Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius: Teil 1, Halbband 1 Die Überlieferung und der Bestand, Halbband 1 [2. Erweiterte Auflage, Reprint 2021] 9783112486382, 9783112486375


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German Pages 548 [646] Year 1959

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Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius: Teil 1, Halbband 1 Die Überlieferung und der Bestand, Halbband 1 [2. Erweiterte Auflage, Reprint 2021]
 9783112486382, 9783112486375

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A. HARNACK Geschichte der altchristlichen Literatur

ADOLF HARNACK

GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR BIS EUSEBIUS 2. ERWEITERTE AUFLAGE MIT EINEM VORWORT VON KURT ALAND

TEIL I: DIE ÜBERLIEFERUNG UND DER BESTAND 1. HALBBAND

LEIPZIG J. C. HINRICHS VERLAG 1958

Durchgesehene Nachdruekauflage Herausgegeben vom Deutschen Buch-Export und -Import GmbH Abt. Antiquariat, Leipzig 0 1 Satz: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg Fotomechan. Nachdruck: Ulimann, Zwickau A 2105/57/DDB, Printed in Germany

Zur 2. A u f l a g e Die Initiative des Verlages ist es gewesen, welche die zweite Auflage der „Geschichte der altchristlichen Literatur" Adolf Harnacks zuwege gebracht hat. Wir leben in einem Zeitalter der Neudrucke wissenschaftlicher Standardwerke. In allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen erscheinen sie in ständig wachsender Zahl: um die Lücken auszufüllen, welche der zweite Weltkrieg in die Bestände der Bibliotheken gerissen hat, um dem Bedarf der allerorts neu entstehenden wissenschaftlichen Institutionen zu genügen — und um unser Unvermögen zu überbrücken, Neues zu schaffen, welches das Alte gleichwertig ersetzen könnte. Alle diese Voraussetzungen treffen auf Harnacks Werk zu. So geht es in neuem Gewände in die Welt hinaus; der Aufforderung, ihm ein Geleitwort mitzugeben, konnte sich der Unterzeichnete trotz verständlichen Zögerns nicht entziehen, steht es doch in zu enger Verbindung mit den von ihm seit längeren Jahren geleiteten Arbeiten der heutigen Kommission für spätantike Religionsgeschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Über den äußeren Anlaß zur Entstehung seiner „Geschichte der altchristlichen Literatur" berichtet Harnack selbst in der Vorrede zur ersten Auflage (S. V), daß der Vorschlag dafür von ihm im Zusammenhang der Vorbereitungen für die Ausgabe der „Griechischen Christlichen Schriftsteller" gemacht worden sei. Am 22. Januar 1891, so erfahren wir aus den glücklicherweise erhaltenen Akten der Akademie, legte Harnack der phil.hist. Klasse den Entwurf eines entsprechenden Antrages vor, dem die Klasse einmütig zustimmte: „Ew. Excellenz hat die K. Akademie der Wissenschaften in ihrem Bericht vom 21. Juni [1890] ehrerbietigst davon in Kenntniß gesetzt, daß sie die Absicht hegt, ihren wissenschaftlichen Unternehmungen ein Corpus Patrum Graecorum Antenicaenorum, d. h. eine Ausgabe der gesammten christlichen vornicänischen Litteratur in griechischer Sprache, hinzuzufügen. Auf die Nothwendigkeit und Wichtigkeit eines solchen Unternehmens glaubt die Akademie nicht besonders hinweisen zu müssen. Die Wiener Akademie der Wissenschaften arbeitet seit mehr als 25 Jahren an einer Gesammtausgabe der lateinischen Kirchenväter. Die Aufgabe, welche die K. Akademie sich stellt, ist dem gegenüber eine viel begrenztere, aber in Hinsicht auf die geschichtliche Bedeutung der betreffenden Litteratur eine noch wichtigere — es sollen alle litterarischen Denkmäler des ältesten

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Christentums von seiner Entstehung bis zur Begründung der Reichskirche durch Konstantin (abgesehen von dem Neuen Testamente und den lateinischen Quellenschriften) herausgegeben werden. Um dieses Unternehmen in der sichersten Weise zu begründen und zugleich die Kosten der späteren handschriftlichen Forschungen auf das nothwendigste Maß zu beschränken, erscheint es der K. Akademie der Wissenschaften zweckmäßig, zunächst eine genaue und detaillierte Übersicht über das gesammte Material zu gewinnen, über das, was bereits auf diesem Gebiete geleistet ist und was noch zu geschehen hat. Eine solche Übersicht kann bei dem gegenwärtigen Stande der Sache für die christliche Litteratur der ersten 3 bis 4 Jahrhunderte wesentlich, wenn auch nicht durchweg, befriedigend ohne Reisen auf Grund der gedruckten Handschriftencataloge und Bücher gewonnen werden. Ein solcher Conspectus, der die gesammte vornicänische Litteratur genau verzeichnet und bei jedem Stück die Art der Erhaltung, die Handschriften und — in Kürze — die Geschichte der Überlieferung angiebt, wird es ermöglichen, einen ausführlichen und sicheren Arbeitsplan für die Herausgabe der Schriften aufzustellen, Verzettelungen der Arbeitskräfte und der Mittel zu vermeiden und mit den geringsten Opfern an Zeit und Geld das Beste zu leisten. Es würde auch an sich eine sehr nützliche Leistung auf dem Gebiete der Literaturgeschichte sein, selbst wenn die geplante Ausgabe nicht zu Stande kommen sollte. Eine solche Übersicht — Prolegomena zur altchristlichen Literaturgeschichte und zu einer Gesammtausgabe — läßt sich unseres Erachtens in c. zwei Jahren herstellen." Bereits am 12. Februar 1891 wurde die offizielle Zustimmung gegeben, am Tage darauf begann die damalige Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften ihre Arbeit. Charakteristisch genug, daß man sich nicht mit formellen Sitzungen die Zeit wegnahm — die erste eigentliche Sitzung der Kommission fand erst 6 Jahre später, am 20. März 1897, statt — Harnack unterrichtete die Mitglieder vielmehr lediglich durch Rundschreiben über den jeweiligen Stand der Dinge, zu denen sie in Randnotizen ihre Ansichten äußerten. Vielmehr wurde alle Kraft auf die eigentliche Arbeit konzentriert. Auf den Tag genau hielt Harnack seine Zusage ein: am 15. Januar 1893 befand sich der Anfang des Manuskriptes schon in der Druckerei und war das Manuskript für die gesamte „Überlieferung" (d. h. die beiden ersten Bände des ganzen Werkes) so gut wie abgeschlossen. Noch im selben Jahre kamen diese Bände heraus. Die beiden Bände der „Chronologie" folgten vier bzw. elf Jahre später. Auch wenn man berücksichtigt, daß Harnack schon lange vor 1891 mit der Sammlung des Materials — zunächst unter dem Gesichtspunkt anderer Arbeiten — begonnen hatte, bleibt es eine für unsere heutigen Maßstäbe schier unfaßbare Leistung, die er in den zwei Jahren von 1891 bis 1893 mit den 1000 Druckseiten der „Überlieferung" vollbracht hat. Zwar konnte ihm die Akademie in Erwin Preuschen für diese Zeit einen haupt-

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amtlichen Mitarbeiter stellen, zwar wußte er für Spezialabschnitte manchen anderen Helfer zu gewinnen (vgl. S. VII), aber zwei Drittel des gesamten Werkes stammen, wie wir auB der Korrespondenz jener Jahre wissen, ausschließlich von Haraack selbst, und auch am restlichen Drittel hat er oft genug selbst Hand angelegt. Damals, als Harnacks „Geschichte der altchristlichen Literatur" zu erscheinen begann, stand sie allein auf dem weiten Feld. Heute, nach über 50 Jahren, besitzen wir die „Geschichte der altkirchlichen Literatur" von 0 . Bardenhewer, die Darstellung der „altchristlichen griechischen Litteratur" von 0 . Stählin in W. v. Christs „Geschichte der griechischen Litteratur'-8, die parallele Behandlung der lateinischen christlichen Autoren in der „Geschichte der römischen Litteratur" von Schanz-Hosius durch G. Krüger (als Seitenstücke dazu die Abschnitte von E. Klostermann in W. S. Teuffels „Geschichte der römischen Literatur".6, die Patrologien von Altaner, Steidle, Quasten u.a.m., wozu dann die Werke von A. Puech, Labriolle, Bardy und anderen kommen. Ist dadurch Harnacks Werk überholt und beiseitegeschoben oder auch nur in seiner Stellung gefährdet ? Ich glaube nicht. Vielmehr stehen wir m. E. noch immer an der Stelle, die Harnacks Vorwort selbst bezeichnet. Man muß es nur in der Umschreibung der Aufgabe genau lesen. Harnack sagt dort (S. V), sein Ziel sei eine „Bibliotheca Antenicaena" nach dem Vorbild der „Bibliotheca Graeca" von Fabricius gewesen: „Den Zweck und Inhalt des vorstehenden Werkes bitte ich nach diesen Absichten zu beurtheilen. Es will das Material möglichst vollständig in allen Verzweigungen seiner Überlieferung vorführen, es genau kenntlich machen und soweit gesichtet geben, als es die bisherige Forschung bereits gesichtet hat. Es will „Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique" darstellen und jedem küntigen Herausgeber irgend eines vornicänischen Denkmals ebenso nützlich sein wie dem Historiker und dem Freunde der ältesten Geschichte der Kirche. Es will endlich zukünftige Nachforschungen in den Handschriftenschätzen der Bibliotheken erleichtern und als zuverlässiges Hülfsmittel zur Identificirung dienen" (S. V/VI). Nach dieser Zielsetzung und innerhalb dieser Grenzen hat Harnack gearbeitet. Keine der oben genannten Literaturgeschichten hat eine ähnliche Abzweckung. Am nächsten kommen Harnacks Arbeit noch das Werk von Bardenhewer und die Krügerschen Abschnitte über die lateinischen Väter bei Schanz-Hosius. In bezug auf Bardenhewer genügt es wohl Lietzmann zu zitieren, der Harnacks Arbeit durchaus kritisch gegenüber gestanden hat (vgl. seine Besprechung in der Theol. Rundschau 8,1905, 345 ff.): „Man lernt also bei Harnack mehr, und das liegt doch nicht bloß daran, daß er mehr Platz hat" (ebda S. 349). Und im Schanzschen Handbuch werden lediglich die mit der Wende zum dritten Jahrhundert einsetzenden lateinischen christlichen Autoren behandelt, während der weit überwiegende Teil bei Harnack nach Lage der Dinge eben den griechischen

