Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik: Bauten und Projekte in Westdeutschland zwischen 1945 und 1980 9783868599459, 9783868596557

The construction of high-rise buildings is often accompanied by highly emotional debate. On the one hand, this building

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Table of contents :
Inhalt
Teil 1: Einleitung
Relevanz und Rezeption des Bautyps: Emotion und Kontroverse
Motivation: aktuelle Herausforderungen
Perspektive und Kernthese: Gestaltung und Technik
Methode: Genese, Text und Grundriss
Eingrenzung: Westdeutschland zwischen 1945 und 1980
Forschungsfragen
Zusammenfassung der Projektbetrachtungen
Projektkatalog
Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik
Grundlagen
Akteur-Netzwerk
Gewebe von Gestaltung und Technik
Gilbert Simondon
Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage
Einführung
Tacoma Building, 1887
Reliance Building, 1890
Monadnock Building, 1891
American Tract Society Building, 1893
Guaranty Building, 1895
Chicago Tribune Tower, 1922
Bilanz
Teil 4: Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik
Einführung
Hochhaus an der Friedrichstraße, Stuttgart, 1921
Wilhelm-Marx-Haus, 1921
Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Wabe«, 1921
Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Funktionale Form«, 1921
Hansahochhaus, 1924
Tagblatt-Turm, 1924
Wohnhochhäuser am Wannsee, 1931
Bilanz
Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik
Improvisation und Genesepfade
Die Ausgangslage in Westdeutschland 1945
Genesepfad 1: Verbundkern – Prototyp der Hochhausstruktur
Genesepfad 2: Brikettgrundriss – Formalismus und Komplexität
Genesepfad 3: Räumliche Komplexität – Effizienz und Überschätzung
Genesepfad 4: Hängehochhaus – vom technischen Minimalismus zum technischen Expressionismus
Genesepfad 5: Brutale Konstruktion – die Versuchung des Machbaren
Genesepfad 6: Großraum – Kampf mit dem Widerspruch
Genesepfad 7: Treppe – Betrachtung eines Individuums
Teil 6: Schlussbetrachtung
Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik
Jenseits des Hochhauses: die Entstehung von Typologien
Das Hochhaus: aktuelle Entwicklungen
Gestaltung und Technik jenseits des Hochhauses
Gestaltung und Technik: aktueller Stand und Ausblick
Bautyp Hochhaus: aktueller Stand und Ausblick
Teil 7: Projektkatalog
Endnoten
Quellen
Impressum
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Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik: Bauten und Projekte in Westdeutschland zwischen 1945 und 1980
 9783868599459, 9783868596557

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Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik



research 1

1

Falk Schneemann

Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik Bauten und Projekte in Westdeutschland zwischen 1945 und 1980



research 1

3

4 

Relevanz und Rezeption des Bautyps: Emotion und Kontroverse Motivation: aktuelle Herausforderungen Perspektive und Kernthese: Gestaltung und Technik Methode: Genese, Text und Grundriss Eingrenzung: Westdeutschland zwischen 1945 und 1980 Forschungsfragen Zusammenfassung der Projektbetrachtungen Projektkatalog

11 13 14 16 18 19 20 21

Inhalt

Teil 1: Einleitung

Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik Grundlagen Akteur-Netzwerk Gewebe von Gestaltung und Technik Gilbert Simondon

23 27 28 31

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage Einführung Tacoma Building, 1887 Reliance Building, 1890 Monadnock Building, 1891 American Tract Society Building, 1893 Guaranty Building, 1895 Chicago Tribune Tower, 1922 Bilanz

37 40 42 43 44 45 45 46

Teil 4: Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik 51 58 59 60 67 68 69 70 71



Einführung Hochhaus an der Friedrichstraße, Stuttgart, 1921 Wilhelm-Marx-Haus, 1921 Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Wabe«, 1921 Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Funktionale Form«, 1921 Hansahochhaus, 1924 Tagblatt-Turm, 1924 Wohnhochhäuser am Wannsee, 1931 Bilanz

5

Inhalt  6

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik Improvisation und Genesepfade Die Ausgangslage in Westdeutschland 1945 Genesepfad 1: Verbundkern – Prototyp der Hochhausstruktur Einführung Hochhaus am Plärrer, 1951 BASF-Hochhaus, 1953 Verwaltungsgebäude Mannesmann AG, 1954 Mona-Hochhaus, 1957 Hamburg-Süd, 1958 Unilever-Haus, 1960 Bilanz Genesepfad 2: Brikettgrundriss – Formalismus und Komplexität Einführung Rathaus Düren, 1954 Wohnhochhaus Bartningallee 5, 1955 Telefunken-Hochhaus, 1957 Niedersächsische Landesverwaltung, 1960 Bilanz Genesepfad 3: Räumliche Komplexität – Effizienz und Überschätzung Einführung Versuchsbau des Bundesministeriums für Wohnungsbau, 1953  Kollegiengebäude 1, 1955 Wohnhochhaus Bartningallee 7, 1956 Verwaltungs- und Forschungszentrum Osram, 1962 Wohnblock mit schwebenden Gärten, 1966 Bilanz Genesepfad 4: Hängehochhaus – vom technischen Minimalismus zum technischen Expressionismus Einführung Hängehausentwurf, 1950 Rathaus Marl, 1957 Sparkasse Wuppertal, 1967 Olivetti-Hochhäuser, 1967 BMW-Verwaltungsgebäude, 1968 Reversibler Stahl-Container-Turm, 1971 Bilanz Genesepfad 5: Brutale Konstruktion – die Versuchung des Machbaren Einführung Verwaltungsgebäude Commerzbank, 1960 Postcheckamt, 1962 IBM-Hochhaus, 1963 Kreissparkasse Recklinghausen, 1964

75 76 80 80 82 83 86 88 89 90 91 92 92 94 95 96 97 98 99 99 100 102 103 104 105 105 107 107 110 111 112 113 114 116 116 120 120 122 123 124 126

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Inhalt

Deutsche-Bank-Hochhaus, 1978 Bilanz  Genesepfad 6: Großraum – Kampf mit dem Widerspruch Einführung Thyssenhaus, 1957 Deckel-Maschinenfabrik, 1961 Verwaltungs- und Forschungsgebäude Osram, 1962 Hypo-Hochhaus, 1970 Silberturm, 1972 Bilanz  Genesepfad 7: Treppe – Betrachtung eines Individuums Einführung Hochhaus am Plärrer, 1951 Sternhochhaus I, Siemenssiedlung, 1952 Klöckner-Humboldt-Deutz AG, 1961 HNO- und Augenklinik, 1967 Bank für Gemeinwirtschaft, 1969 Rathaus Göttingen, 1975 Bilanz Teil 6: Schlussbetrachtung

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Teil 7: Projektkatalog

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Endnoten Quellen

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Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik Gültigkeit Genese Innovationen und Brüche Jenseits des Hochhauses: die Entstehung von Typologien Das Hochhaus: aktuelle Entwicklungen Auswirkungen der Genesepfade Zukunftspotenziale: sieben Thesen Gestaltung und Technik jenseits des Hochhauses Exkurs zur Gültigkeit Architektur und Technik: Ausblick jenseits des Hochhauses Gestaltung und Technik: aktueller Stand und Ausblick Bautyp Hochhaus: aktueller Stand und Ausblick

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Teil 1:

Teil 1

Relevanz und Rezeption des Bautyps: Emotion und Kontroverse

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Das Hochhaus ist derzeit einer der meist diskutierten Bautypen weltweit. Gründe hierfür sind die durch seine Größe bedingte technische und visuelle Faszination, die Rolle, die es bei den aktuellen Umwälzungen der Städte spielt oder spielen könnte,1 sowie eine anhaltend hohe Bautätigkeit. Diese Bautätigkeit hat sich auch gegen wirtschaftliche und politische Unsicherheiten als erstaunlich resistent erwiesen, was sich zum Beispiel daran ablesen lässt, dass im Jahr 2016 in London 236 Hochhäuser in Planung waren2 oder dass im Jahr 2017 weltweit 144 Hochhäuser mit mehr als 200 Metern Höhe fertiggestellt wurden – so viele wie nie zuvor.3 Bei den Hochhausprojekten können drei Kategorien unterschieden werden: erstens das Megahochhaus. In diesem Bereich entstehen ikonografische Gebäude der Superlative, Entwurfsverfasser4 sind global agierende Architekturfirmen mit großem Prestige. Diese Gebäude entstehen in den wirtschaftlichen Epizentren Nordamerikas, des Mittleren Ostens und Asiens, aber auch an Orten wie London und Sydney. Es handelt sich hierbei um die höchsten Vertreter des Bautyps, die selten unter 200 Meter messen und bald die 1000-Meter-Marke überschreiten werden.5 Die zweite Kategorie betrifft das anonyme Hochhaus. Besonders in Asien entstehen ganze Hochhausstädte, in denen ein großer Teil der Menschen der extrem schnell wachsenden Megacitys wohnt und arbeitet. Planverfasser für die Kategorie anonymes Hochhaus sind meist große, ortsansässige Firmen, welche diese Hochhäuser in höchster Geschwindigkeit und mit einem großen Kopierfaktor planen und errichten. Diese Gebäude erreichen nur selten die Höhe von 200 Metern.6 Die dritte Kategorie wird hier als kontextuelles Hochhaus bezeichnet. Diese Hochhäuser sind, was ihre Höhe betrifft, meist gemäßigt – oft bleiben sie unter 60, fast immer unter 120 Metern Höhe – und werden einzeln oder in Clustern in einen oft bestehenden städtischen Kontext implantiert. Diese Kategorie macht den größten Teil der Hochhausbauten in Europa aus. Der Schwerpunkt der Fachdiskussion liegt allerdings deutlich auf den spektakulären Bauten Nordamerikas und Asiens. Dies zeigt sich zum Beispiel beim zweijährlich ausgelobten Internationalen Hochhauspreis,7 in dessen Katalog Ole Scheeren 2016/17 im Jurystatement schrieb: »Asien versus Amerika lässt hier einen interessanten Rückschluss zu – sie sind die global bestimmenden Kräfte.«8 Aber auch in deutschen Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt am Main herrscht, was das Hochhaus betrifft, eine rege Bautätigkeit: So sollen in Deutschland in den kommenden fünf Jahren allein 97 Wohnhochhäuser mit 18.400 Wohnungen fertiggestellt werden.9 Allgemein liegt der Schwerpunkt des Hochhausbaues in Deutschland inzwischen beim Wohnen im gehobenen bis luxuriösen Preissegment.10 Dabei zeigen sich auch kleinere Städte wieder offen gegenüber dem Hochhaus.

Teil 1: Einleitung

Einleitung

Teil 1: Einleitung 12

Ingolstadt11, Karlsruhe12 und Ludwigsburg13 zum Beispiel sind dabei, Hochhauskonzepte zu entwickeln oder haben dies schon getan. Sowohl auf die Fachwelt als auch auf die interessierte Öffentlichkeit hat das Hochhaus dabei eine stark polarisierende Wirkung. Einerseits wird es, wie schon angedeutet, als Hoffnungsträger bei der notwendigen Entlastung der überforderten Städte14 und der Schaffung von Wohnraum und der damit einhergehenden Verdichtung der Ballungszentren gehandelt15 und von Politik, Wirtschaft, Teilen der Bürger- und der Architektenschaft mit großem Stolz als Zeichen von Prosperität, Urbanität und Fortschrittlichkeit präsentiert. Anderseits werden die Hochhäuser als Phänomene der Gentrifizierung, Konkurrenz zur alten Stadtsilhouette oder ästhetische Unmöglichkeit abgelehnt. Auch ihre tatsächliche oder gefühlte Größe bringt das Hochhaus in einer Zeit, in der bei bestehenden Großprojekten hauptsächlich das Negative wie »der unmenschliche Maßstab, die Hässlichkeit des Betons, [und] die Gnadenlosigkeit des Rasters«16 gesehen wird und die Planung von Großprojekten mit Geldverschwendung und Fehlerhaftigkeit gleichgesetzt wird,17 in Misskredit. Nicht zuletzt die Gestaltung der Hochhäuser ruft kontroverse Meinungen hervor, so werden zum Beispiel die extravaganten Entwürfe der Luxushochhäuser von Niklas Maak als »verlegen, verbogen, sich krampfhaft krümmend und windend«18 sowie als »eine Reihe misslungener Versuche, den sogenannten ›Bilbao-Effekt‹ zu wiederholen«19 bezeichnet. Dieter Hoffmann-Axthelm fasst all dies treffend zusammen, wenn er hinsichtlich des Hochhauses von einer »Spannung zwischen Hass und Begeisterung«,20 spricht. Als nicht weniger ambivalent zeigt sich der Umgang mit dem Hochhausbestand. Wie groß dieser ist, lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass es in Frankfurt am Main, der deutschen Hochhausstadt schlechthin, im Jahr 2014 insgesamt 530 Hochhäuser gab.21 Dieser Bestand, der zum großen Teil aus der Zeit von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder stammt, prägt das Bild vieler mittler und großer, teilweise sogar kleiner Städte in nicht unerheblichem Maß. Dies wird oft schlicht als ästhetischer Ballast erfahren und ihm haftet in vielen Fällen das schlechte Image des sozialen Brennpunktes an, oder, wo das nicht zutrifft, das des fehlgesteuerten Strebens nach Profit, seien es die Bürohochhäuser der Konzerne und Banken oder der Wohnungsbau aus Investorenhand. Darüber hinaus verkörpert ein großer Teil des Hochhausbestandes die überholten Ideale der autogerechten Stadt mit all ihren Problemen.22 Die Sanierungen sind bautechnisch, wirtschaftlich, energetisch und ästhetisch oft schwierige Unterfangen und tragen nicht immer zu einer Verbesserung des Images des Bautyps bei. Trotzdem erfährt der Hochhausbestand der 1950er, 1960er und 1970er Jahre eine immer größere Wertschätzung. Allgemein werden die Qualitäten der Architektur dieser Jahrzehnte zunehmend nicht mehr nur von kleinen Expertenkreisen erkannt und geschätzt.23 Die Hochhäuser werden im Zuge dieser sich verändernden Wahrnehmung als identitätsstiftend begriffen. So ergibt sich die Situation, dass der Grat zwischen Abriss und aufwendiger Sanierung oft ein sehr schmaler ist. Als schmerzlicher Verlust müssen in diesem Zusammenhang der Abriss des BASF-Hochhauses in Ludwigshafen oder der des AfE-Turmes in Frankfurt am Main gewertet werden, als Glücksfälle dagegen der Erhalt und die Sanierung des Dreischeibenhochhauses in Düsseldorf und des Silberturms in Frankfurt am Main. Aufschlussreich ist in dieser Hinsicht der Umgang mit dem Henninger Turm in Frankfurt am Main. Obwohl die

Teil 1: Einleitung

Substanz offensichtlich als wirtschaftlich und funktional nicht erhaltenswert eingestuft wurde, sollte die charakteristische Erscheinung des Gebäudes erhalten bleiben. Der Turm wurde also abgerissen und mit ähnlicher Volumetrie neu errichtet.24 Trotz der aufgezeigten Aktualität und der umfassenden Rezeption des Hochhauses in Tages- und Fachpresse, Vorträgen und Ausstellungen, aber auch in der Wissenschaft fällt auf, dass das Hochhaus meist als architektonische Blackbox wahrgenommen wird: Betrachtet werden die äußere Erscheinung sowie die Wechselwirkungen mit Stadt, Umwelt, Individuum etc. Der Grund für diese Blickweise ist, dass das Hochhaus durch die Bild- und Symbolgewalt, die ihm eigen sind, gleichsam in eine »Wolke von Leidenschaften«25 gehüllt ist, die den Blick auf das eigentliche Objekt unterbindet; Betrachtungen der inneren Logik, der Struktur oder Typologie bleiben daher aus. Setzt man dies in einen Zusammenhang mit der Forschungslücke, der sich das vorliegende Buch annimmt – nämlich mit dem Fehlen von Zeichnungen, die eine strukturelle Auseinandersetzung mit dem Hochhaus möglich machen würden –, so ergibt sich die These, dass hier eine Wechselwirkung besteht: Es gilt sowohl, dass die Zeichnungen fehlen, weil die Auseinandersetzungen mit dem Hochhaus nicht in dessen Tiefe und Struktur vordringen, als auch, dass aufgrund fehlender Zeichnungen keine strukturelle und typologische Auseinandersetzung mit dem Bautyp Hochhaus stattfinden kann. Beschäftigt man sich mit den Strukturen und Typologien besonders der Hochhäuser der 1950er bis 1970er Jahre, so zeigt sich ein struktureller und typologischer Reichtum, der in deutlichem Kontrast zum Querschnitt der aktuellen Planungen steht, bei denen Dieter Hoffmann-Axthelm eine »topologische Erschöpfung«26 diagnostiziert. Unweigerlich kommt daher die Frage auf, ob das Hochhaus nicht mehr zur Lösung der aktuellen Herausforderungen unserer gebauten Umwelt – wie dem Schaffen von Wohnraum, dem suffizienten Umgang mit Ressourcen, der Vitalisierung und Aufwertung der Städte sowie der mit all dem verbundenen Verdichtung der Städte – beitragen kann, als dies derzeit angenommen wird.

Motivation: aktuelle Herausforderungen

 13

Einen Weg zur Konkretisierung der grundlegenden Motivation, den strukturellen Reichtum der Hochhäuser der 1950er bis 1970er zu fassen, um dessen möglichen Mehrwert für die aktuelle Architekturdiskussion und -produktion zu verdeutlichen, weist der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen auf: »Die Anreicherung der sichtbaren Beschaffenheit des Objektes mit Wissen über seine nicht sichtbaren Eigenschaften, die Verbindung inhärenter und externer Attribute, führen [sic!] zu einem erheblichen Bedeutungszuwachs. Ein Objekt ist durch diese angelagerten Eigenschaften nicht nur ein Faszinosum, sondern es kann die Bedeutung eines Kulturguts erlangen, der Selbstvergewisserung und Identitätsbildung in der Gesellschaft dienen, als materielles Zeugnis fungieren, es vermag Antworten zu geben auf verschiedenste Fragen und es kann zu weitergehenden Fragen anregen.«27

Teil 1: Einleitung

Jenseits einer eventuell subjektiven Faszination sollen die Hochhäuser also als kultureller und technischer Wissensträger dechiffriert werden,28 um so einen Beitrag zur aktuellen Diskussion leisten zu können. Eine weitere Schärfung der Motivation, und ebenso eine Richtungsweisung hinsichtlich der Methodik, liefert die Technikgeneseforschung. Bezüglich deren Ziele schreibt Meinolf Dierkes: »daß es bei technikgenetischen Forschungen nicht primär darum geht, neue Interpretationsrahmen für technikhistorische Prozesse anzubieten, sondern daß sie in erster Linie darauf zielen, die – metaphorisch gesprochen – ›Genstrukturen‹ der Technikentwicklung konzeptionell in den Blick zu bekommen, um ausgehend davon Anregungen für eine möglichst breite, fachdisziplinübergreifende Diskussion darüber zu gewinnen, wie man sie möglicherweise alltagspraktisch beeinflussen könnte.«29 Damit zeigen sich zwei Punkte, an denen angesetzt werden kann: Zum einen ist dies das Heben des strukturellen oder morphologischen Dingwissens, das hier verborgen liegt; zum anderen ist dies das Erarbeiten eines Verständnisses um die Mechanismen der Genese des Hochhauses.

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Perspektive und Kernthese: Gestaltung und Technik Durch das Aufzeigen der Forschungslücke bei der Betrachtung der Hochhausstruktur ist die Perspektive des vorliegenden Buches umrissen, sie soll nun präzisiert und vertieft werden. Symptomatisch für die Forschungslücke ist das weitgehende Fehlen von Zeichnungen wie Grundrissen, Schnitten oder Ansichten auch im Diskurs der Fachwelt. Ohne diese Zeichnungen aber, so die schon dargelegte These, erscheint ein Verständnis der Hochhausstruktur nicht möglich. Schon im 1913 erschienenen Buch Bau der Wolkenkratzer – Kurze Darstellung auf Grund einer Studienreise für Ingenieure und Architekten von Otto Rappold zeigt sich diese Lücke. Es ist eine der ersten in Deutschland erschienenen Publikationen zum Thema, in der – wie der Titel bereits verdeutlicht – die Erkenntnisse einer Studienreise zusammengefasst wurden, um sie den deutschen Architekten zugänglich zu machen. Im Buch gibt es viele fotografische Aufnahmen, die einen Eindruck von Größe und Erscheinung der Wolkenkratzer vermitteln. Den wesentlichen Teil nimmt die sehr detaillierte und mit Fotos und Zeichnungen illustrierte Vermittlung technischer Details ein – von Ausschachtarbeiten bis zum Brandschutz. Es gibt aber nicht einen Grundriss. Den Wert einer solchen Darstellung scheint Rappold schlicht nicht erkannt zu haben.30 Wie sich bei der Betrachtung der diversen Publikationen zeigt, ist das Fehlen von Zeichnungen bis heute symptomatisch. Ohne entsprechende Zeichnungen aber bleibt es unmöglich, ein umfassendes Verständnis für einen Bautyp zu erlangen. Ein solches Verständnis, so hier die These, erwächst aus der Auseinandersetzung mit der Struktur eines Gebäudes. Eng verzahnt mit dem Begriff der Struktur ist der Begriff der Gestalt. Da beide für die Perspektive dieses Buches von größter Wichtigkeit sind, sollen sie nun mit Roland Knauer eingeführt werden:31 Das Chaos als rein zufällige Anordnung von

Teil 1: Einleitung

Chaos



Struktur

Gestalt

Abbildung 1: Chaos, Struktur und Gestalt nach Knauer 2002.

 15

Dingen wird dabei als Urzustand gesehen und dient als Referenz. Die Struktur bringt dann Logik in die Anordnung, wobei Knauer in diesem Zusammenhang von »Gesetz, z.B. Syntax«32 spricht. Ähnlich einem Raster stellt die Struktur ein Ordnungssystem dar, das aber eher Potenzial oder Möglichkeitsraum ist und selbst nicht sichtbar oder greifbar.33 Die Logik, die Grundlage einer Struktur ist, soll dabei mit Lévi-Strauss als Notwendigkeit von Beziehungen zwischen den einzelnen Teilen definiert werden.34 Die Gestalt schließlich ist die tatsächliche physische Erscheinung und Präsenz eines Bauwerkes, die der in der Struktur angelegten Logik folgt, dabei aber über sie hinauswächst, sie interpretiert und variiert. Für ein besseres Verständnis soll der Begriff der Struktur nun noch gegen den Begriff der Form abgegrenzt werden: Form ist die geometrische Ausprägung eines einzelnen Teiles der Struktur. Damit hat zum Beispiel eine Stütze oder Treppe eine Form. Die Struktur eines Hochhauses bestimmt nun die Logik, unter der die Teile zusammenfinden, wobei sie auch deren Form mitbestimmen kann – genauso wie die Teile und ihre Formen die Struktur mitbestimmen können. Struktur und Bauteil stehen in einer Wechselwirkung, das Resultat ist die Gestalt des Hochhauses. Was zunächst nur wie eine Analysemethode erscheinen mag, ist tatsächlich eines der Grundparadigmen der modernen Architektur: Es ist der Glaube an einen Zusammenhang zwischen Struktur, Gestalt und Form. Er lässt sich bis auf Gottfried Semper (1803–1879)35 und Eugène-Emmanuel Viollet-le-Duc (1814–1896) zurückführen. So finden sich in Viollet-le-Ducs zwischen 1854 und 1868 erschienenen Dictionnaire raisonné de l’architecture française du XIe au XVIe siècle zahllose Grundrisse, Schnitte und Isometrien, anhand derer er den genannten Zusammenhang der historischen Baustile ergründet.36 Mit Viollet-le-Duc lässt sich so der Bogen zurück zur Bedeutung der Zeichnung spannen, da sich bei ihm zeigt, wie mächtig das abstrahierende und dabei nahezu objektive Werkzeug der technischen Zeichnung ist, wenn es darum

Teil 1: Einleitung

geht, die komplexe Welt der Dinge denkbar, analysierbar und diskutierbar zu machen. Dabei ist das Zeichnen nicht nur passives Abbilden, sondern immer auch aktives Erkennen, durch welches das Individuum in einen Dialog mit den Dingen tritt. Mithilfe der Zeichnung lassen sich den Dingen auf diese Weise Geheimnisse entlocken, wie dies durch Sprache allein nicht möglich wäre. Die Kernthese, welche die folgende Auseinandersetzung mit dem Hochhaus bestimmt, lautet, dass dessen Struktur von einem Zusammenspiel von Gestaltung und Technik geprägt ist. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Opponenten, die um Wirkmacht ringen, sondern um Akteure in einem synergetischen Verhältnis. Dieser These ist das Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« des vorliegenden Buches gewidmet. Die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Struktur – der hier nicht etwa, wie dies in der Architekturpraxis oft geschieht, für das Tragwerk des Hochhauses steht, sondern für die Logik, welche die Beziehung seiner Teile bestimmt37 – bringt an dieser Stelle auch die Möglichkeit einer Definition des Begriffes Hochhaus mit sich. Zwar gibt es nationale baurechtliche Definitionen – in Deutschland zum Beispiel werden Gebäude als Hochhaus eingestuft, wenn der Fertigfußboden des höchstgelegenen Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt –38, doch sind diese nur sehr bedingt aussagekräftig. So greift die deutsche Definition auch für Gebäude, die hier nicht als Hochhaus betrachtet werden sollen, zum Beispiel Stadien oder Konzerthäuser. Im Kontext der vorliegenden Publikation wird ein Gebäude als Hochhaus definiert, wenn die Vertikale die Struktur prägt. Das heißt, im Grundriss müssen die hochhausspezifischen Besonderheiten der dominanten Vertikalerschließung und des Tragwerks lesbar sein.

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Methode: Genese, Text und Grundriss Die History of the Skyscraper von Francisco Mujica aus dem Jahr 1929 ist eine der ersten systematischen Untersuchungen zur Entwicklung des Bautyps Hochhaus. Mujica konstatiert darin: »This is the conclusion I have been able to reach: Like every real innovation in the history of art the skyscraper is the result of an evolution.«39 Dieser Beobachtung Mujicas wird hier grundsätzlich zugestimmt, der von ihm verwendete Begriff der Evolution wird aber durch den der Genese ersetzt, da Evolution zu sehr für das Aufeinanderfolgen des jeweils Besten oder Stärksten steht und somit einen deterministischen Charakter der Entwicklung suggeriert.40 Die Genese, wie sie hier verstanden wird, enthält im Gegensatz dazu Sackgassen, Umwege und Neuanfänge. Die Betrachtung von technischen und kulturellen Entwicklungen als Genese, verbunden mit der Einsicht, dass sich hieraus Schlüsse für Gegenwart und Zukunft ableiten lassen, findet sich an verschiedenen Stellen, unter anderem bei der wissenschaftlichen Disziplin der Technikgeneseforschung. Alfred Nordmann erklärt den dazugehörigen Grundgedanken bildhaft mit einem Tau, bei dem sich keine der einzelnen Fasern über die ganze Länge des Taus erstreckt, sondern sich die insgesamt

Teil 1: Einleitung

Vergangenes Vergangenes

Jetzt Jetzt

Zukünftiges Zukünftiges

Abbildung 2: Das Tau als Indikator und Wegweiser für Zukünftiges. Eigene Grafik.

 17

kontinuierliche Entwicklung durch ein gegenseitiges Ablösen und Beeinflussen ergibt, während im Detail viele Unterbrechungen und nur bedingt Geradlinigkeit aufzufinden sind.41 Dabei wird klar, dass Informationen hier nicht, wie in der biologischen Evolutionslehre, ausschließlich vertikal, sondern auch horizontal weitergegeben werden: Während in der Biologie die Informationen eines einmal beendeten Pfades unwiderruflich verloren sind, kann in der Technik das Wissen, das in einem aufgegebenen Pfad vorhanden ist, an einer anderen Stelle wieder aufgegriffen werden.42 Der Begriff des Pfades, der sich hinter dem Bild des Taues verbirgt, verweist auf die Wirkmächtigkeit des Vergangenen auf zukünftige Entwicklungen.43 Das Bündel aus Pfaden, das wir aus der Vergangenheit kommend betrachten, endet nicht im Moment des Jetzt, sondern erstreckt sich weiter in die Zukunft. Damit wird es aufgrund seines in die Zukunft reichenden Impulses zum Wegweiser und Indikator für Zukünftiges. Methodisch stellt sich die Frage, mit welchen Betrachtungs- und Erkenntniswerkzeugen die Genese des Bautyps Hochhaus untersucht werden kann. Die vorliegende Publikation antwortet diesbezüglich mit zwei Komponenten: Die Hochhausprojekte selbst können unter Einhaltung der gewählten Perspektive nur mithilfe von Zeichnungen untersucht werden, während gleichzeitig ein textbasiertes Theoriegerüst notwendig ist. Zeichnung und Text beziehen sich dabei zwar aufeinander und beeinflussen sich gegenseitig, lassen sich aber nicht unmittelbar ineinander übersetzen und haben eine jeweils eigene Logik. Es kommt dabei zur Interferenz, in der sich die Potenziale der zwei Zeichensysteme nicht nur quantitativ addieren, sondern auch qualitativ Neues entstehen lassen.44 Die Grundlage für die hier vorgeschlagene Lesart der Hochhausstruktur liefert der französische Philosoph Gilbert Simondon (1924–1989) mit seinem Hauptwerk Die Existenzweise technischer Objekte. Das Buch liegt erst seit 2012 in deutscher Übersetzung vor45 und erschien 1958 unter dem Originaltitel Du mode d’existence des objets techniques.46 Simondon bietet, wie sich zeigen wird, Anschluss- und Erkenntnispotenzial für die Auseinandersetzung mit dem Bautyp Hochhaus, obwohl er sich selbst nicht damit beschäftigt hat. Hinsichtlich der zeichnerischen Analyse ist die Wahl der Zeichenmethode besonders wichtig. Es zeigt sich, dass dies im Falle des Hochhauses der Grundriss ist, auch wenn die Bedeutung des Grundrisses für den Bautyp Hochhaus zunächst

Teil 1: Einleitung

überraschen mag, da die primäre Eigenschaft des Hochhauses seine Vertikalität ist. Besonders charakteristisch und beeindruckend sind neben Gebäudeschnitten daher Ansichten und Perspektiven. Will der Betrachter jedoch ein strukturelles Verständnis in Bezug auf das Hochhaus erlangen, so wird schnell deutlich, dass Schnitte, Ansichten und perspektivische Außendarstellungen nur einen geringen Informationsgehalt bieten; denn die Schnitte werden je nach ihrer Lage entweder zu einer endlosen Stapelung paralleler Boden- beziehungsweise Deckenpakete oder aber zu einem vertikalen Konglomerat aus Treppen und Schächten mit ebenfalls geringer Aussagekraft. Ebenso ergeht es Perspektiven oder Fotos vom Äußeren der Gebäude. Sie verbleiben im wahrsten Sinne des Wortes an der Oberfläche und erlauben damit kein umfassendes Verständnis. Ganz anders verhält es sich mit den Grundrissen des Hochhauses. Je höher ein Gebäude, desto klarer zeigt sich die Struktur mit Lift, Technikschächten, Treppen und Tragwerkselementen. Es scheint zunächst paradox, trotzdem muss der Grundriss, also der Horizontalschnitt, beim Hochhaus als das mit Abstand aussagekräftigste grafische Analysewerkzeug betrachtet werden. Die Bedeutung des Grundrisses für das Hochhaus spiegelt sich auch darin, dass die Entwurfsarbeit zum großen Teil am Grundriss geschieht.47 In den Worten von Jeannot Simmen: »Die senkrechte Architektur bleibt äußerlich; gedacht und geplant ist der Wolkenkratzer horizontal.«48 Die grafische Analyse der Referenzprojekte soll daher auf Grundrisse reduziert werden. Dabei wurde im Projektkatalog auf den sogenannten Regelgrundriss zurückgegriffen. Erdgeschoss oder Sockelgeschosse und die obersten Geschosse eines Hochhauses sind oft weniger aussagekräftig, da hier Besonderheiten wie Eingänge, Übergänge zu Nachbargebäuden oder eine starke Verkleinerung aufgrund einer Gebäudeabtreppung die Logik der Grundstruktur überzeichnen. Durch die spezifische und auf jedes Projekt gleiche Sichtweise, die der Grundriss eröffnet, treten strukturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede markant hervor.

18

Eingrenzung: Westdeutschland zwischen 1945 und 1980 Die Geschichte des Hochhauses beginnt vor 130 Jahren,49 was es sinnvoll erscheinen lässt, neben einer regionalen auch eine chronologische Eingrenzung vorzunehmen. Im Zuge der bis hierhin vorgenommenen Betrachtungen hat sich eine regionale Eingrenzung auf Deutschland angedeutet. Dass diese Eingrenzung für die vorliegende Arbeit tatsächlich sinnvoll ist und sich schlüssig mit einer ebenso sinnvollen chronologischen Eingrenzung kombinieren lässt, soll nun aufgezeigt werden. Die Entwicklung des Hochhauses in Deutschland kann in drei Phasen gegliedert werden: 1: In den 1910er und 1920er Jahren wird das Hochhaus zum Thema der deutschen Architekturdiskussion und es werden erste Hochhäuser gebaut. Auch die deutsche Architekturavantgarde befasst sich intensiv mit dem Thema und beeinflusst besonders nach der Emigration in die USA nachhaltig die internationalen Entwicklungen.

Teil 1: Einleitung

2: Mit dem Wiederaufbau und dem Wirtschaftswunder beginnt in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eine Periode enormer Hochhausbautätigkeit. Sie endet recht abrupt mit der aufkommenden Ölkrise Ende der 1970er Jahre.50 3: Aktuelles Thema ist die Verdichtung der deutschen Ballungsbiete. Aus diesem Grund hat neben der Frage nach dem Umgang mit dem Bestand auch der Neubau von Hochhäusern, wie schon dargelegt, abermals an Aktualität gewonnen.51 Schon dieser Überblick zeigt die Bedeutung des Hochhauses in Deutschland und bestätigt, dass eine regionale Eingrenzung hierauf für den vorliegenden Kontext sinnvoll und tragfähig ist. Eine Besonderheit Deutschlands ist die Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Von der »Platte« bis zum goldenen Springer-Hochhaus in WestBerlin sind Hochhäuser ein Teil der Geschichte des geteilten Deutschlands, trotzdem erscheint eine Eingrenzung auf Westdeutschland angemessen.52 Damit zur Frage nach dem chronologischen Betrachtungsrahmen. Die erste Periode des Hochhauses in Deutschland, die der 1910er und 1920er Jahre, muss im Vergleich zum heutigen Stand noch als experimentell und heterogen bezeichnet werden. Sie lieferte, wie zu sehen sein wird, zwar Impulse, die national und international von größter Bedeutung waren, trotzdem handelte es sich eher um eine Zeit des Experimentierens. Diese Periode erscheint im Rahmen des vorliegenden Buches damit für die Betrachtung als eher ungeeignet, da eine Systematik noch nicht zu erkennen ist. Die aktuelle Periode des Hochhausbaues in Deutschland ist noch nicht abgeschlossen, sodass auch sie sich für eine wissenschaftliche Betrachtung nicht eignet. Die mittlere Periode jedoch, die der Klarheit halber auf die Jahre 1945 bis 1980 festgelegt werden soll, eignet sich hervorragend als chronologische Eingrenzung. Nicht nur die hohe Bautätigkeit spricht für sie, sondern auch die hohe Dichte an Innovationen und Brüchen. Sie endet in einer Zeit wirtschaftlicher Rezession, hervorgerufen vor allem durch die Ölkrise. Der Zeitgeist wendet sich vom bisher herrschenden Technikoptimismus ab und Großprojekte werden ab Mitte der 1970er Jahre sehr kritisch gesehen.53 Das alles führt zu einem Einbruch beim Bau von Hochhäusern. Während in der Fachpresse bis dato eine Vielzahl in- und ausländischer Hochhausbauten besprochen wird, sucht man diese in den Jahren ab 1980 in Baumeister, DBZ oder Bauen + Wohnen vergeblich. Die Zeit vor 1945 wird, allerdings in kompakterer Form, ebenfalls behandelt. Sowohl was Deutschland als auch was die Entwicklung in den USA betrifft, wird dieser Zeitraum als Schlüssel zum Verständnis der weiteren Entwicklungen betrachtet. Das Kapitel »Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage« widmet sich dementsprechend der Frühzeit des US-amerikanischen Hochhauses und das darauf folgende Kapitel der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland.

Forschungsfragen  19

Die folgenden Forschungsfragen ergeben sich auf der Grundlage des bis hier aufgezeigten Forschungsgegenstandes, der Motivation, Perspektive und Eingrenzung.

Teil 1: Einleitung

1: Kann die Gültigkeit der These, dass Gestaltung und Technik die strukturbestimmenden Akteure des Bautyps Hochhaus sind, bestätigt werden? Lässt sich aus dieser These eine Betrachtungsweise ableiten, welche die Genese des Hochhauses mit ihren Brüchen und Innovationen beschreibt? 2: Lassen sich aus den genannten Betrachtungen Erkenntnisse über die Entstehung von Typologien – in anderen Worten von Serien von Gebäuden, deren Repräsentanten sich einander durch Wiedererkennbarkeit in ihrer Struktur zuordnen lassen –54 gewinnen? 3: Lassen sich aus der Betrachtung der Hochhäuser in Westdeutschland zwischen 1945 und 1980 Erkenntnisse in Bezug auf die aktuellen Diskussionen hinsichtlich Hochhausneubau und -bestand der genannten Jahrzehnte ableiten? 4: Welche über den Bautyp des Hochhauses hinausgehenden Erkenntnisse, zum Beispiel zur Beziehung von Gestaltung und Technik, lassen sich ziehen?

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Zusammenfassung der Projektbetrachtungen Bei der Betrachtung der Hochhäuser der Frühzeit in den USA im Kapitel »Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage« zeigt sich, dass hier Bauteile wie Lifte, Treppen und Skelettbau, aber auch Fragmente des Massivbaues wie zufällige Fundstücke zusammenkommen. Damit erscheint das frühe Hochhaus in seinem Inneren nicht als Struktur. Dazu wäre eine Logik, welche die Beziehungen der Teile bestimmt, notwendig. Vielmehr erscheint es als Bricolage und »Bastelei«. Weil die Logik einer Struktur und damit die Form, die dem Ausdruck verleiht, noch nicht gefunden ist, treten in der Bricolage Störungen zwischen den einzelnen Bauteilen auf. So kann bei manchen Projekten beobachtet werden, dass Lifte und Treppen sich gegenseitig geometrisch und funktional beeinträchtigen. Die Fassaden dieser Hochhäuser haben keine Beziehung zum Inneren der Gebäude, sondern überziehen diese nur mit einem meist historisierenden Kleid. Zwischen Gestaltung und Technik tut sich damit ein tiefer Riss auf. Dieser Zustand ändert sich, wie im Kapitel »Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik« beschrieben, durch die Entwürfe der Architekturavantgarde der 1920er Jahre. Zeitgleich schaffen es mehrere Architekten, die Bauteile des Hochhauses zu einer Struktur zu fügen, wobei die hiermit einhergehende emergente Logik sowohl technischer als auch gestalterischer Natur ist und auch die äußere Erscheinung des Hochhauses miteinbezieht. Das Gewebe aus Gestaltung und Technik ist damit entstanden. Im Projektkatalog der Jahre 1945 bis 1980 sind dann einzelne Genesepfade in den Hochhausstrukturen lesbar. Sieben dieser Pfade werden im Kapitel »Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik« betrachtet, zum Beispiel das Hängehochhaus, das Großraumbüro oder der Brikettgrundriss. Darüber hinaus ließen sich weitere Pfade aufzeigen, wobei Projekte auch mehreren Pfaden zugeordnet werden können. Bei jedem Pfad handelt es sich um eine

Teil 1: Einleitung

Variation oder Improvisation der Grundlogik des Hochhauses. Anhand dieser Genesepfade können Innovationsmomente, Brüche und Kontinuitäten aufgezeigt werden. Auf Basis der Erkenntnisse, die sich durch die gewählten Methoden aus den Projektbetrachtungen ziehen lassen, können dann als Abschluss die Forschungsfragen beantwortet und kann die Kernthese des Gewebes aus Gestaltung und Technik bestätigt werden.

Projektkatalog

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Unter Anwendung der dargestellten Methodik sollen realisierte und nicht realisierte Hochhausprojekte untersucht werden. Nicht realisierte Projekte können für die Genese des Bautyps dabei ebenso relevant sein wie realisierte, denn ihre Bedeutung kann zum Beispiel darin liegen, dass sie als Referenzen oder Innovationsträger Impulsgeber waren. Ein herausragendes Beispiel hierfür sind die frühen Hochhausentwürfe Ludwig Mies van der Rohes. Relevanz können die nicht realisierten Entwürfe aber auch aus ihrem Scheitern gewinnen, da hier Zusammenhänge, Probleme oder Fehleinschätzungen erkennbar werden.55 Um die Hochhäuser Westdeutschlands zwischen 1945 und 1980 umfassend verstehen zu können, ist es, wie schon deutlich wurde, notwendig, auch die frühere Zeit des Hochhausbaues zu betrachten. Dies gilt sowohl für die USA, wo das Hochhaus entstanden ist, als auch für Deutschland, wo das Hochhaus in einer ganz eigenen Ausprägung in Erscheinung trat. Dementsprechend beginnt der Katalog mit Hochhausprojekten der Frühzeit, um dann den Schwerpunkt auf die im Fokus liegenden westdeutschen Hochhäuser zwischen 1945 und 1980 zu legen. Für die vorliegende Betrachtung ist es wichtig, die Projekte in den richtigen chronologischen Bezug zueinander zu setzen, nicht immer einfach ist jedoch die dafür notwendige Datierung. Relevant ist, wann der jeweilige Entwurf entstanden ist, wann also die Gestaltfindung des jeweiligen Hochhauses im Wesentlichen abgeschlossen war. Diese Information liegt nicht immer vor, oft enthalten die Quellen nur das Datum der Fertigstellung oder das des Baubeginnes. Manchmal wurden, zum Beispiel nach einem Wettbewerbsgewinn, so gravierende Änderungen an einem Entwurf vorgenommen, dass der Wettbewerb als Datierung für den Entwurf falsch erscheint. Um hier eine möglichst große Transparenz zu schaffen, sind Jahreszahlen mit hochgestellten Buchstaben gekennzeichnet. 1977E steht für Entwurf 1977, 1977B steht für Baubeginn 1977, 1977F steht für eine Fertigstellung 1977. Für die Projekte der Jahre zwischen 1945 und 1980 erscheint es unumgänglich, ein Jahr für die Entstehung des Entwurfes anzunehmen, wenn in den Quellen hier keine, nur undeutliche oder widersprüchliche Angaben gefunden wurden. So wird gegebenenfalls das Jahr vor dem Baubeginn als Entstehungsjahr des Entwurfes festgelegt. Entsprechende Angaben werden zusätzlich mit einem Hochgestellten A für Annahme gekennzeichnet. 1977EA bedeutet demnach, dass von der Entstehung des Entwurfes im Jahr 1977 ausgegangen wird.

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Teil 2: Einleitung

Teil 2

Grundlagen

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Mit dem Hochhaus entsteht Ende des 19. Jahrhunderts in den USA ein völlig neuer Bautyp, der mit allen Traditionen bricht und das Bauen in eine bis dato völlig unbekannte Richtung lenkt. Dies spiegelt sich in historischen Augenzeugenberichten1 und künstlerischen Auseinandersetzungen2 wider und findet einen Nachhall in Delirious New York, dem »retroaktiven Manifest für Manhattan«3, das Rem Koolhaas der Frühzeit des Hochhauses widmet. Dass ein derart umwälzendes Ereignis keinen singulären Auslöser hat, sondern sich hier komplexere Zusammenhänge zeigen, liegt auf der Hand. In ihm potenziert sich eine Vielzahl von Faktoren verschiedenster Art. Fünf dieser Faktoren werden hier als entscheidend betrachtet, wobei sie eher als Sammelbegriffe erscheinen und nicht immer klar zu umreißen sind: Technik, Kapital, Prestige und Symbol, Traum und Imagination sowie Bedarf und Programm. 1. Technik: Zwei technische Neuerungen werden in vielen Auseinandersetzungen mit dem Hochhaus als die wichtigsten Grundlagen und Anstöße für die Entwicklung des Hochhauses dargestellt. Dies sind der Eisen- beziehungsweise Stahlskelettbau und der Lift.4 Der Skelettbau5 beruht auf einer Trennung von tragenden und raumbildenden Bauteilen. Das Stahlskelett übernimmt die tragende Funktion, dabei bleiben die einzelnen Elemente des Skeletts aufgrund der Materialeigenschaften von Stahl auch bei großen Lasten, in anderen Worten: hohen Geschosszahlen, relativ konstant. Die raumbildenden Wände sind durch das Skelett von ihrer tragenden Funktion befreit. Die Kombination aus tragendem Skelett und raumbildender Wand führt dazu, dass die Wanddicken mit größerer Gebäudehöhe nicht oder nur unbedeutend zunehmen. Dem klassischen Massivbau aus Stein sind in seiner Höhenentwicklung natürliche Grenzen gesetzt, da die immer dicker werdenden Wände dazu führen, dass ein Bauvorhaben seine wirtschaftlichen und funktionalen Ziele ab einem gewissen Punkt nicht mehr erreicht. Dass das Skelett hier einen potenziell unbegrenzten Ausweg bietet, erkennt der Architekt und Innovator des Eisenskeletts, James Bogardus, 1856 und schreibt wenig bescheiden, dass er sich in der Lage sieht, jede gewünschte Geschosszahl zu realisieren und »einen Turm oder ein Gebäude von vielfacher Höhe jedes anderen Bauwerkes in der Welt zu erbauen, das absolut sicher für die Besucher wäre […], obgleich es in jedem Geschoß voll ausgenutzt würde bis zur höchsten Kapazität.«6 Ohne Skelettbau, sei es in Stahl oder Beton, ist das Hochhaus, wie wir es kennen, undenkbar. Trotzdem wird die Bedeutung des Skelettbaues relativiert, wenn man bedenkt, dass das 60 Meter hohe Monadnock Building der Architekten Burnham & Root aus dem Jahr 1891F diese durchaus beachtliche Höhe mit den Prinzipien des Massivbaues erreicht. Der Skelettbau ist also keine Bedingung

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Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik

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für das Entstehen des Bautyps Hochhaus, sondern erlaubt es nur, ihn in seiner Logik und Höhe zu potenzieren. Wichtig erscheint an dieser Stelle auch die Tatsache, dass der Skelettbau nicht im Kontext des Hochhauses entstanden ist. Seine Wurzeln liegen im Brückenbau und die ersten Skelettbauten sind industrielle Bauwerke.7 Skelettbau und Hochhaus haben also unterschiedliche Wurzeln und finden erst später zusammen. Dieses Phänomen ist in der Technikgeneseforschung bekannt und wird dort als »solutions looking for a problem«8 beschrieben; die Lösungen Skelettbau und Lift waren bereit, bevor sich die entsprechende bautechnische Frage beim Hochhaus überhaupt stellte. Nach Lampugnani ist es das 1853 vom Stahlfabrikanten Peter Cooper geplante Cooper Union Building, in dem Lift und Stahlskelett das erste Mal zusammenfinden.9 Die Bedeutung des Liftes für das Hochhaus leuchtet sofort ein. Ohne Lift10 können Aufenthaltsräume kaum mehr als sechs oder sieben Geschosse über Straßenniveau liegen, da sonst zu viel Zeit und Mühe für deren Nutzung aufgewendet werden müssen. Trotzdem liegt auch der Ursprung des Liftes nicht im Hochhaus, sondern in der Industrie und den frühen Kaufhäusern mit zunächst wenigen Geschossen.11 Seine Anwendung im Hochhaus wird dann durch die Erfindung der Sicherheitsbremse von Elisha Otis im Jahr 1851 ermöglicht. Im Falle eines Seilrisses verkeilt sich nun die Kabine in der Führung und Personenschäden sind ausgeschlossen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Sicherheitsbremse, die Otis äußerst medienwirksam auf der Weltausstellung in New York präsentierte, nur eine von vielen Stufen in der Entwicklung des Lifts war. Sie markiert ohne Zweifel den Startpunkt des synergetischen Verhältnisses von Skelettbau und Lift, trotzdem ist es eine lange Entwicklung, in der Antrieb, Steuerung und Sicherheitssysteme des Liftes sich schrittweise entwickeln. Dabei stehen Skelettbau und Lifttechnik in einer ständigen Wechselwirkung. Zeitweise ist der die mögliche Gebäudehöhe limitierende Faktor der Lift, dann wieder der Skelettbau.12 Beide schaukeln sich gegenseitig in die Höhe und setzen sich gegenseitig unter Innovationsdruck. Um 1900 sind zum Beispiel übersetzte hydraulische Lifte der Stand der Technik. Sie haben aber eine sehr niedrige Geschwindigkeit und limitieren so die Gebäudehöhe, bis wenige Jahre später der elektrische Antrieb und die Erfindung der Treibscheibe, die das Problem der zu groß werdenden Seiltrommeln und der Seilermüdung lösen, dem Lift neue Höhen und Geschwindigkeiten erschließen.13 In seiner weiteren Entwicklung und mit steigender Komplexität wird der Lift auch von anderen technischen Entwicklungssträngen abhängig. So spielen das Telefon14 und der elektrische Druckknopf15 eine relevante Rolle bei der Steuerung der Lifte, zunächst durch entsprechendes Personal und dann durch die Passagiere selbst. Viele Autoren beschränken sich auf die Nennung von Skelettbau und Lift und nur wenige erkennen,16 dass eine viel größere Anzahl von technischen Neuerungen nötig war, um die ersten Hochhäuser zu bauen. Diese Neuerungen sollen hier nur beim Namen genannt und die detaillierten Zusammenhänge nicht weiter geschildert werden. Es handelt sich um die Aussteifung der Skelettbauten inklusive der dazu notwendigen Berechnungen, auch der auf ein Hochhaus wirkenden Windkräfte, ebenso um Gründungstechniken, Brandschutz, Haustechnik und die städtische Infrastruktur. Die Technik als Grundlage für das Entstehen des Hochhauses setzt sich also aus einem Geflecht einzelner Entwicklungspfade zusammen.

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2. Kapital:17 Paul Goldberger nennt die Frühphase des Hochhauses eine »Kuriosität der kommerziellen Architektur«18 und führt den Ursprung des Hochhauses so direkt auf das Streben nach Profit zurück. Seine unzweifelhaft große Nähe zu Kapital, Rendite und Profit wird dem Hochhaus oft vorgeworfen. Diese Nähe scheint aber auch einen Teil der Faszination Hochhaus auszumachen und es wird regelrecht mit ihr kokettiert. Cass Gilbert, der Architekt des Woolworth Building, schreibt: »A skyscraper is a machine that makes the land pay.«19 Und Philip Johnson wird sogar mit der Aussage zitiert: »Ich bin nun mal eine Hure und ich werde sehr gut dafür bezahlt, daß ich Hochhäuser baue.«20 Trotz des gesteigerten Aufwandes für Vertikaltransport und Konstruktion, ist der Zusammenhang aus Gebäudehöhe und Steigerung der Rendite einfach: Ein höheres Gebäude nutzt das teure Grundstück besser aus und schafft damit nicht nur mehr vermietbare Fläche, sondern auch rentablere. Trotzdem ist fraglich, ob das Streben nach Profit wirklich ein Grund für das Entstehen des Hochhauses war. Das achtgeschossige Equitable Building in New York21, das 1868–1870 von den Architekten Gilman & Kendall zusammen mit George B. Post errichtet wurde, gilt als eines der ersten Hochhäuser. Bauherrin des Gebäudes war die Equitable Life Ensurance Society, damals eine der größten Versicherungen der USA. Der Bau sollte durch die Vermietung von Büroflächen an Anwälte mitfinanziert werden. Unter anderem weil sich die räumliche Nähe zwischen Versicherung und Anwälten als sehr geschäftsfördernd herausstellte, war dies ein sehr großer Erfolg – so groß, dass diese Finanzierungsmethode nicht nur Nachahmer fand, sondern schon bald Gebäude als reine Investitionsobjekte gebaut wurden. Damit kann gesagt werden, dass Kapital und Rendite die Entwicklung des Hochhauses zwar sicher stark beeinflusst und vorangetrieben haben,22 aber nicht als initiale Grundlage bezeichnet werden können. Hier kam also unabsichtlich ein Schneeball ins Rollen, der schnell eine eigene Dynamik entwickelte, die in einem gegenseitigen Bedingungsverhältnis zum Hochhaus stand. 3. Prestige und Symbol:23 Bauen in der Vertikalen hatte schon immer einen hohen Prestige- und Symbolwert. Beide wurden sowohl von der Religion als auch von den weltlichen Mächten seit der frühesten Menschheitsgeschichte beansprucht. Der Gebrauchswert des vertikalen Bauens war, wohl mit Ausnahme seiner Eignung als Wehrbau und zur Nachrichtenübermittlung, sehr begrenzt. Dies änderte sich mit dem Hochhaus schlagartig, denn das Prestige der Vertikalen war nun auf vielerlei Funktionen übertragbar. Trotzdem stellt sich wiederum die Frage, ob das Streben nach Prestige und Symbolwert initial zur Entstehung des Hochhauses beigetragen haben. Als Hinweis soll hier die Tatsache genommen werden, dass die oberen Geschosse vieler früher Hochhäuser als Mansarddächer mit recht kleinen Fensteröffnungen ausgebildet waren. Klassischerweise wohnte unter dem Mansarddach das Dienstpersonal oder es waren dort die günstigsten Mietwohnungen untergebracht. Damit scheint die dynamische Wechselwirkung von Hochhaus und dem Prestige- und Symbolwert der Vertikalen erst durch das Hochhaus entstanden zu sein – und nicht das Hochhaus durch den Prestige- und Symbolwert. Schnell entwickelte diese Wechselwirkung dann jedoch eine enorme Dynamik, besonders weil das Prestige der Höhe eine weitere Steigerung der Mieteinnahmen und damit eine weitere Dynamisierung des Faktors Rendite bedeutete. Auch hier greift das Bild des Schneeballes. Zwar ist der Zusammenhang zwischen Symbolgehalt und Prestige und vertikalem Bauen so

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alt wie die Baugeschichte, trotzdem scheint die Dynamik, die sich hier im Hochhaus schlagartig entfaltet, niemand vorhergesehen zu haben. 4. Traum und Imagination:24 Als Verkörperung von Kapital, Prestige und Technik erscheint das frühe amerikanische Hochhaus eher als Anti-Architektur, als Bauen, dem die kulturelle Komponente entzogen wurde, um sie sodann durch die härtesten Sachzwänge sowie materialistische Ideologien zu ersetzten. Trotzdem wird im Hochhaus, besonders in seiner Frühzeit, auch eine fantastische Kraft am Werk gesehen. Dabei wird das Hochhaus zur Erfüllung eines alten Menschheitstraums nach dem Bauen in den Himmel hinein.25 Es erscheint romantisch und nicht realistisch, dass solche Gedanken oder Gefühle am Anfang des Hochhauses in den USA standen. Trotzdem zeigt sich die Imagination als wesentliche Triebfeder der Genese des Hochhauses. Um diese zu belegen und den Begriff der Imagination zu definieren, soll daher ein kleiner Exkurs gemacht werden: Bis in das Spätmittelalter hinein waren in kultureller und technischer Hinsicht Wirklichkeit und Möglichkeit deckungsgleich. Erst mit der Neuzeit spannt sich zwischen beiden ein Raum auf, in dem das Neue, bisher nicht Gewesene, seine Voraussetzung und seinen Nährboden findet.26 Anders als im Fantastischen oder im Traum erhebt das Neue im Raum zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit aber den Anspruch auf, zumindest potenzielle, Verwirklichung. Die entsprechende treibende Kraft, hinein in diesen Möglichkeitsraum, soll als Imagination bezeichnet werden. Das Hochhaus wurde vielleicht schon zuvor erträumt oder fantasiert, doch erst die Imagination, die Vorstellung von Neuem, das Wirkliches werden kann, bildete die Grundlage für die reale Vertikalisierung des Bauens jenseits von Kirch- und Wehrtürmen. Dieses Potenzial der Imagination, das sowohl individuell als auch kollektiv sein kann,27 entfaltet sich im Hochhaus. Den Zusammenhang von Imagination und Technik schildert Kaminski: »Neue Technologien weisen häufig phantastische Züge auf. Sie liegen quer zu dem, was bislang als möglich galt, sie führen auf bislang Unvorstellbares. Diese Verschiebung in dem, was als vorstellbar und realisierbar gilt, ist das Motiv von Theorien, die Technik mit einer radikalen Einbildungskraft in Verbindung bringen. Eminent Neues entsteht […] durch einen produktiven Überschuss der Einbildungskraft.«28 Die Rolle der Imagination für die Entstehung des Hochhauses ist also letzten Endes die Verwandlung des Fantastischen oder Utopischen in das Machbare. Damit wird das Hochhaus zu einem prototypischen Phänomen der Moderne.29 5. Bedarf und Programm: Wie jede andere Bauaufgabe setzt auch das Hochhaus einen Bedarf aufseiten der Nutzung voraus. Bei dieser Nutzung des Hochhauses handelte es sich anfänglich um Büroflächen. An ihnen herrschte im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA ein rasch steigender Bedarf. Zeitungen, Banken, Versicherungen sowie jegliche Form von Buchhaltung schufen den Markt für Büroflächen, den in New York und Chicago zunehmend das Hochhaus deckte. In seiner Nutzung kann das Hochhaus als weitere Stufe der Industrialisierung gesehen werden. Der Bautyp Fabrik nahm mit der Industrialisierung den Raumbedarf des Sekundärsektors auf, das Hochhaus mit zeitlicher Verzögerung dann den des Tertiärsektors. Dass die Deckung dieses Bedarfes in der Vertikalen geschieht, ist dabei alles andere als zwingend. Das wird schon daran deutlich, dass in Europa, wo zumindest an Orten wie London, Paris oder Berlin sicherlich ein vergleichbarer Bedarf bestand, zu dieser Zeit keine Hoch-

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häuser gebaut wurden. Trotzdem ist es so, dass der Bedarf an Büroflächen nicht nur in seiner Quantität, sondern besonders auch in seiner Qualität rasch in eine synthetische Beziehung zum Hochhaus trat. Allgemein ist mit der Neuzeit eine Tendenz zur Disziplinierung und Sortierung auch des menschlichen Individuums zu beobachten. Dies spiegelt sich im Entstehen neuer Gebäudetypologien für sowohl alte als auch neue Funktionen wider. Im Falle von Kaserne, Fabrik, Gefängnis oder auch Museum entstanden solche neuen Typologien, die verschiedene und verschieden extreme Lösungen für die genannten Tendenzen aufzeigten.30 In diese Reihe passt auch das Büro, für welches das Hochhaus zwar nur eine von vielen möglichen typologischen Lösungen ist, wohl aber die radikalste, so wie dies das Panoptikum für das Gefängnis ist. Quasi noch als Zeitzeuge der Entstehung des Hochhauses schreibt Mujica 1929: »Finally the skyscraper is the product of the very organization of work in our age which, as never before in history, has succeeded in disciplining human activities.«31 Die Vertikale des Hochhauses spiegelt damit auch den Wandel vom Waren- zum Informationsaustausch wider.32 Durch die Kombination einer totalen Abwesenheit von Waren beziehungsweise deren Abstrahierung mit den neuen Möglichkeiten der Telekommunikation zeigt sich das Büro allen Ballastes entledigt und die Vertikale wird zu einer seinen Eigenschaften und Anforderungen entsprechenden Organisationsform. Neben Sortierung und Abstraktion ist Geschwindigkeit eine weitere Qualität, die sich im Programm des Hochhauses widerspiegelt. Dabei scheint es angemessen, das Programm hier nicht als Büro, sondern als Business zu bezeichnen. Die »SteelSpeed-Machine«33 Hochhaus ist ein Resultat des Business und dessen Geschwindigkeit, bedingt dieses aber auch in seiner Form. Geschwindigkeit und Effizienz werden denn auch, zum Beispiel von Mujica, als Hauptgrund der Vertikalität gesehen. Nur durch das engste Zusammenrücken der Zentren kann die Dynamik erreicht werden, die das Herz des amerikanischen Business ist. Geschwindigkeit und Effizienz bleiben somit schlagende Argumente für den Bau von Hochhäusern, auch für die deutsche Industrie und Verwaltung des Wirtschaftswunders.34 Rem Koolhaas hat mit dem Essay »Typical Plan« in S, M, L, XL35 die Zusammenhänge zwischen dem typischen amerikanischen Hochhausgrundriss und dessen Programm offengelegt. Für Koolhaas ist der »Typical Plan« des Bürohochhauses repetitiv, »as empty as possible«36 und definiert sich am ehesten durch die Abwesenheit von Eigenschaften. Er ist radikal und amerikanisch, in Europa hingegen gebe es keinen »Typical Plan«. Das Hochhaus erscheint also nicht als die einzig mögliche, sehr wohl aber als die radikalste und leistungsfähigste architektonische Antwort auf den enormen Bedarf an Büroflächen, der sich ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte.

Akteur-Netzwerk

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Gezeigt wurde, dass die Entstehung des Hochhauses auf wesentlich mehr Faktoren beruht, als dies zunächst erscheinen mag. Zwischen vielen dieser Faktoren bestehen komplexe Wechselwirkungen und es kann oft nicht sicher gesagt werden, ob es sich

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um Voraussetzungen oder Folgen der Entstehung des Hochhauses handelt. Die Wurzeln des Hochhauses ziehen sich bis tief in die Geschichte der Tragwerksplanung, der Bautechnik, der Materialwissenschaften, des Maschinenbaues, der Ökonomie, des Baurechtes, der Elektrotechnik und sogar der Naturwissenschaften wie Mathematik und Physik, da diese zur Berechnung der Bauten fast von Anfang an notwendig waren. Diese Wurzeln verästeln sich und werden stets feiner, deutliche Grenzen des Einflusses einzelner Zusammenhangsstränge sind oft nicht auszumachen. Das Hochhaus stellt sich damit als ein nicht hierarchisches Netzwerk aus vielen Parametern dar. Eine solche Netzstruktur ist das Gegenmodell zum Baum oder Fächer, in dem die Dinge deutlich auf Ursprünge zurückgeführt werden und wird als Akteur-Netzwerk37 bezeichnet. Zwei Eigenschaften des Akteur-Netzwerkes sollen nun dargestellt werden, da sie von Bedeutung für die kommenden Betrachtungen sind. – Die Trennung von Bereichen wie Technik, Kultur und Natur wird aufgehoben. Akteure können allen Bereichen entstammen. Akteure im Netzwerk Hochhaus können damit Personen, Techniken, Erfindungen, Städte, der Zeitgeist, Gesetze etc. sein.38 – Akteur in einem Netzwerk ist jede Entität, der sich das Netzwerk im Entstehen oder Bestehen zuwenden muss und die das Netzwerk damit ihre individuelle Präsenz spüren lassen kann.39 Ein Akteur wird im Netzwerk durch seine Möglichkeit zur Intervention stark.40 Akteure können also nach ihrer Wirkmächtigkeit gewichtet werden. So sind beispielsweise Lift und Skelettbau gewichtigere Akteure als der elektrische Druckknopf.

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Gewebe von Gestaltung und Technik Mit dem Akteur-Netzwerk ist die Struktur der Entstehung des Bautyps Hochhaus herausgearbeitet. Die grundsätzliche Verortung dieses Netzwerkes ist mit der These, dass Gestaltung und Technik die prägenden Kräfte für die Gestalt des Hochhauses sind, vorgenommen. Diese These soll nun weiter untermauert werden. Der Philosoph Hans Blumenberg beschreibt das Hochhaus als »ein für die technische Welt und die Darstellung ihres Selbstbewußtseins so symptomatisches Phänomen.«41 Von der Frühzeit des Hochhauses an bis in die heutige Zeit wird das Bild der Maschine für die Charakterisierung des Hochhauses herangezogen.42 Meist handelt es sich dabei aber lediglich um den Verweis auf ein Bild – und damit sowohl auf eine spezifische Ästhetik als auch auf die Suggestion von Eigenschaften wie Kraft, Präzision und Geschwindigkeit. Denkt man den Ansatz von Blumenberg aber konsequent weiter, so reicht dies nicht aus. Daher soll hier ein weiterer Schritt gemacht werden und das Hochhaus als in seinem Ursprung und Charakter technisches Phänomen betrachtet werden. Die Hochhäuser der Frühzeit sind damit, so hier die These, als technische Archetypen43 wie die Gentomate, das Atomkraftwerk oder der Zeppelin zu sehen. In ihnen konkretisiert sich das Potenzial einer neuen Technik. Das Hochhaus ist

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darin mit den Bautypen des Bahnhofes oder der Fabrikhalle zu vergleichen. Alle drei Bautypen, Hochhaus, Bahnhof und Fabrikhalle, sind in ihrer Entstehung getrieben von einer neuen technischen Kraft. Diese ist nicht nur Daseinsgrund, sondern prägt auch Struktur und Gestalt der neuen Bautypen. Das Herausstellen der Bedeutung der Technik soll dabei nicht über die Bedeutung der kulturellen Komponente hinwegtäuschen; dafür steht die Metapher des Gewebes aus Gestaltung und Technik. Die Dualität von Technik und Gestaltung ist dabei ein ureigenes Phänomen der Moderne. Während beide in der vorindustriellen Zeit noch vereint waren – der Baumeister zeigt sich hier als Architekt und Ingenieur in Personalunion – findet dann unweigerlich eine Trennung statt: Der Baumeister weicht dem Architekten und dem Ingenieur und die Verhältnisse müssen neu geordnet werden. Zunächst schafft es die architektonische Gestaltung dort, wo die Trennung voll zum Tragen kommt, nur im Schatten der technischen Urkraft Nischen zu belegen, zum Beispiel die Fassade des Hochhauses oder das Empfangsgebäude des Bahnhofes.44 Hieraus ergibt sich für das Hochhaus zunächst eine Schieflage, die Lewis Mumford unter Betrachtung des amerikanischen Hochhauses 1924 so beschreibt: »Es genügt, darauf hinzuweisen, daß die Vorzüge des Wolkenkratzers hauptsächlich technischer Natur sind. Sie haben mit den Künsten, die mit dem Sehen, Fühlen und Leben des Menschen zusammenhängen, herzlich wenig zu tun, ebenso wenig wie mit dem edlen Zweck der Architektur, Bauwerke zu schaffen, die diesen Künsten Ansporn und Kraft verleihen.«45 Der klassische und historisierende Stil der Fassaden der Hochhäuser ist für Mumford »ebenso berechtigt wie der Zuckerguß auf einem Geburtstagskuchen: Er ergötzt das Auge, ohne die innere Struktur zu schädigen, die er verdeckt.«46 Er beklagt außerdem die Zwänge, welche die Technik den Architekten und Bauherren »beim Grundriß oder bei der Ausführung«47 auferlege und so keinerlei Spielraum für Gestaltung lasse. Aus der Perspektive Mumfords hat die Technik das Hochhaus also fest im Griff und entzieht es der Gestaltung durch den Architekten. Dass es sich um keine dauerhafte Dominanz der Technik über das Hochhaus handelt, wie Mumford dies scheinbar befürchtete, zeigt ein Blick in den Projektkatalog dieses Buches. Die Hochhausstrukturen und damit Grundrisse der untersuchten Hochhäuser zwischen 1945 und 1980 zeigen sich als bewusst gestaltet und sehr variantenreich, was Mumfords Befürchtungen klar widerlegt. Bevor gezeigt wird, wie die Gestaltung als ebenbürtige Partnerin der Technik auf das Hochhaus einwirken kann, scheint es an dieser Stelle aber angebracht, die beiden Begriffe Gestaltung und Technik für den weiteren Gebrauch zu definieren. Gestaltung soll hier als das Resultat entwerfenden Handelns definiert werden, das einem reflexiven oder indirekten Wertsystem unterliegt. Dieses Wertesystem spannt sich zwischen kreativem Individuum und der Kultur einer Gesellschaft auf. Gestaltung wird zwischen die unmittelbaren physischen Eigenschaften der Dinge und deren Funktionieren geschaltet. Technik wird hier als das aufgrund der physischen Beherrschbarkeit der Dinge Mögliche beziehungsweise Konstruierbare definiert. In anderen Worten: In der Technik sind Funktionieren und Zweck unmittelbar und ausschließlich an die physischen Eigenschaften der Dinge und deren Kontrollierbarkeit gekoppelt und unterliegen damit einem direkten Wertesystem.

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Das Begriffspaar Gestaltung und Technik entspricht damit der für die Moderne bezeichnenden Dualität von Künsten und Technik, welche die ursprüngliche Einheit der Künste mit der Technik – die Techne – ablöste.48 Diese Trennung hat bis heute eine ungemindert große Bedeutung, gerade auch im Bereich der Architektur, worauf zum Beispiel Antoine Picon hinweist und dies anhand der Gegensätze zwischen »designer and engineer« diskutiert, die er als »simply different animals« bezeichnet .49 Die Beziehung zwischen Gestaltung und Technik zeigt Parallelen zu der schon aufgezeigten zwischen Zeichnung und Text. Zeichnung und Text sind zwei Zeichensysteme, Gestaltung und Technik zwei Wertesysteme. In beiden Fällen gilt, dass die Systeme sich zwar aufeinander beziehen und in Wechselwirkung zueinander stehen, jedoch nicht unmittelbar ineinander übersetzbar oder auseinander herleitbar sind.50 Gestalt und Technik sind wie Schuss und Kette eines Gewebes. Sie bleiben getrennt, verschmelzen nicht und bilden doch als Gewebe etwas völlig Neues, in welchem sich eine Logik oder ein Muster zeigt, das weder in Schuss noch in Kette angelegt ist. Der Technik werden hinsichtlich des Hochhauses grundsätzlich Bereiche wie Tragwerk, Brandschutz, Haustechnik, aber auch wirtschaftliche Aspekte und solche der Baugesetzgebung zugerechnet. Diese Zuordnung geschieht aber nicht per se: Das Tragwerk eines Hochhauses kann vollständig als technisch, und damit rein zweckgebundenes System, behandelt werden, es kann aber auch eine Umwertung erfahren und in das Wertesystem der Gestaltung aufgenommen werden. Boris Groys beschreibt die Mechanismen dieser Umwertung ausführlich, ein Paradebeispiel sind dabei die Readymades von Marcel Duchamp.51 Das Speichenrad zum Beispiel, das zunächst zweifellos dem Wertesystem der Technik zugeordnet ist, wird, ohne dass das Objekt an sich eine Veränderung erfährt, in das Wertesystem der Kultur überführt. Dabei entsteht emergent Neues, Technik und Kultur beziehen sich so zwar aufeinander, der kulturelle Wert kann aber genauso wenig aus dem technischen hergeleitet werden wie andersherum. Ein solcher Umwertungsprozess, zum Beispiel des Tragwerkes, hat in der Frühzeit des Hochhauses aber noch nicht stattgefunden. Das Innere und damit die Struktur des Hochhauses war ein rein technisches Artefakt, die Fassade der Zuckerguss, der es verdecken und bekleiden sollte. Das von Mumford für die Frühzeit des Hochhauses diagnostizierte Dilemma des technischen Determinismus lässt sich durch die Einsicht auflösen, dass Technik immer auch Freiheitsgrade in ihrer Anwendbarkeit, aber auch in ihrem Funktionieren beinhaltet. Diese Freiheitsgrade brechen die scheinbaren Zwänge auf, und es zeigt sich, dass die Technik nicht ohne die lenkende Hand, die subjektiven Entscheidungen und den schöpferisch imaginierenden Geist eines menschlichen Individuums auskommt. Die der Technik innewohnenden Freiheitsgrade werden damit zur Schnittstelle zwischen Gestaltung und Technik und machen den Weg frei für die Umwertung des Technischen ins Kulturelle.52 Hier zeigt sich damit die »weiche Stelle« in der zunächst so rationalen und deterministisch erscheinenden Technik. An diese »weichen Stellen« oder eben die Freiheitsgrade docken die Kultur und damit die Gestaltung nicht nur an, sie machen Kultur und Gestaltung für die Technik sogar unentbehrlich.

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Mit Die Existenzweise technischer Objekte53 überholt Gilbert Simondon gleichsam Mumfords Lesart der Beziehung von Architektur und Technik und damit des Hochhauses. Während Mumford 1925 die Anfänge des Hochhauses vor Augen hatte, in denen tatsächlich ein tiefer Riss zwischen Gestaltung und Technik verläuft, war dieser Riss in den 1950er Jahren, aus denen Die Existenzweise technischer Objekte stammt, weitgehend geschlossen. Simondons Werk beruht auf dem Streben nach einem Gleichgewicht von Technik und Kultur. Er beklagt darin, dass die Kultur die Technik oft ausschließt, obwohl sie diese benötigt, um ihrer Rolle gerecht zu werden.54 Damit formuliert Simondon grundsätzlich eine positive Haltung gegenüber der Technik. Es zeigt sich hier auch, dass sich die vorliegende Publikation genau im gleichen Kräftefeld wie Simondon bewegt: Insofern Gestaltung im Kontext dieses Buches aufgrund des ihr zugrundeliegenden reflexiven Wertesystems als kultureller Akt definiert wurde, kann sie die Rolle des von Simondon geforderten Bindegliedes zwischen Kultur und Technik übernehmen. Aus der Suche nach einer Synergie von Technik und Kultur heraus entwickelt Simondon ein Modell der technischen Objekte, das hilft, die Genese des Hochhauses zu entschlüsseln. Dies geschieht jedoch, ohne dass Simondon sich explizit mit dem Bautyp Hochhaus beschäftigt. Simondon strebt keine Verschmelzung von Kultur und Technik an, sondern sieht sie als zwei grundsätzlich verschiedene Systeme, die es in ein synergetisches Verhältnis zu bringen gilt, wodurch das technische Objekt Eingang in die Kultur findet. Dieses Verhältnis von Kultur beziehungsweise Gestaltung und Technik ist typisch für die Architektur, man denke nur an die Rolle des Tragwerkes in der Gotik. Dass Simondon dabei grundsätzlich von »technischen Objekten« spricht, dies also zum Beispiel auch bei einer Kathedrale tun würde, ist eine gewisse Schwierigkeit beim Umgang mit seinen Texten, mit der man, wenn man sich ihr bewusst ist, aber einen guten Umgang finden kann. Das hier relevante Gerüst des Simondon’schen Modells soll nun anhand von Schlüsselbegriffen umrissen werden. Konvergenz: Simondon zeigt an Flugzeugmotoren, elektrischen Bauteilen und anderen technischen Objekten das grundsätzliche Streben der Technik nach Einfachheit und Effizienz. Er beobachtet dabei eine »Kondensation der multiplen Funktionen in der gleichen Struktur« und spricht von »reziproken Kausalitäten«, die es erlauben, »Sekundäreffekte, die zuvor Hindernisse waren, auszuräumen (indem sie in die Funktionsweise integriert werden).«55 Genau dies ist beim Hochhaus zu beobachten. Der Kern ist ein solches Beispiel, bei dem Tragwerk, Vertikaltransport, Ästhetik, Raum, Gebäudeorganisation und andere Faktoren eine synthetische Struktur bilden. So werden unerwünschte Sekundäreffekte wie aussteifende Diagonalen oder Erschließungsvertikalen an störenden Stellen eliminiert. Stattdessen wird zum Beispiel der sowieso notwendige Liftschacht Teil des Tragwerksystems. Im Hochhaus findet damit eine Systemintegration statt, die sich mit Simondons Modell exakt beschreiben lässt. Emergenz von Logik, Struktur und Form: Technik manifestiert sich in Strukturen, wenn sie einen gewissen Entwicklungsstand erreicht. In diesen Strukturen

Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik

Gilbert Simondon

Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik 32

finden einzelne technische Elemente zusammen. Das Bilden einer solchen Struktur ist kein Kompromiss, keine Schwächung, sondern es bilden sich in ihr symbiotische Beziehungen der Elemente. Die neue Struktur ist aus sich selbst heraus stabil und besitzt eine emergente Logik. Sie ist etwas gänzlich Neues, ohne Vorgänger, und stellt mehr dar, als die Summe ihrer Teile. Diese Logik ist auch ein wichtiger Impuls, der Formen trägt oder generiert.56 Aus der neuen Logik entsteht also eine neue Form, eine neue Gestalt. Die Herausbildung der Logik vergleicht Simondon dahingehend mit dem Bau eines Gewölbes, dass Stabilität erst im Moment der Fertigstellung erreicht wird.57 Es gibt also ein Schlüsselmoment, in dem die schon länger sich anbahnende Logik einer Struktur sich entfaltet und wirksam wird. Genauso verhält es sich mit der Logik und Struktur des Hochhauses. Aus Skelettbau, Lift, Tragwerk etc. bildet sich etwas noch nicht Dagewesenes, eine Struktur mit einer völlig neuen Logik. Der Schlüsselmoment, in dem diese Logik sich entfaltet, so hier die These, zeigt sich in den Hochhausentwürfen der Avantgarde der 1920er Jahre. Davor war der Schlussstein der Hochhauslogik noch nicht gesetzt, im Inneren der Hochhäuser herrschte Chaos statt Struktur, wie sich bei den weiteren Betrachtungen deutlich aufzeigen lässt. Freiheitsgrade und Imagination: Den technischen Objekten wohnen nach Simondon Freiheitsgrade in Anwendung, Anschlussfähigkeit und Funktionieren inne. Diese Freiheitsgrade sind die Voraussetzung für das Bilden von komplexen technischen Strukturen. Die Strukturen bilden sich aber nicht aus einem technischen Determinismus, sondern der Mensch, »das zur Vorschau und schöpferischer Vorstellungskraft [imagination] [sic!] fähige Denken«58, stellt die Relationen her, denen die Technik folgt und innerhalb derer sie ihre Logik entfaltet. Das Hochhaus ist auch hierfür ein Beispiel. Skelettbau und Lift entstanden nicht für oder mit dem Hochhaus, sondern in einem jeweils anderen Kontext. Durch die Freiheitsgrade, die sie in ihrer Anwendbarkeit besitzen, konnten sie aber in das Hochhaus transferiert werden beziehungsweise dieses in einer wechselseitigen Beziehung überhaupt erst ermöglichen. Dabei folgten sie aber keinem vorgezeichneten Pfad, sondern erst der Mensch setzte die notwendigen Relationen. Element, Individuum und Ensemble: Simondon unterscheidet drei Kategorien der technischen Objekte: Element, Individuum und Ensemble. In ihnen steigern sich schrittweise die Komplexität und Eigenständigkeit des Objektes. Ein Element ist quasi neutral, es besitzt die maximalen Freiheitsgrade in der Anwendung und die minimale eigene Logik. Dies ist auf das Hochhaus übersetzt zum Beispiel ein Stahlträger. Im Individuum liegen dann bereits mehrere Elemente in Kombination, das heißt in gegenseitiger Abhängigkeit, vor. Sie bilden zwar eine eigene Logik, sind aber funktional nicht autark und benötigen ihren spezifischen Kontext. Sie haben Freiheitsgrade in der Anwendung, die jedoch schon deutlich geringer als bei einem Element sind. 59Beispielhaft für das Individuum ist der Lift. Er besteht aus einer Vielzahl von Elementen, hat seine eigene Logik und Form, ist für sich allein genommen jedoch funktional unsinnig. Das Hochhaus selbst ist schließlich ein Ensemble. Es bindet Individuen in eine Struktur ein, die in sich geschlossen und autark ist. Milieu: Die Beziehungen von Elementen, Individuen und Ensembles können als intern technisch bezeichnet werden, auch wenn die Beziehungen, die hier bestehen, vom Menschen gelegt oder gestaltet werden. Der Begriff des Milieus steht dann für die

Technik Technik

Entwurf Entwurf

Assoziiertes Milieu

Assoziiertes Milieu

Abbildung 3: Wechselwirkungen von Gestaltung, Technik, Entwurf und assoziiertem Milieu. Eigene Grafik.

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Beziehungen der Objekte mit der Umwelt, der die Objekte wechselseitig verbunden sind und die damit Bedingung für ihr Funktionieren und Existieren sind. Simondon spricht daher auch von einem assoziierten Milieu.60 Simondons Modell wird hier so verstanden, dass das Hochhaus, oder ein Hochhaus, verschiedenen Milieus zugeordnet werden kann und von diesen geprägt wird, sie aber auch prägt. Beispiele für solche Milieus sind das New York der 1890er, die deutsche Avantgarde der 1920er oder das Deutschland des Wirtschaftswunders. Die Grenzen der Milieus sind unscharf, was sich mit der Akteur-Netzwerk-Theorie erklären lässt. Genese: Simondon betrachtet die Entwicklungen der technischen Objekte und damit auch ihre Beziehung zur Kultur als eine Genese. Die Logik der Individuen und Ensembles kann also auf Basis ihrer Geschichte verstanden werden. Zwar treten hier Brüche und Sprünge auf, trotzdem baut eine Generation der Objekte unter Übernahme von Informationen auf die nächste auf. Auf Basis von Simondons Existenzweise technischer Objekte ist damit die These, dass Gestaltung und Technik die bestimmenden Faktoren der Gestaltfindung des Bautyps Hochhaus sind, so weit zu einer theoretischen Betrachtungsweise erweitert, dass dieses im Folgenden durch die Analyse der Hochhäuser des Projektkataloges überprüft und weiter ausgebaut werden kann. Diese Betrachtungsweise, vereinfacht in Abbildung 3 dargestellt, überholt gleichsam das sich auf die Frühzeit des Hochhauses beziehende Modell Mumfords, bei dem die Technik als ein die Gestaltung entmündigender Faktor gesehen wird. Für die vorliegende Publikation von größter Relevanz ist dabei Simondons Aussage, dass aus der Interferenz von Gestaltung und Technik emergent neue Strukturen und Formen entstehen. An dieser Stelle lässt sich

Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik

Gestaltung Gestaltung

Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik 34

exakt benennen, welcher Prozess zwischen dem sich auf die Hochhäuser der Frühzeit beziehenden Modell Mumfords und dem sich auf die späteren Hochhäuser beziehenden Modell Simondons liegt: Es ist die Umwertung der Hochhausstruktur vom Technischen ins Kulturelle. Während Kultur und Gestaltung, wie Mumford hervorhebt, zunächst nur ein Zuckerguss auf der Oberfläche eines technischen Archetyps waren, so erfuhr, wie sich zeigen wird, in den 1920er Jahren die Hochhausstruktur eine Umwertung ins Kulturelle. Dieser Vorgang ist identisch mit dem, der aus dem Chaos im Inneren des Hochhauses Struktur werden lässt, wodurch die Kluft zwischen Fassade und Innerem sowie zwischen Gestaltung und Technik geschlossen wird. Dieser Prozess wird im Kapitel »Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik« ausführlich beschrieben.

