachement zu stoßen'). An der Front der Kavallerie des rechten Flügels heruntermarschierend,

nicht ohne durch das feindliche Gcschützfeuer Verluste zu erleiden, wurde es, und insbesondere seine an den roten Röcken kenntliche Grenadier­

kompagnie, von der Maison du Roy, der Elite der französischen Armee, mit Händeklatschen und lauten Zurufen empfangen, welche an den Ehren­

tag vom Schellenbcrg. erinnerten. Aber statt daß Guiscard die Brigade, wie angeordnet, nach

Taviers selbst heranzog, das nur durch drei Bataillone des Schweizer-

Regiments G red er besetzt war, hielt er sie, nachdem sie sich durch die

Sumpfniederung der Visoule mühsam durchgearbeitet, in dem Winkel zwischen dieser und der Mehaigne zurück oder gab ihr mindestens keine

Verhaltungsbefehle*2) und verschuldete dadurch Vorgänge, welche zu dem

unglücklichen Ausgange der Schlacht den Grund legten,

uns aber zu­

nächst nötigen die Angriffsdispositionen der Alliierten ins Auge zu fassen.

') De la Colonie hatte beim Beginn der Kanonade den Regimentshoboisten besohlen, zur Unterhaltung heitere Weisen zu spielen, aber — schreibt er launig II, 75: „der von herüben und drüben rollende Kanonendonner überraschte sie so, daß sie ohne

daß man's merkte, wie der Blitz verschwanden, um den melodiösen Klang ihrer In­ strumente dahin zu tragen, wo Die Dceorde minder rauschens waren".

2) So La Colonie; Massei dagegen sagt II, 125 ausdrücklich, Guiscard habe unserer Brigade Gegenordre gegeben. Staudinger, das t. b. 2. Jnf.-R „Kronprinz".

618

nee

V. Abschnitt.

Die schwachen französischen Vortruppen zurückwerfend, hatte Marl­ borough gegen 2 Uhr seinen Aufmarsch in der Weise vollendet, daß 54 Eskadronen den rechten, 48 den linken Flügel, 74 Bataillone das

Zentrum der Schlachtlinie bildeten, in welcher die Generäle Lord Churchill und Graf Tilly das 1., Generallieutenant Sa lisch das 2. Treffen kommandierten, während hinter dem linken Flügel 21 dänische Eskadronen unter dem Herzog Karl von Württemberg als Reserve folgten. Eine kurze Rekognoszierung des Terrains und der feindlichen Stellung brachte bei dem englischen Feldherrn den Entschluß zum angriffs­ weisen Verfahren rasch zur Reife, doch gewann er auch die Überzeugung,

daß ein solches nur an seinem linken Flügel durchführbar war, wogegen von Ramillies abwärts das morastige Jauchethal nur demonstrative Bindung der sianzösischen Kräfte gestattete. Deshalb dirigierte er, die englische Kavallerie des rechten Flügels zunächst zum Flankenschutzc etwas zurückhaltend, den rechten Flügel seiner Infanterie gegen Folx und Autre Eglise, während General Scholten mit zwölf Bataillonen Ra­

millies anzugreifen hatte. Die Kavallerie des linken Flügels erhielt längs der Römerstraße die Richtung gegen Hottomont; zunächst der Mehaigne rückte Oberst Wertmüller mit vier Bataillonen*) und zwei Geschützen gegen Franquenee und Taviers an, gefolgt von Württem­

berg's dänischer Kavallerie-Reserve.

Der bald nach 2 Uhr auf Folx begonnene Angriff kam nach kurzer Zeit ins Stocken, da die Infanterie weder den Jaucheübergang zu forcieren, noch die Kavallerie den Bach zu überschreiten vernwchte, so daß sich hier ein für den Verlauf bedeutungsloses stehendes Feuergefecht entwickelte.

In Ramillies gelang es zwar Schollen, sekundiert von 24 Ge­ schützen, momentan einen Teil der Umfassung zu gewinnen, demnächst aber wurde er durch das Eingreifen der Unterstützungsbrigaden unter schweren Verlusten zum Verlassen des Ortes gezwungen. Weit ungünstiger gestaltete sich die Lage am äußersten rechten Flügel. Hier griff Oberst Wertmüller zunächst das nur von Hu­

saren verteidigte Dorf Franquenee an, verjagte dieselben und avancierte sodann gegen Taviers, dessen aus Hecken bestehende Lisiere er nach heißem Kampfe eroberte. Statt aber nun die in nächster Nähe zwischen der Visoule und Mehaigne angelangte Brigade Wolfskeel mit unserem Regimente in die Ortschaft zu werfen, entnahm Guiscard dem rechten Flügel die *) Nach den französischen Quellen mit 14 Bataillonen, für das Kommando eines Obersten sicher ein zu großes Detachement!

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vom Kurfürsten als 3. Treffen bestimmten 14 Dragonereskadronen; 170« ließ sie. absitzen und zum Gegenangriff Vorgehen. Zeitverlust und Über­ stürzung waren die Folge, die Holländer drangen. inzwischen vollends

in das Dorf ein und überschütteten die Dragoner.aus nächster Nähe mit Feuer; von Württemberg's Eskadronen überraschend in der linken Flanke attakiert, wurden jene unter furchtbaren Verlusten.samt dem Regiment Gred er in wilde Flucht gejagt. Abgedrängt von den Pferden, prallte der von Panik befallene Menschenstrom gerade gegen

die Front unserer Brigade und Zwar gelang es den vereinten der Besinnung wieder Raum zu um seine Fahnen zu scharen, so

riß auch diese momentan mit sich fort. Anstrengungen der Offiziere allmählich schaffen und das Regiment von neuem daß. La Colo nie, an Stelle des im

Sumpfe stecken gebliebenen und dann gefangenen Brigadiers tretend, schließlich über vier schwache Bataillone verfügte, aber wir erblicken doch in diesem und anderen uns nicht näher berührenden Vorgängen des Tages eine schlimme Hindeutung, daß unsere Truppen jene unverwüstliche Widerstandskraft nicht mehr ganz besaßen, die sie vor kurzem noch zum Schrecken ihrer Feinde gemacht. Dem Gefechte um Taviers eine günstige Wendung zu geben, war es längst zu spät, denn die Konsequenzen des Verlustes jenes Ortes

traten mit erstaunlicher Schnelligkeit ein, doch hielt die wiedergewonnenc feste Haltung unserer Brigade Versuche der feindlichen Infanterie zu weiterem Vordringen ab und gewährte so dem rechten Flügel der Ka­ vallerie eine int Augenblicke der Not wirksame Stütze.

Der Sorge um die linke Flanke entledigt, brach Auverquerque sofort mit seinen 48 Eskadronen auf die lockere Aufstellung der. fran­ zösischen Kavallerie los und warf das 1. Treffen auf das 2. zurück. Aber selbst in Unordnung geraten, vermochte seine Kavallerie, welche zudem in das Artilleriefeuer der eben von Ramillies wieder Meister gewordenen Franzosen und Bayern geriet, den Gegenangriff des 2. Treffens nicht auszuhalten; mehr und mehr fiel seine Linie ab, bis die gesamte Masse in wilder Flucht zurückjagte und auch Scholten's eben von Ramillies retirierende Bataillone mit sich fortriß. In diesem Augenblick gefahrdrohender Entscheidung erschien Marl­ borough mit der Tete der Kavallerie des rechten Flügels, deren größten

Teil er zur Verstärkung des linken in ber, von Jauche bis gegen die Mitte des Schlachtfeldes durchziehenden Terrainsenkung unvermerkt heran­

geführt hatte. Mit 17 Eskadronen sich den Verfolgern entgegenwerfend, brachte er vorerst den feindlichen Atlgriff zum Stehen, wobei er infolge eines Sturzes beinahe selbst in Gefangenschaft gefallen wäre, und ord41»

V. Abschnitt.

620

nee nete sodann gleichzeitig mit der Erneuerung des Angriffes auf Ramillies die Rangierung der nunmehr auf 85 Eskadronen angewachsenen Kavallerie­ masse in 4 enggeschlossene Treffen an, welche die Front der französisch­ bayerischen Reiterei attakieren sollten, während der Herzog von Württemberg mit seinen 21 Eskadronen sich an Taviers vorbei in

deren rechte Flanke zu ziehen hatte.

Wohl bot der Kurfürst, ohne daß er von der höchst bedenklichen

Anhäufung der alliierten Kavallerie nähere Kenntnis hatte, dem Marschall Villeroy, der nicht von seiner Seite wich, eine Verstärkung des rechten Flügels an; hochmütig dankte dieser mit dem Hinweis, daß die Sicher­ heit jenes Teiles der Schlachtlinie der unbesiegbaren Tapferkeit des königlichen Hauses anvertraut sei; und als Max Emanuel trotzdem

zuletzt den Marschall Arco mit 20 Eskadronen zur Unterstützung be­ orderte, waren die Würfel bereits gefallen.

Denn sobald sich Marlborough zum entscheidenden Angriff in Bewegung setzte, ging ihm das 1. Treffen der französischen Kavallerie, voran die 13 Eskadronen der Maison und bayerische Kürassiere, unter­ stützt von dem eingcschobenen Halbtreffen, entschlossen zur Attacke ent­ gegen. Mit glänzendem Elan, Wunder der Tapferkeit verrichtend, schlug es sich durch die erste, die zweite, ja einzelne Eskadronen durch die dritte Linie.

Allein nun brachen die Infanterie-Bataillone aus Taviers vor, und Württemberg's Dänen sielen ihnen in die Flanke. Alle Aufopferung war umsonst — ermattet wichen die tapferen Reiter, und als sie sich hinter Ramillies retteten, da hatte das 2. Treffen, statt unterstützend cinzugreifen — das Schlachtfeld geräumt! Nur sieben Eskadronen der Maison und anderer Regimenter ver­

suchten noch einmal sich in der Nähe von Taviers zu ralliieren, abermals warfen sich die Dänen auf sie und jagten sie geraden Wegs in den Morast der Visoule, schienen.

Aber rasch

wo sie unrettbar dem Verderben preisgegeben

entschlossen

läßt Oberstlieutenant de la Colonie

unser Regiment eine Viertelsschwenkung links ausführen und em­ pfängt, an den Rand des Hindernisses vorrückend, die Verfolger mit

Salven. Einen Augenblick über die von dieser Seite nicht mehr er­ wartete Begrüßung durch feindliche Infanterie erstaunt, machten die Dänen, viele Tote und Verwundete am Platze lassend, kehrt. Sofort setzte Hauptmann Ducmain mit hundert Grenadieren über die Niede­

rung und wies, sich am jenseitigen Hange postierend, alle weiteren An­ näherungsversuche der zur Verstärkung herangeeilten Eskadronen erfolg-

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

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reich ab, so daß sich die Reste der Maison dem Moraste wieder zu ent- nos

winden vermochten **). Während die alliierte Kavallerie, ebenfalls aufs äußerste erschöpft, weitere Verfolgung unterließ und sich auf der beherrschenden Höhe hinter

Ramillies mit Front gegen diesen Ort sammelte, war Scholten's zweiter Angriff auf denselben endgültig geglückt. Als die holländisch-dänische Infanterie gegen 6 Uhr abends in zwei Linien formiert mit entschlossener Haltung von neuem vorrückte, waren

es zunächst zwei Schweizer Bataillone, welche die Lisiere überstürzt räumten. Trotz General Ma ff ei's energischen Versuchen, der rück­ gängigen Bewegung Einhalt zu thun, mußte bald auch das Grenadier­ bataillon des Leibregiments, das in seiner Flanke durch den in die Ortschaft eingedrungenen Feind schwer bedroht wurde, seine Position

verlassen und riß die beiden Füsilierbataillone mit sich. Das kölnische Garderegiment, bereits umgangen, schlpß sich nach kurzem Widerstand dem allgemeinen Rückzüge an. Maffei's Hoffnung, außerhalb der Ortschaft durch die eigene Reiterei Aufnahme zu finden, war eine trügerische, zwei in der Nähe sichtbare Eskadronen verschwanden rasch, und statt ihrer wogte von rücklvärts die imposante Linie der feindlichen Kavallerie heran. Der General,

der sie als solche nicht erkannte, da sic noch dazu nicht attakierte, sondern

auf wenige hundert Schritte Halt machte, büßte seinen Irrtum mit Gefangenschaft. Von den Truppen konnte sich nur ein Teil retten, das Lcibregiment verlor seine sämtlichen Fahnen bis auf eine2), sowie 32 Offiziere und 465 Gemeine an Gefangenen. *) Unter den von unserem Regimente dem Schlamme Entrissenen besand sich auch der Generallieutenant Marquis de Lianeourt, Lieutenant in der GardeGendarmerie, welcher seinem Retter, einem Grenadier, einen reformierten LieutenantsPlatz mit lebenslänglicher Pension verschaffte. *) So wörtlich in Kr.-A. Span. Suec.-Kr. Rekr.-Rem.- und Mund.-Rechn. 1706. Daß für das infolge der Schlacht am 30. Juli von drei auf zwei Bataillone mit 18 (darunter zwei Grenadier-) Kompagnien — gleich dem bleibenden Stand unseres Regiments — reduzierte Regiment im Laufe des Jahres zwei neue und 1707 noch eine Fahne angeschafft wurden, beweist, daß damals nicht jede Kompagnie eine Fahne, sondern das Bataillon nur deren zwei führte. — Tot blieben vom Leibregimen t neun Offiziere (Namen in Nieder!. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1706) darunter für uns von Interesse: Hauptmann Meng her und Lieutenant Richard!, dann unter den Schwerverwundeten: Oberlieutenant von Dalwigk und den Gefangenen: Oberstlieutenant Schielle, Hauptmann Gras Edmund Butler und Unterlieutenant von Krays. — Maffei blieb bis zum Jahre 1712 „gefangen", war aber un­ mittelbar nach der Schlacht, wie es damals bei hohen Offizieren häufig vorkam, „be­ urlaubt" worden, so daß er jene ganze Zeit, allerdings ohne wirkliche Dienstleistung in der Nähe des Kurfürsten verbringen konnte. S. a. von Hoffmann, 4. Jnf.Regt. S. 154.

V. Abschnitt.

622

nee

So war die Schlacht entschieden; die weitere Fortsetzung des Kampfes

galt nur dem geordneten Rückzüge, doch Ungunst der Verhältnisse ver­ eitelte auch diese Absicht. Solange der Feind nicht nachdrängte, ver­ mochten die Truppen unter dem Schutze der bis dahin intakten Kavallerie des linken Flügels, welche zwischen Offus und Autre Eglise eine vor­ läufige Aufnahmsstellung bezog, die Räumung des Schlachtfeldes mit Ruhe durchzuführen; als aber General Wood nach Säuberung der hinter der Jauche noch besetzten Stützpunkte von ihren Verteidigern die

Verfolgung aufnahm, lösten sich, trotz der momentan wirksamen Ver­ suche des Kurfürsten, der Infanterie durch seine Kavallerie Luft zu schaffen, hier und dort die schwer erhaltenen Bande der Ordnung, und da man vollends die Wege vielfach durch stehen gebliebene Fuhrwerke versperrt fand, nahm die Panik bald eine solche Ausdehnung, daß die Armee vollständig zersprengt wurde. Max Emanuel selbst entging mit Mühe der Gefangenschaft.

Die Gefechtseinbuße der Franzosen und Bayern bezifferte sich nur auf 2000 Tote und Verwundete, gegen 4000 auf Seite der Alliierten, unter denen der Prinz Ludwig von Hessen-Kassel und der dänische Generalmajor Freiherr von Brockdorff als tot zu nennen sind, allein 6000 Gefangene, 80 Standarten und Fahnen, 54 dreiläufige Kanonen und fast der ganze Train') waren verloren. Es spricht in der allgemeinen Deroute aber sehr für die gute Hal­ tung der Bayern, daß sic nicht bloß das Gepäck ihres Kriegsherrn, sondern zwei Kanonen — fast die einzigen — zu retten vermochten.

Schon hatte sich das Kampfgctümmel weit von der Stellung des rechten Flügels weggezogen, als nach 6 Uhr La Colonie, der sich von der Armee vollständig getrennt sah, unbehelligt vom Feind mit unserem Regimente den Rückzug nach Namur antrat.

Eine entscheidende Rolle war demselben in der Schlacht zugedacht, ohne sein Verschulden mußte es darauf verzichten, aber gerade- dies war der Änlaß, daß es die Folgen des Tages wohl am wenigsten von allen verspürte.

Da es wie der Rechnungsakt sich ausdrückt „nit allerdings

zum Treffen kommen" so verlor es keinen Offizier, aber an Gefangenen einige Gemeine (namentlich genannt acht); als verwundet finden wir

*) Mit demselben gingen für unser Kontingent 35 265 Portionen Kommisbrot, der vorschriftsmäßige 6 tägige Bedarf, und seine Feldapotheke zu Grunde, deren Wieder­ anschaffung 1227'/, sl. -kostete; Hartschiere und Gardes-Grenadiers, beide unter der bayerischen Kavallerie' die höchsten Verlustziffcrn ausweisend (14 resp. 25 Mann meist gefangen), büßten auch ihre Zelte ein.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

aiufgeführt: den Fourier Gg. Mart. Lenther Claudius Lecomte und Franz Foucoua*).

und

die

623

Grenadiere noe

Die Furcht freilich, die Truppen könnten infolge der nächsten Er­ eignisse nach Frankreich abziehen müssen — was der Bayer damals hast ebenso stark wie der Wallone scheute — lichtete auch die Reihen uinseres Regiments in empfindlicher Weise.

»Notre Armöe fut plutöt mise en deroute que battue« lautet Nichpe Folgen Maffei's Urteil über die Schlacht, und was das schlimmste, ihre Folgen bet 6(61,141

reihten sich an Bedeutung jenen des Tages von Höchstädt an. War damals Bayern der Siegespreis, so stand jetzt für Ludwig XIV. der Verlust der spanischen Niederlande unmittelbar in Frage, jener vor­ geschobenen Linie von Festungen, welche Frankreich gestattete, den Krieg außerhalb der heimischen Grenzen zu führen.

Max Emanuel, dessen trübe Voraussicht eine der Steigerung kaum mehr fähige Verwirklichung gefunden, kam mit den Trümmern der Armee am 24. morgens um 2 Uhr in Löwen an. Um 8 Uhr setzte er den Rückzug nach Schacrbeek, unmittelbar nördlich von Brüssel, Villeroy aber nach Vilvorde fort. Auf die Nachricht jedoch, Marlborough sei am 25. von Jodoigne an die Dyle vorgerückt und habe Löwen be­ setzt, wurde am 26. auch Brüssel, Lierre und Mecheln geräumt, und das Lager jenseits des Dendre, zwischen Alost und Oordcgem, am 27. aber nach Überschreitung der Schelde unter den Kanonen von Gent

genommen. Gestützt auf die Festungen Gent, Audenarde und Dendermonde hoffte der Kurfürst in dieser Position der Armee Erholung gewähren und sie durch die Heranziehung einiger Detachements widerstandsfähiger machen zu können, wie denn in der That Gace 2 Bataillone nach Dendermonde warf und mit den übrigen 8 bei Zele zwischen Schelde und

Durme, insbesondere aber Marsin, nachdem er die Besatzung von Charleroi und Ath verstärkt, mit dem verbleibenden Rest von 14 Ba­ taillonen und 11 Eskadronen am 31. bei Mons Stellung nahm.

Dort im Genter Lager erfuhr auch Max Emanuel, daß sein Kurprinz-Regiment, das bereits für verloren gegolten, sich nebst den vier anderen Bataillonen nach Namur gerettet, und daß der Gouverneur des Platzes, General de Saillans, in den folgenden Tagen durch *) Der Geldanschlag der Verluste unseres Regiments an Monturen und Gewehren beträgt 425 Pat. 20V« Stüb. gegen 2351 Pat. 21V« Stilb beim Leib­ regiment.

624

V. Abschnitt.

1706 Streifcorps 34 eroberte und auf dem nahen Schlachtfelde unbewacht gestandene französische Kanonen wieder geborgen habe. Da Marlborough unmittelbar nach der Schlacht bedeutende Verstärkungen erhielt und nach seinem feierlichen Einzuge in Brüssel am 30. den Dendre bei Alost überschreitend mit seinen Spitzen bis Gavre

an der Schelde vorrückte, anderseits aber die Desertion im französischen Lager, besonders bei der Infanterie und hier vor allen bei den Wallonen, geradezu erschreckliche Dimensionen annahm, mußte sich Max Emanuel trotz seines persönlichen Widerstrebens der Majoritätsansicht Villeroy's und seiner Generäle *) im Kriegsrate fügen und am 31. den Rückzug über die Lys nach Deynze, am 1. Juni bis Courtray fortsetzen. Als an diesem Tage Kriegsminister Chamillart, um sich und

den König von der Lage zu informieren, bei der Armee eintraf, war es, nachdem man auch die leicht zu verteidigende Strombarriere der Schelde aufgegeben, nicht anders möglich als die letzten Konsequenzen zu ziehen: die Armee gänzlich aufzulösen und die Infanterie in die meist bedrohten Festungen, die Kavallerie aber teils zwischen dieselben, teils in die Gegend von Lille zu verlegen. Infolgedessen nahm Max Emanuel seit 11. seinen Sitz in Mons, Villeroy und Marsin teilten sich in den Truppcnbefchl derartig, daß ersterer vom Meere bis Tournay, letzterer von hier bis Namur kommandierte; alle Plätze jenseits einer Linie von Mons über Conde, Tournay, Menin und Ipern wurden der Macht des Siegers Belagerungskrieg.

preisgegeben. Uni) Marlborough hielt reiche Ernte. Am 4. über die Schelde und Lys nach Thiclt vorgerückt, entsendete er nach allen Seiten De­ tachements um die festen Plätze zur Übergabe aufzusordern. Der bereits

vollzogenen Einnahme von Lierre, Mecheln, Vilvordc und Gent folgte unmittelbar die Kapitulation von Brügge, Damme, Audenarde und zu Max Emanuel's bitterer Enttäuschung durch Verrat des Gouverneurs Marquis de Terracena am 6. auch die von Antwerpens. *) Eine böse Kritik der Armeezustände gibt Mallknecht in einem Briese

d. d. Lille, 3. Juni, worin er behauptet, daß die horrende Besinnungslosigkeit unter der Generalität noch größer sei, als unter den Soldaten. »8i Von les menoit bien

auec ordre, ie suis sur, qu’ils se batteroient ä in erveil 1 es. < •) Nach Maillinger 1. Jnf.-Regt. und Ruith 10. Inf.-Regt. S. 42 wurde auch

das Leibregiment, das nebst sechs französischen Bataillonen nach Antwerpen ver­

legt worden, in die Kapitulation der spanischen Besatzung verwickelt, worauf es mit vollen Kriegsehren nach Le Quesnoy abzog und am 15. nur noch 450 Mann stark in

Mons zur Garnison eintraf. Wir konstatieren, daß wenigstens die ausführliche Korre­

spondenz im Geh. St.-A. Schw. K. 352/14 hierfür keine Bestätigung enthält, wie denn auch Maffei's Äußerung II, 138 »Le 15 la gamison d’Anvers arriva ä Mons,

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

625

Dieser Fall und die unsichere Haltung der spanischen. Truppen noe überhaupt veranlaßte die Entfernung aller spanischen Gouverneure, die Reduktion der wallonischen Regimenter und ihre Ablösung in den be­

drohten Plätzen durch französische, zugleich aber eine Maßregel, welche das bayerisch-kölnische Kontingent empfindlich kränken mußte: alle fremden Truppen sollten künftig nur als „Hilfstruppen" betrachtet werden und im Rang den königlichen Regimentern nachstehen. Ob die Bayern hierzu Ursache gegeben, können wir getrost dem Urteile der Geschichte

überlassen. Villeroy selbst fühlte, nach den unzweideutigen Erklärungen, welche ihm Chamillart schriftlich wie mündlich widmete, die Unhalt­ barkeit seiner Stellung und reichte sein Enthcbungsgesuch ein, worauf der König am 10. das Kommando dein bisher in Italien ziemlich glück­ lichen Marschall Vendöme übertrug und dafür Marfin dorthin schickte. Bis 1. August sollte sich eine neue große Armee in den Nieder­ landen sammeln, und auch Villars 30 Bataillone und 26 Eskadronen vom 13. Juni ab in zwei Staffeln an dieselbe abgeben. Sobald er sich durch eine Reise nach dem Haag die Zustimmung der Gcneralstaaten zu seinen neuen Plänen gesichert, ließ Marlborough, während er selbst mit seiner Hauptmacht bei Roulers stehen blieb und den Heranmarsch der Preußen und Lüneburger zur Deckung Brabants nach Vilvorde beschleunigte, durch Auverquerque die Belagerung von Nicuport beginnen; ohne dieselbe zu vollenden, wandte sich aber dieser

am 19. Juni gegen Ostende und zwang die Festung nach Durchführung des regelmäßigen Angriffs am 6. Juli zur Kapitulation. In der Zwischenzeit durchstreifte die französisch-bayerische Kavallerie das Land nach allen Richtungen, und insbesondere erhielt die nur schwach blockierte Festung Dendermonde am 21. Juni von Mons aus durch

ein fliegendes Corps von 2000 Dragonern und ebensoviel Mann In­ fanterie unter dem Marechal de Camp Verboom Succurs haupt­ sächlich an Artillerie. An der Nordsee aber sammelte Marschall Vau ban zum Schutze der dortigen Plätze ein Detachement, das allmählich auf 35 Bataillone und 19 Eskadronen anwuchs.

de möme que le Regiment des Gardes de Baviöre, qui etc.< wohl eher das Gegenteil bewiese, daß anderseits aber die Übergabe stattsand, ohnedaßnureinein-

ziger Schuß gefallen wäre. Terracena, der auch seine spanischen Bataillone zum Abfall verleitete, empfing den Lohn für diese That und für die Anerkennung Karl's III., t^s Prätendenten der Alliierten, als König von Spanien durch die Bestätigung in seinem Gouverneurposten. Seine beiden Mitschuldigen, Gras Winterfeld und Baron Wrangel lehnten die Aufforderung des Kurfürsten, sich zur Verant­

wortung einzufinden „mit Rücksicht aus ihre Gesundheitsverhältnisse" ab.

626

1706

V. Abschnitt

Statt daß jedoch Marlborough, wie man erwartete, nach dem Fall Ostende's die Operationen längs der Küste gegen Nieuport und

Dünkirchen fortsetzte, brach er am 6. Juli wieder an die Schelde auf und nahm am 11. Stellung bei Helchin. Sobald Auverquerque (17.) und das preußisch-lüneburgische Corps (19.) eingetroffen, detachierte er am 22. den General Salisch zur Belagerung von Menin, das neben der Zitadelle von Lille als das bedeutendste Werk Vaub an'scher Kunst

galt und wirklich auch dem Angreifer schwere Verluste kostete, bis es nach Erstürmung des gedeckten Weges am 23. August kapitulierte.

Vom 27. ab schritt sodann Lord Churchill zur Belagerung von Denderinonde, welches sich am 5. September ergab, Marlborough aber wandte sich am 8. von Helchin aufbrechcnd, gegen Ath und ließ, indem er selbst am 14. zwischen Leuze und Grand Metz eine Bcobachtungsstellung gegen Tournah und Conde nahm, durch Auverquerque jene Festung einschließen.

sBenböme's Während die Alliierten solchermaßen Frankreichs flandrischen Festungsnähme"" gürte! sprengten, war die Aufftellung einer neuen französischen Armee

langsam zur Thatsache gereift. Schon befanden sich die von Villars abgcstcllten Verstärkungen in beschleunigtem Marsche Mitte Juli in der Nähe der oberen Sambrc, als die neuerliche Vorrückung Marlborough's an die Schelde und die falsche Nachricht, der Herzog schlage bei Helchin zu dem Zwecke Brücken, um ein starkes Detachement in der Richtung von Grammont mit dem von Alost heranziehcndcn preußisch-lüneburgischen Corps zu vereinigen, bei Max Emanuel Besorgnisse für Mons wachricfen und ihn, um dort nicht selbst eingeschloffen zu werden, veranlaßten, sich am 17. mit einigen tausend Mann nach Crespin, eine Stunde von Conde zurückzuziehcn *). Dorthin beorderte er auch die bayerisch-kölnische Ka­ vallerie, welche nebst einigen ftanzösischcn Regimentern 34 Eskadronen zählend bisher unter dem Marquis de Gassion bei Thulin und

Bossu gestanden war, und nahm hinter dem Hongnau Stellung.

Erst als am 22. die Belagerung von Menin außer Zweifel stand, kehrte er nach Mons zurück, zog die Kavallerie in dessen direkte Nähe nach Cuesmes und begab sich sodann am 4. August nach St. Ghislain, um den über Valenciennes von Paris ankommenden Marschall Ven-

döme zu begrüßen.

Das Resultat der am 5. abgehaltenen Konferenz

war der Beschluß, die Armee nunmehr in einem sich auf Lille stützenden Lager hinter der Deule, einem Nebenfluß der Lys, zu versammeln. *) Geh. St.-A. Mallknecht's Korrespondenz.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

627

Eine demnächstige Zusammenkunft mit Vauban bestimmte den nos Marschall, vom Prinzen Eugen drastisch »grand retrancheur« ge­ nannt *), sofort an die Anlage einer großen Verschanzungslinie zu gehen,

welche bei Ipern beginnend und ältere Werke benutzend, über Comines,

Lille, Pont ä Tressin bis an die Schelde bei Tournah reichen sollte — ein Plan, welcher den Keim der Kräftezersplitterung schon in sich trug,

ehe noch die Armee wieder beisammen war. Nachdem Max Emanuel am 11. bei Mons 20 spanische Es­ kadronen — nebst 10 Bataillonen der Rest der reduzierten wallonischen Truppen — gemustert, reiste er über Valenciennes (15.), Douay (16.) nach Lille (17.), wo er mit dem Kurfürsten von Köln zusammentraf. Am 20. langte die bayerisch-kölnische Kavallerie in dem Lager von

Houppelines an, und auch unser Regiment erscheint nun wieder auf dem Schauplatze, von woher wir anläßlich der beim Angriff auf eine Fouragicrung gelungenen Gefangennahme des englischen Generalquartier­ meisters Lord Cadogan die zuversichtlichen Worte hören: »cela fait voir, que nos trouppes reprennent courage«. Der unfreiwillige Aufenthalt in Namur, zu dem es seit der Schlacht verurteilt war, mag wohl in Anbetracht des Umstandes, daß jene Festung auf sich selbst verwiesen an die Kräfte der Besatzung große Anforderungen stellen mußte, nicht besonders ruhig gewesen sein.

Im Juni von Oberkriegskommissär von Amann und Oberproinantkommissär Erdt gemustert, erhielt es durch den am 9. August von Mons abgcreisten Kommissär Jungwirth den Befehl, wieder zur Armee zu stoßen, marschierte am 12. ab und traf unter Marquis de Lede nebst den 10 spanischen Bataillonen und einem Bataillon des Leibregiments*2) am 21. in Douay, am 23. aber im Lager ein. Die Stärke der hier versammelten Truppen wuchs bis Ende des Monats auf 101 Bataillone und 185 Eskadronen, Max Emanuel hatte sein Hauptquartier hinter dem linken Flügel in Verlinghem. Die Besorgnisse, welche Vendömc nach dem Falle von Menin für Ipern hegte, erweckten bei ihm den Gedanken, einen Teil der Armee diesem Punkte zu nähern, doch erzielte der Widerstand des Kurfürsten, indem er darauf hinwies, daß eine Aufstellung hinter den unvollendeten Linien die Gefahren einer neuen Schlacht in sich berge, schließlich das

Zugeständnis des Marschalls, sich vorläufig auf den Ausbau der Werke zu beschränken. ') Feldz. Eug. VIII, 393. 2) Geh. St.-A. Schw. K. 352/2. Brief vom 20. August.

V. Abschnitt.

628 1706

Wir sahen, daß sich Marlborough, nachdem er die Befestigungen von Menin notdürftig ausgebessert, am 8. September gegen Ath wandte. Dieser Bewegung folgte die französische Armse, welche über die

Absichten der Alliierten lange im Unklaren blieb, über Pont ä Tressin (16.) St. Amand-Hollain (17.), die Scarpe überschreitend am 19. in die Stellung Conde-Mortagne hinter der Schelde. Die Frage, ob nach dem Falle von Ath, der thatsächlich nach tapferer Gegenwehr am 2. Oktober eintrat, Mons oder Charleroi an die Reihe kommen würde, veranlaßte lebhafte Korrespondenz mit Versailles, doch hielt der König vor allem daran fest, daß Vendöme eine neue Ent­ scheidung unter keinen Umständen wagen dürfe. So beschränkte sich

dieser darauf, die Besatzungen der beiden Plätze zu verstärken und am 4. die zweite Linie der mehr gegen Conde zusammengezogenen Armee nach Crespin und Quievrain vorzuschieben, um eventuell auch rasch die Sambre zu gewinnen. Erst als Marlborough am 14. in die Gegend von Chievres und Cambron vorrückte, detachierte er in wachsender Sorge um Charleroi den General de Gassion mit einem stärkeren Corps dahin und zog den linken Flügel der Armee nach Quievrain. G a s s i o n konnte seine Bewegung noch unterwegs einstellen, denn die Alliierten beschlossen ihre Operationen und

gingen

anfangs November

in die

Winterquartiere.

So endete jener Feldzug, der Frankreich während des ganzen Erbsolgekriegcs die härtesten Schläge zufügte und die Früchte sechsjähriger Anstrengungen vernichtete. Denn nicht bloß waren die Niederlande

verloren, auch in Spanien schien mit dem Entsätze von Barcelona durch die alliierte Flotte ein Umschlag für den Erzherzog Karl einzutreten, so daß Mallknecht am 6. Juli mit Recht klagt: »lltalie est encore

l’unique bout du monde, par oü uous pouvons esperer une paix honeste«, und dort — erfocht am 7. September Prinz Eugen den Sieg von Turin, der Italien dauernd den „beiden Kronen" entriß, denn gemäß des mit dem Kaiser am 13. März 1707x) zu Mailand ab­ geschlossenen Vertrags mußten jene den Norden der Halbinsel räumen. Winterquartiere.

Die ftanzösischen Winterquartiere, welche die Truppen am 7. und 8. November aufsuchten, erstreckten sich von Dünkirchen bis Namur; der Kurfürst nahm seinen Winteraufenthalt in Mons, ebendaselbst blieben

die Hartschiere, Leibregiment, Kurprinz und die Bombardierkom­ pagnie, dagegen belegten die Gardes-Karabiniers Cambray, Prinz ') Feldz. Eug. IX, 3. Arneth I, 407. — v. Hofsmann, 4. Jnf.-Regt. S. 24 schreibt irrtümlich 13. Februar.

629

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

Philipp-Karabiniers Lille, Arco-KürassiereDouay, Costa Maubeuge, Garde-Grenadiers, Poth und Locatelli Valenciennes '). Insbesondere

die beiden letztgenannten Regimenter befanden sich in einem beklagens­ werten Zustand. Für unser Regiment haben wir aus den Quartieren Nachrichten von bleibendem Interesse nicht zu bieten, die Einteilung seiner Offiziere

ist aus der angefügten Liste ersichtlich.

Das Regiment Kurprinz am 31. Dezember 1706. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimentsstab: Oberst-Kommandant: Brigadier Joseph de St. Jure Chevalier de Mercy. Titular-Oberst: Markus Anton de Quardi. Oberstlieutenants: Johann Jakob Frankenreither. Hieronymus Marquis de Nicolini (absent). Oberstwachtmeister: Augustin von Hünerbein. Wolf Heinrich von Schmidthofen. Regimentsquartiermeister: Georg Lorenz Faber. Auditor und Sekretär: Johann Georg Neebauer. Regimentskaplan: Johann W e st e r m a y e r. Regimentsadjutant: Johann Drexlmayer. Regimentsfeldscherer: Martin Mayr. Prosos: Johann Michael L e i 1 e i s e n. 6 Hoboisten.

Kompagnie

Hauptmann

Oderlieutenant

Unterlieutenant

Fähnrich

Klement Hardy

-

Jean Sirotot

Hippolyte Poire

Oberstlieutenant Francois La Kolonie-

de la Kolonie

Kharles

Grenadier-

aggr Jakob Graf

Demeussant

Butler

Jean Louis Boredon La Bastide-

Grenadier-

de la Bastide

Johann Martin

(Galaud)

Rummel genannt

aggr. Lorenz de Que-

St. Martin

main

Oberst de Mercy Leib.-

beim Stabe aggr. Francois de la

Philipp Wilhelm

Kap -Lieut. Joh. Heinr von Mürz

Johann Gmelch

Graf d' Aspremont

Kolonie de St. Pierre

*)• Kr.-A. B. Span. Sücc.-Kr. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1707. In der Aufzäh­ lung der fünf bayerischen Kavallerie-Regimenter irrt v. Hoffmann 4. Jnf.-Regt. S. 24,darin, daß er Graf Costa-Kürassiere ausläßt, dagegen die Gardes-GrenadiersEskadrvn als Regiment rechnet.

1706

630

V. Abschnitt.

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Oberst

Oberst de Quardi

Wolf Jakob

Franz Korbinian

Quardi-

beim Stabe

Christian Teuf!

Oberländer

Oberstlieutenant

reither beim Stabe

Philipp Kreitter

Matth. Wagner

Oberstl. Franken-

Frankenreither

aggr. Phil. Konrad

Fähnrich

Lorenz Albrech

von Schönheinz

Philipp Heinrich Jahn von

Mundolsheim

de Lorme Heinr. Christ. Oberstlieutenant

Oberstl. de Nicol in i

Maller

Sebastian

Joh. Bapt.

Nicolini-

beim Stabe

aggr. Joh. Konrad

Zizelsberger

Cremonesi

Großpeter

Oberstwacht-

Obstwm. von Hüner-

Johann Martin

meister-

bcin beim Stabe

Wunderlein

Jmnier-

Honigau-

Bonetti-

Johann Franz

Immer

Heinrich von Honigau

Anton Bonetti

David Ute sch

Joh. Christoph

Lorenz Better

Joh. Kasp. Sauer

Jakob

Johann

Feldmayer

Ableitner

Georg Christian

Springer

von Schönheinz

Joh. Phil. Anton Mayer Albert Franz

von Reitzen-

stein

Andreas Halter

-

Johann Karl

Benedikt Meinrad

Johann Leonhard

de Friderico

Friderico-

aggr. Jos. Max Fel.

Johann Emmer

Freiherr

Platin

Meichel

von Muggenthal

Pongratz-

Urban-

Amann-

Johann Jakob

Sylvester Martin

Franz Jakob

Joh. Georg

Pongratz

Steiner

Pob

Hannas

Gregor Prändl

Richard Barry

Ulrich Urban

Franz

du Moulin

Franz Xaver

Joh. Marx

Joseph Karl

von Amann

de Friderico

von Amann

Joh. Philipp

de Corseigne

Joseph

Christ. Ignaz

Gauthier

aggr. Wolfgang

von Seiglitz

Fürweger

. Simon Koch

Peter d'Addaz

Gauthier-

Heigel

Mall-

Elsinger-

Lang-

Wolfg. Martin Mall

Johann Philipp Elsinger

Johann Lang

Johann Wieser

Stephan Dury

Claudius Franz

Pomet

Jos. Ant. Heinr. Freiherr von Cilla

. Joh Mich.

Trenz

-

Dietrich Engelbert

Franz Anton

Markus Anton

Schwerins

von Schönberg

Urban

631

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

1707. „1707

ereignete sich nichts" rapportiert lakonisch

unsere

ältere

Regimentsgeschichte. Im Vergleiche zu den furchtbaren Schicksalsschlägen freilich, die im vergangenen Jahre Ludwig XIV. und unsern Kurfürsten betroffen,

erscheinen die Vorgänge des folgenden Feldzugs bedeutungslos, immerhin jedoch müssen die Bestrebungen, der Kriegslage ein für Frankreich gün­ stigeres Ansehen zu geben, insbesondere aber unserem bayerischen Corps neue Kanäle zur Ausfüllung seiner durch Desertion stark gelichteten Reihen zu eröffnen, unsere Aufmerksamkeit in hohem Maße fesseln. Die erlittenen Niederlagen hatten die Möglichkeit öines den französischen In­ teressen entsprechenden Friedens in weite Ferne gerückt, nur Zeitgewinn oder aufs äußerste getriebene Anspannung aller Kräfte boten Aussicht

auf Besserung; für beide Fälle aber drängte sich ein Faktor in den Vordergrund: die steigende finanzielle Erschöpfung des Landes, deren Rückschlag auf die Leistungsfähigkeit der Armee von Jahr zu Jahr fühl­ barer wird und ein schweres Gegengewicht gegen die beabsichtigte Wir­ kung mit Massen bildet. Vorsichtig verhüllen uns selbst die administrativen Belege jener Zeit mit allgemeinen Ausdrücken die ziffernmäßige Erkenntnis jenes Grund­

übels der Desertion, aber aus den Heilbestrebungen ist der chronische Charakter desselben um so deutlicher ersichtlich. Besonders erschwerte die weite Entfernung unserer Truppen von dem Heimatlande ihre Wieder­ ergänzung, und wir müssen deshalb zunächst die geringen Erfolge des bisherigen Verfahrens konstatieren, um im Verlaufe die Versuche zu einer ausgiebigeren Flüssigmachung der nationalen Wehrkraft zu be­ sprechen. Anfänglich etablierte auch unser Regiment seine Werbestationen längs der fianzösischen Nordgrenze, am 9. Februar gingen die Haupt­ leute de la Colonie de St. Pierre nach Tournay, de Lorme

nach Namur und Mons, de Friderico und von Honigau nach Luxemburg und Homburg ab, begleitet von den Lieutenants Rummel,

Sauer, Pomet und von Cilla. Lieferten schon die günstigst ge­ legenen beiden letztgenannten Plätze vorerst nur 33 Mann, so war der Ertrag der anderen sicher noch geringer, und kehrten deshalb die meisten

Offiziere bereits im März wieder zurück. Weil aber das Auskunftsmittel, das man nun traf, uns für länger an den Rhein führt, wollen wir erst die Vorgänge in den Niederlanden zum Abschlüsse in der Schil­

derung bringen.

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632

Beginn des Feldzugs

V. Abschnitt.

Am 17. Februar in Gegenwart des Infanterie-Inspekteurs und

Obersten de Mercy durch den Kriegskommissär Fux zu Mons ge­ mustert und in der verlorenen Ausrüstung, darunter 270 Zelte und 33 Gewehrglocken, sowie mit 18 Tragpferden neu ergänzt, verließ unser Regiment spätestens am 21. Mai sein Quartier, um zunächst in den Ver­ band eines kleineren Corps zu treten, welches sich mit drei anderen bei Conde, Valenciennes und Le Quesnoy konzentrierten in der Umgebung von Maubeuge sammelte. Am 24. vereinigte sich sodann die gesamte Armee in einer Stellung unfern Mons hinter dem Estinnesbache zwischen den beiden gleichnamigen Orten und passierte am 25. die Revue vor Max Emanuel und dem Herzog von Vendöme. Nach der Ordre de bataille1) standen vier Bataillone »Gardes de Bavifere«, d. h. unser und das Leibregiment als Brigade Mercy im Zentrum des 1., die bayerische Kavallerie am linken Flügel

des 1. und 2. Treffens, während auffallenderweise das seit Anfang des Jahres in die Niederlande herangezogenc Bataillon des Regiments Chevalier de Bavierc dort fehlt, demnach vermutlich in Mons als Besatzung geblieben tont2).

Der 124 Bataillone und 193 Eskadronen starken Armee war gegen

die 97 Bataillone und 164 Eskadronen Marlborough's von vorn­ herein die äußerliche Überlegenheit gesichert, weshalb Vendöme im

Gegensatz zu den weniger zuversichtlichen Anschauungen des Kur­ fürsten dem Verlangen Ludwig's XIV., den Krieg von den Grenzen seines Reichs wegzuspielen, bereitwilligst nachzukoinmcn sich anschicktc, selbst auf die Gefahr einer Entscheidung, die auch der König vermiede» wissen wollte. Da aber die französische Konzentrierung infolge mangel­ hafter Ausrüstung sich bis zum bezeichneten Termine verzögerte, so war die alliierte Armee zur selben Zeit bei Brüssel versammelt, und nachdem ‘) Quincy V, 227 und in geringer Abweichung in dem Artilleriewerk Lin dl-

ner's K. B. St-B. Cod. icon. 233.

Die Ordre de bataille bei Pelet VII, 298

ist nur Projekt. 2) Unsere Mutmaßung, daß Baviere in Mons zurückblieb, wird durch einen

Vorfall von allgemeinem kulturellen Interesse wenigstens für den Anfang bestätigt.

Am 21. Mai fand in jener Festung „zwischen dem Offizier Schwanberg und dem früher zu Waldeck gestandenen Oberstwachtmeister Sanktus Rametta" — am 1. Juni zu Baviere versetzt — „wegen Injurien ein unparteiisches Kriegsrecht statt, durch welches ersterer fast einstimmig verurteilt wurde, daß er dem Rametta

vor dem Chevalier Baviere'schen Regiment eine öffentliche Abbitte thun, die Jnzichten und s. v. Schelmen-Scheltung ihm Schwanberg im Busen ver­ bleiben und kassiert weroen, aucy zugteuy alle Ursache und Kosten abstatten und

bezahlen solle, welches Urteil auf abgestatteten Bericht vom Kurfürsten zu exequiren anbefohlen wurde".

Kr.-A Konz.-Prot. 1719.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

633

auch Marlborough aggressive Absichten führte, schienen sich die Er-

eignisse am Anfang des Feldzugs gerade so entwickeln zu sollen, wie im vorigen. Um Vendöme zu einer Schlacht zu zwingen, mindestens aber in der Nähe von Mons festzubannen, rückten die Alliierten am 24. nach Hal, am 26. nach Soignies vor. Allein am nämlichen Tage war auch

der Marschall, zugleich Brüssel und Huy bedrohend, in einem forcierten Marsche nach Gosselies gelangt. Diese Aktivität der feindlichen Armee scheint auf die holländischen Deputierten und schließlich auch auf Marlbourough, der den Gegner anfänglich wohl unterschätzte, solchen Ein­ druck gemacht zu haben, daß er im Kriegsrate nur schwer wenigstens für den folgenden Tag noch die Fortsetzung des Marsches nach Nivelles durchsetzen konnte. In der Absicht, gegen die linke Flanke Vendöme's zu operieren, stieß er am 27. mit seiner Avantgarde bei Ronquieres wahrscheinlich *)

auf ein Seitendetachement der nach Sombreffe weitermarschierenden fran­ zösischen Armee, vermochte jedoch nicht durchzudringen.

Jetzt, wo die beiden Heere bereits in direkte Berührung gelangt, änderte sich plötzlich die Lage: Marlborough kehrte um und eilte über Hal und Brüssel nach Löwen (31.), um sodann am 1. Juni bei

Maillard (Meldert) ein Lager zu beziehen; Vendöme aber ruckte am nämlichen Tage nach dem Straßenknoten Gembloux und schlug sein Kampement zwischen Sauveniere für l'Orncau und Chateau Noirmont, drei Linien und eine Reserve bildend, auf. Und nun tritt ein Stillstand in den Operationen ein, welcher bis

— zum 10. August dauert! Waren für den englischen Feldherrn die Erkenntnis der feindlichen Überlegenheit, Rücksichten auf Holland und Erwägungen der großen Politik maßgebend — denn gleichzeitig drängte sich die Wittelsbacher Heldengestalt Karl's XII. von Schweden in den Rahmen der zentral­ europäischen Konstellationen — so sah sich der französische Marschall, obwohl widerstrebend, durch den strikten Befehl seines Königs gebunden; jeden Offensivgedanken aufzugeben, und damit zerrannen auch die Pläne gegen Huy. Denn Ludwig XIV. stand unter dem Banne der Ereignisse in der Provence, wohin die Alliierten mit der Belagerung von Toulon den Kampf verpflanzt, und so schildert Mallknecht in einem Briefe vom 2. August die selbst durch Unternehmungen des kleinen Kriegs nicht unterbrochene Stille in den Niederlanden treffend mit dem Satze: ') Feldz. Eug. IX, 239. Staudinger, das k. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

42

kot

V. Abschnitt.

634

1707

DaS Rhein-

detachement

»Les deux armöes en ce pays icy sollt touiours dans une Situation ä ne fournir aucune nouuelle; il semble qu’elles ne sont attentives qu’ä ce qui se passera ailleurs, particuliörement en Provence1).«

Inzwischen aber war bei Max Emanuel ein großer Plan ge­ reift. Die Fortschritte Villars' am Rhein, seine Vorrückung ins Herz von Schwaben, ließen es ihm nicht mehr unmöglich erscheinen »que l’on vienne au but, qui est d’entrer en Bavifere2)«. Und dann — »c’est assez qu’on envoye des trouppes Bavaroises de ce cötd-lä qui vont grossir et augmenter comme une pelote de neige qu’on

roule«. Um diese Lawine ins Rollen zu bringen, d. h. dem gehofften Zu­ lauf von Rekruten aus Bayern einen festen Kristallisationskern zu geben, bestimmte der Kurfürst durch Dekret vom 1. Juli unter Kommando

des Gencralwachtmeisters Gaudenz Freiherr von Rechberg ein Detachement an den Rhein, bestehend aus zwei Bataillonen — einem des Leibregiments und dem zweiten von Kurprinz — dann se einer Eskadron der Regimenter Philipp-Karabiniers, Arco-, Costa-, Poth- und Locatclli-Kürassiere nebst zwei Proviantwägen, an welches sich das in stanzösischem Solde stehende Bataillon resp. Regiment Chevalier de Baviere anschloß. Das Bataillon unseres Regiments formierte sich nach Abgabe von Mannschaften an das 1. Bataillon, — z. B. erhielt die La ColonieGrenadierkompagnie 16 Mann von La Bastide- — aus neun Kom­ pagnien in folgender Stärke voni Feldwebel abwärts: La Bastide-Grcnadiere (35), Oberst Nicolini-2) (37), Oberstwachtmeister Hünerbein- (38), Hauptmann Immer-, Bonetti- (je 37), Friderico-, Urban-, Mall- und Elsinger- (je 36 Köpfe); vom Regimentsstabe hatten mitzugehen: Oberst und Brigadier de Mercy, Oberstwachtmeister von Hünerbein, der Auditor, Pater, Adjutant, Feldscherer und Profos. Eine Anzahl von Offizieren wurde innerhalb der Bataillone des Regiments vertauscht,

außerdem aber ein Stamm von etatsmäßigen oder aggregierten Offizieren direkt nach Straßburg geschickt, um dort die Kadres für ein alsbald zu errichtendes drittes Bataillon zu bilden, und zwar die bisher aggregierten Hauptleute Jakob Graf Butler, de Lorme, de la Colonie de ') Geh. St.-A. Schw. K. 352/2.

’) Brief vom 1. Juli im Geh. St.-A. 1. c., aus welchem auch mit Bestimmtheit hervorgeht, daß die Truppen erst später abmarschierten.

•) Anfangs des Jahres aus Italien zurückgekehrt, nahm Marquis de Nico­

tin i demnächst längeren Urlaub, in welchem er im folgenden Jahre seinen Abschied erhielt. — Die Kompagnien vom Leibregiment zählten sogar nur 13—17 Unter-

ossiziere und Gemeine.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

635

St. Pierre, Freiherr von Muggenthal, Kapitänlieutenant von no?

Mörz als Hauptmann, die aggregierten Oberlieutenants Großpeter

und d'Obert'), die Fähnriche von Mundolsheim, von Reitzenstcin und Urban, sodann von den in Mons domizilierenden refor­

mierten Offizieren die Oberlieutenants Joh. Kaspar Reitmayer, Franz

Mandelseder, die Unterlieutenants Thomas Gerstle, Christian Pacher, Johann Pichler, Joh. Michael Zels und endlich die Fähn­ riche Andreas Dietl und Johann Holzinger, deren Bestallungen sämt­ lich vom 7. Juli datieren. Diese Offiziere traten vom Tage ihrer Ankunft in Straßburg, dem 25. Juli, an in französische Verpflegung, denn vertragsmäßig sollte Er­ richtung und Unterhalt der neuen zwei Bataillone und fünf Eskadronen auf königliche Kosten erfolgen. Die politische Leitung des Unternehmens lag in den Händen des vom Kurfürsten mit besonderem Vertrauen beehrten Hofkammcrrats Du lac, die Administration besorgten Kriegs­

kommissär Jäger und Oberproviantkommissär Erdt. Das Detachement selbst marschierte wahrscheinlich erst am 8. Juli aus dem Lager von Gembloux o62), seine weiteren Schicksale werden

uns später beschäftigen. Durch die Vendöme im Juni und Juli aufgetragenen Detachic- .e*n'6 bcc rangen nach der Provence hatte die Armee des Kurfürsten eine weitere Schwächung von 17 Bataillonen und 6 Eskadronen erlitten. Marlborough beschloß deshalb, nachdem er alle verfügbaren Truppen an sich gezogen, die Operationen wieder aufzunehmen und seinen Gegner

durch einen Vorstoß gegen die Haine zur Schlacht oder zum Rückzug über die Sambre zu zwingen. Unter dem Schleier vorgeschobener De­ tachements überschritt er am 10. August abends die Dyle und stand 24 Stunden später auf den Höhen von Genappc. Allein Max Emanuel hatte gelegentlich der am 10. mit Vendöme über Wal­ hain hinaus vorgenommenen Rekognoszierung die feindlichen Absichten erkannt und in einem am Frühmorgen des 11. begonnenen Marsch seine Armee in die Stellung zwischen dem Pietonbach und Seneffe zurück­ geführt. x) Alexander Chevalier d'Obert, seit kurzem aus der Ulmer Gefangenschaft zurückgekehrt und seit 1. April mit dem vorhin gehabten Oberlieutenantstraktament beim Kurprinz-Regiment als aggregiert wieder angestellt — erhielt nachträglich Badeurlaub nach Aachen, um sich von seinen mehrfachen Verwundungen heilen zu lassen. ’) So die Prov.-A.-Mat.-Rechn. vom 1. Mai bis 31. Oktober 1707 in Kr.-A. Span. Succ.-Kr. B. 1707, für welche Zeitbestimmung auch der oben zitierte Brief

spricht; andere Quellen behaupten, der Abgang habe „Ende Juni" stattgesunden. 42*

636

Ko?

V. Abschnitt. Als Marlborough am 12. auf dem Weitermarsche nach Nivcllcs

erfuhr, daß die Franzosen noch in dieser Position ständen, dirigierte er

in der Hoffnung, dieselben würden es nunmehr zu einer Entscheidung kommen lassen, den General Tilly mit 40 Eskadronen in südlicher Richtung gegen deren linke Flanke, um den Gegner bis zur Ankunft des Gros festzuhalten. Vendöme entdeckte jedoch, als er am Abend zwischen Feluy und Arquennes rekognoszierte, die feindlichen Spitzen, und

da er einen Vormarsch der gesamten Armee auf die dominierenden Höhen von Seneffe fürchtete, so befürwortete er die ungesäumte Fortsetzung

des Rückzugs. Um 9 Uhr abends brachen seine Kolonnen bei strömendem Regen durch den großen Wald von Marimont gegen Roeulx auf, gefolgt von zwei Brigaden Kavallerie, zwei Regimentern Dragoner, 100 Gardes du Corps und 20 Grenadierkompagnien als Arrieregarde unter General­ lieutenant Albergotti. Als das Gros gegen 5 Uhr morgens jenseits des Defilees Halt machte, um den Rest der Armee zu erwarten, erfuhr Max Emanuel, daß Albergotti bei der Abtei von Oliva mit dem Gegner, der ihm ununterbrochen an der Klinge geblieben, im Gefechte stehe. Er eilte deshalb mit dem Marschall wieder vor, allein Tilly ließ, die Fruchtlosigkeit seiner Dctailangriffe cinsehend, bald von weiteren Versuchen ab und kehrte in das Lager von Nivelles zurück. Der Kurfürst erwartete bis nachmittags 2 Uhr in einer Schlacht­ stellung zwischen Haine St. Pierre und St. Paul den feindlichen An­ griff, und als derselbe ausblicb, rückte er nach St. Denis und am 14. ohne weitere Belästigung nach Chievres, den rechten Flügel bei Lens an den Dendre lehnend, den linken gegen die Festung Ath gerichtet, während am selben Tage Marlborough seine Stellung bei Soignies

nahm. Zum zweitenmale war die französische Armee ihrem Gegner ge­ wandt entschlüpft, aber statt daß die Alliierten, wie man erwartete, ihren Marsch an den Dendre fortsetzten, blieben sie, wohl auch durch das andauernde Regenwetter gezwungen, wieder 14 Tage in ihrer

Position stehen. Erst am 1. September folgte Marlborough der tags zuvor nach Meslin und Ghislenghien vorgeschobenen Avantgarde mit dem Gros, überschritt von Lanquesaint (2.) den Dendre (3.) und am 5. die Schelde unterhalb Audcnarde, worauf er bei Peteghem lagerte. Max Emanuel war schon am 31. August den Alliierten durch einen Marsch nach Antoing an der Schelde zuvorgekommen, beschloß aber infolge des feindlichen Übergangs sich der unteren Deule zu

nähern, passierte deshalb am 6. jenen Strom bei Tournay und lagerte

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714

637

bei Annappes, sodaß seine rechte Flanke und Front durch die Marcq ge- wo? deckt, der linke Flügel an die Festung Lille gelehnt war.

Zwar avancierte Marlborough am 7. September noch Schelde­ auswärts bis Helchin in die auch im Vorjahre innegehabte Stellung,

damit fanden aber die Operationen — dieses ermüdende Gewirre von resultatlosen Hin- und Hermärschen — ihren Abschluß, denn nach län­

gerer Unthätigkeit führte er vom 11. Oktober ab seine Truppen zunächst

nach Alost zurück, um sie sodann Ende des Monats in die Winter­ quartiere zu verlegen.

Vendöme beschränkte sich in der letzten Phase des Feldzugs darauf, die Befestigungen an der Marcq und bei Comincs, sowie die Besatzung von Tournay zu verstärken, und begann, als der Kurfürst am 13. nach Mons abreiste, mit der gleichzeitigen Absendung eines De­

tachements von je 12 Bataillonen und Eskadronen in den Bereich dieser Festung die Auflösung der Armee. Auch unser Bataillon dürfte jenem Corps angehört haben, da es in Mons mit dem des Leib­

regiments überwinterte, während die fünf Kavallerie-Regimenter nach Luxemburg und Umgebung kamen.