Zur 2. Auflage Schriften und Schriftstellern gewidmet ist. 0 . Stählin war bei seiner mustergültigen Arbeit auf 400 Druckseiten beschränkt, schon von daher ist ein Vergleich mit Harnack nicht möglich. Und die modernen, erfreulicherweise regelmäßig in neuen Auflagen erscheinenden Patrologien dienen im wesentlichen dem Lehrbetrieb; wenn der Fortgeschrittene sie benutzt, dann zur Unterrichtung über neu erschienene Ausgaben und Literatur oder zur Auffrischung seines Gedächtnisses. E s ist aufrichtig zu beklagen, daß der von B. Altaner 1946 vorgetragene Plan (in den Miscellanea Giovanni Mercati I : „Der Stand der patrologischen Wissenschaft und das Problem einer neuen altchristlichen Literaturgeschichte") sich bisher nicht hat verwirklichen lassen und — wenigsten? soweit B. Altaner selbst in Betracht kommt, dessen angegriffene Gesundheit seiner Arbeit bedauerliche Grenzen zieht, — in absehbarer Zeit auch wohl kaum verwirklicht werden wird. Altaner erklärte damals seine Absicht, „eine neue kritische vier- oder fünfbändige Geschichte der altchristlichen Literatur zu schreiben, die alle Hauptergebnisse der neuesten Forschung verarbeitet und dem Fachmann das notwendige Rüstzeug für seine Weiterarbeit in die Hand gibt" (S. 33). Hier wäre ein Werk entstanden, welches Harnacks „Geschichte der altchristlichen Literatur", wenigstens in seinen ersten beiden Bänden, bis zum gewissen Grade ersetzt hätte. Bis zu einem gewissen Grade: denn in Anbetracht des vorgesehenen Umfangs hätte das bei Harnack gebotene Material nur in sehr eingeschränktem Maße vorgelegt werden können, und die beiden Bände der „Chronologie" hätten ohnehin ihre Stellung behalten. Aber trotzdem: wir hätten bei der Ausführung des Altanerschen Vorhabens ein Handbuch besessen, das unserer Zeit weithin die Hilfe geboten hätte, deren wir dringend bedürfen. So aber stehen die Dinge heute durchaus noch so, wie Dräseke (dessen Gefühle Harnacks Werk gegenüber in Anbetracht dessen kritischer Stellungnahme zu eigenen Arbeiten durchaus temperiert waren) es 1893 (Wochenschrift für klassische Philologie 1893, 1329—1334) formulierte: „mit dem Überholtwerden wird es doch wohl vorläufig noch ziemlich lange gute Wege haben" (ebda Sp. 1331). Das Wort, auf das Dräseke sich bezieht, steht am Ende der Vorrede Harnacks zur 1. Auflage des ersten Bandes: „Eine Arbeit, wie die unsrige, steht leider unter dem Geschick, nie vollendet und bald überholt zu werden — sollte der Wahlspruch gelten: „Tout bien ou rien", so wäre sie nie geschrieben worden" (S. X I I ) . Der zweite Teil dieses Wortes gilt in verstärktem Maße auch für die vorliegende zweite Auflage. Selbstverständlich sind, ehe die vorliegende Form gewählt wurde — sie stellt die äußerste Konzession des Verlages dar — Überlegungen angestellt worden, ob nicht andere Wege möglich wären. Aber immer wieder bestätigte sich die von vornherein feststehende Erkenntnis, daß es völlig unmöglich sei, Harnacks Werk auf den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse zu bringen. Das hätte bedeutet, es neu zu schreiben. Nicht nur der Unterzeichnete fühlte sich dazu nicht in der

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Lage (was keines Kommentares bedarf, denn er ist sich der Mangelhaftigkeit seiner Voraussetzungen dafür voll bewußt), — auch sonst, meinte er allerdings, sei niemand dazu imstande. Jeder, der auf dem Felde der alten Kirchengeschichte arbeitet, wird auf seinem Spezialgebiet mehr und vielleicht auch anderes zu sagen wissen als Harnacks Literaturgeschichte ; für das Ganze aber kann das m. E. niemand von sich behaupten. Noch heute gilt, was Loofs bemerkte, dem wohl niemand mangelnde Akribie nachsagen kann und der wie Harnack wahrlich über große Materialsammlungen verfügte : „Niemand hat gegenwärtig, was hier geboten wird ; niemand hat Kollektaneen, die dies Buch ihm ersetzen könnten" (Deutsche Literaturzeitung 1894, Sp. 389). Nicht daß wir nicht daran arbeiteten, manches neu zu machen, was an Harnacks Werk unbedingt neu gemacht werden muß. Die Kommission für spätantike Religionsgeschichte ist z. B., wie bekannt, nicht nur bemüht, die vor dem zweiten Weltkriege erschienenen und heute meist vergriffenen Bände der „Griechischen Christlichen Schriftsteller" durch revidierte Neuausgaben zu ersetzen und früher offen gelassene Lücken zu schließen, sie hat ihren Arbeitsbereich auch weit über die einst von Harnack gezogene Grenze von 325 hinausgeschoben. Die Basis für das alles ist die vollständige Feststellung des nun tatsächlich in aller Welt vorhandenen Handschriftenmaterials. Glücklicherweise verfügen wir heute, wenn die jetzt im Druck befindliche zweite Auflage von M. Richards Répertoire des bibliothèques et des manuscrits grecs vorliegen wird, über sehr viel bessere Voraussetzungen als frühere Zeiten, um der Handschriftenkataloge und auch der griechischen Handschriften selbst habhaft zu werden. Systematisch diese Handschriften zu erfassen, sind wir nach Kräften bemüht. Aber lange Jahre werden vergehen, bis wenigstens ein ungefährer Abschluß dieser Arbeiten erreicht sein wird. Und dann ist nur ein Teilgebiet von den vielen neu erschlossen, die Voraussetzung dafür sind, daß Harnacks Werk einmal neu geschrieben werden kann. Auch der immer wiederholten Klage, daß man heute nicht mehr in der Lage sei, auch nur die Titel der in immer steigender Zahl erscheinenden Monographien und Ausgaben einigermaßen vollständig zusammen zu bekommen, ja daß man nicht einmal alle für die ersten Jahrhunderte in Betracht kommenden Zeitschriften überblicken könne, um von ihrer Lektüre zu schweigen, sucht die Kommission für spätantike Religionsgeschichte abzuhelfen. Im Zusammenwirken mit Kollegen aus verschiedenen Ländern bereitet sie gegenwärtig das Erscheinen einer Internationalen patristischen Bibliographie vor. Aber auch das ist nur ein kleiner Schritt voran auf dem langen Wege bis zu einer Erneuerung der Harnackschen „Geschichte der altchristlichen Literatur". Bis dahin werden wir uns also mit dem Vorhandenen begnügen müssen, und wir werden gut daran tun, es für jede unserer Arbeiten zu benutzen. Das ist nun nicht so gemeint, um Mißverständnissen vorzubeugen, daß Harnacks Werk als alleinige Grundlage gebraucht werden könnte, aber für jedermann, der über die ersten drei Jahrhunderte unserer Zeit-

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rechnung arbeitet, wird es Ausgangspunkt, unumgängliche Voraussetzung sein müssen. Daß in der vorliegenden zweiten Auflage eine nicht geringe Mühe aufgewandt ist, um das Werk von offenkundigen Versehen und Irrtümern des Druckers und auch des Verfassers zu reinigen, werden dem Benutzer die insgesamt 55 Seiten Berichtigungen und Nachträge zeigen, welche in der zweiten Auflage im Vergleich zur ersten bald auf das Dreifache gestiegen sind. Dabei sollte in jedem Fall — soweit möglich auch mit seinen Worten — die Meinung Harnacks selbst, nicht die des Herausgebers, zum Ausdruck gebracht werden. Das wurde dadurch erleichtert, daß Harnack in seinen Selbstanzeigen in der Theologischen Literaturzeitung (18, 1893, 542 - 5 4 3 ; 22, 1897, 7 6 - 7 8 ; 29, 1904, 355 - 3 5 6 ) wie vor allem in Bd 12,1 der Texte und Untersuchungen („Zur Überlieferungsgeschichte der altchristlichen Lit ' eratur", 1904) bereits Nachträge und Berichtigungen zu seiner Arbeit geliefert hat. Weiteres Material boten die größeren Rezensionen — etwa 40 an der Zahl — sowie das Handexemplar G. Krügers, das uns durch die Freundlichkeit von Prof. Dr. Adam/Bethel zugänglich wurde. Schon mehrere der Kritiker Harnacks wurden zitiert (die zahlreichen Lobredner blieben mit Absicht ausgeschlossen). An den Schluß möge G. Krügers Urteil gestellt werden, der wie kein anderer seine von Harnack abweichenden Meinungen zum Ausdruck gebracht hat. Allein seine Besprechung von Harnacks Band II, 2 in den Göttinger Gelehrten Anzeigen umfaßt 56 Seiten! ( G G A 1 6 7 , 1 9 0 5 , 1 - 5 6 ) . Aber selbst sie steht unter dem Vorzeichen: „daß solcher Widerspruch die Dankbarkeit des Schülers zur Folie hat, der auf diesem Gebiete fast alles von Harnack empfangen zu haben immer wieder dankbar bekennen muß" (ebda S. 3). Daß aus diesen Kritiken nur Sachangaben übernommen wurden und nicht die jeweiligen persönlichen Auffassungen der Kritiker, versteht sich. Ebenso blieben Literaturnachträge — sofern sie nicht auf Harnack selbst zurückgingen — ausgeschlossen: wo anfangen und wo aufhören? Wo sich durch Änderungen in den Seitenzahlen die Notwendigkeit von Umstellungen in den Registern ergab, sind diese im fotomechanischen Nachdruck durch Tekturen vorgenommen worden. In einigen Fällen war das nicht möglich. Dann ist durch ein am Rande der Seite angebrachtes Sternchen angegeben, daß eine Fortsetzung im Registernachtrag zu suchen ist. Auf diese Weise werden dem Benutzer des Werkes auch die Nachträge am bequemsten erschlossen. F. Winkelmann, Mitarbeiter der Kommission für spätantike Religionsgeschichte, bin ich für seine Hilfe bei dem mühseligen wie entsagungsvollen Unternehmen der Neuauflage zu Dank verpflichtet. Halle-Berlin, den 1. September 1957