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Teil 3: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik

Teil 3

Einführung

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Mit den Jahren 1880 bis 1930 wird die Frühzeit des Hochhauses in den USA betrachtet. Der Beginn dieser Zeit wird durch jenes Jahrzehnt definiert, in dem die ersten bis heute als Hochhäuser einzustufenden Bauwerke entstehen. Das Ende der Frühzeit wird hier mit dem Bau zweier Hochhäuser markiert, mit denen der Bautyp seiner Frühzeit entwächst: das zwischen 1929 und 1932 geplante und errichtete Saving Funds Society Building der Architekten Howe & Lescaze in Philadelphia1 und das zwischen 1931 und 1940 von einer Architektengemeinschaft unter Führung von Raymond Hood geplante und errichtete Rockefeller Center in New York. Beide sind in ihren Strukturen voll entwickelte »moderne« Hochhäuser, die der bis heute geltenden Grundlogik des Bautyps entsprechen. Es ergeben sich für die Frühzeit folglich die Jahre 1880 bis 1930. Bei deren nun folgender Betrachtung wird die Kluft aufgezeigt, die sich hier zwischen Gestaltung und Technik auftut. Anhand von Projektbeispielen werden die ersten Schritte der Genese des Hochhauses verfolgt. Dabei können die internen Spannungen aufgezeigt werden, die zwischen den im Hochhaus neu zusammengebrachten Elementen wie Lift und Treppe entstehen. Ebenso können aber auch erste Konvergenzen und Synergien beobachtet werden, in denen sich die Logik der entwickelten Hochhausstruktur andeutet. Neun Projektbeispiele aus der Frühzeit des Hochhauses in den USA wurden für den Projektkatalog ausgewählt, sechs werden im Folgenden betrachtet. Wichtig bei der Auswahl war das Vorhandensein von Besonderheiten, Brüchen, Neuerungen etc. Im Zuge des Auswahlverfahrens der Projekte hat sich gezeigt, dass es eine Periode gibt, in der diese besonderen Punkte in großer Dichte auftreten: Dies ist die Zeit zwischen circa 1885 und 1900. In ihr findet der Umbruch von ersten mit Liften bestückten Massivbauten zu Hochhäusern in Skelettbauweise statt. Fünf der betrachteten Projekte stammen aus dieser Periode. Ergänzt werden sie von einem Bau aus dem Jahr 1922. Er bildet die chronologische Brücke zur Frühzeit des Hochhauses in Deutschland und zeigt, wie sich die anfänglichen Entwicklungen konsolidieren. Dabei wird deutlich, dass sich die verschiedenen Entwicklungsstände zeitlich überlappen. Das Monadnock Building von 1891 ist ein Massivbau – folgt also noch den Regeln des klassischen Bauens –, während das Tacoma Building von 1887 schon deutlich dem Einfluss des Skelettbaues unterliegt. Damit bedeutet ein späteres Baujahr nicht automatisch einen höheren Entwicklungsstand. Doch wie kann der Entwicklungsstand einer Hochhausstruktur beurteilt werden? Gemeinhin wird der Entwicklungsstand des Hochhauses an seiner Höhe festgemacht. Dies scheint eine lineare und bis heute andauernde Progression zu ergeben. Ebenso gut könnte man aber den Entwicklungsstand des Automobils an dessen

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage

Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage 38

Höchstgeschwindigkeit messen. Da dies offensichtlich unbefriedigend ist, soll nun ein weiterer Gradmesser zur Beurteilung des Entwicklungsstandes einer Hochhausstruktur hergeleitet werden. Einen Anhaltpunkt hierzu bietet Simondon, wenn er schreibt: »Das technische Wesen evoluiert durch Konvergenz und Selbstadaptation; gemäß einem Prinzip der inneren Resonanz schließt es sich zu einer inneren Einheit zusammen.«2 Diese Konvergenz ist, wie im Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« schon dargestellt, ein räumliches, geometrisches, aber vor allem auch funktionales Zusammenstreben der einzelnen Elemente des technischen Objektes. Mit fortschreitender Entwicklung findet in anderen Worten eine Systemintegration statt. Ein Beispiel hierfür sind die Kühlrippen eines Verbrennungsmotors.3 Sie dienen nicht nur der Vergrößerung der Oberfläche und damit der Kühlung, sie sorgen auch für Stabilität gegen den Explosionsdruck von innen. Dadurch kann die Wandung des Motors dünner ausgeführt werden, was wiederum der Kühlung zuträglich ist. Durch eine funktionale Doppelbelegung der (Kühl-)Rippen ist folglich ein komplexes System mit einer eigenen Logik und Form entstanden. »Es ist also im Wesentlichen die Entdeckung funktionaler Synergien, die den Fortschritt in der Entwicklung des technischen Objekts ausmacht«4, folgert Simondon. Dieser Zustand ist in den frühen Hochhäusern noch nicht erreicht. So scheinen die vier Aufzüge im Tacoma Building (1887B) zufällig im Grundriss abgestellt. Für die Horizontalerschließung und das Tragwerk scheinen sie eher ein Hindernis zu sein. Auch die Beziehung von Lift und Treppe kann in keinem Fall als symbiotisch bezeichnet werden, da die Lifte den Zugang zur Treppe abzuschneiden scheinen, was im Gegensatz zu deren räumlicher Großzügigkeit steht. Ganz anders beim Telefunken-Hochhaus (1957EA): Die Liftschächte sind hier als aussteifende Elemente integraler und unverzichtbarer Teil des Tragwerkes. Die sich aus der Position der Lifte ergebende Liftlobby schafft räumlich und funktional einen angemessenen Übergang von vertikaler zu horizontaler Erschließung und die Fassade wird von den Liften beziehungsweise den Liftschächten gegliedert. Beim Telefunken-Hochhaus kann in Simondons Worten also die »Kondensation der multiplen Funktionen in der gleichen Struktur«5 beobachtet werden. Die Hochhausstruktur hat sich spezialisiert und differenziert und es so geschafft, »Sekundäreffekte, die zuvor Hindernisse waren, auszuräumen (indem sie in die Funktionsweise integriert werden) […].«6 Diese Spezialisierung der Struktur unter Herausbildung synergetischer Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen soll hier als Gradmesser für den Entwicklungsstand des Hochhauses verwendet werden. Der Prozess, Simondon spricht von »Konkretisierung«7, kann auch als eine fortschreitende Systemintegration bezeichnet werden.

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5m

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Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage

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Reliance Building, Chicago 1890B, Burnham & Root

Tacoma Building, Chicago 1887B, Holabird & Roche

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geschätzt

Monadnock Building, Chicago 1891F, Burnham & Root

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Guaranty Building, Buffalo 1896F, Adler & Sullivan

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American Tract Society Building, New York 1893B, Robert Henderson Robertson

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Chicago Tribune Tower, Chicago 1922E, Raymond Hood, John Mead Howell

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Abbildung 4: Grundrisse der in diesem Kapitel betrachteten Hochhäuser aus der Frühzeit des Bautyps in den USA. Eigene Grafik.

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage 40

Tacoma Building, 1887B Das Tacoma Building (▶Projektkatalog S. 179) wurde unter den Architekten Holabird & Roche in Chicago errichtet und weist 13 oberirdische Geschosse auf. Der Baubeginn wird mit 1887 angegeben, die Fertigstellung erfolgte im Jahr 1889. Es diente als Bürogebäude mit Ladenflächen im Erdgeschoss. Die Bedeutung dieses Hochhauses liegt zum einen darin, dass es eine wichtige Stufe in der Entwicklung des Skelettbaues markiert, zum anderen in seiner eleganten und für die Chicago School typischen Erscheinung. Je nach Autor wird das Tacoma Building als der erste konsequente Skelettbau oder aber als ein Hybrid aus Skelett und Schottenbauweise betrachtet.8 Das Gebäude wird auch als »one of the most sophisticated skyscrapers of the age«9 bezeichnet. Das Tacoma Building wurde auf dem Eckgrundstück eines Stadtblockes errichtet. Vom Straßenraum erscheint es als 50 Meter hohe, senkrechte Extrusion des Grundstückes, im Grundriss zeigt es sich als L mit einem längeren Schenkel. Es ist bezeichnend für die Frühzeit des Hochhauses in den USA, dass die Hochhäuser solche Extrusionen der Parzellen sind, die Brandwand an Brandwand mit ihren Nachbarn stehen. Dies bedeutet zum einen, dass das Hochhaus sich hier noch in die klassische Logik der Stadt einfügt10 und dieser nicht seinen eigenen Stempel aufdrückt; zum anderen muss das Hochhaus in diesem Kontext nicht entworfen werden, das Raster der Stadt zeichnet die Gebäude vor.11 Die Straßenansichten des Tacoma Building sind ab dem ersten Obergeschoss durch vertikal die ganze Gebäudehöhe durchlaufende Fassadenvorsprünge gekennzeichnet. Wie Hybride aus Erkern und Risaliten gliedern und rhythmisieren sie die Fassaden. Das Erdgeschoss besteht aus großflächig verglasten Ladenfronten. Die Gliederung der Fassade darüber wird außer von den beschriebenen Vorsprüngen durch die sehr großen, für Chicago typischen Fenster bestimmt. Der Glasanteil der Fassade ist sehr groß, was zusammen mit den Fassadenvorsprüngen der Belüftung und Belichtung der Büroflächen dient. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind etwas höher als die darüber liegenden Geschosse. Den oberen Abschluss bildet ein Geschoss mit kleinen Rundbogenfenstern. Das Tacoma Building folgt der klassischen horizontalen Gliederung in Basis, Schaft und Kapitell, es sucht darüber hinaus aber einen eigenen, zeitgenössischen Ausdruck für den noch jungen Bautyp des Hochhauses, ohne historische Stile zu zitieren. Bei der Betrachtung des Grundrisses fällt zunächst auf, dass jeder Schenkel der Grundrissfigur von zwei quer stehenden und massiven Mauerwerksschotten unterteilt sowie am Ende abgeschlossen wird. Diese Schotten tragen Vertikallasten, dienen aber besonders der Aussteifung des Gebäudes.12 In der Fassade sind die Schotten nicht lesbar. Die Straßenfassaden des Tacoma Building unterliegen komplett der Logik des Skelettbaues. Sie lasten auf Stützen, die Funktionen von Gebäudehaut und Tragkonstruktion sind hier völlig getrennt, was die Leichtigkeit der Fassade und den großen Öffnungsanteil ermöglicht. Da die Fassade so aber keinerlei aussteifende Funktion übernehmen kann, mussten hierzu andere Maßnahmen ergriffen werden: die Schotten. Diese Ausformung des Tragwerkes ist zwar optimal zur Aussteifung geeignet, trotzdem sind die Schotten in mehrfacher Hinsicht ein Hindernis: Ihre Grundfläche geht der Nutzung verloren, sie schränken die Flexibilität und Freiheit der Büro- und Ladenflächen enorm ein und

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage  41

begrenzen die Größen der Fensteröffnungen an den Stirnseiten des Gebäudes. Auch zwischen den Schotten tragen Stützen die Vertikallasten des Gebäudes. Alle Stützen liegen in Trennwänden. Der Grund hierfür ist der konstruktive Brandschutz. Die Masse der Trennwände schützt die Stützen vor zu großer Hitze im Brandfall. Die Trennwände unterliegen damit einer durchaus bemerkenswerten funktionalen Doppelbelegung: Sie dienen der Raumabgrenzung und dem konstruktiven Brandschutz. Dies scheint zunächst sehr sinnvoll, auch hier wird jedoch ein Preis bezahlt: Die im Skelettbau sonst typische Flexibilität der Grundrisse ist hier nicht gegeben. Skelettbau und Massivbau gehen im Tacoma Building damit eine eigentümliche Beziehung ein. Als Hybrid erreichen sie zwar das gemeinsame technische Ziel – die Errichtung eines Hochhauses und Erfüllung aller damit verbundenen Anforderungen –, trotzdem bleibt das Resultat ein Kompromiss. Der Massivbau als ausschließliche Konstruktionsmethode würde im vorliegenden Fall zu einer mangelhaften Belichtung führen und es würde durch den großen Flächenverbrauch der tragenden Wände zu wenig Nutzfläche übrigbleiben. Der Skelettbau als ausschließliche Konstruktionsmethode war zu dieser Zeit zum einen baurechtlich noch gar nicht zugelassen,13 zum anderen war sein Repertoire an Aussteifungsmöglichkeiten zu begrenzt. Ein Hybrid ist auch der Skelettanteil des Tacoma Building selbst, da in ihm Schmiedeeisen, Gusseisen und Bessemerstahl Verwendung finden.14 Im Schnittpunkt der zwei inneren Schotten befindet sich die Treppe. Sie ist im Grundriss rund, die Schotten folgen hier der Kreisform, sodass sie die Treppe einrahmen. Die Treppe bildet aufgrund ihrer Lage, Geometrie und strukturellen Einbindung damit das Zentrum des Gebäudes, dies jedoch auf eine sehr klassische Art, wie wir sie aus repräsentativen Gebäuden niedriger Höhe kennen. Hier ist sie weder von der Platzökonomie noch von den Brandschutzanforderungen geprägt. Die vier Lifte liegen als ein um 45 Grad gedrehter Riegel im Grundriss des Hochhauses, wobei in der Mitte des Riegels eine Lücke ist. Dieser Liftriegel ist als Barriere vor die Treppe geschoben, durch die Lücke ergibt sich eine Verbindung zwischen Treppenhaus und der Horizontalerschließung des Geschosses. Die Lifte stellen einen Fremdkörper in der Gebäudestruktur dar und sind funktionale und räumliche Barriere zugleich. Im Gegensatz zur Treppe, die durch die Rundungen geometrisch sauber zwischen den Schotten sitzt, eckt der Liftriegel an den Schotten ungelenk an. Die Lifte wirken wie ein Fundstück, das nachträglich in das Gebäude gesteckt wurde. Gestalterische, konstruktive, funktionale oder andere Synergien sind nicht zu finden. Bemerkenswert beim Tacoma Building ist darüber hinaus der Umgang mit den Sanitäranlagen, da diese sich auf zwei Geschosse konzentrieren. Die Anlagen für Damen befinden sich im elften Geschoss, die für Herren im zwölften. Der Grund hierfür war angeblich, die Leitungen auf ein Minimum zu reduzieren.15 Einleuchtend ist das nicht, trotzdem erschien es den Architekten und dem Bauherrn offensichtlich als beste Lösung. Die weiteren Haustechnikstränge des Tacoma Building ziehen sich dezentral wie ein Geflecht durch das Gebäude. Überall gibt es kleine Schächte und Nischen, um vertikale Leitungen aufzunehmen. Die später im Hochhaus übliche Strategie von zentralen vertikalen Schächten ist hier noch nicht ausgebildet. Nur ein Schacht zeichnet sich deutlich im Grundriss ab: Als Verlängerung einer Brandwand zum Blockinneren hin ist der Kamin additiv an das Gebäude herangeschoben.

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage 42

Das Äußere des Tacoma Building zeigt die für die Chicago School typische funktionale und elegante Ausarbeitung und findet für den neuen Bautyp des Hochhauses eine bemerkenswert eigenständige Formulierung. Das steht im starken Gegensatz zur im Grundriss lesbaren Gebäudestruktur. Diese kann noch keine Logik für die Integration der vertikalen Erschließungen und des Tragwerkes finden und steht sich als Hybrid zwischen Skelett- und Massivbau gleichsam selbst im Weg. Die Treppe scheint ihre klassische zentrale Position nicht aufgeben zu wollen, während die Lifte ihr unelegant und mächtig zu Leibe rücken und sie vom Rest des Gebäudes abschneiden. Im Tacoma Building wird so auch deutlich, dass der Lift, oder die neue Dominanz der vertikalen Erschließung, auch von der horizontalen Erschließung, also vom Grundriss, eine Antwort verlangt. Diese Antwort kann das Tacoma Building noch nicht geben.16 Gestaltet sind hier nur zwei Dinge: die Fassade und die Treppe. Als Teil eines strukturierten größeren Ganzen zeigen sie sich aber wie ausgeführt nicht.

Reliance Building, 1890B John Welborn Root vom Büro Burnham & Root hatte die Parzelle des Reliance Building (▶Projektkatalog S. 180) zunächst mit nur fünf Geschossen beplant. Nach Roots Tod übernahm sein Partner Charles B. Atwood das Projekt und setzte ihm zehn weitere Geschosse auf. Aus dieser kuriosen Planungsgeschichte17 entstand quasi zufällig ein Hochhaus, das seine Nachbarn weit überragt, sich vom Block löst und das damit hinsichtlich seiner städtebaulichen Rolle die zukünftigen Entwicklungen vorwegnimmt.18 Das 1895 fertiggestellte Gebäude wird von Carl Condit und anderen Kritikern denn auch als ein direkter Vorläufer der europäischen Hochhausentwürfe der 1920er Jahre bezeichnet. Als Grund hierfür wird allerdings die innovative, großflächig verglaste Vorhangfassade genannt.19 Am Grundriss des Reliance Building zeigt sich der Durchbruch des Skelettbaues: Das Tragwerk des Gebäudes besteht nur aus einem unregelmäßigen Stützenraster und es zeigen sich keine massiven aussteifenden Bauteile. Möglich wird dies durch Innovationen im Skelettbau und im konstruktiven Brandschutz.20 Die Knoten des Skelettes sind steif genug, um die Horizontalkräfte in der Struktur aufzunehmen. Dazu sind die Träger miteinander vernietet, sodass zwischen ihnen ausreichend Reibung entsteht. Dies wiederum setzt voraus, dass die Träger aus Stahl sind, da Eisen zu spröde zum Nieten ist. Der Wechsel von Eisen zu Stahl fand im Skelettbau der amerikanischen Hochhäuser zwischen 1885 und 1895 statt. Im Reliance Building ist er nur teilweise vollzogen, da neben Stahl auch Gusseisen und Schmiedeeisen Verwendung finden.21 Die Aussteifung über die Knoten funktioniert hier außerdem nur, weil die Tragwerkselemente überdimensioniert sind. Die Stützen sind als Leitern ausgebildet22 und die Träger der Bodenplatten scheinen höher als aufgrund der Spannweite notwendig, wodurch die Knoten an Steifigkeit gewinnen. Um die Stützen im Brandfall vor zu hohen Temperaturen zu schützen, sind sie eingemauert. Das Neue am hier angewendeten System23 ist, dass die Last dieser Ummantelung geschossweise auf der

Monadnock Building, 1891F

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Einen ganz anderen, im Kontext dieser Arbeit sehr interessanten Weg schlagen Burnham & Root mit ihrem 1891 in Chicago fertiggestellten Monadnock Building (▶Projektkatalog S. 181) ein. Bei einer Höhe von 60 Metern basiert das Gebäude auf der konstruktiven Logik des Massivbaues.24 Der Bautyp des Hochhauses zeigt sich hier wohl zum ersten Mal als frei stehender und schlichter Riegel und ist damit ein Prototyp für die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.25 Lewis Mumford betrachtet das Monadnock Building 1925 explizit als ein Vorbild für die »neue Schule deutscher Architekten.«26 Die Erscheinung des Gebäudes ist geprägt vom Material des Backsteines, einer konsequenten Ornamentlosigkeit und den eleganten, aber schlichten Kurven, mit denen der Sockel und der obere Abschluss artikuliert werden. In einem ersten Entwurf bedienten sich die Architekten einer ganz anderen, ornamentaleren Architektursprache. Aus Angst vor Schmutz und Vögeln forderte der Bauherr jedoch einen völligen Verzicht auf Ornament. Root zeigte sich zunächst widerwillig, erkannte dann aber das Potenzial des ihm aufgezwungenen Vorgehens und setzte die Arbeit mit großem Enthusiasmus fort.27 Das Ergebnis überzeugt gestalterisch bis heute.28 Der Grundriss wird von den massiven, sich in den oberen Geschossen verjüngenden Außenwänden29 gerahmt. Zwei massive Querschotten in der Dicke der Außenwände teilen den Grundriss in ungleiche Teile. Wie im Tacoma Building sind diese Schotten Störfaktoren für die Nutzflächen. Als innerer Offset der Fassade liegt eine Erschließungszone längs im Gebäude. Zwei Liftbatterien und zwei Treppen liegen lose und anscheinend zufällig verteilt in dieser Zone. Die Zone durchbricht die Schotten und wird von gemauerten Stützen in ungleichen Abständen gerahmt. Konzeptionell zeigt sich damit das erste Mal ein Gebäudekern – konzeptionell, da er sich als Negativ in der Konstruktion des Hochhauses zeigt, während der Kern heute durchgängig eine Verdichtung und damit ein Positiv der Konstruktion ist. Wie schon

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage

Stahlstütze abgelastet wird. So wird vermieden, dass die Ummantelung durch den Druck ihres Eigengewichtes in den unteren Stockwerken zu dick wird. Betrachtet man Treppe und Lifte, so scheinen diese zufällig im Grundriss zu liegen, die Horizontalerschließung wirkt labyrinthisch und ein nicht unerheblicher Teil der Büroräume hat keinen Kontakt zur Fassade und erhält damit weder Tageslicht noch natürliche Lüftung. Jegliche Art von Logik oder Systematik sucht man im Grundriss vergebens. Im Vergleich zum Tacoma Building gelingt es dem Reliance Building allerdings, Störfaktoren wie massive, die Nutzflächen durchschneidende Schotten zu vermeiden. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen Gestaltung und Technik als zwiespältig zu bezeichnen. Die Fassade findet zwar einen neuen und passenden Ausdruck für den reifer werdenden Skelettbau, was ohne Zweifel als eine wichtige Wechselwirkung zwischen Gestaltung und Technik zu sehen ist; die Struktur bleibt aber ein Konstrukt, das in seiner Logik und Fügung weit hinter den Erwartungen, welche die Fassade weckt, zurückbleibt.

Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage 44

beim Reliance Building so ergibt sich auch beim Monadnock Building durch die Logik der Konstruktionsweise eine starke Wechselwirkung zwischen Gestaltung und Technik. Anders als das Reliance Building zeigt sich durch den Negativkern aber eine Logik der Organisation. Dass diese prototypisch für die weiteren Entwicklungen des Hochhauses ist, wurde bisher noch nicht erkannt. Dies ist besonders bemerkenswert, da das Monadnock Building bis auf Weiteres das Ende des Massivbaues im Hochhaus markiert. Es zeigt sich damit der im Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« ausgeführte diskontinuierliche Verlauf von Genesepfaden. Der Pfad des Massivbaues endet, der des Kernes wird aber an anderer Stelle wieder aufgenommen.

American Tract Society Building, 1893B Nachdem bisher Gebäude der Chicago School untersucht wurden, soll nun ein Gebäude der New York School, die in ihrer Prägung durch die École des Beaux-Arts wesentlich weniger technikaffin war, folgen. Joseph J. Korom beschreibt das American Tract Society Building (▶Projektkatalog S. 183) als »a pioneer skyscraper where aesthetic and engineering struggles were still being waged in business’ ascent to the clouds«30 und zeigt damit die Bedeutung für die vorliegende Arbeit auf. Das Gebäude wurde 1895 fertiggestellt, ist 89 Meter hoch und folgt der Logik der extrudierten Parzelle. Im obersten Geschoss befindet sich ein öffentliches Restaurant mit einer Freiluftpromenade. Auf den Betrachter wirkt das Hochhaus schlecht proportioniert und gedrungen. Ursache dafür ist unter anderem ein Aufbau mit Satteldach, der als oberer Abschluss des Gebäudes dient. Die Natursteinverblendungen der Fassade mimen schweres Bossenmauerwerk. Dabei wirkt das Gebäude seltsam fragmentiert und wie »six distinct ›buildings‹ stacked like cartons«31, was daher rührt, dass über die Höhe des Gebäudes jeweils in Paketen von mehreren Geschossen sechs verschiedene historische Stile und ihr Repertoire an Ornamenten und plastischen Ausschmückungen interpretiert werden. Eine Beziehung zwischen Gestaltung und Technik gibt es hier damit nicht. Im Grundriss zeigen sich die Lichthöfe, die für einige Jahrzehnte typisch für das amerikanische Hochhaus waren. Sie dienen der Versorgung der Nutzflächen mit Tageslicht und ermöglichen eine natürliche Belüftung.32 Konstruktiv zeigt sich das Gebäude im Grundriss deutlich als Skelettbau, aussteifende Elemente sind nicht sichtbar, es kann also davon ausgegangen werden, dass entweder Portalaussteifungen oder die Knoten des Skelettes die aussteifende Funktion übernehmen.33 Das Skelett wirkt strukturiert und unterliegt einem gleichmäßigen Raster. Wie ein Fremdkörper liegt allerdings die Vertikalerschließung im Grundriss. Es handelt sich dabei um sechs in einem Halbkreis angeordnete Lifte, in deren Zentrum sich die Treppe befindet. Die Anordnung ist sehr effizient, besonders, da sie in einem Inneneck des Grundrisses liegt und damit einen Bereich mit wenig Tageslicht nutzt.34 Das andere Inneneck wird konsequenterweise durch die Sanitäranlagen belegt. Dem Aufbau des Grundrisses scheint also ein Streben nach Effizienz zugrunde zu liegen. Lifte und Treppen finden dabei in einer Logik zusammen, die wie eine Keimzelle der Logik des voll entwickelten

Guaranty Building, 1895BA Louis Sullivan gilt als einer der Wegbereiter der Moderne und des Funktionalismus. Mit dem neuen Bautyp des Hochhauses setzte er sich auch theoretisch auseinander, so in seinem 1896 erschienenen Aufsatz »The tall office building artistically considered«35. Im selben Jahr stellte er das Guaranty Building in Buffalo (▶Projektkatalog S. 184) mit Dankmar Adler fertig. Durch die Ausgewogenheit der Proportionen, die beeindruckende Kombination von Kraft und Eleganz sowie den Detailreichtum gilt das Guaranty Building bis heute als Ikone der US-amerikanischen Architektur. Typologisch entspricht der Grundriss durch die Lichthöfe und die Erschließung über einen Mittelgang dem des American Tract Society Building. Sogar die Stellung der Stützenmittelreihe neben dem Erschließungsgang ist identisch. Lediglich der Grundriss des Guaranty Building wirkt durch das rechtwinklige Grundstück etwas disziplinierter. Die Vertikalerschließung positionieren Adler & Sullivan an der Stirnseite des Lichthofes. Die vier Lifte liegen in einer Reihe nebeneinander in der Mitte des Gebäudes – eine Position, die der Bedeutung als primäres Erschließungssystem gerecht wird. Die Treppe liegt neben den Liften und damit im Eck des Hofes. Aussteifende Elemente zeigen sich im Grundriss nicht, er ist sauber strukturiert und organisiert und frei von Störfaktoren, wie sie sich in anderen Hochhäusern der Zeit zeigen. Trotzdem gelingt es Adler & Sullivan nicht, eine innovative oder irgendwie auf die Eigenarten des neuen Bautyps reagierende Struktur zu entwickeln; und das hier vorhandene Gewebe aus Gestaltung und Technik ist nicht komplexer als zum Beispiel beim Reliance Building.

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Hochhauskernes wirkt, da sich schon typische funktionale und geometrische Beziehungen zeigen. In der Gesamtstruktur des American Tract Society Building wirken sie jedoch noch als Fremdkörper.

Chicago Tribune Tower, 1922E

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Einen großen Entwicklungsschritt bedeutet der von Raymond Hood und John Mead Howell entworfene Chicago Tribune Tower (▶Projektkatalog S. 192). Hood und Howell gingen aus dem 1922 durchgeführten Wettbewerb, an dem sich 263 Architekten aus 23 Ländern, darunter etliche Vertreter der europäischen Avantgarde, beteiligten, als Sieger hervor. Der Chicago Tribune Tower ist ein neogotisches Hochhaus par excellence. Das gestalterische Vorbild ist der 1507 fertiggestellte Tour de Beurre der Kathedrale von Rouen.36 Das Hochhaus zeigt sich als frei stehender Turm, der aber über zwei Drittel seiner Höhe eine Art Aufkofferung mitführt, was ihn deutlich an Eleganz einbüßen lässt. Die Aufkofferung wirkt wie ein Überbleibsel eines in einen Block eingebundenen Hochhauses, wie ein Zweifel am eigenen turmhaften Charakter.

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In noch stärkerer Ausprägung ist dies beim Woolworth-Hochhaus gegeben, das als Zwitter zwischen Turm und extrudiertem Block wirkt. Die meisten europäischen Beiträge zum Wettbewerb der Chicago Tribune kannten diesen Zweifel nicht,37 allen voran Adolf Loos mit seiner frei stehenden Säule. Erstaunliches zeigt sich dann bei der Betrachtung des Regelgrundrisses: Im Zentrum befindet sich eine Struktur aus Stahlstützen, Vertikalerschließung, Sanitäranlagen, Aussteifungen aus Portalen und Diagonalen und Haustechnik von erstaunlicher Reife und Komplexität. Diese Struktur scheint eine Art Sicherheitsabstand zur gotischen Fassade einzuhalten, nur die in den Nuten zwischen Turm und Aufkofferung liegenden Fluchttreppen verbinden die technische Struktur mit ihrer neogotischen Hülle. Die Fluchttreppen haben einen Vorraum mit Fassadenkontakt und sind damit Prototypen eines bis heute gültigen Prinzips. Die Lifte liegen zu beiden Seiten einer Liftlobby, jedoch nicht im Zentrum des Turmes, sondern im Zentrum der Addition von Turm und Koffer – eine aus rein funktionalen Gesichtspunkten völlig richtige Position, die zeigt, dass die Struktur unabhängig vom neogotischen Äußeren entwickelt wurde. Die Leere im Zentrum des Turmes scheint Hood und Howell Unbehagen bereitet zu haben. Im Quadrat, das von den inneren vier Stützen gebildet wird, liegt daher eine Geheimtreppe, deren aufgedoppelte Wände Haustechnikschächte aufnehmen.38 Damit wird die innere Struktur des Gebäudes dort unglaubwürdig, wo sie versucht, auf die Hülle zu reagieren. Die Wechselwirkung von Gestaltung und Technik ist beim Chicago Tribune Tower also trügerisch und besteht eher aus einem feindlichen Verhältnis. Trotzdem ist er ein erfolgreicher Prototyp: Raymond Hood wird knapp zehn Jahre später auch der federführende Architekt des Rockefeller Center sein, bei dem sich die Logik des amerikanischen Hochhauses und das Gewebe von Gestaltung und Technik voll entfalten. Im Zentrum stehen dabei Wechselwirkungen von Zoning Law, Wirtschaftlichkeitsstreben, technischen Entwicklungen und Hoods und Howells Gestaltungswillen. Die Struktur des Chicago Tribune Tower wirkt wie ein vorbereitender Versuch hierfür, der sich unter einem gotischen Tarnnetz versteckt.

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Bilanz Für die Bilanz zur von 1880 bis 1930 andauernden Frühzeit des Hochhauses in den USA soll zunächst kurz auf das Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« zurückgeblickt werden. Hier wurde gezeigt, dass das Hochhaus nur aus einem Netz von Akteuren heraus – als wichtigste Akteure genannt sind Technik, Kapital und Rendite, Prestige und Symbol, Traum und Imagination sowie Bedarf und Programm – entstehen konnte; es wurde die These aufgestellt, dass das Hochhaus in den Grundzügen seiner Entstehung als technisches Phänomen beziehungsweise als technischer Archetyp zu betrachten ist. In den Grundrissen der ersten Hochhausgeneration gegen Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen dementsprechend neue technische Elemente wie Lift und Skelettbau und beginnen den neuen Gebäudetyp zu formen. Sie wurden nicht für das Hochhaus entwickelt oder erfunden, sondern haben ihren Ursprung an

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anderer Stelle. Damit zeigt sich hier der immer vorhandene Unbestimmtheitsspielraum technischer Objekte,39 der sich jenseits des intendierten oder als »ideal vorgestellten«40 Zweckes eines technischen Objektes öffnet. Aus den Unbestimmtheitsspielräumen ergibt sich unausweichlich auch die Rolle des Zufalles. Lift und Skelett waren quasi zufällig zur Hand, niemand konnte die Entwicklungen voraussehen, bei denen diese zwei neuen technischen Objekte im Hochhaus eine entscheidende Rolle spielten.41 Zudem wird klar, dass der Mensch innerhalb der Unbestimmtheit die Relationen zwischen den technischen Objekten legen muss.42 Das Hochhaus ist beispielsweise nicht logische Konsequenz von Lift und Skelett. Vielmehr musste ein zur Imagination fähiger Wille diese zwei technischen Objekte innerhalb des in beiden angelegten Unbestimmtheitsspielraumes in ein Verhältnis zueinander setzen. Wie Fundstücke werden also in den ersten Hochhäusern die neuen technischen Bauteile mit den alten, noch vorhandenen zusammengefügt. Dies, und damit die erste Generation amerikanischer Hochhäuser, beschreibt trefflich der Begriff der Bricolage, wie ihn Claude Lévi-Strauss geprägt hat. Geschaffen wird diese Bricolage durch den Bastler: »Die Regel seines Spiels besteht immer darin, jederzeit mit dem, was ihm zur Hand ist, auszukommen, d. h. mit einer stets begrenzten Auswahl an Werkzeugen und Materialien, die über dies noch heterogen sind, weil ihre Zusammensetzung in keinem Zusammenhang zu dem augenblicklichen Projekt steht, wie überhaupt zu keinem besonderen Projekt, sondern das zufällige Ergebnis aller sich bietenden Gelegenheiten ist, den Vorrat zu erneuern oder zu bereichern oder ihn mit den Überbleibseln von früheren Konstruktionen oder Destruktionen zu versorgen.«43 Genau so geht der frühe Hochhausarchitekt vor. Sein Repertoire an Materialien und Werkzeugen für die neue Aufgabe Hochhaus ist noch dürftig. Er bedient sich sowohl der Fundstücke, die ihm der allgemeine technische Fortschritt liefert, als auch der alt bekannten Bauteile und Teilstrukturen, die ihm die lange Geschichte der Architektur zur Verfügung stellt. Dass die Beziehungen der Objekte in der Bricolage einer Logik entbehren, also keine spezialisierte, angepasste oder logische Struktur ausbilden, liegt für Lévi-Strauss auf der Hand: »Wer Logik sagt, meint Herstellung notwendiger Beziehungen; wie aber sollten sich solche Beziehungen zwischen Begriffen herstellen, die nichts zur Erfüllung dieser Funktion prädestiniert? Sätze können sich erst dann streng ineinanderfügen, wenn ihre Begriffe vorher unzweideutig definiert worden sind.«44 Aus dem Fehlen dieser Logik ergibt sich die Anfälligkeit für »unerwünschte […] Sekundäreffekte […], welche die Funktionsweise abschwächen […]«.45 Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Konflikt zwischen Treppe und Liften im Tacoma Building. Der Zustand des frühen Hochhauses, der hier als Bricolage charakterisiert wird, ist also der vor einer Konvergenz durch die »Kondensation der multiplen Funktionen in der gleichen Struktur« zu »einer positiven synthetisch-funktionalen Einheit«46, der damit zu einer eigenen Logik und Struktur führt. Dies war zuvor mit Simondon als der Indikator für die Entwicklungsstufe der Hochhausstruktur identifiziert worden. Vereinzelt zeigen sich aber erste Schritte heraus aus der Strukturlosigkeit der Bricolage. Der Negativkern des Monadnock Building zeigt eine Synergie zwischen

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sowohl horizontaler als auch vertikaler Erschließung, der neuen Gebäudeform des Riegels und dem Tragwerk des Gebäudes. Die halbkreisförmige Liftlobby des American Trust Society Building ermöglicht eine Synergie zwischen den Liften, der Treppe und der horizontalen Erschließung der Geschosse. Das Hochhaus entwickelt also entsprechend Simondons Modell »nicht Funktion für Funktion, sondern Synergie für Synergie.«47 Es zeigen sich so nach und nach Substrukturen, welche – zunächst lokal und auf kleine Bereiche begrenzt – die Zufälligkeit der Anfänge ersetzen. Die meisten dieser ersten Synergien und sich aus ihnen heraus bildenden Substrukturen scheinen sich zunächst als Sackgassen zu erweisen. Der Negativkern des Monadnock Building findet keine unmittelbare Weiterentwicklung, da das Material des Gebäudes, der Backstein, im Hochhaus nicht weiter angewendet wird. Die Substruktur der Vertikalerschließung im American Trust Society Building ist nicht in das Tragwerkskonzept integriert, was eine weitere strukturelle Integration schwierig macht. Ergänzt werden soll an dieser Stelle noch ein Beispiel aus der Haustechnik, denn auch diese wird im Laufe der Entwicklung des Hochhauses als Faktor immer bedeutender: Im Western Union Building, fertiggestellt 1875, wurden die Lifte durch eine Dampfmaschine betrieben, die auch das Gebäude beheizte. Der Lift war ein hydraulisches System, die Dampfmaschine pumpte Wasser in ein Reservoir auf dem Dach. Die Lageenergie des Wassers im Reservoir trieb die Lifte an, speiste im Notfall aber auch das Löschwassersystem.48 Auch hier haben wir es eindeutig mit dem Herausbilden einer Substruktur durch das Bilden einer funktionalen Synergie und Mehrfachbelegung zu tun. Letztlich war aber auch dieser Entwicklungspfad zum Scheitern verurteilt, denn das System funktionierte nur mangelhaft und der Lift wurde bald durch Elektromotoren angetrieben. Trotz aller Schwierigkeiten im Einzelfall sind diese ersten sich aus der Logik des Hochhauses bildenden Substrukturen allerdings der Nährboden für die Genese des Hochhauses. Gerade diese diskontinuierlichen kleinen Schritte sind es nämlich, die die großen Mutationen in der Genese des Hochhauses möglich machen sollten.49 Die Geschwindigkeit des technischen Fortschrittes in den 1890er Jahren ist, wie aus den Betrachtungen der sechs Projektbeispiele hervorgeht, schwindelerregend. Dies gilt für Lift, Skelettbau, Material, Verbindungsmittel, Brandschutz, Gründungstechnik, aber auch für die mathematischen und wissenschaftlichen Berechnungsmethoden. Trotzdem scheinen die Hochhäuser strukturell zunächst auf dem Niveau der Bricolage zu verharren und der Fortschritt zeigt sich nur bei genauer Betrachtung. Grund hierfür ist die schnelle Veränderung der Elemente selbst.50 Durch den ständigen Wandel verhindert sie, dass diese untereinander eine strukturierte Beziehung eingehen können. Der Fortschritt des Elementes hemmt zunächst den Fortschritt der Struktur. Verstärkt wurde dieser Effekt dadurch, dass die Architekten und Ingenieure selbst nicht fähig waren, dem raschen Fortschritt zu folgen. Er ging oft an ihnen vorbei, da sie entweder nicht in der Lage waren, das neue Wissen zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, oder es schlicht nicht hatten.51 Erstaunlich ist bei der Betrachtung der ersten Hochhausstrukturen, dass der allgemein als so wichtig betrachtete Unterschied zwischen Chicagoer und New Yorker Schule sich hier kaum ablesen lässt. Die Chicagoer Schule gilt als funktional und technikaffin. Die Architekten beherrschten oft selbst, und nicht nur mittelbar durch

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Ingenieure und Baumeister, die neue Konstruktionsweise des Skelettbaues,52 und mit Louis Sullivan besaß Chicago auch das entsprechende künstlerisch-intellektuelle Koordinatensystem. Trotzdem muss auf Basis der hier gemachten Betrachtungen gesagt werden, dass es auch der Chicagoer Schule nicht gelang, Hochhausstrukturen einer höheren Entwicklungsstufe zu schaffen und diese strukturell mit der Gestaltung zu verknüpfen. »Das Ur-Objekt wird ›abstrakt‹ genannt in dem Sinne, dass seine Teile in der ersten Zusammenstellung gleichsam unkoordiniert wirken. Sie erschienen wie Personen, die im selben Unternehmen arbeiten, ohne einander zu kennen. Allmählich treten kleine Fortschritte auf, die Komponenten werden verbessert und angepasst.«53 So beschreibt Vincent Bontems in seinem Aufsatz »Simondons Klassifizierung technischer Objekte« das Frühstadium technischer Entwicklungen. Er zeigt damit genau die Situation auf, die hier in der Frühzeit des Hochhauses herausgearbeitet wurde. Das frühe Hochhaus kann in diesem Sinne mit Bontems als Ur-Objekt bezeichnet werden. In ihm herrscht eine Kluft zwischen Technik und Gestaltung, im Inneren der Hochhäuser brodelt die Urgewalt der Technik – unstrukturiert, oft zufällig. Die Gestaltung als bewusste Formgebung, die einem reflexiven oder indirekten Wertesystem unterliegt, versucht nur, mehr oder weniger erfolgreich, der Fassade Herr zu werden. Es könnte nun die Vermutung aufkommen, dass die kulturellen und gestalterischen Entwicklungen im Sinne eines »Cultural Lag«54 den raschen technischen Entwicklungen hinterherhinken. Gegen diese Deutungsweise soll Louis Sullivan ins Feld geführt werden. Seine Hochhausfassaden entwickeln eine eigene Logik, Klarheit sowie Konsequenz und ziehen gerade hieraus eine Qualität, die für das Hochhaus äußerst stimmig ist. Diese Fassaden sind den dazugehörigen Hochhausstrukturen aber voraus, da in diesen Zufall und Chaos herrscht. Das wirkliche Problem dabei ist, dass die Fassade für die Struktur keine Relevanz hat. Aus Sicht der Struktur kann die Fassade beliebig aussehen.55 Damit ist die Fassade eines Zuganges zur Struktur beraubt und sie muss sich auf sich selbst, die Geschichte oder auf das, was sonst zur Hand ist, beziehen. Der Chicago Tribune Tower nun ist deutlich keine Bricolage mehr, sondern als Struktur zu werten. Im Sinne Simondons kann hier von einem Ensemble gesprochen werden. Im Grundriss wird sofort deutlich, dass hier nicht zufällig, sondern planmäßig vorgegangen wurde. Es zeigt sich die Kraft der Konvergenz, die unter Ausbildung von Synergien und funktionalen Mehrfachbelegungen eine spezifische Logik herausbildet. Störfaktoren sind nicht zu erkennen. Umso erstaunlicher ist deshalb, dass die äußere Gestalt derart auf Distanz zur Struktur geht. Hier nun muss tatsächlich von einem »Cultural Lag« gesprochen werden. Die Gestaltung vollbringt nicht die Leistung, sich die Struktur anzueignen. Wo die Schleuse des Fluchttreppenhauses auf die Fassade trifft, deutet sich jedoch an, dass dies auch anders möglich ist. Hier beginnt ein Entwicklungspfad, der sich bis weit in das 20. Jahrhundert ziehen wird. Vorerst zeigt sich das Hochhaus aber als technischer Archetyp und als Konstrukt, das allerdings zu wenig Struktur und Logik hat, um es eine Maschine zu nennen. Die Gestaltung stellt lediglich eine Hülle zu Verfügung, oder, mit Mumfords Worten, einen Zuckerguss,56 der nichts mit dem Inneren der Gebäude zu tun hat.

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Teil 4: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage

Teil 4

Einführung

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Mit den Jahren 1900 bis 1930 wird die Frühzeit des Hochhauses in Deutschland betrachtet. Sie beginnt mit einer Art Inkubationszeit2 ab dem Jahr 1900 und endet mit der Rezession der 1930er Jahre. In der Inkubationszeit werden noch keine Hochhäuser gebaut, die deutsche Architektenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft setzten sich in dieser Zeit nur theoretisch mit der Frage auseinander, ob der neue Bautyp des Hochhauses für Deutschland geeignet, wünschenswert, notwendig oder generell abzulehnen sei. Gleichzeitig entstehen erste nicht realisierte Studien und Entwürfe. Ab den 1920er Jahren folgen dann einzelne realisierte Projekte. Solche Studien und erste realisierte Projekte werden in diesem Kapitel vorgestellt. Im »Dritten Reich« spielt das Hochhaus so gut wie keine Rolle, da die Nationalsozialisten es als undeutsch ansehen.3 Sie lancieren zwar trotzdem den Entwurf für ein 300 Meter hohes »Handelshochhaus« in Hamburg – nicht zuletzt, um der Welt die Überlegenheit der deutschen Baukultur und Bautechnik zu demonstrieren –4, dennoch kann die Zeit zwischen 1933 und dem beginnenden Wiederaufbau Deutschlands für die vorliegende Publikation ausgeblendet werden. Als Frühzeit des Hochhauses in Deutschland werden damit die drei Jahrzehnte zwischen 1900 und 1930 definiert. Die Frühzeit des Hochhauses in den USA war Auslöserin und Referenz für die Frühzeit des Hochhauses in Deutschland. Die Frühzeit des Hochhauses in Deutschland, besonders die 1920er Jahre, wiederrum war Grundlage des Hochhausbooms der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland.5 Ein wesentlicher Unterschied zur Frühzeit in den USA ist, dass ungefähr die Hälfte der Projekte Studien oder nicht realisierte Wettbewerbsentwürfe sind, wobei die Verfasser sicher die Hoffnung auf eine Realisierung ihrer Projekte hegten. Schon der Maßstabsvergleich zwischen realisierten und nicht realisierten Projekten zeigt jedoch die enorme Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die realisierten Projekte wirken winzig neben den Träumen der deutschen Architekten, Investoren, Politiker und Wirtschaftsbosse. 1897 schreibt The American Architect and Building News, dass die konservativen Deutschen das Hochhaus rundweg ablehnen würden. Sie bevorzugten altmodische und bodenständige Bauweisen und hätten gegenüber dem Hochhaus Bedenken wegen der »allgemeinen Gefahr für Leib und Leben […].«6 Doch die Immunität der Deutschen gegen das Hochhaus endete schon auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Dort wurden zwei Modelle des gerade in New York fertiggestellten Broadway Chambers Building des Architekten Cass Gilbert ausgestellt.7 Die Modelle waren über 3 Meter

Teil 4: Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik

Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik1

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hoch, eines war aus Gips und zeigte das Äußere des Gebäudes. Das andere war aus Metall und zeigte das Skelett. Damit ist das frühe amerikanische Hochhaus auch als Ausstellungsstück deutlich in äußere Gestaltung und innere Struktur getrennt. Die Ausstellung war von den Firmen initiiert worden, die das Hochhaus errichtet hatten. Es gab eine 60-seitige Broschüre für interessierte Besucher und weiteres detailliertes Anschauungsmaterial wie Modelle der verbauten »flushometers«, also der Toiletten mit Wasserspülung. Eine Kopie des Skelettmodells wurde wenig später von der deutschen Regierung bestellt, um die Konstruktion und ihre Tauglichkeit für Deutschland prüfen zu können.8 Auch der Politiker, Theologe und spätere Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, Friedrich Naumann, hatte die Modelle auf der Weltausstellung gesehen, war offensichtlich beeindruckt und äußerte, dass es verdienstvoll wäre, auch in Europa einen solchen Bau zu errichten.9 Damit war das Hochhaus pünktlich zur Jahrhundertwende als Modell und Gedankenspiel in Deutschland angekommen. Die Entwicklungen der darauffolgenden Jahre – von Wettbewerben, initiativen Studien und Entwürfe der deutschen Architektenschaft10 bis hin zu den ersten gebauten Hochhäusern in Deutschland – sind komplex. Als erstes deutsches Hochhaus wird entweder Bau 15 auf dem Zeiss-Werksgelände in Jena aus dem Jahr 1915 oder das Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf aus dem Jahr 192411 bezeichnet. Die Entwicklungen im Einzelnen nachzuvollziehen, würde den Rahmen dieser Publikation sprengen. Was hier hingegen geleistet werden kann, ist das Aufzeigen der wesentlichen Faktoren, die Treiber dafür waren, dass das Hochhaus seinen Weg nach Deutschland fand, was im Folgenden mittels wesentlicher Schlagwörter geschehen soll. Hochhaus als Stadtbaukunst: Architekten und Künstler propagierten das Hochhaus als ein Mittel der »städtebauliche[n] Schönheit in Weltstädten, also auch in Berlin«12, wobei plastisch gestaltete Türme einen Rhythmus, Orientierung und einen angemessenen Maßstab schaffen sollten.13 Das Hochhaus wird so vollständig dem Reich der Kunst zugeordnet und entzieht sich jeglicher Frage nach einem Zweck im utilitaristischen Sinne. »Das Kunstwerk hat niemals Zweck. Die kunstvollsten Bauwerke waren schon stets der Vernunft am meisten entgegen«14, argumentiert in diesem Sinne Otto Kohtz in Bezug auf seine Hochhausstudien. Das Hochhaus bietet so die Chance, die Stadt zum Gesamtkunstwerk zu machen: Es selbst ist eine harmonisch durchgebildete Plastik, die der Stadt zu einer »übergeordneten baukünstlerischen Konzeption«15 verhilft. Besonders für die Vertreter des Expressionismus wird das Hochhaus deshalb zu einer Weiterführung der mittelalterlichen Dombauhütte,16 die Stadt wird zum gemeinschaftlichen Werk von Gesellschaft und Künstlerschaft und ihr Höhepunkt ist die Vertikale der Stadtkrone beziehungsweise stadtkünstlerisch positionierte und gestalte Hochhäuser. An dieser Stelle zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der Frühzeit des Hochhauses in den USA und der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland: In den USA entwickelte sich der Bautyp wie im Kapitel »Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930« herausgearbeitet aus dem Raster der Städte und zeigte sich als extrudierter Block. In Europa und in Deutschland dagegen war das Hochhaus von Anfang an ein Turm17 und damit ein vertikaler Kontrapunkt zur horizontalen Ausdehnung der Städte. Imagination: Der Akteur der Imagination wurde schon im Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« als das Ersinnen von Neuem mit dem

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zumindest potenziellen Anspruch auf zukünftige Verwirklichung oder – in anderen Worten – als das aktive Gestalten der zukünftigen Realität eingeführt. In Deutschland zeigt sich dieser Akteur zusätzlich in einer ganz anderen Facette. Es ist die künstlerisch-mythische Imagination der Expressionisten, die dem Hochhausgedanken in Deutschland als fantastischer Treibstoff dient. In den Visionen von Hermann Finsterlin, Bruno Taut, Hans Scharoun und anderen zeigt sich diese Form der Imagination, die das Hochhaus zur expressionistischen Architektur schlechthin werden lässt18 und die auch im Schaffen von Ludwig Mies van der Rohe19 und anderer Schlüsselfiguren der Hochhausarchitektur widerhallt. Großstadtbildung, Bevölkerungswachstum und Verkehr: Im Gegensatz zu diesem rein künstlerischen Ansatz wurde das Hochhaus aber auch als notwendig angesehen, um der »rapid[e] anschwellende[n] Großstadtbildung der Industrievölker«20 und dem damit einhergehenden Verkehr21 Herr zu werden. Man fürchtete, dass bald auch in Deutschland Zustände wie in amerikanischen Großstädten herrschten22 und das Hochhaus wurde als ein geeignetes Mittel diskutiert, um die Dinge in die bestmögliche Richtung zu lenken. Strittig war dabei die Frage, ob das Hochhaus auch zur Schaffung von Wohnraum geeignet sei.23 Das Wohnen im Hochhaus wurde zwar verschiedentlich vorgeschlagen oder diskutiert, von Architektenschaft und Politik aber mehrheitlich abgelehnt, da man »bisher unbekannte Gefahren«24 für die Gesundheit fürchtete und schlicht der Meinung war, dass das Hochhaus nicht den »Anschauungen über Wohnbedürfnisse«25 entspreche. Eine Wende brachte Max Berg, der 1920 die Möglichkeit aufzeigte, in Hochhäusern Büroflächen zu schaffen, um so an anderer Stelle geeignete Flächen von einer Büro- in eine Wohnnutzung umzuwidmen.26 Er erreichte damit, dass viele jungen Architekten von ihrer kritischen Position abrückten und das Hochhaus nicht mehr als reinen Ausdruck des Kapitalismus verachteten.27 Das erste Wohnhochhaus in Deutschland entstand 1927,28 trotzdem setzte sich das Wohnen im Hochhaus in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch.29 Hochhaus als nationales Symbol: Mit der Behandlung des Hochhauses als Stadtplastik und als Teil eines übergeordneten stadtkünstlerischen Konzeptes zeigt sich ein spezifischer deutscher Umgang mit dem Hochhaus. Einen ersten Höhepunkt findet diese »Germanisierung« des Hochhauses mit dem Groß-Berlin-Wettbewerb von 1910.30 Durch die schwierige politische und wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg erhält das Hochhaus als nationales Symbol weiter Auftrieb: »Wir Erschöpften, Ausgehungerten, Ausgesaugten und weiter Auszusaugenden haben noch Lebensmut. Wir müssen eine schöne Portion Kraftüberschuß gehabt haben, denn wir haben in diesen zehrenden Leidensjahren seit 1914 noch nicht verlernt, wenn nicht Häuser, so doch Hoffnungen zu bauen. Und wenn unsere Hoffnungen bauen, so am liebsten Häuser – schönere, größere – Wolkenkratzer!«31 Der bewussten gesellschaftlichen und gestalterischen Abgrenzung von den in Amerika beobachteten Zuständen verleiht Siegfried Kracauer 1921 im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Ausdruck: »Turmartige Ungetüme, die ihr Dasein dem ungezügelten Machtwillen raubtierhaften Unternehmertums verdanken, stehen dort [in New York] wild und regellos nebeneinander. So darf in Deutschland nicht gebaut werden.«32 Offen war freilich die Frage, wie das Hochhaus in Deutschland aussehen

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solle.33 Zur Lösung dieser Aufgabe beschwor Mächler den gotischen und damit aus seiner Sicht deutschen Geist.34 Im Querschnitt der Schriften und Meinungen zeigt sich das Hochhaus auch in seiner Rolle als nationales Symbol als gestalterische Aufgabe, da man sich auserkoren sah, der unbefriedigenden US-amerikanischen Gestaltung der Hochhäuser etwas Besseres gegenüberzustellen und so der Überlegenheit des deutschen Geistes Ausdruck zu verleihen. Auf die Suche nach dieser besseren Gestalt begaben sich die junge Architektenschaft und die Avantgarde Deutschlands. Hochhaus als neue Aufgabe: Es ist zwar eher eine Randnotiz, trotzdem ist der Hinweis Kracauers auf eine weitere Motivation der deutschen Architektenschaft der 1920er Jahre zur Beschäftigung mit Hochhäusern interessant, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Er sieht diese Motivation in der »Sehnsucht nach neuen Bauaufgaben«35. Damit lag er in zweifacher Hinsicht richtig: Zum einen gab es eine Sehnsucht nach neuen, spannenden und sinnstiftenden Aufgaben, zum anderen waren viele Architekten während der 1920er Jahre in wirtschaftlich schweres Fahrwasser geraten und hofften durch neue Bauaufgaben auf eine Besserung.36 Die Industrie: Im Bereich des Fabrikbaues gab es vor allem seit den 1910er Jahren Gebäude, die hinsichtlich ihrer Höhe eigentlich als Hochhäuser einzustufen wären. Es handelt sich hierbei um verschiedene Gebäudetypen von reinen Produktionsanlagen, wie der Korkzerkleinerungsanlage in Ludwigshafen von Wayß und Freytag aus dem Jahr 1914, bis zu Wassertürmen mit integrierten Wohn-, Büro- oder Lagernutzungen in den unteren Geschossen, wie dem Rathaus in Neuenhagen von Wilhelm Wagner, fertiggestellt 1926. Äußere Gestaltung, städtebauliche Funktion und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Konstruktion dieser Gebäude waren durchaus mit den »echten« Hochhäusern vergleichbar und sie können daher als konstruktive, aber auch ästhetische Referenzen und Wegbereiter der selbigen gesehen werden.37 Eine bezeichnende Randnotiz zum ästhetischen Moment, das die Industriebauten der Hochhausdiskussion beisteuerten, ist, dass in Wasmuths Monatsheften 1920/21 auf mehreren Seiten Aquarelle eines Entwurfes für Salpetertürme direkt vor der Fortsetzung des Beitrages von Martin Mächler »Zum Problem des Wolkenkratzers« gezeigt wurden. Die Gemeinsamkeiten der schlanken vertikalen Volumina mit dem neuen Bautyp des Hochhauses sowie die hier entstandene neue Ästhetik dürften dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein. Solche Überlegungen waren der Bauindustrie selbstverständlich fremd, sie sah im Hochhaus aber eine Möglichkeit, sich einen neuen Markt zu schaffen. So forderte zum Beispiel die deutsche Stahlindustrie schon 1904, Hochhäuser baurechtlich zuzulassen – explizit mit dem Verweis auf einen neuen Markt. Die Forderung lief allerdings zunächst ins Leere.38 Dass die deutsche Bauindustrie außerdem schon in den 1910er und 1920er Jahren in Südamerika Hochhäuser errichtet hatte,39 stärkte sicher ihren Wunsch, sich diese Dimension auch in der Heimat zu erschließen. Hochhaus als Ausdruck von Technikbegeisterung: Die Jahre der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland sind auch Jahre einer allgemeinen Technikbegeisterung.40 In dieser Technikbegeisterung schwingt noch der Machbarkeitswahn des 19. Jahrhunderts nach. Sie fand ihren Ausdruck in verschiedensten Phänomenen von Jules Verne bis zum Eiffelturm, und sowohl Laien als auch Fachleute projizierten sie gerne und häufig auf das Hochhaus. Technikbegeisterung spiegelt sich in den Berichten über die amerikanischen Hochhäuser wider, in denen bei aller Kritik immer eine große Bewun-

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derung für die technischen Aspekte – die Leistungsfähigkeit von Skelettbau, Liftsystem, Energieversorgung etc. – deutlich wird.41 Außerdem beginnen deutsche Architekten und Ingenieure in den 1920er Jahren, sich mit spezifischen technischen Hochhausproblemen auseinanderzusetzen, um auf diese Weise den Beweis zu erbringen, dass das Hochhaus auch den in Deutschland herrschenden technischen Anforderungen genügen kann. So publiziert der Baurat Hildebrand Silomon 1922 eine Schrift mit dem Titel »Sicherheit in Wolkenkratzern und anderen Gebäuden von einer größeren als der üblichen Höhe«, in der er konkludiert, dass Sicherheitsbedenken gegen Gebäude »beliebiger Höhe«42 ungerechtfertigt seien, wobei er nicht müde wird zu äußern, »daß man in Amerika der Sicherheit von Menschenleben nicht die Sorgfalt zuwendet, die wir für nötig halten.«43 Emanuel Haimovicis Artikel »Das Hochhaus – ein Verkehrsproblem« in der Deutschen Bauhütte vom Juni 1921 widmet sich der vertikalen Erschließung des Hochhauses mit Liften und Treppen. Seine Grundhaltung ist identisch mit jener Silomons: »Technische Schwierigkeiten sind dazu da, um gelöst und überwunden zu werden« und »auch die Verkehrsfrage muß bei uns anders als drüben [in den USA] gelöst werden.«44 Den Kern des Unterschiedes zwischen der Frühzeit in den USA und in Deutschland trifft Jeffrey Lanham Gibson mit den Worten: »The German highrise would have a soul«45. Der Impuls der aufgezeigten sieben Akteure – Stadtbaukunst, Imagination, Großstadtbildung, Nationales Symbol, Suche nach neuen Aufgaben, Industrie und Technikbegeisterung – schlug sich auf verschiedene Arten nieder. Es wurden Hochhauswettbewerbe ausgelobt: 1910 für Groß-Berlin46, 1920 in Danzig47, 1921/22 in Berlin an der Friedrichstraße etc.48 Oft selbstinitiierte Studien – wie die von Richard Döcker und Hugo Keuerleber für Hochhäuser in Stuttgart49, die von Otto Kohtz ab 192050 oder die von Bruno Möhring 1920 und 1921 für Berlin51 – und diverse Artikel, Schriften und künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Hochhaus wurden publiziert. All dies hat das Ziel, das Hochhaus als neuen Bautyp in Deutschland einzuführen. So schließt Otto Kohtz eine seiner Schriften aus dem Jahr 1921 mit den Worten: »Mögen diese Blätter der Turmhausidee neue Freunde werben.«52 Mit diesen Worten kommt ein weiterer Unterschied zu den frühen Entwicklungen in den USA zum Vorschein: Während in den USA die Architektenschaft fast ohne eigenes Zutun mit dem Aufkommen des Bautyps konfrontiert wurde, so war es in Europa und Deutschland ein Teil der Architektenschaft, der das Hochhaus propagierte und darum kämpfte, den aus den USA ja schon bekannten Bautyp in seinen eigenen Interpretationen bauen zu dürfen. Schon in der ersten Hälfte der 1920er Jahre wurden denn auch erste Hochhausprojekte fertiggestellt – diese allerdings nicht, wie eigentlich zu erwarten, in Berlin, sondern in Köln, Düsseldorf und Jena. Bei alledem darf nicht vergessen werden, dass in Deutschland dieser Zeit grundsätzlich eher eine »Antipathie gegenüber dem als amerikanisch geltenden Bautypus«53 des Hochhauses herrschte. Diese Antipathie bezieht sich, wie schon dargelegt, besonders auf die Gestaltung des Hochhauses und die Konsequenzen für die Stadt. Weiter wurden Sicherheit, Komfort und Hygiene angezweifelt und man fürchtete einen negativen Einfluss durch eine »Mechanisierung« des Lebens. Die Hochhausfürsprecher dagegen sahen sich in der Lage, all diese Probleme zu lösen, was ein Großteil der Architektenschaft, Politik und Gesellschaft aber anders einschätzte. Letzten Endes wurde das Hochhaus, besonders in Anbetracht der technischen, gesellschaftlichen

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und demografischen Entwicklungen, die man erwartete, dann eher als Notwendigkeit akzeptiert, denn als architektonische Chance willkommen geheißen.54 Eine wichtige Hürde, die zur Umsetzung der ersten Hochhausprojekte genommen werden musste, war die Änderung der Gesetzgebung. Anders als in den USA, wo zunächst keinerlei Einschränkungen hinsichtlich Bauhöhen bestanden, war in Deutschland zunächst jegliches über das übliche Maß hinausgehende vertikale Bauen gesetzlich unterbunden. Die Entwicklung der Gesetzgebung spiegelt dabei einerseits die Skepsis, andererseits aber die Einsicht der Notwendigkeit des Hochhauses wider. 1921 erlaubte Preußen Gebäude höher als 21 Meter oder 6 Geschosse, wenn eine baurechtliche Befreiung erfolgt. Viele Architekten meinten darin einen Startschuss für einen Hochhausboom in Deutschland zu vernehmen.55 Noch im selben Jahr wurde dann auch der Wettbewerb für das Hochhaus an der Friedrichstraße in Berlin ausgeschrieben. Besonders kritisch sah allerdings der Gesetzgeber das Wohnen im Hochhaus. Die »Reichsrichtlinien über das Wohnungsweßen« von 1929 gesteht dem Wohnen nur in Ausnahmefällen mehr als vier Geschosse zu.56 Das Akteur-Netzwerk, das der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland zugrunde liegt, ist deutlich anders gelagert als das der Frühzeit in den USA. Das Hochhaus in den USA ist ein technischer Archetyp, der sich in realisierten Bauten manifestiert. Theoretische Auseinandersetzungen sind äußerst rar, die gestalterische Komponente beschränkt sich auf die Fassade der Hochhäuser. Neben der Technik ist ein enormer Pragmatismus für die Entstehung dieser Bauten bezeichnend. Ganz anders in Deutschland: Das Hochhaus wird hier als im Kern gestalterische und kulturelle Aufgabe betrachtet. Die Technik ist zwar ein Thema und Technikbegeisterung eine Treiberin der Frühphase des Hochhauses in Deutschland, trotzdem steht sie bei der Hochhausdebatte nicht im Vordergrund. Dafür können hier zwei Gründe genannt werden: Zum einen war die Machbarkeit der hohen Bauten in den USA schon bewiesen und die entsprechenden Informationen waren ab circa Mitte der 1910er Jahre in Deutschland abrufbar.57 Zum anderen war die Bauindustrie in Deutschland auf einem recht hohen Entwicklungsstand. Sie hatte in Südamerika schon Hochhäuser erbaut, war außerdem als Zulieferin für US-amerikanische Hochhäuser aktiv gewesen58 und durch komplexe industrielle und zivile Bauaufgaben im eigenen Land auf einem hohen technischen Niveau angekommen.59 Auch die wissenschaftlichen Grundlagen waren in Deutschland vorhanden. So griffen die Hochhausplaner aus den USA mehrfach auf die Ergebnisse aus deutschen Laboren und Instituten zurück.60 Das alles führte dazu, dass die deutschen Planer – noch bevor sie das erste Hochhaus im eigenen Land fertiggestellt hatten – nicht nur den Anspruch formulierten, selbst Hochhäuser bauen zu können, sondern sich dabei aus ihrer Sicht auch höhere Standards setzten als die in den USA üblichen. Wie sich dies alles in den Hochhausprojekten der Frühzeit in Deutschland und deren Struktur und Gestalt auswirkte, wird nun anhand von sechs Projekten untersucht.

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Hochhaus an der Friedrichstraße, Stuttgart 1921E, Richard Döcker und Hugo Keuerleber

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Hansahochhaus, Köln 1924E, Jakob Koerfer

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Wilhelm-Marx-Haus, Düsseldorf 1921W, Wilhelm Kreis

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»Wabe«, Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin 1921W, Ludwig Mies van der Rohe

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»Funktionale Form«, Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin 1921W, Hugo Häring

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Tagblatt-Turm, Stuttgart 1924E, Ernst Otto Oswald

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Abbildung 5: Grundrisse der in diesem Kapitel betrachteten Hochhäuser aus der Frühzeit des Bautyps in Deutschland. Eigene Grafik.

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Hochhaus an der Friedrichstraße, Stuttgart, 1921E Die jungen und dem Neuen Bauen zuzurechnenden Architekten Richard Döcker und Hugo Keuerleber traten 1921 mit einer selbstinitiierten Studie an die Öffentlichkeit, in der sie neun Hochhäuser für die Stuttgarter Innenstadt vorschlugen. Es ging ihnen darum, das Potenzial der Hochhäuser in der spezifischen topografischen Situation Stuttgarts aufzuzeigen und so »Dominanten« zu schaffen, die der Orientierung dienen und positiv auf das Bild der Stadt wirken sollten. Die Studie machte skizzenhafte Entwurfsvorschläge, mit dem 18-geschossigen Hochhaus mit Büronutzung an der Friedrichstraße (▶Projektkatalog S. 187) ist hier ein typischer Entwurf zur Betrachtung herausgegriffen. Das Hochhaus erhebt sich als stark plastisch herausgearbeitetes Volumen über einem dreigeschossigen Sockelbau. Durch die fast durchlaufenden Fensterbänder geht die Fassade auf die Logik des Skelettbaues ein. Trotzdem wirkt das Gebäude monolithisch und massiv, was durch die Schlichtheit und den völligen Verzicht auf Ornament und Zierelemente unterstrichen wird. Im Grundriss ist es ein durch den Grundstückzuschnitt verzerrtes Rechteck, das von überdimensioniert erscheinenden Stützen dominiert wird. Sie waren wohl als Betonstützen61 gedacht und sind jeweils an der Fassade ausgerichtet. Da keine weiteren aussteifenden Tragwerkselemente im Grundriss sichtbar sind, ist davon auszugehen, dass die Stützen auch der Aussteifung dienen sollen.62 Der Grundriss zeigt zwei Stützenringe, einer direkt hinter der Fassade, der zweite als innerer Offset dazu. Im inneren Stützenring liegen vier Lifte, die eine Lobby ausbilden sowie eine Treppe. Als Horizontalerschließung kommt nur ein umlaufender Gang infrage.63 Damit deutet sich eine Struktur aus mittigem Kern an, wie sie bis heute üblich ist. Allerdings zeigen sich aus heutiger Sicht einige Ungereimtheiten: Die Sanitäranlagen und eine zweite Treppe liegen an der Fassade und verwässern damit das Konzept des Kernes; die Lifte wenden der Treppe den Rücken zu, sodass zwischen Liftlobby und Treppe keine sinnvolle räumliche und funktionale Beziehung besteht; und die Stützen sind nicht an der Mittelzone ausgerichtet und machen diese somit im Grundriss schwer lesbar. Außerdem ist der innere Stützenring auch in der Volumetrie des Gebäudes lesbar, da das Gebäude hier ein Geschoss höher ist. Zudem ist dieser Bereich bis über eine der Stirnfassaden hinausgezogen, wo er als eine Art Erker fortgesetzt wird. In der Seitenansicht wirkt das Gebäude durch den Erker wie additiv aus drei Scheiben gefügt und erhält eine Richtung und Orientierung in der Stadt. Trotz der Skizzenhaftigkeit des Entwurfes zeigt sich im Grundriss eine klare Beziehung zwischen dem Tragwerk und der plastischen Gestaltung des Gebäudes. Diese Logik setzt sich in der Organisation des Vertikalverkehrs, der Horizontalerschließung und der Nutzflächen fort. Damit zeigt sich hier schematisch eine Verwebung von Gestaltung und Technik, die enger ist als in allen bisher betrachteten Gebäuden. Die Verdichtung des Vertikaltransportes und das Näherrücken von Sanitärbereichen und Fluchttreppe deuten außerdem die fortschreitende Konvergenz an, die später zur Herausbildung des Kernes führen sollte.

Das 57 Meter hohe Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf (▶Projektkatalog S. 188) gilt als das erste Hochhaus Deutschlands.64 Sein Bau sollte der Stärkung des Wirtschaftsstandortes Düsseldorf dienen und in ihm war zunächst die Börse untergebracht. Den eingeladenen Wettbewerb gewann Wilhelm Kreis 1921.65 Das Hochhaus bildet das Eck eines sechsgeschossigen Sockelbaues und macht nur einen Bruchteil des Volumens des Gebäudekomplexes aus. Im Gegensatz zu Döcker und Keuerleber ist Kreis ein konservativer und traditionsbewusster Hochhausplaner. Als gemeinsamer Bezugspunkt kann trotzdem der sogenannte Deutsche Zyklopenstil66 mit seiner charakteristischen Kombination aus Schlichtheit und Monumentalität ausgemacht werden. Durch seine weiteren gestalterischen Anknüpfungspunkte – den Backsteinexpressionismus und die Gotik – sowie seine betont handwerklichen Details distanziert sich Kreis aber klar vom Neuen Bauen. Die Fassade aus Klinker mit Betonwerksteinakzenten ist deutlich als Lochfassade ausgearbeitet und mimt damit einen Massivbau. Nach oben löst der Turm sich in einer Schürze aus gotischen Bögen auf; generell ist der Gebrauch von Ornament schlicht, aber wirkungsvoll. Das Hochhaus besteht aus einem Stahlbetonskelett mit vor- und zwischengemauerter Fassade. Der Grundriss des Turmes ist ein Kreuz aus zwei sich überlagernden Rechtecken. Die Fixpunkte – zwei Lifte, eine vierläufige Treppe, Sanitäranlagen und eine aufgedickte Wand mit einigen kleinen Technikschächten – liegen ohne jeglichen Zusammenhang zur Grundgeometrie des Gebäudes im Grundriss. Auch das Verhältnis der Fixpunkte zueinander ist organisatorisch und räumlich unklar und es ergeben sich seltsame Restflächen. Ähnlich verhält es sich mit der Aufteilung des Grundrisses in Büroräume. Die Büros sind schlecht geschnitten und der Grundriss wirkt trotz seiner kleinen Abmessungen verwirrend. Zwei Trennwände erscheinen im Grundriss dicker. Ob sie der Aussteifung dienen oder ob das Betonskelett diese Funktion übernimmt und es mit den Wänden eine andere Bewandtnis hat, kann aufgrund der Quellen nicht gesagt werden. In der Mitte des Gebäudes stehen drei Stützen, jeweils auf dem Eck eines dem Grundriss eingeschriebenen Quadrates. Die vierte Ecke ist leer; es ist anzunehmen, dass die Betondecken hier auf einem der Liftschächte ablasten. Trotz der Referenz auf die Gotik und der klar geordneten Fassade, die durchaus eine angemessene und eigenständige Antwort auf die neue Bauaufgabe Hochhaus ist, zeigt der Grundriss deutlich, dass das Wilhelm-Marx-Haus den Entwicklungsstand einer Bricolage hat. Auch funktionale Mehrfachbelegungen oder Wirkungen der Konvergenz technischer Objekte können nicht ausgemacht werden. Eine Wechselbeziehung zwischen Gestaltung und Technik zeigt sich dementsprechend nicht.