Am 2. November waren beiderseits die letzten Truppen entlassen. Ehe wir uns aber dem Rheine zuwenden, seien die im Laufe des Personalien. Jahres im Regimente vorgefallenen Personalveränderungen angefügt. Am 1. März wurde Johann Martin de la Colonie, ein Neffe des Oberstlieutenants, bei dessen Grenadierkompagnie als Fähnrich an­

gestellt, am 15. Lieutenant Sirotot zum aggregierten Hauptmann beim Regiment Chevalier de Bavierk befördert; im April starb Ober­ lieutenant Teufl, am 1. wurden die seit kurzem aus Bayern zurück­ gekommenen und reformiert angestelltcn Hauptleute Lorenz Werkstätter und Johann Ignaz Vischer „mit Landtraktament" beim Regiment aggregiert; am 1. Mai Fähnrich Poire zum Unterlieutenant befördert, dann Philipp Joseph Lespilliet, Petrus Hezard de la Borde, bis­ her Feldwebel, und Markus Anton Garico zu Fähnrichen ernannt; am 1. Juli avancierten Oberstwachtmeister Hünerbein zum Oberst­ lieutenant, Kapitänlieutenant von Mörz zum Hauptmann, Ober­ lieutenant Schwering zum Kapitänlieutenant, Unterlieutenant Poß zum Oberlieutenant, Fähnrich L. A. von Schönheinz zum Unter­ lieutenant, Johann Baptist von Grahaim erhielt die Fähnrichstelle,

„hat sich aber gleich wieder verlaufen", worauf er im Dezember quittierte. Am 1. September wurde Moise Gaillot de Montifaut mit vollem Traktament als Unterlieutenant aggregiert, Johann Jakob Riegg als Fähnrich angestellt; am 2. starb Hauptmann H a b b a ch; am 28. Ok­

tober erhielt der aus Neuburgischcn Diensten herübergekommene Haupt-

V. Abschnitt.

638

1707 mann Freiherr von Röbel als aggregiert das Landtraktament,

ebenso am 1. November Oberlieutenant Demeussant als aggregierter Hauptmann, Unterlicutenant Hardy avancierte zum Oberlieutenant, und am 1. Dezember, endlich fand Franz Joseph Anton von Mallknecht Anstellung als Fähnrich.

Villarz' Offenffve am Rhein. slst

Im Beginne des Rheinfeldzugs standen sich die feindlichen Armeen ßeften ufetn foS, vielumkämpften Stromes in der Weise gegenüber,

daß die Reichsarmee, deren Kommando nach Markgraf Ludwig's

Tode Markgraf Christian Ernst von Bayreuth überkommen, den linken Flügel ihrer bis Philippsburg ausgedehnten Verteidigungs­ front auf die Stollhofener Linien stützte, während Villars seine Truppen, 66 Bataillone und 108 Eskadronen mit 68 Geschützen, in dem breiten Raume zwischen der Lauter und Straßburg in Kantonne­ ments sammelte. Über die Verhältnisse beim Gegner infolge verräterischer Mittei­ lungen eines kaiserlichen Generals nach Versailles aufs genaueste in­

formiert, beschloß der Marschall mit starken Kräften von Kehl und Fort Louis aus gegen Front und Flanken jener Verschanzungen zu demon­ strieren, inzwischen aber das Gros seiner Armee durch einen Über­

gang bei Neuburg überraschend in den Rücken jener Position zu leiten, ein Manöver, das ihm am 22. Mai nach sorgfältigst geheim gehaltener Vorbereitung so vollständig gelang, daß die Reichsarmee die Stollhofener Linien ohne Kampf räumen und sich am 23. nach Ettlingen zurück­ ziehen mußte. Aber Villars begnügte sich mit diesem Erfolge nicht; nach kurzen Vorbereitungen folgte er dem hinter die Enz weichenden Markgrafen, erreichte schon am 2b. Durlach und veranlaßte die Reichsarmee, Dürrmenz auf Cannstadt (30.) und Schorndorf (31.) zu retirieren. 8. Juni stand das stanzösische Hauptquartier bereits in Stuttgart sandte von hier aus Requisitionskommandos bis Ulm und tief

von Am und ins

Fränkische hinein, um — Villars' Selbstsucht kultivierte ja diesen Zweig der Kriegsthätigkeit mit besonderer Vorliebe — die Kontributionen nach vielen Millionen einzutrciben; der Markgraf aber ging am gleichen Tage bis über Gmünd nach Heubach zurück. Der Einnahme von Schorndorf (15.) folgte am 20. die Zerspren­ gung der alliierten Nachhut zwischen Lorch und Gmünd. Nachdem die Reichsarmee am 23. begonnen hatte, gegen Norden in das Jaxtthal

auszubiegen, statt wie anfangs beabsichtigt, den Rückzug in der Richtung auf Ingolstadt zu nehmen, schien Bayern dem Einmärsche der Franzosen

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

639

offen zu liegen, ja Villars schloß bereits Karl's XII. Aufenthalt in »707 Sachsen in den Kreis seiner Berechnungen ein.

Aber er hatte sich durch Detachierungen nach rückwärts bedeutend geschwächt, und seine Bitten um Verstärkungen erzielten am Versailler Hofe nichts als die dringende Mahnung zur Vorsicht, die in der That um so mehr am Platze war, als Christian Ernst am 26. von Ellwangen

aufbrach und in forcierten Märschen über Crailsheim, Hall und Heil­ bronn (29.) wieder dem Rheinthale zueilte. In seinen rückwärtigen Verbindungen aufs höchste gefährdet, sah sich der Marschall auf die Kunde hiervon genötigt, am 28. so beschleunigt

umzukehren, daß er schon am 4. Juli mit seinen erschöpften Truppen Durlach gewann. Doch gestaltete sich die Entwickelung der Ereignisse weniger bedenklich, denn die Reichsarmee lagerte am 2. unter den Ka­ nonen von Philippsburg, spazierte zwischen 5. und 9. nach Mannheim und wieder zurück, wechselte, nachdem Villars am 9. bis Bruchsal, am 14. bis Walddorf avanciert war und Heidelberg besetzte, am 16. das

Ufer und zog sich, um den Franzosen den Weg zu verlegen, strom­ abwärts bis Oggersheim (17.), von wo ein Detachement nach Worms vorrückte und dann abermals den Rhein überschritt.

Dadurch ward Villars veranlaßt, weitere Unternehmungen gegen den Neckar aufzugeben und am 29. seine Kräfte bei Bruchsal zu kon­ zentrieren; nachdem auch die Reichsarmee tags vorher wieder nach Philippsburg umgekehrt, lag also im allgemeinen die am Anfang des Monats bestandene Situation abermals vor, doch unter wesentlich ver­

änderten Stärkeverhältnissen, denn während die Reichsarmee durch den Zuzug der Sachsen rc. bis zum Beginn des August auf 36 Bataillone und 69 Eskadronen mit 76 Geschützen anwuchs, mußte Villars 12 Ba­ taillone und 10 Eskadronen in die Provence abschicken, so daß ihm außer den Besatzungen nur mehr 26 Bataillone und 91 Eskadronen,

durch Desertion blieben.

ziemlich

gelichtet,

zu

Operationszwecken

verfügbar

Eine geringe Verstärkung erhielt die französische Rheinarmee durch die wohl in die erste Augustwoche fallende Ankunft der drei Bataillone und fünf Eskadronen des Generals Rechberg — dabei auch

das

zweite Bataillon Kurprinz — zunächst Lauterburg. Die Details über den Heranmarsch entziehen sich unserer Kenntnis, dagegen müssen

wir einen behaupteten längeren Aufenthalt unseres Bataillons in Kreuz­ nach unbedingt in Abrede stellens.

*) Bliebe, abgesehen davon, daß sich Kreuznach gar nicht in der Machtsphäre der französischen Armee befand, schon die Frage nach dem Zwecke einer solchen, von der

r-s zweite om

V. Abschnitt.

640

Als Villars jüngst die Besatzung der Lauterburger Linien durch

not.

Entnahme von zehn Eskadronen und drei Bataillonen schwächtex), scheint

er schon standene In für das

auf das Eintreffen der Bayern gerechnet zu haben, um die ent­ Lücke dort einigermaßen wieder auszufüllen. der That geht auch bereits am 1. August ein Rekrutentransport Leibregiment von Straßburg nach Weißenburg ab, am

8. September gefolgt von einem zweiten für unser Bataillon in der Stärke von 84 Mann, von welchen jedoch 13 Mann im königlichen Spital zu Straßburg verblieben, um nebst weiteren 20 Mann am 6. und 15. Oktober ebenfalls nach Weißenburg instradiert zu werden. Fügen wir hinzu, daß am 8. November noch 23 Rekruten, dagegen 25 von Friderico im Sommer zu Luxemburg geworbene vermutlich schon auf

dem Heranmarsche zur Einstellung gelangten, so ist ersichtlich, daß die

61

Zahl von 152 Mann gerade genügte, um das zweite Bataillon wieder aus seinen Etat zu bringen, für eine Neuformation jedoch vorläufig nichts übrig blieb. Dies wird uns auch durch einen in Anlage 61 reproduzierten Bericht Jäger's bestätigt, anderseits aber können wir aus obigen Daten entnehmen, daß unser Bataillon bis zum Schluffe

des Feldzugs die Umgebung von Lauterburg nicht mehr verließ, während das Bataillon des Leibregiments am 1. Oktober in Hagenau zu sein scheint. Nur die beiden Eskadronen Arco und Poth zog Villars sofort nach ihrer Ankunft über den Rhein, doch traten sie wahrscheinlich erst Marschroute und der Bestimmung unseres Bataillons weit abliegenden De­ tachierung ungelöst, so scheint von Hoffmann 4. Jnf.-Regt. S. 27 seiner Quelle,

dem Memoire Werk st älter's (HK. d. A. Man. 175) mehr als verdientes Vertrauen zu schenken. Im Jahre 1740 abgefaßt, zeigt die Denkschrift des etwas redseligen

alten Oberstwachtmeisters vielfache chronologische Verstöße, wie er z. B. nach der Schlacht von Turin (7. September 1706) auf der Reise aus Bayern zur Armee in Südtirol umgekehrt, aber schon im Juli 1706 dem Regiment in den Niederlanden

aggregiert worden zu sein behauptet, ivas thatsächlich erst im April 1707 der Fall war. Nach dem angeblichen Aufenthalt in Kreuznach in den Lauterburger Linien angekommen, führt Werkstätter 1707 dort Offiziere (Kapitänlieutenant Schwering,

Lieutenant v on Seigl itz) handelnd ein, welche nach dem unumstößlichen Zeugnisse unserer Akten dem ersten Bataillon dauernd angehörten und wie die Artillerieoffiziere erst 1708 an den Rhein tarnen.

Für dieses Jahr aber paßt mit Ausnahme der

mutmaßlichen Verwechselung des vielgenannten Kreuznach mit Saarlouis oder gar

mit Kreuzwald (12 km südlich von letzterem) die Schilderung vortrefflich, und noch dazu erwähnt der Autor S. 78 des folgenden Winterquartieres Metz (1708/9!) und sagt: „Im Frühjahr hernach feint wir von Metz in Flandern ... alsdann nacher Malplacke (sc. marschirt) aldorthen geschlagen" ?c.

Also — 1709!

*) Pelet VI, 241. .

-) Kr.-A. Span. Succ.-Kr. B. Elsäss. Geld-Verpsl.-R. 1707.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

später

in

den

Verband

eines Detachements

des

641

Generallieutenants nm

Viva ns', so daß sie an dem von diesem am 8. August nach dem Quell­ gebiete der Donau unternommenen Kontributionszug nicht beteiligt ge­ wesen sein dürften.

Trotz dieser und ähnlicher weit ausgreifenden Expeditionen wandte der Marschall mehr und mehr seine Sorge dem Schutze der Lauter­ burger Linien und dem Gedanken an den seinerzeitigen Uferwechsel zu, weshalb er an jenem 8. sein Lager nach Graben verlegte. Infolge des zwischen 13. und 15. von den Alliierten über Bruchsal und Berzhausen angetretenen Vormarsches nach Grötzingen rückte er zwar von Mühl­ burg, das er am 14. erreicht,

abermals gegen Durlach vor,

allein

nachdem sich die beiden Armeen einige Tage mit Artillerie beschossen, veranlaßten ihn die Nachrichten über baldiges Eintreffen feindlicher Ver­ stärkungen zum Abzug hinter die Murg, wo er vom 29. an zwischen Rastatt und Kuppenheim sich zu verschanzen begann. Markgraf Chri­

stian Ernst folgte jedoch am 30. nicht weiter als bis Ettlingen.

Des Oberkommandos enthoben, verließ dieser die Reichsarmee am 2. September, worauf am 15. Kurfürst Ernst Georg Ludwig von

Hannover (später als Georg I. König von England) trat. Aber auch dieser fand trotz besten Willens in den Heeres zu viele Mängel, als daß er sich nicht vorläufig einer neuen Verteidigungslinie zwischen Ettlingen und schränken zu müssen glaubte.

an seine Stelle Zuständen des auf die Anlage Daxlanden be­

Inzwischen war das Detachement Vivans' durch die Annäherung eines kleinen Corps unter dem Herzog von Württemberg ge­ nötigt worden, die Umgebung von Donaueschingen zu verlassen, und am 25. August wieder bei Rastatt eingetroffen. Da der Herzog aber am 4. September vor das von den Franzosen besetzte Schloß Hornberg rückte, so beorderte Villars den General Vivans zum Entsätze. Obwohl zu spät gekommen, blieb dieser bei Offenburg stehen — auch

die beiden Eskadronen Arco und Poth zählten sicher zu seinen 15 Eskadronen — erlitt jedoch am 24. September durch 1500 Reiter und 500 Mann zu Fuß des Generalwachtmeisters Grafen Mercy, welcher einen gewandten Umgehungsmarsch der französischen Hauptstellung über das Gebirge ausgeführt, einen so plötzlichen Überfall, daß das ganze Detachement nach braver Gegenwehr unter einem Verlust von angeblich

700—800 Mann an Toten und Verwundeten, von 1300 Pferden und einer Anzahl Trophäen zersprengt tourbe *). ’) Feldz. Eug. IX, 231. — Hutter 1. Chev.-Regt. ergänzend, welcher

diese

Affaire ganz übergeht, möchten wir als „Beiwerk" erwähnen, daß nach der Elsäss.

642

ne?

V. Abschnitt.

Villars, welcher bereits am 11. Oktober einen Teil der Kavallerie

auf das linke Ufer zurückverlegt und am 29. seinen Abzug begonnen hatte, mußte unter dem Drucke der Verpflegungsschwierigkeiten anfangs November

über

Fort Louis

und

Straßburg

mit

dem Reste

der

Armee folgen und verlegte seine Truppen vom 2. ab in die Winter­ quartiere, so daß am 8. einschlüssig des bei Hagenbach und an der Lauter stehenden Detachements die Trennung vollzogen war. 36 Ba­ taillone und 45 Eskadronen blieben im Elsaß, die übrigen kamen in die Franche Comte, nach Lothringen und den drei Bistümern, wohin auch die fünf bayerischen Eskadronen abrückten !). Die feindliche Armee ging unmittelbar darauf ebenfalls auseinander. Winterquartiere. Betrachten wir die von den bayerischen Truppen im Winter 1707/8 belegten Quartiere im Zusammenhang, so finden wir die Hartschiere zu Mons, Karabiniers und Grenadiers ä cheval zu Valencienncs, je ein Bataillon von Leib- und Kurprinz-Regiment (nebst Bombardier­ kompagnie ?) in Mons, die dritten Eskadronen der fünf Kavallerie-Regi­

menter in Metz und Diedenhofen, je zwei Eskadronen Graf ArcoKürassiere in Arlon, Costa in Echternach und die übrigen Regimenter in Luxemburg, Sierk und Metz. Von den an den Rhein detachierten Bataillonen aber kamen die beiden von Leibregiment und Kurprinz nach Straßburgs, während Chevalier de Baviere aller Wahr­

scheinlichkeit nach in Schlettstadt lag, wo im Winter auch die KadresOffiziere der neuen Bataillone stationierten. Da das Leibregiment in Straßburg keinen Regimentsfeldscherer hatte, so mußte der Arzt unseres Regiments den Dienst bei jenem mit versehen und erhielt dafür „zu seiner Ergötzlichkeit" vom 1. No­ vember an monatlich 6 Gulden. Geld-Berpfl.-R. 1707 am 23. Obersiwachtmeister de Willio von Arco- und Ritt­ meister Delpair von Poth- das Monatgeld von Straßburg geholt, aber die Aus­ zahlung unnötig verschiebend, mit sich in die Wohnung genommen hatten.

„Am

24. bei anbrechendem Tag hat der Feind ganz unvermuthet mit einem durchs Kinzig­ thal herausgekommenen von dem kaiserlichen General de Mercy kommandierten starken Corps das Bivans'sche Detachement noch schlafend überfallen und da man

in dem ersten Schrecken und Confusion vor allem nur zu Pferde zu kommen ge­ trachtet, so ist bei solchem Lärm, gestalten der Feind das Lager urplötzlich an allen

Ecken angesprengt, erfolgt, daß man von diesem Geld nur dasjenige salvirt, was für das Arch'sche gehört" — das für die Eskadron Poth (1340 ft.) war verloren. •) Die Errichtung der fünf neuen Eskadronen unterblieb, da die Werbung im ganzen nur 137 Kavallerie-Rekruten ertragen hatte. *) Mehrfach bestätigt durch Kr.-A. Span. Succ.-Kr. B. F.-Kr.-Zahlamts-Rechn.

1707. — Rekrutierungs :c. -R. 1708. — Elfäff. Geld-Berpfl.-R. 1707 tntb Anlage 61.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

643

1708. Die Winterruhe dauerte indes nicht allzu lange. Zunächst war es der Erbschastsstreit um das Fürstentum Neufchätel und Valengin, welcher zu einer Zeit als der König wenn auch ohne dauerndes Resultat

bereits Fühlung mit Holland zum Abschluß des Friedens gesucht hatte, neue Verwickelung der Lage in Aussicht stellte. Denn da das Ober­ tribunal jenes Fürstentums sich am 3. November 1707 zu Gunsten der von den protestantischen Kantonen unterstützten Ansprüche des Königs

von Preußen entschied, beschloß Ludwig XIV. die Geltendmachung seiner eigenen Rechte durch Waffengewalt und ließ am Anfang des neuen Jahres Truppen gegen die Schweizer Grenze konzentrieren, wie denn auch von Straßburg am 9. Januar ein stärkeres Detachement mit

Artillerie rheinaufwärts marschierte. Zwar wurde jene Frage nach längeren Verhandlungen friedlich beigelegt, allein sie gab Villars Gelegenheit, einen schon seit Monaten geplanten Streich zu versuchen, weshalb er am 10. von Paris nach Straßburg zurückkehrte'). Es galt

der Wegnahme von Freiburg, wozu der Marschall mit mehreren Schweizer Offizieren der Garnison Verbindungen anknüpfte, um sich deren Mit­ hilfe bei einem Überfalle auf die Festung zu sichern. Da der Anschlag indes im letzten Stadium scheiterte, weil einerseits die Führer der Reichsarmee Kenntnis von den geheimen Vorbereitungen erhielten, anderseits auch Villars vor deren Gegenmaßregeln gewarnt wurde, so handelt es sich für uns weniger darum, die in neueren Werken ausführlich geschilderten Einzelheiten2) der Verabredung zu wiederholen,

als die in Aussicht genommene Beteiligung unseres Regiments fest­

zustellen. Der Überfall sollte in der Nacht vom 21. auf 22. zwischen 2 und 3 Uhr morgens durch ein von Breisach kommendes Detachement von 800 Mann ausgeführt werden, welche sich in nächster Nähe Freiburgs

in Hinterhalt zu legen hatten, während ein Kommando von 30 Mann, begleitet von bayerischen Offizieren, auf unverfängliche Weise sich die Thorschlüsse! verschaffte. Dieses kleine Corps war aus neun französischen und zwei baye­ rischen Grenadierkompagnien gebildet. Da nun nur die beiden Ba*) Feldz. Eug. X, 277.

Die in diesem Werke geäußerte Verwunderung, daß

Pelet des Anschlages aus Freiburg gar nicht erwähne, erscheint angesichts dessen

eingehender auch von unS benutzter Schilderung VII, 274 ff. und 480 ff. und des Zitates in Feldz. Eug. IX, 232 allerdings „merkwürdig". ’) Pelet und Feldz. Eug. a. a. O.,

4. Jnft.-Regt. S. 28.

insbesondere

auch von Hofsmann,

Anschlag auf Freiburg.

644

V. Abschnitt.

»Os taillone des Leibregiments und von Kurprinz je eine solche be­ saßen, so ist jeder Zweifel über deren Beteiligung behoben, und wird uns anderseits die Frage, wie diese Abteilungen von Straßburg nach Breisach kamen, dahin beantwortet, daß sie jenen wegen Neufchätels

konzentrierten Truppen angehörten *) und in Schlettstadt standen. Beruht unsere begründete Vermutung, daß das Bataillon Chevalier de Baviere in letzterem Platze in Winterquartieren lag, auf Wahrheit, so kann jedoch von unserem Regiment ausschließlich die Grenadierkompagnic zur Stelle gewesen sein, da am 21. von Straßburg eine zweite Kolonne aufzubrechen

hatte, welche neben einigen französischen Truppen ein bayerisches Ba­ taillon enthielt, das dann eben das unsrige sein mußte. Unter Kom­ mando des Chevalier de Brilliere sollte die letztere um 2 Uhr mittags

abmarschieren und sich in thunlichster Beschleunigung Freiburg nähern. Wie Pelet erzählt, wurde in dem Augenblicke, als sich das Grenadier­ detachement von Altbreisach aus in Bewegung setzte, Villars durch den früheren Lieutenant Rousselet de Charpillot des SchweizerRegiments Schellenberg von den durch den Feldmarschall Freiherrn von Thüngen getroffenen Gegenanstalten rechtzeitig in Kenntnis gesetzt und vermochte so der ihm gelegten Falle zu Truppen in ihre Winterquartiere zurückkehrten.

entgehen,

worauf die

rocrbung unb Seit dem Beginne des Jahres hatte auch unser Regiment die Montierung, sjßerf)ltng wieder ausgenommen, und wurden insbesondere vom ersten

Bataillon die Lieutenants von Corseigne und Ableitner nach Luxem­ burg unter Mitgabe folgender Instruktion geschickt: JnstruktionS-Punkte

welche denen beiden Lieutenanten vom churprinzi scheu Regiment zu Fuß Herrn Peter de la Corseigne und Herrn Johann Ableithncr, so zur Recrulenwerbung

nacher Luxembourg commandirt, behändigt worden, Mons, den 5. Jänner 1708. 1. Läßt Ihre Chfl. Drl. auf jedweden tauglichen Mann von der teutschen Nation, welchen sie beide Offiziers anwerben werden, durchgehends 5 Patacons zum Anwerbgeld gnädigst passim, so sie von dem zu Luxembourg anwesenden Chfl. OberKriegskommissär von Amann') oder aus dessen Anweisung von der daselbstigen

Kriegscassa gegen Schein an sich bringen können, dagegen aber haben vor's

*) Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr. Elsass, Geld-Berpfl.-R. 1. Jan. bis 20. Juni 1708:

„Als die churfiirstliche Leibbataillon von Schlettstadt, wohin sie mit anderen Truppen bei denen dazumal wegen des Fürstentums Neuschätel gemachten Betvegungen kommandiert gewesen, wiederum nach Straßburg zurückzugehen Ordre erhalten, hat

man zur Fortbringung der Marodi oder ermatteten Mannschaft für Fnhrlohn aus­ gelegt 3 fl. 18 kr." ') Amann starb am 25. August 1708 zu Metz.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

645

2. sie beide Herrn Offiziers alle übrigen Unkosten so sich bei dieser Werbung nos

ereignen möchten von diesen 5 Patacons selbst zu bestreiten und derentwegen Jhro Chfl. Drl. nichts anzurechnen. 3. Wenn sie einen Mann anwerben ist solcher bemeldtem Herrn Ober-KriegsCommissario von Amann oder wen er hiezu verordnen wird um der Verpflichtung

Verpflegung

und

willen

vorzustellen

und alsdann von Monat zu Monat von

ihnen Werbungsoffizieren ordentliche Zahlungs-Listen mit Beilegung der Verppich-

Attestationen zu übergeben, das Geld soviel es erfordert, an sich zu bringen und die Zahlung mit Beobachtung der gewöhnlichen Abzüge zu thun. 4. Wenn von denen kgl. spanischen oder französischen Regimentern einige Leute

welche Jhro Chfl. Drl. schon gedient zu erfragen, sind solche zufolge der ergangenen königlichen ordre abzufordern und auszukaufen, mithin vor jeden solchen Mann vor­

alles und alles gegen Schein 21 livres de france zu bezahlen, dagegen passirt auf einen dergleichen Mann weiters kein Handgeld.

5. Ist auf einen jeden beiwerbenden Mann die kleine Mundur, so besteht in 1 Hut, 1 Halstuch, 1 Hemd, 1 Paar Strümpfe und 1 paar Schuhe beizuschaffen und dem gleich zu behändigen worauf ihnen Werbungsoffizieren dasjenige was hier

in margine beigesetzt *) passiren thut, wenn es in der Güte und der Regimentsmundur conform denselben behändigt worden. 6. Allenfalls wieder verhofsen ein vder anderer angeworbener Mann desertiren

sollte, ist derentwegen eine beglaubigte Attestation zu nehmen, wann er desertirt, solcher aber inseriren zu lassen, was er an obenbeschriebener kleiner Mundur em­ pfangen hat und mit sich genommen, oder man würde künftig hiefür nichts passiren

lassen.

7. Wegen Verschaffung des Quartiers sowohl für die H. Offiziere als die bei­ werbende Mannschaft ist hiebei ein Chfl. Rescript an den Gouverneur Mr. le

Comte d’Autel zu Luxembourg zu empfangen, von welchem dann auch mehr­

gedachtem Herrn von Amann Nachricht zu geben ist.

Die Resultate des Werbegeschäftes bleiben uns unbekannt, dürsten auch nicht nennenswert gewesen sein. Der dreijährigen Tragzeit entsprechend, war die Infanterie in diesem Frühjahr wieder mit der großen Montur zu versehen, doch hatte bereits am 16. November ein Rescript verfügt, daß statt des teueren Laudeve-

Tuches künftig starkes Limburger zu verwenden, dagegen die Tragzeit auf zwei Jahre herabzusetzen sei. Auch vier neue Fahnen erhielt das Regiment zum Preise von 22 Patacons pro Stück. An Personalien bietet sich nur wenig. Nachdem Oberstlieutenant Personalien. Nicolini seinen Abschied genommen, ging seine Kompagnie mit Wirk­

samkeit vom 1. Februar auf den Obersten I. B. von Mallknecht über, welcher aus der Gefangenschaft entlassen, am 1. Mai 1706 den Titel und am 1. Juni 1707 das Traktament als Oberst erhalten hatte, in den Stab unseres Regiments aber auch jetzt nicht zurücktrat, sondern unter den nicht regimentierten Offizieren fortgeführt wurde. Im

Januar fand Anton Desseh Anstellung als aggregierter Unterlieutenant *) Fehlt in unserer Quelle Kr.-A. A VI, 4. Regimentsakt.

646

V. Abschnitt.

Itos „mit Sergententraktament", Lieutenant Richard Barry starb am 15. Fe­

bruar in der Badekur zu Avesnes; am 16. August wurde Oberlicutenant

Friderico zum aggregierten Hauptmann befördert, und Charles Dasteley

als solcher ausgenommen, so daß am 1. September das Offizierscorps folgende (authentische) Einteilung2) zeigt, in welcher nur, mit Ausnahme der Fähnriche Urban und von Reitzenstein, die zur Errichtung des dritten Bataillons abkommandierten Offiziere fehlen, ohne im Verlaufe des Jahres in die Verpflegung des Regiments zurückzukommen.

Das Regiment Kurprinz am 1. September 1708. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimentsstab: Oberst-Kommandant: Brigadier Joseph de St. Jure Chevalier de Mercy. Titular-Oberst: Markus Anton de Qu ar di. Oberstlieutenants: Johann Jakob Frankenreither. Augustin von Hünerbein. Oberstmachtmcister: Wolf Heinrich von Schmidthofen. Regimentsquartiermeister: Georg Lorenz Faber. Auditor und Sekretär: Johann Georg Neebaur. Regimentskaplan: Johann Westermayer. Regimentsadjutant: Johann Drexlmayer. Regimentsfcldscherer: Martin Mayr. Prosos: Joh. Michael Leileisen. 6 Hoboisten.

I. Bataillon. Kompagnie

Hauptmann

La Colonie-

Francois de la Colonie

Grenadier-

oggr. Lorenz QueMain

Oberlieutenant

Oberstlieutenant

Fähnrich

Moise Gaillot

Clement Hardy

Charles Demeussant

Leib-

Unterlieutenant

de Montifaut

Johann Martin

aggr. Anton

de la Colonie

Dessey

Oberst de Mercy

Kap.-Lieut.

beim Stabe

Dietrich Engelbert

aggr. Charles Dasteley

Schwerins

Philipp Wilhelni Johann G welch

Graf d'Aspremont

Oberst de Quardi Oberst

beim Stabe

Quardi»

aggr. Johann Ignaz

Wolfgang Helgel

Franz Korbinian

Johann Jakob

Oberländer

Riegg

Bischer

Oberstlieutenant Oberstlieutenant Frankenreither-

Frankenreither beim Stabe

aggr. Freiherr

Philipp Kreitter

Matthias Wagner

Joh. Philipp Anton Mayer

von Röbel

x) Im Originale stehen wie bisher die Greuadierkompagnien vor dem Re­ gimentsstab.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

647 1708

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Honigau-

Heinrich von Honigau

Jakob Feldmaher

Gauthier-

Pongratz-

Amann-

Lang-

Unterlieutenant

Fähnrich

Johann

Philipp Joseph

Ableitner

Lespilliet

Johann Philipp

Peter d'Addaz

Joseph

Christian Ignaz

Gauthier

de Corseigne

von Seiglitz

Fürweger

Johann Jakob

Shltzester Martin

Pongratz

Steiner

Franz Xaver

Lorenz Albrecht

von Schönheinzl)

Joseph Karl -

von Amann

Franz Jakob Poß

Johann Lang

von Amann

Joh. Georg Hannas

Simon Koch

Franz Anton

von Schönberg

-

II. Ba 1 ail l o n. La Bastide-

Grenadier-

Jean LouiS Boredon

de la Bastide

Johann Emmer

Hippolyte Poire

(Galaud)

Petrus Hezard de la Borde

Oberst Joh. Bapttst Oberst

Mallknechr-

Mallknecht

von Millegg aggr. Lorenz Werk-

Heinrich Christ.

Sebasttan

Joh. Bapt.

Maller

ZizelSberger

Cremonesi

ftättet

Oberstlieutenant

Hünerdein-

Immer-

Sonettb

Oberstlieutenant

Joh. Mart.

von Hünerbein

Wunderlein

beim Stabe Johann Franz

David Ute sch

Immer

Anton Bonetti

Georg Christian

Springer

Joh. Leonh. Friderico-

de Friderico aggr. Joh. Marx

de Friderico Urban-

Mall-

Elsinger-

Joh. Mart.

Rummel genannt St. Martin Franz

Ulrich Urban

Wolfgang Martin

Mall

Johann Philipp

Tlsinger

du Moulin

Johann Wieser

Stephan Dury

Joh. Christoph Lorenz Setter

von Schönheinz

Joh. Kaspar

Sauer

Andrea- Halter

Franz Jos. Anton von Mallknecht

Markus Miiton Garico

Johann Karl

Benedikt Meinrad

Platin

Meichel

Gregor Prändl

Claudius Franz Pomet

Joh. Michael Trenz

>) Obwohl dieser die Hauptmannswitwe Hab dach geheiratet hatte,

Markus Anton

Urban

Jos. Ant. Heinr. Freiherr von

Cilla

Albert Franz von Reitzenstein

erhielt dieselbe doch „in An­

sehung ihres verstorbenen Ehemanns treu geleisteter Kriegsdienste und der hinterlassenen zwei Kinder be-

nöthigten Unterhalts" den ihr im Oktober 1707 verliehenen doppelten Füsilierplatz (monatlich 8 fl.) fort. Übrigens bezog auch die Witwe deS beim Überfall von Ulm gebliebenen Oberstlieutenants Freiherrn

von Pechmann nach ihrer Wiederverehelichung mit dem Oberst Rem oschi deS Leibregi-

mente ihre jährliche Pension von 500 fl. weiter.

648

nee

V. Abschnitt.

Im Dezember endlich ging Hauptmann Freiherr von Röbel

wegen Schulden durch, und nahm Profus Leiteisen seine Entlassung.

Bereinigung

lln btt9®»«!-8

Da Villars nach dem Unternehmen auf Freiburg am Rheine ge­ sieben war, so vermochte er den Vorgängen auf gegnerischer Seite mit voller Aufmerksamkeit zrl folgen. Zwar befand er sich in unbestrittenem Besitze der vier Rheinübergänge von Hüningen, Breisach, Kehl uiib Fort Louis, während die Alliierten in drei Jahren nach einander die

Retranchements von Weißenburg, dann von Drusenheim, Hagenau und Lauterburg, und endlich die Linien von Stollhofen eingebüßt, so daß

sie nunmehr auf die Position hinter der Queich mit Landau und ant rechten Ufer auf die neuen Ettlinger Linien beschränkt waren, allein die Bewegungen hinter der feindlichen Beobachtungsstcllung, insbesondere

der Heranmarsch zahlreicher Truppen aus Italien, und die Nachricht, daß Prinz Eugen zum Kommando am Rheine oder an der Mosel

bestimmt sei, legten ihm besondere Vorsicht auf1).

Deshalb entschloß er sich Offcnsivuntcrnehmungen in größerem Stile

vorläufig ruhen zu lassen und zwar mit um so mehr Berechtigung, als er am 18. April Befehl erhielt, von den seit Januar im Elsaß ver­ bliebenen 56 Bataillonen und 45 Eskadronen je 15 der besten Bataillone und Eskadronen nach Luxemburg abmarschiercn zu lassen, von welchen allerdings auf seine Vorstellungen zwei Infanterie- und drei Dragoner­ regimenter Gegenordre empfingen. Während er aber auf die Ankunft der zum Ersätze bestimmten minderwertigen Truppen aus der Franche Comte wartete, um gegenüber

dem als bevorstehend angekündigtcn Aufmarsch der Alliierten zwischen Philippsburg und Bruchsal seine Armee in den Lauterburger Linien zu versammeln, verfügte der König einen Wechsel im Oberbefehl. Dem Wunsche seines Enkels, des Herzogs von Burgund, Folge

gebend, übertrug er diesem das Oberkommando in den Niederlanden und ordnete ihm den Herzog von Vendöme und den Marschall von Matignon, uns von früher unter dem Namen de Gace bekannt, bei.

Da aber Max Emanuel weder unter den Befehlen des Prinzen stehen noch diesem vorgesetzt werden konnte, so trat er an die Spitze der Rhein­

armee, und der aus Spanien berufene Marschall Herzog von Ber­ wick, ein natürlicher Sohn des Königs Jakob's II. von England, an *) Schilderung des Feldzugs nach Pelet VIII, Feldz. Eug. X, Quincy VI, Masset Mein., La Colonie Mem., von Hofsmann, 4. Jnf.-Regt., Kr.-A. Rech­ nungsalten und K. K. Kr.-A. Feldakten 1708.,

649

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

seine Seite.

In Anbetracht seiner früheren Erfahrungen mit Villars' 1708

Unbotmäßigkeit hatte nämlich der Kurfürst Vorstellungen gegen dessen

Verbleib am Rheine erhoben, weshalb jener mit dem Kommando in der Dauphine betraut wurde.

Nur ungern fügte sich Max Emanuel in die Notwendigkeit, die Führung der großen flandrischen Armee zu vertauschen und wahrte sich in einem vom 15. April datierten Memoire ausdrücklich alle Rechte, welche aus seiner Stellung als Generalgouverneur der Niederlande ent­

sprangen, insbesondere die Ausübung der Regierungsgewalt, den Ver­ bleib des Hofes in Mons und die beliebige Rückkehr nach Flandern, sowie die Bewilligung eines außerordentlichen Zuschusses zum Unterhalt des Hofes und seiner Truppen, welchen der König in seiner Ratifikation vom 22. auf 600000 Francs festsetzte *). Am 2. Mai enthüllte der Kurfürst selbst seinen Getreuen das bisher vor der Öffentlichkeit sorgfältig gehütete Geheimnis dieses Wechsels

und gewährte seinen Regimentern die freudige Genugthuung, ihn in

seinen neuen Wirkungskreis begleiten zu dürfen. Während Marschall Arco am 14. nach Straßburg vorauseilte, und wir die Kavallerie bereits am nämlichen Tage auf dem Marsche wissen, brach unser erstes Bataillon vermutlich gemeinschaftlich mit dem des Leibregiments an diesem Tage von Mons in der Richtung auf Maubeuge auf, gefolgt am 16. von dem Reste des Regimentsstabs, welcher sich dem Generalstabe anschloß2). Ein Oberlieutenant und 30 Mann blieben bei der Hofbagage, deren zahlreichen Wagenpark Oberstlieutenant de la Colonie mit einer starken Eskorte zu geleiten hatte. Nach Villars' am 9. Mai stattgefundener Abreise übernahm Gcncrallieutenant Gras du Bourg einstweilen das Kommando, schickte auf die Kunde von einer bedeutenden Truppenansammlung bei Villingen und Rottweil vier Eskadronen nach Altbreisach und ließ einen Teil der

aus der Franche Comte heranrückenden Truppen bei Kolmar Halt machen. Der untere Elsaß unb die Lauterlinien schienen ihm genügend geschützt durch die 47 Bataillone und 45 Eskadronen, welche sich all­ mählich in dem Raume zwischen Weißenburg, Lauterburg und Straßburg

in engen Kantonnements gesammelt, und unter denen wir am 13. von bayerischen Truppen unser zweites Bataillon am linken Flügel der Linien in Rott südöstlich Weißenburg, und je ein Bataillon Leib») Pelet VUI, 618. ’) Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr. Prov.-A.-Geld- und Mat.-R. vom 1. Nov. 1707 bis 16. Mai 1708. Der mehrfach behauptete Aufbruch der Kavallerie am 2. Mai dürste auf Mißverständnis beruhen. Staudinger, bo8 L b. 2. Jnf.-R. .Kronprinz".

43

650

V. Abschnitt.

Itos regiments und Chevalier de Baviere in Altenstadt resp. Roppen-

heim vorfinden'). Marschall Berwick, am 16. in Straßburg angelangt, billigte du

Bourg's Dispositionen und

ließ

überdies am 17. ein Corps von

19 aus der Franche Comte und dem Metzer Lande eingctroffenen Es­ kadronen unter dem Marquis de Vivans den Rhein bei Straßburg überschreiten und unter den Kanonen von Kehl kampieren, um einerseits

die Verpflegsvorräte des Elsaßes zu schonen, anderseits aber zur Auf­ klärung und demnächstigen Verwendung bereit zu stehen. Die bis jetzt über den Gegner gewonnenen Nachrichten bestätigten

die Absicht der Alliierten, eine aus Sachsen, Lüneburgern, Dänen, Hessen, Westphalen und Pfälzern zu bildende Armee unter Prinz Eugen an der Mosel operieren, eine zweite aber unter dem Kurfürsten von Hannover in der Stärke von 25 Bataillonen und 30 Eskadronen sich am Rheine sammeln zu lassen, wo in der That der mit dem provisorischen Kommando betraute Feldmarschall Thüngen vom 9. ab die für Prinz Eugen bestimmten Kontingente in der Richtung gegen Koblenz diri­ gierte und die ihm verbleibenden Truppen teils in den Ettlinger Linien selbst konzentrierte, teils aus dem oberen Schwarzwalde gegen diese heranzog. Max Emanuel beschloß alsbald nach seiner am 21. erfolgten An­ kunft in Straßburg, zur Beobachtung der Truppenbewegungen an der Nahe und Mosel den Generallieutenant Saint-Fremont mit einem Corps von 15 Bataillonen und 20 Eskadronen gegen Homburg zu detachieren, neun Bataillone aber, auf dem Heranmarsch von Metz be­ griffen, in Buckenheim (Saar-Union) vorläufig stehen zu lassen, um sie nach Umständen an der Mosel oder im Elsaß zu verwenden. Saint-Fremont's Corps, nach definitiver Verfügung 14 Bataillone und 23 Eskadronen stark — ausschließlich französische und spanische Truppen2) — marschierte am 23. ab und gelangte über Bitsch und Hornbach am 29. nach Homburg. *) Noch am 10. Mai meldet ein Kundschaftsbericht (K. K. Kr.-A. Feld-A. Röm. R. Fase. 5 St. ad 12a. GSt.-A. 1708 St. 4) dem Feldmarschall Thüngen: „Die feindlichen Trouppen thetten dermahlen annoch mehrern theils umb Straßburg cantonniren und seye nur ein Theil darvon gegen die ligne von Lautier- und Cronweißenburg herab geruckhet". Auch nach Kr.-A- B. Span. Succ.-Kr. Els. GeldVerpfl.-R. 1708 rückten die beiden Bataillone Leibregimcnts und Kurprinz erst im Mai von Straßburg nach Weißenburg. ’) Durch die bei Pelet VIII, 627 befindlichen beiden Listen wird die Behaup­ tung bei Rosenbusch und von Pöllnitz 2. Chev.-Regt. S. 63 und Hutter 1. Chev.-Regt. S. 94, die Regimenter Poth resp. Arco seien gleich anfangs mit diesem Detachement abgegangen, widerlegt.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

651

Da Ludwig XIV. in den Vorgängen an der Mosel eine starke ms Gefährdung der ungeschützten langen Verbindungslinie zwischen dem Rheine und Flandern erblickte, so lenkte er nicht bloß die Aufmerksamkeit des Herzogs von Burgund in diese Richtung, sondern gewährte auch ausdrücklich dem Kurfürsten die Freiheit, unter Zurücklassung Berwick's oder du Bourg's an der Lauter, sich selbst gegen Westen zu wenden. Max Emanuel blieb zwar für den Augenblick noch am Rheine, sandte aber sofort den 9 bei Buckenheim stationierten Bataillonen, einigen anderen Regimentern und 29 teilweise noch nicht in den Elsaß ein­

gerückten Eskadronen Befehl, zu Saint-Fremont zu stoßen, diesem selbst aber die Weisung, sich nunmehr mit seinem gesamten Corps, 36 Bataillone und 52 Eskadronen zählend, bei St. Johann-Saarbrücken zu postieren. Diese Verstärkungen enthielten unter andern auch je 2 Eskadronen der 5 bayerischen Kavallerie-Regimenter, sicher jene, welche im Vorjahre in den Niederlanden gestanden, ferner die 3 Garde­ eskadronen und 2 Bataillone »Bavarois«. Diese letzteren können nach der ganzen Sachlage und mehrfachen Anhaltspunkten nur die beiden von Mons hcrübergezogenen Bataillone Leibregiments und Kurprinz gewesen sein, welche, wie indirekt auch La Colonie bestätigt, rückwärts Pfalzburg längeren Halt gemacht hatten und nach Pelet's Andeutungen am 2. Juni, nach denen La Colonie's aber erst am 7. oder 8. in dem von Saint-Fremont seit 2. bei Völklingen be­ zogenen Lager eintrafen **). Nachdem der Kurfürst am 24. Mai ein Detachement von 800 Pferden nach Offenburg entsendet, beorderte er am 29. die bei Kehl kampierenden Eskadronen zur Vorrückung nach Bischoffsheim und am 31. nach Lichtenau-Stollhofen, wohin auch der Rest der im ganzen noch 31 Ba­ taillone und 82 Eskadronen musternden Armee avancierte. Da uns die unter General de Pery in den Lauterlinien verbliebenen weiteren 9 Bataillone und 6 Eskadronen namentlich genannt finb2), so haben wir ohne Zweifel auch die drei während des Winters im Elsaß ge­ standenen bayerischen Bataillone, darunter unser zweites, und die Ende des Monats2) wieder am Rheine eingetroffenen dritten Eskadronen der 5 Kavallerie-Regimenter bei Lichtenau zu suchen. *) Auch Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr. F.-Kr.-Zahlamts-Rechn 1708 sagt: „Als

im Monat Mai 1708 die gestimmten churs. Truppen außer den 2 Bataillons von Leib- und Churprinz-Regiment, welche schon im Elsaß gestanden, aus Nieder­ landen an den obern Rhein marschirt seind und daraufhin, da solche nächst Saar­

louis in Lothringen zu stehen kommen rc."

*) Pelet VIII, 628.

’) Hutter, 1. Chev.-Regt. S. 93.

652

1708

V. Abschnitt.

Während die auf feindlicher Seite umlaufenden Gerüchte dem Kurfürsten noch die Absicht zuschrieben, mit einem Kavallerie-Corps

von 12000 Mann durch den Schwarzwald in Bayern einzubrechen, „allwo ein großes Complot von der Noblesse und gemeinem Mann vorhanden"*), und bei Thängen guten Glauben fanden, erblickte jener in der nun mit Sicherheit festgestellten Konzentrierung starker Streit­ kräfte bei Kastellaun südlich Koblenz eine bedenkliche Bedrohung der Mosellinie und beschloß deshalb, den Oberbefehl an der Saar selbst zu übernehmen. Am 5. räumte er das Lager von Lichtenau und kam­ pierte, den Rhein wieder überschreitend, bei Hagenau. Du Bourg aber rückte am gleichen Tage nach Seltz.und am 6. in den Lauter­ linien ein, um sie mit 28 Bataillonen und 33 Eskadronen2) zu besetzen.

Begleitet von Marschall Berwick reiste Max Emanuel über Pfalzburg (6.), Buckenheim (7.), Saargemünd (8.) am 9. nach Völk­ lingen. Der Rest der Rheinarmee, nach unserer Rechnung 12 Bataillone und 43 Eskadronen, folgte ihm, durch andauernde Regengüsse auf­ gehalten, am 7. unter Kommando des Generals d'Hautefort, erhielt

aber, am 8. und 9. in Buckenheim und Saaralben angekommen, Befehl stehen zu bleiben. Aus Gründen, welche sich demnächst von selbst er­ läutern werden, müssen wir bei diesem Corps auch die obengenannten 3 bayerischen Bataillone, darunter unser zweites, und die 5 Eskadronen annchmen ’). Weil sich eine Vorrückung an die Brems wegen der Fouragcarmut des Bezirkes nicht empfahl, wurde Saint-Fremont, welcher schon am

3. ein Bataillon und 150 Pferde zur Verstärkung der Garnison nach Homburg gesandt, nunmehr angewiesen, seine Infanterie in die Ebene von Saarlouis, die Kavallerie aber nach Siersberg an der Niedmündung zu dirigieren. Sein Vorschlag, durch einen Stoß in der Richtung auf Kirn den Feind nach Mainz oder Koblenz zurückzudrängen, fand aus mehrfachen Erwägungen keine Billigung, dagegen ließ die gemeldete Um­ kehr der pfälzischen Truppen von Bingen nach Philippsburg du Bourg's Bitte um Verstärkungen gerechtfertigt erscheinen, worauf am 13. 7 Ba­ taillone und 6 Eskadronen — nur französische Truppen — unter *) Schreiben des Grasen Trauttmansdorsf aus Waldshut vom 1. Juni im K. K. Kr.-A. Feld-A. Röm. R. Fase. 6 St. ad 7 und 8 a (GSt.-A. 1708 St. 15). S. a. Feldz. Eug. X S. 289. 2) Pelct Vin, 323. Etwa 7 Eskadronen standen rheinauswärts bis Altbreisach. s) Bestätigt wird diese wohlbegründete Vermutung durch Kundschaftsnachrichten im K. K. Kr.-A. Feld-A. Röm. R. Fase. 6 St. ad 12 a und 15 (GSt.-A. 1708 St. 20. 22).

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

General de Vieuxpont von Buckenheim zur Verbindung

653

zwischen ms

beiden Armeeteilen nach Ingweiler detachiert wurden. Am 18. dislozierte der Kurfürst mit Rücksicht auf die Verpflegung die bei Saarlouis und Saaralben stehenden Truppen derart, daß 28 Ba­ taillone und 46 Eskadronen bei Saarlouis blieben, 12 Bataillone und 11 Eskadronen nebst der Artillerie nach Forbach, und 42 Eskadronen

nach Saargemünd kamen, in welchen Rayons sie sich teilweise sehr weit ausbreiteten. Unter den um Forbach lagernden Bataillonen sehen wir nun auch unser Regiment nach langer Trennung wieder vereint'), denn am 23. ergeht aus dem Hauptquartier Saarlouis die „gnädigste Resolution, daß denen beiden Bataillonen von Leib- und Kurprinz-Regi­

ment, welche bei einem Jahr am Oberrhein und also von denen chur­ fürstlichen Truppen abgesondert gestanden, nachdem sie sich mit denselben wiederum konjungirt und gleiche Dienste leisten müssen, der Patacon ebenfalls wieder zu 1 ft. 45 fr., den dieselben, solange sie davon separiert gestanden, zu 2 elsässischen Gulden annehmen müssen, und zwar für die Offiziere vom 1. März 1708, welches Monat denselben neben den nach­ folgenden dermalen noch ausständig ist, die Gemeine aber vom 21. Juni crsagten Jahres anfangend verreicht werden solle". Das eine solche Verfügung diktierende Gefühl der Billigkeit schien indes bei der französischen Generalität weniger stark entwickelt, denn gleichzeitig sieht sich Max Emanuel veranlaßt, einen Kurier nach Paris zu senden, um gegenüber der Weigerung Saint-Fremont's für seine Offiziere das seit vier Jahren unbestrittene Recht zu reklamieren, „daß sie nach ihrer Anciennetät neben denen der beiden Kronen rolliren".

Nach den am 20. im französischen Hauptquartier eingetroffenen Nachrichten hatten sich bis 16. erst 22 Bataillone und 12 Eskadronen bei Kastellaun vereinigt, Prinz Eugen sollte nach einer in Frankfurt stattgehabten Begegnung mit dem Kurfürsten von Hannover einst­

weilen zur Kur nach Schlangenbad gegangen, und letzterer, der erst jüngst bei seiner Armee angelangt, wieder zurück nach Heidelberg gereist sein; alle feindlichen Maßnahmen, hieß es, bezweckten indes die Be­

lagerung von Homburg und Bitsch. Dies gab dem Kurfürsten Veranlassung, sich mit einem Teil der Armee dem ersteren Punkte zu nähern; während Saint-Fremont mit 17 Bataillonen und 40 Eskadronen, darunter die bayerische Kavallerie2) *) Sein Kantonnement war, wie wir schon S. 640 andeuteten, möglicherweise

in Kreuzwald, 15 km westlich Forbach. •) Pelet VIII, 330. Auch ein feindlicher Kundschastsbericht besagt, „daß unter den an der Saar zurückgebliebenen Truppen die Bayern alleine wohlmontiret und gute Sol­

daten sehn sollen". K. K. Kr.-A. Feld-A. Nieder!. Fase. 6 St. 54 (GSt.-A. 1708 St. 34).

654

V. Abschnitt.

ms bei Saarlouis, General de Lee mit 11 Bataillonen bei St. JohannSaarbrücken blieb, brach das Detachement Vieuxpont von Ingweiler

am 20. über Bitsch, und Hautefort mit dem Neste der Truppen am 23. aus der Umgebung von Saargemünd nach Blieskastel auf, wo am 25. unter Max Emanuel's und Berwick's Befehl 18 Bataillone und 65 Eskadronen lagerten. Über die Einteilung der bayerischen Bataillone in die einzelnen Corps fehlen sichere Nachrichten. Doch spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Kurfürst seine eigene Infanterie wie jedesmal in diesem Feldzuge mit sich nahm^. Marsch an die

TO°,fL

In dieser Aufstellung wollte man die Klärung über Prinz Eugen's Pläne erwarten. Dieser aber hatte bei der Durchführung seiner selbst

dem Kurfürsten von Hannover gegenüber als tiefes Geheimnis be­

handelten Absichten in dem Eigensinne einzelner Reichsfürsten ungeahnte Schwierigkeiten gefunden, und so dauerte die Ungewißheit bis zum 30,, an welchem Tage Max Emanuel sichere Kunde erhielt, der Prinz habe sich am 22. nach Koblenz begeben, am 28. sei ebendahin seine gesamte Macht aus dem Lager von Kastellaun nebst den Pfälzern auf­ gebrochen, und bei Alken durch ein Detachement eine Brücke über die Mosel geschlagen worden. Nun bestand kein Zweifel mehr: Eugen konnte nur beabsichtigen, sich in den Niederlanden mit Marlborough zu vereinigen. Vorsprung durfte man ihm nicht lassen; aber anderseits konnte die Bewegung nur ein Scheinmanöver sein, um Max Emanuel von Hom­ burg abzuziehen und sich sodann auf diesen Platz zu werfen. Deshalb hatte General d'Jmecourt mit 8 Bataillonen und 35 Eskadronen vorläufig an der Blies zu verbleiben; der Kurfürst aber und Berwick marschierten mit dem Rest der Truppen am 1. Juli nach St. Johann-Saarbrücken, und diese am 2. nach Forbach; SaintFremont ließ nur die Artillerie und die bayerische Kavallerie bei Saar­ louis stehen, überschritt am 1. die Saar und rückte am 2. von Siersberg mit seinen Spitzen bis gegenüber Remich, wo er eine Brücke über die Mosel schlug. In Saarlouis erfuhr Max Emanuel, daß die feindlichen Ko­ lonnen am 30. Juni bei Koblenz und Alken jenen Strom überschritten

hätten und nach Andernach und Münstermayfeld avanciert seien. Deshalb erhielt Saint-Fremont Befehl, am 3. Juli mit 17 Ba­ taillonen und 26 Eskadronen von Remich aufzubrechen und über Luxem*) Ein Bericht in K. K. Kr.-A. Feld-A. Röm. R. Fase. 7 St. ad 7 c (GSt.-A. St. 39) referiert auch wirklich Aussagen von 4 bayerischen Deserteurs, welche von Zweibrücken abgegangen waren. Nicht minder wird die obige Annahme durch Quincy VI, 8 bestätigt.

Die niederländischen und Rhein-Feidzüge 1705—1714.

655

bürg und Namur dem Prinzen Eugen zur Seite zu bleiben; der Rest noa der Armee mit Ausnahme der d'Jmecourt belassenen 8 Bataillone und 16 Eskadronen traf zwischen 4. und 6. bei Remich ein und setzte vom 5. ab in drei tagweise folgenden Kolonnen den Marsch nach den

Niederlanden fort.

Berwick schloß sich der letzten an, nur der Kurfürst blieb mit einem kleinen Detachement zurück. Sein dem Könige durch einen Kurier übernüttclter Wunsch, das Kommando in Flandern nun mit dem Herzoge von Burgund teilen zu dürfen, hatte abschlägigen Be­

scheid erfahren. Aus welchen Truppen aber bestand sein Corps? Nur aus den bayerischen ’) 5 Bataillonen und 18 Eskadronen, dann 2 spanischen Garde­ eskadronen, 1 Artillcriebataillon (dabei sicher auch die bayerische Kom­ pagnie) und 24 wahrscheinlicher aber 32 Feldgeschützen.

Schweren Herzens entschloß sich denn Max Emanuel an die «--«ehr »n die Lauter zurückzukehren und den Herbst abzuwarten, für welchen man ihm Cnut"' Verstärkungen versprach. Mit Jmecourt's und du Bourg's Truppen verblieben ihm noch 69 Eskadronen und 42 Bataillone, von diesen ein ziemlicher Teil nur 3—400 Mann stark.

Verpflegsschwierigkeiten halber brach unser Regiment, während die Kavallerie einen anderen Weg einschlug, nebst der Artillerie und den übrigen Bataillonen erst am 9. von Remich auf und nahm folgende Route: 9. Caustroff, 10. Sestop, 11. Rasttag, 12. Wallerfangen, 13. Rösseln, 14. Saargemünd, 15. Rasttag, 16. Buckenheim, 17. über Lützelstein nach Ingweiler und 18. Sulz, südlich von Weißenburg.

Aus dem bei Keffenach geschlagenen Lager wurde Hauptmann Gauthier vom Marschall Arco an den Herzog von Burgund geschickt, „um eine Ordre zu empfangen, daß alle bayerischen Soldaten, so als prisonniers vom Feind in den französischen Garnisonen sich befinden, wieder in die churfürstlichen Dienste herübergelassen werden mögen". Jmecourt erreichte von der Blies her schon am 10. und 11. Weißen­ burg, der Kurfürst selbst feierte in Metz seinen Geburtstag und traf

mit Gefolge am 16. in Zabern ein.

Unbelästigt vom Gegner hatte du Bourg inzwischen seine Stel­ lung bei Lauterburg festgehalten; der mehrfach angekündigte Rheinüber­ gang der Reichsarmee war unterblieben. *) Pelet's bestimmte Angabe VIII, 333 läßt hier umsoweniger Raum für Zweifel, als auch ein von feindlicher Seite stammender in Anlage 62 reproduzierter Bericht für das Detachement genau die Stärke der bayerischen Truppen angibt. Nur dürfte es 4 statt 3 Grenadierkompagnien heißen müssen.

62

656 «cs

V. Abschnitt.

Am 22. begab sich Max Emanuel nach Lanterburg und Neu­ burg und ließ mittels von Fort Louis heruntergeschaffter Schiffe 2000 Grenadiere auf die Insel bei Hagenbach übersetzen, worauf am

23. die gesamte Armee, nur 5 Bataillone in den Linien zurücklassend, in 4 Kolonnen nach Langcnkandel vorrückte und den Otterbach hinter der Front zwischen hier und Minfeld lagerte. In dieser Stellung hoffte er für den Rest des Feldzugs außerhalb der Verschanzungen auf Kosten des Feindes leben und denselben in den

Ettlinger Linien festbannen zu können. In der That gelang dies auch bis in den September hinein, so daß die Situation für länger eine

wesentliche Veränderung nicht erlitt. In Aussicht stehende Diversionen der Alliierten vom Oberrhein her veranlaßten zwar zeitweilig einige uns nicht berührende Detachierungen

von der kaum 12000 Mann Infanterie und 7000 Pferde ’) zählenden Armee in der Richtung auf Breisach, aber schließlich verliefen jene im Sande, und nur der Umstand, daß mehrere kaiserliche Kavallerie-Regi­ menter sich nach Landau zogen und im Vereine mit Husaren die aus­ gedehnten Fouragierungen unserer Truppen manchmal erfolgreich zu stören suchten, brachte etwas Leben in die Stille. So kam es am 8. August bei Barbelroth zu einem hitzigen Gefechte mit 600 Husaren, in welches Max Emanuel persönlich eingriff2); am 16. verloren die Hartschiere allein 13 Pferde, und auch unserem Regiment kostete eine solche Affaire 2 Mann gefangen. Als das Gebiet zwischen Lauter und Queich vollständig ausgesogen war, ging die Armee am 9. September in 3 Kolonnen wieder hinter die Lauterlinien; die Kavallerie kampierte rückwärts von Weißenburg, die Infanterie dagegen in kleinen Corps von hier bis Lauterburg, speziell unsere 5 bayerischen Bataillone als Brigade Merey bei Oberund Nieder-Lauterbach; beim Abzüge setzte sich die Arrieregarde unter General Vieuxpont aus sämtlichen Grenadieren, 6 ftanzösischen, den

3 bayerischen Garde-Eskadronen und einem Regiment Husaren zusammen. Die feindliche Kavallerie bei Landau — 29 Eskadronen — wagte nur

von Ferne zu folgen. Am gleichen Tage reiste Max Emanuel begleitet vom Marschall Areo über Sttaßburg nach Luxeuil, um sich sodann nach dem Bade *) Geh. St.-A. Schw. K. 352/2. Brief des Kurfürsten vom 28. August, welcher hochinteressante Einblicke in seine Gemütsstimmung gibt. a) In schmerzlicher Resignation äußert der Kurfürst gelegentlich der Schil­ derung dieses Gefechtes: »Je fais la petite guerre ne pouvant faire la grande que je laisse l’honneur ä l’Armöe de Flandre de faire, qui en ont plus de moyens.« Geh. St.-A. Schw. K. 352/2.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

Plombieres zu verfügen.