Kurt Aland

Vorrede. Im Anfang des Jahres 1891 beschloss die E. Preussische Akademie der Wissenschaften, eine Ausgabe der älteren griechischen Kirchenväter in Angriff zu nehmen. Ich schlug der Akademie vor — um ein sicheres Urtheil über den Umfang und die Mittel der Arbeit zu gewinnen —, zunächst eine Übersicht über den Bestand und die Überlieferung der altchristlichen Litteratur, soweit sie ohne neue bibliothekarische Forschungen gegeben werden kann, herstellen zu lassen, und erbot mich, mit einem Hülfsarbeiter eine solche Übersicht im Lauf von zwei bis drei Jahren vorzulegen. Die Akademie nahm diesen Vorschlag an, und S. Excellenz der Herr Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten bewilligte in freundlichstem Entgegenkommen die geforderten Mittel für einen Hülfsarbeiter, den ich in Herrn Lic. E. Preuschen gewann — so ist das vorliegende Werk entstanden. Doch ist die Vorgeschichte desselben damit noch nicht vollständig dargelegt: schon lange bevor ich an die Ausarbeitung meines Lehrbuches der Dogmengeschichte herangetreten war, hatte ich das Material für eine »Altchristliche Literaturgeschichte", zunächst bis Eusebius, zu sammeln und zu sichten begonnen. Bei dieser Sammlung hatte sich mir die Nothwendigkeit ergeben, das complicirte überlieferungsgeschichtliche Material von der historischen Untersuchung und Darstellung zu trennen, wenn diese nicht mit einem unförmlichen Stoff belastet werden sollten. Einen kleinen Theil jenes Materials habe ich bereits in der Ausgabe der apostolischen Väter, sowie in den „Texten und Untersuchungen z. Gesch. der altchristl. Litteratur" bearbeitet; aber die Hauptmasse stand noch aus. Der Entschluss, einer geplanten neuen Ausgabe der Kirchenväter eine Übersicht über den Bestand und die Überlieferung vorauszuschicken, liess sich mit der Absicht, der „Altchristlichen Literaturgeschichte" eine „Bibliotheca Anteuicaena" — nach dem Vorbild von Fabricius' „Bibliotheca Graeca" — voranzustellen, m. E. trefflich vereinigen. Den Zweck und Inhalt des vorstehenden Werkes bitte ich nach diesen Absichten zu beurtheilen. Es will das Material möglichst vollständig in allen

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Vorrede.

Verzweigungen seiner Überlieferung vorführen, es genau kenntlich machen und soweit gesichtet geben, als es die bisherige Forschung bereits gesichtet hat. Es will „Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique" darstellen und jedem künftigen Herausgeber irgend eines vornicänischen Denkmals ebenso nützlich sein wie dem Historiker und dem Freunde der ältesten Geschichte der Kirche. Es will endlich zukünftige Nachforschungen in den Handschriftenschätzen der Bibliotheken erleichtern und als zuverlässiges Hülfsmittel zur Identificirung dienen. Ergebnisse neuer Forschungen sind nur soweit mitgetheilt, als sie sich ohne weitläufige Begründung in den Plan des Werkes einfügen liessen. Eine besondere Aufmerksamkeit ist den Initien — in der Regel sind auch die Schlüsse angegeben — und den Registern gewidmet worden. Dagegen musste von einer Untersuchung der Ausgaben, so willkommen sie gewesen wäre, abgesehen werden. Es zeigte sich bald, dass diese Aufgabe nur in einem eigenen umfangreichen Werke hätte erledigt werden können, in dem Rahmen unserer Arbeit aber zu einem sehr beschwerlichen Ballast geworden wäre. Da wir überall auf die Handschriften selbst zurückgegangen sind, dabei aber solche Ausgaben, die den Werth von Handschriften repräsentiren, ebenso wie die editiones principes etc. berücksichtigt haben, so hoffen wir, dass das Fehlen jener bibliographischen Nachweise, für die es übrigens bereits Hülfsmittel giebt1), den Werth der Arbeit nicht wesentlich beeinträchtigen wird. Es erübrigt noch, Rechenschaft über einige wichtige Punkte betreffs der Theilung, Anlage und Ausführung der Arbeit zu geben: Die Arbeit ist so getheilt worden, dass Herr Preuschen die Artikel Apokryphe Apostelgeschichten, Pseudoclementinen2), Irenaus, Clemens Alex., Orígenes3), Gregorius Thaumaturgus, Alexander v. Alexandrien, Methodius, Adamantius, Julius Africanus, Pamphilus, Eusebius v. Cäsarea, Novatian, Tertullian, Victorinus, Lactantius4), 1) S. I t t i g , De bibliothecis et catenis patrum etc. Lipa. 1707. J. G. Walch, Bibliotheca patrMica, edit. nova a Danzio adornata. Ienae 1834. D o w l i n g , Notitia scriptorum ss. patrum aliorumque vet. ecclesiae monumentorum etc. Oxonii 1839. Richardson, The Ante-Nicene Fathers. Bibliogr. Synopsis. Buffalo 1887. Litteratur haben wir soweit mitgetheilt, dass die Auffindung der ganzen einschlagenden Litteratur in der Regel nicht schwierig sein wird. 2) Für diesen Artikel verdanken wir der Güte des Herrn R i c h a r d s o n die Liste der Recognitionen-Handschriften S. 229 f. 3) Für gütige Mittheilungen sind wir Herrn K o e t s c h a u zu Dank verpflichtet. 4) Der Herausgeber des Lactantius, Herr B r a n d t , hatte die Güte, seine Lactantius-Studien vor dem Erscheinen Herrn P r e u s c h e n zugehen zu lassen.

Vorrede.

VII

Sixtussprüche, Concilien, Martyrien, Heidnisches (auf das Christenthum bezügliches), die Übersicht über die Catenen und das Initienund Handschriftenregister ausgearbeitet hat. Er hat die Untersuchungen wesentlich selbständig geführt, so dass ich nur eine bedingte Verantwortung für sie zu übernehmen vermag; denn solche Arbeiten bis auf den letzten Punkt controliren, heisst sie selbst machen. Aber wir haben stetig während zweier Jahre über seine Artikel verhandelt; einzelne Abschnitte habe ich controlirt sowie andere ergänzt, und der unverdrossene Fleiss und Eifer, mit dem Herr Preuschen die Untersuchungen geführt hat, bürgt wohl für ihre Brauchbarkeit. Das Übrige, auch das Autoren- und Schriftenregister, sowie die Aufstellung des Plans des Werkes, die Feststellung der einzelnen Artikel, die Anordnung und die Einleitung stammt von mir. Doch habe ich mich, abgesehen von der Unterstützung meines Mitarbeiters, auch der Hülfe befreundeter Forscher erfreuen dürfen. Herr Bon wetsch hatte die grosse Güte, dem Werke eine Übersicht über die in slavischer Sprache erhaltene altchristliche Litteratur beizugeben. Herr Achelis, mit einer neuen Ausgabe des Hippolyt beschäftigt, hat mir seine genaue Beschreibung des Schriftenverzeichnisses auf der Hippolyt-Statue, sowie seine handschriftlichen Studien über die exegetischen Fragmente Hippolyts freundlichst zur Verfügung gestellt. Herr Carl Schmidt unterstützte mich durch die Ausarbeitung einer Übersicht über die koptische Übersetzungslitteratur. Die Herrn Burchardi und Stübe haben die armenische Übersetzungslitteratur untersucht. Ihre Arbeit ist noch nicht vollendet und wird später in den „Texten und Untersuchungen" erscheinen; sie hat mir jedoch schon für die vorliegende Ausarbeitung Dienst geleistet. Ich spreche ihnen allen meinen herzlichen Dank aus. Aber dieser Dank gilt auch den zahlreichen Forschern, deren Arbeiten wir benutzt haben. Ein Werk, wie das vorliegende, ist fast auf jedem Blatte einem Vorarbeiter verpflichtet. Als wir es zu schreiben begannen, lebten noch die ausgezeichneten Patristiker Caspari, Hatch, Hort, de Lagarde, Lightfoot und Lipsius, und wir durften hoffen, ihrem Urtheil die Arbeit unterbreiten zu können. Sie sind uns entrissen worden. Was sie unserer Wissenschaft geleistet haben, trat uns bei dieser Arbeit besonders deutlich vor Augen. An den Dank gegen die entschlafenen Forscher und die Generationen, die ihnen vorangegangen sind — ich nenne nur Cotelier, Tillemont, Grabe, Fabricius, Routh, Thilo, Mai und Pitra — reihen wir den Dank an die Lebenden. Es sind vor allem die Arbeiten von Duchesne, Härtel, Hilgenfeld, Salmón, Tixeront und Zahn, denen wir verpflichtet sind. In besonderem Masse gilt das von

VIII

Vorrede.

der „Geschichte-" und den „Forschungen zur Geschichte des NTlichen Kanons" des letztgenannten Gelehrten. So wenig wir uns die Gesichtspunkte anzueignen vermögen, unter denen Zahn die Anfänge dieser Geschichte betrachtet hat, so sehr bewundern wir die gediegene und fruchtbare Gelehrsamkeit ihres Verfassers und bekennen dankbar, viel von ihm gelernt zu haben. Unser Absehen war auf Vollständigkeit gerichtet. Jeder Zettel, jedes Citat ist in der altchristlichen Litteraturgeschichte wichtig oder kann von Wichtigkeit werden; wir haben uns dabei nicht auf Literaturdenkmäler im engeren Sinn beschränkt, sondern alles herbeigezogen, was in jener Zeit von Christen geschrieben worden ist. Die Handschriften, die Citate und die „Testimonien"1) haben wir für jedes Werk vollständig zu sammeln versucht und auch den zahlreichen verlorenen, oder nur in Bruchstücken erhaltenen Schriften sind wir nachgegangen.2) Mit erläuternden Bemerkungen und historischen Ausführungen sind wir so sparsam wie möglich gewesen, um das Werk nicht noch mehr anschwellen zu lassen. Doch ist das Material so zusammengestellt worden, dass es nicht schwer fallen wird, die Überlieferangsgeschichte aus den dargebotenen Angaben zu entwickeln. Die Grenze nach unten bildet das Nicänische Concil, welches nicht mehr, und die Schriftstellerei des Eusebius, welche noch aufgenommen worden ist. Weggelassen ist alles Manichäische, was gewiss Billigung finden wird. Leider aber mussten wir uns auch an einigen Stellen eine unliebsame Beschränkung auferlegen. Wir haben die „Testimonien" für Orígenes und Eusebius, sowie Fragmente aus den Werken des Julius Afrikanus (Chronographie), Orígenes und Eusebius weglassen müssen, und konnten auch die Artikel Clemens Alex., Hippolyt und Cyprian nicht in der Vollständigkeit vorführen, wie die übrigen Abschnitte. Doch hoffen wir, dass diese Mängel eine billige Beurtheilung finden werden. Die Testimonien für Orígenes und Eusebius würden einen eigenen Band erfordert haben. Die exegetischen Fragmente des Orígenes hat Herr Preuschen zu sammeln und mit den Initien zu bezeichnen begonnen. Aber diese Sammlung schwoll so mächtig an, dass sie in diesem Werke nicht untergebracht, aber auch ohne neue 1) In der Regel die Testimonien für den Schriftsteller und seine Schriften, nicht jedes beliebige Testimonium für die Persönlichkeit und ihre Geschichte, ferner diese Zeugnisse nicht in statistischer Vollständigkeit, sondern soweit sie selbständig sind. Doch sind unselbständige Zeugnisse, wenn sie literarhistorische Wichtigkeit haben, nicht übergangen worden. 2) Das Fragmentarische und Unbedeutende macht für eine Arbeit wie die vorliegende in der Regel mehr Mühe als das Vollkommene und Bedeutende. Dieses hat eine klare und deutliche Geschichte, jenes eine verborgene.