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Wilhelm-Marx-Haus, 1921W

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Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Wabe«, 1921W Im Rahmen des 1921 ausgeschriebenen Wettbewerbes für das Hochhaus an der Friedrichsstraße in Berlin fertigte Ludwig Mies van der Rohe einen Entwurf an, den er unter dem Kennwort »Wabe« einreichte (▶Projektkatalog S. 189). Am Wettbewerb beteiligte sich ein breiter Querschnitt der gesamten deutschen Architektenschaft, darunter viele namhafte Vertreter der Avantgarde. Für den Bautyp des Hochhauses entstanden dabei einige grundsätzliche Lösungen und eine »eigene autonome, wenn schon nicht ›germanische‹ Tradition wurde begründet. Ihre Fixpunkte sollten zu zentralen Topoi der architektonischen Moderne werden […]«,67 so Vittorio Lampugnani. Der Entwurf von Mies van der Rohe, der im Folgenden besprochen wird, ist ein für die vorliegende Publikation äußerst wichtiger Kristallisationspunkt. In ihm kommt das Gewebe von Gestaltung und Technik zur vollen Ausprägung und das Hochhaus zeigt sich, wenn auch schematisch, als voll ausgebildetes Ensemble, dessen Logik auch den deutschen Hochhäusern von 1945 bis 1980 zugrunde liegt. Dementsprechend ausführlich ist die Betrachtung. Im Wettbewerbsverfahren erhielt der Entwurf keine weitere Aufmerksamkeit. Mies selbst vermutete, dass er als Scherz verstanden wurde,68 hatte er sich doch bewusst über die Anforderungen der Ausschreibung hinweggesetzt.69 Trotzdem katapultierte der Entwurf seinen zu dieser Zeit 33-jährigen Verfasser aufgrund seiner Radikalität, Innovationskraft und Bildgewalt an die Spitze der damaligen Avantgarde.70 Mies schuf mit diesem Entwurf ein »Emblem für die radikale Moderne«71 und »eines der wichtigsten Projekte des 20. Jahrhunderts«72, in dem das moderne Glashochhaus »exemplarisch vorgebildet«73 ist. Zwar gibt es auch andere Entwürfe – wie den von Hugo Häring für denselben Wettbewerb oder den von Ludwig Hilberseimer für den Wettbewerb des Chicago Tribune Tower 1922 –, denen eine ebenfalls sehr große Bedeutung für die Genese des Hochhauses zuzusprechen ist, trotzdem erweist sich der Entwurf von Mies aufgrund seiner Radikalität und seines enormen Einflusses auf die Zeit von 1945 bis 1980 gerade aus der Perspektive dieser Publikation als beispiellos. Der Entwurf erscheint in den Ansichten zunächst unspektakulär und die Proportionen wirken hochhausuntypisch gedrungen. Seine Dynamik und Plastizität entwickelt er dann in der Perspektive. In ihr wirken die dreieckige Grundfigur und die Linienführungen der Fassaden zusammen und erzeugen dramatische Bilder. Vorläufer zu Mies’ Entwurf sind hinsichtlich Formensprache und Materialität die aquarellierten Architekturfantasien Hans Scharouns74 sowie die Bildwelten Paul Scheerbarts75 und anderer Expressionisten. Kristalline Formen und gläserne Architekturen sind Schlüsselelemente des expressionistischen Gestaltens und Denkens, und das Hochhaus war der expressionistische Bautyp schlechthin.76 Mies selbst sagte über den Entwurf, dass er einem geschliffenen Kristall gleichen sollte.77 Die kristalline Wirkung des Gebäudes ist im dreieckigen Grundstück schon angelegt und Mies verstärkt sie dadurch, dass er Nuten und Schluchten aus dem Volumen ausspart und die so entstehenden Fassadensegmente leicht gegeneinander und um die Z-Achse des Gebäudes dreht. Doch nur diese formal-gestalterischen Wurzeln des Entwurfes liegen im Expressionismus, ansonsten entfaltet Mies hier prototypisch und in einer bis dato

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ungekannten Radikalität die Ideen des Konstruktivismus und des Neuen Bauens. Ausgangspunkte sind für ihn dabei Industriematerialien und Konstruktionstechniken.78 Er macht damit das Notwendige und Technische79 zum Ausgangspunkt einer radikal neuen und minimalistischen Architektur, die von ihm als »Haut-und-Knochen-Architektur« bezeichnet wird.80 Für Mies kann wahre Gestaltung nur auf Basis der Mittel der Zeit entstehen.81 Daraus leitet sich eine »Offenheit gegenüber dem Leben, dem Ungeformten, dem Entstehenden, dem Gestaltungsprozeß«82 ab, da Architektur immer dem sich ständig wandelnden Zeitgeist verpflichtet ist. Mies wendet all dies in absoluter Konsequenz auf die Entwurfsaufgabe Hochhaus an und erkennt: »Das neuartige, konstruktive Prinzip dieser Bauten tritt dann klar hervor, wenn man für die nun nicht mehr tragenden Außenwände Glas verwendet.«83 Damit wendet sich Mies komplett von allen bisherigen gestalterischen Ansätzen zum Umgang mit dem Hochhaus ab. Jenseits der Chicagoer Schule, der New Yorker Schule, der deutschen Expressionisten, der Traditionalisten und bisherigen Ansätze des Neuen Bauens begründet Mies auf diesem Umgang mit dem Hochhaus eine vollständig neue Ästhetik. Der Rohbau des Gebäudes ist komplett und ohne weitere Differenzierungen von einer Glasvorhangfassade überzogen. Es zeigen sich weder Brüstungsbänder noch ist eine horizontale Gliederung in Sockel, Schaft und Kapitell gegeben. Das Gebäude wirkt so wie ein maßstabsloser, kristalliner Meteorit, der in der düsteren verwinkelten Stadt aufgeschlagen ist.84 Mies hat dabei das Potenzial des Materials Glas auch hinsichtlich der verschiedenen Lichtverhältnisse voll erkannt. So zeigt sich das Hochhaus in den Zeichnungen einmal als opaker, hermetischer Fels, auf dem sich nur leicht das Raster der Glaselemente abzeichnet – was der Situation bei starker Lichteinstrahlung von außen entspricht; sonst erscheint es aber als transluzentes Volumen, unter dessen Haut sich klar die einzelnen Geschossplatten abzeichnen – was einer Beleuchtung von innen entspricht. Fritz Neumeyer verortet Mies’ Inspiration für den exzessiven Gebrauch von Glas in den literarischen Beschreibungen der Glasschürze des Bahnhofes Friedrichsstraße von August Endell.85 Die Wirkung der Glasfassaden studierte Mies nach eigener Aussage an einem Modell. Dabei erkannte er, »dass es bei der Verwendung von Glas nicht auf eine Wirkung von Licht und Schatten, sondern auf ein reiches Spiel an Lichtreflexen ankam.«86 Um diese Wirkung zu erzielen, drehte Mies die Fassadensegmente, wie schon beschrieben, leicht gegeneinander. Großformatiges Glas galt in den 1920er Jahren als innovativer, technischer Baustoff.87 Mies selbst wies hinsichtlich des Hochhauses an der Friedrichsstraße außerdem auf den Gebrauch des damals neuen Isolierglases hin.88 Thermisch wäre das Gebäude trotzdem kaum zu kontrollieren gewesen. Im Grundriss zeigt sich ein nahezu gleichseitiges Dreieck als geometrischer Ausgangspunkt der Struktur des Entwurfes »Wabe«. Die dem Bahnhof abgewandte Spitze ist wie durch einen Offset etwas zurückgeschnitten, da das Gebäude sonst die Grundstücksgrenze verletzen würde. Jede Dreiecksseite ist in vier Segmente unterteilt, die jeweils mittlere Unterteilung ist ein enger Lichthof, der bis zum Kern in das Gebäude eingeschnitten ist. Mies begründet dies wie folgt: »Die Tiefe des Platzes zwang mich, die Fronten zu spalten, damit der innere Kern Licht erhalte.«89 So entstehen pro Geschoss drei nur durch den Gebäudekern verbundene Büroflächen, die jeweils von einem y-förmigen Gang erschlossen werden. Die zwei Stellen, an denen jedes Y an die

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Fassade trifft, sind durch eine Nut in der Fassade markiert. Im Zentrum des Kernes, der sich im Zentrum des Gebäudes befindet, ist eine runde Liftlobby mit circa 12 Metern Durchmesser vorgesehen.90 Um sie herum sind 18 Lifte in sechs Dreierbatterien angeordnet. Hinter jeder Liftbatterie befinden sich im Wechsel ein Treppenhaus und ein Sanitärbereich oder Technikschacht. Zwischen den Liftbatterien befinden sich wiederum im Wechsel ein Zugang zu einem der Y-Gänge und eine Nische, die den Blick in die Lichthöfe freigibt. Die Struktur des Gebäudes besteht also aus nur vier Elementen: der Grundform des gleichseitigen Dreiecks mit Nuten und Lichthöfen, dem Kern mit runder Lobby, dem horizontalen Erschließungssystem sowie der Vorhangfassade. Die Beziehungen dieser vier Elemente sollen nun genauer betrachtet werden. Die Grundform des Dreiecks ergibt sich, wie schon dargelegt, aus der Grundstücksform und führt zur kristallinen Form des Gebäudes. Hierbei spielen die Nuten eine wichtige Rolle, da sie die Seiten des Dreiecks teilen und es Mies so ermöglichen, die entstandenen Fassadensegmente gegeneinander zu drehen. Die größeren mittleren Nuten übernehmen drei Funktionen:91 Da sie bis zum Gebäudekern eingeschnitten sind, kommt die Liftlobby durch die Lücken zwischen den Liftbatterien in Kontakt mit der Fassade und damit zu Tageslicht. Aus der Liftlobby heraus entstehen so Blickbeziehungen zur Stadt. Diese Blicke wären sicher dramatisch gewesen, sie sind aber auch unerlässlich für die Orientierung in der Liftlobby, da eine runde Lobby für die Orientierung zunächst äußerst ungünstig erscheint. Die Lichthöfe ermöglichen es darüber hinaus, dass die drei Fluchttreppenhäuser ebenfalls Fassadenkontakt erhalten. So ist es nicht nur möglich, sie mit Tageslicht zu versorgen, sondern sie können im Brandfall auch entraucht werden.92 Damit wendet Mies eine ähnliche Strategie an wie Hood und Howell zeitgleich beim Chicago Tribune Tower. Die wichtigste Funktion der tiefen mittleren Nuten bei Mies scheint aber zu sein, die Büroflächen ausreichend mit Tageslicht zu versorgen. Sie dienen damit als Lichthöfe, wie diese auch in vielen amerikanischen Hochhäusern, beispielsweise dem 1896 fertiggestellten Guaranty Building von Adler & Sullivan, Anwendung fanden. Aus heutiger Sicht scheinen die Nuten für eine ausreichende Versorgung mit Tageslicht zu klein. Vergleicht man ihre Größe aber mit jener des Lichthofes des Guaranty Building,93 so zeigt sich, dass sie eher großzügiger sind. Damit ist nachgewiesen, dass Mies’ Nuten, zumindest aus damaliger Sicht, durchaus zur Versorgung der Büroflächen mit Tageslicht tauglich waren. Die kleineren Nuten liegen jeweils am Ende eines Erschließungsganges. Damit hat jeder Punkt des horizontalen Erschließungssystems eine Blickbeziehung nach außen – und damit Tageslicht sowie die Möglichkeit der Orientierung. Der Kern als drittes entwurfs- und strukturbestimmendes Element nimmt – wie dies bis heute üblich ist – Lifte, Fluchttreppen, Sanitäranlagen und Technikschächte auf. Die runde Lobby kontrastiert mit den kristallinen Formen des restlichen Gebäudes. Die Darstellung der Kernwände lässt auf Beton schließen, es könnte sich jedoch auch um Stahlskelettwände mit diagonalen Aussteifungen handeln. Auf jeden Fall scheint der Kern prinzipiell dazu geeignet, das Gebäude auszusteifen.94 Als Scheibe wirkende Betonwände in Hochhäusern gab es in den 1920er Jahren noch nicht.95 Ob Mies diesen vorgriff, doch in Stahl dachte, oder der Aussteifung vielleicht gar keine Beachtung schenkte, ist nicht zu klären. Schematisch stellt er jedoch einen zentral

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liegenden Gebäudekern dar, dessen Wände funktional doppelt belegt sind, da sie sowohl die Aussteifung als auch die notwendigen räumlichen Trennungen für Lifte, Treppen etc. bilden. Mies zeigt im Grundriss keine Stützen. Da diese jedoch notwendig gewesen wären und Mies sich dessen ganz sicher bewusst war, muss es einen Grund geben, warum er sie nicht darstellt. Dieser könnte möglicherweise die schematisch deutliche Darstellung seines Entwurfes und der Gebäudestruktur sein. Durch das Weglassen der Stützen wirkt der Kern noch stärker als geschlossenes Zentrum und Rückgrat und bildet so den maximalen Kontrast zur vollständig gläsernen Fassade. Mies behandelt und löst hier alle wesentlichen bis heute gültigen Fragestellungen des Hochhauses und setzt sie in bis dato ungekannt enge synergetische Beziehungen. Vertikalerschließung, Horizontalerschließung, Belichtung, Tragwerk, Orientierung, Brandschutz und haustechnische Anlagen kondensieren in einer Struktur.96 Mies erreicht so eine bahnbrechende geometrische, funktionale und gestalterische Konvergenz. Im Entwurf zeigen sich keine ungewünschten Sekundäreffekte, jedes Element ist mit mindestens einer funktionalen und einer gestalterischen Funktion belegt. Diese Doppelbelegungen stören sich nicht, sondern bedingen und verstärken sich gegenseitig. So erreicht Mies einen Minimalismus, der nicht nur seinem Entwurf eine enorme Kraft verleiht, sondern auch das Schema und die Logik des Hochhauses so gut lesbar wie nur möglich herausarbeitet. Mies scheint sich dessen bewusst und lässt das einzige Element weg, das nicht mehrfach in diese Struktur eingebunden wäre: die Stützen. Mehrfach taucht in der Literatur zu Mies’ Entwurf die Frage nach dessen Ausführbarkeit auf, die Autoren sind sich jedoch uneins, ob diese gegeben ist.97 Die Frage nach der Ausführbarkeit ist zwar prinzipiell interessant, lenkt jedoch von der Bedeutung des Entwurfes ab. Mies’ Zeichnungen sind nicht dazu bestimmt, die Baubarkeit des Entwurfes unter Beweis zu stellen, sonst hätte er sicher nicht auf die Darstellung der Stützen verzichtet. Es entsteht so eine Struktur, in der sich Elemente zu Individuen und Individuen zu Ensembles finden, um dann in der Gesamtheit eine emergente Logik und Form zu bilden. Lifte und Treppen sind aus einzelnen Elementen wie Trägern oder Wänden gefügte Individuen. Zusammen mit den Kernwänden und anderen Objekten bilden sie das Subensemble des Kernes. In ihm wirken diverse funktionale Mehrfachbelegungen und damit Synergien. Das Subensemble des Kernes wirkt zusammen mit den Elementen der Erschließungsgänge. Die Fassade, in der das Glas als Element mit der Geometrie des Baukörpers beziehungsweise den Elementen der Bodenplatten zusammenwirkt, geht ebenfalls eine enge Beziehung sowohl zum horizontalen Erschließungssystem als auch zum Kern ein. Alles steht mit allem in Verbindung. Jede dieser Beziehungen ist dabei unverzichtbar für die Gesamtlogik der Struktur. Dies gilt besonders auch für die Fassade. Sie war im Hochhaus bisher nicht oder kaum mit der Logik des Gesamtsystems verzahnt und damit ein kontingentes Element, dessen Aussehen beliebig war.98 Mies gelingt es, die Fassade in ein wechselseitiges Verhältnis mit dem Gesamtsystem Hochhaus zu setzen und er löst so den Konflikt, an dem sich die Architekten über die gesamte Frühzeit des Hochhauses hin abgearbeitet hatten. Mies’ Gestaltungsprinzip zielt also darauf ab, »die Dinge aus ihrer Isolierung zu befreien und in Elemente eines Ordnungssystems zu transformieren,

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das den Teilen ihren höheren Sinn«99 gibt. Es gelingt ihm so »die Dinge auf ihren denkbar einfachsten Nenner zu bringen, aber auch ihren Reichtum zu entfalten.«100 Geschildert wurden bisher strukturinterne Beziehungen, die in der Summe eine »innere Resonanz«101 erzeugen, die das Gesamtgefüge zusammenhält, und einen kohärenten Entwurf entstehen lassen. Mies bindet diese Struktur durch seinen Gestaltungswillen und durch seine Bindung an den Zeitgeist in einen größeren Zusammenhang ein, der Entwurf ist damit Teil eines Milieus. So entsteht das komplexe aber dank Mies’ Radikalität und Minimalismus klar lesbare Ensemble dieses Entwurfes. Die Logik dieses Ensembles wird sich als Keimzelle der Hochhäuser West-Deutschlands zwischen 1945 und 1980 erweisen und unter anderem auf Veränderungen im ihm assoziierten Milieu reagieren. Ausgangspunkte für Mies sind, wie schon gesagt, Industriematerialien, Konstruktionstechniken102 und damit der Stand der Technik im Allgemeinen. Er nutzt die in den technischen Objekten vorhandenen Freiheitsgrade aus, um sie in der Struktur des Hochhauses in wechselseitige Beziehungen und Synergien einzubinden. Die neue Technologie der großformatigen Kristallglasplatten103 und des Isolierglases waren nicht für das Hochhaus entwickelt, die damit verbundenen Freiheitsgrade erlaubten jedoch eine Anwendung im Hochhaus, was Mies erkannte und zu nutzen wusste. Damit ist er ein im Unbestimmtheitsspielraum intervenierender Koordinator,104 der die Eigenschaften der Objekte herausarbeitet und in neue Beziehungen setzt. Aus den Glasplatten wird so eine epochemachende Vorhangfassade. Sowohl im amerikanischen Hochhausbau105 als auch im Industriebau106 hatte es schon vor 1921 gläserne Vorhangfassaden gegeben. Trotzdem spricht Fritz Neumayer davon, dass Mies die Vorhangfassade in seinem Entwurf »inauguriert«.107 Dies ist ohne Zweifel richtig, da erst bei Mies die Vorhangfassade ihr volles Potenzial entfaltet. Mies nutzt die Eigenschaften des Glases, um den Rohbau des Hochhauses sichtbar zu lassen und so das »neuartige konstruktive Prinzip dieser Bauten«108, welches er als dessen gestalterisches Potenzial erkennt, klar zu zeigen. Dazu befreit er die Fassade auch vollständig von Tragwerkselementen, was ihm nicht nur durch das Weglassen der Stützen gelingt, sondern auch dadurch, dass er den Kern als massives aussteifendes Element ausführt. Mies nutzt außerdem die Verwandtschaft des Glases mit der Entwurfsreferenz des Kristalles. Auch wenn die Ausführung und Ausführbarkeit von Mies’ vollständig gläserner Vorhangfassade im Unklaren bleiben, so vollzieht diese Fassade hier doch die Wandlung von der poetischen Fantasie, die sie noch für die Expressionisten war, hin zur, zumindest prinzipiell, technisch machbaren Realität.109 Mies kann also mit Recht als Architekt bezeichnet werden, der »durch die Verschmelzung von moderner Technik und moderner Kunst die Architektur neu erfand […].«110 Doch was war Technik für Mies und welches Verhältnis hatte er zu ihr? Mies’ Paradigma war deutlich ein künstlerisches, was man unter anderem daran sieht, dass er in Berlin den Austausch mit der künstlerischen Avantgarde111 und nicht etwa den mit Ingenieuren suchte. Wichtig für Mies war demnach nicht die technische Leistung oder Lösung an sich, sondern ihr Wesen und die daraus entstehende Ästhetik112 und Poetisierung.113 Es soll nun aus Simondons Denken heraus ein Erklärungsversuch erfolgen, warum es Mies trotz seines künstlerischen beziehungsweise gestalterischen Ansatzes gelingt, mit »Wabe« für das Hochhaus an der Friedrichstraße einen Entwurf zu

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liefern, der auch als rein technisches Schema ein beispielloser Schritt in der Genese des Hochhauses ist. Zwei Dinge sind hierfür essenziell. Erstens: Wenn Techniken einen reifen Entwicklungsstand erreicht haben, bringen sie neue Schemata oder Strukturen hervor.114 In den Hochhäusern des 19. Jahrhunderts waren die technischen Objekte auf dem Niveau der Elemente und Individuen noch in ihrer Entwicklung begriffen. Lifte, Tragwerk, Erschließungssysteme waren noch nicht ausreichend entwickelt, um neue Schemata hervorzubringen. Selbst ein Sullivan scheiterte daher daran, Hochhäuser als gestalterisch und technisch kohärente Strukturen zu entwerfen. In den 1920er Jahren änderte sich dies. Die technischen Objekte waren reif und stabil genug, um neue Schemata zu bilden. So erklärt sich auch, dass sich diese quasi zeitgleich an mehreren Stellen zeigten. Nicht nur Mies, auch Häring hat, wie zu sehen sein wird, ähnliches geleistet. Aber auch in den USA kamen, wie am Projekt des Chicago Tribune Tower gezeigt wurde, neue Schemata auf, auch wenn diese weit hinter der Radikalität und Konsequenz eines Mies van der Rohe zurückfielen und vor allem die äußere Erscheinung des Hochhauses noch nicht zu integrieren wussten. Aus Sicht der internen Relationen der technischen Objekte war die Zeit also schlicht reif – und Mies war derjenige, der dies am radikalsten für seinen Entwurf zu nutzen verstand. Zweitens: Erst auf der Ebene des Ensembles lässt sich die Technik umfassend in die Kultur integrieren.115 Für das Hochhaus bedeutet dies, dass die technischen Neuerungen wie Lifte oder der Skelettbau, also Objekte auf dem Niveau von Elementen und Individuen, nicht oder nur schwer in die Kultur und damit Gestaltung zu integrieren waren. Dies wurde bei der Betrachtung der Hochhäuser der Frühzeit in den USA gezeigt. In dem Moment jedoch, in dem diese Elemente in eine kohärente Struktur und damit in ein System der wechselseitigen Beziehungen eintraten, wie diese bei Mies’ Entwurf »Wabe« der Fall ist, und so das Hochhaus die Ebene des Ensembles erreichte, wurde dieser Bautyp an Kultur und Gestaltung gleichsam anschlussfähig. Es zeigt sich in diesem Moment aber auch, dass technische Objekte und ihre Milieus sich gegenseitig bedingen und erschaffen.116 Das Ensemble wird dann zum Milieu, wenn es wechselseitige externe Beziehungen eingeht.117 Diese externen Beziehungen schafft Mies gerade dadurch, dass er das Hochhaus in die Welt der Kunst, der Gestaltung und damit in den Zeitgeist einbettet. Das technische Ensemble Hochhaus und das Milieu Hochhaus erschaffen sich damit tatsächlich gegenseitig. Hieraus entsteht gestalterisch und technisch emergent Neues. An dieser Stelle können verschiedene Ebenen des Neuen in der Genese des Hochhauses identifiziert werden. Am Anfang der Genese des Hochhauses stehen einzelne technische Innovationen oder Neuerungen. Zunächst entstammten sie einem anderen Kontext als dem des Bauens und der Architektur und wurden unter durchaus beachtlichen Kompatibilitätsproblemen in das Hochhaus beziehungsweise Bürohaus implantiert. Der Lift war als Lösung vorhanden, bevor es die Fragestellung des Hochhauses überhaupt gab. Im nächsten Schritt stellten sich dann gezielte Funktionsinnovationen118 ein, mit denen gezielt Lösungen für Probleme wie die Gründungen der Hochhäuser gesucht und gefunden wurden. All diese technischen Einzelinnovationen schaukelten sich zwar gegenseitig im wahrsten Sinne des Wortes hoch, trotzdem verharrt das Hochhaus zu jenem Zeitpunkt als System und Struktur

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auf dem Niveau der Bricolage. Die Vielzahl und Geschwindigkeit der einzelnen Innovationen scheint die Genese auf höherem Niveau eher zu hemmen.119 Als Definition für diese erste Kategorie des Neuen lässt sich die Definition der OECD für Innovationen heranziehen. Im Zentrum dieser Definition120 stehen Marktreife und wirtschaftliche Verwertbarkeit von etwas Neuem oder signifikant Verbessertem. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass Patente und Persönlichkeiten, die sowohl Erfinder als auch Unternehmer waren, eine sehr große Rolle spielten. Die erste Form des Neuen ist die der technischen Innovation. Die zweite Kategorie des Neuen zeigt sich dann schlagartig in den 1920er Jahren. Die technischen Objekte – also zum Beispiel Lifte und Tragwerk – hatten zu dieser Zeit eine gewisse Reife und Stabilität erreicht und es zeigte sich zunehmend eine geometrische und funktionale Konvergenz. Wie am Entwurf »Wabe« von Ludwig Mies van der Rohe ausführlich aufgezeigt, entstand hieraus ein emergent neues Schema für das Hochhaus – eine Struktur, die mehr ist als die Summe ihrer Teile und in der sich die Logik des technischen Ensembles Hochhaus zeigt. In dieses Ensemble ist, wenn auch vorerst nur auf konzeptioneller Ebene, nun erstmals auch die äußere Erscheinung vollständig eingebunden. Dieses technische Ensemble entsteht jedoch nicht alleine, es schafft sich sein spezifisches Milieu und wird gleichzeitig von ihm geschaffen. Dieses Milieu, von dem das technische Ensemble nicht mehr zu trennen ist, besteht aus nichts anderem als dem Gestaltungswillen und dem künstlerischen beziehungsweise kulturellen Paradigma Mies van der Rohes. So ist ein kohärentes, bisher völlig ungekanntes System entstanden, das Technik und Gestaltung verwebt und vereint. Die zweite Form des Neuen ist das schematisch und strukturell Neue. Es zeigt sich zunächst nur in nicht realisierten Entwürfen, wird aber bald darauf gebaute Wirklichkeit. Als am komplexesten erweist sich die dritte Ebene des Neuen: die kulturelle Umwertung.121 Das Neue besteht hier »nicht darin, daß etwas zum Vorschein kommt, was verborgen war, sondern darin, daß der Wert dessen, was man immer schon gesehen und gekannt hat, umgewertet wird.«122 Eine solche Umwertung nimmt Mies mit dem Rohbau des Hochhauses vor. Dieser war – zwar nicht bei den fertigen Gebäuden, aber doch während des Baues und in den zeitgenössischen Publikationen123 – für alle Architekten deutlich sichtbar, aber erst Mies erkannte sein gestalterisches Potenzial und wertete ihn damit von der profanen124 technischen Notwendigkeit ins Kulturelle um. Damit wird er seinem Paradigma voll gerecht, aus dem Notwendigen und Zeitgenössischen eine neue Architektur zu schaffen, was im Entwurf »Wabe« seinen Ausdruck findet. Da Mies mit diesem Entwurf aber nicht nur umwertet, sondern auch schematisch Neues schafft, verschwimmt hier die Grenze zwischen dem Schaffen von Neuem durch kulturelle Umwertung und dem Schaffen von schematisch Neuem. Letzten Endes gelingt Mies aber auch unabhänig vom Schaffen von schematisch Neuem eine kulturelle Umwertung, da er die gesamte Hochhausstruktur inklusive Liften, Tragwerk, Erschließungssystem etc., die vorher ebenfalls eine technische und profane Notwendigkeit war, zum integralen Bestandteil des architektonisch gestalteten Hochhauses macht und die Hochhausstruktur so in den Bereich des Kulturellen überführt.

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Auch Hugo Härings Beitrag zum Wettbewerb für das Hochhaus an der Friedrichstraße (▶Projektkatalog S. 190) liefert eine grundsätzliche und eigenständige Antwort auf die Herausforderung des neuen Bautyps Hochhaus. Mies und Häring sind sich in der Auffassung der Beziehung von Funktion und Form sowie der Suche nach dem Wesen der Dinge sehr nah, entwickeln auf dieser gemeinsamen Basis jedoch sehr unterschiedliche Architektursprachen.125 Der Titel »Funktionale Form«, den Härings Arbeit trägt, zeigt deutlich diese Haltung. Häring steht mit seiner organischen Formensprache aber auch dem Expressionismus126 nahe und ist damit Teil einer Entwicklungslinie, die von den frühen expressionistischen Hochhausvisionen bis zumindest in das Westdeutschland der 1960er Jahre reicht. Auch Härings Ansichten wirken massig und eher unelegant. Wie bei Mies entfaltet der Entwurf erst in der Perspektive seine Kraft. Das Gebäude wirkt dann wie ein enormer Schiffsbug, der durch das Zusammenspiel von konkaven und konvexen Kurven bei aller Massivität eine große Eleganz erhält. Die sedimentartigen Schichten in der Farbigkeit der Fassade und die konsequent durchgängigen Linien des Fassadenrasters verstärken in der Perspektive die Wirkung der Kurven. Durch den Verzicht auf jegliches Ornament wirkt das Gebäude durch Form und Material als schwingende Plastik in der Stadt. An jedem Gebäudeende laufen zwei Erker vertikal bis auf circa zwei Drittel der Gebäudehöhe durch. Sie betonen die Vertikale und scheinen den oberen Teil des Gebäudes emporzuheben. Die Fassaden des Hochhauses besitzen einen hohen Glasanteil und unterstreichen so den Charakter des Skelettbaues. Geometrischer Ausgangspunkt für den Grundriss des Gebäudes ist ein Dreieck aus Kreissegmenten, ein sogenanntes Reuleaux-Dreieck. Im Inneren dieser Grundfigur befindet sich ein Lichthof, der in seinem Umriss ebenfalls einem Reuleaux-Dreieck nahekommt. Eine der drei Seiten des Dreieckes entfällt ab dem 14. Stockwerk, sodass eine Art Bumerang bleibt. In der Kehle dieses Bumerangs entwickelt Häring einen Kern. In seinem Zentrum befindet sich ein im Grundriss dreieckiges Treppenhaus, beidseitig davon ist jeweils eine Liftlobby mit je zwei Liftbatterien angeordnet. Die Liftlobbys liegen quer im Kern, zum Lichthof hin gibt es einen Umgang mit Blick in den Lichthof hinein. In den anderen beiden Kehlen der Grundgeometrie liegt jeweils ein weiteres Treppenhaus, das sich als Nebenkern im Grundriss zeigt. Damit ergeben sich drei Fluchttreppenhäuser, die auch aus heutiger Perspektive optimal im Grundriss positioniert sind. Vom Kern ausgehend zeichnet ein Mittelgang die Bumeranggeometrie der oberen Geschosse nach. Er wird mit zunehmender Entfernung zu den Liftlobbys schmaler. Es gelingt Häring auf bemerkenswerte Art, die Anforderungen der Entwurfsaufgabe zu erfüllen und diese in ein synergetisches Verhältnis zu seinen formalen und ästhetischen Ansprüchen zu bringen. Der Kern wirkt auch aus heutiger Sicht erstaunlich schlüssig und das Erarbeiten einer dynamischen Grundrissfigur aus einer Analyse der Verkehrsströme ist noch heute ein gestalterisches Thema. Auch die Fragen des Vertikalverkehrs, der Fluchtwege, des Tragwerks und der Haustechnik sind bei Häring gelöst und eng mit dem Gesamtkonzept des Bauwerkes und seiner

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Hochhaus an der Friedrichstraße, Berlin – »Funktionale Form«, 1921W

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Formensprache verwoben. Es handelt sich zwar eher um konzeptionelle Lösungen, trotzdem ist verblüffend, wie umfassend und scheinbar ohne Bezug auf Referenzen Häring die neue Bauaufgabe löst. So zeigt sich in der Reihe der hier betrachteten Hochhäuser das Wesen des Hochhauses als Gewebe von Gestaltung und Technik in einer neuen Deutlichkeit und damit die von Simondon beschriebene »Kondensation der multiplen Funktionen in der gleichen Struktur«, unter Bildung »einer positiven synthetisch-funktionalen Einheit«.127 Der Entwurf steht nur aus zwei Gründen hinter dem von Mies zurück: Zum einen ist Mies radikaler und konzeptionell klarer, zum anderen hat er auf die kommenden Entwicklungen sowohl in den USA als auch in Deutschland einen größeren Einfluss.

Hansahochhaus, 1924E Das Hochhaus am Hansaring in Köln (▶Projektkatalog S. 193) wurde 1925 nach den Plänen des Architekten und Investors Jakob Koerfer fertiggestellt,128 es ist 65 Meter hoch und erwächst aus einem 25 Meter hohen Sockelgebäude. Der Werbewert des Gebäudes wurde in der zeitgenössischen Diskussion als gewichtigstes Argument für den Bau eines Hochhauses hervorgehoben.129 Das Hochhaus am Hansaring war lange Zeit Europas höchstes Bürohaus.130 Das Gebäude wurde seinerzeit als großer gestalterischer, städtebaulicher und wirtschaftlicher Erfolg wahrgenommen, sodass Jacob Koerfer zum allgemein anerkannten Hochhausspezialisten avancierte und viele Stadt- und Kommunalpolitiker nach Köln kamen, um das Gebäude zu besichtigen.131 In Haltung, Sprache und im Hinblick auf den umfassenden Gebrauch von Backstein weist das Hansahochhaus eine große Nähe zum Wilhelm-Marx-Haus auf. Das Gebäude zeigt sich allerdings schlichter, versucht eine Balance zwischen handwerklichem und industriellem Duktus zu finden und die Referenz auf die Gotik erfolgt wesentlich subtiler und abstrahierter.132 In seinen großen Linien bringt das Gebäude eine zukunftsorientierte Haltung zum Ausdruck und verzichtet auf historische Anleihen. In der Fassade des Sockelbaues wird dem Skelettbau Ausdruck verliehen, das Hochhaus selbst wirkt durch die kleineren Fensteröffnungen eher wie ein Massivbau. Im Grundriss erscheint das Hochhaus annährend als Quadrat. Diese Grundgeometrie ist in neun Felder geteilt, an den Ecken jedes Feldes steht eine Stütze. Die Stützen sind Teile eines Stahlbetonskeletts, welches ausgemauert und mit einer Vormauerschale versehen ist. Als massivste und kräftigste Bauteile zeigen sich im Grundriss die 45-Grad-Mauervorlagen. Dass diese jedoch keinerlei Funktion im Tragwerkskonzept des Hochhauses übernehmen, zeigt sich daran, dass die zwei über dem Sockelbau liegenden Mauervorlagen nicht durch diesen hindurchführen, sondern über ihm enden. Im Grundriss sind keine Bauteile zu erkennen, welche der Aussteifung des Skelettes dienen könnten. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass das Skelett als solches genügend aussteifende Wirkung hat. Im westlichen Eck des Grundrisses befinden sich lose und scheinbar zufällig die Fixpunkte des Hochhauses.

Tagblatt-Turm, 1924E

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Der Stuttgarter Tagblatt-Turm (▶Projektkatalog S. 194) ist eines von wenigen gebauten Hochhäusern der sachlichen Moderne der 1920er Jahre. Obwohl der beschränkte Wettbewerb kein klares Ergebnis brachte, erhielt Ernst Otto Oßwald den Auftrag und konnte den Turm 1928 fertigstellen.134 Mit 18 Geschossen und 61 Metern Höhe ist er zum Zeitpunkt der Erbauung das höchste Gebäude Europas. Das Hochhaus steht fein differenziert und plastisch kraftvoll in der Stadt. Der L-förmige Grundriss gibt eine Orientierung vor, die durch die Differenzierung der Fassade in scheibenartig geschlossene Bereiche und solche mit scheinbar durchlaufenden Fensterbändern verstärkt wird. Weiter unterstützt wird diese Akzentuierung durch geschickt angebrachte Fluchtbalkone, die mehrfache Staffelung der Gebäudehöhe und die Überhöhe der oberen zwei Geschosse. Diese scheinen durch die großen Fenster über die Stadt hinweg zu blicken. Im Außeneck des Grundrisses sitzt ein kompakter, geschickt organisierter Kern. Die drei Lifte und die Treppe haben dadurch, dass die Wartezone der Lifte gleichzeitig als Treppenpodest dient, zu einer kompakten Einheit zusammengefunden. Ein kleiner Vorraum bietet Zugang zu den Sanitärräumen und dient als Schalter, um die Bürofläche in zwei Einheiten mit direktem Zugang zu den Fixpunkten teilen zu können. Die Flanken der L-Schenkel werden von den scheibenartigen Wänden gebildet, die Stirnseiten wirken durch die Fensterbänder auch im Grundriss offen. Durch die sehr kleine Grundfläche können die Nutzflächen stützenfrei gehalten werden. Damit zeigt der Tagblatt-Turm eine große technische Konvergenz auf. Die Elemente des Kernes finden zu einem kompakten Subensemble zusammen, das auch mit der Gesamtorganisation des Grundrisses in sinnvoller Wechselwirkung steht. Das Gefüge des Grundrisses drückt sowohl die technische Konvergenz als auch den plastischen Gestaltungswillen aus. Bezeichnend sind die Fluchtbalkone. Als feine horizontale Elemente gliedern und akzentuieren sie das Gebäude. Über Leitern geht der Fluchtweg von Balkon zu Balkon. So vermeidet Oßwald eine störende weitere Treppe im Inneren des Turmes und erhält ein funktional eingebundenes Gestaltungselement.135 Einzig das Tragwerk

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Es handelt sich um einen Personenlift, einen Paternoster, eine Treppe und einen Sanitärbereich. Eine räumliche, geometrische oder konstruktive Logik ist in diesem unstrukturierten Kern nicht zu erkennen. Als zusätzlicher Fixpunkt findet sich eine kleine Fluchtstiege in einer weiteren Ecke des Grundrisses. Das Hansahochhaus erinnert auch in seinem Entwicklungsstand an das Wilhelm-Marx-Haus. Die konstruktive Grundlogik ist sauber, es fehlt jedoch jegliche Strategie zur Integration der Fixpunkte, wodurch das Hochhaus auf den Entwicklungsstand der Bricolage zurückgeworfen wird. Spätestens bei der Organisation der Horizontalerschließung und der Büroflächen zeigt sich dies als Störfaktor.133 Dass das Gebäude als wirtschaftlicher Erfolg gewertet wurde, ist wohl eher dem gut strukturierten Sockelbau als dem Hochhaus selbst zu verdanken.

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weist noch eine Unstimmigkeit auf: Deutlich zeigt sich im Grundriss nämlich, dass die seitlichen Wände nicht – wie die Logik der Struktur und die äußerer Erscheinung vermuten lassen – als Scheiben ausgebildet sind, sondern dass es sich um Stützen mit dazwischen liegenden Wänden handelt, was den Tagblatt-Turm zu einem Skelettbau macht. Dies führt für die Nutzfläche zu ungünstigen Versprüngen in den Wänden und zu geometrischen Unsauberkeiten im Bereich des Kernes, in dem ebenfalls Stützen stehen. Vor allem aber bedeutet es, dass die Aussteifung des Gebäudes weder über den Kern noch über Scheiben, sondern über die Knoten des Skelettes erfolgt. Damit ist das Tragwerk noch nicht in das System und die Logik der Struktur integriert. Grund hierfür ist, dass Betonscheiben und Wände als aussteifende Elemente in den 1920er Jahren rechnerisch und bautechnisch noch nicht beherrscht wurden.136 Hier zeigen sich also technische Faktoren als Bremse für die strukturelle Konvergenz und als Störfaktor im Gewebe von Gestaltung und Technik.

Wohnhochhäuser am Wannsee, 1931E 1928 hat Walter Gropius zusammen mit Stephan Fischer den Wettbewerb für die Reichsforschungssiedlung Haselhorst gewonnen. Die Projektierung des zwölfgeschossigen Hochhauses zerschlug sich jedoch. Trotzdem ließ Gropius, der zu dieser Zeit auf verschiedenen Wegen versuchte, der Hochhausidee in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen (▶Projektkatalog S. 195),137 den Entwurf weiter ausarbeiten.138 Diese Planung wird im Folgenden betrachtet. Die 11-geschossigen Hochhausscheiben stehen gestaffelt entlang des Seeufers. Sie erstrecken sich in Ost-West-Richtung, sodass sich Wohnungen mit Nord- und Südorientierung ergeben. Jeweils zwei Hochhäuser sind durch einen im Grundriss kreisförmigen Pavillon verbunden. In den Pavillons befinden sich Clubräume mit Restaurants und Bars. Jedes Gebäude nimmt 48 luxuriöse Wohnungen auf.139 Im Dachgeschoss sind jeweils Gymnastikraum und Sonnenbad für die gemeinsame Benutzung untergebracht. Entlang der Erschließungsstraße befinden sich niedrige Garagen, die ebenfalls gestaffelt aufgereiht sind. Im Grundriss zeigen sich die Riegel der Siedlung als klar gerasterte Skelettbauten. Vier Wohnungen pro Geschoss werden von zwei Vertikalerschließungen bedient. Diese Erschließungsapparate bestehen aus zwei Liften seitlich einer großzügigen Lobby und einer Treppe an deren Ende. Die Treppe steht frei vor dem Gebäude, sodass die Lobby hier zur Brücke wird. Die Lifte sind leicht in das Gebäudevolumen hineingeschoben, wodurch sich eine Art Schattenfuge ergibt. Die Querwände zwischen den Wohneinheiten und einige Längswände wirken als aussteifende Scheiben. Die Südfassade wird durch Balkone rhythmisiert, die zur Hälfte als Loggien in das Gebäude eingeschoben sind. Die längs durch das Hochhaus laufende Reihe der Mittelstützen liegt leicht außermittig und reagiert so auf die unterschiedlichen Raumtiefen. Programm, Tragwerk und Erschließung ergeben bei Gropius ein absolut stimmiges Ganzes. In den von Gropius’ Atelier gefertigten Perspektiven zeigt sich dieser

Bilanz

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Bei den Hochhäusern der Frühzeit lassen sich in Deutschland zwei grundsätzlich verschiedene Architekturauffassungen unterscheiden. Das Wilhelm-Marx-Haus und das Hansahochhaus stehen stellvertretend für eine konservative Architekturauffassung. Sie versuchen den neuen Bautyp des Hochhauses zu »germanisieren« und nehmen, was die Architektursprache und die Materialisierung betrifft, entsprechende Bezüge auf. Es handelt sich jedoch in keiner Weise um eine historisierende Architektur, sondern es wird durchaus ein überzeugender zeitgemäßer Ausdruck geschaffen, der am besten durch seine Nähe zum »Deutschen Zyklopenstil«141 beschrieben wird. Gegen historisierende Tendenzen scheint das Hochhaus in seiner Frühzeit in Deutschland, anders als in den USA, immun. Der Grund hierfür dürfte sein, dass überwiegend in den Traditionen verankerte Architekten zu dieser Zeit das Hochhaus in Deutschland generell ablehnen. Das im Kontext der vorliegenden Publikation Interessante ist, dass diese Hochhäuser zwar auf eine grundsätzlich konstruktionsaffine Haltung hinweisen – in verschiedenen Ausprägungen sind Anleihen an die Gotik, aber auch ein industrieller Habitus bei materialbewusster Ausführung der Fassaden und Innenraumgestaltung zu beobachten –, hier aber trotzdem keine sauberen oder innovativen Strukturen entstehen. Von Konvergenz und der Ausbildung der Hochhausstruktur als Ensembles kann hier nicht gesprochen werden. Es finden sich vielmehr funktional, organisatorisch und räumlich unbefriedigende Konstrukte und die Gebäude müssen als Bricolage klassifiziert werden. Damit stehen die unreifen Strukturen auch im deutlichen Kontrast zu den

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Rhythmus noch deutlicher und wird von zusätzlichen Elementen weiter gestärkt und differenziert. Dazu gehören das Restaurant im achten Obergeschoss, das deutlich an der Fassade ablesbar ist, und die asymmetrischen Dachaufbauten, die sich als Erker an der Südfassade herabziehen und so mit dem Gebäude verzahnt sind. Jede Fassade wird zu einer ausdifferenzierten Komposition, die die konstruktiven, funktionalen und organisatorischen Elemente zusammenfasst. Es ist bemerkenswert, wie meisterhaft Gropius hier die Bauaufgabe Hochhaus beherrscht. Durch die auf mehreren Ebenen deutliche Separierung der Funktionen zeigt Gropius sich dabei als Vertreter des Funktionalismus. Auf der Ebene der Stadt wurde hier das Wohnen entsprechend der CIAM140-Proklamationen von den anderen Funktionen der Stadt getrennt. Auf der Ebene der Siedlung sind die gemeinschaftlichen Funktionen wie Restaurants und Clubs ebenso deutlich von den Wohnungen unterschieden wie die Infrastruktur der Autogaragen. Weiter ist die Funktion der Vertikalerschließung vom restlichen Volumen getrennt und bei der Konstruktion wird klar zwischen tragenden und nicht tragenden Wänden differenziert. Damit lässt sich eindeutig das Milieu benennen, das diesen Entwurf prägt. Neben dem Funktionalismus sind das serielle und effiziente Bauen nach industriellen Regeln sowie der prognostizierte Bedarf nach neuem Wohnraum wesentliche Elemente dieses Milieus.

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meist sehr strukturierten Fassaden. Auch wenn ihr Äußeres das nicht vermuten lässt, so leiden diese konservativeren Hochhäuser doch unter denselben Problemen wie die Hochhäuser der Frühzeit in den USA: Die Technik zeigt sich als Bricolage und die Gestaltung kann nicht in eine Wechselwirkung mit ihr treten. Ganz anders bei der zweiten Kategorie der frühen Hochhäuser in Deutschland: Diese Kategorie beruht auf einer progressiven Architekturhaltung, die von Neuer Sachlichkeit (Ernst Otto Oßwald, Richard Döcker, Hugo Keuerleber) bis Konstruktivismus (Ludwig Mies van der Rohe) und Funktionalismus/CIAM (Walter Gropius) reicht. Bemerkenswert ist, dass quasi zeitgleich und aus dem Nichts heraus durch einen großen Schritt in der Konvergenz der Hochhausstrukturen die bis dahin bestehenden internen Konflikte derselbigen nicht nur gelöst, sondern zu Synergien gewendet werden können. Dies ist die Geburtsstunde des Hochhauses als Ensemble im Sinne Gilbert Simondons. Synchron zur Ausbildung dieser inneren Logik der Hochhausstrukturen nähern sich Technik und Gestaltung einander an und treten in ein wechselseitiges Verhältnis. In den Hochhausstrukturen kondensiert beides, Gestaltung und Technik, zu einem untrennbaren Ganzen. Am radikalsten, wenn auch nur auf schematischem142 Niveau, vollzieht Mies mit seinem Hochhausentwurf »Wabe« diese Synthese. Auch wenn die Ausführbarkeit umstritten ist, so löst der Architekt aus seinem gestalterischen Denken heraus das technische Problem der Hochhausstruktur. Das Gleiche ist bei Hugo Härings Entwurf »Funktionale Form« und Hans Poelzigs Entwurf »Zentral« zu beobachten. Die Projekte wirken wegen ihrer zwingenden Logik geradezu als vorhersehbar.143 Diese Leistung soll hier nach Søren Riis als eine »gestalterische Revolution der Technik« beschrieben werden,144 da die Technik hier einen von der gestalterischen Avantgarde ausgehenden Impuls erfährt, der sie auch in ihrer eigenen technischen Logik völlig neu ordnet – so, wie Mies mit dem Prinzip von Skelett, aussteifendem Verbundkern und Vorhangfassade der technischen Frage nach dem Tragwerk des Hochhauses eine ganz neue Wendung gibt. Mit der gestalterischen Revolution der Technik schließt sich der Riss zwischen Gestaltung und Technik, der sich mit dem Entstehen des Bautyps Hochhaus aufgetan hat. An dieser Stelle kann damit auf Lewis Mumford zurückgekommen werden, der die architektonische Bilanz des Hochhauses 1925 wie folgt einschätzt: »Seine ästhetischen Seiten sind mit dem Eingang, dem Personenaufzug und den mit Fenstern durchlöcherten Mauern abgetan; und wenn sich in diesen Punkten auch nur ein einziges Anzeichen für das Emporblühen eines frischen Stils offenbart, so fehlt mir der Sinn, es zu entdecken.«145 Als das grundsätzliche Problem sieht Mumford dabei die Dominanz der Technik im Hochhaus, besonders die der Haustechnik.146 »Mit Ausnahme des Eingangs hat der schaffende Architekt an der inneren Entwicklung des Gebäudes keinen Anteil«147, folgert er wiederum in Bezug auf das Hochhaus. Wie falsch Mumford liegt, weil gerade das Innere und die Struktur des Hochhauses Gestaltung und Technik vereinen, wurde bis hierhin gezeigt. Mumford selbst deutet an, wo die Lösung des von ihm geschilderten Problems liegt, wenn er schreibt: »Die maschinelle Architektur [und als solche erachtet Mumford das Hochhaus, Anm. d. Verf.] hatte nur dort echte Erfolge zu verzeichnen, wo die Tradition ihr keine Vorbilder lieferte und wo die Bauform ihre endgültige Vollendung fand, indem sie sich verständnisvoll dem Charakter des Materials und der Funktion anpaßte.«148

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Mumford diagnostiziert in seiner präzisen und schonungslosen Auseinandersetzung mit der amerikanischen Hochhaus-Frühzeit außerdem »wenig Spielraum für architektonische Mannigfaltigkeit und Detaillierung«, da die Entwicklung des Hochhauses sich »nach der rein mechanischen Seite hin« vollziehe.149 Auch hier sollte sich zeigen, dass genau das Gegenteil von Mumfords Diagnose der Fall ist. In dem Moment, in dem sich die Architekten der Struktur und dem organisatorischen und konstruktiven, also technischen Funktionieren annehmen und diese in emergente Grundrissschemata übersetzen, entsteht gerade keine Uniformität aus einem technischen Determinismus heraus, sondern es offenbart sich eine bemerkenswerte architektonische Vielfalt.

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Improvisation und Genesepfade

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Die Betrachtung der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland hat gezeigt, wie sich in den avantgardistischen Hochhäusern der 1920er Jahre eine strukturelle Logik entwickelt. Geprägt wird diese, so gezeigt bei Ludwig Mies van der Rohe, von der technischen Konvergenz, durch die zwischen Vertikaltransport, Horizontalerschließung, Aspekten des Tragwerkes und der Volumetrie des Gebäudes wechselseitige Beziehungen entstehen. Das Resultat ist der Prototyp des Hochhauses aus Skelett, Verbundkern und gläserner Vorhangfassade; die ihm innewohnende Logik hat bis heute Gültigkeit. Das Gewebe aus Gestaltung und Technik, das sich hier zeigt, steht im Gegensatz zur Frühzeit des Hochhauses in der USA, in der die Gebäude sich als Bricolages manifestieren, denen eine innere Logik fehlt und deren Bauteile, wie Vertikaltransport und Skelett, sich oft gegenseitig stören. Durch dieses Fehlen einer Logik gelingt es den Architekten nicht, eine Beziehung zwischen dem Inneren der Gebäude und deren Fassade herzustellen. Ganz anders ist dies bei Mies, Hugo Häring oder Hans Poelzig: Die Fassaden unterstreichen jeweils Logik und Ausdruck des Entwurfes und der strukturellen Logik, die sich im jeweiligen Grundriss zeigt. Nachdem sich die Genese des Hochhauses bis in die 1920er Jahre also konvergent auf das Herausbilden der Urlogik des Hochhauses zuentwickelt, zeigt sich in der Zeit zwischen 1945 und 1980 ein anderes Bild. Ausgehend von der Urlogik entstehen verschiedene Genesepfade, wie das Hängehochhaus oder der Brikettgrundriss. Wie Improvisationen in der Musik1 schaffen sie eine Vielfalt und Varianz, die auf der einen Seite die grundsätzliche strukturelle Logik achten und diese auf der anderen Seite fortschreiben, eben so, wie sie das Gewebe aus Gestaltung und Technik fortschreiben. Es zeigen sich damit drei Typen der Weiterentwicklung und Genese: erstens die Weiterentwicklung durch einzelne, oft untergeordnete Verbesserungen, wie sie bisher besonders in der Frühzeit der USA beobachtet wurde. Zweitens die emergente Herausbildung einer Essenz und Logik, wie sie in Mies’ Entwurf »Wabe« aufgezeigt wurde. Und drittens die Improvisation und damit das diskontinuierliche Entstehen von Genesepfaden. Ein Beispiel für eine solche Genese aus der Welt der Technik ist das Entstehen des Dieselmotors aus der Grundlogik des Verbrennungsmotors heraus. Ohne die Urlogik des Verbrennungsmotors hätte Diesel seinen neuartigen Motor nicht entwickeln können. Trotzdem geht der Dieselmotor nicht aus einer kontinuierlichen Genese des Verbrennungsmotors hervor, sondern es gibt einen Sprung, ein diskontinuierliches Innovationsmoment.2

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik 76

Sieben sich im Projektkatalog zeigende Genesepfade wurden zur Betrachtung ausgewählt, wobei nicht alle Projekte des Kataloges einem dieser Pfade zugeordnet sind. Mühelos ließen sich weitere Pfade identifizieren. Ausgewählt wurden diese sieben Pfade, bei denen das Gewebe aus Gestaltung und Technik deutlich hervortritt: Verbundkern, Brikettgrundriss, räumliche Komplexität, brutales Tragwerk, hängende Konstruktion, Großraum und Treppe.

Die Ausgangslage in Westdeutschland 1945 Der Zustand der deutschen Städte unmittelbar nach der Kapitulation und dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ keinen Zweifel daran, dass allerdringendster baulicher Handlungsbedarf bestand. Je nachdem, um welche Stadt es sich handelte, und je nach Perspektive des Betrachters schien dabei ein Wiederaufbau der zerstörten oder beschädigten Bausubstanz oder aber ein kompletter Neubau der Stadt als die geeignete Methode. Die Zerstörung des Weltkrieges verschaffte den Planern somit neue Freiheiten im Denken und Handeln. So verlor zum Beispiel Otto Kohtz keine Zeit und veröffentlichte noch 1945 seinen Vorschlag zum Wiederaufbau von Berlin. Dabei spielte, wie von Kohtz nicht anders zu erwarten, der Bautyp des Hochhauses die zentrale Rolle. Kohtz machte damit sofort dort weiter, wo er vor dem Zweiten Weltkrieg aufgehört hatte: dem Zeichnen von Hochhausfantasien, die nie umgesetzt wurden. Anders als bei Kohtz zeigte sich die Zeit der Naziherrschaft im Werk vieler Architekten als deutlicher Bruch, da sie sich nach der Niederlage hastig um eine neue Haltung bemühten. Manch ein als Traditionalist ausgebildeter Architekt versuchte sich nun also am Neuen Bauen, andere hielten wiederum an ihren alten Überzeugungen fest.3 Das Baugewerbe war unmittelbar nach dem Krieg jedoch durch Kapital- und Materialmangel gelähmt. Obwohl die Bautechnik in Deutschland, wie sogar Hugo Häring zugibt, während der Naziherrschaft große Fortschritte gemacht hatte,4 musste also zunächst mit einfachsten Mitteln gebaut werden und es entstanden meist provisorische Wiederherstellungen und Behelfsheime. Die Währungsreform 1948 verschaffte eine erste Besserung der Umstände.5 Wirklich bergauf ging es mit dem Baugewerbe aber erst 1953.6 Aus dieser Situation heraus und aufgrund der Tatsache, dass Wohnraum zunächst am notwendigsten gebraucht wurde, erklärt sich die Geschichte der Grindelhochhäuser in Hamburg (▶Projektkatalog S. 196), der ersten Hochhäuser in Deutschland nach 1945. Mit zwölf 15-geschossigen Gebäuden handelt es sich bei den Hochhäusern am Grindelberg um eine Siedlung von beachtlicher Größe. Möglich wurde diese nur als gemeinschaftliche Anstrengung der britischen Besatzer und der Gruppe Grindelberg-Architekten, einem Zusammenschluss junger idealistischer Architekturschaffender.7 Die Siedlung war zunächst für die Unterbringung des britischen Stabes und dessen Angehörigen gedacht. Durch die Zusammenfassung der britischen und amerikanischen Zonen zur Bizone mit Verwaltungssitz in Frankfurt am Main entfiel dieser Bedarf aber und die Gebäude wurden deutschen Stellen übergeben und von diesen zur zivilen Nutzung fertiggebaut.8

Frühzeit Frühzeit USA USA

1880 1880

Frühzeit Frühzeit Deutschland Deutschland

1921 1945 1921 1945

1980 1980

Abbildung 6: Frühzeit des Hochhauses als Bricolage mit Konvergenz hin zur Entstehung der Grundlogik des Hochhauses in den Entwürfen der Avantgarde der 1920er Jahre; und divergente Pfade der Hochhäuser Westdeutschlands zwischen 1945 und 1980. Eigene Grafik.

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Die Probleme, welche die Realisierung der Grindelhochhäuser damals erschwerten und in Gefahr brachten, dürften typisch für diese Jahre gewesen sein. Sowohl die Politik als auch die Bevölkerung hatte zunächst Mühe, sich mit dem Hochhaus im Allgemeinen und dem Wohnhochhaus im Besonderen anzufreunden. Besonders konservative und linke Politiker wendeten sich gegen eine Amerikanisierung der Stadt und des Bauens, die sie im Hochhaus sahen.9 In der Bevölkerung herrschte zum Beispiel Skepsis, ob Frauen die Lifte bedienen könnten10 und man erachtete das Hochhaus als komplett ungeeignet, um hier Kinder aufzuziehen.11 Doch auch ganz praktische Probleme stellten sich Hochhausprojekten in den Weg. Dies waren vor allem der Zwang, bestehende unterirdische Infrastrukturen wie Leitungen und Rohre zu nutzen oder zumindest zu erhalten, die Machtlosigkeit der Städtebauer und Planer gegen spontanen Wiederaufbau in Eigenregie und das Problem des Eingriffes in die Besitzverhältnisse sowie die kleinteiligen Parzellierungen.12 Doch genauso, wie sich anhand der Grindelhochhäuser die Schwierigkeiten aufzeigen lassen, mit denen Hochhausplanungen in den ersten Nachkriegsjahren zu kämpfen hatten, zeigt sich hier auch der Beginn der Erfolgsgeschichte des Hochhauses, die erst in den 1970er Jahren ein Ende finden sollte.13 Die Wohnungen in den Grindelhochhäusern waren von Anfang an sehr begehrt. Besonders die technische Ausrüstung von der Heizung bis zur gemeinschaftlichen Waschküche überzeugte. Zwar gab es anfangs ein paar Schwierigkeiten,14 so den ungenügenden Schallschutz und die nicht funktionierenden Müllabwurfschächte, trotzdem waren die Bewohner mit der Ausstattung ihres neuen Heimes höchst zufrieden. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das erste Nachkriegsjahrzehnt, nicht nur was das Bauen

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Grundlogik Grundlogik entsteht entsteht

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betrifft, relativ innovationsarm war15 und die ersten Projekte des Wiederaufbaues technisch damit eher durch den Kontrast zur Ruinenlandschaft glänzten. Bald schon brach ein regelrechtes »Grindelbergfieber«16 aus. Die Hamburger Bevölkerung nahm zahlreich die Hochhäuser in Beschau und der Grindelberg wurde zum Symbol des Wiederaufbaues. Nach anfänglicher Skepsis erkannten auch andere Städte das Potenzial des Wohnhochhauses und man nahm sich den Grindelberg zum Vorbild.17 Obwohl sich weiterhin ein Teil der Politik und Bevölkerung gegen Hochhäuser stellte und das Echo in der Presse durchaus gemischt war,18 breiteten sich diese, auch in Form von Großwohnanlagen, in den 1950er Jahren über ganz Deutschland aus und wurden oft euphorisch begrüßt.19 Zu bemerken ist dabei jedoch, dass die Grindelberg-Siedlung konzeptionell prototypisch blieb. Gebaut wurden eher Trabantenstädte oder Punkthochhäuser.20 Die Hinwendung zu Amerika, zu einer neuen Ästhetik, zu Licht, Luft und Transparenz, für die die Grindelhochhäuser stehen, wurde sowohl von den Besatzungsmächten als auch von der Bevölkerung als Zeichen und Mittel der Abkehr vom »Dritten Reich« gesehen. Rudolf Lodders, einer der Grindelberg-Architekten spricht seinerzeit von einer Impfung gegen alte Ideologien und sieht den Grindelberg als »sichtbares Zeichen für den wirksam gewordenen Schutz gegen neue Infektionen von Stadt und Gesellschaft, für den Erfolg eines radikalen, aber nötigen Eingriffs.«21 Nur kurz nachdem die ersten Wohnhochhäuser entstanden waren, folgten Anfang der 1950er Jahre Bürohochhäuser besonders für Konzerne, aber auch für die Verwaltung. Auch hier bestand Bedarf an neuen Flächen und das Hochhaus zeigte sich als geeigneter Bautyp, um als Zeichen für den neuen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weg Deutschlands zu wirken. Internationalität, Technisierung, Modernität und wirtschaftliches Wiedererstarken22 waren das, was besonders die Konzerne nach innen und außen ausdrücken wollten, um damit ihren Weg zurück in den Weltmarkt zu finden.23 Ein frühes Beispiel hierfür ist das Hochhaus der BASF in Ludwigshafen, das nach einem 1953 ausgeschriebenen Wettbewerb von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg realisiert wurde. Auch wenn sowohl die Adressaten differierten als auch die Botschaft eine etwas andere war, so entdeckte doch auch die öffentliche Hand und Verwaltung das Hochhaus rasch für sich. Dies zeigt sich beispielhaft bei der Oberfinanzdirektion in Frankfurt am Main, die 1955 nach einem Entwurf von Hans Köhler fertiggestellt wurde. An der Sprache mancher Verwaltungs- und Bürohochhäuser lassen sich aber bis in die 1950er Jahre hinein auch die Folgen der offiziellen Naziarchitektur ablesen, von der einige Bauherren und Architekten nicht abrücken wollten und sich dies dank der Positionen und des Netzwerkes, das sie sich über die Kapitulation hinweg gesichert hatten, auch leisten konnten.24 Unmittelbar nach dem Krieg waren die Traditionalisten gleichauf mit den Anhängern des Neuen Bauens. Dies änderte sich allerdings rasch, als die Amerikaner systematisch das Neue Bauen propagierten, sich dieses vom sozialreformerischen Pathos befreite und nun mit der Siegermacht, mit Individualismus, Wirtschaftserfolg und Konsum assoziiert wurde.25 Auch wenn die Wahrnehmung der USA von Faszination bis Phobie reichte,26 so galt doch alles Amerikanische als modern27 und das Hochhaus als der amerikanische Bautyp schlechthin schien geeignet, dies auszudrücken.

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Auch die städtebaulichen Rahmenbedingungen und Erfordernisse entwickelten sich für das Hochhaus positiv. »Kaum waren die Zentren der Städte einigermaßen wiederhergestellt, platzten sie schon aus den Nähten: Hochstraßen und Parkhäuser setzten neue Akzente, neben den schwungvoll raumgreifenden Bauten der frühen 50er Jahre entstanden erste Hochhäuser im Versuch, die ausgeweitete Stadtstruktur durch städtebauliche Dominanten sichtbar zu gliedern […].«28 Auch die Entwicklungen, die das US-Hochhaus in den 1950er Jahren durchlief, erleichterten, so hier die These, eine Übernahme desselbigen in die deutsche Stadt der Nachkriegszeit. Aufgrund der geänderten Gesetzgebungen29 und Gestaltungsprinzipien zeigte sich das Hochhaus in den USA zunehmend als auf einer städtischen Plaza frei stehendes Volumen. Prototypisch zeigt dies die Chase Manhattan Bank von SOM aus dem Jahr 1955. Diese Hochhäuser ließen sich, anders als ihre Vorgänger, die meist Teile ganzer Hochhausblöcke waren, als Solitäre oder in Clustern in fragmentierte städtische Gefüge wie die der deutschen Nachkriegsstadt integrieren und waren mit den Paradigmen der CIAM und autogerechten Stadt mehr als kompatibel. Damit ist das Meta-Milieu skizziert, das sich als so fruchtbar für den Bautyp des Hochhauses erweisen sollte. Nach einer Zeit der Meinungsverschiedenheiten war das Hochhaus in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Architektenschaft Westdeutschlands angekommen. Dies zeigt sich darin, dass die deutschen Architekturzeitschriften30 ab circa 1950 über die internationalen Entwicklungen des Hochhauses berichteten und zunehmend Publikationen zum Thema erschienen. Das Hochhaus wurde zum architektonischen Leitbild und spiegelte den in der jungen Bundesrepublik Deutschland vorherrschenden Zeitgeist voll wider. Das Streben nach Internationalisierung, das wirtschaftliche Wiedererstarken und eine große Technikgläubigkeit sind dabei die für das Hochhaus wirksamen Hauptmomente. An dieser Stelle soll auf zwei Ambivalenzen hingewiesen werden, die sich an den Hochhäusern der 1950er Jahre der Bunderepublik ablesen lassen: Dies ist zunächst das Verhältnis zu den USA, denn einerseits waren sie ein Ideal der deutschen Nachkriegsgesellschaft, anderseits suchte man bei den Hochhäusern immer auch nach eigenen Lösungen31 und orientierte sich an europäischen Referenzen wie Le Corbusier. Die zweite Ambivalenz ist das Verhältnis von Gesellschaft und Architektur zur Technik. Hier herrschte eine große bis »übertriebene«32 Technikzuversicht, der gegenübersteht, dass die 1950er Jahre eher innovationsarm waren und man nicht nur in der Architektur versuchte, aus der Not des Mangels eine Tugend zu machen. Dies änderte sich dann in den 1960er Jahren, in denen das Wirtschaftswunder und mit ihm der technische Machbarkeitsglaube Fahrt aufnahmen, dazu kam die Prognose eines enormen Bevölkerungswachstums. Großstrukturen entstanden, nicht nur in der Vertikalen, sondern auch in der Horizontalen. Das Bauen im großen bis gigantischen Maßstab, dessen Potenziale vor allem Le Corbusiers Entwürfe aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg aufzeigten,33 wurde nun allgemeine Realität. Universitäten, Kliniken und Wohnsiedlungen wuchsen ins Gigantische. Das Hochhaus ist damit seinerzeit nur eine von vielen Erscheinungsformen eines allgemeinen Trends zum Großen. Die Technik und der Glaube an sie machten dies inzwischen nicht nur möglich, sondern sie befeuerten den Wunsch nach Größe, der in Großbauten und Megastrukture Ausdruck fand. Auch aus gestalterischen Überlegungen heraus

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propagierten die Architekten vielfach die Großform,34 offensichtlich fürchteten sie, dass sie sonst die Kontrolle über die gewaltigen Entwicklungen verlieren würden und dann die Bedeutungslosigkeit ihr Los wäre. Doch dieses Milieu und die zugehörigen Leitbilder trugen nicht lange, denn ab Mitte der 1970er Jahre kam vermehrt Kritik am Großen und am Hochhaus auf. Ungers Großsiedlung Märkisches Viertel in Berlin wurde von der Tages- und Wochenpresse aufs Allerschärfste angegriffen.35 In Frankfurt am Main gab es Proteste gegen und sogar Besetzungen von Hochhäusern.36 Das Große schien plötzlich auch seine Kehrseite zu zeigen, das Kleine gewann wieder an Attraktivität.37 Dies in Kombination mit den Folgen der Ölkrise führte zu einem nahezu völligen Erliegen der Bautätigkeit für Hochhäuser um das Jahr 1980.

Genesepfad 1: Verbundkern – Prototyp der Hochhausstruktur Einführung Da hier bisher eine Unschärfe in den Begriffen herrscht, wird an dieser Stelle der Begriff des Verbundkernes für einen Gebäudekern vorgeschlagen, der die Funktionen der Aussteifung, des mechanischen Vertikaltransportes, der Fluchtwege und der vertikalen Verteilung der Haustechnik vollständig übernimmt und der außerdem eine wichtige Rolle beim Abtrag der Horizontalkräfte, beim Horizontalverkehr auf den Geschossen und bei der räumlichen Organisation beziehungsweise Raumbildung und Raumtrennung übernimmt. Der Begriff des Verbundkernes scheint notwendig, da beim Begriff des Gebäudekernes nicht klar ist, welche der aufgezählten Funktionen tatsächlich von einem solchen Kern übernommen werden. Der Verbundkern ist der symbiotische Gegenspieler des reinen Skelettes aus Stützen und Bodenplatten, das alle beschriebenen Funktionen entbehrt. Das Skelett entspricht den offenen und flexiblen Nutzflächen, während der Kern als massives dienendes Bauteil alle anderen Funktionen in einer komplexen Struktur kondensiert. Der Verbundkern ist ein prototypisches Subensemble, bei dem die verschiedenen Elemente engste wechselseitige Beziehungen eingehen, funktionale Mehrfachbelegungen erfahren und so eine konvergente Struktur bilden. Zum Beispiel dienen die räumlichen Begrenzungen von Technikschächten und Fluchttreppen gleichzeitig der Aussteifung, die Liftlobby wird auch zum Horizontalverteiler, die Wände des Kerns tragen sowohl Horizontal- als auch Vertikalkräfte ab etc. Reyner Banham sieht das erste durch einen Kern strukturierte Gebäude in einem 1842 in Domestic Economy und 1869 in American Woman’s Home publizierten Entwurf für ein Siedlerhaus von Catherine Beecher38 und Rem Koolhaas erkennt »the invention of the core«39 im 1853 fertiggestellten Cooper Union Building und damit, wie Koolhaas selbst feststellt, ironischer Weise vor der »Erfindung« des Personenliftes. Beide Kerne sind jedoch keine Verbundkerne, sondern normale Gebäudekerne, die als Vorläufer des Verbundkernes gesehen werden können. Bei den in dieser Arbeit untersuchten realisierten Hochhäusern der Frühzeit sowohl in den USA als auch in Deutschland zeigt sich keines mit Verbundkern. Hierfür gibt es zwei

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Verwaltungsgebäude Mannesmann AG, Düsseldorf 1954W, Paul Schneider-Esleben

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Mona-Hochhaus, Karlsruhe 1957E, Herrmann Backhaus und Harro Wolf Brosinsky

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Hamburg-Süd, Hamburg 1958E, Cäsar Pinnau

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BASF-Hochhaus, Ludwigshafen 1953E, Hentrich und Petschnigg

Hochhaus am Plärrer, Nürnberg 1951EA, Wilhelm Schlegtendal

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Unilever-Hochhaus, Hamburg 1960E, Hentrich und Petschnigg

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Abbildung 7: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Verbundkern betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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einfache Gründe: Zum einen hatten die Architekten und Planer die Möglichkeiten eines Kernes konzeptionell schlicht noch nicht erkannt und zum anderen wurden Betonscheibe, Wand oder Schotte als aussteifende Bauteile in dieser Zeit weder rechnerisch noch baupraktisch beherrscht.40 Der Verbundkern kann aus drei Gründen als die Grundlogik des Hochhauses schlechthin bezeichnet werden: erstens, da er, wie bei der Betrachtung des Entwurfes »Wabe« von Mies deutlich wird, der Katalysator für die Weiterentwicklung des Hochhauses von der Bricolage zum Ensemble war. Zweitens prägte er die Struktur und Erscheinung der amerikanischen Hochhäuser der 1950er und 1960er Jahre, die bis heute unser Bild des Bautyps bestimmen. Drittens ist der Verbundkern bis heute das Herzstück des am weitesten verbreiteten Konstruktionsprinzips für Hochhäuser. Bemerkenswert ist, dass das Konzept des Verbundkerns auch in den berühmten Pavillonbauten der 1950er Jahre eine zentrale Rolle spielte. Mies und Philip Johnson zum Beispiel erkannten das gestalterische Potenzial dieses Konstruktions- und Organisationsprinzips über das Hochhaus hinaus und zelebrierten es etwa mit dem Johnson House von 1949F und dem Farnsworth House von 1951F. Zumindest im Farnsworth House ist die Rolle des Kernes für das Tragwerk aber begrenzt, da er nicht ins Erdreich herunter geführt wird und damit keine Kräfte in es abtragen kann. In den deutschen Hochhäusern nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich der Verbundkern erstaunlich früh und von Anfang an recht klar und hoch entwickelt. Trotzdem musste er erst einige Kinderkrankheiten überwinden, bevor er ab den 1960er in den Hochhäusern Westdeutschlands sein volles Potenzial entfalten konnte. Diese Entwicklung wird nun anhand von sechs Projekten betrachtet.

Hochhaus am Plärrer, 1951EA Das Hochhaus am Plärrer in Nürnberg (▶Projektkatalog S. 201), 195141 von Wilhelm Schlegtendal entworfen, war bei seiner Fertigstellung 1953 mit 15 Stockwerken das höchste Gebäude Bayerns.42 Durch eine streng gerasterte Fassade, das Flugdach und handwerkliche Details wie Holzfenster und Natursteinverblendungen ist das Gebäude typisch für die 1950er Jahre. Das Raster wird aus dem Sichtbetonskelett gebildet, in das dann Fenster und Brüstungen bündig eingesetzt sind. Die Qualität der Ausführung und die Präzision der Planung zeigen sich darin, dass sich das Skelett ab dem fünften Geschoss um 1 Zentimeter je Geschoss verjüngt, um die Eleganz des schlichten Gebäudevolumens zu steigern.43 Der Kern liegt als rechteckiges Offset der Fassade im Schwerpunkt des Grundrisses. Leicht außermittig im Kern befindet sich eine Freitreppe. Die Kernwände seitlich der Treppe sind in jeweils zwei Stützen aufgelöst, sodass sich eine großzügige räumliche Situation ergibt, an die auch die Lifte, darunter ein Paternoster, sowie die Sanitäranlagen angeschlossen sind. Der Kern enthält nur wenig Haustechnikflächen, da das Gebäude ursprünglich natürlich belüftet war. Im Bereich der Büroflächen befindet sich wie ein Fremdkörper eine Fluchtstiege mit Fassadenkontakt. Die Vertikallasten werden über den Kern und die Stützen in der Fassadenebene abgetragen, es gibt keine Stützen innerhalb der Nutzflächen, was zu

BASF-Hochhaus, 1953E

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Aufgrund der von den Alliierten durchgeführten Entflechtung der westdeutschen Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte die BASF fortan einen eigenen Vertrieb in Ludwigshafen und eine angemessene Unterbringung für selbigen. Die Entscheidung für ein Hochhaus (▶Projektkatalog S. 204) begründete die BASF dabei mit der vorteilhaften betrieblichen Organisation und der Möglichkeit, die Büroarbeitsplätze durch die Höhe auf Distanz zu Lärm und der schlechten Luft des Werksgeländes zu bringen.45 Im Juni 1953 lud die BASF mehrere Architekten zu einem Ideenwettbewerb ein. Diesen Wettbewerb gewannen Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg, später HPP, wobei der Wettbewerbsbeitrag sich deutlich vom später ausgeführten Entwurf unterscheidet. Mit 101,63 Metern Höhe war das BASF-Hochhaus das erste Hochhaus in Deutschland jenseits der 100-Meter-Marke. Die BASF wird in ihrer Publikation anlässlich der Eröffnung des Hochhauses nicht müde, dies hervorzuheben. Es scheint jedoch, dass die Höhe des Gebäudes eher dem Geltungsbewusstsein der BASF als dem tatsächlichen Raumbedarf geschuldet war, da das Gebäude durch einen 15,5 Meter hohen Aufbau abgeschlossen wird, dessen Funktion sich nicht recht erklären lässt. Beim Bau des BASF-Hochhauses setzte die BASF soweit wie möglich auf eigene Produkte, um deren Leistungsfähigkeit zu demonstrieren.46 Das Hochhaus hatte 22 Geschosse und wurde zwar 1996 saniert, 2014 jedoch abgerissen, da die weitere Sanierung aufgrund von Asbest- und PCB-Belastungen als zu teuer betrachtet wurde. Das BASF-Hochhaus ist eines der ersten Konzernhochhäuser, das in Westdeutsch-

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einer großen Flexibilität und Klarheit des Grundrisses führt. Weniger klar ist allerdings das Aussteifungskonzept des Gebäudes. In jeder Längsfassade des Hochhauses zeigen sich nämlich geschlossene Wandscheiben, die optimal für eine Längsaussteifung geeignet wären. Doch eine aussteifende Wirkung kann hier ausgeschlossen werden, weil es sich um ausgemauerte Rasterfelder und nicht um Betonscheiben handelt.44 Auch der Kern wäre sehr gut zur Aussteifung geeignet, durch den offenen Treppenbereich ist er jedoch so geschwächt, dass dies kaum möglich erscheint. Ebenso spricht die Ausführung der Kernwände dagegen, dass der Kern hier als wesentliches aussteifendes Element fungiert. Damit dürfte das Skelett die aussteifende Wirkung übernehmen. Dafür spricht auch, dass die Bodenplatten Unterzüge haben, sodass hier relative steife Knoten zwischen Unterzügen und Stützen entstehen. Außerdem ist die Fassade des überhohen Erdgeschosses eingezogen und das Gebäude ruht hier auf Stützen, die nur jedes vierte Feld des Rasters unterstützen; das Raster scheint also so steif zu sein, dass es diese Distanz überspannt, was es auch zur Aussteifung geeignet erscheinen lässt. Das Hochhaus am Plärrer zeigt sich als gestalterisch schlüssig und überzeugend. Dabei zeigt sich die Gestaltung eng mit der Technik verwoben, was sich besonders im Umgang mit dem Sichtbetonskelett zeigt. Trotzdem wird mehrfach deutlich, dass die Hochhausstruktur und vor allem der Verbundkern hier noch Unstimmigkeiten aufweisen. Besonders die baupolizeilich geforderte Fluchtstiege und die repräsentative Freitreppe, die der Logik des Verbundkernes widerspricht, zeigen dies.

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land gebaut wurde. Diese Hochhäuser waren als Symbole für Wirtschaftswunder und Technisierung prägend für einen Großteil der Periode zwischen 1945 und 1980. Ebenso ist das BASF-Hochhaus das erste bedeutende Hochhaus, das von Hentrich und Petschnigg geplant wurde, die den Hochhausbau in Deutschland maßgeblich beeinflussten. Die Bedeutung des Bauvorhabens des BASF-Hochhauses als Vorreiter wird auch dadurch unterstrichen, dass »weder bei Bundes- noch bei Landesbehörden Richtlinien über die bauaufsichtliche Behandlung derartiger Projekte vorhanden«47 waren, als die Baugenehmigung eingeholt wurde. Als Grundlagen für den Entwurf des BASF-Hochhauses nennen die Architekten zunächst die Errungenschaften der »hochentwickelte[n] Bauindustrie Nordamerikas«48, wobei sie eine Skizze des Lever House als Referenz zeigen. Neben dem Lever House dient ein Schnitt durch Corbusiers Unité d’Habitation als europäische Referenz.49 Damit ist das Spannungsfeld zwischen Bewunderung für die amerikanischen Hochhäuser und dem Willen, einen eigenen, europäischen oder deutschen Weg zu begehen, aufgezeigt. Dazu kommt eine funktionalistische Grundhaltung: »Der innere Aufbau zeigt sich folgerichtig in der äußeren Form. Er verbietet zugleich jeden über Funktion und Konstruktion hinausgehenden Formalismus und läßt die gesamte äußere Erscheinungsform des Bauwerkes fast zwangsläufig aus der Zelle heraus wachsen.«50 Die Erscheinung des BASF-Hochhauses deckt sich mit den Erwartungen, welche die Architekten mit dem Offenlegen ihrer Referenzen und ihrer Philosophie wecken. Das in Beton ausgeführte Gebäude steht auf einem Tisch aus Portalen. Zwischen den Portalen befindet sich eine räumlich kaum wirksame Glasfassade. Das Erdgeschoss wird so zu einem Raum, bei dem innen und außen fließend ineinander übergehen und welcher von der starken Präsenz der Betonportale und des Gebäudekernes geprägt wird – eine weitere Referenz an Corbusier und dessen Unité. Die Längsfassaden des Hochhauses drücken mit ihrem strengen Raster den Wabencharakter der Büronutzung aus. Die Brüstungszonen und die schmalen, zwischen den Fenstern verbleibenden Streifen sind mit einem kleinteiligen Mosaik belegt. Konstruktiv handelt es sich bei der Fassade um eine Vorhangfassade in Ortbeton, die mittels Konsolen auf den Geschossplatten aufliegt. Der Beton wurde dann handwerklich mit dem Mosaik versehen. Als Ausgangspunkt der Entwicklung der Fassade werden die Vorhangfassaden der amerikanischen Hochhäuser genannt. Diese befand man jedoch sowohl technisch – man fürchtete die Korrosion – als auch gestalterisch als ungenügend, sodass man eine eigene Lösung51 entwickelte. Die Stirnseiten des Hochhauses sind von jeweils zwei geschlossenen Wandscheiben geprägt, welche die Zonen der Büronutzung seitlich abschließen. Dazwischen ist eine breite gläserne Fuge, hinter der sich der Kern und die Erschließungsgänge befinden. Über den Bürogeschossen befindet sich unter einem expressiven Flugdach die Cafeteria. Nochmals drei Geschosse über dieses Flugdach hinaus wächst der schon erwähnte Aufbau. Ergänzt wird das BASF-Hochhaus durch einen Eingangspavillon mit einem gewölbten Schalendach. Durch seine Formensprache, den Materialgebrauch und die kräftigen farblichen Akzente zeigt sich das BASF-Hochhaus als ein typisches Kind der 1950er Jahre. Durch das Aufzeigen von zwei Brüchen, die sich hieraus ergeben, soll das spezifische Milieu des Hochhauses genauer charakterisiert werden. Die Ästhetik und Gestaltungsprinzipien der 1950er Jahre beruhen in ihrem Wesen auf einem bewussten, aber

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fantasievollen Umgang mit Mangel und Knappheit von Materialien und Ressourcen.52 Das BASF-Hochhaus ist einerseits klar der Ästhetik dieser Zeit verpflichtet, anderseits baut hier ein wiedererstarkter Weltkonzern, der über beachtliches Kapital verfügt und der mit dem Bau seine wirtschaftliche und technische Potenz darstellen möchte. Der zweite Bruch ist dem ersten nicht unähnlich: Einerseits verkörpert der Bautyp des Hochhauses einen enormen Technik- und Zukunftsglauben und steht für eine Internationalisierung, anderseits ist man doch zu verzagt, um dies in aller Konsequenz zu zeigen. So steht die handwerkliche Mosaikfassade nicht nur für die Suche nach einem eigenen Weg jenseits der amerikanischen Lösungen, sondern ist auch ein Feigenblatt, das den technischen und industriellen Charakter zu verdecken sucht.53 Der Kern liegt längs im rechteckigen Grundriss und hat an den Stirnseiten des Gebäudes Kontakt zur Fassade. Im Gegensatz zum Hochhaus am Plärrer ergibt sich hieraus der klare Vorteil, dass alle Fluchttreppenhäuser in den Kern integriert werden können. Eines der beiden Fluchttreppenhäuser liegt denn auch am Ende des Kernes direkt an der Fassade und kann so im Brandfall entraucht werden. Dem Kern auf beiden Seiten vorgelagert ist ein Erschließungsgang, davor befinden sich die Büroflächen, die seitlich von Wandscheiben abgeschlossen werden. Aber hier übernehmen die Scheiben keine aussteifende Funktion.54 Damit liegt im Falle des BASF-Hochhauses ein voll ausgebildeter Verbundkern vor, der alle entsprechenden Funktionen einbindet, was eine deutlich höhere Entwicklungsstufe als beim Hochhaus am Plärrer darstellt. Der Kern und seine Wechselwirkung mit dem Skelett wurden in einem aufwendigen spannungsoptischen Modell aus Kunststoff überprüft,55 um ein System zu ermöglichen, bei dem die Stützen möglichst frei von Horizontalkräften gehalten werden, um sie schlank ausbilden zu können. Der Kern dient durch die Querverbindungen, die als Zugänge zu den Sanitär- und Technikräumen sowie als Liftlobby dienen, außerdem als Horizontalverteiler auf den Geschossen. Der innere Aufbau des Kernes wirkt funktional und sauber. Die Kernlängswände nehmen von 45 Zentimetern Stärke in den untersten Geschossen zu 25 Zentimeter in den obersten Geschossen ab. In den Normalgeschossen enthält der Kern neben vier Liften einen Warenlift, zwei Sanitärbereiche, zwei Fluchttreppen und eine auch nach heutigen Maßstäben realistisch wirkende Menge an Schächten und Technikflächen. Die Bodenplatten, ausgeführt als Rippendecken in Ortbeton, spannen von den Stützen in Fassadenebene bis zum Kern, sodass dieser auch einen großen Teil der Vertikallasten aufnimmt. Das vorgespannte Flugdach kragt frei vom Kern aus. Auch hier zeigt sich damit auf den zweiten Blick eine bautechnisch recht aufwendige Lösung. Der Kern des BASF-Hochhauses zeigt sich als voll entwickeltes Subensemble, bei dem in der bis heute üblichen Art alle typischen Funktionen – Vertikallasten, Horizontallasten, Vertikaltransport, Horizontaltransport und Haustechnik – unter Ausbildung von vielfachen wechselseitigen Beziehungen und Synergien kondensiert sind. Eine Einschränkung ist jedoch, dass das System nur dann funktioniert, wenn der Kern so im Gebäude liegt, dass mindestens eines der in ihm liegenden Fluchttreppenhäuser Kontakt zur Fassade hat. Der im Hochhaus am Plärrer sichtbare Konflikt der Fluchtstiege als Fremdkörper in der Nutzfläche wird damit eliminiert. Der ganze Entwurf ist vom Konzept bis zur Ausführung von einer hohen Innovationsfreude aufseiten der Architekten und Bauherren geprägt. Besonders deutlich zeigt sich dies

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am spannungsoptischen Kunststoffmodell, das zur Entwicklung des Tragwerkes notwendig war und das sicher einen Aufwand darstellte, der alles andere als üblich war. 1958, und damit ein Jahr nach der Fertigstellung des BASF-Hochhauses, wurde ein Verfahren zur Berechnung von Betonwänden als aussteifende Scheiben in Hochhäusern entwickelt.56 Der Verbundkern, der aus Sicht des Tragwerkes eine Ansammlung solcher aussteifenden Wände ist, wird nun mit wesentlich einfacheren Mitteln als jenen, die beim BASF-Hochhaus notwendig waren, beherrscht. Das BASF-Hochhaus zeigt damit eine wichtige Momentaufnahme in der Entwicklung dieses Bautyps und der Genese des Verbundkernes – es ist ein Prototyp, der mit großem Aufwand das erreicht, was kurz darauf der Stand der Technik sein wird. Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung deckt sich dies ungefähr mit den Entwicklungen in den USA. Mir M. Ali beobachtet die ersten aussteifenden Betonschotten in den 1940er Jahren57 und Carl Condit beschreibt eine Verbreitung dieses Systems Ende der 1950er Jahre.58 Das Berechnen von Kernwänden mit Öffnungen und komplexen Geometrien bleibt aber bis in die 1960er Jahre eine Herausforderung.59 Der Vollständigkeit halber muss hier auch erwähnt werden, dass schon vor der rechnerischen Beherrschung der Betonscheibe das Prinzip des aussteifenden Kernes angewendet wird. So empfiehlt der Deutsche Betonverein 1937 schlanken Turmbauten durch Treppenhäuser mit Eisenbetonwänden zusätzliche Steifigkeit zu verleihen.60 Wie eng Gestaltung und Technik beim BASF-Hochhaus verwoben sind, hat sich bei der bisherigen Betrachtung deutlich gezeigt. Die Logik dieser Verwebung entsteht in großen Teilen aus der funktionalistischen Einstellung der Architekten und einem darauf aufbauenden starken Gestaltungswillen. Ein Bruch in diesem sonst sehr kohärenten Gefüge zeigt sich allerdings bei dem Aufbau, der die Höhe des Hochhauses über die 100-Meter-Marke treibt. Er suggeriert, eine Fortsetzung des Kernes zu sein, was er aber keinesfalls ist. Er ist nicht in die Struktur des Hochhauses eingebunden, sondern nur auf diese aufgesetzt. Auch gestalterisch mag er hinsichtlich seiner Proportionen und seines Verhältnisses zum restlichen Gebäudevolumen nicht zu überzeugen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass der Bauherr ihn bei fortgeschrittenem Planungsstand forderte, um die 100 Meter zu erreichen; und es den Architekten nicht mehr gelang, ihn schlüssig zu integrieren.

Verwaltungsgebäude Mannesmann AG, 1954W Durch den Gewinn eines beschränkten Wettbewerbes sicherte sich Paul SchneiderEsleben 1954 den Auftrag für die Hauptverwaltung der Mannesmann AG in Düsseldorf (▶Projektkatalog S. 208). Ausgearbeitet wurde der Entwurf in Zusammenarbeit mit der Bauabteilung der Mannesmann AG, darüber hinaus war Egon Eiermann als Berater in baukünstlerischen Fragen am Projekt beteiligt und Fritz Leonhardt als Berater in bautechnischen Fragen.61 Das 88,5 Meter hohe Gebäude wurde 1958 fertiggestellt. Es orientiert sich stark an den zeitgenössischen Hochhäusern in den USA. Schneider-Esleben und Eiermann besuchten bei einer Reise in die USA auch Mies, an dessen Bauten sie sich orientierten.62

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Die Fassade wirkt technisch und funktional, nur feine Differenzierungen in den Brüstungshöhen reagieren auf den inneren Aufbau des Gebäudes. Die Fassade des überhohen Erdgeschosses ist weit eingezogen und erinnert damit an Mies’ Hochhäuser, zum Beispiel am Lake Shore Drive. Der Kern ist ein innerer Offset der Fassade, jedoch in Querrichtung aus der Gebäudemitte geschoben. Die Büroflächen liegen als U um den Kern herum und es ergibt sich so eine schmale Zone zwischen Fassade und Kern, in der die Sanitäranlagen untergebracht sind. Der Zugang zu diesen erfolgt durch die mittig im Kern angeordnete Liftlobby mit zu jeder Seite zwei Liften. Diese Lobby ist so breit, dass eigentlich von zwei Kernen gesprochen werden muss, die jedoch durch kräftige Riegel auf jedem Geschoss gekoppelt sind, sodass der Kern seine aussteifende Wirkung behält.63 Die Notwendigkeit, den Kern zu verschieben, ergibt sich auch aus der Schlankheit des Grundrisses, der wiederum eine Konsequenz des Grundstückes ist. Bei einer mittigen Lage des Kernes wäre zu beiden Seiten des Kernes zu wenig Tiefe für einen effektiven Bürogrundriss geblieben. Die Lage des Kernes resultiert jedoch auch daraus, dass sowohl die Entrauchung der Fluchttreppenhäuser als auch die mechanische und dezentrale Belüftung der Büroflächen über die Sanitärbereiche hinweg zur Fassade erfolgt.64 Von Bedeutung ist weiter die Beziehung von Kern und Skelett. Im Bereich der Sanitärräume kragen die Geschossplatten über circa 2,2 Meter vom Kern aus. Der Bereich ist damit völlig stützenfrei, was es erlaubt, die Zone sehr effizient zu nutzen, und das Ausblasen und Ansaugen von Luft in diesem Bereich erleichtert. Die Hauptverwaltung der Mannesmann AG ist das erste Hochhaus in Westdeutschland, dessen Tragwerk auf der Kombination von Stahlskelett und Betonkern beruht. Wegen des hohen Stahlpreises wurden die Hochhäuser in Deutschland bis in die 1970er Jahre hinein üblicherweise aus Beton errichtet,65 offensichtlich wollte die Mannesmann AG als Stahlproduzentin hier aber die Vorteile einer Stahlkonstruktion demonstrieren. Dementsprechend kommen die Stützen aus der Produktion des Konzernes und sind von beeindruckender Schlankheit. Der Außendurchmesser beträgt bei einem Achsabstand von 1,8 Metern nur 17,1 Zentimeter. Möglich wird dies nur, weil der Kern eine sehr hohe Steifigkeit aufweist und die Stützen keinerlei Horizontallasten aufnehmen müssen.66 Wie schon beim BASF-Hochhaus zeigt sich auch hier eine extrem hohe Konvergenz auf der technischen Ebene. Paul Schneider-Esleben schafft es, Tragwerk, Haustechnik und Gestaltung in engster Weise zu verflechten, und es gelingt ihm, einen Schritt weiter zu gehen als seinen Kollegen Hentrich und Petschnigg beim BASF-Hochhaus. Der Kern und die Fluchttreppen beginnen sich dabei von der Fassade zu lösen, was aber erst mit der Einführung des Sicherheitstreppenhauses vollständig gelingen wird. Die schrittweise Emanzipation des Kernes von der Fassade lässt sich auch in der Fassade des Hochhauses der Mannesmann AG ablesen: Im Bereich der Sanitäranlagen, wo der Kern noch die Nähe der Fassade benötigt, sind die Brüstungselemente höher als im Bereich der Büros. Auch dieses Hochhaus wurde geplant, bevor eine allgemeine Berechnungsmethode für Betonscheiben und damit Kerne zur Verfügung stand. Anders als beim BASF-Hochhaus sagen die vorliegenden Quellen hier jedoch nichts über den Entwicklungsprozess des Tragwerkes aus. Die Lösung dürfte im Berater Fritz Leonhardt liegen. Er hatte wenige Jahre zuvor den Stuttgarter Fernsehturm erbaut und sich so als weltweit führender Betonkonstrukteur profiliert.