657

Am 10. folgten seine 3 Gardeeskadronen

hob

nebst den 2 wallonischen mit der Bagage.

Während der Kurfürst von Hannover sich in Hockenheim und

dann in Schwetzingen auf der Jagd vergnügte, ward du Bourg, nunmehr Oberkommandant der Armee, durch neuerliche Gerüchte über einen bevorstehenden Uferwechsel der Alliierten zu Verschiebungen seiner Kavallerie gegen den Rhein zu veranlaßt; doch zeigte sich bald die Grundlosigkeit dieser Befürchtungen. Am 11. Oktober befindet sich die bayerische Infanterie im Kantonierungsquartiere zu Preuschdorf ’).

Mit Anbruch des November erblicken wir auf beiden Seiten noch die alte Gruppierung der Streitkräfte: die Franzosen hinter Lauter und Rhein bis hinauf nach Straßburg, die feindliche Kavallerie in der Um­ gebung von Landau, die Infanterie in den Linien von Ettlingen. Am 8. übergab Kurfürst Ernst Georg das Kommando an Feld­ marschall Thüngen. Die Armee vollständig aufzulösen wagte auch dieser nicht, solange der Gegner im Felde stand, ja, nachdem am 21. Marschall Berwick in Lauterburg eintraf, besorgte man eine nochmalige Offensive der. Franzosen. Erst als deren Führer die dadurch veranlaßten Bewegungen der Alliierten dem Abgang in die Winterquartiere zuschrieb und deshalb seiner­ seits am 2. Dezember an die Auflösung der Armee ging, ahmte Thüngen

am 10. das Beispiel wirklich nach. Von bayerischen Truppen waren schon am 6. November 3 und am sBintnquarti«*. 10. 12 Eskadronen nach Pfalzburg und Saarburg aufgebrochen, von wo sie, wie es scheint, nach längerem Halt mit der Route Vic—Metz in das Luxemburgische in die Quartiere rückten; von unserm Regi­ ment marschierte nach einer Kundschaftsnachricht2) am 17. Dezember

ein Bataillon nebst dem des Regiments. Chevalier de Baviere aus Fort Louis, wo beide demnach zuletzt als Besatzung gestanden, an die Mosel ab. Mit Sicherheit wissen wir Kurprinz während des Winters zu Metz, das Leibregiment in Luxemburg und die 3 berittenen Garden vom Oktober ab in Mons. Chevalier de Baviere aber trat

am

1. Januar 1709 als

„Royal Baviere" vollständig in französische Dienste,

welche es erst

am 1. April 1716 wieder verließ. Die vorsichtige Haltung der fianzösischen Armee während der ®or9ange m ten zweiten Hälfte des Feldzuges am Rhein erhält ihre Begründung vor ”id,crTanben*) Kr.-A. B. Span Succ.-Kr. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1708.

-) K. K. Kr.-A. Feld-A. RSm. R. Fase. 12 St. 13 (GSt.-A. 1708 St. 77).

658

V. Abschnitt.

so» allem in der schlimmen Wendung, welche die Kriegslage in den Nieder­ landen für die Franzosen genommen hatte. Dem Verluste der Schlacht Belagerung von Lille, eines der vor welchem am 22. August die mörderischen Kämpfen und einer

von Audenarde (11. Juli) folgte die gewaltigsten Waffenplätze Frankreichs, Laufgräben eröffnet wurden. Nach Reihe von Stürmen stand die letzte

Entscheidung dieser „sechzigtägigen Festungsschlacht", wie sie die „Feld­

züge Eugen's" bezeichnend nennen, bereits unmittelbar in Aussicht, als Bouffiers sich am 23. Oktober zur Übergabe der Stadt entschloß. Noch aber blieb ihm die Zitadelle, wo der Marschall seinen heroischen

Widerstand bis 8. Dezember fortsetzte. Die ungünstige Lage, in der sich im Herbste auch die französische Feldarmee befand, hatte nun Max Emanuel veranlaßt, durch den Versuch eines Handstreichs auf Brüssel eine Diversion zu ihren Gunsten zu unternehmen. Getragen von der Hoffnung, vor der Hauptstadt nur erscheinen zu dürfen, um mit Hilfe der lieferung seiner Residenz zu Plätzen Gent, Conde, Mons, Corps von ca. 15000 Mann jene Erwartung schlug fehl.

ihm ergebenen Bürgerschaft sich die Aus­ erzwingen, brach er mit einem aus den Charleroi und Namur zusammengerafften am 21. November von Mons auf. Allein Der Kommandant, General Pascal,

zeigte Entschlossenheit, und Max Emanuel, gezwungen zum förm­ lichem Angriff übcrzugehen, mußte am 28. infolge der Forcierung der Schelde durch die Verbündeten mit Verlust seiner ganzen Artillerie und einiger Tausende an Toten, Verwundeten und Gefangenen schleunigst

den Rückzug antreten. Von besonderem Interesse bleibt die Frage über die Beteiligung der bayerischen Truppen an dieser unglücklichen Unternehmung. Nach der Dislokation sowohl der Infanterie- als Kavallerie-Regimenter im November dürfte jeder Zweifel an einer Beantwortung im verneinenden Sinne ausgeschlossen sein; dagegen glauben wir die Mitwirkung der 3 Gardeeskadronen ebenso bestimmt bejahen zu müssen, denn nicht bloß gehörten sie schon im Oktober zur Garnison von Mons, sondern nach­ weislich verloren auch die Gardes-Grenadiers am 25. vor Brüssel einen Tötens. Unter den Gebliebenen wird Oberst Boismorel genannt,

derselbe tritt uns aber in den folgenden Jahren noch lebend entgegen. Für Max Emanuel selbst schließt mit dieser Expedition die lange Kette eigener kriegerischer Thätigkeit ab: zweiundzwanzig Feld­ züge weisen ihm einen hervorragenden Platz in der Kriegsgeschichte an. *) Beide Notizen nach Kr.-A. B. Span. Succ.-Kr., F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1708, letzterer Punkt auch bestätigt durch die F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1705.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

659

1709. Die bedeutsamen und entscheidungsschweren Ereignisse, welche sich in den Niederlanden demnächst abspielen sollten, legten den Wunsch

nahe, die Mitwirkung unseres Regiments besonders ausführlich darstellen zu können, allein leider ist das geschriebene Material so lücken­ haft wie für keinen andern Feldzug der ganzen Regierungsepoche Max Emanuel's; selbst die sonst viele dankenswerte Anhaltspunkte bietenden Rechnungsakten sind bis jetzt nicht wieder aufzufinden gewesen, und konnten wir die geringe Ausbeute meist nur aus gelegentlichen Notizen anderer Jahrgänge zusammcntragen. So sind wir selbst bei den wich­ tigsten Vorkommnissen auf eine allgemeine Schilderung verwiesen und

werden uns vielfach mit mehr oder weniger sicher begründeten Mut­ massungen begnügen müssen. Schon der Aufenthalt in dem Winterquartiere Metz verläuft, ohne daß wir über denselben irgendwelche Andeutungen erhielten; und doch würde sicher ein Einblick in die herrschenden Zustände hohes Interesse

bieten, wenn sich uns auch nur ein in düstern Tönen gemaltes Bild

entrollte. Der Winter 1708/9 war in Frankreich mit einer Strenge aus­ getreten, wie sie die Annalen seit einem Jahrhundert nicht ähnlich ver­ zeichneten, und hatte alle Hoffnungen auf die kommende Ernte grausam zerstört. Das durch den unglaublichen Steuerdruck längst am Rande seiner wirtschaftlichen Existenz stehende Volk ging unter der enormen Steigerung der Lebensmittelpreise zu Grunde: Hunger und Seuchen rafften Tausende dahin. Der Staat selbst konnte den riesigen finanziellen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, auch die persönlichen Opfer des Königs und seiner Großen vermochten die drückende Sorge um die Zukunft nur für Augenblicke zu bannen. Die Magazine waren leer; die Erschöpfung des Reiches spottete aller Versuche aus heimischen Beständen wieder nachzuhelfen; zur See aber verboten die holländisch-englischen Flotten jede größere Zufuhr. Brotmangel und Geldnot trieben den hungernden Soldaten in der Garnison zum Aufruhr, der Offizier, bis zu dumpfer Verzweiflung entmutigt, mußte der täglichen Nahrung willen Waffen und Bekleidung veräußern, die Generalität wußte nicht, woher die Mittel zu nehmen, um ins Feld zu ziehen. Die Desertion riß furchtbare Lücken, und doch keine Rekruten, sie wieder zu füllen! Gebrochen an Leib und Seele, sah Ludwig XIV. endlich nur

noch Rettung in einem Friedensschlüsse. Was mochte es ihm an Ent­ sagung kosten, die stärksten Plätze seiner Grenzen, ja selbst Straßburg

Franlreichs Lage.

660

V. Abschnitt.

Ko» dem verhaßten Gegner zu bieten als Opfer, das alles verschlang, was er in langen Jahren erreicht $ä toutes les Gloires de la France«! Am 28. Mai vereinbarten seine Gesandten im Haag die demütigenden

Artikel des Präliminarfriedens *), am 15. Juni sollte der definitive Kon­ greß beginnen. Aber wohl nicht ohne Hintergedanken hatte Marl­ borough seine Forderungen zu hochgespannt: Ludwig wollte nicht an seinem eignen Enkel zum Exekutor werden; am 5. Juni erklärte de

Rouille dem Herzoge, daß der König die Bedingungen nicht ratifi­ zieren könne. Abermals erging nun der Appell ans Schwert; aber das französische

Volk glaubte jetzt seinen Herrn wirklich im Stande der Notwehr und raffte sich zu neuen glänzenden Leistungen des Patriotismus auf. Unter diesen Verhältnissen verzögerte sich die Versammlung der

M-rsch nach den Niederlanden,

Armee weit länger als sonst: der Geist der Entmutigung jedoch, der sie durchsetzte, schien der schlimmste Feind einer besseren Wendung. Auch unsere bayerischen Truppen dürften an ihrem inneren Halte y^ere Einbuße erlitten haben; der Marsch ins Feld gibt dafür einen unverkennbaren Beleg. Erst am 1. Juni befand sich unser Regiment soweit wieder im stände, daß es sich nach den Niederlanden auf den Weg

machen konnte. „Wer damals nicht von zu Hause einen guten Wechsel zog, be­ richtet Maffei, hatte schlechte Zeiten". Aber zu welchen Kunstgriffen

zwang die Not?) den Obersten Mercy! Während er nach Meldung ') Inhalt u. a. bei Quincy VI, 136 und Th. Eur. XVIII. 203.

63

Über die

interessanten politischen Vorgänge vgl. Noorden, III. Wie sehr man im Augenblicke wirklich an den Abschluß des Friedens glaubte, beweist die in Anlage 63 wieder­ gegebene Korrespondenz aus Paris, wonach sich Max Emanuel in wachsender Entfremdung zu Ludwig XIV. als dessen Opfer betrachtete und an ein selbständiges Arrangement mit den Alliierten dachte. Daß er auch wirklich hierzu Schritte unter­ nahm, geht aus dem Bericht Prinz Eugenes an den Kaiser in K. K. Kr.-A. Feld-A. (Niederl.) Fase. 7 St. 18 (GS1.-A. 1709 St. 11) hervor. Der Kurfürst, dem man auf feindlicher Seite im Frühjahr neuerdings die Absicht eines Einfalls nach Bayern zuschrieb (1. c. Röm. R. Fase. 4 St. 4 GSt.-A. 1709 St. 4 und Fase. 5 St. 9 GS1.-A. St. 7), führte in diesem Feldzuge kein Kommando mehr. Von den fortgesetzten Umwerbungen Max Emanuel's durch kaiserliche Agenten gibt u. a. K. K. Kr.-A. Feld-A. (Niederl.) Fase. 12 St. 7 (GSt.-A. 1709 St. 16) einen sichern Beleg. ’) Schreibt doch der Kriegsminister Chamillart selbst in einem seiner letzten Briefe — denn er wurde am 10. Juni durch General V o i s i n ersetzt — am 25. Mai an Villars: »Nos maux me sont toujours präsente. — Si les remfcdes ötaient entre mes mains, je m’en serais servi de meilleure heute pour faire sortir les troupes d’Espagne et celles de Baviöre de leurs quartiers. Mais il semble que tont conspire ä un dörangement total. La disette de grains y ajoute le

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

661

des Kriegskommissärs Jäger gemäß der am gleichen Tage vorgenom- «o» menen Musterung im Ganzen nur 1339 Mundportionen und 262 Rationen zu fordern hatte, wußte er sich von dem Gouverneur von Metz, General Marquis de Refuge eine Marschroute zu verschaffen, welche jedes der beiden Bataillone mit 13 statt 9 Kompagnien und doppeltem Offiziers­ stande auswies, so daß ein tägliches Mehr von 1737 Portionen und 386 Rationen, in allem aber etwa 10000 Livres zu viel zur Einkassierung gelangten1). Die französischen Begleitoffiziere getrauten sich in der Meinung, diese „Exorbitantien" seien auf höheren Befehl geschehen, nicht Lärm zu schlagen, äußerten dagegen „zum Schaden churfürstlicher Reputation" laut, daß der Marsch der bayerischen Infanterie das fran-

zösische Land ruiniere. Leider litt eben auch die Disziplin des auf seine eine Portion angewiesenen gemeinen Mannes unter diesem Verfahren, da zudem die Offiziere nur an die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse dachten und „allezeit das beste Fleisch, Bier und Brod zuvor hinweg­ nehmen und alsdann den armen Soldaten das Beinwerk, Lunge und Leber, ja alles dasjenige, was sie nicht mögen und ihnen nicht anständig, überlassen." Das Kommissariat war dem allen gegenüber machtlos, denn dasselbe mußte, wie sich Kriegskommissär Jäger geschmackvoll ausdrückt „froh sein, wenn man solches gleichsam hundsweise und um

Gottcswillen wie arme Bettelleute bei den Regimentern mitmarschiren und ihm die Portionen zu deren nicht geringer Deteriorierung auf dem Spändl genießen läßt". Während ein Detachement des Regiments von 1 Hauptmann, 2 Lieutenants, 1 Fähnrich und 60 Unteroffizieren und Gemeinen in Metz bis 5. Juni zurückblieb, um den Generalstab und einen Teil des Proviantgefährtes zu eskortieren — der andere war den Regimentern comple, et l’argent est devenu si rare, qu’il eemble qu’on ne le connalt plus. J’ai £crit ä, M. le comte de Bergeyk (belgischer Minister des Kurfürsten d. Vf.)... et je vais prendre de nouveiles mesures avec son altesse ölectorale de Bavifcre, pour qu’il fasse joindre ses troupes; mais Tun et Lautre demandent que le munitionnaire de France leur fournisse du pain, et vous savez que nous n’en avons que pour les nötres«. Pelet IX, 18. *) Die dienstlichen Meldungen des Finanzraths und Grand-Commissaire des Trouppes rc. von Hofmühlen über diese Vorgänge in R.-A. Span. Succ.-Kr. Fase. XVIII. St. 124. Eine solche Handlungsweise entbehrte übrigens in den An­ schauungen jener Zeit durchaus der Ehrenwidrigkeit, sie galt, wo alles für seinen eignen Beutel arbeitete, nur als „übermäßiger Exzeße Mercy's Bruder vom Leib­ regiment machte es wenig gelinder; nur die Regimenter Arco, Loeatelli und Poth „handelten noch etwas christlicher"; der Ches der 56 Köpfe zählenden Bom­ bardierkompagnie trieb seine Bescheidenheit soweit, daß er in deren Marschroute allein 53 Offiziere einsetzte! — Morawitzky Mat. II, 4 gibt diesen falschen Stärkeaus­ weis einfach als Wahrheit.

662

V. Abschnitt.

1709 attachiert, so dem unsrigen 10 Wägen — nahm letzteres selbst mit 2 Grenadier- und 16 Füsilierkompagnien folgende Marschroute: 2. Juni Gorze, 3. Marcheville und Fresnes, 4. Verdun (Rasttag), 6. Consenvoye und Sivry, 7. Stenay, 8. Mouzon (Rasttag), 10. Sedan, 11. Mezieres (Rasttag), 13. Aubigny, 14. Aubenton (Rasttag), 16. La Capelle, 17. Avcsnes (Rasttag), 19. Maubeuge, 20. Mons. Die übrigen Regimenter schlugen wohl meist einen etwas nördlicher gelegenen Weg ein und kamen successive vom 12. ab in Mons an *).

Einem aus feindlichem Lager stammenden Bericht zufolge rückten die Bayern unter dem Befehl Marschall Arco's dann sofort zur Armee ab2). Operationen Aus Ersparungsgründen war das Oberkommando des flandrischen $ouma“C Heeres nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, dem Dauphin Ludwig, sondern Marschall Villars übertragen worden. Eigner Augenschein überzeugte diesen bald, daß der Wunsch nach

einem stühzeitigen Beginn der Offensive an dem unsäglichen Jammer­ zustande der Truppen und Magazine scheitern mußte, und so ließ er seine Maßnahmen zur Konzentrierung der Armee im wesentlichen von den Rücksichten auf erleichterte Subsistenz beeinflußen. Der Gefahr eines Vorstoßes überlegener Kräfte gegen das Innere des Landes, zunächst gegen das schlecht befestigte Arras und dann auf die Hauptstadt selbst, schien am besten durch eine Stellung bei La Bassec2), welche sich mit ihren Flügeln auf Douay und Bethune mit St. Venant stützte, vorgebeugt, denn gegen Osten hin fand der Angreifer in dem Festungsfünfecke von Mons, Conde, Valenciennes, Le Quesnoy und Maubeugc eine fast unüberwindliche Schranke, während Westflandern einen doppelten Festungsgürtel besaß, dessen Hinterland durch seine tief eingeschnittenen Thäler der feindlichen Vorrückung außerordentliche Schwierigkeiten bot. Allerdings fußte Villars' Plan auf der Voraus­ setzung, Ipern und Tournay sich selbst zu überlassen, allein deren Be­

lagerung gewährte der französischen Feldarmee Zeit, Disziplin und taktische Schulung wieder zu festigen.

-) K. K. Kr.-A. Feld-A. (Niedert.) Fase. 6 St. 33 (GSt.-A. 1709) Bries aus Brüssel, 14. Juni: »Les trouppes Bavaroises qui ont hivernö dans la Province de Luxembourg ont commencö d’arriver hier et avanthier ä Mons«. S. da­ gegen Maffei Mem. II, 179. a) K. K. Kr.-A. Feld-A. lNiederl.) Fase. 13 St. 1 (GSt.-A. 1709) Diarium rc.: „den 23. Juni: Vom Feindt hat man Bericht, daß er sich in der plaine von Lens verschanzet habe.... ziehe.sonsten von allen orthen her Trouppen an sich, wie dann nicht nur die bayerischen Trouppen sondern auch.... allda angelangt seien..." Pelet IX, 32 dagegen laßt die Bayern erst einige Tage nach dem 22. ankommen. 8) Die Orthographie der französischen Ortsnamen ist durchaus nach der (älteren) französischen Generalstabskarte in 1:80000 angenommen.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

663.

So finden wir, wenn wir die ersten Verschiebunqen als uns nicht ms näher berührend übergehen, Villars' Truppen am 24. Juni in fol­ gender frontal durch Verhaue und stark profitierte1) Werke an den Flügeln aber durch ungangbare Moräste geschützten Stellung: die größere Hälfte der etwa 130 Bataillone zählenden Infanterie stand in einem verschanzten Lager, dessen Flügel sich rechts auf den Sumpf von Hulluch bei Benifontaine (5 km südlich La Bassee), links auf den von Cuinchy

zunächst Cambrin stützten, das Hauptquartier in Annay, und der Rest der Infanterie längs der Retranchemcnts am Deulecanal von Annay bis zum Fort de Scarpe (nördlich Douay), bei welchem ein Detachement von 9 Bataillonen, 14 Dragonereskadronen und 2 Kavallerie-Regimentern unter dem Marechal de Camp Graf Broglie lagerte. Die gesamte Kavallerie, einschlüssig der Broglie's etwa 257 Eskadronen, war unter

Generallieutenant Chevalier de Luxembourg hinter der Infanterie in einer Tiefe von höchstens fünf Wegstunden disloziert. Es gelang uns nicht, volle Aufklärung darüber zu erhalten, welches der beiden bayerischen Fußregimenter, als es eben jetzt bei der Armee einrückte, von Villars in eines dieser Corps eingeteilt wurde, während das andere nach Pelet's mehrfacher Andeutung zu seiner inneren Kräfti­ gung in eine benachbarte Festung kam oder was wahrscheinlicher ist, in Mons zurückblieb. Wie der Marschall selbst dem Könige meldet8),

fehlten am 1. Juli bei der Armee 2 Bataillone Bayern, ebenso in dem Ausweis vom 22. Juli; nach Abwägung aller Umstände müssen wir uns jedoch für die Annahme erklären, daß unser Regiment das im Feld stehende war, denn vor allem finden wir es auch bei Malplaquet beteiligt, während das Leibregiment8) die Verteidigung von Mons mitmachte, ohne daß wir erführen, wie es später dahin gekommen sein sollte. Der Behauptung Pelet's, die Truppen des Kurfürsten seien

»presque nulles« gewesen, dürfen wir für Kurprinz die obige amt­ liche Angabe des wahren Verpflegsbedarfs und die spätere damit überein­ stimmende dienstliche Meldung Oberst Mercy's*) entgegensetzen, das Regiment habe bei Beginn des Feldzugs 1100 Köpfe gezählt, von denen *) Der Hauptwall hatte im Zentrum bei La Bassie eine Dicke von 15, der Graben eine Breite von 18 Fuß; ein Vorgraben maß 12 Fuß Breite und 7 an Tiefe. Starke Redouten schützten die Ausgänge. Quincy VI, 155. ’) Pelet IX, 44. ’) Auch Maillinger, 1. Inf.-Regt, bestätigt, daß das Leibregiment im August und September in Mons lag, läßt sich aber durch die mißverstandene Be­ merkung Coxe's (s. später) zu der Mutmaßung verführen, jenes habe die Schlacht von Malplaquet mitgemacht. 4) Kr.-A. A. VI, 4. Regimentsakt. Rechtfertigung des Obersten Mercy d. d. Metz 14. Januar 1710.

.664

V. Abschnitt.

1709 allerdings im Verlaufe desselben vor allem wegen mangelhaften Zustandes der Montierung die erschreckende Zahl von 300 desertierte. Nicht ausgeschlossen scheint, daß gerade die unwahr angegebenen Verpflegsstärken den Glauben an einen auf dem Heranmarsch cingetretenen Auflösungsprozeß erweckt hatten. Wie dem auch sei, wir vermögen nur die Hälfte unserer Infanterie bei der Armee zu konstatieren.

Die Alliierten, welche seit 28. Mai ihre Vereinigung in dem Raume zwischen Schelde und Lys vollführten, hatten am 18. Juni Ipern und Tournay gleichmäßig bedrohend den Vormarsch in südlicher Richtung begonnen und lagerten am 20. bei Tourcoing in der Ebene von Lille, von wo sie am nächsten Tage Spitzen nach Lille und Armentieres vor­ schoben. Am 23. standen, durch die Deule getrennt, Prinz Eugen mit 60 Bataillonen und 108 Eskadronen bei Ennetieres, Marlborough mit 104 Bataillonen und 163 Eskadronen zwischen Loos und Annappes, ausschließlich eines bei Alost zur Deckung Brabants verbliebenen De­

tachements zusammen 120000 Mann, die stärkste Armee, welche seit einem Jahrhundert in den Niederlanden erschienen und gegen die fran­ zösische angeblich eine Überlegenheit von 40000 Mann aufwies.

Trotz der Vorschläge vieler Generäle, hinter die Scarpe auszuweichen,

beharrte Villars auf dem Entschlüsse, den feindlichen Angriff in seinen Schanzen zu erwarten, denn infolge von Frühjahrs-Überschwemmungen und Regenwetter der letzten Wochen erschien ihm das Resultat eines solch tollkühnen Aktes kaum zweifelhaft. In der That verschaffte Lord Cadogan's Erklärung über die Unmöglichkeit direkter Bestürmung im Kriegsrate der Alliierten den vor­ sichtigen holländischen Deputierten wieder einmal die Majorität, und die beiden Feldherrn mußten sich darauf beschränken, in der Nacht zum 27.

durch Manöver gegen die Flügel der Stellung, Eu g e n in der Richtung auf Estaires an der Lys, Marlborough gegen den Raum zwischen Douay und Orchies, den Feind zur Räumung derselben zu veranlassen. Aber Villars begnügte sich mit der Absendung kleiner Detachements nach St. Venant und Robecq.

Die Erfolglosigkeit ihrer Versuche einsehend, änderten die Alliierten nun ihren Plan und beschlossen zur Belagerung der nur schwach be­ setzten Festung Tournay zu schreiten. Schon am 27. setzte Graf Tilly mit den Holländern bei Templeuve und Blandain über die Schelde und vollzog von Osten her die Einschließung des Platzes, Marlborough aber nahm am Abend südlich desselben mit dem Hauptquartier in Willc-

Auch Eugen, am 27. bis Haubourdin zunächst Lille zurückmarschiert, traf am nächsten Tage in Froyenne an der Schelde

maux Stellung.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

665

ein und schloß damit den Blokadering. Villars' letzte Versuche, nog nach Tournay Verstärkungen zu werfen, waren mißglückt. Nicht ohne Genugthuung sahen dieser und der Versailler Hof die Alliierten an eine Belagerung gehen.

Sie bedeutete einen wesentlichen

Zeitgewinn und der Marschall säumte nicht, ihn auszunutzen. Durch große Fouragierungen zog er das Vorland der Stellung in Mitleiden­ schaft; am 4. Juli nahm General d'Artaignan mit 15 Bataillonen, 20 Eskadronen und einer aus Ipern abgegebenen Verstärkung den von 1600 Mann verteidigten Posten Warneton an der Lys mit Sturm

und zerstörte seine Werke, ehe Prinz Eugen Entsatz bringen konnte; Villars selbst bereiste die ganze Verteidigungsfront, um vor allem die andauernden Verpflegsschwierigkeiten zu beheben. Denn wenn sich auch der Geist seiner Armee sichtlich gebessert hatte,

häufiger Brotmangel und Geldnot hielten die Desertion auf der vorigen Höhe, und insbesondere dezimierte dieselbe die spanisch-bayerischen Truppen, weshalb am 10. ein scharfes Mandat gegen' den Unfug des Marodierens erging *).

Gleiche Erwägungen veranlaßten am 12. folgende erweiterte Dis­ lokation der Armee: bei St. Venant General Puiguion mit 30 Es­ kadronen, an der Brücke von Estaires Artaignan mit 15 Bataillonen und 20 Eskadronen; die französische Elite- und die bayerische Kavallerie vorwärts La Bassee; 63 Bataillone in den Schanzen.von Hulluch und dahinter 50 Eskadronen unter Magnac und Vivans; Albergotti mit 25 Bataillonen am Deulekanal zwischen Pont-ä-Vendin und Conrrieres, von hier bis Auby anschließend Graf Broglie mit 25 Bataillonen und 20 Eskadronen; 50 Eskadronen unter Legal zwischen Douay und Pont-ä-Raches; 24 spanische unter Toulongeon bei Bouchain, St. Maurice mit 8 kölnischen zwischen hier und Valenciennes, Chevalier de Luxembourg endlich zwischen Conde und Valenciennes bei St. Sauve mit etwa 30 Eskadronen.

Da die Belagerung der vom Marquis Hautefort de Tur­ ville wacker verteidigten Festung Tournay ihrem Ende zuzugehen schien,

so fürchtete Villars demnächst für Conde und Valenciennes, weshalb er mit Einwilligung des Königs beschloß, sich diesen Plätzen zu nähern. Gcncrallieutenant d'Artaignan hatte mit 64 Bataillonen in den Retranchements zu verbleiben, er selbst marschierte mit der gleichen Zahl

am 22. nach Douay und schlug am 24. zwischen der Schelde und Scarpe *) Im Wortlaut bei Pelet IX, 314. Während Villars' Reise hatte Marschall A re o das Armeekommando beansprucht; da es ihm aber von der königlichen Generalität verweigert wurde, so zog er sich am 13. nach Mons zurück. Staudinger, das t. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

44

V. Abschnitt.

666

1709 auf der Linie Dcnain-Hellesmes sein Lager. 78 Eskadronen verteilten sich hinter seine beiden Flügel und außerdem kampierten 34 bei St. Sauve (Valenciennes), 62 bei Ecaillon *), 5 zu Thiant südöstlich Denain und 16 zunächst Douay an der Scarpe, so daß aus dem Raume zwischen dieser und der Schelde 92 Bataillone und 195 Eskadronen sich inner­ halb weniger Stunden bei Denain sammeln konnten. Artaignan mußte nämlich am 24. noch weitere 28 Bataillone

dorthin abgeben, von denen 12 zur Verbindung bei Lewarde stehen blieben. Sein Lager bei Annay enthielt mithin noch 73 Eskadronen und 36 Bataillone, unter welchen sich 2 Bataillone »Gardes de BaviSre«, wahrscheinlich unser Regiment, befanden, denn wie wir schon öfter wahrnehmen konnten, erfteuten sich beide Regimenter dieser Bezeichnung. Mit Villars' Abmarsch nahmen diese Truppen folgende Aufstellung: 2 Bataillone in Pont-ä-Raches, 13 Bataillone und 22 Eskadronen von Fort de la Scarpe bis Courrieres am Deulekanal, 12 Bataillone von hier bis Pont-ä-Vendin, 7 Bataillone von dort bis zum Hulluchsumpf, 15 Eskadronen von Hulluch bis Cuinchy bei Cambrin. Der Rest, unter welchen die 5 bayerischen Reiterregimenter, verblieb im Lager bei Annay. Die Gesamtstärke der ftanzösischen Armee betrug mithin einschließlich soeben vom Rhein an der Schelde angekommener 20 Eskadronen 128 Ba­ taillone und 268 Eskadronen, welche sich auf einen Raum von 14 Lieues ausdehnten. Inzwischen verdoppelten die Alliierten ihre Anstrengungen gegen Tournay *). 112 schwere Kanonen und 70 Mörser bearbeiteten die Festung, ein Meisterwerk des heute kaum' mehr genannten Ingenieurs

Mesgrigny, derartig, daß Generallieutenant Surville nach Eröff­ nung der Bresche am 29. die Stadt übergeben und sich mit dem Reste der Besatzung in die Zitadelle retirieren mußte. Der König, welcher gegen Villars' Ansicht immer noch das meiste Gewicht auf die Festhaltung der Position von La Bassee legte, *) Dabei GardeS-Grenadiers und Karabiniers; die Hartschiere befanden sich zu

Mons. *) Zählte diese Festung auch bayerische Truppen zu ihrer Besatzung? Wir ant­ worten entschieden mit nein; denn keine geschriebene oder gedruckte Quelle gibt für das Gegenteil den geringsten Anhaltspunkt; kurz vor Ankunst der Bayern im Felde

hatte Villars absichtlich die Garnison durch Entnahme einiger Bataillone ver­ mindert, um den Feind eher zu einer Belagerung zu verleiten; er erwähnt in

seinem Berichte vom 1. Juli, der Armee gingen auf ihren versprochenen Stand von 155 Bataillonen folgende ab:

10 spanische,

2 bayerische,

1 kölnisches, 8 in

Tournay befindliche, 4 — 5 andere in verschiedenen Plätzen.

Diese 8 Feld­

bataillone nebst den übrigen Garnisonstruppen zählt aber Quincy VI, 158 aus­

drücklich als französische auf.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

667

hatte eben einen Befehl ausgefertigt, mit der Hauptmacht dorthin zurück- noa zukehren, als dem Marschall feindliche Bewegungen gemeldet wurden. Am 6. August nach Auby eilend, erfuhr er, daß die Alliierten unter

Belassung eines Belagerungscorps von 30 Bataillonen und 12 Eskadronen das Detachement von Alost und andere Truppen an sich gezogen und im ganzen 182 Bataillone und 293 Eskadronen stark, gegenüber seinem eigenen Zentrum zwischen Pont-ä-Marcq und Marchiennes, das Haupt­ quartier zu Orchies, Stellung genommen hatten. Er

änderte

deshalb

am 7. seine

Dislokation

folgendermaßen:

45 Bataillone im Lager von Denain, 4 rückwärts Marchiennes, 13 in Pont-a-Lallaing, 16 in Auby, 9 zu Pont-ä-Sault (Dourges), 17, da­ runter die Brigade Mercy') mit je 2 Bataillonen Gardes de Cologne

und de Baviöre in Courrieres, jenseits des Kanals von Lens, 6 in Pont-ä-Vendin, 12 von Hulluch bis Cambrin, 2 in Bethune und 1 in St. Venant; außerdem 3 Bataillone Artillerie. Von der Kavallerie standen 100 Eskadronen bei Denain und St. Sauve, 76 bei Ecaillon und Waziers (Hauptquartier), 11 hinterm Deulekanal zunächst Douay und 81 zwischen Hulluch und Cambrin.

Ein mißlungener Versuch der Alliierten, sich am 9. des Postens von Marchiennes zu bemächtigen, veranlaßte Villars das Zentrum zu verstärken, weshalb Albergotti mit den 45 Bataillonen und einem Teil der Kavallerie von Denain hinter die Scarpe zwischen Marchiennes und Pont-ü-Raches, die 12 Bataillone von Hulluch aber nach Courrieres zu rücken hatten. Die äußersten Flügel waren nur noch von Kavallerie gebildet, der rechte unter dem Chevalier de Luxembourg bei Denain, der linke unter Artaignan bei Cambrin.

So blieben die beiden Armeen beobachtend einander gegenüber, Villars mit der Gewißheit, daß es nach dem Falle der Zitadelle von Tournay zur Schlacht kommen müsse. In dieser Voraussetzung benutzte er die nur durch Fouragierungen unterbrochene Muße, die Truppen fleißig exerzieren zu lassen, und gab die genauesten Dispositionen gegen

einen etwaigen Angriff aus. Nach ausnehmend heftigem Minenkampfe sah Marquis de Surville anfangs September die Mundvorräte der Zitadelle erschöpft; aber die Drohung des sein eignes Werk als Ingenieur mit großer Fähig­

keit verteidigenden Generals Mescrigny, sich mit einigen Bastionen in die Lust zu sprengen, rettete die Besatzung vor der Kriegsgefangenschaft, so daß sie am 4. mit vollen Ehren nach Douay abziehen durfte. Eine *) Auch die Anwesenheit des Brigadiers Mercy spricht für unser Regi­ ment!

V. Abschnitt.

668 1709

glänzende Ausdauer hatte ihr 125 Offiziere und 3066 Mann an Toten und Verwundeten gekostet.

Bewegungen

gegen MonS.

Um für den Fall eines dem Armeeführer persönlich zustoßenden 'Unglücks Ersatz in der Nähe zu wissen, befahl Ludwig XIV. dem

Marschall Bouffiers sich nach Arras zu begeben; in edler Entsagung reiste jedoch dieser direkt ins Lager und stellte sich trotz seines älteren Rangs freiwillig unter die Befehle Villars'. .Nur wenige Tage — und diese Selbstlosigkeit trug glänzende Frucht! Denn auf weitere Angriffe gegen die feindliche Front verzichtend, richteten die Alliierten nun ihre Blicke auf Mons.

Nachdem ein Versuch, sich des Haineübergangs bei St. Ghislain durch nächtlichen Überfall zu bemächtigen, mißlungen, brach am 3. Sep­ tember der Erbprinz von Hessen-Kassel mit 60 Eskadronen und

4000 Grenadieren auf, um die Trouillelinien wegzunehmen und Mons einzuschließen. Unter lebhaften Demonstrationen gegen die Deule folgte die Hauptarmee um die Mitternachtsstunde zum 4., überschritt die Schelde bei Tournay, Antoing und Mortagne und lagerte bei Briffoeil; zunächst Tournay blieben nur 26 Bataillone und 20 Eskadronen zum vor­ läufigen Schutze des Platzes gegen Angriffe Villars'. Dieser hatte auf die Nachricht von dem feindlichen Scheldeübcrgang sich nach dem rechten Flügel begeben, von wo Albergotti bereits den Chevalier de Luxembourg mit 30 Eskadronen und einer In­ fanterie-Brigade in die alten Trouillelinien nach Givry detachiert, ließ, sobald die Absichten der Alliierten klar lagen, am 5., einem durch hef­ tige Regengüsse höchst widerwärtigen Tage, die gesamte Armee rechts abmarschieren und eilte selbst mit den königlichen Haustruppen nach Quievrain voraus.

Da aber Eugen und Marlborough am 5. bereits Casteau und während der Nacht die Umgebung von Roeulx erreichten, wich General de Luxembourg, dem der Erbprinz durch einen aufs äußerste forcierten Marsch zuvorgekommen, vor der Übermacht und gab am 6. die Trouille ohne Kampf auf.

Noch war die Infanterie des linken französischen Flügels unter d'Artaignan — darunter auch unser Regiment — um einen Tagemarsch zurück: so mußte sich Villars darauf beschränken, 4 spa­ nische Bataillone nach Mons zu werfen, und konnte erst am 7. mit ver­

einter Macht den Hongnau überschreiten, worauf er zwischen Athis und Montroeuil, Hauptquartier in Quievrain, lagerte. Die Alliierten,

welche schon tags zuvor die Einschließung jener

Festung auf der Ostseite von Harmegnies an der Trouille bis St. Denis

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

669

zunächst der Brüsseler Straße vollzogen hatten, mußten unter diesen ms Umständen dem Marschall den Eintritt in die Ebene von Mons ver­ legen, weshalb Marlborough noch am Nachmittage des 7. in west­ licher Richtung über die Trouille setzte und auf die Linie QuaregnonQuevy le Petit vorrückte. Auch Prinz Eugen folgte am Morgen des 8. uach Quaregnon, so daß die gesamte Armee einschlüssig des Erbprinzen von Hessen am Abend sich von dort bis Bettignies, an der Straße von Maubeuge

nach Mons, ausdehnte, demnach die Zugänge zu letzterem okkupierte. Vor der Front lag eine Waldzone, welche sich fast ohne Unterbrechung von Bossu bis östlich Bavai erstreckte und nur gegenüber dem Zentrum

zwischen dem Bois de Sart und den Bois de Jansart et de Saniere ein kaum 2 km breites Defilee freiließ, vorwärts dessen Mitte überdies die Meierei le Blairon und das Bois Thierry eine Zweiteilung bildeten. Trotz dieser ungünstigen Anmarschverhältnisse war Villars ent­ schlossen, der Belagerung von Mons durch einen Kampf zuvorzukommen,

und da ihm hiefür ohne Zeit zu verlieren kein anderer Ausweg blieb, mittels Besetzung der Ostausgänge dieses Engnisses den nötigen Ent­ wickelungsraum zu gewinnen.

Obwohl er den 8. auf Ausgabe des Brotes verwenden mußte, fand er infolge der Unbeweglichkeit der Alliierten die Situation noch am Abend unverändert, so daß Chevalier de Luxembourg mit einem Detachement vorauseilen konnte, um am Morgen sich der beiden TrouLe's, wie sie landesüblich heißen, zu bemächtigen.

Die Armee selbst, deren Trains unser Oberstlieutenant de la Colonie mit einer Eskorte von 600 Mann aus der Gefechtssphäre zu schaffen hatte, setzte sich am 9. stütz in Marsch, passierte in 4 Ko­ lonnen, die beiden innern aus der Infanterie mit je einer Artillerie-Bri­ gade und die äußern von der Kavallerie mit Dragonerbrigaden an der Spitze gebildet, während Graf Broglie eine Reserve als Arrieregarde nachführte — den Raum zwischen Bois de Sart und dem Hongnau und marschierte sodann um 10 Uhr morgens am Westausgange des er­ wähnten Defilees, in dessen Nähe sich der Weiler Malplaquet befindet

in Schlachtordnung auf. Marschall Villars eilte den Truppen zur Rekognoszierung voraus, weshalb auch wir den Kampfplatz kurzer Besprechung unter­

ziehen wollen.

670

V. Abschnitt.

Die Schlacht bei Malplaquet'). 11. September.

Der verhältnismäßig schmale Strich zwischen der oberen Schelde und Sambre war — seit dem Verluste Brabants in vorderer Linie — durch das fast regelmäßige Festungsviereck Conde-Mons-Maubeuge-Valenciennes geschlossen. Im Westen durch die Schelde, nördlich von der Haine begrenzt, während die Ost- und Südseite von den Straßen Mau-

beuge-Mons resp. Maubcuge-Bavai-Valenciennes gebildet werden, ist dieser Raum von der Haine bis gegen Maubeuge durch den erwähnten Waldstreifen in schräger Richtung durchzogen, welcher im Bereiche des Kampffeldes selbst zugleich die Wasserscheide für die nach Osten zur Trouille, westlich zum Hongnau abfließenden Bachläufe darstellt. Wenn auch vielfach von solchen durchschnitten, bietet das Terrain westlich dieser Forste vermöge seines leicht hügeligen Charakters der Gangbarkeit keine nennenswerten Schwierigkeiten, dagegen wird der Übergang in das Wassergebiet der Trouille lediglich durch die Lücke zwischen dem Bois de Saniere und Bois de Sart vermittelt, vor deren jenseitiger Mündung die nach Norden resp. Osten gekehrten Waldlisieren sich zu einem, alle

aus der Trouee selbst herabstreichenden Mulden und Rücken amphitheatralisch überragenden Halbkreise erweitern. Gestatten diese Verhältnisse

einem nach Osten gekehrten Verteidiger den Eingang zum Defllee unter ergiebiges Kreuzfeuer zu nehmen, so kann solche Wirkung noch verdoppelt werden, sobald das aus der Mitte vorspringende Gehöfte le Blairon mit seinen Wirtschaftsgebäuden und kleinen Waldparzellen durch starke Befestigungen eine kaponnierenartige Verwendung erhält, welche jeden Versuch durch die beiden Gabeläste des Engnisses, der südliche Trouee d'Aulnoit, der mehr nördliche die Wolfsgrube genannt, einzudringen, mit geradezu vernichtendem Schußeffekte strafen mußte.

Diesen Erwägungen, vielleicht auch der Befürchtung, angesichts der feindlichen Aufstellung könne eine Offensivbewegung durch das Defilee

nicht mehr den nötigen Tiefenraum zur Entwickelung finden, mag die Sinnesänderung Villars' entsprungen sein, als er nicht angriffsweise sich den Weg nach Mons zu bahnen, sondern die erwarteten Vorteile der Defensivstellung auszubeuten beschloß, obwohl es ihm seit lange klar vor Augen stand, daß bei der Minderzahl an Infanterie das Schwer­ gewicht der Entscheidung seiner Reiterei zufiel. Und der Gegner ge­ währte ihm zu solchem Vorhaben hinreichend Zeit, denn statt ant 9. die Franzosen sofort anzufallen, wollte Marlborough erst die Ankunft *) Quellen wie für den ganzen Feldzug: Pelet IX, Quincy VI, Theatr. Eur. XVIII, Noorden in, Arneth H, Coxe V, Clef du Cabinet XI, Maffei Mem. II, La Colonie II, St.-B. Eur. 392/14.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

671

des bei Tournay hinterlassenen Detachements erwarten, möglicherweise erschien ihm auch vom politischen Standpunkte der Erfolg genügend,

1709

dem Feinde seine Bereitwilligkeit zur Annahme des Kampfes gezeigt zu

haben. Gegen Mittag von der Rekognoszierung zurückgekehrt, ließ Villars seine Schlachtlinie soweit avancieren, daß das 1. Treffen den Weiler Malplaquet nahe dem Zentrum in den Rücken bekam, der rechte Flügel

sich auf das hinter der Front befindliche Bois de Saniere, der linke auf den Sartwald stützte, dessen Westlisiere unmittelbar vor ihm hinlief: mithin die Front einen gegen Nordosten offenen flachen Bogen bildete. Die Kavallerie stand in mehreren Linien hinter der Infanterie. Um eine Durchschreitung des Defilees von feite der Franzosen zu verhindern, hatten die Alliierten, sobald sie morgens 9 Uhr den feind­ lichen Anmarsch erfuhren, das jenseitige Debouche in der Höhe der Ort­ schaften Aulnoit und Blaregnies besetzt, worauf Villars' Artillerie um 3 Uhr den bald auch vom Gegner aufgenommenen Geschützkampf begann und bis zum Einbruch der Nacht forffetzte. Diese verlief unter beiderseitigen Vorbereitungen zur Schlacht; lvegen des herrschenden starken Nebels konnten aber die Kanonen erst um die achte Morgenstunde ihre Thätigkeit wieder aufnehmen. Mit der befohlenen Heranziehung des Detachements von Tournay mußte sich der Gefechtsstand der Alliierten auf 162 Bataillone und nahe an 300 Eskadronen mit 120 Feuerschlünden erhöhen, denen die Franzosen nur 120 Bataillone und 260 Eskadronen mit 80 Geschützen entgegen­ setzen konnten'). Villars hatte sich für den 10. den Angriff sicher erwartet; als er ausblieb, arbeiteten seine Truppen nur um so angestrengter Tag und Nacht fort, um der Position insbesondere im Zentrum durch mehrere Reihen hochgetürmter und einander kräftig flankierender Retranchements außergewöhnliche Stärke zu verleihen, während die Waldlisieren mittels

dichter Verhaue und das Innere der Forste durch tiefe Quergräben un­ zugänglich gemacht wurden. Das ganze Verschanzungssystem möge die beigegebene Skizze erläutern, welche wir, da ältere Quellen wesentliche Widersprüche enthalten, als die der Kritik noch am meisten standhaltende *) So die Angabe Pelet's, von welcher indes andere Autoren wesentlich ab­

weichen.

Noor den III, 533 berechnet Alliierte: 127 Bataillone, 230 Eskadronen, 105 Geschütze,

Franzosen: 130 „ 260 „ 80 „ gibt aber zu, daß die geringen Effektivstärken der französischen Truppen den Alliierten eine gewisse Überlegenheit, wenn auch nicht die mehrfach behauptete von 30000 Mann gewährt haben dürften.

Skizze 3.

672

V. Abschnitt.

Hi» Darstellung Pelet's Werke entlehnten. Von besonderem Interesse ist dabei die Anordnung im Zentrum, wo man, um der Kavallerie Raum zum Vorbrechen zu schaffen, zwischen den einzelnen Bruchstücken der Fronten zahlreiche Ausgänge frei ließ.

Mit dieser vorderen, oft drei- und vierfaches Kreuzfeuer ermög­ lichenden Linie noch nicht zufrieden, ließ der Marschall da wo der von Bavai nach Mons führende Brunhildenweg sich der Westlisiere des Sartwaldes nähert, zwischen La Chaussee du Bois und La Folie einen zweiten Abschnitt herstellen, und in der That wurde diese Vorsicht durch

die Ereignisse vollkommen gerechtfertigt.

Die Verteilung der französischen Streitkräfte war im allgemeinen folgende: Der rechte Flügel unter Generallieutenant d'Artaignan nebst den Generälen Marquis d'Hautefort, Herzog von Guiche

und Marquis de la Frezeliere hatte 8 Infanterie-Brigaden im 1. Treffen, welche teils den Wald von Laniere, teils die Verschanzungen der Lücke von Aulnoit bis zur Kapelle Jean Vauquier und die gegen das Bois Thierry vorgeschobenen Linien besetzten. Als Zentrum schlossen sich in den mit Unterbrechungen angelegten kleinen Redans zunächst die irländische Brigade de Lee und O'Brien an, hinter welcher die baye­ risch-kölnische stand. Letztere, wahrscheinlich wie bisher aus 4 Bataillonen formiert, enthielt mit Sicherheit unser Regiment, während wir für das Leibregiment die Beteiligung an der Schlacht, wie früher er­ wähnt, entschieden in Abrede stellen müssen. Die Mitte reichte bis zum Verhau des Sartwaldes, dort begann längs der Ostlisiere der linke Flügel unter Generallieutenant Legal, welcher seine äußersten Regi­ menter hakenförmig an einen für ungangbar gehaltenen Morast lehnte, und mit schwachen Reserven auch die Verschanzungen von La Chaussee du Bois okkupierte. Auf dem freien Felde rückwärts der Retranchements von La Folie bis Malplaquet ordnete sich die Kavallerie in mehrere Treffen, unmittelbar hinter unserem Regiment die Maison du Roy.

Nach gemeinsamer Festsetzung dieser Aufstellung teilten sich sodann die beiden Marschälle derart im Kommando, daß Bouffiers den rechten Flügel, Villars aber den linken übernahm. Wie auch Pelet zugibt, sind die französischen Berichte über die Schlacht sehr allgemein gehalten und lückenhaft. Hier durch eingehende Untersuchungen ein detailliertes Bild zu schaffen, fühlen wir uns deshalb nicht berufen, weil das Geschick unserem Regimente keine hervor­ ragende aktive Rolle, wohl aber ähnlich wie bei Ramillies jene zuwies, daß seine schließliche Nichtverwendung aus dem ihm bestimmten Platze wesentliche Mitschuld an dem Verluste der Schlacht trägt.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

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La Kolonie versichert, daß die Kanonade des 10., welche sich noo

insbesondere auch die Maison du Roy zum Ziele nahm, der vor dieser stehenden Brigade Mercy manchen Verlust gekostet habe, im allgemeinen

wird die Einbuße der Franzosen auf ca. 200 Mann, die der Alliierten doppelt so hoch angegeben.

Ein an diesem Tage von den letzteren gehaltener Kriegsrat beschloß den Angriff definitiv für den nächsten Morgen, und zwar sollte Prinz Eugen den rechten, Marlborough den linken Flügel führen. Im 1. Treffen von den Feldzeugmeistern von der Schulenburg und Graf Vehlen, im 2. vom Prinzen Karl Rudolf von Württem­

berg kommandiert, bestand jener mit Ausnahme holländischer Kavallerie nur aus kaiserlichen, Reichs- und dänischen Truppen, während der linke

die Holländer, Engländer, Hannoveraner und Preußen enthielt und im 1. Treffen vom holländischen Feldmarschall Graf Tilly, den Feld­ zeugmeistern Erbprinz von Hessen, Prinz von Nassau-Oranien

und von Bülow, im 2. von Lord Albemarle, Baron Fagel und Graf Lottum befehligt wurde. 18 kaiserliche Bataillone, welche wie die meisten Truppen Eugen's erst in der Nacht zum 11. von Quaregnon heranrückten, traten hinter die Mitte, General Wit Hers aber erhielt die Weisung mit den von Tournay änmarschiercnden 19 Ba­ taillonen und 10 Eskadronen über das inzwischen genommene St. Ghislain

durch den Wald von Montroeuil direkt gegen die fianzösische linke Flanke bei La Folie zu stoßen. Mit heißer Kampfbegierde erwarteten beide Parteien den Tag der Abrechnung, insbesondere bei der französischen Armee machte sich trotz der anstrengenden Schanzarbeit eine sehr gehobene Stimmung geltend und steigerte sich durch das glückliche Einvernehmen zwischen den hoch­ beliebten Führern zum Ausbruche hellster Freudenbezeugungen. Zudem vereinigte das königliche Heer noch einmal die Blüte des Rittertums in seinen Reihen, eine hohe Summe von Intelligenz und moralischer Kraft, welche ihr wärmendes Feuer durch die langgestreckten Kampslinien trug, in denen nicht weniger als zwölf künftige Marschälle Frankreichs, die edelsten Sprossen seines Adels und an ihrer Spitze der heldenmütige Kronprätendent Englands Jakob (III.) Stuart unter dem Namen

Chevalier de St. George zum Streite sich rüsteten. Wieder deckte am Morgen des 11. dichter Nebel die Gefilde.

Um

7 Uhr zu Pferde gestiegen, durchritt Villars unter anfeuerndem Zu­ rufe die Treffen. Etwa */« Stunden später vermochte die Artillerie endlich die Ziele schwach zu sehen und eröffnete die Kanonade mit einer gegen die Vortage gesteigerten Wucht.

674 Ko»

V. Abschnitt.

Erst um 9 Uhr hatten die Alliierten, an deren Spitze neben anderen erlauchten Freiwilligen auch Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen focht, ihren Aufmarsch soweit vollendet, daß der Angriff beginnen konnte. Eine Generalsalve der im Zentrum aufgefahrenen großen Batterie

von 40 Geschützen gab das Zeichen zum Losbrechen.

Die Disposition verlegte den Hauptangriff gegen den feindlichen linken Flügel, während auf den anderen Teilen der Front vorerst ein mehr hinhaltendes Gefecht geführt werden sollte. Demgemäß avancierte von der Schulenburg mit 40 in drei Treffen rangierten Bataillonen längs des Bois du Temple gegen die

nördlichste Ecke der französischen Brustwehren und Verhaue im Sartwalde, indes Feldzeugmeister Graf Lott um mit 22 Bataillonen Preußen und Engländern im Zentrum zunächst links der erwähnten

Batterie vorrückte, dann aber mittels einer Viertclsschwenkung rechts sich

gegen die ausspringende Südostecke jenes Forstes wandte, und gleich­ zeitig links von ihm Generallieutenant LordOrkneymitlb Bataillonen

außerhalb des Schußbereiches demonstrierend gegen die unterbrochene Redanlinie aufmarschierte. Die Angriffsfronten von je zwei dieser Kolonnen bildeten sonach annähernd einen rechten Winkel zu einander; weiter aber schlichen drei von Quaregnon herbeigezogene Bataillone von Norden her unbemerkt im Sartholze vor. Sobald Schulenburg's Kolonne nach Überwindung zahlreicher

Marschhindernisse von Prinz Eugen persönlich geführt gegen die Waldspitze anstürmte, wurde sie von Albergotti auf kürzeste Distanz mit mörderischen Salven empfangen, und ihr L Treffen in großer Ver­ wirrung geworfen. Allein ein zweiter Angriff mit gefälltem Bajonett hatte um so mehr Erfolg, als es einem Teile der Kaiserlichen gelang, sich um den für unzugänglich gehaltenen und als Flankenanlehnung be­ nutzten Morast herumzuziehen und durch jene drei Bataillone verstärkt, im Walde vordringend den feindlichen Flügel aufzurollen. Nachdem Prinz Eugen seine übel mitgenommenen Truppen durch frische Kräfte aus den Hinteren Treffen abgelöst und beide Flügel verlängert, setzte er seine Vorwärtsbewegung fort, fand aber schließlich an den Verhauen vorerst nicht zu bewältigende Hindernisse. Lott um's Truppen, von den Franzosen schon auf große Ent­ fernung mit verlustreichen Salven begrüßt, vermochten zwar die viel­ fachen Terrainbedeckungen in unerschütterter Haltung zu überwinden und von feindlichen Vortruppen zu säubern, allein als sie endlich am

Fuße der Brustwehr anlangten, mußten ihre gelichteten Reihen umkehren und sich zunächst der großen Batterie sammeln. Hier trat eine englische

Brigade des 2. Treffens an ihren linken Flügel und sobald Marl-

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

675

borough selbst die Lord Orkney gefolgten 30 holländischen Schwa- nos

dronen unter dem Fürsten d'Auvergne als Unterstützung heran­ führte, stürmte die ganze Linie von neuem vor. Umsonst, daß General Chemerault den rückwärtigen Truppen des Zentrums 12 Bataillone

entnahm und über die Verschanzungen flankierend herausbrach: die Gefahr durch Marlborough's heranrasselnde Kavallerie vernichtet

zu werden, erschien für sie zu groß und veranlaßte Villars zu dem Befehle, nicht weiter vorzudringen: dadurch aber erhielt Lottum soweit Luft, daß er die Brustwehren übersteigen und die nächsten französischen Regimenter über den Haufen werfen konnte. Nochmals gewährte diesen

der Verhau an der Waldlisiere Gelegenheit zu tapferem Widerstand; endlich mußte aber auch jener aufgegeben werden, und das Gefecht nahm nun im Innern des Waldes einen regellosen hin- und herschwan­ kenden Charakter an. Ehe man nun hier die gewonnenen Vorteile weiter ausnutzen konnte, hatten die Verhältnisse am linken Flügel sich für die Alliierten so be­ denklich gestaltet, daß Marlborough Graf Lottum befahl, sich vorerst auf energische Behauptung des Erreichten zu beschränken, und dann selbst auf den Platz der Gefahr eilte. In jugendlicher Ungeduld war nämlich dort der Prinz Friso von Nassau-Oranien, weil G.raf Tilly infolge Lottum's erster rückgängiger Bewegung mit dem Befehle zum Angriffe zögerte, auf eigene Faust. gegen den rechten stanzösischen Flügel losgebrochen. In fünf verschiedenen Kolonnen schritten 30 Bataillone teils gegen den Wald von Saniere, teils gegen die Wälle und die Batterie in der Lücke von Aulnoit sowie gegen die Hecken und Zäune von Le Blairon zum Sturme, gefolgt von 21 in 2 Treffen formierten Eskadronen unter dem Erb­ prinzen von Hessen-Kassel. Mit heldenmütiger Begeisterung warf sich die Infanterie auf ihr Ziel; obwohl das mörderische Kartätsch- und Gewehrfeuer ganze Reihen niedermähte, und mancher Führer, wie der brave Generallieutenant

Oxenstierna in den Tod sank, gewann die erste Linie auf allen Punkten den Grabenrand. Allein damit war auch die Grenze des Er­ folgs erreicht; zwanzig an dem Wege nach Malplaquet in einer großen Batterie vereinigte französische Feuerschlünde schleuderten Tod und Ver­

derben unter die Stürmenden, Haufen von Leichen türmten sich am Fuße der Wälle. Tollkühnen Mutes stellte Prinz von Oranten sich selbst an die Spitze; vergebens: denn da Boufflers auch das 2. Treffen vorgerufen, starrte ihnen eine undurchdringliche Mauer von Bajonetten entgegen. Schon deckten an 2000 Leichen die Wahlstatt,

da brach das Regiment Navarra, »qui pour etre composö alors de

V. Abschnitt.

676

iw petits hommes tous deguenilläs, n’en fit pas moins des merveilles«, über die Brustwehren heraus und warf die erschütterten Holländer in kühnem Flankenanfall auf ihre Kavallerie zurück, Dank deren guter Hal­

tung sie von einer vollständigen Katastrophe bewahrt blieben.