Vorrede.

IX

handschriftliche Forschungen nicht zu einem einigermassen befriedigenden Ende geführt werden konnte. Ähnliches gilt von der Kirchengeschichte des Eusebius und von den noch nicht untersuchten exegetischen Fragmenten, die den Titel „Eusebius" tragen. Dasselbe gilt aber auch von der Chronographie des Julius Afrikanus, die der ganzen späteren byzantinischen Chronographie zu Grunde liegt, deren Fragmente im Kähmen dieses Werkes nachzuweisen schlechterdings unmöglich war. Was endlich die drei Artikel Clemens Alex., Hippolyt und Cyprian anlangt, so sind sie wesentlich vollständig; doch fehlt bei Clemens, für den Zahn eine ausgezeichnete Untersuchung geliefert hat, ein Theil der indirecten Überlieferung und einige Testimonien; bei Hippolyt ist nur das Material in Bezug auf den Danielcommentar und die Chronik nicht in extenso vorgeführt aus naheliegenden Gründen (die Veröffentlichung des vollständigen Commentars zum Daniel steht bevor; sie wird erst über eine Reihe von Fragmenten entscheiden; die Chronik konnte aus denselben Gründen nicht ausführlich behandelt werden, wie die Chronographie des Afrikanus); bei Cyprian endlich war es unmöglich, alle jungen Handschriften und sämmtliche mittelalterliche Citate vorzuführen. — Die indirecte Überlieferung in Catenen und Florilegien haben wir nur soweit herbeizuziehen vermocht, als der heutige Stand der Forschung, die sich noch in den Anfängen befindet (vgl. die schönen Untersuchungen von Loofs, Wendland und Cohn), es zuliess. Genauer geprüft — aber z. Th. erst während des Druckes — haben wir den Cod. Rupefucald., nunc Berol. der SS. Parallela. Da der Codex häufig auf Reisen gewesen ist, so vermochten wir ihn nicht immer dann einzusehen, wenn wir ihn brauchten. Eine Durcharbeitung desselben durch Herrn Schür er haben wir dankbar zur Yergleichung benutzen können. — In Bezug auf die Frage, ob die stillschweigende Benutzung des einen Schriftstellers durch den anderen in einem Werk wie dem unsrigen zu verzeichnen sei, sind wir zu dem Ergebniss gelangt, für die evidenten Fälle die Frage zu bejahen. Wo die Sache aber unsicher ist, haben wir in der Regel auf Bemerkungen verzichtet. — Die sog. „Zauberpapyri" und Verwandtes glaubten wir bei Seite lassen zu müssen, da zusammenhängende Untersuchungen dieser merkwürdigen Litteratur noch fehlen und ihr Zeitalter sowie ihre Bestimmung noch keineswegs feststeht. Was die gnostische Litteratur anlangt, so haben wir Initien nur für solche Fragmente mitgetheilt, die sicher in ihrem überlieferten Wortlaut von den Gnostikern stammen. Die indirecte Überlieferung gnostischer Aussprüche und Systeme, wie sie bei den Kirchenvätern vorliegt, ist, auch wenn die Gnostiker redend eingeführt werden, in der Regel nicht so beschaffen, dass man den

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Vorrede.

Formulirungen aufs Wort trauen dürfte. — Eine ganz besondere Schwierigkeit bot die apokryphe, „unterirdische" Litteratur. So wie sie vorliegt, ist sie grösstentheils jünger als das Zeitalter des Eusebius, aber ihre Quellenschriften sind älter. Der Weg, den wir eingeschlagen haben, um nichts wegzulassen, was wirklich in die alte Zeit gehört, und andererseits nicht allzuviel Fremdem Kaum zu geben, muss sich selber rechtfertigen. Ganz befriedigt sind wir selbst nicht durch diesen Theil der Arbeit, der ohne die mühsamen Untersuchungen von L i p s i u s und Zahn überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Ähnlich schwierig war die Beantwortung der Frage, wie vieles von den zahllosen Unterschiebungen, Fälschungen und Legenden der späteren Zeit aufzunehmen sei. Am nächsten hätte es gelegen, radical zu verfahren und alles auszuweisen. Allein die Überlieferungsgeschichte der echten Litteratur, die mit der der unechten so eng verflochten ist, verbietet das. Was ich schliesslich hier geboten und nicht geboten habe, ist das Ergebniss eines langen Nachdenkens, ich darf auch sagen, häufigen Experimentirens in Bezug auf den zweckentsprechendsten Grad der Elasticität, den man dem Begriff „Altchristliche Literaturgeschichte" zu geben hat. Dem Pseudoisidor wird man auf den folgenden Blättern nicht begegnen, wohl aber noch Unterschiebungen und Fälschungen des 6. Jahrhunderts. Ganz ohne Willkürlichkeit lässt sich eine Scheidung dessen, was mitzutheilen und was zu verwerfen ist, nicht vollziehen. Auf manche späte Nachrichten, auf die man früher Gewicht gelegt hat (s. die Arbeiten von F a b r i c i u s , I t t i g u. s. w.), sind wir überhaupt nicht eingegangen. — Was über echte alte „Martyreracten" zusammengestellt worden ist, wird zeigen, wie weit die Forschung, die handschriftliche und die kritische, hier noch immer zurück ist. Hätte sich Hr.Preuschennoch tiefer in diese Materie eingelassen, so würde das Fragmentarische der Arbeit nur noch deutlicher hervorgetreten sein. Wir sind zufrieden, wenn dieser Abschnitt, der viele Mühe gemacht hat, künftigen Forschern nicht als ganz unbraüchbar erscheint, ihnen vielmehr einige Winke und Fingerzeige giebt. — Endlich durfte ein Abschnitt „Angeeignetes", nämlich aus der jüdischen Überlieferung, bez. „Angeeignetes und Bearbeitetes" nicht fehlen; ich habe mir aber hier die grösste Kürze auferlegt, hoffend, dass diese Zusammenstellung, die bisher so wenig gemacht ist, wie eine Übersicht über die in's Griechische und Syrische übersetzte altchristlich-griechische Litteratur (s. S. 883 ff.), auch in dieser Kürze nützlich sein wird. Ähnlich kurz gefasst worden ist das, was unter dem Titel „Heidnisches" im Zusammenhang mit der altchristlichen Literaturgeschichte nachzuweisen war (S. 865 ff.). Was die E i n t h e i l u n g der Arbeit anlangt, so habe ich es

Vorrede.

XI

nach einigem Schwanken für das beste gehalten, die Urlitteratur bis Justin in einem Abschnitt zusammenzufassen, sonst aber den Stoff nach den Hauptprovinzen zu theilen. Mit absoluter Strenge liess sich jedoch diese Eintheilung nicht durchführen. Es schien z. B. zweckmässig, zu Orígenes einige nichtägyptische Schriftsteller zu stellen, und unter dem Titel „Christliche Urlitteratur" einige Schriften zu behandeln, die jünger sind als Justin's Zeitalter, aber aus inneren Gründen der ältesten Litteratur beigezählt werden müssen. Für die Disposition und Ausführung der einzelnen Artikel haben wir Uns nicht an ein festes Schema gebunden, sondern hielten es für richtiger, uns jedesmal von der Art der Überlieferung die Art der Anordnung vorzeichnen zu lassen. Einige Wiederholungen sind absichtlich nicht vermieden worden. Es schien uns richtiger, eine kurze Stelle zweimal abzudrucken, als durch Verweisungen den Leser zu beschweren. Auf die Eeihenfolge der Artikel bitte ich kein besonderes Gewicht zu legen. Absichtlich sind alle chronologischen Fragen bei Seite gelassen, die befriedigend doch nur in zusammenhängender Untersuchung beantwortet werden können. Solchen Untersuchungen, die der zweite Theil zu bringen hat, wollte ich nicht vorgreifen. Was von diesen gilt, gilt auch von allen übrigen litterarhistorischen Problemen. Nur das, was mit ßecht allgemein anerkannt ist, ist auch hier als Voraussetzung der Nachweise behandelt; alles übrige ist offen gelassen und nur, wo es durchaus nothwendig war, eine bestimmte Position gewählt worden. Der Verzicht, nicht Überlieferungsgeschichte zu geben, sondern nur Material für eine solche, war mir am schwersten. Aber hätte ich die „Einleitung" zu einer Geschichte erweitert, so hätte ich das Buch zweimal schreiben müssen. „Neues" wird der kundige Forscher nicht viel in dem Buche finden, zumal wenn er selbst über eine ähnliche Sammlung zum Privatgebrauche verfügt; aber es war auch nicht unsere Absicht, den Meistern zu nützen, sondern den Gesellen, auch nicht den lectores unius libri zu genügen, sondern denen, die sich mit der gesammten altchristlichen Litteratur vertraut zu machen streben. Für den Mangel des „Neuen" entschädigt vielleicht der Grundsatz, den wir befolgt haben, keine Angaben aufzunehmen, ohne sie an der letzten Quelle zu controliren. Sehr viele Irrthümer, die sich seit Generationen fortgepflanzt haben, sind von uns stillschweigend corrigirt worden. Dabei leisteten uns die Bücherschätze der K. Bibliothek zu Berlin die besten Dienste. Ohne sie hätte die Arbeit überhaupt nicht gemacht werden können, und ich spreche hier der Generaldirection meinen ergebensten Dank aus, dass sie auch meinem Herrn Mitarbeiter die freieste Benutzung der Bibliothek gestattet H a r n a c k , Altchristl. Litteraturgesch. 1.

B

Vorrede.

XII

hat. Andererseits sind freilich in Berlin Untersuchungen wie die unsrigen besonders erschwert. Die Benutzung der Bibliothek ist eine so intensive, dass es sehr schwer hält, alle Bücher, die man für einen bestimmten Zweck gleichzeitig braucht, erhalten oder einsehen zu können. So war es uns nicht immer möglich, nach denselben Ausgaben zu citiren, und nicht selten musste die Controle zahlreicher Stellen auf Wochen verschoben werden. Unter diesen Verhältnissen werden sich Fehler eingeschlichen haben; aber sie werden auch sonst nicht überall vermieden sein. — Das Manuscript wurde am 31. December des vorigen Jahres abgeschlossen; der Druck hat Ende Januar begonnen; die vortreffliche Druckerei lieferte wöchentlich drei Druckbogen; es wurden fünf Correcturen gelesen, eine in der Druckerei und je zwei von uns. Diese Beschleunigung des Drucks, die uns eine grosse Arbeitslast auflegte, gewährte aber den unvergleichlichen Vortheil, dem Gedächtniss nachzuhelfen und uns auf sonst vielleicht nicht bemerkte Lücken und Unebenheiten aufmerksam zu machen. Nicht alles konnte in der Correctur verbessert oder vervollständigt werden; wir mussten uns entschliessen, einen kurzen Nachtrag beizugeben, in den wir auch die Nachlese aufgenommen haben, welche die in der ersten Hälfte dieses Jahres fortgesetzten Studien boten. Eine Arbeit, wie die unsrige, steht leider unter dem Geschick, nie vollendet und bald überholt zu werden — sollte der Wahlspruch gelten: „Tout bien ou rien", so wäre sie nie geschrieben worden. Wir bitten in dieser Hinsicht um die freundliche Nachsicht der Fachgenossen und hoffen, dass das Werk auch dem, dem es nicht genügt, nützlich sein wird. Berlin, d. 1. Juli 1893.