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Mona-Hochhaus, 1957E 1957 planten die Architekten Hermann Backhaus und Harro Wolf Brosinsky in Karlsruhe ein zehngeschossiges Hochhaus für den Mona-Versand (▶Projektkatalog S. 217), das 1960 fertiggestellt wurde. Die Längsfassaden sind vom für die 1950er Jahre typischen Raster geprägt und haben einen funktional-technischen Duktus, vergleichbar mit dem der soeben besprochenen Hauptverwaltung der Mannesmann AG. Die Stirnfassaden sind nahezu geschlossen und verfügen nur über einzelne Fenster. Der Hauptkern ist vollständig aus dem Gebäude herausgeschoben, der Grundriss des Gebäudes ist aus einem Rechteck, welches die Büronutzungen aufnimmt, und dem quadratischen Kern, der mittig und ohne Fuge an einer Stirnseite des Rechteckes anschließt, zusammengesetzt. Im Kern befindet sich eine zweiläufige abgewinkelte Treppe. Sie ist offen in einer Lobby angeordnet, von der aus die sich ebenfalls im Kern befindenden Lifte und Sanitärräume erreicht werden. Räumlich ist die Situation großzügig, Fenster in den Kernaußenwänden und ein vertikal durchlaufendes Glasband im Bereich der Treppe sorgen für Tageslicht. Die Anordnung von Treppe und Liften wirkt räumlich und organisatorisch allerdings unbeholfen, so ist beispielsweise die Wartesituation vor den Liften sehr beengt, während im Bereich der Treppe ein räumliches Überangebot herrscht. Frei im Bereich der Büronutzung steht ein zweiter, kleinerer Kern. In ihm befinden sich eine enge Spindeltreppe, ein Personenlift, ein Aktenlift und ein Papierabwurfschacht. Das Rechteck der Büronutzung wird an beiden Stirnen von Betonscheiben abgeschlossen. In der dem Kern abgewandten Scheibe befinden sich je Geschoss zwei Fenster, in der Scheibe zum Kern hin befindet sich je Geschoss ein Durchgang, der die Verbindung zum Kern herstellt. Da das Mona-Hochhaus ursprünglich natürlich belüftet war, zeigen sich im Grundriss nur wenige Technikschächte. Diese liegen auf der den Büroflächen zugewandten Seite der an den Kern anschließenden Wandscheibe. Offensichtlich diente den Architekten Backhaus und Brosinsky das 1956–1958 von SOM in Chicago gebaute Inland Steel Building als Entwurfsreferenz, denn auch bei diesem ist der Kern ausgelagert und vor das Gebäude gestellt. Der Kern ist allerdings seitlich des Hauptvolumens platziert und über eine deutliche Fuge von diesem getrennt, so entsteht eine Klarheit, die das Mona-Hochhaus bei Weitem nicht erreicht. »Bestimmend für den Grundrißaufbau [des Mona-Hochhauses, Anm. d. Verf.] war die Forderung nach einer klaren Trennung der Verkehrsbereiche.«67 Das Prinzip des ausgelagerten Kernes ist aber, ganz anders als bei der amerikanischen Referenz, mangelhaft umgesetzt, da das Verhältnis zwischen dienendem Baukörper Kern und Hauptbaukörper Büro sowohl gestalterisch als auch technisch unklar ist. Kern und Hauptvolumen steifen sich jeweils selbst aus und gehen, anders als beim amerikanischen Vorbild, keine Synergie ein.68 Aufgrund eines großen Öffnungsanteiles wäre der Kern auch kaum als aussteifendes Element geeignet. Die Technikschächte liegen auf der Büroseite der Wandscheibe und nicht auf der Kernseite, was ebenfalls zu Unklarheit führt. Grund hierfür dürfte sein, dass so sich auf jedem Geschoss wiederholende Durchbrüche in der aussteifenden Wandscheibe vermieden werden konnten. Diese hätten die Wand in ihrer aussteifenden Wirkung geschwächt und einen zusätzlichen rechnerischen Aufwand bedeutet. Der Zweitkern in der Bürofläche ist der Forderung nach einem zweiten Fluchtweg ge-

Hamburg-Süd, 1958E

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Im Jahr 1958 entwarf Cäsar Pinnau ein 14-geschossiges Hochhaus für die zu dieser Zeit vom Industriellen Rudolf-August Oetker geführte Reederei Hamburg-Süd (▶Projektkatalog S. 223). Die Fertigstellung des Gebäudes zog sich bis in das Jahr 1965. Aufgrund seiner Erscheinung als schlichter Quader, der Gestaltung der Fassade und der Innenräume wird deutlich, dass sich auch dieses Hochhaus stark an amerikanischen Vorbildern der Zeit orientiert. Architekt und Bauherr unternahmen vor Baubeginn denn auch eine gemeinsame Informationsreise in die USA.70 Erstaunlich ist das, weil Pinnau im »Dritten Reich« eine beachtliche Karriere vorzuweisen hatte und gestalterisch auch dementsprechend orientiert war.71 Der Kern des Hochhauses liegt an der südlichen Stirnseite des Gebäudevolumens quer im Grundriss und ist symmetrisch zur Gebäudelängsachse aufgebaut: Mittig und zur Bürofläche hin orientiert befinden sich drei Lifte, zu jeder Seite davon zunächst Technikschächte und Technikräume, dann an der Fassade zu jeder Seite eine einläufige gerade Treppe. Auf der den Büroflächen abgewandten Seite befinden sich die Sanitärräume mit Kontakt zur Fassade. Der Kern hat damit auf drei Seiten Kontakt mit dieser. Da auch im Bereich des Kernes die Fassade auf der vollen Raumhöhe verglast ist und der Kern keine massiven äußeren Umfassungswände hat, profitieren Treppenhäuser und Sanitärräume voll von Tageslicht und Ausblick. Mangels als Scheiben wirksamen Außenwänden kann der Kern keine aussteifende Funktion für das Hochhaus übernehmen. Diese Funktion übernimmt ein System aus Wandscheiben, das über die Breite eines Konstruktionsrastermaßes quer im Gebäude liegt. Diese Wandscheiben liegen zwischen Kern und Büroflächen, sodass der Eindruck entsteht, die Kernaußenwände seien fälschlicherweise neben dem Kern abgestellt worden. Damit wurde eine wesentliche Funktion aus dem sonst sehr kompakt und sauber organisierten Verbundkern ausgegliedert. Dies widerspricht nicht nur der Logik der amerikanischen Vorbilder, sondern sorgt auch für einige Störungen in der Struktur des Hochhauses. Die aussteifende Zone ist durch massive Querwände in drei Zonen aufgeteilt. Die Mittlere ist eine Art übergroße Liftlobby, die trotz ihrer Lage außerhalb des Kernes kein Tageslicht erhält und sehr uneffektiv ist. Auch ist die Flexibilität der Büronutzung und der Organisation der Horizontalerschließung

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schuldet;69 eine wesentliche Rolle im Tragwerkssystem dürfte er nicht spielen. Die angesprochene Unklarheit zeigt sich auch in der äußeren Erscheinung des Gebäudes. Der Kern geht ein Geschoss über das restliche Gebäudevolumen hinaus und zieht sich längs über es hinweg. Das Gebäude wirkt von außen damit eher als zwei ineinandergeschobene Volumina – eine Lesart, die jedoch im Widerspruch zur inneren Struktur und Organisation steht. Obwohl das Mona-Hochhaus im Baumeister publiziert wurde, ist es eher ein Gebäude von regionaler Bedeutung. Den Architekten standen daher sicherlich keine hochkarätigen Experten oder aufwendige Simulationstechniken zur Verfügung. Wahrscheinlich mangelte es den Architekten sowohl an konzeptionellem Verständnis als auch an bau- und ingenieurstechnischen Potenzialen.

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wesentlich eingeschränkt, womit die Struktur des Hamburg-Süd-Hochhauses sich vehement gegen die sonst zu beobachtende Konvergenz der technischen Elemente im Verbundkern stellt und einen hohen Preis zahlt. Die Struktur des Hochhauses steht auch im Gegensatz zu seinem strukturierten, technisch und sauber wirkenden Äußeren. Was Pinnau zu dieser Lösung bewegt hat, ist nicht klar.

Unilever-Haus, 1960E Im Jahr 1958 wurden elf Architekten zur Teilnahme am Wettbewerb für das UnileverHaus (▶Projektkatalog S. 230) eingeladen. Der Bauherr wünschte sich ein effizientes Hochhaus mit möglichst großer Nutzfläche,72 wobei die Höhe ein Politikum war und nicht zu groß ausfallen sollte.73 Der erste Preis ging an Hugo van Kuyck aus Antwerpen, den zweiten Preis erhielten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg. Doch nach der Auswertung der Wettbewerbsergebnisse sah der Bauherr weiteres Optimierungspotenzial,74 eine Chance, die Hentrich und Petschnigg offensichtlich zu nutzen wussten. Der Grundriss ihres Wettbewerbsbeitrages war ein einfaches Rechtreck mit Kern an einer Längsfassade, ähnlich Paul Scheider-Eslebens Hochhaus für die Mannesmann AG. Dieser Grundrisstyp, der, wie ein Blick in den Projektkatalog zeigt, zu dieser Zeit sehr verbreitet war, erlaubte Fluchttreppen mit Fassadenkontakt, hatte aber den Nachteil einer niedrigen Effizienz, da die Nutzfläche nur ein um den Kern gelegtes U war. Der zur Ausführung gekommene Entwurf von Hentrich und Petschnigg zeigt sich im Grundriss als dreiflügelige Windmühle mit zentralem Kern, der nur 17 Prozent der Grundfläche einnimmt. Er ist damit deutlich effektiver als alle anderen Wettbewerbsbeiträge und hat bei 10 Metern geringerer Höhe eine über 40 Prozent größere Bruttogeschossfläche als der ursprünglich Wettbewerbsbeitrag der beiden.75 Dies gelingt mithilfe von Sicherheitstreppen mit Druckbelüftung und vorgeschalteten Schleusen gegen eindringenden Rauch.76 Hentrich und Petschnigg sind die ersten, die dieses in den USA schon länger bekannte System in Deutschland anwenden. Fast zeitgleich tun sie dies im Unilever-Hochhaus (1960E) und im Gebäude für die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (1961E). Bei beiden Projekten bedurfte es ausführlicher Gutachten und einer darauf basierenden Sondergenehmigung.77 Ob eines der Projekte Vorreiter war oder sie sich auf die gleichen Gutachten beriefen, kann hier nicht gesagt werden. Sicher waren Hentrich und Petschnigg aber schon länger darauf erpicht, das ihnen von ihren USA-Reisen bekannte System des Sicherheitstreppenhauses in Deutschland anzuwenden. Ihrem Bauherrn konnten sie dieses mithilfe des effektiven Grundrisses offensichtlich gut verkaufen und sich damit den Auftrag sichern, sodass der Wettbewerbsgewinner leer ausging. Der Grundriss ist aus drei ineinandergeschobenen Rechtecken zusammengesetzt, die jeweils um 120 Grad zueinander gedreht sind. Das Ende jedes Rechteckes ragt aus dieser dreieckigen Grundgeometrie heraus. Hier befinden sich tiefe, flexibel nutzbare Büroflächen. In der Mitte des Grundrisses liegt der ebenfalls dreieckige Kern, der komplett von Büroflächen umschlossen wird. Die Sicherheitstreppen liegen in den Spitzen des Kernes, in seinem Zentrum befindet sich eine dreieckige Liftlobby,

Bilanz

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Es ist bemerkenswert, wie sehr sich der Verbundkern innerhalb von ungefähr zehn Jahren wandelt, wie die Konvergenz und Systemintegration voranschreitet und wie der Kern Grundrisse, Volumetrie und Erscheinung der Hochhäuser beeinflusst, wobei der Beginn dieser Entwicklung auf Mies van der Rohes Entwurf »Wabe« aus dem Jahr 1921 zurückzuzuführen ist. Auf den ersten Blick scheint schon das Hochhaus am Plärrer einen voll ausgebildeten Verbundkern zu haben. Es zeigt sich dann jedoch, dass die Funktionen der Aussteifung und der Fluchtwege nur teilweise in ihn integriert sind, sodass sich Störeffekte ergeben. Außerdem widerspricht die repräsentative Haupttreppe als ein Relikt alter Typologien der Logik von Hochhaus und Verbundkern und führt zu konstruktiven und gestalterischen Unklarheiten. Das BASF-Hochhaus schafft es dann, alle typischen Funktionen in den Verbundkern zu integrieren. Dabei muss hinsichtlich des Tragwerkes aber ein enormer Aufwand betrieben werden und die Integration der Fluchttreppen in den Kern funktioniert nur, weil der Kern längs im Gebäude liegt und bis an die Fassade läuft, sodass hier eine Fluchttreppe liegt, die über die Fassade entraucht werden kann. Mit dem Verwaltungsgebäude der Mannesmann AG beginnt dann die schrittweise Ablösung des Kernes von der Fassade. Durch die Entrauchung der Treppenhäuser und das Ansaugen und Abblasen der Luft über die Sanitäranlagen hinweg muss der Kern aber weiterhin nah an der Fassade liegen und die Bürofläche kann den Kern nicht ganz umschließen. Die Architekten dieser drei Hochhäuser schaffen es auch, den Kern integral in die Gestaltungsprinzipien und die strukturelle Logik der Hochhäuser einzubeziehen. Anders zeigt sich dies beim Mona-Hochhaus und beim Hochhaus der Reederei Hamburg-Süd, denn bei beiden Hochhäusern scheinen die Architekten die Hochhausstrukturen konzeptionell nicht zu beherrschen. Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg gelingt schließlich durch die Einführung des Sicherheitstreppenhauses der Befreiungsschlag, womit der Verbundkern seine volle Konvergenz und Leistungsfähigkeit erreicht. Da das Prinzip nicht neu ist, ist die Leistung der Architekten dabei keine technische Innovation, sondern

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die über drei ebenfalls windmühlenartig liegende Gänge erreichbar ist. Der Verbundkern aus Beton nimmt außerdem Sanitärräume und Technikschächte auf. Die 1966 erschienene und 160 Seiten umfassende Publikation zum Unilever-Hochhaus schenkt den Berechnungen des Tragwerkes nur wenig Aufmerksamkeit. Sie scheinen inzwischen trotz der außergewöhnlichen Geometrie des Kernes keine besonderen Probleme oder Mühen mehr zu bereiten. Beim Blick auf die Fassade des Unilever-Hochhauses zeigen sich keine Überraschungen. Es ist eine für diese Zeit typische Vorhangfassade mit durch den Wechsel von durchlaufenden Brüstungs- und Fensterbändern stärker horizontale Gliederung. Bestimmend für die Erscheinung ist das charakteristische Gebäudevolumen, das sich aus der Geometrie des Grundrisses ergibt. Der über das sonstige Gebäudevolumen hinausragende Kern bildet den oberen Abschluss; und das typisch überhohe Erdgeschoss mit hinter die Stützen eingezogener Fassade bildet den Sockel.

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ein Überwinden der baupolizeilichen Barrieren. Hierzu spielen sie den Wunsch des Bauherrn nach einem wirtschaftlichen Gebäude aus. Ihre Technikaffinität und die Erfahrungen ihrer USA-Reisen dürften dabei gleichzeitig Triebfeder und Erfahrungsschatz für den Planungs- und Genehmigungsprozess gewesen sein. Die Freiheit, die ihnen das Sicherheitstreppenhaus bei der Gestaltung des Unilever-Hochhauses verschaffte, nutzten Hentrich und Petschnigg konsequent aus. Auch hierbei stellen sie eine Synergie zwischen dem Wunsch der Bauherren nach einem wirtschaftlichen Gebäude und ihrem Gestaltungswillen dar. Dieser Gestaltungswille zeigt sich in der expressiven und plastischen Form des Gebäudes, die wie ein Vorgriff auf die von Strukturalismus und Kybernetik geprägten Bürobauten wirkt. Der Kern ist hier zum voll entwickelten Subensemble aus Tragwerk, Liften, Sicherheitstreppen, Haustechnik und Horizontalverkehr geworden. Gestaltung und Technik sind dabei in eine enge Wechselbeziehung eingetreten, folglich wird bauliche Realität, was Mies 1921 schematisch vorgedacht hat.

Genesepfad 2: Brikettgrundriss – Formalismus und Komplexität Einführung Le Corbusier war ein Verfechter des Hochhauses, verachtete jedoch die US-amerikanische Architektur und sah in Manhattan das »mit allen Mitteln zu bekämpfende, neo-mittelalterliche Schreckensszenario.«78 Konsequenterweise entwickelte er eigene Hochhaustypen, am bekanntesten sind der Typ des im Grundriss kreuzförmigen Hochhauses der Ville Radieuse sowie die Unité d’Habitation. Ein weiterer Typ zeigt sich 1931–1934 im Kontext von Corbusiers Arbeiten für Algier.79 Der Grundriss ergibt sich aus einem Rechteck, dessen Längsseiten man mittig teilt und so dreht, dass in der Mitte ein stumpfer Winkel entsteht. Der Genesepfad, der sich ausgehend von diesem Entwurf aufzeigen und bei den Hochhäusern Westdeutschlands bis in die 1960er Jahre verfolgen lässt, soll als der des Brikettgrundrisses bezeichnet werden.80 Bei Corbusier folgen weitere Entwürfe aus diesem Schema heraus: der Entwurf für die Rentenanstalt in Zürich aus dem Jahr 193381 und ein weiterer Hochhausentwurf für Algier aus den Jahren 1938–1941.82 Corbusier arbeitet bei all diesen Entwürfen mit dem plastischen Potenzial, das sich aus der Grundrissform für das Gebäude ergibt. Entsprechend widmet er sich besonders der Fassadengestaltung, den Aufbauten und dem Sockel. Die Grundrisse dagegen wirken generisch und ziehen kaum Gewinn aus den Besonderheiten der Geometrie. Wenig differenzierte Stützenraster und lose verteilte Elemente der Vertikalerschließung bestimmen das Bild, lediglich die sich zu ihren Enden verjüngenden zentralen Erschließungsgänge bringen etwas Spannung in den Grundriss. Aspekte wie Tragwerk und Vertikalerschließung sind zwar durchaus sauber gelöst, strukturelle Synergien mit der Erscheinung der Gebäude bleiben aber aus. Mit ihrem Entwurf für das Pirelli-Hochhaus in Mailand aus dem Jahr 195583 drücken Giò Ponti und Pier Luigi Nervi dem Brikettgrundriss dann ihren Stempel auf. An jeder Stirnseite positionieren sie im Grundriss dreieckige Kerne, die Längs- und

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Wohnhochhaus, Bartningallee 5, Berlin 1955EA, Luciano Baldessari

Rathaus Düren 1954W, Denis Boniver

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Telefunken-Hochhaus, Berlin 1957EA, Paul Schwebes und Hans Schoszberger

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Niedersächsische Landesverwaltung, Hannover 1960EA, Gerd Fesel

Abbildung 8: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Brikettgrundriss betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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Querkräfte sowie vertikale Infrastrukturen aufnehmen. In Querrichtung wird das Gebäude außerdem durch zwei sich nach oben verästelnde Querschotten geteilt. In der Mitte des Grundrisses zeigt sich der typische, sich verjüngende Mittelgang. Schotten und Kerne prägen und gliedern auch die Fassaden. Die Zusammenarbeit des Betonpioniers Nervi und des Architekten Ponti führt hier zu einer untrennbaren Einheit von Gestaltung und Technik. Die Zweistufigkeit im Genesepfad des Brikettgrundrisses – zunächst nach dem Modell Corbusier, dann in der strukturell komplexeren Form von Ponti und Nervi – lässt sich auch in Deutschland beobachten. Das Rathaus in Düren von Denis Boniver aus dem Jahr 1954E orientiert sich an Le Corbusier, während das Wohnhochhaus der Internationalen Bauausstellung 1957 von Luciano Baldessari an der Bartningallee 5 deutlich den Einfluss von Ponti und Nervi zeigt. Die beiden Gebäude sind die ersten Vertreter des Typs in Deutschland, bei denen der Brikettgrundriss als Alternative zum geometrisch-kubischen Konzept des Hochhauses von der

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Architektenschaft gerne aufgenommen wird.84 Er sollte sich zwar nie flächendeckend durchsetzen und verschwindet seinerzeit schon bald wieder, trotzdem entsteht zum damaligen Zeitpunkt in Deutschland eine nicht zu übersehende Anzahl von Hochhäusern, die diesem Genesepfad zuzuordnen sind.

Rathaus Düren, 1954W Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges war die Stadtverwaltung von Düren zunächst provisorisch in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Im Jahr 1954 wurde dann ein Wettbewerb für den Neubau des Rathauses (▶Projektkatalog S. 209) ausgeschrieben. 74 Architekten beteiligten sich am Verfahren, den Auftrag erhielt nach Beschluss des Preisgerichtes Denis Boniver. Die Eröffnung des Rathauses im Jahr 1959 kommentierte der Oberstadtdirektor mit den Worten: »Ich, Düren, bin wieder da.«85 Das Rathaus ist bei neun oberirdischen Geschossen 32 Meter hoch und wird durch einen drei- und einen fünfgeschossigen Flachbau zu einem Ensemble ergänzt. Teil davon ist auch ein höher gelegener Vorplatz, der über eine große Freitreppe und eine Rampe vom Dürener Kaiserplatz aus zugänglich ist. Der Grundriss des Hochhauses ist in einen rechteckigen Mittelteil und sich verjüngende Endteile gegliedert, sodass sich die charakteristische Geometrie des Briketts zeigt. Der Mittelteil nimmt die halbe Gebäudelänge ein, an den Stirnseiten des Mittelteiles laufen aussteifende Schotten quer durch die Struktur. An eine dieser Schotten schließt ein ebenfalls quer im Grundriss liegender Kern an, der vom längs durch das Gebäude laufenden Mittelgang zweigeteilt wird. Ein Teil des Kernes nimmt die Sanitäranlagen auf, der andere zwei Lifte, einen Technikschacht und den Zugang zur Treppe. In ihrem Grundriss ist diese Treppe eine Ellipse, die zwei Läufe und das Zwischenpodest ragen aus dem sonstigen Volumen heraus. Das Zwischenpodest und die Stufen kragen dabei von einer massiven, ebenfalls elliptischen Spindel aus. Eine zweite Treppe liegt als kompakte Fluchttreppe innerhalb des Gebäudevolumens an einer der dem Kern abgewandten Querschotten. Im Mittelteil des Grundrisses liegt zu beiden Seiten des Erschließungsganges eine Stützenreihe, wobei es im Bereich der Endteile nur Stützen in Fassadenebene gibt. Alle Stützen haben einen rechteckigen Querschnitt und weisen damit jeweils in eine Richtung. Boniver nutzt dies, um die Grundgeometrie des Gebäudes durch verschiedene Ausrichtungen der Stützen in ihrer Lesbarkeit zu stärken. Ebenso eigenwillig und konsequent wie Grundriss und Struktur ist die äußere Erscheinung des Bauwerkes. Die gedrehten Fassaden der Endteile sind aus rotbraunem Backstein. Da sie nur Perforationen, aber keine Fenster aufweisen, wirken sie geschlossen, erhalten durch ein plastisch herausgearbeitetes Muster aber eine feine Struktur. Die Stirn- und Seitenfassaden sind durch weiße Betonlisenen vertikal gegliedert und wirken wie auf das Gebäudevolumen aufgesetzt. Die sich daraus ergebenden Brüstungsfelder sind mit leuchtend gelbem Mosaik belegt, der Farbe des Dürener Stadtwappens. Die Kombination von Backstein, weiß gestrichenem Beton und gelbem Mosaik passt sehr gut zum Zeitgeist der 1950er Jahre, erreicht zudem eine Eigenständigkeit und Stärke, wie sie nur sehr selten zu finden sind. Neben der

Wohnhochhaus Bartningallee 5, 1955EA

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Der Mailänder Architekt Luciano Baldessari brachte den Brikettgrundriss à la Ponti nach Deutschland. Er beteiligte sich mit dem Wohnhochhaus an der Bartningallee 5 (▶Projektkatalog S. 212) an der Internationalen Bauausstellung des Jahres 1957 in Berlin. Der Entwurf entstand im Jahr 1955, dem Jahr, in dem der Grundstein des Pirelli-Hochhauses gelegt wurde und dieses durch Publikationen schon vielfach Beachtung fand.88 Bei Baldessaris 17-geschossigem Wohnhochhaus handelt es sich wie beim Pirelli-Hochhaus um eine Betonkonstruktion. »Lamellenartige Scheiben, die sich – 20cm dick – durch das Haus ziehen«89, bilden das Tragwerk des 53,5 Meter hohen Gebäudes. Bei diesen Scheiben handelt es sich um die Längs- und Querwände der Wohnungen. Diese liegen in zwei Spangen östlich und westlich einer Mittelzone, die als Erschließung dient und an ihren Enden Balkone aufnimmt. Die Mittelzone verschlankt sich zu den Gebäudestirnen, während die Wohnungen eine gleichbleibende Tiefe aufweisen, sodass der charakteristische Brikettgrundriss entsteht. Frei in der Mittelzone stehen ein Batterie aus zwei Liften sowie ein Treppenhaus. Diese Elemente werden von einer Fläche umflossen, von der aus die Wohnungen erschlossen werden. Sie grenzt an ihren Stirnseiten an in das Gebäude eingeschnittene Lichthöfe. Über diese Lichthöfe spannen an den Enden des Gebäudes kleine Balkone, die von den angrenzenden Wohnungen zugänglich sind. Weitere Balkone befinden sich mittig an den Längsseiten des Grundrisses, wobei diese halb in das Gebäudevolumen eingezogen sind. Das Äußere des Gebäudes wird durch eine gleichmäßig gerasterte Lochfassade bestimmt und die Balkone der Längsfassaden sind durch massive Brüstungsscheiben plastisch betont, während die Balkone an den Stirnfassaden leichte,

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ausgestülpten repräsentativen Treppe finden sich noch weitere additive Elemente: Der Ratssaal hat einen wie die Treppe elliptischen Erker zum Vorplatz hin, und an der Stirnseite des Hochhauses zum Kaiserplatz befinden sich eine Uhr und ein geschosshohes Stadtwappen als plastischer Aufsatz des Gebäudes. Denis Boniver, Jahrgang 1897, war Schüler von Paul Bonatz und Hochschullehrer für Baugeschichte in Stuttgart und Weimar. 1940 veröffentlichte er das Buch Abendländische Baukunst. Eine Baugeschichte in Beispielen86 und schrieb darin: »Mit Absicht wurden die Beispiele so gewählt, daß sie, je mehr die Betrachtung sich der Gegenwart nähert, immer ausschließlicher dem deutschen Kulturbereich entnommen wurden. Alle historischen Studien entspringen letzten Endes doch nur der Frage nach uns selbst.«87 Boniver hatte vor dem Rathaus nur zwei Wohnhäuser entworfen und war, als er den Wettbewerbsbeitrag verfasste, 57 Jahre alt. Nach Düren baute er einige Kirchen oder gestaltete sie neu, bevor er 1961 verstarb. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, wie reif die Struktur und Gestaltung des Rathauses sind. Hinsichtlich der Integration von Aussteifung und Vertikalerschließung geht Boniver deutlich weiter als Corbusier in den genannten Bauten. Besonders die ausgestülpte Treppe erscheint als eigenständige Interpretation des Vertikalverkehrs im Hochhaus, wobei sie funktional, geometrisch und konstruktiv keinerlei Unsauberkeiten erkennen lässt.

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transparente Brüstungen haben. Auch der Brikettgrundriss von Baldessari verfolgt, im Gegensatz zum Tragwerksprinzip des Verbundkernes, eine dezentrale Tragwerksstrategie. Die Trennwände der Wohnungen nehmen sowohl die Horizontal- als auch die Vertikallasten auf und das Zentrum des Grundrisses bleibt weitgehend frei von Tragwerkselementen. Anders als beim Pirelli-Hochhaus wirkt das Hochhaus an der Bartningallee aber fast wie ein normaler Schottenbau, der lediglich etwas verzerrt ist. In der Mittelzone des Grundrisses entsteht trotzdem der für den Brikettgrundriss typische spannungsvolle Raum, den Baldessari zu einer räumlich spannenden und großzügigen Erschließungszone zu machen versucht. Dies gelingt nur bedingt, da die massiven Einbauten der Lifte und des Treppenhauses die Mittelzone verstellen. Auch im Bereich der Lichthöfe und der sich darin befindlichen Balkone gibt es Störfaktoren. Durch den Brikettgrundriss bedingt werden die Lichthöfe zur Fassade hin enger, was für den Lichteintrag hinderlich ist. Lichthöfe und Balkone erscheinen aufgrund der Enge auch hinsichtlich der Privatsphäre problematisch. Das große Potenzial, das dem Brikettgrundriss innewohnt – die Mittelzone und äußere Erscheinung – wird beim Hochhaus an der Bartningallee 5 also nur in Teilen genutzt.

Telefunken-Hochhaus, 1957EA Das im Jahr 1960 nach einem Entwurf der Berliner Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger fertiggestellte Telefunken-Hochhaus (▶Projektkatalog S. 220) ist bei 22 oberirdischen Geschossen 80 Meter hoch und erhebt sich als städtebauliche Dominate am Ernst-Reuter-Platz im ehemaligen West-Berlin. Es war zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung das höchste Haus Berlins. Zur Eröffnung erschien eine Broschüre, in der die Firma Telefunken mit Stolz das Hochhaus sowie aktuelle Produkte präsentiert. Zeichnungen oder andere tiefer gehende Informationen zum Gebäude fehlen aber.90 Das Betontragwerk des Bürogebäudes besteht aus drei Kernen, welche die vertikale Infrastruktur aufnehmen, quer im Grundriss liegenden Betonschotten sowie in der Fassadenebene liegenden Großstützen. Zwei der Kerne werden von an den Gebäudestirnen liegenden Fluchttreppen gebildet, der dritte Kern liegt in der Mitte des Gebäudes, seitlich des Ganges. Dieser Hauptkern nimmt fünf Lifte sowie deren Lobby auf. Die Lobby liegt quer an der Fassade und wird großzügig mit Tageslicht versorgt. Die Brikettform ergibt sich aus dem sich zu den Gebäudestirnen verjüngenden Mittelgang, die Tiefe der Bürozone dagegen bleibt konstant. Sie und die gewählte Konstruktionsart werden mit dem Wunsch nach »grundrißlicher Flexibilität«91 begründet. Die Überlagerung von Tragwerk und Nutzfläche führt zu einer Fragmentierung der selbigen. Zu beiden Seiten der Fluchttreppen entstehen »Eckzimmer«, die durch die Querschotten von den anschließenden Büroflächen abgetrennt sind. Zwei weitere Zonen ergeben sich zu beiden Seiten des Hauptkernes und die größte durchgängige Bürofläche zieht sich als leicht geknickter »Bumerang« entlang der dem Hauptkern gegenüberliegenden Längsfassade. Die Struktur gewährt den Büroflächen damit zwar Stützenfreiheit, eine besonders große Flexibilität entsteht aber nicht. Bei jedem

Niedersächsische Landesverwaltung, 1960EA

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Das Hochhaus der Niedersächsischen Landesverwaltung in Hannover (▶Projektkatalog S. 232) wurde 1962 nach Plänen von Gerd Fesel fertiggestellt. Bei 14 oberirdischen Geschossen ergibt sich eine Traufhöhe von 47,5 Metern. Zum Gebäude gehört ein pavillonartiger zweigeschossiger Flachbau, der über einen gläsernen Gang an das Hochhaus angeschlossen ist. An jeder Längsfassade des Hochhauses liegt eine zweifach abgeknickte Bürospange. Die Spangen eines Geschosses liegen zu beiden Seiten einer Erschließungszone; diese verjüngt sich durch den Verlauf der Spangen zu den Stirnfassaden hin, die Tiefe der Büros bleibt konstant. Zwei Schotten liegen als Winkelhalbierende hinter den Knickstellen, und an den Gebäudestirnen werden die Bürospangen ebenfalls durch Schotten abgeschlossen. Zwischen diesen befinden sich in Fassadenebene Stützen. Längs in der Erschließungszone liegt ein Kern. An einem Ende verjüngt sich dieser, am anderen bleibt er weit hinter der Stirnfassade zurück, sodass eine räumlich großzügige Situation entsteht. Hier befindet sich eine zweiläufige Treppe mit großem Auge. Im Bereich der dieser Treppe zugewandten Stirnseite des Kernes liegen wiederum zwei Personenlifte, sodass sich eine nicht nur

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

der Fluchttreppenhäuser zeigen sich zwei kleine Technikschächte, ein größerer ist in den Hauptkern integriert. Die Struktur des Telefunken-Hochhauses bestimmt auch dessen äußere Erscheinung. Die in hellem Sichtbeton ausgeführten vertikalen Elemente der Liftschächte und der Großstützen heben sich deutlich vom restlichen Volumen ab und gliedern dieses. Die Stützen, hinter denen die aussteifenden Schotten liegen, verjüngen sich nach oben und unten stark, am breitesten sind sie auf der Höhe der Decke des ersten Obergeschosses. Sie wirken damit wie in den Boden gerammte Lanzen. In gleicher Materialität zeigen sich die vorgezogenen Deckenplatten, die einen Brandüberschlag zwischen den Geschossen verhindern sollen.92 Ebenso unverzichtbar erscheinen sie aber als gestalterisches Element in der Gesamtkomposition des Gebäudes, denn erst durch sie wird eine ausgewogene Balance zwischen Vertikale und Horizontale erreicht. Auch die Fluchttreppenhäuser treten deutlich in Erscheinung, sind aber durch eine dunklere Farbgebung etwas zurückgenommen. Die Fassade im Bereich der Büronutzung besteht aus geschlossenen Paneelen, die eine Brüstungszone ausbilden, und oberhalb davon großzügigen Verglasungen, die bis zu den darüberliegenden Bodenplatten durchlaufen. Das oberste Geschoss löst sich zu einer Art Flugdach auf. Eine Sockelausbildung findet dadurch statt, dass das erste Obergeschoss an den Längsfassaden einen umlaufenden Rahmen erhält, auf dem das Gebäude zu stehen scheint; und weiße Fassadenpfosten geben der sonst dunklen Fassade in diesen Bereichen einen feinen Rhythmus, der für die Gesamtkomposition ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Eine Qualität des Brikettgrundrisses kommt beim Telefunken-Hochhaus deutlich zur Wirkung: Von den Stirnseiten betrachtet erscheint es sehr schlank, weil die breitere Mitte des Gebäudes durch die Perspektive meist nicht sichtbar ist. Somit wirkt das Gebäudevolumen je nach Standpunkt des Beobachters sehr unterschiedlich.

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räumlich, sondern auch funktional überzeugende Situation ergibt. Zwei querliegende Durchgangszonen dreiteilen den Kern. Ein Teil nimmt die Lifte auf, der zweite Sanitäranlagen und Schächte, der dritte einen Materialaufzug und eine halb gewendelte »Nottreppe«93. Das Gebäude ist als Stahlkonstruktion ausgeführt, was erstaunlich ist, da sich der Brikettgrundriss aufgrund der Schotten und der komplexen Geometrie eher für eine Ausführung in Beton eignet. Trotzdem wirken Grundriss und äußere Erscheinung selbstverständlicher als bei den zwei schon besprochenen Projekten dieses Genesepfades. Die Längsfassaden sind durch den Wechsel von Brüstungs- und Fensterbändern horizontal gegliedert, das Fassadenraster ist nicht so dominant, wie dies in der 1950er Jahre oft zu beobachten ist. Die Kanten laufen als Vertikale über diesem Wechsel durch und betonen die Geometrie des Gebäudevolumens. Die Stirnseiten der Landesverwaltung sind als Konsequenz der Grundrissgeometrie leicht konkav, die geschlossenen Schotten, die die Bürospangen abschließen, heben sich deutlich von den offenen Mittelzonen ab. Nach oben wird das Hauptvolumen des Gebäudes durch ein überhohes Geschoss abgeschlossen, und die Mittelzone ragt ein weiteres Geschoss über das Hauptvolumen hinaus. Die Erdgeschossfassade ist deutlich eingezogen, sodass die Schotten und Stützen vor die Fassade treten. Fesel ist es gelungen, ein relativ schlichtes, überzeugendes Gebäude zu entwerfen, bei dem der Brikettgrundriss nicht so überzeichnet ist wie zum Beispiel beim Telefunken-Hochhaus. Trotzdem ergeben sich charakteristische und großzügige Situationen. Die Geometrie der Treppen ist noch vom klassischen Bürobau der 1950er geprägt, hier aber schlüssig in die Logik der Hochhausstruktur integriert. Der Preis, den die Niedersächsische Landesverwaltung zahlt, ist die durch die Schotten eingeschränkte Flexibilität der Büroflächen.

Bilanz Der Brikettgrundriss findet seinen Höhepunkt gleich im ersten Hochhaus, in dem sich seine Logik voll entfaltet: dem Pirelli-Hochhaus von Ponti und Nervi. Ausdruck, Tragwerk, Organisation und die Eigenschaften des Materials Beton treten hier in synergetische Wechselwirkungen, die in ihrer Komplexität beim Bautyp des Hochhauses wohl bis heute nicht übertroffen wurden. Das Pirelli-Hochhaus muss auf die Architektenschaft seiner Zeit einen enormen Eindruck gemacht haben, weshalb es nicht erstaunlich ist, dass bald darauf nicht nur in Deutschland von ihm beeinflusste Hochhäuser entstanden.94 Dabei zeigt sich allerdings, dass die Transformation der Logik des Briketts in einen anderen Kontext durchaus Fallstricke bereithält. Dies musste besonders Baldessari bei seinem Hochhaus für die Interbau 1957 erfahren, wohingegen es Schwebes und Schoszberger mit dem Telefunken-Hochhaus gelungen ist, eine konsequente und eigene Interpretation des Briketts zu liefern. Aus der strukturellen Komplexität haben sie eine schlüssige Struktur generiert, die dem Technikoptimismus, dem wirtschaftlichen Wiedererstarken und dem Sendebewusstsein der westdeutschen Gesellschaft und des Konzerns Telefunken einen bis heute starken Ausdruck verleiht. Die Qualität der Niedersächsischen Landesverwaltung von Gerd Fesel besteht darin, gerade nicht der hohen Ambition des Vorbildes zum Opfer

Genesepfad 3: Räumliche Komplexität – Effizienz und Überschätzung Einführung

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In der Grundlogik des Gebäudetyps zeigen sich die einzelnen Geschosse eines Hochhauses als vertikal strikt durch die Geschossdecken getrennt. Lediglich Treppen und Lifte durchstoßen diese lokal mit kleinen Perforationen. Es ist dann Le Corbusier, der mit seiner 1925 vorgestellten Unité d’Habitation zeigt, dass ein Hochhaus auch einer anderen Logik folgen kann, als der des immer gleichen gestapelten Grundrisses. Dazu zerlegt Le Corbusier die Vertikalerschließung des Hochhauses in zwei Hierarchien: zum einen in die Haupterschließung mit Liften und zum anderen in die private Erschließung innerhalb der Wohneinheiten per Treppe. Es entstehen so Pakete von drei Geschossen, die sich einen Gang zur Horizontalerschließung teilen. Innerhalb der Wohneinheiten entstehen räumliche Qualität und Komplexität, wie sie das Hochhaus bis dato nicht kannte. Die effiziente Vertikalerschließung, die räumlichen Qualitäten, aber auch die Fassadengestaltung, das Tragwerk und der Baustoff Beton sind zu einem komplexen Ganzen geworden, in dem sich neuartige Wechselbeziehungen zwischen diesen Akteuren sowie ein völlig neuer gestalterischer Ausdruck für

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gefallen zu sein. Vielmehr wurden sie hier auf ein dem Maßstab, der Bedeutung und den Möglichkeiten des Projektes angemessenes Maß gedimmt. Der Brikettgrundriss kann als europäische Gegenposition zum Kubus des International Style verstanden werden.95 In dieser Position findet die künstlerischplastische Herangehensweise Le Corbusiers mit dem technisch-plastischen Ansatz der europäischen Betonpioniere zusammen. Trotzdem sollte der Pfad des Brikettgrundrisses bald wieder enden. Die Gründe hierfür können recht deutlich aufgezeigt werden. Bei zwei der drei hier untersuchten Projekte wird die Flexibilität des Grundrisses als Hauptargument für das Brikett angeführt. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass die Grundrisse zwar stützenfrei sind, die Flexibilität aufgrund der Schotten jedoch eher gering ist. Der wahre Grund, warum der Brikettgrundriss Architekten und sicher auch Ingenieure und Bauherren faszinierte, dürften also vielmehr dessen Gestaltungspotenziale gewesen sein. Damit muss der Brikettgrundriss eher als formale Mode bezeichnet werden, die irgendwann hinfällig war. Über diesen Aspekt hinaus bietet der Brikettgrundriss zu wenig Substanz, um Nährboden für einen längeren Genesepfad zu sein. Weitere Gründe für das schnelle Ende des Genesepfades sind sicher auch die komplexe Ausführung und deren Planung. Die ausdrucksstarken Betonkonstruktionen, wie die des Pirelli- oder des Telefunken-Hochhauses, bedeuteten unter anderem einen enormen Aufwand im Schalungsbau. Sie sind Ausdruck eines arbeitsintensiven, aber materialsparenden Betonbaues, der aus Gründen der Wirtschaftlichkeit spätestens in der 1970er Jahren nicht mehr praktikabel war. Gerade dadurch, dass der Genesepfad des Brikettgrundrisses nur kurz andauerte, sind die entsprechenden Projekte aber typisch und waren prägend für ihre Zeit.

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den Bautyp Hochhaus finden. Damit erlangt die Unité d’Habitation einen Status wie Mies’ Entwurf für das Hochhaus an der Friedrichstraße oder das Pirelli-Hochhaus von Ponti und Nervi. Alle diese Hochhäuser sind Erstlinge, in denen sich eine neue Logik der Hochhausstruktur und des Gewebes aus Gestaltung und Technik findet. Das Prinzip der Unité bleibt nicht das einzige, mit der dem Hochhaus zu innerer räumlicher Komplexität verholfen wird, sie scheint der Architektenschaft aber den Anstoß gegeben zu haben, den Versuch zu unternehmen, dieses Potenzial des Hochhauses zu nutzen. Nach dem Brikettgrundriss ist dies also der zweite Genesepfad, der auf Le Corbusier zurückzuführen ist.

Versuchsbau des Bundesministeriums für Wohnungsbau, 1953EA Der 1954 fertiggestellte Versuchsbau des Bundesministeriums für Wohnungsbau in Fürth (▶Projektkatalog S. 206) wurde von Stadtbaurat Friedrich Hirsch und Regierungsbaumeister Rolf Erdmannsdorffer geplant. Das zehngeschossige Gebäude ist 29 Meter hoch. »Die Entwurfsanordnung wurde nach den Gesichtspunkten der größten Wirtschaftlichkeit und besten Ausnutzung von Rationalisierungsmöglichkeiten getroffen.«96 So sollte für die 42 Eigentumswohnungen bei gleichem Preis ein höherer als der übliche Standard realisiert werden.97 Das Gebäude hat einen Lift und eine Haupttreppe, beide sind auf fünf der Geschosse an Laubengänge angebunden. Die Wohnungen funktionieren nach dem Split-Level-Prinzip über drei Ebenen, die Hauptorientierung der Wohnungen wechselt damit durch die Verschachtelung. Konstruktiv handelt es sich um einen Schottenbau mit 30 Zentimeter starken gemauerten Wänden und Ortbetondecken. Auch dieses Prinzip war neu98 und diente der Effizienz sowie dem Schallschutz, der in vergleichbaren anderen Projekten oft zu Problemen geführt hatte. Interessanterweise druckte der Baumeister das Modellfoto einer Wohneinheit und einige Innenraumaufnahmen des fertigen Gebäudes.99 So zeigt sich, dass trotz des Split-Levels keine räumliche Großzügigkeit entsteht. Die Wohnungen sind extrem platzsparend angelegt, die Verbindungen der unterschiedlichen Ebenen erscheinen eher als Durchschlupf. Dennoch profitieren die Wohnungen von dem räumlich komplexen Gefüge: Alle sind zweiseitig orientiert, verfügen trotz des Laubenganges über ausreichend Privatsphäre und es besteht die Möglichkeit der Querlüftung. Sowohl das Konstruktions- als auch das Erschließungsprinzip ist deutlich von außen ablesbar: Die Stirnwände sind bis auf wenige Fenster geschlossen, während die Längsfassaden mit durchgängigen Fensterbändern versehen sind. Eine Längsseite des Gebäudes wird von Loggien rhythmisiert, die andere von den eingezogenen Laubengängen und dem vorgestellten Liftschacht. Das extrem flache Satteldach mit relativ großem Überstand ist ebenso typisch für die 1950er Jahre100 wie die kleine Teilung der Fenster in stehende Formate. Unter dem Dach befindet sich Lager- oder Trocknungsfläche, was ebenfalls deutlich von außen ablesbar ist. Der Baumeister wertete das Projekt nach einem Jahr Betrieb als Erfolg, »obwohl sich gegen das Wohnhochhaus überhaupt und gegen das Wohnhochreihenhaus (im Gegensatz zum Punkthaus) im besonderen sicher vieles einwenden läßt und in diesem Heft auch schon eingewendet worden ist.«101

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Versuchsbau des Bundesministeriums für Wohnungsbau, Fürth 1953EA, Friedrich Hirsch und Rolf Erdmannsdorffer

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Wohnhochhaus, Bartningallee 7, Berlin 1956E, Van den Broek und Bakema

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Kollegiengebäude 1, Stuttgart 1955E, Rolf Gutbier, Günter Wilhelm und Curt Siegel

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Verwaltungs- und Forschungszentrum Osram, München 1962W, Curt Siegel und Rudolf Wonneberg

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Wohnblock mit schwebenden Gärten 1966E, Horst Peter Dollinger

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Abbildung 9: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Räumliche Komplexität betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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Kollegiengebäude 1, 1955E Als einer der ersten neuen Bausteine des Hochschulcampus in der Stuttgarter Innenstadt wurde das Kollegiengebäude 1, kurz K1 (▶Projektkatalog S. 213), zwischen 1956B und 1960F errichtet. Im Krieg war ein Großteil der Universität zerstört worden und es herrschte enorme Raumnot. Um Abhilfe zu schaffen, sollte das Gebäude die Fakultäten für Architektur und für Bauingenieurswesen aufnehmen. Der Entwurf wurde von den drei dort lehrenden Professoren Rolf Gutbier, Günter Wilhelm und Curt Siegel verfasst. 1958 wurde der Bau von K2, dem Zwillingsgebäude von K1, beschlossen und 1964 zusammen mit dem eindrucksvollen Tiefenhörsaal fertiggestellt. Ein schlanker Kern zieht sich in leicht außermittiger Lage längs durch K1. Er ist in drei Teile gegliedert: zwei an den Gebäudeenden mit Fluchttreppenhäusern an den Stirnfassaden und einem mit fünf Personenliften und einem Servicelift sowie einem Technikschacht in der Mitte. Zwischen den Kernteilen bleiben zwei breite Durchgangszonen, auf beiden Seiten von ihnen liegt jeweils ein Erschließungsgang. Das Besondere des Entwurfes zeigt sich im Schnitt. In der etwas weniger tiefen Nutzungszone im Südosten liegen Büros, während in der im Nordosten liegenden Zone Seminarräume und kleine Vorlesungssäle untergebracht sind. Drei Bürogeschosse haben dieselbe Höhe wie zwei Seminargeschosse. Daraus ergibt sich eine Split-LevelSituation, deren verbindendes Element die Zonen zwischen den Kernen sind. Dasselbe Prinzip findet sich, wenn auch mit ganz anderer Gebäudevolumetrie und Erscheinung, beim 1972 fertiggestellten und im Projektkatalog enthaltenen Turm der Abteilung für Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.102 Die Lifte halten auf dem Niveau der Seminargeschosse, von dort gelangt man über einläufige Treppen auf die Büroebenen. Der Erschließungsgang auf der Seite der Seminarräume ist so breit, dass er auch für Besprechungen dienen kann. Vier Stützenreihen ziehen sich längs durch den Grundriss: zwei an den Fassaden und zwei zwischen Gang und Nutzflächen, sodass diese stützenfrei sind. An den Stirnseiten werden die Spangen mit den Nutzflächen durch Betonscheiben abgeschlossen. Sie nehmen, mit Ausnahme des Erdgeschosses, die ganze Gebäudehöhe ein und dienen der Aufnahme von Querkräften, die über die Geschossdecken in die Stützen geführt werden. Der gesamte Rohbau ist in Stahlbeton ausgeführt. Wie die Struktur und die Grundrisse wirken auch die Fassaden einerseits komplex, anderseits schlicht und sinnfällig. Die Stirnseiten werden von jeweils zwei mächtigen Sichtbetonscheiben dominiert. Die Fassade der Mittelzone dazwischen ist gegenüber diesen Scheiben zurückgezogen. Im Nordosten ist die Mittelzone komplett verglast und gibt den Blick auf die Fluchttreppe frei, im Südwesten zeigt sie durch in Sichtbeton ausgeführte Brüstungselemente den Wechsel zwischen den verschiedenen Geschosshöhen an. Die Längsfassaden sind geprägt vom Wechselspiel der vertikal durchlaufenden Stützen und den Horizontalen der Brüstungs- und Fensterbänder. Alle Bauteile der Längsfassade liegen flächenbündig in einer Ebene, das Erdgeschoss ist wie die Mittelzone an den Stirnseiten eingezogen. Es ergibt sich so ein sehr klares, aus Kuben zusammengesetztes Gesamtbild des Gebäudes. Einen oberen Abschluss bildet ein Flugdach aus Betonbalken, das sich jedoch nur über zwei Konstruktionsfelder erstreckt. Die Oberflächen des Sichtbetons sind durch die Teilungen und Strukturen verschiedener Schalungsarten beziehungsweise

Wohnhochhaus Bartningallee 7, 1956E Das von den niederländischen Architekten Jacob Bakema und Johannes Hendrik van den Broek im Rahmen der Interbau Berlin 1956 geplante Wohnhochhaus an der Bartningallee 7 (▶Projektkatalog S. 214) wurde erst 1958 und damit nach der Bauausstellung fertiggestellt. Das Punkthochhaus ist 52 Meter hoch und in ihm befinden sich 24 Einzimmer- und 48 Dreizimmerwohnungen. Auch dieses Gebäude ist nach dem Split-Level-Prinzip aufgebaut. Das komplexe räumliche System wird mit der Suche nach einer wirtschaftlichen Lösung für Wohnen in Punkthochhäusern sowie mit dem Wunsch nach guter Versorgung mit Tageslicht und nach Querlüftung begründet.103 Der Grundriss ist in Längsrichtung durch fünf Schotten gegliedert. In Querrichtung ist das Gebäude durch eine mittig liegende Erschließungszone geteilt. In ihrer Mitte wiederum liegen zwei Lifte und eine Treppe, die zusammen die Haupterschießung des Gebäudes bilden. Auf jedem dritten Geschoss verläuft abwechselnd links und rechts von dieser Zone ein Gang. Jeder dieser Gänge erschließt vier Einzimmer- und acht Dreizimmerwohnungen. Die Einzimmerwohnungen liegen auf Niveau des Erschließungsganges, die Dreizimmerwohnungen liegen als Split-Level jeweils ein halbes und ein ganzes Geschoss niedriger oder höher als der Gang. Es ergibt sich ein äußerst komplexes System, das weder vor Ort noch auf Plänen schnell zu durchschauen ist. Wo die Mittelzone auf die Stirnfassaden trifft, liegt auf der einen Seite eine Fluchttreppe, auf der anderen Seite befinden sich in das Gebäudevolumen eingeschnittene Außenflächen, die mehrere Geschosse hoch sind und der gemeinschaftlichen Nutzung dienen.104 Alle Dreizimmerwohnungen haben auf einer Seite eine über die ganze Wohnungsbreite laufende Loggia. Das Gebäude erscheint als eindrucksvoll und präzise gestalteter plastischer Sichtbetonkörper. Die einfache Grundform wird überlagert vom komplexen Spiel der eingezogenen Außenflächen. An den Längsfassaden wechseln diese in Paketen mit Zonen, die durch Fenster- und Brüstungsbänder stark horizontal gegliedert sind. An den Stirnseiten ist die Mittelzone deutlich lesbar. Ergänzt wird das plastische Spiel der Mittelzone durch einzelne Fenster in den sonst geschlossenen Flanken der Wohnspangen. Die gesamte Komposition wird von farbigen Flächen ergänzt, die mit den Sichtbetonflächen kontrastieren.

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Formate gegliedert, was der Erscheinung des Gebäudes zusätzliche Tiefe und Feinheit verleiht. K1 besticht als Gebäude von höchster Qualität und Innovationsfreude. Geplant noch in den 1950er Jahren nahm K1 zukünftige Entwicklungen vorweg. Es stellte zugleich einen Höhepunkt des Hochschulbaues dar, bevor dieser von den verschiedenen Fertigteilsystemen überrollt wurde.

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Verwaltungs- und Forschungszentrum Osram, 1962W Mit dem Beitrag zum Wettbewerb für das Verwaltungs- und Forschungszentrum der Firma Osram in München aus dem Jahr 1962 von Curt Siegel und Rudolf Wonneberg wird ein nicht realisiertes Projekt betrachtet (▶Projektkatalog S. 243), bei dem der Genesepfad der räumlichen Komplexität in Wechselwirkung mit dem des Großraumes tritt. Sieben eigeladene Büros nahmen am Wettbewerb teil, gewonnen haben ihn die Architekten Ludwig Valentin Angerer und Alexander von Branca. Der Entwurf von Siegel und Wonneberg wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Für den Wettbewerb gab es weder von der Stadt München noch vom Bauherrn eine Einschränkung der Bauhöhe,105 sodass der Entwurf neben den Laboren und dem »Lichthaus« ein Hochhaus mit 21 Geschossen und 100 Metern Höhe vorsieht. »Das knappe Baugelände, die indifferente Umgebung und der einmalige Ausblick auf die Alpenkette lassen ein Hochhaus wünschenswert erscheinen. […] Dem steht entgegen, daß der Auslober eine moderne, flexible Büroorganisation wünscht, die nach allgemeiner Auffassung am besten in einem Großraum im Flachbau zu organisieren ist. Der Verfasser schlägt trotzdem den ›Großraum im Hochhaus‹ vor. Der Bürogroßraum muß mehr sein als nur ein großer Raum […] Dieser kann im Hochhaus zwar nur in beschränktem Umfang, dafür aber umso eindrucksvoller verwirklicht werden.«106 Deutlich zeigt sich dieses Streben nach dem Einraum im Grundriss: Geometrisch ist der Grundriss aus zwei sich überlappenden Rechtecken entwickelt. Diagonal in dieser Figur liegt der Einraum. Zu beiden Seiten des Einraumes liegt ein Kern: der eine mit einer zum Einraum orientierten Batterie von fünf Liften und einem Fluchttreppenhaus, der andere mit Sanitäranlagen, Fluchttreppe und Schacht. Die Kerne sind meist leicht von der Fassade nach innen gerückt, was dem Grundriss eine gewisse Lockerheit verschafft. Entlang der Fassade zieht sich eine Stützenreihe. Im Großraum stehen, zwischen den Kernen, lediglich zwei enorme Stützen, was für die Decken eine Spannweite von circa 16 Metern bedeutet. Hier zeigt sich damit eine Schnittmenge mit dem Genesepfad der brutalen Konstruktion. In sechs der Deckenplatten befinden sich zwischen den Kernen große Öffnungen, die hier den Großraum beziehungsweise Einraum auf zwei Geschosse erweitern. Die Lifte halten hier auf einem Niveau zwischen den zwei gekoppelten Geschossen, von wo aus man über Treppen auf das Niveau der Großraumbüros gelangt. Es entsteht eine spektakuläre räumliche Situation. Im Modellfoto107 zeigt sich das Volumen des Gebäudes als schlank und elegant. Deutlich sind die sich überlagernden Rechtecke oder Scheiben und die Diagonale des Großraumes sichtbar. In den abstrakt gehaltenen Ansichten des Wettbewerbsbeitrages zeigen sich auch die Öffnungen in den Geschossdecken deutlich. Als Inspiration und Quelle für Optimismus dürfte Siegel bei der Entwurfsarbeit das Kollegiengebäude 1 gedient haben, das er 1955 mit Rolf Gutbier und Wilhelm Günter geplant hatte. Die räumliche Konfiguration des Wettbewerbsentwurfes erinnert stark an K1 und man kann sich gut vorstellen, dass Siegel an den Erfolg des Stuttgarter Projektes anknüpfen wollte.

Beim Wohnblock mit schwebenden Gärten (▶Projektkatalog S. 251) handelt es sich um eine »Idee und Erfindung«, bei der der Stuttgarter Architekt Horst Peter Dollinger »in jahrelanger Entwicklung und Versuchen alle mit dem Projekt zusammenhängenden Schwierigkeiten bewältigt hat.«108 Dollinger versuchte sich hier an einem Hybrid aus Hochhaus und Einfamilienhaus mit Garten. Das Prinzip wird in der Deutschen Bauzeitschrift von April 1966109 anhand eines 22-geschossigen prototypischen Entwurfes vorgestellt. Sowohl die Geschosszahl als auch die Länge des Projektes sind flexibel. Der Entwurf weist im Grundriss einen Knick auf, der die geometrische Flexibilität des Prinzips zeigt. Die Struktur besteht aus einer Reihe stehender Wohntürme, zwischen denen Gärten als Brückenkonstruktionen spannen. Jeder Wohnung ist so ein Garten von 100 Quadratmetern zugewiesen. Bei den Wohnungen handelt es sich um zweigeschossige Maisonette, ein Gartengeschoss ist zwei Wohngeschosse hoch, was eine Bepflanzung mit Bäumen und ausreichende Besonnung erlauben soll. Diese Konfiguration aus Maisonettewohnungen und privaten Gärten wird von der Deutschen Bauzeitschrift als eine Idee bezeichnet »auf die bis jetzt noch kein Mensch kam.«110 In jedem Wohnturm liegt mittig und längs der Gebäudestruktur ein Erschließungskern mit zwei Liften und einer Treppe. Auf jedem Geschoss befinden sich Zugänge zu zwei Wohnungen, wobei die Seiten, auf denen diese Zugänge liegen, wechseln. Es handelt sich um eine Schottenbauweise und der Grundriss lässt nicht unbedingt an ein Hochhaus denken: Die Wände erscheinen sehr dünn, es zeigen sich keine Technikschächte und das eine als Fluchtweg zur Verfügung stehende Treppenhaus scheint eher knapp bemessen. Das Modellfoto lässt durch den Wechsel von Fensterbändern und weißen Brüstungen eine starke horizontale Gliederung erkennen, die den Wechsel in den Geschosshöhen deutlich anzeigt. Das Erdgeschoss ist offen, jeder Wohnturm steht hier auf kräftigen Stützen oder Scheiben.

Bilanz

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Eindeutig als Reaktion auf Corbusiers Unité muss der Versuchsbau in Fürth von 1954 gesehen werden. Zwar liegen die Horizontal- und Vertikalerschließung nicht im Inneren wie bei der Unité, sondern als Laubengang und externes Volumen am Rand, aber die Grundlogik ist dieselbe. Dass das Gebäude trotz dieser Verwandtschaft und den ohne Zweifel vorhandenen Ambitionen eher unauffällig wirkt, ist der Transformation in das westdeutsche Milieu des Jahres 1954 geschuldet. Noch regiert hier die Sparsamkeit, und das Hochhaus als solches wird sehr kritisch gesehen. Die speziellen Bedingungen der Zeit und des Milieus im Blick, ist dies sehr verständlich und gleicht einem Lowtech-Herangehen an die doch komplexe Aufgabe. Eine größere Gebäudehöhe, oder das Schaffen von räumlicher Großzügigkeit, wäre so kaum möglich gewesen. Auf Augenhöhe mit der Unité kommt der hier betrachtete Genesepfad im Falle von K1. Es ist erstaunlich, wie hier relativ kurze Zeit nach dem Ende des Krieges ein Gebäude entsteht, das gestalterisch und technisch aus dem Vollen zu schöpfen scheint

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Wohnblock mit schwebenden Gärten, 1966E

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und hieraus ein derart kraftvolles Ganzes schafft. Der Mehrwert, der durch die innere Komplexität entsteht, ist überdeutlich. Er liegt besonders in den räumlichen Qualitäten, die den Nutzern zugutekommen, aber auch in den organisatorischen und wirtschaftlichen Vorteilen, die sich aus dem unterschiedlichen Geschosshöhen ergeben. Wie eng bei alledem die Verwebung von Gestaltung und Technik ist, wurde in der Betrachtung des Gebäudes herausgearbeitet. Auf einem mit K1 vergleichbaren Niveau bewegen sich die Niederländer van den Broek und Bakema. Der Grundriss ihres Entwurfes für das Wohnhochhaus im Rahmen der Interbau in Berlin zeigt sich als souverän gestaltete, klar lesbare Komposition. Alle hochhauspezifischen Anforderungen wie Aussteifung, Fluchttreppe mit Fassadenkontakt und Vertikalerschließung sind integrale Bestandteile. Die innere räumliche Komplexität findet hier Ausdruck und wird zu einer plastischen Skulptur von enormer Kraft, in der Gestaltung und Technik integral verwoben sind. Fragezeichen wirft die aus heutiger Sicht unangemessen große Zahl von Treppen im Grundriss auf. Die Effizienz der Erschließung in der Vertikalen fordert hier ihren Preis in der Horizontalen und die Frage erscheint berechtigt, ob dies, wie behauptet, ein besonders effizientes Gebäude ist. Der Grundriss des Verwaltungs- und Forschungsgebäudes der Firma Osram und die daraus resultierende räumliche Situation sind zwar spektakulär, trotzdem ist das Entwurfskonzept relativ simpel. Bemerkenswert sind das elegante Gebäudevolumen und dessen engster Bezug zum Grundriss. Das Gebäude ist ein wichtiger Beitrag zu diesem Genesepfad, besonders auch, weil sich hier sehr deutlich Schnittstellen zu den Pfaden des Großraumes und der brutalen Konstruktion zeigen. Das Projekt der schwebenden Gärten beendet an dieser Stelle den Pfad der räumlichen Komplexität. Während der Versuchsbau in Fürth unter den begrenzten Mitteln der Zeit leidet, so leidet dieses Projekt gleichsam unter einer Überschätzung der Mittel. Konstruktiv wie wirtschaftlich scheint der Entwurf aus heutiger Sicht überoptimistisch. Beim Genesepfad des Verbundkernes konnte eine schrittweise Weiterentwicklung hin zu höheren Entwicklungsstufen, zu einer größeren technischen Konvergenz und zu einer engeren wechselseitigen Beziehung von Gestaltung und Technik aufgezeigt werden. Beim Pfad der räumlichen Komplexität ist es anders. Mit der Unité d’Habitation als Referenz ist sofort ein Niveau erreicht, das der Pfad im Weiteren nicht mehr überbietet.111 Ebenso plötzlich, wie der Pfad beginnt, endet er. Nach der Interbau in Berlin, bei der diverse Hochhäuser entsprechend der Erschießungslogik der Unité funktionieren, sind im Projektkatalog dieser Arbeit keine weiteren realisierten Gebäude zu finden, die sich dem Genesepfad der räumlichen Komplexität zuordnen lassen. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Es ist die mangelnde Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Zwar steht am Anfang, wie zum Beispiel am Versuchsbau in Fürth aufgezeigt, die Suche nach Effizienz, betrachtet man aber die Grundrisse, so sind diese übervoll mit Treppen. Dies führt – zusammen mit der hohen geometrischen Komplexität, die hinsichtlich Planung und baulicher Ausführung sicher ihren Preis hat – dazu, dass diese Gebäude letzten Endes doch als wenig wirtschaftlich erscheinen. Durch eine Verschiebung dessen, was als wirtschaftlich betrachtet wird, kommt die Grundlogik des Genesepfades in einen Bereich außerhalb des wirtschaftlich Machbaren und endet

Genesepfad 4: Hängehochhaus – vom technischen Minimalismus zum technischen Expressionismus Einführung

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Der Genesepfad des Hängehochhauses erscheint als Fortsetzung und Abzweig des Pfades des Verbundkernes.112 Der Verbundkern als massives Bauteil nimmt unter anderem die Horizontalkräfte und den Vertikaltransport auf. Das ihn umgebende Skelett trägt nur Vertikalkräfte und leitet diese in die Fundamente und das Erdreich ab. Beim Hängehochhaus nun werden die Vertikallasten des Skelettes über ein Hängesystem bestehend aus Zugelementen und Konsolen in den Kern und weiter in die Fundamente geleitet. Ohne den Verbundkern als Vorgänger ist das Hängehochhaus damit nicht vorstellbar. Umso erstaunlicher ist es, dass der erste Entwurf für ein Hängehaus aus dem Jahr 1927 stammt, einer Zeit also, in der der Verbundkern selbst noch nicht zur Reife gelangt war. Der Entwurf stammt von den Stuttgarter Architektenbrüdern Heinz und Bodo Rasch und wird als lineare Struktur mit potenziell unendlicher Länge dargestellt.113 Die Konstruktion ist aus Stahl, statt Kernen gibt es Masten, die Installationen aufnehmen114 und damit schon deutlich in Richtung des Verbundkernes weisen. Diese stehen in zwei versetzten Reihen, von denen die Häuser abgehängt sind. Die Masten sind durch Spannkabel im Erdreich rückverankert und gegeneinander verspannt. An jedem Mast hängt ein Wohnzylinder, der zur Längsachse

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damit unweigerlich. Die Architekten tragen hierzu freilich ihren Teil bei. Optimismus, Spieltrieb und Gestaltungswille, die allesamt notwendig sind, um pfadprägende Entwurfsleistungen zu vollbringen, werden im Weiteren tückisch, da sie dazu verleiten, die Dinge zu überreizen und irgendwann den Boden der Realität zu verlassen. Dies zeigt sich bei den letzten Projekten des Genesepfades. Der Wettbewerbsbeitrag von Siegel und Wonneberger scheint gewagt, mag aber zu seiner Zeit noch als realisierbar eingeschätzt worden sein. Spätestens beim Projekt mit den schwebenden Gärten von Dollinger jedoch scheint das gerade noch Machbare ins Fantastische gekippt zu sein. Weitere Probleme der räumlich komplexen Hochhäuser sind aus heutiger Sicht Brandschutz und Barrierefreiheit. Nur mit hohem Aufwand lassen sich hier Lösungen finden. Obwohl der Genesepfad innerhalb des Projektkataloges dieser Arbeit rasch wieder endet, lassen sich vereinzelte Projekte aufzeigen, welche die Logik fortführen. Beim Hochhaus der Glöckner-Humboldt-Deutz AG von HPP, fertiggestellt 1964, zeigen sich im Grundriss kleine Spindeltreppen in den Büroflächen. Fast spielerisch wird hier versucht, der räumlichen und organisatorischen Grundlogik des Hochhauses etwas hinzuzufügen. Außerhalb der für diese Arbeit vorgenommenen Eingrenzungen nehmen sich dann besonders die Architekten des Hightech der inneren räumlichen Komplexität des Hochhauses an. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang das 1986 fertiggestellte Hochhaus für die Lloyd’s of London von Richard Rogers und das 1997 fertiggestellte Hochhaus für die Commerzbank in Frankfurt am Main von Norman Foster.

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der Struktur hin mit einer Art schlanker durchlaufender Gangway verschmolzen ist. Die Türme enthalten »spiralförmig aufsteigende Zugangswege und […] Aufzüge, von denen in jedem Stockwerk zu jeder Etagenwohnung eigene Straßen führen.«115 Ausführbar erscheint diese Studie nicht. Die fast vollständig gläserne Fassade resultiert in einem Überhitzen der Wohnungen, die Vertikalerschließung ist kaum gelöst, das Thema Brandschutz scheint nicht behandelt und die Abspannungen lassen sich nur schwer in eine Stadt integrieren. Ob die Bauindustrie in der Lage gewesen wäre, eine solche Stahlkonstruktion zu bauen, muss ebenfalls bezweifelt werden. Bemerkenswert ist, dass sich die Nähe zwischen Verbundkern und Hängehochhaus mit der Nähe der Architekten deckt. Ludwig Mies van der Rohe hatte sich Anfang 1927 – also genau in dem Jahr, in dem der erste Hängehochhausentwurf entstand, und fünf Jahre nach seinem Entwurf für das Hochhaus an der Friedrichstraße – im Büro von Bodo und Heinz Rasch einquartiert, um den Bebauungsplan für die Weißenhofsiedlung auszuarbeiten.116 Ob es zwischen den Brüdern und Mies zu einem Austausch über die Entwurfsaufgabe Hochhaus kam, kann nicht gesagt werden. Eine weitere Parallele zwischen den Raschs und Mies ist, dass ihre revolutionären Entwürfe einerseits der Technik ihrer Zeit derart voraus waren, dass sie erst Jahre später ihrer Logik entsprechend umgesetzt werden konnten; dass sie aber anderseits eine gestalterische Revolution der Technik herbeiführten, indem sie das Verhältnis zwischen Material, Konstruktion und Form neu definierten.117 Genau wie bei Mies ist ein Ausgangspunkt der Rasch-Entwürfe das damals neue Material des großformatigen Kristallglases. Für die Brüder Rasch war das Jahr 1927 der Start einer fast lebenslangen obsessiven Arbeit am Hängehochhaus, wobei kein einziges dieser Gebäude realisiert wurde. Da auf Straßenniveau der Platzverbrauch des Hängehochhauses auf die Grundfläche des Kernes reduziert ist, sahen Bodo und Heinz Rasch das Hängehochhaus als die Lösung für die dringendsten zwei Probleme der rasant wachsenden Städte: Verkehr und Wohnen.118 Ihr Optimismus kannte dabei keine Grenzen: »Eine neue Technik beginnt [aufzublühen], der die alte über kurz oder lang weichen muß. Hier ist der Ausgangspunkt. Hier entsteht die neue Architektur.«119 Es scheinen fortlaufend neue Zeichnungen zum Hängehochhaus entstanden zu sein, stets mit Varianten und Änderungen. Einzelne Projekte oder Projektstände lassen sich dabei oft nicht klar unterscheiden. Auch Buckminster Fuller hatte über den Atlantik hinweg die Bemühungen der Raschs wahrgenommen, und die Nähe zu seinen eigenen Konstruktionsprinzipien scheint ihm Unbehagen verursacht zu haben. Er eröffnete daraufhin eine »juristische Auseinandersetzung um das Primat des Konstruktionsprinzips im Wohnungsbau.«120 Die Auseinandersetzung wurde erst Jahre später bei einer durch Frei Otto initiierten Begegnung zwischen ihm und den Raschs beigelegt. Nachdem die Brüder zunächst ein gemeinsames Atelier in Stuttgart betrieben und auch zusammen als Junggesellen gewohnt hatten,121 lösten sie diese enge Partnerschaft 1930 auf. Bodo Rasch verlagerte seine Tätigkeit ins Journalistische und Grafische, Heinz Rasch widmete sich weiterhin der Architektur und dem Hängehochhaus. So sehr das Hängehochhaus mit dem Namen Rasch verbunden ist, so breit ist es auch in der Avantgarde der 1920er Jahre verwurzelt. Über das schon Beschriebene hinaus sind die russischen Konstruktivisten zu nennen, bei denen sich immer wieder expressive Hängekonstruktionen verschiedenster Art zeigten, so zum Beispiel bei

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Rathaus Marl 1957W, Van den Broek und Bakema

Hängehausentwurf 1950EA, Heinz Rasch

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Olivetti-Hochhäuser, Frankfurt am Main 1967E, Egon Eiermann

Sparkasse Wuppertal 1967EA, Paul Schneider-Esleben

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BMW-Verwaltungsgebäude, München 1968E, Karl Schwanzer

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Reversibler Stahl-Container-Turm 1971E, Jochen Meyer und Horst Rinne

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Abbildung 10: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Hängehochhaus betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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der Diplomarbeit von Ivan Leonidov aus dem Jahr 1927, die auf spektakulären Hängekonstruktionen basiert. Eine Verwandtschaft zeigt sich ebenso zum Wolkenbügel von El Lissitzky aus dem Jahr 1924, denn auch hier wird versucht, dem Hochhaus durch eine gewagte Konstruktionsmethode einen neuen Ausdruck zu verleihen, der die bisherigen Sehgewohnheiten infrage stellt.

Hängehausentwurf, 1950EA Das erste betrachtete Projekt ist, wie nach den einführenden Worten zu erwarten, ein nicht ausgeführter Hängehochhausentwurf von Heinz Rasch (▶Projektkatalog S. 198). Grundlage für diese Betrachtung ist ein einzelner Plan, der eine Ansicht, einen Teilgrundriss und einen Set-out-Plan zeigt. Das Blatt ist nicht datiert, stammt aber wahrscheinlich aus dem Jahr 1950.122 Geometrisch ist der Grundriss aus einem Kreis entwickelt. Der Kreis eignet sich bestens für das Konstruktionsprinzip der Abhängung, er führt zu einer kleinen Hüllfläche und dadurch – und durch die Möglichkeit der Repetition von Bauteilen – zu geringen Kosten, so die Aussage der Brüder.123 Im Zentrum des Grundrisses liegt ein Kern aus drei konzentrischen Betonröhren. Die Masten und Kerne der ersten Hängehochhausentwürfe waren aus genieteten Stahlrohren, da die Stahlbetontechnologie in den 1920er Jahren noch nicht dazu in der Lage war, Derartiges baulich zu verwirklichen. Hier ist Heinz Rasch nun aber bei der Stahlbetonröhre angekommen. In der innersten Röhre läuft ein Lift. Zwischen diesem Liftschacht und der mittleren Röhre befindet sich eine Treppe und zwischen der mittleren und der äußersten Röhre liegt ein Gang, über den die Wohnungen horizontal erschlossen werden. Der Kern des Hochhauses ist damit nach dem Zwiebelprinzip organisiert und konstruiert. Die um diesen Kern liegende Grundrissfläche ist radial in zwölf Nutzungseinheiten je Geschoss geteilt. Als Nutzung sind im Grundriss Wohnungen, aber auch ein Konstruktionsbüro und eine Arztpraxis eingetragen. Die unteren Hängegeschosse haben einen Durchmesser von circa 30 Metern, nach oben springt jedes zweite Geschoss etwas zurück, sodass sich ein gestufter Konus ergibt. Das Projekt hat 14 Nutzgeschosse. Der Fußboden des untersten schwebt circa 14 Meter über dem Straßenniveau. Der Kern ragt über das angehängte Volumen hinaus und ist circa 60 Meter hoch. Die Nutzflächen sind geschosshoch verglast, die Bodenplatten und Rücksprünge führen zu einer horizontalen Gliederung. Die Zugelemente sind dünne Seile, die vom oberen Ende des Kernes abspannen. Als einziges Gestaltungselement erscheint ein gelber oder goldener Rand, der über den Bodenplatten jeden Rücksprung des Volumens nachzieht. Die Architektursprache Raschs ist damit von extremer Nüchternheit geprägt. Durch die nicht sehr eleganten Proportionen und das Fehlen von Detailtiefe wirkt die Ansicht fast naiv. Der Grundriss dagegen erscheint durchdacht, schlüssig und funktional. Heinz Rasch gibt sich damit bewusst als Architekten-Ingenieur. Die Eleganz, welche die meisten »echten« Ingenieursbauwerke auszeichnet, erreicht er jedoch nicht.

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Das wohl weltweit erste realisierte Hängehochhaus wurde 1957 in Montevideo fertiggestellt.124 Im selben Jahr schrieb die Stadt Marl einen Wettbewerb für den Neubau eines Rathauses aus. 125 Als Folge dieses Wettbewerbes sollte das erste Hängehochhaus in Deutschland entstehen (▶Projektkatalog S. 218). Unter den zwölf eingeladenen Teilnehmern befanden sich unter anderem Hans Scharoun, Arne Jacobsen, Sep Ruf, Alvar Aalto, Rudolf Schwarz und Hans Schwippert. Mit ihrem Entwurf durchsetzen konnten sich aber die Rotterdamer Jacob Bakema und Johannes van den Broek, Hans Scharoun belegte den zweiten Platz. Die Hauptelemente des siegreichen Entwurfes sind mehrere Flachbauten, vier sich darüber erhebende, unterschiedlich hohe Hängehochhäuser und eine Halle mit einem beeindruckenden Faltwerk als Dach. Zur Ausführung kamen nur die zwei niedrigeren Hochhäuser, trotzdem erregte das Projekt während der Planung und nach der Fertigstellung 1965 großes Interesse der Fachwelt und war eines der am meisten beachteten Bauprojekte der jungen Bundesrepublik.126 Während des Planungsprozesses waren immer wieder die hohen Kosten aufgrund der Konstruktion ein Thema.127 Der betrachtete Turm hat eine Gesamthöhe von 53 Metern. Das erste von elf Obergeschossen schwebt knapp 11 Meter über dem Gelände. Die Grundfläche der Obergeschosse beträgt 22 auf 22 Meter. Der mittig liegende Kern misst 10 auf 8,5 Meter. In ihm befinden sich zwei Lifte und zwei Treppen, Sanitäranlagen und Schächte. Eine der Treppen ist halb gewendelt und zur Liftlobby offen. Die andere liegt an einem quer durch den Kern laufenden Gang, sodass sie zwei Zugänge hat und sich die Fluchtweglängen auf den Geschossen verkürzen. Erstaunlich erscheint zunächst, dass kein Fluchttreppenhaus mit Fassadenkontakt vorhanden ist. Wie beim Pfad des Verbundkernes aufgezeigt, war dieses vor der Einführung des druckbelüfteten Treppenhauses mit Schleusen baurechtlich eigentlich vorgeschrieben. Grund für diese Abweichung ist, dass die Hochhäuser des Rathauses von Marl eine Ausnahmegenehmigung erhielten – unter der Voraussetzung, dass das Geschoss unter dem Dach offen bleibt und das Treppenhaus so nach oben entraucht werden kann.128 Der Kern zeigt sich als sauber strukturierter, kompakter Verbundkern, die Hängeelemente befinden sich außerhalb der Fassade, womit die Nutzfläche frei von Tragwerkselementen ist. Der Kern ist vorgespannt,129 auf ihm ruht ein als Kastenträger ausgebildetes Dach. Ober- und Unterseite des Kastens sind so gefaltet, dass jeweils vier Grate und vier Kehlen entstehen. Dieses Faltwerk entlastet die auskragenden Querscheiben130 und wird durch seine plastische Kraft zum entwurfsbestimmenden Element. Die tragende Funktion des Daches wird durch seine Form deutlich lesbar und es wird ein Bezug zum Faltwerk der Halle hergestellt. Dieser Bezug wird dadurch gestärkt, dass sowohl das Faltwerk der Halle als auch die Dächer der Türme eine Haut aus kupfernem Stehfalzblech aufweisen. In den Fassaden der Rathaustürme überlagern sich die Vertikale der Hängeelemente und die Horizontale des Wechsels aus Fenster- und Brüstungsbändern. Durch die Proportion der Türme und die Detaillierung der Fassade wirken die zwei realisierten Hochhäuser etwas behäbig und gestaucht. In den Proportionen gefälliger wären sicher die höheren, nicht ausgeführten Türme gewesen. Die Hängeelemente waren im Wettbewerbsentwurf als Stahlprofile geplant, wurden dann aber in Beton ausgeführt,

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Rathaus Marl, 1957W

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was sie unglücklich groß werden ließ.131 Der Wettbewerbserfolg von Bakema und van den Broek und die darauffolgende (Teil-)Realisierung des Projektes blieben von Heinz Rasch nicht unbemerkt. Rasch hatte das Prinzip des Hängehochhauses inzwischen durch mehrere Studien und Wettbewerbsbeiträge weiterentwickelt und das »Gebäude mit einem oder mehreren vertikalen Röhren und an deren oberen Enden aufgehängten Geschossdecken« 1956 patentieren lassen.132 In Briefen an den Stadtdirektor von Marl, die Architekten van den Broek und Bakema sowie die Zeitschrift Bauwelt versuchte Rasch sich als wahrer Experte für Hängehochhäuser zu positionieren.133 Ob van den Broek und Bakema die Projekte und Schriften der Brüder Rasch kannten, ist nicht belegt. Sehr wohl belegt ist, dass die Niederländer sich schon vor Marl intensiv mit Hängekonstruktionen beschäftigt hatten.134

Sparkasse Wuppertal, 1967EA Paul Schneider-Esleben gewann 1962 den Wettbewerb für die Ausführung des Neubaues der Sparkasse Wuppertal (▶Projektkatalog S. 256). Der Entwurf gliedert sich in einen Flachbau, der sowohl die Schalterhalle mit Büros als auch eine große Parkgarage aufnimmt, und ein sich darüber erhebendes Hochhaus. Am Wettbewerb nahm auch Heinz Rasch teil, selbstverständlich mit einem Hängehochhaus. Baubeginn nach Plänen von Schneider-Esleben war erst im Jahr 1969, in der Zwischenzeit wurde der Entwurf grundlegend umgearbeitet. Der Bauherr wünschte im Erdgeschoss stützenfreie Räume,135 daraufhin kam sowohl für das 75 Meter hohe Hochhaus als auch für den Flachbau im Bereich der Schalterhalle eine Hängekonstruktion zur Anwendung. Der Wettbewerbsbeitrag von Schneider-Esleben basierte auf einem konventionellen Tragwerk. Die formale Umsetzung des Konstruktionsprinzips ist bei beiden Gebäudeteilen sehr ähnlich. Heinz Rasch empörte sich über die Änderung des Wettbewerbsentwurfes und sah sein Patentrecht verletzt. Zu einer juristischen Auseinandersetzung kam es hier aber nicht.136 Die Änderung hin zur Hängekonstruktion kam Schneider-Esleben sicher entgegen, da er so einen guten Nährboden für seine technikaffine Architektursprache fand. Der Grundriss des Hängehochhauses in Wuppertal zeigt sich als sehr klar und sauber strukturiert. Der Kern ist symmetrisch aufgebaut. Ein Gang, der zugleich Liftlobby ist, durchschneidet ihn quer. Auf der einen Seite des Ganges liegen zwei Fluchttreppen und drei Lifte, auf der anderen die Sanitäranlagen und ein zentraler Technikschacht. Es ist anzunehmen, dass für die innen liegenden Fluchttreppen wie in Marl eine Sondergenehmigung vorlag. Schächte für eine Drucklüftung und damit verbundene Entrauchung, wie beim Unilever-Hochhaus von Hentrich und Petschnigg oder beim Abgeordnetenhochhaus von Eiermann, sind im Grundriss nicht zu sehen. Dafür sind die Treppenhäuser durch eine Schleuse vom Gang entkoppelt, um die Verrauchung zu verhindern. Es ergibt sich außerdem, ebenfalls wie in Marl, die Möglichkeit, die Treppenhäuser nach oben zu entrauchen. Stützenfrei liegt um den Kern die circa 5 Meter tiefe Bürofläche. Vor jeder Fassade liegen zwei Hängeelemente, die über Konsolen an die Geschossdecken anschließen. Kantig und plastisch hat Schneider-

Olivetti-Hochhäuser, 1967E

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1967 beauftragte die italienische Firma Olivetti Egon Eiermann mit der Planung für ein Verwaltungs- und Fortbildungszentrum in Frankfurt-Niederrad (▶Projektkatalog S. 254). Das Projekt besteht aus einem zweiteiligen, zweigeschossigen Flachbau und zwei sich darüber erhebenden Hochhäusern. Der erste Entwurf Eiermanns sah eines der Hochhäuser als Hänge- und eines als Kelchkonstruktion vor. Eine in ihrer Erscheinung identische Pyramide, die sich aus dem Kern heraus entwickelt, liegt beim Kelchhaus unter dem Skelett der Geschosse und stützt diese; beim Hängehochhaus liegt sie über den Geschossen und bildet eine Kragkonstruktion, von der diese abgehängt sind. Sowohl bei den Hochhäusern als auch beim Flachbau sah Eiermann dabei ein Mischkonstruktion vor: Beton für die Kerne und Stahl für das sie umgebende Skelett. So würde er bei der Ausformulierung der Gebäude nicht auf die ihm so wichtige Präzision und Filigranität von Stahl verzichten müssen und genügte gleichzeitig den konstruktiven und wirtschaftlichen Anforderungen an die Primärkonstruktion der Kerne. Die grundsätzliche Wahl eines Konstruktionsprinzips, das sich im Erdgeschoss auf den Kern des Hochhauses reduziert, begründete Eiermann mit der organisatorischen Notwendigkeit, die Hochhäuser unmittelbar an den Flachbau heranzurücken, sowie mit dem knappen Zuschnitt des Grundstückes.137 Obwohl Olivetti Eiermann ansonsten völlig freie Hand ließ, einigte man sich aus Kostengründen doch darauf, beide Hochhäuser als Kelchkonstruktionen auszuführen.138 Damit sind die Olivetti-Hochhäuser streng genommen nicht Teil des Genesepfades der Hängehochhäuser. Gerade weil sie, oder genauer gesagt eines von ihnen, aber als gescheiterte Hängehochhäuser betrachtet werden können, sind hier interessante Schlüsse zu ziehen. Mit 22 × 26 Metern Grundfläche weichen die Türme im Grundriss leicht vom Quadrat ab. Der Kern liegt als inneres Offset der Fassade mittig im Grundriss. Auch dieser kompakte Kern ist durch einen quer liegenden Gang, der gleichzeitig als Liftlobby dient,

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Esleben den oberen Abschluss des Hochhauses herausgearbeitet. Das oberste Geschoss ist auf die Kragkonstruktion aufgestellt und bildet eine abschließende Laterne. Nach unten läuft dieses Geschoss im Winkel der Druckstäbe der Kragkonstruktion bis auf den Kern zurück, sodass sich eine umlaufende Nut ergibt, welche die Laterne von den Bürogeschossen trennt und die Kragkonstruktion nach außen sichtbar belässt. Die Hängeelemente aus Spannbeton werden nach unten immer dünner und bilden damit die Abnahme der in ihnen wirkenden Zugkräfte ab. Das Dach der Laterne ruht auf kräftigen Stützen, die in Verlängerung der Hängeelemente liegen. Die Fassade des Turmes ist durch den horizontalen Wechsel der Betonbrüstungen und der durchlaufenden Fensterbänder horizontal gegliedert. Die Proportionen des Hochhauses sind elegant, die sichtbaren Tragwerkselemente fügen sich in ihrem Maßstab, ihrer Formensprache und Detaillierung schlüssig in das Gesamtbild ein. Besonders überzeugend wirkt das Hochhaus im Zusammenspiel mit dem Flachbau der Schalterhalle. Bis ins Detail, wie die Materialwahl des Ausbaues und die Möblierung, konnte Schneider-Esleben hier seinen Gestaltungswillen mit aller Konsequenz durchhalten.