Nur jene Kolonne, Pall ant durch

welche

unter

den Generälen Fagel und

die Hecken und Zäune von Le Blairon vordrang,

hatte die dahinter liegenden vorgeschobenen Werke zu bewältigen ver­ mocht. Aber obgleich der holländische Feldabgeordnete van Goslinga „mit einem für seinen Stand beispiellosen Mute" persönlich Verstärkungen herbeiholte, mußten die Alliierten auch hier dem Gegenstöße der Regi­ menter Lannoy und Alsace, dessen greiser Oberst Steckenberg

von einer Musketenkugel niedergcstreckt wurde, unter riesigen Verlusten weichen.

Eben jetzt eilten Marlborough und Prinz Eugen herzu, um in die Krisis helfend einzugrcifen. Kaum begann jedoch ersterer die Ordnung wiederherzustellen, so kam die Meldung, Graf Lottum befinde sich infolge eines Rückschlags in höchst bedenklicher Lage.

Villars hatte nämlich, da seine Bitte um Verstärkungen von Boufflers mit dem Hinweis auf seine eigene Situation abgelehnt wurde, die irische Brigade, Regimenter O'Brien und de Lee, nebst anderen Abteilungen dem Zentrum entnommen und Albergotti zu­ geführt; dieser warf sich auf den Gegner und trieb ihn eine bedeutende Strecke im Walde zurück. Durch die Abberufung der Irländer trat unsere bayerisch-kölnische Brigade, welche bekanntlich bisher als Unterstützung hinter ihnen ge­ standen, und aller Deckung bar unter dem feindlichen Artilleriefeuer schwer zu leiden gehabt, als einzige Besatzung in die unterbrochene Redanlinie ein; in Begriff, sich dort einzunisten erhielt auch sie den

Befehl, in den Sartwald abzurücken. Trotz aller Gegenvorstellungen, welche insbesondere Oberstlieutenant de la Colonie in eindringlicher Weise erhoben haben will, beharrte der die Weisung erteilende General­ lieutenant auf ihrer Ausführung, und so blieb jene Strecke ohne alle Besetzung, oder im besten Falle unter der Hut sehr schwacher, vielleicht aus Vorsicht zurückgelassener Trupps unseres und des kölnischen Regiments *). *) Im nächsten Jahre wurde sogar der bayerischen Brigade der Vorwurf gemacht, sie habe dadurch, daß sie die Redanlinie räumte und den Irländern in den Sartwald nachfolgte, die Katastrophe im Zentrum verschuldet. Allein das Offizierscorps deputierte den Hauptmann Quemain, welcher Marschall Villars den Namen jenes Generals nannte, und damit die Angelegenheit zu einer befriedigenden Aufklärung brachte.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

677

Die nähere Verwendung der Brigade im Bois 'de Sart ist in nre Dunkel gehüllt; denn La Colonie erwähnt nur ganz kurz: »toutes nos remontrances furent inutiles; nous abandonnämes notre poste et nous allämes dans le Bois füsilier avec les autres«. Der Kampf trug eben dort ganz den Charakter des hin- und herwogenden Wald­ gefechtes, und »chaque brigade combattoit pour ainsi dire en parti-

culier, sans apercevoir de la inanceuvre de ses voisins«. Trotz der momentan günstigen Wirkung, welche das Eingreifen der Irländer am linken Flügel hervorgebracht, war aber der Umschlag dort von keiner Dauer. Denn Prinz Eugen flog zu seinen Truppen zurück, führte ungeachtet einer am Kopfe erlittenen Verwundung dieselben aufs neue zum Sturm und stellte den Wald durchschreitend die Ver­ bindung mit General Withers her.

Dieser hatte dem erhaltenen Befehle gemäß seinen Weg von Tournay her durch das Bois de Montroeuil genommen und sich in den Hecken und Zäunen von La Folie festgesetzt. Wurde auch seine Kavallerie unter dem Aufmärsche von den französischen Karabiniers des Generallieutenant du Rosel geworfen, so ist seinem rechtzeitigen Auftreten im Rücken des Sartwaldes doch eine lokal entscheidende Bedeutung beizulegen. Denn jetzt mußte dieser geräumt werden, und es kostete Villars Mühe,

die durch das Waldgefecht in ihrer taktischen Ordnung vollständig auf­ gelösten Truppen an der rückwärtigen Lisiere wieder zu sammeln, während andere die Ausnahmestellung bei La Chaussee du Bois besetzten und auch gegen La Folie Front machten.

Nur öO Schritte hinter dem Westsaume des Waldes bildete Villars aus 12 Bataillonen eine neue Schlachtlinie: da bricht Eugen selbst an der Spitze von 5 Regimentern unter furchtbaren Dechargen in das Freie heraus. Doch mit gefälltem Bajonett führt der Marschall seine Truppen entgegen und wirft jene so entschieden zurück, daß sie den Wald nicht mehr zu verlassen wagen. Villars hatte nicht bloß das Pferd unterm

Leibe verloren, sondern auch einen Schuß ober dem Knie erhalten, so daß er, des Bewußtseins beraubt, nach Le Quesnoy gebracht werden

mußte. Dieser harte Schlag fällt zeitlich nahe zusammen mit Ereignissen,

welche im Zentrum die endliche Entscheidung herbeiführen sollten. In vierstündigem heißen Kampfe war zwar das Bois de Sart den Franzosen abgerungen worden,

aber außer den um La Chaussee versammelten

Wir wissen von dieser Sache übrigens nur aus La Colonie II, 163 und 272, denn die offiziellen französischen Berichte sprechen sämtlich, wenn auch allgemein, von der Notwendigkeit, das Zentrum zu gunsten des linken Flügels zu entblößen.

678

V. Abschnitt.

1709 30 Bataillonen harrte eine doppelte Kavallerielinie nur des Moments,

wo die zusammengeschmolzenen kaiserlichen Bataillone aufs neue vor­ brechen möchten, um sich mit erdrückender Wucht auf dieselben zu stürzen; am rechten Flügel sah sich Boufflers sogar in zweifellosem Vorteil, und der Übergang in die Offensive fand ein wesentliches Hindernis ledig­

lich in der die Verwendung von Massen ausschließenden Häufung eigener Verteidigungswerke; im Zentrum endlich hatten in der Lücke von Aulnoit und bei Le Blairon die Stürme der Alliierten

blutige Zurückweisung

erfahren, in der Wolfsgrube aber sich die 15 Bataillone Orkney's bis jetzt in achtungsvoller Ferne gehalten. Die bei Le Camp perdu postierten

französischen Kavallerietreffen waren noch gar nicht zur Verwendung ge­ kommen. Bald

aber

änderte

sich

die

Szene.

Denn

durch

karakolierende

Husaren erlangte Orkney Kenntnis von der Entblößung der Mitte an Infanterie, speziell von dem Abzug unserer Brigade,

trat deshalb in

Staffeln vom rechten Flügel den Vormarsch an und bemächtigte sich im ersten Anlaufe der Rcdanlinie*)•

Unmittelbar hinter ihm folgte Fürst d'Auvergne mit 30 hol­ ländischen

Eskadronen,

von Bülow

mit

der

General Wood mit der preußischen

und

englischen,

General

hannoveranischen Kavallerie,

insgesamt 77 Eskadronen, und weiter rückwärts setzten sich 90 Eskadronen

am rechten Flügel entbehrlich gewordener kaiserlicher Reiterei unter dem Herzog

von Württemberg

und General Vehlen in Kolonne,

um des Winks zum Avancieren gewärtig zu sein. Orkney's rascher Erfolg ermöglichte auch die Heranziehung von Geschütz,

dessen

flankierende Wirkung die französische Kavallerie zum

Zurückgehen nötigte und damit die Säuberung der Verschanzungen von *) Wenn Coxe V, 168 sagt, Orkney habe „die dahinter stehenden Bataillone der bayerischen und kölnischen Leibwachen desto leichter über den Haufen geworfen, als selbe durch den Abmarsch der meisten Truppen nach dem linken Flügel ohne Unter­ stützung waren", so können wir in Anbetracht der bestimmten Versicherung La Colonie's, die Brigade Mercy sei schon vorher abberufen worden (II, 165) nur einen Irrtum Coxe's annehmen, oder wie oben erwähnt, das Zurückbleiben mini­ maler Kräfte vermuten, obwohl La Colo nie ausdrücklich angibt: >Les Ennemis s’^toient avisöes de venir tätonner les Retranchemens que notre Brigade venoit d’abandonnen 11s s’aper^urent qu’il n’en sortoit ni fumde ni feu: et leurs Bussards s'ötant peu ä peu aprochös en caracolant, döcouvrirent enfin que nous n’y avions personne. Alors profitant de l’avantage qui 86 prösentoit, il firent avancer de Flnfanterie < Fast scheint es, als wenn der Irrtum Coxe's durch die gleiche Farbe der Uniform rechts anschließender fran­ zösischer Bataillone veranlaßt worden wäre, welch letztere die Gefährdung ihrer Flanke allerdings durch allzu rasche Rückwärtskonzentrierung beantworteten. Vergl. La Colonie II, 272 und 166.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

679

ihren Verteidigern um so mehr beschleunigte, als auch die Prinzen von nos Nassau und Hessen-Kassel diesmal mit Glück den Angriff sekun­ dierten. Marlborough befahl nun d'Auvergne durch die Redanlinie durchzustoßen. Aber ehe dieser jenseits der Lücken den Aufmarsch voll­

endete, brauste Bouffiers mit der Maison du Roy heran und warf ihn in einer mit bewundernswerter Bravour durchgeführten Attacke bis

in die Verschanzungen zurück. Hier jedoch geriet die verfolgende Gen­ darmerie in das Kreuzfeuer von Orkney's Bataillonen und der vor­ gebrachten Batterie und mußte trotz dreimaligen Angriffsversuches weichen.

Nun zog Marlborough die Kolonnen Bülow's und Wood's zur

Unterstützung vor; auch diese sahen sich neuen Massen gegenüber, welche Boufflers vom rechten Flügel herbeiholte. Abermals kam es zum heißen Kampfe, und zu fanatischer Wut entflammt, durchbrach die könig­ liche Reiterei ein Treffen nach dem andern. Schon schien ihnen der endliche Sieg zu winken, da führte Marlborough auch die 90 Schwa­ dronen Eugen's im Galopp vor. Dies war der Übermacht zu viel: Boufflers mußte umkehren und rückwärts wieder sammeln.

Eine kurze Erholungspause, und ungebrochenen Mutes setzte er zum sechsten Angriffe an. Doch blieb das Resultat das gleiche; über den Bach westlich von Le Camp perdu zurückgedrängt, sah der Marschall die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang schwinden').

Überdies kam ihm in diesem Augenblicke — etwa 3 Uhr nachmittags — die Meldung zu, General Legal, welcher nach Villars' und Alber­ go tti's Verwundung das Kommando des linken Flügels übernommen, habe bereits mit seiner Kavallerie den Rückzug angetreten und lasse General Puysegur mit der etwa 50 Bataillone starken Infanterie folgen. Schweren Herzens entschloß er sich nun auch seinerseits die

Räumung der Stellung anzuordnen und seinen Flügel in mehreren Kolonnen in der Richtung auf Bavai zurückzuführen. Nach übereinstimmender Anerkennung von Freund und Feind voll­

zog sich die getrennte Retirade der beiden Flügel nach Valenciennes *) Über die Mitwirkung der bayerischen Kavallerie an diesem Kampfe schweigen

die Quellen, soweit sie uns bekannt, gänzlich.

Wir erkennen ihr freudig den Ruhm

zu, mit dem sich nach Boufflers' eigenem Zeugnisse die gesamte Reiterei an diesem Tage bedeckte; allein allzu gewagt erscheint'es uns doch, wenn Hutter I. Chev.Regt. die Großthaten der Maison auch hier für die Kürassiere mit in Anspruch nimmt,

wohl einfach deshalb, weil Quincy einen Marquis de Beauvau unter den Führern nennt, einen Namen, der zwar in unserer Armee in hohen Ehren bleiben wird, aber im Augenblicke keinen, oder wenigstens keinen höher stehenden Vertreter in ihren Reihen hatte.

680

V. Abschnitt.

1709 und Le Quesnoy mit einer Ordnung und Gemessenheit, welche zur Ge­ nüge beweist, daß die französischen Führer mehr dem Gebote der Klug­ heit,

als dem Zwange eiserner Notwendigkeit gehorchten, welche , aber

auch dem bei den Truppen aufs neue erwachten Geiste freudiger, be­

wußter Pflichterfüllung ein hochehrendes Zeugnis verleiht und uns mit Stolz auf diesen zwar nicht vom Siege gekrönten, aber mit glänzendem Mute und unerschütterlicher Ausdauer durchgefochtenen Tag blicken läßt.

»Toutes les troupes se sont comportes avec tonte la valeur possible«, dieses von Bouffiers dem linken Flügel gespendete Lob dürfen wir auch für unser Regiment voll in Anspruch nehmen, das

der Befehl zum Rückzug traf »en soutenant toujours nos Bois comme

auparavant«. Die furchtbare Ermattung des Siegers hinderte nachdrückliche Ver­ folgung. Nur dem linken Flügel, an dessen Queue als letzte Infanterie­

abteilung

das

Kurprinz-Regiment

marschierte,

Prinz

sandte

Eugen 12 Eskadronen nach. Einige Stunden weit wagten diese sich nicht heran,

erst als man

den Hongnau bei Quievrain passierte, schien die Gefahr eines Anfalls näher gerückt. Aber unser Regiment okkupierte die Hecken und Zäune der Übergangsstelle und ermöglichte so der noch weiter zurück­ befindlichen Kavallerie du Rosel's die Passage, worauf es mit jener zugleich den Marsch nach Valenciennes ungehindert fortsctzte').

Am Morgen des 12. vereinigte sich die gesamte Armee hinter der

Rhonelle, den rechten Flügel auf Le Quesnoy, den linken auf Valen­ ciennes stützend.

Die blutigste Schlacht des ganzen Jahrhunderts war geschlagen,

in der „ein solch Feuer und Getümmel gewesen, daß vor Staub und Rauch das Sonnenlicht,

da es doch ein Heller Tag war,

nicht hat

können gesehen werden, welches wohl acht Stunden lang gedauert. Die

Erde war von den Toten über und über bedeckt, und das Geschrei der Blessierten entsetzlich anzuhören2)“. Denn teuer genug hatten die Fran­ zosen ihren Feinden den taktischen Erfolg verkauft. Schwanken die über*) Auch die bayerischen Reiterregimenter scheinen dieser Kolonne angehört zu haben, wenigstens erzählt unser Hauptmann Werkstatt er (HK. d. A. Man. 175) als der Feind beim Rückzug „linkhs durch den Waldt in die flankhen fahlen wollen, hat ihnen Ihre Excellenz Herr Graf von Thörring wieder den Weg soldatisch

zuruckgewissen, darauff anderweegs des Thalls mit den feindtlichen Dragonern und

unser quarde ein kleines rencontra anbegeben

Dies spräche aber dann ent­

schieden gegen die Beteiligung der Bayern an dem entscheidenden Reiterkampfe im Zentrum, da die dort gestandene Kavallerie de» Rückzug mit dem rechten Flügel über Bavai nahm. i) R.-A. Span. Succ.-Kr. Fase. 18 St. 124.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

681

lieferten Verlustziffern auch bedeutend, Jo scheint kein Grund vorhanden, no« jene Angaben anzuzweifeln, welche für die Alliierten ca. 22—24000 Tote und Verwundete, für die Franzosen 250 Offiziere und 4000 Mann

tot, 600 Offiziere und 6000 Mann blessiert, denrnach einen Gesamt­ verlust von ca. 11000 Mann berechnen. Beiderseits war dem Gemetzel eine große Zahl von höheren Führern zum Opfer gefallen, die fran­ zösische Einbuße von 13 Fahnen, 16 Standarten, 3 Paar Pauken und 15 Kanonen glich sich durch die Eroberung von 32 Fahnen und Standarten ziemlich aus. Über den Mannschaftsverlust unseres Regiments, der nach La Colonie nicht unbedeutend gewesen, fehlt jede ziffermäßige Notiz; Hauptmann Werkstätter hatte einen Schuß erhalten, Oberlieutenant Feldmayer erlag seiner in der Schlacht erlittenen Verwundung gegen Ende des Jahres *).

Villars ward zur Belohnung seiner Verdienste zum Pair von Frankreich, d'Artaignan als Marquis de Montesquiou zum Marschall erhoben. Die Truppen erhielten vom Könige eine Grati­ fikation von 500000 Livres.

Der einzige Gewinn, den die Alliierten aus der Schlacht von Mal-

Belagerung

plaquet zogen, lag in der ungehinderten Verwirklichung ihrer Absichten auf Mons. Anfangs zwar mochte im französischen Lager Geneigtheit bestehen, die ungebrochene Kampfbegierde der Truppen zum nochmaligen Waffengange auszubeuten, allein als nicht zu bewältigendes Hindernis standen die stets wachsenden Verpflegungsschwierigkeiten voran. Äußerte

8011 smon8-

ja doch der Intendant eines benachbarten Platzes, er würde bei der Wahl zwischen dem Strang oder der Lieferung eines viertägigen Brotbedarfs sich für den ersteren entscheiden, und in der That lebte die Armee so sehr von der Hand in den Mund, daß oft mangels größerer Vorräte morgens und abends je eine halbe Portion des stark mit Kleie ver­ setzten Brots zur Verteilung kam.

Nachdem Bouffiers als nunmehriger Oberkommandant der Armee dieselbe bei einer am 16. abgehaltenen Revue trotz dieser Zustände in sehr befriedigender Verfassung befunden, verstärkte er am 18. die Garnison

von Mons durch drei stanzösische Bataillone — die einzigen, welche nach dem Tage von Malplaquet in die Festung kamen — und ent­ sendete am 21. die Generäle Broglie nach Fresnes bei Conde, de *) Auch über Verluste der Kavallerie enthalten die Akten nur die Notiz von der Verwundung eines Korporals der Garde-Karabiniers. Staudinger, das k. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

45

682

V. Abschnitt.

1709 Luxembourg nach Maubeuge und de Fraula nach Charleroi mt Detachements in der Gesamtstärke von 15 Bataillonen und 35 Esk«dronen, so daß im Lager von Ruesnes, hinter der Rhonelle, alle sonstigm Abgaben in andere feste Plätze ebenfalls abgerechnet, an Infanterie noh 102 Bataillone verblieben. Da in der namentlichen Liftes derselbm die Brigade Mercy wiederum mit je 2 Bataillonen Gardes de Cologne

und de Bavifere aufgeführt ist, so können wir, nachdem am gleichm Tage (21.) die Einschließung von Mons bereits vollzogen war, mit Be­ stimmtheit den Verbleib unseres Regiments in freiem Felde fest­ stellen.

Unter den 14 Besatzungsbataillonen dieses Platzes aber befandm sich während der Belagerung außer einem Teil der Hartschiergarde urd der Bombardierkompagnie noch zwei Bataillone Bayern, sicher die ins Leibregiments, welche nach dem oben Gesagten schon vor den Schlachttage dort gelegen sein müssens.

Nachdem die beiden alliierten Feldherrn den holländischen Deputiertm gegenüber mit Mühe die neue Unternehmung durchgesetzt, wurde MonZ, das der Kurfürst, geleitet von 50 Hartschieren, am 4. verlassen, un ' seinen Aufenthalt zunächst in Compiegne zu nehmen, am 20. von Prinzen von Nassau mit 30 Bataillonen und 30 Eskadronen engeschlossen, worauf die Hauptarmee eine Beobachtungsstellung zwischm Jeniappes an der Haine und Villiers an der Trouille bezog. Der Eröffnung der Tranchee in der Nacht zum 26. folgte an 1. Oktober der Beginn der Beschießung aus 30 Geschützen. Schon Iris der Angreifer nach manchen: heißen Detailkampfe Vorbereitungen zun Sturm, als Generallieutenant Don Antonio Grimaldi, dessen Gcrnison von viertausend auf zweitausend Mann zusammengeschmolzen, sih am 20. zur Kapitulation entschloß. Am 23. zogen die Truppen mit vollen Kriegsehren aus, die Bayem und Spanier nebst unserem Feldkriegszahlamt vertragsnräßig nach Namur. ') Pelet IX, 386. ’) Die mit anderen Angaben, insbesondere des in Mons anfangs der Be­ lagerung anwesenden bayerischen Generals Mafsci Mem. II, 184, dann in St.-B. Eur. 392/14 rc. nicht übereinstimmende Behauptung Pelet'S IX, 103, iie Garnison habe drei bayerische Bataillone enthalten, ist abgesehen von ihrem Widrspruch mit S. 386, aus der mutmaßlichen Berechnung der Bombardierkompagnie cts „Bataillon" zu erklären. Unumstößlich wird die Teilnahme des Leibregimen s und der Bombardiere an der Verteidigung der Festung dadurch erwiesen, daß ersters bei derselben aktenmäßig den Lieutenant Meagher tötlich verwundet (Kr.A. RegAkt 10. Jnf.-Regts.), 1 Füsilier gefangen (Kr.-A. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 171)) letztere den Lieutenant Gottfried Mayer (ebend.) durch einen Kanonenschuß verlir.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

Auch die Minister des Kurfürsten,

683

Mallknecht und Bergeyk nog

nebst einem Teile der Hofhaltung hatten die Belagerung mitgemacht. Die französische Hauptarmee war unterdessen zwischen Valenciennes

und Le Quesnoy verblieben und mit Anlage einer neuen Verschanzungs­ linie beschäftigt, welche sich von ersterem Punkte bis zum Wald von Mormal hinzog und demnächst quer durch diesen bis zur Sambre ver­ längert werden sollte. General Luxembourg vereinigte am 25. September sein De­ tachement mit dem Frau la's bei Charleroi, während nach Maubcuge der leichteren Verpflegung halber am 3. Oktober 40 Eskadronen unter General Toulongeon abgingen, dabei Kundschaftsnachrichten zufolge auch die 5 bayerischen Kavallerie-Regimenter'). Jene Bewegungen veranlaßten die alliierte Armee zu einer teil­ weisen Frontveränderung, welche ihren linken Flügel aus der Nähe von Maubeugc entfernte, nichts destoweniger blieben aber die Besorgnisse des Hofes für diese Festung ungemindert, so daß sogar die Frage längere

Zeit besprochen wurde, im Falle einer feindlichen Vorrückung dorthin eine zweite Schlacht zu wagen. Am 18. marschierten noch 12 Bataillone nach Maubeuge, womit die Sambrelinie für den ersten Moment genügend gedeckt schien; denn daß zu einem Angriffsmarsch ein neuer Kampf um das Defilee von Malplaquet unvermeidlich war, darin stimmte auch Marschall Berwick überein, welcher nach glücklicher Beendigung des Feldzugs in der Dauphine sich bei der flandrischen Armee einfand. Als Mons gefallen, hielt man es für höchst dringlich, das am meisten bedrohte Maubeuge durch Anlage eines verschanzten Lagers am rechten Sambreufer zu verstärken, zu dessen Besetzung Berwick am 22. von der Hauptarmee noch 16 Bataillone, 28 Eskadronen und 20 Feld­ geschütze erhielt, außerdem aber den größeren Teil des Corps Luxem­ bourg an sich zog, so daß er über 26 Bataillone und 75 Eskadronen verfügte. Allein die Jahreszeit für größere Unternehmungen war verflossen: schon am 26. traten die Alliierten ihren Rückmarsch von Mons in der Richtung auf Soignies-Roeulx an, was Boufflers veranlaßte, im Interesse der Verpflegung am 27. unter Generallieutenant Marquis

de Goesbriant abermals 26 Bataillone — dabei auch unser Regi­ ment — über Senat (27.) nach Mons (28.) zu detachieren, während nun Berwick seine Kavallerie längs der Sambre echellonierte, 35 Es-

i) K. K. Kr.-A. Feld-A. (Nieder!.) Fase. 13 St. 1 und Fase. 10 St. 1 (GSt.-A. 1709 St. 10 und 14). 45»

V. Abschnitt.

684 Itos kadronen,

unter diesen die 5 bayerischen Kavallerie-Regimenter, in der

Umgebung von St. Gerard, 40 zunächst Charleroi. Winterquartiere.

Da die alliierte Armee sich bereits am 28. auflöste, so begann Bouffiers in den nächsten Tagen mit der Verteilung der Winter­

quartiere,

doch scheint unser Regiment den Truppen angehört zu

haben, welche unter Kommando des Marschalls de Montesquiou

noch einige Zeit an der Fertigstellung jenes verschanzten Lagers fort­ arbeiten mußten, denn es langte erst am 24. November in Metz *) an. Von der Marschroute kennen wir nur Etain als Raststation.

Das Leibregiment verblieb in Namur,

die Kavallerie nahm

größtenteils ihre Quartiere wieder im Herzogtum Luxemburg (Hartschiere

Namur, Karabiniers und Grenadiers ä cheval Toul, Philipp- Kara­ biniers Verdun, Arco- Arlon und Luxemburg, Poth- Metz, Loca-

telli-

Diedenhofen,

Costa-Kürassiere

Stenay),

die

Bombardier­

kompagnie in Namur, Luxemburg und Arlon. Innere Zustände

bcnn Regiment.

Auch auf dem Rückmärsche mag Oberst M er c y wieder seine Privatintereffen vielfach in den Vordergrund gestellt haben, denn es liegt uns

d. d. Metz,

14. Januar 1710

eine Verantwortungsschrift2)

desselben

vor, welche interessante Einblicke in das innere Leben des Regiments gibt.

Zunächst scheint die Harmonie zwischen Vorgesetzten

gebenen arg in die Brüche gegangen zu sein,

und

Unter­

denn Kriegskommissär

Alram schreibt in seiner Meldung über die vorgekommenen Ungehörig­

keiten „wie sowohl Offiziere als Gemeine ganz frei und allgemein heraus­

reden, daß, wenn wegen des Brigadiers kein anderes Mittel oder expediens gemacht wird,

das Regiment so

ohnedem in

den Zügen

gleichsam

schon liegt, völlig zu Grunde gehen müsse". Mercy verteidigt sich sehr geschickt,

gibt aber z. B. zu, daß er

sich von den Marketendern eine Steuer zahlen lasse, welche zwar jetzt

verboten, aber zu seinen Hauptmannszeiten so im Schwung gewesen sei, daß der Oberst, wenn Marketender nicht vorhanden waren, zu seiner

Schadloshaltung

den Kompagniekommandanten

monatlich 12 fl.

von

der Gage einbehielt. Außerdem werde ihm von den Metzgern für jedes geschlachtete Stück Vieh ein Thaler vergütet, der für die Küche des

Obersten gehöre, da er sonst mit seinem Gehalt nicht auskommen könne. Das Regiment ist 800 Köpfe stark, und hat wie die 4 französischen

Bataillone der Garnison täglich

von jedem Bataillon 1—2 Offiziere

und ö0 Mann auf die Wache zu stellen; wenn die Gemeinen nicht die *) Auch hier verwechselt Werk st Liter wieder, wenn er Luxemburg als Winter­ quartier des Regiments angibt, d. h. er springt vom Herbst 1709 sofort auf den Winter 1710/11 über. ’) Kr.-A. A. VI, 4. Regts.-Akt 2. Jnf.-Regts.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

685

drei Nächte (es war dies also Grundsatz) wachtfrei seien, so läge die mo Ursache nur in der großen Zahl der Gefreiten gegenüber den Gemeinen, welche demnach weit unter 400 dienstbaren Füsilieren betragen mußte, denn die Grenadiere genossen das Privilegium der Wachtfreiheit. Das Bekleidungswesen betreffend beschwert sich Oberst Mercy

über den Oberstwachtmeister von Schmidt Hofen,

welcher sich gegen

Befehl in dasselbe mische und „pure confusiones mache". Bei Abgabe der Stücke wird den Leuten das Maß genommen; der Regiments­

quartiermeister, welcher sich nach altem Brauch um die Montur annehmen müsse, habe damit große Mühe „zumalen das chfl. Oberkriegskommissariat sowohl als die Hofkammer das chff. Interesse gar zu wohl observiert, und ein mehrers nit auswerfe, als man aufs genaueste von Nöthen habe". Der „Montierungsanschlag" aber verlangt fürs Regiment: zum Rock blaues Tuch und Boy (also blaue Auffchläge!) nebst l1/» Dutzend großen Knöpfen, „Gallonen auf das ganze Kleid", und blauen „Carsey" zu Kamisol und Hosen *). Daß die zur Errichtung eines dritten Bataillons zuletzt in Schlettstadt gebliebenen Offiziere sich noch dort befanden, geht aus der in ihrem Namen gemachten, aber erfolglosen Eingabe des Oberstwacht­ meisters Thiboust von Costa-Kürassieren, Kommandanten jenes Platzes,

vom 10. September hervor, die königliche Regierung möge denselben statt der bisher empfangenen billets de subsistance bares Geld ver­ abfolgen bassen. Für das Regiment selbst mußten, da alle Bezahlung ausblieb, Vor­ schüsse bei einem Juden in Metz genommen werden; die schlechte Er­ nährung der Mannschaft veranlaßte im Laufe des Winters außerordentlich viele Skorbuterkrankungen.

1710. Der Kurfürst selbst befand sich in trostloser Lage. Die Siegema$ @manueVi und Eroberungen der Alliierten hatten ihn fast der gesamten NiederLau­ lande beraubt; Frankreichs Subsidien aber flössen immer spärlicher. Am 7. November war er von Compiegne nach Versailles gereist, um die Großmut Ludwig's XIV. zu lebhafterer Unterstützung seiner Interessen

anzurufen; doch konnte er bald trotz rauschender Festlichkeiten, die man dem „Grafen von Dachau", wie sein Inkognito lautete, zu Ehren gab, die Aussichtslosigkeit seiner Hoffnungen fühlen, und wirklich begleitete *) Auch das Leibregiment hatte 1708 nachweislich blane Hosen.

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V. Abschnitt.

nio kurz darauf der Staatssekretär von Torey die Überreichung eines außerordentlich wertvollen Juwels von 7 Diamanten mit der schlimmen Botschaft, dies sei alles, was der König noch für ihn thun könne.

Sein Wunsch, im nächsten Feldzuge wieder eine stärkere Armee am Oberrhein zu kommandieren, um die mit dem Heimatlande angeknüpften Verbindungen auszunutzen, mag bei dieser Gelegenheit wohl ebenfalls

Ablehnung gefunden haben. Um die Jahreswende begann sich bei Ludwig XIV. aufs neue die Sehnsucht nach einem friedlichen Ausgleich zu regen, welcher jedoch, gelegentlich bemerkt, bei der im Frühjahr erfolgten Wiederaufnahme der Verhandlungen an den übertriebenen Forderungen der Holländer scheiterte — allein Max Emanuel mußte erfahrungsgemäß fürchten, selbst das Opfer von Frankreichs rücksichtsloser Politik zu werden, und suchte deshalb auf eigne Faust Fühlung mit den Alliierten zu gewinnen, ja er ließ seine Geneigtheit durchblicken, um den Preis der Gewährung seiner Ansprüche auf die Niederlande mit jenen gemeinsame Sache zu machen. Wie weit seine Agenten berechtigt waren, dem Kaiser die Auslieferung von Luxemburg, Namur und Charleroi anzubieten, ver­ mögen wir nicht zu entscheiden; jedenfalls erfolgte die Antwort, daß man sich am Wiener Hofe noch nicht klar genug sähe*). Reduktion der Truppen.

Das einzige Resultat all dieser trüben Erfahrungen war die Einsicht, bcn bisherigen Stand der Armee nicht mehr aufrecht erhalten zu können. Das neue Verpflegungsreglement vom 1. Mai brachte wesentliche Ein­ schränkungen, wenn auch weniger da, wo die meisten Ersparungen mög­ lich waren, im Umfange des Generalstabs8) und der Heeresverwaltung,

wohl aber in den Geldgebühren und den Etats der Truppen.

64

’) In dieser Richtung hochwichtige Aktenstücke finden sich in K. K. Kr.-A. Feld-A. Nieder!. Fase. 13 St. 96 und 103 (GSt.-A. 1710 St. 7, 8). *) Im Gegenteil wurden sogar am 1. Mai Graf Törri ng-Seefeld, Gras Rechberg und Marquis Massei zu Feldmarschalllieutenants, Freiherr von Muggenthal, Brigadier de Santini und Graf Costa zu Generalwachtmeistern befördert, und die Obersten Locatelli und Max Graf Tauffkirchen zu Brigadiers ernannt, freilich sämtlich ohne Mehrung ihrer Bezüge. Des reichen Interesses halber geben wir den Verpflegsstand des Generalstabs ic. nebst Gehältern in Anlage 64, und machen auf den Wegfall der Unterscheidung zwischen großem und kleinem Generalstab, auf die Neueinführung der „kurfürstlichen Kamcraldeputation" und darauf aufmerksam, daß von diesem Jahre ab die Rechnungs­ bücher zum erstenmale den ständigen Etalstitel »Pension aires» führen, wenn die Pension auch nur in den selteneren Fällen als eine lebenslängliche, sondern meist als Dispositionsgehalt bis zur Wiederverwendung oder als zeitlich beschränkter Gnadengehalt erscheint. — Die Gesamtkosten der Armee betrugen vom 1. Mai bis 31. Dezember 488142 st. 47 kr. */s dl., darunter unser Regiment mit 36499 st. 50 fr.

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Allgemein wurde die Reichung besonderer Mundportionen neben nio der Gage aufgehoben, und diese sodann durch das spätere Dekret vom

11. Oktober weiter vermindert, indem für die Offiziere der Patacon mit rückwirkender Kraft wieder zu 2 fl. berechnet wurde, während er für die

Mannschaft mit 1 fl. 45 fr. angesetzt blieb. In anbetracht der oft 16—20 Monate betragenden Gehaltsrückstände bedeutete diese Maßregel für die Chargen einen harten Verlust, der sich um so empfindlicher fühlbar machte, als sie im besten Falle statt baren Geldes lediglich Verpflegsbillets, »billets d’ustenciles« erhielten, welche nur mit einer Einbuße von drei Vierteln ihres Nennwertes zu versilbern waren'). Sodann hatten, während Arco- und Costa-Kürassiere ihren Stand von 3 Eskadronen behielten, die Regimenter Herzog Philipp-Karabiniers, Locatelli- und Poth-Kürassiere sich auf 2 Eskadronen (gleichmäßig

zu 3 Kompagnien) zu setzen (wirklich ausgeführt 16. Juli) und sämtliche Kompagnien einen reduzierten Etat von 4 Offizieren und 50 Unter­ offizieren und Gemeinen anzunehmen. Für das durch seine goldgallonierten Uniformen so kostspielige Karabiniersregiment2) war aber damit nur der Anfang gemacht, denn im August erfolgte Befehl zur gänzlichen Auflösung, worauf am 27. Oktober die verbliebenen Offiziere und Mannschaften bei den 4 Kürassierregimentern untergestoßcn wurden.

Die Bombardierkompagnie behielt ihren Offiziersstand, mußte dagegen ihr Untcrpersönal bis auf 9 alte, 2 junge Feuerwerker, 2 Korporäle und 2 Büchsenmeister abdanken. Für die Infanterie verordnete das Reglement die Auflösung der zweiten Bataillone und Unterstoßung unter die ersten, so daß das Regi­ ment noch 1 Grenadier- und 8 Füsilierkompagnien behielt, welcher Stand sich aber durch nachträgliche Formationen im Laufe des Jahres auf 2 Grenadier- und 10 Füsilierkompagnien erhöhte. Vorerst kam die Maß­

regel für unser im Felde stehendes Regiment am 22. Juni zur Durchführung, und damit wurden die Kompagnien La ColonieGrenadier-, Oberst Mallknecht-, Oberstlieutenant Frankenreith er-, Hauptmann Pongratz-, Urban-, Amann-, Mall-, Elsingerund Lang- aufgelöst. Der Etat der neuen Kompagnien war nicht zu eruieren, wie wir auch von der am 9. Januar dieses Jahres abgehaltenen

Musterung nichts näheres erfuhren. Senden wir voraus, daß Hauptmann Immer wahrscheinlich Prr,°naii-n schon 1709 verstarb, worauf dessen Kompagnie an Oberstwachtmeister Re»form-ti»nen. La Colonie II, 178. 8) Dessen Oberstwachtmeister Baron Oberntraul war am 1. Februar 1710 gestorben, auch verlor es am 18. Juli'noch einen Rittmeister D e p r e z auf dem Felde der Ehre.

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V. Abschnitt.

nio von Schinidthofen überging, die Abgangsort des Regimentsadjutanten Drexlmayer und des Fähnrichs von Mundolsheim jedoch un­

bekannt ist, so erhalten wir von den weiteren Personalveränderungen im Regiment folgendes getreue Bild. Am 1. Januar wurde Unterlieutenant Ableitner an Feld­ mayer's Stelle zum Oberlieutenant befördert, der reduzierte Fähnrich Rochus So her als konfirmiert angestellt, dem bisher aggregierten Hauptmann Johann Marx de Friderico aber „in Ansehung seines

in Ergreifung der Jngenieurkunst und Fortifikationswesens erzeigten Fleißes und Eifers, auch zur gnädigsten Satisfaktion verfertigten und produzierten Delineationen und Grundrissen" das gewöhnliche Haupt­ mannstraktament zugelegt, worauf er am kompagnie übertratx).

1. Mai zur Bombardier­

Mit der Einführung des neuen Reglements am gleichen Tage er­ hielten Oberst vonMallknecht (nicht regimentiert) und Oberstlieutenant

Frankenreithcr die Pension; Oberstlieutenant de la Colonie wurde reformiert; dann aber wurden „dimittirt", welchem Worte damals der heutige unangenehme Beigeschmack fehlte, und bis zu ihrer vollen Abfertigung oder Wiederanstellung im Laufe des Jahres mit halber Gage verpflegt: Auditor Reebaur, Regimentsfeldscherer Mayr, die Haupt­ leute Pongratz, Urban, Fr. 3E. von Amann, Mall, Lang, Elsinger, sowie die aggregierten Quemain, Demeussant, Dasteley, Werkstätter, Vischer, die Oberlieutenants Emmer, Wunder­ lein, Utesch, Rummel, Maller, du Moulin, Poß und Ab­ leitner, die Unterlieutenants de Montifaut, Gmelch, von Seig-

litz, Platin, Wagner, Pomet, Trenz und von Schönberg, endlich die Fähnriche Graf d'Aspremont, de la Borde, Lespilliet, Garico, Meichel, Urban, Soyer, Riegg und I. Ph. Anton Mayer, welch letzterer am 11. Juli als Lieutenant zur Bom­ bardierkompagnie kam. Auch Oberst Quardi war anfangs für die

Pension bestimmt, doch gibt uns ein Dekret Nachricht, daß er „sein bis­ heriges Traktament noch ferner ohne Unterbrechung genießen, mithii

beim Churprinz'schen Regiment zu Fuß ungehindert verbleiben unb seine Dienste wie vor und ehe versehen solle".

Auffälligerweise erscheint unter den Genannten nicht einer der nach Schlettstadt zum „3. Bataillon", das bekanntlich nicht zur Errichtung ge­ langte, abkommandierten Offiziere. Dieselben treffen vielmehr erst an Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres allerdings auch reformiert *) Am 1. August 1712 erhielt er „die vacirende Obercontrolleurscharge der Fortisication zu Nieuport" konferiert.

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mit Rekruren wieder ein, so daß wir den definitiven Verzicht auf jenen nio Formationsplan in die zweite Hälfte von 1710 verlegen dürfen.

Mit der Durchführung der Neuorganisation erhalten wir nachfolgende (authentische) Offizierseinteilung:

Das Regiment Kurprinz am 23. 3nni 1710. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimenlsstab: Oberst-Kommandant: Brigadier Joseph de St. Jure Chevalier de Mercy. Titular-Oberst: Markus Anton de Quardi. Oberstlieutenant: Augustin von Hünerbein. Oberstwachtmeister: Wolf Heinrich von Schmidthofen. Regimentsquartiermeister: Georg Lorenz Faber. Regimentskaplan: Johann Westermayer. Regimentsadjutant: Georg Spaden. Profos: Georg T r e 11 e r.

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Clement Hardy

Hippolyte Poire

Jean Louis Boredon Grenadier-

de la Bastide (Galaud)

Oberst de Mercy

Leib-

beim Stabe

Kap.-Lieut.

Dietrich Engelbert Schwerins

Oberst

Oberst de Quardi

Sylvester Martin

Quardi-

beim Stabe

Steiner

Oberstlieutenant-

von Hünerbein

Franz Korbinian

Oberländer

Joh. Kasp. Sauer

Oberstlieutenant

Meister-

'

de la Colonie

Joh. Christoph

von Schönheinz

Joh. Georg Hannas

Lorenz Better

von Reitzen-

stein Lorenz Albrecht

Oberstwachtmeister

von Schmidthofen

Johann Martin

Albert Franz

Stephan Dury

beim Stabe

Oberstwacht-

Fähnrich

Wolfgang Heigel

von Schönheinz

beim Stabe

Honigau-

Heinrich von Honigau

Johann Wieser

Bonei ti-

Anton Bonetti

Philipp Kreitter

Sebastian ZizelSberger

Christ. Ignaz Fürweger

Simon Koch

Joh. Ant. Heinr. Gregor Prändl

Freiherr von

Cilla

Gauthier-

Friderico-

Joh. Philipp

Peter d'Addaz

Joseph Karl

Joh. Bapt.

Gauthier

de Corseigne

von Amann

Cremonesi

Johann Leonhard

Georg Christian

de Friderico

Springer

Franz Jos. Ant.

Andreas Halter

von Mallknecht

690

uw

V. Abschnitt.

Kurze Zeit darauf begann die Vermehrung des Regiments.

Das

Dekret vom 24. Juli genehmigte die Kapitulation zur Errichtung einer zweiten Grenadierkompagnie durch Hauptmann Quemain mit den Lieutenants Pomet, von Seiglitz und Fähnrich de la Borde, sämtlich mit Wirksamkeit vom 1. angestellt (doch geschah die wirkliche Formierung erst im Dezember teils aus der andern Kompagnie, teils aus Rekruten), und ebenso zur Werbung einer neuen Füsilierkompagnie durch Oberstlieutenant de la Colonie, welcher damit wieder in den

Stab des Regiments zurücktrat und als Offiziere den Oberlieutenant P o ß, einen neuen Lieutenant Franz Verthun und den Fähnrich Urban, ebenfalls retro vom 1. Juli, erhielt. Als die Kompagnie im November komplett war, wurde dem Oberstlieutenant erlaubt, dieselbe seinem Neffen, Fähnrich Johann Martin de la Colonie, abzutreten, welcher deshalb vom 1. November ab zum wirklichen Hauptmann avan­ cierte. Man sieht, de la Colonie handelte praktisch; so verschaffte er sich den Wiedereintritt in die Aktivität des Regiments und seinem Neffen *) eine Kompagnie, was er allerdings am geeigneten Platze in seinen

Memoiren verschweigt, dafür sich aber schon im Winter 1709, statt wie richtig 1711, zum Oberst befördern läßt. Am 1. September endlich erhielt auch Hauptmann Urban die Bewilligung zur Errichtung einer Kompagnie und dazu als Offiziere Oberlieutenant Ute sch, Unterlieutenant Wagner und Fähnrich Soyer, doch kam jene erst am 1. April des nächsten Jahres wirklich zur Auf­ stellung. Am 3. August wurde die durch Quittierung des Hauptmanns La Bastide erledigte Grenadierkompagnie dem seit 1. Mai reformierten Hauptmann des Leibregiments Graf Edmund Butler verliehen, am 7. Oktober den Hauptleuten von Honigau und Bonetti „aus besondern Ursachen" eine jährliche Pension von 400 ff. bewilligt (für letzteren demnächst in eine einmalige Abfertigung von 1500 Livres ver­ wandelt), worauf ihre Kompagnien an die bisher reformierten Haupt­ leute Lang und Mall mit Wirksamkeit vom 1. September übergingen. Als neu aggregiert erscheinen am 1. Oktober die Hauptleute von Muggenthal (dieser vom „3. Bataillon") und Vischer mit Land­ traktament; am selben Tage wird Heribald Daniel Colerus als Regimentsfeldscherer mit Kompagniefeldscherersgage angeschafft, am 24. dem reformierten Fähnrich Meichel „die halbe confirmirte Gage ohne Pferdportion zur Jnterimssubsistenz vom 1. September ab dergestalt gnädigst verwilligt, daß er sich indessen bis auf die nächste Vacatur l) Hauptmann de la Colonie war damals 14Jahre alt. La Colonie II, 373.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

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bei ersagtem Churprinzischen Regiment aufhalten möge, ohne dabei n»o Dienst thun zu berffen". Am 19. Dezember endlich erhielt Louis Michael

de la Vigne de Hecheville das volle Fähnrichstraktament vom

1. ab als aggregiert.

Kaum bietet irgend ein Feldzug des ganzen Erbfolgekrieges so Feld,», wenig Interesse, als der Verlauf der vorliegenden Kampagne in den Niederlande»

Niederlanden. Denn wirkt schon an und für sich die passive Zuschauer­ rolle der französischen Armee bei den verschiedenen von den Alliierten unternommenen Belagerungen, das temporisierende, jeder ernsten Ent­ scheidung behutsam aus dem Wege gehende Verhalten Villars' höchst ermüdend auf den Leser, so muß insbesondere der Umstand, daß wir über die Teilnahme unseres Regiments nur dürftige Notizen be­

sitzen, den Wert detaillierter Schilderung herabdrücken. Wohl können wir daraus, daß die amtliche Thätigkeit des Kriegs­ kommissärs Alram in Metz am 23. April ihr Ende fand, auf den gleichzeitigen Abmarsch unseres Regiments von dort schließen, wie denn auch die Aufbruchstage der Kavallerie-Regimenter für Anfang Mai, Costa- am 4., Arco- und Poth- am 7., Locatelli- am 9., ver­ zeichnet sind, allein während wir in den Aktenstücken des Feldzugs selbst die beiden Gardeeskadronen schon am 15. Mai, die übrige Kavallerie aber in der Ordre de bataille des 24. Mai mit 12 Eskadronen ’) aus­ gewiesen sehen, fehlt unsere Infanterie noch in einer Dislokationstabelle vom 27. Juli vollständig. Pelet versichert im Beginne der Kampagne mehrfach, jene sei nicht marschfähig gewesen, was in Anbetracht der ge­ schilderten Verhältnisse und der vorgenommenen Neuformation nicht ganz unglaubwürdig erscheint; wo aber die letztere stattfand, welche uns doch als „im Felde" vollzogen gemeldet wird, wo das Regiment verweilte, bis es am 15. Oktober zum erstenmal aktenmäßig im Felde vorkommt, darüber mangelt uns jede positive Kenntnis. Wir wissen nur, daß ein kleines Corps, welches Marschall B eso ns in der Stärke von 14 Bataillonen und 14 Eskadronen bei Metz gesammelt hatte, anfangs Mai gegen Flandern hin abmarschierte, wahrscheinlich aber an der Maas einstweilen stehen blieb. Endlich vermögen wir auch nicht zu entscheiden, ob die schließlich in den Niederlanden auftretenden 2 Bataillone »Bavarois« Kurprinz

und das Leibregiment bezeichnen, welche alsdann beide in je ein Bataillon formiert sein mußten, oder ob das Leibregiment frühzeitig *) Pelet X, 276. Hier sind nun auch unsere Kavallerie-Regimenter summarisch als »Gardea de Baviöre« bezeichnet.

V. Abschnitt.

692

Kto wieder in seine Garnison zurückgekchrt war').

Nur die wirkliche Be­

teiligung unseres Regiments während der zweiten Periode des Feld­ zugs steht unumstößlich fest.

Obwohl die französische Regierung schon in den ersten Monaten des Jahres sichere Kenntnis von der Absicht der Alliierten hatte, den

Feldzug frühzeitig zu eröffnen, verzögerte sich der Aufmarsch der Armee doch derartig, daß Marschall Montesquiou, als Marlborough und Prinz Eugen am 20. April die Operationen von Tournay in

der Richtung auf Pont-ä-Vendin, Auby und Pont-ä-Raches aufnahmen, mit seinen schwachen Kräften die im Vorjahre so sorgfältig gehüteten Linien an der oberen Deule widerstandslos räumen und sich nach Cambrai hinter die Schelde zurückziehen mußte. Schon am 22. begannen die beiden Feldherrn die Einschließung von Douay und eröffneten demnächst die Trancheen. Aber auch Villars, welcher begleitet von Marschall Berwicks am 19. Mai in Cambrai eintraf, vermochte bei der Abneigung Lud­ wig's XIV. gegen jeden auf Entscheidung abzielenden Gedanken das Schicksal jenes Platzes nicht zu wenden, obgleich er am 24. bereits 155 Bataillone und 262 Eskadronen vereinigt hatte, in deren Auf­ stellung Marschall Arco diesmal den linken Flügel kommandierte.

Von Arras aus, wohin jener am 28. über Vis-en-Artois marschiert, demonstrierte er zwar am 30. gegen die sich zwischen Montigny bei Henin-Lietard (7 km östlich von Lens) und Vitry an der Scarpe aus­ dehnende und stark verschanzte Zirkumvallationslinie der Alliierten, allein diese ließen sich durch seine in ihrer nächsten Nähe bei Fampoux und Lens gewählte Stellung so wenig beirren, daß er bis zum 17. Juni dort aushalten konnte, worauf er die Scarpe in südlicher Richtung über­ schreitend, längs der Straße von Arras nach Cambrai, den rechten Flügel bis Sauchy-Cauchy, den linken bis Monchy-le-Preux erstreckend, mit dem Hauptquartier in Haucoürt lagerte. Detachements befanden

sich unter Luxembourg bei Valenciennes und dem Grafen Coignh bei Denain.

Damit waren Arras, Cambrai, Bouchain, Valenciennes

. und Conde genügend gedeckt, dagegen Bethune, Saint Venant, Aire und Ipern sich selbst überlassen. *) Maillinger, 1. Jnf.-Rcgt. läßt das Leibregiment 1710 in Namur verbleiben: alle uns zur Hand gekommenen Originalquellen schweigen über dasselbe,

nur Kr.-A. F. Kr.-Zahlamts-Rechn. 1709/10 behauptet, seine Reorganisation sei „am 16. Juni im Feldlager vorgegangen". Auch die Hartschiere blieben in diesem Jahre in Namur. *) Berwick verließ die Armee am 15. Juni wieder um den Oberbefehl in der DauphinL zu übernehmen.

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Nach tapferer Verteidigung — die Garnison hatte während der 1710 52 tägigen Belagerung 32 Ausfälle gemacht — mußte Generallieutenant Albergotti Douay am 26. Juni übergeben.

Da Villars nunmehr einen Angriff der 182 ziemlich starke Ba­ taillone und 284 Eskadronen zählenden feindlichen Armee befürchtete,

nach Versailler Weisung aber einen solchen nur in wirklicher Defensiv­ stellung erwarten durfte, so ließ er vom 30. ab durch den Grafen Broglie eine Position hinter dem bei Arras in die Scarpe mündenden

vorbereiten, welche mit Front gegen Westen sich von Wailly über Adinfer und Bucquoy bis Miraumont an der zur Somme abfließenden Encre ausdehnte. Crinchonbach

Als die Alliierten in der Nacht zum 10. Juli sich wieder in Marsch

setzten und am 12. zwischen Chelers und Aubigny kampierten, schienen in der That ihre Absichten mehr gegen Villars selbst, als gegen die

Festung Bethune, deren demnächstige Belagerung man voraussetzte, ge­ richtet, weshalb der Marschall nun in die Crinchonstellung einrückte. Es darf wohl als Glück für die Armee bezeichnet werden, daß sic sich in dieser angeblich unangreifbaren, aber volle 18 km ausgedehnten Position nicht zu schlagen brauchte: am 15. schloß ein Detachement unter den Generälen Fagel und von der Schulenburg Bethune wirklich ein, und fünf Tage später folgte das Gros der Alliierten in eine Observationsstellung, welche von Houdain an der Lawe bis Aubigny reichte. Villars seinerseits, dessen Armee am 27. 169 Bataillone, davon 19 in Doullens, Le Catelet und Hesdin detachiert, musterte und ansehn­ liche Verstärkungen vom Rheine und aus den Bistümern erwartete, ver­ ließ am 31. den Crinchon und näherte sich den Alliierten wieder, indem

er die schon länger in Aussicht genommene Position von Avesnes-leComte zwischen den Quellen der Scarpe und Canche (rechter Flügel bei Montenescourt, linker bei Berlencvurt) besetzte. Die durch Augen­ schein am 1. August konstatierte Unmöglichkeit eines Angriffes bestimmte ihn alsbald, sein eigenes Lager thunlichst zu fortifizieren, die Garnisonen von Aire und Saint Venant zu verstärken, im übrigen aber sich auf die Deckung von Arras, Cambrai und Hesdin zu beschränken. Gelegentlich einer neuen Rekognoszierung, welche Villars am 24. von der Abtei von Cercamps bei Frevent in nördlicher Richtung gegen Petit Houvin und St. Pol mit 1000 Pferden vornahm, stieß man auf eine feindliche Fouragierung, deren Bedeckungstruppen geworfen wurden. Allein Marschall Arco, der eben dazu kam, ließ sich im Eifer der Verfolgung zu weit fortreißen, so daß er allerdings auch die Jnfanteriepostierung durchbrach, auf dem Rückwege aber deren wirksamstes

694

V. Abschnitt.

uw Feuer passieren mußte und starke Verluste erlitt.

Es war die letzte

Waffenthat unseres dabei beteiligten Karabiniersregiments'). Bethune, von Generallieutenant Puy-Vauban, einem Neffen

des berühmten Marschalls, wacker verteidigt2), kapitulierte am 29. August. Bereits am 2. September brachen die Alliierten abermals von Houdain und Aubigny auf und erreichten im Rechtsabmarsch am 4. die Linie Therouanne-Lilliers. Zwei Tage später schloß der Erbprinz von Nassau-Oranien Saint Venant, der Prinz von Anhalt-Dessau Aire ein. Marlborough und Prinz Eugen mochten längst die Einsicht gewonnen haben, daß sie von ihren Gegnern eine ernstliche

Störung nicht zu befiirchten hätten, wie denn in der That »le roi prdfdrait voir les ennemis se detruire eux-memes par deux nouveaux steges au danger de commettre son arntee ä un Evenement trop douteux«, und konnten sich deshalb dem Wagnisse dieser Doppelbelagerung unbesorgt unterziehen. Mangel an Fourage nötigte Villars am 15. ein Detachement von 18 Bataillonen und 62 Eskadronen unter Marschall Montcsquiou nach Frevent abzustoßen, welches sich die Canche im Rücken zwischen Cercamps und Boubers postierte. Die spätere an Zahl der Infanterie fast gleichgebliebene Zusammensetzung dieses Corps läßt mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß sich die oben erwähnten zwei Bataillone »Bavarois«, d. h. entweder unser Regiment oder dieses und das Leibregiment, schon jetzt bei demselben befanden, und daß dieselben sich vermutlich den jüngst vom Rhein und der Mosel hier eingetroffenen Verstärkungen unterwegs angeschlossen hatten. Am 18. folgte sodann das Gros der Armee und belegte, links neben Montcsquiou anrückend, den Raum zwischen Flers bei Frevent und Auchy-les-Moines an der Ternoise unweit Hesdin, auf diese Weise insbesondere die Plätze an der Somme deckend. Die Sorge für die übrigen war Detachements überlassen, welche bei Valenciennes, Arras, St. Omer und Ipern standen und manchen kecken Streich besonders gegen die feindlichen Verpflegskolonnen ausführten. Statt Marschall Villars, den seine bei Malplaquet erlittene Verwundung zu einer Badekur nötigte, übernahm am 24. Marschall Harcourt das Oberkommando. Dieser huldigte entschieden einer weit weniger optimistischen Anschauung als sein Vorgänger und verzichtete damit von vornherein auf jede Initiative. *) Näheres über das Gefecht von Houvin-St. Pol bei P e l e t X, 75 f. und

im K. K. Kr.-A. Feld-A. (Niederl.) Fase. 13 St. 61 *) Die Garnison zählte so wenig wie vorher die von Douay oder demnächst

Aire und Saint Benant irgendwelche bayerische Truppen in ihrem Bestände.