Adolf Harnack.

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Einleitung: Grundzüge der tj'berlieferungsgeschichte der vornicänischen Litteratur in älterer Zeit XXI I. Christliche Urlitteratur (mit Ausschluss der NTlichen und Gnostischen)

1—139

1. Brief der Korinther an den Ap. Paulus 2 Paulus, Ap., verlorene Briefe an die Korinther 3. Paulus, Ap., verlorener Brief an die Philipper 4. Paulus, Ap., Brief an die Laodicener 5. Evangelien, apokr., im Allgemeinen Agrapha S. 5. Bartholomäus-B v. S. 5. Andreas-Ev. S. 5. [Thaddäus-Ev. S. 5], 6. Tagebuch der Verwandten Jesu 7. Fajjumer Evangelienfragment. 8. Hebräer-Evangelium . . . . 9. Petrus-Evangelium 10. Aegypter-Evangelium . . . . II. Philippus Evangelium . . . . 12. Thomas-Evangelium . . . . 13. Matthias-Evangelium (resp.Überlieferungen) 14. Barnabas-Evangelium . . . . 15. Buch des Jakobus (Protev. Jacobi) 16. ActaPilati, Descensus ad inferos, Evangelium N i c o d e m i . . . . Pilatusschriften S. 23. 17. Evangelium, unbekanntes, häretisches

3 3 4 4 4

5 6 6 10 12 14 15 17 18 19 21 24

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18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.

Evangelium perfectionis . . . Basilides-Evangelium . . . . Evangelium, ein unbekanntes . Praedicatio Petri. Petrus, Ap., ungenannte Schrift Didascalia Petri Duae Viae vel Iudicium Petri Periodos Pauli Praedicatio Pauli Petrus, Apokalypse Paulus, Ap., angeblicher Brief an die Alexandriner . . . . 29. Paulus, Ap., angeblicher Brief an die Laodicener 30. Paulus und die Korinther, angeblicher Briefwechsel . . . 31. Clemens Romanus, Brief an die Korinther 32. Clemens "Romanus, sog. 2. Brief an die Korinther 33. Hermas, der Hirte 34. Barnabasbrief Barnabas beigelegte andere Schriften S. 62. 35. Johannes, Herrnschüler und Presbyter 36. Aristion, Herrnschüler, Diegesen 37. Presbyter des Irenäus . . . . 38. Papias, Auslegung von Herrnworten 39. Polykarp, Brief an d. Philipper Angebliche Polycarpiana S. 73. 40. Gemeinde von Smyrna an die Gemeinde von Philomelium . 41. Ignatius, sieben Briefe . . . 42. Lehre der zwölf A p o s t e l . . . 43. Aristo von Pella, Dialog . . 44. Quadratus, Apologie . . . . B*

24 24 24 25 28 28 28 29 29 29 33 33 37 39 47 49 58

63 64 64 65 69 74 75 86 92 95

Inhalt.

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45. 46. 47. 48.

Aristides, Apologie . . . . Justin, echte u. unechte Werke Agrippa Castor, Adv.Basilidem Quellenschriften der apost. Kirchenordnung 49. Rom, Symbol 50. Apokryphe Apostelgeschichten 1) Die unter Leucius' Namen stehende Sammlung S. 116. 2) Die sog. Abdiassammlung S. 123. 3) Das angebliche Werk des Gratho S. 123. Die einzelnen Acten S. 123. Thomasacten S. 123. Johannesacten S. 124. Andreas&cten S. 127. Paulusacten (TlavXov nga-

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96 99 114 115 115 116

Seig) S. 128.

Gnost. Paulusacten S. 130. Petrusacten S. 131. Katholische Acten S. 134. Acten d. Paulus u. d. Thekla S. 136. Philippusacten S. 138. Matthäusacten S. 139. Barnabasacten S. 139. II. Gnostische, Marclonitische und Ebionitlsche Litteratur . 141—231

1. Gnostiker und Marcioniten 143 Quellen, Ketzerbestreitungen S. 143. 1. Kleobius S. 152. 2. Dositheus S. 153. 3. Simon Magus S. 153. 4.. Menander S. 154. 5. Cerinth S. 154. 6. Nikolaus u. d. Nikolaiten S. 156. 7. Satornil S. 157. 8. Basilides u. Isidor S. 157. 9. Karpokrates u. Epiphanes S. 161. 10. Ophiten, „Gnostiker", verwandte Secten S. 162. Koptisch-Gnostische Litteratur S. 171. 11. Valentin und seine Schule S. 174.

2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

12. Bardesanes und Harmonius S. 184. 13. Cerdo, Marcion, Marcioniten, Apelles S. 191. 14. Nigidius S. 200. 15. Hermogenes S. 200. Unbestimmtes S. 200. Cassianus,Enkratiten(Doketen) Severus und Severianer . . . Marcianus, Doket Dositheus, Enkratit . . . . Das Evangelium der zwölf Apostel und andere Schriften gnostischer Ebioniten . . Symmachus, Ebionit . . . . PseudoclementinischeSchriften

201 204 205 205 205 209 212

III. Christliche Schriften aus Kleinasien, Gallien und Griechenland (2. Hälfte des 2. iahrh.) 233—288

1. Glaubensregeln,kleinasiatische 2. Dionysius von Korinth, Briefsammlung 3. Bacchylides, Brief an Dionysius von Korinth 4. Elpistus, Brief an denselben . 5. Palmas, Osterschreiben . . . 6. Philippus, Schrift gegen Marcion 7. Pinytus, Brief an Dionysius von Korinth 8. Aeschines, Montanist . . . 9. Asterius Urbanus u. Montanistische Orakel, Briefe u.s.w. . 10. Anonymus (Kleinasiat), Gegen die Montanisten 11. Apolloniua, Gegen die Montanisten 12. Antimontanistische Schriften unbestimmter Herkunft. . . 13. Anonyme montanist. Schrift . 14. Montanistische Orakel . . . 15. Themison, katholischer Brief. 16. Aloger, Kritische Abhandlngn. zum Joh.-Ev. 17. Apollinaris von Hierapolis. . 18. Melito von Sardes, echte und unechte Schriften 19. Melito (Pseudo-) Apologie in syrischer Sprache

235 235 236 236 237 237 237 238 238 241 241 241 242 242 242 243 243 246 255

Inhalt.

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20. Miltiades, Schriften . . . . 21. Athenagoras, Supplicatio u. de resurrectione mortuorum . . 22. Abercius, Epitaph 23. Polykrates, Brief an Victor . 24. Briefeüberd. Osterfest an Victor 25. Bacchyllus v. Korinth, Brief an Victor 26. Lyoneser Märtyrer, Briefe, und Briefe an sie 27. Die Christen in Lyon u. Vienne, Brief (Gallisches Symbol) . . 28. Irenäus, Schriften 29. Presbyter in Smyrna . . .

255 256 258 260 260 261 261 262 263 288

IV. Chri8tlicheSchriften ausAegypten (Ende des 2. bis Anfang des 4. Jahrh., dazu Firmilian, Gregor Thaumat., Meletius, Methodius und Adamantius) . . . 289—480 1. Alexandrinische Osterbriefe nach Palästina '2. Taufsymbol, alexandrinisches . 3. Pantänus und die Presbyter des Clemens Alex., histor. und dogmat. Überlieferungen, die Clemens aufgezeichnet hat; ältere von Origenes citirte Schriftausleger 4. Clemens von Alexandrien . . Anhang: Fragmente im Cod.Rupef. aus Clemens Alex. S. 317, aus Clemens Rom. S. 322. 5. Judas, Chronograph . . . . 6. Ambrosius, Freund d. Origenes 7. Demetrius, Alex. Bischof . . 8. Heraklas, Alex. Bischof . . 9. Origenes 10. Trypho, De vacca rufa etc. . 11. Anonymus, Häretiker, Gefälschter Bericht über eine Disputation mit Origenes 12. Ammonius, Synopsis . . . . 13. Firmilian, Brief an Cyprian . 14. Dionysius von Alex., Schriften und Briefe . . 15. Nepos, Widerlegung der Allegoristen 16. Basilides Pentapolitanus, Brief an Dionysius

291 291

291 296

327 328 330 332 332 405

405 406 407 409 427 428

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17. Ptolemais, Christen daselbst, Brief an Dionysius . . . . 18. Gregorius Thaumaturgus, Schriften 19. Meletius, Pontischer Bischof . 20. Anatolius, Über das Osterfest u. s. w 21. Theognost, Hypotyposen . . 22. Pierius, Schriften 23. Phileas, Briefe 24. Theodoras, Brief 25. Hesychius, Brief 26. Pachomius, Brief 27. Hesychius, Bibelrecension . . 28. Petrus, alex. Bischof, Schriften 29. Alexander, Bischof von Alex., Predigten und Briefe . . . 30. Claromontanus, Katalog . . 31. Aegyptische Kirchenordnung . 32. Fajjumer Bruchstück liturgischen Inhalts 33. Hierakas, Schriften . . . . 34. Methodius, Schriften . . . . 35. Adamantius, De rectain deum fide 36. Kolluthus, alex. Häretiker (?) 37. Crescentius, Schrift über den Ostertermin

428 428 436 436 437 439 441 442 442 442 442 443 449 451 451 467 467 468 478 480 480

V. Christliche Schriften aus Palästina und Syrien (2. Hälfte des 2. Jahrh. bis Eusebius) . 481—586 1. Hegesipp, Hypomnemata . . 483 2. Tatian, Schriften 485 3. Theophilus von Antiochien, Schriften 496 4. Palästinensische Briefe nach Alexandrien 502 5. Osroenische Bischöfe, Schreiben im Osterstreit . . . . 503 6. Theophilus v. Cäsarea u. Narcissus von Jerusalem, Synodalschreiben über das Osterfest . 503 7. Serapion, Bischof V.Antiochien, Briefe u. Abhandlungen . . 503 8. Alexander v. Jerusalem, Briefe, Bibliothek 505 9. Julius Africanus, Schriften . 507 10. Beryll von Bostra, Abhandl. u. Briefe 514