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gegliedert. Von ihm aus sind eine Fluchttreppe und die Sanitäranlagen sowie die zwei Lifte zu erreichen. Da die Gebäude natürlich belüftet sind, gibt es im Kern nur kleine Technikschächte. Das zweite Fluchttreppenhaus ist als externes Volumen ausgebildet. Die Stützen liegen in Fassadenebene. Die Nutzfläche ist damit genauso stützenfrei, wie sie es bei einer Hängekonstruktion gewesen wäre. Die äußere Erscheinung der Bauten ist von der ikonografischen Silhouette der Türme geprägt. Teil dieser Silhouette sind die um etliche Meter über das Hauptvolumen hinausragenden Kerne. Sie sind 57 Meter hoch, wobei einer der Türme auf neun Nutzgeschosse kommt, der andere nur auf sieben. Die verlängerten Kerne dienen jedoch nicht, wie man annehmen könnte, einer möglichen Aufstockung, sondern nehmen Technik auf. Die Fassade der Olivetti-Türme ist typisch für Eiermann. Auf jedem Geschoss läuft ein stählerner Service- und Fluchtbalkon um das Gebäude herum. Teil von ihm ist ein textiles Sonnensegel, das der Fassade Tiefe verleiht. Der filigrane und präzise Ausdruck dieser Fassade kontrastiert nicht nur mit dem Betonkern, sondern auch mit dem externen Treppenhaus, das ebenfalls aus Beton ist. Durch die 45-Grad-Verdrehung im Verhältnis zum Hauptgebäude, die Ausbildung der auskragenden Brücken, mit denen es an die Fluchtbalkone anschließt, und die vertikalen Fugen erhält das Treppenhaus einen strukturalistischen Ausdruck.

BMW-Verwaltungsgebäude, 1968E Sieben Büros nahmen am 1968 ausgetragenen Wettbewerb für das Verwaltungsgebäude der BMW AG teil. Es wurde kein erster, dafür wurden zwei zweite Preise vergeben. Diese gingen an den Wiener Architekten Karl Schwanzer und die AG für Industrieplanung München.139 Die Jury würdigte an Schwanzers Entwurf (▶Projektkatalog S. 259) besonders, dass dieser die »städtebaulich hier erwünschte beherrschende, eindrucksvolle Wirkung«140 entfaltet. Auch wurde positiv bewertet, dass der »originelle Einfall für die Form des Hochhauses«141 einen Bezug zum Fernsehturm herstellt und so mit diesem um die Olympiabauten ein Ensemble bildet. Weniger glücklich war man zunächst mit den organischen Großraumlandschaften im Inneren des Turmes. Hier musste Schwanzer nacharbeiten und demonstrierte dann an einem 1:1-Modell überzeugend die Qualitäten des nun geometrischer geordneten Großraumbüros. Damit kreuzen sich im BMW-Hochhaus die Genesepfade des Hängehochhauses und des Großraumes. Das Hochhaus ist bei 22 oberirdischen Geschossen 101 Meter hoch. Der Grundriss ist geometrisch durch vier sich überlappende Kreise definiert. Der mittig liegende Kern ist ebenfalls aus vier Kreisen zusammengesetzt. An den Stellen, an denen die Kreise zusammentreffen, wird der Kern von zwei orthogonal zueinander liegenden Erschließungsgängen durchschnitten. In jedem dieser vier Kernquadranten liegen zwei Lifte und ein Fluchttreppenhaus oder ein Sanitärblock. Sanitärblöcke und Fluchttreppenhäuser liegen sich hinter den Liften diagonal gegenüber. Diese innen liegenden Fluchttreppenhäuser haben keine Vorräume, um das Eindringen von Rauch im Brandfall zu verhindern. Der Grundriss142 zeigt aber zu den Treppen gehörige Schächte, die einer Druckbelüftung dienen dürften. Außerdem sind die

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Treppenhäuser auf der Höhe des Technikgeschosses und direkt unter dem Konsolenkreuz zur Fassade hin entlüftet und damit entraucht.143 Die Flächen, die innerhalb der Kerne zwischen den orthogonalen Komponenten der Lifte, Treppen und Sanitärblöcke und der runden Außenwand verbleiben, dienen als Schächte und Technikflächen. In der Mitte der vier Kreise, welche die Fassade des Hochhauses beschreiben, liegt jeweils eine Hängesäule. Diese haben in den oberen Geschossen einen Durchmesser von 90 Zentimetern, in den unteren hingegen sind es nur 70 Zentimeter.144 In der Fassadenebene liegen Randstützen, womit der um den Kern fließende Raum der Büronutzung bis auf die Hängesäulen stützenfrei ist. Das Tragwerk des Hochhauses ist deutlich komplexer als das der bisher betrachteten Hängehochhäuser, da es sich um ein doppelt auskragendes System handelt. Die Zugkräfte der Hängesäulen werden über ein Kreuz aus Betonkonsolen in den Kern geführt. Auf circa zwei Drittel der Gebäudehöhe befindet sich das Technikgeschoss. Die Fassade ist hier deutlich zurückgesetzt, wodurch eine Schattenfuge entsteht, die das Volumen der abgehängten Zylinder gliedert. Im Technikgeschoss liegen Fachwerkkonsolen, die von den zentralen Hängesäulen auskragen. Diese Konsolen wiederum führen die Kräfte der Randstützen auf die zentralen Hängesäulen zurück: Damit treten in den Fassadenstützen über dem Technikgeschoss Druckkräfte, darunter Zugkräfte auf. In der Fassadenebene hängen die Geschosse unter dem Technikgeschoss an den sich dort befindenden Konsolen, in den Geschossen darüber stehen sie auf ihnen. Die Komplexität des Tragwerkes wurde unter anderem mit einer Optimierung des Bauablaufes begründet. Beim Bau des Hochhauses war besondere Eile geboten, da zumindest die Arbeiten an der Fassade zur Eröffnung der Olympischen Spiele im Sommer 1972 abgeschlossen sein sollten – was mit einem klassischen Bauablauf aber nicht machbar gewesen wäre. Nachdem der Kern mithilfe einer Gleitschalung betoniert war, wurden die Konsolen der Technikgeschosse auf Geländeniveau fertiggestellt. Sie wurden dann geschossweise nach oben gezogen, und es war so möglich, vom Technikgeschoss aus gleichzeitig nach unten und oben zu bauen. Die Haut des Hochhauses bilden geschosshohe Elemente aus Aluminiumguss. Eine japanische Firma stellte diese in einem damals neuen Verfahren her, genannt »Alcast«145. Die Fenster sind in den Elementen um 9 Grad gedreht, sodass sie leicht nach unten zu blicken scheinen. Die Fassade erzielt damit gleichzeitig eine starke Plastizität, aber auch Homogenität, die die Gesamtform in ihrer Wirkung unterstützt. Das Hochhaus sitzt auf einem Flachbau, der neben der Eingangslobby das Bildungszentrum, einen Speisesaal und das EDV-Zentrum aufnimmt. Auf dem Flachbau befindet sich das Gästekasino, seitlich von ihm steht das BMW-Museum. Gästekasino und Museum führen die Formensprache des Hochhauses weiter. An den Flachbau schließt noch ein Parkhaus an, das ebenfalls von Schwanzer entworfen wurde. Die vertikale Gliederung des Gebäudes ist durch die Dreiteilung von Sockel, Schaft und oberem Abschluss klassisch. Den oberen Abschluss bildet der um circa drei Geschosshöhen über die Zylinder herausragende Kern mit den plastisch herausgearbeiteten Konsolen. Der Schaft erfährt durch das Technikgeschoss eine zusätzliche Gliederung, die dem ganzen Gebäude weitere Spannung und Leichtigkeit verleiht. Als Sockel kann sowohl die Fuge zwischen den Zylindern und dem Sockelbau als auch Letzterer selbst gelesen werden.

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Reversibler Stahl-Container-Turm, 1971E Die Studie »Reversible Stahl-Container-Turm« (▶Projektkatalog S. 268) der Düsseldorfer Architekten Jochen Meyer und Horst Rinne wird 1972 im Baumeister in der Rubrik »Alternativen – Zum gängigen Wohnungsbau«146 auf nur einer Seite vorgestellt. Der Kern des Turmes erscheint im Grundriss als gleichseitiges Dreieck. In jedem Eck des Kernes liegt als Winkelhalbierende ein Lift. Die Zwickel zu beiden Seiten dieser Lifte dienen als Installationsschächte. Das Treppenhaus liegt als kompakte sechseckige Einheit in der Mitte des Kernes. Die Treppe ist zweifach halb gewendelt, ihr vorgelagert ist ein Vorraum als Rauchschleuse und seitlich der Schleuse befinden sich zwei Schächte für den Rauchabzug. Um diese fast unglaubwürdig kompakt gehaltene Einheit – weder die Treppengeometrie noch die des Vorraumes scheinen zu funktionieren – liegt ein umlaufender Erschließungsgang. Sehr bemerkenswert ist die Konstruktionsweise des Kernes. An jeder Ecke liegt eine enorme Holzstütze, die Wände zwischen diesen Holzstützen sind als »Stahlfachwerk im K-Verband«147 ausgeführt, sodass der Kern selbst zu einem steifen Fachwerk wird. Auf jedem Geschoss befinden sich drei Wohneinheiten, die rechtwinklig vor der jeweiligen Seite des Kernes liegen. Die Wohneinheiten sind verschieden tief, sie bestehen aus vier bis sechs quer liegenden Containern. Um welche Art Container es sich handelt, wird nicht genauer beschrieben. Der an den Kern anschließende Container nimmt die Küche und den Sanitärblock auf, die durch eine Eingangszone geteilt sind. Ansonsten sind die Wohnungen durch Leichtbauwände frei einzuteilen, es werden einige exemplarische Grundrisse gezeigt. Die Container sind in einer Art Regalsystem organisiert, welches über Zugbänder von einer Kragkonstruktion am oberen Ende des Kernes abgehängt ist. Die Container ruhen auf einer Sekundärkonstruktion aus Vierendeelträgern, die quer zwischen den Flanken dieses Regales liegen. In schematischen Grundrisszeichnungen wird gezeigt, wie mehrere dieser Türme zu Megastrukturen gekoppelt werden. Es ergibt sich dabei eine strukturalistische netzartige Struktur mit einem Dreieckskern in jedem Knotenpunkt. Gezeigt wird auch das Layout eines Parkdecks, das in das Raster der Megastruktur aus Container-Türmen passt. Die Schichtung, die sich so ergibt, passt zum Ideal der autogerechten Stadt: Das Erdgeschossniveau dient ausschließlich der automobilen Erschließung, die Ebene auf den Parkdecks ist den Fußgängern vorbehalten. Das Modell, welches im Baumeister abgebildet ist, bleibt allerdings abstrakt, sodass die Fantasie des Betrachters gefordert ist. Es erinnert nicht von ungefähr an metabolistische Stadtstrukturen. Der kurze Text zum Projekt endet mit der Information, dass zur Studie auch eine detaillierte Kostenschätzung gemacht wurde. Die Baukosten werden mit 1340 D-Mark pro Quadratmeter beziffert, was als im Bereich des förderungswürdigen Wohnungsbaues liegend eingestuft wird.148

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Bilanz Es können fünf Startpunkte des Genesepfades Hängehochhaus aufgezeigt werden: Buckminster Fuller, die Brüder Rasch und der russische Konstruktivismus ab den

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1920er Jahren sowie García Prado mit Sommer Smith in Montevideo und Bakema und van den Broek in den 1950er Jahren. Wie unabhängig diese Startpunkte voneinander waren, ist im Rahmen dieser Arbeit nicht zu sagen. Dass es einen singulären Startpunkt gab, kann aufgrund der Kombination von Gleichzeitigkeit und Eigenständigkeit der Startpunkte aber ausgeschlossen werden. Die Hochhäuser der Brüder Rasch zeigen eine sehr besondere, durchaus widersprüchliche Beziehung von Gestaltung und Technik. Das Hängehochhaus erscheint als nüchterne, technische Antwort auf die von den Architekten diagnostizierten Probleme der Stadt. Diese Rationalität geht so weit, dass aus den Projekten eine Verweigerungshaltung gegenüber der Gestaltung zu sprechen scheint. Durch die oft unglücklichen Proportionen, den sparsamen Ausdruck der Fassaden, die Art der Darstellung und der Verzicht auf alles nicht unbedingt Notwendige scheinen die Gebäude reine Ingenieurbauten zu mimen. Eine etwas genauere Betrachtung zeigt freilich, dass es sich hier nur um eine Pose handelt. Betrachtet man das Gesamtwerk von Heinz und Bodo Rasch, offenbart sich ihre wahre Motivation: In ihrem grafischen Werk, den von ihnen entworfenen Möbeln (besonders den Kragstühlen), der Auseinandersetzung mit pneumatischen- und Hängekonstruktionen zeigt sich der unbedingte Wille, die vorhandenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen. Dies ist eine Gemeinsamkeit – nicht nur mit Ludwig Mies van der Rohe – sondern mit der gesamten Avantgarde der 1920er Jahre. Im Kontext des Hochhauses drängt sich eine Parallele zum 1924 entworfenen Wolkenbügel von El Lissitzky auf. Damit erscheint der Rasch’sche Start des Genesepfades als eine gestalterische Revolution – genauso wie Mies’ Entwurf »Wabe« das für den Verbundkern war. Ausführbar wären die ersten Entwürfe der Brüder Rasch sicher nicht gewesen, nur eine gewisse Naivität oder Lockerheit im Umgang mit der Technik ermöglichte es ihnen, hier ein neues Schema des Bautyps Hochhaus zu schaffen, was ebenfalls eine Parallele zu Mies ist. Betrachtet man das Hängehochhaus als technisches Objekt, so zeigt sich in ihm eine besonders große Konvergenz, die noch größer als zum Beispiel beim Verbundkern erscheint. Zum einen nimmt der Kern auch sämtliche Vertikallasten auf, ist also durch noch mehr Wechselwirkungen mit dem Gesamtsystem verbunden. Zum anderen – und das ist fast noch wichtiger – ergibt sich die gesamte geometrische Grundanlage bis hin zur äußeren Erscheinung aus dem Konstruktionsprinzip: Der Kern muss mittig liegen und ragt am unteren und oberen Ende aus dem Volumen der Nutzgeschosse heraus. Damit entsteht hier eine Synergie aus Konstruktion und Form, die den Brüdern Rasch große Freude bereitet haben dürfte und die hier gleichsam zu einer Spezialisierung des Hochhauses führte. Auch für diesen weiteren Entwicklungsschritt des Verbundkernes passen die folgende Worte Simondons: »Das technische Objekt schreitet durch die interne Umverteilung der Funktionen auf kompatible Einheiten voran, die an die Stelle der Zufälligkeit oder des Antagonismus der ursprünglichen Verteilung treten; die Spezialisierung erfolgt nicht Funktion für Funktion, sondern Synergie für Synergie.«149 Mit dem Rathaus in Marl wird der Typ Hängehochhaus zum ersten Mal in Deutschland realisiert. Hinweise auf ernsthafte technische Probleme lassen sich dabei weder am Projekt selbst noch in den zahlreichen Dokumentationen und Berichten finden. Sehr wohl problematisch war schon in der Planungsphase die Entwicklung

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der Kosten, welche die Realisierung des Projektes gefährdete.150 Der Grund, warum das Projekt trotzdem in Teilen realisiert wurde, dürfte zum großen Teil in der Kraft des Bildes liegen, das die Architekten mit ihrem Entwurf erzeugten. Dies gelang Bakema und van den Broek, obwohl das Projekt hinsichtlich Proportionen und Details durchaus Schwächen aufweist.151 Paul Schneider-Eslebens Entwurf der Sparkasse in Wuppertal scheint mit Leichtigkeit allen Problemen zu entkommen, mit denen van den Broek und Bakema in Marl gekämpft hatten. Der Bauherr selbst trat mit dem Wunsch nach einem Hängehochhaus an den Architekten heran, da er stützenfreie Räume wünschte, und dürfte die resultierenden Kosten daher ohne Murren getragen haben. Schneider-Esleben wusste daraufhin, das gestalterische Potenzial des Konstruktionsprinzips voll auszuspielen. Bei Egon Eiermanns Hochhäusern für Olivetti erwiesen sich die Kosten dann wieder als Problem, was dazu führte, dass beide Hochhäuser als Kelch- und nicht – wie zunächst geplant – als Hängekonstruktion ausgeführt wurden. Trotzdem hat das Projekt die volle ikonografische Kraft seiner Formensprache entfaltet, ohne dabei irgendwelche organisatorischen oder technischen Einbußen zu erleiden. Genau dies zeigt die Schwäche des Hängehochhauses: Die gleichen Qualitäten lassen sich auf anderen, weniger aufwendigen Wegen erreichen. Eine Besonderheit ist die Mischbauweise aus Betonkern und Stahlskelett. Eiermann folgte hier der konstruktiven Logik des Hängehochhauses: Der Kern, der Horizontal- und Vertikalkräfte aufnehmen muss, wurde im dafür geeigneten Material Beton ausgeführt. Das Skelett, das nur Vertikalkräfte aufnimmt, wurde in Stahl konstruiert. So konnte Eiermann auch seinen gestalterischen Vorlieben für Stahl als präzises, elegantes Konstruktionsmaterial folgen. Das Resultat ist ein spannender Kontrast zwischen den monolithisch plastischen Kernen und den feingliedrigen Fassaden. Eine wichtige Rolle in dieser Komposition spielen die externen Fluchttreppenhäuser. Der Schwerpunkt im Zusammenspiel von Gestaltung und Technik verschiebt sich beim Genesepfad des Hängehochhauses also schrittweise von der Technik zur Gestaltung. Dies zeigt sich auch beim BMW-Hochhaus von Karl Schwanzer. War das Konstruktionsprinzip Hängehochhaus bisher mit dem Wunsch nach Stützenfreiheit (Schneider-Esleben in Wuppertal) und kompakter Organisation (van den Broek und Bakema in Marl und Eiermann in Frankfurt-Niederrad) begründet, so standen beim BMW-Hochhaus die laut Schwanzer »formbewußte Architektur« und der Wunsch nach »Unverwechselbarkeit«152 im Vordergrund. Argumente wie der Bauablauf und der Innenraum waren dem nachrangig. Dabei folgte Schwanzer aber weiter der engen Verflechtung von Gestaltung und Technik – wobei die Technik, besonders das Tragwerk, noch komplexer ist als in den bisherigen Hängehochhäusern, und die Gestaltung deren Logik noch expressiver zum Ausdruck bringt. Beim Stahl-Container-Turm aus dem Jahre 1972 scheint das Hängehochhaus dann wieder in einen Modus zurückgekehrt zu sein, der dem der Anfangszeit und der Entwürfe der Brüder Rasch ähnelt. Einerseits spricht aus dem Projekt ein enormer technischer und wirtschaftlicher Optimismus, anderseits erscheint es schlicht unglaubwürdig. Solche Studien waren typisch für diese Zeit und wurden von Fachzeitschriften regelmäßig veröffentlicht. Der gewagte Entwurf scheint aus heutiger Sicht eher ein letztes Aufbäumen in Vorahnung der kommenden Krise, die dem Hochhaus

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und der Architektenschaft schwere Jahre und dem Hängehochhaus das finale Aus in Deutschland bringen sollte. Der Vollständigkeit halber sollen noch weitere in Westdeutschland realisierte Hängehochhäuser Erwähnung finden. Zwischen 1964E und 1966F errichtete das Büro Hentrich und Petschnigg in Hamburg das Finnlandhaus: Das Gebäude umfasst elf Normalgeschosse und weist konstruktiv und in seiner Erscheinung einige Parallelen zum Rathaus Marl auf.153 Zwischen 1970 und 1972 errichteten Erwin Heinle und Robert Wischer das Bettenhaus der Universitätsklinik Köln. Das Gebäude ist 77 Meter hoch, zwei Kerne tragen einen enormen Gitterrost, von dem dann die Geschosse abgehängt sind. Das wohl letzte in Westdeutschland realisierte Hängehochhaus ist dann das 1979 fertiggestellte Hochhaus des Deutschlandfunks in Köln von Gerhard Weber. Die technische Überlegenheit, welche Heinz und Bodo Rasch dem Konstruktionsprinzip seinerzeit zusprachen, löste das Hängehochhaus nie ein. Besonders der Platzgewinn auf Straßenniveau stellte sich nicht ein. Viel eher wurden die Hängehochhäuser mit oft großflächigen Sockelbauten kombiniert. Statt einer technischen Überlegenheit bot das Hängehochhaus aus seiner konstruktiven Logik heraus aber enormes gestalterisches Potenzial. Das Herausarbeiten des Kernes sowie der Kragund Hängeelemente war eine Steilvorlage für die Architekten der Zeit. Doch der zu zahlende Preis war zu hoch, sodass das Hängehochhaus eine Ausnahmeerscheinung blieb. Das »Versagen« der Brüder Rasch – die Tatsache, dass sie nie ein Hochhaus realisierten – ist somit auch deutlich auf ihre Verweigerung einer expressiveren Gestaltung zurückzuführen, denn für diese expressive Gestaltung als Ausdruck von Werten waren die Industrie (BMW), die Banken (Wuppertal), aber auch die Bürger selbst (Marl) bereit zu zahlen. Das Hängehochhaus als Büro- und Verwaltungsbau bekam aber noch von einer anderen Seite Gegenwind: Das Großraumbüro wurde schon ab Anfang der 1960er Jahre immer mehr zum Thema. Da der oder die Kerne aus der Logik des Tragwerkes heraus beim Hängehochhaus zunächst eine starke Tendenz zur mittigen Lage aufwiesen, stellte die Kombination von Großraum und Hängehochhaus eine neue Herausforderung dar. Der Genesepfad des Hängehochhauses endete in Deutschland mit dem Betrachtungszeitraum dieser Arbeit. International gesehen lässt sich aber eine Anknüpfung im Bereich der Hightech-Architektur aufzeigen, so zum Beispiel im Falle der Hongkong and Shanghai Bank von Norman Foster aus dem Jahre 1986F. Da der Genesepfad des Hängehochhauses wie kein anderer von technischen Voraussetzungen geprägt gewesen zu sein scheint, ist es naheliegend, hier die Rolle der Technik weiter zu vertiefen. Der Start des Genesepfades bei den Brüdern Rasch wurde als eine gestalterische Revolution der Technik herausgearbeitet. Gespeist wurden die ersten Entwürfe der Raschs zwar von den neuen Möglichkeiten der Technik, sie hielten zur Technik aber einen Abstand, der es ihnen ermöglichte, gleichsam spielerisch mit ihr umzugehen und so eine neue Logik der Hochhausstruktur zu formen. Beim Rathaus Marl ist bemerkenswert, dass die Technik, hier das Tragwerk, nie als kritischer oder auch ermöglichender Faktor Erwähnung findet. Problematisch sind die Kosten, die Machbarkeit von Berechnung bis Bauausführung jedoch schien die Fachwelt als selbstverständlich hinzunehmen. Zumindest entsteht dieser Eindruck bei der Lektüre

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der zeitgenössischen Artikel – dies gilt auch für Schneider-Eslebens, Eiermanns und Schwanzers Entwürfe. Es wurde zwar stets stolz auf den Stand der Technik verwiesen, dass dieser hier aber durch konkrete Innovationen Neues ermöglichte, wurde nicht erwähnt. Die Technik scheint damals also nicht die Möglichkeitsräume zu bestimmen, innerhalb derer sich die Entwürfe entwickeln, sondern sie scheint eher dorthin zu folgen, wo die Gestaltung Räume öffnet. Das Ende des Genesepfades Hängehochhaus in Westdeutschland kann auch als eine Überanpassung der Hochhausstruktur an ein spezielles assoziiertes Milieu und damit als eine sogenannte Hypertelie gelesen werden:154 Hinsichtlich der internen Beziehungen der Struktur entsteht eine ganz charakteristische Logik, die zum Beispiel in den Grundrissen deutlich lesbar ist. Hinsichtlich seiner externen Beziehungen funktioniert das Hängehochhaus aber nur in einem Milieu der wirtschaftlichen Prosperität, des Technikoptimismus, der Nutzungslogik und der Formensprache. Sobald in diesem Milieu zu starke Verschiebungen stattfinden, zum Beispiel der Wunsch der Nutzer nach Großraumbüros, kann das Hängehochhaus aufgrund seiner Überspezialisierung und damit seiner zu fest gefügten Logik nicht reagieren und der Pfad findet ein (zumindest vorläufiges) Ende.

Genesepfad 5: Brutale Konstruktion – die Versuchung des Machbaren Einführung Mit dem Genesepfad des Hängehochhauses wurde ein Hochhaustyp betrachtet, bei dem das Tragwerksprinzip in engster Wechselwirkung zu Struktur, Organisation und Volumetrie des Gebäudes steht. Sowohl die Logik des Tragwerkes als auch seine Elemente sind entwurfsprägend. In dieser Hinsicht weist der Genesepfad der brutalen Konstruktion Ähnlichkeiten mit dem des Hängehochhauses auf. Den brutalen Konstruktionen liegt jedoch keine so spezifische Logik von Tragwerk und Struktur zugrunde, sondern es wurden im Allgemeinen Tragwerke entwickelt, die auf extrem großen Spannweiten und Auskragungen basieren, sodass Stützen, Träger oder Wände in ihren Abmessungen gegenüber dem sonst Üblichen stark überdimensioniert erscheinen. Im Deutschland der Nachkriegszeit zeigten sich zunächst materialsparende Konstruktionen. Dies lag hauptsächlich an der herrschenden Materialknappheit, aber auch an der gestalterischen Orientierung, die ihre Vorbilder eher in schlanken und eleganten Bauteilen suchte, wie sie zum Beispiel Ludwig Mies van der Rohe in den 1950er und 1960er Jahren in den USA realisierte. Ab den 1960er Jahren traten dann vermehrt brutale Konstruktionen auf, wobei der Übergang fließend war. Aufgezeigt werden kann dies zum Beispiel am Werk von Paul Schneider-Esleben. Bei seinem Verwaltungsgebäude für die Mannesmann AG in Düsseldorf von 1954E bestehen die Stützen aus Stahlrohren von lediglich 17 Zentimetern Außendurchmesser. Bei seinem Hochhaus für die Commerzbank in Düsseldorf von 1960E messen die Stützen circa 90 × 90 Zentimeter. So wird ein deutlicher Paradigmenwechsel sichtbar.

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Postcheckamt, Essen 1962EA, Oberpostdirektion Düsseldorf

Verwaltungsgebäude Commerzbank, Düsseldorf 1960E, Paul Schneider-Esleben

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Kreissparkasse Recklinghausen 1964EA, Manfred Ludes

IBM-Hochhaus, Hamburg 1963E, Werner Kallmorgen

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Deutsche-Bank-Hochhaus, Frankfurt am Main 1978E, ABB – Hanig, Scheid, Schmidt

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Abbildung 11: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Brutales Tragwerk betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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Die Nähe der brutalen Konstruktionen zum Brutalismus ist deutlich. Die meisten Gebäude, die hier dem Genesepfad der brutalen Konstruktion zugeordnet werden, erfüllen alle drei von Reyner Banham deklarierten Kriterien des Brutalismus: formale Lesbarkeit des Grundrisses, klare Zurschaustellung der Konstruktion und Wertschätzung des Materials.155 Trotzdem ist der Genesepfad – wie zu sehen sein wird – nicht mit jenem des Brutalismus gleichzusetzen. Ein klarer Startpunkt des Genesepfades lässt sich nicht bestimmen, seine Wurzeln zeigen sich jedoch deutlich in den ausdrucksstarken Strukturen Le Corbusiers und sind damit identisch mit denen des Brutalismus.156

Verwaltungsgebäude Commerzbank, 1960E 1960 erhielt Paul Schneider-Esleben den Auftrag für die Planung eines Verwaltungshochhauses für die Commerzbank in Düsseldorf (▶Projektkatalog S. 231). Das Gebäude wurde auch international vielfach publiziert157 und muss daher ein großer Erfolg für den Architekten gewesen sein. Mit zwölf Normalgeschossen und 46 Metern Höhe überragt das 1966 fertiggestellte Gebäude seine Umgebung deutlich und bildet einen wichtigen städtebaulichen Akzent. Das Hochhaus hat eine Grundfläche von circa 16 auf 31 Meter und steht mit einer Stirnseite zu Straße. Es nimmt nur einen Teil des Grundstückes ein, neben ihm und im Untergeschoss befinden sich Parkanlagen. Auf der anderen Straßenseite liegt ein ebenfalls von der Commerzbank genutzter Altbau, der mit einer über die Straße führenden Brücke mit dem Hochhaus verbunden ist. Aus der planungsrechtlich vorgegebenen Position des Hochhauses auf seinem Grundstück ergibt sich eine Verschiebung zwischen Neubau und Altbau längs der Straße. Um diese Verschiebung auszugleichen, steht ein ausgelagerter Kern seitlich des Hochhauses an der Straße und dient als Pylon und Anlandung für die Brücke.158 Dieser Kern ist im Grundriss quadratisch und überragt das Hauptvolumen des Gebäudes um ein Geschoss. Er nimmt neben einer Treppe zwei Lifte, einen Technikschacht und eine Toilette auf. Der Kern steht auf Abstand zum Hochhaus und ist über schmale Brücken an dieses angebunden. Ein zweiter, etwas kleinerer Kern befindet sich mittig an der von der Straße abgewandten Stirnfassade des Turmes. In ihm befinden sich eine Treppe mit Fassadenkontakt und zwei Sanitärblöcke. Im Grundriss stehen in Verlängerung des Kernes vier kräftige Stützenpaare. Längs über ihnen liegt ein enormer Unterzug. Von diesem Unterzug kragen wiederum sich zur Fassade hin verjüngende Unterzüge 6 Meter weit aus. Am Rand der Deckenplatten verläuft eine Betonbrüstung, die zum einen dem Brandschutz dient und zum anderen als Randaussteifung, die Betonkonstruktion ist vorgespannt. Im Erdgeschoss steigerte Schneider-Esleben den Aufwand für das Tragwerk noch. Das gesamte Hochhaus ruht hier auf dem Kern und nur drei kleinen Scheiben. Diese stehen jeweils unter einem der Stützenpaare; abgefangen wird das vierte Stützenpaar von einem Betonunterzug von circa 5,4 Meter Breite und 1,8 Meter Höhe.159 Dieser enorme Unterzug spannt über 13 Meter und erlaubt im Erdgeschoss die Flexibilität, mit welcher der konstruktive Aufwand gerechtfertigt

Postcheckamt, 1962EA

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Das Postcheckamt in Essen (▶Projektkatalog S. 240), heute Hochhaus der Postbank, wurde zwischen 1963 und 1968 errichtet, der Entwurf dürfte damit aus dem Jahr 1962 stammen. Planverfasser war die Bauabteilung der Oberpostdirektion Düsseldorf. Äußerlich weist das bei 19 oberirdischen Geschossen 87 Meter hohe Postcheckamt auffallende Parallelen zum 1952 fertiggestellten Lever House von SOM in New York auf. Unter dem zweigeschossigen Sockelbau befindet sich eine ebenfalls zweigeschossige Tiefgarage. Im Erdgeschoss liegen die für Kunden zugänglichen Bereiche und im ersten Obergeschoss ist das Rechenzentrum angesiedelt. Im Hochhaus selbst befinden sich die Buchungssäle sowie in den oberen Geschossen Speiseraum, Großküche und Café. Der Sockelbau hat einen Innenhof, der vom Hochhaus in zwei Teile getrennt wird. Dieses liegt quer auf dem Sockelbau und ist so lang wie dieser breit. Das elegante äußere Bild des Hochhauses spiegelt noch deutlich die Begeisterung für die amerikanischen Hochhäuser der 1950er Jahre. Die Struktur des Postcheckamtes spricht dagegen schon eine ganz andere Sprache. Im 19,3 mal 47,2 Meter messenden Grundrissrechteck liegen zwei quergestellte Verbundkerne. Die Kerne teilen die Nutzfläche in einen großen mittigen und zwei kleine stirnseitige Bereiche. Sie halten seitlich etwas

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wurde:160 Hier befinden sich mehrere Autobankschalter, die eine entsprechende stützenfreie Fläche benötigen. Die Fassade der Normalgeschosse steht im Kontrast zum Sichtbeton des Rohbaues. Sie ist aus eloxierten Aluminiumelementen gefügt. Diese planen Elemente sind als Sandwich mit Air-Comb-Waben verklebt, die Fenster liegen flächenbündig in der Fassade und haben abgerundete Ecken. Der Grund hierfür liegt in der Produktionstechnik des Stanzens, die keine scharfen Kanten erlaubt.161 Ebenfalls gerundet sind die Ecken zwischen Längs- und Querfassaden. Die Fassade erscheint einerseits als Vorbote der Higtech-Architektur,162 anderseits erinnert sie an die Systeme von Jean Prouvé. Es sind keine Pressleisten oder ähnliches sichtbar, wodurch die Fassade einen minimalistischen, sauberen Eindruck macht. Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet eine Reihe etwas höherer Fassadenelemente, die durch horizontale Schlitze aufgelöst werden. Zum Erdgeschoss hin schaut die Betonkonstruktion als umlaufender Rand unter der Aluminiumfassade hervor, an den Stirnseiten wird hier der mächtige, längs durch das Gebäude laufende Unterzug sichtbar. Das Erdgeschoss mit den Schaltern zeigt sich als plastische Sichtbetonwelt, bei der auf allen Sichtbetonoberflächen die Struktur der Bretterschalung erkennbar ist. Die Einhausungen der Schalter sind großflächig verglast, die Angestellten scheinen somit im Außenraum zu sitzen. Die Büroflächen hingegen können entweder mit einem Trennwandsystem unterteilt oder als Großraum genutzt werden.163 Damit handelt es sich beim Verwaltungshochhaus der Commerzbank auch um ein frühes Beispiel des Genesepfades Großraum. Abschließend kann bezüglich der Wirkmacht dieses Gebäudes darauf hingewiesen werden, dass sowohl das Hypo-Hochhaus in München als auch der Silberturm in Frankfurt am Main deutlich Bezug auf die hier von Paul Schneider-Esleben entworfene Fassade nehmen und diese weiterentwickeln.164

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Abstand zu den Fassaden und sind jeweils durch einen Durchgang in der Mitte geteilt. Auf der einen Seite des Durchganges liegt jeweils ein Treppenhaus, auf der anderen befinden sich jeweils drei Personenlifte, ein Aktenlift sowie große Technikschächte. Die Wände der Kernteile mit Treppen sind circa 90 Zentimeter dick, in sie sind an einigen Stellen Taschen eingelassen, die als Technikschächte dienen. Ebenso brutal wie diese Kernwände wirkt das die Kerne umgebende Skelett. Es hat nur zwei Stützenreihen, die in der Flucht der Kernenden liegen. Die Stützen haben einen Durchmesser von über 1 Meter, zwischen ihnen überspannt die Deckenplatte 14,5 Meter und der Achsabstand zwischen zwei Stützen beträgt 6,4 Meter.165 Wie bei den meisten brutalen Konstruktionen gibt es auch hier eine Betonbrüstung, die sowohl als Randaussteifung als auch als Brandschürze dient. Die Frage ist nun, was die Planer veranlasst hat, eine derart megalomane Struktur zu entwickeln, die zudem in derart deutlichem Kontrast zur äußeren Erscheinung des Gebäudes steht. Nachdem hier, anders als bei der soeben betrachteten Commerzbank von Schneider-Esleben, im Erdgeschoss beziehungsweise Sockelbau kein Grund für die großen Spannweiten zu finden ist, können nur die Büroflächen der Normalgeschosse der Antrieb hierfür gewesen sein. Die zwei in der Deutschen Bauzeitung veröffentlichten Grundrisse zeigen zwischen den Kernen einen Großraum ohne jegliche Trennwände.166 Die Nutzflächen an den Gebäudestirnen sind in Garderoben, Ruheräume und andere dienende Funktionen unterteilt. Der Wunsch, den Großraum stützenfrei zu halten, dürfte hier also zu den enormen Spannweiten und der brutalen Konstruktion geführt haben. Interessant sind weitere Betrachtungen der Fassade und der technischen Ausstattung des Postcheckamtes. Aus Kosten- und Wartungsgründen entschied man sich für eine Einfachverglasung. Die Fenster sind nicht öffenbar, das Gebäude ist vollklimatisiert. Daraus resultieren die relativ großen Schächte in den Kernen, aber auch die Tatsache, dass zwei der 17 Obergeschosse vollständig der Nutzung als Technik- beziehungsweise Klimazentrale dienen. Die Fassade verfügt über einen außen liegenden Sonnenschutz, es handelt sich hierbei um Elemente aus horizontalen Aluminiumlamellen, die im offenen Zustand vor der Brüstung »parken« und bei Bedarf durch eine zentrale Steuerung vertikal vor die Fenster gefahren werden. Das Gebäude wirkt damit aus heutiger Sicht übertechnisiert und spiegelt insofern den Technikglauben und die Technikbegeisterung der 1960er wider.

IBM-Hochhaus, 1963E Anfang der 1960er Jahre erhielt Werner Kallmorgen von der Grundstücksgesellschaft Dovenhof den Auftrag für die Entwicklung eines zentral gelegenen Grundstückes in Hamburg. Bauherr, Stadt und Architekt einigten sich darauf, dass ein oder mehrere Hochhäuser errichtet werden sollten. Modellfotos zeigen Studien Kallmorgens mit verschiedenen Varianten hierzu.167 Auf dem Grundstück wurden schließlich zwei Hochhäuser realisiert, die beide unter den Namen der erst im Laufe der Projektierung dazu gestoßenen Mieter bekannt wurden: das 1965 fertiggestellte IBM-Hochhaus (▶Projektkatalog S. 244) und das 1969 fertiggestellte Spiegel-Hochhaus (▶Projektkatalog S. 245). Zu beiden Hochhäusern gehören zweigeschossige Flachbauten. In

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ihrer Volumetrie, Fassadengestaltung und Struktur weisen die Gebäude erhebliche Unterschiede auf, sodass zunächst nicht ersichtlich ist, dass sie nahezu zeitgleich vom selben Architekten geplant wurden. Bei näherer Betrachtung zeigen sich, wie noch zu sehen sein wird, dann strukturelle Parallelen. Im Folgenden wird aber ausschließlich das IBM-Hochhaus betrachtet. Das Gebäude ist bei 17 oberirdischen Geschossen 62 Meter hoch, die Grundfläche ist ein Rechteck von 14 auf 37 Meter. Zum Gebäude gehört ein zweigeschossiger Flachbau, der über eine Passerelle an den Turm angebunden ist. Diese Passerelle bildet zugleich den Eingang und Empfangsbereich für beide Gebäudeteile. Im Grundriss zeigt sich ein Verbundkern mit ungefähr gleichen Proportionen wie das Gebäude selbst. Der Kern liegt in Längsrichtung mittig im Gebäude, in Querrichtung ist er verschoben, sodass auf einer Seite nur ein Erschließungsgang zwischen Kern und Fassade verbleibt. Quer im Kern liegt, leicht außermittig, eine Liftlobby mit auf jeder Seite zwei Personenliften. Die Lobby verbindet den Erschließungsgang an der Fassade mit der Nutzfläche auf der anderen Seite des Kernes. Im Kern liegen außerdem zwei Treppenhäuser, eines quer mit Erschließung vom Gang an der Fassade, eines längs mit Erschließung von der Seite der Nutzfläche. Neben Liftlobby und Treppenhaus sind auch die Sanitäranlagen über den Erschließungsgang zwischen Fassade und Kern zugänglich. In der Fassadenebene befinden sich tragende Stützen. Zwischen zwei dieser tragenden Stützen liegt jeweils eine nicht tragende Hohlstütze gleicher Abmessung, in der Lüftungskanäle und Heizmedien geführt werden. Dieses System hatte Raymond Hood im 1930 in New York fertiggestellten Daily News Building angewendet168 und das IBM-Hochhaus ist das einzige Hochhaus des hier erarbeiteten Projektkataloges, bei dem es ebenfalls Anwendung fand. Die Technikschächte lösen damit ihre synergetischen Beziehungen zum Verbundkern auf und treten stattdessen in neue Beziehungen zur Fassadengestaltung und zum Innenausbau. Beides ist im Fall des IBM-Hochhauses wichtig: Die Fassade sollte eine kleinteilige Gliederung aufweisen, um sich gut in die Umgebung einzufügen.169 Ebenso war eine möglichst große Flexibilität beim Anschluss von Trennwänden an die Fassade gewünscht, um dem während der Planung noch nicht bekannten Mieter maximale Freiheit bei der Einteilung der Büros zu bieten.170 Beides wird durch das enge Raster aus geometrisch identischen Stützen erreicht. Es zeigt sich hier also eine zum Verbundkern alternative Logik und Konvergenz der Hochhausstruktur, die sich aber nicht durchsetzen konnte. Beim IBM-Hochhaus gibt es neben dem Kern und den rechteckigen Stützen in Fassadenebene noch zwei weitere Bauteile zum Abtrag der Vertikalkräfte. Es handelt sich hierbei um zwei Großstützen von 75 Zentimetern Durchmesser. Durch ihre Größe, ihren runden Querschnitt und die Tatsache, dass es nur zwei dieser Stützen gibt, erscheinen sie im Grundriss sehr prominent. Verstärkt wird dies dadurch, dass sie nicht im Raster des Gebäudes liegen und damit sowohl zur Flucht der Kernaußenwände als auch zu den Fassadenstützen hin verschoben sind. Trennwände treffen damit nie auf diese zwei Stützen, sondern liegen stets neben ihnen. Die Strategie der zwei aus dem Raster ausbrechenden Großstützen ist die strukturelle Gemeinsamkeit von IBM- und Spiegel-Hochhaus. Damit zeigt sich beim IBM-Hochhaus das für den Genesepfad der brutalen Konstruktion typische Merkmal: Aus einer funktionalen Begründung heraus wird das Tragwerk in Spannweiten, Auskragungen und

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Bauteildimensionen überzeichnet. Dadurch wird der Grundriss zu einer Komposition aus wenigen übergroßen Bauteilen. Beim IBM-Hochhaus lässt sich die innere Logik nicht an der äußeren Erscheinung ablesen, denn das Gebäude steht als nahezu fugenloser monolithischer Quader aus schwarzem Glas und mit außen bündigen Fenstern in der Stadt.171 Durch das durchgehende Raster aus stehenden Fensterformaten erinnert die Fassade an eine Lochkarte. Den oberen Abschluss bildet wiederum das fensterlose Technikgeschoss, auf dem das Firmenlogo angebracht ist.

Kreissparkasse Recklinghausen, 1964EA Den Auftrag für das 1966 fertiggestellte Hochhaus für die Kreissparkasse Recklinghausen (▶Projektkatalog S. 248) konnte sich der ortsansässige Architekt Manfred Ludes im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbes sichern. Auch dieses Hochhaus erhebt sich über einem zweigeschossigen Sockelbau, in dem die Schalterhalle der Bank untergebracht ist. Darüber befinden sich die neun Geschosse des Gebäudes, das circa 40 Meter hoch ist. Der Grundriss des Hochhauses ist ein Rechteck von 14,5 auf 41 Meter und ist damit sehr schlank. In seiner Mitte verläuft in Längsrichtung von Stirnfassade zu Stirnfassade ein großzügiger Erschließungsgang. Zu beiden Seiten des Ganges stehen Reihen von Großstützen, von denen die Geschossplatten fast 5 Meter weit auskragen. Fassaden und Nutzflächen sind damit völlig frei von Tragwerkselementen. An jede Stützenreihe schließt ein kleiner Kern an. Diese zwei Kerne werden durch Liftschächte gebildet und liegen sich an den Enden der Stützenreihen diagonal gegenüber. Im einen Kern befinden sich zwei Personenlifte, im anderen ist ein Servicelift untergebracht. Zwischen diesen Kernen und den Längsfassaden liegen zwei Treppenhäuser, zwischen ihnen und den Stirnfassaden zwei Sanitärblöcke. Die Wände der Treppenhäuser und Sanitärblöcke sind nicht tragend, alle Vertikal- und Horizontalkräfte werden damit in der Mittelzone des Gebäudes abgetragen. Zur Aufnahme der Horizontalkräfte scheint die Konstruktion jedoch nicht besonders gut geeignet, da dies nur über die Liftschächte und die Knoten zwischen Stützen und Geschossplatten geschehen kann, was einen hohen konstruktiven Aufwand bedeutet. Nur winzige Technikschächte sind im Grundriss zu sehen, dafür ist neben einem der Kerne ein Technikraum ausgewiesen. Da die Fenster nicht öffenbar sind,172 kann von einer Vollklimatisierung ausgegangen werden. Dies bedeutet, dass die Konditionierung der Luft dezentral in den Technikräumen auf den Geschossen stattfindet und die Luft von hier aus vertikal verteilt wird. So spektakulär die Struktur dieses Gebäudes ist, so unauffällig sind die Fassade und äußere Erscheinung. Horizontal wird die Fassade durch den Wechsel von dunklen Brüstungsbändern und durchlaufenden Festerbändern gegliedert. Die Fenster haben schmale Oberfelder, über denen die Einhausung des außen liegenden Sonnenschutzes durchläuft und der Fassade etwas Tiefe und Plastizität verleiht. Das strenge Raster der Fassade wird durch Profile nachgezeichnet. Die Profile und die Einhausung des Sonnenschutzes sind hell und bilden einen starken Kontrast zu den dunklen Brüs-

Deutsche-Bank-Hochhaus, 1978E

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Auf dem Grundstück Taunusanlage 12 in Frankfurt am Main erhebt sich der zwischen 1978 und 1984 errichtete Doppelturm der Deutschen Bank (▶Projektkatalog S. 277). Die Grundkonfiguration als Doppelturm auf fünfgeschossigem Breitfuß geht auf einen Wettbewerb aus dem Jahre 1970 zurück, den die Architekten Giefer und Mäckler gewannen. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage wurde das Projekt jedoch nicht ausgeführt und das Grundstück 1977 verkauft. Der neue Eigentümer beauftragte das Frankfurter Büro ABB – Architekten Beckert + Becker174 mit einer neuen Planung. Diese musste sich an die Doppelturmlösung von 1970 halten, da sie in einen Teilbebauungsplan überführt worden war. Im Winter 1978/79 erwarb dann die Deutsch Bank das Projekt, von dem die Fundamente schon gegossen waren. Einige Änderungen, wie die Erhöhung der Liftkapazität und die Änderung des Klimakonzeptes, wurden entsprechend den Forderungen der Bank aber noch am Entwurf durchgeführt.175 Die Türme sind 155 Meter hoch und haben 40 oberirdische Geschosse, sie sind punktsymmetrisch zueinander, sodass für die nun folgende Analyse der Struktur des Projektes nur ein Turm betrachtet wird. Dieser erscheint als achteckiges, prismatisches Volumen. Im Zentrum des Grundrisses liegt ein dreieckiger Kern, dessen Seiten Winkel von zweimal 45 und einmal 90 Grad zueinander bilden. Nimmt man diesen Kern als geometrische Keimzelle für den Grundriss, so lässt er sich aus einem Dreieck als Offset des Kernes herleiten, bei dem zwei Spitzen abgeschnitten und an die dritte Spitze angesetzt sind. Die Büroflächen laufen damit als eine etwas über 6 Meter tiefe Zone um den Kern herum, um sich vor einer der Kernecken als polygonale Erweiterung zu öffnen. Der Kern ist zu seiner Mittelachse symmetrisch und entlang dieser Mittelachse wird er von einer Erschließungszone durchschnitten. Zu beiden Seiten dieser Zone liegen jeweils ein Sanitärblock und eine Liftlobby mit fünf Personenliften sowie diverse Technikschächte. Die Lifte einer Kernhälfte bedienen die unteren Geschosse des Turmes und entfallen weiter oben; die der anderen Kernhälfte bedienen die oberen Geschosse. In Verlängerung der Erschließungszone des Hauptkernes liegen an der Fassade zwei kleine Nebenkerne, die die Bürozone durchschneiden. Jeder dieser Nebenkerne nimmt ein Treppenhaus mit Fassadenkontakt auf, einer der beiden zudem einen Servicelift, der als Ausstülpung vor dem eigentlichen Gebäudevolumen liegt. Die Fassade des Doppelturmes ist als Lochfassade ausgebildet. Die Betonwände hinter der verspiegelten Glasfassade, aus denen die Fenster ausgespart sind, nehmen

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tungspanelen. Das oberste Geschoss ist überhoch, in ihm befinden sich ein Kasino und ein Vortragsraum. Die Kerne ragen etwas über das Gebäudevolumen hinaus. Als Begründung für die spektakuläre Struktur wurde angegeben, dass sie für Bergsenkungsgebiete besonders geeignet sei.173 Dies leuchtet zwar ein, zahllose andere Hochhäuser haben hier aber einfachere Antworten gefunden. Weitere Argumente für die Auskragungen sucht man zum Beispiel im Grundriss des Sockelbaues vergebens, zusätzliche Stützen wären hier kein Problem gewesen.

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also sowohl Vertikalkräfte als auch Horizontalkräfte auf. Das Tragwerk ist damit ein Tube-in-Tube-System, bei dem die äußere Röhre die Fassade bildet und die innere den Kern. Fassade und Kern im Verbund übernehmen dann die Horizontalaussteifung des Gebäudes. Tragwerkstechnisch stellt das Tube-in-Tube-System die nach dem Skelett mit aussteifendem Kern nächst höhere Entwicklungsstufe des Hochhauses dar, denn durch die Aktivierung der weiter vom Grundrissschwerpunkt beziehungsweise der Momentnulllinie entfernten Fassade zur Aussteifung kann höher beziehungsweise wirtschaftlicher gebaut werden. Das System bringt aber geometrische Restriktionen sowie einen bautechnischen Mehraufwand mit sich und wird erst ab einer Gebäudehöhe von circa 60 Geschossen als sinnvoll erachtet.176 Das erste Tube-in-Tube Hochhaus ist das 1966 eröffnete und von SOM geplante DeWitt-Chestnut Apartment Building in Chicago.177 Das System kam also erst recht spät in Deutschland an und fand keine große Verbreitung. Grund hierfür dürften schlicht die vergleichsweise niedrigen Hochhäuser sein. Die Planung von ABB stand unter enormem Kostendruck. Die im Bebauungsplan vorgegebene Doppelturmlösung brachte deutliche Mehrkosten, die durch die komplexe Geometrie noch vergrößert wurden. Das Tube-in-Tube-System schien den Planern der geeignete Ausweg, der sowohl eine Einhaltung der Kosten als auch ein Festhalten an der Geometrie erlaubte.178 Im Grundriss der Deutsche-Bank-Türme zeigt sich neben der Fassade und den Kernen ein weiteres Element zur vertikalen Lastabtragung. Es handelt sich hierbei um eine einzelne achteckige Stütze von 1,5 Metern Durchmesser. Diese riesige Stütze in jedem Turm ist der Grund, warum das Hochhaus der Deutschen Bank dem Genesepfad der brutalen Konstruktion zugeordnet wird. Sie steht mittig in der Flächenerweiterung vor einer der Kernecken und erscheint als Fremdkörper im Tube-in-Tube-System. Auch der Kern als innere Röhre erscheint unklar, da nicht deutlich ist, in welchem Verhältnis er zu den Nebenkernen steht. Diese wiederum verschmelzen undefiniert mit der äußeren Röhre der Fassade und zerschneiden die Bürozone, was für die Nutzung hinsichtlich Organisation und Flexibilität nachteilig ist. Außerdem wird hier wertvolle Fassadenfläche von dienenden Funktionen belegt. Ein Verlegen der Treppenhäuser in den Kern hinein wäre brandschutztechnisch vielleicht noch möglich gewesen,179 der Kern wäre dann aber zu groß geworden und um ihn herum zu wenig Tiefe für die Büroflächen verblieben. Auch wenn es aufgrund der Entstehungszeit überraschend erscheint, die Struktur des Doppelturmes als Bricolage zu bezeichnen, so erinnert der Habitus, mit dem hier die Beziehungen der Strukturelemente gelegt werden, doch an eine solche. Benutzt wurde, was zur Hand war: Tube-in-Tube, amorpher Kern und brutale Konstruktion. Es wurden Kompromisse eingegangen und es zeigten sich Störfaktoren. Gründe hierfür dürften die nicht mehr passenden Vorgaben des Bebauungsplanes, der Kostendruck und die späten Änderungen gewesen sein. Es gelang den Architekten nicht, all diese konträren Faktoren in ein synergetisches Verhältnis zu bringen. Das Äußere der Deutschen Bank wirkt mit der blau verspiegelten Fassade und dem komplexen Spiel prismatischer Volumina maßstabslos und monolithisch. Wie Kristalle sitzen die Türme auf ihrem Sockel, der durch seine schrägen Fassaden wie ein Raumschiff erscheint. Die Fassade wurde bewusst gewählt, um das als unschön empfundene Lochraster der darunter liegenden Wände zu verdecken.180 Ein weiterer

Bilanz

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Quasi ohne Vorankündigung und Vorläufer zeigen sich nahezu zeitgleich verschiedene frühe Projekte des Genesepfades der brutalen Konstruktion. Anders als beim Verbundkern und beim Hängehochhaus tritt die brutale Konstruktion aber von Anfang an durch gebaute Projekte in Erscheinung, was sicher dem baufreudigen, prosperierenden Milieu des Wirtschaftswunders zu verdanken ist. Die Logik des Genesepfades ist weicher gefasst als zum Beispiel beim Hängehochhaus, da die maximale Ausreizung von Spannweiten und Auskragungen und die damit verbundene »Überdimensionierung« von Tragwerkselementen in recht unterschiedlichen Ausformulierungen zu Tage treten. Der Pfad bedient sich in seinem Entstehen und in seiner Logik verschiedener schon bekannter und beherrschter Elemente: Verbundkern, Skelett, auskragende und weit spannende Geschossdecken sowie der Betonbau im Allgemeinen waren Anfang der 1960er Jahre baupraktisch, planerisch, gestalterisch und hinsichtlich ihrer wechselseitigen Beziehungen in der Hochhausstruktur schon reif entwickelt. Die brutale Konstruktion kann also als eine Improvisation von schon Bekanntem verstanden werden. Wer erfolgreich improvisiert – sei es in der Musik, der Gestaltung oder der Technik – beherrscht die Zwänge so gut, dass er sich von ihnen lösen kann. Er nutzt diese Zwänge so, »daß in der Ausdehnung Abweichungsmöglichkeiten entstehen, die für etwas Neues, für die Modifikation der Form in einem möglichst offenen Prozeß, genutzt werden kann [sic!].«182 Als Begründung für die aufwendigen brutalen Konstruktionen werden anfangs stets funktionale Zwänge vorgebracht, etwa das stützenfreie Erdgeschoss bei der Commerzbank in Düsseldorf oder die tückischen Setzungen des Bodens bei der Kreissparkasse in Recklinghausen. Für all diese »Probleme« hätten sich aber aus rein technischer Sicht einfachere Lösungen finden lassen. Erst in der Wechselwirkung mit dem Gestaltungswillen der Architekten entstanden Strukturen, die nicht umsonst allen Kriterien des Brutalismus entsprechen: formale Lesbarkeit des Grundrisses, klare Zurschaustellung der Konstruktion und Wertschätzung des Materials. Es zeigt sich also auch hier das enge Gewebe aus Gestaltung und Technik. Die Technik ist dabei weder Triebfeder noch Erfüller, sie wirkt aber in synergetischer Beziehung zur Gestaltung.183 Im Gewebe aus beiden zeigen sich dann eine emergent neue Struktur und Logik. Motivation und Triebfeder scheinen schlicht ein »Energie-Überschuß [… und] Unruhepotential«184 zu sein, nicht nur der Architekten, sondern auch der Ingenieure und Bauherren, die diese Strukturen mit ermöglichen und tragen. Als besonders innovativ, oder gar

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

gestalterischer Wunsch der Architekten war es, dass die unterschiedlichen Spiegelungen und Reflexionen das Gesamtvolumen auflösen sollten.181 Der Doppelturm der Deutschen Bank erinnert hinsichtlich dieser gestalterischen Strategie somit zwar an Mies’ Entwurf für das Hochhaus an der Friedrichstraße in Berlin, sie bricht aber deutlich mit dem bei den bisherigen Betrachtungen aufgezeigtem funktionalen Gestalten. Das Gebäude steht deshalb schon im Zeichen der Postmoderne, die Vorhangfassade gerät zum minimalistischen Ornament.

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik 130

als Möglichmacher dieser auffälligen Hochhausstrukturen, wird die (Tragwerks-) Technik in keiner der vorliegenden Publikationen auch nur erwähnt. Sie scheint zur rechten Zeit reif, dem Gestaltungswillen der Architekten und des Zeitgeistes Ausdruck zu verleihen. Deutlich sind auch hier die Beziehungen der Hochhausstrukturen zu ihrem externen assoziierten Milieu. Wie auch das Hängehochhaus wären sie ohne wirtschaftliche Prosperität, Technikoptimismus, den Glauben an die Nutzungslogik und die Formensprache nicht möglich gewesen. Der Doppelturm der Deutschen Bank markiert – wie oben ausgeführt – in doppelter Hinsicht das Ende dieses Milieus und die beginnende Verschiebung hin zur Postmoderne. Was die äußere Erscheinung dieser Hochhäuser betrifft, so ist sehr erstaunlich, dass keines den in der Struktur so offensichtlich vorhandenen Geist des Brutalismus zeigt. Die Fassaden sind schlicht und unauffällig und scheinen den Habitus und die Logik der Struktur eher verstecken zu wollen. Hochhäuser mit brutalistischem Äußeren entstehen in Deutschland in dieser Zeit zur Genüge,185 die meisten zeigen jedoch keine brutale Konstruktion im hier herausgearbeiteten Sinn. Es scheint, als ob die Architekten der Hochhäuser des Genesepfades der brutalen Konstruktionen mit den schlichten Fassaden verbergen wollten, wie sie sich freudig der Versuchung des technisch Machbaren hingaben. Dazu passt auch, dass sich bei allen hier betrachteten Projekten der Verdacht aufdrängt, der enorme technische Aufwand sei nachträglich durch vermeintliche technische Zwänge legitimiert worden.

Genesepfad 6: Großraum – Kampf mit dem Widerspruch Einführung Anfang der 1960er Jahre entstehen in Deutschland und weltweit neue Bürokonzepte.186 Basierend auf der fortschreitenden Technisierung und Automatisierung, später auch auf der beginnenden Digitalisierung sowie auf der Suche nach effizienteren Organisations- und Kommunikationsformen und nicht zuletzt dem Wunsch nach einer Humanisierung des Büroalltags entsteht das Konzept des Großraumbüros. Eng verzahnt ist diese Entwicklung mit der Kybernetik,187 die den Entwicklungen ein wissenschaftliches Fundament gibt.188 Rasch werden die neuen Konzepte189 von der Industrie angenommen und finden erste Anwendungen. Ziel sind nicht einfach große Büroräume mit mehreren Arbeitsplätzen. Vielmehr wird der wirkliche »Einraum« angestrebt,190 der die gesamten Büroflächen ohne Trennung und, so mehrgeschossig, auch vertikal möglichst offen zusammenfasst. Dabei wird an »200, 300, ja sogar bis 1000 Arbeitsplätze«191 gedacht. Charakteristische Strukturen und Organisationsformen entwickeln sich denn auch für die Einrichtung und Möblierung und damit räumliche Struktur der Bürolandschaften. Dies zeigt sich in der Schrägstellungen von Möbeln, der Anordnung in Gruppen und Clustern, dem Gebrauch vieler verschiedener Möbelmodelle und -größen sowie den obligatorischen Pflanzenkübeln.192 Auch die Beleuchtungs- und Klimatechnik muss ihren Beitrag zum Großraumbüro leisten:

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Thyssenhaus, Düsseldorf 1957E Hentrich und Petschnigg

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Deckel-Maschinenfabrik, München 1961EA, Walter Henn

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Verwaltungs- und Forschungszentrum Osram, München 1962W, Curt Siegel und Rudolf Wonneberg

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geschätzt

Hypo-Hochhaus, München 1970E, Bea und Walter Betz

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Silberturm, Frankfurt am Main 1972E, ABB, Architekten Beckert + Becker

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Abbildung 12: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Großraum betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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Die Arbeitsplätze entfernen sich weiter von der Fassade und damit dem Tageslicht und der natürlichen Frischluftzufuhr, sodass hier technische Lösungen notwendig werden. Das so entstandene Großraumbüro steht im Konflikt mit der Grundlogik des Hochhauses: zum einen weil die Stapelung der Geschosse die Büroflächen in viele kleine Pakete unterteilt, zum andern weil der aussteifende Kern, Schotten oder andere Tragwerkselemente in oder nahe der Mitte des Grundrisses den Einraum zu zerstören drohen. Die Fachwelt erkennt dies früh und das Problem wird zum Beispiel in der Deutschen Bauzeitung vom November 1962 diskutiert,193 während Curt Siegel im Baumeister nach möglichen Lösungen sucht: »Der Großraum verlangt in jedem Fall seine eigene Lösung, und zwar sowohl im Flachbau wie auch im Hochhaus.«194 Inwieweit das den Architekten seinerzeit gelingt, wird im Folgenden betrachtet.

Thyssenhaus, 1957E Das Thyssenhaus (▶Projektkatalog S. 216), auch als Hochhaus der Phoenix-Rheinrohr AG bezeichnet, ist als Dreischeibenhaus in die Architekturgeschichte Westdeutschlands eingegangen. Das bei 26 Geschossen 95 Meter hohe Gebäude wurde 1960 fertiggestellt, Planverfasser waren die Architekten Hentrich und Petschnigg. Sie hatten 1955 den Wettbewerb mit einem Hochhaus in Stahlbetonbauweise und Brikettgrundriss für sich entscheiden können.195 Nach Beschwerden der Stahlindustrie entschied man sich dann aber dafür, den Entwurf »Dreischeibenhaus« auszuführen, jedoch nicht ohne vorher ein Gutachten von Fritz Leonhardt einzuholen, welches bestätigte, dass dieser Entwurf im Gegensatz zum Brikett wirtschaftlich in Stahl ausführbar sei.196 Bemerkenswert ist dabei, dass der Alternativentwurf von den vorausschauenden Architekten schon in der Wettbewerbsphase als Alternative vorgelegt worden war.197 Die Planung des Dreischeibenhauses datiert auf einen Zeitraum, kurz bevor das Großraumbüro allgemein zum Thema wurde. An ihm können aber gut die Ausgangslage und Startimpulse für den Genesepfad des Großraumes aufgezeigt werden. Der Entwurf wurde in der Deutschen Bauzeitung 1962 als eine Folge formaler Überlegungen beschrieben.198 Die Architekten dagegen sahen die »ästhetisch befriedigende Gestalt« des Gebäudes aus einem Grundriss mit »besonders hohem Nutzwert« entwickelt. 199 Der Grundriss setzt sich aus drei nebeneinanderliegenden lang gezogenen Rechtecken beziehungsweise Scheiben zusammen. Die Scheiben sind in Längsrichtung gegeneinander verschoben, die mittlere ist deutlich länger als die beiden äußeren. Der Kern der Struktur nimmt dort die ganze Breite der mittleren Scheibe ein, wo diese beidseitig von den äußeren Scheiben flankiert wird. Er nimmt damit eben jene Fläche ein, die wegen des zu großen Abstandes zur Fassade für eine Büronutzung ungeeignet wäre. Für die Büros bleiben somit die äußeren Scheiben und die Enden der mittleren Scheibe. An den Kontaktflächen der Scheiben gehen die Bürozonen fließend ineinander über. So entstehen gut belichtete und räumlich klar definierte Nutzflächen. An den Enden des Kernes liegen zwei Treppenhäuser und über die Fugen zwischen den Scheiben entsteht Kontakt zwischen Treppenhaus und Fassade, sodass die Treppen als brandschutztechnisch außen liegend eingestuft werden können. In

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der Mitte des Kernes liegt ein breiter Querdurchgang, an den beidseitig die Wartezonen für die Lifte anschließen. Auf jeder Seite der Wartezonen liegen zwei Lifte. Zwischen Liften und Treppenhäusern bleiben zwei Zonen, in denen die Sanitäranlagen und Technikschächte und -räume untergebracht sind. Die mittlere Scheibe wird im Grundriss durch zwei Stützenreihen entlang ihrer Längsseiten nachgezeichnet, die äußeren Scheiben werden dies nur durch eine Stützenreihe entlang der Fassade. Ausgesteift wird das Dreischeibenhaus durch quer und längs liegende Windverbände. Die Querverbände befinden sich in den geschlossenen Stirnseiten der Scheiben und des Kernes, die Längsverbände in den Kernseitenwänden. In ihrem Beitrag »Gedanken zur Planung und Gestaltung«200 im 1962 erschienenen Buch Thyssenhaus201 schildern Hentrich und Petschnigg die Unterschiede zwischen amerikanischen und deutschen Hochhäusern. In Amerika sahen sie dabei eine deutliche Entwicklung hin zum Großraumbüro, das sie als wirtschaftlich, organisatorisch, sozial und bautechnisch vorteilhaft einstuften: »Der Entwicklung zum Bürogroßraum sind in Deutschland allerdings nicht nur durch Baupolizeivorschriften und die traditionelle Bevorzugung des Einzelraums Grenzen gesetzt. Auch die physische Einstellung des Angestellten zu seinem Arbeitsplatz schafft in Deutschland andere Voraussetzungen als in Amerika.«202 Der Deutsche fühle sich im vollklimatisierten und künstlich belichteten Großraum einfach nicht wohl, so die Architekten.203 Trotzdem wurde versucht, an den Schmalseiten des Grundrisses mit Großräumen zu arbeiten. »Diese Flächen sollen möglichst nicht unterteilt werden, und wenn es sich als notwendig erweisen sollte, Trennwände zu stellen, sollten Glastrennwände errichtet werden«204, wird seinerzeit schon vorsichtig von einem Mitarbeiter Hentrichs und Petschniggs formuliert. Entgegen dieser Hoffnung entschied sich der Bauherr schon beim Erstausbau »grundsätzlich gegen Großräume«205 und der Grundriss wurde in Zellen eingeteilt. Obwohl der schlanke, lang gezogene Grundriss als optimale Übersetzung des amerikanischen Großraumes in die deutsche Arbeitswelt erscheint.206 Dennoch kann hier ein früher Versuch nachgewiesen werden, den Großraum im deutschen Hochhaus einzuführen. Hentrich und Petschnigg scheiterten damit wie ausgeführt aber zunächst. Die äußere Erscheinung des Dreischeibenhauses ist geprägt von der charakteristischen Volumetrie. Durch die verschiedenen Höhen der Scheiben, ihre Verschiebung zueinander und die deutlichen Fugen zwischen ihnen wirkt das Volumen dreigeteilt und dynamisch. Die schlanken und mit blankem Edelstahl verkleideten Stirnseiten der Scheiben verstärken Leichtigkeit und Eleganz des Gebäudes. Die Längsfassaden sind typisch für die an Amerika orientierten deutschen Hochhäuser der 1960er Jahre: Ein Raster aus schlanken Fassadenriegeln und Pfosten gliedert die ganze Fassade. Innerhalb dieses Rasters wechseln sich Brüstungen und Fenster als horizontal durchlaufende Bänder ab. Beide sind aus den identischen Isolierverglasungen gefertigt und an von Geschossplatte zu Geschossplatte spannende Aluminiumprofile montiert. Um den geforderten Schutz gegen Brandüberschlag zu erreichen sowie zur zusätzlichen Dämmung und Absturzsicherung, liegen hinter den Brüstungsverglasungen emaillierte Sandwichpaneele wobei der weiße, innen liegende Sonnenschutz für eine gewisse Auflockerung des Fassadenbildes sorgt. Einen unauffälligen oberen

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Abschluss hat nur die mittlere und gleichzeitig höchste Scheibe, die optisch mit zwei übereinanderliegenden Brüstungsbändern zu enden scheint. Eine Sockelausbildung findet nur insofern statt, als dass das Erdgeschoss etwas Überhöhe und keine Brüstung hat. Ein großes Vordach markiert den Eingang und rundet so die Gesamtkomposition des Dreischeibenhauses ab.

Deckel-Maschinenfabrik, 1961EA Ab den 1950er Jahren realisierte Walter Henn mehrere Produktionsgebäude für die Deckel-Maschinenfabrik in München. 1962 wurde auf dem Werksgelände dann ein Büro- und Verwaltungsgebäude fertiggestellt (▶Projektkatalog S. 235). Das Gebäude ist bei sieben oberirdischen Geschossen 27 Meter hoch. Geplant war das Gebäude jedoch für eine Aufstockung um sechs weitere Geschosse, die Höhe hätte dann 57 Meter betragen. Diese Aufstockung wurde nie ausgeführt, trotzdem handelt es sich damit um ein Gebäude, das in allen Belangen als Hochhaus von nicht unerheblicher Höhe geplant wurde.207 Dieses Gebäude hat eine relativ kleine und kompakte Grundfläche von 34 auf 23 Meter und wurde zunächst als »konservative Lösung mit mittigem Kern«208 und Einzelzimmern für die Büros geplant. Man entschied sich dann jedoch für einen Großraum, der »den Forderungen der Büroorganisation besser entspricht.«209 Das Ergebnis ist ein Raum, der ungefähr 50 Arbeitsplätze aufnimmt, was für den Architekten nah am »kleinsten Großraum« war,210 der noch die gewünschten Eigenschaften aufweist. Der Kern des Gebäudes nimmt die volle Breite des Grundrisses ein und liegt an einer der Stirnfassaden. Mittig im Kern liegt eine sich trichterförmig zum Großraum öffnende Liftlobby. An beiden Längswänden des Trichters liegen zwei Lifte, an der kurzen Rückwand die Zugänge zu den Sanitärbereichen, die an der Querfassade des Gebäudes angeordnet sind. Nur zwei der vier Lifte wurden in der ersten Bauphase realisiert. Auf der anderen Seite der Lobby wird ein Schacht für den dritten und vierten Lift vorgehalten. Das Gebäude hat zudem eine Haupttreppe und eine Fluchtstiege. Die Haupttreppe befindet sich quer an einem Ende des Kernes, sodass sie auf zwei Seiten Fassadenkontakt hat und somit gut natürlich entraucht werden kann. Der zweite vertikale Fluchtweg ist als winzige Fluchtstiege auf der anderen Seite des Kernes, an der Stirnfassade des Gebäudes angeordnet. Neben Liften, Treppen und Schächten ergänzt ein Aktenlift die vertikale Infrastruktur. Durch leichte Vor- und Rücksprünge der dem Großraum zugewandten Kernwand werden die Liftlobby und die Zugänge zu den Treppenhäusern betont. Vier Stützenreihen ziehen sich längs durch den Grundriss: zwei entlang der Längsfassaden, zwei innerhalb des Großraumes. Die Reihen entlang der Fassade teilen die Länge des Großraumes durch vier, die mittigen Reihen nur durch drei, sodass lediglich vier Stützen im Großraum stehen. Diese sind aus Stahlrohren gefertigt211 und weisen daher einen relativ geringen Durchmesser auf. Der Abstand dieser vier Innenstützen beträgt knapp 9 Meter, was dem von Henn für Großräume angebenden Optimum von 6–8 Metern nahekommt.212 Beides, Stellung und Ausführung der Stützen, zeigt deutlich den Willen, die Tragwerkselemente im

Verwaltungs- und Forschungsgebäude Osram, 1962W

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Der Wettbewerbsbeitrag von Curt Siegel und Rudolf Wonneberg für das Verwaltungsund Forschungsgebäude der Firma Osram in München (▶Projektkatalog S. 243) aus dem Jahr 1962 wurde schon im Rahmen des Genesepfades der räumlichen Komplexität besprochen. Wie dort bereits erwähnt, spielt der Entwurf auch eine bedeutende Rolle für den Genesepfad des Großraumes. Er soll daher nun auch in dieser Hinsicht betrachtet werden. Siegel war ein ausgesprochener Verfechter sowohl des Großraumes als auch des Hochhauses. Beides zeigt sich in seinem 1962 im Baumeister erschienenen Artikel »Gedanken über den Bürogroßraum im Hochhaus«.213 »Das Eis ist gebrochen. Der Großraum ist auch in Deutschland im Kommen«214, konstatierte er. Das Hochhaus war in seinen Augen »aus dem Repertoire des künftigen Bauens nicht mehr hinwegzudiskutieren«, sodass sich ihm die Frage stellte, ob »[…] der Bürogroßraum als Behausung einer fortschrittlichen Verwaltung auch im Hochhaus sinngerecht etabliert werden kann?«215 Als Antwort relativierte er die Mehrkosten des Großraumes im Hochhaus und betonte den Reiz des Einraumes als architektonisches Thema im Hochhaus.216 »Die für den Großraum im Hochhaus typischen Grundrisse […] bilden eine Entwicklungsreihe, die aber ihren Abschluß noch nicht gefunden hat.«217 Ausdruck fand die im Baumeister beschriebene Suche Siegels nach der neuen Form und Logik des Hochhauses mit Großraum im Wettbewerbsbeitrag für Osram. Projekt und Artikel stammen beide aus dem Jahr 1962 und sind beide in derselben Ausgabe des Baumeisters publiziert.

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Großraum so wenig wie möglich als visuelle Hindernisse in Erscheinung treten zu lassen. Im Verwaltungsbau für die Deckel-Maschinenfabrik zeigen sich damit deutlich strukturelle Anpassungen des Hochhauses an die Anforderungen des Großraumes. Die Lage des Kernes, sein Aufbau, der sich klar zum Großraum hin orientiert, sowie die Ausführung des Skelettes zeigen eine neue spezifische Logik, die beim zuvor betrachteten Dreischeibenhaus noch nicht gegeben war. Das Äußere des Verwaltungsgebäudes spiegelt den inneren Aufbau wider, wobei der Kern sich in der Fassade deutlich von den Büroflächen absetzt. Er ist so mit Profilblech verkleidet, dass sich weder eine Differenzierung der Geschosse noch eine vertikale Teilung abzeichnet. Die Bürofassaden werden durch den Wechsel der durchlaufenden Fensterbänder mit den Brüstungsbändern bestimmt. Das Fassadenraster beruht auf dem halben Konstruktionsraster, die Brüstungen bestehen aus flachen Kassetten mit eloxierter Oberfläche, einzig die Stöße der Fugen lockern das Brüstungsband etwas auf. Die großformatigen Fenster sind leicht hinter die Brüstung zurückgesetzt. Das überhöhte Erdgeschoss ist in voller Höhe verglast und ein vor das Gebäude gestelltes Vordach sowie ein Windfang markieren den Eingang. Die gesamte Fassade ist minimalistisch detailliert, sodass sich das Gesamtbild deutlich von den Rasterfassaden der 1950er Jahre unterscheidet. Aufgrund seiner Proportionen, der Materialwahl und Detailierung ist Henns Gebäude ein frühes Beispiel der Ästhetik, welche die 1960er Jahre und den Anfang der 1970er bestimmen sollte.

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik 136

Wie schon beim Genesepfad der räumlichen Komplexität beschrieben, liegt der Einraum diagonal im Grundriss des Hochhauses. Er ist knapp 1000 Quadratmeter groß, was eine Belegung von circa 100 Personen ergeben hätte.218 Es gibt zwei Kerne zu beiden Seiten des Großraumes. Wie beim Verwaltungsbau der Deckel-Maschinenfabrik öffnen sich die Lifte mit Blick in den Großraum hinein. Vor den Liften befindet sich ein Luftraum, der die Großräume zweier Geschosse visuell und mit großzügigen Treppen verbindet. Nur vier Stützen stehen frei im Großraum. Damit folgten Siegel und Wonneberg dem von Siegel für das Großraumbüro ausgegebenen Credo: »Stützen stören immer, und sollten durch große Deckenspannweiten auf ein Minimum reduziert werden.«219 Durch diese Aussage legt Siegel auch die Verbindung des Genesepfades des Großraumes mit dem der brutalen Konstruktion offen. Mit der Aufteilung des Kernes gingen Siegel und Wonneberg einen neuen Weg, der tatsächlich einer neuen, aus den Anforderungen und Eigenschaften des Großraumes generierten Logik entspricht. Bis auf Weiteres als Sackgasse erwiesen hat sich aber bis heute der Versuch, den Großraum über mehrere Hochhausgeschosse hinweg als einen Einraum zu behandeln. Vor allem der Brandschutz, aber auch die aufwendige Konstruktion können mit großer Sicherheit als Gründe benannt werden, dass sich der Entwurf von Siegel und Wonneberg weder im Wettbewerb durchsetzen konnte noch irgendwo aufgegriffen wurde. Die horizontale Teilung der Geschosse auch als Teilung in Brandabschnitte zu betrachten, ist bis heute aus gutem Grund eine Regel, von der nur unter enormem technischem Aufwand wenige Ausnahmen gelingen. Durch sein Scheitern ist der Entwurf für das Verwaltungs- und Forschungsgebäude der Firma Osram also ein unerreichter Höhepunkt des Großraumbüros im Hochhaus. Der Entwurf bleibt skizzenhaft, trotzdem ist zu beobachten, dass die diagonale Ausrichtung des Großraumes sowie die Geometrie der Kerne und der Lufträume zu einer Formensprache führten, die einerseits in Wechselwirkung mit den technischen Anforderungen des Großraumes steht; und die anderseits nicht leugnen kann, von der eigenständigen Ästhetik der Bürolandschaften inspiriert zu sein.