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

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Lediglich noch von dem Gedanken beherrscht, die Armee für die Er- mo

eignisse des kommenden Feldzugs zu schonen, ging er am 15. Oktober über die Canche zurück und verlegte die Truppen in Kantonierungsquartiere auf der Strecke zwischen Marconelle bei Hesdin und BeaurainVille, so daß die Infanterie die erste Linie bildete, die Kavallerie aber den ganzen rückwärtigen Rayon bis zur Authie einnahm. Auch Montesquiou verließ sein Lager und kampierte nunmehr am linken Cancheufcr zwischen Vieil-Hesdin und St. Austrcberthe bei Hesdin mit 16 Bataillonen

und 30 Eskadronen, unter denen wir jetzt die mehrerwähnten 2 Bataillone Bayern, sowie 10 Eskadronen unserer Reiterregimenter verzeichnet finden *), während die 2 Eskadronen Gardes-Karabiniers und Grenadiers Harcourt's direktem Befehle unterstanden. Saint Venant hatte schon am 30. September kapituliert, dagegen

machte die Belagerung von Aire erst im Oktober einige Fortschritte, so daß sich der von Generallieutenant Gocsbriant verteidigte Platz bis

9. November halten konnte. Weitere Unternehmungen verbot den Alliierten die vorgeschrittene Jahreszeit, vor allem aber die schwere Einbuße, welche sie während dieses Feldzuges erlitten, denn ihr Gesamtverlust betrug nicht weniger als 11838 Tote, 12923 Verwundete, 2417 an Krankheiten Verstorbene und 5451 Desertierte, Gefangene und Justifizierte, in Summa 32629 Mann!*2)* Am 14. begannen die beiden Feldherrn den Rückmarsch in östlicher Richtung, passierten am 16. die Deule und schickten darauf die Truppen

in die Winterquartiere. Auch Harcourt, welcher sich am 14. wieder etwas an der Canche hinaufgezogen, so daß Montesquiou bis Sus-St. Leger rücken mußte, verließ am 17. die Armee, nachdem er die letzten Weisungen zu ihrer Auflösung gegeben. Die Marschroute') für unser Regiment lautete soweit bekannt: am 17. November Marquion, 18. Bouchain, 19. Le Quesnoy, 21. Pont sur Sambre und Aymerics, 22. Maubeuge, wo General de Vivans

die weiteren Etappen zu bestimmen hatte 4). *) Rur sind bei Pelet X, 532 die 5 Regimenter sicher unrichtig mit je 2 Es­ kadronen angegeben. Die unberittcne Mannschaft sämtlicher bayerischer Regimenter befand sich den ganzen Sommer hindurch in Givet, was auf sehr geringen Pferde­ stand schließen läßt. •) Theatr. Eur. XIX, 225. -) Pelet X, 340. 4) Ein indirekter Beweis für die ausschließliche Beteiligung unseres Regi­ ments am Feldzuge und an diesem Rückmärsche der 2 Bataillone »Bavaroie« läge auch darin, daß es in dem Revisionsprotokoll zur Nieder!. Prov.-Amts-Rechn. 1710 (Kr.-A.) beim Regiment Kurprinz heißt, man habe erst 1711 mit General de

696 öinterquattiere.

V. Abschnitt.

Für unsere sämtlichen Truppen Weisen uns die Rechnungsakten folgende Winterquartiere und Einmarschtermine in dieselben aus: Leib­ regiment Namur (—), Kurprinz Luxemburg (9. Dezember), Hart­ schiere Namur (—), Gardes-Karabiniers Toul (1.), Grenadiers Toul(4.), Arco-Kürassiere Arlon (3.), Costa- Carignan und Montmedy (28. November), Locatelli- Dicdenhofen (6. Dezember), Poth- Metz (4.)

und Bombardierkompagnie Namur, Luxemburg und Arlon. Über den Aufenthalt unseres Regiments in Luxemburg fehlen weitere Nachrichten.

1711. . gojert'i i. Trotz der Einnahme von vier festen Plätzen durch die Alliierten T°d. zeigte die militärische Lage ein wenig verändertes Gesicht. Tief ein­ schneidend waren dagegen die Wandlungen, welche sich seit dem Ab­ bruche der Friedensverhandlungen zu Gertruidenberg im vergangenen Jahre auf politischem Gebiet vollzogen und Frankreich Ausblicke auf günstige Konstellationen eröffneten. Der allmächtige Einfluß, den bisher Marlborough's Gemahlin

auf die Königin von England geübt, vermochte für die Dauer einer mächtigen Gegenströmung nicht Stand zu halten: das jeder ernst­ haften Transaktion feindliche Whigministcrium siet, und die neuen torrystischen Staatslenker Harley und St. John, die späteren Lords Oxford und Bolingbroke, erhielten nun für ihre schon ftüher auf privatem Wege mit Frankreich angeknüpften Verhandlungen freie Bahn.

Weittragender aber als diese Abschwenkung Englands, deren mili­ tärisches Resultat, die Entfernung Marlborough's vom Kommando, nur durch dessen von Prinz Eugen unterstützte eigene Beharrlichkeit einstweilen noch hintangehalten wurde, erschien ein Ereignis, das Lud­ wig's XIV. durch den Tod seines Thronerben*) noch mürber gewordenem Geiste plötzlich die Spannkraft zum Handeln zurückgab: das am 17. April unerwartet eingetretene Ableben Kaiser Joseph's I. Nun war der Vivans abgerechnet, während sich fürs Leibregiment diese Notiz so wenig wie in Kr.-A. Span. Succ.-Kr. Prov.-, Geld- und Mat.-Rechn. 1710/11 ein Einrückungs­ termin desselben" in die Winterquartiere verzeichnet findet. *) Dauphin Ludwig, geboren 1. November 1661 zu Fontainebleau, starb am 14. April 1711 zu Meudon an den Kinderblattern. Wir erinnern insbesondere an den für unser Regiment so bedeutungsvoll gewordenen Feldzug 1693 gegen den Dauphin.

697

Die niederländischen und Rhein-Feldzüge 1705—1714.

Schützling der großen Allianz, Erzherzog Karl von Österreich nn ober, wie er sich als spanischer Prätendent nannte, Karl III., Erbe eines ebenso großen Reiches, als Philipp's V. Nachfolge auf dem

Throne Spaniens und möglicherweise auch Frankreichs zu schaffen be­ fürchten ließ; derartige Übermacht im Keime zu ersticken, bildete ja

gerade den einigenden Gedanken des sonst so ungleichartigen Bundes: jetzt mußte das Wiederaufleben einer ähnlichen Gefahr von anderer Seite die Sonderinteressen der einzelnen Glieder auf ihre eigenen Wege

weisen zum Heile Frankreichs und seiner Alliierten. Vor allem aber für Max Emanuel bedeutete der Tod seines unversöhnlichsten Gegners die Überbrückung einer gähnenden Kluft, und wenn auch trotz der im Laufe des Jahres zwischen Ludwig XIV. und England mit Erfolg wieder aufgenommenen Friedensverhandlungen ihm und seinem Bruder Joseph Klemens die Teilnahme an der

Wahl des neuen Kaisers versagt blieb, so fand er doch jetzt bei brnt Könige wieder größere Bereitwilligkeit zur Förderung seiner eigenen

Interessen. Ehe jedoch derartige Schritte praktische Resultate herbeiführten, sehen wir noch einmal vorerst auf niederländischen! Boden den Krieg in bisheriger Weise fortgesetzt. Schon die Wintervorbereitungen zu dem neuen Feldzuge gatten Beginn bet selb, fast ausschließlich Vcrteidigungszweckcn, um die vom Meere an hinter wX/ionbe".

und zwischen den Wasserläufen der Canche, Scarpe, Sensee, Schelde, Rouelle und Sambre bis nach Namur sich hinziehende lange Kette von Festungen, Verteidigungsabschnitten, Schanzenlinien und Jnundationen zu sichern und thunlichst zu verstärken. Insbesondere als Villars' momentane Absicht, durch Forcierung des Scarpe- und Deule-Übergangs

die Alliierten in ihren Kantonierungen zu überraschen, Ende April an deren unvorgesehener Konzentrierung gescheitert war, dachte man nur noch an die Defensive. Gleich den übrigen rückten auch unsere Truppen frühzeitig ins Feld, d. h. zunächst in eine Frühlingskantonierung, über deren örtliche Lage uns die Akten leider keinen Aufschluß geben. Wir können nur aus anderen Gründen eine Vermutung für Givet oder Mezieres hegen. Nachdem die Gardes-Karabiniers und Grenadiers am 12. und 13. März,

Poth- und Arco- am 16., Locatelli- am 17., Costa-Kürassiere am 19. aus den Winterquartieren aufgebrochcn, folgte unser Regiment, das nach Abschluß der Neuformationen am 12. den Rest der Rekruten ’) *) Nach Kr.-A. Hof-Kr.-Zahlamts-Rechn. 1711 wurden für Leibregiment und Kurprinz in den Jahren 1710 und 1711 zusammen 834 Rekruten geworben, Staudinger, das L b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".



698

V. Abschnitt.

im auf die übrigen Kompagnien verteilt, am 21. nach; etwas später dürste

das Leibregiment abmarschiert sein, welches Villars direkt gegen des Kurfürsten Absicht zur Armee berief'). Die Ankunftszeit der Regimenter ist uns nicht bekannt, doch weist die Ordre de bataille des flandrischen Heeres2) vom 1. Mai die meisten genannten Truppen aus, und zwar die 4 Bataillone Gardes de ßaviäre

unter Generallieutenant de Puysegur und Marechal de Camp Fürst d'Jsenghien nebst 6 Schweizer-Bataillonen als Brigade Gr en et im Zentrum des 2. Treffens, die Regimenter Poth und Costa mit

5 Eskadronen im 4. Reservecorps unter Marquis de la Frezeliere, die 2 Garde-Eskadronen in einem detachierten Corps unter Marquis

Conflans. Die Gesamtstärke der Franzosen betrug damals 160 Bataillone und 244 Eskadronen gegen 142 Bataillone und 269 Eskadronen der Alliierten unter ihren bisherigen Führern. Villars stand seit 26. Zlpril mit dem Gros der Infanterie längs

der Sensee zwischen Oisy und Bviry-Notre Dame östlich von Arras, der größere Teil der Kavallerie leichterer Verpflegung halber weiter rückwärts bei Bapaume und Miraumont, Marschall Montesquiou aber mit 40 Bataillonen, 46 Eskadronen und 28 Geschützen hinter der Schelde zwischen Thiant und Bouchain. Viva ns, der mit 8 Bataillonen und 14 Eskadronen noch bei Charleroi kantonierte, hatte Befehl, sich

heranzuziehen. Marlborough überschritt zwar auf die Nachricht von der Kon­ zentrierung der französischen Armee am 1. Mai die Scarpe unterhalb von denen jedoch 57 Mann als solche wieder desertierten. Gemäß Werbekapitulation vom 27. August 1710 erhielten die Obersten Joseph und Johann Baptist Chevalier de Mercy — letzterer am 25. März 1711 ebenfalls zum Brigadier er­ nannt — für jeden Rekruten 10 Patacons Handgeld. •) Geh. St.-A Schw. K. 46/30 schreibt Max Emanuel d. d. Compiegne, 6. Mai über Billars: „Er hat sogar mein Leibregiment aus Namur marschiren lassen, um zu seiner Armee zu stoßen; dieses Regiment hätte zu Namur bleiben sollen. Dies ist nicht der Weg nach Deutschland, aber meine Truppen sollen dennoch als die ersten ihren Marsch dahin nehmen", und am 10.: „Villars hat das Leibrcgiment propria autoritate berufen". — Nicht beteiligt am Feldzuge waren die Hartschiere und die Bombardierkompagnie. •) Pelet X, 602, die der Alliierten S. 598 und 600. — Eine Kundschafts­ nachricht (K. K. Kr.-A. Feld-A. Nieder!. Fase. 4 St. 7 a GSt.-A. 1711 St. 7) meldet von Charleroi, 18. April: »Hier ä midi il arriva plusieura regimens de Caualerie ä Marclnelle qui se camperent, il en doit euivre plueieura autres au meine endroit, qui viennent de Luxembourg et du Pays Messin comme aussi la garnison de Namur qui doit y arriver le 19 et on dit sur que l'Electeur de Bauifere les viendra commander .. . .
m.

welche Kavallerie und Artillerie betreffen. Nachdem am 15. Juni eine Reduktion des Pferdestandes beim Kürassierregiment Tauffkirchen auf 30 per Kompagnie verfügt worden,

bestimmte

das Dekret vom

29. Juni die Auflösung dieses Regiments, insoferne 3 berittene Kom­ pagnien desselben dem Regimente Poth einverleibt'), um letzteres auf

einen den beiden anderen gleichen Stand von 3 Eskadronen zu bringen, die drei übrigen Kompagnien aber unberitten in ein Dragoner­ regiment reduziert werden sollten.

Die drei verbleibenden Kürassierregimenter (je 3 Eskadronen ä 3 Kom­ pagnien) nahmen per Kompagnie ebenfalls einen reduzierten Etat von 45 Unteroffizieren und Gemeinen und 30 Pferden an, die beiden Garden behielten je 80 Mann vom Wachtmeister abwärts beritten. Auf des Oberstlandzeugmeisters Graf Törring Antrag erfuhr unterm 23. Juli die Artillerie eine erweiterte Organisation, insoferne die bisherige Bombardierkompagnie in eine Brigade mit einem Friedensstand von 150 Köpfen ausschließlich der Offiziere, nämlich 15 Feuerwerker, 1 Fourier, 4 Korporale, 130 Büchsenmeister verwandelt wurde. Aber auch die Infanterie, bezüglich welcher man schon jetzt an die Errichtung einiger neuer Regimenter dachte*), blieb nicht unberührt von Veränderungen. Rach Ordonnanz vom 30. Juni war das Kur­ prinz-Regiment (ebenso wie das Leibregiment) „bis Churfürstliche Durchlaucht sich wegen Dero Infanterie weiter gnädigst resolviren" auf 3 Bataillone oder 12 Kompagnien vom Feldwebel an zu 150, und 2 Grenadierkompagnien, vom Feldwebel an zu 60 Köpfen, mithin im ganzen auf 1920 Köpfe zu setzen. Die zwei neuen Kompagnien sollten mit Zuziehung des Kriegskommissärs Erdt in Ingolstadt „je ehender je lieber" formiert, die Unteroffiziere rc. aber, 6 Korporäle, 12 Gefreite, 3 Tambours per Kompagnie erst ernannt werden, wenn im übrigen der komplette Stand erreicht wäre. Jede Kompagnie erhielt von

nun an wieder eine Fahne. Unterm 27. Juni hatte die Musterung des Regiments in Ingolstadt durch Kommissär Alramb folgenden Stand an Unteroffizieren und

Mannschaften ergeben: Grenadierkompagnie

Butler 55,

Quemain 45,

Leib-Kom­

pagnie 55, Oberst Quardi- 46, La Colonie- 39, Oberstlieutenant Schmidthofen- 56, Oberstwachtmeister Gauthier- 52, Fride*) Konc.-Prot. 1715 S. 249 f. ") Kr.-A. A, VI 4. Rcg.-Akt 2. Jnf.-Regts. de 1715 ist die Rede „von nächst­ erfolgender Ausrichtung einiger Regimenter, bei welcher man die altgedienten Leute mit Avancement bedenken wolle".

V. Abschnitt.

760 1716

rico- 50, Lang- 44, La Colonie- 36 Köpfe, während Hofkastner Johann Georg Fink aus Amberg die Oberstlieutenant Hüncrbein-52

und Mall-Kompagnie 43 Köpfe stark meldete.

Die vom September

ab mit erhöhtem Eifer insbesondere auch in Amberg betriebene Werbung mußte demnach günstige Resultate liefern, um den neuen Etat zu er­ reichen; in der That finden wir in einer Tabelle vom 9. Dezember die Kompagnien Hünerbein und Mall mit 300 Köpfen vom Feldwebel

ab, darunter 221 Rekruten ansgewiesen. Erstaunlich ist übrigens die aus den erhaltenen Namenslisten zu konstatierende Thatsache, daß das Regiment eben jetzt in seinem ganzen

Stand an Unteroffizieren und Mannschaften bei den Grenadierkompagnien 45 Franzosen, bei sämtlichen Füsilierenkompagnien aber deren nur vier zählte, ein Beweis, daß die oft behauptete Verwälschung der bayerischen Regimenter in den Niederlanden lediglich in den Offizierscorps zu finden war. Mit dem Rückfall der nach der Höchstädter Katastrophe dem Herzog

von Marlborough als Reichs-Fürstentum verliehenen Herrschaft Mindelheim an Bayern wurde deren Kreiskontingent anfangs dieses

Jahres bis auf 1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Fähnrich, 38 Mann zu Fuß und 1 Lieutenant, 6 Mann zu Pferd, das zur Herrschaft Wiesen­ steig gehörige (2 Reiter, 12 Füsiliere) aber gänzlich abzudanken beschlossen, auf dringendes Ansuchen des schwäbischen Kreises jedoch von Bayern in der Weise weiter erhalten, daß laut Ordonnanz vom 1. September unsere beiden Infanterie-Regimenter 38 Mann abzugeben hatten, wovon auf Kurprinz- 1 Fourier, 1 Korporal, 1 Gefreiter, 1 Tambour, ^Ge­ meine und 1 Fourierschütze entfielen, welche mit der Marschroute Pörn­ bach, Hohenkammer, Eching nach München und von da unter Führung eines Lieutenant nach Mindelheim abrückten **). Die Uniformierung sollte auf Kosten der Landvogteikassa „dem Kreiskontingent confonn" geändert werden. DersorgungSwesen.

Eine der brennendsten Fragen des Augenblicks bildete die Versorgung der im Lande massenhaft vorhandenen Opfer der langjährigen Kriegs­ periode.

Jammervoll genug hatte sich ihr Dasein unter der kaiserlichen

Administration gestattet2), und wenn wir auch jetzt noch Anschauungen

begegnen,

die nach heutigen Begriffen gerade nicht als Blüten der

*) Das Kontingent stand abwechselnd in Kehl und Philippsburg in Garnison. *) So empfing um wenige Beispiele aus tausenden zu wählen die Witwe unseres Lieutenants Achterlohn auf ihr demütigstes Pensionsgesuch als Abfertigung igemel pro eemper« ein Scheffel Korn im Wert von 1 fl. 45 fr., ein DragonerRittmeister als Sustentation wöchentlich 45 fr. re. rc.!!

761

Die Friedensjahre 1715—1716.

Humanität gelten würden x), so ist nicht zu leugnen, daß man die Lösung der unter den obwaltenden Verhältnissen doppelt schwierigen Aufgabe mit rühmenswerter Energie in die Hand nahm. Eine eigene Kommission, bestehend aus den Hofkriegsräten Frei­ herr von Lützelburg 2), von Wachter und dem Hofkammerrat Kornbeck, prüfte zunächst die Provisionsgesuche, welche sich bis anfangs

April bereits auf über 700 beliefen. Leider war der Gnadenhausabzug, welcher bis zum Abmarsch aus den Niederlanden 45000 fl. ertragen, „zur Bestreitung der Verpflegung und anderweitig vorgefallener Kriegs­ ausgaben hergenommen und wieder verschossen worden". So blieb, „sollten die Provisioner nicht die äußerst erschöpften Landleute aufs neue mit Betteln und Garten unerträglich graviren", nichts anderes als die Errichtung von Freikompagnien übrig, zu deren Unterhalt die Kom­

mission eine Hofmarksteuer von 15 fr. in Vorschlag brachte: „diese Kom­ pagnien könnten die tauglicheren Leute aufnehmen, wogegen .die durch Blessuren, Alter und Defekte untauglichen in einer Münchner Kaserne unterzubringen und zu geringer Fabrikarbeit als Wollzupfen:c. an­ zuhalten wären" 3). Im übrigen sollten alle Übertreter eines neuerdings

zu erlassenden Bettelmandats „als heillose Stationirer von einem Ge­

richt zum andern außer Lands geliefert und auf ferneres Hereingehen nach Gestalt der Umstände gar mit Ruthen abgestraft werden". Daß man aber hier Schuldige und Unschuldige wohl zu trennen wußte, beweist folgender Vorfall: Der Landrichteramtsverwalter in Haag hatte einem Provisioner die Ausfolgung

seiner Provision verweigert und ihn noch dazu „wegen Aufspielens mit der Geige" in Eisen und Banden legen lassen. Und was resolviert Kurfürstliche Durchlaucht aus die eingelegte Beschwerde? „Wie wir nun aber gar nicht gedenken, unsere Soldaten, welche in Unseren und des Vaterlandes Diensten ihre Gesundheit und geraden Glieder verloren, auf solche harte Weise traktiren zu lassen, zumalen ja besser, daß er bei gegenwärrigen harten Zeilen

und da die Kriegskassa eine so große Menge Provisioner zu unterhalten nicht im Stande ist, durch Ausspielung mit seiner Geigen sich um sein Stück Brod bewerbe,

als sich mit Rauben und Stehlen zu ernähren suche, also hat rc. 2C." ‘) Der Hoskriegsrat z. B. „sieht nicht ein, was den Churfürsten zur Unter­ haltung aller derjenigen Weiber, deren Männer sich vordem in Dero Kriegsdiensten

befunden, veranlassen solle". 9) Generalwachtmeister Johann Wilhelm Freiherr von Lützelburg, uns von früher wohl bekannt, scheint nach seiner Rückkehr von Venedig in kaiserliche Dienste getreten zu sein, und wird sodann durch Dekret vom 9. Februar 1715 zum kurfürstlichen Hofkriegsrat ernannt.

Hoskriegs- und Hofkammerrat von Wachter

wurde am 2. Juli 1715 als Obrist zu Fuß und Oberstkriegskommissär deklariert.

®) Die erwachsenen Kinder der Provisioner wurden mit der Drohung aus den

Kasernen geschafft, sie im Betretungsfalle beim Bettel auf die Galeeren schmieden zu

lassen. Staudinger, bn8 l. b. 2. Jns.-R. „Kronprinz".

50

1715

V. Abschnitt.

762

i7>s

Die Errichtung der Freikompagnien fand unterm 1. Juli vorläufig in der Zahl von dreien mit einem Etat von 1 Hauptmann, 2 Lieutenants und 150 Unteroffizieren und Gemeinen statt *); diese wurden dem Oberst­ wachtmeister Wilhelm Hartmann von Hagn (Garnison Ingolstadt),

dem früheren Dragonerlieutenant Johann Sigmund Zen gl er (Neu­ stadt a/D. und Abensberg) und dem aggregierten Hauptmann unseres

Regiments Freiherr von Muggenthal (Burghausen) verliehen, und zu letzterer am 2. Juli auch unser Oberlieutenant Springer und Unterlieutenant Zizelsberger versetzt. In Bälde folgten dann zwei weitere Kompagnien unter Hauptmann Wolfsegger (Braunau) ?) und

Generalwachtmeister Graf von San Bonifacio (bereits früher be­ standen), für welch letztere bis zur Wiederherstellung der von den Nürn­ bergern geschleiften Veste Rothenbergs) einstweilen Schnaittach als Garnison bestimmt wurde.

Da schließlich die Ingolstädter Kasernen nicht ausreichten, so ließ man dem Gouverneur Gras Tauffkirchen die Wahl, ob er lieber die Freikompagnie oder einige Kompagnien Kurprinz entraten möchte.

Dieser erklärte aber unumwunden, daß, nachdem bei der ersteren die Hauptbeschäftigung der Leute im „Auslaufen und Tabak in die Stadt praktiziren" bestehe, ihm die schwächste Kompagnie unseres Regiments „anständiger" sei als eine komplette Freikompagnie, und letztere wanderte deshalb zur einen Hälfte Ende des laufenden und zur anderen anfangs des nächsten Jahres nach Donauwörth.

Übrigens bildete die Einstellung in solche Freikompagnien nicht die

einzige Altersversorgung, denn zu Wolfratshausen und anderwärts traten Stationen für „Invaliden" ins Seben4), in welche schließlich über 600 alte und gebrechliche Soldaten Aufnahme fanden. Daß insbesondere viele Konvertiten Einlaß begehrten, veranlaßte den Hofkriegsrat angesichts der Erschöpfung der für solche bestimmten Kasse zu dem Antrag, „die•) Uniform derselben: „gleich den andern Truppen, jedoch die Ausschläge an

den Röcken von rothem Tuch und ohne Schlingen". Geh. St.-A. Schw. K. 353/7. ’) Zu Braunau wurde der Brigadier und dermalige Kommandant Louis Do cf ort in seiner Charge vom 1. Juli mit monatlich 100 fl. und 2 Pferdeportionen von neuem tonfirmiert.

•) Die vorläufige Herstellung der dorttgen Kasernen hatte nach Befehl vom 5. September Ingenieur-Oberstlieutenant Bauerzu leiten; auch für Ingolstadt wurde

eine Festungskaukommission eingesetzt, welche vor allem „das Hornwerk jenseits der Donaubrücke" (heutiger Brückenkopf) wieder herzustellen beschloß.

4) Die alte „Schloßquardi" zu Ingolstadt war dagegen schon unterm 9. Juli 1699 auf den Aussterbeetat gesetzt, und ihr Dienst der „vrciinari Garnison" überwiesen

worden.

Konc.-Prot. 1715.

Die FriedenSjahre 1715—1716.

763

selben wie es unter der kaiserlichen Administration geschehen mit ihrer ms Subsistenz an die Klöster anzuweisen". Sonst begegnen wir in den Akten noch zahlreichen Verleihungen von Gnadengehalten an altgediente Offiziere, deren Söhne nach wie vor als Kadetten mit doppelter Füsiliersgage eingestellt wurden; auch die Wiederernennung der Landlieutenantsx) und Verwendungen im Garnisons­

dienste 2) unter oft recht vorsorglichen Bedingungen^) gewährten manchem Veteranen einen kummerfreien Ruhestand. Außer den bereits gelegentlich erwähnten Personalien^) haben wir Personalien, für das Regiment in diesem Jahre noch folgende zu registrieren:

Vor allem ist die Ernennung des Ignaz Schwarz zum aggre­ gierten Lieutenant insoferne von besonderem Interesse, als hier unser Regimentsinhaber soweit nachweisbar zum erstenmale von dem ihm zustehenden Gnadenrechte Gebrauch machte. Das Originaldekret5) lautet: „Demnach Wür Carl Alberi, Chur-Prinz in Bayern 2c. rc. den Jgnatium

Schwarz zum Unterleutenant UnsersRegimentsdenl. Januarij 1715 gnädigst

benennet haben: Alß wollen Wür auch, dah ihme das decret von selbigem dato an ausgefertiget werde.

München den 1. May 1715.

Carl Albrecht Cur-Prinz in Bayrn mp."

*) Das

regelmäßige

Exerzieren

der Landfahnen

blieb

aber „Mangels

der

nöthigen Bewehrung" bis zum Jahre 1721 ausgesetzt. *) So wurde für die Profoslieutenantsstelle zu Amberg der Korporal Hans Georg Oswald unseres Regiments in Vorschlag gebracht, welcher 34 Jahre treu gedient und in 26 Feldzügen 17 Blessuren erhalten hatte. Ehre dem Braven! 8) Ein Fähnrich erhält die Landlieutenantsstelle seines verstorbenen Vaters

unter der Bedingung, „daß er seine alterlebte Mutter ad dies vitae bei ihm behalten und versehen solle." Bei ähnlicher Gelegenheit begegnen wir auch der ersten von uns nachweisbaren Abtretung einer Charge. Der Hauptmann und Stadtwachtmeister

zu Ingolstadt, von Sickenhausen, welchem wegen seiner den Kurfürsten Ferdinand Maria und Max Emanuel treu geleisteten Dienste das Prädikat als „Platzmajor" verliehen wird, erhält am 15. Mai die Erlaubnis, seine Charge

„seiner Tochter mittels Vorstellung eines sich meritirt gemachten capablen Offi­ ziers abzutreten". Die Herzenswahl der Dame fällt aus unseren aggregierten Haupt­ mann Franz Xaver von Amann, und dieser wird unter der Auflage, „die Tochter

zu ehelichen, und daß von Sickenhausen bei ihm seine ehrliche Sustentation ad dies vitae zu genießen habe", zum Platzmajor ernannt. *) Eine eigentümliche Erscheinung bietet nunmehr der Generalstab.

In ihm,

dessen Zusammensetzung wir in.Anlage 65 wiedergeben, findet sich nämlich nur die Minderzahl der Generalität vertreten, während die meisten Generäle bei den Truppenteilen oder in besonderen Etats geführt werden, so z. B. General-Feldmarschall­ lieutenant Maffei, die Generalwachtmeister Graf Costa, Graf Jos. Ferdinand von Taufskirchen, Joseph de Mercy, Freiherr von Lützelburg, Frei­

herr von Muggenthal, Kapitän der Harischiergarde rc. rc. Weickhel und WolsramSdorsf leben noch in Pension.

6) Kr.-A. A. VI, 4. Reg.-Att. 2. Jnf.-Regts.

Auch die Generäle

65

V. Abschnitt.

764

ms

Weiter wurde am 12. Februar Johann Justus Köck, Sohn des

1705 gefallenen Hauptmanns, als aggregierter Fähnrich, am 1. März der bisherige Lieutenant des französischen Regiments Champagne Jean Francois de Morcourt als aggregierter Lieutenant angestellt; am 30. April starb Oberlieutenant Wieser.

An seine Stelle kam am

6. Mai der bisherige Unterlieutenant Sauer, und an dessen Platz Ignaz Schwarz; am 15. erhielten Oberstwachtmeister von Schmidt­ höfen Titel und Rang als Oberstlieutenant und Hauptmann G authier si als Oberstwachtmeister; Johann Georg Freiherr von Preysing

wurde am 4. Juni mit einem aggregierten Hauptmannsplatz, dann Kapitänlieutenant Schwering und Regimentsquartiermeister Ober­ lieutenant Steiner am 28. mit dem Hauptmannstitel begnadet, Prey­

sing aber im Juli ins Dragonerregiment Tauffkirchen versetzt. Die Aufstellung zweier neuer Kompagnien hatte am 2. Juli die Konfirmierung einer Anzahl bisher aggregierter Offiziere zur Folge, deren Namen aus der späteren Liste hervorgehen, weiter aber die Be­ förderung der Fähnriche Cremonesi zum Oberlicutenant2), Hannas zum Unterlieutenant und die Ernennung des Kadetten Joseph von Wasbrück zum Fähnrich. Unterm 19. Juli finden wir den seinerzeit zu Schlettstadt refor­ mierten Unterlieutenant Joh. Mich. Gottfiied Zels wieder angestellt, am 1. August Johann Max Freiherrn von Piesser von Hohenperndorf und Joachim Ludwig Reichsgrafen von Kreith zu aggregierten Fähnrichen ernannt, Unterlieutenant Jos. Karl von Amann zum Oberlieutenant, Fähnrich Fürweger zum Unterlieutenant, und Kadett Joseph Joachim Felix Störtz zum Fähnrich befördert. Fähnrich Köck aber wurde am 20. „wegen seiner bisher geführten üblen Konduite

der Fähnrichscharge wirklich führung nur aus Gnade die Somit erhalten wir am liste der Offiziere, zu welcher

entsetzt, und ihm bis zur bessern Auf­ Kadettengage verreicht". 1. September die nachfolgende Einteilungs­ nur noch hinzuzufügen ist, daß am 9. De-

l) Hauptmann Gauthier begründet in einer Eingabe seine Bitte um Be-

sörderung damit, daß er schon 26 Jahre in kurfürstlichen Diensten gestanden, davon 15 Jahre beim Regiment Kurprinz und 4 Jahre als ältester Hauptmann. Er habe bei Ehrenberg (Tirol 1703) das mit 300 Mann besetzt gewesene Blockhaus mit

stürmender Hand weggenommen und sei es gewesen, der bei Langenau das Avis ge­ bracht, daß Prinz Ludwig von Baden über die Donau herüber sei und der

kurfürstlichen Armee folge.

Da Gauthier des Bauernaufstandes nicht erwähnt,

dürste seine Identität mit dem dort beteiligten Gauthier (s. S. 607 Anm. 2) wieder in Frage gestellt werden.

a) Derartige Sprungavancemertts finden sich jetzt wieder öfter.

Offiziere wurden stets beim Hofkriegsrat selbst verpflichtet.

Neu angestellte

Die Hriedensjahrt 1715—1716

765

zember der bisherige Fähnrich der Gardes-Grenadiers ä cheval Johann nis Franz Freiherr von Weichs als Hauptmann und am 1. Georg Rochus Vogl als Fähnrich aggregiert wurden.

Das Kegirnent zu Fuß Lnrpriry am L September 1715. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimenlsstab: Oberst-Kommandant: Generalwachlmeister Joseph de St. Jure, Chevalier de Mercy. Zweiter (Jnlerims)-Kommandant: Oberst Markus Anton de Quardi. Titular-Oberst: Francois de la Colonie (beurlaubt). Oberstlieutenants: Augustin von Hünerbein. Wolf Heinrich von Schmidthofen. Oberstwachtmeister: Johann Philipp Gauthier. Negimentsquartiermeister: Hauptmann Sylvester Martin Steiner. Regimentsadjutant: Georg Spaden. _

1

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Fähnrich

Hippolyte Poire

-

i

Edmund Graf von

Clement Hardy

Butler aggr. Peter d'Addaz

1. Grenadier-

|

de Eorseigne

Lorenz de Quemain 2. Grenadier-

j

aggr. Francois de la Colonie

Claudius Franz

Joseph von

Pomet

Seiglitz

-

de St. Pierre Generalwachtmeister de Mercy beim Stabe Dietrich Engelbert

Leib.

1 Oberst QuardiOberst de la

Colonie-

Lorenz Albrecht von Schönheinz

Schwerins

Oberst de Quardi beim Stabe

RochuS Soyer

Philipp Joseph

Lespilliet

Oberst de la Colonie

beim Stade

David Ute sch

Mathias Wagner

aggr. Mathias Wolter

Hünerbein-

Oberstlieutenant Schmidthofen-

von Hünerbein beim Stabe

Stephan Dury

aggr. Joseph Ignaz Bischer

Franz Karl Hörmann

Joh. Franz Helminger

Johann Christoph

Meichel aggr. Joach.

von Schönheinz

Ludw. Jos. Ant. Reichsgraf

von Kreith

Oberstlieutenant

von Schmidthofen

Freiherr

von Leyden

Bened. Meinrad

Oberstlieutenant

Oberstlieutenant

Bernhard Ignaz

Wolfgang Hcigel

beim Stabe

Christian Ignaz

Jos. Joach. Felix

Fürweger

Störtz

Oberstwachtmeister Oberstwacht-

Gauthier beim Stabe

Johann Baptist

meister Gauthier-

aggr. Lorenz Werk-

Cremonesi

Ignaz Schwarz

Joseph von Wasbrück

stätter Johann Leonhard

Friderico-

de Friderico

aggr. Philipp de Lorme

Franz Jakob Poß

Johann Joseph Andreas Halter

Molzer von

Prambach

V. Abschnitt.

766

Kompagnie

Oberlieutenant

Hauptmann

Unterlieutenant

Fähnrich

Joh. Max Frei­

Johann Jakob Pongratz.

! Sebastian C ass in

Pongratz

Johann Georg

HannaS

herr von Piesser von Hohenpern-

dorf

Mall.

Lang.

Joh. Ant. Heinr.

Wolfgang Martin

Philipp Kreitter

Mall

Johann Lang

Gregor Prändl

Freiherr

von Cilla

| ■

Johann Kaspar Sauer

Joh. Michael Gott­

fried ZelS

Simon Koch

1

de la Colonie-

Mallknecht-

0amifBit«Les Campagnes du Prince Eugene en Hongrie«, II, 331.

Die Türkenfeldzüge 1717—18.

823

gewinnen sollen" ? „Es waren nur 6000 Mann, aber es waren Bayern"!1,17

sagt in schlichten, nüchternen Worten unsere ältere Regimentsgeschichte **). Maffei dagegen belehrt uns, daß infolge der vielen Abkommandierungen und des riesigen Krankenstandes das Effektiv der 3 Bataillone des 1. Treffens ohne ihre Grenadierkompognien kaum 800 Mann, und somit, diese und die 2 Bataillone des 2. Treffens denkbar hoch gerechnet, die Gesamtzahl unserer Infanterie noch nicht 2000 Mann betrug! Sahen wir im Verlaufe unserer Schilderung mit freudigster Genug­

thuung , wie dieses Leonidashäufchen an dem wichtigsten Punkte der Schlachtlinie in tollkühnem Ansturm gegen mindestens zehnfache Über­ legenheit die Entscheidung herbeiführte, fast ganz allein, von einem ein­ zigen fremden Bataillon unterstützt, kann das Eingeständnis seiner geringen Zahl die Ehre mindern? Im Gegenteil! In entzückter Bewun­ derung stehen wir Nachkommen vor einer solchen Leistung; stolz ge­

schwellten Herzens verzeichnen wir den Tag von Belgrad als eines der alleredelsten Blätter unserer an Ruhm sicher nicht armen Geschichte. Ja, es waren Bayern, so wie sie immer waren, heute noch sind und mit Gottes Hilfe ewig bleiben werden: bescheiden und — brav! Es war etwas nach 9 Uhr vormittags geworden, als allmählich die gesamte kaiserliche Armee auf den erstürmten Höhen jenseits der großen Parallele eintras und sich in Schlachtordnung stellte. Nur an den äußersten Flügeln spielten sich noch einige weniger bedeutende Kämpfe ab. Aus triftigen Gründen unterließ Eugen eine Verfolgung des Feindes, lediglich Raizen, Haiduken und Husarenparteicn machten sich zum Einhauen auf und hatten dabei freilich in den nächsten Tagen reiche Ernte. Erst als sich das Lager von Türken ganz verlassen zeigte, befahl der Prinz, von jedem Truppenteil 30 Mann zu detachieren, um die Beute behufs gleichheitlicher Verteilung zu sichern. Allein da die Türken fast ihre gesamten Trains bereits vor der Schlacht in Sicherheit gebracht und das übrige während derselben flüchten konnten, sah man sich in

den gehegten Erwartungen bitter getäuscht. Dagegen war die Beute an Kriegsmaterial ganz enorm: 131 metallne, 5 eiserne Kanonen, 35 Mörser, 3000 Proviantwagen, 600 Fässer Pulver, 300 Kisten Blei, je 3000 Handgranaten und Bomben, 20000 Kanonenkugeln, 52 Fahnen, 5 paar Pauken und 9 Roßschweife, hievon einer von den Bayern erobert2). ') Ott 2. Jnf.-Rgt. S. 47.

•) Ein türkisches Geschütz und

zwei

messingene Hakenbüchsen repräsentieren

unsern Trophäenanteil noch heute im Armeemuseum zu München,

4. Jnf.-Regt. S. 117.

v. Hossmann

824

VI. Abschnitt.

Der türkische Verlust wird mit etwa 20000 Toten und Verwun­ deten angegeben; Gefangene wurden wenige gemacht. „Es ist sicher, sagt eine alte Quelle **), daß seit der Belagerung Wiens keine solche Menge Türken, und vornehmlich Janitscharen im

Felde gewesen, wie man denn auch gestehen muß, daß sie sich wohl und tapfer gewehret, und werden wenig Offiziere sein, die ein stärkeres Feuer und auch ordentlicher von den Türken gehöret und gesehen haben, wie denn auch die Anzahl der Todten und Blessirten sonderlich von der Kavallerie zeiget, daß sie nicht übel geschossen."

Der Verlust der kaiserlichen Armee betrug: tot: General-Feldmar­ schall Graf von Hauben, Generalwachtmeister Dalberg, 87Stabs-2)

und Oberoffiziere, 1767 Mann vom Feldwebel abwärts; verwundet: Prinz Eugen selbst, Feldmarschall Pälffy, die Generäle Prinz

Friedrich von Württemberg, Graf Montecuccoli und Ebergenyi, Fürst Jos. Anton Lobkowitz (bald darauf gestorben), Gondrecourt, Graf Eck, Rotenhan, Locatelli, Arrigoni, Wallis und Ottokar Stahremberg, 223 Stabs- und Oberoffiziere, 3189 Mann, sowie endlich 4105 tote und verwundete Dienstpferde. Drei Viertel der gebliebenen und mehr als die Hälfte der verwundeten Offiziere entfielen auf die Kavallerie. Das bayerische Corps verlor nach einem Bericht vom 2. September3) Verwundete

Tote Offiziere

Unteroffiziere und Gemeine

o... . ffl3lerc

Unteroffiziere unb Gesine

Davon bis 2. September gestorben

Leibregiment .

3

48

9

155

16

Kurprinz

.

1

25

8

53

28

Lerchenfeld.

.

.



3



10



Dragoner:c. .

.



2



2



Die Einbuße betrug demnach für die 3 Infanterie-Regimenter zu­ sammen den sechsten, für Kurprinz allein mindestens den zehnten Teil des fechtenden Standes. Aus dem Vergleiche geht übrigens mit Evidenz

') Theatr. Eur. XXI, 1717. 99. *) Darunter auch Lamoral Prinz vonTaxis, Oberstlieutenant vom KürassierRegiment B iard. 9) So im Geh. St.-A. Schw. K. 353/2; in der Gesamtzahl vollkommen be­ stätigt durch eine gleichzeitige Druckschrift (K. K. Kr.-A. Feld-A. 1717. GSt.-A. 1717 St. 3) und die Liste in K. K. Kr.-A. Feld-A. 1717 Fase. 8 St. 80 (GSt.-A. 1717 St. 17). Eine andre sicher wohl unvollständige Liste im Kr.-A. B. Türkenkrieg 1717/18 gibt: Tel: Leibregiment 3 Offiziere, 28 Mann, Kurprinz 1 Off. 23 M., Lerchen­ feld 4 M.; verwundet: Leibregiment 5Oss. 116 M., Kurprinz 5 Off. 61 M., Lerchen­ feld 7 M.

Die Türkenfeldzüge 1717—18.

825

hervor, dciß die unter Maffei gestandenen Bataillone noch weit mehr 17,7 verloren als die La Colonie's, obwohl sie in unserer Schilderung mangels einer eingehenden Quelle viel weniger Beachtung finden konnten

als die letzteren. Von unserem Regiment waren nachweisbar tot: Unterlieutenant Spaden (Oberst-K.); verwundet: die Oberlieutenants Poire (Friderico Grenadier-K.), Pomet (Corseigne Gren.-K.), von Schönheinz (Oberstlieutenant-K.) und Lespilliet (Obcrstwachtmeister-K.) am Fuß

verwundet, die Untcrlieutenants Urban (Corseigne Gren.-K.) und Verthun (Leib-K.); die Fähnriche Hörmann (Leib-K.) und de

Thiolar (Vischer-K.), und an Unteroffizieren und Gemeinen: Grenadier­ gefreiter Christian Frank aus Deggendorf (Friderico-K.) im Fuß schwer verletzt, Grenadierkorporal Johann Leonhardt, Korporal Hans Georg Schneller (Leib-K.), Gesieiter Benedikt Lohn (Leib-K.), Korporal Sebastian Straub (Dury-K.) und Gemeiner Christoph Thalmeyer, „so gefährlich blessirt, daß er erbarmungswürdig anzuschauen". Die eroberten Höhen festhaltend, bezog die Armee am Abend der Schlacht das alte Lager vor der Festung wieder; die Besatzung der letzteren hatte sich während des Kampfes vollständig passiv verhalten. Vom Schlachtfelde weg eilten als Siegesboten Generalwachtmeister Graf Hamilton nach Wien und Oberst Graf Piosasque nach

München, wo am 14. September der Türken sieg in hochfestlicher Weise gefeiert wurde. Leider gelang auch uns trotz eingehendster Nachforschungen nicht, die Relation des K urp ri nzen, unseres Regimentsinhabers, auf welche sich Maffei in seinem angefügten Berichte bezieht, wieder aufzufinden. Weniger kränkend als es anderwärts geschehen **), möchten wir die Nicht­ erwähnung der Bayern und Hessen in der von PrinzEugen unterm 25. August eingesendeten Relation auffassen, denn immerhin bildet die herrliche Waffenthat dieser Bataillone nur eine Episode des Riesenkampfes, und sichtlich sollte auch der schildernde Teil jenes Schriftstückes nur in allgemeinen Zügen die Begründung geben für die infolge eingetretener Vakaturen notwendigen Beförderungsvorschläge von kaiserlichen Offizieren. Eugen's großem Geiste lag die Kleinlichkeit der Eifersucht ferne; wie sehr man aber in den maßgebendsten Kreisen die Leistung der Bayern

schätzte, beweisen die vom Kaiser und von Max Emanuel an Maffei erlassenen Dankschreiben 2), die im nächsten Jahre erfolgte Ernennung *) Insbesondere bei v. Stamford S. 111. *) Beide im Wortlaut bei v. Hoffmann 4. Jnf.-Rgt. S. 536 f. Staudinger, das f. b. 2. Jnf.-Reg. „Kronprinz".

826

VI. Abschnitt.

17,1 Maffci's zum kaiserlichen Feldmarschalllieulenant und die Auszeichnung unseres Jnterimskonnnandanten Oberst de la Colo nie durch eine goldene Medaille mit dem Bilde Karl's VI. *).

Die unmittelbare Folge des glorreichen Entscheidungskampfes war der Fall Belgrad's. Bereits am 17. morgens ließ Prinz Eugen die Festung zur Übergabe auffordern, und nachdem die Kanonen während

Di- Kapitulation.

der Nacht noch einmal zu donnern angefangen, sah unser Regiment am 18. August zum zweitenmale seit seinem Bestehen die weiße Fahne

von den Zinnen der türkischen Hochburg wehen. Nach kurzer Verhandlung wurde die Bitte um billige Kapitulation gewährt, durch welche Garnison und Einwohnerschaft freien Abzug mit Waffen und Gepäck

bewilligt

erhielt.

Zur Sicherung des Vertrags

besetzten die Kaiserlichen noch am nämlichen Tage das der Sophienmoschee zunächstliegende Thor und die beiden benachbarten Außenwerke, am 23. aber die ganze Festung mit 13 Bataillonen, welche den 3 Ba­ taillone zählenden Regimentern entnommen waren. In der Stadt blieben nur die Raizen, Juden und orthodoxen Griechen zurück, die Besatzung nebst ihren Angehörigen, darunter immer noch 30000 waffenfähige Männer, verließ am 22. die Festung und wurde am 24. teils auf der Donau bis Fetislam bei Orsova, teils zu Lande nach Nissa eskortiert. Die ganze türkische Flotte, dann die ge­ samte Artillerie der Festungswerke und der Schiffe, 534 metallene und eiserne Kanonen, 69 Mörser und Steinbüchsen samt einer großen Menge von Munition, bildeten die Beute. Am 19. fand im Hauptquartier Prinz Eugen's unter dem eigens

zu diesem Zwecke herbeigeschafften Zelte des Großwesirs 2) feierliches Tedeum statt, begleitet von dreifacher Salve der gesamten Infanterie, Kavallerie und Artillerie, einschließlich aller eroberten Geschütze, und rauschendem Trompeten- und Paukenschall. Die ganze christliche Welt aber durchhaüte von neuem die Kunde von der Großthat deutscher Waffen, und überall dankte man im Gebete

der sichtbaren Hilfe des Herrn der Heerscharen. Noch am 19. wurde mit Einlegung der Circumvallation begonnen, und nachdem an einigen meineidigen Überläufern die irdische Gerechtigkeit

vollzogen, von jedem Bataillon ein Kommando von 150 Mann abge­ stellt, um die Stadt zu säubern und die Trümmer wegzuräumen, denn La Colonie Mem. II, 368. *) Beschreibung dieses Kolossalzeltes

nach La Colonie bei v. Hoffmann,

4. Jnf.-Regt. S. 119 und v. Stamford S. 109.

Die Türkenseldznge 1717—18.

827

der Geruch der unter ihnen begrabenen zahllosen Leichen verpestete die 17,7 Luft dermaßen, daß die ernstesten Gefahren für die Gesundheit der

Truppen bestanden. So berichtet am gleichen Tage der eben erst von München ange­

kommene Oberkriegskommissär Jäger: „Von den Krankheiten sind weder

Mensch noch Vieh verschont, gestalten bei der Armee vom Offizier bis zum Gemeinen die wenigsten sein werden, welche mit dem hitzigen Fieber und andern Krankheiten oder s. v. Dyssenterie keinen Anstoß erlitten, woran täglich viel sterben, massen man den ganzen Tag an allen Ecken des Lagers nichts als Leichen einscharren sieht". Diese Umstünde gaben Veranlassung, am 1. September die gesamte ti,6|e ®‘>t«an9e Armee aus dem Lager von Belgrad in jenes bei Semlin, mit dem Haupt­

quartier in dem Platze selbst, zu verlegen. Hier passierte unser Regi­ ment am solgenden Tage die Musterung, und entnehmen wir der Tabelle, daß es gegen einen Stand von 1439 Köpfen am 21. Juni, abgängig zählte: gefallen 26, gestorben 44, davon an Verwundungen 28, ertrunken 1, desertiert 2, Summa des Abgangs 73; von dem verbleibenden Stand

von 1366 Köpfen waren aber krank 216 und wegen Verwundungen noch in Spitälern 18, so daß ein dienstbarer Stand von 1132, für die 3 bayerischen Infanterie-Regimenter zusammen von 3255 Mann mit einem weitern Gesamtabgang vom Nominalstand auf das Soll von 789 Köpfen resultiert. Das Dragonerregiment musterte gleichzeitig 23 Offiziere, 589 Mann und 594 Pferde, mit einer Krankenzahl von 99 Köpfen und 64 Pferden.

An Chargen hatte Regiment Kurprinz incl. Verwundeter und Kranker: Stabsoffiziere und Hauptleute 9, Oberlieutenants 11, Unter­ lieutenants 12, Fähnriche 10, Feldwebel 12, Führer 10, Fouriere 12, Musterschreiber 10, Feldscherer 12, Korporale 66, Fourierschützen 42, Tambours 43, Gefreite 120, Gemeine 760. Fügen wir hinzu, daß von Offizieren?c. gestorben waren oder dem­ nächst starben: Feldkaplan Witz (10. August), Regimentsfeldscherer Hechensberger (31. August), Unterlieutenant Löchel (14. Oktober) und Fähnrich Freiherr von Manteuffel (31. Oktober).

Auch die Verpflegung ließ im Semliner Lager viel zu wünschen übrig, vor allem vermißte man aber fast jede Vorsorge für die Kranken. Jäger klagt darüber in einem Bericht vom 3. September7): „Die Kranken befinden in miserablem Stande, ditto die Blessierten; diese

liegen meistens ohne Stroh und Decken, deren letztere man auf ungefähr *) Kr.-A. B. Türkenkrieg 1717/18 St.-A. Schw. K. 353/1 Bl. 597.

Ein ähnlicher Bericht Mass ei's in Geh.

828

VI. Abschnitt.

1,17 7—800 Kranke nur 60 Stück erhalten, in die Raizenhäuser hineingesteckt, ohne Medikamente und ohne Verband, noch den zum Verbinden erfor­ derlichen Branntwein und anderes. Die Kaiserlichen lassen sich die Kranken und Blessierten gar wenig anfechten; mich aber schmerzet in die Seele, daß man dergleichen wackere und brave Leute so schlechter Dingen

hier ansiehet, denen die Ehre der erhaltenen Victorie vor andern zuzu­ schreiben, welche unter denen ersten des Feindes gefährlichste Batterien erstiegen, einen Roßschweif dabei eroberten und vor allen unpassionirten

das schönste Lob ihres bayerischen Heldenmuthes erworben; dessen aber allen unangeschen, hat man in dem darüber abgefaßten diario so wenig gedacht, als wenn kein Bayer dabei gewest. . . Die Hitze ist unleident-

lich..." Auch die Bekleidung, insbesondere das Schuhwerk befand sich bei unserem Corps in schlimmer Verfassung; Maffei, der in seiner In­ struktion jedes Mittel zur Abhilfe vermißte, machte das Kommissariat verantwortlich, dieses ihn. Geld konnten beide nicht schaffen. UnserKurprinz-Jnhaber trat,nachdem er „unterschiedlicheOffizierschargen gnädigst vergeben", — leider erfahren wir darüber als wohl zunächst unser Regiment betreffend, direkt nichts —, mit seinem Bruder Ferdinand am 5. die Heimreise an, gelangte über Ofen (11.) nach Wien, woselbst man ihn mit hoher Auszeichnung empfing, und am

7. Oktober wohlbehalten nach München; einem Befehle Max Ema­ nuel's vom 30. August folgend, kehrten auch die Gardes Grenadiers, die Bagage der Prinzen begleitend, am 12. September in die Heimat zurück.

Der Großwesir war inzwischen mit seinem geschlagenen Heere in solcher Auflösung nach Nissa geflohen, daß er anfangs dort kaum 10000 Mann sammeln konnte. Semendria, Mehadia und Orsova wurden von Kaiserlichen Detachements ohne weitern Kampf okkupiert,

und den weichenden türkischen Streifcorps noch manche glücklichen Streiche versetzt, insbesondere erbeutete man eine große Zahl von Geschützen. So sehr die Armee im allgemeinen,

vor allem aber die Kavallerie

der Ruhe und Erholung bedurfte, sah sich Prinz Eugen doch ge­ nötigt, den aus Ober-Ungarn und Siebenbürgen immer dringender lautenden Hilferufen seiner nur über schwache Kräfte verfügenden Generäle Folge zu geben und Verstärkungen dahin abzusenden, worauf das tür­ kische Corps in die Wallachei zurückgetrieben wurde. An allen diesen Unternehmungen sind, soweit uns Quellen und Akten Aufschluß geben, bayerische Truppen in keiner Weise beteiligt, eine

einzige Expedition erweckt noch unser Interesse.

Die Türkenfeldzüge 1717—18.

829

Bereits seit Beginn des Feldzugs hatte ein detachiertes Corps unter 1717 General Petrasch, einem der kühnsten kaiserlichen Parteigänger, an der Save operiert und am 17. August Sabac ohne Kampf besetzt, worauf die Türken nach Zwornik retirierten. Um weiteres Vordringen

des Generals in Bosnien zu ermöglichen und jenen Platz wegzunehmen, sandte ihm Prinz Eugen am 3. September von der Hauptarmee den Oberst Baron Geyer mit Artillerie und einer Verstärkung von 400 Mann zu Pferd und 500 Mann Infanterie, unter welchen sich auch 65 Kommandierte von den bayerischen Regimentern, vermutlich von allen dreien befanden *).

Petrasch rückte vorZwornik, in der Hoffnung, die Türken würden sich dadurch wie anderwärts zur Räumung veranlaßt fühlen. Vergebens, man mußte zur Belagerung schreiten. Nach Eröffnung der Bresche wurde die Stadt erstürmt, und alles niedergemetzelt, was sich nicht in die hochgelegene außerordentlich feste Zitadelle zurückzuziehen vermochte.

Allein die anfangs Oktober eintretenden Regengüsse verzögerten den weitern Angriff, und da überdies die Ansammlung eines beträchtlichen Ersatzcorps gemeldet wurde, fand es Petrasch geraten, die Unter­ nehmung aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Unsere Komman­ dierten verloren während dieser Expedition 6 Tote, 5 Verwundete und 2 Vermißte. Größeres Mißgeschick hatte ein anderes Corps, welches unter

General Graf von Königsegg am 17. September einen Sturm auf Novi versuchte, bei dem notwendig gewordenen Rückzug jedoch bei St. Katherina überfallen und mit einem Verluste von 1400 Mann ge­ schlagen wurde. Aber schon anfangs September war dem Prinzen Eugen ein Friedensanerbieten von Seite der Türkei zugegangen, und ihm alsbald vom Kaiser der Eintritt in Verhandlungen gestattet worden. Da überdies die Meldung einlicf, daß Sultan Achmet den größten Teil der Armee von Nissa nach Sophia zurückziehe, und mithin größere Operationen nicht mehr zu erwarten standen, trug Eugen kein Be­

denken, die Armee in die Winterquartiere zu entlassen, und zwar wurden bestimmt: nach Siebenbürgen 9 Kavallerie-, 3 Infanterie-Regimenter; ins Temesvärer Banat 18 Bataillone, 8 Kavallerie-Regimenter, nach Belgrad 13 Bataillone unter General Odwyr, nach Serbien und an die bos­ nische Grenze 7 Bataillone und 8 Reiterregimenter; nach Sirmien, *) Eugen« Heldenthaten III, 1151 und K. K. Kr.-A. Feld-A. 1717 Fase. 10 ) Kr.-A. X III4». Akt Mercy.

844

VI. Abschnitt.

Laut Bericht aus Lipsa, den 28. März, hatte gleich den übrigen Kommandanten Oberst de la Colonie am 18. die kaiserliche Ordre erhalten, sich bis 1. April marschbereit zu halten. Wenig erfreulich erscheint es dabei, daß man erst jetzt daran dachte, wie so manche im

vergangenen Feldzug eingetretenen Abgänge an Bekleidung, Gewehren, Schweinsfedern, Zelten rc. des Ersatzes bedurften. Gelegentlich einer am 1. März zu Lipsa vorgenommenen Musterung

war unser Regiment außer dem Stabe stark gewesen: 9 Hauptleute, 11 Oberlieutenants, 11 Unterlieutenants, 9 Fähnriche, 12 Feldwebel, 10 Führer, 12 goutiere, 10 Musterschreiber, 12 Feldscherer, 67 Korporale, 9 Kadetten, 30 Tambours, 42 Fourierschützen, 120 Gefreite, 766 Gemeine, dazu 39 Quartierkranke und 20 Untaugliche, Summa effektive 1180 Köpfe;

überdies gestorben 9 und desertiert 1 Mann, demnach Abgang auf den kompletten Stand von 1600 : 420 Köpfe. Nachdem Maffei, dem ersten Ruse folgeleistend, am 7. April in Sileiir und Generalwachtmeister I. B. de Mercy, von Wien zurück­ gekehrt, ihre Kommandos wieder übernommen, brachen die Regimenter,

welche am 28. Mai in Semlin eintreffen sollten, der Lage ihrer Quar­ tiere und der Maffei eingehändigten Marschroute entsprechend, Maffeiam 21., Kurprinz- am 23., Leibregiment am 25. und Prinz Ferdina nd-Dragoner am 28. April auf. Am 26. zeigte unser Regiment zu Slatina im Szolienser Komitat bei erneuerter Muste­ rung einen Effektivstand von 1109 Köpfen *). Auf demselben Wege, den sie im Herbste eingehalten, abrückend erreichte die Infanterie am 11. Mai Pest und am 28. Futak. Dabei traf man von Fülöpszaläs bis Baja, eine Strecke von 3 Marschtagen, nicht ein einziges Haus; die öde Pußta bot keine andere Szenerie als Sümpfe und Seen, an deren Rand man mangels andern Wassers kampierte. Nachdem in Futak die Rekruten, und zwar die von Kur­ prinz unter Oberstwachtmeister Graf Preysing noch 495 Mann stark, eingetroffen und sofort unter die Regimenter eingereiht waren, brach Maffei am 2. Juni wieder auf, passierte am 4. Peterwardein und

Carlovic, am 6. Slankamen, 7. Banovce und langte mit der Infanterie am 8. vormittags im Lager von Semlin an, wo sich bereits ein großer Teil der Hauptarmee versammelt hatte. Da man den Prinzen Eugen erst nachmittags erwartete, so marschierten die Regimenter vor Prinz Alexander von Württemberg vorbei, der gelegentlich der Besichti­

gung an denselben „großes Vergnügen getragen". erst am 9. an.

Die Dragoner kamen

*) Eingehende Schilderung des Musterungsderfahrens s. v. Hoffmann 4. JnfRcgt. S. 131.

Die Türkenfeldzüge 1717—18.