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XVI

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11. Bostrenische Synode in Sachen Beryll's 12. Arabische Synode, Acten über die Lehre der Thnetopsychiten 13. Geminus, Presbyter von Antiochien, Schriften . . . . 14. Didaskalia, apostolische . . 15. Pseudeclemens, Epp. de virginitate 16. Fabius, Bischof v. Antiochien, Briefe 17. Theoktistus, Bischof v.Cäsarea, Briefe 18. Paul von Samosata, Malchion, Antiochenische Synode v.J. 268 19. Hymenäus, Theophilus, Theoteknus, Maximus, Proklus, Bolanus, Brief an Paul v. Samos. 20. Helenus v.Tarsus u. Gen., Brief 21. Antiochenische Gemeinde, Eingabe an Aurelian 22. Lucian, Presbyter, Schriften . Schüler des Lucian S. 531. 23. Dorotheus, Presbyter zu Antiochien 24. Makarius, Exeget, Lehrer zu Edessa 25. Acta Edessena (Thaddäus-Geschichte) 26. Archelai episc.liberdisput.adv. Manichaeum 27. Anonyme Quellen des 7. Buches der Apost. Constit 28. Anonyme Quellen des 8. Buches der Apost. Constit 29. Pamphilus, Presbyter in Cäsarea, Bibliothek u. Apologie f. Origenes 30. Taufsymbole in Palästina und Syrien 31. Eusebius v. Cäsarea, Schriften

514 515 515 515 518 520 520 520

525 526 526 526

532 533 533 540 542 542

543 551 551

VI. Christliche Schriften aus Rom (Mitte des 2. bis Anf. des 4.

Jahrh.)

587—663

1. RömischePresbyter,Aussprüche (um d. J. 144) 589 2. Anicet, Römischer Bischof. . 589 3. Soter, Römischer Bischof, Brief nach Korinth 589

4. Rom, Bischofsliste z.Z. Soter's 5. Apollonius, Rede f. d. Christentum 6. Eleutherus, Römischer Bischof, Briefe I . . . 7. Theodotus der Lederarbeiter, Theodotus der Wechsler, Artemon etc., Schriften. . . . 8. Florinus, Presbyter, Bücher . 9. Blastus, Quartadecimaner . . 10. Victor, Römischer Bischof, Schriften und Briefe . . . . 11. Zephyrinus, Römischer Bischof 12. Noetus,Praxeas, Sabellius u.a.w., Schriften 13. Rhodon, Schriften 14. Proklus,montanistischerSchriftsteller 15. Cajus, Dialog mit Proklus . 16. Kallistus, Römischer Bischof. 17. Hippolyt, Schriften . . . . 18. Gegen Artemon's Häresie . . 19. PseudoCyprian, de aleatoribus 20. Pseudocyprian, adv. Judaeos . 21. Muratorisches Fragment . . 22. Minucius Felix, Octavius . . 23. Pontian, Römischer Bischof, Schreiben 24. Anteros, Römischer Bischof, Märtyreracten 25. Fabian, Römischer Bischof, Briefe? : . 26. Sechs römische Schreiben aus d. J. 250 27. Moses und Maximus, Briefe . 28. Celerinus, Confessor, Schreiben 29. Cornelius, Römischer Bischof, Briefe 30. Italienische Bischöfe, Schreiben über Cornelius 31. Italienische Bischöfe, Schreiben über Novatian 32. TJnbek. römischer Presbyter, Brief nach Karthago . . . . 33. Novatian, römischer Presbyter, Schriften 33. Novatianische Partei in Rom, Schreiben 34. Lucius, Römischer Bischof, Briefe

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Inhalt. Seite 18. Caldonius, Briefe an Cyprian. 65G 19. Karthaginiensische Lapsi, Brief an Cyprian 658 20. Caldonius, Herculanus etc., Brief an Cyprian 658 21. Afrikanische Bischöfe, Brief an Cornelius 658 22. Polykarp von Hadrumet, Briefe 23. Antonianus, Briefe an Cyprian 659 24. Fortunatus, Ahymmus etc., Brief an Cyprian 659 660 25. Gemeinde von Thibaris, Briefe an Cyprian . . . . ; . . 660 26. Felicissimus, Fortunatus etc., Schmähschriften und Briefe . 661 661 27. Januarius, Maximus, Proculus etc., Brief an Cyprian . . . 661 28. Fidus, Brief an Cyprian . . 29. Florentius Puppianus, Brief an VII. Christlich-lateinische SchrifCyprian ten aus dem Abendland (aus30. Felix und Aelius, Briefe an schliesslich Roms) (Ende des Cyprian 2. bis Anfang des 4. iahrh.) 665—752 31. Felix von Cäsaraugusta, Brief an Cyprian 1. Afrikanisches Taufsymbol . . 667 2. Tertullian 667 32. Faustinus von Lyon, Briefe . 33. Gallische Bischöfe, Briefe an 3. Perpetua und Saturus, AufStephanus zeichnungen . . . . . . . 687 34. Magnus, Brief an Cyprian . 4. PseudoCyprian, De montibus Sina et Sion 687 35. Numidische Bischöfe, Brief an die afrikanischen 5. Agrippinus von Karthago, Synodalbestimmung 687 36. Jubajan, Briefe an Cyprian . 6. Donatus von Karthago, Brief 688 37. Afrikanische Bischöfe, Brief an Stephanus 7. Pseudocyprian, de pascha computus 688 38. Pompejus, Brief an Cyprian . 39. Sententiae LXXXVII episco8. Cyprian, Schriften (auch unporum echte) 688 9. Eucratius, Brief an Cyprian . 723 40. Lucius und Genossen, Brief an Quirinus 10. Rogatianus, Brief an dens. . 724 11. Pomponius, Brief an dens. . 724 41. Nemesianus u. Genossen, Brief an Cyprian 12. Donatus, Fortunatus, Novatus etc., Brief 724 42. Lucius u. Genossen, Brief an Cyprian 13. Karthaginiensische Märtyrer, Brief an Cyprian 724 43. Felix, lader u. Genossen, Brief an Cyprian 14. Karthaginiensischer Klerus, Brief an Cyprian 724 44. Vita Cypriani per Pontium . 45. Pseudocyprian, de spectaculis 15. Karthaginiensische Briefe nach Rom 724 46. Pseudocyprian, de bono pudicitiae 16. Lucian, Confessor, Briefe . . 724 47. Pseudocyprian, de laude mar17. Karthaginiensische Confessoren, tyrii Brief an Cyprian 725 35. Stephanus, Römischer Bischof, Briefe 36. Anonymes Schreiben an Jubajan 37. Sixtus II., Römischer Bischof, Briefe 38. Philemon, Römischer Presbyter, Brief 39. Dionysius, Römischer Bischof, Briefe 40. Felix, Römischer Bischof,Briefe 41. Cajus, Römischer Bischof . . 42. Bericht über die Translatio app. Petri et Pauli . . . . 43. Heraclius, Schismatiker. . . 44. Miltiades, Römischer Bischof. Anhang: Die Schule des Adelphius u. Aquilinus in Rom

XVII Seite 725 725 725 725 725 726 726 726 726 726 726 726 726 727 727 727 727 727 727 728 728 728 729 729 729 729 729 730 730 730

xvm 4.8. Pseudocyprian, ad Novatianum 49. Pseudocyprian (Ursinus), de rebaptismate 50. Montanus, Lucius etc., Märtyrer, Brief 51. Commodian, Schriften . . . 52. Victorinus v. Pettau, Schriften 53. Arnobius, adversus nationes . 54. Flavius, Gedicht de medicinal. 55. Asklepiades, de Providentia summi dei 56. Lactantius, S c h r i f t e n . . . . 57. Donatistische und antidonatistische (58) Actenstücke . . 58. Reticius, Schriften

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730

IX. Unsicheres, Missverständnisse, Fictionen, Curiositäten (soweit sie nicht bereits in den früheren Abschnitten untergebracht werden konnten), alphabetisch geordnet (76 Titel) . . 771—792

730 730 731 731 735 736 736 736 744 751

VIII. Nach Ort oder Zeit nicht sicher zu bestimmende, vorkonstantinische Schriften 753—769 1. Libellus quidam apostolorum dictum continens 755 2. Chronographie aus dem 10. Jahr Antonin's 755 3. Johannes A p , epistola ad populum 756 4. Ambrosius, Bede an die Griechen 756 5. Anonymus, Brief an Diognet. 757 6. Heraklit, Candidus, Apion, Sextus, Arabianus 758 7. Modestus, gegen die Marcioniten 759 8. Musanus, gegen die Enkratiten 760 9. Die sog. PfafPschen Fragmente des Irenaus 760 10. Clemens Rom., IUXQOV xal knlatvog AiäXoyoi 761 11. Anonymus bei Chrysostomus. 761 12. (Pseudo-)Tertullian, de execrandis gentium diis . . . 761 13. Anonymus, Bruchstück einer lateinischen Apologie . . . 762 14. Christliche Vertheidiger der Echtheit der (christlichen) Sibyllenorakel 762 15. Die Vorreden zu biblischen Büchern 763 16. Mara, Brief an Serapion . . 763 17. Paulus und Seneca, Briefe . 763 18. Sextus (Sixtus), Sprüche . . 765

X, I. Übersicht über die christliche Poesie 795—797 X, 2. Concils-Acten und-Nachrichten 797—807 Elvira S. 803. Arles S. 803. Ancyra S. 803. Neocäsarea S. 807. X, 3. Märtyreracten . . . 807-834 Martyrologisches bei Eusebius . 808 Anderweitiges Material bei den älteren Kirchenvätern . . . 811 Martyrologien und Ahnliches . 813 Echte oder wesentlich echte Acten 816 Verdächtiges und Unechtes . . 824 X, 4. Kurze Übersicht über die indirecto Überlieferung . 835—842 XI, I. Übersicht über die von den Christen angeeignete und z.Th. bearbeitete jüdißche Litterat ur 845—865 Einleitung 1—39. Die Bücher des paläst. A.T. 40—50. Die von den LXX zugesetzten Bücher 51. Die Psalmen Salomo's . . . 52. Die Apokalypse Esra's . . . 53. 54. Das sog. 3. u. 4. Makkabäerbuch 55. Das Buch Henoch . . . . 56. Die Assumptio Mosis . . . 57. Die Apokalypse Baruch's . . 58. Die Testamente der 12 Patriarchen 59. Das Buch XQLWV NAXQIAQX&V, Testament Jacob's 60. Das Gebet Joseph's . . . . 61. Das Buch Eldad und Modad. 62. Die Apokalypse des Elias . . 63. Die Apokalypse des Sophonias

845 849 851 851 851 852 852 852 852 852 853 853 853 853 854

XIX

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64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71.