Hypo-Hochhaus, 1970E Ab 1970 begannen Bea und Walter Betz im Auftrag der HypoVereinsbank mit der Planung für ein Verwaltungsgebäude (▶Projektkatalog S. 266), in dem die Bank ihre über verschiedene Standorte verteilte Zentrale zusammenziehen wollte. 1975 war dann Baubeginn für das Hypo-Hochhaus, heute HVB Tower genannt. Das Gebäude wurde 1981 fertiggestellt und war mit einer Höhe von knapp 114 Metern und 27 oberirdischen Geschossen lange das höchste Bürogebäude Münchens. Zusammen mit dem BMW-Hochhaus markiert das Hypo-Hochhaus ein kurzes Aufblühen expressiver, futuristischer Architektur in München. Auch wenn dies auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, haben die beiden Hochhäuser auch konstruktiv eine große Gemeinsamkeit: Wie das BMW-Hochhaus ist auch das Hypo-Hochhaus in Teilen eine Hängekonstruktion. Zwischen den vier Kernen spannt auf ungefähr einem Drittel der Gebäudehöhe eine Rahmenkonstruktion, von der bis zu fünf Geschosse abgehängt

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sind, während die oberen Geschosse auf diesem Rahmen stehen. Das Hochhaus scheint daher teilweise über dem zu ihm gehörigen Flachbau zu schweben. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen BMW-Hochhaus und Hypo-Hochhaus ist, dass beide gleichzeitig nach oben und unten gebaut wurden. Die Rahmenkonstruktion des Hypo-Hauses wurde am Boden gebaut, dann an den Kernen emporgezogen und schließlich wurden parallel die Hängegeschosse nach unten und die Druckgeschosse nach oben gebaut.220 Der Grundriss wird von fünf runden Kernen bestimmt. Sie nehmen alle Vertikalund Horizontalkräfte auf und leiten diese ins Erdreich. Einer dieser Kerne hat mit 14 Metern circa den doppelten Durchmesser der anderen Kerne und in seiner Mitte liegt eine Liftlobby, um die neun Lifte im Dreiviertelkreis angeordnet sind. Das verbleibende Viertel des Kreises dient dem Zugang. Dieser Hauptkern ist mit einem der kleinen Kerne verschmolzen, in dem sich eine Treppe befindet. In den verbleibenden drei Kernen sind jeweils eine weitere Treppe und Technikschächte untergebracht. Zwischen den Kernen befindet sich die komplexe Geometrie der Bürofläche. Sie ergibt sich aus der Überlagerung von drei verschieden großen gleichschenkligen Dreiecken, die zur Gebäudemitte zeigen. Diese Dreiecke treten in der äußeren Erscheinung des Hypo-Hochhauses klar hervor, da sie unterschiedlich hoch sind und zwei von ihnen über dem Sockelbau schweben. Im Grundriss erscheint die Fassade damit als vielfach im 45- und 90-Grad-Winkel abknickende Linie und steht so im spannungsvollen Kontrast zu den runden Kernen. Diese liegen teils vor der Fassade, teils in Nischen, die sich aus den Abständen zwischen den Dreiecken ergeben. In der Bürofläche stehen beziehungsweise hängen in einem Raster von 10 auf 10 Meter Stützen. Angrenzend an den Hauptkern befindet sich frei in der Nutzfläche stehend ein nicht tragender Block, in dem unter anderem Sanitärräume untergebracht sind. Im Hypo-Hochhaus ist damit die technische, organisatorische und gestalterische Konvergenz, die schrittweise zur Entwicklung des Verbundkernes geführt hat, aufgehoben. Während im Verbundkern Wandscheiben, Lifte, Schächte, Räume und die Vertikalverteilung zu einer kompakten synergetischen Einheit zusammengefunden haben, wird diese hier wieder aufgelöst. Es setzt sich damit eine Entwicklung fort, die schon im zuvor besprochenen Verwaltungs- und Forschungszentrum für Osram Ausdruck fand. Die Aufspaltung des Kernes in mehrere kleine Kerne löst den Konflikt zwischen Hochhausstruktur und Großraumbüro nicht nur auf, sondern schafft neue Synergien und funktionale Mehrfachbelegungen, in anderen Worten: eine neu gelagerte Konvergenz. Die Bürofläche erscheint plötzlich nicht mehr als Offset des Kernes, sondern als richtungslose offene Fläche, auf der sich die Bürolandschaft frei ausbreiten kann. Die Kerne am Rand dieser Fläche erlauben optimale Fluchtwege, über die Treppen entstehen kurze Wege in andere Geschosse und auch die Haustechnik profitiert von kurzen horizontalen Wegen auf den Geschossen. Diese neue Logik scheint der Quellcode des Entwurfes zu sein.221 Auch hier handelt es sich um eine Interferenz von Gestaltung und Technik. Diese wechselseitige Beziehung zeigt sich zum Beispiel in den Kernen, die voll der technisch-strukturellen Logik folgen, aber ebenso ein spannungsreiches gestalterisches Element sowohl des Grundrisses als auch der äußeren Erscheinung sind. Ebenso generiert die gesamte Grundrissgeometrie eine ganz eigene Ästhetik aus der Logik der damaligen Bürolandschaften.

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Die 45-Grad-Winkel, die enorme Raumtiefe, der richtungslose Stützenwald – all das verstärkt gestalterisch und räumlich, was in den typischen Layouts der Bürolandschaften angelegt ist. Auch das Äußere des Hypo-Hochhauses führt das soweit skizzierte Geflecht wechselseitiger Beziehungen fort, denn durch die vielfache Staffelung in der Höhe löst sich das Volumen in ein räumlich komplexes Gefüge auf. Die Fassade ist völlig in blankem Aluminium und Glas gehalten. Die Kerne und die zwei Geschosse umfassenden Konsolen, mit denen die Rahmenkonstruktion an ihnen befestigt ist, wurden mit Profilblechen verkleidet und erscheinen fugenlos. Die Bürofassade ist kassettiert, Fenster- und Brüstungsbänder bestehen aus jeweils zwei Kassetten. Alle Ecken sind abgerundet, das gesamte System ist flächenbündig. Pfosten, Riegel oder Pressleisten sind nicht sichtbar, alles wirkt daher minimal, präzise ausgeführt wie und aus einem Guss. Die Fassade scheint wie dem Fahrzeug- oder Flugzeugbau entliehen und erinnert an Schneider-Eslebens Hochhaus für die Commerzbank. Die Fassade weist keine Besonderheit als oberen Abschluss auf. Ebenso gibt es keinen unteren Abschluss: Das Gebäude »schwebt« in weiten Teilen über dem Sockelbau und entzieht sich damit der Frage des unteren Abschlusses. Im Hypo-Hochhaus offenbart sich eine völlig neue Logik der Hochhausstruktur, die in enger wechselseitiger Beziehung zum Großraumbüro steht. Trotzdem muss die Bedeutung des Gebäudes dahingehend relativiert werden, als es zwar das erste Hochhaus im hier betrachteten Projektkatalog ist, das diese Logik aufweist, es dabei jedoch deutlich auf Referenzen aus dem Ausland zurückgreift. Sowohl der Metabolismus als auch einige Hochhausprojekte in den USA hatten schon früher vergleichbare Strukturen entwickelt, die Bea und Walter Betz sicher bekannt waren. Beispiele sind die City in the Air aus dem Jahr 1960E von Arata Isozaki, das 1966 fertiggestellte Yamanashi Press and Broadcasting Center von Kenzo Tange und das 1969 fertiggestellte Knights of Columbus Building von Kevin Roche und John Dinkeloo. Hinsichtlich der Architektursprache und des Umgangs mit Details, Konstruktion und Materialien wurde bei Schneider-Eslebens Commerzbank schon der Bezug zur Hightech-Architektur hergestellt. Beim Hypo-Hochhaus tritt nun ein weiterer Bezug zwischen den drei Silbertürmen deutlich hervor: jener zum Space Age. Unter Space Age wird ein charakteristisches Design mit runden, fließenden Formen, kräftigen Farben und dem progressiven Gebrauch von Technik und Materialien verstanden. Im Space-Age-Design findet die Raumfahrtbegeisterung ihren Ausdruck, die sich ab den 1950er Jahren zunehmend verbreitete und ihren Höhepunkt wohl mit der Mondlandung 1973 fand.222

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Silberturm, 1972E Noch in den 1960er Jahren beschloss die Dresdner Bank, ihre drei deutschen Filialen in einem Hochhaus in Frankfurt am Main zusammenzulegen. Aus einem 1969 und 1971 ausgetragenen zweistufigen Wettbewerb für dieses Hochhaus gingen ABB – Architekten Beckert + Becker als Sieger hervor.223 Der Entwurf sah ein 166 Meter hohes Gebäude mit 32 Geschossen vor (▶Projektkatalog S. 272). Damit sollte das Ge-

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bäude, aufgrund seiner Fassade allgemein Silberturm genannt, bis 1990 das höchste Gebäude Deutschlands bleiben.224 Die Höhe von 166 Metern wurde auch deswegen viel beachtet, weil damit erstmals ein profanes Gebäude die höchsten Sakralbauten überragte.225 Zunächst wurden deshalb auch nur 25 Geschosse genehmigt. Erst als der Rohbau als zu gedrungen wahrgenommen wurde, erteilte die Stadt nachträglich die Genehmigung für die volle Höhe.226 Sowohl in der Volumetrie als auch im Grundriss erscheint der Silberturm deutlich additiv aus vier Elementen gefügt. Zwei dieser Elemente nehmen die Büroflächen auf. Im Grundriss sind es Quadrate von 25 mal 25 Metern Grundfläche, die leicht gegeneinander verschoben sind und dort verschmelzen, wo ihre Seiten mit kleinem Abstand parallel verlaufen. So entsteht ein kompakter, aber räumlich differenzierter Einraum. In den zwei Kehlen, die sich aus der Geometrie dieses Einraumes ergeben, docken die zwei Kerne an. Die Fugen zwischen Kernen und Büronutzungen verstärken dabei die Lesbarkeit der Struktur. Der Grundriss ist punktsymmetrisch und die zwei Stahlbetonkerne sind nahezu identisch. Letztere werden mittig von Liftlobbys durchschnitten, die zu beiden Seiten drei Lifte haben und an der Fassade in einer geschosshohen Verglasung enden. In jedem Kern befinden sich außerdem ein Sanitärblock, ein außen liegendes Treppenhaus sowie Technikschächte und ein Servicelift. Die Kerne sind somit voll ausgebildete Verbundkerne und die Büroflächen bilden das dazugehörige Skelett. Jedes der zwei Quadrate der Büroflächen wird durch einen Stützenring von drei mal drei Stützen getragen. Zwischen diesen zwei Stützenringen stehen zwei weitere Stützen, welche die Übergangszone tragen. Innerhalb der zwei Ringe entsteht ein circa 14,5 mal 14,5 Meter großer stützenfreier Raum. Außerhalb des Stützenringes kragen die Geschossplatten um circa 5,5 Meter aus. Diese beachtliche Spannweite positioniert den Silberturm auch im Genesepfad der brutalen Konstruktionen. Durch die Höhe des Gebäudes und das große Einzugsgebiet tragen die Stützen enorme Lasten. Um sie trotzdem so schlank wie möglich zu halten, kamen stählerne Hohlkastenstützen mit 80 × 80 Zentimetern Grundfläche zum Einsatz. Die Entscheidung für diese Stützen kostete die Dresdner Bank im Vergleich zu Betonstützen 1 Million D-Mark mehr.227 Sämtliche Ecken der vier Grundelemente sind im Grundriss deutlich abgerundet, was sie nochmals gegeneinander akzentuiert. Trotz des expressiven Äußeren des Gebäudes ist der Silberturm aus strukturellen Gedanken heraus entwickelt. Heinz Scheid, Projektleiter des Silberturmes und späterer Mitinhaber von ABB, stellte hierzu klar: »Wir haben da doch eine Struktur entwickelt, es ging erstmal nicht so drum, wie das aussieht.«228 Die Logik dieser Struktur wiederum wird erst vor dem Hintergrund des Großraumbüros ganz nachvollziehbar. Im Zentrum liegt der Einraum mit hierfür idealen Proportionen. Diesen Raum in Zellen zu teilen, ist zwar möglich, aber nicht sehr sinnvoll. Stützen und Kerne treten zur Seite oder machen sich so schlank wie möglich, um den Einraum weder hinsichtlich der Blickbeziehungen noch hinsichtlich der Nutzungsflexibilität zu beeinträchtigen. Die Kerne garantieren durch ihre Lage aber auch eine sehr gute Anbindung des Großraumes an die Vertikalerschließung, die Fluchtmöglichkeiten und die Technikschächte. Außerdem liegen sie optimal, um das Gebäude effektiv aussteifen zu können. Dass das Hochhaus von Anfang an als Großraum gedacht war, ist auch eine logische Konsequenz der Ambitionen der Bauherrin. Die Dresdner Bank

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wollte ihr Image grundlegend verändern, weg von steinernen Schalterhallen, hin zu einer modernen, offenen, leichten und klaren Architektur.229 Mit diesen Ambitionen dürfte man in den 1970er Jahren nicht am Großraum vorbeigekommen sein. Fotos, die unmittelbar vor und nach der Eröffnung gemacht wurden, zeigen die typische Möblierung der Bürolandschaft und eine Systemdecke, die voll auf die Erfordernisse des Großraumes abgestimmt ist.230 Neben der charakteristischen, eleganten und klar konturierten Volumetrie bestimmt die namensgebende silberne Fassade die Erscheinung des Hochhauses. Deutlich zeigt sich in ihr die auch in der Struktur des Gebäudes vorhandene Verwandtschaft zu Schneider-Eslebens Commerzbank in Düsseldorf sowie zum Hypo-Hochhaus von Bea und Walter Betz. Die Fassade des Silberturmes ist ebenfalls aus eloxierten Aluminiumsandwichelementen gefertigt, in welche die Fenster mit den charakteristischen, produktionsbedingten Rundungen eingestanzt sind. Auch hier zeigt sich die typische flächige und minimalistische Detaillierung dieser Fassaden. Wie auch beim Hypo-Hochhaus hat die Fassade des Silberturms an den Kanten Elemente mit gebogenen Scheiben, was eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber dem System von Scheider-Esleben bedeutet.231 Obwohl es sich konstruktiv deutlich um elementierte Vorhangfassaden handelt, weisen alle drei Fassaden in ihrer Erscheinung eine »seltene Ambivalenz zwischen traditioneller Loch- und moderner Vorhangfassade«232 auf – eine Tatsache, die als Vorbote der Postmoderne gedeutet werden kann. Die Kerne des Silberturmes sind auf jeder Seite durch einen Schlitz gegliedert und akzentuiert. Es handelt sich hierbei um die Verglasungen der Liftlobbys und die Entrauchungen der Treppenhäuser. Den oberen Abschluss bildet im Bereich der Bürovolumen das fensterlose Technikgeschoss. Ebenso zum oberen Abschluss gehört ein Geschoss mit Überhöhe. In diesem Geschoss liegt das Auditorium. Zudem war hier ein heute nicht mehr vorhandenes Schwimmbad untergebracht, das auch als Wasservorhaltung für die Sprinkleranlage fungierte – eine technische Konvergenz und funktionale Mehrfachbelegung mit Orchideencharakter. Auch das neunte Geschoss ist ein Technikgeschoss. Seine Fassade besteht aus Lamellen und ist deutlich in das Volumen des Gebäudes eingezogen. Diese Einschnürung liegt ungefähr auf der Höhe der umgebenden Bebauung und stellt so einen Bezug zur selbigen her. Da die Fassade der Eingangshalle weit eingezogen ist und die Bürotürme zu schweben scheinen, hätte es auch hier nahegelegen, die unteren Geschosse wie beim Hypo-Hochhaus und BMW-Turm von einer Trägerkonstruktion im Technikgeschoss abzuhängen. Auf diese konstruktiv extrem aufwendige Maßnahme wurde hier aber verzichtet, sodass die Stützen im eingezogenen Eingangsbereich vor der Fassade stehen, was dem Bild aber keinerlei Abbruch tut. Das Thema der gerundeten Kanten, das seinen Ursprung, wie ausgeführt, in der Fassade hat, zieht sich vom Grundriss bis zur Inneneinrichtung durch alle Maßstabsebenen des Silberturmes. Wie die Düsseldorfer Commerzbank und das Hypo-Hochhaus steht auch der Silberturm somit im Kontext der Hightech-Architektur und des Space Age.

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Ganz so schnell, wie Curt Siegel mit seinem schon bekannten Zitat »Das Eis ist gebrochen, der Grossraum ist da!«233 1962 suggerierte, setzte der Großraum sich in Deutschland dann doch nicht durch. Zunächst sorgten die Skepsis der Unternehmen und die vom Verbundkern geprägte Struktur der Bürohochhäuser dafür, dass der Großraum, wenn überhaupt, nur als lokaler »kleiner Großraum« in die Grundrisse der Hochhäuser Eingang fand. Aufgezeigt wurde dies am Thyssenhaus von 1957E. Der Großraum stand noch nicht in Wechselwirkung mit einem assoziierten Milieu und fand keinen Ausdruck in einer technischen Konvergenz. Ebenso wenig fand er Ausdruck in der Struktur des Hochhauses. Mit dem Hochhaus für die Maschinenfabrik Deckel setzte Henn 1961 dann einen konsequenten Großraum im Hochhaus um. Allerdings ist das Gebäude in seiner Grundfläche so klein, dass er dabei auf einen normalen Verbundkern setzen konnte, den er einfach an den Rand des Grundrisses schob, um auf diese Weise den gewünschten ununterbrochenen Einraum zu erzielen. Auf ein Hochhaus mit größerer Grundfläche wäre diese Grundrisskonfiguration schon aufgrund von Fluchtweglängen und Horizontalerschließung nicht übertragbar. Zunächst entstand also weder gestalterisch noch technisch Neues, trotzdem zeigt sich, zum Beispiel an der Konfiguration des Kernes, dass das Hochhaus begann, sich an den Großraum anzupassen. Auch bildete sich parallel das entsprechende assoziierte Milieu heraus. Die Auftraggeber standen dem Großraumbüro zunehmend wohlwollend gegenüber, das Quickborner Team entwickelte und verbreitete die gestalterischen und organisatorischen Konzepte und auch die notwendige Licht- und Klimatechnik stand inzwischen bereit. Dies alles konnte sich dann in ersten radikaleren Entwürfen manifestieren. Mit ihrem Wettbewerbsbeitrag zum Verwaltungs- und Forschungsgebäude von Osram zeigten Siegel und Wonneberg auf, wie die Logik des Großraumhochhauses aussehen könnte. Durch die Aufspaltung des Kernes begannen sich die Konflikte zwischen Verbundkern und Großraum aufzulösen und es entstand eine neue Logik der Hochhausstruktur. Siegel und Wonneberg schossen dabei allerdings über das Ziel hinaus, denn der Versuch, einen Einraum über mehrere Hochhausetagen hinweg zu schaffen, scheiterte wohl hauptsächlich an technischen Problemen und hat bis heute keine wirkliche Umsetzung gefunden. Im Entwurf zeigt sich aber nicht nur eine neue technische Logik, in ihm zeigt sich auch ein starker neuer Wille zur Form, der an die Ästhetik, Formensprache und Geometrie der Kybernetik und der Bürolandschaft anschließt. Dieser neue Wille zur Form stand in starken wechselseitigen Beziehungen zur Technik und zum assoziierten Milieu des Großraumes. In Hypo-Hochhaus und Silberturm fand dieser Wille zur Form Höhepunkte. Peter M. Bode schreibt im Hinblick auf das Hypo-Hochhaus: »Eine Form muss man machen und wollen, obwohl sich ihre Logik freilich aus dem Zweck ableitet, dem sie dient.«234 Dieses Statement ist typisch für die Zeit und in keiner Weise auf den Großraum oder das Hochhaus beschränkt. Auch Schwanzer spricht hinsichtlich des BMW-Hochhauses von einer »Formgebärde, die sich zu einer ausdrucksstarken Großfigur verdichtet«235 und stößt damit ins selbe Horn. Als Grundlage für die Verbreitung des Großraumbüros sind, wie schon erwähnt, die aufkommende Informationstechnologie sowie die allgemeine Technisierung und

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Bilanz

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Optimierung des Büroalltags zu betrachten. Viele Publikationen der hier betrachteten Projekte erwähnen stolz das blendfreie Kunstlicht, die Hochdruckklimaanlage und den automatischen Sonnenschutz.236 Diese Technik scheint aber nie ein kritischer oder bestimmender Akteur gewesen zu sein. Sie stand im richtigen Moment bereit, um ihren Beitrag zum Großraum zu leisten. Hier profitierte das Hochhaus in Deutschland sicher davon, dass die Entwicklungen in Amerika schon früher das entsprechende technische Potenzial geschaffen hatten. In einem Belang grenzte man sich dabei jedoch gerne und deutlich von den Hochhäusern der USA ab: Es wurde stets Wert auf eine Sichtbeziehung ins Freie gelegt, dies sah man als Garant für angenehmes Arbeiten im Großraum.237 Der Großraum sollte letztendlich nicht zum Status Quo im Hochhaus avancieren. Es sind im Katalog der hier betrachteten Projekte nur einzelne Entwürfe, die den Einraum im Hochhaus umsetzten. Hypo-Hochhaus und Silberturm haben aber Leuchtturmcharakter, es sind Architekturikonen ihrer Zeit, die heute große Wertschätzung erfahren. Die Kritik am Großraum war hingegen nie ganz verstummt und wurde bald wieder stärker. So schreibt Karl Schwanzer 1972, dass das Großraumbüro in vielen Fällen »über das Ziel hinausgeschossen«238 sei. Dies – in Kombination mit der ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wieder abflauenden Konjunktur – führte dann zu einem Ende oder Aussetzen des Genesepfades.

Genesepfad 7: Treppe – Betrachtung eines Individuums Einführung Bisher wurden die Genesepfade Verbundkern, Brikettgrundriss, räumliche Komplexität, Hängehochhaus, brutale Konstruktion und Großraum betrachtet. Als letzter Genesepfad folgt nun jener der Treppe. Die bisherigen Pfade waren auf Besonderheiten der Hochhausstruktur bezogen. Mit dem Genesepfad der Treppe wird nun ein Bauteil oder Individuum, das innerhalb der Hochhausstruktur eine weniger wirkmächtige Rolle einnimmt, in das Zentrum der Betrachtung gerückt. Entsprechend Simondons Klassifizierung der technischen Objekte handelt es sich bei der Treppe um ein Individuum, in dem verschiedene technische Elemente zu einer Einheit zusammengefunden haben. Diese Elemente wie Stufen, Geländer und raumbildende Wände formen das Individuum, indem sie zunächst interne Beziehungen eingehen. Das Individuum braucht das Ensemble, dessen Teil es ist; die Treppe beziehungsweise das Treppenhaus ergibt ohne das gesamte Hochhaus keinen Sinn. Zu diesem Hochhaus steht das Treppenhaus in vielfältigen wechselseitigen Beziehungen: Es stellt zum Beispiel die Fluchtwege sicher und kann Teil des Tragwerkes sein. Die Freiheitsgrade eines Individuums sind relativ hoch, höher als zum Beispiel die des Verbundkernes, der hier als Subensemble definiert wurde. Diese Freiheitsgrade lassen sich am Genesepfad aufzeigen; die Treppe erscheint als wandelbares Bauteil. Freiheitsgrade gibt die Treppe ab, wo sie als Teil des Verbundkernes auftritt. Hier ist

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Sternhaus I, Siemenssiedlung, München 1952E, Emil Freymuth

Hochhaus am Plärrer, Nürnberg 1951EA, Wilhelm Schlegtendal

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Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln 1961E, Hentrich und Petschnigg

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HNO- und Augenklinik, Freiburg im Breisgau 1967EA, Universitätsbauamt Freiburg

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Bank für Gemeinwirtschaft, Frankfurt am Main 1969E, Richard Heil

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Rathaus Göttingen 1975E, Gerhard Brütt, Heinrich Brandis und Friedrich Wagener

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Abbildung 13: Grundrisse der im Rahmen des Genesepfades Treppe betrachteten Hochhäuser. Eigene Grafik.

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sie sehr fest in die Logik des Kernes eingebunden und es treten daher relativ wenige Varianzen auf, was die folgenden Ausführungen verdeutlichen.

Hochhaus am Plärrer, 1951EA Für die Betrachtung des Genesepfades der Treppe soll zunächst nochmals das Hochhaus am Plärrer (▶Projektkatalog S. 201) von Wilhelm Schlegtendal herangezogen werden. Das 1953 fertiggestellte Gebäude wurde schon im Rahmen des Genesepfades des Verbundkernes betrachtet, dabei wurde auch auf die Treppen eingegangen. Weil der Kern in der Gebäudemitte liegt und die Treppe im Kern damit keinen Fassadenkontakt sowie keine Möglichkeit zur Entrauchung hat, musste hier entsprechend der baupolizeilichen Forderungen eine zweite Treppe an der Fassade eingeplant werden. Es handelt sich um eine winzige Fluchtstiege, die als Fremdkörper in der Fläche der Büronutzungen liegt und damit in der Gebäudestruktur einen Störfaktor bildet. Die meisten Hochhäuser dieser Zeit, in der es noch keine Sicherheitstreppenhäuser mit Vorräumen und Überdrucksystem gab, vermieden diesen Konflikt, indem der Kern direkt an der Fassade positioniert wurde. Im Hochhaus am Plärrer tritt er aber deutlich zutage und zeigt, welche gestalterischen, organisatorischen und technischen Probleme sich aus der noch nicht voll entwickelten Konvergenz des Verbundkernes für die Treppe ergeben. Das Ergebnis gleicht einer gestalterischen und technischen Fehlstelle. Doch auch die Haupttreppe des Hochhauses am Plärrer ist noch nicht in die Logik von Hochhaus und Verbundkern integriert. Es handelt sich um eine repräsentative Freitreppe, die bei einem wenige Geschosse hohen Verwaltungsgebäude angemessen wäre. Im Hochhaus jedoch würde man die Lifte als zentrale Elemente erwarten. Auch zerschneidet die Treppe den Kern und schwächt ihn so enorm in seiner Funktion als aussteifendes Element. All dies wurde im Rahmen der Betrachtung des Genesepfades des Verbundkernes ausführlich dargestellt, ist aber als Startpunkt für die Betrachtung des Genesepfades der Treppe ebenfalls relevant und wurde daher erneut in den Blick genommen.

Sternhochhaus I, Siemenssiedlung, 1952E Anfang der 1950er Jahre beauftragte die Siemens-Wohnungsgesellschaft m.b.H. den damals schon etablierten Münchner Architekten Emil Freymuth mit der Planung einer Siedlung, um den Mitarbeitern des Konzernes einen Ausweg aus der herrschenden Wohnungsnot zu bieten. Die Siedlung wurde stufenweise realisiert, sie umfasst 13 Gebäude und 528 Wohnungen.239 Die Siemenssiedlung besteht aus Hochhäusern sowie Geschosswohnbauten. Betrachtet wird hier das Sternhaus I (▶Projektkatalog S. 203), das zusammen mit dem Sternhaus II 1954 fertiggestellt wurde. Bei der Fertigstellung war Sternhaus I mit 53,30 Metern und 17 oberirdischen Geschossen das höchste Gebäude Münchens.

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Konstruktiv handelt es sich beim Sternhaus I um eine Mischbauweise, die sicher eine Folge der Materialknappheit der unmittelbaren Nachkriegszeit ist. Die unteren zehn Geschosse bestehen aus tragenden Betonwänden und nicht tragenden Mauerwerkswänden. In die Schalung der Betonwände wurden Dämmplatten eingelegt. Die oberen Geschosse hingegen sind vollständig gemauert. Der Grundriss zeigt deutlich die Organisation des Gebäudes als Dreispänner, zwei der Wohnungen bilden den Ost- und Westflügel, eine bildet den Südflügel. Ost- und Westflügel schließen einen Winkel von 120 Grad ein. Bei den Wohnungen handelt es sich im Wesentlichen um Dreieinhalbzimmerwohnungen.240 Durch die aufgefächerte Geometrie des Grundrisses sind alle Wohnungen sehr gut mit Tageslicht versorgt. Die Wohnung des Südflügels hat eine in das Gebäudevolumen eingeschnittene Loggia, die Wohnung im Ostflügel einen L-förmigen Balkon, die im Westflügel eine Loggia. Zusätzlich zu diesen nach Süden orientierten Außenflächen umfassen die Wohnungen in Ost- und Westflügel jeweils eine kleine nach Norden orientierte Loggia, die von Küche und Schlafzimmer aus erschlossen wird. Im Zentrum des Grundrisses, zwischen den drei Wohnungen, liegt die Vertikalerschließung. Es handelt sich um eine zweiläufige, gegenläufige Treppe mit relativ großem Auge, in dem sich zwei Lifte befinden. Die Treppenläufe sind leicht gebogen, was typisch für die 1950er und 1960er Jahre ist. Die nahezu gesamte Breite des Zwischenpodestes ist nach außen verglast, sodass das Treppenhaus sehr gut belichtet ist. Der größere der beiden Lifte liegt längs im Treppenauge und das Liftportal öffnet sich zum Zwischenpodest. Der etwas kleinere, zweite Lift liegt quer im Treppenauge, sein Portal öffnet sich zum Hauptpodest. Zur vertikalen Infrastruktur gehört außerdem ein Müllabwurfschacht. Auch die äußere Erscheinung des Sternhauses I ist von der Nierentischästhetik der 1950er geprägt. Einen Beitrag hierzu leisten die abgerundeten Außenkanten der Flügel, aber auch das leicht geneigte Flugdach. Der obere Abschluss wird durch einen Dachaufbau in geschwungenen Formen vervollständigt. Die Balkonbrüstungen wirken als Bänder und stehen im Kontrast zur sonst das Gebäude prägenden Lochfassade. Die verschiedenen Ausbildungen und Größen der Loggien und Balkone verleihen dem Gebäude trotz seiner Symmetrie eine angenehme Differenziertheit. Die Verglasung des Treppenhauses zeigt sich als gläserner Schlitz in der Fassade und trägt damit weiter zur Akzentuierung des Hochhauses bei. Otto Wagner war der erste, der den Lift im Treppenauge platzierte241 – eine Lösung, die fortan viel kopiert wurde. Dieser naheliegende Umgang mit dem Lift erlaubt es, das Gebäude weiterhin so zu organisieren, als sei der Lift nicht existent; die Treppe behält damit vermeintlich die Hoheit über den Vertikaltransport. Der Architekt weigerte sich auf diese Weise, eine lift- beziehungsweise hochhausspezifische Lösung für den Grundriss zu suchen242 und der Lift tritt nicht in eine Wechselwirkung mit der Gebäudestruktur. Was im Geschosswohnungsbau des 19. Jahrhunderts noch funktioniert haben mag und durchaus einen gestalterischen und räumlichen Reiz hat, verursacht im Hochhaus allerdings ernsthafte Probleme. Die erforderlichen zwei Lifte passen nur so in das Treppenauge, dass der größere sich zum Zwischenpodest hin öffnet. Auf dem Weg zur Wohnung muss also noch ein Treppenlauf überwunden werden, was weder komfortabel noch barrierefrei ist. Auch räumlich ist die Situation unbefriedigend, denn das Treppenauge wirkt zu eng und die Lifte erscheinen hineingepresst. Zu guter Letzt genügt diese Konfiguration organisatorisch und technisch

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schon lange nicht mehr den Brandschutz- und Sicherheitsanforderungen im Hinblick auf die Lifttechnik. Das Sternhochhaus I erscheint von außen deutlich als Kind seiner Zeit, der 1950er Jahre. Im Inneren aber versteckt sich der Vertikaltransport nach einem Schema des 19. Jahrhunderts. Freymuth war, als er das Hochhaus baute, schon über 60 Jahre alt. Überzeugend erschloss er sich die Formensprache der 1950er Jahre, bei der Organisation des Vertikaltransportes blieb die angemessene Antwort hingegen aus.

Klöckner-Humboldt-Deutz AG, 1961E Nachdem die Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Köln in den ersten Jahren nach dem Krieg ihre baulichen Aktivitäten zunächst auf die Beseitigung von Kriegsschäden und den Ausbau der Produktionsstätten konzentrierte, zeigte sich Ende der 1950er Jahre ein großer Bedarf an Büroarbeitsplätzen. Im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbes wurden Entwurfsvarianten für verschiedene Grundstücke und Gebäudekonfigurationen ausgearbeitet. Zur Ausführung ausgewählt wurde ein Entwurf von Hentrich und Petschnigg (▶Projektkatalog S. 236), der wiederum aus ihren Vorstudien im Januar 1961 hervorgegangen war.243 Die Entscheidung für ein Hochhaus wird mit der kleinen auf dem Werksgelände zur Verfügung stehenden Fläche begründet. Aus Respekt gegenüber dem nicht weit entfernten Dom wurde die Höhe mit 60 Metern und 15 oberirdischen Geschossen aber auf ein als moderat betrachtetes Maß beschränkt.244 Zum Hochhaus gehören zwei Flachbauten: ein Speisehaus und ein Werksmuseum. Im ersten Obergeschoss des Hochhauses befindet sich das Rechenzentrum, im zwölften Obergeschoss hat die Konzernleitung ihren Sitz und im dreizehnten befinden sich Sitzungssäle und eine Bibliothek. Als Berater war Paul Schneider-Esleben am Projekt beteiligt, das Gebäude wurde 1964 fertiggestellt. Das Hochhaus ist ein enormer Riegel mit einer Grundfläche von 100 mal 14 Metern. Fast zwangsläufig ergibt sich hieraus die Lage des Kernes. Er liegt mittig zwischen den Stirnfassaden und an der westlichen Längsfassade. Bei einer anderen Lage wären zu lange Wege zu den Gebäudeenden entstanden und vor dem Kern wäre zu wenig Tiefe für eine sinnvolle Nutzung verblieben. Das Klöckner-HumboldtDeutz Hochhaus ist eine Stahlskelettkonstruktion. Drei Stützenreihen ziehen sich mit einem Rastermaß von 7,76 Metern längs durch den Grundriss, die zwei äußeren Reihen sind der Fassade vorgesetzt, die dritte befindet sich nahezu mittig im Gebäude. Der Kern steift das Gebäude durch drei in seinen Wänden liegende Windverbände aus und ist symmetrisch aufgebaut. Sechs Lifte befinden sich in einer Reihe an seinem Rand. Nur durch ein leichtes Einziehen der Lifte in den Kern wird die Situation räumlich differenziert und eine Wartezone angedeutet. Zu beiden Seiten der Lifte liegen die Zugänge zu den Sanitärbereichen, die sich im hinteren Bereich des Kernes der Fassade entlangziehen. Die Zugänge zu den zwei Treppenhäusern sind an den Enden des Kernes angeordnet, was notwendig ist, um die Fluchtweglängen trotz der großen Gebäudelänge auf ein Minimum zu reduzieren. Das Bemerkenswerte an diesen Treppen ist, dass sie keinen Fassadenkontakt haben, wie sonst bei den

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Hochhäusern dieser Zeit typisch und baupolizeilich gefordert. Stattdessen haben sie einen Vorraum, der sie vor Verrauchung schützen soll, und eine eigene Belüftung. Für dieses Prinzip, bei dem es sich um ein innen liegendes Sicherheitstreppenhaus im heutigen Sinne handelt, war eine Sondergenehmigung notwendig.245 Das Prinzip wendeten Hentrich und Petschnigg wie beschrieben quasi zeitgleich auch beim Unilever-Hochhaus in Hamburg an.246 Es sind die ersten Projekte des Projektkataloges der vorliegenden Arbeit, die dieses in den USA schon länger übliche System in Deutschland anwendeten, wobei in den USA das deutsche Prinzip des Treppenhauses mit Entrauchung über die Fassade nicht erlaubt war.247 Zur Anwendung musste das System nicht nur technisch beherrscht werden, es musste auch mithilfe von »ausführlichen Gutachten«248 vor den Behörden überzeugend dargelegt werden, um die erforderliche Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Ob hier der Berater SchneiderEsleben, der bei seinem 1958 fertiggestellten Hochhaus für die Mannesmann AG mit einer Art Vorstufe des Systems gearbeitet hatte, eine Rolle spielte, kann nicht gesagt werden.249 Mit diesen zwei Projekten ist damit der Punkt identifiziert, ab dem die Treppe auch in den Hochhäusern Deutschlands eine enge Wechselbeziehung mit Brandschutz und Haustechnik einging. Die Komplexität stieg schlagartig: Für ein Sicherheitstreppenhaus wurden nunmher ein Vorraum, ein vertikaler Luftschacht, ein oder mehrere Gebläse, Abströmöffnungen und eine komplexe Steuerung benötigt. Die Treppe konnte sich nun aber von der Fassade lösen und geht in der Folge eine noch engere Symbiose mit dem Verbundkern ein. Die Sicherheitstreppenhäuser sind aber im Hinblick auf den Genesepfad der Treppe nicht die einzige Besonderheit des Klöckner-Humboldt-Deutz-Hochhauses. Die Sicherheitstreppen liegen im Grundriss nämlich zu weit von den Gebäudeenden entfernt, sodass zu lange Fluchtwege entstehen.250 Um diese Problematik zu entschärfen, gibt es kleine Spindeltreppen, über die ein weiterer Fluchtweg in das nächst höher oder tiefer gelegene Geschoss geschaffen wird. Um die Treppen herum gibt es gläserne Einhausungen, die eine Verrauchung durch die Öffnung verhindern. Interessant ist, dass die Treppen scheinbar willkürlich in Schnitt und Grundriss verteilt sind.251 Nie schließen zwei Treppen aneinander an. Es wurde also davon ausgegangen, dass nach dem Erreichen eines sicheren Geschosses in die Sicherheitstreppen im Kern geflüchtet wird. In Schnitt und Grundriss sehen die Treppen spielerisch aus, nicht wie ein technisch notwendiger Fluchtweg. Das Äußere des Gebäudes ist typisch für seine Zeit. Die vor der Fassade stehenden dunkelgrauen Stützen gliedern den Baukörper in seiner Länge und verleihen ihm Plastizität. Deutlich sichtbar ist außerdem der Wechsel von Fenster- und Brüstungsbändern. Die Fensterbänder sind aus verspiegelter Isolierverglasung, die Brüstungen aus hellgrauem Glas. Die schlanken Deckleisten der Fassade sind aus poliertem Edelstahl und unterstreichen den technisch-eleganten Charakter des Gebäudes. Das Erdgeschoss hat doppelte Geschosshöhe und die Fassade ist hier deutlich eingezogen. Die Fassade des Erdgeschosses tritt kaum in Erscheinung, sodass das Gebäude zu schweben scheint. Einzig der Kern, der wie ein großes Möbel in der 70 Meter langen Eingangshalle steht, und die Stützen materialisieren damit den Sockel des Hochhauses. Der obere Abschluss ist zweistufig. Die erste Stufe bildet das oberste Geschoss, das Technik und die Überhöhe des Sitzungssaales aufnimmt. Die zweite

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Stufe des oberen Abschlusses ist der Kern, der fast 7 Meter über das Gebäudevolumen hinausragt und damit deutlich sichtbar ist. Die Innovation des Sicherheitstreppenhauses mit Vorraum und Überdruck- beziehungsweise Lüftungssystem ist von größter Bedeutung für den Bautyp Hochhaus. Im Falle des Hochhauses für die Klöckner-Humboldt-Deutz AG nahm sie aber wenig Einfluss auf Struktur und Erscheinung. Durch den langen, schmalen Grundriss liegt der Kern sowieso an der Fassade und es hätte nur wenige Änderungen in der Organisation des Kernes bedurft, um die Treppenhäuser über die Fassade entrauchen zu können. Es erscheint damit zunächst nicht ganz schlüssig, warum der Aufwand einer Sondergenehmigung in Kauf genommen wurde. Erklären dürfte sich dies anhand der Tatsache, dass Hentrich und Petschnigg das System zeitglich auch beim UnileverHochhaus in Hamburg anwendeten. Die Integration des Sicherheitstreppenhauses in das Hochhaus der Klöckner-Humboldt-Deutz-AG ist daher wahrscheinlich als Spinn-off von jenem des Unilever-Hauses zu sehen. Bei den Spindeltreppen schafften es die Architekten dann, aus einem technischen Zwang heraus ein spielerisches Gestaltungselement zu entwickeln. Die lockere Anordnung der Treppen wirkt wie ein nur im Schnitt und Grundriss sichtbarer Kontrapunkt zur sonstigen Strenge des Gebäudes. Sie wirkt aber auch wie ein Vorgriff auf kommende Gestaltungsströmungen.

HNO- und Augenklinik, 1967EA Das Hochhaus der HNO- und Augenklinik der Universität Freiburg (▶Projektkatalog S. 255) wurde vom Universitätsbauamt der Stadt Freiburg im Breisgau geplant, die Namen der beteiligten Personen sind nicht bekannt. Bei 13 oberirdischen Geschossen ist das Gebäude 53 Meter hoch,252 die zwei unteren Geschosse sind ein Flachbau mit der vielfachen Grundfläche des Hochhauses. Der Grundriss des Klinik-Hochhauses zeigt sich als ein circa 22 mal 75 Meter großes Rechteck, dem drei Fluchttreppen skulptural vorgestellt sind. Durch quer im Gebäude liegende Betonschotten wird das Gebäude in seiner Länge in drei Zonen geteilt. In der Mitte befindet sich eine Zone, die ungefähr zur Hälfte von zwei Liftbatterien mit je drei Liften und einer in deren Mitte liegenden Liftlobby eingenommen wird. Die andere Hälfte dieser Zone dient als Sozialbereich für die Patienten oder als Sitzungszimmer. Im Normalgeschoss sind zu beiden Seiten dieser Mittelzone die Bereiche mit den Patientenzimmern untergebracht, diese wiederum werden durch zwei sich längs durch das Gebäude ziehende Stützenreihen gegliedert. Zwischen ihnen erstreckt sich ein Gang als Horizontalerschließung und reihen sich Sanitärräume und andere dienende Räume auf, die kein Tageslicht beanspruchen. Diese längs verlaufende Mittezone ist leicht aus der Mitte des Grundrisses versetzt, woraus sich die verschiedenen Tiefen für kleine und große Patientenzimmer ergeben. Über den am Rand der Mittelzone befindlichen Stützen liegen Unterzüge, die zur Fassade hin weit auskragen. Die größte dieser Auskragungen beträgt beachtliche 6,5 Meter – ein Querbezug zum Genesepfad der brutalen Konstruktionen. Die Queraussteifung der Struktur ist durch die Schotten zu beiden Seiten der Mittelzone und an den Gebäude-

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enden gegeben. Die Längssteifung übernehmen vier Schotten, welche die äußersten Stützen zu einem T ergänzen. Im Grundriss sind keine größeren Technikschächte erkennbar. Es kann also angenommen werden, dass die Vertikalverteilung der Medien dezentral in den schrankartigen Einbauten entlang der Stützenreihen erfolgt. Das gesamte achte Obergeschoss ist als Technikgeschoss ausgebildet, sodass die Vertikalverteilung der Haustechnik nie über lange Strecken erfolgen muss. Vor den Querfassaden befinden sich in Verlängerung der längs laufenden Mittelzone große frei auskragende Balkone, die durch Wendeltreppen verbunden sind und so als Fluchtweg dienen. Die dritte Fluchttreppe liegt in Verlängerung der Liftlobby vor der Nordwestfassade des Klinik-Hochhauses. Hier handelt es sich um eine breite zweiläufige, gegenläufige Treppe, die innerhalb der Fassade liegt. Zwei Schotten bilden das Tragwerk der Treppe. Im Grundriss ebenfalls lesbar ist der der Südostfassade vorgestellte Brise Soleil aus Betonelementen. In Grundriss und Erscheinung des Gebäudes zeigen sich deutlich die Charakteristika des Brutalismus. Sichtbeton ist das beherrschende Material, das entscheidend zum einheitlichen Erscheinungsbild beiträgt. Die beiden Längsfassaden unterscheiden sich allerdings deutlich. Die südöstliche mit Brise Soleil weist eine starke Plastizität auf und wird durch leichte Versprünge der horizontalen Elemente aufgelockert. Es zeichnen sich außerdem die Mittelzone und das Technikgeschoss ab, sodass diese Fassade durch das Spiel aus Raster, Varianzen und plastischer Tiefe an Le Corbusiers Unité d’Habitation erinnert. Die Norwestfassade dagegen besitzt keine Tiefe: Geschosshohe Elemente aus Fenstern und metallischen Brüstungen sitzen flächenbündig zwischen Betonfertigteilen. Die Mittelzone ist hier leicht in das Gebäudevolumen eingezogen, ihr vorgestellt ist das mit Profilglas253 verkleidete Treppenhaus. Die Querfassaden sind ebenfalls plan und zum Großteil geschlossen. Diese Fassaden erhalten ihre Plastizität durch die Balkone und Fluchttreppen. Wie Schubladen kragen die Balkone vom Gebäude aus. Die Absturzsicherung der Wendeltreppen bilden vertikal von Balkon zu Balkon durchlaufende Stahlprofile, sodass die Treppen als über die Gebäudehöhe durchlaufender Zylinder erscheinen.254 Die Mittelzone des Grundrisses mit den Liften überragt das restliche Gebäudevolumen um zwei Geschosse. Ein Geschoss über dem Gebäudevolumen liegt ein Gefüge aus Flugdächern und Balken, das dem Gebäude einen plastisch differenzierten oberen Abschluss gibt. Zunächst erstaunt es, dass sich die vom Universitätsbauamt geplante Klinik als ein brutalistisches Hochhaus von hoher Qualität entpuppt. Die Struktur zeigt sich im Grundriss als spannungsvolle und bis ins Detail stimmige Komposition und ist fein mit der Organisation und dem Tragwerk verwoben. Stringenz und Repetition stehen in spannungsvoller Wechselwirkung mit feinen Differenzierungen und Asymmetrien. Kraftvolle Gestaltungselemente erweisen sich gleichzeitig als geschickte technische Lösungen. Das Gleiche gilt für die Treppen. Zunächst scheint die beim Verbundkern aufgezeigte Konvergenz von Tragwerk, Vertikalerschließung, Haustechnik und Organisation in diesem Projekt keine Gültigkeit mehr zu haben, da Bauteile wie Treppen und aussteifende Wände nicht kompakt in einem Kern organisiert sind, sondern sich über den ganzen Grundriss verteilen. Am extremsten scheinen die Treppen sich der Konvergenz zu widersetzen, da sie aus dem Hauptbaukörper ausgegliedert sind.

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Trotzdem ist diese Strategie nicht nur gestalterisch, sondern auch hinsichtlich der Belange der Entfluchtung des Gebäudes absolut schlüssig. Jede der drei Funktionszonen des Grundrisses weist eine Fluchttreppe auf, womit eine Verrauchung der Treppen ausgeschlossen ist. Das System bietet, der Funktion als Klinik angemessen, also ein höchst leistungsfähiges und sicheres Fluchtwegesystem, auch wenn die Wendeltreppen und fehlende Vorräume aus heutiger Sicht als Mangel erscheinen. Weiteren ungewohnten Profit schlagen die Treppen aus ihrer exponierten Lage: Die Balkone sind so groß, dass sie nicht nur als Treppenpodeste bewertet werden können, sondern Aufenthaltsqualität haben. Das Treppenpodest, im Hochhaus sonst ein absolut untergeordnetes, rein funktionales Element, trägt hier also nicht nur maßgeblich zur Gestaltung bei, es wird sogar zu einem Ort mit hoher Aufenthaltsqualität.

Bank für Gemeinwirtschaft, 1969E Aufgrund des gestiegenen Raumbedarfes begann 1969 die Planung für die neue Zentrale der gewerkschaftseigenen Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) (▶Projektkatalog S. 260).255 Es dürfte sich um einen Direktauftrag gehandelt haben, da Richard Heil schon zuvor für die BfG gebaut hatte.256 Er hatte kurz zuvor außerdem die Hauptverwaltung der Commerzbank257 sowie weitere für Frankfurt am Main bedeutende Hochhäuser fertiggestellt.258 Auftakt der Planung war eine Reise von Architekt und Auftraggeber nach New York und Chicago,259 im Beratergremium saß unter anderem Egon Eiermann.260 Das 148 Meter hohe Gebäude wurde 1977 fertiggestellt. Drei der 40 Geschosse sind als Sockelbau ausgebildet. Hier befanden sich Läden und Restaurants. Von den fünf Kellergeschossen dienen drei als Tiefgarage. Bis 2014 nutzte die Europäische Zentralbank das Gebäude, wodurch das Hochhaus auch den Namen Eurotower erhielt. Der Baukörper erscheint komplex und prismatisch zerklüftet. Je nach Blickrichtung wirkt das Gebäude schlanker oder massiver. Richard Heil spricht von einer »Reduzierung der Baumasse durch konsequente Gliederung [...]261 und einer Anpassung der Maßstäblichkeit an die Umgebung.262 Die geometrische Herleitung zeigt sich im Grundriss: Er ist aus zwei sich überlappenden Scheiben, die an ihren Enden um 45 Grad abgeknickt sind, zusammengesetzt. Zusätzlich ist eine Kante jeder Scheibe deutlich unter 45 Grad angefast. Der Verbundkern liegt als Rechteck im Bereich der Überlappung. Er wird so zum Schalter zwischen den zwei Bürobereichen in den Scheiben. Der Aufbau aus zwei sich überlappenden Scheiben mit Kern als »Schnittmenge« ist ein wiederkehrendes Thema und erinnert zum Beispiel an Werner Kallmorgens Spiegel-Haus. Im Kern liegen zwölf Personenlifte, die in eine Nah- und eine Ferngruppe unterteilt sind.263 Es ergeben sich daraus drei quer im Kern liegende Liftlobbys und über die äußeren beiden werden auch die zwei Fluchttreppen erschlossen. An den Enden des Kernes erstrecken sich über die ganze Breite Technikschächte, wobei die Kernendwände nicht tragend sind, sodass über die ganze Schachtlänge problemlos Haustechnikmedien ausgefädelt werden können – eine Lösung, die bis heute oft zur Anwendung kommt.264 Die Sanitärbereiche befinden sich nicht im zentralen Haupt-

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kern, sondern liegen im Bereich der Scheiben, dort, wo diese gefast sind. Hier befindet sich auch der Feuerwehrlift. Die Längsaussteifung des Hochhauses übernehmen die Längswände des Kernes, die Queraussteifung ist, wie die Sanitärbereiche, aus dem Hauptkern ausgelagert. Dazu liegen in jeder Scheibe vor dem Kern zwei kräftige Schotten: die eine zwischen den Sanitärbereichen und der Büronutzung, die andere zerschneidet die Bürofläche vor dem Kern. Der Preis, der gezahlt werden muss, ist, dass zwei der Schotten die Nutzfläche durchschneiden, was nicht nur hinsichtlich der Nutzungsflexibilität nachteilig ist und damit als Störfaktor in der Struktur betrachtet werden muss. Die Treppen erscheinen zunächst als unauffälliges Element der Struktur. Die Treppenhäuser weisen keinen Vorraum auf. Es handelt sich nicht um Sicherheitstreppen und eine Entrauchung über die Fassade ist daher baugesetzlich gefordert.265 Die Lage der Treppen im Grundriss des BfG-Hochhauses ist somit durch den notwendigen Fassadenkontakt vorgegeben. Doch nicht nur das: Die gesamte Konfiguration des Grundrisses und damit die Volumetrie des Gebäudes kann damit als Reaktion auf die Notwendigkeit von außen liegenden Treppenhäusern gelesen werden. Der Grundriss erscheint als Rechteck, in das Nuten eingefräst sind, um den Treppenhäusern Fassadenkontakt zu verschaffen. Unweigerlich zeigt sich damit eine Parallele zum Entwurf für das Hochhaus an der Friedrichstraße von Ludwig Mies van der Rohe aus dem Jahr 1921. Auch hier zeigen sich Nuten, die den Treppenhäusern Fassadenkontakt verschaffen und die gleichzeitig entscheidend für die Volumetrie und äußere Erscheinung des Gebäudes sind. Erst die Nuten erlaubten es Heil, mit einem zentralen Kern zu arbeiten. Eine Randlage des Kernes verbietet sich wegen der relativ begrenzten Grundfläche.266 Die Treppen nach außen zu verlegen, zum Beispiel an die Stelle der Sanitärbereiche, hätte verlängerte Fluchtwege und damit mehr Treppen bedeutet.267 Eine Lösung bieten die Nuten, die zudem dem Wunsch nach einer »optischen Auflösung der Baumasse durch konsequente Gliederung«268 extrem entgegenkommen. Wie schon an Mies’ Entwurf aufgezeigt, handelt es sich hier also um nichts anderes als eine funktionale Mehrfachbelegung der Nuten beziehungsweise eine Konvergenz zwischen Gestaltung und Technik. Die Fassade wird durch eine Überlagerung von horizontaler und vertikaler Gliederung bestimmt. Die horizontale Gliederung ergibt sich aus dem Wechsel von durchlaufenden Fensterund Brüstungsbändern sowie aus der deutlichen Lesbarkeit der Technikgeschosse (3., 14., 36. und 37. Geschoss). Die vertikale Gliederung wird durch Lisenen erreicht, die gleichzeitig als Führungsschienen für die Fassadenbefahranlage dienen,269 sowie durch die vertikale Struktur der Fassade der Technikgeschosse. Neben dem Glas der Fenster ist Aluminium das bestimmende Material. Dazu kommt für die geschlossene Fassade im Bereich der Sanitärräume eine dunkle Natursteinverkleidung. Den oberen Abschluss bildet die Fassade der Technikgeschosse, die auch als »Sockel auf dem Sockel« das unterste Turmgeschoss markiert, mit dem dieses auf dem Flachbau aufsitzt. Mit dem BfG-Hochhaus zeigte Heil, dass er durch seine große Erfahrung den Bautyp des Hochhauses gestalterisch wie technisch souverän beherrschte. Er durchdrang die Logik des Hochhauses so gut, dass es ihm darüber hinaus gelang, durch die Auslagerung von Sanitärbereichen und Queraussteifung seine eigene Interpretation der Logik des Hochhauses zu liefern. Dies diente ihm dazu, sowohl seine gestalterischen Vorstellungen zu verwirklichen, als auch auf die spezifischen Anforderungen

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des Projektes zu reagieren. Er zahlte dafür jedoch einen Preis und löste die Zwänge nicht völlig auf: Die Schotten liegen als Störfaktor in der Nutzfläche. Die Treppenhäuser, die als technische Individuen zunächst eine eher untergeordnete Rolle zu spielen scheinen, zeigen auf den zweiten Blick, dass sie in diesem engmaschigen Gewebe aus Gestaltung und Technik eine Schlüsselrolle spielen und in engster Wechselbeziehung zur Volumetrie des Gebäudes stehen.

Rathaus Göttingen, 1975E Da die Verwaltung der Stadt über viele Standorte verteilt war, beschloss der Stadtrat 1969 einen Rathausneubau für Göttingen (▶Projektkatalog S. 275). Am Wettbewerb hierzu beteiligten sich 100 Büros. Das Programm und die Planung erwiesen sich aber als zu ambitioniert und kostspielig, sodass ein neuer Anlauf genommen wurde. Für diesen wurden aus den Wettbewerbsteilnehmern drei Göttinger Büros ausgewählt und zu einem Gutachterverfahren eingeladen. 1975 erhielten dann zwei dieser Büros den Auftrag, zusammen das Rathaus zu planen: Das Büro von Gerhard Brütt und Heinrich Brandis und das Büro Friedrich Wageners.270 Sowohl Gerhard Brütt als auch Heinrich Brandis hatten vor der gemeinsamen Bürogründung im Jahr 1966 leitende Positionen im Stadtbauamt Göttingen bestritten.271 Das Hochhaus mit 17 Geschossen und einer geschätzten Höhe von 70 Metern wurde 1978 fertiggestellt und wird bis heute als Rathaus genutzt. Zum Rathaus gehört ein zweigeschossiger Sockelbau, der den Ratssaal sowie andere vom Publikum stark frequentierte Verwaltungsfunktionen beherbergt. Beim Göttinger Rathaus handelt es sich um ein Punkthochhaus mit einer kristallin erscheinenden und sehr plastischen Kubatur. Das Zentrum des Grundrisses nimmt ein rechteckiger, sehr klar organisierter Kern ein. In einer seiner Längsfronten liegen vier Personenlifte in einer Reihe. Die daraus resultierende Teilung zieht sich durch den ganzen Kern und ergibt hinter den Liften Raum für zwei Sanitärräume, einen Servicelift mit Vorraum und einen Technikraum mit Schacht. Um den Kern herum erstreckt sich ein Gang als Horizontalerschließung, er weitet sich an den Kernecken auf und ist hier windmühlenförmig zur Fassade hin fortgesetzt. Wo der Gang auf die Fassade trifft, erhält er Tageslicht und schließt an die vier Fluchttreppen an, die um 45 Grad zum Kern verdreht sind. Zwischen den Treppenhäusern ergeben sich so vier Quadranten, in denen die Büronutzung liegt. Die Fassade zwischen zwei Treppenhäusern knickt jeweils zweimal um 45 Grad ab, die Ecken der Treppenhäuser und des Kernes sowie die Trennwände zwischen Erschließungsgang und Büros knicken ebenfalls mehrfach in 45-Grad-Winkeln ab, sodass die Dynamik der Windmühlengeometrie verstärkt wird und sich eine für die 1970er Jahre charakteristische strukturalistische Formensprache ergibt. Kern und Treppenhäuser sind als Betonröhren ausgebildet, die Bodenplatten dazwischen werden von Stützen getragen, die in einem Raster von 7,2 mal 7,2 Metern angeordnet sind. Der Grundriss ist sehr klar strukturiert und bietet kurze (Flucht-)Wege. Der Erschließungsgang hat durch seine Großzügigkeit und das vorhandene Tageslicht Aufenthaltsqualitäten. Dem gegenüber steht die geringe Effizienz des Grundrisses: Auf jedem Regelgeschoss stehen circa

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500 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung, was einer Effizienz von nur circa 54 Prozent entspricht.272 Der Grund hierfür ist neben der großzügigen Erschließungsfläche das Überangebot an Treppenhäusern. Hinsichtlich Fluchtweglängen und -kapazität hätten zwei der vier Treppen ausgereicht. Die äußere Erscheinung des Rathauses ist von Fensterbändern in spiegelndem Sonnenschutzglas und braunen Aluminiumprofilen sowie aufwendig detaillierten, vorgehängten Waschbetonfertigteilen geprägt. Die Treppenhäuser sind bis auf einen über die gesamte Gebäudehöhe durchlaufenden Fensterschlitz als geschlossene Volumen ausgebildet. Die Vertikale der Treppentürme wird des Weiteren durch den schrägen oberen Abschnitt und die vertikale Kannelur der Betonfassade in diesen Bereichen betont. Es scheint, als wollten die Architekten mit der extremen Betonung der Vertikalen bei den Treppenhäusern die gedrungene Proportion des Rathausturmes kompensieren. Die Höhe ist mehrfach abgestuft. Am niedrigsten ist das Hochhaus im Bereich des von der Innenstadt abgewandten Quadranten. Ein weiterer Quadrant ist um ein Geschoss höher und nur zwei der Quadranten haben die volle Höhe von 17 Geschossen. Im Zentrum überragt ein Technikaufbau alle Quadranten. Er endet auf derselben Höhe wie die schrägen Abschnitte der Treppenhäuser. Den oberen Abschluss des Gebäudes im Bereich der Bürofassade bildet eine zwei Geschosse hohe Betonfassade, in die vereinzelt Fenster und Lüftungsgitter eingeschnitten sind. In den zwei höchsten Quadranten liegt die Kantine des Rathauses im Bereich des oberen Abschlusses. Sie wird durch große rechteckige Fensteröffnungen in der Fassade ablesbar. Der durch ein Vordach markierte Haupteingang befindet sich im Bereich des Hochhauses, dort ist die Fassade hinter die Stützen eingezogen und großflächig verglast. Teile der Fassade setzen hier knallgelbe Akzente und stehen in überraschendem Kontrast zum restlichen Gebäude. Das Göttinger Rathaus zeigt sich als ausgereifte Hochhausstruktur und Improvisation der Logik des Verbundkernes, bei der die Fluchttreppen aus dem Kern ausgelagert sind. Technisch wird durch diese Auslagerung die notwendige Entrauchung der Treppenhäuser ermöglicht. Gestalterisch sind die Treppen, ganz anders als beim Verbundkern, sowohl im Grundriss als auch in der äußeren Erscheinung exponiert und avancieren damit zu einem kraftvollen Gestaltungselement. Im Grundriss erscheint das Hochhaus als wiederholbares Modul einer Großstruktur, die Treppenhäuser gleichen den Kupplungen zu den nächsten Modulen. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Flachbau, der sich im Grundriss in derselben Logik als modular erweist. Auch die äußere Erscheinung ist von den Treppenhäusern geprägt. Sie sind das Bindeglied zwischen dem logisch-geometrischen Aufbau des Grundrisses und der plastischen Volumetrie. Ohne Weiteres kann für das Göttinger Rathaus der Begriff der Stadtplastik im Sinne der Hochhäuser der 1920er Jahre gebraucht werden. In Göttingen entspringt die Gestalt des Gebäudes einer Haltung, wie dies beim BMW-Hochhaus und beim Hypo-Hochhaus schon herausgearbeitet wurde: Beim BMW-Hochhaus ergab sich die expressive Form durch eine Auseinandersetzung mit dem Tragwerk; beim HypoHochhaus aus einer Auseinandersetzung mit der Organisation, dem Großraum und sekundär auch mit dem Tragwerk. In Göttingen sind es die Fluchttreppen, an denen sich die Architekten abarbeiteten, um hieraus eine charakteristische plastische Form zu schaffen. Die Architekten Brütt, Matthies und Wagener gingen dabei aber einen

Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik 154

Schritt weiter: Da das Hochhaus unnötig viele Fluchttreppen hat, können diese nur als Ornament bezeichnet werden. Am offensichtlichsten ist die brutalistische Komponente des Göttinger Rathauses, denn sie zeigt sich deutlich in Materialität und Struktur. Dabei war gerade die formale Lesbarkeit des Grundrisses den Gestaltern offensichtlich sehr wichtig. Es zeigen sich aber auch Charakteristika der Postmoderne: Die Treppen sind keine rein funktionalen Elemente, sie sind – wie eben ausgeführt – Ornament; und ihr oberer schräger Abschluss kann als Verweis auf die in unmittelbarer Nachbarschaft liegende mittelalterliche Altstadt mit ihren steilen Dächern gesehen werden. Das Gewebe aus Gestaltung und Technik erfährt hier also einen wichtigen Wandel in seiner Struktur.

Bilanz Tatsächlich zeigt sich der Genesepfad der Treppe geprägt von den großen Freiheitsgraden, welche dieses Element als zunächst wenig komplexes technisches Individuum prägen. Durch diese Freiheitsgrade kann die Treppe sich auf verschiedenste Arten in die Hochhausstruktur integrieren und innerhalb dieser sehr unterschiedliche Wechselwirkungen ausbilden. Entsprechend heterogen präsentiert sich der Genesepfad. Anders als bei den Genesepfaden Verbundkern, Brikettgrundriss, räumliche Komplexität, brutales Tragwerk, hängende Konstruktion und Großraum zeigt sich bei der Treppe nicht so sehr eine besondere Linie der Entwicklung des Hochhauses, sondern es entstehen eher Momentaufnahmen, die aufschlussreich für die allgemeine Entwicklung des Hochhauses sind. Als kontinuierliches Thema in Bezug auf die Treppe stellt sich deren Bezug zur Fassade heraus. Das Thema beginnt, wie mehrfach aufgezeigt, schon bei Mies’ Entwurf für das Hochhaus an der Friedrichstraße. Die Nuten, die den Baukörper plastisch gliedern und neben der dreieckigen Grundform dem Entwurf seine charakteristische Erscheinung geben, dienen zudem der Belichtung und der Entrauchung der Treppenhäuser. Ist dies einmal erkannt, so zeigen sich vielfach Nuten oder Ecken in der Gebäudevolumetrie, die der Entrauchung, aber auch der Akzentuierung des Bauvolumens dienen. Ein frühes amerikanisches Beispiel ist der Chicago Tribune Tower, ebenfalls 1922 entworfen. Aus dem Projektkataloges der Jahre 1945–1980 seien als Beispiele das Wohnhochhaus in der Bartningallee 16 von Hans Schwippert, das Dreischeibenhaus von Hentrich und Petschnigg, das Spiegel-Haus von Werner Kallmorgen und die Bundesversicherungsanstalt von Hans Schaefers genannt.

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Teil 6: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik

Teil 6

Zum Abschluss werden nun die als Ausgangspunkt der Arbeit gestellten Forschungsfragen erneut aufgegriffen und beantwortet und somit die sich aus der Betrachtung der Hochhäuser des Projektkataloges ergebenden Erkenntnisse zusammengefasst.

Teil 6: Schlussbetrachtung

Schlussbetrachtung

Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik Gültigkeit Die erste der am Anfang dieser Arbeit stehenden Forschungsfragen lautet, ob sich die These, dass Gestaltung und Technik die bestimmenden Akteure des Bautyps Hochhaus sind, bestätigen lässt und ob sich aus dieser These heraus die Genese des Hochhauses mit ihren Brüchen und Innovationsmomenten erklären lässt. Schrittweise wurde zur Beantwortung der Frage eine theoretische Betrachtungsweise der Genese des Hochhauses entwickelt. Sie beruht in wesentlichen Teilen auf Gilbert Simondons Existenzweise technischer Objekte und ergänzt diese um Komponenten anderer Autoren wie Lewis Mumford oder Antoine Picon. Um die Gültigkeit dieser Betrachtungsweise zu belegen, wird nun die Genese des Hochhauses unter Berücksichtigung der für die Arbeit vorgenommenen Eingrenzung zusammengefasst. Aus der Schlüssigkeit dieser Lesart der Genese ergibt sich sowohl die Gültigkeit von Methode und Perspektive der Betrachtung als auch jene der ihr zugrunde liegende Kernthese, dass Gestaltung und Technik die strukturbestimmenden Akteure des Bautyps Hochhaus sind. Nach dieser validierenden Zusammenfassung wird die Frage nach Brüchen und Innovationen beantwortet.

Genese

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In der Frühzeit des Hochhauses zeigt sich dessen Inneres als strukturlose Bricolage und ohne übergeordnete Logik. Lifte, Treppen sowie Elemente von Skelett- und Massivbau kommen wie Fundstücke zusammen und stören sich dabei funktional, organisatorisch und geometrisch gegenseitig. Beispiele sind die den Zugang zum Treppenhaus versperrenden Lifte im Tacoma Building aus dem Jahr 1887B oder die labyrinthische Horizontalerschließung des Reliance Building aus dem Jahr 1890B. Die Fassade steht bei dieser Generation von Hochhäusern in keinem Zusammenhang zum Inneren der Hochhäuser, sondern sie versucht losgelöst davon und meist mithilfe von Zitaten und Interpretationen historischer Stile einen angemessenen Ausdruck für das Äußere der neuen Bauaufgabe zu finden. Zwischen Gestaltung und Technik befindet

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sich eine tiefe Kluft und Lewis Mumford kommt zu dem Schluss, dass hier die Technik der Gestaltung den Rang abläuft.1 Die Phase der Bricolage lässt sich bei den beiden Ausprägungen der Frühzeit des Hochhauses sowohl in den USA – der Chicago School und der New York School – als auch in Deutschland beobachten, wo im Inneren der traditionalistischen Hochhäuser überraschend ungeordnete Verhältnisse herrschen, wenngleich deren Äußeres meist sehr strukturiert wirkt. Gezeigt wurde dies beispielhaft am Wilhelm-Marx-Haus von 1921E und dem Hansahochhaus von 1924E. Die zweite Phase der Genese wird dadurch geprägt, dass sich die deutsche Architekturavantgarde der 1920er Jahre nach einem kurzen Zögern mit großem Enthusiasmus dem Hochhaus annimmt. In den Grundrissen der Entwürfe zeigt sich, dass hier plötzlich Strukturen entstehen, in denen sich die einzelnen Komponenten wie Tragwerk, Vertikalerschließung, Horizontalerschließung, Brandschutz nicht mehr gegenseitig stören, sondern ein synergetisches Verhältnis eingehen. Diese Systemintegration zeigt sich zum Beispiel in der Entstehung des Verbundkernes, bei dem es sich um einen Gebäudekern handelt, der zur Aussteifung des Hochhauses dient, der Lifte und Fluchttreppen aufnimmt und die Horizontalerschließung strukturiert. Es handelt sich also um funktionale Mehrfachbelegungen – zum Beispiel dienen die Wände von Liftschächten und Fluchttreppen auch der Aussteifung –, welche die in der Bricolage vorhandenen Störfaktoren – beispielsweise aussteifende Schotten – eliminieren. Aus dieser technischen Konvergenz und Logik heraus entstehen auch emergente neue Formen. Dies nutzt die Architekturavantgarde der 1920er Jahre, um die äußere Gestalt der Hochhäuser in ein wechselseitiges Verhältnis zur inneren Struktur des Hochhauses zu setzen. Die Kluft zwischen Innerem und Äußerem des Hochhauses ist damit geschlossen und eine rekursive Beziehung zwischen Gestaltung und Technik entstanden. Zum ersten Mal zeigt sich dies bei mehreren der zum 1921/22 ausgetragenen Wettbewerb für ein Hochhaus an der Friedrichstraße in Berlin eingereichten Entwürfen der Avantgarde. Am radikalsten geht dabei Ludwig Mies van der Rohe mit seinem Entwurf »Wabe« vor. Aber auch der Entwurf »Funktionale Form« von Hugo Häring sowie der Entwurf »Zentral« von Hans Poelzig vollbringen das, was hier als »gestalterische Revolution der Technik«2 bezeichnet wird. Was dies konkret bedeutet, soll an Mies’ Entwurf »Wabe« verdeutlicht werden: Neben dem schon erwähnten Verbundkern sind die auf dem damals neuen Werkstoff des Kristallglases beruhende Vorhangfassade sowie die baupolizeiliche Forderung, die im Kern liegenden Fluchttreppen in Kontakt mit der Fassade zu bringen, sowohl integrale gestalterische als auch integrale technische Bestandteile seines Entwurfes. Diese Integration beruht nicht auf einem ingenieurmäßig technischen Denken, sondern auf der gestalterischen Imagination des Architekten. Dass Mies aus diesem Denken heraus tatsächlich auch eine Umwälzung der Technik herbeigeführt hat, zeigt sich darin, dass der von ihm inaugurierte Urtyp des Hochhauses mit Verbundkern und Vorhangfassade bis heute die vorherrschende Logik der Hochhausstrukturen ist – selbst dort, wo die Gestaltung nur eine untergeordnete oder keine Rolle spielt. Durch die Entwurfsleistungen der Avantgarde der 1920er Jahre entwächst das Hochhaus dem Stadium der Bricolage und damit dem theoretische Modell Mumfords. Von nun an ist es Simondon, der die entsprechenden Zusammenhänge aufzeigt: Detailliert und präzise beschreibt er die technische Konvergenz als Folge funktio-

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naler Mehrfachbelegungen, die Herausbildung neuer struktureller Logiken und die damit einhergehende Entstehung emergenter Formen sowie das dafür notwendige symbiotische Verhältnis von Kultur beziehungsweise – wie in der Arbeit hergeleitet – Gestaltung und Technik. Die dritte Phase in der Genese des Hochhauses ist, nach der Bricolage und der gestalterischen Revolution, die Phase der Genesepfade, die sich in den Jahren 1945 bis 1980 zeigt. Die Pfade zeigen sich als Serien in den Grundrissen des Projektkataloges: Alle Vertreter einer Serie weisen die gleichen strukturellen Besonderheiten auf und können durch die chronologische Zuordnung als Entwicklungslinie gelesen und verstanden werden. Betrachtet wurden die Genesepfade von Verbundkern, Brikettgrundriss, räumlicher Komplexität, Hängehochhaus, brutaler Konstruktion, Großraum und Treppe. Die Pfade sind Improvisationen der Urlogik des Hochhauses, in denen eine Spezialisierung des Bautyps zu erkennen ist. Nach der Konvergenz der 1920er Jahre handelt es sich also um eine Divergenz, die sich aus der Wechselwirkung des Bautyps Hochhaus mit dem ihm assoziierten Milieu – ein Begriff, der Simondons theoretischem Modell entlehnt ist – ergibt. Diese Milieus repräsentieren die Summe der für einen Entwurf relevanten Akteure, wobei der Entwurf und das Milieu sich gegenseitig bedingen. Dieser komplexe Zusammenhang soll am Beispiel des Genesepfades Großraum erläutert werden: Das mit diesem Genesepfad assoziierte Milieu ist das des Großraumbüros, das von circa 1950 bis 1970 auf das Hochhaus einwirkt. Es besteht unter anderem: aus der Wissenschaft der Kybernetik; aus Konzernen, die aus dem Glauben an neue Organisationsformen der Büroarbeit heraus gewillt sind, als Bauherren für entsprechende Projekt aufzutreten; aus einer Gesellschaft, die diese Form von Arbeitswelt zu leben und zu tragen bereit ist; aus Fachplanern und Ingenieuren, die das Konzept des Großraumbüros stützen; sowie nicht zuletzt aus Architekten, die sich freudig der neuen Aufgabe annehmen, um ihre Gestaltungspotenziale zu entfalten. Dieses Milieu benötigt die entsprechenden Verwaltungsbauten ebenso, um zu existieren, wie diese Bauten erst aus dem Milieu heraus entstehen können. Nicht immer ist die Beziehung eines Genesepfades zum jeweiligen assoziierten Milieu so deutlich wie beim Großraum, da sich Milieus oft überlagern. Beispiele für weitere Milieus, die Wirkmacht für die Hochhäuser Westdeutschlands zwischen 1945 und 1980 haben, sind unter anderem die autogerechte Stadt, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder oder die wiedererstarkenden Wirtschaftskonzerne. Simondon zeigt all diese Zusammenhänge an technischen Objekten wie dem Dieselmotor auf, der für ihn eine Spezialisierung des Verbrennungsmotors ist.3 Seine Forderung nach einer Wechselwirkung zwischen Kultur und Technik bleibt aber theoretisch und ohne Beispiel. Diese Arbeit kann als das Aufzeigen eines solchen Beispiels gesehen werden. Bei der Betrachtung der westdeutschen Hochhäuser zwischen 1945 und 1980 wird deutlich, dass es verschiedene Ausprägungen des Gewebes von Gestaltung und Technik gibt, in denen sich ein Wandel der Architekturauffassungen und der Beziehung der Gesellschaft zur Technik ausdrückt. Die erste Phase, die bis in die 1950er Jahre hineinreicht, kann als der Nachhall der Frühzeit des Hochhauses bezeichnet werden. In ihr können noch technische und gestalterische Störfaktoren und Unstimmigkeiten im Zusammenspiel der Elemente der Hochhausstrukturen beobachtet werden, die an den Entwicklungsstand der

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Bricolage erinnern. Ein Beispiel sind Entwürfe, bei denen die Treppe im Zentrum des Vertikaltransportes steht und ihre dominante Rolle nicht aufgeben will. Der Grundriss verweigert die Reaktion auf die Anforderungen der neuen Technik, was zu funktionalen und gestalterischen Unstimmigkeiten führt. Zu sehen ist dies zum Beispiel am Sternhaus I von Emil Freymuth aus dem Jahr 1952E, bei dem der Hauptlift auf dem Zwischenpodest der Treppe und damit nicht auf dem Niveau der Wohnungen anlandet. Weiter zeigt der Projektkatalog Hochhäuser, bei denen die technischen Anforderungen der Fluchtwege zu strukturellen und funktionalen Störungen führen, so zum Beispiel beim Hochhaus am Plärrer von Wilhelm Schlegtendal aus dem Jahr 1951EA, bei dem eine Fluchtstiege mitten in der Bürofläche liegt und diese so empfindlich stört. Nicht zuletzt gibt es Projekte, bei denen das Verständnis für die angewandte strukturelle Typologie zu fehlen scheint, wie beim Hochhaus der Hamburg-Süd von Cäsar Pinnau aus dem Jahr 1958E. Hier liegen Treppen, Lifte und Sanitäranlagen nicht innerhalb der das Gebäude aussteifenden Kernwände, sondern außerhalb dieser, was besonders die Flexibilität des Grundrisses enorm einschränkt. Die zweite Phase zeigt sich ab den frühen 1950er Jahren und reicht bis in die Mitte der 1960er Jahre. Sie ist vom Streben nach technischer Eleganz und einem damit einhergehenden Minimalismus geprägt. Technisch sind diese Hochhäuser voll entwickelt und scheinen die Beherrschung von Tragwerk, Fassadensystemen, Haustechnik etc. zu zelebrieren. Als Referenz dienen deutlich die amerikanischen Hochhäuser der 1950er Jahre, allen voran das Lever House von SOM aus dem Jahr 1950E sowie die Hochhäuser von Ludwig Mies van der Rohe. Technische Aspekte wie das Raster in Fassade und Grundriss werden überhöht, die Gebäude sprechen eher die Sprache des Konstruierten denn des Gestalteten. Die Architekten scheinen sich in dieser Zeit damit gerne einem vermeintlichen technischen Determinismus hinzugeben. Typische Beispiele sind das Verwaltungsgebäude der Mannesmann AG von Paul Schneider-Esleben aus dem Jahr 1954E, das Hochhaus der Badenwerke AG von Kelter Möckel + Schmidt aus dem Jahr 1960EA und das Nationalhaus von Max Meid und Helmut Romeick von 1961EA. Die dritte Phase der Ausprägung des Gewebes von Gestaltung und Technik zeigt sich ab Ende der 1950er Jahre in ersten Projekten wie dem Telefunken-Hochhaus von Paul Schwebes und Hans Schoszberger aus dem Jahr 1957EA oder dem Bull-Hochhaus von Karl Hell aus dem Jahr 1959E und findet ihren Höhepunkt mit dem BMW-Verwaltungsgebäude von Karl Schwanzer aus dem Jahr 1968E und dem Hypo-Hochhaus von Bea und Walter Betz von 1970E. Spuren dieser Phase finden sich bis in die letzten Projekte des Kataloges hinein. Diese Phase des Gewebes aus Gestaltung und Technik ist geprägt von expressiven Formen, welche aus technischen Prinzipien wie denen des Tragwerks, des Vertikaltransportes oder der Nutzungsorganisation generiert werden. Dabei wird der technischen Logik zwar gefolgt, sie wird aber überzeichnet und dient dem übergeordneten Ziel der Form. Diese Ausprägung des Gewebes von Gestaltung und Technik wird von einer enormen wirtschaftlichen Prosperität sowie von einer enormen Technikeuphorie gespeist. Eine Schnittmenge mit dem Brutalismus ist unverkennbar und die Hightech-Architektur wird später an diese Ausprägung des Gewebes von Gestaltung und Technik anschließen. Besonders die Genesepfaden des Hängehochhauses und der brutalen Konstruktion stehen für diese Phase der Be-

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ziehung von Gestaltung und Technik. Sehr eindrücklich ist dabei das schon erwähnte BMW-Hochhaus. Hier werden keine Mühen gescheut, um eine ausdrucksstarke Skulptur zu schaffen, bei der, wie der Architekt selbst schildert,4 die Technik eher dem Willen zur Form als dem erfüllen funktionaler Anforderungen verpflichtet ist. Diese Phase des Gewebes von Gestaltung und Technik kann dementsprechend als technischer Expressionismus bezeichnet werden. Trotzdem bleibt die Technik hier direkt an die Funktion gekoppelt und ist folglich das, als was sie im Kapitel »Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik« definiert wurde: ein direktes Wertesystem. Noch weiter geht die letzte Ausprägung des Gewebes von Gestaltung und Technik, denn hier wird die Technik zum Ornament und damit von der Funktion entkoppelt. Ein Beispiel innerhalb des Projektkataloges ist das Rathaus in Göttingen der Architekten Gerhard Brütt, Heinrich Brandis und Friedrich Wagener aus dem Jahr 1975E. Das Gebäude hat bei einer Grundfläche von nur 950 Quadratmetern vier skulpturale Fluchttreppen. Diese unnötig große Anzahl macht sie unweigerlich zum Ornament und setzt damit die Technik in ein neues Verhältnis zur Gestaltung. Hier beginnt die Postmoderne zu wirken, was durch den schrägen oberen Abschnitt der Treppenhäuser, der als ein Zitat der Dachlandschaft der benachbarten Altstadt gelesen werden muss, und den grellen Gebrauch von Farben im Eingangsbereich bestätigt wird. Ähnliches zeigt sich auch beim Doppelturm der Deutschen Bank von ABB aus dem Jahr 1978E: Die verspiegelte und vollverglaste Fassade wirkt zunächst wie eine Vorhangfassade, was das Hochhaus in eine Linie mit Mies’ Entwurf »Wabe« zu rücken scheint. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Glas allerdings eine für das Tragwerksystem notwendige Lochfassade aus Beton,5 was die Fassade zu einer Applikation und damit zu einem äußerst minimalistischen Ornament macht. Dies kann ebenfalls als Wirkung der Postmoderne erachtet werden, wenngleich die hier beschriebene Ausprägung des Gewebes von Gestaltung und Technik keinesfalls mit selbiger gleichzusetzen ist. Spätestens mit der finalen Betrachtung der Genese der westdeutschen Hochhäuser zwischen 1945 und 1980 ist deutlich geworden, dass die Akteure Wirtschaftlichkeit und Beziehung des Hochhauses zur Stadt hier nicht von übergeordneter Bedeutung sind. Da sie gemeinhin aber als für das Hochhaus sehr wichtig betrachtet werden, sollen sie nun einer abschließenden Bewertung unterzogen werden. Selbstverständlich spielt der Faktor der Wirtschaftlichkeit bei Großprojekten immer eine gewichtige Rolle, was bei einigen der hier betrachteten Projekte auch aufgezeigt wurde. So wurde bei den ab 1946E von den Grindelberg-Architekten geplanten Grindelhochhäusern und beim Versuchsbau des Ministeriums für Wohnungsbau der Architekten Friedrich Hirsch und Rolf Erdmannsdorffer von 1953EA deutlich, dass beim Wohnungsbau der Nachkriegsjahre mit der Wirtschaftlichkeit des Hochhauses – und in der Folge für einen besseren realisierbaren Ausbaustandard – argumentiert wird. Beim Rathaus in Marl und bei den Hochhäusern für Olivetti beispielsweise werden seinerzeit Sparmaßnahmen ergriffen, die den ursprünglichen Entwurf stark verändern oder seine Ausführung verhindern, und beim Silberturm der Dresdner Bank erlaubt man sich die Extravaganz, eine Million D-Mark für schlankere Stahlstützen auszugeben. Der Einfluss der Wirtschaftlichkeit ist damit äußerst heterogen. Er wirkt zwar auf die Hochhäuser, jedoch auf stets andere, projektspezifische Art und Weise. In Teilen ist die Wirtschaftlichkeit dabei als technischer Faktor zu bewerten, so zum

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Beispiel, wenn es um die Frage geht, ob der Rohbau eines Hochhauses in Beton oder Stahl ausgeführt werden soll. Im Wesentlichen geht die Frage der Wirtschaftlichkeit damit im jeweiligen Milieu auf. Dabei ist das Milieu der repräsentativen Frankfurter Bankentürme ganz anders ausgeprägt als das der kommunalen Verwaltungsbauten oder das des Wohnungsbaus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Dieser Einfluss wird auch deutlich, wenn man bedenkt, dass das Aufblühen des Hochhauses in Westdeutschland zur Zeit des Wirtschaftswunders letzten Endes genauso auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen zurückzuführen ist wie der Einbruch der Bautätigkeit in der Zeit der Ölkrise. Ein dominanter Einfluss von wirtschaftlichen Aspekten auf Struktur und Gestalt des Hochhauses zeigt sich bei den deutschen Hochhäusern aber – anders als bei den US-amerikanischen – nicht.6 Auch die Beziehung des Hochhauses zur Stadt geht im jeweiligen assoziierten Milieu auf, wird jedoch durch die hier sehr deutlich ausgeprägten Leitbilder gut greifbar: von Stadtkrone, Stadtplastik und Nationalsymbol der 1920er Jahre über die Paradigmen der CIAM, die Logik des frei stehenden amerikanischen Hochhauses auf einer Plaza, wie sie aus den Änderungen des Zoning Law 19567 hervorgeht, bis hin zu den objekthaften Bausteinen der autogerechten Stadt und dem Massenwohnungsbau der 1970er Jahre. Wirksam sind diese Leitbilder auf zweifache Art: zum einen dadurch, dass sie Teil des assoziierten Milieus der Hochhäuser sind, zum andern dadurch, dass sie direkten Einfluss auf den Gestaltungswillen und die Imagination der Architekten ausüben. Das Verhältnis des Hochhauses zur Stadt und die genannten städtebaulichen Paradigmen prägen Struktur und Gestalt des Hochhauses damit eher indirekt. Direkt wirksame »harte« Einflüsse wie das Zoning Law in den USA können im Projektkatalog aber nicht festgestellt werden. Bemerkenswert ist, wie wandlungsfähig sich das Hochhaus dabei über die Jahrzehnte zeigt und wie es innerhalb der verschiedenen Paradigmen des Städtebaus seine Rolle findet. Auch die mit Ölkrise und wirtschaftlicher Rezession einhergehende Kritik an Großbauten,8 die in den 1970er Jahren aufkommt, trägt einen Teil zum Einbruch der Bautätigkeit bei. Aber hier reagiert das Hochhaus ebenfalls: Der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 errichtete Kreuzberg Tower von John Hejduk hat sich im Maßstab deutlich den geänderten Bedingungen angepasst. Die Relativierung des Akteures Stadt im Kontext dieser Arbeit soll jedoch keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass für einen Hochhausentwurf in der Einzelbetrachtung die Beziehung zur Stadt, sei es hinsichtlich des Stadtbildes, der Ausformulierung und Bespielung des Erdgeschosses oder der Infrastruktur etc., sehr wohl eine sehr große Rolle spielt.