845

Bei den auf dem Marsche wiederholt vollzogenen Musterungen 1718 wiesen aus: Leibregiment am 2. in Futak effektive 1585, Maffei am 6. in Slankamen 1456, Kurprinz am 7. in Banovce 1549, die

3 Regimenter zusammen 4590 Mann.

Nach der nunmehr von Oberst

Hünerbein unterfertigten Standtabelle zählten Friderico- und Corseigne-Grenadierkompagnie je 100, Leib-137, Oberst de la Colonie-, Oberst Hünerbein- und Oberstwachtmeister Graf Preysing- je 135, Garcia- 136, Bischer- 135, Mall- (Steiner-) 133, Lang- und Mallknecht- 134, Dury- 135 Köpfe. Seit der Musterung von Slatina waren desertiert 12, gestorben 11, Untauglichkeit halber ent­ lassen 18, verloren gegangen 15; außerdem „absent" 30 und krank 32 Mann, demnach fehlten auf den kompletten Stand abermals 51 Mann. Prinz Eugen, bei seiner Ankunft im Hauptquartier Belgrad von einer dreifachen Salve der Festungsartillerie unit Donauflotille begrüßt,

besuchte, nachdem er zunächst eine Zusammenkunft mit den Kaiserlichen Friedensbevollmächtigten gehabt, am 15. Juni Pancsova und kehrte dann nach Semlin zurück, um am 18. die Truppen des rechten Flügels der Armee, welchem die Bayern angehörten, Revue passieren zu lassen. Nicht ohne einen bittern Seitenblick auf die Saumseligkeit der Ver­ waltungsbeamten berichtet Maffei über unsere Infanterie-Regimenter: „On les a trouve fort beaux en hommes, mais (Tailleurs mal­ propres et trös-mal entretenus; aux grenadiers manquent beaucoup de bonnets, les fusiliers sont dechiräs, ont des trös-mauvais chapeaux, des mauvaises cravates et mauvais souliers, c’est une honte je pourrais dire beaucoup de choses, mais j’ai pris le parti de ne plus me chagriner. . . .“ l). Ende Mai hatte sich auch die türkische Armee in einer Stärke von 60000 Mann unter dem neuen Großwesir Ibrahim, einem Sohne des wegen der Katastrophe von Wien enthaupteten Kara Mustapha, bei Adrianopel, und mit 40000 Mann unter dem Janitscharen-Aga bei Philippopel gesammelt. Anfangs Juli setzten sich beide Heerteile gegen Nissa resp. Widdin in Bewegung, um diese für einen eventuellen Vor­ marsch Prinz Eugen's zunächst als Operationsobjekte in Betracht kommenden Punkte zu decken. Allein die Kaiserliche Armee rührte sich, abgesehen von der demon­ strativen Verschiebung einzelner Detachements, nicht von der Stelle. Trotzdem gehörte der mußevolle Aufenthalt in dem Semliner Lager nichts weniger als zu den Annehmlichkeiten, denn wie Maffei unterm *) HK. d. A. Man. 982. S. 51.

Erst im August trat in dieser Richtung

Besserung ein, indem die Mannschaft mit Groß- und Kleinmontur versehen wurde.

Konc.-Prot. 1720.

VI. Abschnitt.

846

1718 24. Juni meldet, herrschte eine selbst den Spaniern ungewohnte kaum erträgliche Hitze; man kam sich Tag und Nacht wie in einem Backofen vor. Seit vier Wochen war kein Tropfen Regen gefallen; die ausgedörrte Erde, Mensch und Tier lechzten nach Erquickung, Appetit- und Schlaf­ losigkeit zerstörten die Leistungsfähigkeit, und Krankheiten hielten aufs Neue ihren düsteren Einzug.

Am 8. Juli paradierte unsere Infanterie vor den jüngst wieder aus Bayern angekommenen Prinzen Karl Albrecht und Ferdi­ nand, worauf sich diese am 13. zum Kongresse nach Passarovie be­

gaben. Zwei Tage später begannen bereits die ersten Schritte zur Auf­ lösung der kürzlich noch durch 3 sächsische Regimenter verstärkten Armee mit dem Abmarsch der kaiserlichen Regimenter Baden, Württemberg und Ansbach nach Italien, wo nach der 1717 erfolgten Landung eines spanischen Heeres auf Sardinien neue Verwickelungen für Karl VI.

erwachsen waren. Der Friede een

Posiarovic.

Nachdem die türkischen Bevollmächtigten Ende April in Passarovie, unfern jjem Ausfluß der Morava in die Donau (serb. Pozarevae), ein­ getroffen, gelang es unter Prinz Eugen's Auspizien dem Kaiserlichen Bevollmächtigten Graf Virmont trotz mancher von den christlichen Mächten bereiteter Schwierigkeiten das Friedenswerk soweit zu fördern, daß am 21. Juli der für den Kaiser so glorreiche Traktat unterzeichnet

werden konnte, wonach Belgrad und das ganze Temesvärer Banat an Österreich fielen. Die feierliche Ausfertigung, welcher auch unser Kurprinz, Herzog Ferdinand, der Prinz von Sachsen-Weißenfels, Josef Karl, Erbprinz von Sulzbach und viele andere hohe Personen anwohnten, war von besonders festlichem Zeremoniell begleitet. Während Prinz Eugen und seine fürstlichen Gäste Ungarn dem­

nächst verließen, marschierte die österreichische Kavallerie am 25. nach Peterwardein zurück, um sich zur besseren Schonung in einige kleine Lager zu verteilen, worauf am 27. auch die kaiserliche Infanterie nach Futak in ein Kampement, „wo frische Luft und Wasser zu finden ist", abzog. Nur die bayerische Infanterie, einige kaiserliche Regimenter und die Sachsen blieben, indes Prinz Ferdinand-Dragoner ebenfalls aus sanitären Rücksichten nach Palanka (westlich von Peterwardein) verlegt wurden, noch bis 27. vor Semlin stehen, um sodann in einer Gesamt­ stärke von 24 Bataillonen und 28 Grenadierkompagnien, 18000 Mann, unter Kommando des Prinzen Alexander, und nach seiner Abreise

des

nunmehr

auch kaiserlichen Feldmarschalllieutenants

Lager bei Banovce zu beziehen.

Maffei ein

Die Türkenfeldzüge 1717—18.

Aus diesem wurden von

847

jetzt ab im wöchentlichen Wechsel je1718

2000 Mann nach Belgrad kommandiert, welche gegen eine Zulage von 4 Kreuzern pro Mann und Tag am Bau zweier großer Verschanzungen am linken Ufer der Donau resp. Save zu arbeiten hatten, eine harte Aufgabe, denn Geld und Verpflegung waren knapp, die Löhnung stand noch vom halben Mai her aus, und die Krankheiten forderten wieder schweren Tribut. Kaum schickte Maffei am 17. September 500 Kranke aus dem Lager, so riß die infolge der kalten Nächte um so stärker grassierende Dysenterie neue Lücken. Die sämtlichen Stabsoffiziere unseres Regi­ ments hatten dasselbe aus dem gleichen Grunde verlassen. Der ewige Geldmangel wirkte allmählich auch schädigend auf die Disziplin. Erzählt uns doch schon aus der Zeit, da noch Prinz von Württemberg das Kommando führte, der K^riegskommissär Schwenk, daß „bei so lange ausbleibender Bezahlung unsere Leute gleichsam in eine kleine Revolte gezogen, massen von allen 3 Regimentern zu Fuß einige Mannschaft und zwar die mehristen von den Grenadieren zu S.Drchl. dem Prinzen Alexander geloffen, sich wegen der auszu­ stehen habenden großen Noth über die massen beklaget, von dem sie neben Schenkung von drei Louisdor eine wunderliche Antwort (so ich aber weilens keinen Grund hat nicht berichten mögen) erhalten haben sollen". Vergebens stellte Maffei eine Untersuchung an; um die Sache zu beenden, entschloß er sich, Geld aufzunehmen, was mit einiger Mühe schließlich durch Vermittlung des Generalwagenmeisters gelang. In all der Not aber erlebte man wenigstens eine frohe Satisfaktion, als am 6. August „ein türkischer Aga in das Lager geritten kam und expresse die bayerischen Truppen, so ihm vor einem Jahre am bösesten gethan und die ungezweifelte Victorie aus denen Händen gerissen, zu sehen begehrt, deren Art zu campiren über die maßen genau betrachtet und der Herrn Offiziers Zelten eine

nach der andern besichtiget" *). Zur Belohnung für die Tapferkeit unserer braven Regimenter scheint in diesem Jahre auch die Wiederauftichtung der vermutlich seit

1710 weggefallenen Musiken projektiert gewesen, dann aber auf einen in finanzieller Beziehung günstigeren Zeitpunkt aufgeschoben worden zu sein, denn am 19. August erhält Maffei den Befehl „bis auf weitere Resolution mit Ausnehmung der Hoboisten zurückzuhalten". Endlich am 30. September traf die kaiserliche Ordre ein, dieses Winterquartiere. Lager, das Maffei drastisch halb Spital, halb Kirchhof nennt, zu ver*) Geh. St.-A. Schw. K. 353/3.

848

VI. Abschnitt.

1,18 lassen und die Winterquartiere in der Nähe der erbländischen Grenzen zu beziehen. Angewiesen waren: Das Leibregiment, 3 Füsilier­ kompagnien unseres Regiments mit dem halben Regimentsstab, 6 Kompagnien von Maffei- und 3 von Ferdinand-Dragonern in die Ödenburger Gespannschaft, 7 Füsilier- und 2 Grenadierkompagnien nebst der andern Stabshälfte unseres, 6 des Maffei- und 4 des Dragoner-Regiments in den Eisenburger Komitat; der Rest der Dragoner in die Komitate Komorn (2 ’/s), Gran (V2), Raab (1) und Veszprem (2 Kompagnien).

Der Marschroute gemäß hatten die 3 Infanterie-Regimenter gemein­ sam von Banovce aufzubrechen, bei Esseg die Drau zu überschreiten, und durch die Komitate Baranyavar, Tolna und Sümeg Eisenburg resp. Ödenburg zu erreichen. Die Verpflegung war unterwegs aus den Magazinen zu Peterwardein, Alt-Vukovar, Esseg, Mohacz, Tolna, Stuhl­ weißenburg und Veszprem zu ziehen. Die Dragoner sollten die Donau von Palanka aus bei Duna-Földvar passieren. Gleichzeitig mit den letzteren marschierte unsere Infanterie am 3. Oktober von Banovce ab. Das Wetter hatte sich plötzlich geändert, der erdrückenden Hitze folgte empfindliche Kälte, bei Nacht gab cs bereits Eis. Am 13. passierte man bei Esseg die Drau auf Schiffen, trat am 15. in den Bezirk Baranyavar ein, und lagerte am 17. und 18. bei Mohacz. Am 25. wurde ein außerordentlich langer Marsch gemacht, und mußten die Regimenter aus Mangel an Wasser getrennt kampieren. Zwei Tage danach begann die Einrückung in die Quartiere. Maffei hatte sein Hauptquartier zu Ödenburg. Hier traf schon am 6. November

die Mitteilung Baron Mörmann's ein, daß die bayerische Infanterie mit Anfang April nächsten Jahres in ihre Heimat zurückkehren sollte. Nachdem Maffei einige Wochen später, und danach auch die übrige Generalität in gewohnter Weise die Truppen verließ, verblieb das Kommando derselben schließlich dem Oberst Bieg, Interims-Komman­ danten des Leibregiments. Nähere Nachrichten über den Verlauf der Winterquartiere liegen zur Zeit nicht vor.

Mar KmanueNs letzte Wegierungsjatzre 1719—1726.

1719. ^'ungarnau8

- Nicht allen bayerischen Truppen war das Glück vergönnt,

die

heimische Erde wieder begrüßen zu dürfen. Denn HerzogFerdinandDragonerregiment, schon im Vorjahre vollständig auf kaiserlichen Fuß

organisiert, wurde nunmehr von Max Emanuel an Karl VI. ganz

Max Emanuel's letzte Rcgierungsjahre 1719—1726.

849

überlassen und trat unter Ernennung des Prinzen Ferdinand11^ zum kaiserlichen Generalwachtmeistcr am 20. März in österreichische Dienste über1). Bezüglich der 3 Infanterie-Regimenter erhielten Maffei unterm 15. und unser Regimentskommandant de Mercy am 20. März vom Wiener Hofkriegsrat die Aufforderung, den Heimmarsch nach Bayern für Anfang April vorzubereiten. Wirklich 2) erfolgte auch der Aufbruch zur angegebenen Zeit, aber in

mehreren Staffeln, denn während das Leibregiment am 13. Wien passiertes), trafenKurprinz- und Maffei- erst am 19. dort ein und setzten nach einem Rasttag am 21. ihren Marsch fort. Derselbe war für unser Regiment, das nunmehr Amberg zur Garnison erhielt, ursprünglich durch Böhmen projektiert, wurde aber dann gleich dem der beiden andern auf die Route südlich der Donau geleitet. Am 1. Mai trat Kurprinz-, die Enz passierend, in Oberösterreich ein und erreichte am 6.

die Landesgrenze bei Schärding. Von hier aus rückte es, begleitet von dem Krankenkommissär Staudinger, in höchstens fünfstündigen Märschen über St. Salvator nach Straubing, wo eine Trennung in der Weise stattfand, daß 6 Kompagnien die dortige Brücke überschritten und teils über Stallwang nach Roding, teils über Wiesenfeld nach Nittenau, die anderen 6 Kompagnien am rechten Donauufer nach Stadtamhof und von hier ins Vilsthal instradiert wurden. Die Offiziere hatten sich aus eigenem Säckel zu verköstigen, Dienstpferde und Mannschaft vom Feldwebel abwärts erhielten die Verpflegung durch die Quartierstände und zwar die Mundportion zu täglich 1 Pfund Ochsenfleisch, 2 Pfund Brod und 11/r Maß Bier, die Ration zu 6 Pfund Haber, 8 Pfund Heu nebst der Notdurft an Stroh. Für Fortbringung der Bagage durfte von Ort zu Ort Vorspann entnommen werden. Am 20. Mai erfolgte der festliche Einmarsch in Amberg, nachdem das Leibregiment am 3. in Dkünchen, Maffei- am 14. in Ingol­ stadt, seiner neuen Garnison, angelangt waren.

Wollten wir die Geschichte unseres Regiments lediglich Dom ©«mfonen «m. Standpunkte äußerlichen Effektes aus betrachten, so müßten wir jetzt, eet9^rbtt9ieu" wo es eben mit dem Herzblute seiner besten Söhne die einst entzwei *) Auch am Türkenkrieg 1737 — 39 beteiligt (v. Hoffmann 4. Jnf.-Regt. S. 132) wurde es angeblich 1750, nach neuerer Forschung aber 1754 reduziert. ’) Unterm 5. April erwähnen die Konc.-Prot. von unserm Regiment „es sei bereits im Anmarsch begriffen". ’) Dasselbe wurde bereits am 23. April zu Grieskirchen mit effektiv 1084 Mann gemustert.

850

VI. Abschnitt.

'"d geschlagenen Freundschaftsbande zwischen Kaiser und Kurfürst neu gekittet, jetzt, wo es nach einer nahezu ununterbrochenen 36 jährigen Periode von Kriegen zu fast 20jähriger Friedensrast in das Vaterland heimkehrte, den Zusammenhang unserer Schilderung einstweilen unter­ brechen. Allein die innere historische Entwickelung, die über solche Rück­ sichten wegschreitet, zwingt uns, noch einen vielleicht in vieler Beziehung weniger interessanten Epilog unmittelbar anzufügen, um so die gesanite Regierungsperiode Max Emanuel's in einen einzigen Rahmen zu

fassen. Ohnedies werden wir in dieser kurzen Spanne Zeit noch manchen alten Bekannten zu seinen Vätern scheiden sehen, bis die in mehr als einer Richtung neue Armee einer neuen, leider für lange hinaus kaum besseren Zeit entgegengeht. — Ein Zeichen des wiedergekehrken Friedens, war die Werbung schon am 1. März gänzlich eingestellt worden. Für die mit der Rückkehr unseres Regiments aus Ungarn beabsichtigte Verlegung desselben nach Amberg, Neumarkt rc. finden wir vom Hofkriegsrat als Motiv angegeben „daß nachdem die zu Ingolstadt einlogirte dritte Bataillon des Churprinzischen Regiments in der Zeit da die zwei andern Bataillone in Ungarn gestanden, mit Zug und Wachten ziemlich beunruhigt und fatiguirt worden, dahingegen die zu Amberg liegende dritte Bataillon des General Maffei-Regiment mit dergleichen um ein gutes verschont geblieben, oder wenigstens nicht so beständig damit angefochten worden, ganz Churprinz in die Ober­ pfalz, ganz Maffei nach Ingolstadt in die Garnison zu senden sei, damit auf solche Weise dem einen die Last in etwas aufgehoben, und dagegen dem andern aufgelegt, folgsam hierinfalls eine billige Gleich­ mäßigkeit gehalten würde."

Näherer Bestimmung nach sollte das 3. Bataillon vorläufig Neu­ markt als Garnison beziehen. Noch ca. 500 Mann stark, verließ das­ selbe, nachdem das Bataillon Maffei zur Ablösung eingerückt, begleitet vom Kriegskommissär Weinzierl mit Hinterlassung einer Schuldenlast von 4508 ft. am 7. Mai die Festung, um über Denkendorf, PaulusHofen (7.) Pollanten und Mühlhausen (8.) am 9. Neumarkt zu erreichen.

Das 1. und 2. Bataillon dagegen, bei einer an der Landesgrenze gehaltenen Musterung noch 1210 Mann stark, sollte Amberg mit 800 Mann samt Stab, Auerbach mit 200, Kemnath mit 150 und bis

zur Vergrößerung der dortigen Kaserne Grafenwöhr mit 50 Mann belegen. Die wenigen überschießenden Leute waren auf obige Orte thunlichst zu verteilen, „zumalen während dem Marsch vermutlich wohl noch einige zurückbleiben". Die betreffenden Kasernements wurden frühzeitig

von

ihren

dermaligen Inhabern (Freikompagnie Andlinger

851

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

und P o t h - Kürassiere) geräumt, gereinigt und in so gutem Stand *) her-17IU gestellt, „daß sich die Miliz zu beschweren keineswegs Ursache haben kann, weshalb von nun an gegen alle Beschädigungen mit Strenge einzuschreiten ist." General de Mercy erhielt aus spezielles Gesuch

seinen persönlichen Wohnsitz in Neumarkt angewiesen, ebenso wurde der erbetene Fortgenuß der Rationen sämtlichen Offizieren noch auf 30 Tage vom Termin der Einrückung in die Quartiere an bewilligt. Fügen wir hinzu, daß am 27. Februar an Stelle des „unlängst entleibten" Fähnrichs von Petz der Fähnrich Peter Ludwig de Neoville von Herzog Ferdinand-Dragonern als solcher herüber versetzt wurde, so stellt sich die Offiziersliste unseresRegiments unmittelbar vor seiner demnächstigen Neuformation folgendermaßen:

Das Kegiment ;u Fnß Kurprinz am 1. Juni 1719. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimentsstab: Oberst-Kommandant: General-Feldmarschalllieutenant Joseph de St. Jure, Chevalier de Mercy. Oberst: Fränyois de la Colo nie (dauernd beurlaubt). Zweiter (Interims-) Kommandant: aggr. Oberst Augustin von Hünerbein. Titular-Oberst: Wolf Heinrich von Schmidthosen. „ „ Edmund Graf von Butler (dauernd beurlaubt), aggr. Oberstlieutenant: Johann Philipp Gauthier. Oberstwachtmeister: Joseph Karl Graf von Prey sing. Regimentsquartiermeister: Johann Friedrich Steiner. Regimentsauditor: Joseph Trauth. Regimentsadjutant: Thomas Reindl. Regimentsseldscherer: Louis Abarel. Wägermeister: Gustav Zauner. Proviantmelster: Franz Stingl. Profos: Claudius Viard. Regimentstambour: Jakob Mondschein.

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Fähnrich

Hippolyte Poire

Ignaz Schwarz

-

Joh. Leonhard

1. Grenadier-

de Friderico

Peter d'Addaz 2. Grenadier-

Leib-

Claudius Franz .

deCorfeigne

Pomet

Feldmarschall-

Hauptmann Dietrich

Lieutenant deMer cy EngelbertSchwerin g

’ beim Stabe

als Kapitänlieutenant

Markus Anton Urban

Franz B er thun

-

Franyois Ranson

l) Nach einer Ordonnanz von 1720 sind die Strohsäcke und Polster jährlich dreimal zu füllen, die Decken viermal zu walken und die Leilacher alle Monate zu waschen.

852

VI. Abschnitt.

Kompagnie

Hauptmann

Oberst de la Co-

Oberstlieutenant

lonie»

Johann Philipp

Oberlieutenant

Unterlieutenant

Fähnrich

Franz Karl

Jos. Felix Anton

interimistisch David Utesch

Hörmann

Oberst Augustin von Oberst Hünerbein-

Hünerb ein

beim Stabe

Oberst Schmidt­ hosen-

Joh. Max FreiLorenz Albrecht von

Johann Christoph

Herr von

Sch önheinz

von Schönheinz

Piesser auf Hohenperndorf

Oberst Wolf Heinrich von Schmidthofen

Freiherr von Closen

Gauthier

Christian Ignaz

Franz Xaver

Fürweger

Koch

Johann Michael

Johann Franz Martin

Gottfried Zels

de la Colonie

Joseph von Wasbrü ck

Bernhard Ignaz

Johann Joseph

Freiherr

Molzer von

von Lehden

Prambach

Joh. Joachim Felix

Johann Levin

Störtz

Pongratz

Wolfgang Heigel

beim Stabe

Oberstwachtmeister

Oberstwacht­ meister-

Joseph Karl Graf

von Prehsing Johann "Baptist

Garcia-

von Garcia de

Franz Jakob Pob

Leon Johann Jakob

Pongratz-

Bischer-

Werkstätter-

de Lorme-

Lang-

Mallknecht-

Pongratz

Mathias Wagner

Joseph Ignaz

Johann Jakob

Bischer

Thiboust

Benedikt Meinrad

Johann Lorenz Werkstätter

Joh. Kaspar Sauer

Philipp Konrad

Joseph Ertl

de Thiolar Georg Rochns

Meichel

Dogl

Franz Anton

Johann Anton

von Schönberg

Benno Schreibe r

Joseph von Seiglitz

Johann Franz Helminger

de Neoville

Franz Joseph Anton

Joseph Karl

Johann Francois

von Mallknecht

von Amann

de M orcourt

-

Johann Georg

Franz von Neuhauser

de Lorme Johann Lang

Sylvester Martin Steiner-

Franz

Paul Lauth

Steiner

Philipp Kreit ter

H annaS

Peter Ludwig

Joh. Anton Heinrich Durh.

Stephan Dury

Andreas Halter

Freiherr

Peter Dulac

von Cilla

de Quardi-

Johann Thomas

Franz Rochus

de Quardi

So her

Johann Heinrich

Simon Koch

Habbach

Außerdem aggregiert mit unbekannter Einteilung: die Hauptleute Johann Martin de la Colonie, Franyois de la Colonie de St. Pierre, Johann Franz Freiherr von Weichs, Philipp Joseph Lespilliet, und Fähnrich Max Freiherr von Lützelburg. R-duttion der Armee.

Inzwischen hatte die sich immer trauriger gestaltende Finanzlage des £anbcä — betrug doch die schwebende Militärschuld am Anfang dieses

Jahres bereits über 8 Millionen Gulden — die Notwendigkeit einer be­

deutenden Einschränkung des Armeebudgets ergeben, um wenigstens all­ mählich wieder eine geordnete Bezahlung der Truppen anbahnen zu können.

Max Emamiel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

853

Die zu diesem Zwecke anfangs Mai erschienenen Ordonnanzen1719 lassen im allgemeinen und besondern folgende Punkte erkennen: Sämtliche Gagen werden vom 1. Mai ab auf Friedensfuß redu­ ziert, die 3 Kavallerie-Regimenter allmählich auf einen Gesamtstand von

1000 Gemeinen zurückgeführt, gleich ihnen nun auch die Gardes Kara­ biniers und Grenadiers unberitten gemacht, die Freikompagnien bis auf die Rothenberger') aufgelöst, die Artilleriebrigade auf 50 Köpfe ver­ mindert. Das Leibregiment erhält einen Stand von 1 Grenadier-

und 8 Füsilier-?), Kurprinz- und Maffei- von 1 Grenadier- und

7 Füsilierkompagnien, sämtliche zu 200 Mann. Von den Offizieren sollten nach den Stabskompagnien die ältesten Hauptleute die ihrigen behalten, die übrigen jüngeren Hauptleute und „die bisher en pied gestandenen" nach Unterstoßung ihrer Kompagnien nebst dem Kapitänlieutenant bei den Stabskompagnien der Anciennetät

nach mit monatlich 50 fl. angestellt, „die andern aber so diesfalls leer ausgehen, nicht weniger die bisher wie künftighin aggregirten bis auf anderwärtige Resolution beim Regiment als aggregirt stehend verbleiben, oder wenn sie nicht wollten, ihre Gage anderwärts im Lande genießen." Die überzähligen Unteroffiziere wurden in den nächst niedrigern Chargen, eventuell als Gefreite unter Beibehaltung ihres Titels ein­ rangiert, die zahlreich vorhandenen Kadetten mit je 2 Gemeinenplätzen auf den Etat gezählt.

Vom „kleinen Stab" traten der Regimentsfeldscherer bei der Leib­ kompagnie als Feldscherer, Wagenmeister und Profos als Feldwebel mit je 9 fl. Gage und weiterer Offenlassung eines Gemeinenplatzes ein; der Regimentsquartiermeister sollte bei künftiger Erledigung einer solchen Stelle nur noch Unterlieutenantsgehalt beziehen. Etwaige Abgänge am befohlenen Mannschaftsstande waren durch Werbung „mit öffentlichem Trommelschlag" zu decken, dabei aber ausschließlich Landesangehörige anzunehmen. *) Diese sollte, nachdem das Regiment Maffei nunmehr schwefelgelbe „Kamisole, Überschlüge und Unterfutter" erhielt, künftig mit den für dasselbe noch vorhandenen

aurorasarben ausstaffierten Uniformen bekleidet werden. waren damals nachweislich weist uniformiert.

Die Kavallerie-Regimenter

a) Aus den Konzeptprotokollen, Kriegsstatusakten rc. von 1719 geht mit Sicher­ heit hervor, daß die Wiedergabe der Worte des Formationserlasses von 1722 „1719 das Leibregiment sammt einer Grenadiercompagnie auf 9 Compagnien . . . gesetzt" bei v. Hoffmann 4. Jnf.-Regt. S. 139 und Gerneth 5.Jnf.-Regt. S. 3 u. 4 mit „Leibregiment . . . 1 Grenadier- und 9 Füsilierkompagnien", auf irriger Auffassung beruht.

854

VI. Abschnitt.

Das Brod kam „wider die frühere Gepflogenheit" einstweilen noch im Frieden zur Abgabe **), jedoch außer bei den Garden und den Gre­

nadieren gegen einen Abzug von monatlich 30 fr., das bisherige Servis­ geld. sowie die bei einigen Kavallerie-Regimentern üblichen Regiments­ abzüge fielen vom 1. Mai ab weg, der Gnadenhausabzug blieb bestehen.

Die kleine Montur sollte der Mannschaft künftig in Geld bezahlt werden. Die Gagen schlossen sich im allgemeinen an die Ordonnanz vom 15. Juni 1715 (S. 757) an, die Pferdeportion betrug 5 ft. Etwa gleichzeitig mit den beiden andern Infanterie-Regimentern kam diese Reduktion auch bei Kurprinz zur Durchführung. Am 21. Juni traf Feldmarschalllieutenant de Mercy mit dem Hofkriegsrat Dyrr von Neumarkt in Amberg ein, wo sich am 25. das ganze Re­ giment versammelte. Die vorgängige Musterung wies am 26. in 3 Bataillonen zu 17 Kompagnien einen Stand von 1618 Unteroffizieren und Gemeinen, mit Einschluß der Offiziere aber von 1681 Köpfen aus. Bei der abermaligen Ausrückung am 27. wurden hieraus im wesentlichen

durch Einverleibung des 3. Bataillons in die beiden andern 8 Kompagnien mit einem Stande von 1577 Köpfen ohne Offiziere formiert, so daß das Regiment „in so schöner Mannschaft bestand als immer verlangt werden mag." Stehen blieben die Friderico-Grenadier-, die Leib-, Oberst de la Colonie-, Qberstwachtmeister Graf Preysing-, Hauptmann Garcia-, Pongratz- und Vischer-Kompagnie, die 8. erhielt Oberst­ lieutenant Gauthier, was demnächst zu Beanstandung Anlaß gab. Am 28. Juni ging das Regiment wieder auseinander; die Leib­ kompagnie rückte nach Kemnath und Grafenwöhr, die Oberstlieutenant Gauthier- und Garcia-Kompagnie nach Neumarkt, die übrigen blieben in Amberg 2). l) Die Naturalverpflegung geschah schon seit 1715 durch sog. Admodiateurs (Lieferanten). •) Die übrigen Abteilungen hatten folgende Garnisonen: Leibrcgirnent: im Juni 5 Kompagnien München, 2 Donauwörth, 2 Braunau. Im Oktober 1 Kom­ pagnie von München, im November 2' von Braunau nach Landshut. Maffei: Ingolstadt. Andlinger-Freikompagnie: im April nach Schnaittach und Harten­ stein. Costa-Kürassiere: im März 5Kompagnien Straubing, 4 Landshut, letztere im Juni nach Straubing. Poth-: Naabburg, Neunburg v W., Rötz und Tirschen­ reuth. Törring-: im April Rentamt München, im Juni nach Landshut. Kara­ biniers: im August Landsberg und Friedberg. Grenadiers: im April Wasser­ burg. Artillerie-Brigade: im Juni von München nach Ingolstadt. — Im Oktober wurde, um dem Zigeunerunwesen zu steuern, die Mannschaft sämtlicher Kavallerie-Regimenter auf das platte Land („zu den Bauern nach alter Observanz") verteilt, eine Maßregel, welche die von ihr selbst vielfach begangenen Ausschreitungen kaum gemindert haben dürste.

Max Emanuel's letzte Regicrungsjahre 1719—1726.

855

General de Mercy's eigenmächtige Verleihung einer Kompagnie Wonan™. an den aggregierten Oberstlieutenant Gauthier, d. h. dessen dadurch bewirkte Versetzung in das Verhältnis »en pied,« hatte das Mißfallen der höchsten Stelle erregt, weshalb durch Ordonnanz vom 29. Juli

Oberstwachtmeister GrafvonPreysing zum wirklichen Oberstlieutenant, Grenadierhauptmann de Friderico zum Oberstwachtmeister befördert, und der jüngst reformierte Hauptmann von Mallknecht zum Gre­ nadierhauptmann ernannt wurde. Gauthier „dem Wir wegen seiner uns langwierig treu geleisteten guten Dienste mit churf. Gnaden von selbsten zugethan sind" sollte mit dem vollen Oberstlieutenantstraktament aggregiert verbleiben, die jüngst erhaltene Kompagnie aber an Oberstwachtineister de Friderico abgeben. Letzterer erhielt am 10. Oktober

die Erlaubnis, seine Kompagnie nach Amberg zu ziehen, wogegen Hauptmann Vischer-Kompagnie nach Neumarkt abrückte. Am 4. Juli wurden Ignaz de Castro und am 29. infolge Ab­ lebens des Fähnrichs Freiherr von Closen (15. Juni) Rudolf Eustach Freiherr von Rechberg zu Fähnrichen, beide-einstweilen als aggre­ giert, befördert. Ebenso erhielten Titel und Rang am 22. August Kadett Pierre deClerambaultals Fähnrich, Kadett Louis Oblet als Unter­ lieutenant, am 29. Kadett Claudius d'Avancourt und am 7. Novem­ ber Kadett Judas Thaddäus Franciscus von Aibling als Fähnrich, sämtlich mit reformierter Gage, dagegen am 10. Oktober wieder den vollen Chargengchalt die reformierten Hauptleute Lespilliet und de laColonie de St. Pierre, sowie endlich unser Jnterimskommandant Oberst Hünerbein „in Ansehung seiner zur gnädigsten Satis­ faktion langwierig und treu geleisteten Kriegsdienste und daß er das Regiment verwichene letzte Campagne in Ungarn commandirt." Oberst de laColonie bezog seine Gage mit monatlich 100 fl. und 3 Pferde­ portionen dauernd fort, Oberst vonSchmidthofen nahm im September „in eignen Affairen" einen achtmonatlichen Urlaub nach Kram*). Von der unterm 25. September dem Kriegskommissär Weinzierl D-t-chemmt nach erfolgter Neumontierung der Regimenter anbefohlenen Musterung 6traM6lnfl-

des unsrigen erfahren wir nichts weiter, als daß es gelegentlich der­

selben 193 teils ruinierte, teils im Kaliber ungleiche Flinten mit Bajo­ netten vorwies, welche aus dem Amberger Zeughaus durch Fichtelberger

ersetzt wurden. Nach Vollendung des Kaserneuerweitcrungsbaues in Kemnath hatten laut Ordonnanz vom 16. September die 50 nach Grafenwöhr detachierten Mann der Leibkompagnie bei derselben wieder einzurücken, dagegen ver*) Im gleichen Monat starb Hofkriegsrat und Generalwachtmeister de Focanü

856

VI. Abschnitt.

1,19 anlaßte die enorme Überfüllung der Kasernen in Amberg zu der am 31. Oktober vollzogenen Verlegung der Kompagnien Oberstlieutenant Graf Preysing und Hauptmann Pongratz nach Straubing, wo Costa-Kürassiere eben Platz gemacht.

Graf Preysing geriet alsbald mit der Stadtbehörde wegen Auf­ bewahrung der Thorschlüssel in Konflikt, erhielt aber durch Ordonnanz vom 30. Dezember mit Rücksicht auf das alte Herkommen Unrecht *).

1720. Re°rgLn>i-ii°ns. Trotz der ungünstigen Finanzlage des Landes, oder richtiger gesagt sommifiion. gerade wegen derselben, reiften die Pläne zur Reorganisation der Armee,

welchen wir aus später ersichtlichen Gründen unser Interesse zuwenden müssen, wenn auch langsam, der Verwirklichung entgegen. Fast stets stoßen wir auch in den neuesten Geschichtswerken auf die Auffassung, als habe

bei den bevorstehenden Neuformationen lediglich die äußere politische, nicht aber auch die innere wirtschaftliche Lage Beachtung gefunden, ein Grund mehr, jenem Organisationswerk bis in seine Anfänge nachzugehen. Am 27. Februar 1720 trat eine durch Ordonnanz vom 6. ernannte Kommission9) zusammen, bestehend aus den Generälen Hofkriegsrats­ präsident Freiherr von Rechberg und Marquis Maffei, dem Hofkammerdirektor Unertl, Hofkriegsrat von Wachter und Kriegs­ zahlmeister Dyrr, um Vorschläge zu machen, wie die Ausgaben des „Kriegsstatus" mit den Einnahmen in Einklang zu bringen, jedoch in erster Linie die alten Regimenter zu erhalten wären. Nach den Vorlagen der Hofkammer betrugen die damaligen Militärausgabcn 977257 ff. 7 ft., die mutmaßlichen Einnahmen ca. 700000 fl. jährlich.

Nachdem nun der Kurfürst anderseits die Absicht führte, aus den bisherigen drei Infanterie-Regimentern fünf zu formieren, und sich im Februar die Stärke des Leibregiments auf 1547, von Kurprinz-

1591, von Maffei- 1241, in Summa auf 4379 Mann belief, wird zunächst vorgeschlagen, das Leibregiment auf 1000, die übrigen Regimenter auf 800 Mann zu formieren, zugleich aber die Gagen für folgende Chargen weiter herabzusetzen: Oberst auf 85, Oberstlieutenant 60, Oberstwachtmeister 50, Hauptmann 40 und Regimentsquartiermeister 25 fl. Subaltern- und Unteroffiziere, sowie Gemeine sollten den alten Satz

behalten. *) Das in den Straub. Sammelbl. Nr. 196 S. 782 hieraus abgeleitete Special­ privilegium für Straubing müssen wir im Hinblick auf unsere aktenmäßige Dar­ stellung S. 771 in Abrede stellen. ’) Sitzungsberichte in Kr.-A. D. Kr.-Status 1720.

Max Ernanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

857

Bei der Geringfügigkeit der hieraus thatsächlich resultierenden Er-1720 sparnis wurde in der Sitzung vom 7. April weiter beantragt, Leib-,

Kurprinz- und Maffei-Regiment auf je 2 Grenadier- und 10 Füsilierkompagnien vom Hauptmann ab zu 80 Köpfen, die 2 neuen Regi­ menter aber zu 10 Kompagnien ohne Grenadiere in solcher Stärke zu formieren, „daß die verlangte Ersparung eintrete." Bei der Kavallerie sollten die Kompagnien auf 33 Köpfe einschlüssig der Offiziere herabsinken, und letztere nur noch Jnfanteriegehalt beziehen. Allerdings ruhen nunmehr selbst die Beratungen ein volles Jahr, aber eines geht aus ihnen mit Evidenz hervor: daß die erst 1722 ver­ wirklichten Reorganisationsprojekte sich auf dem Wunsche der Sparsamkeit begründeten und nicht blos in greifbarer, sondern dem Wesen nach gerade in der durchgeführten Form bis ins Jahr 1720 zurückdatieren *).

Vom Garnisonsleben unseres Regiments erfahren wir um Garnisonsleben, diese Zeit sehr wenig. Die mit dem Jahresanfang geäußerte Absicht, die Leibkompagnie nach Amberg zu verlegen, scheiterte momentan nicht blos an dem persönlichen Widerstande unseres Oberstkommandanten de Mercy, sondern auch an den Vorstellungen der Amberger Regierung, „daß die Kasernen sonst gar zu cngst-engig belegt würden". Gleich­ wohl kam die Maßregel wegen des in Kemnath vorhandenen schlechten Trinkwassers im Juli doch zur Durchführung. In das Gebiet der Gesundheitspflege schlägt auch eine am 6. März erlassene Verordnung ein, nach welcher „sowohl die in den Quarnisoncn als auf dem Lande unter den Unterthanen hin und wieder liegende Soldatesca, wenn solche nicht durch liederliches Leben sondern ohne ihre Schuld erkranken wird, in die allenthalben zunächst den Quartieren entlegenen Hospitäler oder Krankenhäuser, allwo die Medicin- und die

Casarmenverwalter bestellt und vorhanden sind gebracht, und die Be­ dürftige Medicamenta, aber keine pretiosa, aus den daselbstigen Appodeggen, jedoch nur soviel was die Doctores oder Chirurgi höchst nöthig zu sein befinden und derentwegen authentisch attestiren können, genommen, mithin crsagte erkrankende Mannschaft mit Ordnung curirt und verpflegt

werden solle". Von der Ende Juli den Kriegskommissären Weinzierl für Am­ berg und Neumarkt, dannAlramb für Straubing anbefohlenen Musterung unseres Regiments erfahren wir im allgemeinen nur, daß auch jetzt noch die Gagen unbezahlt blieben, oder, was so ziemlich dasselbe hieß, nunmehr ausschließlich durch sogenannte Haftbillets gutgemacht *) Diese Vorgeschichte ist auch Gerneth 5. Jns.-Regt. S. 2 Anm. 3 noch un­

bekannt. Staudinger, das t. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

858

VI. Abschnitt.

1720 wurden. Für die beiden Straubinger Kompagnien allein sind Muster­ listen vorhanden, und entnehmen wir ihnen, daß der Stand derselben betrug: am 16. April 391 Musterung 8 Mann;

Köpfe (278 Gemeine) Abgang

seit letzter

August 370 Köpfe (258 Gemeine) Abgang

am 5.

seit

letzter

Musterung 21 Mann. Die Offizierseinteilung war folgende:

Die 2 Kompagnien Kurprinz in Straubing am 5. Angnft 1720. Hauptmann

Kompagnie

Oberstlieutenant»

Pongrah.

Unterlientenant

Obrrlieutenant

Fähnrich

Franz Jakob Potz Joh. Georg Hannas aggr. Joseph von aggr. Joh. Franz Helminger Seiglitz Joh Mich. Gott fr. Franz Karl Hörmann ZelS

Oberstlieutenant Karl Joseph Graf von Prehsing agflt. Johann Lang

Christian Ignaz Fürweger aggr. Joh. Ant. Heinr. Freiherr von Cilla Joh. Joach. Felix Störtz

Joh. Jak.Pongratz*) Franz Rochus So her aggr. Andreas aggr. Joh. Thomas i Halter de Quardi Mathias Wagner Stephan Dnry

Heinrich Franz von Neuhauser aggr. Claudius d' Avancourt

Johann Heinrich Habbach aggr. PeterDula c Johann Levin Pongratz

*) Krank zu Hause.

Bei den Unteroffizieren findet sich eine entsprechend große Zahl von Aggregierten; aus den detaillierten Angaben über Lebensalter und Dienstzeit der Angehörigen der Oberstlieutenant-Kompagnie vermögen wir folgende Tabelle aufzustellen, welche im Vergleich zu der S. 478 für 1704 errechneten nunmehr ein durchschnittlich um einige Jahre höheres 's

!

Dienstzeit

Lebensalter Charge

Zahl

Max.

i Min.

Durch­ schnitt

Durch­ schnitt

Max. Min.

1 38Vs

29

IV- .

14V12

17

18V-

6l/u

V i-

3718

48 V,

19V-

31"/i-

21'/-

3‘/n

87/12

56V,

21

27 Vs

! 21‘/«

20

50Vi

23

Kadetten..........................

2

20

Spielleute und Gefreite .

23

Fourierschützen und Ge­ meine ..........................

135

Unteroffiziere

....

:

*/.

1

4V«

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

859

Lebensalter, für Unteroffiziere annähernd gleiche, für Gemeine um1,20 1 Jahr längere Dienstzeit ergibt: ein Beweis, daß die Armee nicht blos im Offizierscorps, sondern auch in der Masse der Unteroffiziere und Gemeinen gealtert war. Für die starke Desertion wird in einem Erlaß vom 24. Juli als

Hauptursache angeführt, daß gerade bei unserm Regiment „der ungehinderte Wahn eingeschlichen sei, daß jene Leute, welche Gott- und Pflicht-vergessner Weise ausreißen, aber als Landeskinder bei ihren Eltern und Befreundeten, mithin im Vaterland verbleiben, nicht sollten mit der von den scharfen Kriegsrechten und dem Artikelsbrief auf solch mein­ eidiges Davongehen geschlagenen Leibes- und Lebensstrafe angefochten werden können," eine Meinung, die Oberst Hünerbein gründlich zu zerstören Auftrag erhält, wie denn auch die von ihm den Jesuiten in Amberg eigenmächtig zugesprochene „Freiheit" d. h. Asylberechtigung die

höhere Anerkennung nicht findet.

Auch sonst erscheint die Disziplin in der Armee gerade nicht im Stadium der Festigung begriffen. Abgesehen von den insbesondere bei der Kavallerie häufigen Angriffen auf das Eigentum des Bürgers, Plünderung von Bäckerläden rc., wie sie durch die wachsende Not ver­ anlaßt werden, machten Gemeine nicht minder wie Offiziere wieder „aus dem Duelliren und Balgen gleichsam eine Profession", weshalb unterm 9. Dezember eine verschärfte Neuausgabe des letzten am 1. Oktober 1701 erlassenen Duellmandats erschien *). Sicher ist, daß selbst die strengsten Maßregeln ihren Zweck in dieser

Richtung verfehlten; dagegen finden auch wir keinen direkten Beweis für Münich's Behauptung, die Offiziere hätten das Gesetz dadurch un­ geahndet umgangen, daß bei Streitigkeiten zwischen Angehörigen ver­ schiedenen Rangs beide Teile ihre Entlassung nahmen, sich schlugen und nachher durch Abstimmung des Offizierscorps ihre Wiederaufnahme erreichten —, es müßte denn darin die uns unbekannte Ursache eines

im Jahre 1722 vorkommenden Aus- und raschen Wiedereintritts eines Offiziers liegen.

Neben dem Duellmandat erging am 6. August auch ein erneuertes „Generale wider das Plänkeln, Jagen und Fischen" mit der „ausdrück­ lichen Communication, daß S. chf. Drchl. auf den Effect obacht geben und den nächsten übertretenden Offizier, der sich des Jagens und Fischens nicht enthält, ohne einiges weitere Anhören wirklich cassircn, den Gemeinen aber mit allem Nachdruck recht exemplarisch bestrafen lassen werde." •) Ausführliche Besprechung bei v. Hoffmann 4. Jnf.-Regt. S. 136. 56 •

VI. Abschnitt.

860

Personalien.

Unter den Personalnachrichten dieses Jahres stehen int Vordergrund des Interesses der in der ersten Hälfte desselben, vermutlich im Mai eingetretene Tod unseres früheren Obersten und Regimentskommandanten,, nunmehrigen Generalwachtmeisters Ferdinand Joseph Graf von Tausf-

kirchen'), sodann die am 28. April mit Wirksamkeit vom 1. unter den

üblichen Belobungsausdrücken erfolgte Versetzung unseres aggregierten Obersten Edmund Graf von Butler zum Regiment Maffei an Stelle des freiwillig ausgeschiedenen Jnterimskommandanten Oberst

Graf Chabannes.

Wie bekannt, war Graf Butler mindestens

seit 1717 vom Regimente beurlaubt gewesen. Ferner erhielten am 5. Januar Oberlieutenant Heigel Titel und

Rang als Kapitänlieutenant, am 9. Februar Kadett Clement Demanne

als Fähnrich, und am 25. der bisher mit Wartegeld angeschaffte Haupt­ mann Simon Melchior Schafnitz einen aggregierten Hanptmannsplatz im Regiment. Fähnrich von Neoville avancierte am 5. August zum aggregierten Hauptmann, und für ihn der Edelknabe Antonio Maria Gravisi Marchese di Pietra Pelosa zum Fähnrich vom 1. ab. Hauptmann Pongratz starb am 22. Dezember, wie es scheint nach

längerem Leiden.

Oberst Graf von

Tauffkirchcn.

Ferdinand Joseph Xaver Maximilian Graf von Taufffit d) en2) entstammt einem der ältesten, edelsten und um Dynastie und Staat bestverdienten hohen Adelsgeschlechter Bayerns. Eine allerdings durch gleichzeitige historische Dokumente bis jetzt nicht belegte Familien­ tradition führt das seit den sriihesten Zeiten turnier- und stiftsfähige Haus auf „Wilbold den Tauffkircher" zurück, der Sage nach einen edlen Italiener Namens Bonaventura aus Verona, welcher von Kaiser Heinrich I. im Jahre 933 in seinen blauen Wappenschild ein rotes Feld mit silbernen! Pfahl für die Tapferkeit und den Heldenmut erhielt, womit er sich unter Herzog Berthold von Bayern im Kampfe gegen die Hunnen bei Merseburg ausgezeichnet hatte. Urkundlich findet sich das Geschlecht seit Ende des 12. Jahrhunderts vor; die nachweisliche Aszendenz vermag es bis Walther II. (f 1315) zurückzuführen, dessen Ururenkel Georg (f 1489) und Christoph II. Stammväter der beiden Hauptstämme Guttenburg und Klebing wurden, von denen der erstere im 17. Jahrhundert erlosch, der letztere heute noch blüht und sich mit Wolf Christoph I. und Burkhard II. in zwei Hauptlinien, später auf Jbm und Guttenburg genannt, spaltete. Burk­ hard's Söhne Hochprand und Wolf Christoph II. stifteten zwei l) Auch General Wolframsdorff starb Ende Oktober. s. S. 578, Anm. 2.

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

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Unterlinien; die eine starb mit H ochprand's Enkelin Viktoria, der Ge­ mahlin unseres Obersten aus, während die zweite Fortsetzung fand durch Hans Wolfgang, geboren 1640, seit 19. April 1684 Reichsgraf von Tauffkirchen, Herr auf Engelburg, Katzenberg und Tittling, Hofrat und Pfleger zu Schärding, später Vizedom zu Burghausen, vermählt am 17. Februar 1666 zu München mit Eleonora Katharina, des Georg Christoph Närringer Freiherrn von Jahrsdorf und der Anna Regina Freiin von Galier Tochter, Hofdame der Kurfürstin Marianne von Bayern. Hans Wolf hinterließ 4 Söhne; der älteste, Ferdinand Joseph, war unser Oberst, welcher durch die Heirat mit seiner Enkelnichte Viktoria, Tochter des Wolf Joseph, kurfürstlichen Geheimrats und Hofratspräsidenten und der Maria Magdalena, geborenen Gräfin Fugger von Kirchberg und Weiß en Horn, nach seines Schwiegervaters 1697 er­ folgtem Tode Herr auf Guttenburg re. wurde. Ferdinand Joseph Graf von Tauffkirchen, Herr auf Katzen­ berg und Engelburg, kurf. Kämmerer, am 3. Dezember 1668 vermutlich in Schärding geboren, scheint schon früher einige Zeit in bayerischen oder vielleicht auch kaiserlichen Diensten gestanden zu sein, ehe er am Tage des feierlichen Einzugs Max Emanuel's in der bezwungenen ReichsstadtUlm, durch Dekret d. d. Offenhausen, 14. September 1702 „in Ansehung seiner uns bekannten guten Conduite und habender Kriegsexperienz" als wirklicher Generaladjutant Anstellung erhielt.

In dieser Eigenschaft beteiligte er sich zweifellos an den letzten auf jenen kühnen Handstreich folgenden Operationen von 1702 in Schwaben, welche hauptsächlich die Vereinigung mit der französischen Armee bezweckten, sowie 1703 an dem glücklichen Sturme auf Neuburg und dem gleich einem Unwetter niederfahrenden Überfall der Austro-Sachsen bei Schardenberg und Eisenbirn, dessen freudige Kunde er dem Oberst Maffei überbrachte, als derselbe nach dem Gefechte von Dietfurt bis in die Nähe von Regens­ burg zurückgewichen. Damit dürfte auch seine Anteilnahme an dem Treffen von Schmidtmühlen-Emhof feststehen, woraus sich Max Emanuel bekanntlich abermals gegen den Schwarzwald wandte, um die Vereinigung mit Villars zu

vollziehen. Kaum war dieselbe gelungen, so finden wir durch Dekret d. d. Wib­ lingen, 19. Mai, den Kämmerer und Generaladjutanten Ferdinand Graf von Tauffkirchen „in Ansehung seiner jetzigen und vorhin schon geleisteten Kriegsdienste auch hierunter jederzeit verspürten guten Con­ duite zum wirklichen Oberstlieutenant beim General-Feldmarschalllieutenant Graf Monastrol-Dragonerregiment gnädigst declarirt." Der bald darauf folgende Einbruch in Tirol gab Tauffkirchen neue Gelegenheit zur Auszeichnung. Zunächst wirkte er nach der Besetzung von Hall als Kommandant *Der Avantgarde bei dem Überfalle mit, welchen Oberst-

862

VI. Abschnitt.

lieutenant Frankenreither gegen den Entführer der Schätze von Ambras mit allerdings ziemlich negativem Erfolg unternahm, dessen Verlauf jedoch sich zu einem erbitterten und blutigen Gefechte entwickelte (vgl. S. 417.) In ge­ fahrvollste Lage geriet er aber, als er zwei Tage später, am 27. Juni, mit 100 Dragonern das kleine Detachement zu begleiten hatte, mit welchem Generalwachtmeister Marquis de Novion über Landeck, Finstermünz und Graubünden die Verbindung mitVendome suchen sollte. Die schwache Schaar erlag bekanntlich (vgl. S. 419) dem tückischen Hinterhalte des Pflegers Sterzinger bei Pontlatz und Landeck, so daß sich nur 23 Mann, darunter Tauffkirchen, nach Zams retten konnten, wo sie fast zu Tode gehetzt die Waffen strecken mußten.

Wann und wie Tauffkirchen seiner traurigen Gefangenschaft ledig wurde, ist uns unbekannt, wir begegnen ihm erst wieder, als er am 10. Juli nach Oberst Arco's Heldentode am Schellenberg seine Beförderung zum Oberst und Kommandanten unseres Regiments mit Wirkung vom 1. erhielt. Die Zeiten froher Siege, da der Kurfürst noch wie der Blitzstrahl niederschmetterte auf die von allen Seiten andringenden Schaaren seiner Feinde, waren längst zu Ende; unserm Obersten blieb nur noch die trübe Genugthuung, das schon halb zertrümmerte Regiment auf der unheilvollen Wahlstatt von Höchstädt zum letzten Verzweiflungskampfe um die Freiheit der heimischen Erde zu führen.

So ist seine Person mit einer der traurigsten Perioden unserer Ge­ schichte aufs engste verknüpft, aber wie Kurprinz-Regiment auch jene Prüfung mit unbefleckter Fahne bestand, wird der Name Tauffkirchen für alle Zeiten in unsern Reihen als Symbol aufopfernder Pflichterfüllung und unentwegter Treue fortleben.

Unter seiner Führung nahmen endlich die schwachen Reste unseres Regiments den aus der allgemeinen Schilderung (S. 541 f. und 576 f.) bekannten Rückzug nach den Niederlanden, um aufs neue organisiert, in Mons zu überwintern.

Dort erhielt Tauffkirchen am 24. Januar 1705 als Nachfolger desMarquisdeBeauvau seine Ernennung zum Kommandanten der Kara­ biniersgarde, in welcher Eigenschaft er in jenem unglücklichen Treffen focht, als am 18. Juli Max Emanuel mit zumeist bayerischer Kavallerie Marlborough's Einbruch in die Merdorper Linien vergeblich aufzu­ halten suchte. Geriet Oberst Tauffkirchen hierbei abermals in Gefangenschaft, so werden seine Verdienste durch ein schon am 28. Juli erlassenes Dekret sichtlich gewürdigt, wonach er „aus seinen besondern Ursachen" statt der bisherigen Gage von monatlich 200 fl. das Doppelte genießen sollte. Auch diesmal wissen wir die Zeit seiner Befreiung nicht anzugeben, ver­ mögen ebensowenig zu konstatieren, ob er 1706 die Schlacht von Ramillies wieder mitkämpfte, in welcher die Karabiniersgarde schwere Verluste erlitt.

Max Emanuel's letzte Negierungsjahre 1719—1726.

863

Ohne Zweifel stand er von 1707 an wieder an der Spitze seiner Gardeeskadron und war an dem ereignisarmen Feldzuge in den Nieder­ landen, sowie 1708 an den Operationen an Saar und Mosel beteiligt, worauf das bayerische Corps im Juli sich an den Rhein zurückwandte. Die Karabiniers nahmen alsdann das Winterquartier in Mons, von wo auch sie höchstwahrscheinlich den verunglückten Zug gegen Brüssel mit­ machten. 1709 focht er in der Schlacht von Malplaquet, worauf er, in Toul überwinternd, am 7. April 1710 mit Wirkung vom 30. März zur Funktion als Brigadier befördert erscheint.

Bezüglich der Feldzüge 1710 in den Niederlanden und 1711 am Oberrhein können wir auf die allgemeine Schilderung verweisen; im No­ vember des genannten Jahres aber erhielt Tauffkirchen das Kommando des durch den Tod seines bisherigen Inhabers erledigten Kürassierregiments L o c atelli.

An der 1712 eingetretenen günstigen Wendung des Kriegsglücks nahm sicher auch er mit seinem Regimente, obzwar der Natur der Sache nach bei den wiederholten Belagerungen weniger direkten Anteil; aus dem Winter­ quartiere Metz an den Rhein abmarschiert, wohnte er jedoch 1713. nachdem die bayerische Kavallerie während der Belagerung von Landau längere Zeit bei Offenburg an der Queich gelegen, den letzten Entscheidungs­ kämpfen um Freiburg im Verbände des Einschließungscorps persönlich nicht mehr bei, da er infolge eines äußerst schmerzhaften Steinleidens sich Ende August von Prinz Eugen freies Geleite zum Besuche des Bades Ems erbitten mußte. Die lange Pause bis zum endlichen Abschluß des Friedens verbrachte die Kavallerie im Herzogtum Luxemburg; nach der Heimkehr ins Vaterland aber wurden Tauffkirchen-Kürassiere am 15. Juni 1715, unter Abgabe einer Eskadron un das Regiment Po 1h in ein unberittenes DragonerRegiment „reduziert", und wahrscheinlich gleichzeitig deren Inhaber zum Generalwachtmeister befördert.

Körperliches Leiden dürfte der Grund gewesen sein, daß Graf Tauffkirchen, seit 1716 andauernd beurlaubt, 1717 dasRegiment, dessen Jnterimskommando sein Bruder Johann Joseph führte, an Max Emanuel's dritten Sohn, Herzog Ferdinand, abtrat, worauf das Dekret vom 19. August verfügte, daß er „gleichwohl das Tractament als Generalwachtmeister ohne Unterbruch fortzugenießen habe." Die letzten Jahre verbrachte er aller Wahrscheinlichkeit nach auf seinen vorwiegend im Innviertel gelegenen Gütern, wie er denn auch 1720 in der Nähe von Burghausen, vermutlich im Mai, das Zeitliche segnete. In einer Ordre vom 1. Juni wird Tauffkirchen als „unlängst verstorben" genannt, in einer andern verfügt, aus seiner Hinterlassenschaft das „dem alten Herkommen nach" der Generalität gebührende Pferd oder 400 fl. abzuliefern.

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VI. Abschnitt.

Graf Ferdinand Joseph hinterließ 3 Kinder: Guido Joseph, geboren 1694 und unvermählt gestorben, Maria, geboren 1695, später verehelichte Gräfin Wahl und Maria Anna, geboren 1696, ebenfalls unverheiratet gestorben.

Da das gleichzeitige Auftreten von 4 Brüdern in der Armee leicht zu Verwechselungen führen könnte, sei es gestattet, auch über die 3 andern einige Notizen anzufügen: 1. Maximilian Joseph, geboren 11. März 1670, später kurfürst­ licher Kämmerer und Großkomthur des Ritterordens vom heiligen Georg, nach seines Neffen Guido Tod Erbe der Herrschaften Guttenburg, Engel­ burg und Katzenberg, heiratete 1713 Maria Ludwiga d'Anneux, Marquise de Wargnies und Fürstin von Barbanyon, aus welcher Ehe 3 Kinder entsprangen. 1694 Rittmeister im Kürassierregiment Areo, wird er später Oberstkommandant der Gardes-Grenadiers ä, cheval, als welcher er am I.Mai 1710 zum Brigadier und März 1714 zum Generalwachtmeister vorrückt; am 1. Januar 1715 verzichtet er auf die Oberstenstelle und erhält darauf 1715 den Statthalterposten von Ingolstadt. In dieser Eigenschaft wurde er am 10. März 1721 zum wirklichen Feldmarschalllieutenant befördert und starb am 13. September 1736. 2. Johann Joseph, geboren 1675, wurde 1688 Kanonikus von Freising, 1696 zweiter Kanonikus von Regensburg, resignierte nachher beide Würden und trat in Militärdienste. Kurfürstlicher Kämmerer und Haupt­ pfleger zu Pernstein, heiratete er 1716 Antonia von Neuhaus, mit berent Enkel jedoch die spätere Fuchsberger Linie wieder erlosch. Von 1703 ab Generaladjutant, als welchen wir ihn S. 407 kennen lernten, wurde er mit Wirksamkeit vom 1. Dezember 1707 bei L ocatelliKürassierregiment als Oberstlieutenant aggregiert, erhält im Mai 1711 den Titel, und 1. August 1712 auch die Gage als Oberst in seines Bruders Regiment, in welchem er nach der Umwandlung in ein Dragonerregiment und Übergabe an Herzog Ferdinand den Türkenfeldzug 1717/18 als

dessen Kommandant mitmachte, worauf er 1719 mit dem Regiment in kaiser­ liche Dienste übertrat, jedoch, nachdem er inzwischen eine bayerische Pension fortbezogen, am 11. März 1723 wieder zum kurfürstlichen Generalwacht­ meister mit Wirkung vom 20. Dezember 1722 ernannt wurde und auch seinen Wohnsitz in Bayern nahm.