Die Ascensio Iesaiae . . . . "Verschiedene Apokryphen . Adambücher Das Buch Lamech . . . . Ahrahambücher Verschiedene Testamente . . Mosesschriften Das Buch des Jannes und Jambres 72. Zauberbücher 73. Das Buch der Jubiläen . . . 74. Die Werke des Josephus . . 75. Die historischen Werke Philo's 76. Excerpte aus jüdisch-hellenistischen Geschichtsschreibern und Poeten 77. Justus von Tiberias, Gesch. d. jüd. Könige 78. Aristobul 79. Die philosophischen Schriften Philo's 80. Die sibyllinischen Orakel . . 81. Hystaspes 82. Pseudohekatäus 83. Aristeas, Brief 84. Pseudophokylides 85. Die jüdischen „beiden Wege" 86. Angebliche Briefe desHeraklit Ergebnisse

854 856 856 857 857 858 858 858 858 858 858 858 8G0 861 861

Seite XI, 2. G r i e c h i s c h - R ö m i s c h e Zeugn i s s e , Edicte, Polemik. Ang e e i g n e t e s u . G e f ä l s c h t e s 865—880 XII, I. A l t l a t e i n i s c h e Ü b e r s e t z u n g e n christlicher griechischer

Schriften

883—884

XII,2. S y r i s c h e Übersetzungen christlicher griechischer

Schriften

885—886

XII, 3. S l a v i s c h e Ü b e r s e t z u n g e n a l t c h r i s t l i c h e r S c h r i f t e n , bea r b e i t e t von P r o f . D. Bon-

wetsch

886—917

XII. 4. Koptische Übersetzungen a l t christlicher Schriften, bearbeitet v. Dr. Carl S c h m i d t 918—924 XII,5.Berlohtigungen XIII.

und

Nach-

träge

924— 947

Register

951—1034

861 1. Autoren und Schriften 951 861 Anhang: Märtyrer S. 983 863 2. Verzeichniss sämmtlicher im 863 Texte genannten Handschrif863 ten 987 863 3. Initien-Verzeichnisse der 864 Schriften und Fragmente. . 1002 864 864 Nachträge 1035

(jrnndzüge der Überlieferungsgeschichte der vornicänischen Litteratur in älterer Zeit. 1. „Quid necesse est in manus sumere, quod ecclesia non recipit"

bemerkt Hieronymus einmal, und die spanischen Bischöfe behaupteten dasselbe gegen Priscillian, indem sie sagten1): „Omne quod dicitur in libris canonicis quaeritur et plus legisse peccare est.u

Streng

hat man es freilich zu keiner Zeit in der Kirche mit diesem Grundsatz genommen — Hieronymus selbst hat vor den Gläubigen mit ihm nur coquetirt —; aber die Tendenz auf ihn ist stets vorhanden gewesen, und man muss sie in Rechnung ziehen, wenn man die Bedingungen erwägen will, unter denen christliche Schriften geschrieben und überliefert worden sind. Als um das Jahr 200 ein kleinasiatischer Schriftsteller eine Widerlegung der Montanisten veröffentlichte, entschuldigte er seinem Freunde gegenüber die Verzögerung des Unternehmens mit der Furcht und Besorgniss, „es möchten wohl Einige von mir glauben, dass ich zu der evangelischen Lehre des neuen Testaments etwas Neues beifügen oder hinzusetzen wolle, da doch Jeder, der sein Leben nach dem Evangelium selbst einzurichten entschlossen ist, ihm weder etwas hinzusetzen noch wegnehmen darf"2). Der Verfasser lässt somit erkennen, dass Schriftstellerei in den kirchlichen Kreisen überhaupt für ein gefährliches Unternehmen gehalten wurde, weil sie den Anschein erweckte, als sei es auf eine Concurrenz oder gar eine Correctur der heiligen Schriften abgesehen, während doch diese die untrügliche und vollkommene Wahrheit bereits enthalten3). Diese Auffassung weist auf 1) Priscill. quae supersunt, ed. S c h e p s s p. 47. S. dem gegenüber die verständigen und freieren Grundsätze des Priscillian p. 51. 56. 2) Dass religiöse Schriftstellern auch aus äusseren Gründen ein gefährliches Unternehmen war, darüber vgl. die römischen Bestimmungen über magische Bücher im Allgemeinen und Konstantin, ad s. coetum § 19—21, sowie Hippolyte Commentar zum Daniel im Besonderen. 3) Man vgl. dazu den Eingang der Stromateis des Clemens Alex. (s. Over-

beck, Histor. Zeitschr. N. P. XII S. 464 f.): xlg q r admis ') [Hier spricht der Verf. also seine Privatmeinung aus]: Les Actes, les Canons des apôtres. Vision de Jean. L'Avis de la Mère de dieu aux apôtres. Les livres de Denys. La lettre de Timothée. Les livres de Criapos. Les Paroles de Juste. Le Prédicateur des Orthodoxes. La lettre de BarnabêHierzu die wichtige Bemerkung: Moi et Ananê, nous avons copié ces livres à Virni Kaghac, i. e. dans la ville du Rocher, où nous avons consacré une église." Diese Notiz des Chronisten bezieht sich wohl auf alle drei Abtheilungen und nicht nur auf die letzte (ganz sicher ist das freilich nicht; vielleicht gewährt die Einsicht in die Handschrift Sicherheit). B r o s s e t bemerkt zu dem Verzeichniss: „Cf. Sam. d Ani en 591, Kiracos p. 29: Oortosac, Kiracosac, la Vision de Paul, Diathek, la Pénitence cCAdam, FEnfance du Seigneur, le Sébios, la Grappe de bénédiction, les Livres qui ne se cachent pas, le Comment, des évangiles par Manê." Er bemerkt weiter: „Je placerai tout de suite ici une autre liste de livres, qui se trouve plus bas chez notre auteur, sans qu'aucune raison justifie cette disposition"': Nr. 34: „Arrangement des livres saints, collationnés par le vartabied Sarcavag et inscrits par moi Ter Mhhithar, vartabiedhistorien, dans un même tableau, en 170 jours." Es folgt die Liste der NTlichen Bücher (4 E w . [Joh. griechisch, Matth, hebr., Marcus lat., Lucas syr.], Acta, 7 kathol. Briefe [zu Judas die Bemerkung ,,OM(?) philomathe Euthalius"], Apoc. Joh. [Zusatz: „II était parmi les frères""], Thessal. 2, Korinther 3 [also auch der falsche], Rom., Hebr., Timoth. 1, Tit., G-al., Philem., Koloss., Timoth. 2 [es sind also Ephes. 1) So theile ich ab. B r o s s e t schliesst merkwürdigerweise den Satz mit „Thomas". Er beginnt mit „De S. Clément" einen neuen Satz und fasst die Worte „Queis livres doivent être admis" als Titel einer clementinischen Schrift ! Carrière folgt ihm und denkt an ein Buch des Clemens. Alex.

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u. Philipp, ausgelassen; der Verf. giebt aber sofort eine 2. Liste der Paulusbriefe unter der Überschrift: ou, suivant une liste trouvée par Clément: Kom., Kor. 3, Gai., Eph., Philipp., Koloss., Thessal. 2, Hebr., Tim. 2, Tit., Philem.]; dann „le livre de David le philosophe ,Exaltons'" [das ist das Initium], Prières par Sahae et Mesrob, La Messe par 8. Mandacouni. — Fin du N. T."); sodann eine Liste der ATlichen Bücher (unter ihnen die 4Makkab., sodann „Josèphe ou Galiapha le Pontife, La Vision d'Enofc, Les Testaments des Patriarches, Les Prières cPAséneth", am Schluss „Mort des prophètes, Jesus Sirak"; bei mehreren Büchern stehen räthselhafte Zahlen). Hierauf folgt — noch immer unter der Nr. 34 — eine lange Liste von „Livres subtiles". Der Inhalt (die Titel) ist nur z. Tli. deutlich, z. Th. ganz räthselhaft, auch in seiner Zusammenstellung. Die Liste beginnt mit „Philo, 9 livres", schliesst mit Epiphanius, Chrysostom. und „Cyrill Alex., Discours adressé aux patriarches, à tous et à chacun." — „Fin des livres subtils. Souvenez-vous de moi pécheur.u Den Areopagiten, Hermes, Porphyrius, Aristoteles findet man hier. 2) Die Kataloge gesammelter Werke einiger hervorragender Schriftsteller in der Kirchengeschichte des Eusebius, grösstentheils nach der Bibliothek in Cäsarea gefertigt (hiernach, mit Zusätzen, aber auch mit vielen Willkürlichkeiten und Leichtfertigkeiten Hieronymus, de viris inlustr.; vgl. für Hippolyt auch Syncellus). 3) Der Katalog von Werken Hippolyt's auf seiner Statue 1 ). 4) Der Katalog der Werke des Origenes, den Pamphilus angefertigt, Hieronymus ins Lateinische übersetzt hat2). 5) Der Katalog der Werke Cyprian's in der Vita per Pontium und im Mommsen'schen Verzeichniss. 6) Der mit Auszügen aus den betreffenden Werken versehene Katalog in der „Bibliotheca" des Photius (nach den Handschriften der Bibliothek zu Konstantinopel). 7) Die Schriftenverzeichnisse bei syrischen (Ebed-Jesu), arabischen und armenischen Schriftstellern3). Dazu kommen Sammelwerke aus späterer Zeit, aus denen sich Kataloge (mit Excerpten aus den betreffenden Schriften) abstrahiren lassen. Für die Ketzer kommt namentlich, ja fast allein, das Panarion des Epiphanius in Betracht, daneben Philaster; die Späteren sind von diesen abhängig. Für die kirchliche Litteratur (nach den Alexandrinern, Eusebius, Hieronymus) die Catenen, S. Parallela, Florilegien, unter denen die Arbeiten Prokop's von Gaza, Antiochus von 1) S. unten S. 605 f. 2) S. unten S. 334 f. 3) S. A s s e m a n i ' s Bibliotheca orientalis und den eben genannten Mkhithar.

Grundzüge der Überlieferungsgeschichte der vornicänischen Litteratur.