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Innovationen und Brüche Bei den Hochhäusern Westdeutschlands zwischen 1945 und 1980 stehen Innovationsmomente fast immer im Zeichen herausragender entwerferischer Einzelleistungen. Die schon vorhandene Technik erfährt dabei eine Adaption, stößt die Innovationen aber nicht selbst an,9 was im Gegensatz dazu in der Frühzeit des Hochhauses in den

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USA anders ist. Wie bei der Betrachtung derselbigen gezeigt wurde, bestimmen dort technische Innovationen die Genese des Hochhauses. Dies zeigt sich unter anderem in Bedeutung und Anzahl von Patenten zu Aufzugstechnik, Tragwerk, Gründung, konstruktivem Brandschutz etc., die in dieser Zeit im Zusammenhang mit dem Hochhausbau angemeldet werden. Nachdem sich dann in den 1920er Jahren wie dargestellt die intrinsische Logik des Hochhauses sowie das synergetische Verhältnis von Gestaltung und Technik herausgebildet hatte, war der Weg frei für das Innovationsmuster der entwerferischen Einzelleistung. In der Rolle der Technik als Treiber für Innovationen und Brüche lassen sich drei Komponenten unterscheiden: Zunächst kann sie auf eine bildhaft abstrakte Art die Imagination der Architekten anregen und bietet ihnen eine aktive Projektionsfläche für ihren Gestaltungswillen. Dieses Thema der Technik als innovationstreibendes Bild wird zum Beispiel im Genesepfad der Hängehochhäuser oder in den vom Space Age inspirierten Silberfassaden10 deutlich: Es ist die technische Ästhetik der Raumkapseln, welche die Architekten inspiriert und dazu antreibt, neue Fertigungsverfahren zu nutzen, um sich diese Ästhetik zu eigen zu machen. Als nächstes dient die Technik den Architekten so manches Mal als nachträgliche Legitimation von Entwurfsentscheidungen, dies tritt besonders deutlich bei den Hängehochhäusern und der brutalen Konstruktion zu Tage. So wird zum Beispiel bei der Kreissparkasse in Recklinghausen aus dem Jahr 1964EA das extrem aufwendige Tragwerk damit begründet, dass es sich gut für die Gründung in Bergsenkungsgebieten eignet – eine Aussage, die sicher richtig ist, das Tragwerk aber noch lange nicht als angemessen erscheinen lässt. Als dritte Rolle der Technik erscheint dann das, was gemeinhin als Kern ihres Wesens betrachtet wird: das Aufspannen des Möglichkeitsraumes des aufgrund der physischen Beherrschbarkeit der Dinge Konstruierbaren. Es ist die Summe der vielen, oft kleinen Innovationen in den Bereichen Tragwerk, Klimatechnik, Steuerungstechnik, Beleuchtungstechnik etc., die unabdingbar für das Fortschreiten der Genese des Hochhauses sind. In den zeitgenössischen Publikationen finden sie meist nur wenig Beachtung, verschieben aber über die Jahre deutlich die Möglichkeitsräume, in denen sich die Entwürfe der Hochhäuser bewegen. Ein Beispiel ist das von Hentrich und Petschnigg eingeführte Sicherheitstreppenhaus. Es lässt sich nur erahnen, wie viele technische Neuerungen als Grundlage dieses Schrittes notwendig waren, und doch wurde er in Bezug auf die Hochhäuser Westdeutschlands durch den Willen der Architekten, dieses ihnen aus den USA bekannte System anzuwenden, angestoßen und eben nicht durch das Vorhandensein einer neuen Technik. Dies wurde ausführlich bei der Betrachtung des von Hentrich und Petschnigg entworfenen Thyssenhauses von 1960F herausgearbeitet. Nachdem die Technik hier also keine herausragende Rolle spielt, stellt sich die Frage, was die Triebfedern für Innovationen bei der betrachteten Genese des Hochhauses sind. Verkürzt beantwortet ist dies der stete Wille, besonders der Architekten, auf Grundlage von kulturellen, technischen oder gesellschaftlichen Veränderungen Neues zu schaffen. Diese Veränderungen können im Bereich von funktionalen Anforderungen wie denen des Großraumbüros liegen; sie können in den Erfordernisse der Gesellschaft wie zum Beispiel dem Schaffen von Wohnraum in großem Umfang wurzeln; lassen sich unter anderem auf neue Produktionsmethoden und Materialen für die Herstellung von Fassaden zurückführen; oder können auf Verschiebungen

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der architektonischen Paradigmen gründen. Damit scheint jede Art von Wandel im weiten Feld der potenziell auf einen Entwurf einwirkenden Faktoren – oder in anderen Worten des potenziell assoziierten Milieus – dazu geeignet, als Grundlage für Innovationen zu dienen. Genauso kann aber auch eine veränderte Perspektive des Blickes auf schon Bestehendes als Grundlage zum Schaffen von Neuem dienen. Ausführlich aufgezeigt wurde dies am Beispiel von Ludwig Mies van der Rohe, der die Schönheit der im Rohbau befindlichen Hochhäuser seinerzeit erkennt und so eine neue Perspektive auf deren Struktur eröffnet, die eine der Grundlagen seiner Auseinandersetzung mit dem Bautyp ist. Der Wille, Neues zu schaffen, zeigt sich in unterschiedlichen Ausprägungen. Für die Avantgarde der 1920er zum Beispiel scheint das Aufbrechen von Sehgewohnheiten im Vordergrund zu stehen, was exemplarisch bei Mies und den Gebrüdern Rasch aufgezeigt wurde. In den 1960er Jahren ist es dann eher die Suche nach Wettbewerbsvorteilen gegenüber der Architektenkonkurrenz bei den Auftraggebern. So können sich sowohl Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg als auch Paul Schneider-Esleben durch innovative Lösungen Aufträge sichern, die durch Wettbewerbsgewinne eigentlich anderen zustünden. Auch wenn eine umfassende Diskussion hiervon an dieser Stelle nicht möglich ist, so kann der Wille, Neues zu schaffen, sowohl von der Seite der Technik als auch von der Seite der Gestaltung her begründet werden. Hinsichtlich der Gestaltung soll stellvertretend Boris Groys herangezogen werden, der schreibt: »Die Produktion des Neuen ist die Forderung, der sich jeder unterwerfen muß, um in der Kultur die Anerkennung zu finden, die er anstrebt – andernfalls wäre es sinnlos, sich mit den Angelegenheiten der Kultur auseinanderzusetzen.«11 Damit wird klar, dass die Architekten durch ihre Rolle als Gestalter und Kulturschaffende nicht anders können, als ständig zu versuchen, Innovationsmomente zu generieren. Vonseiten der Technik aus argumentiert Gilbert Simondon, dass dieser immer eine »Negativität« innewohne, die den Menschen ständig antreibe, »nach neuen Lösungen zu forschen, die zufriedenstellender sind, als jene, die er besitzt«; wobei er Folgendes betont: »aber dieser Wunsch nach Veränderung wirkt nicht direkt im technischen Wesen; er wirkt nur im Mensch als Erfinder und Benutzer […].«12 Letztlich ist diese technische »Negativität« auch der Grund für die Exzesse im Kampf um das höchste Hochhaus. Es ist das Wesen der Technik als direktes Wertesystem, das den Kampf um die maximale Höhe solange befeuert, wie das Hochhaus als überwiegend technisches Objekt behandelt wird. Das Ende eines Genesepfades stellt ebenso einen Bruch in der Genese des Hochhauses dar wie es ein Innovationsmoment tut. Dieser Bruch ist gekommen, wenn sein assoziiertes Milieu die dem Pfad innewohnende Logik nicht mehr trägt. So wird das Großraumbüro von anderen Arbeitskonzepten abgelöst und das Hängehochhaus wird zu kostspielig. In einigen Fällen ist zu beobachten, dass die Architekten trotzdem an einem Genesepfad festhalten und ihn so zu einer Art Notblüte treiben. Beispiele sind das Projekt des Wohnblocks mit schwebenden Gärten von Heinz Peter Dollinger aus dem Jahr 1966E am Ende des Genesepfades der räumlichen Komplexität oder der Reversible Stahl-Container-Turm von Jochen Meyer und Horst Rinne aus dem Jahr 1971E am Ende des Genesepfades Hängehochhaus. Es sind Versuche, durch eine Radikalisierung der Entwürfe oder den Einsatz neuer Techniken doch noch den Durchbruch zu einer Projektrealisierung zu schaffen. Dies gelingt in

Teil 6: Schlussbetrachtung

den beiden genannten Fällen aber nicht und die entsprechenden Projekte – das erste steht am Ende des Genesepfades der räumlichen Komplexität, das zweite am Ende des Genesepfades des Hängehochhauses – wirken eher unglaubwürdig. Auffällig bei der Betrachtung der Genesepfade ist auch, dass es Zeiten mit einer besonders hohen Innovationsdichte gibt, hier vor allem die Zeit zwischen den frühen 1960er Jahren und Mitte der 1970er Jahre. Dies zeigt sich von der Haustechnik über das Tragwerk bis zu den Fassadensystemen, wobei das jeweils Neue sich wie aufgezeigt immer als Wechselwirkung zwischen Gestaltung und Technik erweist: Die Haustechnik wirkt im Großraum und mit dem Sicherheitstreppenhaus im Verbundkern, das Tragwerk zum Beispiel in der brutalen Konstruktion aber auch im Hängehochhaus; und im Bereich der Fassade wurde mit der Serie der Silbertürme13 gezeigt, wie hoch zu jener Zeit die Innovationsdichte ist. Mit Ulrich Dolata soll sie als »dizzy Atmosphere«14 bezeichnet werden. Interessant ist nun die Frage, was die Voraussetzungen für eine solche »dizzy Atmosphere« sind. Umfassend kann diese Frage aufgrund ihrer Komplexität nicht beantwortet werden. Trotzdem können einige Charakteristika der Zeit benannt werden, die sicherlich zum Entstehen einer »dizzy Atmosphere« beitragen. Zunächst herrscht in der Gesellschaft eine zukunftsoptimistische Grundstimmung, die dem Glauben Ausdruck verleiht, die Zukunft mithilfe des (technischen) Fortschrittes positiv gestalten zu können, woraus eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Innovationen sowie eine generelle Experimentierfreude resultiert. Architekten und Architektursprache zeigen eine große Offenheit gegenüber der Technik, in der ebenfalls eine hohe Innovationsdichte herrscht. Unter Architekten, aber auch im Kreis der Unternehmen, herrscht ein Konkurrenzdruck, der Innovation befeuert, aber gleichzeitig nicht existenziell ist, sodass er zu einer gewissen Risikoaffinität führte. Die Leitbilder von Gesellschaft und Architektur scheinen sich im Wesentlichen zu decken, was sich zum Beispiel in der autogerechten Stadt oder dem Großwohnungsbau manifestiert. Diese gemeinsamen Ziele dürften innovative Momente ebenfalls unterstützen. Nicht zuletzt herrscht wirtschaftliche Prosperität, die nicht nur nach entsprechenden Nutzflächen, sondern auch nach Zeichen und Bildern des Erfolgs verlangt. An dieser Stelle scheint es möglich, zu einer für diese Arbeit abschließenden Definition des Begriffes der Innovation zu kommen. Innovation soll als das erfolgreiche Setzen eines Startpunktes oder Wendepunktes für einen Genesepfad verstanden werden. Damit ist Innovation ein kreativer Akt, der Dingwissen15 in einem Entwurf oder einem Projekt chiffriert, das andere Entwerfer dechiffrieren, um es zu einem Akteur in ihrem Entwurfsprozess zu machen.

Jenseits des Hochhauses: die Entstehung von Typologien

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Die zweite eingangs gestellte Forschungsfrage lautet, ob sich aus den Betrachtungen zur Genese des Hochhauses Erkenntnisse über die Entstehung von Typologien gewinnen lassen. Grundlage der Antwort ist die Erkenntnis, dass die Wiedererkennbarkeit von Gebäuden, die eine Typologie repräsentieren, auf einer gemeinsamen, ihre

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Struktur prägenden Logik beruht. Auf was die Logik sich bezieht, ist dabei zunächst nicht relevant, es kann sich um Aspekte der funktionalen Organisation, des Raumgefüges, der verwendeten Materialien, der Geometrie des Tragwerkes oder um anderes handeln. Spätestens hier tritt deutlich hervor, was sich schon an mehreren Stellen dieser Arbeit angedeutet hat: Die Genesepfade von Verbundkern, Brikettgrundriss, Hängehochhaus und Großraumbüro sind auch als Hochhaustypologien zu bezeichnen. Der Genesepfad der räumlichen Komplexität dagegen zeigt sich als strukturell zu heterogen, um als Typologie bezeichnet zu werden; und im Fokus des Genesepfades der Treppe steht ein in der Struktur zu wenig wirkmächtiges Bauteil, sodass auch hier nicht von einer Gebäudetypologie gesprochen werden kann. Die Betrachtung der Genese des Hochhauses ist damit auch eine Betrachtung der Entstehung von Typologien, wobei das Hochhaus als »junger« Bautyp, der hier in seinem Entstehen und seiner ersten Reife betrachtet wird, ein dazu besonders geeignetes Forschungsobjekt ist. Das Hochhaus als Bricolage bringt seinerzeit noch keine Typologien hervor, da es keine Logik aufweist, die durch ihre projektübergreifende Gültigkeit zur Herausbildung wiederkehrender struktureller Merkmale führen können. Es wird damit offensichtlich, dass ein Gebäudetyp, sei es das Hochhaus, das Museum, die Fabrik oder das Reihenhaus, grundsätzlich einen gewissen Entwicklungsstand benötigt, um Typologien hervorzubringen. In den 1920er Jahren entsteht die Grundlogik und mit ihr zusammen die Urtypologie des Hochhauses: das Skelett mit aussteifendem Verbundkern. Der nächste Schritt in der Herausbildung von Typologien zeigt sich anschließend im Betrachtungszeitraum bis 1980: Durch die Interferenz von Urtypologie, Verschiebungen im jeweiligen assoziierten Milieu und der Suche des gestaltenden und erfindenden Menschen nach Neuem entstehen Typologien, die hier auch als Spezialisierungen des Bautyps betrachtet werden. Diese können sich wiederum auf verschiedene Aspekte beziehen, beispielhaft seien abermals Großraumbüro und brutale Konstruktion genannt. Die Typologien gleichen damit den neuen Schemata, die Gilbert Simondon bei voll entwickelten Technikgebieten beobachtet.16 Aus der Tatsache, dass eine Typologie eine Serie ist, lässt sich weiter ableiten, dass es auch einer Reproduktion der die Typologie prägenden Logik bedarf. Ist, zum Beispiel aus einer entwerferischen Einzelleistungen heraus, ein Entwurf entstanden, der durch seine Eigenständigkeit und Leistungsfähigkeit das Potenzial hat, eine Typologie zu begründen, so benötigt er Nachahmer, welche seine intrinsische Logik fortschreiben, um sie auf diese Weise zu reproduzieren. Simondon beschreibt dies bildhaft als die Gründung von Familien, die auf einen gemeinsamen Ahnen zurückgehen.17 Einmal herausgebildet, wird eine Typologie zum morphologischen Wissensträger18 und zum entwerferischen Leitbild. Das Wissen bleibt erhalten, auch wenn ein Genesepfad zu einem vermeintlichen Ende kommt – so wie derzeit das Hängehochhaus – und kann in der Zukunft wieder aufgenommen werden.19 Jeder einzelne Entwurf, der einer Typologie beziehungsweise einem Genesepfad zuzuordnen ist, muss sich zwangsläufig im Kraftfeld zwischen dem Typischen, also der Orientierung an der die Typologie prägenden Logik, und dem Eigenen, also dem Entwurfsspezifischen, positionieren. Andernfalls wird er entweder nicht als einer Typologie zugehörig wahrgenommen oder er wird zur Kopie von Vorhandenem – und damit vom sich ständig verändernden Milieu abgekoppelt. Durch das rekursive

Teil 6: Schlussbetrachtung

Verhältnis, das jeder Entwurf auf der einen Seite mit seinem assoziierten Milieu hat, auf der andern Seite mit der Typologie, der er zugehörig ist, beeinflusst er auch die jeweilige Typologie. Das führt dazu, dass diese immer in Veränderung begriffen ist und fortgeschrieben wird. Damit können aus der hier gemachten Betrachtung der Genese des Hochhauses nicht nur Schlüsse für das Entstehen und die Weiterentwicklung von Typologien gezogen werden, sondern es kann darüber hinaus die These formuliert werden, dass ohne Typologien als Wissensträger keine Genese eines Bautyps möglich ist. Andernfalls muss jeder Entwurf ganz von vorn beginnen, was den Bautyp unweigerlich auf dem Stand der Bricolage halten würde. Erst die Typologie als ständig fortgeschriebener morphologischer Wissenspfad konserviert Zwischenstände, die es erlauben, dass die Genese auf ihnen aufbaut und so fortschreiten kann.

Das Hochhaus: aktuelle Entwicklungen Die Forschungsfrage nach Erkenntnissen, die sich aus der hier gemachten Betrachtung der Genese des Hochhauses hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen ergeben, wird in zwei Teilen beantwortet. Der erste bezieht sich auf unmittelbare Auswirkungen der Genesepfade, im zweiten werden auf Basis der Betrachtungen sieben Thesen zu den Zukunftspotenzialen des Bautyps formuliert.

Auswirkungen der Genesepfade

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Die Wirkmächtigkeit von in der Vergangenheit liegenden Genesepfaden für aktuelle und zukünftige Entwicklungen wurde mit dem Bild des Taues beschrieben, dessen Fasern nicht im Hier und Jetzt enden, sondern sich, zumindest potenziell, weiter in die Zukunft hinein fortsetzen. Ob aus den hier gemachten Betrachtungen von Genesepfaden entsprechend Erkenntnisse für die Zukunftspotenziale des Bautyps Hochhaus gezogen werden können, soll nun diskutiert werden. Die sieben aufgezeigten Genesepfade lassen sich entsprechend der Erkenntnisse aus der Beantwortung der zweiten Forschungsfrage in zwei Kategorien unterscheiden: die typologischen und die bauteilbezogenen Pfade. Typologisch sind die Pfade von Brikettgrundriss, räumlicher Komplexität, brutalem Tragwerk, hängender Konstruktion und Großraumbüro. Bauteilbezogen ist der Genesepfad der Treppe, während der des Verbundkernes beiden Kategorien zuzuordnen ist. Hier wirkt ein Bauteil, oder in der Terminologie von Gilbert Simondon, ein Subensemble typologiebildend. Die typologischen Pfade kommen alle innerhalb des Betrachtungszeitraumes zu einem Ende. Zwar lassen sich vereinzelt Parallelen zu aktuellen Entwürfen aufzeigen, so zum Beispiel zur räumlichen Komplexität,20 es handelt sich aber um derart vereinzelte Projekte, dass von einer Weiterführung des Pfades nicht gesprochen werden kann.

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Damit sind die Erkenntnisse aus der hier vorgenommenen Betrachtung nur sehr bedingt auf die gegenwärtige Situation anwendbar, die Fasern des Taues reichen nicht bis in die Gegenwart. Es sei an dieser Stelle aber auf den potenziell diskontinuierlichen Charakter von Genesepfaden erinnert. Durch ihn ist es möglich, dass Pfade, die als beendet erscheinen, in zukünftigen Entwicklungen wieder aufgenommen werden. Prognosen hierzu lassen sich an dieser Stelle aber nicht geben. Der Verbundkern hat nichts an Relevanz eingebüßt und scheint ein Urtyp, der in seiner intrinsischen Logik extrem stabil ist. Derartige Strukturen und Formen, zu denen es zwar Alternativen gibt, die sich aber dauerhaft als Archetypen halten, gibt es auch in anderen Bereichen von Gestaltung und Technik, so zum Beispiel der Diamant-Rahmen des Fahrrades oder die Form von Glocken.21 Wie der Pfad des Verbundkernes so setzt sich auch der rein bauteilbezogene Pfad der Treppe naturgemäß in die heutige Zeit fort. Der Bautyp Hochhaus kann nicht ohne ihn – außer die Lifte können die Funktionen der Treppe eines Tages vollständig übernehmen, was aber trotz der raschen Entwicklungen in diesem Bereich weder kurz- noch mittelfristig realistisch erscheint. Im Genesepfad der Treppe und dessen aktuellen Entwicklungen zeigt sich, dass die technische Konvergenz ihre Wirkung weiter entfaltet hat. Wie schon ausgeführt, bedeutet die fortschreitende Systemintegration und Konvergenz für ein System oder Bauteil auch einen Verlust von Freiheitsgraden. Im Weiteren kann es zu funktionalen Überanpassungen kommen, welche die Genese blockieren und daher funktionale Probleme zur Folge haben, wenn es zu Veränderungen des Milieus kommt. Als Beispiel nennt Simondon Flugzeuge, die zwar in großer Höhe sehr gut funktionieren, die aber Probleme bei Start und Landung haben.22 Eine funktionale Überspezialisierung ist heute bei der Treppe im Hochhaus zu beobachten. Sie erscheint im Verbundkern als fast schon normiertes, immer nahezu gleiches Bauteil, was als eine Überanpassung an die Anforderungen der Wirtschaftlichkeit und des Brandschutzes gedeutet werden muss. Der Druck der Wirtschaftlichkeit verlangt von der Treppe räumliche Kompaktheit, die immer strikter und komplexer gewordene Gesetzgebung des Brandschutzes führt zu Repetition und Modulbildung. Im Gegensatz zu dieser Homogenisierung weist der Projektkatalog der Jahre 1945–1980 eine enorme Vielfalt hinsichtlich der Gestalt der Treppen auf. Dem Beispiel Simondons folgend könnte die Überspezialisierung der Treppe dann zu Problemen führen, wenn sich das assoziierte Milieu des Hochhauses ändert. Dies könnte geschehen, wenn der Bautyp des Hochhauses als Reaktion auf die sich gerade stark verändernden gesellschaftlichen und städtebaulichen Rahmenbedingungen – etwa infolge des enormen Bedarfs nach Wohnraum – in anderen als den bisher bekannten Situationen Anwendung finden sollte, da die Überspezialisierung die Anpassungsfähigkeit und die strukturellen Freiheitsgrade einschränkt. Die durch die Betrachtung der Genesepfade herausgearbeiteten Impulse oder auch die den Genesepfaden innewohnende Logik direkt auf die aktuelle Situation anzuwenden, muss abschließend als schwierig bezeichnet werden. Indirekt kann dies basierend auf dem hier generierten Wissen und Bewusstsein hinsichtlich sowohl theoretischer Zusammenhänge der Genese des Hochhauses als auch konkreter praktischer Möglichkeiten, Lösungen aber auch Probleme durchaus geschehen. Wie in der Einleitung dargestellt, wird der Bautyp Hochhaus oft als architektonische Blackbox

Zukunftspotenziale: sieben Thesen

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Die mit einer funktionalen Überspezialisierung einhergehende Homogenisierung – oder auch typologische Erschöpfung – ist nicht nur bei der Treppe, sie ist auch beim Kern des Hochhauses zu beobachten. Er zeigt sich als hochkomplexes Bauteil oder Subensemble mit relativ geringen Varianzen. Je normierter aber die Teile eines Systems, zum Beispiel Treppe und Kern, desto vorhersehbarer ist das Ergebnis.23 Damit wirkt sich die aufgezeigte Homogenisierung auf die gesamte Hochhausstruktur aus und entzieht sie zu einem gewissen Grad der Gestaltung, die im Wechselspiel mit der Technik auf Freiheitsgrade angewiesen ist. Es entsteht eine Situation, die, trotz eines ganz anderen Hintergrundes, an die der Frühzeit des Hochhauses erinnert, und es kann der Bogen zurück zur Einleitung der vorliegenden Arbeit geschlagen werden. Dort wurde Niklas Maak zitiert, der einige der aktuellen Hochhäuser als »verlegen, verbogen, sich krampfhaft krümmend und windend«24 kritisiert. Dies kann in der vorgeschlagenen Lesart damit begründet werden, dass durch die funktionale Überspezialisierung und die damit einhergehende Homogenisierung die rekursive Beziehung zwischen Gestaltung und Technik unterbrochen wurde und die Gestaltung dies nun zu kompensieren sucht. Anders als in der Frühzeit des Hochhauses wird dazu aber nicht das Formenrepertoire der Baugeschichte herangezogen, sondern ein expressives und ikonografisches Vokabular, das Maak nicht ohne Grund mit dem Bilbao-Effekt in Verbindung bringt und das der typologisch erschöpften Hochhausstruktur einfach übergeworfen wird.25 Anhand von sieben Thesen soll nun unterstrichen werden, dass im Bautyp des Hochhauses ungenutzte Potenziale liegen, die zur Lösung der aktuellen Herausforderungen unserer gebauten Umwelt – Schaffen von Wohnraum, suffizienter Umgang mit Ressourcen, Vitalisierung und Aufwertung der Städte sowie die mit all dem verbundene Verdichtung derselben – beitragen können. 1. Gewebe von Gestaltung und Technik: Dass ein Mangel an Interaktion zwischen Gestaltung und Technik die Genese des Bautyps Hochhaus bremsen und damit Anpassungen an Verschiebungen im assoziierten Milieu verhindern kann, ist in dieser Arbeit mehrfach dargestellt worden. In genau diesen Anpassungen oder Spezialisierungen liegen aber die Potenziale des Hochhauses im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen. Damit gilt es, die Interaktion zwischen Gestaltung und Technik bewusst zu aktivieren und sie auf die Verschiebungen des assoziierten Milieus zu projizieren. Die Gestaltung muss dabei Offenheit für die Technik zeigen und darf sich dieser nicht verschließen. Die Technik wiederum muss die ihr innewohnenden Freiheitsgrade aktivieren und gleichzeitig dazu bereit sein, ergebnisoffen in den Dialog mit der Gestaltung zu treten.

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wahrgenommen. In sie wird mit der Betrachtung der Genesepfade nun etwas Licht gebracht. Da nur gestaltet werden kann, was verstanden wird, ergibt sich hieraus die Hoffnung, dass die Betrachtungen der Genesepfade einen Impuls auf die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen haben können.

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2. Vorhersehbarkeit aufbrechen – Freiheitsgrade aktivieren: Es gilt, die aus einer Überspezialisierung resultierende Vorhersehbarkeit und Homogenisierung von Hochhausentwürfen bewusst aufzubrechen. Dies betrifft sowohl einzelne Elemente oder Bauteile als auch die gesamte Struktur und Logik des einzelnen Entwurfes. Auch dazu müssen bewusst die oft zunächst als konträr oder gar als K.-o.-Kriterien erscheinenden Verschiebungen im und Anforderungen aus dem assoziierten Milieu als Entwurfsakteure akzeptiert werden, um aus ihnen und dem resultierenden Spannungsfeld heraus Innovationsmomente zu generieren. Ein prototypisches Beispiel hierfür ist der Genesepfad des Großraumes, dessen Anforderungen zunächst unvereinbar mit der das Hochhaus bestimmenden Logik des Verbundkernes erscheinen. Er entwickelt dann aber eine ganz eigene Logik und Dynamik. Aktuell zeigen sich derartige subversive Momente, wenn auch bei relativ kleinen Hochhäusern, zum Beispiel in den Ballungszentren von Tokio und New York, wo auf ungekannt kleinen Grundflächen Hochhäuser entstanden sind,26 die gestalterisch, technisch und strukturell neue Lösungen aufzeigen. Ein extremer wirtschaftlicher Druck wird so zum Befreiungsschlag, der Freiheitsgrade aktiviert und dem Bautyp eine neue Spezialisierung erlaubt. 3. Strukturellen und typologischen Reichtum aktivieren: Der Projektkatalog zeigt eine beeindruckende Vielfalt an Strukturen, Typologien und Formen der Hochhausstrukturen. Durch die Vergleichbarkeit, die der Projektkatalog bietet, und das vertiefte Verständnis dank der Betrachtung der Genese des Hochhauses wird umso mehr deutlich, wie viel Anschlusspotenzial für Gegenwart und Zukunft hier liegt. Unterstrichen wird dies vom Begriff des diskontinuierlichen Genesepfades, der darauf verweist, dass aufgegebene Pfade an anderer Stelle und unter anderen Bedingungen zu neuer Gültigkeit gelangen können. In der Betrachtung der westdeutschen Hochhäuser zwischen 1945 und 1980 zeigt sich damit ein Potenzial, das als Inspiration und Wissenskörper dazu geeignet sein könnte, der aktuellen »typologischen Erschöpfung«27 des Bautyps entgegenzuwirken. Wie und wo dies geschehen kann, entzieht sich freilich jeder ernsthaften Prognose, hier sind die Architekten und Bauherren gefordert, den morphologischen Reichtum in eine Beziehung zu den aktuellen Entwicklungen zu setzen. Die Vielfalt der Grundrisse und Strukturen weist das Hochhaus aber auch unabhängig von der Betrachtung der Genesepfade als einen Bautyp aus, der hinsichtlich seiner Nutzung, seiner Beziehung zur Stadt, seiner Erscheinung etc. sehr flexibel ist – möglicherweise flexibler als heute oft angenommen –, was wiederum bedeuten würde, dass er unerwartete Beiträge zur Lösung der genannten aktuellen Herausforderungen liefern könnte. Es gibt aktuell durchaus Entwürfe, die dieses Potenzial nutzen, allerdings scheint dies fast ausschließlich den international führenden Büros bei einzelnen Prestigeprojekten zu gelingen, zum Beispiel BIG, Foster + Partners, Herzog & de Meuron und OMA,28 die alle mehrere hier relevante Entwürfe vorzuweisen haben. Der Impuls dieser einzelnen innovativen Entwürfe von Ausnahmebüros scheint aber kaum in den Städten anzukommen, die sich in Deutschland neuerdings wieder vermehrt mit Hochhäusern beschäftigen. Die Jahre 1945 bis 1980 liefern hier ein anderes Bild, da bei der Betrachtung des Projektkataloges deutlich wird, dass auch in relativ unbedeutenden Städten qualitativ hochwertige und innovative Projekte entstanden sind, nicht selten von regional tätigen Architekten geplant. Dementsprechend müssten der strukturelle Reichtum und die daraus resultierende

Teil 6: Schlussbetrachtung  171

Flexibilität des Bautyps heute stärker in die Breite getragen werden, statt nur bei Prestigeprojekten Anwendung zu finden. 4. Leitbilder prüfen und schaffen: Deutlich konnte die Wirkmächtigkeit von Leitbildern auf den Bautyp Hochhaus gezeigt werden; besonders hinsichtlich der Beziehung von Hochhaus und Stadt, aber auch hinsichtlich der Nutzungskonzepte und Konstruktionsmethoden. Das kritische Prüfen der vorhandenen Leitbilder und aktive Schaffen von neuen Leitbildern scheint daher ein geeignetes Mittel, um die Planung von Hochhäusern zu steuern und ihr zum Erfolg zu verhelfen. Diese Auseinandersetzung mit dem Leitbild muss dabei dem eigentlichen Planungsprozess vorgeschaltet sein. Dies kann zum Beispiel im Rahmen der Erstellung von Hochhausstrategien von Städten, im Rahmen der Erarbeitung von räumlichen Leitbildern oder im Rahmen von Probeplanungen und Ideenkonkurrenzen29 geschehen. Die Leitbilder, die so entstehen, gleichen einer kollektiven Erwartung, die auf die einzelnen Projekte einwirkt30 und gleichsam den Raum von Möglichkeiten skizziert, in dem sie sich bewegen können. 5. Neues annehmen und provozieren: Immer wieder zeigt sich bei der vorgenommenen Betrachtung der Genese des Hochhauses die Bedeutung von Neuem in allen Erscheinungsformen, seien es veränderte Nutzeranforderungen, Adaptionen von technischen Neuerungen oder veränderte Leitbilder. Wo das Neue in Wechselwirkung mit dem Hochhaus tritt und seine Formfindung beeinflusst, entsteht nicht nur gestalterischer Reichtum, sondern es zeigen sich hinsichtlich Nutzung, Wechselwirkung mit der Stadt oder Wirtschaftlichkeit emergente, vorher nicht intendierte Mehrwerte. Aktuell gibt es ebenfalls derartige Neuerungen, zum Beispiel erscheint der Baustoff Holz zunehmend als für das Hochhaus geeignet und erste prototypische Gebäude entstehen.31 Genauso in die Kategorie des Neuen fällt es aber auch, den Bautyp Hochhaus innerhalb der Stadt in einen neuen Kontext zu setzen und ihn, wie bei Punkt zwei eben beschrieben, zum Beispiel zur Nachverdichtung zu verwenden. Es kann damit die Forderung aufgestellt werden, das Neue als Akteur anzunehmen und es bewusst zu provozieren. Nützlich kann dazu die Erkenntnis sein, dass das Neue oft auch schlicht eine funktionale Umverteilung ist, aus der sich Mehrfachbelegungen und Synergien bilden. 6. Optimismus und Unaufgeregtheit: Sowohl die Frühzeit des Hochhauses in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg als auch die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich der Bautyp auf breiter Front durchsetzt, ist von emotionalen Diskussionen und Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der Fachwelt geprägt. Dies betrifft besonders die Frage, ob im Hochhaus gewohnt werden soll. Ende der 1950er Jahre setzt sich dann aber ein im Wesentlichen unaufgeregter und optimistischer Diskurs durch, er spiegelt sich besonders in den zahlreichen Artikeln der gesichteten Fachzeitschriften. Anfang der 1970er kommen erneut Kritik am Hochhaus und emotionale Auseinandersetzungen auf.32 Die davorliegende Periode der unaufgeregten, inhaltsorientierten, aber auch optimistischen Auseinandersetzung mit dem Hochhaus zeigt sich durch die in ihr entstandenen Hochhausprojekte als eine Zeit der »dizzy Atmosphere« mit hoher Innovationsfreudigkeit, in der viele Projekte entstehen, die damals wie heute als sehr erfolgreich bewertet werden können. Im Rahmen dieser Arbeit kann die These formuliert werden, dass es zwischen »dizzy Atmosphere« und der Art der optimistischen, unaufgeregten Auseinandersetzung und

Teil 6: Schlussbetrachtung

Diskussion einen Zusammenhang gibt. Aus dieser These ergibt sich die Forderung nach genau solch einer Auseinandersetzung auch in der heutigen Zeit. Besonders wichtig erscheint dieser Punkt für das in Europa bestimmende gemäßigte Hochhaus, da es unter der emotionalen und polarisierenden Debatte um das Megahochhaus leidet. Hinsichtlich der technischen Komponente des Hochhauses bedeutet dies das Streben nach einer »temperierten Einstellung«33 zur Selbigen, also nach einem kritischen aber vertrauensvollen Umgang, der auf ergebnisoffener inhaltlicher Diskussion beruht. Das erfordert von allen Beteiligten freilich einige Mühen und fachliche Kompetenz. 7. Entwurfsexperimente: Die Entwürfe der deutschen Avantgarde der 1920er Jahre, die wie gezeigt seinerzeit zu einer strukturellen Umwälzung des Bautyps Hochhaus führen, werden wie am Beispiel Ludwig Mies van der Rohes herausgearbeitet, von ihren Verfassern nicht mit dem Ziel der Realisierung erarbeitet. Es handelt sich vielmehr um freie Entwurfsexperimente auf der Suche nach einer neuen Architektur und damit nach neuen Formen, Organisationsprinzipien, Materialanwendungen, Konstruktionsmethoden etc. Die Avantgarde nimmt sich damit große Freiheiten gegenüber den sonst herrschenden Realitäten und Zwängen des Bauens heraus und schafft es aus dieser Position heraus, eben diese Realitäten nachhaltig zu verändern. Im Gegensatz dazu unterliegen heute schon die ersten Gedanken zu (Hochhaus-) Projekten strengsten wirtschaftlichen, technischen, rechtlichen, gestalterischen und anderen Restriktionen. Sowohl hinsichtlich der Untersuchung der allgemeinen Potenziale des Bautyps Hochhaus als auch hinsichtlich der Entwicklung eines spezifischen Projektes oder einer Hochhausstrategie für eine Stadt oder Region scheint es also angebracht, bewusst Freiräume für Entwurfsexperimente und damit entwerfendes Untersuchen zu schaffen. Auch wenn dies ebenfalls wünschenswert wäre, sind hiermit nicht weniger restriktive Wettbewerbsverfahren gemeint, sondern zum Beispiel Ideenwettbewerbe und forschende experimentelle Entwürfe.

Gestaltung und Technik jenseits des Hochhauses Am Schluss steht die Frage nach über den Bautyp des Hochhauses hinausgehenden Erkenntnissen über die Beziehung von Gestaltung und Technik in der Architektur. Der erste Teil der Antwort ist ein Exkurs über die Grenzen der Architektur hinweg, der die Gültigkeit der Perspektive dieser Arbeit über den Forschungsgegenstand Hochhaus hinaus untermauern soll.

172

Exkurs zur Gültigkeit Am Anfang der Genese des Computers stehen handgefertigte Elektronikbausteine und mechanische Bauteile wie Lochkarten. Aus ihnen entstehen erste programmierbare Rechenmaschinen, die alle Eigenschaften der Bricolage aufweisen.34 Unter anderem

Teil 6: Schlussbetrachtung

durch die Entwicklung integraler Bauteile und damit einer fortschreitenden Konvergenz zeigt sich dann die technische Logik, die in Teilen bis heute den Computer prägt. Der Computer fügt sich dann auch gestalterisch in unsere Wohn- und Arbeitswelten ein. In anderen Worten: Er wird sukzessive Teil unserer Kultur. Dies führte auch beim Computer zu einer völligen Verflechtung von Gestaltung und Technik, bei der jedoch beide ihren Charakter und ihre Logik beibehalten. Technik, zum Beispiel in Form der Frage nach der Leistungsfähigkeit von Prozessoren, behält zwar ihre Gültigkeit, trotzdem scheinen Erfolge zum Beispiel von der Firma Apple nur aus einer emergenten Logik heraus erklärbar, die im synergetischen Verhältnis von Gestaltung und Technik liegt. Ebenso wichtig ist dabei das Verhältnis des Produkts (beziehungsweise Computers) zu dem ihm assoziierten Milieu, das es einerseits selbst erschaffen hat, welches es aber anderseits als Grundlage seines Daseins benötigt. Die Kürze dieses Exkurses mag gewagt sein, trotzdem wird so die Wirksamkeit der hier eingenommenen Perspektive über die Architektur hinaus deutlich. Eine Anwendung auf andere Bereiche der Architektur ist damit mehr als gerechtfertigt.

Architektur und Technik: Ausblick jenseits des Hochhauses

 173

Die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung von Wohnen und Arbeiten ist eine breite technische und gesellschaftliche Tendenz. Die Auswirkungen auf die Architektur halten sich dabei bisher in Grenzen. Bisher erscheint die digitale Technik eher als Add-on denn als integraler Bestanteil unserer Wohn- und Arbeitswelten; und die »harte« Welt der Architektur geht kein rekursives Verhältnis mit der »weichen« digitalen Welt ein. Interessant ist nun die Frage, ob es sich bei der Digitalisierung der Wohn- und Arbeitswelten derzeit um eine Technik im Stadium der Bricolage handelt, die, wenn sie einmal ein reiferes Stadium erreicht hat, in ein rekursives Verhältnis mit der Architektur eintritt, aus dem dann strukturell Neues entstehen kann. Ebenso ist es aber möglich, dass sich hier ein ganz anderes Verhältnis von Gestaltung und Technik herausbildet. Auch hinsichtlich des Themas des digitalen Entwurfes und der digitalen Produktion von Architektur findet sich Anschlusspotenzial an die hier geführte Diskussion. Die digitalen Entwürfe der 1990er und beginnenden 2000er Jahre, auch als BlobArchitektur bekannt, zeigen sich in ihren gebauten Beispielen als Bricolages, da sich hinter der frei geformten Oberfläche im Wesentlichen geometrisch und konstruktiv konventionelle Gebäude verbergen. Zwischen Innerem und Äußerem treten dabei die typischen Störfaktoren auf, beide behindern sich, statt ein synergetisches Verhältnis einzugehen. Dies hat sich durch die Arbeit von Protagonisten wie Achim Menges oder Gramazio Kohler inzwischen geändert, denn deren digital entworfenen und mithilfe von Robotern inzwischen auch digital produzierten Bauwerke vereinen Gestaltung und Technik in einer Struktur, wodurch emergente Formen von ganz eigener Logik entstehen. Die Entwicklung beschränkt sich bisher allerdings auf den kleinsten Maßstab, etwa den von Pavillons, und einen die Organisation, Bauphysik und andere Faktoren betreffenden niedrigen Komplexitätsgrad. Wie und ob der digitale Entwurf

Teil 6: Schlussbetrachtung

und die digitale Produktion der hier angerissenen Ausprägung den Weg zur Anwendung in beispielsweise Wohn- oder Bürogebäuden finden, ob sich hier funktionale Synergien und Mehrfachbelegungen bilden, die wiederum neue Strukturen, Formen und Logiken mit sich bringen, ist ein komplexes zukünftiges Forschungsfeld. Anhand des Forschungsgegenstandes Hochhaus wurden die Tendenzen zu Homogenisierung und Vorhersehbarkeit aufgezeigt. Ähnliche Symptome, wenn auch vor ganz anderem Hintergrund, zeigen sich derzeit bei Baustoffen, Bauprodukten und Details. Sie werden, vor allem durch die vom Building Information Modeling, aber auch durch andere Akteure getragene Entwicklung stets serieller, normierter. Inwieweit dies mit der hier aufgezeigten Homogenisierung vergleichbar ist, ob die Folgen ähnliche sind oder ob sich hier neue rekursive Beziehungen zur Gestaltung auftun können, wäre ebenfalls zu untersuchen. Relevant scheint dabei auch ein geschichtlicher Vergleich, denn bei der Betrachtung der Werke von Architekten wie Le Corbusier, Jean Prouvé und Fritz Haller lässt sich schnell erkennen, dass dort zwischen Gestaltung und serieller Planung und Produktion eine fruchtbare wechselseitige Beziehung besteht.

174

Gestaltung und Technik: aktueller Stand und Ausblick Abschließend und als letzter Rückblick auf die Beziehung von Gestaltung und Technik liegt an dieser Stelle die Frage nahe, ob nach den Modellen von Lewis Mumford und Gilbert Simondon nicht ein weiteres Modell in der Entwicklung begriffen ist – vielleicht im Zusammenhang mit digitalem Entwurf und digitaler Produktion. Das synergetische Paar aus den Akteuren Gestaltung und Technik aber scheint, wenn man Antoine Picon folgt, vorerst Bestand zu haben, weder eine Verschmelzung noch eine Trennung scheint sich abzuzeichnen, dies unterstreicht Picon in seinem im Juni 2018 gehaltenen Vortrag,35 indem er auf den grundlegenden Unterschied in den Herangehens- und Denkweisen von »designer« beziehungsweise »architect« und »engineer« sowie auf die Wichtigkeit der wechselseitigen Beziehung zwischen beiden für die Gestaltung unserer heutigen und zukünftigen gebauten Umwelt hinweist. Daraus würde sich ergeben, dass das Gewebe aus Gestaltung und Technik die ihm in der vorliegenden Betrachtung beigemessene Bedeutung bis auf Weiteres behält. Ohne Zweifel zeigen sich aber auch Tendenzen, die in eine andere Richtung als die von Picon vertretene weisen. So zeigen sich im Bereich der digitalen Entwurfswerkzeuge Tendenzen, die als Verschmelzung von Gestaltung und Technik verstanden werden können. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Software, die gestalterische und technische Aspekte verschmilzt und in die Hand eines Benutzers legt.36 An dieser Stelle kann nur die Frage hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Beziehung von Gestaltung und Technik aufgeworfen werden. Wie auch immer diese Entwicklung verlaufen wird, scheint als Abschluss der hier gemachten Betrachtungen der Appell an die Architekteschaft angebracht, die Technik auch in ihrem Wesen zu verstehen, um sie so gestaltend lenken zu können.

»Warum wollen wir Hochhäuser? Warum kehrt der Wunsch immer wieder? Warum gewöhnt ihn keine Enttäuschung ab?«,37 das fragt Dieter Hoffmann-Axthelm gegen Ende seiner Betrachtung des Hochhauses als ein für die Moderne in ihren verschiedenen Stadien prototypischer Bautyp. Doch ist das Hochhaus wirklich eine Enttäuschung? Das Bild, das hier angesichts der betrachteten Hochhäuser entsteht, ist ein ganz anderes: Die Hochhäuser der Jahre 1945– 1980 erweisen sich als typologisch und gestalterisch reicher und leistungsfähiger Bautyp, der tief in der jüngeren Geschichte unserer Gesellschaft und der Bundesrepublik verwurzelt ist. Und genau so werden sie zunehmend wahrgenommen: als identitätsstiftende, integrale und oft gut funktionierende Bestandteile unserer Städte. Dass die Namen der Konzerne an vielen der Hochhausfassaden über die Jahre wechseln, spielt dabei keine Rolle und hilft sogar, die Hochhäuser als architektonische Charaktere zu sehen und sie von ihrem bildhaften und damit emotionalen Ballast zu befreien. Es soll hier nicht darüber hinweggetäuscht werden, dass einige Hochhäuser, egal welchen Baujahres, ungelöste Probleme in sich tragen, die in vielen Fällen tatsächlich auf die Eigenarten des Bautyps zurückzuführen sind. Andersherum sind jedoch auch viele der Probleme, die sich in den aktuellen Hochhausbauten zeigen, nicht auf den Bautyp, sondern auf eine allgemeine Krise des Bauens besonders in Deutschland zurückzuführen. Als Abschluss der Betrachtung der Hochhäuser Westdeutschlands zwischen 1945 und 1980 soll daher nicht mehr als die Frage stehen, ob es in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der Zukunft unserer Städte nicht wünschenswert erscheint, den Mut aufzubringen, an die hier offengelegte Genese des Bautyps Hochhaus anzuknüpfen.

Teil 6: Schlussbetrachtung

Bautyp Hochhaus: aktueller Stand und Ausblick

 175

176

Teil 7: Schlussbetrachtung

Teil 7

Der nun folgende Katalog umfasst die 100 Projekte, welche die Grundlage der vorliegenden Betrachtung bilden. Er besteht in chronologischer Reihenfolge aus neun Gebäuden aus der Frühzeit des Hochhauses in den USA, neun Gebäuden aus der Frühzeit des Hochhauses in Deutschland und 72 Gebäuden, die zwischen 1945 und 1980 in Westdeutschland entstanden sind. Um die Lesbarkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden alle Grundrisse auf Grundlage der vorhandenen Pläne neu gezeichnet. In einigen Fällen war der Maßstab der Vorlagen nicht bekannt. Hier wurde eine Annahme getroffen und dies beim jeweiligen Projekt vermerkt. Ebenso war den vorliegenden Quellen nicht immer das für die chronologische Reihenfolge relevante Jahr der Entstehung des Entwurfes zu entnehmen. Auch hier wurde eine Annahme getroffen, wobei alle Jahreszahlen, die auf Annahmen beruhen, wie bereits erwähnt, mit einem hochstehenden A gekennzeichnet sind. Hochhäuser, die realisiert und bisher nicht abgerissen wurden, wurden aufgesucht und selbst fotografiert. Dies ist auf den einzelnen Projektblättern nicht weiter vermerkt. Zur Illustration aller anderen Projekte wurden Darstellungen möglichst aus der Entstehungszeit der Entwürfe herangezogen, die Quellen hierzu sind auf den Projektblättern vermerkt. Neben Grundrissen, Illustrationen und relevanten Angaben zu Jahreszahlen enthalten die Projektblätter einige wenige weitere Angaben zum Projekt, die dem grundsätzlichen Verständnis dienen, und Angaben zu den Quellen, die bei der Betrachtung der Projekte herangezogen wurden.

Teil 7: Projektkatalog

Projektkatalog

 177

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Washington Building Charles B. Atwood New York Wettbewerb: 1883 Büro 11 —

178

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Zeichnung

5m

Hybrid: Mauerwerk und Stahl/Eisen Nicht realisiert Landau, Condit 1999, S. 125–129 (Grundriss) Architekt, nach Landau, Condit 1999, S. 129

20m

Tacoma Building Holabird & Roche Chicago Baubeginn: 1887 Fertigstellung: 1889 Abriss: 1929 Büro 13 Frühzeit USA, S. 40–42

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

Hybrid: Mauerwerk und Stahl/Eisen Balzer 1973, S. 96–112 (Grundriss) Korom 2008, S. 122–124 Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 32–33 Unbekannt, nach Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 32

 179

Konstruktion Quellen Foto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Reliance Building Burnham & Root, später D.H. Burnham & Co. Chicago Baubeginn: 1890 Fertigstellung: 1895 Büro 15 Frühzeit USA, S. 42–43

180

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

5m

10m

Skelett mit Schotten: Stahl/Eisen Anfangs mit nur 5 Geschossen geplant Grube et al. 1973, S. 16–17 (Grundriss) Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 33–35 Korom 2008, S. 200–203 Unbekannt, nach Grube et al. 1973, S. 17

Monadnock Building Burnham & Root Chicago Fertigstellung: 1891 Büro 16 Frühzeit USA, S. 43–44

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Massiv: Mauwerk und Stahl/Eisen Das Gebäude wurde 1893 verlängert. Alle Angaben beziehen sich auf den ersten Bauabschnitt Grube et al. 1973, S. 14–15 (Grundriss) Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 41–42 Korom 2008, S. 160–163 Unbekannt, nach Grube et al. 1973, S. 14

20m

 181

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Havemeyer Building George B. Post New York Entwurf: 1891 Fertigstellung: 1893 Abriss: 1930er Büro 15 —

0

5m

182

geschätzt

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

Hybrid: Mauerwerk und Stahl/Eisen — Landau, Condit 1999, S. 205–208 (Grundriss) Unbekannt, nach Landau, Condit 1999, S. 206

20m

American Tract Society Building Robert Henderson Robertson New York Baubeginn: 1893 Fertigstellung: 1895 Büro 23 Frühzeit USA, S. 44–45

0

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

20m

geschätzt

Hybrid: Mauerwerk und Stahl/Eisen — Landau, Condit 1999, S. 226–230 (Grundriss) Korom 2008, S. 214–215 Architekt, nach Landau, Condit 1999, S. 228

 183

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Guaranty Building Adler & Sullivan Buffalo Fertigstellung: 1896 Büro 13 Frühzeit USA, S. 45

184

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

5m

Skelett: Stahl/Eisen — Korom 2008, S. 209–210 (Grundriss) Unbekannt, nach Korom 2008, S. 210

20m

Flatiron Building Daniel Burnham New York Fertigstellung: 1902 Büro 22 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett: Stahl/Eisen — Landau, Condit 1999, S. 298–304 (Grundriss) Korom 2008, S. 253–256 Unbekannt, nach Landau, Condit 1999, S. 300

20m

 185

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Reichshaus Otto Kohtz Berlin 1920 Büro 38 —

186

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

20m

Unbekannt Nicht realisiert Zimmermann, Bruognolo (Hg.) 1988, S. 257–260 Schäche et al. 2014, S. 72–89 (Grundriss) Architekt, Architekturmuseum TU Berlin, Inv. Nr. 9066 (Ausschnitt)

60m

Hochhaus an der Friedrichstraße Richard Döcker und Hugo Keuerleber Stuttgart Studie: 1921 Büro 19 Frühzeit Deutschland, S. 58

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett Einer von 9 Entwürfen für Stuttgart, die Döcker und Keuerleber aus eigener Initiative gefertigt haben, keiner wurde realisiert Herre in Wasmuths Monatshefte, Heft 6, 1920/21, S. 375–390 (Grundriss) Mehlau-Wiebking 1989, S. 56–65 Architekten, nach Herre in Wasmuths Monatshefte, Heft 6, 1920/21, S. 386

 187

Konstruktion Bemerkungen Quellen Zeichnung

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Wilhelm-Marx-Haus Wilhelm Kreis Düsseldorf Wettbewerb: 1921 Fertigstellung: 1924 Büro 14 Frühzeit Deutschland, S. 59

188

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen

5m

10m

Skelett: Beton und Mauerwerk — O.V. 1925: Das Wilhelm-Marx-Haus (Grundriss) Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 101–105

Hochhaus an der Friedrichstraße – »Wabe« Ludwig Mies van der Rohe Berlin Wettbewerb: 1921/22 Büro 20 Frühzeit Deutschland, S. 60–66

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

30m

Skelett mit Kern Der Entwurf wurde unter dem Titel »Wabe« eingereicht. Nicht realisiert Mies van der Rohe in Frühlicht, Heft 4, 1922, S. 122–124 Zimmermann, Bruognolo 1988, S. 106–111 Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 180–183 (Grundriss) Neumeyer (Hg.) 1993 Architekt, Bauhaus-Archiv Berlin, Inv.-Nr. 8238

 189

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

10m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hochhaus an der Friedrichstraße – »Funktionale Form« Hugo Häring Berlin Wettbewerb: 1921/22 Büro 21 Frühzeit Deutschland, S. 67–68

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

Hybrid Der Entwurf wurde unter dem Titel »Funktionale Form« eingereicht. Nicht realisiert Zimmermann, Bruognolo 1988, S. 80–85 (Grundriss) Architekt, Akademie der Künste, Berlin, Hugo-Häring-Archiv, Nr. 1198 LJ 14/12

190

0

10m

30m

Hochhaus an der Friedrichstraße – »Zentral« Hans Poelzig Berlin Wettbewerb: 1921/22 Büro 20 —

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

Hybrid Der Entwurf wurde unter dem Titel »Zentral« eingereicht. Nicht realisiert Zimmermann, Bruognolo 1988, S. 114–119 (Grundriss) Architekt, Architekturmuseum TU Berlin, Inv. Nr. 2810

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

30m

 191

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Chicago Tribune Tower Raymond Hood und John Mead Howell Chicago Wettbewerb: 1922 Baubeginn: 1923 Fertigstellung: 1925 Büro 36 Frühzeit USA, S. 45–46

192

0

Konstruktion Quellen Foto

5m

20m

Skelett: Stahl Kilham 1973, S. 57–63 (Grundriss) Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 108–111 Korom 2008, S. 344–348 Unbekannt, nach Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 108

Hansahochhaus Jacob Koerfer Köln Entwurf: 1924 Fertigstellung: 1925 Büro 17 Frühzeit Deutschland, S. 68–69

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

Skelett: Beton Hansaring 79–81, 50670 Köln — DBZ, August 1925, S. 525–533 Zentralblatt der Bauverwaltung, Juli 1926, S. 357–359 (Grundriss) Klemmer 1987, S. 119–135 Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 29, S. 42–46, S. 86

 193

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Tagblatt-Turm Ernst Otto Oßwald Stuttgart Entwurf: 1924 Baubeginn: 1927 Fertigstellung: 1928 Büro 18 Frühzeit Deutschland, S. 69–70

194

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

10m

Hybrid: Beton Eberhardstr. 61, 70173 Stuttgart — Verlag des Stuttgarter Neuen Tagblatts (Hg.) 1928 Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 211–218

Wohnhochhäuser am Wannsee Walter Gropius Berlin Entwurf: 1931 Wohnen 12 Frühzeit Deutschland, S. 70–71

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Schotten: Stahl Nicht realisiert, von Gropius initiativ vorangetrieben Giedion 1954, S. 201–203 Probst, Schädlich 1985, Band 1, S. 135–136 (Grundriss) Nerdinger 1996, S. 156–157 Architekt, Bauhaus-Archin, Inv.-Nr. 8755/6 Berlin

20m

 195

Konstruktion Bemerkungen Quellen Perspektive

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Grindelhochhäuser Gruppe GrindelbergArchitekten Hamburg Entwurf: 1946 Fertigstellung erstes Hochhaus: 1948 Wohnen, Läden, Verwaltung 15 Die Ausgangslage in Westdeutschland 1945, S. 76–77

196

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett mit Schotten: Stahl Grindelberg 66, 20144 Hamburg Es handelt sich um insgesamt 12 Hochhäuser Schildt 2007, S. 50/51 (Grundriss)

10m

30m

Wohnhochhaus am Innsbrucker Platz Paul und Jürgen Emmerich Berlin Entwurf: 1949A Fertigstellung: 1950 Wohnen 9 —

0

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

5m

10m

 197

Konstruktion Massiv: Beton und Mauerwerk Adresse Innsbruckerstr. 4, 10827 Berlin Quellen Baumeister, August 1951, S. 517–519 (Grundriss)

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hängehausentwurf Heinz Rasch Ohne Studie: 1950A Gemischt Variabel Genesepfad Hängehochhaus, S. 110

198

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Zeichnung

5m

20m

Hängend: Stahl Nicht realisiert. Das Jahr, aus dem der Entwurf stammt, ist nicht genau bekannt Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 52 (Grundriss) Architekt, Heinz Rasch-Archiv, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main; Foto: Uwe Dettmar, Inv.-Nr. 01_E3A1979

Max-Kade-Heim Wilhelm Tiedje Stuttgart Entwurf: 1951A Baubeginn: 1952 Fertigstellung: 1953 Wohnheim 17 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Massiv Holzgartenstr. 9a, 70174 Stuttgart Unter Verwendung von Trümmern gebaut Baumeister, Dezember 1954, S. 779 (Grundriss)

10m

 199

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Studienarbeit für ein Wohnhochhaus Frei Otto Ohne Studie: 1951 Wohnen 13 —

200

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

10m

Schalenkonstruktion: Beton Nicht realisiert Vrachliotis et al. (Hg.) 2017, S. 286–289 (Grundriss) Architekt, Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau

Hochhaus am Plärrer Wilhelm Schlegtendal Nürnberg Entwurf: 1951A Baubeginn: 1952 Fertigstellung: 1953 Büro 16 Genesepfade Verbundkern und Treppe, S. 82–83 und S. 144

0

5m

Skelett mit Kern: Beton Am Plärrer 43, 90429 Nürnberg — www.stwn.de Baumeister, Dezember 1954, S. 792 Hart 1956, Tafel 7 DBZ, Februar 1957, S. 142–143 (Grundriss) Rimpl 1959, S. 181–183

20m

 201

Konstruktion Adresse: Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hochhaus mit Eigentumswohnungen Ernst Maria Lang und Martin Elsässer München Entwurf 1951A Fertigstellung 1952 Wohnen 10 —

202

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett: Beton und Mauerwerk Nibelungenstr. 9, 80639 München — Baumeister, Oktober 1952, S. 682–686 (Grundriss)

20m

Sternhaus I, Siemenssiedlung Emil Freymuth München Entwurf: 1952 Fertigstellung: 1954 Wohnen 17 Genesepfad Treppe, S. 144–146

0

Massiv: Beton und Mauerwerk Schuckerstr. 14, 81379 München — Peters 1958, S. 94–95 (Grundriss) Baumeister, April 1955, S. 205–227

20m

 203

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

BASF-Hochhaus Hentrich und Petschnigg Ludwigshafen Wettbewerb: 1953 Baubeginn: 1954 Fertigstellung: 1957 Abriss: 2014 Büro 22 Genesepfad Verbundkern, S. 83–86

204

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

5m

Skelett mit Kern: Beton — Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958 (Grundriss) Drechsel 1967, S. 196 Hitchcock 1973, S. 10–13 Unbekannt, nach Badische Anilin- & Soda-Fabrik 1958, S. 41

20m

Oberfinanzdirektion Hans Köhler Frankfurt am Main Entwurf: 1953 Fertigstellung: 1955 Abriss: 2015 Büro 11 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Massiv: Beton — Baumeister, Mai 1957, S. 297–299 (Grundriss) DBZ, April 1960, S. 389 Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 199 Unbekannt, nach Baumeister, Mai 1957, S. 299

30m

 205

Konstruktion Bemerkungen Quellen Foto

10m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Versuchsbau des Bundesministeriums für Wohnungsbau Friedrich Hirsch und Rolf Erdmannsdorffer Fürth Entwurf: 1953A Fertigstellung: 1954 Wohnen 10 Genesepfad Räumliche Komplexität, S. 100

206

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Schotten: Beton und Mauerwerk Cadolzburger Str. 1–3, 90766 Fürth — Baumeister, Mai 1955, S. 287 (Grundriss)

5m

10m

Romeo Hans Scharoun Stuttgart Entwurf: 1954 Fertigstellung: 1959 Wohnen 19 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

Massiv: Beton Schozacher Str. 40, 70437 Stuttgart — DBZ, Februar 1958, S. 178–179 (Grundriss)

 207

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Verwaltungsgebäude Mannesmann AG Paul SchneiderEsleben Düsseldorf Wettbewerb: 1954 Fertigstellung: 1958 Büro 23 Genesepfad Verbundkern, S. 86–87

208

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kern: Stahl und Beton Berger Allee 9, 40213 Düsseldorf — Bauen + Wohnen, Heft 9, 1956, S. 313 Rimpl 1959, S. 111–114 Joedicke 1959, S. 158–159 DBZ, Februar 1960, S. 165–183 (Grundriss) DBZ, März 1965, S. 349–361 Drechsel 1967, S. 202 Lepik, Heß 2015, S. 118–123

20m

Rathaus Düren Denis Boniver Düren Wettbewerb: 1954 Fertigstellung: 1957 Rathaus 9 Genesepfad Brikettgrundriss, S. 94–95

0

5m

20m

Skelett mit Kern und Schotten: Beton Kaiserplatz 2, 52349 Düren — Korrespondenz mit Stadtarchiv Düren (Grundriss) Wikipedia, zuletzt abgerufen am 01.03.2019

 209

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Volkshilfe Hans Schaefers Berlin Entwurf: 1954 Fertigstellung: 1956 Büro 9 —

210

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

10m

Skelett mit Schotten: Beton Lietzenburger Str. 44–46, 10789 Berlin Das Gebäude wurde, wie auf dem Foto zu sehen, später verlängert Bauen + Wohnen, Heft 11, 1957, S. 254–257 (Grundriss) Kühne 1985, S. 22–26

Interbau 1957, Bartningallee 16 Hans Schwippert Berlin Entwurf: 1955A Baubeginn: 1956 Fertigstellung: 1957 Wohnen 16 —

0

20m

Schotten: Beton Bartningallee 16, 10557 Berlin — www.buergerverein-hansaviertel-berlin.de, zuletzt abgerufen am 10.07.2018 Interbau Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 77–78 (Grundriss)

 211

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Interbau 1957, Bartningallee 5 Luciano Baldessari Berlin Entwurf: 1955A Fertigstellung: 1957 Wohnen 17 Genesepfad Brikettgrundriss, S. 95–96

212

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

10m

Massiv: Beton Bartningallee 5, 10557 Berlin — www.buergerverein-hansaviertel-berlin.de, zuletzt abgerufen am 10.07.2018 Interbau Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 67–68 (Grundriss)

Kollegiengebäude 1 Rolf Gutbier, Günter Wilhelm und Curt Siegel Stuttgart Entwurf: 1955 Fertigstellung: 1960 Universität 11 (Splitlevel) Räumliche Komplexität, S. 102–103

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Scheiben: Beton Keplerstr. 11, 70174 Stuttgart — Technische Hochschule Stuttgart (Hg.) 1961 (Grundriss)

20m

 213

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog 214

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Interbau 1957, Bartningallee 7 Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Bakema Berlin Entwurf: 1956 Fertigstellung: 1958, erst nach der Interbau Wohnen 16 Genesepfad Räumliche Komplexität, S. 103

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Schotten: Beton Bartningallee 7, 10557 Berlin — Interbau Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 69–71 (Grundriss) www.buergerverein-hansaviertel-berlin.de, zuletzt abgerufen am 10.07.2018

0

5m

10m

Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen Willy Kreuer Berlin Entwurf: 1956 Fertigstellung: 1958 Universität 11 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Kern und Scheibe: Stahl Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 Berlin — Rimpl 1959, S. 196–197 (Grundriss) Hillmann 2013

20m

 215

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Thyssenhaus, heute Dreischeibenhaus Hentrich und Petschnigg Düsseldorf Entwurf: 1957 Fertigstellung: 1960 Büro 26 Genesepfad Großraum, S. 132–134

216

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett: Stahl August-Thyssen-Str. 1, 40211 Düsseldorf — DBZ, Dezember 1960, S. 1528–1533 Mittag (Hg.) 1962, S. 110 (Grundriss) Drechsel 1967, S. 198–201 Hitchcock 1973, S. 20–29

5m

20m

Mona-Hochhaus Hermann Backhaus und Harro Wolf Brosinsky Karlsruhe Entwurf: 1957 Fertigstellung: 1960 Büro 10 Genesepfad Verbundkern, S. 88–89

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Kernen und Schotten: Beton Augartenstr. 1, 76137 Karlsruhe — Baumeister, Mai 1961, S. 420–423 (Grundriss)

10m

 217

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog 218

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Rathaus Marl Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Bakema Marl Wettbewerb: 1957 Baubeginn: 1960 Fertigstellung: 1963 Behörde 14 Genesepfad Hängehochhaus, S. 111–112

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Hängend: Beton und Stahl 0 Creiler Platz 1, 45768 Marl — DBZ, Februar 1966, S. 185–186 (Grundriss) Drechsel 1967, S. 214–216 Meyer-Bohe 1984, S. 192–193 Kleinschulte 2003 Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 139–140

5m

10m

GewobagWohnhochhaus Paul Bode Kassel Entwurf: 1957A Fertigstellung: 1958 Wohnen 12 —

0

5m

Massiv Goethestr. 15, 34119 Kassel — DBZ, Dezember 1958, S. 1300–1301 (Grundriss)

20m

 219

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

TelefunkenHochhaus, heute TU Berlin Paul Schwebes und Hans Schoszberger Berlin Entwurf: 1957A Baubeginn: 1958 Fertigstellung: 1960 Büro 22 Genesepfad Brikettgrundriss, S. 96–97

220

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Schotten und Scheiben: Beton Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin — Telefunken GmbH (Hg.) 1960, S. 5–20 DBZ, Dezember 1960, S. 1534–1537 (Grundriss) Baumeister, Juli 1960, S. 456 Lepik, Heß 2015, S. 48–49

20m

Springer Hochhaus Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller Berlin Wettbewerb: 1958 Baubeginn: 1959 Fertigstellung: 1965 Büro 20 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Kern und Scheiben: Beton und Stahl Axel-Springer-Str. 65, 10969 Berlin — O.V. (1967): Sobotka Müller, Bauten und Projekte II, S. 86–107 (Grundriss) DBZ, September 1967, S. 1407–1409

20m

 221

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hotel Intercontinental ABB, Architekten Beckert + Becker Frankfurt am Main Entwurf: 1958A Baubeginn: 1959 Fertigstellung: 1963 Hotel 21 —

222

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kernen: Beton Wilhelm-Leuschner-Str. 43, 60329 Frankfurt am Main Die Fluchttreppe wurde später vorgestellt Baumeister, Februar 1965, S. 118–122 (Grundriss) DBZ, März 1966, S. 365–367 Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 144

20m

Hamburg-Süd Cäsar Pinnau Hamburg Entwurf: 1958 Fertigstellung: 1965 Büro 14 Genesepfad Verbundkern, S. 89–90

0

5m

20m

Skelett mit Kern: Beton Willy-Brandt-Str. 59, 20457 Hamburg Bei der Sanierung 2016 wurde dem Gebäude ein Geschoss aufgesetzt Necker, Schilling 2016, S. 33 (Grundriss)

 223

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Neue Vahr Alvar Aalto Bremen Entwurf: 1958 Fertigstellung: 1962 Wohnen 21 —

224

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Schotten: Beton und Mauerwerk Berliner Freiheit 9, 28329 Bremen — Baumeister, Januar 1960, S. 395 DBZ, März 1965, S. 333–334 (Grundriss)

20m

Bull-Hochhaus Karl Hell Köln Entwurf: 1959 Fertigstellung: 1960 Wohnen 19 —

0

5m

20m

Schotten: Beton Wiener Platz 2, 51065 Köln-Mülheim — Baumeister, Oktober 1963, S. 1090–1091 (Grundriss)

 225

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

IBM-Haus Rolf Gutbrod und Bernhard Binder Berlin Wettbewerb: 1959 Fertigstellung: 1962 Büro 9 —

226

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett mit Kern und Scheiben: Beton Schillerstr. 2, 10625 Berlin — Bäte (Hg.) 1963, S. 80–85 DBZ, Februar 1965, S. 161–163 (Grundriss)

5m

20m

Badenwerke AG, heute Landratsamt Theodor Kelter und Möckel & Schmidt Karlsruhe Entwurf: 1960A Fertigstellung: 1962 Abriss: geplant Büro 21 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett mit Kern und Scheiben: Stahl Beiertheimer Allee 2, 76137 Karlsruhe — Drechsel 1967, S. 198 DBZ, April 1970, S. 611–614 (Grundriss) Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland (Hg.) 2012, S. 94–97 Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Heft 2, 2013, S. 121–122

 227

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Europa-Center Hentrich und Petschnigg Berlin Wettbewerb: 1960 Fertigstellung: 1965 Büro 22 —

228

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kern: Beton Tauentzienstr. 9–12, 10789 Berlin — DBZ, Juli 1966, S. 1294 DBZ, März 1966, S. 357–363 (Grundriss) Hitchcock 1973, S. 64–67

20m

Wohnhochhaus Fasan I Wilhelm Tiedje und Josef Lehmbrock Stuttgart Entwurf: 1960A Fertigstellung: 1964 Wohnen 22 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Schotten: Beton Solferinoweg 20, 70565 Stuttgart — Rafeiner 1968, S. 170 (Grundriss)

20m

 229

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Unilever-Hochhaus, heute EmporioHochhaus Hentrich und Petschnigg Hamburg Wettbewerb: 1960 Fertigstellung: 1962 Büro 22 Genesepfad Verbundkern, S. 90–91

230

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Skelett mit Kern: Stahl und Beton Dammtorwall 15, 20355 Hamburg Bei der Sanierung 2012 wurde das Gebäude um zwei Geschosse aufgestockt Jungnickel, Rafeiner (Hg.) 1966, S. 36 (Grundriss) Baumeister, April 1966, S. 369–373 Hitchcock 1973, S. 78–83

Verwaltungsgebäude Commerzbank Paul SchneiderEsleben Düsseldorf Entwurf: 1960 Baubeginn: 1962 Fertigstellung: 1963 Büro 13 Brutale Konstruktion, S. 122–123

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Auskragend: Beton Kasernenstr. 39, 40213 Düsseldorf — Bauen + Wohnen, Heft 8, 1963, S. 344–347 Bauwelt, Heft 27, 1964, S. 718–719 (Grundriss) Lepik, Heß 2015, S. 134–137

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

5m

10m

 231

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Niedersächsische Landesverwaltung Gerd Fesel Hannover Entwurf: 1960A Fertigstellung: 1962 Büro 14 Genesepfad Brikettgrundriss, S. 97–98

232

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Skelett mit Kern und Schotten: Stahl und Beton Auestr. 14, 30449 Hannover — DBZ, August 1961, S. 1045–1048 (Grundriss) DBZ, Juni 1962, S. 915–916

Nationalhaus Max Meid und Helmut Romeick Frankfurt am Main Entwurf: 1961A Baubeginn: 1962 Fertigstellung: 1964 Büro 17 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett mit Kern: Beton Neue Mainzer Str. 1, 60311 Frankfurt am Main — Baumeister, Januar 1965, S. 25–28 (Grundriss) Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 95 www.denkmalpflegehessen.de, zuletzt abgerufen am 10.07.2018

 233

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Siedlung Ottobrunn Hans Rach, Georg Roemmich und Otto Roth München Entwurf: 1961A Fertigstellung: 1962A Wohnen 9 —

234

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Massiv: Beton Rubensstr. 6, 85521 Ottobrunn — Baumeister, Januar 1963, S. 21–23 (Grundriss)

DeckelMaschinenfabrik Walter Henn München Entwurf: 1961A Fertigstellung: 1962 Büro 7 Genesepfad Großraum, S. 134–135

0

20m

Skelett mit Kern: Stahl und Beton Plinganstr. 150, 81369 München Das Gebäude ist für eine Aufstockung um weitere sieben Geschosse geplant Baumeister, Juni 1962, S. 660 Schulze, Krause 1966, S. 164–174 (Grundriss)

 235

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Klöckner-HumboldtDeutz AG Hentrich und Petschnigg Köln Entwurf: 1961 Fertigstellung: 1964 Büro 15 Genesepfad Treppe, S. 146–148

236

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett: Stahl Deutz-Mülheimerstr. 111, 51063 Köln-Mülheim — Peters 1965 Baumeister, April 1966, S. 382–386 (Grundriss) Hitchcock 1973, S. 68–73

5m

20m

Wohnhochhaus Salute Hans Scharoun Stuttgart Entwurf: 1961 Fertigstellung: 1963 Wohnen 20 —

0

Massiv: Beton und Mauerwerk Sautterweg 5, 70565 Stuttgart — Bürkle 1993, S. 134–135 Schaukasten vor Ort (Grundriss)

20m

 237

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Bayer-Hochhaus Hentrich und Petschnigg Leverkusen Entwurf: 1962 Fertigstellung: 1963 Abriss: 2012 Büro 32 —

238

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen Foto

5m

Skelett: Stahl Kaiser-Wilhelm-Allee 1, 51373 Leverkusen — Baumeister, September 1963, S. 938–939 (Grundriss) Mittag 1963 Hitchcock 1973, S. 54–57 Unbekannt, nach Mittag 1963, S. 14

20m

Landesversicherungsanstalt Erich Schelling Karlsruhe Entwurf: 1962A Fertigstellung: 1963 Büro 22 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Kern und Scheiben: Beton Gartenstr. 105, 76135 Karlsruhe — DBZ, September 1969, S. 1673–1675 (Grundriss)

20m

 239

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Postcheckamt Oberpostdirektion Düsseldorf Essen Entwurf: 1962A Baubeginn: 1963 Fertigstellung: 1968 Büro 19 Genesepfad Brutale Konstruktion, S. 123–124

240

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kernen: Beton Kruppstr. 2, 45128 Essen — DBZ, Juli 1971, S. 1355 (Grundriss) Denkmalliste der Stadt Essen, ldf. Nr. 956

20m

Rathaus Offenbach Wolf Maier, Reiner Graf und Max Speidel Offenbach Wettbewerb: 1962 Baubeginn: 1968 Fertigstellung: 1971 Rathaus 23 —

0

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

5m

20m

geschätzt

Skelett mit Kern: Beton Berliner Str. 100, 63065 Offenbach — DBZ, September 1973, S. 1639–1643 (Grundriss) Meyer-Bohe 1984, S. 92

 241

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Gropiusstadt Walter Gropius Berlin Entwurf: 1962 Fertigstellung: 1969 Wohnen 31 —

242

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

geschätzt

Schotten: Beton Fritz-Erler-Allee 120, 12351 Berlin — Probst, Schädlich 1985, Band 1, S. 146–147 (Grundriss)

20m

Verwaltungs- und Forschungszentrum Osram Curt Siegel und Rudolf Wonneberg München Wettbewerb: 1962 Büro 21 Genesepfade räumliche Komplexität und Großraum, S. 104 und S. 135–136

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett mit Kernen Der Entwurf wurde mit dem zweiten Preis prämiert und nicht realisiert Ströbel in Baumeister, Juli 1962, S. 685–694 (Grundriss) Unbekannt, nach Ströbel in Baumeister, Juli 1962, S. 690

 243

Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

IBM-Hochhaus, heute Kallmorgen Tower Werner Kallmorgen Hamburg Entwurf: 1963 Fertigstellung: 1965 Büro 17 Genesepfad Brutale Konstruktion, S. 124–126

244

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

10m

Skelett mit Kern: Beton Willy-Brandt-Str. 23, 20457 Hamburg — Riecke in Bauen + Wohnen, Heft 1, 1970, S. 20–22 (Grundriss) Cornehl et al. 2003, S. 114 Cornehl 2013, S. 378–380

Spiegel-Haus, heute Height 1 Werner Kallmorgen Hamburg Entwurf: 1963 Fertigstellung: 1969 Büro 13 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Kern: Beton Brandstwiete 19, 20457 Hamburg — Baumeister, April 1969, S. 371–375 (Grundriss) Cornehl 2013, S. 377–380

20m

 245

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hochhaus am Charlottenplatz Susanne und Walter Hagstotz Stuttgart Entwurf: 1963 Fertigstellung: 1966 Büro 13 —

246

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kern und Scheibe: Beton Charlottenstr. 6, 70173 Stuttgart — DBZ, August 1968, S. 1237–1239 (Grundriss) Rodenstein, Bodenschatz (Hg.) 2000, S. 219

10m

Wohnhochhaus Fasan II Otto Jäger und Werner Müller Stuttgart Entwurf: 1963 Baubeginn: 1964 Fertigstellung: 1965 Wohnen 22 —

0

5m

Schotten: Beton Fasanenhofstr. 4 und 6, 70565 Stuttgart — DBZ, Nagel (Hg.) 1968, S. 192–193 (Grundriss)

20m

 247

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Kreissparkasse Recklinghausen Manfred Ludes Recklinghausen Entwurf: 1964A Fertigstellung: 1966 Büro 10 Brutale Konstruktion, S. 126–127

248

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Auskragend: Beton Herzogswall 5, 45657 Recklinghausen — DBZ, Dezember 1966, S. 2343–2346 (Grundriss)

5m

10m

AbgeordnetenHochhaus Egon Eiermann Bonn Entwurf: 1965 Baubeginn: 1966 Fertigstellung: 1969 Büro 30 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett mit Kern: Stahl und Beton Platz der Vereinten Nationen 1, 53113 Bonn 1977 wurde eine außen liegende Fluchttreppe angebaut Architektur + Wohnwelt, Heft 6, 1972, S. 358–362 (Grundriss) DBZ, September 1972, S. 1583–1587 Baumeister, Oktober 1984, S. 938–940 Schirmer (Hg.) 1984, S. 228–231

 249

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Verwaltungsgebäude Hans Köhler Frankfurt am Main Entwurf: 1966A Büro 23 —

250

0

Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

20m

Skelett mit Kernen Es ist nicht bekannt, wann genau und in welchem Kontext der Entwurf entstanden ist; nicht realisiert Baumeister, Februar 1967, S. 211 (Grundriss) Unbekannt, nach Baumeister, Februar 1967, S. 211

Wohnblock mit schwebenden Gärten Horst Peter Dollinger Ohne Studie: 1966 Wohnen 22 Genesepfad Räumliche Komplexität, S. 105

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Massiv: Beton Nicht realisiert DBZ, April 1966, S. 666 (Grundriss) Unbekannt, nach DBZ, April 1966, S. 666

20m

 251

Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Haus der Deutschen Industrie Claus Winkler und Georg Hellmuth Köln Entwurf: 1966 Fertigstellung: 1971 Büro 12 —

252

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett mit Kern und Scheiben: Stahl und Beton Gustv-Heinemann-Ufer 84–88, 50968 Köln-Bayenthal Inzwischen zum Wohnungsbau umgenutzt Meyer-Bohe 1984, S. 76 (Grundriss)

20m

Deutsche Krankenversicherung Friedrich W. Kraemer, Ernst Sieverts und Günther Pfenning Köln Entwurf: 1966 Fertigstellung: 1969 Büro 18 —

0

5m

20m

Skelett mit Kernen: Beton Aachener Str. 300, 50933 Köln — Bauen + Wohnen, Heft 1, 1971, S. 16–20 (Grundriss) Kraemer Sieverts & Partner (Hg.) 1983, S. 122–125

 253

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Olivetti-Hochhaus Egon Eiermann Frankfurt am Main Entwurf: 1967 Fertigstellung: 1972 Büro 9 Genesepfad Hängehochhaus, S. 113–114

254

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Hängend: Beton und Stahl Lyoner Str. 34, 60528 Frankfurt-Niederrad — Eiermann 1974 Bauwelt, Heft 13, 1973, S. 513–529 (Grundriss) Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 143 Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 268

HNO- und Augenklinik Universitätsbauamt Freiburg Freiburg im Breisgau Entwurf: 1967A Fertigstellung: 1970A Klinik 13 Genesepfad Treppe, S. 148–150

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

Skelett mit Scheiben: Beton Kilianstr. 5, 79106 Freiburg im Breisgau — DBZ, September 1970, S. 1637–1638 (Grundriss)

20m

 255

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Sparkasse Wuppertal Paul SchneiderEsleben Wuppertal Entwurf: 1967A Baubeginn: 1969 Fertigstellung: 1973 Büro 21 Genesepfad Hängehochhaus, S. 112–113

256

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

10m

Hängend: Beton und Stahl Islandufer 15, 42103 Wuppertal Den Wettbewerb 1962 gewann Paul Schneider-Esleben mit einem anderen Entwurf Bauen + Wohnen, Heft 4, 1974, S. 157–162, S. 171–172 (Grundriss) DBZ, November 1975, S. 1255–1256 DBZ, Januar 1975, S. 41–44 Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 142–143 Lepik, Heß 2015

Stern-Hochhaus Hentrich und Petschnigg Köln Entwurf: 1968 Fertigstellung: 1972 Wohnen 18 —

0

5m

10m

Kern mit Scheiben: Beton Kaiserwerther Str. 115, 40474 Düsseldorf — Hitchcock 1973, S. 194–195 (Grundriss)

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

AfE-Turm Staatliche Neubauabteilung des Landes Hessen Frankfurt am Main Entwurf: 1968A Baubeginn: 1970 Fertigstellung: 1972 Abriss: 2014 Universität 38 (Splitlevel) —

258

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen Foto

5m

20m

Skelett mit Kern: Beton Robert-Mayer-Str. 5–7, 60325 Frankfurt am Main — Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 184–185 Privat (Grundriss) Philipp Sturm

BMW-Verwaltungsgebäude Karl Schwanzer München Entwurf: 1968 Baubeginn: 1968 Fertigstellung: 1972 Büro 22 Genesepfad Hängehochhaus, S. 114–115

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Hängend: Beton und Stahl Petuelring 124–130, 80809 München — Baumeister, Januar 1969, S. 9–20 (Grundriss) Bauen + Wohnen, Heft 1, 1970, S. 18–19 DBZ, September 1972, S. 1591–1598 Bode, Neubert 1973 DBZ, Februar 1973, S. 257–258

 259

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Bank für Gemeinwirtschaft, später Eurotower Richard Heil Frankfurt am Main Entwurf: 1969 Fertigstellung: 1977 Büro 40 Genesepfad Treppe, S. 150–152

260

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett mit Kern und Schotten: Beton Kaiserstr. 2, 60311 Frankfurt am Main — Heil 1978, S. 14–21 DBZ, Oktober 1980, S. 1483–1486 (Grundriss) Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 99–100

5m

20m

HochhausFernsehturm Klaus und Josef Küpper Ohne Studie: 1969 Wohnen und Fernsehturm 53 —

0

20m

Kern und Schotten: Beton Studie für 150 Wohnungen in Kombination mit einem Fernsehturm; nicht realisiert DBZ, September 1969, S. 1741–1742 (Grundriss) Unbekannt in DBZ, September 1969, S. 1742

 261

Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hochhaus Herkules Peter Neufert Köln Entwurf: 1969A Fertigstellung: 1972 Wohnen 31 —

0

5m

262

geschätzt

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Schotten: Beton Graeffstr. 1–5, 50823 Köln — Delmes et al. (Hg.) 2014, S. 132–135 Feldhofer 2016 (online)

20m

Colonia-Hochhaus Busch-Berger Planung Köln Entwurf: 1970 Fertigstellung: 1973 Wohnen 42 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

Schotten: Beton An der Schanz 2, 50735 Köln Bis 1976 höchstes Gebäude Deutschlands, heute noch höchstes Wohnhochhaus Bauen + Wohnen, Heft 6, 1973, S. 254–255 (Grundriss) Schulten 2013, S. 97–101

 263

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Uni-Center Werner Ingendaay Köln Entwurf: 1970A Fertigstellung: 1973 Wohnen 45 —

264

0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Schotten: Beton Luxemburger Str. 124, 50939 Köln — Feldhofer 2016 (online)

20m

Siedlung Lauchhau Wolf Irion Stuttgart Entwurf: 1970A Fertigstellung: 1971 Wohnen 22 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

10m

Massiv: Beton Stiftswaldstr. 1, 70569 Stuttgart-Vaihingen Deutscher Architekturpreis 1971. Die Siedlung besteht aus zwei Hochhäusern und mehreren niedrigeren Gebäuden Bauen + Wohnen, November 1970, S. 419–422 (Grundriss) Baumeister, Januar 1972, S. 12–14

 265

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Hypo-Hochhaus, heute HVB Tower Bea und Walter Betz München Entwurf: 1970 Fertigstellung: 1978 Büro 27 Genesepfad Großraum, S. 136–138

0

5m

20m

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geschätzt

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett mit Kernen, teils hängend: Beton und Stahl Arabellastr. 12, 81925 München — Meyer-Bohe 1984, S. 79 (Grundriss) Bode 1982

Wohnkomplex an der Heerstraße Klaus Müller-Rehm Berlin Entwurf: 1970 Wohnen 16 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

30m

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Konstruktion Massiv: Beton Bemerkungen Status des Projektes unklar Quellen Architekt, Berlinische Galerie, Ausschnitt

10m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Reversibler StahlContainer-Turm Jochen Meyer und Horst Rinne Ohne Entwurf: 1971 Wohnen und Büro Variabel Genesepfad Hängehochhaus, S. 116

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Konstruktion Bemerkungen Quellen Modellfoto

5m

Hängend: Kern aus Holz [sic!], Stahl Nicht realisiert Baumeister, Januar 1975, S. 74 (Grundriss) Unbekannt in Baumeister, Januar 1972, S. 74

10m

Westend Gate Siegfried Hoyer Frankfurt am Main Entwurf: 1972 Fertigstellung: 1976 Hotel und Büro 47 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

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Skelett mit Kernen: Beton Hamburger Allee 2, 60486 Frankfurt am Main Bis 1978 höchstes Gebäude Deutschlands Baumeister, April 1975, S. 294 (Grundriss) Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 210

20m

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

BfA (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte) Paul Schaefers Berlin Entwurf: 1972 Baubeginn: 1973 Fertigstellung: 1977 Büro 23 —

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0

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Skelett und Kern: Stahl und Beton Hohenzollerndamm 46, 10713 Berlin — DBZ, Februar 1979, S. 155–158 (Grundriss) Kühne 1985, S. 38–45

20m

Wüstenrot-Hochhaus Ludwig Hilmar Kresse Ludwigsburg Entwurf: 1972 Fertigstellung: 1974 Büro 18 —

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

20m

Skelett mit Kern und Scheiben: Beton Wüstenrotstr. 1, 71638 Ludwigsburg — Architektur + Wohnwelt, Heft 3, 1975, S. 176–179 (Grundriss)

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Silberturm, ehemals Dresdner-BankHochhaus ABB, Architekten Beckert + Becker Frankfurt am Main Entwurf: 1972 Baubeginn: 1975 Fertigstellung: 1978 Büro 32 Genesepfad Großraum, S. 138–140

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Skelett mit Kernen: Stahl und Beton Jürgen-Ponto-Platz 1, 60329 Frankfurt am Main — DBZ, Oktober 1980, S. 40–42 (Grundriss) Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 128–129 Horn in INSITU, Heft 2, S. 269–284

Hessische Landesbank, heute Garden Tower Novotny Mäher & Assoziierte Frankfurt am Main Entwurf: 1973A Baubeginn: 1976 Büro 26 —

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Skelett mit Kernen: Stahl und Beton Neue Mainzer Landstr. 46–50, 60311 Frankfurt am Main — Baumeister, November 1974, S. 1193–1194 (Grundriss) Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 116

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Rathaus Essen Theodor Seifert Essen Entwurf: 1974 Baubeginn: 1975 Fertigstellung: 1979 Behörde 23 —

0

5m

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geschätzt

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Skelett mit Kern: Beton Am Porscheplatz 2, 45127 Essen — Meyer-Bohe 1984, S. 78 und S. 198–199 (Grundriss)

Rathaus Göttingen Gerhard Brütt, Heinrich Brandis und Friedrich Wagener Göttingen Entwurf: 1975 Fertigstellung: 1978 Behörde 17 Genesepfad Treppe, S. 152–154

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20m

Skelett mit Kernen: Beton Hiroshimaplatz 1–4, 37083 Göttingen — Meyer-Bohe 1984, S. 190–191 (Grundriss) www.goettinger-tageblatt.de/Goettingen/Themen/GoettingerZeitreise/Die-geflickschusterte-Verwaltung-zusammenlegen, zuletzt abgerufen am 10.07.2018

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

Mehrzweckgebäude der TU Braunschweig Pysall Jensen Stahrenberg Braunschweig Entwurf: 1976A Fertigstellung: 1978 Universität 13 —

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Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

5m

20m

Skelett mit Kern: Beton Mühlenpfordstr. 23, 38106 Braunschweig — Baumeister, November 1978, S. 953–954 (Grundriss)

Deutsche-BankHochhaus ABB – Hanig, Scheid, Schmidt Frankfurt am Main Entwurf: 1978 Fertigstellung: 1980 Büro 40 Genesepfad Brutales Tragwerk, S. 127–129

Konstruktion Adresse Bemerkungen Quellen

Tube-in-Tube: Beton Taunusanalage 12, 60325 Frankfurt am Main — Leitner et al. 1985 Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 122–123 http://www.dbz.de/artikel/dbz_Gruene_Bilanzen_Neue_ Deutsche_Bank_Tuerme_Frankfurt_a._M._1252758.html, zuletzt abgerufen am 10.09.2018 (Grundriss)

Teil 7: Projektkatalog

Projekt Architekt Ort Jahr Nutzung Geschosse Betrachtung

0

5m

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Teil 7: Projektkatalog

Teil 7: Projektkatalog

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Teil 1: Einleitung Hierauf wird im Weiteren noch umfassend eingegangen. Das Potenzial des Hochhauses ergibt sich dabei aus dem weltweiten Wachstum der Städte und der damit einhergehenden Verdichtung bzw. Nachverdichtung. Vgl. Selbach, Zehner 2016, S. 115. Vgl. Knupfer in Handelszeitung, 19.12.2017 (online). Im Sinne des Leseflusses werden in diesem Band Personen(-gruppen) in der männlichen Form geführt, jedoch sind (dort wo sinnig) auch weibliche und nicht-binäre Vertreter*innen gemeint. Tatsächlich ist der Hochhausbau im Betrachtungszeitraum männlich dominiert, so sind Bea Betz und Susanne Hagstotz die einzigen Frauen, die als Entwurfsverfasserinnen im Projektkatalog verzeichnet werden konnten. Sowohl in China als auch in Saudi-Arabien sind schon Hochhäuser jenseits der 1000-Meter-Marke in Planung. Das höchste realisierte Haus der Welt ist derzeit aber der Burj Khalifa in Dubai mit 828 Metern. Einen guten Eindruck von einem anonymen Hochhaus liefern am Beispiel von Hongkong Christ & Gantenbein 2012, S. 22–43. Ausgelobt von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Zit. nach Körner, Cachola Schmal (Hg.) 2016, S. 3. Vgl. Haimann in Welt, 30.09.2017 (online). Vgl. ebd. www.ingolstadt.de/media/custom/465_12228_1. PDF?1468826888, zuletzt abgerufen am 09.07.2018. http://presse.karlsruhe.de/db/meldungen/verkehr/stadtbauforum_wie_hoch_wollen_wir_hinaus.html, zuletzt abgerufen am 09.07.2018. www.ludwigsburg.de/,Lde/start/stadt_buerger/ artikel+in+ludwigsburg+kompakt+-+hochhauskonzept.html, zuletzt abgerufen am 09.07.2018. Vgl. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 33. Siehe hierzu die Studie »Typenbau Berlin«, in der die politischen Akteure und die großen Berliner Wohnungsbaugesellschaften gemeinsam Wege zur Schaffung von Wohnraum aufzeigen. Das Hochhaus spielt hier eine relativ große Rolle. Vgl. HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH 2017 (online). Hnilica 2018, S. 17–18. Stukenberg in WirtschaftsWoche, 11.11.2013 (online). Maak in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2014, S. 29. Ebd. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 11. Vgl. Kummer in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 63.