3. Emanuel I oseph, geboren 1679, Deutschordensritter der Ballei Franken und kurfürstlicher Kämmerer, als Generalwachtmeister unvermählt gestorben, wurde 10. April 1698 Körnet bei Rittmeisters Montopani Karabinierskompagnie, erhielt 1. Dezember 1700 unter gleichzeitiger Be­ lassung in jener Stelle die durch den Tod des Obersten Lützelburg erle­ digte Kompagnie beim Regiment Kurprinz. 1702, 1. Juli, als Haupt­ mann zu den Gardes-Grenadiers versetzt, wird er 1703 als Oberstlieutenant in der Schlacht von Höchstädt-Schwenningen verwundet, ist 1707 zweiter

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

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Kommandant jener Garde und später, als Nachfolger seines Bruders Max, Oberstkommandant derselben, in welcher Eigenschaft er den Feldzug 1717 ehrenvoll mitmachte. Nach einigen Jahren zum Generalwachtmeister befördert, mußte er 1724 die Grenadiereskadron zur Bildung des Dragonerregiments Minucei abgeben, erhielt dagegen die Stelle als Kapitän der Leibgarde der Hartschiere. Quellen: Familiennachrichten, Feld- und Hofkriegszahlamtsrechnungen, Konc.Prot., Akten des Geh. St.-A., Ldsh. Pap., Maffei Mem., St. Bibl. Eur. 390/50 und Goth. Taschenb.

1721. Zunächst konzentriert sich unser Interesse wieder auf die Personalien. Personalien

Aus einem Dekret vom 25. Februar entnehmen wir, daß „die bei KurprinzRegiment auf beschehenes Quittiren des Oberst de la Colonie vacant gewordene Compagnie dem Oberst und dermaligcn Commandanten er-

sagten Regiments Augustin von Hünerbein mit dem Bedeuten gnädigst verliehen wurde, gedachte Compagnie sogleich zu übernehmen und künftighin seine Compagnie zu nennen". Den eigentlichen Ent­ lassungstermin Oberst de la Colonie's erfahren wir nur indirekt als

den 1. Januar, von welchem Tage an sein zurückgefallenes „völliges" d. h. etatmäßiges Oberstcntraktamcnt auf den bisher mit Oberstlieutenants­ gage verpflegten Oberst Nikolaus Dufay des Leibregiments über­

geht. Unserm Oberlieutenant Zels, „der sich bereit erklärt hat, des verstorbenen') Kriegscommissärs Pernlochner Wittwe zu ehelichen und ihres Mannes sei. Rechnung zu vertreten und auszumachen, wird deshalb das Kriegs- und Verpflequngscommissariat im Rentamt Straubing gnädigst conferirt und ist derselbe beim Regiment, nachdeni er quittirt, als Kriegscommissär zu respectiren". Grenadieroberlieutenant Pomet erhält am 14. Februar Titel und

Rang als aggregierter Hauptmann vom 30. Oktober 1720 ab, die durch Hauptmann Pongratz' Tod erledigte Füsilierkompagnie wird am 17. März dem bisherigen aggregierten Hauptmann de Neoville vom

1. Januar ab verliehen: der aggregierte Unterlieutenant Lauth stirbt l) Gelegentlich erwähnen wir des Hinweises eines gleichzeitigen Generales „daß die privilegirten Soldatentestamente, welche nur im Beisein von 2, ev. von gar keinem Zeugen aufgerichtet werden, nur im Felde gestattet sind, daß dagegen in Garnison

und Quartier, wenn das Vermächtnis nicht ad pias caueae, wozu 2 Zeugen genügen, gemacht, oder da das Vermögen sonsten von gar geringer Importanz sein würde,

neben andern Solemnitetcn entweder ein Testament mit 7, oder ein Codicill mit 5 Zeugen errichtet werden müsse".

Konc.-Prot.

866

VI. Abschnitt.

1721 am 29. März zu Neumarkt; am 15. April endlich wird dem Regiments­

quartiermeister Steiner das volle Hauptmannstraktament ab 1. Januar

Segmente Kommandant.

bewilligt. Schon längere Zeit leidend, hatte sich unser Regimcntskommandant,

Feldmarschalllieutenant de Mercy, welcher die letzten Jahre in Neu­

markt domizilierte,

begleitet vom Feldscherer der Leibkompagnie am

Anfänge des Sommers in seine Vaterstadt Metz begeben, wo er am

28. August verstarb. Das erledigte Regiment Kurprinz wurde sodann am 6. November dem Generalwachtmeister Heinrich Vambes de Florimond durch

folgendes Dekret verliehen: „Nackdem I. chfl. Drchl. Dero durch den Todesfall des GeneralseldmarschallLieutenants Joseph de Mercy vacant gewordenes C hurprinz isches Regiment zu Fuß Deroselben Generalwachtmeister Heinrich de Florimond in Ansehung seiner zu gnädigster Satisfaction langwierig treu geleisteten Kriegsdienste und hierunter erworbener Kriegserfahrung mit dem im letzten Reglement ausgeworfenen völligen Generalwachtmeister-Iractament vom 1. des verwichenen Monats September specialiter gnädigst conferirt, und dem dermaligen Commandanten Augustin von Hünerbein sub hodierno solch gnädigste Ordre zufertigen lassen, nicht nur für seine Person ihn F l o r i m o n d für seinen Commandanten zu erkennen und gebührend zu respectiren, sondern derentwegen dem Regiment gewöhnlicher massen den Vortrag zu thun, und solches mit gleichem Respect an ihn zu weisen, als haben es Höchst­ gedacht S. chfl. Drchl. ihm Generalwachtmeister hiemit zur Nachricht geben wollen..."

Florimond scheint nach seiner Ernennung noch längere Zeit außer Landes, resp, nicht in München oder einer der Garnisonen unseres Regiments gewesen zu sein. Am Tage seiner nominellen Kommando­ übernahme zeigt dieses folgende Offizierseinteilung:

Das Nkgimrnt zu Fuß Kurprinz am 6. November 1721. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimentsstab: Oberst-Kommandant: Generalwachtmeister Heinrich Vambes de Florimond. Zweiter (Interims-) Kommandant: Oberst Augustin von Hüner­ bein. Titular-Oberst: Wolf Heinrich von Schmidthofen. Oberstlieutenant Joseph Karl Graf von Preysing. aggr. Oberstlieutenant: Johann Philipp Gauthier. Oberstwachtmeister: Johann Leonhard de Friderico. Regimentsquartiermeister: Hauptmann Johann Friedrich Steiner Regimentsauditor: Joseph Trauth. Regimentsadjutant: Thomas Reindl. Regimentsseldscherer: Louis Abarel. Proviantmeister: Franz Stingl. Profos: Feldwebel Claudius Viard. Regimentstambour: Jakob Mondschein.

867

Max Emanuel's letzte Regieryngsjahre 1719—1726.

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

UiUerlieutenant

Hippolyte Poire

aggr. Marku- Anton

Fähnrich

Franz Joseph Anton

von Mallknecht Grenadier.

aggr. Peter d' Add az

(Amberg)

de Corseigne

Ignaz Schwarz -

Urban

Claudiu- Franz Pomet

Generalwachtmeister

Johann Joseph

de Florimond

Molzer von

beim Stabe

Leib-

(Amberg)

Brambach

Kapitänlieutenant

aggr. Sylv. Mart-

Wolfgang He igel

Steiner

Franz Berthun

Dietrich Engelb.

ziScus von

Schwerins

Aibling

Oberst von HünerBrin beim Stabe Oberst« (Amderg)

aggr. Johann Lorenz

Johann Kaspar

Werkstätter

Sauer

Franz Martin de l a

Joh. Franz Martin

de la Colonie aggr. Louis Oblet

Colonie de

Franz Jakob Post

s i n g beim Stabe

aggr. Joseph von

aggr. Johann Lang

S eiglitz

Simon Melchior

Hannas

Heinrich Franz

von Neuhauser

Franz Karl

d'A vancourt

de Friderico beim Stabe

(Amberg)

aggr. Philipp Joseph

Lespilliet

Johann Baptist Garcia.

Garcia de Leon

(Neumarkt)

aggr. Philipp Konrad

de Lorme

aggr. Claudius

Hörmann

S ch a f n i tz

Oberst.

Ranson

PeterdeClSram-

aggr. Franz Helminger

Oberstwachtmeister

Wachtmeister.

aggr. Francois

Johann Georg

Oberstlieutenant Graf von Prey-

(Straubing)

Franz de Thiolar

bault

St. Pi erre

Oberstlieutenant.

aggr. Juda-

Thaddäus Fran-

David U t e fdi aggr. Joseph Ertl

Johann Christoph von Schönheinz aggr. Simon Koch

i

Philipp Kreitter

aggr. Lorenz Albrecht

von Schönheinz

Johann Francois de

Morcourt aggr. Franz Anton

von Schönberg

Joseph von WaLbrück

aggr. Ignaz de

Castro

Franz XaverKoch aggr. Jos. Ant.

BennoSchreiber

Clement Demanne

Johann Max Freiherr von Joseph Ignaz

Johann Jakob

Bischer«

Bischer

Thiboust

Benedikk Meinrad

(Neumarkt)

aggr. Johann Martin

aggr. Joseph Karl

Meichel

de la Colonie

von Amann

Presser aus Hohenperndorf

aggr. Rudolf

Eustach Freiherr

von Rechberg

Christian Ignaz

Fürw eger

Peter Ludwig de

Neoville. (Straubing)

N e oville

Franz RochuS So her aggr. Jos. Ant. Hein­

aggr. Johann Thomas aggr. Andrea-Halter

de Quardi Stephan Dury

Mathias Wagner

rich Freiherr

Johann Heinrich Habbach aggr. Peter

von Cilla

Dulac

Joh. Joach. Felix

Joh. Levin Pon-

Stö rtz

gratz

Fähnrich Freiherr von Lützelburg „kam bis 31. August 1722 zu Amberg in den Gagelisten auf ä parte - Schein ein". Nicht ausgewiesen sind: aggr. Haupt­ mann Freiherr von Weichs, Unterlieutenant Freiherr von Leyden, die Fähnriche Vogl und Marchese di Pietra Pelosa (letztere beide s. später).

868

wotftanb.

VI Abschnitt.

Nachgerade hatte die Notlage in unserem Rcgimcntc einen solchen

Umfang angenommen, daß sich Oberst Hünerbein auf Andringen sämtlicher Offiziere unterm 5. Februar zu einer Vorstellung genötigt sah, in welcher er zunächst die Erfolglosigkeit eines im voraus geneh­ migten Anlehensversuches bei den reichen Klöstern Ambergs und seiner

Umgebung meldete, dann aber auch über die grobe Rücksichtslosigkeit

der Einwohnerschaft bitterste Klage führte, „daher er in größten Sorgen stehe, daß bei noch längerem Ausbleiben der Gelder eine desordre zwischen den Offizieren und Bürgern vorgehen möchte". Und dennoch vermochte der gute Geist unseres wackern Offiziers­

corps jeden Ausbruch der Mißstimmung soweit zurückznhalten, bis endlich der Eingang neu ausgeschriebener Steuern allmähliche Besserung in die

Finanzlage brachte, und nachdem im April ein Monatgeld bezahlt war, am 17. September die Weisung an die Regierung in Amberg abgehen

konnte, „unter Zurückstellung aller andern Ausgaben und mit Unter­ lassung jeden Einwandes den sämtlichen Offizieren zwei Monate ohne die 10tägigen Gelder für die Gemeinen zu bezahlen, welche allezeit richtig folgen". In einem sonderbaren Kontrast mit solchen düsteren Bildern aus Amberg, wo überdies die „vielen vagirenden lüderlichen und leichtfertigen" Dirnen starken Einfluß auf die Desertion der Mannschaft übten, steht das Leben jener nicht geringen Anzahl vornehmlich aggregierter Offiziere, welche oft monatelang in München Zerstreuung suchten. So rügt ein uns vorliegender Erlaß, „daß sich die Offiziere unterstehen in der Residenz­ stadt in denen Wirths- und förderist Kaffeehäusern nicht nur ganze Nächte und bis in den Tag hinein zu sitzen, sondern hin und wieder zu spielen, sodaß hiedurch, wie die Experienz bereits ergeben, allerlei Ungelegen-

heitcn und Gott mißfällige Sachen beschehen". Da die Cofcwirte sich auf die Offiziere hinaus redeten, welche sich nicht ausschaffen ließen, wird letzteren befohlen, „sich nach Mitternacht in denen Kaffee-, Wirths­ und andern dergleichen Häusern des tätigern Sitzens, Zechens und Spielens, wodurch sie zu Zeiten nur ihren Respect selbst verlieren, zu enthalten", das Hauptaugenmerk der Vorgesetzten aber auf die aus­ Religiöser Leben.

wärtigen Offiziere gelenkt. Bereits am 25. März 1720 hatte Papst Clemens XI. eine Bulle erlassen für die Aufnahme der unter dem Titel Mariä Opferung er­

richteten Militärischen Kongregation sowohl des in Ingolstadt liegenden Regiments Kurprinz (3. Bataillon) als auch der bei der Statt­ halterei stehenden Oberoffiziere *). *) Münich, Bayer. Armee S. 39. — solche Kongregation.

1725 existierte auch in Amberg eine

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

869

In einer Zeit, deren Tendenz zur religiösen-Einkehr sich mit feer 1721

Erbauung der Magdalenen - Kapelle in Nymphenburg kennzeichnet, ist stärkere Betonung des kirchlichen Lebens in der längst wieder von allen andersgläubigen Elementen gesäuberten Arinee wohl selbstverständlich.

Werden nun z. B. die Fastengebote7) mit aller Strenge aus 3 Tage der Woche und überdies auf die ganze Charwoche ausgedehnt rc.,

so erregt unser besonderes Interesse die unter dem Schutze jener Bulle erfolgende Ausbreitung des Kongregationswesens in der Armee, über dessen Organisation wir ebenfalls noch aus jenen Jahren, da unser 3. Bataillon in Ingolstadt garnisonierte, nachstehende Notizen2) erhalten: „Unter dem Titel Mariä Opferung bestand um's Jahr 1719 in Ingolstadt eine militärische Kongregation; Präfekt derselben war der

Statthalter, neben dem zwei Stabsoffiziere als Assistenten fungierten, und dem zwei Sekretäre und 16 Konsultatores, sämtlich Offiziere und Militärbeamte, beigeordnet waren... Der geistliche Vorsteher der Kon­

gregation hatte den Titel Präses und war gegen eine jährliche Remune­ ration von 10 fl. verbunden, monatlich der gesamten Garnison eine wohlausgearbeitete Predigt zu halten, alle Wochen einmal den minder­ jährigen Soldatcnjungen in der christlichen Religion Unterricht, kranken und sterbenden Soldaten aber geistlichen Trost zu ertheilen, Gesunde Beichte zu hören, zum Tode Verurtheilte vorzubereiten und die Betstunden zu leiten. Von Zeit zu Zeit fandey von der ganzen Garnison ver­ anstaltete Prozessionen statt; hiebei trugen zwei Oberstlieutenants das Pluviale und 4 Hauptleute den Himmel, nebenher schritten ein Feld­ webel, ein Korporal und 24 Grenadiere mit aufgepflanztem Bajonete und der Mütze unter dem Arme Wie jedoch aus solchen Bestrebungen rasch manche Unzukömmlich­ keiten sich entwickelten, möge der folgende aus dem laufenden Jahre stammende Erlaß beweisen: „Beim churf. Hoskriegsrath hat man des P. Amadei Ord. Eremit. S. P. Augustini et confratemitatis 8. 8. Mauritij et Magdalenae Praesidis demühigstes

Memorial empfangen.

Nun erinnert man sich von selbst ganz wohl, was wegen

der neuaufgerichteten 8. Mauritij et Magdalenae Bruderschaft vor ein gnädigstes Specialdecret ergangen sei, das auch diesen Orts aller Wege gehalten werden soll. Zudem ist dann nicht nur dem GarnisonsPater sondern auch denen Ossizieren bedeutet worden, daß sie keinen dahinsterbenden Soldaten zur Machung anderer Dispositiones

persuadiren, sondern jedem seinen freien Willen lassen sollen.

Daß man übrigens

*) Ausfallend ist es, daß die bis dahin fast alljährlich zu findenden Gesuche um Fastendispens für die Mannschaft auch stets mit der „großen Kostbarkeit" der Fasten­ speisen motiviert werden.

*) Magistratsrat Ostermaier im Unterh.-Bl. der Jng. Ztg. 1878. Nr. 35. S. 139. „Notizen über die Militärverhältnisse der Stadt Ingolstadt".

870

VI. Abschnitt.

i72i auch zur Einschreibung in diese Bruderschaft die churfürstlichen Militärpersonen dann die sterbenden Soldaten gleichsam durch Zwang anhalten lassen solle, damit ihr wenig hinterlassenes Vermögen gedachter Bruderschaft zukomme, solches will diesen Orts fast

einestheils und in epecie dies nicht wenig befremden, daß derselbe sogar eine aus­ führliche Specification über die aus den Beinen habenden Truppen so keck verlangen dürfe, deren Starke ihm und wohl auch andern gar nicht zu wissen nöthig ist, zudem gedachter P. Praeses im übrigen von selbsten weiß, daß Jeder einen freien Willen

haben muß und ein dahinsterbender vor seinem Ende mit dessen Vermögen nach eignem Gefallen und wohin ihn sein eignes Gemüth leitet, disponiren könne; jedoch sieht man von selbst gern, daß diese löbliche Bruderschaft erhalten und immer ver­

mehret werden möge ..."

Formation.

Zur Ergänzung des durch die Desertion ziemlich gesunkenen Effektiv­ standes- der 3 Infanterie-Regimenter ward am 3. Januar die Wieder­ aufnahme der Werbung jedoch ohne Trommelschlag verfügt. Auch die 1720 ernannte Reorganisationskommission begann am 23. April ihre Thätigkeit wieder. Als weitere Ersparungsmaßregel kam die Umbildung der Gardes Karabiniers und Grenadiers in ein Dragoner­

regiment von 10 Kompagnien zu 19 Köpfen in Betracht. Am 28. April unterbreitetes die Kommission zu Nymphenburg

dem Kurfürsten ihre Vorschläge; dieser genehmigte noch am selben Tage: daß die fünf Infanterie-Regimenter dem früheren Anträge gemäß „ehistens zu formiren seien", und verlieh das eine der beiden neuen dem Feldmarschalllieutenant Franz Graf von Seiboltsdorf, das andere dem Hofkriegsrat Generalwachtmeister Wilhelm de Cano. In die zwei neuen Regimenter seien die „dritten Bataillone" von Leib- und Kurprinz-, sodann das von Maffei-Regiment einzuteilen, beide aber jedes zu 10 Kompagnien und 500 Mann zu formieren. Kurprinz solle nach Landshut und Straubing, Maffei nach Amberg, Seibolts­ dorf und de Cano nach Ingolstadt in Garnison kommen. Da jedoch eine genauere Berechnung des künftigen Armeebudgets nochmals die Summe von 933000 fl. auswies, der Kurfürst aber

von der Beschränkung auf 700000 sl. durchaus nicht abweichen wollte, so ging der ganze Reorganisationsvorschlag wieder an die Kommission

zurück und ruhte nun bis zu seiner praktischen Durchführung länger als ein neues ganzes Jahr.

Nichtsdestoweniger blieben die Sanktion vom 28. April 1721 und die auf dieselbe basierten Personalernennungen im allgemeinen in Kraft, so daß wir thatsächlich jenen Termin als Gründungstag der zweiten Armee Max Emanuel's betrachten dürfen. Beispielsweise erging unterm 27. August folgende Ordonnanz: *) Kr.-A. D. Kriegsstatusakten.

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

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„Obschon I. chfl. Drchl. in dem jüngst errichteten und bereits gnädigst i?21 res olvirten, aber zu dato noch nicht publicirten Reglement bei dem dero Hofkriegsrath und Generalwachtmeister deCano gnädigst verliehenen Regiment zu Fuß dem lange Jahre unter dem CHurprinz'scheu Regiment stehenden Grenadier-Fourier Johann Baptist Reisinger in Ansehung seines Wohlverhallens vor einen Regimentsquartiermeister qua Lieutenant im Rang gnädigst ernennen lassen, auch solcher zu dem Ende von ersagtem de Cano anher citirt worden, so ist doch bisher die Pub­ lication berührten Reglements und die Formirung solch neuer Regimenter noch nicht beschehen, mithin aber bis zu Erfolg dessen sich gedachter Reisinger wieder zum churprinzischen Regiment zu begeben hat, jedoch dab er sich wenn die Regimenter regulirt werden und solcher abermals citirt wird, wiederum ungesäumt stellen soll 1)w.

Die 3 Kavallerie - Regimenter endlich erlitten durch Dekret vom 4. Juli abermalige Herabsetzung ihres Etats, und zwar auf 30 Köpfe pro Kompagnie vom Rittmeister ab, d. h. auf eine Stärke des Regiments von 270 Mann.

Francois d e la Colo nie, um's Jahr 1673 in einem Marktflecken Oberst de la des Ländchens Perigord geboren, entstammt einer ehemals hochgestellten, 0 onie‘

aber durch Familie.

Unglücksfälle

materiell

heruntergekommenen

südfranzösischen

1690 zu Charlemont in eine der von Louvois als eignes Werk besonders gehätschelten Kadettenschulen eingetreten, zeigte der strebsame Jüngling frühzeitig besondere Vorliebe für Mathematik und Ingenieur­ wissenschaft, jedoch auch jene Charaktereigenschaften, welche, damals so ziemlich ein Gemeingut des französischen Offiziersnachwuchses, dessen tiefere disziplinäre Befähigung in nicht sehr günstigem Lichte erscheinen lassen und La Colonie in manche bedenkliche Situation verwickelten. Schon 1692 erhielt er bei der Belagerung von Namur Verwendung als freiwilliger Ingenieur und wurde 3 Monate später Lieutenant im Regiments Vexin. In dieser Charge fand er 1693 wiederholt Gelegen­ heit, als Ingenieur den Belagerungen von Huy und Charleroi anzuwohnen, woraus er als Körnet in das Dragonerregiment.Grammont übertrat, eine Waffe, welche in jener Zeit sich besonderer Achtung und Beliebtheit erfreute. Die folgenden Feldzüge in Flandern brachten für Frankreich wenig gutes, bei einem Ausfall aus der 1695 belagerten Festung Namur rettete sich La Colonie vor Gefangenschaft nur durch eigene Geistesgegenwart. In dem nunmehr vom Marquis de Corailles gekauften Regimente abermals zum Lieutenant befördert, stand er 1696 in Philippsburg und 1697 in Flandern bei der Belagerung von Ath.

0 Reisinger behielt auch von nun an bei unserm Regiment den Charakter als aggregierter Lieutenant.

872

VI. Abschnitt.

Infolge des Friedensschlusses verfiel das Regiment der Reduktion, und La Colonie, zum reformierten Hauptmann ernannt, brachte mehrere Jahre in Paris ganz im Geiste der Zeit unter galanten Abenteuern und Liebeständeleien zu, bis ihn der Ausbruch der spanischen Wirren auf den Gedanken führte, seine in der Hauptstadt angeknüpfte Bekanntschaft mit denl zum Abschluß eines Allianzvertrages nach München entsendeten Ricour zur Anbahnung weiteren Fortkommens in Bayern zu benützen. In der That erhielt er auch, am 15. August 1702 in München ange­ kommen , bis zur Errichtung des angeblich schon damals geplanten fran­ zösischen Fremdenregiments eine Dragonerkompagnie im Regiment Santini, in welchem er den Überfall von Ulm und nachher die Belagerungen von

Biberach und Memmingen als Ingenieur mitmachte. Wir hatten schon früher (S. 371) Gelegenheit, des Hasses zu erwähnen, welchem die in Bayern Unterkunft suchenden Franzosen aus den Reihen des gut deutsch gesinnten kurfürstlichen Offizierscorps begegneten, so daß ein einziges französisches Wort hinreichte, um die vergnügteste Gesellschaft zu sprengen, be­ sonders erklärlich aber wird diese Feindschaft im gegebenen Fall, wenn man La Colonie's sicher auch mündlich geäußertes abfälliges Urteil über die Leistungen der damaligen bayerischen Ingenieure liest.

Den Winter auf 1703 verbrachte L a Colonie in der Nähe von Ortenburg und nahm sodann an der Eroberung von Neuburg, den Treffen von Schardenberg - Eisenbirn und Schmidtmühlen-Emhof, sowie der Ein­ nahme von Regensburg teil. Jin Juli dazu bestimmt, mit Verstärkungen nach Tirol abzugehen, wurde er von General Weickhel bei der Entsatz­ unternehmung gegen Kufstein verwendet, infolge deren es oni 29. zu der blutigen Erstürmung der Kiefersfeldner Klause kam. Im Winter 1703/4, noch vor der Belagerung von Passau, hatte er das Kommando der bisher zur Errichtung gelaugten und einstweilen dem Regiment Kurprinz unterstellten französischen Kompagnien in Straubing zu übernehmen, worauf er nach deren am 20. Januar verfügten Formierung als Grenadierbataillon B o ism orel, oft auch Regiment genannt, zum Oberstlieutenant und Kommandanten desselben befördert wurde. Die Dis­ ziplinierung dieses Corps war eine harte Arbeit, doch erwies es sich von Anfang an im hohen Grade feldtüchtig.

Nachdem die Armee Ende April zur Aufnahme des Rekrutentrans­ ports Ta llard's nach dem Schwarzwalde aufgebrochen, hatte La Colonie weiter an dem gefahrvollen Riickzug Max Emanuel's nach Ulm Anteil. Es ist aus unserer allgemeinen Schilderung bekannt, wie die Bewegungen der beiderseitigen Armeen, insbesondere der Anmarsch Marlborough's von der Maas an die Donau zunächst zu jener furchtbaren Teilentscheidung führten, durch welche am 2. Juli in den unfertigen Schanzen des Schellenbergs der Kern der bayerischen Armee in Trümmer ging. Auch La Colonie mit seinen roten Grenadieren fand dort reiche Gelegenheit sich auszuzeichnen und erhielt einen Schuß in den rechten Unterkiefer,

vermochte sich aber

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

873

schließlich, als die Panik sich durch kein Mittel mehr aufhalten ließ, vor Gefangenschaft nur dadurch zu retten, daß er die Donau schwimmend zwischen sich und seine Verfolger brachte. Gegen seine eigene Behauptung, er habe mit seinen Grenadieren dem­ nächst die befestigte Stadt Rain 12 Tage lang angesichts der gesamten feindlichen Armee gehalten, liegen vielfache Beweise vor; thatsächlich kam jenes Bataillon von Neuburg, wo es sich schwerer Exzesse schuldig machte, später nach München und von hier, ohne an der Schlacht von Höchstädt teil zu nehmen, zu dem gegen das Gebirge operierenden Corps Maffei's, in dessen Verbände es den Sieg von Hohenaschau-Marquartstein erfocht, sich sodann nach Ingolstadt wandte und die Blockade der Festung durch das glückliche Gefecht bei Pfünz sprengte. Als endlich der Abschluß des Waffenstillstandes vom 28. Oktober eine letzte blutige Entscheidung auf Straubings Ebene hintanhielt, kam La Kolonie mit dem Reste seines Bataillons wieder nach Ingolstadt, von wo ihm nach langwierigen Verhandlungen, bei denen er mehrfach mit Prinz Eugen persönlich in Berührung trat, freier Abzug nach Straßburg bewilligt wurde. Am 9. Februar 1705 in Mons eingetroffen, wurde das Bataillon am 1. März in eine Grenadierkompagnie reduziert und unter Oberstlieutenant de la Kolonie^ Kommando unserm Regimente einverleibt. Dem letztern gehörte La Kolonie nunmehr bis zu seinem Aus­ scheiden aus der bayerischen Armee an und war an allen Aktionen desselben während der niederländischen Kriegsperiode hervorragend beteiligt, so 1705 an der Erstürmung des Fort Rouge von Huy, der Belagerung von Lüttich, der Gefechten an der Dyle, und 1706 als Kommandant des Regiments an der Schlacht von Ramillies. Infolge der eigentümlichen Kampfverhältnisse von hier nach Namur abgedrängt, kam er erst Ende August zur Armee zurück, bei welcher indes bemerkenswerte Ereignisse nicht mehr eintraten. Arm an solchen blieben auch die Feldzüge 1707 in den Niederlanden und 1708 an der Saar, bis 1709 bei Malplaquet abermals eine traurige Entscheidung fiel. La Kolonie will an jenem Tage selbst Protest gegen den Befehl eines französischen Generals erhoben haben, welcher durch Ent­ fernung unseres Regiments aus beni Zentrum der Schlachtlinie der feindlichen Kavallerie eine Lücke zum Einbruch öffnete.

Die durch jene Niederlage 1710 veranlaßte Reduktion der bayerischen Truppen kostete La Kolonie seine Grenadierkompagnie, er selbst verfiel der Reform, erhielt jedoch am 24. Juli die Erlaubnis zur Werbung einer neuen Füsilierkompagnie, welche er im Noveinber seinem Neffen überließ, während er selbst wieder in die Aktivität beim Regimentsstab zurücktrat. Am 1. November 1711 mit dem Oberstentitel und Rang begnadet, übernahm er gleichzeitig eine freigewordene Kompagnie und konnte, nachdem auch die Feldzüge 1710 und 11 ziemlich resultatlos verlaufen, 1712 hie Erstürmung von Denain, die Eroberung von Douay, bei welcher er durch Staudinger, das !. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz". 57

874

VI. Abschnitt.

eine Musketenkugel eine schwere Kontusion am Kopfe erlitt, die Einnahme von Le Quesnoy und Bouchain als neue Ruhmesblätter seines eigenen Lebens verzeichnen. Der höchst ungesunde Aufenthalt in den Laufgräben verursachte indes auch bei ihm eine heftige Fiebererkrankung, so daß er beim Marsch in die Winterquartiere zu Mezieres lange Wochen seine Wieder­ herstellung erwarten mußte. Nachdem er 1713 noch die Belagerungen von Landau und Freiburg mitgemacht, verbrachte er das Jahr 1714 mit unserm Regimente im Herzogtum Luxemburg, kehrte 1715 nach Bayern zurück, nahm aber sofort auf Friedensdauer Urlaub und reiste am 15. Juni nach Bordeaux ab. Dort seinen eigenen Angelegenheiten und seiner Familie einige Jahre lebend, folgte er dem ersten Rufe bei Ausbruch des Türkenkriegs und kam nach neuntägiger Eilfahrt am 5. Juni wieder in München an. Bekannt ist, daß La Colonie 1717 vom Abmarsch ins Feld ab das Jnterimskommando des Regiments inne hatte, bekannt auch die hervor­ ragende Tapferkeit, mit welcher er in der denkwürdigen Schlacht von Bel­ grad das 2. Bataillon und zwei andere, losgelöst aus dem Verbände des 2. Treffens, zum entscheidenden Sturme auf die Baytinaschanze führte. Persönliche Ehrungen des Kurprinzen und Eugenes von Savoyen, sowie die Verleihung einer goldenen Medaille durch den Kaiser waren sein Lohn. Bereits im Winterquartiere 1717 auf 18 entschloß er sich jedoch, wieder nach Frankreich zurückzukehren, was ihm nicht ohne Verdächtigung seiner Integrität durch den Oberkriegskommissär Jäger gelang. Beweis, daß diese Auffassung vom Kurfürsten nicht geteilt wurde, ist es indessen, daß er sogar bei der Reduktion des Jahres 1719 seine Kompagnie im Regimente behielt, bis er wahrscheinlich am 1. Januar 1721 die definitive Entlassung nahm. Auch nochmalige persönliche Anwesenheit in München anläßlich dieser Verabschiedung wird durch das Dekret vom 27. März angedeutet, wonach ihm eine alte Forderung von 120 Sonnen-Louisd'or „noch vor seiner vor­ habenden Abreise" bezahlt werden solle. La Colonie nennt sich auf dem Titel seiner von uns viel benützten jedoch nicht ohne weitere Kritik unbedingt verlässigen Memoiren in hoch­ tönender Weise »Marechal des Camps et des Arm ees de l’filecteur

de Baviere«; über die Zeit der Verleihung dieses Prädikats als General­ wachtmeister ist uns nichts bekannt, im Gegenteil wird er bis zu der er­ wähnten letzten Nachricht stets nur Oberst genannt. Zweifellos war LaColonie ein hervorragend schneidiger, begabter und tüchtiger Offizier, aber dieser schöne Eindruck einer ritterlichen Persön­ lichkeit wird dem nüchternen Leser seiner Denkwürdigkeiten leider getrübt durch die überschwenglich selbstgefällige Eitelkeit, mit der er sich auch bei geringfügigen Anlässen zum Angelpunkt und Pol der Ereignisse macht, ein Bestreben, das meistens nur auf Kosten historischer Treue durchgeführt

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

werden kann.

875

Äußeren Effekten zuliebe verschiebt er oft selbst die Zeit­

folge geschichtlicher Momente. La Colonie besaß einen Sohn und eine Tochter, ersterer zur Zeit der Abfassung der Memoiren Parlamentsrat in Bordeaux. Die sonstigen Familien- und ferneren Lebensverhältnisse entzogen sich bis jetzt weiterer Aufklärung. Quellen: Neben den Memoiren de la Colonie's (1737 in 2 Bänden, nach welchen wir citierten, in Brüssel, und als Nachdruck in 3 Bänden 1738 in Utrecht erschienen): die sämtlichen Kriegsakten aus den Jahren 1702—1721.

JosephdeSI. Jure, Chevalier deMercy, wurde am 11. Mai Joseph de Mercy 1663 zu Metz als Sohn des Kapitäns Charles de St. Jure und seiner Chevalier de Gemahlin Anna de Ragois geboren. St. Jure. Durch neuere eingehendste Forschungen *) scheint mit Sicherheit nach­ gewiesen, daß unser Joseph de Mercy und sein jüngerer um 1666 geborner Bruder Johann Baptist in keiner verwandtschaftlichen Be­ ziehung zu dem Hause de Mercy de Luxembourg Bar Baviere standen, welchem der berühmte bayerische Feldmarschall Franz von Mercys) (gefallen den 3. August 1645 bei Allersheim unweit Nördlingen), seine uns bekannten Söhne Ferdinand Franz von Mercy (1683 als Oberst und Kommandant des Leibregiments gestorben) und der kaiserliche Feldmarschalllieutenant Peter Ernst Graf von Mercy (gestorben 1686), sowie endlich dessen Sohn Florimund Claudius Graf von Mercy (als kaiserlicher Feldmarschalllieutenant 1734 gestorben) entstammen, daß viel­ mehr jene beiden einer seit 1744 ausgestorbenen Metzer Familie de St. Jure, Seigneurs de Mercy angehörteu, welche diesen Namen nach ihrem lmtveit Metz gelegenen Schlosse Mercy-le-Haut, seit 1862 Mercy-lesMetz, nunmehr Mercy bei Metz, führte. Joseph de Mercy wurde 1688 in der kurfürstlichen Armee als Hauptmann angestellt, findet sich als solcher 1691 in dem 1689 als Veldenz errichteten Regiment Za c c o, wird mit seiner Kompagnie am 8. Mai 1694 in das neuformierte Bataillon, seit 1696 Regiment Haxthausen versetzt, und in diesem ini März 1696 zum Oberstlieutenant befördert. An den Feldzügen des orleanischen Kriegs mit dem Regimeute in bekannter Weise beteiligt, kam er nach dem Friedensschlüsse 1697 in die Niederlande, kehrte 1701 nach Bayern zurück und wurde am 15. Sep­ tember 1702 an des gefallenen Freiherr u von Pech mann Stelle zum Grenadieroberstlieutenant und Kommandanten des Leibregiments ernannt. J) vonHoffmann's Stammtafel der Familie deMercy de Luxembourg Bar Baviere in Kr.-A. A III 4a. a) Siehe über diesen eine außerordentlich lichtvolle Darstellung in: „Franz von Mercy, Churb. Feldmarschall. Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesell­ schaft in München 1885 von Major H. Haag. Als Manuskript gedruckt". 57*

876

VI. Abschnitt.

Aber bereits am 12. Februar 1703 erhielt er unter Beförderung zum Oberst das Regiment des aus der Armee scheidenden Oberst Haxthausen verliehen, welches ihm nun verblieb, bis der Ilbesheimer Vertrag 1704 dessen Auflösung erzwang. Bezüglich seiner Kriegsthätigkeit 1702 dürfte einfacher Hinweis auf den Überfall von Ulm und die spätern Operationen in Schwaben genügen;

bei der Eroberung von Neuburg 1703 war auch er mit einer besonderen Vertrauensaufgabe bedacht, deren glückliche Lösung uns durch die demnächstige Verleihung eines Regiments bezeugt wird. Unter den sich drängenden Ereignissen des Jahres 1703 tritt sein Name erst wieder im Oktober aus dem allgemeinen geschichtlichen Rahmen heraus, als er das Kommando an der Grenze gegen Tirol und Salzburg erhielt und am 4. November eine dem Entsätze Kufsteins durch Rech berg vorangehende Rekognoszierung gegen die Kiefersfeldner Klause unternahm. Auch bezüglich der Vorgänge von 1704 können wir uns auf frühere Schilderungen beziehen; besondere Erwähnung verdient indessen seine der Katastrophe am Schellenberg zunächst folgende, aber mit ungebrochenem Mute unternommene Verteidigung des nur schwach befestigten Städtchens Rain gegen die alliierte Armee, vor welcher er erst am 16. Juli kapitulierte als bereits eine breite Bresche klaffte. Nach dein »dies nefastus« von Höchstädt finden wir ihn, mit der Funktion als Brigadier bekleidet, an den Operationen Massei's gegen Guttenstein und besonders am Gefechte bei Marquartstein, sowie an den letzten sich längs der Donau abspielenden Vorgängen des unglücklichen Feldzuges in Bayern beteiligt. Bald darauf in den Niederlanden eingetroffen, wurde er an Stelle Graf Tauffkirchen's am 24. Januar 1705 mit Wirksamkeit vom 1. zum Oberst­ kommandanten des Kurprinz-Regiments ernannt, an dessen Spitze er bis zu seinem Tode ununterbrochen verblieb. Sein eigener Lebensgang ist nunmehr mit der Geschichte unseres Regiments so enge verknüpft, daß eine ausführliche Wiederholung aller einzelnen Aktionen überflüssig erscheint. Dagegen heben wir seine unterm 9. Dezember 1705 erfolgte Ernen­ nung zum Inspekteur der kurfürstlichen Infanterie hervor, weil diese Stel­ lung wohl zunächst Anlaß gab, ihn am 14. März 1706 mit der Werbung und Errichtung des dem Chevalier de Ba viere zugedachten Regiments in Oberitalien zu beauftragen. Mercy, dessen Verhältnis zu unserm Regiment in der Zwischen­ zeit nachweislich keine Veränderung erlitt, kehrte nach der nur in beschränktem Maße gelungenen Ausführung seiner Sendung im Oktober 1706 in die Niederlande zurück und teilte die wechselvollen Schicksale des KurprinzRegiments bis zum Schlüsse des Kriegs; 1707 marschierte er mit dem 2. Bataillon an den Oberrhein, kam, nachdem auch der Feldzug 1708 an der Saar resultatlos verlaufen, 1709 wieder in die Niederlande und focht in der Schlacht von Malplaquet.

Max Emanuel's letzte Reg ierungs jähre 1719—1726.

877

Es wurde bereits erwähnt, daß nicht ohne Mercy's Schuld die inneren Verhältnisse des Regiments sich damals in ziemlich unerfreulicher Weise entwickelten, und daß die traurige Finanzlage Max Emanuel 1710 zu einer wesentlichen Reduktion seiner Truppen zwang, infolge welcher de Mercy auf veränderter Basis der militärökonomischen Grundsätze am 27. August eine neue Werbekapitulation mit dem Kurfürsten abschloß. 1711 abermals am Rheine gestanden, erhielt de Mercy 1712, wahr­ scheinlich im April, die Beförderung zum Generalwachtmeister, wurde dadurch zweiter Inhaber unseres Regiments, und hatte an den glücklichen Erfolgen dieses Feldzugs sowie 1713 an den Belagerungen von Landau und Freiburg teil. 1715 nach Bayern heimgekehrt und den Generalwachtmeistern zu Pferd im Gehalte gleichgestellt, nahm er am 14. September längeren Urlaub nach Metz, von wo er, inzwischen am 16. Juni 1716 zum kurfürstlichen Kämmerer ernannt, im Herbste nach München zurückkam; hier verblieb er, bis das Regiment im Juni 1717 nach Ungarn aufbrach.

Seiner ruhmvollen Beteiligung am Türkenkriege, speziell seiner Mit­ wirkung an der Schlacht von Belgrad, bei welcher er im 1. Treffen kom­ mandierend den Sturm Ma ff ei's auf die Baytinaschanze mitmachte, wurde früher gedacht. Allein die Erschütterung seiner Gesundheit durch die Strapazen des Feldlebens zwang ihn bei Eintritt des Winters in München und im Früh­ ling 1718 in Metz Erholung zu suchen, von wo er, unterdessen mit dem Titel als Feldmarschalllieutenant ausgezeichnet, erst 1719 vor dem Rück­ marsch des Regiments aus Ungarn nach München heimkehrte, um sodanu seinen dienstlichen Wohnsitz in Neumarkt zu nehmen. 1721 neuerdings erkrankt, nahm er im Sonrmer wiederum Urlaub nach Metz, starb aber dort am 28. August und wurde am folgenden Tage in der Kapelle von Mercy-le-Haut bestattet. Aus seiner Ehe mit Margarethe Vital de Martinet hinterließ er einen am 15. Dezember 1712 zu Metz geborenen Sohn Johann Baptist. Als seine Heimatstadt dem deutschen Vaterlande zurückgewonnen war, veranstaltete am 7. Juni 1884 das k. 4. Infanterie - Regiment „König Karl von Württemberg" unter, seinem Kommandeur Oberst von Hoffmann seinem einstigen Werbeobersten in Ars Laquenexy eine kirch­ liche und militärische Gedenkfeier, bei welcher Gelegenheit das Wappen de Mercy's an seinem Grabe niedergelegt wurde. Möglicher Verwechselungen mit seinem jüngern Bruder halber, geben wir auch über diesen kurz folgende Daten: Johann Baptist deMercy diente 1695 als Hauptmann im Leibregiment, avancierte in demselben am 26. August 1696 zum wirklichen Oberstwachtmeister und am 15. De­ zember 1700 zum Titular-Oberstlieutenant, worauf er am 5. Februar 1704 als Oberst das Kommando jenes Regiments übernahm, welches er auch nach Beförderung zum Brigadier (25. März 1711) und Generalwachtmeister

878

VI. Abschnitt.

(30. Mai 1717) bis zu seinem am 27. Januar 1723 zu Metz plötzlich er­ folgten Tode behält. Er ruht an der Seite seines Bruders. Quellen: Außer den allgemeinen der Regimentsgeschichte: Ldsh. Pap., Kr. M.-R. Ros. Erw., Kr.-A. A III 4a, Konc.-Prot. und Rechnungsarten, Geh. St.-A. 350/14 und Priv.-Mitteilungen.

1722. Neuformation

Genau sich an die im Vorjahre bereits genehmigten Kommissions­

der Armee.

vorschläge haltend, wurden das Dekret zur Neuformation der Armee 69

am 15. Mai und die einschlägigen Vollzugserlasse am 4. Juli endlich publiziert. Dem in Anlage 69 wiedergegebenen genauen Wortlaut der Ordre an die Oberstkommandanten der Regimenter entnehmen wir folgendes: Die 3 alten Infanterie-Regimenter sind auf einen gleichmäßigen Stand von 2 Grenadier- und 10 Füsilierkompagnien, jede vom Haupt­ mann abwärts zu 84 Köpfen, zu formieren. Aus den Offizieren und Mannschaften der bis 1719 bestandenen 3. Bataillone von Leib- resp. Kurprinz-Regiment ist je ein neues Infanterie-Regiment Cano resp. Seiboltsdorf mit 10 Füsilier- ohne Grenadierkompagnien zu errichten, welche beide durch das ehemalige 3. Bataillon von Maffei auf je

500 Mann zu ergänzen sind. Auch die Umbildung der Gardes Karabiniers und Grenadiers in ein Dragonerregiment wurde verfügt, kam aber erst 1724 wirklich zur Ausführung.

Dagegen erhielt die Beantragte insbesondere für die untern Chargen nicht unwesentliche Herabsetzung der Gagen Genehmigung. Die Sätze 70 der Verpflegungsordonnanz vom 15. Mai 1722 sind in Anlage 70 enthalten. Wegen der meist vorkommenden Häufung von Funktionen sind die chargenmäßigen Gehälter höherer Offiziere schwer zu erkennen; für den Generalwachtmeister schwanken sie zwischen 125 und 150 ft. (letzterer Betrag wohl bei der Kavallerie). Ska^ingTnb Da die Regimenter Seiboltsdorf und Cano in Ingolstadt, L-ndshut. Maffei in Amberg und Neumarkt Garnison beziehen sollten, so mußte unser Regiment, mit 1 Bataillon nebst Stab nach Straubing, mit Berpflegungs-

Ordonnanz.

dem andern nach Landshut bestimmt, Als Marschkommissär für den fungierte Regierungsrat Kirchner höchstens 6 Stunden betragen, die

zunächst für Maffei Platz machen. Garnisonswechsel von Kurprinz in Amberg; die Etappen sollten Mannschaften, um Vorspannkosten

zu ersparen, die Brodportion in Geld, die Offiziere die Einquartierung auf Dach und Fach, und nach der Einrückung noch 14 Tage lang Naturalquartier erhalten.

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

879

Am 17. oder 18. Juli, etwa 8—14 Tage, ehe Maffei- in Neu-1722

markt und Amberg eintraf, verließen unsere 6 Kompagnien jene beiden Garnisonen, worauf das Regiment am 22. in Straubing zunächst auf

seinen bisherigen Stand gemustert wurde. Der vorhandene Ausweis gibt folgende Stärke: 1 Generalwacht­ meister, 2 Obersten, 2 Oberstlieutenants, 1 Oberstwachtmeister, 18 Haupt­

leute, 13 Oberlieutenants, 18 Unterlieutenants, 23 Fähnriche, Summa 78 Offiziere; 18 Feldwebel, 11 Fouriere, 3 Musterschreiber, 10 Feld­ scherer , 90 Korporäle, 142 Gefreite, 32 Tambours, 31 Kadetten, 1011 Gemeine (einschl. der zweiten Kadettenplätze, d. h. effektive nur 980);

Summa 1348 Unteroffiziere und Gemeine, endlich 1 Regimentsquartier­ meister, 1 Adjutant, 1 Regimentstambour, 1 Proviantmeister, 1 Profos, Totalsumma 1431 Köpfe.

Hieraus formierte sich das Regiment am 27. Juli auf den neuen Etat, d. h. auf 2 Grenadier- und 10 Füsilierkompagnien mit je 84 Köpfen und einem Effektiv von 1 Generalwachtmeister, 1 Oberst, 1 Oberstlieute­ nant, 1 Oberstwachtmeister, 8 Hauptleuten, 1 Kapitänlieutenant, 11 Ober­ lieutenants, 12 Unterlieutenants, 10 Fähnrichen, Summa 46 Offizieren, 12 Feldwebeln, 12 Führern, 12 Fourieren, 5 Musterschreibern, 9 Feld­ scherern , 48 -Korporälen, 96 Gefreiten, 27 Tambours, 16 Kadetten, 701 Gemeinen inet. 16 zweiter Kadettenplätze, Summa vom Feldwebel 938 und einschl. der Offiziere 984 Köpfen; dazu das oben genannte Stabspersonal (mit Ausnahme des Proviantmeisters) und je 4 aggregierte Hauptleute und Fähnriche *), wonach sich auf den Sollstand ein Abgang von 24 Mann ergab. Bei dieser Gelegenheit hatte Hofkriegsrat und Generalwachtmeister

Wilhelm de Cano, welcher mit dem Hofkriegsrat Zehemann die Umformierung vornahm, dem Regimente seinen neuen Oberstkomman­ danten General von Florimond vorzustellen2). *) Bezüglich der aggregierten Offiziere verfügte der Formationserlaß ursprünglich,

daß sie bei den 5 Regimentern aus die Stabskompagnien zu verteilen seien, am 21. wurde diese Bestimmung jedoch dahin abgeändert,

daß „zur Verhütung jeglichen

Disputs die drei alten Regimenter die bisher Aggregierten

sollten".

auch ferner behalten

In der That kamen die Hauptleute bei den Stabskompagnien zur Ein­

teilung, trotzdem befahl aber eine Ordonnanz vom 14. August „daß die aggregirten

Offiziere bei den Compagnien weder das Commando noch die Wirthschaft zu führen hätten, sondern beide in Vertretung dem dabei stehenden Oberlieutenant zugehören." ') Für den Dienstgang beim Regiment war,

nachdem Florimond seinen

Wohnsitz in München behielt, verfügt worden, daß zur Zeitersparnis alle Erlasse ans

Regiment unter Florimond's Adresse direkt an den Jntcrimskommandanten gehen, die Vorlagen des Regiments jedoch dem General zur vorherigen Unterschrift unter­ breitet werden sollten.

880

H22

VI. Abschnitt.

Der Rest der Offiziere und Mannschaften, meist Angehörige des früheren 3. Bataillons, wurde hierauf nach vorgängiger Entlassung von 26 Untauglichen nach Ingolstadt mit der Marschroute 1. Tag Aufhausen, 2. Langquaid, 3. Pföring und 4. Ingolstadt abgesendet, während gleich­ zeitig unser 2. Bataillon, nämlich die 6 Kompagnien Stein er-Grena­ dier-, Oberstlieutenant-, Vischer-, Lang-, Schwering- und Dury-, unter Oberstlieutenant Graf Prey sing mit der Route 1. Tag nach

Mengkofen, 2. Essenbach und Wattenbach, 3. nach Landshut in Garnison abrückte. @si^iment8rt 3n Ingolstadt aber fand am 4. August durch General de Cano

Skibolisdors. die Errichtung' des Regiments Seiboltsdorf und am 6. des Regi­ ments de Cano (heute 5. Infanterie-Regiment „Großherzog von

Hessen") statt. Zu letzterem stellte das Leibregimcnt Z 21 Offiziere, 372 Unteroffiziere und Gemeine, Kurprinz 2 Hauptleute, 1 Lieute­ nant als Quartiermcister, 1 Fähnrich, 1 Kadetten und 3 Gemeine, Maffei 11 Offiziere, 125Unteroffiziere und Gemeine ab, zu Seiboltsdorf aber Regiment Kurprinz: nach Verabschiedung weiterer 25 Untauglicher

1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, 4 Hauptleute, 1 Kapitänlieutenant, 4 Oberlieutcnants, 5 Unterlieutenants, 4 Fähnriche und 2 zu

solchen beförderte Kadetten, 7 Feldwebel, 8 Führer, 4 Fouriere, 7 Musterschreiber, 5 Feldscherer, 31 Korporäle, 53 Gesteite, 12 Tambours inclusive 1 Regimentstambour, 8 Kadetten und 232 Gemeine, Summa 389 Köpfe. Regiment Maffei: 3 Hauptleute, 2 Oberlieutenants, 4 Lieutenants, 2 Fähnriche, 10 Unteroffiziere, 2 Feldscherer, 26 Gefreite, 4 Tam­ bours, 6 Kadetten und 17 Gemeine, Summa 76 Köpfe. An Maffei-Regiment gingen von den beiden neuen, nachdem sie ihren Komplettzustand nahezu?) erreicht, 59 Mann zurück, so daß sich

bei den 3 alten noch ein Abgang von insgesamt 264 Köpfen ergab. Aus diesen Zahlenverhältnissen geht hervor, daß das Regiment zn Fuß Seiboltsdorf, heute k. 15. Jnfanterie-Regimeut

„König Albert von Sachsen", dem Altersrange nach das vierte unter den altbaycrischen InfanterieRegimentern, seinen Stamm im wesentlichen auf unser Regiment zurückführt. *) Gelegentlich

sei erwähnt, daß das Leibregiment seit vorigem Jahre

wieder eine Regimentsmusik von 6 Hoboisten besaß, zu welchen nun noch 2 Wald­

hornisten traten. •) Die aus

den schließlichen Effektivstand von 498 Köpsen sonach fehlende

Mannschaft scheint aus Rekruten und den wahrscheinlich erst in diesem Jahr voll­ ständig aufgelösten Freikompagnien ergänzt worden zu sein.

Max Emanuel's letzte Regiern ngsjahre 1719—1726.

881

Wir freuen uns dieser Verwandtschaft stolzen Herzens, denn das 1722 junge Regiment hat zu allen Zeiten verstanden, den ererbten reichen Ruhm seines Stammes durch Tapferkeit und unermüdliche Pflege aller

Soldatentugenden hoch und heilig zu halten, und wünschen, daß es in treuer Waffenbrüderschaft, zu welcher wir ihm die vorliegende Geschichte als eigene Stammesgeschichte bieten, als Hüter und Glied der vater­ ländischen Kraft und Macht sortblühen möge bis in die fernsten Zeiten! Das walte Gott!

Die Personalnachrichten vom Jahresbeginn her nachholend, finden Pni»»»«-». wir am 20. März den Kadetten Franyois Melchisedek d'Haviet mit dem Fähnrichstitel begnadet, am 14. April an des verstorbenen Regi­

mentsfeldscherers Stelle den Johann Georg Lenzinger aufgestellt, am 18. dem Kadetten Bernhard Stephan Dury den Fähnrichstitel, am 30. Mai dem Fourier Franz Richard Gattermann2) Titel und Rang als Unterlieutenant bewilligt. Am 4. Juli wurden sodann versetzt: zu Seiboltsdorf: Oberst von Schmidthofen2), Oberstlieute­ nant Gauthier, Hauptmann d'Addaz de Corseigne als Oberst­

wachtmeister, die Hauptleute deLorme, delaColonie de St. Pierre und de Quardi, Kapitänlieutenant He igel, die Oberlieutenants Wagner, Ertl, Soyer und Sauer, die Unterlieutenants Fürweger, Störtz, von Schönberg, Simon Koch und Meichel, endlich die Fähnriche Fr. 3E. Koch, Pongratz, de Castro und Habbach, sowie die Kadetten Koller von Kolleck und Marchal unter Beförderung zu Fähnrichen; zu Cano: die Hauptleute Werkstätter und Joh. Friedr. Steiner, Lieutenant Reisinger als Quartiermeister, und Fähnrich Freiherr von Rcchberg als Oberlieutenant; zu Maffei: Fähnrich Schreiber. Die wenigen im Regimente selbst vorgekommenen Beförderungen

sind durch Vergleich aus folgender Einteiluugsliste zu entnehmen (f. Seite 882 u. 883). Am 2. August wurde sodann Fähnrich de Clerambault zum

aggregierten Oberlieutenant, und am 11. Wilhelm Michael Schafnitz zum Fähnrich ernannt, Lieutenant de Morcourt „quittirte Anfangs Angust von selbst", wurde aber unterm 29. vorläufig als aggregiert wieder angeschafft; die Hauptleute Lespilliet und de la Colonie *) Beide später Obersten unseres Regiments. ’) Unter die „Interims-Kommandanten" unseres Regiments gehörte von Schmidthofen insoserne nicht, als er dasselbe nie als ältester Stabsoffizier, son­ dern nur 1716 wegen zeitweiliger Verhinderung Anderer kommandierte.

882

VI. Abschnitt.

Das Regiment zu Fuß Kurprinz am 27. Juli 1722. Oberst-Proprietär: Kurprinz Karl Albrecht, Drchl. Regimentsstab: Oberst-Kommandant: Generalwachtmeister Heinrich Bambes de Florimond. Zweiter (Interims-) Kommandant: Oberst Augustin von Hünei6 ein. Oberstlieutenant: Joseph Karl Graf von Preysing. Oberstwachtmeister: Johann Leonhard de Friderico. Regimentsquartiermeister und Sekretär: Franz Stingl. Regimentsadjutant: Johann Kaspar Reich. Regimentsfeldscherer: Johann Georg Lenzinger. Profos: Feldwebel Claudius Viard. Regimentstambour: Jakob Mondschein.

Kompagnie

Hauptmann

Mallknecht-

Franz Joseph Anton

Grenadier-

von Mallknecht

Steiner-

Sylvester Martin

Johann Jalob

Johann Franz

Grenadier«

S tei ner

Thiboust

Helminger

Kapitänlieutenant

Franz Richard

Thiolar

Philipp Kreitter

Gattermann

aggr. Claudiu;

Oberlieutenant

Unterlieutenant Markus Anton

Hippolyte P oi re

Urban

Generalwachtmeister de Florimond

Leib-

beim Stabe aggr. Johann Martin

--

-

Franz de

d'Avancourt

de la Colonie

Oberst von Hü ner. Oberst.

Fähnrich

Johann Max Frei.

dein beim Stabe

Joseph Karl

Herr von Piesser

Heinrich Fran;

aggr. Claudius Franz

von Amann

auf Hohenpern-

von Neuhaus?r

Pomet

dorf

Oberstlieutenant Grafvon Preysing Oberstlielltenant.

beim Stabe

Franz Jakob Poß

aggr. Simon Melchior

Franz Karl Hörmann

Philipp Pauli

Schafnitz

Oberstwachtmeister Oberst­ wachtmeister.