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Saba und der sog. Damascenus hervorzuheben sind. Als gelehrte Sammler und Kenner der späteren Zeit stehen Photius und Arethas von Cäsarea (um 900) in erster Linie. II. Das Neue Testament, wie es heute gelesen wird, umfasst 27 Schriften. Durch einige Handschriften des Neuen Testaments sind uns aber vollständig noch weitere 10 Schriften erhalten1), nämlich I und II Clementis epp. ad Corinthios (griechisch u. syrisch), Pastor Hermae (griech., lat., äthiopisch), Barnabae epistula (griech., lat.), Doctrina apostolorum (griech., lat.), Pauli ep. ad Laodicenos (lat.), Corinthiorum ep.adPaulum et responsio Pauli ([syr.], armenisch, lat.), I und II Clementis de virginit. (syr.). Ausserdem wissen wir, dass im Zusammenhang mit dem N. T. noch andere Schriften gestanden haben und mit ihm überliefert worden sind, die wir jetzt nicht mehr oder nur noch in Bruchstücken besitzen, nämlich — von solchen Schriften abgesehen, die lediglich bei Gnostikern Ansehen genossen haben — Pauli actus, Petri apocalypsis, Petri praedicatio, [Evang. sec. Hebraeos], [Evang. sec. Petrum], Diatessaron Tatiani, [Evang. sec. Aegyptios], Pauli ep. ad Alexandr. Mit dem alten Testament sind eine Reihe anderer jüdischer Schriften, theils intact, theils in christlicher Überarbeitung uns erhalten, so Apokalypsen, die Psalmen Salomo's, u. s. w.2) III. Wie die ältesten Kataloge und die Äusserungen der Kirchenväter bis Damasus-Gelasius und weiter noch beweisen, ist das Neue Testament durch eine Reduction und theilweise Eejection der vorhandenen christlichen Litteratur zu Stande gekommen und auf diesem Wege fort und fort geschützt worden. Dies hatte zur n o t wendigen Folge, dass die ausgeschlossenen Bücher, wenn sie irgendwo und irgendwann dem N. T. genähert worden waren, nachträglich im Ansehen tief sinken mussten; denn nun erschienen sie als Bücher, die ungerechtfertigte Ansprüche gestallt hatten, hinter denen also 1) Einige dieser Schriften sind uns auch, wie es scheint, unabhängig vom N. T. erhalten. Doch ist noch zu untersuchen, ob letztlich nicht auch hier eine Überlieferung durch das N. T. zu ermitteln ist. 2) S. unten S. 845 ff.

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wahrscheinlich irgend etwas Ungehöriges, Bedenkliches oder gar Häretisches, resp. eine Fälschung, verborgen liegen müsse. §2. Ein so hohes Ansehen viele S c h r i f t s t e l l e r der vornicänischenZeit in der katholischenReichskirche der folgenden Jahrhunderte alsApostelschüler, Märtyrer oder Heilige genossen, so tödtlich waren für die Erhaltung ihrer Werke die beiden Grundsätze, welche die byzantinische Kirche ausgebildet hat, 1) das Dogma von der ewigen Homousie des Sohnes Gottes mit Gott und das Dogma von der Homousie des Sohnes Gottes mit der menschlichen Natur, 2) der Grundsatz der spirituellen Eschatologie und die diesen Grundsatz begrenzende Forderung des biblischen Realismus. Wenn diese Massstäbe streng gehandhabt wurden, konntekaum eine einzige altchristlicheSchrift — weder die enthusiastisch-apokalyptischen, noch die philosophischtheologischen — Anerkennung finden, die NTlichen nicht ausgenommen 1 ). Allein diese waren durch die Prädicate der Apostolicität und Heiligkeit vor jeder Kritik in der Kirche geschützt und forderten desshalb eine orthodoxe Auslegung. Die Kunst, eine solche anzuwenden, kam auch anderen Schriften zu gut, jedoch nur in viel geringerem Umfang. Die vornicänische Litteratur war somit in der byzantinischen Kirche bereits seit den origenistischen Streitigkeiten und demChalcedonense —wenige Ausnahmen abgerechnet — dem Untergang geweiht, und ausser dem Zufall, der natürlich auch hier gewaltet hat, und gelehrten Interessen, die sich nicht unterdrücken liessen, sind es ganz besondere Gründe, denen man die Erhaltung dieser oder jener Schrift oder Schriftengruppe verdankt. Der Ausfall, der so entstand, musste Anlass zu Fälschungen auf die Namen berühmter altchristlicher Schriftsteller und Heroen geben, und solche Fälschungen sind seit der zweiten Hälfte des 4. Jahr Ii. immer zahlreicher und gröber geworden. Doch steht es nicht so, dass erst seit dem4. Jahrh. der Process der Rejection und Vernichtung der älteren Litteraturbegonnen hätte; vielmehr reichen seine Anfänge in die Zeit der Ausbildung der katholischen Kirche, des Kampfs mit dem Gnosticismus und Montanismus und der 1) Aber nur bei strenger Handhabung Da beide Massstäbe selbst ein Problem in sich schlössen, so konnte man sie auch elastisch anwenden.

Grundzüge der Überlieferungsgeschichte der vornicänischen Litteratar. XXXVII

R e c e p t i o n der L o g o s c h r i s t o l o g i e s o w i e des N.T.'s, zurück. Sobald das N.T. g e s c h a f f e n und der K a t h o l i c i s m u s e t a b l i r t w a r , e r h i e l t die ä l t e r e L i t t e r a t u r (bis I r e n a u s ) den Char a k t e r einer p a l ä o n t o l o g i s c h e n , in der sich drei S c h i c h t e n u n t e r s c h e i d e n l a s s e n , 1) die U r l i t t e r a t u r im s t r e n g e n Sinn, 2) die g n o s t i s c h e L i t t e r a t u r , 3) die d e s w e r d e n d e n K a t h o l i c i s m u s (a] A p o l o g e t i s c h e s , b] A n t i h ä r e t i s c h e s , c] O r g a n i satorisches). I. Das Ansehen der ältesten christlichen Schriftsteller (d. h. ihrer Namen) ist seit dem 4. Jahrhundert im Steigen gewesen, bis die ganze Zeit der Märtyrerkirche als eine klassische und heroische auf eine unerreichbare Höhe gestellt war. Auch wurde der Umfang des apostolischen und nachapostolischen Zeitalters bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts hin ausgedehnt1) und vielen Schriftstellern das Prädicat „Apostelschüler" (anoözoXixog) gegeben, die keinen Anspruch darauf machen konnten. Einige Beispiele mögen das beweisen: Thecla u. A. erhalten das Prädicat „Apostel". Quadratus, O ISQOQ zcöv ajtoOzoXcov axovOrrjg (s. u. S. 95). Euodius, ajtoozöXmv ¿iccdoxog xal fitfit]'ttfg (s. S. 81). Ignatius: 'Excav EQCOTCC XQIOZOV ev ÖFJ xagöia CCJIOGZOXCOV Ovaxrjvoq cog~ nä[vxeg iv ravz%] z% vvxxl xrX. 8. Hebräer-Evangelium (Evayyehov xafr' 'Eßgalovq) urspr. hebräisch (aramäisch) geschrieben, schon im 2. Jahrh. ins Griechische übersetzt. Ausser dem Namen EvayyeXtov xa9-' (xaxa) 'Eßpaiovg (secundum [iuxta] Hebraeos), der sich in der Regel findet, kommt auch die verkürzte Bezeichnung „evangelium Hebraeorum (Judaeorum)", resp. einfach xo ''Eßgaixov (IovSaixöv) vor. Zu unterscheiden ist es von der hebräischen Urschrift des Matth. (Papias bei Euseb., h. e. III, 39, 16. Iren. III, 1, 1. Euseb. YI, 25, 4), mit dem es, resp. eine Recension, von Iren, ab öfters verwechselt worden ist, von dem Evangelium der 12 Apostel (welches indess nicht ohne Zusammenhang mit ihm gewesen sein wird, s. dort) und von den mehr oder weniger bearbeiteten Recensionen des Matth.-Ev., welche Cerinth und Karpokrates benutzt haben sollen. Euseb., h. e. III, 39, 17 über Papias: 'Exzi&eirat xal aXXrjV iaxoQiav nepl yvvaixog inl TtoXXalq UßaQzlaiQ äiaßXrj&elariq (Rufin: „mulier adultera") inl rov xvglov, r/v to ;ea&' ''Eßgalovg evayyehov mpcexec. Also stand Joh. 7, 53—8, 11 wahrscheinlich im Hebr. Ev.; ob genau in der gleichen Fassung, lässt sich nicht entscheiden. Vielleicht stammt aus dem Hebr. Ev. Ignat. ad Smyrn. 3, 2: xal oxe TCQOG xovg negl IUXQOV qX-9-ev, eip-RJ avzotg• Außere, rp>]Xatp-fjoati fie xal iSeze, on ovx elfil öaifioviov aaci/xarov (s. auch das Folgende); so behauptet Hieron. de vir. inl. 16 u. im Comm. zu Jesaj. 1. XVIII praei. Euseb. (h. e. III, 36, 11) erklärt, die Quelle des Citats nicht zu kennen. Derselbe Spruch findet sich auch im Kerygma Petri (s. Orig. de princ. praef. 8), das das Hebr. Ev. (oder Pet. Ev.?) benutzt hat. Endlich muss angenommen werden, dass die Schrift „Pauli Praedicatio" ( = Acta Pauli?), von der uns in der pseudocyprianischen Schrift de rebapt. p. 90 ( H ä r t e l ) ein Bruchstück erhalten ist, das Hebr. Ev. benutzt hat; denn was sie von der Taufe Jesu erzählt, findet sich in unserem Ev. Euseb., h. e. IV, 22, 8 über Hegesipp: i'x re rov xa&' 'EßQaiovg evayyekiov xal rov Xvptaxov xal ISlwg ix xfjq 'Eßpatäog StaXexxov xiva xl&Tjaiv. Iren. I, 26, 2: „Solo autem eo quod est secundum Matthaeum evangelio (aber das ist eine Verwechselung) utuntur (Ebionaei) et apostolum Paulum recusant, apostatam eum legis dicentes." Dieselbe Angabe III, 11, 7, s. Euseb., h. e.

Hebräer-Evangelium.

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111, 27, 4 von den Ebioniten: Ovzoi Si xov (¿hv anoatoXov ndaag rag imaxoias ¿Qv-qxiag fyyovvxo tlvai dtlv, anooxäx^v anoxaXovvxtq avxov xov vo/uov, evayyeXitp & fiovtp *(j> xa9' 'Eßpatovg Xeyofiivy xQfo/J-tvoi xwv Xomotv o/iixpov bcoiovvxo Xöyov. Wenn es Euseb., h. e. VI, 17 von dem Judenchristen Symmachus heisst: TtQoq xo xaxa Maxdalov anoxeivA/xtvoq svayyiXiov, so muss ihm ein anderes Ev. (Hebr. Ev. oder eine Recension desselben) zum Stützpunkt gedient haben (über Ebioniten bei Iren. s. noch m , 15,1. HI, 21,1. IV, 33, 4. V, 1, 3). Clem., Strom. II, 9, 45: xavzfjq 6H AP%I\ TO Savfiaoai x& ngayfiaxa, xal b fiy yaprjaag ufi ya/xtixm. Unser Ev. scheint aber bereits Orac. Sibyll. II, 163 sq. (p. 38 R z a c h ) benutzt zu sein, -wenn es dort heisst: Nrpiiot oìóh voovvxtq od', rjvlxa yvla yvvaix