22 Mit dem Leitbild der autogerechten Stadt folgt

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der Städtebau in Deutschland ab den 1950er Jahren der Charta von Athen, die 1949 erstmals in einer gekürzten Fassung in Deutschland publiziert wurde (vgl. Frank in Schulz (Hg.) 1983, S. 50). Sowohl das Hochhaus als auch die Dominanz des motorisierten Verkehres sind zentrale Bestandteile der Charta, die sich im Wesentlichen an Le Corbusiers »Plan Voisin« orientiert. Die Anfang der 1970er Jahre aufkommende (vgl. Dollinger 1972) und bis heute andauernde Kritik an der autogerechten Stadt schlägt damit sicher auch auf das Hochhaus zurück. Vgl. Bundesstiftung Baukultur 2018/19 (online). Vgl. Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 256–258. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 11. Ebd., S. 23. Wissenschaftsrat 2011 (online), S. 10. Vgl. Stiegler 2009, S. 60. Dierkes et al. 1992, S. 121. Das Gleiche gilt auch für die weniger umfangreiche Schrift Die amerikanischen Turmbauten, die Gründe ihrer Entstehung, ihre Finanzierung, Konstruktion und Rentabilität von Karl Fritz Stöhr aus dem Jahr 1921, die ebenfalls als Erfahrungsbericht nach einem Aufenthalt in den USA verfasst wurde. Vgl. Knauer 2002, S. 15. Ebd. Hier soll jedoch der Begriff Logik verwendet werden, da dies schlüssiger erscheint. Vgl. Picon in Picon, Ponte 2003, S. 299. Vgl. Lévi-Strauss 1973, S. 49. Vgl. Poerschke 2014, S. 75 ff. Vgl. Bressani in Picon, Ponte 2003, S. 118 ff. Vgl. Lévi-Strauss 1973, S. 49. Vgl. Bauministerkonferenz 2008 (online), S. 5 und S. 12. Hier ist festgelegt, dass ab dieser Gebäudehöhe ein Außenangriff der Feuerwehr nicht mehr möglich ist und damit schärfere Anforderungen des Brandschutzes gelten. Somit wird vom Hochhaus gesprochen. Mujica 1977 [1929], S. 25. Vgl. Bauer 2006, S. 10. Vgl. Nordmann 2008, S. 142. Vgl. König 2009, S. 106 f. Vgl. ebd., S. 50. Vgl. hierzu Dierkes et al. 1992, S. 33: »Der Begriff ›Interferenz‹ ist zunächst nicht mehr, als eine Metapher. Die assoziative Stärke dieser Metapher besteht zweifellos darin, daß die Vorstellung einer Überlagerung und einer dadurch bedingten Verstärkung oder Schwächung deutlich macht, daß das durch die Interferenz von Wissens-Kulturen produzierte technische Wissen nicht nur schlechthin quantitativ mehr ist als die bloße Summe der daran beteiligten interferierenden Teile, sondern daß es vor allem etwas qualitativ neues ist.«

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Teil 2: Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik Vgl. z.B. Kaergel 1926: In seinem Reisebericht schildert ein deutscher Ingenieur, wie er New York erlebt. Vgl. z.B. der Film Metropolis aus dem Jahr 1927, Regie: Fritz Lang. Koolhaas 1999 [1978]. Vgl. z.B. Sturm in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 13; Leutloff 2011, S. 44; Schmidt 1991, S. 84– 88; Mujica 1977 [1927], S. 21.

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Zur Entwicklung des Skelettbaues als Grundlage des Hochhauses siehe z.B. Landau, Condit 1999, S. 19 f. Zit. nach Balzer 1973, S. 54. Vgl. Larson in Zukowsky (Hg.) 1987, S. 39. König 2009, S. 89. Lampugnani 1994, S. 43. Für eine umfassende Beschreibung der Entwicklung des Liftes und dessen Beziehung zum Hochhaus siehe etwa Landau, Condit 1999, S. 35 ff., und Simmen, Drepper 1984. 1835 werden in englischen Fabriken und Kaufhäusern mechanisch angetriebene Lifte für den Waren- und Personentransport verwendet. Seilrisse führen jedoch mehrfach zum Absturz von Kabinen. Vgl. Landau, Condit 1999, S. 35. Vgl. Lampugnani 1994, S. 44; Bernard 2011, S. 12. Vgl. Simmen, Drepper 1984, S. 62 f. Vgl. ebd., S. 39. Vgl. ebd., S. 168. Vgl. z.B. Banham 1969, S. 72, und Landau, Condit 1999, S. 19 ff. Vgl. z.B. Willis 1995; Goldberger 1984, S. 11; Daniels, Calatrava (Hg.) 1993, S. 11. Goldberger 1984, S. 11. Ein Beispiel für den Gebrauch des Zitats ist der Vortrag Pehnt 2016. Zit. nach Robertson, Tigerman (Hg.) 1991, S. 22. Die Informationen zum Equitable Building stammen aus Landau, Condit 1999, S. 62 ff. Dies zeigt sehr umfassend Willis 1995. Vgl. z.B. Daniels, Calatrava (Hg.) 1993, S. 11. Vgl. Leeuwen 1986, S. 1: »This power of Imagination, and here is meant not constructive inventivity but artistic and poetic creativity, is, at least in the architectural history of the American skyscraper generally underrated and even suppressed.« Vgl. z.B. Lux 1910, S. 8: »In der Technik geschieht nichts, was nicht vorher schon als Traum, als Dichtung, als Utopie dagewesen ist. ›Wenn ich ein Vöglein wär …‹, singt die alte Sehnsucht. Zu Babel wurde ein Turm gebaut, den man nicht fertig zu bringen vermochte. Die Menschheit träumt seither von dem Übermenschlichen des babylonischen Turmes. Aber die Techniker von heute verwirklichten diesen Traum und bauten Wolkenkratzer, gegen die die höchsten Türme der Erde zwerghaft aussahen.« Vgl. Kaminski 2010, S. 49. Vgl. ebd., S. 36. Ebd. Vgl. Reck in Felderer 1996, S. 64 f. Vgl. Lootsma in Felderer 1996, S. 71. Mujica 1977 [1929], S. 29. Blumenberg 2009, S. 75: »Der Umschlag vom Horizontal- zum Vertikalverkehr in der modernen bürokratischen City entspricht dem Vorrang des Informations- und Datenverkehrs vor dem Lasten- und Warenverkehr, der diese Zentren nicht mehr erreicht, sondern in ihnen nur noch

 281

3 4

rege Simondon-Rezeption etabliert. Vgl. Bontems in Gamm et al. (Hg.) 2014, S. 43. Als sehr hilfreiche Sekundärliteratur erwiesen sich Gilbert Simondon and the philosophy of the transindividual (Combes, LaMarre 2013), der Aufsatz »Simondons Klassifizierung technischer Objekte« (Bontems in Gamm et al. (Hg.) 2014) und The Philosophy of Simondon (Chabot, Kirkpatrick 2013). Vgl. z.B. Kilham 1973 S. 90: »But Hood was excited about the details of working out a successful plan, like finding the solution to a puzzle. Once a satisfying scheme was reached, its expression in the mass appearance or effect of the building became equally important, as is witnessed by Hood’s use of plasticine models which could be readily modified until a satisfying form was achieved.« Das Zitat beschreibt den Entwurfsprozess des Daily News Building aus dem Jahr 1930. Simmen, Drepper 1984, S. 96. Die Meinungen darüber, wann das erste als Hochhaus zu bezeichnende Gebäude entstanden ist, gehen auseinander. Siegfried Giedion bezeichnet das zwischen 1883 und 1885 in Chicago entstandene Gebäude der Home Insurance Company als erstes nach modernen Konstruktionsprinzipien gebaute Hochhaus (vgl. Giedeon 2007 [1941], S. 155). Hieraus ergibt sich eine circa 130-jährige Geschichte. Dies zeigte sich auch bei der Auswertung von Fachzeitschriften. Hochhäuser sind z.B. in Baumeister und Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre hinein in großer Zahl publiziert. Dies bricht um das Jahr 1980 fast völlig ab. Vgl. Steiner in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 59. Hier werden die Gründe für die Renaissance der Wohnhochhäuser und deren vermehrten Neubau in Frankfurt am Main genannt. Ganz ähnliche Gründe lassen sich auch für das Bürohochhaus und in Bezug auf ganz Deutschland anbringen. Dies geschieht schlicht aus Gründen des Arbeitsumfanges. Eine Forschungsarbeit, welche die Entwicklungen der Hochhäuser in Ost und West vergleicht, wäre aber von enormer Relevanz. Vgl. Hnilica 2018, S. 18. Vgl. Becher et al. 2003, S. 22 f. Vgl. Bauer 2006, S. 16.

Endnoten

45 Trotzdem hat sich in Deutschland schon eine

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abstrakt repräsentiert ist. Die Vertikale ist die Dimension des Transits von Akten und Referenten, von Entscheidungen und Managern, von Operationen und Stäben geworden. Die Technik hat eine bestimmte Arbeitsstruktur möglich gemacht, aber nicht weniger wahr ist, dass die Perfektion dieser technischen Mittel durch den Wandel der Arbeitsstruktur vorangetrieben worden ist.« Mujica 1977 [1929], S. 48: »Although New York has skyscrapers, it is not a whole city of skyscrapers. Its skyscrapers are very close and compact in certain centers, and they have developed that way, not because of real estate exploitation, but because the skyscraper fills a definite function in American business life. That function is efficiency. The business areas condensed and time is saved. The skyscraper is one of the modern inventions – a steel speed machine – that has proved beyond question its efficiency as a factor in American business.« Vgl. Ludewig in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 13; Mittag 1963, S. 15. Koolhaas, Mau 1995, S. 335 ff. Ebd., S. 34. Bruno Latour entwickelte und etablierte ab Anfang der 1980er Jahre die Akteur-Netzwerk-Theorie. Sie wird inzwischen aber auch von Latour selbst als Methode und nicht mehr als Theorie bezeichnet. Vgl. Latour in Belliger (Hg.) 2006, S. 561 ff. Entsprechend liegen vielen wissenschaftlichen Arbeiten Modelle zugrunde, die sich nur spezifischer Aspekte der Akteur-Netzwerk-Theorie bedienen. Vgl. z.B. Dierkes et al. 1992; Bauer 2006; Kaminski 2010; Kehrt (Hg.) 2011. Entsprechend wird hier verfahren. Belliger, Krieger in Belliger (Hg.) 2006, S. 15: »Es handelt sich dabei um Netzwerke von Artefakten, Dingen, Menschen, Zeichen, Normen, Organisationen, Texten und vielem mehr, die in Handlungsprogramme ›eingebunden‹ und zu hybriden Akteuren geworden sind.« Vgl. Law in Belliger (Hg.) 2006, S. 233. Vgl. Callon, Latour in Belliger (Hg.) 2006, S. 91. Blumenberg 2009, S. 73. Vgl. z.B. Mujica 1977 [1929], S. 48; Canato 1992, S. 48. Kaminski 2010, S. 87: »Die Gentomate und das Klonschaf waren Archetypen der Genetik, Atomkraftwerke solche der Atomtechnik, Nanoroboter solche der Nanotechnik. Archetypen stellen eine Art Vorgriff auf die erwartete Technologie dar. Denn die Technologie als solche ist zu blass, zu allgemein, zu unbestimmt, als dass sie Erwartungen auslösen und Diskussion entzünden könnte. […] Die Leistung eines Archetyps besteht in der Konkretisierung dieses Potenzials.« Ein eindrückliches zeitgenössisches Bild des Bruches, der hier entsteht, zeigt sich in Eisenbauten. Ihre Geschichte und Ästhetik (Meyer, Heinisch 1997 [1907]).

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Mumford 1925 [1924], S. 206. Ebd., S. 151. Ebd., S. 217. Vgl. Nordmann 2008, S. 42 f. Vortrag Picon 2018. Aufgezeigt hat dies Ernst Cassirer, vgl. Paetzold 1994, S. XI, S. 6 f., S. 23, S. 38. Vgl. Groys 2007, S. 73 ff. Das unweigerliche Vorhandensein der Freiheitsgrade und ihre Auswirkungen lassen sich ebenfalls mit dem von Horst Rittel geprägten Begriff des »bösartigen Problems« verständlich machen. Rittel gezeigt, dass komplexe Planungsprozesse immer subjektiv, diskutierbar und angreifbar sind. Vgl. Rittel et al. (Hg.) 2013, S. 15. Simondon 2012 [1958]. Ebd., S. 9: »Es ist die Absicht, eine Bewusstwerdung über den Sinn der technischen Objekte auszulösen, die den Anstoß zu dieser Untersuchung gibt. Die Kultur hat sich zu einem Verteidigungssystem gegen die Techniken zusammengeschlossen; diese Verteidigung stellt sich aber deshalb als Verteidigung des Menschen dar, weil sie davon ausgeht, dass die technischen Objekte keine menschliche Wirklichkeit beinhalten. Wir möchten zeigen, dass die Kultur in der technischen Wirklichkeit eine menschliche Wirklichkeit verkennt und dass die Kultur, um vollständig ihrer Rolle gerecht zu werden, die technischen Wesen, sowohl was die Erkenntnis als auch was die Werteauffassung angeht, eingliedern muss.« Ebd., S. 32. Vgl. ebd., S. 54. Vgl. ebd., S. 52 f. Ebd., S. 53. Vgl. Bontems in Gamm et al. (Hg.) 2014, S. 46 f. Vgl. ebd. Teil 3: Das Hochhaus in den USA von 1880 bis 1930: eine Bricolage Zur Bedeutung des Saving Funds Society Building siehe Hoffmann-Axthelm 2018, S. 22. Simondon 2012 [1958], S. 20. Vgl. ebd., S. 21 f.; siehe dazu auch Baudrillard 2007 [1968], S. 12 f. Simondon 2012 [1958], S. 34. Ebd., S. 32. Ebd. Vgl. z.B. ebd., S. 51. Vgl. Korom 2008, S. 123. Ebd., S. 122. Vgl. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 26. Hier wird auf die holländische Planungstechnik des 17. Jahrhunderts verwiesen. Vgl. Ebd. Vgl. Korom 2008, S. 122 ff. Vgl. Willis 1995, S. 34; Landau, Condit 1999, S. 181. Vgl. Korom 2008, S. 123. Vgl. Balzer 1973, S. 109. Vgl. Bernard 2011, S. 43: »In einem frühen Beitrag zur Konzeption vielstöckiger Bürohäuser ist von

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beschäftigt sich Leslie in seinem Aufsatz, der hier als Quelle dient, explizit mit dem Thema des Tragwerkes, was seiner Aussage in dieser Hinsicht mehr Gewicht verleiht. Vgl. Grube et al. 1973, S. 14. Mumford 1925 [1924], S. 198 f. Vgl. Grube et al. 1973, S. 14. So zeigt etwa das 2006 in Rotterdam gegründete Architekturbüro Monadnock auch das Monadnock Building auf seiner Website. Vgl. http:// monadnock.nl/en/office, zuletzt abgerufen am 18.05.2018. Die Außenwände des Monadnock Building sind im Erdgeschoss circa 1,8 Meter stark und verjüngen sich in mehreren Stufen auf circa 45 Zentimeter in den obersten Geschossen. Vgl. Korom 2008, S. 161. Ebd., S. 215. Ebd. Beides war aufgrund der damals noch unzulänglich entwickelten Beleuchtungs- und Klimatechnik notwendig. Vgl. Banham 1969, S. 182. Das Zoning Law und die daraus resultierende Abstufung der Gebäudevolumen löste diese Hochhaustypologie dann ab. Keine der konsultierten Quellen macht eine Aussage zur Aussteifung des Gebäudes. Landau und Condit interpretieren die Situation als die einzige Stelle im Gebäude, an welcher der Bauherr dem Architekten eine räumlich großzügige Situation zugestanden hat. Vgl. Landau, Condit 1999, S. 229. Dem wird hier nicht zugestimmt, da jede andere Konfiguration gleich viel oder mehr Platz verbrauchen würde. Sullivan in Lippincott’s monthly magazine, März 1896, S. 403 ff. Vgl. Korom 2008, S. 345. Vgl. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 18 f. »You open a hidden door and there’s a narrow, winding wood stair leading to the floor above. […] I did learn that, in the original blueprints, the secret passageways were labeled file rooms.« Kamin in Chicago Tribune, 06.07.2000 (online). Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 132 f. Nordmann 2008, S. 139. Vgl. Janich in Banse, Grunewald (Hg.) 2010, S. 98. Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 132 f. Lévi-Strauss 1973, S. 30. Ebd., S. 49. Simondon 2012 [1958], S. 32. Ebd. Ebd.: »[…] das technische Objekt schreitet durch die interne Umverteilung der Funktionen auf kompatible Einheiten voran, die an die Stelle der Zufälligkeit oder des Antagonismus der ursprünglichen Verteilung treten; die Spezialisierung erfolgt nicht Funktion für Funktion, sondern Synergie für Synergie; es ist die synergetische Funktionsgruppe und nicht die einzelne Funktion, die das wirkliche Sub-Ensemble im technischen Objekt bildet.«

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der ›simplicity of arrangement‹ die Rede, die bei der Verteilung der Räume künftig zu beachten sei. ›From the point where the elevators deliver in each story‹, so betont der Autor, ›the door of every office on that floor should be visible; or, at least the corridors leading there to should be plain and unmistakeable. Nothing is more distressing than a labyrinth of halls and passages, with endless spurs and unexpected twists and turns, ending in culsde-sac, mere nothing, or quite impartially in important offices or janitors dust bins. Plain, straight, coherent, giving an idea of the whole scope of the building at first glance – such should be the ideal to strive after in arrangement.‹ Die im Jahr 1891 geäußerten Überlegungen des New Yorker Architekten John Beverly Robinson veranschaulichen deutlich jenen Wandel in der inneren Gestaltung mehrstöckiger Gebäude, der mit dem Aufkommen des Fahrstuhls einhergeht. Dass die Treppe als Erschließungsmedium der verschiedenen Ebenen nun mit einem vertikalen Schacht durch das Haus in Konkurrenz tritt, hat weitreichende Konsequenzen für den Grundriss neu errichteter Gebäude. Denn die Linearität des Transportkanals soll sich, wie Robinson fordert, auf die gesamte Organisation des Raumes übertragen.« In der Literatur finden sich leicht abweichende Varianten der Planungsgeschichte. Vgl. Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 33; Hoffmann-Axthelm 2018, S. 21. Vgl. ebd. Vgl. Saliga, Zukowsky (Hg.) 1990, S. 33. Vgl. Larson in Zukowsky (Hg.) 1987, S. 49. Vgl. Korom 2008, S. 200. Sichtbar auf diversen Fotos aus der Bauzeit des Gebäudes. Zukowsky (Hg.) 1987, S. 49: »Der Ruhm, den Chicago für sich beanspruchen kann, liegt in der Lösung dieses Problems [der Brandschutzummantelung], und nicht in der Entwicklung des Eisenskeletts als solchem. Das eigentlich Neue am Eisenskelett-Wolkenkratzer von Chicago war, daß der äußere Mauerwerkmantel, insbesondere die Feuerschutzbedeckung der Säule, vollständig vom Eisenskelett getragen wurde, das damit das Mauerwerk von jeder tragenden Funktion befreite. Da es sich bei Wights Säule um das erste gelungene Beispiel für eine Mauerwerkverkleidung handelte, die mechanisch an einer Eisensäule befestigt wurde, kann man durchaus sagen, daß das Chicagoer Eisenskelett als das Ergebnis der Arbeiten von Peter B. Wight und Sanford Loring im Jahr 1874 seine Geburtsstunde hatte.« Hier widersprechen sich die Quellen. Leslie 2010, S. 240, bezeichnet das Monadnock Building als die Grenzen der Aussteifung mit Mauerwerk. Korom 2008, S. 161, spricht von Stahlträgern mit Portalaussteifungen zur Aussteifung gegen Wind. Leslie erscheint hier glaubwürdiger. Zum einen spricht die Gebäudestruktur für eine Aussteifung durch die massiven Wände, zum anderen

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48 Vgl. Landau, Condit 1999, S. 81. 49 Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 32. 50 Ebd., S. 64: »[…] zudem darf die Veränderung

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nicht mit dem Fortschritt verwechselt werden; eine zu schnelle Veränderung steht dem technischen Fortschritt entgegen, denn sie verhindert die Übertragung dessen, was eine Epoche erreicht hat, an die darauffolgende in Form der technischen Elemente.« Vgl. Landau, Condit 1999, S. 290. Vgl. Condit 1960, Band 1, S. 63. Bontems in Gamm et al. (Hg.) 2014, S. 47 f. Zum Begriff »Cultural Lag« vgl. Belliger, Krieger in Belliger, Krieger (Hg.) 2006, S. 21. Simondon 2012 [1958], S. 16: »Wenn die individuelle Laune ein Automobil nach Maß verlangt, kann der Konstrukteur nichts anderes tun, als einen Serienmotor, ein Serienfahrgestell zu nehmen und äußerlich einige Merkmale zu verändern, indem er einige dekorative Details oder Zubehörteile hinzufügt, die eben nur äußerlich mit dem Automobil als wesentlichem technischen Objekt verbunden werden: Es sind die unwesentlichen Aspekte, die nach Maß angefertigt werden können, weil sie kontingent sind.« Vgl. Mumford 1925 [1924], S. 151.

Teil 4: Das Hochhaus in Deutschland von 1900 bis 1930: eine gestalterische Revolution der Technik Vgl. Riis 2011, S. 181. Vgl. Schildt, Sywottek 1998, S. 35: »Geht man davon aus, daß gesellschaftliche Entwicklungsschübe eine Inkubationszeit benötigen, bis sie als Zustände faßbar werden, scheint es angebracht, nach den Anlagen, Potentialen und Präformationen dieser Zustände vor ihrer Greifbarkeit zu fragen.« Vgl. Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 33; Schäche et al. 2014, S. 251. Dazu und zur Einstellung der Nationalsozialisten zum Bautyp Hochhaus vgl. Neumann 1995, S. 119. Vgl. ebd., S. 11. Zit. nach ebd., S. 81. Vgl. Landau, Condit 1995, S. 272; Neumann 1995, S. 12. Vgl. Landau, Condit 1995, S. 272. Wer genau das Modell bestellte, wird hier jedoch nicht deutlich. Vgl. Neumann 1995, S. 12. Etwa von Bruno Möhring und von Otto Kohtz, beide ab 1920. Vgl. Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 28. Vgl. Wittig 1918, S. 14. Kohtz 1921, S. 6: »Dann aber werden durch gutgestellte und harmonisch gestaltete Turmhäuser in dem langweiligen und dabei unruhigen Häusermeer Berlins einige architektonische Brennpunkte geschaffen, die dem Auge Ziel und Richtung geben.« Zit. nach Schäche et al. 2014, S. 6. Zit. nach ebd., S. 184.

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Vgl. Leutloff 2011, S. 61. Vgl. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 24 f. Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 281. Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 30. Mächler in Wasmuths Monatshefte, Heft 5, 1920/21, S. 260. Vgl. Leutloff 2011, S. 11. Vgl. ebd., S. 73 f. Vgl. hierzu auch Mächler in Wasmuths Monatshefte, Heft 5, 1920/21, S. 191 ff. Leutloff 2011, S. 42. Silomon 1922, S. 10. Vgl. Berg 1920, S. 104. Vgl. Mehlau-Wiebking 1989, S. 56. Von G.A. Munzer in Düsseldorf. Das Gebäude hatte neun Geschosse und beherbergte 19 Luxuswohnungen, vgl. Leutloff 2011, S. 135. Das Gebäude ist dem Backsteinexpressionismus zuzuordnen und noch in Nutzung. Vgl. Steiner in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 57. Vgl. Leutloff 2011, S. 82. Herre in Wasmuths Monatshefte, Heft 6, 1920/21, S. 375. Kracauer, Volk 1997, S. 17. Vgl. Herre in Wasmuths Monatshefte, Heft 6, 1920/21, S. 375: »Wir haben in Deutschland zwar noch keinen konventionell ausgeprägten, durch Lehre irgendwie vermittelbaren modernden Baustil, aber wir jüngeren Architekten haben doch gewisse Glaubensbekenntnisse, intuitive Vorstellungen der kommenden Körper und Formen, die uns gemeinsam sind, und von denen aus wir auch den zuerst vielleicht verblüffenden amerikanischen Wolkenkratzern gegenüber rasch Haltung und Meinung gewinnen.« Vgl. Mächler in Wasmuths Monatshefte, Heft 5, 1920/1921, S. 263. Zit. nach Breidecker 2014 (online) Zimmermann, Bruognolo 1988, S. 8: »Auf dem Rücken einer mangels Aufträgen jede Gelegenheit zur Profilierung nutzende Architektenschaft […] wurde er [der Wettbewerb für das Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße 1921/1922] ausgetragen.« Vgl. Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 16–17. Hier finden sich eine ausführlichere Beschreibung und Bildmaterial zu den hochhausartigen Industriebauwerken. Vgl. Vortrag Rodenstein 2015. Die Firma Wayss & Freitag errichtete z.B. 1920– 1921 das höchste Bauwerk Südamerikas, mit 19 Geschossen und einem 100 Meter hohen Turm. Dyckerhoff & Widmann errichteten in den 1920er Jahren 22 Hochhäuser in Südamerika, darunter das höchste Eisenbetongebäude der Welt in südamerikanischem Barock. Vgl. Neumann 1995, S. 124, S. 126. Vgl. Leutloff 2011, S. 137, S. 152. Vgl. Mächler in Wasmuths Monatshefte, Heft 5, 1920/21, S. 261–262, oder das Buch Bau der Wolken-

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Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 289. Vgl. ebd. Vgl. Neumeyer 1993, S. 9. Lampugnani, Schneider 1994, S. 188. Ebd., S. 187. Ebd., S. 92. Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 30. Vgl. Bollerey in Schäche et al. 2014, S. 267. Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 281. Vgl. ebd., S. 34. Vgl. Mertins in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 110. Vgl. Neumeyer 1993, S. 13. Ebd. Vgl. Mertins in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 110. Zit. nach ebd. Zit. nach Neumeyer 2016 [1986], S. 299. Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 289. Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 238 f. Zit. nach ebd., S. 299. Vgl. Ludwig 2009, S. 150; Mertins in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 109. Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 310. Zit. nach ebd., S. 309. Alle Maße wurden der im Rahmen dieser Arbeit angefertigten Grundrisszeichnung entnommen. Der Maßstab dieser Zeichnung konnte anhand der bekannten Grundstücksgröße relativ genau ermittelt werden. Trotzdem bleibt eine gewisse Unschärfe, die hier allerdings nicht von Bedeutung ist. Vgl. Neumeyer zitiert Mies lediglich mit der Aussage, dass die Lichthöfe den Kern mit Licht versorgen sollen, die anderen beiden Funktionen werden bei einem genaueren Studium des Grundrisses jedoch auch sehr offensichtlich. Vgl. ebd. Es kann nicht nachgewiesen werden, ob Mies bei der Positionierung der Fluchttreppenhäuser tatsächlich an deren Entrauchung dachte. Dagegen spricht, dass er keine Schleusen vor den Fluchttreppen anordnete. Im 1922 erschienen Buch Sicherheit in Wolkenkratzern von Hildebrand Reinhard Silomon wird die Entrauchung der Fluchttreppen aber schon thematisiert und es wird empfohlen, sie an die Fassade zu legen. Auch der Chicago Tribune Tower (Wettbewerb 1922) setzt deutlich schon auf eine Entrauchung der Fluchttreppenhäuser, wobei hier bereits Schleusen ausgebildet sind. Es scheint also durchaus wahrscheinlich, dass Mies das Fluchttreppenhaus bewusst wegen der Entrauchung an die Fassade legte. Das Tageslicht allein scheint dies nicht zu rechtfertigen, da die Treppen als Elemente der vertikalen Erschließung und der Repräsentation hier sehr deutlich hinter die Lifte zurücktreten. Bei einer durchschnittlichen Breite von 9 Metern sind die Lichthöfe in Mies’ Entwurf 13 Meter tief, der Lichthof des Guaranty Building ist bei einer Breite von ebenfalls 9 Metern dagegen 20 Meter tief. Die Maße wurden auf Basis der im Rahmen

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kratzer – Kurze Darstellung auf Grund einer Studienreise für Ingenieure und Architekten aus dem Jahr 1913 von Otto Rappold, bei dem auf immerhin gut 250 Seiten fast nur die technischen Seiten des Hochhauses erläutert werden. Vgl. außerdem Leutloff 2011, S. 71. Silomon 1922, S. 50. Ebd., S. 7. Haimovici in Deutsche Bauhütte, Juni 1921, S. 123. Gibson 1994, S. 36. Vgl. Leutloff 2011, S. 82. Vgl. ebd., S. 98. Vgl. Zimmermann, Bruognolo 1988. Vgl. Herre in Wasmuths Monatshefte, Heft 6, 1920/1921, S. 375 ff. Vgl. Schäche et al. 2014. Vgl. Neumann 1995, S. 29. Zit. nach Schäche et al. 2014, S. 27. Ebd., S. 24 f. Vgl. Leutloff 2011, S. 37 f. Vgl. Vortrag Rodenstein 2015. Vgl. Neumann 1995, S. 143. Etwa durch Otto Rappolds Werk Bau der Wolkenkratzer, in dem er einen guten und umfassenden technischen Überblick über das Hochhaus gibt (vgl. Rappold 1913). Vgl. Landau, Condit 1999, S. 359: Vorgefertigte Stahlträger für das 1908 fertiggestellte Singer Building wurden aufgrund der höheren handwerklichen Qualität aus Deutschland bezogen. Man denke z.B. an Max Berg, nach dessen Plänen 1913 die Jahrhunderthalle in Breslau fertiggestellt wurde und der mehrere Hochhausentwürfe anfertigte. Vgl. ebd., S. 183, S. 291, S. 292. Wie bei der Betrachtung des Wilhelm-MarxHauses noch belegt werden wird, war Beton aufgrund der hohen Stahlkosten zu dieser Zeit in Deutschland das übliche Konstruktionsmaterial für Hochhäuser. Inwieweit die Entwürfe konstruktiv durchdacht sind, kann nicht gesagt werden. Da aber alle Entwürfe die gleichen überdimensionierten Stützen aufweisen und als einziger Grund hierfür deren Funktion als aussteifende Elemente einleuchtet, scheint es sehr wahrscheinlich, dass Döcker und Keuerleber das Tragwerk dahingehend durchdacht haben. Der Grundriss zeigt keine Büroeinteilung. Ein anderes System aus Büros und Horizontalerschließung als jenes in umlaufenden Ringen ist hier aber kaum denkbar. Vgl. Stommer 1990, S. 28. Eine ausführliche Beschreibung der Entstehungsgeschichte findet sich ebd., S. 101 ff. Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 72 ff. Pehnt rechnet den Stuttgarter Bahnhof von Paul Bonatz zu diesem Stil. Der Bahnhofsturm war 1922 fertiggestellt worden und als Entwurfsreferenz sicher Döcker, Keuerleber und auch Kreis bekannt. Lampugnani in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 43.

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dieser Arbeit gezeichneten Grundrisse ermittelt.

94 Es scheint dabei notwendig zu sein, die einzel-

nen Teile des Kernes durch Balken oder dicke Geschossdecken so zu koppeln, dass sie als aussteifende Einheit wirken können. 95 Vgl. Condit 1960, Band 2, S. 176. 96 Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 32. 97 Detlef Mertins zum Beispiel bezeichnet den Entwurf als potenziell realisierbar, vgl. Mertins 2001, S. 117. Andres Lepik dagegen ist der Meinung, dass Mies die technische Realisierbarkeit nicht interessierte, vgl. Lepik in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 326. 98 Simondon 2012 [1958], S. 16: »Wenn die individuelle Laune ein Automobil nach Maß verlangt, kann der Konstrukteur nichts anderes tun, als einen Serienmotor, ein Serienfahrgestell zu nehmen und äußerlich einige Merkmale zu verändern, indem er einige dekorative Details oder Zubehörteile hinzufügt, die eben nur äußerlich mit dem Automobil als wesentlichem technischen Objekt verbunden werden: Es sind die unwesentlichen Aspekte, die nach Maß angefertigt werden können, weil sie kontingent sind.« 99 Neumeyer 2016 [1986], S. 80. 100 Ebd., S. 129. 101 Simondon 2012 [1958], S. 20. 102 Vgl. Mertins in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 110. 103 Vgl. hierzu auch Walter Gropius 1926 in Heft 20 der Bauzeitung: »fensterglas ist nur in kleineren maßen herstellbar, ist uneben und wellig und enthält blasen. es läßt vermöge seiner dünne [sic!] kälte und wärme hindurch, gibt unklare lichtreflexe von außen und eine verzerrende durchsicht von innen. erst die durch schliff und politur vollkommen ebene kristallglasscheibe, die in tafeln bis zu 6 m länge und darüber hergestellt werden kann, gibt die vollendete exaktheit und klarheit des edlen glasbaustoffes. spiegelglasscheiben sind dicker, daher wärmehaltend und heizungssparend; sie halten besser die geräusche von der straße ab und sind unempfindlicher gegen stoßwirkung, im besonderen bei windstoß und hagelschlag. [...] die architektonische wirkung von bauten mit im lichte glitzernden prismenwänden und -decken oder mit großen nahtlosen spiegelglasscheiben ist epochemachend.« Zit. nach Probst, Schädlich 1987, Band 3, S. 103–106. 104 Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 11 f. 105 Vgl. Condit 1960, Band 2, S. 159. 106 Etwa die Fabrikhalle der Firma Steiff in Giengen von 1903 und das Fagus-Werk von Walter Gropius aus dem Jahr 1911. 107 Neumeyer (Hg.) 1993, S. 13. 108 Zit. nach Neumeyer 2016 [1986], S. 299. 109 Vgl. Mertins in Riley, Bergdoll (Hg.) 2001, S. 109. 110 Ebd., S. 111. 111 Vgl. ebd., S. 115. 112 Vgl. ebd., S. 115. 113 Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 174.

114 Simondon beschreibt dies anhand der Elektro-

technik. Simondon 2012 [1958], S. 63: »In dem Augenblick, als die elektrischen Techniken ihre volle Entwicklung erreichen, bringen sie als Elemente neue Schemata hervor, die eine neue Phase einleiten […].« 115 Ebd., S. 15: »Dieser veränderte philosophische Blick auf das technische Objekt kündigt die Möglichkeit der Einführung des technischen Wesens in die Kultur an: Diese Integration, die sich weder auf der Ebene der Elemente noch auf der Ebene der Individuen in endgültiger Form bewerkstelligen ließ, wird mit besserer Aussicht Stabilität auf der Ebene der Ensembles zu bewerkstelligen sein; die regulativ gewordene technische Wirklichkeit wird sich in die Kultur integrieren lassen, die ihrem Wesen nach regulativ ist.« 116 Vgl. ebd., S. 51 f. 117 Auch hier herrscht bei Simondon eine gewisse Unklarheit. Er bietet eine andere Lesart als die hier gewählte, nämlich dass es ein technisches oder internes Milieu der technischen Objekte gibt, das dann in Beziehung zu einem oder mehreren assoziierten Milieus tritt. Vgl. ebd., S. 49. Schlüssiger scheint aber, dass das Milieu dann entsteht, wenn ein Ensemble in wechselseitige Beziehungen zur nicht technischen Umwelt tritt. 118 Der Begriff ist angelehnt an den von Max Eyth verwendeten Begriff der Funktionserfindung. Vgl. König 2009, S. 58. 119 Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 64. 120 »An innovation is the implementation of a new or significantly improved product (good or service), or process, a new marketing method, or a new organisational method in business practices, workplace organisation or external relations.« OECD 2018 (online). 121 Diese Ebene des Neuen bezieht sich im Wesentlichen auf Groys 2007. 122 Ebd., S. 14. 123 Vgl. z.B. Rappold 1913; Stöhr 1921. 124 Wie bei Groys 2007 so wird auch hier der Begriff des Profanen dem der Kultur gegenübergestellt. 125 Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 146. 126 Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 302: »Ein Bindeglied zwischen dem Expressionismus und dem Neuen Bauen stellt die Theorie Hugo Härings (1882 bis 1958) her.« 127 Simondon 2012 [1958], S. 32. 128 Vgl. Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 43. 129 Vgl. DBZ, August 1925, S. 525. 130 Vgl. Stommer, Mayer-Gürr 1990, S. 29. 131 Vgl. ebd., S. 44. 132 Auf die Gotik referenzieren die zu Dreiecken abstrahierten Bögen, die Pfeilervorlagen an den Ecken des Hochhauses und die figürlichen Plastiken über den Arkaden. 133 Es liegt kein Grundriss mit einer Einteilung der Büros und der Organisation der Horizontalerschließung vor. Durch die Lage der Fluchtstiege und die lose Organisation der Fixpunkte zeigt der

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Teil 5: Das Hochhaus in Westdeutschland von 1945 bis 1980: ein Gewebe von Gestaltung und Technik Reck in Felderer 1996, S. 58: »Wer improvisiert, steht nicht mehr im Bann der Zwänge [also der technischen Logik, Anm. d. Verf.]. Er beherrscht die Bedingungen so sehr, daß er von ihnen gelöst erscheint. Ein weiterer Wesenszug des Improvisierens ist, daß ein inneres Suchen und Drängen eine äußere Form sprengt.« Vgl. hierzu Barthélémy in Hörl (Hg.) 2011, S. 102– 103 zu Simondon: »Es gilt also zu unterscheiden: — die ursprüngliche Erfindung einer technischen Essenz, absoluter Ursprung einer Abstammungslinie, beispielsweise die technische Essenz ›Verbrennungsmotor‹; — die untergeordneten kontinuierlichen Perfek-



tionierungen innerhalb der Abstammungslinie, die aus dieser technischen Essenz hervorging; — die diskontinuierlichen Erfindungen, die notwendig werden aufgrund der ›Sättigung des Systems‹, welche sich aus einer kontinuierlichen Reihe von untergeordneten Perfektionierungen ergibt. Die diskontinuierliche Erfindung ist somit das, worin sich das technische Objekt tatsächlich ›konkretisiert‹ und einem Fortschritt Wirklichkeit verleiht; so die Erfindung des Dieselmotors ausgehend von der technischen Essenz ›Verbrennungsmotor‹.« Die sich hieraus ergebenden Verstrickungen schildert ausführlich Durth 1992. Vgl. Boucsein 2010, S. 51. Vgl. Schulz 1983, S. 85. Vgl. Schildt, Sywottek 1998, S. 248. Vgl. Schildt 2007, S. 48 und S. 104. Vgl. Schulz 1983, S. 96 f. Vgl. Schildt 2007, S. 109. Vgl. ebd., S. 105. Ebd., S. 109. Vgl. ebd., S. 103; Schulz 1983, S. 52. Vgl. z.B. Sturm in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 17; Rodenstein in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 26. Vgl. Schildt 2007, S. 136, S. 137. Vgl. Schildt, Sywottek 1998, S. 148. Schildt 2007, S. 106. Vgl. ebd., S. 107. Vgl. ebd., S. 104. Vgl. Schildt, Sywottek 1998, S. 605. Vgl. Schildt 2007, S. 197. Zit. nach Frank in Bartels (Hg.) 1989, S. 8. Vgl. Köhler in Köhler, Müller (Hg.) 2015, S. 18. Umfassend und belegt mit einem großen Schatz an Quellen schildert Sara Stroux dies mit ihrer Dissertation »Architektur als Instrument der Unternehmenspolitik. Konzernhochhäuser westdeutscher Industrieunternehmen in der Nachkriegszeit« von 2009. Vgl. Schildt, Sywottek 1998, S. 603. Vgl. Schulz 1983, S. 67 f. Koch, Tallafuss 2007, S. 25 f. Vgl. ebd., S. 34. Schildt, Sywottek 1998, S. 605. Vgl. Willis 1995, S. 138. Vgl. Schildt 2007, S. 102. Vgl. Stroux 2009, S. 262. Schildt, Sywottek 1998, S. 146. Vgl. Hnilica 2018, S. 10. Vgl. ebd., S. 109 f. Vgl. Cepl 2007, S. 243 ff. Vgl. Rodenstein in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 26 ff. Vgl. Hnilica 2018, S. 17 ff. Vgl. Banham 1969, S. 96. Koolhaas et. al. 2014, S. 38. Vgl. Condit 1960, Band 2, S. 161, S. 176; Ali 2001. Baubeginn war März 1952, siehe Städtische Werke Nürnberg 2018 (online). Der Entwurf kann also

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Grundriss aber deutlich, dass hier keine sauber funktionierenden Lösungen zu finden sind. 134 Vgl. ebd., S. 213 f. 135 Die Balkone erinnern an den Entwurf von Walter Gropius aus dem Jahr 1922 für den Chicago-Tribune-Wettbewerb. Wegen der fehlenden Durchgängigkeit können die Balkone von Gropius aber keine Fluchtbalkone gewesen sein. 136 Vgl. Condit 1960, Band 2, S. 161, S. 351. 137 Gropius’ Hochhausbegeisterung ist auf seine USA-Reise im Jahr 1928 zurückzuführen. Vgl. Nerdinger 1996, S. 22. 138 Vgl. ebd., S. 136. 139 Vgl. ebd., S. 156. 140 Congrès Internationaux d’Architecture Moderne – eine zwischen 1928 und 1959 stattfindende Reihe von Kongressen, bei der die Protagonisten der damaligen Avantgarde von Städtebau und Architektur zusammenkamen. 141 Vgl. Pehnt 1998 [1973], S. 72 f. 142 Nochmals erinnert sei im Zusammenhang des Schematischen an Simondon, der schreibt: »Die Vorstellungskraft ist nicht nur das Vermögen, zu erfinden oder Vorstellungen außerhalb der sinnlichen Wahrnehmung hervorzurufen; sie ist auch die Fähigkeit, in den Objekten bestimmte Qualitäten wahrzunehmen, die nicht praktisch sind, die weder direkt sensorischer Natur noch gänzlich geometrisch sind, die sich weder auf den reinen Stoff beziehen, noch auf die reine Form, sondern die auf dieser Zwischenebene der Schemata sind.« Simondon 2012 [1958], S. 67. 143 Vgl. Neumeyer 2016 [1986], S. 14. 144 Søren Riis spricht von einer »künstlerischen Revolution der Technik«. Vgl. Riis 2011, S. 188. Um im Terminus der Arbeit zu bleiben, wird hier von einer »gestalterischen Revolution der Technik« gesprochen. 145 Mumford 1925 [1924], S. 204. 146 Vgl. ebd., S. 192. 147 Ebd., S. 201. 148 Ebd., S. 208. 149 Ebd., S. 189 ff.

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mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Jahr 1951 datiert werden. Vgl. ebd. Vgl. o.V. in DBZ, Februar 1957, S. 142. Vgl. Hart 1956, Tafel 7, ersichtlich aus dem Detailschnitt. Vgl. Ludewig in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 13. Vgl. Schmidt in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 131 f.; Graf in Badische Anilin- & SodaFabrik AG 1958, 139 f.; Stroux 2009, S. 155 ff. Ziegler in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 34. Hentrich, Petschnigg in Badische Anilin- & SodaFabrik AG 1958, S. 40. Der Text zur Skizze lautet: »Es ist für den europäischen Hochhausbau nicht bedeutungslos, daß die Grundgedanken zwar von Europäern gefaßt und verfochten worden sind, aber erst die ausgereiften Ergebnisse, rückstrahlend aus Amerika, die Bauten Europas beeinflußt haben.« Ebd., S. 40. Ebd., S. 40. Rüping in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 113 ff. Schildt, Sywottek 1998, S. 605: »Über die verschiedenen ästhetischen Strömungen und die Gleichzeitigkeit der Stile hinweg läßt sich an vielen Gebäuden der 50er Jahre – oft gerade an technischen Bauwerken ohne vorgeschalteten Gestaltungsanspruch – bisweilen eine gemeinsame Intention erkennen, die sich insbesondere bei der Lösung ganz marginaler, unauffällig alltäglicher Aufgaben zeigte: aus dem Zwang zur Sparsamkeit eine Ästhetik der Improvisation zu entwickeln; aus der Not knapper Materialien die Tugend gestalterischer Phantasie im sensiblen Umgang mit den noch kostbaren Stoffen.« Zur in den 1950er Jahren noch verbreiteten Technikskepsis siehe auch ebd., S. 149. Ersichtlich aus den Zeichnungen und Ausführungen des Tragwerkplaners Hermann Bay. Bay in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 75 ff. Vgl. Alt, Bay in Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG 1958, S. 91 ff. Die Rechenmethode wurde vom Ingenieur Hubert Beck, damals Professor an der TU Darmstadt, entwickelt und führte unter anderem dazu, dass in Deutschland mehr Beton im Hochhausbau Anwendung fand. Vgl. Vortrag Rodenstein 2015. Vgl. Ali 2001, S. 6. Vgl. Condit 1960, Band 2, S. 161. Vgl. Drechsel 1967, S. 205 f. Vgl. Deutscher Beton-Verein (Hg.) 1937, S. 144. Vgl. Lepik, Heß 2015, S. 118. Vgl. ebd., S. 121. Vgl. Drechsel 1967, S. 202. Die Entrauchung am oberen Ende eines Treppenhauses ist in Baumeister, Februar 1960, S. 176, in einem 1:50-Schnitt und in einem 1:5-Fassadendetail zu sehen.

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Vgl. Schildt 2007, S. 133. Vgl. o.V. in DBZ, Februar 1960, S. 171. O.V. in Baumeister, Mai 1961, S. 420. Vgl. ebd. Vgl. ebd. Hier wird diese Treppe als »baupolizeilich erforderliche Nebentreppe« beschrieben. Vgl. Necker, Schilling 2016, S. 27. Vgl. ebd., S. 8 f. Vgl. Jungnickel, Rafeiner (Hg.) 1966, S. 15. Zunächst wurden nur 19 Geschosse genehmigt, zwei weitere durften dann nach der Fertigstellung aufgesetzt werden. Vgl. o. V. in Baumeister, April 1966, S. 369. Vgl. Jungnickel, Rafeiner (Hg.) 1966, S. 15. Angaben aus dem tabellarischen Vergleich der Entwürfe in ebd., S. 12 f. Ausführlich beschrieben in ebd., S. 123. Vgl. ebd.; Peters 1965, S. 60. Christ & Gantenbein 2012, S. 12. Vgl. Boesiger (Hg.) 1984 [1962], S. 175 ff. Vgl. o.V. in DBZ, Dezember 1960. Hier wird das Telefunken-Hochhaus mit dem Begriff »Brikettform« beschrieben. Auch Karin Wilhelm verwendet den Begriff, führt die Entwicklung jedoch nicht bis Corbusier zurück, sondern nur bis zum Pirelli-Hochhaus von Giò Ponti und Pier Luigi Nervi. Vgl. Wilhelm in Lepik, Heß 2015, S. 48 f. Vgl. Boesiger (Hg.) 1984 [1962], S. 178 ff. Vgl. Boesiger (Hg.) 1955, S. 48 ff. Anders als meist angegeben stammt der Entwurf schon aus dem Jahr 1955, vgl. Greco 2008, S. 276. Siehe zum Bezug Ponti–Baldessari und zur Aufnahme des Brikettgrundrisses durch die deutschen Architekten Wilhelm in Lepik, Heß 2015, S. 48 f. Stadt Düren (Hg.) 1959, S. 81. Boniver 1940. Ebd., S. 5. Vgl. Wilhelm in Lepik, Heß 2015, S. 48. Internationale Bauausstellung Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 67. Vgl. Telefunken GmbH (1960). O.V. in DBZ, Dezember 1960, S. 1534. Die Forderung nach Flexibilität als Grund für die Wahl des Grundrisses und der Struktur nennt aber auch Telefunken selbst in der zur Gebäudeeinweihung erschienenen Broschüre. Vgl. o.V. in Baumeister, Juli 1960, S. 456. O.V. in DBZ, Juni 1962, S. 915. Etwa das Bürohochhaus Rotebühlstraße 40 in Stuttgart, das Wohnhochhaus Bertoldstraße 43a in Freiburg und die Alfred-Herrenhausen-Allee 16–24 in Eschborn. Vgl. Wilhelm in Lepik, Heß 2015, S. 49. O.V. in Baumeister, Mai 1955, S. 287. Investiert wurde in die Bäder, Küche, Heizung, in den Schallschutz und eine Sprechanlage. Vgl. ebd. »Das Bauwerk wurde unter weitgehender Anwendung der nach DIN 1053 [Berechnung und Ausführung von Mauerwerk] gegebenen neu-

128 Vgl. ebd., S. 101 f. 129 Drechsel 1967, S. 214. 130 Vgl. ebd. 131 Vgl. Kleinschulte 2003, S. 99 f. 132 Adam in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 141. 133 Vgl. ebd., S. 142. 134 Vgl. ebd., S. 140, S. 141; Kleinschulte 2003, S. 134. 135 Vgl. o.V. in Bauen + Wohnen, Heft 4, 1974, S. 157. 136 Dies geschah einzig im Fall des Finnlandhauses

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im Hamburg. Hier einigten sich Rasch und das Architekturbüro HPP auf eine Lizenzgebühr von 9000 D-Mark. Vgl. Adam in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 143. 137 Vgl. Zorzi in Bauwelt, Heft 13, 1973, S. 519. 138 Vgl. Leuschel in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 180. 139 Der Wettbewerb ist in Baumeister, Januar 1969, umfassend veröffentlicht. 140 Ebd., S. 12. 141 Ebd., S. 12. 142 Herangezogen wurde die Grundrisszeichnung in Bode, Neubert 1973, S. 29. 143 Vgl. ebd., S. 72. 144 Vgl. ebd., S. 71. 145 Ebd., S. 95. 146 O.V. in Baumeister, Januar 1972, S. 74. 147 Ebd. 148 Vgl. ebd. 149 Simondon 2012 [1958], S. 32. 150 Vgl. Kleinschulte 2003, S. 69. 151 Vgl. ebd., S. 99 f. 152 Bode, Neubert 1973, S. 7. Derselbe Ton findet sich in o.V., Baumeister, Januar 1969, S. 9. ff., und in Schwanzer in DBZ, September 1972, S. 1591 ff. 153 Vgl. Kleinschulte 2003, S. 238 f. 154 Vgl. Bontems in Gamm et al. (Hg.) 2014, S. 48 f. 155 Vgl. Banham in Architectural Review, Dezember 1955, S. 855 ff. 156 Vgl. Busse in Elser et al. (Hg.) 2017, S. 33 ff. 157 Vgl. Lepik, Heß 2015, S. 137. 158 Vgl. o.V. in Bauen + Wohnen, Heft 8, 1963, S. 344. 159 Die Maße wurden ermittelt aus dem Schnitt in ebd., S. 346. 160 Vgl. ebd., S. 344 f. 161 Vgl. Horn in INSITU, Heft 2, 2014, S. 280. 162 Vgl. ebd., S. 281. 163 Vgl. o.V. in Bauen + Wohnen, Heft 8, 1963, S. 344. 164 Vgl. Horn in INSITU, Heft 2, 2014, S. 281. 165 Die Maße wurden ermittelt aus den Grundrissen in o.V. in DBZ, Juli 1971, S. 1355. 166 Ebd. 167 Vgl. Cornehl et. al 2003, S. 63 f. 168 Vgl. Kilham 1973, S. 91 ff. 169 Vgl. Riecke in Bauen + Wohnen, Heft 1, 1970, S. 20. 170 Vgl. ebd., S. 20 ff. 171 Die dunkle Farbgebung sollte das Hochhaus im Stadtbild zurücknehmen. Vgl. ebd., S. 20. 172 Vgl. o.V. in DBZ, Dezember 1966, S. 2343. 173 Vgl. ebd. 174 Der Büroname ABB stand anfangs für Apel Beckert und Becker. Nach dem Tod Apels wurde der

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en Möglichkeiten errichtet. […] Die in gleichmäßigen Abständen angeordneten tragenden Querwände, die sog. Schottenwände, ergeben gegenüber sonstigen Bauweisen verschiedenen Vorteile.« Ebd. 99 Vgl. ebd., S. 290, S. 293. 100 Das flach geneigte Dach war in den Jahren des Wiederaufbaues zunächst ein Kompromiss zwischen Traditionalisten und Modernisten. Vgl. Gerbing et al. 2015, S. 95. 101 O.V. in Baumeister, Mai 1955, S. 311. 102 Siehe das Schnittdiagramm in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 185. Als Architekt des Gebäudes fungierte die Staatliche Neubauabteilung des Landes Hessen. 103 Vgl. Interbau Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 69. 104 Das Gebäude ist anders ausgeführt als geplant und im Katalog der Bauausstellung dargestellt. Die Zone ist nicht als durchlaufende Nut ausgeführt, sondern teilweise wieder verschlossen, sodass sich ein reizvolles plastisches Spiel ergibt. Siehe Modellfoto in Interbau Berlin GmbH (Hg.) 1957, S. 70. 105 Vgl. Ströbel in Baumeister, Juli 1962, S. 685. 106 Ebd., S. 690. 107 Vgl. ebd. 108 O.V. in DBZ, April 1966, S. 666. 109 Vgl. ebd. 110 Ebd. 111 Hier zeigt sich wieder die Richtigkeit von Simondons Gewölbemetapher: Die Logik einer Struktur greift ganz oder gar nicht, wie bei der Vollendung eines Gewölbes. Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 52 f. 112 Vgl. Drechsel 1967, S. 214. 113 Die Zeichnungen der Gebrüder Rasch finden sich in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 38 ff. 114 Vgl. Ludwig 2009, S. 158. 115 Zit. nach ebd., S. 161. 116 Vgl. Ludwig in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 70 f. 117 Vgl. Ludwig 2009, S. 20. 118 Vgl. Ludwig in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 62 f. 119 Zit. nach ebd., S. 62. 120 Ludwig 2009, S. 174. 121 Vgl. ebd., S. 86 ff. 122 Vgl. Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 53. 123 Vgl. Ludwig 2009, S. 163–173. Auch waren Zylinder und Kugel bei der Avantgarde der 1920er Jahre ein weit verbreitetes Thema, häufig aus Glas. Die Brüder Rasch passten hier also in den Trend der Zeit beziehungsweise prägten diesen mit. 124 Es handelt sich um ein Wohnhaus mit neun Obergeschossen der Architekten Luis García Prado und Adolfo Sommer Smith. Vgl. Kleinschulte 2003, S. 234 f. 125 Ausführlich zum Wettbewerb vgl. ebd. 126 Vgl. Adam in Marta Herford GmbH (Hg.) 2014, S. 140. 127 Vgl. Kleinschulte 2003, S. 69.

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Name beibehalten, stand dann aber für Architekten Beckert + Becker, später Beckert, Becker und Partner. Ein weiterer Inhaberwechsel folgte. ABB waren nun Becker, Hanig, Scheid und Schmidt. Apel war in den 1950er Jahren Kontaktarchitekt von SOM, vgl. Horn in INSITU, Heft 2, 2014, S. 269. Der Entwurf für das Hochhaus stammt von Hanig, Scheid und Schmidt, weshalb sie im vorliegenden Buch als Architekten aufgeführt werden. 175 Vgl. Leitner et al. 1984, S. 133 ff. 176 Vgl. Ali 2001, S. 55. 177 Vgl. ebd., S. 84 ff. 178 Vgl. Leitner et al. 1984, S. 135. Genauer ausgeführt werden die Zusammenhänge hier aber nicht. 179 Dies kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Einerseits haben alle hier betrachteten Hochhäuser in Frankfurt mindestens ein Treppenhaus mit Fassadenkontakt, was für eine entsprechende Forderung der Behörden spricht, anderseits schafften es Hentrich und Petschnigg schon beim 1963 fertiggestellten Unilever-Hochhaus, auf ein außen liegendes Treppenhaus zu verzichten. 180 Vgl. ebd., S. 135 f. 181 Vgl. ebd., S. 136. 182 Reck in Felderer 1996, S. 58. 183 Ebd., S. 59: »Es wäre gröblich verkürzt, würde man das Technische dem Reich des Instrumentellen, Rationalen und Kognitiven zuordnen und das Improvisatorische dem vermeintlich ausschließlich schöpferischen Bereich des künstlerischen Ausdrucksschaffens vorbehalten. Das wäre nur ein Reflex auf die Oberfläche der neuzeitlichen Entwicklung der Künste und Wissenschaften.« 184 Ebd., S. 58. 185 Zum Beispiel das Bull-Hochhaus von Karl Hell aus dem Jahr 1959E, das Rathaus Offenbach von Maier, Graf und Speidel aus dem Jahr 1962E und die HNO- und Augenklinik in Freiburg i. Br., geplant vom Universitätsbauamt Freiburg aus dem Jahr 1967EA. Sie sind alle im Projektkatalog enthalten. 186 Vgl. Schulze, Krause 1966, S. 9 ff. 187 Vgl. Schnelle, Wankum 1965, S. 12 f. 188 Einen guten Einblick hierzu gibt die zwischen 1965 und 1971 erscheinende Zeitschrift für Planungs- und Organisationskybernetik, Verlag Schnelle, Quickborn. 189 Protagonisten dieser neuen Konzepte sind die Brüder Eberhard und Wolfgang Schnelle, aus deren Arbeit 1962 das Quickborner Team hervorgeht. Als Berater und Fachplaner verbreitet das Team die Idee des Großraums zunächst auf nationaler, dann auch auf internationaler Ebene. 190 Vgl. Ströbel in Baumeister, Juli 1962, S. 685–698. Hier werden die Wettbewerbsergebnisse für das Verwaltungs- und Forschungszentrum der Osram GmbH in München besprochen und die Thematik dabei deutlich herausgestellt. 191 Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 655. 192 Ebd., S. 659: »Auch die Pflanzenkübel sind für den

Großraum notwendig, sie stellen keinen besonderen Komfort dar, auf den man gegebenenfalls verzichten kann. Sie lockern auf und schirmen ab und lassen zusammen mit den rhythmisch aufgestellten Arbeitsplätzen das optische Bild des Bürogroßraumes vielfältig erscheinen.« 193 Vgl. o.V. in DBZ, November 1962, S. 1743. 194 Siegel in Baumeister, Juni 1962, S. 673. 195 Zur Grundrisszeichnung siehe Stroux 2009, S. 146. 196 Vgl. ebd., S. 144 f. 197 Vgl. ebd., S. 145. 198 Vgl. o.V. in DBZ, November 1962, S. 1743. 199 Hentrich, Petschnigg in Mittag (Hg.) 1962, S. 16. 200 Ebd. 201 Mittag (Hg.) 1962. 202 Hentrich, Petschnigg in Mittag (Hg.) 1962, S. 13. 203 Vgl. Moser in Mittag (Hg.) 1962, S. 111. 204 Ebd. 205 Hentrich, Petschnigg in Mittag (Hg.) 1962, S. 16. 206 Vgl. Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 656; Siegel in Baumeister, Juni 1962, S. 672. 207 Siehe hierzu die Zeichnungen in Schulze, Krause 1966, S. 169. 208 Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 660. 209 Ebd. 210 Vgl. ebd. 211 Vgl. Schulze, Krause 1966, S. 166. 212 Vgl. Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 665. 213 Siegel in Baumeister, Juni 1962. 214 Ebd., S. 672. 215 Ebd. 216 Vgl. ebd., S. 673. 217 Ebd. 218 Diesem Überschlag zugrunde liegt der von Henn angegebene durchschnittliche Platzbedarf von 8 bis 12 Quadratmetern pro Person im Großraum. Vgl. Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 672. 219 Siegel in Baumeister, Juni 1962, S. 673. Henn ist hier anderer Meinung. In derselben Ausgabe des Baumeisters gibt er 6–8 Meter als optimale Spannweite für Großraumbüros an. Vgl. Henn in Baumeister, Juni 1962, S. 665. 220 Vgl. Bode 1982, S. 38 f. 221 Für die Herleitung des Grundrisses siehe ebd., S. 10: »So erfand man beim Hypo-Hochhaus die geniale Verflechtung dreier Dreiecks-Grundrisse, weil dadurch der verlangte Großraum durch Einschnürungen gegliedert wird. […] Auch für den Entschluß, die tragenden und erschließenden Türme außerhalb der Prismen-Körper aufzurichten, gibt es sowohl praktische als auch baukünstlerische Argumente. Durch das Herausnehmen der Schäfte verlagern sich die Verkehrsknoten an die Peripherie. Es wird Platz gewonnen, und in den Großräumen ist die volle Freizügigkeit bei der Flächendisposition gewährleistet.« 222 Vgl. Horn in INSITU, Heft 2, 2014, S. 281. Er zeigt hier am Beispiel des Silberturmes in Frankfurt am Main den Bezug zum Space Age auf. 223 Vgl. ebd., S. 270. 224 Es wurde dann vom Frankfurter Messeturm

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Teil 6: Schlussbetrachtung Vgl. Mumford 1925 [1924], S. 155. Vgl. Neumann 1995, S. 11. Vgl. Barthélémy in Hörl (Hg.) 2011, S. 102. Vgl. Bode, Neubert 1973, S. 7. Es handelt sich um ein Tube-in-Tube-System, bei dem die Lochfassade die äußere Röhre ausbildet. Zum dominanten Einfluss der Wirtschaftlichkeit bei den US-amerikanischen Hochhäusern vgl. Willis 1995.

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Euphorie, weil sich in der Tat ein meßbarer Zuwachs an Effektivität bei der betriebswirtschaftlich sonst schwer zu bewertenden Büroarbeit im Großraum feststellen ließ, bei der Umstellung auf Großräume in vielen Fällen über das Ziel hinaus geschossen.« Schwanzer in Bode, Neubert 1973, S. 30. 239 Vgl. Nerdinger 2007, S. 174. 240 Im Südflügel gibt es in den unteren Geschossen auch Zweizimmerwohnungen mit drei Kammern – ein Wohnungstyp, dessen Sinn sich aus heutiger Perspektive nicht erschließt. Vgl. Baumeister, April 1955, S. 223. 241 1898 bei den beiden Häusern am Naschmarkt. Vgl. Simmen, Drepper 1984, S. 136. 242 Vgl. ebd., S. 142. 243 Zur nicht ganz klaren Beschreibung des Prozesses vgl. Peters 1965, S. 9. 244 Vgl. ebd., S. 11. 245 Vgl. ebd., S. 60. 246 Vgl. Jungnickel, Rafeiner 1966, S. 123. 247 Der Wettbewerb für das Unilever-Hochhaus fand zwar schon 1958 statt, der Wettbewerbsentwurf von Hentrich und Petschnig kam jedoch nicht zur Ausführung. Auch beim Hochhaus für die Klöckner-Humboldt-Deutz AG kann aufgrund der hier vorliegenden Quellen nicht exakt bestimmt werden, wann der Entwurf entstand. In HHP. Bauten und Entwürfe von Henry-Russell Hitchcock ist der Projektstart beider Projekte auf 1961 datiert. Das Hochhaus der Klöckner-Humboldt-Deutz AG steht im chronologisch aufgebauten Buch aber vor dem Unilever-Hochhaus. Vgl. Hitchcock 1973, S. 68, S. 78. 248 Jungnickel, Rafeiner (Hg.) 1966, S. 123. 249 Die Treppenhäuser haben hier zwar keinen direkten Fassadenkontakt, sie werden aber auf jedem Geschoss über die Sanitärbereiche hinweg mechanisch zur Fassade hin entraucht. Siehe die Zeichnungen in o.V. in DBZ, März 1964, S. 349 ff. 250 Maximal zugelassene Fluchtweglänge waren hier 30 Meter. Vgl. Peters 1965, S. 60. 251 Siehe die Zeichnungen in ebd., S. 17, S. 54. 252 Ermittelt aus dem Schnitt bei o.V. in DBZ, September 1970, S. 1638. 253 Aufgrund der Quellenlage und der Begehung

vor Ort kann nicht gesagt werden, ob dies der Originalzustand ist. 254 Die Wendeltreppen sind inzwischen durch zweiläufige, gegenläufige Treppen ersetzt. Vom Zylinder, der die Treppe ursprünglich wohl zu drei Vierteln umfasste, ist jetzt nur noch ein Halbkreis übrig. 255 Vgl. Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 99. 256 Vgl. Heil 1978, S. 12 f. 257 1973, heute Bürohaus neue Mainzer Straße 32 ff. 258 Etwa das Bürohaus Mainzer Landstraße (1973F) und das Bürohaus am Platz der Republik (1974F). 259 Vgl. Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 99. 260 Welche Rolle er spielte, kann nicht gesagt werden. Fotos zeigen Eiermann aber bei der Begutachtung eines Modelles der Bank. Vgl. ebd. 261 Heil 1978, S. 18. 262 Vgl. ebd. 263 Vgl. ebd., S. 16. Im Grundriss des 36. Obergeschosses sind jedoch alle zwölf Lifte zu sehen, vgl. o.V. in DBZ, Oktober 1980, S. 1485. Bei einer Aufteilung der Lifte in Nah- und Ferngruppe müsste die Nahgruppe hier eigentlich entfallen sein. 264 Eigene Erfahrung aus der Praxis. 265 Ob in Frankfurt überhaupt Ausnahmegenehmigungen für innen liegende Sicherheitstreppen erteilt wurden, müsste genauer untersucht werden. Keines der Hochhäuser in Frankfurt, die im Rahmen dieser Arbeit betrachtet wurden, weist ausschließlich innen liegende Treppenhäuser auf. 266 Das Grundstück erlaubt keinen langen schmalen Baukörper, der es ermöglicht hätte, den Kern an den Rand zu legen, wie beim Hochhaus der Klöckner-Humboldt-Deutz AG. 267 Dass bei dezentraler Lage mehr Treppen benötigt werden, zeigt sich z.B. beim Westend Gate, beim Hypo-Hochhaus, bei den Rathäusern in Essen und Göttingen etc. 268 Leitner et al. 1984, S. 136. 269 Siehe Detail bei o.V. in DBZ, Oktober 1980, S. 1485. 270 Vgl. Göttinger Tageblatt: Göttinger Zeitreise – Neues Rathaus. Online verfügbar unter: www. goettinger-tageblatt.de/Goettingen/Themen/ Goettinger-Zeitreise/Die-geflickschusterteVerwaltung-zusammenlegen, zuletzt abgerufen am 07.06.2018. 271 Vgl. Göttinger Stadtinfo, nicht kommerzielles Online-Magazin, www.goest.de/rathaus.htm, zuletzt abgerufen am 07.06.2018. 272 Bruttoflächen, selbst zeichnerisch ermittelt.

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(Architekten Murphy/Jahn) überholt. Vgl. ebd.

225 Vgl. ebd. 226 Vgl. Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 128 f. 227 Vgl. Vortrag Scheid 2015. 228 Ebd. 229 Vgl. Horn in INSITU, Heft 2, 2014, S. 270. 230 Vgl. ebd., S. 275, S. 277. 231 Vgl. ebd., S. 276. 232 Ebd., S. 275. 233 Siegel in Baumeister, Juni 1962, S. 672. 234 Bode 1982, S. 10. 235 Schwanzer in Bode, Neubert 1973, S. 9. 236 Vgl. Bode 1982, S. 24–25, S. 46 f. 237 Vgl. ebd., S. 25. 238 »Zweifellos ist man vor Jahren in der ersten

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Vgl. ebd., S. 138. Vgl. Hnilica 2018. Vgl. Bollerey in Schäche et al. 2014, S. 307. Verwaltungsgebäude der Commerzbank in Düsseldorf von Paul Schneider-Esleben (1960E), Hypo-Haus in München von Bea und Walter Betz (1970E) sowie der Silberturm in Frankfurt am Main von ABB (1972E). Groys 2007, S. 11. Simondon 2012 [1958], S. 64. Eine genaue Definition dessen, was er unter dieser »Negativität« versteht, liefert Simondon nicht. Es scheint sich aber darauf zu beziehen, dass Technik durch die ihr unweigerlich innewohnende Quantifizierbarkeit stets darauf verweist, dass noch eine Verbesserung möglich ist. Siehe hierzu die Projektbeschreibungen des Verwaltungsgebäudes der Commerzbank in Düsseldorf von Paul Schneider-Esleben (1960E), des Hypo-Hochhauses von Walter und Bear Betz (1970E) und des Silberturmes von ABB (1972E). Dolata bezieht sich dabei besonders auf die Pharmabranche. Vgl. Dolata 2003, S. 147, S. 214, S. 230. Vgl. Nordmann 2008, S. 357. Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 63. Vgl. ebd., S. 39. Vgl. Combes, LaMarre 2013, S. 7. Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 37: »Viele aufgegebene technische Objekte sind unvollendete Erfindungen, die wie eine offene Virtualität bleiben und die auf einem anderen Gebiet ihrer tiefen Intention, ihrer technischen Essenz gemäß wieder aufgenommen und weitergeführt werden könnten.« Beispielhaft genannte seien das Essence Financial Building in Shenzhen von OMA aus dem Jahr 2013E und das Projekt Triangle in Paris von Herzog & de Meuron aus dem Jahr 2006E. Vgl. Chabot, Kirkpatrick 2013, S. 128 f. Vgl. Simondon 2012 [1958], S. 47 f. Vgl. Callon in Belliger, Krieger (Hg.) 2006, S. 333. Maak in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2014, S. 29. Vgl. ebd. Etwa das Tatsumi Apartment House in Tokyo von Hiroyuki Ito architects aus dem Jahr 2016F oder das Projekt My micro NY in New York von nArchitects aus dem Jahr 2016F. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 23. Beispielhaft genannt seien: W57 in New York von BIG (2016F), der Swiss Re Tower von Foster + Partners in London (2004F), 56 Leonard Street in New York von Herzog & de Meuron (2017F) und die CCTV Headquarters von OMA (2012F). So zum Beispiel geschehen bei der Ideenkonkurrenz zu Urban Living in Berlin. Siehe http:// www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/ baukultur/urban_living/de/workshop/index. shtml, zuletzt abgerufen am 01.12.2017. Vgl. Konrad 2004, S. 15.

31 Zum Beispiel das im Rahmen der Bundesgarten-

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schau 2018 in Heilbronn errichtete und 34 Meter hohe Skaio in Heilbronn von Kaden+Lager. Zum Beispiel am Großsiedlungsbau im Märkischen Viertel in Berlin von Oswald Mathias Ungers (vgl. Cepl 2007, S. 243–248) und bei Protesten in Frankfurt am Main (vgl. Rodenstein in Sturm, Cachola Schmal (Hg.) 2014, S. 26–29). Blumenberg 2009, S. 27. Dies gilt zum Beispiel für die Entwicklungen von Konrad Zuse in den 1940er Jahren. Eindrücklich zeigt sich der Charakter dieser Maschinen im Roman Die Frau, für die ich den Computer erfand (Delius 2011). Siehe auch Die Rechenmaschinen von Konrad Zuse (Rojas 1998). Vgl. Vortrag Picon 2018. z. B. RhinoVAULT. Hoffmann-Axthelm 2018, S. 31.

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Mit herzlichem Dank an Anne Bödicker, Chris Dähne, Uta Hassler, Dagmar Lezuo, May Schneemann, Rotraut Schneemann, Georg Vrachliotis, Ludwig Wappner sowie die Mitarbeitenden und Studierenden der Architekturfakultät des KIT. Der Autor Nach einer Lehre als Zimmermann und einem Abschluss an der Architekturfakultät der TU Delft sammelte Falk Schneemann zehn Jahre lang Berufserfahrung, zum größten Teil durch Beteiligung an Hochhausprojekten bei Foster + Partners und Herzog & de Meuron. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Entwerfen und Bautechnik, Professur Baukonstruktion des KIT, gründete 2017 Falk Schneemann Architektur und promovierte 2019 bei Ludwig Wappner und Georg Vrachliotis.

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Impressum Zugleich: Dissertation an der Fakultät für Architektur des Karlsruher Institutes für Technologie (KIT), Fachgebiet Baukonstruktion (»Das Hochhaus als Gewebe von Gestaltung und Technik. Hochhäuser in Westdeutschland von 1945 bis 1980 als Impuls für die aktuelle Diskussion«) Referent: Prof. Dipl. Ing. Ludwig Wappner Korreferent: Prof. Dr. Georg Vrachliotis © 2021 by jovis Verlag GmbH Das Copyright für die Texte liegt beim Autor. Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotografen/ Inhabern der Bildrechte. Alle Rechte vorbehalten. Umschlagmotiv: Falk Schneemann (Zeichnungen) Lektorat: Miriam Seifert-Waibel, Hamburg Gestaltung und Satz: Felix Holler, Stoffers Graphik-Design, Leipzig Lithografie: Stefan Rolle, Stoffers Graphik-Design, Leipzig Gedruckt in der Europäischen Union Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. jovis Verlag GmbH Lützowstraße 33 10785 Berlin www.jovis.de jovis-Bücher sind weltweit im ausgewählten Buchhandel erhältlich. Informationen zu unserem internationalen Vertrieb erhalten Sie von Ihrem Buchhändler oder unter www.jovis.de. ISBN 978-3-86859-655-7 (Softcover) ISBN 978-3-86859-945-9 (PDF)

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