Joseph von

de Friderico

beim Stabe

David Utesch

aggr. Philipp Joseph

Johann Franz Martin

de la Colonie

Steinling aggr. Pierre de

Clörambault

Lespilliet

Johann Baptist Garcia-

von Garcia de

Leon

Bischer-

Lang«

Lorenz Albrecht von Schönheinz

Joseph Ignaz

Johann Christoph

Bischer

von Schönheinz

Johann Lang

Franz Verthun

Thomas Reindl

Joseph von

Louis O b l e t

Johann Georg HannaS

Johann Joseph Schwerins-

Dietrich Engelbert

Schwerins

Ignaz Schwarz

Johann Geor, Fehre

Molzer von

Prambach

Wasbrü ck

Peter Dulac JudaS Thaddäi«

FranziScuS von Aiblini

883

Max Emanuet's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

Kompagnie

Hauptmann

Oberlieutenant

Dury-

Stephan Dury

Andreas Halter

Unterlieutenant

Fähnrich

Peter Johann Franz

de Morcourt

Wammersey aggr. Bernhard Stephan Dury

FranyoiS Neoville-

Peter Ludwig

Joseph von

de Neoville

Seiglih

Johann Anton Hein­ rich Freiherr von Cilla

Ranson aggr. Francois Melchisedek

d' Haviet

erhielten am 2. September mit Wirksamkeit vom 1. Juli das volle Traktament; Grenadierunterlieutenant Urban starb am 13. Dezember,

worauf am 19. Fähnrich de Thiolar an seiner Stelle zum Lieutenant avancierte, und Fähnrich d'Avancourt konfirmiert wurde. Die Fähn­ riche Vogl, Marquis de Gravisi und Demanne, in obiger offiziellen Liste „vergessen", waren, wie die meisten ausländischen Offiziere im Regiment, auf längere Zeit beurlaubt^.

Ein für das kurfürstliche Haus in nächster Aussicht stehendes frohes Kurprinz Karl Familienfest, die Vermählung unseres Regimentsinhabers “ Kurprinz Karl Albrecht, bietet uns Gelegenheit, einen kurzen Rückblick auf dessen bisherigen Lebensgang zu werfen. Karl Albrecht Kajetan Johann Joseph Georg, geboren zu Brüssel am 6. August 1697 als ältester Sohn Kurfürst Max Emanuel's aus dessen zweiter Ehe mit Theresia Kunigunde Sobieska von ’) Von Personalien aus der Generalität seien erwähnt: Oberst zu Pferd, Joseph GrafvonPiosasque am 2. Januar, Kämmerer, Oberst zu Fuß und Gouverneur des Prinzen Theodor, Bischofs von Regensburg, Scipio Freiherr von Valaise am 10. zu Generalwachtmeistern befördert. Am 21. oder 22. März starb General­ wachtmeister Po 1h in Nabburg, sein Regiment wurde am 27. dem Hofkriegsrats­ präsidenten General - Feldmarschalllieutenant Gaudenz Freiherr von Rech berg mit Wirksamkeit vom l.März verliehen, und im Juli aus der Oberpfalz angeblich nach Donauwörth verlegt, wie denn die Kavallerie überhaupt wieder in den Städten Garnison bezog. — Ebenfalls um den 20. März starb Generalwachtmeister Graf von San Bonifacio, die Jnhaberstelle seiner Rothenberger Freikompagnie sowie seine Pflegen Rothenberg und Schnaittach gingen auf den Oberst und Kommandanten von Ingolstadt Remoschi über, während das Kommando der Kompagnie schon am 1. Oktober 172l nach Hauptmann Andlinger's Tode dem zum Oberstwachtmeister beförderten Hauptmann Johann Georg Kumpfmüller (früher bei Kurprinz) verliehen worden war. — Endlich starben: am 2. Oktober Generalwachtmeister und Hofkriegsrat Joh. Wilh. Freiherr von Lützelburg und im Dezember der Käm­ merer, Generalwachtmeister und Trabantenlieutenant Marquis de Gravisi.

884

VI. Abschnitt.

Polen, wurde durch den Tod des Prinzen Josef Ferdinand am

6. Februar 1699 Kurprinz von Bayern und als solcher am 5. Sep­ tember desselben Jahres zum Inhaber unseres Regiments ernannt. Mit seiner erlauchten Mutter am 6. April 1701 in Bayern ange­ kommen, sollte der junge Prinz die sorglosen Freuden einer glücklichen Jugend nicht lange genießen. Die Tage vom Schellenberg und von Höchstädt mit allen schrecklichen Folgen einer feindlichen Okkupation

brachen über Bayern herein, der Ilbesheimer Vertrag lähmte die letzten

militärischen Kraftanstrengungen auf heimischem Boden: am 15. Mai 1705 standen die Österreicher, die zugebilligte Unabhängigkeit des kleinen, der Kursürstin belassenen Territoriums nicht achtend, vor München.

Vergebens wandte sich der noch nicht 8jährige Kurprinz am 7. Juni in einem vom tiefsten Jammer übersiießenden Schreibens an den eben zur Regierung gelangten Kaiser J osef l., um wenigstens die Erlaub­ nis zur Rückkehrseiner Mutter zu erflehen; vergebens hatte Gronsfeld bei der Übergabe der Hauptstadt für die Sicherheit der kurfürstlichen Kinder gebürgt; umsonst suchten die wackern treuen Bauern des Ober-

und Unterlandes mit ihrem eigenen Herzblutc das zu wenden, was sie bei allem Unglücke noch als das Schrecklichste erachteten, die Entführung ihrer Prinzen: auf Befehl des Kaisers wurde im April 1706 Karl Albrecht mit seinen ältesten drei Brüdern unter militärischer Bedeckung nach Klagenfurt gebracht. Unter den Namen „Grafen von Wittelsbach" beinahe wie Kriegsgefangene behandelt, aller und jeder Verbindung mit ihren Eltern beraubt, und vom Oberstallmeister Graf von Thür heim auf's strengste beaufsichtigt, verlebten die Söhne des geächteten Kurfürsten dort traurige Jahre; erst mit Josef's l. Tod wurden sie nach Graz über­ gesiedelt und erhielten nunmehr eine ihrem hohen Stande entsprechende Umgebung und Erziehung. Immerhin abertrug Karl Albrecht sein Jugendlos mit finsterem Unmut, bis mit dem Abschlüsse des Rastatter und Badener Friedens die Stunde der Befreiung schlug. Von Karl VI. am 9. Februar 1715 durch den Orden des goldenen Vließes ausgezeichnet, verließ der Kur­ prinz mit seinen Stübern, begleitet vom kaiserlichen Kämmerer und Hofkriegsrat Freiherrn von Peschowicz am 10. März Graz, um am 24. in Freising anzulangen und am 8. April zu Lichtenberg am Lech das Wiedersehen mit Eltern und Geschwistern zu feiern.

Nachdem Karl Albrecht am 6. August 1715, dem Tage seiner Volljährigkeit, zum Abschlüsse seiner Studien vor dem Kurfürsten *) Wörtlich bei Falckenstein III, 815 und LipowSky, Max Emanuel

S. 79.

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

885

und einem glänzenden Auditorium im Lustschlosse Schleißheim öffentliche Prüfung abgelegt, unternahm er im Januar 1716 mit seinen Brüdern Ferdinand, Philipp und Klemens eine größere Reise nach Italien,

besuchte Verona, Venedig, Bologna, Rom, Neapel, Florenz, Genua und Mantua und kehrte erst im August nach München zurück.

Die folgende Zeit gehörte militärischen Studien, zu deren praktischer Erweiterung der Krieg gegen die Türkei, zumal in Prinz Eugen's glänzender Schule, die schönste Gelegenheit bot. Freudig ergriffen

Karl Albrecht und sein dem Kriegerstande bestimmter Bruder Ferdi­ nand die Erlaubnis, dem Feldzuge als Freiwillige anwohnen zu dürfen, und reisten am 15. Mai 1717, von Max Emanuel bis Schloß Zangberg begleitet, nach Altötting und von da zu Wasser nach Wien ab. Ein Gefolge *) von nicht weniger als 301 Personen, mit 382 Pferden, 8 sechs- und 32 vierspännigen Wagen mit sich führend, nahmen die Prinzen vom 21. bis 28. Mai in Wien Aufenthalt und kamen über Komorn (29.), Ofen (30.), Tolna (2. Juni), Palanka (4.) am 6. im Lager von Futak an, woselbst sie von Prinz Eugen mit besonderer Auszeichnung empfangen wurden.

Dem wenige Tage darauf, am 9. Juni beginnenden Vormärsche der Armee von Peterwardein, dem kühnen Donauübergange bei Pancsova, der Einschließung und Belagerung von Belgrad, wohnten die beiden Sprossen des vor Griechisch-Weißenburg mit der Krone der Unsterblichkeit bekränzten „blauen Königs" in unmittelbarem Gefolge ihres großen Kriegslchrers bei, alle Mühen und Anstrengungen des Soldaten teilend, keine Gefahr scheuend und stets bedacht, dem Heldennamen ihres er­ lauchten Vaters Ehre zu machen. Beim ersten Angriff Graf Mercy's auf die Dunavica-Schanzen (10. Juli) ließen sich Karl Albrecht und sein Bruder nicht wehren, als Freiwillige teilzunehmen: an des Kurprinzen Seite wurden einem seiner Pagen durch den Splitter einer Kanonenkugel drei Finger weg­ gerissen. Am 17. Juli, einen Tag vor Ankunft unserer bayerischen Regimenter, eilten sie an Eugen's Seite den durch einen Janitscharenausfall hart bedrängten Kaiserlichen zu Hilfe; und als sie ihr Zelt unter ihren eigenen Truppen aufgeschlagen, flog eine Bombe mitten auf die •) Die nächste Umgebung der Prinzen bestand aus folgenden Personen: Feld­ marschalllieutenant Marquis Maffei, Oberstlandzcugmeister Graf TörringJettenbach, den Kammerherrn des Kurprinzen: Maximilian G raf Preysing, Karl Gras Piosasque, Joseph Graf Tauffkirchen und Hieronymus von Spreti, den Kammerherrn Herzog Ferdinand's Gras Minucci und Oberst Joseph Graf Piosasque, den Edelknaben von Mayerhofen, GrasWindischgrätz,deNeoville,vonClosen, zwei Beichtvätern ic. H. u. H.-A. ad num. 720.

886

VI. Abschnitt.

Tafel der die Pflicht der Gastfreundschaft übenden Prinzen, aber erst auf Eugen's dringendste Bitte willigten sie ein, ihr Lager auf dem etwas mehr Sicherheit gewährenden linken Ufer der Save zu nehmen. In der ewig denkwürdigen Schlacht selbst wichen sie nicht von des

Helden Seite; zweifellos fehlten auch sie nicht, als Eugen sich an der Spitze seines fürstlichen Gefolges in edler Selbstaufopferung in die durch den Nebel entstandene Lücke der kaiserlichen Schlachtordnung warf, und als von Baytinaberge endlich die glorreichen weißblauen Banner wehten, da jagte Karl Abrecht heran, um seinen Generälen, und vor allem seinem

braven Regimente in überwallender Freude zu danken. Am 5. September verließen sie die Armee wieder, begaben sich über Ofen (11.) nach Wien und trafen am 7. Oktober „frisch und gesund" in München ein. 1718 brachen beide Prinzen anfangs Juni abermals von Lichten­ berg auf; von Ofen, das sie am 30. erreichten, mußten sie jedoch des widrigen Windes wegen bis Belgrad die Post benützen, wo sie am 7. Juli an­ langten. Nach abgehaltener Parade über unsere Infanterie-Regimenter (8.) begaben sie sich am 13. nach Passarovic und benützten die Zwischenzeit bis zur feierlichen Unterzeichnung des Friedens zu Jagdausflügen an die Gestade der Donau. Bald darauf kehrten sie über Temesvär, Szegedin, Ofen und Wien wieder in die Heimat zurück, wobei nicht unerwähnt bleiben möge, daß die wiederholte Reise auf den Kriegsschauplatz ohne Einrechnung mancher Nebenkosten die enorme Summe von 434377 fl. erfordert hatte 1). Der am 11. März 1719 zu Rom erfolgte Tod des Prinzen Philipp Moritz rief Karl Albrecht und seinen Bruder Ferdinand abermals nach Italien. Da der Kurprinz jedoch

nach seiner Heimkunft immer mehr

Vorliebe zu tändelnden Vergnügungen zeigte, insbesondere auch eine, wie es schien, tiefere Neigung zu der Hofdame Sophie Fr ei in von Jngenheim faßte, welche ihm zwei Söhne ge6at2), so beschloß Max Emanuel ihn zu verheiraten. Unter der Bedingung der Anerkennung der pragmatischen Sanktion willigte Karl VI. in die Werbung um die Hand seiner Schwester, der

Erzherzogin Maria Amalie, worauf noch im Jahre 1722 unter großem Pomp die Vermählung stattfand. *) v. Hoffmann 4. Jns.-Regt. S. 129. ’) Der am Leben gebliebene zweite natürliche Sohn Karl Albrecht's Franz Ludwig wurde später unter dem Namen Gras Holnstein auS Bayern legitimiert, seine Mutter aber mit einem Hoskavalier verheiratet. Lipowsky, Karl Albrecht S. 62. 67.

Max Emaiiuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

887

Von diesem Feste werden.wir baldigst näheres hören, zuvor aber sei weiter erwähnt, daß Karl Albrecht mit seinen Brüdern sich von Italien, wohin sie im Januar 1725 gereist, im August einer Einladung Ludwig's XV. folgend, zu dessen Vermählung mit Maria Anna Lesczinska an den französischen Hof begab, ein Besuch, der für die spätere Politik des Kurstaats von hoher Bedeutung wurde; ja einer

unserer hervorragendsten Historiker bezeichnet geradezu die durch Karl Al brecht's Berichte hervorgerufenen Äußerungen Max Emanuel's

über die Stellung und Aussichten Bayerns als dessen „politisches Testament" *). Wenige Monate danach, am 26. Februar 1726, beschloß Max Emanuel seine wechselreiche Laufbahn; Karl Albrecht folgte in der Regierung. Von hier an bilden dessen Thaten und Schicksale die Grund­ lage für die Geschichte unseres Regiments und werden uns somit erst später beschäftigen. Bereits im Juli 1722 war dem letzteren die erfreuliche Mitteilung «an Albrecht , geworden, daß es für den bevorstehenden Einzug des Kurprinzen ®eiraL

und seiner künftigen Gemahlin „zur Machung großer Parada" auf einige Tage nach München gezogen werden solle. In größter Be­ schleunigung erhielten die Mannschaften neue Uniformierung und Ausrüstullg, die Unteroffiziere Uniformen von feinerem Tuch *), wozu man aus Gründen, welche für die damalige Geschäftswelt Münchens nicht

besonders schmeichelhaft lauten, mit einem Schwabacher Juden Lieferungs­ kontrakte abschloß. Begleitet vom Kriegskommissär A l r a m b marschierte sodann anfangs Oktober das 1. Bataillon zunächst nach Landshut, und von da das vereinigte Regiment mit Kriegskommissär Zels nach München, wo es am 14. einzutreffen hatte. Den Offizieren wurde vor dem Aufbruch die Gage für 2 Monate, der Mannschaft für einen bezahlt. Weder die „Hauptbagage" noch „einiges Weib" durfte mitgehen, dagegen erhielten die Offiziere Reitpferde und, „da sie ein und anderes mitnehmen müßten", pro Kompagnie ebenso wie die Mannschaft zur Fortschaffung der Parade­ monturen je 1 Packwagen. Die Offiziere quartierten sich in der Au, die Mannschaft in der Jsarkaserne „nächst München" ein. Mittlerweile war durch General Graf Törring-Jettenbach in Wien die Verlobung mit der Erzherzogin feierlich abgeschlossen, und der am Hofe seiner Tante, der Großherzogin von Toskana, •) Dr. K. Th. Heigel, Quellen und Abh. S. 259: „VI. Das politische Testa­ ment Max Emanuel's von Bayern 1725." *) Die Offiziere trugen weiße, die Mannschaft gestreifte Strümpfe und weiße Handschuhe, das ganze Regiment silberbordierte Hüte mit Kokarden. Konc.-Prot.

VI. Abschnitt.

888

1722 zu Siena weilende Kurprinz durch den Kammerherrn und Oberhof­

meister Freiherrn von Frehberg hiervon benachrichtigt worden. Während man in München großartige Vorbereitungen für die Festlichkeiten traf, und die Damen des Hofes sich ihre Toiletten „per Expressen von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, ja sogar von Paris"')

kommen ließen, langte Karl Albrecht am 4. Oktober in Wien an, worauf am 5. durch den Fürstbischof von Kollonicz „unter 3maliger Decharge der Kanonen und der ganzen Garnison" in der Favoriten­ kapelle die feierliche Trauung stattfand. Am 7. reisten die Neuvermählten von Wien ab und wurden, von

der Grenze bei Ried aus durch die Gardes-Grenadiers-Eskadron geleitet, am 11. in Altötting von Max Emanuel, seinem Bruder Joseph Clemens, Kurfürst von Köln, und den Prinzen festlich ein­ geholt. Am 17. nachmittags 3 Uhr begann von Berg am Laim weg, wohin

sich auch die Kurfürstin und der gesamte Hof tags zuvor begeben, bei herrlichem Wetter der Einzug in die Hauptstadt. Vom Jsarthor bis zum heutigen Marienplatz bildeten bewaffnete Bürger Spalier, von da bis zum Palais des Kurprinzen (Westflügel der heutigen Residenz) standen Leib- und Kurprinz-Regiment „in zwei Glieder formirt." Karl Albrecht erschien hoch zu Roß, das reiche Wams mit Edelsteinen übersät. Es würde zu weit führen, in eine Schilderung aller der Festlich­ keiten einzutreten, welche wochenlang, bis in den November hinein, als Tafeln, Opernvorstellungen, Konzerte, Karoussels, Hirtenspiele, Hirsch­ jagden 2C. die Hauptstadt und ihre Umgebung in einen wahren Taumel von Vergnügungen versetzten, für uns ist von näherem Interesse nur die große Parade, beider unser Regiment sich zunächst Dachau in glän­ zendster Verfassung vor seinem Inhaber und dessen erlauchter Gemahlin präsentierte. Da wir aber befürchten, die uns überlieferte Schilderung 2) durch eine Übersetzung des zarten, höfischen Anhauches zu berauben, so

geben wir sie in der Ursprache:

»Le 23 d'Octobre la Cour se rendant ä Schleissheim pour prendre le Yacht, qui devoit la conduire ä Dachau rencontra proche la ville le Regi­ ment du Prince Electoral rangö en bataille, pret ä faire l’exercise; Monsieur le Prince Electoral, habillö ä l’uniforme de son regiment, se l) Maill. Samml. I, 837.

»Rejouissances et fStes magnifiques etc.«, eine

hochinteressante, das Leben und den Glanz jener Zeil bis ins Einzelne malende

Schilderung aus der Feder eines Geistlichen, durch die vielen Abbildungen der Lust­ schlösser in Münchens Umgebung besonders wertvoll. lJ) Ebendas.

Max Emanuel's letzte Regierungsjahre 1719—1726.

889

mit ä la tete l’esponton ä la main, 8. A.S.E., Messieurs les Princes et les 1722 Seigneurs de la Cour rest&rent ä cheval; 8. A. 8. Madame la Princesse Electorale voulut absolument descendre de carosse et les dames l’imit&rent et l’exercise commenj^at; il fut des plus beaux et des mieux exöcut^s. On vit des Soldats, ou seul son du Tambour, faire tous les mouvemens que la nöcessitö du combat peut demander, un feu continuel et bien menagö, les grenades jettöes ä propos, un bataillon quarrt s’ouvrit tout d’un coup des quatre angles, pour faire feu du canon et se refermer aussitöt; en un mot, tout ce que la bravoure et l’intrepiditd du Soldat, tout ce que l'experience et la valeur de l’Officier ont de plus grand parut alors. Monsieur de Florimond, Commandant du Regiment, Monsieur le Major et le plus beau corps d’Officiers re(?urent les louanges qu’ils meritoient sur un Regiment aussi bien disciplinä. Monseigneur le Prince Electoral se mit ä la tete pour faire defiler son Regiment devant l’Electeur, les Princes et les Princesses, les salua de l’Esponton de la maniöre du monde la plus guerriäre et la plus gracieuse et 8. A. 8. Madame la Princesse Electorale vit avec plaisir ce defilö d’un Regiment fort complet, composä de beaux hommes, bons Sol­ dats, surtout les deux Compagnies de Grenadiers, et fit bien connoitre, que si Elle aime tendrement ses sujets, Elle a une distinction particulifcre pour ceux qui sont toujours disposös ä soutenir son trdne et sa grandeur jusqu'ä l’effusion de leur sang . « Nachdem das Regiment noch manchen Beweis der Huld seiner hohen Gebieterin, der Kurprinzessin, insbesondere durch Begnadi­ gungen Verurteilter, erfahren, marschierte es am 25. Oktober wieder in seine Garnisonen Landshut und Straubing zurück.

1723. Einen weiteren Schritt zur Umgestaltung unserer Armee bildete die Exercier, am 19. März 1723 erfolgte Ausgabe eines neuen Exerzierreglements. iRee,ement Der Entwurf desselben war bereits unterm 12. August 1722 dem Feldmarschall-Lieutenant Maffei als „Kommandanten von der Infanterie" zur Begutachtung zugegangen, und motivierte sein Erscheinen mit der

Absicht, „das bisher bei jedem Infanterie-Regiment fast ganz differente Exercitium militare auf einen durchgehends gleichen und beständigen Fuß zu setzen." Die Einführung selbst entbehrt nicht ganz eines gewissen deutsch­ nationalen Grundgedankens, und lassen wir deshalb den Wortlaut des siebegleitenden Generalbefehls vom 19. Mürz *) hier folgen: „An General Florimond. Bei I. Chfl. Drchl. in Bayern ist verschiedentlich vorgekommen, ja Sie haben zum Teil auch selbst wahrgenommen, was gestalten bei Dero sämmtlichen aus den Beinen habenden Infanterie-Regimentern das exercitium in viel Weg unterschieden, mithin eine Zeit hero bei einem Regiment bald diese, bei x) Konc.-Prot. 1723. Staudinger, das k. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

VI. Abschnitt.

890

1723 einem andern aber jene Neuerung eingeschlichen und vorgenoinnien worden sei. Me

zumalen nun aber I. chfl. Drchl. hierinfalls eine durchgehende Gleichheit zu Halter, sodann demaltendeutschenFutz nach, wie solcher bei den kaiserlichen Truppm unverändert beobachtet wird, ein für allemal observirt wissen wollen, und dahir specialiter gnädigst resolvirt, solches zu desto leichterer Eiusührung und Erhaltung

in Druck geben und an ersagte Regimenter hinausfertigen zu lassen, also auch tverdm Dero rc. Florimond hie mit 18 exemplaria mit dem gnädigsten Befehl zukominer,

hierab nicht nur seines Orts strictissime zu halten, sondern auch dem Oberstwacht­ meister dann den Commandanten der Compagnien verfänglich aufzutragen, daß sie

ein gleiches observiren und hierinfalls einige Veränderung, wie es immer nur sein mag, ohne specielles gnädigstes Vorwissen und Eimvilligung bei Vermeidung schtverir

Ahndung nicht vornehmen sollen.

Hiemit wird Unser gnädigster Wille vollzogen'.

Dcr Inhalt dieses »Exercitium niilitare« hat in neueren Geschichte­ werken so eingehende und sachgemäße Beleuchtung erfahren, daß wr uns auf die Angabe des allgeineinen Nahmens und wenige aus jetim entlehnte kritische Worte beschränken können.

Nach einer Vorbemerkung, welche die Einteilung des Regiments oder Bataillons in 16 Pelotons oder 4 Divisionen zum Zwecke cin

1700

Grenadiers

B . Arco

Dragoner

s *

1698

Karabiniers

I.

z

Regimenter ju Pferd (Kürassiei

*

1696

Leibgarden

Et

1695

Hartschiere



1693

i

B §

1

*

KZ

u



e

Anlagen.

85*

Anlage 54. Geh. St.-S. Schw. K. 352/2.

Brief des Kurfürsten Max Emanuel an die Gräfin Arco d. d. Lager von Corbek, 3. August 1705. Comme vous souHäitez scauoir au vray la cause qui nous a donne la coupe-gorge de la surprise des lignes, ie confieray la veritö ä uotre discretion. Deux hommes nous ont cause ce malheur, qui sont le Duc de Roquelore et le vieux Valarsar, brigadier des dragons au Service d’Espagne. La disposition pour la garde des lignes ne pouuoit estre meilleure et quand on la feroit ailleurs on ne pourroit lä faire autrement. J’ay fait auertir depuis minuit trois fois le Duc de Roquelore que les ennemis marchoyent sur leur droite, le Marechal de mesme, tous nous espions et partis disoyent unaniment qu’ils alloyent ä St. Trond, c’estoit touiours du coste du Duc de Roquelore quoique hors de portee des lignes. Car on croyoit pour seur qu’ils alloyent camper ä St. Trond, ce n’estoit aussi que cela, leur dessein ä Wanghen oü Valarsar estoit auec quatre Regimens des Dragons qui est l’endroit oü ils ont passe. Marlbrouck ä la hauteur de la*) fit halte encore auant la pointe du iour et fit reconnoitre la bariere et le pont oü les ennemis n’ayant renconträ ny patrouilles ny party et par un paysan s§urent qu’il ny auoit qu’une guarde de 20 hommes y marcherent. Valarsar estoit marche uers Leau sur Vordre de Mr. de Roquelore, apres que le Marechal luy auoit mande dy faire approcher les dits Dragons, si la marche des Ennemis alloit ä St. Trond. A la pointe du iour vient Valarsaf, uit une tette des ennemis ä la riuiere, luy sans rien dire ny auertir s’en alla droit ä Leau disant que c’estoit en conformitti de son ordre. Voyla la premiere saute ä Valarsar. Mais Roquelore au Lieu de se tenir le. long de la ligne toute la nuit auec les generaux de ce corps lä demeura ä la teste du camp, renuoya pas reconnoitre et donna des ordres a un beuf comme Valarsar sans restriction s’il aperceuoit des ennemis ou point il scauoit que les ennemis marchoient sur leur droite, il laissa-deux heures de iour sans marcher de son coste et border les lignes, quand il fut auerty les Ennemis estoyent passe auec un corps plus fort que le sien, apre il fit attaquer auec si grande inferieurite de nostre coste que cestoit enuoyer les troupes ä la boucherie. Mes guardes 4 escadrons furent les premiers il les fit donner dans 20 esqu. des Enne­ mis et ainsy ä mesure que les troupes arriuerent il les fesoit battre en detaill. L’infanterie fit tres bien et arresta les Ennemis iusques ä ce que le Marechal et Moy y uiensent et que nous primes la resol) Auslassung. Staudinger, das t. b. 2. Jnf.-R. „Kronprinz".

D. Vers. f

Anlagen.

86*

lution que nous auons prise qui ä präsent tont rennt Voyla au iuste comme la chose est; c’est une negligeance sans exemple les ennemis auouent que s’ils auoient veu un seul drapeau ä la bariere qu’ils n’en seroyent pas approche, ils n’auoient ny canohs ny fachines ny aucun preparatif pour une ataque, le seul hazard et la negligeance de nostre coste leurs en a fait uenir la pensee...

Anlage 55. K. ZS. Staals-Mbk. Cod. iconogr. 233. Auszug aus einem artilleristischen Bilderwerke des Art.-

Obersten Thomas Lindtner, verfaßt um 173U.

Vom Unterschied der Stücke. Die Stücke werden in zwei Haupttheile getheilt: 1. ) Batterie- — Karthaunen2. ) Feldgeschütze — Schlangengeschlecht. Solche werden wiederum in 3 Theile getheilt 1.) gestreckte, 2.) Ordinari­ oder gemeine, 3.) geschwächte oder verjüngte. Gestreckte sind, welche hinten am Bodenstück über 3 Kaliber, auch an allen Gliedern stärkere als Ordinari-Dicke haben. Geschwächte oder ver­ jüngte Stücke sind, welche am Bodenstück geringer als 3 Kugeln dick sind, und an andern Gliedern gleichfach geschwächtes Gut haben, sind auch kürzer als Ordinaristücke. („Uebergut", „Ganz- oder Vollgut", „Geschwächtes Gut".) Batteriestücke werden diese genannt, welche ihr volles und starkes Gut haben und ihre gebührende Länge, schießen 12, 18, 24, 36, 48 und 96 Psd. schwere Kugeln, als Nothschlangen, Viertel-, Halbe-, Dreiviertel-, Ganze und Doppelte Karthaunen. Feldstücke sind dreierlei: 1.) die langen sind welche vom Schlangen­ geschlecht ihre Proportion haben. 2.) Kurze sind, welche verjüngt oder mit Kammern nach jedem Gutbefinden gegossen werden. 3.) Regimentsstücke sind gemeiniglich nur 14—16 Kaliber lang, und am Boden 2V-, 21/» oder wohl nur 2 Kaliber dick, schießen aus Kammern 3, 4 bis 6 Psd. Kugeln. Man macht auch Regimentsstücke ohne Kammern, welche 2, 3 und 4 Psd. Eisen schießen, und werden vor besser als die Kammerstücke gehalten bei Feldschlachten, weilen die Kammerstücke ohne Patrone übel zu laden. Es können aus einem kleinen Stück, wenn man es mit Patronen ladet, eher 4 Schuß als aus einem schweren Stück einer abgegeben werden. Haubitzen- oder Steinstücke sind unterschiedlicher Art, nachdem das Stück groß gemacht wird 5, 6, 8—10 Kaliber lang gegossen, haben Kam-

87*

Anlagen.

niern wie Böller, schießen 16, 32, 64, 100 oder mehr pfdg Kugeln, davon man die 32 Pfd. die halben, die 64 Pfd die ganzen Steinkarthaunen nennt. Feuer morse l. 300 Pfd. P oller haben den Lauf lang 17« Kaliber, 200 Pfd. Vis, 100 Pfd. ganze Höhe 23/», 60 Pfdr bis zum Mittelpunkt der Kammer l3/* Kaliber lang; 30 Pfdr; 12 Pfdr.').

Artillerie -Tabelle,

1/2



1

\

' |

!

:

1000

5970

32

4

20

36

20

40

72

470

940

5550

26

3

15

24

22

27

52

420

850

5070

20

2

10

400

770

4690

16

2

8

1

W ird

Is t Kaliber

Brauchen Pferde fortzu ­ bringen Haben P ixen meister von Nöthen Haben Handlanger von Nöthen

500

S chritt

96

Schießt in höchster Elevation

54

W iegt an Gewicht C tr.

18

aus Pfd. gebohrt

48

lang

Schießt über M etall S chritt

3/4

Schießt weit

Ganze Karthaunen

Schießt Pfd. eiserne Kugeln

Stücke

in Kern S chritt

i

1

darin zu ersehen, was solche vor Namen führen, und vor Sorten dieselben sind derjenigen Stücke, so jetziger Zeit gebraucht werden, wie lang sie sind, was sie wiegen, was vor eine Kugel sie regieren, wie weit sie schießen und was sonst von Nöthen ist.

12

24

14

36

18

30

21

50

750

1700

7650

20

3

10

9

36

lOVa

30

600

1150

4890

10

2

6

Falkaunen

6

27

7

18

270

560

3260

8

2

4

Regimentsstück

3

28

290/2L

9

260

430

1200

4

1

3

Falkonet

1

36

17/16

5

200

390

900

2

1

1

Va

40

19/3a

2'/r

190

430

700

2

1

1

l/4

Ganze Feldschlangen Va

Serpentine

x) Am Schlüsse des Werts ist das „Exercitium mit der Flinten bei der kurfürst­ lichen Artillerie-Brigade 1715" angefügt.

D. Verf.

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Anlagen.

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Anlage 58. Kr.-A. B. Span. Succ. Kr. Iliederk. Aetd-Kr.-Zaykamtsrechnrmg 1706. Generalstab und höheres Administrationspcrsonal im Feldzuge 1706. Generalstab: Generalfeldmarschall Graf van Arco (Gage 18000 st. Dazu nach Decret vom 2. Mai auch die Oberstlandzeugmeister-Besoldung mit 2000 fl. nachbezahlt). Generalfeldmarschall-Lieutenant Graf Monastrol (5400 fl.). „ „ Baron Schellenberg (1000 Patacons Pension). Generalwachtmeister: Max Graf Törring-Seefeld (4200 fl). „ Marquis de Maffei (2400 fl, ab 1. Juni das volle GWM-Traktament). „ Baron Rechberg (4200 fl.). „ Marquis de Novion (4200 fl.) *)• „ Comte d' Albert (ohne Regiment: 1800 fl.). Inspekteur von der Infanterie: Brigadier Chevalier de Mercy (1200 fl. Zulage). „ „ „ Kavallerie: Brigadier Chevalier de Santiui (1800 fl. Zulage). Geheime Feldkriegskanzlei: Geheimer Rath von Prielmayer, Exc. (7200 fl)1 2). — Rath, Truchseß und Geh. Sekretär von Reichardt (3600 fl.)2). — Oberkriegskommissäre von Hofmühlen und von Amann. — Feldkriegs­ zahlmeister : Kornbeck rc. rc. Generaladjutanten: Oberst Graf Viktor Amadeus von Solar de Monastrol — de Luttin — St. Albin — Graf Joseph von Tauffkirchen — Baron Lerchenfeld (ab 1. April als Oberstlieutenant zum Regiment Bavarois versetzt) — St. Victor — Comte de Gouttes — de Storff — Graf Piosasque (1. Jan. angestellt, vorher bei Arco-Kuir.-Regt.) — Frei­ herr von Balaise, Freiherr von Kayserstein (15. Jan. resp. 1. Mai angest., beide vorher beim Leib-Regt.). Designateur: Jos. Morel (1. April quittirt) — Ingenieur: Jakob Naudin. — Feld-Oberauditor: Jak. Jgn. Conlin. — Ober-Auditoriats-Adjunkt: Freiherr von Prielmayer (1. April als Auditor zum Regiment Ba­ varois versetzt) rc. rc. 1) Erhält bei seiner im Frühjahr 1706 erfolgten Rückkehr aus der tiroler Ge­

fangenschaft das angeblich seit 1. Mai 1703 bezogene Generalwachtmeistertraktament

wieder, stirbt 2. März 1707.

2) Beide Juni und Juli 1707 gestorben.

91*

Anlagen.

Anlage 59.

Geh. St.-K. Schiv. Kr. 352/14. Brief Mallknechts an Baron Widmann, Lille, den 8. Juni 1706. (Übersetzung.)

. . . Wenn ich mich nicht selbst hier auf dem Platz befände/ ich würde nicht zu glauben vermögen, was sich ereignet. Ich meine immer zu träumen ... Was für eine Schlacht haben wir verloren! Ich begreife alle Tage weniger, warum Frankreich sie wagen wollte, und trotzdem mußten wir sie gewinnen, wenn der rechte Flügel nur etwas mehr seine Pflicht gethan hätte, und man in die Stadt Ramillies') die sechs Bataillone hätte Vor­ rücken lassen, welche der Kurfürst hinzulegen befohlen hatte, oder wenn man den Feind in dem Augenblick angegriffen hätte, wo lnou seine Kavallerie erscheinen sah, wie es der Kurfürst auch thun wollte. Denn ihre Infanterie hatte noch IV2 Stunden Weg zu machen, um sich mit der Kavallerie zu ver­ einigen; man wollte sich in der Stellung zurückhalten, welche die Armee einnahm, weil man sie für vortheilhaft hielt, und die Armee war schon in Schlachtordnung rangirt, bevor der Kurfürst dort angekommen war. Ich wiederhole, daß wir die Schlacht gewonnen hätten, wenn der rechte Flügel seine Pflicht gethan hätte, d. h. die Gardes du Corps des Allerchristlichsten Königs, und wenn man in Ramillies mehr Infanterie gehabt hätte, weil der Marschall Arco bereits mit 30 Escadronen vom linken Flügel heranmarschirte, um den rechten Flügel zu unterstützen. . .

Anlage 60.

K. K. Kr.-A. A. A. (Köm. Hl.) Aasc. 5 St. 25. Aus einer Relation über die Schlacht von Ramillies, 23. Mai 1706 (wahrscheinlich vom dänischen General Rantzau).

. . . On so disposoit des deux cotes ä la bataille, et l’Electeur de Baviere a voulu sur le champ attaquer Favantgarde, qui consistoit en 20 escadrons . . mais pour notre bonheur le Marechal de Villeroy l’en a empeche, et nous a donne du temps pour faire les dispositions necessaires et pour attendre Finfanterie qui arriva ä une heure apres midi avec toute Fartillerie, sur quoy toute Farmee se rangea en ordre de bataille. L’ennemi avait un grand avantage sur les Allies, ayant occupe avec son Infanterie toutes les hauteurs et quatre gros villages *) Mallkn echt irrt hier wohl im Namen und meint Taviers.

D. Bf.

entoures de fosses et de hayes vives; outre ccla LI avait mis de l’infanterie dans Feglise et dans la cense de Ramillies, qui etait sur ane autre hauteur et I'avait bien garni d’artillerie, par ou il falloit necessairement passer pour aller attaquer la cavalerie; L’aile droite de l'Ennemi etait commandee par le Marechal de Villeroy et par le Comte Guiscar, la gauche par le Comte d’Arco, et FElecteur de Baviere commandoit en chef. . . Notre aile droite n’a pas bien pu venir aux mains avec la cavalerie de la gauche ennemie, parce que un bon marais les separoit et que Finfanterie Frangoise defendoit tres bien des villages et des hayes, par oü il falloit passer. Mais lorsque notre aile gauche eut entierement mis en deroute la droite de Fennemi et que Mr. d’Oberkerk detacha des trouppes pour attaquer la gauche de Fennemi d’un autre cote, le General d’Arco qui la commandoit commenga ä se retirer en assez bon ordre laissant Finfanterie dans leurs postes, laquelle a ete apres pour la plupart massacree. On poursuivit Fennemi jusques dans la nuit et les Anglais en ont tue grand nombre. . . ... La bataille de Hochstett nous a coute pres de 70 officiers de distinction entre lesquels il y avoit 7 colonels tues ou blesses. Cette battaille vaut bien Fautre et le sort a epargne les officiers. Ce qu’il y a de plus eurieux est que nous n'avons pas eu de veritable ordre de bataille. Chaque chef a fait les dispositions qu’il a trouve bonncs et graces ä Dien il les ont si bien fait, que les Frangois s’en souviendront longtems. Nous avons une grande quantite d'Officiers prisonniers parmi lesquels il y a douze Lieutenants Generaux, Marechaux de Camp et Brigadiers et quatre Chambellans de FElecteur. . .

Anlage 6L Kr.-A. Span. Sncc. Kr. B. Kksaß. Held-Werpss.-Hlechn. 1707.

„Vorläufiger Kurzer Bericht" des Kriegskommissärs Jäger 1707. Nachdem äö 1707 die in dem Elsaß gestandene königlich französische Armee unter dem Commando des Marschalls de Villars den Rhein passirt, die feindlichen Linien bei Brühl oder Stollhofen attaquirt und überstiegen, auch darüber hin durch Württemberg in Schwaben eingedrungen, haben Ihre Churfürstl. Drl. einen gewissen Anschlag auszuführen gnädigst resolvirt, unter Commando dero Generalwachtmeister Grafen von Rechberg 2 Batail­ lons von dero Leib- und Churprin z-Regiment, dann von jedem Regiment zu Pferd, nämlich Herzog Philipp-Karabiniers, Generalfeldmarschall Graf Arch, Brigadier Graf Costa, Oberst Locatelli und Oberst Poth eine Es­ cadron nach dem Elsaß zu detachiren, sich daselbst mit der königlichen Armee zu conjungiren, item zur Verstärkung der eignen Truppen dem königlichen

Anlagen.

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Hof eine neue Aufrichtung von 2 Bataillonen und 5 Escadronen zu pro­ pern ir en, wie wohl mit der Condition, daß man königlicherseits die hier­ über ergehenden Unkosten nicht allein auf sich nehmen, sondern auch solche währenden Kriegs ohne Entgelt höchstgedacht Sr. Churf. Drl. unterhalten möchte, dahingegen dieselbe ihrerseits die dahin benötigten Oberoffiziere verschaffen wollten. Welche Proposition man acceptirt und die derentwillen

erforderlichen königlichen Ordres an den Marschall Monsieur de Villars, dann den Intendanten zu Straßburg Monsieur de la Honssaye, den churf. Hofkammerrath Dulac und mir Rechnungsführer, die wir selbigen Ends willen aus dem Lager von Gembloux nach dem königlichen Hof abgeschickt worden, eingehändigt, mit welchen wir von bannen unserer darüber em­ pfangenen Instruktion gemäß, um sowohl bei solch neuer Aufrichtung als den hievor gemeldermassen nach dem Elsaß zu marschiren beorderten und dahin bereits aufgebrochen gewesenen kurfürstlichen alten Truppen und neuen Offizieren neben dem Oberproviantkommissario Erdt (so die vivres zu be­ sorgen nicht weniger mitzngehen befohlen worden) die uns hierüber aufge­ tragenen Kommissariatsverrichtungen anzutreten geraden Wegs nach ersagtem Elsaß per posta abgereist. Da wir aber den 23. Juli 1707 in Straßburg eingelangt, haben wir allda die Nachricht erhalten, daß die königliche Armee, nachdem sie ganz Württemberg und Schwaben, dann einen guten Theil von Franken in Contribution gesetzt, weilen sich der Feind durch den von vielen Orten her erhaltenen Succurs indessen namhaft verstärkt und mit Vornehmung starker Märsche so Tag als Nacht sich wieder dem Rheine zu nähern getrachtet, um den Rücken frei und die Komrnunication mit dem Elsaß zu erhalten, sich ebenfalls wieder gegen ermeldten Rhein zurückzu­ ziehen necessitirt befunden. Wie man nun bei solcher unvermutheten Ver­ änderung leichtlich errathen können, daß wir aus vielerlei Hindernissen zur vorgehabten Neuaufrichtung schwerlich oder gar nicht gelangen werden, so hat man auch anseiten der königlichen Jntendantschaft ungeachtet unserer derentwillen wiederholt gemachten Instanzen, außer daß die hiezu vorhanden gewesenen Obervffiziere sowohl mit Geld als Brod und Fonrage in die Verpflegung übernommen worden, zu solchem Absehen wenig contribuirt, als welche dieses Werk zum Ende zu bringen, bevorab da die königliche Armee den Rheinstrom zu bewahren, gleich es erfolgt, bemüssigt sein wird, allerdings für unmöglich gehalten. Entzwischen sind wir unsererseits dessen ungehindert mit Anwerbung der Rekruten so viel möglich verfahren und nachdem man 3 Monate lang allen Fleiß hierin angewendet, so ist doch die Anzahl der Reiterrekruten nicht höher als auf 154 Kopfe zu bringen gewesen, für die beiden neuen Bataillone, gestalten zuvor die beiden alten aus Niederland sehr schwach hinauf gekommenen Bataillone rekrutirt werden müssen, welche unter dieser Zeit bei weitem nicht complet gemacht werden können, war bei solcher Be­ schaffenheit dazumal gar nicht zu gedenken. So Jhro churf. Drl. diesem nach bewogen, sothane Aufrichtung der neuen Truppen völlig einstellen, die

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aufgebrachten Reiterrekruten aber unter die 5 Regimenter zu Pferd repartiren zu lassen, welche man dann bei Abmarschirung der 5 Escadronen, so nach vollendeter Campagne im Elsaß zu ihren Regimentern zu stoßen wieder in Niederland zurückberufen worden, zu dem Ende mit abzuschicken, Befehl erhalten. Die 2 Bataillons hingegen sind selbigen Winter am Oberrhein in Straßburg, die Oberoffiziere aber so zu der neuen Aufrichtung vermeint gewesen, in der königlichen Verpflegung zu Schlettstadt nicht weniger im Elsaß verblieben, welches man hiemit zur Nach­ richt anfügen wollen.

Anlage 62. K. K. Kr.-A. K.-A. Jörn. M. Aasc. 7 St. ad 24 b und 32. (GSt.-A. 1708 St. 42.) Kopie eines Schreibens des Obersten Wolff zu Kaisers­ lautern, den 14. Juli 1708, an den GWM. v. Hoffmann zu Landau. . . . Dieselbe werden zweiffelsohne meine vorige Schreiben erhalten und darauß ersehen haben, daß der Bayerfürst mit seinen Trouppen im Herauf March begriffen und seyend gestern die letztere Trouppen von Saarlouis auf Saargemünden abgegangen. Das ganze Corps bestehet in 5 Regi­ menter Cavallerie, 5 Bataillons zu Fuß, 3 Squadr. Leibgarde, 2 Squadr. Brüsseler Garde, 24 Feldstück und 3 Kompagnien Grenadierer. Der ge­ wesene Churfürst auß Bayern ist verwichenen Montag zu Metz an Kommen, den Dienstag alda geblieben, und seinen Geburtstag celebriret nachgehends unter einem detachement ferner nach dem Elsaß abgegangen. . .

Anlage 63.

K. K. Kr.-A. I.-Ä. Miederk.) Kasc. 6 St. 1. Kundschafts-Nachrichten aus Paris. Du premier de- Juin au Soir. Son Altesse a tenu hier encore une Conference avec le comte de Bergaique, les Barons de Malkenecht, de Simeon! et le comte d’Arco depuis les neuf heures du soir jusqu’ ä deux heures du matin et le Baron de Simeon! doit partir incessament pour la Haye. II est impossible de Scavoir qui est la personne inconnue, que Von croit cependant de distinction, laquelle s’est tenu icy incognito et qui est parti pour la Cour de Vienne. L’on m’a assure, qu’il y a eu plusieures

Anlagen.

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Conferences secrettes avec Son Altesse ä, l’inscu meine de ses ministres. La ditte Altesse n’a point fait de difficulte de dire aujourdhuy ä tonte sa Cour que la paix est conclue sans en avoir dit les particularites et que la France l’avoit trompe et se joue de luy, mais qu’il espere de mettre ordre ä ses affaires d’une maniere dont quelqu’un se repentira. II a demande d’avoir touttes ses trouppes avec luy, mais on luy a absolument refuse, bien plus on ne luy envoye plus d’argent de France pour sa pension, qui est de cent mille ecus par mois et ses trouppes ne sont plus payees non plus que celles d’Espagne; H est d’un chagrin mortel, quoy que le jour que le Marquis de Torey arriva icy il paru un peu gay, mais cela n’etoit que pour dissimilier son chagrin, on continue de dire, qu’il ira ä, Marimont passer quelques mois, mais son voyage n’est pas fixe.

Anlage 64.

Kr.-K. A.-Kr.-Z.-A.-Nechnnng Mai-Aezemöer 1710. Generalstab und Administrationspersonal nach dem Stande vom 1. Mai 1710. Generalstab: Generalfeldmarschall Graf Arco, Excellenz (monatlich 1500 fl., dazu als Landzeugmeister 166 fl. 40 fr.) — Generalfeldmarschall-Lieutenants Graf Monastrol, Exc. (450 fL)*), Graf Rechberg, Exc. (350 fl.). — Generalwachtineister Chevalier de Santini (200 fl.). — Obersten Graf Solar de Monastrol (200 fl.), Baron de Bettes (125 fl.), Brigadier de Boismorel (110 fl.). Generaladjutanten: Obersten Luttin, St. Albin, Graf Piosasque, Freiherr von Balaise, Freiherr von Kayserstein (je 110 fl.). Ingenieur Naudin (50 fl.), Kriegssekretär Schmidl (85 fl.), Oberauditor Conlin (80 ft.), Oberauditoriatsadjunkt Dün (30 fl., Feldmedicus Schwankhardt (50 fl.), Oberfeldscherer Colerus (30 fl.). Geheime Kriegskanzlei: Sekretär Wilhelm, Burginger, Wicart (je 40 fl.). Kameraldeputation: Referendar und Hoskammerrath von Lier (350 fl.), Hof­ kammerrath von Dulac (100 fl.), Rentschreiber Engel (50 fl. nebst Freitisch bei Hofe), Secretäre Steinsberger (100 fl.), Zehemann (65 fl.), Rechnungskommissäre Scheuer! und Pernlochner (50 fl.), Kanzlist Roth (30 fl.). ') Hier fehlt Generalfeldmarschall-Lieutenant Gras Törring-Seefeld, Exc., wie überhaupt jene Generäle und Brigadiers nicht aufgeführt sind, welche im Etat der Regimenter verpflegt wurden, so die Generalwachtmeister Freiherr von Muggenthal, Exc., Graf Costa rc. D. Vf.

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Anlagen.

Kommissariat, Kriegszahl- und Proviantamt: Oberkriegskommissär von Hof­ mühlen (250 fl.), bisheriger Feldkriegszahlmeister Kornbeck (175, von 1711 ab 150 fl.), Feldkriegszahlmeister Dyrr (150 fl.), Kriegskommissäre Jäger (150 fl.), Süß (100 fl.), Proviantbuchhalter Schweinfurtter (80 fl.), Oberproviantkommissär Erdt (60 fl.). Mery (25 fl.), Spring (25 fl.), Vogel (75 fl.), Schw'enkh (50 fl.), Kolbmann (40 fl.), Stoll und Hagenauer (25 fl.), Montirungskommissär Alramb (45 fl.), Proviant­ offiziere Fruhemann (20 fl.), Gebler (40 fl.), Kanzlisten Poll (30 fl.), Pottner (20 fl.), Zahlamtsoffizier Praun (30 fl.), Gegenschreiber Lechner (30 fl.), 1 Schreiber (30 fl.), Kommissariatseinspänniger Jung­ wirth (10 fl.). Proviantgefährte: 3 Wagen mit 12 Pferden und 6 Knechten, dazu lediglich bei den Gardes Karabiniers und Grenadiers 2 Wagen mit 8 Pferden und 4 Knechten. Aufsicht: 1 Geschirrmeister (12 fl.). — 1 Fuhrknecht 6 fl. Pensionäre.

Generalfeldmarschall-Lieutenant Marquis de Maffei (jährlich 1500 fl., nach­ her auf 4100 L. erhöht). Generalwachtmeister Comte d'Albcrt (1500 fl., erhöht aus 1714 fl.), Oberst Mallknecht (1000 fl., erhöht 1250 fl., dann weiter auf 2500 L.), Oberst Florimond (ebenso), de Cano (1000 fl., erhöht 2000 L.), Oberstlieute­ nants Marquis Gravisi (750, erhöht 857 fl.), Frankenreither, Baron Turgis de St. Mange, Lindtner, von Coulon (desgl.), Baron Grafenreuth (400 fl.), Oberstwachtmeister Hörmann (500 resp. 571 fl.) re.

Anlage 65. Kr. A. Kofkriegszahkamtsrcchnung 1715.

Generalstab rc. von 1715. Generalstab: Generalfeldmarschall Graf Arco (f). Generalfeldmarschall-Lieutenants: Graf von Monastrol (dermalen in Paris). — Maximilian Graf Törring - Seefeld (Generalwachtmeistertraktament 350 fl.) — Freiherr von Rechberg — Graf d'Albert (beide 450 fl.) Generalwachtmeister: Chevalier de Santini — Graf Max Tauffkirchen (hat 1. Januar die Gardes Grenadiers-Oberstenstelle quittirt). Oberst Graf Solar de Monastrol (abwesend). — de Bettes (jährlich 1000 fl. Pension) — Brigadier de Boismorel (in Paris, jährlich 2500 Livres Pension). Obersten und Generaladjutanten: St. Albin — Graf Piosasque — Frei Herr von Valaise — de Champs.

Anlagen.

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Ingenieur: Naudin, Kriegssekretäre Schmidl und Dün, Oberauditor Conlin, Oberauditoriatsadjunkt von Prielmayer, Oberfeldscherer Colerus. Churfürstliche Geheime Kanzlei. — Churfürstliche Hofkammer. — Kriegs­ zahlamt. — Kommissariatsamt. — Proviantamt. — Hofkriegszahlamtsgefährte.

Anlage 66. Kr.-A. D. Kriegsstatus 1717. 1720. - Konc H»rot. 1717. Uniformierung Bayerischer Truppen 1717. a) Harischiere: 2 Wachtmeister und 1 Fourier jeder 1 Rock, 1 Kamisol und Hosen von feinem holländisch blauem Tuch, Hut und Kuppel alles mit breiten fein silbernen französischen Borten garnirt und silbernen Plattknöpfen ausge­ macht, dann für jeden ein Mantel von scharlach feinem Tuch mit breiten silbernen Borten und 6 Schlingen und Fadenknöpfen, Handschuhen, Haar­ beutel und Kokarde, tomiiit einer ä 316 ft. 4 Korporale ebenso, außer daß das Tuch nicht so fein und reich mit Silber garnirt, ä 210 st. 94 Gemeine, jeder 1 Rock, Kamisol und Hosen von blauem englischen Lack, die Mäntel von dem feinsten Korn Jglauer Scharlachfarbe, an Silber nicht so reich wie die Korporäle ä, 142 st. 80 Karabiner-Riemen mit Silber und schwarzsammtenen Borten ver­ brämt, samt Haken jeder ä, 17 st. 30 kr. 83 Degen, jeder ä 6 f(. 83 Schabracken, samt Säckel von blau Tuch und Hulftern mit dem kurfürstlichen Hütel, verzogenem Namen und goldenem Vließ, von fein Silber und Gold gestickt, mit 2 silbernen und 1 schwarzen Sammt-Borte ver­ brämt, dann mit gewichster Leinwand gefüttert, und einem solchen Ueberzug L 39 fl. 30 kr. 98 „Cosackhen" auf die vorige Facon mit blau sammtner breiter Borte und 2 daneben stehenden schmalen silbernen Bärteln, jeder ä 68 fl. 10 kr. Summa der Hartschier Montur 27161 fl. —

b) „Geldanschlag auf die neue Karabiniersmondur auf die Facon, gleich es 1714 in Paris verschafft worden, 20. Oktober 1717." 3 Wachtmeister und 1 Fourier von feinem blauen holländischen Tuch die Röcke; dann Kamisole, Aufschläge u. dgl. von scharlachfarbenem Tuch, samt Mänteln, Hüten und Kuppeln alles mit feinen französischen silbernen Borten zu brämen, auf die Röcke silberne Plattknöpfe, jede ä, 235 fl. G Korporäle gleichförmiger Montur, von feinem blauen Korn Jglauer, die Röcke aber nicht so reich, und die Knöpfe von englischem Zinn, jeder ä 156 fl.

98*

Anlagen.

120 Gemeine mit Einschluß des Feldscherers, Fahnenjunkers, Schmieds und Sattlers vorige Montur, außer daß sie nicht so reich mit Silber gebrämte Röcke bekommen wie die Korporale ä 112 fl. 130 Karabiner-Riemen von Ponceau-Sammt, beiderseits einen silbernen Borten ä 17 fl. 30 fr. 130 Patrontaschen auf gleiche Weise ausgemacht ü 3 fl. 45 kr. 126 Kuppeln mit VI» Finger breiten silbernen Borten doppelt ver­ brämt L 7 fl. 30 kr. 135 Schabracken sammt Hulfter und Säckel von fein karmoisinfarbenem Tuch mit darin von Wolle gesticktem Namen und dergl. Borten gebrümt ä 9fL Summa der Karabiniersmontur außer den 4 Trompetern und 1 Pauker, so erst vor 4 Monaten gekleidet worden 20240 fl.

c) Entwurf über die Kosten der Dragoner-Montur. Zum Dragonerrock 31/« Ellen roth Tuch 6 fl. 18 kr., 7« Elle blau Tuch zu den Ausschlägen 54 kr., 4'1» Ellen blau Futter 1 fl. 39 fr., V/» Dutzend große zinnerne Knöpfe 18 fr., 1 Dutzend steine 6 fr., 3/< Ellen Leinwand 9 fr-, VI< Loth Kameelgarn 20 fr., Macherlohn 50 fr., Summa 10 fl. 34 fr. Kamisol: 2 Ellen blau Tuch 3 fl. 8 fr., 2 Ellen Leinwand 36 fr., 3 Dutzend zinnerne Knöpfe 18 fr., 3/< Loth Kameelgarn 12 fr., Macherlohn 36 kr., Summa 4'fl. 50 kr. Mantel: 57« Ellen roth und 7« Ellen blau Tuch 9 fl. 12 fr., 2 Ellen Kardis 32 fr., 2 paar messingene Mantelhafen 9 kr., Macherlohn 22 kr., Summa 10 fl. 15 kr. Ausrüstung 2C.: 1 Hut 1 fl. 20 fr., 1 Degenkuppel 1 fl. 20 fr., 1 Degen oder Pallasch 2 fl. 20 fr., 1 Karabiner-Riemen 2 fl., 1 Patrontasche 1 fl. 20 fr., 1 paar Handschuhe 30 fr., 1 Flintenriemen 14 fr., 1 Pulverhorn 12 fr., 1 paar Stiefel 6 fl. 30 kr., 1 Sattel samt 1 paar Hulftern, Hinterund Vordergezeug, Hauptgestelle, Steigriemen und Flintenschuh, auch Gurten und Packriemen 8 fl. 25 fr., 1 Mundstück mit messingenen Bügeln 55 fr., 1 paar Steigbügel 40 kr., 1 Schabracken und paar Hulftersäckeln, von rothem Tuch und weiß wollenen Borten eingefaßt, 5 fl. 11 kr., 1 Flinte samt Bajonett und 1 paar Pistolen 11 fl. 30 kr., 1 Dragonerpferd 85 fl. Summa 153 fl. 6 kr. d) Füsilier-Montur vom Leib-Regiment. Rock: 37s Ellen blau und weiß Tuch 6 fl., 47» Ellen Futter 1 fl. 39 kr., 7» Ellen Leinwand 6 kr., 16 Ellen breite Borten 1 fl. 4 kr., 27« Dutzend zinnerne Rockknöpfe 26 kr., Macherlohn 45 fr., Summa 10 fl. Kamisol: 2 Ellen blau Tuch 3fl. 8 fr., 3 Ellen Leinwand 36 kr., 10 Ellen schmale Börteln 25 kr., 27- Dutzend kleine Knöpfe 15 kr., Macher­ lohn 30 fr., Summa 4 fl. 54 fr. Hosen: 1 Elle blau Tuch 1 fl. 34 fr., 2 Ellen Leinwand 24 fr., Macher­ lohn 15 fr., Summa 2 fl. 13 kr. Kleine Montur: 1 Hut mit Ironischen Bortep 1 fl. 20 kr., 1 paar

98a*

Ordre de Bataille ;nv Schlackst von

Anlage 67.

Commandant en chef: Prinz Eugen von St Corps de t> £

Linker Flügel.

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GFM Prinz Alexander vo G d K Graf Montecuccoli GFML Graf Walmerode. GFWM. Cordua. Rotenhan Arrigoni.

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von Kelgvad, den 16, August 1717 mt Savoyen, Röm. Kais. Maj. Gen.-Lieut. Rechter Flügel.

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GFM Graf Pälffy.

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G d K Baron Ebergsnyi.

GFZM Graf Max Stahremberg.

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i der den Bataillonen zugehörigen Grenadierkompagnien.

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